Chemo- und Strahlentherapie-assoziierte Auswirkungen auf die

Transcription

Chemo- und Strahlentherapie-assoziierte Auswirkungen auf die
Chemo- und Strahlentherapie-assoziierte Auswirkungen auf die Hirnleistungsfähigkeit
erwachsener Tumorpatienten.
Von Professor Dr. med. Frederik Wenz – Universitätsklinikum Mannheim
Dass eine Bestrahlung des Schädels die Hirnleistungsfähigkeit verschlechtern könnte, wird von vielen
Patienten befürchtet und von fast allen Ärzten vermutet. Ältere Studien hatten diese Vermutung
unterstützt, obwohl aufgrund von methodischen Mängeln ihre Aussagekraft stark eingeschränkt war.
Systematische prospektive Studien an einem großen Patientenkollektiv liegen bisher nicht vor.
In einer mehrjährigen Studie, die von der Dietmar Hopp Stiftung an der Universitätsstrahlenklinik
Mannheim gefördert wurde, sollte gründlich untersucht werden, ob und gegebenenfalls welche
Einschränkungen der Hirnleistung durch Bestrahlung ausgelöst werden können.
Die Forschergruppe um den Leiter der Klinik für Strahlentherapie Professor Frederik Wenz und der
Diplom-Psychologin Grit Welzel konnte nun eindeutig zeigen, dass die meisten Teilfunktionen der
Hirnleistungsfähigkeit durch eine Bestrahlung keinerlei Beeinträchtigungen zeigen. Vor allem bei der
vorbeugenden, sogenannten prophylaktischen Bestrahlung des Gehirns konnten nur minimale und
vorübergehende Einschränkungen im verbalen Gedächtnis gefunden werden. Im Gegensatz hierzu
waren die Verschlechterungen der Leistungsfähigkeit bei Patienten mit Tochtergeschwülsten im
Gehirn, den sogenannten Hirnmetastasen, oder mit einem Hirnödem vorübergehend etwas stärker
ausgeprägt und betrafen auch das Arbeitsgedächtnis. Das vorgeschädigte Gehirn verträgt also die
Bestrahlung schlechter als das gesunde Gehirn.
Diese Ergebnisse sind wichtige Erkenntnisse für den Strahlentherapeuten und andere Krebsärzte, um
Auswirkungen der Bestrahlung auf die Lebensqualität von Tumorpatienten besser einschätzen zu
können und die Patienten entsprechend beraten zu können. Während eine Bestrahlung des ZNS
früher zu einem unaufhaltsamen Verlust geistiger Fähigkeiten bis hin zur Demenz führen konnte, ist
es heute durch neue, verbesserte Bestrahlungstechniken möglich, diese Nebenwirkungen
weitestgehend zu vermeiden. Auch die in den Lehrbüchern weit verbreitete Meinung, dass
Nebenwirkungen neuropsychologischer Prägung erst nach mehreren Jahren auftreten, muss revidiert
werden: Unsere Arbeiten zeigen erstmals, dass Beeinträchtigungen der Hirnleistungsfähigkeit in
Form von Störungen des Wortgedächtnisses zwar selten sind, jedoch bereits unmittelbar während
der Strahlentherapie auftreten können.
Publikationen
1. Welzel G, Steinvorth S, Wenz F: Cognitive effects of chemotherapy and/or cranial irradiation in
adults. Strahlenther Onkol 181:141-56, 2005
2. Welzel G, Wenz F: Schulische Leistungen und Verhaltensauffälligkeiten nach Bestrahlung von
Tumoren der Fossa cranialis posterior im Kindesalter. Strahlenther Onkol 181:751-752, 2005
3. Welzel G, Fleckenstein K, Schaefer J, Hermann B, Kraus-Tiefenbacher U, Mai SK, Wenz F:
Memory function before and after whole brain radiotherapy in patients with and without brain
metastases. Int J Radiat Oncol Biol Phys 72:1311-1318, 2008
4. Welzel G, Fleckenstein K, Mai SK, Hermann B, Kraus-Tiefenbacher U, Wenz F. Acute
neurocognitive impairment during cranial radiation therapy in patients with intracranial tumors.
Strahlenther Onkol 184:647-654, 2008
Vorträge
1. Be Careful With Predamaged Brain: Differences in Memory Function Before and After Whole
Brain Radiation Therapy in Patients With and Without Brain Metastases. 49th Annual Meeting of
the American Society for Therapeutic Radiology and Oncology (ASTRO) 2007, October 27November 01, Los Angeles, California, USA.
2. Prospektivstudie kognitiver Leistungen nach therapeutischer und prophylaktischer
Ganzhirnbestrahlung. 13. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie
(DEGRO), 07.-10.06.2007, Hannover, Germany.
Postervorträge
1. Memory function before and after whole brain radiation therapy in patients with and without
brain metastases. 28. Deutscher Krebskongress (DKK), 20.-23.02.2008, Berlin, Germany.
2. Cranial radiation therapy induces acute cognitive impairments in patients with brain tumors only.
27. Deutscher Krebskongress (DKK), 22.-26.03.2006, Berlin, Germany.
3. Cranial Radiation Therapy Induces Acute Cognitive Impairments in Patients with Brain Tumors
Only. 47th Annual Meeting of the American Society for Therapeutic Radiology and Oncology
(ASTRO) 2005, October 16-20, Denver, Colorado, USA.
4. Neurokognitive Beeinträchtigungen direkt nach Radiotherapiebeginn: Ein Hinweis auf
Akuttoxizität? 11. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie und
Strahlentherapie (DEGRO), 26.-29.05.2005, Karlsruhe, Germany.
Poster
1. Kognitive Funktionen und emotionales Befinden von Brustkrebspatientinnen bei
Strahlentherapiebeginn. 27. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie, 21.23.07.2007, Lübeck, Germany.
2. Unterschiedliche neurokognitive Profile vor und nach therapeutischer und prophylaktischer
Ganzhirnbestrahlung. 9. Jahrestagung der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft (NOA) und
1. Intergroup-Tagung der NOA mit der Arbeitsgemeinschaft Radioonkologie (ARO) der Deutschen
Krebsgesellschaft, 10.-11.05.2007, Marburg, Germany.
3. Kognitive Funktionen und emotionales Befinden von Brustkrebspatientinnen bei
Strahlentherapiebeginn. 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische
Geburtshilfe und Gynäkologie (DGPGG), 07.-10.03.2007, München, Germany.
Posterpreise
1. 2005: 11. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie und Strahlentherapie
(DEGRO), Karlsruhe
2. 2007: 9. Jahrestagung der NeuroOnkologischen Arbeitsgemeinschaft und 1. Intergroup Tagung
mit der Arbeitsgemeinschaft Radiologische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.,
Marburg
3. 2008: 28. Deutscher Krebskongress (DKK), Berlin