Die Unvollendete – neu gehört

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Die Unvollendete – neu gehört
7. NOV 2015
Die Unvollendete –
neu gehört
F R AU E N K I R C H E
PHIL 2015/16
PROGRAMM
Franz Schubert (1797–1828)
Sinfonie in h-Moll D 759 „Unvollendete“ (1822)
Allegro moderato
Andante con moto
composer
in Residence
I
José María Sánchez-Verdú (*1968)
„Libro del frío“ – Buch der Kälte (2008)
für Countertenor, Orgel, Orchester und fünf Orchestergruppen
nach Gedichten von Antonio Gamoneda
D e u t sc he E r stau f f ü hr u n g
I Tengo frío junto a los manantiales / Ich friere bei den Quellen
II Alguien ha entrado en la memoria blanca / Jemand ist in die weiße Erinnerung eingetreten
Interludio I
III Hay un anciano ante una senda vacía / Da ist ein alter Mann vor einem leeren Pfad
IV Amé todas las pérdidas / Ich habe alle meine Verluste geliebt
Interludio II
V Tú no estás ya en tus oídos / Du bist nicht mehr in deinen Ohren
VI Frío de límites / Kälte der Grenze
VII Ya sólo hay luz dentro de mis ojos / Nun habe ich Licht nur innen in meinen Augen
Carlos Mena | Countertenor
Samuel Kummer | Orgel
Simone Young | Dirigentin
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Franz Schubert
Die Unvollendete
Wohl kaum ein anderes Meisterwerk der klassischen Musik ist von so zahlreichen Mythen
und Legenden umgeben wie Franz Schuberts
fragmentarische h-Moll-Sinfonie. Der Beiname
„Unvollendete“ ist nicht im Sinne etwas
Unvollkommenen, Unfertigen, nicht ganz
Bewältigten zu verstehen, sondern hat hier eine
ganz besondere Qualität des einzigartig Schicksalhaften, Geheimnisvollen, Zukunftsweisenden.
Über die Gründe, warum Schubert das Werk
unfertig hinterließ, ist so viel gerätselt worden,
dass jede weitere Hypothese die Verwirrung
nur vergrößern würde. Sicher ist, dass Schubert
einen dritten Satz geplant hatte. Das Manuskript der Sinfonie lag lange Jahre bei Schuberts
Freund Anselm Hüttenbrenner. Unter Aufwendung von beträchtlichem diplomatischem
Geschick gelang es 1865 Johann Herbeck,
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die Partitur von Hüttenbrenner zu erhalten.
Noch im selben Jahr erfolgte die Uraufführung
in der Wiener Hofburg.
Das Jahr 1822, in dem die Sinfonie entstand, war
für Schuberts kompositorische Entwicklung entscheidend. Nach der Krise der Jahre 1818-1821
gelangte er zu einem neuen kompositorischen
Selbstbewusstsein. Man kann die „Unvollendete“
als einen Gegenentwurf zu den Sinfonien Beethovens verstehen. Sie weicht in fast allen Punkten vom Beethovenschen Sinfonieideal ab, ohne
die mit diesem Ideal verbundenen Ansprüche
aufzugeben. Sie schafft eine gänzlich eigene, in
sich vollkommen stimmige Welt, von der Wege
vor allem zur Sinfonik Anton Bruckners führen.
Die Formidee des ersten Satzes der „Unvollendeten“ ist höchst originell und kennt keine
7. NOV 2015, SA, 20 Uhr | Frauenkirche
klassischen Vorbilder. Sie beruht darauf, dass die
Anfangstakte – die Abbreviatur einer klassischen
„langsamen Einleitung“ – die gesamte Durchführung und die Coda des Satzes bestimmen,
während erstes und zweites Thema in beiden
keine Rolle spielen. Die Sonatenhauptsatzform
wird so nur ganz äußerlich gewahrt, die innere
Struktur ist eine völlig abweichende. Alles, was
der Satz an Dramatik enthält, entwickelt sich aus
dem Anfangsthema. Erstes und zweites Thema
wirken dagegen wie lyrische Inseln. Vor allem
das berühmte zweite Thema – die unwiderstehliche Cello-Melodie – wirkt wie ein vorübergehender Blick ins Paradies. Die Brutalität, mit
der dieser Moment des Glücks zerstört wird,
öffnet den Blick in Schreckenswelten, von denen
Beethovens Symphonik nichts weiß.
Es ist sehr merkwürdig, wie sehr sich der zweite
Satz bei fast gleichem Tempo und gleicher Bewegungsart (das 3/4-Allegro des ersten Satzes
entspricht ziemlich genau dem 3/8-Andante
des zweiten) von seinem Vorgänger unterscheidet. Dazu trägt zunächst einmal die strahlende
Tonart E-Dur bei, die sich wirkungsvoll vom
düsteren und in der Sinfonik äußerst selten verwendeten h-Moll abhebt. Die lyrischen Inseln
des ersten Satzes werden hier gleichsam zum
Festland. Der ganze Satz ist von unvergleichlichem melodischen Zauber. Daneben macht sich
der Ton einer gehobenen Feierlichkeit bemerkbar, der sich auch sonst bei Schubert öfter
findet: eine getragene Feststimmung, die man
mit der Erfahrung katholischer Zeremonien in
Verbindung bringen kann. Der Satz endet in
reinstem Frieden.
Franz Schubert
* 31. Januar 1797, Wien
† 19. November 1828, Wien
Sinfonie h-Moll D 759
»Unvollendete«
Entstehung
1822
Uraufführung
17. Dezember 1865 im Musikvereinssaal Wien unter
der Leitung von Johann Herbeck
Letzte Aufführung der Dresdner Philharmonie
13. April 2014, Michael Sanderling, Dirigent
Spieldauer
ca. 24 Minuten
Besetzung
2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten,
2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen
Pauken, Streicher
Die Unvollendete – neu gehört
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José María Sánchez-Verdú
L i b r o d e l f r í o – Bu c h d e r K ä lt e
José María Sánchez-Verdú, aus Spanien stammend und zur Zeit in Zaragoza und Düsseldorf
lehrend, ist composer in residence der Dresdner
Philharmonie in der Spielzeit 2015/16. Für
den vielseitig interessierten Sánchez-Verdú
ist Dresden durch das Zusammenspiel von
Architektur, Kulturleben und Landschaft eine
außergewöhnliche Stadt. Die Frauenkirche ist
ein Ort, der für die Aufführung der Musik von
Sánchez-Verdú besonders geeignet ist – immer
wieder hat sich der Komponist mit musikalischen Raumwirkungen auseinandergesetzt.
Der Raumpolyphonie entspricht in Sánchez‘
Werk auch eine Polyphonie der künstlerischen
Inspirationsquellen. Er bezieht sich oft auf
die Literatur, wobei neben den inhaltlichen
auch deren strukturelle und kalligraphische
Aspekte eine Rolle spielen. Seine Interessen
schließen dabei auch entlegenere Bereiche wie
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die arabische Poesie ein. Sánchez-Verdús vierte
Oper „GRAMMA – Gärten der Schrift“ hat
die Rolle des literarischen Textes zum Thema:
Text als Erinnerung, als Vergessen, als Macht,
als Kalligraphie... Der Komponist bezieht sich
auf Platos „Phaedrus“ genauso wie auf Jacques
Derridas „Grammatologie“.
Der Text von Sánchez‘ „Libro del frío“ stammt
von dem bedeutenden spanischen Lyriker Antonio Gamoneda. Die spanische Lyrik des 20. Jahrhunderts ist überwältigend reich. In Deutschland
ist fast nur das Werk Federico García Lorcas
bekanntgeworden, und auch von diesem eher die
Dramen als die Gedichte. Antonio Gamonedas
Dichtungen tragen die lyrische Tradition Spaniens ins 21. Jahrhundert. Sie sind oft von Trauer
und Melancholie geprägt. Ihre so zurückhaltende
wie eindringliche Sprache erlaubt es, sie zu den
7. NOV 2015, SA, 20 Uhr | Frauenkirche
wichtigsten Zeugnissen der zeitgenössischen
Lyrik überhaupt zu zählen.
Antonio Gamoneda wurde 1931 in Asturien
geboren. Sein Vater war ein modernistischer
Lyriker. Er starb, als Antonio ein Jahr alt war.
An den Gedichten seines Vaters lernte Antonio
lesen. Für seine Jugend waren die Ereignisse
des Bürgerkriegs bestimmend. Armut, Unterdrückung und Tod gehörten zu seinen ständigen Erfahrungen. Seinen Lebensunterhalt
verdiente Gamoneda von 1945 bis 1969 als
Bankbote. Seit 1947 entstanden erste Gedichte.
Sein Leben wurde vom Widerstand gegen den
Diktator Francisco Franco geprägt. Nach dessen
Tod erlebte Gamoneda eine ideologische und
existentielle Krise. Acht Jahre lang schrieb er
keine Gedichte. Mit dem 1992 erschienenen
„Libro del frío“ wurde er zu einem der bedeu-
tendsten Lyriker Spaniens. 2000 veröffentlichte
er die erweiterte und endgültige Fassung des
„Libro del frío“.
José María Sánchez-Verdú hat sich seit vielen
Jahren mit der Lyrik Antonio Gamonedas und
vor allem mit dem „Libro del frío“ auseinandergesetzt. Sánchez-Verdú beschreibt Gamoneda
als einen Dichter, für den „die Distanz zwischen Poesie und Musik minimal klein ist“.
Bei Gamoneda sind Sánchez zufolge „die Assoziationen zu klanglichen Welten kontinuierlich,
seine Bilder sind voller akustischer Tiefen, mit
Echos einer stilisierten Alltäglichkeit, mit seltsamen Abgründen und fernen Gewölben …“.
– Gamonedas Poesie ist in gewisser Weise ein
Letztes Wort, und der Dichter fragt:
„Wird auch die Musik enden?“
Die Unvollendete – neu gehört
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Antonio Gamoneda
Was der Musik bei Gamoneda noch zu tun
bleibt, ist vielleicht, dem lyrischen Wort einen
Resonanzraum zu schaffen, die in der Poesie
angelegten musikalischen Linien auszuziehen
und den Schatz der rein musikalischen Bildersprache in den Dienst der Dichtung zu stellen.
Sánchez wurde bei der Vertonung durch die
Stimme des mit ihm befreundeten Countertenors Carlos Mena inspiriert, der schon die
Rolle des Seminarista in seiner Oper „El viaje a
Simorgh“ (Die Reise nach Simorgh) im Teatro
Real in Madrid gesungen hatte. Daneben wollte
er die Raumwirkung der Kathedrale von León
nutzen, in der die Uraufführung stattfand. Mit
dem Uraufführungsort hängt auch die bevorzugte Rolle zusammen, die die Orgel im „Libro
del frio“ spielt. Die Orgel ist für Sánchez ein
Instrument, das in den Sinnen und in der Erinnerung tiefe Gefühle freisetzt.
Der persönlichen Erfahrung des Komponisten
verdankt sich auch das Zitat des gregorianischen Salve Regina am Ende des Werks.
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Im Kloster Santa María de Carrizo bei León
singen die Nonnen täglich am Abend diesen
Choral; das Kloster bleibt völlig dunkel und nur
ein schwaches Licht erhellt die alte hölzerne
Statue der Jungfrau Maria. Sánchez hat diesen
Lichteffekt in seine Musik übertragen. Überdies
hat er große Teile der Komposition in Santa
María de Carrizo geschrieben. Und er erfuhr,
dass auch Antonio Gamoneda sich in diesem
Kloster aufgehalten hatte und dort am Text des
„Libro del frío“ gearbeitet hatte...
Santa María de Carrizo und León, Worte und
Musik, Räume und Zeiten, alle scheinen in einer
eigenen Dimension zu verschmelzen…
Im wunderschönen Innenraum der Dresdner
Frauenkirche wird das „Libro del frío“ ganz
neue musikalische Raumwirkungen hervorbringen. Das Zusammenspiel von Gedicht,
Musik und Architektur wird ein völlig anderes
sein als bei der Uraufführung in der Kathedrale
von León. Dabei spielt nach Möglichkeit auch
7. NOV 2015, SA, 20 Uhr | Frauenkirche
José María Sánchez-Verdú
* 7. März 1968 in Algeciras, Spanien
die Dramaturgie des Lichts eine große Rolle.
Sánchez sagt darüber:
Jenseits der Klang- und Architekturräume, die beide auf die Texte Gamonedas zurückgehen, wollte
ich in Libro del frío auch ein spezielles sinnliches
Feld öffnen: den Gebrauch des Lichts in der Partitur als parallele Dramaturgie. Die Komposition
durchläuft in ihrer klanglichen Dramaturgie auch
eine Reise durch das Licht. Der Anfang muss aus
der Dunkelheit entstehen, aus der Schattenwelt
(der Countertenor fängt möglichst nur mit einer
Kerze auf dem Pult an). Und langsam, mit den
verschiedenen Chören und Orchestergruppen im
Raum, öffnet das Licht die ganze Architektur.
In dieser Bewegung auf der Suche nach Licht werden der Countertenor und die verschiedenen Chöre
das Licht im ganzen Raum verbreiten.
Am Schluss der Komposition „kommt die Dunkelheit wieder, selbst wenn die Stimme ‚Luz‘
(Licht) singt … Das Stück kehrt wieder zum
Schatten zurück.“
» L i b r o d e l f r í o « ( Bu c h d e r Kä lt e )
für Countertenor, Orgel, Orchester und fünf Orchestergruppen
nach Gedichten von Antonio Gamoneda
Entstehung
2007 – 2008
Uraufführung
3. Oktober 2008 in der Kathedrale von León, Spanien
Spieldauer
ca. 45 Minuten
Besetzung
Countertenor, Orgel
Fünf Orchestergruppen:
Coro I: Horn, Trompete, Posaune, Streichquintett, Tom-Tom
Coro II: Horn, Trompete, Posaune, Streichquintett, Tom-Tom
Coro III: Flöte, Piccoloflöte, Oboe, Klarinette, Bassklarinette,
Fagott, Kontrafagott, Crotales
Coro IV: Violine I, Violine II
Coro V: Horn
Hauptorchester:
Flöte (Piccolo und Bassflöte), Oboe, Kontrabassklarinette,
Kontrafagott, 2 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Tuba
Schlagwerk, Harfe, Streicher
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ANTONIO GAMONEDA:
Der poetische Gedanke, der Gedanke, nicht die Sprache, auch wenn ich weiß,
dass die Sprache das Vehikel ist, der poetische Gedanke ist in seinem Ursprung
Musik, leicht reduziert im rhythmischen Sinn des Worts. Aber die innere Sprache
– der Gedanke ist die innere Sprache, und wenn du ein rhythmisches Konzept
hast, und dein Gehirn die Fähigkeit hat, rhythmisch zu denken, dann ist es zu
einer rhythmischen Darstellung der Wörter im Innern fähig, und dieser
Rhythmus ist es auch, wie in der Musik, der die künftigen Worte und auch ihre
Bedeutungen generiert.
JOSÉ M. SÁNCHEZ-VERDÚ:
Man könnte die Analyse auch noch weiter treiben. Du sprichst sehr gut vom
Rhythmus, aber diese Analyse wäre auch bei San Juan de la Cruz, Antonio
Machado, Claudio Rodríguez oder José Ángel Valente möglich. Eine Analyse
der Klangqualität der einzelnen Silben, von jedem Wort oder jedem Vers, und
auch eine Analyse der Versstrukturen und deren Verbindungen innerhalb eines
Gedichts.
ANTONIO GAMONEDA:
Ja, natürlich, es gibt eine vokalische Färbung.
JOSÉ M. SÁNCHEZ-VERDÚ:
Und es gibt die orchestrale Klangfarbe, das heißt eine Orchestrierung des Worts.
Auch wenn der Rhythmus das Primäre ist, so ist dieser Rhythmus voll mit
Farben, Pulsationen, Energie ... In Libro del frío singt die Stimme beispielsweise.
Es ist keine tonale Stimme, und sie ist nicht nur melodisch, sondern Teil
verschiedener Elemente. Es ist ein Cantabile nah an der Seele. Die menschliche
Stimme ist eines der Dinge, die der menschlichen Seele am nächsten sind, sagt
Claude Lévi-Strauss: alle Völker singen, und die Art zu singen ist geheimnisvoll
und faszinierend.
Aus einem Gespräch von Paco Yáñez mit Antonio Gamoneda und José María Sánchez-Verdú
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7. NOV 2015, SA, 20 Uhr | Frauenkirche
SA | 9.12. | 20 Uhr
Windsbacher Knabenchor
Advents- und Weihnachtsmusik trifft Werke und
Improvisationen der Gegenwart
SA | 10.12. | 20 Uhr
Philharmonisches Kammerorchester
Italienische Weihnacht mit Werken von Francesco
Manfredini , Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi
und Peteris Vasks
SA | 17.12. | 20 Uhr
amarcord
»Nun komm, der Heiden Heiland«
Vorweihnachtliche Vokalmusik mit Werken von
Jacobus Gallus, MIchael Praetorius, Johann Eccard u. a.
TICKETS & INFORMATIONEN
Telefon 0351.65606-701
www.frauenkirche-dresden.de
Textos
I
Tengo frío junto a las manantiales. He subido hasta cansar mi corazón.
Hay yerba negra en las laderas y azucenas cárdenas entre sombras, pero, ¿qué hago yo delante del abismo?
Bajo las águilas silenciosas, la immensidad carece de significado.
II
Alguien ha entrado en la memoria blanca, en la inmovilidad del corazón.
Veo una luz debajo de la niebla y la dulzura del error me hace cerrar los ojos.
Es la ebriedad de la melancolía; como acercar el rostro a una rosa enferma, indecisa entre
el perfume y la muerte.
III
Hay un anciano ante un senda vacía. Nadia regresa de la ciudad lejana; sólo el
viente sobre las últimas huellas.
Yo soy la senda y el anciano, soy la ciudad y el viento.
IV
Amé todas las pérdidas.
Aún retumba el ruiseñor en el jardín invisible.
V
A la penumbra auricular no viene nunca el sonido del amanecer. Muge el silencio en las ocultas
bóvedas y se desliza en tus membranas. Silban los pájaros y tu pasión es sorda.
Tú ne estás ya en tus oídos.
VI
¿Es la luz esta sustancia que atraviesan los pájaros?
En el enblor del sílice se depositan cuarzo y espinas pulimentadas por el vértigo.
Sientes el gemido del mar. Después, frío de límites.
VII
Amé las dasapariciones y ahora el último rostro ha salido de mí.
He atravesado las cortinas blancas: ya sólo hay luz dentro de mis ojos.
Memorare, Domine
[Antifonario visigótico mozárabe, Catedral de León – siglo X]
Memorare, Domine, quoniam pulvis sumus homo sicut faenum dies eius, et sicut flos feni, ita defloruit:
tu autem, Domine, in aeternum permanes, et anni tui non deficient.
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7. NOV 2015, SA, 20 Uhr | Frauenkirche
Text
I
Ich friere bei den Quellen. Ich stieg, bis mein Herz müde wurde.
Es gibt schwarze Kräuter auf den Abhängen und purpurne Lilien zwischen den Schatten, aber was
tue ich, dem Abgrund ins Auge sehend?
Unter den schweigenden Adlern mangelt dem Unermesslichen die Bedeutung.
II
Jemand ist in die weiße Erinnerung eingetreten, in die Starre des Herzens.
Ich erblicke ein Licht unter dem Nebel und die Süße des Irrtums lässt mich die Augen schließen.
Es ist die Trunkenheit der Melancholie; wie das Gesicht einer kranken Rose nahezubringen, unentschlossen
zwischen Duft und Tod.
III
Da ist ein alter Mann vor einem leeren Pfad. Niemand kehrt aus der fernen Stadt zurück; nur der
Wind über den letzten Abdrücken.
Ich bin der Pfad und der alte Mann, bin die Stadt und der Wind.
IV
Ich habe alle meine Verluste geliebt.
Noch hallt die Nachtigall im unsichtbaren Garten.
V
Zum Zwielicht der Ohren kommt nie der Laut der Morgendämmerung. Die Stille heult in den verborgenen
Gewölben und gleitet in deine Membranen. Die Vögel tschilpen und deine Leidenschaft ist taub.
Du bist nicht mehr in deinen Ohren.
VI
Ist das Licht die Substanz, die die Vögel durchqueren?
Durch das Zittern der Kiesel lagern sich Quarze ab und Stacheln, durch den Rausch geglättet.
Du spürst das Stöhnen des Meeres. Später, Kälte der Grenze.
VII
Ich liebte das Verschwinden, und nun ist das letzte Gesicht aus mir herausgesprungen.
Ich habe die weißen Vorhänge durchquert: nun habe ich Licht nur innen in meinen Augen.
Memorare, Domine
[Antifonario visigótico mozárabe, Kathedrale von León – 10. Jahrhundert]
Herr, lass uns bedenken, dass der Mensch Staub ist und wie das Gras seine Tage, und wie die Blume des
Grases, so sie verwelkt: Du, Herr, bleibst in Ewigkeit, und deine Tage gehen nie aus.
Die Unvollendete – neu gehört
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Simone Young
Von August 2005 bis Ende der Saison
2014/2015 war Simone Young Intendantin
der Staatsoper Hamburg und Generalmusikdirektorin der Philharmoniker Hamburg. Hier
dirigierte sie ein breites musikalisches Spektrum
von Mozart bis Verdi, Puccini und Wagner.
Sie übernahm die musikalische Leitung mehrerer
kompletter Zyklen des Ring der Nibelungen an
der Wiener Staatsoper, der Staatsoper Unter
den Linden in Berlin sowie an der Staatsoper
Hamburg. An der Münchner Staatsoper
dirigierte sie u.a. Elektra, Salome, Frau ohne
Schatten und Ariadne auf Naxos. Engagements
führten die in Sydney geborene Dirigentin an
die führenden Opernhäuser der Welt, unter
anderem auch an das Royal Opera House Covent
Garden in London oder die Metropolitan
Opera New York. In ihrer ersten Saison als
freischaffende Dirigentin gastiert Simone Young
u.a. an den Staatsopern in München, Berlin,
Wien und Dresden.
Neben ihrer umfangreichen Operntätigkeit
machte sich Simone Young auch auf dem Kon12
zertpodium einen Namen. Sie arbeitete mit allen
führenden Orchestern zusammen, darunter die
Wiener Philharmoniker, die Berliner Philharmoniker und das London Philharmonic Orchestra.
In der laufenden Saison arbeitet sie mit
Orchestern wie den Wiener Symphonikern,
dem Cincinnati Symphony Orchestra, dem
Netherlands Philharmonic Orchestra und dem
Konzerthausorchester Berlin sowie mit der
Staatsphilharmonie Nürnberg und verschiedenen
Orchestern in Australien.
Von Simone Young liegen zahlreiche CD-Einspielungen vor. So erschienen bei Oehms Classics
neben Aufnahmen aus der Staatsoper Hamburg
wie Mathis der Maler und des kompletten Ring
der Nibelungen, auch mehrere Einspielungen mit
den Philharmonikern Hamburg.
Simone Young erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, wie den Ehrendoktor der Universitäten Sydney und Melbourne, Professorin der
Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.
Für ihre erste Opernsaison in Hamburg wurde
sie als „Dirigentin des Jahres“ geehrt.
7. NOV 2015, SA, 20 Uhr | Frauenkirche
Carlos Mena
Carlos Mena wurde 1971 in Vitoria-Gasteiz
(Spanien) geboren. 1997 schloss er an der Schola
Cantorum Basiliensis sein Studium der Renaissance-und Barockmusik u. a. bei R. Levitt,
R. Jacobs und E. Kirkby ab. Er trat in wichtigen
Sälen wie z. B. Palau de la Música Barcelona,
Kennedy Center Washington, Konzerthaus
Wien, Palais des Beaux Arts Bruxelles, Berliner
Philharmonie, Osaka Symphony Hall, Suntory
Hall und City Opera Hall Tokyo, Alice Tully
Hall New York, Sydney Opera House, Concert
Hall Melbourne, Teatro Colon Buenos Aires
auf. Er ist Mitglied wichtiger Ensembles, u. a.
Al Ayre Español, Ensemble Guilles Binchois,
Il Seminario Musicale, Ricercar Consort, La
Capella Reial de Catalunya, Hespèrion XX,
und Orphenica Lyra. In der Oper „Radamisto“
von G. F. Händel (Hauptrolle) war er bei den
Salzburger Festspielen, im Concertgebouw
Amsterdam und im Musikverein in Wien zu
hören , in „L’Orfeo“ als Speranza im Rahmen der
Innsbrucker Festwochen (Koproduktion mit der
Staatsoper Unter den Linden Berlin), außerdem
in „A Midsummer Night’s Dream“ von
B. Britten im Teatro Real in Madrid, mit „Bajazet“
von Vivaldi (Tamerlano) im Barbican Centre in
London, in „El viaje a Simorgh“ von SánchezVerdú im Teatro Real de Madrid, in „Rinaldo“
von Händel im Concertgebouw in Amsterdam
und in „Death in Venice“ von Britten im Liceu
in Barcelona. Carlos Mena ist außerdem sehr am
Liedgesang interessiert, sein Repertoire umfasst
Werke von Schumann, Schubert, Liszt, Britten,
Orff, Bernaola, Benjamin, Vaughan-Williams,
Erkoreka und Iglesias.
Seine vielseitige künstlerische Tätigkeit ist durch
mehrere CD-Produktionen dokumentiert, die
bei Decca, Accord, Deutsche Harmonia Mundi,
Glossa und Alia Vox erschienen. Er wurde mit
Preisen ausgezeichnet, u.a. Diapason d’or de
l’année, Choc de la Musique.
Die Unvollendete – neu gehört
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GroSSe Kunst braucht gute Freunde
Wir danken den Förderern der Dresdner Philharmonie
Heide Süß & Julia Distler
Die musikalische und stilistische Bandbreite der
Dresdner Philharmonie ist groß. Einerseits hat
sich das Orchester im romantischen Repertoire
einen ganz eigenen, „deutschen“ Klang bewahrt.
Zum anderen hat es sich eine klangliche und
stilistische Flexibilität sowohl für die Musik des
Barock und der Wiener Klassik als auch für moderne Werke erarbeitet. Früh standen bedeutende
Dirigenten und Komponisten an seinem Pult,
von Brahms, Tschaikowsky, Dvoøák und Richard
Strauss über Erich Kleiber und Knappertsbusch,
Previn und Marriner bis hin zu Andris Nelsons
und Kristjan Järvi. Bis heute spielen Uraufführungen im Spielplan eine gewichtige Rolle.
Gemeinsam mit dem Kreuzchor gestaltet die
Dresdner Philharmonie zu Weihnachten und
die dresdner
Ostern die Bach-Aufführungen in der Kreuzkirphilharmonie
che. Für die großen chorsinfonischen Werke steht
dem Orchester mit dem Philharmonischen Chor
ein exzellenter Partner zur Seite. Und auch die
Die Dresdner Philharmonie ist das Orchester
der Landeshauptstadt Dresden. Ihr Chefdirigent Kammermusik und die Kammersinfonik, mit dem
allein aus den Reihen des Orchesters besetzten
ist – als Nachfolger von u.a. Kurt Masur, Marek
Philharmonischen Kammerorchesters Dresden,
Janowski und Rafael Frühbeck de Burgos – seit
spielen traditionell eine große Rolle.
2011 Michael Sanderling. Die Dresdner PhilDie Dresdner Philharmonie kann sich nicht nur
harmonie steht in der Tradition der Ratsmusik,
über einen außerordentlich großen Abonnendie im 15. Jahrhundert zum ersten Mal genannt
tenstamm freuen, mit Familienprogrammen,
wird und spätestens im frühen 19. Jahrhundert
Filmmusikkonzerten u.a. gelingt es ihr auch, neue
Orchesterstärke aufwies. Seit 1870, seit Dresden
Publikumsgruppen für die klassische Musik zu
den ersten großen Konzertsaal erhielt, sind ihre
gewinnen. Gastspiele in aller Welt zeugen vom
Sinfoniekonzerte ein fester Bestandteil des städtischen Konzertlebens. Bis heute ist die Dresdner hohen Renommee, das die Dresdner PhilharmoPhilharmonie ein Konzertorchester mit regelmä- nie in der Klassikwelt genießt. Und auch die seit
ßigen Ausflügen zur konzertanten Oper und zum 1937 gewachsene Diskographie der Philharmonie
ist stattlich. Zuletzt erschien bei Sony Classical
Oratorium. Ihre Heimstätte ist der Kulturpalast
eine CD mit dem Pianisten Alexander Krichel.
im Herzen der Altstadt, in dessen denkmalgeschützter Hülle bis 2017 ein neuer, hochmoderner Ein neuer Zyklus unter der Leitung von Chefdirigent Michael Sanderling, der die Sinfonien
Konzertsaal entsteht. Bis dahin sind die großen
Konzerte der Philharmonie vor allem im Alberti- von Dmitri Schostakowitsch mit den Sinfonien
Beethovens in Dialog bringt, ist in Planung.
num und im Schauspielhaus zu erleben.
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Impressum
Dresdner Philharmonie
Postfach 120 424
01005 Dresden
Besucherservice
Telefon 0351 4 866 866
ticket@dresdnerphilharmonie.de
Chefdirigent: Michael Sanderling
Ehrendirigent: Kurt Masur
Erster Gastdirigent: Bertrand de Billy
Intendantin: Frauke Roth
Text: Albert Breier
Redaktion: Adelheid Schloemann
Der Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft,
Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.
Grafische Gestaltung: büro quer
Druck: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH
Preis: 2,50 €
TEXTNACHWEISE
Teilübersetzung aus dem Gespräch von Paco Yáñez mit dem Textdichter und dem Komponisten:
El pensamiento poético es música en su origen, in: Sibila, Heft 41, Januar 13, S. 50 – 52
Deutsche Übersetzung aus dem Libro del frío: José Pagan, Ulrike Heidrich und Albert Breier
Bildnachweise
Bildarchiv der Dresdner Philharmonie: 2
biamartists.com: 4
Wikimedia Commons: 6
Berthold Fabricius: 12
Eneko Espino: 13
28. NOV 2015
20 UHR
GEWANDHAUS
ZU LEIPZIG
Benefizkonzert
zugunsten der Stiftung
»Leipzig hilft Kindern«
Gewandhausorchester
Christoph Eschenbach Dirigent
Matthias Goerne Bariton
Werke von Richard Wagner
und Anton Bruckner
T +49 341 1270-280
ticket@gewandhaus.de
www.gewandhausorchester.de
Präsentiert von:
Gewandhaus zu Leipzig
Leipziger Volkszeitung
Porsche Leipzig GmbH
Sparkasse Leipzig
Verbundnetz Gas AG
GROSSES
CONCERT