andre lhote
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A R A K er mmm N MALEREI IN EUROPA \ ./ Ii fcrt P - r Fonds KANDiNSKY — —— Kunst im Zeitalter der Abstraktion und der Technik. Diese Ausstellung stellt eine Willensrichtung europäischer Kunst, wie sie seit etwa 20 Jahren ersichtlich geworden ist, zur Diskussion. Wie man von der Intendanz eines Theaters oder von dem Dirigenten eines Orchesters, wenn diese ein charakteristisches Werk neuer Dramatik oder Musik zur Vor¬ führung bringen, nicht annimmt, daß sie das Vorgeführte für ein endgültiges, zeitlos Wertvolles erklären wollen, so darf man auch von dem Veranstalter einer Ausstellung nicht an¬ nehmen, daß er sich mit dem jeweils Ausgestellten schlechter¬ dings identihziere. Theater, Konzertleitung und Museum haben die Pflicht, unter anderem auch mit den Aufgaben und Bestrebungen neuer Kunst bekannt zu machen. Aller¬ dings besteht diese Pflicht nur gegenüber solchen Erschei¬ nungen, die mit Notwendigkeit als bezeichnende Aeußerungen des Zeitgeistes hervortreten. Es ist also auch Pflicht, Zu¬ fälliges und Willkürliches auszuscheiden, und das Dargebrachte in möglichst wirksamer dem Wollen der Künstler ent¬ sprechender Art vorzuführen. Der Dirigent, der Regisseur wird sich, solange er ein bestimmtes Werk vorbereitet, mög¬ lichst weitgehend mit dessen Absichten verbinden müssen, sonst wird die Wiedergabe schlecht und das Verständnis noch mehr erschwert. Ganz gleich liegt der Fall für den Museums- und Ausstellungsleiter. Es wird hier keine Richtung, keine Schule moderner Kunst „propagiert", kein Schlagwort für irgend eine Aeußerung neuen Kunstwollens geprägt. „Abstrakt" bedeutet hier nur ein Negatives: nämlich daß allen in der Ausstellung vorge¬ führten Künstlern gemeinsam ist das Absehen von der per¬ spektivisch eindeutigen Nachbildung der objektiven Dingwelt als Motiv und als Modell. Für die zeitgeschichtliche und 1 gleichsam kunstphilosophische Betrachtung ergibt sich durch dies negativ Gemeinschaftliche die Möglichkeit, alle diese Erscheinungen unter einen Generalnenner zu bringen und sie zugleich schon heute in bestimmten Entwicklungen zu¬ sammenhängend zu betrachten. Im übrigen haben die Per¬ sönlichkeiten und Gruppen unserer Ausstellung nach Wesens¬ art und Wollen oft wenig Gemeinsames, ja zum Teil stehen sie sich geradezu schroff gegenüber; auch interessiert in manchen Fällen mehr die Höhe der einzelnen entwickelten Künstlerschaft, in anderen mehr die zum mindesten charak¬ teristische Richtung. — Bis jetzt, d. h. genauer gesagt bis zum Ende des 19. Jahr¬ hunderts, war die bildende Kunst Europas von den Motiven, von den „Vorwürfen" der objektiven Erscheinungswelt ausge¬ gangen. Die Frühzeiten und das Mittelalter gaben von den Dingen schriftartige Zeichen und begriffliche Sinnbilder; die reife Antike und später vor allem die Kunst seit der Re¬ naissance versuchte mehr mit den Mitteln der wissenschaft¬ lichen Perspektive und der Modellierung — die immer einen ruhenden Beschauerstandpunkt annimmt — statt der Bild¬ zeichen geradezu eine Illusion der Objekte im Raum. Zwischen der älteren und der neueren Art der Dingbezeichnung gab es natürlich zahllose Uebergänge. Sah man von der Aufgabe der Zeichengebung oder der illusionistischen Nachbildung ab, so handelte es sich nicht um freie Malerei und Plastik, sondern um Ornamentik mit ihren schmückenden oder sinnbildlichen Funktionen. — Ist die Beziehung auf einen Gegenstand, sei es nun in schrift¬ artiger Symbolik, sei es mit Annahme einer bestimmten per¬ spektivischen Ansicht, Vorbedingung alles denkbaren Kunst¬ schaffens überhaupt? Die wissenschaftliche Aesthetik hat längst erkannt, daß vieles im Kunstwerk Wirksame und Ent¬ scheidende von der Beziehung zum gemeinten Gegenstand unabhängig ist: so alles, was man unter dem Begriff der farbigen, linearen, räumlichen „Komposition" zusammenfaßt. Vergleiche mit der Musik, die ja kaum äußere Naturer¬ scheinungen nachahmt, sondern zumeist mit Tönen und mit Tonverbindungen rein Innerliches ausdrückt, drängen sich auf. Löst man die vom Gegenstand unabhängigen Funk¬ tionen künstlerischer Wirkung für sich heraus und stellt sie gleichsam „abstrakt" dar, so nähert man sich gewiß auch so 2 dem Begriff des Ornaments, — aber doch nicht ganz, da zum Beispiel bei freien, mehr oder minder gegenstandslosen Er¬ findungen das zum Ornament gehörende Kennzeichen der gleichförmigen Reihung und Wiederholung fehlt, und da auch die praktische „Anwendung" im Sinne eines kunstgewerb¬ lichen Stückes nicht in Frage kommt. Der Beginn des 20. Jahrhunderts hat uns nun in Europas Kunstländern Versuche einer derartigen „abstrakten Kunst" gezeigt, d. h. einer solchen, die die Beziehung auf einen Ge¬ genstand entweder ganz vermissen läßt (also wie die Musik eigene schöne Form-Dinge hervorbringen will) oder die bei Aufgabe des ruhenden Beschauerstandpunktes und der ein¬ deutigen Perspektive höchstens noch bruchstückweise mit Erinnerungsbildern arbeitet, die sie aber im übrigen durch¬ aus einem freispielenden Kompositionswillen unterwirft. Eine solche Malerei und Plastik steht in eigentümlicher, unver¬ gleichlicher Weise zwischen gegenständlicher Kunst im alten Sinne und angewandter Ornamentik. Im Grund ist sie keines von beiden, sondern eine neuartige Zwischenstufe. Zwi¬ schenstufe ist sie auch in manch anderer Hinsicht, so z. B., indem sie gelegentlich neuartige Verbindungen von Relief und Malerei anwendet, oder aber indem sie anstelle der den Gegenstand nachbildenden Farben bisweilen echte Stoffe, wie Glas, Holz, Lack, Papier u. s. w., zur Verstärkung des Materialreizes anzuwenden versucht. Ist diese gegenstandslose Malerei „berechtigt", künstlerisch möglich, eine Verirrung, ein Wahn oder gar ein Witz? Ist sie ein Uebergang, experimentale Vorbereitung zu Neuem? Ein Weg, vielleicht ein Umweg zu noch unentdeckten Ländern der Kunst, wo ein späteres glücklicheres Geschlecht Fuß fassen kann? Oder sind hier bereits neue Schätze gehoben, besondere neuartige Schönheiten entdeckt worden, für deren Wesen wir Beschauer nur erst Organe des Verstehens aus¬ bilden müssen? Diese Fragen sollen hier zur Erörterung gestellt, nicht beantwortet werden. Gewarnt sei nur angesichts dieser oft in langer ringender Versuchsarbeit und ganz ohne Aussicht auf Publikumserfolg entstandenen Leistungen vor allzu vor¬ schnellem Verdammungsurteil — nur weil diese Dinge allen her¬ gebrachten Begriffen zunächst zu widersprechen scheinen! 3 Schon das 19. Jahrhundert hatte ja zu einer Art „Abstraktion" geführt: man bedenke, wie der Impressionismus die runde Modellierung, die Tiefenperspektive abzubauen trachtete und wie man immer mehr die rein dekorativen Kompositions¬ möglichkeiten auf der imaginären Fläche entwickelte. Später folgte auf ihn der sogen. Expressionismus, und auch er zeigte das Bestreben der Künstler, von der „richtigen" Wiedergabe der Dinge im Raum — so wie sie seelenlos der photographische Apparat gibt — noch weiter abzurücken und die Er¬ scheinungen der Welt wie Gebärden eines innern ekstatischen Erlebnisses, wie Visionen eines Traumes zu übertreiben und zu verwandeln. Auf demselben Wege mußte auch die v o 11ständige „Abstraktion" entstehen, sei es im rein malerischen Sinne des f ranzösischen Kubismus, sei es in der magischdekorativen Art des Russen Kandinsky, sei es endlich in der technischen Symbolik des sogen. Konstruktivismus. Alle solche seltsamen Versuche scheinen uns nur ein Symptom für die I atsache, daß im 19. und 20. Jahrhundert mit der Menschheit etwas Umwälzendes geschieht, was mindestens das Suchen nach neuem Ausdruck auch in der Kunst not¬ wendig zeitigen muß. Die Umwälzung selbst hat sich zu¬ nächst auf dem Gebiete unseres praktischen Uebens ereignet und sie ist hier von einer Bedeutung, die sich menschheitsgeschichtlich nur mit dem Uebergang des Menschen von der Stein- in die Metallzeit, mit dem Eintritt in die Epoche der Hand- Werkzeuge und einfachen „Vorrichtungen", mit dem Beginn der Ausbreitung von Ackerbau und Viehzucht ver¬ gleichen läßt. Aeußerlich drückt sich die große — erst soeben, gleichsam seit einer „Sekunde der Ewigkeit" begonnene — Um¬ wandlung aus in der Erfindung und praktischen Ausnutzung der Maschine, genauer gesagt in dem Entstehen seelischer Fähig¬ keiten des Menschen zum Hervorbringen solcher „Apparate". Entscheidend neu ist dabei gegenüber den Jahrtausenden des Werkzeugs und der einfachen Vorrichtung, daß man weder die direkte Muskelkraft von Mensch und Tier noch die direkten offenkundigen Naturkräfte (den Wind für das Segel, das Wasser für das Mühlrad) anwendet, sondern daß man indirekte, unsichtbare, gleichsam „abstrakte" Energien der Natur (Dampfdruck, Elektrizität, Explosionskraft etc.) er¬ schließt und durch Vorrichtungen in Wirkung setzt, wobei man sich von Ermüdung der Muskelkräfte und von Launen der Naturkräfte unabhängig macht. Daß dabei, also durch das Zurücktreten der direkten Hand- Wirkung und der direkten 4 Elementar-Leistung, das Verhältnis des schaffenden Menschen zur Außenwelt völlig verändert, ein indirektes und mittelbares wird, ist oft gesagt worden. Daß infolge der Maschinentechnik unsere Lebenseinrichtungen gleichsam „über Nacht" total verändert worden sind — etwa im Hinblick aul Verkehr, Wirtschaft, Gesellschaftsordnung, Politik, auf Wohn¬ weise, Lebenstempo, seelisches Verhältnis zu Raum und Zeit — ist theoretisch jedem bekannt, kommt aber doch in seinem ungeheuren Ausmaß Wenigen völlig zum Bewußtsein. Die Technifizierung, in der uns das weniger beschwerte koloniale Amerika ebenso vorausgeht, wie uns das im Grunde noch primitive Sowjet-Rußland mit seinem materialistischen Dogma darin vorausgehen möchte, ist nur die materielle Kehrseite einer scheinbar entgegengesetzten innerseelischen Erscheinung: der „Verinnerlichung" des Menschen, wie sie seit Beginn des 19. Jahrhunderts ganz offenkundig wird. „Ver¬ innerlichung" heißt in diesem Falle, was Kant aul der Höhe philosophischen Denkens einleitete: die Materie, das „Ding an sich", so weit es jedenfalls für uns da ist, scheint me¬ chanisch-toten Ablaufgesetzen gehorsam, wie sie dem rech¬ nenden kausal verknüpfenden Denken entsprechen. Die Materie ist ungeistig, ohne endgültiges Geheimnis, ohne Welt¬ rätsel, mindestens prinzipiell wissenschaftlich voll erforschbar. Sie verliert so ihren Charakter als Spiegel nnd Gleichnis der Idee. Das Göttliche, der „Wert", das reine „Sollen" müssen ebenso wie die Kantischen Formen des Anschauens und des Denkens immer mehr auf die Seite des „Ichs", des allein im Menschen tätigen „Geistes" bezogen werden. Sein und Sinn, Denken und Erfahrung, Ich und Welt fallen dualistisch auseinander. Es gibt keinen Gott in der Natur, sondern höchstens noch im eigenen Ich. Es fehlt auch im wissen¬ schaftlichen, moralischen und künstlerischen Verhalten des Menschen zur Welt die alte Direktheit, die unmittelbare „handwerkliche" Auseinandersetzung. Nur aber aul der Grundlage eines Glaubens an den „Gott in der Natur" hatte die „Nachahmung der Natur" durch den Künstler ihren letzten tiefnotwendigen Sinn. Wird die Welt mehr und mehr als Mechanismus empfunden, so schwindet langsam das Be¬ dürfnis nach Wiederholung und klärende Deutung dieser Welt im Bilde der Kunst. Die Kunst zieht sich dann auf sich selbst zurück, auf die allein dem Bewußtsein des Menschen innewohnenden Formgesetze, Elementarverhältnisse und Har¬ monien. Von der Außenwelt, ohne die der irgendwie 5 um zu Bin. schöpferische Mensch selbstverständlich niemals bilden und wirken kann, reflektiert sich nur das, was wir an ihr als me¬ chanisch empfinden, oder was wir selbst an maschinellen . Einrichtungen und Apparaten gleichsam als eine „zweite Natur" um uns erstellt haben. Dagegen erscheint die alte natur¬ nachahmende Kunst immer mehr wie eine verlorene Welt, der wir nichts mehr hinzuzufügen haben, wie etwas nicht mehr voll Verstandenes und mit eigenem Blute zu Erfüllendes. Das Zeitalter der Abstraktion und der Technik, das Zeitalter, dem die Natur nicht mehr Gleichnis, sondern Bearbeitungs¬ stoff ist, wird entweder nur die alten glücklicheren Meister verlorener Zeit nachahmen können, oder aber es muß ver¬ suchen, eine neue dem Gesetz der abstrakten Innerlichkeit und der Gestaltenwelt der Technik entsprechende Kunst hervor¬ zubringen. cretl f . bei ach Das aus und Küi For obj. Gei spit son Eine Zeit, die mit ihren Maschinen der Natur „indirekte" Energien, unanschauliche Kräf te ablockte —aber nicht magische, sondern berechenbare, mechanisch zu bewältigende Kräfte — sie konnte auch an der Natur nicht die anschauliche Erschei¬ nungsseite, sondern nur die unsichtbaren Spannungen und Ener¬ gien als wesentlich empßnden; sie konnte versuchen, von der Welt höchstens dies Unsichtbar-Dynamische sichtbar zu machen, und sie erfand dafür etwa das Gleichnis des durch¬ sichtigen kristallischen Kubus als Symbol von Spannungen, Schwingungen und Kräftelagerungen, oder das Sinnbild des technisch-maschinellen Gestaltfragments und ähnliche me¬ chanisch anmutende Starrformen. Eine Zeit, die das Lebendig-Geistige, das Unmechanische wesentlich nur auf der Seite des geistbestimmten „Ich" empfand, konnte die eindeutig starre Perspektive auf die Welt, die feste Beziehung zwischen Auge und Ding als unwesentlich empfinden; sie konnte für den Beschauer die völlige Freiheit der Bewegung um das aufzufassende Objekt herum mit seinen verschiedenen Ansichten anstreben und den Versuch machen, diese Ansichten „simultan" festzuhalten. Auch so schwand das Interesse an der nachahmenden Wiedergabe der Wirklichkeit. Fast konnte es scheinen, als ginge das Zeitalter der festen Perspektive überhaupt zu Ende. Ein so geartetes Zeitgefühl mußte um so mehr bestrebt sein, mit jenen Gebilden, die man als wirksame Symbole für die Dynamik der Außenweit empfand, eben weil sie nichts Aeußeres mehr nachahmen, 6 Nie san klai Nie unl Gei i Be^ ver sta] Ob ob W; Sp; am tec gei wii Di< „N zei ne vo: sie Ue he ei um so selbständigere, um so gesetzmäßigere „Kompositionen" zu schaffen. Vor allem beim Kubismus ist die gesetzhafte Bindung der freien Form und Farbe im Bildraum viel weiter getrieben als der Laie ahnt und zu beurteilen vermag. Auch bei den andern Richtungen und Künstlerpersönlichkeiten be¬ achte man das Ringen um vollkommenste Abgewogenheit. Das Harmoniegesetz, das die Außenwelt nicht mehr von sich aus ins Bild mitzubringen scheint, wird umso selbstherrlicher und gleichsam von Geistes Gnaden durch den komponierenden Künstler wiederhergestellt. Formgleichnisse für das Mechanisch-Energetische in der objektiven Welt zusammenzufügen zu einer vom subjektiven Geist bestimmten Harmonie: dies etwa könnte man — über¬ spitzend — als Aufgabe der neuen Kunst definieren, insbe¬ sondere der „konstruktivistisch" gefärbten Kunst-Bemühungen. Nicht ist hiermit gesagt, daß solche philosophische Zu¬ sammenhänge und Begründungen dem einzelnen Künstler klar wären, oder klar zu sein brauchten. Nicht ist gesagt, daß solche Zusammenhänge jeden Schaffenden unbedingt zu solchen künstlerischen Folgerungen führen sollten. Gemeint ist lediglich, daß die geschilderte Umlagerung des Bewußtseins Künstlernaturen, die für fortschrittliche Versuche veranlagt sind, zu derartigen abstrakten und technischen Ge¬ staltungsexperimenten führen konnte. Ob ihre Experimente selbständige Bedeutung behalten werden, ob es Aufgabe der Kunst ist, sich so weit den kritischen Wandlungen anzupassen, ob die hier anregend wirkende Spannung zwischen Innerlichkeit und Mechanisierung lange andauern wird, ob nicht vielmehr, nach Stabilisierung des technischen Entwicklungsprozesses, ein neues Streben nach geistig-lebendiger Einheit von Mensch und Natur kommen wird — wer vermöchte das zu prophezeien ? Die Mannheimer Kunsthalle hat jedenfalls in der Ausstellung „N eue Sachlichkeit" das Vorhandensein anderer gleich¬ zeitiger Kunstbestrebungen deutlich gemacht. Auch unsere neue Ausstellung zeigt einige Künstler auf dem Wege zurück von der Abstraktion zu erkennbarer Naturform. Es handelt sich aber nicht unbedingt um eine allgemeine Reaktion, eine Ueberwindung, denn gerade die besten Begabungen führen heute abstrakte und gegenständlich motivierte Kunst neben¬ einander her. Daß die große internationale Bewegung der abstrakten Kunst — der etwas Heroisches gerade in ihrer Unpopularität anhaftet — auf keinen Fall vergebens gewesen sein wird : dies eine ist Ireilich heute schon gewiß. Zu mächtig sind die Analogien und Beziehungen zum fruchtbarsten und zukunftsreichsten Kunstschaffen der Gegenwart: zu der neuen Baukunst, die von der Einheit des Ingenieurs und des Künstlers getragen wird und deren Schönheit bestimmt ist vom TechnischRationellen nicht nur, sondern auch von dem neuen Ideal des Durchsichtig-Hellen, der präzisen Klarheit, der sach¬ lichen Heiterkeit. Hartlaub. Die Ausstellung gibt im wesentlichen einen Querschnitt durch die gegenwärtige Verfassung des abstrakten Kunstwollens in Europa: sie zeigt die mehr westliche Form des älteren französischen Kubismus (vor allem in seiner Fortbildung bis heute), ihm gegen¬ über die mehr östliche und jüngere Erscheinung des sogen. Kon¬ struktivismus in Rußland und Deutschland, zwischen beiden die freie Farbensymbolik Kandinskys und Klees, den mehr dekorativen Expressionismus Delaunays und zahlreiche Zwischenstufen. Bewußt wurde vermieden, die Ausstellung streng auf die völlig „gegen¬ standslose" Kunst zu beschränken, denn tatsächlich kommen viele Künstler — bei allem Abstand und aller Freiheit — im Anfang doch von den Motiven der Außenwelt her oder sie streben heute von der Abstraktion zu naturgemäßer Gestaltung zurück. Zwischen dem „Expressionismus" im weitesten Sinne und der gegenstandslosen Kunst im engsten Sinn bestehen zahlreiche Uebergänge und es er¬ scheint untunlich, das rein „Abstrakte" allzu scharf herauslösen zu wollen. Rückblicke auf frühere Stadien der abstrakten Kunst im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts konnten, soweit das überall verstreute Material verfügbar war, an mehreren Stellen gegeben werden. Sonderausstellungen einzelner Künstler, wie vor allem Kandinskys, bieten auch Retrospektives, doch sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß einige bahnbrechende Maler wie Picasso und Braque in größerem Umfang erst einer späteren Einzelschau der Kunsthalle vorbehalten bleiben sollen. Schon veraltete Uebergangserscheinungen wie der sogen. „Dadaismus", auch der italienische Futurismus klingen in unserer Ausstellung nur an und nach. Das Material der Kunstwerke haben wir zum Teil von den Künstlern selbst, zum andern von Kunsthandlungen beschafft. (Ga¬ lerie Neumann 8c Nierendorf, Berlin, Kunsthaus Dr. Tannenbaum, Mannheim, Kunsthandlung M. Goldschmidt 8c Co., Frankfurt, Ga¬ lerie Arnold, Dresden, Neue Kunst Fides, Dresden, Kunstausstellung Kühl, Dresden, Frau Sophie Küppers, Hannover.) Die deutschen und ausländischen Museen und Privatsammler, die unsere Aus¬ stellung gleichfalls unterstützten, sind im Katalog einzeln aufgeführt. Herzlichster Dank sei ihnen hier gesagt. H. 8 26 c ALEXANDER ARCHIPENKO, NEW-YORK 1 Stehende Frau. Holzplastik. Dr. Herbert Tannenbaum, 2-5 Skulpto-Malereien Mannheim WILLI BAUMEISTER, STUTTGART 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Abstraktes auf Hell. 1926 Komposition aul Citrongelb Mauerbild mit Halbkreis „Heroisches" (Mauerbild) Figuren-Komposition mit Blau. 1921 Abstrakt aul Rosa Mauerbild mit Orange Mann mit Zirkel Autofahrer ruhend 9 ________ 15 Rückenakt mit roter Mütze. 1925 16 Tischgesellschaft. 1925 17 Figurentreppe. 1921 18 Schachspieler 19 Handstand. Kunstmuseum der Stadt Essen 20 Box-Schule. Kunstverein Gera 21 Springer. Kunsthalle Karlsruhe 22 Mauerbild mit Metallen 23 Boxer 24 Turner 25 Darstellung des Apoll II. 1921 26a-i T emperabilder GEORGES BRACQUE, PARIS 27 Stilleben. Moderne Galerie, Prag ERICH BUCHHOLZ, BERLIN 28 Neue Tafeln. 1923 ROBERT DELAUNAY, PARIS 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 Fußball. (Aquarell) Eiffelturm. 1914. La Grace. (Aquarell). 1909 St. Severin. 1907 Les fenetres simultane. 1912 Composition couleur. (Gouache) La Verseuse. (Eingießende Frau) Les Coureurs. (Wettläufer). 1924 — 1925 La fenetre sur la ville de Paris. 1912 La Tour et la Roue. 1913 Fußball. (Groß) Le Simultane. 1912 Privatbesitz SONJA DELAUNAY, PARIS 41 42 43 44 45 46 10 St. Michel. 1913 Jeune Lille au Potiron. (Mädchen mit Kürbis). 1916 Flamenco. 1916 Femmes, hommes, couleurs. 1925 Femmes. 1925 Deux Modes Simultane. 1922 LE FAUCONNIER, PARIS 47 Landschaft. Kunstmuseum der Stadt Essen LYONEL FEININGER, DESSAU 48 Barfüßerkirche. Kunsthalle Mannheim EMIL FILLA, PRAG 49 50 51 52 53 Der Tisch. 1922. A. Flechtheim, Düsseldorf Stilleben mit Pilzen. 1922. A. Flechtheim, Düsseldorf Aufsatz. Dr. Kramar, Prag Geige. Dr. Kramar, Prag Polier. Dr. Kramar, Prag ALBERT GLEIZES, PARIS 54 Sieben Elemente. 1924 55 Mauerbild. 1923 56 Figure-plane 57 Mauerbild. 1924 58 Mann in Hängematte. 1913. 59 Bild 1914 60 Landschaft Montreuil. 1914 61—64 Aquarelle. 1921 — 1924 Privatbesitz JUAN GRIS, PARIS 65 Geige J. VAN HEEMSKERCK 66 Bild No. 124 BELA KADÄR 67 Frühling 68 Sehnsucht WASSILY KANDINSKY, DESSAU 69 70 71 72 73 Landschaft mit Turm. (Murnau 1908) Improvisation 14. 1910 Skizze zu Komposition 2 (Fragment) Composition 4. 1911 Skizze zu Improvisation. 1912 Privatbesitz Privatbesitz 11 i sSt ¥ / i ■JE**" , Tfc %v • x\ %■% lllffllll I o ■mskrnm lllllid BSSKsagffigsi» •Iii ' L N. MI Kiwi ä > ...■■■ ■' .'■■ :':'x-. : V.s'y'Z::::: ■msrnrn* mmmiM mm 83 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 12 Weißer Strich. 1920 Schwarzer Fleck. 1921 Komposition No. 1. 1922 Weißer Zickzack. 1922 No. 247/1923 No. 248/1923 Auf Weiß. 1923 Komposition 8. 1923 Gelbe Spitze. 1924 Schwarze Begleitung No 270/1924. Spannung in Rot. 1926 Privatbesitz Privatbesitz t 85 Loses in Rot. 1925 86 Einige Spitzen No. 292/1925 87 Gegenklänge No. 281/1924 88 Rot No. 282/1924 89 Grün und Rot. 1925 90 Grüner Keil. 1925 91 Standhaftes Grün. 1925 92 Blau über Bunt. 1925 93 Gemäßigt No. 307/1925 94 Im Wackeln. 1925 95 Im hellen Oval. 1925 96 Gelb-Rot-Blau. 1925 97 Schwarzes Dreieck. 1925 98 Braunes Schweigen. 1925 99 Unten spitz — oben rund. 1925 100 In sich. 1926 101 Kleine Werte. 1926 102 Blaues Kreuz. 1926 103 Spitze Akzente. 1926 AQUARELLE 104 Weiß mit Bunt. 1924 105 Helle Klarheit. 1924 106 Horizontale. 1924 107 Zwei Bewegungen. 1924 108 Fröhlicher Aufbau. 1924 109 Vibration No. 160/1924 110 Gewärmtes Kühl. 1924 111 Azentrales. 1924 112 Dumpfes. 1924 113 Rot in Spitzform. 1925 114 Inneres Kochen. 1925 115 Abstieg. 1925 116 Stabiles. 1925 117 Deutliche Verbindung. 1925 118 Lyrische Dreiecke. 1924 119 Brauner Doppelklang. 1924 120 Wandern. 1920 PAUL KLEE, DESSAU 121 Stadt der Türme. 1916 122 Kiosk. 1920 123 Kopf mit deutscher Barttracht. 1920 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 Bauplatz des Hauses zur Erdbeere. 1921 Senecio. 1922 Gartensiedelung. 1922 Urnenstätte der Familie Ochsenfrosch. 1922 Bühnenlandschaft. 1922 Architektur, gelb, violett. 1923 Kostümiertes Paar. 1923 Villen und Baracken. 1923 Landschaft mit Kind. 1923 Südliches Bergdorf. 1923 Harmonie. 1923 Buchstabenbild. 1924 Gedicht auf einen Garten. 1924 Garten in Ph. 1925 Perspektive Figuration. 1925 Gemüsegarten. 1925 Bühnen-Probe. 1925 Würfelbild. 1925 Drei mal drei Kreuze. 1925 Stilleben mit Fragmenten. 1925 Blühender Baum. 1925 Blumen in Gläsern. 1925 Lebkuchenbild. 1925 Bildnis eines blonden Fräuleins. 1925 Keramisch — Mystisch. 1925 Kreuzblumen-Stilleben. 1925 Kalte Stadt. 1925. Kunsthalle Mannheim HENRI LAURENS, PARIS 152 153 154 156 Relief Konstruktion (Plastik) Liegende Frau (Bronze) Frauentorso (Plastik) FERNAND LEGER, PARIS 157 158 159 160 Skizze zur Frau in Blau. 1912 13 Die Holzpfeife. 1918 Stilleben. 1918 Der Flieger. 1920 160 ANDRE LHOTE, PARIS 161 162 163 164 165 166 Mandolinenspielerin Zwei junge Mädchen (grüne Jacke) Zwei Frauen mit Hund Akte in Landschaft Fußballspieler. 1917 Stilleben EL LISSITZKY, MOSKAU GEMAELDE: 167 Proun A. 11 No. 10 168 Proun No. 29 Holztafel. 1920 169 Durchdringungsflächen 170 Proun S. K. 171 Kleiner Karton 1919 No. 30. 172 Proun I. A. 1919 173 Kl. Leinwand No. 55 174 Der neue Mensch. 175 Proun 2 B. 1919 No. 9 176 Holztafel 2c. 1920. KARTONS UND AQUARELLE: 177 Proun (No. 90) 1925 Unverkäuflich Unverkäuflich Privatbesitz Unverkäuflich 15 170 178 No. 96 179 Proun 93. Spirale 180 No. 39 181No. 15c.Figurine 182No. 43 183No. 45 184No.88 185No. 38 186No. 18 187No. 20. Durchdringungsflächen 188No. 16. Silberkreis. 189No.21 190No. 37. Klebearbeit 191No. 17 192No. 19 193No. 36 194Hand Unverkäuflich Unverkäuflich Unverkäuflich Unverkäuflich ANDRE LURgAT, PARIS 195 196 197 198 199 200 201 16 Stilleben mit Birne Landschaft Rote Fruchtschale. 1922. Balkon mit rosa Gitter. Komposition 13. Stilleben mit Krügen. Hafen. Privatbesitz Privatbesitz Privatbesitz Privatbesitz Privatbesitz LOUIS MARCOUSSIS, PARIS 202 Stilleben mit Mandoline 203 Die rote Geige 204 Stilleben mit Mandoline 205 Stilleben. im Fenster. 1925. Privatbesitz und Maske. A. Flechtheim, Düsseldorf JEAN METZINGER, PARIS 205a Portrait. Privatbesitz L. MOHOLY- NAGY, DESSAU OELBII .DER : 206 A VI. 207 C III. 208 Z IX. 209 C IV. (das kleinere Bild) 210 A XI. 211 Q XXI. 212 A X. 213 B VI. 214 A VIII. 215 K VII. 216 B XVI. 217 Q XX. (das lackierte Bild) 218 A VIII.(Hochformat) 219 A XX. 220 Q VIII. 221 Q XIII. 222 K XVII. 223 Q m. 224 Z III. 225 A XXVI. 226 Q XII. NEUE BILDTECHNIKEN: 227 G 1 Galalithbild 228 G 2 Galalithbild 229 Cel I. Cellonbild 230 G 6 Galalithbild AQUARELLE : 231 P 10 232 P 22 233 OP 6 234 P 20 PHOTOS OHNE KAMERA: 235 Ph 1 236 Ph 2 237 Ph 3 238 Ph 4 239 Ph 14 PHOTOGRAMME: 240 Ph 16 241 Ph 12 242 Ph 15 243 Ph 11 244 Ph 13 245 Ph 10 246 Ph 17 JOHANNES MOLZAHN, MAGDEBURG 247 Horizontal- Vogelwesen. 248 Kristall-Kinema. 1925 1921 17 249 Eine bessere Höhen-Maschine. Kunstmuseum Konstellation. Kunstmuseum 250 Jungfräuliche der Stadt Essen der Stadt Essen PIET MONDRIAN, PARIS 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition Komposition 111/1921/25 XIV/1922 III/1926 VII 1925 I 1926 XI 1925 IV 1926 XIII/1920 VI/1925 X/1925 VIII/1925 1/1921—25 III/1926 V/1926 OTTO NEBEL, BERLIN 265 Fest im Quadrat. 266 Marsisch 1926 OSCAR NERLINGER, BERLIN 267 Weißer Keil. 1923 PABLO PICASSO, PARIS 268 269 270 271 272 273 Komposition Komposition Akt M. 452. Landschaft. M. 450. Ansicht von I. II. M. 444. Avignon. Dr. Kramar, Prag Dr. Kramar, Prag Moderne Galerie, Prag Moderne Galerie, Prag Moderne Galerie, Prag Sammlung Otto Ralfs, Braunschweig 274 Violinspielerin OSKAR SCHLEMMER, DESSAU 275 Elisabeth. 276 Sitzende. 18 (1923) k: . smmm ■^Ü mm £ HHBfl f\ S®¥?S^:SS&:::^ :v::::::::-::;-^:-:^S:-;->>: N >ö % 290 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 Drei Frauen. (1925) Zwei Frauen am Fisch. Sitzender junge. Sitzender. Tischgesellschaft. Frauentreppe. (No. 2) Römisches. (No. 4) Konzentrische Gruppe. Ruheraum. Vorübergehender. (No. 1) Akt. (No. 8) 19 , ."'L ^ ■ mm mmmmmmmmmmrn i\- -T' - KURT SCHWITTERS, HANNOVER 288 289 290 291 292 Zwillingsbild. 1922 Merzbild mit grünem Ring. 1926 Das große Ich-Bild. 1919 Merzbild mit gelbem Klotz. 1926 Merzbild. 1923 ARTHUR SEGAL, CHARLOTTENBURG 293 Häuser und Weg G. VALMIER, PARIS 294 295 296 297 Kleines Mädchen Kleines Mädchen Harlekin. 1924 Stilleben unter Bäumen. am Fenster 1922 VORDEMBERGE-GILDEWART, HANNOVER 298 299 300 301 K K K K No. No. No. No. 16. (1925) 19. 20. (1926) 24. (1926) NELL WALDEN, BERLIN 302 Todfrühling. 20 1918 ' ' ' - v ■ ' f" £9 . ' ' * • : . ... ■ r ' ■ ■ * ' 5 J. PH. WALTHER Buch-und Kunstdruckerei MANNHEIM