Fast konsequente Rückkehr zu Songs und Melodien

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Fast konsequente Rückkehr zu Songs und Melodien
Dream Theater am Sonntagabend in Hannover: Gitarrist und Gründungsmitglied John Petrucci zeigte sich erneut als vielseitger
Meister auf seinem Instrument.
Fast konsequente Rückkehr zu Songs und Melodien
Drei Stunden Dream Theater für 2800 in Hannover
10. Februar 2014, Von: Andreas Haug, Foto(s): Lars Peters
Nachdem die New Yorker Progressive-Metal-Band Dream Theater zuletzt in Hannover ihr Album ?A
Dramatic Turn Of Events? mit einer eher technokratisch-unterkühlten Show vorstellte, dessen
begleitende Tour in der Veröffentlichung der mittelmäßigen Live-DVD ?Live At Luna Park? mündete,
besann sich die Band am Sonntagabend vor gut 2800 Besuchern in der Swiss Life größtenteils alter
Stärken: Im Verlauf einer dreistündigen, audio-visuell geschmackvollen Show präsentierte man in
erster Linie Songs und packende Melodien. Dream Theater versäumten es jedoch, aus einem sehr
guten, ein großartiges Konzert zu machen.
Spätestens seit den späten 1990er-Jahren und im Anschluss an die Album-Veröffentlichungen ?Falling Into
Infinity? und ?Metropolis Pt.2 ? Scenes From A Memory? haben Dream Theater in den Augen und Ohren
vieler langjähriger Fans und Interessierter von ausgefeiltem und vor allem song-orientiertem Progressive
Metal, keine wirklich neuen Akzente setzen können. Die Band wurde immer populärer, veröffentlichte weitere
ansprechende Alben, schien sich aber letztlich im Kreis zu drehen und bewährte, vordergründig auf
instrumenteller Virtuosität basierende Konzepte stetig zu wiederholen.
Foto(s): Lars Peters (4 Bilder)?A Dramatic Turn Of Events? war 2011 das erste Album mit dem neuen
Drummer Mike Mangini, die begleitende Welttournee, die Live-DVD ?Live At Luna Park? zeigten Dream
Theater zwar in routinierter Verfassung, der Glanz früherer Jahre mit einer geschmackvollen, dramaturgisch
geschickt inszenierten Mischung aus instrumenteller Virtuosität und herausragend melodischem Songwriting
schien jedoch verflogen.
Bei ihrer von einer 15-minütigen Pause unterbrochenen dreistündigen Show am gestrigen Sonntagabend
bekam die Band dann plötzlich die Kurve und kehrte zu Songs und Melodien zurück, wenn auch nicht in
letzter Konsequenz.
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High- End-Kino und Rockkonzert
?Dream Theater?, so ist das aktuelle Album der weltweit führenden Progressive-Metal-Band betitelt, das
beim heutigen Konzert in der Swiss Life Hall in Hannover im Fokus steht. Die fünf Ausnahmemusiker
überraschen mit einer audio-visuell äußerst beeindruckenden Konzertproduktion. Das Ganze wirkt wie eine
Mischung aus High-End-Kino und Rockkonzert. Die Video-Einspielungen verleihen dem Konzert eine
gehörige Portion Würze und unterstützen geschickt die Dramaturgie der Kompositionen. Das heutige Konzert
wirkt um Längen besser, gefühlvoller und spektakulärer als die Show vor zwei Jahren an gleicher Stelle.
Melodien und schlüssige Songs sowie knallharte, fast schwindelerregend-vertrackte Instrumental-Teile
bilden eine gesunde Mischung, neue Songs und Klassiker finden sich auf einer gut abgestimmten Setlist fast
ohne Durchhänger wieder. Aus dem aktuellen Album gibt es Songs wie ?The Enemy Inside?, ?The Looking
Glass? oder das gefühlvoll-melodische ?Along For The Ride?, das gleichzeitig das aktuelle Tourmotto ist.
Sänger James La Brie ist hervorragend bei Stimme, nur wenige Sänger schaffen es, nach mehr als 25
Jahren auf Tour, so spielend sicher und kraftvoll in hohen Lagen zu singen wie der
Dream-Theater-Frontmann.
Die gut 2800 Zuhörer goutieren die Darbietung mit großer Aufmerksamkeit, Kopfnicken oder einem
zufriedenen Lächeln auf dem Lippen. Wenn Gitarrenmeister John Petrucci wahlweise exzessiv-wieselflink
oder gut-gesetzt- gefühlvoll seine Soli in die Halle schickt, gibt es ein ums andere Mal verdienten
Szenenapplaus. Zum Abschluss der mitunter längeren Kompositionen reagiert das über weite Strecken tief
beeindruckt wirkende Publikum beinahe enthusiastisch.
20 Jahre ?Awake?
1994 veröffentlichten Dream Theater ihr Album ?Awake? und anlässlich des 20-jährigen Jubiläums gibt es
auch hieraus einige Stücke. Dass die Band heute einen Schwerpunkt auf Melodien und auch mal auf einige
balladeske Noten setzt, zeigt sich nach der Pause auch beim Song ?Lifting Shadows Off A Dream?.
Um kurz nach 22.30 Uhr ist der offizielle Teil des Konzerts beendet. Schon in der Pause gab es unter einigen
Besuchern eine engagiert-dezidierte Auseinandersetzung mit der Band und ihrer heutigen Darbietung, die
Zufriedenheit überwiegt: ?Die bieten sensationell an?, sagt einer in bester
Musiker-Polizei-Band-Coaching-Semiar-Manier.
Was seit Jahren nicht diskutabel erscheint, erschließt sich einem klassischem Rock- und Metal-Fan vor der
Halle offenbar nicht wirklich: ?Technisch ist das ganz groß, mir fehlt aber das Gefühl von Metal-und
Hardrock-Bands, die ich sonst gern höre. Judas Priest und Black Sabbath zum Beispiel?, stellt einer fest, der
zudem über das bis dato letzte Motörhead-Konzert in Hannover philosophiert, während sein Begleiter
feststellt, dass er seinerzeit nach der Show der Thrash-Metaller von Anthrax im Vorprogramm von Lemmy &
Co. schon voll-bedient und nicht mehr aufnahmefähig gewesen sei. Andere Baustelle, Thema heute verfehlt
oder gedanklich ganz woanders? Geschenkt!
Einige ?Hits? ausgelassen
Die Zugaben von Dream Theater sind Ausschnitte aus ihrem hochgelobten Konzeptalbum ?Metropolis Pt.2 ?
Scenes From A Memory?. Die Band wählt die härteren Teile daraus, fast eine halbe Stunde lang. Den
berühmten Sack zuzumachen, die Himbeere mit Minze auf die Sahne der feinen Nachspeise zu setzen,
versäumen James La Brie, John Petrucci, John Myung, Jordan Rudness und Mike Mangini dann aber doch:
Hochmelodische, in der Vergangenheit zu euphorischer Freude und Tränen anrührende Balladen wie
?Through Her Eyes? oder ?The Spirit Carries On? lässt man aus, ebenso viele, für ein breiteres Publikum
packende Ausnahme-Kompositionen wie ?Hollow Years?, ?Lines In The Sand? oder ?Take Away My Pain?
aus dem ?Falling Into Infinity?-Album. Songs, die für viele so etwas wie ?Hits? sind.
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Ein sehr gutes Konzert hätte ein grandioses werden können. Bei einer etwas geschickter abgestimmten
Setlist, die das gesamte vielfältige Schaffen der Band etwas repräsentativer darstellen würde, könnten
Dream Theater vielleicht vor mehr als 2800-3000 Rockfans auftreten und die ganz großen Hallen angehen.
Möglicherweise fühlt sich die Band in einer größeren Nische dann aber doch wohler.
Der Artikel wurde aktualisiert - 10.2.14 - 11.10 Uhr
Links:
www.dreamtheater.net
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PDF erstellt am 16.01.2017
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