Verluste senken durch richtiges Verdichten
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Verluste senken durch richtiges Verdichten
42 Pflanze BAUERNBLATT l 15. September 2012 ■ Gute fachliche Praxis der Maissilierung – Teil 4 Verluste senken durch richtiges Verdichten Das Ziel der Silagebereitung und lagerungist,übereinabraumfreies Futter mit hohem Energiewert und bester Gärqualität ohne Nacherwärmung und Verschimmelung zu verfügen. Dabei spielt im Konservierungsprozess ein möglichst schneller und nachhaltiger Luftabschluss eine zentrale Rolle, da die Milchsäuregärung erst unter anaeroben Bedingungen stattfindet. Die hierfür wichtigen verfahrenstechnischen Anforderungen im Ernte- und Konservierungsprozess werden im Folgenden erläutert. gehaltes und der laufenden ZuckerÜbersicht 1: Trockenmasseverluste von Maissilagen nach 180 Tagen LagerdauerinAbhängigkeitvomVerdichtungsgrad(Ruppeletal.,1995) nachlieferung zu erheblichen VerlusLagerungsdichte in kg TM pro m3 220 260 290 17 15 13 160 20 TM-Verluste in % 350 10 Übersicht 2: Verdichtung, Hefenkonzentration und aerobe Stabilität bei Grassilage (Kleinmanns,1996) Sehr gute Verdichtung, 100 % luftdicht Sehr gute Verdichtung, mit Luftzutritt Schlechte Verdichtung, mit Luftzutritt Aerobe Stabilität (Tage) 6,3 5,7 3,3 Laktat abbauende Hefen (log KBE/g) 3 4,1 6,1 Silieren bedeutet das Umsetzen von pflanzeneigenen Zuckern in Übersicht 3: Sollwerte für Verdichtungen für einen Gasaustausch konservierende Säure unter Luftab- von <20l/(m²*h) (nach Honig, 1987) schluss. Dieser Prozess ist mit unverLagerdichte TM-Gehalt meidbaren und vermeidbaren Ver- Futterart (kg TM/m3) (%) lusten an Trockenmasse und Ener160 20 gie verbunden. Potenziale zur Ein- Gras 230 40 15 mm theor. Häcksellänge sparung von Verlusten liegen in der 180 20 Luzerne Feld- und in der Lagerphase. Hier 15 mm theor. Häcksellänge 240 48 liegt die Schwankungsbreite der 230 28 Mais Verluste bei 6 bis 40 %. Die Verluste 4 bis 7 mm theor. Häcksellänge 270 33 während der Lagerungsphase hän230 35 GPS gen von der Dichte der Silage im Si- gehäckselt 260 45 lo ab (Übersicht 1). Mit zunehmen400 55 der Dichte lassen sich die Trocken- CCM 440 60 masseverluste halbieren, liegen aber dennoch geringstenfalls bei Bei Silomais kann eine Nacherwärkönnen das Zweifache der Verluste 10 %. an Nährstoffen im Inneren des Silos mung durch Hefen und Schimmelbildung aufgrund des hohen Energieausmachen. Verdichtung optimieren Die Verdichtung von Silagen beeinflusst deutlich die Gärprozesse und die Lagerstabilität. Bei unzureichender Verdichtung kann verstärkt Sauerstoff durch die Anschnittfläche in das Silo eindringen. Die Menge des Luftzutrittes und die Eindringtiefe in den Futterstock werden von der Größe der Poren und den Luftkanälen bestimmt. Diese fördern das Wachstum unerwünschter Keime wie Hefen und Schimmelpilze und führen zur Nacherwärmung der Silagen (Übersicht 2). Honig (1987) legte deshalb Mindestverdichtungen für einen Gasaustausch von < 20 l/(m2*h) fest (Übersicht 3 und 4). Diese gelten als Sollwerte. Oftmals werden diese Werte in den oberen Bereichen und in den Randbereichen des Fahrsilos nicht erreicht, sodass hier besonders mit Nacherwärmung zu rechnen ist. Die Nährstoffverluste im Randbereich von der Oberfläche bis in 1 m Tiefe Übersicht 4: Sollwerte für Verdichtungen von Silomais für einen Gasaustausch von <20 l/(m²*h) (nach Honig, 1987) kg TM/m3 300 280 260 240 220 200 30 31 32 33 34 35 36 37 TM % Übersicht 5: Eindringtiefe der Luft an der Anschnittfläche von Maissilagen in Abhängigkeit von der Lagerungsdichte (modifiziert nach Losand, 2003) Lagerungsdichte (kg TM/m³) Eindringtiefe der Luft (cm) von bis 120 50 100 150 45 80 180 30 60 210 25 40 240 20 30 270 15 20 ten führen. Untersuchungen an Maissilage zum Zusammenhang zwischen Dichte und Eindringtiefe der Luft im geöffneten Silostapel stellen heraus, dass bei einer Lagerungsdichte von 120 kg TM/m³ die Luft bereits 50 bis 100 cm tief in den Silostock eindringt. Bei einer Dichte von 270 kg TM/m³ wird die Tiefe auf 15 bis 20 cm reduziert (Übersicht 5). Eine Unterschreitung der Zielgröße um mehr als 30 kg TM/m³ Lagerungsdichte ist aufgrund der finanziellen Einbußen durch Silierverluste und der erhöhten Neigung zur Nacherwärmung nicht zu akzeptieren. Hohe Verdichtung erreichen Im Fahrsilo erfolgt der Verdichtungsdruck über einen Schlepper oder Radlader während der Überfahrt. Die Effektivität der Walzarbeit wird von einem möglichst hohen Walzdruck bewirkt. Dieser Walzdruck ist in erster Linie abhängig von dem Kontaktflächendruck (kg/cm²), der durch die Reifen des Verdichtungsfahrzeuges auf den Silostock einwirkt. Der Kontaktflächendruck kann über die Radlast und damit das Gewicht des Walzschleppers sowie über den Reifendruck und die Reifenaufstandsfläche beeinflusst werden. Grundsätzlich gilt für die Verdichtung im Fahrsilo: ● Reifendruck von 2 bis 3,5 bar (um die Aufstandsfläche des Schleppers so gering wie möglich zu halten, soll auf Zwillingsreifen verzichtet und schmale Reifen bevorzugt werden) ● maximal 30 cm Schichtdicke (bei größeren Schichtdicken kann die Tiefenwirkung des Verdichtungsfahrzeuges zu gering werden) ● Walzgeschwindigkeit von 4 bis 6 km/h (geringe Fahrgeschwindigkeit erhöht die Zeitdauer der Druckeinwirkung und vermindert dadurch die Elastizität des Häckselgutes) ● mehrfache Überfahrt (mindestens dreimal) ● zwei bis drei Minuten Verdichtungsaufwand pro Tonne Erntegut ● je Walzfahrzeug (bei ausreichendem Gewicht) nicht mehr als 15 bis 20 t TM (Gras) beziehungsweise 20 bis 25 t TM (Silomais) Bergeleistung je Stunde Pflanze ■ BAUERNBLATT l 15. September 2012 Übersicht 6: Maissilageernte – Feldhäckslerleistung, Transportkapazität und Anforderung an die Walzleistung (Annahmen: Silomaisertrag 130 dt TM/ha, 30 bis 35 % TM, zirka 50 m³/ha Silage, Häcksellänge 6 bis 10 mm, Verdichtung 250 bis 270 kg TM/m³) Feldhäcksler Bergeleistung Typ Ø Geschwindigkeit (km/h) 300 - 500 PS (6 - 8 Reiher) t/h ha/h 55 - 90 1,2 bis 2,0 2 bis 3 3 3 bis 4 90 - 135 2 bis 3 3 4 bis 5 4 bis 6 > 500 PS (8 - 12 Reiher) Transportkapazität (Anzahl Wagen) bei Walztechniken und -verfahren Hof-Feld-Entfernung in km von … bis 3 bis 5 bis 8 1 Silo 2 Silos 25 30 35 Walzschlepper Walzschlepper 1 Stück • 14 t • 200 PS • 1,6 - 2 bar • mit Schiebeschild und/oder Verteiler Großsilos Walzschlepper und Radlader 2 Stück • 11 t • 130 PS • 1,6 - 2 bar • mit Schiebeschild und/oder Verteiler 2 Stück • 14 t • 200 PS • 1,6 - 2 bar • mit Schiebeschild und/oder Verteiler oder Radlader 14 t, 3,5 bar 2 Stück • 14 t • 200 PS • 1,6 - 2 bar • mit Schiebeschild und/oder Verteiler oder Radlader 14 t, 3,5 bar 2 Stück • 14 t • 200 PS • 1,6 - 2 bar • mit Schiebeschild und/oder Verteiler oder Radlader 14 t, 3,5 bar oder Radlader 14 t, 3,5 bar + K700 + Rüttelwalze 1) Mittlere Fahrzeuggröße 30 m³-Transportfahrzeug, Ladekapazität 18 t Organisatorisch sind diese Verdichtungsempfehlungen an die Bergeleistung der Erntemaschinen geknüpft. Je höher die Ernteleistung, umso größer sind die Anforderungen an die Arbeitsorganisation am Silo, um die oben genannten Empfehlungen umzusetzen. Die Silogeometrie richtet sich grundsätzlich nach dem Vorschub, der im Winter bei 1,5 m/Woche und im Sommer bei 2,5 m/Woche liegen soll. Bei schmalen Silos und gleichzeitig hoher Ernteleistung sollten zwei Silos angelegt werden, sodass parallel eingelagert und verdichtet beziehungsweise mit zwei Walzfahrzeugen verdichtet werden kann. Bei ausreichend großem Tierbestand und hoher Ernteleistung sind Silos von mindestens 7 bis 8 m Breite zu empfehlen, die eine zügige Befüllung und intensives Verdichten er- möglichen. Eine maximale Füllhöhe von bis zu 6 m sollte nicht überschritten werden. Grundsätzlich sollten die Längen der Silos flexibel erweiterbar sein. In Abhängigkeit von der Bergeleistung und Transportkapazität werden unterschiedliche Walztechniken und Verfahren empfohlen (Übersicht 6). Mit zunehmender Bergeleistung nehmen die Anzahl der Wagen als auch die Anzahl der Walzaggregate und deren Gesamtgewichte zu. Die neue Häckslergeneration lastet immer mehr als ein Silo parallel aus. Hier gibt es nur die Möglichkeit, über den Einsatz von Pistenbullys die Schichtdicke auf zirka 10 cm zu reduzieren, um derartig große Silomengen an Mais sinnvoll verarbeiten zu können. Die Berechnung der Walzgewichte richtet sich nach der Bergeleis- Die Walz- und Verdichtungsleistung großer Schlepper mit Zusatzgewichten, Wasserbefüllung der Reifen und Schiebeschildern ist größer, wenn auf Zwillingsbereifung verzichtet wird. tung. Es gilt die Faustregel: Bergeleistung in Tonne Frischmasse je Stunde geteilt durch den Faktor 4 entspricht dem notwendigen Walzgewicht. So erfordern 50 t/h Bergeleistung mindestens 12,5 t Walzgewicht. Weiterhin wird empfohlen, die Anzahl der Walzfahrzeuge nach der Ernteleistung auszurichten: ● Grassilage: 1 Walzfahrzeug bei 15 bis 20 t TM/h Ernteleistung ● Maissilage: 1 Walzfahrzeug bei 20 bis 25 t TM/h Ernteleistung Fahrsiloanlagen mit festen Silowänden erlauben eine bessere Verdichtung und weisen eine geringere Silooberfläche und somit weniger Problemzonen auf als Freigärhaufen. Die Verdichtung der Randberei- 43 44 Pflanze BAUERNBLATT l 15. September 2012 ■ che ist in Silos mit schräg stehenden miert werden. Große Bergemengen Wänden (sogenannte Traunsteiner- gleichmäßig in dünnen Schichten silos) problemloser durchzuführen. über ein langes Silo zu verteilen, stellt eine große Herausforderung dar. Gute Ergebnisse wurden dabei Neue mit einer Pistenraupe erzielt. Ein technische Lösungen entsprechender DLG-Fokus-Test (BeBei der Ernte von Biogassubstrat richt 5936F) befindet sich unter dominiert der Exakthäcksler, da gro- www.dlg-test.de/pbdocs/5936F.pdf. ße Mengen rasch und kurz gehäck- Aber auch Spezialmaschinen, wie selt eingebracht werden müssen. ein schwerer Hundegang-WalzBergeleistungen von über 150 bis schlepper oder Allrad-Lkw, die auch 200 t Frischmasse je Häcksler sind größere Steigungen auf dem Silo betechnisch machbar. Die Anzahl der wältigen können, bieten sich an. Als Transporteinheiten (TE) je Häcksler Allrad-Lkw in der Silageernte setzen richtet sich nach der Bergeleistung Lohnunternehmer Chassis der Firma (Tonnen je Stunde), dem Transport- Man oder Iveco ein. Die Bereifung volumen (m³/Einheit) und der Ent- wird auf Niederquerschnitttypen, fernung (km) und lässt sich mit der zum Beispiel der Firma Trelleborg Allrad-Lkw stellen eine sinnvollere Lösung des Logistik-Problems dar als SattelFormel „TE = Umlaufzeit geteilt der Größe 650 x 22,5 umgestellt und auflieger, da sie das Silo beim Überfahren bereits verdichten. durch Füllzeit“ errechnen. Bei Hof- ein separater Antrieb für einen Kratzboden und die Dosierwalzen in der Summe zu einer besseren Ver- dem mit einem breiten Sortenspekinstalliert. Ein Häckselaufbau mit 40 dichtung des Siliergutes, damit zu trum hinsichtlich Sortentyp und Silobis 60 m³, eventuell auch in der Kipp- geringeren Verlusten und geringe- reifezahl entgegen gesteuert werlösung rundet den Silage-Lkw ab. ren Risiken der aeroben Instabilität den. Kurze Häcksellängen sowie hoDiese Techniken gibt es derzeit nur und Nacherwärmung. Summarisch he Silagestapel tragen dazu bei, dass in im Eigenbau und bisher sind nur entspricht die Leistung von zwei All- auch bei Silagen mit mehr als 30 % relativ wenige solcher Lkw in der rad-Lkw der von drei Schleppern mit TM Gärsaft auftritt. Deshalb müssen Wagen bei jeweils gleichem Lade- Reifegrad, Häcksellänge und StapelPraxis zu finden. Bis zu einer Feld-Hofentfernung volumen. höhe gut aufeinander abgestimmt von zirka 10 km ist der Allrad-Lkw sein. Dafür gibt es inzwischen techbei der Bereifung und der Geschwinnische Lösungen (Nirs-Technik im Besonderheiten bei der digkeit bis 80 km/h ein schnelles und Häckslerrohr, automatische SchnittSubstratproduktion wendiges Gerät. Bei größerer Entferlängenanpassung) auf dem Markt. nung bieten sich dann SattelauflieDie TM-Gehalte von Biogassilagen ger als Überladefahrzeuge an. Erst liegen oft niedriger und erreichen beim Überfahren der Silomiete und bei vielen Kulturarten (Grünroggen, dabei insbesondere bei größeren Sudangras, Zuckerhirse, Silphie, Die Bergeleistung des Häckslers Steigungen und Stapelhöhen zeigt Wildblumen) die Schwelle zur Verund die Feld-Siloanlagen-Entder Lkw seinen wesentlichen Vorteil: meidung von Gärsaft (rund 30 % fernung entscheiden über die von ihm verdichtetes Siliergut lässt TM) häufig nicht. Da in der Regel vorzuhaltende Transportkapasich wesentlich besser befahren, als große Flächen zu silieren sind (Faustzität, denn der teure Häcksler darf nicht stehen! Doch der eiSchimmelbildung ist immer eine Folge das vom Schleppergespann verdich- zahl: 0,4 ha Anbaufläche/kWel.) und gentliche Engpass in der Kette eines zu hohen Porenvolumens auf- tete. Daneben entfällt das aufwen- damit nicht immer die optimalen grund einer unzureichenden Verdich- dige Anhaken des Schleppers zum Anwelk- oder Reifebedingungen erdes Ernte- und Konservierungstung. Überfahren und der Walzschlepper reicht werden, können auch bei prozesses ist die Verteil- und die kann sich auf seine Verdichtungsar- Gras- und Maissilagen feuchte SilaVerdichtungstechnik. Große Feld-Entfernungen von mehr als 4 beit stärker konzentrieren. Das führt gen auftreten. Bei Maissilagen kann Bergeleistungen lasten dabei bis 5 km übernehmen großvolumige zwei Walzschlepper in zwei seKipper, Ernte- oder Abschiebewaparaten Silos komplett aus. Die gen den Transport kostengünstiger Sollwerte der Verdichtung in als kleinere Transporteinheiten. Die Abhängigkeit vom TM-Gehalt Obergrenze von maximal 40 t für müssen sicher realisiert werden, das gesamte Gespann ist zu beachum vermeidbaren Verlusten an ten. Sie wird insbesondere bei ÜberTrockenmasse und Energie ladung oder Ernte von feuchtem während der Lagerungsphase Futter oft überschritten. Zur Steueder Silage vorzubeugen. Hierrung schlagkräftiger Ernteketten bei leisten sowohl leistungsstarsind zunehmend GPS-gesteuerte ke Verteiltechniken als auch die Softwarelösungen im Einsatz, um Steuerung der Verdichtungsleisdie Transportfahrzeuge gezielt zu tung über eine beim Häckseln lotsen. Dabei bieten sich festgelegte laufend über Nirs-Sensoren erFahrtrouten, insbesondere wenn mittelte TM-Gehaltserfassung Wohnstraßen frequentiert werden, einen erheblichen Beitrag. mit Einbahnregelungen zur Reduzierung von Lärmbelastungen und zur Vermeidung von Kollisionen an. Dr. Johannes Thaysen In erster Linie müssen bei hohen Pistenraupen sind weniger Verdichtungsgeräte als eine äußerst wendige und Landwirtschaftskammer Bergeleistungen die Verteil- und daher leistungsfähige Verteiltechnik, die die Sollwerte der Verdichtung mittels Tel.: 0 43 31-94 53-323 Verdichtungsarbeiten im Silo opti- geringer Schichtdicken erreicht. jthaysen@lksh.de Fotos: Dr. Johannes Thaysen FAZIT