Schlesischer Gottesfreund - Gemeinschaft evangelischer Schlesier
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Schlesischer Gottesfreund - Gemeinschaft evangelischer Schlesier
63. JAHRGANG – NOVEMBER 2012 – NR. 11 ISSN 1861- 9746 Verkaufspreis: 3,– Euro H 6114 Schlesischer Gottesfreund N ACHRICHTEN UND B EITRÄGE AUS DEM E VANGELISCHEN S CHLESIEN In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr du treuer Gott. Psalm 31, 6 Losung am 9. November 2012 162 Geistliches Wort Stiehufmandel Sind Sie gestolpert über das Überschrifts-Wort? Nicht jedem ist schließlich schlesische Mundart geläufig ... Der Monatsspruch für November ist dem zweiten Brief des Apostels Paulus entnommen: Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes. I ch erinnere mich noch, wie mir diese Aussage zum ersten Mal wichtig wurde. Eben hatte ich mein Theologiestudium in Leipzig begonnen, wozu mich diese Worte des Paulus sehr bestärkt hatten. Da kam eines Tages Rolf, ein Fünfzehnjähriger aus meinem Jugendkreis, zu mir und schüttete mir sein Herz aus: daß sein Vater Kettenraucher sei und auch zu trinken anfange. Er sah seine Familie in Gefahr. So suchte ich den Vater auf und sagte ihm, daß er ein Tempel des Heiligen Geistes sei und dieses Heiligtum Gottes nicht unverantwortlich zerstören durfte. Dieser Mann hörte auf Gottes Wort und änderte tatsächlich sein Leben. Ja, der Heilige Geist will in uns wohnen. Und damit haben wir eine Verbindung zu Gott, die auch nicht abreißen kann, wenn wir sterben. Deshalb dürfen Christen vom „Heimgehen” sprechen, wenn der Tod uns ereilt. Er kann uns nicht von Gott trennen. Wir dürfen uns also auf unseren Heimgang freuen, weil wir als Christen wissen, wohin wir gehören: beim Vater sein! Von unserem schlesischen Dichter Karl von Holtei wird bis heute, und unter uns Vertriebenen seit der großen Katastrophe immer wieder, aus einem seiner vielen Gedichte zitiert: „Heem will ihch, suste weiter nischt, ack heem!” Das sagt der kleine Friedel, den man von zu Hause weg in das Haus eines Fürsten geholt hat zur Belohnung, weil er den kleinen Sohn des Fürsten vor dem Ertrinken gerettet hat. Aber er fühlt sich da nicht wohl, will lieber in die arme Hütte seiner Eltern zurück. So mag es auch uns ergehen, wenn wir immer älter werden und uns in diesem irdischen Leben nicht mehr wohlfühlen. Da kann auch uns schon ein großes Heimweh ergreifen. Paulus sagt im Philipperbrief: „Unsere Heimat ist im Himmel!” Es ist die einzige Stelle im Neuen Testament, an der Luther das Wort ´Heimat` gebraucht, wo es im Griechischen, genau übersetzt, ´Gemeinwesen` heißt. Wir sind tatsächlich Bürger mit den Heiligen und nicht mehr Fremdlinge. Doch geht es um mehr, viel mehr! Es geht um die Auferstehung der Toten, wie wir sie mit der Christenheit bekennen. Jesus hat das so einfach beschrieben: „Ich gehe zum Vater!´” (Joh. 14,12) Er ist es auch, der uns zugesagt hat, daß er uns Tröster geben wird, der bei uns ist, den Geist der Wahrheit. So mag es wohl ganz im Stillen eine Sehnsucht im Herzen geben, wenn auch oft verschüttet, heimzukommen aus den Irrsalen dieses Lebens, und eine Antwort zu bekommen auf die Frage: was wird mit uns, wenn wir sterben? Ich lasse noch einmal Karl von Holtei reden, mit einem Gedicht, das eine fast humorvolle Antwort gibt: „S` Stiehufmandel”. Holtei saß ja oft der Schalk im Nacken. Als er, noch ein Kind, einmal sehr krank zu Bett lag („De Masern warn`s”), schenkte ihm jemand ein Stehaufmännchen. Sie wissen`s doch noch: ein buntes Kerlchen, das an seinen Füßen ein Gewicht in einer abgerundeten Schale hatte, und das dadurch immer wieder „auf die Beine kam.” Das hat ihm in den Krankheitstagen die Langeweile vertrieben und ihm viel Pläsier gemacht. Und daran schließt Holtei nun in seinem Gedicht eine tiefsinnige Betrachtung an. In der letzten Strophe sagt er: „...Oder kumm` ihch juste uf annen Kerchhof zwischen Gräbern hin, und rufft`s aus jedem raus: du, nunder mußt de! Do giht mei Spielzeug mer ooch durch a Sinn. Do wird mer doch, man kan`s nich recht beschreiben, `s fra`t was: Wirscht de fur ewig liegen bleiben? Do fällt mersch haldig immer wieder ein, sölld` ber nicht Alle Stiehufmandel seyn?" Ich freue mich jedenfalls auf die Auferstehung; denn ich möchte endlich heimkommen. Reinhard Leue Gedenke! Erinnere ... – eine Art Vorwort Liebe Leserinnen und Leser Es sind so viele Dinge, derer zu gedenken der Monat November geradezu auffordert. Und merkwürdigerweise sind es alles in allem Dinge, die in irgendeiner Weise mit Vergehen und Untergang verbunden sind. Der Ewigkeitssonntag – im Volksmund auch kurz Totensonntag genannt – mag für evangelische Christen an erster Stelle stehen. Doch in gleicher Weise bedeutsam sind auch die historischen Daten, die uns in diesem dunklen Herbstmonat zur Erinnerung Anlaß geben: der 9. November 1938 und der des Jahres 1989. Ersterer steht für die unendliche Verblendung, die sich eines Volkes bemächtigen kann, wenn es Gott nicht mehr vor Augen hat und für die Verbrechen, die es in dieser Gottvergessenheit zu begehen oder wenigstens zu dulden bereit ist. Das zweite Datum, der Tag der Maueröffnung, wirkt nicht minder bis in unsere Zeit nach. Die einen durften urplötzlich den Blick in eine große, weite, buntschillernde Welt werfen und waren nur allzuschnell bereit, das, was vor Augen ist, für die Freiheit zu halten, nach der sie sich gesehnt hatten. Den anderen eröffneten sich, in erschrekkender Weise oft, reale Lebensumstände und -perspektiven, 163 BEITRÄGE die sie bis dahin für nicht mehr möglich gehalten hätten. Wie schnell leerten sich doch die Kirchen in der ehemaligen DDR, als der Protest nun auf der Straße ausgetragen werden durfte und wie schnell wich die Euphorie jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs, als deutlich wurde, daß die Landsleute im Osten den Wert von Freiheit mehrheitlich vor allem in „harter Währung” bemessen wissen wollten. Das Titelbild (Foto: ANN) dieses ,Gottesfreundes’ zeigt, passend zum Ewigkeitssonntag, passend auch zur Jahreszeit einen herbstlichen Friedhof. Aber es ist nicht irgendein alter Gottesacker, der hier zum stimmungsvollen Aufmacher das Motiv liefert, es ist vielmehr eine Begräbnisstätte, auf der (mit wenigen Ausnahmen) seit mehr als 70 Jahren keine Beisetzung mehr stattgefunden hat: der jüdische Friedhof in Görlitz. Der ,Gottesfreund’ hat überJahrzehnte hinweg Erinnerungen wachgehalten, geweckt und bewahrt. Nachstehend folgt ein Beitrag, in dem es auch um Erinnerungen geht, Erinnerungen, die zwischen allem bisher Gesagten mittelbare und unmittelbare Zusammenhänge herstellen. Es sind sehr persönliche Zeilen und dennoch oder vielleicht gerade darum gehören sie in diese Novemberausgabe. „Wenn Sie einer fragt: … das alles hat nie stattgefunden!” Tagebucheinträge 1988-1990 ANDREAS NEUMANN-NOCHTEN Vorbemerkung 1. Auf meinem Impfausweis steht ein anderer Name, als der den ich heute trage und auch die Erinnerung an die Tage im Kinderheim sind immer noch sehr lebendig. Meine leiblichen Eltern habe ich nie zu Gesicht bekommen, obwohl ich ihre Namen kenne. Seit 1974 trage ich den Namen Neumann. Daß die Frau, die mich gebar, Jüdin ist, erfuhr ich erst 1978 von einer alten Diakonisse, die sich meiner in der Kindheitt besonders liebevoll angenommen hatte. Nach dem Abitur, erlangt auf einem kirchlichen Gymnasium, studierte ich Theologie am Katechetischen Oberseminar in Naumburg/Saale. Warum ich das I. Theologische Examen erst im Frühjahr 1989 ablegen konnte, hängt mit den Dingen zusammen, von denen im Folgenden berichtet werden soll, ist aber nicht Gegenstand dieser Zeilen. In Naumburg betätigte ich mich aktiv im sich seit 1980 entwickelnden Friedenarbeitskreis der Evangelischen Studentengemeinde. In diesem Zusammenhang wurde ich mehrfach festgenommen, erfuhr Hausdurchsuchengen, zermürbende Verhöre und Untersuchungshaft. Im Examenssemester wurde ich zu den „Bausoldaten” eingezogen und mußte mich schließlich zwei Jahre später, nach einer politischen Aktion auf dem Naumburger Marktplatz, exmatrikulieren lassen, da der damalige Rektor der Hochschule durch mich „den Bestand der Schule gefährdet” sah. In dieser Zeit trug ich, eingedenk meiner Herkunft, aber nicht aus religiöser Überzeugung, ganztägig eine Kipa. Zu oft hatten mir Polizisten den bei Studenten beliebten Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen” von der Kleidung gerissen. Mit der Kipa, die zu tragen ich mich berechtigt sah, formulierte ich auf meine Weise den Protest gegen ein diktatorisches und vor allem im tiefsten Wesen dem Antisemitismus äußerst zugeneigtes System. Davon jedenfalls konnte ich mich in der Haft und vor allem beim Militär zur Genüge überzeugen. Meine Kopfbedeckung hielt der Staatsmacht ihr Dilemma vor: vom antifaschistischen Staatsdogma nicht lassen zu dürfen und von antiisraelischer Polemik nicht lassen zu können. Der diensttuende Beamte wirkt ein wenig genervt, als ich am Morgen des 14. April 1988 mit schmerzendem Kopf, entstellt durch diverse Platz-, Schürf und Rißwunden, Anzeige erstatten will. Auf sein Geheiß hin nehme ich Platz im kärglich möblierten Warteraum. Einige Stunden später – meine Kopfschmerzen sind inzwischen unerträglich – kommt ein weiterer Beamter und will wissen, warum ich hier herumrumsitze. Nachdem ich ihm den Grund genannt habe, schleppt er mich in ein kleines Zimmer, ausgestattet mit einem Tisch und zwei Stühlen. Endlich die Gelegenheit zu berichten, was mir widerfahren ist. Woher ich denn wisse, daß es sich bei den Personen, die an der Schlägerei beteiligt waren, um „Skinheads” handelte, begehrt mein Gegenüber zu wissen. Ich beschreibe ihm den einen der drei, den, der am heftigsten zugeschlagen hat. Dem und seinen „Kameraden” war ich am Abend zuvor, kurz nach 22 Uhr in einer dunklen Seitenstraße über den Weg gelaufen. Er hatte mich angehalten und mich „Judensau” und „Kirchenschwein” genannt. Dann traf mich der erste gezielte Faustschlag und ich ging zu Boden. Er bezeichnete sich selbst als „Skin”, das wußte ich noch sehr genau. Er trug schwarze Klamotten, Schnürstiefel und kurzgeschorenes Haar. Seine beiden Begleiter glichen ihm im Aussehen und ließen keinen Zweifel daran, daß sie nicht nur zu ihm gehörten, sondern auch ausdrücklich sein Tun billigten. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich gewehrt und zwar mit Todesangst, denn hier war vollkommen hemmungslose Brutalität am Werk. Bei einem meiner linkischen Abwehrversuche beschmutzte ich seine Hose mit Blut. Was dann geschah, ist mir nur noch bruchstückhaft in Erinnerung: Mein Kopf ist völlig schmerzunempfindlich, ich sehe den Fuß auf mein Gesicht zurasen und spüre doch allenfalls nur einen leichten dumpfen Druck im Nacken. Eine Mädchenstimme sagt: „Hör auf, du bringst ihn ja um!”. Dann ist Stille. Nur einen kurzen Augenblick gelange ich noch einmal zu Bewußtsein, als vor meinem Gesicht eine Ausweiskarte auftaucht und aus dichtem Nebel eine Stimme tönt: „FDJ-Ordnungsgruppe, was hast du denn hier für eine Schweinerei angestellt”. Eigentlich 164 will ich lachen, schließlich bin ich es, mit dem etwas angestellt wurde … Stunden später finden mich Bekannte und bringen mich zu einem befreundeten Arzt, der mich aus der Ohnmacht holt und mir eine erste Notversorgung verpaßt. Der Mann von der Kriminalpolizei hat sich umfangreiche Notizen gemacht, legt mir Fotos vor und entläßt mich mit Handschlag am Kontrollpunkt mit der Versicherung, daß derartigen Vorkommnissen mit eindeutig faschistischem Hintergrund in „unserem Staate mit aller Härte begegnet würde” und ich gewiß sein könne, daß der Täter alsbald dingfest gemacht und seiner gerechten Bestrafung zugeführt würde. Den Heimweg schaffe ich nicht mehr. Irgendwo zusammengebrochen, werde ich ins Krankenhaus gebracht. 2. Nach vierzehn Tagen, inzwischen wieder daheim, steht ein Polizist vor meiner Tür: „Wir haben eine gute Nachricht für sie. Der Täter, ein gewisser M., ist überführt und die Akte bereits dem Staatsanwalt übergeben.” Anruf beim Kreisstaatsanwalt: „Ja der Vorgang liegt auf dem Schreibtisch von Herrn Staatsanwalt H., sie können Anfang Mai mit der Verhandlung rechnen.” 3. Der Mai kam und er ging, auch der Juni und der halbe Juli. Am Kreisgericht wird mir versichert, daß es sich lediglich um eine terminliche Verschiebung handele. Des Wartens und Fragens überdrüssig beauftrage ich einen Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung meiner Interessen. Sichtlich betroffen von meiner Darstellung verspricht er, sich augenblicklich meiner Sache anzunehmen. Aber seine Beflissenheit muß auf dem Gericht einen derben Dämpfer erhalten haben, denn er will plötzlich nichts mehr mit der „Angelegenheit” zu tun haben. Ich bleibe hartnäckig und belagere telefonisch und persönlich die Auskunftsstelle des Gerichts. Ein paar Tage später bringt es endlich eine Sekretärin auf den Punkt: „Ein solcher Fall hat bei uns nie zur Verhandlung angestanden, erkundigen Sie sich doch mal bei der Volkspolizei, vielleicht wissen die ja mehr.” Doch die weiß schon gleich gar nichts. „Wovon sprechen sie überhaupt?”, und erst nach sehr beharrlicher Nachfrage beginnt es meinem Gesprächspartner „dunkel zu dämmern”. „Ach ja da ging es doch um so eine kleine Rangelei unter Freunden, das haben wir der Konfliktkommission des Betriebes des Betreffenden übergeben, von denen werden sie dann sicher mal was hören.” 4. Im September 1988 werde ich wegen einer Flugblattaktion wieder einmal den „Behörden zugeführt”. Während des Verhörs werfe ich dem Stasi-Offizier vor, daß er einem Staat diene, der Neonazis schützt. Erst bei Inaugenscheinnahme meiner Stasi-Akte, gut zehn Jahre später, begreife ich seine Antwort: „Sie brauchen sich gar nicht zu wundern, wenn Leute wie Sie stellvertretend für die Kreise, in denen Sie verkehren, mal so richtig eins auf die Fresse kriegen”. 5. Januar 1990, unmittelbar nach der Wende. Ich versuche erneut den Dingen auf den Grund zu gehen. Egal, wo ich vor- BEITRÄGE stellig werde stoße ich auf „Unwissenheit”. Weder bei der Polizei noch beim Amtsgericht sind Informationen zu erhalten. Selbst im Krankenhaus finden sich keine Unterlagen zu meinem zweiwöchigen Aufenthalt. Schließlich ist es ein befreundeter Oberarzt, dem seinerzeit meine Behandlung oblag, der nach eindringlicher Bitte das Schweigen bricht: „Noch während Du auf der Station lagst, wurden Deine Behandlungsunterlagen durch zivile Polizisten abgeholt. Im Weggehen sagte einer von denen zu mir „ ... und wenn Sie einer fragt: Das alles hat nie stattgefunden …” 6. Im späten Sommer 1990 ergibt sich unversehens die Möglichkeit zu einer Unterhaltung mit M. Er ergeht sich in Andeutungen und rückt letztlich nicht wirklich mit der Wahrheit heraus. Dennoch, was er sagt wirft ein durchaus erhellendes Licht auf die Vorkommnisse im April 1988. Er und „seine Jungs” hatten sich zu einer „Kameradschaft” zusammengeschlossen, die „mit den ganzen Lügen der Kommunisten aufräumen wollte”. Unter ihnen befand sich auch der Neffe eines hohen SED-Funktionärs. Das mag Grund dafür gewesen sein, daß man ihnen nach „so ein paar Dummheiten” einen Deal in Aussicht stellte. Statt eine Gefängnisstrafe verbüßen zu müssen, bot man ihnen Straffreiheit für den Fall an, daß sie „ein paar Leute aus der kirchlichen Friedensbewegung aufmischten”. Als ich ihm vorhalte, daß seine Attacke durchaus auch einen tödlichen Ausgang hätte nehmen können, zuckt er nur mit den Schultern und läßt mich wissen, daß das durch seinen Auftrag „gedeckt” gewesen wäre. 1987 in der zum Abriß freigegebenen Naumburger Jüdengasse Foto: A. Holtz Nachbemerkung Was ich 1990 nur schwerlich glauben konnte, eine kleine Notiz in meiner Stasi-Akte hat mich, wie schon angemerkt, eines besseren belehrt. Es geht nicht darum, WAS mir passiert ist, noch nicht einmal darum, daß es MIR angetan wurde. Es geht darum, daß es überhaupt geschehen konnte und immer wieder geschieht, an jedem Tag und an jedem Ort dieser Welt, immer dann, wenn Geschichte, begangenes und erfahrenes Unrecht nicht mit unverstelltem Blick wahrgenommen wird. Denn wer eigenes Versagen, eigene Schuld nicht zu benennen vermag, geht der Fähigkeit verlustig, erfahrenes Unrecht und Leid anzunehmen und ... zu vergeben. BEITRÄGE 165 „Endlich bleibt nicht ewig aus; Endlich wird der Trost erscheinen...” Johann Christian Günther – Leben und Werk (Fortsetzung und Schluß) CHRISTOPH SCHOLZ H ier hörte er, wie es durchaus üblich war, auch Vorlesungen in anderen Fakultäten. Die Professoren der Medizin begeisterten ihn nicht. Das Saufen und Schlagen vieler Studenten widerte ihn an. Mehr und mehr nutzte er die Zeit für Gelegenheitsgedichte, auch von Freunden für ein bestimmtes Familienfest bestellte. Zum Teil ließ er sie als Einzeldruck veröffentlichen. Dadurch wurde er sehr bekannt. Wie schon in Schweidnitz begeisterte er sich für die Schriften der Aufklärungs-Philosophen Wolf und Leibniz. 1716 ließ er sich vom Dekan der philosophischen Fakultät zum poeta laureatus Caesareus krönen. Das war eine gängige Tradition in der Barockzeit. Vorher hatte er sich mit einem poetischen Thema mehreren Professoren zu stellen. Leider ist das Preislied nicht erhalten, nur der lateinisch als Gedicht geschriebene Lebenslauf. Günther mußte außer dem vergoldeten Lorbeerkranz, der ihm im Namen des Kaisers aufgesetzt wurde, und dem Ring noch 15-16 Taler an die Fakultät bezahlen, erhielt allerdings mit dem Titel auch den Rang eines Magisters. Günther wird sicher durch Gelegenheitsgedichte finanziell etwas vorgesorgt haben, aber für das anschließende Mahl, das vorgeschrieben war, hatte er noch einmal mehr als 15 Taler zu zahlen. Günther mußte Geld leihen, das er trotz der Auftragsdichtungen, die ihm seine schlesischen Freunde verschafften, nicht fristgemäß zurückzahlen konnte. Er kam in den Karzer. Sein Vater hatte sich geweigert, ihm zu helfen und bekundet: daß es mit seinem Sohn keine Gemeinschaft mehr gebe. Als seine Freunde ihn endlich mit vereinten Kräften aus dem Gefängnis befreien konnten, ging er unter Verlust seiner letzten Habe nach Leipzig. Vorher hatte er noch, wieder ohne Namensnennung, wieder sehr durchsichtig, Krause in einem satirischen Gedicht lächerlich gemacht und sein Dichten verteidigt. Die Angriffe von Krause wurden immer heftiger und Schmolck, den er als Lehrer geschätzt und in einem Gedicht namentlich gelobt hatte, kritisierte ihn von der Kanzel der Friedenskirche. Das war sehr bitter für Günther, auch weil die Entfremdung mit dem Vater ihn sehr belastete. Inzwischen hatte er auch keine Verbindung mehr zu Leonore, die in der Gegend von Breslau eine Stelle als Wirtschafterin angenommen hatte. Günther wehrte sich, indem er Spottgedichte gegen Bavius, Deckname für Schmolck, schrieb. Im Sommer 1717 immatrikulierte er sich also in Leipzig. Hier fühlte er sich wohl. Die Leipziger Jahre Denn in der großen Handels- und Universitätsstadt gab es eine breitere Schicht von Menschen, die für Kultur aufgeschlossen war und die sich auch für Dichtung interessierte. Dazu gab es hier eine Reihe von Schulkameraden aus Schweidnitz und sogar eine Jauer-Schweidnitzsche Dispu- tationsrunde. Günther hoffte, hier von seinen Dichtungen besser leben zu können. Sein Mentor und Förderer wurde Burkhard Mencke, Geschichtsprofessor, Rechtsgelehrter, zum 3. Male Rektor der Universität. Die Verbindung kam so zustande: Die Tochter Menckes war, mit einem Schweidnitzer Freund verlobt, plötzlich gestorben. Mencke war durch Günthers Trostgedicht für diesen Freund aufmerksam geworden. Eine neue Schaffensfreude überkam ihn. Im Wetteifer mit Triller, einem anderen Freund, und dichterischem Talent, entstand die Übersetzung der Trinklieder Anakreons. Auch Studentenlieder dichtete er, die z.T. in Leipzig gesungen wurden. Eine Liebschaft mit einer Leipziger Leonore, eigentlich Anna Rosina Lange, gab ihm ein zusätzliches Hochgefühl. Die Frucht sind die sogenannten Rosettenlieder, galante Liebeslieder. Die Gedanken der Aufklärung beschäftigten Günther aufs Neue. Mehr und mehr löste er sich von den Lehren der lutherischen Orthodoxie, die auf Aristoteles und der Neuscholastik fußten. Auch das Barocke in seinem Stil wich fast vollständig. Die Antike, Horaz, Ovid, Tibull, Properz wurden für das Dichten bestimmendes Vorbild. An einen Freund schrieb er etwa so: „Verewigen ist die höchste Aufgabe des Poeten. Ruhm erringen durch Ruhm verleihen ist die edelste Art der Poesie und das Preislied die oberste Gattung lyrischer Dichtung”. Stichpunktartig seien an dieser Stelle einige Ereignisse genannt, die die Leipziger Zeit Günthers prägten. Im Jahre 1718 wurde Leipzig von einer seuchenartigen Krankheit mit vielen Todesopfern heimgesucht. Manche seiner schlesischen Freunde waren darunter und auch Günther war einige Wochen sterbenskrank. Nach seiner Genesung schrieb er seine Ode auf den Frieden von Passarowitz. Prinz Eugen hatte als Feldherr Karls VI. die Türken besiegt und der Kaiser mit der Pforte, wie die Türkei diplomatisch hieß, Frieden geschlossen. Die Ode in 500 Versen wurde gedruckt und war in Leipzig und Schlesien Gesprächsstoff. Sie wurde an den Prinzen versandt, ohne daß allerdings eine Reaktion aus Wien erfolgte. Im Spätsommer 1719 suchte August der Starke einen Helfer zur Unterstützung fiir seinen Hofpoeten Johann von Besser. Mencke hatte Günther dem Dresdner Hof empfohlen. Es gab mehrere Bewerber. Als Günther an der Reihe war und vordichten sollte, versagte er völlig. Weil man sein Versagen nicht erklären konnte, machte die Legende später daraus, daß er entweder betrunken gewesen sei, oder daß ihm Hofschranzen in den Willkommenstrunk ein lähmendes Mittel geschüttet hätten, um den Favoriten auszuschalten. Nach diesem Debakel verließ ihn seine „Leipziger Leonore”, ihn selbst überkam tiefe Resignation und er begab sich nach Schlesien. Erste Station war sein Vater in Striegau, der ihn jedoch gar nicht erst vorließ. Die 166 BEITRÄGE Ernst Wilhelm Straßberger (1796–1866): Universitätskirche (Paulinerkirche) Leipzig im 17. Jahrhundert (gestochen nach einer barocken Vorlage) Schweidnitzer Honoratioren Milich und Hahn nahmen ihn zwar gern auf. Aber sie waren ihm fremd geworden. Sein Gastvater Dr. Thiem war nicht mehr am Leben. Obwohl er Freunde wiedersah und neue Gönner fand, gelang es ihm nicht, eine Arztpraxis zu bekommen. Mit Krause sprach er sich aus und versprach ihm, keine satirischen Gedichte gegen ihn zu schreiben. In Breslau traf er sich mit Leonore Jachmann, die eine Anstellung in Schloß Zedlitz angenommen hatte. Als Habenichts gab er ihr das Eheversprechen zurück und löste die Verlobung auf. Er wollte sie nicht an sein Unglück binden. Ein zweites Abschiedsgedicht an sie entstand. Günther, war wieder, „arm am Beutel, krank im Herzen”; ein Breslauer Gönner Herr v. Breßler mußte seinen Rock aus dem Pfandhaus auslösen und gab ihm auf die Reise ein Zehrgeld mit. Auch Schlesien hatte ihm alle Wege versperrt. 1720, auf dem Wege zurück nach Leipzig, bekam er Fieber, ein Fuß war vereitert. Mittellos und auf den Tod krank, blieb er in Lauban ein halbes Jahr lang im Armenund Siechenhaus. Nur die Eltern seines Freundes Schubart kümmerten sich um ihn. In seinen dort entstandenen Klageliedern taucht immer wieder die Gestalt Hiobs auf. Nach dessen anfänglichem Aufruhr gegen Gott aus dem tiefsten Leid heraus und nach den ergreifenden Klagen steht die Ergebung in Gottes Willen bis zu seiner Unterwerfung. Im Sommer 1720, endlich wieder gesund, machte er sich auf den Weg nach Brieg und traf sich ein letztes Mal mit Leonore Jachmann in Breslau. Aber ohne berufliche Basis war es ihm nicht möglich, ihr keine gesicherte Existenz zu bieten. Leonore resignierte, floh vorübergehend nach Anklam. Unverheiratet und einsam starb sie 1746 in Breslau. Letzte Stationen In Brieg unterzog sich Günther einer Prüfung zum Führen einer ärztlichen Praxis. Seine diesbezüglichen ernsthaften Bemühungen finden auch in einem seiner Gedichte Niederschlag: Ein kräftiger Ver+tand, ein Alter ohne Sorgen, Ein Eh+tand sonder Hohn, mein treues Saythen+piel. Ein klein und eigner Herd, ein Leben ohne Borgen Und ein ge+under Leib sind meiner Wünt+che Ziel." Was Günther das Leben zusätzlich schwer machte, daß lutherische Geistliche ihn von der Kanzel herab rügten. BEITRÄGE Einer von diesen war der Diakon Lachmann in der NikolaiKirche in Brieg. Er bezichtigte Günther pietistischer Umtriebe und behauptete, Günther habe in einem Leichenreime, in dem es hieß, die Liebe zu Jesu versüße die Bitterkeit des Todes, den lutherischen Grundsatz geleugnet, nur der Glaube mache gerecht. Man muß dazu wissen: Gegen die gefürchteten Pietisten gab es eine kaiserlich/königliche Anordnung. Als Strafe waren vorgesehen: Inhaftierung oder Landesverweisung. Obwohl Günther sich zum Christentum bekannte und immer wieder geistliche Oden verfaßte, rebellierte er gegen die Lehren der tonangebenden Schicht der lutherischen Geistlichkeit und wurde deshalb von ihr heftig angefeindet. Ein ehemaliger Schulkamerad begleitete ihn auf der Suche nach einer Stelle nach Wilmsdorf bei Kreuzburg zu dem mit ihm verwandten Pastor Schlipalius. Dort kam er mit dem Gutsherrn von Nimptsch in Kontakt, der ihm eine Arzt-Stelle in Kreuzburg verschaffte. Berufliche Selbstzucht war hier gefordert: die ärmliche Bevölkerung der Stadt, keine geistige Anregung. Bei Krankenbesuchen lernte er in Bischdorf Johanna Barbara Littmann, eine Pastorentochter, kennen und lieben. Sie wurde die Phillis seiner dort entstandenen Werbegedichte. Die häusliche Atmosphäre im Pfarrhaus taten ihm wohl. Aber Pastor Littmann verlangte vor der angestrebten Ehe die Aussöhnung mit dem Striegauer Vater und die Doktorprüfung. Günthers erneuter Versuch endete mit einem Fiasko. Der Vater verweigerte ein Gespräch. Damit waren alle Versuche, seßhaft zu werden, gescheitert. Trotzdem machte er noch einen Versuch, in Leipzig die Zeugnisse der medizinischen Fakultät und den Rang des Doktors zu bekommen. Auf dem Wege dorthin erlebte er noch einmal eine kurze erfreuliche Zeit, zuerst in Adelsdorf bei Liegnitz bei der ihm aus Leipzig vertrauten Familie von Nickisch, währenddessen immer mit Gelegenheitsdichtungen für seine Gönner engagiert; z.B. beschäftigt er sich in einem Lied mit der Erziehung des schlesischen Adels in humanistischer Bildung, wodurch eine Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse im Land erzielt werden könne, oder in einer Festkantate für seinen Liegnitzer Freund Assmann zu dessen Hochzeit, in der er die Mündigkeit der Frauen besingt. Diese fruchtbare Zeit setzt sich fort in Landeshut, Schmiedeberg und Hirschberg, wo die Familie von Beuchelt und deren Freunde den Dichter schätzen und umsorgen. Von ihnen wird er auch gedrängt, seine überall verstreuten Gedichte zu sammeln und für einen Sammeldruck fertigzustellen. Doch auch hier bedrängte ihn wieder seine schwere Krankheit, wahrscheinlich Tuberkulose. Aus dieser Zeit stammt ein erschütterndes Gedicht an den Vater mit der Bitte um Vergebung: „Den Unwillen eines redlichen und getreuen Vaters suchte durch diese Vorstellungen bey dem Abschiede aus seinem Vaterlande zu besänftigen ein gehorsamer Sohn” darunter notierte er lateinisch: „Was habe ich getan? Was habe ich verschuldet? Worin habe ich gesündigt?” Günther nahm alle Schuld auf sich, nur die Notwendigkeit der Poesie verteidigte er energisch. Am Schluß steht die Bitte um Vergebung und den Segen. 167 Aber auch diese Bitten schlugen fehl. Sein letzter Versuch, eine Anstellung beim Grafen Sporck in Böhmen zu bekommen, scheiterte; für ihn hatte er ein Lobgedicht geschrieben, das er persönlich überreichen wollte. Im Herbst l722 wanderte Günther mit einem Freund von Landeshut/Schmiedeberg nach Jena, wo er im November ankam und sich wohl in Medizin immatrikulieren ließ. Er traf noch einmal schlesische Freunde und auch einen Förderer, Herrn von Eben und Brunnen. In dieser Zeit entstanden einige letzte Gelegenheitsgedichte, doch seine Kräfte nahmen kontinuierlich ab. Am 15. März 1723 erlöste ihn der Tod. Betrauert wurde er zwar von einigen Landsleuten aber sonst erregte sein Ableben kaum Aufmerksamkeit. Auf dem Friedhof vor dem Johannis-Tor in Jena fand er seine letzte Ruhestätte. Freunde und Landsleute trugen die Kosten der Bestattung und dichteten einen kurzen und ehrenden Nachruf, in dem sie bekannt gaben, daß der „deutsche Ovid” gestorben sei. Zwei wesentliche Umstände mögen im Rückblick dazu beigetragen haben, daß Günther sein Lebensziel verfehlte. Erstens: sein Drang zum Benennen der Wahrheit in allen Lebensfragen und die unbedingte Verteidigung seines Dichterstrebens. Das trieb ihn zum Niederschreiben von scharfkantigen Satiren, die einige einflußreiche Persönlichkeiten empfindlich verletzten. Allerdings hatten ihn diese vorher herausgefordert. Zweitens. Nicht zu verwirklichen war auch Günthers Vorstellung, sein Dichten könne seine materielle Basis sichern und reiche für eine Familiengründung mit Leonore aus. Man braucht nur einen Blick auf die beiden dichterischen Kapazitäten der klassischen Zeit, Schiller und Goethe, zu werfen, um dieses Günthersehe Mißverständnis zu erkennen. Beide überragenden, anerkannten Dichter schafften sich eine feste Stellung, die sie finanziell absicherte, Schiller als Professor in Jena, Goethe als Minister in Weimar. Später Ruhm Zu Ruhm gelangte Günther erst, nachdem die ersten Gedichtsammlungen erschienen waren: 1730 Frankfurt und Leipzig, 1735 Frankfurt und Breslau, davon bis 1746 sechs Auflagen. Er wurde zu einem „der meistgelesenen Lyriker der Aufklärungszeit und zum Dichter mit der höchsten Auflagenzahl.”(Dahlke) Vorher waren seine Gedichte –Liebeslyrik, Satiren, Studentenlieder, Klagegedichte und geistliche Lieder – nur als Einzeldrucke erschienen, die überall zerstreut bei vielen Familien oder Freunden vorlagen. Die erste Biographie schrieb der junge Breslauer Arzt Christoph Ernst Steinbach unter dem Pseudonym Carl Ehrenfried Siebrand: „Des berühmten schlesischen Dichters Leben und Schriften”, Breslau 1738, der ihn gegen unberechtigte Kritik verteidigte. Er war Mitglied in der sehr angesehenen Leipziger Deutschen Gesellschaft und ging besonders gegen Gottscheds recht mäßige und recht ungerechte Beurteilung an. 168 MELDUNGEN Eine erste Gesamtausgabe stammt von Wilhelm Krämer (6 Bd. Leipzig 1930-1937). Über Günther gibt es inzwischen eine kleine Bibliothek. Man versuchte und versucht sich seines Wesens und Dichtens zu bemächtigen und doch entzieht sich seine Leistung einer gängigen Einordnung. Auf der einen Seite, vor allem ausgeprägt in den frühen Perioden, barocke Elemente im Formalen und Inhaltlichen; dagegen stehen: die offenen, ungeschützten Aussagen in ihrer Unmittelbarkeit, die scharfen ins Mark treffenden satirischen Anklagen, die Fähigkeit, Seelenzustände und Gefühle auf den Punkt zu bringen, stilsichere Formulierungen, die nicht durch gelehrte Wortklingeleien das Wesentliche der Aussage zuschütten. All dieses atmet schon den Geist der Aufklärung und die Welt des Sturm und Drangs. Sein poetisches Schaffen von etwa 600 Gedichten in 40000 Versen war in eine sehr kurze Schaffens- zeit von etwa 10 Jahren gedrängt; bestimmt wurde sie von unendlichen Schwierigkeiten: einer schwachen Konstitution und einem unversöhnlichen Vater, der bezüglich der Kunst nur in den Kategorien des praktischen Nutzens und bürgerlichen Erfolges dachte. Eine wichtige Bemerkung zum Lebenslauf am Schluß: Es gibt kaum einen Dichter der damaligen Zeit, von dem die Literaturwissenschaft so viele Einzelheiten seines Lebensweges kennt. Das liegt an der Eigenart seiner Gedichte, die oft sozusagen aus seinem Leben herauszuwachsen scheinen und unverhüllte Verweise auf selbiges sind. Dadurch ist es Literaturhistorikern möglich, gesicherte Aussagen über seine Lebensumstände und -stationen zu machen. Aus Platzgründen sind die Literaturangaben und Querverweise nicht abgedruckt, sie können aber jederzeit beim Verfasser bzw. bei der Redaktion nachgefragt werden. 44. Tagung des Johann-Heermann-Kreises vom 5.-7.Oktober 2012 in der Kreuzbergbaude in Jauernick-Buschbach CHR. SCHOLZ E s waren wieder zwei Tage, angefüllt mit Referaten und Gesprächen über Religionspädagogik, Pädagogik, Literatur der ehemaligen DDR, Kinderbücher und das schlesische Erbe. Der politische Bereich trat diesmal ganz zurück.Doch am besten nach der Reihe berichtet: Die Andacht am Freitag, gehalten von Christel und Werner Gröll aus Gör-litz, stimmte uns geschickt ein: ,,Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch ... Petr. 5, 7”. Also Aufruf zur Entlastung vom oft grauen Alltag und von uns selbst und zum Freimachen für anregende Referate. Das erste in der Reihe hatte den Titel „Vom Hirtenjungen zum Rektor des Goldberger Gymnasiums”, gehalten von Christoph Scho1z, Großburgwedel. Es ging um Valentin Trotzendorf, einen bahnbrechenden Pädagogen des 16. Jahrhunderts. Wer hätte angenommen, daß es in seinem höchst angesehenen Goldberger Gymnasium schon eine sehr ausgeprägte Form von Schülermitbestimmung und ein von Schülern ausgeübtes Schulgericht gab. Am Abend nahm uns Pfarrer Kroll aus Markersdorf sozusagen mit in seinen Religionsunterricht an den beiden Gymnasien in Görlitz. Sein Schulplan, ausgerichtet an den sächsischen Richtlinien, ist themenzentriert und ein höchst anspruchsvoller. Immer wieder hat Pfarrer Kroll auch Abiturprüfungen in ev. Religion abzunehmen. Berechtigt war unsere Frage nach der engen Zeitvorgabe von 2 Stunden in der Woche. Entsprechend seinem Dienstvertrag betreut er zur Hälfte eine Pfarrstelle, zur anderen Hälfte unterrichtet er 12 Stunden an den beiden Gymnasien. Bei der Andacht von Christoph Scholz am Sonnabend ging es um die Tageslosung Jes.48,20. Die im Jahre 587 nach Babyion verschleppten Juden werden vom Propheten, von Gott aufgerufen zu jubeln. Der Grund: nach 50 Jahren Verbannung hat der Perserkönig Kyros 538 alle verbannten Völker befreit und ihnen erlaubt, in die Heimat zurückzukehren. Diese Überlegung entstand: Was wäre geschehen, wenn die Sowjetunion in den 50er oder 60er Jahren uns Vertriebenen die Heimkehr nach Schlesien genehmigt hätte. Dieter Günther, Hammelburg referierte über „das Lehrerbild im Wandel der Zeiten, Lehrerpersönlichkeiten aus dem19. u. 20 Jahrhundert”. Die Reise ging von dem gegen die restaurative Obrigkeit aufmüpfigen Karl Friedrich Wander, über die beiden Zerrbilder des Lehrers in den Buddenbrooks und den Professor Unrat. Sie endete bei dem Vater des Referierenden, der im Dorf Haasenau unterrichtete, und dem Gymnasiallehrer Richard Poppe am ElisabetGymnasium in Breslau. Ein sehr interessanter Durchblick in starken Kontrasten. Spannung herrschte vor dem Referat von Dr. Hans Wilhelm Pietz. Wer ist Mira Lobe? Am Ende des inspirierenden Vortrags waren wir uns einig: Diese jüdisch-stämmige Kinderbuch-Autorin, in Görlitz als Mirjam Rosenthal geboren, mit ihrer wunderbaren Einfühlungsgabe in Kinderseelen kann uns Christen vielfach anregen. Ihr in den Kinderbüchern gezeigtes Verständnis für Außenseiter und Kinder mit schwach entwickeltem Selbstbewußtsein erzeugt auch bei uns Erwachsenen große Anerkennung. Ein Satz aus einem Interview: ,,Ich stelle mir einen guten Schreiber als eine Art von Umspannwerk vor, der ein wenig Strom liefern hilft, um den Prozeß der Bewußtseinsbildung in Gang zu bringen.” Allerdings hatte sie auch kongeniale Zeichnerinnen gefunden. Nicht nur dieses Bild ist bemerkenswert, sondern auch ihre sympathische Bescheidenheit. Am Sonnabendnachmittag brachte Georg Schmelzle, Norden, eine imponierende Zusammenfassung über die bedeutenden Schriftsteller in der ehemaligen DDR. Sein Stichwort war „Was bleibt?” nach dem Titel einer Schrift von Christa Wolf. Der Zwang trotz des eng geflochtenen MELDUNGEN 169 Maulkorbs die Wahrheit hindurchzusagen, wie es Günter de Bruyn so meisterhaft verstanden hat: einerseits sich nicht verbiegen zu lassen, andererseits seine schriftstellerische Tätigkeit nicht zu gefährden. So entstanden eine ganze Reihe von niveauvollen Werken. Übrigens standen seit dem Bestehen unserer Gruppe 1968 fast regelmäßig Bücher der DDR auf unserer Tagesordnung. Der betreffende Titel wurde ein Jahr vorher immer als Pflichtlektüre aufgegeben und dann ein Jahr später in Ostberlin besprochen. Aus dem jetzt polnischen Schlesien hatten wir eine in Breslau an der bekannten germanistischen Fakultät frisch examinierte junge Dame als Referentin zu Gast, Natalia Poludniak. Sie stammt aus einer deutsch-polnischen Familie. Vorbildlich pflegt sie das schlesische Kulturerbe von der polnischen Seite aus. Das macht uns Vertriebene in der Bundesrepublik sehr froh, denn in der von Dr. Christian Erdmann Schott im schlesischen „Gottesfreund” festgestellten Erbengemeinschaft, nehmen junge Polen mehr und mehr die ihnen natürlicherweise zugefallene Rolle ein. Frau Poludniaks Thema „Die Geschichte der Gemeinde Rothenbach (bei Waldenburg), ihrer (früher) ev. Kirche und Schule.” Grundlage für den Vortrag war eine Arbeit, die im Rahmen eines Proseminars 2010 entstand. Das Thema ihrer Magister-Arbeit lautet „Zur kulturellen Entwicklung der Stadt Gottesberg (bei Waldenburg) am Beispiel des ev. Gotteshauses”, Wroc³aw 2012. Abends berichtete sie noch von den starken Aktivitäten der sozial-kulturellen Gesellschaft Waldenburg. Diese von uns gewünschte und gepflegte Öffnung über die Neiße hin nach Osten durch Natalia Poludniak war ein Glücksgriff. Die Abendandacht von Klaus-Christian Röhrbein, Langenhagen, über den Knecht Gottes, der von Gott geachtet und mit großen Aufgaben betraut wird, umrahmte abschließend die Themenarbeit und bettete sie in die christliche Mitte. Am Sonntag erlebten wir in der Peterskirche den Festgottesdienst zum Erntedankfest, mit der Predigt von Dr. Pietz. Das Einbringen des Erntedanks wurde von der Kantorei, einem Posaunenchor und der wunderbaren Sonnenorgel umrahmt. Das Abendmahl vereinte uns noch einmal alle aus Ost und West. Am Schluß haben wir uns verständigt, das 45. Treffen 2013 im Lutherheim in Springe abzuhalten. Erntedankgottesdienst in Liegnitz PASTOR I. R. OTTO LILLGE „Die Ernt ist nun zu Ende, der Segen eingebracht.“ Mir diesem Lied eines schlesischen Liederdichters – sein Name ist Gottfried Pollmann, geb. im Jahr 1680 in Lauban – begann der Gottesdienst zum Erntedankfest, zu dem sich am 7. Oktober wieder eine große Festgemeinde von nah und fern in der Liebfrauenkirche zu Liegnitz eingefunden hatte. Warum zieht es Jahr für Jahr immer wieder so viele liebe Schlesier zu diesem Gottesdienst? Ist es nur die Sehnsucht nach der alten Heimat? Ist es das so wunderbar restaurierte Gotteshaus? Ist es der überreich mit Blumen, Feldfrüchten und Erntedankbroten so liebevoll geschmükkte Chorraum, von Stufe zu Stufe bis zum Altar? Ist es die altvertraute schlesische Liturgie? Ist es die immer wieder zu Herzen gehende Predigt? Ist es die Begegnung und die Gemeinschaft mit lieben alten Weggefährten bei der Kaffeetafel nach dem Gottesdienst droben im Gemeindesaal? Wie auch immer die Antwort lauten mag: ein jeder kehrt nach diesem Festtag wieder reich beschenkt und dankbar an seinen Heimatort zurück. Unser Dank gilt allen, die an diesem Tage wieder mit ganzer Hingabe für das geistliche und leibliche Wohl der Besucher gesorgt haben. Stellvertretend nennen wir hier die Kirchenälteste Frau Rosemarie Langierowicz und ihre Mitarbeiterinnen, die Sängerin Frau Eva Wend, den Organisten aus Breslau und die beiden Pastoren Dawid Mendrok aus Breslau und Pastor Jerzy Gansel aus Liegnitz, den Hausvater der gastgebenden Gemeinde. In seiner Predigt über 1. Tim. 4, Vers 4 und 5 hat uns Pastor Mendrok aufs neue die Augen geöffnet für die guten Gaben, mit denen unser Gott uns auch in diesem Jahr so reich beschenkt hat. Unser Gott gibt uns nicht nur das, was wir zum täglichen Überleben nötig haben: vom täglichen Brot über das tägliche Wasser bis hin zum täglichen elektrischen Strom. In seinem Sohn schenkt er und darüber hinaus das „Brot des Lebens“, das wir immer wieder im Heiligen Mahl empfangen dürfen. Und alles, was Gott uns schenkt, das dürfen wir auch mit Danksagung empfangen. Denn Gottes gute Gaben werden geheiligt durch das Wort Gottes und das Gebet – uns selbst und allen Menschen zum Wohl und zum Heil. An diesem Gottesdienst wieder mitwirken zu dürfen, war mir eine besondere Freude und Grund zur Dankbarkeit. Foto: Lillge 170 MELDUNGEN Schlesischer Kulturpreis 2012 für Ute Badura DR. STEPHAN ADERHOLD Ute Badura Foto: ANN A m 15. September 2012 verlieh der niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Uwe Schünemann, den Kulturpreis Schlesien im Schloß Fürstenstein in Waldenburg. Dieses Jahr ging der zum 36. Mal verliehene Preis an Ute Badura, Dr. Piotr Oszczasnowski und der Sonderpreis an die Künstlergruppe „International Art Ansamble RAR”. Diese Personen haben sich in besonderem Maße für die schlesische Kultur und Kunst und ihre Vermittlung in die Gegenwart eingesetzt. Dr. Piotr Oszczanowski wurde im Jahr 1965 in Breslau geboren und ist ein international hochgeschätzter Kunsthistoriker, sowie Lehrstuhlinhaber an der Universität Breslau. Seine Interessen- und Forschungsschwerpunkte liegen in dem Bereich der Kunst und des Kunsthandwerks in Schlesien von der Renaissance bis zur Frühmoderne. Auch engagiert er sich in hohem Maße für die Friedenskirche zu Schweidnitz. Ute Badura hat sich als Filmautorin und Regisseurin einen Namen gemacht und sich mit ihren Themen besonders Schlesien zugewandt. Bekannt geworden ist sie vor allem durch ihre Filme „Schlesiens Wilder Westen” und „Häuser des Herrn”, der auch von der Gemeinschaft Evangelischer Schlesier gefördert worden ist. Frau Badura hat in ihrer Erwiderung auf die Laudatio ihr „Verhältnis zu Schlesien” so beschrieben: Mein Verhältnis zu Schlesien „1990 bin ich das erste mal nach Schlesien gefahren – die typische Familienreise. Mein Vater wollte seinen Töchtern seine Heimat zeigen: Breslau, Schweidnitz, Hirschberg, Jordansmühl. Wir stellten fest, daß diese Orte tatsächlich existierten – Orte, die wir nur aus wenigen Ge-schichten kannten, die uns überdies früher nicht sonderlich interessiert hatten. Sie waren aus Stein, und Menschen lebten darin – es waren plötzlich keine Phantasieorte mehr, sie wurden real. Besonders Breslau war beeindruckend – nicht nur die Stadt selbst, sondern auch wie mein Vater sich in der Stadt, in der er aufgewachsen war, mit großer Zielstrebigkeit bewegte. Er kannte sich aus, man spürte, daß er diese Straßen schon oft entlang gelaufen war in diesem uns so fremden Ort, der bis dahin immer etwas Irreales gehabt hat. Ebenso verbinde ich diese für mich sehr prägende Reise mit einem übertriebenen Gefühl der Vorsicht. Ich hatte Angst, daß man uns an diesen Orten als Deutsche nicht akzeptieren würde. Ich erwartete ständig, daß ein Pole auf uns zukommt und sagt, daß wir von dort verschwinden sollen. Damals hätte ich ein derartiges Verhalten von polnischer Seite sogar verstanden – aber es ist nicht passiert, und darüber war ich sehr erleichtert. Seit diesem ersten Besuch habe ich viel Zeit in Schlesien verbracht: zu Recherche- und Dreharbeiten, um Freunde zu treffen. Acht Monate habe ich in Breslau gelebt, um Polnisch zu lernen. Mir sind mittlerweile viele Orte und Landschaften vertraut, sei es in Ober- oder in Niederschlesien. Insbesondere mit Kopaniec/ Seifershau, dem Ort in dem mein erster Schlesienfilm spielt, sowie mit Breslau fühle ich mich sehr stark verbunden. Die Phantasie- und Sehnsuchtsorte meiner Kindheit sind real geworden, sie leben im Hier und Jetzt - und das ist gut so. Die Angst, als Deutsche in Polen nicht erwünscht zu sein, ist verschwunden. Nur eins ist mir nicht gelungen: Polnisch zu lernen.” Ute Badura Auszeichnung für Hans Stillfried D er schon Anfang des Jahres begangene 75. Geburtstag ist ein willkommener Anlaß, Diakon Hans Stillfried für seinen jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz als Mitglied und Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Hessen-Rheinland-Pfalz-Saar zu danken und mit der Goldenen Ehrennadel der „Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee)” e.V. auszuzeichnen. Bruder Stillfried kommt eigentlich aus der Gehörlosenarbeit. Nachdem er 1956 in die Diakonen-Anstalt Duisburg eingetreten und dort ausgebildet worden war, war er zunächst in verschiedenen Arbeitsfeldern in Kirche und Diakonie tätig, bis er im April 1970 nach Frankfurt/Main zog und dort 34 Jahre Behinderte betreute – tatkräftig unterstützt von seiner Frau Gudrun geb. Fahl. Aus der Ehe, die 1968 geschlossen wurde, gingen zwei MELDUNGEN – LESERBRIEF Foto: ANN Kinder und drei Enkel hervor. 2004 zog die Familie nach Bad Münster am Stein-Ebernburg, wo sie seitdem lebt. In einem später verfaßten Lebenslauf 171 hat Hans Stillfried den bemerkenswerten Satz geschrieben: „Eines allerdings hatte ich nie vergessen, daß ich ein Schlesier bin”. Wie so vielen von uns geht es auch ihm so, daß er die Prägungen der Kindheit in Schlesien und die Erlebnisse von Vertreibung und Neuanfang zeitlebens gespürt hat. Bei ihm war es Gebhardsdorf in der süd-westlichen Oberlausitz, wo er als Sohn eines Gärtnereibesitzers am 15. Januar 1937 geboren wurde. 1942 ist der Vater als Soldat in der Ukraine gefallen. Die Mutter zog mit Hans nach Greiffenberg. Hier kam er 1943 in die Volksschule. Im Juli 1946 begann die Vertreibung. Auf Umwegen kam die Familie schließlich nach Letmathe bei Iserlohn in Westfalen. Nach dem Schulabschluß 1952 absolvierte Hans Stillfried eine Gärtnerlehre, im Anschluß daran eine Facharbeiter-Prüfung mit Auszeichnung. Die Verbindung mit den alten Greiffenbergern, vor allem mit dem Schriftsteller Jochen Hoffbauer, war es schließlich, die ihn zur „Gemeinschaft evangelischer Schlesier” brachte. Die Leitung der LAG Hessen hatte 1991 Frau Alice Schenkling geb. Langner in Wiesbaden übernommen. 1995 wurde Hans Stillfried ihr Nachfolger. Seine regelmäßigen Rundbriefe werden gern gelesen. Wegen der weiten Entfernungen müssen die Tagungen meistens an zwei Orten stattfinden – für die Nordhessen in Kassel, für die Südhessen in Frankfurt/Main, neuerdings auch in Bad Münster. Nicht nur wir, die wir in dieser LAG leben und Hans Stillfried und seine Frau stets freundlich und hoch engagiert erleben, sondern darüber hinaus auch der Bundesvorstand und die, die mit ihm in der „Gemeinschaft” zusammenarbeiten, danken ihm für das brüderliche Miteinander und wünschen ihm gemeinsam mit seiner Frau Gottes Segen und viel Gesundheit und Freude für die Zukunft. Christian-Erdmann Schott Kurz notiert Opitz-Denkmal in Bunzlau eingeweiht Schlesische Heimatstuben in Jauernick Buschbach Bunzlau hat wieder ein Denkmal, das an den 1597 in Bunzlau geborenen bedeutenden schlesischen Barockdichter Martin Opitz erinnert. Im Jahre 1877 war durch den Bildhauer Hermann Michaelis eine Büste (Abb.) geschaffen worden, die neben dem Gymnasium Aufstellung fand. In den Wirren des Krieges verloren gegangen, gab es nun eine Initiative zur Errichtung eines neuen Denkmals. Gestaltet wurde es von Tomasz Gornicki, einem Absolventen der Warschauer Akademie der Schönen Künste. Wie kürzlich zu erfahren war, ist für die Stiftung Schlesische Heimatstuben eine Lösung in Sicht. Die Gemeinde wird den ehemaligen Kindergarten auf dem Rittergutsgelände so vorrichten, daß er zweckentsprechend genutzt werden kann. Die Kosten trägt hierbei die Stiftung. Die polnische Partnergemeinde Krotoszyce/Kroitsch ist an dem Projekt ebenso beteiligt, wie der Deutsch Paulsdorfer Tanzkreis „Rübezahl”. ANN Leserzuschrift: Geschichtsunterricht Englisch Eben las ich Ihre Zusammenfaßung des Buches „Im Krieg war ich noch klein...” von Frau Winkelmüller. Das erinnerte mich an Folgendes: Im Schulpensum meines 9-jährigen (englischen) Enkels wurde der 2. Weltkrieg behandelt. Die Kinder kann- ten inzwischen damalige Flugzeugtypen ebenso wie Landeplätze der Alliierten an der belgischen Küste. Da kam die Lehrerin auf die Idee, den Kindern die Erinnerungen eines deutschen Kriegskindes zu vermitteln. So wurde ich gefragt. Da ich mich weniger an den Krieg als an die Flucht erin- nere, verbrachte ich zwei Stunden damit, der mucksmäuschen-stillen Klasse davon zu berichten. Ich habe noch den ärmellosen Pullover, den ich damals anhatte, nahm ihn also mit und ließ die Kinder raten, wie alt ich wohl war, als der mir paßte. Da keines von ihnen auch nur annähernd reinpaßte, 172 BUCHEMPFEHLUNG schlossen sie ganz richtig auf 4 oder 5 Jahre und guckten mich recht erstaunt an. Dann erzählte ich ihnen von Eiseskälte im Februar 1945 und von unsern abenteuerlichen Übernachtungen in Wäldern, Gebüschen, Heuböden und im Kartoffelkraut der abgeernteten Felder. Wie lange sie ganz still sein könnten, wollte ich wissen. Na, ein paar Minuten vielleicht, meinten sie. Als ich dann sagte, daß wir ganze Nächte im Freien nicht sprechen, nicht mal flüstern, nicht husten, nicht niesen, nicht weinen durften, damit man uns nicht entdeckte, hielten sie den Atem an. Und dann das Essen. Was habt ihr heute zum Frühstück gehabt, oder was eßt ihr gleich als „lunch”?, fragte ich. Nach einigen interessanten Antworten holte ich drei winzige Container aus der Hosentasche. Was ist denn hier drin? wollte ich wissen. Nach genauer Untersuchung kamen die Kinder zum richtigen Schluß: Haferflocken, Zucker und Butter. Und wie viel, meint ihr, ist in jedem Töp- fchen? Na, 'n Teelöffel, war die Antwort. Dann erzählte ich ihnen, daß diese Portionen, zweimal am Tag, unser ganzes Essen war. Soooo wenig? und niemals was anderes? wurde ich gefragt. Also, diese Kinder hätten das nicht so gerne wochenlang gegessen. Und dann der Fußmarsch. Wie weit ist es denn bis zu euch nach Hause?, fragte ich ein paar Kinder. Na, vielleicht zwei Meilen, oder so. Seid ihr heute denn zu Fuß in die Schule gekommen? Noooooooooooooo! kam die Antwort. Natürlich nicht. Soooo weit? Also heute müßtet ihr mindestens zweimal zu Fuß zur Schule und wieder nach Hause laufen, wenn ihr wissen wollt, wie weit ich täglich laufen mußte. Und dann tagelang sogar ohne Schuhe, weil meine Füße für die alten Schuhe zu groß geworden waren. Und dann die Blasen an den Füßen ..., und die Strümpfe waren kaputt. Und neue oder andere gab es keine. Und dann lagen oft so schwarze Bündel an der Straße. Was die waren, konnten die Kinder sich natürlich nicht denken. Als ich ihnen von Schußwunden erzählte und fragte, ob sie verstehen könnten, daß ich keine Computer-Spiele mag, in denen Menschen oder Maschinen sich gegenseitig zu erschießen versuchen, nickten sie verständnisvoll. So vergingen zwei Stunden wie im Flug und die Kinder konnten Fragen stellen. Besonders berührte mich das Interesse eines Jungen: „Träumen Sie nachts von damals?” „Ja”, sagte ich, „ich träume noch jetzt immer wieder denselben Traum. Und der geht so: ich laufe weg und habe Angst. Irgendwer oder irgendwas ist hinter mir her und mir ganz dicht auf den Versen. Und genau in dem Augenblick, in dem der Verfolger mich fassen will, erhebe ich mich in die Luft und kann fliegen. Hoch genug, um der Gefahr zu entgehen und in Sicherheit zu sein.” „Das habe ich auch auf einem ComputerSpiel” kommt die Antwort,... „also geht das doch!” – Ja, das geht, sage ich. Brigitte Lange Spouse aus Freystadt Walter Schwarz: Tagebuchnotizen 1941-1945 Hg. und kommentiert von Dietmar Neß. Mit einem einführenden Essay von Christian-Erdmann Schott = Studien zur Schlesischen und Oberlausitzer Kirchengeschichte 12, 342 S., kart., Verein für Schlesische Kirchengeschichte 2011, ISBN 978-3-9807955-6-2-1, 15.- €. Der Breslauer Oberkonsistorialrat Walter Schwarz (1886-1957) gehört gewiß zu den prägenden Persönlichkeiten der schlesischen Kirchengeschichte des 20. Jh.s. Er stand der Christophori-Synode nahe und übernahm kirchenleitende Funktionen, nachdem der schlesische Bischof D. Otto Zänker zwangspensioniert worden war. Als geistlicher Leiter der schlesischen Provinzialkirche erlebte er mit dieser Flucht, Vertreibung, Umbruch und erste Neuanfänge. Seine klare und zugleich vermittlungsfähige Art befähigte ihn zu leitendem Dienst in der „Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V.”, zugleich belasteten Schwarz bis zu seinem Tod die kirchlichen Trennungen, die in Schlesien der Kirchenkampf mit sich gebracht hatte. Wolfgang Trillhaas bilanzierte in seiner Traueransprache am 27. Februar 1957: „Walter Schwarz hat in ganz besonderer Weise und mit ganz besonderem Nachdruck … nicht zufällig, sondern mit Willen und Wissen ohne Rücksicht, ob es verstanden würde oder nicht, der wahrenden Kirche gedient. Auch das bedeutet ein ganz hohes Ethos. Wie viel auch über diese Art in der Kirche gelästert und Unverständnis zum Ausdruck gebracht wird, es ist ein hohes Amt, und wir werden erst allmählich begreifen, was wir denen verdanken, die in Treue verwaltet haben.” (S. 27) Daß Walter Schwarz Tagebuch geführt hat, war seit langem bekannt. Sein Sohn, Propst Eberhard Schwarz, hat manchmal davon gesprochen. Dietmar Neß, der schon 2004 genaue- re Einblicke in diese wichtige Quelle zur Kirchlichen Zeitgeschichte vermitteln konnte, hat nun den Gesamttext in einer sorgfältig betreuten Edition, begleitet von 501 erläuternden Anmerkungen, vorgelegt. Zunächst sollte man aber den sorgsam wertenden Essay von Christian-Erdmann Schott lesen, in dem die Vita von Schwarz mit der unübersichtlichen schlesischen Kirchengeschichte jener Jahre verknüpft wird. Als unmittelbares Zeitzeugnis sind diese unsystematischen, oft zeitliche Lücken aufweisende und an vielen Stellen leider nur allzu knappen Notizen von hohem Wert. Auch der nicht direkt mit Schlesien verbundene Leser wird hier auf vielen Seiten wichtige Hinweise, Urteile und Zeitzeugenberichte finden. So berichtet Schwarz am 2.12.1941 über Nachrichten zur Gründung des Instituts zur Erforschung des jüdischen Einflusses auf die Kirche und einer damit zusammen- BUCHEMPFEHLUNG 173 hängenden „Versammlung” in Schlesien (S. 58f.). Der Leiter des Instituts war übrigens nicht ein „Prof. Günther -Jena”, wie Schwarz notierte, sondern der Neutestamentler Walter Grundmann (1906-1976). Der Eugeniker Hans F. K. Günther (1891-1968), der ab 1930 in Jena lehrte und zu den übelsten Vertretern der Rassenlehre gehörte, hatte zumindest direkt nichts mit dem Eisenacher Institut Grundmanns zu tun. Am 25.3.1942 berichtet Schwarz von den „Jugendfeiern… zur Überführung der Jugend in die HJ, zugleich Schulentlassungsfeier, [die] sich als Ersatz der Konfirmation” anbot, und liefert damit einen wichtigen Baustein zur Vorgeschichte der sozialistischen Jugendweihe in der DDR ab 1954. Am 14.7.1942 notiert Schwarz: „Nach dem Stand vom 30.6.1942 sind 424 Pastoren und ordinierte Vikare in Schlesien eingezogen, 52 nicht ordinierte, 20 Kriegspfarrer, dazu noch 5, insgesamt 501; 102 davon Offiziere, 14 unter den nicht ordinierten, 4 unter den stud. theol. = 120. Gefallen 21 Vikare, 24 Pastoren, 3 vermißt, 5 von der BK = 53.” (S. 97) Am 18.6.1943 heißt es: „Die Kruppwerke um Ohlau werden von Juden gebaut. In Warschau ist das Ghetto in Brand gesteckt, in dem sich Waffen befanden und Deserteure. Große Aussiedlungen; Frauen und Kinder vergast; Männer Arbeitstiere. Es ist grauenhaft. Unsere Reden wenden sich gegen uns.” (S. 133) Eintrag vom 13.1.1944: „Ich setze die Todesanzeige von Reinhard [Schwarz, als Oberleutnant gefallen am 17.12.1943, Sohn von W. Schwarz] in der Schlesischen Tageszeitung nicht durch wegen der Erwähnung des Konfirmationsspruches: ‚Wir dürfen Christliches nicht aufnehmen.’” (S. 173) Besonderes Interesse verdienen die Tagebucheintragungen von Walter Schwarz zur Konferenz der Kirchenführer im September 1945 in Treysa. Schwarz war hier natürlich Partei, aber seine Beobachtungen konterkarieren doch in mancher Hinsicht die hagiographischen Glanzlichter, in die dieses Ereignis inzwischen oft getaucht wird: „Es folgte die Rede von [Martin] Niemöller, die nicht als private, sondern als offizielle des Vorsitzenden des Bruderrates der Ev. Kirche zu werten war. Selten habe ich so viel Oberflächliches, Schwärmerisches, Überhebliches und Machthungriges auf einmal gehört: es muß erst abgebaut werden, ehe aufgebaut wird. Wer für den lieben Führer gebetet hat, kann nicht im Kirchenregiment sitzen. […] [Alfred] Kleindienst flüsterte mir zu: Da haben wir unseren Adolf. Wirklich fielen jedem die Analogien: Hindenburg/Hitler – Wurm/Niemöller peinlich auf.” (S. 258f.) Das war scharfer Toback, entsprach aber damaligen Konfrontationslinien. Prof. Dr. Peter Maser Ostkirche Information In Not, aus Not und vor allem gegen Not ... ... entstand die Kirchenmusikschule Görlitz. Ihre Frühgeschichte, an die dieses Heft erinnern soll, zeugt davon. Sie beleuchtet aber auch, wie – letztlich – Not gewendet wurde.” So beginnt eine 88 Seiten umfassende Broschüre, betitelt Die evangelische Kirchenmusikschule Görlitz im Rückblick auf die Jahre 1947-1963. Erinnernswertes aus ihrer Frühzeit unter Eberhard Wenzel und Horst Schneider. Martin-Luther-Verlag, Erlangen 2012 ISBN 978-3-87513-179-6 Zusammengestellt haben diese sonst schlicht aufgemachte, mit einer ganzen Reihe von Fotos bereicherte Arbeit zwei Kirchenmusiker, die Besonderes auszeichnet: Wolfgang Elger, unter der Matrikel-Nummer 1 der Studierenden genannt (1948-1951; freilich begann die systematische Zäh- Haus der früheren Kirchenmusikschule in der Görlitzer Langenstraße Foto:ANN lung erst ein wenig später) und Gerhard Nöbel, der genau ein halbes Jahrhundert lang (1952-2002) als Lehrer an dieser Schule wirkte, ersterer zuletzt als Landes-Kirchenmusikdirektor in Dessau, letzterer zuletzt als Domkantor in Bautzen. Erinnerungen an den musikalischen Schulalltag von Lernenden und Lehrenden, an die „erste große Westreise” im Sommer 1954 und daß solches dann später gänzlich unmöglich wurde unter den politischen Bedingungen, die dieser Einrichtung und ihrer Arbeit mancherlei Schwierigkeiten machten; auch von der „zuweilen gefährdeten Existenz” und der Öffnung auch für katholische Studierende als „einzige ökumenische Kirchenmusikschule in der DDR”. Das Buch erschien im Martin-Luther-Verlag in Erlangen und kann über den Buchhandel (nicht bei der Gemeinschaft evg. Schlesier und dem ´Gottesfreund`, worauf wieder einmal hinzuweisen Anlaß besteht) bezogen werden. Dietmar Neß 174 Aus der LAG Westfalen-Lippe Bei einer Zusammenkunft der LAG im Juni d. J. in Detmold, die auf Einladung von Dr. Christian-Erdmann Schott zustande kam, wurde der Rücktritt des langjägrigen Vorsitzenden Dr. Otto Lillge bekanntgegeben. Die Besetzung des Vorstandes wird daher u.a. auch Gegenstand des kommenden Treffens sein: am 14. November, um 15 Uhr, in Detmold, Schülerstraße 14. Wichtiger Tagesordnungspunkt ist allerdings eine Aussprache darüber, wie das Wirken der LAG stärker auf die Generation der Kinder und Enkel ausgerichtet werden kann. Es wird herzlich um zahlreiche Teilnahme gebeten. VERANSTALTUNGEN DER GEMEINSCHAFT EVANGELISCHER SCHLESIER Görlitz / LAG Schlesische Oberlausitz Tagestreffen mit Wahl eines neuen Vorstandes am Sonnabend, den 3. November von 10 bis 16 Uhr im Gemeindehaus der Hoffnungskirchengemeinde in Görlitz-Königshufen. Hamburg Gemeindenachmittag der evangelischen Schlesier Freitag, 2. November und 7. Dezember, im Gemeindesaal von St. Petri in Altona, Schmarjestr. 31. LAG Baden-Württemberg/Stuttgart Gottesdienst mit schlesischer Liturgie Sonntag, 25. November (Ewigkeitssonntag) um 14.30 Uhr in der Schloßkirche in Stuttgart. München Die Gem. evg. Schlesier im Raum München in Zusammenarbeit mit dem Haus des Deutschen Ostens lädt ein zu einem Gottesdienst am 2. Adventssonntag, den 9. Dezember, um 14.30 Uhr in die evg. Magdalenenkirche in München-Moosach, Ohlauer Straße 16. Der Gottesdienst wird nach der alten schlesischen Liturgie mit Heiligem Abendmahl gefeiert. Wie jedes Jahr möchten wir anschließend noch bei Kaffee und Kuchen zusammen sein, erzählen und einige vorweihnachtliche Geschichten hören. EVANGELISCHE GOTTESDIENSTE IN DEUTSCHER SPRACHE IN SCHLESIEN Breslau: an jedem Sonntag um 10 Uhr in der Christophorikirche, pl. Św. Krzyzstofa 1. Lauban: an jedem 4. Sonntag um 9 Uhr in der Frauenkirche, ul. Kombatantów. TERMINE – AUS DER LESERGEMEINDE Ich bin bei dir, daß ich dir helfe und dich errette, spricht der Herr. Jeremia 15,20 – Losung am 16. Oktober 2012 Mit großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied von MARGOT IDA EMMI NEUMANN geb. Huhnt 28. September 1925 – 16. Oktober 2012 In liebevoller Erinnerung: Andreas Neumann-Nochten und Gundula Neumann Henriette, Valeska, Hannah Elisa und Amanda Ruth Görlitz, Guben, Leipzig, Kapstadt, Wuppertal im Oktober 2012 Liegnitz: am 1. und 3. Sonntag um 13 Uhr in der Liebfrauenkirche, pl. Pastora Wolfgang Meißlera Schweidnitz: an jedem 4. Sonnabend um 9 Uhr in der Friedenskirche, pl. Pokoju 6. Waldenburg: an jedem 2. Sonntag und jedem 4. Sonnabend um 14 Uhr in der Erlöserkirche, pl. Kościelny 4. Bad Warmbrunn: jeder 2. Sonnabend im Monat 14 Uhr jeder 4. Sonntag im Monat 14 Uhr Erlöserkirche, pl. Piastowski 18. Jauer Friedenskirche Auf Anfrage: Park Pokoju 2, 59-400 Jawor. Tel. (+4876) 870 51 45. E-Mail: jawor@luteranie.pl Pfarramt: ul. Partyzantów 60, 51-675 Wrocław. Tel. 0048 - 71-3484598. Pfarrer Andrzej Fober GEBURTSTAGE AUS DER LESERGEMEINDE 100. Am 12.11. Herr Erich Drobek, 88214 Ravensburg, früher Reinersdorf, Nr. 61. 98. Am 22.11. Frau Isolde Doctor, 36110 Schlitz, früher Hermsdorf /Kynast. 95. Am 22.11. Frau Alice Schenkling, geb. Langner, 65199 Wiesbaden, Haus 40, früher Breslau. 93. Am 03.11. Diakonisse Erika Hoffmann, 34119 Kassel, früher Marxdorf (Breslau). Am 11.11. Frau Leonie Köhn, 31707 Bad Eilsen, früher Pretschkau, Krs. Neiße. 92. Am 03.11. Frau Charlotte Schneider, 61118 Bad Vilbel, früher Breslau.Am 20.11. Herr Günter Steiner, 35582 Wetzlar, früher Schöngarten. 91. Am 09.11. Herr Bernhard Staudacher, 70374 Stuttgart, früher Rosenberg O/S. Am 12.11. Herr Wolfgang Richter, 30655 Hannover, früher Sagan. Am 17.11. Herr Pfarrer i.R. Walter Gollsch, 74182 Obersulm, früher Breslau. AUS DER LESERGEMEINDE 90. Am 22.11. Herr Rektor i.R. Siegfried Beul, 72074 Tübingen, früher Bunzlau/Nd.-Schles. 89. Am 09.11. Frau Martha Pawlik, 76185 Karlsruhe. 88. Am 03.11. Frau Brigitta Häuser, 86500 Kutzenhausen, früher Liegnitz. Am 07.11. Herr Pfarrer Otto Carl Springer, 94036 Passau. Am 18.11. Frau Liselotte Fehr, 34130 Kassel, früher Vellmar. Am 29.11. Herr Bernd Autenrieth, 70374 Stuttgart, früher Stuttgart. 87. Am 07.11. Herr Dr. Gerhard Kaske, 45770 Marl. 86. Am 16.11. Carl Christian Graf v. Kospoth, 85567 Grafing, früher Briese. Am 21.11. Herr Diether v. Trzebiatowski, 55218 Ingelheim, früher Gleinig, Krs. Guhrau. 84. Am 15.11. Herr Pfarrer i.R. Martin Kiock, 02826 Görlitz, früher Kreisewitz, Kr.Brieg. Am 16.11. Frau Jutta Rüdiger-Ettlich, 71732 Tamm, früher Breslau. Am 20.11. Herr Horst-Klaus Hofmann, 64614 Bensheim. Am 23.11. Frau Edelgard Schröder, 40489 Düsseldorf. 83. Am 05.11. Herr Dieter Günther, 97762 Hammelburg, früher Haasenau/Breslau. Am 18.11. Herr Dr. Johannes Schaefer, 14129 Berlin, früher Schweidnitz. 82. Am 12.11. Herr Siegfried Streubel, 71679 Asperg, früher Breslau. Am 20.11. Herr Superintendent i.R. KarlHans Schnell, 31785 Hameln, früher Labes/Pommern. Am 29.11. Herr Ernst Heider, 69469 Weinheim, früher Militsch, Bez. Breslau. Am 30.11. Mrs. Dorothea Klein, geb. Wehowsky, CAN-Edmonton AB T6J 7G8, 425 10511früher Schnellewalde/Krs. Neustadt O/S. 81. Am 16.11. Herr Wolfgang Ueberschär, 26123 Oldenburg,früher Breslau. Am 17.11. Herr Hans-Joachim Leder, 91522 Ansbach, früher Cosel-Hafen O/S. 79. Am 06.11. Herr Pfarrer Klaus Lobisch, 82131 Gauting. Am 10.11. Frau Gisela Hartwig, 08066 Zwickau, früher Breslau-Zimpel. Am 29.11. Frau Renate Lehmann, 71083 Herrenberg, früher Breslau. Am 29.11. Herr Albrecht Störmer, 10117 Berlin, früher Fürsten-Ellguth. 78. Am 02.11. Hans-Christoph Graf v. Schweinitz u. Krain, 64342 Seeheim-Jugenheim, früher Crayn Krs. Liegnitz. Am 30.11. Frau Brigitte Taubmann, geb. Knittel, 02708 Obercunnersdorf, früher Birkholz/Kr. Schweidnitz. 76. Am 29.11. Herr Siegfried Schnecke, 06502 Thale OT Neinstedt, früher Friedrichsdorf. 75. Am 15.11. Herr Pfarrer i.R. Georg-Gottfr. Peters, 48157 Münster, früher Breslau. Am 18.11. Herr Harald Dierig, 48161 Münster. Am 22.11. Herr Gotthardt v. Wallenberg Pachaly, 02894 Reichenbach, früher Siebischau/Breslau. Am 29.11. Herr Arnhold Sinna, 06502 Thale - OT Westerhausen, früher Honig Kr. Ostrowo. 74. Am 16.11. Frau Siegrid Vorwerg, 24983 Handewitt, geb. in Bober. Am 25.11. Herr Dr. Eike Gelfort, 51107 Köln, früher Essen. 73. Am 08.11. Frau Charlotte Kastner, geb. Tokarski, 90596 Schwanstetten, früher Altheide Bad/Krs. Glatz. 71. Am 15.11. Herr Arnold Rißler, 03119 Welzow N/L, früher Weißwasser O/L. 62. Am 09.11. Herr Eugen Walther, 06122 Halle, früher Roßbach. 175 Beitrittserklärung: Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Gemeinschaft evangelischer Schlesier e. V. bei einem Mitglieder-Jahrebeitrag von aktuell 30 Euro für das laufende Kalenderjahr; im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft erhalte ich die Zeitschrift „Schlesischer Gottesfreund„ kostenfrei. Ich möchte kein Mitglied werden, bestelle aber die Monatszeitschrift „Schlesischer Gottesfreund„ zum Abo-Preis von 36 Euro pro Jahr. Bitte senden Sie mir eine Probenummer der Zeitschrift „Schlesischer Gottesfreund„ zu. Datum: Unterschrift: Titel: Nachname: Vorname: Straße: PLZ, Ort: Geburtsdatum/-ort: Beruf: persönlicher bzw. familiärer schlesischer Herkunftsort: Sollten Sie nicht mit der Veröffentlichung einiger Ihrer persönlichen Daten in der Geburtstagsliste des „Gottesfreundes„ einverstanden sein, kreuzen Sie es bitte in den entsprechenden Kästchen an. Bitte einsenden an: Gemeinschaft evangelischer Schlesier e.V. Postfach 1410, D – 32440 Porta Westfalica oder Bankverbindung: Stiftung Evangelisches Schlesien Schlaurother Straße 11, D – 02827 Görlitz Stadtsparkasse Porta Westfalica BLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997 Impressum Herausgeber: Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V. D 32440 Porta Westfalica, PF 1410, Tel.: 0571-971 99 74, Bankverbindung: Stadtsparkasse Porta Westfalica BLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997 E-mail: info@gesev.de Verantwortlich für den Inhalt: Mag. phil. et theol. Dietmar Neß Wittichenauer Straße 11a, D - 02999 Groß Särchen, Tel./Fax: 03 57 26 - 5 56 75 E-mail: mag.ness@online.de. Andreas Neumann-Nochten Hotherstraße 32, D - 02826 Görlitz Tel.: 03581 - 878988 E-mail: gottesfreund@nochtenart.de Beiträge/Grafik/Satz/Layout: Andreas Neumann-Nochten Herausgegeben in Zusammenarbeit mit der Stiftung Evangelisches Schlesien und der Evangelischen Diözese Breslau/Wroclaw. Druck: MAXROI Graphics GmbH, Görlitz 176 Sichtbare Fortschritte bei der Sanierung des Schwenckfeldhauses in Berthelsdorf Der 3. Oktober diesen Jahres gab allen Anlaß zu großer Freude. Bei bestem Herbstwetter trafen sich zum ersten Mal Mitglieder und Gäste, um das Schwenckfeldhaus in Berthelsdorf mit einem Kaffeetrinken und der Mitgliederversammlung offiziell in Nutzung zu nehmen. Zwar ist die Sanierung des Hauses noch nicht abgeschlossen, aber mit dem Abschluß der Stabilisierung und der Dachsanierung kann das Haus jetzt sicher betreten werden. Neben diesen Maßnahmen konnten in diesem Jahr auch noch die Aufarbeitung der Kastenfenster und die Stabilisierung des Fachwerkgiebels durchgeführt werden. Für nächstes Jahr ist die Restaurierung des Fachwerks geplant, vorausgesetzt, alle Fördermittelanträge werden positiv beschieden. (MK)