Pressemitteilung
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1 IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben Riedleparkstr. 1, 88045 Friedrichshafen Friedrichshafen, 31.07.2009 07:55:00 Tel.: 07541/3893-0 Fax: 07541 /3893-20 email: friedrichshafen@igmetall.de Worte: 753 ; Zeichen: 4.581 Pressemitteilung Was spielt sich bei der ifm in Tettnang ab? Hinter den weißen Gebäudemauern auf dem ifm Gelände in Tettnang brodelt es. Seit einigen Wochen werden die Beschäftigten bei der ifm in Tettnang, aber auch bei den Töchtern an anderen Bodenseestandorten mit der Forderung konfrontiert, sie sollen aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage auf Weihnachtsgeld 2009 und Urlaubs- und Weihnachtsgeld 2010 verzichten. Informationen, wie die wirtschaftliche Lage wirklich aussieht, ob man Verluste schreibt, wie hoch diese Verluste sind, wurden bisher den Beschäftigten nicht gegeben. Die ifm electronic in Tettnang hat mehr wie 1.000 Beschäftigte. 2003 verließ die Firma den Arbeitgeberverband Südwestmetall und kündigte alle Tarifverträge. Für Beschäftigte, die Ende 2003 schon im Betrieb waren, gilt in diesem Fall die Nachwirkung bzw. die Nachbindung der bestehenden Tarifverträge und damit der Anspruch auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Andere Teile der Belegschaft haben in ihren Arbeitsverträgen die Zusage, dass sie die tariflichen Leistungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, bekommen. All diese Verträge können nun nicht einfach so geändert werden. Deswegen versucht der 2 Arbeitgeber, der zugleich auch Gesellschafter bei der Firma ifm ist, an die Spitze die Herren Buck und Marhofer, diejenigen unter den Beschäftigten, die nicht freiwillig JA zu einem Verzicht zu sagen, sondern sich einem solchen Verzicht verweigern, „in die Mangel“ zu nehmen. Vorgesetzte führen mit diesen Beschäftigten Einzelgespräche oder auch Gespräche in den Produktionshallen vor allen anderen Beschäftigten. In den letzten Tagen tauchten die „Chefs“ schon morgen um 5.00 Uhr bzw. 6.00 Uhr zu Schichtbeginn auf, und drängten den sog. Nein-Sagern ihre Gespräche auf. Die Neinsager werden ausgegrenzt und des „unsolidarischen“ Verhaltens bezichtigt. Das Arbeitsklima, die Motivation sind auf einem absoluten Nullpunkt. Warum, so fragt sich Lilo Rademacher, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Friedrichshafen-Oberschwaben, fährt der der Arbeitgeber eine solche Linie. Viele Beschäftigte zum großen Teil Frauen halten dem Druck nicht mehr stand und haben ohne Überzeugung ihr ursprüngliches Nein jetzt in ein JA zum Verzicht umgewandelt. Der Arbeitgeber hat sich zum Ziel gesetzt, eine nahezu 100 %ige Zustimmung zu erhalten. Bekommt er eine solche hohe Zustimmung nicht, lebt er in einer rechtlichen Unsicherheit. Deswegen übt er diesen Druck aus. Die Mehrzahl der Beschäftigten in der Produktion, so Lilo Rademacher, haben einen durchschnittlichen Nettoverdienst von 1.300 € pro Monat, wovon sie Miete, Unterhalt, Versicherungen usw. bezahlen müssen. Auf Weihnachts- und Urlaubsgeld, welches 1,3 Monatsentgelte im Jahr ausmacht, können bei diesen Verdiensten viele der Beschäftigten nicht verzichten. Viele Frauen, so Lilo Rademacher, sind 3 alleinerziehend und haben nicht nur für sich, sondern auch für ihre Kinder zu sorgen. Schon vor einigen Jahren wurde der größte Teil der Belegschaft ebenfalls gezwungen, einer 40-Stunden-Woche mit 5 Stunden unbezahlter Arbeit pro Woche zuzustimmen. Viele der Beschäftigten haben dies damals mitgemacht. Eine Prämie, die für diese unbezahlten 5 Stunden pro Woche bisher gezahlt wurde, ist jetzt auch gestrichen. Wer nicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten kann, soll als sog. Härtefall beispielsweise an 42 Samstagen im Jahr zukünftig arbeiten – ohne Bezahlung. Was das für Frauen mit Kindern bedeutet, kann man sich vorstellen. Lilo Rademacher, fordert die Geschäftsführung der ifm in Tettnang auf, von den jetzt an den Tag gelegten „Geschäftsgebaren“ abzulassen und sich bewusst zu machen, dass sie als Arbeitgeber eine soziale Verantwortung – gerade auch in der Krise – gegenüber ihren Beschäftigten haben. Es gibt - so Lilo Rademacher- kein Grundrecht auf eine Schwarze Null, erst recht nicht in der Krise. Die Beschäftigten haben in den letzten Jahren mit ihrer guten Arbeit wesentlich dazu beigetragen, dass die ifm ein erfolgreiches Unternehmen war. Deswegen ist es unwürdig und unmoralisch jetzt mit den Beschäftigten in dieser Art und Weise umzugehen. Geht es der Firma wirklich so schlecht, wie sie in den Gesprächen behauptet, dann müssen jetzt die Fakten auf den Tisch. Diese Fakten, so Lilo Rademacher, heißen: wirtschaftliche Daten, Gewinn- und Verlustrechnung, um nachvollziehen zu können, wie die Lage des Unternehmens wirklich aussieht. Mit einer Insolvenz zu drohen, wie es einige Vorgesetzte bei der ifm in den Gesprächen 4 mit den unwilligen Beschäftigten machen, ist ein „übles“ Spiel. Beschäftigte in dieser Krise mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes zu bedrohen – ist ein Stil, den die Herren Buck und Marhofer nicht weiter an den Tag legen sollten. Verantwortung für ihre Beschäftigten zu zeigen heißt, schnellstens für ein besseres Arbeitsklima, für Motivation zu sorgen und von der bisherigen Vorgehensweise, die einem massiven Mobbing gleicht, abzulassen. Nur dann – so Lilo Rademacher – wird das Unternehmen auch gesund aus der Krise herausgeführt werden können. IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben Lilo Rademacher Handy-Nr. 0160-5330025