PDF-Broschüre »Die Wechseljahre. Neue Zuversicht für die Zeit des
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PDF-Broschüre »Die Wechseljahre. Neue Zuversicht für die Zeit des
DIE WECHSELJAHRE. HORMONE. Dirigenten Neue Zuversicht des Lebens. für die Zeit des Wandels. Der Hormonmangel ab den Wechseljahren wirkt sich durch die hohe Lebenserwartung über Jahrzehnte aus. Die Wechseljahre. Neue Zuversicht für die Zeit des Wandels. U nsere Lebenserwartung ist in den letzten 100 Jahren sprunghaft angestiegen. Um 1900 betrug sie in den USA gerade mal 49 Jahre. Im Jahr 2000 wurden Frauen im Mittel 79,7 und Männer 74,3 Jahre alt. Der Zeitraum, den die Frauen nach den Wechseljahren noch erleben, hat sich also dramatisch verlängert. Das bedeutet entsprechend aber auch viele Lebensjahre mit einem Hormonmangel: Bereits ab etwa Mitte vierzig ist der Geschlechtshormonspiegel bei Frauen so weit gesunken, dass die Phase der Wechseljahre, das sogenannte Klimakterium, beginnt. Frauen fühlen sich zwar noch nicht alt, entwickeln aber diverse Symptome, die auf den Hormonmangel zurückzuführen sind. Wenngleich die medizinische Wissenschaft schon früh einen Zusammenhang zwischen den weiblichen Geschlechtsorganen und den vielfältigen Wechseljahressymptomen herstellte, so waren damals die Vorstellungen über die tatsächlichen körperlichen Vorgänge doch noch recht vage und »blumig«, wie ein Zitat aus dem Jahr 1887 zeigt: »The ovaries, after long years of service, have not the ability of retiring in graceful old age, but become irritated, transmit their irritation to the abdominal ganglia, which in turn transmit the irritation to the brain, producing disturbances in the cerebral tissue exhibiting themselves in extreme nervousness or in an outburst of actual insanity.« Übersetzung: »Die Eierstöcke haben nach langjährigem Dienst nicht die Fähigkeit, in einem hohen Alter würdig in den Ruhestand zu treten, sondern werden zunehmend irritiert und geben ihre Irritation an die Nerven des Bauchraumes weiter, die wiederum die Irritation auf das Gehirn übertragen, was wiederum zu einer Störung im Gehirn mit extremer Nervosität führt oder in einem Ausbruch eigentlichen Irrsinns resultiert.« 3 Bei der Menopause handelt es sich nicht um einen ominösen Zustand oder gar eine Krankheit, sondern um eine natürliche, physiologische Veränderung, die jede Frau früher oder später erfährt. Viele Frauen zeigen in der Phase des »Wechsels« keinerlei Symptome, bei anderen werden die Beschwerden jedoch so einschneidend und schwerwiegend, dass sie kaum erträglich sind. Dann ist eine ärztliche Intervention notwendig. Die medikamentöse Behandlung folgt bestimmten ärztlichen Richtlinien: Eine Hormontherapie soll einerseits kurzfristig die Symptome im Zusammenhang mit den Wechseljahren lindern, andererseits langfristig bestimmten Erkrankungen vorbeugen, also präventiv wirken. »Medical intervention at this point of life should be regarded as an opportunity to provide and to reinforce a program of preventive health care.« aus: Leon Speroff, Clinical Gynecologic Endocrinology, 2004 Diese Broschüre gibt Ihnen einen Überblick über die medizinischen Grundlagen und Therapiemöglichkeiten von Wechseljahresbeschwerden. Es ist uns dabei besonders wichtig, das Augenmerk auch auf die Prävention von Erkrankungen zu richten, die mit dem Alter einhergehen. Die Originalzitate der medizinischen Arbeiten, die wir beiziehen, sind mit ihren Quellenangaben versehen. Dank der Fragen und Antworten erhalten Sie schnell einen Überblick und können sich über die für Sie wichtigen Sachverhalten informieren. 4 Was versteht man unter den Begriffen Perimenopause, Klimakterium und Menopause? Das Wort Menopause kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern menos (Monat) und pausis (Stillstand) zusammen. Es bezeichnet eigentlich den klar definierbaren Zeitpunkt der letzten Regelblutung. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird »Menopause« jedoch oft weiter gefasst und meint die Zeit des hormonellen Umbruchs vor der letzten Blutung. Medizinisch nennt sich diese Phase jedoch korrekt Perimenopause (griechisch: um die Menopause herum), oder, etwas ungenauer, Klimakterium (griechisch: Leiter). Es ist sozusagen die Etappe zwischen der vollen Fortpflanzungsfähigkeit (reproduktive Phase) und der letzten Regelblutung. Denn bereits mehr als zehn Jahre vor der Menopause treten an den Eierstöcken physiologischerweise Veränderungen auf, die den Übergang einleiten. In der Perimenopause nimmt die Fruchtbarkeit (Fertilität) einer Frau bereits signifikant ab. Es kommt zu Unregelmäßigkeiten im weiblichen Zyklus, der Abstand zwischen den Regelblutungen wird größer beziehungsweise kleiner, oder die Blutungsdauer verlängert sich. Durchschnittlich beginnt die Perimenopause mit 37 oder 38 Jahren; die Menopause erfolgt dann etwa im Alter von 50 oder 51. Medizinisch bezeichnet die Menopause den Zeitpunkt der letzten Regelblutung. 5 Was sind die Ursachen für die Menopause? Warum sind die Frauen bei ihrem Eintritt so unterschiedlich alt? Der Monatszyklus wird entscheidend durch die Frequenz und Qualität der Follikel- beziehungsweise Eizellreifung bestimmt. Wie lange eine Frau fortpflanzungsfähig ist, hängt von verschiedenen Umständen ab, die zum großen Teil noch nicht erforscht sind. Wenn die Zahl an verbleibenden Eizellen einen kritischen Wert unterschreitet, beginnt der eigentliche Wechsel. Sinkt die Zahl der Eizellen unter einen gewissen Wert, beginnt das Klimakterium. Vor der Geburt befinden sich etwa 7 Millionen Eizellen in den Eierstöcken. Wenn die Frau geschlechtsreif wird, also bei der ersten Regelblutung, ist ihre Zahl bereits auf etwa 300 000 gesunken. Zyklusunregelmäßigkeiten und klimakterische Symptome treten auf, wenn noch zirka 25 000 Eizellen verbleiben, die Menopause ist bei einem Vorrat von etwa 1500 Eizellen zu erwarten. Abnahme der Follikelzahl mit zunehmenden Alter Follikelzahl Geburt 1.000.000 Optimale Fertilität Abnehmende Fertilität 100.000 Ausklingende Fertilität Irreguläre Zyklen 10.000 1.000 0 18 31 37 41 45 51 Menopause Alter Genetische Faktoren und Umwelteinflüsse bestimmen, wann die kritische Anzahl an Eizellen erreicht ist. So können von vornherein weniger Eizellen angelegt sein, oder ihr Verbrauch jeden Monat ist erhöht. Raucherinnen kommen beispielsweise im Durchschnitt 1,5 bis 2 Jahre früher in die Menopause als gleichaltrige Nichtraucherinnen. Auch eine Operation an den Eierstöcken, zum Beispiel 6 eine Zystenentfernung, kann zu einer verfrühten Menopause führen. Deshalb ist man mit der operativen Entfernung von Eierstockgewebe auch sehr zurückhaltend. Die Pille oder eine hormonelle Stimulationen im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung hingegen haben nachweislich keinen Einfluss auf den Eintritt in die Menopause. Für Interessierte empfehlen wir zu diesem Thema unsere Broschüre »Zeit für ein Baby«. Welche hormonellen Veränderungen und Symptome können schon in der Perimenopause auftreten? In den Jahren vor der Menopause kommt es nach und nach zu einem Rückgang der Hormonproduktion: zunächst des Progesterons, später auch des Östrogens. Das Hauptmerkmal für den Hormonrückgang ist die Zyklusunregelmäßigkeit. Weil sich die Eierstöcke verändern und die Eizellzahl abnimmt, steigt zunächst das FSH (follikelstimulierendes Hormon). Damit versucht der Körper, mehr Follikel zur Reifung zu bringen (Informationen dazu in unserer Broschüre »Hormone. Dirigenten des Lebens.«). Das LH (luteinisierendes Hormon) weist noch normale Werte auf. FSH und LH werden in der Hypophyse, der übergeordneten Hormondrüse, gebildet und regulieren die Eierstockfunktion. Der FSH-Anstieg bewirkt einen beschleunigten Verbrauch der verbliebenen Eizellen und führt in der Folge auch zu einem Anstieg des LH. In dieser Phase kann der Östrogenspiegel normal, erhöht oder aber erniedrigt sein. Diese Übergangsphase zeigt nicht nur ganz unterschiedliche Hormonspiegel, sondern auch viele verschiedene Symptome – deren Ausprägung ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Grundsätzlich können jedoch bereits die gleichen Symptome wie während der Menopause auftreten. Manche Frauen haben bereits in der Perimenopause unangenehme Beschwerden. Typische Beschwerden sind: Hitzewallungen, Herzrasen, Schweißausbrüche, Scheidentrockenheit, plötzliche Hautalterung, Schlafstörungen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Knochenschwund, Reizbarkeit, Harninkontinenz, depressive Verstimmungen und Gewichtszunahme. 7 Muss ich in der Perimenopause noch verhüten? Diese Veränderungen können durch Hormonmangel auftreten: Ja! Zwar sind in den Jahren der Perimenopause die übergeordneten Hormone FSH und LH zwischenzeitlich erhöht und die Östrogene erniedrigt, die Funktion der Eierstöcke kann sich aber jederzeit wieder normalisieren (ovarielle Reaktivierung). Die älteste Frau, die spontan – also ohne Hormonbehandlung – schwanger wurde, war laut dem Guinnessbuch der Rekorde 57 Jahre alt. Auch Marker für die ovarielle Reserve, zum Beispiel das AMH (AntiMüller-Hormon), sind wenig zuverlässig, wenn es darum geht, in der Perimenopause die Fruchtbarkeit zu beurteilen. Erst wenn die Menopause eintritt, ist der Schutz vor einer Schwangerschaft ohne zusätzliche empfängnisverhütende Maßnahmen sicher. Welche langfristigen Folgen hat der Hormonmangel auf den Körper? Progesteron und Östrogen erfüllen im ganzen Organismus weitreichende Aufgaben. In einer Schwangerschaft, also bei sehr hohen Östrogen- und Progesteronspiegeln, werden diese wichtigen Aufbau- und Schutzfunktionen sehr deutlich – beim Kind und bei der Mutter. Es leuchtet daher ein, dass ein längerfristiger, also chronischer Hormonmangel nachteilige Auswirkungen auf den ganzen Menschen hat. Er fördert degenerative Erkrankungen, die anfangs nur wenig, mit zunehmendem Alter aber immer deutlicher in Erscheinung treten. Ein Hormonmangel sollte deshalb ausgeglichen werden, ganz unabhängig von akuten Wechseljahresbeschwerden. Muskeln Die Spannkraft lässt allmählich nach. Knochen & Gelenke Osteoporose und Arthrose schreiten schneller voran. Blut & Kreislauf Die Gefahr für Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Herzinfarkt und Schlaganfall steigt. Der Blutdruck kann sich erhöhen. Zuckerstoffwechsel Die Tendenz zu Diabetes nimmt zu. Haut Elastizität und Feuchtigkeit nehmen ab, die Faltenbildung nimmt zu. Kopfhaare Haarausfall verstärkt sich durch den niedrigen Östrogenspiegel. Geschlechtsorgane Die Schleimhäute werden dünner, verlieren an Feuchtigkeit und Elastizität. Psyche Depressive Verstimmungen, Angstgefühle und Konzentrationsstörungen treten häufiger auf. Gehirn Die Gefahr für eine Altersdemenz nimmt zu. Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen kommen in den Wechseljahren häufig vor. 8 9 Warum sollte eine Frau nach der Menopause eine Hormonersatztherapie in Erwägung ziehen? Eine Hormonersatztherapie (englisch: hormone replacement therapy, HRT) dient einerseits kurzfristig der symptomatischen Behandlung klimakterischer Beschwerden und kann Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Herzrasen, Unruhezustände, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen lindern oder verhindern. Die langfristige HRT dient andererseits der Prävention ernsthafter Erkrankungen, die im Alter aufgrund des Hormonmangels auftreten. Mit sinkendem Östrogenspiegel steigt das Osteoporoserisiko markant an. Osteoporose Bei 50-jährigen Frauen beträgt die Häufigkeit einer Fraktur des Oberschenkelhalses, eines Wirbelkörpers, des Ober- oder Unterarmes aufgrund von Osteoporose etwa 2 %. Mit zunehmenden Alter steigt dieses Risiko wesentlich an. Osteoporotische Knochenbrüche haben Krankenhausaufenthalte zur Folge. Sie führen häufig auch zum Verlust der Selbstständigkeit und zu einer erhöhten Pflegebedürftigkeit im Alter. In der Danish Nurse Cohort Study wurde bei 14 015 Krankenschwestern der Einfluss einer HRT auf das Risiko einer Hüftfraktur untersucht. Die Frauen waren alle 50 Jahre und älter. Die Studie konnte zeigen, dass eine HRT das Risiko einer Hüftfraktur um 30 % senkt, verglichen mit Frauen, die niemals Hormone eingenommen hatten. Kardiovaskuläres Risiko Herz-Kreislauf-Erkrankungen (koronare Herzkrankheit, KHK) sind auch für Frauen die häufigste Todesursache in den USA, gefolgt von Krebserkrankungen. Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Krankheitsfälle in der Familie, Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes mellitus, Störungen im Fettstoffwechsel und Übergewicht. Männer haben ein 3,5-fach höheres Risiko für eine KHK. Doch im Alter gilt der »Vorsprung« für die Frauen nicht mehr: Sie holen die Männer in diesem Risikoindex ein, je älter sie werden. Während ihrer fruchtbaren Jahren sind sie vor Herzerkrankungen quasi geschützt. Die Gründe dafür sind komplex: Einer der wichtigsten Schutzfaktoren ist die Stimulation des HDL (high-density lipoprotein) durch den ausreichend hohen Östrogen- und niedrigen Testosteronspiegel. Beim HDL handelt es sich um das Lipoprotein, das überschüssige »Fette« abtransportiert, die sich sonst an den Gefäßwänden anlagern und zu den sogenannten atherosklerotischen Plaques führen. Östrogene erweitern zudem die Gefäße, verbessern Östrogene schützen vor Herz-KreislaufErkrankungen. Eur J Epidemol 2005; 20:871–877. Ever users of HRT had a lower risk of hip fracture (hazard ratio 0.69; 0.50–0,94). Hundrup et al. »Major osteoporotic fractures incidences was 773 and 2078 per 100 000 men and women aged 50 and older. Corresponding remaining lifetime propabilities at age 50 were 20.2 % and 51.3 %. Hospitalisation for clinical spine, distal radius, and proximal humerus fractures reached 25 %, 30 % and 50 %, respectively.« Osteoporos Int. 2009 Jul;20(7):1131–40. Remaining lifetime and absolute 10-year probabilities of osteoporotic fracture in Swiss men and women. Lippuner et al. »We conclude that absolute lifetime fracture risks are substantial and that trends in fracture incidence and changes in life expectancy have a marked impact on absolute lifetime fracture risks.« Bone 2008: 43:991–994. Lifetime absolute risk of hip and other osteoporotic fracture in Belgian women. Hiligsmann M et al. 10 11 den Glucosestoffwechsel, schützen die Gefäßinnenwände, senken den Blutdruck und das Homocystein, welches auf die Gefäßwände toxisch wirkt. Diese erhaltenden Effekte der Östrogene auf das Gefäßsystem greifen nur, solange die Gefäßwand intakt ist, sich also noch keine atherosklerotischen Plaques gebildet haben. Im Bezug auf kardiovaskuläre Erkrankungen hat eine HRT also eine klar präventive Wirkung. Eine dänische Studie mit fast 700 000 Frauen konnte den hormonellen Schutz vor Herzinfarkt bestätigen: Sie zeigte für Frauen, die eine transdermale (über die Haut verabreichte) HRT erhielten, eine Reduktion des Herzinfarktrisikos von bis zu 58 %. Eine Hormontherapie schützt vor koronaren Herzkrankheiten, sofern noch keine Arteriosklerose besteht. Patienten mit einer nachgewiesenen Arteriosklerose hingegen profitieren nicht mehr von einer HRT. Im Gegenteil: Hier können Hormontherapien das Risiko für einen Herzinfarkt sogar erhöhen. Die großen Studien, die von einem erhöhten KHK-Risiko unter HRT berichten, bezogen ausschließlich Frauen mit ein, die bereits atherosklerotische Veränderungen hatten und erst lange nach Beginn der Menopause mit einer HRT begonnen hatten. »Observational studies of HRT suggest that there is a beneficial effect on the incidence of coronary heart disease (CHD). Any benefit of HRT seen in randomized clinical trials appears to be confined to those women within several years of their menopause, and it is clear from the randomized trials that age at initiation is a crucially important consideration. Women initiating HRT within 10 years of menopause onset may achieve cardiovascular benefit, particularly in terms of primary CHD prevention, whilst avoiding risks of stroke and venous thrombo-embolism.« Best Pract Res Clin Obstet Gynaecol. 2009 Feb;23(1):109–20. HRT and cardiovascular disease. Stevenson JC. Kognitive Leistung In der medizinischen Fachliteratur finden sich zahlreiche Arbeiten zum Einfluss der Sexualhormone auf die kognitive Leistung im Alter; dazu gehören die Lernfähigkeit, das Erinnerungsvermögen, die Orientierung und die Planung. Die Daten liefern ganz unterschiedliche Ergebnisse: Einige Studien konnten keinerlei Wirkung nachweisen, andere sagen aus, dass Hormone gar zur Prävention und Besserung der Alzheimer-Erkrankung beitragen. Die widersprüchlichen Aussagen kommen zustande, weil zum einen die kognitive Leistung bei den Menschen individuell, sehr variabel und daher schwer zu vergleichen ist. Zum anderen unterscheiden sich die Tests zur Messung der Östrogene in den Studien. Gesunde, postmenopausale Frauen scheinen mit einer HRT in jenen Studien, die das Kurz- und Langzeitgedächtnis prüfen, besser abzuschneiden. Frauen mit niedrigeren Östradiolspiegeln zeigen häufiger eine Abnahme in ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit. Die weiblichen Geschlechtshormone beeinflussen die kognitive Leistung positiv. »...Recent hormonal replacement therapy (HRT) trials in non-demented postmenopausal women suggest a temporary positive effect (notably on verbal memory), and four meta-analyses converge to suggest a possible protective effect in relation to Alzheimer‘s disease (reducing risk by 29 to 44 %)…« Int Psychogeriat 2008: 20, 47–56. Hormonal treatment, mild cognitive impairment and Alzheimer's disease. Ryan J et al. »…HRT-treated women show a postponed aging-related decline in cognitive functioning, partly in concentration and partly in visuomotor function. However, women who choose HRT have better cognitive performance prior to the treatment.« Maturitas 2002: 42, 209–218. The influence of hormone replacement therapy on the aging-related change in cognitive performance. Analysis based on a Danish cohort study. Løkkegaard E et al. »No increased risk was found with unopposed oestrogen, cyclic combined therapy, or tibolone. Significantly lower risk was found with dermal route than oral unopposed oestrogen therapy (P = 0.04). No associations were found with progestagen type or oestrogen dose. Conclusion: In a National cohort study, we found that HT regimen and route of application could modify the influence of HT on the risk of MI. Our data suggest a lower risk with cyclic combined than with continous combined therapy, and low risk with dermal or vaginal application of oestrogen.« Eur J Heart 2008: 2660–2668. Hormone therapy and risk of myocardial infarction: a national register study. Lokkegard E et al. 12 13 Vor- und Nachteile einer Hormonersatztherapie Es ist entscheidend, wann man mit einer Hormontherapie beginnt. Zwei große epidemiologische Studien zur Hormonersatztherapie bei postmenopausalen Frauen – The Women’s Health Initiatve (WHI) und The Million Women Study – ergaben ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs und kardiovaskuläre Erkrankungen. Diese Resultate führten zu großer Verunsicherung bei den Frauen und den behandelnden Ärzten. Erst die exakte Analyse der Daten (Subgruppenanalyse) zeigte, dass die Schlüsse aus beiden Studien voreilig und ungenau gezogen wurden. Neuere Daten zeigen vielmehr, dass es einen kritischen Zusammenhang gibt zwischen dem Beginn einer HRT und deren wirksamen präventiven Effekten: Beginnt man innerhalb von fünf Jahren nach der Menopause mit einer HRT, sind ihre Vorteile ungleich höher als die Nachteile. »When begun within 5 years of menopause in healthy women, oestrogen-based HRT results in far greater benefits than adverse outcomes. There is substantial objective evidence that the benefits of HRT include: Reduced distressing symptoms of menopause. Reduced risk of osteoporotic fractures, dementia and colorectal cancer. Improved wellbeing, quality of life; improved vaginal epithelium, sexual enjoyment and bladder capacity. Improved cardiovascular system, with reduced myocardial ischaemia and cardiovascular-related death. Increased longevity. The adverse effects of HRT include: Oral HRT doubles the risk of thromboembolism. HRT promotes growth of pre-existing breast cancer.« Med J Aust 2009: 190: 321–325. The benefits of oestrogen following menopause: why hormone replacement therapy should be offered to postmenopausal women. Wren BG. Wann sollte ich mit einer HRT beginnen? Falls Frauen nicht bereits seit der Perimenopause eine Hormonersatztherapie erhalten haben, um akute Symptome zu behandeln, sollten sie aus präventionsmedizinischer Sicht beim Eintritt der Menopause, beziehungsweise innerhalb der ersten fünf Jahre danach, mit der HRT beginnen. Die Auswirkungen des Hormonmangels betreffen auch die Sexualität. Sexualität und Wechseljahre – ein Tabuthema? Sexualität ist ein natürliches Verlangen des Menschen. Es ist zwar in den unterschiedlichen Lebensabschnitten verschieden stark ausgeprägt, aber durchaus auch im Alter vorhanden. Vor allem von jungen Menschen – und dies schließt auch Ärzte mit ein – wird das sexuelle Interesse älterer Menschen unterschätzt. Viele Ärzte handeln nach dem Prinzip: Werden keine Fragen zur Sexualität gestellt, scheinen wohl auch keine Probleme vorhanden zu sein. Studien zur Sexualität im Alter zeigen, dass mehr als 50 % der Frauen und 80 % der Männer zwischen 67 und 77 Jahren ein sexuelles Interesse angeben. Grundsätzlich ist also die Bedeutung der sexuellen Lust im Alter mehr vor unserem kulturellen Hintergrund zu beurteilen als anhand der tatsächlichen physiologischen und hormonellen Veränderungen. Dennoch können hormonelle Veränderungen durchaus zu einer Abnahme der sexuellen Aktivität führen: Der Östrogenmangel lässt allgemein die Schleimhäute austrocknen. 14 15 Testosteron kann bei Frauen einem Libidoverlust entgegenwirken. Scheidentrockenheit und der Elastizitätsverlust des Gewebes gehen häufig mit Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (medizinisch: Dyspareunie) einher und sind an sich schon ein Grund, dass das sexuelle Verlangen (Libido) abnimmt. Mit der Menopause sinkt auch der Testosteronspiegel der Frau; Testosteron ist jedoch für das weibliche sexuelle Verlangen ein entscheidendes Hormon. So konnten viele Studien beweisen, dass mit einer niedrig dosierten Testosterontherapie die Libido bei Frauen positiv beeinflusst wird. Eine transdermale Anwendung hat sich auch hier überlegen gezeigt. »At least 16 million women over the age of 50 currently experience low sexual desire, with approximately 4 million women exhibiting hypoactive sexual desire disorder (HSDD)… Although some fear an increased risk of breast cancer with exogenous testosterone administration, recent studies support the idea that androgens can play a role in suppressing the proliferative effects of estrogen and progesterone. Long-term safety data is now being collected and analyzed and Phase III trials focusing on long-term risks are underway. In the meantime, transdermal testosterone appears to be a safe and effective therapy for postmenopausal women with HSDD…« Maturitas. 2009 Jul 20;63(3):213–9. The role of testosterone in the management of hypoactive sexual desire disorder in postmenopausal women. Krapf JM, Simon AJ. Was sind die Ursachen von Brustkrebs? Rauchen gehört zu den Risikofaktoren für Brustkrebs. 16 Für die Mehrzahl der Brustkrebserkrankungen kennt man auch heute noch keine klare Ursache. Es ist anzunehmen, dass unterschiedliche Einflüsse gemeinsam zur Umwandlung einer normalen Zelle in eine Krebszelle beitragen. Es gibt aber eine Reihe bekannter Faktoren, die das persönliche Risiko, an einem Brustkrebs zu erkranken, erhöhen können. Zu diesen zählen: eine frühe erste Regelblutung, regelmäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum, Kinderlosigkeit oder höheres Alter bei der Geburt des ersten Kindes, eine hohe Brustdichte, eine späte Menopause, genetische Vorbelastungen, zu wenig Bewegung, falsche Ernährung und Übergewicht. Erhöhen Hormone das Brustkrebsrisiko? Seit vielen Jahren wissen informierte Ärzte und breite Schichten der Bevölkerung, dass die Hormontherapie, wie sie bisher in den Wechseljahren angewendet wurde, neben ihren Vorteilen auch erhöhte Risiken mit sich bringt. Hier sind an erster Stelle zu nennen: Thrombosen, Embolien, Schlaganfälle und Störungen im Bereich der Gallenwege. Bezüglich Brustkrebs diskutiert die medizinische Fachwelt lebhaft darüber, ob eine Zufuhr von Hormonen tatsächlich zu einer Neubildung des Brustkrebses führt, oder ob sie vielmehr nur das Wachstum von Tumoren fördert, die bereits vorFür das Brustkrebsrisiko spielt die Anwendungsform der her unterschwellig vorhanden waren. Hormone eine Rolle. »The most important unanswered question regarding postmenopausal hormone therapy and the risk of breast cancer is whether hormone therapy initiates the growth of new breast cancers or whether the epidemiologic data reflect a hormonal impact on preexisting tumors. In this perspective I review the evidence favoring hormonal effects on preexisting tumors and suggest that exposure to combined estrogen and progestin is beneficial, causing greater differentiation and earlier detection of breast cancers.« Menopause. 2008 Mar–Apr;15(2):393–400. Postmenopausal hormone therapy and the risk of breast cancer: a contrary thought. Speroff L. Über Studiendetails und die Wertigkeit der Ergebnisse kann man ausführlich diskutieren. Für das Auftreten des erhöhten Brustkrebsrisikos unter einer HRT kann es viele Gründe geben. So können die Anwenderinnen bei Beginn der Therapie bereits die oben angeführten, persönlichen kritischen Faktoren mitbringen. Wenn die Behandlung spät beginnt oder schon organische Folgeveränderungen vorliegen, die auf einen höheren Östrogenspiegel nicht mehr oder gar nachteilig ansprechen, spielt das für das Risiko ebenfalls eine Rolle. Nicht zuletzt hat auch die Art der bisherigen Hormonanwendung einen Einfluss. Unter dem Strich bleibt aber festzuhalten: In der bisherigen Anwendungsform scheint die Hormonsubstitution noch nicht der richtige Weg für eine Ersatztherapie zu sein. 17 Östrogene, die in Tablettenform über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden und mit körperfremden, also synthetischen Gestagenen (Progestagen) kombiniert werden, sind besonders kritisch – erst recht, wenn die Frauen oben genannte Risikofaktoren mitbringen. Indem man Östrogene über die Haut (transdermal) zuführt und als Gestagen das natürliche Progesteron in Gel- oder Kapselform verwendet, ist Abhilfe möglich. Die Gabe von Progesteron über die Haut scheint in besonders effizienter Weise vor Brustkrebs zu schützen. Leider liegen hierüber nur wenige Daten vor, z. B. PluBureau G et al. Cancer Detect Prev 23(4), 290 − 296, 1999. Dosen zwischen 10 und 30 mg Progesteron als Gel scheinen ausreichend. Hiermit konnte eine Risikoreduktion für Brustkrebs um 50 % im Vergleich zu Frauen, die keine Hormonersatztherapie erhielten, erzielt werden. Progesteron in Kapselform hat andere positive Effekte. Deshalb wird Ihr Arzt sich individuell für die eine oder andere Variante entscheiden. zum natürlichen Progesteron. Dieser Unterschied ist die epochale Erkenntnis der letzten Jahre in der Hormonbehandlung. Er erklärt zum großen Teil die Zunahme von Brustkrebs unter der bisherigen Hormontherapie. Die Art der Hormone, ihre Anwendung und Dosierung sowie ein früher Behandlungsbeginn sind also ganz entscheidend! »Compelling indications also exist that differences might also be present for the risk of developing breast cancer, with recent trials indicating that the association of natural progesterone with estrogens confers less or even no risk of breast cancer as opposed to the use of other synthetic progestins. In conclusion, while all types of hormone replacement therapies are safe and effective and confer significant benefits in the long-term when initiated in young postmenopausal women, in specific clinical settings the choice of the transdermal route of administration of estrogens and the use of natural progesterone might offer significant benefits and added safety.« Maturitas. 2008 Jul–Aug;60(3–4):185–201. Could transdermal estradiol + progesterone be a safer postmenopausal HRT? A review. L'hermite M et al. Welche Rolle spielt die Darreichungsform der Östrogene? Die Natur macht es vor: Östrogen + Progesteron = kein erhöhtes Krebsrisiko! Natürliches Progesteron hat einen ausgezeichneten Schutzeffekt. 18 Gibt man Frauen in den Wechseljahren nur Östrogene, steigt das Risiko von Gebärmutter- oder Brustkrebs bekanntermaßen an. Viele Frauen fragen, warum sie dann in den etwa vier Jahrzehnten zwischen der Pubertät und den Wechseljahren mit ihren hohen Östrogenspiegeln nicht schon nach wenigen Jahren eine Krebserkrankung der Gebärmutter oder der Brust bekommen haben. Grund dafür ist das körpereigene Progesteron (ein Gestagen), das beide Organe schützt. Dass mit Eintritt der Wechseljahre das Risiko für Gebärmutter- und Brustkrebs schlagartig ansteigt, obwohl doch der Östrogenspiegel in dieser Zeit zurückgeht, liegt maßgeblich auch am sinkenden Progesteron. Ergänzt man die Östrogentherapie mit einem Gestagen, kann man dieses Risiko ausschalten. An der Gebärmutter schützen sowohl das natürliche Progesteron als auch das künstliche Progestagen vor Krebs. Nicht aber an der Brust: Hier erhöhen die meisten Progestagene sogar noch zusätzlich das Krebsrisiko, im Gegensatz Eine korrekte Hormonsubstitution sollte lediglich den Mangel ausgleichen, dann führt sie auch selten zu Nebenwirkungen. Werden aber, wie in der Vergangenheit geschehen, zum Beispiel zwei Milligramm Östradiol beziehungsweise Östradiolvalerat in Tablettenform eingenommen (oral), entstehen teilweise exzessiv hohe Östradiol- und Östronspiegel im Blut. Diese Östrogenzufuhr ist keine natürliche Ergänzung, sondern eine hoch dosierte Medikamententherapie. Eine solche Überbelastung mit Östrogenen ist medizinisch unnötig. Stattdessen eignen sich Gel, Pflaster oder Cremes, die das Östrogen über die Haut abgeben (transdermal). In dieser Form genügen kleinste Mengen, um natürliche Östradiolspiegel im Blut zu erzielen. Anders als die Inhaltsstoffe aus Tabletten, die zuerst das Pfortadersystem und die Leber passieren müssen, hat die transdermale Anwendung keine negativen Effekte auf die Blutgerinnung, den Blutdruck, die Funktion der Bauchspeicheldrüse oder den Galle- und Fettstoffwechsel. Auch das Risiko für Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien und die Entzündungsmarker der Gefäße steigen nicht an, wie es für die orale Einnahme von Östrogenen nachgewiesen ist. Die Östrogensubstitution mit Pflastern erlaubt eine minimale Dosierung. 19 Die Dichte der Brust nimmt bei einer oralen, kombinierten Hormontherapie deutlich zu, teils um 25 bis 50 %, nicht aber bei einer transdermalen. Bei dichtem Brustgewebe ist die Diagnose von Knoten mit einer Mammographie erschwert, dadurch werden riskante Befunde möglicherweise erst später entdeckt. Eine hohe Gewebedichte ist zudem mit einer bis zu 5-fach höheren Brustkrebsrate verbunden. »...Breast density was strongly associated with breast cancer (relative risk [RR] = 4.03, 95 % confidence interval [CI] = 3.10 to 5.26, for Breast Imaging Reporting and Data System category IV vs category I; RR = 4.20, 95 % CI = 3.61 to 4.89, for >75 % vs <5 % of dense area), and adding breast density to models improved discriminatory accuracy (c-statistics range = 0.63–0.66)…« J Natl Cancer Inst. 2009;101(6):384–398. Prevention of Breast Cancer in Postmenopausal Women: Approaches to Estimating and Reducing Risk. Cummings SR et al. Estrogen increased cell proliferation rates by 230 % (P <0.05), but progesterone decreased cell proliferation rates by 400 % (P <0.05). Progesterone, when given with estradiol, inhibited the estrogen-induced breast cell proliferation.« Fertil Steril. 1995 Apr;63(4):785–91. Influences of percutaneous administration of estradiol and progesterone on human breast epithelial cell cycle in vivo. Chang KJ et al. »Controlled studies and most observational studies published over the last 5 years suggest that the addition of synthetic progestins to estrogen in hormone replacement therapy (HRT), particularly in continuous-combined regimen, increases the breast cancer (BC) risk compared to estrogen alone. By contrast, a recent study suggests that the addition of natural progesterone in cyclic regimens does not affect BC risk. This finding is consistent with in vivo data suggesting that progesterone does not have a detrimental effect on breast tissue.« J Steroid Biochem Mol Biol. 2005 July; 96(2): 95–108. Progestins and progesterone in hormone replacement therapy and the risk of breast cancer. Campagnoli C et al. Neue Studien geben wieder Zuversicht! Warum ist natürliches Progesteron besser als künstliche Gestagene? Die großen Studien zur Hormontherapie haben ergeben: Ergänzt man die Östrogentherapie mit einem synthetischen Gestagen (Progestagen), verdoppelt sich in etwa das Brustkrebsrisiko. Für das natürliche Progesteron konnte das nicht beobachtet werden. Weitere Vorteile: Natürliches Progesteron besitzt stimmungsaufhellende, angstlösenNatürliches Progesteron wirkt stimmungsaufhellend und de und schlaffördernde Effekte. Außerdem fördert den Schlaf. hat es eine leicht entwässernde und blutdrucksenkende Wirkung. Nachteilige Auswirkungen auf Gefäßwände und Blutfette, wie sie von vielen Progestagenen bekannt sind, kann man bei natürlichem Progesteron nicht beobachten. »Chang et al examined the effects of estrogen and progesterone on women prior to breast surgery in a double-blind, placebo-controlled study in which patients were given placebo, estrogen, transdermal progesterone, or estrogen and transdermal progesterone for 10 to 13 days before breast surgery. 20 Gefahren für den Körper bei einer Hormonersatztherapie müssen also nicht sein. Eine risikoarme, natürliche Substitution ist mit transdermal verabreichten Östrogenen und natürlichem Progesteron heute möglich! Neben vielen experimentellen Daten haben auch größere Studien zum Thromboserisiko die Sicherheit transdermaler Östrogene gegenüber den oralen bestätigt (z. B. Scarabin PY et al, 2003; Scarabin PY et al, 2005). Eine natürliche Hormonersatztherapie ohne Nebenwirkungen ist heute möglich. Auch zum Brustkrebsrisiko bestätigen drei große Anwendungsstudien die oben besprochenen Erkenntnisse (de Lignieres et al, 2002; Fournier et al, Januar 2005; Clavel-Chapelon et al, Oktober 2005): Über durchschnittlich 9,3 Jahre, 5,8 Jahre und 7,7 Jahre wurden bei knapp 70 000 Frauen in den Wechseljahren die Zusammenhänge untersucht. Während alleinige Östrogengaben innerhalb von rund 6 Jahren eine etwa 40%ige Risikozunahme bewirken können, steigert sich diese durch den Zusatz der künstlichen Progestagene im Durchschnitt auf 80 %! Die Kombination »transdermales Östrogen plus natürliches Progesteron« hatte dagegen keinerlei Risikoerhöhung gegenüber unbehandelten Frauen erkennen lassen (siehe Abbildung S. 22). 21 Sind pflanzliche Östrogene eine sinnvolle alternative Behandlungsform? Relatives Brustkrebsrisiko bei Frauen in den Wechseljahren: Einfluss der Anwendungsart und -dauer von Hormonen. Unter pflanzlichen Östrogenen, sogenannten Phyto-Östrogenen, versteht man Pflanzenbestandteile, die an die Östrogenrezeptoren der Zellen binden und dadurch eine östrogenartige Aktivität im Körper entfalten. Es sind mehr als 300 Pflanzen bekannt, die östrogenähnlich wirken können, vor allem Gemüsesorten. Relaitves Brustkrebsrisiko 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 Start 3 Jahre 6 Jahre Dauer der Anwendung Östrogen + synthetisches Progestagen Östrogene alleine Östrogen + natürliches Progesteron Merke: • • • Alleinige Östrogengaben können das Risiko etwas steigern, die Kombination mit synthetischen Gestagenen fast doppelt so stark, transdermale Östrogengaben in Kombination mit natürlichem Progesteron als Kapsel lassen kein zusätzliches Brustkrebsrisiko erkennen. Die bekannteste Gruppe sind die Isoflavone, die zum Beispiel in Sojabohnen und Linsen vorkommen. Leider blieben die Ergebnisse der kontrollierten medizinischen Studien zur Effektivität der Phyto-Östrogene weit hinter den Erwartungen zurück. Dennoch scheinen sich Isoflavone positiv auf das Risiko einer koronaren Herzkrankheit auszuwirken, indem sie entzündliche Reaktionen an den Gefäßwänden herabsetzen. Die folgende Tabelle weist die klinischen Resultate der Phyto-Östrogene bezüglich Wechseljahresbeschwerden aus (Speroff L, 2004): Hitzewallungen: Koronare Herzerkrankung (KHK): Osteoporose (Knochendichte): Kognitive Leistung: Brustgesundheit: Gebärmutterschleimhaut: Scheidenschleimhaut: Sojabohnen und Linsen sind reich an PhytoÖstrogenen. kein signifikanter Effekt schwacher Einfluss kein Effekt Wirkung unbekannt schützender Effekt fraglich kein Effekt kein Effekt »Six studies with a total of 1112 peri- and post-menopausal women met our inclusion criteria. The evidence from these RCTs does not consistently demonstrate an effect of black cohosh on menopausal symptoms; a beneficial effect of black cohosh on peri-menopausal women cannot be excluded. The efficacy of black cohosh as a treatment for menopausal symptoms is uncertain and further rigorous trials seem warranted.« Pharmacol Res. 2008 Jul;58(1):8–14. Black cohosh (Cimicifuga racemosa) for menopausal symptoms: a systematic review of its efficacy. Borrelli F, Ernst E. »Results from the randomized trials in women demonstrate that hot flashes are markedly decreased by relatively low doses of progestational agents (megestrol acetate and medroxyprogesterone acetate), moderately decreased by venlafaxine, mildly to moderately decreased by fluoxetine, mildly decreased by clonidine, but not substantially decreased by vitamin E, a soy phytoestrogen product, or black cohosh.« Menopause 2008 Jul–Aug;15(4 Pt 1):655–60. Mayo Clinic and North Central Cancer Treatment Group hot flash studies: a 20-year experience. Loprinzi CL et al. 22 23 »This study demonstrated that 12 week isoflavone treatment reduced serum hs-C-reactive protein and improved brachial FMD in patients with clinically manifest atherosclerosis, thus reversing their endothelial dysfunction status. These findings may have important implication for the use of isoflavone for secondary prevention in patients with cardiovascular disease, on top of conventional interventions.« Eur Heart J. 2008 Nov;29(22):2800–2807. Reduction of C-reactive protein with isoflavone supplement reverses endothelial dysfunction in patients with ischaemic stroke. Chan YH et al. Frauen, die in der Zeit vor den Wechseljahren einen niedrigen Progesteronspiegel aufweisen, haben gegenüber Frauen mit normalem Progesteronspiegel ein etwa 8-fach höheres Brustkrebsrisiko (Micheli et al, 2004). Gleicht man einen Progesteronmangel aus, könnte sich das möglicherweise günstig auf das Brustgewebe, die Gebärmutterschleimhaut und auf viele Funktionen überall im Körper auswirken. Ausblick in die Zukunft Die richtige Therapie ist entscheidend! Möglicherweise kann Progesteron, wenn es vorbeugend bereits in den Jahren vor der Menopause eingesetzt wird, dem »natürlichen« Anstieg des Gebärmutter- und Brustkrebsrisikos entgegenwirken. Denn die Progesteronproduktion sinkt bereits lange vor der Menopause ab, was sich meistens mit den Symptomen des prämenstruellen Syndroms bemerkbar macht. Dieser Hormonmangel wird jedoch meistens nicht behandelt! Die Devise sollte lauten: Weg von der Pharmakotherapie mit hohen Hormondosen, hin zu einem individuellen, schonenden Ausgleich des Hormonmangels! Progesteron scheint für die Gesundheit der Frau eine bemerkenswerte Rolle zu spielen. Ein ausreichend hoher Progesteronspiegel ist ebenso wichtig wie genug Östrogen. Bei einer Hormonersatztherapie sollten daher folgende Grundsätze gelten: • • • • • • Persönliche Risiken abklären. Frühzeitig therapieren. Östrogene so niedrig wie möglich dosieren. Hormone nicht als Tabletten, sondern über die Haut verabreichen. Mit natürlichem Progesteron statt künstlichen Gestagenen behandeln. Hormonspiegel regelmäßig kontrollieren. »...Physiological data and clinical outcomes demonstrate that bioidentical hormones are associated with lower risks, including the risk of breast cancer and cardiovascular disease, and are more efficacious than their synthetic and animal-derived counterparts…« Postgrad Med. 2009 Jan;121(1):73–85. The bioidentical hormone debate: are bioidentical hormones (estradiol, estriol, and progesterone) safer or more efficacious than commonly used synthetic versions in hormone replacement therapy? Holtorf K. 24 25 Was kann ich selbst tun für gesunde Wechseljahre? Treiben Sie Sport! Bewegung hilft, Abbauvorgänge im Organismus zu verlangsamen und schwerwiegenden Alterserkrankungen vorzubeugen. Ausreichend Sport strafft Muskulatur und Bindegewebe, regt den Knochenstoffwechsel und den Kreislauf an und beugt Übergewicht vor. Achten Sie auf Ihre Ernährung! Die wichtigsten Eckpfeiler einer ausgewogenen Ernährung sind viel frisches Obst und Gemüse, reichlich Flüssigkeit (2 Liter/Tag), fettarme Eiweißquellen, zum Beispiel Milchprodukte, und Lebensmittel mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren (vor allem Omega-3). Viel frisches Obst und Gemüse tragen zu unbeschwerten Wechseljahren bei. Erwägen Sie die Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und vermeiden Sie belastende Giftstoffe wie Nikotin und Alkohol. Eine 2009 erschienene Metaanalyse zur Prävention von Brustkrebs in der Postmenopause bestätigt die oben empfohlenen Maßnahmen. »Most studies found that exercise, weight reduction, low-fat diet, and reduced alcohol intake were associated with a decreased risk of breast cancer. Several lifestyle changes with the potential to prevent breast cancer should be recommended regardless of risk.« JNCI J Natl Cancer Inst (2009) 101 (6): 384–398. Prevention of Breast Cancer in Postmenopausal Women: Approaches to Estimating and Reducing Risk. Cummings SR et al. Für eine Hormontherapie natürliche Hormone bevorzugen! Seien Sie aufgeschlossen gegenüber einem natürlichen Hormonersatz: Die Natur setzt Hormone zur Unterstützung aller wichtigen Funktionen von Körper und Geist ein. Ein Hormonmangel im Alter kann mit natürlichen Hormonen wieder ausgeglichen werden. 26 Haben Sie weitere Fragen? Wir stehen Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch zur Verfügung. Terminvereinbarungen unter Telefon 089. 54 70 41 - 0 Hormonzentrum an der Oper Palais an der Oper Maximilianstraße 2a 80539 München 27 Schwerpunkte Reproduktionsmedizin Kryokonservierung Gynäkologische Endokrinologie Andrologische Endokrinologie Präventionsmedizin Medizinische Genetik Hormon-Einsendelabor FMF-zertifiziert Kontakt Maximilianstraße 2a 80539 München Tel. Praxis 089. 54 70 41 - 0 Fax Praxis 089. 54 70 41 - 34 Tel. Buchhaltung 089. 54 70 41 - 41 Fax Buchhaltung 089. 54 70 41 - 30 info@hormonzentrum-an-der-oper.de www.hormonzentrum-an-der-oper.de Bankverbindung HypoVereinsbank IBAN DE86 7002 0270 1720 3493 68 SWIFT (BIC) HYVEDEMMXXX Partnerschaftsgesellschaft Amtsgericht München PR 395 DIN EN ISO 9001 : 2008 28 Stand: 07.2015 · Design: Im Neuland, München · © 2015 Hormonzentrum an der Oper Partnerschaftsgesellschaft Dr. med. Helmut Lacher Dr. med. Jörg Puchta Dr. med. Silke Michna PD Dr. med. Hans-Ulrich Pauer