Jungfrau Tatjana - Schauspiel Stuttgart
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Jungfrau Tatjana - Schauspiel Stuttgart
Mädchen - Retterin Frankreichs - Ketzerin - Heilige? Am 15. Okt. 2011 fand in der Werkhalle, Türlenstraße, die Premiere Jungfrau von Orléans“, unter Regie von Annette Pullen, statt. von Schillers „Die Das Stück zeigt die gesamte Lebensgeschichte von Johanna. Sie beginnt damit, dass der Vater erzählt, über seine Töchter und über die politische Situation Frankreichs, während des Krieges mit Britannien. Als Johanna erfährt, dass Frankreich kurz vor einer Niederlage steht und König Karl VII. aufgeben will, ja, Frankreich sogar den Briten überlassen, sieht sie ihre Chance. Sie macht sich auf den Weg zu den vaterländischen Truppen, bringt ihnen Heilung, Sieg und Hoffnung. Sogar Karl ist von ihr überzeugt und setzt all sein Vertrauen in ihr göttliches Geschick. Niemand zweifelt an ihr, sie ist sich ihres Auftrages sicher. Sie schlägt jede Schlacht, mordet, ohne schlechtes Gewissen. Doch dann trifft sie auf den englischen Anführer. Er hat etwas, dass sie innerlich bewegt, was sie an sich zweifeln lässt, an dem Willen Gottes, nach dem sie stets zu handeln glaubte. Karl wird König, was er allein ihr zu verdanken hat,maber die Zweifel an Johanna, von seitens seiner Berater, werden lauter. Glaubte sie wirklich, sie hätte ihren Auftrag von Gott selbst erhalten? Ketzerei! Erst viele Jahre nachdem sie verbrannt wurde, gestand man sich ein, das man falsch gehandelt hatte. Johanna wurde rehabilitiert und erst ca. 500 Jahre später heilig gesprochen. Ihren langen, harten Prozess, stellt man nur sehr kurz da, die Rehabilitierung ist mit einigen wenigen Sätzen abgeschlossen. Auch ihre Verbindung mit Gott wird etwas beiläufig behandelt, die Verbindungen untereinander und der Konflikt mit sich selbst steht bei allen Personen im Vordergrund. Da hätte man ruhig den Mittelteil etwas kürzen, und dafür das doch sehr wichtige Ende ausbauen können. Das Bühnenbild sieht anfangs noch vielversprechend aus, sieht man doch die große, mit goldenen Buchstaben beschriebene Fahne, mit der Johanna in die Schlacht zog, auf welcher sie selbst den gesamten Weg Johannas beschreibt. Mit Blättern weist sie ihre Geschichte. Schlachten, Krönung, Stationen ihrer Reise, selbst ihre Eingebungen, sind darauf verzeichnet. Als diese Fahne allerdings heruntergerissen wir sieht man die doch recht primitive Kulisse. Zwei Holzbahnen an den Seiten, eine verschiebbare, begehbare Decke, aber das war es auch schon. Die Kostüme sind zum großen Teil sehr einfach, aber es gibt zwei Highlights. Eines davon, ein glitzernder, schwarzer Ganzkörperanzug, ist allerdings etwas fragwürdig. Die Schauspielerische Leistung war gelungen, wobei einige Charaktere eher hervorstachen als andere. Bei Markus Lerch war man sich nicht ganz sicher, spielte er den erschöpften, wenig motivierten König so gut oder steckte etwas anderes dahinter? Matthias Kelle kaufte man seine Rolle als wütender, verliebter Bastard von Orléans durchaus ab. Allen voran brillierte jedoch Minna Wündrich, die diese doch schwere Rolle der Jeanne d'Arc überzeugend spielte und gut in die einzelnen seelischen und physischen Situationen eintauchte. Das Stück ist sehenswert, doch wer sich ein Kostümtheater und eine detaillierte, informative Lebensgeschichte wünscht wird hier leider enttäuscht. Auch sollte man sich darauf einrichten, das es manchmal sehr laut wird und das an Stellen wo man sich fragt, „Musste das jetzt wirklich sein?“ Tatjana Grupp