Schülertexte zur Jubiläumsausstellung
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Schülertexte zur Jubiläumsausstellung
Schülertexte zur Jubiläumsausstellung Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Glückstädter Kunstvereins besuchten SchülerInnen des Detlefsengymnasiums im Sommer 2010 die Jubiläumsausstellung im Palais für aktuelle Kunst und verfassten vor Ort Texte über zahlreiche der ausgestellten Werke. Von den vielen Ergebnissen sei hier eine kleine Auswahl vorgestellt. Einerseits galt es für dieses Heft, möglichst alle teilnehmenden Klassenstufen zu berücksichtigen, andererseits sollten alle Textvarianten vertreten sein. Zu diesen zählt das „Automatische Schreiben“, eine durch den Surrealismus populär gewordene Methode, bei der alle Gedanken ohne Korrektur notiert werden, seien sie auf den ersten Blick noch so zusammenhanglos oder absurd. Ziel dieser Methode ist es, Assoziationen anzuregen und intuitive Vorgänge zu versprachlichen. Die zweite Textvariante besteht darin, eine Hintergrundgeschichte zu einem Bild zu erfinden („Ekphrasis“). Dabei muss vor allem die Schwierigkeit gemeistert werden, ein Einzelbild in einen spannungsreichen erzählerischen Zusammenhang zu stellen. Für naturwissenschaftlich interessierte SchülerInnen lag die Variante der empirischen Untersuchung näher: Sich in der Gruppenausstellung wiederholende Bildelemente, Farben und Formen wurden quantitativ erfasst und die Ausstellung in dieser reduzierten Form katalogisiert. Alle Texte sind ohne Vorübungen entstanden und entsprechend als erste Versuche zu lesen, die Begegnung mit originalen Kunstwerken zu verbalisieren und in einen Dialog mit ihnen zu treten. Wir danken dem Detlefsengymnasium, dem Glückstädter Kunstverein und der Kreisdruckerei Itzehoe für ihre freundliche Unterstützung und Mitarbeit. Vincent Schubarth (Kunstlehrer, Detlefsengymnasium) & Kerstin Niemann (Kuratorin, PAK) Glückstadt, Dezember 2010 Fließendes Schreiben, 16.4.2010 Auf dem Bild ist ein Grab zu sehen, mit zwei verwelkten Tulpensträußen. Das erinnert mich an einen Nachbarn der vor einiger Zeit gestorben ist, an Krebs. Er meinte bis einen Tag vorher: „Lenchen, ich komme schon wieder. Und dann spielen wir beide wieder Federball.“ Wir haben nämlich immer zusammen Federball gespielt, da ich die einzige war die schlechter spielte als er. Seine Frau kommt immer zu uns zum Essen, sie isst wie er am liebsten Lasange. Mein Vater meint immer dass sie besser zu ihrem Sohn ziehen sollte. Der wohnt mit seiner Familie kurz vor der dänischen Grenze. Seine älteste Tochter ist bis in die 6.Klasse mit mir zur Schule gegangen. Sie wohnte eigentlich auch in Glückstadt, ist aber nach Breklum gezogen da ihr Vater einen zu langen Weg zur Arbeit hatte. Wir haben viele Gemeinsamkeiten. Wir reiten beide, mögen Tiere und haben die gleiche Lieblingsserie, One Piece. Alena Jaborsky, Klasse 7 Automatisches Schreiben Dunkel, Wald, Grauen, Gewitter, Wolken, Bach, Fluss, Hochhaus, Kran, Nebel, diesig, heller Fleck, Regenwald, Donner, grün, grau, Unheil, unruhig, zeitlos, Natur, Großstadt, Abholzung, Gefahr, Zweig, dunkelgrün, verwischt, Lichter, Ferne, werden diese Bäume auch bald abgeholzt?, Wald, Stämme, Äste, Kran Arm, Wasser, Stille, Steine (groß und klein), außen dunkel und zur Mitte hin deutlich heller: Veränderung, Wandel der Zeit; Modernisierung, das Ende, vorbei, Unruhe, Ufer, Gras, natürlich, einfach so, groß, mächtig, Kran in der Ferne überragt die großen Bäume: mächtiger, höher, kräftiger, überragender, kein Ausweg, keine Möglichkeit sich zu wehren; hell, groß, verloren, warum lässt man den Wald nicht in Ruhe?, Ort der Stille und des Friedens, laut, Lärm, Alltag, besonders, nur die Natur, Rauch, Maschinen, Angst, bedrohend, Untergang, dem Tod gegenüber, ernst, Wirklichkeit, Probleme, so kann es nicht weitergehen, Zerstörung, Lichtung, Ruhe, sonnig, außen Schatten, keine Bestimmung der Zeit, Tageszeit und Jahreszeit wechseln im Bild, überragend, unaufhaltsam, stärker, Menschen, Kranführerkabine, schockierend, keine Sorgen Imke Först, Klasse 9 Bild 47 Ich habe das Bild 47 gewählt, weil die Person nicht nachgedacht hat und einfach los gemalt hat. Das Bild sieht trotzdem schön aus. Bei kunst muss man eigentlich nicht so viel nachdenken. Bei Kunst ist die Kreativität gedacht. Auf dem Bild sind grünliche, bläuliche und weiße Farben erkennbar. Wenn man traurig ist malt man mit dunkleren Farben und wenn man fröhlich ist mit helleren Farben. Ich würde sagen die Person war nicht grad traurig und auch nicht fröhlich. Die Person war mittel drauf. Wenn man traurig ist und malt, dann wird die Laune wieder besser, weil die Sorgen verschwinden und man ist ganz auf Kunst konzentriert. Das blau auf dem Bild soll die Freiheit oder der Himmel sein meiner Meinung nach. Und das grün Wald oder Wiese sein. Der Titel von dem Bild soll Freiheit heißen. Ich finde das Bild einfach interessant. Deniz Arat, Klasse 6 Ein Mädchen Ein Mädchen, was nach einer Party am Straßenrand läuft, getrennt vom Freund, wartet auf einen Anhalter, jemand kommt, an einem dunklen Bach mit Schilf, Vergewaltigung?, oder Tod mit Fahrerflucht?, Jette Bücher – was ich gerade lese, arme Caro, das Mädchen ist schön, aber traurig, nach einer Party?, oder kommt vom Freund, muss nach Hause, will es auch, nicht betrunken, sehr natürlich, nicht verwöhnt, will nach Hause und hat vielleicht sogar Angst, Wie ist der, der im Auto sitzt?, Will er seine Chance nutzen und vergewaltigen? Oder bringt er sie nett nach Hause und setzt sie dort ab?, Wieso fährt er so spät abends noch dort? Beruf? Streit mit einer Frau? Party? Sind sie vielleicht beide aus denselben Gründen draußen? Verbindet!, schlafen sie deshalb miteinander?, oder einfach Gemeinsamkeit spüren? Umbringen? Oder Straftäter und will sie umbringen und lässt sie dann liegen, Wer trauert um sie?, Ihr Freund, sonst niemand? Keine beste Freundin!, Was ist mit der Mutter?, Vom Vater beschützt, sie will nach Hause, ängstlich… Sophie Apenburg, Klasse 9! Eine Kugel... mit einer Botschaft? Eines Tages machte der berühmte Albrecht Schäfer eine Kugel die aussah wie in Zeitungspapier eingewickelt von der keiner wusste was sie zu bedeuten hatte. Doch sie sollte beweisen das selbst einfache Kunst so berühmt werden kann wie die Mona Lisa. Denn dieses Werk sollte beweisen das Kunst interessant aber dennoch schön und simple ist. Diese Kugel steht im Palais für aktuelle Kunst und was niemand weiß sie beherbergt eine Nachricht an die Menschen in der Zukunft: Liebe Menschen in der Zukunft mit meinem Werk werde ich euch daran erinnern das Kunst nicht immer schwer oder schwer zu verstehen sein muss sie kann auch so simple wie meine sein und kann trotzdem zu den Besten zählen. Albrecht Schäfer Er wusste, dass man seine Nachricht lesen und seinem Rat folgen wird. Von Tom Möller, Klasse 5 Bild Nr. 45, Künstler: Uwe Paduck Für mich sieht das Bild aus wie ein Fenster, durch das ich hinaus auf eine Landschaft schaue. Ich sehe in dieser Landschaft ein paar kleine Dörfer und weiter hinten einen großen Hafen mit vielen Schiffen. Vielleicht schaut man durch das Fenster aber auch in eine völlig andere Welt. Eine Welt voller großer Bäume und unzähliger kleiner Flüsse und Priele, die uns bisher noch unbekannt ist. Dort gibt es keinen Himmel und keine Sonne. Alles wird vom Blätterdach der Bäume überschattet. Es gibt dort viele Tiere und Pflanzen, von denen wir bisher noch nie etwas gesehen oder gehört haben. Das Licht kommt vom Leben selbst, denn alles lebt dort. Vielleicht sollte sie die „Welt des Grünen“ oder die „Welt des Lichts“ heißen. Am Fenster vorbei fließt ein großer Fluss und weiter hinten führt eine Brücke darüber. Insgesamt sieht diese Welt nicht sehr ordentlich oder aufgeräumt, sondern viel mehr einfach natürlich. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich darin sogar einige Tiere. In den Flüssen schwimmen kleine grüne und weiße Fische und aus einem dichten Gestrüpp hebt ein riesiges Tier seinen Kopf. Ein hundeartiges, weißes Tier hat sich in einer kleinen Höhle zum Schlafen zusammengekauert. Die grüne Welt ist die Natur selbst, doch die Scheibe des Fensters, durch das wir sie sehen, hat in der Mitte einen Sprung. Hat das etwas zu sagen? Bedeutet es, dass wir diese Welt zwar durch das Fenster betrachten, jedoch niemals dorthin gelangen können? Oder will es sagen, dass wir Menschen, indem wir zum Teil unsere Natur zerstören, auch dieser anderen Welt Schaden zufügen? Oder ist es doch nur ein ganz gewöhnliches Fenster, durch das man einen schönen Tag erblickt???... Frederike Schilling, Klasse 7 Zählung Zuerst habe ich gezählt, auf wie vielen Kunstwerken bestimmte Sachen zu sehen sind. Dazu habe ich eine Strichliste gemacht. Die Zählung habe ich in zwei Räumen des Obergeschosses durchgeführt. Dabei habe ich erstaunlich viele Gemälde bzw. Fotografien gefunden, auf denen Blumen abgebildet sind: 16 Stück. Aber es gab nur 6 Bilder, wo man eine Vase finden konnte. Dann habe ich 6 Kunstwerke mit einem oder mehreren Männern gefunden, und 5 mit Frauen. Mädchen waren auf 2 Bildern zu sehen, und Jungen auch. Zudem habe ich noch eine ältere Dame gefunden. Tiere waren auf 8 Bildern zu sehen, und auf einem Bild war ein Stofftier abgebildet. Es gab jeweils ein Bild mit einem Park, einem Marktplatz, einem Auto und einem Stuhl. Mit einem Tisch gab es jedoch 3 Bilder. Ich habe 4 Bilder gefunden, auf denen man in ein Zimmer schauen kann. Es gibt 2 Bilder, die ein Gebäude zeigen, ein Bild mit einem Hafen und 2 Bilder die das Meer zeigen. Es gibt ein Bild, das ein Geschäft abbildet und 2 Bilder, wo man in ein Museum schauen kann. Es gibt 3 Schwarz-weiß-Bilder und ein einfarbiges Bild. Ein Bild zeigt sogar einen Spezialeffekt durch viele eingebaute Spiegel. Es gibt ein Bild, dass Obst zeigt und eins, auf den ein Kuchen gemalt wurde. Es gibt drei Werke, die Landkarten zeigen. Jana Nadine Wittmaack, Klasse 9 Irischer Hafen Ich sehe auf dem Bild ein Haus am Wasser. Das Haus ist ziemlich groß und hat einen Bootsschuppen. In dem Schuppen sitzt ein Fischer und bereitet seine Ausrüstung vor, denn er will nachher noch auf den See raus fahren, um Fische zu fangen. Er flickt seine Netze, die gestern mehrere Löcher bekommen haben und schärft seine Messer, um später die Fische auszunehmen. In dem Haus ist seine Familie, seine Frau kocht gerade das Abendessen. Die Kinder spielen im Garten hinter dem Haus mit einem alten Lederball. Jan Teichert-Kluge, Klasse 7 Damen aus Skagen Es ist ein schöner Sommertag und der Riese Grobian sitzt mal wieder vor seinem Fisch. Dieser Fisch ist aber kein normaler Fisch, nein er ist ein ganz besonderer Fisch. Er hatte nämlich als er durch das Universum schwamm, aus versehen unsere Welt verschluckt. Grobian sitzt also vor diesem Fisch - den er übrigens Willi genannt hatte - und sieht sich begeistert die Welt an. Besonders interessant findet er heute zwei Damen die in ihren Sonntagskleidern durch das seichte Wasser in Richtung Helgoland waten. „Was wollen diese beiden Damen bloß in Helgoland, Willi?“, fragt sich Grobian. Darauf antwortet Willi: „Ich denke, dass sie zum Schnee stinken eingeladen wurden“ „Es heißt Tee trinken Willi! Wie oft muss ich dir das denn noch erzählen?!“, ruft Grobian wütend. Man kann ihn wirklich schnell aus der Ruhe bringen. Beleidigt schweigt Willi. Er hasst es, wenn Grobian ihn verbessert. Zehn Minuten lang sitzt Grobian schweigend vor Willi und beobachtete die Damen. Plötzlich ruft er: „Hey! Die beiden werden noch ertrinken! Ich muss zum Mann im Mond und ihn überreden, dass er die Flut heute einmal ausfallen lässt!“ Der Mann im Mond wohnt auf dem Mars. Grobian ist froh darüber, das er sich ein Flüwautom gekauft hat. Dies ist 5000-mal schneller als das Licht. So landen Grobian und Willi eine Minute später auf dem Mars. „Bitte lieber netter guter schöner Mann im Mond. Könntest du bitte diese beiden Damen vor der Flut retten?“, fragt Grobian. „Warum sollte ich? Die beiden sind doch eh nur unnötige Menschen!“, sagt der Mann im Mond. „Bitte Mach es trotzdem, Mann im Mond!“, ruft Grobian verzweifelt. „Na gut, wenn du unbedingt willst! Allerdings musst du mir dann einen Wunsch erfüllen. Leih mir dein Flugauto!“, sagt der Mann im Mond leicht genervt. „Aha! Ich denke du meinst mein Flüwautom! Das darfst du dir natürlich ausleihen“, sagt Grobian, erleichtert darüber das der Wunsch so leicht zu erfüllen ist. So kommt es das die beiden Damen doch noch rechtzeitig zum Tee trinken kamen. Annika von der Lieth Freitag, 5.Juni 2010 Nach Tiefensal Diese Gedanken habe ich zu meinem Bild aufgeschrieben: fröhlich, frei, wild, Natur, Vogel, Kaulquappe, intensiv, natürlich, interessant, wunderschön, Wasserfall, wilde Meute, Paradies, Fantasy, lustig, gesund frische Luft, Engelsflügel, Fledermaus, Andenken, Schmuckstück, Amulett, Eleganz, eitel, normal, Umwelt, Erde, Liebe, gedankenlos, frei, kurzer Gedanke, lange Zeit, Vergangenheit, verlassene Gegend, egoistisch, lachend, glücklich, entspannend, Familie, Bäume, Blumen, friedlich, Frosch, Laub, Kriegsende, Tierreich, Flosse, blitzend, Basilisk, treuer Begleiter, weiße Welt, Wolken, spannender Film, Spiel, Fantasie, magisch, ruhig, gelassen, Amsel, Freundschaft, Feinde, Lust, Energie, Krieg und Friede. Johanna Wendebourg, Klasse 6 Wasserfall Wasserfall, Natur, ich wollte mal Urlaub im Dschungel machen, Kräne zerstören die Natur, traurig, ich fühle mich verloren, mein Herz schlägt schnell, das karierte Blatt, auf dem ich schreibe, ist so strukturiert, wie mein ganzes Leben, der Urwald ist wild, frei, doch er ist in Gefahr, bald sieht alles finster aus, die Menschen machen alles gleich, alles muss perfekt sein, ich sehe mir das Bild wieder an, der Himmel ist dunkel, es sieht nach Regen aus, ich liebe Regen, wenn es regnet, ist nicht alles so perfekt, außerdem riecht es dann gut, bei schlechter Luft bekomme ich Kopfschmerzen, so wie jetzt, es ist sehr staubig hier, ich entdecke die Hochhäuser auf dem Bild, das wäre nicht meine Welt, ohne Natur könnte es die Welt in der Form nicht geben, und Menschen auch nicht, wir sind aus der Natur entstanden, wir brauchen sie, auf einmal fallen mir die Farben auf, sie sind fast alle dunkel, nur noch ein Teil des Dschungels ist farbenfroh,…wie lange wird es noch existieren? Das Bild zeigt alles, was ich mag – wildes, unveränderbares, starkes, fröhliches schönes, aber was mich schön ist, ist für jemand anderen schrecklich, und das ist gut so, manchmal denke ich, dass ich die einzige bin, die sich über Regen freut, die nach draußen rennt und klatschnass auf der Straße umher tanzt, ich bin einzigartig, alles ist einzigartig, keiner sollte das verstecken, nun ja…aber das Bild zeigt auch alles, was ich hasse – die Gleichheit, graue Wolkenkratzer, traurige Atmosphäre, gleich, wie unsere Welt, alle wollen gleich aussehen, den Maßen entsprechen, warum sehen in einer Armee immer alle gleich aus? Und warum gehen alle im Badeanzug schwimmen? Warum fehlt die Individualität? In der Natur ist nichts gleich, kein Strauch wie der andere, jeder Baum wächst anders, jeder Grashalm ist einmalig, so ist Natur! Das sollte niemand ändern! Merle Drazba, Klasse 7 !