Qualitätsmanagement in der PEG-Pflege
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Qualitätsmanagement in der PEG-Pflege
Qualitätsmanagement in der PEG-Pflege Das moderne Qualitätsund Prozessmanagement umfasst bei Patienten, die eine perkutane Sonde (PEG) benötigen, die Vorbereitung und Aufklärung des Patienten, die Anlage und eine konsequente, adäquate Nachsorge. Ein etablierter Standard des Wundmanagements hilft nachweislich, Entzündungen des Stomas (und auch weitere Problematiken wie Okklusionen und Einwachsen der inneren Halteplatte) zu reduzieren. Dadurch kann der Austausch des Sondensystems vermieden werden und die Liegezeit der PEG wird erhöht. So wird bei sachgerechter Behandlung der PEG von Liegezeiten von über 10 Jahren berichtet. Bei der Wundbehandlung und Stoma-pflege wird zwischen der Pflege in den ersten 10 Tagen nach Anlage der PEG, der sogenannten Wundheilungsphase, und der anschließenden Langzeitpflege unterschieden. Im Folgenden wird die Wundversorgung beschrieben und es werden allgemeine Pflegetipps gegeben. 1. Pflege in der Wundheilungsphase Der Verbandwechsel erfolgt erstmals 24 Stunden nach PEG-Anlage und anschließend innerhalb der ersten 7 bis 10 Tage täglich. Er ist als steriler trockener Verband auszuführen. Bei vermehrtem Sekretfluss kann der Verbandwechsel auch zweimal oder mehrmals täglich erforderlich sein. Ziel des Verbandwechsels ist es, durch eine trockene und keimarme Punktionsstelle eine komplikationsfreie Wundheilung und Ausgranulation des Stomakanals zu erreichen. Wichtig dabei ist, dass bereits 24 Stunden nach PEG-Anlage die äußere Halteplatte gelöst und der PEG-Schlauch im Stomakanal bewegt wird. Dazu wird die Sonde nach Desinfektion 3-4 cm in den Stomakanal geschoben, gegebenenfalls (bei gastraler Sonde) um 360 Grad gedreht und wieder zurückgezogen, bis ein leichter Widerstand spürbar ist. Ein zu fester Zug kann zur Ischämie führen und somit eine Infektion begünstigen. Ein zu schwacher Zug wiederum kann zu Peritonitis führen. Zur Sicherheit für die korrekte Platzierung der inneren Halteplatte kann der PEG-Schlauch am Stomaaustritt mit einem wasserfesten Stift gekennzeichnet werden. Die Mobilisation der Sonde ist sehr wichtig. Sie verhindert das Einwachsen der inneren PEG-Halteplatte in der Mageninnenwand (Buried-Bumper-Syndrom). Eine Inkrustierung des Verbandes durch eine postoperative Nachblutung kann mit NaCl 0,9% vorsichtig gelöst werden. Für den Verbandwechsel in der Wundheilungsphase wird folgendes Material benötigt: • Hände- und Hautdesinfektionsmittel (z.B. Freka® DERM) • 2-3 Paar unsterile Einmalhandschuhe • 1-2 sterile Schlitz-Kompressen • 3-4 sterile Kompressen • Stretchpflaster (z.B. Fixomull stretch) • Fixierpflaster (z. B. Secu-Tape) Außer Handschuhen und Desinfektionsmittel sind alle Komponenten für diesen Verbandwechsel im Verbandset für die Gastrostomie nach Hermann erhältlich. Dieses Set erleichtert die Pflege nicht nur in der ersten Woche nach Anlage, der Schulungsphase und bei allen Problempatienten, sondern ermöglicht eine Standardisierung des Verbandwechsels, die entscheidenden Einfluss auf ein reizfreies Stoma hat. Page 2/4 2. Langzeitpflege Ist die Wundheilung abgeschlossen, (meist nach 7-10 Tagen) ist ein Verbandwechsel nur zwei- bis dreimal wöchentlich erforderlich. Wichtig ist die Mobilisation der Sonde und das anschließende leichte Anziehen der PEG (siehe o.g. Gründe). Zudem sollte die Wunde von innen nach außen und auch die Halteplatte mit Desinfektionsspray gereinigt werden. Größere Zeitabstände des PEGVerbandwechsels sind aus folgenden Gründen problematisch: Hygiene, mangelnde Kontrolle des Stomakanals, Entstehung einer feuchten Kammer. Dieses feuchte Milieu begünstigt das Wachstum von Bakterien und es werden dadurch Infektionen provoziert. Wenn der Stomakanal vollständig abgeheilt ist, empfiehlt es sich, die weitere Pflege soweit möglich - mit dem Patienten zu besprechen und seine Wünsche zu berücksichtigen. Die meisten Patienten wünschen sich bei der PEG eine Abpolsterung der äußeren Halteplatte mittels Schlitzkompressen und aus Sicherheitsgründen auch einen Pflasterverband. Bei Patienten, die mobil sind oder zu Eigenmanipulation neigen, sollte überlegt werden, ob auf einen Button gewechselt werden kann (siehe Indikationen für Freka® Button). Auf einen Pflasterverband kann nur dann verzichtet werden, wenn das Stoma und Sondensystem sorgfältig beobachtet wird. Der Sondenschlauch muss dann aber trotzdem (aus hygienischen Gründen) mit einem Pflaster fixiert werden. Zudem muss sichergestellt sein, dass keine feuchte Kammer unter der äußeren Halteplatte entsteht. Für die Langzeitversorgung kann auch das Erlanger Verbandset mit 2 sterilen Schlitzkompressen, 2 sterilen Mullkompressen und einem Fixomull-Stretch-Pflaster verwendet werden. Entzündet sich der Stomakanal, so sind spezielle und gezielte Maßnahmen zur Abheilung erforderlich. 3. Wundversorgung bei leichter lokaler Wundinfektion des Stomas Nach Rücksprache mit dem Arzt sollte täglich bis mehrmals täglich ein Verbandwechsel in trockener und steriler Form vorgenommen werden. Bei zunehmendem Sekretfluss und Entzündung des Stomakanals mit umliegenden Hautpartien ist ein mikrobiologischer Erregernachweis mittels Abstrich und Kultur vorzunehmen. Zu beachten ist ebenfalls, dass bei einer Entzündung des Stomas die Wunde von außen nach innen gereinigt wird. Somit wird eine Vergrößerung der Wunde vermieden. Trotz Entzündung ist die innere Halteplatte immer leicht bis zum spürbaren Widerstand anzuziehen und die Sonde in der äußeren Halteplatte, die mit Schlitzkompressen (zur Vermeidung einer feuchten Kammer) unterpolstert wird, mit leichtem Spielraum (5-10 mm) zu fixieren. Ein zu großer Spielraum ist in diesen Fällen zu vermeiden, da durch die Peristaltik des Magens oder durch Umlagerung des Patienten die Sonde im Stomakanal ungewollt bewegt wird, wodurch weitere Reizungen bzw. eine Vergrößerung des Stomakanals entstehen können. Gegebenenfalls die Punktionsstelle mit warmem Wasser abduschen und anschließend gut trocknen lassen. Sind zusätzliche Pflegemittel zwingend erforderlich, sollten bevorzugt Tinkturen eingesetzt werden, um die Kontaktzeit zum PEG-Schlauch kurz zu halten. Salben sollten nur unter strenger Indikationsstellung und zeitlich begrenzt verwendet werden. Begründungen sind hierbei die längere Kontaktzeit und dadurch Aufweichung der Haut und Schädigung des PolyurethanSchlauchs. Page 3/4 Sind Salbenverbände unumgänglich, wie z.B. bei einer Pilzinfektion, dann gilt es, wenig Salbe zu verwenden und nur so lange wie therapeutisch erforderlich. Produkte, die den Polyvidon-Jod-Komplex enthalten, nur als Tinktur und dann zeitlich begrenzt anwenden, da es zu Wechselwirkungen mit dem Schlauchmaterial kommen kann. Hierzu gehören beispielsweise Betaisodona, Braunovidon und insbesondere Braunol 2000. Diese Präparate sollten nicht als Salbe zur Stomapflege verwendet werden, da die Inhaltsstoffe bei längerer Kontaktzeit mit dem Schlauchmaterial zu einer Versprödung führen. Bei Überwärmung, Spannung und Schmerzen kann eine lokale Kühlung mit einer Eispackung oder Kühlelement (ohne direkten Hautkontakt und max. 10 – 15 Min) Linderung verschaffen. 4. Allgemeine Hinweise Medikamentengabe Es sind keine Schädigungen (vorwiegend Okklusionen) zu befürchten, wenn vor und nach jeder Medikamentengabe die Sonde ausreichend mit Wasser gespült wird (z.B. 20 ml mit Luer-Spritze). Spülen der Sonde Grundsätzlich ist das Spülen der Sonde mit stillem Wasser oder Tee (Pfefferminz, Fenchel) möglich. Auf Früchtetee muss komplett verzichtet werden, da es hierbei zu Ausflockung des Eiweißes und damit zum Verstopfen der Sonde kommen kann. Schwarzer Tee kann zu Verfärbung des Schlauchmaterials führen. Alkoholische Getränke Polyurethan (Inhaltsstoff der PEG) quillt bei längerem Kontakt mit hochprozentigem Alkohol auf, was den Sondenschlauch bis zur Unbrauchbarkeit schädigt. Deshalb ist es zwingend erforderlich, dass, falls Alkohol per Sonde appliziert wird, diese anschließend sofort ausreichend mit Wasser gespült wird. Grundsätzlich sollte es vermieden werden, Alkohol über die Sonde zu verabreichen. Pflasterentfernung Pflasterreste sind bei jedem Verbandwechsel vom Sondenschlauch zu entfernen – routinemäßig mit einer NaCl-getränkten Kompresse bzw. bei starker Verunreinigung mit Hautdesinfektions-mittel oder Waschbenzin. Duschen und Baden Nach kompletter Wundheilung und reizlosem Stomakanal ist duschen nach einer Woche und baden nach zwei Wochen erlaubt. Hierzu immer den alten Verband entfernen und vor Neuanlage Stoma, Haut und Sonde gut trocknen. Kontrolle der PEG Die PEG sollte regelmäßig auf Defekte, wie Leckagen, Knickstellen und Schlauchveränderungen überprüft werden. Zum Materialschutz ist die Schlauchklemme bei jedem Verbandwechsel zu verschieben und distal zu platzieren. Wann immer möglich, ist der LuerLock-Ansatz zu verschließen und die Schlauchklemme zu öffnen. Die Ansätze der Sonde sollten regelmäßig mit einer kleinen Bürste (Zahnbürste) und warmen Wasser gereinigt werden. Defekte Ansätze kann man austauschen, da entsprechende Reparatursets für alle PEGVarianten im Angebot sind. Es empfiehlt sich, stets alle Ansätze (äußere Halteplatte, Schlauchklemme und LuerLock-Ansätze) komplett zu wechseln, da die Dichtfunktion bei einmal gelösten Ansätzen u.U. nicht mehr gewährleistet ist. Fresenius Kabi Deutschland GmbH Produktmanagement Enterale Technik und Medizinisch Wissenschaftliche Abteilung (Stand: 05/2009) Page 4/4 Literatur: Grund K. E. Pflegleitfaden Perkutane Sonden, Hrsg Grund K.E., Mentges D., Dormann A., Gebhard D., Fresenius Kabi 1. Auflage (2004) Keymling M. : Praxis der enteralen Ernährung , , Hrsg. Keymling M, Löser C.,Ggeorg Thieme Verlag, 1. Auflage (2001) Löser C. ESPEN Guidelines on artificial enteral nutrition – Percutaneous endoscopic gastrostomy (PEG), Clinical Nutrition (2005) 24: 848-861 Stein J. Praxishandbuch Klinische Ernährung und Infusionstherapie Hrsg.: Stein J, Jauch K.W. Springer Verlag berlin Heidelberg, 1. Auflage (2003)