Erfahrungsbericht Praktikum Frankreich Paris 2015

Transcription

Erfahrungsbericht Praktikum Frankreich Paris 2015
ERASMUS+ Abschlussbericht
Institut Pasteur, Paris
01.10.15 – 31.03.16
Ich studiere Molekulare Medizin im Bachelor an der FAU in Erlangen und hatte schon lange
vor, einige Monate in Frankreich zu verbringen um Land, Sprache und Leute besser kennen
zu lernen. Da ich nach dem Bachelor gerne eine Studienpause einlegen wollte, habe ich
mich entschlossen quasi im siebten Bachelorsemester ein sechsmonatiges Praktikum in
Frankreich zu absolvieren. Über einen Kontakt aus höheren Semestern bin ich auf das Labor
von Uwe Maskos am Institut Pasteur in Paris gekommen. Kontakte sind in jedem Fall
natürlich nicht schlecht aber ich denke auch wenn man Labore einfach anschreibt, hat man
ganz gute Chancen auf einen Platz – Praktikanten sind eben immer noch sehr beliebte
Arbeitskräfte, zumindest in diesem Gebiet. Ich hoffe nun, dass ich mir das Praktikum
(zumindest einige Wochen) im Master anrechnen lassen kann.
Die Chance an einem so bekannten Forschungsinstitut ein Praktikum zu absolvieren und
sechs Monate in Paris zu verbringen hat mir sofort gefallen. Durch das Erasmus+ Geld und
zusätzlich einem monatlichen Zuschuss vom Institut Pasteur (ab zwei Monaten Praktikum
sind das 545€, was ziemlich genau die Miete abdeckte) war ich auch finanziell für diese
Monate ganz gut aufgestellt (das ist definitiv ein Vorteil vom Praktikum gegenüber des
Studierens). Über das Labor bekam ich auch den Tipp an der Cité internationale universitaire
de Paris (CIUP) im Süden von Paris zu wohnen. Hier wohnen über 40.000 aus der ganzen
Welt auf einem Campus-ähnlichen, riesigem Grundstück in noch einigermaßen bezahlbaren
und wirklich schönen Häusern. Das Institut Pasteur hat dort einige Wohnungen für
Praktikanten, PhDler und Studenten reserviert, weshalb es für mich überhaupt kein Problem
war, dort einen Platz zu bekommen. Aber auch sonst ist es sinnvoll da einfach mal
anzufragen, die haben bestimmt irgendwo ein Zimmer frei. Als Deutscher sollte man erstmal
am deutschen Haus anfragen (Heinrich Heine), die leiten einen dann weiter an andere
Häuser, wenn die nichts mehr frei haben. Die CIUP es ist wirklich ein einmaliger Ort an dem
einem (fast) alles geboten wird: Sportkurse, Konzerte, Sprachkurse, Partys, Bars, die
unterschiedlichsten Kulturen und natürlich Leute kennen lernen und Freundschaften
schließen! Ich selbst habe in der Fondation Deutsch de la Meurthe gewohnt, wo ich ein
Zimmer (ca. 15qm) mit winzigem Bad hatte und mir die große Küche mit 20 anderen
Mitbewohnern geteilt habe. Diese Mitbewohner kamen wirklich von überall her: Nepal,
Brasilien, Mexico, China, Iran, Ukranie, Italien, Spanien, Deutschland und auch Frankreich.
Und wir haben wirklich sehr viel zusammen gemacht. Von den etwas schwierigeren
Montagmorgenden und freudigen Feierabendbierchen über Küchenpartys, soirée du vin et
fromage, kleinen Ausflügen, Paris erkunden und vieles, vieles mehr….kurz: ich habe dort
richtig gute Freunde gefunden!  Auch in unserm Haus (der Fondation Deutsch de la
Meurthe) hatte unser Komitée immer einiges angeboten. Ein monatliches, gemeinsames
Frühstück im Grand Salon, Partys oder „Apéros“ (kleine Partys in der Bar unten im Haus),
internationalen Abenden zu einem Thema, Bier Verkostung, Halloweenparty und sogar
Ostereier suchen – es war alles dabei. Langweilig wird einem hier definitiv nicht!
Auch am Institut Pasteur in meinem Labor habe ich mich sehr wohl gefühlt. Zusammen mit
einem Masterstudenten habe ich an einem Projekt über Alzheimer gearbeitet und den
Einfluss von nikotinischen Acetylcholin Rezeptoren in der Frühphase von Alzheimer
untersucht. Meine Betreuerin Fani Koukouli hat mich hervorragend an die Arbeit mit Mäusen
herangeführt und mich durch die Monate geleitet. Zweimal in den sechs Monaten habe ich
auch meine Ergebnisse bzw. meine Literatur im Labmeeting des Labors präsentiert.
Normalerweise habe ich von 10 Uhr bis ca. 18 Uhr (mit Mittagspause und mehreren
Kaffeepausen) gearbeitet, was total human ist. Neben viel Zeit, die ich in der Animalerie
verbracht habe, habe ich viel Immunohistochemische und Immunofluoreszierende
Färbungen der Gehinrschnitte angefertigt und diese dann am Mikroskop untersucht. Einmal
die Woche war eben Labmeeting und mindestens einmal die Woche ein Seminar meines
Departments Neuroscience wo auch öfter mal externe Speaker da waren. Das Institut
Pasteur hat natürlich als renommiertes, großes Forschungsinstitut schon einiges, auch
außerhalb des eigenen Labors zu bieten: zum Teil modernste Technik, tolle Räumlichkeiten,
Ausbildungen aller Art (auch die Tierversuchsausbildung für mich war kein Problem) und
viele Vorträge von bekannten und internationalen Speakern. Es ist schon etwas Besonderes
wenn man an einem Freitagnachmittag, gerade einmal 20m vom Arbeitsplatz entfernt, einem
Vortrag der Nobelpreisträgern Froncoise Barré-Sinoussi lauscht. Außerdem gibt es ein
Pasteur Museum, wo man das Appartement und das Grab von Louis Pasteur anschauen
kann und die Beer-Hour jeden Freitag, wo ich ebenfalls viele internationale, junge Leute
kennen gelernt habe. Auch mit den Leuten aus meinem Labor haben wir zumindest zum
Ende hin dann relativ viel unternommen. Mal auf ein Dinner oder einen Kaffee getroffen oder
auch einfach mal ein Bier zusammen nach Feierabend getrunken.
Im Labor haben wir immer französisch gesprochen, was mir auch ganz Recht war, da ich
mein französisch gerne verbessern wollte. Durch die Schule und ein paar Französisch Kurse
an der Uni hatte ich schon ein relativ hohes Niveau (B2), wollte aber gerne noch flüssiger
und intuitiver sprechen können. Dadurch dass wir im Labor auch eine Griechin und zwei
Italienerinnen hatten, die aber auch sehr gut französisch gesprochen haben, war das Thema
oft die französische Sprache und Witze über die Ausdrucksweise der Franzosen oder die
Übersetzung von einigen englischen Wörtern waren an der Tagesordnung (z. B. perche à
selfie für Selfie-Stick, oder Robin du bois für Robin Hood). Im Wohnheim und an der Cité
haben wir allerdings hauptsächlich Englisch gesprochen (mit einigen wenigen Leuten auch
französisch), da viele erst angefangen haben französisch zu lernen und eigentlich jeder gut
Englisch kann. Das fand ich ein bisschen schade, aber letztendlich habe ich mein
Französisch UND Englisch verbessert, was auch nicht schlecht ist. Zwar empfinde ich die
Verbesserung als nicht allzu groß, aber gerade die Alltagssprache und die Füllwörter und wie
man etwas sagt und ausdrückt, habe ich schon sehr gut mitbekommen und übernommen
und solche Sachen lernt man einfach nicht in der Schule oder Sprachkursen, da muss man
schon einige Zeit in dem Land verbracht haben.
Einige Tipps die ich anderen Erasmus Gängern in Paris/Frankreich noch empfehlen kann: In
Paris sind wirklich fast alle Museen und Touri-Sachen für EU-Bürger unter 26 kostenlos.
Deshalb war ich auch bestimmt 6 Mal im Louvre und über 10 Mal auf dem Arc de Triomphe
oben. Und auch in den ganzen andern Museen (v. a. Musée Rodin und Musée d’Orsay)
lohnt sich ein Besuch. Einfach mal ein bisschen rumschlendern und die Unterschiede in den
verschiedenen Arrondissements zu erkennen macht ebenfalls super viel Spaß und ist echt
interessant. Während sich um den Gare du Nord ein Friseursalon für die vielen aufwändigen
Frisuren von Dunkelhäutigen an den andern reiht, bekommt man in der 16 nur schicke
Frauen und Männer mit Hut zu sehen und in der 10 treffen sich die Hipster.
Ausserdem solltet ihr unbedingt in die Normandie, in den Norden von Frankreich gehen!
Dort ist es richtig schön, auch im Winter. Mont Saint Michel, Rouen, Honfleur, Deauville oder
Etretat: von kulturell bis landschaftlich wunderschön (weite Strände, Felsküste, Häfen ect.)
wirklich lohnenswert. Wir sind öfter mal für ein Wochenende oder einen Tagesausflug mit
Erasmus Organisationen (EIAP, YEP, kriegt man über Facebook eigentlich ganz gut mit)
dahin gefahren, die komplette Touren für relativ wenig Geld anbieten. Auch Versailles und
das Château Fontainebleau oder ein Trip zu den Châteaux de la Loire lohnen sich definitiv!
Für das Metroticket lohnt sich je nach Zeitraum entweder ein Monatsticket für 70€ (da kommt
man aber auch echt weit damit (bis Zone 5) und am Wochenende kann man mit diesem
Navigo komplett kostenlos in der kompletten Ile-de-France fahren) oder das Studententicket
für rund 330€ pro Jahr (dafür muss man aber an einer Pariser Uni eingeschrieben sein).
Ansonsten kostet ein Einzelticket 1,80€ (bzw. 1,40€ im Zehnerpack) und man kann damit
fast über 2 Stunden herumfahren. Am Wochenende gibt es auch das „Ticket Jeune“ für ca.
3,80€ pro Tag was ein Tagesticket für unter 26-jährige ist. Auch das Vélib (Stadtfahrräder)
fahren mit einer 30€ Jahreskarte lohnt sich auf jeden Fall!
Fazit: Paris ist eine super tolle, wunderschöne, facettenreiche internationale und kulturelle
Stadt, die wirklich (aber wirklich) für jeden was zu bieten hat!
Meldet euch gerne, wenn Ihr noch Fragen habt oder euch noch etwas unter den Nägeln
brennt (christiane.bils93@gmail.com).
Viel Spaß bei Eurem Aufenthalt und bisous!
Chrissi