Abstand- und Wegsensoren (Stand Juni 2009)
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Abstand- und Wegsensoren (Stand Juni 2009)
Physikseminar - Sensoren - Abstand- und Wegsensoren 1 Abstand- und Wegsensoren (Stand Juni 2009) Grégory Catellani Fachbereich Informatik, Universität Koblenz-Landau, 56070 Koblenz, Deutschland Sensoren – auch als „Fühler der Messtechnik― (1) bezeichnet – eignen sich in der Vielzahl ihrer Ausprägungen für die unterschiedlichsten Einsatzbereiche. Dieser Artikel gibt einen Überblick über den umfangreichen Bereich der Abstand- und Wegsensoren. Es wird eine selektierte Menge von Messprinzipien, Messmethoden und Messverfahren vorgestellt und technisch erläutert. Die auf diesen Messverfahren aufbauenden Sensortypen überspannen viele Größenordnungen. Es werden Einsatzgebiete genannt sowie, sofern möglich, eine grobe Aufwands- und Kostenschätzung gegeben. Dem Leser1 wird ermöglicht den/die zu seinem Projekt passenden Sensortyp(en) anhand der gelieferten Beschreibungen und Klassifizierung zu bestimmen. Index Terms— Abstandsensoren, Messmethoden, Messprinzipien, Messverfahren, Wegsensoren I. EINLEITUNG S ensoren – vom lateinischen „sensus“, das Gefühl oder die Empfindung – sind mit den von Biologen als Rezeptoren bekannten Einrichtungen vergleichbar (1). Wie Rezeptoren erfassen Sensoren die physikalische oder chemische und/oder die stoffliche Beschaffenheit ihrer Umgebung qualitativ oder als Messgröße quantitativ. So wie Rezeptoren bloß Ausläufer von Organen sind und damit keine eigene Intelligenz mitbringen, besteht die Aufgabe von Sensoren darin, physikalische oder chemische Effekte zu erfassen und in weiterverarbeitbaren Größen an eine „mikroelektronische ‚Intelligenz‘“ (1) weiterzureichen. Die Sensorik kennt vielseitige und breite Einsatzbereiche. Das Physikseminar soll einen Überblick über die verschiedenen Teilgebiete liefern. Die von mir behandelten Abstand- und Wegsensoren finden ihren Einsatz hauptsächlich in der Robotik und Automatisierungstechnik, im Maschinenbau, in der Vermessung und an Waffensystemen. Die vielfältigen Sensorausprägungen ergeben sich dabei aus einer großen Menge von Messprinzipien, Messmethoden (u.a. Laufzeit- und Phasenlagemessung) und Messtechniken (u.a. optisch, akustisch), die nahezu beliebig kombinierbar sind. Um die verschiedenen Abstands- und Wegsensoransätze verstehen, einschätzen und klassifizieren zu können, wird ein Überblick über eine ausgewählte Menge von häufig in der Praxis eingesetzten Messverfahren, basierend auf verschiedenen Messprinzipien, Messtechniken und Messgrößen, gegeben. Hierbei werden die technischen Zusammenhänge geklärt. Es werden Einsatzgebiete genannt sowie, falls möglich, eine grobe Einschätzung des Aufwandes zur Implementierung und zur Auswertung, und eine Kostenschätzung gegeben. Es soll dem Leser1 ermöglicht werden, den/die für sein Projekt am besten geeignete(n) Sensortyp(en) anhand der hier 1 Bezeichnungen wie "Leser" werden im Folgenden als Rollenbezeichnung verstanden. Aus diesem Grund wird nur die männliche Form verwendet. Dabei wird der Grundsatz der Gleichberechtigung in keiner Weise in Frage gestellt. gelieferten Beschreibungen und Klassifizierung bestimmen zu können. II. MESSGRÖßEN UND MESSBEREICH Sensoren liefern ihre Ergebnisse nicht immer in der erwünschten Messgröße. Die Ausgangsgröße muss daher durch eine Messgrößenumwandlung in die benötigte Endgröße überführt werden. Die Umwandlung der gewonnenen Werte anhand eines Analog-Digital-Wandlers, bzw. der Einsatz digitaler Sensoren, ermöglichen die komfortable Konvertierung in die gewünschte Endgröße. Die bevorzugte Messgröße für Abstände und Wege ist das Meter. „Das Meter ist die Länge der Strecke, die Licht im Vakuum während der Dauer von (1/299792458) Sekunden durchläuft.“ (2). Im Zusammenhang mit der Angabe von Entfernungen in der Astronomie ist das Lichtjahr sehr gebräuchlich. „Ein Lichtjahr [...] ist definiert als die Wegstrecke, die Licht oder Strahlung generell im Vakuum in einem Jahr zurücklegt.“ (3). Der anhand von Abstand- und Wegsensoren messbare Wertebereich liegt zwischen wenigen Attometern (10-18 m) – zum Beispiel: bei Benutzung eines Laserinterferometers – und einigen hunderten Yottametern (1024 m) – zum Beispiel: bei der Vermessung der Ausdehnung des Universum anhand der Rotverschiebung. III. MESSTECHNIK Die Messtechnik befasst sich mit Geräten und Methoden zur Bestimmung (Messung) physikalischer Größen. Hierzu gehören die Entwicklung von Messsystemen und Messmethoden, sowie die Erfassung, Modellierung und Reduktion (Korrektur) von Messabweichungen und unerwünschten Einflüssen. Dazu gehört auch die Justierung und Kalibrierung von Messgeräten. Die Messtechnik lässt sich nach verschiedenen Gesichtspunkten gliedern. Im Zusammenhang mit der Abstands- und Wegmessung wird sie oft in folgende zwei Kategorien unterteilt: Physikseminar - Sensoren - Abstand- und Wegsensoren A. Direkte Messung Hierbei wird eine physikalische Größe – hier: der Abstand – durch direktes Vergleichen mit einem vorher definierten Maßstab – hier: das Meter – bestimmt. Diese Art der Messung ist nur in einem begrenzten Längenbereich einsetzbar, da Vergleichsmaßstäbe nicht in beliebiger Größe hergestellt werden können. B. Indirekte Messung Falls ein direkter Vergleich unmöglich ist – zum Beispiel: die direkte Bestimmung der Distanz zwischen Erde und Sonne – wird indirekt gemessen. Hierzu wird nicht die Entfernung selbst, sondern eine von der Entfernung abhängige Größe herangezogen und durch entsprechende Verfahren in Abstandswerte umgewandelt. IV. MESSPRINZIP, MESSMETHODE UND MESSVERFAHREN Unter Messprinzip versteht man die „[p]hysikalische Grundlage der Messung“ – zum Beispiel: „Die Interferenz des Lichts als Grundlage einer Längenmessung.“ (4). Als Messmethode bezeichnet man die „[s]pezielle, vom Meßprinzip unabhängige Art des Vorgehens bei der Messung“ (4) – zum Beispiel: direkte/indirekte Messmethode(n). Die zur Abstands- und Wegbestimmung eingesetzten Prinzipien und Methoden lassen sich in Messverfahren kombinieren um die gewünschte Messgröße direkt oder, über Messgrößenumwandlung, indirekt zu bestimmen. Die unterschiedliche Sensortypen basieren auf den verschiedenen Messverfahren. Da die Anzahl der zur Längenmessung einsetzbaren Sensorarten nahezu unerschöpflich ist, soll im Folgenden ein Überblick über eine ausgewählte Menge von Messverfahren gegeben werden. Die Verfahren in den verschiedenen Kategorien überspannen immerhin 44 Größenordnungen (siehe Abbildung 1). A. Direkte Messung 1) Mechanische Verfahren Mechanischen Messgeräte bestimmen den IST-Zustand eines Objektes unter genauer Benennung der Abweichung zum SOLL-Zustand. Die meisten dieser Geräte existieren bereits seit vielen 2 Jahren in strikt analoger Form. Erst kürzlich werden sie mit digitalen Komponenten – wie einer LC-Anzeige zum einfachen ablesen, oder Schnittstellen zur elektronischen Weiterverarbeitung des Ergebnisses – ausgestattet. Die digitalen Zusätze erbringen keine Steigerung der Genauigkeit sondern dienen meist dem Komfort. Der abgedeckte Größenbereich spannt sich von wenigen Mikrometern – durch Feinzeiger – bis über hunderte Meter – dank flexiblen Stahlbändern. Aufgrund des Messprinzips ist der automatisierte Einsatz dieser Werkzeuge/Sensoren nur begrenzt möglich. Ist das Messwerkzeug mit einer seriellen Schnittstelle ausgestattet und liegt das Übertragungsformat offen oder liegt eine Software bei, ist das Auslesen des Messergebnisses leicht. Die Kosten für solches Werkzeug ergeben sich aus der benötigten Präzision und/oder dem abzudeckenden Messbereich. Beispiele für diese Gattung der Entfernungsmessung sind: a) Der Messschieber (siehe Abbildung 2) Der Messschieber ist ein sehr altes Gerät das sich für die Messung von Außen- und Innenmaßen anbietet. Mit Tiefenmessstangen ausgestattete Varianten erlauben die Bestimmung von Tiefenmaßen – zum Beispiel das Vermessen von Bohrungen. Abbildung 2: Digitaler Messschieber mit LC-Anzeige b) Die Messschraube (siehe Abbildung 3) Der Aufbau der, auch als Mikrometerschraube bekannten, Messschraube erlaubt die sehr genaue Bestimmung der Länge eines Objektes. Sie besteht aus einer festen und einer mit einem Feingewinde verstellbaren Messfläche, welche durch Abbildung 1: Beispiele zum Größenverhältnis und Eingliederung der Messprinzipien nach abgedecktem Größenbereich Physikseminar - Sensoren - Abstand- und Wegsensoren einen Bügel miteinander verbunden sind. Eine Skala parallel zur Verschiebungsrichtung zeigt die Größe des vermessenen Objektes in ganzen Ganghöhen der Schraube. Eine Feinskala entlang des Umfangs der Messspindel dient zur Ablesung des Anteils, der nur Bruchteile der Gewindesteigung ausmacht. Die Messschraube wird primär zur Bestimmung von Außenmaßen eingesetzt. Spezielle Ausführungen ermöglichen aber auch die Anzeige von Innen-, Tiefen-, Bohrungs-, und Zahnweitenmaßen. a) 3 Messung der Laufzeit Ein zeitlicher Lichtpuls wird von der Quelle auf ein Objekt ausgesandt. Die Pulslaufzeit ist die Zeit, die der Lichtstrahl braucht, um das Hindernis zu erreichen und zur Quelle zurückreflektiert zu werden. Durch Messen dieser Dauer kann man über die Lichtgeschwindigkeit die Distanz zwischen Quelle und Objekt ermitteln: 𝑙= 𝑐 ∗ 𝛥𝑡 2∗𝑛 mit l der Länge, Δt der Laufzeit, c der Lichtgeschwindigkeit und n der Brechkraft des umgebenden Mediums. Der entscheidende Vorteil dieses Verfahrens ist die geringe Reaktionszeit. Der Messbereich reicht von einem Meter bis zu mehreren zehn Kilometern. Auflösungen höher als einige Zentimeter sind wegen der sehr kurzen Zeiten nicht möglich. Das Laufzeitmessungsverfahren kann auch in Kombination mit anderen Techniken verwendet werden – zum Beispiel im elektrischen Umfeld (5) oder bei der akustischen Abstandsmessung wie beim Sonar. Abbildung 3: Analoge Messschraube b) B. Indirekte Messung 1) Optische Verfahren Die optische Abstandsmessung ist eine elektronische Distanzmessung; anhand von Laufzeitmessung, der Phasenlagemessung oder Lasertriangulation von Licht, meistens von Laser oder Leuchtdioden. Diese Kategorie zeichnet sich durch eine besonders hohe Verfahrensvielfalt und damit verbundenen Einsatzgebieten aus. Ihre berührungslosen Messverfahren ermöglichen auch weiche, empfindliche Oberflächen und sogar Flüssigkeiten zu erfassen. Die Regelung der Lichtintensität gestattet die Messung optisch sehr unterschiedlicher Oberflächen. Spezielle Sensoren erlauben sogar das Vermessen von spiegelnden und sogar durchsichtigen Materialien. Man findet optische Sensoren zum Beispiel in der Produktion – Dickenmessung durch Zusammenschalten zweier Abstandssensoren – , im Straßenverkehr – von der Polizei betriebene Laserpistolen zur Abstands- und Geschwindigkeitsmessung – , in der Landvermessung, in der Automobilindustrie und der Robotik – zur Kollisionserkennung und rechtzeitigen Warnung. Optische Verfahren eignen sich sowohl für sehr kurze Distanzen – einige Mikrometer bis 100 Meter dank Lasertriangulation und Laserinterferometer – wie auch für sehr große Distanzen – bis zu 1011 Meter anhand von Laufzeitverfahren. Preis und Aufwand werden durch den benötigten Aufbau, den sich daraus ergebenden Einsatz von teuren Laser im Gegensatz zu billigen Leuchtdioden und die für den jeweiligen Einsatzzweck benötigte Kalibrierung sowie Aufbereitung der Messwerte geprägt. Messung der Phasenlage Die Phasenverschiebung des reflektierten Laserstrahls oder dessen Modulation gegenüber dem ausgesandten Strahl beziehungsweise dessen Modulation ist enfernungsabhängig. Die Phasenverschiebung kann gemessen und benutzt werden, um die zurückgelegte Distanz zu ermitteln. Wird die Laserfrequenz selbst zur Überlagerung genutzt, arbeitet das Gerät wie ein Laserinterferometer. Laserinterferometer messen keine absoluten Weglängen sondern nur die relative Änderung bei Verschiebung des Zieles bzw. eines Referenzspiegels. Beim Verschieben wird die Summe aus ausgesandtem und reflektiertem Strahl periodisch moduliert (Interferenz). Er durchläuft bei der Verschiebung um eine halbe Lichtwellenlänge genau eine Periode. Zählt man die Durchgänge und multipliziert sie mit der Lichtwellenlänge, erhält man die gesuchte Wegstrecke. Mit einer genaueren Auswertung des Signals erreicht man Genauigkeiten von etwa 1/100 Wellenlänge. Bei sichtbaren Licht entspricht das wenigen Nanometern. Für größere Entfernungen arbeitet man mit einer Hochfrequenzmodulation der Laseramplitude und wertet nicht die Laserwellenlänge, sondern die Phasenlage dieser aufmodulierten Hochfrequenzsignale aus. Der größte Vorteil der Phasenlagenmessung ist die höhere Auflösung, die mit geringerem messtechnischen Aufwand realisierbar ist. Die Messentfernung ist jedoch aufgrund des notwendigerweise kontinuierlich bei kleiner Leistung arbeitenden Lasers geringer. Ein weiteres Problem ist die fehlende Eindeutigkeit der Signale bei Entfernungen eines Vielfachen der Laser- bzw. Modulationswellenlänge. c) Triangulationsverfahren Ein Laser wird auf das Messobjekt fokussiert und mit einem Lagedetektor wie einer Kamera, einer ortsauflösenden Fotodiode oder einer CCD-Zeile (Charge Coupled Device) Physikseminar - Sensoren - Abstand- und Wegsensoren betrachtet. Abhängig von der Entfernung des Objektes verschiebt sich der Abbildungsort auf dem Lagedetektor. Hieraus kann die Entfernung bestimmt werden. Vorteil der Triangulation ist, dass es sich um rein trigonometrische Zusammenhänge handelt, wodurch die Abstandswerte – sogar zu beweglichen Objekten – kontinuierlich aktualisiert werden können. Inhomogen reflektierende Flächen – wie stark absorbierende, durchsichtige oder stark reflektierende Flächen – sowie Fremdlichteinwirkungen senken die Einsatzbereiche und die Messungsentfernung. Abbildung 4: Aus der räumlichen Lage jeweils zweier Winkel (α und β) kann der Abstand des Messobjektes (P) zur Basis bekannter Länge (b) berechnet werden. 2) Akustische Entfernungsmessung Prinzip bedingt eignen sich akustische Entfernungsmesstechniken sowohl in der Luft sowie unter Wasser, und werden sogar in der Natur verwendet – zum Beispiel von Fledermäusen oder Delfinen. Es können menschenhörbare Frequenzen oder Ultraschall verwendet werden. Der zu betreibende Aufwand hängt wiederum von der gewünschten Entfernung und der Genauigkeit ab. Simple Ausprägungen solcher Sensoren sind preiswert im Handel beziehbar. Der Anwendungsbereich liegt im Rahmen von einigen Millimetern bis zu einigen hundert Metern. Einsatzorte finden sich zuhauf. So wird das Prinzip der Echoortung – basiert auf der Laufzeitmessung von (Schall-) Wellen (siehe Abbildung 5) – zur Erkennung und Distanzmessung von feindlichen U-Booten oder zur Entfernung zum Meeresboden in der Marine verwendet (Sonar oder Echolot). Es lassen sich aber u.a. auch Einsatzszenarien in der Robotik, der Automobilindustrie und der Produktion – bei Werkstoffprüfungen lassen sich zum Beispiel unbeabsichtigte Risse und Einschlüsse aufspüren – nennen. 4 Abbildung 5: Prinzip der Sonar- oder Radarabstandsmessung anhand der Laufzeitmessung von Schall- bzw. Funkwellen 3) Elektromagnetische Entfernungsmessung Im Radiofrequenzbereich eingesetzte Funk-/Radiowellen erlauben die Entfernungsmessung anhand ähnlicher Verfahren wie die akustischen Entfernungsmessverfahren. So benutzt man auch hier die Echoortung und die damit verbundene Laufzeitmessung von Radiowellen (siehe Abbildung 5). Radiowellen eignen sich um Entfernungen von nur wenigen Zentimetern bis hin zu mehreren Millionen Kilometern zu messen. Der Anwendungsbereich hierauf aufbauender Sensortypen findet man daher prinzipiell in der Luft- und Raumfahrt. Anwendungsbeispiele: Bestimmung der Entfernung von Flugkörpern durch Radar-Anlagen an Flughäfen oder an Raketenabfangeinrichtungen, Messung der Entfernung zu den inneren Planeten unseres Sonnensystems. Der Aufwand und die Kosten orientieren sich hierbei an denen zur akustische Entfernungsmessung. 4) Verschiedenes a) Hodometrie Die Hodometrie ist eine einfache und sehr alte Form der indirekten Wegmessung. Die Umdrehungen eines Rades, oder einer Scheibe, mit bekanntem Umfang werden beim Abrollen auf der Messstrecke zwischen zwei Messzeitpunkten gezählt. Die Anzahl der Umdrehungen, multipliziert durch den Radumfang ergibt dabei die gemessene Wegstrecke. Die Zählung beruht auf unterschiedlichen Verfahren. Nennenswert ist die indirekte Wegmessung anhand von Inkrementalgebern. Sie besitzen eine Maßverkörperung mit einer sich wiederholenden, periodischen Zählspur. Inkrementalgeber können photoelektrisch, magnetisch oder mit Schleifkontakten arbeiten. Diese Prinzipien lassen sich weiter verfeinern. Die Einsatzorte für Hodometriesensoren sind vielfältig. Gebräuchlich sind sie in der Automobilindustrie – zum Beispiel in Form eines Kilometerzählers in einem Fahrzeug – und in der Robotik – zum Beispiel zur Messung der hinterlegten Wegstrecke eines bodengebundenen Roboters. Anwendungsbeispiel in der Robotik (6): Zählung der Umdrehungen eines Rades mit Löchern anhand einer IRLeuchtdiode und optischen Sensoren (siehe Abbildung 6). Die Physikseminar - Sensoren - Abstand- und Wegsensoren 5 Genauigkeit der Messung wird durch die Anzahl der Löcher – also durch die Rasterung – und die breite des IR-Strahls gegeben. Abbildung 6: Beispiel des Aufbaus eines photoelektrischen Hodometriesensors Die Genauigkeit und Größe des Messbereichs hängt stark vom gewählten Verfahren ab. Interferentielle Messprinzipien erlauben eine Teilungsperiode bis herab zu 4µm. Nach oben ist der Messbereich offen, auch wenn größere – beispielsweise interstellare – Distanzen damit kaum mit hinnehmbaren Aufwand messbar sind. Der Implementierungsaufwand sowie die Kosten hängen auch hier deutlich von der gewünschten Präzision und Messgröße ab. b) Messverfahren für interstellare Entfernungen Um sehr weite Entfernungen, die über unsere Erde hinausreichen, bemessen zu können hat die Astronomie eine große Fülle an teilweise, auf sehr spezielle Anwendungsfälle zugeschnittenen, Messverfahren entwickelt. Der Implementeriungsaufwand und die Kosten für solche Systeme sind recht hoch, dafür sind die messbaren Distanzen astronomisch. (1) Entfernung des Mondes Frühere Mondexpeditionen hinterließen Retroreflektoren (siehe Abbildung 7) auf der Mondoberfläche. Ein Laserstrahl (siehe Abbildung 8) wird auf diese Reflektoren gerichtet. Die spezielle Bauart der Reflektoren garantiert dass der Strahl wieder exakt zum Sender zurückgeworfen wird. Der Sender/Empfänger detektiert die zurückkommenden Photonen des ausgesandten Signals und berechnet die exakte Distanz anhand der Laufzeitmessung. Abbildung 8: Auf den Mond ausgerichteter Laser vom 2,7Meter Harlan-J-Smith Teleskops des McDonaldObservatoriums (2) Innere Planeten Für die Ermittlung der Distanz zu den inneren Planeten Merkur, Venus und Mars, sowie zu Asteroiden benutzen die Astronomen die Methode der Laufzeitmessung. Dabei greifen sie auf eine verfeinerte Radar-Entfernungsmessung zurück. (3) Parallaxenberechnung Bei Entfernungen, die über unser Sonnensystem hinausreichen, hilft zunächst ein Verfahren das auch in der Landvermessung gebräuchlich ist: die Triangulation, in der Astronomie auch als Parallaxe bezeichnet. Mit ihr sind Entfernungen bis zu 1019 Metern bestimmbar. Das genügt um die Entfernung der benachbarten Regionen der Milchstraße zu vermessen. (a) Trigonometrische Parallaxe Die trigonometrische Parallaxe ist die Veränderung der Blickrichtung zu einem Objekt gegenüber dem Himmelshintergrund der durch die jährliche Bewegung der Erde um die Sonne hervorgerufen wird (siehe Abbildung 9). Abbildung 9: Entstehung der Parallaxe beim Umlauf der Erde um die Sonne Abbildung 7: Von der Appollo-11-Besatzung hinterlassener Laser-Reflektor auf der Mondoberfläche Die Basislänge ist der Durchmesser der Erdbahn. Je weiter das Objekt entfernt ist, desto kleiner ist die Parallaxe. An ihr lässt sich direkt die, in Parsec (pc) angegebene, Entfernung 𝑟 anhand folgender Formel berechnen: Physikseminar - Sensoren - Abstand- und Wegsensoren 𝑟 = 1 𝜋 mit Angabe der Parallaxe 𝜋 in Bogensekunden. (b) Spektroskopische Parallaxe Bei der spektroskopischen Parallaxe wird nicht die Richtung sondern die Qualität einfallenden Lichtes betrachtet. Um die Eindeutigkeit der somit erbrachten Distanzmessung zu garantieren, muss die absolute Helligkeit 𝑀 definiert werden: sie entspricht der scheinbaren Helligkeit, die ein Objekt hätte, wenn es genau 10pc von der Erde entfernt wäre. Es kann somit zwischen den Entfernungen von schwach leuchtenden, nahen Sternen und der Distanz von stark leuchtenden, entfernteren Himmelskörpern unterschieden werden. (4) Rotverschiebung Zur Entfernungsbestimmung sehr weit entfernter Objekte wie Galaxien, oder die Vermessung der Ausdehnung des Weltalls, greift man auf das Prinzip der Rotverschiebung des Lichts zurück. Hierzu müssen bekannte Spektrallinien im Spektrum einer Galaxie identifiziert und ihre genaue Wellenlänge vermessen werden. Die Entfernung 𝑟 lässt sich mit der folgenden Formel herleiten: 𝑟= wobei 𝑧 = 𝜆 𝐵𝑒𝑜𝑏𝑎𝑐 ℎ 𝑡𝑒𝑟 −𝜆 0 𝜆0 𝑧∗𝑐 𝐻0 die Rotverschiebung, 𝐻0 die Hubble- Konstante und c die Vakuumlichtgeschwindigkeit darstellt. Hiermit wird ein Bereich bis rund 1026 Meter erfasst. 6 V. FAZIT Die hier vorgestellten Prinzipien, Methoden, Verfahren und Sensortypen für die Abstands- und Wegmessung stellen nur eine kleine Anzahl der vielen möglichen Ausprägungen dar. Dennoch zeigt die Auswahl einige der wichtigsten Kategorien der am häufigsten anzutreffenden Sensorarten und umfasst dabei viele Größenordnungen (siehe Abbildung 1). Die gezeigten Methoden basieren auf den unterschiedlichsten Prinzipien und verknüpfen dabei die unterschiedlichsten Arten der Abstands- und Wegmessung. Es zeigt sich hieraus, dass es für einen Einsatzzweck oft mehrere mögliche Ansätze und damit verbundene Sensortypen gibt. Zudem sieht man die enge Verbundenheit der unterschiedlichen Messgrößen. So ergeben die meisten Verfahren auf indirektem Weg, durch Messumwandlung, eine Vielzahl anderer, interessanter Eigenschaften. QUELLENANGABEN 1. Schanz, Günther W. Sensoren - Fühler der Meßtechnik: Ein Handbuch der Meßwertaufnahme für den Praktiker. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. Heidelberg : Dr. Alfred Hüthig Verlag, 1988. 2. Das Meter. Physikalisch-Technische Bundesanstalt. [Online] 9. 6 2006. [Zitat vom: 11. 6 2009.] http://www.ptb.de/de/wegweiser/einheiten/si/meter.html. 3. Müller, Dr. Andreas. Astro-Lexikon L 3. Online Lexikon für Astrophysik. [Online] Exzellenzcluster Universe Technische Universität München, 1. 4 2007. [Zitat vom: 11. 6 2009.] http://www.wissenschaftonline.de/astrowissen/lexdt_l03.html. 4. DIN 1319-1:1995-01. s.l. : Deutsches Institut für Normung e.V., 1995. 5. Laufzeitmessung. Brandes GmbH. [Online] 2005. [Zitat vom: 15. 06 2009.] http://www.brandes.de/laufzeitmessung.html. 6. Arenz, C., et al. Projektpraktikum EVA: Entwurf und Konstruktion eines autonomen Fahrzeugs. Koblenz : s.n., 2009.