Lachen heisst heute LOL - Schreibkompetenz und neue Medien
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Lachen heisst heute LOL - Schreibkompetenz und neue Medien
MULTIMEDIA 111 18. November 2007 MICROSOFT GOOGLE MUNDWERK WER ZAHLT, WIRD INDOKTRINIERT WER SUCHT, WIRD REGISTRIERT SEITE 114 SEITE 115 GOOD NEWS Neue Surf-Optionen für Swisscom-Handys Nie mehr im Stillen Zähne putzen: Hasbro präsentiert die erste Zahnbürste mit Musik – Seite 116 BLENDWERK Bitte recht freundlich: Olympus lanciert eine Kamera, die auslöst, wenn jemand lächelt – Seite 116 Lachen heisst heute LOL Voipen, pollen, funzen – die Sprache der Jungen ist voller Rätsel. Die SonntagsZeitung lässt Erwachsene raten Für das Surfen mit Handy gibt es bei Swisscom ab sofort zwei Tarifoptionen: Natel Surf Option 50 Megabytes und 100 Megabytes. Sie kosten monatlich 10 bzw. 18 Franken. Die Option lohnt sich ab 1 Megabyte im Monat. Das entspricht 10 Webseiten oder 200 Mails ohne Anhang. HDG Corina: Ha di gärn, heisst das, das weiss ich. Cathrine: Du hast einen Vorteil. Du hast einen Sohn daheim. AVATAR Gitarre stimmt sich selbst Cathrine: Das ist aber keine Abkürzung, oder? Corina: Keine Ahnung. Cathrine: Das ist nicht wirklich Deutsch, oder? Irgendwie ein Jugo-Slang. Corina: Mir fällt nichts ein. Cathrine: Wirklich sehr schräg. Gibson bringt im Dezember ein System zum automatischen Stimmen von Gitarren auf den Markt. Das System Power Tune wurde von der Firma Tronical in Hamburg entwickelt. Gibson verkauft die Technologie unter dem Namen Robot Guitar. www.gibson.com POSTEN Corina: Ich gehe einkaufen. Cathrine: Das heisst, schreib etwas auf einen Post-it-Zettel. Corina: Etwas nicht vergessen. Cathrine: Erinnere mich dran, schreib mir schnell ein SMS. Coop mit neuem Mobilfunk-Abo Coop lanciert zusammen mit Orange morgen Montag ein Handy-Abo namens «Coop friends». Damit können bis zu fünf Teilnehmer zu einem Tarif von fünf Rappen pro Minute miteinander telefonieren. Bedingung: Sie müssen auch bei CoopMobile Kunden sein. Die Abo-Grundgebühr beträgt 15 Franken im Monat. FUNZEN Cathrine: Ruf mich schnell an. Funken, funzen. Es tönt «gruusig», aber furzen ist es nicht. Corina: Das hat nichts mit dem zu tun. Cathrine: Das ist so ein Begriff: Ich habe schnell gefunzt. Grafikkarten fressen weniger Strom Der Chiphersteller AMD stellte neue Grafikprozessoren vor. Der AMD RV670 und ATI Radeon HD 3800 brauchen halb so viel Strom wie ihre Vorgänger vom Typ R600 und ATI HD 2900. Bei voller Auslastung brauchen die Grafikchips rund 100 Watt. Corina Casty, 33, ist Krippenleiterin und Mutter eines 12-jährigen Sohnes (l.). Cathrine Seiler, 33, ist Flight Attendant, Single und kinderlos NOOP Cathrine: Eine Abkürzung. Corina: Das tönt nach Englisch, oder? Cathrine: Inop sagt mir etwas, inoperativ. Aber noop … Vielleicht no … operation? Corina: Ja, etwas funktioniert nicht. O BAD NEWS Corina: Kein Interesse. Cathrine: Null, ist mir egal. Du bist eine komplette Null. Elektroschrott in EU wenig gesammelt Es besteht noch viel Handlungsbedarf bei der Entsorgung von Elektroschrott in der EU. Das stellt die United Nations University in einer Studie fest, die im Auftrag der EU entstanden ist. Kleine Sammelmengen und bürokratische Hürden seien zu beklagen. Tippen auf dem iPhone fehleranfällig Das iPhone ist für Vielschreiber weniger geeignet als Smartphones mit QWERTZTastatur. Das fanden die Marktforscher von User Centric heraus. Nachrichten tippen sich mit der virtuellen Tastatur schwerer. Die Auflösungen finden sie auf Seite 113 VON SIMONE LUCHETTA (TEXT) UND BRUNO SCHLATTER (FOTO) «Voipen»? «MSN»? «hdg»? Die Welt der Jungen ist voller seltsamer Wörter und Abkürzungen, die Erwachsene nicht verstehen. SMS, Chat und Internet hinterlassen ihre Spuren in der Sprache der Jugendlichen; sie schreiben, wie sie reden – und mehr als jede Generation zuvor. «I miss you and hdmfg» heisst es im SMS, «lol», sagen sie und: «Ich gehe ins MSN». Die «Alten» verstehen dabei meistens Bahnhof, wie auch die kleine Spielerei der SonntagsZeitung zeigt: Wir haben fünfmal zwei Leute zwischen 30 und 60 Jahren gebeten, Begriffe zu erraten, die bei der Jugend gang und gäbe sind. Die Wörter stammen aus der Computer- und Handywelt, in welche die jüngste Generation quasi hineingeboren wurde. Hier sind die Jugendlichen für einmal die Experten – was sie veranlasst, auf der Website Jetzt.de «die lustigsten Elternfragen zum Thema Internet» zu sammeln: «Was bitte heisst doppelt klicken?» oder «Wann kommt bei diesem Youtube denn die ‹Tages- schau›»? — ROFL (rolling on the floor laughing). Wie krud die vorgelegten Wörter auch scheinen: Wir haben sie nicht erfunden. Die Abkürzungen aus Chat- und SMS-Sprache lieferten Schüler, auf andere stiessen wir in Chat- und Webforen. «Posten»? «o»? Auch unsere jüngsten Versuchskaninchen wussten nicht weiter. Und selbst Primarlehrerin und Werbetexter mussten öfters raten; aber «Pimpen» war dem Werber ein Begriff: «Aufmotzen, pimp up your bike.» Und «hdg» kannte Corina vom Simsen mit ihrem Sohn. An der Hochschule Winterthur wird im Rahmen des Nationalfonds-Projekts «Jugendsprache in der Deutschschweiz» erstmals in grösserem Umfang die gesprochene Sprache Jugendlicher in der Deutschschweiz untersucht. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten nehmen dabei selbst Gespräche auf und geben Texte ab. Denn die Jugendsprache gibt es nicht. «Wie die Jugendlichen wirklich sprechen, ist nicht nur das, was die Medien als ‹Vollkrass-› und ‹Balkandeutsch› beschreiben», sagt Fabienne Tissot, die am Projekt mitarbeitet. Es lässt sich sagen, «dass Jugendsprache in der deutschen Schweiz enorm mehrsprachig ist», so Tissot. Es komme sehr darauf an, wer mit wem und wo kommuniziert. «Die Gymnasiasten zeigen eine erstaunliche Fähigkeit, zwischen Englisch, Dialekten, Hochdeutsch und anderen Sprachen zu switchen; und sie verstehen es auch, mit verschiedenen Fachsprachen umzugehen.» «Googeln, Skypen, Firefox» sind Begriffe aus der «Fachsprache» Computer, die Jugendliche FORTSETZUNG AUF SEITE 112 112 MULTIMEDIA FORTSETZUNG VON SEITE 111 Lachen heisst LOL MSN Vreni und Max Läuchli, beide 61, haben zwei erwachsene Töchter. Sie ist Logopädin, er Architekt perfekt beherrschen; auch Szenesprachen wie Hiphop sind Fachsprachen. «Die Jungen drücken mit der Sprache eine Gruppenzugehörigkeit aus. Zudem wollen sie sich gegen die Erwachsenen abgrenzen», so Christa Dürscheid, Linguistikprofessorin am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Genauso, wie sie es mit Kleidern und Musik tun. Dank SMS und Chat schreibt die junge Generation so viel wie nie zuvor. Sie schreibt in Dialekt, weil das privater ist «und die Eltern anders schreiben», so der Gymnasiast Roman Gmür aus Zürich. Oft switchen sie auch ins Englische, wie Bettina Braun in einer Untersuchung* feststellte, und nutzen Kurzformen wie «cu» (see you) — weil eine SMS nur 160 Zeichen fasst. Max: Da habe ich keine spontane Assoziation. Vreni: Message sine … Max: Mit SMS hat es nichts zu tun. LOL Max: Eine Abkürzung, nehme ich an. Vreni: Vielleicht hat es etwas mit einem OL zu tun. Ein OL im Net, aber das wäre NOL. HDMMFGFIUE Vreni: Das kann man nicht in einem Wort aussprechen. Max: HD ist wahrscheinlich High Definition und engine … PIMPEN Max: Ein neues Verb oder eine Abkürzung? Vreni: Mir kommt nur pumpen in den Sinn. Max: Pimpel. Vreni: Gehen wir etwas pimpen? Max: Aufs WC? Zu Sprachpessimismus besteht wenig Anlass Kann sich das regellose Alltagsschreiben negativ auf die Fähigkeit zu sprechen und zu schreiben auswirken? «Das wurde bisher noch nie untersucht», sagt Christa Dürscheid, die eben ein Nationalfonds-Projekt dazu gestartet hat. Sie kann nur Vermutungen anstellen. Sie glaubt, dass sich der intensive Umgang Jugendlicher mit den neuen Medien kaum auf die gesprochene Sprache auswirke. So etwas wie «lol», das aus der Chatsprache kommt und heute teilweise auch beim Sprechen verwendet wird, sei selten. «Aber in Texten und Aufsätzen dürfte sich der vertraute Schreibstil, das private ‹Parlando› vermehrt finden lassen», so Dürscheid. Das Problem könnte sich verschärfen, dass Schüler nicht in der Lage sind, ihren Text an einen Kontext anzupassen. «Es wird wichtig, dass die Jugendlichen in der Schule das Verfassen von Texten einüben.» 18. November 2007 O Astrid Wymann, 44, (l.) ist Primarlehrerin, ihre Freundin Sonja Gilgen, 35, ist Studentin. Beide haben keine Kinder * Christa Dürscheid/Jürgen Spitzmüller: «Zwischentöne. Zur Sprache der Jugend in der Deutschschweiz», Verlag NZZ, 38 Franken Astrid: Ein Smiley ohne Smile. Sonja: Ein Loch. Es könnte aber auch ein Arsch sein. Astrid: Ein Arschloch. Das heisst Arschloch. Die Kinder machen das Zeichen mit den Fingern. POLLEN Astrid: Hat das mit Technik zu tun? Für mich tönt das so wie … Sonja: … tönt nach poppen. Es kann auch von Pollen kommen. Astrid: Pollen verstreuen sich. Sonja: Genau, das wäre dann so ähnlich wie poppen. In dem Fall sich befruchten. X Sonja: Ex. Astrid: Mit Ecstasy hat es wohl nichts zu tun. Sonja: Nein, aber meine Ex, mein Ex. Astrid: Braucht man das x nicht beim SMS? Sonja: Genau, wenn ich «ein Mal» schreibe, mache ich nur noch ein «x» statt «Mal». ANZEIGE NK922N.11 einfach www.sunrise.ch/business Business Helpdesk: 0800 111 555 (gratis) MULTIMEDIA 113 18. November 2007 AFK Urs: Keinen blassen Schimmer. Arno: Autonome … Urs: Das ist sicher etwas Englisches. Die haben vieles aus dem Englischen übernommen. Arno: FK könnte Fan Kommunity … nein, dann wäre es ein «C». Urs: Es heisst: Alter, fuck off. DIE LÖSUNGEN VON A BIS Z Arno Lampe, 37, ist Lichtplaner (l.) und sein Kollege Urs Schön, 38, Finanzanalyst. Beide haben keine Kinder AFK ist eine Abkürzung für Englisch «away from keyboard». Wird beim Chatten benutzt und heisst, dass man nicht am Computer sitzt. AVATAR ist das Alter Ego einer Person in einer virtuellen Welt, etwa einem Game wie Second Life. Der Begriff wird im Hinduismus für göttliche Inkarnationen verwendet. FLICKERN meint, digitale Bilder auf die Foto-Webseite Flickr zu laden. Flick ist Englisch und heisst durchblättern, flicker ist flimmern. FUNZEN kommt von funktionieren; etwas funzt heisst, dass etwas funktioniert. GG steht in SMS-Nachrichten und heisst «Gahts guet?» oder «Gern geschehen». GRUSCHELN ist ein Mischung aus Kuscheln, Grüssen und Grapschen und wurde im StudiVZ erfunden, einem Netzwerk für Studenten. HDG ist eine Abkürzung in SMS und heisst «Ha di gärn». HDMMFGFIUE steht für «Ha di mega mega fescht gärn für immer und ewig», wobei das «m» beliebig oft stehen kann. IDA steht für «i di au». LOL heisst Lachen in der Chatsprache («laughing out loud»). Kommt auch in der gesprochenen Sprache vor. MSN ist kurz für MSN Messenger, ein Programm, das es ermöglicht, Sofortnachrichten von einem PC zum andern zu schicken. NOOP ist eine Person, die keine Ahnung hat. («No operation» ist eine Programminstruktion ohne Wirkung). O wird in SMS für «Umarmung» benutzt. PIMPEN meint etwas aufmotzen, etwa einen Computer. POLLEN heisst, auf einer Webseite per Mausklick abzustimmen. Es kommt vom englischen Opinion Poll, Meinungsumfrage. POSTEN kommt von post (Englisch) und heisst, eine Nachricht, einen Beitrag in einem Webforum zu deponieren. VOIPEN heisst, über Internet zu telefonieren, und kommt von VoIP (Voice over IP). X steht in SMS für «Küssli». GG Urs: Das ist doppelgrins. Arno: Was heisst das …? Bist du sicher? Urs: Ja, das heisst beim sms-len oder e-mailen grins grins. Arno: Doppelgrins heisst, du bist superhappy? Urs: Ja. VOIPEN Arno: «Voi», das könnte Voice sein. Urs: Voice over … das ist eine Abkürzung für irgendetwas. Arno: «-pen» ist einfach die Aktion am Schluss – «p» ist noch drin, «-en» wäre die Aktion. Urs: Ja, genau. Voice over … GRUSCHELN Werner: Das ist doch «so chli grumschele». Christian: Das ist kuscheln, «wo’s eim grüselet». Werner: Gruscheln, wäääh. Christian: Das ist wie in der Nase bohren, aber mit der Maus. Werner: Ja, etwas suchen. Gastronom Werner Frei, 49, (l.) und sein bester Freund Christian Schirmer, 41, Werbetexter. Beide haben keine Kinder IDA Christian: I don’t oder I do … Das ist sicher ein abgekürzter Anglizismus. Ida Schläpfer ist wohl nicht gemeint. Werner: Nein. Christian: Könnte heissen: Ich antworte nicht, I don’t answer. FLICKERN Christian: Mit den Augen vibrieren, das ist eine Art REM während des Fickens. Werner: Nein, es muss mit Multimemdia zu tun haben. Es ist etwas «goplen» mit jemandem, ein Game spielen. Christian: Du meinst flirten … Flattering … Flickern. Ja. vertrauenswürdig Als Geschäftskunde von Sunrise telefonieren Sie besonders günstig im und ins Ausland. Und auch sonst wird das Mobiltelefonieren jetzt noch einfacher und günstiger. Sunrise verzichtet ab sofort auf die Grundgebühr* und offeriert Geschäftskunden zahlreiche kostenlose Services. Überzeugen Sie sich doch einfach selbst. günstige Mobilgespräche weltweit nungsbetrag werden Gespräche im In-und Ausland, SMS, MMS, mobiles Internet sowie die Monatsgebühr für die Optionen global und surf angerechnet. Nicht angerechnet werden Verbindungen zu Spezialnummern (084x, 090x, 18xx) und Mehrwertdienste sowie die Monatsgrundgebühr für die Option message. 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