Studie über schnell wachsende Jungunternehmen

Transcription

Studie über schnell wachsende Jungunternehmen
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Endbericht
Februar 2012
STUDIE ÜBER SCHNELL
WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN
(GAZELLEN)
ENDBERICHT
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN)
Ansprechpartner und -partnerin:
Nikolaj Bøggild
Business Manager
Rambøll Management
T
F
M
040 / 30 20 20-109
040 / 30 20 20-199
0151 / 580 15-109
Nikolaj.Boggild@r-m.com
Dr. Kirsti Dautzenberg
Senior Consultant
Rambøll Management
T
F
M
030 / 30 20 20-271
030 / 30 20 20-299
0151 / 44 006-271
kirsti.dautzenberg@r-m.com
Autorinnen und Autoren:
Dr. Kirsti Dautzenberg
Marius Ehrlinspiel
Dr. Hardy Gude
Judith Käser-Erdtracht
Philipp Till Schultz
Julian Tenorth
Michael Tscherntke
Prof. Dr. Frank Wallau
I
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
INHALT
1.
2.
3.
3.1
3.2
3.3
3.4
4.
4.1.1
4.1.2
4.1.3
4.1.4
4.2
5.
5.1
5.1.1
5.1.2
5.2
5.2.1
Einleitung
1
Zielsetzung der Studie
2
Methodisches Vorgehen
4
Projektetablierung
4
Bestandsaufnahme und Auswertung vorhandener Daten
4
Qualitative und quantitative Erhebung und Auswertung der Daten
5
Schlussfolgerungen und Ableitung der Handlungsempfehlungen
6
Stand der Forschung
7
Wachstum von Unternehmen
8
Definitionen von Gazellen
9
Ergebnisse empirischer Studien zu Gazellenunternehmen
11
Wachstumsdeterminanten von Gazellen
21
Entwicklung Analyseraster, Fragebögen und Interviewleitfaden
28
Ergebnisse der Studie
31
Identifizierung von Gazellen und potenziellen Gazellen
31
Definition der Gazellen
31
Definition der potenziellen Gazellen
33
Ergebnisse zur Charakterisierung der Gazellenunternehmen in Deutschland
33
Entwicklung der Anzahl der schnell wachsenden Jungunternehmen (Gazellen) im
Untersuchungszeitraum
33
5.2.2
Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen im Vergleich zum allgemeinen
Gründungsgeschehen
39
5.2.3
Beschäftigungseffekte der Gazellenunternehmen
40
5.2.4
Sektorspezifische Betrachtung der Gazellenunternehmen
46
5.2.5
Branchenspezifischer Vergleich der Gazellenunternehmen zum
Unternehmensbestand
53
5.2.6
Branchenspezifischer Vergleich der Gazellenunternehmen zum Bestand aller
Gründungsunternehmen
58
5.2.7
Regionale Verteilung der Gazellenunternehmen auf die Bundesländer
61
5.2.8
Entwicklung der Gazellenunternehmen im Vergleich zu den potenziellen
Gazellenunternehmen
66
5.3
Internationaler Vergleich und Kontextdatenanalyse
67
5.3.1
Kontextdatenanalyse
68
5.3.2
Internationaler Vergleich auf der Grundlage der Auswertung der AMADEUS- und
ORBIS-Datenbank
74
5.3.3
Untersuchung der Länder Dänemark, Österreich und der USA
76
5.4
Ergebnisse der Unternehmensbefragung der Gazellenunternehmen und
potenziellen Gazellenunternehmen in Deutschland
83
5.4.1
Unit-Non-Response-Analyse
85
5.4.2
Auswertung der Befragung der Gazellenunternehmen
87
5.4.2.1
Profil der Befragten
87
5.4.2.2
Innovationstätigkeit
88
5.4.2.3
Markt und Wettbewerb
94
5.4.2.4
Internationalisierungsgrad
96
5.4.2.5
Finanzierung
100
5.4.2.6
Interne und externe Wachstumsdeterminanten der Gazellenunternehmen
104
5.4.3
Vergleich der Gazellen- und potenziellen Gazellenunternehmen
108
5.5
Ergebnisse der Fallstudien ausgewählter Gazellenunternehmen
112
5.5.1
Unternehmenssteckbriefe
115
5.5.2
Übergreifende Ergebnisse der Fallstudien
123
6.
Schlussfolgerungen
128
7.
Handlungsempfehlungen
134
8.
Quellen- und Literaturverzeichnis
138
Anhangsverzeichnis
147
II
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
III
TABELLEN
Tabelle
Tabelle
Tabelle
Tabelle
Tabelle
Tabelle
Tabelle
Tabelle
Tabelle
2-1:
3-1:
4-1:
4-2:
4-3:
4-4:
4-5:
4-6:
5-1:
Tabelle
Tabelle
Tabelle
Tabelle
Tabelle
5-2:
5-3:
5-4
5-5:
5-6:
Leitfragen der Studie ............................................................................... 2
Geführte Expertengespräche im Zuge der explorativen Interviews ................. 4
Auswahl an Definitionen von Gazellenunternehmen.................................... 10
Anzahl von Gazellen ausgewählter Studien ............................................... 11
Anzahl der empirischen Studien nach Jahren ............................................. 11
Evaluationen empirischer Studien zu Gazellenunternehmen ........................ 12
Empirische Untersuchungen zu Gazellenunternehmen ................................ 13
Analyseraster ........................................................................................ 29
Anzahl der Gazellenunternehmen nach Gründungskohorte
und Gazellenjahrgang ............................................................................ 35
Branchen, in denen keine Gazellenunternehmen entstanden ....................... 54
Wesentliche Wachstumstreiber .............................................................. 105
Wesentliche Wachstumshemmnisse ....................................................... 106
Kriterien zur Auswahl der Fallstudien ..................................................... 113
Darstellung der Fallstudienunternehmen ................................................. 113
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
ABBILDUNGEN
Abbildung 2-1:
Abbildung 5-1:
Abbildung 5-2:
Abbildung 5-3:
Abbildung 5-4:
Abbildung 5-5:
Abbildung 5-6:
Abbildung 5-7:
Abbildung 5-8:
Abbildung 5-9:
Abbildung 5-10:
Abbildung 5-11:
Abbildung 5-12:
Abbildung 5-13:
Abbildung 5-14:
Abbildung 5-15:
Abbildung 5-16:
Abbildung 5-17:
Abbildung 5-18:
Abbildung 5-19:
Abbildung 5-20:
Abbildung 5-21:
Abbildung 5-22:
Abbildung 5-23:
Abbildung 5-24:
Abbildung 5-25:
Abbildung 5-26:
Abbildung 5-27:
Abbildung 5-28:
Zusammenfassung des Projektdesigns ..................................................... 3
Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen, gesondert nach
Gründungskohorte ............................................................................... 36
Entstehung der Anzahl der Gazellenunternehmen über alle Kohorten ......... 37
Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen gesondert nach
Gründungskohorte mit Prognose............................................................ 37
Anzahl der Gazellen pro Gründungskohorte, die ein Jahr nach ihrer
Gründung den Wachstumszeitraum begannen und 4 Jahre nach
Gründung zur Gazelle wurden (Frühstarter-Gazellen) ............................... 38
Entwicklung der Gründungen und des Anteils der Gazellen an allen
Gründungen ........................................................................................ 40
Anteil der Gazellen nach Beschäftigtengrößenklassen ............................... 41
Anteil der bereitgestellten Arbeitsplätze durch Gazellenunternehmen an
der Gesamtzahl der durch alle Gründungen bereitgestellten Arbeitsplätze ... 42
Entwicklung der Anzahl der Mitarbeiter bei frühen und späten Startern
der Gazellenunternehmen ..................................................................... 43
Entwicklung der Mitarbeiteranzahl in den Gründungsjahrgängen, nur
Frühstarter ......................................................................................... 44
Anteil der Gazellen mit 100 und mehr Beschäftigten sowie unter 100
Beschäftigten ...................................................................................... 44
Vergleich Anzahl Mitarbeiter der Gazellen und Super-Gazellen zu
unterschiedlichen Zeitpunkten ............................................................... 45
Vergleich Anzahl Mitarbeiter der Gazellen und Super-Gazellen zu
unterschiedlichen Zeitpunkten (nur Unternehmen 4 Jahre nach
Gründung) .......................................................................................... 46
Anzahl der Frühstarter-Gazellen in den acht Hauptsektoren ...................... 48
Anteil der Frühstarter-Gazellen in den acht Hauptsektoren an allen
Frühstarter-Gazellen ............................................................................ 49
Wachstumsdynamik der Sektoren im Zeitverlauf, gemessen an allen
Gazellenunternehmen .......................................................................... 50
Durchschnittlich bereitgestellte Beschäftigtenanzahl der FrühstarterGazellen im Untersuchungszeitraum nach Sektoren ................................. 51
Anteile der Super-Gazellen (nur Frühstarter, 4 Jahre nach Gründung) an
den Sektoren ...................................................................................... 52
Anteile der Super-Gazellen (nur Frühstarter, 4 Jahre nach Gründung) an
den Sektoren ...................................................................................... 52
20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am
Unternehmensbestand 2006 ................................................................ 55
20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am
Unternehmensbestand 2006 ................................................................ 56
20 Branchen mit dem höchsten Anteil an allen Gazellenunternehmen und
dem höchsten Anteil Gazellenunternehmen gemessen am
Unternehmensbestand 2006 auf WZ-3-Ebene ......................................... 57
20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen
Gründungen 1995-2006 ....................................................................... 58
20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen
Gründungsunternehmen 1995-2006 ...................................................... 59
20 Branchen mit dem höchsten Anteil an allen Gazellenunternehmen und
dem höchsten Anteil Gazellenunternehmen (WZ-3-Ebene) gemessen an
allen Gründungsunternehmen 1995-2006 ............................................... 60
Anzahl der Gazellen nach einzelnen Bundesländern .................................. 62
Anteil der Gazellen an allen Gründungen nach Bundesland ........................ 63
Regionale Verteilung der vier Schwerpunktbranchen des verarbeitenden
Gewerbes in den Gazellenunternehmen .................................................. 64
Regionale Verteilung der vier Schwerpunktbranchen des
Dienstleistungsgewerbes in den Gazellenunternehmen ............................. 65
IV
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-29:
Abbildung 5-30:
Abbildung 5-31:
Abbildung 5-32:
Abbildung 5-33:
Abbildung 5-34:
Abbildung 5-35:
Abbildung 5-36:
Abbildung 5-37:
Abbildung 5-38:
Abbildung 5-39:
Abbildung 5-40:
Abbildung 5-41:
Abbildung 5-42:
Abbildung 5-43:
Abbildung 5-44:
Abbildung 5-45:
Abbildung 5-46:
Abbildung 5-47:
Abbildung 5-48:
Abbildung 5-49:
Abbildung 5-50:
Abbildung 5-51:
Abbildung 5-52:
Abbildung 5-53:
Abbildung 5-54:
Abbildung 5-55:
Abbildung 5-56:
Abbildung 5-57:
Abbildung 5-58:
Abbildung 5-59:
Abbildung 5-60:
Abbildung 5-61:
Abbildung 5-62:
Abbildung 5-63:
Abbildung 5-64:
Entwicklung der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl der Gazellen und
potenziellen Gazellen der Gründungskohorte 2000 für ausgewählte
Branchen ............................................................................................ 66
Entwicklung der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl der FrühstarterGazellen und potenziellen Frühstarter-Gazellen der Gründungskohorte
2000 für ausgewählte Branchen ............................................................ 67
Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts in Prozent ............................. 68
Verhältnis der Summe von Exporten und Importen zum
Bruttoinlandsprodukt ........................................................................... 69
Handelsbilanzsaldo in Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in Prozent ........ 70
Für Forschung und Entwicklung aufgewendeter Anteil des
Bruttoinlandsprodukts .......................................................................... 71
“ease of doing business”-Indikator der Weltbank ..................................... 73
Anteil der Gazellenunternehmen in ausgewählten europäischen Ländern
und der USA ....................................................................................... 76
Regionale Verteilung der Stichprobe ....................................................... 85
Regionale Verteilung der befragten Gazellenunternehmen und der
Nonrespondenten ................................................................................ 86
Verteilung der befragten Gazellenunternehmen und der
Nonrespondenten auf Größenklassen ..................................................... 87
Anzahl der Unternehmen mit Innovationen und ohne Innovationen ............ 89
Charakter der Innovation ...................................................................... 89
Innovationstätigkeit der Unternehmen in Bezug auf ihr erzieltes
Mitarbeiterwachstum ............................................................................ 91
Charakter der Innovation der Unternehmen in Bezug auf ihr erzieltes
Mitarbeiterwachstum ............................................................................ 91
Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Anteil des Gesamtumsatzes .... 92
Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Anteil des Gesamtumsatzes
in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum ........................................ 93
Art des Marktes zum Zeitpunkt des größten Wachstums ........................... 95
Anteil der Gazellenunternehmen auf einem Business-to-Business-Markt
und Business-to-Consumer-Markt .......................................................... 95
Anteil der Gazellenunternehmen auf einem Business-to-Business-Markt
und Business-to-Consumer-Markt in Bezug auf ihr erzieltes
Mitarbeiterwachstum............................................................................ 96
Anteil der Gazellenunternehmen mit Export ............................................ 97
Beginn des Exports in Jahren nach der Gründung .................................... 97
Anteil der Höhe der Exportquote aller exportierenden
Gazellenunternehmen .......................................................................... 98
Exportierende/nicht-exportierende Gazellenunternehmen in Bezug auf
ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum .......................................................... 99
Anteile der Exportquote in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum ...... 99
Höhe des Startkapitals der Gazellenunternehmen .................................. 100
Eigenkapitalquellen bei Unternehmensgründung der
Gazellenunternehmen ........................................................................ 101
Einschätzung zur ausreichenden Menge an Kapital in Bezug auf ihr
erzieltes Mitarbeiterwachstum ............................................................. 102
Einschätzung der Relevanz von Finanzierungsquellen für die
Wachstumsfinanzierung ...................................................................... 103
Bewertung der Relevanz von Fördermitteln derjenigen
Gazellenunternehmen, die Fördermittel erhalten haben .......................... 103
Bewertung der internen Wachstumsdeterminanten ................................ 107
Bewertung der externen Wachstumshemmnisse .................................... 107
Gazellenunternehmen und potenzielle Gazellenunternehmen im Bezug
auf Innovationstätigkeit...................................................................... 109
Künftige Erwartungen bezüglich Mitarbeiterwachstum ............................ 110
Exportquoten der potenziellen Gazellen und der Gazellen ....................... 110
Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse ...................................... 124
V
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
1.
1
EINLEITUNG
Die Erfolgsgeschichte der deutschen Wirtschaft stellt sich bei näherer Betrachtung als eine vieler
einzelner Erfolgsgeschichten dar. Dies sind Geschichten von Unternehmen, die es verstanden
haben, zeitliche Entwicklungen zu deuten und ihre Ideen mit beispielhafter Tatkraft erfolgreich an
den Markt zu bringen und dafür international bekannt wurden.
Ein Blick auf den DAX 30 zeigt, dass rund zwei Drittel der zum gegenwärtigen Zeitpunkt dort
gelisteten Unternehmen bereits zu den Gründungsmitgliedern des DAX zählten. Die große Mehrzahl dieser Unternehmen wurde demnach in den Nachkriegsjahren gegründet. Das Gründungsjahr des zehntältesten DAX-Unternehmens, die Daimler AG, reicht ins Jahr 1883 zurück. Demnach liegt der Gründungszeitpunkt von rund einem Drittel der DAX-notierten Unternehmen noch
weiter zurück.1
Den Unternehmensgründungen allgemein und den schnell wachsenden Unternehmen im Besonderen wird eine hohe gesamtwirtschaftliche Bedeutung beigemessen, dies insbesondere aufgrund
ihrer Nettobeschäftigteneffekte. David Birch untersuchte unterschiedliche Unternehmenstypen in
Bezug auf ihre Beschäftigungseffekte und führte 1979 den Begriff der „Gazelle“ ein2. Er benutzte
diese Bezeichnung, um die jungen, erfolgreichen Unternehmen von den „Elefanten“ (alte, erfolgreiche Großunternehmen) und den „Mäusen“ (neue, weniger erfolgreiche Klein- und Mittelständische Unternehmen) der jeweiligen Branche voneinander abzugrenzen.3 Er konnte zeigen, dass die
Gazellen nicht nur mittel- und langfristig starke, positive Effekte auf die Dynamik der zukünftigen
Wirtschaftsentwicklung ausüben, sondern auch kurzfristig qualitativ hochwertiges Beschäftigungswachstum schaffen.
Vor diesem Hintergrund betraute das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
die Rambøll Management Consulting (RMC) in Zusammenarbeit mit dem Verband der Vereine
Creditreform e. V. sowie Herrn Prof. Dr. Frank Wallau, Fachhochschule der Wirtschaft Paderborn/Bielefeld und Herrn Prof. Dr. Peter Witt, Bergische Universität Wuppertal in ihrer Funktion
als wissenschaftliche Experten mit der Erstellung einer Forschungsstudie über schnell wachsende
Jungunternehmen (Gazellen).
Der vorliegende Endbericht stellt die Ergebnisse dar und ist wie folgt aufgebaut:

Kapitel 2 stellt kurz die Zielsetzung und die Vorgehensweise der Studie vor.

Kapitel 3 fasst das methodische Vorgehen der Studie zusammen.

Kapitel 4 gibt den Stand der Forschung wieder.

Kapitel 5 stellt die Ergebnisse der Untersuchung vor.

Kapitel 6 fasst die wesentlichen Ergebnisse zusammen und diskutiert die Schlussfolgerungen.
Kapitel 7 stellt abschließend Handlungsempfehlungen für Politik und Unternehmen vor.

Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf die explizite Nennung weiblicher Personen- oder Personengruppenbezeichnungen verzichtet und nur die maskuline Form verwendet.
Sofern nicht ausdrücklich gekennzeichnet, sind stets beide Geschlechter gemeint.
1
„Die ältesten DAX-Unternehmen“ (www.boerse.de/boersenwissen/klickshow/title_die-aeltesten-dax-unternehmen,klickProzent7C4,1,
2
Birch, D.L. (1979): The Job Generation Process.:MIT Program on Neigborhood and Regional Change.
3
Birch, D. L. und Medoff, J. (1994): Gazelles. In: Solmon, L. C. und A. R. Levenson (Hrsg): Labor markets, employment policy and job
abgerufen am 25. 09.2011).
creation. Boulder, CO: Westview und Birch. S. 159–167.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
2.
2
ZIELSETZUNG DER STUDIE
Die gesamtwirtschaftliche Relevanz von schnell wachsenden Jungunternehmen wird als hoch eingeschätzt und in einer Vielzahl von Studien4 konnte gezeigt werden, dass junge, schnell wachsende Unternehmen kurz-, mittel- und langfristig qualitativ hochwertiges Beschäftigtenwachstum
schaffen und von ihnen starke, positive Effekte auf die Dynamik der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung ausgehen. Um deren besondere Bedeutung zu unterstreichen, führte David Birch den
Begriff der Gazelle5 ein. Eine einheitliche Definition eines Gazellenunternehmens gibt es in der
Literatur jedoch nicht, vielmehr finden sich eine Reihe unterschiedlicher Definitionen.
Die Zahl schnell wachsender Jungunternehmen in Deutschland wird jedoch als vergleichsweise
gering eingeschätzt. Untersuchungen, die Angaben zum Anteil dieser Unternehmen an allen Unternehmen machen, gibt es zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht. Weiterhin ist, im internationalen
Vergleich der Industrienationen, die Gründerkultur in Deutschland eher schwach ausgeprägt. So
sind unter den 18- bis 64-Jährigen nur 2,2 Prozent bereit, ein Unternehmen zu gründen. Dem
gegenüber stehen 4,9 Prozent in den USA. Dem Ländervergleich des Global Entrepreneurship
Monitors (GEM) zufolge belegt Deutschland damit lediglich Platz 15 von insgesamt 20 gelisteten,
innovationsbasierten Industrienationen. Aufgrund der oben beschriebenen positiven Effekte auf
die Dynamik der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung stehen schnell wachsende Jungunternehmen
und ihre Stärkung daher im Interesse der deutschen Wirtschaftspolitik.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der vorliegenden Studie, eine Definition für Gazellen festzulegen und basierend darauf deren Zahl für Deutschland erstmalig zu bestimmen. In einem weiteren Schritt wird dann eine Teilmenge der Gazellen befragt, um so die Wachstumsstrategien und
-erfolge schnell wachsender Jungunternehmen aufzuzeigen sowie die Gründe für schnelles Wachstum zu erkennen und zu verstehen. Weiterhin soll der Einfluss auf die Wettbewerbsstruktur
durch Markteintritt und Marktbearbeitung erklärt werden. Hierzu werden die „best practice“Beispiele erfolgreicher Jungunternehmen analysiert.
Im Detail gilt es zu untersuchen, welche spezifischen Eigenschaften diese Jungunternehmen und
deren Gründer aufweisen und inwieweit zwischen den einzelnen Gazellen Parallelen zu erkennen
sind (Identifizierung und Charakterisierung von Gazellen). Darüber hinaus soll der Beitrag
der Gazellenunternehmen zum Branchen- und Strukturwandel analysiert werden (Beitrag zum
Branchen- und Strukturwandel). In einem weiteren Schritt sollen die Wachstumsbedingungen
dieser Unternehmen näher betrachtet werden. Es sollen die Faktoren ermittelt werden, die das
Wachstum fördern bzw. hemmen (Wachstumstreiber und Wachstumshürden). In diesem
Zuge soll auch auf die Rolle der öffentlichen Hand bei der Unterstützung von Gazellen eingegangen werden (Rolle der öffentlichen Hand). Die nachfolgende Tabelle 2-1 stellt die Leitfragen
der Untersuchung zusammen:
Tabelle 2-1:
Leitfragen der Studie
Studienbestandteile
Fragestellungen
1. Identifizierung und
Charakterisierung
Gazellen
•
•
In welchen Branchen sind diese Unternehmen ansässig (Abgleich m it gesamter
Wirtschaftsstruktur)?
Welche Unterschiede bestehen im Vergleich zum Ausland (USA, andere europäische Länder)?
2. Beitrag zum Branchenund Strukturwandel
•
•
Welchen Beitrag leisten Gazellen im Hinblick auf den Branchen- und Strukturwandel?
Welche Unterschiede bestehen im Vergleich zum Ausland (USA, andere europäische Länder)?
3. Wachstumstreiber /
Wachstumshürden
•
•
•
•
Wie haben diese Unternehmen das Wachstum finanziert?
Welche unternehmensinternen und / oder sonstigen Hürden m ussten überwunden werden?
Wie wurden internationale Märkte angegangen?
Welche Unterschiede bestehen im Vergleich zum Ausland (USA, andere europäische Länder)?
4. Rolle der öffentlichen
Hand
•
•
Welchen Einfluss hat die öffentliche Hand auf
• gesetzliche Regelungen,
• Förderm aßnahmen,
• sonstige Unterstützungsangebote?
Welche Unterschiede bestehen im Vergleich zum Ausland (USA, andere europäische Länder)?
•
Identifizierung von Wachstumsstrategien und Best Practices
5. Schlussfolgerungen
4
Henrekson, M. und D. Johansson (2010): Gazelles as job creators: a survey and interpretation of the evidence. Small Business Eco-
5
Birch, D. L. und Medoff, J. (1994): Gazelles. In: Solmon, L. C. und A. R. Levenson (Hrsg): Labor markets, employment policy and job
nomics 35: S. 227–244.
creation. Boulder, CO: Westview und Birch. S. 159–167.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
3
Ausgehend von dieser Zielsetzung wurde das folgende Projektdesign für die Untersuchung gewählt (Abbildung 2-1):
Abbildung 2-1:
Zusammenfassung des Projektdesigns
1.
Projektetablierung
• Auftaktgespräch mit dem BMWi
• Explorative Interviews mit Vertreter/innen des BMWi
• Genaue Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes (Gazellen und potenzielle
Gazellen)
• Abstimmung der gewählten Definition mit dem BMWi
• Projektfeinplanung
2.
Bestandsaufnahme
und Auswertung
vorhandener Daten
• Dokumentenauswertung existierender Literatur und Kontextdatenanalyse
• Identifizierung von Gazellen und potenziellen Gazellen auf Basis der zuvor
vereinbarten Definition
• Auswertung statistischer Unternehmensdaten
• Auswertung statistischer Branchen- und Strukturdaten
• Stichprobenziehungen für die Telefon-Befragungen
• Entwicklung von Analyseraster und Fragebögen
• Zwischenbericht und Abstimmungstreffen mit dem BMWi
Charakterisierung
Gazellen
Beitrag zum
Branchen-/
Strukturwandel
Wachstums-treiber
/ -hürden
Rolle der
öffentlichen Hand
Telefonische Unternehmensbefragung Gazellen
Telefonische Unternehmensbefragung von
potenziellen Gazellen
3.
Quantitative und
qualitative Erhebung
sowie Auswertung
zusätzlicher Daten
UnternehmensFallstudien mit
deutschen Gazellen
Desk Research
Fachgespräche mit Expertinnen und Experten
4.
Schlussfolgerungen
• Synthese aller Ergebnisse
• Identifizierung von Wachstumsstrategien und Best Practices von Gazellen in Deutschland
• Erarbeitung von Vorschlägen zur Stärkung von Gazellen in Deutschland
• Berichtswesen
• Abschlusspräsentation
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
3.
4
METHODISCHES VORGEHEN
Dieses Kapitel stellt die einzelnen Projektschritte und die methodische Vorgehensweise zur Erstellung der Studie über schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen) kurz dar.
3.1
Projektetablierung
Am Anfang der Untersuchung stand die Projektetablierung. Sie diente der Vorbereitung der Untersuchung, der Festlegung der Definition für die Identifizierung der Gazellen und potenziellen
Gazellen aus der Datenbank der Creditreform und der Abstimmung hinsichtlich der Projektfeinplanung mit dem BMWi. Die zunächst diskutierte Definition der schnell wachsenden Jungunternehmen wurde nach einer genaueren Literaturanalyse und dort gefundener Definitionen modifiziert.
Am 26. Juli 2011 erfolgte eine gemeinsame Sitzung der Projektmitarbeiter von Rambøll Management Consulting, Herrn Dr. Gude von der Creditreform e. V. und Herrn Prof. Dr. Wallau in Neuss
bei der Creditreform. Ziel der Sitzung war es, eine dem aktuellen Stand der Forschung und dem
internationalen Vergleich standhaltende Definition für schnell wachsende Jungunternehmen festzulegen, die gleichzeitig auch der Datenbasis Rechnung trägt. Eine Übersicht über die in der Literatur bisher verwendeten Definitionen findet sich in Kapitel 4.1.2. Die der vorliegenden Studie
zugrundegelegte Definition findet sich in Kapitel 5.1.1.
Am 09. August 2011 fand ein Auftaktgespräch mit Vertretern und Vertreterinnen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, den Projektverantwortlichen von Rambøll Management
Consulting, Herrn Dr. Gude von der Creditreform e. V. und Herrn Prof. Dr. Wallau statt, um Details des Auftrages sowie die Projektfeinplanung, -kommunikation und -organisation abzusprechen. Das Ergebnisprotokoll der Auftaktsitzung ist dem Bericht im Anhang (Anhang 1) beigefügt.
Die Auftaktsitzung wurde darüber hinaus genutzt, um erste explorative Interviews mit den Experten des BMWi zu führen (siehe Tabelle 3-1). Diese zielten darauf ab, ein tiefer gehendes Verständnis des Anliegens der Studie zu erhalten sowie Meinungen, Hinweise und Unterstützung zum
Umsetzungsverlauf einzuholen. Die nachfolgende Tabelle fasst die geführten Gespräche samt
Gesprächspartnern zusammen.
Tabelle 3-1:
3.2
Geführte Expertengespräche im Zuge der explorativen Interviews
Name
Abteilung
Institution
Herr Dr. Velling
Referat II C 2
KfW, Gründungsfinanzierung, ESF-Koordinierung
Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie
Herr Dr. Mundhenke
Referat II C 2
KfW, Gründungsfinanzierung, ESF-Koordinierung
Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie
Bestandsaufnahme und Auswertung vorhandener Daten
Für die Festlegung der Definition, aber auch für das Verständnis der Untersuchung und die Erstellung der Hypothesen, Fragebögen und Interviewleitfäden wurde in einem ersten Schritt die relevante wissenschaftliche Literatur zu Unternehmenswachstum im Allgemeinen und schnell wachsenden Jungunternehmen im Speziellen aufgearbeitet und analysiert. Die Ergebnisse der Literaturanalyse finden sich in Kapitel 4. Dort wird zunächst ein Überblick über das Wachstum von Unternehmen gegeben, dann werden die aktuellen Definitionen von Gazellen aufgeführt und miteinander vergleichen, die wesentlichen empirischen Studien zum Thema Gazellen vorgestellt und
vergleichend ausgewertet und abschließend die Wachstumsdeterminanten für Gazellen diskutiert
und kritisch hinterfragt.
Um die Relevanz, die Entwicklung und den Beitrag zum Branchen- und Strukturwandel schnell
wachsender junger Unternehmen in Deutschland in einen entsprechenden Kontext einordnen zu
können, wurde ein internationaler Vergleich durchgeführt. Ziel war es hierbei, die jeweiligen Unterschiede zwischen den deutschen Entwicklungen und denen in anderen Ländern zu identifizie-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
5
ren. Hierzu wurden in einem ersten Schritt relevante wirtschaftliche Kontextdaten aus amtlichen
Statistiken zusammengestellt und analysiert (vgl. Kapitel 5.3.1)
Aufbauend auf den in der Literatur gefundenen Definitionen wurde für diese Untersuchung eine
Definition für die Identifizierung der Gazellenunternehmen und auch potenzieller Gazellenunternehmen festgelegt (vgl. Kapitel 5.1). Die der Untersuchung zugrunde liegende Definition berücksichtigt somit den aktuellen Forschungsstand, die Vergleichbarkeit zu anderen Untersuchungen
und die Besonderheiten der vorliegenden Datenbasis der Creditreform. Um die Entscheidung für
die gewonnene Definition transparent zu machen, werden folgend zunächst mehrere Definitionen
vorgestellt und es wird kurz erläutert, welche Vor- und Nachteile die jeweilige Definition in Zusammenhang mit der vorliegenden Datengrundlage hat und welches Potenzial sie für die Charakterisierung und Untersuchung der Unternehmen bietet. Auf dieser Grundlage erfolgt in einen
nächsten Schritt die Identifizierung der Gazellenunternehmen in Deutschland in den Gründungsjahrgängen 1995 bis 2007 und anschließend der Gazellenunternehmen bis zum Jahr 2011. Diese
Unternehmen wurden im nachfolgenden Schritt anhand der Merkmale Anzahl der Unternehmen,
Mitarbeiteranzahl und -entwicklung, Branchenzugehörigkeit und Regionalität charakterisiert. Die
Ergebnisse der Charakterisierung der Gazellenunternehmen finden sich in Kapitel 5.2.
Aus der für Deutschland identifizierten Grundgesamtheit aller Gazellenunternehmen wurde in
einem weiteren Schritt eine Stichprobe gezogen, um eine telefonische Befragung mit den Gründern und/oder Geschäftsführern dieser Unternehmen durchzuführen. Weiterhin wurde eine Stichprobe aus den identifizierten potenziellen Gazellenunternehmen gezogen, um auch diese zu befragen. Eine detaillierte Erläuterung der methodischen Vorgehensweise zur Identifizierung der
Unternehmen findet sich in Kapitel 5.1.2.
Die Auswertung der Kontextdaten erfolgte vergleichend für die Länder Deutschland, Dänemark,
Großbritannien, Frankreich, Österreich und die USA (vgl. Kapitel 5.3.1). Eine Auswertung dieser
Daten war wichtig, um ein umfassendes Verständnis der Kontextfaktoren für schnell wachsende
Jungunternehmen zu gewinnen. Zudem geben die Kontextdaten wichtige Hinweise auf die Struktur der Zielgruppe. In einem zweiten Schritt wurde auf der Basis der Datenbanken AMADEUS und
ORBIS ein internationaler Vergleich durchgeführt (vgl. Kapitel 5.3). Der Vergleich bietet aus unserer Sicht aber lediglich einen ersten Anhaltspunkt über das Aufkommen von Gazellenunternehmen in der EU und den USA. Die Schwierigkeit eines internationalen Vergleiches ergibt sich
nämlich, da weder eine einheitliche Datenbasis noch eine einheitlich Definition von Gazellenunternehmen vorhanden sind. Dennoch werden für die Länder Dänemark, Österreich und die USA
ein vertiefender internationaler Vergleich vorgenommen.
Basierend auf der Auswertung der Literatur zu den Charakteristiken der Gazellenunternehmen
und der Kontextdatenanalyse wurde ein Analyseraster entworfen und darauf aufbauend wurden
die Untersuchungshypothesen formuliert. Die Überführung dieser in Fragebögen für die telefonische Befragung der Gazellen und potenziellen Gazellen sowie die Entwicklung der Interviewleitfäden für die in der Untersuchung durchgeführten Unternehmensfallstudien ausgewählter Wachstumsunternehmen werden in Kapitel 4.2 dargestellt.
3.3
Qualitative und quantitative Erhebung und Auswertung der Daten
Ziel der quantitativen und qualitativen Datenerhebung war es, zu untersuchen, welchen Beitrag
die Gazellenunternehmen zum Branchen- und Strukturwandel leisten, mit welchen Wachstumstreibern und -hemmnissen sie konfrontiert sind und welche aktuelle und potenzielle Rolle der
öffentlichen Hand bei ihrer Unterstützung zukommt. Zudem sollten die Ergebnisse der Charakterisierung der identifizierten Gazellen und potenziellen Gazellen validiert werden.
Das in Kapitel 4.2 dargestellte Analyseraster, die Hypothesen und die Fragebögen (vgl. Anhang 2
und 3) bilden die inhaltliche Grundlage der telefonischen Unternehmensbefragung der Gazellenunternehmen und der potenziellen Gazellenunternehmen. Die Befragung wurde im Zeitraum
vom 10.10.2011 bis 08.11.2011 durchgeführt. Insgesamt wurden 211 Gazellen- und 107 potenzielle Gazellenunternehmen interviewt. Die Interviews erfolgten computergestützt (CATI – Computer Assisted Telephone Interviewing). Zunächst wurden die Fragebögen programmiert und der
Interviewer konnten die Antworten direkt per Tastatur eingeben. Die technische Umsetzung er-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
6
folgte über das firmeneigene Befragungstool SurveyXact®. Im Vorfeld der Befragung erfolgte
eine schriftliche Ansprache der Unternehmen in Form eines Unterstützungsschreibens des BMWi,
um eine höhere Rücklaufquote zu erzielen. Im Anschluss der Befragung erfolgte die Auswertung
der erhobenen Daten. Die Auswertung der Befragungsdaten lässt sich in methodischer Hinsicht in
zwei Abschnitte gliedern. Mit Hilfe von univariaten Auswertungsmethoden wurden zunächst die
Daten anhand der üblichen Verfahren der beschreibenden Statistik (Häufigkeiten, Prozente, Mittelwerte und Streuungsparameter) untersucht. Die Ergebnisse wurden in Tabellen und Grafiken
aufbereitet (vgl. Kapitel 5.3). Die Darstellung der Ergebnisse der Befragung erfolgt in zwei Teilkapiteln. In Kapitel 5.4.2 erfolgt die Darstellung der Auswertung der Ergebnisse zu den Gazellenunternehmen und in Kapitel 5.4.3 erfolgt eine vergleichende Darstellung der Gruppen Gazellenunternehmen und potenzielle Gazellenunternehmen. An Stellen, an denen es möglich und sinnvoll war, wurden auch Auswertungen für verschiedene Untergruppen vorgenommen, etwa differenziert nach Branche, Region und Wachstum der Unternehmen.
Neben der Befragung der Gazellenunternehmen und potenziellen Gazellenunternehmen wurden
acht Fallstudien mit wachstumsstarken Unternehmen durchgeführt. Ziel dieser Fallstudien war es,
zum einen eine vertiefende Betrachtung der Unternehmen und ihrer Wachstumsstrategien zu
erhalten und zum anderen die in der Befragung gewonnenen Ergebnisse zu validieren. Die Fallstudien geben somit zusätzliche Eindrücke vor allem zu Wachstumstreibern und -hemmnissen
und ergänzen die Befragungsergebnisse. Die Auswahl der Unternehmen für die Fallstudien erfolgte an Hand der Kriterien Unternehmensalter, regionale Verteilung, Branche und Größenklasse und
sollte diese möglichst umfassend abdecken. Eine Fallstudie beinhaltete neben einer vorab durchgeführten Unternehmensrecherche die Durchführung von Tiefeninterviews mit bis zu drei Vertretern des Unternehmens (Gründer, Geschäftsführer und ein weiterer leitender Angestellter) sowie
einem externen Vertrauten des Unternehmens (z. B. Business Angel, Wettbewerber). Die Darstellung der Ergebnisse der Fallstudien findet sich in Kapitel 5.5. Das Kapitel beinhaltet nach einer
Einzeldarstellung jedes Unternehmens eine übergreifende Auswertung zu dem Profil der Gründer
und/oder Geschäftsführer sowie den Treibern und Hemmnissen für das Wachstum der Unternehmen.
3.4
Schlussfolgerungen und Ableitung der Handlungsempfehlungen
Abschließend werden auf der Grundlage der gewonnenen Informationen und durchgeführten Analysen Schlussfolgerungen zu Wachstums- und Erfolgsstrategien von Gazellenunternehmen (vgl.
Kapitel 6) sowie Vorschläge zur Optimierung von Unterstützungsangeboten durch die öffentliche
Hand entwickelt (vgl. Kapitel 7).
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
4.
7
STAND DER FORSCHUNG
In dem 2008 von Scott Andrew Shane erschienen Buch „The Illusions of Entrepreneurship – The
costly myth that entrepreneurs, investors and policy makers live by“ 6 argumentiert der Autor,
dass höhere Gründungsraten – die vielerorts auf der wirtschaftspolitischen Agenda ganz oben
stehen – weniger zum Wirtschafts- oder Beschäftigungswachstum beizutragen vermögen als angenommen. Er zeigt für die USA – im Gegensatz zu vielen anderen Studien –, dass nicht die Fähigkeiten des Gründers ausschlagend sind für den Erfolg eines Unternehmens, sondern vielmehr
die gewählte Branche, in der ein Gründer sein Unternehmen etabliert. Aus seiner Sicht gelingt es
nur einem sehr geringen Anteil der Gründer, und zwar denjenigen, die zu den besten und wachstumsstärksten gehören, ihr Unternehmen erfolgreich am Markt zu etablieren. Aus diesem Grund
plädiert er für eine „pick the winner”-Strategie, bei der nur diejenigen Gründungen gezielt gefördert werden, die bestimmte Charakteristiken und Erfolgswahrscheinlichkeiten aufweisen. Er wirft
die Frage auf, ob eine politisch motivierte Unterstützung nicht eher auf die Apples und Googles
ausgerichtet werden sollte als auf breite Förderung der Gründungsaktivitäten eines Landes. Vor
diesem Hintergrund scheint es interessant und lohnenswert, einen genaueren Blick auf diejenigen
Gründungen zu richten, die sich nicht nur am Markt behauptet haben, sondern die darüber hinaus
noch ein überdurchschnittliches Unternehmenswachstum als junges Unternehmen erzielt haben.
In diesem Zusammenhang prägte David Birch in den 1980er Jahren erstmalig den Begriff der
Gazellenunternehmen. Eine Gazelle steht für diejenigen Unternehmen, die über einen begrenzten
Zeitraum hinweg schnelles Wachstum aufweisen. Birch postulierte, dass der überwiegende Anteil
neuer Arbeitsplätze in kleinen und mittleren, besonders jedoch in neu gegründeten, hoch innovativ agierenden Unternehmen entsteht. Empirisch konnte dies durch Birch und seine Forscherkollegen für die USA nachgewiesen werden.7 Seiner Studie zufolge werden im Durchschnitt zwei
Drittel aller (Brutto-)Arbeitsplätze durch kleine Unternehmen geschaffen. Für Europa wurden
diese Befunde ebenfalls bestätigt8 – im besonderen Maße gilt dieser Befund für Deutschland.9
Weiterhin zeigte sich, dass der Anteil dieser Unternehmen, gemessen am Gesamtunternehmensbestand oder am Bestand der Unternehmen der jeweiligen Gründungskohorte in den Volkswirtschaften, sehr gering ist. Die Aussagen schwanken hier zwischen zwei und fünfzehn Prozent der
Unternehmen, je nach Untersuchung. In der Literatur finden sich zahlreiche Hinweise darauf,
dass kleine und junge Unternehmen zu einem überproportional hohen Anteil am Wachstum der
Nettobeschäftigungsquote einer Volkswirtschaft beitragen. Weitere Studien zeigen, dass Unternehmen dieser Art nicht nur mittel- und langfristig starke, positive Effekte auf die Dynamik der
zukünftigen Wirtschaftsentwicklung ausüben, sondern auch kurzfristig qualitativ hochwertiges
Beschäftigungswachstum generieren. 10
6
Shane, S. A. (2008): The Illusions of Entrepreneurship – The costly myth that entrepreneurs, investors and policy makers live by.
7
Birch, D. L., Haggerty, A. und W. Parsons (1998): Who's creating jobs?. Cambridge, MA: Cognetics.
8
Vgl. Kirchhoff, Bruce A. (1994): Entrepreneurship and Dynamic Capitalism. The Economics of Business Firm Formation and Growth.
New Haven und London: Yale University Press.
London: Greenwood. S. 120ff. / Siebert, H. (1999): How can Europe solve its unemployment problem? Kieler Diskussionsbeiträge
342, Kiel: Institut für Weltwirtschaft / OECD (1998): Technology, productivity and job creation. Best policy practices..Paris: OECD
Publishing. / Schreyer, P. (2000): High-growth-firms and employment. STI Working Papers 2000/3.
9
Vgl. Brüderl, J., Preisendörfer, P. und R. Ziegler (1996): Der Erfolg neugegründeter Betriebe. Berlin: Duncker & Humblot. / Harhoff,
D. und G. Licht (1996): Innovationsaktivitäten kleiner und mittlerer Unternehmen. Baden-Baden: Nomos. / Almus, M. und E. A. Nerlinger (1999): Wachstumsdeterminanten junger innovativer Unternehmen. Empirische Ergebnisse für Westdeutschland. Jahrbuch für
Nationalökonomie und Statistik, Heft 3/4, S. 257-273 / Kahmann, M. (2000): Schöpferische Zerstörung und Gründungsdynamik im
marktwirtschaftlichen Entwicklungsprozess. Berlin: Mensch & Buch / Rammer, Ch. et al. (2006): Unternehmensgründungen in der
Biotechnologie in Deutschland 1991 bis 2004. ZEW Dokumentation Nr. 06-03. Mannheim. S. 47 ff. / UNICE (Union of Industrial and
Employers' Conferation of Europe) (1999): Fostering Entrepreneurship in Europe. The UNICE Benchmarking Report 1999. S. 11.
Wenngleich der Anteil von Gazellen in den USA weitaus höher ist als in Europa.
10
.Henrekson, M. und D. Johansson (2010): Gazelles as job creators: a survey and interpretation of the evidence. Small Business
Economics 35: S. 227–244.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
8
Nachfolgend wird ein Überblick über den Stand der Forschung hinsichtlich des Wachstums von
Unternehmen im Allgemeinen und in Bezug auf die Definition, die Charakterisierung und die
Wachstumsdeterminanten von Gazellen im Speziellen gegeben. Ziel dieses Kapitels ist es, einen
umfassenden Überblick über das Phänomen des schnellen Wachstums von Unternehmen zu geben.
4.1.1 Wachstum von Unternehmen
Studien, die sich mit dem Wachstum von Unternehmen beschäftigen, zeigen, dass Unternehmen
auf vielfältige und unterschiedliche Art wachsen. Die Untersuchungen selber unterscheiden sich
deutlich hinsichtlich ihrer Herangehensweise, das Wachstum zu messen. Unterschiede finden sich
vor allem bei der Auswahl der Wachstumsindikatoren, der Messung des Wachstums (absolut,
relativ, kombiniert), der Festlegung der Zeitperiode, über die Wachstum gemessen wird, und der
Art, wie Wachstum generiert wird, z. B. durch Übernahmen oder kontinuierliches Wachstum.11
In Forschungsstudien häufig verwendete Indikatoren zur Messung des Wachstums von Unternehmen sind: Vermögenswert, Marktanteil, physischer Output, Gewinn, Umsatz oder Beschäftigtenzahl.12 Die meisten Studien verwenden den Umsatz oder die Beschäftigtenzahl als Wachstumsindikator. Diese beiden Indikatoren haben den Vorteil, dass mit ihnen ein Vergleich zwischen
Unternehmen unterschiedlicher Branchen möglich ist. Indikatoren wie der Marktanteil oder der
physische Output sind nur bei Unternehmen gleicher Branche und ähnlicher Produktpalette sinnvoll. Ein Vergleich der Vermögenswerte ist nur praktikabel bei Unternehmen mit ähnlicher Kapitalintensität. Gewinne sind ein wesentlicher Indikator für den Erfolg eines Unternehmens, haben
aber nur eine geringe Aussagekraft in Bezug auf das Wachstum von Unternehmen.
Der Umsatz als Wachstumsindikator hat den Vorteil, dass er so gut wie immer erhoben wird, nur
eine geringen Beziehung zur Kapitalintensität aufweist und auch dem Vergleich von Unternehmen
unterschiedlicher Branchen standhält. Dennoch weist auch der Umsatz als Indikator für Wachstum gewisse Schwächen auf. So reagiert er sensibel auf Inflation und Wechselkurse. Weiterhin
spiegelt sich im Umsatz nicht zwangsläufig das Wachstum von Unternehmen wider. So erhöhen
z. B. junge technologieorientierte Unternehmen zunächst ihre Mitarbeiteranzahl oder ihre Vermögenswerte zur Initiierung von Innovationen, ehe sich der Erfolg in einem höheren Umsatz zeigt.
Somit scheint die Beschäftigtenzahl der geeignetste Indikator zur Messung von Wachstum. Auch
aus volkswirtschaftlicher Sicht ist dieser Indikatorsehr bedeutend.13 Dennoch weist auch die Beschäftigtenanzahl als Wachstumsindikator Schwächen auf. So wird die Beschäftigtenanzahl beeinflusst von der Arbeitsproduktivität und dem „Economies of Scale“, welche Skalen- und Größenvorteile wiedergeben. So sind große Unternehmen in der Lage, aufgrund der Ausweitung ihrer
Produktionsmenge ihre Durchschnittskosten zu senken, was sich in einer verminderten Beschäftigtenzahl ausdrücken kann. Weiterhin kann die Einführung von Innovationen dazu führen, dass
Beschäftigte durch Technik substituiert werden. Unternehmen können demnach durchaus ihren
Umsatz erhöhen, ohne zusätzlich Beschäftigung zu schaffen.
Auch die Art der Messung hat Auswirkungen auf die Aussagen zum Wachstum und den Vergleich
zwischen Unternehmen. Generell kann Wachstum zwischen zwei Zeitpunkten absolut oder relativ
gemessen werden. Betrachtet man das absolute Wachstum von Unternehmen, erreichen große,
zumeist etablierte Unternehmen höhere absolute Werte als kleine Unternehmen. Andererseits ist
es für ein kleines Unternehmen mit einem geringen Anfangsniveau deutlich einfacher, hohe relative Wachstumsraten zu erzielen als für Unternehmen mit einem höheren Ausgangsniveau. Birch
begegnete diesem Umstand, indem er im „David Birch Employee Growth“-Index sowohl das relative als auch das absolute Wachstum berücksichtigte.14
11
12
ebda.
Ardishvili, A. et al. (1998): Towards a theory of new venture growth. Paper presented at the 1998 Babson Entrepreneurship Research Conference, Ghent, Belgium / Delmar, F. (1997): Measuring growth: methodological considerations and empirical results. In:
Donckels, R. und A. Miettinen (Hrsg.): Entrepreneurship and SME Research: On its Way to the Next Millennium. Aldershot: Ashgate.
S. 199–216.
13
Schreyer, P. (1999): High growth firms and employment. DSTI/INT/PME (99) 6. OECD Working Party on SMEs, Paris.
14
Birch definierte den Birch-Index wie folgt: BIi = (E1i – E0i) (E1i / E0i), wobei E1i =Anzahl der Beschäftigten am Ende der Periode und E0i
= Anzahl der Beschäftigten zu Beginn der Periode.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
9
Die Studien zum Wachstum unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Aussagen zur Gleichmäßigkeit des erzielten Wachstums und der Bemessung des Zeitraumes, über das das Wachstum erreicht wurde. Wird Wachstum zwischen zwei Zeitpunkten gemessen, kann keinerlei Aussage dazu
gemacht werden, wie das Wachstum stattgefunden hat. Generell ist denkbar, dass Unternehmenswachstum linear, allmählich ansteigend, sprunghaft oder auch oszillierend verlaufen kann.
Diesem Umstand wurde in der Forschung bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Jedoch
kann die Art des Wachstums Auswirkungen auf die Entscheidungen des Managements haben und
den langfristigen Wachstumsprozess eines Unternehmens beeinflussen. Empirische Arbeiten zeigen, dass Wachstum nicht gleichmäßig über die Zeit stattfindet.15 Auch zeigt sich, dass schnelles
Wachstum ein eher temporäres Phänomen innerhalb des Unternehmenslebenszykluses ist. 16
Neben der Heterogenität des Wachstums innerhalb einer Zeitperiode gibt es unterschiedliche
Ursachen für das Wachstum von Unternehmen. So kann Wachstum im Sinne eines organischen
Wachstums, aus dem Unternehmen selbst heraus erfolgen. Anderseits kann Unternehmenswachstum auch durch die Übernahme anderer Unternehmen oder Unternehmensteile erfolgen. Auch
eine Kombination aus beiden ist denkbar. Misst man Wachstum an der Beschäftigtenanzahl, trägt
ein organisches Wachstum volkswirtschaftlich gesehen stärker zu einer Erhöhung der Nettobeschäftigung bei als das Wachstum von Unternehmen durch Übernahmen, bei dem die Beschäftigten von einem Unternehmen zum anderen wechseln. Organisches Wachstum wird eher mit kleinen und jungen Unternehmen in wachsenden Märkten in Verbindung gebracht, wohingegen große
und ältere Unternehmen in konsolidierten Märkten eher Wachstum durch Übernahmen erzielen.17
4.1.2 Definitionen von Gazellen
David Birch etablierte nicht nur den Begriff der Gazelle, um neue, erfolgreiche Unternehmen von
älteren, erfolgreichen Großunternehmen mit Beschäftigtenzahlen über 500 Mitarbeitern und jungen, weniger erfolgreichen KMU mit Beschäftigtenzahlen unter 20 Mitarbeitern abzugrenzen, sondern definierte auch erstmals den Begriff Gazellenunternehmen.18
In der Folgezeit entstand eine Reihe von unterschiedlichsten Definitionen und bis heute gibt es
noch keine Vereinheitlichung. Die nachfolgende Tabelle (Tabelle 4-1) zeigt eine Übersicht der
gängigsten Definitionen von Gazellen, erhebt aber nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Die Definitionen können hinsichtlich der Kriterien Wachstumsindikator, Messmethode, betrachtete
Zeitperiode und der Einführung weiterer Kriterien unterschieden werden. Die beiden häufigsten
Indikatoren sind die Beschäftigtenanzahl und der Umsatz. Auf die Vor- und Nachteile beider Indikatoren wurde im vorhergehenden Kapitel eingegangen. Auch die Art der Messung des Wachstums unterscheidet sich in den vorgestellten Definitionen. Es finden sich alle zuvor vorgestellten
Varianten: absolut, relativ und eine Kombination von absolutem und relativem Wachstum. Hinsichtlich des Messzeitraumes unterscheiden sich die Definitionen nur unwesentlich, so beträgt die
Wachstumsperiode bei dem überwiegenden Teil der Untersuchungen drei Jahre.
Die Definitionen beinhalten eine Reihe weiterer Kriterien, die die Unternehmen erfüllen müssen,
um als schnell wachsendes Jungunternehmen kategorisiert zu werden. Diese Kriterien haben
einen unterschiedlichen Effekt auf die Auswahl der Unternehmen. So beschränkt die OECD beispielsweise das maximale Alter eines Gazellenunternehmens auf fünf Jahre. Diese Altersbeschränkung könnte jedoch Auswirkungen auf die Repräsentanz der Gazellen in bestimmten Branchen haben. So ist denkbar, dass z. B. Unternehmen mit einem hohen Forschungs- und Entwicklungsanteil erst in späteren Jahren ein hohes Beschäftigtenwachstum generieren. Eine Beschränkung auf eine Mindestbeschäftigtenzahl im Basisjahr der Zeitperiode trägt dem Umstand Rechnung, dass es kleinen Unternehmen deutlich leichter gelingt, ein hohes relatives Wachstum zu
15
16
Dunne, P. und A. Hughes (1992): Age, size, growth and survival revisited. Small Business Research Centre Working Paper No. 23.
Parker, S. C., Storey, D. J. und A. van Witteloostuijn (2005): What happens to gazelles? The importance of dynamic management
strategy. Durham Business School Entrepreneurship Research Series Report.
17
Penrose, E. (1959): The Theory of the Growth of the Firm, Oxford: OUP. Und Wiklund, J. und P. Davidsson (1999): A resource-based
view on organic and acquired growth. Paper presented at the Academy of Management Conference, Chicago.
18
Birch, D. L. und Medoff, J. (1994): Gazelles. In: Solmon, L. C. und A. R. Levenson (Hrsg): Labor markets, employment policy and
job creation. Boulder, CO: Westview und Birch. S. 159–167.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
10
erzielen, als Unternehmen mit einer höheren Beschäftigtenzahl im Basisjahr. Der Großteil der
Kleinstunternehmen kann so bei der Bestimmung der Unternehmen als Gazelle ausgeschlossen
werden. Die Höhe der Mindestbeschäftigtenzahl variiert zwischen den Definitionen beträchtlich
und liegt zwischen zehn und fünfzig Mitarbeitern.
Tabelle 4-1:
Studie / Land
OECD
(2007/2008)
Birch, D. L./
Medoff, J.
(1994)
USA
David Birch
Employee
Growth Index
(Ranking im
europäischen
Raum ,
fortlaufend)
Brüderl, J./
Preisendörfer, P.
(1998)
Deutschland
Fritsch, M./
Weyh, A.
(2004)
Deutschland
Autio et al.
(2000)
Finnland
Auswahl an Definitionen von Gazellenunternehmen
Wachstumsindikator
Messm ethode
• Beschäftigung
• (bzw. Um satz)
relativ
(m it absolutem
Schwellenwert)
• Um satz
relativ
Zeitperiode
Weitere Kriterien
Definition
3 Jahre
Alle aktiven
Unternehmen, die
nicht älter als 5 Jahre
sind, m it m ind. 10
Beschäftigten im
Basisjahr
• nicht älter als 5 Jahre
• Beschäftigungs- (bzw. Um satz-)
wachstum von m ind. 20 % p.a.
über eine Periode von 3 Jahren
• Mind. 10 Beschäftigte im
Basisjahr
3 Jahre
Alle aktiven
Unternehmen der
betrachteten
Population (USA, 1988
- 1992)
• Um satzwachstum von 20 % p.a.
über eine Periode von 3 Jahren
• Mindestumsatz von $100.000 im
Basisjahr
BIi = (E 1i – E 0i)
(E 1i / E 0i)
E 1i =Anzahl der
Beschäftigten am
Ende der Periode;
E 0i = Anzahl der
Beschäftigten zu
Beginn der Periode.
• Beschäftigung
• Beschäftigung
• Um satz
3 Jahre
Gesam tpopulation der
Unternehmen, die sich
für das Ranking
beworben haben und
die entsprechenden
Kriterien erfüllen
Kom bination
(absolut &
relativ)
4 Jahre
Alle neu gegründeten
Unternehmen der
betrachteten
Population (1.849 im
Jahr 1990 gegründete
Firm en in Oberbayern)
absolut
Start-Ups
(aus 18 Kohorten),
18
d.h. Unternehm en mit
jährliche
m ind. 1 und m ax. 20
Kohorten
Beschäftigten im
Basisjahr
Kom bination
(absolut &
relativ)
relativ
3 Jahre
Alle unabhängigen
aktiven Unternehmen
der betrachteten
Population (Finnland,
1994 - 1997)
• Auswahlkriterien:
• Unabhängiges Unternehmen
• Mind. 30 % Um satz- und
Beschäftigungswachstum in
der Referenzperiode
• Mindestgröße von 50
Mitarbeitern zu Beginn
• Bestehen seit mind. Beginn
der Referenzperiode
• Die 500 Unternehm en mit dem
höchsten Birch Index werden
dann ausgezeichnet
• „Fast grower“/ „fast flyer“ = neu
gegründetes Unternehmen, das
die ersten 4 Jahre überlebt
• Im Verlauf der 4 Jahre seinen
Beschäftigungsstand m ind.
Verdoppelt
• Mind. 5 neue Arbeitsplätze schafft
• Start-Ups in den 1 %-, 5 %-, 10
%- und 15 %-Perzentilen der
Verteilung des
Beschäftigungszuwachses
• Mind. 50 % Um satzwachstum p.a.
in drei aufeinanderfolgenden
Geschäftsjahren
• Mindestumsatz von einer Million €
am Ende des betrachteten
Zeitraum s.
Andere Definitionen nutzen den Umsatz als Größenschwelle und bestimmen einen Mindestumsatz
im Basisjahr. Ein möglicher Nachteil des Umsatzes als Größenkriterium könnte in der Über- oder
Unterrepräsentanz bestimmter Branchen liegen. Ein Teil der Definitionen legt keine Definitionskriterien fest, sondern bezeichnet die jeweils wachstumsstärksten Unternehmen (in Bezug auf Beschäftigtenzahl oder Umsatz) einer Gründungskohorte als Gazellenunternehmen.
Diese Vorgehensweise spiegelt sich auch in der nachfolgenden Tabelle (Tabelle 4-2) wider. Die
Tabelle beinhaltet die Ergebnisse ausgewählter nationaler Studien zu schnell wachsenden Jungunternehmen. Sie gibt einen Anhaltspunkt hinsichtlich der Anzahl von Gazellen in den einzelnen
Ländern bei entsprechend zugrunde gelegter Definition. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Definitionen, die den Untersuchungen zu Grunde gelegt werden, kann jedoch kein Vergleich zwischen den Ländern gezogen werden. So definiert die finnische Studie beispielsweise die zehn
Prozent der wachstumsstärksten in den Jahren 2003 – 2008 gegründeten Unternehmen als Gazellen. Dahingegen definiert die niederländische Studie eine Gazelle als ein Unternehmen, das
zwischen fünf und zehn Jahren alt ist und mindestens 20 Beschäftigte zu dem Zeitpunkt der Untersuchung beschäftigte oder aber im Betrachtungszeitraum 20 neue Arbeitsplätze geschaffen
hat.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Tabelle 4-2:
11
Anzahl von Gazellen ausgewählter Studien
Land
Definition
Finnland
“… database comprises financial data concerning the whole Finnish
company population (403,058) during the years 2003–2008.
During the sample time period, about 15 percent of the Finnish
firms were up to two years old, and about 28 percent up to five
years old. By definition, gazelles form 10 percent of start-ups.“
Niederlande
“… define a gazelle as a firm that is between 5 and 10 years old
with at least 20 employees […], firms also had to have generated
at least 20 jobs (including the ownermanagers)…”
Schweden
“… based on a comprehensive data-set covering all limited firms
(288,757) in Sweden during the period 1997-2005. HGFs are
defined as the one percent fastest growing firms in the population.
The population is continuing firms, i.e., firms existing throughout
a particular time period. Firm growth is calculated over three, five
and seven years.”
2.887 (1 %)
Spanien
“… contains the data of 113.095 Spanish companies who
deposited their accounts in the Mercantile Registry between 1994
and 1997. […] focuses on the Autonomous Community of
Catalonia … where there are a greater number of gazelle
companies, with 24.4% of the total is a larger sample to be
analyzed. […] The sample was made from industrial enterprises
that had a minimum billing of 2.4 million Euros in 1997, of which
there were 3.116 companies. This group is regarded as gazelles,
those with a minimum billing rate of at least 15% annually during
1995, 1996 and 1997 or that had doubled its sales between 1994
and 1997. Additionally, it was required to have obtained a
financial return of at least 8% in 1995, 7% in 1996 and 6% in
1997.”
254 x 4 =
1.016 (0,34 %)
Frankreich
“Of the 404 000 perennial firms (1993-2003), and for each size
bracket, the top 5% in terms of the employee growth rate are
selected as gazelles.”
vgl. Koski &
Pajarinen, 2011
vgl. Bos & Stam,
2011
vgl. Daunfeldt &
Elert & Johannson,
2010
vgl. Amat &
Perramon, 2010
vgl. Picart, 2006
Anzahl der Gazellen
403.058 x 0,28 x 0,1 =
11.285 (10 %)
3.568 (8 - 9 %)
20.000 (5 %)
Auch diese Zusammenstellung gibt einen Eindruck davon, wie unterschiedlich die Definition eines
schnell wachsenden Jungunternehmens in den Studien ausgeprägt ist. In der Regel ist die Wahl
der Definition stark von den verfügbaren Daten abhängig. Im Ergebnis muss konstatiert werden,
dass vergleichende Aussagen zwischen Ländern oder zwischen Untersuchungen nicht möglich
sind. Weiterhin ergibt sich aus dieser Schlussfolgerung die Notwendigkeit, wenn internationale
Vergleiche zwischen den Ländern wünschenswert sind, eine einheitliche Definition von Gazellen
anzustreben.
4.1.3 Ergebnisse empirischer Studien zu Gazellenunternehmen
Ungeachtet dieser Schwierigkeit gibt es eine Vielzahl an empirischen Untersuchungen zu schnell
wachsenden Jungunternehmen. Insgesamt konnten drei Metastudien sowie 22 empirische Studien, die in den Jahren 1994 und 2011 zu diesem Thema angefertigt wurden, gefunden werden.
Wobei die Anzahl der empirischen Untersuchungen in den letzen Jahren stark zugenommen hat
(vgl. Tabelle 4-3).
Tabelle 4-3:
Anzahl
1994 2000 2006 -
Anzahl der empirischen Studien nach Jahren
der Studien in den Jahren
1999
2005
2011
5
6
14
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
12
Tabelle 4-4 stellt die Anzahl der untersuchten Studien, den Untersuchungszeitraum, die Region
und die wesentlichsten Ergebnisse der drei Metastudien dar. Alle drei Studien kommen zu dem
Ergebnis, dass Gazellen nur einen geringen Anteil an den Unternehmen ausmachen, dafür jedoch
einen beträchtlichen Anteil an Unternehmen, die neue Arbeitsplätze generieren. Die in den Metastudien einbezogenen Untersuchungen sind zu einem Großteil identisch. Die jüngste der Metastudien von Daunfeldt und Kollegen aus dem Jahr 2010 bezog 28 Studien ein. Der Untersuchungszeitraum umfasste die Jahre 1988 bis 2007.19
Tabelle 4-4:
Evaluationen empirischer Studien zu Gazellenunternehmen
Autor und Jahr
Anzahl
untersuchter
Studien
Zeitraum
Regionen
Storey (1994)
14
1966 1991
UK, US
• 4 % der Unternehmungen generieren die Hälfte
der neuen Arbeitsplätze
1988 2006
UK, USA, CN, FI, DE,
FR, IT, NL, ES, SE
• kleine Anzahl schnellwachsender Unternehmen
generiert den Großteil aller netto neu
geschaffenen Arbeitsplätze
• Gazellen sind in der Regel junge Unternehmen
• kontinuierliche Markteintritte neuer Firm en sind
erforderlich für Arbeitsplatzschaffung
• nur kleiner Anteil von Gazellen wächst
kontinuerlich
1988 2007
UK, US, CN, FI, DE,
FR, IT, NL, ES, SE,
AT, BE, DK, JP, KR,
PT, CZ, SI, SK, LV,
GR, HU, EE, LT
• Schnellwachsende Unternehmen m it positiven
Effekten auf Beschäftigungs- und
Um satzwachstum
• Größenordnung stark abhängig von
Wachstumsdefinition
• Firm enalter wirkt sich negativ, Firm engröße
positiv auf Wahrscheinlichkeit hohen Wachstums
aus
Henrekson / Johansson
(2010)
Daunfeldt /Elert /
Johansson (2010)
20
28
Hauptergebnisse
Um einen genaueren Überblick über die Ergebnisse der empirischen Studien zu erhalten, stellt die
nachfolgende Tabelle (Tabelle 4-5) diese einzeln dar. Sie werden anhand der Kriterien Wachstumsindikator, Zeitraum, Region, Gazellendefinition, Sektoren und Unternehmensart, Datenquelle und wesentliche Ergebnisse diskutiert.
Größtenteils beruhen die Studien auf Unternehmensdaten von Einzelbetrieben, die Ende der 70er
Jahre bis Mitte der 2000er Jahre durchgeführt wurden. Einen Schwerpunkt bilden Unternehmensdaten der 90er Jahre. Fünf der 22 Studien wurden in den USA durchgeführt, zwei in Kanada und
die übrigen in europäischen Ländern, wie Deutschland (3), Finnland (3), Schweden (1), Großbritannien (1), Spanien (2) und der Niederlande (1). Weiterhin untersuchten vier Studien gleichzeitig mehrere europäische und nordamerikanische Länder.
Die verwendeten Definitionen von schnell wachsenden Jungunternehmen unterscheiden sich vielfältig voneinander (siehe hierzu auch das vorhergehende Kapitel 4.1.2). Die Unterschiedlichkeit
der Definitionen lässt eine vergleichende Diskussion zu den Anteilen von schnell wachsenden
Jungunternehmen in den einzelnen Ländern somit nicht zu. Eine weitere Einschränkung hinsichtlich der Vergleichbarkeit der Ergebnisse ergibt sich aufgrund der unterschiedlichen Datenquellen
und der Datenerhebungsmethodik. Die Erhebungsmethodik hat direkte Auswirkungen auf die
Zahl der erfassten Unternehmen. Wie in der nachfolgenden Tabelle dargestellt, enthalten die
Studien entweder alle Unternehmen, nur privatwirtschaftliche Unternehmen oder Unternehmen
bestimmter Branchen oder Regionen. Dennoch lassen sich aus den Untersuchungen einige wesentliche, abstrahierte Aussagen zu schnell wachsenden Jungunternehmen ableiten.
19
Im Gegensatz dazu werden in diesem Bericht nur Studien zu schnell wachsenden Jungunternehmen berücksichtigt, die zwischen den
Jahren 1994 und 2011 veröffentlicht wurden.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Tabelle 4-5:
13
Empirische Untersuchungen zu Gazellenunternehmen
Autor und Jahr
Wachstum:
Indikator /
Regelm äßigkeit
Birch / Medoff
(1994)
• Beschäftigtenwachstum
• absolut
• jährlich
Kirchhoff
(1994)
• Beschäftigtenwachstum
• relativ
• Anfangs- und
Endjahr
Birch et al.
(1995)
• Beschäftigtenwachstum
• absolut
• jährlich
1990 1994
Picot / Dupuy
(1998)
• Beschäftigtenwachstum
• Absolut/relativ
• Anfangs- und
Endjahr
• 1978 1992
und
1983 1986
Zeitraum
1988 1992
1977/78
- 1984
Region
Gazellendefinition
Sektoren und
Unternehmensart
Datenquelle
Hauptergebnisse
US
• Unternehmen mit 20 %
Wachstum p.a. über das
Intervall und Um satz im
Basisjahr von m indestens
$ 100.000
• alle bestehenden
Unternehmen
Dun &
Bradstreet
• kleiner Anteil (4 %) der
bestehenden Unternehmen
generiert einen
überproportional großen
Anteil (60%) aller neuen
Arbeitsplätze in den USA
US
• 10 % der am schnellsten
wachsenden Unternehmen
in der untersuchten
Population
• neue private
Einzelunternehmen
• weniger als 500
Mitarbeiter
• 1977/78 gegründet
• ohne Prim ärsektor
Sm all
Business
Data Base
• 4 % der Unternehmen
repräsentieren 75 % der
Beschäftigung in der
untersuchten Kohorte
US
• Unternehmen mit 20 %
Wachstum p.a. über das
Intervall und Um satz im
Basisjahr von m indestens
$ 100.000
• alle bestehenden
Unternehmen
Dun &
Bradstreet
• Gazellen sind verantwortlich
für alle neu geschaffenen
Arbeitsplätze in der
Volkswirtschaft
• unterschiedliche
Schwellenwerte
• alle bestehenden
Unternehmen des
privaten Sektors
Longitudinal • Schaffung von Arbeitsplätzen
Em ployment konzentriert sich auf einige
Analysis
schnellwachsende
Program
Unternehmen in der
(LEAP)
Stichprobe
• CA
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Autor und Jahr
Wachstum:
Indikator /
Regelm äßigkeit
Alm us (2000)
• Beschäftigtenwachstum
• zusam m engestetzter
Wachstumsindex
• jährlich
Autio et al.
(2000)
• Beschäftigtenwachstum
• absolut
• jährlich
Brüderl /
Prisendörfer
(2000)
• Beschäftigtenwachstum
• absolut/relativ
• Anfangs- und
Endjahr
Schreyer
(2000)
• Beschäftigtenwachstum
• zusam m engestetzter
Wachstumsindex
• Anfangs-und
Endjahr
Zeitraum
1990 1999
1994 1997
1985/86
- 1990
1985 1995
Region
14
Gazellendefinition
Sektoren und
Unternehmensart
Datenquelle
Hauptergebnisse
• Technologieunternehmen
und wissensbasierte
Dienstleister nicht
• Creditreform prädestiniert für hohes
• ZEW
Wachstum
• regionale Unterschiede und
Definition des Wachstums
beeinflussen Ergebnisse
DE
• 10 % der am schnellsten
gewachsenen Firm en
• alle privaten
bestehenden und
nicht länger
bestehenden
Unternehmen
FI
• Um satzwachstum von
m indestens 50 % in drei
Jahren (1994 - 1997)
• Mindestumsatz 1 Million
Finnische Mark am Ende
der Periode
• alle fortbestehenden • Statistics
Finland
Einzelunternehmen
• Schnell wachsende
Unternehmen steigern ihre
Beschäftigung um m ehr als
400 %
DE
• Unternehmen, die um
m ehr als 100 % und um
m indestens fünf
Beschäftigte im
Untersuchungszeitraum
gewachsen sind
• 1985/86 gegründete
Unternehmen
• Münchener
• ausgenommen
GründerHandwerk,
studie
Landwirtschaft,
Architekten, Anwälte
• kleiner Anteil (4 %)
schnellwachsender
Unternehmen ist
entscheidend für Schaffung
der Arbeitsplätze
• FR, ES, DE: 10 %
• CA, IT, NL: 5 % der am
schnellsten wachsenden
Unternehmen
• FR, CA, IT, NL
m indestens 20
• ES m indestens 10
Beschäftigte am
Beginn Untersuchungszeitraum
• sekundärer und
tertiärer Sektor
• DE alle privaten
Unternehmen.
• Schnellwachsende
Unternehmen tragen einen
außergewöhnlich großen
Anteil zur Beschäftigung bei
FR, CA,
IT, NL,
ES, DE
• Länderstatistiken
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Autor und Jahr
Wachstum:
Indikator /
Regelm äßigkeit
Schreyer
(2000) /
Davidsson /
Delm ar (2003,
2006) / Delm ar
et al. (2003)
• Beschäftigtenwachstum
• absolut
• jährlich
Littunen /
Tohm o (2003)
• Beschäftigtenwachstum
• absolut
• Anfangs- und
Endjahr
Fritsch / Weyh
(2006)
• Beschäftigtenwachstum
• absolut
• jährlich
• Anfangs- und
Endjahr
Halabisky et al.
(2006)
• Beschäftigtenwachstum
• absolut
• Anfangs- und
Endjahr
Zeitraum
1987 1996
1990 1997
1984 2002
1985 1999
Region
15
Gazellendefinition
Sektoren und
Unternehmensart
SE
• 10 % der am schnellsten
wachsenden Unternehmen
in der untersuchten
Population
• alle privaten,
gewerblich aktiven
Unternehmen mit
m indestens 20
Beschäftigten
FI
• Unternehmen, die von
1990 bis 1997 ihre realen
Um sätze verdoppelten und
Um sätze über 500.000
Finnische Mark in 1997
erzielten
DE
• Beschäftigungsanteile der
1 %, 5 %, 10 % und 25 %
größten Unternehmen
CA
• zwischen 1985 und 1999
um m ehr als 50 %
gewachsene Unternehmen
Datenquelle
Hauptergebnisse
• Statistics
Sweden,
Zensus
• Gazellen sind verantwortlich
für alle neu geschaffenen
Arbeitsplätze in der
untersuchten Population
• 1990 gegründete,
der Unternehmen
der Metallverarbeitung und
Dienstleistungsbranche
• Stichprobe
• Schnellwachsende
Unternehmen sind
verantwortlich für alle neu
geschaffenen Arbeitsplätze in
der untersuchten Population
• Private Start-Ups in
der Untersuchungsperiode, weniger als
20 Beschäftigte
• Deutsche
Sozialversicherungsstatistik,
Zensus
• kleiner Anteil der
Unternehmen generiert
nahezu alle Arbeitsplätze
•
• alle Unternehm en,
ausgenommen
Gesundheit, Bildung
und öffentliche
•
Unternehmen
Longitudinal
Em ployment • Schnellwachsende
Analysis
Unternehmen generieren
Program
den Großteil neuer
(LEAP)
Arbeitsplätze im privaten
Sm all Area
Sektor
File (SAF)
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Autor und Jahr
Wachstum:
Indikator /
Regelm äßigkeit
Hoffm ann /
Junge (2006)
• Beschäftigtenwachstum
• Um satz
• relativ
• jährlich (3 Jahre)
Ahm ad /
Petersen
(2007)
• Beschäftigtenwachstum
• Um satz
• relativ
• jährlich (3 Jahre)
Acs / Mueller
(2008)
Acs et al.
(2008)
• Beschäftigtenwachstum
• relativ
• jährlich (3 Jahre)
• Um satz
• absolut
• 4-Jahresperiode
16
Sektoren und
Unternehmensart
Datenquelle
Hauptergebnisse
Zeitraum
Region
Gazellendefinition
1999 2003
AT, BE,
DK, FI,
FR, DE,
IT, JP,
KR, NL,
NO, PT,
ES, SE,
CH, UK,
US
• Unternehmen, deren
Um sätze oder
Beschäftigtenzahlen über
drei Jahre um m indestens
60% und davon in den
beiden letzten Jahren um
m indestens 20 % p.a.
gestiegen sind
• alle privaten
Unternehmen,
innerhalb der letzten • ORBIS
• AMAEDUS
fünf Jahre vor
• Bureau van
Anfangszeitraum
Dijk
gegründet
• m indestens 15
Beschäftigte
• USA und Korea m it hohem
Anteil an schnell wachsenden
Unternehmen, die im
internationalen Vergleich die
höchsten Wachstumsraten
aufweisen
2001 2006
CA, DK,
FI, IT,
LV, ES,
SE, US
• Unternehmen, die
m axim al fünf Jahre alt
sind, darin über einen
Dreijahreszeitraum mit
m indestens 20 % p.a.
gewachsen sind
• private Firm en
• m indestens 10
Beschäftigte im
Basisjahr
• Zensus und
nationale
Statistiken
• Beschäftigtendefinition ergibt
3%-5%
• Um satzdefinition ergibt
6 % - 17 % Gazellenanteile
• Internationale Datenlage und
Vergleichbarkeit begrenzt
• neue private,
beschäftigende
Unternehmen,
ausgenommen
Landwirtschaft
• Longitudinal
Establishment
•
Enterprise
Microdata
• Current
Em ployment
Statistics
Survey
• alle Unternehm en
• Business
Inform ation
Tracking
System
• Am erican
Corporate
Statistical
Library
1990 2003
1994 2006
US
US
• Neue, schnellwachsende
Unternehmen mit 20 - 499
Beschäftigten im
Anfangsjahr
• Unternehmen, die in der
Vierjahresperiode
zwischen 1998 - 2002 ihre
Um sätze verdoppelt haben
Gazellen in großen,
diversifizierten
Metropolregionen generieren
langfristiges
Beschäftigungswachstum
• 2 -3 % der Unternehm en
generieren fast alle der netto
neu geschaffenen
Arbeitsplätze
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Autor und Jahr
Wachstum:
Indikator /
Regelm äßigkeit
Hölzl (2008)
• Beschäftigtenwachstum
• zusam m engestetzter
Wachstumsindex
• jährlich
AnyadikeDanes et al.
(2009)
• Beschäftigtenwachstum
• Um satz
• absolut/relativ
• jährlich (3 Jahre)
López-Garcia /
Puente (2009)
• Beschäftigtenwachstum
• Um satz
• zusam m engestetzter
Wachstumsindex
• 3 Jahre
Zeitraum
Region
1995
AT, BE,
CZ, FI,
DE, IT,
LV, EE,
LT, GR,
HU, SK,
SI, ES,
SE, PT
1998,
2002 2008
1996 2003
17
Gazellendefinition
• 5 % bzw. 10 % der am
schnellsten wachsenden
Unternehmen in der
untersuchten Population
UK
• Unternehmen mit 20 %
Um satz- oder
Beschäftigungswachstum
in jedem Jahr über das
Intervall
ES
• Unternehmen mit 20 %
Um satz- oder
Beschäftigungswachstum
p.a.
• 10 % der Unternehm en
m it dem höchsten
Wachstum
Sektoren und
Unternehmensart
• kleine und
m ittelständische
Unternehmen des
sekundären
Sektors
Datenquelle
• Com m unity
Innovation
Survey
Hauptergebnisse
• Innovation und
Forschungsintensität nur in
hochtechnisierten Ländern
ein Merkm al von Gazellen
• 6 % aller bestehenden
Unternehmen sind schnell
wachsend
• 70 % waren m indestens fünf
• bestehende private
• Business
Jahre alt
kleine und
Structure
• 54 % der Unternehm en
m ittelständische
Database
generierten Arbeitsplätze
Unternehmen
• durchschnittliche
Beschäftigung wurde
verdreifacht
• Neugründungen sind um 30
• Zentrales
% wahrscheinlicher Gazellen
Firm enregister als bestehende
• private kleine und
• BilanzdatenUnternehmen
m ittelständische
bank der
• niedrigere Lohnstückkosten
Unternehmen mit
spanischen
erhöhen Wachstumsm indestens zehn
Zentralbank
wahrscheinlichkeit
Beschäftigten
• Gazellen haben hohes
langfristiges Frem dkapital
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Autor und Jahr
Wachstum:
Indikator /
Regelm äßigkeit
Am at /
Perram on
(2010)
• Um satzwachstum
• relativ
• jährlich
Bos / Stam
(2011)
• Beschäftigtenwachstum
• Absolut
• jährlich
Koski /
Pajarinen
(2011)
• Beschäftigtenwachstum
• Relativ
• jährlich
Zeitraum
1994 –
2007
• 19972008
2003 2008
Region
18
Gazellendefinition
Sektoren und
Unternehmensart
ES
• Unternehmen mit
verdoppelten Um sätzen
zwischen 1994 und 1997,
die eine Rendite von
m indestens 8 % in 1995,
7% in 1996 and 6 % in
1997 erwirtschafteten
• alle privaten
Unternehmen mit
einem m inimalen
Um satzvolumen
von €2,4 Millionen
pro Jahr
• NL
• Unternehmen, die
zwischen fünf und zehn
Jahre alt sind
• m indestens 20
Beschäftigte
• Neu gegründete
private und
halbprivate kleine
und m ittelständische
Unternehmen
FI
• 10 % der am schnellsten
wachsenden Unternehmen
• alle privaten Neugründungen
Datenquelle
Hauptergebnisse
• Entscheidende Faktoren für
schnelles Wachstum sind
eine strategische
Ausrichtung, Qualität,
• SABI (Sistem a
Innovation, Globalisierung,
de Analisis de
Personalm anagement und
Balances
konservative Finanzierung
Ibericos)
• Wachstum nach zehn Jahren
bei innovativen, produktiven
und professionell
arbeitenden Firm en
• Gazellen sind Indikator für
wachsende Branchen (neue
Technologien,
• Firm endaten
wissensbasierte
der
Dienstleistungen
Niederlande
• sektorale Überrepräsentation
von Gazellen hat keine
Auswirkungen
• Statistics
Finland
• Subventionen nicht
entscheidend für Wachstum
bereits schnell wachsender
Jungunternehmen
• erm öglichen aber den Schritt
zu Gazellen
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
19
Schnell wachsende Jungunternehmen tragen überdurchschnittlich zum
Entstehen neuer Arbeitsplätze bei.
Zu diesem einheitlichen Ergebnis kommt der überwiegende Teil der Untersuchungen und der
Befund zeigt sich robust in Bezug auf die unterschiedlichen Untersuchungsländer und Betrachtungszeiträume. Diejenigen Studien, die sich eng an die OECD-Definition anlehnen, kommen zu
dem Ergebnis, dass zwei bis fünf Prozent der Unternehmen einer Population als Gazellenunternehmen zu bezeichnen sind. Somit kann der Anteil der schnell wachsenden Jungunternehmen als
relativ gering bezeichnet werden. Dies gilt einheitlich für unterschiedlich zusammengesetzte Untersuchungsgruppen, so beispielsweise für Datensätze die alle Unternehmen, nur private Unternehmen aber auch einzelne Branchen berücksichtigen.
In einer internationalen Vergleichsstudie von Ahmad und Petersen aus dem Jahr 2007 betrachteten sie sowohl das Beschäftigtenwachstum als auch das Umsatzwachstum und fanden heraus,
dass der Anteil der Gazellenunternehmen höher ausfällt und sich auf 6 bis 17 Prozent beläuft,
wenn man die Umsatzdefinition zugrundelegt statt der Beschäftigtendefiniton.
Weiterhin zeigen die Studien ein relativ konsistentes Bild hinsichtlich der Aussagen zu den durch
die schnell wachsenden Jungunternehmen geschaffenen Arbeitsplätze. So kommen sie zum Ergebnis, dass 60 bis 75 Prozent bzw. nahezu alle oder alle neu geschaffenen Arbeitsplätze auf
Gazellenunternehmen zurückzuführen sind. Somit scheint, ungeachtet des geringen Anteils dieser
Unternehmen, ein überdurchschnittlicher Beschäftigungseffekt von ihnen auszugehen.
Schnell wachsende Jungunternehmen müssen nicht zwangsläufig junge
Unternehmen im Sinne der bisherigen Definitionen sein.
Beruhend auf den Arbeiten von David Birch ging man lange Zeit davon aus, dass vor allem das
geringe Alter von Unternehmen einen Effekt auf das Wachstum ausübt. Neuere Arbeiten z. B. von
Acs et al. aus dem Jahr 2008 zeigen allerdings, dass das durchschnittliche Alter schnell wachsender Unternehmen 25 Jahre beträgt. Auch die Arbeit von Anyadike-Danes et al. aus dem Jahr
2009 zeigt für Großbritannien, dass 70 Prozent der Unternehmen, die um mindestens 20 Prozent
pro Jahr über einen Dreijahreszeitraum gewachsen sind, mindestens fünf Jahre alt waren.
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse erscheint es hilfreich, eine Diskussion über das Verständnis des Begriffes Jungunternehmen zu führen und dies bei der Definition einer Gazelle zu berücksichtigen.
Dessen ungeachtet, kommen die Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die Gazellenunternehmen jünger sind als der Durchschnitt aller Unternehmen.
Schnelles Wachstum ist ein eher temporäres Phänomen innerhalb des Unternehmenslebenszyklus.
Die Untersuchung von Hölzl aus dem Jahr 2008 kam zu dem Ergebnis, dass es sich bei schnellem
Wachstum eher um ein temporäres Phänomen handelt. Dies gilt insbesondere für kleinere Unternehmen. So konnten Acs et al. (2008) in ihrer Untersuchung zeigen, dass größere Unternehmen
mit hohen Wachstumsraten über einen längeren Zeitraum signifikantes Beschäftigtenwachstum
vorweisen können.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
20
Schnell wachsende Jungunternehmen finden sich in allen Branchen.
Hinsichtlich dieser Aussage gibt es jedoch widersprüchliche Ergebnisse in den Studien. Die Arbeiten von Bos und Stam (2011) zeigen, dass ehemals staatliche Branchen, wie zum Beispiel der
Bereich Bildung, und gesundheitsnahe Dienstleistungenssektoren sowie wissens- und technologieintensive Wirtschaftsbereiche überdurchschnittlich viele schnell wachsende Jungunternehmen
hervorbringen. Die Studie von Hölzl (2009) kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass Gazellen in
den High-Tech-Branchen nicht überrepräsentiert sind. Die Nähe zu Technologie, Forschung und
Innovation sei aber nichtsdestotrotz ein Kennzeichen von Gazellen in bereits hochindustrialisierten Ländern.
Schnell wachsende Jungunternehmen sind ein Frühindikator für sich
schnell entwickelnde Branchen.
Die Untersuchung von Bos und Stam (2011) zeigt, dass das Vorkommen von Gazellen als ein
Frühindikator für zukünftig schnell wachsende Branchen gesehen werden kann. Ein Anstieg des
Anteils an schnell wachsenden Jungunternehmen zieht in den anschließenden ein bis sechs Jahren verstärktes Wachstum innerhalb der jeweiligen Branche nach sich. Es scheint so zu sein, dass
Gazellen zur Dynamik einer Branche beitragen. Ob die Bedingungen in einer Branche ursächlich
für das Auftreten von Gazellen sind oder aber die Gazellen selber ursächlich für die weitere
Wachstumsdynamik einer Branche sind, bleibt zu klären.
In Bezug auf Subventionen kommen Koski und Pajarinenin in ihrer Studie von 2010 zu einem
interessanten Ergebnis. Auf der Basis statistischer Daten für den Zeitraum von 2003 bis 2008
stellen sie fest, dass sich das Wachstum bereits schnell wachsender Unternehmen in Finnland
durch staatliche Unterstützung nicht weiter steigern ließ. Allerdings zeigen ihre Ergebnisse auch,
dass die untersuchten Unternehmen durch Fördermittel der öffentlichen Hand überhaupt erst den
Status einer Gazelle erreichten.
Aufbauend auf den Ergebnissen der skizzierten empirischen Untersuchungen und der daraus abgeleiteten Merkmalen von Gazellenunternehmen werden im nun folgenden Kapitel die einzelnen
Wachstumsdeterminanten von schnell wachsenden Jungunternehmen detaillierter beleuchtet und
diskutiert.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
21
4.1.4 Wachstumsdeterminanten von Gazellen
Ein einheitlicher theoretischer Ansatz zur Erklärung des Wachstums von jungen Unternehmen
existiert bis heute nicht.20 Alternativ müssen existierende theoretische Modelle kombiniert und an
den eigenen Untersuchungsgegenstand der Gazellen angepasst werden. Basierend auf der Auswertung der empirischen Studien werden nachfolgend die dort untersuchten Wachstumsdeterminanten herausgearbeitet und in unternehmensinterne Merkmale und unternehmensexterne Determinanten unterschieden.21
Zu den unternehmensinternen Faktoren zählen die Größe und das Alter des Unternehmens, die
Innovationstätigkeit, die Profitabilität und Produktivität, das Humankapital des Gründers oder
Eigentümers, die Finanzierung, die Rechtsform und der Internationalisierungsgrad bzw. der Exportanteil des Unternehmens. Zu den unternehmensexternen Determinanten, die einen Einfluss
auf das Wachstum des Unternehmens ausüben, gehören konjunkturelle Schwankungen, die Regionalität und in diesem Zusammenhang bestehende Agglomerationseffekte, die Wettbewerbsintensität in einer Branche sowie die Wettbewerbsposition des Unternehmens.
Größe und Alter des Unternehmens
Die stochastische Wachstumstheorie nach Gibrat (1957), auch Gibrats Gesetz genannt, besagt,
dass eine Veränderung der Unternehmensgröße in einer Periode im Vergleich zur Vorperiode
unabhängig von der Unternehmensgröße ist.22 Bei Gültigkeit des Gesetzes sollte die Unternehmensgröße keinen Einfluss auf das Wachstum des jeweiligen Unternehmens ausüben. Nach dieser Theorie wird das Wachstum vielmehr durch eine Reihe von Zufallseinflüssen bestimmt wird.
Zahlreiche Studien zeigen jedoch, dass sich diese Annahme empirisch nicht bestätigen lässt.
Vielmehr kommen sie zu dem Ergebnis, dass kleinere Unternehmen in Verbindung mit einem
geringen Alter höhere Wachstumsraten realisieren.23 Das schnellere Wachstum der kleinen Unternehmen wird unter anderem dadurch erklärt, dass diese ihre Wettbewerbsnachteile gegenüber
reifen und etablierten Unternehmen durch schnelles Wachstum zu minimieren versuchen. Als
Folge wachsen sie in den ersten Jahren schneller, mit zunehmenden Unternehmensalter nimmt
die Wachstumsrate allerdings ab.24
Es konnte gezeigt werden, dass die negative Korrelation zwischen Wachstumsrate und Größe nur
in Untersuchungen nachzuweisen ist, in denen eher kleine Unternehmen untersucht wurden. Bei
Untersuchungen von ausschließlich großen Unternehmen konnte keine Korrelation zwischen Größe und Wachstum mehr gefunden werden.25 In diesem Zusammenhang konnte gezeigt werden,
dass passive Lerneffekte eine zentrale Rolle bei der Realisierung von Wachstum spielen. 26
20
Vgl. Brüderl, J., Preisendörfer, P. und A. Baumann (1991): Determinanten der Überlebenschancen neugegründeter Kleinbetriebe,
Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 24: S. 91 - 100. / Steil, F. und E. Wolf (1997): Welche Bedeutung haben
Unternehmenscharakteristika und regionales Umfeld für die Beschäftigungsdynamik? Eine mikroökonometrische Analyse für das ostdeutsche verarbeitende Gewerbe. ZEW Discussion Paper No. 97(22) / Delmar, F., P. Davidsonn und W.B. Gartner (2003): Arriving at
the high-growth firm. Journal of Business Venturing 18: S. 189-216 / Coad, A. und W. Hölzl (2010): Firm growth: empirical analysis.
MPI Jena Papers on Economics and Evolution 1002.
21
Vgl. Storey, D. J. (1994): Understanding the Small Business Sector. London: Routledge.
22
Vgl. Gibrat, R. (1957): On economic inequalities. International Economic Papers 7: S. 53 – 70.
23
Vgl. hierzu bspw. Hall, B. H. (1987): The Relationship between Firm Size and Firm Growth in the US Manufacturing Sector. Journal of
Industrial Economics, 5(4): S. 583-600 / Evans, D. S. (1987): Tests of Alternative Theories of Firm Growth. Journal of Political Economy 95(4): S. 657-674 / Hart, P. E. und N. Oulton (1996): The Growth and Size of Firms. Economic Journal 106 (3): S. 1242-1252 /
Lotti, F., Santarelli, E. und M. Vivarelli (2003): Does Gibrat's Law hold among young, small firms? Journal of Evolutionary Economics
13(3): S. 213-235 / Coad, A. (2009): The Growth of Firms: A Survey of Theories and Empirical Evidence. Cheltenham, UK: Edward
Elgar.
24
Vgl. Sutton, J. (1997): Gibrat's Legacy. Journal of Economic Literature 35: S. 40-59 / Caves, R.E. (1998): Industrial Organization
and New Findings on the Turnover and Mobility of Firms. Journal of Economic Literature 36: S. 1947-1982.
25
Vgl. Hart, P. E. und N. Oulton (1996): The Growth and Size of Firms. Economic Journal 106 (3): S. 1242-1252.
26
Vgl. Jovanovic, B. (1982): Selection and the evolution of industry. Econometrica 50: S. 649–670.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
22
Auch das Alter des Unternehmens beeinflusst das Wachstum, dahingehend, dass junge Unternehmen schneller und ältere Unternehmen langsamer wachsen.27 Allerdings zeigen aktuelle Untersuchungen, dass schnelles Wachstum zwar tendenziell von jüngeren Unternehmen erzielt wird,
die Unternehmen aber nicht im klassischen Verständnis jung 28 sind. So zeigen Acs und Kollegen
(2008) in ihrer Studie, basierend auf den Daten aller US-amerikanischen Unternehmen, dass das
durchschnittliche Alter schnell wachsender Unternehmen 25 Jahre beträgt.29 Sie weisen weiterhin
nach, dass in der Gruppe der Unternehmen zwischen null und vier Jahren der Anteil der Gazellen
bei nur 5,5 Prozent aller Unternehmen liegt. Dennoch kommt die Untersuchung zu dem Ergebnis,
dass die wachstumsschwächeren Unternehmen im Durchschnitt älter sind als die wachstumsstarken Unternehmen.
Kleinere Unternehmen haben das Bestreben, aufgrund größenbedingter
Effizienznachteile schneller zu wachsen.
Die wachstumsstärkeren Unternehmen sind im Durchschnitt jünger als die
wachstumsschwächeren Unternehmen.
Rechtsform
Die Rechtsform eines Unternehmens kann das Wachstum grundsätzlich auf drei Arten beeinflussen. Zu den monetären Einflussfaktoren zählt zunächst der Aufwand, der durch Eintragung des
Unternehmens ins Unternehmensregister, juristische Beratungskosten und Gutachten sowie
rechtsformabhängige Kapitalanforderungen entsteht. Überdies kann die Rechtsform Einfluss auf
die Möglichkeiten der Kapitalaufnahme, Steuerzahlungen und die Berechtigung zum Erhalt staatlicher Unterstützungen ausüben und sich somit finanziell auswirken. Anreizbasierte Einflussfaktoren umfassen die Implikationen der juristischen Konzeption auf das operative Geschäftsverhalten.
Hierunter fallen Finanzierungs- und Investitionsprojekte sowie die allgemeine Risikoneigung des
Unternehmens und seine Ausrichtung. Die interessenbasierten Einflussfaktoren beinhalten Umfang und Komplexität der Standpunkte relevanter unternehmensinterner wie externer Gruppen,
die aus den unterschiedlichen Rechtsformen resultieren.
Empirisch zeigt sich, dass für deutsche Unternehmen der Anreizaspekt dominiert. So motiviert
eine haftungsbeschränkende Rechtsform dazu, risikoreichere Projekte zu verfolgen. Das Resultat
sind höhere Wachstumsraten als bei vergleichbaren Unternehmen, bei denen eine persönliche
Haftung vorliegt. Insbesondere für technologie- und wissensintensive Unternehmen demonstrieren statistische Untersuchungen die positive Auswirkung einer beschränkten Haftung auf die
Wachstumsraten.30 Die Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder einer Aktiengesellschaft erleichtert zudem den Zugang zu externen Finanzierungsquellen. Dem gegenüber
stehen allerdings mögliche Steuervorteile für Personengesellschaften. Da die Berechtigung zur
Teilnahme an Förderprogrammen und Subventionen zudem stark branchenabhängig ist, kann in
monetärer Hinsicht kein eindeutiges Urteil zur Wachstumswirksamkeit bestimmter Rechtsformen
abgegeben werden.31
27
Vgl. Dunne, P. und A. Hughes (1994): Age, Size, Growth and Survival: UK companies in the 1980s. Journal of Industrial Economics
42(2): S. 115-140.
28
Im überwiegenden Teil der Definitionen wird ein Unternehmensalter zwischen fünf und zehn Jahren untersucht.
29
Vgl. Acs, Z. J., W. Parsons und S. Tracy (2008): High-Impact Firms: Gazelles revisited. Small Business Research Summary 328.
30
Almus, M. und Nerlinger, E. (1999): Growth of New Technology-Based Form: Which factors Matter? Small Business Economics 13: S.
141 – 154.
31
Almus, M., Engel, D. und E.A. Nerlinger (1999): Wachstumsdeterminanten junger Unternehmen in den alten und neuen Bundeslän-
dern: Ein Vergleich zwischen innovativen und nicht-innovativen Unternehmen. ZEW Discussion Paper 99-09: S. 4-5.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
23
Eine haftungsbeschränkte Rechtsform erhöht die Wachstumsanreize.
Profitabilität und Produktivität
Die Profitabilität ist insbesondere für junge Unternehmen entscheidend. Durch ihre kurze bisherige Geschäftstätigkeit existieren nur in begrenztem Maß Rücklagen, die Verluste decken können.
Konjunkturelle Einbrüche können somit unmittelbar geschäftsbedrohend wirken. Für Investoren
dient die Prognose der Profitabilität im Geschäftsplan der Entscheidung über eine mögliche Investition in zu gründende oder bereits existierende Unternehmen.32 Das Erreichen des „break even“Punktes, an dem die Fixkosten durch den Umsatz gedeckt werden, ist von entscheidender Bedeutung für das Wachstum und Überleben des Unternehmens. Zur Erreichung der Gewinnschwelle
existieren grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Die gegebenen Ressourcen können besser genutzt
(Produktivitätsansatz) oder die mit dem Produktionsprozess verbundenen Kosten können gesenkt
werden (Kostenansatz).
Die theoretisch eindeutige Beziehung zwischen Profitabilität und Wachstum zeigt sich empirisch
jedoch nur eingeschränkt. Während Gewinne über die Zeit eine hohe Persistenz aufweisen, gilt
dies für Wachstum nicht, was den Schluss der Unabhängigkeit nahelegt.33 Weiterführende Studien
demonstrieren, dass die Korrelation von Profitabilität und Wachstum zwar statistisch signifikant,
aber ökonomisch zu vernachlässigen ist.34 Ökonometrische Verfahren legen nahe, dass der Prozess eher entgegen gerichtet verläuft, dass höheres Wachstum ursächlich für gestiegene Profitabilität ist.35
Hinsichtlich der Produktivität kommen empirische Untersuchungen zu nicht eindeutigen Ergebnissen. Für Spanien ergibt eine jüngere Studie, dass schnell wachsende Jungunternehmen bereits
zur Gründung über eine bis zu 30 Prozent höhere Produktivität als Vergleichsunternehmen im
jeweiligen Sektor verfügen. 36 Nach Jahren schnellen Wachstums nimmt diese zwar ab, liegt aber
weiterhin oberhalb des Durchschnitts im Sektor. Durch gezielte Innovationsaktivitäten können
diese Vorsprünge weiter ausgebaut werden. Da diese Untersuchung innerhalb der Sektoren eines
Landes vorgenommen wurde, können Differenzen der Arbeitskosten vernachlässigt werden.
Unternehmensbefragungen in Deutschland unterstützen diese Annahme grundsätzlich.37 Hohe
Arbeitskosten stellen nur ein geringes Wachstumshemmnis dar – lediglich 26 Prozent der Gazellenunternehmen in dieser Stichprobe geben an, sie seien hiervon betroffen. Werden auch die
älteren schnell wachsenden Unternehmen betrachtet, zeigt sich ein wachstumshemmender Einfluss hoher Arbeitskosten immerhin für mehr als ein Drittel der Unternehmen. Dies legt den
Schluss nahe, dass gegebenenfalls existierende Kostennachteile kompensiert werden können.
Dagegen zeigen sich bei italienischen Unternehmen des sekundären Sektors zu vernachlässigende Wachstumseffekte die von der Produktivität der Unternehmen ausgingen.38
32
Vgl. Shepherd, D.A., Ettenson, R. und A. Crouch (2000): New Venture Strategy and Profitability. A Venture Capitalist‟s Assessment.
Journal of Business Venturing 15(5-6): S. 450.
33
Geroski, P. und M. Mazzucato (2002): Learning and the sources of corporate growth. Industrial and Corporate Change 11(4): S.
623-644.
34
Moneta, A. et al (2010): Causal inference by Independent Component Analysis with applications to micro- and macroeconomic data.
Unveröffentlichtes Manuskript.
35
36
Coad, A. (2010): Firm growth and R&D expenditure. Economics of Innovation and New Technology 19(2): S. 127-145.
López-Garcia, P. und S. Puente (2009): What makes a high-growth firm? A probit Analysis using Spanish firm-level Data. Banco di
Espana Working Paper 0920.
37
Söllner, R. (2011): Der Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu Finanzmitteln. Wirtschaft und Statistik 7: S. 619 – 623.
38
Bottazzi, G. Secchi, A. und F. Tamagni (2008): Productivity, Profitability and Financial Performance. Industrial and Corporate Change
17(4): S. 711-751.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
24
Eine positive Beziehung zwischen Produktivität und Wachstum kann nicht
eindeutig belegt werden, es wird vielmehr eine umgekehrte Kausalität
vermutet.
Innovationstätigkeit
Wachstumstheorien versuchen zu klären, welche Faktoren in welcher Weise und in welcher Intensität die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes beeinflussen. Innerhalb der neuen Wachstumsforschung wird in den letzten Jahren zunehmend die Bedeutung von Wissen als zentraler Innovations-, Wachstums- und Beschäftigungsmotor untersucht. Das Ziel dieser neuen Ansätze ist es,
nicht nur Bedingungen aufzuzeigen, unter denen Wachstum entsteht, sondern die entscheidenden Einflüsse auf das Wirtschaftswachstum zu erklären.39
Einige Ansätze beschäftigen sich speziell mit Produkt- und Prozessinnovationen. Produktinnovationen führen direkt zu neuer Nachfrage und Beschäftigung. Prozessinnovationen hingegen reduzieren die Produktionsstückkosten, so dass die Produktivität gesteigert werden kann. Die Produktivitätssteigerung ermöglicht somit neue Investitionen, die wiederum in wachsender Beschäftigung resultieren können. Ausgangspunkt von Innovationen ist immer der Einsatz von physischem
Kapital und von Humankapital.
Die Innovationstätigkeit von Unternehmen wird in der Regel auf Grundlage des Anteils an Forschungs- und Entwicklungsaufwand am Gesamtumsatz oder an der Anzahl von Patenten, die ein
Unternehmen hält, gemessen. Empirische Untersuchungen zu den Auswirkungen von Innovationstätigkeit auf das Wachstum kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. So zeigen die Arbeiten von Bottazzi et al. (2001) und Geroski et al. (1997), dass kein Zusammenhang zwischen
erhöhter Innovationstätigkeit und Wachstum existiert.40 Empirische Studien, die ihren Fokus ausschließlich auf die Gruppe der wachstumsstarken Unternehmen legen, kommen hingegen zu dem
Ergebnis, dass ein Zusammenhang zwischen Innovationstätigkeit und Wachstum besteht.41
Innerhalb der Gruppe der wachstumsstarken Unternehmen trägt eine hohe Innovationstätigkeit zum stärkeren Wachstum bei.
Netzwerke
Die Kooperation mit externen Partnern bietet eine gute Möglichkeit, auf Expertise zurückzugreifen
und bestehende Kompetenzen zu vernetzen. Diesem Gedanken liegt Michael Porters Modell der
Wettbewerbsvorteile zugrunde, in dem die Verfügbarkeit unterstützender externer Industrien
eine entscheidende Rolle für unternehmerischen Erfolg einnimmt.42
Durch eine Beteiligung von z. B. Business Angels können junge Unternehmen auf langjährige
Erfahrung zurückgreifen, ohne dass das operative Geschäft hiervon betroffen ist. Diese Bereitstellung von branchenspezifischem Wissen ist für Wachstumspotenziale von großer Bedeutung
39
40
Gablers Wirschaftslexikon: Neue Wachstumstheorie: wirtschaftslexikon.gabler.de.
Vgl. Bottazzi, G. et al. (2001): Innovation and Corporate Growth in the Evolution of the Drug Industry. International Journal of
Industrial Organization 19: S. 1161-1187 / Geroski, P. A., Machin, S. J. und C. F. Walters (1997): Corporate Growth and Profitability. Journal of Industrial Economics 45(2): S. 171-189.
41
Vgl. hierzu Coad, A. und R. Rao (2008): Innovation and Firm Growth in High-Tech Sectors: A Quantile Regression Approach. Research Policy 37(4): S. 633-648 / Hölzl, W. (2009): Is the R&D behaviour of fast-growing SMEs different? Evidence from CIS III data
for 16 countries. Small Business Economics 33(1): S. 59-75 / Stam, E. und K. Wennberg (2009): The roles of R&D in new firm
growth. Small Business Economics 33(1): S. 77-89.
42
Porter, M. (1990): The Competitive Advantage of Nations. New York: Free Press.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
25
und deutlich effektiver als die Bereitstellung allgemeiner Kompetenzen.43 Studien zeigen, dass
sich durch Netzwerke interne Verzinsungen von bis zu 50 Prozent pro Jahr erzielen lassen, die
mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten für die geförderten Unternehmen einhergehen.44
Existieren oder bilden sich regionale Wirtschaftsschwerpunkte (sogenannte Cluster), profitieren
insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen vor allem durch kollektives Lernen, d.h.
die gemeinsame Weiterentwicklung einer Wissensbasis. Diese wird durch die räumliche Nähe und
die fachliche Verbundenheit erleichtert und kann als bewusste Kooperation zwischen KMU und
regionalen Forschungseinrichtungen oder durch den Austausch qualifizierter Arbeitskräfte erfolgen.45 Durch die Interdependenzen der Unternehmen entstehen zusätzliche Spezialisierungen.
Länderübergreifenden Studien zufolge sind die Auswirkungen auf das Wachstum beachtlich. Über
ein Fünftel der Unternehmen in einem Cluster zeigt Wachstumsraten von zehn Prozent und mehr
pro Jahr, zwei Drittel von ihnen wachsen mit positiven Raten. Da eine Clusterbildung mit verstärkten Innovationsprozessen einhergeht, profitieren insbesondere reife Märkte von dieser Art
der Vernetzung durch ein steigendes Wachstumspotenzial.46
Vernetzte Unternehmen vergrößern ihre Wissensbasis und können so ihr
Wachstumspotenzial erhöhen.
Markt und Wettbewerb
Die Wettbewerbssituation soll im engeren Kontext der bereits aufgeführten Determinanten betrachtet werden. Es ist beispielsweise zu erwarten, dass eine dominante Position am Markt in
überdurchschnittlicher Profitabilität resultiert. Gleichzeitig ist diese Position ohne ausreichendes
Finanz- und Humankapital nicht zu erreichen. Markt und Wettbewerb von den bislang betrachteten Einflussfaktoren getrennt zu analysieren, ist daher kaum möglich.
Den Theorien klassischer Ökonomen, die besagen, dass Wettbewerb zu einer effizienten Ressourcenallokation führt und damit optimal für das Wachstum auf der mikro- und makroökonomischen
Ebene ist, stehen zunehmend konträre empirische Ergebnisse gegenüber. Diesen zufolge senkt
erhöhter Wettbewerb die zu erwartenden Renditen für das einzelne Unternehmen. Anreize für
Innovation und Wachstum werden hierdurch reduziert.47 Dies deckt sich mit der Wahrnehmung
der Unternehmer. In Industrie- und Schwellenländern nimmt die Hälfte der Unternehmer viele
Wettbewerber als bedeutendes Wachstumshemmnis wahr.48 In Deutschland nimmt speziell der
Preiswettbewerb den Spitzenplatz der Wachstumshemmnisse ein, den nahezu 50 Prozent aller
Unternehmen als Hindernis zum Erreichen ihrer Expansionsvorhaben betrachten.49
Umfangreiche empirische Studien aus Großbritannien zeigen hingegen, dass Wettbewerb sich
zumindest auf die Faktorproduktivität der untersuchten Unternehmen positiv auswirken kann.
Wie weiter oben diskutiert, ist jedoch der Einfluss der Produktivität auf das Firmenwachstum
nicht eindeutig bestimmbar.50
43
Henrekson, M. und D. Johansson (2009): Competences and Institutions Fostering High-Growth Firms. Foundations and Trends in
Entrepreneurship 5(1): S. 9.
44
Mason, C. und R. Harrison (2002): Is it worth it? The Rates of Return from informal Venture Capital Investments. Journal of Business
Venturing 17: S. 211 – 236.
45
Keeble, D. und F. Wilkinson (1999): Collective Learning and Knowledge Development in the Evolution of Regional Clusters of High
Technology SMEs in Europe. Regional Studies 33(4): S. 295 – 303.
46
Enright, M. (2000): Survey on the Characterization of Regional Clusters. Working Paper.
47
Davidson, C. und P. Segerstrom (1998): R&D Subsidies and Economic Growth. RAND Journal of Economics (29): S. 548 – 577.
48
Vgl. Hay, M. und K. Kamshad (1994): Small Firm Growth: Intentions, Implementation and Impediments. Business Strategy Review
5(3): S. 49 – 68. / Robson, P. und B. Obeng (2008): The Barriers to Growth in Ghana. Small Business Economics 30(4): S. 385 – 403.
49
Söllner, R. (2011): Der Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu Finanzmitteln. Wirtschaft und Statistik 7: S. 619 – 623.
50
Nickel, S. (2006): Competition and Corporate Performance. The Journal of Political Economy 104(4): S. 741.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
26
Eine direkte Beziehung zwischen Wachstum und Wettbewerbsintensität finden Untersuchungen,
wenn Unternehmen auf zunehmenden Wettbewerb mit gesteigerter Innovationsaktivität reagieren können oder müssen.51 Demgegenüber steht jedoch eine Vielzahl empirischer Studien, welche
keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der Wettbewerbsintensität und dem Wachstum
von Unternehmen auffinden.52
Die Studienlage lässt somit den vorsichtigen Schluss zu, dass Wettbewerb nicht direkt über Effizienzsteigerungen das Wachstum von Unternehmen beschleunigt oder hemmt. Stattdessen sind
vorliegende Wachstumseffekte gegebenenfalls darin begründet, dass eine Vielzahl von Unternehmen zunächst gleichzeitig im Wettbewerb stehen kann und letztlich in einem evolutionären
Prozess nur die besten Ideen, Strukturen und Produktanbieter überleben.53
Während Wettbewerb auch wachstumshemmend wirken kann, führt
Wettbewerbsdruck dazu, dass diejenigen Unternehmen Wachstum generieren, deren Ideen und Strukturen und damit Innovationstätigkeit sich
erfolgreich am Markt durchsetzt.
Internationalisierungsgrad
Durch die Integration von ausländischen Märkten und/oder wirtschaftliche Auslandsaktivitäten
eröffnen sich Unternehmen Wachstumsperspektiven auf zwei Arten. Im Inland nicht verfügbare
Faktoren, wie Arbeitskräfte, Kapital oder Technologien, Rohstoffe und Vorleistungen, können
importiert werden, diese erhöhte Bandbreite wirkt sich gemäß der gesamtwirtschaftlichen Theorie
und Empirie wachstumsfördernd aus.54 Weiterhin führt eine Auslandsnachfrage zu erhöhten Absatzmöglichkeiten. Exporte erhöhen die Losgrößen von Unternehmen, was zu Skalenvorteilen
führt, Lernkurveneffekte ermöglicht und so die durchschnittlichen Kosten senkt. Beide Arten der
Internationalisierung nutzen KMU in der Europäischen Union zu nahezu gleichen Anteilen. Umfragen zufolge bieten 25 Prozent der Unternehmen Güter und Dienstleistungen im Ausland an und
23 Prozent von ihnen beziehen Produkte aus dem Ausland. Dabei spielt der Binnenmarkt der EU
eine entscheidende Rolle, da jeweils 50 Prozent dieser Ex- und Importe aus den Ländern der EU27 kommen.55
Zwischen internationalen Aktivitäten und Wachstum kann eine positive Korrelation gefunden
werden. Mehr als 50 Prozent aller international aktiven kleinen und mittelständischen Unternehmen steigerten im Zeitraum 2007 bis2008 ihren Umsatz um 15 Prozentpunkte, das ist mehr als
der Durchschnitt aller Unternehmen. Untersuchungen zu Gazellenunternehmen bestätigen diese
Beziehung. Diese Unternehmen zeichnen sich durch einen hohen Internationalisierungsgrad aus
und erzielen bis zu 30 Prozent ihrer Umsätze im Ausland.56
Exportierende und importierende Unternehmen weisen zudem ein, gegenüber der Vergleichsgruppe, dreimal höheres Beschäftigungswachstum auf, wobei sich importierende und exportierende Unternehmen kaum unterscheiden57. Jüngere Studien zeigen, dass schnelleres Beschäftigungswachstum vor allem in jenen exportierenden Unternehmen generiert wird, welche bereits
vor ihrer internationalen Aktivität hochproduktiv waren. Die Produktivität selbst steigt durch Han51
Aghion, P. et al (2000): Competition, Imitation and Growth with Step-by-Step Innovation. Review of Economic Studies 68(3): S. 467
– 492.
52
Coad, A. und M. Teruel (2010): Inter-firm rivalry and firm growth: Is there any evidence of direct competition between firms? MPI
Jena Papers on Economics and Evolution 1018: S. 2.
53
Vgl. Jovanovic, B. (1982): Selection and the Evolution of Industry. Econometrica 50: S. 649 – 760.
54
Sachs, J. und A. M. Warner (1997): Fundamental Sources of Long-Run Growth. American Economic Review 87(2): S. 184 – 188.
55
EU-Kommission (2010b): Internationalisation of European SMEs: S. 4 – 5.
56
Henrekson, M. und D. Johansson (2009): Competences and Institutions Fostering High-Growth Firms. Foundations and Trends in
Entrepreneurship 5(1): S. 5.
57
ebda., S. 8.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
27
delsliberalisierung nur gering, aber statistisch signifikant.58 Weitere Studien zeigen zudem die
Bedeutung der Übertragung von Wissen und Technologie durch Exporte. Durch diese SpilloverEffekte von Humankapital und Innovation werden weitere Wachstumsprozesse angestoßen.59
International agierende Unternehmen wachsen schneller.
Finanzierung
Eine Unternehmensfinanzierung kann prinzipiell intern oder extern erfolgen. Eine interne Finanzierung durch thesaurierte Gewinne oder Investitionen des Unternehmenseigners ist das übliche
Vorgehen für junge Unternehmen. Um den Wachstumsvorhaben gerecht zu werden, muss das
Unternehmen in einer späteren Phase verstärkt auf externe Finanzierungsquellen zurückgreifen.
Diese lassen sich unterteilen in informelles Kapital, zur Verfügung gestellt durch z. B. Business
Angels oder das nähere Umfeld des Unternehmers, und formelles Kapital, hierzu zählen Bankdarlehen, Mikrokredite, Ratenkäufe oder Leasingverträge. Ein langfristiger Effekt ist, dass der bessere Zugang zu externem Kapital die Finanzierungsquellen ausweitet und die Wachstumschancen
erhöht.60
Unabhängig von der Finanzierungsform sind für junge Unternehmen aufgrund ihres geringen
Alters Engpässe zu erwarten, da das Unternehmen oftmals die Gewinnschwelle noch nicht erreicht hat und zudem keine langjährigen Beziehungen zu Kapitalgebern existieren.61 Möglich ist
daher eine Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen durch die öffentliche Hand in
Form von Eigen- oder Fremdkapital, Garantien und Bürgschaften oder Zuschüssen.62
Speziell für junge Unternehmen existiert zudem die Möglichkeit einer Beteiligung durch Risikooder Wagniskapital. Länderübergreifende Studien zeigen allerdings, dass deren Wirksamkeit nicht
eindeutig erwiesen ist. Zwar steigt generell der Anteil schnell wachsender Unternehmen in einer
Volkswirtschaft mit dem Anteil von Wagniskapital am Bruttoinlandsprodukt – diese Beziehung ist
jedoch nicht stabil und quantitativ nur schwach ausgeprägt.63 Ein Großteil vor allem kleiner Unternehmen in Europa betrachtet diese Finanzierungsform zudem als nur schwer erhältlich und
nicht ihren Bedürfnissen entsprechend.64
Studien für die USA65 kommen zu dem Ergebnis, dass Risikokapital als Finanzierungsform zwar
effizient ist, die Wirksamkeit dieses Finanzinstrumentes allerdings durch mangelnde Erfahrung
der Unternehmer sowie institutionelle Hemmnisse reduziert wird.
Ein besserer Zugang zu externem Kapital geht einher mit höherem Wachstum von Unternehmen.
58
Bernard, A. et al. (2007): Firms in International Trade. CEP Discussion Paper 795: S. 6 – 7.
59
Henrekson, M. und D. Johansson (2009): Competences and Institutions Fostering High-Growth Firms. Foundations and Trends in
Entrepreneurship 5(1): S. 57.
60
Carpenter, R.E. und B.C. Petersen (1998): Is the Growth of Small Firms Constrained by Internal Finance? Paper presented at the
1998 EARIE meetings in Copenhagen.
61
Vgl. Belege in OECD (2006): The SME Finance Gap, Volume I: Theory and Evidence./EU-Kommission (2009): Flash Eurobarometer
271. Access to Finance. Analytical Report.
62
vgl. www.forderdatenbank.de für eine umfangreiche Aufstellung der Förderangebote der Europäischen Union, des Bundes und der
Länder.
63
EU-Kommission (2009): Cyclicality of SME Finance. Literature Survey, Data Analysis and Econometric Analysis. S. 19 – 20.
64
EU-Kommission (2009): Flash Eurobarometer 271. Access to Finance. Analytical Report.
65
Davila, A., Foster, G. und M. Gupta (2000): Venture-Capital Financing and the Growth of Startup Firms. Stanford University Gradu-
ate School of Business Research Paper Series 1667: S. 30.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
28
Humankapital
Unter Humankapital fällt grundsätzlich das gesamte Leistungspotenzial, über das die Arbeitskräfte eines Unternehmens durch Ausbildung und Sozialisation verfügen. Neben der bewussten Produktion von Humankapital zählen hierzu ebenfalls „learning by doing“-Prozesse, in denen Humankapital als Nebenprodukt generiert wird.66 Endogene Wachstumsmodelle betonen die Bedeutung einer größtmöglichen Humankapitalakkumulation für kontinuierliches Wachstum, auch auf
gesamtwirtschaftlicher Ebene.67
Wie unterschiedliche Studien68 belegen, hat die Ausbildung des Unternehmers einen positiven
Effekt auf das Wachstum des Unternehmens. Die Expansion kleinster und kleiner Unternehmen
hängt von der sekundären, darunter fallen Branchen-, Berufs- und Managementerfahrung, und
höheren Bildung des Unternehmers ab. Weitere Wachstumseffekte lassen sich durch berufsbezogene Trainings erzielen. Wenn berufs- und branchenspezifisches Wissen als informelles Risiko(human-)kapital zur Verfügung gestellt wird, können insbesondere für schnell wachsende Unternehmen weitere Expansionsimpulse entstehen. Dies entspricht dem Modell der Business Angels.69
Das Humankapital stellt zudem eine entscheidende Kennzahl dar, um die Innovationsfähigkeit
von Unternehmen abzubilden.70 In Deutschland zeigt sich, dass sowohl die formale Bildung der
Unternehmensleitung als auch deren Branchenerfahrung sowie insbesondere das durchschnittliche Qualifikationsniveau der Belegschaft die Innovationsfähigkeit maßgeblich determinieren.71
Dem Humankapital des Unternehmers wird somit ein wachstumsbeeinflussender Effekt unterstellt
und nachgewiesen. Über die Höhe des Effektes kann aufgrund der Komplexität jedoch keine Aussage gemacht werden.
Zwischen Humankapital und Wachstum lässt sich eine positive Beziehung
finden. Relevanz hat hierbei vorrangig die sekundäre Bildung (Branchen-,
Berufs-, Managementerfahrung).
4.2
Entwicklung Analyseraster, Fragebögen und Interviewleitfaden
Auf der Grundlage der Auswertung der bestehenden Literatur wurde ein Analyseraster entwickelt,
das die wichtigsten Wachstumsdeterminanten sowie die Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse zusammenstellt. Basierend auf den in der Literatur entwickelten Hypothesen (vgl.
Kapitel 4.1.4), wurden spezifische Fragen entwickelt. Ziel des Analyserasters ist es, eine systematische und möglichst vollständige Übertragung der bestehenden Erkenntnisse aus der Literatur
zu gewährleisten. Die Fragen im Analyseraster decken jedoch nicht alle Fragen ab, die in der
Untersuchung aufgeworfen wurden, sondern geben lediglich Anhaltspunkte, um Wesentliches bei
der der telefonischen Befragung und den Interviews zu erfassen. Aufbauend auf dem Analyseraster wurden die Fragebögen (vgl. Anhang 2) für die telefonische Befragung der von uns identifi-
66
Vgl. Gablers Wirschaftslexikon: Humankapital wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/humankapital.html für eine ausführliche Defini-
tion.
67
Romer, P: (1990): Endogenous Technological Change. Journal of Political Economy 98(5): S. 71 – 102.
68
Mead, D. C. und C. Liedholm (1998): The Dynamics of Micro and Small Enterprises in Developing Countries. World Development 26:
S. 61-74. / Parker, J. (1995): Patterns of business growth: Micro and small Enterprises in Kenya. PhD Dissertation, Michigan
State University, Michigan. / McPherson, M. A. (1992): Growth and survival of small Southern African Firms. PhD Dissertation, Michigan State University, Michigan.
69
Berger, A. und G. Udell (1998): The Economics of Small Business Finance. Journal of Banking and Finance 22 (6-8): S. 613 – 673.
70
Nickell, S. und D. Nicolitsas (2000): Human capital, investment and innovation: What are the connections? In: Barrell, R., Mason, G.
und M. O'Mahony (Hrsg.) Productivity, innovation, and economic performance. Cambridge: CUP. S. 268 – 289.
71
vgl. KfW, ZEW (2010): Aufbruch nach dem Sturm.Junge Unternehmen zwischen Investitionsschwäche und Innovationsstrategie. KfW
ZEW Gründungspanel 2010.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
29
zierten Gazellen und den potenziellen Gazellen und der Interviewleitfaden für die Fallstudien (vgl.
Anhang 3) entwickelt.
Tabelle 4-6:
Analyseraster
Wachstumsdeterminante
Hypothesen
Größe und Alter
• Kleinere Unternehmen haben das Bestreben,
aufgrund größenbedingter Effizienznachteile
schneller zu wachsen.
• Die wachstum sstärkeren Unternehmen sind im
Durchschnitt jünger als die wachstumsschwächeren
Unternehmen.
• Gibt es Unterschiede im Wachstum der Unternehmen
in Bezug auf unterschiedliche Größenklassen bei den
identifizierten Unternehmen?
• Gibt es Unterschiede im Wachstum der Unternehmen
in Bezug auf das Alter der identifizierten
Unternehmen?
• Eine haftungsbeschränkte Rechtsform erhöht die
Wachstumsanreize.
• Zeigen sich Unterschiede im Wachstum in Bezug auf
unterschiedliche Rechtsformen der Unternehmen?
Rechtsform
Innovationstätigkeit
Netzwerke
• Innerhalb der Gruppe der wachstumsstarken
Unternehmen trägt eine hohe Innovationstätigkeit
zum stärkeren Wachstum der Unternehmen bei.
• Vernetzte Unternehmen vergrößern ihre
Wissensbasis und können so ihr
Wachstumspotenzial erhöhen.
Spezifische Fragen
• Gibt es Unterschiede im Wachstum der Unternehmen
in Bezug auf unterschiedliche Innovationstätigkeit bei
den identifizierten Unternehmen?
• Welche Arten von Innovationen
(Produkt/Dienstleistung/Prozess/Verfahren) werden
durch die Unternehmen hervorgebracht?
• Hat die Art der Innovation einen Einfluss auf das
Wachstum?
• Welche Typen von Innovationen (radikal/inkrem entell)
bringen die Unternehmen hervor?
• Hat der Innovationstyp einen Einfluss auf das
Wachstum?
• Hat der Anteil der F&E-Ausgaben am Um satz einen
Einfluss auf das Wachstum ?
• Trägt ein hoher Innovationsgehalt zum Wachstum bei?
• Tragen ständige Verbesserungen zum Wachstum bei?
• Tragen Kooperationen zum Wachstum des
Unternehmens bei?
• Tragen starke lokale Netzwerkpartner oder Cluster
zum Wachstum bei?
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Wachstumsdeterminante
Hypothesen
30
Spezifische Fragen
• Während Wettbewerb auch wachstumshemmend
sein kann, bietet das Marktprinzip Unternehm en
besondere Wachstumschancen.
• In welchem Markt etablieren sich
Wachstumsunternehmen (junge/
wachsende/etablierte)?
• In welcher Art von Markt (B2B/B2C) etablieren sich
Wachstumsunternehmen?
• Stellt der Eintritt in einen neuen Markt einen
Wachstumstreiber dar?
• Trägt die Erschließung neuer Kunden zu starkem
Wachstum bei?
• International agierende Unternehmen wachsen
schneller.
• Trägt die Internationalisierung zum Wachstum bei?
• Hat eine im Unternehmenszyklus frühe
Internationalisierung eine Auswirkung auf das
Wachstum der Unternehmen?
• In welche Märkte exportieren wachstumsstarke
Unternehmen (Europa, international)?
Finanzierung
• Ein besserer Zugang zu externem Kapital geht
einher m it höherem Wachstum von Unternehmen.
• Mit wie viel Kapital starten Wachstumsunternehmen
im Durchschnitt?
• Wie setzt sich ihr Gründungskapital zusam m en?
• Wie finanzieren die Unternehmen ihre
Wachstumsschritte?
• Welche Kapitalart wird bevorzugt (Innen/Außenfinanzierung, Eigen-/Frem dfinanzierung)?
• Nach wie vielen Jahren erreichen
Wachstumsunternehmen ihre Gewinnschwelle?
• Tragen öffentliche Förderangebote zum Wachstum der
Unternehmen bei?
• Welche öffentlichen Förderangebote werden
bevorzugt?
Hum ankapital
• Werden Wachstumsunternehmen im Team gegründet?
• Zwischen Hum ankapital und Wachstum lässt sich
• Handelt es sich bei Gründern von
eine positive Beziehung finden. Relevanz hat hierbei
Wachstumsunternehmen um Serial Entrepreneure?
vorrangig die sekundäre Bildung (Branchen-,
• Verbleiben die Gründer in den Unternehmen?
Berufs-, Managem enterfahrung).
• Trägt die sekundäre Bildung entscheidend zum
schnellen Wachstum bei?
Markt und Wettbewerb
Internationalisierungsgrad
Weitere
Wachstumsdeterminanten
• Welche weiteren Wachstumstreiber und –
hem mnisse bestehen bei schnell wachsenden
jungen Unternehmen?
• Hat die Verfügbarkeit und die Qualität des Personal
einen Einfluss auf das Wachstum?
• Befördert die Infrastruktur und der gesetzliche
Rahm en das Wachstum?
• Führen hohe Rohstoffpreise, Energiekosten,
Bürokratie, Markteintrittsbarrieren zu langsam eren
Wachstum?
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
5.
ERGEBNISSE DER STUDIE
5.1
Identifizierung von Gazellen und potenziellen Gazellen
31
Im folgenden Kapitel wird die Datenbasis, die Definition und die Charakterisierung der identifizierten Unternehmen der Gazellen und potenziellen Gazellen für Deutschland vorgestellt .
5.1.1 Definition der Gazellen
Die Datengrundlage der Untersuchung sind die Daten der Creditreform. Die CreditreformWirtschaftsdatenbanken enthält die umfangreichste Datenbasis zu deutschen Unternehmen. Diese Datensätze von rund vier Millionen aktiven Unternehmen und selbstständig Tätigen mit Sitz in
Deutschland sowie einer Vielzahl von Datensätzen zu bereits geschlossenen oder insolventen
Unternehmen, liegen auf Unternehmensebene mit einer eindeutigen ID-Nummer vor.
Von ihrer Konzeption her stellt die Creditreform-Wirtschaftsdatenbank eine Auskunftsdatenbank
dar, über die Creditreform-Mitglieder aktuelle Wirtschafts- und Bonitätsinformationen beispielsweise über potentielle Kunden und Geschäftspartner abrufen können. Jedes Quartal wird ein Datensatz aller zu diesem Zeitpunkt aktiven Unternehmen angefertigt und archiviert; diese können
für die vorliegende Forschungsfrage genutzt werden. Mittels dieses Datenpanels, das seit 1995
Daten archiviert, lassen sich Veränderungen und Entwicklungen einzelner Unternehmen nachvollziehen sowie Unternehmensgründungen und Stilllegungen analysieren. Die im Panel enthaltenen
Datensätze können mit zusätzlichen Informationen aus weiteren Creditreform-Datenbanken wie
der Creditreform-Bilanzdatenbank mit Jahresabschlüssen zu rund einer Millionen deutscher Kapitalgesellschaften und der Creditreform-Verflechtungsdatenbank mit Angaben zu Eignern, Gesellschaftern und Firmenverflechtungen eines Unternehmen angereichert werden. Die CreditreformWirtschaftsdatenbank und das Unternehmenspanel dienen regelmäßig als Basis für Unternehmensbefragungen, Hochrechnungen und andere Selektionen zu unterschiedlichen Forschungsfragen.
Anhand der gespeicherten Informationen zu einem Unternehmen lassen sich nach bestimmten
Auswahlkriterien Teilmengen an Unternehmen identifizieren. Folgende Merkmale sind in der Regel
zu einem Unternehmen hinterlegt und können als Selektionskriterien herangezogen werden:

Der Unternehmenssitz sowie die vollständige Firmenadresse, das Bundeslandkennzeichen, ein Gemeindekennzeichen, die Postleitzahl und die Telefonnummer, was beispielsweise detaillierte regionale Auswertungen und eine Kontaktaufnahme zwecks einer Befragung ermöglicht.

Das Gründungsdatum, neben dem ursprünglichen Gründungsdatum werden zudem Umgründungen, Sitzverlegungen und Rechtsformwechsel erfasst.

Angaben zu Mitarbeiter- und Umsatzzahlen, die auf Recherchen der CreditreformMitarbeiter, Eigenauskünften und Schätzungen beruhen.

Der Wirtschaftszweig in Form eines fünfstelligen Codes gemäß der Systematik der Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamtes von 2008 (bis 2008 wurde der WZ-Code
2003 verwendet). Neben dem Primärcode, der die Haupttätigkeit eines Unternehmens
anzeigt, sind bis zu vier weitere WZ-Codes gespeichert, sofern das betreffende Unternehmen in weiteren Geschäftsfeldern aktiv ist.

Vorhandene Negativkennzeichen zu einem Unternehmen wie beispielsweise die Eröffnung
oder der Abschluss eines unternehmerischen Insolvenzverfahrens mit den entsprechenden Datumsinformationen.

Des Weiteren: Eigentümer und Gesellschafter und deren Besitzanteile.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
32
In Kapitel 4.1.2 wurde auf bisherige Definitionen der schnell wachsenden Jungunternehmen im
Detail eingegangen. Im Ergebnis zeigt sich, dass in den bisherigen empirischen Untersuchungen
eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen angelegt wurde. Dennoch lässt sich erkennen, dass
sich in Bezug auf die Kriterien Wachstumsindikator, Messmethode und betrachtete Zeitperiode
die gewählten Definitionen einander ähneln. Unter Berücksichtigung der Häufigkeit der Kriterien
und der vorliegenden Datenbasis wurde für diese Untersuchung, in Abstimmung mit den Vertretern des BMWi, nachfolgende Definition festgelegt:
Schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen):
•
haben ein durchschnittliches Beschäftigtenwachstum von mehr als 20 Prozent
über einen Zeitraum von drei Jahren (72,8 Prozent)
•
verfügen über mindestens zehn Beschäftige im Basisjahr
•
müssen nach Abschluss der Wachstumsperiode (t+3, t = Basisjahr + 3 Jahre)
ein um 72,8 Prozent höheres Beschäftigtenniveau aufweisen als zum Gründungszeitpunkt
Die Vorgehensweise zur Identifizierung erfolgt ab dem Jahr 1995 für jede Gründungskohrte gesondert. Auf eine Altersbeschränkung der Unternehmen wurde bewusst verzichtet, da die Daten
erkennen ließen, dass in jedem Jahr weitere Unternehmen das Wachstumskriterium erfüllen.
Mithin also auch späte Starter in der vorliegenden Datenauswahl mit berücksichtigt werden. Das
maximale Alter der Unternehmen wird jedoch auf Grund des festgelegten Untersuchungszeitraumes beschränkt.
Die gewählte Definition und Vorgehensweise für die Identifizierung schnell wachsender Jungunternehmen bietet aus unserer Sicht folgende Vorteile:

Die Definition lehnt sich an internationale Studien an und folgt primär der OECDDefinition, dies erlaubt eine bessere Vergleichbarkeit im internationalen Kontext.

Beschäftigtenwachstum ist der meist verwendete Indikator und gilt als robust (vgl. auch
hierzu Kapitel 4.1.1).

Die Verwendung des relativen Wachstums als kumuliertes Maß trägt eventuellen kleinen
in- oder externen Wachstumsschwankungen Rechnung.

Die Einführung einer Mindestbeschäftigtenanzahl im Basisjahr trägt dem Umstand Rechnung, dass relatives Wachstum von kleineren und Kleinstunternehmen leichter realisiert
werden kann und schließt so die große Anzahl von Kleinstunternehmen aus, die nicht im
Fokus einer Gazellenbetrachtung stehen.

Eine gründungskohortenspezifische Auswertung der Daten ermöglicht einen Vergleich der
konjunkturellen Auswirkungen auf das Vorkommen der schnell wachsenden Jungunternehmen.

Der Verzicht auf die Altersbeschränkung berücksichtigt, dass Unternehmen einzelner
Branchen erst zu einem späteren Zeitpunkt im Unternehmenslebenszyklus hohe Wachstumsraten generieren können.

Die Einführung des Kriteriums „nach Abschluss der Wachstumsperiode (t+3) müssen die
Unternehmen ein um 72,8 Prozent höheres Beschäftigtenniveau aufweisen als zum Gründungszeitpunkt“ ist dem Umstand geschuldet, dass auch „Spätzünder“ den Unternehmen
gleichgestellt werden können, die bereits früh Wachstum generieren konnten.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
33
5.1.2 Definition der potenziellen Gazellen
Neben den so identifizierten schnell wachsenden Jungunternehmen wird auch eine Vergleichsgruppe, die sogenannten potenziellen Gazellen, aus dem Gesamtunternehmensbestand der Creditreform-Datenbank identifiziert.
Hierunter sollen diejenigen Unternehmen verstanden werden, die die gleichen Startbedingungen
wie die identifizierten Gazellen hatten, aber kein Wachstum in dem Sinne einer Gazelle erreicht
haben. Es handelt sich damit im Grunde um einen „statistischen Zwilling“ einer Gazelle.
Hierzu wird wie folgt verfahren:


Identifizierung von fünf Schwerpunktbranchen (möglichst auf fünfstelliger WZ-CodeEbene), in denen Gazellen am häufigsten auftreten
Betrachtung der Gründungskohorte 2000
Definiert wird die Gruppe der potentiellen Gazellen wie folgt:
Potenzielle schnell wachsende Jungunternehmen (potenzielle Gazellen):
•
verfügen über mindestens zehn Beschäftige im Basisjahr
•
sind mindestens über einen Dreijahreszeitraum gewachsen
•
haben das Wachstumskriterium (72,8 Prozent in drei Jahren) jedoch verfehlt
Die Identifizierung und Befragung der Vergleichsgruppe hat zum Ziel, Näheres über die Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse der Unternehmen zu erfahren. Als Wachstumskriterium
wurde festgelegt, dass die Unternehmen mindestens über einen Zeitraum von drei Jahren gewachsenen sein mussten. Eine konkrete Festlegung der Höhe des Wachstums erfolgt nicht, es
durfte nur nicht das definierte Gazellenwachstum von 72,8 Prozent erreicht haben.
In dem nachfolgenden Kapitel erfolgt eine Charakterisierung der auf der Grundlage der Creditreformdaten identifizierten Gazellen und potenziellen Gazellen. Zuerst werden die schnell wachsenden Jungunternehmen (Gazellen) und anschließend die Vergleichsgruppe der potenziellen schnell
wachsenden Jungunternehmen (potenzielle Gazellen) beschrieben.
5.2
Ergebnisse zur Charakterisierung der Gazellenunternehmen in Deutschland
5.2.1 Entwicklung der Anzahl der schnell wachsenden Jungunternehmen (Gazellen) im
Untersuchungszeitraum
Insgesamt können aus den Existenzgründungen in Deutschland der Jahrgänge 1995 bis 2006
gemäß der in dieser Untersuchung angelegten Definition bisher 13.021 schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen) identifiziert werden. Um einen ersten Überblick zu erhalten, wird in Tabelle 5-1 dargestellt, wie viele Gazellenunternehmen aus jeder Gründungskohorte im Untersuchungszeitraum identifiziert wurden. In den Spalten werden jeweils die Gründungskohorten dargestellt und in den Zeilen der Gazellenjahrgang. Der Gazellenjahrgang benennt das Jahr, in dem
ein Unternehmen einer Gründungskohorte das definierte Wachstumskriterium erreicht hat.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
34
Die Tabelle 5-1 ist somit wie folgt zu lesen. Aus der Gründungskohorte 1995 konnten erstmals im
Jahr 1999 (Gazellenjahrgang 1999) Gazellenunternehmen identifiziert werden.72 Hierbei handelt
es sich um Unternehmen, die ein Jahr nach ihrer Gründung über eine Mindestanzahl von zehn
Beschäftigten verfügten und in dem folgenden Dreijahreszeitraum ein kumuliertes Beschäftigtenwachstum von mindestens 72,8 Prozent aufweisen konnten. Diese Bedingung erfüllten im Jahr
1999 insgesamt 793 Unternehmen. Da gemäß unserer Definition den Unternehmen einer Gründungskohorte bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes Zeit gegeben wurde, das Wachstumskriterium zu erfüllen, schafften es aus jeder Gründungskohorte in den folgenden Jahren weitere
Unternehmen schnell wachsende Jungunternehmen zu werden. So erfüllten beispielsweise
174 Unternehmen der Gründungskohorte 1995 das Wachstumskriterium fünf Jahre nach der
Gründung, d.h. sie erreichten zwei Jahre nach Gründung (Basisjahr) mindestens zehn Mitarbeiter
und sind in den nun folgenden drei Wachstumsjahren um 72,8 Prozent bezüglich der Beschäftigtenzahl gewachsen. Somit sind diese Unternehmen im Jahr 2000 (in der Tabelle bezeichnet als
Gazellenjahrgang) zur Gazelle geworden. Diese Vorgehensweise gilt analog für die weiteren Jahrgänge einer Gründungskohorte und ist in Tabelle 5-1 für den gesamten Untersuchungszeitraum
in der jeweiligen Spalte dargestellt. Insgesamt entstanden somit im Zeitraum 1999 bis 2010 aus
der Gründungskohorte 1995 bisher 1.631 schnell wachsende Jungunternehmen. In gleicher Weise ist dieses für die Gründungskohorten 1996 bis 2006 dargestellt.
Betrachtet man die Tabelle horizontal lässt sich in den Zeilen ablesen, wie viele Unternehmen in
einem bestimmten Jahr (Gazellenjahrgang) zu einem Gazellenunternehmen wurden und aus welcher Gründungskohorte die Gazellenunternehmen kommen. So entstanden beispielsweise im
Gazellenjahrgang 2002 87 Unternehmen aus der Gründungskohorte 1995, 129 Unternehmen aus
der Gründungskohrte 1996, 156 Unternehmen aus der Gründungskohorte 1997 und 734 Unternehmen aus der Gründungskohorte 1998. Insgesamt wurden demnach im Jahr 2002 1.106 Unternehmen zu Gazellenunternehmen.
Die in der Tabelle 5-1 dargestellten Entwicklungen der Anzahl der schnell wachsenden Jungunternehmen im Untersuchungszeitraum lassen zwei generelle Trends erkennen. Betrachtet man
vertikal die Anzahl der Gazellenunternehmen pro Gründungskohorte zeigt sich, dass der wesentliche Anteil der Unternehmen unmittelbar nach ihrer Gründung zu einem Gazellenunternehmen
wird. Für die Entwicklung der Zahl der Gazellenunternehmen aus den länger zurückliegenden
Gründungskohorten kann damit die Aussage getroffen werden, dass ca. 50 Prozent der Gazellen
direkt nach der Gründung zu solchen geworden sind.73
72
Hinweis zum technischen Vorgehen: Aufgrund der Datenverfügbarkeit (zeitliche Verzögerung zwischen Gründung eines Unterneh-
mens und Erhebung der Daten durch die Creditreform) wurden die Gründungen des Jahrganges 1995 erstmals mit einem Datenabzug
zum 31.12.1996 erhoben. Der untersuchte Wachstumszeitraum betrug somit die Jahre 1997, 1998, 1999. Daraus folgt, dass der
früheste Zeitpunkt, zu dem ein Unternehmen als Gazelle identifiziert werden konnte, vier Jahre nach der Gründung ist. Dieses Vorgehen gilt für alle Jahrgänge gleichermaßen.
73
Die Aussage zum prozentualen Anteil bezieht sich nur auf den betrachteten Untersuchungszeitraum, da in jedem Jahr weitere schnell
wachsende Jungunternehmen aus einer Gründungskohorte hinzukommen, können jedoch keine konkreten Aussagen zum prozentualen
Anteil getroffen werden. Die Autoren gehen jedoch davon aus, dass sich der Trend, der sich im betrachteten Zeitraum zeigt, auch in
den folgenden Jahren fortsetzt und somit in einer abnehmenden Anzahl jährlich weitere Gazellenunternehmen einer Gründungskohorte
hinzukommen und sich dieser Wert asymptotisch Null nähert.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Tabelle 5-1:
Gazellenjahrgang
35
Anzahl der Gazellenunternehmen nach Gründungskohorte und Gazellenjahrgang
Kohorte
1995
Kohorte
1996
Kohorte
1997
Kohorte
1998
Kohorte
1999
Kohorte
2000
Kohorte
2001
Kohorte
2002
Kohorte
2003
Kohorte
2004
Kohorte
2005
Kohorte
2006
Summe
1999
793
2000
174
898
2001
143
191
819
2002
87
129
156
734
2003
87
99
116
155
765
2004
66
81
99
92
135
580
2005
52
74
78
90
127
141
496
2006
53
62
69
55
101
95
100
498
2007
45
50
68
48
99
94
114
103
482
2008
41
51
42
54
73
82
96
81
118
521
2009
53
62
40
59
66
65
66
92
77
132
491
2010
37
44
60
33
63
52
53
62
75
89
120
378
1.066
1.631
1.741
1.547
1.320
1.429
1.109
925
836
752
742
611
378
13.02174
Summe
793
1.072
1.153
1.106
1.222
1.053
1.058
1.033
1.103
1.159
1.203
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
74
Für die Gründungskohorte 2007 konnten zum Stichtag 31.12.2011 bereits 427 Gazellenunternehmen identifiziert werden. Dieser Gründungsjahrgang kann allerdings nicht mehr in die Auswertungen
dieser Studie einbezogen werden. Dennoch erscheint es interessant, dass die Anzahl der Gazellenunternehmen wieder ansteigt.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
36
Die Anzahl neu entstandener Gazellen aus einer Gründungskohorte nimmt also umso mehr ab,
desto länger das Gründungsjahr zurückliegt. Dieser Trend wird in der Abbildung 5-1 nochmals
grafisch veranschaulicht. Darin wird für jede Gründungskohorte die Anzahl der Gazellen kumulativ im Zeitverlauf dargestellt. Auf der Ordinate wird die Anzahl der Gazellen abgebildet und auf
der Abszisse die Jahre nach der Gründung der Unternehmen.
Abbildung 5-1:
Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen, gesondert nach Gründungskohorte
2.000
1.800
1.600
Anzahl
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
Jahr nach Gründung
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
N= 13.021
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Es ist auch zu erkennen, dass aus den Gründungskohorten 1995 bis 1999 direkt nach Gründung
im Durchschnitt der Jahre zirka 800 Gazellen hervorgehen. Für die späteren Jahrgänge ab dem
Gründungsjahr 2000 ergibt sich im Mittel ein Wert von zirka 480 Gazellenunternehmen. Somit
veranschaulicht die Abbildung 5-1, dass der Großteil der Gazellenunternehmen direkt nach ihrer
Gründung entsteht. Der flacher werdende und zwischen den einzelnen Gründungskohorten fast
parallele Kurvenverlauf verdeutlicht die abnehmende Anzahl an neu hinzukommenden Gazellenunternehmen einer Gründungskohorte zu den späteren Zeitpunkten.
Abbildung 5-2 verdeutlicht diesen Sachverhalt nochmals für alle untersuchten Gründungskohorten. Hierzu wurde der Mittelwert der entstandenen Gazellenunternehmen über alle Jahre errechnet. So schaffen im Durchschnitt aller Gründungskohorten 550 Unternehmen im Jahr vier nach
der Gründung den Sprung zu einer Gazelle (im Folgenden auch als Frühstarter-Gazelle bezeichnet) und damit unmittelbar nach Gründung des Unternehmens. Hingegen erfüllen fünf Jahre nach
Gründung nur noch 135 Unternehmen die Kriterien zur Erreichung des Status eines schnell
wachsenden Jungunternehmens. In den Folgejahren nimmt der Anteil der Unternehmen, die zu
einer Gazelle werden, kontinuierlich ab und nähert sich höchstwahrscheinlich asymptotisch der
Null an.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-2:
600
37
Entstehung der Anzahl der Gazellenunternehmen über alle Kohorten
550
Anzahl Gazellen
500
400
300
200
135
104
100
94
79
66
58
53
42
9
10
11
12
60
48
37
13
14
15
0
4
5
6
7
8
Jahr nach Gründung
Anzahl (Median)
N= 13.021
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Abbildung 5-3 verdeutlicht nun den zweiten erkennbaren Trend der Daten aus Tabelle 5-1 und
damit die abnehmende Anzahl an Gazellenunternehmen im Untersuchungszeitraum. Da bei den
Ist-Werten keine Nachhofeffekte festzustellen sind, wurde die Abbildung 5-1 um prognostizierte
Werte hinsichtlich des weiteren Verlaufs neu hinzukommender Gazellenunternehmen ergänzt.
Die durchgezogene Linie stellt (identisch mit Abbildung 5-1) den jeweils tatsächlichen Entwicklungsverlauf einer Gründungskohorte dar und die gestrichelte Linie illustriert die prognostizierten
Werte. Um die prognostizierten Werte zu ermitteln, wurden die Wachstumsraten der jährlich
hinzukommenden Gazellenunternehmen für jede Gründungskohorte einzeln ermittelt und dann
der Median über alle Gründungskohorten errechnet.
Abbildung 5-3:
Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen gesondert nach Gründungskohorte mit Prognose
2.000
Anzahl
1.500
1.000
500
0
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
Jahr nach Gründung
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
P 1996
P 1997
P 1998
P 1999
P 2000
P 2001
P 2002
P 2003
P 2004
P 2005
P 2006
P 2007
Legende: die durchgezogene Linie stellt die erhobene Entwicklung dar, die gestrichelte Linie stellt die prognostizierten Werte
dar.
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
38
Abbildung 5-3 verdeutlicht damit die abnehmende Gesamtzahl der Gazellenunternehmen im Betrachtungszeitraum. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass der Anstieg der Kurven in jeder Gründungskohorte ähnlich ist. Mit anderen Worten, es zeigt sich, dass ein niedriges Niveau an Gazellenunternehmen direkt nach der Gründung nicht durch vermehrtes Wachstum an Gazellenunternehmen in der Folgezeit kompensiert werden kann, sondern das anfänglich niedrige Niveau über
die Jahre konstant bleibt. Vergleicht man hierzu die Gründungskohrte 1996 mit der Gründungskohorte 2006 in Abbildung 5-3 ergeben sich nach einen Zeitraum von 15 Jahren nach Gründung
der Unternehmen eine Gesamtzahl von 1.781 Gazellenunternehmen aus der Kohorte 1996 und
793 Gazellenunternehmen aus der Kohorte 2006. Diese Zahlen zeigen anschaulich den starken
Rückgang von schnell wachsenden Jungunternehmen in den letzten anderthalb Dekaden in
Deutschland.
Abbildung 5-4 verdeutlicht diesen Sachverhalt nochmals gesondert für die Frühstarter-Gazellen,
d.h. für diejenigen Unternehmen einer Gründungskohorte, die das Gazellenwachstum vier Jahre
nach der Gründung abgeschlossen haben. Es zeigt sich, dass die Anzahl der FrühstarterGazellenunternehmen, die aus jeder Gründungskohorte identifiziert werden, im Zeitverlauf kontinuierlich abnimmt. Erreichten im Jahr 1999 noch 793 Unternehmen unmittelbar nach ihrer Gründung das definierte Wachstum, waren es im Jahr 2010 nur noch 378 Unternehmen (vgl. Abbildung 5-4).
Abbildung 5-4:
1000
900
Anzahl Gazellen
800
Anzahl der Gazellen pro Gründungskohorte, die ein Jahr nach ihrer Gründung den
Wachstumszeitraum begannen und 4 Jahre nach Gründung zur Gazelle wurden
(Frühstarter-Gazellen)
898
819
793
734
765
801
700
580
600
496
500
498
482
521
491
378
400
427
492
300
200
100
0
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
Gründungsjahrgang
N= 7.445
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Abbildung 5-4 verdeutlicht weiterhin, dass der Rückgang der Frühstarter-Gazellen im Betrachtungszeitraum nicht kontinuierlich erfolgt. Vielmehr nimmt die Anzahl der Unternehmen aus der
Gründungskohorte des Jahres 2000 signifikant ab. Kamen die Gründungsjahrgänge von 1995 bis
1999 noch auf ein höheres, wenn auch volatiles Niveau von durchschnittlich rund 800 Frühstarter-Gazellen pro Gründungskohorte, so ist ab der Gründungskohorte 2000 ein deutlicher Rückgang der Unternehmensanzahl zu erkennen. Ab dem Gründungjahrgang 2000 liegt die durchschnittliche Anzahl der Frühstarter-Gazellen nur noch bei 492.
Der Rückgang ab 2000 könnte durch die externen Krisen der Jahre 2000 und 2001 (platzen der
Dotcom-Blase und 9/11) ausgelöst worden sein, die auch die allgemeine Wirtschaftlage in
Deutschland negativ beeinflusst haben. Dies liegt nahe, da die Ereignisse einen Einfluss auf die
allgemeine Gründungs- und Wachstumsaktivität hatten und folglich auch bei der Entstehung
wachstumsstarker Unternehmen spürbar waren. Der Gründungsjahrgang 2006 brachte, über den
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
39
gesamten Untersuchungszeitraum hinweg, mit 378 Unternehmen die geringste Anzahl an Gazellenunternehmen hervor.75 Zusammengenommen führen diese beiden Trends dazu, dass zwischen
den Jahren 1995 und 2006 eine deutlich verlangsamte Wachstumsdynamik bei den neu gegründeten Unternehmen in Deutschland konstatiert werden muss. Hierdurch nimmt die Anzahl der
schnell wachsenden Jungunternehmen bis heute kontinuierlich ab.
Der Großteil an schnell wachsenden Jungunternehmen entsteht unmittelbar nach der
Gründung des Unternehmens.
Es ist eine abnehmende Anzahl an schnell wachsenden Jungunternehmen (Gazellen) im
Zeitraum 1995 bis 2006 in Deutschland zu beobachten. Ein starker Rückgang ist ab
dem Gründungsjahrgang 2000 zu erkennen.
5.2.2 Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen im Vergleich zum allgemeinen
Gründungsgeschehen
Nachfolgend wird die Entwicklung der Anzahl der Gazellenunternehmen zur allgemeinen Gründungsentwicklung im Betrachtungszeitraum in Bezug gesetzt. Insgesamt gab es in den Jahren
1995 bis 2006 zirka drei Millionen Unternehmensgründungen in Deutschland.76 Von diesen Gründungen konnten auf der Grundlage der oben genannten Definition 13.021 als Gazellenunternehmen identifiziert werden. Damit beträgt der Anteil der Gazellenunternehmen an allen Gründungen im Betrachtungszeitraum 0,4 Prozent. Nachfolgend wird der Anteil der Gazellen an allen
Gründungen in den Gründungskohorten dargestellt, um eine Aussage dahingehend treffen zu
können, ob sich der Anteil der Gazellen im Zeitablauf, gemessen am Gründungsgeschehen, verändert hat. Abbildung 5-5 stellt hierzu den zeitlichen Verlauf des absoluten Gründungsgeschehens zwischen 1995 und 2006 dar. Hierbei ist zu erkennen, dass die Gründungszahlen im betrachteten Zeitraum relativ konstant, mit einer leicht rückgängigen Tendenz sind. Einzig um das
Jahr 2004 kann ein Anstieg verzeichnet werden, welcher primär auf die Einführung des Existenzgründungszuschusses (Ich-AG) zurückgeführt werden kann, in dem Jahr 2006 sinken die Gründungen wieder auf das Niveau vor 2004.77
Weiterhin wird in Abbildung 5-5 dargestellt, wie sich der prozentuale Anteil der Gazellenunternehmen an allen Gründungen im Zeitverlauf verhält. Da, wie im vorherigen Teilkapitel dargestellt, in jeden Jahr aus jeder Gründungskohorte neue schnell wachsende Jungunternehmen hinzukommen, wird der prozentuale Anteil der Gazellen an allen Gründungen zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten dargestellt. Einmal zum frühesten Zeitpunkt, an dem Gazellenunternehmen
aus einer Gründungskohrte identifiziert werden können (vier Jahre nach der Gründung), dann 10
und 15 Jahre nach der Gründung. Da für die betrachteten Jahrgänge von 1995 bis 2006 für die
Zeitpunkte 10 und 15 Jahre nach Gründung noch keine realen Zahlen verfügbar sind, wurden
diese, wie in Abbildung 5-3 dargestellt und erläutert, in gleicher Weise prognostiziert.
75
Im Jahr 2011 erfüllten 427 Unternehmen aus der Gründungskohorte 2007 das definierte Wachstumskriterium (siehe Anmerkung
Tabelle 5-1). Ob dies einen neuen Aufwärtstrend signalisiert oder aber ein Verfestigen auf einem neuen niedrigen Niveau, kann nicht
vorhergesagt werden.
76
Die Gründungszahlen beruhen auf den Angaben der Creditreform und wurden dann durch das ZEW korrigiert. Die Gründungszahlen
beruhen somit auf der gleichen Datenbasis wie die Untersuchung zu den schnell wachsenden Jungunternehmen. Zur Problematik der
Erfassung der Existenzgründung in Deutschland siehe BMWi Monatsberichte. Im weiteren Verlauf der Untersuchung werden die Gründungszahlen der Creditreform noch für branchenspezifische und regionale Auswertungen herangezogen. Hierbei ergeben sich leichte
Abweichungen zu den Gründungszahlen des ZEW.
77
Günterberg, Brigitte (2009): Gründungen und Liquidationen 2008 in Deutschland, Working Paper 03/09. IfM Bonn, S. 9.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Entwicklung der Gründungen und des Anteils der Gazellen an allen Gründungen
1,00%
300.000
0,80%
250.000
200.000
0,60%
150.000
0,40%
100.000
0,20%
50.000
0,00%
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Gründungsjahrgang
4 Jahre nach Gründung
10 Jahre nach Gründung
15 Jahre nach Gründung
Prognose 10 Jahre nach Gründung
Prognose 15 Jahre nach Gründung
Gründungen absolut
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Es zeigt sich, dass der Anteil der Gazellen, vier Jahre nach der Gründung in den 90er Jahren bei
zirka 0,3 Prozent, nach 10 Jahren bei 0,53 Prozent und nach 15 Jahren bei 0,62 Prozent aller
Gründungen liegt. Betrachtet man dahingegen den Anteil der Gazellen an allen Gründungen in
der nachfolgenden Dekade zwischen 2000 und 2006 ist dieser Prozentsatz geringer. Hier liegt der
Anteil der Gazellen an allen Gründungen im Durchschnitt nach vier Jahren bei zirka 0,2 Prozent,
nach 10 Jahren bei 0,37 Prozent und nach 15 bei zirka 0,44 Prozent. Demnach ist der Rückgang
der absoluten Anzahl der Gazellen, der ab der Jahrtausendwende zu verzeichnen ist, nicht auf
geringere Gründungszahlen zurückzuführen, sondern darauf, dass weniger Unternehmen die
Wachstumskriterien für eine Gazelle erfüllen.
Der Rückgang der absoluten Anzahl der schnell wachsenden Jungunternehmen ab dem
Jahr 2000 ist nicht auf geringere Gründungszahlen zurückzuführen.
Es liegt daher der Schluss nahe, dass die veränderten Rahmenbedingungen bzw. die
externen Krisen einen Einfluss auf das Potenzial der Unternehmen haben, die zu einer
Gazelle zu werden.
5.2.3 Beschäftigungseffekte der Gazellenunternehmen
Die identifizierten Gazellen wurden weiterhin hinsichtlich ihres aktuellen Mitarbeiterbestandes
(Stand Dezember 2010) untersucht. Abbildung 5-6 stellt den Anteil der Gazellen nach Beschäftigtengrößenklassen dar. Es zeigt sich, dass Gazellenunternehmen in der Folgezeit durchaus auch
wieder schrumpfen. Ein Gazellenwachstum gemäß der Definition ist daher kein Garant für kontinuierliches Beschäftigtenwachstum, sondern stellt vielmehr ein temporäres Phänomen dar. Etwas
mehr als die Hälfte der identifizierten Gazellen beschäftigt 11 bis 50 Mitarbeiter (51,4 Prozent)
und etwas mehr als ein Drittel zwischen 51 und 250 Mitarbeiter (35,6 Prozent). Nur eine relativ
kleine Gruppe der Gazellen beschäftigt 500 und mehr Mitarbeiter (3,3 Prozent).
Gründungen Absolut
Anteil
Abbildung 5-5:
40
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-6:
41
Anteil der Gazellen nach Beschäftigtengrößenklassen
5,3%
3,3%
4,4%
35,6%
51,4%
0-10 Mitarbeiter
11-50 Mitarbeiter
51-250 Mitarbeiter
251-500 Mitarbeiter
500 und mehr Mitarbeiter
Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform
In der Literatur wird immer wieder darauf verwiesen, dass die schnell wachsenden Jungunternehmen überdurchschnittlich zum Entstehen neuer Arbeitsplätze beitragen (60 bis75 Prozent
aller neu geschaffenen Arbeitsplätze sind auf Gazellenunternehmen zurückzuführen 78). Aus diesem Grund wird in einem nächsten Schritt untersucht, wie viele neu entstandene Arbeitsplätze
von den in dieser Untersuchung identifizierten Gazellenunternehmen im Vergleich zu allen Gründungsunternehmen im Untersuchungszeitraum bereitgestellt werden.
Hierzu wurden die durch alle Gründungen bereitgestellten Arbeitsplätze und die durch die Gazellenunternehmen bereitgestellten Arbeitsplätze für alle Jahre des Untersuchungszeitraumes zueinander in Beziehung gesetzt. Insgesamt wurden im Jahr 2010 durch alle Gründungen 8.371.681
Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt, die Gazellenunternehmen stellten davon 1.347.482 zur Verfügung. Somit wurde jeder sechste Arbeitsplatz der neu gegründeten Unternehmen ab dem Jahr
1995 von einem Gazellenunternehmen geschaffen.
Es können somit Aussagen zu den bereitgestellten Arbeitsplätzen der Gazellenunternehmen in
Relation zu allen Gründungen für jede Gründungskohorte gemacht werden. Abbildung 5-7 stellt
diesen Sachverhalt dar. Hier zeigt sich, dass es zu erheblichen Schwankungen im Zeitverlauf
kommt. So stellen die Gazellenunternehmen der Gründungskohorte 1997 nahezu 28 Prozent aller
bereitgestellten Arbeitsplätze und die Gazellenunternehmen der Gründungskohorte 2002 nur gut
10 Prozent aller Arbeitsplätze zur Verfügung. Ungeachtet der Schwankungen, sinkt tendenziell im
Zeitverlauf der Anteil der durch die Gazellenunternehmen bereitgestellten Arbeitsplätze von über
20 Prozent auf unter 15 Prozent. Daher muss neben einem Rückgang der Anzahl der Gazellenunternehmen im Betrachtungszeitraum auch ein Rückgang des Potenzials der Gazellenunternehmen, Arbeitsplätze bereitzustellen, konstatiert werden.
78
Vgl. Kirchhoff, Bruce A. (1994): Entrepreneurship and Dynamic Capitalism. The Economics of Business Firm Formation and Growth.
London: Greenwood. S. 120ff. / Siebert, H. (1999): How can Europe solve its unemployment problem? Kieler Diskussionsbeiträge
342, Kiel: Institut für Weltwirtschaft / OECD (1998): Technology, productivity and job creation. Best policy practices..Paris: OECD
Publishing. / Schreyer, P. (2000): High-growth-firms and employment. STI Working Papers 2000/3.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-7:
42
Anteil der bereitgestellten Arbeitsplätze durch Gazellenunternehmen an der Gesamtzahl der durch alle Gründungen bereitgestellten Arbeitsplätze
30%
25%
Anteil Gazellen
20%
15%
26,98%
10%
20,57%
22,91%
19,98%
16,58%
16,54%
14,85%
14,71%
10,99%
10,16%
5%
9,70%
0%
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
Gründungsjahrgang
Quelle: : Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Um einen weiteren Referenzpunkt zu erhalten, wurden die von den Gazellenunternehmen bereitgestellten Arbeitsplätze mit den Zahlen zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ins Verhältnis gesetzt. Laut Bundesagentur für Arbeit79 gab es im Dezember 2010 28 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Deutschland.80 Vergleicht man dazu, dass die ab 1995 entstandenen Gazellenunternehmen im Jahr 2010 1.347.482 Arbeitsplätze bereitgestellt haben, wird
immerhin jeder 21. Arbeitsplatz in Deutschland durch ein Gazellenunternehmen geschaffen. Dies
entspricht einem Anteil von 3,83 Prozent aller Arbeitsplätze. Im Vergleich hierzu betrug der Anteil der Gazellenunternehmen an allen gegründeten Unternehmen zirka 0,4 Prozent. Somit wird
aus jeder 400. Gründung ein Gazellenunternehmen und dennoch stellen diese Unternehmen jeden 28. Arbeitsplatz zur Verfügung.
Wie in Kapitel 4.3.3.1 dargestellt, entsteht ein Großteil der Gazellenunternehmen direkt im Anschluss an die Gründung des Unternehmens. Nachfolgend soll untersucht werden, ob sich die
Unternehmen, die zu einem sehr frühen Zeitpunkt das Wachstumskriterium erfüllen bezüglich
des Wachstums von denen unterscheiden, die zu einem späteren Zeitpunkt ein Gazellenunternehmen wurden. Hierzu wurde die Entwicklung der durchschnittlichen Mitarbeiteranzahl (Median)
der Frühstarter mit denen der Spätstarter im Untersuchungszeitraum verglichen.
In der folgenden Abbildung 5-8 ist dargestellt, wie sich die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter in den Gazellenunternehmen bei den frühen und späten Startern entwickelt hat.81 Es ist zu
erkennen, dass diejenigen Gazellenunternehmen, die zum frühestmöglichen Zeitpunkt ihr Beschäftigtenwachstum starten im Wachstumszeitraum kontinuierlich wachsen (Durchschnitt von
16 Mitarbeitern im Startjahr auf 43 Mitarbeiter am Ende der Wachstumsphase). Die späteren
79
http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Statistik-nach-Themen/Zeitreihen/Generische-Publikationen/Beschaeftigte-
Zeitreihe.xls
80
Der vorgenommene Vergleich ist nur als vage Referenzgröße zu betrachten, da die sozialversicherten Beschäftigten nur die Anges-
tellten beinhalten, die Zahlen der Creditreform jedoch auch die Gründer mit enthalten. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die Zahl
der sozialversicherten Beschäftigten auch den öffentlichen Dienst mit berücksichtigt.
81
Technische Anmerkung: Da die Werte zu der Mitarbeiteranzahl im Betrachtungszeitraum abnehmend ist, da in den späten Jahren
noch keine Daten vorlagen, wurden die Werte prognostiziert. Hierbei wurde so vorgegangen, dass die Wachstumsrate des Mitarbeiterwachstums für jedes Jahr bestimmt wurde und diese dann in einem weiteren Schritt gemittelt für jedes Jahr berechnet wurde.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
43
Starter und damit alle Unternehmen, die erst ab dem Jahr zwei nach Gründung und später mit
dem Wachstum beginnen, generieren das definierte Beschäftigtenwachstum von 72,8 Prozent in
der Regel innerhalb eines Jahres und wachsen danach nicht weiter.
Diese Aussage trifft auf alle weiteren Gazellenunternehmen zu und wurde exemplarisch in Abbildung 5-9 für die Unternehmen gezeigt, die 4, 7, 10 und 15 Jahre nach ihrer Gründung ihr Gazellenwachstum starteten.
Abbildung 5-8:
Entwicklung der Anzahl der Mitarbeiter bei frühen und späten Startern der Gazelle-
Beschäftigte (Median)
nunternehmen
60
50
40
30
20
10
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
Jahre nach Gründung
Gazellen 4 Jahre nach Gründung
Gazellen 7 Jahre nach Gründung
Gazellen 10 Jahre nach Gründung
Gazellen 15 Jahre nach Gründung
N= auf Grundlage von 13.021 Gazellen prognostiziert ohne Berücksichtigung der Gründungskohorte 2007
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Die Mitarbeiterzahl ist bei allen Gazellen zu Beginn der Wachstumsphase nahezu konstant und
liegt bei rund 15 Personen, unabhängig davon, nach wie vielen Jahren nach der Gründung das
Wachstum beginnt. Dies ist zum Teil dem Umstand geschuldet, dass die Definition der Gazelle
mindestens zehn Mitarbeiter verlangt. Bemerkenswert sind dennoch folgende Ergebnisse. Zum
einem haben die Spätstarter-Gazellen am Ende der Wachstumsphase signifikant weniger Arbeitsplätze geschaffen als die Frühstarter-Gazellen. Zum anderen wachsen die Früh- und Spätstarter auf unterschiedliche Weise. Während die Frühstarter relativ konstant in der dreijährigen
Wachstumsphase wachsen, wachsen die Spätstarter sehr sprunghaft. Weiterhin wachsen die
Frühstarter-Gazellen auch nach den drei Jahren des definierten Wachstumszeitraumes weiter,
während die Spätstarter-Gazellen auf dem erreichten Niveau verbleiben und sich anscheinend
konsolidieren. So kann für die frühen Starter auch gezeigt werden, dass diese nach dem Erreichen des Gazellenstatus in den nachfolgenden acht Jahren ein weiteres Mitarbeiterwachstum von
über 20 Prozent realisieren. Damit können Unternehmen, die von Beginn an wachsen, ihr Wachstum, wenngleich in abgeschwächter Form, auch nach dem Erreichen des Gazellenstatus fortsetzen. Diejenigen Gazellen, die ihr Wachstum zu einem späteren Zeitpunkt starten, können jedoch
nach ihrer einmaligen Wachstumsphase kein weiteres starkes Wachstum generieren. Zwar zeigen
sich leichte Ausschläge nach oben und unten, aber ein signifikantes Wachstum ist nicht zu verzeichnen. Auch die absolute Anzahl der Mitarbeiter ist bei denjenigen Unternehmen, die direkt
nach ihrer Gründung wachsen, am höchsten. Dies unterstreicht die Bedeutung der Gruppe der
frühen Wachstumsunternehmen.
Weiterhin ist von Interesse, ob die Gazellenunternehmen im Betrachtungszeitraum an Wachstumskraft verloren haben. In Kapitel 4.3.3.1 musste konstatiert werden, dass die absolute Anzahl der Gazellenunternehmen ab dem Jahr 2000 kontinuierlich gesunken ist. Auch sank der
Anteil der Gazellenunternehmen an allen Gründungen ab dem Jahr 2000 kontinuierlich. Es wird
vermutet, dass dieser Abfall vor allem eine Reaktion auf die externen Krisen des Jahres 2000 und
folgender Jahre ist. Abbildung 5-9 zeigt hingegen, dass hinsichtlich der durchschnittlichen Anzahl
bereitgestellter Arbeitsplätze im Zeitverlauf kein Rückgang zu verzeichnen ist. Hierzu wurde die
Entwicklung des Medians der Frühstarter-Gazellenunternehmen direkt nach Erreichen des Gazel-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
44
lenstatus für den gesamten Untersuchungszeitraum für jede Gründungskohorte dargestellt. Das
Wachstumspotenzial der Gazellenunternehmen scheint im Zeitablauf also konstant.
Abbildung 5-9:
Entwicklung der Mitarbeiteranzahl in den Gründungsjahrgängen, nur Frühstarter
60
Mitarbeiter (Median)
50
40
30
20
10
0
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Gründungsjahrgang
Mitarbeiteranzahl
N= 7.882
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Nach dieser allgemeinen Darstellung der Bereitstellung an Arbeitsplätzen durch schnell wachsende Jungunternehmen werden die Gazellen nun hinsichtlich ihres Potenzials, Arbeitsplätze zu
schaffen bzw. bereitzustellen genauer untersucht.
Da auch die Gruppe der Gazellenunternehmen hinsichtlich ihres Wachstumspotenzials nicht homogen ist, werden sie in zwei Gruppen aufgeteilt Diejenigen Unternehmen, die im gesamten
Betrachtungszeitraum eine Beschäftigtenanzahl von mindestens 100 Beschäftigten erzielen und
diejenigen Unternehmen, die weniger als 100 Arbeitsplätze bereitstellen. Im Folgenden werden
diejenigen Gazellen, die mehr als 100 Arbeitsplätze bereitstellen als „Super-Gazellen“ bezeichnet,
um sie von den übrigen Gazellenunternehmen abzugrenzen.
Abbildung 5-10:
Anteil der Gazellen mit 100 und mehr Beschäftigten sowie unter 100 Beschäftigten
28%
72%
Gazelle
Super-Gazelle
N= 13.021
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
45
Wie in Abbildung 5-9 dargestellt, stellt zirka jedes vierte Unternehmen der identifizierten Gazellenunternehmen mehr als 100 Arbeitsplätze zur Verfügung. Interessanterweise verändert sich
dieses Verhältnis im Betrachtungszeitraum nicht. Trotz des konstatierten Rückganges der absoluten Anzahl der Gazellenunternehmen ab dem Jahr 2000 bleibt demnach das Potenzial, Arbeitsplätze zu schaffen, stabil. Wenn, wie vermutet, die externen Krisen einen Einfluss darauf nehmen, wie viele Unternehmen zu einer Gazelle werden, scheinen diese keinen Einfluss darauf zu
haben, – wenn Unternehmen den Sprung zu einer Gazelle realisieren – wie viele Arbeitsplätze sie
schaffen. Mit anderen Worten, es generieren in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weniger Unternehmen schnelles Wachstum, das Wachstum, welches generiert wird, ist davon jedoch unabhängig.
In diesem Zusammenhang scheint es auch interessant, ob sich die beiden Unternehmenstypen
(Super-Gazellen und Gazellen) schon zum Gründungszeitpunkt in Bezug auf ihre Anzahl an Beschäftigten unterscheiden. Mit anderen Worten, starten diejenigen Unternehmen, die mehr als
100 Beschäftigte haben, mit der gleichen Anzahl an Mitarbeitern wie die kleineren Unternehmen?
Abbildung 5-11 vergleicht über alle Unternehmen den Median der Anzahl der Mitarbeiter für Gazellen und Super-Gazellen zum Zeitpunkt des Basisjahres, nach Beendigung des definierten
Wachstumszeitraumes (drei Jahre nach dem Basisjahr) und zu dem Zeitpunkt, zu dem die Unternehmen ihren höchsten Mitarbeiterstand erreichen.
Abbildung 5-11:
Vergleich Anzahl Mitarbeiter der Gazellen und Super-Gazellen zu unterschiedlichen
Zeitpunkten
Anzahl Mitarbeiter (Median)
250
200
150
Super-Gazelle
100
Gazelle
50
0
Mitarbeiter im Basisjahr
Mitarbeiter nach
Wachstumszeitraum
Mitarbeiter max.
N= 13.021
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Wie sich zeigt, starten Unternehmen, die zu Super-Gazellen werden, bereits mit weit mehr Mitarbeitern als die übrigen Gazellenunternehmen. So beschäftigen die Super-Gazellen schon vor dem
definierten Wachstumszeitraum 50 Mitarbeiter und nach der Wachstumsperiode 150 Mitarbeiter.
Die übrigen Gazellenunternehmen starten demgegenüber mit durchschnittlich 14 Mitarbeitern
und verfügen nach dem Wachstumszeitraum über 34 Arbeitsplätze. Es zeigt sich, dass nicht nur
die Anzahl der Mitarbeiter in der Gruppe der Super-Gazellen höher als in der Vergleichsgruppe
ist, sondern auch die Steigerungsraten der Beschäftigtenanzahl höher ausfallen. Die SuperGazellen konnten somit trotz höherer absoluter Beschäftigtenzahlen im Basisjahr in ihrem dreijährigem Wachstumszyklus im Median die Beschäftigtenanzahl um 200 Prozent erhöhen, während es bei den Gazellenunternehmen nur 143 Prozent waren. Somit gehen vor allem von der
kleinen Teilgruppe der Super-Gazellen die wesentlichsten Wachstumseffekte hinsichtlich der Arbeitsplätze aus.
Auch nachdem der Status der Gazelle vollends erreicht wurde, konnte weiteres Wachstum realisiert werden. So konnten Unternehmen, die der Gruppe der Super-Gazellen zugerechnet werden,
noch zusätzlich um 33 Prozent wachsen, wohingegen die Gazellenunternehmen nur weitere 18
Prozent Wachstum erzielten. Somit kann geschlossen werden, dass der Startpunkt eines Unternehmens den weiteren Wachstumspfad vorgibt. Es kann gezeigt werden, dass Unternehmen, die
mit einer höheren Mitarbeiterzahl starten, auch in der Zukunft stärkeres Wachstum generieren.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
46
Diese Aussage verstärkt sich noch, wenn nur diejenigen Unternehmen betrachtet werden, die zu
ihrem frühestmöglichen Zeitpunkt (vier Jahre nach der Gründung) zu Gazellenunternehmen geworden sind. Abbildung 5-12 stellt diese Teilgruppe gesondert dar. Zwar starten die frühen Supergazellen im Basisjahr mit weniger Mitarbeitern als die übrigen Supergazellen, realisieren aber
im Zeitverlauf höhere Wachstumsraten.
Abbildung 5-12:
Vergleich Anzahl Mitarbeiter der Gazellen und Super-Gazellen zu unterschiedlichen
Zeitpunkten (nur Unternehmen 4 Jahre nach Gründung)
Anzahl Mitarbeiter (Median)
250
200
150
Super-Gazelle
100
Gazelle
50
0
Mitarbeiter im Basisjahr
Mitarbeiter nach
Wachstumszeitraum
Mitarbeiter max.
N= 7.455
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Zusammengefasst starten die Super-Gazellen mit mehr Mitarbeitern und wachsen dynamischer
innerhalb des Wachstumszeitraumes. Diese Aussage ist zum Teil der Definition geschuldet. Dennoch zeigt sich, dass die Super-Gazellen auch nach den drei Jahren dynamischer als die normalen Gazellen wachsen. Sie besitzen demnach das größere Potenzial zur Schaffung weiterer neuer
Arbeitsplätze. Während insbesondre von den Spätstarter-Gazellen nach der definierten Wachstumsperiode kaum noch positive Arbeitsmarkteffekte ausgehen.
In Relation zu allen bereitgestellten Arbeitsplätzen durch Neugründungen ab dem Jahr
1995 wurde 2010 jeder sechste Arbeitsplatz von einem Gazellenunternehmen zur Verfügung gestellt.
Diejenigen Gazellenunternehmen, die direkt nach ihrer Gründung den Sprung zu einer
Gazellen schaffen, stellen im Vergleich zu den Spätstartern mehr Arbeitsplätze zur
Verfügung und generieren weiterhin nachhaltiges Mitarbeiterwachstum. Diese weisen
auch ein konstantes Wachstumspotenzial im Untersuchungszeitraum auf.
Unternehmen mit hohen Mitarbeiterzahlen bei der Gründung und schnellem Wachstum
besitzen das höchste Wachstumspotenzial und generieren somit den Großteil der Arbeitsplätze.
5.2.4 Sektorspezifische Betrachtung der Gazellenunternehmen
Im Folgenden wird die Untersuchung der Gazellenunternehmen branchenspezifisch fortgesetzt,
um einen Überblick darüber zu erhalten, ob es Sektoren oder Branchen gibt, in denen Gazellenunternehmen in einem größeren Umfang entstehen als in anderen. Weiterhin soll untersucht
werden, ob das Wachstum der Gazellenunternehmen in den einzelnen Branchen unterschiedlich
ist. Da, wie in dem vorhergehenden Kapitel gezeigt wurde, von denjenigen Gazellenunternehmen, die direkt im Anschluss ihrer Gründung entstehen, ein besonderes Wachstumspotenzial
ausgeht, werden in diesem Kapitel nur die Frühstarter-Gazellenunternehmen betrachtet.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
47
Zunächst erfolgt überblicksartig eine Betrachtung der Gazellenunternehmen auf der Ebene der
acht Hauptsektoren.82::
•
verarbeitende Gewerbe, Bergbau, Energie- und Wasserversorgung (WZ 1041)beinhalten auch die Spitzen- und Hochwertige Technologie (SHT), im Folgenden abgekürzt als: vG, Bb, En
•
Baugewerbe (WZ 45), im Folgenden abgekürzt als: Bau
•
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz (WZ 50-52), im Folgenden abgekürzt als:
Handel
•
Transportgewerbe, Verkehrs- und Postdienstleistungen (WZ 60-63, 64.1), im Folgenden abgekürzt als: Verkehr
•
forschungs- und wissensintensive Dienstleistungen (wDL, WZ 64.2, 72-73, 74.174.4), im Folgenden abgekürzt als: fwDL
•
sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen inkl. Banken/Versicherungen (WZ 6567, 71.1-71.3, 74.5-74.8, 90), im Folgenden abgekürzt als: suDL
•
konsumnahe Dienstleistungen (WZ 55, 70, 71.4, 80.4, 85, 92-93), im Folgenden abgekürzt als: kDL
•
nicht-gewerbliche Wirtschaft Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (WZ 01-05), öffentliche Verwaltung (WZ 75), öffentliches Unterrichtswesen (WZ 80.180.3), Interessenvertretungen (WZ 91), private Haushalte (WZ 95), Einrichtungen anderer Staaten und internationaler Organisationen (WZ 99), im Folgenden abgekürzt als: nG
Abbildung 5-13 stellt die absolute Anzahl der Gazellenunternehmen nach obiger Sektoreneinteilung dar. Es zeigt sich, dass sich die größte absolute Anzahl an Gazellenunternehmen in den Sektoren des verarbeitenden Gewerbes, Bergbau und Energie und des Handels entwickelt. Die absolute Anzahl der Frühstarter-Gazellen nimmt im Zeitverlauf jedoch ab. Bis zum Jahr 2003 liegt die
Anzahl der Frühstarter-Gazellen in diesem Sektor bei zirka 170 Unternehmen und ab dem Jahr
2004 sinkt die Anzahl pro Jahrgang auf zirka 90 Unternehmen. Im Sektor Verkehr und im Sektor
Bau entstehen selten schnell wachsende Jungunternehmen. Im Baugewerbe ist jedoch interessant, dass zu Beginn des Betrachtungszeitraumes die Anzahl der Unternehmen, die schnelles
Wachstum generieren konnten, relativ hoch war, sich dies im Zeitverlauf jedoch deutlich veränderte. Entwickelten sich aus der Gründungskohorte 1995 im Jahr 1999 noch 145 Unternehmen
zu Gazellen, fiel die Zahl in den Folgejahren kontinuierlich ab und somit erreichten im Jahr 2010
nur noch 34 Unternehmen dieses Sektors den Gazellenstatus. An diesem Beispiel lässt sich der
Strukturwandel des Sektors Bau ablesen. Während in den 90er Jahren aufgrund des Aufbau Ost
in den neuen Bundesländern noch eine gute Auftragslage im Bereich des Bauwesens herrschte,
verschlechterte sich diese mit Beginn des neuen Jahrtausends. Der Sektor der nichtgewerblichen Wirtschaft bringt nur selten schnell wachsende Jungunternehmen hervor.
In den Dienstleistungssektoren sind die Gazellenunternehmen im Sektor der forschungs- und
wissensintensiven Dienstleistungen (fwDL) am stärksten vertreten, gefolgt von Unternehmen der
konsumnahen Dienstleistungen (kDL). Im Zeitverlauf zeigt sich jedoch, dass die Gründungen im
Sektor der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen bis zum Jahr 2004 und damit den
Gründungskohorten bis zum Jahrgang 2000 eine relativ hohe und gleichbleibende Anzahl an
Frühstarter-Gazellenunternehmen hervorbringen. Ab dem Jahr 2004 sinkt die Anzahl der Unternehmen in diesem Sektor jedoch stark und konsolidiert sich auf einem sehr niedrigen Niveau. So
entstehen aus den Gründungskohorten der Jahre 1995 bis 2000 in diesem Sektor im Durchschnitt pro Jahrgang zirka 120 Frühstarter-Gazellenunternehmen und ab dem Gründungsjahrgang 2001 pro Jahrgang nur noch 50 Gazellenunternehmen. Dahingegen verzeichnet der Sektor
der konsumnahen Dienstleistungen nur einen geringen Rückgang der Frühstarter-Gazellen über
den Zeitverlauf und der Sektor der nicht-gewerblichen Wirtschaft keinen, dies jedoch auf einem
sehr geringem Niveau.
82
Rammer, Christian (2007): Unternehmensdynamik in Deutschland 1995-2005 im internationalen Vergleich, Zentrum für Europä-
ische Wirtschaftsforschung (ZEW).
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
48
Die Unternehmen im Sektor der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen sowie im
Sektor des verarbeitenden Gewerbes, Bergbaus und der Energie scheinen, im Vergleich zu den
anderen Sektoren, nach dem Jahr 2000 einen besonders starken Rückgang an wachstumsstarken
jungen Unternehmen zu verzeichnen. Somit liegt der Schluss nahe, dass die Unternehmen in den
Sektoren unterschiedlich stark von Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
getroffen werden. Um das genauer zu untersuchen, erfolgt im nachfolgenden Kapitel eine branchenspezifische Untersuchung anhand der Wirtschaftszweigklassifikation auf dreifacher Ebene in
Relation zu dem Unternehmens- und Gründungsaufkommen der einzelnen Branchen.
Abbildung 5-13:
Anzahl der Frühstarter-Gazellen in den acht Hauptsektoren
200
180
160
140
Anteil
120
100
80
60
40
20
0
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Gazellenjahrgang
vG, Bb, En
Bau
Handel
Verkehr
fwDL
suDL
kDL
nG
N= 7.428
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
In der Gesamtschau verdeutlicht Abbildung 5-13 jedoch, dass sich in allen acht Sektoren der
Einbruch der Gazellenunternehmen, der im vorhergehenden Kapitel bereits für über alle Gazellenunternehmen beschrieben wurde, ab dem Gründungsjahrgang 2000 und damit im Jahr 2004
widerspiegelt. Dies jedoch in einem unterschiedlich starken Ausmaß. Daher ist es von Interesse,
inwiefern die einzelnen Sektoren von diesem Rückgang im Verhältnis zu allen geschaffenen Frühstarter-Gazellenunternehmen betroffen waren.
Hierzu stellt die Abbildung 5-14 den Anteil der Sektoren an allen Frühstarter-Gazellen im Zeitverlauf dar. So ist zu erkennen, dass der Sektor verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie (vg,
Bb, En) im gesamten Zeitverlauf relativ konstant den höchsten Anteil an den FrühstarterGazellen stellt. Beim Sektor Bau kann ein kontinuierlicher Rückgang des Anteils an Gazellen
konstatiert werden. Die Unternehmen im Sektor Verkehr tragen in den Jahren bis 2004 nur mit
gut fünf Prozent zu den entstanden Frühstarter-Gazellen bei, in den Folgejahren steigt ihr Anteil
jedoch auf über acht Prozent. Der Handel stellt über den gesamten Zeitraum einen relativ hohen
Anteil der Frühstarter-Gazellen und das auf einem konstanten Niveau.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-14:
49
Anteil der Frühstarter-Gazellen in den acht Hauptsektoren an allen FrühstarterGazellen
25,00%
20,00%
Anteil
15,00%
10,00%
5,00%
0,00%
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Gazellenjahrgang
vG, Bb, En
Bau
Handel
Verkehr
fwDL
suDL
kDL
nG
N= 7.428
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Die Unternehmen in den Sektoren der konsumnahem Dienstleistungen und der sonstigen unternehmensnahen Dienstleistungen können ihren Anteil an den Frühstarter-Gazellen konstant ausbauen. Während die Unternehmen des Sektors der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen nach einer starken Wachstumsphase bis 2004 massiv an Anteil verlieren (zirka 50 Prozent des Volumens vor 2004).
Nachdem auf der Ebene der Sektoren ein kurzer Überblick über die Anzahl der FrühstarterGazellenunternehmen im Zeitverlauf und deren Anteile an allen FrühstarterGazellenunternehmen sowie an allen Gründungen in den jeweiligen Sektoren gegeben wurde, soll
nachfolgend untersucht werden, ob die Gazellenunternehmen der Sektoren ein unterschiedliches
Wachstumsverhalten aufweisen. Es soll untersucht werden, ob es Sektoren gibt, deren Unternehmen zu einem sehr frühen oder eher späten Zeitpunkt nach Gründung das Gazellenwachstum
erreichen. Abbildung 5-15 stellt alle acht Hauptsektoren dar. Auf der Ordinate wird der Anteil der
Gazellenunternehmen an allen Gazellenunternehmen im jeweiligen Sektor abgebildet und auf der
Abszisse die Jahre nach der Gründung der Unternehmen. Hier zeigt sich, dass zwischen den Sektoren Unterschiede bestehen, wie hoch der Anteil ihrer Gazellenunternehmen an allen Gazellenunternehmen ist in Bezug auf den Zeitpunkt, wann die Unternehmen zu einer Gazelle werden.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-15:
50
Wachstumsdynamik der Sektoren im Zeitverlauf, gemessen an allen Gazellenunternehmen
100%
90%
Anteil
80%
70%
60%
50%
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
Jahre nach Gründung
vG, Bb, En
Bau
Handel
Verkehr
fwDL
suDL
kDL
nG
N= 12.989
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
In drei Sektoren erreichen vier Jahre nach ihrer Gründung bereits mehr als 60 Prozent der Unternehmen den Gazellenstatus. Hierbei handelt es sich um die Sektoren sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen (65 Prozent), Bau (63 Prozent) und forschungs- und wissensintensive
Dienstleistungen (60 Prozent). Diese Sektoren können als sogenannte „Frühstarter-Sektoren“
bezeichnet werden. In den Sektoren verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie (55 Prozent),
Verkehr (55 Prozent), nicht gewerbliche Gründungen (55 Prozent), Handel (54 Prozent) und konsumnahe Dienstleistungen (54 Prozent) erreichen die Unternehmen erst zu einem späteren Zeitpunkt das geforderte Gazellenwachstum und können somit tendenziell als „Spätstarter-Sektoren“
bezeichnet werden. Neben dem Vergleich direkt nach der Gründung, zeigt sich, dass der weitere
Verlauf zwischen den Sektoren mit ähnlichem Ausgangsniveau sehr ähnlich verläuft. Der Anstieg
der Kurven der Sektoren ist also fast gleich.
In einem nächsten Schritt soll untersucht werden, ob es einen Unterschied zwischen den Sektoren bezüglich der von den Gazellenunternehmen geschaffenen Anzahl an Beschäftigten gibt. In
diesem Zusammenhang werden die durchschnittlich von Gazellen bereitgestellten Arbeitsplätze
auf Ebene der Sektoren im Zeitablauf betrachtet (Median). Auch in dieser Darstellung gingen nur
die Frühstarter-Gazellen ein, da von ihnen einerseits die deutlichsten Wachstumseffekte und
andererseits der Hauptanteil der Gazellenunternehmen ausgehen. In der Abbildung 5-17 ist jeweils die Anzahl der Beschäftigten der Frühstarter-Gazellen kumuliert über die Jahre dargestellt.
Wie Abbildung 5-16 zeigt, sind die Beschäftigungseffekte, die von den einzelnen Sektoren ausgehen, sehr unterschiedlich. Die Gazellen in den Sektoren Bau, Verkehr, gewerbliche Wirtschaft
und nicht-gewerbliche Wirtschaft stellen mit Abstand die wenigsten Arbeitsplätze zur Verfügung.
Wesentliche Beschäftigungseffekte gehen dahingegen von den Sektoren verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie und den sonstigen unternehmensnahen und konsumnahen Dienstleistungen aus. Weiterhin ist in der Abbildung zu erkennen, dass die Gazellenunternehmen in den
Sektoren über ein unterschiedliches Wachstumspotenzial an Beschäftigung verfügen. Die Frühstarter-Gazellen im Sektor verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie weisen über die Jahre
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
51
bis 2006 ein kontinuierliches Beschäftigungswachstum auf, dies obwohl die absolute Anzahl an
Frühstarter-Gazellen in diesen Jahren deutlich schwankten.
Abbildung 5-16:
Durchschnittlich bereitgestellte Beschäftigtenanzahl der Frühstarter-Gazellen im
Untersuchungszeitraum nach Sektoren
140.000
Anzahl Beschäftigte
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Jahr
vG,Bb,En
Bau
Handel
Verkehr
fwDL
suDL
kDL
nG
N= 7.428
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Mit Blick auf die Unterscheidung der Sektoren ist es weiterhin von Interesse, ob Unterschiede
hinsichtlich der Größe der Gazellenunternehmen bestehen. Mit anderen Worten, wie verteilen
sich die identifizierten Super-Gazellen von ihrem Anteil her auf die einzelnen Sektoren? Die Super-Gazellen, also jene Gazellenunternehmen mit 100 und mehr Beschäftigten, entstehen in
allen acht Hauptsektoren. Dennoch gibt es zwischen den Sektoren deutliche Unterschiede. Abbildung 5-18 zeigt für die Gruppe der Frühstarter-Gazellen (vier Jahre nach Gründung) die Aufteilung der Super-Gazellen auf die Sektoren.
Der höchste Anteil an dieser sehr wachstumsstarken Teilgruppe der Gazellen kommt aus den
sonstigen unternehmensnahen Dienstleistungen (20 Prozent), dem verarbeitenden Gewerbe,
Bergbau und Energie (19 Prozent) und den konsumnahen Dienstleistungen (18 Prozent). Vergleicht man den Anteil der Super-Gazellen über alle Dienstleistungssektoren mit denen der gewerblichen Wirtschaft, so zeigt sich, dass 53 Prozent der Super-Gazellen aus den Dienstleistungsunternehmen hervorgehen und 44 Prozent aus der gewerblichen Wirtschaft kommen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-17:
52
Anteile der Super-Gazellen (nur Frühstarter, 4 Jahre nach Gründung) an den Sektoren
3%
19%
18%
4%
15%
20%
6%
15%
Vg, Bb, En
Bau
Handel
Verkehr
fwDL
suDL
kDL
nG
N= 2.204
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Abbildung 5-17 stellt nun dar, wie hoch der Anteil der Super-Gazellen an allen Gazellen dieses
Sektors ist. Damit kann gezeigt werden, in welchem Sektor der Anteil am höchsten ist. Oder in
welchem Sektor die besten Chancen bestehen, nicht nur eine Gazelle, sondern eine SuperGazelle zu werden. Auch hierzu wurde die Teilgruppe der Frühstarter untersucht.
Abbildung 5-18:
Anteile der Super-Gazellen (nur Frühstarter, 4 Jahre nach Gründung) an den Sektoren
vG, Bb, En
Bau
Handel
Verkehr
fwDL
suDL
kDL
nG
30%
10%
25%
28%
33%
47%
34%
28%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
Anteil
N= 2.204
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Hier zeigt sich, dass in den Sektoren in einem sehr unterschiedlichen Maß das Potenzial besteht,
sehr wachstumsstarke Unternehmen hervorzubringen. In allen Dienstleistungssektoren liegt der
Anteil der Super-Gazellen bei über 30 Prozent und im Sektor der sonstigen unternehmensnahen
Dienstleistungen bei 47 Prozent. Das heißt, dass in diesem Sektor von allen Frühstarter-Gazellen
nahezu jedes zweite Unternehmen auf über 100 und mehr Beschäftigte wächst. Aber auch für die
Unternehmen der konsumnahen Dienstleistungen und forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen zeigt sich, dass jede dritte Gazelle zu einer Super-Gazelle wird. Im Sektor Bau ist der
Anteil dieser wachstumsstarken Teilgruppe mit nur zehn Prozent am geringsten. Im Bereich des
Handels wird jede vierte Gazelle zu einer Super-Gazelle und auch im Bereich des verarbeitenden
Gewerbes schafft es nahezu jede dritte Gazelle auf eine Beschäftigtenzahl von 100 und mehr.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
53
In allen Sektoren ist ein Rückgang der Gazellenunternehmen im Untersuchungszeitraum zu verzeichnen. Die Sektoren sind jedoch in unterschiedlichem Ausmaß von dem
Verlust an wachstumsstarken Jungunternehmen betroffen.
Den stärksten Rückgang verzeichnen die Unternehmen der Sektoren verarbeitendes
Gewerbe, Bergbau und Energie sowie der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen an frühstartenden jungen Wachstumsunternehmen nach dem Jahr 2000.
Zwischen den Sektoren gibt es Unterschiede hinsichtlich des Zeitpunktes, wann die
Unternehmen ihr Gazellenwachstum beginnen. Es kann in Frühstarter- und Spätstartersektoren unterschieden werden. Unternehmen für unternehmensnahe Dienstleitungen, forschungs- und wissensintensive Dienstleistungen und Bau beginnen ihr Wachstum schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt.
Die Dienstleistungssektoren besitzen, gemessen an der Gesamtzahl der entstandenen
Gazellenunternehmen in Deutschland, ein großes Potenzial, wachstumsstarke Unternehmen hervorzubringen. Jedes dritte Unternehmen wächst in diesen Sektoren auf
eine Beschäftigtenzahl von 100 und mehr.
5.2.5
Branchenspezifischer Vergleich der Gazellenunternehmen zum Unternehmensbestand
Nachdem nun auf der Ebene der Sektoren ein erster Überblick darüber gegeben wurde, wie sich
die schnell wachsenden Jungunternehmen auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche verteilen und
welche Unterschiede in der Wachstumsdynamik der einzelnen Sektoren in Bezug auf das Gazellenwachstum bestehen, werden nachfolgend auf Ebene der drei und vierstelligen Wirtschaftszweigklassifikation die Gazellenunternehmen in Bezug auf den Gesamtunternehmensbestand und
den Gründungsbestand untersucht.
Ein Vergleich der Gazellenunternehmen zum Unternehmensbestand erfolgt auf der Basis des
Bestandes an Gazellenunternehmen zum Zeitpunkt 2010 und damit dem Gesamtbestand der
Gazellenunternehmen (13.021). Dem steht ein Unternehmensbestand von 3.885.653 aktiven
Unternehmen in 2006 gegenüber.83 Dies entspricht einer Quote von 0,34 Prozent. Damit war zum
Zeitpunkt des Jahres 2006 zirka jedes dreihundertste bestehende Unternehmen in Deutschland
eine Gazelle. Hierbei muss einschränkend gesagt werden, dass nur diejenigen Gazellenunternehmen aus den Gründungsjahren zwischen 1995 und 2006 berücksichtigt werden, die bis zum
Jahr 2010 den Status einer Gazelle erreicht haben. Ein Vergleich des Unternehmensbestandes
mit dem der Gazellenunternehmen auf der Basis des Vergleichsjahres 2006 zeigt, dass schnell
wachsende Jungunternehmen in so gut wie allen Branchen entstehen. Insgesamt gibt es auf der
WZ-3-Ebene 222 Branchen, in denen bestehende Unternehmen agieren. Dahingegen gab es 199
Branchen, in denen auch Gazellenunternehmen entstanden sind. Somit sind in nur 23 Branchen
keine Gazellen zu finden Tabelle 5-2 listet all diejenigen Branchen auf, in denen keine Gazellenunternehmen im Beobachtungszeitraum entstanden sind. Generell kann jedoch gesagt werden,
dass schnell wachsende Jungunternehmen in allen Wirtschaftsbereichen entstehen.
83
Der Vergleich der Gazellenunternehmen zum Bestandsjahr 2006 erfolgt, da die Gazellenunternehmen, die in der Untersuchung
berücksichtigt werden können, aus den Gründungskohorten 1995 bis 2006 kommen. Die zeitliche Differenz zum Jahr 2010 kommt
daher, dass den Gazellenunternehmen, neben einem Wartejahr (gewählt auf Grund der Datenverfügbarkeit) ein dreijähriger Wachstumszeitraum eingeräumt werden muss.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Tabelle 5-2:
54
Branchen, in denen keine Gazellenunternehmen entstanden
Branchen ohne Gazellenunternehmen, verglichen mit Unternehmensbestand
Bergbau auf chemische und Düngemittelminerale
Bergbau auf Uran- und Thoriumerze
Braunkohlenbergbau und –brikettherstellung
Eisenerzbergbau
Fischerei und Fischzucht
Gelegenheitsflugverkehr
Gewerbliche Jagd
Gewerkschaften
Gewinnung von Erdöl und Erdgas
Gewinnung von Salz
Herstellung und Verarbeitung von Spalt- und Brutstoffen
Herstellung von Dampfkesseln (ohne Zentralheizungskessel)
Herstellung von keramischen Wand- und Bodenfliesen und -platten
Herstellung von Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln
Herstellung von Zement, Kalk und gebranntem Gips
Kokerei
Mineralölverarbeitung
NE-Metallerzbergbau (ohne Bergbau auf Uran- und Thoriumerze)
Raumtransport
Steinkohlenbergbau und -brikettherstellung
Tabakverarbeitung
Transport in Rohrfernleitungen
Zurichtung und Färben von Fellen, Herstellung von Pelzwaren
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Dennoch unterscheiden sich die Branchen in denen schnell wachsenden Jungunternehmen entstehen deutlich in Bezug auf ihren Anteil an Gazellenunternehmen, gemessen am Gesamtunternehmensbestand. Da in so gut wie allen Branchen Gazellenunternehmen entstehen, werden im
Folgenden nur diejenigen Branchen genauer betrachtet, in den entweder besonders viele oder
wenige Gazellenunternehmen entstehen. Abbildung 5-19 stellt diejenigen 20 Branchen auf der
Ebene der WZ-3-Ebene vor, die gemessen am Unternehmensbestand den höchsten Anteil an
Gazellenunternehmen aufweisen.84 Diejenige Branche mit dem höchsten Gazellenanteil am Unternehmensbestand (3,65 Prozent) ist die Branche der Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften und damit die Branche der Zeitarbeitsfirmen. Diese Branche ist jedoch für das Gesamtbild der 20 stärksten Gazellenbranchen nicht typisch. Vielmehr kommen fünfzehn der zwanzig
Branchen aus dem Bereich der Erzeugung oder Herstellung von Gütern beziehungsweise dem
verarbeitenden Gewerbe. Die zweitstärkste Branche, in der, gemessen an der Branchengröße,
Gazellenunternehmen entstehen, ist die Herstellung von Teilen und Zubehör für Kraftwagen,
gefolgt von der Herstellung und Erzeugung weiterer Rohstoffe. Es zeigt sich, dass die für die
deutsche Wirtschaft stehenden traditionellen Branchen, gemessen an der Branchengröße, die
meisten Gazellenunternehmen hervorbringen. Die Dienstleistungsbranchen, die zwar einen Großteil der absoluten Anzahl an Gazellenunternehmen ausmachen, sind gemessen an ihrer Branchengröße nur mit zwei Branchen, der Überlassung von Arbeitskräften und der Forschung und
Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin, unter den 20
stärksten Branchen vertreten.
84
Um ganz kleine Branchen beziehungsweise Nischen auszuschließen, wurde als zusätzliches Kriterium eingeführt, dass mindestens 16
Gazellenunternehmen in der Branche entstanden sind.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-19:
55
20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand
2006 85
Gewerbsmäßige Vermittlung und Überlassung…
3,65%
Herstellung von Teilen und Zubehör für…
2,23%
Erzeugung von Roheisen, Stahl und…
2,11%
Erzeugung und erste Bearbeitung von NE-…
2,06%
Herstellung von elektronischen Bauelementen
2,05%
Sozialwesen
2,01%
Herstellung von Werkzeugmaschinen
1,88%
Gießereiindustrie
Herstellung von Kunststoffwaren
Herstellung von Maschinen für die Erzeugung…
Herstellung von chemischen Grundstoffen
Herstellung von Gummiwaren
Herstellung von sonstigen Maschinen für…
1,77%
1,60%
1,54%
1,51%
1,41%
1,35%
Recycling von nichtmetallischen Altmaterialien…
1,23%
Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-,…
1,22%
Herstellung von sonstigen Eisen-, Blech- und…
Detekteien und Schutzdienste
Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen
Herstellung von Maschinen für sonstige…
Spedition
1,19%
1,19%
1,19%
1,15%
1,14%
0,00% 0,50% 1,00% 1,50% 2,00% 2,50% 3,00% 3,50% 4,00%
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Auch ein Blick auf die 50 stärksten Branchen, in denen Gazellenunternehmen gemessen am Unternehmensbestand vertreten sind, zeigt, dass das verarbeitende Gewerbe mit 43 von 50 Branchen diejenigen Branchen sind, die die meisten Gazellenunternehmen hervorbringen. Dahingegen sind nur sieben Dienstleistungsbranchen unter den fünfzig stärksten Gazellenbranchen. Somit kann gesagt werden, dass schnell wachsende Jungunternehmen, in Bezug auf ihre Branchengröße verstärkt aus der erzeugenden und verarbeitenden gewerblichen Wirtschaft kommen.
In Abbildung 5-20 werden nun diejenigen 20 Branchen dargestellt, in denen der Anteil der Gazellenunternehmen gemessen am Gesamtbestand aller Unternehmen am geringsten ausfällt. Im
Gegensatz zu denjenigen Branchen, in denen der Anteil der Gazellen am Gesamtbestand der
Unternehmen hoch war, zeigt sich, dass unter den 20 Branchen mit nur wenigen Gazellenunternehmen klar die Dienstleistungsbranchen überwiegen. So sind unter den 20 Branchen insgesamt
17 Branchen, die Dienstleistungen anbieten. Somit entstehen in den Dienstleistungsbranchen
zwar absolut gesehen viele Gazellenunternehmen (vgl. Aussagen im vorhergehenden Abschnitt),
jedoch ist, gemessen an der Anzahl an Unternehmen in diesen Branchen, die Chance, ein schnell
wachsendes Jungunternehmen zu werden, eher gering.
85
Die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen und der Gründungen in diesen Branchen wird in Anhang 5.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-20:
56
20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006 86
Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen
0,17%
Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung,…
0,16%
Werbung
0,16%
Reparatur von Gebrauchsgütern
0,15%
Apotheken; Facheinzelhandel mit medizinischen,…
0,14%
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für …
0,14%
Vermietung von Maschinen und Geräten
0,14%
Einzelhandel (nicht in Verkaufsräumen)
0,14%
Sonstiger Facheinzelhandel
0,12%
Erbringung von sonstigen kulturellen und …
0,12%
Pflanzenbau
0,12%
Sonstiges Baugewerbe
0,12%
Sonstiges Gaststättengewerbe
0,11%
Mit dem Kreditgewerbe verbundene Tätigkeiten
0,10%
Erwachsenenbildung und sonstiger Unterricht
0,10%
Handelsvermittlung
0,09%
Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken,…
0,09%
Sonstige Interessenvertretungen
0,08%
Erschließung, Kauf und Verkauf von…
mit dem Versicherungsgewerbe verbundene…
0,0%
0,06%
0,02%
0,1%
0,2%
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Verfolgt man diesen Gedanken weiter, ist es interessant zu untersuchen, in welchen Branchen
sowohl die absolute Anzahl an Gazellenunternehmen hoch ist als auch die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen gemessen am Gesamtbestand der Unternehmen dieser Branche.
Abbildung 5-21 stellt somit diejenigen 20 Branchen dar, in denen diese beiden Kriterien im Vergleich zu allen anderen Branchen am besten erfüllt sind. Mit anderen Worten stellt die Abbildung
5-21 diejenigen Branchen zusammen, die sowohl ein hohes Potenzial aufweisen, Gazellenunternehmen hervorzubringen und die, gemessen an ihrer Branchengröße, auch viele Gazellenunternehmen hervorbringen.
86
Die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen und der Gründungen in diesen Branchen wird in Anhang 6.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-21:
57
20 Branchen mit dem höchsten Anteil an allen Gazellenunternehmen und dem höchsten Anteil Gazellenunternehmen gemessen am Unternehmensbestand 2006 auf
WZ-3-Ebene
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Im Detail zeigt die Abbildung 5-21, dass beispielsweise die Branche des Sozialwesens den höchsten Anteil an schnell wachsenden Jungunternehmen, gemessen an den bestehenden Unternehmen in der Branche Sozialwesen (4,69 Prozent) aufweist und diese Branche auch 2,01 Prozent
aller Gazellenunternehmen hervorbringt. Somit können die aufgeführten 20 Branchen als diejenigen bezeichnet werden, die hinsichtlich ihres Potenzials Gazellenunternehmen hervorzubringen
und der Wahrscheinlichkeit in dieser Branche ein Gazellenunternehmen zu etablieren, als die
interessantesten bezeichnet werden. Schaut man sich die Branchen genauer an, sind neun dieser
Branchen Dienstleistungsbranchen und elf Branchen der erzeugenden gewerblichen Wirtschaft.
Mit den Dienstleistungsbranchen Erbringung von Unternehmensdienstleistungen, Softwarehäuser
und Forschung und Entwicklung im Bereich der Natur-, Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und
Medizin sind 3 Dienstleistungsbranchen vertreten, die als forschungs- und wissensintensive Branchen bezeichnet werden können. Interessant ist weiterhin, dass fünf dieser Branchen mit der
Herstellung von Maschinen und elektrotonischen Bauelementen unter den 20 wachstumsstärksten Branchen sind. Im Gesamtbild zeigt sich, dass die wissensintensiven Branchen in Deutschland ein hohes Potenzial an Gazellenunternehmen besitzen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
5.2.6
58
Branchenspezifischer Vergleich der Gazellenunternehmen zum Bestand aller
Gründungsunternehmen
Neben dem branchenspezifischen Vergleich der Gazellenunternehmen in Bezug auf den Gesamtunternehmensbestand im Jahr 2006 ist auch von Interesse, wie sich die Gazellenunternehmen in
Bezug auf die Gründungsunternehmen der Gründungskohorten 1995 bis 2006 entwickelt haben.
Hierzu wird analog zum Vorgehen beim branchenspezifischen Vergleich der Gazellenunternehmen
zum Unternehmensbestand untersucht, welche Branchen im Verhältnis zur Anzahl aller Gründungsunternehmen im Untersuchungszeitraum Gazellenunternehmen hervorgebracht haben. Der
Vergleich der Gazellenunternehmen zu den Gründungsunternehmen erfolgt für alle Gründungen
der Gründungskohorten 1995 bis 2006. Das gesamte Gründungsaufkommen zwischen den Jahren 1995 und 2006 betrug 2.159.543 Gründungen.87 Gemessen am Gesamtbestand der Gazellenunternehmen (13.021), liegt die Gazellenquote an allen Gründungen demnach bei 0,60 Prozent.
Damit entwickelte sich jedes 165ste Gründungsunternehmen aus den Jahren 1995 bis
2006 zu einem schnell wachsenden Jungunternehmen. Auch für den Vergleich mit den
Gründungsunternehmen des Untersuchungszeitraumes werden die 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellenunternehmen dargestellt (vgl. Abbildung 5-22) Hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie beim Vergleich zum Unternehmensbestand. In den Branchen Zeitarbeitsfirmen und
Sozialwesen entwickeln sich gemessen an allen Gründungen die meisten Gazellenunternehmen.
Dennoch sind unter den 20 Branchen 14 Branchen vertreten, die sich mit der Herstellung von
Erzeugnisse befassen. Darunter wieder die Herstellung von elektronischen Bauelementen,
Kunststoffwaren und Maschinen. Ebenfalls findet sich wieder die Dienstleistungsbranche der Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und Medizin.
Abbildung 5-22:
20 Branchen mit dem höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungen
1995-200688
Gewerbsmäßige Vermittlung und Überlassung…
Sozialwesen
Herstellung von Teilen und Zubehör für …
Herstellung von elektronischen Bauelementen
Herstellung von Werkzeugmaschinen
Herstellung von chemischen Grundstoffen
Herstellung von Kunststoffwaren
Herstellung von Maschinen für sonstige…
Sonstiges Ernährungsgewerbe (ohne…
Herstellung von sonstigen Eisen-, Blech- und…
Papier-, Karton- und Pappeverarbeitung
Herstellung von Maschinen für die Erzeugung …
Herstellung von sonstigen Maschinen für …
Herstellung von Meß-, Kontroll-, Navigations-…
Stahl- und Leichtmetallbau
Weiterführende Schulen
Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-,…
Öffentliche Verwaltung
Detekteien und Schutzdienste
Herstellung von sonstigen Erzeugnissen
5,16%
4,57%
4,51%
4,47%
4,37%
4,35%
4,25%
4,18%
3,32%
3,28%
3,21%
3,10%
2,86%
2,63%
2,45%
2,41%
2,34%
2,30%
2,27%
2,25%
0,0% 0,5% 1,0% 1,5% 2,0% 2,5% 3,0% 3,5% 4,0% 4,5% 5,0% 5,5%
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Auch hier kann zusammenfassend gesagt werden, dass vor allem Branchen der erzeugenden und
verarbeitenden gewerblichen Wirtschaft viele Gazellenunternehmen hervorbringen, gemessen an
allen Gründungsunternehmen ihrer Branche. Dienstleistungsunternehmen sind nur wenige zu
finden.
87
Die Anzahl der Gründungen, die in der Datenbank der Creditreform als Vergleichsgröße genommen wird, weicht an dieser Stelle von
den errechneten Gründungen durch das ZEW ab. An dieser Stelle wird jedoch mit den Daten der Creditreform gerechnet, da diese auf
Branchenebene vorliegen und der Vergleich zu den Gazellenunternehmen auf dieser Ebene durchgeführt wird.
88
Die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen und der Gründungen in diesen Branchen wird in Anhang 7.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
59
Dieses Bild verkehrt sich wieder vollkommen, betrachtet man jene 20 Branchen, in denen, gemessen an allen Gründungsunternehmen, der Anteil der Gazellenunternehmen am geringsten ist
(vgl. Abbildung 5-23). Hier überwiegen wieder deutlich die Dienstleistungsbranchen mit 17 Branchen. Es handelt sich hierbei vor allem um Dienstleistungsbranchen des Einzel- und Fachhandels.
Abbildung 5-23:
20 Branchen mit dem geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungsunternehmen 1995-2006 89
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen…
Bauinstallation
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen
Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen
Facheinzelhandel mit Nahrungsmitteln,…
Handel mit Kraftwagenteilen und Zubehör
Apotheken; Facheinzelhandel mit…
Werbung
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für…
Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung,…
Reisebüros und Reiseveranstalter
Sonstige Interessenvertretungen sowie…
Restaurants, Cafes, Eisdielen und Imbißhallen
Sonstiges Baugewerbe
Sonstiger Facheinzelhandel (in Verkaufsräumen)
Einzelhandel (nicht in Verkaufsräumen)
Handelsvermittlung
Sonstiges Gaststättengewerbe
Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken,…
Erschließung, Kauf und Verkauf von…
0,0%
0,47%
0,47%
0,47%
0,45%
0,43%
0,40%
0,38%
0,36%
0,36%
0,35%
0,33%
0,30%
0,30%
0,27%
0,25%
0,23%
0,21%
0,20%
0,18%
0,11%
0,5%
1,0%
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
Eine zusammenfassende Betrachtung der Branchen, die sowohl einen hohen Gazellenanteil gemessen an allen Gazellenunternehmen als auch an allen Gründungen ihrer Branche hervorbringen (vgl. Abbildung 5-24) und damit als diejenigen Branchen mit dem interessantesten Potenzial
für schnell wachsende Jungunternehmen bezeichnet werden können, zeigt ein gleiches Bild wie
schon der Vergleich zum Gesamtunternehmensbestand (vgl. Abbildung 5-21).
Interessant für die schnell wachsenden Jungunternehmen sind die wissensintensiven Dienstleistungsbranchen: Erbringung von Unternehmensdienstleistungen, Architektur- und Ingenieurbüros,
Softwarehäuser und Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und Medizin und die Branchen Herstellung von Maschinen und elektronischen Bauelementen und damit auch wissensintensive Branchen. Zusammenfassend kann somit für die branchenspezifische Betrachtung der schnell wachsenden Jungunternehmen im Vergleich zur Branchengröße konstatiert werden, dass vor allem in den wissensintensiven Dienstleistungs- und
verarbeitenden Branchen Gazellenunternehmen entstehen.
89
Die Gesamtzahl der Gazellenunternehmen und der Gründungen in diesen Branchen wird in Anhang 8.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-24:
60
20 Branchen mit dem höchsten Anteil an allen Gazellenunternehmen und dem höchsten Anteil Gazellenunternehmen (WZ-3-Ebene) gemessen an allen Gründungsunternehmen 1995-2006
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll, Daten Creditreform
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
61
Jedes 300ste bestehende Unternehmen in Deutschland war im Jahr 2006 ein Gazellenunternehmen aus den Gründungskohorten 1995-2006.
Jedes 165ste Gründungsunternehmen aus den Jahren 1995 bis 2006 entwickelte sich
zu einem schnell wachsenden Jungunternehmen.
Schnell wachsende Jungunternehmen entstehen in allen Wirtschaftsbereichen.
In Deutschland stellen die Branchen des verarbeitenden Gewerbes, gemessen am
Unternehmensbestand und den Gründungen, einen großen Anteil an Gazellenunternehmen.
Die Dienstleistungsbranchen bringen gemessen an allen schnell wachsenden Jungunternehmen eine hohe Anzahl an Gazellenunternehmen hervor; gemessen am Unternehmensbestand und den Gründungen, entwickeln sich jedoch nur wenige Unternehmen zu einem Gazellenunternehmen.
Verglichen zur Branchengröße und zum Gesamtaufkommen von Gazellenunternehmen kommt ein Großteil der Gazellenunternehmen aus den wissens- und forschungsintensiven Dienstleistungsbranchen und den wissens- und forschungsintensiven Branchen der erzeugenden und verarbeitenden gewerblichen Wirtschaft.
Branchen mit einem hohen Anteil von Gazellenunternehmen zur Branchengröße und
einem hohen Gesamtaufkommen von Gazellenunternehmen sind:

Sozialwesen, Architektur- und Ingenieursbüros, Softwarehäuser, Forschung
und Entwicklung im Bereich der Natur-, Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und
Medizin und der Herstellung von Erzeugnissen.
5.2.7
Regionale Verteilung der Gazellenunternehmen auf die Bundesländer
Weiterhin kann auf der Grundlage der Datenbasis der Creditreform eine regionale Zuordnung
vorgenommen werden. Zunächst erfolgt eine Betrachtung der regionalen Verteilung aller Gazellen auf die Bundesländer. Der Wirtschaftsstruktur in Deutschland folgend, ist der Anteil der Gazellen in den Ländern Nordrhein-Westfalen (22 Prozent), Bayern (15 Prozent) und BadenWürttemberg (12 Prozent), bei den Flächenländern also, am höchsten. In Berlin sind vier Prozent
und in Hamburg drei Prozent aller in Deutschland identifizierten Gazellen ansässig (vgl. Abbildung 5-25).
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-25:
62
Anzahl der Gazellen nach einzelnen Bundesländern
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform
Bezieht man die Anzahl der Gazellen auf die Anzahl aller Gründungen, die im gleichen Zeitraum
(1995-2006) erfolgten, zeigt sich ein etwas differenziertes Bild. Abbildung 5-26 stellt diesen
Sachverhalt dar. Der Anteil an Gazellenunternehmen in den einzelnen Bundesländern variiert
zwischen zirka 0,35 und einem Prozent an allen Gründungen. Den höchsten Anteil an Gazellenunternehmen, bezogen auf alle Gründungen, weist das Saarland auf, gefolgt von den östlichen
Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Hierbei ist festzustellen, dass der Anteil
der Gazellenunternehmen in denjenigen Bundesländern am höchsten ist, in denen sowohl der
Unternehmensbestand als auch das Gründungsaufkommen am geringsten ist.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-26:
63
Anteil der Gazellen an allen Gründungen nach Bundesland
1,00%
0,90%
0,80%
Anteil
0,70%
0,60%
0,50%
0,40%
0,30%
0,20%
0,10%
0,00%
Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform
Da, wie im vorherigen Abschnitt dargestellt wurde, zwar in so gut wie allen Branchen Gazellenunternehmen entstehen, aber deutliche Unterschiede hinsichtlich der Intensität bestehen, wird
nachfolgend für diejenigen Branchen, die als Branchen mit dem höchsten Potenzial Gazellenunternehmen hervorzubringen identifiziert wurden, eine regionalspezifische Analyse durchgeführt.
Ziel ist es zu untersuchen, ob es regionale Schwerpunkte oder Cluster gibt, in denen bestimmte
Branchen agieren. Hierzu wurden aus den 20 Branchen, die gemessen am Gründungsaufkommen
zwischen 1995-2006 und gemessen an allen Gazellenunternehmen als diejenigen mit dem höchsten Potenzial identifiziert wurden (vgl. auch Abbildung 5-27 und Abbildung 5-28), vier Branchen
der Herstellung und Erzeugung von Gütern bzw. des verarbeitenden Gewerbes und vier Dienstleistungsbranchen näher betrachtet.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-27:
64
Regionale Verteilung der vier Schwerpunktbranchen des verarbeitenden Gewerbes
in den Gazellenunternehmen
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Herstellung von Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige
Herstellung von Werkzeugmaschinen
Herstellung von elektronischen Bauelementen
Herstellung von sonstigen Eisen-, Blech- und Metallwaren
Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform
Abbildung 5-27 zeigt, dass es einen deutlichen regionalen Schwerpunkt bei den Unternehmen der
Branche der Herstellung von Werkzeugmaschinen in Baden-Württemberg und Bayern gibt, 54
Prozent aller Unternehmen dieser Branche haben ihren Sitz in diesen beiden Ländern. Weiterhin
wird deutlich, dass in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg nahezu keine Unternehmen
der vier untersuchten Branchen ansässig sind. Bei den Unternehmen der Branche der Herstellung
von elektronischen Bauelementen ist ein Cluster in den Ländern Sachsen und Thüringen (27 Prozent aller Gazellenunternehmen dieser Branche) erkennbar.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-28:
65
Regionale Verteilung der vier Schwerpunktbranchen des Dienstleistungsgewerbes in
den Gazellenunternehmen
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Softwarehäuser
Architektur- und Ingenieurbüros
Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen
Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform
Ein etwas anderes Bild zeigt sich, betrachtet man die regionale Verteilung der Dienstleistungsbranchen Softwarehäuser, Architektur- und Ingenieurbüros, Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin und die Erbringung von Unternehmensdienstleistungen. In diesen Branchen findet sich ein regionaler Schwerpunkt in NordrheinWestfalen, Bayern und Baden-Württemberg, aber auch bei den Staatstaaten ist ein Schwerpunkt
zu erkennen, insbesondere Berlin bildet ein Cluster, vor allem von Unternehmen im Bereich der
Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin (10
Prozent aller Unternehmen). Auch das eher kleine Bundesland Sachsen weist einen relativ hohen
Anteil an Unternehmen der wissensintensiven Dienstleistungen auf.
Die regionale Verteilung der Gazellenunternehmen folgt im Wesentlichen der Unternehmensdichte in den Bundesländern.
Diejenigen Länder mit einem niedrigen Unternehmensbesatz haben prozentual gesehen mehr Gazellenunternehmen als die Bundeländer mit einem hohen Unternehmensbesatz.
Eine branchenspezifische Betrachtung der Gazellenunternehmen lässt regionale Cluster
erkennen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
5.2.8
66
Entwicklung der Gazellenunternehmen im Vergleich zu den potenziellen Gazellenunternehmen
Neben den Gazellenunternehmen wurde für die vorliegende Untersuchung eine Vergleichsgruppe
identifiziert, die als potenzielle Gazellen definiert wurde. Hierzu wurden für das Jahr 2000 für die
Branchen Baugewerbe (45), Handelsvermittlung und Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) (51), Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen und ohne Tankstellen), Reparatur von
Gebrauchsgütern (52), Erbringung von Dienstleistungen überwiegend für Unternehmen (74) und
Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen (85) diejenigen Unternehmen aus der Creditreform
Datenbank identifiziert, die gleich wie die Gazellen über einen Dreijahreszeitraum ein Mitarbeiterwachstum aufwiesen und mit Basisjahr mindestens 10 Beschäftigte hatten, jedoch das Wachstumsziel von 72,8 Prozent verfehlt haben. Die nachführenden Ausführungen beziehen sich nur
auf einen Vergleich der Gazellen und potenziellen Gazellen der Gründungskohorte 2000 und derjenigen Unternehmen, die den fünf Branchen zuzuordnen sind. Insgesamt wurden 3.125 potenzielle Gazellenunternehmen identifiziert.
Die Abbildung 5-29 stellt dar, wie sich das Mitarbeiterwachstum innerhalb der beiden Vergleichsgruppen in den Folgejahren nach Gründung verhält. Es ist zu erkennen, dass potenzielle Gazellen
und Gazellen etwa vom gleichen Ausgangsniveau aus starten. Es zeigt sich dann, dass die Gazellen jedes Jahr kontinuierlich weiter wachsen, während die potenziellen Gazellen auf ihrem Ausgangsniveau verharren, beziehungsweise nur ein leichtes Beschäftigtenwachstum verzeichnen.
Das jährliche Wachstum der Gazellenunternehmen beruht jedoch auf zwei Effekten, dem jährlichen Beschäftigtenwachstum der bestehenden Gazellen und dem Hinzukommen neuer Gazellenunternehmen in jedem Jahr (dieses gilt nicht für die ersten vier Jahre).
Abbildung 5-29:
Entwicklung der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl der Gazellen und potenziellen
Gazellen der Gründungskohorte 2000 für ausgewählte Branchen
50
45
40
35
30
25
20
15
10
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Potenzielle Gazellen
2007
2008
2009
2010
Gazellen
Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform
Betrachtet man das Mitarbeiterwachstum allein derjenigen Gazellenunternehmen und potenziellen Gazellenunternehmen, die als Frühstarter-Gazellen bezeichnet werden können (Erreichen des
Gazellenstatus vier Jahre nach Gründung), zeigt sich ein ähnliches Bild. Abbildung 5-30 stellt
ausschließlich diese Teilgruppe der Unternehmen dar. Auch starten die potenziellen und die Gazellenunternehmen mit einer etwa gleichen Anzahl an Beschäftigten. Die potenziellen Gazellenunternehmen erzielen ein leichtes Beschäftigtenwachstum, bleiben aber stark hinter dem erreichten Wachstum der Gazellenunternehmen zurück.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-30:
67
Entwicklung der durchschnittlichen Beschäftigtenzahl der Frühstarter-Gazellen und
potenziellen Frühstarter-Gazellen der Gründungskohorte 2000 für ausgewählte
Branchen
50
45
40
35
30
25
20
15
10
2001
2002
2003
2004
2005
Potenzielle Gazellen
2006
2007
2008
2009
2010
Gazellen
Quelle: Eigene Berechnungen, Daten Creditreform
Die potenziellen Gazellenunternehmen bleiben in Bezug auf ihr Beschäftigtenwachstum
deutlich hinter den Gazellenunternehmen zurück.
5.3
Internationaler Vergleich und Kontextdatenanalyse
Im Rahmen der Untersuchung war ein internationaler Vergleich hinsichtlich der Relevanz und der
Entwicklung von Gazellenunternehmen und deren Beitrag zum Branchen- und Strukturwandel für
ausgewählte Länder vorzunehmen. Der Vergleich war geplant für die Länder Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Österreich und die USA. Weiterhin sollte für diese Länder eine Kontextanalyse durchgeführt werden, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungstrends
sowie die Gesamtsituation der Gazellenunternehmen zu untersuchen. Die Auswertung bestehender internationaler Studien zu Gazellenunternehmen zeigte sehr schnell, dass ein Vergleich hinsichtlich der Relevanz und der Entwicklung aufgrund unterschiedlicher Definitionen von Gazellenunternehmen nur mit einer sehr beschränkten Aussagekraft möglich ist (vgl.Kapitel 4.1.3).Ein
weiteres Problem besteht, neben unterschiedlichen definitorischen Abgrenzungen, hinsichtlich
der unterschiedlichen Datengrundlagen und damit den statistischen Erhebungsmethoden einzelbetrieblicher Unternehmensdaten zwischen den Ländern. Auf diese Problemlagen und den damit
sehr vorsichtig vorgenommenen Interpretationen von Vergleichen zwischen den Ländern, wird an
entsprechender Stelle detailliert eingegangen. Das nachfolgende Kapitel ist so gegliedert, dass
zunächst für ausgewählte Länder eine Kontextanalyse erfolgt, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Länder im Betrachtungszeitraum zu skizzieren. Daraufhin erfolgt eine auf
Grundlage der AMADEUS- und ORBIS-Datenbank vergleichende Auswertung zur Relevanz von
Gazellenunternehmen in den Ländern Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich und Schweden und den EU-15-Staaten sowie den USA.
Diese Auswertung vermittelt einen groben Eindruck davon, wo Deutschland im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn zu verorten ist. Anschließend wird auf Basis einer Auswertung von
Daten und Dokumenten ein genaueres Bild im Bezug auf die Relevanz und den Beitrag von
schnell wachsenden Jungunternehmen für die Länder Dänemark, Österreich und die USA im Ver-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
68
gleich zu Deutschland gezeigt. Ziel dieser vertieften Analyse ist eine detaillierte Diskussion um
Gazellenunternehmen und ihr volkswirtschaftlicher Beitrag.
Kontextdatenanalyse
Die Kontextdatenanalyse umfasst die vergleichende Darstellung volkswirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die Länder Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Österreich und
die USA. Die Auswertung der Kontextdaten dient dem umfassenden Verständnis der makro- und
mikroökonomischen Rahmenbedingungen und den Entwicklungstrends von schnell wachsenden
Jungunternehmen. Die Kontextdatenanalyse beschränkt sich hierbei auf die wesentlichen, in der
Literatur herausgearbeiteten Wachstumsdeterminanten von Gazellenunternehmen. Daher wird
nachfolgend auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die Internationalisierung, die Innovationstätigkeit, die Finanzierungssituation, die institutionellen Rahmenbedingungen und das Gründungsgeschehen eingegangen. Die Diskussion erfolgt in einer vergleichenden Darstellung der
Länder mit dem Ziel, die Bedingungen für deutsche Wachstumsunternehmen zu eruieren. Einen
besonderen Schwerpunkt legt die Analyse auf die Entwicklung in Deutschland, um dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie eine fundierte Informations- und Entscheidungsgrundlage zu bieten, die die Rahmenbedingungen deutscher Gazellenunternehmen skizzieren.
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den untersuchten Ländern verlief für den Betrachtungszeitraum relativ gleich. Abbildung 5-31 verdeutlicht diese Aussage anhand der Wachstumsraten
des Bruttoinlandsproduktes. Von 1994 bis 2000 befand sich die Weltwirtschaft in einem Zustand
der Expansion. Angeführt von den USA, betrug das durchschnittliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukts über drei Prozent. Das Platzen der Dotcom-Blase und die Terroranschläge des
11. Septembers 2001 resultierten in kontraktionären Bewegungen, die das durchschnittliche
Wirtschaftswachstum in den darauffolgenden drei Jahren halbierten. Durch staatliche Stützungsmaßnahmen, die zunehmende Bedeutung der Finanzwirtschaft sowie durch Impulse aus
den Schwellenländer erfuhren die Länder anschließend bis 2007 ein hohes positives Wachstum.
Dieses nahm, ausgelöst durch das Platzen der Immobilienblase in den USA, den anschließenden
Verwerfungen auf den Finanzmärkten und der stärksten Rezession seit der großen Depression
1929, in den Krisenjahren 2009 und 2010 ein abruptes Ende. Um knapp zwei Prozent schrumpfte
daraufhin das Bruttoinlandsprodukt in den untersuchten Ländern. Dies betraf insbesondere die
offenen Volkswirtschaften Dänemark, Deutschland sowie Großbritannien, in denen zuvor die
Entwicklung des Finanzsektors intensiv vorangetrieben wurde. Die in Kapitel 5.2.1 dargestellten
Einbrüche bei den Gazellenunternehmen in Deutschland können als ein Abbild dieser Entwicklung
gesehen werden.
Abbildung 5-31:
Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts in Prozent
8
6
Jährliche Wachstumsraten in Prozent
5.3.1
4
AT
2
DK
FR
DE
0
UK
US
-2
-4
-6
Quelle: OECD. Stat, 2011
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
69
Internationalisierung
Wie die Ergebnisse zu Gazellenunternehmen zeigen, erlangen diese schnelles Wachstum auch
durch eine frühe Internationalisierung und hohe Exportraten. Zugleich besteht die Möglichkeit, in
Produktion und Verwaltung auf importierte Ressourcen zurückzugreifen. Dies impliziert, dass eine
multinationale Aktivität ein positives Wachstumsklima für Unternehmen schafft.
Daher kann der Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft ein Indikator für schnelles Wachstum sein.
Der Offenheitsgrad ist definiert als Verhältnis der Importe und Exporte zum Bruttoinlandsprodukt. Abbildung 5-32 stellt das Verhältnis der Summe von Exporten und Importen für die untersuchten Länder dar. Die Bedeutung von Exporten und Importen hat für alle der betrachteten
Länder im Untersuchungszeitraum zugenommen. Zugleich weisen die zwei kleineren Volkswirtschaften Dänemark und Österreich über den gesamten Beobachtungszeitraum überdurchschnittlich hohe Offenheitsgrade auf. Der internationale Vergleich zeigte jedoch, dass der Anteil der
Gazellenunternehmen in diesen Ländern der niedrigste in Europa ist.
Abbildung 5-32:
Verhältnis der Summe von Exporten und Importen zum Bruttoinlandsprodukt
140
120
Offenheitsgrad
100
AT
80
60
40
DK
FR
DE
UK
US
20
0
Quelle: OECD. Stat, 2011
Deutschland hat sich in der betrachteten Phase im Vergleich aller Länder am stärksten internationalisiert und weist seit 2000 einen überdurchschnittlichen Offenheitsgrad auf. Dieser erreichte
zuletzt fast das Volumen des Bruttoinlandsprodukts. Allerdings muss dies im Kontext des inversen Zusammenhangs von Größe und Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft betrachtet werden.90
Engere Märkte führen für Unternehmen zu der Notwendigkeit, verstärkt für den Weltmarkt zu
produzieren und ihre Güter und Dienstleistungen als Exporte im Ausland anzubieten. Die unten
stehende
Abbildung 5-33 veranschaulicht diesen Sachverhalt. Während ein positiver Saldo die wertmäßig
größere Bedeutung von Exporten gegenüber Importen anzeigt, gilt für einen Negativsaldo das
Gegenteil. Hier überwiegen die Importe die Exporte.
Im untersuchten Zeitraum wiesen die untersuchten Länder divergierende Entwicklungen auf.
Während Deutschland, Österreich und Dänemark zunehmend Handelsüberschüsse in ihren Bilanzen erzielten, galt für Frankreich, Großbritannien und die USA das Gegenteil. In diesen Ländern
überwogen die Importe die exportierten Güter und Dienstleistungen.
90
vgl. für einen intuitiven Beleg Rodriguez, C.A (2000): On the Degree of Openness of an Open Economy. Universidad del CEMA
Working Paper.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-33:
70
Handelsbilanzsaldo in Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in Prozent
8
6
Handelsbilanzsaldo
4
2
0
-2
AT
DK
FR
DE
UK
-4
US
-6
-8
Quelle: OECD. Stat, 2011
Mit Blick auf Deutschland lässt sich klar erkennen, dass der zunehmende Offenheitsgrad durch
positive Handelsbilanzsalden begleitet wurde. Ab dem Jahr 2000, in dem der Offenheitsgrad
erstmals oberhalb des Durchschnittswertes der betrachteten Länder lag, nahm der durchschnittliche Handelsbilanzsaldo gegenüber der betrachteten Vorperiode fast um den Faktor fünf zu. Dies
zeugt von der zunehmenden Ausrichtung deutscher Unternehmen auf den Weltmarkt. Gegenüber
den anderen fünf betrachteten Volkswirtschaften kann somit für Deutschland ab dem Jahr 2000,
eine deutliche Zunahme der Exportorientierung konstatiert werden. Diese Entwicklung sollte sich
für die Etablierung schnell wachsender Jungunternehmen positiv auswirken.
Innovationstätigkeit
Zahlreiche Studien konstatieren einen positiven Zusammenhang zwischen der Innovationsneigung eines Unternehmens und dessen Wachstum.91 Wie in der Auswertung der empirischen Studien in Kapitel 4.1.3 und im Kapitel zu den Wachstumsdeterminanten 4.1.4 beleuchtet wird, gibt
es sowohl dafür als auch dagegen sprechende Anhaltspunkte, dass Innovationen eine wichtige
Rolle für das Wachstum von Unternehmen spielen. So zeigen Untersuchungen innerhalb innovativer Branchen einen Einfluss der Innovationstätigkeit auf das Wachstum von Gazellen. Die Messung von Innovationen gestaltet sich jedoch schwierig (vgl. hierzu ebenfalls Kapitel 4.1.4). Insbesondere bei der Messung von Prozessinnovationen bestehen konzeptionelle Hürden und es
gibt eine nur unbefriedigende Datenlage. Aufgrund dieser Einschränkungen und der geringen
Datenverfügbarkeit wird nachfolgend nur auf die aggregierte Ausgabenquote für Forschungs- und
Entwicklung (F&E) eingegangen (vgl. Abbildung 5-34). Aus einer makroökonomischen Perspektive erhöht der technische Fortschritt die allgemeine Arbeits- und Kapitalproduktivität, steigert die
Profitabilität der Unternehmen und stimuliert somit Wachstum.92
91
vgl. unter anderem Hölzl, W. (2008): Is the R & D Behaviour of Fast Growing SMEs different? Wifo Working Paper 327. / Henrekson,
M. und D. Johansson (2009): Competencies and Institutions fostering High-Growth Firms. IFN Working Paper 757. / Bos, J. W. und E.
Stam (2011): Gazelles, Industry Growth and Structural Change. METEOR Research Memoranda 018.
92
Solow, R. (1956): A Contribution to the Theory of Economic Growth. Quarterly Journal of Economics 70(1): S. 65 – 94. / Mankiw,
N.G., Romer, D. und D. N. Weil (1992): A Contribution to the Empirics of Economic Growth. Quarterly Journal of Economics 107(2): S.
407 – 437.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-34:
71
Für Forschung und Entwicklung aufgewendeter Anteil des Bruttoinlandsprodukts
3,5
3
Ausgaben für F&E
2,5
AT
2
DK
FR
DE
1,5
UK
US
1
0,5
0
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
Quelle: UNESCO UIS, 2011
Im Durchschnitt sind die Ausgaben der untersuchten Länder für Forschung und Entwicklung innerhalb des betrachteten Zeitraums nur schwach gestiegen. Zuletzt wurden 0,2 Prozentpunkte
mehr als Mitte der 1990er Jahre in F&E investiert. Diese allgemein positive Entwicklung ist primär auf die erhöhten Innovationsanstrengungen Dänemarks und Österreichs zurückzuführen –
welche ihre Ausgaben jeweils um einen Prozentpunkt steigerten – sowie, wenn auch in geringerem Maß, auf Deutschland. Während die Forschungsausgaben der USA auf relativ hohem Niveau
stagnierten, waren sie in Frankreich und USA in den letzten 16 Jahren sogar schwach rückläufig.
Als Indikator mit einem stärkeren Bezug zur Zielgruppe betrachten wir zudem für Deutschland
die Angaben des Gründungspanels, welches seit 2008 vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie dem Verband der Vereine Creditreform durchgeführt wird. In diesem werden einmal jährlich Querschnittdaten von 6.000 jungen Unternehmen erhoben, was eine fundierte Analyse ihrer Entwicklung im Zeitablauf ermöglicht.93 Im aktuellen Gründungspanelreport „Aufbruch nach dem Sturm. Junge Unternehmen zwischen Investitionsschwäche und Innovationsstrategie“ konstatieren die Forscher, dass neugegründete Unternehmen ein hohes Innovationspotenzial aufweisen. Fast ein Sechstel der Unternehmen der Gründungskohorte 2009 wies direkt im Gründungsjahr Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf oder entwickelte eine Marktneuheit. Jene Unternehmen, die bereits ein Jahr
länger am Markt bestanden, führten im Jahr 2009 zu knapp 20 Prozent Prozessinnovationen und
zu mehr als einem Drittel Produktinnovationen ein.94
In Bezug auf die F&E-Ausgaben gehört damit Deutschland zu den Spitzenreitern innerhalb der
Gruppe der Vergleichsländer. Nur die Unternehmen in den USA geben im Durchschnitt aller Jahre
mehr für F&E aus. Somit ist die Position deutscher Unternehmen bei einem nachweislichen Einfluss der Innovationstätigkeit auf das Wachstum als eher gut anzusehen.
93
vgl. www.gruendungspanel.de für eine detaillierte Projektbeschreibung.
94
KfW (2010): Aufbruch nach dem Sturm. Junge Unternehmen zwischen Investitionsschwäche und Innovationsstrategie.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
72
Finanzierungssituation
In zahlreiche Studien zeigt sich, dass kleine und mittelständische Unternehmen in der EU eine
unzureichende Verfügbarkeit von Finanzmitteln regelmäßig als Problem benennen.95 Ihre erhöhten Kreditausfallrisiken – eine Folge geringer Überlebenswahrscheinlichkeiten – werden in Risikoaufschläge eingepreist und erschweren so die externe Finanzierung von Wachstumsvorhaben.
Daher stellt die nachfolgende Analyse die Art, Verfügbarkeit und Verwendung von Finanzmitteln
in den Mittelpunkt. In einer aktuellen Untersuchung von 9.603 Unternehmen durch die Unternehmensberatung Gallup zeigt sich für die von uns betrachteten europäischen Länder folgendes
Bild:96
Mehr als die Hälfte der Unternehmen gab an, interne Finanzierungsquellen zu nutzen. Deren
Anteil lag in Österreich und Deutschland mit 68 und 67 Prozent am höchsten, jedoch auch für
Frankreich mit 50 Prozent oberhalb des EU-27-Durchschnittes von 47 Prozent. Die Erwartungen,
auch in Zukunft Gewinne thesaurieren zu können, sind durchschnittlich konstant mit der Tendenz
zur Verbesserung. Lediglich in Deutschland gaben 21 Prozent der befragten Unternehmen an, sie
erwarteten eine Verschlechterung der Lage. Dem gegenüber standen nur 17 Prozent, welche die
Zukunft positiv sahen. Fremdkapital spielt im Mittel eine deutlich größere Rolle, insbesondere in
Österreich und Großbritannien, wo mehr als zwei Drittel aller befragten Unternehmen dieses
Instrument nutzen. In Dänemark ist dessen Bedeutung am geringsten.
Angesichts der jüngsten Finanzkrise wird die aktuelle Kreditvergabebereitschaft als konstant, mit
Tendenz zur Verschlechterung eingeschätzt. Dies betrifft insbesondere Bank- und Lieferantenkredite, weniger die Förderangebote der öffentlichen Hand. Da durchschnittlich 66 Prozent der
Befragten Bankkredite als bevorzugte Finanzierungsform ihrer Wachstumsvorhaben nannten, ist
dies eine bemerkenswerte Entwicklung. Von den Unternehmen mit Wachstumsambitionen benötigen in den nächsten zwei bis drei Jahren drei Viertel der Unternehmen Volumen von bis
100.000 Euro. In Deutschland sind diese sogar mehr als 80 Prozent. 70 Prozent aller Unternehmen gehen nicht davon aus, dass sich die Verfügbarkeit an Finanzierung zukünftig ändern wird.
Für Deutschland zeigt sich allerdings eine deutlich pessimistischere Haltung, da nur elf Prozent
der Befragten eine Verbesserung, dagegen 22 Prozent eine Verschlechterung der Lage erwarten.
Nur zwei Prozent der Unternehmen gaben an, auf externes Eigenkapital durch die Ausgabe von
Aktien oder Beteiligungskapital zurückzugreifen. Die zurückhaltende Aufnahme von Beteiligungskapital scheint mit der geringen Zuversicht der Unternehmen zusammenzuhängen.
Die Datenlage ermöglicht es uns, eine detaillierte Betrachtung der Finanzierungssituation kleiner
und mittlerer Unternehmen in Deutschland vorzunehmen. Grundlage ist die in 2010 vom Statistischen Bundesamt vorgenommene Untersuchung über den Zugang deutscher KMU zu Finanzmitteln.97 Anhand der OECD-Definition werden in dieser Studie Gazellen gesondert als diejenigen
„Unternehmen erfasst, die in den Jahren 2004 oder 2005 gegründet wurden und zwischen 2005
und 2008 ein Beschäftigungswachstum von mindestens 72,8 Prozent aufwiesen, was einem mittleren Wachstum von 20 Prozent in drei aufeinanderfolgenden Jahren entspricht“98.
In den beiden Berichtsjahren 2007 und 2010 blieb der Anteil aller Unternehmen, die eine Finanzierung gesucht hatten, nahezu konstant bei einem Drittel. Ein Viertel aller Unternehmen gab an,
2010 nach Kreditmitteln gesucht zu haben, was einem Anstieg um fünf Prozentpunkte gegenüber
2007 entspricht. Dieser Trend verstärkt sich bei den Gazellenunternehmen, von denen sich 28
Prozent im letzten Jahr um eine Kreditfinanzierung bemüht hatten, nachdem es 2007 nur 18
Prozent gewesen waren. Diese Finanzierung wurde dauerhaft zu mehr als 90 Prozent von Banken
bereitgestellt. Die Erfolgsaussichten, einen Bankkredit zu erhalten, betrugen zuletzt gut 75 Prozent, was einen Rückgang um zehn Prozentpunkte gegenüber der Vergleichsperiode entspricht.
Etwas über 20 Prozent der befragten Unternehmen griff auf alternative Finanzierungsformen
zurück. In absteigender Reihenfolge auf die Nutzung von Leasing (15 Prozent), Kontoüberziehungslinien (12 Prozent) und Lieferantenkrediten (6 Prozent).
Mit Blick auf die nächsten drei Jahre gaben 38 Prozent aller Unternehmen und 34 Prozent der
Gazellen an, eine Finanzierung zu benötigen. Besonders hoch ist der Bedarf mit jeweils über
40 Prozent in den Bereichen Industrie, Handel und Verkehr. Während die Beteiligungsfinanzie95
EU-Kommission (2006): Flash Eurobarometer 174. Access to Finance.
96
nachfolgend EU-Kommission (2009): Flash Eurobarometer 271. Access to Finance. Analytical Report.
97
vgl. nachfolgend Söllner, R. (2011): Der Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu Finanzmitteln. Wirtschaft und Statistik 7: S.
619 – 623.
98
ebda.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
73
rung nur eine Nebenrolle spielt, bleibt der Kredit für 34 Prozent aller befragten Unternehmen die
bevorzugte Finanzierungsform. Letztlich stimmten insbesondere schnell wachsende Unternehmen
und Gazellen zu, dass sich in den letzten vier Jahren ihre unternehmensinternen Einflussfaktoren
(finanzielle Situation, Verschuldung in Relation zum Umsatz) einer Finanzierung verbessert hätten. Zugleich stellte ein Viertel der Untersuchungsteilnehmer fest, die Kreditvergabebereitschaft
der Banken habe sich zuletzt eingetrübt und sei mit mehr Belastungen verbunden.
Somit lässt sich zusammenfassen, dass die erhöhte Nachfrage nach Finanzmitteln mit einem
gestiegenen Aufwand einhergeht, diese auch zu erhalten. Die Effekte der Finanzkrise spiegeln
sich in den Befragungsdaten wider. Als größtes Wachstumshemmnis identifizierten jedoch vor
allem schnell wachsende Unternehmen und Gazellen nicht finanzielle Engpässe, sondern vielmehr
die unzureichende Verfügbarkeit adäquat qualifizierten Fachpersonals. Hohe Arbeitskosten oder
eine unzureichende Binnennachfrage sind speziell für diese Unternehmensgruppe hingegen nur
von untergeordneter Bedeutung.
Institutionelle Rahmenbedingungen
Im Rahmen der Lissabon-Strategie zählt die EU-Kommission seit 2007 den Aufbau eines unternehmerfreundlichen Klimas und den Abbau unnötiger Bürokratie für Neugründungen zu ihren
Kernzielen.99 Der „ease of doing business“-Indikator misst diese Regulierungen, welche die Unternehmen eines Landes direkt betreffen und verdichtet diese seit 2006 zu einem ordinalen Index (vgl. Abbildung 5-35).
Abbildung 5-35:
“ease of doing business”-Indikator der Weltbank
0
5
Ease of Doing Business
10
15
AT
20
DK
25
FR
30
DE
UK
35
US
40
45
50
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Quelle: Weltbank, 2011
Der Aufwand, den die Eröffnung, das Betreiben und das Schließen eines Betriebes bedeuten, liegt
in den Ländergruppen Großbritannien, USA und Dänemark relativ eng beieinander. Die Regulierungen in diesen Staaten werden von den Ökonomen der Weltbank seit Jahren als unternehmerfreundlich eingestuft. Dem gegenüber steht eine uneinheitliche Entwicklung in den anderen betrachteten Ländern. Die Fortschritte Österreichs gegen Ende der 2000er Jahre haben sich mittlerweile relativiert, so dass sich das Land heute auf dem letzten Platz der sechs Länder befindet.
Frankreich hingegen weist über die Betrachtungsperiode eine dynamische und kontinuierliche
Verbesserung auf. Deutschland befindet sich, nach einem Einbruch im Jahr 2009, heute im unteren Mittelfeld der untersuchten Staaten. Insbesondere wird die Rechtssicherheit in Bezug auf
Verträge und die Möglichkeit, Baugenehmigungen oder Kredite zu erhalten, im internationalen
Vergleich als überdurchschnittlich gut betrachtet. Der geringe zeitliche und finanzielle Aufwand
99
EU-Kommission (2007): Assessing Business Start-up Procedures in the Context of the renewed Lisbon Strategy for Growth and
Jobs.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
74
für grenzüberschreitendes Handeln gilt ebenfalls als positiver Aspekt der Bundesrepublik. Der
Investorenschutz und das Steuersystem zählen hingegen zu den großen Kritikpunkten 100.
Insgesamt können somit die institutionellen Rahmenbedingungen in Deutschland als unternehmensfreundlich eingestuft werden. Hier bewegt sich die Bundesrepublik im SechsLändervergleich im Mittelfeld.
5.3.2
Internationaler Vergleich auf der Grundlage der Auswertung der AMADEUS- und
ORBIS-Datenbank
Die Literaturanalyse ergab, dass die Definitionen von schnell wachsenden Jungunternehmen eine
große Breite aufweisen und keinen realistischen Vergleich der Länder zulassen. Weiterhin konnte
nach sorgfältiger Recherche keine geeignete Datengrundlage in den einzelnen Ländern gefunden
werden, die einen detaillierten internationalen Vergleich realistisch erscheinen ließ. Dies betrifft
vor allem den Vergleich auf Grundlage der für diese Untersuchung angelegten Definition von
Gazellenunternehmen für Deutschland sowie die auf der Grundlage der einzelnen Gründungskohorten erfolgte Auswertung der schnell wachsenden Jungunternehmen. Ein detaillierter, aussagekräftiger internationaler Vergleich ist nur auf Basis einer gleichen Definition und einer ähnlichen Datengrundlage für die einzelnen Länder möglich. Auf Grund dieser definitions- und datenbedingten Restriktionen wurde entschieden, einen Vergleich ausgewählter Länder (die in der
Kontextdatenanalyse betrachteten Länder, erweitert um weitere europäische Länder und die EU15) auf der Basis der Datenbanken AMADEUS und ORBIS durchzuführen. Diese Entscheidung
erfolgte vor dem Hintergrund, dass innerhalb dieser Datenbanken eine gewisse Ähnlichkeit hinsichtlich der Erfassung der Daten vorliegt und die Definitionskriterien für alle Länder gleich vorgenommen werden konnten. Allerdings muss auch hier einschränkend erwähnt werden, dass die
Erhebungsstatistiken zwischen den Ländern variieren. Ist es beispielsweise in Deutschland üblich,
primär die Mitarbeiterzahlen als Wachstumskriterium zu erheben, ist es in Großbritannien Standard das Umsatzwachstum dafür heranzuziehen. Hierdurch kommt es zu Verzerrungen hinsichtlich der erhobenen Grundgesamtheit in den Datenbanken.
Zur Betrachtung der europäischen Länder wurde auf Daten der AMADEUS-Datenbank und für die
Betrachtung der USA auf die ORBIS-Datenbank zurückgegriffen. Die AMADEUS-Datenbank ist
eine europäische Unternehmensdatenbank, die über 19 Millionen Unternehmen beinhaltet und
sowohl private als auch öffentliche Unternehmen aus 43 europäischen Ländern umfasst. Darunter
fallen neben den Ländern der EU-27 zum Beispiel auch Russland und die Türkei. Insgesamt können die in der Datenbank enthaltenen Unternehmensdaten anhand zahlreicher Kriterien wie u.a.
Umsatz, Mitarbeiterzahl und Bilanzkennzahlen ausgewertet werden. Wie auch die Datenbank der
Creditreform, enthält die Datenbank Unternehmensdaten in Form einer Zeitreihe, so dass Unternehmensentwicklungen abgebildet werden können.
Die ORBIS-Datenbank ist eine globale Datenbank mit Informationen zu über 60 Millionen Unternehmen weltweit. Die Datenbank kombiniert Datenbasen von mehr als 40 unterschiedlichen Informationsanbietern. Auch in diesem Zusammenhang muss einschränkend gesagt werden, dass
die Erhebungsmethoden der unterschiedlichen Anbieter durchaus voneinander abweichen können. Bei der Recherche können auch hier unterschiedliche Kriterien angelegt werden. Im Rahmen
des vorliegenden internationalen Vergleichs wurde die ORBIS-Datenbank zur Erfassung der USamerikanischen Gazellenunternehmen genutzt. Trotz der erwähnten Einschränkungen haben sich
die Autoren entschieden, diese Datenbanken für einen Vergleich zu nutzen. Hauptsächliches Kriterium hierfür ist, dass es aus der Sicht der Autoren keine Alternativen dazu gibt.
Zur Identifikation der Gazellenunternehmen werden in beiden Datendanken die gleichen Suchkriterien angelegt. Im Rahmen des internationalen Vergleichs wurde die Definition der Gazellenunternehmen an die vorhandenen Daten der beiden Datenbanken angepasst. Deshalb sind Abweichungen von der in dieser Untersuchung genutzten Definition für deutsche Gazellenunternehmen
(vgl. Kapitel 5.1.1) unausweichlich. Dennoch wurde darauf geachtet, eine möglichst große
Schnittmenge der Auswahlkriterien beizubehalten. Ebenso wie bei der ursprünglichen Definition
wurden nur diejenigen Unternehmen in die Untersuchung miteinbezogen, die ab den Jahr 1995
gegründet wurden. Auch das Kriterium der Mindestbeschäftigtenzahl von zehn Mitarbeitern wurde beibehalten, um die Kleinstunternehmen nicht in die Untersuchung mit einzubeziehen. Abweichend von der, für deutschen Gazellenunternehmen zugrundeliegenden Definition mussten die
Unternehmen, um den Status als Gazellenunternehmen zu erreichen, in zwei konsekutiven Jah100
Weltbank (2011). Doing Business 2011. Making a Difference for Entrepreneurs.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
75
ren ein Mitarbeiterwachstum von 20 Prozent pro Jahr realisieren. Hintergrund dieser Entscheidung ist, dass die Datenauswertung in den Datenbanken AMADEUS und ORBIS kein kumuliertes
Wachstumskriterium zulassen. Aufgrund der hohen Restriktion bei einem jährlichen Mitarbeiterwachstum wurde die Entscheidung getroffen, nur zwei aufeinanderfolgende Jahre als Wachstumskriterium zu untersuchen. Hinsichtlich der Vergleichbarkeit der untersuchten Grundgesamtheit wurden aufgrund der Datenbankbeschaffenheit nur börsennotierte Unternehmen analysiert.
Diese Entscheidung hat jedoch einen Einfluss auf den Anteil an Gazellenunternehmen in den einzelnen Ländern. So ist der Zeitpunkt, zu dem Unternehmen ihre Börsennotierung vornehmen, in
den Vergleichsländern durchaus unterschiedlich und somit hat dieser Aspekt einen Einfluss auf
die betrachtete Grundgesamtheit und die Gazellenunternehmen.
Zusammengefasst befinden sich in der Datengrundlage somit nur börsennotierte Unternehmen
ab dem Gründungsjahr 1995. Die dem internationalen Vergleich zugrunde liegende Definition
beinhaltet nachfolgende Kriterien:
Schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen):
•
haben ein Beschäftigtenwachstum von mehr als 20 Prozent in zwei aufeinanderfolgenden Jahren
•
verfügen über mindestens zehn Beschäftige im Basisjahr und im gesamten Untersuchungszeitraum
Abbildung 5-36 stellt für die europäischen Länder Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich,
Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich und Schweden und die EU-15-Staaten sowie die
USA den Anteil an Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand dar. Der Anteil der
Gazellenunternehmen in den europäischen Ländern schwankt zwischen 0,00132 Prozent in Österreich und 0,744 Prozent in Schweden. Im europäischen Durchschnitt der EU-15101 beträgt der
Anteil an Gazellenunternehmen an dem Gesamtunternehmensbestand 0,56 Prozent. Deutschland
liegt im europäischen Vergleich knapp unter dem Durchschnitt der EU-15 und im Vergleich der
dargestellten Länder im Mittelfeld. Die dargestellten Anteile in Deutschland decken sich, trotz
veränderter Definition, weitestgehend mit den Ergebnissen der Untersuchung auf Grundlage der
Creditreform-Daten. So zeigt sich, dass der Anteil der Gazellenunternehmen an den börsennotierten Unternehmen ähnlich dem Anteil der Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand ist. Die Anzahl der börsennotierten Unternehmen in Deutschland beläuft sich der Datengrundlage zufolge auf 1.850 Unternehmen. Darunter befinden sich neun Unternehmen und somit
0,49 Prozent, die gemäß der dem internationalen Vergleich zugrundeliegenden Definition als
Gazellenunternehmen identifiziert wurden. Auf Grundlage der Creditreform – Daten konnten in
der vorliegenden Studie 13.021 Gazellenunternehmen für Deutschland identifiziert werden, was
einem Anteil von 0,34 Prozent am Gesamtunternehmensbestand entspricht (vgl. hierzu die Ergebnisse in Kapitel 5.2). Für die Länder Schweden und Großbritannien können innerhalb Europas
die höchsten Anteile an wachstumsstarken Unternehmen gefunden werden. Dies verwundert
insofern nicht, da die schwedische Volkswirtschaft als eine sehr innovationsgetriebene Wirtschaft
gilt und insbesondere Innovationen, schnelles Wachstum treiben. Auch Großbritannien, mit einer
den USA sehr ähnlichen Finanzierungsstruktur von insbesondere Gründungsunternehmen hat
einen in Europa überdurchschnittlichen Anteil an Gazellenunternehmen.
Der Anteil der Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand in den USA liegt bei 6,5
Prozent und damit um den Faktor 10 höher als in den europäischen Ländern. Dieser Wert wird
bei der näheren Betrachtung durch die Daten- und Dokumentenanalyse für die USA nochmals
diskutiert und relativiert.
101
Beinhaltet die Mitgliedsstaaten Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Ir-
land, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien, die vor der EU-Erweiterung 01.05.2004 Mitgliedsländer der
EU waren.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-36:
76
Anteil der Gazellenunternehmen in ausgewählten europäischen Ländern und der
USA
0,80%
0,74%
0,68%
0,70%
0,60%
6,5%
0,56%
0,55%
0,49%
0,49%
0,50%
0,42%
0,40%
0,36%
0,30%
0,20%
0,14%
0,10%
0,00%
0,00%
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Die Aussagekraft des internationalen Vergleiches ist allerdings vor dem Hintergrund der statistischen Schwächen der Datengrundlage als eingeschränkt zu sehen. Zum einen werden nicht alle
Unternehmen in die Untersuchung miteinbezogen, sondern nur die börsennotierten Unternehmen
und damit können die wachstumsstarken Unternehmen durchaus überrepräsentiert sein, so dass
die tatsächlichen Anteile unter den hier dargestellten Werten liegen.
5.3.3
Untersuchung der Länder Dänemark, Österreich und der USA
Im Folgenden soll im Besonderen auf die Länder Dänemark, Österreich und die USA eingegangen
werden. Ein internationaler Vergleich, der die Häufigkeit von Gazellenunternehmen gemessen am
Gesamtunternehmensbestand bemisst wurde für das Jahr 2007 von der OECD 102 durchgeführt.
Dabei wird der Anteil der Gazellenunternehmen, gemessen an allen Unternehmen mit mindestens 10 Mitarbeitern sowohl für Produktions- als auch Dienstleistungsunternehmen ermittelt.
Unter den genannten Vergleichsländern liegen nur Daten für die Länder Dänemark und die USA
vor. Für Österreich wurde der Anteil der Gazellenunternehmen im Rahmen des Vergleichs der
OECD nicht erhoben. Der OECD Definition zur Folge, weisen Gazellenunternehmen in einem dreijährigen Beobachtungszeitraum ein jährliches Mitarbeiterwachstum von mindestens 20 Prozent
auf und verfügen zu Beginn des Beobachtungszeitraums über mindestens 10 Mitarbeiter. Darüber hinaus dürfen die Unternehmen nicht älter als 5 Jahre sein. Unternehmen, die schnelles
Wachstum zu einem späteren Zeitpunkt im Unternehmenszyklus erreichen, sind demnach nicht
erfasst. Somit unterscheidet sich die OECD Definition in zwei Kriterien zu der in dieser Untersuchung für deutsche Gazellenunternehmen angelegten Definition: 1. dem jährlichen Mitarbeiterwachstum von 20 Prozent und 2. der Beschränkung des Unternehmensalters auf 5 Jahre.
Für Dänemark liegt der OECD Wert des Anteils der Gazellenunternehmen an allen Unternehmen
bei 0,55 Prozent 103 für die Produktionsunternehmen und bei 0,4 Prozent für die Dienstleistungsunternehmen. Der Anteil der Gazellenunternehmen an allen Unternehmen in den USA liegt sowohl bei den Produktionsunternehmen als auch bei den Dienstleistungsunternehmen mit ca. 0,25
Prozent 104 sowohl deutlich unter dem Wert, der mit Hilfe der ORBIS-Datenbank ermittelten Wer102
OECD (2011a): Entrepreneurship at a Glance, 2011.
103
Ebd.
104
OECD (2009):
http://www.oecdilibrary.org/docserver/download/fulltext/3011021ec016.pdf?expires=1335182035&id=id&accname=guest&checksum
=7F82304AAA7F774464F7824EC2593CFC.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
77
tes als auch dem Wert von Dänemark. In diesem Zusammenhang muss angenommen werden,
dass dies zum einen auf die definitorischen Unterschiede zurückgeführt werden kann und zum
anderen dem Umstand geschuldet ist, dass beim Vergleich in der ORBIS-Datenbank nur börsennotierte Unternehmen berücksichtigt wurden.
Neben dem Anteil der Gazellenunternehmen am Unternehmensbestand ermittelt die OECD weiterhin den Anteil der „High-growth“ Unternehmen am Unternehmensbestand. Im Gegensatz zu
den Gazellenunternehmen sind darunter auch Unternehmen, die schnelles Wachstum zu einem
späteren Zeitpunkt realisieren. Ansonsten gelten auch für „High-growth“ Unternehmen die gleichen Kriterien wie für die Gazellenunternehmen. Ihr Anteil gemessen am Gesamtunternehmensbestand der Unternehmen mit mindestens 10 Mitarbeitern beläuft sich für die USA auf ca. 5,9
Prozent für die Produktionsunternehmen und auf ca. 4,8 Prozent bei den Dienstleistungsunternehmen. In Dänemark liegt diese Zahl vergleichsweise hoch bei ca. 4,9 Prozent für Dienstleistungsunternehmen und bei 4 Prozent 105 für Produktionsunternehmen. Dies zeigt, dass die OECD
Definition eines „High Growth“-Unternehmens der in der vorliegenden Studie verwendeten Definition eines Gazellenunternehmens sehr nahe kommt, während die OECD Definition von Gazellenunternehmen nur junge Unternehmen berücksichtigt und folglich deutlich von der in dieser Untersuchung für Deutschland verwendeten Definition abweicht. In diesem Zusammenhang ist jedoch interessant, dass bei der Betrachtung des Wachstums für die Gazellenunternehmen in
Deutschland festgestellt wurde, dass die größte Wachstumsdynamik direkt nach der Gründung
festzustellen ist. Mit anderen Worten kann gezeigt werden, dass die sogenannten FrühstarterGazellen den Großteil der Gazellenunternehmen einer Gründungskohorte ausmachen und von
ihnen auch das größte Wachstumspotenzial ausgeht (vgl. Kapitel 5.2.1). Somit kann im Ergebnis
der vorliegenden Untersuchung bei der Definition eines Gazellenunternehmens einer Beschränkung des Unternehmensalters auf fünf Jahre durchaus zugestimmt werden.
Im Folgenden werden, aufgrund der bereits erwähnten Schwierigkeiten, die im Rahmen eines
internationalen Vergleichs anfallen, die Länder Dänemark, Österreich und die USA einzeln betrachtet. Obwohl die Aussagekraft des internationalen Vergleichs mangels einer gemeinsamen
Definition bzw. Datenbasis stark eingeschränkt ist, können so die Gazellenunternehmen in Dänemark, Österreich, der USA näher beleuchtet werden. Darüber hinaus werden die Aktivitäten
der öffentlichen Hand dargestellt.
Gazellenunternehmen in Dänemark
Die Analyse der Gazellenunternehmen in Dänemark erfolgt auf Grundlage des dänischen Statistischen Bundesamtes.
Die in Dänemark verwendete Definition zur Identifizierung eines Gazellenunternehmens ist stark
an die Definition der OECD angelehnt. Der dänischen Definition zur Folge sind Gazellenunternehmen Unternehmen, die nach einem dreijährigen Beobachtungszeitraum zwischen 3-5 Jahren
alt sind und im Beobachtungszeitraum ein kumuliertes Beschäftigungswachstum von 72,8 Prozent (mindestens 20 Prozent pro Jahr) aufweisen. Unternehmen, die dieses Wachstumskriterium
zu einem späteren Zeitpunkt realisieren, sind demnach nicht erfasst. Im Unterschied zur Definition der vorliegenden Studie und der Definition der OECD, müssen Gazellenunternehmen in Dänemark nicht über mindestens 10 Mitarbeiter im Basisjahr, sondern lediglich über mindestens 5
Mitarbeiter zu diesem Zeitpunkt verfügen. Dies wird damit begründet, dass die Schwelle von 10
Mitarbeitern im Basisjahr nicht zum dänischen Unternehmenskontext passt.106 Dänische Unternehmen beschäftigen damit eher weniger Mitarbeiter als Unternehmen in anderen europäischen
Ländern. Der Einfluss dieses veränderten Kriteriums in der dänischen Gazellendefinition auf die
Vergleichbarkeit der Aussagen hinsichtlich des Anteils an schnell wachsenden Jungunternehmen
zum Gesamtunternehmensbestand ist nicht unerheblich, da insbesondere Unternehmen mit eine
niedrigen Basis an Mitarbeitern das Wachstumskriterium leichter erreichen können.
Auf dieser Grundlage wurden in Dänemark in absoluten Zahlen für den Zeitraum 2003 bis 2006
insgesamt 321 Gazellenunternehmen identifiziert. Im darauffolgenden Beobachtungszeitraum
(2004-2007) waren es 355 Gazellenunternehmen und in den Jahren 2005 bis 2008 entstanden
326 Gazellenunternehmen. Ein starker Einbruch erfolgte im Zeitraum 2006 bis 2009. Hier konn105
Ebd.
106
Statistikamt Dänemark (2011): “Gazelles in Denmark”. http://www.dst.dk/en/Statistics/documentation/Declarations/gazelles-in-
denmark.aspx (abgerufen am 15.04.2012
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
78
ten nur noch 215 Unternehmen die Kriterien eines schnell wachsenden Unternehmens erfüllen.
Gemessen am Gesamtunternehmensbestand bedeuten die absolute Anzahl von 321 Gazellenunternehmen, dass im Jahr 2006 0,11 Prozent aller Unternehmen (2.982.14 Unternehmen) Gazellenunternehmen waren. Diese Quote konnte für die Jahre 2007 und 2008 aufrechterhalten werden, sank jedoch im Jahr 2009 auf 0,072 Prozent ab.
Im Vergleich hierzu stieg die Anzahl aller Unternehmen in Dänemark zwischen 2006 mit 298.214
Unternehmen und 2008 mit 311.518 Unternehmen und sank danach im Jahr 2009 wieder auf
299.248 Unternehmen. Während somit die Gesamtzahl der Unternehmen im Beobachtungszeitraum auf einem etwa gleichen Niveau blieb, nahm die Zahl der Gazellenunternehmen stark ab.
Diese Entwicklung deckt sich mit der beobachteten Entwicklung für deutsche Gazellenunternehmen.
Vergleicht man die Anteile der vom statistischen Bundesamt Dänemark dargestellten Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand mit den Ergebnissen der OECD Studie wird deutlich, wie sehr die Ergebnisse voneinander abweichen. Variieren die Anteile der Erhebung auf
Bundesebene zwischen 0,11 und 0,072 Prozent, gibt die OECD für dänische Gazellenunternehmen einen Anteil am Gesamtunternehmensbestand zwischen 0,4 und 0,55 Prozent an. Die Datenauswertung der ORBIS-Datenbank ergab dahingegen für dänische Gazellenunternehmen einen Wert von 0,14 Prozent und kommt den Werten des statistischen Bundesamtes nahe. Diese
Differenzen verdeutlichen nochmals die kritische Haltung der Autoren gegenüber einem internationalen Vergleich.
Auf Sektorenebene zeigt sich, dass in Dänemark Gazellenunternehmen in nahezu allen Sektoren
entstehen. Dieser Befund deckt sich mit den Ergebnissen für deutsche Gazellenunternehmen. Ein
vergleichsweise hoher Anteil an Gazellenunternehmen ist im Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie zu verzeichnen. Der Anteil der Gazellenunternehmen, gemessen an allen Unternehmen des Sektors, belief sich hier 2006 auf 0,43 Prozent. Im Zeitraum bis 2009 sank der
Anteil der Gazellenunternehmen in diesem Sektor jedoch kontinuierlich auf 0,23 Prozent. Die
Anzahl aller Unternehmen im Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie entwickelte
sich jedoch gegenläufig. So gab es im Jahr 2006 in diesem Sektor 10.937 Unternehmen und in
2009 bereits 12.388 Unternehmen. Während also der Anteil der Gazellenunternehmen im Sektor
Informations- und Kommunikationstechnologie sank, nahm die Anzahl der Unternehmen im Betrachtungszeitraum 2006 bis 2009 um 13 Prozent zu. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Bereich der
„sonstigen unternehmensnahen Dienstleistungen“. Gemessen an allen Unternehmen in diesem
Sektor erreichten 2006 mit 0,2 Prozent überdurchschnittlich viele Unternehmen den Gazellenstatus. Im Jahr 2009 waren es jedoch nur noch 0,12 Prozent. Die Gesamtanzahl der Unternehmen
stieg im gleichen Zeitraum um 4 Prozent.
In Dänemark trat mit dem „Gazellenwachstums Programm“107 2007 ein öffentliches Förderprogramm in Kraft trat, welches sich ausschließlich an schnellwachsende Jungunternehmen wendet.
Das Programm lief über drei Jahre und endete in 2010. Zielgruppe des Programms waren 40
kleine und mittlere Unternehmen aus der Hochtechnologie und wissensintensiven Branchen. Die
Unternehmen mussten sowohl ein hohes Wachstums- als auch Internationalisierungspotenzial
aufwiesen. Die Förderung fand sowohl in Form von zinsverbilligten Krediten, Venture Capital als
auch durch gezielte kostenlose Beratung statt. Rambøll Management Consulting wurde mit der
Zwischenevaluierung des Programms betraut und konnte sowohl hinsichtlich der Relevanz und
Effizienz als auch der Effektivität des Programms positive Ergebnisse feststellen.
Gazellenunternehmen in Österreich
Als weiteres Untersuchungsland wurde Österreich betrachtet. Für die österreichische Volkswirtschaft kann ein gewisser Mangel an Wettbewerbsfähigkeit und Innovation festgestellt werden.
Hintergrund hierfür ist die eher geringe Anzahl an wachstumsstarken Unternehmen. Der Beitrag,
den „Gazellenunternehmen“ zur Wirtschaftsdynamik und zur Arbeitsplatzschaffung leisten, wird
vor diesem Hintergrund als sehr hoch eingeschätzt und nimmt eine entsprechende Bedeutung in
der österreichischen Politik ein.
107
Pro Inno Europe (2009): “Gazelle Growth Programme”.
http://proinno.intrasoft.be/index.cfm?fuseaction=wiw.measures&page=detail&ID=9129. (abgerufen 15.04.2012).
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
79
Die Gründungsrate in Österreich liegt, basierend auf den Ergebnissen der Eurostat-Statistik, hinter Deutschland zurück. Dies gilt über den gesamten Zeitraum von 2000 bis 2009108.Ein Vergleich
der finanziellen und zeitlichen Aufwände zeigt auf, dass Österreich im Bezug auf den bei einer
Gründung anfallenden bürokratischen Aufwand die Werte in Deutschland übersteigen. In Österreich bedarf eine Gründung eines zeitlichen Aufwands von 7 bis 30 Tagen. Demgegenüber stehen
6,2 Tage in Deutschland. Die Beobachtung des Gründergeschehens in Österreich zeigt jedoch,
dass zwischen den Jahren 2000 und 2010 ein genereller Trend zu mehr Gründungsaktivität zu
verzeichnen ist.
Ähnlich wie für Deutschland gilt auch für Österreich, dass Gazellenunternehmen eher selten sind.
Die Aussagen zum Anteil an Gazellenunternehmen an allen Unternehmen hängen jedoch stark
von der jeweiligen Definition ab. Eine WIFO- Studie109 aus dem Jahr 2010 legt die Definition der
OECD an. Diese definieren Gazellenunternehmen als Unternehmen mit einem Mitarbeiterwachstum von über 20 Prozent über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg. Darüber hinaus verfügen
sie zum Beginn dieser Periode bereits über mindestens zehn Mitarbeiter. Aufgrund der Datenlage
können für Österreich nur Aussagen für die Jahre 2003 bis 2006 getroffen werden.
Zirka 3,5 Prozent aller Unternehmen in Österreich, die 2003 über mindestens 10 Mitarbeiter verfügten erreichten nach Abschluss der Dreijahresperiode ein jährliches Mitarbeiterwachstum von
mindestens 20 Prozent per annum. Gemessen am Gesamtunternehmensbestand in 2006 entspricht dies 0,5 Prozent der Unternehmen in Österreich. Im Bezug auf Größe und Alter der Unternehmen lässt sich zeigen, dass vorrangig kleine und junge Unternehmen (10-49 Mitarbeiter)
zu Gazellenunternehmen werden. Dennoch können auch ältere und größere Unternehmen den
Gazellenstatus erreichen. Somit bestätigt sich auch für Österreich, dass Gazellenunternehmen
nicht per se junge Unternehmen sein müssen. Auch für Österreich bestätigt sich, dass Gazellenunternehmen in nahezu allen Branchen zu finden sind. Ein besonders hoher Anteil an schnellwachsenden Jungunternehmen findet sich in den Brachen Immobilien und Unternehmensdienstleistungen, Elektrizität, Gas- und Wasserversorgung und Transport. Demgegenüber machen die
Sektoren Bau, Gastgewerbe, Herstellung von Gütern einen eher geringen Anteil an allen schnellwachsenden Unternehmen aus. Hierin unterscheiden sich die Ergebnisse zwischen deutschen und
österreichischen Unternehmen. So konnte für deutsche Gazellenunternehmen in der vorliegenden
Untersuchung gezeigt werden, dass die Branchen des verarbeitenden Gewerbes, bzw. der Herstellung von Gütern gemessen am Gesamtunternehmensbestand dieser Branchen hohe Anteile an
schnell wachsenden Jungunternehmen hervorbringen. Dies ist im Kontext der deutschen Wirtschaftshistorie zu sehen. Für Österreich muss jedoch einschränkend gesagt werden, dass keine
Bezüge zur Gesamtgröße der Sektoren hergestellt werden können. Das für Deutschland gefundene Ergebnis, dass Gazellen als überdurchschnittlich innovativ einzustufen sind, bestätigt sich
auch in Österreich. „Schnell wachsende Unternehmen in Österreich sind innovativ im Sinne, dass
sie Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Unternehmen haben (Hölzl et. al. S.15,2009).“
Die hohe volkswirtschaftliche und politische Bedeutung von Gazellenunternehmen geht auch in
Österreich auf die von Gazellenunternehmen ausgelösten Beschäftigungseffekte zurück. Jene 3,5
Prozent der Unternehmen, die im Zeitraum 2003 bis 2006 den Status eines Gazellenunternehmens erreichen konnten, stellten 10 Prozent aller in diesem Zeitraum entstandenen Arbeitsplätze
zur Verfügung.
Eine weitere Studie bestätigt die außerordentlichen Beschäftigungseffekte, die von Gazellenunternehmen in Österreich ausgehen. Die Beschäftigungseffekte von schnell wachsenden Unternehmen werden in der Studie „Expertise zum ERP-Jahresprogramm mit Schwerpunkt innovative
Gazellen (Hölzl et. al., 2009)110“ mittels des Birch Index für die Jahre 1995 bis 2005 erfasst. „Der
Birch Index ist ein Wachstumsmaß, das sich insbesondere durch die Kombination aus relativem
und absoluten Wachstum auszeichnet“ (Hölzl et. al, 2009). So werden die „Top 5 Prozent“ der
Wachstumsunternehmen hinsichtlich ihrer Mitarbeiterentwicklung ermittelt. Darüber hinaus werden alle Gründungen ab 1995 berücksichtigt. Im Ergebnis zeigt sich, dass im Zeitraum zwischen
1995 und 2000 insgesamt 350.000 Arbeitsplätze von Unternehmen, die nach 1995 gegründet
108 Eurostat (2012): “Unternehmensdemographie”.
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&plugin=1&language=de&pcode=tsier150. (abgerufen am
12.04.2012).
109 WIFO (2010): “Fostering fats growing firms: a silver bullet policy?” http://iri.jrc.es/workshops/Session%20III%20Holzl.pdf.
(Download 15.04.2011).
110
Austria Wirtschaftsservice: http://www.awsg.at/Content.Node/files/events/20100706_ImpulseGF-2.pdf
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
80
wurden, bereitgestellt wurden. Das entspricht 52,2 Prozent aller in diesem Zeitraum geschaffenen Arbeitsplätze. Dies bestätigt zunächst vor allem die volkswirtschaftliche Bedeutung von Neugründungen im Allgemeinen. Schnell wachsende Jungunternehmen, also die „Top 5 Prozent“
alleine, tragen jedoch mit 37,1 Prozent an allen geschaffenen Arbeitsplätzen in einem besonderen Maße zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Für die Jahre 2000 bis 2005 ergibt sich ein ähnliches Bild. Hier tragen die „Top 5 Prozent“ Unternehmen mit 32,4 Prozent zwar etwas weniger
stark, aber nach wie vor in beträchtlichem Maße, zu allen neu geschaffenen Arbeitsplätzen bei.
Erneut entfallen mit 57,1 Prozent aller Arbeitsplätze mehr als die Hälfte der geschaffenen Arbeitsplätze auf neu gegründete Unternehmen ab dem Jahr 2000.
Die Förderung von besonders wachstumsstarken Unternehmen wird in Österreich vor allem von
„austria wirtschaftsservice (aws)“ wahrgenommen. Das Ziel der aws ist es, „gerade in schwierigen Konjunkturphasen, jene Unternehmen besonders zu unterstützen, die extrem hohe Entwicklungspotenziale mit soliden Wachstumsplänen verbinden” (Sagmeister, 2008)111. Die vorausgehend diskutierten Studien bilden hierbei die wissenschaftliche Grundlage für die Förderung von
Gazellenunternehmen in Österreich. Die von der aws eingesetzten Förderinstrumente, die sich in
besonderem Maße an den Bedürfnissen schnell wachsender Jungunternehmen orientieren, umfassen beispielsweise112:





Protrans: Zuschussförderung zur Verbesserung des Technologietransfers zwischen KMU
und Forschungseinrichtungen.
PreSeed und Seedfinancing: Beratung und Kapital in frühen Phasen von innovativen
Hochtechnologie-Unternehmen.
erp-Kredit: Günstig und fix verzinste Kredite beispielsweise für Investitionen in betriebliche Forschung oder Technologieprojekte.
aws- Mittelstandsfonds: Flexibles Instrument zur Wachstumsfinanzierung von KMU in der
Expanisionsphase.
aws- Venture-Capital Initiative: Die aws beteiligt sich zu marktüblichen Konditionen an
Fonds bestehender oder neuer Managementteams mit Minderheitsbeteiligungen bis maximal 30 Prozent des Fondsvolumens.
Es zeigt sich somit, dass die Förderungsangebote in Österreich, ähnlich wie in Deutschland, an
unterschiedlichen Punkten im Unternehmenszyklus ansetzen. Der Gedanke, dass eine Förderung
insbesondere in Zeiten konjunktureller Problemphasen intensiviert wird, wird mit den Ergebnissen zu der Entwicklung von Gazellenunternehmen in Deutschland in der vorliegenden Studie
bestärkt.
Die in der AMADEUS-Datenbank ermittelten Werte eines Anteils von null Prozent von Gazellenunternehmen zum Gesamtunternehmensbestand kann an dieser Stelle von den Autoren nicht erklärt werden. Eine mögliche Erklärung für den geringen Wert kann die ausschließliche Einbeziehung von börsennotierten Unternehmen sein. Dennoch zeigt sich auch für Österreich, dass je
nachdem, welche Definition zu Grunde gelegt wird, es zu unterschiedlichen Aussagen in Bezug
auf die Relevanz von schnell wachsenden Jungunternehmen kommen kann.
Gazellenunternehmen in den USA
In den USA wurden schon Ende der 70er Jahre erste Diskussionen zum Beitrag kleiner und mittlerer junger Unternehmen zur Entstehung von Arbeitsplätzen geführt. In den darauf folgenden
Dekaden wandte sich die Wissenschaft verstärkt diesem Thema zu. Im Zuge dessen wurde die
Relevanz von schnell wachsenden Jungunternehmen und ihrem Beitrag zur Beschäftigung und
zur wirtschaftlichen Entwicklung genauer untersucht. David Birch und James Medoff (1994) fanden heraus, dass nur 4 Prozent der Unternehmen in den USA 60 Prozent aller neugeschaffenen
Arbeitsplätze in der Periode zwischen 1988 und 1992 bereitstellten.
111
Wirtschaftsblatt (2010): “„Gazellen„-Unternehmen beflügeln Wirtschaftswachstum“.
http://www.wirtschaftsblatt.at/home/oesterreich/wirtschaftspolitik/gazellen-unternehmen-befluegeln-wirtschaftswachstum428397/index.do. (abgerufen am 14.02.2012).
112
Austria Wirtschaftsservice: http://www.awsg.at/Content.Node/foerderungen/wizard.php
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
81
In der Studie „High-Impact Firms: Gazelles Revisited“ definieren Acs et al. ein Gazellenunternehmen zunächst mittels einer bestimmten Umsatzsteigerung. Nach dieser Definition ist ein Unternehmen dann ein Gazellenunternehmen, wenn sich der Umsatz innerhalb eines vierjährigen
Beobachtungszeitraums verdoppelt. Diese Definition kommt der ursprünglichen Definition von
Birch sehr nahe, weist jedoch mit der in der vorliegenden Studie verwendeten Definition nur eine
geringe Ähnlichkeit auf, da die Mitarbeiterentwicklung nicht berücksichtigt wird. Neben den Gazellenunternehmen identifizieren Acs et al. jedoch auch die Gruppe der „High Impact“ Unternehmen. Diese werden sowohl bezüglich des Umsatzes als auch der Beschäftigung definiert.
Hinsichtlich des Umsatzes müssen „High Impact“ Unternehmen ebenfalls in einem vierjährigen
Betrachtungszeitraum mindestens eine Verdoppelung des Umsatzes erreichen. Im Bezug auf die
Entwicklung der Beschäftigungszahlen muss der Mitarbeiterwachstumskoeffizient im gleichen
Zeitraum mindestens zwei oder höher betragen. Der Wachstumskoeffizient ist definiert als das
Produkt der prozentualen Veränderung (0-1) der Mitarbeiteranzahl und der absoluten Anzahl der
Veränderung. Ähnlich wie der Birch-Index ist es auf diese Weise möglich, den Verzerrungen, die
sich bei einer Messung von absoluten und relativen Zahlen ergeben können, entgegenzuwirken.
Da ein Hauptaugenmerk der Gazellenstudie in Deutschland darauf liegt, die Mitarbeiterentwicklung schnell wachsender Unternehmen nachzuzeichnen, wird im Folgenden nicht auf die Gazellenunternehmen nach Acs et al., sondern auf die „High Impact“ Unternehmen eingegangen.
Um sowohl die Entwicklungen eines Unternehmens vor der vierjährigen Wachstumsperiode als
auch danach nachzeichnen zu können, betrachtet die Studie von Acs et al. einen Zeitraum von
zwölf Jahren zwischen 1994 und 2006. In den Jahren 1994 bis 1998 betrug die Anzahl der „High
Impact“ Unternehmen gemäß der bereits erwähnten Definition 352.114 Unternehmen. Im Zeitraum 1998 bis 2002 lag die Anzahl bei 299.973 Unternehmen und in den Jahren 2002 bis 2006
befanden sich in den USA gemäß dieser Studie 376.505 „High Impact“ Unternehmen. Gemessen
am Gesamtunternehmensbestand schwankt der Anteil von „High Impact“ Unternehmen im Zeitverlauf zwischen 5,2 Prozent (1998-2002) und 6,5 Prozent (2002-2006). Der Anteil von „High
Impact“ Unternehmen am Gesamtunternehmensbestand liegt folglich in den USA deutlich über
dem Anteil der Gazellenunternehmen in Deutschland oder Österreich. Es ist davon auszugehen,
dass dieser Umstand nur in eingeschränktem Maße auf eine höhere Dynamik in den USA zurückzuführen ist, sondern vielmehr in den Unterschieden der angelegten Definitionen begründet ist.
Die Auswertung für die USA der ORBIS-Datenbank zeigt einen ähnlich hohen Anteil an Gazellenunternehmen und lag bei 6,5 Prozent. Der Anteil der Gazellenunternehmen an allen Unternehmen laut der OECD Studie lag dahingegen, wie eingangs dargestellt, bei nur 0,25 Prozent. Auch
für die USA zeigt sich, wie schon für Dänemark und Österreich eine breite Spannweite an Ergebnissen. Dies bekräftigt nochmals die Schwierigkeit und Seriosität eines internationalen Vergleiches der Anteile an Gazellenunternehmen am Gesamtunternehmensbestand.
Bezüglich der Größenklassen der Gazellenunternehmen lässt sich auch für die USA feststellen,
dass vorwiegend kleine Unternehmen die Kriterien eines „High Impact“ Unternehmens erfüllen.
Von den 376.505 Gazellenunternehmen im Zeitraum von 2002 bis 2006 entfielen beispielsweise
359.289 auf Unternehmen, die zwischen 1-19 Mitarbeiter beschäftigten. Dieses Bild bestätigt
sich auch für die anderen beiden Betrachtungszeiträume. Nichtsdestotrotz sind unter den Gazellenunternehmen auch die Größenklassen 20-499 Mitarbeiter und über 500 Mitarbeiter vertreten.
Im Zeitverlauf kann jedoch gezeigt werden, dass der Anteil der Unternehmen mit 20-499 Mitarbeitern bzw. mit über 500 Mitarbeitern an allen „High Impact“ Unternehmen abnimmt. Während
die Gruppe der Unternehmen mit 20-499 Mitarbeiter im Zeitraum zwischen 1994 und 1998 noch
6,6 Prozent der „High Impact“ Unternehmen in den USA stellte, waren dies im Zeitraum von 200
bis 2006 nur noch 4,4 Prozent. Im Bezug auf die Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern
belief sich der Anteil zwischen 1994 und 1998 auf 0,35 Prozent und halbierte sich in der Periode
2002 bis 2006 nahezu auf 0,2 Prozent.
Im Bezug auf die Branchen in denen „High Impact“ Unternehmen entstehen, lässt sich auch für
die USA sagen, dass schnell wachsende Unternehmen in allen Branchen zu finden sind. Dennoch
ergeben sich hinsichtlich des Anteils bestimmter Branchen an allen „High Impact“ Unternehmen
Unterschiede. Auf Basis der SIC Kodierung, die in den USA gängige statistische Systematik der
Wirtschaftszweige, zeigt sich, dass 1998 „High Impact“ Unternehmen vor allem in den Branchen
Gummi und Kunststoffe (7,18 Prozent), Elektrik und Elektronik (7,03 Prozent) und Nichtelektri-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
82
sche Maschinen (6,91 Prozent) entstanden. Den geringsten Anteil an allen „High Impact“ Unternehmen hatten die Branchen Agrarerzeugnisse (1,53 Prozent), Tierwirtschaft (1,21 Prozent) und
Leitungsbau ohne Gasleitungen (0,63 Prozent). Im Zeitverlauf lässt sich feststellen, dass sich die
Anteile der unterschiedlichen Branchen an allen „High Impact“ Unternehmen kontinuierlich annähern. Im Zeitraum 2002 bis 2006 machte die stärkste Branche Tiefbau (4,6 Prozent) einen deutlich geringeren Anteil an allen „High Impact“ Unternehmen aus als die Branchen mit dem größten
Anteil im Jahr 1998. Spitzenreiter im Zeitraum 2002 bis 2006 sind weiterhin die soziale Dienstleistungen (4,35 Prozent), die Primärmetallindustrie (3,6 Prozent). Neben der Annäherung der
Anteile zeigt sich, dass im Zeitverlauf ein breites Spektrum unter den Branchen mit dem höchsten „High Impact“ Unternehmen zu finden war.
Die Autoren der Studie konstatieren weiterhin, dass nahezu alle neugeschaffenen Arbeitsplätze
im Beobachtungszeitraum (1994 bis 2006) auf „High Impact“ Unternehmen zurückzuführen sind.
Im Bezug auf die Größenklassen entfallen dabei 58 Prozent auf kleine Unternehmen (1-499 Mitarbeiter). Die andere Hälfte entfällt auf große Unternehmen (mehr als 500 Mitarbeiter).
Eine Studie der Kauffmann Stiftung113 kommt zu dem Ergebnis, dass die Top 5 Prozent der Unternehmen (273.000 Unternehmen) in 2007, gemessen am Mitarbeiterwachstum, zwei Drittel aller
neugeschaffenen Arbeitsplätze stellten. Die Bedeutung schnell wachsender Unternehmen zeigt
sich noch deutlicher, wenn nur die Top 1 Prozent der Unternehmen (55.000 Unternehmen) betrachtet werden. Von ihnen allein gehen 40 Prozent aller neugeschaffenen Arbeitsplätze aus.
Die Rolle der öffentlichen Hand gestaltet sich in den USA traditionell anders als in Europa. So
wird beispielsweise die Verfügbarkeit von Kapital für junge Unternehmen, die in Europa einen
zentralen Bestandteil der Förderangebote darstellt, wenig im Zusammenhang mit dem Handlungsspielraum der öffentlichen Hand diskutiert. Dahingegen konzentriert sich die Rolle der öffentlichen Hand fast ausschließlich darauf, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die es
Unternehmen ermöglichen, Wachstum zu realisieren bzw. eine generell hohe Gründungsaktivität
ermöglichen. In diesem Zusammenhang werden auch in den USA die Besteuerung thesaurierter
Gewinne sowie die Zulassung ausländischer Arbeitskräfte diskutiert114. Um mehr Gründungen zu
ermöglichen, soll beispielsweise der notwendige Prozess, um universitäre Forschungsergebnisse
marktfähig zu machen, künftig erleichtert werden115.
113
Kauffman Foundation (2011): http://www.kauffman.org/uploadedfiles/high-growth-firms-study.pdf.
114
Ebd.
115
Ebd.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
83
Zusammenfassende Betrachtung des Internationalen Vergleichs
Sowohl die übergeordneten Betrachtungen im Rahmen des internationalen Vergleichs, als auch
die Betrachtungen der Länder Dänemark, Österreich und der USA zeigen, dass ein methodisch
sinnvoller Vergleich aufgrund der Vielzahl an Definitionen und Datengrundlagen nicht möglich ist.
Wie bereits erwähnt ist dies dem Umstand geschuldet, dass weder eine gemeinsame Definition
eines Gazellenunternehmens noch eine gemeinsame Datengrundlage vorliegt. Die definitorischen
Unterschiede decken dabei ein breites Spektrum ab. Zum einen herrscht Uneinigkeit darüber, ob
Umsatz- oder Mitarbeiterentwicklung als Wachstumsindikator verwendet wird. Oftmals werden
beide Indikatoren in einer Definition kombiniert. Die Entscheidung welcher Indikator miteinbezogen wird, variiert dabei in Abhängigkeit vom Ziel der Studie und der Beschaffenheit der Datengrundlage. Des Weiteren bestehen definitorische Defizite bzw. Uneinigkeiten dahingehend, ob ein
Gazellenunternehmen nun zwangsläufig jung sein muss. Sowohl die OECD Studie als auch die
Studie von Acs et al. (2008) bestätigen zwar die Erkenntnises der vorliegenden Studie für
Deutschland, dass Unternehmen, um schnelles Wachstum zu realisieren nicht unbedingt jung
sein müssen, benennen diese Unternehmen jedoch als ”High Growth” bzw. ”High Impact” Unternehmen, um sie von den jungen Gazellenunternehmen zu unterscheiden. Im Fall der Studie von
Acs et al. werden Gazellenunternehmen zusätzlich über eine Verdopplung des Umsatzes definiert. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse für die Länder Dänemark, Österreich, die USA
und Deutschland weniger als Vergleich, sondern vielmehr als länderspezifische Analysen zu verstehen. Auf dieser Grundlage kann für jedes einzelne Land ein spezifisches Bild zur Lage und
Entwicklung von schnell wachsenden Jungunternehmen gezeichnet werden, was qualitativ gegeneinander diskutiert werden kann. Auf dieser Basis können einige aggregierte Aussagen aus der
vergleichenden Länderdarstellung gezogen werden.
Bezüglich der angelegten Definitionen scheint bei allen Unterschieden, weitgehend Einigkeit über
die Dauer des Betrachtungszeitraums zu herrschen. Fast alle Studien beziehen sich auf einen
Wachstumszeitraum von drei Jahren. Darüber hinaus unterstreicht der internationale Vergleich in
erster Linie die wirtschaftspolitische Bedeutung, die schnell wachsenden Unternehmen zukommt.
Es konnte für alle Länder gezeigt werden, dass Gazellenunternehmen in ihrer Häufigkeit eher
gering sind, aber dennoch über hohe Beschäftigungseffekte verfügen. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass Gazellenunternehmen sowohl in Deutschland als auch in den Vergleichsländern in allen Branchen bzw. Sektoren zu finden sind. Weiterhin zeigt sich, dass insbesondere
Gazellenunternehmen sensibel auf externe wirtschaftliche Krisen reagieren.
Aus der Sicht der Autoren ergeben sich aus den Ergebnissen des internationalen Vergleichs zwei
Handlungsempfehlungen. Einerseits sollte ein Vergleich nur mit größter Sorgfalt und mit einhergehender Darstellung der Schwächen, begründet in Datenerhebung und Definition erfolgen und
andererseits könnte auf europäischer Ebene oder auf Ebene der OECD eine einheitliche Definition
von Gazellenunternehmen angeregt werden. Die Schaffung einer einheitlichen Datenbasis, um
seriöse Schlüsse zu ziehen, scheint jedoch aufgrund unterschiedlicher statistischer Erhebungen in
den einzelnen Ländern eher unwahrscheinlich. Eventuell würde sich für einen Vergleich anbieten,
bewährte Erhebungsinstrumente wie den Global Entrepreneurship Monitor um Fragekategorien
zu schnell wachsenden Jungunternehmen zu erweitern.
5.4
Ergebnisse der Unternehmensbefragung der Gazellenunternehmen und
potenziellen Gazellenunternehmen in Deutschland
Neben der Charakterisierung der für Deutschland identifizierten Gazellenunternehmen wird im
Rahmen dieser Untersuchung eine telefonische Befragung ausgewählter Unternehmen durchgeführt. Ziel der Befragung ist es, detaillierte Informationen zu den Gazellenunternehmen zu erhalten und die aufgrund der Literatur aufgestellten Hypothesen zu überprüfen (vergleiche hierzu
Kapitel 4) sowie Meinungen zu den entscheidenden Wachstumstreibern und -hemmnissen zu
erfragen.
Im Rahmen der Studie wurden einerseits Gazellenunternehmen befragt und andererseits potenzielle Gazellenunternehmen. Als potenzielle Gazellen werden diejenigen Unternehmen verstanden, die die gleichen Startbedingungen wie die identifizierten Gazellen hatten, aber kein durchschnittliches Beschäftigungswachstum von mehr als 20 Prozent über einen Zeitraum von drei
Jahren aufweisen (vgl. hierzu Kapitel 5.1.2). In dem Sinn handelt es sich somit bei den potenziellen Gazellen um die „statistischen Zwillinge“ der Gazellenunternehmen. Für die Durchführung
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
84
der Befragung wurden Gazellen und potenzielle Gazellen anhand der vorher festgelegten Definition von der Creditreform-Wirtschaftsforschung auf Basis der CreditreformWirtschaftsdatenbanken ermittelt. Insgesamt wurden 13.021 Gazellenunternehmen aus den
Gründungskohorten 1996 bis 2006 und 3.125 potenzielle Gazellenunternehmen aus der Gründungskohorte 2000 identifiziert. Die potenziellen Gazellen wurden eingegrenzt auf die fünf
Schwerpunktbranchen, in denen Gazellen am häufigsten auftreten.
Die Auswahl der befragten Unternehmen erfolgte anhand einer Zufallsstichprobe. Die Stichprobe
der Gazellen umfasste 3.602 Gazellenunternehmen der Gründungskohorten 1996 bis 2000. Die
Stichprobe der potenziellen Gazellen umfasste 1.206 potenzielle Gazellenunternehmen der Gründungskohorte 2000. Die befragten Personen der Gazellen- und potenziellen Gazellenunternehmen waren Gründer, Inhaber bzw. geschäftsführende Gesellschafter, Geschäftsführer, kaufmännische Leiter oder technische Leiter. Um den Rücklauf der Befragung möglichst zu maximieren,
wurden die zu befragenden Gazellen und potenziellen Gazellen im Vorfeld der Befragung mit
einem Empfehlungsschreiben des Auftraggebers in postalischer Form kontaktiert und über die
geplante Befragung informiert.
Die Befragung wurde mit Hilfe des firmeneigenen Befragungstool SurveyXact durchgeführt, welches die Durchführung computergestützter Telefoninterviews (CATI = Computer Assisted Telephone Interviewing) ermöglicht. Hierbei lesen die Interviewer mit Hilfe des CATI-Systems während des telefonischen Interviews die Fragen vom Bildschirm ab und geben die Antworten über
die Tastatur direkt in den Computer ein. Der Ablauf der Befragung folgte dem im Vorfeld konzipierten und mit dem BMWi abgestimmten standardisierten Fragebogen (vgl. hierzu Anhang 2).
Der Interviewprozess wird unmittelbar vom Computer gesteuert. Vorprogrammierte Fragenfolge,
Filtersetzung und Bearbeitungsregeln schließen weitestgehend potenzielle Fehler durch Überschlagen oder Überlesen von Fragen durch die Interviewer aus. Zur Gewährleistung der Konsistenz und Gültigkeit der Antworten werden schon während des Interviews automatisch Plausibilitätskontrollen durchgeführt. Die Verwaltung von Terminen, die mit den zu befragenden Personen
in den Unternehmen vereinbart werden müssen, wird automatisch vom Computer übernommen.
Zur vorgeschriebenen Zeit werden diese Termine vom Computer einem frei verfügbaren Interviewer zugewiesen. Die Steuerung erneut anzurufender Unternehmen erfolgt ebenfalls mit Hilfe
des Computers. Sowohl der Erhebungsvorgang als auch die Interviewer unterliegen bei computergestützten Telefoninterviews einer ständigen Kontrolle. Auftretende Fragen oder Probleme
können von den Supervisoren rasch beantwortet und behoben werden, es erfolgt somit eine laufende Qualitätsüberwachung. Mögliche Fehlerquellen einer Umfrage wie zum Beispiel subjektive
Einflüsse durch die Interviewer können aufgrund der Organisation des Interviewprozesses im
hauseigenen Telefonstudio und durch die unmittelbare Beaufsichtigung im Rahmen der kontinuierlichen Supervision effektiv kontrolliert werden. Im Vorfeld der Befragung wurden alle Interviewer gemeinsam geschult und konnten Verständnisfragen zu den Inhalten und der Zielgruppe
der Befragten klären.
Insgesamt wurden im Rahmen der Untersuchung 3.602 Gazellenunternehmen und 1.000 potenzielle Gazellenunternehmen angefragt an der Befragung teilzunehmen. Insgesamt konnten 211
Gazellenunternehmen im Zeitraum vom 10.10.2011 bis 28.10.2011 erfolgreich interviewt werden. Für die Kontrollgruppe der potenziellen Gazellenunternehmen wurden im Zeitraum von
02.11 bis 08.11.2011 107 Interviews erfolgreich durchgeführt. Die Beteiligungsquote bei den
Gazellenunternehmen beträgt somit zirka sechs Prozent der Zufallsstichprobe und bei den potenziellen Gazellenunternehmen zirka 11 Prozent der Stichprobe. Die durchschnittliche Länge der
Interviews betrug etwa 16 Minuten. Von allen Befragten waren 68 Prozent Geschäftsführer der
Unternehmen und 32 Prozent Unternehmensgründer.
Abbildung 5-37 stellt die regionale Verteilung der Stichprobe nach Bundesländern dar. Es zeigt
sich, dass die regionale Verteilung der Stichprobe der Verteilung der Grundgesamtheit entspricht
und somit repräsentativ ist. Die Anzahl der in den Flächenländern Nordrhein-Westfalen, Bayern
und Baden-Württemberg befragten Unternehmen ist auch in der Stichprobe am höchsten. Auch
die Stadtstaaten Berlin und Hamburg sind in der Stichprobe in etwa gleich stark repräsentiert wie
in der Grundgesamtheit.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-37:
85
Regionale Verteilung der Stichprobe
Baden-Württemberg
10%
Bayern
11%
15%
Berlin
14%
4%
Brandenburg
11%
4%
Bremen
6%
2% 1%
Hamburg
4%
1%
4%
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
2%
5%
3%
Niedersachsen
10%
9%
Nordrhein-Westfalen
23%
Rheinland-Pfalz
2%
Saarland
3%
2%
Sachsen
8%
Sachsen-Anhalt
4%
1%
3%
Schleswig-Holstein
Thüringen
21%
4%
9%
3%
2%
0%
5%
Gazellen (N: 211)
6%
10%
15%
20%
Potenzielle Gazellen (N: 107)
25%
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Zum Zeitpunkt der Befragung beschäftigten mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten Unternehmen zwischen 11-50 Mitarbeiter. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) gaben an, zwischen 51250 Mitarbeitern zu beschäftigen. Etwa jedes zwanzigste (5 Prozent) befragte Unternehmen beschäftigte 250-500 Mitarbeiter. Somit entspricht die Größenverteilung der befragten Gazellenunternehmen genau der Grundgesamtheit aller in Deutschland identifizierten Gazellenunternehmen
(vgl. hierzu 5.2.3).
Befragt nach Art des Wachstums geben zwei von drei Unternehmen an, kontinuierlich gewachsen
zu sein. Das übrige Drittel der Unternehmen ist eher durch Wachstumssprünge gewachsen. Auf
die Frage, wie das Wachstum generiert wurde, antworteten nahezu 90 Prozent, dass internes
Wachstum ausschlaggebend gewesen sei. Des Weiteren wuchs jedes zehnte Unternehmen durch
den Zukauf von anderen Unternehmen. Ein geringer Anteil (4 Prozent) generierte Wachstum
durch Fusion/Übernahmen oder den Einstieg von Investoren (5 Prozent).116
5.4.1
Unit-Non-Response-Analyse
Nachfolgend werden in einer Unit-Non-Response-Analyse die Charakteristiken der Nonrespondenten den Charakteristiken der Gazellenunternehmen gegenübergestellt. Zu den Nonrespondenten werden diejenigen Erhebungseinheiten der Stichprobe gezählt, die für die Befragung vollständig ausgefallen sind. Die Nonrespondenten umfassen somit die nicht befragbaren und nicht
erreichten Unternehmen sowie die Verweigerer. Von den insgesamt 3.602 Gazellenunternehmen
der Zufallsstichprobe waren 1.728 Gazellen entweder nicht befragbar, da beispielsweise die Telefonnummer nicht stimmte oder die Teilnahme an der Befragung verweigert wurde. Weitere 1.662
Gazellen konnten telefonisch nicht erreicht werden. Die Auswertungen der Non-ResponseAnalyse erfolgt hinsichtlich der Charakteristiken, die in der Creditreform-Wirtschaftsdatenbank
hinterlegt sind. Im Einzelnen sind dies Informationen zum Bundesland, zur Zeitspanne bis zum
Start des dreijährigen Wachstumszeitraums, zum Hauptsektor und zur Größenklasse der Gazellenunternehmen.
Abbildung 5-38 verdeutlicht, dass die regionale Verteilung der Nonrespondenten der Verteilung
der befragten Gazellen nahezu entspricht. Größere Abweichungen können hier nicht festgestellt
werden. Die befragten Gazellen bilden somit eine repräsentative Teilpopulation der gezogenen
Stichprobe. Eine Verzerrung der Befragungsergebnisse aufgrund einer unterschiedlichen regionalen Verteilung von Nonrespondenten und befragten Gazellen kann somit ausgeschlossen werden.
116
Mehrfachantworten möglich
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-38:
86
Regionale Verteilung der befragten Gazellenunternehmen und der Nonrespondenten
10%
Baden-Württemberg
13%
15%
14%
Bayern
4%
4%
Berlin
Brandenburg
3%
Bremen
2%
1%
Hamburg
3%
4%
4%
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
4%
7%
2%
2%
10%
10%
Niedersachsen
23%
23%
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
2%
3%
Saarland
3%
2%
Sachsen
6%
4%
3%
Sachsen-Anhalt
3%
3%
Schleswig-Holstein
Thüringen
8%
2%
4%
0%
5%
Befragte Gazellen (N=211)
10%
15%
20%
25%
Nonrespondenten (N=3390)
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Auch ein Vergleich der Verteilung von Nonrespondenten und befragten Gazellenunternehmen auf
die Zeitspanne bis zum Beginn der dreijährigen Wachstumsphase ab Gründungszeitpunkt zeigt
keine größeren Unterscheide in der Verteilung zwischen den beiden Gruppen. Bei den Nonrespondenten, wie auch bei den befragten Gazellen, beginnen gut 60 Prozent der Gazellenunternehmen bereits ein Jahr nach der Gründung mit der dreijährigen Wachstumsphase. Somit entsteht der Großteil der Gazellenunternehmen bei den Nonrespondenten und bei den befragten
Gazellen direkt nach der Gründung. Mit fortlaufender Zeit ab dem Gründungszeitpunkt nimmt die
Anzahl der neu hinzukommenden Gazellen kontinuierlich ab. Dies entspricht auch der für die
Grundgesamtheit der Gazellen beschrieben Entwicklung.
Auch die Verteilung der Nonrespondenten auf die Hauptsektoren zeigt, dass diese der Verteilung
der befragten Gazellenunternehmen sehr nahe kommt. Nonrespondenten und befragte Gazellenunternehmen sind mit geringen Abweichungen in den Sektoren Bau, Handel, Verkehr, forschungs- und wissensintensive Dienstleistungen, sonstige unternehmensnahe Dienstleistungen
inkl. Banken/Versicherungen sowie nicht-gewerbliche Wirtschaft mit ähnlichen Anteilen vertreten.
Im Sektor verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energie sind die befragten Gazellenunternehmen mit 21 Prozent gegenüber den Nonrespondenten mit zwölf Prozent unterrepräsentiert. Und
im Sektor konsumnahe Dienstleistungen sind hingegen die befragten Gazellenunternehmen mit
25 Prozent gegenüber den Nonrespondenten mit 15 Prozent leicht überrepräsentiert.
Die Verteilung von Nonrespondenten und befragten Gazellenunternehmen hinsichtlich der Größenklassen der Unternehmen lässt Unterschiede erkennen. So zählen fast drei Viertel der befrag-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
87
ten Gazellenunternehmen zur Größenklasse mit 10 bis 49 Beschäftigten, während in der Stichprobe die Unternehmen dieser Größenklasse nur knapp die Hälfte ausmachten. Des Weiteren ist
in der Gruppe der Nonrespondenten der Anteil der großen Unternehmen mit zehn Prozent mehr
als drei Mal so hoch wie in der befragten Gruppe der Gazellenunternehmen.
Abbildung 5-39:
Verteilung der befragten Gazellenunternehmen und der Nonrespondenten auf Größenklassen
65%
Klein
(10-49 Beschäftigte)
47%
32%
Mittel
(50-249 Beschäftigte)
42%
3%
Gross
(250 und mehr Beschäftigte)
10%
0%
10%
20%
30%
Befragte Gazellen (N=211)
40%
50%
60%
70%
Nonrespondenten (N=3390)
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Abschließend lässt sich sagen, dass die Gruppen der Nonrespondenten und die der befragten
Gazellenunternehmen in allen Merkmalen außer der Unternehmensgröße sehr hohe Übereinstimmungen aufweisen. Die Interpretation der Ergebnisse ist dementsprechend vor dem Hintergrund zu sehen, dass die in dieser Untersuchung befragten Gazellenunternehmen die Gruppe der
kleinen Unternehmen überrepräsentieren.
5.4.2
Auswertung der Befragung der Gazellenunternehmen
Die Auswertung der Befragung erfolgt in zwei Schritten. Zunächst werden die Ergebnisse der
Befragung der Gazellenunternehmen dargestellt und im zweiten Schritt erfolgt ein Vergleich der
Gazellenunternehmen mit den potenziellen Gazellenunternehmen zu ausgewählten Fragestellungen. Bevor im Folgenden auf die einzelnen Themenblöcke Innovationstätigkeit, Markt und Wettbewerb, Internationalisierungsgrad, Finanzierung und Wachstum eingegangen wird, gibt ein Profil der befragten Personen in den Unternehmen Aufschluss über deren Hintergrund hinsichtlich
Ausbildung sowie Berufs- und Branchenerfahrung.
5.4.2.1 Profil der Befragten
Die Literaturanalyse ergab, dass dem Grad der formalen Bildung und der Branchenerfahrung und
somit dem Humankapital des Unternehmers ein wachstumsbeeinflussender Effekt nachgewiesen
werden kann.117 Basierend auf dieser Annahme wurden die Gründer und Geschäftsführer nach
ihrem Alter sowie ihrer formalen Bildung und Branchen- und Berufserfahrung befragt.
Die Ergebnisse zum Alter der befragten Gründer beziehungsweise Geschäftsführer zeigt, dass
nahezu die Hälfte der Befragten zum Zeitpunkt der Gründung zwischen 30-39 Jahren alt war.
Weitere 28 Prozent waren bereits zwischen 40-49 Jahren alt. Die Gruppe derer, die zwischen 2029 Jahren beziehungsweise zwischen 50-59 Jahren gründete, ist gleich groß und liegt bei zwölf
117
Vgl. KfW, ZEW (2010): Aufbruch nach dem Sturm. Junge Unternehmen zwischen Investitionsschwäche und Innovationsstrategie.
KfW ZEW Gründungspanel 2010.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
88
Prozent. Etwa die Hälfte der Gründungen erfolgte im Team mit einer durchschnittlichen Teamgröße von drei Personen. Bei den Teamgründungen kamen die Gründer hinsichtlich ihres Ausbildungshintergrundes zur Hälfte aus der gleichen Fachrichtung. Die andere Hälfte der Teamgründungen setzte sich aus Gründern unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen.
Im Bezug auf die Gründungserfahrung gibt fast jeder dritte befragte Gründer (29 Prozent) an,
bereits zuvor ein Unternehmen gegründet zu haben. Auf Seite der Geschäftsführer verfügten
bereits 41 Prozent über Erfahrung in der Leitung eines Unternehmens. Befragt nach ihrem Abschluss, gibt zirka die Hälfte der Gründer (54 Prozent) an eine Berufsausbildung absolviert zu
haben. Weitere 38 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss. Bei den befragten Geschäftsführern ist der Anteil der Hochschulabsolventen höher und liegt bei 46 Prozent. Etwa jeder
zehnte Gründer beziehungsweise Geschäftsführer ist promoviert. Die befragten Gründer mit Berufsausbildung verfügen etwa zu gleichen Teilen über eine technische beziehungsweise kaufmännische Ausbildung. Bei den Gründern mit Hochschulabschluss verfügen 67 Prozent über einen
Abschluss in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und 24 Prozent über einen naturwissenschaftlich-technischen Abschluss. Sowohl Gründer als auch Geschäftsführer verfügen in der
Mehrzahl (mehr als 60 Prozent) über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung. Der Anteil der Geschäftsführer mit Berufserfahrung zwischen 0-3 Jahren liegt bei 13 Prozent, der der Gründer bei
nur sieben Prozent). Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Branchenerfahrung. Fast die Hälfte der
Gründer beziehungsweise Geschäftsführer verfügte beim Einstieg beziehungsweise bei Unternehmensgründung bereits über mehr als zehn Jahre Branchenerfahrung.
Das typische Profil eines Gründers beziehungsweise eines Geschäftsführers von Gazellenunternehmen zeigt:

Einen Gründer/Geschäftsführer mittleren Alters mit langjähriger Berufs- und
Branchenerfahrung und oftmals vorheriger Gründungserfahrung (Serial Entrepreneur).
Die Hälfte der Gazellenunternehmen wird im Team gegründet.
5.4.2.2 Innovationstätigkeit
Auf der Grundlage der Auswertung der 211 befragten Gazellenunternehmen werden im Folgenden die Innovationstätigkeit und die Art der Innovation der Gazellenunternehmen genauer beleuchtet. Unter einer Innovation versteht man die Einführung von neuen oder verbesserten Produkten und Dienstleistungen sowie Verfahren und Prozessen. In der Literatur wurde herausgehoben, dass Innovationstätigkeit einen positiven Effekt auf das Wachstum der Unternehmen haben
können (vgl. 4.1.4). Eine aktuelle Studie aus dem Jahre 2012 des IfM ergab, dass die Innovationstätigkeit der KMU bis dato unterschätzt wurde. Gegenstand der Studie ist eine kritische Bestandsaufnahme der Innovationstätigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) im Vergleich
zu Großunternehmen in Deutschland. Im Ergebnis stellte die Studie fest, dass 29 Prozent der
KMU angeben, produktbezogenen Innovationen hervorzubringen. 118 Das Mannheimer Innovationspanel weist einen Wert von 43 Prozent für KMU aus, die sich als Innovatoren bezeichnen. 119
Abbildung 5-40 zeigt, dass 76 Prozent der Gazellenunternehmen seit ihrer Gründung eine Innovation hervorgebracht haben. Nur ein knappes Viertel (24 Prozent) der befragten Unternehmen
gibt an, in diesem Zeitraum keine Innovation entwickelt zu haben. Auf die Frage, welche Art von
Innovation hervorgebracht wurde, gaben 80 Prozent an, ein Produkt beziehungsweise eine
Dienstleistungsinnovation entwickelt zu haben. Demgegenüber stehen 37 Prozent, die ein inno-
118
vgl. Maaß, F. / Führmann, B.: Innovationstätigkeit im Mittelstand – Messung und Bewertung Institut für Mittelstandsforschung
Bonn, 2012, S.56.
119
Aschhoff/Doherr/Köhler/Peters/Rammer/Schubert und Schwiebacher (MIP 2008), Innovationsverhalten der deutschen Wirtschaft –
Indikatorenbericht zur Innovationserhebung 2008, ZEW, infas, FhG ISI, Januar 2009
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
89
vatives Verfahren beziehungsweise einen innovativen Prozess entwickelt haben. Somit gibt es
auch Unternehmen, die beide Arten der Innovation entwickelt haben.
Abbildung 5-40:
Anzahl der Unternehmen mit Innovationen und ohne Innovationen
24%
mit Innovation
keine Innovation
76%
N=208
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Abbildung 5-41 stellt den Charakter der Innovation aus Sicht der befragten Unternehmer dar. Im
Fragebogen wurde zwischen radikaler Innovation und inkrementeller Innovation unterschieden.
Der Charakter der Innovation im Unternehmen wurde von 59 Prozent der Befragten als radikale
Neuerung des Produkts/Dienstleistung beschrieben, wohingegen 41 Prozent angeben, eine inkrementelle Innovation hervorgebracht zu haben, die zu einer geringfügigen Verbesserung des
Produktes beziehungsweise der Dienstleistung geführt hat.
Im Rahmen der vorgebrachten Innovationen kooperierten 65 Prozent mit anderen Unternehmen
oder Einrichtungen. 35 Prozent geben an, keine Kooperation eingegangen zu sein, die Innovation
erfolgte demnach rein innerbetrieblich.
Abbildung 5-41:
Charakter der Innovation
41%
59%
Geringfügige Verbesserung
des Produktes/Dienstleistung
Gravierende Neuerung des
Produktes/Dienstleistung
N=157
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
In Kapitel 4.1.4 wurde gezeigt, dass empirische Studien, die ihren Fokus ausschließlich auf die
Gruppe der wachstumsstarken Unternehmen legen, zu dem Ergebnis kommen, dass ein Zusammenhang zwischen Innovationstätigkeit und Wachstum besteht.120 Diese Hypothese wird in vorliegender Arbeit untersucht. Hierzu wurden die befragten Gazellenunternehmen in Bezug auf ihr
Wachstum in zwei Gruppen (1) überdurchschnittlich gewachsene Unternehmen und (2) unterdurchschnittlich gewachsene Unternehmen unterteilt. Die Basis dieser Kategorisierung bildet die
120
Vgl. hierzu Coad, A. und R. Rao (2008): Innovation and Firm Growth in High-Tech Sectors: A Quantile Regression Approach. Re-
search Policy 37(4):633-648 / Hölzl, W. (2009): Is the R&D behaviour of fast-growing SMEs different? Evidence from CIS III data
for 16 countries. Small Business Economics 33(1):59-75 / Stam, E. und K. Wennberg (2009): The roles of R&D in new firm growth.
Small Business Economics 33(1):77-89.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
90
Berechnung eines Wachstumskoeffizienten für jedes befragte Unternehmen. Der Wachstumskoeffizient setzt die einzelnen Unternehmen bezüglich ihres Wachstums in das Verhältnis zu allen
Unternehmen derselben Gründungskohorte. Die genauere Methodik, die der Berechnung des
Wachstumskoeffizienten zugrunde liegt, wird im nachfolgenden Kasten detailliert beschrieben.
Berechnung Wachstumskoeffizient
Der Berechnung des Wachstumskoeffizienten liegen die Angaben der befragten Unternehmen zur Mitarbeiteranzahl zum Gründungszeitpunkt und zum Zeitpunkt der
Befragung zugrunde.
Im ersten Schritt wurde der Median der Mitarbeiterzahlen zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung für jede Kohorte ermittelt. In einem zweiten Schritt wurde auf
Basis der Kohorte der Median der Mitarbeiteranzahl zum Zeitpunkt der Befragung
ermittelt. Anhand dieser Messgröße kann jedes Unternehmen bezüglich des Mitarbeiterwachstums mit den anderen Unternehmen seiner Gründungskohorte verglichen
werden.
Beispiel: Das Unternehmen X wurde 1996 mit drei Mitarbeitern gegründet, was genau
dem Median seiner Gründungskohorte entspricht. Die Abweichung des Unternehmens
X zum Median seiner Kohorte ist somit 0. Im Jahr der Befragung 2011 beschäftigt das
Unternehmen X 736 Mitarbeiter, während der Median seiner Kohorte bei 40 Mitarbeitern liegt. Unternehmen X weicht somit um 1840 Prozent vom Median seiner Kohorte
zum Zeitpunkt der Befragung ab.
Auf Basis dieser Berechnung werden die Unternehmen nach den jeweils erreichten
Abweichungen gerankt. Weiterhin wird eine metrisch interpretierbare Größe zwischen
1 und -1 entwickelt, die als Performance-Indikator dient. Das relative Wachstum des
am stärksten gewachsenen Unternehmens wird folgend als Maßstab für alle anderen
Unternehmen genommen, die ein positives Wachstum aufweisen. Der höchste erreichbare Wert liegt somit bei 1. Das relative Wachstum des Unternehmens, das am
wenigsten Arbeitsplätze schaffen konnte, wird als Maßstab für alle weiteren Unternehmen seiner Gründungskohorte genommen, die ein negatives Wachstum aufweisen. Der niedrigste erreichbare Wert ist somit -1.
Je näher der Wachstumskoeffizient eines Unternehmens an 1 beziehungsweise -1
heran reicht, desto mehr (bzw. weniger) Arbeitsplätze hat dieses Unternehmen im
Vergleich zu allen Unternehmen seiner Kohorte geschaffen. Beträgt der Wachstumskoeffizient 0, entspricht das Wachstum des Unternehmens genau dem Median seiner
Kohorte.
Auf dieser Grundlage wurden die Unternehmen kategorisiert in:
(1) Überdurchschnittlich gewachsene Unternehmen
(2) Unterdurchschnittlich gewachsene Unternehmen
Abbildung 5-42 stellt nun dar, ob eine Beziehung zwischen Innovationstätigkeit und Mitarbeiterwachstum innerhalb der Gazellenunternehmen besteht. Es zeigt sich, dass diejenigen Unternehmen der Gruppe mit überdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum einerseits mit 53 Prozent häufiger angeben, eine Innovation hervorgebracht zu haben und mit 44 Prozent seltener angeben,
keine Innovation hervorgebracht zu haben, als die Gruppe der Unternehmen mit unterdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum (47 Prozent bzw. 56 Prozent).
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-42:
91
Innovationstätigkeit der Unternehmen in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum
53%
Unternehmen hat eine Innovation
hervorgebracht (N= 158)
47%
44%
Unternehmen hat keine Innovation
hervorgebracht (N=50)
56%
0%
20%
Überdurchschnittlich
40%
60%
Unterdurchschnittlich
N=208
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Darüber hinaus soll untersucht werden, ob der Charakter der Innovation (radikal/inkrementell)
auf das Wachstum des Unternehmens einen Einfluss nimmt. In der Literatur findet sich hierzu die
Hypothese, dass Unternehmen, die radikale Innovationen hervorbringen, schneller Wachstum
generieren als Unternehmen mit inkrementellen Innovationen. Abbildung 5-43 zeigt, dass der
Charakter der Innovation hinsichtlich des Mitarbeiterwachstums bei Gazellenunternehmen nur
marginale Unterschiede bedingt. 54 Prozent der Unternehmen, die der Gruppe mit überdurchschnittlichem Wachstum angehören, geben an, eine radikale Innovation hervorgebracht zu haben, wohingegen nur 46 Prozent der Unternehmen, die der Gruppe mit unterdurchschnittlichem
Mitarbeiterwachstum angehören, dies angeben.
Abbildung 5-43:
Charakter der Innovation der Unternehmen in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum
49%
Geringfügige Verbesserung des
Produktes/Dienstleistung (N=65)
51%
54%
Gravierende Neuerung des
Produktes/Dienstleistung (N=92)
46%
0%
Überdurchschnittlich
20%
40%
60%
Unterdurchschnittlich
N=157
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Somit lässt sich für beide Fragestellungen ablesen, dass diejenigen Unternehmen, die ein überdurchschnittliches Wachstum im Vergleich zu den weiteren befragten Gazellenunternehmen ihrer
Gründungskohorte aufweisen, tendenziell mehr Innovationen und tendenziell eher radikale Innovationen hervorbringen.
Da das Hervorbringen von Innovationen immer auch mit Ausgaben für Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten (F&E) verbunden ist, wurde ferner erhoben, wie hoch die Ausgaben der Unter-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
92
nehmen für Forschungs- und Entwicklungstätigkeit am Umsatz sind. Abbildung 5-44 stellt den
Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung am Gesamtumsatz der Gazellenunternehmen
dar. Eine große Mehrheit (77 Prozent) gibt an, zwischen 0-5 Prozent in F&E-Aktivitäten zu investieren. Weitere 22 Prozent investieren zwischen 6-10 Prozent in Forschung und Entwicklung.
13 Prozent der Unternehmen geben an, zwischen 11-20 Prozent und 12 Prozent der Unternehmen geben an, mehr als 20 Prozent in F&E-Aktivitäten zu investieren. Im Vergleich hierzu betrug
der Anteil der F&E-Aufwendungen gemessen am Umsatz für KMU in Deutschland im Jahr 2009
zirka 4 Prozent.121 Somit kann für die Gazellenunternehmen konstatiert werden, dass der Anteil
an Ausgaben für Forschung und Entwicklung gemessen an allen KMU als eher hoch einzuschätzen
ist.
Abbildung 5-44:
Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Anteil des Gesamtumsatzes
12%
0 bis 5 %
13%
22%
6 bis 10 %
11 bis 20 %
77%
Mehr als 20 %
N=204
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Insgesamt gaben somit 51 der befragten Gazellenunternehmen an, mehr als 10 Prozent ihres
Umsatzes in Forschung und Entwicklung zu investieren. Um ein differenziertes Bild hierzu zu
erhalten, werden nachfolgend diejenigen Branchen aufgeführt, in denen die Unternehmen mit
mehr als 10 Prozent F&E-Anteil aktiv waren.
Diejenigen Gazellenunternehmen, die zwischen 11-20 Prozent ihres Gesamtumsatzes in F&E
investieren, entfallen auf WZ-3-Ebene beispielsweise auf die Branchen:



Datenverarbeitungsdienste,
Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin
Fernmeldedienste122
In die Gruppe derjenigen Gazellenunternehmen, die angeben, über 20 Prozent ihres Gesamtumsatzes in Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten zu investieren, entfallen unter anderem auf
die Branchen:



121
Softwarehäuser
Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin,
Architektur- und Ingenieurbüros
Herstellung von optischen und fotografischen Geräten123
Vgl. hierzu Bildung und Forschung in Zahlen 2011, Ausgewählte Fakten aus dem Daten-Portal des BMBF, www.bmbf.de/daten-
portal/bildung_und_forschung_in_zahlen_2011.pdf.
122
Branchen mit Unternehmen, die zwischen 11-20 Prozent ihres Umsatzes in F&E investieren: Erbringung von landwirtschaftlichen
und gärtnerischen Dienstleistungen, Verlagsgewerbe, Herstellung von sonstigen nicht-wirtschaftszweigspezifischen Maschinen, sonstige mit der Datenverarbeitung verbundene Tätigkeiten, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung, Buchführung, Markt- und Meinungsforschung, Managementtätigkeiten, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, Abwasserund Abfallbeseitigung und sonstige Entsorgung, Erbringung von sonstigen Dienstleistungen für Unterhaltung, Erholung und Freizeit
123
Alle Branchen mit Unternehmen, die über 20 Prozent ihres Umsatzes in F&E investieren: Herstellung von elektrischen Ausrüstun-
gen, Bauinstallation, Handelsvermittlung, Einzelhandel, Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, Gesundheitswesen, Sozialwesen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
93
Obwohl in der Gruppe der Gazellenunternehmen, die einen vergleichsweise hohen Teil ihres Gesamtumsatzes in F&E-Tätigkeiten investieren, Branchen zu finden sind, die man instinktiv als
sehr forschungsintensiv einschätzen würde (wie bspw. die Forschung und Entwicklung im Bereich
Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin und die Softwarehäuser), zeigt sich auf
WZ-3-Ebene eine überraschende Vielfältigkeit an Branchen. Anhand der Bandbreite der Branchen, kann vermutet werden, dass neben den branchenspezifischen Eigenschaften vor allem die
intrinsische Motivation eines Unternehmers im Bezug auf F&E-Tätigkeiten entscheidend ist.
Die nachfolgende Abbildung 5-45 stellt nun wieder den Anteil der überdurchschnittlich beziehungsweise unterdurchschnittlich gewachsenen Unternehmen innerhalb der vier Gruppen der
F&E-Ausgaben. Hierbei lässt sich erkennen, dass die Gruppen so gut wie gleichverteilt sind. Somit liegt der Schluss nahe, dass innerhalb unserer Stichprobe kein Bezug zwischen der Höhe der
F&E-Ausgaben und dem Wachstum der Gazellenunternehmen festgestellt werden kann.
Abbildung 5-45:
Forschungs- und Entwicklungsausgaben am Anteil des Gesamtumsatzes in Bezug
auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum
48%
52%
0 bis 5 %
(N=157)
59%
6 bis 10 %
(N=22)
41%
69%
11 bis 20 %
(N=13)
31%
42%
Mehr als 20 %
(N=12)
58%
%
20%
Überdurchschnittlich
40%
60%
80%
Unterdurchschnittlich
N=204
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
94
Mehr als Dreiviertel der befragten Gazellenunternehmen haben seit ihrer Gründung
eine Innovation hervorgebracht. Damit übersteigt die Innovationstätigkeit der Gazellenunternehmen bei Weitem die der KMU.
Der überwiegende Anteil der Innovationen (80 Prozent) sind Produkt- bzw. Dienstleistungsinnovation.
59 Prozent der Befragten gaben an, dass es sich um eine radikale Neuerung des Produkts/der Dienstleistung handelte und 41 Prozent bezeichneten die Innovation als
inkrementell.
Innerhalb der Gazellenunternehmen bringen diejenigen Unternehmen, die ein überdurchschnittliches Wachstum generieren, leicht mehr Innovationen hervor als diejenigen Unternehmen, die unterdurchschnittlich wachsen.
Innerhalb der Gazellenunternehmen bringen diejenigen Unternehmen, die ein überdurchschnittliches Wachstum generieren etwas häufiger radikale Innovationen hervor
als diejenigen Unternehmen, die unterdurchschnittlich wachsen.
Gazellenunternehmen investieren verglichen mit allen KMU mehr in Forschung und
Entwicklung.
Zu



den Branchen mit dem höchsten Anteil an F&E-Ausgaben gehören beispielsweise:
Datenverarbeitungsdienste
Softwarehäuser
Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften
und Medizin
5.4.2.3 Markt und Wettbewerb
In Bezug auf den Wettbewerb zeigten die empirischen Studien, dass erhöhter Wettbewerb die zu
erwartenden Renditen für das einzelne Unternehmen senkt und hierdurch Anreize für Innovation
und Wachstum reduziert werden.124 So nimmt die Hälfte der Unternehmer viele Wettbewerber als
bedeutendes Wachstumshemmnis wahr.125 Wie in Kapitel 4.1.4 ausgeführt, lässt die Literatur den
vorsichtigen Schluss zu, dass Wettbewerb nicht direkt über Effizienzsteigerungen das Wachstum
von Unternehmen beschleunigt oder hemmt. Stattdessen sind vorliegende Wachstumseffekte
gegebenenfalls darin begründet, dass eine Vielzahl von Unternehmen zunächst gleichzeitig im
Wettbewerb stehen kann und letztlich in einem evolutionären Prozess nur die besten Ideen,
Strukturen und Produktanbieter überleben.126 Im Folgenden werden die Markt- und Wettbewerbsbedingungen der befragten Gazellenunternehmen untersucht und dargestellt.
Somit war in der Untersuchung von Interesse, in welchen Märkten – in Bezug auf das Alter des
Marktes - die Gazellenunternehmen agieren. Abbildung 5-46 zeigt, dass sich 44 Prozent der befragten Gazellenunternehmen zum Zeitpunkt des größten Wachstums in einem wachsenden
Markt (Alter ca. 6 bis 15 Jahre) befanden. Weitere 17 Prozent geben an, in einem jungen aufstrebenden Markt (Alter 1-5 Jahre) tätig gewesen zu sein. Ein Drittel charakterisiert den Markt
zum Zeitpunkt des größten Wachstums als gesättigt und nur 5 Prozent der Unternehmen geben
gar an, sich in einem schrumpfenden Markt befunden zu haben.
124
Davidson, C. und P. Segerstrom (1998): R&D Subsidies and Economic Growth. RAND Journal of Economics (29):548–577
125
Vgl. Hay, M. und K. Kamshad (1994): Small Firm Growth: Intentions, Implementation and Impediments. Business Strategy Review
5(3): 49 – 68 / Robson, P. und B. Obeng (2008): The Barriers to Growth in Ghana. Small Business Economics 30(4): 385–403
126
Vgl. Jovanovic, B. (1982): Selection and the Evolution of Industry. Econometrica 50: 649–760
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-46:
95
Art des Marktes zum Zeitpunkt des größten Wachstums
5%
17%
Junger/aufstrebende
r Markt 1-5 Jahre
Wachsender Markt
6-15 Jahre
33%
Gesättigter Markt
Schrumpfender
Markt
44%
N=206
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Somit kann für die untersuchten Gazellenunternehmen konstatiert werden, dass diese im
Schwerpunkt in jungen, aufstrebenden und wachsenden Märkten erfolgreich agieren.
Abbildung 5-47 gibt Aufschluss darüber, auf welcher Art von Markt hinsichtlich des Kunden (Business to Business (B2B) oder Business to Consumer (B2C)) die befragten Gazellenunternehmen
agieren. 59 Prozent der Gazellenunternehmen gaben an, auf B2B Markt zu agieren. Generell ist
somit das Verhältnis zwischen B2C und B2B Unternehmen relativ ausgeglichen.
Abbildung 5-47:
Anteil der Gazellenunternehmen auf einem Business-to-Business-Markt und Business-to-Consumer-Markt
B2B
59%
B2C
50%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
N=211
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Im Folgenden soll wiederum mit Hilfe der Einteilung der Unternehmen hinsichtlich ihres Wachstumskoeffizienten gezeigt werden, ob zwischen dem Markt (B2B bzw. B2C), auf dem die Unternehmen agieren, und dem Wachstum eine Beziehung besteht. Dieser Sachverhalt ist in Abbildung 5-48 dargestellt. Auf dem B2B-Markt sind im Vergleich zum B2C-Markt deutlich mehr Unternehmen mit überdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum aktiv als auf dem B2C-Markt. Dies
legt den Schluss nahe, dass das Wachstumspotenzial auf den B2B-Märkten ein höheres ist als auf
den auf Endkonsumenten ausgerichteten Märkten.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-48:
96
Anteil der Gazellenunternehmen auf einem Business-to-Business-Markt und Business-to-Consumer-Markt in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum
64%
B2B
(N=124)
53%
43%
B2C
(N=106)
56%
0%
10%
20%
30%
Überdurchschnittlich
40%
50%
60%
70%
Unterdurchschnittlich
N=211
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Gazellenunternehmen agieren im Schwerpunkt in jungen, aufstrebenden und wachsenden Märkten.
Gazellenunternehmen agieren sowohl in B2B- als auch B2C-Märkten, wobei eine leichte
Verschiebung hin zu B2B-Märkten zu beobachten ist.
Auf den B2B-Märkten sind deutlich mehr Unternehmen mit überdurchschnittlichem
Mitarbeiterwachstum aktiv als auf den B2C-Märkten.
5.4.2.4 Internationalisierungsgrad
Des Weiteren wurde der Internationalisierungsgrad der befragten Unternehmen erfasst, da aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Integration von ausländischen Märkten und/oder wirtschaftliche Auslandsaktivitäten den Unternehmen Wachstumsperspektiven eröffnen (vgl. hierzu
Kapitel 4.1.4). In diesem Zusammenhang erhöhen insbesondere Exporte die Losgrößen von Unternehmen, was zu Skalenvorteilen führt, Lernkurveneffekte ermöglicht und so die durchschnittlichen Kosten senkt. Der aktuelle Forschungsstand konstatiert weiter, dass international agierende Unternehmen sowohl im Bezug auf Mitarbeiterwachstum als auch bezüglich ihres Umsatzes
überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielen. Demzufolge ist davon auszugehen, dass der
Internationalisierungsgrad der Gazellenunternehmen höher ist als der Internationalisierungsgrad
aller KMU in Deutschland.
Von den befragten Unternehmen in dieser Untersuchung geben 31 Prozent der Unternehmen an,
international zu agieren (vgl. Abbildung 5-49). Im Vergleich hierzu zeigt eine Studie aus dem
Jahr 2003, dass 24 Prozent der in Deutschland aktiven KMU angeben, international zu agieren. 127
Somit kann für die Gazellenunternehmen gezeigt werden, dass diese im Vergleich zu allen KMU
in Deutschland stärker international agieren.
127
EU- Kommission (2003/4): Internationalisierung von KMU.
http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/files/analysis/doc/smes_observatory_2003_report4_de.pdf
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-49:
97
Anteil der Gazellenunternehmen mit Export
31%
mit Export
ohne Export
69%
N=200
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Von Interesse war weiterhin, zu welchem Zeitpunkt die Gazellenunternehmen begannen international zu agieren. Abbildung 5-50 zeigt, dass eine Mehrzahl der befragten Gazellenunternehmen
bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt nach ihrer Gründung in das internationale Geschäft
einsteigt. Im Durchschnitt beginnen die Unternehmen 2,6 Jahren nach ihrer Gründung zu exportieren. Das legt den Schluss nahe, dass die Entscheidung zur Internationalisierung ein wesentliches Element des Geschäftsmodells von Beginn an ist.
Abbildung 5-50:
Beginn des Exports in Jahren nach der Gründung
45%
39%
40%
35%
30%
25%
21%
20%
15%
10%
10%
5%
5%
8%
5%
5%
2%
2%
2%
2%
8
10
15
0%
0
1
2
2.5
3
4
5
6
N=61
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Folgend soll die Bedeutung des Exports für die Gazellenunternehmen näher erläutert werden.
Abbildung 5-51 stellt hierzu die Höhe der Exportquote der exportierenden Gazellenunternehmen
dar. Demzufolge exportieren 29 Prozent der international agierenden Unternehmen nur sehr
geringfügig mit einer Exportquote von 1-5 Prozent. Jeweils 21 Prozent exportieren zwischen 1120 Prozent, beziehungsweise über 40 Prozent ihrer Güter beziehungsweise Dienstleistungen. Für
weitere 20 Prozent liegt ihre Exportquote bei 21-40 Prozent. An dieser Stelle ist anzumerken,
dass die Streuung sehr groß ist, Unternehmen also zwischen 1 Prozent und 95 Prozent exportieren. Die durchschnittliche Exportquote aller international agierenden Unternehmen liegt bei 25
Prozent.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-51:
98
Anteil der Höhe der Exportquote aller exportierenden Gazellenunternehmen
Bis 5%
21%
29%
6% bis 10%
11% bis 20%
10%
21% bis 30%
10%
10%
31% bis 40%
Mehr als 40%
21%
N=61
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
In der Gruppe derjenigen Unternehmen, die eine hohe Exportquote aufweisen, die demnach über
40 Prozent ihrer Güter oder Dienstleistungen exportieren, soll nachfolgend untersucht werden, in
welchen Branchen die Unternehmen agieren. Auf der WZ 3-Ebene finden sich unter anderem
folgende Branchen:



Herstellung von Werkzeugmaschinen
Architektur- und Ingenieurbüros
Überlassung von Arbeitskräften128
Die hohe Exportquote in der Branche der Überlassung von Arbeitskräften mag im ersten Moment
verwundern, jedoch zählen hierzu z. B auch Ingenieursdienstleister, die Ingenieure in ausländische Unternehmen entsenden und somit der Branche der Überlassung von Arbeitskräften zuzuzählen sind. Auch hier zeigt sich, dass Unternehmen unterschiedlichster Branchen über besonders hohe Exportquoten verfügen. Eine Häufung von Unternehmen bestimmter Branchen kann
nicht gefunden werden. Dies liegt sicherlich auch an der geringen Fallzahl der Stichprobe.
Wie bereits erwähnt wird in der Literatur davon ausgegangen, dass international agierende Unternehmen durch die Erschließung eines größeren Marktes durchschnittlich schneller wachsen als
Unternehmen, die ausschließlich auf nationaler Ebene tätig sind. Im Bezug auf die Stichprobe der
Befragung, konnte diese Hypothese bereits dahingehend verifiziert werden, dass mit 31 Prozent
der befragten Unternehmen mehr als der Durchschnitt der deutschen KMU (24 Prozent) international agieren. Anhand dessen kann also abgeleitet werden, dass Gazellen (auch) schneller
wachsen als andere Unternehmen, weil sie häufiger über nationale Grenzen hinweg tätig sind.
Daran anschließend stellt sich die Frage, ob die Hypothese, dass Exporttätigkeit schnelleres
Wachstum begünstigt, auch innerhalb der Gruppe der Gazellenunternehmen verifiziert werden
kann.
Abbildung 5-52 zeigt, dass in der Gruppe der exportierenden Unternehmen 58 Prozent der Unternehmen zu denjenigen mit einem überdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum zählen. Bei
den Unternehmen, die sich auf den nationalen Markt beschränken, sind 54 Prozent hinsichtlich
des Mitarbeiterwachstums in ihrer Kohorte als unterdurchschnittlich einzustufen. Hieraus kann
geschlossen werden, dass auch innerhalb der schnell wachsenden Jungunternehmen eine Internationalisierung das Wachstum im Vergleich zu den national operierenden Unternehmen stimuliert.
128
Vollständige Liste der Unternehmen, die eine Exportquote von über 40 Prozent aufweisen: im Bezug auf ihre Branchen gärtnerische
Dienstleistungen, Mechanik (anderweitig nicht genannt), Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (anderweitig nicht genannt),
Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (anderweitig nicht genannt), Herstellung von optischen und fotografischen Geräten, Handel
mit Kraftwagen, Getränken und Tabakwaren (in Verkaufsräumen), Meinungsforschung, Managementtätigkeiten.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-52:
99
Exportierende/nicht-exportierende Gazellenunternehmen in Bezug auf ihr erzieltes
Mitarbeiterwachstum
58%
Unternehmen
exportiert (N=62)
42%
Unternehmen
exportiert nicht
(N=138)
46%
54%
0%
10%
20%
30%
40%
Überdurchschnittlich
50%
60%
70%
Unterdurchschnittlich
N=61
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Eine Gegenüberstellung der Gruppen mit über- und unterdurchschnittlichem Wachstum in Bezug
auf die Höhe der Exportquote ist in Abbildung 5-53 dargestellt. In der Gruppe der Unternehmen,
die eine niedrige Exportquote aufweisen (0-5 Prozent), wachsen 67 Prozent der Gazellenunternehmen überdurchschnittlich. In der Gruppe der Unternehmen, die eine Exportquote von 2130 Prozent aufweisen, verkehrt sich dieses Bild. Im Bezug auf die vorausgehend getroffenen
Aussagen kann somit gesagt werden, dass obwohl Exporte zu einem höheren Wachstum verhelfen, die Exportquote hinsichtlich des Wachstums der Unternehmen nicht entscheidend zu sein
scheint. Da mit steigender Exportquote kein konstantes Verhältnis zwischen überdurchschnittlich
und unterdurchschnittlich wachsenden Gazellenunternehmen festgestellt wird, wirken sich steigende Exportquoten nicht auf das Wachstum aus.
Abbildung 5-53:
Anteile der Exportquote in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum
67%
Bis 5%
33%
50%
50%
6% bis 10%
69%
11% bis 20%
31%
33%
21% bis 30%
67%
50%
50%
31% bis 40%
54%
Mehr als 40%
46%
0%
10%
20%
30%
Überdurchschnittlich
40%
50%
60%
70%
80%
Unterdurchschnittlich
N=62
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Von den international agierenden Unternehmen geben nahezu 60 Prozent an, auch außerhalb der
EU tätig zu sein. Demgegenüber stehen 40 Prozent, die ihren Export auf das Gebiet der EU beschränken. Somit exportiert nahezu jedes fünfte der befragten Unternehmen außerhalb Europas
und jedes dritte Unternehmen ist international tätig.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
100
Gazellenunternehmen agieren im Vergleich zu allen KMU in Deutschland stärker international.
Die Entscheidung zu internationalisieren wird direkt nach Gründung getroffen und ist
ein festes Element des Geschäftsmodells.
Die durchschnittliche Exportquote der international agierenden Gazellenunternehmen
liegt bei 25 Prozent.
5.4.2.5 Finanzierung
Dem Zugang zu Kapital und damit zur Finanzierung wird im Zusammenhang mit schnell wachsenden Jungunternehmen eine besondere Relevanz beigemessen (vgl. hierzu Kapitel 4.1.4). Im
Folgenden wird daher untersucht, welche Art von Finanzierung beziehungsweise welche Höhe
von den befragten Gazellenunternehmen in Anspruch genommen wurde. Darüber hinaus soll der
Einfluss von Finanzierung auf das Wachstum aus Perspektive der Unternehmer beleuchtet werden. Weiterhin wird die Relevanz einzelner Finanzierungsinstrumente beleuchtet.
In der folgenden Abbildung 5-54 wird die Höhe des Startkapitals der untersuchten Gazellenunternehmen dargestellt. Etwa ein Viertel der befragten Unternehmen startet demzufolge mit weniger als 20.000 Euro Startkapital. 28 Prozent der Unternehmen geben an, zum Zeitpunkt der
Gründung zwischen 40.001 und 60.000 Euro zur Verfügung gehabt zu haben. Weitere 29 Prozent
und somit die größte Anzahl an Unternehmen verfügte über ein Startkapital von 100.000 Euro.
Die Höhe des Startkapitals variiert zwischen den Gazellenunternehmen demnach sehr stark. Liegt
der Median bei 25.000 Euro, liegt das arithmetische Mittel mit 649.530 Euro deutlich darüber.
Die Gazellenunternehmen unterscheiden sich untereinander somit signifikant in Bezug auf ihre
Finanzierungsstrategie bei Gründung ihres Unternehmens.
Abbildung 5-54:
Höhe des Startkapitals der Gazellenunternehmen
Bis zu 20.000 Euro
29%
24%
20.001 Euro bis 40.000 Euro
40.001 Euro bis 60.000 Euro
60.001 Euro bis 80.000 Euro
5%
2%
80.001 Euro bis 100.000 Euro
12%
28%
Mehr als 100.000 Euro
N=171
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Befragt nach der Zusammensetzung des Startkapitals bei Gründung ergibt sich folgendes Bild:
Im Durchschnitt finanzierten die Gazellenunternehmen ihre Gründung zu 73 Prozent aus Eigenkapital und zu 27 Prozent aus Fremdkapital.
Abbildung 5-55 stellt weiterhin dar, wie sich das Eigenkapital bei Gründung der Gazellenunternehmen zusammensetzt. Zu einem Großteil finanzieren die befragten Gazellenunternehmen ihre
Gründung aus eigenen Ersparnissen (64 Prozent) oder nehmen Kapital von Freunden und Familie
(10 Prozent) in Anspruch. Weitere 17 Prozent geben an, öffentliche beziehungsweise institutio-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
101
nelle Förderung erhalten zu haben. Nur eine sehr geringe Anzahl von Unternehmen nahm Beteiligungskapital in Anspruch (2 Prozent).
Abbildung 5-55:
Eigenkapitalquellen bei Unternehmensgründung der Gazellenunternehmen
Eigene Ersparnisse
64%
Familie und Freunde
10%
Venture Capital
2%
Stille Teilhaber
6%
Business Angel
Öffentliche/ Institutionelle
Beteiligungen
17%
Weiß nicht
9%
Keine Antwort
10%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
N=211
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Diese Beobachtung deckt sich mit den Ergebnissen einer im Jahr 2011 durchgeführten Untersuchung zum Zugang zu Finanzmitteln von KMU mit speziellem Fokus auf Gazellenunternehmen. 129
Eine Finanzierung durch Business Angels wurde unter den befragten Gazellenunternehmen gar
nicht genutzt. Fremdkapital nehmen die befragten Gazellenunternehmen vorwiegend in Form von
Bankkrediten und Gründerkrediten in Anspruch, so geben 58 Prozent der Unternehmen an, einen
Bankkredit aufgenommen zu haben. Weitere 39 Prozent nahmen einen Gründerkredit in Anspruch. Die Möglichkeit eines Nachrangdarlehens wurde von 7 Prozent genutzt. Fast ein Drittel
(31 Prozent) nutzte keinerlei Fremdkapital.
Neben der Finanzierung zum Zeitpunkt der Gründung ist weiterhin interessant, mit welchen finanziellen Mitteln das Wachstum der Gazellenunternehmen finanziert wird. 76 Prozent aller Unternehmen geben an, für geplante Wachstumsschritte stets ausreichend Kapital zur Verfügung
gehabt zu haben. Dennoch geben fast ein Viertel der schnell wachsenden Jungunternehmen (24
Prozent) an, nicht genügend Kapital zur Realisierung der geplanten Wachstumsschritte gehabt zu
haben. Diese Aussage ist sofern bemerkenswert, dass die Unternehmen nach der angelegten
Definition im Untersuchungszeitraum ein Wachstum vollzogen haben. In diesem Zusammenhang
ist es weiterhin interessant, ob es Unterschiede im Antwortverhalten der Unternehmen gibt bezüglich der Einteilung der Unternehmen in über- beziehungsweise unterdurchschnittliche Wachstumsunternehmen. Abbildung 5-56 zeigt hierzu, dass die Einschätzung, ob ausreichend Kapital
zur Realisierung des geplanten Wachstums zur Verfügung stand, nicht beziehungsweise nur marginal mit einem über- oder unterdurchschnittlichem Wachstum der Gazellenunternehmen in Beziehung steht. Im Fall derjenigen Unternehmen, die angaben, dass ihnen nicht ausreichend Kapital zur Verfügung stand, können 46 Prozent der befragten Unternehmen als überdurchschnittlich
wachsende Gazellenunternehmen und 54 Prozent als unterdurchschnittlich wachsende Gazellenunternehmen identifiziert werden.
129
Vgl. hierzu Söller, Rene (2011): Der Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu Finanzmitteln, Destatis.
www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Querschnittsveroeffentlichungen/WirtschaftSta
tistik/UnternehmenGewerbeanzeigen/MittlereUnternehmenFinanzmittel,property=file.pdf.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-56:
102
Einschätzung zur ausreichenden Menge an Kapital in Bezug auf ihr erzieltes Mitarbeiterwachstum
50%
ausreichend
50%
46%
nicht ausreichend
54%
0%
10%
überdurchschnittlich
20%
30%
40%
50%
60%
unterdurchschnittlich
N=203
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Die nachfolgende Abbildung 5-57 stellt dar, wie die Unternehmen die Relevanz einzelner Finanzierungsquellen für die Wachstumsfinanzierung einschätzen. Im Vergleich zur Finanzierung zum
Zeitpunkt der Gründung kommen im weiteren Unternehmensverlauf einbehaltene Gewinne als
bedeutendes Finanzierungsinstrument hinzu. 42 Prozent der befragten Unternehmen schätzen
die einbehaltenen Gewinne für sehr wichtig und weitere 34 Prozent stufen diese als wichtig ein.
Im Vergleich zu allen weiteren aufgeführten Finanzierungsmöglichkeiten wird Thesaurierung folglich als wichtigstes Mittel für das Wachstum der Unternehmen bewertet. Auch bei der Finanzierung von Wachstum wird den eigenen Einlagen/Freunden/Familie weiterhin eine hohe Relevanz
beigemessen. Im Rahmen der Fremdkapitalfinanzierung wird den Bankkrediten von mehr als der
Hälfte der Befragten eine sehr hohe (24 Prozent) beziehungsweise hohe (33 Prozent) Relevanz
beigemessen. Interessant ist dennoch, dass etwas mehr als ein Viertel (26 Prozent) der Befragten den klassischen Bankkrediten zur Wachstumsfinanzierung keinerlei Bedeutung beimessen.
Im Bezug auf die Bewertung der Förderprogramme, schätzen 35 Prozent der Befragten die Förderprogramme zur Finanzierung ihrer Wachstumsschritte für wichtig beziehungsweise sehr wichtig ein. Andererseits geben auch 42 Prozent der Befragten an, dass Förderprogramme gar nicht
wichtig für die Finanzierung von Wachstum sind. Beteiligungskapital wird von jedem vierten befragten Unternehmer als sehr wichtig/wichtig eingestuft. Mehr als die Hälfte der Unternehmen
schätzen Beteiligungskapital jedoch als gänzlich unwichtig ein. Es zeigt sich hinsichtlich der Branche keine Häufung von Antworten. So führt eine Betrachtung auf Branchenebene hinsichtlich des
Antwortverhaltens aufgrund der geringen Fallzahlen zu keinem auswertbaren Ergebnis.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-57:
103
Einschätzung der Relevanz von Finanzierungsquellen für die Wachstumsfinanzierung
Einbehaltene Gewinne (N=202)
42%
Eigene Einlagen/
Freunde, Familie (N=206)
44%
Bankkredit (N=203)
16%
24%
Förderprogramme (N=203)
Beteiligungskapital (N=202)
34%
33%
14%
10%
0%
21%
15%
8%
20%
Sehr wichtig
Wichtig
14%
11% 2% 11%
11%
11%
Mittel
22%
7%
9%
26%
42%
14%
40%
7%
52%
60%
80%
Wenig wichtig
100%
Gar nicht wichtig
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Im Rahmen der Befragung wurde zudem untersucht, in welchem Ausmaß Fördermittel von den
Unternehmen in Anspruch genommen werden. Es zeigt sich, dass zirka die Hälfte (49 Prozent)
angeben, bereits Fördermittel erhalten zu haben. Bei der Art der Förderung handelt es sich meist
um Zuschuss (74 Prozent) oder Darlehensfinanzierungen (37 Prozent).
Abbildung 5-58 zeigt, dass von denjenigen Unternehmen, die Fördermittel in Anspruch genommen haben, zirka die Hälfte Fördermittel auch für wichtig erachten. Mehr als ein Viertel der Mittelempfänger gibt jedoch trotz empfangener Mittel an, die öffentliche Förderung spiele eine weniger wichtige (6 Prozent) beziehungsweise unwichtige (22 Prozent) Rolle zur Realisierung der
Wachstumsschritte des Unternehmens. Die Interpretation dieses Ergebnisses lässt zwei Richtungen zu. Einerseits könnte es Ausdruck einer Unzufriedenheit mit der Förderung selbst sein und
andererseits könnten die Auswirkungen der Förderung auf das Wachstum des Unternehmens nur
als marginal empfunden werden.
Abbildung 5-58:
Bewertung der Relevanz von Fördermitteln derjenigen Gazellenunternehmen, die
Fördermittel erhalten haben
22%
22%
Sehr wichtig
Wichtig
Mittel
6%
Weniger wichtig
20%
29%
Gar nicht wichtig
N=98
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Des Weiteren wurde untersucht, ob sich hinsichtlich der Einschätzung der Relevanz der öffentlichen Fördermittel zur Realisierung der Wachstumsschritte regionenspezifische Unterschiede erkennen lassen. Ein Ost-West-Vergleich zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall ist. Sowohl in Westals auch in Ostdeutschland befindet die deutliche Mehrheit (55 Prozent Ost, 49 Prozent West),
dass Fördermittel „gar nicht wichtig“ beziehungsweise „wenig wichtig“ seien. Als „sehr wichtig“
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
104
beziehungsweise „wichtig“ zur Finanzierung des Wachstums werden öffentliche Fördermittel von
37 Prozent der ostdeutschen Unternehmen und von 34 Prozent der westdeutschen Unternehmen
eingestuft.
Gazellenunternehmen finanzieren ihre Unternehmen bei Gründung hauptsächlich
durch Eigenkapital (eigene Ersparnisse, Freunde und Familie) und unterscheiden sich
damit nicht von den KMU.
Venture-Capital- und Business-Angel-Finanzierungen spielen bei den befragten Gazellenunternehmen nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Mehr als Dreiviertel der Gazellenunternehmen geben an, ausreichend Kapital für geplante Wachstumsschritte zur Verfügung gehabt zu haben.
Bei der Finanzierung von Wachstum wird einbehaltenen Gewinnen und eigenen Einlagen die höchste Relevanz beigemessen, während hingegen Förderprogrammen und
Beteiligungskapital eine geringere Relevanz beigemessen wird.
Die Hälfte der befragten Gazellenunternehmen nimmt Förderungen der öffentlichen
Hand in Anspruch.
Knapp ein Viertel derjenigen Gazellenunternehmen, das Förderung in Anspruch
nimmt, misst der Förderung keine Relevanz bei.
5.4.2.6 Interne und externe Wachstumsdeterminanten der Gazellenunternehmen
Ein wesentliches Anliegen der Studie war es, die Wachstumstreiber und –hemmnisse für Gazellenunternehmen in Deutschland herauszuarbeiten. Hierzu wurden die Unternehmen im Rahmen
der Befragung gebeten, die aus ihrer Sicht wichtigsten Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse zu benennen. Dies erfolgte anhand einer offenen Frage. In der Literatur wird bezüglich der
Wachstumsdeterminanten von Gazellen zwischen internen und externen Faktoren unterschieden
(vgl. Kapitel 4.1.4). Tabelle 5-3 gibt Aufschluss über die wesentlichen Wachstumstreiber, die von
den Unternehmen benannt wurden.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Tabelle 5-3:
Wesentliche Wachstumstreiber
Oberkategorie
I
N
T
E
R
N
Strategie
Ressource
Eigenschaft
E
X
T
E
R
N
105
Markt
Rahmenbedingungen
Eigenschaft
Kategorie
Nennungen
Qualitätsorientierung
Kunden- und Vertriebsorientierung
Einführung von Innovationen
Marketing
Diversifizierung
Kostenreduzierung
Konzentration
Internationalisierung
neuer Standort
Gewinnm axim ierung
Spezialisierung
Wachstumsziel
Zukauf
Kooperation
Mitarbeiter
Managem ent
Zuverlässigkeit
Flexibilität
Engagement
Schnelligkeit
67
47
19
11
6
8
3
3
2
1
1
1
1
1
19
3
4
2
1
1
wachsender Markt/Marktdynamik
dem ografischer Wandel
Nische
Regionalität
Finanzierung
Gesetze
geringe Steuerlast
Förderm ittel
Bekanntheitsgrad
Glück
Zwang zum Wachsen
41
3
1
1
4
2
1
1
7
3
1
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Mit deutlichem Abstand am häufigsten als Wachstumstreiber benannt wird die Orientierung auf
Qualität, Kunden und Vertrieb. In diesem Kontext wird auch dem Marketing eine hohe Bedeutung
beigemessen. Als weiteres wesentliches Kriterium für Wachstum wird ein wachsender Markt,
beziehungsweise eine angemessene Marktdynamik angeführt. Zusammengenommen scheint aus
Sicht der Unternehmen ein junger, dynamischer Markt (vgl. hier auch die Ausführungen in Kapitel 5.4.2.3) verbunden mit einer hohen Kundenorientierung und qualitativ hochwertigen Produkten und/oder Dienstleistungen das wesentliche Merkmal für Unternehmenserfolg und damit
Wachstum zu sein. Weitere durch die Unternehmen benannte Wachstumstreiber sind die Einführung von Innovationen und die Mitarbeiter als wichtigste Unternehmensressource. Der Finanzierung wird durch die Unternehmen relativ wenig Relevanz als Wachstumstreiber beigemessen,
gleiches gilt für Fördermittel. Relativ häufig wird von den Unternehmen der Bekanntheitsgrad des
Unternehmens als Wachstumstreiber benannt.
Interessant ist auch, dass die befragten Unternehmen die Wachstumstreiber vor allem im unternehmensinternen Umfeld verorten, während im unternehmensexternen Umfeld eher weniger
wachstumstreibende Faktoren benannt werden. Das heißt, dass die wesentlichen Impulse für das
Unternehmenswachstum vor allem vom Unternehmen selbst, beziehungsweise vom Management
und den Mitarbeitern ausgehen. Die Unterstützungsmöglichkeit von externer Seite hinsichtlich
wachstumstreibender Faktoren ist damit eingeschränkt.
Tabelle 5-4 sind nun die von den Unternehmen benannten Wachstumshemmnisse zusammengefasst dargestellt. Das am häufigsten benannte Hemmnis ist der Fachkräftemangel. Genauere
Ausführungen zur Problematik des Fachkräftemangels finden sich in Kapitel 5.5.2, der Auswertung der Fallstudien. Die derzeitige Gesetzgebung und die Bürokratie werden ebenfalls als wesentliches Hemmnis für schnelles Wachstum der Unternehmen angeführt. Hierbei führen die Befragten vor allem die Planungsunsicherheit der Gesetzgebung und Politik als hemmenden Faktor
an. Weiterhin werden die Finanz- und Wirtschaftskrise von vielen Unternehmern als deutliches
Hemmnis bezeichnet. Diese Aussage deckt sich mit der Feststellung, dass insbesondere die externen Krisen zu einem Einbruch der Wachstumsunternehmen geführt haben (vgl. hierzu auch
Kapitel 5.2.1).
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
106
Auch fehlende Finanzierungsmöglichkeiten werden als deutliches Hemmnis von den Unternehmen
wahrgenommen. Im Zusammenhang mit der Finanzierung werden insbesondere die fehlende
Finanzierung durch Banken und der schwierige Zugang zu Krediten angeführt.
Tabelle 5-4
Wesentliche Wachstumshemmnisse
Oberkategorie
I
N
T
E
R
N
Faktoren
Ressource
Markt
E
X
T
E
R
N
Rahmenbedingungen
Eigenschaft
Kategorie
Nennungen
Standort
6
Kostendruck
5
Liquidität
5
Lieferschwierigkeiten
1
Managem ent
1
Rohstoffpreise
6
Ressourcenmangel
1
Fachkräftemangel
41
Marktbedingungen
16
Konkurrenzdruck
schlechte Zahlungsmoral der Kunden
6
3
Gesetzgebung
39
Wirtschaftskrise
31
Finanzierung
30
Bürokratie
14
Förderm ittel
5
Politik
4
Infrastruktur
4
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Interne hemmende Faktoren werden nur wenige gesehen, am häufigsten wird hierbei ein
schlechter Unternehmensstandort und zu hohe Rohstoffpreise genannt. Somit ergibt sich hinsichtlich der Verteilung der Nennungen ein konträres Bild zu den Wachstumstreibern. Wachstumshemmnisse werden überwiegend auf externe Faktoren zurückgeführt. Auch dieses Bild deckt sich
mit den in Kapitel 5.5.2 diskutierten Aussagen der Unternehmensfallstudien.
Im weiteren Verlauf der Befragung wurden die Unternehmer gebeten nachfolgend aufgeführte
wachstumstreibende beziehungsweise -hemmende Faktoren bezüglich ihrer Relevanz zu bewerten. Die Bewertung der unterschiedlichen Faktoren erfolgte auf einer Skala von 1 (keine Relevanz) bis 5 (sehr hohe Relevanz). Abbildung 5-59 stellt die Ergebnisse der internen Wachstumsdeterminanten dar. Insgesamt wird den internen Wachstumsdeterminanten eine hohe Relevanz
für das Wachstum beigemessen. Ebenso wie bei der freien Nennung der internen Treiber ist hoch
motiviertes Personal von sehr hoher Relevanz für den Erfolg der Unternehmen. Gleiches gilt für
die Qualität und die Erschließung neuer Kundengruppen. Auch in dieser Bewertung kommt den
Innovationen eine hohe Bedeutung zu, sowohl hinsichtlich des Hervorbringens von Innovationen
als auch des Innovationsgehaltes. Das verwundert nicht, da 76 Prozent der befragten Gazellenunternehmen angeben, eine Innovation hervorgebracht zu haben. Der Innovationstätigkeit
kommt damit im Kontext schnell wachsender Jungunternehmen eine wesentliche Bedeutung zu.
Der Internationalisierung wird im Ranking der internen Wachstumsdeterminanten die geringste
Relevanz beigemessen. Dies ist im Zusammenhang damit zu sehen, dass nur 31 Prozent der
befragten Gazellenunternehmen international agieren und damit für einen Großteil der befragten
Unternehmen die Fragestellung wenig relevant war.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-59:
107
Bewertung der internen Wachstumsdeterminanten
hoch motiviertes Personal
4,51
Qualitätsvorteile ggü. Konkurrenz
4,19
Erschließung neuer Kundengruppen
3,76
beständige Neuerungen des Produkte
3,67
hoher Innovationsgehalt des Produktes
3,64
Diversifiziertes Angebot
3,45
Zeitpunkt der Markteinführung d. Produktes
3,42
Ausbau Marketingaktivitäten
3,38
Kostenvorteile ggü. der Konkurrenz
3,21
Veränderung der Produktausrichtung
3,00
Veränderungen im Management
2,59
Internationalisierung
1,00
2,27
1,50
2,00
2,50
3,00
3,50
4,00
4,50
5,00
N=211
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Abbildung 5-60 stellt die Bewertung der externen Wachstumshemmnisse durch die Unternehmen
dar. Hier zeigt sich im Vergleich der Bewertung der internen Wachstumstreiber, dass den Hemmnissen insgesamt weniger Relevanz beigemessen wird. Relevantestes Hemmnis, das dem Wachstum der Unternehmen entgegensteht, ist der Fachkräftemangel und die Bürokratie in Deutschland.
Abbildung 5-60:
Bewertung der externen Wachstumshemmnisse
Fachkräftemangel
3,56
Bürokratie
3,51
starke Konkurrenz
3,22
hohe Energiekosten
2,88
schlechte Finanzierungsmöglichkeiten
2,87
hohe Rohstoffpreise
2,63
beschränktes Marktpotential
2,42
Markteintrittsbarrieren
2,37
bestehende Unternehmensstruktur
2,29
fehlende lokale Kooperationspartner
1,99
1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00
N=211
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
108
Weiterhin trägt aus Sicht der Unternehmer die Konkurrenzsituation auf dem Markt dazu bei, dass
ihr Wachstum behindert wird. Auch den hohen Energiekosten wird eine Relevanz als Hemmnis
zugesprochen. Dementgegen scheinen fehlende Kooperationsmöglichkeiten, die bestehenden
Unternehmensstrukturen, Markteintrittsbarrieren und fehlendes Marktpotenzial eine untergeordnete Rolle als Wachstumshemmnis zu spielen.
Eine branchenspezifische Auswertung hinsichtlich der Relevanz von Wachstumstreibern und
Hemmnissen führte zu keinen signifikanten Ergebnissen. Es zeigt sich auf Brancheneben keine
Häufung bei der Bewertung der Treiber oder Hemmnisse.
Aus Sicht der Gazellenunternehmen sind die wesentlichen Wachstumstreiber die Qualitätsorientierung, die Kunden- und Vertriebsorientierung, die Innovationstätigkeit sowie
qualifizierte und motivierte Mitarbeiter.
Aus Sicht der Gazellenunternehmen sind die wesentlichen Wachstumshemmnisse der
Fachkräftemangel, Gesetzgebung und Bürokratie, Wirtschafts- und Finanzkrisen sowie
mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten.
Wachstumstreiber werden vor allem im unternehmensinternen Umfeld und Wachstumshemmnisse vor allem im unternehmensexternen Umfeld verortet.
Generell bewerten die Gazellenunternehmen die treibenden Faktoren mit höherer Relevanz für ihr Unternehmen als die hemmenden Faktoren.
5.4.3
Vergleich der Gazellen- und potenziellen Gazellenunternehmen
Ausgewählte Fragestellungen aus den soeben dargestellten Themenkomplexen: Profil der Befragten, Innovationtätigkeit, Markt und Wettbewerb, Internationalisierungsgrad und Finanzierung
sollen nun Anhand eines Vergleichs von potenziellen Gazellenunternehmen und Gazellenunternehmen dargestellt werden. Um eine hohe Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden auf Seiten
der Gazellen nur die Antworten jener Befragten ausgewertet, deren Unternehmen in einer Branche tätig ist, in der auch potenzielle Gazellenunternehmen befragt wurden. Zur Definition der
potenziellen Gazellenunternehmen vergleiche auch Kapitel 5.1.2. Somit werden branchenspezifische Charakteristika, die den Vergleich eventuell beeinflusst hätten, ausgeschlossen.
Hinsichtlich des Profils der Befragten zeigen sich zwischen den potenziellen Gazellenunternehmen
und den Gazellenunternehmen nur geringe Unterschiede. Auch die Befragten von potenziellen
Gazellenunternehmen verfügen vor der Gründung beziehungsweise der Geschäftsführung sowohl
über Branchen- als auch Berufserfahrung. Nichtsdestotrotz verfügen die Gründer und Geschäftsführer der Gazellenunternehmen über noch langjährigere Erfahrung. Der Anteil derer, die mit 0-3
Jahren vergleichsweise wenig Berufserfahrung vor der Gründung sammelten, ist bei den potenziellen Gazellen mit 15 Prozent dreimal so hoch wie bei den Gazellenunternehmen mit nur fünf
Prozent. Im Bezug auf Branchenerfahrung ergeben sich keine Unterschiede. 59 Prozent der Gazellenunternehmen und 44 Prozent der potenziellen Gazellenunternehmen wurden im Team gegründet. Somit werden Gazellenunternehmen häufiger im Team gegründet.
Hinsichtlich des Ausbildungshintergrundes unterscheiden sich die Gründer der potenziellen Gazellenunternehmen deutlich von den Gazellenunternehmern. Während bei den Gazellenunternehmen noch 67 Prozent der Akademiker über einen sozial- beziehungsweise wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss verfügen, liegt diese Zahl bei den potenziellen Gazellen bei nur 29 Prozent. Die Mehrzahl der Gründer potenzieller Gazellenunternehmen verfügt über einen naturwissenschaftlich-technischen Hochschulabschluss (44 Prozent). Die Verteilung zwischen Gründern
mit Hochschulabschluss und Gründern, die über eine Berufsausbildung verfügen, ist bei Gründern
der potenziellen Gazellenunternehmen in etwa gleich, selbiges gilt für die Fachrichtung der Ausbildung.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
109
Abschließend ist also zu bemerken, dass die Gründer beziehungsweise Geschäftsführer von potenziellen Gazellenunternehmen und von Gazellenunternehmen vor allem im Bezug auf ihre Berufs- und Branchenerfahrung große Ähnlichkeiten aufweisen. Interessante Unterschiede ergeben
sich jedoch im Hinblick auf den Bildungshintergrund der Gründer mit akademischem Abschluss.
Die Anzahl der Gründer mit wirtschafts- beziehungsweise sozialwissenschaftlichem Abschluss ist
bei Gazellenunternehmen deutlich höher, respektive die Anzahl der Gründer mit technischnaturwissenschaftlichem Abschluss deutlich niedriger als bei potenziellen Gazellenunternehmen.
Die Innovationstätigkeit liegt bei den potenziellen Gazellenunternehmen leicht unter denen der
Gazellenunternehmen. Somit bestätigt sich die Hypothese, dass innovative Unternehmen schneller wachsen – nicht nur innerhalb der Gruppe der Gazellenunternehmen (vgl. Abbildung 5-61),
sondern auch im Vergleich zu den potenziellen Gazellenunternehmen. Dennoch bringt mit
67 Prozent die Mehrheit der befragten potenziellen Gazellenunternehmen eine Innovation hervor.
Im Bezug auf die Art der Innovation ergeben sich keine Unterschiede. Auch die potenziellen Gazellenunternehmen schätzen die von ihnen hervorgebrachte Innovation mehrheitlich als radikale
Innovation ein (62 Prozent).
Abbildung 5-61:
Gazellenunternehmen und potenzielle Gazellenunternehmen im Bezug auf Innovationstätigkeit
76%
24%
Gazellen
(N=208)
67%
Potenzielle
Gazellen
31%
(N=105)
0%
10%
20%
30%
Ja
40%
50%
60%
70%
80%
Nein
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Die Gazellenunternehmen und die potenziellen Gazellenunternehmen wurden im Rahmen der
Befragung hinsichtlich ihrer zukünftigen Erwartungen des Mitarbeiterwachstums befragt. Hierbei
sollten die Unternehmer angeben, ob sie im Vergleich mit anderen Unternehmen Ihrer Branche
ein höheres, gleiches oder niedrigeres Mitarbeiterwachstum erwarten. Abbildung 5-62 zeigt, dass
die Erwartungen hinsichtlich des künftigen Mitarbeiterwachstums von Gazellenunternehmen und
potenziellen Gazellenunternehmen Unterschiede aufweisen. Die Unternehmer in den Gazellenunternehmen geben zu 41 Prozent an, mehr zu wachsen als ihre Wettbewerber, während nur 30
Prozent der potenziellen Gazellenunternehmen ein höheres Mitarbeiterwachstum erwarten. hinsichtlich der Erwartung eines niedrigeren Wachstums verkehrt sich das Bild. Somit schätzen die
Unternehmer der Gazellenunternehmen ihr künftiges Wachstum deutlich optimistischer ein.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-62:
110
Künftige Erwartungen bezüglich Mitarbeiterwachstum
41%
Gazellen
(N=111)
49%
10%
30%
Potenzielle
Gazellen
(N=107)
52%
16%
0%
10%
20%
30%
Höheres Mitarbeiterwachstum
40%
50%
60%
Gleiches Mitarbeiterwachstum
Niedrigeres Mitarbeiterwachstum
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Im Folgenden wird der Internationalisierungsgrad der potenziellen Gazellenunternehmen mit
dem der Gazellenunternehmen verglichen. Zunächst ist dabei anzumerken, dass beide Gruppen
in etwa gleich häufig exportieren. Auch in der Gruppe der potenziellen Gazellen ist zirka jedes
dritte befragte Unternehmen international tätig. Im Bezug auf die Exporttätigkeit ergibt sich also
kein Unterschied. Hinsichtlich der Exportquote, die in Abbildung 5-63 dargestellt ist, zeigen sich
jedoch deutliche Unterschiede. Die potenziellen Gazellenunternehmen weisen niedrigere Exportquoten auf als die Gazellenunternehmen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Exporthäufigkeit bei den beiden Vergleichsgruppen in etwa gleich groß ist. Wenn Gazellenunternehmen jedoch exportieren, tun sie dies in einem höheren Maß als potenzielle Gazellenunternehmen.
Abbildung 5-63:
Exportquoten der potenziellen Gazellen und der Gazellen
32%
Bis 5%
42%
11%
6% bis 10%
18%
16%
13%
11% bis 20%
11%
21% bis 30%
5%
13%
31% bis 40%
5%
18%
16%
Mehr als 40%
0%
10%
Gazellen (N=38)
20%
30%
40%
50%
Potenzielle Gazellen (N=38)
Quelle: Eigene Berechnungen Rambøll
Hinsichtlich des Exports außerhalb der EU lassen sich nur geringfügige Unterschiede ausmachen.
Gazellenunternehmen exportieren mit 58 Prozent etwas häufiger über die Grenzen der EU hinweg als potenzielle Gazellenunternehmen (55 Prozent). Die in der Literatur aufgestellte Hypothese (vgl. Kapitel 4.1.3), dass international agierende Unternehmen schneller wachsen, konnte in
Bezug auf die Gazellenunternehmen bereits verifiziert werden. Gazellenunternehmen exportieren
häufiger als andere Unternehmen. Auch innerhalb der Gruppe der Gazellenunternehmen wachsen
die international agierenden Unternehmen schneller als die Unternehmen, die nur national tätig
sind (vgl. Abbildung 5-52). Im Vergleich zu den potenziellen Gazellen zeigt sich jedoch, dass
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
111
Gazellen nicht häufiger exportieren, sondern lediglich über eine höhere Exportquote verfügen.
Grund hierfür könnte sein, dass potenzielle Gazellenunternehmen in gleichem Maße zur Internationalisierung bereit sind, aber auf dem internationalen Markt über durchschnittlich geringere
Marktanteile verfügen als Gazellenunternehmen.
Bezüglich der Finanzierungsquellen bei Unternehmensgründung zeigt sich, dass bei den potenziellen Gazellenunternehmen eigene Ersparnisse beziehungsweise Freunde und Familie eine noch
größere Rolle spielen als bei den Gazellenunternehmen. Eigene Ersparnisse werden von 77 Prozent der potenziellen Gazellenunternehmen gegenüber 63 Prozent bei den Gazellenunternehmen
genutzt. Weitere 15 Prozent nutzen „Freunde und Familie“ zur Finanzierung der Gründung, bei
den Gazellenunternehmen geben nur 8 Prozent an, Freunde und Familie zur Gründungsfinanzierung in Anspruch genommen zu haben. Beteiligungskapital spielt auch bei den potenziellen Gazellenunternehmen eine untergeordnete Rolle. Hinsichtlich des Fremdkapitals zeigt sich, dass
potenzielle Gazellenunternehmen eher Bankkredite aufnehmen (39 Prozent) als Gazellenunternehmen (32 Prozent). Der prozentuale Anteil derer, die kein Fremdkapital in Anspruch nehmen,
liegt in beiden Vergleichsgruppen bei 39 Prozent.
Bei der Finanzierung der geplanten Wachstumsschritte zeigen sich zwischen potenziellen und
Gazellenunternehmen Unterschiede. Mit 37 Prozent liegt die Zahl der Unternehmer der potenziellen Gazellenunternehmen, die angeben die geplanten Wachstumsschritte aufgrund fehlender
Finanzierungsmöglichkeiten nicht planmäßig umsetzen zu können, deutlich über der Anzahl der
Gazellenunternehmen mit 25 Prozent.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass potenzielle Gazellenunternehmen und Gazellenunternehmen über alle ausgewählten Kriterien hinweg über zahlreiche Gemeinsamkeiten verfügen.
Im Rahmen der Untersuchung konnten somit keine eindeutigen Faktoren identifiziert werden, die
zweifelsfrei Aufschluss darüber geben, warum potenzielle Gazellenunternehmen den Sprung zum
Gazellenunternehmen (noch) nicht realisieren konnten. Nichtsdestotrotz konnten Unterschiede
ausgemacht werden, die zumindest Erklärungsansätze anstoßen können. Die wichtigsten Ergebnisse des Vergleichs von potenziellen Gazellenunternehmen und Gazellenunternehmen sind folgend zusammengefasst:
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
112
Gazellenunternehmen und potenzielle Gazellenunternehmen weisen zunächst starke
Gemeinsamkeiten auf.
Dennoch konnten Unterschiede ausgemacht werden:
Die Anzahl der Gründer mit wirtschafts- beziehungsweise sozialwissenschaftlichem Abschluss ist bei Gazellenunternehmen deutlich höher, die Anzahl der Gründer mit technisch-naturwissenschaftlichem Abschluss deutlich niedriger als bei
potenziellen Gazellenunternehmen.
Gazellenunternehmen werden häufiger als potenzielle Gazellenunternehmen im
Team gegründet.
Sowohl potenzielle Gazellenunternehmen als auch Gazellenunternehmen haben
mehrheitlich eine Innovation hervorgebracht. Bei Gazellenunternehmen liegt der Anteil der innovativen Unternehmen noch höher als bei den potenziellen Gazellenunternehmen.
Ein etwa gleichgroßer Anteil von Gazellenunternehmen und potenziellen Gazellenunternehmen ist international tätig, die Exportquoten sind bei Gazellen jedoch
durchschnittlich höher.
Potenzielle Gazellenunternehmen sind öfter als Gazellenunternehmen der Meinung,
nicht genügend Kapital zur Realisierung der geplanten Wachstumsschritte aufnehmen zu können
5.5
Ergebnisse der Fallstudien ausgewählter Gazellenunternehmen
Nachfolgend werden die Ergebnisse der im Rahmen der Studie durchgeführten Unternehmensfallstudien dargestellt. Ziel der Fallstudien mit ausgewählten wachstumsstarken Jungunternehmen ist es, eine vertiefende, detaillierte und exemplarische Betrachtung dieser Unternehmen
durchzuführen und ihre Wachstumsstrategien nachzuzeichnen. Die aus der Unternehmensbefragung gewonnen Ergebnisse sollten überprüft und vertieft werden. Weiterhin sollten die in der
Studie zu untersuchenden Wachstumstreiber und -hemmnisse genauer untersucht werden und
dazu dienen, ein differenziertes Bild der (Förder-) Angebote der öffentlichen Hand aus Unternehmerperspektive zu zeichnen.
In einem ersten Schritt, basierend auf dem Analyseraster, wurde ein Leitfaden für die Interviews
entworfen. Der Leitfaden findet sich im Anhang 3. Der Leitfaden berücksichtigt weiterhin den
Stand der Forschung, der in Kapitel 4 dargestellt wird. Er diente der strukturierten Führung der
Interviews mit den Gründern, Geschäftsführern und Vertretern der oberen Managementebene
und sollte gewährleisten, dass eine vergleichende Analyse der Ergebnisse gewährleistet werden
kann. Die Interviews wurden persönlich und in zwei Fällen telefonisch mit ein bis drei Personen je
Unternehmen geführt. Die Dauer der Interviews betrug zwischen einer und drei Stunden.
Die Auswahl der Unternehmen für die Fallstudien wurde neben den vordefinierten Kriterien eines
Gazellenunternehmens (vgl. Kapitel 4.1.2) auf Grundlage der Kriterien Unternehmensalter, regionale Verteilung, Branche und Größenklasse vorgenommen. Tabelle 5-5 stellt die Auswahlkriterien und die Begründung der Auswahlkriterien dar. Im Vorfeld der Interviews wurden weiterhin
mittels Literatur- und Internetrecherche ausführliche Firmensteckbriefe erstellt. Auf dieser
Grundlage wurden neben allgemeinen Informationen über das Unternehmen auch unternehmensspezifische Anknüpfungspunkte für das Interview identifiziert. Um eine Vergleichbarkeit zu
sichern und eine abschließende Synthese der Ergebnisse zu ermöglichen, wurde größten Wert
auf eine standardisierte Vorgehensweise bei allen Fallstudien gelegt.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Tabelle 5-5:
113
Kriterien zur Auswahl der Fallstudien
Kriterium
Grund für Aufnahme des
Kriteriums
Auswahl
Unternehmensalter:
 Älter als 10 Jahre
 5-10 Jahre
 0-4 Jahre
Regionale Verteilung
 Nord
 Süd
 West
 Ost
Branchenverteilung
Beleuchtung unterschiedlicher Entwicklungsstadien und
damit einhergehender potenzieller Problemsituationen
Größtmögliche regionale Verteilung der Fallstudien
Fallstudien-Unternehmen
sollten alle drei Kategorien
abdecken
Größtmögliche Branchenabdeckung der Fallstudien
Größenklassen
 Unter 100
 101-1.000
 Über 1.000
Beleuchtung unterschiedlich
großer Unternehmen und
damit einhergehender potenzieller Problemsituationen
Fallstudien-Unternehmen
sollten eine größtmögliche
Anzahl unterschiedlicher
Branchen abdecken
Fallstudien-Unternehmen
sollten alle drei Kategorien
abdecken (vermutlich 6, 2, 2)
Fallstudien-Unternehmen
sollten alle vier Kategorien
abdecken
Quelle: Eigene Darstellung Rambøll
Diese Kriterien wurden angelegt, um ein möglichst breites Spektrum an Perspektiven, (Wachstums-)Strategien und Erfahrungen vertieft und detailliert darzustellen. Es sollten damit möglichst viele unterschiedliche Entwicklungen und Problemsituationen abgedeckt werden. Auch
wenn die Fallstudien eine gewisse Repräsentativität gewährleisten, sind sie in erster Linie als
exemplarische Betrachtungen zu verstehen. Die Fallstudien sind somit als Ergänzung zu den repräsentativen Ergebnissen der telefonischen Befragung zu verstehen.
Insgesamt wurden mit acht Unternehmen im Zeitraum von Oktober 2011 bis Februar 2012
Interviews durchgeführt. Tabelle 5-6 stellt die Unternehmen, die im Rahmen der Fallstudien befragt wurden anhand der Auswahlkriterien dar.
Tabelle 5-6:
Unternehmen
Affinitas GmbH
Darstellung der Fallstudienunternehmen
Ort
Berlin
Region Gründungsdatum Mitarbeiteranzahl Unternehmensgegenstand
Ost
2008
250
Online-Partnervermittlung
Technologieunternehmen im Bereich OLED
Novaled AG
Dresden
Süd
2003
(organic light-emitting diode)
Noventiz GmbH
Köln
West
2007
42
Rücknahme- und Entsorgungslösungen
Erstellung und Vertrieb kostenreduzierter
PMCS.helpLine Software Group Bad Camberg West
1998
140
Softwarelösungen
Regis24
Berlin
Ost
2003
100
Datendienstleister und Beratung (B2B)
Salt and Pepper
Bremen
Nord
2008
260
Ingenieuersdienstleistungen und Beratung
SkySails GmbH
Hamburg
Nord
2001
80
automatisierte Zugdrachensysteme
Onlineplattform zur Monetarisierung nichtzahlender Internetnutzer durch ein
Sponsoren-Netzwerk
SponsorPay
Berlin
Ost
2009
101
Die befragten Unternehmen wurden zwischen 1998 und 2009 gegründet und decken somit nahezu den gesamten Betrachtungszeitraum der Untersuchung ab. Die regionale Verteilung deckt
ebenfalls alle Regionen ab. Mit insgesamt drei untersuchten Unternehmen in Berlin liegt hier
dennoch ein regionaler Schwerpunkt.
Im Folgenden werden die Unternehmen zunächst einzeln vorgestellt, um exemplarisch einen
Eindruck von den Unternehmen zu erhalten und die Breite in Bezug auf die Unternehmensgegenstände darzustellen. Die Darstellung der Unternehmen erfolgt in Form von kurzen „Unternehmenssteckbriefen“. In ihnen erfolgt eine Charakterisierung (Name, Gründungsdatum, Standort, Branche, Mitarbeiteranzahl) und Vorstellung (Gründungsumstände, Finanzierung, Markt und
Kunden sowie Innovationsgeschehen) der Unternehmen. Anhand dieser Steckbriefe werden die
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
114
Besonderheiten der einzelnen Unternehmen, die Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede deutlich.
Im Anschluss daran erfolgt eine übergreifende Auswertung der Inhalte der Interviews. Da bei
allen Interviews mindestens einer der Gründer anwesend war, soll zunächst auf das Profil der
Gründer, die Art der Gründung sowie die Gründungs- und Wachstumsmotive eingegangen werden. Anschließend erfolgt eine Diskussion der Ergebnisse der Interviews zu den Themen Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse und Rolle der öffentlichen Hand. In der übergreifenden
Darstellung versuchen wir vor allem die Gemeinsamkeiten beziehungsweise Besonderheiten der
Unternehmen herauszustellen und in Bezug zu den Ergebnissen in der Literatur zu setzen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
5.5.1
115
Unternehmenssteckbriefe
Affinitas GmbH (Fallstudie durchgeführt am 24.11.2011)
Gründung: November 2008
Standort: Berlin
Branche: Onlinedienstleister
Mitarbeiter 2012: 250
Mitarbeiterentwicklung nach Jahren
300
250
200
150
100
50
0
2008
2009
2010
2011
Das Kerngeschäft von Affinitas ist eine Onlinepartnervermittlung (edarling), die Singles auf der
Basis mathematischer „matching“-Algorithmen zusammenführt. Das Unternehmen mit Sitz in
Berlin beschäftigt derzeit 250 Mitarbeiter. Zu Beginn war relativ wenig Personal notwendig, um
die Grundseiten zu programmieren. Ab 2009 jedoch nahm die Mitarbeiterzahl rasant zu. Hintergrund war, dass edarling in zahlreichen Ländern Europas online ging und damit Kunden betreut
werden müssen. Die Gründung erfolgte in Kooperation zwischen der Rocket Internet GmbH und
einem Serial-Entrepreneur. Die Finanzierung der Unternehmung erfolgte in mehreren Runden. In
2009 stiegen die Investitionsbank Berlin Brandenburg (IBB) Beteiligungsgesellschaft und eHarmony mit einem Anteil von 30 Prozent in das Unternehmen ein. Somit hat Venture Capital eine
entscheidende Rolle in der Finanzierung des Unternehmens gespielt, da vor allem zu Beginn viel
Kapital notwendig war, um am Markt zu bestehen. Dies trifft vor allem auf den Markt zu, der
gekoppelt mit dem B2C-Modell ein „winner takes it all“-Markt ist. Affinitas hat sich bewusst für
eine Venture-Capital-Finanzierung entschieden. Die intensive Kapitalaufnahme war zudem nötig,
da es sich bei Gründung um einen bereits bekannten Markt handelte, der zwischen zwei Mitbewerbern aufgeteilt war. Affinitas versteht sich als innovativer Dienstleister. Die Innnovationen
liegen vor allem im Bereich der Kundenbetreuung. Beispielsweise wurde eine kostenlose Kündigungshotline eingerichtet. Derzeit ist das Unternehmen bereits in zehn weiteren europäischen
Ländern in der jeweiligen Landessprache vertreten. Der Personalbedarf des Unternehmens wird
in der nächsten Zeit nicht mehr signifikant ansteigen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
116
Novaled AG (Fallstudie durchgeführt am 13.02.2012)
Gründung: Ende 2001
Standort: Dresden
Branche: Technologieanbieter im Bereich organische Leuchtdiode
(OLED)
Mitarbeiter 2012: 120
Mitarbeiterentwicklung nach Jahren:
140
120
100
80
60
40
20
0
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2012
Das Unternehmen Novaled AG ist als ein klassisches Spin-Off-Unternehmen der Technischen
Universität Dresden in 2001 gegründet worden. Die Novaled AG ist ein Experte im Bereich von
OLED-Technologien und spezialisiert auf hocheffiziente OLED-Strukturen mit langer Lebensdauer.
Das Unternehmen verfügt über ein Höchstmaß an Kompetenz auf dem Gebiet der synthetischen
und analytischen Chemie. Novaled versteht sich als langfristiger Partner führender internationaler OLED Anbieter der Display- und Beleuchtungsindustrie. Es agiert weltweit auf den Märkten
Europas, Amerikas und vor allem auf dem asiatischen Markt. Mit mehr als 500 bewilligten und
angemeldeten Patenten verfügt Novaled über eine starke Position im Intellectuel-PropertyBereich.
Nach einer ersten Finanzierungsrunde im Jahre 2003 und insgesamt drei Finanzierungsrunden bis
heute durch deutsche und französische Venture-Capital-Gesellschaften entwickelte sich das Unternehmen stetig und beschäftigt heute zirka 120 Mitarbeiter. Die Hauptinvestoren sind eCAPITAL, Crédit Agricole Private Equity, TechnoStart, TechFund und CDC Innovation. Das Unternehmen verfügt über einen standardisierten Innovationsmanagementprozess. Zur Entwicklung neuer
beziehungsweise zur Weiterentwicklung bestehender Innovationen kommen Instrumente wie die
strategische Vorausschau und das Roadmapping zum Einsatz.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
117
Noventiz GmbH (Fallstudie durchgeführt am 07.12.2011)
Gründung: November 2008
Standort: Köln
Branche: Entsorgungssysteme
Mitarbeiter 2012: 53
Mitarbeiterentwicklung nach Jahren:
60
50
40
30
20
10
0
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Die Noventiz GmbH hat ihren Hauptsitz in Köln und verfügt über fünf weitere Niederlassungen
innerhalb Deutschlands. Das Mitarbeiterwachstum gestaltet sich seit der Gründung 2006 relativ
konstant. Derzeit arbeitet ein Team von 53 Personen bei Noventiz. Die Noventiz GmbH ist ein
Dienstleister für Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Handel. Das Kölner Unternehmen
entwickelt insbesondere Rücknahmelösungen, die im Zusammenhang mit den rechtlichen Verpflichtungen aus den Gesetzgebungen stehen, zum Beispiel mit dem Kreislaufwirtschaftsabfallgesetz, der Verpackungsverordnung, dem Batteriegesetz oder dem Elektro-Gesetz. Grundlage des Geschäftsmodells ist das Mengenpooling. Noventiz arbeitet dabei system- und
entsorgerunabhängig. 2006 erfolgte die Gründung ausschließlich mit Eigenkapital. Wachstumsbegleitend wurden insbesondere in den ersten beiden Gründungsjahren Bürgschaften für Kunden
gewährt. 2010 beteiligte sich auctus als Finanzinvestor in Form eines „Owner´s buy out“ am
Unternehmen. Seit Gründung von Noventiz hat sich der Markt sehr dynamisch entwickelt. Das
Geschäftsmodell des Unternehmens, unterschiedliche Entsorgungsdienstleistungen aus „einer
Hand mit Festpreisgarantie“ anzubieten, war bei Gründung noch relativ unbekannt im deutschen
Markt. Durch eine kontinuierliche Erweiterung weiterer Dienstleistungen, wurde diese Innovation
stetig weiterentwickelt. Um weiteres Wachstum zu realisieren, ist der Ausbau des Dienstleistungsangebotes insbesondere in das angrenzende Ausland geplant. Dies geschieht sowohl
organisch „aus dem Unternehmen heraus“ als auch durch buy-and-built-Strategien mit dem
Finanzinvestor auctus.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
118
Pmcs.helpLine GmbH & Co. KG (Fallstudie durchgeführt am 10.10.2011)
Gründung: Januar 1998
Standort: Bad Camberg
Branche: Softwarelösungen
Mitarbeiter 2011: 170
Mitarbeiterentwicklung nach Jahren:
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
1997
2001
2007
2008
2011
Die Gründung der pmcs software Gruppe erfolgte 1998. Das Unternehmen hat derzeit 170 Mitarbeiter. Die Mitarbeiterentwicklung gestaltete sich zu Beginn eher langsamer, nahm dann aber
sehr schnell zu. Neben dem Hauptsitz in Bad Camberg verfügt das Unternehmen über mehrere
Geschäftsstellen in unterschiedlichen Teilen Deutschlands. Das Kerngeschäft des Unternehmens
liegt in der Erstellung von kostenreduzierten Softwarelösungen, insbesondere im Bereich Service
Management. Das Geschäftsmodell von pmcs ist weniger technik- oder produktlastig, als darauf
ausgerichtet, in Gesprächen mit dem Kunden deren Bedarf zu erarbeiten und maßgeschneiderte
Produkte anzubieten. Die starke Ausrichtung auf den Vertrieb, gekoppelt mit einem guten Produkt, wird als Innovation betrachtet. Das Unternehmen vertraute vor allem zu Beginn auf eine
konservative Finanzierung. Das heißt weitere Schritte wurden zunächst durch Einbehaltung von
Gewinnen finanziert. Diese Möglichkeit wurde neben unternehmerischer Disziplin vor allem durch
den geringen Kapitalbedarf zu Beginn ermöglicht. Der Markt ist neben den großen Anbietern aus
den USA vor allem durch kleine, regionale Konkurrenten innerhalb Deutschlands geprägt. Pmcs
agiert neben Deutschland noch in Österreich und der Schweiz. Die kulturelle Nähe dieser Nachbarstaaten spielt eine untergeordnete Rolle. Es wird bei einer Internationalisierung als wichtiger
erachtet eine gewisse Unternehmensgröße erreicht zu haben, um die Auslandsaktivität angemessen gestalten zu können. Dieser Zusammenhang ergibt sich vor allem aus einem vertriebsorientierten Unternehmen. Pmcs plant für das kommende Jahr weiteren Personalaufbau von 3040 Prozent.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
119
Regis24 GmbH (Fallstudie durchgeführt am 08.11.2011)130
Gründung: 2003
Standort: Berlin
Branche: Dienstleistung (Qualitätsdaten)
Mitarbeiter 2012: 105
Die Regis24 GmbH wurde 2003 in einer Remise in Berlin-Mitte von Max Maendler und
Dr. Martin Specht gegründet. Die beiden Jungunternehmer hatten sich zum Ziel gesetzt, einen
effizienten Zugang zu kommunalen Verwaltungsdienstleistungen bereitzustellen. „Und zu beweisen, dass eine alternative Arbeitskultur in Deutschland möglich ist”, erinnert sich Martin Specht.
In nur wenigen Jahren wuchs das Unternehmen zum Marktführer in der Aktualisierung und Aufbereitung von Stammdaten für private Unternehmen und Anstalten des öffentlichen Rechts. „Wir
stellen reibungslosen Kundenkontakt sicher”, antwortet Max Maendler auf die Frage nach dem
Unternehmenszweck. Von der Kaufentscheidung über das Stammkundenmanagement bis zum
Wiederfinden verlorener oder zahlungssäumiger Kunden werden bei Banken, Versicherungen
oder Handelsunternehmen immer häufiger Prozesse automatisiert gesteuert.
Dafür müssen Stammdaten korrekt, vollständig und aktuell sein.
Regis24 beschäftigt derzeit 105 Mitarbeiter unterschiedlichster Nationalitäten und Lebensläufe.
Das Unternehmen befindet sich weiterhin in Gründerhand. Die Finanzierung von Regis24 erfolgte
von der Unternehmensgründung bis dato durch eigene Mittel.
130
Auf Wunsch des Unternehmens wurde im Fall der Regis24 GmbH keine Darstellung zu den Mitarbeiterzahlen in die Unternehmens-
beschreibung aufgenommen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
120
SALT AND PEPPER Holding GmbH & Co. KG (Fallstudie durchgeführt am 26.10.2011)
Gründung: März 2008
Standort: Bremen
Branche: Technologieberatung
Mitarbeiter 2011: 260
Mitarbeiterentwicklung nach Jahren:
300
250
200
150
100
50
0
2008
2009
2010
2011
Die Firma SALT AND PEPPER hat ihren Hauptsitz in Bremen, verfügt aber zudem über sieben
weitere Standorte innerhalb Deutschlands. Obwohl das Unternehmen erst im März 2008 gegründet wurde, arbeiten bereits 260 Angestellte bei SALT AND PEPPER. Der Mitarbeiterzuwachs verlief bis dato nahezu linear. Das Kerngeschäft des Unternehmens liegt in der innovativen Technologieberatung, darunter fallen beispielsweise operative Managementberatung, Interim Management und hochwertige Ingenieursdienstleistungen. Das Tätigkeitsfeld von SALT AND PEPPER ist
dabei weit gestreut und reicht von der Aerospace-Branche über Energy & Natural Resources bis
hin zur Logistik-Branche. Die Innovation des Unternehmens besteht in der Kombination von Ingenieursberatung/Dienstleistungen und operativer Managementberatung. Dabei wird besonderer
Wert auf die Vertriebsorientierung gelegt. Der Markt zum Zeitpunkt der Gründung wird als bekannter aber ungesättigter Markt beschrieben. Die Finanzierung des Unternehmens erfolgte
durch Eigenkapital und Fremdkapital. Die geforderte Eigenkapitalquote konnte durch den Einstieg
eines stillen Gesellschafters erreicht werden. Alle Finanzierungsschritte seit der Gründung konnten durch eigene Mittel bewerkstelligt werden. Eine Internationalisierung von SALT AND PEPPER
ist nur auf Projektebene geplant, da die Rechtsunsicherheit im Ausland als Hindernis betrachtet
wird. Ziel von SALT AND PEPPER ist es nicht Marktführer zu werden, sondern eher als „Hidden
Champion“ zu agieren. Zur Zielerreichung ist langfristig ein Aufbau des Personals auf 800 Mitarbeiter geplant. Die Marke von 600 Mitarbeitern soll bereits 2015 realisiert werden.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
121
SkySails GmbH (Fallstudie durchgeführt am 21.12.2011)
Gründung: 2001
Standort: Hamburg
Branche: Windantriebssysteme
Mitarbeiter 2012: 80
Mitarbeiterentwicklung nach Jahren:
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
2001
2005
2008
2011
Der Hauptsitz der Firma Skysails befindet sich in Hamburg. Der Mitarbeiterzuwachs von Skysails
war zunächst eher langsam, nahm dann aber sehr schnell zu. Derzeit verfügt das Unternehmen
über 80 Mitarbeiter. Das Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens ist die Entwicklung, Produktion
und der Vertrieb von Windantriebssystemen für Schiffe. Die für die Schifffahrt entwickelte Anwendung dient als Basistechnologie für weitere Produkte. Computergestützte EchtzeitBetriebsoptimierung und Reportingsysteme dienen der Reduktion von Treibstoff und Emissionen.
Ein weiteres Geschäftsfeld von Skysails stellt die Entwicklung von Anlagen zur Stromerzeugung
aus Höhenwind dar.
Das Alleinstellungsmerkmal von Skysails liegt in der entwickelten Kite-Technologie, die weltweit
einzigartig ist. Somit liegt der Fokus des Unternehmens auf Forschung und Entwicklung. Diese
starke Ausrichtung auf Innovation ist mit hohen Kosten verbunden. Skysails benötigt sehr viel
Kapital, das es sowohl aus Beteiligungskapital als auch aus öffentlichen Fördermitteln bezieht.
Laut eigenen Angaben sei die Realisierung des Unternehmens ohne öffentliche Förderung in den
Anfängen nicht möglich gewesen. In der Unternehmensgeschichte konnte bisher noch keinerlei
Fremdkapital aufgenommen werden, da laut Skysails gängige Kreditinstitute nicht bereit sind, die
Entwicklung von Basistechnologien zu finanzieren. Skysails agiert seit Gründung international. Da
Skysails mit seiner Innovation in einen neuen Markt vorstieß, gibt es keine Konkurrenz. Die
Schifffahrt wird jedoch als sehr konservativer Markt beschrieben, der neue Technologien nur
langsam annimmt. Zudem herrscht ein massiver Kostendruck auf den Reedereien, was den Einsatz neuer Technologien zusätzlich erschwert. Aufgrund der sich massiv verschlechterten finanziellen Rahmenbedingungen für die Schifffahrt wird das Unternehmen derzeit restrukturiert und
das bisherige Wachstum bis zur Erholung der Märkte ausgesetzt.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
122
Sponsorpay GmbH (Fallstudie durchgeführt am 12.01.2012)
Gründung: April 2009
Standort: Berlin
Branche: Onlinedienstleistungen
Mitarbeiter 2012: 101
Mitarbeiterentwicklung nach Jahren:
120
100
80
60
40
20
0
2009
2010
2011
Das Unternehmen Sponsorpay wurde 2009 in Berlin gegründet und hat derzeit 101 Mitarbeiter.
Seit der Gründung hat die Mitarbeiterzahl sehr schnell zugenommen. In den letzten Jahren sind
bereits Standorte in Paris, London und San Francisco dazugekommen. Das Geschäftsmodell von
Sponsorpay besteht darin, dass sie Publishern im Gaming-Bereich, die keine klassischen Bezahlmethoden nutzen, helfen ihre Nutzer zu monetarisieren. Der Nutzer bewegt sich also im Spiel
und kann eine virtuelle Währung unter anderem mittels paypal oder Kreditkarte erwerben oder
kann mit Sponsorpay durch den Konsum von Werbung die virtuelle Währung „verdienen”. Die
Finanzierung der Unternehmung erfolgte in mehreren Runden. Neben der Berliner Investitionsbank erfolgte die bisherige Finanzierung von Sponsorpay über Business Angel, Seed- und Venture-Capital. Der hohe Kapitalbedarf wird mit den Eigenschaften des Onlinemarkts begründet. Es
geht darum, möglichst schnell möglichst stark zu wachsen, um einen hohen Unternehmenswert
zu generieren und eventuell einen Exit zu realisieren. Das Geschäftsmodell bestand bei der
Gründung von Sponsorpay bereits, jedoch vor allem in den USA. In Europa handelte es sich zum
Zeitpunkt der Gründung um einen jungen aufstrebenden Markt. Im Zuge des schnellen Wachstums konnte Sponsorpay sich schnell internationalisieren und ist nun der zweitgrößte Player auf
dem Markt. Das Ziel ist die Marktführerschaft, welche auch mit weiterem Personalaufbau erreicht
werden soll.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
5.5.2
123
Übergreifende Ergebnisse der Fallstudien
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Fallstudien mit den vorausgehend beschriebenen Unternehmen dargestellt und analysiert. Zunächst erfolgen eine zusammenfassende Beschreibung
der Art der Gründungen, der Gründer und der Gründungs- und Wachstumsmotive.
Alle der untersuchten Unternehmen haben mehr als einen Gründer und wurden somit im Team
gegründet. Teilweise hatten die Gründer eines Unternehmens den gleichen Ausbildungshintergrund, oftmals handelte es sich jedoch um ein Gründungsteam mit Gründern unterschiedlicher
Ausbildungsrichtung. In der Mehrzahl verfügten die Gründer zum Zeitpunkt der Gründung über
eine fundierte Berufs- und vor allem auch Branchenerfahrung. Hier bestätigt sich durch die Fallstudien das Bild aus der telefonischen Unternehmensbefragung. Gründer von Gazellenunternehmen verfügen somit über fundierte Kenntnisse in der Branche, dem Markt oder dem Berufsfeld,
in dem sie gründen. Auch waren drei der befragten Gründer Mehrfachgründer und hatten damit
im Vorfeld Erfahrungen in der Gründung oder im Management von Unternehmen gesammelt.
Sechs der befragten Gründer kamen aus einem Selbstständigenhaushalt. Befragt nach den Motiven der Gründung äußerte der überwiegende Anteil der Gründer, dass sie „schon immer ein Unternehmen gründen wollten“ und bereits „Erfahrungen in der Führung“ von Unternehmen hatten.
Befragt nach den Wachstumsmotiven sagten alle Befragten, dass das Wachstum von Beginn an
„strategisch geplant war“ oder dem „Geschäftsmodell immanent“ ist. Ein weiteres Motiv für das
vorwiegend kontinuierliche Wachstum war durch den Markt getrieben. Mit anderen Worten verlangt der Markt, an dem die Unternehmen agieren, entweder ein „Wachsen“ oder ein „Weichen“.
Ein Nicht-Wachstum würde aus Sicht der Befragten damit zu einem Scheitern des Unternehmens
führen. Als weiterer Grund für Wachstum wurde benannt, dass der Markt eine gewisse Unternehmensgröße voraussetze, um überhaupt erfolgreich am Markt agieren zu können. Somit liegt
der Schluss nahe, dass in Gazellenunternehmen Unternehmenswachstum konstituierendes Unternehmensmerkmal zu sein scheint. Wachstumsmotivation stellt sich unter diesem Aspekt dar
als eine Kombination aus intrinsischer Motivation der Gründer und unbedingten Wachstums als
extrinsischer Motivation durch den Markt.
In einem nächsten Schritt werden die in den Interviews benannten Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse beschrieben und analysiert. Die wichtigsten Ergebnisse sind in Abbildung 5-64
dargestellt. In der übergreifenden Analyse werden die Treiber und Hemmnisse in externe und
interne Faktoren aufgeteilt. Diese Unterteilung erfolgte schon bei der Auswertung der Unternehmensbefragung. Wie auch schon dort diskutiert, besteht ein gewisses Ungleichgewicht in der
Attribuierung von externen und internen Gründen an Treiber und Hemmnisse. Die Wachstumstreiber werden von den Unternehmern überwiegend auf interne Gründe zurückgeführt. Die
Wachstumshemmnisse dagegen werden hauptsächlich auf externe Faktoren zurückgeführt, also
auf Faktoren, auf die das einzelne Unternehmen nur sehr bedingt Einfluss nehmen kann.
Wachstumstreiber
Befragt nach den wesentlichen Wachstumstreibern und somit den wichtigsten Erfolgsfaktoren des
Unternehmens wurden durchweg die Qualität des Produkts oder der Dienstleistung und der Fokus
auf den Vertrieb beziehungsweise die Kundenorientierung genannt. In diesem Zusammenhang
konstatierten fast alle befragten Unternehmer, wie bereits ausgeführt, dass Wachstum zur Philosophie des Unternehmens gehöre und bereits bei Gründung eine entscheidende Rolle eingenommen habe. Die technologisch ausgerichteten Unternehmen maßen daneben dem kontinuierlichen
Hervorbringen von Innovationen einen wichtigen Stellenwert als Wachstumstreiber bei. Das erfolgreiche Hervorbringen von Innovationen und die Positionierung auf dem Markt sind jedoch
auch nicht unabhängig von einer gewissen Größe des Unternehmens zu sehen. Es besteht somit
eine wechselseitige Abhängigkeit zwischen der Notwendigkeit zu wachsen und dem Hervorbringen und erfolgreichem Positionieren von Innovationen am Markt. Alle Befragten bezeichneten
weiterhin ihre Mitarbeiter als ihre wertvollste Ressource, auch in Bezug auf erfolgreiches Wachstum.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abbildung 5-64:
124
Wachstumstreiber und Wachstumshemmnisse
Wachstumstreiber
Wachstumshemmnisse
I
N
T
E
R
N
Qualität des Produkts
Fokus auf Vertrieb/ Kunden
Innovation
Wachstum als Philosophie
Mitarbeiter
Motivation der Mitarbeiter
Fehlende Strukturen
E
X
T
E
R
N
Hohe Nachfrage auf dem Markt
Rechtliche Rahmenbedingungen (Kurzarbeit)
Öffentliche Förderung
Standort
Fehlendes „Branding“
Wirtschafts- und Finanzkrise
Finanzierung
Fachkräftemangel
Rechtliche Rahmenbedingungen
Marktbedingungen
Quelle: Eigene Darstellung Rambøll
Die externen Wachstumstreiber werden von den befragten Unternehmern größtenteils auf der
Marktseite ausgemacht. Nach Aussage eines Befragten „… ist der Markt und letztlich der Kunde
der entscheidende Wachstumstreiber“. In Bezug auf diese Aussage ist interessant, dass alle befragten Unternehmen in wachsenden oder gar neuen Märkten gegründet wurden. Der hohe Anteil
an Gazellenunternehmen in neuen oder wachsenden Märkten zeigten schon die Ergebnisse der
telefonischen Befragung, hier gaben 61 Prozent aller Unternehmen an, in neuen oder wachsenden Märkten zu agieren. Neben den marktseitigen Wachstumstreibern, wird auch dem Handeln
der öffentlichen Hand eine wachstumstreibende Wirkung bescheinigt. Hierbei spielen
insbesondere rechtliche Rahmenbedingungen und vor allem die öffentliche Förderung eine wesentliche Rolle. Dieser Punkt wird im Anschluss unter dem Abschnitt „Unternehmerperspektive
auf die öffentliche Hand“ genauer diskutiert.
Wachstumshemmnisse
Die Faktoren, die dem Wachstum von Unternehmen entgegenstehen, werden überwiegend auf
externe Gründe zurückgeführt. Interne Wachstumshemmnisse sehen die befragten Unternehmer
nur, wenn die Mitarbeiter nicht ausreichend motiviert werden können. Insgesamt gaben jedoch
fast alle Befragten an, dass die Mitarbeitermotivation in einem Start-up-Unternehmen in der Regel sehr hoch ist. Als Gründe für die hohe Mitarbeitermotivation wurden die flachen Hierarchien
und die schnellen Aufstiegsmöglichkeiten, beziehungsweise der hohe Grad an Verantwortung bei
jungen Unternehmen benannt. Erst wenn die Unternehmen sich etabliert haben, somit Strukturen verfestigt wurden und eine verlangsamte Dynamik im Unternehmenswachstum einsetzte,
konstatierten die Befragten Motivationsprobleme. Diesen wurde durch Fortbildungsangebote entgegengewirkt. Da schnelles Wachstum zu sich ständig verändernden internen Strukturen führt
und oftmals mit vielen Restrukturierungsphasen verbunden ist, gibt es immer wieder Zeiträume,
in denen keine optimalen Strukturen vorhanden sind. Diese Zeiten werden von den Befragten
immer als sogenannte „kritische Momente“ bezeichnet und bergen immer eine Gefahr für das
Unternehmen. Daher wurden auch fehlende Strukturen als Wachstumshemmnis benannt. Allerdings wurde in diesem Zusammenhang immer betont, dass dieses zum „Business“ gehört und
nicht als Problem sondern als Herausforderung betrachtet wird.
Gefragt nach Wachstumshemmnissen wird eine Reihe von externen Faktoren benannt. Fast ausnahmslos wird an dieser Stelle das fehlende „Branding“ von kleinen und neu gegründeten Unternehmen diskutiert. Dieser Punkt wird in zweierlei Hinsicht als Hemmnis empfunden. Zum einen
von Seiten der Arbeitnehmer, die ungern für unbekannte, neu gegründete oder kleine Unterneh-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
125
men arbeiten. Dies gilt vor allem für hochqualifizierte Fachkräfte, die häufig eine Anstellung in
Großkonzernen vorziehen, da das Risiko eines Arbeitsplatzverlusts in großen Unternehmen geringer eingeschätzt wird und diese zumeist besser bezahlen können. Auch ist nach Meinung der
Befragten für viele Arbeitnehmer das mit den Namen von bekannten Unternehmen einhergehende Renommee wichtig. Im Weiteren wird die mangelnde Bereitschaft in neuen Unternehmen zu
arbeiten auf das generell negative Bild des Unternehmertums in Deutschland zurückgeführt. Andererseits diskutierten einige der Befragten dieses Phänomen auch in einem positiven Sinne.
Diejenigen Arbeitnehmer, die sich für die Arbeit in einem Start-up-Unternehmen entscheiden,
tun dieses oftmals sehr bewusst und messen den flachen Hierarchien, der Flexibilität, der Dynamik und der hohen Verantwortung eine hohe Bedeutung bei. In diesem Sinne ergibt sich eine
Positivselektion von Arbeitnehmern, die tendenziell dazu führt, dass überdurchschnittlich viel
hochmotiviertes Personal eingestellt wird. Zum anderen wird eine gewisse Unternehmensgröße
im Markt als unabdingbar eingestuft. Dies gilt sowohl für B2B als auch B2C-Unternehmen. Startup-Unternehmen haben es nach Meinung der Befragten äußerst schwer Vertrauen am Markt zu
gewinnen. Auch in dieser Hinsicht hemmt das fehlende „Branding“ die Akquise qualifizierter Mitarbeiter und das Vertrauen auf dem Markt auf Seiten der Kunden. Beide Punkte wirken sich
negativ auf das Wachstum aus und sind externen Ursprungs. Andererseits wirkt beides auch
dahingehend, dass die Unternehmer motiviert werden, schnelles Wachstum zu generieren.
Auch die Wirtschafts- und Finanzkrise wird von fast allen Befragten als Hemmnis für das Unternehmenswachstum angeführt. Die Verschlechterung der konjunkturellen Lage ist allerdings nicht
für alle Fallstudienunternehmen in gleichem Maße spürbar. Die Konsequenzen der Wirtschaftskrise werden von verschiedenen Branchen als unterschiedlich tiefgreifend empfunden. Während
einige Unternehmen ihre Branche als weitgehend krisenresistent beschreiben und folglich keine
Verluste hinnehmen mussten, führte die Wirtschaftskrise in anderen Branchen zum „kompletten
Einbruch der Aufträge“ und somit zur drastischen Verzögerung des Wachstums im Bezug auf
Mitarbeiteranzahl und Umsatz. Insbesondere die technologieorientierten Unternehmen mit einem
hohen Finanzierungsbedarf wurden am stärksten von den Auswirkungen der Krise getroffen. Dies
sowohl, weil in Krisenzeiten die Nachfrage nach neuen Technologien zurückgeht und weil sich die
Finanzierungssituation verschlechterte. So mussten diese Unternehmen kurz nach den Krisen
jeweils Mitarbeiter abbauen, erholten sich in der Folgezeit jedoch wieder schnell. In diesem Zusammenhang wurde die Ausnahmeregelung zur Kurzarbeit aus dem Jahr 2009131 als besonders
positiv erwähnt, da es so den Unternehmen möglich war, ihre Mitarbeiter zu halten und in dem
Moment als die Konjunktur wieder anzog, keine neuen Mitarbeiter einstellen und suchen zu müssen.
Ein weiteres externes Hemmnis, auf das von fast allen Unternehmern aufmerksam gemacht wird,
ist die Finanzierung. Bei Unternehmensgründung beziehungsweise auch für das Wachstum der
Unternehmen ist „Kapital zu beschaffen eine zentrale Herausforderung“. Ein besonderes Hindernis stellen nach Aussagen der Befragten dabei die rigiden Kreditbedingungen der Banken dar.
„Der Mangel an Gründungen ist in erster Linie auf die seit Jahren steigende Risikoaversion der Banken zurückzuführen. So ist es immer schwerer an Kredite zu
kommen und wenn, nur zu extrem hohen Zinsen“.
Über die „mangelnde Bereitschaft herkömmlicher Banken Kredite zu geben“ herrscht weitgehend
Einigkeit bei den Befragten. Sehr unterschiedlich äußerten sich die Befragten hinsichtlich der
Relevanz von Venture Capital. Einige Befragte stehen einer Finanzierung mit VC, vor allem zu
einem frühen Stadium des Unternehmens eher kritisch gegenüber, da sie „Kontrollverlust fürchten“. Andere Unternehmer hingegen halten, den eher schlechten Ruf des Venture-CapitalMarktes für ungerechtfertigt. Ein Teil der befragten Unternehmen, hierzu zählen vor allen die
Unternehmen aus dem Bereich Software und IT und die Technologieunternehmen haben sowohl
bei der Gründung als auch bei der Realisierung weiterer Wachstumsschritte Venture Capital in
Anspruch genommen (vgl. hierzu dir Unternehmenssteckbriefe). Die Inanspruchnahme von Venture Capital scheint demnach stark von der jeweiligen Branche abzuhängen. Diejenigen Unternehmen, die Venture Capital in Anspruch genommen haben, sagten durchweg aus, dass damit
ihr Geschäftsmodell aufgrund des Finanzierungsmodells per se auf Wachstum ausgelegt ist. Ob131
Vgl. hierzu http://statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Berichte-
Broschueren/Arbeitsmarkt/Generische-Publikationen/Arbeitsmarkt-Deutschland-Kurzarbeit-Aktuelle-Entwicklungen.pdf, S. 6
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
126
wohl der Großteil der Befragten angaben, dass Finanzierung immer ein entscheidendes Problem
im Gründungs- und Wachstumsprozess ist, gaben nur wenige an, dass ihnen nicht ausreichend
Kapital zur Verfügung stand. Dennoch wurde angemerkt, dass bei „besserer Finanzierung bereits
noch höheres Wachstum hätte realisiert werden können“. Generell lässt sich sagen, dass ein
Zugang zu Finanzierung eine der großen Herausforderungen beziehungsweise Hemmnisse für
Wachstumsunternehmen darstellt.
„Durch Fachkräftemangel wird Wachstum gehemmt“. Dieser Aussage schließt sich die Mehrheit
der Fallstudienunternehmen an. Die Gründe des Fachkräftemangels sind zahlreich. Vorausgehend
wurde bereits diskutiert, dass Start-up-Unternehmen häufig das „Branding“ fehlt, welches für
eine erfolgreiche Akquise von qualifiziertem Personal ausschlaggebend ist. Hierbei spielt auch
eine Rolle, dass vor allem exzellente Fachkräfte benötigt werden, jedoch die gezahlten Gehälter
in Start-up-Unternehmen im Vergleich zu etablierten Unternehmen eher gering sind. Darüber
hinaus berichtet ein Unternehmer, dass von Seiten der Kunden nur begrenzt Akzeptanz für ausländische Mitarbeiter bestünde. Als ein weiteres Hemmnis wurde benannt, dass die Zulassung
ausländischer Fachkräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht ausreichend ist.
„Die Öffnung der Arbeitsmärkte auch innerhalb der EU ist zu spät erfolgt und die
besten Köpfe sind bereits weg.“ – So ein Unternehmer im Gespräch.
Die Forderung, ausländischen Arbeitnehmern den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt durch
weniger formale Anforderungen zu erleichtern, gilt nicht nur für EU-Bürger, sondern vor allem für
Arbeitnehmer außerhalb der EU, die sehr gut ausgebildet sind und über mehr Berufserfahrung
verfügten. Für hochqualifizierte ausländische Arbeitnehmer sollten zudem besondere Anreize
geschaffen werden, da Deutschland im Bezug auf die Sprache im Vergleich zum angelsächsischen Raum ohnehin einen Nachteil hat. Weiterhin wurde angesprochen, dass gerade in Wachstumsunternehmen oftmals Arbeitnehmer arbeiten, die eine internationales „Jobhopping“ betreiben. In diesem Zusammenhang sollte das derzeitige deutsche Sozialsystem hinterfragt werden.
Alle befragten Unternehmer gaben zwar an, dass die Fachkräftesuche und -sicherung eine wesentliche Herausforderung darstellt, jedoch hatte keines der Unternehmen einen akuten Mangel
an Fachkräften. Diesem wurde in den Unternehmen durch eine breite Strategie zur Rekrutierung
von Fachkräften entgegengewirkt beziehungsweise wurde dieses Thema von Unternehmensgründung an als strategisches Thema behandelt. Bewährte Mittel zur Akquise von Fachkräften sind
die direkte Ansprache von Universitäten und Hochschulen, dualen Studiengängen oder Headhuntern und die Vergabe von Bonussen für Mitarbeiter bei erfolgreicher Vermittlung. Ein weiterer
wichtiger Punkt, der in diesem Zusammenhang benannt wurde, ist die bestehenden Mitarbeiter
zu motivieren und zu halten. Mit Blick auf die Politik und die zukünftige Entwicklung in Deutschland wurde angeregt, die Qualität des deutschen Bildungssystems systematisch zu erhöhen und
eine hohe soziale Durchlässigkeit in der Bildung zu gewährleisten. Die Bereiche Mathematik, Naturwissenschaften und Ingenieurswesen an den Hochschulen systematisch zu stärken, das heißt
in diejenigen Bereiche zu investieren, in denen Deutschland heute klare Stärken aufweist. Der
Fachkräftemangel wurde von den Befragten eher als ein zukünftiges Problem betrachtet, welchem sich heute strategisch angenommen werden muss.
Neben der schon benannten Möglichkeit zur Kurzarbeit und der Öffnung des Arbeitsmarktes für
ausländische Arbeitskräfte wurden weitere rechtliche Rahmenbedingungen diskutiert beziehungsweise als Hemmnis empfunden. Es wird angemerkt, dass „viele Verwaltungsentscheidungen
eher politisch motiviert sind“ und nicht am Bedarf der Unternehmen ausgerichtet und „ viele
Rechtsvorschriften erst durch das Verfassungsgericht eindeutig geklärt werden“. Diese Praxis
führt zu einer über einige Jahre andauernden Rechtsunsicherheit, die sich für die Unternehmen
deutlich nachteilig auswirkt. Allen Aussagen der Unternehmer gemein ist der Wunsch nach klaren
rechtlichen Bedingungen. Als eine der Hauptaufgaben der Gesetzgebung wird es dabei betrachtet, das Wettbewerbsumfeld zu sichern, also Kartelle und Monopole aufzubrechen, um den Markt
für Wettbewerb zu öffnen. In diesem Bereich wünschen sich die Fallstudienunternehmer intensivierte Anstrengungen. Außerdem wird die Steuergesetzgebung für thesaurierte Gewinne kritisiert, da diese maßgeblich zu einem Liquiditätsengpass und somit zu einem der Hauptprobleme
der Unternehmen beiträgt. „Dies sollte durch eine Besteuerung wie zum Beispiel in der Schweiz
oder den Niederlanden gehandhabt werden, welche nur dann zu leisten ist, sobald dem Unternehmen Kapital entzogen wird beziehungsweise allgemein in der Höhe verringert wird“.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
127
Die oftmals angesprochene allgemeine Forderung nach Bürokratieabbau richtet sich auch auf die
Ausgestaltung der öffentlichen Förderungsprogramme.
„Der Aufwand, alle bestehenden Förderprogramme zu sichten und zu kombinieren, um letztlich die gewünschte Förderung zu erhalten, ist angesichts der umfangreichen Förderlandschaft in Deutschland viel zu hoch”.
Die verwaltungstechnischen Hürden in Form eines aufwendigen Bewerbungsprozesses werden
also negativ bewertet. Insbesondere aber wirkt die Vielzahl an Fördermöglichkeiten eher negativ,
da eine Ausrichtung auf eine optimale Förderstrategie als sehr zeitaufwendig gesehen wird. Zudem schreckt die Tatsache, dass alle Daten und Pläne offengelegt werden müssen, viele ab, eine
Förderung in Anspruch zu nehmen.
Obwohl die Meinung geäußert wurde, dass man alle Förderprogramme abschaffen sollte, sieht
die Mehrzahl der Befragten die Förderprogramme als einen entscheidenden Treiber für ihr Wachstum. Dies gilt umso mehr, je risikobehafteter die Realisierung der Geschäftsidee ist. Insbesondere die Unternehmen messen der Förderung über Zuschüsse eine sehr hohe Bedeutung bei, die
Basistechnologien entwickelten. Die Förderung trug nach Angaben der Befragten im Rahmen des
Gesamtfinanzierungsmodells maßgeblich zum Wachstum des Unternehmens bei.
Nichtsdestotrotz wurde auch die Meinung geäußert, dass öffentliche Förderprogramme weder
effizient noch effektiv sind. Es wird befürchtet, dass durch öffentliche Förderung Anreize jenseits
des Marktes geschaffen werden und Unternehmen so künstlich aufrechterhalten werden. Von
einigen Befragten wird eine generelle Umstrukturierung gefordert. Die Umstrukturierung wird auf
zwei Ebenen diskutiert. Neben der bereits genannten Umstrukturierung der Modalitäten geht es
vor allem um die Frage, für wen und welche Branchen Förderungsprogramme sinnvoll sind. Als
Adressaten von Förderungsprogrammen werden vor allem junge Gründer, die weder über eigenes Kapital, noch über andere Sicherheiten verfügen, gesehen. Dies deckt sich mit dem Bild,
dass Förderung vor allem die Gründung von Unternehmen unterstützen sollte, weitere Wachstumsschritte aber durch den Markt finanziert werden sollten.
Ein weiterer Vorschlag besteht darin, dass Clusterförderung vorangetrieben werden sollte, da
man sich so auf bestimmte Branchen fokussieren könne. Die geäußerte Kritik an der Förderung
der öffentlichen Hand beinhaltet demnach Kritik an den Formalitäten und der inhaltlichen Ausgestaltung. Zusammengenommen kann gesagt werden, dass das Für und Wider der öffentlichen
Förderung äußerst kontrovers von den Befragten diskutiert wird.
Ein weiterer Aspekt der von Seiten der Unternehmer mehrfach angesprochen wurde, war das in
Deutschland vorherrschende negative Bild des Unternehmertums. Das negative Bild des „Unternehmers“ und die generelle hohe Risikoaversion in Deutschland sind aus ihrer Sicht mitverantwortlich für die sinkende Anzahl an Gazellenunternehmen. Durch Initiativen an Schulen und
Hochschulen, also eine stärkere Präsenz des Unternehmertums in Bildungseinrichtungen, könnte
das angeschlagene Bild des Unternehmers nachhaltig verbessert werden. So könnten sich mehr
junge Absolventen von der Idee der Selbstständigkeit angezogen fühlen und diese letztendlich
auch umsetzen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
6.
128
SCHLUSSFOLGERUNGEN
Basierend auf den Ergebnissen aus der Literatur zu den generellen Eigenschaften der Gazellenunternehmen und zu den Wachstumsdeterminanten erfolgt nun eine schlussfolgernde Darstellung der Ergebnisse aus der Charakterisierung, der Befragung und den Fallstudien der Gazellenunternehmen für Deutschland. Hierbei wird so vorgegangen, dass die bisherigen Ergebnisse zu
den Gazellenunternehmen als Hypothese formuliert werden anhand derer die Ergebnisse der
Studie diskutiert werden.
Schnell wachsende Jungunternehmen tragen überdurchschnittlich zum Entstehen von
Arbeitsplätzen bei
Die Ergebnisse zur Charakterisierung der Gazellenunternehmen in Deutschland zeigen, dass diese Aussage für deutsche Gazellenunternehmen zutrifft. So zeigte die Untersuchung, dass jeder
sechste bereitgestellte Arbeitsplatz durch Neugründungen ab dem Jahr 1995 im Jahr 2010 von
einem Gazellenunternehmen bereitgestellt wird. Demgegenüber ist der Anteil von Gazellenunternehmen am Unternehmensbestand als eher gering einzuschätzen. So war jedes 300ste Unternehmen im Jahr 2006 in Deutschland gemessen am Gesamtunternehmensbestand ein Gazellenunternehmen aus den Gründungsjahrgängen 1995 bis 2006 und jedes 165ste Unternehmen im
Jahr 2006 gemessen an allen Gründungen ab 1995 ein Gazellenunternehmen. Somit generieren
0,6 Prozent der Unternehmen 16 Prozent aller Arbeitsplätze bei den neu gegründeten Unternehmen ab dem Jahr 1995. Mit anderen Worten generieren die Gazellenunternehmen nahezu siebenundzwanzigmal soviele Arbeitsplätze im Vergleich zu allen Neugründungen ab 1995.
Innerhalb der Gazellenunternehmen wurden gesondert diejenigen Unternehmen betrachtet, die
mehr als 100 Arbeitsplätze innerhalb des Untersuchungszeitraumes generiert haben und somit
als die Teilgruppe der wachstumsstärksten Unternehmen bezeichnet werden können. Ihr Anteil
an allen Gazellenunternehmen beträgt 28 Prozent. Untersucht nach ihrem Wachstumsverlauf
konnte festgestellt werden, dass die Gruppe der wachstumsstärksten Unternehmen mit deutlich
mehr Mitarbeitern startete und trotz höherer absoluter Beschäftigtenzahlen im Basisjahr innerhalb ihres dreijährigen Wachstumszeitraumes auch höhere Zuwachsraten verzeichnen konnte.
Somit kommt den wachstumsstärksten Unternehmen innerhalb der Gazellenunternehmen eine
besondere Bedeutung hinsichtlich der Bereitstellung von Arbeitsplätzen zu.
Schnell wachsende Jungunternehmen müssen nicht zwangsläufig junge Unternehmen
im Sinne der bisherigen Definition sein (nicht älter als 5 Jahre)
Der Überprüfung dieser Hypothese wurde im Rahmen der vorliegenden Untersuchung insofern
Rechnung getragen als die Definition der Gazellenunternehmen nicht auf ein Maximalalter der
Unternehmen beschränkt wurde. Vielmehr wurden die einzelnen Gründungskohorten fortlaufend
bis zum Ende des Untersuchungszeitraumes analysiert. Dies sollte vor allem dem Umstand Rechnung tragen, dass sich Unternehmen unterschiedlicher Branchen anders hinsichtlich ihres Wachstums entwickeln. Die Ergebnisse der Charakterisierung der Gazellenunternehmen zeigen diesbezüglich, dass der Großteil an schnell wachsenden Jungunternehmen jedoch unmittelbar nach der
Gründung des Unternehmens entsteht. In der Untersuchung werden diese Gazellenunternehmen
auch als Frühstarter bezeichnet. Weiterhin zeigte sich, dass Gazellenunternehmen, die direkt
nach ihrer Gründung den Sprung zu einer Gazellen schaffen, im Vergleich zu den Spätstartern
mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und auch weiterhin nachhaltiges Mitarbeiterwachstum
generieren. So wichen die Gazellenunternehmen, die ein Jahr nach ihrer Gründung als Gazelle
identifiziert wurden in ihrem Wachstumsverhalten signifikant von den späteren Startern ab132.
Hinsichtlich dieses Ergebnisses zeigt sich, dass Gazellenunternehmen mit nachhaltigem Mitarbeiterwachstum schon direkt nach der Gründung das Ziel von schnellem Wachstum verfolgen, bzw.
dieses Vorhaben als strategisches Ziel im Geschäftsmodell der Unternehmen verankert ist.
132
Hierzu muss in Bezug auf die gewählte Gazellendefinition in der vorliegenden Untersuchung kritisch angemerkt werden, dass das
Kriterium des kumulativen Wachstums auch diejenigen Unternehmen als Gazellenunternehmen identifizierte, die das geforderte Wachstum von 72,8 Prozent innerhalb eines Jahres realisierten.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
129
Diese Interpretation wird von zahlreichen befragten Unternehmern bestätigt. Die Gründer/ Unternehmer gaben mehrheitlich an, dass Unternehmenswachstum ein formuliertes strategisches
Ziel bei Gründung war. Als Erklärung für die Formulierung dieses Ziels wurde angegeben, dass
aufgrund der Nutzung von Beteiligungskapital das Wachstum geschäftsmodellimmanent ist oder
aber, dass der Markt in dem das Unternehmen agiert nur wachstumsorientierte Unternehmen
zulässt. Mit anderen Worten könnte das Unternehmen, ohne eine bestimmte Größe zu erreichen,
auf dem betreffenden Markt nicht bestehen.
Schnelles Wachstum ist ein eher temporäres Phänomen innerhalb des Unternehmensverlaufs
Diese Hypothese konnte gleichfalls dadurch geprüft werden, dass die Gazellenunternehmen über
den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg betrachtet wurden. Die Hypothese bestätigt sich
insofern, dass die Eigenschaft, kumuliert ein Mitarbeiterwachstum von 72,8 Prozent über einen
Dreijahreszeitraum und damit ein jährliches Wachstum von 20 Prozent zu erzielen, nicht über
den gesamten Betrachtungszeitraum von den identifizierten Unternehmen beibehalten wurde.
Dennoch konnte sowohl für die sogenannten Frühstarter-Gazellen als auch für die Supergazellen
ein nachhaltiges Mitarbeiterwachstum nachgewiesen werden. Die befragten Gründer/ Unternehmer gaben in der Mehrheit weiterhin an, dass weiteres Wachstum für die nächsten Jahre geplant
wird. Über die Höhe des geplanten Wachstums machten die Befragten jedoch unterschiedliche
Angaben. So benannte eine Gruppe die Notwendigkeit zu weiterem Wachstum i.d.R. aus der
Notwendigkeit heraus weiter im Markt wachsen zu müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die
andere Gruppe der Befragten sah weiteres Wachstum als Unternehmensziel, jedoch in moderaterer Form als bisher. Hinsichtlich des Wachstums machten auch einige der Befragten deutlich,
dass ihr persönliches Ziel von Beginn an war, ein Unternehmen mit vielen Mitarbeitern aufzubauen. Wachstum wird demnach also auch als persönliche Herausforderung wahrgenommen. Im
Bezug auf das weitere und vergangene Wachstum ihres Unternehmens gaben viele der Befragten
an, dass die vergangenen Wirtschafts- und Finanzkrisen einen nachhaltigen Effekt zeigten. Einige
der befragten Unternehmen mussten in diesen Jahren sogar deutlich Stellen abbauen. In diesem
Zusammenhang wurde die Möglichkeit zur Kurzarbeit von vielen positiv hervorgehoben.
Schnell wachsende Jungunternehmen finden sich in allen Branchen
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung bestätigen das Ergebnis bisheriger Studien auch
für Deutschland. Die in der Untersuchung identifizierten Gazellenunternehmen entstehen in allen
Wirtschaftsbereichen. Insgesamt finden sich auf WZ-3 Ebene nur 23 Branchen von 222 Branchen, in denen sich keine Gazellenunternehmen entwickelten. Trotz der breiten Streuung lässt
sich ein Branchenfokus ausmachen. Gemessen am Gesamtbestand aller Unternehmen in
Deutschland stellen die Branchen des verarbeitenden Gewerbes einen großen Anteil aller Gazellenunternehmen. Dieser Befund ist insofern interessant, als dass das verarbeitende Gewerbe und
somit Unternehmen im Bereich der Automobilindustrie, der chemischen Industrie und des Maschinenbaus zu den klassischen starken Branchen Deutschlands zählen. Diese Branchen werden
auch als die Old Economy bezeichnet.133 Dahingegen zeigt sich, dass gemessen an allen Gazellenunternehmen die Dienstleistungsbranchen einen hohen Anteil an Gazellenunternehmen hervorbringen.
Ein Vergleich sowohl zur Branchengröße als auch zum Gesamtaufkommen von Gazellenunternehmen lässt erkennen, dass ein Großteil der Gazellenunternehmen in den wissens- und forschungsintensiven Dienstleistungsbranchen und den wissens- und forschungsintensiven Branchen der erzeugenden und verarbeitenden gewerblichen Wirtschaft entsteht. Diese Branchen
sind u.a. Architektur- und Ingenieursbüros, Softwarehäuser, Forschung und Entwicklung im Bereich der Natur- und Ingenieurs-, Agrarwissenschaften und Medizin und die Herstellung von Erzeugnissen unterschiedlicher Art. Somit lässt sich ungeachtet der Tatsache, dass Gazellenunternehmen in nahezu allen Branchen entstehen folgern, dass ein besonderer Beitrag an wachstumsstarken Unternehmen aus wissens- und forschungsintensiven Branchen kommt.
133
Als Old Economy werden die klassischen Industrien bezeichnet, die materielle und greifbare Güter herstellen. Damit sind beispiels-
weise die Maschinenbau-, die Automobil-, die Bau- oder die Chemieindustrie gemeint.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
130
In der Untersuchung wurde weiterhin ein starker Einbruch der Gazellenunternehmen nach dem
Gründungsjahrgang 2000 festgestellt. Dieser Rückgang an schnell wachsenden Unternehmen war
in den Branchen des verarbeitenden Gewerbes, Bergbaus und Energie sowie der forschungs- und
wissensintensiven Dienstleistungen am deutlichsten ausgeprägt. Als Erklärung des Rückganges
werden von allem die externen Krisen zu Beginn des neuen Jahrtausends (Dotcom-Blase und die
Terroranschläge des 11. Septembers 2001) gesehen. Damit wurden die für Deutschland wesentlichen Branchen für das Entstehen von schnell wachsenden Jungunternehmen am stärksten getroffen. Die Befragungs- und die Fallstudienergebnisse zeigen in Bezug darauf, dass in erster
Linie die Finanzierungsmöglichkeiten der geplanten Wachstumsschritte nach den Krisen wegbrachen und die Unternehmen teilweise mit der Reduzierung von Personal bzw. mit Kurzarbeit reagierten. Die Ergebnisse spiegeln auch hier deutlich wider, dass vor allem hochinnovative Unternehmen betroffen waren. Die betroffenen Unternehmen erholten sich jedoch in den Folgejahren
überwiegend relativ schnell.
Weiterhin wurde im Rahmen der Untersuchung festgestellt, dass es hinsichtlich des Zeitpunktes,
wann die Unternehmen ihr Gazellenwachstum starten, zwischen den Branchen Unterschiede gibt.
Mit anderen Worten lassen sich frühe und späte Starter unterscheiden. Insbesondere die Unternehmen der Branchen der unternehmensnahen Dienstleitungen und der forschungs- und wissensintensiven Dienstleistungen beginnen ihr Wachstum zu einem sehr frühen Zeitpunkt. Dies ist
insofern nicht überraschend, da Dienstleistungsunternehmen mitarbeiterintensiv sind und geringe Investitionen in materielle Vermögensgüter und immaterielle Vermögensgüter (z.B. Patente)
tätigen müssen. In diesem Zusammenhang ist es auch nicht verwunderlich, dass die Dienstleistungsunternehmen in besonderem Maße zu denjenigen Gazellenunternehmen beitragen, die
mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigen.
Kleinere Unternehmen haben das Bestreben aufgrund größenbedingter Effizienznachteile schneller zu wachsen
Dieser, in bisherigen empirischen Studien gefundene Zusammenhang kann für die Unternehmen
in dieser Untersuchung durchgängig bestätigt werden. Die befragten Gründer gaben fast ausnahmslos an, dass die größenbedingten Effizienznachteile ein signifikantes Wachstumsmotiv darstellen. Dies betrifft zwei Richtungen. Zum einen benannten die Befragten die Schwierigkeit als
kleines Start-Up-Unternehmen nicht genügend Sichtbarkeit und Sicherheit für die Rekrutierung
hochqualifizierten Personals zu bieten. Erst ab einer bestimmten Unternehmensgröße ist es aus
ihrer Sicht möglich, problemlos Personal zu akquirieren. Dies gilt umso mehr für den deutschen
Markt, da etablierte Unternehmen wie, bspw. Siemens oder die Daimler AG ein hohes gesellschaftliches Renommee besitzen und als Sicherheitsgarant für einen lebenslangen Arbeitsplatz
gelten. Darüber hinaus können große etablierte Unternehmen häufig höhere Löhne bezahlen und
bieten aus Sicht der Arbeitnehmer eine bessere Ausgangssituation im Falle eines Arbeitsplatzwechsels. Diesen Kriterien messen deutsche Arbeitnehmer eine sehr hohe Relevanz bei, insbesondere vor dem Hintergrund einer wenig ausgeprägten Gründungs- und Start-UpUnternehmenskultur. Die befragten Unternehmer sind jedoch der Meinung, dass von Arbeitnehmerseite das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes bei kleineren bzw. jüngeren Unternehmen als zu
groß eingeschätzt wird. Des Weiteren machen die befragten Unternehmer auf die Vorteile von
jungen bzw. kleinen Unternehmen als Arbeitgeber aufmerksam. Darunter fallen beispielsweise
die tendenziell flacheren Hierarchien sowie die Möglichkeit schnell aufzusteigen.
Zum anderen bereiten größenbedingte Effizienznachteile auch marktseitig Probleme. So werden
kleine Unternehmen im Markt weniger stark wahrgenommen und Größe im Markt wird als entscheidend erachtet, um Vertrauen im Markt zu generieren. Größe bietet damit einerseits Sicherheit für die Kunden und andererseits die Möglichkeit Dinge innerhalb des Marktes selbst gestalten
zu können.
Innerhalb der Gruppe der wachstumsstarken Unternehmen trägt eine hohe Innovationstätigkeit zum stärkeren Wachstum bei
Die Befragungsergebnisse zur Innovationstätigkeit der schnell wachsenden Jungunternehmen
zeigen, dass 76 Prozent der befragten Gazellenunternehmen angeben bis zum heutigen Zeitpunkt eine Innovation hervorgebracht zu haben. 80 Prozent der hervorgebrachten Innovationen
sind davon Produkt- oder Dienstleistungsinnovationen. Verglichen mit aktuellen Ergebnissen ei-
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
131
ner Studie aus dem Jahr 2012, die zeigt, dass die bisherige Innovationstätigkeit deutscher KMU
unterschätzt wurde, ergibt sich dennoch eine deutliche Differenz. 134 Nach Angaben dieser Studie
geben 29 Prozent der deutschen KUM an, eine produktbezogenen Innovation hervorgebracht zu
haben. Somit kann konstatiert werden, dass die Innovationstätigkeit schnell wachsender Jungunternehmen im Vergleich zu allen KMU deutlich höher ist. Weiterhin zeigt sich, dass 59 Prozent
der Innovationen aus Sicht der Befragten eine radikale Neuerung darstellten und 41 Prozent als
inkrementelle Innovation benannt wurden. Somit überwiegt der Anteil radikaler Innovationen
leicht bei den Unternehmen, die angeben eine Innovation hervorgebracht zu haben. Dieses Ergebnis unterscheidet die Gazellenunternehmen vom Durchschnitt aller KMU in Deutschland, die
mehr inkrementelle als radikale Innovationen hervorbringen135. Eine Untersuchung des ZEW für
das verarbeitende Gewerbe und die wissensintensiven Dienstleistungen ergibt beispielsweise,
dass nur 25 Prozent der KMU radikale Innovationen hervorbringen.136 Dies zeigt, dass gemessen
an allen KMU, Gazellenunternehmen nicht nur überdurchschnittlich innovativ sind, sondern auch
überdurchschnittlich häufig radikale Innovationen hervorbringen.
Auch konnte gezeigt werden, dass Gazellenunternehmen verglichen mit allen KMU mehr in Forschung und Entwicklung investieren. Dieses Ergebnis stimmt mit der Aussage zu mehr Innovationstätigkeit der Unternehmen überein. Branchen mit überdurchschnittlichen Investitionen in
F&E sind Datenverarbeitungsdienste, Softwarehäuser und Forschung- und Entwicklung im Bereich Natur, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin.
Die oben formulierte Hypothese, dass innerhalb der Gruppe der Gazellenunternehmen, diejenigen Unternehmen schneller wachsen, die eine hohe Innovationstätigkeit aufweisen, wurde ebenfalls überprüft. Hierzu wurden die Gazellenunternehmen in zwei Gruppen aufgeteilt: unter- und
überdurchschnittliches Wachstum innerhalb der Gründungskohorte. Es konnte gezeigt werden,
dass die überdurchschnittlich wachsenden Unternehmen eine leicht höhere Innovationstätigkeit
aufweisen und mehr radikale Innovationen hervorbringen. Somit kann die Hypothese für die Untersuchung tendenziell bestätigt werden.
Wettbewerb kann wachstumshemmend aber auch wachstumsfördernd wirken, dies vor
allem in Bezug darauf, dass sich diejenigen Unternehmen mit hohem Innovationsgehalt am Markt durchsetzen
Hinsichtlich des Marktes in dem Gazellenunternehmen agieren zeigt sich, dass ein Großteil der
befragten Unternehmen angibt, sein größtes Wachstum auf einem jungen und aufstrebenden
bzw. wachsenden Markt realisiert zu haben. In Märkten also, in denen nur eine geringe Anzahl
etablierter Unternehmen tätig ist und die einer hohen Dynamik unterliegen. Auch die Unternehmen mit denen Fallstudien durchgeführt wurden geben mehrheitlich an, sich auf sehr jungen,
bzw. neuen Märkten etabliert zu haben. Teilweise handelt es sich bei den Gazellenunternehmen
um Marktführer oder um Unternehmen die sich als zweit- oder drittgrößtes Unternehmen in ihrem Markt behauptet haben. Somit kann für diese Untersuchung der Schluss nahe gelegt werden, dass junge, aufstrebende Märkte ein hohes Potenzial bieten, schnell wachsende Unternehmen hervorzubringen.
Weiterhin deuten die Ergebnisse der Untersuchung darauf hin, dass B2B Märkte bessere Wachstumspotenziale in sich bergen als B2C Märkte. Diese Schlussfolgerung lässt sich vor allem vor
dem Hintergrund ziehen, dass auf B2B Märkten deutlich mehr Unternehmen mit überdurchschnittlichem Mitarbeiterwachstum agieren als auf B2C Märkten.
134
vgl. Maaß, F. / Führmann, B.: Innovationstätigkeit im Mittelstand – Messung und Bewertung Institut für Mittelstandsforschung
Bonn, 2012, S.56.
135
Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2007, S. 37 ff.
136
ZEW, Mannheimer Innovationspanel - Werte hochgerechnet auf die Grundgesamtheit der KMU im verarbeitenden Gewerbe und in
den wissensintensiven Dienstleistungen Deutschlands 2004.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
132
International agierende Unternehmen wachsen schneller
Diese Hypothese kann für die vorliegende Untersuchung bestätigt werden. Im Vergleich zu allen
KMU in Deutschland agieren die befragten Gazellenunternehmen internationaler. So geben von
den befragten Unternehmen in dieser Untersuchung 31 Prozent der Unternehmen an, international zu agieren. Im Vergleich hierzu zeigt eine Studie aus dem Jahr 2003, dass 24 Prozent der in
Deutschland aktiven KMU angeben, international zu agieren.137 Im Zusammenhang mit der
Internationalisierung zeigt die Untersuchung weiterhin, dass die Unternehmen, die international
agieren, diese Entscheidung unmittelbar nach ihrer Gründung treffen und die Internationalisierung ein strategisches Element ihres Geschäftsmodells darstellt. Die durchschnittliche Exportquote der international agierenden Gazellenunternehmen liegt bei ca. 25 Prozent und 60 Prozent der
exportierenden Unternehmen sind auch außerhalb der EU tätig. Von den befragten Fallstudienunternehmen agiert ebenfalls der Großteil der Unternehmen international. Insbesondere bei den
technologieorientierten Unternehmen, die Basisinnovationen hervorbringen, spielt die frühe
Internationalisierung eine enorm wichtige Rolle. Befragt nach Hemmnissen hinsichtlich der Erschließung von relevanten Auslandsmärkten stellte nur die Wirtschafts- und Finanzkrise und das
Einbrechen der Nachfrage ein deutliches Hemmnis dar. Gerade die international agierenden Unternehmen waren somit stark von der Krise getroffen. Dies zeigte auch negative Effekte auf das
Wachstum der Unternehmen.
Ein besserer Zugang zu externem Kapital geht einher mit höherem Wachstum von Unternehmen
Gazellenunternehmen finanzieren ihre Unternehmen bei Gründung hauptsächlich durch Eigenkapital (eigene Ersparnisse, Freunde und Familie) und unterschieden sich damit nicht von allen
weiteren KMU in Deutschland. Anders als vermutet spielen Venture Capital und Business Angel
Finanzierungen bei den befragten Gazellenunternehmen in der Gründungsphase nur eine sehr
untergeordnete Rolle. Diese Aussage ist jedoch auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die
befragten Unternehmen die Gruppe der kleinen Gazellenunternehmen überrepräsentieren (siehe
Kapitel 5.4.1). Bei vier der befragten Fallstudienunternehmen spielte dahingegen Venture Capital
und auch Business Angel Finanzierung eine wesentliche Rolle in der Finanzierungsstrategie der
Unternehmen. Die Meinungen der Unternehmer hinsichtlich der Relevanz von Venture Capital
gingen stark auseinander. Fürchten einerseits einige Unternehmer einen Kontrollverlust und den
Verlust an Selbstbestimmung bei Aufnahme von Beteiligungskapital, halten andere Unternehmer
den schlechten Ruf des Venture Capital Marktes für ungerechtfertigt und die Aufnahme von Beteiligungskapital für essenziel für den Erfolg und das Wachstum ihres Unternehmens in ihrer
Branche. Somit kann für die Relevanz von Beteiligungskapital für schnell wachsende Jungunternehmen gesagt werden, dass diese stark branchenabhängig ist. In den Branchen des IKT und der
technologieorientierten Unternehmen hat Venture Capital somit eine herausragende Bedeutung
und spielt in den eher dienstleistungsorientierten Branchen eine untergeordnete Rolle. Diejenigen
Unternehmen, die Venture Capital in Anspruch genommen haben, sagten durchweg, dass damit
ihr Geschäftsmodell aufgrund des Finanzierungsmodells per se auf Wachstum ausgelegt ist.
Obwohl der Großteil der Befragten angab, dass Finanzierung immer ein entscheidendes Problem
im Gründungs- und Wachstumsprozess darstellt, gaben nur wenige an, dass ihnen nicht ausreichend Kapital zur Verfügung stand. Somit werden die Finanzierungsmöglichkeiten der geplanten
Wachstumsschritte von der Mehrheit (dreiviertel) der befragten Gazellenunternehmen positiv
bewertet. Dennoch spiegeln die Ergebnisse, auch die der Fallstudien, wider, dass die Finanzierung eines der zentralen Herausforderungen für wachstumsstarke Unternehmen darstellt. Ein
besonderes Hindernis stellen nach Aussagen der Befragten dabei die rigiden Kreditbedingungen
der Banken dar. Des Weiteren wird die mangelnde Bereitschaft der Banken kritisiert überhaupt
Kredite zu vergeben. Dies gilt vor allem bei Finanzierungen, die mit einem Risiko verbunden sind.
Bei der Finanzierung von Wachstumsschritten wird daher einbehaltenen Gewinnen und eigenen
Einlagen die höchste Relevanz beigemessen. Förderprogrammen wird im Rahmen der Wachstumsfinanzierung hingegen eine eher untergeordnete Rolle zugesprochen. Dennoch zeigen die
137
EU- Kommission (2003/4): Internationalisierung von KMU.
http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/files/analysis/doc/smes_observatory_2003_report4_de.pdf
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
133
Ergebnisse, dass die Hälfte der befragten Gazellenunternehmen Förderung der öffentlichen Hand
in Anspruch nahm. Selbst von denjenigen Gazellenunternehmen, die Förderung in Anspruch
nahmen, misst knapp ein Viertel der Förderung keine Relevanz bei. Dieses Ergebnis ist vor dem
Hintergrund der bereits angesprochenen Unzufriedenheit mit der derzeitigen Förderpraxis, insbesondere mit dem hohen bürokratischen Aufwand zu sehen. Dennoch wurde in dieser Untersuchung nicht erfasst, in welcher Höhe die Unternehmen Förderung in Anspruch nahmen, somit
kann nicht beurteilt werden welche Rolle die Finanzierung durch Fördermittel im Bezug auf das
gesamte Finanzierungskonzept eingenommen hat.
Es besteht eine positive Beziehung zwischen Humankapital (Branchen-, Berufs-, Managementerfahrung) und Wachstum
Die Ergebnisse der Befragung der Gründer und Geschäftsführer der Gazellenunternehmen und
die Fallstudien zeigen, dass der typische Gründer eher mittleren Alters ist und über langjährige
Branchen- und Berufserfahrung verfügt. Weiterhin war fast jeder dritte Gründer ein Serial Entrepreneur. Auch die Gründer der Fallstudienunternehmen verfügten alle über vorherige Berufserfahrung und zum Teil auch Gründungserfahrung. Alle befragten Gründer vermittelten den Eindruck, dass die Gründung eines Unternehmens und auch schnelles Wachstum eine strategische
Entscheidung zu Beginn war. Ein Großteil der Gründer in den Fallstudien kam aus Haushalten in
denen schon die Eltern Unternehmen gründeten und führten. Der Wille ein Unternehmen zum
Erfolg zu führen und Wachstum zu generieren war bei allen Befragten deutlich spürbar. Somit
scheint ein spezieller Gründer-/und Unternehmenstypus hinter einem schnell wachsenden Unternehmen zu stehen.
Die Hälfte der befragten Gazellenunternehmen wurde im Team gegründet und auch die Fallstudienunternehmen wurden ausschließlich im Team gegründet. Ein Großteil der Teams war hinsichtlich der Ausbildung der Teammitglieder heterogen zusammengesetzt und vereinte somit
unterschiedliche Fachrichtungen. Ein befragter Gründer im Rahmen der Fallstudien machte deutlich, dass betriebswirtschaftliches Know How, bzw. Erfahrungen in der Geschäftsführung und
dem Management von Unternehmen essentiell für den Erfolg und das Wachstum des Unternehmens sind. Verfügen die Gründer eines Unternehmens nicht über dieses Wissen, sollte jemand
eingestellt werden, der über die entsprechende betriebswirtschaftliche Expertise verfügt.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
7.
134
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
Vor dem Hintergrund der Schlussfolgerungen und der Ergebnisse der Studie zu den schnell
wachsenden Unternehmen werden nachfolgend politische und unternehmerische Handlungsempfehlungen gegeben.
Handlungsempfehlungen für die Politik
Aufgrund der hohen Bedeutung der Gazellenunternehmen hinsichtlich ihres Beitrages zur Bereitstellung von Arbeitsplätzen in Deutschland kommt der Förderung dieser Unternehmen eine
wichtige Rolle zu. Die Angebote in der Frühphasenfinanzierung von technologieorientierten
Unternehmensgründungen sollten weiter ausgebaut werden. So bietet der seit 2005 aufgelegte
High-Tech-Gründerfonds als Public Private Partnership des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Technologie und der KfW Bankengruppe sowie weiteren Investoren ein geeignetes Finanzierungsinstrument für Gründungsvorhaben. Die Auflage weiterer Fonds als Co-Investmentfonds auf
regionaler Ebene könnte die Finanzierungssituation noch weiter verbessern. Auch der neu aufgelegte European Angels Fund (EAF) für Wagniskapitalfinanzierungen für junge, innovative
Unternehmen stellt eine weitere Ergänzung dar. Da sich in der Untersuchung zeigte, dass Unternehmen mit einer sehr frühen Wachstumsorientierung überproportional zum Wachstum der Gazellenunternehmen beitragen, empfiehlt es sich bei der Förderung dieser Unternehmensgruppe
schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt anzusetzen.
Im Zusammenhang mit der Gründungsförderung benannten viele Gründer jedoch das Problem, dass sich die Vielfalt der Förderangebote eher hinderlich auf die Entscheidung der Inanspruchnahme auswirkt. Eine einfache Ausgestaltung der Förderinstrumente und ein verschlanktes Angebot sowie die regionale Nähe zu den Fördermittelträgern wirken positiv auf
die Inanspruchnahme von Fördermitteln, insbesondere zum Zeitpunkt der Gründung. Dies sollte
bei der Ausgestaltung neuer Förderangebote berücksichtigt werden. Der Aufwand, der mit der
Sichtung der Vielzahl an Förderangeboten verbunden ist, für kleine und junge Unternehmen hinsichtlich der zusätzlichen Arbeitsbelastung nur schwer zu bewerkstelligen. Daraus kann abgeleitet werden, dass eine verstärkte Zusammenlegung bzw. eine generell übersichtlicher strukturierte Förderlandschaft von Seiten der Unternehmer gewünscht ist. Eine vereinfachte Struktur käme
vor allen Dingen denjenigen Unternehmen zu gute, die sehr jung sind bzw. über geringe Personalressourcen verfügen. Es würden also die Unternehmen profitieren, die von den befragten Gazellenunternehmern als relevanteste Zielgruppe öffentlicher Förderung benannt wurden. Zusammengefasst benötigen Gazellenunternehmen spezielle Förderlösungen, statt Quantität der Fördermittel sind Qualität und Dynamik wichtig. Damit einhergehen die Konzentration von Ressourcen und die Bereitschaftder Politik, auch Verluste hinzunehmen.
Vor allem junge und wachsende Märkte bieten das Potenzial schnelles Wachstum zu realisieren.
Der Spielraum der öffentlichen Hand ist in diesem Zusammenhang eher begrenzt. Allerdings
könnte die Tatsache, dass Gazellenunternehmen ihr Wachstum hauptsächlich auf jungen aufstrebenden Märkten realisieren, als Indikator für die Notwendigkeit von Clusterförderung bzw.
branchenspezifischer Förderung verstanden werden. Mit anderen Worten könnten die auf
jungen aufstrebenden Märkten ohnehin positiven Wachstumsbedingungen durch gezielte Förderungsangebote noch verstärkt werden. In diesem Zusammenhang ist z.B. die Initiative des BMWi
Kompetenznetze Deutschland hervorzuheben.
Eine branchenspezifische Förderung von Unternehmen mit einem Schwerpunkt auf die Förderung von Forschung- und Entwicklung bzw. auf das Hervorbringen von Basisinnovationen sollte
verstärkt in den Fokus gerückt werden sollte, um schnelles Unternehmenswachstum zu fördern.
Dies sollte insbesondere für Zeiten nach und während Wirtschafts- oder Finanzkrisen gelten, da
sich in diesen Zeiten eine Finanzierung durch den Markt vor allem für Unternehmen, die Basisinnovationen hervorbringen, besonders schwierig gestaltet. Weiterhin stellten vereinzelt Unternehmer heraus, dass die Förderung ihrer Basisinnovationen einen festen Bestandteil in ihrem
Gesamtfinanzierungskonzept einnahm. Ohne die öffentliche Förderung wäre die Gesamtfinanzierung der Gründung und des Wachstums aus ihrer Sicht nicht erfolgreich gewesen. Die derzeitigen
Förderangebote zur Förderung von Innovationstätigkeit der Unternehmen decken von der
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
135
Ideengenerierung über die Marktanalysen, die Ausarbeitung eines Produktkonzeptes, die Produktplanung, die eigentliche Entwicklungsphase, den Prototypenbau bis hin zur Unterstützung
der Aktivtäten zur Markteinführung alle relevanten Phasen des Innovationsprozesses ab. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise das „Zentrale Innovationsförderprogramm Mittelstand“
des BMWi zu nennen.
Unternehmen die vorwiegend Dienstleistungsinnovationen hervorbringen bemängeln einen
Nachteil bezüglich der Förderungsmöglichkeiten gegenüber denjenigen, die eine Produktinnovation entwickelt haben. In diesem Zusammenhang wäre zu prüfen, wie sich die derzeitige Förderlandschaft verhält und ob eventuell Programme zur Förderung von Dienstleistungsinnovationen
verstärkt aufgelegt werden sollten.
Unternehmensgründungen werden in Deutschland – verglichen mit anderen Ländern – als
hoch risikoreich eingeschätzt. Hierbei wird vor allem der Umstand eines möglichen Scheiterns in
der Gesellschaft als sehr negativ wahrgenommen. In den letzten Jahren gibt es von Seiten der
Politik zahlreiche Maßnahmen, wie bspw. Gründerland Deutschland oder die Gründerwoche, um
den Gedanken einer Unternehmensgründung zunehmend in das öffentliche Interesse zu rücken.
Dennoch werden abhängige Beschäftigungsverhältnisse und großen Unternehmen von Seiten der
Arbeitnehmer deutliche Prioritäten eingeräumt. Hier sollte die Politik über verkürzte Fristen von
Insolvenzantrag bis zur Restschuldbefreiung nachdenken. Auch das im März 2012 in Kraft getretene Gesetz zur Sanierung von Unternehmen (ESUG) erfüllt die Forderungen der Wirtschaft weitgehend und verbessert die Überlebenschancen von Unternehmen.
Eine Sensibilisierung der Gründungsthematik sollte zu unterschiedlichen Lebensabschnitten
stattfinden, um die Möglichkeit zu erhöhen, in relevanten Situationen Anstoß zu einer Unternehmensgründung zu geben. So scheint eine Sensibilisierung schon in der Grundschule und den
weiterführenden Schulen sinnvoll, in den Hochschulen sollte neben einer Sensibilisierung eine
gezielte Förderung durch praktische Übungen, wie bspw. die Erstellung von Businessplänen, hinzukommen. Gründungsteams oder Gründungen, die nicht über Erfahrungen in der Geschäftsführung verfügen, sollten zum Gründungszeitpunkt darauf aufmerksam gemacht werden, dass dieses Wissen essentiell für den Erfolg eines Unternehmens ist und dessen Bedeutung im Verlauf
der Unternehmensentwicklung kontinuierlich zunimmt. Aus diesem Grund sollte frühzeitig darüber nachgedacht werden, Personen mit entsprechendem Ausbildungshintergrund, Branchenerfahrung und wertvollen Netzwerkkontakten in das Gründungsteam zu integrieren. In diesem Zusammenhang kommt der Gründungsberatung eine wichtige Rolle zu.
Hinsichtlich der Unterstützung international agierender Unternehmen lässt sich konstatieren,
dass sichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen wesentlich zum Erfolg der Unternehmen beitragen. Obwohl eine Internationalisierung zweifelsohne Wachstumspotenziale mit sich bringt, bedeutet dies auch eine stärkere Abhängigkeit von ökonomischen Umständen im Ausland – sowohl
makroökonomisch als auch marktbezogen. Vor diesem Hintergrund könnte die öffentliche Hand
dahingehend wirken, dass für die Fragestellungen bzw. Veränderungen die eine Internationalisierung mit sich bringt sensibilisiert wird. Es geht darum besser zu kommunizieren, welche betriebsinternen Maßnahmen getroffen werden können, um die Risiken einer Internationalisierung
möglichst gering zu halten. Da die Internationalisierung eine strategische Entscheidung gleich zu
Gründungsbeginn ist, sollte schon die Gründungsberatung darauf eingehen und die Risiken und
Möglichkeiten aufzeigen.
Das Bild von Unternehmertum und Wachstum ist in Deutschland negativ bis stark negativ
belegt. Dies wird als ein deutliches Hemmnis für schnelles Wachstum von Unternehmensseite
gesehen. Vor diesem Hintergrund sollte die Politik einen Beitrag dazu leisten, dass sich das Bild,
insbesondere von Wachstum in den nächsten Jahren in Deutschland wandelt. Mögliche Ansätze
hierzu wären, z.B. Wachstumsdialoge mit den Unternehmen um diesen in der Öffentlichkeit ein
Gesicht zu geben und die Unternehmer z.B. auch im Kontext ihres sozialen Engagements oder
hinsichtlich des Beitrages zur Bereitstellung von Arbeitsplätzen darzustellen. Schon in Schulen
und Hochschulen kann das Bild, der Aufgabenbereich und das Engagement von Unternehmern
verstärkt sichtbar gemacht werden.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
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Wie die Ergebnisse zeigen, wird Beteiligungskapital nur in bestimmten Branchen in Anspruch
genommen. In der Regel verfügen die Gründer dieser Unternehmen über ausgeprägtes Wissen
und Kontakte zu den Investoren. Im Zusammenhang hiermit spielt das gesellschaftliche Klima
und die Attraktivität des Standortes Deutschland eine nicht unwichtige Rolle. Derzeit zeichnet
sich z.B. ab, dass in Berlin eine eigene „Gründer-Internet-Community“ entsteht, die zahlreiche Investoren aus dem Ausland anzieht. Eine Unterstützung von Seiten der öffentlichen Hand,
die diese Entwicklung erkennt und den Investoren den Zugang zum deutschen Markt erleichtert,
ist wünschenswert.
Die Personalgewinnung stellt für die schnell wachsenden Jungunternehmen eine besondere
Herausforderung dar. Dies verschärft sich in den kommenden Jahren auf Grund des demografischen Wandels zusehends. In diesem Zusammenhang sollte über eine Lockerung der rechtlichen
Rahmenbedingungen für hochqualifizierte Arbeitnehmer aus Staaten außerhalb der EU
nachgedacht werden und entsprechende Gesetzesvorlagen erarbeitet werden.
Handlungsempfehlungen für die strategisch/ unternehmerische Ebene
Unternehmenswachstum konnte vorwiegend als strategische Entscheidung des Unternehmens
identifiziert werden. In der Regel verbunden mit dem Zweck der leichteren Personalrekrutierung
(sicherer Arbeitsplatz und höheres Prestige des Unternehmens bei Erreichen einer bestimmten
Größe) und dem höheren Vertrauen auf dem Markt (eine gewisse Unternehmensgröße signalisiert Solidität). Die Unternehmen sollten somit Wachstum als strategisches Ziel in ihrem Wertekanon fest verankern.
Wenn Wachstum als strategisches Ziel verankert ist, stellt die kontinuierliche Anpassung der
Unternehmensorganisation an die jeweilige Unternehmensgröße eine weitere Herausforderung für die Unternehmen dar. In dieser Hinsicht bewährt sich von Seiten der Unternehmen,
schon bei der Gründung Organisationsstrukturen zu schaffen, die ein schnelles Wachstum zulassen. Mit anderen Worten kann schon von Beginn an eine Struktur entworfen und vorgehalten
werden, die auf ein großes Unternehmen zugeschnitten ist.
Der Personalrekrutierung und der Mitarbeiterbindung kommt vor dem Hintergrund des
Fachkräftemangels insbesondere in den Technologiebranchen und bei Unternehmen mit hohem
Internationalisierungsgrad eine hohe Bedeutung zu. Die Unternehmen sollten schon von der
Gründung an, dieses strategisch angehen. Hier bietet sich für die Unternehmen eine stärkere
Kooperation mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen an. Auch duale Studiengänge können
von den Unternehmen genutzt werden um Mitarbeiter zu gewinnen und mittelfristig an ihr Unternehmen zu binden.
Über die Besonderheiten und damit Potenziale eines jungen Start-up-Unternehmens sollten
sich die Unternehmer bewusst sein. In der Regel ist die Mitarbeitermotivation in einem Start-upUnternehmen sehr hoch. Gründe für die hohe Mitarbeitermotivation sind die flachen Hierarchien
und die schnellen Aufstiegsmöglichkeiten, beziehungsweise der hohe Grad an Verantwortung den
die Mitarbeiter in diesen Unternehmen übernehmen können. Diesen Vorteil sollten die Gazellenunternehmen sich bei der Personalrekrutierung offensiv zu Nutze machen.
Gazellenunternehmen sind zu einem hohen Anteil Teamgründungen. In diesem Zusammenhang sollten die zukünftigen Gründer gezielt nach Partnern für eine Gründung suchen. Dies vor
allem vor dem Hintergrund der Unternehmensfinanzierung. Insbesondere Eigenkapitalgeber
achten in einem hohen Maß auf die Zusammensetzung und die sich ergänzenden Kompetenzen
der Gründer.
Die Finanzierung des Wachstums wurde von den Unternehmen in zwei grundsätzlich verschiedenen Finanzierungsmodellen realisiert. Die eine Gruppe der Unternehmen finanziert eher konservativ aus dem Cash Flow und Fremdkapital. Die Wachstumsschritte hier sind eher moderat.
Diesen Unternehmen ist es wichtig, ihre Unabhängigkeit zu behalten. Das zweite Finanzierungsmodell ist auf die Aufnahme von Risiko- oder Wagniskapital ausgelegt. Die Wachstumsschritte
sind größer und das Wachstum oft dem Geschäftsmodell geschuldet. Die Gazellenunternehmen
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137
sollten von der Gründung an das für sie passende Finanzierungsmodell benennen und das Unternehmen darauf strategisch ausrichten.
Schnelles Unternehmenswachstum wird sowohl durch Finanzierungsbeschränkungen als auch
durch Wissens- und Informationsbeschränkungen – wie dem angesprochenen organisatorischen
Wandel - behindert. In dieser Hinsicht können Unternehmensnetzwerke eine wichtige Rolle
zum Austausch und der Lösung dieser Beschränkungen spielen. Die Gespräche mit Unternehmern von Gazellenunternehmen zeigen, dass ein enges Netzwerk und ein fokussierter Ausstausch zu Problemlagen einen wichtigen Beitrag zur Lösung liefern.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
8.
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STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
147
ANHANGSVERZEICHNIS
Anhang 1
Anhang 2
Anhang 3
Anhang 4
Anhang 5
Anhang 6
Anhang 7
Anhang 8
Ergebnisprotokoll Auftaktsitzung Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Liste der verwendeten Länderabkürzungen
Fragebogen telefonische Unternehmensbefragung der Gazellen und potenziellen Gazellen
Interviewleitfaden Unternehmensfallstudien Gazellen
Anzahl der Unternehmen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem
höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungen 1995-2006
Anzahl der Unternehmen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem
geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006
Anzahl der Gründungen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem
höchsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungen 1995-2006
Anzahl der Gründungen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem
geringsten Anteil an Gazellen (WZ-3) an allen Gründungsunternehmen 19952006
Anhang 1
Ergebnisprotokoll Auftaktsitzung Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie
Projekt
Studie über schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen)
Thema
Auftaktsitzung
Datum
09. August 2011
Ort
Berlin
Sitzung Nr.
1
Protokoll-
Judith Käser-Erdtracht
führer
Sitzungs-
BMWI: Dr. Johannes Velling, Dr. Jens Mundhenke, Vertreterin aus dem Referat 2.1; Gutachterteam:
teilnehmer
Prof. Dr. Frank Wallau, Dr. Hardy Gude, Dr. Kirsti Dautzenberg, Judith Käser-Erdtracht
Nicht
anwesend
---
Kopie an
---
Nächste
Sitzung
Kalenderwoche 40 (Abstimmung des Zwischenberichts)
Ergebnisprotokoll
In der folgenden Tabelle werden die wichtigsten inhaltlichen und arbeitsorganisatorischen Ergebnisse
zusammengefasst.
Aspekt
Beschreibung
Besondere Erkenntnisinteressen des BMWi
Identifizierung des Bestandes an Gazellen in
Deutschland sowie Analyse/Typisierung der
identifizierten Unternehmen
Was zeichnet Unternehmen aus, die „es geschafft“ haben? Schwerpunkt liegt auf den
großen Unternehmen mit mehreren Hundert
Mitarbeitern (Z. B: Qiagen)
Viele große Unternehmen in den USA (google, Apple) wurden in den letzten 15-20 Jahren gegründet  warum ist die Situation in
Deutschland eine grundlegend andere?
Entwicklung von praxisnahen Empfehlungen
mit wirtschaftspolitischer Relevanz zur Stärkung von Gazellen in Deutschland durch das
Gutachterteam
To Do/Termin/
Zuständigkeit
Das Gutachterteam
wird diese besonderen
Erkenntnisinteressen
im Rahmen der Studie
berücksichtigen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Wodurch zeichnen sich Gazellen besonders aus? –
Erste Ergebnisse der Literaturauswertungen
Gazellen…





Wie werden Gazellen definiert? – Erste Ergebnisse
der Literaturauswertungen
weisen innerhalb ihrer Alterskohorte das
höchste Mitarbeiterwachstum auf.
sind zumeist kleine und mittelständische
Unternehmen (weniger als 500 MA), jedoch gibt es auch eine bedeutende Teilmenge an großen Gazellen (mehr als 500
MA).
sind tendenziell jünger als der Durchschnitt der Unternehmen.
sind ein temporäres Phänomen innerhalb
des Unternehmenslebenszyklus, vor allem in Bezug auf kleine Unternehmen;
größere Unternehmen zeigen ein stabileres hohes Wachstum.
sind in den wissensintensiven Branchen
leicht überrepräsentiert.
Gazellen werden in der Literatur nicht einheitlich definiert.
International werden sehr unterschiedliche
Definitionen verwendet, weshalb die Anzahl
der Gazellen im internationalen Vergleich
stark variiert.
Die meisten Definitionen unterscheiden sich
in folgenden Punkten (vgl. Henrekson und
Johannson 2010:228f):




Auswahl des Indikators: z. B. Beschäftigung, Marktanteil, physischer Output,
Gewinn, Vertriebszahlen
Messung des Wachstums: absolut, relativ
oder kombiniert
Auswahl der Zeitperiode, über die das
Wachstum gemessen wird
Weitere Kriterien: Mindestbeschäftigtenanzahl, Wartezeit, unterschiedliche Referenzgrößen, z. B. Anteil der Gazellen am
Wachstum aller neu gegründeten Unternehmen
149
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes für die
Studie – Entwicklung einer
Gazellen-Definition
Ausgewählter Wachstumsindikator:
Beschäftigung (Köpfe)


Beschäftigtenwachstum ist im Vergleich
zum Umsatz weniger anfällig in Bezug
auf Verzerrungen (Steuern, Förderung).
Beschäftigtenwachstum ist volkswirtschaftlich bedeutend.
Messung des Wachstums: relativ über drei
Jahre  Gazellen müssen nach Abschluss der
Wachstumsperiode (t+3) ein um 72,8 Prozent höheres Beschäftigtenniveau aufweisen
als zum Gründungszeitpunkt.
•
•
•
Kumulierte Wachstumsrate über einen
festgelegten Zeitraum von drei Jahren
Relatives Wachstum als Maß
Ausschluss von schrumpfenden
Unternehmen
Festlegung weiterer relevanter Definitionskriterien:
•
•
•
•
•
Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes für die
Studie – Entwicklung einer
Definition potenzieller Gazellen
Maximales Alter der untersuchten Unternehmen: 10 Jahre
Mindestbeschäftigtenzahl im Basisjahr:
10
Untersuchungszeitraum: 1996-Ende 2010
Erster Messzeitpunkt der Beschäftigtenzahl im Jahr nach der Gründung
Zudem Differenzierung zwischen Gazellen
und Super-Gazellen (mehr als 100 Mitarbeiter)
Unter potenziellen Gazellen sollen all diejenigen Unternehmen verstanden werden, die die
gleichen Startbedingungen wie die identifizierten Gazellen hatten, aber kein Wachstum
in dem Sinne einer Gazelle erreicht haben.
Im Grunde handelt es sich um einen „statistischen Zwilling“ von Gazelle zu potenzieller
Gazelle.
Vorgehensweise zur Identifizierung für die
Studie:
•
Identifizierung von 5 Schwerpunktbranchen (möglichst auf 5-stelliger WZ-CodeEbene), in denen Gazellen am häufigsten
auftreten
150
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
•
•
Wichtige Punkte für die Unternehmensbefragungen
Betrachtung der Gründungskohorte 2000
Potenzielle Gazellen sind alle weiteren
Unternehmen, die mindestens 10 Beschäftigte im Gründungsjahr hatten und
dem Wachstumskriterium (72,8 Prozent
in 3 Jahren) nicht standgehalten haben
Alle Gazellen und potenziellen Gazellen sind
für die Stichprobe von Interesse (nicht nur
Super-Gazellen)
Im Fragebogen sollten auf jeden Fall Fragen
zu folgenden Aspekten/Themen enthalten
sein:
•
•
•
151
Das Gutachterteam
wird diese besonderen
Erkenntnisinteressen
im Rahmen der Studie
berücksichtigen.
Wachstumstreiber und Wachstumshürden
• Gründe für Wachstumsschübe;
wann fangen Unternehmen an zu
wachsen  was passiert an diesem Punkt genau?
• Lassen sich Wachstumsmotive
finden?
• Gibt es Wachstumsschwellen?
• Größe als Wachstumshemmnis?
Schwellenwerte  ab wann müssen in Unternehmen bestimmte
Organisations-strukturen geschaffen werden
Humankapital des Gründers
Welche Förderprogramme wurden in
Anspruch genommen und als hilfreich
empfunden?
Die potenziellen Gazellen sollen vor allem als
Vergleichsgruppe befragt werden um mit
ihrer Hilfe die Ergebnisse der GazellenBefragung zu validieren.
Wichtige Punkte für die Fallstudien
Alle Gazellen sind von Interesse (nicht nur
Super-Gazellen)
Identifizierung der Fallstudien-Unternehmen
auf Basis der folgenden Kriterien:
•
•
•
•
Unternehmensalter
Region
Branche
Größe
Breite der Gazellen in Bezug auf die 4
Kriterien abdecken.
Das Gutachterteam
wird diese vereinbarte
Vorgehensweise im
Rahmen der Studie
berücksichtigen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Wichtige Punkte für den
internationalen Vergleich
Hauptinteresse des BMWi: man will deutsche
Zahlen der Gazellen relativieren bzw. besser
verstehen, wo man im internationalen Vergleich steht.
Schwierigkeit: kaum vergleichbare Datenlage
/Datenqualität
Lösungen: ggf. international abweichende
Definition (z. B. auf Basis des Umsatzes)
denkbar; ggf. Anwendung verschiedener
international existierender Definitionen auf
den deutschen Kontext
Letzter Punkt eher unrealistisch und wenig
zielführend, besser eine Definition anlegen
und einen Vergleich auf möglichst einheitlicher Datenbasis durchführen.
Projektzeitplan und nächste
Schritte
Zeitplan für die kommenden Monate und
nächste Projektschritte: siehe beigefügte
Präsentation
Weitere Punkte
Professor Simon ist ein wichtiger und auf
jeden Fall zu interviewender Experte.
Referenzschreiben
152
Das Gutachterteam
wird diese besonderen
Erkenntnisinteressen
im Rahmen der Studie
berücksichtigen.
Das Gutachterteam
schlägt zudem auf
Basis erster Datenauswertungen das finale
Vorgehen zur Durchführung des internationalen Vergleichs vor.
Das Gutachterteam
wird den Expertenvorschlag berücksichtigen.
Das Gutachterteam
wird einen Text für die
Referenzschreiben für
Experteninterviews,
Fallstudien und Befragungen vorbereiten –
das BMWi wird anschließend entsprechende Schreiben ausfertigen und den Gutachtern zur Verfügung
stellen.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
153
Anhang 2
Fragebogen telefonische Unternehmensbefragung der Gazellen und potenziellen Gazellen
Die telefonische Befragung beinhaltet die Befragung zweier Gruppen von Unternehmen:
1. Schnell wachsende Jungunternehmen (Gazellen)
2. Nicht schnell wachsende Unternehmen (potenzielle Gazellen)
Der Fragebogen beinhaltet nach einer Filterfrage, die das Alter des Unternehmens abfragt, nachfolgende
sechs Frageblöcke:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Einordung
Charakteristiken des Unternehmens und Wachstum
Innovation
Markt
Finanzierung
Demografie
Der Fragebogen ist so aufgebaut, dass er die Frage 1, einen HINWEIS AN DEN INTERVIEWER (2) und die Antwortkategorien (3) angibt.
Die Antwortkategorien enthalten oft auch die Kategorien „Weiß nicht“ oder „Keine Antwort“:
Weiß nicht – diese Kategorie ist zu wählen, wenn die oder der Befragte die Frage nicht beantworten
kann.
Keine Antwort – diese Kategorie ist zu wählen, wenn die oder der Befragte die Frage nicht beantworten möchte.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
154
Einleitungstext
___________________________________________________________________________________
Die Interviewer melden sich bitte mit ihrem Namen und dem Firmennamen Rambøll Management
Consulting GmbH.
Rambøll führt aktuell im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) eine
Studie zum Wachstum junger Unternehmen durch, um wesentliche Wachstumstreiber und -hemmnisse
zu identifizieren und daraus Ansätze zu besseren Unterstützungsangeboten durch die öffentliche Hand
abzuleiten. Hierzu wurde ein Schreiben des BMWi an Ihr Unternehmen gesendet, mit der Bitte, uns bei
dieser Befragung zu unterstützen.
Die Befragung dauert zirka 15 Minuten und wird telefonisch durchgeführt. Zunächst stellen wir Ihnen
Fragen zum Unternehmen und dem Wachstum. Dann folgen jeweils ein Frageblock zur Innovationstätigkeit, dem Markt und der Finanzierung des Unternehmens. Am Ende möchten wir noch gerne einige wenige Fragen zu Ihrer Person stellen.
__________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
155
Filterfrage
___________________________________________________________________________________
F1
In welchem Jahr wurde ihr Unternehmen gegründet?
INT.: FILTERFRAGE, WENN DAS UNTERNEHMEN VOR 1995 GEGRÜNDET WURDE, DIE BEFRAGUNG ABBRECHEN
19952010
_________
___________________________________________________________________________________
WENN DER FRAGEBOGEN AN DIESER STELLE ABGEBROCHEN WERDEN MUSS, BITTE NACHFOLGENDEN:
ABBRUCHSTEXT
__________________________________________________________________________________
Herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft, an der Befragung teilzunehmen. Die Befragung legt jedoch einen
speziellen Fokus auf junge Unternehmen. Daher berücksichtigen wir nur Unternehmen, die nach dem
Jahr 1994 gegründet worden sind.
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
156
Frageblock Einordnung und Demografie
___________________________________________________________________________________
F2
Nennen Sie Ihr wichtigstes Produkt oder Ihre wichtigste Dienstleistung.
INT.: FREIE ANTWORT, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH. HIER BITTE ERWÄHNEN, DASS SICH ALLE ZUKÜNFTIGEN ANTWORTEN AUF DIESES HAUPTPRODUKT/DIESE DIENSTLEISTUNG BEZIEHEN SOLLEN.
Textfeld
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3
Welche Position bekleiden Sie in Ihrem Unternehmen?
INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH
WENN GRÜNDER (1) DANN BLOCK ZU DEMOGRAFISCHEN ANGABEN DES GRÜNDERS. (F3GR1 - F3GR7)
WENN INHABER (2) ODER GESCHÄFTSFÜHRER (3) DANN BLOCK ZU DEMOGRAFISCHEN ANGABEN INHABER/GESCHÄFTSFÜHRER (F3I1 - F3I7)
Gründer
1
Inhaber bzw. geschäftsführender Gesellschafter
2
Geschäftsführer, Vorstand, Mitglied der Geschäftsleitung
3
Kaufmännische Leitung
4
Technische Leitung
5
Sonstige Position
6
Keine Antwort
X
__________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
157
FRAGEBLOCK CHARAKTERISTIKEN DES UNTERNEHMENS/WACHSTUM
F4
Wie hoch war die Mitarbeiterzahl in Ihrem Unternehmen zum Zeitpunkt der Gründung?
INT.: OFFENE FRAGE, ANZAHL DER MITARBEITER IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN
ANZAHL ALLER MITARBEITER IM UNTERNEHMEN OHNE GRÜNDER.
1 bis 9999
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F5
Wie hoch ist die Mitarbeiterzahl in Ihrem Unternehmen heute?
INT.: OFFENE FRAGE, ANZAHL DER MITARBEITER IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN; ANZAHL MITARBEITER
OHNE GRÜNDER
1 bis 9999
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F6
Auf welche Art ist Ihr Unternehmen zwischen Gründungszeitpunkt und heute
gewachsen?
INT.: WACHSTUM WIRD AN MITARBEITERWACHSTUM GEMESSEN. NUR EINE ANTWORT MÖGLICH.
WENN ANTWORT „GAR NICHT“ WEITER MIT FRAGE F9
Nahezu kontinuierlich
1
Durch Wachstumssprünge
2
Gar nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F7
Wie wurde das Wachstum im Unternehmensverlauf generiert?
INT.: JA/NEIN ANGEBEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH
Internes Wachstum
Ja/nein
Zukauf von Unternehmen
Ja/nein
Einstieg von Investoren
Ja/nein
Fusion/Übernahme von Dritten
Ja/nein
Fusion/Übernahme durch Dritte
Ja/nein
Gar nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F8
Nennen Sie bitte die aus Ihrer Sicht wesentlichsten Faktoren für Ihr
Unternehmenswachstum.
INT.: FREIE ANTWORT, MEHRERE NENNUNGEN MÖGLICH
Textfeld
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
F8A
158
Wie bewerten Sie die Relevanz der nachfolgend genannten Faktoren hinsichtlich Ihres
Beitrags zu den wesentlichsten Wachstumsschüben Ihres Unternehmens?
FÜNF ANTWORTKATEGORIEN STEHEN ZUR AUSWAHL: SEHR HOCH (1), HOCH (2), MITTEL (3), NIEDRIGE
RELEVANZ (4), KEINE RELEVANZ (5). DIE FRAGE IST IN ZWEI BLÖCKE AUFGETEILT. IM ERSTEN BLOCK WERDEN EXTERNE (F7A) UND IM ZWEITEN INTERNE (F7B) WACHSTUMSDETERMINANTEN BENANNT.
NACHEINANDER VORLESEN UND BEWERTEN/EINSCHÄTZEN LASSEN.
ANMERKUNG PHTS: BATTERIEN IMMER WECHSELN!!!
Externe Gründe:
Verbesserung Infrastruktur Telekommunikation/IT
(Breitband Ausbau, Mobilfunk, Internet)
1, 2, 3, 4, 5
Verbesserung Infrastruktur Transport/Logistik (Anschluss Schnellstraße)
1, 2, 3, 4, 5
Zugang zu Fördermitteln für notwendige Investitionen
1, 2, 3, 4, 5
starke lokale Netzwerkpartner, Ausbau Kooperation
1, 2, 3, 4, 5
Veränderungen des gesetzlichen Rahmens
(z. B. Telekommunikationsgesetz, Signaturgesetz, Gentechnologie)
1, 2, 3, 4, 5
Veränderung im technischen Umfeld
(neue Basiserfindung, technologischer Fortschritt)
1, 2, 3, 4, 5
Europäische Harmonisierung, freier Waren- und Dienstleistungsmarkt
1, 2, 3, 4, 5
Eintritt in einen neu entstanden Markt
1, 2, 3, 4, 5
Verschiebung der Kundenpräferenzen
1, 2, 3, 4, 5
___________________________________________________________________________________
Interne Gründe:
richtiger Zeitpunkt der Markteinführung des Produktes/Dienstleistung
(bzw. neues Produkt)
1, 2, 3, 4, 5
Veränderungen in der Produktausrichtung des Unternehmens
1, 2, 3, 4, 5
Kostenvorteile gegenüber der Konkurrenz
1, 2, 3, 4, 5
Qualitätsvorteile gegenüber der Konkurrenz
1, 2, 3, 4, 5
Hoher Innovationsgehalt des Produktes/der Dienstleistung
1, 2, 3, 4, 5
Beständige Neuerungen des Produktes/der Dienstleistung
1, 2, 3, 4, 5
Hoch motiviertes Personal
1, 2, 3, 4, 5
Veränderungen im Management
1, 2, 3, 4, 5
Ausbau Marketingaktivitäten
1, 2, 3, 4, 5
Erschließung neuer Kundengruppen
1, 2, 3, 4, 5
Internationalisierung
1, 2, 3, 4, 5
Diversifiziertes Angebot
1, 2, 3, 4, 5
___________________________________________________________________________________
F9
Nennen Sie bitte die aus Ihrer Sicht wesentlichsten Faktoren, die Ihr Unternehmenswachstum gehemmt haben.
INT.: FREIE ANTWORT, MEHRERE NENNUNGEN MÖGLICH
Textfeld
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
F9A
159
Wie bewerten Sie die Relevanz der nachfolgend genannten Faktoren hinsichtlich des
hemmenden Einflusses auf das Wachstum in Ihrem Unternehmen?
FÜNF ANTWORTKATEGORIEN STEHEN ZUR AUSWAHL: SEHR HOCH (1), HOCH (2), MITTEL (3), NIEDRIGE
RELEVANZ (4), KEINE RELEVANZ (5). NACHEINANDER VORLESEN UND BEWERTEN/EINSCHÄTZEN LASSEN.
ANMERKUNG PHTS: BATTERIEN IMMER WECHSELN!!!
Hohe Rohstoffpreise
1, 2, 3, 4, 5
Hohe Energiekosten
1, 2, 3, 4, 5
Fehlende lokale Kooperationspartner
1, 2, 3, 4, 5
Schlechte Verfügbarkeit an Fachpersonal (Fachkräftemangel)
1, 2, 3, 4, 5
Ungenügende Finanzierungsmöglichkeiten
1, 2, 3, 4, 5
Bürokratie
1, 2, 3, 4, 5
Bestehende Unternehmensstruktur
1, 2, 3, 4, 5
Beschränktes Marktpotenzial
1, 2, 3, 4, 5
Markteintrittsbarrieren
1, 2, 3, 4, 5
Starke Konkurrenz
1, 2, 3, 4, 5
___________________________________________________________________________________
F10
Wenn Sie Ihr Unternehmen mit anderen Unternehmen Ihrer Branche vergleichen, erwarten Sie für Ihr Unternehmen in der Zukunft ein:
INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH
höheres Mitarbeiterwachstum?
1
gleiches Mitarbeiterwachstum?
2
niedrigeres Mitarbeiterwachstum?
3
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F11
Wie wichtig ist Ihnen, dass das Unternehmen auch in Zukunft stark wächst?
INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH
Sehr wichtig
1
Wichtig
2
Weniger wichtig
3
Gar nicht wichtig
4
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
160
FRAGEBLOCK INNOVATION
F12
Unter einer Innovation versteht man die Einführung von neuen oder verbesserten Produkten und Dienstleistungen sowie Verfahren und Prozessen.
Hat Ihr Unternehmen nach diesem Verständnis seit der Gründung mindestens eine Innovation hervorgebracht?
INT.: WENN DIE FRAGE MIT JA BEANTWORTET WIRD, DANN WEITER MIT (F12A-F12C)
Ja
1
Nein
2
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F12A
Welche Art von Innovation war das?
INT.: MEHRFACHANTWORTEN MÖGLICH
Produkt/Dienstleistung
1
Verfahren/Prozess
2
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F12B
Wie würden Sie die Innovation bezeichnen? Als:
INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH
geringfügige Verbesserung des Produktes/der Dienstleistung
gravierende Neuerung des Produktes/der Dienstleistung
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F12C
Kooperiert Ihr Unternehmen, um Innovationen hervorzubringen, mit anderen Einrichtungen oder Unternehmen?
INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH
Ja
1
Nein
2
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F13
Wie hoch ist der Anteil an Forschungs- und Entwicklungsausgaben gemessen am jährlichen Gesamtumsatz pro Jahr in Ihrem Unternehmen?
INT.: KATEGORIEN VORGEGEBEN, NUR EINE ANTWORT MÖGLICH. SCHÄTZUNG IST AUSREICHEND!
0 bis 5 Prozent
1
6 bis 10 Prozent
2
11 bis 20 Prozent
3
mehr als 20 Prozent
4
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
161
FRAGEBLOCK MARKT
F14
Würden Sie Ihren Markt, zu dem Zeitpunkt als Sie Ihr größtes Wachstum realisiert haben,
eher bezeichnen als:
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH
jungen/aufstrebenden Markt (15 Jahre)?
1
wachsenden Markt (615 Jahre)?
2
gesättigten Markt?
3
schrumpfenden Markt?
4
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F15
Wie hoch ist Ihre Exportquote in Prozent?
INT.: BITTE DIE QUOTE EINTRAGEN, WENN DIE EXPORTQUOTE HÖHER ALS 0 IST, BITTE WEITER MIT FRAGEN
(F15A-F15B)
1 bis 100
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F15A
Exportieren Sie auch außerhalb Europas?
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH
Ja
1
Nein
2
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F15B
Wie viele Jahre nach der Gründung haben Sie mit dem Export begonnen?
INT.: OFFENES ZAHLENFELD, BITTE ZAHL EINGEBEN
1-99
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F16
Handelt es sich bei dem Markt, in dem Sie agieren, um einen B2B- oder B2C-Markt?
INT.: ES SIND ANTWORTKATEGORIEN ANGEGEBEN, NUR EINE ANTWORT MÖGLICH
BEI NACHFRAGE: B2B (BUSINESS TO BUSINESS), B2C (BUSINESS TO CONSUMER,
ENDVERBRAUCHERMAKRT)
Ja
1
Nein
2
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
162
FRAGEBLOCK FINANZIERUNG
F17
Mit wie viel Kapital sind Sie zum Zeitpunkt der Gründung gestartet?
INT.: OFFENE FRAGE, HÖHE DES KAPITALS IN EURO IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN. WENN DIE BEFRAGTEN
FRAGEN, WARUM FRAGEN ZUR FINANZIERUNG GESTELLT WERDEN, BITTE DARAUF VERWEISEN, DASS IN DER
LITERATUR AUSREICHENDEN FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN EIN SEHR HOHER STELLENWERT HINSICHTLICH
DES WACHSTUMS VON UNTERNEHMEN BEIGEMESSEN WIRD.
1 bis 9999999
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F18
Wie viel davon war Eigenkapital und wie viel Fremdkapital?
INT.: OFFENES FELD PROZENTUALER ANTEIL EK UND FK EINTRAGEN, DIE SUMME SOLLTE 100 ERGEBEN.
Eigenkapital
Fremdkapital
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F19
Welche Eigenkapitalquellen nahmen Sie in Anspruch?
INT.: BITTE VORLESEN UND MARKIEREN, WELCHE QUELLE GENUTZT WURDE. MEHRFACHANTWORTEN MÖGLICH
Eigene Ersparnisse
Ja/nein
Familie und Freunde
Ja/nein
Venture Capital
Ja/nein
Stille Teilhaber
Ja/nein
Business Angel
Ja/nein
Öffentliche/Institutionelle
Beteiligungen
Ja/nein
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F20
Welche Fremdkapitalquellen nahmen Sie in Anspruch?
INT.: BITTE VORLESEN UND MARKIEREN, WELCHE QUELLE GENUTZT WURDE. MEHRFACHANTWORTEN MÖGLICH
Gründerkredit
Ja/nein
Bankkredit
Ja/nein
Nachrangdarlehen
Ja/nein
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
F21
163
Stand Ihnen für geplante Wachstumsschritte ausreichend Kapital zur Verfügung?
INT.: BITTE WEISEN SIE DEN INTERVIEWTEN AN DIESER STELLE DARAUF HIN, DASS SICH DIE NUN FOLGENDEN
FRAGEN AN DIE FINANZIERUNG DES WACHSTUMS DES UNTERNEHMENS RICHTEN.
NUR EINE NENNUNG MÖGLICH
Ja
1
Nein
2
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F22
Bitte bewerten Sie die Wichtigkeit der nachfolgend genannten Finanzierungsquellen für
das Wachstum Ihres Unternehmens.
INT.: NOCHMALS DARAUF HINWEISEN, DASS ES JETZT UM DAS WACHSTUM DES UNTERNEHMENS GEHT. FÜNF
ANTWORTKATEGORIEN STEHEN ZUR AUSWAHL: SEHR WICHTIG (1), WICHTIG (2) MITTEL (3), WENIG WICHTIG (4), GAR NICHT WICHTIG (5)).
Eigene Einlagen/Freunde, Familie
1, 2, 3, 4, 5
Beteiligungskapital
1, 2, 3, 4, 5
Bankkredit
1, 2, 3, 4, 5
Einbehaltene Gewinne
1, 2, 3, 4, 5
Förderprogramme
1, 2, 3, 4, 5
___________________________________________________________________________________
F23
Nach wie vielen Jahren nach der Gründung erreichten sie den Break Even Point?
INT.: BITTE DIE ANZAHL DER JAHRE IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN. DER BREAK EVEN POINT GIBT AN, AB
WELCHER ABSATZMENGE DIE FIXEN UND VARIABLEN KOSTEN DURCH DIE UMSATZERLÖSE GEDECKT WERDEN 
ALSO WEDER GEWINNE NOCH VERLUSTE REALISIERT WERDEN.
1-99
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F24
Hat Ihr Unternehmen in der Vergangenheit schon einmal öffentliche Fördermittel erhalten?
INT.: NUR EINE ANTWORT MÖGLICH. WENN JA, DANN WEITER MIT FRAGE F24A
Ja
1
Nein
2
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F24A
Welche Förderarten nahmen Sie in Anspruch?
INT.: MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH
Zuschuss
1
Darlehen
2
Bürgschaft
3
Beteiligung
4
Garantie
5
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
164
FRAGEBLOCK GRÜNDER
F3GR1
Wie haben Sie gegründet?
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH; WENN IM TEAM GEGRÜNDET, DANN WEITER MIT FRAGEBLOCK TEAM (F3GR1T1F3GR1T3)
Allein
1
Im Team
2
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR1T1
Mit vielen Teammitgliedern haben Sie gegründet?
INT.:
1-99
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR1T2
Wer war im Team?
INT.: VORLESEN UND WENN JA, DANN HÄKCHEN MACHEN
Frau
1
Mann
2
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR1T3
Hatten alle Gründer die gleiche Ausbildungsrichtung?
Ja
1
Nein
2
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR2
Wie viel Prozent Ihres gegenwärtigen Unternehmenserfolges beruhen auf der ursprünglichen Gründungsidee?
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH; WENN WENIGER ALS 90 PROZENT AUF DER URSPRÜNGLICHEN IDEE BERUHEN, DANN WEITER MIT FRAGE F3GR2A
1-100
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR2A
Was war der wichtigste Auslöser für ein Veränderung/Weiterentwicklung des ursprünglichen Unternehmensgegenstandes?
INT.: OFFENES TEXTFELD, TEXT IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR3
Wie alt waren Sie bei der Gründung?
INT.: OFFENE FRAGE ANZAHL DER JAHRE IN EIN OFFENES FELD EINGEBEN.
1 bis 99
__________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
F3GR4
165
Wie viele Jahre Berufserfahrung hatten Sie vor der Gründung?
INT.: KATEGORIE VORLESEN UND DANN HÄKCHEN MACHEN
0 bis 3
1
4 bis 10
2
Mehr als 10
3
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR5
Wie viele Jahre Branchenerfahrung hatten Sie vor der Gründung?
INT.: KATEGORIE VORLESEN UND DANN HÄKCHEN MACHEN
0 bis 3
1
4 bis 10
2
Mehr als 10
3
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR6
Über welchen der nachfolgend genannten Berufsabschlüsse verfügen Sie? Bitte nennen
Sie nur ihren höchsten Abschluss.
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH
WENN 1, WEITER MIT FRAGE F3GR8A
WENN 2, WEITER MIT FRAGE F3GR8B
WENN 2, WEITER MIT FRAGE F3GR8C
Berufsausbildung
1
Hochschulabschluss
2
Promotion
3
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR6A
Wenn Berufsausbildung, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss?
INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH
Naturwissenschaftlich–technisch
1
Kaufmännisch
2
Sonstige
3
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR6B
Wenn Hochschulabschluss, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss?
INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH
Naturwissenschaftlich–technisch
1
Wirtschafts- und sozialwissenschaftlich
2
Geisteswissenschaftlich
3
Juristisch
4
Medizinisch
5
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
F3GR6C
166
Wenn Promotion, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss?
INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH
Naturwissenschaftlich–technisch
1
Wirtschafts- und sozialwissenschaftlich
2
Geisteswissenschaftlich
3
Juristisch
4
Medizinisch
5
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3GR7
War das Ihr erstes Unternehmen, welches Sie gegründet haben?
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH
Ja
1
Nein
2
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
167
FRAGEBLOCK INHABER/GESCHÄFTSFÜHRER
F3I1
Ist der Gründer noch im Unternehmen?
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH
Ja
1
Nein
2
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3I2
Wie viel Prozent Ihres gegenwärtigen Unternehmenserfolges beruhen auf der ursprünglichen Gründungsidee?
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH. WENN WENIGER ALS 90 PROZENT AUF DER URSPRÜNGLICHEN IDEE BERUHEN, WEITER MIT FRAGE F3I2A
1-100
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3I2A
Was war der wichtigste Auslöser für ein Veränderung/Weiterentwicklung des ursprünglichen Unternehmensgegenstandes?
INT.: OFFENES TEXTFELD
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3I3
Seit welchem Jahr sind Sie schon im Unternehmen als Geschäftsführer tätig?
INT.: ZAHLENFELD, BITTE DAS JAHR IM FORMAT JJJJ EINGEBEN
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3I4
Wie viele Jahre Berufserfahrung hatten Sie vor dem Eintritt ins Unternehmen?
INT.: KATEGORIE VORLESEN UND DANN HÄKCHEN MACHEN
0 bis 3
1
4 bis 10
2
Mehr als 10
3
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3I5
Wie viele Jahre Branchenerfahrung hatten Sie vor dem Eintritt ins Unternehmen?
INT.: KATEGORIE VORLESEN UND DANN HÄKCHEN MACHEN
0 bis 3
1
4 bis 10
2
Mehr als 10
3
Weiß nicht
Y
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
F3I6
168
Über welchen der nachfolgend genannten Berufsabschlüsse verfügen Sie? Bitte nennen
Sie nur ihren höchsten Abschluss.
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH
WENN 1, WEITER MIT FRAGE F3I6A
WENN 2, WEITER MIT FRAGE F3I6B
WENN 3, WEITER MIT FRAGE F3I6C
Berufsausbildung
1
Hochschulabschluss
2
Promotion
3
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3I6A
Wenn Berufsausbildung, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss?
INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH
Naturwissenschaftlich–technisch
1
Kaufmännisch
2
Sonstige
3
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3I6B
Wenn Hochschulabschluss, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss?
INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH
Naturwissenschaftlich–technisch
1
Wirtschafts- und sozialwissenschaftlich
2
Geisteswissenschaftlich
3
Juristisch
4
Medizinisch
5
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3I6C
Wenn Promotion, in welcher Fachrichtung haben Sie einen Abschluss?
INT.: VORLESEN, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH
Naturwissenschaftlich – technisch
1
Wirtschafts- und sozialwissenschaftlich
2
Geisteswissenschaftlich
3
Juristisch
4
Medizinisch
5
Keine Antwort
X
___________________________________________________________________________________
F3I7
Ist das Ihr erstes Unternehmen, in dem Sie die Geschäftsführung innehaben?
INT.: VORLESEN, NUR EINE NENNUNG MÖGLICH
Ja
1
Nein
2
Keine Antwort
X
__________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
169
ABSCHLUSSTEXT
___________________________________________________________________________________
Herzlich Dank, dass Sie an unserer Befragung teilgenommen haben. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Unternehmen für die Zukunft alles Gute.
___________________________________________________________________________________
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
170
Anhang 3
Interviewleitfaden Unternehmensfallstudien Gazellen
Interviewpartner: …………………………………
1.

Datum: …………………………..
PERSÖNLICHE VORSTELLUNG
Bitte stellen Sie sich kurz vor und erläutern uns Ihre derzeitigen und bisherigen Aufgaben im
Unternehmen.
-
Ausbildung
-
Berufs- und Branchenerfahrung
-
Gründungs- und Managementerfahrung (Person/Familie)
-
Einmaliger Gründer oder Mehrfachgründer
-
Alter (bei Gründung bzw. als Mitarbeiter: seit wann für die Firma tätig)
2.
UNTERNEHMENSHISTORIE

Bitte beschreiben Sie kurz die wesentlichsten Produkte/Dienstleistungen, die Sie anbieten.

Vorgründungsphase:
-

wie kamen Sie auf die Idee, wie lange hat es gedauert von dem ersten Gedanken bis zur
offiziellen Gründung, Unterstützung bei der Gründung, Teilnahme Businessplanwettbewerb.
Stellen Sie uns bitte aus Ihrer Sicht kurz die Historie bzw. die Erfolgsgeschichte des Unternehmens dar.
-
Besitzt das Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal? Wenn ja, beschreiben Sie dieses
kurz.
-
Besitzt das Unternehmen Patente oder Schutzrechte?
-
Gab es kritische Zeiten, in denen die Existenz des Unternehmens gefährdet war?
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
3.
171
WACHSTUMSMOTIVE

Welches sind aus Ihrer Sicht die wesentlichsten Gründe, warum das Unternehmen gewachsen
ist?

Wir haben eine Grafik vorbereitet, in der wir die Zeitachse (Startpunkt Gründung) und die
Mitarbeiteranzahl nachvollzogen haben.


-
Welche internen und externen Umstände haben das Wachstum begünstigt oder behindert?
-
Wie ist das Unternehmen gewachsen (organisch, Zukauf von Unternehmen, Einstieg von
Investoren)?
Wenn Unternehmen wachsen, verändern sich auch die Strukturen des Unternehmens. Es
müssen Abteilungen gebildet werden oder Zuständigkeiten festgelegt werden.
-
Gibt es aus Ihrer Sicht eine bestimmte Größe (gemessen an der Mitarbeiteranzahl), bei
der Veränderungen in der Organisation vorgenommen werden müssen?
-
Wenn ja, würden Sie diese als kritische Punkte hinsichtlich weiterer Wachstumsentscheidungen einschätzen?
Wurde das Wachstum des Unternehmens durch die allgemeine Konjunktur beeinflusst? Wenn
ja, inwiefern?
4.

MARKT/WETTBEWERBSBEDINGUNGEN/BRANCHE
Warum haben Sie das Unternehmen in genau dieser Branche/diesem Markt gegründet?
-

Beschreiben Sie bitte kurz die Situation des Unternehmens in Bezug auf Kunden und Wettbewerber über die Zeit (Gründung bis heute) hinweg.
-

Als das Unternehmen startete, wie sah der Markt aus, in dem das Unternehmen agierte
(junger/aufstrebender Markt, wachsender Markt, gesättigter Markt)?
Und zwar hinsichtlich Anzahl, Größe, Regionalität, Dynamik
Welchen Marktanteil hat das Unternehmen gemessen am Gesamtmarkt? (Deutschland, Europa, Welt)
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
5.
172
INNOVATIONSBETEILIGUNG

Haben Sie seit der Gründung Innovationen im Unternehmen hervorgebracht? Wenn ja:

Welche Art von Innovation war das?
-
Produkt/Dienstleistung/Prozess
-
Neuerung/Verbesserung
-
Haben Sie im Unternehmen ein systematisches Innovationsmanagement?
-
Kooperieren Sie mit anderen Unternehmen, um Innovationen hervorzubringen?
6.
FINANZIERUNG

Welche Form von Kapital haben Sie zur Gründung des Unternehmens in Anspruch genommen?

Eigenkapital

-
Welche Höhe hatte das EK ungefähr?
-
Woher stammte das Eigenkapital vor allem? (Ersparnisse, Familie, Risikokapital, VCFonds, Stille Teilhaber, Business Angel)
Fremdkapital
-
In welcher Höhe haben Sie FK in Anspruch genommen?
-
Wo kam das Fremdkapital zum großen Teil her? (Gründerkredit, Kredit Bank, Mezzanine
oder Hybridkapital)

Welche Form von Kapital haben Sie für die wesentlichen Wachstumsschritte des Unternehmens in Anspruch genommen?

Eigenkapital


-
Zu welchen Wachstumsschritten benötigten Sie welche Höhe an EK?
-
Wo kam das Eigenkapital zum großen Teil her (Ersparnisse, Familie, Risikokapital, VCFonds, Stille Teilhaber, Business Angel)?
Fremdkapital
-
Zu welchen Wachstumsschritten benötigten Sie welche Höhe an FK?
-
Wo kam das Fremdkapital zum großen Teil her (Förderung, Kredit Bank, Mezzanine oder
Hybridkapital)?
Stand Ihnen jederzeit für von Ihnen gewollte Wachstumsschritte ausreichend Kapital zur Verfügung?
-
Wenn nein, welche Form und Höhe von Kapital hätten Sie benötigt?
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
7.
173
HUMANKAPITAL

Gibt es ausreichend qualifizierte Fachkräfte, um ein Wachstum ihres Unternehmens zu realisieren?

Welche Anforderungen müssen ihre Mitarbeiter erfüllen? Erfüllen sie diese?

Wie bewerten Sie das Angebot von Fachkräften in der Zukunft?

Wie akquirieren Sie Ihr Personal?
8.
ROLLE DER ÖFFENTLICHEN HAND

Welche Unterstützungs- und Förderangebote haben Sie in welcher chronologischen Abfolge in
Anspruch genommen?

Hätten Sie Ihr Wachstum auch ohne öffentliche Förderung erreicht? Bzw. trug das Angebot
maßgeblich zum Wachstum des Unternehmens bei?

Fehlen aus Ihrer Sicht Angebote, um schnelles Wachstum in Deutschland zu verwirklichen?
-
Wenn ja, wie könnten Angebote aussehen?

Gibt es aus Ihrer Sicht institutionelle Regelungen (Gesetz, Bürokratie), die ein schnelles
Wachstum von Unternehmen in Deutschland behindern?

Wie beurteilen Sie die Rahmenbedingungen für schnelles Wachstum in Deutschland insgesamt?

Ist die Bürokratiebelastung in Deutschland aus Ihrer Sicht ein Hemmnis für schnelles Wachstum?
9.
INTERNATIONALISIERUNG

Agiert das Unternehmen außerhalb von Deutschland?

Wenn ja, in Bezug worauf?


Import von Vorleistungen
-
Anteil der Importe in Prozent
-
Hauptzuliefererländer
Export von Gütern/Dienstleistungen
-
Anteil der Exporte in Prozent
-
Hauptabnehmerländer

Was sind die Gründe dafür, dass das Unternehmen international agiert?

Wie sind die internationalen Kontakte entstanden?
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT

174
Wenn nein, wie regional/überregional agiert das Unternehmen?
10. ABSCHLUSSFRAGEN

Wollen Sie in Zukunft weiteres Unternehmenswachstum erzielen (MA 2011, Prognose 2012)?

Wie sehen Sie die Zukunftschancen des Unternehmens hinsichtlich weiteren Wachstums?

Gibt es Aspekte, die wir nicht angesprochen haben, die Sie gerne noch ergänzen möchten?
Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Unterstützung!
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
Anhang 4
Abkürzungsverzeichnis der Länder
AT
Austria
BE
Belgium
BG
Bulgaria
CY
Cyprus
CZ
Czech Republic
DE
Germany
DK
Denmark
EE
Estonia
ES
Spain
FI
Finland
FR
France
GR
Greece
HU
Hungary
IE
Ireland
IT
Italy
LT
Lithuania
LU
Luxembourg
LV
Latvia
MT
Malta
NL
Netherlands
PL
Poland
PT
Portugal
RO
Romania
SE
Sweden
SI
Slovenia
SK
Slovakia
UK
United Kingdom
IS
Iceland
LI
Liechtenstein
NO
Norway
US
United States of America
CA
Canada
KR
South Korea
175
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
176
Anhang 5
Anzahl der Unternehmen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an
Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006
Branchen
Anzahl
aller Gründungen
Anzahl der
Gazellenunternehmen
Spedition
18.706
213
Herstellung von Maschinen für sonstige
bestimmte Wirtschaftszweige
8.163
94
Herstellung von pharmazeutischen
Erzeugnissen
1.431
17
Detekteien und Schutzdienste
5.960
71
Herstellung von sonstigen Eisen-, Blechund Metallwaren
5.530
66
Forschung und Entwicklung im Bereich
Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und
Medizin
6.461
79
Recycling von nichtmetallischen
Altmaterialien und Reststoffen
2.111
26
Herstellung von sonstigen Maschinen für
unspezifische Verwendung
4.877
66
Herstellung von Gummiwaren
1.343
19
Herstellung von chemischen Grundstoffen
1.461
22
Herstellung von Maschinen für die
Erzeugung und Nutzung von mechanischer
Energie
6.350
98
Herstellung von Kunststoffwaren
7.791
125
Gießereiindustrie
1.128
20
Herstellung von Werkzeugmaschinen
3.039
57
Sozialwesen
23.725
476
Herstellung von elektronischen
Bauelementen
2.100
43
Erzeugung und erste Bearbeitung von NEMetallen
970
20
Erzeugung von Roheisen, Stahl und
Ferrolegierungen
1.232
26
Herstellung von Teilen und Zubehör für
Kraftwagen und Kraftwagenmotoren
1.123
25
Gewerbsmäßige Vermittlung und
Überlassung von Arbeitskräften
7.453
272
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
177
Anhang 6
Anzahl der Unternehmen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem geringsten Anteil
an Gazellen (WZ-3) am Unternehmensbestand 2006
Branche
Gesamtunternehmensbestand
Anzahl der Gazellenunternehmen
Mit dem Versicherungsgewerbe
verbundene Tätigkeiten
95.252
18
Erschließung, Kauf und Verkauf von
Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen
37.108
24
Sonstige Interessenvertretungen
40.629
32
Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken,
Gebäuden und Wohnungen
103.998
91
Handelsvermittlung
97.728
89
Erwachsenenbildung und
sonstiger Unterricht
22.953
23
Mit dem Kreditgewerbe
verbundene Tätigkeiten
19.058
20
Sonstiges Gaststättengewerbe
52.200
59
Sonstiges Baugewerbe
173.667
206
Pflanzenbau
23.434
28
Erbringung von sonstigen kulturellen und
unterhaltenden Leistungen
18.344
22
Sonstiger Facheinzelhandel
339.957
420
Einzelhandel (nicht in Verkaufsräumen)
35.324
48
Vermietung von Maschinen und Geräten
13.059
18
Erbringung von sonstigen
Dienstleistungen für Unterhaltung,
Erholung und Freizeit
17.802
25
Apotheken; Facheinzelhandel mit medizinischen,
orthopädischen und kosmetischen Artikeln
33.486
48
Reparatur von Gebrauchsgütern
13.371
20
Werbung
46.938
74
Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung,
Markt- und Meinungsforschung,
Beteiligungsgesellschaften
277.610
457
Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen
38.977
67
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
178
Anhang 7
Anzahl der Gründungen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem höchsten Anteil an
Gazellen (WZ-3) an allen Gründungen 1995-2006
Branche
Anzahl der
Gründungen
Anzahl der Gazellenunternehmen
Herstellung von sonstigen Erzeugnissen
1.866
24
Detekteien und Schutzdienste
4.281
63
Öffentliche Verwaltung
1.957
23
Forschung und Entwicklung im Bereich Natur-,
Ingenieur-, Agrarwissenschaften und Medizin
4.915
72
Weiterführende Schulen
2.158
24
Stahl- und Leichtmetallbau
5.268
78
Herstellung von Meß-, Kontroll-,
Navigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen
2.240
38
Herstellung von sonstigen Maschinen für
unspezifische Verwendung
2.726
34
Herstellung von Maschinen für die Erzeugung
und Nutzung von mechanischer Energie
(ohne Motoren für Luft- und Straßenfahrzeuge)
3.974
65
Papier-, Karton- und Pappeverarbeitung
871
21
Herstellung von sonstigen Eisen-,
Blech- und Metallwaren
2.562
46
Sonstiges Ernährungsgewerbe
(ohne Getränkeherstellung)
5.279
83
Herstellung von Maschinen für sonstige
bestimmte Wirtschaftszweige
3.158
61
Herstellung von Kunststoffwaren
3.673
84
Herstellung von chemischen Grundstoffen
713
17
Herstellung von Werkzeugmaschinen
1.486
41
Herstellung von elektronischen Bauelementen
1.254
35
Herstellung von Teilen und Zubehör
für Kraftwagen und Kraftwagenmotoren
576
17
Sozialwesen
11.417
250
Gewerbsmäßige Vermittlung und Überlassung
von Arbeitskräften
6.744
252
STUDIE ÜBER SCHNELL WACHSENDE JUNGUNTERNEHMEN (GAZELLEN) - ENDBERICHT
179
Anhang 8
Anzahl der Gründungen und Gazellenunternehmen der 20 Branchen mit dem geringsten Anteil an
Gazellen (WZ-3) an allen Gründungsunternehmen 1995-2006
Branche
Anzahl der
Gründungen
Anzahl der
Gazellenunternehmen
Erschließung, Kauf und Verkauf
von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen
31.925
23
Vermittlung und Verwaltung von
Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen
66.331
64
Sonstiges Gaststättengewerbe
37.215
36
Handelsvermittlung
57.317
67
Einzelhandel (nicht in Verkaufsräumen)
24.944
35
Sonstiger Facheinzelhandel (in Verkaufsräumen)
206.264
287
Sonstiges Baugewerbe
101.997
186
Restaurants, Cafes, Eisdielen und Imbisshallen
86.050
135
Sonstige Interessenvertretungen sowie kirchliche
und sonstige religiöse Vereinigungen
(ohne Sozialwesen und Sport)
11.843
19
Reisebüros und Reiseveranstalter
14.060
27
Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Markt- und
Meinungsforschung, Beteiligungsgesellschaften
166.910
329
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen
für Unterhaltung, Erholung und Freizeit
10.721
31
Werbung
28.015
64
Apotheken; Facheinzelhandel mit medizinischen,
orthopädischen
und kosmetischen Artikeln (in Verkaufsräumen)
14.832
25
Handel mit Kraftwagenteilen und Zubehör
12.215
25
Facheinzelhandel mit Nahrungsmitteln,
Getränken und Tabakwaren (in Verkaufsräumen)
28.124
58
Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen
18.469
46
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen
84.498
244
Bauinstallation
78.560
203
Erbringung von sonstigen Dienstleistungen
überwiegend für Unternehmen
104.595
305