Verschiedenes - Deutsch-Finnische Gesellschaft Nord eV
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Verschiedenes Politsei stoppt Lkw in Harburg Beamte aus sieben Ostsee-Anrainerstaaten kontrollieren gemeinsam Lastwagen auf deutscher Autobahn Ein Bericht im Hamburger Abendblatt vom 27. August 2010 von Denis Fengler Bei einem EU-Projekt kontrollieren Beamte aus sieben Ostsee-Anrainerstaaten gemeinsam Lastwagen auf deutscher Autobahn. Harburg. / Mit einem gequälten Lächeln springt der slowakische Fernfahrer in den Harburger Regen. Seine Sandalen patschen aus einem Meter Höhe in eine Pfütze, die sich unter seiner Fahrerkabine gebildet hat. "Harburger Berge" steht in großen blauen Lettern über der Tankstelle, neben die der Lastzug zuvor von einem Polizeimotorrad gelotst wurde. Großkontrolle auf der Autobahn 7. Doch die Beamten, die den Fahrer im Nieselregen begrüßen, tragen nicht alle deutsche Uniformen. "Politi" (dänisch) und "Politsei" (estnisch) steht auf den neongelben Warnwesten, die die ansonsten einheitsblauen Polizisten tragen. 10 Ebenso ungewöhnlich: Statt des üblichen Sprachenkauderwelschs, das sich die Hamburger Verkehrsstaffel üblicherweise mit kaum englisch sprechenden osteuropäischen Truckern liefert, werden diese jetzt im zumeist vertrauten Russisch angesprochen. Hinter Sprachproblemen kann sich niemand verstecken, schon gar nicht, wenn es um Mängel am eigenen Sattelzug geht. Es ist ein besonderes Projekt, das deutsche Polizisten zusammen mit ihren Kollegen aus den Ostseeanrainern in diesen Tagen an der Autobahn 7 absolvieren: C.A.S.H. steht über allem - kein Begriff mit monetärem Bezug, sondern die Abkürzung für "Connecting Authorities for Safer Heavy Goods Traffic in the Baltic Sea Region". "Mit den gemeinsamen Schwerlastkontrollen stimmen wir unsere Arbeit aufeinander nordjournal . 2+3/2010 ab", erklärt Jaanus Tents, Chief Constable bei der estnischen Verkehrspolizei, in leicht gebrochenem Englisch am Heck des slowakischen Sattelschleppers, während der Fahrer die Plane seines Anhängers aufrollt. Zwei Kollegen hat Tents, 30, aus der estnischen Hauptstadt Tallinn mitgebracht. In Deutschland trafen sie neben den hiesigen Ordnungshütern auf Polizisten aus Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen. Zehn Männer in ausländischen Uniformen insgesamt, die gestern an der A7 Fahrtenschreiber auslasen, Anhängergewichte maßen und Ladungen prüften. Es ist ihre erste Zusammenarbeit, weitere Kontrollen in anderen Staaten sollen folgen. "In jedem Land werden die EU-Richtlinien in nationalen Anordnungen und der Ausbildung umgesetzt", erklärt Torsten Hoffmann von der Universität Turku in Finnland. "Allerdings kommt es dabei zu unterschiedlichen Interpretationen. Und wir wollen diese Interpretationen jetzt wieder angleichen", sagt der gebürtige Kölner Hoffmann, der vor 16 Jahren in das Heimatland seiner Mutter ging und der das Projekt zusammen mit der TU Harburg und zehn weiteren Institutionen voranbrachte. "So kann niemand mehr mit seinem Wagen in andere Länder flüchten, weil dort vielleicht andere Bestimmungen gelten", sagt Roland Gildemeister von der Hamburger Wasserschutzpolizei. Der 58jährige Erste Polizeihauptkommissar betreut C.A.S.H. auf deutscher Seite und hat an diesem Tag die Mütze auf. Und auch wenn sich die "Kontrolldichte" wegen des Regens in Grenzen hält - weniger Lastwagen von der A7 auf den Rastplatz Harburger Berge gelotst werden als an einem schönen Tag -, Verschiedenes Mängel und Verstöße finden Chief Constable Tents und seine neuen Kollegen genug: angefangen von einem Sattelschlepper, der Solarmodule geladen, aber nicht ordentlich verstaut hat, über manipulierte Fahrtenschreiber bis hin zu überladenen Anhängern. Nicht immer sind sich die Polizisten einig: "Hier gibt es viele Ausnahmeregelungen", bemerkt ein finnischer Polizist, als die deutschen einen Holztransporter fahren lassen. "Bei uns müsste der stehen bleiben." Gesprächsstoff genug also für den Abend, wenn Tents und seine neuen Kollegen den Tag ausklingen lassen wollen. Auf eine Sondergenehmigung darf der slowakische Trucker nicht hoffen: Er muss auf einen Kollegen warten, ein Teil seiner Ladung ist zu schlecht gesichert und muss umgeladen werden. Beim C.A.S.H.-Projekt der EU (Connecting Authorities for Safer Heavy Goods Traffic in the Baltic Sea Region) kontrollierenPolizisten aus Estland, Finnland, Dänemark, Norwegen, Schweden, und Deutschland Lastwagen. Foto: Michael Arning 11 Das ist C.A.S.H. Den internationalen Straßengüterverkehr im Ostseeraum sicherer zu machen, das ist das Ziel von C.A.S.H. (Connecting Authorities for Safer Heavy Goods Traffic in the Baltic Sea Region). An dem EU-Projekt sind Institutionen aus Deutschland, Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Litauen und Norwegen beteiligt. Zehn Prozent der über 13 000 tödlichen Verkehrsunfälle im Ostseeraum allein 2007 wurden durch Lastwagen verursacht. Durch eine verstärkte Kooperation zwischen den Polizeibehörden sollen die von "Straßentransporten" ausgehenden Gefahren verringert werden. Die Länder des Ostseeraums umfassen eine Fläche von 2,4 Millionen Quadratkilometern mit etwa 110 Millionen Einwohnern. Dies entspricht einem Anteil von 23 Prozent an der Bevölkerung Europas. nordjournal . 2+3/2010