DE SCA magazine SHAPE 1 2014 Indien

Transcription

DE SCA magazine SHAPE 1 2014 Indien
1.2014 DAS MAGA ZIN VON SCA ÜBER TRENDS, MÄRK TE UND GESCHÄFTE
Liebe auf
den ersten
Blick
Die Verpackung
macht’s
DIE
GEHEIME
KRAFT,
die Unternehmen
men
antreibt
Indien nimmt an Fahrt auf
DER NEUE
RIESE
Werden Sie seekrank?
Chatarina Almqvist
Schreibt auf Seite 39 über das Volvo Ocean Race
Shape ist ein Magazin von SCA. Es
richtet sich an Kunden, Aktionäre und
Analysten, aber auch an Journalisten,
Meinungsmacher und andere Personen,
die sich für die Tätigkeit und Entwicklung
von SCA interessieren. Shape erscheint
viermal jährlich. Die nächste Ausgabe
erscheint im Juni 2014.
Herausgeberin
Joséphine Edwall-Björklund
Chefredakteurin
Marita Sander
Redaktion
Anna Gullers,
Ylva Carlsson, Inger Finell,
Appelberg
Gestaltung
Markus Ljungblom, Maria Lindén
Appelberg
Druck
Sörmlands Grafiska AB,
Katrineholm
Anschrift
SCA, Corporate Communications,
Box 200, 101 23 Stockholm,
Schweden
Telefon +46 8 7885100
Fax +46 8 6788130
SCA Shape erscheint auf Deutsch, Englisch,
Französisch, Italienisch, Niederländisch,
Schwedisch und Spanisch. Das Magazin wird
auf GraphoCote 90 Gramm von SCA gedruckt.
Vervielfältigung nur mit ausdrücklicher Genehmigung von SCA Corporate Communications. Bei
den hier vertretenen Meinungen handelt es sich
um die der Autoren und Gesprächspartner. Diese
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Foto: Getty Images
Bildbearbeitung: Appelberg
2 SCA SHAPE 1 2014
Zum Glück werde ich nicht
seekrank! Mein Sternzeichen
sind die Fische. Ich bin an
der Küste aufgewachsen
und spüre eine innere Ruhe,
wenn ich am Meer bin.
Stürmisches Wetter und
ein dunkler Himmel können
aber schon beängstigend
sein. Ich habe kein eigenes
Boot, doch seit vielen
Jahren einen Traum, den
ich mir zwischen den
Trainingszyklen erfüllen
will: Ich werde anfangen,
Meereskajak zu fahren.
Per-Anders Sjöquist
Machte die Fotos auf der Ortviken, Seite 28
Ja, bei Sturm werde ich
seekrank. Bei meiner
Reportage auf dem SCA
Frachtschiff Ortviken hatte
ich Glück, die Nordsee
war fast spiegelglatt und
die Fahrt hat richtig Spaß
gemacht. Ein fantastisches
Gefühl, auf der Brücke zu
stehen und vor sich das
endlose Meer zu haben!
Weniger Glück hatte ich
auf der Passagierfähre
von Tallinn nach
Stockholm. Die Wellen
waren himmelhoch und
das Schiff schwankte
so stark, dass ich praktisch die ganze Zeit im
Bett lag.
Mitarbeiter in diesem Heft
SCA IN DEN SOZIALEN NETZWERKEN
Youtube.com/
SCAeveryday zeigt
Werbespots und Videos von SCA
Pressekonferenzen, Präsentationen
und Interviews mit leitenden Angestellten und Mitarbeitern.
Slideshare.com/
SCAeveryday
richtet sich an Investoren und
Analysten, die hier die Quartalsberichte
und Berichte über die Hauptversammlungen herunterladen können.
Facebook.com/SCA
spricht potenzielle
Mitarbeiter an, bezieht Nutzer ein
und dient ergänzend zu sca.com
auch als Informationsplattform.
Scribd.com/
SCAeveryday stellt
rund 50 Veröffentlichungen zur Verfügung, darunter den Nachhaltigkeitsbericht, den Bericht „Hygiene Matters“
und das Shape-Magazin.
Twitter.com/SCAeveryday
informiert zusammenfassend
über Ereignisse auf sca.com und in
den sozialen Netzwerken von SCA.
Instagram/SCAeveryday
Fotos von und über
SCA aus aller Welt.
FEATURE
M A L O U VA N B R E E V O O R T
INHALT
06.
Indien: Der asiatische Herausforderer
Indien wird eine glänzende Zukunft als Wirtschaftsmacht vorausgesagt. Der Weg dorthin ist allerdings steinig.
16.
Hightech für die Pflege
Ein neues Messverfahren für Blasenentleerungsgewohnheiten
liefert Aufschlüsse über den individuellen Pflege- und
Produktbedarf der Bewohner von Pflegeheimen.
20.
Geschäft und gutes Herz
Unternehmen sollten neben dem Finanzkapital auch
das soziale und natürliche Kapital berücksichtigen,
findet Peter Bakker, Chef des Weltwirtschaftsrats für
Nachhaltige Entwicklung (WBCSD).
25.
Kontinuierliche Verbesserungen
Gibt es eine Zauberformel für die perfekte Verpackung?
Shape macht sich auf die Suche.
39.
Marketing mit Salzgeschmack
Das Volvo Ocean Race ist die schwerste Hochseeregatta
der Welt – und ein interessantes Marketinginstrument
für Sponsoren.
AUCH IN DIESEM HEFT …
12 STUNDEN AN BORD DER ORTVIKEN – Seite 28–30
SHAPE UP – Seite 4–5
NACHRICHTEN VON SCA – Seite 42–43
Ein Krug
Wasser auf dem
Schreibtisch
des WBCSDVorsitzenden.t.
WUSSTEN SIE SCHON …
… welche Tissue-Produktkategorie in China am schnellsten wächst? Die Antwort finden Sie auf Seite 37
SCA SHAPE 3 2013 3
SHAPE UP
Nachrichten aus aller Welt
Hygiene in Japan
JAPANISCHE TOILETTEN gelten als die modernsten der Welt.
Sie sehen so ähnlich aus wie typische Toiletten im Westen,
bieten aber mehr Komfort.
Jetzt hat der französische Designer Philippe Starck eine
Toilette entworfen, die mehrere Hygienefunktionen vereint.
Deckel und Sitz des SensoWash lassen sich per Fernbedienung heben und senken. Der Sitz ist beheizt. Ein Sensor kümmert sich darum, dass es nicht zu heiß wird.
Die Sprühwand voller Düsen und der Warmlufttrockner sorgen für Komfort. Und da der Sitz im Dunkeln leuchtet, muss
nachts im Badezimmer das Licht nicht eingeschaltet werden.
Japanische Toiletten
sind der pure Komfort. Zu
den Funktionen gehören
Hygienesprühdüsen und
Warmluft trockner.
www.sensowash.com
Wussten Sie schon…
...dass sich Bakterien durch Teilung vermehren? Einige Bakterien können sich alle 20 Minuten teilen. Nach einer Stunde sind
aus einem Bakterium bereits acht Bakterien geworden.
Quelle: Universität Uppsala
China lockert seine
Ein-Kind-Politik
CHINESISCHE POLITIKER haben erklärt, dass das Land
seine Ein-Kind-Politik lockern wird. Ende der 1970er
Jahre führte China eine Familienplanung ein, die den
meisten Familien lediglich ein Kind erlaubte. Sinkende
Geburtenraten und eine rasante Alterung der Bevölkerung
waren die Folge. Künftig sollen Eltern zwei Kinder haben
dürfen, wenn ein Elternteil Einzelkind ist. Bislang ist das
nur erlaubt, wenn beide Eltern Einzelkinder sind.
Nach der Ankündigung explodierten die Aktienkurse
von Unternehmen, die Babyprodukte herstellen. Die
Anleger gehen offensichtlich von einem Babyboom aus.
4 SCA SHAPE 1 2014
ARZNEIMITTEL
AUS DEM WALD ...
AUS FORSTROHSTOFFEN könn-
Grün hinter
den Ohren
Ohrringe aus Glas mit
eingelassenen Fotos gibt es
bei www.etsy.com.
Samen eines
Moringa-Baums
Blätter eines
Moringa-Baums
... UND BAUMSAMEN
MACHEN WASSER SAUBER
DIE SAMEN des Moringa-Ölbaums
eignen sich zur Wasserreinigung und
sind dabei sogar effektiver als einige
synthetische Stoffe. Eine entsprechende Studie wurde von einem
Forschungsteam an der Universität
Uppsala (Schweden) durchgeführt.
ten Bioraffinerien bald Produkte auf Ölbasis herstellen. Ein
Hektar Küstenkieferwald bietet
Ausgangsstoffe für mehrere
Tonnen Wachs und Fett. Auch
20 Prozent der Baumrinde sind
medizinisch nutzbar und sogar
aus den Nadeln können Arzneimittel gewonnen werden. Zu
diesen Schlüssen kommt eine
Dissertation, die von Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften in Umeå veröffentlicht wurde.
FORSTWIRTSCHAFT
FÜR KINDER
SEIT WEIHNACHTEN gibt es
ein Kinderbuch, das sich mit
nachhaltiger Waldbewirtschaftung beschäftigt. Das
Buch wird von vier Waldschutzorganisationen herausgegeben.*
In The Unexpected Forest gehen
der Bleistift Spik und das Notizbuch Booksy in den Wald,
wo sie merken, dass sie zu
einem Naturkreislauf gehören,
an dessen Beginn die nachhaltige Waldbewirtschaftung
steht. Spik und Booksy unterhalten sich mit Waldarbeitern,
lernen Forstprodukte kennen
und erfahren, dass sie selbst
aus dem Wald kommen.
* Verband der Europäischen
Waldbesitzer (CEPF), Dachverband des europäischen
Staatsforstbesitzes (EUSTAFOR), Europäischer Verband
der Holzindustrie (CEI-Bois),
Verband der europäischen
Papierindustrie (CEPI).
Webseite der Autorin:
www.roselinedoreye.be
SCA
SC
S
C
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APE
PE 1 201
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Indien
blickt in die Zukunft
6 SCA SHAPE 1 2014
FOKUS: INDIEN
Indien wird eine glänzende
Zukunft als Wirtschaftsmacht und bevölkerungsreichstes Land der Welt
vorausgesagt. Aber der
Weg dorthin ist schwierig
und komplex – in einem
Land mit einer riesigen
konsumfreudigen Mittelschicht und weit verbreiteter
Kinderarmut. Mehr Inder
haben Zugang zu einem
Handy als zu einer Toilette.
text MATTIAS ANDERSSON
fotos PANOS, ISTOCKPHOTO,
GETTY IMAGES, JOHNER, TT-BILD
SCA SHAPE 1 2014 7
FOKUS: INDIEN
Weltweit geben die
Mittelschichten mehr Geld für
Körperpflegeprodukte aus.
„Es gibt Länder,
in denen wir
mehr Geld verdienen. Aber es
gibt nur wenige
Länder mit so
vielen positiven
Faktoren.“
8 SCA SHAPE 1 2014
I
N DEN KOMMENDEN 40 Jahren wird Indien
China überholen und zur führenden Wirtschaftsmacht der Welt aufsteigen. Diese
Prognose wagte der Wirtschaftswissenschaftler Douglas McWilliams in einem
Vortrag vor zwei Jahren. McWilliams, Vorsitzender des britischen Centre for Economics and Business Research, erwartet, dass China bis 2023 die
USA als führende Wirtschaftsmacht ablöst und
seinerseits rund 25 Jahre später von Indien verdrängt wird.
Für Ökonomen und Geschäftsleute ist der anstehende Machtwechsel in der Weltwirtschaft eng
mit dem Akronym BRIC verbunden. BRIC steht
für Brasilien, Russland, Indien und China und
viele Experten prognostizieren vor allem Indien
eine glänzende Zukunft.
FOKUS: INDIEN
Die Vereinten
Nationen erwarten,
dass Indien bis 2028
Japan als drittgrößte
Volkswirtschaft
überholt haben wird.
Bis 2028 soll es Japan vom Rang der drittgrößten Volkswirtschaft verdrängt haben. An Bevölkerungsstärke wird Indien nach Schätzungen der
Vereinten Nationen in den kommenden 15 Jahren
China überholen. In der gleichen Zeit soll der indische Arbeitsmarkt zum größten der Welt werden,
bei relativ moderaten Kostensteigerungen.
Auch wenn das Land in den vergangenen Jahren
eher durch Wachstumsschwäche, Zahlungsbilanzdefi zite, Kursverluste an den Börsen und den Verfall der Rupie von sich reden machte, weist Indien
weiterhin ein höheres Wachstum auf als die meisten anderen BRIC-Länder, deren Wachstumskurven in der Folge der Finanzkrise abgeflacht sind.
Diese beiden gegensätzlichen Trends sind
nicht ungewöhnlich für das Land. In einem Bericht über Indien zitierte das Beratungsunterneh-
In den einzelnen
Landesteilen ist der
Zugang zu fließendem
Wasser sehr ungleich
verteilt.
men PwC kürzlich einen alten Spruch: „Bei allem,
was über Indien gesagt wird, gilt immer auch das
Gegenteil.“
Ein indisches Märchen beschreibt genau diesen Zustand. Blinde Männer sollen einen Elefanten beschreiben. Je nachdem, welchen Körperteil
die Männer berühren – Rüssel, Rumpf, Beine oder
Schwanz – unterscheiden sich die Beschreibungen,
und die Männer fangen an, sich heftig zu streiten. Genauso vielschichtig ist die indische Realität heute.
In diesem Land mit seinen 28 Bundesstaaten
gibt es mehr Milliardäre als in Großbritannien und
mehr hungernde Kinder als im subsaharischen Afrika. Eine riesige Wohlstandslücke klaff t zwischen
den ärmsten und den reichsten Bundesstaaten. In
Bihar, der Heimat des Buddhismus im fruchtbaren
SCA SHAPE 1 2014 9
FEATURE
FOKUS:
FO
KU
US: INDIEN
Ganges-Tal, haben nur 2,6 Prozent der Einwohner Zugang zu fl ießendem Wasser und
über 80 Prozent leben dort in Armut.
Im besonders bei Touristen beliebten
Bundesstaat Kerala im Südwesten Indiens
können über 90 Prozent der Einwohner lesen und schreiben und nur 15 Prozent leben in Armut – für indische Verhältnisse ein
sehr guter Wert. Der Bundesstaat, in dem
der Marxismus einen starken Einfluss hat,
kombiniert robustes Wirtschaftswachstum
mit einem starken Dienstleistungssektor
und Sozialprogrammen.
ZWISCHEN DEN WENIGEN Super reichen
und den vielen Armen gibt es eine wachsende Mittelschicht mit rund 300 Millionen
Menschen. Zu dieser Schicht, die sich
jährlich enorm vergrößert, gehört ein
Drittel, das erst im vergangenen Jahrzehnt
der Armut entfl iehen konnte. Hier wittern
Investoren ihre Chance.
Die wachsende Kaufk raft, 500 Millionen
junge Verbraucher und der Konsumstau in
den ländlichen Gebieten haben Einzelhandelsriesen wie Tesco, Carrefour und Walmart nach Indien gelockt.
Als die indische Regierung vor zwei Jahren die Beschränkungen für internationale Einzelhandelskonzerne lockerte,
hoff te sie, die Ausländer würden einen Modernisierungsschub auslösen und zu steigenden Einkommen bei den vielen Bauern
führen, die immer noch das Rückgrat der
Volkswirtschaft bilden. In Indien werden
lediglich zwei bis drei Prozent aller Verbrauchsgüter in modernen Geschäften verkauft. Logistik und Lagerbewirtschaftung
sind kompliziert und veraltet und die Einzelhandelsrevolution lässt auf sich warten.
Investoren mit langfristigem Anlagehorizont sehen hier ihre Chancen. „Es gibt
Länder, in denen wir mehr Geld verdienen.
Aber es gibt nur wenige Länder mit so vielen positiven Faktoren“, sagt John Flannery,
der ehemalige Chef von General Electric India. Für ihn bietet Indien eine überzeugende Kombination aus qualifi zierten
Arbeitskräften, beträchtlichen Forschungskapazitäten, einer gute Lage in der internationalen Logistikkette und einem starken
Binnenmarkt. Anders als im exportorientierten China, mit dem Indien gern vergli-
10 S
SCA
AS
SHAPE
HAP
H
1 2014
FEATURE
FOKUS:
INDIEN
Im modernen Indien
haben Frauen höchste
Staatsämter bekleidet,
doch gleichzeitig ist Indien
für Frauen auch eines der
gefährlichsten Länder
der Welt.
„Zur wachsenden Mittelschicht Indiens gehören
etwa 300 Millionen
Menschen.“
SCA SHAPE 1 2014 11
FOKUS: INDIEN
,,Bei allem,
was über
Indien
gesagt
wird, gilt
immer
auch dasGegenteil.“
chen wird, ist der Binnenmarkt ein wichtiger Teil
der indischen Wirtschaft.
Indien und China gelten als die führenden
Player im BRIC-Klub und allgemein wird erwartet, dass sich der Abstand zwischen den beiden
Nationen verringert. In Vergleichen mit China
schneidet Indien indes oft enttäuschend ab. „Aber
das ist so, als würde man einen normalen Basketball-Profi mit Michael Jordan vergleichen“, findet
Yasheng Huang, der als Professor am Massachusetts Institute of Technologie und an der chinesischen Fudan-Universität lehrt. „China ist ein
Superstar, aber Indien hat im Vergleich mit fast allen anderen Ländern sehr gut abgeschnitten.“
Huang, ein Wirtschaftsexperte für Entwicklungsländer, weiß, dass der chinesische Erfolg auf
Humankapital basiert: Das Ausbildungsniveau
Bildung und die
Stellung der Frau
sind zentrale Faktoren
für das weitere
Wirtschaftswachstum
Indiens.
12 SCA SHAPE 1 2014
und die durchschnittliche Lebenserwartung sind
Chinas Trumpfkarten. In Indien ist die Lebenserwartung deutlich niedriger und bis in die 1980er
Jahre hatten indische Männer eine höhere Lebenserwartung als die Frauen.
„Indien ist damit eine Besonderheit, denn in der
übrigen Welt leben die Frauen länger als die Männer“, erklärt Huang. „Das ist ein Anzeichen für
eine weit verbreitete und systematische Diskriminierung der Frauen.“
Bildung und die Stellung der Frau sind zentrale
Faktoren für das weitere Wirtschaftswachstum
Indiens.
Trotz einer besseren Wirtschaftslage ist der Anteil unterernährter Kinder in Indien größer als im
subsaharischen Afrika, ein Phänomen, das auf
den niedrigen Bildungsstand, die schlechte vor-
FOKUS: INDIEN
In Indien haben mehr
Menschen Zugang zu einem
Handy als zu einer Toilette.
In Bihar haben nur 2,6
Prozent der Einwohner
Zugang zu fließendem
Wasser und über 80
Prozent leben in Armut.
JAMMU & KASHMIR
HIMACHAL
PRADESH
PUNJAB
UTTARAKHAND
HARYANA
New Dehli
KIM
PRA
DES
RAJASTHAN
HAL
NAC
ARU
ASSAM
H
MEGHALAYA
R
U
ANIP
TRIP
H
AR
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TT
ISG
Kolkata
MAHARASHTRA
ORISSA
Mumbai
ANDHRA
PRADESH
GOA
KARNATAKA
LA
KERA
TAMIL
NADU
In Kerala in
Südwestindien können
über 90 Prozent der
Einwohner lesen und
schreiben, 15 Prozent
leben in Armut.
FAKTEN ÜBER INDIEN
Bevölkerung: 1,27 Milliarden
Sprachen: Hindi und Englisch sind
die offiziellen Landessprachen, 21 weitere Sprachen sind offizielle Regionalsprachen
Wirtschaftswachstum: 3,9 %
BIP pro Kopf: 3.829 US-Dollar
Große Kundensegmente:
– Konsumenten auf dem Land mit
steigender Kaufkraft: 700 Millionen
– Junge Konsumenten: 500 Millionen
– Mittelschicht: 350 Millionen
Quellen: IMF, PwC
SCA SHAPE 1 2014 13
AM
WEST
BENGAL
MIZOR
MADHYA PRADESH
GUJARAT
URA
M
AND
RKH
JHA
ND
LA
GA
NA
BIHAR
H
DES
PRA
SIK
UTT
AR
CH
und nachgeburtliche Versorgung und die traditionelle Benachteiligung der Frauen auf dem Land
zurückzuführen ist.
Bildung und der Kampf gegen die Armut stehen
ganz oben auf der politischen Tagesordnung in einem Land, in dem nur ein Drittel der Bevölkerung
Zugang zu einer Toilette hat. Die Aufgaben sind
gewaltig, doch in den zurückliegenden Jahrzehnten wurden viele Fortschritte gemacht.
Diese Fortschritte und das Vorhandensein einer
funktionierenden Demokratie verschaffen Indien
eine sehr gute Ausgangsposition, glaubt Huang:
„Viele Grundbedingungen in Indien haben sich
verbessert. Während China noch vor politischen
Reformen zurückschreckt, sind in Indien die institutionellen Voraussetzungen für eine starke wirtschaftliche Entwicklung bereits vorhanden.“
FOKUS: INDIEN
In Indien baut SCA ein eigenes Fertigungswerk für den schnell wachsenden Binnenmarkt auf. Bis das Werk fertig ist, präsentiert sich SCA
mit einer Aufklärungskampagne und setzt dabei auf die traditionelle
indische Medizin und die Popularität eines Bollywood-Stars.
Namaste*, SCA
I
*Namaste ist eine übliche Gruß- und Abschiedsformel in Indien. Dabei
verbeugt man sich leicht
und faltet die Hände. Die
Finger zeigen nach oben,
die Daumen zur Brust. Im
Hinduismus bedeutet diese
Geste: „Ich verbeuge mich
vor dem Göttlichen in dir.“
NDIEN SEI KEIN LAND, sondern eher ein Kontinent
mit enormen Gegensätzen, meint Cecilia Edebo,
Vice President Consumer Goods von SCA in Indien.
„Indien ist ein unterentwickelter, aber vielversprechender Markt.“
Im Herbst 2013 startete SCA eine breite Werbekampagne mit dem Bollywood-Star Karisma
Kapoor. Bei der Vorstellung der Kampagne erklärte
die Schauspielerin, warum Indien ein perfekter
Markt für Handhygieneprodukte ist: „Wir Inder essen gern mit den Händen. Es gibt also gute Gründe,
Handtücher, Feuchttücher und Handdesinfektionsmittel zu benutzen. Tempo ist eine bekannte
Weltmarke und die perfekte Wahl für alle Inder, die
ihr Essen mit den Händen genießen wollen.“
Die Mittelschicht wächst jedes Jahr in großen Sprüngen und für immer mehr. Für immer
mehr Menschen werden Körperpflegeprodukte
erschwinglich.
SCA führt auf dem indischen Markt, der noch
weitgehend unerschlossen ist, Libero Babywindeln,
TENA Inkontinenzprodukte und Tork Tissues ein.
„Babywindeln werden in Indien nur von vier Prozent der Zielgruppe genutzt“, erklärt Edebo. „Jedes
Jahr kommen 30 Millionen Babys auf die Welt – ein
enormes Wachstumspotenzial. Der Markt ist sehr
spannend.“
DAS GESCHÄFT IN INDIEN ist vielversprechend,
aber nicht einfach. In Indien, das in den kommenden 15 Jahren zum bevölkerungsreichsten Land der
Welt werden soll, stehen die Zeichen auf Wachstum.
Nach einem Bericht des Marktforschungsunternehmens Transparency Market Research ist Indien
der am schnellsten wachsende Windelmarkt. Der
Absatz wird bis 2017 voraussichtlich um jährlich
14 SCA SHAPE 1 2014
11,6 Prozent auf acht Milliarden Windeln
steigen.
Das geht aber nur, wenn alte Sitten
und Gebräuche überwunden werden und die aktuellen Infokampagnen erfolgreich sind. Gemeinsam
mit Schulen, Krankenhäusern und
Geburtsvorbereitungszentren
hat SCA seine bisher umfangreichste Kampagne organisiert. Innerhalb von nur fünf
Monaten wurden 780.000
Schwangere über das
richtige Stillen und die
Bedeutung der Hygiene
aufgeklärt.
„Es ist ein schönes
Gefühl, wenn man
etwas bewirken kann“,
sagt Edebo. „Viele
Menschen haben ein
niedriges Bildungsniveau und schon
kleine Anstrengungen
können Leben retten
und Krankheiten
eindämmen.“
Die Produkte sind
an die indischen Gegebenheiten
angepasst worden. „Die ältere Generation
steht Einwegwindeln sehr ablehnend gegenüber“,
erklärt Edebo. „Sie fürchtet Ausschläge und Hautreizungen. Wir haben deshalb für Kinder spezielle
Hautpflegeprodukte entwickelt, die auf Ayurveda
basieren, einer Form der traditionellen indischen
Medizin, die auch im Westen Anklang findet.“
FOKUS: INDIEN
Dabbawallas
Die 5.000 Dabbawalas in Mumbai
(Bombay) liefern täglich bis zu
200.000 Mittagessen von den
Wohnungen am Stadtrand zu
den Büros im Stadtzentrum. Die
überraschend niedrige Fehlerquote
– angeblich wird nur eine von einer
Million Mahlzeiten falsch geliefert –
hat den indischen Essensboten zum
Gegenstand einer Forschungsstudie der Harvard University gemacht.
Das SCA Team in Nashik
(Maharashtra) arbeitet
am Aufbau der Logistik
und der Bekanntheit der
Marke. Von links: Nilesh,
Cecilia, Sujit, Amit.
Ähnlich ging SCA bei einer Aufklärungskampagne für Handhygiene beim Essen vor. Die
Kampagne bedient sich der speziellen indischen
Institution der Dabbawala. Ein Dabbawala ist
ein Zusteller, der Büroangestellten in Mumbai
(Bombay) das Mittagessen von ihrem Zuhause
oder von Küchen anliefert. Auf diese ausgeklügelte Weise werden jeden Tag mehrere
100.000 Menschen beliefert.
SCA SAH HIER eine Möglichkeit, das Bewusstsein für die Handhygiene zu schärfen, und legte
Hygieneprodukte den Essensboxen bei.
„In jeder Lunch-Box liegen ein TempoHandwaschbeutel und ein Päckchen TempoTaschentücher“, sagt Edebo. „Damit kann sich
der Angestellte die Hände vor und nach dem
Essen reinigen. Das ist wichtig, denn die Inder
essen oft mit der Hand. Wir wollen dadurch
das Verhalten nachhaltig ändern.“
Durch eine ähnliche Kampagne, die SCA
gemeinsam mit McDonalds, der INOX-Theaterkette und der Kaffeekette Café Coffee Day
veranstaltete, konnten in nur drei Monaten
vier Millionen Inder erreicht werden.
Parallel zu den beiden Kampagnen baut
SCA im Südwesten des Landes eine Fertigungsanlage für Hygieneprodukte auf. Die
umgerechnet 17 Millionen Euro teure Anlage
soll 2015 die Produktion aufnehmen.
„In Indien dauert es seine Zeit, bis man etwas
erreicht, und wer ungeduldig ist, ist schnell frustriert“, sagt Edebo. „Indien bietet viele Chancen
und hat uns mit großer Wärme aufgenommen. In
der größten Demokratie der Welt gibt es langfristig
eine sehr vielversprechende Zukunft für uns.“
Cecilia Edebo
Alter: 42
Funktion: SCA Vice
President Consumer
Goods India
Wohnort: Mumbai
(Bombay)
Familie: Verheiratet,
zwei Söhne
Hobbys: Reisen, die
Welt erkunden, andere
Kulturen kennenlernen.
„Ich segle gern und
renoviere gerade unser
Haus in Käringön an der
Westküste Schwedens.“
Verborgene Talente:
„Ich habe Segeln und
Schwimmen unterrichtet
und mag Bodyboarden.“
SCA SHAPE 1 2014 15
„Voraussetzung
für einen guten
Inkontinenzpflegeplan ist
die individuelle
Bedarfsbestimmung.“
16 SCA SHAPE 1 2014
TECHNOLOGIE
Gezielte Pflege
für ein besseres
Leben
Ein neuer Sensor zur Messung der Blasenentleerung
kann die Lebensqualität von Senioren verbessern.
text SUSANNA LINDGREN fotos ISTOCKPHOTO illustration SCA
I
N PFLEGEHEIMEN ist eine individuelle Versorgung besonders wichtig. Faktoren wie
Ernährungs- und Mobilitätseinschränkungen,
Krankheiten und die Notwendigkeit von Inkontinenzpflege müssen vom Personal berücksichtigt werden.
Aus den unterschiedlichsten Gründen –
zumeist dem Fehlen von Geld oder Wissen – wird
der Inkontinenzpflege oft weniger Aufmerksamkeit gewidmet als anderen Aspekten.
„In diesem schutzbedürftigen Lebensabschnitt gehört für viele Senioren das Recht auf
eine individuelle Inkontinenzpflege zu einem
würdevollen Leben“, erklärt Björn Ålsnäs, Global Service Innovation Manager bei SCA. „Zu
einer individuellen Abstimmung gehört, sich
mit dem Pflegebedürftigen zu unterhalten. Eine
einheitliche Inkontinenzversorgung als Universallösung für alle Senioren mit Blasenproblemen
reicht da nicht aus.“
Für die individuelle Pflege hat SCA das System TENA Identifi entwickelt, das 72 Stunden
lang die Blasenentleerung überwacht. Daraus
lassen sich Erkenntnisse über die individuelle
Unterstützung beim Toilettengang, den richtigen Zeitpunkt für den Produktwechsel und die
geeignete Absorptionsrate des Inkontinenzprodukts gewinnen.
„Voraussetzung für einen guten Kontinenzpflegeplan ist die individuelle Bedarfsbestimmung“, sagt Ålsnäs. „Senioren ohne
Kontinenzprobleme sollten so unterstützt
werden, dass sich auch weiterhin keine Proble-
me einstellen. Bei Anzeichen von Inkontinenz
sollten eine Schweregradbewertung erfolgen
und geeignete Maßnahmen durchgeführt
werden. TENA Identifi erleichtert die individuelle Abstimmung. Die Lösung hilft den Pflegekräften, bessere Pflegepläne zu erstellen,
die Versorgung zu verbessern und dadurch die
Lebensqualität der Heimbewohner zu steigern.“
FÜR DIE BEWERTUNG wird das gewohnte
Inkontinenzprodukt durch TENA Identifi Sensor
Wear ersetzt, ohne dass sich dabei die Tagesroutine des Bewohners ändert. Dünne, sicher
integrierte Drahtsensoren messen den Urin. Ein
angeschlossenes Gerät protokolliert die Urinausscheidung und sendet die Daten automatisch
zur Auswertung an ein Webportal. Der Auswertungsbericht liefert detaillierte Informationen
über die Entleerungsmuster und Volumina. Die
Inkontinenzpflege kann effektiver gestaltet werden und die Lebensqualität der Heimbewohner
verbessert sich.
„TENA Identifi wurde von SCA entwickelt
und ist jetzt in Kanada und Dänemark auf dem
Markt“, sagt Ålsnäs. ,,Auf der Basis des positiven Feedbacks von Kunden in diesen Ländern
bereiten wir jetzt eine breitere Einführung vor.
Die Leiter von Pflegeeinrichtungen in vielen
Ländern können sich daher auf die Vorteile einer
individuellen Abstimmung für Heimbewohner
und Pflegekräfte sowie weitere positive Nebeneffekte wie einen geringeren Produktverbrauch
und eine bessere Umweltverträglichkeit freuen.“
SCA SHAPE 1 2014 17
TECHNOLOGIE
BESSERE
PFLEGE
UN
UNTERSUCHUNGE
GEN von SCA haben
gezeigt,
dass Pflegege
kräfte
k ä und Pflegekr
dienstleister
ihre
die
di
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Effektivität
deutlich
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versorgung
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mehrere Milliarsc
den
de Kronen pro Jahr
– das
d Einsparpotenzial ist
i also von großer
Bedeutung“,
erklärte
Be
Margareta
Lehmann,
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President
IncontiPre
nence
Care bei SCA.
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„Der geringere
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duktgesamtverbrauch
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auch positive
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auf die
Auswir
Umwelt.
Umwel Gleichzeitig würde
sich die
wü
Lebensqualität
von
Leb
ben
Heimbewohnern
verHeimb
bessern,
besser die an Inkontinenz leiden.
TENA IDENTIFI
DAS SYSTEM SIEHT aus wie ein norma-
les TENA Inkontinenzprodukt und bietet
alle gewohnten Absorptionsfunktionen,
dient jedoch vor allem zur Messung des
Urinvolumens. Die Messung erfolgt über
sicher integrierte, dünne Drahtsensoren.
Diese sind mit einem unauffälligen,
18 SCA SHAPE 1 2014
wiederverwendbaren Protokollgerät verbunden, das die Messdaten automatisch
an ein geschütztes Webportal sendet. Dort
werden die Daten – unter Berücksichtigung
der Datenschutzanforderungen – ausgewertet. Für eine korrekte Auswertung muss
TENA Identifi 72 Stunden getragen werden.
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10 FRAGEN
„Wenn man
einem Unternehmen einen Sinn
gibt, holt man viel
mehr aus dem
Unternehmen
heraus.“
20 SCA SHAPE 1 2014
Überzeugt von
nachhaltigen
Geschäftsmodellen
Gutes tun lohnt sich mehr
als bloßes Geldverdienen.
Davon ist Peter Bakker, der
eine Organisation leitet, in
der 200 globale Unternehmen gemeinsam an einer
nachhaltigen Zukunft arbeiten, überzeugt.
text NANCY PICK
fotos MALOU VAN BREEVOORT, ISTOCKPHOTO
SCA SHAPE 1 2014 21
10 FRAGEN
Sie wurden 2012 zum Präsidenten des Weltwirtschaftsrates für nachhaltige Entwicklung (WBCSD)
gewählt. Wie hat Sie Ihr früherer Job als Vorstandvorsitzender von TNT auf diese neue Aufgabe
vorbereitet?
Bei TNT haben wir Nachhaltigkeit sehr ernst
genommen. Wenn Sie Nachhaltigkeit zu einem
echten Management- und Kommunikationselement machen, ändert sich die Atmosphäre im
Unternehmen komplett. Das habe ich bei TNT
erlebt. Ich habe allerdings auch die Grenzen gesehen. TNT ist eine Aktiengesellschaft und nicht
alle Aktionäre sind an Nachhaltigkeit interessiert.
Meine Erfahrungen sind sicher hilfreich, wenn ich
mit den Vorständen anderer Unternehmen rede,
denn ich weiß, dass es ein schmaler Grat ist.
Was war der Auslöser für Ihren Idealismus?
Ich bin gar nicht so sicher, dass ich ein Idealist
bin. Mein Bewerbungsgespräch für die Position
bei TNT fand am 11. September 2001 statt. Meine Ernennung erfolgte einige Wochen später, als
der Enron-Skandal durch die Medien tobte. Einen
Monat später, als ich geschäftlich in New York war,
rief ich mein Büro an und musste erfahren, dass
Ahold, ein führendes niederländisches Unternehmen, ebenfalls in einen großen Skandal verstrickt
war. Ich war erst 40 Jahre alt, soeben Chef eines
Logistikkonzerns geworden – und draußen kämpfte die ganze Welt gegen den Terror und im eigenen
Land waren Spitzenmanager die schlimmsten Kriminellen. Ich begann mich zu fragen, wie wir das
ändern können, wie wir Unternehmen wieder zu
einer Quelle des Guten machen können. TNT hat
daraufh in eine Partnerschaft mit dem UN-Welternährungsprogramm vereinbart.
Das veränderte die Einstellung unserer Mitarbeiter gegenüber dem Unternehmen. Sie entwickelten eine starke Bindung an das Unternehmen,
viele arbeiteten ehrenamtlich bei Projekten mit.
2004 sagte mir jemand: ‚Der Kampf gegen den
Hunger ist großartig, aber was ist mit dem Klimawandel?‘ Für ein globales Transportunternehmen wie uns besteht da natürlich ein sehr direkter
Zusammenhang. Ich beschäftigte mich mit dem
Thema und lernte Al Gore kennen. Als wir ernst
machten und das Engagement des Unternehmens auf dieses Thema richteten, veränderte sich
das Unternehmen erneut. Ich halte mich nicht für
einen Idealisten, aber ich habe erkannt:
Wenn man einem Unternehmen einen Sinn gibt,
22 SCA SHAPE 1 2014
„In meinem
Haus gibt
es nur noch
stromsparende
LEDs.“
holt man viel mehr aus dem Unternehmen heraus.
Ich halte mich für einen Manager mit Mission.
Geld ist kein so guter Motivator wie das Engagement für eine gute Sache.
Sie leben in der Schweiz, kommen aber aus den Niederlanden. Was vermissen Sie am meisten?
Überhaupt nichts! Ich war Geschäftsführer des
größten Arbeitgebers in den Niederlanden. Das hat
mich zwar nicht zu einem Rockstar gemacht, aber
ich war in der Öffentlichkeit bekannt. Wenn Sie
Theaterkarten haben wollten, bekamen Sie die besten Plätze, aber ich war so oft in den Medien, dass
ich überall erkannt wurde. In der Schweiz kann ich
völlig anonym leben, was mir sehr gefällt.
Sie setzen sich öffentlich für Nachhaltigkeit ein.
Mussten Sie Ihren Lebensstil ändern?
Ich bin heute häufiger auf Reisen, was ganz
schlecht und für alle, die sich für Nachhaltigkeit
einsetzen, ein Problem ist. Aber ich fahre jetzt ein
Elektroauto und in meinem Haus gibt es nur noch
stromsparende LEDs. Grundsätzlich versuche ich,
bewusster zu leben. Ich habe eine Checkliste, auf
die ich alle geplanten Einkäufe schreibe. Nur was
ich wirklich brauche, kaufe ich. Das ist ziemlich
schwierig. Wir sind es so gewohnt, Dinge einzukaufen, von denen wir erst später merken, dass wir
sie gar nicht brauchen.
SCA PRÄSENTIERT
LÖSUNGEN
2011 WURDE SCA Mitglied des
WBCSD. Der WBCSD wurde auf
dem UN-Weltgipfel in Rio 1992
gegründet. Der Gründer Stephan
Schmidheiny wollte, dass Unternehmen ihrer Verantwortung für eine
nachhaltige Entwicklung gerecht
werden.
Seit 2013 gibt es die Initiative „Action 2020“. Diese schlägt Maßnahmen vor, mit denen Unternehmen
in den kommenden Jahren einen
Beitrag für eine nachhaltige Welt
leisten können. SCA schlug eine
nachhaltige Waldbewirtschaftung
als Maßnahme gegen den Klimawandel vor. Nach den Vorstellungen
des Unternehmens soll die Kapazität
des Baumbestands zur Bindung von
Kohlendioxid ausgeweitet werden.
Würde weltweit die Hälfte aller Wälder wie die Forste von SCA bewirtschaftet, gäbe es keinen Klimawandel mehr. Die SCA Lösung wurde
von der „Action 2020“ als eine der
„Großen Ideen“ anerkannt.
„Geld ist kein so guter
Motivator wie das Engagement für eine gute Sache.“
Sie haben mal gesagt: „Die Buchhalter werden die
Welt retten.“ Was meinten Sie damit?
Das war in Rio, wo ich auf der UN-Konferenz
für nachhaltige Entwicklung sprach. Wenn Sie
vor einem großes Publikum reden, brauchen
Sie klare, kurze Botschaften. Unsere Volkswirtschaften basieren auf einem kapitalistischen
Modell, dieses Modell basiert wiederum auf der
Kapitalrendite. Ich fragte mich: Warum geht
es in den Vorstandsetagen immer nur um die
Kapitalrendite? Warum sprechen wir nicht auch
über das soziale und natürliche Kapital: die
Wälder, Meere und die Bodenschätze, aus
denen wir die Waren machen?
Ich glaube an eine Gesamtrechnung.
Das geht nur, wenn alle Unternehmen die
gleichen Bilanzkriterien haben, doch die
aktuelle Buchführung kennt nur die
Kapitalbilanz. Wir entwickeln gerade
neue Buchführungsregeln, mit denen
wir zwischen guter und schlechter Leistung unterscheiden können.
Denn wir müssen gute Unternehmen
belohnen und schlechte bestrafen.
Auf welchen Erfolg des World Business
Council sind Sie am meisten stolz?
Auf das Programm Action2020. Über ein Jahr
lang hat der WBCSD zusammen mit 45 Unternehmen, darunter auch SCA, globale und soziale Trends wissenschaftlich erforscht. Wir
haben gefragt: Was sind die dringendsten Aufgaben im Bereich der Nachhaltigkeit? Welche
Geschäftsmodelle liefern die besten Lösungen?
Wenn es um Nachhaltigkeit geht, gibt es oft zu
viel Gerede, zu viele Papiere. Der Schwerpunkt
sollte auf bereits funktionierende Lösungen
verlagert und diese sollten so schnell wie möglich skaliert werden.
Was ist Ihr größtes Ziel im WBCSD?
Es sind zwei Ziele: Erstens möchte ich, dass
Unternehmen als glaubwürdige Anbieter von
Nachhaltigkeitslösungen anerkannt werden.
Diese Rolle sollte nicht Regierungen oder der
UNO vorbehalten sein, denn die Unternehmen
sind die wichtigste Kraft in der Weltwirtschaft.
Zweitens würde ich gern erleben, dass sich 30
Prozent der Vorstandsvorsitzenden weltweit
wirklich für die Umsetzung dieser Lösungen
in großem Maßstab interessieren. Bis zu dieser
Marke ist es einfach, Menschen als Idealisten zu
bezeichnen, weil noch nicht genug Entscheider
beteiligt sind.
Und Ihr Zeitplan?
Ich habe mir zehn Jahre gegeben.
Meine Philosophie ist, dass man eine
Organisation nie länger als zehn Jahre
führen sollte, weil man sonst auf Autopilot schaltet.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Collapsing Consciously von Carolyn Baker. Darin geht es um die
Psychologie sich auflösender Gesellschaften – und in einer solchen
befinden wir uns gerade. In meinem
Job frage ich mich immer, wie ich die
globale Situation am besten beschreiben kann.
Soll ich sagen: „Die Welt steht vor dem Untergang und wir müssen sie retten“? Oder soll ich
sagen: „Auf uns warten viele schwierige Aufgaben, aber mit den richtigen Geschäftsmodellen
schaffen wir neue Absatzchancen“? Nachhaltige Geschäftsmodelle sind erfolgreicher.
Was soll auf Ihrem Grabstein stehen?
Ich sehe mich selbst als „Träumer und Tatmensch“ – und das sollte auch auf meinem
Grabstein stehen. Das vollständige Motto lautet: „Ich bin ein Träumer und Tatmensch, der
sich weigert, die Handbremse zu ziehen.“ Wenn
ich aber unter einem Grabstein liege, hat mich
wohl irgendwas aufgehalten.
Peter Bakker
Alter: 52
Wohnort: Genf
Aussprache seines
Namens: BAH-ker
Ausbildung: MBA an
der Erasmus-Universität,
Rotterdam
Lieblingsessen:
Sashimi (kein Reis, nur
Fisch)
Hobby: Rockmusik.
„Das beste Rezept, nicht
alt zu werden? Du musst
immer wissen, welche
Musik gerade angesagt
ist.“ Sein aktuelles
Lieblingsalbum ist
Reflektor von der
kanadischen Indieband
Arcade Fire.
Das Cover des
Albums Reflektor der
Indieband Arcade
Fire, dem derzeitigen
Lieblingsalbum von
Peter Bakker.
SCA SHAPE 1 2014 23
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47% reduction in skin
irritation1
29% lower incontinence-
related costs in care
homes1,2
1
SCA data on file: All statistics are based on
average percentages from between
85–181 TENA® Solutions case studies
around the world, mainly Europe but also
USA, Canada and China. Results vary
across countries and care homes.
2011–2013.
2
Incontinence management-related costs
measured in TENA® Solutions include product
consumption, skincare, laundry and waste.
MARKT
MAR
GANZHEITLICHER
HER
BLICK
FÜR SCA BILDEN Proodukt und Verpackung
g eine
Einheit. Die Verpackung
ung
setzt die Markenvision
on
um, schützt das Produkt,
dukt,
kommuniziert die Markenarkenbotschaft und generiert
riert
Kundennutzen. Als internternationales Unternehmen
men
berücksichtigt SCA die
kulturellen und wirtschaftchaftlichen Besonderheiten
en in
den Zielländern. Dabei
bei achtet SCA insbesondere
re auf:
DIE VIELEN
AUFGABEN
EINER VERPACKUNG
Die Verpackung sorgt für das gefällige
Aussehen eines Produkts – und ist oft eine
sorgfältig austarierte Mischung aus Design,
Wissenschaft und Wirtschaftlichkeit.
DISKRETION
Wie fragen die Kunden
en im
Geschäft nach Hygieneartieneartikeln, in welcher Regalreihe
alreihe
suchen sie danach und
wie können Artikel diskret
iskret
präsentiert werden – diese
Aspekte sind wichtig
g für
SCA.
ERSCHWINGLICHKEIT
KEIT
Vor allem in Entwick-lungsländern müssen
n die
wirtschaftlichen Gegebengebenheiten berücksichtigt werden. Wenn sich die Kunden
keine Mehrfachverpackungen leisten können, bringt
SCA Produkte in Einzelverpackungen auf den Markt.
AKTUELLE FARBEN
Der Farbgeschmack ist
einem ständigen Wandel
unterworfen und muss bei
der Verpackungsgestaltung berücksichtigt werden. In einem Land kann
Türkis noch angesagt sein,
während es im Nachbarland schon als überholt gilt.
text NANCY PICK
fotos ROBERT HAGSTRÖM
B
IS ZU 85 PROZENT
PRO
ROZEN
ZENT
ZEN
T iihrer
h rer Kaufhr
hrer
K au
aufffentscheidungen treffen Kunden
impulsiv. Gefällt die Verpackung
eines Produktes nicht, greift
der Kunde zur Konkurrenzware. Die Verpackung muss nicht
nur gefallen, sie muss auch das
Wesen der Marke kommunizieren.
Gutes Aussehen allein reicht aber nicht aus.
Verpackungen müssen das Produkt schützen
und den Verbraucher über die Sicherheitsund Anwendungsaspekte informieren. Eine
Schachtel kann umweltverträglich hergestellt
worden sein, aber was ist, wenn sie ein Loch
hat, das Produkt beschädigt wurde und
weggeworfen werden muss? Dann ist die
gesamte Energie für die Produktherstellung
vergeudet.
„Die perfekte Verpackung schützt das Produkt, macht es für den Verbraucher attraktiv
und verkörpert das ideale Verhältnis zwischen
U
Umwe
Um
mwe
wellt
lt verträglichkeit und Kosten“, sagt
ltve
Umweltverträglichkeit
Stephan Schüle, Geschäftsführer des Inte
International Packaging Institute aus der Schwei
Schweiz.
In Wirklichkeit ist jedoch „keine Verpa
Verpackung perfekt“, meint Susan Selke, stellvertretende Leiterin der School of Packaging an der
Michigan State University (USA). „Vor kurzem
hieß es in einer Anzeige, das Ei hätte eine perfekte Verpackung. Das Problem daran: Die
Schale kann aufbrechen.“
Dennoch ist die Schale trotz ihres geringen
Gewichts erstaunlich robust, eine Eigenschaft,
die bei Verpackungen sehr wichtig ist. „Bei Verpackungen geht es immer darum, aus weniger
mehr zu machen“, erklärt Selke. „Seit Jahrzehnten bemüht sich die Industrie, Verpackungen leichter und robuster zu machen.“
Inzwischen können die Hersteller erstaunliche Fortschritte vorweisen: Verpackungen sind
tatsächlich immer leichter geworden, ohne ihre
Schutzfunktion einzubüßen.
SCA SHAPE 1 2014 25
FEATURE
Sieger im Regal
Studien zeigen, dass Käufer im Schnitt nur
vier bis fünf Sekunden brauchen, um ein
Produkt zu finden und auszuwählen. Keine
Frage: Für die Kaufentscheidung spielt das
Verpackungsdesign eine große Rolle. Bei
der Design- und Farbwahl muss der Verpackungsgestalter berücksichtigen, wer
zur Zielgruppe gehört und wofür die Marke
steht. Bei weltweit vertriebenen Produkten
sind zudem die unterschiedlichen Konnotationen von Farben zu beachten.
Mit diesen Merkmalen machen Produkte
auf sich aufmerksam:
… FARBEN
Kunden haben es eilig. Das Produkt hat nur
einen kurzen Augenblick, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sichtbarkeit wird durch
den Kontrast bestimmt und das wichtigste Mittel
für den Kontrast ist die Farbe. Passende Farben
können die Markenwiedererkennung um 80 Prozent steigern. Gleichzeitig dienen sie der Identifikation mit der Marke.
… FORMEN
Formen regen kognitive Prozesse an: Wir
bewerten eine Marke und urteilen über sie. Oft
ist die Form für den ersten Eindruck verantwortlich. In Kombination mit Farben kann die Form
ein Signal für Qualität sein und die Wahrnehmung verstärken. Symmetrische Formen passen gut zu passiven Farben, während Dreiecke
und Rauten eher zu aktiven Farben passen.
… SYMBOLE
Symbole werden praktisch auf Anhieb verstanden. Durch häufige Wiederholungen setzen sie
sich in unseren Köpfen fest und da wir eine Vorliebe für das Gewohnte haben, greifen wir gern
zu Produkten, auf denen wir vertraute Symbole
erkennen.
… WÖRTER
Wenn mehrere Produktaussagen auf einer Verpackung stehen, kämpfen die einzelnen Aussagen um unsere Aufmerksamkeit und verwirren
uns. Eine eindeutige Einzelaussage ist besser.
Sie stellt klar heraus, worin sich die Marke von
ihren Konkurrenten unterscheidet.
Quelle: brandingstrategyinsider.com
MARKT
Für jeden
die richtige
Verpackung
„Du musst wissen,
wie die Kundinnen auf
die Verpackung
ansprechen.“
SCA weiß, dass der Schlüssel zu einer erfolgreichen Verpackung
die Erkenntnisse über den Kunden sind. Verbraucherumfragen
sollen herausfinden, wodurch Verpackungen ansprechender,
benutzerfreundlicher und leichter wiedererkennbar werden.
MARIA SCHMIDT ist 75 Jahre alt und will Inkonti-
nenzeinlagen kaufen. Wie kann SCA eine
Verpackung gestalten, die sie anspricht? Die Verpackung könnte ...
eine kontrastreiche Schrift mit Großbuchstaben
haben, die Maria auch ohne Brille lesen kann.
leicht sein und einen Tragegriff haben, um
Maria den Transport zu erleichtern.
perforiert sein, damit sie von Maria, die unter
Arthrose leidet, leicht geöffnet werden kann.
So könnte die perfekte Verpackung für Mariaaussehen. In dieser Verpackung würde viel Forschungsaufwand und Aufmerksamkeit stecken
und sie sähe natürlich völlig anders aus als eine
knallige, auffällige Tamponverpackung für
Mädchen im Teenageralter.
„Du musst deine Kundinnen genau kennen“,
erläutert Susan Baldwin, die auf internationaler Ebene für die SCA Verpackungen von Hygieneprodukten verantwortlich ist. „Du musst
wissen, wie die Kundinnen auf die Verpackung
ansprechen.“
Und dennoch vereinheitlicht SCA
gerade die Verpackungen. Zum ersten Mal werden die Verpackungen der
SCA Babywindeln weltweit ähnliche
Gestaltungsmerkmale aufweisen. Für
Libero in den nordischen Ländern gilt
das genauso wie für Drypers in Singapur, für Pequeñin in Kolumbien und für
Cuddlers in Südafrika.
Auf den neuen Schachteln prangen
Großaufnahmen von niedlichen Babys.
•
•
•
Überall wird die enge Beziehung zwischen Baby
und Eltern herausgestellt. Die Arbeiten am globalen Design haben fast ein Jahr gedauert. Mit
hellen Farbverläufen nach oben und an den Seiten wurde die Verpackung auf maximale Erkennbarkeit im Regal getrimmt.
„Das Ziel ist ein einheitlicher Look und eine
gute Wirkung im Regal“, sagt Anna Smitterberg,
leitende Managerin für globale Marken bei SCA.
„Wir haben sogar eine eigene Schriftart entwickelt, die ein spielerisches und persönliches
Gefühl vermitteln soll.“
DAS NEUE DESIGN entstand, nachdem SCA Kunden befragt hatte, wie gute Windeln aussehen
sollten. „Die Verpackung musste global einsetzbar sein und als einheitliches Gestaltungsmerkmal einen intimen Moment zwischen Eltern und
Babys zeigen“, sagt Smitterberg.
Die auf den Verpackungen abgebildeten Babys
wurden auch gefilmt. SCA plant, die Verpackungen mit interaktiven Videos zum Leben zu
erwecken. Die Filme können über
QR-Codes oder auf Websites aufgerufen werden. Durch die zunehmend
engere Bindung an die digitale Welt
entwickeln sich Verpackungen laufend weiter.
„Wer ein erfolgreiches Design
entwickeln will“, erklärt Smitterberg, „sollte sich vorher genau
überlegen, wie der Kunde auf die
Verpackung reagieren wird.“
Susan Baldwin, Global
Packaging Director, SCA
KATEGORIEN
NACH
FARBEN
NATUR- UND BIOPRODUKTE:
ungebleichte Pappe, viele
Grün- und Brauntöne
LUXUSMARKEN:
schwarz, gold und silber,
allein oder in Kombination
HIGHTECHPRODUKTE:
minimalistisches Schwarz
EINFACHE, SAUBERE
PRODUKTE MIT WENIGEN INHALTSTOFFEN:
weiß
KINDERPRODUKTE
(SPIELZEUG):
helle Grundfarben, gelb,
blau und rot
FRAUEN- UND ALTERNATIVPRODUKTE:
lavendelfarben
LIFESTYLE- UND
TRENDMARKEN: helle
Farben in Kombination
mit schwarz
uelle: designforceinc.com
SCA SHAPE 1 2014 27
MS ORTVIKEN
Die Ortviken ist eines
von drei SCA Schwesternschiffen, die regelmäßig zwischen Häfen
in Nordschweden,
Tilbury (England) und
Rotterdam verkehren.
Die drei RoRo-Schiffe
bringen Papier und
andere Forstprodukte
zu den SCA Terminals, wo sie weiter zu
den Kunden transportiert werden. Auf
dem Rückweg werden
Altpapier und andere
Güter mitgenommen.
Eine Rundfahrt dauert
zehn Tage.
Die Schiffe sind 170
Meter lang. 13 Besatzungsmitglieder und
ein Lehrling im Maschinenraum halten den
Betrieb aufrecht.
ARBEIT MIT
AUSSICHT
Ein unverstellter Horizont und die Familie
Tausende Seemeilen entfernt – Alltag
für die Crew auf dem SCA Frachtschiff
Ortviken. Shape hat die Besatzung auf
einem Teil ihrer Route begleitet.
text LISA RHODINER fotos PER-ANDERS SJÖKVIST
28 SCA SHAPE 1 2014
12 STUNDEN
Erster Offizier Johnny
Henriksson hat die
Abendwache.
D IE SONNE SCHEINT über die Logistikterminal in Rotterdam als wir an Bord der
MS Ortviken gehen.
Kapitän Anders Avén ist seit 28 Jahren
Schiffsoffi zier. Seit sechs Jahren hat er
Dienst auf der Ortviken. Für die Navigation im Rotterdamer Hafen ist er auf einen Lotsen
angewiesen.
„In den meisten Häfen, in denen SCA Systemschiffe anlegen, sind die Kapitäne von der Lotsenpfl icht befreit und dürfen selbst steuern“, sagt er.
„Aber in Rotterdam greifen wir auf Lotsen zurück,
denn die Funkkommunikation erfolgt hier meist auf
Niederländisch.“
Nach einigen Stunden verlässt der Lotse das Schiff
und Avén übernimmt wieder das Steuer. Normalerweise steuert er das Schiff in den Lotsengassen, fährt
es zur Anlegestelle und wieder zurück in die Gasse. In
der restlichen Zeit übernehmen der erste Offi zier und
die beiden zweiten Offiziere die Wache. Eine Wache
dauert vier Stunden, gefolgt von acht Stunden Pause,
auf die wiederum vier Stunden Wache folgen.
An Bord gibt es immer etwas zu tun. Im Maschinenraum tauschen die Ingenieure defekte Lager in einem
Schmierölseparator aus. Alle drei Jahre wird das
Schiff im Trockendock von Grund auf gewartet. Die
Routinewartung läuft praktisch immer, auf See und
im Hafen. „Die vorbeugende Wartung ist ein Muss“,
erklärt Chefingenieur Stein-Ulf Johansson. „Da die
Anlagen praktisch die ganze Zeit laufen, brauchen wir
eine gut durchdachte Wartungsplanung.“
Arbeitsschutz hat höchste Priorität bei SCA, die
Sicherheitsvorschriften an Bord sind überaus streng.
Auf hoher See gibt es schließlich kein Krankenhaus
mit Notfallversorgung.
SCA SHAPE 1 2014 29
12 STUNDEN
1
2
„Das Gute
daran ist, dass
man auch lange
zu Hause ist.“
3
1. Wartungsarbeiten gehören
zur Routine an Bord – hier
wird eine Lüftungsklappe
entrostet und für das
Lackieren vorbereitet.
2. Frühstück, Mittag- und
Abendessen werden immer
zur gleichen Zeit serviert.
Schiffskoch Luis Tolentino ist
für das Essen verantwortlich.
Er hat schon auf anderen
skandinavischen Schiffen
gearbeitet, aber das ist sein
erstes SCA Schiff.
3. Der Aufenthalt im
Hafen ist meist kurz, das
Beladen und Entladen
muss schnell gehen. Nur in
Ausnahmefällen bleibt Zeit
für einen Landgang.
30 SCA SHAPE 1 2014
„Bei Unfällen sind wir sehr anfällig – die
Küste ist oft weit entfernt, umso wichtiger ist
der Arbeitsschutz“, sagt der zweite Steuermann
Mats Kristiansson.
Frühstück, Mittag- und Abendessen werden
immer zur gleichen Zeit serviert, zumeist traditionelle schwedische Küche mit philippinischem Einschlag. Schiffskoch Luis Tolentino ist
für das Essen verantwortlich.
Als wir ihn in der Küche besuchen, bereitet er
gerade das Abendessen vor. Es ist Donnerstag,
es gibt Erbsensuppe und Waffeln, eine traditionelle schwedische Mahlzeit, die schon mal zu
Heimweh bei der Crew führen kann.
Die meisten Seeleute vermissen gelegentlich
ihre Angehörigen und Freunde, auch wenn das
Leben an Bord einen durchaus gemütlichen
Eindruck macht. „In der ersten Woche ist die
Trennung von der Familie am schwierigsten“,
meint Johansson. „Aber als Seemann hast du
dich für einen bestimmten Lebensstil entschieden. An die langen Trennungen gewöhnt man
sich.“ Das Internet sorgt dafür, dass der Kontakt zur Familie nicht abreißt. „Das Gute daran
ist, dass man auch lange zu Hause ist“, sagt er.
Das Freizeitangebot kann sich sehen lassen.
Es gibt ein Fitnessstudio, ein Badmintonfeld, eine Sauna, einen Freizeitraum. Und in
der Zeit zwischen den Schichten surfen die
Seeleute im Internet. Oder sie veranstalten
Karaoke-Wettbewerbe.
„Wenn keine Ladung das Deck versperrt und
das Wetter schön ist, jogge ich“, erzählt Avén.
Die Reise endet im Hafen Helsingborg, wo
Avén das Schiff an seinen Liegeplatz steuert.
Das Anlegen sieht aus wie das einfache Manövrieren in eine Parklücke – allerdings ist das
Schiff fast so lang wie zwei Fußballfelder.
„Viel Arbeit für einen Tag“, lacht der Kapitän
und winkt zum Abschied.
AUSBLICK
FEATURE
Holzdesign
für eine bessere Welt
Ein Architekt aus Italien und ein Tischler aus
der Schweiz haben ihre Jobs aufgegeben,
um eine Firma auf der Grundlage des
„wichtigsten Werkstoffs unserer Generation“
zu gründen. Shape hat die Männer hinter
Awawa in Hongkong getroffen.
text MATS WIGARDT
fotos GRISCHA RÜSCHENDORF
SCA SHAPE 1 2014 31
FEATURE
AUSBLICK
V
ON DER TERRASSE des
edlen Apartments in
Hongkong bietet sich
ein spektakulärer Blick
auf die Skyline der Stadt.
Nicht weniger spektakulär ist die metallfreie
Terrassenbank aus
sanft geschwungenen
Holzspanten.
Die Architekten dieser ungewöhnlichen
Konstruktion wohnen schon seit langem in der
Metropole am Südchinesischen Meer. Neben
der Leidenschaft für Design, Architektur
32 SCA SHAPE 1 2014
und Handwerk teilen die beiden die Sorge
um die Verschandelung der Umwelt. Die
Luftverschmutzung war 2012 allein in Hongkong
für den Tod von mehr als 3.000 Menschen
verantwortlich.
Die beiden Europäer beschlossen, ihr Interesse
für Holz und Umweltschutz auf eine geschäftliche
Grundlage zu stellen. Sie gründeten eine Firma
und gaben ihr den Namen Awawa.
„Die Bauindustrie mit ihrer Vorliebe für Stahl
und Beton ist eine große Umweltsünderin“, findet der italienische Architekt Roberto Davolio,
der schon viel mit skulpturalen Formen aus Glas
und Stahl gearbeitet hat. Die Dachkonstruktion
SCA IN CHINA
„Die Bauindustrie
mit ihrer Vorliebe
für Stahl und Beton
ist eine große
Umweltsünderin.“
SCA ist seit 1996 in China aktiv. SCA
Timber gründete 2005 eine Niederlassung in Hongkong und 2011 wurde SCA
Timber China & S.E. Asia Ltd. gegründet.
Geschäftsführer ist Mathias Fridholm.
„Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit des skandinavischen Schnittholzes
langfristig stärken“, erklärt er. In China
steigt die Binnennachfrage, die einheimische Industrie wandert in der Wertschöpfungskette nach oben, braucht
für mehr Maschinen weniger Personal
und importiert mehr verarbeitete
Holzprodukte, vor allem für Möbel und
Einbauten.
Pro Monat führt das Land 2,2 Millionen Kubikmeter Holz ein. 2013 exportierten die schwedischen Sägewerke
rund 400.000 Kubikmeter Holz nach
China, hauptsächlich Fichte. 40 Prozent
dieser Menge stammen von SCA.
SCA versorgt auch Awawa mit Holz –
und mit Fachwissen. Fridholm weiß, wie
wichtig innovative Methoden sind, um
die Attraktivität von Holz zu steigern:
„Wir sind eine Industriefirma ohne
Designkompetenz. Durch die Zusammenarbeit mit Awawa erweitern wir
unser Wissen, stellen uns breiter auf
und stärken unsere Marke langfristig.“
„Durch die Zusammenarbeit mit
Awawa erweitern
wir unser Wissen,
stellen uns breiter
auf und stärken
unsere Marke langfristig.“
Mit Hilfe aktueller parametrischer Planungsverfahren
und natürlicher Materialien
soll die bebaute Umwelt
verbessert und neu definiert
werden.
des neuen Flughafens in Peking schmückt das
Verzeichnis seiner Werke..
Auch sein Freund und Kollege Marc Brulhart
kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Der Schweizer, von Beruf Tischler, hatte in
Hongkong an Markenstrategien für Kunden wie
Louis Vuitton und Moët & Chandon gearbeitet.
DOCH TROTZ IHRES ERFOLGS suchten beide nach
neuen Aufgaben. Im Vordergrund soll dabei nicht
das Geld stehen, sondern das Engagement für eine
bessere, weniger verschmutzte Welt. Holz als natürlicher, organischer Werkstoff, der Kohlendioxid
bindet, bot sich als Ausgangsmaterial an.
Mathias Fridholm
SCA SHAPE 1 2014 33
FEATURE
AUSBLICK
FAKTEN
ÜBER CHINA
Offizieller Name:
Volksrepublik China
Währung: Yuan (CNY)
Bevölkerung: 1,35 Milliarden (2012)
Größte Stadt: Schanghai
(23,5 Millionen Einwohner)
Staatspräsident:
Xi Jinping
BIP: rund 6,2 Billionen
Euro
Wirtschaftswachstum:
7,8 % (2012)
Inflation: 7,6 % (2011)
Durchschnittliche
Lebenserwartung: 74,8
Jahre (2010)
„Uns war klar, dass Holz ein großes ökologisches Potenzial hat“, erklärt Davolio. „Für
unsere Generation ist Holz wahrscheinlich der
mit Abstand wichtigste Werkstoff. Am Rechner
können wir komplexe Holzkonstruktionen
entwickeln.“
Zusammen mit zwei Kollegen betreiben sie ein
Büro im Hongkonger Bezirk Sheung Wan, wo sich
kleine Lebensmittelgeschäfte, Kräuterboutiquen
und Galerien in schmalen Gassen drängeln.
Dort haben sie ihr Konzept entwickelt – eine
Kombination aus traditionellem Holzhandwerk
und moderner Digitaltechnik.
„Wir möchten mit den festen Vorstellungen
von Werkstoffen, Konstruktionen und Designs
brechen, die unter Architekten und Designern
34 SCA SHAPE 1 2014
verbreitet sind“, erklärt Davolio. Bei Awawa werden alle Konstruktionspläne, einschließlich der
Holzverbindungen, digital erfasst. Sie können
daher als Dateien an Fertigungsanlagen überall
auf der Welt verschickt werden.
Roberto Davolio
Marc Brulhart
DIE VORLAGEN LASSEN sich einfach und güns-
tig an nahezu beliebige Kundenanforderungen
anpassen. Das Verfahren eignet sich für Möbel,
Paneele, Gerüste und sogar für komplette
Gebäudemodule. Der Pavillon auf der Terrasse in
Hongkong ist ein beeindruckendes Beispiel für die
Möglichkeiten.
„Das ist mehr als ein Baukastensystem“, erklärt
Davolio. „Wir haben eine neue Sprache für das
Bauen und Gestalten mit Holz geschaffen.“
TISSUE-VERBRAUCH
25
0
kg pro Person und Jahr
36 SCA SHAPE 1 2014
Asien (einschl. Indien)
Osteuropa
5
Westeuropa
10
Nordamerika
15
Lateinamerika
20
„Toilettenpapier ist in China
das Tissue-Produkt mit den
höchsten Wachstumsraten,
gefolgt von Kosmetiktüchern
und Papierhandtüchern.“
MARKT
Entwicklungsländer
VERWENDEN
MEHR TISSUE
Wenn Menschen vom Land in die Stadt ziehen, ändern sich
auch ihre Hygienegewohnheiten. Das ist einer der Gründe
für den weltweit wachsenden Tissue-Markt.
D
text ANNIKA WIHLBORG fotos GETTY IMAGES
ER TISSUE-WELTMARKT wächst jedes
Jahr um vier Prozent. In den vergangenen fünf Jahren gab China das Expansionstempo vor. Das Land ist für 40 bis
50 Prozent des weltweiten Wachstums
auf dem Tissue-Markt verantwortlich. Eine der
stärksten Triebkräfte ist die umfangreiche Urbanisierung.
„Wir wissen nicht, wie lange der Tissue-Boom
in China noch anhält, glauben aber, dass er in den
nächsten fünf Jahren relativ konstant bei zehn
Prozent pro Jahr liegen wird“, erklärt Esko Uutela,
Tissue-Experte bei RISI, einem Informationsdienstleister für die internationale Zellstoff- und
Papierbranche.
Toilettenpapier ist in China das Tissue-Produkt
mit den höchsten Wachstumsraten, gefolgt von
Kosmetiktüchern und Papierhandtüchern. Kosmetiktücher wurden früher gern als Allzweckprodukt genutzt, doch Uutela geht davon aus, dass
sich der Absatz von Papierhandtüchern erhöhen
wird, da diese besser für die Aufnahme von Flüssigkeiten und Küchenabfällen geeignet sind.
Lateinamerika ist der zweitgrößte Wachstumsmarkt der Welt. Der Tissue-Absatz in Lateinamerika stieg 2013 um 5 Prozent. Brasilien, als
Tissue-Markt noch relativ unerschlossen, ist für
Uutela das Land mit dem größten Potenzial in
Lateinamerika.
„Brasilien ist ein bevölkerungsreiches Land
und immer mehr Menschen nutzen Tissuepapier im Alltag. Die Industrialisierung spielt eine
große Rolle beim Wechsel vom einlagigen zum
zwei- oder dreilagigen Toilettenpapier. Auch der
gewerbliche Absatz von Tissueprodukten hat sich
erhöht. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und
die Olympischen Spiele 2016 dürften ebenfalls zu
diesem Trend beitragen.“
RISI geht davon aus, dass auch der russische
Tissue-Markt in den kommenden fünf Jahren um
jährlich zehn Prozent wachsen wird. Die Qualität
des russischen Toilettenpapiers verbessert sich,
da viele internationale Tissuehersteller große
Fertigungswerke im Land aufbauen. In Russland
wächst auch der Markt für Servietten und Papierhandtücher kontinuierlich.
SCA SHAPE 1 2014 37
MARKT
„Für die
größeren
Schwellenländer werden in den
kommenden Jahren
Innovationen und
Nachhaltigkeit an
Bedeutung
gewinnen.“
Chancen auf den
Schwellenmärkten
Robert Sjöström,
SCA Senior Vice
President für
Strategie und
Geschäftsentwicklung
Durch zwei Übernahmen hat SCA seine Position als weltweit
führendes Tissue-Unternehmen gestärkt.
text ANNIKA WIHLBORG
foto ISTOCKPHOTO
38 SCA SHAPE 1 2014
„TISSUE IST EINE DER GRÖSSTEN Kategorien auf
dem Markt für Hygieneprodukte, da es weltweit
von sehr vielen Kunden genutzt wird“, erklärt
Robert Sjöström, SCA Senior Vice President für
Strategie und Geschäftsentwicklung. „Die Expansion auf Wachstumsmärkten wie China, Mexiko,
Indien und zum Teil auch Brasilien hat oberste
Priorität für SCA.“
Sjöström weiß, dass das schnelle Wachstum
des Tissue-Weltmarkts viele Chancen bietet. Im
November 2013 stockte SCA seine Anteile am chinesischen Tissuehersteller Vinda auf 51,4 Prozent
auf und ist nun der größte Anteilseigner des Unternehmens. SCA will die Zusammenarbeit mit Vinda ausbauen und das gut ausgebaute Vertriebsnetz
nutzen.
Mit dem Kauf des europäischen TissueGeschäfts von Georgia-Pacific 2012 erwarb SCA
einen wichtigen europäischen Anbieter und die
bekannte Marke Lotus. Dadurch konnte SCA seine
Position in Europa ausbauen, seinen Marktanteil
steigern und die Produktpalette erweitern.
„Neben unserer Innovationsfähigkeit gehört
unser Nachhaltigkeitsanspruch zu den wertvollsten Vorteilen auf dem Weltmarkt“, erklärt
Sjöström. „Für die größeren Schwellenländer
werden in den kommenden Jahren Innovationen
und Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnen.
Das könnte ein Vorteil für uns sein. Die steigende
Nachfrage nach Tissueprodukten der gehobenen
Kategorie könnte uns auch einen Wettbewerbsvorteil auf dem Tissue-Weltmarkt geben.“
VOLVO OCEAN RACE
Marketing
auf hoher See
Das Volvo Ocean Race ist nicht
nur die härteste Hochseeregatte der Welt, sondern auch
ein hocheffektives Marketinginstrument. Die teilnehmenden
Firmen erzielen eine Markenpräsenz, die ein Vermögen
wert ist – ein Traum für jedes
Unternehmen.
text CHATARINA ALMQVIST
fotos SCA, VOLVO OCEAN RACE
Mit seinem reinen
Frauenteam hat SCA
schon lange vor dem
Start viel Aufmerksamkeit erregt.
SCA SHAPE 1 2014 39
Ian Roman/Volvo Ocean Race
VOLVO
OCEAN RACE
U NTERNEHMEN , die am Volvo Ocean
Das Ericsson Racing
Team, das die Regatta
2008/2009 gewann, zog
die größte Medienaufmerksamkeit auf sich
und schuf die Voraussetzungen für über 15.000
Kundenkontakte.
40 SCA SHAPE 1 2014
Race teilnehmen, können viel gewinnen.
Die internationale Regatta dauert neun
Monate und wird von einer Milliarde
Menschen beobachtet. Im Mittelpunkt
der Wettfahrt stehen Werte, mit denen viele
Unternehmen gern assoziiert werden: Innovationsfreude, Technikbegeisterung, Nachhaltigkeit,
Umweltbewusstsein und Teamgeist.
„Als Marketinginstrument hat das Volvo
Ocean Race ein fantastisches Potenzial“,
sagt Richard Brisius, einer der Gründer
von Atlant Ocean Racing. Er hat früher
selbst an der Regatta teilgenommen
und ist heute Manager des Team
SCA.
Es ist bereits die siebte
Hochseeregatta, an der Brisius auf
die eine oder andere Weise beteiligt
ist. „Viele sind erstaunt, welchen
Nutzen ein Unternehmen aus dem
Volvo Ocean Race ziehen kann. Eine
Investition wie diese kann von unterschiedlichen Unternehmensbereichen
über viele Jahre ausgenutzt werden.“
Durch die Wettkampfteilnahme schaff t
SCA externe und interne Werte. „Viele
Verbraucher kennen zwar unsere Produkte, wissen aber nicht, dass wir sie hergestellt haben“, sagt
Christoph Michalski, Leiter für Innovationen und
Marken bei SCA.
MIT DER TEILNAHME am Volvo Ocean Race soll
sich das ändern. SCA will möglichst viele Menschen erreichen und die Bekanntheit als Anbieter
von Marken wie TENA, Tork, Libero und Libresse steigern. Moderne Verbraucher erwarten von
Unternehmen, deren Produkte sie kaufen, dass
sie die richtigen Werte verkörpern und sich verantwortungsbewusst verhalten, meint Michalski:
„Mit der Teilnahme wollen wir auch unser Engagement für Nachhaltigkeit und die Frauenförderung herausstellen.“
Die Gründung des Team SCA, zu dem
ausschließlich Frauen gehören, hat schon lange
vor dem Beginn des Rennens viel Aufmerksamkeit
erregt. „Das große Interesse hat natürlich auch damit zu tun, dass SCA als erstes Unternehmen seine
Teilnahme erklärt hat und außerdem mit einem
reinen Frauenteam antritt“, erklärt Brisius.
Ein Frauenteam wird als etwas Besonderes
angesehen. Das letzte Team dieser Art nahm
2001/2002 am Volvo Ocean Race teil.
„Wir haben uns für eine rein weibliche Crew
entschieden, da 80 Prozent unserer Kunden
Frauen sind“, sagt Joséphine Edwall-Björklund,
die bei SCA für die Konzernkommunikation
zuständig ist. „Frauen sollten in den klassischen
Männerdomänen die gleichen Chancen haben. Wir schaffen für unsere Crew die gleichen
Bedingungen wie für die Männerteams.“
Das Sponsoring des Volvo Ocean Race ist für
SCA auch intern von Bedeutung. Durch mehrere
Übernahmen hat sich das Unternehmen in den
FEATURE
Zuschauer beim
Ablegen an Etappe 4
des Volvo Ocean Race
2011/2012 in Sanya
(China). Etappenziel:
Auckland (Neuseeland).
VOLVO OCEAN RACE
DIE HOCHSEEREGATTA
„Frauen
sollten in
den klassischen
Männerdomänen
die gleichen
Chancen
haben.“
Joséphine
Edwall-Björklund
vergangenen Jahren zu einem führenden globalen
Hersteller von Hygiene- und Forstprodukten gewandelt. „Die Wettkampfroute der SCA Crew steht
sinnbildlich für unseren Weg als Unternehmen“,
sagt Edwall-Björklund. „Beide funktionieren nur,
wenn es eine gute Strategie, ein klares Ziel und
Einigkeit über den richtigen Kurs gibt.“
FÜR SEINE MITARBEITERINNEN und Mitarbeiter
organisiert SCA zahlreiche Aktivitäten rund um
die Regatta, denn die interne Aktivierung ist wichtig für das Unternehmen.
Im vergangenen Jahr nahm SCA auch mit einem
gemischten internationalen Team am ÅF Offshore
Race in Schweden teil.
Viele Herausforderungen sind noch zu meistern – nicht zuletzt die Wettfahrt selbst. Erst dann
kann das Unternehmen die Resultate aus seiner
Beteiligung am Volvo Ocean Race bilanzieren.
Der Leuchtturm
startet am 4. Oktober 2014 Vinga, Göteborg
in Alicante (Spanien) und
endet Ende Juni 2015 in
Göteborg (Schweden). Folgende Teams haben bislang
ihre Teilnahme erklärt: Team
SCA, Abu Dhabi Ocean
Racing, Dongfeng Race
Team (China), Team Brunel
(Niederlande) und Team Alvimedica (USA und
Türkei).
Die Teilnehmer segeln einmal um die Welt.
Zwischenstopps sind in elf Ländern vorgesehen
– Spanien, Südafrika, Vereinigte Arabische Emirate, China, Neuseeland, Brasilien, USA, Portugal, Frankreich, Niederlande und Schweden.
Bei der Ankunft im Zielhafen liegen fast 39.000
Seemeilen (72.000 Kilometer) hinter den Teilnehmern.)
SCA SHAPE 1 2014 41
SCA INSIDE
Nachrichten von SCA
Seglerinnen
erobern Paris
im Sturm
FOTO S: RICK TOMLINS ON/TEAM S CA
IM DEZEMBER haben Mitglieder des Team
Sam Davies
Liz Wardley
SCA die Bootsausstellung Nautic in Paris
besucht, wo SCA auf einer ganztägigen
Veranstaltung über die Teilnahme des
Teams am Volvo Ocean Race informierte.
Die Crewmitglieder Sam Davies und Liz
Wardley beschrieben vor 30 Journalisten
und 250 Mitarbeitern von SCA, welche extremen Anforderungen diese
Hochseeregatta stellt und wie wichtig es
ist, ein gut eingespieltes Team zu sein.
Zum Abschluss gab es ein Wettsegeln mit
Modellbooten.
„SCA ist auf den digitalen
Kanälen stark vertreten
und richtet seine
Website konsequent an
den Bedürfnissen der
Stakeholder aus.“
Die SCA Website sca.com ist zur drittbesten Internetpräsenz der 500 größten Unternehmen in Europa
gekürt worden (KWD Webranking 2013-2014)
Hygieneschulung
in Malaysia
60 MALAYSISCHE Pflegerinnen aus
14 Krankenhäusern haben an einer
dreitägigen Inkontinenzschulung teilgenommen,
die gemeinsam von TENA und der Inkontinenzstiftung am Medizinzentrum der Universität Malaya
organisiert worden war. In den Kursen wurde ein
breites, für Pflegekräfte relevantes Themenspektrum behandelt. Die CMI-Schulungsprogramme
sollen die Kenntnisse in der Inkontinenzversorgung
verbessern.
42 SCA SHAPE 1 2014
Sudanesischer Toilettenschock
AM WELTTOILETTENTAG im Novem-
ber vermittelte SCA Touristen und
Stadtbummlern in Amsterdam, was
es heißt, auf einer traditionellen Toilette aus dem Südsudan ein Grundbedürfnis zu befriedigen – einem Loch
im Boden.
Auf der größten Einkaufspromenade installierte der Toilettenshop
2TheLoo dieses Plumpsklo. Es sollte
den Kontrast zwischen der schlechten Hygiene im nordöstlichen Afrika
und den luxuriösen Sanitäranlagen in
der westlichen Welt anschaulich
machen. Die Aktion wurde zusammen mit dem niederländischen Ableger der internationalen Entwicklungshilfsorganisation Oxfam veranstaltet.
w
ERHÖHTE KAPAZITÄT
FÜR CONTAINER
SEIT ENDE JANUAR läuft der RoRo-
SCA im WWF-Index
DER WWF hat SCA für die
Veröffentlichung der SCA Klimabilanz
gelobt. Der WWF hatte 70 der
weltgrößten Papierhersteller zur
Teilnahme am Environmental Paper
Company Index (EPCI) aufgefordert.
SCA gehörte zu den 25 Zellstoff- und
Papierherstellern, die dem Ruf des
WWF folgten und ihre Klimabilanz
veröffentlichten.
In der Kategorie „Verantwortungsbewusste Faserproduktion“ erhielt
SCA 92 Prozent, bei „Sauberer
Produktion“ 68 Prozent und bei
„Umweltberichterstattung“ 53
Prozent.
Ein Liste mit allen 70 angefragten Unternehmen und die
Einzelergebnisse finden Sie auf
www.panda.org/epci2013
Service von SCA Logistics einmal pro
Woche den schwedischen Hafen Oxelösund an. Container und RoRo-Frachten
aus London und Rotterdam können nun
direkt und effizient in die Region Stockholm-Mälaren und Südostschweden
geliefert werden.
Zugleich baut SCA Logistics die Containertransportkapazitäten zwischen
Rotterdam und Sankt Petersburg aus.
„Wir schicken jetzt mehr Güter nach
Südschweden und Russland und haben
unsere Routen an die neuen Bedingungen
angepasst“, erklärt Magnus Svensson,
Vorsitzender von SCA Logistics.
STIPENDIUM FÜR
GESTRICHENES
PAPIER
FÜR IHRE GRUNDLAGENSTUDIE über die
Erfahrungsaustausch bei Inkontinenz
DAS FÜNFTE GLOBAL FORUM on
Incontinence (GFI) findet im April in
Madrid statt. Die Konferenz bietet
eine hochrangige Plattform für Erfahrungsaustausch und Diskussionen im
Bereich Inkontinenzpflege.
Zu den Teilnehmern zählen Fachleute aus dem
Gesundheits- und Pflege-
wesen, Politiker, Gesundheits- und
Pflegeanbieter und Nichtregierungsorganisationen. Das GFI vertritt einen
ganzheitlichen Ansatz bei der Inkontinenzpflege und möchte das öffentliche Bewusstsein für dieses
Thema erhöhen. Das von
SCA gegründete GFI wird
alle zwei Jahre veranstaltet.
Beschichtungshomogenität von gestrichenem Papier hat Christina Dahlström
das diesjährige Alf de Ruvo-Stipendium
erhalten, das mit umgerechnet 56.000 Euro
dotiert ist.
Dahlström forscht am Faserwissenschafts- und Kommunikationsnetzwerk
der Universität
Mittelschweden. Sie
untersucht das Verhalten faserbasierter
Superleiter, deren
Beschichtung eine
vielversprechende
Methode für die
effektive Energiespeicherung ist.
Christina Dahlström
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Feature
A strong year
and the journey continues
In 2013, we strengthened our position as a leading global hygiene
and forest industry company. We have made good progress on the
path toward achieving our sustainability targets. Read more in SCA’s
Annual Report 2013 and Sustainability Report 2013. You find them
on www.sca.com where you can also order your own copy.
44 sca Shape 3 2013
www.sca.com
SCA is a leading global hygiene and forest products company. The Group develops and produces sustainable personal care, tissue and forest products. Sales are conducted in about 100
countries under many strong brands, including the leading global brands TENA and Tork, and
regional brands, such as Lotus, Libresse, Tempo och Libero. As Europe’s largest private forest
owner, SCA places considerable emphasis on sustainable forest management. The Group had
about 44,000 employees year end 2013. Sales in 2013 amounted to SEK 93bn (EUR 10.7bn).