RUNDFAHRT DURCH DIE WELT DES VENEZIANISCHEN GEWEBES
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RUNDFAHRT DURCH DIE WELT DES VENEZIANISCHEN GEWEBES
RUNDFAHRT DURCH DIE WELT DES VENEZIANISCHEN GEWEBES Zwischen den wertvollen Stoffen und der Lagunenstadt Venedig besteht seit jeher eine sehr enge Beziehung. Venedig nimmt noch heute einige Wohnorte auf, die hin und wieder sehr gut versteckt sind und die sich manchmal in antiken Palästen und Häusern befinden, wo das wertvolle Gewebe herrscht. Es handelt sich um Stoffe, die heutzutage die luxuriösen Häuser überall in der Welt, die Häuser der Machthaber, die berühmtesten Theater, die Kirchen und die christlichen Basiliken, die auf dem Planeten verstreut sind, die Hotels und die exklusivsten Jachten einrichten. RUBELLI: Im Sestiere San Marco, wo unsere Rundfahrt beginnt, nimmt der Corner Spinelli Palast die Rubelli Ausstellung auf, die Firma, die im Jahr 1858 gegründet wurde. Den Palast, der Mauro Condussi zugeschrieben wird und der ein herrliches Vorbild eines Hauses der Renaissance darstellt, kann man einfach erreichen, wenn man von Rialto ausgeht und durch Campo San Luca und dann durch Campo Manin geht. Dann muß man am Ende der Calle della Mandola in die Calle degli Avvocati einbiegen und schließlich erreicht man den Hof Corte dell’Albero und die Haltestelle Sant’Angelo. Der Palast befindet sich gerade am Canal Grande und an der Seite der Haltestelle vom Vaporetto. Obwohl die Firma Rubelli ein multinationales Unternehmen geworden ist, das zwischen Como und Pennsylvania herstellt, bleibt die Qualität ihrer Damasten, ihrer Brokate, ihrer Seiden und ihrer Samte einzig in ihrer Art. Was das Gebiet des Luxus betrifft, wird die Firma Rubelli in diesem Bereich als eine der ersten vier blendendesten Unternehmen in der Welt anerkannt. Der Eintritt ist frei, und wenn man sich im Palast befindet, kann man sowohl herrliche Stoffe anschauen und kaufen, als auch mehr als 3000 Textilurkunden bewundern, die auf die Zeit zwischen dem fünfzehnten und dem zwanzigsten Jahrhundert zurückgehen. FORTUNY MUSEUM: Nachdem Sie den Corner Spinelli Palast besucht haben, empfehlen wir Ihnen, das Fortuny Museum zu besichtigen. In der Tat stellt die Sammlung von beinahe vierhundert Mustern antiker Stoffe und Kleider aus dem Westen und aus dem Osten, die Mariano Fortuny im Laufe seines Lebens gesammelt hat, eine wertvolle und vollständige Gesamtheit dar, die erlaubt, die wichtigsten technischen und dekorativen Typologien in der Geschichte der Textilkunst zu beweisen. Man beginnt mit den florentinischen Brokatellen der Renaissance, die von Künstlern wie Pollaiolo oder Botticelli gezeichnet wurden, und mit den prunkvollen Samten in Gestalt eines „Gitters“ mit dem Motiv der Distelblume, das in der Stärke des Vlieses „eingeschnitten“ wird, oder mit dem „gekräuselten“ Samt, der mit Golddrähten bedeckt ist und der dank dem broschierten Gold glänzt. Das sechzehnte Jahrhundert wird durch gemusterte Stoffe mit Verzierungen in Form der „Groteske“, mit pflanzlichen und tierischen Motiven, die zuweilen sogar eine heraldische Bedeutung haben, durch Damaste und durch die sogenannten „soprarizzi“, d.h. gemusterte Samte, die verkleinerte und stilisierte phytomorphe Elemente haben, die in den aristokratischen Kleidern jener Zeit große Mode waren, gut vertreten. Das Barock offenbart sich hingegen in der Suche nach der perspektivischen Darstellung in den Hintergründen. Unter den vielen stilistischen Strömungen des achtzehnten Jahrhunderts gibt es die sonderbaren „bizarres“, die polychromen Massen von Jean Revel, die Rokokowerke in Form einer „mittelgroßen Insel“ und eines „Mäanders“ und die Chinoiserien. Die Stickarbeiten fehlen überhaupt nicht, vor allem diejenigen aus der Renaissance, die zum toskanischen, spanischen und anglikanischen, aber auch mediterranen Bereiche gehören. Was den Osten betrifft, gibt es z.B. die mythischen „ke’si“ aus China, die Kleider von kleinen und großen himmlischen Kaisern, die asiatischen Tuniken, die islamischen (persischen, ägyptischen, afrikanischen) Übergewänder, es handelt sich in allen diesen Fällen um Manufakturware höchster Qualität, die durch das intellektuelle Empfinden und den raffinierten Geschmack eines vollständigen Künstlers wie Mariano Fortuny ausgewählt wurden. Um sich das Gewebe anzuschauen, das gegenwärtig durch die Weberei Fortuny erzeugt wird, muß man die Insel der Giudecca erreichen, aber wir werden später darüber sprechen, gegen Ende unserer Reise in die Tradition des Gewebes in Venedig. DIE SCHULEN DES GEWEBES: Wenn man den Corner Spinelli Palast verläßt und in Campo Sant’Angelo zurückkehrt, kann man Campo S. Stefano einfach erreichen und dann gegen den Markusplatz gehen, nachdem man die Calle delle Botteghe eingeschlagen hat. Vor der Kirche von Campo San Maurizio, wenn man von der Gasse ankommt, werden Sie die Schule der Albanier finden, die wegen des Handels der Wolle berühmt war. Die Überlieferung des Gewebes und der Mode in Venedig wird heute durch einige „Schulen“, Bruderschaften oder Vereinigungen in Erinnerung gebracht, die gegründet wurden, um den Armen zu helfen und die Berufe zu lehren: diejenigen, die sich mit den Stoffen beschäftigen (es handelt sich um kleinere Schulen, die ihre ursprüngliche Gebrauchsbestimmung verloren haben und die man von außen oft schwerlich erkennen kann), sind die soeben erwähnte Schule der Albanier für den Handel der Wolle, und dann die Schule der Schneider, die Schule der Wollweber in San Pantalon, die Schule der Wollhechler, die Schule der Weber der Wolltücher in Simeon Piccolo und viele andere. Wenn man die Reise gegen den Markusplatz fortsetzt, sollten Sie in Campo Santa Maria del Giglio das Atelier der Weberei Bevilacqua besuchen. Im Geschäft befindet sich viel wertvolle Manufakturware, die vor drei oder vier Jahrhunderten erzeugt wurde. Im Jahr 1953 begann die lange Zusammenarbeit zwischen Luigi Bevilacqua, dem Stammvater des Betriebes und Roberta di Camerino. Vor kurzem, im Jahr 1999, zeigten die Stilisten Dolce & Gabbana während ihrer Modeschauen, die auf der ganzen Welt stattfanden, Stücke aus „soprarizzo“, dem gemustertem Samt der venezianischen Weberei mit feinstem Gold auf dem Grund: Hosen, Westen, Jacken und Schuhe, die aus der Vereinigung von zwei Betrieben von Rang entstanden. DIE WEBEREI FORTUNY AUF DER INSEL DER GIUDECCA: Nachdem Sie mit dem Besuch fertig sind und den Markusplatz erreicht haben, können Sie, wenn Sie einige Stoffe kaufen möchten, das Vaporetto Linie 42 Richtung Giudecca einsteigen und dann Haltestelle Palanca aussteigen: der Eingang zur Weberei Fortuny befindet sich rechts, der Fondamenta entlang, vor der Tankstelle (bitte rufen Sie vorher die Nummer 041/5285078 an, um sicherer zu sein). Das Verfahren des Webens bleibt auf jeden Fall geheim, weil man die ursprünglichen Webstühle immer noch verwendet, die Mariano selbst geschaffen hatte. In der Ausstellung werden Sie hingegen eine große Auswahl sehr wertvoller und einzigartiger Stoffe finden. BESUCH DER WEBEREI BEVILACQUA: Wenn Sie hingegen das Verfahren bewundern möchten, wodurch ein wertvoller Stoff geschaffen wird, können Sie das Vaporetto Linie 1 Richtung Bahnhof einsteigen und Haltestelle Riva di Biasio (nach ungefähr 25 Minuten) aussteigen. Sobald Sie aus dem Vaporetto aussteigen, gehen Sie nach links und dann nochmals nach links Richtung Rio Terà. Danach begeben Sie Sich gegen Campo San Giovanni Decollato. Vor der Brücke, die zum Campo führt, biegen Sie in die Fondamenta Priuli ein: am Ende werden Sie in Nummer 1320 die Weberei Bevilacqua finden (zum Besuch müssen Sie Sich unbedingt vormerken lassen: Telefon: +39.041.721566, Fax: +39.041.5242302, E-Mail: bevilacqua@luigibevilacqua.com). Dort werden authentische Textilmeisterwerke erzeugt: die Zeichnungen geben vor allem die typischen „Blumen“ der Distel und des Granatapfels wieder, die traditionsgemäß mit dem gemustertem Samt „soprarizzo“ und mit den stilistischen und ornamentalen Motiven des reinen venezianischen Stils des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts verbunden sind. Wie ursprünglich, bereichern diese immer noch die verschiedenen und exklusiven Stoffe, die aus der Verflechtung der Seide mit goldenen und silbernen Fäden entstanden, indem sie die Spur einer mehr oder weniger verwickelten Kette verfolgen.