Militärisch-historische und militärtechnische Analysen im Rahmen

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Militärisch-historische und militärtechnische Analysen im Rahmen
Den 1. Literaturbericht (Erscheinungsjahr 2011), der sich €berwiegend mit Publikationen der Jahre
2009/2010 unter dem Thema „Milit‚rische und internationale Aspekte der DDR-LuftwaffenGeschichtsschreibung 2009-2010“ besch‚ftigte, und den Literaturbericht Nr. 2 (Erscheinungsjahr
2012) mit Ver„ffentlichungen unter dem Thema „Milit‚risch-historische und milit‚rtechnische
Aspekte der DDR-Luftwaffen-Geschichtsschreibung im Zeitraum 2011“ finden Sie unter:
a) www.lv-wv.de, Beitr‚ge, Aktuelle Beitr‚ge 3/11 und 5/12
b)www.nva-forum.de/projekte/dokumente_literatur/dokumente_literatur.htm (zwischen dokumente
und literatur: beide Male Unterstrich)
Hier also nun:
Literaturbericht Nr. 3 (Erscheinungsjahr 2013)
„Erneut und aktuell im Blickpunkt: Milit•risch-historische und
milit•rtechnische Analysen im Rahmen der DDR-LuftwaffenGeschichtsschreibung im Zeitraum 2012“
Walter Hundt
Die Rolle der Luftstreitkr•fte/Luftverteidigung in Standard- bzw.
Querschnittspublikationen zur NVA im Jahr 2012
Auch 2012 erschienen eine Reihe von grunds‚tzlichen Standardwerken zur Geschichte der NVA als
Ganzes bzw. Publikationen zu alle Waffengattungen betreffenden Querschnittsfragen, die nicht
€bersehen werden sollten und in denen auch die Probleme der Entwicklung der Luftstreitkr‚fte/
Luftverteidigung behandelt werden. An dieser Stelle, aber auch bei der Herausgabe von
Monographien zu den einzelnen Waffengattungen der LSK/LV, sollen besonders der Steffen Verlag
und der Dr. K„ster Verlag (beide Berlin) lobend hervorgehoben werden, deren diesbez€gliche
Publikationen eine hervorragende Unterst€tzung meines Anliegens darstellen. Hier soll zun‚chst auf
die au…erordentlich interessante Abhandlung „Garnisonen der NVA und der GSTD. Zur Nutzung
der milit•rischen Standorte von 1871 bis 2010“ 1) aus der Feder von Olaf Kersten/Hans-Georg
L„ffler/Reinhard Parchmann/Siegfried Stoof hingewiesen werden. Der Band gibt im ersten Teil
einen historischen Abri… €ber die Entwicklung der Garnisonen „vom B€rgerquartier 1871 zur
Kaserne 2000“, im zweiten einen †berblick €ber Ereignisse, Abkommen, Vertr‚ge und Gesetze mit
deren Einflu… auf die Aufstellung, Stationierung, Aufl„sung und Demilitarisierung sowie
Konversion von St‚ben, Truppen und milit‚rischen Anlagen, stets bezogen auf den Raum zwischen
Ostseek€ste, Th€ringer Wald und Erzgebirge, also das Territorium der seinerzeitigen DDR. Die
Autoren, ein General und drei Offiziere der NVA bzw. der VP, analysieren die Wechselwirkungen
zwischen Standorten/Garnisonen auf der einen Seite und Gesellschaft und Wirtschaft und sich
daraus ergebende Wohngebiets- und Gel‚ndestrukturen auf der anderen.
Auf allein 265 Seiten entstand ein alphabetisch geordnetes Verzeichnis aller Stationierungsorte in
den f€nf neuen Bundesl‚ndern mit den im weitesten Sinne dazugeh„renden milit‚rischen Fakten,
gegliedert nach den historischen Etappen (Reichsheer 1914, Reichswehr 1921-35, Wehrmacht
1935-45, sowjetische Truppen - und vereinzelt alliiertes Milit‚r - 1945-94 sowie NVA und deren
Vorl‚ufer sowie Bundeswehr ab 1990). Der Band wird erg‚nzt durch eine CD-ROM mit
Bilddokumenten, Karten und Faksimiles sowie eine Aufstellung von Museen, Ausstellungen und
Vereinen, die sich mit Milit‚r- und Garnisonsgeschichte besch‚ftigen, und ein umfassendes
1
Literaturverzeichnis.
Hervorzuheben ist die Akribie des Aufwandes und der zum gro…en Teil durch Geheimhaltung
erschwerte €berdurchschnittliche Flei… der Verfasser bei der archivalischen Erschlie…ung des
Materials und der Zeitzeugeneinbeziehung. Nur so wurde ein solches Nachschlagewerk mit
Standardcharakter m„glich, zumal die „moderne lokale Geschichtsschreibung“ auf dieses
Spezialgebiet weitgehend „verzichtete“. F€r ein Anliegen der beschriebenen Art wurde es h„chste
Zeit, da… eine solche Publikation endlich zur Verf€gung steht.
Was die LSK/LV-Bezogenheit anbelangt, so schafft der vorliegende Band eine hervorragende
Erg‚nzung und Pr‚zisierung zu einigen in meinen vergangenen Literaturberichten zu den beiden
letzten Jahren behandelten herausragenden Titeln grunds‚tzlicher Art. Exakte und umfassende
Fakten und Zusammenh‚nge wurden zu einer Vielzahl von Problemen zusammengetragen und
nunmehr zur Verf€gung gestellt. Das trifft zu auf die exakten Leitungs- und StationierungsStrukturen (Referat z.b.V., VP Luft, Verwaltung der Aeroklubs und danach Kommando LSK/LV)
und die anfangs und in der Folgezeit zur Verf€gung stehenden Flugpl‚tze und anderen Anlagen, die
sich zun‚chst fast ausschlie…lich in sowjetischer Hand befanden. Als Infrastrukturzentrum entstand
der Raum Cottbus-Bautzen-Kamenz-Rothenburg, gefolgt von Neubrandenburg-Trollenhagen,
Holzdorf, Laage und Bad D€ben, wobei interessante Fakten zu den schlie…lich 16 Flugpl‚tzen und 6
Ausweichflugpl‚tzen geliefert werden. Dies trifft auch auf die schlie…lich bestehenden Geschwader
und selbst‚ndigen Staffeln der Jagdflieger-, Jagdbombenflieger-, Transportflieger-, Hubschrauber-,
Verbindungs- und Ausbildungsfliegerkr‚fte sowie die ab 1958 verst‚rkt au…erhalb der Ortschaften
geschaffenen Stellungen f€r die Fla-Raketentruppen (letztendlich 36) und die Stellungen der
Funktechnischen Einheiten der LV (26) zu, die bald zum Diensthabenden System des Warschauer
Pakts geh„rten. Auch zu dem lange Zeit selbst in Fachkreisen Verwirrung stiftenden Strukturelement F€hrungsorgan FMTFK, dessen Platz aufgehellt wird, und die den Landstreitkr‚ften oder
der Volksmarine unterstellten Kampfhubschrauber- und Jagdbombenflieger-Geschwader kann dies
gesagt werden.
Auf ‚hnlich gro…es Interesse stie… „Milit•rs der DDR im Auslandsstudium. Erlebnisberichte –
Dokumente – Fakten“ 2) von Bernd Biedermann und Hans-Georg L„ffler, zu dessen Erg‚nzung
der Verlag auf seinem Server weitere Beitr‚ge, Anlagen, Dokumente und Faksimilies bereith‚lt.
4 sp‚tere Generale, 15 Oberste und 4 Oberstleutnante der drei Teilstreitkr‚fte der NVA und ihrer
zahlreichen Waffengattungen beschreiben in ihren Beitr‚gen entscheidende Jahre ihres Lebens und
ihrer milit‚rischen Laufbahn. 4783 Offiziere gingen zwischen 1949 und 1990 diesen Weg der
akademischen milit‚risch-fachspezifischen Qualifizierung an 16 sowjetischen Milit‚rakademien des
Generalstabs bzw. der Waffengattungen und 19 spezifischen milit‚rischen Hochschulen (zum
Vergleich: 6130 erwarben diese Qualifikation an der Milit‚rakademie der DDR in Dresden). Die
sprachliche und fachliche Vorbereitung dazu fand in der Regel an der Offiziersschule Naumburg,
der Milit‚rakademie Dresden oder bereits an den entsprechenden sowjetischen Akademien statt, so
da… es sich faktisch um ein 4 bis 6 Jahre dauerndes Studium handelte.
Die Autoren schildern in allen Einzelheiten die milit‚risch-allgemeinen Spezifika der Vorbereitung
und der In-Gang-Setzung des Studiums sowie dessen Gegenstand und die Umst‚nde des Studiums.
Das trifft auch zu auf die pers„nliche Note des „Zurechtkommens“ selbst und in vielen F‚llen auch
der begleitenden Familie. Voller Hochachtung ‚u…ern sich die meisten €ber die gro…e Unterst€tzung
durch das hochqualifizierte sowjetische Lehrpersonal und das herausragende Niveau der
milit‚rfachlichen und der gesellschaftswissenschaftlichen Ausbildung. In den durchschnittlich 9
Semestern wurden ca. 45 Examen abgelegt. Hervorgehoben wird in der Regel, da… die feste
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internationalistische Position und das Wissen um die „gemeinsame Sache“ auch €ber manches
Ern€chterndes oder auch ein wenig Entt‚uschendes hinwegsehen half. Dazu geh„rte auch das dem
Insider bekannte Element einer vielleicht doch €berzogenen Geheimhaltung. Hervorgehoben wird
in der Regel das gute Verh‚ltnis zu den Mitstudenten aus anderen sozialistischen Staaten.
Was die LSK/LV betrifft, studierten Offiziere dieser Teilstreitkraft an der ShukowskiMilit‚rakademie Moskau (299), an der Gagarin-Milit‚rakademie Monino bei Moskau (297), an der
Milit‚rakademie f€r Kommandeure der LV in Kalinin (147), an der Milit‚rakademie f€r
funktechnische Ingenieure der LV in Charkow sowie an der Ingenieur-Hochschule der FlaRaketentruppen in Minsk (96), an der Vereinigten Fliegertechnischen Offiziersschule in Krasnodar
(77), am Ausbildungszentrum der LSK in Frunse (35), an der Offiziershochschule f€r Ingenieure
der FRT in Kiew (215) und an der Hochschule f€r Ingenieure der LV in Kiew (166).
Klaus-J€rgen Baar… (sp‚ter Generalleutnant und Stellvertreter des Chefs der LSK/LV f€r
Fliegerkr‚fte) absolvierte 1952/53 mit 270 Bewerbern - getragen vom Willen, zur Sicherung des
Friedens beizutragen und einen erneuten Krieg zu verhindern - den legend‚ren, damals noch
geheimen „Lehrgang X“ in Zysran an der Wolga. Er schildert die Ausbildung an der Jak-18 und
danach am †bungskampfflugzeug Jak-11. Die sich anschlie…ende Ausbildung an der MiG-15 wurde
wegen der Entwicklung in der DDR 1953 abgebrochen und sp‚ter absolviert. Interessant seine
Schilderung der Herausbildung des unabdingbaren Fluggef€hls und der Erkenntnis: „Fliegen – das
ist harte Kleinarbeit, das ist Beruf und Berufung zugleich. Das gilt f€r den ersten Flug wie f€r jeden
weiteren!“
Hans-Dieter Belfin (sp‚ter Oberst und Lehrstuhlleiter „Technik Armeefliegerkr‚fte“ an der OHS
Bautzen/Brandenburg) besuchte die Shukowski-Akademie von 1967 bis 1972 und beschreibt das
Erfolgsgef€hl, das entstand, wenn man merkte, da… die Abnahme der Sprachbarriere neue
Erkenntnisfelder, auch auf seinem bis dato Spezialgebiet Triebwerk/Zelle, leichter erschlie…en lie….
Er hebt besonders die herzlichen Beziehungen zu den Kursanten anderer sozialistischer Armeen
hervor.
Gerhard Boller (sp‚ter Oberstleutnant und Stellv. Sektionskommandeur an der OHS Bautzen/
Brandenburg), Shukowski-Student von 1978 bis 1983, hebt hervor, da… die Qualifikation des
Lehrk„rpers dem neuesten Stand hinsichtlich der Lehrinhalte, der Methodik und der technischen
Ausstattung entsprach, was eine wichtige Voraussetzung f€r eine hochqualifizierte Ausbildung der
Kursanten garantierte. Ihm fielen gewisse „Separierungstendenzen“ gegen€ber den Kursanten der
Ausl‚nder-Fakult‚ten auf.
Manfred B„nsch (sp‚ter Oberst und Fachgruppenleiter im Lehrstuhl FRT der LV an der
Milit‚rakademie Dresden) studierte 6 Jahre in Charkow an der Milit‚rtechnischen Akademie f€r
funktechnische Ingenieure der LV. Als FRT-Offizier lernte er neue Technik (Funkme…stationen, FlaRaketen-Systeme) unter Truppenbedingungen kennen und erfuhr, wie er es nennt, eine breite
„Spezialisierung in die Tiefe“. Neben der sehr hohen Wertsch‚tzung gegen€ber dem wissenschaftlichen und p‚dagogischen Niveau des Lehrpersonals hebt er Schwierigkeitsgrad, Studienaufwand,
F‚cherdiversit‚t auf H„chstniveau und daneben eine breitest denkbare Pr€fungspalette als typisch
f€r seine Ausbildung und die seiner Mitstudenten hervor.
Der im Eigenverlag erschienene, etliche Anlagen (Schemata der milit‚risch-politischen und der
Partei-Leitungen; Liste von Dokumenten, Materialien und Memoiren) enthaltende Band „Wir „ber
uns. Zeitzeugen berichten „ber die politische Arbeit in der NVA“ 3) versucht, mit zeitlichem
3
Abstand eine kritische Analyse der T‚tigkeit auf einem heute naturgem‚… - berechtigt oder nicht
berechtigt – umstrittenen Teilbereich des NVA-Lebens vorzunehmen. Anregungen dazu gingen auf
den im vergangenen Jahr leider verstorbenen verdienstvollen Milit‚rhistoriker Oberst a.D.
Wolfgang W€nsche zur€ck. Die 16 Autoren sind durchweg erfahrene Politoffiziere, auch mit
vielseitiger hoher milit‚rischer Qualifikation und Truppenerfahrung. Anliegen des Buches soll nicht
ein inzwischen praxisfernes „Theoretisieren“ sein, sondern Nachdenken €ber eine theorie-basierte
Praxis auf den verschiedensten Fachgebieten. Die Herausgeber betonen, da… es ihnen um Kritik und
Selbstkritik im Zusammenhang mit der politischen Arbeit in den Streitkr‚ften geht.Verschiedentlich
f‚llt letzteres hier und da manchem noch ein wenig schwer. Es geht aber auch um ein Widerlegen
der massenhaft verbreiteten Verf‚lschungen und Verleumdungen der NVA im Interesse einer
m„glichst objektiven Milit‚rgeschichtsschreibung €ber die DDR und ihre bewaffneten Kr‚fte. Dort,
wo dies gelingt, nimmt der Leser diese unbedingt notwendigen Bem€hungen dankbar zur Kenntnis.
Naturgem‚… gibt es zu bestimmten Fragen subjektiv unterschiedliche Auffassungen. Der EingangsArtikler Generalleutnant a.D. Manfred Volland unterstreicht unter dem Thema „Der Sinn unseres
Wirkens“: „Die DDR kann f€r sich in Anspruch nehmen, da… ihre Streitkr‚fte . . . sich an keinerlei
kriegerischen Handlungen beteiligt haben und ihre Soldaten nicht zu Kriegseins‚tzen ins Ausland
geschickt zu haben. . . . Die NVA war (auch) nicht legitimiert, nicht bereit und nicht bef‚higt,
Waffen gegen das Volk einzusetzen.
Die LSK/LV-bezogene Seite vertreten Fritz Schneider (Oberst mit T‚tigkeit in Funktechnischen
Einheiten und Truppenteilen und in der Politischen Verwaltung des Kommandos Luftstreitkr‚fte/
Luftverteidigung) und Peter Gan… (Oberstleutnant bei den Fla-Raketentruppen der LV, zuletzt
Stellv. Kommandeur der ber€hmten FRBr 43, zu der auch der seinerzeit wohl modernste
sowjetische Fla-Raketenkomplex S-300PMU geh„rte). Schneider war als Politarbeiter vor allem auf
dem Gebiet der Kunst und Kultur t‚tig. Er zitiert seinen fr€heren Chef Heinz Ke…ler: „Es gibt keine
Gefechtsbereitschaft, wie wir sie verstehen, ohne Kultur und Kunst.“ Sie sollten dazu beitragen, die
Herzen und Hirne der Soldaten zu gewinnen und damit zur L„sung aller politischen und
milit‚rischen Aufgaben zu befl€geln. Kultur und Kunst wurden zielgerichtet in die F€hrungst‚tigkeit einbezogen. Zum geistig-kulturellen Leben in der Truppe geh„rten auch: ein zentrales und
zahlreiche andere Armee-Kulturh‚user, ein zentrales Orchester und ein NVA-Musikkorps, ein NVAFilmstudio, eine zentrale Milit‚rbibliothek und 250 Truppenbibliotheken in den Einheiten, 32
wissenschaftliche Fachbibliotheken, das Armee-Museum, das „Erich-Weinert-Ensemble“ sowie
eine breite kulturelle T‚tigkeit unter den Armeeangeh„rigen.
Peter Gan… hebt die gute milit‚risch-fachliche Qualifikation als Voraussetzung f€r gute politische
Arbeit und f€r die Autorit‚t der Politoffiziere hervor. Er verweist auf die bremsende Wirkung der
langj‚hrigen „Pflege“ von Enge und Dogmatismus, die erst Mitte der achtziger Jahren Schritt f€r
Schritt partiell €berwunden werden konnten. Untersch‚tzung der sogenannten „Arbeit mit den
Menschen“ r‚chte sich 1989/90. Fachlich-milit‚rische H„chstleistungen als unbestreitbare
„Beitr‚ge zum Erhalt des Friedens in den Zeiten des 'Kalten Krieges'“ wurzelten in gefestigten
politischen †berzeugungen und in einer stabilen Motivation. Gan… meint: falsche Auffassungen
€ber Disziplin und besonders „Parteidisziplin“ f€hrten dazu, mit offener Kritik zur€ckzuhalten,
obwohl man deutlich sp€rte, da… die Partei- und die Staatsf€hrung nicht mehr auf der H„he der
Aufgaben waren. Zur „Wende“ arbeitete er in den Reform-Gruppen der 3. Luftverteidigungsdivision und des Kommandos LSK/LV mit.
„Mobile Druckereien der NVA. Geschichte eines Propagandamittels“ 4) vom Autor Wolfgang
Wika erscheint als Band 4 der Reihe „Forum Moderne Milit‚rgeschichte“ des Dr. K„ster Verlags
Berlin. Der Autor hofft, da… sowohl Interessenten an Milit‚rgeschichte als auch solche am
4
Druckereiwesen zu dem Buch greifen werden. Was erstere betrifft, so bezieht sich dies auf jeden
Fall auf das Kapitel €ber die 200j‚hrige Entwicklungsgeschichte der „Felddruckereien“, eventuell
auch noch auf die Ausf€hrungen zur Psychologischen Kriegf€hrung. Alle anderen Teile der
Publikation erschlie…en sich dem „Nicht-Milit‚r-Polygrafen“ kaum und lassen den nicht hochgradig
vorgebildeten Leser verzagen, da sich der Inhalt nicht oder nur mit €bergro…er M€he er„ffnet. Das
h‚ngt auf jeden Fall mit der inhaltlich-fachspezifisch hohen Qualit‚t des Materials und der
entsprechenden Terminologie zusammen.
Erstaunlich die Typen-Vielfalt der Technik und die Breite der Ausr€stung mit entsprechender
Technik in den Propaganda-Einheiten der NVA sowie die dazu unumg‚nglichen Anforderungen an
die Qualifikation des Personals, was auch auf die den LSK/LV zugeordneten Einheiten zutrifft.
Etwa 1000 Armeeangeh„rige und Zivilbesch‚ftigte arbeiteten in den station‚ren und vor allem in
den mobilen Druckereien der NVA bzw. geh„rten den Propaganda-Kompanien und der
2. Propaganda-Brigade an. Diese waren s‚mtlich der Politischen Hauptverwaltung des Ministeriums
oder dem Milit‚rtopographischen Dienst (MTD) unterstellt. Einbezogen war auch das Milit‚rtechnische Institut K„nigs Wusterhausen. 1990 wurde das gesamte Potential dem MTD zwecks
Zentralisierung unterstellt. Wenig sp‚ter wurde ein gro…er Teil demontiert und verschrottet, das
Personal auf die bekannte Weise „entlassen“.
Der von Rolf B€ttner herausgegebene Titel „Die 'Chemiker' der NVA und der Grenztruppen der
DDR. Aufgaben, Organisation und Entwicklung der Spezialtruppe Chemische Dienste“ 5)
ist der Band 5 der Reihe „Forum Moderne Milit‚rgeschichte“. Ihm liegen eine Stationierungskarte
und eine CD-ROM mit Abbildungen zu Technik, Ger‚ten und zu Ausbildung sowie weiteren
Artikeln, Dokumenten und Vorschriften sowie Truppenteil-Chroniken bei. Die von den 20 Autoren,
s‚mtlich Spezialisten mit jahrzehntelangen Erfahrungen in der Truppenpraxis und in der
theoretischen Wissensvermittlung auf dem Gebiet der Chemischen Dienste, gew‚hlte Thematik
resultierte aus den Gegebenheiten des Kalten Krieges und seiner st‚ndigen Zuspitzungen, die nicht
zuletzt die Stationierung immer modernerer Bedrohungspotentiale und Massenvernichtungswaffen
einschlo….
Der Autor des vorliegenden Jahresliteraturberichts Nr. 3 neigt dazu, dem Band – neben seinem
Erinnerungsanliegen - den Charakter eines hervorragenden Lehrbuches auf einem au…erordentlich
komplizierten Gebiet des Milit‚rwesens zuzubilligen. Inhalt, Methodik der Abhandlung und der
Behandlung werden unterst€tzt durch Tabellen und Schemata und eine reiche (vielleicht hier und da
etwas zu reiche) Bebilderung. Schutzdienst in der KVP und sp‚ter Chemischer Dienst in der NVA
werden in ihrer sich st‚ndig erweiternden Kernaufgabe historisch interessant abgehandelt. Der
Leser wird vertraut gemacht mit der Struktur der Leitung und der Einrichtungen (Erprobungsstellen,
†bungspl‚tze, Werkst‚tten und Lager) und mit der Aus- und Weiterbildung auf den verschiedenen
Stufen von der Unteroffiziersausbildung bis zur Milit‚rakademie einschlie…lich denen der
Sowjetarmee. Dieser Proze… lief von Anfang an in enger Zusammenarbeit mit den Streitkr‚ften der
anderen sozialistischen L‚nder.
Ausf€hrlich behandeln die Autoren die Entwicklung des Chemischen Dienstes in den drei
Teilstreitkr‚ften und in den Grenztruppen der NVA. Die Luftstreitkr‚fte/Luftverteidigung betreffend
€bernehmen das Oberst a.D. Manfred Schmidt, Absolvent der Milit‚rakademie f€r Chemischen
Schutz in Moskau und Chef Chemischer Dienst der Luftstreitkr‚fte/Luftverteidigung, und
Oberstleutnant a.D. Horst Lukaschik, Offizier mit einer breiten Erfahrung im Truppen- und
Stabsdienst der Luftstreitkr‚fte. Beide vermitteln ein anschauliches Bild der Bem€hungen um die
chemisch-technische Sicherstellung im allgemeinen und um die Kernstrahlungs-, chemische und
5
bakteriologische Aufkl‚rung generell; um die Ortung von Kernwaffendetonationen; um die
Dosimetrie und die Spezialbehandlung; um Gift- und Strahlen- schutz; um die Erarbeitung von
Richtlinien und Vorschriften entsprechend der speziellen Technik der Fliegerkr‚fte, der FlaRaketentruppen und der Funktechnischen Truppen der LSK/LV. Auf diesem Gebiet waren im
Kommando LSK/LV und in der 1. und 3. LVD sowie in den Staffeln des FO FMTFK etwa 200
Armeeangeh„rige t‚tig.
Einem nicht unbedeutenden, oft €bersehenen Thema innerhalb der NVA wendet sich Udo Be…er zu:
„Das Milit•rerholungswesen in der DDR. Erholungsheime, Ferienlager, Kureinrichtungen“6).
Der Autor des reichlich bebilderten Bandes war bis zu seiner †bernahme in die Bundeswehr
Kommandeur des Pionierbataillons 24 der Luftstreitkr‚fte/Luftverteidigung. Bei 85% Gefechtsbereitschaft/Anwesenheitspflicht, wie sie in der NVA Vorschrift war, war die oben angegebene
Thematik der Urlaubsgestaltung €ber in der Regel 13 Tage mit Hilfe eines Urlaubsschecks der
Armee, eines Kuraufenthalts zur Wiederherstellung der Gesundheit oder des kostenlosen und
sorgenfreien Aufenthalts der Kinder in einem Ferienlager der NVA schon eine gewichtige
Angelegenheit. Gespr‚che mit einer Vielzahl von Zeitzeugen trugen zum Zustandekommen des
Buches bei.
1951 verf€gte die damalige KVP €ber 6 Erholungs- und Genesungsheime mit 1040 Pl‚tzen. 1967
waren es bereits 2190 Pl‚tze an 22 Standorten. Nach 1970 setzte eine gro…e Neubauwelle ein, so
da… es 1990 34 in Erholungsheimgruppen zusammengeschlossene Heime waren, die €ber 4580
Pl‚tze verf€gten und 1540 Mitarbeiter hatten. Die soziale, kulturelle, medizinische und andere
Betreuung wurde im allgemeinen als au…erordentlich gut eingesch‚tzt. Der Autor gebraucht an
manchen Stellen auff‚llig eigenartige Nuancierungen, die ihre Quelle vermutlich im fehlenden Mut
zur Eindeutigkeit haben oder aber dem heutigen „Zeitgeist“ geschuldet sein m„gen. Ein Teil der
Einrichtungen wurde nach 1990 vom Bundeswehrsozialwerk €bernommen, einige wurden durch
Verkauf privatisiert und eine gro…e Anzahl war ungenutzt dem Verfall ausgesetzt.
Ein weiterer wichtiger Faktor auf diesem Gebiet waren Jugendauslandstouristik-Reisen sowie
Freundschaftsz€ge und -fl€ge. Relativ gro…e finanzielle Aufwendungen wurden f€r Naherholungsobjekte und ‚hnliche Projekte gemacht, an deren Ausbau sich viele Interessenten beteiligten. Hier
gab es gerade bei den LSK/LV ein €berdurchschnittlich gro…es Interesse. J‚hrlich konnten 1990
etwa 27000 Familien zu 3 Personen versorgt werden. Mit 11 Verteidigungsministerien sozialistischer Staaten sowie mit Syrien, Algerien und Mocambique hatte die NVA Abkommen €ber
Urlauberaustausch. Unabh‚ngig davon besa… die NVA eine Reihe von wichtigen Kureinrichtungen
zur Vorbeugung bzw. Wiederherstellung der Gesundheit, so in Benneckenstein, Bad Elster und Bad
Brambach.
F€r die zahlreichen Kinderferienlager mag das der Luftstreitkr‚fte/Luftverteidigung stehen: das
MZO 14. Hinter dieser Bezeichnung „Mehrzweckobjekt“ verbarg sich das zentrale Kinderferienlager/Pionierferienlager „German Titow“ Karlshagen in der N‚he des Standorts des
Jagdgeschwaders 9 auf Usedom, das in der Nichtferienzeit auch f€r Urlaubs-, Schulungs- und
andere Ma…nahmen genutzt wurde. Es betreute in aufeinander folgenden Durchg‚ngen j‚hrlich
mehrere Tausend Kinder mit Unterst€tzung von Hunderten von P‚dagogik-Studenten im Praktikum.
Noch heute sprechen viele der Betreuer und der Betreuten voll Begeisterung von dieser Form der
Feriengestaltung (siehe dazu auch Literaturbericht Nr. 1, Erscheinungsjahr 2011, FN 16).
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Unterschiedliche Reminiszenzen „ber das „Leben auf dem Schleudersitz“
An der Spitze der Publikationen €ber die Fliegerkr‚fte der NVA stehen diesmal drei B€cher aus der
Feder von jahrzehntelang aktiven und ausgesprochen erfolgreichen Jagdflugzeug-Piloten, die
s‚mtlich eine ganze Reihe von sowjetischen Typen kennengelernt und gemeistert haben und ihre
Erfahrungen mit Hingabe an eine gro…e Anzahl von Flugsch€lern weitergereicht haben.
„Meine Jahre auf dem Schleudersitz. Erinnerungen und Gedanken eines Milit•rfliegers der
DDR“ 7) nennt Rainer Langener seine Erinnerungen. Der Autor schildert seine privat-pers„nliche
Entwicklung als Arbeiterjunge in der DDR und seinen milit‚rischen Werdegang zu einem
erfolgreichen Jagdflieger und Fluglehrer der Luftstreitkr‚fte der DDR, der alle an der Offiziershochschule der LSK im Einsatz befindlichen Typen und Varianten geflogen hat, zuletzt bis zur
Wende als Oberst und Kommandeur der Offiziershochschule f€r Milit‚rflieger der DDR in Bautzen.
Er schildert das Sch„ne am Beruf, ungeachtet der manchmal fast unm„glich erscheinenden zu
l„senden Schwierigkeiten und Komplikationen, die es stets zu meistern galt. Langener betrachtete
seinen Weg als Studierender an der Offiziershochschule der Luftstreitkr‚fte der DDR in Kamenz,
als junger Offizier und als Kursant an der Akademie der Luftstreitkr‚fte der UdSSR „Jurij Gagarin“
in Monino bei Moskau, als Kommandeur auf den unterschiedlichen Dienstposten und als Pilot - wie
alle seine Kameraden - als einen Beitrag zur Sicherung des Friedens im europ‚ischen Luftraum,
besonders in der Periode des Kalten Krieges. Dies eine Einsch‚tzung, wie sie der Autor dieses
Literaturberichts im vergangenen Jahr auf der Jahrestagung der Gemeinschaft der Flieger deutscher
Streitkr‚fte in Friedrichroda voller Verwunderung in einem Referat des Inspekteurs der Bundesluftwaffe, Generalleutnant M€llner, geh„rt zu haben meint, bezogen auf „die Kameraden zweier
deutscher den Frieden sichernder Armeen“.
Rainer Langener vermittelt dem Leser Kenntnisse €ber die Ausbildung der Flugsch€ler und die
st‚ndige fliegerische Weiterqualifizierung der Piloten sowie gleichzeitig €ber die technischen
Gegebenheiten des vielgestaltigen Flugzeugparks auf eine Art und Weise, die den Leser technisch
nicht €berfordert, ihn aber unentwegt weiterf€hrt zu Erkenntnissen, was Fliegen in der Realit‚t
bedeutet.Die fliegerische Dokumentation unterst€tzt dies. Dabei kommen die auch zum
milit‚rischen Leben geh„renden Geschichten und Erlebnisse nicht zu kurz. Der interessante Band
wird erg‚nzt durch zahlreiche Fotos, ein Abk€rzungs- und ein Quellenverzeichnis.
Die sicher politisch-psychologisch schwierigste Aufgabe seiner gesamten Laufbahn mu…te
Langener im letzten Dienstjahr l„sen: die Hochschule mit dem milit‚rischen und zivilen
Personalbestand und ihren Kursanten auf das nahende Ende einzustimmen - und das pl„tzlich ohne
orientierende Befehle, die man manches Mal verfluchen zu m€ssen geglaubt hatte, und ohne den
Ratschlag der Partei, die vorgegeben hatte, stets immer recht zu haben und alles richtig zu machen.
Der Autor bezeichnet diese Situation als „Auf der `Br€cke` in st€rmischer See“. Und Gespr‚chspartner war pl„tzlich fast nicht mehr die Politische Hauptverwaltung, sondern das Neue Forum, die
Kirchen und Demonstranten am Rande des Flugplatzes. Und dann die ersten Gespr‚che mit h„heren
Offizieren der Bundesluftwaffe. Nach der Ernennung der letzten Ofiiziers- und Flugsch€ler im
August 1990 hatten die Vorgesetzten im Ministerium - wie Langener schreibt - „gr€nes Licht
gegeben, unser Schicksal in die eigenen H‚nde zu nehmen“. Aber der lebens- und milit‚rerfahrene
Kommandeur l„ste schweren Herzens auch die letzte Aufgabe, diesmal nicht im tats‚chlichen
Schleudersitz. Das vorliegende Buch €ber Erinnerungen und Gedanken in den zur€ckliegenden
Jahrzehnten wird - das zeigt auch der bisherige Umsatz des Buches bei Lesungen und im
Buchhandel - noch manchem Leser Anla… zu nachdenklicher Besinnung sein.
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Auch Karl-Heinz Maxwitat schildert in „MiG-21. Erlebnisse – Fakten – Hintergr„nde“ 8) seinen
Weg vom SG-38-Segler (so wie viele von uns erste Bekanntschaften mit der Fliegerei schlossen)
€ber die Jak-18 und die Jak-11 beim Aeroklub des MdI der DDR zum strahlgetriebenen Trainer
L-29 in den Mach 2-Bereich auf den verschiedenen Versionen der MiG-21. Das schlie…t auch viele
Jahre T‚tigkeit als Fluglehrer in den LSK und sp‚ter als Inspekteur f€r Flugausbildung der
Gesellschaft f€r Sport und Technik ein. Er war einer der ersten, die mit der selten verliehenen
Auszeichnung „Verdienter Milit‚rflieger“ geehrt wurden. Sein Verleger bezeichnet Maxwitat als
„Pilot aus Leidenschaft“.
Das Buch enth‚lt neben zahlreichen Fotos und Schautafeln eine Reihe hochinteressanter
†berblicke, wie sie selten in dieser Konzentration anzutreffen sind. Diese beinhalten: a) die
konstruktionsm‚…ig-technische Entwicklung der MiG-21, die generell ab 1959 in Dienst gestellt
wurde, letztendlich in 15 Versionen existierte und mit st‚ndigen Verbesserungen in einer St€ckzahl
von 10300 Maschinen gebaut wurde; b) die Liste der 43 Staaten auf allen Kontinenten, die die
MiG-21 importierten und der 3 L‚nder, die sie in Lizenz selbst bauten; c) eine †bersicht €ber den
Kriegseinsatz des Typs in Vietnam, der Region Indien-Pakistan und im Nahen Osten; d) den Einsatz
der insgesamt 557 von der DDR erworbenen MiG-21 ab 1962. Der Autor behandelt die international hochgesch‚tzten Vorz€ge der Bewaffnung und des technischen Verm„gens dieses Typs
hinsichtlich Geschwindigkeit im Unter- und im †berschallbereich und ihrer H„chstgeschwindigkeit
und geht auf sich zeigende Schw‚chen ein. Die wichtigsten Versionen werden einander
gegen€bergestellt.
Der Autor geht auf interessante Weise auf die Stufen und Etappen des Lernprozesses beim Flieger
ein, so auf den Erstflug – nat€rlich den ersten Flug ohne Fluglehrer, der eventuell nachlassende
Aufmerksamkeit ausgleichen k„nnte. Da ist die wachsende Bekanntschaft mit der Vielzahl der
Ger‚te, Zeiger und Signallampen auf dem Armaturenbrett - wer hat sie je gez‚hlt? Er schildert die
Verarbeitung der technischen Details unter Flugbedingungen als eine Einheit mit den auszul„senden
Wirkungen, z.B. das Magische der „93% Triebwerkszahl“. Hier entsteht Lebensweisheit: „Fliegen
ist eine st‚ndige Korrektur von Abweichungen“. Davon machen auch †berschallfl€ge und Fl€ge in
der Gipfelh„he um die 18000 m keine Ausnahme. Der Pilot begreift im Nachhinein erneut, da… die
Kunstflugausbildung eine ungeheuer wichtige Vorstufe f€r die Gefechtsausbildung ist. „Das
Ertragen von †berbelastungen ist ein gutes Barometer f€r die eigene physische Leistungsf‚higkeit“
stellt Maxwitat fest. In dieser Zeit wurde durch Fluglehrer und Piloten der LSK/LV der NVA
erstmals in den Staaten des Warschauer Vertrags als spezieller Ausbildungsweg der †bergang von
der Ausbildung auf der L-29 (Unterschall) direkt zur Ausbildung auf der MiG-21 (†berschall)
entwickelt. Maxwitat war ma…geblich daran beteiligt.
Jedem Flugsch€ler h‚tten die sp‚teren Aufzeichnungen des Praktikers Maxwitat damals als
Pflichtlekt€re zum Vorbereitungsstudium empfohlen werden k„nnen. Der Leser kann die
praktischen Handgriffe und die psychischen Reflexe beim ersten wirklichen Alleinflug richtig
nachempfinden. Veranschaulicht wird, da… das Spezielle des ersten Alleinstarts und Alleinflugs
ewig in Erinnerung bleibt, stellt er doch auch eine gewisse Befreiung vom psychischen Druck und
und der entsprechenden Erwartungshaltung dar. Genauso verh‚lt es sich mit dem Gl€cksgef€hl nach
ordnungsgem‚… erfolgter Landung. ˆhnliches hat sich jeweils auf niedriger Ebene bei der ersten
Platzrunde schon einmal abgespielt. Der Wert all dieser Erinnerungen besteht nat€rlich auch und
besonders darin, da… die vorliegenden Aufzeichnungen niedergeschrieben wurden unter dem
Eindruck des immer wieder gerade Erlebten. Die Beschreibung galt auch dem psychischen
Augenblick und dem Ablauf der ausgel„sten Schritte sowie dann der ausgel„sten Reaktionen auf
das Verhalten der MiG. Der Autor hebt hervor, da… trotz der im Vordergrund stehenden technischen
8
Prozesse die Romantik des Fliegens nach wie vor bleibt, „wenn man ein Auge daf€r hat“. Eine
gro…e Bedeutung kam der richtigen Beobachtungs- und Handlungsreihenfolge zu.
Auch nach 1990 €bte der Autor immer wieder eine „einschl‚gige“ T‚tigkeit aus, die mit der
Fliegerei verbunden war und eigenes Fliegen einschlo…. So fliegt er nach wie vor mit Freunden,
Bekannten, Auftraggebern oder Gesch‚ftspartnern in vielen L‚ndern in aller Welt, wie sein
Flugbuch beweist, darunter Langstreckenfl€ge und eine Weltumfliegung.
Einen ganz besonderen Weg geht der letzte Chef Jagdfliegerkr‚fte der DDR-LSK, Oberst a.D.
Manfred Skeries, erster Deutscher, der eine gefechtsbereite Jagdmaschine des sowjetischen Typs
MiG-29 fliegen durfte. Die Verarbeitung seiner Erfahrungen auf dem quasi gleichen Aktionsfeld
wie die beiden letzten Autoren ist aber (bisher) nur gerichtet an seine engere Familie: die Ehefrau,
die das soldatisch-fliegerische Leben unter den Bedingungen des Kalten Krieges hautnah in jedem
der vielen Standorte miterleben und ertragen mu…te - wo das Leben den Offizier und seine Familie
auch hintrug - und sich dazu im Buch auch ‚u…ert, und die beiden Kinder, deren Leben nat€rlich
auch in jeder Hinsicht von dieser Situation betroffen war. „So war das eben. Ein Lebensbericht“ 9) nennen der Autor und seine Frau Ursula ihre Erinnerungen. Die erste Besonderheit ist
also, da… das Buch gedruckt und gebunden nur in f€nf Exemplaren, ausgestattet mit vielen Fotos,
existiert. Dem Autor dieser Zeilen wurde das freundschaftliche Lesen gestattet. Die zweite
Besonderheit gegen€ber den beiden zuletzt behandelten Titeln und ihren Autoren, besteht darin, da…
Manfred Skeries – im Gegensatz zu diesen – auch noch die fliegerische und politische Realit‚t der
zweiten deutschen Luftwaffe als Stellvertretender Geschwaderkommodore des JG 73 in Laage
erleben konnte - „nat€rlich“ mit der entsprechenden „Dienstgradherabsetzung“. Das Geschwader
bestand aus den 24 MiG-29 des DDR-JG 3 in Preschen (danach in Laage bis zu seinem „Verkauf“
f€r 1 € pro Maschine durch die Bundesrepublik an Polen; die DDR hatte die Maschinen vom
sowjetischen Hersteller zu einem St€ckpreis von je 36 Mill. Mark erworben!).
Hier haben wir es mit einer spezifischne Art von milit‚rischer Literatur zu tun, vor der ich als
Verfasser der j‚hrlichen Literaturberichte nur voller Hochachtung den Hut ziehen kann, vor dem
Inhalt und seiner methodischen Aufbereitung und vor dem Umfang des Buches. Die Vermittlung
eines unsch‚tzbaren Erfahrungs- und Erlebnisschatzes unter Zuhilfenahme einer Unzahl von
Fakten, gest€tzt durch pers„nliche und dienstliche Aufzeichnungen €ber mehrere Jahrzehnte hat zu
einem literarischen Ergebnis gef€hrt, das sich sehen lassen kann und dessen Bearbeitung f€r eine
uneingeschr‚nkte Ver„ffentlichung aus meiner Sicht unbedingt anzuraten ist.
Auch durch diesen Autor werden Vorg‚nge des Fliegens, nat€rlich einschlie…lich des Technikbereichs, minuti„s beschrieben. Das notwendige, st‚ndige, quasi lebenslange beharrliche
Flugtraining einschlie…lich einer Vielzahl technischer Details ist nicht nur f€r den Qualifizierten
nachvollziehbar, sondern auch f€r den etwas eingeweihten interessierten Anf‚nger mit gewissen
technischen Vorkenntnissen. Komplizierte Vorg‚nge, die der Umgang von Vorgesetzten und
Unterstellten unter „normalen“ milit‚rischen Bedingungen mit sich bringt und bei denen stets
vorausgesetzt wird, da… Konfliktpotential entsch‚rft wird und zu einer Umsetzung der erhobenen
Forderungen f€hrt, werden milit‚rpsychologisch hervorragend abgehandelt. Auch das trifft auf
Vorg‚nge bei sich selbst und vor allem ausgel„st durch Vorgesetzte zu. Der Leser merkt, da… vor
allem die Laufbahn des fliegenden Vorgesetzten eine der komplexesten und eine der kompliziertesten ist - in dienstlicher und in privat-pers„nlicher Hinsicht. Das ganze wurde in der DDR durch
das sozialistisch-milit‚rische Familienleben erg‚nzt und - wie der Autor zeigt - bei etwas Gl€ck
auch erleichtert. Der gr„…ere Teil der Leser w€rde die gewaltige Problemdichte zunehmend
verstehen, wenn man ihn lesen l‚…t. Ich pers„nlich w€rde es sehr begr€…en, wenn die Autoren sich
9
zur Ver„ffentlichung ihrer Erinnerungen entschlie…en w€rden.
Ein weiterer Autor - diesmal nicht von der „fliegenden Zunft“ - , Holger M€ller, der etwa zwei
Jahre 1988/90 bei LSK/LV - nach Ausbildung an der Milit‚rtechnischen Schule Bad D€ben zuletzt
als Unterfeldwebel und Mechaniker Triebwerk/Zelle im JG 8 in Marxwalde - gedient hat, widmet
sich der MiG-21 in Gestalt eines hervorragend aufgemachten Bandes im Gro…format und mit einer
Vielzahl herausragender Fotos in einem bisher kaum gekannten Ausma…, der im Stuttgarter
Motorbuch Verlag (dieser Verlag wurde bereits im vergangenen Literaturbericht mit zwei
bemerkenswerten Titeln erw‚hnt und behandelt) unter dem Titel „MIG-21“ 10) erschien. Der Band
ist Resultat eigener Kenntnisse und Erfahrungen auf sehr hohem fachlichen Niveau sowie der
Auswertung zahlreicher internationaler Titel und Materialien zum Thema MiG-21 und von €ber 100
Reisen in 10 Jahren zu MiG-21-Flugpl‚tzen in aller Welt (€brigens stie… auch der Autor dieses
Jahresliteraturberichts im Rahmen seiner jahrzehntelangen beruflichen T‚tigkeit in L‚ndern Afrikas,
Asiens und Lateinamerikas immer wieder auf das Ph‚nomen MiG-21). Der Autor kann auf etwa 70
Artikel zum Thema in der Fachpresse verweisen.
Die Bezeichnung „Kalaschnikow der L€fte“ soll sicher ein massives Lob f€r beide - die MiG-21
und das AK-47 – sein, auf die man in aller Welt stie… und zum Teil noch st„…t. Im Vorwort stellt
M€ller fest: „Kein anderes Flugzeug hat die milit‚rische Luftfahrt zu Zeiten des Kalten Krieges
st‚rker gepr‚gt als die MiG-21.“ Er f€hrt den Nachweis, da… dies sowohl mit der relativen
Einfachheit der Konstruktion, der h„chstgelungenen Aerodynamik und der vergleichsweise
geringen Kostenaufwendung in der Gegen€berstellung mit den sowjetischen Folgemustern, aber
auch den westlichen Typen zusammenh‚ngt.
In ausf€hrlichen Kapiteln behandelt der Autor die Entwicklungsgeschichte des seinerzeitigen
sowjetischen Standardjagdflugzeugs – auch dies im Vergleich mit westlichen Modellen. Im
Ergebnis des Wirkens des zentralen Aero- und Hydrodynamischen Instituts ZAGI und besonders
auch der beiden haupts‚chlichen Konstruktionsb€ros MiG und Suchoi werden alle Vorstufen und
alle schlie…lichen Versionen des Typs MiG-21 sowie die chinesischen, tschechoslowakischen und
indischen Lizenzbauten mit ungez‚hlten technischen Details sowie die sp‚teren Modernisierungsprogramme der Sowjetunion, ˆgyptens (mit westlichen Staaten) und Rum‚niens (mit Israel)
behandelt. Dabei wird systematisch und speziell auf Triebwerk, Ausr€stung, Bewaffnung (MGs,
Kanonen, Luft-Luft-Raketen, Luft-Boden-Raketen und Bomben) sowie die Kernwaffentr‚gerf‚higkeit eingegangen. Der Leser erh‚lt so einen kompletten und gr€ndlichen †berblick €ber die
vier Generationen der MiG-21. Zu beachten ist, da… im Falle Chinas eine Weiterentwicklung
(partiell trotz aller zwischenstaatlichen Komplikationen mit sowjetischer Unterst€tzung) von der
Kopie zu einer eigenst‚ndigen Flugzeugfamilie vor sich ging. Abschlie…end geht der Autor auf den
Einsatz des legend‚ren J‚gers auf den verschiedenen Schaupl‚tzen des Kalten Krieges ein.
„60 Jahre Jagdfliegergeschwader „Fritz Schmenkel“. Festschrift zum 60. Jahrestag der
Indienststellung“ 11) erschien bei MediaScript anl‚…lich der vor 60 Jahren erfolgten Indienststellung des Jagdgeschwaders 1. In relativ kleiner Auflage gedruckt, soll die Schrift das Erscheinen
eines Buchs €ber das JG 1 im Jahr 2013 vorbereiten. Das JG 1 - in Bautzen zusammengestellt und
kurz danach an den endg€ltigen Standort Cottbus verlegt – machte Cottbus zu einer der Wiegen der
LSK der DDR, wie der seinerzeitige erste Kommandeur des JG 1, der sp‚tere langj‚hrige Chef der
LSK/LV, Generaloberst Reinhold, in seinem Gru…schreiben hervorhob. Erst nach rund 30 Jahren
wurde das Geschwader nach Holzdorf verlegt.
10
Eine ‚u…erst informative Zeittafel der Geschichte des Truppenteils, reich bebildert, l‚…t ein aktives
kollektives Wirken sp€ren. Sichtbar wird der Werdegang von der historischen Jak-18 €ber die
Jak-11, die MiG-15, die MiG-17 zu den Versionen der MiG-21. Verdiente Geschwaderangeh„rige
steuerten eigene Erinnerungen bei. Im Geleitwort der Herausgeber wird €ber den jahrzehntelangen
milit‚rischen Schutz der Heimat DDR gesagt: „Das hatte einen Sinn, Friedenssicherung unter allen
Umst‚nden!“
Eine schnell vergriffene Publikation des von Peter Misch geleiteten MediaScript Verlages Berlin
stellt „Flugplatzmuseum Cottbus, Kalender 2013“ 12) dar. Die mit farbigen Fotos gestalteten
zw„lf Monatsbl‚tter tragen das Symbol des Cottbusser Flugplatzmuseums und stellen Maschinen
aus dem Bestand des Museums dar. Zu jedem Typ gibt es interessante Fakten und Informationen
zum Werdegang der konstruktiven Entwicklung, der Verwendung in den Streitkr‚ften, zur Rolle des
Typs innerhalb der in Cottbus stationierten 1. Luftverteidigungsdivision bzw. des JG 1 und zur
eventuellen Verwendung nach der „Wende“. Dabei handelt es sich um die Schulmaschine Jak-11,
die Jagdflugzeuge MiG-17F, MiG-21F und MiG-21MF, die Jagdbombenflugzeuge MiG-23MF und
Su-22M4, die Hubschrauber Mi-2 und Mi-8TB sowie die franz„sische SE.3130 Alouette II, das
Transportflugzeug An-14A und das Ausbildungsflugzeug Z-42M (Tschechoslowakei) sowie den
Segler SZD-30 Pirat (Polen).
Fla-Raketentruppen der LSK/LV als hochmoderne Waffengattung und
ihre Widerspiegelung in der Traditionsarbeit nach 50 Jahren
Unter der Herausgeberschaft von Bernd Kirchhainer, Dieter Reichelt und Lothar Herrmann, drei
hochqualifizierten und €ber Jahrzehnte erfahrenen Offizieren und verdienstvollen Kommandeuren,
erschien das umfangreiche Buch „43. Fla-Raketenbrigade „Erich Weinert“. Fakten und
Geschichten“ 13). Der Band ist das Ergebnis der Arbeit von 62 Autoren aus 15 Standorten entlang
der Ostseek€ste und im Norden der damaligen DDR: Offiziere vom Oberst bis zum Unterleutnant,
Unteroffiziere, Soldaten, Zivilbesch‚ftigte und Familienangeh„rige. Dem Buch sind Fotos, die die
Vielseitigkeit dieser Waffengattung veranschaulichen, Dokumente, Statistiken und †bersichten,
Ergebnislisten der Gefechtsschie…en in der Sowjetunion, eine Liste aller Kommandeure und Leiter,
eine †bersicht €ber die personelle und materielle Ausstattung der Brigade, ein (wahrlich
notwendiges) Abk€rzungsverzeichnis und ein Literaturverzeichnis beigef€gt.
F€nf sachkundige Autoren behandeln die haupts‚chlichen Fachgebiete – f€r die einen als auffrischende Erinnerung, f€r die anderen zur Kenntnisvermittlung €ber diese wichtige Waffengattung
mit ihrer modernen Raketenbewaffnung. Gegenstand sind hierbei die Struktur der Einheiten; die
Fla-Raketentechnik; das AFS (Automatisches F€hrungssystem); die Flakwaffen zur
Selbstverteidigung (Gesch€tze und die Schulter-Rakete „Strela 2“); die Gefechtsvarianten (F€hrung
eines Taktischen Verbandes, Man„verm„glichkeiten, die Sicherstellung mit Fla-Raketen); die
Stellvertreter-Bereiche und Fachgebiete, besonders der FRID (Fla-Raketen-Ingenieurdienst), die
R€ckw‚rtigen Dienste und die Politarbeit.
Unabh‚ngig vom Dienstgrad heben die Autoren hervor, da… sie als Grundanliegen ihres schwierigen
Dienstes innerhalb des DHS (Diensthabendes System innerhalb des Warschauer Vertrages) den
Beitrag zur Sicherung des Friedens und einer sozial gerechten Gesellschaftsordnung ansahen. Eine
Reihe von Beitr‚gen zielt auf die Korrektur so mancher „Nach-Wende-Verzerrungen“ durch sie als
wahre Zeitzeugen hin. 35 Seiten sind einer ausf€hrlichen Chronik der Entwicklung vom Fla11
Raketen-Regiment 18 zur Fla-Raketen-Brigade 43 gewidmet. Dieser 29j‚hrige Werdegang von
1961-1990 brachte auch eine vielseitige Weiterentwicklung bei den Raketen-Komplexen und bei
der Funkme…-Technik mit sich, die dem Leser dargelegt wird. So war die 43. FRBr der erste und
schlie…lich modernste taktische Verband, der (neben den Komplexen S-75W „Dwina“ und
„Wolchow“, S-125M „Newa“, S-200 „Wega“, S5N74MA) mit dem damals im Westen im
wesentlichen v„llig unbekannten Fla-Rakten-Komplex S-300PMU „Angara“ ausger€stet war.
Im 2. Hauptteil des Buches berichten auf 300 Seiten die - wie oben geschildert - recht unterschiedlich zusammengesetzten Autoren €ber Dienst und Freizeit, Ausbildung und Qualifizierung
sowie deren Anwendung in den Garnisonen und Standorten sowie auf den †bungs- und
Schie…pl‚tzen in der DDR und in der Sowjetunion. Der eine voller Stolz, der andere auch kritisch,
viele humorvoll in Geschichten und Episoden.
Oberst a.D. Lothar Herrmann, Absolvent der Artillerie-Hochschule Kiew sowie weiterer
weiterf€hrender akdemischer Einrichtungen auf dem Gebiet der Raketentruppen-Ausbildung,
zuletzt Stellvertretender Kommandeur und Leiter des Fla-Raketen-Ingenieurdienstes der erw‚hnten
FRBr 43, stellt sich als verdienstvoller Herausgeber einer hochinteressanten Schriftenreihe vor, in
der 2012 f€nf Hefte mit folgender Thematik erschienen: 1. „Von der Flak-Artillerie zu den FlaRaketentruppen. Eine Laufbahn im Fla-Raketen-Ingenieurdienst der Fla-Raketentruppen
der Luftverteidigung“ 14) ; 2. „Waffensysteme der Fla-Raketentruppen der Luftverteidigung
der DDR“ 15); 3. „Zur Geschichte der 43. Fla-Raketenbrigade der Luftverteidigung der
DDR“ 16); 4.) „Von „Wasserfall“ zu „Triumph“. Die Entwicklung der russischen FlaRaketensysteme der Luftverteidigung“ 17); 5.) „Fla-Raketenkomplex S-300PMU Angara“ 18).
Alle Hefte sind reich bebildert. Die Themen sprechen f€r sich. Herrmann erweist sich als echter
Kenner der Materie. Die Hefte strotzen vor hochinteressanten technisch-milit‚rischen Fakten und
Gegebenheiten und gehen vielfach weit €ber bisher ver„ffentlichtes Material hinaus. Interessant
nicht zuletzt die Schilderung der Laufbahn des Autors.
Die in den letzten Jahren bereits sichtbar gewordenen au…erordentlichen Aktivit‚ten auf dem Gebiet
der Traditionspflege der fr€heren FRT, nicht zuletzt in den erschienenen Buchtiteln, zeigen sich
auch in der regelm‚…igen Herausgabe des „Der Kanonier. Informationsblatt der Gemeinschaft
der 13er e.V. (Ehemalige des FRR 13)“ 19). Die bisher erschienenen 57 Hefte Nr. 1/1996 bis
4/2012 erschienen nunmehr als Jubil‚umsausgabe anl‚…lich des 50. Jahrestages der Aufstellung der
FRT der DDR im Gro…format gebunden – in erster Linie ein Verdienst der hervorragenden Arbeit
von Wilfried R€he als Herausgeber und von Burghard Keuthe als Redakteur €ber lange Zeit. Das
regelm‚…ig erscheinende Informationsblatt ist ausgesprochen interessant und informativ und der
sichtbare Beweis f€r gro…e Flei…arbeit und Beharrlichkeit in der gemeinsamen Traditionspflege. Sie
wurde erst k€rzlich erneut deutlich sichtbar beim reichlich besuchten Traditionstreffen am
29. September 2012 und auf der zum gleichen Anla… durchgef€hrten Konferenz in der traditionellen
Garnisonstadt Parchim, deren 16 Referate und Diskussionsbeitr‚ge ver„ffentlicht wurden in
„Konferenz zum 50. Jahrestag der Aufstellung der Fla-Raketentruppen in der NVA und der
Gr„ndung des FRR-13. Diskussionsbeitr•ge. Schriftenreihe der Gemeinschaft der 13er“ 20).
12
FuTT - eine eindrucksvolle, hochmoderne Waffengattung im System der
LSK/LV
Quasi zum Jahreswechsel 2012/2013 erschien - bereits lange Zeit mit Spannung erwartet - der Band
„Die Funktechnischen Truppen der Luftverteidigung der DDR“ 21), herausgegeben von
Oberstleutnant a.D. Wolf-R€diger Stuppert und Oberst a.D. Siegfried Fiedler, zwei Spezialisten, die
von der Pike an (vielleicht besser gesagt: von der P-25 an) in dieser Waffengattung gedient haben.
Damit wurde eine L€cke geschlossen, die viele Interessenten bisher sehr bedauerten. 40 Autoren,
vom Soldaten bis zum General, behandeln im 1. Hauptteil des Bandes, der durch viele Fotos,
Grafiken, Schemata und †bersichten erg‚nzt wird, die Geschichte der FuTT der LSK/LV zwischen
den f€nfziger Jahren und 1990 und im 2. Hauptteil Geschichten, Erlebnisse und Erinnerungen aus
dem Leben der Angeh„rigen dieser Waffengattung, also dem Alltag mit Dienst und Freizeit.
Die Autoren verdeutlichen die komplizierte, vielseitige Grundaufgabenstellung der FuTT mit ihrer
modernen Radar- und Automatisierungstechnik: a) die Sicherstellung der Leitung der Jagdfliegerkr‚fte, b) die Feuerf€hrung der Fla-Raketentruppen und c) die Luftaufkl‚rung f€r alle Teilstreitkr‚fte, eingeordnet in das Diensthabende System des Warschauer Paktes. Der langj‚hrige Chef der
FuTT Generalmajor a.D. Manfred Merkel hebt in seinem Geleitwort den entbehrungsreichen und
besonders anstrengenden Dienst in dieser Waffengattung als echten Beitrag zur Friedenssicherung
hervor.
Die einzelnen Beitr‚ge erl‚utern anschaulich den Proze… der st‚ndigen Weiterentwicklung der
Technik und der sich daraus ergebenden notwendigen Weiterqualifizierung des Personalbestandes
auf allen Ebenen und in allen Bereichen. In dieser Klarheit und Ausf€hrlichkeit und befreit von den
Fesseln der seinerzeit nat€rlich unumg‚nglichen Geheimhaltung wurde wohl noch an keiner
anderen Stelle auf die vielen Aspekte dieser Problematik eingegangen. ˆhnlich wird die Wechselwirkung zwischen technischem Fortschritt und seinen taktischen Auswirkungen bzw. vice versa
veranschaulicht, das alles unter Beachtung des Zusammenhangs von Wissenschaft, Industrie und
ihren M„glichkeiten sowie den milit‚rischen Anforderungen. Da alle diese Aufgaben in enger
Zusammenarbeit mit der sowjetischen Seite gel„st werden mu…ten, ergaben sich notwendigerweise
gro…e Vorteile, aber auch nicht zu €bersehende Komplikationen. Die Vorteile bestanden z.B. im
Beratersystem auf anfangs allen Ebenen, der M„glichkeit der Nutzung der Ausbildung an den
einschl‚gigen Milit‚rakademien (Artillerie-Funktechnische Akademie Charkow, Akademie der
Truppen der Luftverteidigung Kalinin, Funktechnische Ingenieur-Hochschule Kiew) auf einem
au…erordentlich hohen Niveau u.a.m. Auch auf Seiten der NVA wurde das System der Lehranstalten, Offiziers-Hochschulen und der Milit‚rakademie Dresden (1965 entsprechender
Lehrstuhl) auf dem Gebiet Funktechnische Truppen ausgebaut und vervollkommnet. Gerade diese
Seite und die der st‚ndig zunehmenden technischen Ausr€stung werden in hoher Qualit‚t und in
aller Breite behandelt. Das Jahr 1990 brachte die †berf€hrung eines gro…en Teils dieser Potentiale
auf dem Gebiet FuTT in die Bundeswehr mit sich.
Einen hervorragenden General€berblick €ber die vielseitige Gesamtproblematik der Waffengattung
FuTT in all ihren Aspekten gibt auf 50 Seiten Generalmajor a.D. Alois Zieris in seinem Artikel „Zur
Geschichte der Funktechnischen Truppen der Luftverteidigung der DDR“. Im Interesse einer
vollst‚ndigen †bersicht – besonders auch f€r Insider – geben wir an dieser Stelle das komplette
Inhaltsverzeichnis des Artikels wieder, womit Faktenkenntnis und Wissen um Zusammenh‚nge
gleicherma…en hervorragend bedient werden:
13
Die Entstehung der LV
Die Ausgangssituation f€r den Aufbau der LV
Die Entstehung der FuTT
Die Anf‚nge der Funkme…sicherstellung der Fliegerkr‚fte
Die Konzipierung der FuTT der Verwaltung LV
Die Luftraumaufkl‚rung
Die Funkme…sicherstellung der Jagdfliegerkr‚fte
Der Aufbau der FuTT
Die Gefechtsarbeit zur Funkme…sicherstellung der fliegerischen Ausbildung und zur Durchf€hrung
der Luftraumaufkl‚rung
Die Entfaltung eines landesweiten Systems der Luftraumaufkl‚rung
Die Funkme…sicherstellung der Feuerf€hrung der FRT
Die LV der DDR nach 1961 – ein schwieriger Anfang
Zwei Luftverteidigungssysteme auf dem Territorium der DDR
Die Aufgaben der LV der DDR
Die F‚higkeiten der LV der DDR
Das Diensthabende System (DHS)
Einsatz von Kampfhubschraubern im DHS
Die Bef‚higung der Luftverteidigungsdivisionen und ihrer Truppenteile
Luftverteidigungs€bungen – Gradmesser des Leistungsverm„gens
Die Automatisierung der Luftraumaufkl‚rung und J‚gerleitung
Beginn der Fernaufkl‚rung
Neue Anforderungen an die LV in den 1970er Jahren
Erweiterungen bei der Truppenluftabwehr der GSSD
Ver‚nderungen in der LV der DDR
Die Reorganisation der FuTT
Das Funkme…feld in geringen H„hen
Die Funkme…sicherung der Feuerf€hrung der FRT nach 1970
Die Funktechnische Abteilung
Die LV in den Jahren 1982 bis 1990
Die Erweiterung des Handlungsraumes der FRT und der Funkme…aufkl‚rung
Die Aufkl‚rung und Bek‚mpfung von Marschflugk„rpern
Neuorganisation der F€hrung und des Zusammenwirkens zwischen der Truppenluftabwehr der
GSSD und der LV der DDR
Die Wendezeit
Historisch-technische Ber„hrungsfelder und zivil-milit•rische Wechselbeziehungen zwischen Milit•r- und Zivilluftfahrt/Flugpl•tze
In diesem inzwischen zur Tradition meiner Jahresliteraturberichte gewordenen Kapitel sind im Jahr
2012 zwei Arbeiten besonders hervorzuheben. Nach den Rezensionen €ber den Flugplatz Kamenz
und €ber die „Baade 152“ in den vergangenen Jahren geht es in diesem Jahr um den Flugplatz
Strausberg und um die ostdeutsche zivile Luftfahrt generell und bestimmte milit‚rische Aspekte
dazu. Helmut Bukowski und Horst Kleest gaben mit Unterst€tzung der Stadtwerke Strausberg den
Band „Start und Ziel. Die Geschichte der Allgemeinen Luftfahrt und der Milit•rfliegerei in
Strausberg von 1913 bis heute“ 22) heraus. Die Autoren bezeichnen das Buch als „BildDokumentation €ber die Strausberger Luftfahrtgeschichte, die im Jahre 1913 begann.“ Das
„illustrierte Geschichtsbuch“ mit seinen 880 Bild- und Schrift-Dokumenten stellt in seiner Art in
14
gewisser Hinsicht ein Unikat auf dem Gebiet der Flugplatzgeschichte dar, das seinesgleichen sucht.
Die Autoren und Herausgeber, beide Oberst a.D., „verstehen ihr Handwerk“ und haben in m€hevoller Arbeit offenbar das nachgeholt, was rund 100 Jahre in bezug auf eine geschriebene Luftfahrtgeschichte im Zusammenhang mit Strausberg vers‚umt worden war, zus‚tzlich erschwert durch
strenge Geheimhaltung in Wort und Bild in den beiden Weltkriegen und in der Zeit dazwischen
sowie ab 1945. Der aufmerksame Leser sp€rt Anstrengungen, Flei… und Gr€ndlichkeit, um in rund
20 Jahren ein solches Ergebnis der Materialstudien und der Zeitzeugenbefragung zu pr‚sentieren.
Nur so konnte ein hochinteressantes St€ck Stadt-, Garnisons- und Flugplatzgeschichte in dieser
Qualit‚t entstehen. Damit war sowohl der Forschung wie auch der Geschichtsschreibung gedient,
aber auch zus‚tzlich den bekannten Strausberger gesellschaftlichen Aktivit‚ten, die sich in
Vereinen, rund um das Flugplatz-Museum, bei Ausstellungen und Materialsammlungen sowie in
Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsver„ffentlichungen ranken.
Der Band gibt einen gr€ndlichen †berblick €ber Fakten und Geschehnisse, die vom Strausberger
Flugpionier Felix Schulz 1913 bis zum Strausberger Kosmonauten Sigmund J‚hn und weiter
reichen. Eine relativ gro…e Gruppe von Pers„nlichkeiten, die sich in den letzten 100 Jahren um die
Strausberger Luftfahrt verdient gemacht haben, wird ausf€hrlich vorgestellt. Der Leser erf‚hrt, da…
im Gegensatz zu vielen damaligen Flug- oder Landepl‚tzen im Strausberger Umland, die
milit‚rische Geburtshelfer hatten, es in Strausberg eigenst‚ndige zivile Bem€hungen waren, die am
Anfang standen. In den 20er und 30er Jahren bestimmten vor allem der Segelflugsport und die
Entstehung von zivilen Flugvereinen das Bild. 1929 gab es den ersten Passagier-Motorflug. Erst ab
Mitte der 30er Jahre kamen milit‚rische Institutionen hinzu (Navigations-Schule der Luftwaffe;
Er„ffnung des „Flugzeugreparaturwerkes Alfred Friedrich Strausberg“; Er„ffnung eines Industrieflughafens), und die zivilen Vereine wurden von den Nazis zunehmend in ihre vormilit‚rischen
Aktivit‚ten einbezogen. Auch Beate Uhse diente mehrere Jahre bis 1944 hier als Einfliegerin und
schlie…lich als †berf€hrungsfliegerin f€r Kampfflugzeuge im Fronteinsatz im Range eines
Hauptmanns. 1945 wurde der Fliegerhorst Strausberg zum Frontflugplatz f€r J‚ger und
Jagdbomber. Nach der Eroberung durch die sowjetischen Truppen wurden die Produktionsanlagen
enteignet und demontiert. 1945-52 nutzte die sowjetische 6. Luftarmee den Flugplatz mit einem
Bombergeschwader und einer Transportfliegerstaffel, die 11 Typen in ihrem Bestand hatten, was im
Band hervorragend dokumentiert wird. In der Folgezeit entstand allm‚hlich wieder Segelflug und
Fallschirmsport (GST und ASV).
Ab 1953 bis 1990 entwickelte sich in Strausberg an zwei Stellen fliegerisches Leben. Im Norden auf
dem Flugplatz stationierte die NVA eine Verbindungsfliegerstaffel. In der Vorstadt wurde der Stab
der k€nftigen Luftstreitkr‚fte der DDR stationiert (zun‚chst VP Luft, dann Verwaltung der
Aeroclubs des MdI, schlie…lich Luftstreitkr‚fte/Luftverteidigung der NVA). Von hier aus wurden
die drei fliegerischen Gro…verb‚nde und sp‚ter auch die Zentrale der Fla-Raketentruppen und der
Funktechnischen Truppen gef€hrt. Die Autoren vermitteln ein ausf€hrliches Bild €ber die Struktur,
die Ausstattung mit einer Vielzahl von Kampf-, Transport-, Verbindungs- und Schulflugzeug-Typen
sowie Hubschraubern (s‚mtlich in Fotos und Abrissen dargestellt), die Standorte im ganzen Land
und andere Informationen. Nach der „Wende“1990 bildete die Bundesluftwaffe in Strausberg ihre
5. Luftwaffen-Division, deren Stab die Aufgabe hatte, die dortigen St‚be der LSK/LV sowie deren
Verb‚nde, Truppenteile und Einheiten aufzul„sen bzw. Teile in die Bundeswehr zu €bernehmen.
Der Leser erf‚hrt interessante Details €ber die Struktur dieser speziellen Division, die Entscheidungen zur †bernahme, zur „Aussonderung“ oder zur Entlassung. Daneben befand sich in
Strausberg ab 2004 das 4. Bataillon des Luftwaffen-Ausbildungsregiments, das jedoch 2012 au…er
Dienst gestellt und 2013 aufgel„st wurde. Mit dem Verzicht der Bundeswehr handelte es sich
nunmehr wieder um einen ausschlie…lich zivilen Zwecken dienenden Flugplatz, der sich um eine
amtliche Anerkennung als „Verkehrslandeplatz“ (VLP) bem€hen konnte, die 1992 erteilt wurde.
15
Das umfangreiche Bildmaterial zu dieser neuen Phase vermittelt eine Vorstellung von den
immensen Anstrengungen und Bem€hungen, die dies erforderte. Aus den Fotos ist auch zu
erkennen, da… die beiden Autoren zu den Aktivisten dieses jahrelangen Tuns geh„ren. Das heutige
Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen. Zur Erleichterung der komplizierten Prozesse entstanden
die Flugplatzbetreiber-Gesellschaft m.b.H. Strausberg, ein Flugplatz-F„rderverein und ein ganzer
Komplex von ABM-Ma…nahmen. Der Flugplatz wurde zu einem „Dienstleistungszentrum der
Allgemeinen Luftfahrt“. Hangars und Werften, ein neues Abfertigungsgeb‚ude, ein neuer Kontrollturm und ein Flugplatz-Museum wurden errichtet. Der Flieger-Club Strausberg entstand. Der VLP
mit seinen inzwischen modernen Anlagen sichert inzwischen Gesch‚ftsreiseverkehr, fliegerische
Ausbildung und Luftpost. Die nach der „Wende“ entstandene Flugzeugbau-Firma Stemme
exportiert seit 1991 in alle Welt. †ber zehn Unternehmen widmen sich dem Flugzeugbau, dem
Flugdienst, Flugausbildung und -training, dem Luftbild-Service und Rundfl€gen. Segelfliegen,
Fallschirmspringen und Ballonfahrten haben inzwischen wieder ihren Platz. Auch Luftschiffe haben
inzwischen Landem„glichkeiten. Ein Musterbeispiel f€r eine sich entwickelnde, florierende
Zivilluftfahrt in Ostdeutschland.
Die €berdurchschnittlich umfassende Veranschaulichung der Strausberger Luftfahrtgeschichte mit
zahlreichen Dokumenten unterschiedlicher Art und aus unterschiedlichen zeitlich-geschichtlichen
Perioden bringen es hier und da mit sich, da… ein Teil der Leser anfangs die Aneinanderreihung
(inhaltlich und zeitlich) hier und da als gew„hnungsbed€rftig empfinden k„nnte.
Klaus Breiler legt den Band „Vom Fliegen und Landen. Zur Geschichte der ostdeutschen
Luftfahrt“ 23) vor. Der Autor, langj‚hriger Pilot und Fluglehrer mit NVA-LSK/LV-Hintergrund
und diversen speziellen Qualifikationen in der zivilen Luftfahrt (z.B. beim Aufbau der Abt.
Wirtschaftsflug der Interflug, aber auch im internationalen Passagier- und Transportflugverkehr),
st€tzt sich auch auf Beitr‚ge von sieben Mitautoren und etwa 50 Zeitzeugeninterviews. Das Buch
ist reich bebildert und enth‚lt den Inhalt st€tzende †bersichten, Schemata, ein Personenregister, ein
Literaturverzeichnis und ein Abk€rzungsverzeichnis. Die ostdeutsche Orientierung des Titels
erstreckt sich – zur Vermeidung von Irrt€mern, gemeint sei nur die DDR-Periode – auf die Zeit vom
Beginn des Flugwesens in Ostdeutschland bis in die heutige diesbez€gliche Situation in den „neuen
Bundesl‚ndern“, also die Zeit nach der v„lligen von politischem Interesse und Korruptionspraxis
getragenen Zerschlagung all dessen, was es in der DDR auf diesem Gebiet gegeben hatte, und neue
Entwicklungen in der Region danach.
Breiler nimmt im 1. Kapitel eine ausf€hrliche W€rdigung der Luftfahrtpioniere von Otto Lilienthal
(erste Flugversuche) €ber Hans Grade (erster Motorflug 1908 in Magdeburg) bis zu vielen anderen
seltener Genannten und zu zahlreichen Rekorden vor. Dabei geht er auch auf den Mi…brauch der
neuen Technik im I. Weltkrieg und die folgende Zerschlagung zahlreicher Ergebnisse nach dem
Versailler Vertrag ein. Aber die in Gang gesetzte Entwicklung ist unaufhaltsam. Das Flugzeug wird
immer st‚rker zum tauglichen Verkehrsmittel. Das Motorflugzentrum Johannisthal entsteht. Namen
wie Junkers, Heinkel, Dornier und Focke sowie die zahlreicher Piloten f€hren zu neuen Typen,
Rekorden und Rekordfl€gen. †ber diese Leistungen berichtet der Autor ausf€hrlich und in allen
Einzelheiten. Daran schlie…en sich hochinteressante Ausf€hrungen zur Geschichte der Flugpl‚tze in
Ostdeutschland an, die auch Sch„nefeld und Tempelhof einschlie…en und an denen der II.Weltkrieg
keineswegs spurlos vor€berging.
Im 2. Kapitel schildert der Autor neben den Auswirkungen der alliierten Luftbr€cke nach
Westberlin die Gr€ndung der Lufthansa AG in der Bundesrepublik und der Lufthansa der DDR
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sowie die Schritte, die letztendlich zur Schaffung der Interflug als einziges Luftfahrtunternehmen
der DDR f€hren. Geheime technische Entwicklungen auf dem Sonnenstein in Pirna und die
R€ckkehr der deutschen Spezialisten nach mehrj‚hrigem Aufenthalt in der Sowjetunion er„ffnen
eine hoffnungsvolle Aufnahme eines eigenen Flugzeugbaus in der DDR in Dresden (Il-14P nach
sowjetischen Lizenzen und als erstes D€senflugzeug in ganz Deutschland die B-152 sowie Arbeiten
an einem Turboprop B-153). Der Linienverkehr stabilisiert und erweitert sich und ein Bereich
Wirtschaftsflug entsteht. Die Ausbildung und die Weiterqualifizierung werden forciert. Diese
komplizierten technischen und damit verbundenen wirtschaftlichen und politischen Prozesse, die
durchaus erfolgversprechend verliefen, analysiert Breiler bis zum von ihm als Fehlentscheidung
bezeichneten Abbruch aller Produktionsaktivit‚ten auf dem Gebiet Flugzeugbau in Dresden
einschlie…lich des Segelflugzeugbaus und der Verschrottung aller bis dahin vorhandenen Erfolge.
Von ihm dargelegte Einzelheiten und Zusammenh‚nge werden dem „normalen Leser“ vielfach
absolut neu und unbekannt sein.
Im 3. Kapitel besch‚ftigt sich der Autor mit hoher Sachkenntnis mit inneren Problemen der
Entwicklung der Interflug, die in zunehmenden Ma…e eine Schl€sselrolle im Verkehrswesen der
DDR zu spielen begann. Die eingef€hrte sogenannte bilanzierte Perspektiv- und Jahresplanung
umfa…t das Liniennetz, die Flugh‚fen und ihre Pisten sowie den Maschinenpark. So er„ffnet
Sch„nefeld seine 3000m-Piste f€r D€sen- und Turboprop-Maschinen. Breiler beschreibt die
diversen technischen Neuerungen und Modernisierungen, z.B. die modernen Typen Tu-134 und
Il-62, wobei erstere zun‚chst - mit Interflug-Symbolik – von der NVA geflogen wurde! Die neuen
strukturellen Elemente neben der Hauptverwaltung Zivile Luftfahrt (HVZL) wie Pr€fstelle f€r
Luftfahrtger‚t (PfL), Staatliche Luftfahrtinspektion (SLI), Luftfahrtamt der DDR und Abteilung
Luftfahrt im Verkehrsministerium werden, soweit dies m„glich war, beschrieben. Bei der Interflug
entstehen die Betriebsteile Agrarflug und Spezialflug (Kran-Eins‚tze). In den sechziger Jahren
werden mit Tagungen in Berlin und Bukarest Versuche eingeleitet, die allseitige Zusammenarbeit
aller RGW-Staaten zu organisieren und langfristig zu sichern, was allerdings nicht nur zu Erfolgen
f€hrte, da die sowjetische Seite aus spezifischen Eigeninteressen heraus bestimmte Komplexe
abbremste oder gar verhinderte. Die Nichtgew‚hrung von Haftungsklauseln der sowjetischen
Flugzeughersteller erschwerte die zufriedenstellende Abwicklung von Flugzeugkatastrophen bei der
Interflug, zu denen es trotz relativ hoher Sicherheitsstandards kam, erheblich.
Das n‚chste Kapitel besch‚ftigt sich mit den der T‚tigkeit der f€nf Betriebe, in die sich die Interflug
in dieser Zeit gliederte. So wird ausf€hrlich auf den Betriebsteil Verkehrsflug eingegangen, der auf
60 Fluglinien zu 250 Flugpl‚tzen in rund 100 L‚ndern unterwegs war. Der Charterflug- und der
Bedarfsflugverkehr (Passagiere und Frachten) nahmen sp€rbar zu. Das war u.a. gleichbedeutend mit
einer enormen Zunahme der Auslandseins‚tze des Flugpersonals. Auch Flugeins‚tze im In- und
Ausland f€r die L„sung von Aufgaben der Wirtschaft und der Wissenschaft nahmen zu. Aus dem
Betrieb Bildflug entstand der Betrieb Fernerkundung, Industrie- und Forschungsflug. Im Bereich
Spezialflug entwickelte sich der Kranflug zum Schwerpunkt. Breiler streift auch das letztendlich
gescheiterte Kapitel †berschall-Passagierfl€ge mit der Tu-144 und der Concorde in Leipzig und
Sch„nefeld.
Im n‚chsten Kapitel behandelt Breiler einige recht unterschiedliche Bereiche der InterflugGeschichte. So geht er ein auf das gro…e Feld der Solidarit‚tsfl€ge f€r die jungen Staaten Afrikas
und Asiens, die sich - neben Hunger und Armut – oft auch der Attacken der neokolonialistischen
M‚chte erwehren mu…ten. Er betont, da… das Unternehmen Interflug von Anfang an eingebunden
war in die Soli-Arbeit des Staates, der Betriebe und Tausender einfacher Menschen, f€r die der
Solidarit‚tsgedanke in der DDR – betont Breiler – einen hohen Stellenwert hatte. Oft in Zusammenarbeit mit dem Solidarit‚tskomitee der DDR f€hrten die Crews der Interflug ungez‚hlte Fl€ge,
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manchmal auch in Kooperation mit den Luftstreitkr‚ften der NVA, in der Dritten Welt durch. Ein
Beispiel war der fast einj‚hrige Einsatz f€r die D€rrehilfe in ˆthiopien mit zwei Il-18 der IF und
zwei An-26 der LSK/LV. Eine ‚hnliche Gro…aktion an der Interflug sich beteiligt hatte, waren
Repatriierungsfl€ge zwischen Pakistan und Bangladesh. Breiler selbst hat an solchen Fl€gen
vielfach teilgenommen (wie im €brigen der Autor des Jahresliteraturberichts ab und an auch).
Solidarisch bildete Interflug auch Flugpersonal und Stewardessen f€r einige afro-asiatische L‚nder
aus.
Ein Sachverhalt, der dem Autor nach seiner im Buch ge‚u…erten Meinung echte Probleme bereitete,
war die Frage der ab Ende 1974 forcierten Vorbereitung der Interflug auf den Verteidigungsfall, ihre
„milit‚rische Entwicklungsphase“. Dies brachte einschneidende Ver‚nderungen in der Struktur mit
sich, weil die faktische Unterstellung der Abteilung 1 der Hauptverwaltung Zivile Luftfahrt des
Verkehrsministeriums (HVZL) unter die „Fuchtel“ des Verteidigungsministeriums das zwangsl‚ufig
mit sich brachte (Stellvertreter f€r politische Arbeit, fest installierte Mitarbeiter der Sicherheitsorgane u.a.m.). Generalleutnant Klaus Henkes, leitend t‚tig im Kommando LSK/LV, wurde im Juli
1975 Stellvertretender Verkehrsminister und Leiter der HVZL, 1978 Generaldirektor der Interflug.
Das IF-Flugtrainingszentrum war ab sofort f€r zivile und milit‚rische Zwecke zust‚ndig. Viele
einschl‚gige Planstellen wurden mit aktiven oder mit Reserve-Offizieren der LSK besetzt. IF-Angeh„rige wurden oftmals f€r Flugeins‚tze unter NVA-Bedingungen eingesetzt. Breiler kritisiert, aus
dieser Situation resultierend, unter der †berschrift „Interflug ab 1975 zentral-staatlich und
milit‚risch verwaltet“ die Einf€hrung „gew„hnungsbed€rftiger Gepflogenheiten“ (Kampfappelle
mit Antreten und Vorbeimarsch, Befehlsform, kritikw€rdiger F€hrungsstil, Abstriche bei
gewerkschaftlicher Mitwirkung und Einschr‚nkung von Formen der Demokratie, Tendenzen von
Machtmi…brauch).
Ein weiteres Kapitel informiert €ber den 1985 einsetzenden Proze… der weiteren Vervollkommnung
des „Produktionsprozesses“, vor allem aber des Luftverkehrs generell, womit sich auch weitere
Erfordernisse f€r die Ber€hrungspunkte zur Landesverteidigung ergaben. Der erh„hte Automatisierungsgrad der Proze…leitung erstreckte sich auch auf strukturelle Ma…nahmen f€r den
Sicherheitsbereich. 1989 kaufte Interflug drei Airbus A-310-304 als Abl„setypen f€r die Il-62, da
die sowjetische Seite die vereinbarten Tu-204 und Il-96 nicht rechtzeitig lieferte.
Die beiden Abschlu…kapitel €berschreibt Breiler so: „1990 – das Jahr der Einheit und der
Ged‚chtnisl€cken“ und „Ostdeutsche Luftfahrtgeschichte:erinnern, bewahren, erschlie…en“. Neben
Unzufriedenheitsbekundungen und Zusammenk€nften von Mitarbeitern mit sozialen Forderungen
wurden auch bei der Interflug das Fehlen einer neuen Strategie und eine gewisse Ohnmacht der
F€hrung sichtbar. „Reisekaderbeschr‚nkungen“ traten au…er Kraft. Als unumkehrbar erwies sich die
Notwendigkeit, sich allm‚hlich den marktwirtschaftlichen Bedingungen zu stellen. Realisten
deuteten an, da… sich in ihrem Unternehmen eine der gr„…ten Vernichtungsschlachten auf dem
Boden des Rechtstaates vorbereitete: die Vernichtung des Unternehmens und ungez‚hlter Arbeitspl‚tze, obwohl ihnen t‚glich vorgebetet wurde, da… es dazu nie kommen werde. Trotz entgegengesetzter Ank€ndigungen beschlo… die Treuhand 1991 die Liquidierung, Enteignung und †bereignung – ungeachtet der nachweislich guten Bilanzen und Existenz- und Handlungsbedingungen.
Ein gro…er Teil der entscheidenden Akten ist nach wie vor nicht mehr auffindbar oder unter
Verschlu….
Der Band enth‚lt eine Vielzahl von Originaldokumenten, die den Bruch nicht nur der DDRGesetzlichkeit, sondern auch den der neuen (west-)deutschen Gesetzlichkeit belegen. Der Autor
beweist, da… Menschen selten so infam belogen und betrogen wurden wie im Falle der
r€cksichtslosen Zerschlagung der Interflug. Seine exakte und detailgetreue, nahezu l€ckenlose
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Darstellung der Abl‚ufe und ihrer Resultate sowie eine ausf€hrliche Chronik der Vernichtung und
Verschleuderung der Millionenwerte und der r€cksichtslosen Delegitimierung und Entwurzelung
des Personals beweisen, da… es um die absolute Ausschaltung eines ernstzunehmenden Konkurrenten ging. Klaus Breiler gelingt in der ganzen Komplexit‚t der Problematik eine wohl erst- und
einmalige Entlarvung.
Der Streifzug durch die Luftfahrtgeschichte Ostdeutschlands f€hrt abschlie…end noch einmal zur€ck
zu zwei Wiegen der Fliegerei: dem Flugplatz Leipzig/Halle und dem Raum Dessau.
Ausblick
Mit folgenden Titeln kann eventuell in absehbarer Zeit gerechnet werden: 1.) einem Buch €ber die
Fliegerkr‚fte der LSK/LV (evtl. Ende 2013), 2.) einem Buch €ber das JG 1, 3.) einer Neuauflage
von „MiGs €ber Peenem€nde“ (JG 9).
Rezensierte Literatur
1. Kersten, Olaf/L„ffler, Hans-Georg/Parchmann, Reinhard/Stoof, Siegfried: Garnisonen der
NVA und GSTD. Zur Nutzung der milit‚rischen Standorte von 1871 bis 2010. Verlag Dr.
K„ster, Berlin 2011/12, 400 S.
2. Biedermann, Bernd/L„ffler, Hans-Georg: Milit‚rs der DDR im Auslandsstudium.
Erlebnisberichte – Dokumente – Fakten. Steffen Verlag, Berlin 2012, 336 S.
3. Wir €ber uns. Zeitzeugen berichten €ber die politische Arbeit in der NVA. Eigenverlag,
Berlin 2012, 268 S.
4. Wika, Wolfgang: Mobile Druckereien der NVA. Geschichte eines Propagandamittels. Verlag
Dr. K„ster, Berlin 2012, 156 S.
5. B€ttner, Rolf (Hrsg.): Die „Chemiker“ der NVA und der Grenztruppen der DDR. Aufgaben,
Organisation und Entwicklung der Spezialtruppe Chemische Dienste. Verlag Dr. K„ster,
2012, 258 S.
6. Be…er, Udo, Das Milit‚rerholungswesen in der DDR. Erholungsheime, Ferienlager,
Kureinrichtungen. Steffen Verlag, Berlin 2012, 192 S.
7. Langener, Rainer: Meine Jahre auf dem Schleudersitz. Erinnerungen und Gedanken eines
Milit‚rfliegers der DDR. Helios Verlag, Aachen 2012, 292 S.
8. Maxwitat, Karl-Heinz: MiG-21. Erlebnisse – Fakten – Hintergr€nde. Edition Berolina,
Berlin 2012, 128 S.
9. Skeries, Manfred/Skeries, Ursula: So war das eben. Ein Lebensbericht. Eigenverlag, Berlin
2010, 450 S. (Format B5)
10. M€ller, Holger: MIG-21. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, 224 S.
11. 60 Jahre Jagdfliegergeschwader „Fritz Schmenkel“. Festschrift zum 60. Jahrestag der
Indienststellung. MediaScript GbR, Berlin 2012, 28 S.
12. Flugplatzmuseum Cottbus, Kalender 2013. MediaSript GbR, Berlin 2012
13. Kirchhainer, Bernd/Reichelt, Dieter/Herrmann, Lothar: 43. Fla-Raketenbrigade „Erich
Weinert“. Fakten und Geschichten. Steffen Verlag, Friedland 2012, 384 S.
14. Herrmann, Lothar: Von der Flak-Artillerie zu den Fla-Raketentruppen. Eine Laufbahn im
Fla-Raketen-Ingenieurdienst der Fla-Raketentruppen der Luftverteidigung. Eigenverlag
2012, 60 S.
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15. Herrmann, Lothar: Waffensysteme der Fla-Raketentruppen der Luftverteidigung der DDR.
Eigenverlag 2012, 60 S.
16. Herrmann, Lothar: Zur Geschichte der 43. Fla-Raketenbrigade der Luftverteidigung der
DDR. Eigenverlag 2012, 60 S.
17. Herrmann, Lothar: Von „Wasserfall“ zu „Triumph“. Die Entwicklung der russischen FlaRaketensysteme der Luftverteidigung. Eigenverlag 2012, 60 S.
18. Herrmann, Lothar: Fla-Raketenkomplex S-300PMU „Angara“. Eigenverlag 2012. 60 S.
19. „Der Kanonier“. Informationsblatt der Gemeinschaft der 13er e.V. Eigenverlag Parchim
(Burghard Keuthe), Ausgabe 2012
20. Konferenz zum 50. Jahrestag der Aufstellung der Fla-Raketentruppen in der NVA und der
Gr€ndung des FRR-13. Diskussionsbeitr‚ge. Schriftenreihe der Gemeinschaft der 13er,
Heft 2. Eigenverlag Parchim 2012, 72 S.
21. Stuppert, Wolf-R€diger/Fiedler, Siegfried: Die Funktechnischen Truppen der
Luftverteidigung der DDR. Steffen Verlag, Berlin (2013), 352 S.
22. Bukowski, Helmut/Kleest, Horst: Start und Ziel. Die Geschichte der Allgemeinen Luftfahrt
und der Milit‚rfliegerei in Strausberg von 1913 bis heute. Eigenverlag, Strausberg 2012,
220 S.
23. Breiler, Klaus: Vom Fliegen und Landen. Zur Geschichte der ostdeutschen Luftfahrt.
Passage-Verlag, Leipzig 2012, 328 S.
Walter Hundt, geb. 1934, Prof. em. Dr. phil. habil.,
Direktor a.D. des Brandenburgischen Entwicklungspolitischen Instituts (BEPI), Oberst a.D. der NVA
(Luftstreitkr‚fte), Mitglied der Gemeinschaft der
Flieger deutscher Streitkr‚fte/Fliegerkreis BerlinBrandenburg
Walter.Hundt@t-online.de
(Ver…ffentlicht unter „Die Luftstreitkr‚fte der DDR bis 1990“ in:
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www.lv-wv.de;
Beitr‚ge; Aktuelle Beitr‚ge 7/13 und in:
www.nva-forum.de/projekte/dokumente_literatur/dokumente_literatur.htm)
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