2. Akt: Macbeth erdolcht den König
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2. Akt: Macbeth erdolcht den König
65426_001_064_d.qxd 04.05.2006 14:51 Uhr Seite 10 Die Handlung Inhalt 2. Akt: Macbeth erdolcht den König 1. Szene: Vor dem Mord Banquo, unruhig und schlaflos, und sein Sohn Fleance begegnen Macbeth im nächtlichen Burghof. Als Dank des Königs für die freundliche Aufnahme übergibt ihm Banquo einen Diamanten, den Macbeth der Lady aushändigen soll. Das Gespräch fällt auf die Hexen, die Banquo im Traum erschienen sind; er erklärt, dass er nicht gewillt ist, in den Lauf des Schicksals einzugreifen. Macbeth hingegen gibt vor, die Gedanken an sie schon verdrängt zu haben. Ein großer Monolog Macbeths beendet die Szene: Bereits jetzt sieht er Blut auf jenem Dolch, mit dem er Duncan töten will. Das Läuten der Glocke erinnert ihn, zur Missetat zu schreiten. 2. Szene: Nach dem Mord Lady Macbeth hat die Wachen betäubt und wartet darauf, dass ihr Gatte vom Zimmer des Königs zurückkehrt. Macbeth hat die Untat ausgeführt, ist aber von der schweren Schuld, die er auf sich geladen hat, wie gelähmt. So ist es Lady Macbeth, die die blutigen Dolche bei den schlafenden Wachen hinterlegen und ihre Gesichter mit Blut beschmieren muss, um dadurch den Verdacht abzulenken. Ein plötzliches Klopfen am Südtor bringt Macbeth vollends aus der Fassung, die Lady hingegen bewahrt einen kühlen Kopf: Um einen unschuldigen Eindruck zu machen, müsse man sich das Blut von den Händen waschen und einen Morgenmantel anlegen. 3. Szene: Die Entdeckung des Mordes Bei denjenigen, die ans Burgtor gepocht haben, handelt es sich um die beiden Edelleute Macduff und Lenox. Ein vom Alkoholgenuss etwas angeschlagener Pförtner öffnet ihnen, allerlei komische Zweideutigkeiten von sich gebend. Macbeth benimmt sich vor den beiden Neuankömmlingen so, als ob nichts gewesen wäre. Als Macduff den Mord 10 65426_001_064_d.qxd 04.05.2006 14:51 Uhr Seite 11 entdeckt, verschwindet Macbeth und tötet die beiden Wachen – angeblich aus Zorn, in Wahrheit natürlich deshalb, um die Spuren seiner Untat zu verwischen. Lady Macbeth täuscht daraufhin eine Ohnmacht vor, während Malcolm und Donalbain, Duncans Söhne, zu ahnen beginnen, dass auch ihr Leben in Gefahr ist. Sie entschließen sich zur Flucht – der eine nach England, der andere nach Irland. 4. Szene: Macbeth steht als neuer König fest Rosse und ein alter Mann zeigen sich noch immer tief bewegt von den Schrecken der verflossenen Nacht. Macduff berichtet von der Flucht der Königssöhne, was sie als Anstifter der Untat verdächtig mache. Macbeth stehe als neuer König fest; allerdings werde Macduff bei der Krönung nicht dabei sein – offenkundig ein erstes Zeichen dafür, dass er Macbeth nicht traut. Act 2, Macbeth Stabs the King Scene 1, Before the Murder: walking out late – meet Macbeth – Banquo presents Macbeth with a diamond from King Duncan for Lady Macbeth – witches in Banquo’s dream – not interfere with fate – Macbeth flatly lies – doesn’t think about witches – soliloquy: imagines seeing a bloodstained dagger leading him to murder Duncan – bell Scene 2, After the Murder: Macbeth has done the deed – tormented by guilt – has brought back the two bloodstained daggers – Lady Macbeth places murder weapons with drunken guards – smears them with blood – knocking – hysterical – retire to bed to pretend innocence Scene 3, Discovery of the Murder: drunken porter – Macduff discovers murder – Macbeth kills guards – pretends to be in a fury – hush up – simulate faint – in fear for their lives Duncan’s sons flee to England and Ireland Scene 4, King Macbeth: recall the dreadful night of the murder – Macduff ’s report: Duncan’s sons have fled – suspected of paying the guards to commit the murder – Macbeth successor to the throne – Macduff will not attend coronation – does not trust Macbeth 11 Inhalt Die Handlung 65426_001_064_d.qxd 04.05.2006 14:51 Uhr Seite 30 Die literarische Gattung Die literarische Gattung »Macbeth« ist eine Tragödie in mehrfachem Sinne: Als Blankverstragödie (blank verse tragedy) ist sie im fünfhebigen Jambus (iambic pentameter) gehalten. Unter einem Jambus versteht man einen Versfuß, der aus einer unbetonten Silbe ( ˘ ) und einer betonten Silbe ( ´ ) besteht: Thăt me´|mo˘ry´, |the˘ wa´r |de˘r o´f |the˘ bra´in (I/7, 66) In einigen Szenen verlässt Shakespeare diese Form und bedient sich der Prosa (II/3, V/1). ● »Macbeth« ist eine Charaktertragödie: Gezeigt wird ein Konflikt, der durch die falsche Einschätzung der Wirklichkeit entsteht (Macbeths Vertrauen in die Hexensprüche). Der Held weiß, dass er den falschen Weg des Bösen geht, lädt Schuld auf sich und leidet darunter. Bei der Verwirklichung seiner Ziele stößt er an seine Grenzen, muss die Wandlung vom Glück zum Unglück erfahren. Am Ende steht sein Untergang, der umso heftiger empfunden wird, desto höher der gesellschaftliche Rang des Helden ist (tragische Fallhöhe). ● Eine der Kernfragen ist die nach gerechter und ungerechter Herrschaft. Dadurch rückt »Macbeth« in die Nähe der histories, der Geschichtsdramen (vgl. oben S. 25). Hintergrund ● In der Antike sah man es als Zweck der Tragödie, den Zuschauer durch das vorgeführte Beispiel von aufgestauten Leidenschaften zu reinigen (Katharsis): Er sollte Mitleid mit dem Helden empfinden, aber auch Furcht, dass er ein ähnliches Schicksal erleiden könnte. Die Handlung einer Tragödie ist in der Regel überschaubarer und geradliniger als die einer Komödie, im Gegenzug dazu findet sich in Tragödien eine größere Vielfalt an Gedanken, die die Grundprobleme der menschlichen Existenz behandeln – etwa die Entscheidung zwischen Gut und Böse, den Tod, den Sinn des Lebens. 30 65426_001_064_d.qxd 04.05.2006 14:52 Uhr Seite 31 Die literarische Gattung Der Tragödiendichter stellt seinen Helden in eine Welt voller Gegensätze: ● So steht Macbeth an der Spitze eines in seine Getreuen und in seine Gegner gespaltenen Volkes; ● seine wahnsinnig gewordene Gattin offenbart eine gespaltene Seele; ● auch der Titelheld selbst zeigt sich gespalten, zwischen Unschlüssigkeit und Tat schwankend. Einige Motive, die in »Macbeth« auftauchen, finden sich auch in anderen Theaterstücken des Dichters: Walten des Bösen in »Titus Andronicus«, »Richard III« und »Othello«, das Streben nach der Krone in den Königsdramen. stressed/unstressed syllable tragedy of character trust in witches’ prophecies burden oneself with guilt someone’s destruction, downfall emotions feel pity with somebody wide variety of ideas basic problems of human existence world full of conflicts order and disorder destroyed balance the workings of evil striving for the crown betonte/unbetonte Silbe Charaktertragödie Vertrauen in Hexensprüche Schuld auf sich laden Untergang Leidenschaften mit jemandem Mitleid empfinden Vielfalt an Gedanken Grundprobleme der menschlichen Existenz Welt voller Gegensätze Ordnung und Unordnung zerstörtes Gleichgewicht Walten des Bösen streben nach der Krone 31 Hintergrund Nicht zu vergessen die Pole von Ordnung und Unordnung: Durch das Böse wird das Gefüge der Welt auf den Kopf gestellt, durch den Tod Macbeths wird das zerstörte Gleichgewicht aber wieder hergestellt. 65426_001_064_d.qxd 04.05.2006 14:52 Uhr Seite 55 Questions and Suggested Answers Questions and Suggested Answers Of course we cannot guess what kind of questions you will have to cope with in an exam or paper. But from experience we know a number of topics and motifs which frequently turn up. We present some of them here along with suggestions how to deal with them. ? Question 1 Which characters do you like or dislike? Do your sympathies change as you learn more about the characters? ! Suggested Answer Macbeth In the course of the play, Macbeth develops and changes. When it starts he is a god-like hero; he is firm, strong, and loyal. His wife even thinks him »too full o’the milk of kindness« (Act 1, Scene 5), but his ambition suppresses his good qualities and positive character traits and he becomes a tyrant. The play shows how a person can degenerate from »Bellona’ s bridegroom« (Act 1, Scene 2) to »this dead butcher« (Act 5, Scene 9). When his wife, Lady Macbeth, appears on the scene she is dominant, forceful, energetic and quite frightening in the intensity of her ambition and hunger for power. She plans the murders in great detail and pushes her husband into carrying them out. There is a clear link between the characters of Macbeth and Lady Macbeth: when he is weak, she is strong and energetic, but when he continues on his own ruthless path, Lady Macbeth breaks down. 55 Interpretation Lady Macbeth 65426_001_064_d.qxd 04.05.2006 14:52 Uhr Seite 56 Questions and Suggested Answers With this and her hesitation about killing Duncan herself – he reminds her of her own father (Act II, Scene 2) – she shows a kind of humanity and in the end the reader or theatregoer almost feels pity for her. King Duncan Duncan is honest, kind, generous – he sends a diamond to Lady Macbeth (Act II, Scene 1) –, trusting – he visits Inverness Castle without his guards (Act I, Scene 6) – honourable and a brilliant statesman. He is the good and worthy king personified a king Macbeth attempts to be like. Banquo At first Banquo’s story runs parallel to Macbeth’s. Both are brave followers of the king, but the witches’ prophecies make their lives and plans drift apart. Banquo is a man of integrity who believes in both divine powers and absolute loyalty. Like Duncan he is too trusting, but the character is positively drawn, serving as a model ancestor for King James I. Interpretation Macduff Right from the start Macduff is suspicious of Macbeth. He is the one who finds King Duncan’s body (Act II, Scene 2). Although Lady Macduff accuses her husband of cowardice (Act IV, Scene 2), he is a positive character who is passionate about his family and about justice. 56