Trotz Expo keine Sperrzeit-Lockerung
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Trotz Expo keine Sperrzeit-Lockerung
AutomatenMARKT | Juni 2000 | Intern Automaten-Verband Niedersachsen Trotz Expo keine Sperrzeit-Lockerung Die niedersächsischen Automatenkaufleute verjüngten auf ihrer Mitgliederversammlung in Hannover ihren Vorstand. Es ist schon ein Hohn! In Hannover findet die Weltausstellung Expo 2000 statt. Die Ladenöffnungszeiten rund um die niedersächsische Landeshauptstadt werden gelockert. Die Sperrzeit für Gaststätten sogar aufgehoben. Nur unsere Spielstätten gehen dabei leer aus. Wer soll dafür noch Verständnis haben? Die Mitglieder des Automaten-Verbandes Niedersachsen (AVN) auf jeden Fall nicht. Die schüttelten über diese Kuriosität nur noch wütend den Kopf. Verbandsvorsitzender Uwe Lücker berichtete auf der Mitgliederversammlung von intensiven Gesprächen mit dem zuständigen Ordnungsamtsleiter. Konnte aber auch keine große Hoffnung verbreiten. Der neue AVN-Vorstand mit Claus Drewes, Hans-Rainer Waue, Uwe Lücker, Peter Heydiri und Lars Rogge (von links). Es fehlt Thomas Grande. „Wir bleiben am Ball. Bisher haben wir zumindest erreicht, dass man während der Expo mit Sondergenehmigungen für die Öffnungszeiten unserer Spielstätten großzügig umgehen will. Allerdings wird das Ordnungsamt für so eine Sondergenehmigung auch kassieren“, erklärte Lücker. Nicht nur hier wird unsere Branche zur Kasse gebeten. Auch bei der Vergnügungssteuer sind wir ein nach wie vor unverzichtbarer Partner für die Städte und Gemeinden. Deshalb wehren wir uns auch weiter dagegen. Wie der Justiziar des Verbandes Dr. Manfred Paschke, Freiherr von Senden informierte, läuft derzeit ein Musterprozess vor dem Verwaltungsgericht Hannover. Dabei geht es um die Vergnügungssteuer auf Tanzveranstaltungen. „Wir hoffen, auf diesem Weg zum Europäischen Gerichtshof zu kommen. Wir wollen nachweisen, dass die Vergnügungssteuer umsatzsteuerähnlich ist und somit abgeschafft werden muss“, erläuterte der Rechtsanwalt. Immerhin gab es auch etwas Erfreuliches zu diesem Thema. Einige Mitglieder berichteten, dass in Sarstedt bereits Vergnügungssteuerbescheide bis zum Jahr 2002 verschickt worden seien. Und zwar in einer Höhe von 46 Euro pro Geldspielgerät in der Gaststätte. Bisher wurden 90 Mark verlangt, also nur eine geringe Erhöhung. Uwe Lücker appellierte an die Mitglieder, den Vorstand grundsätzlich sofort zu informieren, wenn sich an der Vergnügungssteuerfront etwas tut: „Wir haben in Niedersachsen 920 Gemeinden und können einfach nicht überall sein. Wir wollen jedoch schnellstmöglich reagieren, wenn sich irgendwo etwas bewegt. Dazu brauchen wir aber Ihre Mithilfe!“ Um Mithilfe bat auch der Ausbildungsbeauftragte des Verbandes, Günter Probst von Automaten Waue (siehe dazu auch den Kasten auf Seite 107). Er bat die Mitglieder eindringlich, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. „Ich bin gern bereit, Ihnen bei den Vorbereitungen für einen Ausbildungsplatz zu helfen. Nicht mit einer Flut von Informationspapier, sondern Schritt für Schritt. Wir machen das gemeinsam. Rufen Sie mich an“, forderte er die niedersächsischen Automatenkaufleute auf. Ein Überblick von Uwe Lücker zur derzeitigen Branchenentwicklung stimmte nicht gerade euphorisch. Aber es gab auch einige Hoffnungsschimmer. Zum Beispiel die momentane Diskussion über eine neue Spielverordnung. Die jetzige Verordnung sei mehr als veraltet. Die Hersteller hätten keinerlei Möglichkeiten, attraktive Geräte zu bauen, die die Spieler faszinieren. Mit der Vorlage des Gutachtens der PhysikalischTechnischen Bundesanstalt sei nun Bewegung in die Thematik gekommen. Jetzt müsse auf Landesebene das politische Gespräch gesucht werden, um die Forderungen unserer Branche zu vermitteln, so Lücker. Daran werden sich sicherlich auch die beiden neuen Vorstandsmitglieder Thomas Grande und Lars Rogge beteiligen. Zum einen standen sowieso turnusmäßig Wahlen an. Zum anderen stand Christina Dürschlag-Wahrendorf, bisher zweite Vorsitzende des Verbandes, für eine Kandidatur nicht mehr zur Verfügung. Auch Paul Scheerle nicht, der lange Jahre im Vorstand aktiv war. Einstimmig wurde Uwe Lücker zum ersten Vorsitzenden wiedergewählt. Ihm zur Seite steht Claus Drewes als zweiter Vorsitzender. Und dann gab es noch ein Novum. Wohl erstmals in der Geschichte des verbandes, wie Lücker bemerkte, standen für den erweiterten Vorstand mehr Kandidaten zur Verfügung als benötigt wurden. Ein Zeichen dafür, dass immer mehr bewusst wird, wie wichtig eine aktive Mitarbeit in der Berufsorganisation ist. Die Mehrheit der Stimmen fiel auf Thomas Grande, der in Abwesenheit gewählt wurde, Peter Heydiri, Lars Rogge und Hans-Rainer Waue. Mit der Wahl der beiden neuen Vorstandsmitglieder ist gleichzeitig ein Wunsch von Uwe Lücker in Erfüllung gegangen. Nämlich den Vorstand zu verjüngen. „Nur so wird immer wieder alles neu infrage gestellt, und genau das brauchen wir“, sagte Lücker. Jeder ist ein geeigneter Ausbilder Günter Probst ist Ausbildungsbeauftragter beim AVN. Zum Thema Berufsausbildung in der Automatenwirtschaft hat er sich Gedanken gemacht, die wir hier wiedergeben: Der Wunsch nach einer Berufsausbildung in unserer Branche ist älter, als ich in der Automatenwirtschaft arbeite. Dass es die Arbeit des Automatenkaufmanns beziehungsweise der Automatenkauffrau gibt, ist keine Frage. Wir alle machen sie doch täglich. Es gab schon viele Anläufe, einen Ausbildungsberuf in unserer Branche zu schaffen. Den anerkannten Lehrberuf hatten wir nicht, ausgebildet haben wir aber schon immer. Aber um welchen Preis? Unsere Fachkräfte haben wir uns in anderen Branchen gesucht. Viel an Know-how und Geld in die neuen Mitarbeiter investiert. Häufig Glück gehabt und die richtigen gefunden. Falls unsere Bemühungen aber umsonst waren, wir uns von schwachen Mitarbeitern trennen mussten, war der Schaden immens, manchmal existenzbedrohend. Das zweigleisige Ausbildungssystem in Deutschland – Betrieb und Berufsschule – findet weltweit Anerkennung. Nur wir Automatenkaufleute haben es nicht. Immer wenn wir neue Anläufe in der Schaffung eines Lehrberufs gemacht haben, hat uns der Fortschritt in Technik und besonders in gesetzlichen Anforderungen so beansprucht, dass es eben nicht so weit kam. Jetzt haben sich unsere Branchenverbände intensiv mit dem Thema befasst und erreicht, dass die Hürde, die wir als Ausbildungsbetrieb beziehungsweise Ausbilder nehmen müssen, deutlich gesenkt wurde. Die Kammern haben nämlich erkannt: Die Bereitschaft auszubilden soll zunächst genügen. Deshalb kann ich nur jedem Automatenunternehmer empfehlen, sich keine Sorgen wegen mangelnder eigener Eignung zu machen, nur weil er selbst keine Prüfung gemacht hat. Jeder ist geeignet! Deshalb sollte auch jeder ausbilden. Wir dürfen ruhig stolz auf unsere Arbeit als Automatenaufsteller sein. Es sind nur geringe Unterschiede in der Leistung. Ob wir nun Architekten, Bäcker, Maurer oder Automatenaufsteller sind. Und was wir nicht selbst tun, werden andere für uns auch nicht machen!