Lobster Boat Manta 32 classic
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Lobster Boat Manta 32 classic
test Manta Lobster 32 Classic Schöner 24 Bootshandel 11/2012 Der Lobster 32 Classic will seine US-amerikanischen Vorbilder gar nicht verleugnen. Der in Polen gefertigte Backdecker hat das Zeug zum Klassiker, wie wir beim Sommersonnentörn auf der Text Stefan Gerhard Fotos Kerstin Zillmer Havel feststellten. 11/2012 Bootshandel 25 test Manta Lobster 32 Classic technische daten wie gefahren Länge über alles: 9,50 m Breite: 3,00 m Tiefgang: 0,50 m Motorisierung: FNM 250 HPEP mit 249 PS (183 kW) Gewicht: 3.000 kg CE-Kategorie: C (küstennahe Gewässer) Preis: ab 109.500 Euro Standardausstattung (teils) 150-l-Dieseltank, 100-l-Wasser tank, 70-l-Fäkalientank, Landanschluss, Batterieladegerät, Bugstrahlruder, Druckwassersystem, 20-l-Warmwasserboiler, hydraulische Lenkung, umfangreiche Instrumentierung, Navigationslichter, Komplettküche, elektrisches WC, LED-Innenbeleuchtung, Antifouling Extras (Auswahl) Elektronische Motorsteuerung, hydraulische Trimmklappen, elektrische Motorhaube, Webasto-Heizung mit Wärmetauscher, Außendusche (warm/kalt), elektrische Ankerwinde, Fernsteuerung für Bugstrahler, Bugscheinwerfer, versenkbare Klampen, Flip-UpSteuersitz, DVD/Fernseher Das Vordeck ist ein zweites 1,85 x 2,00 m großes Sonnendeck Die kompakte Yacht liegt in Verdrängerfahrt gut auf dem Ruder und giert nicht. Mein erster Gedanke: „Das ist kein Boot, dies ist ein Schiff.“ 26 Bootshandel 11/2012 Mit Schirmmütze und Sonnencreme, ja sogar mit Badezeug in der Testertasche haben wir uns auf den Weg gemacht, ein Boot auf dem Wasser kennen zu lernen, das uns Mike Keser zuvor wärmstens ans Herz gelegt hatte. Ein Backdecker, also eine wirklich klassische Rumpfform, die schon aufgrund ihrer Bootsbaugeschichte zu den Berliner Gewässern passt, er wartet uns schließlich am Steg des Bootscenters direkt unterhalb der Spandauer Freybrücke. Dabei kommt das Schiff, um das es geht, gar nicht aus dem Revier Tempound schallmesswerte kn 25 dBA* 100 20 15 80 10 5 0 60 U/min 800 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 3.600 kn 2,8 4,2 5,6 8,0 10,2 14,0 19,8 21,6 67 74 84 85 99 100 97 dBA* 67 Standgas Maximum * in der Kabine A ch, war das schön! Die Erinnerung an den Sommer ist immer dann besonders stark, wenn er gerade nicht da ist. Zum Beispiel jetzt, nur 50 Tage nach dem Test des Manta Lobsters 32 auf der Berliner Havel. Jetzt, da der Wind um die Ecken und über die erstaunlich schnell abgeräumten leeren Bootsstege pfeift und die Wolken als dunkelgraue Haufen den Himmel bedecken, wirken die letzten hochsommerlich warmen Tage im späten August wie eine ferne Erinnerung. von Engelbrecht & Co., sondern aus dem Nachbarland Polen. Aus Blonie bei Warschau stammt die Manta 32 Classic. Auf diesem Prototyp begleitet uns Conny Keser zur gemeinsamen Probefahrt. Der Idee, eine sportliche Yacht mit stilsicherer Linienführung zu entwerfen, folgte zunächst die Konzeption des Rumpfs der Manta 32. Der schnelle Schiffskörper ist angemessen schwer und (so die Werft) „planierend“, gleitet also gut. Schließlich basiert er auf den sehr seetüchtigen Booten der im US-Staat Maine ansässigen Hummerfischer – der zweiten Inspirationsquelle für das 9,50 m lange Boot. Daher rührt auch der Namenszusatz Lobster. Das Unterwasserschiff erlaubt es, die rund drei Tonnen schwere Yacht ohne Stress mit hoher Geschwindigkeit auch über längere Strecken zu bewegen, wie wir später sehen werden. Vorerst fahren wir mit niedrigem Tempo hinaus auf die Havel. Die kompakte Yacht liegt dabei gut auf dem Ruder und giert nicht. Mein erster Gedanke: „Das ist kein Boot, dies ist ein Schiff.“ Durch das Backdecker-Layout der Manta ist viel Platz an Bord, nach vorn begrenzt nur durch die markante, seitlich mit eigenwilligem Schwung versehene Windschutzscheibe, die in einem glänzenden Rahmen aus Mahagoni fest verankert ist. Vor etwaig überkommendem Spritzwasser ist man hier sicher geschützt. Die späte Nachmittagssonne scheint noch mit Kraft, der Sommer ist noch nicht zu Ende. Das geräumige, mit pflegeleichtem Kunstteak belegte Cockpit samt optionalem Grill in der Wetbar im Achterschiff lädt zum müßigen Verweilen ein. Doch vor den Sundowner haben die Götter die Messfahrten gesetzt. Vorerst nimmt die Skipperin Platz auf der Cockpitcouch in L-Form (2,85 x 0,50 m), die wie das Sonnendeck (0,94 x 1,70 m) mit einem soliden, abgesteppten AlcantaraPolster bedeckt ist. Eine asymmetrisch an Steuerbord platzierte Tür führt am großzügig dimensionierten Sonnendeck vorbei zum Heck, wo an der Schwimmplattform die rostfreie Badeleiter hängt. DIE MITBEWERBER Schaaf Tender 31 Ein senkrechter Steven, Mittelkonsolensteuerstand und ein Cockpit, das ohne Türen und Stufen in eine kompakte Badeplattform übergeht, zeichnen den 9,50 m langen Tender aus Dresden aus. Diese moderne Interpretation eines Backdeckers ist vielfältig und immer üppig motorisiert. schaaf-boats.com, Tel. (0351) 65 57 06 35 electro-runabouts.com, Tel. (0173) 243 46 27 Technische Daten Länge über alles: 9,50 m Breite: 2,55 m Tiefgang: 0,60 m Gewicht: 2.882 kg Maximale Passagierzahl: 8 Personen CE-Kategorie: B (küstenferne Gewässer) Motorisierung: diverse bis 440 PS (323 kW) Preis: ab 195.000 Euro (mit 220-PS-Diesel) Frauscher 1017 GT Die 1017 GT ist die konsequente Fortsetzung von Frauschers Gran-Turismo-Konzept, sieht das Boot doch wie eine vergrößerte Kopie der 717 GT aus. Wo sich bei der kleinen Schwester der Maschinenraum befindet, haben die Konstrukteure eine Menge Platz für die Kajüte geschaffen. frauscherboats.com, Tel. (0043-7612) 63 65 50 ultramarin.com, Tel. (07543) 966 00 Technische Daten Länge: 10,17 m Breite: 2,98 m Gewicht: 3.900 kg Motorisierung: 2 x MerCruiser 350 MAG mit je 300 PS (220 kW) Maximale Passagierzahl: 8 Personen CE-Kategorie: C (küstennahe Gewässer) Preis: ab 298.916 Euro test Manta Lobster 32 Classic Für den Steuermann ist ein komfortabler Sitz vorgesehen, von dem aus sich das Boot sehr leicht steuern lässt. Das Armaturenbrett zeigt sich im Retrostil. Ordentlich mit allen wesentlichen Anzeigen ausgestattet, bietet es zusammen mit der elektronischen Steuerung ein gutes, für ein Boot dieser Größe sehr direktes Gefühl beim Manövrieren. Zeit für einen Blick unter Deck: Geht man die beiden Niedergangsstufen ins Vorschiff „hinab“, findet man sich in einem mit 1,80 m Stehhöhe großzügig dimensionierten und klassisch mit auf Hochglanz poliertem Mahagoniholz versehenen Salon wieder. Vier Personen können hier einen Schlafplatz finden – zwei diagonal im Vorschiff, zwei weitere auf dem 1,36 x 2,00 m großen Bett der Mittschiffskoje. Auch das separate Badezimmer erfreut das Herz des durchschnittlich hoch gewachsenen Bootsfahrers mit der exakt derselben Stehhöhe wie im zentralen Raum unter Deck. Die Pantry samt CorianArbeitsplatte ist dafür geeignet, eine kleine Mahlzeit zuzubereiten. Ein Kühlschrank ist ebenfalls standardmäßig vorhanden. Das Boot liegt wieder still, dann legen wir den Hebel auf den Tisch. Der Motor macht sich deutlich bemerkbar und zieht mit Druck an. Nach kurzer Zeit überwindet unsere Baunummer 1 die Gleitschwelle, um schließlich – das haben wir selbst- Elegant unter Deck: Salon mit kleiner Pantry, genug Tageslicht per Luk (o.) und Bug-Eignerbett Viel Platz in der Plicht: Sogar ein Divan ist da verständlich anderenorts getestet – das Maximum von 21,8 Knoten zu erreichen. Der FNM-Diesel dreht dann 3.600 U/min schnell. Sicher lässt sich hier mit ein wenig Motortuning und optimalem Trimm noch mehr herausholen, zumal das Aggregat während unseres Tests deutlich rußt. Die Werft verspricht jedenfalls mehr als 30 Knoten. FNM bietet eine Motorenpalette von 60 bis 295 PS. Die Basis stammt von Fiat Power Train und wird von CMD in Italien marinisiert. Alle Motoren können mit Wendegetriebe oder Jetantrieb geliefert werden. Die Vier- und Fünfzylinder mit mehr als 110 PS sind moderne Commonrail-Motoren mit Turbolader und direkter Einspritzung, für die auch BSO-Zulassungen vorliegen. Zusätzlich werden die Motoren mit 1,9, 2,4 und 3,0 Litern Hubraum mit MerCruiser-Bravo-Antrieb (I bis III) angeboten. Die Z-Antriebseinheiten sind außerdem mit dem neuen Hybridantrieb ausrüstbar. Star Boats, die für die Konstruktion der Manta 32 verantwortlich zeichnen, konsDas Maximum von 21,8 Knoten liegt bei 3.600 U/min an truieren unter dem Namen E-Tech-Drives seit 2004 auch Elektroantriebe für Boote. Es wäre spannend zu erleben, wie sich eine größere Version der Hybrid-Lösung E-Tech 6 Hybrid als Antriebssystem für unser Lobster-Boot auf der Havel machen würde. In diesem stark befahrenen und doch naturnahen Revier wäre eine E-Variante sicher das, was Claus Engelbrecht sich für einen modernen Backdecker gewünscht hätte. Das ganze Cockpit kann mit einer großen Plane abgedeckt werden, wobei die Kopffreiheit immer noch gewährleistet ist. An warmen sonnigen Tagen kann die Plane in eine schützende Sonnenpersenning verwandelt werden – wir haben das nicht ausprobiert. Eines ist jedenfalls klar: Ans Wasserwandern mit einem Backdecker kommt so schnell nichts heran. Man hat nicht nur sein komfortables Zuhause im Vorschiff stets mit dabei, sondern auch eine traumschöne Bootsform mit Geschichte, die man sein eigen nennt. Damit lassen sich, besser als mit so manchem reinweißen Boot, Fahrten erleben, die die Erinnerung an den Sommer auch in der kalten Jahreszeit wach halten. Für die freundliche Unterstützung danken wir dem Importeur Bootscenter Keser GmbH Heerstraße 199, 13595 Berlin Tel. (030) 362 08 00, bootscenterkeser.de 28 Bootshandel 11/2012