Materialsammlung - Theater Marburg

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Materialsammlung - Theater Marburg
Elephant Boy
Materialsammlung
Spielzeit 2014/15
1
Ground Control to Major Tom
Ground Control to Major Tom
Take your protein pills and put your helmet on
Ground Control to Major Tom
Commencing countdown, engines on
Check ignition and may God's love be with you
Ten, Nine, Eight, Seven, Six, Five, Four, Three, Two, One, Lift off
This is Ground Control to Major Tom
You've really made the grade
And the papers want to know whose shirts you wear
Now it's time to leave the capsule if you dare
This is Major Tom to Ground Control
I'm stepping through the door
And I'm floating in a most peculiar way
And the stars look very different today
For here
Am I sitting in a tin can
Far above the world
Planet Earth is blue
And there's nothing I can do
Though I'm past one hundred thousand miles
I'm feeling very still
And I think my spaceship knows which way to go
Tell my wife I love her very much she knows
Ground Control to Major Tom
Your circuit's dead, there's something wrong
Can you hear me, Major Tom?
Can you hear me, Major Tom?
Can you hear me, Major Tom?
Can you...
Here am I floating round my tin can
Far above the Moon
Planet Earth is blue
And there's nothing I can do
David Bowie »Space Oddity«
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Der blinde Sänger
Ελυσεν αινον αχος απ' ομματων Αρης
Sophokles
Wo bist du, Jugendliches! das immer mich
Zur Stunde weckt des Morgens, wo bist du, Licht!
Das Herz ist wach, doch bannt und hält in
Heiligem Zauber die Nacht mich immer.
Sonst lauscht' ich um die Dämmerung gern, sonst harrt'
Ich gerne dein am Hügel, und nie umsonst!
Nie täuschten mich, du Holdes, deine
Boten, die Lüfte, denn immer kamst du,
Kamst allbeseligend den gewohnten Pfad
Herein in deiner Schöne, wo bist du, Licht!
Das Herz ist wieder wach, doch bannt und
Hemmt die unendliche Nacht mich immer.
Mir grüßten sonst die Lauben; es leuchteten
Die Blumen, wie die eigenen Augen, mir;
Nicht ferne war das Angesicht der
Meinen und leuchtete mir, und droben
Und um die Wälder sah ich die Fittiche
Des Himmels wandern, da ich ein Jüngling war;
Nun sitz ich still allein, von einer
Stunde zur anderen und Gestalten
Aus Lieb und Leid der helleren Tage schafft
Zur eignen Freude nun mein Gedanke sich,
Und ferne lausch ich hin, ob nicht ein
Freundlicher Retter vielleicht mir komme.
Dann hör ich oft die Stimme des Donnerers
Am Mittag, wenn der eherne nahe kommt,
Wenn ihm das Haus bebt und der Boden
Unter ihm dröhnt und der Berg es nachhallt.
Den Retter hör ich dann in der Nacht, ich hör
Ihn tötend, den Befreier, belebend ihn,
Den Donnerer vom Untergang zum
Orient eilen, und ihm nach tönt ihr,
Ihm nach, ihr meine Saiten! es lebt mit ihm
Mein Lied, und wie die Quelle dem Strome folgt,
Wohin er denkt, so muß ich fort und
Folge dem Sicheren auf der Irrbahn.
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Wohin? wohin? ich höre dich da und dort
Du Herrlicher! und rings um die Erde tönts.
Wo endest du? und was, was ist es
Über den Wolken und o wie wird mir?
Tag! Tag! Du über stürzenden Wolken! sei
Willkommen mir! es blühet mein Auge dir.
O Jugendlicht! o Glück! das alte
Wieder! doch geistiger rinnst du nieder,
Du goldner Quell aus heiligem Kelch! und du,
Du grüner Boden, friedliche Wieg! und du,
Haus meiner Väter! und ihr Lieben,
Die mir begegneten einst, o nahet,
O kommt, daß euer, euer die Freude sei,
Ihr alle, daß euch segne der Sehende!
O nehmt, daß ichs ertrage, mir das
Leben, das Göttliche mir vom Herzen.
Friedrich Hölderlin
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Inhalt
Oliver Sacks: Notizbuch eines Neurologen. Was Blinde sehen
Phänomen Synästhesie: Blau + blau = rot
von Holger Dambeck
Synästhesie, ein neurologisches Phänomen
Die andere Sicht
Der Nonspezialist für Bilder: Evgen Bavčar, Ästhetiker und blinder Photograph
Die Eisdiele
Notes on WONDER
Iam a 22 year old guy with Treacher Collins Syndrome
von Copo55
'I hated seeing my face in the mirror'
by Vanessa Barford,
THE ELEPHANT MAN
A PLAY BY Bernard Pomerance
Schwerbehindertenausweis Klage – Das Urteil
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Oliver Sacks: Notizbuch eines Neurologen.
Was Blinde sehen
Vorbemerkung
Oliver Sacks wurde 1933 in London geboren. Nach seinem Studium in Oxford übersiedelte er in die
USA, wo er als Neurologe in verschiedenen Kliniken arbeitete. Derzeit ist Sacks Professor für
klinische Neurologie am Albert Einstein College of Medicine, New York. Von seinen zahlreichen
Bucherfolgen sind "Awakenings – Zeit des Erwachens" (Rowohlt 1991, verfilmt mit Robin Williams
und Robert De Niro) und "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte" (Rowohlt 1993) die
bekanntesten. Er hat zehn Bücher geschrieben, welche es in die Bestsellerlisten schafften. In der
Zeitschrift "The New Yorker" publizierte er das Essay "Was Blinde sehen", das zuerst exklusiv in der
Schweiz veröffentlicht wurde. In seinem letzten Brief schrieb Goethe, "Die Tiere werden durch ihre
Organe belehrt, sagten die Alten; ich setze hinzu: die Menschen gleichfalls, sie haben jedoch den
Vorzug, ihre Organe dagegen wieder zu belehren." (Goethe an Humboldt). Er schrieb diese Zeilen
1832, zu einer Zeit also, in der die Phrenologie (Lehre, welche die emotionale und intellektuelle
Begabung des Menschen von dessen Schädelform ableitet) ihren Höhepunkt erreicht hatte und das
Hirn für ein Mosaik "kleiner Organe" gehalten wurde, die für alles zuständig waren, für Sprache
ebenso wie für Schüchternheit oder ein etwaiges Zeichentalent. Je nach Glück der Geburt war dem
Individuum, so glaubte man, ein festes Maß dieser oder jener Fähigkeit zugeteilt worden.
Auch wenn wir heute, anders als ehedem die Phrenologen, den "Beulen" auf dem Schädel (die
angeblich ein darunter liegendes Hirnorgan anzeigen) keine besondere Aufmerksamkeit mehr
schenken, haben Neurologie und Neurowissenschaft die Vorstellung von Hirnfixiertheit und
Lokalisierung keineswegs ganz aufgegeben - vor allem aber die Vorstellung nicht, dass der
höchstgelegene Teil des Hirns, der zerebrale Kortex, von Geburt an programmiert ist: dieser Bereich
für den Sehsinn und die visuellen Prozesse, dieser für das Hören, jener für den Tastsinn und so
weiter. Im Fall einer neurologischen Störung oder einer Beeinträchtigung des
Wahrnehmungsvermögens schien dies dem Einzelnen kaum die Freiheit der Wahl, die Möglichkeit
der Selbstbestimmung oder gar der Anpassung zu lassen. Doch in welchem Umfang werden wir unsere Erfahrungen, unsere Reaktionen - von unserem Gehirn geformt und vorherbestimmt? Und in
welchem Maße formen wir unser Gehirn? Lenkt der Geist das Gehirn oder das Gehirn den Geist genauer gesagt, in welchem Maße lenkt das eine das andere? In welchem Umfang sind wir die
Autoren, die Produzenten unserer eigenen Erfahrungen? Die Folgen einer nachhaltigen
Beeinträchtigung unserer Wahrnehmung beispielsweise durch Blindheit können ein unerwartetes
Licht auf die Beantwortung dieser Fragen werfen. Wer blind wird, steht, besonders wenn dies erst
spät im Leben geschieht, vor einer enormen, möglicherweise überwältigenden Herausforderung:
eine neue Lebensweise zu finden, eine neue Ordnung zu schaffen, da die alte Welt untergegangen
ist. Vor zwölf Jahren wurde mir ein ungewöhnliches Buch mit dem Titel "Touching the Rock: An
Experience in Blindness" zugesandt. John Hull, der Verfasser, ist Professor für Theologie, wuchs in
Australien auf und lebt heute in England. Im Alter von 13 Jahren erkrankte er an Grauem Star, vier
Jahre später wurde er auf dem linken Auge völlig blind. Bis zum 35. Lebensjahr konnte er auf dem
rechten Auge leidlich sehen, doch begann auch dort die Sehkraft nachzulassen. Es folgte ein
Jahrzehnt stetig abnehmender Sehfähigkeit, in dem Hull immer stärkere Brillen brauchte und mit
immer kräftigeren Stiften schreiben musste, bis er 1983, im Alter von 48 Jahren, vollständig
erblindete.
Die "tiefe Blindheit" des Theologen John Hull
Das in den darauf folgenden drei Jahren diktierte Tagebuch "Touching the Rock" steckt voll
ergreifender Einsichten über Hulls Leben als Blinder, doch hat mich nichts so nachhaltig
beeindruckt wie seine Beschreibung vom stetigen Nachlassen visueller Vorstellungen und
Erinnerungen bis hin zu ihrem völligen Erlöschen - einem Zustand, den Hull "tiefe Blindheit" nennt.
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Damit meint Hull nicht nur den Verlust visualisierter Bilder und Erinnerungen, sondern den Verlust
von der Vorstellung des Sehens an sich, weshalb Lokalisierungen wie "hier", "da" oder "gegenüber"
ihre Bedeutung für ihn zu verlieren schienen; selbst die Vorstellung, dass Objekte ein "Aussehen",
mithin sichtbare Charakteristika, haben, verblasste allmählich. So konnte er sich etwa zu diesem
Zeitpunkt nicht länger vorstellen, wie die Zahl 3 aussah, wenn er sie nicht mit der Hand in die Luft
zeichnete. Ihm gelang es nur noch, ein "motorisches", aber kein visuelles Bild der Zahl 3 mehr
hervorzurufen. Obwohl ihn dieses Nachlassen visueller Erinnerungen und Bilder anfangs tief
betrübte – die Tatsache, dass er die Gesichter seiner Frau, seiner Kinder, dass er geliebte
Landschaften oder Orte nicht mehr heraufbeschwören konnte -, fand er sich mit erstaunlichem
Gleichmut bald damit ab und "sah" darin eine natürliche Reaktion auf eine nichtvisuelle Welt. Für
John Hull war dieser Verlust bildlicher Vorstellung eine Voraussetzung für die vollständige
Entwicklung und Wahrnehmungsintensivierung seiner übrigen Sinne. Zwei Jahre nach seinem
völligen Erblinden war Hull offenbar so nichtvisuell, als wäre er von Geburt an blind gewesen. Hulls
Verlust der Sehfähigkeit erinnert mich auch an die Art "kortikaler Blindheit", zu der es kommen
kann, wenn der primäre Sehkortex etwa durch einen Schlaganfall oder durch eine traumatische
Hirnverwundung geschädigt wurde – nur war bei Hull der Sehkortex natürlich nicht unmittelbar
verletzt, sondern vielmehr von aller visuellen Stimulation, allem visuellen Input isoliert. Auf tief
religiöse Weise und in einer Sprache, die gelegentlich an den Heiligen Johannes vom Kreuze
erinnert, lässt sich Hull auf diesen Zustand ein, gibt sich ihm bereitwillig und freudig hin. Und seine
"tiefe Blindheit" nimmt er als "eine authentische und autonome Welt wahr, als einen
eigenständigen Ort ... Ein Ganz-Körper-Seher zu sein, heißt Menschlichkeit in einer ihrer
konzentriertesten Formen zu erleben."
Die anderen Sinne werden stärker
Ein Ganz-Körper-Seher zu sein bedeutet für Hull, die Aufmerksamkeit, das Gewicht auf die anderen
Sinne zu richten, und immer wieder beschreibt er, wie diese übrigen Sinne neuen Reichtum und
neue Kraft gewinnen. So erzählt er, wie das Geräusch fallenden Regens, dem er bislang keine
besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatte, nun ganze Landschaften für ihn hervorheben konnte,
denn Regen trommelt anders auf den Gartenweg als auf den Rasen, auf die Büsche in seinem
Garten anders als auf den Zaun, der ihn von der Straße trennt. "Regen", schreibt er, "kann die
Konturen aller Dinge zum Vorschein bringen; er wirft eine bunte Decke über zuvor Unsichtbares,
aus einer diskontinuierlichen und somit fragmentierten Welt schafft stetig fallender Regen eine
Kontinuität akustischer Erfahrung ... zeigt mit einem Mal die Fülle einer ganzen Situation auf ...
verleiht ein Gespür für Perspektive und für die tatsächliche Beziehung zwischen den einzelnen
Teilen der Welt." Mit dieser neuen Eindringlichkeit akustischer Erfahrung (oder Aufmerksamkeit)
sowie der Intensivierung seiner übrigen Sinne beginnt Hull, eine Vertrautheit mit der Natur zu
empfinden, eine Intensität des In-der-Welt-Seins, die alles übersteigt, was er kannte, solange er
sehen konnte. Blindheit wird für ihn zu einer "dunklen, paradoxen Gabe". Sie sei nicht nur
"Kompensation", betont er, sondern rufe eine völlig neue Ordnung, eine neue Weise des
Menschseins hervor. So entzieht er sich der Sehnsucht nach dem Visuellen, dem "falschen"
Bemühen, als "normal" gelten zu wollen, und findet einen neuen Lebenssinn, eine ungekannte
Freiheit. Sein Unterricht an der Universität wird umfassender, flüssiger, seine Texte werden
tiefgründiger und interessanter, intellektuell wie geistig wird er kühner und selbstsicherer. Er spürt,
dass er sich endlich auf festem Boden bewegt. Was Hull beschreibt, scheint mir ein erstaunliches
Beispiel dafür zu sein, wie der um eine seiner Sinneswahrnehmungen beraubte Mensch sich
vollständig um einen neuen Lebensmittelpunkt eine neue Identität aufbauen kann. Es heißt, dass
Kinder, die normal sehen, aber innerhalb der ersten beiden Lebensjahre erblinden, keine Erinnerung
an das Sehen behalten, dass sie in ihren Träumen keine bildliche Vorstellungen oder bildhaften
Elemente kennen (und sich deshalb in dieser Hinsicht auch nicht von blind geborenen Menschen
unterscheiden). Ähnlich verhält es sich mit jenen Kindern, die vor dem dritten Lebensjahr ihren
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Hörsinn verlieren: Sie wissen nichts davon, eine Welt des Klangs "verloren" zu haben, sie haben
auch keinen Begriff von "Stille", wie manche meinen. Wer so früh den Sehsinn verliert, für den
haben die Begriffe "Sehfähigkeit" und "Blindheit" bald keine Bedeutung mehr; ein solcher Mensch
glaubt auch nicht, eine Welt der Bilder verloren zu haben, sondern nur, uneingeschränkt in einer
Welt zu leben, die für ihn allein durch die übrigen Sinne geschaffen wird. Ich fand es höchst
bemerkenswert, dass eine solche Auslöschung visueller Erinnerung, wie Hull sie beschreibt, in
gleichem Maße bei einem Erwachsenen vorkommen kann, der auf Jahrzehnte, ja auf eine ganze
Lebensspanne reicher und vielfältig kategorisierter Erfahrung zurückzugreifen vermochte. Und
doch zweifelte ich keinen Moment an der Authentizität von Hulls mit größter Sorgfalt und Klarheit
abgefasstem Bericht.
Steigerung der taktilen und räumlichen Wahrnehmungsfähigkeit
Wichtige Studien über die Anpassungsfähigkeit des Gehirns wurden in den siebziger Jahren des
letzten Jahrhunderts unter anderem von Helen Neville durchgeführt, einer kognitiven
Neurowissenschaftlerin, die heute in Oregon arbeitet. Sie wies nach, dass bei vorsprachlich
Gehörlosen (also bei denjenigen, die taub geboren wurden oder bis etwa zum Alter von zwei Jahren
taub geworden sind) die für die Akustik zuständigen Bereiche des Gehirns weder degeneriert noch
atrophiert (verkümmert), sondern aktiv und funktionsfähig geblieben waren, doch übten sie neue
Aktivitäten und Funktionen aus: Sie waren umgewandelt worden, "neu zugeteilt", wie Neville es
formulierte, um visuelle Sprache zu verarbeiten. Vergleichbare Studien bei blind geborenen oder
frühzeitig erblindeten Menschen zeigen, dass die für das Sehen zuständigen Kortexbereiche
ähnlich "neu zugeteilt" und für die Verarbeitung von Klang und Berührung genutzt worden waren.
Mit der Neuzuteilung der Sehkortexbereiche zum Tastsinn und den übrigen Sinnen, konnten diese
eine Intensität gewinnen, die sich ein sehender Mensch vermutlich kaum vorzustellen vermag. Der
blinde Mathematiker Bernard Morin, der um 1960 gezeigt hatte, wie sich eine Kugel umstülpen ließ,
war der Auffassung, dass seine Leistung eine eigene räumliche Wahrnehmung und ein besonderes
räumliches Vorstellungsvermögen vorausgesetzt hatte. Eine ähnliche Begabung für räumliche
Wahrnehmung spielte eine entscheidende Rolle für das Werk von Geerat Vermeij, jenem blinden
Biologen, der viele neue Molluskenarten allein auf Grund winziger Variationen in Form und Kontur
ihrer Schalen bestimmen konnte. Angesichts solcher Entdeckungen und Berichte sahen die
Neurologen ein, dass dem Gehirn eine gewisse Flexibilität oder Plastizität eigen sein mochte zumindest in den frühen Lebensjahren. Doch sie nahmen an, dass das Gehirn erstarrte und weitere
radikale Veränderungen ausblieben, wenn diese Phase erst einmal vorbei war. Die von Hull so
sorgsam festgehaltenen Erfahrungen zeihen diese Vermutung der Lüge. Schließlich steht außer
Frage, dass seine Wahrnehmung und letztlich sein Gehirn sich auf fundamentale Weise verändert
hat. Alvaro Pascual-Leone und seine Kollegen in Boston haben kürzlich sogar nachgewiesen, dass
bei sehenden, erwachsenen Freiwilligen, denen man nur fünf Tage lang die Augen verbunden hat,
deutliche Verlagerungen in Richtung nichtvisuellen Verhaltens und Wahrnehmens festzustellen
waren. Darüber hinaus zeigten sie die damit einhergehenden physiologischen Veränderungen im
Gehirn auf. Erst jüngst haben italienische Forscher eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass bei
sehenden, nur neunzig Minuten in Dunkelheit gehaltenen Freiwilligen eine verblüffende Steigerung
der taktilen und räumlichen Wahrnehmungsfähigkeit zu beobachten war. Das Gehirn ist
offensichtlich selbst im Erwachsenenalter fähig, sich zu verändern, und ich nahm an, dass Hulls
Erfahrung für alle spät Erblindeten typisch war, eine Reaktion, die früher oder später jeder
durchlebte, der blind wurde – und sei es als Erwachsener. Als ich 1991 einen Essay über Hulls Buch
veröffentlichte, war ich daher einigermaßen verblüfft, als mir Blinde Briefe schickten, die oft
verwundert klangen, manchmal aber auch regelrecht aufgebracht. Wie es schien, konnten viele
Leser Hulls Erfahrung nicht nachvollziehen. Sie schrieben, dass sie visuelle Vorstellungen und
Erinnerungen auch Jahrzehnte nach Verlust ihrer Sehfähigkeit nicht verloren hatten. Eine
Korrespondentin, die mit 15 Jahren blind geworden war, schrieb: "Obwohl ich völlig blind bin, halte
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ich mich weiterhin für einen visuellen Menschen. Ich 'sehe' die Dinge vor mir. Selbst während ich
dies schreibe, kann ich meine Hände auf der Tastatur sehen ... Ich fühle mich sogar in einer neuen
Umgebung erst wohl, wenn ich mir in meiner Vorstellung ein Bild davon entworfen habe. Ich
brauche in meiner Vorstellung eine Art Landkarte, ehe ich mich selbstständig bewegen kann."
Hatte ich mich geirrt oder war ich doch zumindest einseitig gewesen, als ich Hulls Erfahrung als
typische Reaktion auf die Erblindung gedeutet hatte? Musste ich mir vorwerfen lassen, eine
bestimmte Reaktionsweise zu stark betont und radikal andere Reaktionsmöglichkeiten außer Acht
gelassen zu haben?
Das "innere Auge" des Psychologen Zoltan Torey
Dieses Gefühl spitzte sich zu, als ich 1996 einen Brief von dem australischen Psychologen Zoltan
Torey bekam. Er schrieb nichts von Blindheit, sondern von einem Buch, das er über das Problem
Geist-Gehirn und der Frage nach dem Wesen des Bewusstseins geschrieben hatte (Das Buch wurde
1999 von der Oxford University Press unter dem Titel "The Crucible of Consciousness"
veröffentlicht.). In seinem Brief schrieb Torey auch davon, dass er mit 21 Jahren durch einen Unfall
in einer chemischen Fabrik erblindet sei und dass er, obwohl man ihm geraten hatte, "sich vom
Visuellen auf das Akustische umzustellen", sich für das Gegenteil entschieden und beschlossen
hatte, statt dessen sein "inneres Auge" zu schärfen, sein bildliches Vorstellungsvermögen in
größtmöglichem Maße zu steigern. Darin schien er außerordentlich erfolgreich gewesen zu sein,
entwickelte er doch eine bemerkenswerte Fähigkeit, in Gedanken Bilder zu schaffen, festzuhalten
und zu verändern. Er konnte sogar eine imaginierte visuelle Welt konstruieren, die ihm beinahe
ebenso real und konkret erschien wie die verlorene Welt der Wahrnehmung - vielleicht sogar noch
realer und konkreter, eine Art gesteuerter Traum, eine kontrollierte Halluzination. Diese Bilderwelt
erlaubte ihm, Dinge zu tun, die man einem Blinden kaum zugetraut hätte.
"Ich habe eigenhändig das Dach meines mehrgiebligen Hauses neu gedeckt", schrieb er, "einzig
dank der akkuraten und konzentrierten Manipulation meines mittlerweile vollkommen formbaren
und reaktionsfähigen mentalen Raumes." (Torey hat diese Episode später etwas ausführlicher
geschildert und vom Entsetzen seiner Nachbarn erzählt, die einen blinden Mann allein auf dem
Dach seines Hauses sitzen sahen – mitten in der Nacht bei völliger Finsternis.) Seine Fähigkeit
gestattete es ihm, auf eine Weise zu denken, wie es ihm vorher nicht möglich gewesen war, er
konnte sich Lösungen, Modelle und Pläne vorstellen, sich ins Innere von Maschinen und anderen
Systemen projizieren und letztlich mittels bildlicher (um die Erkenntnis der Neurowissenschaften
ergänzter) Vorstellungen und Simulationen auch das komplexe Gefüge jenes ultimativen Systems
verstehen, des menschlichen Bewusstseins. Als ich Torey auf seinen Brief antwortete, schlug ich
ihm vor, ein weiteres Buch in Erwägung zu ziehen, ein eher persönliches Buch, das der Frage
nachgehen sollte, wie die Blindheit sein Leben verändert und wie er darauf in so
unwahrscheinlicher und scheinbar so paradoxer Art reagiert hat. "Im Dunkeln sehen" lautet seine
Biografie, die inzwischen erschienen ist, und darin schildert Torey seine frühesten Eindrücke in
kräftigen Bildern und mit großem Humor. Erinnerte oder rekonstruierte Szenen erlauben kurze,
poetische Rückblicke auf Kindheit und Jugend in Ungarn vor dem Zweiten Weltkrieg: die zart
himmelblauen Busse von Budapest, die eigelben Straßenbahnen, das Anzünden der Gaslaternen,
die Seilbahn im Stadtteil Buda. Er beschreibt eine sorgenfreie und privilegierte Jugend, erzählt, wie
er mit dem Vater in den bewaldeten Bergen oberhalb der Donau umherstreifte, berichtet von seinen
Spielen und Streichen in der Schule und davon, wie es war, in einem hochintellektuellen Milieu
zwischen Schriftstellern, Schauspielern und Spezialisten jeglicher Couleur aufzuwachsen. Toreys
Vater war Direktor eines großen Filmstudios und gab seinem Sohn oft Drehbücher zu lesen. "So",
schreibt Torey, "hatte ich Gelegenheit, mir Geschichten, Handlungsstränge und Figuren
vorzustellen - eine Fähigkeit, die für mich in kommenden Jahren zu einem Rettungsanker und
einem Quell innerer Stärke werden sollte." Mit der Okkupation Ungarns durch die Nazis, der
Belagerung von Buda und der nachfolgenden sowjetischen Besatzung fand all dies ein brutales
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Ende. Torey, inzwischen ein junger Mann, fühlte sich leidenschaftlich von den großen Fragen
angezogen, den Fragen nach dem Geheimnis des Universums, des Lebens und vor allem nach dem
Rätsel des Bewusstseins, des Geistes. 1948, 19 Jahre alt und überzeugt, sich intensiv der Biologie,
der Technik, der Neurowissenschaft und der Psychologie widmen zu müssen, beschloss Torey zu
fliehen, da er wusste, dass in einem sowjetischen Ungarn keine Hoffnung auf ein Studium, ein
intellektuelles Leben bestand. Auf Umwegen fand er nach Australien, wo er ohne Geld und Kontakte
diverse Handlangertätigkeiten verrichtete. Im Juni 1951 zog er dann in der chemischen Fabrik, in
der er arbeitete, einen Stöpsel aus einem Säurefass, und es kam zu jenem Unfall, der sein Leben
zweiteilen sollte. "Das Letzte, woran ich mich mit völliger Klarheit erinnerte, war ein Lichtschimmer
in jener Säureflut, die mein Gesicht überspülen und mein Leben verändern sollte. Ein Funkeln, eine
Nanosekunde lang, eingerahmt vom schwarzen Kreisrund des kaum einen halben Meter entfernten
Fasses. Das war die letzte Szene, der dünne Faden, der mich mit meiner visuellen Vergangenheit
verband."
In das Innere eines Differenzialgetriebes sehen
Als klar wurde, dass seine Hornhaut unrettbar beschädigt worden war und er von nun an blind sein
würde, riet man ihm, sich die Welt durch Gehör und Gespür zu vergegenwärtigen und "Sehsinn und
visuelles Vorstellen einfach zu vergessen". Doch das war etwas, was Torey nicht konnte oder nicht
wollte. In seinem ersten Brief an mich hat er betont, wie bedeutsam seine Entscheidung an diesem
Schnittpunkt gewesen ist: "Ich beschloss unmittelbar, dass ich herausfinden wollte, wie weit ein
teilweise wahrnehmungsgeschädigtes Hirn beim Wiederaufbau eines Lebens gehen würde." Derart
formuliert, klingt das Vorhaben abstrakt, fast wie ein Experiment, doch spürt man aus seinem
Buch, welch ungeheuerliche Gefühle diesem Entschluss zugrunde lagen - die Angst vor der
Dunkelheit, der "leeren Dunkelheit", wie Torey sie oft nennt, vor diesem "grauen Nebel, der mich
umfing", aber auch der leidenschaftliche Wunsch, Licht und Sicht - und sei es auch nur in der
Erinnerung und Vorstellung - sowie eine lebhafte, visuelle lebendige Welt nicht verlieren zu wollen.
Allein der Titel des Buches sagt alles, und der trotzige Ton ist von Anfang an nicht zu überhören.
Hull, der sich nachdrücklich dagegen entschieden hatte, die Fähigkeit zu bildlicher Vorstellung
auch weiterhin zu nutzen, verlor sie in zwei, drei Jahren und konnte sich nicht mehr daran erinnern,
wie herum die Zahl 3 geschrieben wurde; Torey war dagegen bald in der Lage, vierstellige Ziffern
miteinander zu multiplizieren, indem er sich den ganzen Rechenvorgang wie auf einer schwarzen
Tafel vorstellte und die einzelnen Schritte in verschiedenen Farben "aufmalte". Torey wusste, dass
die nicht länger durch tägliche Zufuhr der gewohnten Wahrnehmungsmenge gebremste
Vorstellungskraft (oder das Gehirn) auf zügellos assoziative oder egoistische Weise lospreschen
könnte - wie dies gelegentlich in Delirien, Träumen oder bei Halluzinationen geschieht. Deshalb
behielt er eine vorsichtige, "wissenschaftliche" Haltung gegenüber seinen visuellen Vorstellungen
bei und prüfte mit größtem Bedacht und allen ihm verfügbaren Mitteln die Genauigkeit seiner
Bilder. "Ich lernte", schreibt er, "das Bild auf behutsame Weise in der Schwebe zu halten, um ihm
erst dann Gewicht und Glaubwürdigkeit zu verleihen, wenn sich durch zusätzliche Informationen
die Waagschale zu seinen Gunsten neigte." Bald besaß er genügend Vertrauen in die
Verlässlichkeit seiner Bilderwelt, um ihr sein Leben anzuvertrauen, etwa als er eigenhändig das
Dach deckte. Und dieses Vertrauen dehnte sich auf andere, rein geistige Projekte aus. So war er in
der Lage, sich "das Innere eines arbeitenden Differenzialgetriebes" vorzustellen, "als sähe ich es
aus dem Gehäuseinnern. Ich konnte die Zahnräder greifen, ineinander fassen, sich drehen und die
nötige Bewegung hervorrufen sehen. Ich begann, hinsichtlich mechanischer und technischer
Probleme mit der Innenansicht zu spielen, mir vorzustellen, wie im Atom oder in der lebenden Zelle
Subkomponenten zusammenhängen." Torey war davon überzeugt, dass ihm diese
Vorstellungskraft auf entscheidende Weise geholfen hatte, beim Geist-Gehirn-Problem zu einer
Lösung zu finden, da es ihm gelang, sich das Gehirn als "ständigen Drahtseilakt interagierender
Routinen" vorzustellen. In einer berühmten Studie über Kreativität stellt der französische
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Mathematiker Jacques Hadamard vielen Wissenschaftlern und Mathematikern, unter ihnen auch
Einstein, Fragen nach dem Denkprozess. "Die physischen Einheiten", erwiderte Einstein, "die als
Gedankenelemente dienen, sind mehr oder minder klare Bilder, die 'willentlich' reproduziert und
kombiniert werden können. Manche davon gehören dem visuellen, andere dem muskulären Typus
an. Konventionelle Worte oder Zeichen müssen erst mühsam in einem zweiten Stadium dafür
gefunden werden." Torey zitiert diese Stelle und fügt hinzu: "In dieser Hinsicht war Einstein
durchaus nicht einzigartig. Hadamard fand heraus, dass nahezu alle Wissenschaftler ähnlich
arbeiten, und mein Projekt wurde ebenfalls auf diese Weise entwickelt."
Die Synästhesie der Tibet-Reisenden Sabriye Tenberken
Bald nachdem ich Toreys Manuskript erhalten hatte, bekam ich den Korrekturabzug der
Lebensgeschichte einer weiteren blinden Person zugeschickt: Sabriye Tenberkens "Mein Weg führt
nach Tibet". Hull und Torey sind Denker, die sich auf verschiedene Weise mit der innersten Natur,
dem Zustand von Gehirn und Geist befassen, doch Tenberken ist eine Macherin; sie ist - oft allein durch ganz Tibet gereist, wo Blinde jahrhundertelang wie Untermenschen behandelt wurden, denen
man weder Bildung, Arbeit, Respekt noch eine Stellung in der Gesellschaft zubilligte. Praktisch im
Alleingang hat Tenberken in den letzten sechs Jahren diese Lage geändert, hat so etwas wie eine
tibetische Brailleschrift entwickelt, Blindenschulen gegründet und geholfen, die Absolventinnen
und Absolventen dieser Schulen in ihre Gemeinschaften zu integrieren. Tenberken verfügte von
Geburt an nur über eine eingeschränkte Sehfähigkeit, konnte aber bis zum zwölften Lebensjahr
Gesichter und Landschaften erkennen. Als Kind lebte sie in Deutschland und hatte eine besondere
Vorliebe für Farben, außerdem malte sie gern, und auch als sie Konturen und Formen nicht mehr
erkennen konnte, vermochte sie doch noch, einzelne Objekte aufgrund ihrer Farbe auseinander zu
halten. Tenberken verfügt über eine ausgeprägte Synästhesie. "Solange ich mich erinnern kann",
schreibt sie, "riefen Zahlen und Worte augenblicklich Farben in mir hervor ... So ist die Zahl 4 zum
Beispiel golden, 5 ist hellgrün, 9 zinnoberrot ... Auch Wochentage und Monate haben ihre Farben.
Ich ordne sie außerdem in geometrischen Formen an, in Kreissegmente, etwa wie Kuchenstücke.
Wenn ich mich erinnern will, an welchem Tag ein bestimmtes Ereignis vorgefallen ist, zeigt sich auf
meinem inneren Bildschirm als erstes die Tagesfarbe, dann die Position des Kuchenstücks." Ihre
Synästhesie hielt auch nach Einsetzen ihrer Blindheit an, sie schien sich dadurch sogar noch zu
verstärken. Obwohl sie seit nunmehr 20 Jahren völlig erblindet ist, fährt Tenberken fort, mit all
ihren übrigen Sinnen, mit verbalen Beschreibungen, visuellen Erinnerungen und einem ausgeprägt
bildhaften und synästhetischen Gespür "Bilder" von Landschaften und Räumen, Umgebungen und
Ereignissen zu kreieren, derart lebhafte und detaillierte Bilder, dass sie ihre Zuhörer damit in
Erstaunen versetzt. Allerdings können diese Bilder manchmal auf dramatische oder auch komische
Weise mit der Realität differieren. So erzählt sie zum Beispiel, wie sie einmal mit einem Gefährten
auf dem Weg nach Nam Co war, dem großen Salzsee in Tibet. Eifrig wandte Tenberken sich zum
See um und sah vor ihrem inneren Auge "am Rande einer riesigen, türkisgrünen Wasserfläche
einen Strand aus kristallinem Salz wie Schnee im Licht der Abendsonne glitzern ... Und weiter fort,
auf dunkelgrünen Bergrücken, hüteten ein paar Nomaden ihre grasenden Yaks." Wie sich
herausstellte, hatte sie in die falsche Richtung "geblickt", nicht auf den See, sondern auf Felsen
und eine graue Landschaft. Doch kleine Malheurs dieser Art können sie nicht im Mindesten aus der
Fassung bringen - sie ist einfach froh, eine so lebhafte visuelle Vorstellungskraft zu haben. Im
Grunde besitzt sie die Vorstellungsgabe einer Künstlerin, die impressionistisch, romantisch und
unstimmig bleiben darf, während Toreys Vorstellung wie die eines Ingenieurs funktioniert, weshalb
sie tatsachengetreu und bis in alle Einzelheiten genau sein muss.
Eine "typische" Blindenerfahrung?
Mittlerweile hatte ich drei Lebensberichte gelesen, die in ihrer Beschreibung visueller Erfahrungen
von Blinden verblüffend unterschiedlich waren: Hull und sein bereitwilliger Abstieg in die bildlose
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"tiefe Dunkelheit", Torey mit seiner "zwanghaften Verbildlichung" und akribischen Konstruktion
einer inneren Bilderwelt und Tenberken mit ihrer impulsiven, fast romanhaften, visuellen Freiheit
sowie ihrer bemerkenswerten und besonderen Gabe für Synästhesie. Existierte, fragte ich mich
verwundert, überhaupt so etwas wie eine "typische" Blindenerfahrung? Vor kurzem traf ich zwei
weitere Menschen, die als Erwachsene erblindet waren und die mir ihre Erfahrungen mitgeteilt
haben. Dennis Shulman, ein Psychoanalytiker und klinischer Psychologe, der auch Bibelkunde lehrt,
ist ein liebenswerter, untersetzter, bärtiger Mann um die fünfzig, der als Teenager nach und nach
sein Augenlicht verlor und beim Eintritt ins College vollständig erblindet war. Er bestätigte gleich,
dass er andere Erfahrungen als Hull gemacht hatte: "Nach 35Jahren Blindheit lebe ich immer noch
in einer visuellen Welt. Ich habe überaus lebhafte visuelle Erinnerungen und Bilder. Meine Frau, die
ich nie gesehen habe, stelle ich mir bildlich vor. Auch meine Kinder. Ich sehe mich selbst –
allerdings so, wie ich mich zuletzt gesehen habe, also im Alter von 13 Jahren, doch gebe ich mir
größte Mühe, das Bild zu aktualisieren. Ich halte viele öffentliche Vorlesungen und schreibe meine
Notizen in Braille, doch wenn ich sie in Gedanken durchgehe, sehe ich die Brailleschrift bildlich vor
mir - sie besteht für mich aus visuellen, nicht aus taktilen Bildern." Arlene Gordon, eine charmante
Frau um die 70 und ehemalige Sozialarbeiterin, sagte, dass es für sie ganz ähnlich sei: "Wenn ich
meine Arme bewege, sehe ich sie, obwohl ich seit über 30 Jahren blind bin." Offenbar übersetzte
sie jede Armbewegung gleich in ein visuelles Bild. Hörbüchern zu lauschen, fügte sie noch hinzu,
lasse ihre Augen ermüden, wenn sie zu lange zuhöre; offenbar "las" sie mit, der Klang der
gesprochenen Worte wurde in gedruckte Sätze in dem deutlich imaginierten Buch vor ihren Augen
verwandelt. Das verlangte eine kognitive Anstrengung (vergleichbar dem Übersetzen von einer
Sprache in die andere), die früher oder später zu Augenschmerzen führte. Das erinnerte mich an
Amy, eine Kollegin, die im Alter von neun Jahren durch Scharlach taub geworden war, aber so gut
von den Lippen lesen konnte, dass ich manchmal vergass, dass sie taub war. Als ich ihr einmal
geistesabwesend den Rücken zuwandte und dabei weiter sprach, fuhr sie mich an: "Ich kann dich
nicht mehr hören." "Du meinst, du kannst mich nicht mehr sehen", erwiderte ich. "Du magst es
sehen nennen", antwortete sie, "aber für mich ist es hören." Obwohl Amy völlig taub war,
konstruierte sie in Gedanken immer noch den Klang einer Stimme. Dennis wie Arlene sprachen
gleichermaßen nicht nur von einer Intensivierung ihrer visuellen Bilderwelt und Vorstellungskraft,
seit sie ihr Augenlicht verloren hatten, sondern auch von einer offenbar höheren Bereitschaft,
durch verbale Beschreibungen - oder durch die übrigen Sinne, durch Ertasten, Bewegung, Hören
oder Riechen - erhaltene Informationen in visuelle Formen zu übersetzen. Im Großen und Ganzen
schienen ihre Erfahrungen denen von Torey zu gleichen, auch wenn sie ihre Fähigkeit zur
Verbildlichung nicht in ähnlich systematischer Weise trainiert oder gar bewusst versucht hatten,
eine vollständige virtuelle Welt zu schaffen. Die Neurowissenschaft liefert zunehmend Belege für
die außergewöhnlich reichhaltigen Vernetzungen und Interaktionen zwischen den einzelnen
sensorischen Bereichen des Gehirns sowie der daraus resultierenden Schwierigkeit, behaupten zu
können, etwas sei rein visuell, rein akustisch oder rein irgendwas. Dies wird allein schon durch die
Titel einiger Aufsätze aus letzter Zeit deutlich - Pascual-Leone und seine Kollegen an der Harvard
University schrieben "The Metamodal Organization of the Brain" und Shinsuke Shimojo und seine
Gruppe bei Caltech, die über intersensorische Wahrnehmungsphänomene forschen,
veröffentlichten eine Arbeit mit dem Titel: "What You See Is What You Hear", in der sie betonen,
dass sensorische Modalitäten nie isoliert untersucht werden können. Die Welt der Blinden, der
Erblindeten ist offenbar besonders reich an eben solchen Zwischenzuständen, diesen
intersensorischen, metamodalen Zuständen, für die wir über keine gemeinsame Sprache verfügen.
Arlene Gordon "schaut" Venedig an
Arlene versteht sich, ebenso wie Dennis, immer noch als überwiegend visuellen Menschen. "Ich
habe ein deutliches Farbempfinden", sagte sie. "Ich wähle meine Kleider selbst aus, und wenn ich
erst einmal weiß, mit welchen Farben ich es zu tun habe, denke ich: Ach ja, das wird gut zu dem
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passen." Sie war tatsächlich sehr schick angezogen und offensichtlich auch stolz auf ihr
Aussehen. "Ich reise gern", fuhr sie fort. "Erst kürzlich habe ich Venedig 'gesehen'." Sie erklärte, wie
ihre Reisegefährten die Orte für sie beschrieben und wie sie dann aus diesen Details, ihrer Lektüre
und den eigenen visuellen Erinnerungen ein visuelles Bild konstruierte. "Sehende reisen gern mit
mir", sagte sie. "Ich stelle Fragen, sie schauen hin und sehen Dinge, die sie sonst nicht gesehen
hätten. Sehende Menschen sehen oft überhaupt nichts! Es ist für uns etwas Gegenseitiges - wir
bereichern jeder die Welt des anderen." Wenn wir sehen können, erzeugen wir mit Hilfe der Augen
und der visuellen Informationen unsere eigenen Bilder so nahtlos und spontan, dass es uns
vorkommt, als würden wir "Realität" unmittelbar erfahren. Vielleicht muss man selbst Farbenblinde
oder Bewegungsblinde gesehen haben, Menschen, die durch Hirnverletzungen einen Teil ihrer
visuellen Kapazitäten eingebüßt haben, um den enormen Aufwand an Analyse und Synthese zu
begreifen und die mehr als ein Dutzend untergeordneten Systeme zu erahnen, die an dem subjektiv
als so simpel empfundenen Akt des Sehens beteiligt sind. Doch kann ein visuelles Bild durch
nichtvisuelle Informationen erzeugt werden - durch Informationen, die von den anderen Sinnen
kommen, aus der Erinnerung oder von verbalen Beschreibungen? Es hat natürlich viele blinde
Dichter und Schriftsteller gegeben, angefangen mit Homer, und die meisten wurden mit normaler
Sehkraft geboren, verloren ihr Augenlicht dann aber in frühen oder späteren Jahren (wie etwa
Milton). Als Junge habe ich gern Prescotts "Conquest of Mexico" und "Conquest of Peru" gelesen
und damals gemeint, diese Länder zum ersten Mal durch seine intensiven Bilder, die fast
halluzinatorischen Beschreibungen zu sehen. Erst Jahre später habe ich mit Erstaunen erfahren,
dass Prescott Mexiko oder Peru nicht nur niemals bereist hat, sondern darüber hinaus auch seit
dem 18. Lebensjahr praktisch blind gewesen ist. Hatte er wie Torey die Blindheit kompensiert,
indem er eine Vorstellungskraft entwickelte, mit der er sich gleichsam eine "virtuelle Welt des
Sehens" schaffen konnte? Oder waren seine unglaublich visuellen Beschreibungen gewissermaßen
nur simuliert und erst durch die evokative und bildliche Macht der Sprache ermöglicht worden? In
welchem Maße kann eine Sprache, dieses Verbildern mit Worten, Ersatz für das Sehen sein, Ersatz
für die visuelle, bildliche Imagination? Man hat schon häufig festgestellt, dass blinde Kinder
sprachlich oft altklug wirken und in der verbalen Beschreibung von Gesichtern und Orten ein
derartiges Geschick entwickeln, dass andere (und vielleicht auch sie selbst) unsicher werden, ob sie
tatsächlich blind sind. Helen Kellers Bücher, um nur ein Beispiel zu nennen, verblüffen durch eine
wahrhaft brillante Bildkraft.
Der blinde Partisan Lusseyran
Als ich Dennis und Arlene fragte, ob sie John Hulls Buch gelesen hätten, sagte Arlene: "Was ich las,
hat mich völlig verblüfft. Seine Erfahrungen sind so ganz anders als meine." Womöglich, fügte sie
noch hinzu, hatte Hull seiner inneren Vorstellungskraft "entsagt". Dennis pflichtete ihr bei, meinte
aber: "Wir sind nur zwei, aber Sie müssen mit vielen Leuten reden ... und in der Zwischenzeit sollten
Sie das Buch von Jacques Lusseyran lesen." Lusseyran war ein französischer Widerstandskämpfer,
dessen Biografie "And There Was Light" hauptsächlich von seinem Kampf gegen die Nazis und
seinen späteren Erfahrungen im Konzentrationslager Buchenwald erzählt, doch finden sich darin
auch viele schöne Beschreibungen seiner frühen Anpassung an die Blindheit. Er wurde durch einen
Unfall blind, als er noch keine acht Jahre alt war, ein Alter, welches er "ideal" für einen solchen
Vorfall nennt, verfügte er doch einerseits bereits über eine reichhaltige visuelle Erfahrung, während
andererseits "die körperlichen wie geistigen Gewohnheiten eines Achtjährigen noch nicht
besonders ausgeprägt sind. Der Körper ist noch unglaublich flexibel." Und Flexibilität wie
Beweglichkeit sollten tatsächlich seine Reaktion auf die Blindheit charakterisieren. Die
anfänglichen Reaktionen drehten sich oft um Verlust, sowohl von Bildern als auch von Interesse:
"Kurz nach dem Erblinden vergaß ich die Gesichter meines Vaters und meiner Mutter, die Gesichter
der meisten Menschen, die ich gern hatte ... Ich hörte auf, mich zu fragen, ob Leute hell- oder
dunkelhäutig waren, ob sie blaue oder grüne Augen hatten. Ich fand, dass sehende Menschen viel
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zu viel Zeit mit so etwas Unwichtigem vergeudeten ... Ich dachte nicht mal mehr daran. Menschen
schienen derartige Eigenschaften gar nicht mehr zu besitzen. In meinen Gedanken hatten Männer
und Frauen manchmal keine Köpfe oder keine Finger mehr." Das erinnert an Hull, der schrieb:
"Immer häufiger versuche ich, mir nicht einmal mehr vorzustellen, wie Menschen aussehen ... Ich
finde es auch zunehmend schwieriger zu begreifen, dass Menschen überhaupt ein Aussehen
haben und ich diesem Gedanken irgendeine Bedeutung beimessen sollte." Doch während er die
tatsächliche visuelle Welt und viele ihrer Wertvorstellungen und Kategorien aufgibt, beginnt
Lusseyran, wie Torey, eine imaginäre visuelle Welt aufzubauen und für sich zu nutzen. Es begann
mit einem Gefühl von Licht, einem formlosen, strömenden, alles überschwemmenden Leuchten.
Neurologische Fachbegriffe klingen in diesem beinahe mystischen Kontext notwendig ernüchternd,
doch könnte man versuchen, dieses Phänomen als eine "Befreiung" zu verstehen, eine spontane,
beinahe eruptive Erregung des Sehkortex, dem der gewohnte visuelle Input fehlt. Ein solches
Vorkommnis ließe sich vielleicht mit dem Tinnitus oder mit Phantomschmerzen vergleichen, auch
wenn es in diesem Fall von einem gläubigen und altklugen kleinen Jungen mit reger Fantasie den
Anstrich des Übernatürlichen verliehen bekommen hat. Bald wird allerdings deutlich, dass es nicht
nur um ein formloses Leuchten geht, sondern Lusseyran tatsächlich über grosse, visuelle
Vorstellungskraft verfügt.
Lusseyran schuf sich einen Bildschirm
Kaum war der Sehkortex, das innere Auge, aktiviert, schuf sich Lusseyran in Gedanken einen
"Bildschirm", auf den er projizierte, was er dachte oder sich erhoffte, um dann gegebenenfalls
daran wie an einem Computerbildschirm zu arbeiten. "Dieser Bildschirm war nicht rechteckig oder
quadratisch wie eine Schultafel, bei der man rasch an den Rand stößt", schrieb er. "Mein Bildschirm
war immer so groß, wie ich ihn gerade brauchte. Da er keinen Platz im Raum einnahm, war er
überall ... Namen, Gestalten und Objekte erschienen auf meinem Bildschirm gewöhnlich mit einer
bestimmten Form, aber nicht bloß in Schwarzweiß, sondern in allen Regenbogenfarben. Nichts
kam mir in den Sinn, ohne in ein gewisses Licht getaucht zu werden ... In nur wenigen Monaten
hatte sich meine Welt in ein Maleratelier verwandelt." Seine außerordentliche Vorstellungskraft war
für den jungen Lusseyran enorm wichtig, nicht nur, wenn er etwas so offenkundig Nichtvisuelles
wie Braille lernte (er stellte sich die Braille-Pünktchen bildlich vor, genau wie Dennis), sondern auch
für all seine großartigen Erfolge in der Schule. In der wahren Welt war sie allerdings nicht minder
wichtig. Er beschrieb Spaziergänge mit seinem sehenden Freund Jean, dem er, als sie einen Hügel
oberhalb des Seine-Tals hinaufstiegen, sagen konnte: "Sieh doch nur! Diesmal haben wir es bis
ganz nach oben geschafft. Du kannst sogar die gesamte Flussschleife sehen, falls dich die Sonne
nicht blendet!" Verblüfft riss Jean die Augen auf und rief: "Stimmt genau." "Diese kleine Szene
sollte sich zwischen uns in ähnlicher Form noch tausendfach wiederholen." "Jedes Mal, wenn ein
Vorfall erwähnt wurde", berichtete Lusseyran, "wurde er auf den Bildschirm projiziert, auf eine Art
innere Leinwand." In seiner Welt, fand Jean, gäbe es vergleichsweise weniger Bilder und nicht
annähernd so viele Farben. Darüber ärgerte er sich manchmal. "In dieser Hinsicht", sagte er oft,
"muss man sich doch fragen, wer von uns beiden eigentlich blind ist." Seine hypernormalen
Fähigkeiten zu bildlicher Vorstellung und visueller Manipulation - also sich Stellungen und
Stellungswechsel von Menschen, die Topografie eines Raumes, Strategien für Angriff und
Verteidigung vorstellen zu können - verbunden mit seinem Charisma (und dem scheinbaren
Riecher beziehungsweise dem Gespür, Lügen aufdecken und Verräter enttarnen zu können), sollten
Lusseyran zu einem Idol des französischen Widerstandes werden lassen. Dennis hatte zuvor
erzählt, wie er durch die Intensivierung seiner übrigen Sinne sensibler für die Stimmung anderer
Menschen und für die feinsten Nuancen ihrer Rede und Selbstdarstellung geworden war. Er könne
jetzt viele Patienten am Geruch erkennen, sagte er, und oft spüre er Spannungszustände oder
Ängste, von denen sie selbst noch nichts ahnten. Außerdem, fand er, sei er viel empfänglicher für
die emotionale Verfassung anderer geworden, seit er sein Augenlicht verloren habe, da ihn
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äußerliche Eindrücke, die doch die meisten Leute vorzutäuschen gelernt hätten, nicht mehr
irreführen könnten. Stimmen und Gerüche dagegen offenbarten seiner Meinung nach die Abgründe
der Menschen. Für ihn seien die meisten Sehenden, scherzte er, "visuell abhängig". In einem
angehängten Aufsatz regt sich Lusseyran über die "Tyrannei" des Sehsinnes auf, über seine
"Verklärung", und er findet, es sei geradezu "Aufgabe" der Blinden, die Übrigen daran zu erinnern,
dass es tiefere, wechselseitig, abhängige Wahrnehmungsweisen gibt. "Ein Blinder hat ein besseres
Gespür für Empfindungen, einen besseren Geschmacks- und Tastsinn", schreibt er und nennt dies
"die Gaben der Blinden", die seiner Meinung nach zu einem einzigen fundamentalen Sinn
verschmelzen, einer tiefer dringenden Aufmerksamkeit, einer bedächtigen, fast greifbaren
Achtsamkeit, einem sinnlichen, vertrauten Eins-Sein mit der Welt, wovon uns das Sehen mit seiner
schnellen, flatterhaften, oberflächlichen Art beständig abhält. Das kommt der Vorstellung Hulls von
jener "tiefen Blindheit" sehr nahe, die nicht bloß eine Kompensation, sondern eine einzigartige
Form der Wahrnehmung sei, eine einmalige und unvergleichliche Form der Existenz. Was
geschieht, wenn der Sehkortex nicht länger von visuellem Ballast eingeschränkt oder behindert
wird? Die einfache Antwort lautet, dass der von der Außenwelt isolierte Sehkortex hypersensitiv auf
alle möglichen internen Stimuli reagiert: auf seine ureigene Aktivität, auf Signale aus anderen
Gehirnregionen, sei es den akustischen, taktilen oder verbalen Bereichen, und auf die Gedanken
und Emotionen des Blinden. Wenn das Augenlicht sich verschlechtert, kommt es gelegentlich zu
Halluzinationen - geometrische Muster tauchen auf, manchmal auch stumme, sich bewegende
Gestalten oder Szenen, die spontan aufscheinen und wieder verschwinden, ohne Bezug zu
Bewusstseinsinhalt, Intention oder Kontext zu haben.
Die Chancen der Synästhesie
Derartiges wird offenbar von Hull beschrieben, doch sei es dazu fast ausschließlich in jener Zeit
gekommen, als er die letzten Reste seines Sehvermögens verlor. "Knapp ein Jahr, nachdem ich als
blind gemeldet worden war", schreibt er, "erschienen mir Gesichter, wie sie früher einmal
ausgesehen hatten, und zwar in solcher Deutlichkeit, dass sie mir fast wie Halluzinationen
vorkamen." Diese despotischen Bilder fesselten ihn derart, dass sie das Bewusstsein überlagerten:
"Manchmal", fügte Hull noch hinzu, "verlor ich mich so vollkommen im Anblick dieser Bilder, die
ohne mein Zutun zu kommen und zu gehen schienen, dass ich völlig den Faden dessen verlor, was
man zu mir sagte. Wie geschockt kam ich hinterher wieder zu mir ... und fühlte mich, als hätte ich
einige Minuten vor dem Radiogerät geschlafen." Diese Visionen waren zwar auf den Kontext eines
Gesprächs mit anderen Menschen angewiesen, kamen und verschwanden aber ansonsten nach
eigenem Gutdünken und ohne Bezug zu seinen sonstigen Absichten, waren sie doch nicht von ihm,
sondern von seinem Gehirn heraufbeschworen worden. Die Tatsache, dass Hull als einziger von vier
Autoren diese Art Befreiungsphänomene beschreibt, deutet möglicherweise darauf hin, dass der
Sehkortex seiner Kontrolle entglitt. Man wird sich fragen müssen, ob damit nicht sein nahendes
Absterben als eines Organs zur Produktion nützlicher visueller Bilder und Erinnerungen signalisiert
wurde. Warum Hull dies widerfuhr und wie verbreitet derlei ist, darüber lässt sich wohl nur
spekulieren. Im Gegensatz zu Hull spielte Torey eine höchst aktive Rolle beim Aufbau seines
visuellen Vorstellungsvermögens, nahm er die Kontrolle doch schon in dem Augenblick an sich, als
ihm die Binden abgenommen wurden. Seither hat er unwillkürliche Bildpräsentationen, wie Hull sie
beschreibt, offenbar niemals erlebt oder zugelassen. Einer der Gründe dürfte sein, dass Torey mit
dem Vergegenwärtigen und Manipulieren von Bildern bereits vertraut war. Wir wissen, dass er
schon vor dem Unfall einen starken Hang zum Visualisieren hatte und von Kindheit an durch die
Drehbücher, die sein Vater ihm gab, im Erzeugen visueller Geschichten geübt war. Vergleichbare
Informationen über Hull fehlen, da sein Buch erst mit dem Augenblick der Erblindung beginnt.
Für Lusseyran und Tenberken gilt ein weiterer physiologischer Faktor: Beide fühlten sich zur
Malerei hingezogen, liebten die Farben und waren, ehe sie blind wurden, eindeutig synästhetisch
veranlagt, stellten sich also Zahlen, Buchstaben, Worte, Musik et cetera gern in Farben und Formen
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vor. Für sie galt bereits ein Übermaß an Verbundenheit, es gab schon einen cross talk zwischen
Sehkortex und jenen anderen Gehirnteilen, die primär für Sprache, Klang und Musik zuständig
waren. Angesichts einer solchen neurologischen Ausgangssituation (Synästhesie ist angeboren,
meist vererbt) dürfte im Falle eines Erblindens der Fortbestand visueller Bilder und Synästhesien
oder deren Intensivierung nahezu unvermeidlich sein. Torey brauchte Monate intensiven,
kognitiven Trainings, um seine Vorstellungskraft zu stärken, sie verlässlicher und geschmeidiger zu
machen, während Lusseyran dies scheinbar mühelos und von Anfang an zu gelingen schien.
Vielleicht hat es Lusseyran geholfen, dass er im Augenblick der Erblindung keine acht Jahre zählte
(Torey dagegen schon 21), sein Gehirn also noch formbarer war und sich leichter an neue und
dramatische Umstände anpassen konnte. Doch die Anpassungsfähigkeit endet nicht mit der
Jugend. Arlene, die bei ihrer Erblindung bereits über 40 war, konnte sich offensichtlich ebenfalls
auf eine so radikale Weise anpassen, dass sie zwar keine regelrechte Synästhesie, dafür aber
etwas Flexibleres und Nützlicheres entwickelte: Die Fähigkeit, die Bewegung ihrer Hände zu
"sehen", die Wörter in einem ihr vorgelesenen Buch zu "sehen" und detaillierte visuelle Bilder
aufgrund verbaler Beschreibungen heraufzubeschwören. Hat sie sich angepasst oder hat dies ihr
Gehirn getan? Man ahnt, dass Toreys Anpassung überwiegend durch bewusste Zielsetzung, durch
Absicht und Willenskraft gelenkt wurde, während Lusseyrans Anpassung von einer
überwältigenden körperlichen Prädisposition bestimmt war und Arlenes Anpassung irgendwo
dazwischen einzuordnen ist; nur was mit Hull geschah, bleibt weiterhin rätselhaft. In letzter Zeit
wurden eine Reihe von Arbeiten über die neuralen Grundlagen visueller Vorstellungsfähigkeit
publiziert - letztere lässt sich durch bildliche Gehirndarstellungen mittels diverser Verfahren (PETScanning, funktionelle MRT et cetera) untersuchen. Inzwischen wird allgemein akzeptiert, dass die
visuelle Vorstellungsfähigkeit den Kortex auf ähnliche Weise und mit vergleichbarer Intensität
stimuliert, wie dies durch die visuelle Wahrnehmung selbst geschieht. Und doch haben Studien
über die Auswirkungen des Erblindens auf den menschlichen Kortex gezeigt, dass erste funktionale
Änderungen schon nach wenigen Tagen einsetzen können, um sich dann, wenn die Tage zu
Monaten werden, zu grundlegenden Veränderungen zu manifestieren. Torey, der diese
Forschungen genau verfolgt, schreibt Hulls Verlust visueller Vorstellungsfähigkeit und visueller
Erinnerung der Tatsache zu, dass er gar nicht erst versucht hat, sie beizubehalten, zu intensivieren,
zu systematisieren und so zu nutzen, wie Torey es getan hatte. (Dieser zeigte sich sogar entsetzt
über das, was er Hulls Passivität nannte, sein Abgleiten in die tiefe Blindheit). Vielleicht ist es Torey
auf seine Weise gelungen, einen ansonsten unvermeidlichen Verlust neuraler Funktionen im
Sehkortex zu verhindern, doch ist eine solch neurale Degeneration womöglich auch ziemlich
variabel, unabhängig davon, ob es zu bewusster Visualisierung kommt oder nicht. Außerdem darf
man nicht vergessen, dass Hulls Sehkraft allmählich und über mehrere Jahre hinweg nachließ,
während Toreys Blindheit schlagartig einsetzte und absolut war. Es wäre sicher höchst interessant,
die Ergebnisse eines Hirnscans bei diesen beiden Männern zu vergleichen, doch sollte man sich
überhaupt eine möglichst große Zahl spät erblindeter Leute genauer ansehen, um herauszufinden,
welche Korrelationen hergestellt, welche Vorhersagen getroffen werden können.
Die visuellen Vorstellungen Sehender?
Was aber wäre, wenn ihre Unterschiede auf eine vom Blindsein völlig unabhängige, tiefer liegende
Prädisposition verwiesen? Wie ist es eigentlich um die visuelle Vorstellungsfähigkeit der Sehenden
bestellt? Als ich ungefähr 14 Jahre alt war, wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass es große
Unterschiede in visueller Vorstellungsfähigkeit und visueller Erinnerung zu geben schien. Meine
Mutter war Chirurgin und vergleichende Anatomin, und ich hatte ihr aus der Schule das Skelett
einer Eidechse mitgebracht. Sie betrachtete es einen Moment lang aufmerksam, nahm es in die
Hände, drehte es, legte es dann beiseite und fertigte, ohne wieder hinzuschauen, mehrere
Zeichnungen davon an, rotierte das Skelett dabei in Gedanken um jeweils 30 Grad, und entwarf so
eine Serie von Skizzen, deren letzte wie die erste aussah. Ich verstand nicht, wie sie das zustande
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gebracht hatte, und als sie sagte, sie könne das Skelett in Gedanken so lebhaft und deutlich
"sehen", als ob sie es sich anschaute, und sie bräuchte das Bild doch jedes Mal bloß um den
zwölften Teil eines Kreises zu drehen, war ich ziemlich verblüfft und kam mir ganz dumm vor. Ich
selber konnte vor meinem geistigen Auge so gut wie gar nichts sehen - höchstens blasse, flüchtige
Bilder, über die ich keinerlei Kontrolle hatte. Mir kamen lebhafte Bilder nur, wenn ich einschlief,
auch in Träumen, und einmal, als ich hohes Fieber hatte - doch ansonsten sah ich nichts, oder
doch fast nichts, wenn ich etwas zu visualisieren versuchte, und hatte größte Mühe, mir jemanden
oder etwas bildlich vorzustellen. Es mag ein Zufall sein, aber Zeichnen konnte ich auch für keine
fünf Cent. Meine Mutter hatte gehofft, ich würde in ihre Fußstapfen treten und Chirurg werden,
doch als sie begriff, in welchem Maße mir jegliche bildliche Vorstellungskraft fehlte (und wie
unbeholfen ich war, da mir auch jedes handwerkliche Geschick abging), fand sie sich damit ab,
dass ich mich auf einem anderen Feld spezialisieren musste. Dennoch erhielt ich einen lebhaften
Eindruck davon, wie es war, über mentale Imaginationskraft zu verfügen, als ich in den sechziger
Jahren eine Zeit lang mit Amphetaminen in großen Dosen experimentierte. Damit lassen sich
verblüffende Veränderungen der Wahrnehmung erzielen, so unter anderem eine dramatische
Steigerung visueller Vorstellungsfähigkeit und Erinnerung (ebenso wie die Intensivierung anderer
Sinne, was ich in "Hundenase", eine Geschichte in "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut
verwechselte" beschrieben habe). Mir fiel auf, dass ich zwei Wochen lang höchst genaue
anatomische Zeichnungen anfertigen konnte. Ich brauchte bloß einen Blick auf ein Bild oder ein
anatomisches Modell zu werfen, und es blieb mir lebhaft und unverändert vor Augen; selbst nach
Stunden vermochte ich es mir noch mühelos wieder ins Gedächtnis zu rufen. In Gedanken konnte
ich dieses Bild auch auf das Papier vor mir projizieren – ich sah es so klar und deutlich, als würde
es von einem Projektor auf das Blatt geworfen – und die Umrisse mit einem Stift nachziehen. Meine
Zeichnungen waren nicht besonders elegant, doch waren sie, wie jedermann bestätigte, sehr
detailliert und präzise und konnten dem Vergleich mit den Zeichnungen in unseren neuroanatomischen Lehrbüchern durchaus standhalten. Diese Steigerung meiner Vorstellungsfähigkeit
erfuhr ich allgemein - ich brauchte mir bloß ein Gesicht, ein Bild, ein Kapitel in einem Buch
vorzustellen und sah es deutlich vor Augen. Doch als der von den Amphetaminen hervorgerufene
Zustand nach einigen Wochen abklang, konnte ich nichts mehr visualisieren, konnte keine Bilder
mehr projizieren und nicht mehr zeichnen – und daran hat sich in den seither vergangenen
Jahrzehnten auch nie wieder etwas geändert.
Sehende ohne Vorstellungskraft
Vor einiger Zeit hielt ich auf einer medizinischen Konferenz in Boston einen Vortrag zu Toreys und
Hulls Umgang mit ihrer Blindheit und berichtete, wie "ungehindert" Torey durch die von ihm
entwickelte Vorstellungsfähigkeit auf mich wirkte und wie "behindert" - zumindest in mancher
Hinsicht - Hull mir durch den Verlust visueller Vorstellungsfähigkeit und Erinnerung vorkam. Nach
dem Vortrag meldete sich ein Mann aus dem Publikum und fragte, wie gut meiner Meinung nach
sehende Menschen ohne Vorstellungsfähigkeit zurechtkämen. Anschließend erklärte er, dass er
nicht über die geringste Vorstellungsfähigkeit verfüge, zumindest über keine, die er bewusst
aktivieren könne, genauso wenig wie sonst jemand in seiner Familie. Er hatte sogar lange geglaubt,
dies würde für alle Menschen gelten, bis er einmal an psychologischen Tests in Harvard teilnahm
und merkte, dass ihm offenbar eine geistige Fähigkeit fehlte, die alle übrigen Studenten in
unterschiedlichem Maße zu besitzen schienen. "Und was sind Sie von Beruf?", fragte ich, da ich
mich wunderte, was denn dieser arme Mann überhaupt tun konnte. "Ich bin Chirurg", erwiderte er.
"Gefäßchirurg, außerdem Anatom. Und ich entwickle Solaranlagen." "Aber wie erkennen Sie denn,
was Sie sehen?", wollte ich von ihm wissen. "Das ist kein Problem", antwortete er. "Ich denke, es
existieren im Gehirn so etwas wie Abbilder oder Modelle, die mit dem verglichen werden, was ich
sehe und tue. Allerdings sind sie mir nicht bewusst, ich kann sie mir nicht selbst ins Gedächtnis
rufen." Dies schien dem zu widersprechen, was ich von meiner Mutter wusste – sie hatte eindeutig
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über eine äußerst präzise und leicht zu manipulierende Vorstellungsfähigkeit verfügt, doch könnte
dies auch einfach ein zusätzlicher Vorteil, eine Art Luxus und nicht unbedingt notwendige
Voraussetzung für ihre Karriere als Chirurgin gewesen sein. Galt das für auch Torey? Konnte es
sein, dass seine so hervorragend entwickelte Vorstellungsfähigkeit ihm zwar Anlass zu mancher
Freude gab, aber doch längst nicht so unverzichtbar war, wie er glaubte? Und konnte es nicht auch
sein, dass ihm all das, was er getan hatte, ob nun Tischlern, Dachdecken oder die Konstruktion
eines Modells unseres Verstandes, auch ohne bewusst vorgestellte Bilder gelungen wäre?
Wie denken Blinde und Sehende?
Die Rolle der Vorstellungsfähigkeit im Denkprozess ist von Francis Galton erforscht worden,
Darwins temperamentvollem Vetter, der über so unterschiedliche Themen wie Fingerabdrücke,
Eugenik, Hundepfeifen, Kriminalität, Zwillinge, Visionäre, Psychometrie und Genie durch Vererbung
geschrieben hatte. Seine Nachforschungen über visuelle Vorstellungsfähigkeit stellte er mit Hilfe
eines Fragebogens an, in dem unter anderem folgende Fragen vorkamen: "Können Sie sich präzise
die Gesichtszüge aller nahen Verwandten und vieler anderer Personen ins Gedächtnis rufen?
Können Sie nach Belieben den Vorgestellten sitzen, stehen und sich langsam drehen lassen?
Können Sie ihn so deutlich vor sich sehen, dass Sie ihn in aller Muße abzeichnen können (falls Sie
denn zu zeichnen vermögen)?" Der Gefäßchirurg hätte in einem solchen Test hoffnungslos versagt
– und es waren auch genau solche Fragen gewesen, die ihn in Harvard überfordert hatten. Doch wie
wenig war es letztlich darauf angekommen. Hinsichtlich darauf, was die Bedeutung einer solchen
Vorstellungsfähigkeit angeht, hält Galton sich bedeckt. Er deutet erst an, dass "Wissenschaftler als
Kaste gesehen nur über eine schwach ausgebildete Fähigkeit zu bildlicher Repräsentation
verfügen", um im nächsten Atemzug zu verkünden, dass "eine lebhafte Vorstellungsfähigkeit im
Zusammenhang mit den komplexeren Prozessen höherer Abstraktionsvorgänge von
außerordentlicher Bedeutung ist." Galton findet, es sei "eine unbezweifelbare Tatsache, dass
Mechaniker, Ingenieure und Architekten gewöhnlich über die Fähigkeit verfügen, mentale Abbilder
mit bemerkenswerter Klarheit und Präzision sehen zu können", fährt aber fort, er sähe sich "zu der
Feststellung gedrängt, dass eine fehlende Vorstellungsfähigkeit derart wirksam von anderen
Wahrnehmungsarten ersetzt wird, dass Menschen, die behaupten, ihnen fehle es gänzlich an der
Fähigkeit, sich etwas in Gedanken vorzustellen, dennoch lebensgetreue Beschreibungen dessen
von sich geben können, was sie gesehen haben, und sich auch sonst auszudrücken vermögen, als
wären sie mit einer lebhaften Imagination gesegnet. Sie könnten sogar Maler an der Königlichen
Akademie werden." Ich habe einen Vetter, einen Architekten, der behauptet, nichts visualisieren zu
können. "Wie denkst du denn?", habe ich ihn da gefragt. Er schüttelte den Kopf und sagte: "Ich
weiß es nicht." Aber weiß das überhaupt jemand? Wenn ich mich unterhalte, ob nun mit Sehenden
oder Blinden, oder auch wenn ich an meine eigenen inneren Bilderwelten denke, bin ich mir
unsicher, ob Worte, Symbole oder verschiedenartige Bilder die primären Werkzeuge des Denkens
sind oder ob es Formen des Denkens gibt, die all dem vorausgehen, Denkformen, die im Grunde
amodal sind. Psychologen sprechen manchmal von "Interlingua" oder von "Mentalese", womit sie
die ureigene Sprache des Gehirns meinen, und Lev Vygotsky, der große russische Psychologe,
sprach gern vom "Denken in reinen Bedeutungen". Ich weiß nicht, ob das Unsinn oder tiefste
Wahrheit ist, doch auf diesem Riff strande ich meist, wenn ich über das Denken nachdenke.
Das Blindsein zur Freisetzung der kreativen Fähigkeiten "nutzen"
Galtons offensichtlich widersprüchliche Aussage über das Vorstellungsvermögen - steht es nun im
Gegensatz abstrakten Denkens oder ist es dessen integraler Bestandteil? - mag aus seinem
Versäumnis herrühren, zwischen fundamental verschiedenen Ebenen des Vorstellungsvermögens
zu unterscheiden. Das von ihm beschriebene einfache visuelle Vorstellungsvermögen reicht, um
eine Schraube oder einen Motor zu konstruieren oder eine chirurgische Operation durchzuführen,
und es dürfte relativ einfach sein, diese eigentlich reproduktiven Formen des
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Vorstellungsvermögens zu simulieren oder in Videospielen oder virtuellen Realitäten
verschiedenster Art modellhaft nachzubilden. Doch so unschätzbar solche Fähigkeiten auch sein
mögen, haftet ihnen dennoch etwas Passives, Mechanisches und Unpersönliches an, was sie
grundsätzlich von den höheren und weit persönlicheren Fähigkeiten der Imagination unterscheidet,
die ein kontinuierliches Streben nach Struktur, Form und Bedeutung, eine Aktivierung aller
individuellen Fähigkeiten auszeichnet. Die Imagination löst auf und verwandelt, verbindet und
kreiert, während sie auf solch "niedere" Fähigkeiten wie Erinnerung und Assoziationskraft
zurückgreift. Erst durch diese Art Imagination, durch solche Vision schaffen und konstruieren wir
unsere individuellen Welten. Auf dieser Ebene lässt sich über die eigenen mentalen Landschaften
nicht länger aussagen, was visuell ist, was akustisch, was Bild, was Sprache, was intellektuell, was
emotional - sie alle sind mit unseren individuellen Perspektiven und Werten verschweißt und von
ihnen durchzogen. Eine solchermaßen vereinigte Vision leuchtet ebenso aus Hulls Biographie wie
aus der Toreys auf, obwohl der eine "nichtvisuell" und der andere "hypervisuell" wurde. Was
anfangs ein so wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Männern zu sein schien, fällt
letztlich - zumindest was die persönliche Entwicklung und Sensibilität angeht - keineswegs ähnlich
radikal aus. Auch wenn die Wege, die sie eingeschlagen haben, unvereinbar scheinen, haben doch
beide auf eigene Weise ihr Blindsein "genutzt" (falls man ein solches Wort für Prozesse verwenden
darf, die zutiefst rätselhaft bleiben und weit unter - oder über - der Ebene des Bewusstseins und
jeder willentlichen Kontrolle angesiedelt sind), um ihre emotionalen Persönlichkeiten und kreativen
Fähigkeiten freizusetzen, und beide haben ihre individuellen Welten auf vielfältige und umfassende
Weise Wirklichkeit werden lassen.
Oliver Sacks, Erstveröffentlichung in The New Yorker, 28. Juli 2003.
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben. Die Veröffentlichung erfolgt mit
freundlicher Genehmigung des Autors.
http://www.dvbs-online.de/horus/2007-5-4234.htm
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Phänomen Synästhesie: Blau + blau = rot
von Holger Dambeck
Die Ziffer 3 ist grün, die 5 gelb – für Synästhetiker gleicht Rechnen einem kunterbunten
Sinnesrausch: Sie nehmen Zahlen als Farben wahr. Jetzt haben Forscher neue Hinweise dafür
gefunden, dass man ihre verblüffendene Wahrnehmung zumindest teilweise erlernen kann.
Nüchterne Ziffern können erstaunliche Empfindungen wecken. Farbige Empfindungen. Bei
Managern ist die Palette noch eingeschränkt: Sie sehen entweder schwarze, leicht rote, im
schlimmsten Fall tiefrote Zahlen. Es gibt aber auch Menschen, denen Zahlenkolonnen so bunt
erscheinen wie ein Regenbogen.
Vor mehr als 100 Jahren schon berichtete der britische Forscher Sir Francis Galton von mehreren
Bekannten, die natürliche Zahlen als ein wellenförmiges, leuchtend blau, gelb und rot gefärbtes
Band beschrieben. Synästhesie nennen Psychologen dieses Phänomen, das in verschiedenster
Form bei etwa jedem 20. Menschen auftritt.
Manche schmecken Töne. Bei anderen ähnelt der Buchstabe Y dem Grüngelb einer Zitrone. Die
Wissenschaft weiß inzwischen, wieso: Im Gehirn von Zahlen-Synästhetikern werden zum Beispiel
beim Lesen schwarz gedruckter Ziffernkolonnen auch jene Regionen aktiviert, die für die
Verarbeitung von Farben zuständig sind. Bei Testpersonen ohne Synästhesie zeigen Hirnscans
derartige Aktivitäten nicht.
Ein amerikanisch-italienisches Forscherteam berichtet nun über neue Hinweise dafür, dass
Lernprozesse eine wichtige Rolle bei der Synästhesie spielen. Die Fähigkeit wäre demnach nicht
nur angeboren - sondern zumindest teilweise auch erworben. "Wir glauben, dass es tatsächlich
diese zwei Komponenten der Synästhesie gibt", sagt der US-Psychologe Edward Hubbard im
Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Wieso? Die Antwort auf diese Frage fand er in einem Experiment.
Wieso ist eine 3 grün?
Hubbard, der derzeit am medizinischen Institut Inserm in Orsay bei Paris forscht, hat mit zwei
Kollegen von der Universität Padua Dutzende Versuche mit einem Synästhetiker gemacht. Der
Proband sieht die Ziffer 1 blau, die 2 rot, die 3 grün, die 4 braun, die 5 gelb und die 6 grau. In den
Experimenten zeigte sich, dass bei ihm die verblüffenden Farbassoziationen auch unbewusst
auftreten. Hubbard ist überzeugt, dass das Phänomen praktische Effekte hat: "Synästhesie kann
eine nützliche Hilfe für das Gedächtnis sein." Er berichtet von Synästhetikern, denen zufolge die
bunten Muster tatsächlich helfen, sich zum Beispiel eine Telefonnummer zu merken.
Allerdings können die Assoziationen auch hinderlich sein - zum Beispiel wenn eine Ziffer in einer
bestimmten Farbe gedruckt ist und der Synästhetiker diese schnellstmöglich nennen soll. Sobald
die Farbe nicht mit jener übereinstimmt, die er mit der Ziffer verbindet, braucht er länger. Er ist
offenbar irritiert wegen der Diskrepanz. Ähnlich ergeht es praktisch allen Menschen, wenn sie das
Wort "grün" in roten Buchstaben lesen und sagen sollen, welche Farbe die Schrift hat.
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Eine solche Verzögerung beobachteten Hubbard und seine Kollegen auch bei ihrer Testperson. Der
sogenannte Stroop-Test lief so ab: Ein Computermonitor zeigte nicht nur Ziffern zwischen 1 und 6,
sondern immer wieder auch Mengen von ein bis sechs Punkten - zum einen geordnet wie auf
Spielwürfeln, zum anderen ungeordnet. Die Ziffern und Punkte wurden in wechselnden Farben
präsentiert. Der Proband sollte dann schnellst möglich die gezeigte Farbe benennen.
Angeboren oder erlernt
Der Versuch brachte bei den Ziffern die erwarteten Ergebnisse. Stimmten angezeigte und
assoziierte Farbe nicht überein, verlängerte sich die Reaktionszeit. Bei den ungeordneten
Punktmengen allerdings erlebten die Wissenschaftler eine Überraschung. Obwohl der Proband
nach eigener Aussage keine bewussten Farbassoziationen hatte, beeinflusste die Farbe der Punkte
trotzdem sein Reaktionstempo.
Schon das bloße Konzept einer Zahl reiche offenbar, um synästhetisches Verhalten auszulösen,
schreiben Hubbard und seine Kollegen im Fachmagazin "Cortex". Obwohl sich der Proband einer
Synästhesie gar nicht bewusst sei, könnten bei ihm sogar ungeordnete Punkte das Phänomen
verursachen.
Die Folgerung: "Lebenslange synästhetische Erfahrungen können zur Entstehung gelernter
Assoziationen zwischen verschiedenen Stimuliarten führen", sagt Hubbard. Und diese
Assoziationen müssten gar nicht bewusst wahrgenommen werden, um das Verhalten zu
beeinflussen. Im Klartext: "Es gibt bei der Synästhesie eindeutig eine Lernkomponente", sagt der
Psychologe - genau wie Buchstaben und Zahlen ja auch erlernt würden.
Forscher wissen seit längerem, dass Synästhesie in verschiedenen Ausprägungen auftritt. Den jetzt
untersuchten Probanden charakterisiert Hubbard als "höheren Synästhetiker": Assoziationen von
Farben mit Ziffern seien ihm bewusst, jene mit Punktmengen unbewusst. In einer 2007
veröffentlichten Studie hatte eine andere Forschergruppe von einem Synästhetiker berichtet, der
zwar Ziffern und Würfelmuster mit Farben verknüpfte, nicht aber ungeordnete Punktmengen. Dies
hatte sich auch in Experimenten bestätigt.
Mit Training zur Synästhesie
Für ihre Beobachtungen haben Hubbard und seine Kollegen nur zwei Erklärungen: Entweder
existieren für die Verarbeitung von Zahlen und Farben im Gehirn neuronale Verbindungen. Oder die
unbewussten Assoziationen sind eine Folge des bewussten Farbensehens bei Ziffern.
Dass Farbassoziationen erlernt werden können, haben Wissenschaftler schon 2003 gezeigt. Lorin
Elias von der University of Saskatchewan in Kanada und seine Kollegen hatten einen Synästhetiker
mit Nicht-Synästhetikern verglichen. Einer aus letzterer Gruppe hatte sich durch langjährige
Beschäftigung mit Stickmustern eine feste Zuordnung von Zahlen und Farben angeeignet. Er
reagierte ähnlich wie der Synästhetiker - ohne allerdings tatsächlich Farben zu sehen. Bei anderen
Probanden reichte ein mehrstündiges Training, um im Stroop-Test Ergebnisse zu erzielen wie ein
richtiger Synästhetiker.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/phaenomen-synaesthesie-blau-blau-rot-a670045.html
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Synästhesie, ein neurologisches Phänomen
von Hinderk M. Emrich, Janina Neufeld, Christopher Sinke
Häufigkeit und Merkmale von Synästhesie
Die Häufigkeit des Auftretens synästhetischer Wahrnehmungen ist nicht eindeutig feststellbar.
Ergebnisse verschiedener Feldstudien variieren zwischen 0,05 % und 4 %, wobei Frauen häufiger
betroffen sind (Schätzungen variieren hier von 1:1,1 bis 1:6). Es gilt als wahrscheinlich, dass
Synästhesie eine genetische Komponente hat, da sie häufig innerhalb einer Familie auftritt. Jede
Synästhesie lässt sich formal durch einen Satz von auslösenden (z. B. Musik) und ausgelösten (z.
B. Farben) Eigenschaften charakterisieren, die automatisch gekoppelt werden, also nicht zu
unterdrücken sind (Bergfeld Mills, 1999). Die auslösenden Wahrnehmungen können entweder
komplexer (wie z. B. Musik) oder einfacher Natur sein (wie z. B. Geräusche), wohingegen die
ausgelösten Wahrnehmungen meistens einfach sind (z. B. Farben, einfache geometrische Figuren,
Einzeltöne u. Ä.). Eine Ausnahme bilden hierbei die sogenannten ordinal spacial sequences (Sagiv
et al. 2005) und eine erst seit Kurzem untersuchte Synästhesieform, bei der Zahlen, Zeiteinheiten
oder Buchstaben als Persönlichkeiten wahrgenommen werden, die sogenannte OLP = Ordinal
Linguistic Personification. Als wichtigstes Kriterium für die Feststellung einer Synästhesie gilt die
individuelle Konsistenz der Kopplung über lange Zeiträume. So nimmt ein Synästhetiker die Zahl 1
beispielsweise immer grün wahr, für einen anderen erscheint sie jedoch immer gelb. Jeder
Synästhetiker hat also seine individuellen konstanten Kopplungen von auslösender und
ausgelöster Wahrnehmung bzw. seine eigene synästhetische Realität, was die Erforschung des
synästhetischen Phänomens deutlich erschwert.
Verschiedene Arten von Synästhesie
Generell werden z. B. nach Peter G. Grossenbacher drei Arten von Synästhesie im Bezug auf ihre
Entstehung unterschieden: 1) Bei der genuinen Synästhesie gibt es über die Zeit konstante
Kopplungen von Auslöser und Ausgelöstem, die für die Betroffenen schon immer da waren. 2) Bei
der erworbenen Form kommt es durch einen neuropathologischen Zustand zu konsistenten
Kopplungen. 3) Bei drogeninduzierter Synästhesie kommt es zu vorübergehenden, variablen
Kopplungen durch psychoaktive Substanzen (wie z. B. LSD oder Meskalin). Im Artikel wird nur die
genuine Synästhesie weiter behandelt. Im Bereich der genuinen Synästhesie wird in der
wissenschaftlichen Literatur am häufigsten das Farbenhören beschrieben, bei dem gesprochene
Wörter, Buchstaben, Zahlen, Stimmen oder Töne visuelle Eindrücke wie Farben und/oder Figuren,
sogenannte Photismen, auslösen. Im Rahmen des Research-and-Development-Projektes
Synaesthesia and Sound von Jamie Ward und Samantha Moore zeigte sich, dass die
Visualisierungen synästhetischer Photismen in Verbindung mit Tönen auch von NichtSynästhetikern als besonders ästhetisch empfunden werden. Seltener tritt die Empfindung von
Photismen beim Schmecken, Riechen oder der Schmerzwahrnehmung auf. Ein noch wenig
untersuchtes Phänomen ist die sogenannte Gefühlssynästhesie. Dieser Begriff wird in zweierlei
Hinsicht verwendet: Zum einen beschreibt er eine Synästhesieform, bei der eine Sinnesmodalität,
wie beispielsweise der Tastsinn, je nach Stimulus ein bestimmtes Gefühl hervorruft. Zum Beispiel
beschreibt Vilayanur S. Ramachandran eine Frau, die sich minderwertig fühlt, wenn sie Jeansstoff
mit der Hand berührt, stattdessen aber ruhig und stark, wenn sie glattes Metall anfasst. Zum
anderen kann Gefühlssynästhesie (oder auch metaphorische Synästhesie) aber auch bedeuten,
dass Gefühlszustände synästhetische Wahrnehmungen hervorrufen (Emrich 2002). Es gibt jedoch
nicht nur sehr viele verschiedene Formen von Synästhesie, sondern oft auch starke Unterschiede
zwischen den Wahrnehmungen von Synästhetikern einer Synästhesieform. Während
beispielsweise einige Graphem-Farb-Synästhetiker berichten, sie sähen ihre Farben auf den
Buchstaben oder um ihn herum projiziert, berichten andere, die Farbe erscheine nicht wirklich
visuell, sondern vor dem inneren Auge.
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Synästhesie ist keine Krankheit
Synästhesie gilt nicht als neurologische Erkrankung, da sie im Alltag in der Regel keine
schwerwiegenden Einschränkungen mit sich bringt und daher auch nicht in neurologischen
Klassifikationssystemen (ICD-10 oder DSM-IV) beschrieben wird. Außerdem scheint es keine
Verbindungen zwischen Synästhesie und psychiatrischen Erkrankungen zu geben, mit Ausnahme
der Tatsache, dass Synästhesie durch Epilepsie ausgelöst werden kann. Vieles spricht dafür, dass
frühkindliche Erfahrungen die Ausprägung der Synästhesie in erheblichem Maß beeinflussen. So
entdeckten beispielsweise Witthoft und Kollegen bei einer Synästhetikerin eine 100%ige
Übereinstimmung zwischen ihren Farbassoziationen bei Buchstaben und Farben von
buchstabenförmigen Magneten, die während ihrer Kindheit den Kühlschrank ihrer Eltern geziert
hatten (Witthoft et al. 2006). Die meisten Synästhetiker berichten jedoch, dass ihre Farben schon
da waren, so lange sie denken können und geben keine Hinweise auf konkrete Situationen, auf
welche die Assoziationen zurückgeführt werden könnten.
Synästhesie als perzeptuelles Phänomen
Wie synästhetische Wahrnehmungen zustande kommen, ist bis heute nicht hinreichend geklärt.
Durch psychophysikalische Experimente wurde zumindest nachgewiesen, dass es sich bei der
synästhetischen Wahrnehmung um ein perzeptuelles Phänomen handelt, da durch synästhetische
Farben gewisse Wahrnehmungseffekte erzeugt werden können. Ordnet man z. B. Zweien
dreiecksförmig zwischen lauter Fünfen an, so sieht ein Farb-Graphem Synästhetiker das Dreieck
sofort, da es sich farblich abhebt (Pop-out-Effekt), wohingegen Nicht-Synästhetiker nur ein Gewirr
von Ziffern erkennen (siehe Abb. 1). Ob die geometrischen Formen wirklich herausspringen oder ob
Synästhetiker nur besser in dieser Aufgabe sind, ist noch nicht endgültig geklärt. Lässt man
Synästhetiker nach einer Zahl zwischen anderen Zahlen suchen (z. B eine Zwei in lauter Fünfen), so
ist die Zeit, die sie benötigen, um die Zahl zu finden, abhängig von der Anzahl der insgesamt
präsentierten Zahlen (Edquist at al. 2006). Dies deutet darauf hin, dass die Farbe der Zahl nicht
herausspringt, sondern die Synästhetiker wie auch die Nicht-Synästhetiker alle Zahlen durchgehen
müssen, bis die gesuchte Zahl gefunden wird. Auch lässt sich ein synästhetischer Stroop-Effekt
provozieren, wenn Synästhethiker mit farbigen Wörtern konfrontiert werden (Bergfeld-Mills et al.
1999). Durch den Konflikt zwischen der Eigenfarbe der Wörter und der Farbe der synästhetischen
Reaktion benötigen sie mehr Zeit, um die tatsächlich gezeigte Farbe auszuwählen und zu
benennen. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die synästhetische Farbwahrnehmung
automatisch und unwillkürlich auftritt, also nicht unterdrückt werden kann. Mattingley konnte
allerdings zeigen, dass eine Präsentation von Farben, die so kurz (28 bzw 56 ms) erfolgt, dass sie
nicht wahrnehmbar ist (Priming), keine farbigen Photismen auslöst (Mattingley et al. 2006). Dies
weist darauf hin, dass für die synästhetische Farbgenerierung bewusste Wahrnehmung nötig ist.
Ob synästhetische Empfindungen dagegen Aufmerksamkeit benötigen, ist strittig. Indem
Mattingley Synästhetiker durch eine schwere Aufgabe ablenkte, konnte er weiterhin nachweisen,
dass Aufmerksamkeit die synästhetische Wahrnehmung modifiziert. Ramachandran stellte
dagegen fest, dass die Farbgenerierung auch ohne Aufmerksamkeit möglich ist. Er benutzte dazu
den sogenannten crowding task, bei dem Zahlen, die von anderen Zahlen umgeben sind, im
peripheren Sehfeld erscheinen und von den Versuchspersonen benannt werden müssen. NichtSynästhetiker erwiesen sich – wegen eingeschränkter Aufmerksamkeitsressourcen im peripheren
Sehfeld – als nicht in der Lage, die Zahl in der Mitte zu identifizieren, wohingegen Synästhetiker die
Zahlen anhand ihrer synästhetischen Farbe erkennen konnten, obwohl die Zahl nicht bewusst und
ohne Aufmerksamkeit identifiziert wurde (Ramachandran und Hubbard 2003). Weiterhin wurde
ermittelt, dass Farbwahrnehmung kontextabhängig ist. So hat z.B das Zeichen I in Gegenwart
anderer Buchstaben die Farbe des Buchstaben I, in der Gegenwart von anderen Zahlen jedoch die
Farbe der Zahl 1.
23
Abb. 1: Verändert nach Ramachandran et al. 2003: Figur aus Zweien in zufällig angeordneten
Fünfen A) aus Sicht eines Nichtsynästhetikers B) eine mögliche Sichtweise eines Synästhetikers.
Gemeinsamkeiten von synästhetischen Wahrnehmungen
Bezüglich der Gemeinsamkeiten der synästhetischen Farbwahrnehmungen gibt es ebenfalls
neuere Erkenntnisse. Der gemeinsame Nenner zwischen Farben und Buchstaben scheint die
relative Häufigkeit zu sein, mit der sie in der Sprache vorkommen. So ist z. B. die Farbe Rot oft mit
dem Buchstaben A gekoppelt, wobei beide auch häufiger in unserer Sprache benutzt werden als z.
B. Z und Violett (Simner 2005). Zudem wurde ein Zusammenhang zwischen relativer
Buchstabenhäufigkeit, Helligkeit und Sättigung des Photismus erkannt. Häufiger vorkommende
Buchstaben werden mit helleren und satteren Farben verknüpft (Beeli 2007).
Erklärungsmodelle
Basierend auf den bisherigen Ergebnissen wurden vier verschiedene Modelle zur Erklärung der
Synästhesie entwickelt:
1. Beim Pruning-Modell geht man davon aus, dass bei Synästhetikern ein größerer Teil von
Verbindungen zwischen bestimmten Hirnarealen bestehen bleibt, die im Normalfall
eliminiert würden: Während der menschlichen Hirnentwicklung kommt es zu einem starken
Auswachsen von Nervenverbindungen, die zunächst weniger differenziert sind.
Anschließend folgt eine Ausdünnung (pruning) von Nervenverbindungen, sodass nur die
wirklich sinnvollen Nervenverbindungen erhalten bleiben. Es könnte also sein, dass dieser
Vorgang bei Synästhetikern eingeschränkter abläuft und so zusätzliche Verbindungen
erhalten bleiben. Ist ein Areal aktiv, könnte es das andere also simultan mitaktivieren. Diese
Hypothese wird beispielsweise durch Hubbard und Kollegen unterstützt, die bei GraphemFarb-Synästhetikern während der Präsentation von Buchstaben nicht nur eine Aktivierung
des Wort-Form-Areals, sondern auch der benachbarten Farbregion fanden.
2. Das disinhibited-feedback-Modell besagt hingegen, dass die Anzahl an Verbindungen im
Gehirn unverändert ist, dass es jedoch durch einen Mangel an Hemmung zu einer erhöhten
synaptischen Übertragung zwischen Hirnarealen kommt. Grossenbacher und Kollegen
postulieren, das dieser Mangel an Hemmung durch eine geringere Aktivität des temperoparietal-okzipitalen Kortex – einem intermodalen Assoziationsfeld, von dem man annimmt,
dass es visuelle, räumliche und akustische Signale integriert – zustande kommt.
3. Die re-entrant-theory geht davon aus, dass es bei der Signalverarbeitungskaskade von
primären in höhere assoziative Areale eine Rückprojektion in vorgeschaltete Areale gibt, die
bei Synästhetikern stärker ausgeprägt ist und eine Aktivierung in diesen Arealen früher
Sinnesverarbeitung nach sich zieht.
4. Das Hyperbinding-Modell besagt, dass bei Synästhetikern die Hirnareale, welche die
Verknüpfung verschiedener Sinnesinformationen zu einer einheitlichen Wahrnehmung
24
leisten, hyperaktiv sind und es dadurch zu einem Mehr an Verknüpfungen kommt. Nach
Estermann ist das hierfür kritischste Areal im Parietalkortex zu suchen (Estermann et al.
2006); andere Autoren machen hauptsächlich das limbische System für diesen Vorgang
verantwortlich (z.B. Schiltz et al. 1999, Cytowic 1989 / s.o.).
Die Modelle schließen einander nicht unbedingt aus, sodass auch eine Kombination der
verschiedenen Theorien denkbar ist. So ist es möglich, dass es über Disinhibition von FeedbackProjektionen zu einem Rückeintritt (Re-entrant) von Aktivität in vorgeschaltete Areale kommen
kann oder das Pruning-Modell könnte die Grundlage für Hyperbinding- bzw. Re-entrant-Prozesse
sein. Zusammengefasst lässt sich sagen: Es ist akzeptiert, dass Synästhesie keine Einbildung der
Betroffenen ist, sondern ein reales neurophysiologisches Phänomen, das der Wissenschaft
einzigartige Einblicke in die menschliche Wahrnehmung bieten kann.
http://www.see-this-sound.at/kompendium/text/36/1#textbegin (gekürzt)
25
Die andere Sicht
Der Nonspezialist für Bilder: Evgen Bavčar, Ästhetiker und blinder Photograph
von Ulf Erdmann Ziegler
Alle machen sich schön, um im Licht des Tages zu erscheinen. Wenn Evgen Bavčar das sagt, meint
er zwar die Frauen von Paris. Aber auch ich habe meine besten Sachen angezogen an diesem Tag
für den Fall, daß der Mann, der als „blinder Photograph“ bekannt geworden ist, auf die Idee
kommen sollte, ein Bild von mir zu machen. Er, der nun 44 Jahre alt ist (und rund 10 Jahre älter
wirkt), ist erblindet, bevor ich das Licht der Welt erblickte. Evgen Bavčar war damals zwölf und lebte,
unweit der italienischen Grenze, in Slowenien. Nach dem Gymnasium hat er in Ljubljana
Philosophie und Geschichte studiert. Mit einem Stipendium des französischen Staates kam er am
9. November 1972 nach Paris, roch die teuren Parfüms und den Rauch von schwarzem Tabak, zog
ins vierzehnte Arrondissement, und dort ist er geblieben. Bavčar ist immer noch fremd in Paris, wie
sein Name, der sich slowenisch Bautschar spricht. Aber er hat sich in das Gedächtnis vieler
Menschen tief eingegraben.
Evgen Bavčar will sich weder von der Tradition der Blinden noch von der Gleichgültigkeit der
Sehenden diktieren lassen, was ihn zu interessieren habe. Seine Liebe zur Musik, zum Beispiel, sei
grenzenlos, „doch ich kann sie auch hassen, sobald ich nur daran denke, daß man sie für das
einzige Glück der Blinden hat wollen gelten lassen“. Schließlich hat sich Bavčar bis an die Grenzen
eines Bereichs vorgetastet, in dem er, wie er mehrmals betont, „absoluter Nonspezialist“ ist: dem
der Bilder. So wie andere sich die Welt mit dem erklären, was sie sehen, erklärt sich Bavčar die Welt
mit der Tatsache, daß er nicht sieht. Er ist Spezialist für die wohl krasseste aller Differenzen, die
zwischen Dunkelheit und Licht. Es läge auf der Hand, schrieb Evgen Bavčar in der französischen
Lettre Internationale, „daß die Blindheit mein allerletzter Wunsch gewesen wäre. Ich mußte das
hinnehmen, als ob es sich um das Leben handle, in das man hineingeboren wird, ohne es zu wollen.
Doch während das Leben mir gegeben wurde und unwiderruflich da ist, läßt die Blindheit mich nie
los, und wollte ich mich ihrer entledigen, so müßte ich auch auf alles andere verzichten – was es
wahrscheinlich nicht wert ist.“
Deshalb habe er beschlossen, „diese notwendige Komplizin beizubehalten“; womit er sich in die
Nähe eines Verbrechers stellt, ästhetische und moralische Differenzen verwischend. Bavčar
genießt seinen Dissens, den er als Abtrünnigkeit begreift. Er vergleicht sich mit Luzifer, dem
gefallenen Engel, der den Menschen das Licht gebracht haben soll. Ohne Zweifel ist es das Licht
der Aufklärung mit dem Bavčar die Höhlen der Verneinung, der Abwesenheit ausleuchtet; aber der
Doktor der Philosophie, der an der Sorbonne über Adorno und Bloch promoviert hat, gibt sich gern
ein wenig okkult. Emphatisch schlägt sich Evgen Bavcar auf die Seite der Ikonophilen, denen er
vorhält, daß „das Wort per definitionem blind“ sei. So streitet er ihnen das Recht ab, das Gespräch
untereinander ungestört fortzusetzen. Nicht daß Bavcar sich in die Verlegenheit brächte, über
Bilder zu sprechen. Er läßt die anderen sprechen: Freunde, Kritiker, Kunsthistoriker.
In dem auf Deutsch erschienen Text „Malerei mit geschlossenen Augen“ hat Bavčar darüber
Rechenschaft gegeben, wie er die gesprochenen Bilder in seinem Kopf zusammensetzt. Die von
ihm gewählten Bild-Erzähler verwandeln sich für Bavcar „in eine Art Maler im Nachhinein“. Mit
ihnen begibt er sich, weil man das gesprochene Bild nur „in unmittelbarer Nähe zum Original
kreieren“ könne, ins Centre Georges Pompidou oder in den Louvre, um Bilder von Balthus,
Rembrandt, Kandinsky oder Pollock „anzusehen“. „Malerei mit geschlossenen Augen“ ist ein
verdichteter Bericht über die Erfahrungen mit den Bild-Erzählern im Rahmen einer Sendereihe, die
Bavčar für France Culture gemacht hat und die von der „Möglichkeit und Unmöglichkeit der
Beschreibung von Bildern“ handelte. Dabei, schreibt Bavčar, habe er an die Radiohörer gedacht, von
denen er annimmt, daß sie „angesichts der Welt des Fernsehens in einer Art Untergeschoß leben
und mir von ihrer Position her sehr ähnlich sind“.
Die Bildbeschreibungen kolportiert Bavčar so eindringlich, daß man an der Begegnung mit den
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Bildern leibhaftig teilzuhaben meint. Weil im Sprechen nur einzelne Elemente eines Bildes im
Vordergrund stehen, werden diese Elemente extrem lebendig. Die Bilder öffnen sich, protzen mit
ihren Verschlüsselungen, geben ihre Schwächen nicht preis: Bilder aus einem Paradies der Bilder.
Und Bavčar, der in Slowenien nach seinem Studium für kurze Zeit Gymnasiallehrer gewesen war,
nimmt seine Erzähler an die Hand, damit alles in ihren Worten Gestalt annehme, was seinem
inneren Bild nützlich sein könnte.
Um die Kunst hat sich – seit der Renaissance – ein komplexes System von Beschreibungen und
Analysen entwickelt. Die Bilder sind mit der Geistesgeschichte, die sprachliche Welt ist mit den
Bildern verwoben. Dennoch hat sich ein Mythos des reinen Schauens erhalten, der besagt, über
Bilder könne man eigentlich nicht sprechen. Bavcars physische Blindheit bestätigt diesen Mythos;
seine metaphorische Blindheit jedoch, mit der er die anderen zum Sprechen bringt, läßt die Kritik
am Ballast des „Kommentars“ zweifelhaft erscheinen. Das reine Schauen – also die Weigerung, das
Gesehene zu teilen – ist wohl weniger Treue zum Bild als letztlich ein Kult der Dunkelheit. Eine
merkwürdige Koinzidenz: Wenige Wochen vor meinem Besuch ist im neuen, unterirdischen Teil des
Louvre eine Ausstellung des Philosophen Jacques Derrida mit dem Titel „Mémoires d’aveugle“
eröffnet worden. Sie präsentiert Zeichnungen aus dem Bestand des Museums, die größtenteils den
Blick des Künstlers und den Blick des Künstlers auf Blinde zum Thema haben. Derrida forciert die
Metapher der Blindheit dahingehend, daß er die Entstehung der Zeichnung mit einem Einsetzen der
Erinnerung und einem gleichzeitigen Aussetzen gegenwärtigen Schauens einhergehen sieht.
Bavcar ist, durch die Erfahrung seiner tatsächlichen Blindheit, dem Denken Derridas nahe in der
Bereitschaft, eine Sache aus einer Auslassung, einem Fehlen, einer Abwesenheit zu erklären.
Evgen Bavčar hat mit List ein Terrain zurückerobert, das den Blinden genommen worden wir oder
das sie preisgegeben hatten: Reflexion und Vermittlung von Sichtbarem. Nun ist Bavčar gegenüber
vielen Blinden allerdings im Vorteil, weil er eine Erinnerung an das Sichtbare mit sich trägt, die er
„wie einen Schatz“ bewahrt. Bereits mit zehn Jahren hatte Evgen Bavčar ein Auge verloren, als er
mit anderen Kindern durch den Wald lief und ein Zweig in sein Gesicht schlug. Ein Jahr später
spielte er mit einem Minendetonator, den er als Munition nicht erkannt hatte. Während er im Laufe
von acht Monaten das Augenlicht verlor und die Ärzte ihn über seine Zukunft belogen, hatte sich
der Zwölfjährige „intuitiv“ alle Bilder zeigen lassen, die zur Verfügung standen, Familienphotos und
Bilder vom Mount Everest, den Niagarafällen, dem Petersdom, Titos Portrait, eine Reproduktion der
Mona Lisa. Mit diesen Bildern verblaßt jetzt die Erinnerung an alles einst Gesehene: Die
„Einfarbigkeit überwuchert mein Dasein“. Der Himmel gehört für ihn „zu den Bildern, die am
meisten verwischt sind“. Regelmäßig fährt Evgen Bavčar zurück nach Slowenien in die Gegend von
Ajdovscina, die einzige, die er jemals gesehen hat. Bavčar, der längst den französischen Paß hat
(und fließend, wenn auch nicht fehlerfrei deutsch spricht), ist ein aufrechter Slowene, und in der
Kultur des kleinen Volkes sieht er mehr als in den verschlissenen Formen der vorlauten Nationen
die Zukunft Mitteleuropas. Von einen französischen Institut hat er einen längerfristigen
Forschungsauftrag zur slowenischen Literatur, aus dem er einen Teil seines Lebensunterhalts
bestreitet.
In Bavcars kleiner und dunkler Pariser Wohnung hängt eine Postkarte mit Titos Portrait an der Tür,
neben einer Landkarte vom nördlichen Jugoslawien und über dem Türspion, in dessen metallener
Einfassung sich der Hersteller mit den Worten „Cyclope minus“ verewigt hat. Für staunende
Besucher gedacht sind einige sehr kleine, billige Rasierspiegel, die Bavčar auf gleicher Höhe an
einem Schrank befestigt hat. Der französische Slowene hat seine Erscheinung, seine
Lebensverhältnisse gezielt zum Ereignis werden lassen, und wie Gertrude Stein oder Man Ray ist
Evgen Bavčar ein Wahlpariser, der die subkulturellen Nischen der Stadt für sich nutzbar gemacht
hat. Das französische Fernsehen hat einen Featurefilm über ihn gedreht und ausgestrahlt, er wird
zu Ausstellungen und Symposien eingeladen, und im letzten Jahr war er der offizielle Photograph
auf den Vernissagen des „Monats der Photographie“ der Stadt Paris.
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Es ist eigenartig zu sehen, wie Bavčar einerseits das Interesse, das ihm entgegengebracht wird,
genießt und andererseits sich zu schützen versucht. So ist er bei der Telephonauskunft durch eine
„rote Nummer“ geschützt, und mit dem Fernsehteam ging er in einen anderen Stadtteil, um in
seinem Viertel nicht allzuviel Aufsehen zu erregen. Während er mir, dem Fremden, mit Geschichten,
die mir sehr privat vorkommen, sein Leben zu illustrieren sucht, fürchtet er andererseits, daß die
ihm nahestehenden Personen Kontrolle über sein Leben gewinnen. Deshalb läßt er sich manchmal
von wildfremden Menschen auf der Straße Briefe vorlesen, die nicht in der Blindenschrift Braille
notiert sind.
Nicht leicht ist es, ein Denken zu begreifen, das ganz auf „Negativität“ gründet, oder ein Leben zu
begreifen, das als Paradox inszeniert wird. Gebildet wie ein Gelehrter des letzten Jahrhunderts,
ungebrochen selbstsicher wie ein Einserabiturient, kryptisch und verstiegen wie Jacques Lacan
(den er noch gehört hat), ist Bavčar herausgeschritten in die eigene Figur. Man möchte nur hoffen,
daß er den Schatz seiner lichten Kindheit nicht verlieren wird, sollte er einmal ganz das
Lieblingskind der Medien werden.
Bereits in Berlin hatte ich Photographien von Bavcar gesehen, und sie wirkten wie der Beweis, daß
der, der nicht sieht, in der Bilderproduktion immer Anfänger bleiben muß. Deshalb überraschen
mich die Photographien, die Bavčar mir in Paris zeigt. Sie sind teils in Slowenien entstanden, teils in
Kärnten, im Geburtsort von Peter Handke, mit dem und mit dessen „lichter“ Literatur er sich
zutiefst verbunden fühlt. Im Gegensatz zu den Berliner Photographien sind dies Bilder von hoher
Intensität, bei Nacht geblitzt, Metaphern einer Vorstellung, die im Wechsel von „Licht und Schatten“
ihr extremstes Bild gefunden hat. Es sind Blicke nicht aus einem Fenster hinaus, sondern in eine
dunkle Kammer hinein, in der das zu Sehende grell und scharf aufgescheucht wird, wie die
Schwalben, die Bavčar gegen den Nachthimmel im Blitzlicht gefrieren ließ.
Dem Photographen, der seine Bilder nicht sehen kann, ist das Resultat nahezu gleichgültig. Für ihn
zählt allein, daß er die Bilder macht und daß er andere dem Konflikt ausliefert, etwas zu
betrachten, was der Urheber des Bildes selber nicht betrachten kann. Bavcars Rhetorik der
Dunkelheit erinnert daran, daß alle technischen Prozesse des Sehens, mit denen wir uns so
selbstverständlich eingerichtet haben, als seien sie „äußerlich“, in einer dunklen Kammer ihren
Anfang hatten und noch immer, im Moment der Erzeugung, diese Dunkelheit unbedingt brauchen.
Die frühe Camera obscura war ein Raum, in den das Bild der Außenwelt als Projektion hineinfiel.
Nur noch der Aufenthalt im Kino erinnert an diese Grundbedingung der technischen Bilder.
Während ich mir die Photographien ansehe, hat sich Bavčar mit seinem Apparat in Position
gebracht, um mich dabei zu photographieren. Ich bemühe mich, zu diesem Zeitpunkt nicht gerade
die Bilder junger nackter Frauen zu betrachten, die Bavčar ebenfalls gemacht hat und dem
Besucher ohne Umschweife zeigt. Bavcars Theorie ist, daß sich Frauen beim Entkleiden unter dem
Blick eines Sehenden „innerlich bekleiden“; in der Begegnung mit dem Photographen Bavčar aber
trete der narzißtische Selbstschutz nicht in Kraft. Sie seien quasi doppelt nackt. Sofern ich das – in
der Besonderheit der Situation – beurteilen konnte, zeigten die Frauen sich aber nicht anders, als
sie es gegenüber einem freundlichen, eher unaufdringlichem Hobbyphotographen tun würden:
gemäßigt schamvoll, in der Gestik und Mimik auf bekannte Vorbilder zurückgreifend. Denn im
Gegensatz zu Evgen Bavčar selbst sind ihre Körper durchdrungen vom unaufhörlichen Fluß der
Bilder, der die Sehenden ergreift und nicht mehr losläßt.
Texte von Evgen Bavčar:
„Malerei mit geschlossenen Augen“ in der deutschen Ausgabe von Lettre Internationale, Nummer
7/1989
„Vivre sans voir“ („Leben ohne zu sehen“) in der französischen Lettre Internationale, Nummer
16/1988)
http://www.zeit.de/1991/12/die-andere-sicht/komplettansicht
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http://forum.rpg.net/showthread.php?514238-Unknown-Armies-Inspirational-Art/page6
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Die Eisdiele
Ich weiß noch, wie ich ihn zum ersten Mal vor der Carvel-Eisdiele auf der Amesfort-Avenue
gesehen habe, als ich etwa fünf oder sechs war. Veronica, meine Babysitterin, und ich saßen auf
einer Bank vor dem Laden zusammen mit meinem kleinen Bruder Jamie, der in seinem
Kinderwagen hockte und zu uns aufschaute. Ich glaube, ich war total in mein Eis vertieft, denn ich
bemerkte die Leute, die sich neben uns setzten, erst gar nicht. Irgendwann drehte ich dann den
Kopf, um das Eis aus der Waffelspitze rauszusaugen, und in dem Moment sah ich ihn: August. Er
saß direkt neben mir. Ich weiß, dass es nicht cool war, aber ich machte irgendwie „Uhhh“, als ich
ihn sah, weil ich echt Angst gekriegt hab. Ich dachte, er trägt ne Zombimaske oder so. Es war so ein
„Uhhh“, wie man`s macht, wenn man einen Horrorfilm guckt und der Bösewicht aus dem Gebüsch
springt. Egal, ich weiß, dass das nicht nett von mir war, und der Junge hörte es zwar nicht, dafür
aber seine Schwester. „Jack! Wir müssen weiter!“, sagte Veronica. Sie war aufgestanden und
drehte den Kinderwagen herum, weil Jamie, der den Jungen offenbar auch gerade bemerkt hatte,
drauf und dran war, irgendwas Peinliches zu sagen. Also sprang ich ziemlich plötzlich auf, als wenn
eine Biene auf mir gelandet wäre und wetzte hinter Veronica her. Ich hörte, wie die Mutter von dem
Jungen leise: „Okay, Leute, ich denke, es ist Zeit für uns“, sagte, und dann drehte ich mich noch
einmal um, um sie mir anzuschauen. Der Junge schleckte an seiner Eiswaffel, seine Mom hob
seinen Roller auf, und seine Schwester funkelte mich an, als wolle sie mich umbringen. Ich schaute
schnell weg. „Veronica, was war denn mit dem Kind?“, flüsterte ich. „Sei still, Junge!“, sagte sie,
und ihre Stimme klang wütend. Ich liebe Veronica, aber wenn sie wütend wurde, wurde sie richtig
wütend. Währenddessen purzelte Jamie fast aus seinem Kinderwagen, weil er versuchte, noch
einen Blick zu erhaschen, während Veronica ihn davonschob. „Aber, Vonica …“, sagte Jamie. „Ihr
ward wirklich sehr ungezogen, Jungs! Sehr ungezogen!“, sagte Veronica, sobald wir ein weiteres
Stück die Straße hinuntergegangen waren. „Derartig zu starren!“ „Ich wollte das nicht!“, sagte ich.
„Vonica“, sagte Jamie. „Und wir springen einfach auf und flüchten“, brummelte Veronica vor sich
hin. „Lieber Gott, die arme Frau. Ich sag euch was, Jungs: Jeden Tag sollten wir dem Herrn dafür
danken, dass es uns so gut geht, habt ihr mich verstanden?“ „Vonica!“ „Was ist denn, Jamie?“ „Ist
Halloween?“ „Nein, Jamie.“ „Warum hat der Junge dann eine Maske aufgehabt?“
Veronica antwortete nicht. Manchmal, wenn sie wütend war, antwortete sie nicht. „Er hatte keine
Maske auf“, erklärte ich Jamie. „Sei still, Jack!“, sagte Veronica.
„Warum bist du so wütend, Veronica?“ Ich musste einfach fragen. Ich glaubte, das würde sie noch
wütender machen, aber sie schüttelte nur den Kopf. „Es war schlimm, wie wir uns eben verhalten
haben“, sagte sie. „So aufzuspringen, als wenn wir grad den Teufel gesehen hätten. Ich hatte Angst
davor, was Jamie sagen würde, weißt du? Ich wollte nicht, dass er etwas sagt, was die Gefühle des
kleinen Jungen verletzt hätte. Aber es war sehr schlimm, dass wir so weggegangen sind. Die Mom
von dem Jungen wusste genau, was los war.“ „Aber wir haben es doch nicht böse gemeint“, sagte
ich. „Jack, manchmal meint man etwas nicht böse und verletzt trotzdem jemanden. Verstehst du
das?“ Das war das erste Mal, dass ich August bei uns im Viertel sah, zumindest das erste Mal, an
das ich mich erinnere. Aber ich habe ihn seitdem oft gesehen: ein paar Mal auf dem Spielplatz,
manchmal im Park. […] Und immer, wenn ich ihn gesehen habe, habe ich versucht, mich an das zu
erinnern, was Veronica gesagt hat. Aber es ist schwer. Es ist schwer, nicht noch mal einen zweiten
Blick auf ihn zu werfen. Es ist schwer, sich normal zu verhalten, wenn man ihn sieht.
aus: Raquel J. Palacio: Wunder. München 2013, S.170–172.
30
Notes on WONDER
* Starred Review, Kirkus Reviews, December 15, 2011:
"After being homeschooled for years, Auggie Pullman is about to start fifth grade, but he’s worried:
How will he fit into middle-school life when he looks so different from everyone else?Auggie has
had 27 surgeries to correct facial anomalies he was born with, but he still has a face that has
earned him such cruel nicknames as Freak, Freddy Krueger, Gross-out and Lizard face. Though “his
features look like they’ve been melted, like the drippings on a candle” and he’s used to people
averting their eyes when they see him, he’s an engaging boy who feels pretty ordinary inside. He’s
smart, funny, kind and brave, but his father says that having Auggie attend Beecher Prep would be
like sending “a lamb to the slaughter.” Palacio divides the novel into eight parts, interspersing
Auggie’s first-person narrative with the voices of family members and classmates, wisely
expanding the story beyond Auggie’s viewpoint and demonstrating that Auggie’s arrival at school
doesn’t test only him, it affects everyone in the community. Auggie may be finding his place in the
world, but that world must find a way to make room for him, too. A memorable story of kindness,
courage and wonder."
Interview with R. J. Palacio
What inspired you to write Wonder?
About five years ago I took my son's for ice cream, and while my older son went inside to buy us our
milk shakes, my younger son and I waited on the bench outside. My younger son was only about 3
years old at the time, and he was in his stroller facing me while I sat on the bench. At a certain point
I realized that sitting right next to me was a little girl with a severe craniofacial difference, her
friend (or sister), and her mother. When my younger son looked up and saw her, he reacted exactly
the way you might think a three-year old would react when seeing something that scared him: he
started to cry—pretty loudly, too. I hurriedly tried to push him away in the stroller, not for his sake
but to avoid hurting the girl's feelings, and in my haste I caused my older son to spill the shakes,
and, well, it was quite a scene—the opposite of what I had hoped for. But as I pushed my younger
son’s stroller away I heard the little girls’ mom say, in as sweet and calm a voice as you can
imagine: “Okay, guys, I think it’s time to go.” And that just got to me. For the rest of the day, I
couldn’t stop thinking about how that scene had played out. It occurred to me that they probably
went through something like that dozens of times a day. Hundreds of times. What would that be
like? What could I be teaching my children so they could understand how to respond better next
time? Is “don’t stare” even the right thing to teach, or is there something deeper? All this stuff was
flying through my head, and I realized that I was disappointed in myself because I had missed a
good teaching moment for my kids. What I should have done, instead of trying to get my kids away
and avoid the situation, was engage the girl and her mother in conversation. If my son cried, so be
it: kids cry. But I should have set a better example for him, and shown him there was nothing to
fear. Instead I panicked. I simply didn't have the wherewithall to know what to do in that situation.
Coincidentally, the song Wonder by Natalie Merchant came on the radio that night, as I was
thinking about the ice cream incident, and something about the words to the song just got to me. I
started writing Wonder that very night.
What kind of research you did into Auggie’s medical condition?
I spent a few weeks researching genetics—specifically craniofacial anomalies in children. There are
many syndromes out there, all with varying degrees of abnormality. I decided not to get too specific
about Auggie’s malady in the book, but in my head he has a severe form of Treacher-Collins
syndrome complicated by cleft lip and palate and some other unknown mysterious syndrome that
makes his particular condition a medical wonder.
http://rjpalacio.com/faqs.html
31
Iam a 22 year old guy with Treacher Collins Syndrome
von Copo55
I was born with a rare craniofacial deformity. I have no cheekbones, my jaw doesn't move, I have no
outer or middle ear, two of my ribs were removed and placed in my skull, I have a tracheotomy(for
safety reasons) and I had a gestation tube for the first 21 years of my life. To date I've had 24
operations. Ask Me Anything.
Thank you for all the positive feedback. It has been a wonderful experience. Faith in humanity
bolstered.
vabann: Is there anything you would want parents of kids with facial differences to know? My 8
month old has a long life of looking different ahead of him and I've got no idea what to do. My best
plan so far is to treat him no differently than any other kid. Pointers?
Copo55: That is exactly what my parents did. Weigh your decisions regarding operations carefully.
I'm not really pro-cosmetic surgery but pro-functional surgery. Other than that, show him that he's
loved, that he's not alone in his struggles and don't put limits on him. Let him try to push his
boundaries even though he might fall. And of course remind him that he can do whatever he sets
his mind to.
vabann: thanks, it means a lot to hear this from someone who's lived it
http://www.reddit.com/comments/jb9vv/iama_22_year_old_guy_with_treacher_collins
32
'I hated seeing my face in the mirror'
by Vanessa Barford, BBC News
Like many 26-year-olds, Jono Lancaster has a job he loves, a beautiful girlfriend and takes pride in
his appearance.
But unlike most young men, Jono has Treacher Collins syndrome, a genetic disorder that affected
the way his facial bones developed while he was in his mother's womb.
The condition, which is thought to affect up to one in 10,000 babies in the UK, means he has no
cheekbones - so his eyes droop downwards - and he has problems with his hearing, so has a boneanchored hearing aid.
I ended up doing stupid things so that people would talk about me for a different reason to the way
I looked”
It has resulted in several operations, numerous hospital visits and his parents giving him up for
adoption 36 hours after he was born.
But although Jono is now happy with how he looks, he says he struggled with depression during his
teenage years.
"I was desperate to have friends, I'd do anything. I had no confidence. I'd buy lots of sweets and
give them to the other kids so that they'd like me.
"I ended up doing stupid things so that people would talk about me for a different reason to the way
I looked.
"I set a firework off in class, I got up to no good. It was quite often alcohol related, I got quite a bad
reputation amongst other mums and teachers."
But he says deep down he was getting lonelier and lonelier.
"I used to hide how unhappy I was from my mum. She had already done so much for me.
Jono says he wants people to be more aware of what Treacher
Collins is - and how to deal with it
"But I didn't like to go out unless I had to. I'd do things like cut my own hair so I didn't have to look at
myself in a mirror."
He says a pivotal moment came when his friend became the manager of a bar and offered him a
job.
"It was something I really wanted to do - at 19 or 20 working in a bar is the norm - I thought why
shouldn't I do it?
"I'd be dripping with sweat before every shift, I was so nervous and scared about people's reactions.
Drunk people can be so horrible, so obvious.
"It wasn't easy, but at the same time I met so many nice people who were genuinely interested in
me and my face."
33
As a teenager I'd been angry and wanted to meet them for the wrong reason - to ask them why
they'd abandoned me - but as I matured I realised they obviously felt they couldn't cope”
It gave him enough confidence to start dating - "rather than spend evenings at clubs hiding in the
toilets" - and even get a job in a gym.
"I'd done a diploma in sports science at college and a fitness instructors course but it is such an
image-based industry - gyms are full of mirrors - I used to e-mail people asking for jobs rather than
drop my CV off.
"Then one day I went in to a Fitness First gym and met my boss Shaun. We had a chat, I gave him a
workout and we really hit it off."
Jono says being thrown in at the deep end boosted his confidence levels.
Which worked out better than he imagined, because it was at the gym that he met his long-term
girlfriend, 20-year-old Laura Richardson.
"I was testing her resting heart rate and it was beating over a hundred beats a minute, so I thought
she must have liked me!
"She says when she first met me, she noticed my face, but now she no longer sees it. It was the
first time I was able to be completely myself with a girl.
Jono says he hit it off with his girlfriend Laura straight away
"And look at us four years later, we have just bought a house together in Normanton in West
Yorkshire. We are completely in love."
But last year Jono faced his toughest test yet. He decided to try and track down his biological
parents.
"It was something I'd always wanted to do. As a teenager I'd been angry and upset and wanted to
meet them for the wrong reason - to ask them why they'd abandoned me - but as I matured I
realised they obviously felt they couldn't cope.
"I thought things might have changed. That they might want to know I was happy."
Jono says he was "heartbroken" when he was rejected all over again.
I wish they could come and talk to me so that I could tell them about it - so that is seems more
normal”
"It was awful. Awful. I cried and cried. But I have come to terms with it. It must have been one of the
hardest decisions they ever had to make.
"I found out they've gone on to have two more children. I'm glad they have got a family. I'm happy, I
hope they are happy too."
Jono, who now works as a team leader with adults with autism, says he is a firm believer that
everything happens for a reason, but wants people to be more aware of what Treacher Collins is and how to deal with it.
34
"What really frustrates me and upsets me is when a child in a supermarket stares and his or her
mother tells them off.
"I wish they could come and talk to me so that I could tell them about it - so that is seems more
normal."
He says he also wants to help families in similar situations to him.
What is Treacher Collins syndrome?
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A genetic disorder also known as Treacher Collins-Franceschetti syndrome or
mandibulofacial dysostosis
Facial bones do not develop as they should in the womb and babies are born with
characteristic facial features
Sufferers often have problems with hearing, breathing and eating
Most children pass developmental milestones, such as starting to walk and talk, at the
usual time and are of normal intelligence
Many need specialised hearing aids or speech therapy
About one in every 10,000 babies in the UK is born with Treacher Collins syndrome
Source: BBC Health
"If someone had said 'this is me, my wife, my job' to me when I was younger it would have helped
massively."
But Jono says he still has one big question he has to face.
Although Treacher Collins is a rare genetic condition that can affect anyone, the chances of him
passing it on to his children are thought to be about 50%.
"I've met families with babies with various disabilities and seen how well they cope.
"I really want to do the school run, take my child to dance, gymnastics or football, but how can I
knowingly put my child through operations, hospital appointments and bullying?
"I play around with it in my head - it drives me mad. We're still young, there is plenty of time, but it
is something Laura and I are going to have to think about somewhere down the line."
But Jono says he would not change the fact he was born with Treacher Collins syndrome.
"Doctors always asked if I wanted corrective surgery... to get my cheek bones built up, my teeth
straightened or my jaw broken and realigned, but despite how depressed I got I thought 'God made
me like this'.
"I'm glad I didn't choose anything. I'm proud of who I am. And Treacher Collins made me who I am
today."
http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fnews.bbcimg.co.uk%2Fmedia%2Fimag
es%2F50028000%2Fjpg%2F_50028130_bb227793%2540bornsurvivorsl.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.bbc.co.uk%2Fnews%2Fhealth11780938&h=171&w=304&tbnid=VwBqorDQfYckM%3A&zoom=1&docid=NPuRWIVmN7oWfM&ei=j1e1VJAPieJoup6A4Ag&tbm=isch&iact
=rc&uact=3&dur=262&page=1&start=0&ndsp=30&ved=0CE8QrQMwDQ
35
THE ELEPHANT MAN
A PLAY BY Bernard Pomerance
INTRODUCTORY NOTE
The Elephant Man was suggested by the life of John Merrick, known as The Elephant Man. It is
recounted by Sir Frederick Treves in The Elephant Man and Other Reminiscences, Cassell and Co.
Ltd., 1923. This account is reprinted in The Elephant Man, A Study in Human Dignity, By Ashley
Montagu, Ballantine Books, 1973, to whom much credit is due for reviving contemporary interest in
the story. My own knowledge of it came via my brother Michael, who told me the story, provided me
with xeroxes of Treves' memoirs until I came on my own copy, and sent me the Montagu book. In
Montagu's book are included photographs of Merrick as well as of Merrick's model of St. Phillip's
Church. Merrick's bones are still at London Hospital.
I believe the building of the church model constitutes some kind of central metaphor, and the
groping toward conditions where it can be built and the building of it are the action of the play. It
does not, and should not, however, dominate the play visually, as I originally believed.
Merrick's face was so deformed he could not express any emotion at all. His speech was very
difficult to understand without practice. Any attempt to reproduce his appearance and his speech
naturalistically -- if it were possible -- would seem to me not only counterproductive, but, the more
remarkably successful, the more distracting from the play. For how he appeared, let slide
projections suffice.
If the pinheaded women are two actresses, then the play, in a pinch, can be performed with seven
players, five men, two women. No one with any history of back trouble should attempt the part of
MERRICK as contorted. Anyone playing the part of MERRICK should be advised to consult a
physician about the problems of sustaining any unnatural or twisted position. -- B.P.
1884-1890. London. One scene is in Belgium.
FREDERICK TREVES, a surgeon and teacher
CARR GOMM, administrator of the London Hospital
ROSS, Manager of the Elephant Man
JOHN MERRICK, the Elephant Man
Three PINHEADS, three women freaks whose heads are pointed
BELGIAN POLICEMAN
LONDON POLICEMAN
MAN, at a fairground in Brussels
CONDUCTOR, of Ostend-London boat train
BISHOP WALSHAM HOW
PORTER, at the London Hospital
SNORK, also a porter
MRS. KENDAL, an actress
DUCHESS
COUNTESS
PRINCESS ALEXANDRA
LORD JOHN
NURSE, MISS SANDWICH
Quelle: http://www.drama21c.kr/writers/pomerance/elephanttxt.htm
36
SCENE I
HE WILL HAVE 100 GUINEA FEES BEFORE HE'S FORTY
The London Hospital, Whitechapel Rd. Enter GOMM, enter TREVES.
TREVES: Mr. Carr Gomm? Frederick Treves. Your new lecturer in anatomy.
GOMM: Age thirty-one. Books on Scrofula and Applied Surgical Anatomy -- I'm happy to see you
rising, Mr. Treves. I like to see merit credited, and your industry, accomplishment, and skill all do
you credit. Ignore the squalor of Whitechapel, the gnneral dinginess, neglect and poverty without,
and you will find a continual medical richesse in the London Hospital. We study and treat the widest
range of diseases and disorders, and are certainly the greatest institution of our kind in the world.
The Empire provides unparalleled opportunities for our studies, as places cruel to life are the
most revealing scientifically. Add to our reputation by going further, and that'll satisfy. You've
bought a house?
TREVES: On Wimpole Street.
GOMM: Good. Keep at it, Treves. You'll have an FRS and 100 guinea fees before you're forty. You'll
have an FRS and 100 guinea fees before you're forty. You'll find it is an excellent consolation prize.
TREVES: Consolation? I don't know what you mean.
GOMM: I know you don't. You will (Exits.)
TREVES : A happy childhood in Dorset. A scientist in an age of science. In an English age, an
Englishman. A teacher and a doctor at the London. Two books published by my thirty-first year. A
house. A wife who loves me, and my god, 100 guinea fees before I'm forty. Consolation for what?
As of the year AD 1884, I, Freddie Treves, have excessive blessings. Or so it seems to me.
Blackout.
SCENE II
ART IS AS NOTHING TO NATURE
Whitechapel Rd. A storefront. A large advertisement of a creature with an elephant's head.
ROSS, his manager.
ROSS: Tuppence only, step in and see : This side of the grave, John Merrick has no hope nor
expectation of relief. In every sense his situation is desperate. His physical agony is exceeded only
by his mental anguish, a despised creature without consolation. Tuppence only, step in and see! To
live with his physical hideousness, incapacitating deformities and unremiting pain is trial enough,
but to be exposed to the cruelly lacerating expressions of horror and disgust by all who behold him
-- is even more difficult to bear. Tuppence only, step in and see! For in order to survive,
Merrick forces himself to suffer these humiliations, I repeat, humiliations, in order to survive, thus
he exposes himself to crowds who pay to gape and yawp at this freak of nature, the Elephant Man.
Enter TREVES who looks at advertisement.
ROSS: See Mother Nature uncorseted and in malignant rage! Tuppence.
TREVES: This sign's absurd. Half-elephant, half-man is not possible. Is he foreign?
ROSS: Right, from Leicester. But nothing to fear.
TREVES: I'm at London across the road. I would be curious to see him if there is some genuine
disorder. If he is a mass of papier-maché and paint however -ROSS: Then pay me nothing. Enter, sir. Merrick, stand up. Ya bloody donkey, up, up.
They go in, then emerge. TREVES pays.
37
TREVES: I must examine him further at the hospital. Here is my card. I'm Treves. I will have a cab
pick him up and return him. My card will gain him admittance.
ROSS: Five bob he's yours for the day.
TREVES: I wish to examine him in the interest of science, you see.
ROSS: Sir, I'm Ross. I look out for him, get him his living. Found him in Leicester workhouse. His
own ma put him there age of three. Couldn't bear the sight, well you can see why. We -- you and I -are in business. He is our capital, see. Go to a bank. Go anywhere. Want to borow capital, you pay
interest. Scientists even. He's good value though. You won't find another like him.
TREVES: Fair enough. (He pays.)
ROSS: Right. Out here, Merrick. Ya bloody donkey, out!
Lights fade out.
SCENE III
WHO HAS SEEN THE LIKE OF THIS?
TREVES lectures. MERRICK contorts himself to approximate projected slides of the real Merrick.
TREVES : The most striking feature about him was his enormous head. Its circumference was
about that of a man's waist. From the brow there projected a huge bony mass like a loaf, while from
the back of his head hung a bag of spongy fungous-looking skin, the surface of which was
comparable to brown cauliflower. On the top of the skull were a few long lank hairs. The osseous
growth on the forehead, at this stage about the size of a tangerine, almost occluded one eye. From
the upper jaw there projected another mass of bone. It protruded from the mouth like a pink stump,
turning the upper lip inside out, and making the mouth a wide slobbering aperture. The nose was
merely a lump of flesh, only recognizable as a nose from its position. The deformities rendered the
face utterly incapable of the expression of any emotion whatsoever. The back was horrible because
from it hung, as far down as the middle of the thigh, huge sack-like masses of flesh covered by the
same loathsome cauliflower stain. The right arm was of enormous size and shapeless. It suggested
but was not elephantiasis, and was overgrown also with pendant masses of the same cauliflowerlike skin. The right hand was large and clumsy -- a fin or paddle rather than a hand. No distinction
existed between the palm and back, the thumb was like a radish, the fingers like thick tuberous
roots. As a limb it was useless. The other arm was remarkable by contrast. It was not only normal,
but was moreover a delicately shaped limb covered with a fine skin and provided with a beautiful
hand which any woman might have envied. From the chest hung a bag of the same repulsive flesh.
It was like a dewlap suspended from the neck of a lizard. The lower limbs had the characters of the
deformed arm. They were unwieldy, dropsical-looking, and grossly misshapen. There arose from
the fungous skin growths a very sickening stench which was hard to tolerate. To add a further
burden developed hip disease which left him permanently lame, so that he could only walk with a
stick. (To MERRICK) Please. (MERRICK walks.) He was thus denied all means of escape from his
tormentors.
VOICE : Mr. Treves, you have shown a profound and unknown disorder to us. You have said when he
leaves here it is for his exhibition again. I do not think it ought to be permitted. It is a disgrace. It is
a pity and a disagrace. It is an indecency in fact. It may be a danger in ways we do not know.
something ought to be done about it.
TREVES : I am a doctor. What would you have me do?
VOICE : Well. I know what to do. I know.
Silence. A policeman enters as lights fade out.
38
SCENE IV
THIS INDECENCY MAY NOT CONTINUE
Music. A fair. PINHEADS huddling together, holding a portrait of Leopold, King of the Congo.
Enter MAN.
MAN : Now, my pinheaded darlings, your attention please. Every freak in Brussels Fair is doing
something to celebrate Leopold's fifth year as King of the Congo. Him. Our King. Our Empire. (They
begin reciting.) No, don't recite yet, you morons. I'll say when. And when you do, get it right. You
don't, it's back to the asylum. Know what that means, don't you? They'll cut your heads. They'll
spoon out your little brains, replace 'em in the dachshund they were nicked from. Cut you. Yeah. Be
back with customers. Come see the Queens of the Congo! (Exits.)
Enter MERRICK, ROSS.
MERRICK : Cosmos? Cosmos?
ROSS : Congo. Land of darkness. Hobo! (Sees PINS.) Look at them, lad. It's freer on the continent.
Loads of indecency here, no one minds. You won't get coppers sent round to roust you out like
London. Reckon in Brussels here's our fortune. You have a little tête-à-tête with this lot while I see
the coppers about our license to exhibit. Be right back. (Exits.)
MERRICK : I come from England.
PINS : Allo!
MERRICK : At home they chased us. Out of London. Police. Someone complained. They beat me.
You have no trouble? No?
PINS : Allo! Allo!
MERRICK : Hello. In Belgium we make money. I look forward to it. Hapiness, I mean. You pay your
police? How is it done?
PINS : Allo! Allo!
MERRICK : We do a show together sometime? Yes? I have saved forty-eight pounds. Two shillings.
Nine pence. English money. Ross takes care of it.
PINS : Allo! Allo!
MERRICK : Little vocabulary problem, eh? Poor things. Looks like they put your noses to the
grindstone and forgot to take them away.
MAN enters.
MAN : They're coming. (People enter to see the girls' act.) Now.
PINS (dancing and singing) :
We are the Queens of the Congo.
The Beautiful Belgian Empire.
Our niggers are bigger
Our miners are finer
Empire, Empire, Congo and power
Civilizuzu's finest hour
Admire, perspire, desire, acquire
Or we'll set you on fire!
MAN : You cretins! Sorry, they're not ready yet. Out please. (People exit.) Get those words right, girls!
Or you know what.
MAN exits. PINS weep.
39
MERRICK : Don't cry. You sang nicely. Don't cry. There there.
Enter ROSS in grip of two POLICEMEN.
ROSS : I was promised a permit. I lined a tour up on that!
POLICEMEN : This is a brutal, indecent, and immoral display. It is a public indecency, and it is
forbidden here.
ROSS : What about them with their perfect cone heads?
POLICEMEN : They are ours.
ROSS : Competitions's good for business. Where's your spirit of competition?
POLICEMEN : Right here. (Smacks MERRICK.)
ROSS : Don't do that, you'll kill him!
POLICEMEN : Be better off dead. Indecent bastard.
MERRICK : Don't cry girls. Doesn't hurt.
PINS : Indecent, indecent, indecent, indecent!!
POLICEMEN escort MERRICK and ROSS out, i.e., forward. Blackout except spot on MERRICK and
ROSS.
MERRICK : Ostend will alwlays mean bad memories. Won't it, Ross?
ROSS : I've decided. I'm sending you back, lad. You're a flop. No, you're a liability. You ain't the
moneymaker I figured, so that's it.
MERRICK : Alone?
ROSS : Here's a few bob, have a nosh. I'm keeping the rest. For my trouble. I deserve it, I reckon.
Invested enough with you. Pick up your stink if I stick around. Stink of failure. Stink of lost years.
Just stink, stink, stink, stink, stink.
Enter CONDUCTOR.
CONDUCTOR : This the one?
ROSS : Just see him to Liverpool St. Station safe, will you? Here's for your trouble.
MERRICK : Robbed.
CONDUCTOR : What's he say?
ROSS : Just makes sounds. Fella's an imbecile.
MERRICK : Robbed.
ROSS : Bon voyage, Johnny. His name is Johnny. He knows his name, that's all, though.
CONDUCTOR : Don't follow him, Johnny. Johnny, come on boat now. Conductor find Johnny place
out of sight. Johnny! Johnny! Don't struggle, Johnny. Johnny come on.
MERRICK : Robbed! Robbed!
Fadeout on struggle.
SCENE V
POLICE SIDE WITH IMBECILE AGAINST THE CROWD
Darkness. Uproar, shouts.
VOICE : Liverpool St. Station!
Enter MERRICK, CONDUCTOR, POLICEMAN.
40
POLICEMAN : We're safe in here. I barred the door.
CONDUCTOR : They wanted to rip him to pieces. I've never seen anything like it. It was like being
Gordon at bleedin' Khartoum.
POLICEMAN : Got somewhere to go in London, lad? Can't stay here.
CONDUCTOR : He's an imbecile. He don't understand. Search him.
POLICEMAN : Got any money?
MERRICK : Robbed.
POLICEMAN : What's that?
CONDUCTOR : He just makes sounds. Frightened sounds is all he makes. Go through his coat.
MERRICK : Je-sus
POLICEMAN : Don't let me go through your coat, I'll turn you over to that lot! Oh, I was joking, don't
upset yourself.
MERRICK : Joke? Joke?
POLICEMAN : Sure, croak, croak, croak, croak.
MERRICK : Je-sus.
POLICEMAN : Got a card here. You Johnny Merrick? What's this old card here, Johnny? Someone
give you a card?
CONDUCTOR : What's it say?
POLICEMAN : Says Mr. Frederick Treves, Lecturer in Anatomy, the London Hospital.
CONDUCTOR : I'll go see if I can find him, it's not far. (Exits.)
POLICEMAN : What's he do, lecture you on your anatomy? People who think right don't look like that
then, do they? Yeah, glung, glung, glung, glung.
MERRICK : Jesus. Jesus.
CONDUCTOR : Sure, Treves, Treves, Treves, Treves.
Blackout, then lights go up as CONDUCTOR leads TREVES in.
TREVES : What is going on here? Look at that mob, have you no sense of decency. I am Frederick
Treves. This is my card.
POLICEMAN : This poor wretch here had it. Arrived from Ostend.
TREVES : Good Lord, Merrick? John Merrick? What has happened to you?
MERRICK : Help me!
Fadeout.
SCENE VI
EVEN ON THE NIGER AND CEYLON, NOT THIS
The London Hospital. MERRICK in bathtub. TREVES outside. Enter MISS SANDWICH.
TREVES : You are? Miss Sandwich?
SANDWICH : Sandwich. Yes.
TREVES : You have had experience in missionary hospitals in the Niger.
SANDWICH : And Ceylon.
TREVES : I may assume you've seen -41
SANDWICH : The tropics. Oh those diseases. The many and the awful scourges our Lord sends, yes,
sir.
TREVES : I need the help of an experienced nurse, you see.
SANDWICH : Someone to bring him food, take care of the room. Yes, I understand. But it is
somehow difficult.
TREVES : Well, I have been let down so far. He really is -- that is, the regular sisters -- well, it is not
part of their job and they will not do it. Be ordinarily kind to Mr. Merrick. Without -- well -- panicking.
He is quite beyond ugly. You understand that? His appearance has terrified them.
SANDWICH : The photographs show a terrible disease.
TREVES : It is a disorder, not a disease; it is in no way contagious though we don't in fact know what
it is. I have found however that there is a deep superstition in those I've tried, they actually believe
he somehow brought it on himself, this thing, and of course it is not that at all.
SANDWICH : I am not one who believes it is ourselves who attain grace or bring chastisement to us,
sir.
TREVES : Miss Sandwich, I am hoping not.
SANDWICH : Let me put your mind to rest. Care for lepers in the East, and you have cared, Mr.
Treves. In Africa, I have seen dreadful scourges quite unknown to our more civilized climes. What
at home could be worse than a miserable and afflicted rotting black?
TREVES : I imagine.
SANDWICH : Appearances do not daunt me.
TREVES : It is really that that has sent me outside the confines of the London seeking help.
SANDWICH : "I look unto the hills whence cometh my help." I understand : I think I will be
satisfactory. (Enter PORTER with tray.)
PORTER : His lunch. (Exits.)
TREVES : Perhaps you would be so kind as to accompany me this time. I will introduce you.
SANDWICH : Allow me to carry the tray.
TREVES : I will this time. You are ready.
SANDWICH : I am.
TREVES : He is bathing to be rid of his odor. (They enter to MERRICK.)
SANDWICH : I -- (unable to control herself) Oh my good God in Heaven. (Bolts room.)
TREVES (puts MERRICK's lunch down) : I am sorry. I thought -MERRICK : Thank you for saving the lunch this time.
TREVES : Excuse me. (Exits to MISS SANDWICH.)
You have let me down, you know. I did everything to warn you and still you let me down.
SANDWICH : You didn't say.
TREVES : But I -SANDWICH : Didn't! You said -- just words!
TREVES : But the photographs.
SANDWICH : Just pictures. No one will do this. I am sorry. (Exits.)
Fadeout.
TREVES : Yes. Well. This is not helping him.
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SCENE VII
THE ENGLISH PUBLIC WILL PAY FOR HIM TO BE LIKE U
The London Hospital. MERRICK in a bathtub reading. TREVIS, BISHOP HOW in foreground.
BISHOP : With what fortitude he bears his cross! It is remarkable. He has made the acquaintance of
religion and knows sections of the Bible by heart. Once I'd grasped his speech, it became clear he'd
certainly had religious instruction at one time.
TREVES : I believe it was in the workhouse, Dr. How.
BISHOP : They are awfully good about that sometimes. The psalms he loves, and the book of Job
perplexes him, he says, for he cannot see that a just God must cause suffering, as he puts it,
merely then to be merciful. Yet that Christ will save him he does not doubt, so he is not resentful.
Enter GOMM.
GOMM : Christ had better; be damned if we can.
BISHOP : Ahem. In any case Dr. Treves, he has a religious nature, further instruction would uplift
him and I'd be pleased to provide it. I plan to speak of him from the pulpit this week.
GOMM : I see our visiting bather has flushed the busy Bishop How from his cruciform lair.
BISHOP : Speak with Merrick, sir. I have spoken to him of Mercy and Justice. There's a true Christian
in the rough.
GOMM : This makes my news seem banal, yet yes : Frederick, the response to my letter to the Times
about Merrick has been staggering. The English public has been so generous that Merrick may be
supported for life without a penny spent from Hospital funds.
TREVES : But that is excellent.
BISHOP : God bless the English public.
GOMM : Especially for not dismembering him at Liverpool St. Station. Freddie, the London's no
home for incurables, this is quite irregular, but for you I permit it -- though god knows what you'll
do.
BISHOP : God does know, sir, and Darwin does not.
GOMM : He'd better, sir; he deformed him.
BISHOP : I had apprehensions coming here. I find it most fortunate Merrick is in the hands of Dr.
Treves, a Christian, sir.
GOMM : Freddie is a good man and a brilliant doctor, and that is fortunate indeed.
TREVES : I couldn't have raised the funds though, Doctor.
BISHOP : Don't let me keep you longer from your duties, Mr. Treves. Yet, Mr. Gomm, consider : is its
science, sir, that motivates us when we transport English rule of law to India or Ireland? When good
British churchmen leave hearth and home for missionary hardship in Africa, is it science that bears
them away? Sir it is not. It is Christian duty. It is the obligation to bring our light and benefices to
benighted man. That motivates us, even as it motivates Treves toward Merrick, sir, to bring
salvation where none is. Gordon was a Christian, sir, and died at Khartoum for it. Not for science,
sir.
GOMM : You're telling me, not for science.
BISHOP : Mr. Treves, I'll visit Merrick weekly if I may.
TREVES : You will be welcome, sir, I am certain.
BISHOP : Then good day, sirs. (Exits.)
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GOMM : Well, Jesus my boy, now we have the money, what do you plan for Merrick?
TREVES : Normality as far as is possible.
GOMM : So he will be like us? Ah. (Smiles.)
TREVES : Is something wrong, Mr. Gomm? With us?
Fadeout.
SCENE VIII
MERCY AND JUSTICE ELUDE OUR MINDS AND ACTIONS
MERRICK in bath. TREVES, GOMM.
MERRICK: How long is as long as I like?
TREVES : You may stay for life. The funds exist.
MERRICK: Been reading this. About homes for the blind. Wouldn't mind going to one when I have to
move.
TREVES : But you do not have to move ; and you're not blind.
MERRICK: I would prefer it where no one stared at me.
GOMM : No one will bother you here.
TREVES : Certainly not. I've given instructions. (PORTER and SNORK peek in.)
PORTER : What'd I tell you?
SNORK : Gawd almighty. Oh, Mr. Treves. Mr. Gomm.
TREVES : You were told not to do this. I don't understand. You must not lurk about. Surely you have
work.
PORTER : Yes, sir.
TREVES : Well, it is infuriating. When you are told a thing, you must listen. I won't have you gaping
in on my patients. Kindly remember that.
PORTER : Isn't a patient, sir, is he?
TREVES : Do not let me find you here again.
PORTER : Didn't know you were here, sir. We'll be off now.
GOMM : No, no, Will. Mr. Treves was precisely saying no one would intrude when you intruded.
TREVES : He is warned now. Merrick does not like it.
GOMM : He was warned before. On what penalty, Will?
PORTER : That you'd sack me, sir.
GOMM : You are sacked, Will. You, his friend, you work here?
SNORK : Just started last week, sir.
GOMM : Well, I hope the point is taken now.
PORTER : Mr. Gomm -- I ain't truly sacked, am I?
GOMM : Will, yes. Truely sacked. You will never be more truly sacked.
PORTER : It's not me. My wife ain't well. My sister has got to take care of our kids, and of her. Well.
GOMM : Think of them first next time.
PORTER : It ain't as if I interfered with his medicine.
GOMM : That is exactly what it is. You may go.
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PORTER : Just keeping him to look at in private. That's all. Isn't it? (SNORK and PORTER exit.)
GOMM : There are priorities, Frederick. The first is discipline. Smooth is the passage to the tight
ship's master. Merrick, you are safe from prying now.
TREVES : Have we nothing to say, John?
MERRICK: If all that'd stared at me'd been sacked -- there'd be whole towns out of work.
TREVES : I meant, "Thank you, sir."
MERRICK: "Thank you sir."
TREVES : We always do say please and thank you, don't we?
MERRICK: Yes, sir. Thank you.
TREVES : If we want to properly be like others.
MERRICK: Yes, sir, I want to.
TREVES : Then it is for our own good, is it not?
MERRICK: Yes, sir. Thank you, Mr. Gomm.
TREVES : Sir, you are welcome. (Exits.)
MERRICK: You are happy here, are you not, John?
TREVES : Yes.
MERRICK: The baths have rid you of the odor, have they not?
TREVES : First chance I had to bathe regular. Ly.
TREVES : And three meals a day delivered to your room?
MERRICK: Yes, sir.
TREVES : This is your Promised Land, is it not? A roof. Food. Protection. Care. Is it not?
MERRICK: Right, Mr. Treves.
TREVES : I will bet you don't know what to call this.
MERRICK: No, sir, I don't know.
TREVES : You call it, Home.
MERRICK: Never had a home before.
TREVES : You have one now. Say it, John : Home.
MERRICK: Home.
TREVES : No, no, really say it. I have a home. This is my home. I have a home. As long as I like?
MERRICK: This is what home is.
TREVES : That is what is home.
MERRICK: If I abide by the rules I will be happy.
TREVES : Yes, sir.
MERRICK: Don't be shy.
TREVES : If I abide by the rules I will be happy.
MERRICK: Very good. Why?
TREVES : Why what?
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TREVES : Will you be happy?
MERRICK: Because it is my home?
TREVES : No, no. Why do rules make you happy?
MERRICK: I don't know.
TREVES : Of course you do.
MERRICK: No, I really don't.
TREVES : Why does anything make you happy?
MERRICK: Like what? Like what?
TREVES : Don't be upset. Rules make us happy because they are for our own good.
MERRICK: Okay.
TREVES : Don't be shy, John. You can say it.
MERRICK: This is my home?
TREVES : No. About rules making us happy.
MERRICK: They make us happy because they are for our own good.
TREVES : Excellent. Now : I am submitting a follow-up paper on you to the London Pathological
Society. It would help if you told me what you recall about your first years, John. To fill in gaps.
MERRICK: To fill in gaps. The workhouse where they put me. They beat you there like a drum. Boom
boom : scrape the floor white. Shine the pan, boom boom. It never ends. The floor is always dirty.
The pan is always tarnished. There is nothing you can do about it. You are always attacked anyway.
Boom boom. Boom boom. Boom boom. Will the children go to the workhouse?
TREVES : What children?
MERRICK: The children. The man he sacked.
TREVES : Of necessity Will will find other employment. You don't want crowds staring at you, do
you?
MERRICK: No.
TREVES : Then Mr. Gomm was merciful. You yourself are proof. Is it not so? (Pause.) Well? Is it not
so?
MERRICK : If your mercy is so cruel, what do you have for justice?
TREVES : I am sorry. it is just the way things are.
MERRICK : Boom boom. Boom boom. Boom boom.
Fadeout.
SCENE IX
MOST IMPORTANT ARE WOMEN
MERRICK asleep, head on knees. TREVES, MRS. KENDAL foreground.
TREVES : You have seen the photographs of John Merrick, Mrs. Kendal. You are acquainted with his
appearance.
MRS. KENDAL : He reminds me of an audience I played Cleopatra for in Brighton once. All huge
grim head and grimace and utterly unable to clap.
TREVES : Well. My aim's to lead him to as normal a life as possible. His terror of us all comes from
having been held at arm's length from society. I am determined that shall end. For example, he
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loves to meet people and converse. I am determined he shall. For example, he had never seen the
inside of any normal home before. I had him to mine, and what a reward, Mrs. Kendal ; his
astonishment, his joy at the most ordinary things. Most critical I feel, however, are women. I will
explain. They have always shown the greastest fear and loathing of him. While he adores them of
course.
MRS. KENDAL : Ah. He is intelligent.
TREVES : I am convinced they are the key to retrieving him from his exclusion. Though, I must warn
you, women are not quite real to him -- more creatures of his imagination.
MRS. KENDAL : Then he is already like other men, Mr. Treves.
TREVES : So I thought, an actress could help. I mean, unlike most women, you won't give in, you are
trained to hide your true feelings and assume others.
MRS. KENDAL : You mean unlike most women I am famous for it, that is really all.
TREVES : Well. In any case. If you could enter the room and smile and wish him good morning. And
when you leave, shake his hand, the left one is usable, and really quite beautiful, and say, "I am very
pleased to have made your acquaintance, Mr. Merrick."
MRS. KENDAL : Shall we try it? Left hand out please. (Suddenly radiant) I am very pleased to have
made your acquaintance Mr. Merrick. I am very pleased to have made your acquaintance Mr.
Merrick. I am very pleased to have made your acquaintance Mr. Merrick. I am very pleased to have
made your acquaintance Mr. Merrick. Yes. That one.
TREVES : By god, they are all splendid. Merrick will be so pleased. It will be the day he becomes a
man like other men.
MRS. KENDAL : Speaking of that, Mr. Treves.
TREVES : Frederick, please.
MRS. KENDAL : Freddie, may I commit an indiscretion?
TREVES : Yes?
MRS. KENDAL : I could not but help noticing from the photographs that -- well -- of the unafflicted
parts -- ah, how shall I put it? (Points to photograph.)
TREVES : Oh. I see! I quite. Understand. No, no, no, it is quite normal.
MRS. KENDAL : I thought as much.
TREVES : Medically speaking, uhm, you see the papillomatous extrusions which disfigure him, uhm,
seem to correspond quite regularly to the osseous deformities, that is, excuse me, there is a link
between the bone disorder and the skin growths, though for the life of me I have not discovered
what it is or why it is, but in any case this -- part -- it would be therefore unlikely to be afflicted
because well, that is, well, there's no bone in it. None at all. I mean.
MRS. KENDAL : Well. Learn a little every day don't we?
TREVES : I am horribly embarrassed.
MRS. KENDAL : Are you? Then he must be lonely indeed.
Fadeout.
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SCENE X
WHEN THE ILLUSION ENDS HE MUST KILL HIMSELF
MERRICK sketching. Enter TREVES, MRS KENDAL.
TREVES : He is making sketches for a model of St. Phillip's church. He wants someday to make a
model, you see. John, my boy, this is Mrs. Kendal. She would very much like to make your
acquaintance.
MRS. KENDAL: Good morning Mr. Merrick.
TREVES : I will see to a few matters. I will be back soon. (Exits.)
MERRICK: I planned so many things to say. I forget them. You are so beautiful.
MRS. KENDAL: How charming, Mr. Merrick.
MERRICK: Well. Really that was what I planned to say. That I forgot what I planned to say. I couldn't
think of anything else I was so excited.
MRS. KENDAL: Real charm is always planned, don't you think?
MERRICK: Well. I do not know why I look like this, Mrs. Kendal. My mother was so beautiful. She was
knocked down by an elephant in a circus while she was pregnant. Something must have happened,
don't you think?
MRS. KENDAL: It may well have.
MERRICK: It may well have. But sometimes I think my head is so big because it is so full of dreams.
Because it is. Do you know what happens when dreams cannot get out?
MRS. KENDAL: Why, no.
MERRICK: I don't either. Something must. (Silence.) Well. You are a famous actress.
MRS. KENDAL: I am not unknown.
MERRICK: You must display yourself for your living then. Like I did.
MRS. KENDAL: That is not myself, Mr. Merrick. That is an illusion. This is myself.
MERRICK: This is myself too.
MRS. KENDAL: Frederick says you like to read. So : books.
MERRICK: I am reading Romeo and Juliet now.
MRS. KENDAL: Ah. Juliet. What a love story. I adore love stories.
MERRICK: I like love stories too. If I had been Romeo, guess what.
MRS. KENDAL: What?
MERRICK: I would not have held the mirror to her breath.
MRS. KENDAL: You mean the scene where Juliet appears to be dead and he holds a mirror to her
breath and sees-MERRICK: Nothing. How does if feel when he kills himself because he just sees nothing?
MRS. KENDAL: Well. My experience as Juliet has been -- particularly with an anctor I will not name - that while I'm laying there dead dead dead, and he is lamenting excessively, I get to thinking that
if this slab of ham does not part from the hamhock of his life toute suite, I am going to scream, pop
off the tomb, and plunge a dagger into his scene-stealing heart. Romeos are very undependable.
MERRICK: Because he does not care for Juliet.
MRS. KENDAL: Not care?
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MERRICK: Does he take her pulse? Does he get a doctor? Does he make sure? No. He kills himself.
The illusion fools him because he does not care for her. He only cares about himself. If I had been
Romeo, we would have got away.
MRS. KENDAL: But then there would be no play, Mr. Merrick.
MERRICK: If he did not love her, why should there be a play? Looking in a mirror and seeing nothing.
That is not love. It was all an illusion. When the illusion ended he had to kill himself.
MRS. KENDAL: Why. That is extraordinary.
MERRICK: Before I spoke with people, I did not think of all these things because there was no one to
bother to think them for. Now things just come out of my mouth which are true.
TREVES enters.
TREVES :You are famous, John. We are in the papers. Look. They have written up my report to the
Pathological Society. Look -- it is a kind of apotheosis for you.
MRS. KENDAL: Frederick, I feel Mr. Merrick would benefit by even more company than you provide;
in fact by being acquainted with the best, and they with him. I shall make it my task if you'll permit.
As you know, I am a friend of nearly everyone, and I do pretty well as I please and what pleases me
is this task, I think.
TREVES : By god, Mrs. Kendal, you are splendid.
MRS. KENDAL: Mr. Merrick I must go now. I should like to return if I may. And so that we may
without delay teach you about society, I would like to bring my good friend Dorothy Lady Neville.
She would be most pleased if she could meet you. Let me tell her yes? (MERRICK nods yes.)
Then until next time. I'm sure your church model will surprise us all. Mr. Merrick, it has been a very
great pleasure to make your acquaintance.
MERRICK: Thank you for coming.
MRS. KENDAL: But it was my pleasure. Thank you. (Exits, accompanied by TREVES.)
TREVES : What a wonderful success. Do you know he's never shook a woman's hand before?
As lights fade MERRICK sobs soundlessly, uncontrollably.
SCENE XI
HE DOES IT WITH JUST ONE HAND
Music. MERRICK working on model of St. Phillip's church. Enter DUCHESS. At side TREVES ticks off
a gift list.
MERRICK: Your grace.
DUCHESS : How nicely the model is coming along, Mr. Merrick. I've come to say Happy Christmas,
and that I hope you will enjoy this ring and remember your friend by it.
MERRICK : Your grace, thank you.
DUCHESS : I am very pleased to have made your acquaintance. (Exits.)
Enter COUNTESS.
COUNTESS : Please accept these silver-backed brushes and comb for Christmas, Mr. Merrick.
MERRICK : With many thanks, Countess.
COUNTESS : I am very pleased to have made your acquaintance. (Exits. Enter LORD JOHN.)
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LORD JOHN : Here's the silver-topped walking stick, Merrick. Make you a regular Piccadilly
exquisite. Keep up the good work. Self-help is the best help. Example to us all.
MERRICK: Thank you, Lord John.
LORD JOHN : very pleased to have made your acquaintance. (Exits.)
Enter TREVES and PRINCESS ALEXANDRA.
TREVES : Her Royal Highness Princess Alexandra.
PRINCESS : The happiest of Christmases, Mr. Merrick.
TREVES :Her Royal Highness has brought you a signed photograph of herself.
MERRICK : I am honored, your Royal Highness. It is the treasure of my possessions. I have written
to His Royal Highness the Prince of Wales to thank him for the pheasants and woodcock he sent.
PRINCESS : You are a credit to Mr. Treves, Mr. Merrick. Mr. Treves, you are a credit to medicine, to
England, and to Christendom. Iam very pleased to have made your acquaintance.
PRINCESS, TREVES exits. Enter MRS. KENDAL.
MRS. KENDAL: Good news, John. Bertie says we may use the Royal Box whenever I like. Mrs. Keppel
says it gives a unique perspective. And for Christmas, ivory-handled razors and toothbrush.
Enter TREVES.
TREVES : And a cigarette case, my boy, full of cigarettes!
MERRICK: Thank you. Very much.
MRS. KENDAL: Look Freddie, look. The model of St. Phillip's.
TREVES : It is remarkable, I know.
MERRICK : And I do it with just one hand, they all say.
MRS. KENDAL : You are an artist, John Merrick, an artist.
MERRICK : I did not begin to build at first. Not till I saw what St. Phillip's really was. It is not stone
and steel and glass; it is an imitation of grace flying up and up from the mud. So I make my
imitation of an imitation. But even in that is heaven to me, Mrs. Kendal.
TREVES : That thought's got a good line, John. Plato believed this was all a world of illusion and
that artists made illusions of illusions of heaven.
MERRICK : You mean we are all just copies? Of originals?
TREVES : That's it.
MERRICK : Who made the copies?
TREVES : God. The Demi-urge.
MERRICK (goes back to work) : He should have used both hands shouldn't he?
Music. Puts another piece on St. Phillip's. Fadeout.
SCENE XII
WHO DOES HE REMIND YOU OF
TREVES, MRS. KENDAL.
TREVES : Why all those toilet articles, tell me? He is much too deformed to use any of them.
MRS. KENDAL: Props of course. To make himself. As I make me.
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TREVES : You? You think of yourself.
MRS. KENDAL: Well. He is gentle, almost feminine. Cheerful, honest within limits, a rerious artist in
his way. He is almost like me. (Enter BISHOP HOW.)
BISHOP : He is religious and devout. He knows salvation must radiate to us or all is lost, which it's
certainly not. (Enter GOMM.)
GOMM : He seems practical, like me. He has seen enough of daily evil to be thankful for small goods
that come his way. He knows what side bread is buttered on, and counts his blessings for it. Like
me. (Enter DUCHESS)
DUCHESS : I can speak with him of anything. For I know he is discreet. Like me.
All exit except TREVES.
TREVES : How odd. I think him curious, compassionate, concerned about the world, well, rather like
myself, Freddie Treves, 1889 AD. (Enter MRS. KENDAL.)
MRS. KENDAL : Of course he is rather odd. And hurt. And helpless not to show the struggling. And
so am I. (Enter GOMM.)
GOMM : He knows I use him to raise money for the London, I am certain. He understands I would be
derelict if I didn't. He is wary of any promise, yet he fits in well. Like me. (Enter BISHOP HOW.)
BISHOP : I as a seminarist had many of the same doubts. Struggled as he does. And hope they may
be overcome. (Enter PRINCESS ALEXANDRA.)
PRINCESS : When my husband His Royal Highness Edward Prince of Wales asked Dr. Treves to be
his personal surgeon, he said, "Dear Freddie, if you can put up with the Elephant bloke, you can
surely put up with me." (All exit, except TREVES. Enter Lord John.)
LORD JOHN : See him out of fashion, Freddie. As he sees me. Social contacts critical. Oh -- by the
way -- ignore the bloody papers; all lies. (Exits.)
TREVES : Merrick visibly worse than 86-87. That, as he rises higher in the consolations of society,
he gets visibly more grotesque is proof definitive he is like me. Like his condition, which I make no
sense of, I make no sense of mine.
Spot on MERRICK placing another piece on St. Phillip's. Fadeout.
SCENE XIII
ANXIETIES OF THE SWAMP
MERRICK, in spot, strains to listen : TREVES, LORD JOHN outside.
TREVES: But the papers are saying you broke the contracts. They are saying you've lost the money.
LORD JOHN : Freddie, if I were such a scoundrel, how would I dare face investors like yourself.
Broken contracts! I never considered them actual contracts -- just preliminary things, get the old
deal under way. An actual contract's something between gentlemen; and this attack on me shows
they are no gentlemen. Now I'm only here to say the company remains a terribly attractive
proposition. Don't you think? To recapitalize -- if you could spare another -- ah. (Enter GOMM.)
Mr. Gomm. How good to see you. Just remarking how splendidly Merrick thrives here, thanks to you
and Freddie.
GOMM : Lord John. Allow me : I must take Frederick from you. Keep him at work. It's in his contract.
Wouldn't want him breaking it. Sort of thing makes the world fly apart, isn't it?
LORD JOHN : Yes. Well. Of course, mmm.
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GOMM : Sorry to hear you're so pressed. Expect we'll see less of you around the London now?
LORD JOHN : Of course, I, actually -- ah! Overdue actually. Appointment in the City. Freddie. Mr.
Gomm. (Exits.)
TREVES : He plain fooled me. He was kind to Merrick.
GOMM : You have risen fast and easily, my boy. You've forgot how to protect yourself. Break now.
TREVES : It does not seem right somehow.
GOMM : The man's a moral swamp. Is that not clear yet? Is he attractive? Deceit often is. Friendly?
Swindlers can be. Another loan? Not another cent. It may be your money, Freddie; but I will not
tolerate laboring like a navvy that the London should represent honest charitable and
compaSSIONATE SCIENCE, and have titled swindlers mucking up the pitch. He has succeeded in
destroying himself so rabidly, you ought not doubt an instant it was his real aim all along. He broke
the contracts, gambled the money away, lied, and like an infant in his mess, gurgles and wants to
do it again. Never mind details, don't want to know. Break and be glad. Don't hesitate. Today. Oneman moral swamp. Don't be sucked in. (Enter MRS. KENDAL.)
MRS KENDAL : Have you seen the papers?
TREVES : Yes.
MRS. KENDAL : Yes, yes. A great pity. Freddie : today. (Exits.)
MRS. KENDAL : Freddie?
TREVES : He has used us. I shall be all right. Come. (MRS. KENDAL, TREVES enter to MERRICK.)
John : I shall not be able to stay this visit. I must, well, unravel a few things. Nurse Ireland and Snork
are -- ?
MERRICK : Friendly and respectful, Frederick.
TREVES : I'll look in in a few days.
MERRICK : Did I do something wrong?
MRS. KENDAL : No.
TREVES : This is a hospital. Not a marketplace. Don't forget it, ever. Sorry. Not you. Me. (Exits.)
MRS. KENDAL : Well. Shall we weave today? Don't you think weaving might be fun? So many things
are fun. Most men really can't enjoy them. Their loss, isn't it? I like little activities which engage me;
there's something ancient in it, I don't know. Before all this. Would you like to try? John?
MERRICK : Frederick said I may stay here for life.
MRS. KENDAL : And so you shall.
MERRICK : If he is in trouble?
MRS. KENDAL : Frederick is your protector, John.
MERRICK : If he is in trouble? (He picks up small photograph.)
MRS. KENDAL : Who is that? Ah, is it not your mother? She is pretty, sin't she?
MERRICK : Will Frederick keep his word with me, his contract, Mrs. Kendal? If he is in trouble.
MRS. KENDAL : What? Contract? Did you say?
MERRICK : And will you?
MRS. KENDAL : I? What? Will I? (MERRICK silent. Put another piece on model. Fadeout. )
52
SCENE XIV
ART IS PERMITTED BUT NATURE FORBIDDEN
Rain. MERRICK working. MRS. KENDAL.
MERRICK : The Prince has a mistress. (Silence.) The Irishman had one. Everyone seems to. Or a
wife. Some have both. I have concluded I need a mistress. it is bad enough not to sleep like others.
MRS. KENDAL : Sitting up, you mean. Couldn't be very restful.
MERRICK : I have to. Too heavy to lay down. My head. But to sleep alone; that is worst of all.
MRS. KENDAL : The artist expresses his love through his works. That is civilization.
MERRICK : Are you very shocked?
MRS. KENDAL : Why should I be?
MERRICK : Others would be.
MRS. KENDAL : I am not others.
MERRICK : I suppose it is hopeless.
MRS. KENDAL : Nothing is hopeless. However it is unlikely.
MERRICK : I thought you might have a few ideas.
MRS. KENDAL : You don't know something. I have never even seen a naked woman.
MERRICK : Surely in all the fairs you worked.
MRS. KENDAL : I mean a real woman.
MERRICK : Is one more real than another?
MRS. KENDAL : I mean like the ones in the theater. The opera.
MERRICK : Surely you can't mean they are more real.
MRS. KENDAL : In the audience. A woman not worn out early. Not deformed by awful life. A lady.
Someone kept up. Respectful of herself. You don't know what fairgrounds are like, Mrs. Kendal.
MERRICK : You mean someone like Princess Alexandra?
MRS. KENDAL : Not so old.
MERRICK : Ah. Like Dorothy.
MRS. KENDAL : She does not look happy. No.
MERRICK : Lady Ellen?
MRS. KENDAL : Too thin.
MERRICK : Then who?
MRS. KENDAL : Certain women. They have a kind of ripeness. They seem to stop at a perfect point.
MRS. KENDAL : My dear she doesn't exist.
MERRICK : That is probably why I never saw her.
MRS. KENDAL : What would your friend Bishop How say of all this I wonder?
MERRICK : He says I should put these things out of my mind.
MRS. KENDAL : Is that the best he can suggest?
MERRICK : I put them out of my mind. They reappeared, snap.
MRS. KENDAL : What about Frederick?
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MERRICK : He would be appalled if I told him.
MRS. KENDAL : I am flattered. Too little trust has maimed my life. But that is another story.
MERRICK : What a rain. Are we going to read this afternoon?
MRS. KENDAL : Yes. Some women are lucky to look well, that is all. it is a rather arbitrary gift ; it has
no really good use, though it has uses, I will say that. Anyway it does not signify very much.
MERRICK : To me it does.
MRS. KENDAL : Well. You are mistaken.
MERRICK : What are we going to read?
MRS. KENDAL : Trust is very important you know. I trust you.
MERRICK : Thank you very much. I have a book of Thomas Hardy's here. He is a friend of
Frederick's. Shall we read that?
MRS. KENDAL : Turn around a moment. Don't look.
MERRICK : Is this a game?
MRS. KENDAL : I would not call it a game. A sirprise. (She begins undressing.)
MERRICK : What kind of a surprise?
MRS. KENDAL : I saw photographs of you. Before I met you. You didn't know that, did you?
MERRICK : The ones from the first time, in '84? No, I didn't.
MRS. KENDAL : I felt it was -- unjust. I don't know why. I cannot say my sense of justice is my most
highly developed characteristic. You may turn around again. Well. A little funny, isn't it?
MERRICK : It was the most beautiful sight I have seen. Ever.
MRS. KENDAL : If you tell anyone, I shall not see you again, we shall not read, we shall not talk, we
shall do nothing. Wait. (Undoes her hair.) There. No illusions. Now. Well? What is there to say? "I am
extremely pleased to have made your acquaintance?" (Enter TREVES.)
TREVES : For God's sakes. What is going on here? What is going on?
MRS. KENDAL : For a moment, Paradise, Freddie. (She begins dressing.)
TREVES : But --- have you no sense of decency? Woman, dress yourself quickly.
(Silence. MERRICK goes to put another piece on St. Phillip's.)
Are you not ashamed? Do you know what you are? Don't you know what is forbidden?
Fadeout.
SCENE XV
INGRATITUDE
ROSS in MERRICK's room.
ROSS : I come actually to ask your forgiveness.
MERRICK : I found a good home, Ross. I forgave you.
ROSS : I was hoping we could work out a deal. Something new maybe.
MERRICK : No.
ROSS : See, I was counting on it. That you were kind-hearted. Like myself. Some things don't
change. Got to put your money on the things that don't, I figure. I figure from what I read about you,
you don't change. Dukes, Ladies coming to see you. Ask myself why? Figure it's same as always
was. Makes 'em feel good about themselves by comparison. Them things don't change. There but
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for the grace of. So I figure you're selling the same service as always. To better clientele. Difference
now is you ain't charging for it.
MERRICK : You make me sound like a whore.
ROSS : You are. I am. They are. Most are. No disgrace, John. Disgrace is to be a stupid whore. Give it
for free. Not capitalize on the interest in you. Not to have a manager then is stupid.
MERRICK : You see this church. I am building it. The people who visit are friends. Not clients. I am
not a dog walking on its hind legs.
ROSS : I was thinking. Charge these people. Pleasure of the Elephant Man's company. Something.
Right spirit is everything. Do it in the right spirit, they'd pay happily. I'd take ten percent. I'd be okay
with ten percent.
MERRICK : Bad luck's made you daft.
ROSS : I helped you, John. Discovered you. Was that daft? No. Only daftness was being at a
goldmine without a shovel. Without proper connections. Like Treves has. What's daft? Ross sows,
Treves harvests? It's not fair, is it John? When you think about it. I do think about it. Because I'm
old. Got something in my throat. You may have noticed. Something in my lung here too. Something
in my belly I guess too. I'm not a heap of health, am I? But I'd do well with ten percent. I don't need
more than ten percent. Ten percent'd give me a future slightly better'n a cobblestone. This lot
would pay, if you charged in the right spirit. I don't ask much.
MERRICK :They're the cream, Ross. They know it. Man like you tries to make them pay, they'll walk
away.
ROSS : I'm talking about doing it in the right spirit.
MERRICK : They are my friends. I'd lose everything. For you. Ross, you lived your life. You robbed me
of forty-eight pounds, nine shillings, tu[[ence. You left me to die. Be satisfied Ross. You've had
enough. You kept me like an animal in darkness. You come back and want to rob me again. Will you
not be satisfied? Now I am a man like others, you want me to return?
ROSS : Had a woman yet?
MERRICK : Is that what makes a man?
ROSS : In my time it'd do for a start.
MERRICK : Not what makes this one. Yet I am like others.
ROSS : Then I'm condemned. I got no energy to try nothing new. I may as well go to the dosshouse
straight. Die there anyway. Between filthy dosshouse rags. Nothing in the belly but acid. I don't like
pain, John. The future gives pain sense. Without a future -- (Pauses) Five percent? John?
MERRICK : I'm sorry, Ross. It's just the way things are.
Fadeout.
ROSS : By god. Then I am lost.
SCENE XVI
NO RELIABLE GENERAL ANESTHETIC HAS APPEARED YET
TREVES, reading, makes notes. MERRICK works.
MERRICK : Frederick -- do you believe in heaven? Hell? What about Christ? What about God? I
believe in heaven. The Bible promises in heaven the crooked shall be made straight.
TREVES : So did the rack, my boy. So do we all.
MERRICK : You don't believe?
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TREVES : I will settle for a reliable general anesthetic at this point/ Actually, though -- I had a
patient once. A woman. Operated on her for -- a woman's thing. Used ether to anesthetize. Tricky
stuff. Didn't come out of it. Pulse stopped, no vital signs, absolutely moribund. Just a big white
dead mackerel. Five minutes later, she fretted back to existence, like a lost explorer with a great
scoop of the undiscovered.
MERRICK : She saw heaven?
TREVES : Well. I quote her : it was neither heavenly nor hellish. Rather like perambulating in a
London fog. People drifted by, but no one spoke. London, mind you. Hell's probably the provinces.
She was shocked it wasn't more exotic. But allowed as how had she stayed, and got used to the
familiar, so to speak, it did have hints of becoming a kind of bliss. She fled.
MERRICK : If you do believe -- why did you send Mrs. Kendal away?
TREVES : Don't forget. It saved you once. My interference. You know well enough -- it was not
proper.
MERRICK : How can you tell? If you do not believe?
TREVES : There are still standards we abide by.
MERRICK : They make us happy because they are for our own good.
TREVES : Well. Not always.
MERRICK : Oh.
TREVES : Look, if you are angry, just say so.
MERRICK : Whose standards are they?
TREVES : I am not in the mood for this chipping away at the edges, John.
MERRICK : They do not always make us happy because they are not always for our own good?
TREVES : Everyone's. Well. Mine. Everyone's.
MERRICK : That woman's, that Juliet?
TREVES : Juliet?
MERRICK :Who died, then came back.
TREVES : Oh. I see. Yes. Her standards too.
MERRICK : So.
TREVES : So what?
MERRICK : Did you see her? Naked?
TREVES : When I was operating. Of course-MERRICK : Oh.
TREVES : Oh what/
MERRICK : Is it okay to see them naked if you cut them up afterwards?
TREVES : Good Lord. I'm a surgeon. That is science.
MERRICK : She died. Mrs. Kendal didn't.
TREVES : Well, she came back too.
MERRICK : And Mrs. Kendal didn't. If you mean that.
TREVES : I am trying to read about anesthetics. There is simply no comparison.
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MERRICK : Oh.
TREVES : Science is a different thing. This woman came to me to be. I mean, it is not, well, love, you
know.
MERRICK : Is that why you're looking for an anesthetic.
TREVES : It would be a boon to surgery.
MERRICK : Because you don't love them.
TREVES : Love's got nothing to do with surgery.
MERRICK : Do you lose many patients?
TREVES : I -- some.
MERRICK : Oh.
TREVES : Oh what? What does it matter? Don't you see? If I love, if any surgeon loves her or any
patient or not, what dows it matter? And what conceivable difference to you?
MERRICK : Because it is your standards we abide by.
TREVES : For God's sakes. If you are angry, just say it. I won't turn you out. Say it : I am angry. Go on.
I am angry. I am angry! I am angry!
MERRICK : I believe in heaven.
TREVES : And it is not okay. If they undress if you cut them up. As you put it. Make me sound like
Jack the, Jack the Ripper.
MERRICK : No. you worry about anesthetics.
TREVES : Are you having me on?
MERRICK : You are merciful. I myself am proof. Is it not so? (Pauses.) Well? Is it not so?
TREVES :Well. I. About mrs. kendal -- perhaps I was wrong. I, these days that is, I seem to. Lose my
head. Taking too much on perhaps. I do not know -- what is in me these days.
MERRICK : Will she come back? Mrs. Kendal?
TREVES : I will talk to her again.
MERRICK : But -- will she?
TREVES : No. I don't think so.
MERRICK : Oh.
TREVES : There are other things involved. Very. That is. Other things.
MERRICK : Well. Other things. I want to walk now. Think. Other things. (Begins to exit. Pauses.) Why?
Why won't she? (Silence. MERRICK exits.)
TREVES : Because I don't want her here when you die. (He slumps in chair.)
Fadeout.
SCENE XVII
CRUELTY IS AS NOTHING TO KINDNESS
TREVES asleep in chair dreams the following : MERRICK and GOMM dressed as ROSS in foreground.
MERRICK : If he is merely papier maché and paint, a swindler and a fake -GOMM : No, no, a genuine Dorset dreamer in a moral swamp. Look -- he has so forgot how to
protect himself he's gone to sleep.
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MERRICK : I must examine him. I would not keep him for long, Mr. Gomm.
GOMM : It would be inconvenience, Mr. Merrick. He is a mainstay of our institution.
MERRICK : Exactly that brought him to my attention. I am Merrick. Here is my card. I am with the
mutations cross the road.
GOMM : Frederick, stand up. You must understand. He is very very valuable. We have invested a
great deal in him. He is personal surgeon to the Prince of Wales.
MERRICK : But I only wish to examine him. I had not of course dreamed of changing him.
GOMM : But he is a gentleman and a good man.
MERRICK : Therefore exemplary for study as a cruel or deviant one would not be.
GOMM : Oh very well. have him back for breakfast time or you feed him. Frederick, stand up. Up you
bloody donkey, up! (TREVES, still asleep, stands up.)
Fadeout.
SCENE XVIII
WE ARE DEALING WITH AN EPIDEMIC
TREVES asleep. MERRICK at lecturn.
MERRICK : The most striking feature about him, note, is the terrifyingly normal head. This allowed
him to lie down normally, and therefore to dream in the exclusive personal manner, without the
weight of others' dreams accumulating to break his neck. From the brow projected a normal vision
of benevolent enlightenment, what we believe to be a kind of self-mesmerized state. The mouth,
deformed by satisfaction at being at the hub of the best of existent worlds, was rendered therefore
utterly incapable of self-critical speech, thus of the ability to change. The heart showed signs of
worry at this unchanging yet untenable state. The back was horribly stiff from being kept against a
wall to face the discontent of a world ordered for his convenience. The surgeon's hands were welldeveloped and strong, capable of the most delicate carvings-up, for other's own good. Due also to
the normal head, the right arm was of enormous power; but, so incapable of the between the
assertion of authority and the chritable act of giving, that it was often to be found disgustingly
beating others-- for their own good. The left arm was slighter and fairer, and may be seen in typical
position, hand covering the genitals which were treated as a sullen colony in constant need of
restriction, governace, punishment. For their own good. To add a further burden to his trouble, the
wretched man when a boy developed a disabling spiritual duality, therefore was unable to feel what
others feel, nor reach harmony with them. Please. (TREVES shrugs.) He would thus be denied all
means of escape from those he had tormented. (PINS enter.)
FIRST PIN : Mr. Merrick. You have shown a profound and unknown disorder to us. You have said
when he leaves here, it is for his prior life again. I do not think it ought to be permitted. It is a
disgrace. It is a pity and a disgrace. it is an indecency in fact. it may be a danger in ways we do not
know. Something ought to be done about it.
MERRICK : We hope in twenty years we will understand enough to put an end to this affliction.
FIRST PIN : Twenty years! Sir, that is unacceptable!
MERRICK : Had we caught it early, it might have been different. But his condition has already
spread both East and West. The truth is, I am afraid, we are dealing with an epidemic.
MERRICK puts another piece on St. Phillip's. PINS exit. TREVES starts awake. Fadeout.
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SCENE XIX
THEY CANNOT MAKE OUT WHAT HE IS SAYING
MERRICK, BISHOP HOW in the background. BISHOP gestures, MERRICK on knees. TREVES
foreground. Enter GOMM :
GOMM : Still beavering away for Christ?
TREVES : Yes.
GOMM : I got your report. He doesn't know, does he?
TREVES : The Bishop?
GOMM : I meant Merrick.
TREVES : No.
GOMM : I shall be sorry when he dies.
TREVES : He's brought the hospital quite a lot of good repute. Quite a lot of contributions too, for
that matter. In fact, I like him; never regretted letting him stay on. Though I didn't imagine he's last
this long.
TREVES : His heart won' sustain him much longer. It may even give out when he gets off his bloody
knees with that bloody man.
GOMM : What is it, Freddie? What has gone sour for you?
TREVES : It is just -- it is the overarc of things, quite inescapable that as he's achieved greater and
greater normality, his condition's edged him closer to the grave. So -- a parable of growing up? To
become more normal is to die? More accepted to worsen? He -- it is just a mockery of everything
we live by.
GOMM : Sorry, Freedie. didn't catch that one.
TREVES : Nothing has gone sour. I do not know.
GOMM : Cheer up, man. You are knighted. Your clients will be kings. Nothing succeeds my boy like
success. (Exits. BISHOP comes from MERRICK's room.)
BISHOP : I find my sessions with him utterly moving, Mr. Treves. He struggles so. I suggested he
might like to be confirmed; he leaped at it like a man lost in a desert to an oasis.
TREVES : He is very excited to do what others do if he thinks it is what others do.
BISHOP : Do you cast doubt, sir, on his faith?
TREVES : No, sir, I do not. Yet he makes all of us think he is deeply like ourselves. And yet we're not
like each other. I conclude that we have polished him like a mirror, and shout hallelujah when he
reflects us to the inch. I have grown sorry for it.
BISHOP : I cannot make out what you're saying. is something troubling you, Mr. Treves?
TREVES : Corsets. How about corsets? Here is an pamphlet I've written due mostly to the grotesque
ailments I've seen caused by corsets. Fashion overrules me, of course. My patients do not unstrap
themselves of corsets. Some cannot -- you know, I have so little time in the week, I spend Sundays
in the poor-wards; to keep up with work. Work being twenty-year-old women who look an abused
fifty with worn-outedness; young men with appalling industrial conditions I turn out as soon as
possible to return to their labors. Happily most of my patients are not poor. They are middle class.
They overeat and drink so grossly, they destroy nature in themselves and ll around them so fervidly,
they will not last. Higher up, sir, above the middle class, I confront these same -- deformities -bulged out by unlimited resources and the ruthlessness of privilege into the most scandalous
dissipation yoked to the grossest ignorance and constraint. I counsel against it where I can. I am
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ignored of course. Then, what, sir, could be troubling me? I am an extremely successful
Englishman in a successful and respected England which informs me daily by the way it lives that it
wants to die. I am in despair in fact. Science, observation, practice, deduction, having led me to
these conclusions, can no longer serve as consolation. I apparently see things others don't
BISHOP : I do wish I understand you better, sir. But as for consolation, there is in Christ's church
consolation.
TREVES : I am sure we were not born for mere consolation.
BISHOP : But look at Mr. Merrick's happy example.
TREVES : Oh yes. You'd like my garden too. My dog, my wife, my daughter, pruned, cropped,
pollarded and somewhat stupefied. Very happy examples, all of them. Well. Is it all we know how to
finally do with-- whatever? Nature? Is it? Rob it? No, not really, not nature I mean. Ourselves really.
Myself really. Robbed, that is. You do see of course, can't figure out, really, what else to do with
them. Can we? (Laughs.)
BISHOP : It is not exactly clear, sir.
TREVES : I am an awfully good gardener. Is that clear? By god I take such good care of anything,
anything you, we are convinced -- are you not convinced, him I mean, is not very dangerously
human? I mean how could he be? After what we've given him? What you like, sir, is that he is so
grateful for patrons, so greedy to be patronized, and no demands, no rights, no hopes; past
perverted, present false, future nil. What better could you ask? He puts up with all of it. Of course I
do mean taken when I say given, as in what, what, what we have given him, but. You knew that. I'll
bet. Because, I. I. I -BISHOP : Do you mean Charity? I cannot tell what you are saying.
TREVES : help me. (Weeps. BISHOP consoles him.)
MERRICK (rises, puts last piece on St. Phillip's): It is done.
Fadeout.
SCENE XX
THE WEIGHT OF DREAMS
MERRICK alone, looking at model. Enter SNORK with lunch.
SNORK : Lunch, Mr. Merrick. I'll set it up. Maybe you'd like a walk after lunch. April's doing wonders
for the gardens. (A funeral procession passes slowly by.) My mate Will, his sister died yesterday.
Twenty-eight she was. Imagine that. Wife was sick, his sister nursed her. Was a real bloom that girl.
Now wife okay, sister just ups and dies. It's all so -- what's that word? Forgot it. It means chance-y.
Well. Forgot it. Chance-y'll do. Have a good lunch. (Exits.)
MERRICK eats a little, breathes on model, polishes it, goes to bed, arms on knees, head on arms,
the position in which he must sleep.
MERRICK: Chancey? (Sleeps. Enter PINHEADS singing.)
PINS : We are the Queens of the Cosmos.
Beautiful darkness' empire
Darkness darkness, light's true flower,
Here is eternity's finest hour
Sleep like others you learn to admire
Be like your mother, be like your sire.
They straighten MERRICK out to normal sleep position. His head tilts over too far. His arms fly up
clawing the air. He dies. As light fades, SNORK enters.
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SNORK : I rember it, Mr. Merrick. The word is "arbitrary." Arbitrary. It's all so -- oh. Hey! Hey! The
Fadeout.
Elephant Man is dead!
SCENE XXI
FINAL REPORT TO THE INVESTORS
GOMM reading, TREVES listening.
GOMM : "To the Editors of the Times. Sir ; In November, 1886, you were kind enough to insert in the
Times a letter from me drawing attention to the case of Joseph Merrick--"
TREVES : John. John Merrick.
GOMM : Well. "--known as the Elephant Man. It was one of singular and exceptional misfortune" et
cetera et cetera" . . . debarred from earning his livelihood in any other way than being exhibited to
the gaze of the curious. This having been rightly interfered with by the police . . ." et cetera et
cetera, "with great difficulty he succeeded somehow or other in getting to the door of the London
Hospital where through the kindness of one of our surgeons he was sheltered for a time." And then
. . . and then . . . and . . . ah. "While deterred by common humanity from evicting him again into the
open street, I wrote to you and from that moment all difficulty vanished; the sympathy of many was
aroused, and although no other fitting refuge was offered, a sufficient sum was placed at my
disposal, apart from the funds of the hospital, to maintain him for what did not promise to be a
prolonged life. As --"
TREVES : I forgot. The coroner said it was death by asphyxiation. The weight of the head crushed
the windpipe.
GOMM : Well. I go on to say about how he spent his time here, that all attempted to alleviate his
misery, that he was visited by the highest in the land et cetera et cetera, that in general he joined
our lives as best he could, and : "In spite of all this indulgence, he was quiet and unassuming,
grateful for all that was done for him, and conformed readily to the restrictions which were
necessary." Will that do so far, do you think?
TREVES : Should think it would.
GOMM : Wouldn't add anything else, would you?
TREVES : Well. He was highly intelligent. He had an acute sensibility; and worst for him, a romantic
imagination. No, no. Never mind. I am really not certain of any of it. (Exits.)
GOMM : "I have given these details thinking that those who sent money to use for his support would
like to know how their charity was used. Last Friday afternoon, though apparently in his usual
health, he quietly passed away in his sleep. I have left in my hands a small balance of the money
for his support, and this I now propose, after paying certain gratuities, to hand over to the general
funds of the hospital. This course I believe will be consonant with the wishes of the contributors.
"It was the courtesy of the Times in inserting my letter in 1886 that procured for this afflicted man a
comfortable protection during the last years of a previously wretched existence, and I desire to take
this opportunity of thankfully acknowledging it.
"I am sir, your obedient servant, F. C. Carr Gomm
"House Committee Room, London Hospital."
15 April 1890.
TREVES reenters.
TREVES : I did think of one small thing.
GOMM : It's too late, I'm afraid. It is done. (Smiles. Hold before fadeout.)
THE END
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Schwerbehindertenausweis Klage – Das Urteil
DownSyndrom
Veröffentlicht am 21. Oktober 2013 von Lauras Leben mit dem Down-Syndrom // 264 Kommentare
und wurde 10350 x angesehen
Wir kämpfen seit ca. 2 Jahren darum dass Laura einen Schwerbehindertenausweis mit 100% und
den Merkzeichen G,B und H bekommt. Bereits im August wurde das Gerichtsverfahren abgesagt
(wir berichteten). Heute haben wir nun den Bescheid bekommen das die Klage abgewiesen worden
ist. Wir werden beim Hessischen Landessozialgericht Berufung einlegen.
Sozialgericht Gießen (Az.: S 21 SB 87/12)
Laura (Klägerin) gesetzl. vertreten durch den Vater Benny
Prozessbevollm.: […]
gegen
Land Hessen, (Beklagter)
vertreten durch das […]
- Landesversorgungsamt Hessen -,
[…]
hat die 21. Kammer des Sozialgerichts Gießen ohne mündliche Verhandlung am 07. Oktober 2013
durch Richterin am Sozialgericht […] für Recht erkannt:
1. Die Klage wird abgewiesen
2. Der Beklagte hat der Klägerin 1/5 ihrer notwendigen außergerichtlichen Kosten zu erstatten.
Tatbestand
Die Klagerin ist im 08.2011 geboren. Sie leidet an Trisomie 21. Bei der Klägerin wurde ein
Vorhofseptumdefekt, ein persistierender Duktus arteriosus und eine erstgradige
Mitralklappeninsuffizienz diagnostiziert ohne kardiopulmonale Symptome.
Am 08.09.2011 stellten die Eltern einen Antrag nach dem Schwerbehindertenrecht.
Mit dem Bescheid vom 20.09.2011 stellte der Beglagte einen Grad der Behinderung (GdB) von 50
fest. Die Feststellung von Merkzeichen erfolgte nicht.
Am 25.10.2011 ging ein Schreiben der Eltern beim Beklagten ein, wonach diese die Feststellung
eines GdB von 100 statt von 50 inklusive der Feststellung der Merkzeichen G, H, B und RF
begehrten.
Am 10.10.2011 wurde bei der Klägerin eine mittelgradige kombinierte Schwerhörigkeit beidseits
diagnostiziert. Die Klägerin wurde durch Hörgeräte versorgt. Ausweislich des Arztbriefes des
Universitätsklinikum […] konnte durch die Hörgeräte ein guter Hörgewinn aufgezeigt werden.
Mit dem Bescheid vom 24.11.2011 stellte der Beklagte einen GdB von 70 fest. Hierbei wurde die
Trisomie 21 und eine Schwerhörigkeit beidseits festgestellt. Die Feststellung von Merkzeichen
erfolgte nicht.
62
Gegen den Bescheid wurde Widerspruch eingelegt.
Der Widerspruch wurde mit Widerspruchsbescheid vom 16.03.2012 zurückgewiesen.
Hiergegen wurde am 02.04.2012 Klage beim Sozialgericht Gießen erhoben.
Der behandelnde Kinderarzt führt im Befundbericht vom 17.01.2013 aus, dass bei der U4 am
16.11.2012 eine trisomietypische Entwicklungsverzögerung festzustellen gewesen sei.
Im Internet werden die Entwicklungsschritte der Klägerin
(http://www.laura21.de/laura/entwicklung.html) dokumentiert. Ausweislich des Internetauftritts
kann die Klägerin Dinge festhalten, sich hochziehen und selbständig klettern. So wird z.B. auf der
Homepage aufgeführt, dass sie im Mai 2013 alleine die Rutsche hochkletterte.
Mit Befundbericht vom 05.02.2013 schloss das Klinikum der Goethe Universität […] eine
therapierelevante Schwerhörigkeit aus.
Auf der Homepage wird angegeben, dass die Klägerin aufgrund einer im Januar 2013 am Ohr
vorgenommene Operation nunmehr ab 25 db hören kann.
Am 13.02.2013 hat der Beklagte einen GdB von 70 sowie das Merkzeichen H festgestellt. Die
Feststellung weiterer Merkzeichen erfolgte nicht. Die Klägerin ist der Ansicht, dass ein GdB von 100
festzustellen sei. Des Weiteren bedürfe es der Zuerkennung der Merkzeichen, insbesondere das
Merkzeichen B sei anzuerkennen, da die Klägerin zwingend auf eine Begleitperson angewiesen sei,
damit ärztliche Untersuchungstermine wahrgenommen werden könnten. Bei der Klägerin läge eine
Entwicklungsverzögerung vor, auch sei ihre Gehfähigkeit eingeschränkt.
Die Klägerin beantrage zunächst, dass bei ihrer Erkrankung ein GdB von 100 sowie die Merkzeichen
B, G, H und RF festzustellen seien. Nach Erlass des Abhilfebescheides beantragt die Klägerin
sinngemäß,
der Beklagten unter Abänderung des Bescheides vom 24.11.2011 in der Gestalt des
Widerspruchsbescheides vom 16.03.2012 in der Form des Abhilfebescheides vom 13.02.2013 zu
verurteilen, bei der Klägerin einen Gesamtgrad der Behinderung von 100 unter Zuerkennung der
Merkzeichen B, G und RF festzustellen.
Der Beklagte beantragt,
die Klage abzuweisen.
Der Beklagte verweist darauf, dass derzeit nicht erkennbar wäre, welches Ausmaß der geistigen
Behinderung und welcher Entwicklungsrückschritt tatsächlich vorliegen und wie sich die
Gehfähigkeit im Vergleich zu gleichartigen Kindern eingeschränkt ist. Es sei von einer mäßigen
Schwerhörigkeit auszugehen. Es läge auch kein Herzleiden vor, um hierdurch eine Gehbehinderung
feststellen zu können. Ergänzende Symptome im Rahmen der Trisomie seien nicht aufgetreten.
Mit Schreiben von 05.08.2013 hat das Gericht die Beteiligten nach § 105 SGG angehört.
Hinsichtlich des weiteren Sach- und Streitstandes wird Bezug genommen auf den Inhalt der
Gerichtsakte sowie der Behördenvorgänge. Sämtliche dieser Akten waren Gegenstand der
Entscheidungsfindung.
63
Entscheidungsgründe
Das Gericht konnte gemäß § 105 Abs. 1 Satz 1 Sozialgerichtsgesetz (SGG) über den Rechtsstreit
ohne mündliche Verhandlung durch Gerichtsbescheid entscheiden, denn der Sachverhalt ist
aufgrund der beigezogenen Unterlagen hinsichtlich des vorliegenden Streitgegenstandes
umfänglich geklärt.
Die Beteiligten sind zur Entscheidung durch Gerichtsbescheid angehört worden und haben nichts
vorgetragen, was einer Entscheidung gemäß § 105 SGG entgegenstehen würde.
Die zulässige Klage ist unbegründet.
Der Bescheid vom 13.02.2013 wird nach § 96 SGG Gegenstand des Verfahrens.
Der Bescheid vom 24.11.2011 in der Gestalt des Wiederspruchsbescheides vom 16.03.2012 in der
Form des Abhilfebescheides vom 13.02.2013 ist rechtmäßig. Der Beklagte hat zu Recht einen
Gesamt-GdB von 70 und das Merkzeichen “H” festgestellt.
Bei der Klägerin liegen folgende Behinderungen vor:
•
Trisomie 21
•
Herzerkrankung
Es kann dahin stehen, inwieweit seit der durchgeführten Operation bei Klägerin derzeit eine
kombinierte Schwerhörigkeit beidseits vorliegt, da die Bildung des Gesamt-GdB ist nach § 69 Abs. 3
SGB IX nicht zu beanstanden. Liegen mehrere Beeinträchtigungen der Teilhabe am Leben in der
Gesellschaft vor, so wird der Grad der Behinderung nach den Auswirkungen der Beeinträchtigungen
in ihrer Gesamtheit unter Berücksichtigung ihrer wechselseitigen Beziehungen festgestellt.
Die Bildung des Gesamt-GdB von 70 ist nicht zu beanstanden. Die Klägerin wird durch die
Festsetzung nicht in ihren Rechten verletzt.
Soweit die Klägerin vorträgt, dass aufgrund der Trisomie 21 ein Gesamt-GdB von 100 anzuerkennen
sei, teilt die Kammer die Ansicht des Beklagten. Bei dem derzeitigen Entwicklungsstand der
Klägerin kann die Schwere der geistigen Behinderung noch nicht abschließend bewertet werden,
weshalb die Festsetzung des GdB von 50 bezüglich der Trisomie 21 nicht beanstanden ist.
Die Klägerin wird durch die Versagung der Merkzeichen B, G und RF ebenfalls nicht in ihren
Rechten verletzt. Die Klage ist auch insoweit abzuweisen.
Ein Anspruch auf Festsetzung des Merkzeichen G und B besteht nicht.
Das Merkzeichen G ist nach Teil D Nr. 1 Anlage zu § 2 VersMedV das festzustellen, wenn ein
behinderter Mensch infolge seiner Behinderung in seiner Bewegungsfähigkeit im Straßenverkehr
erheblich beeinträchtigt ist.
Das Merkzeichen B setzt nach Teil D Nr. 2 Anlage zu § 2 VersMedV eine ständige Begleitung voraus,
die infolge der Behinderung zur Vermeidung von Gefahren für sich oder andere bei der Benutzung
von öffentlichen Verkehrsmitteln notwendig ist. Das setzt voraus, dass der Behinderte regelmäßig
auf fremde Hilfe angewiesen ist.
Wie sich aus Teil D Nr. 1 c, 2 a S 2 Anlage zu § 2 VersMedV ergibt, kann die Feststellung des
Merkzeichens G und B auch für Säuglinge und Kleinkinder erfolgen. Für die Beurteilung sind
dieselben Kriterien wie bei Erwachsenen mit gleichen Gesundheitsstörungen maßgebend. Es ist
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also zu prüfen, ob das Merkzeichen bei Vorliegen der Behinderungen der Klägerin bei einem
Erwachsenen anerkannt werden würde.
Dies ist hier zu verneinen. Die Klägerin kann sich nach Angaben auf der Homepage klettern, und
sich festhalten. Einschränkungen, die eine ständige Begleitung erforderlich machen, lassen sich
derzeit nicht feststellen. Die Klägerin wäre aufgrund ihrer motorischen Fähigkeiten nicht auf
ständige Begleitung angewiesen. Da aufgrund ihrer derzeitigen Entwicklungsstufe nicht festgestellt
werden kann, dass Orientierungsstörungen vorliegen, liegen die Voraussetzungen nach Teil D Nr. 1
c, 2 b S 2 Anlage zu § 2 VersMedV ebenfalls nicht vor.
Aus den genannten Gründen sind die Merkzeichen B und G nicht festzusetzen.
Ebenfalls nicht zu beanstanden ist, dass das Merkzeichen RF durch den Beklagten nicht
festgesetzt wurde, da die gesetzlichen Voraussetzungen für die Feststellung des Merkzeichens
nicht vorliegen.
Anspruchsgrundlage ist § 69 Abs. 4 SGB IX i. V. m. § 6 Abs. 1 Nr. 7, 8
Rundfunkgebührenstaatsvertrag (RGebStV) bis zum 31.12.2012 bzw. i. V. m. § 4 Abs. 2
Rundfunkbeitragsstaatsvertrag Hessen (RdFunkBeitrStVtr HE, GVBI. I 2011, 382, 383) ab dem
01.01.2013
Die Voraussetzungen für eine Befreiung von der Rundfunkgebührenpflicht bzw. ab dem 01.01.2013
eine Ermäßigung auf ein Drittel ergeben sich aus § 6 Abs. 1 Nr. 7, 8 RGebStV bis zum 31.12.2012
bzw. i. V. m. § 4 Abs. 2 RdFunkBeitrStVtr HE.
Der Rundfunkbeitrag wird gemäß §4 RdFunkBeitrStVtr HE auf Antrag für folgende natürliche
Personen auf Drittel ermäßigt:
(1) blinde oder nicht nur vorübergehend wesentlich sehbehinderte Menschen mit einem Grad der
Behinderung von wenigstens 60 vom Hundert allein wegen der Sehbehinderung,
(2) hörgeschädigte Menschen, die gehörlos sind oder denen eine ausreichende Verständigung über
das Gehör auch mit Hörhilfen nicht möglich ist, und
(3) behinderte Menschen, deren Grad der Behinderung nicht nur vorübergehend wenigstens 80 vom
Hundert beträgt und die wegen ihres Leidens an öffentlichen Veranstaltungen ständig nicht
teilnehmen können.
Die Klägerin zählt nicht zu dem in §4 Abs. 2 RdFunkBeitrStVtr HE genannten Personenkreis, da die
gesundheitlichen Voraussetzungen nicht vorliegen. Sie ist nicht sehbehindert noch wurde ein GdB
von 80 festgestellt. Die Klägerin erfüllt auch nicht die Voraussetzungen nach §4 Abs. 2 Nr. 2
RdFunkBeitrStVtr HE, denn sie ist weder gehörlos noch hörbehindert im Sinne dieser Vorschrift.
Aus den vorgenannten Gründen ist der angegriffene Bescheid nicht zu beanstanden, weshalb die
Klage abzuweisen ist.
Die Kostenentscheidung folgt aus §193 SGG. Hierbei wurde berücksichtigt, dass der Beklagte im
Rahmen des Klageverfahrens ein Abhilfebescheid erließ und das Merkzeichen H feststellte.
Gegen die Entscheidung ist das Rechtsmittel der Berufung nach §143 SGG statthaft.
http://www.laura21.de/news/2013/klage-wurde-abgewiesen/
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