Björn Steiger Stiftung
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Björn Steiger Stiftung Pressemitteilung Björn Steiger Stiftung startet Notfallhilfe in China - Pilotprojekt in Jieyang beschlossen 13.06.2016 Peking/Jieyang – Die Volksrepublik China will ein modernes Rettungswesen nach deutschem Vorbild aufbauen. Die Björn Steiger Stiftung aus Winnenden ist nun beauftragt worden, in der südchinesischen Stadt Jieyang (7,5 Millionen Einwohner) in der Provinz Guangdong ein Pilotprojekt für ein integriertes Rettungssystem von der Notrufzentrale bis zum Rettungshubschrauber aufzubauen. Der entsprechende Vertrag wurde anlässlich des China-Besuchs der Bundeskanzlerin Angela Merkel am 13. Juni in Peking unterschrieben. Bereits 2014 beschlossen die Bundesregierung und die chinesische Regierung einen Aktionsplan zur gesundheitspolitischen Zusammenarbeit, der diese Implementierung beinhaltet. Das Vorhaben fungiert als Modellprojekt zum landesweiten Aufbau der Notfallhilfe „Made in Germany“ zu Lande und in der Luft. Zahlreiche deutsche bzw. europäische Unternehmen wie Airbus Helicopter, Ford, Mercedes-Benz, Bosch Sicherheitssysteme, die Deutsche Telekom und Dräger Werke sind unter der Federführung der Björn Steiger Stiftung am Aufbau des integrierten Rettungswesens beteiligt. Neben Rettungswagen, Rettungshubschraubern, Rettungsleitstellen und medizinischem Gerät nach neuestem Standard gehört auch die fachkundige Ausbildung des benötigten Personals zum Programm. Dabei setzt die Stiftung unter anderem die Ausbildung für Leitstellendisponenten, Notfallsanitäter, die Qualifizierung von Medizinern zum Notarzt, die Ausbildung der Piloten sowie in der technischen Rettung die Ausbildung zum Feuerwehrmann um. Hierzu werden unter anderem eigene Ausbildungszentren unter der Leitung von InPass und Weber Rescue im Namen der Steiger Stiftung aufgebaut und betrieben. Das gesamte Projektmanagement wird von der KPMG verantwortet. Die Projektkosten für die erste Umsetzungsphase im Stadtzentrum von Jieyang für 550.000 Einwohner bis Ende 2017 belaufen sich auf fast 43 Mio. Euro. Bei positivem Verlauf des Pilotprojekts soll bis 2028 das Rettungswesen in der gesamten Provinz Guangdong mit rund 125 Mio. Einwohnern ausgebaut sein. Das Pilotprojekt wird hälftig von der Stadt Jieyang und von der ZhongDe Metal Group in Jieyang finanziert. Bei einem positiven Verlauf ist eine schrittweise Ausweitung auf andere Provinzen und schließlich auf die gesamte Volksrepublik China möglich. Die für China geplante Struktur entspricht größtenteils dem maßgeblich von der Björn Steiger Stiftung initiierten deutschen Rettungssystem. Die Zielvorgabe ist es, 95 Prozent aller medizinischen Notfälle innerhalb von 15 Minuten zu erreichen. Der Björn Steiger Stiftung Betrieb des Rettungswesens erfolgt durch die Björn Steiger Stiftung in Kooperation mit einer weiteren Betreibergesellschaft der chinesischen Gesundheitsbehörde. Die Rettungseinsätze und die medizinische Versorgung werden für den Notfallpatienten in der Pilotphase und im darauffolgenden Vollbetrieb entgegen der bisherigen chinesischen Praxis kostenfrei sein. Es entspricht der Philosophie der Stiftung, dass die Behandlung eines Notfallpatienten nicht an der Vermögenslage und dem sozialen Stand scheitern darf. „Was in Deutschland selbstverständlich ist, ist in China momentan nicht verfügbar. Mit der Umstrukturierung des Rettungswesens nach deutschem Vorbild wollen wir einen großen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Gesundheitsqualität sowie der sozialen Gerechtigkeit in China beitragen“, so Pierre-Enric Steiger, Präsident der Stiftung. Björn Steiger Stiftung Auf dem Heimweg vom Schwimmbad wurde der achtjährige Björn Steiger von einem Auto erfasst. Es dauerte fast eine Stunde bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb am 3. Mai 1969 nicht an seinen Verletzungen, er starb am Schock. Seine Eltern Ute und Siegfried Steiger gründeten daraufhin am 7. Juli 1969 die Björn Steiger Stiftung als gemeinnützige Organisation mit dem Ziel die deutsche Notfallhilfe zu verbessern. Diese initiierte die wichtigsten Grundsteine für die Notfallhilfe in Deutschland. Hierzu gehören vorrangig die Entwicklung der Rettungsleitstellen mit der bundeseinheitlichen Notrufnummer 110/112, Schaffung von Rettungswachen, Entwicklung des Krankenwagens zum Rettungswagen samt der Einführung des Sprechfunks, der Aufbau der Notruftelefonnetze an deutschen Straßen und der Aufbau und die Finanzierung der ersten zivilen Luftrettung in Deutschland, oder die Einführung der kostenlosen Handy-Ortung bei Notruf. Aktuelle Initiativen widmen sich insbesondere dem Frühgeborenentransport, der Breitenausbildung in Wiederbelebung und Frühdefibrillation, sowie der Sensibilisierung von Grundschülern für den Notfall. Weitere Informationen und Bilder: https://www.steiger-stiftung.de/CMSFrontend/meldung?articleid=ART_185 Anna Eberchart Björn Steiger Stiftung Petristraße 12 71364 Winnenden T +49 7195-30 55-215 F +49 7195-30 55-912 E a.eberchart@steiger-stiftung.de H www.steiger-stiftung.de Björn Steiger Stiftung Hintergrundinformationen Das Rettungswesen in China – Stand heute Das Rettungswesen in Deutschland hat einen hohen, wenn nicht sogar den höchsten Qualitätsstandard weltweit. Das Wohl des Notfall-Patienten hat immer Vorrang; entsprechend verläuft die Rettungskette strukturiert und zeitoptimiert ab. So würde bei einem Verkehrsunfall der Ablauf in Deutschland wie folgt aussehen: Passanten und andere Autofahrer leisten Erste Hilfe und rufen den Rettungsdienst. Die Leitstelle schickt einen Rettungswagen und den Notarzt. Im Schnitt ist nach 8 Minuten professionelle Hilfe eingetroffen und die Patienten werden nach erster medizinischer Versorgung in Begleitung des Notarztes in die nächstgelegene, geeignete Klinik gebracht. Wenn notwendig erfolgt der Transport mit dem Hubschrauber. Diese Versorgung ist Tag und Nacht sichergestellt. Und niemand, weder die Helfer noch die Patienten müssen Angst vor den Kosten haben. All das, was in Deutschland selbstverständlich ist, ist in China nicht vorhanden. Das Land verfügt über teilweise hochmoderne Krankenhäuser mit hervorragender Technik und exzellent ausgebildetem Personal. Aber ein Rettungswesen existiert de facto nicht. Die Bürger scheuen sich davor Hilfe zu holen und Erste Hilfe zu leisten. Das Risiko finanziell in Anspruch genommen oder gar zur Verantwortung gezogen zu werden, ist den Bürgern zu hoch. Wenn Rettungsfahrzeuge verfügbar sind, müssen sie vom Patienten bezahlt werden. In Peking stehen für die knapp 24 Millionen Einwohner gerade einmal 180 Krankenwagen zur Verfügung. Bis einer davon beim Patienten eintrifft, können Stunden vergehen. Notärzte gibt es nicht. Die chinesische Regierung hat das Problem erkannt und ist fest entschlossen das zu ändern. Warum die Björn Steiger Stiftung ein solches Projekt führt Dass das Rettungswesen in Deutschland weltweit ein hohes Ansehen genießt, ist im Ursprung der Björn Steiger Stiftung zu verdanken. 1973 entwickelte sie eine rettungsdienstliche Grundstruktur „Rettungsdienstmodell Rems-Murr“, auf der bis heute immer noch weite Teile des deutschen Rettungs- und Notfallwesens beruhen. Außerdem verwirklichte die Stiftung viele weitere Meilensteine, die heute nicht mehr aus dem Rettungswesen wegzudenken sind. Hierzu gehören vorrangig die Entwicklung der Rettungsleitstellen mit der bundeseinheitlichen Notrufnummer 110/112, Finanzierung und Aufbau des ersten BOS Funksystems im deutschen Rettungswesen, Schaffung von Rettungswachen, Einführung des 24hNotarztsystems, Entwicklung des Krankenwagens zum Rettungswagen, Aufbau und Finanzierung der ersten zivilen Luftrettung in Deutschland, Schaffung des ersten Björn Steiger Stiftung Berufsbildes Sanitäter mit dem durch die Stiftung ersten finanzierten Lehrstuhls, aus dem später das Berufsbild Rettungsassistent und nun aktuell der Notfallsanitäter weiterentwickelt wurden, Erst- und Weiterentwicklungen diverser Sonderfahrzeuge im Rettungswesen, wie zum Beispiel der Organtransportwagen, Baby-Notarztwagen oder auch die Einführung der ersten Notarzteinsatzfahrzeuge. Den teilweise höchsten Bekanntheitsgrad erlangte die Stiftung mit dem Betrieb von bis zu 7.800 Notruftelefonen an deutschen Straßen und die durch die Stiftung lange mitfinanzierten Rettungshubschrauber der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF). Aufgrund dieser Verdienste wurde die Björn Steiger Stiftung am 1. Juli 2012 von der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft für Medizin e.V. sowie dem Referat für Bilaterale Gesundheitspolitik im Bundesgesundheitsministerium gebeten zu prüfen, inwieweit die Einführung eines deutschen ganzheitlichen Ansatzes zum Aufbau eines Rettungs- und Notfallwesen in China möglich ist. Was beinhaltet der Ansatz des integrierten Rettungs- und Notfallwesens der Björn Steiger Stiftung für China? Mit dem Ansatz wird eine Komplettlösung angestrebt, also der Aufbau und der Betrieb einer vollständigen rettungsdienstlichen Struktur nach deutschem Muster und Vorbild. Diese beginnt mit der Schaffung von Notrufzentralen, die gleichzeitig die Gesamtsteuerung der logistischen Ablaufprozesse der ganzen Rettungskette beinhalten. Hinzu kommen Rettungswachen, die strategisch so in einem Stadt/Landgebiet verteilt werden, dass die Rettungsfahrzeuge nicht länger als 15 Minuten Anfahrtsweg zum Notfallort in 95 Prozent aller Fälle benötigen. In der Struktur sind, neben dem klassischem Rettungswagen (RTW) nach deutscher DIN-Ausstattung, auch Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) sowie Rüstfahrzeuge zum Bergen von Verletzten vorgesehen. Ergänzt wird das System durch Luftrettungszentren, die mit dem Rettungshubschrauber einen Einsatzradius von 50 km abdecken. Im Implementierungspaket sind ebenfalls alle Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für Rettungsassistenten/Notfallsanitäter, Notärzte, Piloten, Leitstellendisponenten, technische Retter sowie Verwaltungsangestellte und Management enthalten. Das System umfasst zudem Schulungen und Trainings für Katastropheneinsätze unterschiedlichster Art. Zur Umsetzung dieser Ausbildungen wird in den nächsten Jahren in der Stadt Jieyang ein nationales Ausbildungszentrum entstehen, in dem auch das medizinische Personal aus anderen chinesischen Provinzen ausgebildet werden soll. Björn Steiger Stiftung Darüber hinaus wird das Konzept mit einer Fülle an Maßnahmepaketen ergänzt, die zum Beispiel die Erste Hilfe-Ausbildung mit Schülern ab dem 12. Lebensjahr sowie die Breitenausbildung in Erste Hilfe in Betrieben und staatlichen Einrichtungen vorsieht. Abgerundet wird das Aktionspaket durch verkehrserzieherische Aufklärung, wie sie in Deutschland von der Deutschen Verkehrswacht und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat erbracht werden. All diese Maßnahmen zusammen bilden den ganzheitlichen Ansatz zur integrierten Rettungs- und Notfallhilfe in China. Ziele des Projekts Die Implementierung eines Rettungswesens nach deutschem Vorbild ist sowohl eine große Herausforderung, die die Beziehungen beider Länder im sozialen und humanitären Bereich enger aneinander rücken lässt, als auch eine große Chance für die deutsche Wirtschaft mit Qualitätsprodukten und einer Strategie der Nachhaltigkeit einen großen Beitrag zur Lebens- und Gesundheitsqualität in China beizutragen. Ein für die Bundesregierung und der Björn Steiger Stiftung wesentliches Ziel ist die deutliche Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit mittels dieses Projektes. Das angestrebte Rettungssystem soll das erste in China sein, welches unabhängig des sozialen Standes und der persönlichen Vermögenslage jeden Notfallpatienten in jeder notfallmedizinischen Lage mit der gleichen Qualität nach deutschem Standard ohne Rechnungsstellung an den Patienten versorgen wird. Das Vorhaben bedeutet somit ein Meilenstein für das chinesisches Rettungswesen. Das Pilotprojekt in Jieyang läutet den Auftakt für eine spätere provinz- und landesweite Ausdehnung des Systems in China ein. Liste der beteiligten Partner • • • • Adidas AG Gesamtverantwortung für die Trainings- und Ausbildungskleidung sowie Schuhe für alle im Rettungsdienst tätigen Personen mit Ausnahme der Einsatzjacke, Einsatzhose und Einsatzstiefel Airbus Helicopter Deutschland GmbH Gesamtverantwortung im Aufbau von Luftrettungszentren, Ausbildung und Training von Piloten, Lieferant und Wartung der Rettungshubschrauber Albert Ziegler GmbH Gesamtverantwortung im Bereich Fertigung von Rüst- und Bergungsfahrzeugen Allianz Deutschland AG Gesamtverantwortung im Bereich Projekt- und Mitarbeiterversicherung Björn Steiger Stiftung • • • • • • • • • • • • • • Bosch Sicherheitssysteme GmbH Gesamtverantwortung in allen Sicherheitstechnischen Lösungen unter anderem zur Gebäudesicherung der Rettungsleitstellen, Rettungswachen sowie aller Zugangssysteme inklusive Fahrzeugsicherung, Telematiklösungen u.v.m. Bundesanstalt Technisches Hilfswerk THW Kooperation in Katastrophenausbildung und Katastrophentraining Deutsche Bank Handling aller Banktransaktionen zwischen China und Deutschland Deutsch-Chinesische Gesellschaft für Medizin e.V. Kooperation und Unterstützung in der medizinischen Lehre Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin e.V. Kooperation und Unterstützung in der medizinischen Lehre Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. Kooperation und Unterstützung in der medizinischen Lehre sowie Einbindung und Übertragung des deutschen Traumanetzwerks Deutsche Telekom AG Softwarelieferant der medizinischen Plattform zur Einsatz- und Patientenerfassung Deutsche Verkehrswacht e.V. Kooperation und Unterstützung in der Verkehrserziehung Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. Kooperation und Unterstützung in verkehrspolitischen Maßnahmen und Schulungsmaßnahmen Deutsches Institut für Katastrophenmedizin GmbH Kooperation und Unterstützung in der medizinischen Lehre Drägerwerk AG & Co. KGaA Gesamtverantwortung für die Zentralbeschaffung, -verwaltung, Wartung und Inspektionen aller medizinischer Geräte und Produkte, inklusive Dräger fernen Medizinprodukten wie Spritzenpumpen, Monitoring, Absaugung usw. Ebner Stolz Mönning Bachem Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwälte Partnerschaft mbB Steuerliche Rechtsbegleitung sowie dem Gemeinnützigkeits- und Stiftungsrecht in allen Bereichen des Projekts Ford Gesamtverantwortung für den Bereich Rettungswagen GIZ Kooperation im Bereich des Katastrophenmanagements Björn Steiger Stiftung • • • • • • Gleiss Lutz Rechtsanwälte Begleitung in allen Staatsrechts- und Vertragsrechtsfragen des Gesamtprojekts sowie Rechtsberatung in der Zusammenarbeit der beteiligten Bundesministerien und der chinesischen Regierung sowie chinesischen Provinzregierungen InPass GmbH Gesamtverantwortung und Durchführung aller medizinischen Ausbildungsbereiche für Rettungsassistent, Notfallsanitäter und Notarzt, sowie alle Fort- und Weiterbildungskurse des rettungsdienstlichen Personals KPMG AG Gesamtverantwortung über das Projektmanagement Mercedes-Benz Gesamtverantwortung im Bereich Fertigung von komplett ausgestatteten Rüstfahrzeugen Schenker Deutschland AG Gesamtverantwortung für die Logistik aller im Projekt transportierten Güter und Waren von Deutschland nach China sowie die Gesamtlogistik auch innerhalb Chinas Weber Rescue GmbH Gesamtverantwortung für die Aus- und Weiterbildung im technischen Bereich sowie Hauptlieferant der technischen Rettungsgeräte Geplanter zeitlicher Ablauf Bis August 2016 wird einer chinesischen Expertendelegation das Deutsche System in seiner Struktur vermittelt. Bis Dezember 2016 werden in der Stadt Jieyang die Gebäude für die medizinische und technische Ausbildung vorbereitet. Im ersten Quartal 2017 beginnen die ersten 20 Notfallsanitäter, 24 Feuerwehrleute und 6 Notärzte ihren ersten Ausbildungsteil für drei Monate in Deutschland. Ab dem zweiten Quartal 2017 beginnt die Ausbildung in den in Jieyang inzwischen eingerichteten Ausbildungszentren für die medizinische und technische Ausbildung. Die Anzahl der Auszubildenden steigt jetzt auf insgesamt 567 Auszubildende. Die Auszubildenden verteilen sich auf 270 Notfallsanitäter, 216 Feuerwehrleute und 42 Notärzte, sowie 36 Leitstellendisponenten und 3 Piloten. Ab dem dritten Quartal 2017 werden 6 Rettungswachen und ein Luftrettungszentrum Björn Steiger Stiftung eingerichtet, an denen dann insgesamt 24 Rettungswagen, 8 Notarzteinsatzfahrzeuge und 8 Vorrüstfahrzeuge zum Bergen und Sichern von Verletzten eingerichtet werden. Ab dem vierten Quartal 2017 wird die Rettungsleitstelle ihren Betrieb aufnehmen. Von diesem Moment an sind, unter Begleitung deutscher Mediziner, deutscher Rettungsassistenten und Notfallsanitäter, die ersten Einsatzfahrten geplant. Nun wird auch das Luftrettungszentrum mit dem ersten Rettungshubschrauber seinen Dienst aufnehmen. Ab diesem Zeitpunkt wird das Stadtzentrum von Jieyang mit 550.000 Einwohnern vollständig abgedeckt. Ab dem ersten Quartal 2018 werden die Kapazitäten noch einmal verdoppelt, um bis Ende 2018 den Flughafenbezirk mit weiteren 500.000 Einwohnern abzudecken. Mit Ende des Jahres 2018 gilt die Pilotphase 1 als abgeschlossen. Parallel zur Pilotphase 1 findet bei erfolgreichem Abschluss dieser Phase eine Verständigung über die weiteren Ausbauphasen statt. Diese sieht in Schritt 2 den Ausbau der kompletten Stadt Jieyang mit ihren derzeit rund 7,5 Mio. Einwohnern vor. Schritt 3 umfasst die Region um die Stadt Jieyang mit rund 30 Mio. Einwohnern und Schritt 4 beschreibt den Ausbau der gesamten Provinz Guangdong mit rund 125 Mio. Einwohnern. Nach derzeitiger Einschätzung soll Schritt 4 bis 2028 abgeschlossen sein. Die Björn Steiger Stiftung und die in Peking projektbegleitenden Behörden rechnen bei erfolgreicher Umsetzung mit einer politisch gewollten Erweiterung des Projektes auf andere Provinzen. Finanzierung Die Finanzierung für das Pilotprojekt wird komplett von chinesischer Seite aus getragen. Es fließen keine deutschen Spendengelder in dieses Vorhaben. Das Finanzvolumen zum Kauf von Fahrzeugen, Hubschraubern, Ausbildungsmaterial, medizinischem und technischem Equipment aus Europa sowie die allgemeinen Projektkosten auf deutscher Seite umfassen bis zum vierten Quartal 2017 eine Größenordnung von 43 Mio. Euro. Alle Kosten, die zusätzlich auf chinesischer Seite entstehen, wie Lohnkosten, Baukosten, Unterbringungskosten der deutschen Ausbilder in China, Dolmetscherkosten usw. sind in dieser Summe nicht enthalten. Somit ist das eigentliche Projektvolumen aus chinesischer Sicht erheblich höher. Für das Jahr 2018 wird noch einmal mit derselben Investitionssumme gerechnet. Björn Steiger Stiftung Das Projekt in seiner Pilotphase wird zu 50% von der Stadt Jieyang und zu 50% von der ZhongDe Metal Group in Jieyang finanziert. Die Rettungseinsätze selbst werden den Notfallpatienten nicht in Rechnung gestellt. Die Rettungseinsätze und die medizinische Versorgung ist für die Notfallpatienten in der Pilotphase und zukünftig auch im Vollbetrieb ein kostenfreier Dienst. Entgegen der bisherigen chinesischen Praxis, ist der Rettungsdienst als gemeinnützige Einrichtung konzipiert und wird in diesem Systemansatz dauerhaft durch Dritte finanziert. Hürden in der Gesetzgebung Die Verhandlungen zu dem Pilotprojekt in Jieyang zogen sich über genau vier Jahre. Die Schwierigkeit bestand darin, dass die chinesische Gesetzeslage in einer Vielzahl von Punkten dem deutschen Systemansatz entgegensteht. Im Rahmen des Pilotprojekts wurden entsprechende Ausnahmeregelungen geschaffen. Exemplarisch sind hier nur vier Beispiele genannt. 1. In Deutschland fußt das System auf dem Ausbildungsberuf „Rettungsassistent“ oder seit letztem Jahr dem höher qualifizierten Ausbildungsgang „Notfallsanitäter“. Diese Rettungskräfte sind keine studierten Mediziner. Sie bilden mit Abstand die größte Personengruppe im deutschen Rettungswesen. Die chinesische Gesetzgebung schreibt bislang zwingend vor, dass ausschließlich studierte Mediziner Notfallpatienten behandeln dürfen. Andere Personen, die einen Notfallpatienten behandeln, machen sich aktuell strafbar. 2. Der sogenannte untere Luftraum, in dem Rettungshubschrauber im Einsatz fliegen, ist derzeit militärisch gesperrt. Der Einsatz von Rettungshubschraubern ist somit nicht möglich. Hubschrauberflüge müssen derzeit beim Militär mit genauer Startzeit, Flugroute und Dauer des Flugs angemeldet werden. Die Bearbeitungszeit zur Genehmigung beträgt im Normalfall 24 Stunden und bei dringlichen Fällen mindestens 3 Stunden. Im Rahmen dieses Projektes ist der Luftraum im Pilotgebiet uneingeschränkt für den Rettungshubschrauber freigegeben, was eine Besonderheit im chinesischen Recht ist. 3. Es war bisher im chinesischen System vorgesehen, dass Rettungseinsätze dem Notfallpatienten in Rechnung gestellt werden. Bislang ist dies ein Service der direkt vom Patienten zu 100% bezahlt werden muss. Ein anderes Finanzierungssystem war bislang nicht vorgesehen. Das neue Rettungswesen ist für jeden Notfallpatienten kostenfrei. Björn Steiger Stiftung 4. In der Aufbauphase ist es notwendig, dass deutsche Notfallsanitäter und deutsche Mediziner im Einsatz übergangsweise die chinesischen Kollegen unterstützen und ggf. den Patienten selbst versorgen. Die Haftungsfragen für die deutschen Rettungskräfte in China waren lange ein Problem, da das chinesische Recht die Behandlung durch ausländische Mediziner im Notfall gar nicht vorsah. Für dieses Projekt wurde jetzt die notwendige Rechtssicherheit für ausländische Rettungsassistenten, Notfallsanitäter und Notärzte geschaffen. Verhandlungsverlauf seit 2012 Die Björn Steiger Stiftung steht bereits seit Juli 2012 auf Initiative und mit Unterstützung der Bundesregierung im Dialog mit der chinesischen Regierung. Am 28.03.2014 wurden in Berlin zwischen der Björn Steiger Stiftung und dem Bürgermeister der Stadt Jieyang im Beisein des Staatssekretärs Stroppe aus dem Gesundheitsministerium zwei Absichtserklärungen unterzeichnet, die den vollständigen Aufbau eines integrierten Rettungswesens in der Stadt Jieyang in der Provinz Guangdong zum Inhalt haben. Die Vertragsunterzeichnung vom 13.06.2016 erfolgte auf Basis des am 10.10.2014 zwischen der Bundesregierung und der chinesischen Regierung beschlossenen Aktionsplans. In diesem Aktionsplan wurde auf Betreiben der Björn Steiger Stiftung von der deutschen wie auch chinesischen Regierung der Aktionspunkt zum Aufbau des Rettungswesens aufgenommen. Im Gesundheitsabkommen beider Staaten wurde die Björn Steiger Stiftung als Projektverantwortlicher sowie die beiden Städte Jieyang und Wuhan als erste Pilotregionen benannt. Die jetzige finale Festlegung auf die erste Stadt Jieyang erfolgte auf Wunsch und Mitwirkung der KP in Peking. Der Weg zum ersten Pilotprojekt in Jieyang war lang und schwierig. Es waren viele politische Gespräche auf Regierungsebene für die Öffnung dieses Weges nötig. Alleine Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat 2014 und 2015 bei seinen Gesprächen jeweils intensiv in Peking zusammen mit Pierre-Enric Steiger beim NDRC für dieses Projekt geworben. Der Staatssekretär Matthias Machnig, die parlamentarischen Staatsekretäre Uwe Beckmeyer, Iris Gleicke und Brigitte Zypries haben sich ebenfalls in Begleitung von Steiger für dieses Pilotprojekt in China eingesetzt. Auf Arbeitsebene haben die Abteilungsleiter und mehrere Referatsleiter mit ihren Mitarbeitern des Bundeswirtschaftsministeriums einen großen Anteil für den jetzt geöffneten Weg. Vom Bundesgesundheitsministerium, als für das Projekt führende Ministerium, haben der ehemaligen Minister Daniel Bahr und der heutige Minister Herman Gröhe sowie Björn Steiger Stiftung Staatssekretär Lutz Stroppe, die parlamentarische Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz und Abteilungsleiter Ingo Behnel die letzten Jahre diesen politischen Prozess eng begleitet und mitgestaltet. In zwei bilateralen Vereinbarungen zwischen dem chinesischen und deutschen Gesundheitsministerien wurde der politische und inhaltliche Wille zu diesem Projekt in vergangenen Regierungskonsultationen unterzeichnet. Die Deutsche Botschaft war über den gesamten Zeitraum der letzten vier Jahre mit mehreren diplomatischen Vertretern sowie den beiden Konsulaten in Guangzhou und Shanghai in die Gespräche eingebunden. Vor allem Botschafter Michael Clauss und der ehemalige Botschafter Michael Schäfer engagierten sich sehr intensiv für das Projekt in den Gesprächen mit der chinesischen Regierung. Die Björn Steiger Stiftung möchte sich aber besonders bei den Sozialreferenten der Deutschen Botschaft in Peking, Herrn Dr. Frederic Speidel sowie seinem Vorgänger im Amt, Herrn Dr. Michael Sunnus, bedanken, da beide Herren intensiv die Koordinierung zwischen beiden Regierungen übernahmen und an der jetzigen positiven Entwicklung einen erheblichen Anteil haben. Neben der massiven Unterstützung der Bundesregierung und der diplomatischen Vertretung begleitete diesen Prozess von Anfang an die Deutsch-Chinesische Gesellschaft für Medizin sowie der Asien-Pazifik-Ausschuss des BDI. Sie flankierten, im Rahmen ihrer jeweiligen politischen Möglichkeiten in Peking, diesen Weg. Dieses Projekt wäre in seiner Entstehung, Planung und in seiner zukünftigen Umsetzung ohne die Unterstützung von Industrie und Verbänden nicht möglich. Über 50 Firmen auf deutscher und europäischer sowie ein halbes dutzend chinesischer Firmen waren und sind an diesem Projekt beteiligt. Besonders erwähnen und sich für die bisherige Zusammenarbeit bedanken möchte sich die Björn Steiger Stiftung bei Airbus Helicopter, Bosch Sicherheitssysteme, Deutsche Telekom, Dräger Werke, Ford Deutschland, Gleiss Lutz Rechtsanwaltskanzlei in Berlin, KPMG und Mercedes-Benz. Für die organisatorische und inhaltliche Unterstützung bedankt sich die Stiftung bei der GIZ in Peking, der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und dem THW. Björn Steiger Stiftung Historie der Stiftung Weil man sein Leben nicht retten konnte, gibt es die Björn Steiger Stiftung Seit über 45 Jahren setzt sich die Björn Steiger Stiftung für die Verbesserung der Notfallhilfe in Deutschland ein.1969 gab es keinen flächendeckenden Krankentransport rund um die Uhr. Es gab keinen Funk, keine Leitstellen, keine Rettungswagen, keine Notarztsysteme und keine einheitlichen Notrufnummern. Dass all diese Dienste Ihnen heute deutschlandweit zur Verfügung stehen, ist dem Engagement der Björn Steiger Stiftung zu verdanken. Auf dem Heimweg vom Schwimmbad wurde Björn Steiger von einem Auto erfasst. Obwohl Passanten sofort die Polizei und den Rettungsdienst alarmierten, dauerte es fast eine Stunde bis der Krankenwagen eintraf. Björn starb am 3. Mai 1969 nicht an seinen Verletzungen, er starb an einem Schock! Seine Eltern gründeten daraufhin die Björn Steiger Stiftung. Das erste Ziel der Björn Steiger Stiftung ist: Leben zu retten und die Notfallhilfe zu verbessern Meilensteine der Björn Steiger Stiftung 1969 Einführung des Sprechfunks für Krankenwagen 1971 Beginn der Aufstellung von Notruftelefonen an Bundes- und Landstraßen 1971 Einführung des Rettungswagens und Rettungsdienstes 1972 Gründung der DRF Deutsche Rettungsflugwacht 1973 Einführung der bundesweiten Notrufnummer 110/112 1974 Entwicklung und Finanzierung des ersten Baby-Notarztwagens 1976 Schaffung des Berufsbildes „Rettungssanitäter“, heute „Rettungsassistent“ 1977 Erste Initiative zur Bekämpfung des plötzlichen Herztodes 1979 Entwicklung und Finanzierung von Notarzt-Einsatzfahrzeugen (NEF) 1981 Entwicklung der automatischen „Grünen Welle“ für Rettungsfahrzeuge Björn Steiger Stiftung 1988 Aufbau der Luftrettung in Luxemburg 2001 Einführung der Defibrillation durch Laienhelfer 2005 Beginn des Projektes „Sani Sanelli“ – Kinder lernen das richtige Verhalten im Notfall 2006 Einführung der Handy-Ortung bei Notruf 2007 Beginn der Initiative „Retten macht Schule“ – Siebtklässler lernen Herz-Lungen-Wiederbelebung an Übungspuppen 2009 MEHRSi (Mehr Sicherheit für Biker) – gefährliche Kurven werden mit einem Unterfahrschutz ausgestattet 2010 Einführung des ersten eCall-Systems für Motorradfahrer in Europa 2012 Entwicklung und Finanzierung des Baby-Notarztwagen-Systems „Felix“ 2013 Start der Initiative „100.000 Leben zu retten“ – deutschlandweit werden öffentliche Plätze mit Laien-Defibrillatoren ausgestattet