R 1200 GS - BMW Motorrad
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R 1200 GS - BMW Motorrad
04 1. 2. 2008 Sonderdruck für BMW Motorrad Sieger im Vergleichstest Reise-Enduros BMW R 1200 GS Vergleichstest Reise-Enduros: BMW R 1200 GS, Honda Varadero 1000, KTM 990 Adventure Traveller WEITE F Den Geschmack von Salz und die Feuchte des Morgentaus auf der Haut, hoch in den Bergen die Wärme der Sonne im Gesicht, während die Stiefel im Schnee stecken: Willkommen in der wunderbaren Welt der Reise-Enduros, wo der Weg noch lange nicht zu Ende ist, bloß weil der Asphalt endet. test + technik 4/2008 und Triumph Tiger ÜHLEN www.motorradonline.de test + technik Dieses stumpfe, büschelweis aufgesetzte Dunkelgrün, das in den ganzen Pyrenäen zu finden ist Kurt Tucholsky, Ein Pyrenäenbuch Von Thomas Schmieder; Fotos: Jörg Künstle; Hersteller (4), Sdun (1) D er Gigant neigt sich. Ganz sanft, dann immer stärker, unaufhaltsam. Der Horizont hängt schief. Zärtlich fast legt sich die neue BMW R 1200 GS auf die schneebedeckte Piste. Man muss auch mal loslassen können. Tempo 30 und zweiter Gang, das war wohl einfach zu ambitioniert, wenn bereits Autos schlittern. Der Bordcomputer sprach schon lange test + technik eine Eiswarnung aus, vermeldet fünf Grad. Minus. Ein kalter, schneidender Wind pfeift, Skifahrer und Snowmobile ringsum. Sie rutscht und rutscht und rutscht, die GS. Gedanken in Zeitlupe. Bis zur Passhöhe Port d’Envalira im Pyrenäen-Zwergstaat Andorra ging alles gut. 2408 Meter Meereshöhe, Mitte Januar. Dem Schneematsch bergauf hatten die vier ReiseEnduros tapfer getrotzt: Neben der für 2008 renovierten GS die Triumph Tiger sowie Honda Varadero 1000 und KTM 990 Adventure „Traveller“. Die beiden letztgenannten als extremste Vertreter von „Reise“ und „Enduro“. Mist, der Motor läuft immer noch. Kein Neigungswinkelsensor an Bord? Nicht dass die Ölpumpe irgendwann nur noch Luftblasen zum Schmieren fördert . . . Erst eine Schneewehe stoppt die Kuh. Aufrichten, begutachten. Noch mal gut gegangen. Nun ja. Fraktur des federleichten Ventildeckels aus einer Magnesium-Legierung. Öl schwitzt aus einem Riss. Und der linke 4/2008 BMW R 1200 GS Reise Landstraße Offroad Alltag G ütesiegel GS: Die BMW glänzt mit der größten Vielseitigkeit. Schnell wie höchst stabil auf der Landstraße, absolut (fern)reisetauglich und unschlagbar alltagsstark. Selbst offroad schlägt sich die 1200er wacker. Zum einzigen Kardan des Quartetts gesellen sich die Kofferträger, aus Kunststoff gefertigt, ist gebrochen. Kleine Ursache, große Wirkung. Ein Sturzbügel hätte helfen können. Nun also heißt‘s, den akrobatischen fliegenden Alpendohlen folgend, ab ins Tal zum nächsten BMW-Händler. Die Straßen trocknen, die Temperaturen klettern minimal. Als wäre nichts gewesen, saugt sich die GS durch die Serpentinen. Ihre Conti Trail Attack haften auf Asphalt sensationell, selbst bei Nässe und Kälte. Spätestens ab 3000 Touren drückt www.motorradonline.de durchdachtesten Details. So lässt sich – wie auch an der KTM – der Lenker durch Umdrehen der Klemmfäuste weiter nach vorn rücken. Genial einfach sind die ideal ans Heck angepassten Koffer per Teleskopmechanismus im Nu in der Breite verstellbar. Zweischneidig beim 2008er-Modell ist der stärkere Boxer mit seinen höheren Drehzahlreserven. Wenige Zusatz-PS kosten leicht mehrere hundert Euro höhere Versicherungsprämien jährlich; einen 98-PS-Drosselsatz hat BMW nicht im Angebot. Wohl aber Alpha Technik (Telefon 0 80 36/30 07-20, www.alphatechnik.de) für 79 Euro. So bleibt als Hauptverbesserung der „neuen“ 1200er das noch stabilere, einfachst zu regulierende Fahrwerk. Zumindest, wenn gegen Aufpreis die elektronisch einstellbaren Federelemente („EnduroESA“) an Bord sind. Eigens dafür stieg die Lichtmaschinenleistung von 600 auf 720 Watt. Durchdacht: ESA, ABS und Bordcomputer am Lenker bedienbar Clever: Koffer und Soziussitz-Träger bilden eine ebene Fläche der Boxermotor wie ein Stier, katapultiert die nunmehr 244 Kilogramm schwere GS von Kehre zu Kehre. Die Drehzahlmessernadel steigt nie über 5000/min. Ganz locker und entspannt macht die 1200er schnell. Spielt überhaupt keine Rolle, dass das 2008er-Modell nun 105 PS leistet und 200 Umdrehungen höher dreht als der Vorgänger. Wer braucht denn bei einer Enduro ganz oben mehr Power? 85 Jahre bayerischer Boxer. Und der beste, den es je gab. Ansprechverhalten: gut. Lastwechsel: gering. Drehfreude: groß genug. Unnachahmlich ist das spezielle GS-Gefühl. Supermoto und Super-Touring in einem. Ihre Souveränität überträgt sich auf den Fahrer. Unangreifbar fühlt man sich hinter dem breiten Lenker. Anpeilen, in die Kehre werfen, durch. 1400 Höhenmeter bergab, 123 Kurven, ein Lächeln. Die sportliche Triumph Tiger ist in ihrem Revier. Steilste Gabel, kürzester Radstand wie Nachlauf, dickste, kleinste Reifen. Ein Kurvenkünstler des Augen- test + technik KTM 990 ADVENTURE Reise o die Varadero kapituliert, fängt die KTM erst richtig an. Keine andere der vier Maschinen verträgt, ja verlangt OffroadEinsätze so wie sie. Selbst auf Asphalt fährt sie sehr sportlich. Im Gegenzug fällt sie in Alltagstauglichkeit und Komfort etwas ab. Hoch, schlank, radikal. Der Sitz schmaler und härter (Tipp: Radlerhose anziehen), die Vibrationen derber, die Ausstattung karger. Immerhin sind sehr edle Komponenten verbaut: zierliche Magura-Handhebel mit Sollbruchstellen, stabile Handprotektoren, klappbarer Schalthebel, konifizierter Renthal-Lenker. Die bewertete „Traveller“-Version trägt serienmäßig Hepco-Becker-Kunststoff-Koffer samt Träger, Sturzbügel, Heizgriffe, Tankrucksack und hohe Tourenscheibe. Kostenvorteil gegenüber Einzelkauf: rund 675 Euro. Der 1000er-V2 ist der kurzhubigste, drehzahlgierigste und durstigste Motor des Quartetts. Er braucht am meisten Schaltarbeit im tadellosen Getriebe. Der Schalthebel ist ab Werk zu hoch montiert: Zum Runterschalten muss der Fuß von der Raste gehoben werden. Die Zarten für die Harten: Alle Hebel und Knäufe sind zierlich Unpraktisch: zwei Benzintanks. Besser: Staufach in der Mitte Landstraße Offroad Alltag W REIFEN FÜR REISE-ENDUROS Die vier Reise-Enduros gehen reifentechnisch eigene Wege, von 17 über 19 bis 21 Zoll, von reinen Straßengummis bis gemäßigt grobstollig. Und was sind Alternativen? Nur KTM setzt auf endurogemäß große Reifen: vorn 21, hinten 18 Zoll. Der Pirelli MT 90 Scorpion A/T (1) besitzt im Testquartett den größten Anteil an Negativprofil. Daher setzt er sich auf lehmiger und verschneiter Piste nicht so schnell zu. Auf der Straße kündigt er sein relativ frühzeitiges Wegrutschen gutmütig in einem weiten Grenzbereich an. Der ganz neue Straßenpneu Continental Trail Attack (2) ist Erstausrüstung auf der BMW R 1200 GS, neben den bewährten Metzeler Tourance und Bridgestone Battle Wing. Der Conti glänzt auf der GS mit prima Grip und hoher Zielgenauigkeit. Allerdings macht er sie auf der Bremse ein wenig instabiler. Für die 1200er-GS sind ferner Conti Road Attack, Michelin Anakee 1 test + technik 2 und die Grobstöller Conti TKC 80 sowie Metzeler Karoo freigegeben. Den Conti Trail Attack gibt es bislang nur in der Dimension 110/80 R 19 und 150/70 ZR 17, er darf auf alle BMW-Vierventil-GS-Typen, Aprilia Caponord sowie Suzuki V-Strom 650 und 1000 aufgezogen werden. Die Triumph Tiger trägt das Straßen-StandardReifenformat 120/70 ZR 17 und 180/55 ZR 17. Allerdings ist die Haftung der Michelin Pilot Road S (3) nur mittelprächtig. Sportlicheren Fahrspaß versprechen die Alternativen: Bridgestone BT 021, Metzeler Roadtec Z6 und Sportec M3 sowie Pirelli Diablo Strada. Nicht mehr up to date: die Bridgestone Trail Wing 101/152 (4). Auf ihnen rollt die Honda Varadero gefühllos und mit wenig Grip durch Kurven. Zielgenauer, stabiler und handlicher: Michelin Anakee und Pilot Road, Bridgestone Battle Wing 501/502, Metzeler Tourance. Für Enduros bis Geschwindigkeits-Index H (210 km/h) liefert Heidenau günstige Grobstöller (Info: www.reifenwerk-heidenau.de). 3 4 blicks. Schaltdrehzahl 3000 reicht dem Dreizylinder, er pflegt britisches Understatement. Ein Motor wie Samt und Seide. Geschmeidig und vibrationsfrei läuft der Triple. Nur aus dem Schiebebetrieb heraus geht er ruppig ans Gas, hart und verzögert. Das Einlegen der Gänge im knochigen Getriebe und hohe Kupplungshandkraft kosten Nerven. Herzerweichend der Sound – ein Fauchen, Röhren, Knurren. Gar nicht schön hingegen sind die heftigen Schmutzattacken bei Nässe. Dann duscht vom Hinterrad aufgewirbelte Gischt Rucksack und Passagier bis zum Durchweichen. Der Spritzschutz ist mangelhaft. Passagiere mag die Tiger ohnehin nicht gern. Das Federbein ist weich und in der Druckstufe unterdämpft. Weit sackt es ein, hält zu wenig Reserven für Zweipersonenbetrieb parat. Da ist die KTM aus anderem Holz geschnitzt. Zwar sackt auch sie mit ihren langen Federwegen weit ein, doch sprechen ihre Federelemente fein an. Und sie lassen sich spürbar in Druckstufe wie Vorspannung regulieren. Fordernd und feurig geht der Motor ans Werk. Im Drehzahlkeller macht der Austria-Twin noch ein wenig auf lustlos. Ab 5000 Touren zeigt er sich aber wie verwandelt, wild entfesselt. Puh, 4/2008 Weit sieht man über die Berge; Felsen, etwas Schnee . . . Kurt Tucholsky, Ein Pyrenäenbuch wie der 75-Grad-V2 loshämmert. Er will meist einen Gang niedriger als BMW und Honda bewegt werden, im Vergleich zur Triumph sind es gar zwei Gänge. Runterschalten und das Leben genießen. So halten Fahrer und V2 einander bei Laune. Die Natur spielt mit allen Farben: Rostrote Felsen und grauer Granit kontrastieren mit sattgrünen Kiefern, azurblauem Himmel und weißen Schäfchenwolken. Kolkraben und Gänsegeier kreisen. Selbst die Varadero wirkt fast schwerelos, trotz 276 Kilogramm Masse. Nicht handlich, indes sehr beschwingt im Kurvenkarussell, www.motorradonline.de ein gutmütiger Riese, der extrem viel Vertrauen vermittelt. Dazu pulsiert der kultivierte V2 nur ganz sanft. Selbst wenn er nun, Euro-3-konform, subjektiv unter 5000 Touren etwas schwächer wirkt als früher und mitunter sogar unvermittelt abstirbt. Keines der Fahrwerke im Feld bietet so wenig Einstellmöglichkeiten, doch man vermisst nichts. Es funktioniert halt alles einfach. Hat was von S-Klasse-Effekt. Wohlbehütet, dank dieses ohrensesselartigen Sitzkomforts. Ein Gefühl wunderbarer Geborgenheit, das allerdings schlagartig weichen kann. Die Bridgestone Trailwings bieten wenig Rückmeldung und Lenkpräzision. Auf der etwas kippeligen Honda fühlt man sich fast passiv, genießt das wild zerklüftete Bergpanorama dadurch aber eher noch intensiver. Das Gebirge zwischen Mittelmeer und Atlantik wirft lange Schatten. Dichter und dichter wird der Verkehr, Kolonnen von Touristen sind auf der Suche nach billigem Alkohol, Sprit und Tabak. Da gilt Alarmbereitschaft vor jeder Tankstelle, jedem Supermarkt. Kein Problem mit der BMW, sie bremst besonders gut. Kräftig, gut dosierbar und von einem feinfühligen ABS test + technik REISETIPPS » Literatur Im Motorrad-Reiseführer Pyrenäen stellt Dirk Schäfer zehn kombinierbare Touren vor: etwa auf den Spuren der Tour de France über den Col du Tourmalet, in die Bergwelt Andorras, über legal befahrbare Schotterpisten oder mit Pilgern entlang des Jakobsweges. 96 Seiten im DIN A5-Format, 11,90 Euro; ISBN 3-933385-18-0, www.highlights-verlag.de. » Aktuell, doch nicht motorradspezifisch beleuchtet das DuMont Reisetaschenbuch Pyrenäen das Hochgebirge zwischen Mittelmeer und Atlantik. 12 Euro, ISBN 978-3-7701-6039-6, www.dumontreise.de. Empfehlenswerte Karten: die Michelin-Blätter 342, 343 und 344 (7,50 Euro, www.viamichelin.com). TRIUMPH TIGER » Landstraße Anreise Als Alternative zur eintönigen Autobahnanreise, wie etwa der über Lyon, empfiehlt sich der Autoreisezug nach Narbonne. Er fährt über Nacht von fünf deutschen Städten, spart Zeit, Maut und Reifen. Infos per www.dbautozug.de und Telefon 0 18 05/24 12 24. » Tourentipps Bei der Anfahrt lohnt ein Besuch an der höchsten Brücke der Welt. Sie ist bei Millau Teil der französischen Autobahn A 75; die Pfeiler ragen bis zu 343 Meter auf. Die Maut beträgt für Motorräder 3,50 Euro; unterhalb der Brücke gibt es ein Info-Zentrum. In den Pyrenäen empfiehlt sich ein Abstecher nach Andorra, um zollfrei Zigaretten, Alkohol und Benzin zu kaufen. Infos: www.andorratourisme.com/de. Reise ie Tiger bevorzugt eindeutig Asphalt. Handlich, frech und zielgenau sticht sie um die Ecken. Doch offroad bringen ihre breiten, teuren Straßenreifen wenig Traktion und 17-zöllig kaum Führung. Wenn’s härter zur Sache geht, ist insbesondere das Federbein überfordert. Dies gilt bereits für den Transport eines ohnehin mäßig untergebrachten Passagiers (Soziussitz zu hoch, schlechte Haltegriffe). Schade, das Gesamtpaket erreicht nicht das Niveau des überragenden Motors. Der Dreizylinder ist der elastischste, kräftigste und durchzugsstärkste Antrieb dieses Vergleichs. Allein das sehr hakige Getriebe stört. Ein Drosselsatz von 115 auf günstige 98 PS kostet bei Triumph 39 Euro. Nur mittelprächtig fällt die Tourentauglichkeit aus. Windschutz wie Reichweite könnten größer sein. Immerhin geht‘s hinter der kurzen, hinterströmten Scheibe am leisesten zu. Nicht toll: flackerndes, wenig helles Fahrlicht und ein Heck ohne Gepäckträger oder -haken. Achillesferse: Das Federbein hat zu wenig Druckstufe und Reserven Nicht ausgegoren: Der Fahrer hockt breitbeinig, ein Sozius viel zu hoch geregelt. Vorne reinlangen betätigt „teilintegral“ alle drei Bremsen auf einmal, hinten allein den Heckstopper. Den Einsatz der Fußbremse dankt die GS bei kleinen Korrekturbremsungen in Schräglage: Man kann sie so immer ein wenig unter Zug halten. Das verhindert Einknicken, ermöglicht saubere Linien. Wütend beißen die Triumph-Stopper zu. Sie stauchen die auf dem ersten Arbeitsweg unterdämpfte Upside-downGabel arg zusammen. Tipp: hinten vorspannen. In langsamen Kurven klappt die Front daraufhin ein, in schnellen stellt sich die Tiger mächtig auf. Nicht so die KTM. Allerdings sperrt sich der 21-Zöller beim Umlegen in schnellen Wechselkurven, dann wird die Adventure spürbar störrisch. Hinzu kommen die laschen Bremsen. Wer von der Tiger auf die KTM umsteigt, glaubt in der nächsten Kehre geradeaus zu fahren. Stumpf wirken die serienmäßig ABS-bewehrten Brembos. Wie ein Ochse muss man am kleinen Hebel ziehen. Auf der Bremse bringt nichts und niemand die Varadero aus der Ruhe. Ihr ABS Offroad Alltag D Zur geführten Pyrenäen-Touren lädt das MOTORRAD action team vom 30. Juni bis zum 9. Juli 2008 zum Preis von 1350 Euro. Infos per www.actionteam.de und unter Telefon 0711/1 82-19 77. Liegt auf dem Weg: die höchste Brücke der Welt bei Millau. Die Fahrbahn hängt 270 Meter über dem Fluss Tarn, einfach gigantisch test + technik 4/2008 agiert sehr feinfühlig. Das Verbundbremssystem aktiviert alle drei Dreikolben-Bremszangen vereint, was auf losem Untergrund eher stört. Jedoch bringt erst die Betätigung beider Bremskreise volle Bremskraft. BMW-Werkstatt voraus! Einer der üblichen Marmorpaläste der Marke. Da fühlt man sich selbst mit einem 16 000-Euro-Kraftrad ein wenig deplatziert. Ja, richtig gelesen, so viel sind für die GS zu berappen, inklusive 3500 Euro für die verbauten Extras, die andere Hersteller meist weder für Geld noch gute Worte liefern können. Die Reparatur gibt Zeit zum Aufwärmen. Und fürs Schmieren der Kette bei den drei anderen Maschinen. Wie war das noch, auf der deutschen Autobahn? Unerschütterlich stabil: BMW und Triumph, selbst weit jenseits der 200. Die 115 PS starke Tiger läuft bergab bei Tachoanzeige 240 (!) in den Drehzahlbegrenzer, dreht schon bei Tempo 130 im sechsten Gang 5700 Touren. Der 2008 kürzer übersetzten GS reichen dafür wie Varadero und KTM knapp unter 5000/min. Doch ab dieser Marke beginnt auf der GS deutlich stärkeres Kribbeln. Informativ: das gegen Aufpreis aufgemotzte BMW-Cockpit. Es vermeldet Bordspannung, Durchschnittsverbrauch wie -tempo, Restreichweite, Außentemperatur, sogar Ölstandswarnung und Reifenluftdruck vorn wie hinten. Alles per Knopfdruck vom Lenker aus abzurufen. Anders auf der Tiger. Hier muss man zum Umschalten der vielen Funktionen weit nach vorn zu den Instrumenten greifen. Zweistufig braten die Heizgriffe: „heiß“ oder „gegrillt“. Wer sie regulieren will, riskiert, während der Fahrt den Lenker zu verreißen. Varadero und KTM begnügen sich mit versicherungsgünstigen 94 beziehungsweise 98 PS. Und mauem Geradeauslauf. Die Honda zeigt selbst ohne Koffer eine Taumeltendenz bei Topspeed. Mit den extrem weit abstehenden Koffern pendelt die KTM ab etwa 150 km/h; sie nimmt Störimpulse auf und will sich je nach Anströmung kaum beruhigen. Laut ist es hinter der hoch aufragenden „Touring-Scheibe“, durch die kleinere Piloten ständig durchschauen. Also wünschte man sich im Schneetreiben einen Scheibenwischer. Größere Fahrer leiden unter starken Verwirbelungen am Helm. Auf der Varadero geht‘s ab Tempo 130 ohrenbetäubend zu. Später, in den französischen Mittelgebirgen, waren Ohrenstöpsel kein Thema mehr. Cevennen und Zentralmassiv lockten, die Auvergne ebenso wie die für ihren Käse berühmte Roquefort-Region. Und dann ging es bei Millau über die höchste Brücke der Welt. 2,5 Kilometer ist sie lang, die Fahrbahn schwebt 270 Meter hoch über Grund. Die Golden Gate erscheint geradezu winzig dagegen. Das vom Stararchitekten Sir Norman Foster entworfene Bauwerk ist so elegant wie riesig, vor allem aus der Talperspektive betrachtet. Besonders hoch baut 90 Stockwerke tiefer die kantig-schroffe KTM. Ein Gebirge von Motorrad, der Kopf des Fahrers auf der Höhe www.motorradonline.de Unbegreiflich, wo Maultiere noch gehen können . . . Kurt Tucholsky, Ein Pyrenäenbuch Da hinüber sind früher die Schmuggler nach Spanien gezogen . . . Kurt Tucholsky, Ein Pyrenäenbuch von Lkw-Führerhäusern. Ein Fels in der Brandung. Die Adventure polarisiert. Man muss sie sich schön fahren, liebt oder hasst sie. Die einzige waschechte Enduro des Quartetts. Speichenräder trägt sie serienmäßig, BMW verlangt Aufpreis dafür. Der durstige KTM-Twin und die Tiger mit ihrem 20-Liter-Tank laufen als erste auf Reserve. Anders als die sparsame GS und die mit 25-Liter-Spritfass bestückte Varadero schafften es die beiden nicht bis ins Zollfrei-Paradies. Also 1,44 Euro in Frankreich statt 1,05 Euro in Andorra. 95 Oktan sollen selbst dem hoch verdichtenden (12 zu 1) BMW-Boxer reichen. Doch daheim, auf dem Leistungsprüfstand, schien die Klopfregelung Flöhe husten zu hören, jede Messkurve fiel anders aus. test + technik Endlich, die GS ist wieder heil. Und die Rechnung für die Reparatur erfreulich niedrig: 35,89 Euro für Lohn und Öl, den angeschraddelten Ventildeckel eines Vorführmotorrads gibt’s gratis. Und offenbar keine Mehrwertsteuer in Andorra, brutto gleich netto. Trotz Schnäppchen allerorten: Spanien ruft, Heimat der bei Montesa gebauten Varadero. Was wird der nächste Tag bringen? Sonne und endlich Schotter! Sonor blubbernd fährt der antrittstarke BMW-Motor mitten ins Herz, patscht sinnlich im Schiebebetrieb. In langsamen, trialartigen Passagen fühlt sich die gut austarierte GS am besten an, lässt sich spielerisch dirigieren, wendet auf dem Handteller. Vertrauen kommt von allein, Enduro-Wandern ist die reine Freude, auch dank passenden Knieschlusses. Sofern gewünscht, verhindert die Antischlupfkontrolle auf losem Untergrund ein durchdrehendes Hinterrad. Sie ist wie das ABS abschaltbar. Vielleicht ist ja das Gelände-ESA die wichtigste Neuerung der neuen GS. Per Knopfdruck lässt sich damit das Fahrwerk an Beladung und Untergrundbeschaffenheit anpassen, sogar zwei Zentimeter höher stellen. Hat die KTM nicht nötig, sie genießt eh die längsten Federwege, filtert trotz toller Rückmeldung alles weg. Kopf oder Zahl, Abenteuer warten. Bloß wo, legal in Europa? „Ist die Dakar schon vorbei?“, fragte beim Café con leche ein Spanier mit Baskenmütze. Nein, ausgefallen, aber mit der 990er fährt man im Geiste mit. Das trenn- 4/2008 HONDA VARADERO 1000 Reise ie Varadero ist keine moderne Africa Twin, kein Gigant fürs Grobe, sondern ein höchst bequemer und kultivierter Koloss für reine AsphaltTouren. Wenden auf schlammigem Untergrund oder Rangieren auf schmalen Wegen kann selbst erfahrene Piloten schwer verunsichern. 276 Kilogramm, hoher Schwerpunkt, haufenweise teures Plastik. Die Varadero ist „nackt“ schwerer als die drei anderen Motorräder mit Extras und Gepäcksystemen. Was gut gefällt: bester Wind- wie Wetterschutz, überragendes Licht. Prima abgestimmt: das Fahrwerk. Auch die Dreikolben-Verbundbremsen überzeugen. Der Handhebel aktiviert vier Kolben vorn, das Fußpedal je zwei vorn und hinten. Den letzten hinteren Kolben betätigt indirekt der linke, drehbar gelagerte Bremssattel vorn. Unbefriedigend: nicht einstellbarer Kupplungshebel, laute Windgeräusche und große Turbulenzen schon bei 130 km/h sowie Taumeltendenz bei hohem Tempo, speziell mit den 35-Liter-Koffern. Diese kosten lackiert im „Travelpaket“, zu dem ferner 45-Liter-Topcase, Heizgriffe und Haupständer gehören, nun 1100 Euro Aufpreis statt 1650 Euro in Einzelteilen. Saut sich komplett ein: An der Varadero ist das Federbein völlig ungeschützt gegen Schmutzattacken Nette Kleinigkeit: Nicht erst an den vielen Mautstellen gefällt das abschließbare Staufach in der Verkleidung Landstraße Offroad Alltag D scheibenschmale, große Vorderrad führt auf losem Untergrund klar am besten, das ABS ist abschaltbar. Lange Haxen braucht es, will man die KTM beim Driften stabilisieren. Der V2 lässt sich in den unteren Gängen feinfühlig dosieren. Im Gelände streichen zuerst Varadero und Triumph die Segel. Hohes Gewicht hier, mäßiger Motorschutz dort. In den Vorpyrenäen holen uns Schnee und Eis noch mal ein. Sträucher sind mit Raureif überzogen. Mucho frío. Nichts wie runter ans Meer. Zeit für eine Bilanz. Alle ReiseEnduros bieten hohen Erlebniswert. Ganz besonders die GS, das Schweizer Messer unter den Motorrädern. In ihren Allroundeigenschaften bleibt sie unübertroffen. Obwohl es dafür keiner 105 PS bedurft hätte. www.motorradonline.de test + technik Abends auf der Küstenstraße. Bilderbuch-Asphalt, Kurven satt, Aussichten wie auf einer Fototapete. Ein sichelförmiger Mond steht am pastellfarbenen Himmel, sanfte Dünung rollt gegen die Küste, Seeschwalben jagen Fische. Wärme auf der Haut. Das Glück ist mit den Reisenden. Das ganze Leben, mit allen Kontrasten, in einem Tag. Weil man Weite fühlt. DATEN BMW R 1200 GS HONDA VARADERO 1000 KTM 990 ADVENTURE TRAVELLER TRIUMPH TIGER Motor: luft-/ölgekühlter Zweizylinder-ViertaktBoxermotor, eine Ausgleichswelle, je eine hoch liegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Stoßstangen, Kipphebel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 47 mm, geregelter Katalysator, Lichtmaschine 720 W, Batterie 12 V/14 Ah, hydraulisch betätigte EinscheibenTrockenkupplung, Sechsganggetriebe, Kardan, Sekundärübersetzung 32:11. Bohrung x Hub 101,0 x 73,0 mm Hubraum 1170 cm3 Verdichtungsverhältnis 12,0:1 Nennleistung 77,0 kW (105 PS) bei 7000/min Max. Drehmoment 115 Nm bei 5750/min ◼ Fahrwerk: tragender Motor-Getriebe-Verbund, längslenkergeführte Telegabel, Ø 41 mm, verstellbare Federbasis (mit ESA: elektrohydraulisch verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung), Zweigelenk-Einarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 305 mm, Vierkolben-Festsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 265, DoppelkolbenSchwimmsattel. ◼ Motor: wassergekühlter Zweizylinder-90Grad-V-Motor, je zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 42 mm, geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, Lichtmaschine 434 W, Batterie 12 V/18 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 47:16. Bohrung x Hub 98,0 x 66,0 mm Hubraum 996 cm3 Verdichtungsverhältnis 9,8:1 Nennleistung 69,0 kW (94 PS) bei 7500/min Max. Drehmoment 98 Nm bei 6000/min ◼ Fahrwerk: Brückenrahmen aus Stahl, Motor mittragend, Telegabel, Ø 43 mm, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 296 mm, Dreikolben-Schwimmsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 256, DreikolbenSchwimmsattel. ◼ Motor: wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-75-Grad-V-Motor, eine Ausgleichswelle, je zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile, Tassenstößel, Trockensumpfschmierung, Einspritzung, Ø 48 mm, geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, Lichtmaschine 450 W, Batterie 12 V/11 Ah, hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 42:17. Bohrung x Hub 101,0 x 62,4 mm Hubraum 1000 cm3 Verdichtungsverhältnis 11,5:1 Nennleistung 72,0 kW (98 PS) bei 8500/min Max. Drehmoment 95 Nm bei 6500/min ◼ Fahrwerk: Gitterrohrrahmen aus Stahl, Motor mittragend, Upside-down-Gabel, Ø 48 mm, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 300 mm, Doppelkolben-Schwimmsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 240, DoppelkolbenSchwimmsattel, ABS. ◼ Motor: wassergekühlter Dreizylinder-Viertakt-Reihenmotor, eine Ausgleichswelle, zwei oben liegende, kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung, Einspritzung, Ø 46 mm, geregelter Katalysator mit Sekundärluftsystem, Lichtmaschine 480 W, Batterie 12 V/12 Ah, mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, xRing-Kette, Sekundärübersetzung 44:18. Bohrung x Hub 79,0 x 71,4 mm Hubraum 1050 cm3 Verdichtungsverhältnis 12:1 Nennleistung 84,6 kW (115 PS) bei 9400/min Max. Drehmoment 100 Nm bei 6250/min ◼ Fahrwerk: Brückenrahmen aus Aluminium, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, verstellbare Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung, Zweiarmschwinge aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 320 mm, VierkolbenFestsättel, Scheibenbremse hinten, Ø 255, Doppelkolben-Schwimmsattel. Alu-Gussräder Reifen ◼ Maße und Gewichte: Radstand 1507 mm, Lenkkopfwinkel 64,3 Grad, Nachlauf 101 mm, Federweg v/h 190/200 mm, Sitzhöhe* 870 mm, Gewicht vollgetankt* 244 kg, Zuladung* 196 kg, Tankinhalt/Reserve 20,0/4,0 Liter. Gewährleistung zwei Jahre Service-Intervalle alle 10 000 km Farben Blau, Orange, Schwarz, Silber Preis 12 500 Euro Preis Testmotorrad1 15 980 Euro Nebenkosten 269 Euro 2.50 x 19; 4.00 x 17 110/80 R 19; 150/70 ZR 17 Bereifung im Test Continental Trail Attack Alu-Gussräder 2.50 x 19; 4.00 x 17 Reifen 110/80 R 19; 150/70 R 17 Bereifung im Test Bridgestone Trail Wing 101/152 Federweg v/h 155/145 mm, Sitzhöhe* 850 mm, Gewicht vollgetankt* 276 kg, Zuladung* 201 kg, Tankinhalt 25,0 Liter. Garantie Service-Intervalle Farben Preis Preis Testmotorrad2 Nebenkosten zwei Jahre alle 6000 km Rot, Silber, Schwarz 10 290 Euro 11190 Euro 170 Euro ◼ Maße und Gewichte: Radstand 1555 mm, Lenkkopfwinkel 62,5 Grad, Nachlauf 110 mm, Speichenräder mit Alu-Felgen 2.15 x 21; 4.25 x 18 Reifen Bereifung im Test ◼ Maße und Gewichte: Radstand 1570 mm, Lenkkopfwinkel 63,4 Grad, Nachlauf 119 mm, Federweg v/h 210/210 mm, Sitzhöhe* 875 mm, Gewicht vollgetankt* 242 kg, Zuladung* 188 kg, Tankinhalt 22,0 Liter. Garantie Service-Intervalle Farben Preis 990 Adventure Preis Testmotorrad3 Nebenkosten zwei Jahre alle 7500 km Orange, Schwarz 12 995 Euro 13 598 Euro zirka 200 Euro 90/90-21; 150/70-18 Pirelli Scorpion MT 90 Alu-Gussräder 3.50 x 17; 5.50 x 17 Reifen 120/70 ZR 17; 180/55 ZR 17 Bereifung im Test Michelin Pilot Road „S“ Federweg v/h 150/150 mm, Sitzhöhe* 850 mm, Gewicht vollgetankt* 236 kg, Zuladung* 192 kg, Tankinhalt/Reserve 20,0/4,5 Liter. Garantie zwei Jahre Service-Intervalle alle 10 000 km Farben Schwarz, Blau, Orange, Weiß Leistungsvariante 72 kW (98 PS) Preis 10 640 Euro Preis Testmotorrad4 11 989 Euro Nebenkosten 250 Euro ◼ Maße und Gewichte: Radstand 1510 mm, Lenkkopfwinkel 66,8 Grad, Nachlauf 88 mm, *MOTORRAD-Messungen; 1 inkl. Teilintegral-ABS (1080 Euro), Enduro-ESA (680 Euro), ASC Stabilitätskontrolle (285 Euro), Handprotektoren (75 Euro), RDC Reifenluftdruckkontrollsystem (205 Euro), Koffersatz (2 x 285 Euro), Kofferhalter (145 Euro), Endschalldämpfer verchromt (100 Euro), Heizgriffe (195 Euro), Bordcomputer (145 Euro). 2 inkl. Verbundbremse mit ABS (900 Euro); 3 Modell 990 Adventure Traveller: inkl. Koffer, Kofferträger, Sturzbügel, Heizgriffe, Touring Windschild und Tankrucksack; 4 inkl. ABS (800 Euro), Hauptständer (215 Euro), Gepäcktasche (179 Euro), Tankrucksack (155 Euro). BMW Motorrad Enduro R 1200 GS Lebe für irgendwo da draußen. Die neue BMW R 1200 GS. Das Multitalent für Straße und Gelände im neuen, aufregenden Design. 77 kW (105 PS) sowie 115 Nm Drehmoment. Nochmals erweiterter, nutzbarer Drehzahlbereich. Fahrwerk mit Telelever vorne und Paralever hinten. Wartungsarmer und ausgereifter Kardanantrieb. Optional mit Enduro ESA (Electronic Suspension Adjustment) und BMW Motorrad Integral ABS. bmw-motorrad.de Freude am Fahren -MESSUNGEN LEISTUNGSDIAGRAMM1 200 210 220 0–100 km/h sek 3,6 3,9 3,6 3,4 0–140 km/h sek 5,9 7,0 6,6 5,5 110 0–200 km/h sek 16,0 0 20,4 12,1 100 60–100 km/h sek 4,0 5,2 5,0 3,5 100–140 km/h sek 4,1 5,7 5,6 3,9 140–180 km/h sek 4,8 7,8 7,7 5,6 km/h 48/97 48/96 48/98 47/96 Beschleunigung Durchzug Effektiv (Anzeige 50/100) ■ Kraftstoffverbrauch Kraftstoff Super Normal Super Super Landstraße Liter/100 km 5,1 5,8 6,1 5,4 bei 130 km/h Liter/100 km 6,2 6,5 6,5 6,1 392 431 361 370 ■ Theoretische Reichweite Landstraße km *Herstellerangabe Motorleistung ■ Tachometerabweichung Honda Varadero 1000 68,7 kW (93 PS) bei 7800/min 100 Nm bei 5800/min Triumph Tiger 140 87,8 kW (119 PS) bei 9300/min 130 97 Nm bei 7300/min BMW R 1200 GS (Messung 1) 90 120 79,0 kW (107 PS) bei 7600/min 111 Nm bei 5500/min 80 110 BMW R 1200 GS (Messung 2) 100 78,0 kW (106 PS) bei 7700/min 70 90 119 Nm bei 5600/min KTM 990 Adventure 60 80 72,0 kW (98 PS) 70 bei 8900/min 50 91 Nm bei 6200/min 60 40 50 30 40 30 20 20 10 10 kW PS 0 1 2 3 4 5 Motordrehzahl in 1/min x 1000 Drehmoment in Nm 99 0 Tr iu Ti mp ge h r 10 KT M ad er o GS Höchstgeschwindigkeit* Ho n Va da r 12 00 BM R W ■ Fahrleistungen Ad ve nt ur e 213 00 km/h Vier Motoren, fünf Kurven? Ja, weil sich die neue GS nicht so recht zwischen hohem Drehmoment und hoher Spitzenleistung entscheidet; jede Messung liefert andere Kurven. Offenbar greift die Klopfregelung des mit 12 zu 1 hoch verdichteten Motors selbst beim vorgeschriebenen 95-oktanigen Kraftstoff ein. So oder so münzt der Boxer seinen Hubraumvorteil zwischen 3500 und 7500 Touren in ein sattes Power-Plus gegenüber der Konkurrenz um. Mit fettestem Anfahrdrehmoment, gleichmäßigster Kraftentfaltung und bester Drehfreude glänzt Triumphs Dreizylinder. Der Varadero-V2 drückt viel bulliger ab als der gleichgroße, doch kurzhubige und drehmomentschwache KTM-Motor. 6 7 8 9 120 110 100 90 80 70 10 11 1 Leistung an der Kurbelwelle. Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 150, korrigiert nach 95/1/EG, maximal mögliche Abweichung ± 5 % -TESTERGEBNIS BMW R 1200 GS Die Ausgewogene: extrem teuer, aber in der Summe ihrer Eigenschaften und Innovationen weiterhin unerreicht. HONDA VARADERO Die Ausgewachsene: Ein feines und ausgereiftes TourenMotorrad, als Enduro einen Zentner zu schwer. TRIUMPH TIGER Die Auserwählte: Günstig, mit tollem Triple und rein straßenorientiertem Fahrwerk. Nicht top: die Reisequalitäten. KTM 990 ADVENTURE Die Ausgefuchste: Sie verleiht Touren einen Hauch Paris-Dakar: Kompromisslos geländegängig. test + technik 4/2008 Tr iu Ti mp ge h r 99 0 Ad ve nt ur e 10 00 KT M ad er o GS Ho n Va da r 12 00 M a Pu xim nk ale tza hl BM R W -PUNKTEWERTUNG Durchzug Beschleunigung Topspeed Motorcharakteristik Ansprechverhalten Lastwechselverhalten Laufruhe Kupplung Schaltung Getriebeabstufung Starten Summe 40 40 30 30 20 20 20 10 20 10 10 250 30 24 15 23 11 11 11 7 14 8 9 163 20 19 13 21 12 13 13 7 13 9 8 148 21 20 15 21 12 12 9 8 15 8 8 149 31 DER TRIPLE IST EINE WUCHT. Läuft am geschmeidigsten, beschleunigt am besten, zieht am drahtigsten 29 durch. Einzig die harte Gasannahme aus dem Schiebebetrieb 17 heraus stört. Gas auf, Gas zu, das kann in Kehren auf der BMW 24 für Unruhe sorgen. Ihre Fahrleistungen können sich wirklich 12 sehen lassen, sofern die Klopfregelung nicht mal wieder den 13 Boxer über 5000 Touren einbremst. Und die Trockenkupplung 14 stinkt unter hoher Belastung. Die KTM trägt den rappeligsten, 7 drehzahlgierigsten Motor, aber auch das knackigste Getriebe. 9 In der Fahrdynamik fällt der V2 der Varadero etwas ab. 8 Doch bärig genug für sein Einsatzgebiet ist er allemal. 9 173 SIEGER MOTOR: TRIUMPH TIGER Handlichkeit Stabilität in Kurven Lenkverhalten Rückmeldung Schräglagenfreiheit Geradeauslaufstabilität Fahrwerksabstimmung vorn Fahrwerksabstimmung hinten Einstellmöglichkeiten Fahrwerk Federungskomfort Fahrverhalten mit Sozius Summe 40 40 40 10 20 20 20 20 10 10 20 250 25 28 27 5 15 15 14 14 8 7 15 173 22 24 24 4 11 13 13 13 4 9 14 151 24 27 27 7 17 11 14 14 8 8 13 170 26 DIE GS FÄHRT VOR. Sehr stabil fegt sie ums Eck. Dank optionalem Gelände-ESA ist die Kuh im Nu wirkungsvoll 25 an Beladung und Geländebeschaffenheit angepasst. Top: Die 28 Abstimmung der Federelemente, das Fahrverhalten mit Sozius. 6 Selbst auf Asphalt macht die KTM eine gute Figur. Ihr langhubiges 15 Fahrwerk gibt sich sportlich zielgenau und mit schier unendlicher 15 Schräglagenfreiheit, leider pendelanfällig bei hohem Tempo. Bei 12 der Tiger kann das Fahrwerk nicht mit dem tollen Motor mithalten: 9 eine etwas unterdämpfte Gabel trifft auf ein Federbein mit wenig 6 Reserven. Die komfortable, trotzdem nicht zu weich abgestimmte 7 Varadero krankt an altbackenen Reifen und Pendelneigung. 11 160 SIEGER FAHRWERK: BMW R 1200 GS Ergonomie Fahrer Ergonomie Sozius Windschutz Sicht Licht Ausstattung Handhabung/Wartung Gepäckunterbringung Zuladung Reichweite Verarbeitung Summe 40 20 20 20 20 30 30 10 10 30 20 250 32 16 12 10 15 23 20 5 6 25 15 179 33 16 13 11 17 15 14 6 7 28 13 173 30 12 12 8 13 11 13 7 5 22 15 148 32 AUS ERFAHRUNG GUT. Top-Ausstattung und größte Wartungsfreundlichkeit, nicht zuletzt dank des pflegeleich11 ten Kardans, begeistern an der GS. Ebenfalls sehr alltagsstark: die 10 nur mäßig verarbeitete Varadero. Sie offeriert besten Sitzkomfort 11 und Windschutz, höchste Zuladung und hellstes Licht. Und trotz 12 etwas hohen Verbrauchs den größten Aktionsradius, dank üppigen 13 25-Liter-Stahltanks. Außerdem bietet sie, wie auch die Tiger, 16 einem Magnet-Tankrucksack sicheren Halt. Ansonsten ist es mau 2 bestellt um Gepäckunterbringung und Licht, Soziuskomfort und 6 Windschutz der Tiger. Mit dem „Traveller-Paket“ tourentauglich 23 ausgestattet: die gut verarbeitete, kompromisslose KTM. 14 150 SIEGER ALLTAG: BMW R 1200 GS Bremswirkung Bremsdosierung Bremsen mit Sozius/Fading Aufstellmoment beim Bremsen ABS-Funktion Lenkerschlagen Bodenfreiheit Summe 40 30 20 10 20 20 10 150 30 20 16 8 15 17 9 115 25 21 15 8 15 17 8 109 22 18 15 9 10 18 10 102 29 BESTE BREMSEN finden sich bei BMW und Honda: besonders bissfest und gut dosierbar an der GS, ausgeklügelt und 22 mit ebenso feinfühlig regelndem ABS an der Varadero. An solch 16 hohe Regelgüte, vor allem auf losem Untergrund, reichen KTM 7 und Triumph nicht heran. Die Tiger stellt sich beim Bremsen in 11 Schräglage am stärksten, die Adventure am wenigsten auf. Auch 15 bei der Bodenfreiheit markiert dieses Duo die Extreme. 7 107 SIEGER SICHERHEIT: BMW R 1200 GS Garantie Verbrauch (Landstraße) Inspektionskosten Unterhaltskosten Summe 30 30 20 20 100 17 19 18 11 65 15 15 11 13 54 15 14 6 13 48 1000 695 635 617 647 1. 3. 4. 2. 2,2 2,1 2,9 2,0 MOTOR FAHRWERK ALLTAG SICHERHEIT KOSTEN GESAMTWERTUNG PLATZIERUNG 15 EINMAL BEZAHLT, kommt die GS im Alltag günstig: sparsam, mit Mobilitätsgarantie und wie die Tiger mit 10 000er17 Serviceintervallen. Teuer bei beiden: die Versicherungsprämien, 16 bei der Triumph die Reifen. Und bei KTM die Wartung. 9 57 SIEGER KOSTEN: BMW R 1200 GS Bestnote PREIS-LEISTUNGS-NOTE www.motorradonline.de 1,0 SIEGER PREIS-LEISTUNG: TRIUMPH TIGER Löblich, dass Triumph den Kostenvorteil der vielen aus Thailand bezogenen Teile an die Kunden weiterreicht. Auf unterschiedliche Weise „preiswert“: BMW (teuer und sehr gut) und Honda (günstig und gut). test + technik Deine Belohnung: Hitze, Staub, Adrenalin. Hol dir bei der BMW Motorrad GS Challenge am 1./2. August in Hechlingen dein Ticket für die BMW Motorrad International GS Trophy in Tunesien. Alle Infos und das Anmeldeformular gibt es unter www.bmw-motorrad.de. BMW Motorrad Sponsored by International GS Trophy 08 Freude am Fahren