Kräuter1x1 - Burkhard Bohne
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Kräuter1x1 - Burkhard Bohne
Pflanzen & Ernten Kräuter ernten und trocknen Das Trocknen ist eine der ältesten und einfachsten Konservierungsmethoden. Für das Trocknen von Kamilleblüten ist ein Trockenrahmen gut geeignet. Er lässt sich leicht selber bauen: Holzleisten zum Rahmen verkleben und diesen mit feiner Gaze bespannen. Die Blüten darauf in dünner Schicht trocknen, etwa auf einem warmen, gut gelüfteten Dachboden ohne Sonneneinstrahlung. Bitte achten Sie stets auf ausreichende Luftbewegung. So kann Feuchtigkeit gut abtransportiert werden, und die Schimmelgefahr ist gebannt. Nach etwa zwei Wochen sind die Kräuter rascheltrocken und können abgepackt werden. Früchte von Fenchel oder Kümmel müssen nach der Ernte weiter trocknen. Dazu schneide ich die geernteten Dolden in kleinere Teilstücke und lege sie platzsparend in den Trockenrahmen. Die Früchte fallen aus. U N G S T IP G E S TA LT Ein Hochbeetgarten für meine Teekräuter 1x1 Kräuter Kleines Er ist Kräuterexperte aus Leidenschaft. Burkhard Bohne leitet den Arzneipflanzengarten der TU Braunschweig, schreibt mit Erfolg Kräuter-Bücher und leitet Kräuter-Seminare. Hier gibt er Einblicke in seine Arbeit mit Tee- und Heilkräutern. 90 GARTEN FLORA extra P: Aromatische Teekräuter wie Salbei, Melisse oder Minze ernte ich vor der Blüte. Kamille schneide ich als ganzes, blühendes Kraut. Die einzelnen Blüten für den Tee werden später abgezupft. Meine Teekräuter wachsen in Hochbeeten. So kann ich besser auf ihre Besonderheiten eingehen: Fenchel wird zum Beispiel sehr groß und braucht viel Platz. Thymian, Salbei und andere kommen aus dem Mittelmeerraum. Sie lieben hohe Temperaturen, durchlässige Böden und nicht allzu viele Nährstoffe. Die Minzen haben ein eigenes Beet, da sie stark wuchern. Sie benötigen nährstoffreichen Boden. Hochbeete sind keine neue Erfindung, sie waren schon in den Klostergärten des Mittelalters in Gebrauch. Damals wie heute werden sie aus haltbarem Holz (z.B. Lärche) gebaut und mit organischen Materialien wie Reisig, Laub, Kompost und Mutterboden gefüllt. Diese verrotten, setzen dabei langsam Nährstoffe frei und erzeugen Wärme. Der Vorteil: Ich kann die Beete mit unterschiedlichen Materialien füllen, gerade wie es die Kräuter lieben. So schaffe ich verschiedene Wachstumsbedingungen auf engstem Raum. Übrigens sind Hochbeete sehr vielseitig: Sie passen in den kleinsten Garten, sind Gestaltungselemente, und sie sind dort wichtig, wo auf dem vorhandenen Boden kaum etwas wächst. Die Beete können beliebig lang, sollten aber nicht breiter als einen Meter sein. Meine Beete sind etwa 40 Zentimeter hoch. Kräuter selbst aussäen Blühende Kräuter lassen sich gut durch Aussaat an einem warmen, hellen Platz vermehren. Nehmen Sie frische Samen, denn sie verlieren schnell ihre Keimkraft. Ausgesät wird in Anzuchterde. Sie enthält wenig Nährstoffe und hat einen hohen Humusanteil. Zuerst die Gefäße mit Erde befüllen, diese leicht angedrücken und mit Wasser überbrausen. Auf die angefeuchtete Erde wird nun das Saatgut ausgestreut und dünn mit fein gesiebter Erde bedeckt. Nach dem Auflaufen der Keimlinge, spätestens aber wenn das zweite Blattpaar zu sehen ist, müssen die Pflänzchen vereinzelt bzw. pikiert werden. EINK für de AUFS n Hoc ZETT hbeet EL garten Kamil le, Au ssaat ze, ve rschie d ene S 2 x Zit orten ronen meliss e 1 x Wil deMa lve je 2 x Fench el, Lav je 2 x endel Korian der, K ümme je 2 x Anis, R l osma je 2 x rin Salbe i, Thym je 1 x ian Mona rde, B ergmin ze 3 x Min Man kann leider nicht verhindern, dass Kräuter beim Trocknen etwas von ihrem Aroma verlieren. Ich binde sie zu Sträußen und hänge sie an einem luftigen, sonnengeschützten und warmen Platz verkehrt herum auf. So kann der aromatische Pflanzensaft vor und während des Trocknens in die Blätter oder Blüten sickern. Das maximiert das Aroma. Kräuter aus Stecklingen Stecklinge fallen beim Rückschnitt an oder werden im Frühsommer geerntet. Sie werden mit dem Messer frisch geschnitten, das untere Blattpaar wird entfernt. Wichtig: Das Stecklingsmaterial sollte frei von Krankheiten sein. Gesteckt wird in leicht angedrückte und angefeuchtete Anzuchterde. Drücken Sie den Steckling gut an. Jetzt wird vorsichtig gegossen und dabei überprüft, ob alle Stecklinge auch fest in der Erde sitzen. Um Wurzeln zu bilden, benötigen Stecklinge einen warmen, hellen Raum und hohe Luftfeuchte. Stellen Sie die Stecklinge darum unter eine Haube. GARTEN FLORA extra 91 „ Pflanzen & Ernten Ein Sommertag im Kräutergarten. Ein Fest für die Sinne. Düfte und Farben bringen nicht nur Freude, sie haben auch eine wichtige Funktion. Sie locken nützliche Insekten an, welche die Pflanzen bestäuben. Ringelblumensalbe ganz leicht selbst hergestellt Baldrianwurzel im Herbst ernten Schafgarbe regt den Appetit an. Kümmelsamen wirken gegen Blähungen. Spitzwegerich-Tee hilft bei trockenem Husten. Malvenblüten und -blätter werden gegen Entzündungen verwendet. 92 GARTEN FLORA extra Baldrian war schon im Mittelalter als Heilkraut bekannt. Seine Wurzeln werden zur Linderung von nervös bedingten Störungen verwendet. Im Herbst ist Erntezeit. Mit einer Grabegabel hole ich die fleischigen, intensiv duftenden Wurzeln älterer Pflanzen aus der Erde und befreie sie mit einem scharfen Wasserstrahl gründlich von anhaftender Erde. Anschließend werden sie grob geteilt. Die so vorbereiteten Wurzeln werden auf dem Trockenrahmen verteilt und auf einem warmen, gut durchlüfteten Dachboden aufgestellt. Wenn die Wurzeln vollständig getrocknet sind, werden sie zerkleinert und in nicht ganz luftdichten Blechdosen oder Papiersäcken aufbewahrt. Rezept für Baldriantee: Zwei Teelöffel getrocknete Baldrianwurzel in eine Tasse kaltes Wasser geben. Der Sud sollte etwa zwölf Stunden abgedeckt ziehen. Dann wird er abgesiebt und leicht erwärmt. “ LT U N G E S TA GSTIPP : Mein Apothekergarten So ein Apothekergarten braucht gar nicht viel Platz. Dieser hier misst gerade mal 2,50 x 2,50 Meter. Die meisten Heilkräuter sind Wildpflanzen, und sie sind ziemlich raumgreifend. Aus diesem Grund habe ich meinen Apothekergarten im strengen Schachbrettmuster angelegt, mit kleinen Quadraten à 0,5 x 0,5 Meter. So bleibt jedes Kraut in seinem Feld, und ich kann alle Pflanzen gut erreichen. Zwischen den Kräuterquadraten habe ich Trittflächen aus gebrauchten, von Mörtel befreiten Ziegeln verlegt. Dafür habe ich etwa 30 Zentimeter Erde ausgehoben, ein Mineralgemisch eingefüllt und die Schicht verdichtet. Sobald die Trittflächen fertig sind, kann der Boden in den Beeten je nach Vorlieben der Kräuter aufbereitet werden. Nährstoffliebende Kräuter wie Liebstöckel, Baldrian, Kümmel und Schafgarbe bekommen viel Kompost, mediterrane Kräuter ruhig etwas Schotter und Sand. Die meisten Pflanzen des Apothekergartens sind Sonnenkinder, gerade Kamille und Malve mögen es vollsonnig heiß. Beinwell, Baldrian oder Liebstöckel begnügen sich aber auch mit Halbschatten. Ins mittlere Kräuterquadrat habe ich die bis zu 2,50 Meter hohe Engelwurz als Hingucker gepflanzt. Fotos: Christian Gehler, Sabine Rübensaat (1). Illustrationen: Susanne Thurn. Idee und Text: Burkhard Bohne Eine Salbe aus Ringelblumen ist ein bewährtes Mittel zur Behandlung von rauer Haut und Wunden. So wird sie hergestellt: 50 g Schweineschmalz oder Lanolin in einem Topf vorsichtig schmelzen lassen und mit 3 Esslöffeln getrockneten Ringelblumenblüten verrühren. Anschließend wird der Topf mit einem Deckel geschlossen und vom Herd genommen. Der Sud bleibt 10 Minuten stehen. Nun den Sud durch ein Tuch abgießen und in saubere Gefäße füllen. Die Salbe ist kühl aufbewahrt etwa ein Jahr haltbar. Die intensiv gefärbten, getrockneten Zungenblüten der Ringelblume dienten in früheren Zeiten als Safran-Imitat. Ringelblumenblüten wirken krampflösend und helfen beim Einschlafen. EINKA für den UFSZE Apothe Mein KräuterteeRezept TTEL kergarte n je 1 x E ngelwu rz und je 1 x L B aldrian iebstöc kel und B e inwell 1 x Ech ter Eibis je 3 x K c h ümmel und Sc hafgarb 3 x Wild e e Malve 3 x Joh anniskr je 5 x R aut ingelblu me und Kamille 5 x Spit zweger ich 5 x Kno blauch Kräuter entfalten ihr Aroma am besten, wenn sie mit kochendem Wasser aufgegossen werden. Bei leichten Magen- und Darmstörungen und Völlegefühl hilft am besten ein Tee nach alter Rezeptur. Je ein gut gehäufter Esslöffel getrockneter Ringelblumenblüten (rundes Bild), Kümmelfrüchte, Pfefferminzblätter und Kamillenblüten werden gut gemischt und mit etwa einem Liter kochendem Wasser aufgegossen. Der Aufguss wird umgerührt, abgedeckt und nach etwa zehn Minuten abgeseiht. Werden frische Kräuter verwendet, wird die oben angegebene Menge verdoppelt. Pfefferminztee für Eilige: Einfach zwei, drei frische Stängel pro Glas aufbrühen. Adressen Seite 96