Monitor Mai 2015
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Monitor Das Magazin der Marsh gmbh | Mai 2015 Digitalisierung, Vernetzung, Industrie 4.0 moderne Zeiten Seite 8 Inside China: Marktkenntnis zählt Sicher vor bösen Überraschungen! Interview mit LeicaVorstand Ronald Peters ff Seite 6 ff Seite 14 ff Seite 18 ffEditorial ffEditorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, Industrie 4.0 – hinter diesem schlichten Begriff verbirgt sich die sicher größte und bedeutsamste Herausforderung für deutsche Unternehmen in den kommenden Jahrzehnten. Denn im Kern ist damit nichts weniger gemeint als die vollständige Verwebung der Industrie, ihrer Produkte und ihrer Dienstleistungen mit digitaler Technologie sowie deren wechselseitige Vernetzung mit dem Menschen durch das Internet. Wer die konkreten Folgen dieser als »Revolution« bezeichneten Umwälzung unserer Arbeits- und Produktionslandschaft noch nicht ganz konturenscharf vor Augen hat, befindet sich in bester Gesellschaft. Zwar wird das Thema Industrie 4.0 allenthalben behandelt oder – wie in Hannover geschehen – als Leitthema der weltweit bedeutendsten Industriemesse Moderne Zeiten Seite 8 gesetzt. Welche Vorteile, welche Risiken – insbesondere für den deutschen Mittelstand – damit verbunden sind, wie sich das Leben und Arbeiten von uns Menschen verändern wird, wie man den Herausforderungen am besten begegnet, kann allerdings selbst in Expertenkreisen noch nicht in allen Details abschließend geklärt werden. Tatsache ist jedoch: Der Auf bruch in diese modernen Zeiten hat längst begonnen. Das Tempo der weltweiten Veränderung ist hoch und hat auch den Standort Deutschland nachhaltig erfasst. In unserer Titelstory wollen wir Ihnen daher den Blick für den Stand der Entwicklung, die gewaltigen Chancen, aber auch für die anstehenden Herausforderungen schärfen. Eine durchaus optimistische Erkenntnis in unserem Redaktionsteam nach der Bearbeitung der komplexen Materie vorab: Die vierte industrielle Revolution mit allen Verlockungen ist zwar technologiegetrieben. Das Risikomanagement bleibt aber auch in dieser neuen Dimension Menschensache! Ihre Miriam Hahn, Redaktion Monitor miriam.hahn@marsh.com Sicher vor bösen Überraschungen! Verlangt die »Industrie 4.0« nach »HR 4.0«? »Wir sind längst im digitalen Zeitalter zuhause« In sechs Monaten ein ganzes Land versichert Seite 14 Seite 16 Seite 18 Seite 22 Seite 4–5 Seite 6–7 Seite 8–13 Seite 14–15 Seite 16–17 Seite 18–19 Seite 20–21 Seite 22–23 meldungen wissen titelstory Marsh Innovativ spektrum interview marsh partner marsH Intern aktuelles Inside China: Digitalisierung, Sicher vor bösen Trends und Themen »Wir sind längst im Kredite aus Aktuelles aus dem kurz gefasst Marktkenntnis zählt Vernetzung, Industrie 4.0: moderne Zeiten Überraschungen! im Maschinen- und Anlagenbau digitalen Zeitalter zuhause« einer Hand Unternehmen Verlangt die »Industrie 4.0« nach »HR 4.0«? Interview mit Finanzvorstand der Leica Camera AG, Ronald Marcel Peters Vor dem Schaden klug werden! ›FOOTPRINT- OPTIMIERUNG‹ 2 Monitor 05_ 2015 Monitor 05_ 20153 ffMeldungen ffMeldungen Globaler Risikobericht Internationale Konflikte sind gröSSte Bedrohung Energiebranche im Wandel Anfälligkeit der europäischen Strombranche deutlich erhöht In der aktuellen Marsh-Studie »The State of the Power Industry: The Lost Era of Regulatory Certainty« äußerten sich die meisten der befragten Branchenexperten besorgt über den Zustand des Energiesektors in Europa. Mehr als ein Drittel vertraten sogar die Ansicht, die Branche befinde sich in einem »ungesunden« Zustand. Als Hauptgrund wurde von mehr als drei Viertel der Befragten (79,6 Prozent) die in den letzten Jahren gestiegene regulatorische Unsicherheit genannt. 34,6 Prozent äußerten die Überzeugung, dass dies Investitionen hemme. Als größte Risiken für die Energiebranche wurden politische Risiken (81 Prozent) und Gefahren aus Cyber-Attacken (72 Prozent) genannt. 54 Prozent glauben zudem, dass das Risiko von Stromausfällen künftig steigen werde. »Die Kombination aus technologischen Herausforderungen, umweltpolitischen Zielen und dem wirtschaftlichen Umfeld hat die Anfälligkeit der europäischen Strombranche deutlich erhöht«, analysiert Dr. Michael Härig, Leiter des Branchenteams Power bei Marsh Deutschland. AuRadisson Blu Hotel ßerdem seien Franklinstraße 65 Investoren skeptisch, was das regulatorische Umfeld anbelangt. 60486 Frankfurt a. M.»Damit wird dieser Industrie die Grundlage für die Entwicklung entzogen, die vonnöten wäre, um eine sichere Versorgung dauerhaft aufrechtzuerhalten.« Antje Bethke Telefon: +49 (0) 69 66 76-518 Fax: +49 (0) 69Infos: 66 76-550 Weitere Download des Reports unter marsh.de. antje.bethke@marsh.com Für ein gedrucktes Exemplar wenden Sie sich bitte an » Manager und Unternehmen im Fadenkreuz « ORT Unter dem Titel »Manager und Unternehmen im Fadenkreuz« hatte Marsh am 14. April zum »Marsh FINPRO Forum 2015« eingeladen, um Entscheider in einer sich rasant wandelnden Zeit durch Experten aus der Praxis über verschärfte Haftungsbedingungen und neue gesetzliche Regelungen im globalen Wettbewerb sowie entsprechende Absicherungsmöglichkeiten zu informieren. Etwa 60 Teilnehmer waren der Einladung zu der hochkarätig besetzten Vortragsreihe in Frankfurt gefolgt, in der etwa der Strafverteidiger Prof. Dr. Werner Leitner über »Managementfehler und ihre strafrechtliche Relevanz« referierte. Weitere Vortragsthemen waren »Fallstricke in der D&O-Schadenbearbeitung«, »D&O – International Insurance Programs & Compliance« und »Ohne Deck ung – Lücken in der Cyber-Versicherung«. Das FINPRO Forum soll künftig regelmäßig stattfinden. Wir informieren Sie über den nächsten Termin. ANTWORT miriam.hahn@marsh.com. Bitte antworten Sie bis zum 31. März 2015 mit dem beiliegenden Antwortfax oder per E-Mail an oben angegebenen Kontakt. ap M k Ris cal i erit Pol eilage nungen, icnhnmoB n als litische Sfplaikte, polditeisRohstoff- Marsh ist neben Guy Carpenter, Mercer und Oliver Wyman Teil der Marsh & McLennan Companies. Neue Nachrichtenplattform Copyright 2015 Marsh GmbH Mit BRINK über Risiken informieren Vor wenigen Monaten ist mit BRINK eine digitale Nachrichtenplattform des MMC Global Risk Centers gestartet, die Wirtschaft, Politik und Medien aktuelle, praxisrelevante Einblicke zu bestehenden und neu entstehenden Risiken liefert. Bei BRINK finden Sie täglich neu aktuelle Originalanalysen und Kommentare von Fachleuten der Marsh & McLennan Companies und anderer renommierter Experten zu globalen Fragestellungen rund um Risiko, Wachstum und Innovation. Mehr unter www.brinknews.com. Monitor 05_ 2015 Weitere Infos: Ein PDF des Reports kann unter marsh.de kostenlos heruntergeladen werden. ADRESSE & KONTAKT KONTAKT 4 Das Risiko eines internationalen Konflikts stellt in den nächsten zehn Jahren die größte Bedrohung für Stabilität und Sicherheit in der Welt dar. Dies geht aus dem »Global Risks Report 2015« hervor, den das Schweizer Weltwirtschaftsforum u.a. mit Unterstützung von Marsh & McLennan Companies erstellt hat. Als weitere, nach Wahrscheinlichkeit gewichtete Bedrohungen nennt die Studie auf den Plätzen zwei bis fünf: extreme Wetterereignisse, Regierungskrisen, den Zerfall von Staaten sowie hohe Arbeitslosigkeit. Im Hinblick auf ihre potenziellen Auswirkungen stehen dagegen Wasserkrisen an der Spitze der größten Bedrohungen, noch vor der Ausbreitung von Infektionskrankheiten und Massenvernichtungswaffen. r n po on t Ih n ke G eo iche K l ie g t , si l l t r sh e a a a b st a rM G ew Ausga e e id t r er ie e s er pla t iv i D ie ei, d hen em : x b e E 5 c is es 201 pr e lit is l ic h Map die po t. s ön k r s e i r e p lR be i et t ic a ck ü nder b Poli rbli ä e L b 5 Ü r 18 nen n fü e k i R is ? bei weg llen sh.com e on t h s c r S be ma fach ahn@ E in h . ia m m ir GroSSes Interesse bei Marsh FINPRO Forum 2015 EINLADUNG »MARSH FINPRO FORUM 2015« 14. APRIL 2015 I FRANKFURT marsh.de Europäischer Versicherungsmarkt Wettbewerb sorgt für günstige Prämien Unternehmen in Europa können sich 2015 im Großen und Ganzen auf günstige Marktbedingungen einstellen. Der Wettbewerbsdruck unter den Versicherern hält an, und die Entwicklung der Katastrophenschäden ist nach wie vor güns tig, so das Ergebnis des aktuellen Marsh Versicherungsmarktreports 2015 für Europa, den Nahen Osten und Afrika (EMEA). Der Report zeigt auch, dass die Unternehmen beim Thema CyberRisiken zunehmend sensibler werden und die MARSH RISK MANAGEMENT RESEARCH FEBRUARY 2015 MARKET PERSPECTIVE EUROPE, MIDDLE EAST, AND AFRICA INSURANCE MARKET REPORT 2015 Nachfrage nach entsprechenden Policen in vielen Ländern der Reg ion gestiegen ist. Die Kapazitäten für Cyber-Deckungen variieren derzeit stark von Land zu Land; da das Wachstumspotenzial in diesem Bereich jedoch enorm ist, dürften mit der Nachfrage auch die Kapazitäten größer werden. Insgesamt betrachtet legen die Versicherer mangels Prämienerhöhungen ihr Augenmerk verstärkt auf die Risikobewertung und Auswahl ihrer Kunden. Monitor 05_ 20155 ffWissen ffWissen Inside China Das Wachstumspotenzial Chinas ist weiterhin enorm. Die Verbindungen deutscher Unternehmen zum gröSSten Land der Welt nehmen noch immer zu, und eine gute Kenntnis des lokalen (Versicherungs-)Marktes wird zum strategischen Vorteil. D ie Dokumentation »Unter der Wolke« sorgte kürzlich für Aufsehen in China. Viele Millionen Menschen sahen den Film über das teils dramatische Smogproblem im Reich der Mitte. Der Umweltminister Chen Jining bedankte sich daraufhin sogar bei der Regisseurin Chai Jung. Kurz darauf wurde der Film jedoch von der Zensur verboten. Ein Beispiel da»Der persönliche Kontakt kann für, dass China sich zwar sich gerade im Konfliktfall positiv öffnet, aber auch schnell wieder in alte Verhaltensauswirken.« muster verfallen kann. Dr. Georg Bräuchle, Geschäftsführer »Umweltschutz ist und verantwortlich für Platzierung bei Marsh in China mittlerweile ein Thema, die Regierung setzt vermehrt Auflagen durch, und es existiert bereits ein Umwelthaftpf lichtgesetz«, sagt Dr. Georg Bräuchle, Geschäftsführer von Marsh und verantwortlich für Platzierung. »Diese Entwicklung passt in den politischen Gesamtkontext, auch der Verbraucherschutz nimmt nach Lebensmittelskandalen an Bedeutung zu.« Mit steigender Wirtschaftskraft wird China also mit den gleichen Fragen 6 Monitor 05_ 2015 konfrontiert wie westliche Gesellschaften seit Jahrzehnten. Es ist anzunehmen, dass es ähnliche Lösungen findet, wenn auch das staatliche Eingreifen manchmal etwas ruppiger ausfällt. »Trotz der derzeit leichten Beruhigung beim Wirtschaftswachstum ist das Potenzial noch immer gigantisch«, so Bräuchle. Weiterhin gute Aussichten also für viele deutsche Unternehmen, deren China-Geschäft mittlerweile signifikante Dimensionen angenommen hat. Oft wird dabei über hundertprozentige Tochterunternehmen agiert, die früher gefragten Joint-Venture-Modelle gehören inzwischen zu den Ausnahmen. Persönliche Geschäftsbeziehungen aufbauen Für deutsche Firmen, die in China investieren, ist es aus strategischen Gründen sinnvoll, auch mit Finanzdienstleistern und Versicherungen vor Ort Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Langfristig zählen dabei vor allem der persönliche Kontakt und damit auch die Kenntnis der oft kulturell begründeten unterschiedlichen Verhaltensweisen. »Das kann sich gerade im Konfliktfall besonders positiv auswirken«, bestätigt Dr. Bräuchle aus seiner intensiven Kenntnis von diversen Aufenthalten im Reich der Mitte. »Dort wird in vielen Streitfällen nicht das Gericht bemüht, sondern man klärt Unstimmigkeiten im direkten Dialog.« Wie wichtig die genaue Kenntnis des Marktes und das Gespür für Verhaltensweisen in China ist, hat Cynthia Li, Leiterin von Bowring Marsh China, bereits im vergangenen Jahr im Rahmen mehrerer Kundenveranstaltungen deutschen Unternehmen nahegebracht. Im Juni informiert sie nun erneut Marsh-Kunden über die aktuellen Entwicklungen. Die Expertin gehört zu einem starken Team mit einem gut ausgebauten Netzwerk. Denn seit Marsh im Jahr 1981 als einer der ersten internationalen Versicherungsmakler in China startete, hat sich die Präsenz stetig verstärkt. Mittlerweile gibt es sechs Büros im Land, zudem starke lokale Partner und hochqualifizierte chinesische Mitarbeiter, die den Markt genau kennen. Der ist von einheimischen Versicherungskonzernen geprägt, die bezüglich der Kapitalausstattung zu den Schwergewichten der Branche zählen. Der Anteil westlicher Versicherer beträgt lediglich 1,2 Prozent. Dominiert wird der Markt vom Kfz-Bereich – die Autohaftpflicht ist eine Pflichtversicherung, die mit Blick auf die hohe Bevölkerungszahl von 1,4 Milliarden Menschen enormes Potenzial aufweist. Auch Arbeitsunfallversicherungen sind Pflicht. Die Haftpflichtversicherung hat dagegen nicht die Bedeutung wie in den USA oder Europa. Neue Optionen schaffen Einige der chinesischen Versicherer sind inzwischen auch an Geschäft außerhalb des Heimatmarktes interessiert und suchen u.a. den Weg in den deutschen Markt. Was heute noch exotisch scheint, könnte bald Normalität sein: »Ich gehe davon aus, dass wir hierzulande in einigen Jahren ganz selbstverständlich mit chinesischen Versicherern zusammenarbeiten werden. Ähnlich wie wir das inzwischen seit längerer Zeit beispielsweise auch mit US-Versicherern tun«, so die Einschätzung von Bräuchle. »Als die in den deutschen Markt kamen, hat man sich zunächst auch erst etwas ‚beschnuppert‘ und gegenseitiges Verständnis aufgebaut.« Dazu werden im Rahmen größerer Sachversicherungsprogramme bei Marsh schon heute chinesische Versicherer beteiligt. »China bleibt auch in den nächsten Jahren eine dynamische Region, in der gerade eine eigene Hochleistungstechnologie entsteht«, sagt Dr. Georg Bräuchle. Für deutsche Unternehmen ist es ein kluger Zug, durch den Aufbau von Beziehungen zu chinesischen Versicherern alternative Optionen zu den Märkten in Europa oder den USA aufzubauen. »Mit unserer internationalen Erfahrung und dem über lange Jahre aufgebauten Netzwerk im chinesischen Markt verstehen wir uns auch als Brückenbauer für Unternehmen, die ihre strategischen Beziehungen in China vertiefen möchten.« KONTAKT Dr. Georg Bräuchle Telefon: (07 11) 23 80-110 georg.braeuchle@marsh.com Der Chinesische VErsicherungsmarkt Die Top-5-Versicherer Unternehmen 1 2 3 4 5 PICC Ping An CPIC China Life P&C CIC Prämien 2014 (in Milliarden EUR) 35,56 20,13 13,08 5,695 4,9 Wachstumsrate 13,18 % 23,83 % 13,75 % 26,84 % 17,35 % Die marktanteile CPIC 12,3 % PING AN 18,9 % Sonstige chinesische Unternehmen 33,1 % Ausländische Unternehmen 2,2 % PICC 33,5 % Monitor 05_ 20157 ffTitelstory ffTitelstory moderne Zeiten Die Digitalisierung und Vernetzung von Produktionsprozessen führt zu einem grundlegenden Wandel von Strukturen, Märkten und Arbeitsbedingungen. Unter der Überschrift »Industrie 4.0« stehen Unternehmen vor gänzlich neuen Formen der Wertschöpfung. Schon jetzt hat die Technik der Wirtschaft ein neues Gesicht gegeben, enorme Chancen freigesetzt, aber auch neue Risiken geschaffen. K urz sah es so aus, als müsste Peter Meinert an der Fertigungsstraße eines Automobilherstellers teure Wartezeit auf bauen. Der LKW eines Zulieferers wichtiger Bauteile hatte wegen eines Staus Verspätung. Doch ein elektronischer Lotse half. Dessen Software erkannte die Situation via Internet und wies dem LKW über das Navigationsgerät einen Weg an der Warteschlange vor dem Betriebsgelände vorbei. Gerade noch rechtzeitig vor einer ärgerlichen Betriebsunterbrechung erreichten die Teile Meinerts Arbeitsplatz. Aber schon wieder musste der »digitale Kollege« eingreifen. Wegen der drohenden Verspätung nervös geworden, brachte Meinert die Reihenfolge für den Einbau durcheinander. Ein für die Überwachung der Arbeitsvorgänge speziell programmierter und mit intelligenten Sensoren ausgestatteter Industrieroboter bemerkte den Fehler und – viel wichtiger – verhinderte ihn rechtzeitig. Jedes Unternehmen in der AutomotiveBranche kennt die vielfältigen Risiken von Störungen im Betriebsablauf. Diese so zu verhindern wie in unserem fiktiven Beispiel, mutet für manche zwar noch wie die Vision aus einem Science-Fiction-Film an. In vielen Fabrikhallen wird sie jedoch bald zur Realität. Denn die digitale Vernetzung von Menschen, Maschinen und Wertschöpfungsketten hält unter dem Schlagwort Industrie 4.0 unaufhaltsam Einzug in viele deutsche Unternehmen. Eine Entwicklung, die inzwischen mit Begriffen wie »Smart Factory«, »Internet der Dinge« oder »Smart Grid« (siehe auch Glossar auf Seite 13) viele Medien und Plattformen, wie etwa jüngst die Hannover Messe, beherrscht. Ziel »Für den Mittelstand gilt: Digitaliist es in jedem sieren oder digitalisiert werden.« Fall, nicht nur die Oliver Dobner, Geschäftsführer und verantwortlich Produktion effizi- für Industriekunden bei Marsh enter, vielfältiger und schneller zu gestalten, auch die vorhandenen Ressourcen können deutlich wirtschaftlicher genutzt sowie Kunden weitgehend in die Wertschöpfungsprozesse eingebunden werden. Ein Wandel, der nicht nur technischer Natur ist, sondern auch die Kultur ganzer Unternehmen beeinflussen kann. Industrie 4.0 transformiert das gesamte Unternehmen Die Verbreitung von Industrie 4.0 hängt dabei vor allem vom innovativen Selbstverständnis der Unternehmen ab. Eine Umfrage des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) ergab, dass das »Internet der Charlie Chaplin gerät in dem Film-Klassiker »Moderne Zeiten« zwischen die Zahnräder eines riesigen, automatisierten Fertigungsbetriebes. Aus damaliger Sicht bedrohten die Maschinen die Arbeitswelt, in der Industrie 4.0 sind sie »Kollegen« des Menschen. 8 Monitor 05_ 2015 Monitor 05_ 20159 ffTitelstory ffTitelstory Dinge« bei drei Viertel der Unternehmen ein Thema ist – und verantwortlich für das Industriekundengevon ersten Denkanstößen bis hin zur konkreten Umset- schäft von Marsh. »Gerade auch für mittelstänzung. Sieben Prozent der befragten Unternehmen verfügen dische Unternehmen gilt: digitalisieren oder nach eigenen Angaben bereits über fertige Industrie-4.0- künftig digitalisiert werden.« Lösungen. Laut Dr. Christian Kellermann-Langhagen, ReNeben allem Optimismus im Zusammenferent Forschung und Entwicklung beim ZVEI, haben vor hang mit dem Thema Industrie 4.0 birgt dieser allem einige große Unternehmen der Branche diese bereits Wandel in den Unternehmen aber auch neue aus eigener Kraft umgesetzt – oft handelt es sich dabei aber Risiken und bisher unbekannte Herausfordenoch um Insel- statt Komplettlösungen. rungen. »Je digitaler ein Unternehmen aufgestellt ist, desto mehr potenzielle Einfallstore wird es für kriminelle Machenschaften geben. Wirtschaftswachstum von 80 Milliarden Und derlei Einfallstore werden nicht nur von erwartet außen gesucht, sondern auch von Innen geöffDoch auch wenn sich viele Unternehmen beim Zusam- net«, sagt Markus Groth, Leiter des Geschäftsbemenwachsen der realen mit der virtuellen Welt erst in reichs Marsh Risk Consulting. »Technisch werder Orientierungsphase befinden – bis zum Jahr 2025 den sich gewiss einige Problemstellungen lösen wird für Deutschland vom Verband Deutscher Maschi- lassen, genauso wie neue technische Schwienen- und Anlagenbau (VDMA) aufgrund der digitalisier- rigkeiten aufgrund der rasanten Entwicklung ten Wertschöpfungskette ein zusätzliches Wirtschafts- dazu kommen werden. Schlussendlich ist und wachstum von 80 Milliarden Euro erwartet. »Sicher ist, bleibt der Hauptrisikofaktor bei der digitalen dass sich die Industrie hier nicht mehr verschließen Vernetzung jedoch der Mensch.« Hier können kann, da die Unternehmen sonst auf dem Weltmarkt Fehler nicht nur aus Unwissenheit oder Nachüberholt werden«, sagt Oliver Dobner, Geschäftsführer lässigkeit geschehen, sondern auch mit Absicht, zum Beispiel von Mitarbeitern, die dem Unternehmen schaden wollen. Die »Smart Factory« bietet deutlich mehr Einfallstore für Hacker Am Fließband: Für die Filmmacher galt das Fließband als modernes Schreckgespenst im Arbeitsalltag. Im digitalen Zeitalter kommunizieren Mensch, Roboter und Produkt miteinander im Sinne höchster Produktionsqualität. 10 Monitor 05_ 2015 Der Zusammenbruch der digitalen Lagerlogis tik, der komplette Stillstand von Fertigungsstraßen oder auch ausspionierte Kunden- und Mitarbeiterdaten werden für Unternehmen ein allgegenwärtiges Risiko. »Das 2010 entdeckte Schadprogramm ‚Stuxnet‘, das die Steuerungssysteme von Industrieanlagen infizierte, ist vielen noch in Erinnerung und zeigt, was digital vernetzten Unternehmen drohen kann«, so Groth. Die »Smart Factory« biete mit ihren vielen Datenströmen deutlich mehr Einfallstore für Hacker, die Gefahr bestehe vor allem aus einer Kombination von Industriespionage und Industriesabotage. Mittlerweile beläuft sich der diesbezügliche Schaden in Deutschland auf etwa 1,6 Prozent des Bruttoinlandprodukts*. Besonders den kleineren Unternehmen fehlen hierzulande noch die notwendigen Sicherheitsstrukturen. In vielen Betrieben ist das Bewusstsein für die mit der digitalen Vernetzung verbundenen Gefahren laut dem ZVEI-Experten Kellermann-Langhagen kaum vorhanden. Das wird wohl auch erst dann flächendeckend passieren, wenn es ein großes Unternehmen einmal richtig erwischt. Absolute Sicherheit werde es Geschwindigkeiten zusammen. Als schwieauf diesem Gebiet jedoch nicht geben können, rig erweise es sich zum Beispiel, Kommunidoch die Unternehmen sollten trotzdem ver- kationstechniken aus dem Office-Bereich an suchen, sich so gut wie möglich zu schützen. Software aus dem Automationsprozess anExperten fordern hier unter anderem die Ent- zubinden. wicklung von Modellen, die in der Lage sind, Doch nicht nur IT-Projekte zeigen die wirtschaftlichen Auswirkungen von Cybe- Schwierigkeiten der neuen Entwicklung. rattacken im Voraus bewerten zu können. »Als ein gutes Beispiel für die Bedeutung von Industrie 4.0 dient auch ein intelligentes Stromnetz«, erklärt Dr. Michael Härig, LeiAuf der Suche nach ter des Branchenteams Power bei Marsh. technologischen Standards Energien werden dabei so in die Netze eingespeist, dass die vorhandenen Kapazitäten opWichtig für den Erfolg von Industrie 4.0 wird es auch sein, gemeinsame Standards und timal aufeinander abgestimmt werden. Das Organisationsstrukturen zu schaffen. Die funktioniert nur über die Steuerung intellizu diesem Zweck von der Bundesregierung genter Erzeugungs-, Verbrauchs- und Speiund verschiedenen branchenübergreifenden chertechnologien. »Diese Smart-Grid-LöVerbänden vor zwei Jah- sungen sind dabei zwar effizient, bieten aber »Zu Industrie 4.0 gehört auch ein ren initiierte Plattform ebenso Risiken«, so Härig. »Erfolgte die En»Zukunftsprojekt Indus- ergieverteilung einst durch eine überschauintelligentes Stromnetz.« trie 4.0« scheint jedoch bare Anzahl von Kraftwerken von oben nach Dr. Michael Härig, Leiter des Branchenteams Power ins Stocken und derzeit unten, sind die vielen einzelnen dezentralen gegenüber der amerika- Erzeugungsanlagen mittlerweile viel schwenischen Initiative »Industrial Internet Con- rer zu koordinieren.« Zugleich steige auch die Gefahr, dass durch Cyber-Angriffe oder sortium« (IIC) ins Hintertreffen zu geraten. Deutschland gehört laut Kellermann- Unwetterfolgen nicht nur einzelne Betriebe, Langhagen in dieser Hinsicht nicht zu den sondern ganze Regionen von der Energieverschnellsten Ländern, doch eine gründliche sorgung abgeschnitten werden. Vorbereitung muss ja kein Nachteil sein. So kann die teilweise verbreitete Praxis, neue Wie geht man mit den neuen Software im Einsatz reifen zu lassen, bei Fabrikstraßen schnell sehr teuer werden. Beim Risiken um? Setzen von Standards kommen laut Indus- Handlungsbedarf entsteht also an verschietrieverband zudem oft unterschiedliche denen Stellen, wenn man die Vorteile des Von Industrie 1.0 zu Industrie 4.0 Erster mechanischer Webstuhl 1784 Erste Industrielle Revolution durch Einführung mechanischer Produktionsanlagen mithilfe von Wasser- und Dampfkraft 1.0 Ende 18. Jh. * »Die globalen Kosten von Cybercrime«, Studie des unabhängigen Center for Strategic and International Studies (CSIS) aus dem Jahr 2014. Quelle: DFKI 2011 Erstes Fließband, Schlachthöfe von Cincinnati 1870 Zweite Industrielle Revolution durch Einführung arbeitsteiliger Massenproduktion mithilfe von elektrischer Energie 2.0 Beginn 20. Jh. Erste Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS), Modicon 084 1969 Dritte Industrielle Revolution durch Einsatz von Elektronik und IT zur weiteren Automatisierung der Produktion Vierte Industrielle Revolution auf Basis von Cyber-physischen Systemen 3.0 4.0 Beginn 70er Jahre 20. Jh. Heute Monitor 05_ 201511 ffTitelstory neuen industriellen Zeitalters nutzen und behandeln? Wer haftet, wenn die Lagerlogigleichzeitig die Risiken soweit möglich be- stik nicht nur vom Unternehmen selbst, sonherrschen will. »Unternehmen, unabhängig dern auch vom Kunden bestimmt wird? »Hier von Größenordnung oder Branchenzugehö- müssen jeweils individuelle Haftungsfragen rigkeit, sollten im eigenen Interesse prüfen, geklärt und neue Versicherungslösungen gean welchen Stellen sie aufgrund der voran- funden werden«, sagt Oliver Dobner. Die digischreitenden Digitalisierung verwundbar tale Vernetzung fordert komplexe Antworten, sind, welche Gefahrenquellen bestehen und denn je mehr Parteien an einem Produktionswelche wesentlichen Unternehmenswerte da- prozess beteiligt sind, umso schwieriger wird durch gefährdet sind«, sagt Groth. Daraus er- die Suche nach dem Verantwortlichen für aufgeben sich unter anderem wichtige Hinweise tretende Fehler. Neben technologischen Spielfür mögliche oder zwingend erforderliche In- regeln fordern die Wirtschaftsverbände daher vestitionen in die Informationssicherheit so- auch europaweit gemeinsame rechtliche Stanwie damit verbundene Aspekte wie Krisen- dards zur Datensicherung und beim Haftungsmanagement, Business Conti- recht. Für die Versicherungswirtschaft gilt es »Jedes Unternehmen sollte nuity Management, aber auch zudem, eine möglichst starke Risikotranspaprüfen, wo es aufgrund der grundsätzlichen Ausbildung renz zu schaffen. »Bei der Realisierung des und Schulung von Mitarbeitern Industrie-4.0-Gedankens ergeben sich völlig voranschreitender Digitaliim Umgang mit den Risiken auf- neue Szenarien, das kann auch zu einer Indisierung verwundbar ist.« grund der voranschreitenden vidualisierung von Schadenersatzforderungen Markus Groth, Leiter des Geschäftsbereichs Informationstechnik. »Jedes Un- führen«, so Dobner. Marsh Risk Consulting ternehmen, dass Teil eines stark digitalisierten Wertschöpfungsnetzwerkes Eine Finanzierungsfrage für den gemäß der ideellen Stoßrichtung der »Industrie 4.0« ist oder sein wird, erhöht sein eige- Mittelstand nes Gefährdungspotenzial aufgrund der an- Unternehmen sollten also früh mit ihren Zugestrebten technischen Vernetzung mit Ge- lieferern über mögliche Risiken sprechen, schäftspartnern und den vielen unbekannten denn nur so kann es zu gerechten RisikoTeilnehmern im Verbund«, so Groth. verteilungen kommen. »Industrie 4.0 führt Zu einer Herausforderung entwickelt sich einem deutlich vor Augen, welche Bedeutung auch die Frage der Haftung. Wie sind zum Bei- unternehmensübergreifendem Risiko- und spiel voll automatisiert fahrende Fahrzeuge zu ffTitelstory Krisenmanagement zukünftig beigemessen werden sollte«, mahnt Groth und sagt: »Vor allem entstehen zunächst einmal hohe Investitionen unter anderem für Informationstechnik, Informationssicherheit und die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter – gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ist das alles auch eine Finanzierungsfrage.« Doch wer sich dem Fortschritt nicht verweigern will, müsse sich robuster aufstellen und die Organisationsstruktur ändern. Oft gebe es für Unternehmen, die sich für eine »Smart Factory« entscheiden, nur zwei Varianten: sie können die IT entsprechend verstärken oder aber sie lassen Schlupflöcher mit Mut zum Risiko. »Industrie 4.0 wird uns alle weiterhin beschäftigen, denn es gibt keine echte Alternative. Diese Entwicklung bietet ohne Zweifel enorme Potenziale. Im Hinblick auf die mitschwingenden Risiken geht es um deren schnelle Identifikation, Klassifizierung und den Umgang mit ihnen. Auf diese Weise werden wir zu bestehenden Lösungen auch Wege anbieten, die im Zuge eines Neudenkens angestammter Prozesse auch neue Chancen eröffnen«, sagt Dobner. »So wird es uns gelingen, mit Antworten auf die größten Herausforderungen schon dann aufzuwarten, wenn diese erst entstehen, statt zu Problemen zu werden.« Was bedeutet eigentlich …? … Industrie 4.0: Der Begriff »Industrie 4.0« bezeichnet die digitale Vernetzung von Wertschöpfungsketten. Roboter und Mensch wachsen als Produktionseinheiten zusammen. Menschen, Maschinen, Produkte und Services werden digital vernetzt und künftig direkt miteinander kommunizieren. 4.0 steht für die vierte industrielle Revolution, also das vierte Mal, dass die herkömmliche Produktion grundlegend verändert wird. Die erste industrielle Revolution bestand in der Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft. Die zweite industrielle Revolution zeichnete sich durch Massenfertigung mit Hilfe von Fließbändern und elektrischer Energie aus. Darauf folgte die digitale Revolution mit dem Einsatz von Elektronik und IT. KONTAKT … Internet der Dinge: Oliver Dobner, Telefon: (069) 66 76-262, oliver.dobner@marsh.com Markus Groth, Telefon: (040) 3 76 92-264, markus.groth@marsh.com Dr. Michael Härig, Telefon: (0211) 89 87-368, michael.haerig@marsh.com Internet der Dinge beschreibt den Umstand, dass der Computer zunehmend durch »intelligente Gegenstände« wie Produkte, Werkzeuge o.Ä. ersetzt wird, die mittels Internet untereinander und mit dem Menschen kommunizieren. Das »Internet der Dinge« soll Menschen bei ihren Tätigkeiten, etwa der Produktion, unterstützen. … Smart Factory: In der intelligenten Fabrik tauschen Menschen, Maschinen und Ressourcen miteinander Informationen aus. Sie kommunizieren mittels Funksender, Datenwolken im Internet oder im Intranet der Fabrik. Die Produktionsanlagen haben Diagnose- und Reparaturfähigkeiten. Die intelligente Fabrik organisiert sich damit selbst. … Smart Grid: Für viele Unternehmen ist die neue industrielle Revolution mit Fragen verbunden: Was bedeutet Industrie 4.0 für die Unternehmen, welche Maßnahmen sind angesichts der Digitalisierung von Wertschöpfungsprozessen erforderlich? 12 Monitor 05_ 2015 Das Stromnetz der Zukunft muss denken lernen. Smart Grids – intelligente Stromnetze – unterstützen das Zusammenspiel von Energieangebot und Energienachfrage. Monitor 05_ 201513 ffMarsh Innovativ Sicher vor bösen Überraschungen! Die Insolvenzanfechtung hat sich zu einem Risiko für Unternehmen entwickelt. Insolvenzverwalter Können auch nach Jahren erhaltene Zahlungen immer einfacher zurückfordern. Doch eine Absicherung ist möglich! E in solides Mahnwesen galt unter Kauf- bereits erhaltene Geld für erbrachte Leistunleuten stets als vorbildlich. Führte es gen im Insolvenzfall des Kunden keiner mehr doch dazu, mögliche finanzielle Pro- nehmen kann, gilt nicht mehr. »Mindestens bleme bei Kunden frühzeitig zu erkennen, zwei Drittel aller Unternehmen sind nach um im Falle einer drohenden Insolvenz noch Eröffnung eines Insolvenzverfahrens schon rechtzeitig an das einem zustehende Geld zu mal Anfechtungsgegner geworden«, so Laakkommen. »Das hat sich mittlerweile geän- mann. Für viele Betriebe können diese Zahdert, ein solch vorausschauendes Verhalten lungsrückforderungen wegen der oftmals hokann einem Unternehmen nun hen geforderten Summen schnell existenz»Ein vorausschauendes sogar negativ ausgelegt werden«, bedrohend werden. Verhalten kann negativ sagt Stephan Laakmann, Fachexperte im Bereich Kredit, Bürgausgelegt werden.« Zehnjähriger schaften & Politische Risiken bei Stephan Laakmann, Fachexperte im Bereich Anfechtungszeitraum Kredit, Bürgschaften & Politische Risiken Marsh in Hamburg. So ist es dem Insolvenz- Eine Entwicklung, die durch die aktuelle verwalter möglich, bestimmte Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs beRechtshandlungen, die zu einer Verringe- günstigt wird. Mittlerweile reicht oft schon rung der potenziellen Insolvenzmasse ge- eine ausgesprochene »letzte außergerichtführt haben, anzufechten. Im Klartext be- liche Mahnung« – und plötzlich meldet sich deutet das: Die alte Regel, dass einem das der Insolvenzverwalter bei dem Lieferanten 14 Monitor 05_ 2015 ffMarsh Innovativ oder Dienstleister. Der Gesetzgeber möchte richtet sich daher auch nach Berlin, wo derso Betrügereien unterbinden. »Frühzeitige zeit ein neuer Gesetzesentwurf diskutiert Vermögensverschiebungen beispielsweise wird. »Es ist nicht abzusehen, ob und wie unter Verwandten sollen verhindert werden, schnell das durchgeht. Wir halten unsere die Zeitspanne liegt deshalb bei zehn Jahren«, Kunden selbstverständlich über die Entwicksagt Laakmann. Der Gesetzgeber trifft damit lungen auf dem Laufenden.« aber auch Lieferanten und Dienstleister, die ein sorgfältiges Debitorenmanagement betreiben und ggf. helfen wollen. Ein Grund für die steigende Zahl der Anfechtungen liegt aber auch in den zugleich sinkenden Insolvenzzahlen. Viele Insolvenz- KONTAKT verwalter stehen daher unter Druck und se- Stephan Laakmann hen das Insolvenzanfechtungsrecht als ein Telefon: (0 40) 3 76 92-258 probates Mittel, schneller an Geld zu kom- stephan.laakmann@marsh.com men. »Geschätzt in etwas mehr als der Hälfte der Fälle vergleichen sich die Parteien, es kommt also nicht immer zu Gerichtsfällen«, berichtet Laakmann. Vor allem bei der Vereinbarung von Zahlungsabsprachen oder Ratenzahlungen drohen massive Anfechtungen. Besonders Unternehmen, die Waren und Dienstleis tungen liefern, und Branchen, in denen es viele Zahlungsabsprachen gibt, sind von AnBei der Absicherung von Unternehmen vor fechtungen betroffen, zum Beispiel Baustoffden zum Teil existenzgefährdenden Gefahren, oder Lebensmittelhändler, aber auch viele Produzenten und sogar Behörden. die im Falle einer Insolvenzanfechtung dro- Gut Versichert: Ihre Vorteile auf einen Blick! Kalkulationssicherheit zurückgewinnen Inzwischen ist die Insolvenzanfechtung mehr als nur ein flüchtiges Gespenst, und sie kann ohne entsprechenden Schutz zu einer ernstzunehmenden finanziellen Bedrohung werden. Als mögliche Handlungsempfehlung kann es für Unternehmen daher ratsam sein, die nachweisbare Kommunikation möglichst zu reduzieren. Erklärungen des Kunden, dass er weiterhin zahlungsfähig ist, helfen hingegen nur bedingt. Als bessere Lösung haben sich spezielle Insolvenzanfechtungsversicherungen erwiesen. »Mit innovativen Absicherungskonzepten wie der Insolvenzanfechtungsversicherung können wir den Unternehmen dabei helfen, entsprechende Risiken zu minimieren, um Kalkulationssicherheit zurückzugewinnen«, sagt Laakmann. Viele Wirtschaftsverbände fordern aufgrund der zuletzt gemachten Erfahrungen Änderungen im Insolvenzrecht. Der Blick hen, kommt es auf passgenaue Lösungen an. Aktuell bieten die Versicherer sehr unterschiedliche Absicherungskonzepte an. Eine entsprechende Marktkenntnis ist daher bei der Entscheidung von Vorteil. Die Argumente für eine Insolvenzanfechtungsversicherung sind eindeutig: yy Unternehmen gewinnen ihre Kalkulations- und Planungssicherheit zurück. yy Eine fortlaufende Liquiditätssicherung wird gewährleistet. yy Es besteht Katastrophenschutz und zugleich eine Existenzabsicherung. yy Im Umgang mit den Kunden erhöht sich die Handlungssicherheit, auch in schwierigen Zeiten wird die ansonsten möglicherweise gefährdete Lieferfähigkeit erhalten. yy Unternehmen erhalten in allen Fällen kompetente Unterstützung durch ausgewählte Fachanwälte. Monitor 05_ 201515 ffMMC-Spektrum ffMMC-Spektrum Trends und Themen im Maschinenund Anlagenbau 2014 PERSPECTIVES ON MANUFACTURING INDUSTRIES ThEMEN: M& A, GLOBALISIERUNG, INDUSTRIE 4.0, OPERATIONS Neue Ausgabe des Branchenmagazins Perspectives on Manufacturing Industries Viele Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus sind in den vergangenen Jahren erfolgreich gewachsen und konnten Reserven auf bauen. Trotzdem haben sich die Unternehmen bei Firmenkäufen eher zurückgehalten – mit Ausnahme chinesischer Firmen. M&A kann jedoch ein wichtiger Schachzug im Wachstums- und Konsolidierungsspiel sein, wenn grundlegende Erfolgsfaktoren beachtet werden. Wer allerdings im zunehmend globalen Wettbewerb bestehen will, braucht mehr. Die Globalisierung der gesamten Wertschöpfungskette muss hierzu umgesetzt werden – vom Einkauf über Engineering und Produktion bis hin zum Vertrieb sowie der Organisation als Ganzes. Zu diesen und anderen Themen liefert das jährlich erscheinende Oliver Wyman Branchenmagazin Perspectives on Manufacturing Industries relevante Insights. Die Publikation richtet sich an Entscheider im Maschinen- und Anlagenbau und beleuchtet im Rahmen Verlangt die »Industrie 4.0« nach »HR 4.0«? dIE fLEXIBILISIERUNG DER aRBEITSWELT BIETET FÜR aRBEITNEHMER NEUE cHANCEN Die vierte industrielle Revolution ist in vollem Gange. Der wachsende globale Wettbewerbsdruck und der Wunsch der Konsumenten nach neuen und innovativen Produkten und Dienstleistungen verkürzen die Produktzyklen und erhöhen den Innovationsdruck auf deutsche Unternehmen. Die damit einhergehende Flexibilisierung, Automatisierung, Digitalisierung und Individualisierung der Produktions- und Arbeitswelt und die Vernetzung von Maschinen und Geräten in einer digitalen Fabrik und dem »Internet der Dinge« über Länder- und Unternehmensgrenzen hinweg verändern die komplette Industriestruktur. Diese »Industrie 4.0« und die damit einhergehende digitale Vernetzung bringen auch steigende Anforderungen an die Mitarbeiter mit sich. Ein hohes Maß an Verständnis für Technologie und Prozesse wird zu einer zentralen Anforderung. Zudem müssen Mitarbeiter flexibel sein und sich auf stetige Innovation und Veränderungen einlassen. Dies führt zu einem erhöhten fachlichen Entwicklungs- und Trainingsbedarf (z.B. im Bereich IT-Wissen) und der Notwendigkeit einer neuen Lernkultur im 16 Monitor 05_ 2015 Unternehmen. Doch für Arbeitnehmer bieten sich auch Chancen: Anstrengende, monotone Arbeiten werden mitarbeiterfreundlicher, die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitswelt eröffnet neue Möglichkeiten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Um mit diesen Entwicklungen nicht nur Schritt zu halten, sondern sie aktiv zu unterstützen, sind innovative HR-Ansätze gefragt. Das Business erwartet ausgeklügelte Konzepte zur Personalplanung und -steuerung, eine hohe Reaktionsfähigkeit und Flexibilität der HR-Funktion und effiziente Modelle zur Talentgewinnung, -bindung und -entwicklung. Diese Anforderungen nicht nur in einfacher »Pflichterfüllung« zu bedienen, sondern Veränderungen mitzutragen wird die große Aufgabe von »HR 4.0« sein. Kontakt Thorsten Barth Telefon: (0 40) 37 6 9 25-15 thorsten.barth@mercer.com mehrerer Artikel die Chancen und Handlungsoptionen von Industrieunternehmen. Im Interview geht außerdem Prof. Dr.-Ing. Udo Ungeheuer, Präsident des VDI Verein Deutscher Ingenieure, einem weiteren Erfolgsfaktor der Zukunft auf den Grund: »Industrie 4.0«. Er beantwortet Fragen rund um die Substanz des Themas sowie die Haltung der fertigenden Industrie gegenüber den Herausforderungen von Digitalisierung und Vernetzung. Die akt uelle Ausgabe von Perspectives on Manufacturing Industries 2014 steht auf der Oliver Wyman Homepage unter www.oliverwyman.com bzw. www.oliverwyman.de in englischer und deutscher Version zum Download zur Verfügung. KoNTAKT Thomas Kautzsch Telefon: (0 89) 9 39 49–460 thomas.kautzsch@oliverwyman.com Mensch lenkt, Roboter repariert: Mit JUSTIN sollen Reparaturen im Orbit durchgeführt werden. I n einer zunehmend vernetzten Welt ist die Globalisierung der Produktion ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Viele Fertigungsunternehmen haben deshalb ihre Kapazitäten international erweitert, um Zugang zu globalen Märkten zu erhalten und Produktionskosten zu senken. Nicht immer mit Erfolg – auch, da die Parameter für Footprint-Entscheidungen komplex und einem dynamischen Wandel unterworfen sind. »Ein optimierter Produktions-Footprint wird zum strategischen Wettbewerbsfaktor« So hat sich etwa in den letzten Dr. August Joas Jahren die Wettbewerbsfähigkeit verschiedener Länder bei den Produktionskosten erheblich verändert. Aber auch volatile Energ iepreise und neue Technologien beeinflussen die Wertschöpfungskette in der Fertigung nachhaltig. FOOTPRINT-OPTIMIERUNG ALS PROZESS Wer seinen Produktions-Footprint erfolgreich globalisieren will, für den empfiehlt sich die Definition eines soliden Prozesses. Zunächst geht es darum, die Wertschöpfungskette für jeden Produkttyp und die damit verbundenen Produktionsprozesse zu verstehen und Kernkompetenzen zu identifizieren. Abhängig von den jeweiligen Schlüsseltrends in den Zielmärkten wie die Entwicklungen bei Nachfrage und Faktorkosten sollten im nächsten Schritt Rahmenparameter für den Produktions-Footprint definiert werden. Neben alternativen Fertigungskonzepten für neue Standorte und einem Mengengerüst für die nachgefragten Volumina je Produkt und Region gehören dazu auch strategische Prioritäten für die zukünftige Standortstruktur. Danach folgt die Entwicklung unterschiedlicher Szenarien für die Produktionsplanung und die Analyse der finanziellen Auswirkungen. Dabei sollten Investitionen, Bestände und veränderte Produktionskosten, aber auch Änderungen bei den Gemeinkosten wie Energie, Infrastruktur, Logistik und Verwaltung berücksichtigt werden. Nach der Auswahl des künftigen Footprint gilt es, einen detaillierten Maßnahmenplan und eine Projekt organisation für dessen Umsetzung aufzulegen. Mit einer nachhaltigen Strategie können Unternehmen die besten Optionen für die Internationalisierung der Produktion identifizieren, bewerten, auswählen und umsetzen. Dr. August Joas ist Chairman von Marsh & McLennan Companies Deutschland und Geschäftsführer von Oliver Wyman. Telefon: (0 89) 9 39 49-417 august.joas@oliverwyman.com Monitor 05_ 201517 ffInterview ffInterview » Wir sind längst im digitalen Zeitalter zuhause « Der Finanzvorstand der Leica Camera AG, Ronald Marcel Peters, über die Herausforderung, als Nischenanbieter für Hochtechnologie im Markt bestehen zu können. Monitor: Herr Peters, Leica behauptet sich in einem umkämpften Markt. Was gilt der Begriff »Made in Germany« noch in der Branche? Marcel Peters: Leica stellt keine Massenprodukte her, sondern bedient eine Zielgruppe mit höchstem Qualitäts- und Präzisionsanspruch. Entsprechend hochwertig sind unsere Kameras. Wie unsere Objektive und Sportoptiken stellen wir sie in aufwendiger Manufaktur her. Zeitlos, langlebig, überzeugend im Design. Seit einhundert Jahren verbindet Leica Ingenieursleistung mit traditionsreicher Handwerkskunst – das bedeutet für mich »Made in Germany«. Wir sind sehr stolz auf dieses Siegel. Mit dem in 2014 erfolgten Bezug des neuen Hauptquartiers in Wetzlar / Hessen und den langfristig angelegten Invest itionen in den Leitz-Park haben wir zudem 18 Monitor 05_ 2015 ein klares Bekenntnis abgegeben – sowohl zum Standort Deutschland als auch zur traditionellen »OptikerStadt« Wetzlar. Leica feiert sein 100-jähriges Firmen-Jubiläum in einer digitalisierten Welt. Haben Sie auf die Selfie-Generation eine Antwort? Leica Produkte richten sich in erster Linie an Fotoenthusiasten und professionelle Fotografen, das Bild steht immer im Vordergrund. Durch die Handy-Fotografie kommen nun noch mehr Menschen mit dem Thema Fotografie in Berührung, und erfahrungsgemäß wachsen deren Ansprüche an Ausrüstung und Bildqualität im Laufe der Jahre. Hier liegt für uns ein großes Potenzial im Hinblick auf die Erschließung neuer Zielgruppen. Die Leica Camera AG ist ein international tätiger Premium-Hersteller von Kameras und Sportoptikprodukten mit Sitz in Wetzlar. Aktuell beschäftigt das Unternehmen weltweit 1450 Mitarbeiter. Leica steht in langer Tradition bei der Fertigung von Objektiven und anderen optischen Instrumenten in höchster Qualität. Bis heute erfüllen Leica Produkte in Verbindung mit innovativen Technologien den gemeinsamen Auftrag: das bessere Bild! Mit unseren innovativen Produkten sind wir längst im digitalen Zeitalter angekommen, und wir treiben die Transformation von Leica zu einem Hardware-, Software- und Services-Unternehmen konsequent voran. Unsere hohen Qualitätsstandards mit den besonderen Ansprüchen zu verbinden, die Digital Natives heute an ein Produkt stellen, bedeutet für uns kein Widerspruch. Auch die Filmindustrie Hollywoods profitiert von Leica Technik. Ja, genauer gesagt wurde unsere Schwes tergesellschaft CW Sonderoptic für die von ihr entwickelten Leica Summilux–C Objektive mit dem »TechnikOscar« ausgezeichnet. Mit diesen Objektiven wurde der Oscar-prämierte Film Birdman gedreht. Wir sind auf diese Auszeichnung sehr stolz. untergebracht, regelmäßig führen wir Brandschutz übungen durch, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Unser komplettes SAP-Hosting ist ausgelagert, die Datenleitungen werden mehrfach gesichert. Insgesamt haben wir mit dem Umzug in unsere neue Zentrale viele Risiken minimiert. Darüber hinaus sind Betriebsunterbrechungen, technologische Risiken und Patente die wichtigsten Parameter unseres Risikomanagements. Hier ermitteln wir regelmäßig Eintrittswahrscheinlichkeiten und potenzielle Schadenshöhen, erstellen detaillierte Risk Maps und Scorecards. Sowohl bei der Analyse als auch bei der Klassifizierung und dem Transfer von Risiken arbeiten wir eng mit unserem Partner Marsh zusammen. Inwieweit ändert sich im Zeitalter der Industrie 4.0 die Produktion bei Leica? Wirkt sich die Digitalisierung der Gesellschaft auch auf die vertrieblichen Aktivitäten aus? In unserer neuen, hochmodernen Fertigungsstätte in Wetzlar erfolgt sowohl die Montage der Kameras als auch die Herstellung der mechanischen Komponenten und Baugruppen stets nach maßgeschneiderten Kriterien. Wichtig ist, dass Fertigung und Endmontage intelligente Unterstützung erhalten. Unsere digitale Arbeitsunterweisung zeigt exakt, wie die Montage eines Produkts zu erfolgen hat. Dies können wir je nach Anforderung in unsere Infrastruktur integrieren. In der Kameramontage sind Sensoren-Kalibrierung und Qualitätskontrollen ohne diese Standards nicht mehr möglich. Der Fertigungsbereich verfügt über spezielle Monitore, die sowohl produzierte Mengen als auch eventuelle Abweichungen vom Plan anzeigen. Dies ermöglicht ein zügiges Gegensteuern, wenn beispielsweise Komponenten fehlen oder technische Probleme auftreten. Die Wertigkeit und Langlebigkeit der Leica Produkte haben den Mythos der Marke mitbegründet und unser Markenauftritt folgt dieser Philosophie. Wir betreiben in erster Linie eigene Stores, die weltweit ein stringentes und puristisches Designkonzept aufweisen und definitiv mehr sind als nur ein »Point of Sale«. Hier können wir unsere Kunden intensiv beraten, die Leica Werte vermitteln und die Erlebniswelt rund um unsere Produkte angemessen inszenieren. Unsere Leica Händler und Distributoren verkaufen Produkte aber auch online, denn auch dafür gibt es eine relevante, meist jüngere Zielgruppe, die den Erlebnisfaktor nicht zwingend braucht oder in unmittelbarer Nähe keinen Leica Flagship-Store vorfindet. Neue Produktionstechniken, neue Risiken? Angesichts der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung ist das Thema Daten- und Technologiesicherheit natürlich besonders wichtig und in dem Umfang sicher neu. Unsere Serverparks haben wir aus Sicherheitserwägungen in zwei unterschiedlichen Gebäudetrakten Was sind die Zukunftsthemen des Unternehmens? Mittelfristig möchten wir den Ausbau der Vertriebskanäle in der Breite und Tiefe, die Expansion der Leica Retail Stores sowie die Erschließung neuer Konsumentengruppen in Angriff nehmen. Und natürlich werden wir auch weiterhin mit innovativen und hochwertigen Produkten überzeugen. Leica will auch in Zukunft Technologieführer und innerhalb der Branche Best-in-Class sein. Dies ist unser Markenversprechen seit mehr als hundert Jahren. Monitor 05_ 201519 ffMarsh Partner ffMarsh Partner Kredite aus einer Hand Vor dem Schaden klug werden! Immer mehr Mittelständler nutzen Strukturierte Finanzierungen und profitieren dabei von mehr Stabilität, Berechenbarkeit und Planbarkeit. Wer Industrie 4.0 ernst meint, muss auch NotfallManagementPlanung betreiben. E Oliver Bortz inzelgespräche mit verschiedenen Banken und aufwändige Vergleiche von Konditionen, Laufzeiten und geforderten Sicherheiten waren gestern. Konsortialkredite haben sich längst auch bei mittelständischen Unternehmen etabliert. Im Gegensatz zum bilateralen Kredit wird bei einem Konsortialkredit der Finanzbedarf eines Unternehmens gemeinsam mit anderen Finanzhäusern in einem Paket gebündelt und so ein Unternehmen gemeinsam finanziert. Kürzere Vertragswerke und vereinfachte Regeln machen Konsortialkredite heute sehr viel einfacher als früher. Es gibt nur einen Ansprechpartner und einen einheitlichen Kreditvertrag für alle Banken. Hinsichtlich der Kreditsumme, Konditionen und Sicherheiten ist jede Bank entsprechend ihrem vereinbarten prozentualen Anteil beteiligt. Welche Banken letztlich im Konsortium dabei sind, kann der Kunde mitbestimmen. Gerade bei mittelständischen Maschinenbauern und Automobilzulieferern ist diese Finanzierungsform sehr beliebt, weil viele dieser Mittelständler starken Zyklen ausgesetzt sind. Stabilität, Transparenz, Berechenbarkeit und Planbarkeit spielen beim Thema Kapitalaufnahme vor diesem Hintergrund Vorteile der Kreditvergabe durch Bankenteams: Stabilität, Transparenz, Berechenbarkeit und Planbarkeit eine wesentliche Rolle. Das macht die Vorteile strukturierter Finanzierungen offensichtlich: Eine Konsortialfinanzierung orientiert sich nicht nur an zweiseitigen Vereinbarungen, sondern deckt den mittelfristigen Unternehmensplan mit allen damit verbundenen Liquiditäts- und Finanzierungsfragen ab. Gleichzeitig sinkt der Koordinationsaufwand während der Laufzeit des Kredits erheblich, weil das Finanzmanagement nicht mit jedem Kreditinstitut separat abgearbeitet werden muss. Ansprechpartner ist allein die arrangierende Bank, die das Vertragswerk für alle beteiligten Institute übernimmt. Die meist zwischen drei und sieben Jahren laufenden Konsortialkredite schaffen darüber hinaus die notwendige Flexibilität für unvorhergesehene Entwicklungen. Selbst Unternehmensübernahmen lassen sich hierdurch deutlich einfacher finanzieren. Zudem wird die Fremdfinanzierung planbarer, weil der Kredit – im Gegensatz zur Finanzierung bei einem einzigen Institut oder in bilateralen Verträgen – nur mit einem Mehrheitsbeschluss der beteiligten Banken gekündigt werden kann. Alle Banken sitzen demnach in einem Boot, so dass eine Kündigung nur gemeinsam möglich ist. Die Erfahrung zeigt, dass Banken, die schon lange in einem vertrauensvollem Umfeld mit dem Kunden zusammenarbeiten und in einem Konsortialkreditvertrag gleich behandelt werden, bereit sind, ihre Kunden in wirtschaftlich herausfordernden Situationen länger zu begleiten, als wenn die Finanzierung ausschließlich auf bilateralen Finanzie rungsbausteinen fußt. Oliver Bortz Leiter Firmenkunden Deutschland bei der Deutschen Bank 20 Monitor 05_ 2015 Im Ernstfall gerüstet: Vorbereitung auf den Ernstfall braucht Erfahrung mit dem Ernstfall Fremdfinanzierung wird planbar D ie Fabrik der Zukunft wird eine »Smart Factory« sein, in der sich das Prinzip der Manufaktur mit den Möglichkeiten der Industrierobotik zu einer neuen Qualität verbindet. Was unter dem Begriff Industrie 4.0 diskutiert wird, revolutioniert aber nicht nur die Produktionsprozesse, sondern auch die Art und Weise, wie wir Risiken bewerten und mit möglichen Schadenszenarien umgehen. Schnelle Instandsetzung ist gefragt Während sich die Versicherungsindustrie um Cyberrisiken und Auswirkungen der Betriebsunterbrechung für die »Supply-Chain« Gedanken macht, gehen Risk Manager und Sicherheitsfachleute gemeinsam mit professionellen Schadensanierern der Frage nach, wie sich die Wiederherstellungszeit im Schadenfall senken lässt und wie eine detaillierte Wiederanlaufplanung aussieht. Redundante Systeme auf Vorrat bereitzustellen, wird sich angesichts der notwendigen Investitionen kaum ein Unternehmen leis ten können. Damit bleibt oft die schnelle Sanierung und Wiederinstandsetzung von Anlagen und Infrastruktur der einzig gangbare und bezahlbare Weg. Für die Unternehmen wird das Notfallmanagement zum Bestandteil eines funktionierenden Business-Continuity-Managements (BCM). Wichtige Kunden werden entsprechende Zertifizierungen von ihren Lieferanten verlangen. In der ISO 22301 wird nach einem dokumentierten Prozess zur »Recovery« gefragt, der u.a. festlegt, wie der Weg vom Notbetrieb zum Normalbetrieb aussehen soll, welche Planungs- und Rüstzeiten vorgesehen sind und wie die Folgen von Brand-, Wasser- und anderen Schäden beseitigt werden. Doch die Vorbereitung auf den Ernstfall braucht Erfahrung mit dem Ernstfall. So ist es besonders wichtig, globale, technische Standards für Gebäude-, Elektronik- und Maschinensanierung zu definieren. Dabei müssen diverse Szenarien durchgespielt werden, um beispielsweise besonders sensible Bereiche im Unternehmen von möglichen Schadenorten abzuschotten. Ergänzend können temporäre InfrastrukturLösungen geplant werden, die eine Auslagerung und schrittweise Aufnahme der Produktion vor Ort ermöglichen. Michael Zilles Leiter Vertrieb & Marketing BELFOR Deutschland GmbH Michael Zilles Monitor 05_ 201521 ffMarsh Intern » A 25 Jahre deutsche Wiedervereinigung In sechs Monaten ein ganzes Land versichert! D »Es war die spannendste Zeit meines Berufslebens.« ie Menschen in der ganzen Welt erinnern sich an den Tag, als die Mauer fiel. Auch ein Vierteljahrhundert später sind die Bilder von glücklichen Menschen mit wehenden Fahnen präsent. Bei Marsh – damals Gradmann & Hubert Hoppenkamps, Pensionär, zuletzt Kundenbetreuer in Frankfurt Holler – begann das Projekt »deutsche Einheit« 1990 im Palasthotel gegenüber dem Palast der Republik: Zwei einfache Zimmer als Büro, ein grünes Telefon, über das mit viel Geduld eine Verbindung aufgebaut werden konnte, und eine Handvoll Menschen, deren Engagement so groß war wie ihr Auftrag. 25 Jahre nach der Wiedervereinigung blicken Marsh-Mitarbeiter der ersten Stunde zurück. Vor 25 Jahren: Hundert tausende Menschen bejubeln vor Reichstag und Brandenburger Tor die Wiedervereinigung. »Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich damals sammeln durfte. Sie haben meinen Horizont erweitert. « » Wolfgang Heck, Sachversicherungsexperte ClaimsExcellence E s war eine ereignisreiche Zeit, auch für die Versicherungswirtschaft: Riesige Betriebe, wie die Deutsche Waggonbau, SKET oder die Chemiebetriebe im Süden mussten versichert werden. Dazu hatten wir nur wenige Monate Zeit, denn die staatliche Versicherung der DDR mit den Deckungsgarantien für volkseigene Betriebe (VEB) und Kombinate lief Anfang 1991 aus. Bis dahin mussten alle neuen Deckungen stehen. Aber wie versichert man Unternehmen, die mit sozialistischen Strukturen aufgebaut und nach planwirtschaftlichen Maßgaben geführt wurden? Viele der Betriebe entsprachen nicht dem westlichen Standard. Die Versicherer waren zurückhaltend und wollten die Gebäude zunächst nur nach dem Zeit- und nicht nach dem Neuwert versichern. Das hätte für viele Unternehmen das Aus bedeutet. Auch die Telekommunikation war eine Herausforderung: Heute kaum vorstellbar, aber es gab zum Teil keine Terminvereinbarung, wir sind einfach so zu den Kunden gefahren. Ganz persönlich: Claudia Siegrist 22 « Die Pathologie hat ihr das Medizinstudium vergällt, als examinierte Lehrerin für Englisch und Französisch hat sie es nur eineinhalb Jahre ausgehalten. Erst die Ausbildung am Konservatorium als Opernsängerin hat Claudia Siegrist wirklich glücklich gemacht. Heute sorgt sie an der Rezeption von Marsh in Düsseldorf für den guten Ton und tritt immer wieder als lyrischer Sopran auf. Oper! In den fünf Jahren Gesangsstudium in Zürich und Wien wurde mir allerdings bewusst, wie hart angesichts eines schrumpfenden Publikums der Wettbewerb um den Platz im Ensemble ist. Da sind Ellenbogen gefragt, das liegt mir nicht. Und man muss alles singen können. Darunter leidet oft die Stimme. Frau Siegrist, wie mächtig ist die Sehnsucht nach der großen Bühne? Es ist nicht der große Auftritt, der mich fasziniert. Ich habe schon vor sieben und 700 Menschen gesungen. Mich hat vielmehr die Musik selbst gefangen. Ich liebe auch Michael Jackson, vor allem aber die Wer hat Ihre Leidenschaft geweckt? Mein Musiklehrer ist schuld. Selbst Opernsänger, hat er schon in der Unterstufe meine Liebe zur Musik entfacht. Seinetwegen habe Monitor 05_ 2015 ffMarsh Intern us allen Büros von Gradmann & Holler wurden Mitarbeiter für Berlin ›angeworben‹, die über entsprechende fachliche Erfahrung verfügten und bereit waren, dieses Abenteuer einzugehen. Denn unser Job unterschied sich in Kommunikation, Risikobewertung und von der Gesprächsebene von allem, was wir bisher gewohnt waren. Die Risikoanalyse vor Ort war oft am schwie- rigsten. Bei meinem Besuch in einem großen Schwermaschinenkombinat in Magdeburg ist der Betriebsdirektor mit mir zur Bestandsaufnahme einmal im Trabi über das Gelände gefahren. So habe ich versucht, Erkenntnisse zu sammeln. Mitarbeitergehälter, Umsatzzahlen, Zuliefererverbindungen – Fehlanzeige! Eine Risiko- und Prämienkalkulation nach heutigen Maßstäben gab es nicht. Ich hatte eine Carte blanche bei den Versicherern, sie haben auf meine Einschätzungen vertraut. Die Pionierzeit hat nicht nur solide Geschäftsbeziehungen zu bedeutenden Kunden geschaffen, sondern auch Freundschaften begründet. Wir waren neugierig und hatten Respekt voreinander. Ich habe noch Jahre später freundschaftliche Beziehungen zu meinen Gesprächspartnern der ersten Stunde gepflegt. « » D ie Leistung der Pioniere können wir nicht hoch genug einschätzen. Aus den paar Wagemutigen vor 25 Jahren sind inzwischen 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Berlin und Leipzig geworden. Marsh ist heute ein wichtiger Partner der Unternehmen im Risikound Versicherungsmanagement geworden. Etliche Kundenbeziehungen aus dieser Zeit bestehen noch heute. Was hat sich geändert? Das Risikoverständnis ich sogar die trockene Theorie gebüffelt. Dann habe ich Cello gelernt, musste aber nach einer Handgelenks-OP aufgeben. Tag des Jubiläums: Tausende Leuchtballons an der ehemaligen Grenze Später stiegen sie auf und symbolisieren so deren Auflösung. »Heute sind wir alle in einem Land angekommen.« und -bewusstsein der Unternehmen ist jetzt auf internationalem Niveau. Der Einkauf entspricht Nico Stehr, Leiter Standorte professionellen AnfordeBerlin & Leipzig rungen. Das Hemdsärmelige von früher ist intelligentem Risikomanagement gewichen. Aus unserer Sicht als internationaler Makler für Industrieversicherungen sind wir alle in einem Land angekommen. « Claudia Sigrist bei einem Auftritt in Budapest. Sie gab die Susanna in Figaros Hochzeit (Mozart). Wie kommen Sie heute an Engagements? Ich bin gut vernetzt. Mal tritt das Opernhaus an mich heran, mal Chorleiter oder Gesangskollegen. Es ist ein wunderbares Gesamtwerk, vor allem, wenn man mit großem Orchester spielt. Mein Wunsch ist es, einmal als Gräfin in Mozarts »Figaro« mit schönem Kleid, weiß gepudert und Perücke aufzutreten! Monitor 05_ 201523 hier treffen sie uns: 11.06.2015 09.09. – 11.09.2015 28.10. – 29.10.2015 »Länderrisiken: erkennen, verstehen, entscheiden« Düsseldorf DVS-Symposion München 15.09. – 18.09.2015 9. Transatlantische Jahreswirtschafts konferenz Frankfurt Husum Wind 2015 Husum 25.11. – 26.11.2015 06.10.2015 Structured Finance Stuttgart 16.06.2015 »Von der Krise bis zur Insolvenz – Organ- und Beraterhaftung« Hamburg 1. Marsh ClaimsForum Darmstadt 22.06.2015 Marsh Network Day Frankfurt Marsh vor Ort: Berlin Neustädtische KirchstraSSe 8 10117 Berlin Telefon: (0 30) 39 99 45-0 Düsseldorf KasernenstraSSe 69 40213 Düsseldorf Telefon: (02 11) 89 87-0 Leipzig Berliner StraSSe 18–20 04105 Leipzig Telefon: (03 41) 4 46 40-0 Frankfurt Lyoner StraSSe 36 60528 Frankfurt Telefon: (0 69) 66 76-0 Hamburg Brandstwiete 1 (NEUER Dovenhof) 20457 Hamburg Telefon: (0 40) 3 76 92-0 Stuttgart Calwer StraSSe 7 (Kronprinzbau) 70173 Stuttgart Telefon: (07 11) 23 80-0 Detmold BismarckstraSSe 2 32756 Detmold Telefon: (05231) 308 19-0 München MüllerstraSSe 3 80469 München Telefon: (0 89) 2 90 56-0 Impressum Herausgeber: Marsh GmbH | Marketing & Kommunikation Lyoner Straße 36 | 60528 Frankfurt | Telefon: (0 69) 66 76-0 | monitor@marsh.de Redaktion: Miriam Hahn (V. i. S. d. 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