Nachbericht - Jahr der Forschung

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Nachbericht - Jahr der Forschung
Peter Klinger, BA und MMag. Katharina Krenn
01 53120 7152
Vierte Veranstaltung der Reihe: „Aus den Leistungsvereinbarungen“:
Das „Earth Observation Data Center“ (EODC) Erdbeobachtungsdatenzentrum für Wasserressourcen an der
Technischen Universität Wien - stellt sich vor
Wann:
Wo:
16. März 2015
BMWFW, Freyung 3
Sektionschef Mag. Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion im BMWFW, begrüßte die
110 Gäste, die Vertreter/innen der TU Wien und die Vortragenden Vizerektor Univ.-Prof.
Fröhlich und Univ.-Prof. Wagner.
Über die Möglichkeiten, die die Gelder aus den mit großen finanziellen Mitteln verbundenen
Leistungsvereinbarungen böten, werde nur wenig gesprochen. Die Veranstaltungsreihe
verfolge deshalb das Ziel, Forschungsschwerpunkte, die in den Leistungsvereinbarungen mit
dem Ministerium festgelegt sind, einem Fachpublikum und einer interessierten Öffentlichkeit
vorzustellen. Drittmittel und Forschungskooperationen mit der Wirtschaft stünden in der
Diskussion um Hochschulforschung meist im Vordergrund. Das relativ viel größere Investment
in die Leistungsvereinbarungen und die damit verbundene Lehr- und Forschungstätigkeit sollte
künftig wieder stärker in den Fokus gestellt werden.
Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Johannes Fröhlich, Vizerektor für Forschung der TU Wien
(TUW), stellte kurz die Geschichte und Förderprogramme der TUW vor und wies darauf hin,
dass etwa 50% der wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen aus Drittmitteln, die zusätzlich ca. ein
Drittel des Globalbudgets ausmachten, finanziert würden.
Die Forschungsschwerpunkte seien:
 Computational Science and Engineering
 Quantum Physics and Quantum Technologies
 Materials and Matter
 Information and Communication Technology
 Energy and Environment mit dem Forschungskoordinationszentrum E+E 1
Strategische Elemente der Forschung seien:
 Förderprogramme für inter-/transdisziplinäre Forschungsvorhaben
 Bündelung von Ressourcen, z.B. für Infrastrukturen und Budget für strategische
Vorhaben
 Wissens- und Technologietransfer zur Förderung von Innovation, z.B. für Erzeugung
von IPR, Durchführung von Patentveredelung, Unterstützung von Spin-offs im Sinn
einer „Entrepreneurial University“
 Interne, nationale, internationale Kooperation; Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft
und Wirtschaft
In
weiterer
Folge
sollten
mit
dem
Hebel
von
TUW-Förderprogrammen
für
Forschungsschwerpunkte/Forschungsfelder und Emerging Fields entlang der TUWForschungsmatrix
Drittmittelfinanzierungen
für
die
wissenschaftliche
Grundlagenforschung eingeworben werden. Dies sei auch für eine „Forschungsuniversität“
wie die TUW besonders wichtig. Die TUW sei an 15 FWF-Flagship-Projekten (SFBs, DKs)
beteiligt und in der angewandten Forschung mit aktuell 14 laufenden Christian Doppler Labors
in Österreich führend.
In den Leistungsvereinbarungen seien kompetitive TUW-interne Förderprogramme
vorgesehen; der letzte TUW-Wissenschaftspreis sei an eine Arbeit aus dem
Schwerpunktbereich des EODC vergeben worden.2 Als weiterer besonderer Erfolg sei die
Vergabe von bisher 14 European Research Council-Grants für Projekte aus den fünf TUWForschungsschwerpunkten zu werten.
Wichtig sei auch die Erzeugung von Wertschöpfung durch Patente, die Spin-offs das
nötige Know-how bereitstellten. Im Erfindungsranking 2013 für österreichische Innovationen
aus Patenten und Gebrauchsmustern belege die TUW inmitten der Unternehmenslandschaft bei
Patenterteilungen Platz 53.
Zur Verwirklichung größerer Projekte sei es nötig, Ressourcen zu bündeln, wie dies auch in
den Leistungsvorhaben vorgesehen sei. Als Beispiel dafür nannte er den Vienna Scientific
Cluster, eine 2009 von TUW und der Universität Wien gemeinsam mit der BOKU gegründete
Initiative, die im Rahmen der Leistungsvereinbarungen finanziert und durch neue
Partneruniversitäten aus Graz und Innsbruck zu einem österreichischen High-PerformanceComputing-Verbund erweitert wurde. Im Rahmen des Vienna Scientific Cluster beginne auch
ab 2015 der Aufbau des EODC Petabyte Datencluster. Für die Leistungsvereinbarungen
2016-2018 solle als gemeinsames Vorhaben der beteiligten Universitäten die nächste
Supercomputer-Ausbaustufe VSC-4 vorbereitet werden.
Neben dem EODC würden auch folgende Programme und Projekte im Rahmen der
Leistungsvereinbarungen durch die Förderprogramme der TUW, durch PPP-Beiträge
sowie vor allem über Hochschulraumstrukturmittel-Kooperationen des BMWFW
gefördert:
1
2
3
http://energiewelten.tuwien.ac.at/
http://www.tuwien.ac.at/aktuelles/news_detail/article/9261/
http://www.patentamt.at/Media/PI2014_Presseinformation_Erfindungsranking.pdf
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Vienna Center for Quantum Physics & Technology - Universität Wien, TUW,
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Kooperationsplattform Water & Health - TUW und Medizinische Universität Wien
Verbund für Kernspinmagnetresonanz-Spektroskopie – Universität Wien und TUW
Vienna Scientific Cluster4 Research Center (VSC-RC): alle VSC-Partner Wien, Graz und
Innsbruck; 4 Module: VSC-Support, VSC-School, VSC-Internationalisation, VSCEngineering
LIF – Industrie 4.0 Learning- and Innovation Factory (PPP-Modell)
URBEM – Urbanes Energie- und Mobilitätssystem: Smart City Kooperation TUW und
Wiener Stadtwerke im Rahmen eines Doktoratskollegs (PPP-Modell)
Vortrag von Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Wagner, Vorstand des Departments
für Geodäsie und Geoinformation:
Der starke Anstieg der Weltbevölkerung (1950: etwa 2,5 Mrd., gegenwärtig über 7 Mrd.) führe
zu verschiedensten globalen Herausforderungen, wie Nahrungsmittelsicherheit, extensiver
Ressourcenverbrauch und Klimawandel. Mittels moderner Erdbeobachtungssatelliten (bspw.
die europäischen Sentinel-Satelliten) ließen sich diese Veränderungen dokumentieren und
einer objektiven Bewertung zugänglich machen. Doch die Herausforderungen bei der Analyse
der Satellitendaten seien gewaltig: Datenmengen in der Größenordnung von Petabytes
(1000000000000000 Bytes) müssten jeweils mit den neuesten, immer komplexer werdenden
wissenschaftlichen Algorithmen reprozessiert werden. Auch für Satellitendaten treffe dies zu:
Moderne Satelliten wie der Sentinel-1 produzierten mehrere Terabyte pro Tag. Vor allem die
Auswertung und Reprozessierung seien mit herkömmlichen Computersystemen nicht mehr
machbar. Für die Verarbeitung solcher Satellitendaten brauche man Supercomputer wie den
Vienna Scientific Cluster, ein High Performance Computing (HPC) Cluster für ausgewählte
wissenschaftliche Zwecke. Der VSC-3, die dritte Ausbaustufe des Vienna Scientific Cluster,
halte Platz 85 der weltweit leistungsfähigsten Computer.
Die Einrichtung des Earth Observation Data Centre (EODC)5 gehe auf Ideen zurück, die schon
in der Weltraumstrategie 20206 des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und
Technologie ausgearbeitet worden seien. Schon bei der Planung sei auf die spätere
internationale Ausrichtung und auf ein Private-Partnership-Modell hingearbeitet worden. Die
Gründung am 15. Mai 2014 als Start-Up Unternehmen umfasse als Partner die TUW, die
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik und die zwei privaten Unternehmen GeoVille
Information Systems GmbH und Catalysts GmbH. Ziele seien die Koordination von
Wissenschaft, Industrie und öffentlichen Dienstleistern zum Zweck der globalen Beobachtung
von Wasser und Land, die gemeinschaftliche Entwicklung von entsprechenden DatenInfrastrukturen und Services. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang sei die
Verarbeitung von in jeder Hinsicht „Big Data“, von Satellitendaten bis hin zu
Modellvorhersagen. Als Beispiel für eine solche Anwendung nannte Dr. Wagner die
Einbeziehung von Boden- und Wetterdaten bei der Erstellung von Ernteprognosen für Regionen
in Afrika. Datenmäßig fokussiere man sich auf europäische Satelliten der neuesten Generation
mit einer hohen zeitlichen Auflösung. Dies seien vor allem die Sentinel-Satelliten7 des
Copernicus-Programmes der European Space Agency (ESA). Das EODC arbeite schon jetzt mit
4
https://zid.univie.ac.at/vsc/
https://www.eodc.eu/mission/
6
Weltraumstrategie des BMVIT aus dem Jahr 2012:
http://www.bmvit.gv.at/bmvit/service/publikationen/innovation/raumfahrttechnologie/downloads/weltrau
mstrategie2012.pdf
7
http://www.esa.int/Our_Activities/Observing_the_Earth/Copernicus/Overview4
5
11 internationalen Kooperationspartnern zusammen – ein Ausbau dieser internationalen
Vernetzung werde angestrebt. Vor kurzem, am 3. und 4. März 2015, habe auch das erste
EODC-Partnertreffen mit 63 Teilnehmer/innen von 22 Organisationen aus 9 Ländern
stattgefunden. Die Arbeit des EODC finde im Rahmen von sogenannten „Communities“ statt,
bestehend aus wechselnden Partnerkonstellationen je nach Kompetenzen und Arbeitsfeldern.
Beispiele dieser Arbeitsfelder seien: Infrastruktur und operativer Betrieb, Expertensoftware
oder wissenschaftliche Algorithmen.
Diskussion:
Bei den abschließenden Fragen und Redebeiträgen wurden die Verantwortlichen des EODC
mehrfach beglückwünscht, unter anderem vom Altrektor der TU Graz und ehemaligen
wissenschaftlichen Direktor des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften und des Instituts für Theoretische Geodäsie und
Satellitengeodäsie, Univ.-Prof. Dr. Hans Sünkel. Es wurde hervorgehoben, dass mit diesem
Zentrum ein neues Kapitel für die Internationalisierung der naturwissenschaftlichen Forschung
in Österreich aufgeschlagen wurde. In mehreren
Fragen
wurde
nach
konkreten
Anwendungsbeispielen gefragt.
Dazu die Vortragenden: Mithilfe des EODC und
auf Basis der hochqualitativen Daten der
neuesten Satellitengeneration sei ein sehr
breites Anwendungsspektrum der gewonnenen
Daten möglich. Dieses erstrecke sich von Klimaund Wettervorhersagen über verschiedenste
Vorhersagemodelle
wie
Ernteund
Dürreperioden, Bodenwassergehaltmessungen
für Hilfsorganisationen bis hin zu militärischen
Anwendungen.
Fragen und Antworten im Detail:
Frage Dr. Karl Wodnar, Astrophysiker:
Könnte man Algorithmen verwenden, die Daten im Satelliten verarbeiten und vorselektieren?
Antwort Prof. Wagner: Das werde schon jetzt gemacht, die Satellitensoftware mache bereits
Datenvorverarbeitung und -kompression. Das bedeute aber immer auch Verlust von
Information, daher sei diese Technik nicht beliebig erweiterbar.
Nachfrage: Ist dieses Forschungsgebiet noch ausweitbar, oder ist der Plafond schon
erreicht?
Antwort Prof. Wagner: Bei Datenkompression sei kein Spielraum mehr nach oben, bei Analyse
und Reproduzierbarkeit sei aber noch viel Spielraum für Verbesserungen.
Frage MR Dr. Daniel Weselka, Abteilungsleiter Grundlagenforschung (MINT) und
Forschungsinfrastrukturen, BMWFW:
Tragfähige PPP–Geschäftsmodelle seien schwierig zu entwickeln und umzusetzen, was werde
hier konkret durch die öffentliche Hand finanziert, was privat?
Frage MR Dr. Evelyn Nowotny, Abteilungsleiterin Angelegenheiten der Technischen
Universitäten Wien, Graz und Montanuniversität Leoben:
Sei ein Ausbau der EODC-Strukturen auch in der Leistungsvereinbarungsperiode 2016-2018
vorgesehen, sollen weitere Bundesmittel dafür eingesetzt werden?
Antwort Prof. Wagner: Die Finanzierung beruhe auf einem PPP-Modell; Partner müssten
signifikante Investition tätigen, um sich am EODC beteiligen zu können. Es gebe zwei Arten
von EODC Partnern: Principal Cooperation Partners (Beitrag: 25.000€) und Associate
Cooperation Partners (Beitrag: 10.000€); es müsse jedenfalls zuerst national investiert
werden, um international Gelder zu lukrieren. Wichtig sei die Beteiligung z. B. an Programmen
der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA und der EU-Kommission (Copernicus). Das gehe nur,
wenn man kompetitiv sei, dafür sei auch weiterhin eine zumindest teilweise Beteiligung der
öffentlichen Geldgeber vonnöten.
Antwort Prof. Fröhlich: In den Leistungsvereinbarungen sei immer darauf hingearbeitet
worden, kompakte Vorhaben einzubringen, die auch realistisch zu bewerkstelligen seien. Man
müsse zwischen dem Projekt EODC an der TUW und der EODC GesmbH, dessen
kommerziellem Spin-off, unterscheiden. Die Ergebnisse der Forschung, die in Richtung
Anwendung und Verwertung gingen, würden präzise voneinander getrennt – das sei
beihilfenrechtlich ein sauberes Modell, worauf man immer größten Wert gelegt habe und auch
weiterhin lege. Die Verpflichtung sei, Wissen, das zu einem beträchtlichen Teil mit Steuergeld
geschaffen werde, in die Gesellschaft zu transferieren – dies sei Aufgabe der EODC GesmbH.
Man werbe nunmehr Projekte ein, die die Hochschule in ihrer herkömmlichen Form gar nicht
einwerben könne. Cooperation-Partners investierten, bekämen aber auch etwas dafür, dies sei
Leistungsaustausch. In Zukunft werde es Projekte geben, die sich kommerziell selbst tragen,
aber im Moment gehe es darum, in Österreich ein kompetitives Zentrum für
Satellitendatenverarbeitung zu schaffen. Der Mehrwert liege letztlich darin, dass das, was
investiert wird, an Rückfluss durch Projekte und Kooperationen mit der ESA zurückkommt.
Frage Dr. Borries Luberacki, Gregor-Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Wie lange hat es gedauert, bis
das Projekt funktioniert hat?
Antwort Prof. Wagner: Die konkreten Planungen 3-4 Jahre, erste Sondierungen und Schritte
seien aber schon weit vorher getätigt worden. Größte Herausforderungen in der
Gründungsphase seien rechtliche Aspekte, Lizenzen usw. gewesen. Auch die Klärung der
Finanzierung und die anteilsmäßige Beteiligung der Projektpartner seien hier sehr wichtig
gewesen. Vielen potenziellen Projektpartnern sei der finanzielle Beitrag, der eingehoben
werden müsse, zu hoch gewesen. Alle Organisationen fragten zuerst nach dem Mehrwert, der
für ihr Unternehmen entstünde. Glücklicherweise hätten aber bereits viele Organisationen für
sich erkannt, dass die Zusammenarbeit im Rahmen des EODC für sie einen solchen Mehrwert
erzeuge.
Frage Univ.-Prof. Dr. Augustinus Asenbaum, Fachbereich Materialforschung und
Physik der Universität Salzburg: Welches Forschungsinteresse treibt die
Verantwortlichen selbst an?
Antwort Prof. Wagner: Ihn als Physiker vor allem die Interaktion zwischen Mikrowellen und der
Erdoberfläche, die Rückstrahlung und die Ableitung des Wassergehaltes im Boden.
Frage Univ.-Prof. Dr. Irmgard Marboe, Institut für Europarecht, Internationales
Recht und Rechtsvergleichung der Universität Wien: Wo liegen die Schnittstellen
zwischen Recht und Technik, wie steht Europa im Vergleich mit den USA in seiner
Kapazität in der Erdbeobachtung?
Antwort Prof. Wagner: Die Entwicklung von erfolgreichen und rechtlich einwandfreien
Geschäftsmodellen sei nicht einfach, es gebe Parallelen zur Wettervorhersage: Alle diese
„Produkte“ seien staatlich gefördert und Privatpersonen seien kaum bereit, dafür zu zahlen.
Das EODC bringe öffentliche Geldgeber, private Investoren und die Academia zusammen. Geld
sei nicht beliebig vorhanden und müsse daher klug und nachhaltig zum Nutzen aller Beteiligten
eingesetzt werden.
Frage MR Dr. Daniel Weselka, Abteilungsleiter Grundlagenforschung (MINT) und
Forschungsinfrastrukturen, BMWFW: Ist es noch möglich die Abflussvorhersage in
Österreich zu verbessern?
Antwort Prof. Wagner: In Österreich gebe es ein sehr gutes Netz für Bodendatenmessungen, in
anderen Teilen der Welt, die viel stärker von klimatischen Extrem-Ereignissen betroffen wären,
würden diese technischen Vorsorgesysteme teilweise sogar zurückgebaut. Als Beispiel sei die
Überflutung in Pakistan 2010 genannt: Hier wäre eine genauere Hochwasservorhersage mit
besseren technischen Mitteln relativ einfach gewesen. Das hätte geholfen, den Schaden zu
begrenzen und Personen frühzeitig zu evakuieren. Europa sei technisch gut ausgerüstet, die
größten und führenden Datenverarbeitungsunternehmen seien aber in den USA angesiedelt.
Hier könne und müsse Europa noch aufholen.
Frage von Univ.-Prof. Dr. Bernhard Hofmann-Wellenhof, Vizerektor für Lehre der TU
Graz: Wie ist es möglich, die gewonnenen Daten zu filtern, ist dies schon durch
Programme, die im Satelliten integriert sind, möglich?
Antwort Prof. Wagner: Das Filtern der Daten bereits vor der Übertragung sei bei solchen
Datenmengen jetzt schon Standard. Die Speicherung der gewonnenen Daten sei noch ohne
weiteres möglich, die weitere Analyse dieser stelle die größte Herausforderung dar. Dies sei
nur durch Spezialisierung und Supercomputer möglich. Hier sei es wichtig, dass viele
Institutionen mit ihren jeweiligen Infrastrukturen zusammenarbeiteten. Ein herkömmliches
zentrales System könne bei der Komplexität und Quantität der Daten nicht mehr alle
Prozessschritte ausführen.
Dr. Andreas Walli, Kommerzieller Geschäftsführer des EODC-Partners GeoVille
Information Systems GmbH: Das EODC werde in seiner Relevanz für den
Forschungsstandort Österreich unterschätzt. Ohne diese Datenprozessierungskapazität würde
die österreichische Erdbeobachtungsindustrie in Zukunft geschwächt sein. Kunden, die schon
jetzt auf Produkte des Unternehmens EODC zurückgriffen, seien verschiedene mit
Entwicklungshilfe befasste UN-Departments und Organisationseinheiten der Weltbank.
Frage Univ.-Prof. Dr. Hans Sünkel, Altrektor der TU Graz: Wie sieht die Zukunft
dieses Forschungsfeldes in den nächsten Jahren aus, was sind die aktuellen
Entwicklungen?
Antwort Prof. Wagner: Qualität und Menge der gewonnenen Daten stiegen sprunghaft an, die
Auswertung werde rein technisch immer schwieriger. Kein Datenzentrum könne alles machen,
Kooperationen in Form von Clustern und Spezialisierung würden immer wichtiger, auch
international. Jedes Datenzentrum müsse seine Kernkompetenzen finden und sich in der
Konkurrenz mit anderen behaupten. Das EODC setze Österreich im Bereich der
Erdbeobachtung auf die internationale Karte. Österreich als kleines Land mit begrenzten
Ressourcen müsse seine Kräfte bei einem solchen Großprojekt bündeln, gemeinsame Nenner
sollten immer gesucht werden, auch wenn jede Universität zuerst für die eigenen
Schwerpunkte verantwortlich sei.
Schmitzer, 19.03.2015