„Erzieherinnen verdienen mehr!“ - Kindergarten Zukunftswerkstatt

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„Erzieherinnen verdienen mehr!“ - Kindergarten Zukunftswerkstatt
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Bernhard Eibeck
GEW-Hauptvorstand
„Erzieherinnen verdienen mehr!“
Hintergründe zu den
Tarifverhandlungen Sozial- und Erziehungsdienst 2015
• Gesellschaftliche Bedeutung
• Finanzierung und notwendige Investitionen
• Stand der Verhandlungen
Vortrag auf der Streikversammlung am
Mittwoch, den 20. Mai 2015 in Kirchheimbolanden
und Donnerstag, den 21. Mai 2015 in Neuwied
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Gesellschaftliche Bedeutung frühkindlicher Bildung,
Erziehung und Betreuung in Tageseinrichtungen für Kinder
• Bildung: Gute Kitas schaffen Voraussetzungen für gelingenden
Bildungsweg
• Erziehung: Soziale Kompetenzen wichtig für das
Zusammenleben - psychische Stabilität hilft über Krisen
• Betreuung: höhere Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern,
Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Fachkräfte bleiben dem
Arbeitsmarkt erhalten
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Volkswirtschaftliche Effekte von Kitas
• Verminderte Bildungsausgaben durch effektivere Nutzung
der Bildungszeit (z. B. weniger Sitzenbleiben)
• Höhere Bildungsabschlüsse verringern Risiko von
Arbeitslosigkeit
• Geringere Ausgaben der Jugendhilfe (Hilfen zur Erziehung)
• Geringere Ausgaben der Sozialsysteme (Hartz IV)
• Höhere Steueraufkommen durch berufstätige Eltern
• Höhere Steueraufkommen durch mehr Personal in Kitas.
Rendite:
1 Euro Investition in Kitas löst volkswirtschaftliche Effekte von
2,7 Euro aus.
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Kita-Finanzierung Rheinland-Pfalz
Land:
27,5 bis 45 Prozent
Träger:
5 bis 15 Prozent
Kommune:
• Förderung freier Träger
• Kosten eigene Trägerschaft
40 bis 67,5 Prozent
55 bis 72,5 Prozent
Bessere Bezahlung des Personals in Tageseinrichtungen für
Kinder wird in Rheinland-Pfalz nur zu 55 bis 72,5 Prozent
von den Kommunen bezahlt.
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Investitionsbedarf
1. Aufwertung des Berufs und Steigerung der
Attraktivität durch bessere Bezahlung
2. Verbesserung der pädagogischen Qualität
• Fachkraft-Kind-Relation unter Einbeziehung
mittelbarer pädagogischer Arbeitszeit
• Qualifikation, Fort- und Weiterbildung
• Leitungsfreistellung
• Fachberatung
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Personalschlüssel / Fachkraft-Kind-Relation
(nach Berechnung der Bertelsmann Stiftung – Stand 01.03.2013)
West
Krippe
Kita *
1 : 3,8
1 : 9,1
Ost
1 : 6,3
1 : 12,7
RheinlandPfalz
1 : 3,8
1 : 9,3
*3-jährige Kinder bis Schuleintritt
Fachlich erforderliche Fachkraft-Kind-Relation:
(75 Prozent pädagogische Arbeit mit den Kindern, 25 Prozent
mittelbare pädagogische Arbeit)
Krippe: 1 : 3
Kita: 1 : 7,5
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Zusätzlicher Personalbedarf Rheinland-Pfalz
(nach Berechnung der Bertelsmann Stiftung – Stand 01.03.2013)
Bund
Krippe
Kita
Insgesamt
120.000
Rheinland-Pfalz
2.350
3.050
5.400
Zusätzlicher Finanzbedarf Bund und Rheinland-Pfalz
Ausgaben derzeit
Zusätzlicher Bedarf
Bund
14 Milliarden Euro
5 Milliarden Euro
Rheinland-Pfalz
803 Mio Euro
237 Mio Euro
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Kita-Finanzierung als Gemeinschaftsaufgabe
des Gesellschaft
Gesamtausgaben für Kindertagesstätten derzeit
0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
= 19 Milliarden Euro/Jahr
Empfehlung der EU-Kommission:
1 Prozent BIP = 26 Milliarden
Forderung:
Beteiligung des Bundes an der Kita-Finanzierung
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Sozial- und
Erziehungsdienst der Kommunen (TVöD-SuE)
Akteure
Arbeitgeber:
Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA)
Gewerkschaften:
Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Deutscher Beamtenbund (dbb) mit DBSH
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Für wen verhandeln wir?
Kitas und Personal in Tageseinrichtungen für Kinder 2014
insgesamt und Rheinland-Pfalz
Deutschland
Insgesamt
Kitas
Pädagogisches Personal (ohne
Leitung und Verwaltung)
Freie
Öffentliche
Träger
Träger
53.415
35.719
17.696
502.611
331.598
171.013
Rheinland-Pfalz
Insgesamt Freie
Öffentliche
Träger
Träger
Kitas
2.472
1.332
1.140
Pädagogisches Personal (ohne
26.695
14.535
12.160
Leitung und Verwaltung)
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Kindertagesstätten - Wer ist zuständig? (1)
Öffentlicher Träger = Gemeinde (Jugendamt)
Gem. SGB VIII in Verbindung mit dem
Kindertagesstättengesetz zuständig für den Betrieb der
Einrichtung
Arbeitgeber – Gemeinde (Personalamt)
Zuständig für Arbeitsvertrag und den sich daraus
ergebenden Gegenständen
Politik – Land und Bund
Zuständig für Finanzierung, Rahmenbedingungen,
Betriebserlaubnis
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Kindertagesstätten - Wer ist zuständig? (2)
Alle Entscheidungen über Kindertagesstätten sind
politische Entscheidungen
• Kommune (örtlicher Träger und Arbeitgeber)
• Landkreis (Jugendhilfeplanung)
• Land (Finanzierung und Rahmenbedingungen, Betriebserlaubnis)
• Bund (Rahmengesetzgebung SGB VIII)
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Kindertagesstätten - Wer ist zuständig? (3)
Politische Lobby für Jugendhilfe
Kommunale Spitzenverbände
• Städtetag
• Landkreistag
• Städte- und Gemeindebund
Interessenvertretung der Arbeitgeber
Kommunaler Arbeitgeberverband (KAV) - Land
Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) – Bund
Problem:
Keine erkennbare Querverbindung
Keine explizite Fachlichkeit für Sozial- und Erziehungsdienst
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Kindertagesstätten - Wer ist zuständig? (4)
Politische Lobby für Kinder und Eltern
Parlamente und Parteien
•
•
•
•
Gemeinde
Landkreis
Land
Bund
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Kindertagesstätten - Wer ist zuständig? (5)
Schwarze Peter-Spiel
Arbeitgeber:
Für Finanzierung von Kita ist die Politik zuständig. Wir können nur
verteilen, was uns die Parlamente geben.
Politik:
Für Tarifverträge sind Arbeitgeber und Gewerkschaften zuständig.
Die Höhe der Bezahlung liegt nicht in unserer Hand.
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Stand der Verhandlungen (1)
25. Februar 2015, Hannover – 1. Verhandlungsrunde
Gewerkschaften übergeben und begründen Forderungen
•
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•
•
Gehaltssteigerung von durchschnittlich zehn Prozent
Höhere Eingruppierung: ErzieherInnen von S 6 in S 10, S 8 in S 11
Eingruppierung von KitaleiterInnen zusätzlich zur genehmigten Platzzahl Zahl der
Gruppen und der Beschäftigten
Wegfall der verlängerten Stufenlaufzeit für ErzieherInnen mit „schwierigen Tätigkeiten“
und HeilpädagogInnen
Beibehaltung der erreichten Erfahrungsstufe bei Höhergruppierung und
Arbeitgeberwechsel
VKA: Forderungen unberechtigt und zu hoch.
Gehalt der Erzieherin sei seit 2009 um 33 % gestiegen. Weitere Erhöhung unnötig.
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Rechenschieber (1)
VKA-Modell „Äpfel mit Birnen“
Zeitpunkt
1. Januar 2009
1. März 2015
Tarif
Entgeltgruppe
TVöD
EG 6, Stufe 6
„E-Tabelle“
TVöD-SuE S 6, Stufe 6
„S-Tabelle“
Steigerung
Betrag
2.475 Euro
3.289 Euro
814 Euro = 33 Prozent
GEW-Modell „S-Klasse“
Zeitpunkt
Tarif
1. November 2009 TVöD-SuE
„S-Tabelle“
1. März 2015
TVöD-SuE
„S-Tabelle“
Steigerung
Entgeltgruppe
S 6, Stufe 6
Betrag
2.864 Euro
S 6, Stufe 6
3.289 Euro
425 Euro = 15 Prozent
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Rechenschieber (2)
GEW-Modell „Historie“
Zeitpunkt
1. Mai 2004
Tarif
BAT-West
Kommune
1. Januar 2009
TVöD
„E-Tabelle“
1. November 2009 TVöD-SuE
„S-Tabelle“
1. März 2015
TVöD-SuE
„S-Tabelle“
Entgeltgruppe
Vc + Ortszuschlag + allg.
Zulage + Verg.gruppenzulage
EG 6, Stufe 6
Betrag
2.726 Euro
S 6, Stufe 6
2.864 Euro
S 6, Stufe 6
3.289 Euro
2.475 Euro
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
VKA:
Sozial- und Erziehungsdienst wurde bereits überproportional bevorzugt
Tatsächlich:
Einbruch bei Wechsel BAT – TVöD (Wegfall Bewährungsaufstieg)
Steigerung bei Erzieherin geringer als bei allen ArbeitnehmerInnen
Gehalt ErzieherIn und Durchschnittsverdienst aller ArbeitnehmerInnen 2004 - 2014
2004
Anfangsgehalt
Endgehalt
Durchschnitt aller
ArbeitnehmerInnen
2009
(E-Tabelle)
1.928,78
1.922,60
2.725,84
2.474,80
2.846,00
3.141,00
2009
2014
Steigerung
(S-Tabelle)
2004 - 2014
2.040,00 2.311,21
19,8
2.864,00 3.211,97
17,8
3.141,00 3.527,00
23,9
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Stand der Verhandlungen (2)
23. März 2015, Münster – 2. Verhandlungsrunde
Vereinbarung über Zeitplan: Vier Termine zu spezifischen Sachverhalten
VKA: Erste Überlegungen zu Kitaleitung
Eingruppierung der Kitaleitung
•
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S 7 in S 10: Durchschnittliche Steigerung 378 Euro
S 10 in S 11: Durchschnittliche Steigerung 106 Euro
Bemessung nach Plätzen und Beschäftigten
Aber: nur pädagogisches Personal in Vollzeitäquivalenten
Erbringt nach VKA-Umfrage Höhergruppierungen:
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Für 27 %: S 13 in S 15 = 130 Euro; für 73 %: 0 Euro
Für 34 %: S 15 in S 16 = 245 Euro; für 66 %: 0 Euro
Für S 16 und S 17: ???
Gewerkschaften: Überlegungen teilweise nachvollziehbar, aber kein Angebot
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Stand der Verhandlungen (3)
8. April 2015, Düsseldorf – 3. Verhandlungsrunde
VKA: Erste Überlegungen zu KinderpflegerInnen und ErzieherInnen
Neue Heraushebung für „pädagogische Spezialgebiete“ (z. B. musische
Erziehung)
•
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S 3 in S 4: Durchschnittliche Steigerung 140 Euro
S 6 in S 7: Durchschnittliche Steigerung 30 Euro
Gewerkschaften: Keine Verhandlungsgrundlage
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Stand der Verhandlungen (4)
16. April 2015, Hannover – 4. Verhandlungsrunde
VKA: Erste Überlegungen zu „handwerklicher Erziehungsdienst“
Gewerkschaften: Keine Verhandlungsgrundlage
20./21. April 2015, Offenbach – 5. Verhandlungsrunde
VKA: Rückblick auf vorangegangene Themen, kein Vorschlag zu
SozialarbeiterInnen
Gewerkschaften: Keine Verhandlungsgrundlage
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Resümee
• Arbeitgeber haben in fünf Verhandlungsrunden kein
Angebot vorgelegt.
• Bisherige Vorschläge greifen nur kleine Fallgruppen heraus.
• Generelle Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes
wird von VKA abgelehnt.
Konsequenz
• Verhandlungen sind gescheitert
• Urabstimmung – 96,4 Prozent der GEW Mitglieder
stimmen mit „JA“
• Unbefristeter Streik
Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft
Engagiert
Gewerkschaftlich
Organisieren
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Bernhard Eibeck
Bernhard.eibeck@gew.de