Newsletter Nr. 26 Grüne Schule März 2015
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Newsletter Nr. 26 Grüne Schule März 2015
Steckbrief Schachblume Nr. 26 / März 2015 Liebe Kolleginnen und Kollegen, bis zum Beginn der „Woche der Botanischen Gärten“ im Juni 2015 zum Thema „Die Letzten ihrer Art“ stellen wir Ihnen in loser Folge interessante und gefährdete Wildpflanzen aus Hamburg vor. Sie können damit im Unterricht zum Thema Arten- und Naturschutz arbeiten, eine Exkursion in den Loki‑Schmidt‑ Garten vorbereiten und sich aus dem Pflanzenprogramm passende Wildpflanzen für den Schulgarten holen. In zwei Veranstaltungen wird dieses Thema vertieft: Schachblume. Foto: Grüne Schule DA! WO? DA! Eine weiße Blume! Wirklich eine Schachblume? Donnerstag, 30. April 2015, 16.00–18.30 Uhr Die Letzten ihrer Art – Wildpflanzenschutz in Botanischen Gärten Mittwoch, 17. Juni 2015, 17.00–19.00 Uhr Die Letzten ihrer Art – Zur (Wieder-)Ansiedlung gefährdeter Pflanzenarten Vortrag und Seminar mit Frau Dr. Silke Lütt vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein. Außerdem findet eine Fortbildung zum Thema „Evolution im Loki-Schmidt-Garten“ statt, in der die Fritillarien eine Rolle spielen: Montag, 13. April 2015, 16.00–19.00 Uhr Ort: Unterrichtsraum der Grünen Schule auf dem Freigelände, 80 m vom Eingang Ohnhorststraße. Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte der Webseite www.gshamburg.de. Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung www.li.hamburg.de Wer nicht weiß, wo sie steht, findet sie nicht. Foto: Grüne Schule Immer wieder erscheinen in den Beständen rein weiße Formen. Auf den Blütenblättern ist das Schachbrettmuster gerade noch zu ahnen. Merkmale Das charakteristische Schachbrettmuster der hängenden Blüte, 6 Kronblätter, keine Kelchblätter, ein Fruchtknoten, sehr schmale, parallelnervige, wechselständige Blätter, das sind die wichtigsten Merk- 1 Grüne Schule – Newsletter Nr. 26 / März 2015 male. Die Blüten erheben sich mit der Streckung eines vorher gekrümmten Stieles Anfang April und blühen schon Ende des Monats. Der Nährstoffvorrat stammt aus einer kleinen Zwiebel. Die nickende Blüte mit ihrer charakteristischen namengebenden Zeichnung hält sich höchstens zwei Wochen. Dann erscheinen im Juni die aufrecht auf dem Halm stehenden Früchte. Wird eine Wiese zu früh gemäht, reifen die Samen nicht aus, die Pflanze verschwindet früher oder später. Vorkommen und Verbreitung Die Pflanze kommt europaweit vor. Die Schachblume gilt im Norden als Neueinwanderer. Sie ist wohl im 16. Jahrhundert aus Gärten ausgewandert. Ihr Vorkommen im bewirtschafteten Grünland spricht dafür. In Hamburg ist sie an vielen früheren Standorten verschwunden. Sie kam hier auf den regelmäßig überschwemmten Elbwiesen vor. Heute noch existiert sie in Elbnähe z. B. auf einer Fläche in Rissen und an der Gose-Elbe (vgl. Karte). In Schleswig-Holstein kommt sie in Seestermühe als „Reet-Tulpe“ im Röhricht vor. Das Vorkommen in Hetlingen in Schleswig-Holstein auf Wirtschaftswiesen hat sich trotz der Eindeichung in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts erhalten. Die extensive Nutzung und die Pflegemaßnahmen sind so gestaltet, dass der Bestand erhalten bleibt. Zur Überprüfung wird der Bestand sorgfältig dokumentiert. Er ist auf über hunderttausend Blüten angewachsen und wird jährlich im Schachblumenfest gefeiert (siehe Quellen). Ökologie und Gefährdung Die Schachblume hat auf feuchten, nährstoffarmen Wiesen einen Konkurrenzvorteil. Ist der Boden nass genug, behält sie einen Wachstumsvorsprung gegenüber dem Gras und hebt ihre Blüten über das nachwachsende Grün. Die Bestäuber sind überwiegend Hummeln. Der Rückgang der Schachblumen nahte mit der veränderten Weidewirtschaft. Statt Wiesen als Heuwiesen zu nutzen und relativ spät zu mähen, wird immer mehr mit Silage gefüttert. Die Wiesen werden gedüngt und schon ab Mai gemäht. Die Hufe schwerer Kühe zerdrücken die Zwiebeln, Schafe können auf Schachblumenwiesen gehalten werden. Auf Wiesen, wo besonders hartes Heu für Pferde geerntet werden soll, hat sie eine Chance. Standorte im Loki-Schmidt-Garten Fritillaria meleagris Schachblume E1 Attraktiver Frühjahrblüher im frischen bis feuchten Grünland. Die Schachblume ist eine alte Zierpflanze, die ab dem 16. Jahrhundert aus den Gärten in die freie Landschaft ausgewandert ist. Sie wird heute als Neophyt gewertet (Fischer 1994). Die bedeutendsten Bestände im Hamburger Raum liegen außerhalb bei Hetlingen und an der Seeve im Junkernfeld bei Over. Der Bestand von Fritillaria meleagris ist von optimalen Pflegemaßnahmen abhängig (vgl. Netz und Steinhard-Wulff 2005). Die Schachblume und ihre Verwandten finden Sie im Eingangsbereich, auf der Fläche am Hang vor dem Loki-Schmidt-Haus beim Duft- und Tastgarten, auf der „Heuwiese“ hinter dem Verwaltungsgebäude auf der rechten Seite, im Kleingarten bei der Grünen Schule, im Alpinum (!), dem Kaukasus und vor allem im neuen System! Quelle: Hamburger Pflanzenatlas, S. 264. Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung www.li.hamburg.de 2 Grüne Schule – Newsletter Nr. 26 / März 2015 Naturschutz in Hamburg Die Schachblume kommt im Naturschutzgebiet (NSG) Wittenbergener Heide mit Elbwiesen vor und im NSG Die Reit an der Gose Elbe. Die Fläche in Rissen wird von der NABU-Gruppe West betreut. Die über Jahrzehnte durchgeführten Zählungen (mit Schülern!) ergaben starke Schwankungen – zwischen unter hundert bis über tausend Exemplaren (Mitteilung von Frau Meyer-Ohlendorf, NABU Gruppe West). Die Blütenzahl ist nur ein Hinweis auf die Anzahl der Pflanzen selbst. Immerhin braucht die Entwicklung vom Samenkorn bis zur Blüte etwa 4 Jahre. Neue Standorte für die Schachblume Das durch die Elbvertiefung veränderte, verstärkte Auflaufen der Fluten verdrängt die Schachblume aus dem Heuckenlock. Auf Flächen der Stiftung Altenwerder wird nun versucht, mit Hilfe von gesammelter Saat diese Pflanze dort neu anzusiedeln. Voraussetzung dieses mühevollen Vorhabens ist die genaue Erfassung der Standorte im Heuckenlock zur Blüte, um dann die unauffälligen Samenstände wiederzufinden und zu „ernten“. Wie in Hamburg Eingriffe in die Umwelt z. B. durch die Hafenerweiterung „ausgeglichen“ werden, ist ein lohnendes Unterrichtsthema. Fritillaria acmopetala am Hang beim Loki-Schmidt-Haus. Foto: Grüne Schule Finden Sie die Verwandten im System! Dort können Sie anhand von Schülerzeichnungen Ähnlichkeiten und Unterschiede dokumentieren lassen. Die Kaiserkrone ist so eine Verwandte. Die Kaiserkrone Die große Kaiserkrone Fritillaria imperialis ist eine Vogelblume mit sehr viel Nektar. Sie stammt aus dem Iran. Die Nektarien erkennt man als run- Ihre Aktivitäten Organisieren Sie einen Frühlingsrundgang zu den Schachblumen und ihren Verwandten. Sie können in der Grünen Schule eine Broschüre „Geschützte und besondere Pflanzen im Loki-Schmidt-Garten“ erhalten. Beigefügt ist eine CD, die von der ARGE Umweltschutz Haseldorfer Marsch e.V. produziert wurde, die die Fläche in Hetlingen mit pflegt. Sie dokumentiert den Entwicklungszyklus der Pflanze und die Pflege der Wiesen auf sehr gelungene Art und Weise und eignet sich als Unterrichtsfilm für Klasse 5–7 und Sek II zum Thema Ökologie und Pflanzen in ihrer Umwelt. Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung www.li.hamburg.de Die Kaiserkrone im Giftpflanzengarten. Foto: Grüne Schule 3 Grüne Schule – Newsletter Nr. 26 / März 2015 de weiße Felder in der Blüte. Erfühlen Sie die Nektarien mit dem Finger – so viel Nektar! Die Pflanze ist leicht giftig und stinkt so, dass sie sogar Wühlmäuse vertreibt. Etwas Nektar darf man probieren. tiert, an denen Sie die Phasen des Frühlings erkennen. Bei gebuchten Unterrichtsgängen können Sie auf ein Faltblatt zurückgreifen, mit dessen Hilfe sich die Phasen des Frühlings abgrenzen lassen. Entdecken Sie Prozesse der Evolution Nicht in die Beete treten! Das neue System im Loki-Schmidt-Garten stellt die Pflanzen nach ihrer Verwandtschaft in Form einer phylogenetischen Uhr zusammen. Die typischen Merkmale der Einkeimblättrigen, ihre parallelnervigen Blätter, die (meist) einfachen Blütenhüllen und weitere charakteristische Merkmale der Liliales/Liliaceae erkennen Sie hier am besten. Eine besonders schöne Fritillarie ist Fritillaria aurea 'Golden flag'. Sie hat sogar ein ähnliches Muster wie das Kiebitzei, wie die heimische Schachbrettblume auch heißt. Ein Unterrichtsprojekt für die Oberstufe zum Thema „Evolution“ bezieht die Fritillarien mit ein. Artbildung, Blütenökologie, Ko-Evolution und zentrale Evolutionsschritte im Pflanzenreich sind die Inhalte. Unterstützen Sie die Umweltstiftungen und Verbände in Ihrer Arbeit in den Naturschutzgebieten • http://www.hamburg.de/naturschutzgebiet/ • www.uport-hh.de/ Finden Sie einen Zugang zur Schönheit dieser und anderer Pflanzen! In Kew Gardens London ist im Jahre 2014 ein Kunstobjekt vorgestellt worden, das viele Vertreter aus der Verwandtschaft der Fritillarien in all ihrer Schönheit zeigt. Der Wissenschaftler und Künstler Laurence Hill hat diese Gattung zusammen mit Ilia Leitch vom Jodrell Laboratory erforscht, fotografiert und ausgestellt. Einen Teil dieser Pracht kann man im Loki-Schmidt-Garten finden – lebendig und nicht als pdf-Datei oder im Druck. Aber die Präsentation der Pflanzen ist außergewöhnlich (s. Quellen und Links). Fritillaria aurea 'Golden flag' im System. Foto: Grüne Schule Finden Sie die Zeichen des Frühlings Auf der Webseite www.gshamburg.de finden Sie Wegweiser, Aufgaben und Pläne, mit denen Ihre Schülerinnen und Schüler mit dem Smartphone unterwegs sein können. Mit den GPS-Daten finden Sie die Pflanzen im Loki-Schmidt-Garten garan- Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung www.li.hamburg.de Diese Schülerzeichnung entstand nach einem Unterrichtsgang mit einer Klasse 5. Die Aufgabe war, sich die schönste der besuchten Pflanzen zur Erinnerung aufzumalen – nach einer kurzen Diskussion um den Einwand: „Die kann man doch fotografieren.“ Die Zeichnung zeigt, dass die Pflanze ohne Wurzeln auskommt. Und sie zeigt, dass „wechselständig“, ohne das Wort zu kennen, gesehen und notiert wird. Dass die eine Blüte hinter dem Stängel liegt, ist fein beobachtet. Ob das Muster tatsächlich so aussieht? 4 Grüne Schule – Newsletter Nr. 26 / März 2015 Links und Quellen (Auswahl) www.elbmarschenhaus.de www.portal-tideelbe.de http://www.fritillariaicones.com/info/news/ Fritillaria_portrait_2014_A5.pdf http://stiftung-ausgleich-altenwerder.de/ wp-content/uploads/2010/10/2014_StAAw_ Mosaiksteinchen-f%C3%BCr-die-Schachbrettblume_ Posterfertig.jpg https://www.kuestendaten.de/publikationen/ Datencontainer/Schachbrettblume/ schachblume_erfolgskontrolle_04.pdf Bertram, H.; Brandt, I.; Engelschall, B.; Poppendieck, H.-H.; v. Prondzinski, J.; Der Hamburger Pflanzenatlas: von A bis Z mit CDRom des Kartenteils und der Roten Liste. Dölling und Galitz, Hamburg 2010 Schülerzeichnung Klasse 5d. Buchen Sie einen Unterrichtsgang, nutzen Sie die Möglichkeit des medien-gestützten Besuchs mit Hilfe der Webseite: www.gshamburg.de Kontakt Grüne Schule im Loki-Schmidt-Garten Walter Krohn Hesten 10, 22609 Hamburg www.li-hamburg.de www.gshamburg.de gruene-schule@botanik.uni-hamburg.de Impressum Grüne Schule im Botanischen Garten der Universität Hamburg Hesten 10, 22609 Hamburg, Walter Krohn Tel. 040/4 2816-208, Fax: 040/4 28 16-735 E-Mail: gruene-schule@botanik.uni-hamburg.de E-Mail: walter.krohn@li-hamburg.de Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung www.li.hamburg.de 5