Vorlesungsnotizen Mechanik III
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Vorlesungsnotizen Mechanik III
Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 1. Generalisierte Koordinaten, Lagrangefunktion, Lagrangegleichungen II. Art • • • Hauger, Schnall, Gross: Technische Mechanik 3 (Abschnitt 4.3 Lagrangesche Gleichungen) Schnell, Gross, Hauger: Technische Mechanik 2 (Kapitel 6) G.-P. Ostermeyer: Mechanik III Teil 2 Teil 1 I. Verallgemeinerte Koordinaten Wenn die Gesamtheit irgendwelcher Größen q1 , q2 ,..., qs die Lage eines Systems (mit s Freiheitsgraden) völlig charakterisiert, so nennt man diese Größen verallgemeinerte (oder generalisierte) Koordinaten und die Ableitungen qi verallgemeinerte Geschwindigkeiten. Wichtig: Verallgemeinerte Koordinaten können nichts mit den uns bereits bekannten kartesischen oder polaren Koordinaten zu tun haben. Das können beliebige Größen sein (Volumen, Spannung, elektrische Kapazität oder Ladung, aber auch Winkel, Abstände u.s.w). II. Lagrange-Funktion Die Lagrange-Funktion eines Systems von Massenpunkten L ≡ K −U = = kinetische Energie − potentielle Energie = G ma ra 2 G G ∑a 2 − U (r1 , r2 ,...) = L({qi } ,{q}) Bemerkung: Potentielle Energie ist bis auf eine additive Konstante definiert. Diese Eigenschaft hat auch die Lagrange-Funktion. III. Lagrangesche Gleichungen II. Art d ∂L ∂L − =0 dt ∂qi ∂qi Beispiel 1. Gegeben sei ein Körper mit Masse m auf einer Feder mit Federsteifigkeit c. Zu bestimmen ist die Bewegungsgleichung. Lösung. Als verallgemeinerte Koordinate wählen wir Auslenkung x aus dem ungespannten Zustand der Feder. Kinetische Energie ist mx 2 gleich K = , potentielle Energie der Fe2 cx 2 . Lagrangefunktion ist gleich der ist U = 2 mx 2 cx 2 L = K −U = − . Die Ableitungen lau2 2 ∂L ∂ ⎛ mx 2 cx 2 ⎞ ∂ ⎛ mx 2 ⎞ ten: = ⎜ − ⎟= ⎜ ⎟ = mx , ∂x ∂x ⎝ 2 2 ⎠ ∂x ⎝ 2 ⎠ d ∂L d = mx = mx , dt ∂x dt ∂L ∂ ⎛ mx 2 cx 2 ⎞ ∂ ⎛ cx 2 ⎞ = ⎜ − ⎟ = ⎜− ⎟ = −cx . ∂x ∂x ⎝ 2 2 ⎠ ∂x ⎝ 2 ⎠ Die Lagrangegleichung lautet d ∂L ∂L − = 0 ⇒ mx + cx = 0 . (Das 2. N.G.) dt ∂x ∂x Beispiel 2. Bewegung im Schwerefeld. K= x L= mx 2 , U = mgx , 2 mx 2 − mgx 2 ∂L ∂L = mx , = − mg ⇒ mx + mg = 0 . ∂x ∂x Beispiel 3. Bestimmen Sie für ein Pendel: (1) Lagrange-Funktion, (2) Bewegungsgleichung. Lösung: m m K = v 2 = l 2ϕ 2 2 2 U = mgz = −mgl cos ϕ Lagrangefunktion: m L = l 2ϕ 2 + mgl cos ϕ : 2 Ableitungen: d ∂L ∂L ∂L = ml 2ϕ , = − mgl sin ϕ . = ml 2ϕ , dt ∂ϕ ∂ϕ ∂ϕ Bewegungsgleichung: ml 2ϕ = − mgl sin ϕ . Dies ist der Drallsatz für das Pendel. Beispiel 4. Gegeben sei das auf dem Bild skizzierte System. Der Körper m2 auf dem Keil und der Keil auf der horizontalen Ebene gleiten ohne Reibung. Zu bestimmen sind die Bewegungsgleichungen in passend gewählten generalisierten Koordinaten. m2 s m1 α x Lösung. Koordinate der vorderen Kante des Keils und des Abstandes der Masse m2 von dieser Kante beschreiben eindeutig die Lage des gesamten Systems und können daher als verallgemeinerte Koordinaten gewählt werden. Zur Bestimmung kinetischer Energien beider Körper drücken wir zunächst kartesische Koordinaten von jedem Körper durch die gewählten verallgemeinerten Koordinaten: x1 = x , y1 = 0 x2 = x + s cos α , y2 = s sin α . m1 x , 2 m 2 2 K 2 = 2 ⎡( x + s cos α ) + ( s sin α ) ⎤ = ⎣ ⎦ 2 m2 2 2 ⎡ x + s + 2 xs cos α ⎤⎦ 2 ⎣ U1 = konst , U 2 = m2 gy2 = m2 gs sin α . Lagrange-Funktion: 2 K1 = L= ( m1 + m2 ) x 2 + m2 s2 + m xs cos α − m gs sin α 2 2 2 2 Ableitungen: ∂L ∂L = ( m1 + m2 ) x + m2 s cos α , =0 ∂x ∂x ∂L ∂L = − m2 g sin α . = m2 s + m2 x cos α , ∂s ∂s Lagrangeschen Gleichungen: ( m1 + m2 ) x + m2s cos α = 0 , m2 s + m2 x cos α + m2 g sin α = 0 . Daraus können beide Beschleunigungen bestimmt werden. Falls, z.B., nach x gefragt wird, multiplizieren wir die zweite Gleichung mit cos α und ziehen die zweite Gleichung von der ersten ab. Daraus folgt m g sin α cos α x= 2 . m1 + m2 sin 2 α Beispiel 5. Zu bestimmen sind die Bewegungsgleichungen für den Körper im Führungskanal auf einer sich drehenden Scheibe (Rotationsachse senkrecht zur Scheibe, Winkelgeschwindigkeit ω ). Lösung: Als verallgemeinerte Koordinate wählen wir ω den Abstand r des Körpers von der Rotar tionsachse. Lagrangesche Funktion: m L = K = ( r 2 + r 2ω 2 ) (potentielle Energie 2 fällt aus, da sie konstant ist). Partielle Ablei∂L ∂L = mr , = mrω 2 . tungen: ∂r ∂r Lagrange-Gleichung: mr = mrω 2 . Man kann leicht die Bewegungsgleichung in einem nicht inertialen (rotierenden) System erkennen: mrω 2 ist nichts anderes als Zentrifugalkraft. Beispiel 6. Fußpunkterregung eines Schwingers. Zu bestimmen ist die LagrangeFunktion und die Bewegungsgleichung. Lösung. x sei die Dehnung der Feder aus dem ungespannten Zustand. xF = x0 cos ω t Die x-Koordinate der Masse ist dann x1 = x0 cos ωt + x . Die Geschwindigkeit der Masse ist x1 = − x0ω sin ωt + x . x Kinetische Energie ist 2 2 mx1 m ( − x0ω sin ωt + x ) , potentielle K= = 2 2 cx 2 Energie ist U = . Die Lagrange-Funktion: 2 2 m ( − x0ω sin ωt + x ) cx 2 . Ableitungen: − L= 2 2 ∂L ∂L = m ( − x0ω sin ωt + x ) , = −cx . ∂x ∂x Lagrangegleichung: d ∂L ∂L − = m ( − x0ω 2 cos ωt + x ) + cx = 0 . dt ∂x ∂x mx + cx = − mx0ω 2 cos ωt - N.G. für einen Schwinger mit Fußpunkterregung. Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 2. Prinzip der virtuellen Arbeit (Prinzip der virtuellen Verrückungen) I. Kraft als Gradient der potentiellen Energie. Aus Mechanik II wissen Sie, dass potentielle Energie bei einer eindimensionalen Bewegung als Integral U ( x ) = − ∫ F ( x )dx definiert wird. Aus dieser Definition folgt dass ∂U . Verallgemeinerung dieser BeF ( x) = − ∂x ziehung auf mehrere Freiheitsgrade lautet: III. Beispiele für das Prinzip der virtuellen Verrückungen. Beispiel 1. Gegeben sei ein Hebel der Länge 2l im statischen Gleichgewicht. Im Punkt A ist der Hebel gelagert. Am Hebel greifen die Kräfte F und G sowie ein Moment M wie skizziert an. y ∂U Fi = − . ∂xi II. Prinzip der virtuellen Arbeit (Prinzip der virtuellen Verrückungen) Im statischen Gleichgewicht sind alle Kräfte gleich Null. Falls wir es mit einem konservativen System zu tun haben, gilt ∂U ∂U = 0. (1) = 0 ,... ∂xi ∂x1 Dies sind aber die Bedingungen für ein Minimum der potentiellen Energie. Gleichungen (1) bedeuten, dass das erste Differential der potentiellen Energie ∂U ∂U dU = dx1 + dx2 + ... = 0 oder ∂x1 ∂x2 dW = Fx1dx1 + Fx 2 dx2 + ... = 0 Im Gleichgewicht ist die Arbeit bei beliebigen virtuellen Verschiebungen gleich Null. x M und G sind gegeben. Zu bestimmen ist die Kraft F und die Auflagerreaktionen. Um die virtuelle Arbeit bei beliebigen virtuellen Verrückungen des Hebels zu erhalten, muß zunächst der Hebel vom Lager freigeschnitten werden, um alle Kräfte am Hebel sichtbar zu machen. Jetzt nehmen wir eine kleine, aber ansonst beliebige Verschiebung des Hebels vor. Ein starrer Körper in einer Ebene hat nur drei Freiheitsgrade: Er kann nach oben um δ y , in horizontaler Richtung Umgekehrt: Wenn die Arbeit bei beliebigen virtuellen Verschiebungen gleich Null ist, so ist das System im Gleichgewicht Da die Zwangskräfte (Reaktionskräfte) keine Arbeit leisten, brauchen sie bei der Berechnung der Arbeit nicht berücksichtigt zu werden. Das Prinzip der virtuellen Verrückungen wird daher meistens in der folgenden Form verwendet: Im Gleichgewicht muss die Arbeit von allen Kräften ohne Berücksichtigung von Reaktionskräften auf allen mit den Bindungen verträglichen Bewegungen verschwinden. um δ x verschoben werden und darüber hinaus um einen Winkel δϕ gedreht, sagen wir um das linke Ende des Hebels. Virtuelle Verrückungen: δ x , δ y , δϕ . Die auf der virtuellen Verrückung geleistete Arbeit muss im Gleichgewicht verschwinden: δ W = Axδ x + ( Ay − G + F ) δ y + ( −lG + 2lF − M ) δϕ = 0 Die Gleichgewichtsbedingungen: Ax = 0 , Ay − G + F = 0 , − lG + 2lF − M = 0 . 1 Beispiel 2. Flaschenzug. Bei gegebener Gewichtskraft G ist die Kraft F zu bestimmen. Lösung: Das ist ein System mit einem Freiheitsgrad. Das Ende des Seils wird um δ sF gezogen. Dabei hebt sich das Gewicht um δ sG = δ sF / 2 . Die dabei verrichtete Arbeit ist Ist nach einer bestimmten Reaktionskraft in einem Konstruktionselement gefragt, so ersetzen wir nur die uns interessierende Bindung durch die Reaktionskräfte und geben ihr ansonsten die Möglichkeit, sich zu bewegen (virtuelle Verrückungen auszuführen). δ sF F δ sG δ A = Fδ sF − Gδ sG G . = ( F − G / 2 ) δ sF Das System ist im Gleichgewicht, wenn die virtuelle Arbeit bei einer beliebigen Verschiebung gleich Null ist: F − G / 2 = 0 . Beispiel 3. Welche horizontale Kraft muss an den Keil angelegt werden, um das System im Gleichgewicht zu halten? Beispiel 5. Zu berechnen ist die Spannkraft des Fadens AB in dem skizzierten Teufelsarm. Lösung. Wir "schneiden" den Faden und lassen das Gewicht G eine kleine Verschiebung δ sD ausführen. Dabei verschiebt sich der Punkt B um δ sB = δ sD / 4 ; Die dabei geleistete Arbeit muss im Gleichgewicht verschwinden: δ W = −T ′ ⋅ δ sB + G ⋅ δ sD = 0 Daraus folgt T = 4G . Beispiel 6. Stabkraft Wie groß ist die Stabkraft im Obergurt des Fachwerks? Lösung: δ sR = 2δ s p tan α Die virtuelle Arbeit muss verschwinden: δ W = Pδ sP − Rδ sR = ( P − 2 R tan α ) δ s p = 0 ⇒ R= IV. Anwendung des Prinzips der virtuellen Arbeit zur Bestimmung der Reaktionskräfte. P . 2 tan α Beispiel 4. Schraubenpresse. Zu bestimmen ist das zum Erzeugen einer Druckkraft N erforderliche Kraftmoment des Kräftepaars P, P'. δ sN / h = δϕ / 2π δ W = M δϕ − N δ sN h ⎞ ⎛ N ⎟ δϕ = 0 =⎜M − 2π ⎠ ⎝ M= h N 2π Lösung. Indem man den Stab herausnimmt und durch die gesuchte Stabkraft ersetzt, entsteht ein verschiebliches System mit einem Freiheitsgrad (z.B., φ ), durch den alle anderen virtuellen Verschiebungen ausgedrückt werden können. Die virtuelle Arbeit muss verschwinden: δ W = Faδφ + Saδφ + Saδφ = 0 ⇒ S = − 12 F . 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 3. Generalisierte Kräfte, Lagrangesche Gleichungen 2. Art mit nicht konservativen Kräften nommen werden. Verallgemeinerte KoordiI. Verallgemeinerte (generalisierte) Kräfte naten seien α Gegeben sei ein Massenpunkthaufen und ϕ . Zu finden sind die entsprechenden verallgemeinerten Kräfte. G Wenn alle Körper um δ ri verschoben werden Lösung: (das sind die "virtuellen Verrückungen"), δ s1 = δ s2 = l ⋅ δα werden die zwischen den Körpern wirkenden Die virtuelle konservativen Kräfte eine Arbeit Arbeit bei ∂U ∂U ∂U dW = − dU = − dx1 − dy1 − dz1... Änderung des ∂x1 ∂y1 ∂z1 Winkels α ist leisten. Wir wissen, dass "Arbeit=Kraft mal δ Wα = −G ⋅ δ s1 ⋅ sin α − G ⋅ δ s2 ⋅ sin α = −2G ⋅ l ⋅ δα ⋅ sin α Weg". Daraus ist ersichtlich, dass Für die verallgemeinerte Kraft folgt ∂ U ∂ U ∂U - Komponenten der Kraft − ,− ,− Qα = −2G ⋅ l ⋅ sin α . ∂x1 ∂y1 ∂z1 δ Wϕ = 0 ⇒ Qϕ = 0 . sind. In verallgemeinerten Koordinaten gilt ∂U ∂U ∂U Beispiel 3. Ein Kolben kann sich in einem dW = − dU = − dq1 − dq2 − ... − dqi − ... ∂q1 ∂q2 ∂qi unter Druck p stehenden Zylinder bewegen. ∂U Als verallgemeinerte Koordinate des Kolbens In Analogie werden die Ableitungen − sei das Volumen der linken Kammer gewählt. ∂qi Zu berechnen ist die dieser verallgemeinerten verallgemeinerte Kräfte genannt, so dass die Koordinate zuRegel "Arbeit= verallgemeinerte Kraft mal geordnete ververallgemeinerte Verschiebung" auch weiterallgemeinerte hin gilt. Kraft. Ähnlich werden verallgemeinerte nichtkonLösung. Die auf servative Kräfte definiert. die Oberfläche des Kolbens wirkende Kraft ist Ist die Arbeit bei einer beliebigen virtuellen gleich F = p ⋅ A . Die Arbeit dieser Kraft bei Verschiebung gleich einer kleinen Verschiebung dx des Kolbens dW = Q1dq1 + Q2 dq2 + ...Qi dqi + ... ist gleich dW = F ⋅ dx = p ⋅ A ⋅ dx = p ⋅ dV . ist, so nennt man Qi die der verallgemeiner∂W Die verallgemeinerte Kraft ist QV = = p. ∂V ten Koordinate qi entsprechende verallgemeiDie der verallgemeinerten Koordinate "Volumen" nerte Kraft. Beispiel 1. Zu finden ist die verallgemeinerte Kraft Qϕ , die dem Winkel ϕ entspricht. Lösung: Aus der Dynamik wissen wir, dass die bei einer Rotation geleistete Arbeit ist gleich dA = Mdϕ , wobei M das Kraftmoment ist. zugeordnete verallgemeinerte Kraft ist Druck. Tabelle der generalisierten Kräfte Generalisierte Koordinate Generalisierte Kraft kartesische Koordinate x x-Komponente der Kraft Fx Das Kraftmoment M ist die dem Winkel zugeordnete verallgemeinerte Koordinate. Rotationswinkel ϕ Kraftmoment bezüglich desselben Punktes M Beispiel 2. Ein Zentrifugalregler kann sich um die vertikale Achse drehen. Gewicht jeder Kugel ist G, andere Teile können als gewichtslos ange- Volumen Druck p Im Allgemeinen V q δW / δ q 1 II. Lagrangesche Gleichungen 2. Art mit nicht konservativen Kräften Die uns bekannten Lagrangeschen Gleichungen 2. Art d ∂L ∂L − =0 dt ∂qi ∂qi können auch in der folgenden Form geschrieben werden: d ∂K ∂K ∂U − + =0 dt ∂qi ∂qi ∂qi oder d ∂K ∂K ∂U − =− = Qi . dt ∂qi ∂qi ∂qi Eine Bewegung kann sich aber nicht ändern, wenn wir Kräfte einer Natur durch die gleichen Kräfte anderer Natur ersetzen. Daraus d ∂K ∂K folgt, daß die Gleichung − = Qi dt ∂qi ∂qi auch dann gilt, wenn Qi beliebige verallgemeinerte Kräfte (nicht unbedingt konservative) sind. Wenn wir die Kräfte als eine Summe aus konservativen und nicht konservativen Kräften darstellen, so gilt: d ∂K ∂K ∂U ( kons .) ( n . kons .) ( n . kons .) − = Qi + Qi =− + Qi dt ∂qi ∂qi ∂qi Diese Gleichung kann in der folgenden Form geschrieben werden: d ∂ L ∂L ( n . kons .) − = Qi dt ∂qi ∂qi Lagrangesche Gleichungen 2. Art für Systeme mit nicht konservativen Kräften Beispiel 1. Gegeben sei eine abgesetzte Rolle mit den Radien r und R auf einer schrägen Ebene im Erdschwerefeld. Sie wird über einen Faden und eine Feder-Dämpferkombination gehalten. Die Ruhelänge der Feder sei l. Man ermittle die Bewegungsgleichungen des Systems. 1 2 1 1 2 mx + Θϕ 2 − c ( x * − l ) + mgx sin α 2 2 2 Die Dämpferkraft ist eine nicht konservative Kraft. Die zugehörige virtuelle Arbeit ist δ WDämpfer = − bx * δ x * . L= Die Koordinaten x, x*,ϕ sind abhängig. 1. Bindung: Die Rolle rollt ⇒ x = Rϕ . 2. Bindung: x * liegt auf der Rolle ⇒ x* = ( R + r ) ϕ . Daraus folgen die Zusammenhänge zwischen den Koordinaten: R+r ϕ = x/R, x* = x. R Die Lagrangefunktion ausgedrückt als Funktion der einzigen gebliebenen verallgemeinerten Koordinate x : 1⎛ Θ⎞ 1 ⎛R+r ⎞ L = ⎜ m + 2 ⎟ x 2 − c ⎜ x − l ⎟ + mgx sin α 2⎝ R ⎠ 2 ⎝ R ⎠ 2 Zur Berechnung der generalisierten Kraft, die derselben Koordinate x zugeordnet ist, berechnen wir die virtuelle Arbeit des Dämpfers 2 R + r) ( xδ x ⇒ δ WDämpfer = −b R2 Die der Koordinate x zugeordnete nicht konservative verallgemeinerte Kraft ist somit 2 R + r) ( x . Qx = −b R2 Die Lagrangegleichung lautet d ∂L ∂L − = Qx dt ∂x ∂x Ableitungen: ∂L ⎛ Θ⎞ = ⎜ m + 2 ⎟ x , R ⎠ ∂x ⎝ d ∂L ⎛ Θ⎞ x, = ⎜ m + 2 ⎟ dt ∂x ⎝ R ⎠ R+r⎛ R+r ∂L ⎞ = −c x − l ⎟ + mg sin α ⎜ ∂x R ⎝ R ⎠ Somit ergibt sich die folgende Bewegungsgleichung Θ⎞ R+r ⎛ R+r ⎛ ⎞ x+c x − l ⎟ − mg sin α = ⎜ m + 2 ⎟ ⎜ R ⎠ R ⎝ R ⎠ ⎝ (R + r) = −b R2 2 x Lösung. Die Lagrangefunktion des Systems: 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 4 I. Die Dissipationsfunktion. Zur Berechnung von generalisierten dissipativen (Widerstands-) Kräften benutzt man Dissipationsfunktion. Definieren wir eine Funktion D, deren Ableitungen nach Geschwindigkeitskomponenten mit Minus-Vorzeichen die Reibungskraftkomponenten ergeben: ∂D ∂D (1) (1) Fx = − , Fy = − ,... (1) ∂x1 ∂y1 Beispiele: • Gleitreibung: D = μ N vrel , Die Dissipationsfunktion. Zwangskräfte. Dissipationsfunktion, (c) alle sonstigen mit Qi . Beispiel. Modell eines Fahrzeuges: Aufbau + zwei Räder über Feder-Dämpferbeine abgestützt. Nickbewegungen des Aufbaus seien klein. Ein Rad wird mit einem Moment M angetrieben. Der Aufbau erfährt einen Widerstand durch den mit konstanter Geschwindigkeit v wehenden Wind. Man stelle die Bewegungsgleichungen auf. μ - Reibkoeffizient, N- Normalkraft • lineare Dämpfung: D = 1 2 bvrel , 2 b-Dämpfungskonstante 1 3 Luftwiderstand: D = k vrel . 3 vrel ist relative Gleitgeschwindigkeit. Wir wollen nun verallgemeinerte dissipative Kräfte berechnen. Bei Beschreibung eines Systems mit verallgemeinerten Koordinaten sind seine kartesischen Koordinaten Funktionen von verallgemeinerten Koordinaten: xi = xi ( q1 ,..., qs ) . Zur Berechnung der verallgemeinerten Kräfte berechnen wir die virtuelle Arbeit bei einer beliebigen Verrückung des Systems: ∂D dW = ∑ Fi dxi = ∑ − dxi . ∂xi i i eine verallgemeinerte Kraft wird definiert als ∂W ∂D ∂xi ∂D ∂xi ∂D Qj = = ∑− = ∑− =− ∂q j ∂xi ∂q j ∂xi ∂q j ∂q j i i • Daraus folgt für beliebige generalisierte Koordinate qi : Qqi = − ∂D ∂qi Mit der Dissipationsfunktion lassen sich die Lagrangegleichungen wie folgt schreiben: d ∂L ∂L ∂D − + = Qi dt ∂qi ∂qi ∂qi In dieser Form sind die folgenden Kräfte berücksichtigt: (a) alle konservativen Kräfte stecken bereits in der Lagrangefunktion, (b) dissipative (Widerstands-) Kräfte durch die Lösung. Die Lagrangefunktion des Systems: 1 1 L = M ( x 2 + y 2 ) + Θsϕ 2 2 2 1 1 + mx22 + Θrϕ22 2 2 1 1 + mx32 + Θrϕ32 2 2 1 1 2 2 − Mgy − c ( y2 − l ) − c ( y3 − l ) 2 2 Die Dissipationsfunktion des Systems ist 1 2 1 2 1 3 D = by 2 + by 3 + k x + v . 2 2 3 Das Antriebsmoment muss über die virtuelle Arbeit δ WAntrieb = − M δϕ 3 berücksichtigt werden. Bindungsgleichungen: Als generalisierte Koordinaten werden x, y, ϕ gewählt. x2 = x − a ⇒ x 2 = x x3 = x + a ⇒ x3 = x y2 = y − aϕ ⇒ y 2 = y − aϕ y3 = y + aϕ ⇒ y 3 = y + aϕ x x−a x ϕ2 = − 2 = − ⇒ ϕ2 = − r r r 1 x3 x+a x =− ⇒ ϕ3 = − r r r Für die Lagrangesche Funktion ergibt sich 1 1 1 1 Θr 2 L = M ( x 2 + y 2 ) + Θsϕ 2 + 2 mx 2 + 2 x 2 2 2 2 r2 1 1 2 2 − Mgy − c ( y − aϕ − l ) − c ( y + aϕ − l ) 2 2 oder 1 1 Θ ⎞ ⎛ L = M ( x 2 + y 2 ) + Θ sϕ 2 + ⎜ m + 2r ⎟ x 2 2 2 r ⎠ ⎝ ϕ3 = − − Mgy − c ( y − l ) − ca 2ϕ 2 Die Dissipationsfunktion 1 1 1 2 2 3 D = b ( y − aϕ ) + b ( y + aϕ ) + k x + v = 2 2 3 1 3 = by 2 + ba 2ϕ 2 + k x + v 3 Die virtuelle Arbeit des Antriebsmomentes ist M M δ WAntrieb = δ x ⇒ Qx = . r r Die Bewegungsgleichungen: Θr ⎞ ⎛ x + k x + v ( x + v ) = M / r ⎜ M + 2m + 2 2 ⎟ r ⎠ ⎝ My + Mg + 2c( y − l ) + 2by = 0 Θϕ + 2ca 2ϕ + 2ba 2ϕ = 0 2 II. Zwangskräfte können auch im Lagrangeformalismus berechnet werden. Zwangskräfte stehen immer senkrecht zu den "erlaubten" Bewegungen. Gibt es in einem System eine Bindung der Form g ( q1 , q2 ,..., qs ) = 0 , (1) so kann sich dieses System im q-Raum nur auf der Hyperfläche (1) bewegen: Die Zwangskräfte sind senkrecht zu dieser Fläche gerichtet. Diese "senkrechte Richtung" kann analytisch berechnet werden: Erleiden alle Koordinaten qi eine beliebige kleine Änderung, die mit der Bedingung (1) verträglich ist, so ändert sich g nicht, d.h.: ∂g dg = ∑ i dqi = 0 . i ∂qi Diese Gleichung kann als Skalarprodukt von ⎛ ∂g ∂g ⎞ ,..., zwei Vektoren: ∇g = ⎜ ⎟ und ∂qs ⎠ ⎝ ∂q1 → dq = ( dq1 ,..., dqs ) aufgefasst werden. Vektor → dq liegt dabei immer in der Hyperebene und ⎛ ∂g ∂g ⎞ Vektor ∇g = ⎜ ,..., ⎟ folglich senkrecht ∂qs ⎠ ⎝ ∂q1 zu dieser Ebene. Das bedeutet, dass die Zwangskraft die gleiche Richtung hat, wie der Vektor ∇g : ∂g Zwang . Qi =λ . ∂qi Die noch unbekannte Größe λ heißt Lagrange-Multiplikator und kann aus der Bedingung (1) berechnet werden. Lagrangesche Gleichungen 1. Art für Systeme mit beliebigen eingeprägten Kräften und Zwangskräften r ∂g d ∂L ∂L ∂D − + = Q j + ∑ λk k ∂qi dt ∂qi ∂qi ∂qi k =1 g1 (q1 , q2 ,..., qs ) = 0 ................. g k (q1 , q2 ,..., qs ) = 0 Beispiel: Ein Pendel. Man stelle die Bewgungsgleichungen auf und gebe die Stangenkraft an. r =l ϕ Lösung: Die Lagrangefunktion ohne Berücksichtigung der Zwangsbedingung ist 1 1 L = mr 2 + mr 2ϕ 2 + mgr cos ϕ 2 2 . Die Zwangsbedingung ist r − l = 0 , somit g ( r, ϕ ) = r − l . Die Bewegungsgleichungen sind: ∂g 1) mr − mrϕ 2 − mg cos ϕ = λ =λ ∂r ∂g 2) mr 2ϕ + 2mrrϕ + mgr sin ϕ = λ =0 ∂ϕ r = 0. 3) r - l = 0 ⇒ Die zweite Gleichung ist dann die gesuchte Bewegungsgleichung und die erste gibt die Zwangskraft an: Fr = λ ∂g = − mrϕ 2 − mg cos ϕ . ∂r 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 5. I. Zwangskräfte (Fortsetzung) II. Potentielle und kinetische Energie eines elastischen Stabes, Eigenschwingungen ∂u I. Lagrangesche Gleichungen 1. Art für ein Spannung: σ = Eε = E . Kraft: ∂x System mit mehreren Bindungen ∆l AE Gibt es in einem mechanischen System mit Fi = Aσ i = AEε i = AE i = ∆li = k ∆li ⇒ der Lagrangefunktion L r Bindungen, die li li mittels der Bindungsgleichungen AE Steifigkeit eines Elementes: k = . g k (q1 ,..., qs ) = 0 , k = 1,..., r li dargestellt werden können, so haben die BePotentielle Energie eines Elementes: wegungsgleichungen die Form: 2 2 ∆li AE 2 AE ∆li Ui = k li = = ∆li = Lagrangesche Gleichungen 1. Art 2 2li 2 li 2 r d ∂L ∂L ∂D ∂g 2 − + = Qi + ∑ λk k AE 2 AE ⎛ ∂u ⎞ dt ∂qi ∂qi ∂qi ∂qi k =1 = ε i li = ⎜ ⎟ li 2 2 ⎝ ∂x ⎠i g1 ( q1 , q2 ,..., qs ) = 0 Potentielle Energie des ganzen Stabes: 2 ......... AE ⎛ ∂u ⎞ U = ∑U i = ∑ g r ( q1 , q2 ,..., qs ) = 0 ⎜ ⎟ li 2 ⎝ ∂x ⎠i i i Beispiel: Ein Pendel. Man stelle die Beweoder gungsgleichungen auf und 2 l l AE ⎛ ∂u ⎞ AE 2 gebe die Stangenkraft an. U =∫ dx = u′ dx ⎜ ⎟ ∫ r =l 2 2 ∂ x ⎝ ⎠ 0 0 Lösung: Die Lagrangefunktion Kinetische Energie des Stabes: ohne Berücksichtigung der l l ϕ Zwangsbedingung ist v2 u 2 K = ∫ dm = ∫ ρ A dx . 1 1 2 0 2 0 L = mr 2 + mr 2ϕ 2 + mgr cos ϕ 2 2 Lagrangefunktion: Die Zwangsbedingung ist r − l = 0 , somit 2 l ⎛ u 2 AE ⎛ ∂u ⎞ ⎞ g ( r, ϕ ) = r − l . L = ∫⎜ ρA − ⎜ ⎟ ⎟dx ⎜ 2 2 ⎝ ∂x ⎠ ⎟⎠ 0⎝ Die Lagrangegleichungen sind: ∂g B. Lagrangefunktion eines elastischen Sta1) mr − mrϕ 2 − mg cos ϕ = λ =λ ∂r bes in Fourier-Darstellung ∂g 2 Betrachten wir einen an beiden Enden festge2) mr ϕ + 2mrrϕ + mgr sin ϕ = λ =0 spannten elastischen Stab der Länge l (Rand∂ϕ bedingungen u(0) = 0 , u(l ) = 0 ): r = 0. 3) r - l = 0 ⇒ Die zweite Gleichung ist die gesuchte Beweu gungsgleichung und die erste gibt die Zwangskraft an: 0 ∂g x Fr = λ = −mrϕ 2 − mg cos ϕ . l ∂r Mit welchen generalisierten Koordinaten II. Kontinuierliche Medien kann man einen Stab beschreiben? A. Potentielle und kinetische Energie eines deformierten Stabes x x + dx x li Erste Möglichkeit: u( x ) ; hier spielt u die Rolle von generalisierten Koordinaten und x die Rolle des Indexes i, welcher Koordinaten nummeriert. Zweite Möglichkeit: Jede nicht singuläre Funktion kann auf dem Intervall (0, l ) in eine Tailor-Reihe entwickelt werden: 1 ∞ u( x, t ) = ∑ an (t ) x n . Die Entwicklungskoefn =0 fizienten an können als generalisierte Koordinaten gewählt werden. Dritte Möglichkeit: Jede Funktion, die den Randbedingungen u(0) = 0 , u(l ) = 0 genügt, kann auf dem Intervall (0, l ) in eine FourierReihe entwickelt werden: ∞ π nx n =0 l u( x, t ) = ∑ an (t )sin . Die Fourier-Koeffizienten an können ebenfalls als generalisierte Koordinaten gewählt werden. Weitere Möglichkeiten: ∞ u( x, t ) = ∑ an (t )ϕ n ( x ) , wobei ϕ n ( x ) ein voln =0 ler Satz von Basisfunktionen (es gibt verschiedene). Betrachten wir näher die dritte Wahl der generalisierten Koordinaten: ∞ π nx n =0 l u( x, t ) = ∑ an (t )sin . Wir leiten her die Bewegungsgleichungen für die generalisierten Koordinaten an . Zu diesem Zweck muss die Lagrange-Funktion des Stabes l 1 L = ∫ ( ρ Au 2 − AEu '2 )dx als Funktion der 20 generalisierten Koordinaten dargestellt werden. Die Ableitungen sind: ∞ π nx u ( x, t ) = ∑ an (t )sin , l n =0 ∞ π nx ⎛πn ⎞ u '( x, t ) = ∑ an (t ) ⎜ ⎟ cos l ⎝ l ⎠ n=0 l ∞ ∞ 1 π nx π kx ρ Aa n2l K = ∫ ∑ ρ Aa n a k sin sin dx = ∑ 2 0 n ,k =1 l l n=0 4 Die Lagrangegleichungen d ∂L ∂L − =0 dt ∂a n ∂an lauten: π 2n 2 = 0. ρ Aan l + AEan l Diese Gleichung beschreibt harmonische Schwingungen mit der Kreisfrequenz E ⎛πn ⎞ ωn = . ρ ⎜⎝ l ⎟⎠ Wir haben gefunden, dass die Bewegungsgleichungen für alle generalisierten Koordinaten an unabhängig von einander sind! Die allgemeine Lösung für die Koordinate an (t ) lautet: an (t ) = An cos ωn t + Bn sin ωn t = An cos E ⎛πn ⎞ E ⎛πn ⎞ t ⎜ ⎟ t + Bn sin ρ⎝ l ⎠ ρ ⎜⎝ l ⎟⎠ Wenn wir eine Deformation haben, bei der zum Zeitpunkt t = 0 nur eine Koordinate an verschieden von Null war, so ist dies auch zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt gültig. In diesem Fall ist die Verschiebung durch den Ausdruck u( x, t ) = an (t ) sin π nx l gegeben. Diese Funktion heißt die n-te Eigenform der Schwingungen des elastischen Stabes. Der Stab oszilliert dabei mit einer konE ⎛πn ⎞ , welche als stanten Frequenz ωn = ρ ⎜⎝ l ⎟⎠ n-te Eigenfrequenz bezeichnet wird. Die generalisierten an Koordinaten heißen Normalkoordinaten des Stabes. Die allgemeine Lösung für die n-te Eigenform ist ⎛ E ⎛πn ⎞ E ⎛ π n ⎞ ⎞ π nx u( x, t ) = ⎜ An cos t ⎟ sin ⎜ ⎟ t + Bn sin ρ l ρ ⎜⎝ l ⎟⎠ ⎠ l ⎝ ⎠ ⎝ 1 ∞ πn πk π nx π kx U = ∫ ∑ AEan ak cos cos dx 2 0 n ,k =1 l l l l mit beliebigen Konstanten An und Bn , deren Werte von den Anfangsbedingungen abhängen. 1 ∞ ⎛πn ⎞ AEan2 ⎜ ∑ ⎟ l 4 n =1 ⎝ l ⎠ Die Lagrangefunktion: 2 2 ∞ ρ Aan2l 1 ∞ 2π n L=∑ − ∑ AEan . l 4 4 n =1 n =0 Im zweiten Teil des Kurses, der Kontinuumsmechanik, werden wir diese Lösung auf einem anderen Weg, als die sogenannte Bernouillische Lösung der Wellengleichung, bekommen. l 2 = 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 6. Potentielle und kinetische Energie eines elastischen Balkens, eines Torsionsstabes, einer gespannten Saite. Beispiele für Statik und Dynamik eines Balkens. I. Energie eines Balkens II. Energie eines Torsionsstabes x w(x) x l Gegeben sei ein Balken mit der Länge l, dem geometrischen Trägheitsmoment des Querschnitts I und dem Elastizitätsmodul E in einem deformierten Zustand, der durch die Querverschiebung w( x ) seiner Achse gegeben ist. Zu bestimmen ist seine potentielle Energie. Wir betrachten einen infinitesimal kleinen Ausschnitt aus dem Balken 1/ R = w '' Wir schneiden aus einem verdrehten Stab ein infinitesimal kleines Element zwischen x und x+dx. Der linke Rand ist gedreht um den θ ( x) , der rechte um Winkel θ ( x + dx) = θ + dθ . Das Torsionsmoment im Querschnitt ist gleich Δθ M = GI r = GI rθ ′ ( I r ist das polare geoΔx metrisches Trägheitsmoment des Querschnitts). Der Torsionssteifigkeitskoeffizient des Elementes ist k = GI r / Δx . Die potentielle Energie des Elementes ist ΔU = k Δθ 2 I Δθ 2 I Δθ 2 GI =G r =G r Δx = r θ ′2Δx 2 2 Δx 2 2 Δx 2 Potentielle Energie des gesamten Stabes ist l GI U = ∫ r θ ′2 dx 2 0 R w,y neutrale Linie Kinetische Energie eines Elementes: Δmv 2 ρ ⋅ ΔxΔyΔz ⋅ r 2θ 2 ΔK = ∑ = ∑ 2 2 über über Querschnitt x Aus der vorigen Vorlesung wissen wir, dass potentielle Energie eines gedehnten Stabes ist AE 2 E 2 ε l = ε ⋅V 2 2 U= (V ist Volumen). Deformation einer "Faser" mit der Querkoordinate y (gemessen von der Mittellinie) ist ε ( y ) = − y / R = − y ⋅ w '' . Die potentielle Energie ist gleich: l l E 1 U = ∫ dx ∫∫ ε ( y )2 dydz = ∫ dx ∫∫ E y 2 w ''2 ( x )dydz 2 20 0 = Δx ∑ über Querschnitt = Δx Querschnitt ρ ⋅ ΔyΔz ⋅ r 2θ 2 2 ρ 2 θ 2 ∫ r 2 dydz über Querschnit ρ I r 2 θ . Die gesamte kinetische Energie: 2 l K=∫ 0 ρ I r 2 θ dx 2 III. Energie einer gespannten Saite Saite ist ein vorgespannter Faden, der keine Biegesteifigkeit besitzt. oder w l 1 U = ∫ EIw ''2 ( x )dx 20 Kinetische Energie berechnet sich wie bei w 2 K = ∫ ρ A dx 2 0 l einem Stab zu: = Δx l x Wir nehmen einen elastischen Faden mit der Länge l0 im ungespannten Zustand und dehnen ihn um Δl0 auf eine neue Länge l = l0 + Δl0 ; dadurch entsteht eine Spannkraft S = cΔl0 ( c ist Steifigkeitskoeffizient). 1 Jetzt lenken wir die Saite aus diesem Zustand (Verschiebung in der Querrichtung w( x ) ). Dadurch dehnt sich der Faden auf die Länge l l ⎞ ⎛ w′2 l ′ = ∫ 1 + w′2 dx = ∫ ⎜ 1 + + G.h.O. ⎟dx 2 ⎠ 0 0⎝ Die Durchbiegung in der Mitte ist somit 3 2 πn ∞ ∞ 2 Fl sin π l n ⎛ ⎞ 2 = = −∑ w ⎜ ⎟ = ∑ an sin 4 4 2 EI π n ⎝ 2 ⎠ n =0 n =0 l w′2 w′2 ≈l+∫ dx = l0 + Δl0 + ∫ dx = l0 + Δl0 + Δl1 2 2 0 0 Die potentielle Energie vor der Auslenkung c 2 war U 1 = Δl0 . Nach der Auslenkung: 2 c c 2 2 U 2 = ( Δl0 + Δl1 ) = Δl0 + 2Δl0 Δl1 + G.h.O. 2 2 U = U 2 − U 1 = cΔl0 Δl1 = S Δl1 oder l ( ) l S U = ∫ w′2 dx 20 Sie hängt nicht von der Steifigkeit des Fadens, sondern nur von der Vorspannkraft S ab. Kinetische Energie ist wie beim Balken l w 2 K = ∫ ρ A dx 2 0 IV. Ein Balken im statischen Gleichgewicht: ein Beispiel. Zu berechnen ist die Durchbiegung in der Mitte. F 2 Fl 3 ∞ 1 Fl 3 . = − ∑ 48 ⋅ EI EIπ 4 k =0 (2k + 1) 4 l 1 2 EI ( w ''( x ) ) dx + Fw(l / 2) ∫ 20 ∞ Mit dem Ansatz w( x ) = ∑ an sin π nx 1 π4 ⎞ = ∑ ⎟ 4 96 ⎠ k =0 (2k + 1) ⎛ ⎜ berücksichtige : ⎝ ∞ V. Dynamik eines Balkens Gegeben sei ein beidseitig drehbar gelagerter Balken. Zu bestimmen sind die Eigenfrequenzen. Lösung: Die Querauslenkung des Balkens genügt den Randbedingungen w(0) = 0 , w(l ) = 0 und kann daher als folgende Fourier-Reihe dargestellt werden: ∞ π nx n =0 l w( x, t ) = ∑ an ( t )sin . Als generalisierte Koordinaten wählen wir an . Die zur Berechnung von Energien benötigten Ableitungen sind: ∞ π nx , w ( x, t ) = ∑ a n (t )sin n=0 Lösung: Die potentielle Energie ist U= − l ∞ π nx . ⎛πn ⎞ w′′( x, t ) = −∑ an (t ) ⎜ ⎟ sin l l ⎝ ⎠ n =0 2 Kinetische und potentielle Energien: l ∞ 1 ∞ π nx π kx ρ Aa n2l K = ∫ ∑ ρ Aa n a k sin sin dx = ∑ 2 0 n ,k =1 l l , (der l den Randbedingungen w(0) = 0 , w(l ) = 0 genügt), bekommen wir 2 ∞ π nx ⎛πn ⎞ w ''( x ) = ∑ an ⎜ . ⎟ sin l ⎝ l ⎠ n =0 Die potentielle Energie: 4 ∞ EIl ∞ 2 ⎛ π n ⎞ πn U= a + F ⋅ an sin . ∑ ∑ n ⎜ ⎟ 4 n=0 ⎝ l ⎠ 2 n=0 Die Bedingungen für ein Gleichgewicht: 4 ∂U EIl ⎛ π n ⎞ πn =0 = ⎜ ⎟ an + F ⋅ sin 2 ⎝ l ⎠ 2 ∂an 1 ∞ ⎛πn ⎞ EIan2 ⎜ ∑ ⎟ l 4 n =1 ⎝ l ⎠ Die Lagrangefunktion: 4 ⎛ ∞ ρ Aan2 1 ∞ ⎞ 2 ⎛πn ⎞ L = l⎜∑ − ∑ EIan ⎜ ⎟. ⎟ ⎜ n =0 4 4 n =1 ⎝ l ⎠ ⎟⎠ ⎝ πn ⎞ ⎛ 4 4 Daraus an = − ⎜ 2 Fl 3 sin ⎟ / ( EIπ n ) . 2 ⎝ ⎠ quenzen ωn2 = EI ⎛⎜ π n ⎞⎟ ρA⎝ l ⎠ . n =0 n =0 4 4 U= Die Lagrangegleichungen: d ∂L ∂L − = 0 oder dt ∂a n ∂an ⎛πn ⎞ ρ Aan + EIan ⎜ ⎟ = 0 . Diese Gleichungen ⎝ l ⎠ beschreiben Schwingungen mit den Kreisfre4 4 ⎛πn ⎞ ωn = ⎜ ⎟ ⎝ l ⎠ 2 EI ρA 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 7. Das Verfahren von Rayleigh-Ritz. Näherungslösungen auf der Basis von Prinzipien. I. Ritz-Ansatz (Statik) Mehrere statische und dynamische Aufgaben mit Stäben und Balken haben wir gelöst, indem wir die Auslenkung als eine Fourier-Reihe dargestellt haben. Allgemeiner kann man eine Entwicklung der Form ∞ w( x, t ) = ∑ an (t )ϕ n ( x ) (1) n =0 benutzen, wobei ϕ n ( x ) ein voller Satz von Basisfunktionen ist. Wir haben gesehen, dass man oft sehr gute Ergebnisse bereits mit nur wenigen ersten Gliedern der Entwicklung (1) bekommt. Meistens reicht es, statt einer unendlichen Reihe einen endlichen Ansatz N w( x ) = ∑ anϕ n ( x ) (2) n =0 zu benutzen (Ritz-Ansatz). Bemerkung 1: Die Ansatzfunktionen müssen die geometrischen Randbedingungen erfüllen. Bemerkung 2: Bisher haben wir FourierReihen benutzt, bei denen die BasisFunktionen ϕ n ( x ) den Ortogonalitätsbedingungen genügten. Das ist zwar sehr bequem, aber nicht zwingend erforderlich. Literatur: Ostermeyer §25.2 Fl Fl a2 = − EI 2 EI Fl F a3 = 6a2 + 12a3l = − 6 EI EI Die Durchbiegung ist Fl 2 F 3 w( x ) = − x + x 2 EI 6 EI Die Durchbiegung im Endpunkt ist Fl 3 w(l ) = − . (Das ist das exakte Ergebnis!) 3EI 4a2 + 6a3l = − Allgemeine Formulierung. Wir betrachten dieselbe Aufgabe mit einem links eingespannten Balken, jetzt aber mit einer beliebigen Streckenlast q( x ) . Zu bestimmen ist die Form des Balkens im Gleichgewicht. Die potentielle Energie des Balkens l l 1 2 U = ∫ EI ( w ''( x ) ) dx + ∫ q( x ) w( x )dx 20 0 muss im Gleichgewicht minimal werden. Berechnen wir U mit dem Ansatz (2): N w ''( x ) = ∑ anϕ n ''( x ) , n=0 ( w ''( x ) ) = 2 N ∑aaϕ n ,k = 0 n k n ''( x )ϕ k ''( x ) l Beispiel 1. Zu bestimmen ist die Form eines links fest eingespannten Balkens, w x auf dessen rechten F Ende eine konzentrierte Kraft F wirkt. Lösung: Benutzen wir den Ansatz: w( x ) = a0 + a1 x + a2 x 2 + a3 x 3 = a2 x 2 + a3 x 3 (Aus den geometrischen Randbedingungen links folgt a0 = 0 , a1 = 0 ). Zweite Ableitung: w "( x ) = 2a2 + 6a3 x Die potentielle Energie: l 1 2 U = ∫ EI ( w ''( x ) ) dx + Fw( l ) ist gleich 20 l U= 1 2 EI ( 2a2 + 6a3 x ) dx + F ( a2l 2 + a3l 3 ) ∫ 20 U = EI ( 2a22l + 6a2 a3l 2 + 6a32l 3 ) + F ( a2l 2 + a3l 3 ) Die Bedingungen für ein Minimum lauten N 1 U = ∫ EI ∑ an akϕ n ''( x )ϕ k ''( x )dx + 2 0 n =0 k =0 l N 0 n =0 + ∫ q( x )∑ anϕ n ( x )dx Wir führen die folgenden Bezeichnungen ein: l ∫ϕ 0 l n ''( x )ϕ k ''( x )dx = Ank , ∫ q( x )ϕ n ( x )dx = bn 0 Offensichtlich gilt Ank = Akn . Die potentielle Energie erhält die Form: N N 1 U = EI ∑ Ank an ak + ∑ bn an . 2 n ,k =0 n =0 Die Bedingung für ein Minimum ist N ∂U = EI ∑ Ank ak + bn = 0 . ∂a n k =0 oder in Matrix-Form EIAa + b = 0 . Die Entwicklungskoeffizienten ergeben sich daraus zu 1 a = − A −1b , EI 1 d.h. die Aufgabe über die Gleichgewichtsform eines Balkens wird mit Hilfe des Ritzschen Ansatzes auf Lösung eines linearen algebraischen Gleichungssystems zurückgeführt. Beispiel 2. Zu berechnen ist die Durchbiegung des unten gezeigten Balkens in der Mitte. (Gegeben: l,E,I). Lösung: Wir haben F diese Aufgabe bereits mit Hilfe einer unendlichen FourierReihe exakt gelöst. Jetzt benutzen wir einen Ritz-Ansatz in Form eines Polinoms vierter Ordnung: w( x ) = ax (l − x ) + bx 2 ( x − l )2 . (*) = aϕ1 ( x ) + bϕ 2 ( x ) Die potentielle Energie ist gleich l 1 2 U = ∫ EI ( w ''( x ) ) dx + Fw( l / 2) 20 Mit dem Ansatz (*) erhält man w(l / 2) = a ( l / 2 ) + b ( l / 2 ) . Es ist leicht zu prüfen, dass 2 l 2 ∫ ϕ1′′ ( x)dx = 4l , 0 4 l 4 ∫ ϕ ′′ ( x)dx = 5 l 2 5 2 , 0 l ∫ ϕ ′′( x)ϕ ′′dx = 0 . Für die potentielle Energie 1 2 0 ergibt sich somit 4 ⎛ ⎛ l ⎞2 ⎛ 2 1 2 4⎞ ⎛ l ⎞ ⎞. U = 2 EIl ⎜ a + b l ⎟ + F ⎜ a ⎜ ⎟ + b ⎜ ⎟ ⎟ ⎜ ⎝2⎠ 5 ⎝ ⎠ ⎝ 2 ⎠ ⎟⎠ ⎝ Die Gleichgewichtsbedingungen lauten ∂U F F l a=− = 4 EIla + l 2 = 0 16 EI ∂a 4 5F 1 ∂U 4 5 F 4 b=− = EIl b + l = 0 4 16 EIl ∂b 5 16 Die Durchbiegung in der Mitte ist somit 3 ⎛l⎞ ⎛ 63 ⎞ Fl w⎜ ⎟ = −⎜ ⎟ . (Fehler ca. 1.5%). ⎝2⎠ ⎝ 64 ⎠ 48 ⋅ EI II. Ritz-Ansatz (Dynamik) Betrachten wir eine vorgespannte Saite. Das System ist mittels des Ritz-Ansatzes zu diskretisieren und Bewegungsgleichungen der Saite sind aufzustellen. Lösung. Wir benutzen den Ritz-Ansatz: N w( x, t ) = ∑ ak (t )ϕ k ( x ) . k Die Lagrangefunktion einer Saite ist l w 2 S dx − ∫ w′2dx . 2 20 0 Mit Bezeichnungen l L = ∫ρA l l 0 0 ρ A∫ ϕ n ( x )ϕ k ( x )dx = mnk , S ∫ ϕ n′ ( x )ϕ k′ ( x )dx = cnk erhalten wir N N 1 1 L = ∑ mnk an ak − ∑ cnk an ak n ,k =1 2 n ,k =1 2 Die Lagrangegleichungen bezüglich der Variablen an lauten N N k =1 k =1 ∑ mnk ak + ∑ cnk ak = 0 oder in der Matrix-Form + Ca = 0 . Ma Die Aufgabe über Bewegung einer Saite wird somit auf ein System von N gewöhnlichen Differentialgleichungen zurückgeführt, die mit Hilfe eines Exponentialansatzes gelöst werden können. M nennt man Massenmatrix, C Steifigkeitsmatrix. Beispiel 3. Zu bestimmen ist die kleinste Eigenfrequenz einer Saite. Lösung: Nehmen wir den Ritz-Ansatz mit nur einer Funktion: u = a (t )ψ ( x ) . Die Lagrangefunktion ist gleich l l a 2 a2 L = ρ A∫ψ 2 ( x )dx − S ∫ψ '2 ( x )dx 2 2 0 0 Die Lagrangesche Gleichung ist l l 0 0 a ⋅ ρ A∫ψ 2 ( x )dx + a ⋅ S ∫ψ '2 ( x )dx = 0 Das ist eine Schwingungsgleichung mit der Kreisfrequenz l ω2 = S ∫ ψ ' 2 ( x ) dx 0 (Rayleigh-Quotient). l ρ A∫ψ ( x )dx 2 0 Wenn wir ψ ( x) = sin (π x / l ) wählen, dann ist ⎛π ⎞ Sl ⎜ ⎟ / 2 2 S ⎛π ⎞ l ⎠ ⎝ 2 . = ω = ρ Al / 2 ρ A ⎜⎝ l ⎟⎠ Das ist das exakte Ergebnis! Bei einer beliebigen anderen Ansatzfunktion wird die berechnete Eigenfrequenz größer als die exakte sein. 2 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 8. I. Rayleigh-Ritz Verfahren zur Bestimmung von Eigenfrequenzen. Beispiel 1. Zu bestimmen ist die kleinste Eigenfrequenz einer Saite. Mit Hilfe eines eingliedrigen Ansatzes u = a (t )ψ ( x ) erhalten wir die Lagrangefunktion: l l a 2 a2 L = ρ A∫ψ 2 ( x )dx − S ∫ψ '2 ( x )dx 2 2 0 0 Die Bewegungsgleichung ist l l 0 0 a ⋅ ρ A∫ψ 2 ( x )dx + a ⋅ S ∫ψ '2 ( x )dx = 0 Das ist eine Schwingungsgleichung mit der Kreisfrequenz l ω2 = S ∫ ψ ' 2 ( x ) dx 0 (Rayleigh-Quotient). l ρ A∫ψ ( x )dx 2 0 ⎛πx ⎞ Wenn wir ϕ ( x ) = sin ⎜ ⎟ wählen, dann ist ⎝ l ⎠ 1 ⎛π ⎞ S l⎜ ⎟ 2 S ⎛π ⎞ 2 ⎝l⎠ = ω2 = ⎜ ⎟ . 1 ρ A ⎝l⎠ ρA l 2 Das ist das exakte Ergebnis für die kleinste Eigenfrequenz der Saite, da wir als Ansatzfunktion die exakte Eigenform genommen haben. Nehmen wir ψ ( x ) = x (l − x ) , so beS 10 kommen wir ω 2 = , was etwa 1,3% ρ A l2 über dem exakten Wert liegt. 2 Die Näherung (3) ist immer größer als die erste Eigenfrequenz. Mit einem zweigliedrigen Ansatz ψ ( x ) = x (l − x ) + ax 2 (l − x ) 2 erhalten wir für den Rayleigh-Quotienten l ω = 2 S ∫ψ '2 ( x )dx 0 l ρ A∫ψ 2 ( x )dx 6 S ( 2 a2 l 4 + 14 a l 2 + 35 ) = ρ A l 2 ( a2 l 4 + 9 a l 2 + 21 ) 0 Dieser Ausdruck hat ein Minimum bei −7 + 133 a := 4 l2 Der minimale Wert ist gleich Ritz-Ansatz. Das Rayleigh-Ritz Verfahren S 1 ω 2 = 9.8697 ρ A l2 Vergleiche mit den exakten Wert S 1 ω 2 = 9.8696 . ρ A l2 II. Statisches Gleichgewicht und seine Stabilität Ein System mit der potentiellen Energie U ( q1 ,..., qs ) ist dann im statischen Gleichge∂U wicht, wenn = 0 für alle i. ∂qi Ein Gleichgewicht ist stabil, wenn es einem Minimum der potentiellen Energie entspricht und instabil in allen anderen Fällen. Im eindimensionalen Fall ist das Stabilitätskriterium besonders einfach: ∂ 2U > 0 (stabil) U hat ein Minimum, wenn ∂q 2 ∂ 2U < 0 (instaU hat ein Maximum, wenn ∂q 2 bil). Beispiel 2. Gegeben sei ein mathematisches Pendel (Masse m auf einem masselosen Stab der Länge l) .Man bestimme die Gleichgewichtslagen und ihre Stabilität. Lösung. Mit U = − mgl cos ϕ berechnet man die Gleichgewichtslagen aus der Gleichung ∂U = mgl sin ϕ = 0 . Sie hat zwei Lösungen: ∂ϕ ϕ1 = 0 und ϕ 2 = π . Die zweite Ableitung der potentiellen Energie nach ϕ gibt Auskunft über Stabilität: ∂ 2U = mgl cos ϕ . ∂ϕ 2 ∂ 2U ∂ϕ 2 ∂ 2U ∂ϕ 2 >0 ⇒ stabiles Gleichgewicht. <0 ⇒ instabiles Gleichgewicht ϕ =ϕ1 ϕ =ϕ 2 Beispiel 3. Knickung eines Stabes. Ein elastischer Stab sei an seinen Enden gelenkig gelagert und in der vertikalen Rich1 tung mit einer Kraft F belastet. Gegeben: E , I , l , F . Zu bestimmen sind die Stabilitätsbedingungen. Lösung. Vorbereitender Schritt: Berechnung der potentiellen Energie: l 1 2 U = ∫ EI ( w ''( x ) ) dx − F Δ 20 Bestimmen wir die Verschiebung Δ . Die Verkürzung wegen vertikaler Verschiebung ist Δ . Die Verlängerung wegen Biegung ist l ∫ 1 2 w′2 dx . Die Längssteifigkeit eines schlan- 0 ken Stabes ist viel größer als seine Biegesteifigkeit: In erster Annäherung kann der Stab als undehnbar angenommen werden. Das bedeutet, daß sich die Länge bei einer Auslenkung nicht ändert: Δ = ∫ 12 w′2dx . l ∫ EIψ ′′ dx 2 F= 0 (Rayleigh-Quotient) l (2) ∫ψ ′ dx 0 0 Die exakte Knicklast ist immer kleiner als eine Abschätzung der Form (2)! Für die potentielle Energie ergibt sich l l 1 (1) 2 ′′ U = ∫ EIw dx − F ∫ 12 w′2 dx 20 0 ∞ Mit dem Ansatz w( x ) = ∑ an sin Bemerkung: Die Ansatzfunktionen müssen stets die geometrischen Randbedingungen erfüllen. Die dynamischen Randbedingungen brauchen nicht berücksichtigt zu werden. Das Ergebnis wird allerdings verbessert, wenn auch die dynamischen Randbedingungen berücksichtigt werden. π nx l (der den Randbedingungen w(0) = 0 , w(l ) = 0 genügt), bekommen wir ∞ π nx ⎛πn ⎞ w '( x ) = ∑ an ⎜ ⎟ cos l ⎝ l ⎠ n =0 n =0 Numerisches Beispiel: Im 1. Eulerschen Knickfall ist Fk = π 2 EI / 4l 2 = 2.467 ( EI / l 2 ) . ∞ π nx ⎛πn ⎞ w ''( x ) = − ∑ an ⎜ . ⎟ sin l ⎝ l ⎠ n =0 Die potentielle Energie: 4 2 ∞ l Fl ∞ 2 ⎛ π n ⎞ 2 ⎛πn ⎞ U = EI ∑ an ⎜ ⎟ − ∑ an ⎜ ⎟ 4 n =0 4 n =0 ⎝ l ⎠ ⎝ l ⎠ 2 Benutzen wir einen eingliedrigen Ansatz ψ = x 2 , so ergibt sich für die Knicklast: 4l Fk = EI l = 3 ( EI / l 2 ) . 2 ∫ 4 x dx 0 Mit einem zweigliedrigen Ansatz ψ = x 2 + ax 3 : 4 2 l ∞ 2 ⎡ ⎛πn ⎞ ⎛πn ⎞ ⎤ a EI F − ∑ n ⎢ ⎜⎝ l ⎟⎠ ⎜⎝ l ⎟⎠ ⎥ 4 n =0 ⎢⎣ ⎥⎦ Minimum, wenn alle Koeffizienten vor an 2 ⎛πn ⎞ ⎛πn ⎞ positiv sind: EI ⎜ ⎟ −F⎜ ⎟ > 0 oder ⎝ l ⎠ ⎝ l ⎠ 4 2 ⎛πn ⎞ EI ⎜ ⎟ −F >0. ⎝ l ⎠ Der gerade Zustand ist stabil, wenn 2 1 181 ( 2 + 6al ) − 94 Fk = EI 9 2 5 . a 5 a l + 3al 4 + 43 l 3 3 Diese Energie hat bei a1 = 0,..., an = 0 ein F < EI (π / l ) l ⎞ ⎛1 l 2 U = a ⎜ ∫ EIψ ′′ dx − F ∫ 12 ψ ′2 dx ⎟ . 0 ⎝2 0 ⎠ Die potentielle Energie hat bei a = 0 ein Minimum (stabiles Gleichgewicht), wenn l l 1 2 ′′ EIψ dx − F ∫ 12 ψ ′2dx > 0 . ∫ 20 0 Für die kritische Last bekommen wir daraus 2 2 l = IV. Rayleigh-Ritz-Verfahren zur Bestimmung von Knicklasten. Die potentielle Energie eines wie gezeigt belasteten Stabes ist mit (1) gegeben. Wenn wir einen eingliedrigen Ansatz w = aψ ( x ) benutzen, so bekommen wir: 2 2 dFk 180 (18a l + 22al + 5) = =0 da l ( 27a 2l 2 + 45al + 20 )2 a 11 = − 18 + 1831 . l Fk = 2.485 ( EI / l 2 ) (Genauigkeit 0.7%) 2 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 9. Das Verfahren von Castigliano. I. Erster Satz von Castigliano. Verallgemeinerte Kräfte bekommt man als Ableitungen der potentiellen Energie nach ∂U verallgemeinerten Koordinaten: = −Qi . ∂qi Dieser Satz, den wir schon mehrmals benutzt haben, heißt der erste Satz von Castigliano. II. Zweiter Satz von Castigliano. Betrachten wir eine Feder, an der mit der Kraft F gezogen wird. F ist hier die äußere Kraft 1 F , U = cx 2 ⇒ c 2 2 ∂U F F = = x. . Daraus folgt: U= ∂F c 2c D.h. die Koordinate ist Ableitung der potentiellen Energie nach Kraft. Diese Behauptung ist als 2. Satz von Castigliano bekannt. Eine genauere Formulierung siehe weiter! Es gilt: F = cx , x = III. Eine allgemeine Herleitung des 2. Satzes von Castigliano. U ( q1 , q2 ,..qs ) sei die potentielle Energie eines Systems mit s Freiheitsgraden. Das volle Differential der potentiellen Energie ist ∂U dU ( q1 , q2 ,..qs ) = ∑ dqi . ∂qi ∂U = −Qi sind generalisierte Kräfte. Um ∂qi System in diesem Zustand im Gleichgewicht zu halten, müssen äußere generalisierte Kräf∂U te = Qiext angebracht werden. Somit: ∂qi dU = ∑ Qiext dqi . Die Summe ∑ Qiext dqi kann transformiert werden: dU = ∑ Qiext dqi = d ( ∑ Qiext qi ) − ∑ qi dQiext . Daraus folgt: d ( ∑ Q q − U ) = ∑ qi dQ ext i i ext i . Der Ausdruck U = ∑ Qiext qi − U heißt komplementäre Energie. Mit dieser Größe gilt dU = ∑ qi dQiext . Daraus folgt qi = ∂U : ∂Qiext Lit: Ostermeyer 25.3 ∂U ∂Qiext Generalisierte Verschiebungen bekommt man als partielle Ableitungen der komplementären Energie nach generalisierten äußeren Kräften. Der 2. Satz von Castigliano: qi = Wichtige Bemerkung: Im Fall von linear elastischen Systemen sind die komplementäre Energie und die potentielle Energie gleich. Beispiel: Für eine Feder ist cx 2 cx 2 F 2 U = xF − U = cx 2 − = = =U . 2 2 2c Der 2. Satz von Castigliano für linear elastische Systeme: Die generalisierten Verschiebungen sind gleich den partiellen Ableitungen der potentiellen Energie, ausgedrückt als Funktion von generalisierten Kräften, nach generalisierten Kräften. Beispiel 1. Ein Dehnstab der Länge l mit der Dehnsteifigkeit EA hat die potentielle Energie l 1 U = ∫ AEu '2 dx . 20 Mit N ( x ) = EAu′( x ) erhält man die potentielle Energie l 1 N ( x )2 U= ∫ dx . 2 0 EA N ( x ) ist der Normalkraftverlauf im Stab. Greift am Ende des Stabes eine Kraft F an, so F 2l ist N ( x ) = F . ⇒ U = . 2 EA Die Verschiebung des Angriffspunktes von F ∂U Fl . in Richtung F: x = = ∂F EA IV. Komplementäre Energien für verschiedene Systeme l U= 1 N ( x)2 dx 2 ∫0 EA U= 1 M t ( x )2 dx 2 ∫0 GI p U= 1 M ( x )2 dx 2 ∫0 EI l l Hier haben wir die Formeln für die Energie 1 l ⎛ ⎞ GI eines Torsionsstabes ⎜ U = ∫ p θ ′2dx ⎟ und 2 0 ⎝ ⎠ l ⎛ ⎞ 1 eines Biegebalkens ⎜ U = ∫ EIw ''2 ( x )dx ⎟ 20 ⎝ ⎠ benutzt sowie die Beziehungen M t = I pθ ′ für einen Torsionsstab und M = − EIw′′ für einen Biegebalken. Beispiel 2. Man berechne die Absenkung des skizzierten Kragbalkens unter der Kraft F. Lösung: Freischneiden des Balkens bei x liefert den Momentenverlauf M ( x ) = − F (l − x ) Die potentielle Energie ist 1 M2 1 F 2 (l − x) 2 1 F 2l 3 U= ∫ dx = ∫ dx = EI 2 0 EI 20 2 3EI l l ⇒ w( l ) = ∂U Fl 3 = . ∂F 3EI Anmerkung: Der große Vorteil des Satzes von Castigliano ist die Berechnung der Verformung, ohne die Biegedifferentialgleichung lösen zu müssen! V. Berechnung von Verschiebungen an Stellen, wo keine Kräfte angreifen Interessiert man sich für Verformungen an Stellen eines elastischen Systems, an denen keine Kräfte oder Momente angreifen, so bringt man eine Kraft oder ein Moment an dieser Stelle an, berechnet die gewünschte Verformung und bringt in dieser dann den Einfluss der zusätzlichen Kraftgröße wieder zum Verschwinden, indem die Kraft oder das Moment gleich Null gesetzt wird. Beispiel 3. Man berechne den Endwinkel des skizzierten Kragbalkens unter der Kraft F. Lösung: Einem Winkel ist als verallgemeinerte Kraft ein Kraftmoment zugeordnet. Also bringen wir am Ende ein Moment M * ein. Freischneiden bei x liefert den Momentverlauf M ( x ) = − F (l − x ) − M * Die Ableitung der Formänderungsenergie nach M * liefert ϕ (l ) = l l M ∂M ∂U ∂ ⎛1 M2 ⎞ dx = = dx = ⎟ ∫ ⎜ EI ∂M * ∂M * ⎝ 2 ∫0 EI ∂M * ⎠ 0 ( − F (l − x ) − M *) −1 dx = M ∂M ( ) ∫0 EI ∂M * dx = ∫0 EI l l − F (l − x )2 − M * x 2 EI x =l = x =0 Fl 2 − M * l 2EI Fl 2 . 2 EI Bei M * = 0 ⇒ ϕ (l ) = VI. Berechnung von Lagerkräften mit dem Satz von Castigliano. Ist die Verformung vorgegeben, kann man mit dem Satz von Castigliano die dazugehörigen Kräfte berechnen. Beispiel 4. Gegeben sei ein links eingespannter Balken mit einer konstanten Streckenlast q0 . Gesucht ist die Lagerkraft bei B. Lösung: Freischneiden des Systems am Lager B macht die gesuchte Lagerkraft sichtbar. Das System ist statisch unbestimmt: Kräftegleichgewicht am Gesamtsystem reicht nicht aus zur Bestimmung von Lagerreaktionen. Man kann die Aufgabe durch Lösung der Biegedifferentialgleichung lösen. Oder man benutzt die Castigliano-Methode: Man berechnet die resultierende Verschiebung unter der Wirkung der Kraft B. Und diese Verschiebung muss verschwinden: ∂U / ∂B = 0 . 1 2 M ( x ) = B (l − x ) − q0 ( l − x ) . 2 ∂U M ∂M 1 ⎡ 1 3⎤ =∫ dx = B (l − x ) 2 − q0 ( l − x ) ⎥ dx = ∫ ⎢ ∂B 0 EI ∂B EI 0 ⎣ 2 ⎦ l 1 EI l ⎡1 3 1 4 ⎤ ⎢⎣ 3 Bl − 8 q0l ⎥⎦ = 0 3 Daraus folgt B = q0l . 8 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 10. Das Verfahren von Castigliano II. Die Sätze von Betti und Maxwell. Literatur: 1. W.H. Müller, Technische Mechanik, 21.4 (Die Sätze von Maxwell und Betti) oder 2. Schnell, Gross, Hauger, Technische Mechanik 2, Kapitel 6.3, 6.4 I. Drei Beispiele zum Verfahren von Castigliano. Beispiel 1. Elastische Formänderung von Fachwerken. Zu bestimmen ist die vertikale Verschiebung des Punktes A. Lösung: Zunächst werden Stabkräfte N i in allen Stäben bestimmt und die jeweilige potentielle 2 N l Energie U i = i i berechnet. 2 EA No. 1 Ni P li l Ui P l 2 EA 2 l 2 l 2 P 2l 2 2 EA 3 −P 2 P 4 -P l P 2l 2 EA 5 −P 2 2P l 2 l 2 P 2l 2 2 EA 6 2 P 2l 2 EA 4 P 2l 2 EA Die gesamte potentielle Energie ist P 2l 7+4 2 . U= 2 EA Die gesuchte Verschiebung des Punktes A ist ∂U Pl δA = 7+4 2 . = ∂P EA ( ) ( ) Beispiel 2. Berechnung der Federkonstante einer "Torsionsfeder". Parameter der Feder seien die folgenden: Durchmesser des Drahtes d, Radius der Feder R, Anzahl der Windungen N, Elastischer Modul E. Zu bestimmen ist die Torsionssteifigkeit γ . (Definition der Torsionssteifigkeit: M = γϕ , wobei ϕ der Torsionswinkel ist). Lösung: In jedem Querschnitt der Feder wirkt das Kraftmoment M. Die potentielle Energie der Feder ist. l 1 M2 M2 M2 U= ∫ dx = l= 2π RN 2 0 EI 2 EI 2 EI ∂U M 2π RN . = ∂M EI Das geometrische Trägheitsmoment eines πd4 . Für den Drehewinkel Kreises ist I = 64 128M erhalten wir ϕ = RN . Die FedersteiEd 4 Ed 4 γ = . figkeit ist 128 MRN Der Drehwinkel ist ϕ = Beispiel 3. Ein Kragbalken wird durch eine Einzelkraft belastet. Wie groß ist die Absenkung w im Angriffspunkt bei Berücksichtigung der Schubdeformation? Lösung: Potentielle Energie der Biegung und der Scherung können summiert werden: 2 2 l l 1 M ( x) 1 Q ( x) U= ∫ dx + ∫ dx . 2 0 EI 2 0 GA Für Q und M gilt Q ( x ) = − F , M ( x ) = − Fx . Die potentielle Energie: l l 1 F 2 x2 1 F2 F 2 ⎡ l3 l ⎤ U= ∫ dx + ∫ dx = + ⎢ ⎥ 2 0 EI 2 0 GA 2 ⎣ 3EI GA ⎦ Die Absenkung ist gleich w= ⎡ l3 l ⎤ ∂U =F⎢ + ⎥. ∂F ⎣ 3EI GA ⎦ Schub vernachlässigbar, wenn l 2 3EI / GA . Für ein dünnwandiges Rohr ist I = r 2 A / 2 . Das Rohr kann als ein "schlanker Balken" angesehen werden, wenn l 2 3Er 2 / 2G = 3(1 + ν ) r 2 ≈ 4r 2 = d 2 . II. Einflußzahlen. Betrachtet wird ein linear elastisches System. In N Angriffspunkten wirken Kräfte Qi . Verschiebungen der Angriffspunkte in der Richtung der jeweiligen Kraft seien qi . Aus der Linearität folgt: N qi = ∑α ij Q j . (1) j =1 Die Koeffizienten αij werden Maxwellsche Einflußzahlen genannt. Aus (1) folgt: α ij = ∂qi / ∂Q j . Nach dem Satz 1 von Castigliano gilt aber qi = ∂U / ∂Q j . Für die Einflußzahlen ergibt sich deshalb: ∂ 2U αij = . Daraus folgt der ∂Qi ∂Q j Vertauschungssatz von Maxwell: αij = α ji . II. Der Satz von Betti (auch Reziprozitätssatz von Betti). Wenn ein linearelastischer Körper zwei verschiedenen Lastsystemen ausgesetzt ist, so ist die Arbeit der Kräfte des ersten Systems an den Verschiebungen des zweiten Systems gleich der Arbeit der Kräfte des zweiten Systems an den Verschiebungen des ersten Systems. Beweis: FB A FA B Fh (1 − 2ν ) . E Beispiel 5. Eine sphärische, nicht dehnbare Schale ist belastet durch ein beliebiges Kräftesystem. Zu zeigen Fi ist, daß p sich das eingeschlossene Volumen bei der Biegung nicht ändert. Lösung: p ⋅ δ VF = ∑ Fiδ ip = 0 . folgt dann ∆VF = Beispiel 6. Gegeben: Ein gerader Balken steht unter der Wirkung von n Einzellasten. Gefragt wird nach Verschiebung w( xi ) in einem beliebigen Punkt xi . Lösung: Definitionsgemäß gilt n w( xi ) = ∑αij F j . xi j =1 Zu beweisen ist also, daß FAδ u AB = FBδ uBA , wobei δ u AB die Verschiebung des Punktes A (in der Richtung der Kraft FA ) unter der Wirkung der Kraft FB ist und δ uBA umgekehrt. Aus dem Satz von Maxwell folgt FAδ u AB = FAα AB FB , FBδ uBA = FBα BA FA = FAα AB FB . Nach dem Satz von Maxwell gilt Beispiel 4. Zu bestimmen ist die Änderung des Volumens eines elastischen Körpers beliebiger Form unter der Einwirkung eines Kräftepaars. Abstand zwischen den Angriffspunkten der Kräfte sei h. Lösung: Betrachten wir außer des Kräftepaars auch einen hydrostatischen Druck p. ∆h p sei die Änderung des F Abstandes zwischen beiden Angriffspunkten unter der Einwirkung des Druh F ckes; ∆VF sei die Änderung des Volumens unter der Einwirkung des Kräftepaars. Nach dem Satz von Betti: F ∆h p = p∆VF . Unter der Damit ist die Aufgabe zwar nicht gelöst, wird aber viel leichter lösbar, als die ursprüngliche. Statt Verschiebung unter Wirkung von mehreren Kräften berechnen wir nun mehrere Verschiebungen unter Wirxi kung einer einzigen Kraft (im Punkt xi ). Fx F 3 x ∈ (0, xi ) : w( x ) = − i x 2 + x 2 EI 6 EI 3 Fx Fx 2 x ∈ ( xi , l ) : w( x ) = − i − i ( x − xi ) . 3EI 2 EI Z.B., wenn alle Kräfte links vom Punkt angreifen, in dem die Absenkung gesucht wird, so findet man: 3 3 x x2 x x2 w( x j ) F =1 = − i − i ( x − xi ) = i − i x i 3EI 2 EI 6 EI 2 EI 3 2 n ⎞ ⎛ x x w( xi ) = ∑ ⎜ i − i x j ⎟ F j . 2 EI ⎠ j =1 ⎝ 6 EI Wirkung des hydrostatischen Druckes ∆h σ σ σ p ε = p = − ν − ν = (1 − 2ν ) . ⇒ h E E E E p ∆h p = (1 − 2ν ) h . Aus dem Satz von Betti E n w( xi ) = ∑α ji F j . j =1 α ji ist die Verschiebung w( x j ) F =1 unter der i Wirkung einer Einheitslast im Punkt i. Somit n w( xi ) = ∑ w( x j ) F =1 F j . j =1 i 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 11. Das Prinzip der kleinsten Wirkung. Variationsrechnung Lit: Ostermeyer 24.2 d I. Beweis der Gültigkeit der Lagrangeschen δ q = δ q , ⇒ partielle Integration: dt Gleichungen t 1). Äquivalenz der Newtonschen Gleichungen ∂L t2 2 ⎛ ∂L d ∂L ⎞ S q δ = δ + ∫t ⎜⎝ ∂q − dt ∂q ⎟⎠δ qdt = 0 . t1 und der Lagrangeschen Gleichungen in karte∂q 1 sichen Koordinaten ist elementar zu beweisen, Nach dem Prinzip der kleinsten Wirkung ist d ∂L ∂L ∂U denn = mx und =− = Fx . δ q(t1 ) = δ q(t2 ) = 0 . ⇒ ∂x ∂x dt ∂x d ∂L ∂L 2). Die Lagrangesche Gleichungen sind äqui− =0 dt ∂q ∂q valent zum Prinzip der kleinsten Wirkung. Bei mehreren Freiheitsgraden: 3). Aus dem Prinzip der kleinsten Wirkung d ∂L ∂L folgen Lagrangesche Gleichungen in beliebi− =0 dt ∂qi ∂qi gen generalisierten Koordinaten. Das Prinzip der kleinsten Wirkung L( q1 , q2 ,..., qs , q1 , q2 ,..., q s , t ) oder in abgekürzter Schreibweise L( q, q ) sei die Lagrange-Funktion eines mechanischen Systems. Zu den Zeitpunkten t=t1 und t=t2 nehme das System bestimmte Lagen ein, die durch zwei Koordinatenkonfigurationen q (1) und q(2) charakterisiert sind. Die Bewegung des Systems zwischen diesen beiden Lagen verläuft dann auf eine solche Weise, daß das Integral II. Variationsproblem für ein kontinierliches Medium am Beispiel eines statisches Gleichgewichtes ("das Prinzip der kleinsten potentiellen Energie"). Ein System ist im stabilen statischen Gleichgewicht, wenn seine potentielle Energie U ein Minimum annimmt. Beispiel 1. Zu bestimmen ist die Durchbiegung eines links fest eingespannten schweren Balkens (Parameter ρ , A, E , I , l , g ). x t2 S = ∫ L(q, q , t )dt (1) t1 den kleinstmöglichsten Wert annimmt. Das Integral S heißt Wirkung. Variationsaufgabe: Bei welcher Bewegung hat das Integral (1) ein Minimum? Lösung: Angenommen q = q(t ) sei eben die gesuchte Funktion. ⇒ S wächst, wenn q(t ) durch eine beliebige Funktion der Form q(t ) + δ q(t ) ersetzt wird. δ q(t ) heißt Variation der Funktion q(t ) . Die Änderung (Variation) von S ist gleich: t2 t2 t1 t1 δ S = ∫ L( q + δ q, q + δ q , t )dt − ∫ L( q, q , t )dt In einem Minimum muss die erste Variation verschwinden: t2 ⎛ ∂L ∂L ⎞ δ S = ∫ ⎜ δ q + δ q ⎟dt = 0 ∂q ∂q ⎠ t1 ⎝ Lösung: Die potentielle Energie eines Balkens im Schwerefeld ist l l 1 2 U = ∫ EI ( w ''( x ) ) dx + g ∫ ρ Aw( x )dx . 20 0 Die Bedingung für ein Minimum besteht im Verschwinden der ersten Variation der potentiellen Energie: l l 0 0 δ U = ∫ EIw ''( x ) ⋅ δ w ''( x )dx + g ∫ ρ A ⋅ δ w( x )dx Im ersten Term führen wir zweimal partielle Integration aus: l ∫ EIw ''( x ) ⋅ δ w ''( x )dx = EIw ''( x ) ⋅ δ w '( x ) l 0 − 0 l ∫ EIw '''( x ) ⋅ δ w '( x )dx = EIw ''( x ) ⋅ δ w '( x ) l 0 − 0 l − EIw '''( x ) ⋅ δ w( x ) 0 + ∫ EIw IV ( x ) ⋅ δ w( x )dx l 0 Somit 1 l δ U = g ∫ ρ A ⋅ δ w( x)dx + EIw ''( x) ⋅ δ w '( x) 0 − l 0 l − EIw '''( x) ⋅ δ w( x) 0 + ∫ EIwIV ( x) ⋅ δ w( x)dx . l 0 Daraus folgt g ρ A + EIw IV = 0 und w(0) = 0 , w '(0) = 0 , w ''(l ) = 0 , w '''(l ) = 0 . Aus dem Prinzip der kleinsten Wirkung folgt nicht nur die Biegedifferentialgleichung sondern auch alle Randbedingungen. Integration ergibt (s. Bild oben). 4 3 2 g ρ Al 4 ⎡ 1 ⎛ x ⎞ 1 ⎛ x ⎞ 1 ⎛ x ⎞ ⎤ = − + − w( x ) ⎢ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎥ EI ⎢⎣ 18 ⎝ l ⎠ 6 ⎝ l ⎠ 4 ⎝ l ⎠ ⎥⎦ III. Anwendung des Prinzips der kleinsten Wirkung zur Herleitung von Bewegungsgleichungen für einen elastischen Stab. Beispiel 2. Der Stab sei am linken Ende fest eingespannt. Die Bewegungsgleichungen bekommt man aus der Forderung, daß die erste Variation des Wirkungsintegrals gleich Null ist: ⎞ ⎫ t1 t1 ⎧ l ⎛ ρ Auδ u − ⎪ ⎜ ⎪ ⎟ δ S = ∫ δ Ldt = ∫ ⎨ ∫ ⎜ ⎛ ∂u ⎞ ⎛ ∂δ u ⎞ ⎟dx ⎬ dt − AE ⎜ ⎟⎜ ⎟⎟ t0 t0 ⎪ 0 ⎜ ⎝ ∂x ⎠ ⎝ ∂x ⎠ ⎠ ⎪⎭ ⎩ ⎝ Im ersten Term führen wir eine partielle Integration nach Zeit und im zweiten eine partielle Integration nach Koordinate aus: t1 l l t1 t0 0 0 t0 δ S1 = ∫ ∫ ρ Auδ u ⋅ dxdt = ∫ ρ Auδ u ⋅ dx − t1 l − ∫ ∫ ρ Auδ u ⋅ dxdt t0 0 t1 ⎧l ⎛ ⎛ ∂u ⎞ ⎛ ∂δ u ⎞ ⎞ ⎫ ⎟⎜ ⎟⎟dx ⎬ dt = ⎝ ∂x ⎠ ⎝ ∂x ⎠ ⎠ ⎭ δ S2 = ∫ ⎨ ∫ ⎜ − AE ⎜ t0 ⎩0 ⎝ t1 ⎧l ⎫ ⎛ ∂ 2u ⎞ ⎛ ∂u ⎞ − ∫ AE ⎜ ⎟ δ u dt + ∫ ⎨ ∫ AE ⎜ 2 ⎟ δ udx ⎬ dt ⎝ ∂x ⎠ 0 ⎝ ∂x ⎠ ⎭ t0 t0 ⎩ 0 Daraus folgt: ⎛ ∂ 2u ⎞ − ρ Au + AE ⎜ 2 ⎟ = 0 sowie ⎝ ∂x ⎠ l t1 ∂u ∂x = x =0 ∂u ∂x =0 . x=l Das Prinzip der kleinsten Wirkung liefert neben der Bewegungsgleichung auch die Randbedingungen. Beispiel 3. Gegeben sei der skizzierte Stab. An seinem freien Ende ist eine Masse und eine Feder angeheftet. Bei nicht gedehntem Stab sei die Feder entspannt. Man berechne die Bewegungsgleichungen und die Randbedingungen. Lösung: Die Lagrangefunktion ist: l l 1 1 1 1 L = mu 2 (l , t ) − cu 2 (l , t ) + ∫ ρ Au 2 dx − ∫ AEu '2 dx 2 2 20 20 Die Variation des Wirkungsintegrals: l t1 0 t0 δ S = mu (l , t )δ u(l , t ) t + ∫ ρ Auδ udx + t1 0 l ⎧ ⎫ ( mu cu ) δ u ρ Auδ udx + ⎪ − + − ∫ t1 ⎪ x =l ⎪ ⎪ 0 +∫ ⎨ l ⎬dt x =l t0 ⎪ ⎪ EAu '' δ udx − ( EAu ' δ u ) x =0 ⎪∫ ⎪ ⎩0 ⎭ Daraus ergibt sich: EAu ''− ρ Au = 0 u(0)=0 (feste Einspannung, δ u = 0 ) EAu '(l , t ) + mu(l , t ) + cu(l , t ) = 0 . IV. Herleitung der Eulerschen "KnickGleichung". F w x ∆ Potentielle Energie: l l 1 2 U = ∫ EIw′′ dx − F ∫ 12 w′2 dx (1) 20 0 Im Gleichgewicht hat die potentielle Energie ein Minimum: Die erste Variation muß verschwinden: l l 0 0 δ U = ∫ EIw′′ ⋅ δ w′′dx − F ∫ w′δ w′dx Zweifache partielle Integration im ersten Glied und eine einmalige partielle Integration im zweiten Glied führen zum Ausdruck l l 0 0 δ U = ∫ EIw IV ⋅ δ wdx + F ∫ w′′δ wdx + Randvariationen Dies ist identisch gleich Null, wenn EIw IV + Fw′′ = 0 , was nichts anderes ist als die Eulersche Knick-Gleichung. Die Randvariationen ergeben die Randbedingungen. 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 12. Methode der Finiten Elementen (statische Aufgaben) I. Finite Elemente auf dem Beispiel eines Balkens. = u1 (1 − 3ξ 2 + 2ξ 3 ) + u1′ (ξ − 2ξ 2 + ξ 3 ) + N1 1 2 3 N2 +u2 (3ξ − 2ξ ) + u2′ (−ξ + ξ ) 2 3 N3 Wir teilen den Balken in mehrere Bereiche und approximieren die Form des Balkens in jedem Bereich mit Hilfe von Ansatzfunktionen. Wählen wir die Ansatzfunktionen in Form von Polinomen. Da jedes Element an jedem Ende jeweils zwei Rand- bzw. Übergangsbedingungen erfüllen muß, muß der Ansatz mindestens 4 Koeffizienten enthalten. Wir müssen deshalb mindestens ein Polinom dritter Ordnung nehmen: u ( x) = a1 + a2 x + a3 x 2 + a3 x 3 . Die Koeffizienten a1 ,..., a4 könnte man als generalisierte Koordinaten benutzen. Da Elemente in benachbarten Bereichen kontinuierlich in einander übergehen müssen, ist es aber am einfachsten als generalisierte Koordinaten unmittelbar die Verschiebungen und die Neigungen in Knotenpunkten zu wählen. Weiterhin führen eine neue, dimensionslose Variable ξ ein: x = lξ . Mit dieser Variablen sieht der Ansatz wie folgt aus: u(ξ ) = c1 + c2ξ + c3ξ 2 + c4ξ 3 . Als nächstes versuchen u2 u1 wir, die Koeffizienten des Ansatzes durch u2′ u1′ "Knotenvariablen" u1 , u2 , u1′ und u2′ auszudrücken. ⎧u1 = c1 ⎪ c2 ⎪u1′ = ⎨ ⎪u2 = c1 + c2 + c3 + c4 ⎪ u′ = c2 + 2c3 + 3c4 ⎩ 2 Daraus folgt: ⎧c1 = u1 ⎪c = u ′ ⎪ 2 1 ⎨ 3u1 − 2u1′ + 3u2 − u2′ c = − ⎪ 3 ⎪⎩c4 = 2u1 + u1′ − 2u2 + u2′ u (ξ ) = u1 + u1′ξ + ( −3u1 − 2u1′ + 3u2 − u2′ ) ξ 2 + + ( 2u1 + u1′ − 2u2 + u2′ ) ξ 3 = 2 3 N4 Die vier eingeführten Funktionen kann man auch in der folgenden Form schreiben: N1 = (1 + 2 L1 ) L22 , N 2 = L1L22 N 3 = L12 (1 + 2 L2 ) , N 4 = − L12 L2 . wobei L1 = ξ , L2 = 1 − ξ . Bei den Integrationen ist es im Weiteren bequem die folgende Formel zu benutzen: 1 p !q! I pq = ∫ L1p Lq2 d ξ = ( p + q + 1)! 0 Zur Berechnung der potentiellen Energie 1 brauchen wir das Integral ∫ u′′2 d ξ . 0 u′′(ξ ) = u1 ( −6 + 12ξ ) + u1′( −4 + 6ξ ) + +u2 (6 − 12ξ ) + u2′ ( −2 + 6ξ ) u′′2 (ξ ) = u12 (−6 + 12ξ ) 2 + u1′2 (−4 + 6ξ ) 2 + +u22 (6 − 12ξ ) 2 + u2′ 2 (−2 + 6ξ ) 2 + +2u1u1′ (−6 + 12ξ )(−4 + 6ξ ) +2u1u2 (−6 + 12ξ )(6 − 12ξ ) +2u1u2′ (−6 + 12ξ )(−2 + 6ξ ) +2u1′u2 (−4 + 6ξ )(6 − 12ξ ) +2u1′u2′ (−4 + 6ξ )(−2 + 6ξ ) +2u2u2′ (6 − 12ξ )(−2 + 6ξ ) 1 ∫ u′′ dξ = u 2 2 1 ⋅12 + u1′2 ⋅ 4 + u22 ⋅12 + u2′ 2 ⋅ 4 + 0 +2u1u1′ ⋅ 6 +2u1u2 ⋅ (−12) +2u1u2′ ⋅ 6 +2u1′u2 ⋅ (−6) +2u1′u2′ ⋅ 2 6 −12 6 ⎞ ⎛ 12 ⎜ ⎟ 6 4 −6 2 ⎟ ˆ ⎜ S= ⎜ −12 −6 12 −6 ⎟ ⎜ ⎟ 2 −6 4 ⎠ ⎝ 6 +2u2u2′ ⋅ (−6) Die Matrix Sˆ nennt man die Steifigkeitselementmatrix. Aber Vorsicht - in ursprünglichen Koordinaten: 6l ⎛ 12 ⎜ 2 1 6l 4l Sˆ = 3 ⎜ l ⎜ −12 −6l ⎜ 2 ⎝ 6l 2l −12 −6l 6l ⎞ ⎟ 2l 2 ⎟ −6l ⎟ ⎟ 4l 2 ⎠ 12 −6l 1 G ˆG 1 U = 12 EIu T Su = 2 EI ∑ ui Sij u j . i, j Beispiel. 1 2 3 Gegeben: u1 = 0 , u2 = −0.05 , u3 = +0.05 , u1′ = 0 , u4 = 0 . Die Steifigkeitselementmatrix für ein Balkenelement mit Länge l haben wir eben berechnet. Die Länge des ersten Elements sei 1, des zweiten 2 und des dritten 1, EI = 1 . Dann ist 6 −12 6 ⎞ ⎛ 12 ⎜ 6 4 −6 2 ⎟⎟ Sˆ1 = Sˆ3 = ⎜ ⎜ −12 −6 12 −6 ⎟ ⎜ ⎟ 2 −6 4 ⎠ ⎝ 6 ⎛ 12 12 −12 12 ⎞ ⎛ 1.5 1.5 −1.5 ⎜ 16 −12 8 ⎟ ⎜ 1.5 2 −1.5 1 12 ⎟=⎜ Sˆ = ⎜ −12 12 −12 ⎟ ⎜ −1.5 −1.5 1.5 8 ⎜ −12 ⎜ ⎟ ⎜ 1 −1.5 ⎝ 12 8 −12 16 ⎠ ⎝ 1.5 Potentielle Energie des Elementes 1 ist ⎞ 1 ⎟ ⎟ −1.5 ⎟ ⎟ 2 ⎠ 1.5 ⎛ u2′ u3 u3′ u4′ ⎟⎞ ⎜ u2 ⎝ ⎠ ⎛ 13.5 −4.5 −1.5 1.5 0 ⎞ ⎜ 6 −1.5 1 0 ⎟⎟ ⎜ −4.5 ⎜ −1.5 −1.5 13.5 4.5 6 ⎟ ⎟ ⎜ 1 4.5 6 2⎟ ⎜ 1.5 ⎜ 0 0 6 2 4 ⎟⎠ ⎝ Die Gleichgewichtsbedingungen lauten dU / dqi = 0 . Die freien Variablen sind nur u2′ , u3′ , u4′ . Nur nach diese Variablen wird abgeleitet. ⎧ −4.5 u2 +6u2′ −1.5u3 +1⋅ u3′ +0 ⋅ u4′ = 0 ⎪⎪ ⎨1.5u2 +1⋅ u2′ +4.5u3 +6u3′ +2u4′ = 0 ⎪ ⎪⎩0 ⋅ u2 +0 ⋅ u2′ +6u3 +2u3′ +4u4′ = 0 ⎧ ⎪⎪ ⎨ ⎪ ⎪⎩ +6u2′ +1⋅ u3′ +0 ⋅ u4′ = 4.5u2 + 1.5u3 +1⋅ u2′ +6u3′ +2u4′ = −1.5u2 − 4.5u3 +0 ⋅ u2′ +2u3′ +4u4′ = −6u3 −1 2 ⎞ ⎛6 1 0⎞ ⎛ 20 −4 ⎜ 1 6 2 ⎟ = 1 ⎜ −4 24 −12 ⎟ . ⎜ ⎟ ⎟ 116 ⎜⎜ ⎜0 2 4⎟ ⎟ 2 − 12 35 ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ Die Lösung: G ˆG 1 2 2 2 U Element = 12 u T Su = 2 ⎡⎣ u1 ⋅ 12 + u1′ ⋅ 4 + u22 ⋅ 12 + u2′ ⋅ 4 + 2 ⎞ ⎛ 4.5u2 + 1.5u3 ⎞ ⎛ u2′ ⎞ ⎛ 20 −4 ⎜ u′ ⎟ = 1 ⎜ −4 24 −12 ⎟ ⎜ −1.5u − 4.5u ⎟ = +2u1u1′ ⋅ 6 + 2u1u2 ⋅ ( −12) + 2u1u2′ ⋅ 6 + 2u1′u2 ⋅ ( −6) 2 3⎟ ⎟⎜ ⎜ 3 ⎟ 116 ⎜ ⎜ u′ ⎟ ⎜ 2 −12 35 ⎟⎜ ⎟ +2u1′u2′ ⋅ 2 + 2u2u2′ ⋅ ( −6)] −6u3 ⎝ 4⎠ ⎝ ⎠⎝ ⎠ Die gesamte Steifigkeitsmatrix ist ⎛ 0.827u2 + 0.310u3 ⎞ ⎛ −0.0259 ⎞ ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ ⎛ 12 6 −12 6 ⎞ ⎜ −0.465u2 − 0.362u3 ⎟ = ⎜ 0.00517 ⎟ ⎜ 6 ⎟ 4 2 −6 ⎜ 0.232u − 1.31u ⎟ ⎜ −0.0776 ⎟ ⎜ ⎟ 2 3 ⎠ ⎝ ⎝ ⎠ ⎜ −12 −6 12 −6 ⎟ Somit sind alle 8 Knotenvariablen bekannt ⎜ ⎟ 2 4 ⎠ −6 ⎝ 6 und die Form jedes Elementes lässt sich mit dem Ansatz 3. Ordnung direkt berechnen. ⎛ 1.5 1.5 −1.5 1.5 ⎞ Hier ist die Form: ⎜ 1.5 2 −1.5 1 ⎟ ⎜ ⎟ ⎜ −1.5 −1.5 1.5 −1.5 ⎟ ⎜ ⎟ 1 −1.5 2 ⎠ ⎝ 1.5 2 ⎛ 12 ⎜ 6 ⎜ ⎜ −12 ⎜ ⎝ 6 ( u1 u′ 1 u2 u′2 6 −12 4 −6 −6 12 2 −6 ⎞ 2 ⎟ ⎟ −6 ⎟ ⎟ 4 ⎠ u3 u3′ u4 u4′ ) 6 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 13 I. Bewegung in einem nicht inertialen Bezugssystem II. Gleichgewichtslagen und ihre Stabilität I. Bewegung in einem rotierenden BezugsG system. r sei Radiusvektor eines Körpers im Bezugssystem K, K welches sich bezüglich K' K' mit einer WinkelgeG schwindigkeit Ω dreht. Zu bestimmen sind die Bewegungsgleichungen bezüglich des rotierenden Systems. Lösung: Die Lagrangefunktion ist in diesem Fall G mv '2 m G G G 2 L=K = = v + Ω × r . Als verall2 2 gemeinerte Koordinaten sind Komponenten G des Radiusvektors r bezüglich des rotierenden Koordinatensystems gewählt. Für Komponenten des Kreuzproduktes gilt: G G Ω × r = Ω y z − Ωz y x G G Ω × r = Ωz x − Ωx z y G G Ω × r = Ωx y − Ω y x . ( ( ( ( ) ) ) ) z Die Lagrangefunktion: m 2 v x + v 2y + v z2 ) + mv x ( Ω y z − Ω z y ) + ( 2 + mv y ( Ω z x − Ω x z ) + mv z ( Ω x y − Ω y x ) + L= { } Die zur Aufstellung der Bewegungsgleichungen erforderlichen Ableitungen: G G ∂L = mv x + m Ω × r , x ∂v x ∂L = mv y Ω z − mvz Ω y + ∂x G G G G m Ω × r Ωz − m Ω × r Ω y = y z G G G G G m v ×Ω + m Ω× r ×Ω ( ( ) ) ) ( ) (( x ) ) x Die Lagrangesche Gleichung, die der Koordinate x zugeordnet ist: G G mvx + m Ω × v ( oder mvx G G G G G = m v ×Ω + m Ω× r ×Ω (( ) ) G G G G G = 2m ( v × Ω ) + m ( Ω× ( r × Ω ) ) ) x ( ) x x In der Vektorform: G G G G G G mv = 2m v × Ω + m Ω × r × Ω ( ) ( ( Ein Gleichgewicht ist stabil, wenn es einem Minimum der potentiellen Energie entspricht und instabil in allen anderen Fällen. In der Nähe eines Gleichgewichts gilt die folgende Potenzentwicklung der potentiellen Energie (mehrdimensionale Taylor-Reihe): U ( q1 , q2 ,..., qs ) = U ( q1*, q2 *,..., qs *) + s +∑ i =1 s ∂U ∂ 2U ⋅( qi − qi *) + ∑ ⋅ ( qi − qi *) ⋅ ( q j − q j *) + ... ∂qi i =1 ∂qi ∂q j j =1 Der lineare Term ist identisch gleich Null wegen der Gleichgewichtsbedingung, somit ist die Änderung der potentiellen Energie in der Nähe eines Gleichgewichtspunktes eine quadratische Form: ΔU = U ( q1 , q2 ,..., qs ) − U ( q1*, q2 *,..., qs *) = 2 2 m 2 Ω y z − Ω z y ) + (Ω z x − Ω x z ) + (Ω x y − Ω y x ) ( 2 ( II. Statisches Gleichgewicht und seine Stabilität Ein System mit der potentiellen Energie U ( q1 ,..., qs ) ist dann im statischen Gleichge∂U = 0 für alle i. wicht, wenn ∂qi x x )) Das erste Glied auf der rechten Seite ist die Coriolis-Kraft, das zweite – die Zentrifugalkraft. s ∂ 2U i =1 j =1 i ∑ ∂q ∂q ⋅( qi − qi *) ⋅ ( q j − q j *) + (GhO ) j Die notwendige und ausreichende Bedingung für ein stabiles Gleichgewicht ist, daß diese Form positiv definit ist. Wie Sie wissen, ist diese Forderung gleichbedeutend mit der Forderung nach positive Definitheit der symmetrischen Matrix ⎧ ∂ 2U ∂ 2U ⎫ ... ⎪ ∂q 2 ∂q ∂q ⎪ 1 s ⎪ 1 2 ⎪⎧ ∂ U ⎫⎪ ⎪⎪ ⎪ ⎨ ⎬ = ⎨........................ ⎬ ⎪⎩ ∂qi ∂q j ⎪⎭ ⎪ 2 ⎪ 2 ⎪ ∂ U ... ∂ U2 ⎪ ⎩⎪ ∂qs ∂q1 ∂qs ⎭⎪ Das ist dann der Fall, wenn alle Wurzeln der charakteristischen Gleichung ⎞ ∂ 2U ⎛ ∂ 2U ⎜ 2 − λ ⎟ ... ⎝ ∂q1 ⎠ ∂qi ∂q j =0 ......................... ∂ 2U ∂qi ∂q j ⎛ ∂ 2U ... ⎜ ⎝ ∂qs 2 ⎞ −λ⎟ ⎠ positiv sind. 1 Im eindimensionalen Fall ist das Stabilitätskriterium besonders einfach: ∂ 2U > 0 (stabil) U hat ein Minimum, wenn ∂q 2 ∂ 2U U hat ein Maximum, wenn < 0 (insta∂q 2 bil). Beispiel 1. Gegeben sei ein mathematisches Pendel (Masse m auf einem masselosen Stab der Länge l) . Man bestimme die Gleichgewichtslagen und ihre Stabilität. Lösung. Mit U = − mgl cos ϕ berechnet man die Gleichgewichtslagen aus der Gleichung ∂U = mgl sin ϕ = 0 . Sie hat zwei physika∂ϕ lisch verschiedene Lösungen: ϕ1 = 0 und ϕ2 = π . Die zweite Ableitung der potentiellen Energie nach ϕ gibt Auskunft über Stabilität: ∂U = mgl cos ϕ . ∂ϕ 2 2 ∂ 2U ∂ϕ 2 ∂U ∂ϕ 2 l −Δ 0 0 l −Δ ≈ ∫ (1 + ∫ 1 + w′2 dx ≈ l 1 2 w′ )dx ≈ l − Δ + ∫ 12 w′2dx 2 0 0 Die Längssteifigkeit eines schlanken Stabes ist viel größer als seine Biegesteifigkeit. In erster Annäherung kann der Stab als undehnbar angenommen werden. Das bedeutet, dass sich die Länge bei einer Auslenkung l nicht ändert: l − Δ + ∫ 12 w′2 dx = l . Daraus 0 l folgt: Δ = ∫ 12 w′2dx . 0 Für die potentielle Energie ergibt sich l l 1 2 U = ∫ EIw′′ dx − F ∫ 12 w′2dx 20 0 ∞ Mit dem Ansatz w( x ) = ∑ an sin π nx (der l den Randbedingungen w(0) = 0 , w(l ) = 0 genügt), bekommen wir ∞ π nx ⎛πn ⎞ w '( x ) = ∑ an ⎜ ⎟ cos l ⎝ l ⎠ n =0 n =0 π nx ⎛πn ⎞ w ''( x ) = − ∑ an ⎜ . ⎟ sin l ⎝ l ⎠ n =0 Die potentielle Energie: 2 ∞ >0 ⇒ stabiles Gleichgewicht. ∞ 1 2 ⎛πn ⎞ 2 π nx U = ∫ EI ∑ an ⎜ dx ⎟ sin 2 0 n =0 l ⎝ l ⎠ <0 ⇒ instabiles Gleichgewicht ∞ 2 ⎛πn ⎞ 2 π nx dx − F ∫ 12 ∑ an ⎜ ⎟ cos l l ⎝ ⎠ = n 0 0 ϕ =ϕ1 2 l l = ∫ ds = ∫ dx 2 + dw2 = ϕ =ϕ 2 4 l 2 l oder Beispiel 2. Δ F x w Ein elastischer Stab sei an seinen Enden gelenkig gelagert und in der vertikalen Richtung mit einer Kraft F belastet. Gegeben: E , I , l , F . Zu bestimmen sind die Stabilitätsbedingungen. Lösung. Vorbereitender Schritt: Berechnung der potentiellen Energie: l 1 2 EI ( w ''( x ) ) dx − F Δ ∫ 20 Bestimmen wir die Verschiebung Δ . Zu diesem Zweck berechnen wir die Gesamtlänge des Stabes nach der Auslenkung: U= ∞ l Fl ∞ 2 ⎛ π n ⎞ 2 ⎛πn ⎞ U = EI ∑ an ⎜ ⎟ − ∑ an ⎜ ⎟ 4 n =0 4 n =0 ⎝ l ⎠ ⎝ l ⎠ 4 = 2 4 2 l ∞ 2 ⎡ ⎛πn ⎞ ⎛πn ⎞ ⎤ a EI F − ∑ n ⎢ ⎜⎝ l ⎟⎠ ⎜⎝ l ⎟⎠ ⎥ 4 n =0 ⎢⎣ ⎥⎦ Diese Energie hat bei a1 = 0,..., an = 0 ein Minimum, wenn alle Koeffizienten vor an 2 ⎛πn ⎞ ⎛πn ⎞ positiv sind: EI ⎜ ⎟ −F⎜ ⎟ > 0 oder ⎝ l ⎠ ⎝ l ⎠ 4 2 ⎛πn ⎞ EI ⎜ ⎟ −F >0. ⎝ l ⎠ Der gerade Zustand ist stabil, wenn 2 F < EI (π / l ) 2 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 14 Verschiedenes aus den Energiemethoden eine Feder angeheftet. Bei nicht gedehntem Aufgabe 1. (Berechnung von generalisierten Stab sei die Feder entspannt. Schreiben Sie Kräften). Gedie Lagrangefunktion des Systems und begeben ist ein rechnen Sie die Eigenfrequenz des Systems Doppelpenmit einem passenden Ritz-Ansatz! del. Als generalisierte Koordinaten wählen wir Winkel ϕ1 Lösung: Die Lagrangefunktion ist: 1 1 und ϕ2 . Auf L = mu 2 (l , t ) − cu 2 (l , t ) + 2 2 den zweiten Körper wirkt eine nicht konserG G l l vative Kraft F . Der Betrag der Kraft F ist 1 1 + ∫ ρ Au 2 dx − ∫ AEu '2 dx konstant, die Wirkungslinie ist stets senk20 20 recht zum zweiten Pendelstab. Zu bestimmen G Der einfachste brauchbare Ansatz für einen sind die mit der Kraft F zusammenhängenStab ist ein (als Funktion von x) linearer Anden generalisierten Kräfte Qϕ1 und Qϕ2 . satz: u ( x, t ) = a(t )(c0 + x / l ) . Die RandbeG Lösung: Die Kraft F = ( − F cos ϕ2 , F sin ϕ 2 ) dingung u (0) = 0 ergibt c0 = 0 , somit wirkt auf den zweiten Körper und leistet Aru ( x, t ) = a (t ) x / l . beit bei seinen Verschiebungen. Koordinaten Die für die Berechnung der Lagrangefunktides zweiten Körpers sind on erforderlichen Werte bzw. Funktionen x2 = l1 sin ϕ1 + l2 sin ϕ 2 , sind: y2 = l1 cos ϕ1 + l2 cos ϕ 2 . u (l , t ) = a (t ) , u (l , t ) = a (t ) Kleine Änderungen von generalisierten Koordinaten ϕ1 und ϕ2 führen zu Änderunu ( x, t ) = a (t ) x / l , u′( x, t ) = a (t ) / l . gen von Koordinaten x2 und y2 : Daraus ergibt sich die Lagrangefunktion δ x2 = l1 cos ϕ1δϕ1 + l2 cos ϕ 2δϕ2 L = 12 ma 2 − 12 ca 2 + δ y2 = −l1 sin ϕ1δϕ1 − l2 sin ϕ 2δϕ2 , l l 1 1 2 2 was bedeutet, daß der zweite Körper sich um + Aa x dx − AEa 2 dx ρ 2 ∫ 2 ∫ G 2l 0 2l 0 den Vektor δ r2 = (δ x2 , δ y2 ) verschiebt. Die G Oder Arbeit der Kraft F = ( − F cos ϕ 2 , F sin ϕ 2 ) L = 12 ( m + 13 ρ Al ) a 2 − 12 ( c + AE l ) a 2 . auf dieser Verschiebung ist gleich G G Unter Berücksichtigung der Tatsachen, daß δ W = F ⋅ δ r2 = m* = ρ Al die Masse und c* = AE l die Stei− F cos ϕ2 ( l1 cos ϕ1δϕ1 + l2 cos ϕ2δϕ 2 ) + figkeit des Stabes ist, ist unser System dem folgenden äquivalent: + F sin ϕ2 ( −l1 sin ϕ1δϕ1 − l2 sin ϕ2δϕ 2 ) = ⎡l1 ( cos ϕ2 cos ϕ1 + sin ϕ 2 sin ϕ1 ) δϕ1 + ⎤ ⎥= = −F ⎢ 2 2 ⎢⎣l2 ( cos ϕ 2 + sin ϕ2 ) δϕ1 ⎥⎦ − F ( l1 cos (ϕ1 − ϕ2 ) δϕ1 + l2δϕ2 ) Die generalisierten Kräfte sind demnach gleich: Qϕ1 = − Fl1 cos (ϕ1 − ϕ 2 ) Aufgabe 3. Berechne mit einem passenden Ritz-Ansatz die erste Eigenfrequenz einer auf einer Blattfeder schwingenden Masse m. Gegeben: m , EI , l . Qϕ2 = − Fl2 . Aufgabe 2. Gegeben sei der skizzierte Stab. An seinem freien Ende sind eine Masse und 1 Lösung. Die Lagrangefunktion ist in diesem Fall l l 1 1 1 L = mw 2 (l , t ) + ∫ ρ Aw 2 dx − ∫ EIw′′2 dx . 2 20 20 Da jetzt zwei geometrische Randbedingungen am linken Ende ( w(0, t ) = 0 und w′(0, t ) = 0 ) erfüllt sein müssen, ist der minimale Ansatz eine kubische Funktion. Dynamische Randbedingungen am rechten Ende müssen nicht unbedingt erfüllt sein. Jedoch bekommt man bessere Ergebnisse, wenn man auch die dynamischen Randbedingungen berücksichtigt. In diesem Fall die Momentenfreiheit w′′(l , t ) = 0 . Ein nichttrivialer Ansatz ist demnach eine Funktion vierter Ordnung, die wir in der folgenden Form schreiben: w( x, t ) = a(t ) ( c0 + c1 x + c2 x 2 + x3 / 2l 3 ) . Aus den Randbedingungen ergibt sich c0 = 0 , c1 = 0 , 2c2 + 3 / l 2 = 0 ⇒ c2 = −1.5 / l . Der Ansatz ist demnach 2 ⎛ x3 x2 ⎞ w( x, t ) = a (t ) ⎜ 0.5 3 − 1.5 2 ⎟ . l l ⎠ ⎝ w(l , t ) = − a(t ) . Die zur Berechnung der potentiellen Energie erforderliche zweite Ableitung ist gleich 3a(t ) ⎛ x ⎞ w′′( x, t ) = 2 ⎜ − 1⎟ . l ⎝l ⎠ Für die Lagrangefunktion ergibt sich zu III. Was man alles zur schriftlichen Klausur wissen muß? 1) Was ist Lagrangefunktion? 2) Generalisierte Koordinaten 3) Kinetische Energie bei Translation und Rotation 4) Potentielle Energie in Standardsituationen (Feder, Gewicht) 5) Lagrangegleichungen 1. und 2. Art 6) Bindungen 7) Das Prinzip der virtuellen Arbeit (oder der virtuellen Verschiebungen) 8) Generalisierte Kräfte und ihre Berechnung mit dem Prinzip der virtuellen Arbeit 9) Dissipationsfunktion und ihre Benutzung zur Aufstellung von Bewegungsdifferentialgleichungen. 10) Kinetische und potentielle Energien für Dehnstab, Torsionsstab, Biegebalken (alles auswendig): (a) als Funktion von Auslenkungen und Verdrehungen (b) potentielle Energie darüber hinaus auch als Funktion von Momenten und Schnittkräften. 11) Kinetische und potentielle Energie von Kombinationen aus kontinuierlichen und diskreten Elementen 2 l 12) Der 2. Satz von Castigliano ⎛ 1 2 1 x3 x2 ⎞ 2 L = ma (l , t ) + ∫ ρ Aa (t ) ⎜ 0.5 3 − 1.5 2 ⎟ dx 13) Berechnung von Durchbiegungen mit 2 20 l l ⎠ ⎝ dem Satz von Castigliano an den Stellen, wo 2 l 1 9a 2 (t ) ⎛ x ⎞ keine Kräfte wirken − ∫ EI ⎜ − 1⎟ dx 20 l4 ⎝ l ⎠ 14) Näherungsmethoden: Oder (a) Ritz-Ansatz. Wie wählt man Ansatzfunk1⎛ 33 ⎞ 2 1 ⎛ 3EI ⎞ 2 tionen? L = ⎜ m + ρ Al ⎟ a − ⎜ 3 ⎟ a (b) Rayleigh-Ritz-Verfahren zur Bestim2⎝ 140 ⎠ 2⎝ l ⎠ mung von Eigenfrequenzen Unter Berücksichtigung der Tatsachen, daß 3EI 15) Bedingungen für das Gleichgewicht und m* = ρ Al die Masse und c* = 3 die Steiseine Stabilität bzw. Instabilität l figkeit des Blattfeder ist, ist unser System 16) Definition der Einflußzahlen; Vertaudem folgenden äquivalent schungssatz von Maxwell und Betti (Bild rechts). Sehr wichtig: Die Eigenfrequenz ist gleich Eine der Klausuraufgaben ist eine der Hausc* aufgaben. Mann sollte alle Hausaufgaben ω= . selbst (am besten mehrmals) durchgerechnet m + 0.236m * haben! 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 15. Schwingungen von Kontinua: Die Saite, die Wellengleichung, d´Alembertsche Lösung Literatur: 1. G.P. Ostermeyer. "Mechanik III". 2. Hauger, Schnell und Groß. „Technische Mechanik 4“ Teil 2 = c 2 w '' Die Wellengleichung: w lineare, homogene, partielle DGL. c2 = S μ - Wellenfortpflanzungsgeschwindigkeit Zur Lösung der Bewegungsdifferentialgleichung werden noch die Anfangsbedingungen: w ( x, 0 ) = w0 ( x ) , w ( x, 0 ) = v0 ( x ) I. Herleitung der Bewegungsdifferentialgleichung für eine gespannte Saite Gegeben sei ein vorgespannter Faden, der keine Biegesteifigkeit besitzt. Massenbelegung (Masse pro Längeneinheit) sei μ = ρ A . Zu bestimmen ist die Bewegungsgleichung für die Saite. und die Randbedingungen: z.B. w ( 0, t ) = 0 ; w ( l1 , t ) = 0 benötigt. II. d´Alembertsche Lösung der Wellengleichung. Eine beliebige Funktion der Form w = f1 ( x − ct ) = f1 (ξ ) , ξ = x − ct genügt der Wellengleichung. Beweis: ∂w ∂w ∂ξ ∂w = ⋅ = −c ∂t ∂ξ ∂t ∂ξ l 2 ∂ 2w 2 ∂ w =w = c ∂t 2 ∂ξ 2 ∂w ∂w ∂ξ ∂w = ⋅ = : ∂x ∂ξ ∂x ∂ξ ∂ 2w ∂ 2w = w '' = ∂x 2 ∂ξ 2 2 ∂2w 2 ∂ w gelungen! c =c ∂ξ 2 ∂ξ 2 2 Wir schneiden ein infinitesimales Saitenelement mit der Länge ds frei. Es gilt: α ≈ sin α ≈ tan α ≈ w ' : α + dα = sin (α + dα ) ≈ w '+ dw ' = w '+ w '' dx Die auf das Element wirkende Kraft ist gleich dFz = S ⋅ sin (α + dα ) − S sin (α ) = = S (α + dα − α ) = Sdα = Sw '' dx Das 2. Newtonsche Gesetz für das Element: = dFz ⇒ μ dx w = Sw '' dx : dm ⋅ w = Sw '' μw Eine beliebige Funktion der Form w = f 2 ( x + ct ) = f 2 (ζ ) , ζ = x + ct ist auch eine Lösung der Wellengleichung. Allgemeine Lösung: w ( x, t ) = f1 ( x − ct ) + f 2 ( x + ct ) . f1 ( x − ct ) beschreibt eine Welle, die sich mit konstanter Geschwindigkeit c ohne Änderung ihres Profils in positive x-Richtung fortpflanzt. Beweis, dass dies eine allgemeine Lösung ist: ξ = x − ct ; ζ = x + ct . oder 1 1 1 (ξ + ζ ) ; ct = (ζ − ξ ) . 2 2 ∂w ∂w ∂ξ ∂w ∂ζ ∂w ∂w = ⋅ + ⋅ = + ∂x ∂ξ ∂x ∂ζ ∂x ∂ξ ∂ζ x= ∂ 2w ∂ 2w ∂ 2w ∂ 2w 2 = + + ∂x 2 ∂ξ 2 ∂ξ∂ζ ∂ζ 2 ∂w ⎛ ∂w ∂w ⎞ =⎜ − ⎟⋅c ∂t ⎝ ∂ζ ∂ξ ⎠ 2 ∂ 2w ∂ 2w ∂ 2w ⎞ 2⎛∂ w = − + c 2 ⎟ ⎜ 2 ∂t 2 ∂ζ∂ξ ∂ξ 2 ⎠ ⎝ ∂ζ Die Wellengleichung nimmt die Form ∂ 2w = 0 an. ∂ξ∂ζ ∂w Nach der ersten Integration: = g (ζ ) . ∂ζ Nach der zweiten Integration: w = f1 (ξ ) + f 2 (ζ ) = f1 ( x − ct ) + f 2 ( x + ct ) . Bestimmung der Funktionen f1 und f 2 aus Anfangsbedingungen Das ist eine richtige Lösung nur solange die Wellen auf keine Ränder treffen. Berücksichtigung der Randbedingungen Beispiel 1. Fester Rand w(0) = 0 . Die Aufgabe besteht in der Bestimmung einer solchen Funktion, die bei x ∈ (0, ∞) (a) der Wellengleichung, (b) der Anfangsbedingung und (c) der Randbedingung genügt. Zu diesem Zweck betrachten wir zunächst eine unendliche Saite mit zwei symmetrischen Wellen mit verschiedenem Vorzeichen, die auf einander laufen. Diese Welle genügt auf dem Intervall x ∈ (0, ∞) den Bedingungen (a),(b) und (c) und ist somit die gesuchte Lösung (Bild (a) unten). Beispiel 2. Freier Rand w '(0) = 0 . Wir betrachten wieder zunächst eine unendliche Saite mit zwei symmetrischen Wellen mit gleichen Vorzeichen, die auf einander laufen. Diese Welle genügt auf dem Intervall x ∈ (0, ∞) den Bedingungen (a),(b) und (c) und ist somit die gesuchte Lösung (Bild (b) unten). f1 ( x ) + f 2 ( x ) = w0 ( x ) −cf1' ( x ) + cf 2' ( x ) = v0 ( x ) − f1 ( x ) + f 2 ( x ) = x 1 v0 ( x )dx − f1 ( x0 ) + f 2 ( x0 ) c x∫0 x ⎤ 1⎡ 1 f1,2 ( x ) = ⎢ w0 ( x ) ± ∫ v0 ( x ) dx ⎥ c x0 2 ⎣⎢ ⎦⎥ ⎤ v x dx ( ) ⎥+ ∫ 0 ⎥⎦ x0 x + ct ⎤ 1⎡ 1 + ⎢ w0 ( x + ct ) + ∫ v0 ( x ) dx ⎥ = c x0 2 ⎣⎢ ⎦⎥ w ( x, t ) = 1⎡ 1 ⎢ w0 ( x − ct ) − c 2 ⎢⎣ x − ct Beispiel 3. Fester Rand beiderseitig x + ct ⎤ 1⎡ 1 = ⎢ w0 ( x − ct ) + w0 ( x + ct ) + ∫ v0 ( x ) dx ⎥ 2⎣ c x −ct ⎦ Beispiel: v0 ( x ) = 0 . w ( x, t ) = 1 ⎡ w0 ( x − ct ) + w0 ( x + ct ) ⎤⎦ 2⎣ Die Saite schwingt mit einer Schwingungs2A dauer T = . c 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 16. Bernoulische Lösung der Wellengleichung. Fourieranalyse Literatur: 1. G.P. Ostermeyer. "Mechanik III" 21.2. 2. Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“, Kapitel 4.1.3 Betrachtet wird eine gespannte Saite. Ihre Dynamik wird durch die Wellengleichung beschrieben: w = c 2 w '' . Dazu kommen die Randbedingungen. Für beidseitig festgehaltene Saite: w (0 , t ) = 0 (1) w ( l, t ) = 0 ω1 = cπ und ω 2 = 2cπ = 2ω1 . Die gesamte Lösung bei einem bestimmten n: w ( x, t ) = sin πn cπ n cπ n ⎞ ⎛ x ⋅ ⎜ an cos t + bn sin t⎟ ⎝ ⎠ (2) I. Lösung nach D'Alembert II. Lösungsansatz von Daniel Bernoulli (1753) w ( x, t ) = T ( t ) ⋅ V ( x ) - Produktansatz III. Wie kann man die Anfangsbedingungen erfüllen? Allgemein sind Anfangsauslenkungen und Anfangsgeschwindigkeiten des Stabes gegeben, die einer der Eigenformen nicht entsprechen. Die Lösung wird gegeben durch T V '' = c2 = const T V ↓ ↓ nur von t nur von x TV = c 2TV '' ⇒ c) const = −ω 2 < 0 T +ω T = 0, V ''+ Superpositionsprinzip + Fourieranalyse ω2 V =0 c2 Die allgemeine Lösung der ersten Gleichung: T (t ) = a cos ω t + b sin ω t = C cos(ω t − ϕ ) . Die Konstante ω ist eine Kreisfrequenz der Schwingung. Die allgemeine Lösung der zweiten Gleichung 2 V ( x ) = A cos ω x + B sin ω x. c c Aus den Randbedingungen (1) und (2) folgt: V ( 0) = A = 0 , V( ⇒ ) = B sin ωn = πn ω c = 0 ⇒ sin ⇒ ωn = πc ω c =0⇒ ω c = πn n. c n - eine beliebige ganze Zahl. ω n sind Eigenfrequenzen Es gibt unendlich viele Eigenfrequenzen. Die entsprechende Ortsfunktion V ( x ) ist gleich ⎛πn ⎞ Vn ( x ) = B sin ⎜ x⎟ ⎝ ⎠ Aus der Linearität der Wellengleichung folgt: Eine beliebige lineare Superposition von gefundenen Lösungen ist auch eine Lösung der Wellengleichung. ∞ πn ⎛ cπ n cπ n ⎞ w ( x, t ) = ∑ sin n =1 x ⋅ ⎜ an cos ⎝ t + bn sin t⎟ ⎠ Eine stärkere Behauptung: Eine beliebige Lösung kann in Form ∞ πn ⎛ cπ n cπ n ⎞ w ( x, t ) = ∑ sin x ⋅ ⎜ an cos t + bn sin t⎟ ⎝ ⎠ n =1 dargestellt werden. Dieser Satz wurde als eine Hypothese von Bernoulli aufgestellt. Er konnte sich aber gegen Euler und d`Alembert nicht durchsetzen, bis Fourier den Satz bewiesen hat. Wie können die Rand- und Anfangsbedingungen erfüllt werden? Beispiel. Die Seite mit festen Rändern und Anfangsbedingungen w ( x, 0 ) = w0 ( x ) , w ( x, 0 ) = v0 ( x ) . Vn ( x ) sind Eigenformen Die ersten zwei Eigenfrequenzen sind gleich 1 Aus der allgemeinen Lösung folgt die folgende Anfangsbedingung: ∞ π nx w0 ( x,0 ) = ∑ an sin =w0 ( x ) n =1 ∞ w0 ( x,0 ) = ∑ bn cπ n ⋅ sin π nx = v0 ( x ) = 0 n =1 V ( x ) = A cos ω x + B sin ω x. c c Die Randbedingungen lauten in diesem Fall: w′( x = l ) = 0 . w( x = 0) = 0 , Randbedingungen liefern: V (0) = 0 ⇒ A = 0 , ω ω Wir multiplizieren beide Gleichungen kπ x (wobei k eine ganze Zahl ist) mit sin =0. c c Für nicht triviale Lösungen muss gelten und integrieren über die Länge der Saite. Mit ⎧⎪0, k ≠ n kπ x nπ x ∫0 sin sin dx = ⎨⎪ / 2, k = n ⎩ erhält man 2 nπ x an = ∫ w0 ( x ) sin dx +πn ⇒ c c 2 2n + 1 π c ωn = , n = 0,1,2,... 2 Grundschwingung und die 1. Oberschwingung: πc πx ω1 = , V1 ( x ) = B1 sin 2 2 3π c 3π x ω2 = , V2 ( x ) = B2 sin 2 2 0 bn = 2 ⋅ π nc ∫0 0dx = 0 . In unserem Fall ist a<x< 2 ⎪⎧2 f x , w0 = ⎨ ⎪⎩2 f (1 − x ) , 2 < x < 2 4f ⎡ x nπ x nπ x ⎤ ⎛x ⎞ an = dx − ∫ ⎜ − 1⎟ sin dx ⎥ ⎢ ∫ sin ⎝ ⎠ 2 ⎣⎢ 0 ⎦⎥ 8f nπ = 2 2 sin . nπ 2 Somit πn sin 8 ∞ 2 ⋅ sin nπ x ⋅ cos cπ n t w ( x, t ) = f ⋅ 2 ∑ 2 π n =1 n Form am Anfang: und nach 1/4 Periode IV. Ein Beispiel zur Bestimmung der Eigenfrequenzen und Eigenformen. Sehr oft braucht man nur die Eigenfrequenzen und die Eigenformen, z.B. wenn Resonanz vermieden werden soll. Beispiel. Gegeben sei eine auf einem Rand festgehaltene Saite. Zu bestimmen sind die Eigenfrequenzen und die Eigenfunktionen. Lösung: Allgemeine Lösung für die Ortsfunktion lautet V '( cos )=0⇒B ω =0 ⇒ cos ω = π Wie hängt die Frequenz von der Spannkraft S ab? πc π S π1 S z.B. ω1 = = = ∼ S. 2 2 2 μ 2 μ V. Zur Äquivalenz der Lösungsmethoden von d'Alembert und Bernoulli. Beispiel: u( x, t ) = sin k ( x + ct ) + sin k ( x − ct ) ist eine d'Alembertsche Lösung der Wellengleichung. Durch Umformen erhalten wir: u( x, t ) = 2sin kx ⋅ cos kct . Das ist aber eine Lösung nach Bernoulli! Für mathematisch Interessierte: Genauso wie in der Schwingungstheorie benutzt man oft bei der Lösung von Wellengleichung komplexe Exponenten: u( x, t ) = eikx ⋅ eikct = eik ( x +ct ) . Dieser Ansatz ist gleichzeitig der D'Alembertsche und der Bernoullische! Bei Benutzung komplexer Exponenten verliert sich der Unterschied zwischen beiden Ansätzen. 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 17. Longitudinalschwingungen von Stäben. Erzwungene Schwingungen Literatur: 1. G.P. Ostermeyer. "Mechanik III" 21.1., 21.4. 2. Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“, Kapitel 4.2.1, 4.2.2 I. Longitudinalschwingungen von Stäben. u(x,t) sei Verschiebung des Punktes x des Stabes in Richtung x. Wir betrachten ein infinitesimales kleines Element der Länge dx. Das 2. NG für dieses Element lautet ∂N ⎞ ∂N ⎛ dx ⎟ = dx (1) ρ Adx ⋅ u = − N + ⎜ N + ∂x ⎠ ∂x ⎝ dm Aus dem Elastizitätsgesetz folgt du ∆l N = σ A = Eε A = EA = EA = EAu ' (2) l dx Einsetzen von (2) in (1) ergibt die Wellengleichung ρ u = Eu '' 2 ∂ 2u 2 ∂ u c = mit c 2 = E / ρ . ∂t 2 ∂x 2 c ist die Wellenfortpflangungsgeschwindigkeit. Z.B. für Stahl: E = 210GPa = 2,1 ⋅ 1011 N/m 2 ρ = 7,8 ⋅ 103 kg/m 3 , c = 5190m/s . oder Beispiel 1. Zu bestimmen ist die Stoßzeit einer 1 Meter langen stählernen Stange mit einer festen Wand. Lösung: Die Punkte am anderen Ende des Stabes "erfahren" vom Zusammenstoß erst nach der Zeit t1 = l / c . Die Punkte im Stoßpunkt "erfahren" von der Anwesenheit des freien Endes nach t2 = l / c . Der Stoß dauert t = t1 + t2 = 2l / c = 3.8 ⋅ 10−4 s = 0.38ms . Aufgabe zum Überlegen: Was passiert beim Zusammenstoß (a) zweier gleichen Stangen, (b) zweier Stangen mit verschiedenen Längen? II. Randbedingungen. II.1. Die einfachsten Randbedingungen - Bei einem fest gelagerten Rand u = 0 (keine Verschiebung) - Bei einem freien Rand. u ' = 0 (keine Normalkraft) Beispiel 2. Zu bestimmen sind die Eigenfrequenzen und Eigenformen für einen (a) beiderseitig festgelagerten (b) beiderseitig freien Stab Lösung: BernoulliAnsatz: u ( x, t ) = T (t )V ( x) Für U ( x ) erhalten wir die Gleichung V ''+ ω2 2 V = 0 oder V ''+ k 2V = 0 . c Die Zahl k = ω / c heißt Wellenzahl. Die allgemeine Lösung der obigen Gleichung ist V ( x) = A *cos kx + B sin kx . Aus den Randbedingungen folgt u ( 0, t ) = 0 → A* = 0 u (l, t ) = 0 → B sin kl = 0 → kn l = π n ωn = kn c = π n c l Die allgemeine Lösung ist dieselbe. Aus den Randbedingungen folgt jedoch u ' (0) = 0 ⇒ B = 0 u ' ( l ) = 0 ⇒ sin kl = 0 kl = π n , ω n = π nc l . Die Eigenfrequenzen sind dieselben wie im Fall (a), aber die Eigenformen sind verschieden! II.2. Kompliziertere Randbedingungen. A. Stab mit einer am Ende angehefteten Masse. Das 2.NG für die Masse mu( l , t ) = − N ( l , t ) = − EAu ' ( l , t ) ist die neue Randbedingung am rechten Rand! Aus der Randbedingung am linken Rand folgt A* = 0 . Aus der Randbedingung am rechten Rand: − mω 2u ( l ) = − EAu ' ( l ) oder mω 2 B sin kl = EABk cos kl mc 2 kl mc 2 cot kl = = λ mit λ = kl EA l EAl mc 2 mE cot λ = λ= λ = ελ EAl E ρ Al ε = m M , M - Stabmasse. 1 π λ3 Es gibt unendlich viele Wurzeln λn = kn l . Daraus kn = λn / l und ωn = kn c = λn c / l 2n − 1 π Grenzfall m = 0 ; cos( kl ) = 0 ; kn l = 2 B. Gefedert gelagerter Stab. III. Erzwungene Longitudinalschwingungen. Am rechten Ende eines links fest gelagerten Stabes wirkt eine periodische Kraft F0 cos Ωt . Zu bestimmen ist Bewegung des Stabes. Lösung: Die Randbedingungen lauten: u ( 0, t ) = 0 und N ( l , t ) = EAu ' ( l , t ) = F0 cos Ωt Partikularlösung der Wellengleichung suchen wir in der Form u p ( x, t ) = U p ( x ) ⋅ cos Ωt Einsetzen in die Wellengleichung liefert U ′′p + ( Ω 2 / c 2 ) U p = 0 . Bernoulli-Ansatz: u ( x, t ) = ( a cos(kx) + b sin(kx) ) ⋅ T (t ) Das Hooke´sche Gesetz für die Feder: N ( 0, t ) = c * u ( 0, t ) oder EAu′(0, t ) = c * u(0, t ) ist die Randbedingung am linken Rand. Einsetzen von u′(0, t ) = ( − ak sin( k 0) + bk cos( k 0) ) ⋅ T (t ) = bkT (t ) und u (0, t ) = ( a cos( k 0) + b sin(k 0) ) ⋅ T (t ) = aT (t ) in die Randbedingung am linken Rand ergibt EAkb = c * a (3) Am rechten Rand u (l , t ) = 0 : a cos( kl ) + b sin( kl ) = 0 (4) Eine nicht triviale Lösung existiert dann, wenn die Koeffizientendeterminante des Systems (3,4) gleich Null ist: c *sin( kl ) + EAk cos( kl ) = 0 oder EA tan λ + λ =0 lc * Allgemeine Lösung für die Ortsfunktion ist U p ( x ) = B1 cos ( Ω / c ) x + B2 sin ( Ω / c ) x , u p ( x, t ) = ( B1 cos ( Ω / c ) x + B2 sin ( Ω / c ) x ) ⋅ cos Ωt Aus den Randbedingungen folgt: U p ( 0, t ) = 0 ⇒ B1 = 0 EAu ' p ( l , t ) = F0 cos Ωt F0 Ω Ω ⋅ cos l = F0 ⇒ B2 = . Ω Ω c c EA cos l c c Die Partikularlösung ist also gleich Ω sin x F0l c cos Ωt u p ( x, t ) = U p ( x ) cos Ωt = Ω EA l cos Ω l c c Z.B. Amplitude der Schwingungen bei x = l Fc Ω ist gleich U p (l ) = 0 tan l (s. Bild unten) EAΩ c EAB2 Die Amplitude wird unendlich bei allen Frequenzen, für welche cos Ωl / c = 0 . Das sind genau die Eigenfrequenzen eines einseitig fest gelagerten Stabes! 2π EA lc * λi bestimmen ki = λi / l und diese die Eigenfrequenzen: ωi = ki c . −λ Wird die Erregerfrequenz gleich einer der Eigenfrequenzen des Systems, so wächst die Schwingungsamplitude unendlich (Resonanz). Aufgabe zum Überlegen: was passiert in Grenzfällen c → 0 und c → ∞ ? 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 18. Torsionsschwingungen. Biegeschwingungen. Lit.: 1. G.P. Ostermeyer. "Mechanik III" Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“ I. Torsionsschwingungen. Gegeben sei ein elastischer Stab mit rundem Querschnitt (Bild1a). Untersucht werden seine Torsionsbewegungen. Jeder Querschnitt wird durch den Winkel θ ( x ) charakterisiert, um welchen er sich bezüglich des "unverdrehten" Anfangszustandes gedreht hat. rischen Stabes wie im Bild. Der Stab ist links und rechts fest gelagert. ρ ,G ra a x Wir schneiden aus einem verdrehten Stab ein infinitesimal kleines Element zwischen x und x+dx. Der linke Rand ist gedreht um den θ ( x) , Winkel der rechte um θ ( x + dx ) = θ + dθ . Das Torsionsmoment im Querschnitt ist gleich dθ M = GI p = GI pθ ′ ( I p ist das polare geodx metrische Trägheitsmoment des Querschnitts). Da es sich um Rotationsbewegung (um die Stabachse) handelt, benutzen wir den Drehimpulssatz: ∂M Θ p ⋅ θ = − M ( x ) + M ( x + dx ) = ⋅ dx = M ′dx ∂x Unter Berücksichtigung der Beziehung Θ p = I p ρ dx ( ρ dx ist die Flächenmassendichte), nimmt das 2. N.G. für das Element die Form ρ dxI p ⋅ θ = GI pθ ''dx oder θ = c 2θ ′′ mit c 2 = G / ρ . Für Stahl c ≈ 3200 m s . Die Form der Gleichung und die Wellenausbreitungsgeschwindigkeit hängen nicht vom Radius des Stabes ab! II. Randbedingungen: 1. Am fest gelagerten Ende: θ = 0 . 2. Am freien Ende: M = GIθ ' = 0 ⇒ θ ' = 0 . 3. Wenn am Ende ein Kraftmoment M(t) angreift: GIθ ' = M (t ) . III. Übergangsbedingungen (am Beispiel von Torsionsschwingungen). Zu bestimmen ist die kleinste Eigenfrequenz von Torsionsschwingungen eines kreiszylind- rb b x Wellengleichung ist die gleiche in beiden Teilen. Allgemeine Lösung im linken Teil (a): θ ( x ) = A1 cos kx + B1 sin kx , x ∈ (0, a ) Allgemeine Lösung im rechten Teil (b): θ ( x ) = A2 cos kx + B2 sin kx , x ∈ (a, a + b) . Randbedingungen: 1. θ (0) = A1 = 0 2. θ (a + b) = A2 cos k (a + b) + B2 sin k (a + b) = 0 Übergangsbedingungen: 3. θ ( a )links = θ ( a ) rechts : A1 cos ka + B1 sin ka = A2 cos ka + B2 sin ka 4. M ( a )links = M ( a ) rechts : GI a ( − A1k sin ka + B1k cos ka ) = GI b ( − A2k sin ka + B2k cos ka ) Charakteristische Determinante: 0 − sin ka − I a cos ka 0 − sin ka cos k ( a + b) sin k ( a + b) cos ka − I b sin ka =0 sin ka I b cos ka cos k ( a + b) sin k ( a + b) cos ka sin ka I b sin 2 ka ⋅ sin k ( a + b) − I a sin ka ⋅ cos ka ⋅ cos k ( a + b) + I a cos2 ka ⋅ sin k ( a + b) + I b sin ka ⋅ cos ka ⋅ cos k ( a + b) = = ( I b − I a ) sin ka ⋅ cos ka ⋅ cos k ( a + b) + (I a cos2 ka + I b sin 2 ka ) ⋅ sin k ( a + b) = 0 Setzen wir folgende Werte ein: a = b , ra = rb / 2 . Mit I a = I b /16 folgt aus der letzten Gleichung: 1 (1 − 1/16) sin ka ⋅ cos ka ⋅ cos 2ka + ⎛ 1 ⎞ 2 2 ⎜ cos ka + sin ka ⎟ sin 2ka = 0 ⎝ 16 ⎠ 2 sin ka ⋅ cos ka Die Bedingung ist erfüllt, wenn eine der folgenden Gleichungen gilt: 1. sin ka = 0 , 2. cos ka = 0 , ⎛1 ⎞ 3. (15 /16 ) cos ka + 2 ⎜ cos 2 ka + sin 2 ka ⎟ = 0 2 ⎝ 16 ⎠ cos ka −sin ka 2 2 Die dritte Gleichung ist nie erfüllt, also muss eine der die ersten beiden erfüllt sein. Die kleinste Zahl k folgt aus der zweiten Gleichung: k = ω = kc = πc 2a π 2a . Entsprechende Frequenz ist die kleinste Eigenfrequenz. IV. Biegeschwingungen eines elastischen Balkens. Wir betrachten den inneren Bereich eines Balkens. Die Befestigungsart ist zunächst ohne Bedeutung, da sie erst in den Randbedingungen auftritt. Annahmen: Querauslenkungen und Neigungen sind sehr klein, Krümmungsradius ist sehr viel größer als die Dicke des Balkens. Wir schneiden ein infinitesimal kleines Element des Balkens frei. Unter den oben gemachten Annahmen gilt: (1) Die Translationsbewegung erfolgt fast in der vertikalen Richtung, (2) die Kräfte in der vertikalen Richtung fallen fast mit den Querkräften zusammen, (3) die Neigungswinkel sind sehr klein und die Rotationsbewegung kann vernachlässigt werden. Das 2. Newtonsche Gesetz für die vertikale Bewegung des Elementes lautet ∂Q = −Q( x) + Q( x + dx) = (1) ρ Adx ⋅ w dx N x ∂ dm Rotation gibt es nicht, deshalb gelten für Momente dieselben Zusammenhänge, wie in der Statik: Q = M ' und M = − EIw '' , wobei I das geometrische Trägheitsmoment des Querschnitts ist. Einsetzen in (1) liefert ∂ 2 w EI ∂ 4 w EI IV = − + =0 w w oder ∂t 2 ρ A ∂x 4 ρA V. Bernoullische Lösung für Biegeschwingungen eines Balkens. Zur Lösung dieser Gleichung ist die d'Alembertsche Methode nicht anwendbar. Bernoulli-Ansatz ist aber an alle linearen Gleichungen anwendbar: w( x, t ) = W ( x ) cos ωt d 4W d 4W EI 2 W ⋅ = ω ⇒ − κ 4W = 0 (2) 4 4 dx ρ A dx 4 2 mit κ = ω ρ A / EI . Jede lineare gewöhnliche Differentialgleichung kann mit einem Exponentialansatz gelöst werden: W = W0eλ x . Nach Einsatz in (2): λ 4 = κ 4 . Das bedeutet λ 2 = ±κ 2 ⇒ λ = {+κ , −κ , +iκ , −iκ } Allgemeine Lösung: iκ x + Be κ x + De − iκ x + Ce −κ x oder W ( x ) = Ae W ( x ) = A* cos κ x + B sin κ x + C cosh κ x + D sinh κ x Beispiel für Biegeschwingungen. Gegeben sei ein beidseitig drehbar gelagerter Balken. Zu bestimmen sind die Eigenfrequenzen. Die allgemeine Lösung ist oben angegeben. Randbedingungen: Verschiebung w und Moment M = − EIw '' an beiden Rändern sollen verschwinden W (0) = 0 : A* + C = 0 W (l ) = 0 : A* cos κ l + B sin κ l +C cosh κ l + D sinh κ l = 0 W ''(0) = 0 : − A* + C = 0 − A* cos κ l − B sin κ l +C cosh κ l + D sinh κ l = 0 * Daraus: A =C=D=0. Charakteristische Gleichung reduziert sich auf sin κ l = 0 ⇒ κ n l = π n ⇒ κ n = π n / l W ''(l ) = 0 : ωn = κ n2 EI n 2π 2 = 2 ρA l EI ρA 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 19. Biegeschwingungen von Balken. Zweidimensionale Lit.: 1. G.P. Ostermeyer. "Mechanik III". Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“ Schwingungen. I. Balkenschwingung Beispiel 1. Gegeben sei ein links eingespannter Balken. Zu bestimmen sind die Eigenfrequenzen und die Eigenformen der Schwingungen. Lösung: Die allgemeine Lösung lautet W ( x ) = A* cos κ x + B sin κ x + C cosh κ x + D sinh κ x Die Randbedingungen sind: Verschiebung links Null: W (0) = 0 : A * +C = 0 Neigung links Null: W '(0) = 0 : B + D = 0 Moment rechts Null: − A* cos κ l − B sin κ l W ''(l ) = 0 : +C cosh κ l + D sinh κ l = 0 Kraft rechts Null: A* sin κ l − B cos κ l +C sinh κ l + D cosh κ l = 0 Die charakteristische Gleichung (Determinante des Gleichungssystems gleich Null): 1 cosh κ l cos κ l + 1 = 0 oder cos κ l = − cosh κ l W '''(l ) = 0 cos κ l w x/l II. Erzwungene Schwingungen. Beispiel 2. Zu berechnen ist Amplitude der Schwingungen des Mittelpunktes des gezeigten Balkens. Lösung: Wir suchen die partikuläre Lösung in der Form w( x, t ) = W ( x ) cos ωt Allgemeine Lösung bis zur Mitte des Balkens sei W− ( x ) = A* cos κ x + B sin κ x + C cosh κ x + D sinh κ x Randbedingungen: W− (0) = 0 A* + C = 0 A* = 0 W−′′(0) = 0 − A* + C = 0 C =0 W−′ ( l / 2 ) = 0 (aus Symmetriegründen): − A* sin κ l / 2 + B cos κ l / 2 + C sinh κ l / 2 + D cosh κ l / 2 = 0 −Qlinks (l / 2) − F0 / 2 ⋅ cos Ωt = 0 ; Q(l / 2) = EIw′′′( x, t ) = F ( x, t ) / 2 : A* sin κ l / 2 − B cos κ l / 2 + C sinh κ l / 2 + D cosh κ l / 2 = F0 2κ 3 EI Die Lösung lautet D= −1/ cosh(κ l ) F0 , 4κ EI cosh κ l / 2 3 B=− F0 . 4κ EI cos κ l / 2 3 Die Ortsfunktion ist F0 ⎛ sin κ x sinh κ x ⎞ + ⎜− ⎟ 3 4κ EI ⎝ cos κ l / 2 cosh κ l / 2 ⎠ κ1l = 1.8 , κ 2l = 4.7 W− ( x) = Um die Eigenformen zu bestimmen, verwenden wir drei der vier Gleichungen des homogenen Gleichungssystems cos κ l + cosh κ l C = − A, B = − D = − A . sin κ l + sinh κ l Die Eigenformen sind dann: ⎧ Wn ( x ) = A ⎨ cos κ n x − cosh κ n x ⎩ ⎫ cos κ n l + cosh κ n l − ( sin κ n x − sinh κ n x ) ⎬ sin κ n l + sinh κ n l ⎭ Die ersten zwei Eigenformen sind im Bild gezeigt. Die Amplitude der Schwingungen bei x = l / 2 : W (l / 2) = F0 ⎛ sin κ l / 2 sinh κ l / 2 ⎞ + ⎜− ⎟ 4κ 3 EI ⎝ cos κ l / 2 cosh κ l / 2 ⎠ Sie wird unendlich wenn der Nenner Null wird. 1 III. Bewegungsgleichung für eine Membran. Genauso wie eine Saite, hat eine Membran keine Biegesteifigkeit. Sie wird erst durch eine Vorspannung elastisch. Betrachten wir eine in allen Richtungen gleich gespannte Membran (Spannung σ 0 ). Die Bewegungsgleichung lautet: 2 ∂2w ∂2w ⎞ 2⎛∂ w = c ⎜ 2 + 2 ⎟ mit c 2 = σ 0 / ρ 2 ∂t ∂y ⎠ ⎝ ∂x Zweidimensionale Wellengleichung Die Ableitungen auf der rechten Seite verkürzt man oft zu W ( x, y ) suchen wir wiederum in Form eines Produktes W ( x, y ) = X ( x)Y ( y ) mit ⎧ X = A cosα x + B sin α x ⎨ ⎩Y = C cos β x + D sin β y Einsetzen in die Helmholtz-Gleichung ergibt α2 + β 2 = k2 Jetzt benutzen wir die Randbedingungen: W (0, y ) = 0 → X (0) = 0 A=0 W (a, y ) = 0 → X (a) = 0 B sin α a = 0 W ( x, 0) = 0 → Y (0) = 0 C =0 W ( x, b) = 0 → Y (b) = 0 D sin β b = 0 Daraus folgt πm sin α a = 0 → α m = m = 1, 2,... a πn sin β b = 0 → β m = n = 1, 2,... b 2 ⎛m⎞ ⎛n⎞ kmn = α + β = π ⎜ ⎟ + ⎜ ⎟ ⎝ a ⎠ ⎝b⎠ Eigenfrequenzen sind somit 2 m 2 ωmn 2 2 n ⎛m⎞ ⎛n⎞ = kmn c = π c ⎜ ⎟ + ⎜ ⎟ ⎝ a ⎠ ⎝b⎠ 2 ∂2w ∂2w Δw = 2 + 2 , ∂x ∂y Δ= ∂2 ∂2 heißt Laplace-Operator. + ∂x 2 ∂y 2 Die Wellengleichung kann dann auch in der = c 2 Δw geschrieben werden. Form w IV. Bernoulli-Ansatz. Die zweidimensionale Wellengleichung kann immer mit dem Bernoulli-Ansatz gelöst werden: w( x, y, t ) = W ( x, y ) ⋅ cos ω t Das ist besonders sinnvoll, wenn nach Eigenfrequenzen gefragt wird. Einsatz in die Wellengleichung liefert für den Ortsteil des Ansatzes die folgende Gleichung Δ W + k 2W = 0 mit k = ω c Helmholtz − Gleichung Bild. Verteilung von Eigenfrequenzen einer Membran bei a = b . Eigenfunktionen sind: mπ x nπ y ⋅ sin Wmn = sin a b Die ersten vier Eigenschwingungsformen: V. Experiment: Eiegenschwingungsformen einer Platte Beispiel 3. Gegeben ist eine Rechteckmembran mit fest gelagerten Rändern. Zu finden sind die Eigenschwingungsformen und die Eigenfrequenzen, Lösung: Bernoulli-Ansatz: w( x, y, t ) = W ( x, y ) ⋅ cos ω t Die Ortsfunktion 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 20. I. Bewegungsgleichung für eine Membran. Genauso wie eine Saite, hat eine Membran keine Biegesteifigkeit. Sie wird erst durch eine Vorspannung elastisch. Betrachten wir eine in allen Richtungen gleich gespannte Membran (Spannung σ 0 ). Schwingungen von Membranen und Platten Die Ableitungen auf der rechten Seite verkürzt man oft zu ∂2 ∂2 ∂2w ∂2w + + , wobei - Lapla∂x 2 ∂y 2 ∂x 2 ∂y 2 ce-Operator ist. Die Wellengleichung kann Δw = = c 2 Δw geschriedann auch in der Form w ben werden. w II. Bernoulli-Ansatz. Die zweidimensionale Wellengleichung kann immer mit dem Bernoulli-Ansatz gelöst werden: w( x, y, t ) = W ( x, y ) ⋅ cos ω t Das ist besonders sinnvoll, wenn nach Eigenfrequenzen gefragt wird. Einsatz in die Wellengleichung liefert für der Ortsteil des Ansatzes die folgende Gleichung Δ W + k 2W = 0 mit k = ω c Helmholtz − Gleichung Zunächst betrachten wir eine Biegung, die nur von einer Koordinate y abhängt: w = w( y, t ) und "schneiden" aus der Membran ein Streifen mit der Tiefe dx. Beispiel 1: Gegeben ist eine Rechteckmembran mit fest gelagerten Rändern. Zu finden sind die Eigenschwingungsformen und die Eigenfrequenzen, w ∂ 2w = S ( w '( y + dy ) − w '( y )) ∂t 2 ∂2w ∂ 2w = S 2 dy = 2 dy [σ 0 dxt M ] ∂y ∂y Daraus folgt ∂2w ∂2w ρ t M dxdyw = σ 0t M 2 dxdy ⇒ ρ w = σ 0 2 ∂y ∂y dm ⋅ dm oder 2 ∂2w 2 ∂ w 2 = c 2 2 mit c = σ 0 / ρ ∂t ∂y Mit Berücksichtigung der Biegung in der x - Richtung: 2 ∂2w ∂2w ⎞ 2⎛∂ w = c ⎜ 2 + 2 ⎟ mit ∂t 2 ∂y ⎠ ⎝ ∂x Zweidimensionale Wellengleichung Lösung: Die Lösung in Form eines Bernoulli-Ansatzes lautet: w( x, y, t ) = W ( x, y ) ⋅ cos ω t Die Ortsfunktion W ( x, y ) suchen wir wiederum in Form eines Produktes W ( x, y ) = X ( x)Y ( y ) mit ⎧ X = A cosα x + B sin α x ⎨ ⎩Y = C cos β x + D sin β y Einsetzen in die Helmholtz-Gleichung ergibt α2 + β 2 = k2 Jetzt benutzen wir die Randbedingungen: W (0, y ) = 0 → X (0) = 0 A=0 W (a, y ) = 0 → X (a) = 0 B sin α a = 0 W ( x, 0) = 0 → Y (0) = 0 C =0 W ( x, b) = 0 → Y (b) = 0 D sin β b = 0 Daraus folgt sin α a = 0 → α m = m π m = 1, 2,... a sin β b = 0 → β m = n π n = 1, 2,... b 1 2 ⎛m⎞ ⎛n⎞ kmn = α + β = π ⎜ ⎟ + ⎜ ⎟ ⎝ a ⎠ ⎝b⎠ Eigenfrequenzen sind somit 2 m 2 ωmn 2 2 n ⎛m⎞ ⎛n⎞ = kmn c = π c ⎜ ⎟ + ⎜ ⎟ ⎝ a ⎠ ⎝b⎠ 2 ⎛ ∂2 ∂2 ⎞ ⎛ ∂2 ∂2 ⎞ ΔΔ ≡ ⎜ 2 + 2 ⎟ ⎜ 2 + 2 ⎟ ∂y ⎠ ⎝ ∂x ∂y ⎠ ⎝ ∂x ∂4 ∂2 ∂2 ∂4 = 4 +2 2 2 + 4 ∂x ∂x ∂y ∂y Beispiel: zu bestimmen sind die Eigenfrequenzen einer am Rand frei drehbar gelagerter Platte Bild 1. Verteilung von Eigenfrequenzen einer Membran bei a = b . Benutzen wir gleich den Ansatz Bild 2. Dasselbe bei b = 2 a . Eigenfunktionen sind : mπ x nπ y ⋅ sin Wmn = sin a b Die ersten vier Eigenschwingungsformen: Eine weiterführende Bemerkung: Allgemeine Lösung der 2d-Wellengleichung kann nicht nur in der Form w = sin kx , w = sin ky oder Produkt daraus gesucht, sondern auch in der allgemeineren Form G G w = sin( k x x + k y y ) = sin( k ⋅ r ) . Der Vektor G k = ( k x , k y ) nennt man Wellenvektor. Wellenvektor steht immer senkrecht zu den Linien konstanten Phase. Er gibt die Richtung der Wellenausbreitung an. W ( x, yt ) = F sin α x ⋅ sin β y cos ω t , der die Randbedingungen bei x = 0 und y = 0 erfüllt. Einsetzen in die Gleichung (1) liefert 2 D − ρω 2 + (α 2 + β 2 ) = 0 . Daraus h D ω= α2 + β 2 ) ( ρh Aus den Randbedingungen folgt α m = π m a , β m = π n b , somit D ⎛ m2 n2 ⎞ . ⋅ + ωn ,m = π 2 ρ h ⎜⎝ a 2 b2 ⎟⎠ Die ersten Eigenformen sind dieselben, wie bei einer Membran, aber die Frequenzen sind verschieden. Bild 3. Verteilung von Eigenfrequenzen einer Platte bei a = b . Bild 4. Dasselbe bei b = 2 a . III. Plattenschwingungen ∂2w D ρ 2 + ΔΔw = 0 ; ∂t h Eh3 D= , (1) 12 (1 − v 2 ) h - Dicke, E - Elastischer Modul, v - Poisson-Zahl, ρ - Dichte. Der Operator ΔΔ bedeutet zweimal nach einander angewendeter Laplace-Operator: 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 21. Druck in einer ruhenden Flüssigkeit Lit.: 1. G.P. Ostermeyer. "Mechanik III" 26.1. Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“, Kapitel 1.1, 1.2 I. Eigenschaften einer Flüssigkeit Die Haupteigenschaft von Flüssigkeiten: sie können Schubspannungen nicht lange aushalten und beginnen zu fließen. ⇒ Im Gleichgewicht dürfen in einer Flüssigkeit in keinem Schnitt Schubspannungen auftreten. II. Druck in einer ruhenden Flüssigkeit In jedem Punkt ist Druck in allen Richtungen gleich. Beweis: Wir schneiden aus der Flüssigkeit einen kleinen Keil frei. Anwendungen: Manometer Barometer Hydraulische Presse Das hydrostatische Paradoxon: Die Kraft F auf den Boden ist in beiden Fällen gleich. Kräftegleichgewicht: 1 Δ x Δ y Δz = 0 2 1 y : p y ΔxΔz − pΔsΔz sin α + f y ΔxΔyΔz = 0 2 Da Δx = Δs sin α , Δy = Δs cos α , folgt x : p x ΔyΔz − pΔsΔz cos α + f x p x = p − f x Δx / 2, IV. Druckverteilung bei einer beliebigen Volumenkraft. Wir schneiden ein infinitesimal kleines Stück Flüssigkeit frei: y p(x) fy -p(x+dx) fx p y = p − f y Δy / 2 Bei Δx, Δy → 0 px = p y = p . Ähnlich in drei Dimensionen: p x = p y = pz = p (Pascal, 1623-1662). Der Druck darf aber vom Ort abhängen: p = p( x, y , z, ) . Der Spannungstensor ist 0 ⎞ ⎛−p 0 ⎜ {σ ij } = ⎜ 0 − p 0 ⎟⎟ . ⎜ 0 0 − p ⎟⎠ ⎝ III. Abhängigkeit des Druckes in einer Flüssigkeit von der Höhe Kräftegleichgewicht für den gezeigten Ausschnitt: p( z ) A − ρ Az − p0 A = 0 p( z ) = p0 + ρ gz Der Druck hängt nur von der Höhe ab. x dx Kräftegleichgewicht in x-Richtung: f x dxdydz + p( x) − p( x + dx) dydz = 0 − ∂p dx ∂x ∂p ∂p ∂p = fx , = fy , = fz . (1) ∂x ∂y ∂z G G G ⎛ ∂ ∂ ∂⎞ G ∂ f = gradp = ∇p . ∇ = ⎜ , , ⎟ . ∇ = G ∂r ⎝ ∂x ∂y ∂z ⎠ G Bei konservativen Kräften f = −gradU (hier U ist Dichte der potentiellen Energie). ⇒ gradp = −gradU ⇒ p = −U + const Die Flächen gleichen Drucks sind Flächen konstanten Potentials. Beispiel. Zu bestimmen sind die Druckverteilung in der Flüssigkeit und ω die Form der freien Oberfläche der Flüssigkeit in p0 einem rotierenden Gefäß. Lösung: Im rotierenden Bezugssystem wirkt in radialer Richtung Zentrifuρ r galkraft z f r = ρ rω 2 ; in vertikaler 1 Richtung Gravitationskraft f z = ρ g . Nach (1) gilt ∂p ∂p = f r = ρ rω 2 ; = fz = ρ g ∂r ∂z p( r, z ) = 1 ρω 2 r 2 + ϕ ( z ) 2 p( r , z ) = ρ gz + ψ ( r ) p( r, z ) = 1 ρω 2 r 2 + ρ gz + C 2 Aus p=p0 bei r=0, z=0 folgt C=p0. 1 p( r , z ) = p0 + ρω 2 r 2 + ρ gz . 2 An der freien Oberfläche p=p0. z = −ω 2 r 2 / 2 g . V. Druck in der Atmosphäre. Kräftegleichgewicht Ap( h ) = Ap( h + dh ) A + ρ A ⋅ dh ⋅ g Daraus folgt dp (2) = −gρ . dh h Bei einem Gas ist Dichte eine Funktion des Druckes. Für den Druck in einem idealen Gas gilt: dh p = nkT (3) n - Molekülkonzentration (Zahl der Moleküle pro Volumeneinheit), k - BoltzmannKonstante, T - absolute Temperatur. Für die Dichte gilt offenbar: ρ = nm (4) m- Molekülmasse. Aus (3) und (4) folgt: p = ρ ( kT / m ) = b ρ ; b = kT / m Man kann zeigen, daß Konstante b ≈ 0.7c 2 , wobei c die Schallgeschwindigkeit ist. Z.B. für die Luft bei t=20°C c=330 m/s und b ≈ 7.6 ⋅ 104 m 2 / s 2 . Gleichung (2) nimmt die folgende Form an: g h − h − dp g = − p ⇒ p = p0e b = p0e H . dh b H = b/ g . Beispiel. Gegeben ist eine Rechteckmembran mit fest gelagerten Rändern. Zu finden sind die Eigenschwingungsformen und die Eigenfrequenzen. Lösung: Bernoulli-Ansatz: w( x, y, t ) = W ( x, y ) ⋅ cos ω t Die Ortsfunktion W ( x, y ) suchen wir wiederum in Form eines Produktes W ( x, y ) = X ( x)Y ( y ) mit ⎧ X = A cosα x + B sin α x ⎨ ⎩Y = C cos β x + D sin β y Einsetzen in die Wellengleichung ergibt α2 + β 2 = k2 Jetzt benutzen wir die Randbedingungen: A=0 W (0, y ) = 0 → X (0) = 0 W (a, y ) = 0 → X (a) = 0 B sin α a = 0 W ( x, 0) = 0 → Y (0) = 0 C =0 W ( x, b) = 0 → Y (b) = 0 D sin β b = 0 Daraus folgt sin α a = 0 → α m = π m / a m = 1, 2,... sin β b = 0 → β m = π n / b n = 1, 2,... kmn = α m2 + β n2 = π ( m / a) + ( n / b) 2 2 Eigenfrequenzen sind somit ωmn = kmn c = π c ( m / a) + ( n / b) 2 2 Bild. Verteilung von Eigenfrequenzen einer Membran bei a = b . Eigenfunktionen sind: Wmn = sin mπ x nπ y ⋅ sin a b Die ersten vier Eigenschwingungsformen: Experiment: Eiegenschwingungsformen einer Platte 7.6 ⋅ 104 m 2 / s 2 ≈ 7.7km 9.8m / s 2 Nachtrag aus der vorigen Vorlesung: Bewegungsgleichung für eine Membran: Für die Luft H = 2 ∂2w ∂2w ⎞ 2⎛∂ w = + mit c 2 = σ 0 / ρ c ⎜ 2 2 ⎟ ∂t 2 ∂ ∂ x y ⎝ ⎠ 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 22. Der schwimmende Körper Lit.: 1. G.P. Ostermeyer. "Mechanik III" 26.1. Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“, Kapitel 1.2.2-1.2.5 I. Der Auftrieb ist gleich dem Gewicht der verdrängten Flüssigkeit (das Archimedische Prinzip). II. Der schwimmende Körper. Stabilität. z Der Angriffspunkt der Schwerekraft des Schiffes dreht sich einfach mit. Zur Berechnung des Angriffspunktes der Schwerekraft der verdrängten Flüssigkeit zerlegen wir das Volumen der verdrängten Flüssigkeit in eine symmetrische Figur + einen Keil mit dem Volumen VKeil = ∫ 2α ydxdy . y x Schwimmfläche Symmetrieachse der Schwimmfläche Seitenansicht Auftrieb Auftrieb Die statische Auftriebskraft greift im Schwerpunkt der Kräfte G und G'. Die Kraft G' greift dabei im Schwerepunkt des Keils mir der Koordinate: ∫ ydm = ∫ y ⋅ ρ dV = ∫ y ⋅ ρ ⋅ 2α ydxdy yS = ∫ dm ∫ ρ dV ∫ ρ ⋅ 2α ydxdy = ∫ y ⋅ 2α ydxdy = α I ∫ 2α ydxdy V x Keil Schwerekraft Schwerekraft I x ist das geometrische Trägheitsmoment der Schwimmfläche. Der Angriffspunkt der gesamten Auftriebskraft liegt deshalb bei y0 (s. Herleitung im Rahmen unten). yS Zur Berechnung des Angriffpunktes des Auftriebs ρVKeil g ys α l G' l G y0 = ≈ lα y 2α y Weißer Punkt: Angriffspunkt der Schwerekraft des verdrängten Wassers (im nichtgeneigten Zustand). Schwarzer Punkt: Angriffspunkt der Schwerekraft des Schiffes. Feststellung 1: Das Volumen der verdrängten Flüssigkeit ändert sich bei einer kleinen Drehung nicht. 0 ⋅ G + y S ⋅ mKeil g G + mKeil g y S ⋅ mKeil g G α I ρVKeil g α I x = x = VKeil ρVg V ≈ y0 G V - Volumen der verdrängten Flüssigkeit. Das Gleichgewicht ist stabil, wenn y0 > α l oder Ix >l V 1 Beispiel 1. Gegeben ist ein in einer Flüssigkeit (Dichte ρ F ) schwimmendes Brett (Länge l , Breite b , Höhe h , Dichte ρ B ), das die Eintauchtiefe t hat. Zu finden sind die Bedingungen für ein stabiles Gleichgewicht. Lösung. Aus dem Kräftegleichgewicht folgt: ρ F t = ρ B h . Der Schwerpunkt des Körpers (gemessen von unterer Kante) liegt bei h / 2 , der der Flüssigkeit bei t / 2 . Deren Abstand l = ( h − t ) / 2 . Das Trägheitsmoment der Schwimmfläche ist I x = lb3 /12 . Das Volumen der verdrängten Flüssigkeit V = lbt . Stabilitätsbedingung: lb /12 > l bt oder b2 /12 > lt = ( h − t )t / 2 ⇒ b2 > 6( h − t )t . 3 2 Z.B. bei t = h / 2 muß die Breite b > 6h 2 / 4 = h 3/ 2 ≈ 1.22h . III. Druckkräfte und Momente in Flüssigkeiten In welchem Punkt greift diese Kraft an? Betrachten wir wieder eine rechteckige Platte. Momentengleichgewicht: z2 z2 z1 z1 Fz D = ∫ zdF = ∫ zp( z )ldz = z2 = l ∫ z ( p0 + ρ gz )dz = z1 Druckmittelpunkt p0l 2 ρ gl 3 3 z2 − z12 ) + ( ( z2 − z1 ) 2 3 p0 2 ρg 3 3 z2 − z12 ) + ( ( z2 − z1 ) 3 zD = 2 . ρg 2 2 p0 ( z2 − z1 ) + ( z2 − z1 ) 2 Beispiel: p0 = 0 , z1 = 0 . Dann zD = (2 / 3) z2 . IV. Kraft auf eine gekrümmte Oberfläche. A. Horizontale Kraftkomponente. dFx = dF ⋅ cos α dA = dA* / cos α Daraus folgt dFx = pdA ⋅ cos α = p dA* cos α = pdA* cos α x-Komponente der Kraft auf eine beliebige Fläche ist gleich der x-Komponente der Kraft auf die vertikale Projektion dieser Fläche. dF = p( z )ldz = ( p0 + ρ gz )ldz . Die Gesamtkraft ist z2 F = ∫ ( p0 + ρ gz )ldz = p0l ( z2 − z1 ) + z1 B. Vertikale Kraftkomponente. ρ gl 2 (z 2 2 − z12 ) Betrachten wir jetzt eine Platte einer beliebigen Form, nehmen aber an, dass p0 = 0 . dF = p( z )dA = ρ gzdA . Die Gesamtkraft dA F = ρ g zdA = ∫ = ρg ( ∫ dA) ∫ dA = (∫ ) zdA = ρ gAzs = ps A zs ist Koordinate des Schwerpunktes der Fläche. Die Druckkraft auf eine vertikale Fläche ist gleich dem Druck im Schwerpunkt dieser Fläche mal Flächeninhalt. Die vertikale Komponente der Kraft ist gleich dem Gewicht der Flüssigkeit, welche sich oberhalb der Fläche befindet. 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 23. Kontinuitätsgleichung, Bernoullische Gleichung Lit.: 1. G.P. Ostermeyer. "Mechanik III", Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“ I. Geschwindigkeitsfeld und Stromlinien in einer Flüssigkeit II. Flüssigkeitsbewegung in einer Stromröhre A. Kontinuitätsgleichung Stationäre Strömung ⇒ Bei A1 fließt gleich viel Masse ein, wie bei A2 ausströmt: ΔM = ρ1 A1v1Δt = ρ 2 A2 v2 Δt . Somit ρ1 A1v1 = ρ 2 A2 v2 oder ρ Av = const (Kontinuitätsgleichung) p 1 + v 2 + gz = const ρ 2 Beispiel 1. Sich verjüngendes Rohr. v1 v2 v1 Aus der Bernoulli-Gleichung folgt p2 1 2 p1 1 2 + v2 = + v1 . ρ 2 ρ 2 Aus der Kontinuitätsgleichung v2 > v1 . Deshalb p2 < p1 . In Bereichen mit größerer Geschwindigkeit (in engeren Bereichen) ist der Druck kleiner! Beispiel 1a. Ein Flügel p1 p2 B. Die vom Flüssigkeitsdruck geleistete Arbeit: Annahmen: keine viskosen Kräfte, inkompressible Flüssigkeit. Die Arbeit, die an der bei A1 eintretenden Flüssigkeit geleistet wird, ist p1 A1v1Δt . Die Arbeit an der bei A2 austretenden Flüssigkeit − p2 A2 v2 Δt . Die gesamte Arbeit ist gleich der Energiezunahme einer Masse ΔM , die sich von A1 nach A2 bewegt: p1 A1v1Δt − p2 A2 v2 Δt = E2 − E1 ⎛1 ⎞ E = ΔM ⎜ v 2 + φ ⎟ potentielle Energie pro ⎝2 ⎠ Masseneinheit (Potential) kinetische Energie pro Masseneinheit Nach Dividieren durch ΔM : p1 A1v1Δt p2 A2v2 Δt 1 2 1 2 − = v2 + φ2 − v1 − φ1 Δ M Δ M 2 2 N N ρ1 A1v1Δt Beispiel 2. Die auf einen laminar umströmten (symmetrischen) Körper wirkende Kraft. Die Druckverteilung ist symmetrisch. Die Gesamtkraft ist Null. Beispiel 3. Messung des Volumenstroms. Der Volumenstrom Q ist konstant im Rohr, deshalb v1 = Q / A1 , v2 = Q / A2 . Einsetzen in (1) liefert Q= 2 A12 A22 ( p1 − p2 ) . ρ A12 − A22 ( ) Beispiel 4. Messung der Strömungsgeschwindigkeit (Prandtl-Rohr). ρ 2 A2 v2 Δt p1 1 2 p 1 2 + v1 + φ1 = 2 + v2 + φ2 oder ρ1 2 ρ2 2 p 1 + v 2 + φ = const ρ 2 (Bernoullische Gleichung) Z.B. im Gravitationsfeld (φ = gz ) : Die Geschwindigkeit im Punkt A (Staupunkt) ist Null. Die Bernoulli-Gleichung: pl − pr = 12 ρ v 2 ⇒ v = 2 ( pl − p r ) / ρ . 1 Beispiel 5. Ausfluss aus einem Gefäß mit einer Spiegelgröße As und einer kleinen Öffnung A. Bernoulli-Gleichung: p0 1 2 p 1 2 + 0 + gh = 0 + vaus + 0 ρ 2 ρ 2 vaus = 2 gh (Ausflussformel von Toricelli) Die Änderung der Spiegelhöhe dh vs = − dt Die Kontinuitätsgleichung ergibt As vs = Avaus ⇒ vs = Avaus / As . Aus beiden Gleichungen A A 2 gh ⋅ dt dh = − vdt = − As As Trennen der Veränderlichen und Integration liefern h2 ∫ h1 an, oder 1 2 v2 + ∫ dp + φ = const. ρ ( p) Für Gas ρ = p / b , Γ( p ) = b ln p , Bernoulli-Gleichung: v2 + φ + b ln p = const 2 Ausströmungsgeschwindigkeit eines Gases (s. Beispiel 7) dp ⋅ b = b ln p ρ = p b , F ( p) = ∫ p v2 + b ln p0 ; v = 2b(ln p p0 ) 2 z.B. bei p = 2 p0 , b = 0, 7c 2 , v c b ln p = t 2 dh A 2 g ⋅ ∫ dt ⇒ =− As h t1 Δt = 2 As g A ( ) h0 − h1 . Beispiel 6. Ausströmgeschwindigkeit einer Flüssigkeit. A F p ρ +0= p0 ρ v + v2 2 ⇒ v= 2 p − p0 ρ = 2F Aρ III. Kompressible Medien Im allgemeinen Fall gilt für eine stationäre G Strömung ( ∂v / ∂t = 0 ): ⎛ 1 2 ∇p ⎞ + ∇φ ⎟ = 0 . ⎜ 2 ∇v + ρ ⎝ ⎠ (entlang einer Stromlinie!) Für kompressible Medien mit ρ = ρ ( p ) ∇p = ∇Γ( p ) , ρ ( p) Γ( p ) = ∫ dp ρ ( p) Die Bernoulli-Gleichung nimmt die Form 1 2 2 v + Γ( p ) + φ = const 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 24. Impulssatz Lit.: 1. G.P. Ostermeyer. "Mechanik III" 26.4. Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“, Kapitel 1.3.2.4 Lösung. Die auf das Kontrollvolumen wirkende Kraft ist gleich F1 + F2 + K . Sie verursacht die Änderung des Impulses der Flüssigkeit: Jv − 0 = − F2 + K cos 45° = − pA + K cos 45° I. Impulssatz Impulssatz für eine Strömungsröhre 0 + Jv = − F1 + K sin 45° = − pA + K sin 45° Daraus K = 2 ( pA + Jv ) = 2 ( pA + Aρ vv ) . Δp = p2 − p1 = Δm ⋅ (v2 − v1 ) Die auf die ausgewählte Flüssigkeitsmenge (Kontrollvolumen) wirkende Kraft ist Δp Δm F= = (v2 − v1 ) = J ⋅ (v2 − v1 ) Δt Δt Δm = J = Massenstrom Δt II. Anwendungsbeispiele Beispiel 1. Zu berechnen ist die auf das Gefäß wirkende Kraft. ( K = 2 A p + ρv2 ) p ist hier der Überdruck in der Flüssigkeit. Beispiel 4. Ein auf eine Wand fallender Wasserstrahl. Zu bestimmen sind die Dicken der Strahlarme, in die sich der Strahl teilt, entsprechende Strömungsgeschwindigkeiten und die auf die Wand wirkende Kraft. h Lösung: Die auf das Wasser wirkende Kraft ist Kraft seitens des Strahls auf den Behälter ist Fx = J (v − 0) = ρ Av ⋅ v = ρ Av 2 Auf den Behälter wirkt nach dem 3. N.G. betragsmäßig die gleiche aber entgegengesetzte Kraft − ρ Av 2 = −2 ρ ghA . Beispiel 2. Zu berechnen ist die auf die Wand wirkende Kraft. Lösung: Die auf den Strahl wirkende Kraft ist gleich J (0 − v) = − Aρ v 2 . Die auf die Wand wirkende Kraft ist F = Aρ v 2 . Beispiel 3. Zu berechnen ist die auf ein gebogenes Rohr wirkende Kraft. Kontinuitätsgleichung: ρ d 0 v = ρ d1v1 + ρ d 2 v2 . Da der Druck überall konstant ist, folgt aus der Bernoulli-Gleichung v = v1 = v2 Daher d 0 = d1 + d 2 . In der x-Richtung wirken keine Kräfte (ideale Flüssigkeit!). Daher bleibt die x-Komponente des Impulses erhalten: mv cosα = m1v1 − m2 v2 . Da m ∼ d 0 , m1 ∼ d1 und m2 ∼ d 2 , folgt aus dem Impulserhaltungssatz d 0 cos α = d1 − d 2 . Daraus folgt: d1 = d 0 cos2 α , d 2 = d 0 sin 2 α 2 2 In der y-Richtung bleibt der Impuls nicht erhalten. Hier gilt der Impulssatz: F = Jv sin α = Aρ v 2 sin α Der auf die Wand wirkende Druck ist F p ≈ = ρ v 2 sin α . Z.B. bei α = 90° und A v = 10m / s ist p ≈ 103102 = 105 (gleich dem atmosphärischen Druck). . 1 Beispiel 5. Kumulativer Strahl. Auf eine starre Ebene fällt ein Strahl mit der Geschwindigkeit v. α sei der Winkel zwischen der Front des fallenden Wassers und der Ebene. Zu bestimmen ist die Geschwindigkeit des entlang der Ebene strömenden Strahls. der Geschwindigkeit v1 , die noch zu bestimmen ist. Im Bezugssystem, das sich mit der Geschwindigkeit v1 bewegt, haben wir eine stationäre Strömung: von links mit der Geschwindigkeit ( v − v1 ) , von rechts mit der Geschwindigkeit −v1 . Der Druck im Staupunkt, berechnet auf zwei zusammentreffen2 2 den Stromlinien, ist ρ 0 ( v − v1 ) = ρ v1 . Darv aus v1 = . 1 + ρ / ρ0 Die Geschwindigkeit des Schnittpunktes der Front mit der Ebene bezeichnen wir als c. Im Bezugssystem, das sich zusammen mit dem Schnittpunkt mit der Geschwindigkeit c bewegt, wird die Aufgabe auf die vorige zurückgeführt: Der Strahl fällt auf die Ebene mit der Geschwindigkeit v1 = v − c und zerfällt in zwei Teile, die sich nach vorne und nach hinten mit der Geschwindigkeit v1 bewegen. Aus dem Geschwindigkeitsdreieck folgt. v v c= , v1 = . sin α tan α Im Ursprünglichen Bezugssystem v v α u = c + v1 = + = v cot sin α tan α 2 2v Bei kleinen Winkeln u ≈ . α Die Geschwindigkeit des gebildeten Strahls kann um Vielfaches größer sein, als die des fallenden! Beispiel 6. Durchschlag einer Panzerplatte. Das oben beschriebene Phänomen wird zur Erzeugung von sehr schnellen Strahlen benutzt (z.B. für militärische Anwendungen). Was passiert, wenn ein schneller Strahl auf eine metallische Platte fällt? Z.B. bei gleichen Dichten v1 = v / 2 , d.h. die "Durchschlaggeschwindigkeit" ist gleich der Hälfte der Strömungsgeschwindigkeit im Strahl. Der Strahl wird in die Flüssigkeit so lange eindringen, bis seine ganze Länge den Punkt O passiert hat. Dafür ist die Zeit τ = l / ( v − v1 ) = 2l / v notwendig. In dieser Zeit wird der Strahl die Wasserschicht mit der v Dicke L = τ = l "durchschlagen". 2 Die Dicke ist gleich der Länge des Strahls! Nach dem Durchschlag bewegt sich der Rest des Strahls mit der ursprünglichen Geschwindigkeit v! Beispiel 7. Leistung eines auf eine Schaufel fallenden Strahls. Die Schaufel bewege sich mit der Geschwindigkeit v0 . Lösung: Im Bezugssystem, das sich mit der Schaufel bewegt, ist die StrahlGeschwindigkeit ( v − v0 ) . Der Strahl wirkt auf die Schaufel mit der Kraft 2 F = Aρ ( v − v0 ) . Die Leistung dieser Kraft (jetzt wieder im ursprünglichen Bezugssystem) ist. 2 P = F ⋅ v0 = Aρ v0 ( v − v0 ) . Metalle verhalten sich bei hohen Drucken wie Flüssigkeiten. Deshalb betrachten wir Aufprall eines Strahls mit der Dichte ρ 0 auf eine Flüssigkeit mit der Dichte ρ . Der Strahl vertieft sich in das Volumen der Flüssigkeit mit Sie erreicht ein Maximum, wenn dP / dv0 = 0 ; Daraus folgt v0 = v / 3 : Um die maximale Leistung zu erzielen, muß die Geschwindigkeit der Schaufel 1/3 der Strahlgeschwindigkeit sein. 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 25. Viskose Flüssigkeiten. Lit.: Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“, Kapitel 1.3.3.1, 1.3.3.3, 1.3.3.4 I. Viskosität Betrachten wir eine flüssige Schicht zwischen zwei ebenen, parallelen Platten. Die obere bewege sich horizontal mit der Geschwindigkeit v x . Viskose Flüssigkeiten haften an festen Oberflächen. Deshalb ist die Geschwindigkeit der Flüssigkeit an der unteren Platte Null und an der oberen v x . G v = ( v x ,0,0) verschwinden: ∂v = 0. ∂r p − p2 ∂v Δpr Daraus folgt = − 1 . ⋅r = − ∂r 2ηΔl 2ηΔl Unbestimmte Integration über r ergibt Δp 2 v (r ) = − r +C . 4ηΔl Δp Randbedingung: v ( R ) = 0 ⇒ C = ⋅ R2 ; 4ηΔl π r 2 p1 − π r 2 p2 + 2π r Δlη v (r ) = R 2 Δp ⎡ 2 1− (r / R) ⎤ . ⎣ ⎦ 4ηΔl R Volumenstrom Q = ∫ 2π rv ( r ) dr = 0 Die auf die obere Platte wirkende Tangentialkraft F ist proportional zum Geschwindigkeitsgradienten ∂v x / ∂y : Δv ∂v F =η ⋅ A⋅ x =η ⋅ A x . Δy ∂y Dasselbe gilt für die Schubspannung F ∂v τ = =η x . ∂y A η heißt dynamische Viskosität der Flüssigkeit. II. Strömung einer viskosen Flüssigkeit in einem kreiszylindrischen Rohr Zu bestimmen sind Zusammenhänge zwischen Volumenstrom und der Druckdifferenz für eine stationäre Strömung einer viskosen Flüssigkeit in einem Rohr mit Radius R. Lösung: Aus der Symmetrie folgt vx = vx ( r ) . Gemäß der Newtonschen Regel gilt für die ∂v ( r ) Tangentialspannung τ ( r ) = η . ∂r Wir schneiden einen koaxialen Zylinder mit dem Radius r und Länge Δl frei und berechnen die auf ihn wirkenden Kräfte: viskose ∂v Kraft Fvisk = τ ⋅ A = η ⋅ 2π r ⋅ Δl und Druck∂r 2 2 kraft π r p1 − π r p2 . Da die Flüssigkeit sich mit konstanter Geschwindigkeit bewegt, muß die auf das gewählte Element wirkende Kraft π R 4 Δp . 8ηΔl Falls das Rohr geneigt ist, muß man statt Δp Δp = Δp + ρ g Δh benutzen. III. Strömung in offenen Gerinnen In einem geneigten Kanal (Breite h) fließt eine viskose Flüssigkeit. Zu bestimmen ist die Dicke der flüssigen Schicht für gegebenen Volumenstrom Q. Lösung: Kräftegleichgewicht (x-Richtung) ∂ 2v lautet ρ g sin α + η 2 = 0 . Daraus folgt ∂y 2 ⎛ ρg ⎞ ∂v = −⎜ ⎟ sin α . Zweifache Integration: 2 ∂y ⎝ η ⎠ ⎛ ρg ⎞ y2 v = −⎜ sin α ⋅ + Cy + D Randbed. bei y = 0 ⎟ 2 ⎝ η ⎠ ∂v |y = t = 0 ⇒ Randbedingungen: v ( 0 ) = 0 ; ∂y ⎛ ρg ⎞ C = sin α ⋅ ⎜ ⎟ ⋅t , ⎝ η ⎠ ⎛ ρg ⎞ ⎡ y2 ⎤ v ( y ) = sin α ⋅ ⎜ ty . ⋅ − ⎟ ⎢ 2 ⎥⎦ ⎝ η ⎠ ⎣ Volumenstrom: t 1 ⎛ ρg ⎞ Q = ∫ v ( y ) ⋅ hdy = t 3 ⋅ ⎜ ⎟ ⋅ h ⋅ sin α 3 ⎝ η ⎠ 0 ⎛ 3Qη ⎞ Tiefe der Strömung: t = ⎜ ⎟ ⎝ ρ gh sin α ⎠ 1 3 1 IV. Modifizierte Bernoulli-Gleichung für viskose Strömungen Für viskose Strömungen gilt der Energieerhaltungssatz nicht mehr. Solange man die Strömung als annährend ideal betrachten kann, nimmt der Arbeitssatz (BernoulliGleichung) die folgende Form an: v2 v2 p1 + ρ gz1 + ρ 1 = p2 + ρ gz2 + ρ 2 + Δpv 2 2 Δpv heißt Druckverlust. Bezogen auf den Staudruck nennt man ihn Druckverlustzahl: Δp ς = 2v . ρ v1 / 2 V. Carnotscher Stoßverlust Verlustzahl kann man manchmal relativ einfach mit Hilfe des Impulssatzes abschätzen. Betrachten wir die Strömung einer Flüssigkeit in einem horizontalen Rohr, dessen Querschnittsfläche sich plötzlich von A1 auf A2 vergrößert. Zu bestimmen ist der Druckverlust und die Verlustzahl. Lösung: Wir nehmen an, daß die Flüssigkeit unmittelbar "um die Ecke" ruht (weiß man aus Erfahrung). Dann ist der Druck um die Ecke auch p1 (Aus der Gleichgewichtsbedingung in vertikaler Richtung). Aus der Kontinuität: v1 A1 = v2 A2 . Der Impulssatz angewendet an das markierte Kontrollvolumen lautet 2 2 p1 A2 − p2 A2 = ρ A2 v2 − ρ A1v1 . Daraus Δp v = ρ 2 v12 (1 − A1 / A2 ) . 2 Die Verlustzahl ς = (1 − A1 / A2 ) . 2 VI. Dynamische Gleichung für eine ebene Strömung einer viskosen Flüssigkeit Nehmen wir an, daß eine Viskose Flüssigkeit an der Oberfläche zu einer periodischen Bewegung angeregt wird. se wird nur von y abhängen: v = (vx , 0, 0), vx = vx ( y, t ) . Wir betrachten Bewegung eines infinitesimal kleinen Volumenelementes. Das 2. N.G für das gezeigte Volumenelement lautet: ∂v m ⋅ x = ( F1 − F2 ) , wobei m = ρΔxΔyΔz , ∂t F1 = τ ( y + Δy ) ⋅ A = τ ( y + Δy ) ΔxΔz , F2 = −τ ( y ) ⋅ ΔxΔz . F1 − F2 = (τ ( y + Δy ) − τ ( y ) ) ΔxΔz = ∂τ ⋅ ΔxΔ y Δ z ∂y ∂v x ∂τ ∂ 2vx ρ = =η 2 ∂t ∂y ∂y VII. Abklingtiefe einer periodischen Strömung Eine auf der Oberfläche einer Flüssigkeit liegende Platte wird tangential mit der Geschwindigkeit vx ( y = 0 ) = v0 cos ωt bewegt. Zu bestimmen ist die Strömungsgeschwindigkeit vx ( y, t ) . Lösung: Bewegungsdifferentialgleichung: ∂v ∂ 2v ρ x = η 2x ∂t ∂y Partikuläre Lösung wird in der Form vx = v exp ( iωt + λ y ) gesucht. Einsetzen in die Bewegungsgleichung ergibt iωρ = ηλ 2 . Daraus λ=± ωρ ωρ i =± (1 + i ) = ±κ (1 + i ) . 2η η κ = ωρ / 2η . „ Allgemeine partikuläre Lösung“ + κ 1+ i y −κ 1+ i y vx = Ae ( ) + Be ( ) . Da vx → 0 für y → −∞ , gilt B = 0 : κ 1+ i y + iω t v x = Ae ( ) vx = Re vx = A ⋅ eκ y ⋅ Re ( eiκ y +iωt ) = = Aeκ y ⋅ cos (κ y + ωt ) Bei y = 0 ist vx = A ⋅ cos ωt ⇒ A = v0 ⇒ vx = v0 eκ y ⋅ cos (κ y + ωt ) Falls keine turbulente Strömung entsteht, wird die Geschwindigkeit überall in der Flüssigkeit nur die x-Komponente haben und die- „Die Abklingtiefe“ h = 1/ κ = 2η / ωρ . 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 26. Beispiele aus der Hydrostatik und Hydrodynamik Lit.: Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“, Kapitel 1.3.3.1, 1.3.3.3, 1.3.3.4 I. Kavitation Tritt in einer Flüssigkeit ein Druck kleiner als der gesättigter Dampfdruck bei gegebener Temperatur auf, so beginnt sie zu sieden und es bilden sich Dampfblasen. Mechanisch gesehen bedeutet das, daß die Kontinuitätsbedingung verletzt wird und die Wassersäule "zerreißt". Daraus folgt: In ruhender Flüssigkeit darf der Druck an keinem Ort unter den gesättigten Dampfdruck pD fallen. Für Temperaturen viel kleiner als die Siedetemperatur kann der Dampfdruck annähernd als Null angenommen werden. Unter dieser Annahme darf der Druck in einer Flüssigkeit nie einen negativen Wert annehmen. Durch Kavitation verursachter Verschleiß Wird der Druck wieder größer, fallen die Blasen zusammen. Dabei entstehen nach dem Mechanismus von einem "kumulativen Strahl" die sogenannten "micro jets", mit der Geschwindigkeit in der Größenordnung der Schallgeschwindigkeit c. Beim Treffen von Mikrojets auf eine feste Oberfläche entwickelt sich ein Druck von ca. pSchlag ρ c 2 . Für Wasser pSchlag ≈ 103106 Pa = 1000 MPa . Solche Drucke führen zum schnellen Verschleiß von festen Oberflächen. II. Kolbenpumpe. Wie hoch kann das Wasser dem Kolben in einer einfachen Kolbenpumpe folgen? p Lösung: Im statischen Gleichgewicht gilt: p0 h p0 = p + ρ gh . Vom rein mechanischen Gesichtspunkt kann h beliebig groß sein. Der Druck unter dem Kolben p = p0 − ρ gh wird aber bei 105 = 10m negativ. Deshalb 10 ⋅103 kann das Wasser mit der o.g. Pumpe nicht höher als auf 10 m gepumpt werden. h > p0 / ρ g ≈ Beispiel. Wie hoch kann das Wasser beim normalen atmosphärischen Druck und t=100°C gepumpt werden? III. Heber Wie groß ist die Wasseraustrittsgeschwindigkeit? Wie groß ist der Druck im Punkt 2? Lösung: Betrachten wir eine Stromlinie 0-2-1. Die Bernoulli-Gleichung (für Punkte 0 und 1) lautet v02 p1 v12 + + gH = + − gh . ρ 2 ρ 2 p0 Daraus folgt v1 = 2 g ( H + h ) . Bernoulli-Gleichung (für Punkte 0 und 2) v02 p v2 + gH = 2 + 2 + gH1 . ρ 2 ρ 2 Aus der Kontinuitätsbedingung folgt v2 = v1 . Für den Druck p2 ergibt sich p0 + p2 = p0 − ρ g ( h + H1 ) . Der Heber funktio- niert nur solange dieser Druck großer als gesättigter Dampfdruck pD ist. Ein Beispiel zum Impulssatz. Zu berechnen ist die Leistung eines auf eine Schaufel fallenden Strahls. Die Schaufel bewegt sich mit der Geschwindigkeit v0 . Lösung: Im Bezugssystem, das sich mit der Schaufel bewegt, ist die StrahlGeschwindigkeit ( v − v0 ) . Der Strahl wirkt auf die Schaufel mit der Kraft 2 F = Aρ ( v − v0 ) . Die Leistung dieser Kraft (jetzt wieder im ursprünglichen Bezugssystem) ist. 2 P = F ⋅ v0 = Aρ v0 ( v − v0 ) . Sie erreicht ein Maximum, wenn dP / dv0 = 0 ; Daraus folgt v0 = v / 3 : Die Geschwindigkeit der Schaufel muß 1/3 der Strahlgeschwindigkeit sein. 1 und diese um den Winkel π − β umlenken. Zu berechnen ist die Verzögerung des Flugzeugs. IV. Tsunami-Welle c h1 v1 h2 In einem ebenen Wasserbecken breitet sich eine Welle in Form einer Stufe aus. Wie groß ist ihre Geschwindigkeit? Die Reibungskräfte können vernachlässigt werden. Lösung. Wir gehen in ein Bezugssystem, das sich zusammen mit der Welle bewegt, über. h1 v h2 c In diesem System ist die Strömung stationär. Das Wasser fließt von rechts mit der Geschwindigkeit c ein und fließt mit der Geschwindigkeit v = c − v1 aus. Betrachten wir eine Stromlinie, die rechts auf der Höhe z2 läuft und links auf der Höhe z1. Die Bernoulli-Gleichung für diese Stromlinie lautet c2 v2 p2 + ρ gz2 + ρ = p1 + ρ gz1 + ρ . 2 2 Da der Aussendruck p0 überall der gleiche ist, gilt p2 = p0 + ρ g ( h2 − z2 ) , p1 = p0 + ρ g ( h1 − z1 ) . Einsetzen in die Bernoulli-Gleichung ergibt c2 v2 (1) gh2 + = gh1 + . 2 2 Daraus ist im übrigen ersichtlich, dass die Geschwindigkeit v von der Höhe nicht abhängt: Wir haben es mit einer homogenen Strömung zu tun. Kontinuitätsgleichung ergibt ch2 = vh1 . (2) Lösung von (1) und (2) c = 2 gh12 / ( h1 + h2 ) . Im einem mit dem Flugzeug verbundenen Bezugssystem erhalten wir für die auf das Flugzeug wirkende Kraft: F = ρ a va va cos β ⋅ A . Daraus folgt für die Beschleunigung ρ v 2 cos β ⋅ A a=− a a m Wenn die Höhe der Stufe klein ist, c = gh1 . Bei h ∼ 6.000m ist c = 60000 ≈ 245m / s ≈ 880km / h . Die Geschwindigkeit der Strömung v1 = c − v = c (1 − h1 / h2 ) = c∆h / h . Bei einer 1 Meter hohen Stufe v1 ≈ 245/ 6000 ≈ 4cm / s . V. Schubumkehr (Ein Verfahren zum Abbremsen eines Flugzeugs am Boden). Nach dem Aufsetzen werden bei großen Flugzeugen oft zwei Schilde hinter dem Strahltriebwerk ausgefahren, die den austretenden Strahl in zwei Teilstrahlen aufspalten 2 Was man zur schriftlichen Klausur Mechanik III, 2. Teil (Kontinuumsmechanik) bei Prof. Popov wissen muß? Elastische Systeme ☺ Bewegungsgleichung für eine gespannte Saite ☺ Bewegungsgleichung für longitudinale Schwingungen von Stäben ☺ Bewegungsgleichung für Torsionsschwingungen von Stäben ☺ Bewegungsgleichung für Biegeschwingungen eines Balkens ☺ Allgemeine Lösung der Wellengleichung nach d'Alembert ☺ Lösungsansatz nach Bernoulli ☺ Allgemeine Lösung der Beigedifferentialgleichung für einen Balken ☺ Randbedingungen für verschieden gelagerte Stäbe und Balken ☺ Randbedingungen bei gefedert gelagerten Balken bzw. Balken mit konzentrierten Massen am Rande ☺ Randbedingungen bei angreifenden äußeren Kräften ☺ Bestimmung der Eigenformen und der Eigenfrequenzen für Saite, Stäbe, Balken ☺ Erste zwei Eigenformen für verschiedene Systeme merken ☺ Erregte harmonische Schwingungen ☺ Bedingungen für Eintritt von Resonanz bei erzwungenen Schwingungen von Balken und Stäben Hydrostatik und Hydrodynamik ☺ Abhängigkeit des Druckes in einer ruhenden Flüssigkeit von der Höhe (hydrostatische Formel) ☺ Das Archimedische Prinzip ☺ Die Druckkraft auf den Boden ☺ Kontinuitätsbedingung für eine Stromröhre ☺ Bernoulli-Gleichung für eine Stromlinie ☺ Impulssatz für eine Stromröhre ☺ Bedingung für Auftritt von Kavitation 3 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 27. Ausgewählte Kapitel aus der Kontinuumsmechanik I. Strömung zwischen zwei konzentrisch rotierenden Zylindern (z.B. hydrodynamisch geschmiertes Gleitlager). Viskose Spannungen entstehen in einer Flüssigkeit nur dann, wenn sie nicht als Ganzes eine Transaltionsoder Rotationsbewegung ausführt. Bezeichnen wir die tangentiale Komponente der Geschwindigkeit als vϕ = v(r ) . Die viskose Spannung berechnet sich als v(r + dr ) − v(r ) (1 + dr / r ) ⎛ ∂v v ⎞ =η ⎜ − ⎟ . τ =η dr ⎝ ∂r r ⎠ Dieser Ausdruck zeigt, daß nur eine Abweichung der Geschwindigkeit von einem Wert, den die Flüssigkeit bei einer starren Rotation hätte, eine Rolle spielt. Das auf eine Zylinderfläche mit dem Radius r wirkende Kraftmoment ist gleich ⎛ ∂v v ⎞ M = τ ⋅ 2π rl ⋅ r = 2π l ⋅η ⎜ − ⎟ ⋅ r 2 . ⎝ ∂r r ⎠ Bei einer stationären Bewegung muß dieses Moment konstant bleiben: ⎛ ∂v v ⎞ 2 ⎜ − ⎟ ⋅ r = konst . ⎝ ∂r r ⎠ Diese Gleichung ist erfüllt entweder wenn v ∝ r oder wenn v ∝ 1/ r . Die allgemeine Lösung ist C v = C1r + 2 . r Aus den Randbedingungen v( R1 ) = ω1 R1 und v( R2 ) = ω2 R2 folgt C1 = ω2 R22 − ω1 R12 , C2 = (ω1 − ω2 ) R12 R22 . R22 − R12 R22 − R12 Das Kraftmoment berechnet sich zu ⎛ ∂v v ⎞ M = 2π l ⋅η ⎜ − ⎟ ⋅ r 2 = 4π lη C2 oder ⎝ ∂r r ⎠ ω1 − ω2 ) R12 R22 ( M = 4π lη . R22 − R12 II. Stationäre Strömung zwischen einer rotierenden Scheibe und einer festen Wand (Viskosimeter) Im Abstand r von der Achse ist die TangenΩr tialspannung gleich τ = η . Das gesamte h auf die Achse wirkende Moment ist gleich Ω 3 πηΩR 4 r dr = 2h h 0 0 Aus dem Moment kann die Viskosität berechnet werden. R R M = ∫ τ (r ) ⋅ 2π rdr ⋅ r = ∫ 2πη III. Strom in einem geneigten Rohr Zu bestimmen ist der Volumenstrom in einem geneigten Rohr ohne Druckdifferenz (Viskosität der Flüssigkeit sei η ). Gemäß der Newtonschen Regel gilt für die ∂v ( r ) . Tangentialspannung τ ( r ) = η ∂r Wir schneiden einen koaxialen Zylinder mit dem Radius r und Länge Δl frei und berechnen die auf ihn wirkenden Kräfte (in xRichtung): viskose Kraft ∂v Fvisk = τ ⋅ A = η ⋅ 2π r ⋅ Δl und Schwerekraft ∂r 2 Fs = ρ gπ r Δl sin α . Da die Flüssigkeit sich mit konstanter Geschwindigkeit bewegt, muß die auf das gewählte Element wirkende Kraft verschwinden: 1 ∂v ⋅ 2π r ⋅ Δl + ρ gπ r 2 Δl sin α = 0 ∂r ∂v ρ gr sin α Daraus folgt . =− ∂r 2η Unbestimmte Integration über r ergibt ρ g sin α 2 v (r ) = − r +C. 4η Randbedingung: ρ g sin α 2 v ( R) = 0 ⇒ C = R ; 4η ρ g sin α 2 ⎡ 2 v (r ) = R 1− (r / R) ⎤ . ⎣ ⎦ 4η Volumen- V. Seilreibung Bisher haben wir Kontinua unter Berücksichtigung entweder elastischer Kräfte oder viskoser Reibung betrachtet. Im nächsten Beispiel diskutieren wir Einfluss von Coulombscher Reibung. π R 4 ρ g sin α . strom Q = ∫ 2π rv ( r ) dr = 8η 0 geschlungen. Der Kontaktwinkel zwischen Seil und Poller betrage α = ϕ2 − ϕ1 . Das Seil wird in Richtung F2 gezogen. Zu bestimmen ist die Kraft F1 , die notwendig ist, um es von der Bewegung abzuhalten. Lösung: Betrachten wir ein infinitesimal kleines Element des Seils. Das Kräftegleichgewicht in der Längsrichtung des Elementes lautet F (ϕ + dϕ ) − F (ϕ ) − dFR = 0 oder dF dϕ − dFR = 0 . dϕ In der senkrechten dazu Richtung gilt dN − Fdϕ = 0 . Hier sind: dN die auf das Element wirkende Reaktionskraft; dFR die auf es wirkende Reibungskraft. Das Seil gleitet gerade noch nicht, wenn die Reibungskraft ihren Maximalwert dFR = μ dN erreicht. Aus diesen drei GleidF chungen ergibt sich = μF . dϕ dF Nach der Trennung der Variablen = μ dϕ F und Integration erhalten wir F ln F F2 = μ (ϕ2 − ϕ1 ) = μα ⇒ η R IV. Druck in einem mit Sand gefüllten Zylinder (Radius R). Der Reibungskoeffizient des Sandes mit der Wand sei μ . Falls er nicht zu groß ist, ist der Druck im Sand "fast isotrop" (wie in einer Flüssigkeit). Betrachten wir das Kräftegleichgewicht an einem infinitesimalen Ausschnitt aus der Sandsäule: ρ gπ R 2 dz + ( p ( z ) − p ( z + dz ) ) π R 2 − dFR = 0 . oder dp dz ⋅ π R 2 − dFR = 0 dz Die Reibungskraft ergibt sich aus dem Coulombschen Gesetz: dFR = μ p 2π Rdz . Aus den beiden Gleichungen erhält man dp μp ρg − − 2 =0. dz R dp Trennung der Variablen dz = ( ρ g − 2μ p / R ) und Integration ergeben 2μz − ⎞ ρ gR ⎛ p= ⎜1 − e R ⎟ . 2μ ⎝ ⎠ ρ gπ R 2 dz − Ein Seil wird um einen kreisförmigen Poller 1 F2 = F1e μα . Beispiel: μ = 0, 4 , α = 2π ⇒ F2 ≈ 12 F1 . Bei großen z erreicht der Druck den Sättigungswert p∞ = ρ gR / 2μ . 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 28. I. Wellengleichung Die Ursache für die Schallausbreitung ist die Abhängigkeit p = p ( ρ ) des Druckes von der Dichte: eine heterogene Verschiebung verursacht eine Änderung der Dichte ⇒ Diese verursacht eine nicht homogene Druckverteilung ⇒ Diese bewirkt Bewegung. Die Druckänderungen bei Schallausbreitung sind meistens sehr klein: Einem starken Schall mit der Intensität 60db entspricht eine Druckamplitude von 2 ⋅10−7 bar. Für die kleinen Druckänderungen gilt ⎛ dp ⎞ p ( ρ0 + ∆ρ ) = p ( ρ0 ) + ⎜ ⎟ ∆ρ ⎝ dρ ⎠ p ( ρ0 ) + ∆p = p ( ρ0 ) + κ∆ρ , ∆p = κ∆ρ Betrachten wir ein ebene Welle, die sich in Richtung der x-Achse ausbreitet und innerhalb der ein infinitesimal kleines Volumenelement mit der Länge dx und der Fläche A. p(x,t) p(x+dx,t) Schall in Flüssigkeiten und Gasen II. Schallgeschwindigkeit Berechnung von Newton (nicht korrekt!). ρ kT Für Gase gilt p = nkT = . Aus der kinetim schen Gastheorie ist bekannt, dass 1 1 Somit kT = m v 2 . p = ρ v2 . 3 3 c = ∂p / ∂ρ = v2 / 3 . Korrekte Berechnung In Wirklichkeit erwärmt sich das Gas beim Komprimieren und deshalb gilt p = const ⋅ ρ γ . Für Moleküle, die aus zwei Atomen bestehen, ist γ = 1.4 . Das heißt dp p γ c2 = = γ = v2 . dρ ρ 3 Die Schallgeschwindigkeit ist c= γ 3 v 2 ≈ 0.7 v2 . III. Eigenfrequenzen L x x+dx Die Verschiebung aus dem Gleichgewichtszustand bezeichnen wir durch u ( x, t ) . Wegen der Masseerhaltung gilt ⎛ ⎝ ρ0 ∆x = ρ (t ) ⎜ ∆x + ∂u ⎞ ∆x ⎟ = ∂x ⎠ ∂u ⎞ ∂u ⎞ ⎛ ⎟ ∆x = ∆x ⋅ ⎜ ρ0 + ∆ρ + ρ0 ⎟ ∂x ⎠ ⎝ ∂x ⎠ ⎝ Daraus folgt ∆ρ = − ρ0 ∂u . ∂x ( ρ0 + ∆ρ ) ⎛⎜1 + Die Bewegungsgleichung lautet dm ⋅ u = A ( p ( x ) − p ( x + dx ) ) = − A ∂p dx ∂x ∂p .⇒ ∂x ∂p ∂ρ ∂ 2u ρ0u = − = −κ = κρ0 2 ∂x ∂x ∂x 2 2 ∂u ∂u =κ 2 . oder 2 ∂t ∂x Das ist eine Wellengleichung mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit c = κ = ∂p / ∂ρ . oder ρ 0u = − Zu bestimmen sind die Eigenfrequenzen eines an beiden Seiten geschlossenen Rohres. Lösung. Wir lösen die Wellengleichung 2 ∂ 2u 2 ∂ u = c ∂t 2 ∂x 2 mit den Randbedingungen u (0, t ) = 0 , u ( L, t ) = 0 mit Hilfe des Bernoulli-Ansatzes u ( x, t ) = A cos ω t ⋅ sin( kx ) , wobei die Randbedingung am linken Rand bereits berücksichtigt wurde. Das Einsetzen in die Bewegungsgleichung liefert ω 2 = c 2 k 2 . Die zweite Randbedingung liefert sin( kL ) = 0 ⇒ kL = π n ⇒ k = π n / L ⇒ ω = π cn / L IV. Zu bestimmen sind die Eigenfrequenzen eines auf einer Seite offenen Rohres. Lösung. Am offenen Ende des Rohres ist der Druck ungefähr gleich dem atmosphärischen Druck und der Überdruck Null. Aus ∆ρ = − ρ 0 ∂u folgt ∂u ∂x ∂x ` =0. x=L Die gleiche Aufgabe wie oben ist nun mit einer geänderten Randbedingung zu lösen ⇒ cos(kL ) = 0 , kL = π / 2 + π n . 1 V. Hydrodynamischer Schlag Die Strömung in einem Rohr muss schnell durch einen Absperrschieber aufgehalten werden. Welcher Druck wirkt dabei auf den Schieber? v c v=0 F c ∆t Die Änderung des Impulses des Kontrollvolumens ist ∆P = 0 − ρ Ac∆tv . Nach dem Impulssatz gilt ∆P / ∆t = − ρ vcA = − F . Der Druck ist demnach p = F / A = ρ vc . Z.B. für Wasser bei v = 1m / s ist p = 103103 = 1MPa = 10 bar. VI. Überschallströmungen Wir betrachten eine stationäre Strömung (Geschwindigkeit u) mit einer ortsfesten Schallquelle, die zu einer bestimmten Zeit ein Signal aussendet. Bei u < c sieht die Welle zum Zeitpunkt t wie folgt aus. Für die Geschwindigkeit ergibt sich ω ⎞ ω ⎞ ⎛ ⎛ v = v0 cos ⎜ ωt − x ⎟ = x0ω cos ⎜ ωt − x ⎟ . c ⎠ c ⎠ ⎝ ⎝ Kinetische Energie pro Volumeneinheit ist ρ ω ⎞ ⎛ K / V = x02ω 2 cos 2 ⎜ ωt − x ⎟ . 2 c ⎠ ⎝ Der Mittelwert der kinetischen Energie ρ K / V = x02ω 2 . 4 Die Gesamtenergie bei kleinen Schwingungen ist das Zweifache der kinetischen Energie. Die gesamte Energiedichte E ist also ρ E = 2 K / V = x02ω 2 . 2 Diese Energie "fließt" mit der Schallgeschwindigkeit. Der Energiefluss (auch Schallintensität) ist deshalb gleich ρ I = x02ω 2 c 2 Für die Dichte ergibt sich ∆ρ = − ρ xω ω ⎞ ∂u ⎛ = ρ 0 cos ⎜ ωt − x ⎟ ∂x c c ⎠ ⎝ und für den Druck ∆p = κ∆ρ = κρ Für t → ∞ wird die Schallwelle den gesamten Raum erreichen. Ist v > c , so ergibt sich die im nächsten Bild skizzierte Lage der Schallwelle. Für t → ∞ wird die Schallwelle nicht den gesamten Raum erreichen. x0ω ω ⎛ cos ⎜ ωt − c c ⎝ ω ⎞ ⎛ x ⎟ = ∆p0 cos ⎜ ωt − c ⎠ ⎝ ⎞ x⎟ ⎠ Amplitude der Druckoszillationen ist xω ∆p0 = κρ 0 . c Für die Intensität als Funktion der Druckamplitude erhalten wir ρ c3∆p0 2 ∆p0 2 I= = . 2 κ 2ρ 2 2ρ c Ist die Druckamplitude größer als der mittlere Druck, so kann es zur Kavitation kommen. Im Wasser ist dafür mindestens die Energie- ( ) 2 2 10 ∆p0 2 I = = = 5 kW/m2 stromdichte 3 3 2 ρ c 2 ⋅10 10 erforderlich. Die einhüllende Kurve, deren halber Öffnungswinkel µ sich aus der Gleichung c 1 sin µ = = v M berechnet, nennt man den Machschen Kegel. Die Zahl M = v / c ist die Machsche Zahl. VII. Schallenergie, Energiestromdichte Eine Welle mit der Kreisfrequenz ω hat die ω ⎞ ⎛ Form x = x0 sin ⎜ ωt − x ⎟ . c ⎠ ⎝ VIII. Relative Lautstärke Zur Charakterisierung der Schallintensität wird eine Dimensionslose Größe ⎛ p ⎞ ⎛ I ⎞ dB J = 20 ⋅ log10 ⎜ = 10 ⋅ log10 ⎜ ⎟ ⎜ pref ⎟ ⎜ I ref ⎟⎟ ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ (Dezibel) benutzt, wobei pref = 2 ⋅10−10 bar ist ein Referenzdruck. Unterscheiden sich zwei Intensitäten um das 10fache, so unterscheiden sich ihre relativen Lautstärken um 10 dB. 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 29. Beispiele aus der Kontinuumsphysik Beispiel 1. Ausflußzeit aus einem Gefäß mit einer Spiegelfläche As und einer kleinen Öffnung A. Lösung: Bei kleiner Austrittsöffnung ist die Strömung "fast stationär" und somit ist die Bernoulli-Gleichung anwendbar: p0 1 2 p 1 + v0 + gH1 = 1 + v 2 − gH 2 ρ 2 ρ 2 Die beiden Drucke sind gleich (dem atmosphärischen Druck): p0 = p1 , die Geschwindigkeit v0 ist "fast Null": v0 ≈ 0 ; die Bernoulli-Gleichung nimmt somit die Form 1 g ( H1 + H 2 ) = v 2 an. Daraus folgt 2 v = 2 g ( H1 + H 2 ) (1) Beispiel 3. Eigenformen Die erste Eigenform hat innerhalb des Systems keine Knoten (Nullstellen). Die zweite Eigenform hat innerhalb des Systems genau eine Nullstelle. Beispiel 4. Wellensausbreitung Die allgemeine Lösung der Wellengleichung = c 2 w′′ lautet nach d'Alembert w w( x, t ) = f1 ( x + ct ) + f 2 ( x − ct ) . 1 ⎛x ⎞ eine LöIst w( x, t ) = tan ⎜ − t ⎟ − x + ct ⎝c ⎠ sung der Wellengleichung? Ist w( x, t ) = x 2 + c 2t 2 eine Lösung? 5. Welche Differentialgleichungen beschreiben die Dynamik von Saiten, Stäben, Balken? Lösung: = c 2 w '' mit c 2 = S / μ . Saite: w Longitudinalschwingungen in einem Stab: u = c 2u '' mit c 2 = E / ρ . Torsionsstab: θ = c 2θ ′′ mit c 2 = G / ρ . v0 ist zwar "fast Null", aber nicht ganz. Aus der Kontinuitätsgleichung As v0 = Av folgt für sie v0 = Av / As . Diese Geschwindigkeit ist nicht anderes als die zeitliche Änderung der Spiegelhöhe (mit Minus-Vorzeichen): dH A v0 = v = − 1 . As dt Unter Berücksichtigung der Gleichung (1): A dH 2 g ( H1 + H 2 ) =− 1. As dt Nach Trennung der Variablen und Integration ergibt sich T 0 A dH dt = − ∫0 As H∫ 2 g ( H 1+ H ) ; 1 2 1( 0) 0 2 ( H1 + H 2 ) A dH1 =− ∫ =− T As g 2 g ( H1 + H 2 ) H1( 0 ) =− 2 ( H1(0) + H 2 ) 2H 2 + g g Für die Ausflußzeit ergibt sich A 2 T= s ( H1(0) + H 2 ) − H 2 . A g ( Beispiel 2. Wie bewegt sich der Block? ) = − Biegebalken: w Für einen Biegebalken sollte man auch die folgenden Gleichungen auswendig kennen: ∂M M = − EIw′′ , Q ( x ) = = M′. ∂x Für den Stab ist EAu ′ = N . Diese Beziehungen werden z.B. bei Erstellung von Randbedingungen benutzt. 0 = H1( 0 ) EI IV w . ρA Beispiel 6. Ein Gefäß in Form einer Halbkugel mit dem Radius R liegt auf einer Gummimatte. Wenn es bis oben mit Wasser gefüllt ist, wird die Kontaktstelle zwischen dem Gefäß und der Matte undicht und das Wasser beginnt auszufließen. Zu bestimmen ist die Masse M der Halbkugel. Lösung: Das Gefäß samt Wasser befindet sich im Gleichgewicht. Deshalb ist die auf 1 das System seitens der Matte wirkende Reaktionskraft N gleich dem Gesamtgewicht 2 N = M + πρ R3 g 3 Im Moment des "Aufschwimmens" der Halbkugel ist die Reaktionskraft gleich der Druckkraft des Wassers auf den Boden: N = π R 2 ρ gR . Aus den beiden Gleichungen folgt 1 M = πρ gR 3 . 3 Beispiel 7. Wasser fließt in einem sich verjüngenden Rohr. Der Druck beim Eintritt ins Rohr ist gleich p1 . Wie groß darf die Strömungsgeschwindigkeit höchstens sein, damit im Rohr keine Kavitation auftritt? Lösung: Aus der Kontinuitätsgleichung A A1v1 = A2 v2 folgt v2 = 1 v1 A2 Die Bernoulli-Gleichung für Punkte 1 und 2: p2 1 2 p1 1 2 + v2 = + v1 . ρ 2 ρ 2 Daraus folgt für den Druck p2 Prüfen Sie, ob man die Lösung in der Form w( x, t ) = sin(ωt − κ x) darstellen kann. Wie groß ist die Wellenfortpflanzungsgeschwindigkeit? Hängt sie von der Frequenz ab? Lösung: Einsetzen des Lösungsansatzes in die Bewegungsgleichung für BiegeschwinEI IV = − w ergibt gungen eines Balkens w ρA EI 4 −ω 2 = − κ . Daraus folgt ρA ⎛ ρA⎞ 1/ 2 κ =⎜ ⎟ ω . ⎝ EI ⎠ 1/ 4 Der Lösungsansatz selbst kann in der Form ω ⎞ ⎛ w( x, t ) = sin(ωt − κ x) = − sin κ ⎜ x − t ⎟ = − sin κ ( x − ct ) κ ⎠ ⎝ Daraus folgt, daß die Wellengeschwindigkeit (die sogenannte Phasengeschwindigkeit) ist gleich ω ω c= = κ ⎛ ρ A ⎞1/ 4 ⎛ ρA⎞ =⎜ ⎟ ⎝ EI ⎠ −1/ 4 ω1/ 2 . ⎜ ⎟ ω ⎝ EI ⎠ Daß bedeutet, daß Wellen mit höheren Frequenzen sich schneller ausbreiten. 1/ 2 ⎛ ⎛ A ⎞2 ⎞ p2 = p1 − v1 ⎜ ⎜ 1 ⎟ − 1⎟ . ⎟ 2 ⎜ ⎝ A2 ⎠ ⎝ ⎠ Der kleinste Druck tritt am Ort des kleinsten Querschnitts auf. Er darf nicht kleiner sein, als der gesättigte Dampfdruck pD : ρ 2 ⎛ ⎛ A ⎞2 ⎞ p2 = p1 − v ⎜ ⎜ 1 ⎟ − 1⎟ > pD . ⎟ 2 ⎜ ⎝ A2 ⎠ ⎝ ⎠ Die Geschwindigkeit muß demnach kleiner sein als ρ v1 < 2 1 2 ( p1 − pD ) ⎛ ⎛ A ⎞2 ⎞ ρ ⎜ ⎜ 1 ⎟ − 1⎟ ⎜ ⎝ A2 ⎠ ⎟ ⎝ ⎠ . Beispiel 8. Biegewellen in einem Balken Wirkt man mit einer periodischen, harmonischen Kraft am Ende eines Balkens, so werden im Balken die sich von diesem Ende ausbreitenden Wellen angeregt. 2 Mechanik III / Prof. Popov / Vorlesung 30. Bewegungsgleichung einer idealen Flüssigkeit. Viskose Flüssigkeiten. Navier-Stokes-Gleichung. Lit.: Gross, Hauger, Schnell und Wriggers, „Technische Mechanik 4“, Kapitel 1.3.3.1, 1.3.3.3 G G ∂v G G G I. Kontinuitätsgleichung dreidimensional dv = dt + ( v ⋅ ∇ )vdt ∂t Betrachten wir ein infinitesimal kleines FlüsG ∂v G G G sigkeitsvolumen und berechnen, wie viel Beschleunigung = + ( v ⋅ ∇) v . ∂t Flüssigkeit innerhalb des Zeitintervalls Δt Das 2. N.G. für eine Flüssigkeit ohne Viskoein- und ausfließt. sität hat also die Form G z ∂v ∇p G G G G + ( v ⋅ ∇ )v = − +g υx ( x) ∂t ρ υ x ( x + Δx ) y In einem lokalen Koordinatensystem mit der x x-Achse parallel zur Stromlinie sieht diese Massenein-/Ausfluss in der Zeit Δt: Gleichung so aus: ∂v x ∂v ∂p / ∂x ∂ ( gh ) aus ein + vx x = − − . ρ ( x ) ⋅ ΔyΔz ⋅ v ( x ) Δt ρ ( x + Δx ) ⋅ Δy Δz ⋅ v ( x + Δx ) Δt ∂t ∂x ρ ∂x Für stationäre Strömungen ∂v ∂p / ∂x ∂ ( gh ) ρ ( x + Δ x ) v ( x + Δ x ) − ρ ( x ) v ( x ) ⎡ ⎤ Δx = x x vx x = − − oder ΔM ( x ) = −Δy ΔzΔt ⎢⎣ ⎥⎦ ∂x ρ ∂x Δx ∂ ( ρ vx ) 1 ∂v x2 ∂p / ∂x ∂ ( gh ) −ΔxΔy ΔzΔt =− − . ∂x 2 ∂x ρ ∂x ⎡ ∂ ( ρ vx ) ∂ ( ρ v y ) ∂ ( ρ vz ) ⎤ Für inkompressible Medien folgt daraus ΔM ( voll ) = −ΔxΔyΔzΔt ⎢ + + ⎥ ∂y ∂z ⎦⎥ v x2 p ⎣⎢ ∂x + + gh = konst ( Bernoulli − Gleichung ) ΔM 2 ρ Δρ = Für kompressible Medien V v x2 dp ∂ ( ρ vx ) ∂ ( ρ v y ) ∂ ( ρ vz ) ∂ρ G +∫ + gh = konst . =− − − = −div( ρ v ) 2 ρ ∂t ∂x ∂y ∂z III. Dynamische Gleichung für eine ebene ∂ρ G = −div( ρ v ) Strömung einer viskosen Flüssigkeit ∂t x x II. Bewegungsgleichung einer Flüssigkeit Das 2. Newtonsche Gesetz lautet G G ρ ⋅ ( Beschleunigung ) = −∇p + ρ g + f visk Die Geschwindigkeitsänderung eines Teilchens: G G v ( x + dx, y + dy, z + dz, t + dt ) − v ( x, y, z, t ) = G G G G ∂v ∂v ∂v ∂v dx + dy + dz + dt = = ∂x ∂y ∂z ∂t G G G G ∂v ∂v ∂v ∂v v x dt + v y dt + v z dt + dt = ∂x ∂y ∂z ∂t ∂v x ∂τ ∂ 2vx ρ = =η 2 ∂t ∂y ∂y IV. Viskose Kraft im allgemeinen Fall. G G G G ⎛ ∂ 2v ∂ 2v ∂ 2v ⎞ G f = η ⎜ 2 + 2 + 2 ⎟ = ηΔv ∂y ∂z ⎠ ⎝ ∂x und die Bewegungsgleichung nimmt die Form an: G G G⎞ G G ⎛ ∂v ρ ⎜ + ( v ⋅∇ ) v ⎟ = −∇p + ρ g + ηΔv ⎝ ∂t ⎠ Navier-Stokes-Gleichung für eine inkompressible viskose Flüssigkeit. V. Verschiednes aus der Hydromechanik. Aufgabe 1. Ein Gefäß in Form einer Halbkugel mit dem Radius R liegt auf einer Gummi1 matte. Wenn es bis oben mit Wasser gefüllt ist, wird die Kontaktstelle zwischen dem Gefäß und der Matte undicht und das Wasser beginnt auszufließen. Zu bestimmen ist die Masse M der Halbkugel. Lösung: Das Gefäß samt Wasser befindet sich im Gleichgewicht. Deshalb ist die auf das System seitens der Matte wirkende Reaktionskraft N gleich dem Gesamtgewicht 2 N = M + πρ R3 g 3 Im Moment des "Aufschwimmens" der Halbkugel ist die Reaktionskraft gleich der Druckkraft des Wassers auf den Boden: N = π R 2 ρ gR . Aus den beiden Gleichungen folgt 1 M = πρ gR 3 . 3 Aufgabe 2. Ausflußzeit aus einem Gefäß mit einer Spiegelfläche As und einer kleinen Öffnung A. Lösung: Bei kleiner Austrittsöffnung ist die Strömung "fast stationär" und somit ist die BernoulliGleichung anwendbar: p0 1 2 p 1 + v0 + gH1 = 1 + v 2 − gH 2 ρ 2 ρ 2 Die beiden Drucke sind gleich (dem atmosphärischen Druck): p0 = p1 , die Geschwindigkeit v0 ist "fast Null": v0 ≈ 0 ; die Bernoulli-Gleichung nimmt somit die Form 1 g ( H1 + H 2 ) = v 2 an. Daraus folgt 2 v = 2 g ( H1 + H 2 ) (1) v0 ist zwar "fast Null", aber nicht ganz. Aus der Kontinuitätsgleichung As v0 = Av folgt für sie v0 = Av / As . Diese Geschwindigkeit ist nicht anderes als die zeitliche Änderung der Spiegelhöhe (mit Minus-Vorzeichen): dH A v0 = v = − 1 . As dt Unter Berücksichtigung der Gleichung (1): dH A 2 g ( H1 + H 2 ) =− 1. As dt Nach Trennung der Variablen und Integration ergibt sich T 0 A dH ∫0 dt As = − H∫ 2 g ( H 1+ H ) ; 1 2 1( 0) 0 2 ( H1 + H 2 ) A dH1 T =− ∫ =− As g 2 g ( H1 + H 2 ) H1( 0 ) =− 0 = H1( 0 ) 2 ( H1(0) + H 2 ) 2H 2 + g g Für die Ausflußzeit ergibt sich A 2 T= s ( H1(0) + H 2 ) − H 2 . A g ) ( Seilreibung Bisher haben wir Kontinua unter Berücksichtigung entweder elastischer Kräfte oder viskoser Reibung betrachtet. Im nächsten Beispiel diskutieren wir Einfluss von Coulombscher Reibung. Ein Seil wird um einen kreisförmigen Poller geschlungen. Der Kontaktwinkel zwischen Seil und Poller betrage α = ϕ 2 − ϕ1 . Das Seil wird in Richtung F2 gezogen. Zu bestimmen ist die Kraft F1 , die notwendig ist, um es von der Bewegung abzuhalten. Lösung: Betrachten wir ein infinitesimal kleines Element des Seils. Das Kräftegleichgewicht in der Längsrichtung des Elementes lautet F (ϕ + dϕ ) − F (ϕ ) − dFR = 0 oder dF dϕ − dFR = 0 . dϕ In der senkrechten dazu Richtung gilt dN − Fdϕ = 0 . Hier sind: dN die auf das Element wirkende Reaktionskraft; dFR die auf es wirkende Reibungskraft. Das Seil gleitet gerade noch nicht, wenn die Reibungskraft ihren Maximalwert dFR = μ dN erreicht. Aus diesen drei GleidF chungen ergibt sich = μF . dϕ dF = μ dϕ Nach der Trennung der Variablen F und Integration erhalten wir F ln F F2 = μ (ϕ2 − ϕ1 ) = μα ⇒ 1 F2 = F1e μα . Beispiel: μ = 0, 4 , α = 2π ⇒ F2 ≈ 12 F1 . 2