Erfolgreich mit Kaffeebechern

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Erfolgreich mit Kaffeebechern
Montag, 13. April 2015
Seite 7
EXTRA SCHÜLER
rz & knapp + kurz & knapp + kurz & kn
Erfolgreich mit Kaffeebechern
Jetzt bewerben!
Schreibtalente gesucht
Erlanger Gymnasiasten nutzten einen Trend und gründeten eigene Schülerfirma
Ihr wollt für einen mehrmonatigen Schüleraustausch raus aus
Deutschland? Dann solltet ihr euch
jetzt noch um ein Stipendium bewerben! Bei der Austauschorganisation
„TravelWorks“ läuft am 15. April
die Bewerbungsfrist ab. Kurzentschlossene schauen am besten
sofort auf www.travelworks.de
Bis 30. April habt ihr bei der Organisation „GDANSA“ Zeit. Die Gesellschaft für Deutsch-Australischen/Neuseeländischen Schüleraustausch sucht Schüler der Gymnasialklassen 9 bis 11 für einen dreimonatigen Austausch. Die deutschen
Schüler nehmen von November bis
Januar einen Gastschüler auf und
reisen selbst von Juni bis August
2016 nach Australien oder Neuseeland. Noten haben einen geringen
Stellenwert, wichtig sind aufgeschlossene und engagierte Jugendliche. Mehr Infos: www.gdansa.de
Zehn- bis 14-jährige Jungs und
Mädels, aufgepasst: Ihr denkt gerne
und viel nach, schreibt viel auf und
habt Mut, euch an Vergangenes zu
erinnern? Die Eckenroth-Stiftung
sucht bis 4. Mai Schreibtalente für
ihren Nachwuchspreis „Grüner Lorbeer“. Das Thema eurer Geschichte
lautet „Die Anschläge in Paris – ich
erfahre davon“. Eure Beiträge von
maximal vier Seiten und die Infos
Absender, Geburtsdatum und Telefonnummer schickt ihr an: Eckenroth Stiftung, Stichwort: Grüner
Lorbeer/Paris 2015, Postfach 125,
55438 Stromberg. Mehr Infos auf
www.eckenroth-stiftung.de
Redaktion: Stefanie Goebel
Tel.: (09 11) 2 16 24 17
Marienstraße 9–11, 90402 Nürnberg
E-Mail: nn-xtra@pressenetz.de
www.szene-extra.de
Wie geht Riechen?
BLOCK
Lauter gute Notlügen
Zu spät im Unterricht?
Schularbeiten
vergessen?
Ausreden sind für Schüler
überlebenswichtig.
Eine
Menge davon stecken in den
zwei Büchern „Warum ich
meine Hausaufgaben nicht
gemacht
habe . . .“
und
„Warum ich zu spät gekommen bin . . .“ (Verlag Bohem
Press).
Werdet ihr von eurem Lehrer zur Rede gestellt, könnt
ihr euch zum Beispiel folgende Ausrede aus dem Buch
abgucken: „Ich habe einen
verirrten Pinguin gefunden,
den musste ich unbedingt
zurück zum Südpol bringen.“ Angesichts dieser sehr
zeitaufwendigen Aktion hat
ja wohl jeder Lehrer Verständnis, dass keine Zeit
mehr für die Hausaufgaben
blieb. Auch die Ausreden,
das Hausdach sei plötzlich
verschwunden, der Hund sei
von einem anderen Hund verschluckt worden oder der
Hustensaft habe euch kurzzeitig in einen Elefanten verwandelt, klingen doch sehr
überzeugend!
dpa
Ihr kommt von der Schule
nach Hause und schnuppert:
Pizza! Noch bevor ihr seht, was
es zum Essen gibt, habt ihr es gerochen. Denn alles, was riecht,
gibt winzige Duft-Teilchen ab.
Diese schwirren überall in der
Luft herum. In unserer Nase
befinden sich Riechzellen, die
auf unterschiedliche Duftstoffe
spezialisiert sind. Die meisten
Gerüche bestehen aus vielen
verschiedenen
Duftstoffen.
Rosenduft zum Beispiel hat
mehr als 200 Bestandteile.
Schwirren also die verschiedenen Duftstoffe der Pizza durch
die Luft, binden sie sich an die
Empfangs-Stellen der Riechzellen in der Nase. Die Zellen melden die Information dann ans
Gehirn. Und das weiß schließlich: Es riecht nach Pizza! Auf
diese Weise kann die menschliche Nase unglaublich viele Gerüche unterscheiden. Wissenschaftler schätzen: über eine Billion!
dpa
Anastasia und Clemens von der Schülerfirma „Memecups“ halten stolz ihr Produkt
in die Kamera: Kaffeebecher. Foto: Sippel
VON MEIKE LEDERMANN
Sie haben verwirklicht, wovon viele
junge Leute sonst nur träumen: Schüler eines P-Seminars am Gymnasium
Fridericianum in Erlangen haben ihre
eigene Firma gegründet – die „Memecups“ verkaufen Kaffeebecher.
Kaffee – der Deutschen liebstes
Heißgetränk. Er wird nicht mehr nur
gerne zu Hause am Frühstückstisch
getrunken. Auch in der U-Bahn oder
auf der Straße scheinen die Menschen
nicht mehr darauf verzichten zu können.
Diesen Trend wollten sich die jungen Firmengründer der Q11 des
Gymnasiums Fridericianum in Erlangen zunutze machen. In ihrem PraxisSeminar im Fach Wirtschaft und
Recht haben 15 Schüler ein eigenes
Unternehmen gegründet, das möglichst realitätsnah wirtschaften sollte.
Becher aus Keramik
Unsere Nase kann unglaublich
viele Gerüche unterscheiden.
Foto: colourbox.de
So wurde die Schülerfirma „Memecups“ ins Leben gerufen, bei der
eigens entworfene Kaffeebecher verkauft werden. Da der Becher aus Keramik und mit einem Silikon-Deckel versehen ist, kann er sowohl unterwegs
als auch zu Hause genutzt werden.
Über 30 Kaffeebecher konnten die
Schüler bereits innerhalb der ersten
vier Tage verkaufen – für zehn Euro
das Stück. Das klingt nach einem
wirklich guten Start. Die Jugendlichen aber wollen mehr: Sie haben
für die Zukunft schon eine zweite Auf-
lage von Kaffeebechern in Planung.
Im ersten Schwung ließen die Schüler
80 Becher produzieren. Alle mit demselben Motiv: einem Baby, das ein
böses Gesicht aufgelegt hat und
„Don’t touch my coffee“ – also „Fass
meinen Kaffee nicht an!“ – schreit.
„Wir wollten ein Motiv, das alle
Altersgruppen anspricht. Und Babys
findet jeder süß“, erklärt Lennard
(16), der für das Marketing zuständig
ist. Das Bild ist ein sogenanntes
Meme, was im Internet derzeit angesagt ist. Das sind Comics und Bilder
aller Art, die mit lustigen Sprüchen
versehen sind und sich mittlerweile
tausendfach verbreitet haben.
Doch die meisten Bilder aus dem
Internet sind urheberrechtlich geschützt. Das heißt, dass sie nicht einfach auf Kaffeebecher gedruckt werden dürfen – weil das Motiv bereits
jemandem gehört.
Deshalb beauftragten die Schüler
extra einen Patentanwalt, der schließlich grünes Licht für das Baby-Motiv
gegeben hat. Die zweite Becher-Auflage soll dann ein anderes Meme bekommen – und auch andere Verkaufsstellen.
Die Kaffeebecher werden dann
nicht mehr nur in der Aula während
der Schulpausen, sondern auch an
anderen Standorten in Erlangen verkauft. Die Discothek Paisley ist zum
Beispiel interessiert.
„Wir setzen bewusst nicht nur auf
die Schule als Verkaufsort. Wir wollen eine Reichweite darüber hinaus“,
sagt Clemens (17) selbstbewusst – er
ist in der Schülerfirma für die Presse
zuständig.
Die 90 Aktionäre sollen schließlich
zufriedengestellt werden. Denn wie es
sich für jedes gute Unternehmen
gehört, ist auch die Schülerfirma am
Aktienmarkt beteiligt. Durch den Verkauf der Aktien haben sich die
P-Seminar-Teilnehmer ihr Startkapital geholt. Sogar eine Hauptversammlung hielten sie schon ab, bei der sich
die Aktionäre ein Bild von ihrer Investition machen konnten.
Jeder kriegt ein Gehalt
Von dem Startkapital zahlen die
Schüler auch ihre Gehälter. Jeder einzelne Mitarbeiter der Firma, also
jeder Schüler des Seminars, schreibt
seine Arbeitsstunden auf und wird
dafür natürlich entlohnt.
Bei den zwei vorgesehenen Unterrichtsstunden pro Woche bleibt die
Arbeitszeit aber nicht. Clemens
erklärt: „Wir arbeiten deutlich mehr
daran. Aber der Aufwand lohnt sich
allemal. Wir sind auf jeden Fall zufrieden mit unserer Arbeit.“
Auch wenn das Gehalt nicht gerade
hoch ist: Der Stundenlohn für die jungen Arbeiter liegt bei 50 Cent brutto,
verrät Clemens. Davon werden natürlich noch die Steuern abgezogen.
Deshalb hat die Klasse beschlossen,
das Gehalt in einer gemeinschaftlichen Kasse zu sammeln. Das Geld wollen die Jungunternehmer dann am
Ende des Seminars in der 12. Klasse
nutzen, um gemeinsam etwas zu unternehmen.
Toller Gewinn: Schüler treffen Chef
GfK-Vorstandsvorsitzender besuchte Elftklässler am Nürnberger Scharrer-Gymnasium
ehn Schülerinnen des Nürnberger Johannes-Scharrer-Gymnasiums haben es geschafft: Sie konnten die Jury der Handelsblatt-Initiative „Chef zu gewinnen“ mit ihrer
Bewerbung überzeugen. GfK-Vorstandsvorsitzender Matthias Hartmann besuchte das W-Seminar
„Unternehmenskommunikation“
der Q11, und die Schülerinnen
konnten „ihren“ Chef nach Herzenslust mit Fragen löchern.
„Eigentlich dachte ich, dass die
Veranstaltung eher steif wird, aber
Herr Hartmann war sehr offen und
locker. Das hat mir gut gefallen“,
erzählte Julia Franz (18) nach dem
Gespräch mit Matthias Hartmann.
„Ich drehe den Spieß gleich mal
um“, sagte Matthias Hartmann
gleich zu Beginn. Er wollte wissen,
was die Schüler über die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)
wissen.
Anschließend ging es um die
Schülerfragen: „Eine Frage, die Sie
mir im Vorfeld geschickt haben, lautete: Was machen Sie den ganzen
Tag?“, sagte der Manager. Mit
einem Beamer warf er den Wochenplan an die Wand. „Bei mir gibt es
nicht ,Die Woche‘, jede Woche stehen unterschiedliche Termine an“,
erzählte er. Alle zwei bis drei Wochen trifft er sich mit seinem Management-Team. Dabei werden etwa
Abläufe von Projekten besprochen.
„Aber jetzt sind Sie dran. Ich bin
gespannt auf Ihre Fragen.“
Z
F
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3%
3%
3%
95% 95% 95% 95%
Wenn man bei der GfK anfangen
möchte, mit welchem Studiengang
würde man mehr Chancen haben: mit
einem klassischen BWL-Studium
oder mit Psychologie?
Matthias Hartmann: Die Verhaltenspsychologie spielt für uns schon eine
ziemlich große Rolle. Wir wollen ja
das Kaufverhalten der Verbraucher
verstehen. Daher ist bei uns eigentlich
ein sehr breites Spektrum an Studienrichtungen vertreten.
Wir haben die klassischen BWLer,
mal mit, mal ohne Marketingschwerpunkt. Aber auch Experten, die sich
in vielen anderen Branchen auskennen, zum Beispiel in der Automobilbranche oder in Bereichen wie Mode
und Fashion. Informatik wird auch
immer relevanter. Wir bieten hier in
Nürnberg auch ein duales Studium
an. Da verbinden wir das Thema
Markt- und Sozialforschung mit den
klassischen Wirtschaftswissenschaften.
Sie haben gesagt, dass Händler der
GfK Informationen geben, die dann
verarbeitet werden. Bezahlt die GfK
für diese Informationen oder geben
Ihnen die Händler die Infos freiwillig?
Matthias Hartmann: Im Regelfall
müssen wir nichts für die Daten bezahlen. Aber spielen wir doch mal ein Beispiel durch: Ein Händler gibt uns
Daten über die Verkaufszahlen von
einem Produkt. Diese Daten bekommen wir, weil wir auch Daten zurückgeben. Aber welche Daten bekommen
die Händler von uns?
Daten vom Gesamtmarkt. Die Händler wissen dann, wie sie im Vergleich
zu ihrer Konkurrenz abschneiden und
können beispielsweise sehen, wie gut
eine Werbekampagne war. Das heißt,
wir schaffen den Händlern einen
Anreiz, uns Daten zu liefern, indem
wir Daten zurückgeben, die ihnen
auch hilfreich sind.
Stellen Sie viele Werkstudenten
ein?
Matthias Hartmann: Ja, wir bieten
darüber hinaus auch relativ viele
Praktika an. Wir haben die Erfahrung
gemacht, dass es sinnvoll ist, Studenten ab dem 3. Semester einzustellen,
weil sie dann schon gewisse Vorlesungen besucht haben und ein besseres
Grundverständnis mitbringen als Studenten, die gerade erst ihr Studium
begonnen haben. So haben beide Seiten viel mehr von dem Praktikum.
Achten Sie bei Bewerbern darauf,
ob jemand schon einmal im Ausland
war?
Matthias Hartmann: Fakt ist: Wir
sind ein international tätiges Unternehmen, und Internationalität und
Globalisierung spielen für uns sehr
wichtige Rollen. Wir haben aber auch
Kollegen, die schon immer in Nürnberg waren, und auch immer hier
geblieben sind. Insgesamt würde ich
aber sagen: Wenn Sie die Chance
Hat man bei der GfK auch die Möghaben, ins Ausland zu gehen, dann
ergreifen Sie diese Chance. Das ist nie lichkeit, in andere Länder zu kommen?
verkehrt!
Der GfK-Vorstandsvorsitzende Matthias Hartmann beantwortete den Schülerinnen alle Fragen, die ihnen wichtig waren.
Foto: Roland Fengler
Matthias Hartmann: Ja klar!
Dadurch, dass wir in vielen Ländern
Standorte haben, besteht die Möglichkeit. Viele Mitarbeiter freuen sich,
wenn sie so eine Chance bekommen.
Es gibt aber auch Kollegen, die sagen:
Ich komme aus XY, ich liebe XY und
ich bleibe auch in XY. Man muss darauf achten, in welcher Lebensphase
man die Leute abholt.
Ist es schwer, mit Leuten aus anderen Ländern Geschäfte zu machen?
Matthias Hartmann: Es ist nicht einfach. Aber wenn man versteht, wie die
Leute aus anderen Ländern ticken,
was sie antreibt und benötigen, kann
man darauf eingehen. Ein wichtiges
Thema, mit dem wir uns beschäftigen
ist, die Kultur eines Landes zu verstehen. Protokoll: VIKTORIA FEIFER