April 2015 - Oesterreichs Energie

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April 2015 - Oesterreichs Energie
Energieunion
Position der österreichischen E-Wirtschaft
Ausgangslage
Österreichs E-Wirtschaft unterstützt die Pläne der EU-Kommission für eine Europäische Energieunion. Eine bessere Koordinierung der Energiepolitik ist wichtig
für die Vollendung des Energiebinnenmarkts und eröffnet zudem neue Chancen
für europaweite Lösungen für die Grundpfeiler der Energiepolitik: Klimaschutz,
Wettbewerb und Versorgungssicherheit.
Die Mitteilung zur Energieunion mit ihren zentralen Themen Versorgungssicherheit,
Energiebinnenmarkt, Energieeffizienz, Klimaschutz und Forschung ist ein umfassendes Konzept, das die sichere, nachhaltige, wettbewerbsfähige und erschwingliche
Energieversorgung für alle Bürger der Union in den Vordergrund stellt.
Position
Versorgungssicherheit als Kernelement einer Energieunion
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Solidarität zwischen Mitgliedstaaten in Versorgungskrisen ist zu begrüßen, muss
aber zu marktgerechten Konditionen erfolgen, um marktwirtschaftliche Anreize
für Energieunternehmen aufrecht zu erhalten.
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Ein freiwilliger, gemeinsamer Einkaufsmechanismus der EU-Mitgliedstaaten für Erdgas
kann vorübergehend Vorteile in Krisenzeiten bieten, sollte jedoch vor allem im Hinblick
auf die Einhaltung des Wettbewerbsrechts genau geprüft werden. Langfristig ist es
notwendig, eine geeignete Infrastruktur zu schaffen, die eine Diversifizierung der
Anbieter ermöglicht (z. B. Ausbau von LNG-Terminals).

Heimische und erneuerbare Energiequellen, wie Wasserkraft, Wind, PV und Biomasse, tragen zur Verringerung der Importabhängigkeit der EU bei. Überdies verfügen
diese Quellen über erhebliche zusätzliche Ausbaupotenziale (z. B. Wasserkraft in
Europa alleine von 600 TWh 2013 auf 700 TWh bis 2030).

Es ist jedoch zentral, dass das Bestreben, die Importabhängigkeit der Union zu verringern, im Einklang mit einem liberalisierten Markt steht. Im Strombereich wurde bereits
in den letzten Jahren durch den Ausbau erneuerbarer Energien eine Verringerung der
Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen angestrebt. Dies wurde mit massiven Förderungen umgesetzt, die zu großen Verzerrungen am Markt geführt haben.
Dadurch sind auch konventionelle Technologien unwirtschaftlich geworden, obwohl
diese gerade in einem stark zunehmenden volatilen Erzeugermarkt benötigte Flexibilität liefern können, und einen wesentlichen Teil zur Versorgungssicherheit liefern.
Ein vollständig integrierter Energiebinnenmarkt

Oesterreichs Energie unterstützt das klare Bekenntnis der Kommission zur zügigen
Implementierung der geltenden Strombinnenmarkt-Regeln vollinhaltlich. Hierzu
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gehören allerdings ebenso eine rasche Marktintegration der Erneuerbaren, der zügige
Ausbau und die Modernisierung des Übertragungsnetzes, eine Stärkung der Verteilnetze sowie die bedarfsgerechte Ermöglichung von Demandside-ManagementMaßnahmen.
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Im Sinne von technischer Machbarkeit sowie Kosteneffizienz soll das PumpspeicherPotenzial voll ausgeschöpft werden. Dadurch kann ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet werden. Barrieren für die Wirtschaftlichkeit von Pumpspeichern müssen abgebaut werden.
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Alle österreichischen Erzeuger sollten Zugang zu grenzüberschreitenden Regelenergiemärkten erhalten.
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Oesterreichs Energie teilt die Kritik der Kommission an nach wie vor bestehenden
regulierten Energiepreisen in den Mitgliedstaaten. Regulierte Energiepreise stören
den Wettbewerb und führen zu Marktverzerrungen. Das Vorhaben der Kommission, die
Steuerbelastung auf Energie in den Mitgliedstaaten stärker im Blick zu haben und
regelmäßig deren Auswirkungen auf die Kosten für den Kunden zu überprüfen, wird von
Oesterreichs Energie ebenso klar unterstützt. Steuern und Abgaben machen fast 30 %
des Strompreises für Haushalte in Österreich aus.

Die Europäische Kommission betont explizit die Bedeutung einer wesentlich stärkeren
Integration der Übertragungs- bzw. Fernleitungsnetzbetreiber, weshalb die wichtige
Rolle der Verteilnetzbetreiber hier ebenfalls prominent angeführt werden sollte. Europas
Verteilnetzbetreiber bilden neben den Übertragungsnetzbetreibern das Fundament für
eine sichere Stromversorgung des Binnenmarkts. Sie müssen daher ebenfalls in die
Diskussion über das europäische Marktmodell eingebunden werden. Europa benötigt
geeignete Modelle für smarte Märkte. Die Implementierung von Smart Metering und
Smart Grids ist die Voraussetzung für smarte Märkte. Parallel dazu muss eine umfassende Sicherheitsstrategie für die Informations- und KommunikationstechnikSysteme im Bereich der Stromversorgung entwickelt werden.
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Die Regelungen der drei Binnenmarktpakete sind die Basis des bestehenden Systems.
Eine Neugestaltung des Markdesigns muss auf diesem System aufbauen. Wir begrüßen
daher die Aussage der Kommission, dass weder Kapazitätsmechanismen noch
Erneuerbarenförderung den Energiebinnenmarkt negativ beeinflussen dürfen.
Das derzeit für das dritte Quartal 2015 vorgesehene Grünbuch der Kommission zu
einem umfassenden Marktdesign für Großhandels- und Endkundenmärkte sollte das
Problem der durch die Überförderung der Erneuerbaren ausgelösten Strommarktverwerfungen und des damit verbundenen Wegfalls von konventionellen Kraftwerken bzw.
Backup-Kapazitäten adressieren. Der „Energy-Only-Market“ (EOM) ist mit Anpassungen
innerhalb des heutigen Marktrahmens und der europäischen Harmonisierung von
Stromgroßhandelsregeln grundsätzlich funktionsfähig. Die Anpassungen des EOM
sind unverzüglich umzusetzen, damit wieder Investitionsanreize zur Erhöhung der
Versorgungssicherheit im Rahmen einer freien Preisbildung geschaffen werden.
Diese beinhalten die Zulassung und Akzeptanz von Preisspitzen in der gemeinsamen Preiszone, eine Weiterentwicklung der Regelenergiemärkte und einen
bedarfsorientierten Ausbau der Netzinfrastruktur.
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
Oesterreichs Energie spricht sich für einen ungehinderten Stromaustausch und die
Aufrechterhaltung der derzeitigen Preiszonen aus. Preiszonen müssen und sollen
nicht identisch mit den Landesgrenzen sein. Im Gegenteil: Gerade vor dem Hintergrund
des zwischenzeitlich sehr signifikanten Anteils erneuerbarer Energien sind möglichst
große Preiszonen und damit eine große Liquidität – vor allem auch für die Bereitstellung
von benötigter Flexibilität – wichtig. Die Vorteile großer Preiszonen wie mehr Wettbewerb, höhere Marktliquidität, niedrigere Endkundenpreise und geringere Kosten
für die Systemstabilität sollten die Bestrebungen, durch Netzausbau tatsächlich einen
gemeinsamen Markt zu schaffen, bestärken. Oesterreichs Energie spricht sich daher
insbesondere für die Aufrechterhaltung der österreichisch-deutschen Preiszone aus.
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Die Absicht der Kommission, in 2016 auch einen Legislativvorschlag zur Umgestaltung
des Strommarktes und zur Verknüpfung von Großhandels- und Endkundenmärkten
vorzulegen, wird begrüßt. Bei der Ausgestaltung dieses Legislativvorschlags sollte
darauf Bedacht genommen werden, ein Level-Playing-Field zwischen den unterschiedlichen Flexibilitätsmechanismen zu schaffen, d.h., dass die verschiedenen
Maßnahmen und Flexibilisierungselemente gleichwertig und grundsätzlich ohne
verzerrende Eingriffe ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können sollen.
Als Leitbild sollte stets ein funktionierender Strombinnenmarkt mit freier Preisbildung
fungieren, der zuverlässige Investitionssignale hinsichtlich neuer Erzeugungskapazitäten, innovativer Technologien und neuer Flexibilitätsmechanismen aussendet.
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Die Kommission wird 2015/2016 den Regulierungsrahmen überprüfen, insbesondere
die Funktionsweise der ACER und der ENTSOs, und wird geeignete Maßnahmen zur
Stärkung des europäischen Regulierungsrahmens vorschlagen. Netzkodizes, die auch
auf Verteilnetzbetreiber, Erzeuger und Stromhändler Auswirkungen haben, sollten mit
deren relevanten europäischen Interessensvertretungen gemeinsam behandelt werden.
Zusätzliche regulatorische Aufsicht von ACER ist aus Sicht von Oesterreichs Energie
nicht erforderlich.
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Der Aussage der EK, dass die Bekämpfung der Energiearmut zuallererst eine sozialpolitische Aufgabe ist, kann sich Oesterreichs Energie nur anschließen. Die österreichischen Elektrizitätsunternehmen unterstützen den Staat bei der Erfüllung seiner Aufgaben im Rahmen der sozialen Verantwortung. Maßnahmen wie Solidaritätstarif oder
Nachlass auf die Energierechnung verlagern die Aufgaben der Sozialpolitik in den
Wettbewerbsbereich und sind daher abzulehnen.
Energieeffizienz als Beitrag zur Senkung des Energiebedarfs
 Ein effizienter Umgang mit Energie ist der Schüssel für eine nachhaltige Energiezukunft
und wesentlich für die Sicherung der Energieversorgung. Aus Sicht der E-Wirtschaft ist
zu berücksichtigen, dass nur rund 20 % des Gesamtenergieverbrauchs auf Strom
entfallen und zukünftige „smarte“ Energiesysteme tendenziell zusätzlichen Strombedarf
aufweisen.
 Wir begrüßen den Fokus der Kommission auf Verkehr und Gebäude. Rund 30 %
des Gesamtenergieverbrauchs entfallen auf Raumwärme/-kälte. Die Kraft-WärmeKopplung (KWK) ist eine wichtige Technologie zur Reduktion von CO2-Emissionen
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und für den Ressourcen- und Umweltschutz. Die Nutzung von Fernwärme und die
effiziente gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung spielen deshalb in vielen Städten
und Gemeinden in Österreich heute und auch langfristig eine wichtige Rolle in deren
Energie- und Klimaschutzkonzepten. Speziell im innerstädtischen Bereich ist Fernwärme aktuell oftmals ohne Alternative für die Wärmeversorgung. Außerdem ist die
KWK in Ballungsräumen essentiell für die Versorgungssicherheit aus Gründen der
Netzstabilität und Flexibilität. Die Situation an den europäischen Energiemärkten stellt
aber konventionelle Kraftwerke insgesamt und damit auch die KWK in Österreich aktuell
vor große wirtschaftliche Probleme. Um die volkswirtschaftlichen und umweltpolitischen
Vorteile der KWK zu sichern, müssen Maßnahmen gesetzt werden, die den Betrieb und
die Errichtung von hocheffizienten KWK-Anlagen gewährleisten.
 Bei der Umsetzung von nachfrageseitigen Maßnahmen ist auf eine Gesamtbetrachtung
der Effizienzwirkung Bedacht zu nehmen. „Strom zur Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen“ darf insbesondere dann nicht diskriminiert werden, wenn dies zur Primärenergieeinsparung und zum Klimaschutz beiträgt, wie Elektrifizierung von Verkehr,
Heizung und Kühlung. So können beispielsweise in Österreich E-Fahrzeuge die
CO2-Emissionen um 80 % reduzieren, weil Strom in Österreich zu mehr als 70 % aus
erneuerbaren Quellen erzeugt wird. Ein Umstieg auf diese innovativen Stromanwendungen sollte gefördert werden. Insbesondere auch der Einsatz der Wärmepumpe
leistet einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Endenergieeffizienz.
Umstellung auf eine Wirtschaft mit geringen CO2-Emissionen
 Eine rasche Festlegung von ambitionierten und zugleich realistischen Zielvorgaben für
Klimaschutz und Energieversorgung bis 2030 soll dazu beitragen, Investitionssicherheit
für die Energieunternehmen sicherzustellen. Oesterreichs Energie unterstützt als übergeordnetes Ziel eine Senkung der CO2 Emissionen um 40 % (Basis 1990), wobei ein
auf EU Ebene bindender Anteil von erneuerbaren Energien und ein indikatives Energieeffizienzziel weitere Säulen darstellen.
 Die Umsetzung eines THG-Ziels darf nicht so gestaltet und umgesetzt werden, dass
es zu einer Abwanderung der hocheffizienten, energieintensiven Industrie führt, bzw.
darf es keine negativen Auswirkungen auf Beschäftigung und Wachstum haben.
Die Sicherung des Standortes Österreich und Europa muss gewährleistet werden.
Dies bedeutet auch die Gleichbehandlung der Branchen bzw. die Ablehnung von
unterschiedlichen Sektorzielen z. B. zwischen Energiewirtschaft und Industrie.
 Wenn das CO2-Ziel als übergeordnetes Ziel in der europäischen Energiepolitik angesehen wird und damit das ETS als Eckpfeiler der EU-Energiepolitik fungiert, sollte es
Preissignale liefern, die Investitionen und Betrieb von Technologien mit geringem CO2Ausstoß belohnen. Um langfristig stabile Rahmenbedingungen, essenziell für unternehmerisches Handeln, zu gewährleisten, muss die Preisentstehung im ETS auf
CO2-Marktmechanismen und nicht auf Preisfestlegungen basieren.
 Oesterreichs Energie begrüßt zudem das Bestreben der Kommission, die unterschiedlichen nationalen Fördersysteme für erneuerbare Energien rationeller, kosteneffizienter und mit dem europäischen Binnenmarkt besser vereinbar zu gestalten. Eine für
die Realisierung des Energiebinnenmarktes notwendige stärkere Marktorientierung der
nationalen Fördersysteme ist notwendig, um langfristig die Effizienz, die Effektivität und
letztlich die Leistbarkeit des Elektrizitätssystems sicher zu stellen.
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Eine Energieunion für Forschung, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit
 Wir begrüßen, dass die Europäische Kommission einen Schwerpunkt auf die
Energieforschung legen will.
 Speichertechnologien sind für den Umbau des Energiesystems von entscheidender
Bedeutung, gefordert wird hierbei ein technologieneutraler Ansatz.
 Die Energieversorgung ist ein zentrales Zukunftsthema, das den strategischen Aufbau
und Einsatz innovativer und marktfähiger Technologien und Services erfordert. Europas
Energielandschaft benötigt neue Lösungen für alle Bereiche der Energieversorgung und
der Energieanwendung. Erste Technologien existieren bereits: Smart Grids, Smart
Services oder die Brennstoffzellentechnologie, dezentrale Energiespeicher oder auch
Power to Gas sind exemplarische Beispiele, die enorme Chancen für den Energie-,
Technologie- und Industriestandort Europa eröffnen.
Rückfragehinweis
DI Susanne Püls-Schlesinger
Österreichs E-Wirtschaft
Brahmsplatz 3, A-1040 Wien
Tel.: +43 1 50198 222
E-Mail: s.puels @oesterreichsenergie.at
www.oesterreichsenergie.at
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