Document 6845601
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A ntoni Mączak POLNISCH E FORSCHUNGEN AU F DEM GEBIETE DER AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS (1945 — 1957) I A grargeschichtliche Forschungen standen in Polen vor dem K rie ge u n te r dem Einfluss von zwei hervorragenden w issenschaftlichen P ersönlichkeiten — Franciszek B u ja k und J a n R u tk o w s k i. Die von ihnen (seit 1932) herausgegebene Z eitschrift „Roczniki Dziejów Społecznych i Gospodarczych“ [Jahrbücher fü r Sozial- und W irtschafts geschichte] sowie die S chriftenreihe „B adania z D ziejów Społecznych i G ospodarczych” [Forschungen über die Sozial- und W irtschaftsgeschich te], die von B ujak 1925 begonnen w urde, konzentrierten beinahe alle jungen Forscher, die sich fü r diese P roblem e interessierten. F ü r die A grarforschungen h a tte n besondere B edeutung die w issen schaftlichen K onzeptionen von R u tk o w sk ix. E r ste llte die geschlossene K onzeption einer System atisierung der Forschungen über die G eschichte d er F eu d alw irtsch aft in den V ordergrund, die sich auf das K riteriu m der A ufteilung des Einkom m ens u n te r einzelne gesellschaftliche G ruppen der Bevölkerung stützte. Seinen P lan bearbeitete er theoretisch und begann m it ein er system atischen A nalyse der Q uellen aus d er zw eiten H älfte des 16. Ja h rh u n d e rts; leider konnte er sie nicht m ehr beenden. U ber einen verhältnism ässig zahlreichen S tab von Schülern und M itarb eitern verfügend, b e tra u te er sie m it der B earbeitung b estim m ter P roblem e. Die b re it zugeschnittenen S tudien um fassten Forschungen ü b e r die gesell schaftliche S tru k tu r der B auernschaft in den N ordw estgebieten Polens im 16. und 17. Ja h rh u n d e rt, eine m onographische B earbeitung der A ufteilung 1 Uber R u t k o w s k i vgl. Witold K u l a s Einleitung zu den Studia z dziejów wsi polskiej XVI—XVIII w. [Studien über die Geschichte des polnischen Dorfes des 16.—18. Jh.], Warszawa 1956 — eine Neuauflage ausgewählter kleiner Arbeiten von J. R u t k o w s k i ; ebenda, in Fussnoten, ein Verzeichnis seiner bedeutenderer Arbeiten. http://rcin.org.pl 34 A. MĄCZAK des Einkom m ens, hauptsächlich in bezug auf das 18. Ja h rh u n d e rt; sie sollten schliesslich auch eine eingehende M onographie des grössten G ü terkom plexes in P olen — des L atifundium s des E rzbistum s von G nesen um fassen 2. Die n ä h e re B esprechung d e r w issenschaftlichen K onzeptionen beider F orscher ü b e rsc h reite t das V orhaben dieses A rtikels. Doch w äre dies insofern angebracht, als ih re A rbeiten vor dem K riege von grossem E influss w aren. A ndererseits haben ih re K onzeptionen, w e n n sie die G eschichte d e r A grarverhältnisse auch zw eifellos zu einer u n te r den F o rsch em ziem lich pop u lären R ichtung gem acht haben, letz te n Endes a u f das Ja h rz e h n t nach K riegsende u n d die nach dem K riege begonne n en Forschungen, einen se h r geringen E influss ausgeübt. Die K riegsjahre 'brachten eine U nterbrechung d er legalen w issen schaftlichen A rbeit im Lande. Die H erausgabe von P u b likationen w u rd e unterbunden, die im D ruck befindlichen A uflagen vernichtet. Die pol nische W issenschaft tra t, durch B lu tv erlu st geschw ächt, m it z e rstö rte r arch iv alisch er u n d b ib lio th ek arer Basis in eine neu e E tappe e i n 3. II Die ersten N achkriegs ja h re k ann m an als die u n m ittelb are F ortsetzung aus d e r V orkriegszeit bezeichnen. Die Tagung polnischer H istoriker in B reslau im J a h re 1S48 b rin g t das R eferat von R utkow ski ü b e r die A uf teilu n g des gesellschaftlichen Einkom m ens und das sozusagen K o rrefe 2 Dieses Vorhaben wurde nicht realisiert. Nach dem Kriege ist eine der geplan ten Arbeiten erschienen: J. T o p o l s k i, Rozwój latyfundium arcybiskupstwa gnieźnieńskiego od XVI do XVIII w. [Die Entwicklung des Latifunduims des Erzbi stums von Gnesen seit dem 16. bis zum 18. Jh.]. Badania z dziejów społecznych i gospodarczych [Forschungen über die Sozial- und Witrschaftsgeschichte]. Bd. XL, Poznań 1955. 3 Eine populäre Zusammenstellung des Forschungstandes der Vorkriegszeit bildet die kurz nach dem Kriege herausgegebene Arbeit: Dzieje chłopów w Polsce. Szkic o ustroju społecznym [Die Geschichte der Bauern in Polen. Skizze über die gesellschaftliche Struktur] Warszawa 1947, von S. Ś r e n i o w s k i , vgl. auch J. R u t к o ws к i s, Niewyjaśnione i sporne zagadnienia z zakresu gospodarczych dziejów Polski w czasach przedrozbiorowych [Ungeklärte und strittige Probleme aus dem Bereich der Wirtschaftsgeschichte vor den Teilungen], „Roczniki Dziejów Społecznych i Gospodarczych”, [„Jahrbücher der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte”], Bd. IX, 1947. Die Umwandlungen und die Entwicklung der Forschungsproblamatik, wie sie im Zuge einiger der nächsten Jahre erfolgten, illustriert der Vergleich mit S. Ś r e n i o w s k i s , Problematyka historii chłopów w Polsce przedrozbiorowej [Die Problematik der Geschichte der Bauern in Polen vor den Teilungen], „Przegląd Nauk Historycznych i Społecznych” [„Rundschau der Historischen und Sozialwissen schaften”], Bd. I, 1950. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 35 rat von W. K u l a 4. Beschränkte sich der Erste auf die heuristische Problematik; indem er gewissermassen die theoretisch-ökonomischen Pro bleme als bereits vor vielen Jahren erschöpft betrachtete, so griff der zweite die grundsätzliche Diskussion nach der in den bisherigen For schungen angewandten Methode auf. Ohne den Versuch zu machen, po sitive Richtlinien für die Praxis zu geben, wies er auf die grundsätzli chen Mängel der theoretischen Konzeption Rutkowskis hin, die in den For schungen durch dessen Schüler angewandt wird: die Anwendung von Methoden kapitalistischer Kalkulation bei Forschungen über die feu dale Wirtschaft, was in der Praxis die Ökonomik des Dorfes vom Her rengut (als gesondertes Unternehmen behandelt) loslöst, die Umrech nung des Wertes des Frondienstes nach den Marktpreisen der freien Lohnarbeit etc. Einen grundsätzlicheren Charakter hatte die Kritik des Nachdruckes, den Rutkowski auf die Aufteilung des Einkommens als Hauptobjekt der Forschung legte. Nach E. T a y l o r (1929) postuliert Kula die parallele Erörterung auch von Veränderungen in der Grösse des gesellschaftlichen Einkommens. Die Diskussion Rutkowski — Kula fand kein grösseres Echo. Dies ist nicht allein dem frühen Tode Prof. Rutkowskis zuzuschreiben. Obwohl nämlich in Jahre 1948 bereits fast alle das Gewicht der Forschungen dieser Art treffend beurteilten5, liess die damalige Kenntnis der Agrar geschichte noch keine praktische Realisierung der Forschungspostulate beider Diskutanten zu. Die weiteren Forschungen verliefen in anderer Richtung, und erst heute scheint die Zeit gekommen, um an eine brei tere Anknüpfung an diese Problematik in der wissenschaftlichen Praxis zu denken. Das letzte Jahrzehnt hat im Bereich der agrarwirtschaftlichen For schungen einen entscheidenden Durchbruch gebracht. Der Mangel an Perspektive macht heute eine Beurteilung dieses Durchbruchs im brei ten Masstabe, seines Umfanges und der Folgen für die Entwicklung der Wissenschaft, noch nicht möglich. Dennoch können w ir bereits derzeit notieren, auf welche Weise er in der Thematik wissenschaftlicher For 4 J. R u t k o w s k i , Zagadnienie podziału dochodu społecznego do X V I I I wieku [Die Frage der Aufteilung des gesellschaftlichen Einkommens bis zum 18. Jh.], Pamiętnik V I I Powszechnego Zjazdu Historyków Polskich we Wrocławiu 19— 22 września 1948 r. [Denkschrift der V II. Allgemeinen Tagung Polnischer Historiker in Breslau 19— 22. September 1948], Bd. I, Referate, W arszawa 1948; W . K u l a , Wielkość i podział dochodu w ustroju feudalnym [Die Grösse und die Aufteilung des E nkommens im Feudalsystem], ebenda. Beide Referate sollen sich auf die Gesamtheit der vorkapitalistischen Gesellschaft beziehen, in der Praxis jedoch ruht ihr Hauptgewicht, besonders des zweiten, auf den Agrarproblemen. 5 W . K u l a, op. cit. http://rcin.org.pl 36 A. MĄCZAK schungen in Erscheinung trat und welche Forschungsresultate es gelang» zu erzielen. Die Thematik der agrarhistorischen Studien lässt sich in mehrere Probleme einteilen, die jedoch stets eng verbunden sind mit den grund legenden Problemen der Epoche — der Forschungsachse der Nach kriegszeit: der Entwicklung der Fron- und Gutswirtschaft und deren Einfluss auf die Geschichte der polnischen Landwirtschaft, auf das Ge samtgefüge der Wirtschaftsgeschichte des Lardes, auf die sozial-politische Struktur des Staates, schliesslich — auf den Niedergang des polnischen Staatswesens im 18. Jahrhundert. Ein solcherart aufgefasstes Forschungsprogramm könnte der Mehrheit fremder Forscher allzu extensiv erscheinen, der ursächliche Zusammen hang zwischen der Agrarstruktur und der politischen Geschichte sehr locker. Die Forschungspraxis in Polen zeigte jedoch, dass es anders ist. Abgesehen von politischen Erklärungen oder sogar vom methodologischen Credo einzelner Historiker, ist die durch die Marxisten in den Vordergrund gestellte These von der ausschlaggebenden Bedeutung des Charakters der Produktionsverhältnisse für die Umwandlungen der politischen Struktur des Landes und den kulturellen Überbau — seit Beginn der fünfziger Jahre allgemein akzeptiert worden. Die Agrarproblematik trat in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Forscher, den Spezialisten aber wurden jetzt Fra gen gestellt, auf die sie noch nicht imstande waren, eine Antwort zu ertei len. Am eindeutigsten trat dies auf der zweiwöchigen Konferenz in Otwock im Dezember 1951 — Januar 1952 zutage 6, als die Vertreter aller Fachgebiete und verwandter Wissenschaften einschliesslich der Kunstund der Literaturgeschichte Postulate in breiter Diskussion erstmalig for mulierten. Es stellte sich heraus, dass ein tieferes, wesentliches Verständnis kultureller Erscheinungen, politischer Strömungen, Strukturwandlungen in der Adelsgesellschaft unmöglich ist, ohne das Verständnis des grund legenden Antagonismus zwischen dem Bauern und dem Feudalherrn7, ohne die wirtschaftlichen Bestrebungen des letzteren zu kennen und schliesslich ohne eine Antwort auf andere, gewissermassen deduzierte 6 Ü ber hundert Historiker haben daran teilgenommen. Die Ergebnisse wurden in dem Buche Pierwsza konferencja metodologiczna historyków polskich [Erste methodologische Konferenz polnischer Historiker], Bd. I, II, W arszawa 1953, ver öffentlicht. Die Publikation enthält Referate und Äuserungen während der Diskus sion (bisweilen unerheblich gekürzt), die jedoch in vielen Fällen anlässlich der Autorisierung des Textes durch die Redner umredagiert wurden. 7 D er Begriff „Feudalherr” [Feudalismus] wird von uns in der durch marxisti sche Forscher gebräuchlichen Bedeutung angewandt; er bezeichnet den Grund besitzer der vorkapitalistischen Epoche, der von der Rente Gebrauch machte, die ihm die Bauern für die Nutzung des Bodens oder persönlichen Untertänigkeit wegen entrichteten. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 37 F ragen zu finden. W ir w erden bem üht sein, nachstehend darzulegen, in w elchem Ausm ass es gelungen ist, diese A ufgaben zu lösen, wobei w ir eine gew isse sachliche O rdnung e in fü h ren 8. III ln der W issenschaft d er N achkriegszeit h a t das Problem der Genesis der G u tw irtsch aft eine lebhafte D iskussion hervorgerufen. D er Begriff der „E ntstehung des G utes“ w ird in d er polnischen W issenschaft in zw eierlei Sinne verstanden: a) der H e rk u n ft des G utsareals und b) der E n t stehung der Form d er G utsw irtschaft. Die bisherigen, vorw iegend aus d e r V orkriegszeit h e rrü h ren d e n F orschungen analysierten ziem lich ge nau die E rscheinungen, die hauptsächlich seit dem 13. bis zu Beginn des 15. sowie des 16. Ja h rh u n d e rts in bezug auf die Frage des U rsprungs des G utes auf treten , indem sie jedoch eher n u r Forschungshypothesen h e r v o rtre te n lassen. Ü ber dieses Them a w urd en zwei grundsätzliche Thesen fo rm uliert: Rom an G r o d e c k i , der die A grarverhältnisse seit dem 12. J a h rh u n d e rt u ntersuchte, leitet das G u t des 16. Ja h rh u n d e rts konse q u e n t aus d e r W irtschaft des dom anialen G rossgrundbesitzes und des praed iu m m ilitare 9 ab; J. R utkow ski ste llte im Ja h re 1921 die Theorie des „A ufkaufs der Schulzenlehen” im 15. und 16. J a h rh u n d e rt in den V ordergrund, deren Boden zum G rundstock des adligen G utsareals w e r den sollte 10. Nach dem K riege w urde die These G rodeckis neben ihrem 8 Diese Erörterung hat nicht die Aufgabe, auf sämtliche Arbeiten, die mit dem Problem der Agrargeschichte des 16.—17. Jahrhunderts thematisch verbunden sind, hinzuweisen. Es geht um die Aufgabe der Hauptrichtungen der Forschungen und im Zusammenhang damit — um Arbeiten von grundsätzlicher Bedeutung, die gleich zeitig auf die einschlägige Fachliteratur verweisen. Eine vollständige Bibliographie der Geschichte Polens für die Nachkriegsjahre, beim Jahre 1948 begonnen, erscheint unter der Redaktion von J. B a u m g a r t (letztens ist Bd. V für das Jahr 1954 erschienen). Ergänzungen für die früheren Jahre sowie laufende bibliographische Notizen und Rezensionen aus dem Gebiete der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte bringen die „Roczniki Dziejów Społecznych i Gospodarczych” sowie andere polnische historische Zeitschriften. 9 Erstmalig in Książęca włość trzebnicka na tle organizacji majątków książęcych w Polsce w XIII w. [Die Fürstendomäne Trebnitz und die Organisation der Fürstenguter in Polen im 13. Jh.], „Kwartalnik Historyczny” [„Historische Quartal schrift”], Bd. XXVI, 1912; Bd. XXVII, 1913; dann in der Polemik mit K. T y m ie n i e c k i , Rozprawy Akademii Umiejętności, Wydział Historyczno-Filozoficzny [Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften, Histor.-Philosophische Klasse], Bd. IV, Kraków 1912, sowie „Kwartalnik Historyczny” Bd. XXIX, 1915. 10 R u t k o w s k i , Skup sołectw w Polsce w XVI w. [Aufkauf der Schul zenlehen in Polen im 16. Jh.], Poznań 1921. http://rcin.org.pl 38 A. MĄCZAK A utor, der sie a u frech terh ielt und e n tw ic k e lte 11, von m ehreren For sch em u n te r s tü tz t12. A uch R utkow ski fan d A n h ä n g e r13. Wie auf an d e re n G ebieten, besch reitet auch h ie r die Diskussion allm ählich die richtige B ahn der eingehenden A nalyse der b reitere n Q uellenvorräte. Die Frage des G utsareals lässt sich nich t m eh r von d er A nalyse der F or m en d er B ew irtschaftung trennen. Das bisher gesam m elte M aterial lässt d ie Feststellung zu, dass sow ohl das praedium m ilitare (oder anders allodium ) als auch d e r Boden d er durch legalen A ufkauf beseitigten Schulzen, w ie auch d e r d u rch B auernlegen heim gefallene Boden 14 die m aterielle G rundlage der G utsw irtsch aft w aren, und jegliche einseitige These w äre in bezug au f das gesam te P olen nicht richtig. W orauf b eru h t jedoch d e r qualitätsm ässige. U nterschied zw ischen dem praedium m ili ta re a u s der Z eit d e r deutschrechtlichen K olonisation und dem G u t des 15.— 16. Ja h rh u n d e rts? D en bisherigen S tand d er F orschungen u n d An schauungen h a t jüngstens A. R u t k o w s k a - P ł a c h c i ń s k a zusam m engestellt, indem sie d ie P ro b lem atik in A nlehnung an eine breite Quellembasis aus den 13.— 15. J a h rh u n d e rt entw ickelte 15. D en H a u p tu n te r schied zw ischen d en e rw äh n ten E rscheinungen erb lick t sie in d e r Form d e r B ew irtschaftung. Im e rstg en an n ten F alle w ird die A rbeit d e r Zinsbauern und K ätner, im zw eiten — im überw iegenden M asse Frondienst angew andt. Diese U nterscheidung m uss w ohl ak zeptiert w erden, ob gleich sich gewisse V orbehalte aufdrängen. In e rste r Linie m uss hier der w esentliche F ak to r der W arenproduktion e rw ä h n t w erden. Es w urde d u rch S tanisław A r n o l d als üb erau s w ichtiges charakteristisches M erkm al herausgestellt, und w enn w ir es m it einer grossen U nbeständig 11 R. G r o d e c k i , Początki gospodarki folwarcznej w Polsce [Anfänge der Gutswirtschaft in Polen], Studia z dziejów kultury polskiej [Studien über die pol nische Kulturgeschichte], Warszawa 1949. 12 A. W y c z a ń s k i , O folwarku szlacheckim w Polsce XVI stulecia. Uwagi dyskusyjne [Vom Adelsgut in Polen des 16. Jahrhunderts. Diskussionsbemerkungen], „Kwartalnik Historyczny”, Bd. LXI, 1954; er machte u.a. daruf aufmergsam, dass Schulzenlehen in Dörfern, in denen der Adlige ein kleines Erbgut besitzt, eine sehr seltene Erscheinung sind, dass demnach die Theorie des Aufkaufs der Schulzen lehen sich im besten Falle auf den grossen weltlichen und geistlichen Grundbesitz beziehen kann. W. R u s i ń s к i, Drogi rozwojowe folwarku pańszczyźnianego [Die Entwicklungswege des Frongutes] „Przegląd Historyczny” [„Historische Rund schau”], Bd. XLVII, 1956. 13 Hauptsächlich S. A r n o ld , Podłoże społeczno-gospodarcze polskiego Odro dzenia [Die sozial-wirtschaftliche Grundlage der polnischen Renaissance], Warsza wa 1955. 14 R. G r o d e c k i, Początki.,., op. cit.; S. A r n o ld , Podłoże..., op. cit. 15 W sprawie charakteru rezerwy pańskiej w okresie gospodarki czynszowej [Zur Frage des Charakters des praedium militare in der Periode der Zinswirtschaft], ,,Przegląd Historyczny” Bd. XLVIII, 1957. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 39 k e it d er Form en zu tu n haben, w enn die W andlungen der S tru k tu r d e r L andw irtschaft e rst in statistischer Zusam m enstellung Sichtbar w erden, besitzt e r vom G esichtspunkt der G esam tw irtschaft keinem geringeren W ert als die Form der F eudalrente. Von diesem G esichts p u n k t aus können w ir als „G u t“ die Schulzen W irtschaft bestim m en, w enngleich sie sich n ich t — das ist k la r — auf den F rondienst stützte. D ieser G esichtspunkt gew innt an Bedeutung, w enn m an die U m w andlun gen d er R ente im 15. u n d 16. J a h rh u n d e rt n ä h e r un tersu ch t. A rnolds The se ü b e r die Periode der U bergangsform des m it L o h n arb eitsk räften w irt schaftenden G utes, in d er H auptsache des Schulzengutes 16, h a t sich nicht behauptet, sofern es sich um die zen tralen G ebiete Polens handelt. Gegen die V orherrsch aft des F rondienstes in d er W irtschaft des K lein- und M it teladels h a t jedoch W y c z a ń s k i eine R eihe gew ichtiger A rgum ente ins Feld g e f ü h r t17. Er w ies nach, dass die W irtschaft des M itteladels sich in erheblichem Masse auf eigenes und n ich t auf bäuerliches G espann und G erät stü tzt. W yczański len k te auch die A ufm erksam keit darauf, dass der Adlige in vielen F ällen ü b e r eine A nzahl von B auern nicht verfügte, die fü r d ie B ew irtschaftung des gesam ten G utes ausreichend w äre. Als Re su lta t seiner N achforschungen zog der erw ähnte V erfasser die Schluss folgerung von der beachtlichen B edeutung der L ohnarbeit und dem häufigen A u ftreten der U bergangsform von F ro n d ien st- und L ohnarbeits g ütern 18, indem e r die bereits frü h e r beobachteten Erscheinungen stä r ker betont. E rstm alig w urde h ier der V ersuch einer A nalyse der A n 16 Tło społeczno-gospodarcze Odrodzenia polskiego [Der soziale und wirtschaft liche Hintergrund der polnischen Renaissance], „Nowe Drogi” [„Neue Wege”], 1953, H. 7. 17 O folwarku szlacheckim... W y c z a ń s k i s Bemerkungen beziehen sich auf den Zeitraum bis 1580. 18 Die grosse Bedeutung der Lohnarbeitskräfte in der polnischen Landwirtschaft des 15.—17.Jh. ist eine bekannte Erscheinung; vgl. besonders J. G i e r o w s k i s, Kartki z rodowodu biedoty chłopskiej [Blätter aus der Genealogie der armen Bauern schaft], Warszawa 1951; d e r s e l b e , Luźni ludzie na Mazowszu w świetle uchwał sejmikowych [Lose Menschen in Masovien im Lichte der Landkreistagbeschlüsse], „Przegląd Historyczny”, Bd. XL, 1950; in bezug auf Pommerellen unter der Herr schaft des Deutschen Ordens (seit 1454 zu Polen gehörig): B. G e r e m e k , Problem siły roboczej w Prusach w pierwszej połowie XV w. [Das Problem der Arbeitskräfte in Preussein in der ersten Hälfte des 15. Jh.] ebenda Bd. XLVIII, 1957; ausserdem derselbe, Ze studiów nad stosunkami gospodarczymi między miastem a wsią w Pru sach Krzyżackich w pierwszej połowie XV w. [Studien über die Wirtschaftsbeziehun gen zwischen Stadt und Land im Ordensland Preussen in der I. Hälfte des 15. Jhs.], ebenda Bd. XLVII, 1956; für den gleichen Raum die Vorkriegsarbeiten von R u t k o w s k i und R u s i ń s k i ; in bezug auf Schlesien — R. H eck , Uwagi o gospo darce folwarcznej na Śląsku w okresie Odrodzenia [Bemerkungen über die Gutswirt schaft in Schlesien in der Renaissancezeit], „Sobótka”, Bd. XI. http://rcin.org.pl 40 A. MĄCZAK w endung gedungener A rb e itsk ra ft in bezug auf ih re B edeutung fü r den W irtschaftsm echanism us gem acht. Wie es scheint, u n tersch ätzte jedoch W yczańsk i die B edeutung der K ätn er, die auch in den A delsgütern K lein- und G rosspolens ziem lich häufig auftreten . Ih re rechtlich-soziale S tellung ist n ich t k la r präzisiert. Sie können w eder völlige F ro n td ien stler sein, noch sind sie freie L ohnarbeiter. Bei den im polnischen R echt n ich t genau p räz isie rte n G rundsätzen d er U n tertän ig k eit bildete der K ä tn e r (abgesehen von Einzelheiten) eine im gew issen A usm asse entlo h n te A r b eitskraft, die jedoch wegen d er Leibeigenschaft oder N utzniessung von Boden zu r A rb e it la u t dem G rundsatz d e r zw angsw eisen V erdingung v e r p flic h te t w ar. D er oben e rw ä h n te zw eite A spekt des U rsprungs d er G u tw irtsch aft lässt sich in d er F orm der F rage knapp erfassen: w arum kam es zum E ntstehen des G utes? In den ersten N achkriegsjahren sind in den Diskus sionen zwei, ziem lich ex trem erfasste S tan d p u n k te aneinander geraten: der eine, d er die in grossem M asstabe erfolgte E ntw icklung der E igenw irt sch aft polnischer F eu d alh erren den nach dem D reizehnjährigen K rieg m it dem D eutschen O rden (1454— 1466) sich eröffnenden M öglichkeiten e in e r A usnutzung der vorteilh aften K o n ju n k tu r fü r die G etreid eau sfu h r zuschrieb, d er zw eite — der das G ut m it dem A bsatzm arkt in den sich in P olen entw ickelnden S täd ten in V erbindung brachte. Indem sie sich dem ersten S tan d p u n k t zuneigten, legten die Forscher N achdruck au f den Z usam m enhang zwischen der E ntw icklung des F ro n dienstes und der L eibeigenschaft in Polen und der Industrialisierung im W esten, besonders in den N iederlanden, sowie dem A ufbau der G rundlagen des K apitalism us dortselbst. Das polnische G etreide sollte den B edarf der w achsenden, nich t in d er L andw irtschaft beschäftigten B evölkerung be friedigen. Die entgegengesetzte These w ollte das A ufkom m en des G utes m it d e r beobachteten, doch noch w enig bek an n ten E ntw icklung polni scher S tädte der R enaissancezeit wie auch m it den keim enden frü h k a p ita listischen Erscheinungen auf dem G ebiet des H andsw erks verbinden. Der e rste S ta n d p u n k t fand im R eferat von M arian M a ł o w i s t auf der be re its e rw äh n ten K onferenz in O tw o c k 19 seinen vollsten A usdruck. D er zw eite w u rd e dortselbst in etw as m odifizierter Form von S. A rn o ld 20 im R eferat und in der Diskussion dargestellt. D er letztere m achte dam als einen U nterschied zw ischen zwei sich w idersprechenden und sich gegen seitig gew isserm assen bekäm pfenden Tendenzen. Die eine sollte zum B auernlegen und zur L ohnarbeit d e r enteigneten B auern g e fü h rt haben; 19 Zarys polskiego procesu dziejowego od XIV do XVII w. [Abriss des polnischen Geschichtsprozesses vom 14. bis zum 17. Jh.], Pierwsza Konferencja... 20 Ebenda. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 41 es w ä re dies eine E rscheinung d er u rsp rü n g lich en A kkum ulation des K a p ita ls in ih re r reinen Form — die E nteignung des u n m itte lb are n Erzeu gers. Das E ntstehen von F ro n g ü te m e rk lä rte dieser Forscher m it d er Ab w ürgung dieser Tendenz durch eine s tä rk e re Ström ung, die m it der G e treid eau sfu h r verbunden w a r und die zur E inführung d er Leibeigen schaft und zu V eränderungen im B ereich d er F eu d alren te in R ichtung auf eine E rhöhung des Frondienstes fü h rte . Die Forschungen d er fol genden Ja h re , von m e h r analytischem C harakter, s tä rk te n die These von der B edeutung der G etreideausfuhr noch im 15. und zu B eginn des fol genden J a h rh u n d e r ts 21. E rheblich schw ächer rep rä sen tie rte n sich die A rbeiten ü b er die R ayonierung d er G u tsw irtsch aft u n d ü b e r den stä d ti schen M arkt. Angesichts dieses S achverhalts k ann m an heute noch keine A n tw o rt auf die erw äh n ten F ragen geben, so w ie sie vor J a h re n gestellt w urden. Doch drängen sich jüngstens Zw eifel auf, ob m an diese P roblem e nicht anders erfassen sollte, sich ebenfalls um die Lösung der Frage be m ühen: was h a t den polnischen F eu d alh erren erm öglicht, die A usbeutung des B auern so enorm zu steigern und w as gebot ihnen, diese und keine andere Form ein er d erartigen A usbeutung auszuw ählen. Die A n tw o rt ist zweifellos im K rä fte v e rh ä ltn is der K lassen zu suchen, das dem Adligen den B auern gegenüber freie H and liess 22. Ü ber die Form der R ente m ussten zahlreiche andere gesellschaftliche und w irtschaftliche F ak to ren entscheiden, w ie z. B. d er S tand d e r W ährung (Sinken des Real 21 M. B is k u p , Handel wiślany w latach 1454—1455 [Der Weichselhandsl in den Jahren 1454—1466], „Roczniki Dziejów Społecznych i Gospodarczych”, Bd. XIV für das Jahr 1954; derselbe, Z problematyki handlu polsko-gdańskiego drugiej poło wy XV w. [Von der Problematik des Handels zwischen Polen und Danzig in der 2. Hälfte des 15. Jhs.], „Przegląd Historyczny”, Bd XLV, 1954; H. S a m s o n o w i c z , Handel zagraniczny Gdańska w drugiej połowie XV w. Rejonizacja handlu na podstawie ksiąg cła palowego [Danzings Aussenhandel in der 2. Hälfte des 15. Jhs. Die Rayonisierung des Handels auf Grund der Pfahlzollbücher], ebenda, Bd. XLVII, 1956. Vgl. M a ł o w i s t , Podstawy gospodarcze przywrócenia jedności państwowej Pomorza Gdańskiego z Polską w XV wieku [Die wirtschaftlichen Grundlagen der Wiederherstellung der staatlichen Einheit Pommerellens mit Polen im 15. Jh.], ebenda, Bd. XLV, 1954. Von Vorkriegsarbeiten vgl. besonders M. P e l c z a r , Han del zbożem z dóbr królewskich Kazimierza Jagiellończyka [Der Getreidehandel aus den Krongütern des Kasimir Jagiellonides], „Rocznik Gdański” [„Danziger Jahr buch”], Bd. XII für das Jahr 1938. 22 M. M a ło w is t , Zarys... besonders aber Podstawy gospodarcze... und letzt lich Über die Frage der Handelspolitik des Adels in den Ostseeländern im 15. und 16. Jh., „Hansische Geschichtsblätter”, Jg. 75, 1957; B. Z i e n t a r a , Z zagadnień spornych tzw. „wtórnego poddaństwa” w Europie środkowej. [Zur streitigen Frage der sog. zweiten Leibeigenschaft in Mitteleuropa], „Przegląd Historyczny”, Bd. XLVII, 1956. Vgl. die Zusammenfassung von J. N i c h t w e i s s in „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft”, Bd. IV, H. 4, 1956. http://rcin.org.pl 42 A. MĄCZAK w ertes der G eldrente), Form en bäuerlichen W iderstandes, das Angebot an A rb eitsk räften auf dem Lande usw. Doch sollte w ohl die Sache auch b re ite r erfasst w erden. M an sollte sich die F rage stellen, ob w ir es m it einer sozusagen passiven A usnutzung von n atü rlich en M öglichkeiten zu tu n haben, die sich dem F eu d alh errn als Folge der E inw irkung äusserlicher F ak to ren im V erhältnis zur D orfge m einde eröffnen, oder aber ob dies ein Sym ptom der K rise der bisherigen. Form en d er A g rarw irtsch aft ist, des Schrum pfens der Einnahm en, oder auch ein M erkm al d e r d u rch den Adel aufgegriffenen Initiative, seine w achsenden B edürfnisse zu befriedigen. Die A ntw ort auf diese F rag e m uss m it e in e r breiteren, in d e r eu ro päischen W issenschaft ü b e r das Them a d e r W irtschaftskrise des 14. und 15. Ja h rh u n d e rts g e fü h rten D iskussion v erb u n d en w erden. In P olen h a t sie kein lautes Echo gefunden, h a t sie ja auch die V erhältnisse O st- und M itteleuropas im P rinzip ü b e rg a n g e n 23. Im derzeitigen M om ent ist dieses Problem völlig offen, eigentlich w eder in analytischen Forschungen b e rü h rt noch theoretisch v ertieft. W enn m an von den Diskussionen ü b e r den U rsprung d er G uts- und F ro n w irtsc h aft schreibt,, sollte m an die A ufm erksam keit auf ih re gewisse E igenart lenken, die in d e r Zusam m enstellung m it den w esteuropäischen Forschungen ü b e r den gleichen Z eitrau m ziem lich charakteristisch ist. Es ist die Z urückstellung von dem ographischen P roblem en im G egensatz z u r Polem ik, d er in D eutschland W ilhelm A b e l den A nfang gab und die durch ih re n them atischen U m fang ganz W esteuropa um fasste, oder d e r Diskussion über die w irtschaftlichen Folgen des D reissigjährigen Krieges. Im Z usam m enhang dam it h a t auch die F rage der W üstungen als solche die A ufm erksam keit d er F orscher n ich t kon zen triert 24. W üstungen 23 Gewisse Gedanken zu diesem Thema enthalten die Aufsätze von Ma łow is t, Z hospodarske problematiky krise feudalismu ve XIV a XV stoleti [Von der wirtschaftlichen Problematik der Krise des Feudalismus im 14. und 15. Jh.] „Ceskoslovensky Casopis Historycky, Bd. IV, H. 1, 1956; F. G r a u s , Die erste Krise des Feudalismus, „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft”, Bd. III, H. 4, 1955; J. K uczy n s k i, Kryzys feudalizmu w Niemczech [Die Krise des Feudalismus in Deutschland], „Przegląd Historyczny”, Bd. XLVI, 1955; E. H o b s b a w m , The General Crisis of the 17 Century, „Past and Present”, H. 5—6, 1954. Gegen das Auftreten von Krisenerscheinungen in Polen hat sich K. T y m i e n i e c k i aus gesprochen, Kryzys feudalizmu w Europie w świetle dziejów rzemiosła i kwestie źródeł odrębnej problematyki polskiej [Die Krise des Feudalismus in Europa im Lichte der Geschichte des Handwerks und die Fragen der Quellen einer gesonderten polnischen Problematik], „Przegląd Historyczny”, Bd. XLVI, und W. R u s i ń s k i , Drogi rozwojowe... 24 Vgl. lediglich den Übersichtsartikel von S. M i e l c z a r s k i und J. S z a f l ik, Zagadnienie łanów pustych w Polsce w XV i XVI wieku [Die Frage der wüsten http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 43 w urd en lediglich als ziem lich w esentliches w irtschaftliches E lem ent u n te r sucht, das m it dem U rsprung und dem W achstum d e r G ü ter als Sym ptom d e r B auernflucht verb u n d en ist. IV Die C h arak teristik der A g ra rstru k tu r, die in Polen vom 16. bis 18. J a h rh u n d e rt herrschte, u n d besonders die B eurteilung ih re r E inw irkung auf die G eschichte des Landes u n d des Staates — das sind Problem e, d ie in d e r polnischen W issenschaft als K ernproblem e b e tra ch te t w e r den. Die Frage w urde scharf gestellt: w ar die F ro n w irtsch aft im Z eit rau m bis zum 17. J a h rh u n d e rt eine regressive oder eine fo rtschrittliche Erscheinung? Das w esentliche P roblem der K rite rie n des F ortschritts, vom m ethodologischen S ta n d p u n k t aus nich t belanglos, w urde ziem lich schw ach d isk u tiert und bildete in d e r D iskussion n ich t so se h r ein ein leitendes w ie ein untergeordnetes Elem ent. Die D arsteller beider e x tre m e r A ntw orten auf die gestellte F rag e w aren geneigt, diese oder a n d e re w irtsch aftlich e E rscheinung zur W ürde eines K riteriu m s zu e r heben. G em einhin akzep tiert w urde lediglich das allgem einste und in d e r A rbeitsdiskussion schw ierig anzuw endende K riterium : fo rtsch ritt lich ist ein e derartig e historische E rscheinung, d ie zu einer höheren., ergiebigeren Form d er P roduktionsverhältnisse fü h rt, in diesem Falle dem nach — zum K apitalism us. In den Bedingungen der kom plizierten historischen Geschicke des L andes u n d seines verw ickelten, m an könn te sagen — u nrhythm ischen W eges zum K apitalism us, w a r die A ntw ort nich t einfach. Das Schlüsselproblem , das die B eurteilung d er G u tsw irtschaft zwei fellos ist, e rh itz te die T eilnehm er d e r D iskussionstagung in, Otwock. D ort h a t m an zw ei K onzeptionen gegenübergestellt. E inige D isk u tan ten — d a ru n te r d e r sow jetische F orscher Boris G r e k o v — lenkten zu Beginn der D iskussion die A ufm erksam keit darauf, dass das F ro n g u t eine F orm der W irtschaft w ar, die eine be deutende S teigerung d e r G etreideerzeugung erm öglichte. Indem e r sich auf ein aus dem Ende des 16. Ja h rh u n d e rts stam m endes H andbuch der L an d w irtsch aft (von Gostomski) s tü tz te 25, u n te rstric h dieser G elehrte d a rü b e r hinaus das E lem ent d e r R ationalisierung d e r W irtschaft, das eine ch arak teristisch e E rscheinung f ü r G utsbetriebe seiin sollte; in seinem zw eiten D iskussionsbeitrag m ilderte er seinen ursp rü n g lich en StandHufen in Polen im 15. und 16. Jh.], „Studia i Materiały do Dziejów Wielkopolski i Pomorza ” [„Studien und Materialien zur Geschichte Grosspolens und Pomme rellens”], Bd. I, 1955, S. 2. 25 Anzelm G o s t o m s k i , Gospodarstwo [Die Haushaltung], Warszawa 1951, vgl. über ihn nachstehend. http://rcin.org.pl 44 A. MĄCZAK punkt. Scharf tr a t jedoch S tanisław S z c z o t k a gegen ihn auf. G ostom skis T exte deutete e r andersartig, indem e r auf überzeugende W eise be wies, dass es gerade d e r G u tsh e rr w ar, d er das W irtschaften lernte, indem e r es dem B au ern abschaute; das G utssystem w a r in e rste r Linie ein Z w angs- und K ontrollsystem , im G runde genom m en, ein System konser v ativen u n d extensiven A ckerbaus. V iele anw esende H istoriker sprachen sich fü r d ie N otw endigkeit aus, die F rag e m eh r rela tiv zu behandeln. H enryk Ł o w m i a ń s k i u n d Juliusz B a r d a c h e rk a n n ten den be sch rä n k t fo rtsch rittlic h en C h a ra k te r des G utes im frü h e ren S tadium an — hauptsächlich im H inblick auf d ie Tatsache, dass es eine V ergrösserung der W arenm asse G etreide erm öglichte. D ieser G edanke w urde durch S tanisław H o s z o w s k i b re ite r entw ickelt, indem e r das bis zum Ja h re 1618 ständige W achstum des polnischen G etreideexports sta rk betonte. D ie O tw ocker D iskussion litt in diesem P unkt, ähnlich w ie auch in an deren Fragen, an einem gew issen unverm eidlichen D illetantism us. Man fü h lte das B edürfnis, das grundlegende w irtschaftliche P roblem p ro v iso risch zu lösen. Indessen g e sta tte te der S tand d er F orschungen lediglich, eine A rbeitshypothese aufzustellen, die sich auf sehr fragm entarische E in zelforschungen, auf die K enntnis d e r allgem einen w irtschaftlichen Evo lution Polens vom 15. bis zum 18. J a h rh u n d e rt und auf die L eitgedanken der m a rx is tis c h e n M ethode stützt. A ngesichts d er Tatsache, dass in O tw ock fast säm tliche polnischen H istoriker versam m elt w aren, v erlief die Diskussion ü b e r die A g rar s tru k tu r des 15.— 17. Ja h rh u n d e rts im R ahm en einer w eiteren histo ri schen P roblem atik. E inerseits gab es dem nach viele Stim m en, die A rgu m ente aus dem G ebiet d e r politischen, k u ltu rellen und anderen R eflexe der U m w andlungen der L andw irtschaft hinzufügten, anderseits jedoch w ar sie nicht ausreichend genau und auf eigene F orschungarbeit gestützt. In den folgenden J a h re n h a t sich die These von den regressiven Fol gen d er Fronw irtsch aft allgem ein durchgesetze. Die über die E ntw icklung des H andw erks g efü h rten Forschungen w iesen auf die Loslösung des B auern vom städtischen M a r k t26, andere m ittelb are Angaben, w ie z. B. die Geschicke d er M e ta llu rg ie 27 und des D o rfh an d w e rk s28, w iesen auf 26 A. M ą с z а к, Sukiennictwo wielkopolskie XIV—XVII w. [Grosspolnische Tuchmacherei 14.—17. Jh.], Warszawa 1955. 27 B. Z i e n t a r a , Dzieje małopolskiego hutnictwa żelaznego [Die Geschichte des kleinpolnischen Eisenhütten we sens], Warszawa 1954; J. P a z d u r, Oddziaływa nie przemysłu 'Zagłębia Staropolskiego na stosunki wiejskie [Die Einwirkung der Industrie des Altpolnischen Beckens auf die Landverhältnisse], „Przegląd Historycz ny”, Bd. XLIII, 1952. 28 H. S a m s o n o w ic z , Rzemiosło wiejskie w Polsce XIV—XVI w. [Das ländlische Handwerk in Polen im 14.—16. Jh.], Warszawa 1955. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 45 die v orherrschende Tendenz des G utsadels hin, sich den B auern in je d e r H insicht unterzuordnen, das städtische H andw erk, das bisher fü r den B auer arbeitete, durch ein dem G u t angegliedertes H andw erk zu ersetzen. Zum H au p targ u m en t „gegen das G u t“ w u rd e d ie Loslösung des B auern vom M arkt. Die V erm ehrung der d u rch die G u tw irtsch aft erzeugten W arenm asse hat dem nach eine V erringerung d er W arenerzeugung durch die b ä u e r liche W irtsch aft nach sich gezogen. Im endgültigen E rgebnis m usste dies die Ö konom ik der B auernschaft und des ganzen Landes u n terg rab en . Die u n m itte lb are n Sym ptom e dieses ökonom ischen R ückschritts sind ziem lich genau u n tersu c h t worden. Ein bedeutender F o rtsch ritt w urde besonders auf dem Forschungsge biet des 17 Ja h rh u n d e rts gem acht, das in den ursprünglichen und — w ie das bereits oiben u n terstrich e n w u rd e — e h e r theoretischen D iskussionen als Z eitrau m des Regresses bezeichnet w urde. Die These ü b e r die nega tiv en A usw irkungen der G uts- u n d F ro n w irtsch aft m usste e in e r n äh eren A nalyse und dem V ersuch d e r K onkretisierung unterzogen w erden. Sie w u rd e auf G ru n d d er A grarpraxis und d e r zeitgenössischen T heorie — d e r landw irtschaftlichen H andbücher unternom m en. Diese F orschungen zeigten eine w eitgehende K onvergenz auf. Die Z usam m enstellung von H andbüchern se it dem J a h re 1580 bis in die letzten Ja h re des darau ffo l genden Ja h rh u n d e rts h a t gezeigt, dass das H auptaugenm erk des A dels d a r a u f gerich tet w ar, aus dem B au ern tu m ein M axim um an F ro n d ien st und an deren Form en d e r R ente herauszupressen, n ic h t aber auf die M ethoden ein er V ervollkom m nung der A grartechnik. S eh r sym ptom atisch erw iesen sich d a rü b e r hinaus die Indexe d er E m te e rträg e , die sich in den aufein an d er folgenden A usgaben (1675— 1693) des H andbuches von H a u r v e r ringern, zw eifellos im Z usam m enhang m it dem W unsche des H erausge bers, W ahrscheinlichkeitszahlen anzugeben 29. Die p rak tisch en V orschriften, A nleitungen, die das V erfahren in bezug au f die einzelnen G ruppen und Schichten d er B auernschaft b etreffen, w eisen sow ohl auf den N iedergang des ökonom ischen G edankens als auch auf die V erschlechterung der m ateriellen B edingungen d er W irtschaft hin,. Dem entsprechen die M itteilungen vom E rn te e rtrag e seit der zw eiten H älfte des 16. Ja h rh u n d e rts. Bei ih re n se h r bedeutsam en S chw ankun 29 S. Ś r e n i o w s k i , Oznaki regresu, ekonomicznego w ustroju folwarcznopańszczyźnianym w Polsce od schyłku XVI w. [Kennzeichen des ökonomischen Re gresses im polnischer Guts- und Fronsystem gegen Ende des 16. Jh.], „Kwartal nik Historyczny”, XLI, 1954; J. T o p o l s k i , O literaturze i praktyce rolniczej w Polsce na przełomie XVI i XVII w. [Über Literatur und landwirtschaftliche Praxis in Polen an der Wende des 16. und 17. Jh.], ..Roczniki Dziejów Społecznych i Gospodarczych”, Bd. XIV für des Jahr 1956. http://rcin.org.pl 46 A. MĄCZAK gen — die an und fü r sich vom niedrigen S tand des A nbaus sprechen — lässt sich gleichfalls eine deutliche sinkende Tendenz w a h rn e h m e n 30. Auch die F orschungen ü b e r das Erscheinen von W üstungen u n terstü tzen diese Schlussfolgerungen, indem sie k la r von ein er w irtschaftlichen Schw ächung d er B auerschaft sprechen. In der Folge bew iesen jene einleitenden Forschungen das A u ftre ten ungünstiger Erscheinungen seit etw a der W ende des 16 u n d 17. J a h r hunderts, was m it den w eiter oben e rw äh n ten Forschungen ü b e r das S ta d t handw erk völlig übereinstim m t. D er zeitlichen Festlegung dieser E rscheinungen kom m t grosse B edeu tung zu. Sie e rla u b t es, die gew isserm assen „selbständigen” Sym ptom e d e r E rschütterung d e r W irtschaft festzustellen, unabhängig von den m it den Schw edenkriegen in den J a h re n 1655— 1660 v erbundenen Z erstö ru n gen, die vordem als U rsache des w irtschaftlichen N iederganges der folgen den h u n d e rt J a h re b e tra c h te t w urden. Was d ie B edeutung d ieser Z er störungen anb etrifft, sind w ir (obwohl jüngstens gewisse Forschungen in diesem Bereich d u rch g e fü h rt w urden, die vor allem den Z ustand nach dem K riege fe stle g e n 31 noch nicht in d er Lage, eine A ntw ort darauf zu erteilen, w elche lang an h altenden und tiefgehenden Folgen P lü n d e ru ngen und K riegsbrand, D urchm ärsche feindlicher, eigener und v e r bü n d eter H eere v e ru rsa ch t haben. Ü brigens w ä re die T rennung d er F ol gen des K rieges von den ungünstigen w irtschaftlichen Erscheinungen, die im P rinzip vom K riege unbhängig sind, u n b erechtigt; gerade die Schw ierigkeiten, denen d er W iederaufbau in d er N achkriegszeit begegnete, legen Zeugnis davon ab, dass e r durch eine ungünstige w irtsch aft liche S tru k tu r und Lage erschw ert w urde. 30 J. Ś r e n i o w s k i , W kwestii plonów w ustroju folwarczno-pańszczyźnianym Polski XVI—XVIII w. [Zur Frage der Erträge im Guts- und Fronsystem Polens des 16.—18. Jh.], „Roczniki Dziejów Społecznych i Gospodarczych’’, Bd. XIV für das Jahr 1952; derselbe, Uwagi o zbiegostwie włościan w ustroju folwarcznopańszczyźnianym [Bemerkungen über die Bauernflucht im Guts- und Fronsystem], „Kwartalnik Historii Kultury Materialnej” [Quartalschrift für die Geschichte der materiellen Kultur”], Bd. III, 1955. J. T o p o l s k i, Narzędzia uprawy roli w Polsce w okresie panowania folwarku pańszczyźnianego [Ackerbaugeräte in Polen zur Zeit der Vorherrschaft des Frongutes], „Kwartalnik Historii Kultury Material nej”, Quartalschrift für die Geschichte der materiellen Kultur), Bd. III, 1955. Das Problem der Gutserträge sowie der Nebengebiete der Wirtschaft (Fischgang, Viehzucht) in bezug auf gewisse Gebiete des Landes wurde ebenfalls in den Studia z dziejów rolnictwa [Studien über die Geschichte der Landwirtschaft], Bd. I, II, War szawa 1957 erörtert (vgl. S. Red.). 31 Ihre Ergebnisse wurden im Band II der Kollektivarbeit: Polska w dobie I I wojny północnej [Polen in der Zeit des zweiten Nordischen Krieges 1655—60], Warszawa 1957 veröffentlicht. Die Probleme sind von I. G i e y s z t o r o w a , S. Ho s z o w s k i, A. K a m iń s k i , W. R u s i ń s k i bearbeitet worden. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 47 Die Analyse der Form en u n d Folgen d er G u tsw irtschaft im P olen des 16., 17. w ie auch des 18. Ja h rh u n d e rts e rb rach te in d er Folge d ie B eur teilung der „zw eiten L eibeigenschaft“ als e in e r p a r excellence feudalen Erscheinung. A uch h a t sich die durch m anche deutsche m arxistische H istoriker in den V ordergrund gestellte Theorie vom kapitalistischen C harak ter d e r G utsw irtschaft, selb st d er ausgesprochenen F ro n w irt schaft, in der polnischen W issenschaft n ich t d u rc h g e se tz t32. Diese The orie, die das B auernlegen als F orm d er ursp rü n g lich en A kkum ulation des K apitals bezeichnet, m ag in bezug auf jene G ebiete b erech tig t sein, auf denen das an U m fang zunehm ende G ut die bäuerlichen Gehöfte liquidierte; in bezug auf die polnischen G ebiete lässt sich diese These nicht a u frech terh alten 33. Die U m w andlungen in d er L andw irtschaft, w ie auch in der S tru k tu r des G rundbesitzes des 16. u n d 17. Jah rh u n d e rts, w erden durch die pol nischen H istoriker nicht n u r in bezug auf die E ntw icklung oder auch den N iedergang d er W irtschaft beobachtet. R utkow ski h at bereits im Ja h re 1916 bem erkt, dass d er W iederaufbau nach den K riegen der fünfziger Ja h re des 17. Ja h rh u n d e rts die S tru k tu r des G rundbesitzes allm ählich doch ziem lich rasch u n d entschieden v e rä n d e rt hat, indem e r z u r E inverleibung von verlassenen oder d u rch ru in ie rte B esitzer b esetzten bäuerlich en Bo den durch das G ut beigetragen hat, andererseits die W aagschale zugun sten des w achsender M agnatenbesitzes neigte, indem er die V erdrängung des kleinen und m ittle re n Adels d u rch die M agnaten b e sch le u n ig te 34. Diese Erscheinung, d e re n ökonom ischer M echanism us leicht verständlich ist, w urde bisher n ich t genau bearbeitet. W ir sin d im m er noch nicht in der Lage, ihre Ausm asse auf allen G ebieten des Landes festzulegen. P a r tielle Forschungen, die sich au f die Z entralgebiete (W oiwodschaft Łę czyca) beziehen, hab en Rutkow skis Schlussfolgerungen b e s tä tig t35. Die A nalyse der B esitzstru k tu r h a t hier fü r die politische Geschichte eine besonders grosse B edeutung. Sie e rk lä rt die G rundlage des im 17. und 18. J a h rh u n d e rt überm ässig w achsenden Einfluss der Hochadel schicht, das W achstum geistlicher G rundherrschaft, g e sta tte t es aber 32 Diese Fragen werden von B. Z i e n t a r a breit erötert, Zur streitigen Frage. 33 Ausser Zientara erörtert diese Frage W. R u s i ń s k i , Drogi rozwojowe... 34 Für die vorangegangenen Jahrhunderte vgl. Alina W a w r z ń c z y k , Roz wój wielkiej własności na Podlasiu w XV i XVI w. [Die Entwicklung des Gross grundbesitzes in Podlachien im 15. und 16. Jh.], Wrocław 1951. 35 T. S o b c z a k, Zmiany w stanie posiadania dóbr ziemskich w województwie łęczyckim od XVI do XVIII wieku [Veränderungen im Besltzstande der Landgüter in der Woiwodschaft Łęczyca vom 16. bis zum 18. Jh.], ,,Roczniki Dziejów Społecz nych i Gospodarczych”, Bd. XVII, S. 190; J. T o p o l s k i , Rozwój latyfundium... Ähnlich die Verfasser in Polska w czasie drugiej wojny północnej, die jedoch im geringen Grade die weiteren Nachkriegsjahrzehnte berücksichtigen. http://rcin.org.pl 48 A. MĄCZAK nicht, die kom plizierten P roblem e d e r R eligionskäm pfe u n d d e r Ü ber legenheit d e r G egenreform ation tie fe r zu verstehen. Die V erelendung zah lreich er G ruppen des ä rm e re n Adels m acht dieses Bild vollständig, indem es d en U rsp ru n g d e r adeligen „ R itte r von H abenichts“, erk lärt, die au f dem polnischen politischen F orum den M agnaten hörig w aren 36. V Die speziell d e r B au ern w irtsch aft gew idm eten S tudien bilden im ge w issen Sinne ein gesondertes K apitel d er Forschungen. Das Q uellenm a terial, das die P ro b lem atik des G utes bevorzugt, das Interesse a n F or schungen, die sich auf das W esen und den W irkungsm echanism um des grossen, auf F ro n d ien st gründenden, w arenerzeugenden G utbetriebes k o n z e n trie ren — a ll dies h at das H auptaugenm erk d e r N achkriegsfor scher vom B auerngehöft abgelen kt. Dies bedeutet nicht, dass m an sich d a fü r n ic h t in teressierte; niem and leugnete die B edeutung d e r b ä u e r lichen E igenw irtschaft fü r das G esam tgefüge der L an d w irtsch aft im Lande; auch w u rd e d ie gesellschaftliche B edeutung des Bau e rtu m s als d e r g rundlegenden K lasse d er feudalen G esellschaft n ic h t angetastet. T rotzdem ab er w u rd e f ü r die E rkenntnis d e r Ö konom ik d e r bäuerlichen W irtsch aft n ich t viel getan. B em erkungen ü b er dieses T hem a w urden sehr am R ande d er S tudien ü b e r das G u t gem acht, indem m an die b ä u e r liche W irtsch aft zum G rossteil durch das P rism a ihres Z usam m enhanges m it d e r G u tsh errsch aft u n tersu ch te. E rst jüngstens h a t Leonid Ż y t k o w ic z u n m itte lb a r diesem P roblem eine spezielle A bhandlung gew idm et 37. V erhältnism ässig am spätesten ist in der polnischen W issenschaft das Interesse fü r das — w ie h eu te ziem lich allgem ein angenom m en w ird — grundlegende P roblem d er ökonom ischen und soziale D ifferenzie ru ng d e r B auernschaft in E rscheinung g etreten . Seit langem h a t m an die offizielle E inteilung in B auern, K ätn er, Einlieger, K rü g er usw . ge schätzt, doch h a t m an sich fü r die U nterschiede in n erh alb ein er jeden dieser G ruppen, verhältnism ässig w enig in teressiert. In einem gewissen G rade hab en darau f die S chw ierigkeiten eingew irkt, die das Q uellenm a terial bot, ich bin jedoch d e r M einung, dass auch die schem atische A n 36 Vgl. R u s i ń s k i in: Polska w okresie drugiej wojny północnej. 37 L. Ż y t k o w i c z , Uwagi o gospodarstwie chłopskim w dobrach kościelnych w XVI wieku [Bemerkungen über die Bauernwirtschaft in den Kirchengütern im 16. Jh.] in Studia z dziejów gospodarstwa wiejskiego. Vgl. auch H. Z ins, Położenie ludności chłopskiej na Warmii w I połowie XVI wieku [Die Lage der bäuerlichen Bevölkerung im Ermland in der I. Hälfte des 16. Jh.], „Kwartalnik Historyczny”, Bd. LXII 1955. Einiges Material, besonders für das 17. Jahrhundert, enthalten ange führte Arbeiten, die den Bauernbewegungen gewidmet sind. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 49 w endung der angenom m enen V oraussetzung eine bedeutsam e Rolle ge spielt hat, dass näm lich in d er Epoche des Feudalism us das D orf als G esam theit sich d en F eu d alh erren w idersetzt. Diese These w ird zw ar durch die Q uellen im ganzen U m fange bestätigt, es lässt sich jedoch leicht aus ihnen herauslesen, dass dies nicht die Folge der ökonom ischen E in h eitlichkeit der B auern w a r u n d dass die w irtschaftlichen in te rn en A n tagonism en, w enngleich bei E rhebungen gegen die F eu d alh erren n ied e r gehalten, in norm alen Z eiten einen sehr scharfen C harakter h a tte n . Die D iskussion ü b er diese Frage, d ie von W ładysław R u s i ń s k i begonnen w urde 38, s trik t auf das 18. Ja h rh u n d e rt beschränkt, beschäftigte sich übrigens, den T iteln der A ufsätze entgegen, n ich t so seh r m it der sozialen Schichtung wie vielm ehr m it der ökonom ischen D ifferen zierung d er B a u e rn sc h a ft39. Analoge Forschungen ü b er die vo ran g e gangenen J a h rh u n d e rte w urd en etw as sp ä te r begonnen. F ü r das 16. J a h rh u n d e rt h a t als e rste r Rom an H e c k das Problem d er sozialen S chichtung der B auernschaft berü h rt, als e r in d e r D iskus sion auf der R enaissancetagung das W ort in bezug auf Schlesien e rgriff 40. Diese Stim m e w ar insofern bezeichnend, als N achdruck auf die D ynam ik der ökonom ischen V eränderungen in der D orfgem einde gelegt w urde, auf den A ufkauf von Boden ä rm e re r B auern durch w ohlhabendere B auern sowie auf den vielseitigen Z usam m enhang dieser E rschei nungen m it d er E ntw icklung des M arktes. Z ur gleichen Z eit w urde die F rage auch d u rch Ż ytkow icz a n g e sc h n itte n 41, der besonders d ie je n i gen E lem ente des W irtschaftslebens im 16. J a h rh u n d e rt u n terstrich , die eine soziale D ifferenzierung der B auern begünstigen: die M engenunter schiede im Bodenbesitz, die In stitu tio n des sog. conductio laborum , d. i. der Loskauf vom Frondienste, schliesslich die U nterschede in d e r Form und Höhe der F eudalrente. L eider h a t sich der V erfasser m it den V er hältnissen u n ter der B auernschaft selbst zu wenig beschäftigt, w en n gleich die von ihm herausgegebenen In v en ta re geistlicher G ü te r viel reichhaltiges M aterial in bezug auf dieses P roblem liefern. Insbesondere sind von Żytkow icz die P roblem e der W aren- und G eldverhältnisse im R ahm en des Dorfes — besonders des W uchers — übergangen w orden. Diese 38 W. R u s i ń s k i , Uwagi o rozwarstwieniu wsi w Polsce w XVIII wieku [Bemerkungen über die Verschichtigung der Bauern in Polen im 18. Jh.], „Kwartal nik Historyczny”, Bd. LX, 1953. 39 Unter sozialer Verschichtigung verstehen wir die Gesamtheit der Unterschiede und Gegensätze unter der Bauernschaft, unter Differenzierung aber — lediglich das Entstehen ökonomischer Unterschiede, eine demnach erheblich frühere Erschienung. 40 R. H e c k in Odrodzenie w Polsce. Historia [Die Renaissance in Polen. Ge schichte], Warszawa 1955, Vgl. ebenda J. B i e n i a r z ó w n a . 41 L. Ż y t k o w i c z , op. cit. http://rcin.org.pl 50 A. MĄCZAK F rage h a t A ntoni Mą c z a k — m e h r exem plifikatorisch als b re ite r ent w ickelnd — angeschnitten, indem e r an B eispielen aus dem R aum K ujaw ien um die W ende des 16. und 17. Ja h rh u n d e rts die E n tstehung von grossen V erm ögen einiger B auern durch D arlehnsgew ährung gegen Bodenvenpfändung, „H ilfe“ fü r gespannlose B auern gegen A bgabe eines Teils der E rnte usw. nachw ies 42. Die über soziale D ifferenzierung des D orfes g eführten Forschun gen beschränken sich auf die zw eite H älfte des 16. und die e rste H älfte des 17. J a h rh u n d e r ts 43. U n te r diesem G esichtsw inkel w urde die von frü h e ren Jah rz e h n te n h e r b ek an n te Tatsache des A uftretens reich er B auern noch n icht b re ite r un tersu ch t, die selbständig um fangreiche H an delsgeschäfte tätig te n und sogar S tä d te r in die Tasche steckten. Es ist n ich t so seh r die K nappheit des M aterials, die dazu nicht e rm u n te rt, als seine geringe Z ugänglichkeit, da es im D ruck nicht erschienen ist. E ben so h at sich bisher niem and m it d er Periode: M itte des 17. und M itte des 18. Ja h rh u n d e rts beschäftigt. In d er Folge lassen sich dem nach die P ro blem e der sozialen D ifferenzierung der B auernschaft m it den b a h n b re chenden Erscheinungen des Segress der G uts- und F ronw irtschaft n ich t in V erbindung bringen. Sind die reichen B auern des 18. J a h rh u n d e rts Nachkom m en der G rossbauern des 16. Jah rh u n d erts? Sind die letzteren w egen der ständig grösseren A usbeutung durch Frondienste, die gerade sie am stärk sten treffen konnten, heruntergekom m en und v erarm t? W ir w issen es nicht. Ein vollständig neues B la tt in d e r G eschichte d e r polnischen Histo riographie bilden die F orschungen ü b e r die R echtslage der B auernschaft und den K lassenkam pf. Noch vor zwanzig Ja h re n h errsch te allgem ein die Überzeugung vor, dass es d o rt keinen A ntagonism us zw ischen B auernschaft und A del gab; dies stan d im Zusam m enhang m it dem da m als üblichen stillschw eigenden A bstreiten des V orhandenseins einer A usbeutung d er B auernschaft selbst im G uts- und Fronsystem . Eine 42 Folwark pańszczyźniany a wieś w Prusach Królewskich XVI—XVII w. [Das Fronvorwerk und Dorf in Königlichen Preussen im 16.—17 Jh.], „Przegląd Histo ryczny”, Bd. XLVII, 1956, derselbe in der Polemik mit Ż y t k o w i c z , „Kwartalnik Historii Kultury Materialnej”, Bd. VIII, 1958. 43 Uber die Historiographie der Vorkriegszeit in bezug auf die bäuerliche Frage vgl. S r e n i o w s k i , Węzłowa problematyka historii Polski XVII w. Postawa historiografii burżuazyjnej. [Die Kernproblematik der Geschichte Polens des 17. Jh. Der Standpunkt der bürgerlichen Historiographie]. „Przegląd Historyczny”, Bd. XLIV, 1953. 2 Ausg. in Kwestia chłopska w Polsce w XVII wieku. Szkice [Die Bauernfrage in Polen im 17. Jh. Skizzen], Warszawa 1955; sowie derselbe, Problematyka historii chłopów w Polsce przedrozbiorowej [Die Problematik der Geschichte der Bauern in Polen vor den Teilungen], „Przegląd Nauk Historycznych i Społecznych”, Bd. I, 1950. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 51 B resche in diesen A nschauungen haben lediglich F orscher geschlagen, die m it der politischen B auernbew egung verbunden w aren. In diesem Bereich b rach ten jedoch bereits die ersten N achkriegsjahre gänzlich neues M aterial und neue A uffassungen. Die G esetzgebung Po lens ist im Z usam m enhang m it der Ü bernahm e der G erich tsb ark eit über die B auern durch die G ru n d h erren in d er ersten H älfte des 16. J a h rh u n d erts ungew öhnlich dürftig, es m angelt auch an einer b re ite r ausgebau ten R echtstheorie der L eibeigenschaft. K ein W under also, dass nach dem K riege das nähere E indringen in die rechtlich-sozialen V erhältnisse aufsehenerregende E nthüllungen brachte. Das N eueste brachten hier die Forschungen über die entflohe nen B auern, ein fundam entales Problem , sow eit es sich um das 16. und besonders das 17. J a h rh u n d e rt handelt. V ordem w urde dieses Problem e rw ä h n t im Z usam m enhang m it dem E n tsteh en des K osakentum s in den östlichen R andgebieten des polnischen Staates, eines ethnischen K on glom erates, in dem Flüchtlinge jeglichen Standes aus Polen keinen ge ringen A nteil hatten. S tanisław Ś r e n i o w s k i zeigte dieses Problem in bedeutend b reitere r Perspektive, indem er die rechtliche P roblem atik, die w irtschaftlichen und gesellschaftlichen Motive, die die B auern zur F lu ch t vor der G u tsh errsch aft v eranlassten, den U m fang d er E rschei nung und die H altung des Adels ih r gegenüber n äh er analysierte. Einige J a h re nach Śreniow ski u n tersu c h te W łodzim ierz D w o r z a c z e k das verw an d te P roblem d e r A nnahm e der L eibeigenschaft durch b ish er freie M enschen, indem er sich auf die A kten der A delsgerichte im grosspolnischen R aum stützte. Ziem lich u n e rw a rte t ste llte sich heraus, dass diese E rscheinung besonders im 17. und 18. J a h rh u n d e rt M assenausm asse annim m t. E ingehend g eführte Forschungen g estatteten es, die U nterschiede im gesellschaftlichen Gefüge des gross- u n d klein polnischen Dorfes kennenzulernen u n d in den M echanism us gegensei tig e r D urchdringung von verschiedenen gesellschaftlichen Schichten Ein blick zu nehm en, sowie schliesslich zahlreiche F ak ten des V erkaufs von L eibeigenen ohne Boden zu b e w e ise n 44. A ndere, w eniger um fangreiche A rbeiten, e rk lä rte n an Beispielen aus verschiedenen G ebieten des Landes w eitere F rag en d er Ü berganges von einem S tand zum anderen 45. In der 44 W. D w o r z a c z e k , „Dobrowolne” poddaństwo chłopów [Die freiwillige” Leibeigenschaft der Bauern], Warszawa 1952; vgl. auch J. D e r e s i e w i c z , Kilka uwag o poddaństwie w związku z transakcjami sprzedaży chłopów [Einige Bemer kungen über die Leibeigenschaft im Zusammenhang mit Verkaufstransaktionen von Bauern], „Kwartalnik Historyczny”, Bd. LX, 1953. 45 J. B i e n i a r z ó w n a , Chłopi w rzemiośle krakowskim w XVII w. [Die Bauern im Krakauer Handwerk im 17. Jh.], „Przegląd Historyczny”, Bd. XLVII, 4956; ebenfalls D w o r z a c z e k , Przenikanie szlachty do stanu mieszczańskiego http://rcin.org.pl A. MĄCZAK Folge sehen w ir b ereits heute, dass die scharfen, durch das Gesetz sta rk u n terstrich en en sozialen U nterschiede, k e in H indernis z u r gegenseitigen D urchdringung verschiedener gesellschaftlicher G ruppen b ildeten m it A usschluss lediglich des b e g ü te rte n Adels, der seine Sonderstellung im m er so rgfältiger beachtete. P arallel zu den Forschungen ü b e r die R echts- und W irtschaftslage d e r B auerschaft h a t sich ein e zahlreiche G ruppe von H istorikern den Proble m en des K lassenkam pfes zugew andt. D er U m fang dieses B egriffes in der gesellschaftlichen P rax is der in Rede stehenden Epoche ist h eu te noch in gewissem G rade u m stritte n ; es bestehen w idersprüchliche A nschauungen in bezug auf die R ichtigkeit, die F lucht, die allgem ein übliche schlechte E rfüllung d er F ro n p flich t usw. zu den Form en des W iderstandes b reit hinzurechnen. W ährend vor einigen Ja h re n — vielleicht im gew issen Zusam m enhang m it T heorien P orschnevs — d er B egriffsbereich: K lassenkam pf unge w öhnlich um fassend a k zep tiert w urde, so dass er fast alle E rscheinun gen w irtschaftlichen W irkens d er B auernschaft en th ielt — scheint gegenw ärtig eben d ie Tendenz z u r peinlich genauen A nalyse einzelner Sym ptom e die O berhand zu nehm en, auch w ird das P o stu lat in den V or d ergrund gestellt, su b je k tiv feindliche A u ftritte dem Adel gegenüber vom bäuerlichen H andeln zu unterscheiden, das zw ar fü r die H erren ungünstig, jedoch das E rgebnis gew isser w irtsch aftlich er N otw endigkeiten i s t 46. A uf den erste n Blick scheint das P roblem fruchtlos zu sein, um so m ehr, als schon im voraus b ekannt w ar, wie schw ierig es sein w ird, in jedem Falle den G rad des K lassenbew usstseins d er B auern und deren sub jek tiv e B estrebungen zu beurteilen. Die H erausstellung dieses Problem s, jedoch, seine E ntw icklung in d er T heorie u n d in en g er V erknüpfung m it d er F orschungpraxis g estatten es, grundsätzliche m ethodische F eh ler im E egerffen des Lebens der B auerngesellschaft zu verm eiden 47. w Wielkopolsce w XVI i XVII w. [Das Eindringen des Adels in die Bürgerschaft in Grosspolen im 16. und 17. Jh.], ebenda. Dagegen wurde bisher das äusserst wichtige Problem der Möglichkeit des sozialen Aufstiegs des Bauern nicht angemessen erforscht, besonders der Aufstieg durch den Erwerb von Bildung. Bekannt ist ledig lich, dass die Perspektiven in diesem Bereich seit dem Ende des 15. Jahrhunderts geschrumpft sind. 46 Ein Beispiel kann einerseits die Flucht als eine Form des bewussten Wider standes gegen die Forderunegn des Gutsherrn, anderseits aber die Flucht des Bauern vom ruinierten Hof sein; die Sabotage in der Gronarbeit — und die wenig produktive Arbeit für den Gutsherrn mangels entsrpechendem Gespann und Gerät beim Bauern. Einen sehr wichtigen Stoff in diesem Bereich bringt das oben ge nannte Handbuch von A. G o s t o m s k i . 47 Über die Anwendung legaler Verteidigungs- und Widerstandsmittel durch die Bauern, vgl. besonders J. Rafacz, Sąd referendarski koronny. Z dziejów obrony http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 53 F ü r die N achkriegsforschungen sind im B ereich d er P roblem e des K las senkam pfes die den aktiven, zweifellos bew ussten bäuerlichen E rhebungen gew idm eten A rbeiten am m eisten charakteristisch. F ü r das 16. Ja h rh u n d e rt h a t das R eferat von S. Szczotka den S tand d er F orschungen und die Diskussion auf d er R enaissance-Tagung (1953) s u m m ie rt48. T rotz der Zu tageförderung vieler w enig b ek an n ter oder gänzlich n e u e r F a k te n auf dem G ebiet des offenen bäuerlichen W iderstandes — ergab das E ndresultat ein Bild einer ziem lich schw achen S pannung des K lassenkam pfes. Das lässt sich w ahrscheinlich m it der verhältnism ässig noch günstigen Lage d er B auernschaft w ährend dieser Epoche und besonders m it dem Interesse ihres w ohlhabenderen Teils an der E rzeugung von G etreide und an der V iehzucht (Pferde, Ochsen) in V erbindung bringen 49. D er w eitere Prozess des W achstum s des G utes und die Steigerung verschiedener Form en der A usbeutung sollten diese M öglichkeit einer M itbeteiligung an der H an delskonjunktur unterbinden, steigerte aber auch die feindliche Einstellung dem G u tsh e rrn gegenüber. F ü r das folgende J a h rh u n d e rt w urde die D re ih u n d e rtja h rfe ie r des B auernaufstandes von Podhale u n te r der F ü h ru n g von K ostka N apierski (1651) zum H au ptansporn der Forschungen. Die bew affnete E rhebung der B auern am Fusse d er H ohen T atra, die u n te r dem — im R ahm en eines H eerbanns gegen die Kosaken — im K riegslager bei B eresteczko versam m elten Adel B estürzung hervorrief, w ar bereits vor dem K riege bekannt, doch w ährend sie — was chrakteristisch ist — ein Echo in der schönen L ite ra tu r fand, w urde sie 1q uellenm ässig nicht genau b e a rb e ite t50. Die N achkriegsforschungen die d u rch den sow jetischen H istoriker M i l l e r 51 prawnej chłopów w dawnej Polsce (Das Kronreferendargericht. Uber die Geschichte der rechtlichen Verteidigung der Bauern im alten Polen], Studia nad historią prawa polskiego [Studien über die Geschichte des polnischen Rechts], Bd. XX, Teil 2, Poznań 1948; anders J. M a t u s z e w s k i , W sprawie genezy sądu referendarskiego; [Über die Frage des Ursprungs des Referendargerichtes], „Czasopismo Prawno-Historyczne” [„Rechtshistorische Zeitschrift”], Bd. VI, Teil 1, 1955; darüber S. S z c z o tk a , „Prawo jest jak pajęczyna, bąk się przebija, a na muchę wina”. Przyczynek do dziejów walk o chłopskie prawa [„Das Gesetz ist wie ein Spinn gewebe, der Brummer bricht durch, und die Fliege ist schuld g”. Beitrag zur Ge schichte der Kämpfe um die Bauernrechte]. Studia z dziejów kultury. 48 S. S z c z o tk a , Walka klasowa chłopa polskiego w XV i XVI wieku. [Der Klassenkampf des polnischen Bauern im 15. und 16. Jh.] in: Odrodzenie w Polsce: Historia. 49 M. M a ł o w i s t, Über die Frage der Handelspolitik des Adels. 50 L. Kubal a, Kostka Napierski in Szkice historyczne [Historische Skizzen], Serie I, Ausg. IV, Warszawa 1901. 51 I. S. M i l l e r : Krest’janskoe vosstanie v Podgalie v 1651 g. Ućenye zapiski Instituta Slavjanovedenija, Bd. II, Moskva 1950, derselbe, Krest’janskoe dvizenie v Velkoj Polśe v 1651 g., ebenda, Bd. III, Moskva 1951. Die Arbeiten sind ins Polnische übersetzt. http://rcin.org.pl 54 A. MĄCZAK begonnen w urden, b rac h ten sensationelles M aterial, das die G laubw ürdig k e it d er bereits dam als b e k a n n te n in d ire k te n A ngaben ü b er den verzw eig te n C h arak ter des B auernaufstandes und seine K ontakte m it dem Kosakenh e tm a n B ohdan C hm ielnicki bestätigte. Indem sie n ich t n u r das Vor k a r pathenland, sondern auch G rosspolen erfasste, zeugt die B auernbew egung vom J a h re 1651 von einer tiefen G ärung in den bäuerlichen Massen, die zw eifellos m it d er sich im m er d eutlicher abzeichnenden K rise in der G u t w irtsc h a ft v e rk n ü p ft w ar 52. Die Bew egung vom J a h re 1651 w ar nich t isoliert. Ih r w aren A uf stände in der U kraine seit dem Ende des 16. Ja h rh u n d e rts vorangegangen bis zum A usbruch des gew altigen A ufstandes im Ja h re 1648, dessen gegen den polnischen Adel g e ric h te te r A spekt der H istoriographie der V orkriegs zeit b e re its gut b ek an n t w ar. D er K rieg gegen Schw eden und die O kkupa tion des Landes in den J a h re n 1655/6 gaben A nlass zu einer neuen m assiven Erhebung d er B auern gegen den Feind, die neben ihrem Cha ra k te r eines n ationalen B efreiungskam pfes auch sta rk e soziale A kzente auf wies. W iederum , w ie es bereits zur Regel w urde, h a t die B egehung des Ja h re sta g e s in entscheidendem G rade zu r A ufgreifung von Forschungen beigetragen, diesm al ü b er den K rieg d e r J a h re 1655/60 und in seinem R ahm en ebenfalls ü b e r die B a u e rn fra g e 53. Eine zen tral organisierte U ntersuchung gestattete das bisher bekannte Q uellenm aterial zu e rg an zen 54, zur M itbeteiligung w u rd en säm tliche Spezialisten eingeladen 55. Die Forschungen ü b e r den b ew affneten K am pf der B auern im 16. und 17. J a h rh u n d e rt haben die A ufgabe d e r B eziehung der B auernfrage zu den gru ndsätzlichen P roblem en, w elche die A delsgesellschaft bew egten, wie 52 Das Material, das sich auf die Bauernbewegungen des Jahres 1651 bezieht, hat A. P r z y b o ś mit einer umfangreichen Einleitung und Bibliographie heraus gegeben: Materiały do powstania Kostki Napierskiego 1651 r. [Quellen zum Auf stand des Kostka Napierski 1651 Jh.], Wrocław 1951. Später sind überdies erschie nen: W. C z a p l i ń s k i , Ruchy ludowe w 1951, [Volksbewegungen im Jahre 1651], „Przegląd Historyczny”, Bd. XLIV, 1953; A. K e r s t e n , Nowe materiały do po wstania pod wodzą Kostki Naiperskiego [Neue Materialien zum Aufstand unter der Führung von Kostka-Napierski], „Kwartalnik Historyczny”, Bd. LXII, 1955; G. L ab u d a, Rozruchy chłopskie na pograniczu wielkopolsko-pomorskim w roku 1651 [Bauernunruhen im Grenzgebiet Grosspolens und Pommerns im Jahre 1651], „Studia i Materiały do Dziejów Wielkopolski i Pomorza”, Bd. II, 1956. 53 Kurz nach dem Kriege schrieb darüber S. S z c z o tk a , Chłopi obrońcami niepodległości Polski w okresie Potopu [Die Bauern als Verteidiger der Unabhän gigkeit Polens zur Zeit des Schwedeneinfalls], Kraków 1946. 54 Sie wurde in sämtlichen Archiven und Manuskriptensammlungen der Biblio theken organisiert. Die auch in Schweden aufgenommenen Nachforschungen wurden jedoch bisher aus technischen Gründen nicht breiter ausgenutzt. 55 Im Resultat erschien eine Kollektivarbeit in 2 Bänden + Bibliographie und Atlas: Polska w okresie drugiej wojny północnej 1655—1660. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 55 Religionsfragen, F ragen des Staatssystem s, d er politischen U nabhängig keit usw., erstm alig ans T ageslicht gebracht. Dem w a r eine Reihe in te re s sa n te r m onographischer A rbeiten gew idm et, die in ihrem B ereich nicht konform , in den Schlussfolgerungen oftm als w idersprechend w aren, sä m t liche jedoch neues M aterial und oft neue B eleuchtung bringen. Aus ihnen geht die F u rc h t des Adels vor ein er m assiven blutigen B auernbew egung einw andfrei hervor, eine F urcht, von d er er schon seit den ersten J a h r zehnten des 16. Ja h rh u n d e rts, besonders seit der Zeit des B auernkrieges in D eutschland und des B auernaufstandes im Sam land erg riffen w ar 56. Es w urde die These in den V ordergrund gestellt, dass sie es w ar, d ie ü b er die — besonders im V erhältnis zum ben achbarten Reich — c h a ra k te ri stisch an d ersartig e A bneigung des Adels vor einer Einbeziehung der Bauernm assen in re ligiöse Zw iste und E ndkäm pfe e n ts c h ie d 57. Die gleiche F u rc h t v e ru rsach te ebenfalls in den sp äteren J a h re n das w iderstrebende V erhältnis des Adels zu dem durch König Stefan B atory aus B auern der K ro n g ü ter re k ru tie rte n Fussvolk 58. Die zu Recht bestehenden B efü rch tu n gen sollten durch die Ereignisse d e r Ja h re 1648 und 1651 b estätig t w e r den. W ie es scheint, haben lediglich die fast verzw eifelte Lage und das politische Chaos im L ande in der zw eiten H älfte des Ja h rh u n d e rts die w äh ren d d e r schw edischen „ S in tflu t“ u n d im Ja h re 1665 w äh ren d des 56 H. Z in s , Powstanie chłopskie w Prusach Książęcych w 1525 r. Walki spo łeczne w Prusach na początku reformacji i ich geneza [Der Bauernaufstand im Herzogtum Preussen im Jahre 1525. Die sozialen Kämpfe in Preussen zu Beginn der Reformation und deren Ursprung], Warszawa 1953; S. R u s s o c k i , Nieznany mandat ks. Janusza Mazowieckiego w sprawie powstania chłopskiego w Prusach Książęcych w 1525 r. [Das unbekannte Mandat des Herzogs Janusz von Masovien in der Angelegenheit des Bauernaufstandes im Herzogtum Preussen im Jahre 1525], „Przegląd Historyczny”, Bd. XLVI, 1955. 57 J. T a z b i r , Echa walk klasowych XVI w. w polskiej opinii szlacheckiej [Die Echos der Klassenkämpfe des 16. Jahrhunderts in der öffentlichen Meinung des Adels], „Przegląd Historyczny”, Bd. XLIII, 1952; derselbe, Reformacja a problem chłopski w Polsce XVI wieku. Oddziaływanie walki klasowej na wsi polskiej na kształtowanie się ideologii religijnej szlachty w okresie reformacji [Die Reforma tion und das Bauernproblem im Polen des 16. Jh. Die Einwirkung des Klassen kampfes m Lande auf die Gestaltung der religiösen Ideologie des Adels in der Re formationszeit], Studia staropolskie [Altpolnische Studien], Bd. II, Wroclaw 1953; derselbe, Społeczna funkcja kultu Izydora Oracza w Polsce XVII wieku [Die soziale Funktion des Kults Isidor des Pflügers in Polen des 17. Jh.], „Przegląd Histo ryczny”, Bd. XLVI, 1955; W. U r b a n , Reformacja wśród chłopów w Oświęcimskim [Die Reformation unter der Bauern im Raum von Oświęcim], „Odrodzenie i Reformacja w Polsce” [„Renaissance und Reformation in Polen”], Bd. II, 1957. 58 B B a r a n o w s k i , Organizacja i skład społeczny wojska polskiego w po łowie XVII wieku [Die Organisation und das soziale Gefüge des polnischen Heeres um die Mitte des 17. Jh.], Warszawa 1957. Abdruck aus: Polska w czasie drugiej wojny północnej. http://rcin.org.pl 56 A. MĄCZAK B ürgerkrieges a n d ie B auern g erichteten A ppelle v e ru rs a c h t59. Die In te n s itä t d e r B auem bew egung und der A ufstände in d er zw eiten H älfte d e s 17. Ja h rh u n d e rts w eist d arau f hin, dass die B efürchtungen der feudalen Schichten in diesen Ja h re n nicht ungegründet w aren 60. Im Lichte d e r e rö rte rte n A rbeiten wuchs die B auernschaft, ein b isher in d e r polnischen W issenschaft in d e r V erknüpfung m it den politischen, k u ltu re llen u n d ideologischen Ereignissen unberücksichtiges Elem ent, plötzlich zu r Rolle eines gew altigen F aktors heran. Es ergab sich, dass sie eine bedeutenden Rolle h in te r den K ulissen oder sogar auf der B ühne spielte, au f d e r m an lediglich den adligen, bisw eilen auch d e n bürgerlichen Schauspieler zu sehen gew ohnt w ar. Die d e r G eschichte verw an d ten W issenschaften leisteten ebenfalls ih ren B eitrag z u r E rkenntnis des Dorfes und besonders seines k ü n stle ri schen u n d geistigen Lebens in d e r Epoche d er Renaissance und des B a rocks. Die F orschungen auf dem G renzgebiet d er Ethnographie b rachten einiges M aterial über die m aterielle K u ltu r der B auernschaft, K unsthisto rik e r v e rtie fte n unsere K enntnis der w eltlichen u n d sak ralen H olzarchi te k tu r im Lande, M usikw issenschaftler hab en unser W issen ü b er die M usikkultur dieser P eriode beachtlich e r w e ite r t61. G egenw ärtig, 13 J a h re nach B eendigung des K rieges, ü b e rtrifft die A n zahl der m ethodischen E rfahrungen und d e r U m fang der K enntnisse um ein Vielfaches den W issensstand im B ereich d e r G eschichte des B auern 59 S. S z c z o t k a . Zabiegi o pozyskanie chłopów w okresie rokoszu Lubomir skiego [Bemühungen um die Gewinnung der Bauern zur Zeit des Aufruhrs von Lubomirski], „Przegląd Historyczny”, Bd. XLIII, 1952. 60 Vgl. z. B. B. B a r a n o w s k i, Z dziejów anty feudalnych ruchów chłopskich na Podlasiu. Walka chłopów suraskich z feudalnym uciskiem w XVI—XVIII w [Uber die Geschichte der antifeudalen Bauernbewegungen in Podlachien. Der Kampf der Bauern von Suraż mit der feudalen Unterdrückung im 16.—18. Jh.], Warszawa 1953, derselbe, Walka klasowa chłopów starostwa brańskiego na Podlasiu w XVII—XVIII w. [Der Klassenkampf der Bauern der Starostei Brańsk in Pod lachien im 17.—18. Jh.], „Roczniki Dziejów Społecznych i Gospodarczych”, Bd. XV, 1955; J. B i e n i a r z ó w n a , W walce o chłopskie prawa. Karta z dziejów Olsza nicy, wsi powiatu krakowskiego [Im Kampf um die bäuerlichen Rechte. Ein Blatt aus der Geschichte von Olszanica, einem Dorf des Krakauer Kreises], Kraków 1947; dieselbe, Dwa wystąpienia chłopskie w starostwie lanckorońskim w latach 1670 i 1699/1700 [Zwei Bauernerhebungen in der Starostei Landskrone in den Jahren 1670 und 1699/1700], „Przegląd Historyczny”, Bd. XLIV, 1953; dieselbe, O chłopskie pra wa. Szkice z dziejów wsi małopolskiej [Um die Bauernrechte. Skizzen aus der Ge schichte des kleinpolnischen Dorfes], Kraków 1954; A. P r z y b o ś , Powstanie chłopskie w starostwie lanckorońskim i nowotarskim w roku 1670 [Der Bauernauf stand in den Starosteien Landskrone und Neumarkt. Kleinpolen im Jahre 1670], Krakow 1953 und andere. 61 Vgl. Z. L i s s a und J. C h o m i ń s k i , Muzyka polskiego Odrodzenia [Die Musik der polnischen Renaissance], Warszawa 1953. http://rcin.org.pl AGRARGESCHICHTE DES 16. UND 17. JAHRHUNDERTS 57 tum s u n d d e r L andw irtschaft, bei dem d e r K rieg uns angetroffen hat. An derseits sind w ir uns jedoch h eu te besser als frü h e r ü b e r die F rage im klaren, dass je d e r S c h ritt vo rw ärts in d er P ra x is n eu e F rag en und Zw ei fel a u f drängt, w elche die erforschte P roblem atik v ertieften, und eine jede A ntw ort F ragen au fdrängt, die um so w ichtiger sind, als diesen A ntw orten derzeit in P olen grössere B edeutung zugeschrieben w ird d enn je zuvor. http://rcin.org.pl