ArGO-Abschlussbreicht, Teil 2
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ArGO-Abschlussbreicht, Teil 2
18.2 version 1 21.07.2004 11:38 Uhr Seite 1 Schriftenreihe Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin in der Bauwirtschaft 18.1 Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren in der Bauwirtschaft - ArGO Ein Projekt der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover im Land Niedersachsen in Kooperation mit der AOK und der IKK. Abschlussbericht – Anlage Berufsbezogene Gesundheitsberichte Berufsgenossenschaften der Bauwirtschaft 18.2 version 1 21.07.2004 11:38 Uhr Seite 3 Schriftenreihe Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin in der Bauwirtschaft 18.1 Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren in der Bauwirtschaft - ArGO Ein Projekt der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover im Land Niedersachsen in Kooperation mit der AOK und der IKK. Abschlussbericht – Anlage Berufsbezogene Gesundheitsberichte Berufsgenossenschaften der Bauwirtschaft 18.2 version 1 21.07.2004 11:38 Uhr Seite 4 Impressum Herausgeber und Copyright: Arbeitsgemeinschaft der Bau-Berufsgenossenschaften An der Festeburg 27-29 60389 Frankfurt a. M. Telefon: 0 69 / 47 05 – 0 Telefax: 0 69 / 47 05 – 8 88 E-Mail: info@bau-bg.de Internet: www.bau-bg.de Frankfurt 2004 ISBN-Nummer: 3-924356-49-1 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung und Verbreitung – auch auszugsweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers. © Arbeitsgemeinschaft der Bau-Berufsgenossenschaften „Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren in der Bauwirtschaft“ - ArGO Ein Projekt der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover im Land Niedersachsen in Kooperation mit der AOK und der IKK Abschlussbericht Hannover, den 31. Juli 2002 Projektpartner: Bau-Berufsgenossenschaft Hannover Hildesheimer Str. 309 30519 Hannover AOK - Die Gesundheitskasse für Niedersachsen Kolumbusstraße 2 30519 Hannover IKK Niedersachsen Brüderstraße 5 30159 Hannover Gefördert wurde das Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziale Ordnung. Ausführende Institute: Arbeitsmedizinischer und Sicherheitstechnischer Dienst der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover Hildesheimer Str. 309 30519 Hannover AOK-Institut für Gesundheitsconsulting Karlsruher Str. 2C 30519 Hannover IKK Niedersachsen Landesdirektion Dezernat Kundenservice Brüderstraße 5 30159 Hannover Autoren: Dr. Michael Drupp - Leiter AOK-Institut für Gesundheitsconsulting Dr. Heinz-Jörg Elliehausen - Leiter Arbeitsmedizinischer und Sicherheitstechnischer Dienst der Bau-BG Hannover Andrea Fritzsche- Referentin Gesundheitsförderung der IKK Niedersachsen Dr. Martin Justus - Mitarbeiter des IKK Bundesverbandes, Gesundheitsberichterstattung Dr. Jobst Konerding - Facharzt für Arbeitsmedizin, Arbeitsmedizinisches Zentrum Hannover der Bau-BG Hannover Wolfgang Krause- Vorstand der IKK Niedersachsen Dr. Birgit Pavlovsky- Leiterin des Referats „Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren“, Technischer Aufsichtsdienst der Bau-BG Hannover Susanne Schott - Mitarbeiterin des AOK-Instituts für Gesundheitsconsulting, Datenanalyse Dr. Dirk Seidel - Mitarbeiter der Bau-BG Hannover, Datenmanagement und Statistik Zusammenfassung Im Rahmen eines vom BMA geförderten Modellvorhabens ArGO zur Bekämpfung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren erprobte die Bau-Berufsgenossenschaft Hannover in Zusammenarbeit mit der AOK und der IKK in Niedersachsen die Zusammenführung und Auswertung von Gesundheitsdaten für die Baubranche. Im Projekt wurden feste Kooperationsbeziehungen zur kontinuierlichen Gewinnung neuer Erkenntnisse über arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren geschaffen. Die wichtigsten Auswertungsebenen betrafen auf Seiten der Krankenkassen die Daten über das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen und die Verordnung von Medikamenten. Vom Arbeitsmedizinischen Dienst der Bau-Berufsgenossenschaft wurden die Daten über Vorsorgeuntersuchungen beigesteuert. Weitere Auswertungsbereiche waren die Berufskrankheitendokumentation sowie die Unfallstatistik. Wegen der zunehmenden Bedeutung psychosozialer Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz wurden entsprechende Informationen über einen Fragebogen gesondert erhoben. Um die individuelle Zuordnung der Gesundheitsdaten aus den unterschiedlichen Bereichen zu verhindern, wurde ein Datenschutzkonzept erarbeitet. Dieses basiert auf einem fremdverwalteten Zufallsschlüssel. Die angewendeten statistischen Methoden berücksichtigen relative Häufigkeiten und Risikomaße unter Berücksichtigung bekannter Einflussgrößen wie das Alter und das Geschlecht. Benutzt werden dazu Standardisierungsverfahren sowie multiple Regressionsmodelle. In einem ersten Schritt wurden die Daten kassenübergreifend zusammengeführt. Dann konnten die Arbeitsunfähigkeits- und Arzneimitteldaten mit den Daten aus den arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen in Beziehung gesetzt werden. In einem dritten Schritt erfolgte eine personenbezogene Verknüpfung der Sekundärdaten mit den primär gewonnenen Daten aus dem Zusatzfragebogen. Die Daten über die Berufskrankheitendokumentation und die Arbeitsunfallstatistik wurden gesondert betrachtet. Die Auswertung erfolgte sowohl berufsbezogen als auch auf der Basis personenbezogener Daten. Arbeitsund sozialmedizinisch bedeutsame Erkrankungs- und Belastungsschwerpunkte wurden detailliert analysiert. Diese betrafen das Muskel- und Skelettsystem, das Herz-Kreislaufsystem, das Atmungssystem und die Haut. Von den psychosozialen Belastungsfaktoren wurden insbesondere die Dimensionen allgemeines Betriebsklima, Führungsverhalten, Kollegenbeziehungen, Arbeitsorganisation und Informationsfluss berücksichtigt. Für die Betrachtung der komplexen Auswertungsergebnisse wurde ein Auskunftssystem geschaffen, das auf CD-ROM zur Verfügung steht. Es wurden berufsbezogene Gesundheitsberichte erarbeitet, die im Internet abrufbar sind. Die Ergebnisse der Auswertungen bilden die Grundlagen für eine zielgruppenorientierte Planung von Maßnahmen zur Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren. Bei der Bewertung der multifaktoriellen Einflussfaktoren wurde die besondere Bedeutung psychosozialer Stressfaktoren als arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren erkannt. Es wurden z. T. erhebliche Auswirkungen auf den Krankenstand und das Arbeitsunfallrisiko festgestellt. Der Einfluss des Führungsverhaltens auf den Krankenstand zeigte sich beispielsweise besonders deutlich bei den Rückenleiden. Ein als Belastung empfundenes Betriebsklima war zum Beispiel durchweg mit einer beträchtlichen Steigerung des Unfallrisikos assoziiert. In ersten betrieblichen und überbetrieblichen Projekten haben die Partner ihre unterschiedliche Fachkompetenz eingebracht. Die Präventionsansätze bezogen sich auf folgende Programme: Arbeitsplatzbezogenes Rückentraining, Ernährungsberatung auf der Baustelle und Stressvermeidung durch Verbesserung der Arbeitsorganisation. Im Arbeitsmedizinischen Dienst der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover werden zu betriebsärztlichen Zwecken Vorsorgedateien geführt. Durch einen codierten Diagnosezusatz zur Abschlussbewertung der Untersuchung ist es möglich, diejenigen Personen oder Betriebe kenntlich zu machen, die die Kriterien für besondere Maßnahmen zur Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren erfüllen. Unter Beachtung des Datenschutzes ist es dadurch möglich, Präventionsmaßnahmen zielgenau zu platzieren. Die Datenzusammenführung und Auswertung im Modellvorhaben haben gezeigt, dass durch geeignete Strategien wichtige Erkenntnisse für eine zielgruppenorientierte Präventionsplanung gewonnen werden können. Die Analysen der Kassendaten geben dabei einen vergleichenden Überblick der gesundheitlichen Situation von Beschäftigten der Baubranche, die mit den betriebsärztlichen Erwartungen weitestgehend übereinstimmen. Oft bleiben bei den Analysen der Kassendaten vor allem Gesundheitsstörungen unerkannt, die seltener zu Arbeitsunfähigkeit oder einer Verschreibung von Arzneimitteln führen, jedoch gerade in der Baubranche häufig auftreten und sich besonders stark bei den Berufskrankheiten niederschlagen. Beispiele hierfür sind die Lärmschwerhörigkeit aber auch Hauterkrankungen. Im Vergleich zu den Ergebnissen der arbeitsmedizinischen Untersuchungen ergeben sich aus den Analysen der Kassendaten jedoch auch erwartete und unerwartete Hinweise auf berufliche Erkrankungshäufungen, die bei der Vorsorgeuntersuchung nicht so deutlich in Erscheinung treten. Ergonomisch stark belastete Berufsgruppen fallen z. B. bei der Vorsorge nicht immer so deutlich mit Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems auf, wie bei den Analysen der Arbeitsunfähigkeitsdaten. Erkrankungen durch Arbeitsunfälle haben bei den Arbeitsunfähigkeitsanalysen ein hohes Gewicht, sind bei den Vorsorgeuntersuchungen jedoch weniger auffällig, da hier nur die unmittelbar vor der Untersuchung auftretenden Fälle bzw. deren Folgeerscheinungen sichtbar werden. Analysen des Arbeitsunfähigkeitsgeschehen aufgrund von Arbeitsunfällen decken sich jedoch gut mit den Analysen der berufsgenossenschaftlichen Unfalldaten. Insgesamt führen die parallelen Betrachtungen der einzelnen Datenquellen zu einem besseren und sicheren Bild des wahren Erkrankungs- geschehens innerhalb der Branche. Der überwiegende Teil der Ergebnisse erscheint auch aus arbeitsmedizinischer Sicht plausibel, womit nachgewiesen wurde, dass die vorhandenen Datenquellen grundsätzlich zur Planung aber auch zur Validierung von Präventionsmaßnahmen geeignet sind. Ein Informationsgewinn wurde durch die Berücksichtigung von Daten aus den Primärerhebungen zu den psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz erreicht. Durch die personenbezogene Verknüpfung der Datenquellen konnten Wechselbeziehungen zwischen den hier erhobenen Einflussfaktoren und dem Erkrankungsgeschehen sichtbar gemacht werden. Die von den Projektpartnern praktisch erprobten Präventionsansätze zeigen modellhaft die Möglichkeiten zur Realisierung eines erweiterten Präventionsangebotes unter besonderer Berücksichtigung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren. Die Beobachtung der Auswertungsergebnisse im Zeitablauf ermöglicht bei ergänzendem Einsatz des erprobten Fragebogeninstrumentes die Evaluation der umgesetzten Präventionsmaßnahmen. Die Projektpartner werden die Kooperation fortführen und die etablierten Strukturen für diese Zusammenarbeit beibehalten. Der Datentransfer und die Auswertungen sollen in gleicher Weise fortgeführt werden. Das Modellvorhaben in Niedersachsen ist grundsätzlich auch in andere Regionen übertragbar. Auch unter den schwierigen Bedingungen der Strukturkrise in der Bauwirtschaft konnte unter Beweis gestellt werden, dass bei der Prävention arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren effektive Instrumente zum Einsatz kommen und die Projektpartner dabei Synergieeffekte nutzen können. Anlagen zum Abschlussbericht Der Inhalt dieses Bandes stellt die Anlage K des zum Projekt „Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren in der Bauwirtschaft“ gehörenden Abschlussberichtes dar. Diese Anlage umfasst Gesundheitsberichte für die Berufsgruppen: Gerüstbauer, Maurer sowie Zimmerer. Den Abschlussbericht finden Sie unter: „Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren in der Bauwirtschaft“ – ArGO - Ein Projekt der BauBerufsgenossenschaft Hannover im Land Niedersachsen in Kooperation mit der AOK und der IKK. Abschlussbericht, Schriftenreihe Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin in der Bauwirtschaft, Hrsg. Arbeitsgemeinschaft der Bau-Berufsgenossenschaften, Frankfurt am Main, 2004 Inhaltsverzeichnis 1. Gesundheitsbericht für die Berufsgruppe Gerüstbauer 2. Gesundheitsbericht für die Berufsgruppe Maurer 3. Gesundheitsbericht für die Berufsgruppe Zimmerer GESUNDHEITSBERICHT für die BERUFSGRUPPE GERÜSTBAUER für den Zeitraum 01.01.2000 bis 31.12.2000 © erstellt durch: ArGO-Projektteam – Juli 2002 Dieser Bericht vermittelt Ihnen einen ersten Einblick in die gesundheitliche Situation bei der Berufsgruppe der Gerüstbauer im Vergleich zu allen Beschäftigten im ArGO-Kollektiv1. Die vorgelegten Daten sind als Einstieg gedacht. Ein Gesundheitsbericht wirft jedoch meist viele weitergehende Fragen auf. Wir helfen Ihnen, die Ursachen für Gesundheitsprobleme aufzudecken. Sprechen Sie uns an, wie sich Ihrer Meinung nach ein speziell auf die Bedürfnisse Ihrer Berufsgruppe zugeschnittenes Gesundheitsprogramm auf die Beine stellen lässt! Wir beraten Sie gerne! Ihr ArGO-Projektteam 1 Basis sind Daten von Versicherten der AOK Niedersachsen sowie der IKK Niedersachsen, IKK Braunschweig, IKK Weser-Ems, IKK Weserbergland, die im Baubereich beschäftigt sind. Hinzu kommen Daten der BauBerufsgenossenschaft Hannover sowie aus der im Rahmen des Projektes durchgeführten Befragung. Inhaltsverzeichnis 1 Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze ........................................................................3 2 Fehlzeiten wegen Krankheit ......................................................................................4 2.1 2.2 2.3 2.4 3 Die Beschäftigten der Berufsgruppe Gerüstbauer .............................................................. 4 Wie viele Fälle und Tage von Arbeitsunfähigkeit traten auf?.............................................. 6 Wie hoch war der Krankenstand? ....................................................................................... 8 Welche Erkrankungen traten auf?....................................................................................... 9 Das Unfallgeschehen in der Berufsgruppe Gerüstbauer......................................13 3.1 Welche Ursachen und welche Bedeutung hatten Unfälle?............................................... 13 3.2 Welcher Art waren die aufgetretenen Unfälle? ................................................................. 13 3.3 Wie kam es zu den Unfällen? ........................................................................................... 17 4 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen ....................................................20 4.1 4.2 4.3 4.4 5 Die Probanden der Berufsgruppe Gerüstbauer ................................................................ 20 Gesundheitszustand der Untersuchten............................................................................. 21 Welche Befunde traten bei Gerüstbauern auf?................................................................. 22 Ärztliche Beurteilung und Empfehlungen.......................................................................... 26 Arzneimittelverordnungen .......................................................................................28 5.1 Wie viele Arzneimittelverordnungen gab es?.................................................................... 28 5.2 Welche Arzneimittel wurden verordnet? ........................................................................... 30 6 Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Arbeitsunfähigkeiten und Arzneimittelverordnungen? .....................................................................................34 7 Ergebnisse der Befragung .......................................................................................37 7.1 Äußere Bedingungen am Arbeitsplatz .............................................................................. 38 7.2 Organisation und Betriebsklima ........................................................................................ 42 7.3 Subjektiv empfundener Gesundheitszustand ................................................................... 43 8 Erste Vorschläge für Präventionsmaßnahmen ......................................................46 IHRE ANSPRECHPARTNER: Bau-Berufsgenossenschaft Hannover Birgit Pavlovsky Tel.: 0511/987-2585 E-Mail: Birgit.Pavlovsky@bg22.bgnet.de AOK Niedersachsen Susanne Schott Tel.: 0511/8701-419 E-Mail: Susanne.Schott@nds.aok.de IKK Niedersachsen Andrea Fritzsche Tel.: 0511/12389-407 E-Mail: Andrea.Fritzsche@ikk-niedersachsen.ikk.de 2 ArGO 1 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze • Der Krankenstand war mit 7,1 Prozent deutlich höher als der Vergleichswert für das ArGOKollektiv gesamt von 5,9 Prozent. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle lag in der Berufsgruppe Gerüstbauer deutlich höher als im ArGO-Kollektiv. Am höchsten war sie in der Altersgruppe der bis 24-Jährigen. • Muskel- und Skeletterkrankungen verursachten in der Berufsgruppe Gerüstbauer einen Krankenstand (altersstandardisiert) von 3,1 Prozent und hatten mit 36,8 Prozent den größten Anteil an den Fehltagen. Dieser Anteil fiel ähnlich wie im ArGO-Vergleichskollektiv aus, während der spezifische Krankenstand als deutlich erhöht einzustufen war. Bei den jüngsten Beschäftigen entstanden die meisten Fehltage durch Verletzungen und Vergiftungen. Bei den übrigen Beschäftigten wurden die meisten Fehltage durch Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes verursacht. • In der Berufsgruppe Gerüstbauer ereigneten sich 94,3 Prozent der Unfälle bei einer betrieblichen Tätigkeit außerhalb des Straßenverkehrs (Gesamtkollektiv 93 Prozent). Die Unfallzahlen waren bei jüngeren Gerüstbauern deutlich höher als bei den älteren. • Die meisten Unfälle führten zu Erschütterungen oder Oberflächenprellungen (deutlich häufiger als in der Vergleichsgruppe), gefolgt von Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich oder Quetschwunden. Der am häufigsten verletzte Körperteil war der Bereich des Kopfes. Fast ein Drittel der Unfälle trat beim Zusammenfügen, Auf- oder Abbauen sowie Abkuppeln auf. • Bei den Vorsorgeuntersuchungen hatten die Gerüstbauer zu 66,5 Prozent mindestens einen auffälligen Befund (Gesamtkollektiv 73,6 Prozent). Hohe Anteile entfielen auf Erkrankungen der Sinnesorgane und des Nervensystems sowie Muskel- und Skeletterkrankungen. Für erstere lag der Wert mit 42,1 Prozent deutlich über dem des Gesamtkollektivs (32 Prozent). • Bei etwa einem Viertel der untersuchten Gerüstbauer bestanden in irgendeiner Form gesundheitliche Bedenken bei der Fortsetzung der Tätigkeit (dauernde oder befristete Bedenken bzw. Fortsetzung der Tätigkeit an bestimmte Bedingungen geknüpft). Etwa einem Drittel der Probanden wurde zudem ein Haus-/Facharztbesuch empfohlen. • Insgesamt 56 Prozent der Gerüstbauer wurde mindestens einmal ein Arzneimittel verordnet. Die Verordnungen nahmen mit dem Alter der Beschäftigten zu. Knapp 40 Prozent der Personen erhielten Verordnungen der Arzneimittelgruppe Muskel- und Skelettsystem, die damit den größten Anteil an den Verordnungen hatten. Nach Tagesdosen betrachtet, machen Arzneien für das Herz- Kreislaufsystem die wichtigste Gruppe aus. • Die Befragung in der Berufsgruppe Gerüstbauer ergab, dass Belastungen durch Lärm-, sonstige Staubeinwirkung und Löt-/Schweißrauch häufiger auftraten als im Gesamtkollektiv. Auch fast alle körperlichen Beanspruchungen traten häufiger auf als im Gesamtkollektiv. Heben und Tragen von Gewichten über 25 kg, Überkopfarbeit sowie Arbeiten mit verdrehter Körperhaltung führten deutlich öfter zu Belastungen oder Beschwerden. Zeit- oder Termindruck traten bei fast zwei Dritteln der Befragten auf, deutlich häufiger als im Gesamtkollektiv der Befragten. Auch die übrigen „weichen“ Faktoren lagen meist höher als im Gesamtkollektiv. Widersprüchliche Anforderungen, fehlende Anerkennung durch Vorgesetzte und fehlende Information über die wirtschaftliche Lage des Betriebes führten häufiger zu Belastungen oder Beschwerden als bei den Befragten insgesamt. Das subjektive physische Gesundheitsempfinden ist gegenüber dem Gesamtkollektiv etwas schlechter, das psychische wird dagegen etwas besser eingestuft. 3 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer 2 Fehlzeiten wegen Krankheit 2.1 Die Beschäftigten der Berufsgruppe Gerüstbauer2 In der Berufsgruppe Gerüstbauer arbeiteten 868 pflichtversicherte Beschäf- Sehr wenig Frauen. tigte, 2 Frauen und 866 Männer. Verglichen mit dem gesamten ArGOKollektiv (142.216 pflichtversicherte Beschäftigte der Bauwirtschaft) war der Männeranteil (99,8 Prozent, ArGO-Kollektiv 93,9 Prozent) deutlich erhöht und der Frauenanteil als vergleichsweise gering einzustufen. Aufgrund des geringen Frauenanteils werden im Folgenden nur die männlichen Gerüstbauer berücksichtigt. In der Berufsgruppe Gerüstbauer waren die Altersgruppen bis 34 Jahre mit Gruppe der bis 34einem Anteil von 53,4 Prozent deutlich stärker vertreten als im ArGO- jährigen hatte einen hohen Anteil. Kollektiv (46,5 Prozent). Am stärksten besetzt war die Altersgruppe der 25- bis 34-jährigen (38,2 Prozent), deutlich stärker als im männlichen ArGO-Kollektiv (26,8 Prozent). Die Gruppe ab 55 Jahren hatte lediglich einen Anteil von 2,8 Prozent und Älteste Gruppe war damit deutlich schwächer besetzt als im ArGO-Kollektiv (10,1 Prozent). vergleichsweise gering vertreten. Insgesamt unterschied sich die Altersstruktur somit deutlich von der in der Baubranche durchschnittlichen Altersstruktur. Die genaue Verteilung in der Berufsgruppe Gerüstbauer ist in der nachstehenden Tabelle und der darauf folgenden Abbildung zu ersehen. Tabelle 1: Altersverteilung in der Berufsgruppe Gerüstbauer und des ArGO-Kollektivs (Männer) Anzahl Personen Altersgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv bis 24 Jahre 131 26.345 25 bis 34 Jahre 331 35.746 35 bis 44 Jahre 262 36.697 45 bis 54 Jahre 118 21.357 55 Jahre und älter 24 13.432 Gesamt 866 133.577 2 Diesem Abschnitt liegen die Auswertungen der Arbeitsunfähigkeitsdaten der beteiligten Krankenkassen für das Jahre 2000 zu Grunde. 4 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 1: Prozentuale Altersverteilung in der Berufsgruppe Gerüstbauer und des ArGOKollektivs (Männer) 45 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 38,2 40 35 30,3 30 26,8 27,5 25 19,7 20 15,1 13,6 15 16,0 10,1 10 2,8 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen In der Berufsgruppe Gerüstbauer waren die Arbeiter, die nicht als Fachar- Arbeiter waren die beiter tätig sind, mit einem Anteil von 54 Prozent die stärkste Gruppe. Im stärkste Gruppe. ArGO-Kollektiv war diese Gruppe mit einem Anteil von 19,1 Prozent deutlich weniger stark vertreten. Im Gesamtkollektiv stellten die Facharbeiter mit einem Anteil von Vergleichsweise 63,8 Prozent die meisten Beschäftigten. Diese hatten in der Berufsgruppe wenige Facharbeiter. (Gerüstbauer nur einen Anteil von 37,6 Prozent und waren damit zweitstärkste Gruppe. Der Anteil der Auszubildenden fiel bei den Gerüstbauern mit 4,9 Prozent Deutlich weniger Auszubildende. deutlich geringer aus als im ArGO-Kollektiv insgesamt mit 12,7 Prozent. Der Anzahl der männlichen Gerüstbauer (866) standen 601,1 Versichertenjahre gegenüber. Somit waren die Gerüstbauer häufig nicht ganzjährig als Gerüstbauer versichert. Die durchschnittliche Versicherungszeit der Gerüstbauer (254 Tage) lag damit deutlich unter der des männlichen Gesamtkollektivs (292 Tage). Überdurchschnittlich viele unterjährige Beschäftigungsverhältnisse. 5 ArGO 2.2 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Wie viele Fälle und Tage von Arbeitsunfähigkeit traten auf? In der Berufsgruppe Gerüstbauer gab es 202,5 Fälle von krankheitsbeding- Vergleichsweise ter Abwesenheit pro 100 ganzjährig Beschäftigte (100 VJ). Im ArGO- deutlich mehr AUFälle. Kollektiv waren es 156,8 Fälle je 100 VJ. Die Versicherten der Berufsgruppe Gerüstbauer wurden damit deutlich häufiger krankgeschrieben als die des ArGO-Kollektivs. Insgesamt waren in der Berufsgruppe Gerüstbauer 64,4 Prozent der Be- AU-Quote durchschäftigten mindestens einmal krankgeschrieben, nahezu gleich viele wie im schnittlich. ArGO-Kollektiv mit 63,6 Prozent. Im Durchschnitt dauerte ein Fall von Arbeitsunfähigkeit in der Berufsgruppe Etwas kürzere ErGerüstbauer 12,9 Tage. Die Vergleichsgruppe wies einen Wert von 13,8 krankungsdauern. Tagen auf. In der Berufsgruppe Gerüstbauer war somit eine Krankschreibung im Einzelfall fast einen Tag kürzer als im ArGO-Kollektiv. In der jüngsten Altersgruppe der Berufsgruppe Gerüstbauer dauerte ein Fall im Schnitt nur 5,4 Tage, bei der zweitältesten Gruppe dagegen 20,5 Tage. (Der Wert der ältesten Gruppe ist aus Datenschutzgründen nicht ausgewiesen.) In der Berufsgruppe Gerüstbauer nahm die Fallhäufigkeit mit zunehmendem Alter der Beschäftigten tendenziell ab. Dies ist ein typisches Ergebnis. Die Anzahl der AU-Tage stieg dagegen erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter der Beschäftigten an, wobei hier die Gruppe von 35 bis 34 Jahren etwas nach unten von dieser Tendenz abweicht. Ein erheblicher Teil der Arbeitsunfähigkeitstage ist gewöhnlich durch lang Etwas unterdurchandauernde Erkrankungen bedingt: Die Langzeiterkrankungen (länger als schnittliche Langzeiterkrankungen. sechs Wochen) hatten in der Berufsgruppe Gerüstbauer einen Anteil von 43,6 Prozent an allen Fehltagen. Im Gesamtkollektiv betrug dieser Anteil 49,9 Prozent. Die gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle mit ein bis drei Tagen Dauer waren in der Berufsgruppe Gerüstbauer für 4,9 Prozent der Fehltage verantwortlich (ArGO-Kollektiv 5,4 Prozent). 6 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 2: Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle und -tage nach Altersgruppen in der Berufsgruppe Gerüstbauer 3.500 AU-Tage und AU-Fälle/ 100 VJ AU-Fälle je 100 VJ AU-Tage je 100 VJ 3112,6 3.000 2568,5 2314,3 2.500 2.000 2614,2 1646,5 1.500 1.000 500 306,9 220,4 177,9 151,5 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre * 202,5 0 Bis 25 Jahre * aus Datenschutzgründen keine Angabe möglich 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Abbildung 3: Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle und -tage nach Dauer in Prozent in der Berufsgruppe Gerüstbauer 50 AU-Fälle 45 43,6 AU-Tage 40 35 31,4 30 29,9 25 20,9 20 16,5 15 10 15,6 11,4 7,9 4,9 5,8 7,0 5 5,0 0 1-3 AU-Tage 4-7 AU-Tage 8-14 AU-Tage 15-21 AUTage 22-42 AUTage >42 AU-Tage Falldauer 7 ArGO 2.3 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Wie hoch war der Krankenstand? Der Krankenstand für die Berufsgruppe Gerüstbauer betrug 7,1 Prozent und Hoher Krankenstand. war damit deutlich höher als im ArGO-Kollektiv mit 5,9 Prozent. Ältere Beschäftigte wiesen in der Berufsgruppe Gerüstbauer einen höheren Krankenstand auf als jüngere (mit Ausnahme der zweitjüngsten Gruppe). Dies ist ein typischer Befund. Jüngere Beschäftigte haben eher viele, kurz dauernde Arbeitsunfähigkeiten, die sich nicht so stark in der Höhe des Krankenstandes niederschlagen. Diese Tendenz ist in der Berufsgruppe Gerüstbauer stärker ausgeprägt als im Gesamtkollektiv. Abbildung 4: Krankenstand in der Berufsgruppe Gerüstbauer nach Altersgruppen 14 12,7 Berufsgruppe Gerüstbauer Krankenstand in Prozent 12 ArGO-Kollektiv 10 8,5 8 7,0 6 4,5 4,4 4,6 7,1 6,5 6,3 5,9 5,1 4 2 * 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre * aus Datenschutzgründen keine Angabe möglich 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 8 ArGO 2.4 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Welche Erkrankungen traten auf? In der Berufsgruppe Gerüstbauer waren Krankheiten des Skeletts, der Mus- Muskel-Skelettkeln und des Bindegewebes mit einem Krankenstand von 3,1 Prozent und erkrankungen waren Spitzenreiter. einem Anteil von 36,8 Prozent an den Fehltagen die häufigste Erkrankungsart. Der Anteilswert war damit ähnlich wie im ArGO-Kollektiv (36,2 Prozent), der verursachte Krankenstand war gegenüber 2,6 Prozent im Gesamtkollektiv jedoch deutlich höher. Abbildung 5: Krankenstand für die häufigsten Krankheitsarten in der Berufsgruppe Gerüstbauer (altersstandardisiert) 3,1 Muskel- und Skeletterkrankungen 2,6 1,9 Verletzungen und Vergiftungen 1,5 1,0 Krankheiten des Kreislaufsystems 0,4 0,8 Krankheiten der Atmungsorgane 0,6 Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane 0,5 0,2 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 0,3 0,3 Krankheiten der Verdauungsorgane 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 Krankenstand in Prozent An zweiter Stelle folgten mit einem Krankenstand von 1,9 Prozent die Ver- Deutlich mehr Verletzungen und Vergiftungen. Im ArGO-Kollektiv fielen diese mit 1,5 Prozent letzungen. ebenfalls deutlich geringer aus. Krankheiten des Kreislaufsystems traten mit 1,0 Prozent ebenfalls deutlich Mehr Kreislauferkrankungen. häufiger auf als im Gesamtkollektiv (0,4 Prozent). Auch Krankheiten der Atmungsorgane sowie des Nervensystems und der Sinnesorgane traten häufiger auf als im Gesamtkollektiv, Krankheiten der Verdauungsorgane dagegen seltener. 9 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 6: Anteil ausgewählter Krankheitsarten an den Fehltagen in der Berufsgruppe Gerüstbauer nach Alter 80 Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes Verletzungen und Vergiftungen Krankheiten des Kreislaufsystems Krankheiten der Atmungsorgane 70 AU-Tage in Prozent 60 50 40 40,5 30 20 37,8 35,3 36,7 37,3 36,8 27,4 27,1 20,7 19,5 17,5 14,2 10,6 10 * * 11,4 8,4 * * 3,5 * 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre *aus Datenschutzgründen keine Angabe möglich 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Bei der jüngsten Beschäftigtengruppe der Berufsgruppe Gerüstbauer führ- Verletzungen vor ten in erster Linie Verletzungen und Vergiftungen zu Fehltagen allem bei jüngeren Beschäftigten. (36,7 Prozent). Deren Anteil nahm mit zunehmendem Alter der Beschäftigten tendenziell ab. Dieser Trend wurde jedoch von dem deutlich erhöhten Wert in der Altersgruppe zwischen 35 uns 44 Jahren durchbrochen, wo die Verletzungen und Vergiftungen nahezu gleich auf mit den MuskelSkeletterkrankungen lagen. In allen Altersgruppen außer der jüngsten bildeten Muskel-Skeletterkrankungen den häufigsten Erkrankungsgrund. Dies ist gegenüber dem Gesamtkollektiv auffällig (s. Abb. 7). Dort nahmen Muskel-Skeletterkrankungen mit dem Alter tendenziell zu, während bei den Gerüstbauern ab der zweitjüngsten Gruppe ein leichter Rückgang mit dem Alter auftrat. Muskel-Skeletterkrankungen in fast allen Altersgruppen häufigste Erkrankungsart. Es lassen sich kaum altersbedingte Tendenzen erkennen, jedoch fällt der vergleichsweise hohe Wert der Gruppe von 45 bis 54 Jahren für Krankheiten der Atmungsorgane auf. 10 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 7: Anteil der Muskel-Skeletterkrankungen an den Fehltagen in der Berufsgruppe Gerüstbauer nach Alter im Vergleich zum Gesamtkollektiv 60 50 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 40,5 in Prozent 40 37,338,5 36,836,2 29,8 30 20 37,837,1 49,9 17,5 15,9 10 * 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre *aus Datenschutzgründen keine Angabe möglich 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Betrachtet man die jeweils durch eine Erkrankungsart betroffenen Personen, so zeigt sich, dass in der Berufsgruppe Gerüstbauer 41,2 Prozent der Beschäftigten (bezogen auf ganzjährig Versicherte) von Muskel-Skeletterkrankungen und 33,9 Prozent von Verletzungen und Vergiftungen betroffen waren. Diese Werte lagen erheblich über denen des Gesamtkollektivs mit 29,3 bzw. 24,7 Prozent für diese Erkrankungen. Über 40 Prozent der Personen hatten Muskel-Skeletterkrankungen. Krankheiten der Atmungs- und Verdauungsorgane sowie infektiöse und parasitäre Krankheiten traten ebenfalls bei etwas mehr ganzjährig versicherten Personen auf als im Gesamtkollektiv. Hier ist jedoch die im Durchschnitt erheblich kürzere Versicherungszeit der Gerüstbauer im Jahr zu berücksichtigen. 11 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 8: Betroffene Personen je 100 ganzjährig Versicherte für die wichtigsten Erkrankungsschwerpunkte (altersstandardisiert) 41,2 Muskel- und Skeletterkrankungen 29,3 33,9 Verletzungen und Vergiftungen 24,7 27,2 24,7 Krankheiten der Atmungsorgane 17,0 Krankheiten der Verdauungsorgane 14,1 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 16,3 Infektiöse und parasitäre Krankheiten 12,5 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 betroffene Personen je 100 ganzjährig Versicherte 12 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer 3 Das Unfallgeschehen in der Berufsgruppe Gerüstbauer 3.1 Welche Ursachen und welche Bedeutung hatten Unfälle?3 Arbeitsunfälle waren in der Berufsgruppe Gerüstbauer die Ursache für etwa Zahl der Arbeitsun18,5 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage und 14,2 Prozent der Arbeitsunfä- fälle überdurchschnittlich hoch. higkeitsfälle. Diese Werte liegen über denen des Gesamtkollektivs (15,0 bzw. 10,9 Prozent). Bezüglich des Ursachenspektrums dominierten jedoch sowohl bei der Berufsgruppe Gerüstbauer als auch im ArGO-Kollektiv die „normalen“ Erkrankungen, d. h. jene, die nicht auf besondere Ursachen (z. B. Unfall oder Berufskrankheiten) zurückzuführen sind. Den übrigen Ursachen, wie Wegeoder Freizeitunfällen, kam kaum Bedeutung zu. 3.2 Welcher Art waren die aufgetretenen Unfälle?4 Laut der 10 v. H.-Statistik der Bau-BG Hannover ereigneten sich 94,3 Prozent der Arbeitsunfälle bei der Berufsgruppe Gerüstbauer bei einer betrieblichen Tätigkeit außerhalb des Straßenverkehrs. Im ArGO-Kollektiv betrug dieser Anteil 93 Prozent. Anteil der Unfälle bei betrieblicher Tätigkeit über 90 Prozent. Wegeunfälle, die keine Straßenverkehrsunfälle waren, machten bei der Berufsgruppe Gerüstbauer mit 2,4 Prozent die zweithäufigste Unfallursache aus, im Gesamtkollektiv hatten diese nur einen Anteil von 1,8 Prozent. Dort waren dagegen Wegeunfälle im Straßenverkehr (3,9 Prozent) die zweithäufigste Unfallursache, die bei den Gerüstbauern jedoch mit 2,2 Prozent nur an dritter Stelle standen. Am häufigsten traten Unfälle in der Berufsgruppe Gerüstbauer bei jüngeren Unfälle vor allem Altersgruppen – vor allem zwischen 25 und 34 Jahren - auf und nahmen mit bei jungen Beschäftigten. zunehmendem Alter der Beschäftigten ab. Analog zur Altersabhängigkeit ist außerdem zu beobachten, dass Beschäftigte mit geringer Berufserfahrung (maximal 2 Jahre als Gerüstbauer tätig), ebenfalls die meisten Unfälle zu verzeichnen hatten (41,7 Prozent gegenüber 29 Prozent im Gesamtkollektiv). 3 4 Diesem Teil der Auswertungen liegen die Arbeitsunfähigkeitsdaten der beteiligten Krankenkassen für das Jahr 2000 zu Grunde. Diesem Teil der Auswertungen liegt die 10 v. H.-Statistik der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover zu Grunde. Hier wurden Daten der Jahre 1997 bis 2000 gepoolt ausgewertet. 13 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 9: Verteilung der Unfälle in der Berufsgruppe Gerüstbauer auf die Altersgruppen 40 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 33,4 35 30,5 30 25 27,6 26,5 25,6 22,3 20 13,2 15 9,1 10 8,4 3,4 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen Die häufigste Verletzungsart in der Berufsgruppe Gerüstbauer waren Erschütterungen oder Oberflächenprellungen, die mit 28,2 Prozent deutlich häufiger waren als im Gesamtkollektiv. Erschütterungen oder Oberflächenprellungen häufigste Verletzungsart. Seltener als im Gesamtkollektiv kam es dagegen in 24,5 Prozent der Unfälle zu Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich- und Quetschwunden, die im Gesamtkollektiv den größten Anteil hatten. 14 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 10: Anteile der häufigsten Verletzungsarten an den Unfällen insgesamt Erschütterung, Oberflächenprellungen 28,2 21,0 24,5 Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich-, Quetschwunden 31,6 18,3 15,7 Verdrehung, Verrenkung, Zerrung, Überdehnung, Stauchung 10,1 8,2 Geschlossener Knochenbruch ohne nähere Angabe 6,2 3,9 Quetschung 2,8 Eindringen von Fremdkörpern 0 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 5,7 5 10 15 20 25 30 35 in Prozent Abbildung 11: Anteile der häufigsten verletzten Körperteile an den Unfällen insgesamt Kopf, Schädel, Hirnhäute (Meningen), Hirnsubstanz 8,9 6,1 8,5 8,5 Oberes Sprunggelenk (Fußgelenk), Knöchel, Bänder 6,4 6,9 Kniegelenk, Meniskus, Bandapparat, Gelenkkapsel Brustkorb, Brustweichteile, Rücken, Flanke 2,9 6,2 5,6 4,3 Gesamter Fuß, Fußweichteile Weichteile von Schulter, Oberarm, Achsel 5,5 2,2 5,2 3,6 Gesamter Unterschenkel 4,6 Daumen (1. Finger) 7,6 Berufsgruppe Gerüstbauer 4,3 6,0 Augen, Augenhöhle, Augenregion, Jochbein ArGO-Kollektiv 4,3 3,7 Handgelenknahe Unterarmknochen 3,0 Zeigefinger (2. Finger) 6,3 37,2 38,5 Restliche Kategorien 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 in Prozent Am häufigsten traten mit 8,9 Prozent Verletzungen im Kopfbereich auf. Im Mehr Verletzungen im Kopfbereich. Gesamtkollektiv fiel der Wert mit 6,1 Prozent deutlich geringer aus. 15 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Verletzungen im Bereich des oberen Sprunggelenkes waren bei Gerüstbauern als zweithäufigster betroffener Körperteil mit 8,5 Prozent ebenso häufig zu finden wie im Gesamtkollektiv. Mit 15,3 Prozent traten die meisten Unfälle bei den Gerüstbauern im Monat September auf (Gesamtkollektiv 9,9 Prozent). Häufigster Unfalltag war mit 23,5 Prozent der Mittwoch, im Gesamtkollektiv entfielen auf diesen Tag dagegen nur 19,4 Prozent. Dort war der häufigste Unfalltag der Montag mit 23 Prozent (Gerüstbauer 20,6 Prozent). Interessant ist ferner, dass bei der Berufsgruppe der Gerüstbauer die Unfallschwerpunktzeiten um 8:00 Uhr (nach Arbeitsbeginn) und 14:00 bzw. 15:00 (nach der Mittagspause) größere Anteile der Unfälle aufwiesen als im Gesamtkollektiv. Darüber hinaus waren gegen 10 bzw. 11 Uhr die meisten Unfälle zu verzeichnen; hier zeigt das Gesamtkollektiv deutlich geringere Werte. In Entsprechung zu dieser Abbildung traten die meisten Unfälle nach einer Arbeitszeit von 1, 4 bzw. 8 Stunden auf. Abbildung 12: Zeitpunkt des Arbeitsunfalls, Verteilung der Unfälle in Prozent 14 12,1 11,9 12 13,2 9,5 10 10,2 7,6 12,2 9,8 8,8 13,0 10,9 10,7 8,2 7,9 8 6 7,3 5,4 5,2 7,4 5,0 4 2 0 5,7 6,3 1,6 1,3 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 2,0 1,0 3,8 1,1 0,9 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 Restl. Zeiten 16 ArGO 3.3 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Wie kam es zu den Unfällen? Die meisten Arbeitsunfälle (30,9 Prozent) ereigneten sich anders als im Gesamtkollektiv (3,5 Prozent) beim Zusammenfügen, Auf- o. Abbauen, Abkuppeln. Der Umgang mit Hand- bzw. maschinellen Werkzeugen, der im Gesamtkollektiv den größten Anteil hat (29,1 Prozent), lag für die Gerüstbauer mit nur 6,5 Prozent an vierter Stelle. Zahlen der Arbeitsunfälle beim Zusammenfügen, Aufo. Abbauen, Abkuppeln am höchsten. Manuell ausgeführte Transporttätigkeiten (senkrecht) lagen mit 25,8 Prozent bei den Gerüstbauern an zweiter Stelle (Gesamtkollektiv 11,2 Prozent). Der Arbeitsplatz-/Stellungswechsel (mit Muskelkraft z. B. Gehen, Laufen) hatte mit 20,9 Prozent den dritthäufigsten Anteil der zum Unfallzeitpunkt ausgeübten Tätigkeiten, lag jedoch unter dem Wert des Gesamtkollektives. Tabelle 2: Arbeitsunfälle nach ausgeübter Tätigkeit in Prozent Tätigkeit Gerüstbauer ArGOKollektiv Zusammenfügen, Auf- o. Abbauen, Abkuppeln 30,9 3,5 Manuell ausgeführte Transporttätigkeiten (senkrecht) 25,8 11,2 Arbeitsplatz-/Stellungswechsel (mit Muskelkraft z. B. Gehen, Laufen) 20,9 26,2 Umgang mit Hand- bzw. maschinellen Werkzeugen 6,5 29,1 Umgang mit nicht maschinellen Geräten, Arbeitsstoffen 6,1 16,9 Manuell ausgeführte Transporttätigkeiten (waagerecht) 3,1 4,4 Bedienen, Einrichten von Maschinen, Führen von Kfz 2,4 3,0 Deutlich über die Hälfte der Unfälle (57 Prozent) und damit erwartungsge- Über die Hälfte der mäß deutlich mehr als im Gesamtkollektiv (6,2 Prozent) traten auf verschie- Unfälle auf Gerüsten. denen Gerüstarten auf. Zweithäufigster Arbeitsbereich waren mit insgesamt 14,7 Prozent Be- und Entladestellen (Gesamtkollektiv 4,6 Prozent). 17 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 13: Arbeitsbereich zum Unfallzeitpunkt, Verteilung der Unfälle in Prozent Systemgerüst, Modulgerüst, StahlrohrKupplungsgerüst 57,0 6,2 Be- und Entladestelle des gleislosen Fahrzeugtransportes 14,7 4,6 Konventioneller Bau (Massivbau aus Mauerwerk und/oder Beton) 4,7 19,7 4,5 4,8 Fußgängerbereich auf Baustellen 2,9 2,3 Lagerplatz im Freien, Bauhof Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 1,9 2,4 Treppe, Treppenrampe, Leitergang in Gebäuden 0 10 20 30 40 50 60 in Prozent Die meisten Unfälle traten ohne eine Bewegung des Verunfallten selber auf Ein Fünftel der Un(36,9 Prozent). Bei 21,6 Prozent verletzte sich der Beschäftigte bei einer ei- fälle durch sich stoßen o.ä. genen Bewegung (z. B. sich stoßen). Stolpern, Umknicken, Ausrutschen oder Hinfallen des Verletzten war in 23,2 Prozent der Fälle die Ursache. 10,6 Prozent der Unfälle geschahen durch Absturz des Verunfallten. 18 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 14: Bewegungszustand des Verletzten zum Unfallzeitpunkt, Verteilung der Unfälle in Prozent In Ruhe verletzt 32,9 21,6 (An)stoßen, sich selbst verletzen 36,9 25,4 23,2 24,6 Stolpern, umknicken, ausrutschen, hinfallen 10,6 8,9 (Ab)stürzen, abrutschen 1,3 2,7 Berühren, anfassen, hineintreten 3,7 2,5 Sich überlasten, sich verheben Keine Angabe 0,7 1,6 Hinein-, hinüber-, eingreifen, annähern 1,8 0,7 0,0 Einatmen, schlucken, Aufnahme über die Haut 0,4 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv Ange-/überfahren, überrollt/eingequetscht 0,1 0,4 0 5 10 15 20 25 30 35 40 in Prozent Häufigster unfallauslösender Gegenstand war in 14,7 Prozent der Fälle der Gerüstbelag (Gesamtkollektiv 4,4 Prozent), gefolgt von Längsriegeln/Querriegeln mit 9,3 Prozent und Unfälle im Zusammenhang mit LKW mit 7,1 Prozent, die im Gesamtkollektiv kaum auftraten. In 41,9 Prozent der Unfälle befand sich der unfallauslösende Gegenstand im Ruhezustand. In 25,3 Prozent der Fälle passierte der Unfall bei Fall-, Sink- und Kippbewegungen, in 19,5 Prozent während einer funktionsgerechten Bewegung desselben. 19 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer 4 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen5 4.1 Die Probanden der Berufsgruppe Gerüstbauer Insgesamt liegen für 170 männliche Gerüstbauer Daten aus Vorsorgeuntersuchungen vor (Gesamtkollektiv 12.898 männliche Probanden). Die Probanden von 25 bis 34 Jahre stellten mit 36,5 Prozent die größte Gruppe. Im Gesamtkollektiv lag diese Gruppe mit 27,1 Prozent an zweiter Stelle, dort hatten die Probanden von 35 bis 44 Jahren mit 28,8 Prozent den größten Anteil. Der Anteil der beiden ältesten Gruppen war mit insgesamt 20,6 Prozent deutlich geringer als im Gesamtkollektiv (32,2 Prozent). Tabelle 3: Gerüstbauer deutlich jünger als die Untersuchten im Durchschnitt. Altersverteilung der Probanden in der Berufsgruppe Gerüstbauer und im ArGOKollektiv (Männer) Anzahl Personen Altersgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv bis 24 Jahre 20 1.540 25 bis 34 Jahre 62 3.495 35 bis 44 Jahre 53 3.716 45 bis 54 Jahre 27 2.416 55 Jahre und älter 8 1.731 170 12.898 gesamt 5 Diesem Teil der Auswertungen liegen die Daten der Arbeitsmedizinischen Untersuchungen der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover aus dem Jahr 2000 zu Grunde. 20 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 15: Prozentuale Altersverteilung der Probanden in der Berufsgruppe Gerüstbauer und im ArGO-Kollektiv (Männer) 40 36,5 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 35 31,2 30 27,1 28,8 25 18,7 20 15,9 15 13,4 11,8 11,9 10 4,7 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen 28,8 Prozent der untersuchten Gerüstbauer waren auch im erlernten Beruf tätig, im Gesamtkollektiv waren es mit 69,1 Prozent deutlich mehr. Dementsprechend kennzeichnete sich diese Berufsgruppe auch durch eine durchschnittliche Tätigkeitsdauer von nur 8,8 Jahren gegenüber 15,5 Jahren im Gesamtkollektiv. 4.2 Gesundheitszustand der Untersuchten Von den 170 untersuchten männlichen Gerüstbauern wiesen 33,5 Prozent 66,5 Prozent der keine auffälligen medizinischen Befunde auf (Gesamtkollektiv 26,4 Prozent). Probanden wiesen Auffälligkeiten auf. Das bedeutet, dass bei 66,5 Prozent aller Probanden gesundheitliche Auffälligkeiten vorhanden waren. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen jedoch um „Bagatellbefunde“, d.h. Befunde ohne eigentlichen Krankheitswert, wie z.B. leicht auffällige Blutwerte. Dieser Prozentsatz stieg erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter, lag dabei jedoch zumeist – vor allem aber bei den jüngeren Probanden – unter dem des ArGO-Kollektivs. So hatten in der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahre 56,5 Prozent der untersuchten Gerüstbauer mindestens einen auffälligen Befund zu verzeichnen (Gesamtkollektiv 63,6 Prozent), in der zweitältesten Gruppe waren es 85,2 Prozent (Gesamtkollektiv 89,2 Prozent). Unterdurchschnittliche viele Probanden mit auffälligem Befund. 21 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 16: Probanden der Berufsgruppe Gerüstbauer mit mindestens einem auffälligen Befund nach Altersgruppen (*aus Datenschutzgründen keine Angabe möglich) 100 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 80 93,8 89,2 85,2 75,575,2 73,6 66,5 in Prozent 63,6 56,5 60 45,5 40 20 * * 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 4.3 Welche Befunde traten bei Gerüstbauern auf? Krankheiten der Sinnesorgane und des Nervensystems traten bei den untersuchten Gerüstbauern mit 42,1 Prozent am häufigsten auf. Dieser Wert war deutlich höher als im Gesamtkollektiv mit 32 Prozent, wo dies ebenfalls die häufigste Befundgruppe war. Hier handelt es sich jedoch fast immer um z. B. leichte Schwerhörigkeit oder Kurz-/Weitsichtigkeit, die auch in der Allgemeinbevölkerung häufig auftreten. Muskel-Skeletterkrankungen wurden etwas seltener diagnostiziert (30,6 Prozent) und lagen damit ähnlich wie im Gesamtkollektiv (30,9 Prozent). Durchschnittliches Auftreten von Muskel-Skeletterkrankungen. An dritter Stelle lagen mit 19,4 Prozent Krankheiten der Verdauungsorgane, Mehr Krankheiten der Verdauungsordie deutlich häufiger auftraten als im Gesamtkollektiv mit 13,7 Prozent. gane. Der Wert für Kreislauferkrankungen war mit 13,3 Prozent gegenüber dem Weniger Kreislauferkrankungen. Gesamtkollektiv (19,4 Prozent) deutlich geringer. 22 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 17: Auffällige arbeitsmedizinische Befunde in Prozent der Untersuchten (altersstandardisiert) Krankheiten d. Nervensystems u. d. Sinnesorgane 42,1 32,0 30,6 30,9 Muskel- und Skeletterkrankungen Krankheiten der Verdauungsorgane 13,7 13,3 Krankheiten des Kreislaufsystems Verletzungen und Vergiftungen 6,7 9,4 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 5,5 6,4 Hauterkrankungen 0 5 19,4 11,0 6,0 Krankheiten der Atmungsorgane 19,4 10 15 20 25 30 35 40 45 in Prozent Verletzungen und Vergiftungen wurden bei den Gerüstbauern mit Mehr Verletzungen und Vergiftungen. 11 Prozent häufiger diagnostiziert als im Gesamtkollektiv (6 Prozent). (Das gegenüber den beschriebenen Arbeitsunfähigkeiten in Abschnitt 2.4 relativ seltene Auftreten von Verletzungen und Vergiftungen ist durch den Vorsorgecharakter der Untersuchungen bedingt.) Im Weiteren wurden die beiden Erkrankungsschwerpunkte Muskel- und Skeletterkrankungen sowie Kreislauferkrankungen näher untersucht. Die folgenden Abbildungen zeigen zunächst eine differenzierte Aufstellung der Befunde im Muskel-/Skelett-Bereich. Besonders häufig traten Rückenerkrankungen bei 20,6 Prozent der Probanden in Form von Dorsopathien der Lendenwirbelsäule und der unteren Brustwirbelsäule auf (Gesamtkollektiv 17,5 Prozent). Gelenkerkrankungen waren bei der Berufsgruppe Gerüstbauer vor allem Mehr Gelenkerdurch Arthropathien der unteren Extremitäten gekennzeichnet, die bei krankungen. 11,5 Prozent der Untersuchten auftraten (Gesamtkollektiv 9,1 Prozent). Auch Arthropathien der oberen Extremitäten traten deutlich häufiger auf als im Gesamkollektiv (9,3 gegenüber 6,1 Prozent der Probanden). 23 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 18: Muskel-/Skeletterkrankungen, Befunde in Prozent der Untersuchten Rückenerkrankungen 18,7 20,6 * Dorsopathien der HWS und oberen BWS 2,7 Dorsopathien der LWS und unteren BWS 20,6 17,5 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv Gelenkerkrankungen 13,3 Arthropathien der oberen Extremitäten 9,3 6,1 Arthropathien der unteren Extremitäten 11,5 9,1 0 15,4 5 10 *aus Datenschutzgründen keine Angabe möglich 15 20 25 in Prozent Abbildung 19: Körperliche Untersuchungen, Befunde im Bereich „Rücken“ in Prozent der Untersuchten Auffällige Wirbelsäulenform gesamt 24,1 23,0 7,9 Fix. Skoliose der BWS 6,9 7,5 7,2 Fix. Skoliose der LWS 5,6 Abgeflachte phys. Krümmung 3,8 Sonstige Auffälligkeiten WSForm Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 4,9 4,0 4,3 BWS-Kyphose verstärkt 8,8 3,1 2,3 LWS-Lordose verstärkt Eingeschränkte Wirbelsäulenbeweglichkeit gesamt 12,5 13,0 LWS-Beweglichkeit eingeschränkt 11,5 10,8 0 5 10 15 20 25 30 in Prozent 24 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Eine genauere Differenzierung der Befunde im Bereich „Rücken“ zeigte vor allem Häufungen bei der Wirbelsäulenform. Hier waren Skoliosen der BWS und eine abgeflachte physische Krümmung häfigere Befunde als im Gesamtkollektiv. Die Differenzierung der Befunde im Bereich „Gelenke“ ergab Auffälligkeiten bei den oberen Extremitäten für Funktionseinschränkungen der Schultergelenke (3,7 gegenüber 3 Prozent im Gesamtkollektiv). Die Analyse ausgewählter Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen ergab für Bluthochdruck mit 10,1 Prozent einen Diagnoseschwerpunkt (Gesamtkollektiv 13,6 Prozent). Der Wert lag jedoch deutlich unter dem des Gesamtkollektiv. Es zeigte sich auch, dass bei der Berufsgruppe der Gerüstbauer etwas öfter ein erhöhter Cholesterinwert oder Übergewicht festgestellt wurden als im Gesamtkollektiv. Abbildung 20: Kreislauferkrankungen und Risikofaktoren, Befunde in Prozent der Untersuchten Krankheiten des Kreislaufsystems Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 10,1 Bluthochdruck 13,6 Sonstige Krankheiten des Kreislaufsystems 3,9 6,9 Krankheiten des Kreislaufsystems gesamt 13,3 19,4 Risikofaktoren für HerzKreislauferkrankungen Erhöhter Cholesterinwert (>250 mg/dl) 20,8 19,5 Übergewicht (BMI>30 kg/qm) 18,8 18,0 0 5 10 15 20 25 in Prozent 25 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer 4.4 Ärztliche Beurteilung und Empfehlungen Der Anteil der Probanden, bei denen gesundheitliche Bedenken bei der Fortsetzung der Tätigkeit bestanden6, war mit 23,5 Prozent höher als im Gesamtkollektiv (19,0 Prozent). Dies fiel vor allem bei den Altersgruppe zwischen 35 und 54 Jahren auf. Bedenken bei Fortsetzung der Tätigkeit bei knapp einem Viertel der Probanden. Abbildung 21: Anteile der Probanden, bei denen gesundheitliche Bedenken bei der Fortsetzung der Tätigkeit bestanden 100 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv in Prozent 80 60 44,4 39,3 40 24,5 20 7,9 11,311,1 27,5 23,5 19,0 16,1 * * 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre *aus Datenschutzgründen keine Angabe möglich 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 34,1 Prozent der untersuchten Gerüstbauer erhielten zudem die Empfehlung, einen Haus-/Facharzt aufzusuchen. Dies war jedoch deutlich seltener als im Gesamtkollektiv (48,1 Prozent). Die abschließende Beurteilung durch den untersuchenden Arzt ergab bei 28 Prozent der Probanden nur unter bestimmten Voraussetzungen keine gesundheitlichen Bedenken bzgl. der Fortsetzung der Tätigkeit, was deutlich häufiger war als im Gesamtkollektiv (18,8 Prozent). Fortsetzung der Tätigkeit nur unter bestimmten Voraussetzungen bei 28 Prozent. 23,4 Prozent der Probanden wurde zudem die Verwendung des persönlichen Gehörschutzes empfohlen (im Einklang mit dem relativ hohen Anteil diesbezüglicher Befunde). Dies waren jedoch weniger als im Gesamtkollektiv mit 25,9 Prozent. Die Benutzung von Hautschutzmitteln, Ausgleichssport und v.a. Gewichtsabnahme wurden deutlich öfter empfohlen als im ArGO- 6 Hier wurden alle Personen zusammengefasst, die nicht die Beurteilung „keine gesundheitlichen Bedenken“ erhielten, d. h. Probanden mit „dauernden“ oder „befristeten“ Bedenken, bzw. mit der Beurteilung „keine gesundheitlichen Bedenken unter bestimmten Voraussetzungen“. 26 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Kollektiv. Abbildung 22: Gesundheitsfördernde Empfehlungen in Prozent (altersstandardisiert) 23,4 Persönlichen Gehörschutz benutzen 25,9 17,4 Hautschutzmittel verwenden 12,3 13,1 Ausgleichssport 9,7 10,5 Gewichtsabnahme Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 5,5 4,6 Rauchen einstellen 3,9 0 5 10 15 20 25 30 in Prozent 27 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer 5 Arzneimittelverordnungen7 5.1 Wie viele Arzneimittelverordnungen gab es? Bei den Gerüstbauern gab es insgesamt 2.078 Verordnungen, das entspricht gerundet etwa 44.700 Tagesdosen8 an Medikamenten. Insgesamt wurden 56 Prozent der Gerüstbauer mindestens einmal ein Arzneimittel verordnet. Dieser Anteil stieg mit zunehmendem Alter von 38,9 Prozent in der jüngsten Gruppe bis auf 95,8 Prozent in der ältesten an und war damit gegenüber dem Gesamtkollektiv in der jüngsten Gruppe deutlich niedriger, in der ältesten dagegen deutlich erhöht. 56 Prozent erhielten mindestens einmal ein Arzneimittel. Abbildung 23: Verordnungen je 100 VJ nach Altersgruppen 120 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 100 95,8 77,1 80 60 40 56,7 59,3 54,4 62,262,0 66,8 62,5 56,0 57,6 38,9 20 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Ebenso mit dem Alter ansteigend waren die Verordnungen je 100 ganzjährig versicherter Gerüstbauer. Dies ist verglichen mit dem Gesamtkollektiv jedoch als unterdurchschnittlich einzustufen. Die jüngste und die beiden ältesten Altersgruppen hatten gegenüber dem Gesamtkollektiv deutlich niedrigere Werte zu verzeichnen und waren so Ursache für den geringeren Gesamtwert der Berufsgruppe Gerüstbauer. 7 8 Mit dem Alter unterdurchschnittlich ansteigende Arzneimittelverordnungen. Diesem Teil der Auswertungen liegen die Arzneimitteldaten der beteiligten Krankenkassen für 2000 zu Grunde. Es handelt sich um die Arzneimittelverordnungen der unter 2.1 beschriebenen Personengruppe männlicher Gerüstbauer. Bei den Tagesdosen handelt es sich um durchschnittliche, theoretische Einnahmedauer. 28 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 24: Verordnungen je 100 VJ nach Altersgruppen 900 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 800 773,5 700 613,5 600 497,6 500 411,8 400 354,0 300 327,2 361,8352,3 349,1 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 344,8 309,3 260,0 200 100 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Stellt man den Verordnungen je 100 ganzjährig versicherter Gerüstbauer die Tagesdosen je 100 VJ gegenüber, so fiel der Anstieg mit dem Alter noch deutlicher aus. Auch lagen die Werte gegenüber dem Gesamtkollektiv in der jüngsten und den beiden ältesten Gruppen deutlich niedriger. Abbildung 25: Verordnungen/Tagesdosen je 100 VJ nach Altersgruppen 3.000 2.500 40.000 Verordnungen je 100 VJ Tagesdosen je 100 VJ 35.000 30.000 25.669 2.000 25.000 1.500 20.000 15.000 1.000 500 0 6.029 7.587 8.845 3.864 260,0 Bis 25 Jahre 10.000 613,5 327,2 361,8 5.000 349,1 0 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen 29 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 26: Mittlere Einnahmedauer in Tagen nach Altersgruppen 50 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 45 44,1 40 41,9 35,2 35 30 23,0 25 20 25,0 28,4 27,2 23,4 20,0 20,0 15,9 15,8 15 10 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Die mittlere Einnahmedauer stieg ebenfalls - wie auch im Gesamtkollektiv mit dem Alter an. Hier hat die älteste Gruppe der Gerüstbauer einen erhöhten Wert zu verzeichnen. 5.2 Welche Arzneimittel wurden verordnet?9 38,5 Prozent der Gerüstbauer erhielten mindestens eine Verordnung für Muskel-Skelettsystemerkrankungen. Dieser Anteil lag deutlich über dem im Gesamtkollektiv (31,9 Prozent). Fast 40 Prozent erhielten Arzneimittel gegen Muskel-Skeletterkrankungen. Arzneimittel gegen Erkrankungen der Atemorgane oder Infektionen wurden bei der Berufsgruppe der Gerüstbauer ähnlich vielen Personen (29,9 bzw. 29,2 Prozent) verordnet wie im Gesamtkollektiv (28,6 bzw. 28,9 Prozent). Weniger Personen mit Verordnungen gab es dagegen in den Bereichen Unterdurchschnittzentrales Nervensystem (19,8 gegenüber 22,7 Prozent im Gesamtkollektiv) liche Verordnungen bei Herz-Kreislauf. und v.a. Herz-Kreislaufsystem (9,9 gegenüber 13,6 Prozent im Gesamtkollektiv). 9 Die Auswertung der Arzneimittelverordnungen erfolgte auf der Grundlage der anatomisch-therapeutischen Klassifikation von Arzneimitteln (ATC-Code). 30 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 27: Anteil Personen mit mindestens einer Verordnung in der jeweiligen Arzneimittelgruppe je 100 VJ (altersstandardisiert) Muskel- und Skelettsystem 31,9 38,5 29,9 28,6 Atemorgane 29,2 28,9 Infektionskrankheiten 19,8 22,7 Zentrales Nervensystem 19,3 19,8 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 15,5 16,6 Haut 13,1 15,2 Nichtklassifizierbares Anwendungsgebiet 9,9 Herz- und Kreislaufsystem 13,6 8,1 8,6 Sinnesorgane Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 5,0 5,5 Hormonsystem 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Anteil Personen mit mind. 1 Verordnung in % Abbildung 28: Verordnungen je 100 VJ für ausgewählte Arzneimittelgruppen (altersstandardisiert) Muskel- und Skelettsystem 64,9 76,0 58,0 63,4 Atemorgane 45,8 47,3 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 44,6 44,0 Infektionskrankheiten 35,1 Zentrales Nervensystem Herz- und Kreislaufsystem 31,6 Nichtklassifizierbares Anwendungsgebiet 29,3 32,0 42,3 52,5 27,3 30,1 Haut 11,0 13,1 Sinnesorgane Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 7,1 10,4 Hormonsystem 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Verordnungen je 100 VJ Auch bei der Betrachtung der Verordnungen je 100 ganzjährig Versicherten lagen die Werte für Arzneimittel im Bereich Muskel-Skelettsystem deutlich 31 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer höher, die im Bereich Herz-Kreislaufsystem erheblich niedriger als im Gesamtkollektiv. Abbildung 29: Tagesdosen je 100 VJ für ausgewählte Arzneimittelgruppen (altersstandardisiert) 1.962 Herz- und Kreislaufsystem Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 1.331 1.172 Muskel- und Skelettsystem 1.329 1.265 3.439 1.323 1.512 Atemorgane 685 741 Haut Infektionskrankheiten 416 426 Blut und blutbildende Organe 393 359 384 618 Zentrales Nervensystem 380 537 Hormonsystem 304 410 Sinnesorgane 0 500 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 Tagesdosen je 100 VJ Die Analyse der Tagesdosen je 100 Versichertenjahre, also der durchschnittlichen Einnahmezeit je ganzjährig versichertem Gerüstbauer (d.h. inklusive der Personen ohne eine Verordnung), zeigte die Arzneimittel für den Bereich Herz-Kreislaufsystem an erster Stelle. Dies ist dadurch zu erklären, dass Herz-Kreislauferkrankungen oftmals längere Behandlungsdauern nach sich ziehen als andere Erkrankungsarten. Der Wert lag jedoch deutlich unter dem des Gesamtkollektivs. Im Folgenden wurden die beiden Arzneimittelgruppen Schmerzmittel und Mittel gegen Herz-Kreislauferkrankungen noch einer Analyse nach dem Alter der betroffenen Personenkreise unterzogen. Die Abbildung zeigt, dass Schmerzmittel vor allem in den Gruppen zwischen 25 und 44 Jahre sowie in der ältesten Gruppe verordnet wurden. HerzKreislauf-Medikamente traten vor allem in der ältesten Gruppe auf. Letztere zeigten damit eine deutlich stärkere Altersabhängigkeit. Betrachtet man dagegen den Anteil, den Schmerzmittel an den Gesamtverordnungen in einer Altersgruppe hatten, so ging dieser Anteil mit steigendem Alter zurück, da zusätzlich vermehrt andere Arzneien verordnet wurden. Die Bedeutung von Herz-Kreislauf-Arzneien nahm jedoch zu, was auf einen Zusammenhang mit dem Alter hinweist. 32 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 30: Personen einer Altersgruppe mit mindestens einer Verordnung der Arzneimittelgruppe je 100 VJ 60 Schmerzmittel 50 Mittel gegen Herz- und Kreislauferkrankungen 52,9 49,8 48,5 44,4 40 30 33,6 31,3 31,3 20 10 1,5 4,7 5,9 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 8,4 6,3 0 Bis 25 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Abbildung 31: Anteil der Arzneimittelgruppe an den gesamt verordneten rezeptpflichtigen Arzneimitteln je Altersgruppe 16 14,8 13,7 14 Schmerzmittel Mittel gegen Herz- und Kreislauferkrankungen 12,0 12,8 12 10 9,0 8,6 8 5,5 6 4 2 0,6 1,4 1,6 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 2,4 1,8 0 Bis 25 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 33 ArGO 6 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Arbeitsunfähigkeiten und Arzneimittelverordnungen? Im Folgenden wurden kombinierte Analysen von Arzneimittelverordnungen und Arbeitsunfähigkeitsdaten durchgeführt. Die Abbildung zeigt, dass nach Alter betrachtet erwartungsgemäß der Anteil der Personen, die weder arbeitsunfähig waren noch ein Arzneimittel verordnet bekamen, tendenziell zurück ging. Die Ausnahme hierbei bildete die zweitälteste Gruppe, die den zweithöchsten Anteil an Personen ohne Arbeitsunfähigkeit oder Arzneimittelverordnung aufwies. Anteil der „komplett Gesunden“ mit dem Alter rückläufig. Personen, die dagegen sowohl eine Arbeitsunfähigkeit als auch eine Arzneimittelverordnung hatten, nahmen anteilig mit dem Alter tendenziell zu, ebenfalls mit Ausnahme der zweitältesten Gruppe. Erkennbar ist zudem, dass die Anteile arbeitsunfähiger Personen ohne eine Verordnung mit dem Alter tendenziell rückläufig waren, während Verordnungen ohne Arbeitsunfähigkeit zunahmen. Abbildung 32: Anteile der Personen mit oder ohne Verordnungen und/oder Arbeitsunfähigkeit je Altersgruppe Bis 25 Jahre 35,1 25 bis 34 Jahre 26,0 35 bis 44 Jahre 24,8 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter 26,0 19,6 13,0 28,0 4,2 Gesamt 8,8 Personen ohne Verordnung, aber mit AU-Fall 53,4 11,9 Personen mit Verordnung, aber ohne AU-Fall 45,7 Personen mit Verordnung und mit AU-Fall 70,8 17,3 20 Personen ohne Verordnung und ohne AU-Fall 46,2 25,0 10 33,6 8,2 14,4 26,7 0 5,3 30 8,9 40 50 47,1 60 70 80 90 100 Anteil Personen in Prozent Betrachtet man einzelne Arzneimittel- oder Erkrankungsschwerpunkte in Kombination, so fällt auf, dass in der Berufsgruppe der Gerüstbauer mit 5,8 Prozent ein deutlich geringerer Anteil der Personen, die nicht krankgeschrieben waren, Verordnungen im Muskel-Skelett-Bereich zeigte, als dies im Gesamtkollektiv der Fall war (9,8 Prozent). Ähnliches gilt für Medikamente der Bereiche Herz-Kreislauf, Haut und Atemwege. 34 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 33: Anteile der Personen ohne Arbeitsunfähigkeit, die eine Verordnung der ausgewiesenen Arzneimittelgruppe hatten 7,5 Infektionskrankheiten Muskel- und Skelettsystem 5,8 Nichtklassifizierbares Anwendungsgebiet 5,8 5,9 Haut 5,5 Atemorgane 5,5 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 4,2 Zentrales Nervensystem 4,2 Herz- und Kreislaufsystem 3,2 Sinnesorgane 3,2 0 2 8,2 9,8 7,8 8,7 5,8 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 5,5 7,2 4,0 4 6 8 10 12 14 16 Personen ohne AU aber mit Verordnung in Prozent Abbildung 34: Anteile der Personen ohne Verordnung, die eine Arbeitsunfähigkeit in der ausgewiesenen Erkrankungsgruppe hatten Verletzungen und Vergiftungen 14,3 Muskel- und Skeletterkrankungen 10,1 18,4 13,9 7,3 7,3 Krankheiten der Atmungsorgane 5,2 5,1 Krankheiten der Verdauungsorgane 4,7 4,4 Infektiöse und parasitäre Krankheiten Symptome und Affektionen 2,2 3,4 1,6 1,2 Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane Krankheiten des Kreislaufsystems 0,8 0,8 Hauterkrankungen 0,8 0,8 0 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 5 10 15 20 Personen ohne Verordnung aber mit AU in Prozent 35 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Gerüstbauer, die krankgeschrieben waren, erhielten v.a. für Verletzungen Weniger Verordund Vergiftungen und Muskel-/Skeletterkrankungen deutlich seltener eine nungen bei Arbeitsunfähigkeit. Arzneimittelverordnung als das im Gesamtkollektiv der Fall war. 36 ArGO 7 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Ergebnisse der Befragung Da die Daten der Projektpartner über die konkrete Arbeitssituation und persönliches Empfinden von Belastungen im Beruf nur bedingt Auskunft geben können, wurde im Projekt eine Befragung durchgeführt. Diese umfasste mehrere Themenbereiche, wie Arbeitsorganisation, Betriebsklima oder subjektiv empfundenes körperliches Befinden, aber auch Fragen zur Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen oder Belastungen durch Lärm oder Witterung. Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse für die Berufsgruppe der Gerüstbauer im Vergleich zu den insgesamt befragten Personen dargestellt. Die vorliegenden Ergebnisse beziehen sich auf 81 männliche Gerüstbauer, das in diesem Teil der Auswertungen zu Grunde liegende Gesamtkollektiv umfasst 4.253 männliche Probanden. Diese Zahlen können natürlich nur erste Hinweise geben, v.a. da die Befragtengruppe der Gerüstbauer verhältnismäßig klein ist. Um Maßnahmen zu bestimmen oder einen Problembereich zu konkretisieren sind weitere betriebsbezogene Analysen notwendig. 37 ArGO 7.1 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Äußere Bedingungen am Arbeitsplatz Die folgenden Abbildungen geben zunächst einen Überblick über das subjektive Empfinden verschiedener Bedingungen am Arbeitsplatz. Abbildung 35: Äußere Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Gerüstbauer gegenüber dem Gesamtkollektiv10 76,5 71,0 Lärmeinwirkung Sonstige Staubeinwirkungen 40,2 34,6 Steinstaub Löt- und Schweißrauch 19,8 25,9 Künstliche Mineralfasern 25,9 25,3 Lösungsmittel 12,3 ArGO-Kollektiv 9,9 9,2 6,2 4,6 22,1 27,4 6,1 6,1 6,1 8,0 6,1 3,6 7,4 6,0 21,8 9,9 14,2 Kunstharze Berufsgruppe Gerüstbauer 7,4 5,8 38,5 18,4 14,1 Säuren, Laugen, Lösungsmittel 0 20 11,1 12,6 9,9 5,6 19,7 22,8 Sonstige hautbelastende 17,3 11,1 24,7 13,7 Holzstaub 47,8 32,1 Zement Sonstige Gefahrstoffe 50,6 22,2 18,5 5,0 3,8 40 60 80 Kommt vor 0 20 40 60 80 Belastet/führt zu Beschwerden Lärmeinwirkung kam bei den befragten Gerüstbauern mit 76,5 Prozent ins- Häufige Lärmbelasgesamt etwas häufiger vor als im Gesamtkollektiv (71 Prozent). Sie führte tung und Staubeinwirkung. auch häufiger zu Belastungen und Beschwerden. Ähnlich die sonstigen Staubeinwirkungen sowie Löt- und Schweißrauch oder die sonstigen Gefahrstoffe. Zwar immer noch vergleichsweise häufig aber dem Gesamtkollektiv gegenüber viel seltener wurden Steinstaub und Zement genannt, jedoch führte letzterer zu mehr Belastungen oder Beschwerden als im Gesamtkollektiv. 10 Für diese und alle folgenden gleichartigen Grafiken gilt: Die Kategorie „kommt vor“ umfasst die Kategorien „belastet“ und „führt zu Beschwerden“, die Kategorien „belastet“ und „führt zu Beschwerden“ wurden für die Darstellung zusammengefasst. 38 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 36: Körperliche Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Gerüstbauer gegenüber dem Gesamtkollektiv 81,4 75,7 Bücken 13,5 22,3 74,0 63,0 Heben und Tragen von Gewichten über 25 kg 27,1 25,5 70,4 69,2 Knien 12,4 21,4 70,3 60,7 Stehen Überkopfarbeit 62,9 44,1 Verdrehte Körperhaltung 8,6 8,0 46,9 16,0 10,7 61,7 18,5 15,4 59,2 55,9 Hocken Heben und Tragen von Gewichten von 10 bis 25 kg 33,9 11,1 12,0 51,9 8,2 18,5 25,9 Sitzen Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 4,9 5,5 17,2 15,7 Heben und Tragen von Gewichten unter 10 kg 0 20 24,7 2,4 2,2 40 60 80 100 Kommt vor 0 20 40 60 80 100 Belastet/führt zu Beschwerden Fast alle der abgefragten körperlichen Bedingungen der Arbeit wurden bei den Gerüstbauern häufiger genannt als im Gesamtkollektiv. Vor allem Bücken (81,4 Prozent) sowie Heben und Tragen von Gewichten über 25 kg (74 Prozent standen bei den befragten Gerüstbauern hier an der Spitze der Nennungen und kamen deutlich häufiger vor als im Gesamtkollektiv (75,7 bzw. 63 Prozent). Mit 13,5 Prozent fühlten sich jedoch deutlich weniger der Gerüstbauer durch Bücken belastet oder hatten Beschwerden als im Gesamtkollektiv. Ähnliches gilt für die Belastungen durch Knien. Überkopfarbeit, verdrehte Körperhaltung sowie Heben und Tragen von Gewichten von 10 bis 25 kg kamen deutlich häufiger vor als im Gesamtkollektiv und führten deutlich öfter zu Belastungen oder Beschwerden. Gerüstbauer fühlten sich durch Überkopfarbeit und Heben und Tragen von Gewichten von 10 bis 25 kg mehr belastet. 39 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 37: Klimatische Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Gerüstbauer gegenüber dem Gesamtkollektiv Zugluft 69,1 59,8 Nässe 69,1 67,8 19,7 21,3 Kälte 69,1 67,4 19,7 19,7 14,8 16,5 68,0 Hitze 16,1 12,0 53,9 44,5 48,7 Sonneneinstrahlung Berufsgruppe Gerüstbauer 0 20 40 6,2 9,7 60 ArGO-Kollektiv 80 100 Kommt vor 0 20 40 60 80 100 Belastet/führt zu Beschwerden Die befragten Gerüstbauer waren allen abgefragten klimatischen Bedingungen außer Sonneneinstrahlung häufiger ausgesetzt als die Befragten im ArGO-Kollektiv insgesamt. Jedoch führte dies nur bei Hitze zu erhöhten Belastungen oder Beschwerden. Ungünstige klimatische Einflüsse führten nur bei Hitze zu erhöhten Belastungen oder Beschwerden. Abbildung 38: Sonstige Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Gerüstbauer gegenüber dem Gesamtkollektiv Fahrtätigkeit mit LKW 45,7 0,0 15,0 1,7 Arbeiten bei ungünstiger Beleuchtung 33,3 4,9 20,8 6,4 24,7 Sonstige Fahrtätigkeiten 3,7 24,2 2,1 19,7 Vibrationen durch handgeführte Maschinen 7,4 38,6 7,5 6,2 Fahrtätigkeit mit Radlader 2,5 11,1 1,6 6,2 7,1 Bildschirmarbeit 3,7 Fahrtätigkeit mit Bagger Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 3,7 1,7 3,7 8,0 0 10 1,6 20 30 40 50 Kommt vor 0 10 20 30 40 50 Belastet/führt zu Beschwerden 40 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Fahrtätigkeiten mit LKW und Arbeiten bei ungünstiger Beleuchtung kamen bei den Gerüstbauern zwar häufiger vor, führten aber seltener zu Belastungen oder Beschwerden. Auffällig ist, dass Vibrationen durch handgeführte Maschinen zwar insgesamt deutlich seltener auftraten als im Gesamtkollektiv, jedoch ebenso oft zu Belastungen oder Beschwerden führten. Eng mit den äußeren Arbeitsplatzbedingungen verknüpft ist die Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen. Die Befragungsergebnisse hierzu finden sich in der folgenden Abbildung. Abbildung 39: Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen in der Berufsgruppe Gerüstbauer gegenüber dem Gesamtkollektiv11 Wie oft tragen/ verwenden Sie ... ? 4,58 einen Schutzhelm 3,00 4,97 Sicherheitsschuhe 4,53 4,77 Schutzhandschuhe 3,83 2,54 2,42 Atemschutzmasken/ -geräte 2,77 2,92 Gehörschutz 2,10 2,21 Hautschutzmittel Sicherheitsgeschirr 2,08 Schutzanzug 2,05 1,50 sonstige Schutzausrüstungen 2,41 2,64 1,83 4,81 Wird die Ausrüstung vom Arbeitgeber bereitgestellt? Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 4,43 1 2 Nie Selten 3 Gelegentlich 4 Häufig 5 Immer Vor allem Schutzhelm, Sicherheitsschuhe, Schutzhandschuhe und Schutzanzug wurden in der Berufsgruppe Gerüstbauer deutlich häufiger verwendet als im Gesamtkollektiv. Seltenere Verwendung finden Gehörschutz und Hautschutzmittel. Dies ist vermutlich durch die Tätigkeit als Gerüstbauer bedingt. Die Schutzausrüstung wird bei den befragten Gerüstbauern deutlich häufiger vom Arbeitgeber bereitgestellt als im Gesamtkollektiv. 11 Dargestellt werden hier die Mittelwerte der in Noten überführten Kategorien. 41 ArGO 7.2 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Organisation und Betriebsklima Neben den bisher aufgeführten äußeren Arbeitsbedingungen spielen auch „weiche“ Faktoren, wie Organisation und Betriebsklima eine wichtige Rolle im Arbeitsleben und somit für das Wohlbefinden der Beschäftigten. Daher wurde auch dieser Bereich in der Befragung im ArGO-Projekt berücksichtigt. Abbildung 40: Häufigste arbeitsorganisatorische Bedingungen in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Gerüstbauer gegenüber dem Gesamtkollektiv 61,7 55,9 Zeit- oder Termindruck, Hektik 49,3 44,0 Hohe Verantwortung 12,3 9,5 44,4 Überstunden, lange Arbeitszeit 16,0 11,8 32,8 43,3 Fehlende Anerkennung von Vorgesetzten 19,8 12,7 27,1 42,0 Lange Anfahrtswege zur Arbeitsstätte 17,3 12,9 33,8 42,0 Widersprüchliche Anforderungen, unklare Anweisungen 28,1 Überforderung 14,0 37,0 38,1 Schlechte Zuarbeit, schlechte Zusammenarbeit, kein Teamwork 7,4 30,9 16,9 30,9 21,1 0 10 20 30 12,6 40 24,7 11,1 12,8 21,9 Fehlende Information über die wirtschaftl. Situation des Betriebes ArGO-Kollektiv 6,1 8,5 46,9 42,5 Starke Konzentration oder Anspannung Berufsgruppe Gerüstbauer 28,4 25,2 50 60 70 Kommt vor 0 21,0 10 20 30 40 50 60 Belastet/führt zu Beschwerden Zeit- oder Termindruck und Hektik traten bei fast zwei Dritteln der Gerüst- Belastung durch bauer auf und damit deutlich häufiger als im Gesamtkollektiv. Auch die widersprüchliche Anforderungen. meisten übrigen arbeitsorganisatorischen Belastungen kamen bei den Gerüstbauern deutlich häufiger vor als im Gesamtkollektiv. Zu deutlich mehr Belastungen oder Beschwerden führten v.a. widersprüchliche Anforderungen, fehlende Anerkennung durch Vorgesetzte und fehlende Information über die wirtschaftliche Situation des Betriebes. Deutlich weniger Belastungen traten durch Überforderung auf. 42 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 41: Betriebsklima in der Berufsgruppe Gerüstbauer gegenüber dem Gesamtkollektiv12 Bei uns legt man Wert darauf, dass die Mitarbeiter gerne hier arbeiten 3,72 3,86 3,63 3,71 Bei uns ist das Wohlergehen der Mitarbeiter wichtig Über wichtige Dinge und Vorgänge in unserem Betrieb sind wir ausreichend informiert 3,42 3,43 3,14 Man muss sich nicht durch Schweigen vor Intrigen schützen 3,45 Problemlösungen im Gespräch mit den Vorgesetzten in Übereinstimmung mit den Mitarbeitern 3,35 3,60 3,37 3,52 Die Vorgesetzten gehen auf unsere Sorgen und Beschwerden ein Es gibt bei uns keine unzulänglichen Arbeitsbedingungen 3,09 Der Gemeinschaftssinn ist bei uns ausgeprägt, hier denkt keiner nur an sich selbst 3,06 Information über die geplante Einführung von neuen Einrichtungen ist ausreichend ArGO-Kollektiv 3,47 3,22 3,36 Interessante und außergewählichen Aufgaben werden fair verteilt Berufsgruppe Gerüstbauer 3,63 3,17 3,29 1 Stimmt nicht 2 Stimmt eher nicht 3 4 5 Stimmt teils/teils Stimmt ziemlich Stimmt Es zeigten sich bei den Fragen zum Betriebsklima für die Berufsgruppe der Gerüstbauer fast durchgängig deutlich schlechtere Werte als im Gesamtkollektiv. Dies fällt vor allem bei den unzulänglichen Arbeitsbedingungen und dem fehlenden Gemeinschaftssinn auf. 7.3 Subjektiv empfundener Gesundheitszustand Die befragten Gerüstbauer schätzten ihren Gesundheitszustand insgesamt etwas besser als „gut“ ein und lagen dabei etwas über dem Gesamtkollektiv. Im Vergleich zum Vorjahr schätzten sie ihren Gesundheitszustand etwa gleich ein, ähnlich wie das Gesamtkollektiv. Subjektiv empfundener Gesundheitszustand etwas besser als im Gesamtkollektiv. Gegenüber dem Gesamtkollektiv wurden die befragten Gerüstbauer nach eigener Einschätzung etwas leichter krank. Der Aussage „Ich erfreue mich ausgezeichneter Gesundheit“ stimmten die Gerüstbauer jedoch etwas häufiger zu als die Befragten im Gesamtkollektiv. 12 Dargestellt werden hier und in den folgenden Abbildungen die Mittelwerte der in Noten überführten Kategorien. 43 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Abbildung 42: Subjektives Empfinden des Gesundheitszustandes in der Berufsgruppe Gerüstbauer gegenüber dem Gesamtkollektiv 3,33 Gesundheitszustand allgemein 3,08 1 schlecht 2 weniger gut 3 gut 4 sehr gut 5 ausgezeichnet Berufsgruppe Gerüstbauer 3,01 Gesundheitszustand im Vergleich zum vergangenen Jahr ArGO-Kollektiv 2,94 1 derzeit viel schlechter 2 derzeit etwas schlechter 3 derzeit etwa gleich 4 derzeit etwas besser 5 derzeit viel besser Abbildung 43: Empfundene Gemütszustände in der Berufsgruppe Gerüstbauer gegenüber dem Gesamtkollektiv Wie oft waren Sie in den vergangenen 4 Wochen ... ? 4,04 4,15 voller Schwung 4,34 4,39 ruhig und gelassen voller Energie 4,11 4,18 glücklich 3,93 4,19 Berufsgruppe Gerüstbauer ArGO-Kollektiv 1 nie 2 selten 3 manchmal 4 ziemlich oft 5 meistens 6 immer 5,17 5,12 entmutigt und traurig erschöpft 4,10 4,30 müde 3,74 3,99 sehr nervös 4,49 4,64 so niedergeschlagen, dass Sie nichts aufheitern konnte 5,04 5,19 1 immer 2 meistens 3 ziemlich oft 4 manchmal 5 selten 6 nie 44 ArGO Gesundheitsbericht Gerüstbauer Bei der Einschätzung bezüglich einiger Gemütszustände, die Auskunft über das subjektive Wohlbefinden geben, urteilten die befragten Gerüstbauer bei allen Aussagen außer „entmutigt und traurig“ etwas schlechter als das Gesamtkollektiv. Dies wird vor allem bei den Aussagen „müde“ und „glücklich“ deutlich. 45 ArGO 8 Gesundheitsbericht Gerüstbauer Erste Vorschläge für Präventionsmaßnahmen Aufgrund der in diesem Bericht vorgestellten Ergebnisse können wir Ihnen erste Präventionsmaßnahmen vorschlagen: 1. Schulungen zur Bedeutsamkeit und richtigen Verwendung von persönlichem Lärmschutz. 2. Bauspezifisches Rückentraining zur Verminderung von Wirbelsäulen- und Schulterbeschwerden durch Heben und Tragen, Überkopfarbeit und ungünstige Körperhaltungen (z. B. rückenschonendes Heben und Tragen, Übungen zur Kräftigung, Dehnung und Entspannung). 3. Arbeitsplatzbezogene Bewegungsberatung zur Vermeidung von Gelenkerkrankungen. 4. Ernährungsberatung zur Vermeidung von Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, erhöhter Cholesterinspiegel), die zum Auftreten von Herz-Kreislaufkrankheiten beitragen können. 5. Raucherentwöhnungskurse zur Vermeidung von Risikofaktoren, die Herz-Kreislaufkrankheiten begünstigen können. 6. Kurse zur Stressprophylaxe (Vermeidung von Risikofaktoren, die zum Auftreten von Herzkrankheiten beitragen können). 7. Schulungen zu Mitarbeiterführung, innerbetrieblicher Information und Kommunikation sowie Arbeitsorganisation zur Verbesserung des Betriebsklimas. Der Einsatz dieser Maßnahmen ist natürlich von den jeweiligen Besonderheiten Ihres Betriebes abhängig. Sprechen Sie uns an, wenn Sie nähere Informationen zu den genannten Vorschlägen wünschen! 46 GESUNDHEITSBERICHT für die BERUFSGRUPPE MAURER für den Zeitraum 01.01.2000 bis 31.12.2000 © erstellt durch: ArGO-Projektteam – Juli 2002 Dieser Bericht vermittelt Ihnen einen ersten Einblick in die gesundheitliche Situation bei der Berufsgruppe der Maurer im Vergleich zu allen Beschäftigten im ArGO-Kollektiv1. Die vorgelegten Daten sind als Einstieg gedacht. Ein Gesundheitsbericht wirft jedoch meist viele weitergehende Fragen auf. Wir helfen Ihnen, die Ursachen für Gesundheitsprobleme aufzudecken. Sprechen Sie uns an, wie sich Ihrer Meinung nach ein speziell auf die Bedürfnisse Ihrer Berufsgruppe zugeschnittenes Gesundheitsprogramm auf die Beine stellen lässt! Wir beraten Sie gerne! Ihr ArGO-Projektteam 1 Basis sind Daten von Versicherten der AOK Niedersachsen sowie der IKK Niedersachsen, IKK Braunschweig, IKK Weser-Ems, IKK Weserbergland, die im Baubereich beschäftigt sind. Hinzu kommen Daten der BauBerufsgenossenschaft Hannover sowie aus der im Rahmen des Projektes durchgeführten Befragung. Inhaltsverzeichnis 1 Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze ........................................................................3 2 Fehlzeiten wegen Krankheit ......................................................................................4 2.1 2.2 2.3 2.4 3 Die Beschäftigten der Berufsgruppe Maurer....................................................................... 4 Wie viele Fälle und Tage von Arbeitsunfähigkeit traten auf?.............................................. 6 Wie hoch war der Krankenstand? ....................................................................................... 8 Welche Erkrankungen traten auf?....................................................................................... 9 Das Unfallgeschehen in der Berufsgruppe Maurer ...............................................12 3.1 Welche Ursachen und welche Bedeutung hatten Unfälle?............................................... 12 3.2 Welcher Art waren die aufgetretenen Unfälle? ................................................................. 12 3.3 Wie kam es zu den Unfällen? ........................................................................................... 15 4 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen ....................................................18 4.1 4.2 4.3 4.4 5 Die Probanden der Berufsgruppe Maurer......................................................................... 18 Gesundheitszustand der Untersuchten............................................................................. 20 Welche Befunde traten bei Maurern auf? ......................................................................... 20 Ärztliche Beurteilung und Empfehlungen.......................................................................... 24 Arzneimittelverordnungen .......................................................................................27 5.1 Wie viele Arzneimittelverordnungen gab es?.................................................................... 27 5.2 Welche Arzneimittel wurden verordnet? ........................................................................... 29 6 Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Arbeitsunfähigkeiten und Arzneimittelverordnungen? .....................................................................................33 7 Ergebnisse der Befragung .......................................................................................36 7.1 Äußere Bedingungen am Arbeitsplatz .............................................................................. 36 7.2 Organisation und Betriebsklima ........................................................................................ 41 7.3 Subjektiv empfundener Gesundheitszustand ................................................................... 42 8 Erste Vorschläge für Präventionsmaßnahmen ......................................................45 IHRE ANSPRECHPARTNER: Bau-Berufsgenossenschaft Hannover Birgit Pavlovsky Tel.: 0511/987-2585 E-Mail: Birgit.Pavlovsky@bg22.bgnet.de AOK Niedersachsen Susanne Schott Tel.: 0511/8701-419 E-Mail: Susanne.Schott@nds.aok.de IKK Niedersachsen Andrea Fritzsche Tel.: 0511/12389-407 E-Mail: Andrea.Fritzsche@ikk-niedersachsen.ikk.de 2 ArGO 1 Gesundheitsbericht Maurer Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze • Der Krankenstand war mit 6,7 Prozent deutlich höher als der Vergleichswert für das ArGOKollektiv gesamt von 5,9 Prozent. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle lag in der Berufsgruppe Maurer niedriger als im ArGO-Kollektiv. Am höchsten war sie in der Altersgruppe der bis 24-Jährigen. • Muskel- und Skeletterkrankungen verursachten in der Berufsgruppe Maurer einen Krankenstand von 2,8 Prozent und hatten mit 39,3 Prozent den größten Anteil an den Fehltagen. Dies ist mehr als im ArGO-Vergleichskollektiv. Bei den jüngeren Beschäftigen entstanden die meisten Fehltage durch Verletzungen und Vergiftungen. Bei den älteren Beschäftigten wurden die meisten Fehltage durch Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes verursacht. • In der Berufsgruppe Maurer ereigneten sich 93,7 Prozent der Unfälle bei einer betrieblichen Tätigkeit außerhalb des Straßenverkehrs (Gesamtkollektiv 93 Prozent). Die Unfallzahlen waren bei jüngeren Maurern deutlich höher als bei den älteren. • Die meisten Unfälle führten zu Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich- und Quetschwunden, gefolgt von Erschütterungen und Oberflächenprellungen. Der am häufigsten verletzte Körperteil war der Bereich des Fußgelenks. • Fast ein Drittel der Unfälle trat beim Umgang mit Hand- und maschinellen Werkzeugen auf. • Bei den Vorsorgeuntersuchungen hatten die Maurer zu 79,4 Prozent mindestens einen auffälligen Befund (Gesamtkollektiv 73,6 Prozent). Hohe Anteile entfielen auf Erkrankungen der Sinnesorgane und des Nervensystems sowie Muskel- und Skeletterkrankungen. Für letztere lag der Wert mit 34,3 Prozent deutlich über dem des Gesamtkollektivs (30,9 Prozent). • Bei etwa einem Viertel der untersuchten Maurer bestanden in irgendeiner Form gesundheitliche Bedenken bei der Fortsetzung der Tätigkeit (dauernde oder befristete Bedenken bzw. Fortsetzung der Tätigkeit an bestimmte Bedingungen geknüpft). Dem Großteil der Probanden (56,3 Prozent) wurde zudem ein Haus-/Facharztbesuch empfohlen. • Insgesamt 63 Prozent der Maurer wurde mindestens einmal ein Arzneimittel verordnet. Die Verordnungen nahmen mit dem Alter der Beschäftigten zu. Etwa ein Drittel der Personen erhielt Verordnungen der Arzneimittelgruppe Muskel- und Skelettsystem, die damit den größten Anteil an den Verordnungen hatten. Nach Tagesdosen betrachtet, machen Arzneien für das Herz- Kreislaufsystem die wichtigste Gruppe aus. • Die Befragung in der Berufsgruppe Maurer ergab, dass Lärmeinwirkung von 73,4 Prozent der Befragten erlebt wurde und damit häufiger auftrat als im Gesamtkollektiv. Auch die meisten körperlichen Beanspruchungen wie Heben und Tragen traten häufiger auf als im Gesamtkollektiv, jedoch führte lediglich Arbeiten mit verdrehter Körperhaltung öfter zu Belastungen oder Beschwerden, obwohl es seltener auftrat als im Gesamtkollektiv. Zeit- oder Termindruck traten bei über der Hälfte der Befragten auf, dies entspricht dem Wert für das Gesamtkollektiv der Befragten. Auch die übrigen „weichen“ Faktoren zeigen gegenüber dem Gesamtkollektiv kaum Abweichungen. Lediglich Überforderung führt häufiger zu Belastungen oder Beschwerden als bei den Befragten insgesamt. Das subjektive Gesundheitsempfinden ist gegenüber dem Gesamtkollektiv unauffällig. 3 ArGO Gesundheitsbericht Maurer 2 Fehlzeiten wegen Krankheit 2.1 Die Beschäftigten der Berufsgruppe Maurer2 In der Berufsgruppe Maurer arbeiteten 26.860 pflichtversicherte Beschäftig- Sehr wenig Frauen. te, 42 Frauen und 26.818 Männer. Verglichen mit dem gesamten ArGOKollektiv (142.216 pflichtversicherte Beschäftigte der Bauwirtschaft) war der Männeranteil (99,8 Prozent, ArGO-Kollektiv 93,9 Prozent) deutlich erhöht und der Frauenanteil als vergleichsweise gering einzustufen. Aufgrund des geringen Frauenanteils werden im Folgenden nur die männlichen Maurer berücksichtigt. In der Berufsgruppe Maurer waren die Altersgruppen bis 34 Jahre mit einem Anteil von 41,3 Prozent geringer vertreten als im ArGO-Kollektiv (46,5 Prozent). Gruppe der bis 34jährigen hatte einen geringen Anteil. Am stärksten besetzt war die Altersgruppe der 35- bis 44-jährigen (26,6 Prozent), ähnlich wie im männlichen ArGO-Kollektiv (27,5 Prozent). Die Gruppe ab 55 Jahren hatte einen Anteil von 14,7 Prozent und war damit Älteste Gruppe vergleichsweise deutlich stärker als im ArGO-Kollektiv (10,1 Prozent). stark vertreten. Insgesamt unterschied sich die Altersstruktur somit etwas von der in der Baubranche durchschnittlichen Altersstruktur. Die genaue Verteilung in der Berufsgruppe Maurer ist in der nachstehenden Tabelle und der darauf folgenden Abbildung zu ersehen. Tabelle 1: Altersverteilung in der Berufsgruppe Maurer und des ArGO-Kollektivs (Männer) Anzahl Personen Altersgruppe Maurer ArGO-Kollektiv bis 24 Jahre 4.940 26.345 25 bis 34 Jahre 6.130 35.746 35 bis 44 Jahre 7.125 36.697 45 bis 54 Jahre 4.677 21.357 55 Jahre und älter 3.946 13.432 Gesamt 26.818 133.577 2 Diesem Abschnitt liegen die Auswertungen der Arbeitsunfähigkeitsdaten der beteiligten Krankenkassen für das Jahre 2000 zu Grunde. 4 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 1: Prozentuale Altersverteilung in der Berufsgruppe Maurer und des ArGOKollektivs (Männer) 30 26,8 25 in Prozent 20 26,6 27,5 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 22,9 18,4 19,7 17,4 16,0 15 14,7 10,1 10 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen 5 ArGO Gesundheitsbericht Maurer In der Berufsgruppe Maurer waren die Facharbeiter mit einem Anteil von Facharbeiter waren 78,7 Prozent die stärkste Gruppe. Im ArGO-Kollektiv war diese Gruppe mit die stärkste Gruppe. einem Anteil von 63,8 Prozent deutlich weniger stark vertreten. Zweitstärkste Gruppe waren in der Berufsgruppe Maurer die Auszubildenden (10,8 Prozent, ArGO-Kollektiv 12,7 Prozent). Der Anteil der Arbeiter, die nicht als Facharbeiter tätig sind, war in der Berufsgruppe Maurer dagegen mit 7,8 Prozent deutlich geringer als im männlichen ArGO-Kollektiv (19,1 Prozent). Deutlich weniger Arbeiter, die nicht als Facharbeiter tätig sind. Der Anzahl der männlichen Maurer (26.818) standen 21.333 Versichertenjahre gegenüber. Somit waren die Maurer häufig nicht ganzjährig als Maurer versichert. Die durchschnittliche Versicherungszeit der Maurer (291 Tage) lag damit ähnlich der des männlichen Gesamtkollektivs (292 Tage). 2.2 Wie viele Fälle und Tage von Arbeitsunfähigkeit traten auf? In der Berufsgruppe Maurer gab es 149,7 Fälle von krankheitsbedingter Vergleichsweise Abwesenheit pro 100 ganzjährig Beschäftigte (100 VJ). Im ArGO-Kollektiv weniger AU-Fälle. waren es 156,8 Fälle je 100 VJ. Die Versicherten der Berufsgruppe Maurer wurden damit seltener krankgeschrieben als die des ArGO-Kollektivs. Insgesamt waren in der Berufsgruppe Maurer 62,6 Prozent der Beschäftig- AU-Quote etwas ten mindestens einmal krankgeschrieben (im ArGO-Kollektiv 63,6 Prozent). geringer. Somit war die AU-Quote als vergleichsweise etwas geringer einzustufen. Im Durchschnitt dauerte ein Fall von Arbeitsunfähigkeit in der Berufsgruppe Maurer 16,3 Tage. Die Vergleichsgruppe wies einen Wert von 13,6 Tagen auf. In der Berufsgruppe Maurer war somit eine Krankschreibung im Einzelfall länger als im ArGO-Kollektiv. In der jüngsten Altersgruppe der Berufsgruppe Maurer dauerte ein Fall im Schnitt nur 6,7 Tage, bei den Ältesten dagegen 39,7 Tage. In der Berufsgruppe Maurer nahm die Fallhäufigkeit mit zunehmendem Alter der Beschäftigten tendenziell – außer in der ältesten Gruppe - ab. Dies ist ein typisches Ergebnis. Die Anzahl der AU-Tage stieg dagegen erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter der Beschäftigten an. Ein erheblicher Teil der Arbeitsunfähigkeitstage ist gewöhnlich durch lang Überdurchschnittandauernde Erkrankungen bedingt: Die Langzeiterkrankungen (länger als lich viele Langzeiterkrankungen. sechs Wochen) hatten in der Berufsgruppe Maurer einen Anteil von 57,3 Prozent an allen Fehltagen. In der Vergleichsgruppe betrug dieser Anteil 49,9 Prozent. Die gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle mit ein bis drei Tagen Dauer waren in der Berufsgruppe Maurer für 4,5 Prozent der Fehltage verantwortlich (ArGO-Kollektiv 5,4 Prozent). 6 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 2: Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle und -tage nach Altersgruppen in der Berufsgruppe Maurer 6.000 AU-Fälle je 100 VJ AU-Tage je 100 VJ 5.000 5209,3 4.000 3.000 2440,5 2.000 1867,8 1758,1 1639,5 2440,6 1.000 243,8 149,7 130,1 118,7 131,1 149,7 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt 0 Altersgruppen Abbildung 3: Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle und -tage nach Dauer in Prozent in der Berufsgruppe Maurer 70 AU-Fälle AU-Tage 60 57,3 50 40 36,4 30 25,8 17,0 20 10 4,5 7,8 10,8 6,2 6,7 13,0 7,2 7,4 0 1-3 AU-Tage 4-7 AU-Tage 8-14 AU-Tage 15-21 AUTage 22-42 AUTage >42 AU-Tage Falldauer 7 ArGO 2.3 Gesundheitsbericht Maurer Wie hoch war der Krankenstand? Der Krankenstand für die Berufsgruppe Maurer betrug 6,7 Prozent und war Hoher Krankenstand. damit deutlich höher als im ArGO-Kollektiv mit 5,9 Prozent. Ältere Beschäftigte wiesen in der Berufsgruppe Maurer einen höheren Krankenstand auf als jüngere. Dies ist ein typischer Befund. Jüngere Beschäftigte haben eher viele, kurz dauernde Arbeitsunfähigkeiten, die sich nicht so stark in der Höhe des Krankenstandes niederschlagen. Diese Tendenz ist in der Berufsgruppe Maurer stärker ausgeprägt als im Gesamtkollektiv. Abbildung 4: Krankenstand in der Berufsgruppe Maurer nach Altersgruppen 16 14,2 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 14 12,7 12 10 8 6 6,7 6,7 6,5 4,5 4,4 4,8 4,6 5,1 5,1 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 5,9 4 2 0 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 8 ArGO 2.4 Gesundheitsbericht Maurer Welche Erkrankungen traten auf? In der Berufsgruppe Maurer waren Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes mit einem Krankenstand von 2,8 Prozent und einem Anteil von 39,3 Prozent an den Fehltagen die häufigste Erkrankungsart. Die Werte waren damit höher als im ArGO-Kollektiv (2,6 bzw. 36,2 Prozent). Muskel- und Skeletterkrankungen waren Spitzenreiter. Abbildung 5: Krankenstand für die häufigsten Krankheitsarten in der Berufsgruppe Maurer (altersstandardisiert) Muskel- und Skeletterkrankungen 2,8 2,6 Verletzungen und Vergiftungen 1,6 1,5 Krankheiten der Atmungsorgane 0,6 0,6 Krankheiten des Kreislaufsystems 0,4 0,4 Krankheiten der Verdauungsorgane 0,4 0,3 Infektiöse und parasitäre Krankheiten Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 0,2 0,2 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 Krankenstand in Prozent An zweiter Stelle folgten mit einem Krankenstand von 1,6 Prozent die Verletzungen und Vergiftungen. Im ArGO-Kollektiv fielen diese mit 1,5 Prozent etwas geringer aus. Krankheiten der Atmungsorgane traten mit 0,6 Prozent ebenso häufig auf wie im Gesamtkollektiv. Bei den beiden jüngsten Beschäftigtengruppen der Berufsgruppe Maurer Verletzungen vor führten in erster Linie Verletzungen und Vergiftungen zu Fehltagen (38,2 allem bei jüngeren Beschäftigten. bzw. 35 Prozent). Deren Anteil nimmt mit zunehmendem Alter der Beschäftigten ab. Ebenso mit dem Alter rückläufig sind die Krankheiten der Atmungsorgane. 9 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 6: Anteil ausgewählter Krankheitsarten an den Fehltagen in der Berufsgruppe Maurer nach Alter 80 Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes Verletzungen und Vergiftungen Krankheiten der Atmungsorgane Krankheiten des Kreislaufsystems 70 60 in Prozent 51,2 50 40 40,9 38,2 35,0 29,1 30 20 27,3 24,0 17,5 20,2 16,9 14,3 9,1 10 0 39,3 37,5 0,7 Bis 25 Jahre 8,3 7,6 8,2 2,1 25 bis 34 Jahre 3,0 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 5,0 8,2 7,8 55 Jahre und älter 5,1 Gesamt Altersgruppen In den drei ältesten Gruppen waren es die Muskel- und Skeletterkrankungen, die zu vielen Fehltagen führten. Diese Erkrankungsgruppe verursachte mit steigendem Alter einen größeren Anteil an den Erkrankungstagen. Bei den Beschäftigten ab 55 Jahren waren diese Erkrankungen Ursache für über die Hälfte der Arbeitsunfähigkeitstage. Betrachtet man die jeweils durch eine Erkrankungsart betroffenen Personen, so zeigt sich, dass in der Berufsgruppe Maurer 30,1 Prozent der Beschäftigten (bezogen auf ganzjährig Versicherte) von Muskel- und Skeletterkrankungen und ca. ein Viertel von Verletzungen und Vergiftungen betroffen waren. Diese Werte lagen leicht über denen des Gesamtkollektivs. Fast 30 Prozent der Personen hatten Muskel- und Skeletterkrankungen Krankheiten der Atmungs- und Verdauungsorgane sowie infektiöse und parasitäre Krankheiten traten bei etwas weniger Personen auf als im Gesamtkollektiv. 10 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 7: Betroffene Personen je 100 ganzjährig Versicherte für die wichtigsten Erkrankungsschwerpunkte (altersstandardisiert) 30,1 29,3 Muskel- und Skeletterkrankungen Verletzungen und Vergiftungen 25,0 24,7 Krankheiten der Atmungsorgane 23,0 24,7 13,6 14,1 Krankheiten der Verdauungsorgane Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 11,7 12,5 Infektiöse und parasitäre Krankheiten 0 5 10 15 20 25 30 35 betroffene Personen je 100 ganzjährig Versicherte 11 ArGO Gesundheitsbericht Maurer 3 Das Unfallgeschehen in der Berufsgruppe Maurer 3.1 Welche Ursachen und welche Bedeutung hatten Unfälle?3 Arbeitsunfälle waren in der Berufsgruppe Maurer die Ursache für etwa Zahl der Arbeitsun15,7 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage und 11,4 Prozent der Arbeitsunfä- fälle durchschnittlich. higkeitsfälle. Diese Werte liegen im Durchschnitt des Gesamtkollektivs (15,0 bzw. 10,9 Prozent). Bezüglich des Ursachenspektrums dominierten sowohl bei der Berufsgruppe Maurer als auch im ArGO-Kollektiv die „normalen“ Erkrankungen, d. h. jene, die nicht auf besondere Ursachen (z. B. Unfall oder Berufskrankheiten) zurückzuführen sind. Den übrigen Ursachen, wie Wege- oder Freizeitunfällen, kam kaum Bedeutung zu. 3.2 Welcher Art waren die aufgetretenen Unfälle?4 Laut der 10 v. H.-Statistik der Bau-BG Hannover ereigneten sich 93,7 Prozent der Arbeitsunfälle bei der Berufsgruppe Maurer bei einer betrieblichen Tätigkeit außerhalb des Straßenverkehrs. Im ArGO-Kollektiv betrug dieser Anteil 93,0 Prozent. Anteil der Unfälle bei betrieblicher Tätigkeit über 90 Prozent. Wegeunfälle im Straßenverkehr machten bei der Berufsgruppe Maurer mit 4 Prozent wie auch im Gesamtkollektiv (3,9 Prozent) die zweithäufigste Unfallursache aus. Am häufigsten traten Unfälle in der Berufsgruppe Maurer bei jüngeren Al- Unfälle vor allem tersgruppen auf und nahmen mit zunehmendem Alter der Beschäftigten ab. bei jungen Beschäftigten. Analog zur Altersabhängigkeit ist außerdem zu beobachten, dass Beschäftigte mit geringer Berufserfahrung (maximal 2 Jahre als Maurer tätig), ebenfalls die meisten Unfälle zu verzeichnen hatten. Die häufigste Verletzungsart in der Berufsgruppe Maurer waren wie auch im Gesamtkollektiv Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich- und Quetschwunden, sie traten jedoch etwas seltener auf. 3 4 Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich- und Quetschwunden häufigste Verletzungsart. Diesem Teil der Auswertungen liegen die Arbeitsunfähigkeitsdaten der beteiligten Krankenkassen für das Jahr 2000 zu Grunde. Diesem Teil der Auswertungen liegt die 10 v. H.-Statistik der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover zu Grunde. Hier wurden Daten der Jahre 1997 bis 2000 gepoolt ausgewertet. 12 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 8: Verteilung der Unfälle in der Berufsgruppe Maurer auf die Altersgruppen 35 30,5 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 30 25,8 25 25,8 25,6 23,6 22,3 20 14,5 15 13,2 10,2 8,4 10 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen Häufiger als im Gesamtkollektiv kam es dagegen in 23,2 Prozent der Unfälle zu Erschütterungen oder Oberflächenprellungen. Abbildung 9: Anteile der häufigsten Verletzungsarten an den Unfällen insgesamt 29,2 31,6 Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich-, Quetschwunden 23,2 21,0 Erschütterung, Oberflächenprellungen 16,7 15,7 Verdrehung, Verrenkung, Zerrung, Überdehnung, Stauchung 8,3 8,2 Geschlossener Knochenbruch ohne nähere Angabe 5,7 5,7 Eindringen von Fremdkörpern 4,1 3,9 Quetschung 0 5 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 10 15 20 25 30 35 in Prozent 13 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 10: Anteile der häufigsten verletzten Körperteile an den Unfällen insgesamt Oberes Sprunggelenk (Fußgelenk), Knöchel, Bänder 8,5 9,7 7,5 7,6 Daumen (1. Finger) Augen, Augenhöhle, Augenregion, Jochbein 6,0 Kopf, Schädel, Hirnhäute (Meningen), Hirnsubstanz 6,3 6,1 Kniegelenk, Meniskus, Bandapparat, Gelenkkapsel 6,2 5,6 Zeigefinger (2. Finger) 0 2 4 6,9 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 6,9 6,3 6 8 10 12 in Prozent Am häufigsten traten mit 9,7 Prozent Verletzungen im Bereich des Fußgelenkes auf. Im Gesamtkollektiv war dies zwar ebenfalls der am häufigsten verletzte Körperteil, der Wert fiel jedoch mit 8,5 Prozent deutlich geringer aus. Auch Verletzungen im Augenbereich waren bei Maurern häufiger zu finden Mehr Verletzungen im Augenbereich. als im Gesamtkollektiv (6,9 gegenüber 6,0 Prozent). Die meisten Unfälle (10,4 Prozent) traten bei den Maurern im Monat September auf. Häufigster Unfalltag war mit 23,4 Prozent der Montag. Dies war gegenüber dem Gesamtkollektiv jedoch nicht auffällig. Interessanter ist demgegenüber, dass bei der Berufsgruppe der Maurer die Unfallschwerpunktzeiten um 8:00 Uhr (nach Arbeitsbeginn) und 14:00 bzw. 15:00 (nach der Mittagspause) größere Anteile der Unfälle aufwiesen als im Gesamtkollektiv. In Entsprechung zu dieser Abbildung traten die meisten Unfälle nach einer Arbeitszeit von 4 bzw. 8 Stunden auf. 14 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 11: Zeitpunkt des Arbeitsunfalls, Verteilung der Unfälle in Prozent 16 14 13,7 12 13,2 11,7 11,9 11,9 11,5 11,5 10,2 10 8 7,2 6 10,9 7,6 10,7 7,4 7,3 7,1 5,5 5,4 7,4 5,7 5,1 5,0 4 3,7 2 1,4 1,6 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 2,0 1,4 0 0,8 1,1 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 Restl. Zeiten 3.3 Wie kam es zu den Unfällen? Die meisten Arbeitsunfälle (30,8 Prozent) ereigneten sich wie auch im Gesamtkollektiv (29,1 Prozent) beim Umgang mit Hand- bzw. maschinellen Werkzeugen. Unfälle beim Arbeitsplatz-/Stellungswechsel (mit Muskelkraft z. B. Gehen, Laufen) waren wie auch im Gesamtkollektiv mit einem Anteil von über einem Viertel die zweithäufigste Ursache für Unfälle. Zahlen der Arbeitsunfälle beim Umgang mit Werkzeugen am höchsten. Umgang mit nicht maschinellen Geräten und Arbeitsstoffen sowie manuell ausgeführte Transporttätigkeiten waren weitere häufige Tätigkeiten zum Unfallzeitpunkt. 15 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Tabelle 2: Arbeitsunfälle nach ausgeübter Tätigkeit in Prozent Tätigkeit Maurer ArGOKollektiv Umgang mit Hand- bzw. maschinellen Werkzeugen 30,8 29,1 Arbeitsplatz-/Stellungswechsel (mit Muskelkraft z. B. gehen, laufen) 28,6 26,2 Umgang mit nicht maschinellen Geräten, Arbeitsstoffen 14,3 16,9 Manuell ausgeführte Transporttätigkeiten (senkrecht) 11,3 11,2 Manuell ausgeführte Transporttätigkeiten (waagerecht) 4,6 4,4 Zusammenfügen, Auf- o. Abbauen, Abkuppeln 3,6 3,5 Fast die Hälfte der Unfälle (47,2 Prozent) und damit erwartungsgemäß deut- Fast die Hälfte der lich mehr als im Gesamtkollektiv (19,7 Prozent) traten auf dem konventio- Unfälle auf konventionellem Bau. nellen Bau (Massivbau aus Mauerwerk und/oder Beton) auf. Zweithäufigster Arbeitsbereich waren mit insgesamt 10,6 Prozent verschiedene Arten von Gerüsten (Gesamtkollektiv 8,6 Prozent). Abbildung 12: Arbeitsbereich zum Unfallzeitpunkt, Verteilung der Unfälle in Prozent Konventioneller Bau (Massivbau Mauerwerk/ Beton) 19,7 Systemgerüst, Modulgerüst, Stahlrohr-Kupplungsgerüst 7,1 6,2 Fußgängerbereich auf Baustellen 6,6 4,8 47,2 4,0 4,6 Be- und Entladestelle des gleislosen Fahrzeugtransportes 3,5 2,4 Tragkonstruktion; Gerüst für den Schalungsbau 2,8 Innenwand- und Deckenverkleidung 2,5 2,3 Lagerplatz im Freien, Bauhof 0 5 6,5 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 10 15 20 25 30 35 40 45 50 in Prozent 16 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Die meisten Unfälle traten ohne eine Bewegung des Verunfallten selber auf Ein Drittel der Un(34 Prozent). Bei 26,4 Prozent der Fälle war Stolpern, Umknicken, Ausrut- fälle durch Stolpern o.ä. schen oder Hinfallen des Verletzten die Ursache. In 23,2 Prozent verletzte sich der Beschäftigte bei einer eigenen Bewegung (z. B. sich stoßen). 10,1 Prozent der Unfälle geschahen durch Absturz des Verunfallten. Abbildung 13: Bewegungszustand des Verletzten zum Unfallzeitpunkt, Verteilung der Unfälle in Prozent 34,0 32,9 In Ruhe verletzt 26,4 24,6 Stolpern, umknicken, ausrutschen, hinfallen 23,2 25,4 (An)stoßen, sich selbst verletzen 10,1 8,9 (Ab)stürzen, abrutschen 6,4 Sonstige Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 8,2 0 5 10 15 20 25 30 35 40 in Prozent Häufigster unfallauslösender Gegenstand war in 6,3 Prozent der Fälle der Gerüstbelag (Gesamtkollektiv 4,4 Prozent), gefolgt von Hammer/ Vorschlaghammer mit 4,5 Prozent (Gesamtkollektiv 3,1 Prozent). In 43,2 Prozent der Unfälle befand sich der unfallauslösende Gegenstand im Ruhezustand. In 21,4 Prozent der Fälle passierte der Unfall während einer funktionsgerechten Bewegung desselben, in 16,6 Prozent bei Fall-, Sink- und Kippbewegungen . 17 ArGO Gesundheitsbericht Maurer 4 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen5 4.1 Die Probanden der Berufsgruppe Maurer Insgesamt liegen für 2.432 männliche Maurer Daten aus Vorsorgeuntersuchungen vor (Gesamtkollektiv 12.898 männliche Probanden). Die Probanden zwischen 35 und 44 Jahre stellten mit 26,2 Prozent die größte Gruppe wie auch im Gesamtkollektiv (28,8 Prozent). Der Anteil der beiden ältesten Gruppen war deutlich höher (40 Prozent gegenüber 32,2 Prozent). Tabelle 3: Maurer vergleichsweise älter als die Untersuchten im Durchschnitt. Altersverteilung der Probanden in der Berufsgruppe Maurer und im ArGOKollektiv (Männer) Anzahl Personen Altersgruppe Maurer ArGO-Kollektiv bis 24 Jahre 258 1.540 25 bis 34 Jahre 548 3.495 35 bis 44 Jahre 654 3.716 45 bis 54 Jahre 518 2.416 55 Jahre und älter 454 1.731 2.432 12.898 gesamt 5 Diesem Teil der Auswertungen liegen die Daten der Arbeitsmedizinischen Untersuchungen der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover aus dem Jahr 2000 zu Grunde. 18 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 14: Prozentuale Altersverteilung der Probanden in der Berufsgruppe Maurer und im ArGO-Kollektiv (Männer) 35 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 28,8 30 27,1 25 26,9 22,5 21,3 18,7 20 15 10,6 18,7 13,4 11,9 10 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen 91,7 Prozent der untersuchten Maurer waren auch im erlernten Beruf tätig, im Gesamtkollektiv waren es nur 69,1 Prozent (dies vermutlich v.a., weil nicht alle Bauberufe wie der des Maurers auch Lehrberufe sind). Dementsprechend kennzeichnete sich diese Berufsgruppe auch durch eine durchschnittliche Tätigkeitsdauer von 19,9 Jahren gegenüber 15,5 Jahren im Gesamtkollektiv. 19 ArGO Gesundheitsbericht Maurer 4.2 Gesundheitszustand der Untersuchten Von den 2.432 untersuchten männlichen Maurern wiesen 20,6 Prozent kei- 79,4 Prozent der ne auffälligen medizinischen Befunde auf (Gesamtkollektiv 26,4 Prozent). Probanden wiesen Auffälligkeiten auf. Das bedeutet, dass bei 79,4 Prozent aller Probanden gesundheitliche Auffälligkeiten vorhanden waren. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen jedoch um „Bagatellbefunde“, d.h. Befunde ohne eigentlichen Krankheitswert, wie z.B. leicht auffällige Blutwerte. Dieser Prozentsatz stieg erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter, lag dabei jedoch auch durchgängig – vor allem aber bei den jüngeren Probanden - über dem des ArGO-Kollektivs. So hatten in der jüngsten Gruppe 51,9 Prozent der untersuchten Maurer mindestens einen auffälligen Befund zu verzeichnen (Gesamtkollektiv 45,5 Prozent), in der ältesten Gruppe waren es 96,3 Prozent (Gesamtkollektiv 93,8 Prozent). Überdurchschnittliche viele Probanden mit auffälligem Befund. Abbildung 15: Probanden der Berufsgruppe Maurer mit mindestens einem auffälligen Befund nach Altersgruppen 100 80 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 92,3 89,2 96,3 93,8 79,4 73,6 77,575,2 in Prozent 68,6 63,6 60 51,9 45,5 40 20 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 4.3 Welche Befunde traten bei Maurern auf? Die untersuchten Maurer zeigten mit 34,5 Prozent wie auch das Gesamtkollektiv mit 32 Prozent einen hohen Anteil an Probanden mit Krankheiten der Sinnesorgane und des Nervensystems. Hier handelt es sich fast immer um z. B. leichte Schwerhörigkeit oder Kurz-/Weitsichtigkeit, die auch in der Allgemeinbevölkerung häufig auftreten. 20 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Muskel-Skeletterkrankungen wurden ähnlich oft diagnostiziert (34,4 Pro- Erhöhtes Auftreten zent), lagen jedoch deutlicher über dem Wert des Gesamtkollektivs von Muskel-Skeletterkrankungen. (30,9 Prozent). An dritter Stelle lagen mit 22,4 Prozent Krankheiten des Kreislaufsystems (Gesamtkollektiv 19,4 Prozent). Der Wert für Hauterkrankungen war mit 7,8 Prozent gegenüber dem Ge- Mehr Hauterkrankungen. samtkollektiv (6,4 Prozent) erhöht. Abbildung 16: Auffällige arbeitsmedizinische Befunde in Prozent der Untersuchten (altersstandardisiert) 34,5 32,0 Krankheiten d. Nervensystems u. d. Sinnesorgane Muskel- und Skeletterkrankungen 30,9 Krankheiten des Kreislaufsystems 19,4 34,4 22,4 14,9 13,7 Krankheiten der Verdauungsorgane 8,9 9,4 Krankheiten der Atmungsorgane 7,8 6,4 Hauterkrankungen 6,3 6,0 Verletzungen und Vergiftungen 1,6 1,3 Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 0,8 0,9 Krankheiten d. Blutes u. d. blutbildenden Organe 0 5 10 15 20 25 30 35 40 in Prozent Seltener – sowohl vom Anteil her als auch gegenüber dem Gesamtkollektiv - traten bei 8,9 Prozent der Probanden Befunde bezüglich Krankheiten der Atmungsorgane auf (Gesamtkollektiv 9,4 Prozent). (Das gegenüber den beschriebenen Arbeitsunfähigkeiten in Abschnitt 2.4 relativ seltene Auftreten von Verletzungen und Vergiftungen ist durch den Vorsorgecharakter der Untersuchungen bedingt.) Im Weiteren wurden die beiden wichtigsten Erkrankungsschwerpunkte Muskel-Skeletterkrankungen sowie Kreislauferkrankungen näher untersucht. Die folgenden beiden Abbildungen zeigen zunächst eine differenzierte Aufstellung der Befunde im Muskel-Skelett-Bereich. Besonders häufig traten Rückenerkrankungen bei 21,1 Prozent der Probanden in Form von Dorsopathien der Lendenwirbelsäule und der unteren Brustwirbelsäule auf (Gesamtkollektiv 17,5 Prozent). Gelenkerkrankungen waren bei der Berufsgruppe Maurer vor allem durch Arthropathien der unteren Extremitäten gekennzeichnet, die bei 21 ArGO Gesundheitsbericht Maurer 10,2 Prozent der Untersuchten auftraten (Gesamtkollektiv 9,1 Prozent). Abbildung 17: Muskel-Skeletterkrankungen, Befunde in Prozent der Untersuchten Rückenerkrankungen 18,7 22,5 3,0 2,7 Dorsopathien der HWS und oberen BWS Dorsopathien der LWS und unteren BWS 21,1 17,5 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv Gelenkerkrankungen 14,6 13,3 7,1 6,1 Arthropathien der oberen Extremitäten 10,2 9,1 Arthropathien der unteren Extremitäten 0 5 10 15 20 25 in Prozent Abbildung 18: Körperliche Untersuchungen, Befunde im Bereich „Rücken“ in Prozent der Untersuchten Auffällige Wirbelsäulenform gesamt 22,6 23,0 8,7 8,8 BWS-Kyphose verstärkt 7,1 7,2 Fix. Skoliose der LWS 6,2 6,9 Fix. Skoliose der BWS 4,0 4,0 Sonstige Auffälligkeiten WS-Form Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 3,8 3,8 Abgeflachte phys. Krümmung 2,5 2,3 LWS-Lordose verstärkt 1,4 1,3 Beckenschiefstand Eingeschränkte Wirbelsäulenbeweglichkeit gesamt 14,8 13,0 LWS-Beweglichkeit eingeschränkt 10,8 12,2 2,8 3,2 BWS-Beweglichkeit eingeschränkt 2,4 2,0 HWS-Beweglichkeit eingeschränkt 0 5 10 15 20 25 in Prozent 22 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Eine genauere Differenzierung der Befunde zeigte Häufungen für eine verstärkte BWS-Kyphose sowie Einschränkungen der LWS–Beweglichkeit. Letztere fielen in der Berufsgruppe Maurer mit 12,2 Prozent höher aus als im Gesamtkollektiv (10,8 Prozent). Die übrigen Befunde bis auf Einschränkungen der HWS-Beweglichkeit fielen geringer aus als im Gesamtkollektib Differenziert man die Befunde bezüglich der oberen und unteren Extremitäten weiter, so zeigten sich in der Gruppe der Maurer Auffälligkeiten im Bereich der oberen Extremitäöten mit 8,1 Prozent etwas häufiger als im Gesamtkollektiv mit 7,4 Prozent der Probanden. Der häufigste Einzelbefund war mit 3,5 Prozent eine Funktionseinschränkung der Schultergelenke (Gesamtkollektiv 3 Prozent). Häufigere Einschärnkung der WS-Beweglichkeit. Erhöhte Befunde bei Funktionseinschränkungen der Schultergelenke. Auffälligkeiten der unteren Extremitäten traten bei den Maurern ählich häufig Befunde für Knieauf wie im Gesamtkollektiv (10,1 gegenüber 9,9 Prozent). Jedoch waren gelenke auffällig. hier Funktionseinschränkungen der Kniegelenke mit 4,8 Prozent deutlich häufiger als im Gesamtkollektiv (4,1 Prozent). Abbildung 19: Einzelbefunde Gelenke“, Befunde in Prozent der Untersuchten Auffälligkeiten obere Extremitäten gesamt 7,4 Funktionseinschränkung Schultergelenke 3,0 8,1 3,5 2,1 2,0 Sonstige Auffälligkeiten obere Extremitäten 1,5 1,3 Funktionseinschränkung Ellenbogengelenke 1,4 1,0 Funktionseinschränkung Hand/Finger Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 0,6 0,8 Funktionseinschränkung der Handgelenke 0,3 0,4 Amputationen von Teile der oberen Extremitäten 10,1 9,9 Auffälligkeiten untere Extremitäten gesamt Funktionseinschränkung Kniegelenke 4,1 3,1 Sonstige Auffälligkeiten untere Extremitäten 4,8 3,8 1,6 1,3 Funktionseinschränkung Hüftgelenke 0,8 0,8 Funktionseinschränkung Sprungelenke 0 2 4 6 8 10 12 in Prozent 23 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 20: Kreislauferkrankungen und Risikofaktoren, Befunde in Prozent der Untersuchten Krankheiten des Kreislaufsystems Bluthochdruck 13,6 15,6 1,4 1,1 Ischämische Herzkrankheiten Sonstige Krankheiten des Kreislaufsystems 6,9 8,8 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv Risikofaktoren für HerzKreislauferkrankungen 1,8 2,0 Diabetes mellitus 19,8 19,5 Erhöhter Cholesterinwert (>250 mg/dl) Übergewicht (BMI>30 kg/qm) 18,0 0 5 10 15 20 21,8 25 in Prozent Für Herz-Kreislauferkrankungen stellte Bluthochdruck mit 15,6 Prozent einen Diagnoseschwerpunkt dar (Gesamtkollektiv 13,6 Prozent). Die Analyse ausgewählter Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen zeigte zudem, dass bei der Berufsgruppe der Maurer mit 21,8 Prozent der Untersuchten deutlich öfter Übergewicht festgestellt wurde als im Gesamtkollektiv mit 18,0 Prozent. 4.4 Ärztliche Beurteilung und Empfehlungen Der Anteil der Probanden, bei denen gesundheitliche Bedenken bei der Fortsetzung der Tätigkeit bestanden6, war mit 25,9 Prozent deutlich höher als im Gesamtkollektiv (19,0 Prozent). Die Unterschiede waren über alle Altersklassen hinweg zu beobachten, am deutlichsten jedoch in der jüngsten Gruppe und in den ältesten Gruppen. 6 Bedenken bei Fortsetzung der Tätigkeit bei über einem Viertel der Probanden. Hier wurden alle Personen zusammengefasst, die nicht die Beurteilung „keine gesundheitlichen Bedenken“ erhielten, d. h. Probanden mit „dauernden“ oder „befristeten“ Bedenken, bzw. mit der Beurteilung „keine gesundheitlichen Bedenken unter bestimmten Voraussetzungen“. 24 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 21: Anteile der Probanden, bei denen gesundheitliche Bedenken bei der Fortsetzung der Tätigkeit bestanden 100 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv in Prozent 80 60 46,0 39,3 40 20 33,8 27,5 13,2 7,9 13,7 11,1 25,9 19,0 20,8 16,1 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 56,3 Prozent der untersuchten Maurer erhielten zudem die Empfehlung, ei- Empfehlung Arztbesuch bei über nen Haus-/Facharzt aufzusuchen (48,1 Prozent im Gesamtkollektiv). der Hälfte der Untersuchten. In der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren war der Unterschied zum Gesamtkollektiv besonders deutlich (49,5 gegenüber 40,3 Prozent). Erwartungsgemäß stiegen diese Werte mit zunehmendem Alter: in der ältesten Gruppe erhielten bereits 70,3 Prozent der untersuchten Maurer diese Empfehlung (Gesamtkollektiv 64,2 Prozent). Die abschließende Beurteilung durch den untersuchenden Arzt ergab bei 2,0 Prozent der untersuchten Maurer dauernde gesundheitliche Bedenken bei einer Fortsetzung der Tätigkeit (Gesamtkollektiv 1,1 Prozent). Hierbei handelte es sich vor allem um Maurer mit längerer Vorerkrankung, bei denen die Frage nach der sogenannten „Bautauglichkeit“ vor der möglichen Berentung gestellt wurde. Bei 23,2 Prozent der Probanden bestanden nur unter bestimmten Voraussetzungen keine gesundheitlichen Bedenken bzgl. der Fortsetzung der Tätigkeit (Gesamtkollektiv 18,8 Prozent). Dies waren meist leicht umzusetzende Maßnahmen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes Fortsetzung der Tätigkeit nur unter bestimmten Voraussetzungen bei 23,2 Prozent. 34,7 Prozent der Probanden wurde zudem die Verwendung des persönlichen Gehörschutzes empfohlen (im Einklang mit dem relativ hohen Anteil diesbezüglicher Befunde). Dies waren deutlich mehr als im Gesamtkollektiv mit 25,9 Prozent. Die Benutzung von Hautschutzmitteln wurde 16,3 Prozent der Untersuchten empfohlen. 25 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 22: Gesundheitsfördernde Empfehlungen in Prozent (altersstandardisiert) Persönlichen Gehörschutz benutzen 34,7 25,9 Hautschutzmittel verwenden 12,3 Ausgleichssport 9,7 16,3 12,3 6,8 5,5 Gewichtsabnahme Regelmäßige Blutdruckkontrolle 3,8 5,6 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 4,0 3,9 Rauchen einstellen 2,4 1,9 Alkohol meiden 0 5 10 15 20 25 30 35 40 in Prozent 26 ArGO Gesundheitsbericht Maurer 5 Arzneimittelverordnungen7 5.1 Wie viele Arzneimittelverordnungen gab es? Bei den Maurern gab es insgesamt 91.758 Verordnungen, das entspricht gerundet etwa 2,5 Mio. Tagesdosen8 an Medikamenten. Insgesamt wurde 63 Prozent der Maurer mindestens einmal ein Arzneimittel verordnet. Dieser Anteil stieg mit zunehmendem Alter von 57,7 Prozent in der jüngsten Gruppe bis auf 77,2 Prozent in der ältesten an, zeigte insgesamt aber gegenüber dem Gesamtkollektiv (62,5 Prozent) keine besonderen Auffälligkeiten. 63 Prozent erhielten mindestens einmal ein Arzneimittel. Ebenso mit dem Alter ansteigend waren die Verordnungen je 100 ganzjährig versicherter Maurer. Dies ist verglichen mit dem Gesamtkollektiv jedoch ebenfalls als „normal“ einzustufen. Die Altersgruppen bis 25 Jahre und von 45 bis 54 Jahre hatten gegenüber dem Gesamtkollektiv erhöhte Werte zu verzeichnen und waren so Ursache für den etwas höheren Gesamtwert der Berufsgruppe Maurer. Mit dem Alter „normal“ ansteigende Arzneimittelverordnungen. Abbildung 23: Verordnungen je 100 VJ nach Altersgruppen 900 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 800 769,2 773,5 700 600 503,3497,6 500 400 428,9 364,8354,0 285,6 300 309,3 411,8 338,2352,3 200 100 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Stellt man den Verordnungen je 100 ganzjährig versicherter Maurer die Ta- 7 8 Diesem Teil der Auswertungen liegen die Arzneimitteldaten der beteiligten Krankenkassen für 2000 zu Grunde. Es handelt sich um die Arzneimittelverordnungen der unter 2.1 beschriebenen Personengruppe männlicher Maurer. Bei den Tagesdosen handelt es sich um durchschnittliche, theoretische Einnahmedauer. 27 ArGO Gesundheitsbericht Maurer gesdosen je 100 VJ gegenüber, so fiel der Anstieg mit dem Alter noch deutlicher aus. Auch hier zeigten sich jedoch gegenüber dem Gesamtkollektiv keine Auffälligkeiten. Abbildung 24: Verordnungen/Tagesdosen je 100 VJ nach Altersgruppen 3.000 40.000 Verordnungen je 100 VJ Tagesdosen je 100 VJ 2.500 35.000 30.244 30.000 2.000 25.000 1.500 20.000 16.955 15.000 1.000 10.000 7.444 500 769,2 5.139 5.072 5.000 503,3 364,8 338,2 285,6 0 Bis 25 Jahre 0 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen Abbildung 25: Mittlere Einnahmedauer in Tagen nach Altersgruppen 45 41,7 41,9 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 40 36,2 35,2 35 29,9 30 23,9 25 20 15 28,4 25,0 19,5 20,0 15,0 15,8 10 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 28 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Auch die mittlere Einnahmedauer stieg wie auch im Gesamtkollektiv mit dem Alter an. 5.2 Welche Arzneimittel wurden verordnet?9 Etwa ein Drittel der Maurer (33,1 Prozent) erhielten mindestens eine Verordnung für Muskel-Skelettsystemerkrankungen. Dieser Anteil lag etwas über dem im Gesamtkollektiv (31,9 Prozent). 1/3 erhielt Arzneimittel gegen Muskel-Skeletterkrankungen. Arzneimittel gegen Erkrankungen der Atemorgane wurden bei der Berufsgruppe der Maurer dagegen deutlich weniger Personen (26,9 Prozent) verordnet als im Gesamtkollektiv (28,6 Prozent). Mehr Personen mit Verordnungen gab es dagegen im Bereich Herz- Überdurchschnittliche Verordnungen Kreislaufsystem (14,4 gegenüber 13,6 Prozent im Gesamtkollektiv). bei Herz-Kreislauf. Abbildung 26: Anteil Personen mit mindestens einer Verordnung in der jeweiligen Arzneimittelgruppe je 100 VJ (altersstandardisiert) 33,1 31,9 Muskel- und Skelettsystem Infektionskrankheiten 28,7 28,9 Atemorgane 26,9 28,6 22,4 22,7 Zentrales Nervensystem 18,9 19,8 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 16,6 16,6 Haut 14,4 13,6 Herz- und Kreislaufsystem 8,4 8,6 Sinnesorgane Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 5,7 5,5 Hormonsystem 3,6 3,6 Blut und blutbildende Organe 0 5 10 15 20 25 30 35 Anteil Personen mit mind. 1 Verordnung in % Auch bei der Betrachtung der Verordnungen je 100 ganzjährig Versicherten lagen die Werte für Arzneimittel im Bereich Muskel-Skelettsystem und HerzKreislaufsystem höher als im Gesamtkollektiv. 9 Die Auswertung der Arzneimittelverordnungen erfolgte auf der Grundlage der anatomisch-therapeutischen Klassifikation von Arzneimitteln (ATC-Code). 29 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 27: Verordnungen je 100 VJ für ausgewählte Arzneimittelgruppen (altersstandardisiert) 68,5 64,9 Muskel- und Skelettsystem 58,1 63,4 Atemorgane 54,7 52,5 Herz- und Kreislaufsystem 44,2 47,3 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 43,5 44,0 Infektionskrankheiten 40,5 42,3 Zentrales Nervensystem 30,2 30,1 Haut 12,8 13,1 Sinnesorgane Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 10,7 10,4 Hormonsystem 6,3 6,4 Blut und blutbildende Organe 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Verordnungen je 100 VJ Abbildung 28: Tagesdosen je 100 VJ für ausgewählte Arzneimittelgruppen (altersstandardisiert) 3.579 3.439 Herz- und Kreislaufsystem 1.372 1.265 Muskel- und Skelettsystem 1.301 1.512 Atemorgane 1.063 1.172 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 724 741 Haut 565 618 Zentrales Nervensystem 546 537 Hormonsystem Infektionskrankheiten 414 426 Sinnesorgane 400 410 321 359 Blut und blutbildende Organe 0 500 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 Tagesdosen je 100 VJ Die Analyse der Tagesdosen je 100 Versichertenjahre, also der durchschnittlichen Einnahmezeit je ganzjährig versichertem Maurer (d. h. inklusi30 ArGO Gesundheitsbericht Maurer ve der Personen ohne eine Verordnung), zeigte die Arzneimittel für den Bereich Herz-Kreislaufsystem an erster Stelle. Dies ist dadurch zu erklären, dass Herz-Kreislauferkrankungen oftmals längere Behandlungsdauern nach sich ziehen als andere Erkrankungsarten. Der Wert lag jedoch auch hier leicht über dem des Gesamtkollektivs, ebenso der der Arzneimittel für das Muskel- und Skelettsystem. Im Folgenden wurden die beiden häufigsten Arzneimittelgruppen noch einer Analyse nach dem Alter der betroffenen Personenkreise unterzogen. Die Abbildung zeigt, dass Schmerzmittel vor allem in der jüngsten und der ältesten Gruppe verordnet wurden. Insgesamt fielen die Schwankungen über die verschiedenen Altersgruppen jedoch geringer aus als bei den Mitteln gegen Herz-Kreislauferkrankungen. Abbildung 29: Personen einer Altersgruppe mit mindestens einer Verordnung der Arzneimittelgruppe je 100 VJ 60 Schmerzmittel Mittel gegen Herz- und Kreislauferkrankungen 50 46,7 40 53,1 44,0 37,3 39,8 43,1 37,1 30 20 19,3 12,7 10 0 2,6 Bis 25 Jahre 4,4 25 bis 34 Jahre 6,9 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Betrachtet man dagegen den Anteil, den Schmerzmittel an den Gesamtverordnungen in einer Altersgruppe hatten, so ging dieser Anteil mit steigendem Alter zurück, da zusätzlich vermehrt andere Arzneien verordnet wurden. Die Bedeutung von Herz-Kreislauf-Arzneien nahm jedoch ebenfalls zu, was auf einen Zusammenhang mit dem Alter hinweist. 31 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 30: Anteil der Arzneimittelgruppe an den gesamt verordneten rezeptpflichtigen Arzneimitteln je Altersgruppe 14 12,8 13,0 11,7 12 Schmerzmittel Mittel gegen Herz- und Kreislauferkrankungen 10,0 10 8,7 8 6,9 6 4,8 3,8 4 2 3,0 1,6 2,0 0,7 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 32 ArGO 6 Gesundheitsbericht Maurer Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Arbeitsunfähigkeiten und Arzneimittelverordnungen? Im Folgenden wurden kombinierte Analysen von Arzneimittelverordnungen und Arbeitsunfähigkeitsdaten durchgeführt. Die Abbildung zeigt, dass nach Alter betrachtet erwartungsgemäß der Anteil der Personen, die weder arbeitsunfähig waren noch ein Arzneimittel verordnet bekamen, zurück ging. Anteil der „komplett Gesunden“ mit dem Alter rückläufig. Personen, die dagegen sowohl eine Arbeitsunfähigkeit als auch eine Arzneimittelverordnung hatten, nahmen anteilig mit dem Alter tendenziell zu. Die Ausnahme hierbei bildete die jüngste Altersgruppe, die den zweithöchsten Anteil an Personen mit sowohl Arbeitsunfähigkeit als auch Arzneimittelverordnung aufwies. Erkennbar ist zudem, dass die Anteile arbeitsunfähiger Personen ohne eine Verordnung mit dem Alter rückläufig waren, während Verordnungen ohne Arbeitsunfähigkeit zunahmen. Abbildung 31: Anteile der Personen mit oder ohne Verordnungen und/oder Arbeitsunfähigkeit je Altersgruppe Bis 25 Jahre 26,1 16,2 8,6 25 bis 34 Jahre 25,9 16,9 10,7 35 bis 44 Jahre 25,8 45 bis 54 Jahre 12,9 24,1 55 Jahre und älter 16,0 Gesamt 9,2 6,8 24,1 0 10 30 Personen ohne Verordnung und ohne AU-Fall 46,5 12,9 Personen ohne Verordnung, aber mit AU-Fall 48,4 16,6 Personen mit Verordnung, aber ohne AU-Fall 50,1 19,8 12,9 20 49,1 Personen mit Verordnung und mit AU-Fall 57,4 13,3 40 49,7 50 60 70 80 90 100 Anteil Personen in Prozent Betrachtet man einzelne Arzneimittel- oder Erkrankungsschwerpunkte in Kombination, so fällt auf, dass in der Berufsgruppe der Maurer mit 10,8 Prozent ein größerer Anteil der Personen, die nicht krankgeschrieben waren, Verordnungen im Muskel-Skelett-Bereich zeigte, als dies im Gesamtkollektiv der Fall war (9,8 Prozent). 33 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 32: Anteile der Personen ohne Arbeitsunfähigkeit, die eine Verordnung der ausgewiesenen Arzneimittelgruppe hatten Muskel- und Skelettsystem 9,8 10,8 8,5 8,7 Herz- und Kreislaufsystem 8,0 8,2 Infektionskrankheiten 7,9 7,8 Atemorgane 7,4 7,2 Haut 5,7 5,8 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 5,5 5,5 Zentrales Nervensystem Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 4,1 4,0 Sinnesorgane 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Personen ohne AU aber mit Verordnung in Prozent Abbildung 33: Anteile der Personen ohne Verordnung, die eine Arbeitsunfähigkeit in der ausgewiesenen Erkrankungsgruppe hatten 13,9 14,3 Verletzungen und Vergiftungen 10,0 10,1 Muskel- und Skeletterkrankungen 6,3 Krankheiten der Atmungsorgane 7,3 4,8 5,1 Krankheiten der Verdauungsorgane 3,8 4,4 Infektiöse und parasitäre Krankheiten 2,0 2,2 Symptome und Affektionen 1,0 1,2 Krankheiten d. Nervensystems u. d. Sinnesorgane Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 0,8 0,8 Krankheiten des Kreislaufsystems 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Personen ohne Verordnung aber mit AU in Prozent Maurer, die krankgeschrieben waren, erhielten für die ausgewiesenen häu34 ArGO Gesundheitsbericht Maurer figsten Erkrankungen seltener eine Arzneimittelverordnung als das im Ge- Weniger Verordsamtkollektiv der Fall war. Besonders deutlich sieht man den Unterschied nungen bei Arbeitsunfähigkeit. bei Personen ohne Verordnung und mit Atemwegserkrankungen, die bei den Maurer 6,3 Prozent, beim Gesamtkollektiv 7,3 Prozent der erkrankten Personen ohne Verordnungen ausmachen. 35 ArGO 7 Gesundheitsbericht Maurer Ergebnisse der Befragung Da die Daten der Projektpartner über die konkrete Arbeitssituation und persönliches Empfinden von Belastungen im Beruf nur bedingt Auskunft geben können, wurde im Projekt eine Befragung durchgeführt. Diese umfasste mehrere Themenbereiche, wie Arbeitsorganisation, Betriebsklima oder subjektiv empfundenes körperliches Befinden, aber auch Fragen zur Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen oder Belastungen durch Lärm oder Witterung. Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse für die Berufsgruppe der Maurer im Vergleich zu den insgesamt befragten Personen dargestellt. Die vorliegenden Ergebnisse beziehen sich auf 841 männliche Maurer, das in diesem Teil der Auswertungen zu Grunde liegende Gesamtkollektiv umfasst 4.253 männliche Probanden. Diese Zahlen können natürlich nur erste Hinweise geben. Um Maßnahmen zu bestimmen oder einen Problembereich zu konkretisieren sind weitere betriebsbezogene Analysen notwendig. 7.1 Äußere Bedingungen am Arbeitsplatz Die folgenden Abbildungen geben zunächst einen Überblick über das subjektive Empfinden verschiedener Bedingungen am Arbeitsplatz. 36 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 34: Äußere Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv10 73,4 71,0 Lärmeinwirkung Zement 72,5 38,5 Steinstaub 18,5 21,9 5,8 9,4 70,0 47,8 12,6 20,8 38,1 40,2 Sonstige Staubeinwirkungen 11,1 11,9 29,3 25,3 Künstliche Mineralfasern 9,2 13,4 22,7 27,4 Holzstaub 17,2 21,8 Säuren, Laugen, Lösungsmittel Kunstharze Sonstige hautbelastende Substanzen Sonstige Gefahrstoffe ArGO-Kollektiv 3,8 4,5 12,1 14,1 3,6 3,9 11,0 13,7 4,6 5,2 8,5 Löt- und Schweißrauch 0 6,0 5,3 12,3 14,2 10,2 Lösungsmittel Berufsgruppe Maurer 6,1 6,8 8,0 6,0 22,8 5,6 5,4 19,8 20 40 60 Kommt vor 80 0 20 40 60 80 Belastet/ führt zu Beschwerden Lärmeinwirkung kam bei den befragten Maurern mit 73,4 Prozent insgesamt Häufige Lärmbelasetwas häufiger vor als im Gesamtkollektiv (71,0 Prozent). Jedoch fühlten tung. sich die Maurer weniger dadurch belastet oder hatten weniger Beschwerden. Viel häufiger als im Gesamtkollektiv wurden Zement und Steinstaub genannt, jedoch führten auch diese zu weniger Belastungen oder Beschwerden als im Gesamtkollektiv. Die Maurer gaben bei fast allen aufgeführten Arbeitsplatzbedingungen weniger Belastung oder Beschwerden an. 10 Für diese und alle folgenden gleichartigen Grafiken gilt: Die Kategorie „kommt vor“ umfasst die Kategorien „belastet“ und „führt zu Beschwerden“, die Kategorien „belastet“ und „führt zu Beschwerden“ wurden für die Darstellung zusammengefasst. 37 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 35: Körperliche Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv 85,4 75,7 Bücken 22,3 30,3 72,9 63,0 Heben und Tragen von Gewichten über 25 kg 25,5 30,9 69,6 69,2 Knien 21,4 23,8 61,9 60,7 Stehen 8,0 8,9 55,2 55,9 Hocken Verdrehte Körperhaltung 43,5 46,9 Überkopfarbeit 42,1 44,1 Heben und Tragen von Gewichten unter 10 kg 19,0 15,7 Sitzen 16,8 25,9 ArGO-Kollektiv 15,4 13,9 10,7 11,9 36,1 33,9 Heben und Tragen von Gewichten von 10 bis 25 kg Berufsgruppe Maurer 12,0 12,9 0 20 8,2 10,5 2,2 3,4 40 5,5 4,7 60 Kommt vor 80 100 0 20 40 60 80 100 Belastet/ führt zu Beschwerden Bücken (85,4 Prozent) sowie Heben und Tragen von Gewichten über 25 kg Maurer fühlten sich (72,9 Prozent) kamen bei den befragten Maurern deutlich häufiger vor als zumeist weniger belastet. im Gesamtkollektiv (75,7 bzw. 63,0 Prozent). 22,3 bzw. 25,5 Prozent der Maurer fühlten sich dadurch belastet oder hatten Beschwerden, jedoch lagen diese Werte unter denen des Gesamtkollektivs, wie auch bei den meisten übrigen aufgeführten Arbeitsbedingungen. Lediglich Arbeiten mit verdrehter Körperhaltung führte, obwohl es mit 43,5 Prozent insgesamt seltener vorkam als im Gesamtkollektiv (46,9 Prozent), öfter zu Belastungen oder Beschwerden (15,4 gegenüber 13,9 Prozent im Gesamtkollektiv). 38 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 36: Klimatische Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv Nässe 78,1 67,8 21,3 26,9 Kälte 74,0 67,4 19,7 22,3 67,3 59,8 Zugluft 16,5 21,4 59,1 53,9 Hitze 57,1 48,7 Sonneneinstrahlung Berufsgruppe Maurer 12,0 15,3 0 20 40 60 ArGO-Kollektiv 9,7 13,2 80 100 Kommt vor 0 20 40 60 80 100 Belastet/ führt zu Beschwerden Die befragten Maurer waren allen abgefragten klimatischen Bedingungen erwartungsgemäß häufiger ausgesetzt als die Befragten im ArGO-Kollektiv insgesamt. Jedoch führte dies nicht zu erhöhten Belastungen oder Beschwerden. Ungünstige klimatische Einflüsse führten eher selten zu Belastungen oder Beschwerden. Abbildung 37: Sonstige Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv Vibrationen durch handgeführte Maschinen 36,7 38,6 Arbeiten bei ungünstiger Beleuchtung 7,5 9,7 19,4 20,8 6,4 7,7 17,8 Sonstige Fahrtätigkeiten 2,1 1,7 24,2 Fahrtätigkeit mit Radlader 13,9 11,1 1,6 2,0 Fahrtätigkeit mit LKW 11,5 15,0 1,7 1,4 8,8 8,0 Fahrtätigkeit mit Bagger 1,6 1,7 2,9 Bildschirmarbeit 1,7 1,6 7,1 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 0 10 20 Kommt vor 30 40 50 0 10 20 30 40 50 Belastet/ führt zu Beschwerden Hier zeigten sich für die Maurer fast durchgängig niedrigere Werte in allen drei Kategorien. 39 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Eng mit den äußeren Arbeitsplatzbedingungen verknüpft ist die Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen. Die Befragungsergebnisse hierzu finden sich in der folgenden Abbildung. Abbildung 38: Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen in der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv11 Wie oft tragen/ verwenden Sie ... ? einen Schutzhelm 3,00 3,51 4,86 Sicherheitsschuhe 4,53 3,85 3,83 Schutzhandschuhe 2,36 2,42 Atemschutzmasken/ -geräte 2,94 2,92 Gehörschutz 2,06 2,21 Hautschutzmittel 1,82 Sicherheitsgeschirr 2,08 1,70 Schutzanzug Berufsgruppe Maurer 2,05 ArGO-Kollektiv 1,68 1,83 sonstige Schutzausrüstungen 4,41 4,43 Wird die Ausrüstung vom Arbeitgeber bereitgestellt? 1 Nie 2 Selten 3 Gelegentlich 4 Häufig 5 Immer Schutzhelm und Sicherheitsschuhe wurden in der Berufsgruppe Maurer deutlich häufiger verwendet als im Gesamtkollektiv. Seltenere Verwendung finden Schutzanzug und Sicherheitsgeschirr. Beides ist vermutlich direkt durch die Tätigkeit als Maurer bedingt. 11 Dargestellt werden hier die Mittelwerte der in Noten überführten Kategorien. 40 ArGO 7.2 Gesundheitsbericht Maurer Organisation und Betriebsklima Neben den bisher aufgeführten äußeren Arbeitsbedingungen spielen auch „weiche“ Faktoren, wie Organisation und Betriebsklima eine wichtige Rolle im Arbeitsleben und somit für das Wohlbefinden der Beschäftigten. Daher wurde auch dieser Bereich in der Befragung im ArGO-Projekt berücksichtigt. Abbildung 39: Häufigste arbeitsorganisatorische Bedingungen in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv 52,2 55,9 Zeit- oder Termindruck, Hektik 25,7 25,2 40,1 33,8 Lange Anfahrtswege zur Arbeitsstätte 16,3 12,9 Überforderung 39,2 38,1 Starke Konzentration oder Anspannung 38,8 42,5 37,4 Hohe Verantwortung 19,3 16,9 8,7 9,5 9,2 8,5 44,0 Gleichförmige, monotone Arbeit 31,9 27,8 Widersprüchl. Anforderungen, unklare Anweisungen 28,7 28,1 Überstunden, lange Arbeitszeit 27,4 32,8 13,3 11,8 Fehlende Anerkennung von Vorgesetzten 26,5 27,1 12,4 12,7 ArGO-Kollektiv 13,6 14,0 24,6 21,1 Fehlende Info. über wirtsch. Situation des Betriebes Berufsgruppe Maurer 12,3 9,0 0 10 20 30 40 Kommt vor 14,5 12,6 50 60 0 10 20 30 40 50 Belastet/ führt zu Beschwerden 60 52,2 Prozent der befragten Maurer gaben insgesamt an, dass Zeit-/Termin- Hektik trat oft auf. druck oder Hektik vorkamen. Bei 25,7 Prozent der Befragten kam es dadurch zu Belastungen oder sogar Beschwerden. Gegenüber dem Gesamtkollektiv (insgesamt 55,9 Prozent) traten Zeitdruck und Hektik jedoch seltener auf. Belastungen durch lange Anfahrtswege wurden bei den Maurern in häufiger angegeben als im Gesamtkollektiv. Zu Belastung oder Beschwerden führte bei der Berufsgruppe Maurer mit 19,3 Prozent am zweithäufigsten die Überforderung (Gesamtkollektiv 16,9 Prozent). 41 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 40: Betriebsklima in der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv12 Bei uns legt man Wert darauf, dass die Mitarbeiter gerne hier arbeiten 3,88 3,86 3,72 3,71 Bei uns ist das Wohlergehen der Mitarbeiter wichtig Über wichtige Dinge und Vorgänge in unserem Betrieb sind wir ausreichend informiert 3,39 3,43 Man muss sich nicht durch Schweigen vor Intrigen schützen 3,38 3,45 Problemlösungen im Gespräch mit den Vorgesetzten in Übereinstimmung mit den Mitarbeitern 3,58 3,60 3,45 3,52 Die Vorgesetzten gehen auf unsere Sorgen und Beschwerden ein 3,54 3,63 Es gibt bei uns keine unzulänglichen Arbeitsbedingungen Der Gemeinschaftssinn ist bei uns ausgeprägt, hier denkt keiner nur an sich selbst 3,41 3,47 3,40 3,36 Interessante und außergewählichen Aufgaben werden fair verteilt Information über die geplante Einführung von neuen Einrichtungen ist ausreichend Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 3,24 3,29 1 Stimmt nicht 2 Stimmt eher nicht 3 4 5 Stimmt teils/teils Stimmt ziemlich Stimmt Es zeigten sich bei den Fragen zum Betriebsklima kaum Abweichungen der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv. Es lässt sich jedoch erkennen, dass die Maurer außer bei den beiden ersten Fragen („Bei uns legt man Wert darauf, dass die Mitarbeiter gerne hier arbeiten“ und „Bei uns ist das Wohlergehen der Mitarbeiter wichtig“) durchweg leicht schlechter urteilten als die Befragten im Gesamtkollektiv. 7.3 Subjektiv empfundener Gesundheitszustand Die befragten Maurer schätzten ihren Gesundheitszustand insgesamt als „gut“ ein, lagen damit jedoch etwas schlechter als das Gesamtkollektiv. Im Vergleich zum Vorjahr schätzten sie ihren Gesundheitszustand geringfügig schlechter ein, schlechter als das Gesamtkollektiv. Gegenüber dem Gesamtkollektiv wurden die befragten Maurer nach eigener Einschätzung etwas leichter krank. Der Aussage „Ich erfreue mich ausgezeichneter Gesundheit“ stimmten die Maurer etwas seltener zu als die Befragten im Gesamtkollektiv. 12 Dargestellt werden hier und in den folgenden Abbildungen die Mittelwerte der in Noten überführten Kategorien. 42 ArGO Gesundheitsbericht Maurer Abbildung 41: Subjektives Empfinden des Gesundheitszustandes in der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv 3,00 Gesundheitszustand allgemein 3,08 1 schlecht 2 weniger gut 3 gut 4 sehr gut 5 ausgezeichnet Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 2,88 Gesundheitszustand im Vergleich zum vergangenen Jahr 2,94 1 derzeit viel schlechter 2 derzeit etwas schlechter 3 derzeit etwa gleich 4 derzeit etwas besser 5 derzeit viel besser Abbildung 42: Empfundene Gemütszustände in der Berufsgruppe Maurer gegenüber dem Gesamtkollektiv Wie oft waren Sie in den vergangenen 4 Wochen ... ? voller Schwung 4,16 4,15 ruhig und gelassen 4,32 4,39 voller Energie 4,23 4,18 glücklich 4,25 4,19 Berufsgruppe Maurer ArGO-Kollektiv 1 2 nie selten 3 manchmal 4 5 ziemlich oft 6 meistens immer 5,03 5,12 entmutigt und traurig erschöpft 4,27 4,30 müde 4,03 3,99 sehr nervös 4,62 4,64 so niedergeschlagen, dass Sie nichts aufheitern konnte 5,15 5,19 1 immer 2 meistens 3 ziemlich oft 4 5 6 manchmal selten nie Bei der Einschätzung bezüglich einiger Gemütszustände, die Auskunft über 43 ArGO Gesundheitsbericht Maurer das subjektive Wohlbefinden geben, urteilten die befragten Maurer weitgehend ähnlich wie das Gesamtkollektiv. 44 ArGO 8 Gesundheitsbericht Maurer Erste Vorschläge für Präventionsmaßnahmen Aufgrund der in diesem Bericht vorgestellten Ergebnisse können wir Ihnen erste Präventionsmaßnahmen vorschlagen: 1. Schulungen zur Bedeutsamkeit und richtigen Verwendung von persönlichem Lärmschutz. 2. Bauspezifisches Rückentraining (z. B. Rückenschonendes Heben und Tragen zur Verminderung von Rücken- und Schulterbeschwerden, Übungen zur Kräftigung, Dehnung und Entspannung). 3. Arbeitsplatzbezogene Bewegungsberatung zur Vermeidung von Gelenkerkrankungen. 4. Ernährungsberatung zur Vermeidung von Risikofaktoren, die zum Auftreten von Herz-Kreislaufkrankheiten beitragen können. 5. Raucherentwöhnungskurse zur Vermeidung von Risikofaktoren, die Herz-Kreislaufkrankheiten begünstigen können. 6. Kurse zur Stressprophylaxe (Vermeidung von Risikofaktoren, die zum Auftreten von Herzkrankheiten beitragen können). 7. Schulungen zu Mitarbeiterführung und Arbeitsorganisation zur Verbesserung des Betriebsklimas. Der Einsatz dieser Maßnahmen ist natürlich von den jeweiligen Besonderheiten Ihres Betriebes abhängig. Sprechen Sie uns an, wenn Sie nähere Informationen zu den genannten Vorschlägen wünschen! 45 GESUNDHEITSBERICHT für die BERUFSGRUPPE ZIMMERER für den Zeitraum 01.01.2000 bis 31.12.2000 © erstellt durch: ArGO-Projektteam – Juli 2002 Dieser Bericht vermittelt Ihnen einen ersten Einblick in die gesundheitliche Situation bei der Berufsgruppe der Zimmerer im Vergleich zu allen Beschäftigten im ArGO-Kollektiv1. Die vorgelegten Daten sind als Einstieg gedacht. Ein Gesundheitsbericht wirft jedoch meist viele weitergehende Fragen auf. Wir helfen Ihnen, die Ursachen für Gesundheitsprobleme aufzudecken. Sprechen Sie uns an, wie sich Ihrer Meinung nach ein speziell auf die Bedürfnisse Ihrer Berufsgruppe zugeschnittenes Gesundheitsprogramm auf die Beine stellen lässt! Wir beraten Sie gerne! Ihr ArGO-Projektteam 1 Basis sind Daten von Versicherten der AOK Niedersachsen sowie der IKK Niedersachsen, IKK Braunschweig, IKK Weser-Ems, IKK Weserbergland, die im Baubereich beschäftigt sind. Hinzu kommen Daten der BauBerufsgenossenschaft Hannover sowie aus der im Rahmen des Projektes durchgeführten Befragung. Inhaltsverzeichnis 1 Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze ........................................................................3 2 Fehlzeiten wegen Krankheit ......................................................................................4 2.1 2.2 2.3 2.4 3 Die Beschäftigten der Berufsgruppe Zimmerer................................................................... 4 Wie viele Fälle und Tage von Arbeitsunfähigkeit traten auf?.............................................. 6 Wie hoch war der Krankenstand? ....................................................................................... 8 Welche Erkrankungen traten auf?....................................................................................... 9 Das Unfallgeschehen in der Berufsgruppe Zimmerer...........................................12 3.1 Welche Ursachen und welche Bedeutung hatten Unfälle?............................................... 12 3.2 Welcher Art waren die aufgetretenen Unfälle? ................................................................. 12 3.3 Wie kam es zu den Unfällen? ........................................................................................... 15 4 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen ....................................................18 4.1 4.2 4.3 4.4 5 Die Probanden der Berufsgruppe Zimmerer..................................................................... 18 Gesundheitszustand der Untersuchten............................................................................. 20 Welche Befunde traten bei Zimmerern auf? ..................................................................... 20 Ärztliche Beurteilung und Empfehlungen.......................................................................... 24 Arzneimittelverordnungen .......................................................................................27 5.1 Wie viele Arzneimittelverordnungen gab es?.................................................................... 27 5.2 Welche Arzneimittel wurden verordnet? ........................................................................... 29 6 Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Arbeitsunfähigkeiten und Arzneimittelverordnungen? .....................................................................................34 7 Ergebnisse der Befragung .......................................................................................36 7.1 Äußere Bedingungen am Arbeitsplatz .............................................................................. 36 7.2 Organisation und Betriebsklima ........................................................................................ 41 7.3 Subjektiv empfundener Gesundheitszustand ................................................................... 42 8 Erste Vorschläge für Präventionsmaßnahmen ......................................................45 IHRE ANSPRECHPARTNER: Bau-Berufsgenossenschaft Hannover Birgit Pavlovsky Tel.: 0511/987-2585 E-Mail: Birgit.Pavlovsky@bg22.bgnet.de AOK Niedersachsen Susanne Schott Tel.: 0511/8701-419 E-Mail: Susanne.Schott@nds.aok.de IKK Niedersachsen Andrea Fritzsche Tel.: 0511/12389-407 E-Mail: Andrea.Fritzsche@ikk-niedersachsen.ikk.de ArGO 1 Gesundheitsbericht Zimmerer Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze • Der Krankenstand lag mit 5,8 Prozent ähnlich wie der Vergleichswert für das ArGOKollektiv gesamt von 5,9 Prozent. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle lag in der Berufsgruppe Zimmerer deutlich höher als im ArGO-Kollektiv. Am höchsten war sie in der Altersgruppe der bis 24-Jährigen. • Muskel-Skeletterkrankungen verursachten in der Berufsgruppe Zimmerer mit von 2,2 Prozent den höchsten spezifischen Krankenstand. Dies war jedoch deutlich weniger als im ArGO-Kollektiv (2,6 Prozent). Verletzungen und Vergiftungen kamen dagegen deutlich häufiger vor als im Gesamtkollektiv (2,1 gegenüber 1,5 Prozent). • In der Berufsgruppe Zimmerer ereigneten sich 95,4 Prozent der Unfälle bei einer betrieblichen Tätigkeit außerhalb des Straßenverkehrs (Gesamtkollektiv 93 Prozent). Die Unfallzahlen waren bei jüngeren Zimmerern deutlich höher als bei den älteren. • Die meisten Unfälle führten zu Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich- und Quetschwunden, gefolgt von Erschütterungen und Oberflächenprellungen. Die am häufigsten verletzten Körperteile waren der Daumen und der Zeigefinger. • Über ein Drittel der Unfälle trat beim Umgang mit Hand- und maschinellen Werkzeugen auf. • Bei den Vorsorgeuntersuchungen hatten die Zimmerer zu 69,8 Prozent mindestens einen auffälligen Befund (Gesamtkollektiv 73,6 Prozent). Hohe Anteile entfielen auf Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane - hier handelt es sich fast immer um z. B. leichte Lärmschwerhörigkeit oder Kurz-/ Weitsichtigkeit, die generell häufig auftreten - sowie auf Muskel- und Skeletterkrankungen. Letztere kamen bei 30,3 Prozent der untersuchten Zimmerer vor und lagen damit nahe dem Wert des Gesamtkollektivs (30,9 Prozent). • Bei 17,4 Prozent der untersuchten Zimmerer bestanden in irgendeiner Form gesundheitliche Bedenken bei der Fortsetzung der Tätigkeit (dauernde oder befristete Bedenken bzw. Fortsetzung der Tätigkeit an bestimmte Bedingungen geknüpft). 44,8 Prozent der Probanden wurde zudem ein Haus-/Facharztbesuch empfohlen. • Insgesamt 61 Prozent der Zimmerer wurde mindestens einmal ein Arzneimittel verordnet. Die Verordnungen nahmen mit dem Alter der Beschäftigten zu. Etwa ein Drittel der Personen erhielt Verordnungen der Arzneimittelgruppe Muskel- und Skelettsystem, die damit den größten Anteil an den Verordnungen hatten. Nach Tagesdosen betrachtet, machten Arzneien für das Herz-Kreislaufsystem die wichtigste Gruppe aus. • Die Befragung in der Berufsgruppe Zimmerer ergab, dass Lärmeinwirkung bei 73,4 Prozent der Befragten auftrat und damit häufiger wahrgenommen wurde als im Gesamtkollektiv. Auch die meisten körperlichen Belastungen wie Heben und Tragen traten häufiger auf als im Gesamtkollektiv, jedoch führte lediglich Arbeiten mit verdrehter Körperhaltung öfter zu Belastungen oder Beschwerden, obwohl es seltener auftrat als im Gesamtkollektiv. Zeit- oder Termindruck traten bei über der Hälfte der Befragten auf, dies entspricht dem Wert für das Gesamtkollektiv der Befragten. Auch die übrigen „weichen“ Faktoren zeigen gegenüber dem Gesamtkollektiv kaum Abweichungen. Lediglich Überforderung führt häufiger zu Belastungen oder Beschwerden als bei den Befragten insgesamt. Das subjektive Gesundheitsempfinden ist gegenüber dem Gesamtkollektiv unauffällig. 3 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer 2 Fehlzeiten wegen Krankheit 2.1 Die Beschäftigten der Berufsgruppe Zimmerer2 In der Berufsgruppe Zimmerer arbeiteten 6.806 pflichtversicherte Beschäf- Sehr wenig Frauen. tigte, 19 Frauen und 6.787 Männer. Verglichen mit dem gesamten ArGOKollektiv (142.216 pflichtversicherte Beschäftigte der Bauwirtschaft) war der Männeranteil (99,7 Prozent, ArGO-Kollektiv 93,9 Prozent) deutlich erhöht und der Frauenanteil als vergleichsweise gering einzustufen. Aufgrund des geringen Frauenanteils werden im Folgenden nur die männlichen Zimmerer berücksichtigt. In der Berufsgruppe Zimmerer war die Altersgruppe bis 24 Jahre mit einem Anteil von 30,8 Prozent deutlich stärker vertreten als im ArGO-Kollektiv (19,7 Prozent) und stellte die größte Gruppe dar. Gruppe der bis 24jährigen hatte einen vergleichsweise hohen Anteil. Die Gruppen ab 45 Jahren hatten einen Anteil von 14,8 Prozent und waren Älteste Gruppe vergleichsweise damit deutlich kleiner als im ArGO-Kollektiv (26,1 Prozent). schwach besetzt. Insgesamt unterschied sich die Altersstruktur somit deutlich von der in der Baubranche durchschnittlichen Altersstruktur. Die genaue Verteilung in der Berufsgruppe Zimmerer ist in der nachstehenden Tabelle und der danach folgenden Abbildung zu ersehen. Tabelle 1: Altersverteilung in der Berufsgruppe Zimmerer und des ArGO-Kollektivs (Männer) Anzahl Personen Altersgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv bis 24 Jahre 2.093 26.345 25 bis 34 Jahre 1.974 35.746 35 bis 44 Jahre 1.717 36.697 45 bis 54 Jahre 653 21.357 55 Jahre und älter 350 13.432 6.787 133.577 Gesamt 2 Diesem Abschnitt liegen die Auswertungen der Arbeitsunfähigkeitsdaten der beteiligten Krankenkassen für das Jahre 2000 zu Grunde. 4 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 1: Prozentuale Altersverteilung in der Berufsgruppe Zimmerer und des ArGOKollektivs (Männer) 35 30,8 29,1 30 26,8 27,5 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 25,3 in Prozent 25 20 19,7 16,0 15 10,1 9,6 10 5,2 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen In der Berufsgruppe Zimmerer waren die Facharbeiter mit einem Anteil von Facharbeiter waren 69 Prozent die stärkste Gruppe. Im ArGO-Kollektiv war diese Gruppe mit ei- die stärkste Gruppe. nem Anteil von 63,8 Prozent weniger stark vertreten. Zweitstärkste Gruppe mit 20 Prozent waren in der Berufsgruppe Zimmerer die Auszubildenden, die damit einen deutlich höheren Anteil hatten als im ArGO-Kollektiv mit 12,7 Prozent. Der Anteil der Arbeiter, die nicht als Facharbeiter tätig sind, war in der Berufsgruppe Zimmerer dagegen mit 8,1 Prozent deutlich geringer als im männlichen ArGO-Kollektiv (19,1 Prozent). Deutlich weniger Arbeiter, die nicht als Facharbeiter tätig sind. Der Anzahl der männlichen Zimmerer (6.787) standen 5.292 Versichertenjahre gegenüber. Somit waren die Zimmerer häufig nicht ganzjährig als Zimmerer versichert. Die durchschnittliche Versicherungszeit der Zimmerer (258 Tage) lag deutlich unter der des männlichen Gesamtkollektivs (292 Tage). 5 ArGO 2.2 Gesundheitsbericht Zimmerer Wie viele Fälle und Tage von Arbeitsunfähigkeit traten auf? In der Berufsgruppe Zimmerer gab es 171,4 Fälle von krankheitsbedingter Vergleichsweise Abwesenheit pro 100 ganzjährig Beschäftigte (100 VJ). Im ArGO-Kollektiv mehr AU-Fälle. waren es 156,8 Fälle je 100 VJ. Die Versicherten der Berufsgruppe Zimmerer wurden damit deutlich häufiger krankgeschrieben als die des ArGOKollektivs. Insgesamt waren in der Berufsgruppe Zimmerer 67 Prozent der Beschäftig- AU-Quote etwas ten mindestens einmal krankgeschrieben (im ArGO-Kollektiv 63,6 Prozent). erhöht. Somit war die AU-Quote als vergleichsweise höher einzustufen. Im Durchschnitt dauerte ein Fall von Arbeitsunfähigkeit in der Berufsgruppe Zimmerer 12,4 Tage. Die Vergleichsgruppe wies einen Wert von 13,8 Tagen auf. In der Berufsgruppe Zimmerer war somit eine Krankschreibung im Einzelfall etwas kürzer als im ArGO-Kollektiv. In der jüngsten Altersgruppe der Berufsgruppe Zimmerer dauerte ein Fall im Schnitt nur 8,3 Tage, bei den Ältesten dagegen 28,1 Tage. In der Berufsgruppe Zimmerer nahm die Fallhäufigkeit mit zunehmendem Alter der Beschäftigten ab. Dies ist ein typisches Ergebnis. Die Anzahl der AU-Tage stieg dagegen erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter der Beschäftigten an. Ein erheblicher Teil der Arbeitsunfähigkeitstage ist gewöhnlich durch lang Langzeiterkranandauernde Erkrankungen bedingt: Die Langzeiterkrankungen (länger als kungen leicht unterdurchschnittlich. sechs Wochen) hatten in der Berufsgruppe Zimmerer einen Anteil von 47,8 Prozent an allen Fehltagen. In der Vergleichsgruppe betrug dieser Anteil 49,9 Prozent. Die gemeldeten Arbeitsunfähigkeitsfälle mit ein bis drei Tagen Dauer waren in der Berufsgruppe Zimmerer für 6,6 Prozent der Fehltage verantwortlich (ArGO-Kollektiv 5,4 Prozent). 6 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 2: Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle und -tage nach Altersgruppen in der Berufsgruppe Zimmerer 4.500 AU-Fälle je 100 VJ 4.000 AU-Tage je 100 VJ 3811,7 3.500 3.000 2.500 2435,1 2.000 2130,7 2052,4 1964,1 1900,4 1.500 1.000 500 228,9 168,5 142,8 139,1 135,5 171,4 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter gesamt 0 Altersgruppen Abbildung 3: Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle und -tage nach Dauer in Prozent in der Berufsgruppe Zimmerer 60 AU-Tage und AU-Fälle in Prozent AU-Fälle AU-Tage 50 40 47,8 40,1 30 27,1 20 15,9 10,7 10 14,0 13,1 7,8 6,6 5,9 5,4 22-42 AUTage >42 AU-Tage 5,5 0 1-3 AU-Tage 4-7 AU-Tage 8-14 AU-Tage 15-21 AUTage Falldauer 7 ArGO 2.3 Gesundheitsbericht Zimmerer Wie hoch war der Krankenstand? Der Krankenstand für die Berufsgruppe Zimmerer betrug 5,8 Prozent und Durchschnittlicher Krankenstand. lag damit ähnlich wie im ArGO-Kollektiv mit 5,9 Prozent. Ältere Beschäftigte wiesen in der Berufsgruppe Zimmerer einen höheren Krankenstand auf als jüngere. Dies ist ein typischer Befund. Jüngere Beschäftigte haben eher viele, kurz dauernde Arbeitsunfähigkeiten, die sich nicht so stark in der Höhe des Krankenstandes niederschlagen. Diese Tendenz ist in der Berufsgruppe Zimmerer etwas geringer ausgeprägt als im Gesamtkollektiv. Abbildung 4: Krankenstand in der Berufsgruppe Zimmerer nach Altersgruppen 14 12 Krankenstand in Prozent 12,7 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 10,4 10 8 6 6,7 6,5 5,6 5,4 5,2 4,4 4,6 5,8 5,9 5,1 4 2 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 8 ArGO 2.4 Gesundheitsbericht Zimmerer Welche Erkrankungen traten auf? In der Berufsgruppe Zimmerer waren Muskel- und Skeletterkrankungen mit Muskel-Skeletteinem Krankenstand von 2,2 Prozent und einem Anteil von 28,3 Prozent an erkrankungen waren Spitzenreiter. den Fehltagen die häufigste Erkrankungsart. Der Anteilswert war damit jedoch deutlich geringer als im ArGO-Kollektiv (2,6 bzw. 36,2 Prozent). Abbildung 5: Krankenstand für die häufigsten Krankheitsarten in der Berufsgruppe Zimmerer (altersstandardisiert) Muskel- und Skeletterkrankungen 2,2 Verletzungen und Vergiftungen 2,1 1,5 Krankheiten der Atmungsorgane 2,6 0,6 0,6 Krankheiten des Kreislaufsystems 0,4 0,4 Krankheiten der Verdauungsorgane 0,2 0,3 Infektionen und parasitäre Krankheiten Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 0,2 0,2 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 Krankenstand in Prozent An zweiter Stelle folgten mit einem Krankenstand von 2,1 Prozent die Ver- Deutlich mehr Verletzungen und Vergiftungen. Im ArGO-Kollektiv fielen diese mit 1,5 Prozent letzungen/ Vergiftungen. deutlich geringer aus. Krankheiten der Atmungsorgane traten nahezu gleich häufig auf wie im Gesamtkollektiv. Bei den drei jüngsten Beschäftigtengruppen der Berufsgruppe Zimmerer Verletzungen vor führten in erster Linie Verletzungen und Vergiftungen zu Fehltagen. Deren allem bei jüngeren Beschäftigten. Anteil nimmt mit zunehmendem Alter der Beschäftigten deutlich ab. Atemwegserkrankungen gingen ebenfalls tendenziell mit dem Alter zurück, zeigten jedoch in der Gruppe ab 55 Jahren einen deutlich erhöhten Wert mit 12,2 Prozent (Gesamtkollektiv 5,9 Prozent). Atemwegserkrankungen bei der ältesten Gruppe deutlich erhöht. 9 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 6: Anteil ausgewählter Krankheitsarten an den Fehltagen in der Berufsgruppe Zimmerer nach Alter 80 Verletzungen und Vergiftungen Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes Krankheiten der Atmungsorgane Krankheiten des Kreislaufsystems 70 60 52,1 50 44,6 44,3 38,6 40 34,633,9 30 20 33,1 28,8 25,9 14,4 11,0 10 2,3 28,3 15,7 9,6 12,211,3 9,1 0,7 9,5 5,4 4,8 2,0 3,0 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Demgegenüber nahmen die Muskel- und Skeletterkrankungen mit steigendem Alter deutlich zu. In den beiden ältesten Gruppen waren es die Muskelund Skeletterkrankungen, die zu den meisten Fehltagen führten. Bei den Beschäftigten ab 55 Jahren waren diese Erkrankungen Ursache für 44,3 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage. Mehr Muskel-Skeletterkrankungen bei älteren Beschäftigten Betrachtet man die jeweils durch eine Erkrankungsart betroffenen Personen, so zeigt sich, dass in der Berufsgruppe Zimmerer 31,5 Prozent der Beschäftigten (bezogen auf ganzjährig Versicherte) von Verletzungen und Vergiftungen betroffen waren. Dieser Wert lag deutlich über dem des Gesamtkollektivs (24,7 Prozent). Fast 1/3 der Personen von Verletzungen oder Vergiftungen betroffen. Muskel- und Skeletterkrankungen, Krankheiten der Atmungs- und Verdauungsorgane sowie infektiöse und parasitäre Krankheiten traten bei annähernd gleich vielen Personen auf wie im Gesamtkollektiv. 10 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 7: Betroffene Personen je 100 ganzjährig Versicherte für die wichtigsten Erkrankungsschwerpunkte (altersstandardisiert) 31,5 Verletzungen und Vergiftungen 24,7 29,7 29,3 Muskel- und Skeletterkrankungen 23,4 24,7 Krankheiten der Atmungsorgane 12,8 14,1 Krankheiten der Verdauungsorgane Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 12,1 12,5 Infektiöse und parasitäre Krankheiten 0 5 10 15 20 25 30 35 betroffene Personen je 100 ganzjährig Versicherte 11 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer 3 Das Unfallgeschehen in der Berufsgruppe Zimmerer 3.1 Welche Ursachen und welche Bedeutung hatten Unfälle?3 Arbeitsunfälle waren in der Berufsgruppe Zimmerer die Ursache für etwa Zahl der Arbeitsun24,8 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage und 15,9 Prozent der Arbeitsunfä- fälle überdurchschnittlich hoch. higkeitsfälle. Diese Werte lagen deutlich über denen des Gesamtkollektivs (15,0 bzw. 10,9 Prozent). Bezüglich des Ursachenspektrums dominierten sowohl bei der Berufsgruppe Zimmerer als auch im ArGO-Kollektiv die „normalen“ Erkrankungen, d. h. jene, die nicht auf besondere Ursachen (z. B. Unfall oder Berufskrankheiten) zurückzuführen sind. Den übrigen Ursachen, wie Wege- oder Freizeitunfällen, kam kaum Bedeutung zu. 3.2 Welcher Art waren die aufgetretenen Unfälle?4 Laut der 10 v. H.-Statistik der Bau-BG Hannover ereigneten sich 95,4 Prozent der Arbeitsunfälle bei der Berufsgruppe Zimmerer bei einer betrieblichen Tätigkeit außerhalb des Straßenverkehrs. Im ArGO-Kollektiv betrug dieser Anteil 93,0 Prozent. Anteil der Unfälle bei betrieblicher Tätigkeit über 95 Prozent. Wegeunfälle im Straßenverkehr machten bei der Berufsgruppe Zimmerer mit 2,5 Prozent wie auch im Gesamtkollektiv (3,9 Prozent) die zweithäufigste Unfallursache aus. Am häufigsten traten Unfälle in der Berufsgruppe Zimmerer bei den beiden Unfälle vor allem jüngeren Altersgruppen auf und nahmen mit zunehmendem Alter der Be- bei jungen Beschäftigten. schäftigten ab. Analog zur Altersabhängigkeit ist außerdem zu beobachten, dass Beschäftigte mit geringer Berufserfahrung (maximal 2 Jahre als Zimmerer tätig), ebenfalls die meisten Unfälle zu verzeichnen hatten. Die häufigste Verletzungsart in der Berufsgruppe Zimmerer waren wie auch im Gesamtkollektiv Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich- und Quetschwunden, sie traten jedoch etwas seltener auf. Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich- und Quetschwunden häufigste Verletzungsart. Seltener als im Gesamtkollektiv kam es bei 12,3 Prozent der Unfälle zu Verdrehung, Verrenkung, Zerrung, Überdehnung oder Stauchung. Unfälle durch Eindringen von Fremdkörpern kamen mit 8,4 Prozent dagegen häufiger vor (Gesamtkollektiv 5,7 Prozent) 3 4 Diesem Teil der Auswertungen liegen die Arbeitsunfähigkeitsdaten der beteiligten Krankenkassen für das Jahr 2000 zu Grunde. Diesem Teil der Auswertungen liegt die 10 v. H.-Statistik der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover zu Grunde. Hier wurden Daten der Jahre 1997 bis 2000 gepoolt ausgewertet. 12 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 8: Verteilung der Unfälle in der Berufsgruppe Zimmerer auf die Altersgruppen 35 30 32,6 30,5 29,1 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 25,6 in Prozent 25 22,3 22,3 20 15 13,2 9,5 10 8,4 6,5 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen Abbildung 9: Anteile der häufigsten Verletzungsarten an den Unfällen insgesamt 30,2 31,6 Platz-, Riss-, Schnitt-, Stich-, Quetschwunden 21,3 21,0 Erschütterung, Oberflächenprellungen Verdrehung, Verrenkung, Zerrung, Überdehnung, Stauchung 12,3 15,7 8,4 Eindringen von Fremdkörpern 5,7 Geschlossener Knochenbruch ohne nähere Angabe 8,1 8,2 Vollständige Zerreißung, Abriss, Ausriss, Amputation Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 4,2 3,2 0 5 10 15 20 25 30 35 in Prozent 13 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 10: Anteile der häufigsten verletzten Körperteile an den Unfällen insgesamt Daumen (1. Finger) 9,8 7,6 Zeigefinger (2. Finger) 6,3 Oberes Sprunggelenk (Fußgelenk), Knöchel, Bänder 7,5 6,7 8,5 6,2 6,0 Augen, Augenhöhle, Augenregion, Jochbein 3. Finger 6,0 4,2 5,7 5,6 Mittelhand 0 2 4 6 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 8 10 12 in Prozent Am häufigsten traten mit 9,8 Prozent Verletzungen im Bereich des Dau- Mehr Verletzungen mens auf. Im Gesamtkollektiv fiel der Wert mit 7,6 Prozent deutlich geringer an den Fingern. aus und stellte nur die zweithäufigste Verletzungsart dar. Auch Verletzungen des Zeigefingers (6,9 Prozent) oder des Mittelfingers (6 Prozent) waren bei Zimmerern häufiger zu finden als im Gesamtkollektiv (6,0 bzw. 4,2 Prozent). Verletzungen im Bereich des Fußgelenks traten dagegen deutlich seltener auf. Die meisten Unfälle (11,3 Prozent) traten bei den Zimmerern im Monat Ok- Erhöhte Unfallzahl tober auf, im Gesamtkollektiv entfielen dagegen die meisten Unfälle auf Juli im Oktober. und September. Häufigster Unfalltag war mit 23 Prozent der Montag. Dies war gegenüber dem Gesamtkollektiv jedoch nicht auffällig. Interessanter ist demgegenüber, dass bei der Berufsgruppe der Zimmerer die Unfallschwerpunktzeiten um 11:00 Uhr (nach der Frühstückspause) und 14:00 (nach der Mittagspause) größere Anteile der Unfälle aufwiesen als im Gesamtkollektiv. In Entsprechung zu dieser Abbildung traten die meisten Unfälle nach einer Arbeitszeit von 4 bzw. 7 bis 8 Stunden auf. 14 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 11: Zeitpunkt des Arbeitsunfalls, Verteilung der Unfälle in Prozent 16 14,8 14 13,2 in Prozent 12 12,7 11,9 10 9,8 10,2 11,1 11,0 10,7 10,9 7,9 8 7,6 6 6,0 6,6 7,3 7,1 7,4 5,4 4,3 4 2 1,6 1,6 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 5,7 5,0 2,2 0 4,5 2,0 0,4 1,1 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 Restl. Zeiten 3.3 Wie kam es zu den Unfällen? Die meisten Arbeitsunfälle (34 Prozent) ereigneten sich beim Umgang mit Hand- bzw. maschinellen Werkzeugen. Dieser Wert war gegenüber dem Gesamtkollektiv (29,1 Prozent) deutlich erhöht. Zahlen der Arbeitsunfälle beim Umgang mit Werkzeugen am höchsten. Unfälle beim Arbeitsplatz-/Stellungswechsel (mit Muskelkraft z. B. Gehen, Laufen) waren mit einem Anteil von über einem Viertel wie auch im Gesamtkollektiv die zweithäufigste Ursache für Unfälle. Umgang mit nicht maschinellen Geräten und Arbeitsstoffen sowie manuell ausgeführte Transporttätigkeiten waren weitere häufige Tätigkeiten zum Unfallzeitpunkt. 15 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Tabelle 2: Arbeitsunfälle nach ausgeübter Tätigkeit in Prozent Tätigkeit Zimmerer ArGOKollektiv Umgang mit Hand- bzw. maschinellen Werkzeugen 34,0 29,1 Arbeitsplatz-/Stellungswechsel (mit Muskelkraft z. B. Gehen, Laufen) 23,2 26,2 Umgang mit nicht maschinellen Geräten, Arbeitsstoffen 13,3 16,9 Manuell ausgeführte Transporttätigkeiten (senkrecht) 10,4 11,2 Bedienen, Einrichten von Maschinen, Führen von Kfz 5,5 3,0 Manuell ausgeführte Transporttätigkeiten (waagerecht) 4,8 4,4 Fast ein Drittel der Unfälle (29,1 Prozent) und damit erwartungsgemäß deut- Fast 1/3 der Unfälle lich mehr als im Gesamtkollektiv (9,3 Prozent) traten im Dachbau auf. im Dachbau. Zweithäufigster Arbeitsbereich war mit insgesamt 12,6 Prozent der konventionelle Bau (Gesamtkollektiv 19,7 Prozent). Abbildung 12: Arbeitsbereich zum Unfallzeitpunkt, Verteilung der Unfälle in Prozent Dachbau 29,1 9,3 Konventioneller Bau (Massivbau aus Mauerwerk und/oder Beton) 12,6 Tragkonstruktion; Gerüst für den Schalungsbau 2,4 19,7 6,3 5,5 Bereich der Arbeitsvorbereitung (Zimmerer-, Biegeplatz u. ä.) 5,2 Zimmerei Systemgerüst, Modulgerüst, StahlrohrKupplungsgerüst 4,1 6,2 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 4,0 4,8 Fußgängerbereich auf Baustellen 0 5 10 15 20 25 30 35 in Prozent 16 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Deutlich mehr Unfälle als im Gesamtkollektiv traten ohne eine Bewegung Über 40 Prozent der Unfälle ohne Bedes Verunfallten selber auf (42,1 Prozent gegenüber 32,9 Prozent). wegung des Ver- In 21,7 Prozent verletzte sich der Beschäftigte bei einer eigenen Bewegung letzten. (z. B. sich stoßen), bei 19,6 Prozent der Fälle war Stolpern, Umknicken, Ausrutschen oder Hinfallen des Verletzten die Ursache. Diese Werte lagen deutlich unter denen des Gesamtkollektivs. 10,5 Prozent der Unfälle geschahen durch Absturz des Verunfallten (Gesamtkollektiv 8,9 Prozent). Abbildung 13: Bewegungszustand des Verletzten zum Unfallzeitpunkt, Verteilung der Unfälle in Prozent 42,1 In Ruhe verletzt 32,9 21,7 (An)stoßen, sich selbst verletzen 25,4 19,6 Stolpern, umknicken, ausrutschen, hinfallen 24,6 10,5 8,9 (Ab)stürzen, abrutschen 6,1 Sonstige Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 8,2 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 in Prozent Häufigster unfallauslösender Gegenstand war in 8,9 Prozent der Fälle Schnittholz (Gesamtkollektiv 3,0 Prozent), gefolgt von Kreissägen mit 5,1 Prozent (Gesamtkollektiv 1,7 Prozent). In 34,6 Prozent der Unfälle befand sich der unfallauslösende Gegenstand im Ruhezustand. In 28,3 Prozent der Fälle passierte der Unfall während einer funktionsgerechten Bewegung desselben, in 15,4 Prozent bei Fall-, Sink- und Kippbewegungen. 17 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer 4 Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen5 4.1 Die Probanden der Berufsgruppe Zimmerer Insgesamt liegen für 1.047 männliche Zimmerer Daten aus Vorsorgeuntersuchungen vor (Gesamtkollektiv 12.898 männliche Probanden). Die Probanden zwischen 35 und 44 Jahre stellten mit 31,2 Prozent wie auch im Gesamtkollektiv (28,8 Prozent) die größte Gruppe. Der Anteil der Gruppe bis 24 Jahre war mit 16,5 Prozent deutlich größer als im Gesamtkollektiv (11,9 Prozent), der der beiden ältesten Gruppen deutlich geringer (23,4 gegenüber 32,2 Prozent). Tabelle 3: Zimmerer vergleichsweise jünger als die Untersuchten im Durchschnitt. Altersverteilung der Probanden in der Berufsgruppe Zimmerer und im ArGOKollektiv (Männer) Zimmerer ArGO-Kollektiv Altersgruppe Anzahl Personen Anteil in Prozent Anzahl Personen Anteil in Prozent bis 24 Jahre 173 16,5 1.540 11,9 25 bis 34 Jahre 302 28,8 3.495 27,1 35 bis 44 Jahre 327 31,2 3.716 28,8 45 bis 54 Jahre 146 13,9 2.416 18,7 55 Jahre und älter 99 9,5 1.731 13,4 gesamt 5 1.047 12.898 Diesem Teil der Auswertungen liegen die Daten der Arbeitsmedizinischen Untersuchungen der Bau-Berufsgenossenschaft Hannover aus dem Jahr 2000 zu Grunde. 18 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 14: Altersverteilung der Probanden in der Berufsgruppe Zimmerer und im ArGOKollektiv (Männer) 35 31,2 28,8 30 27,1 28,8 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 25 20 15 18,7 16,5 13,9 13,4 11,9 9,5 10 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen 81,9 Prozent der untersuchten Zimmerer waren auch im erlernten Beruf tätig, im Gesamtkollektiv waren es nur 69,1 Prozent (dies vermutlich v. a., weil nicht alle Bauberufe wie der des Zimmerers auch Lehrberufe sind). Trotzdem lag die durchschnittliche Tätigkeitsdauer mit 15,7 Jahren ähnlich wie im Gesamtkollektiv (15,5 Jahre). 19 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer 4.2 Gesundheitszustand der Untersuchten Von den 1.047 untersuchten männlichen Zimmerern wiesen 30,2 Prozent 69,8 Prozent der keine auffälligen medizinischen Befunde auf (Gesamtkollektiv 26,4 Prozent). Probanden wiesen Auffälligkeiten auf. Das bedeutet, dass bei 69,8 Prozent aller Probanden gesundheitliche Auffälligkeiten vorhanden waren. Hierbei handelt es sich in den meisten Fällen jedoch um „Bagatellbefunde“, d.h. Befunde ohne eigentlichen Krankheitswert, wie z.B. leicht auffällige Blutwerte. Dieser Prozentsatz stieg erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter, lag dabei jedoch durchgängig – außer bei den jüngeren Probanden – ähnlich dem des ArGO-Kollektivs. So hatten in der jüngsten Gruppe nur 39,9 Prozent der untersuchten Zimmerer mindestens einen auffälligen Befund zu verzeichnen (Gesamtkollektiv 45,5 Prozent), in der ältesten Gruppe waren es 93,9 Prozent (Gesamtkollektiv 93,8 Prozent). Etwas unterdurchschnittliche viele Probanden mit auffälligem Befund. Abbildung 15: Probanden der Berufsgruppe Zimmerer mit mindestens einem auffälligen Befund nach Altersgruppen 100 80 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 93,993,8 90,489,2 74,975,2 73,6 69,8 63,663,6 60 40 45,5 39,9 20 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 4.3 Welche Befunde traten bei Zimmerern auf? Die untersuchten Zimmerer zeigten mit 36,5 Prozent wie auch das Gesamtkollektiv mit 32 Prozent einen hohen Anteil an Probanden mit Krankheiten der Sinnesorgane und des Nervensystems. Hier handelt es sich fast immer um z. B. leichte Schwerhörigkeit oder Kurz-/ Weitsichtigkeit, die auch in der Allgemeinbevölkerung häufig auftreten. 20 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Muskel- und Skeletterkrankungen wurden seltener diagnostiziert (30,3 Prozent) und lagen nahezu gleichauf mit dem Wert des Gesamtkollektivs (30,9 Prozent). An dritter Stelle lagen mit 18,7 Prozent Krankheiten des Kreislaufsystems (Gesamtkollektiv 19,4 Prozent). Der Wert für Verletzungen und Vergiftungen war mit 8,6 Prozent gegenüber Mehr Verletzungen/ Vergiftungen. dem Gesamtkollektiv (6,0 Prozent) erhöht. Abbildung 16: Auffällige arbeitsmedizinische Befunde in Prozent der Untersuchten (altersstandardisiert) Krankheiten d. Nervensystems u. d. Sinnesorgane 32,0 36,5 30,3 30,9 Muskel- und Skeletterkrankungen 18,7 19,4 Krankheiten des Kreislaufsystems 11,7 13,7 Krankheiten der Verdauungsorgane Verletzungen und Vergiftungen 6,0 8,6 Krankheiten der Atmungsorgane 6,6 Hauterkrankungen 6,2 6,4 Krankheiten d. Blutes u. d. blutbildenden Organe 1,1 0,9 Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane 0,7 1,3 0 9,4 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 5 10 15 20 25 30 35 40 in Prozent Seltener – sowohl vom Anteil her als auch gegenüber dem Gesamtkollektiv - traten bei 11,7 bzw. 6,6 Prozent der Probanden Befunde bezüglich Krankheiten der Verdauungs- bzw. Atmungsorgane auf (Gesamtkollektiv 13,7 bzw. 9,4 Prozent). (Das gegenüber den beschriebenen Arbeitsunfähigkeiten in Abschnitt 2.4 relativ seltene Auftreten von Verletzungen und Vergiftungen ist durch den Vorsorgecharakter der Untersuchungen bedingt.) Im Weiteren wurden die beiden wichtigsten Erkrankungsschwerpunkte Muskel- und Skeletterkrankungen sowie Kreislauferkrankungen näher untersucht. Die folgenden Abbildungen zeigen zunächst eine differenzierte Aufstellung der Befunde im Muskel-Skelett-Bereich. Rückenerkrankungen traten bei 17,1 Prozent der Probanden in Form von Dorsopathien der Lendenwirbelsäule und der unteren Brustwirbelsäule auf (Gesamtkollektiv 18,7 Prozent) und waren insgesamt seltener als im Gesamtkollektiv. Gelenkerkrankungen, die insgesamt deutlich häufiger als im Gesamtkollektiv auftraten, waren bei der Berufsgruppe Zimmerer vor allem durch Arthro21 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer pathien der unteren Gelenke gekennzeichnet, die bei 10,4 Prozent der Untersuchten auftraten (Gesamtkollektiv 9,1 Prozent). Abbildung 17: Muskel- und Skeletterkrankungen, Befunde in Prozent der Untersuchten 17,1 Rückenerkrankungen 18,7 2,4 2,7 Dorsopathien der HWS und oberen BWS 16,3 17,5 Dorsopathien der LWS und unteren BWS Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv Gelenkerkrankungen 13,3 14,7 6,7 6,1 Arthropathien der oberen Extremitäten Arthropathien der unteren Extremitäten 9,1 0 2 4 6 8 10,4 10 12 14 16 18 20 in Prozent Abbildung 18: Körperliche Untersuchungen, Befunde im Bereich „Rücken“ in Prozent der Untersuchten Auffällige Wirbelsäulenform gesamt 21,8 23,0 Fix. Skoliose der LWS 7,2 7,5 BWS-Kyphose verstärkt 5,6 Fix. Skoliose der BWS 8,7 8,8 6,9 4,0 4,0 Sonstige Auffälligkeiten WS-Form 2,7 Abgeflachte phys. Krümmung Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 3,8 2,3 2,3 LWS-Lordose verstärkt 1,5 1,3 Beckenschiefstand Eingeschränkte Wirbelsäulenbeweglichkeit gesamt 13,1 13,0 11,4 10,8 LWS-Beweglichkeit eingeschränkt 3,5 3,2 BWS-Beweglichkeit eingeschränkt 2,6 2,0 HWS-Beweglichkeit eingeschränkt 0 5 10 15 20 25 in Prozent 22 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Eine genauere Differenzierung der Befunde im Bereich „Rücken“ zeigte vor Auffälligkeiten im allem Häufungen bei Beschwerden im Zusammenhang mit der Lendenwir- Bereich der LWS. belsäule. Die Werte für fix. Skoliose der Lendenwirbelsäule und eingeschränkte Lendenwirbelsäulenbeweglichkeit liegen über denen des Gesamtkollektivs. Differenziert man die Befunde bezüglich der oberen und unteren Extremitä- Erhöhte Befunde ten weiter, so zeigen sich in der Gruppe der Zimmerer Auffälligkeiten im Be- für Schultergelenke. reich der oberen Extremitäten mit 10,5 Prozent deutlich häufiger als im Gesamtkollektiv mit 7,4 Prozent der Probanden. Der häufigste Einzelbefund war eine Funktionseinschränkung der Schultergelenke, die mit 4 Prozent ebenfalls häufiger auftrat als im Gesamtkollektiv (3 Prozent) Auch Auffälligkeiten der unteren Extremitäten traten bei Zimmerern deutlich Befunde für Kniehäufiger auf als im Gesamtkollektiv (11,9 gegenüber 9.9 Prozent). Funkti- gelenke auffällig. onseinschränkungen der Kniegelenke waren hier mit 6,0 Prozent der häufigste Einzelbefund (Gesamtkollektiv 4,1 Prozent). Abbildung 19: Einzelbefunde „Gelenke“, Befunde in Prozent der Untersuchten Auffälligkeiten obere Extremitäten gesamt 10,5 7,4 Funktionseinschränkung Schultergelenke 4,0 3,0 Sonstige Auffälligkeiten obere Extremitäten 2,0 3,1 1,7 1,3 Funktionseinschränkung Ellenbogengelenke 1,5 1,0 Funktionseinschränkung Hand/Finger Amputationen von Teile der oberen Extremitäten 0,4 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 1,3 0,7 0,8 Funktionseinschränkung der Handgelenke Auffälligkeiten untere Extremitäten gesamt 9,9 Funktionseinschränkung Kniegelenke 4,1 Sonstige Auffälligkeiten untere Extremitäten 4,3 3,8 Funktionseinschränkung Hüftgelenke 1,3 11,9 6,0 2,1 0,9 0,8 Funktionseinschränkung Sprungelenke 0 2 4 6 8 10 12 14 in Prozent 23 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 20: Kreislauferkrankungen und Risikofaktoren, Befunde in Prozent der Untersuchten Krankheiten des Kreislaufsystems 13,8 13,6 Bluthochdruck Ischämische Herzkrankheiten 1,1 1,1 Sonstige Krankheiten des Kreislaufsystems 6,3 6,9 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv Risikofaktoren für HerzKreislauferkrankungen 1,4 2,0 Diabetes mellitus Erhöhter Cholesterinwert (>250 mg/dl) 17,6 Übergewicht (BMI>30 kg/qm) 19,5 19,5 18,0 0 5 10 15 20 25 in Prozent Für Herz-Kreislauferkrankungen stellte Bluthochdruck mit 13,8 Prozent einen Diagnoseschwerpunkt dar, war jedoch gegen über dem Gesamtkollektiv (13,6 Prozent) nur leicht erhöht. Die Analyse ausgewählter Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen zeigte zudem, dass bei der Berufsgruppe der Zimmerer mit 19,5 Prozent der Untersuchten häufiger Übergewicht festgestellt wurde als im Gesamtkollektiv mit 18,0 Prozent. 4.4 Ärztliche Beurteilung und Empfehlungen Der Anteil der Probanden, bei denen gesundheitliche Bedenken bei der Fortsetzung der Tätigkeit bestanden6, war mit 17,4 Prozent geringer als im Gesamtkollektiv (19,0 Prozent). Während bei der jüngsten Gruppe der Zimmerer deutlich weniger Bedenken bestanden als im Gesamtkollektiv, war der Wert für die älteste Gruppe deutlich erhöht. 6 Bedenken bei Fortsetzung der Tätigkeit bei 17,4 Prozent der Probanden. Hier wurden alle Personen zusammengefasst, die nicht die Beurteilung „keine gesundheitlichen Bedenken“ erhielten, d. h. Probanden mit „dauernden“ oder „befristeten“ Bedenken, bzw. mit der Beurteilung „keine gesundheitlichen Bedenken unter bestimmten Voraussetzungen“. 24 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 21: Anteile der Probanden, bei denen gesundheitliche Bedenken bei der Fortsetzung der Tätigkeit bestanden 100 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 80 60 49,5 39,3 40 29,527,5 20 4,0 7,9 12,611,1 17,419,0 13,816,1 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Mit 44,8 Prozent erhielt ein geringerer Anteil der untersuchten Zimmerer die Empfehlung, einen Haus-/Facharzt aufzusuchen, als dies mit 48,1 Prozent im Gesamtkollektiv der Fall war. Empfehlung Arztbesuch bei ca. 45 Prozent der Untersuchten. In den Altersgruppen bis 24 bzw. von 25 bis 34 Jahren war der Unterschied zum Gesamtkollektiv besonders deutlich (27,2 gegenüber 32,1 Prozent bzw. 35,4 gegenüber 40,3 Prozent). Auch diese Werte stiegen erwartungsgemäß mit zunehmendem Alter: in der ältesten Gruppe erhielten bereits 67,7 Prozent der untersuchten Zimmerer diese Empfehlung (Gesamtkollektiv 64,2 Prozent). Die abschließende Beurteilung durch den untersuchenden Arzt ergab bei 1 Prozent der untersuchten Zimmerer dauernde gesundheitliche Bedenken bei einer Fortsetzung der Tätigkeit (Gesamtkollektiv 1,1 Prozent). Bei 20,7 Prozent der Probanden bestanden nur unter bestimmten Voraussetzungen keine gesundheitlichen Bedenken bzgl. der Fortsetzung der Tätigkeit (Gesamtkollektiv 18,8 Prozent). Dies waren meist leicht umzusetzende Maßnahmen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes. Fortsetzung der Tätigkeit nur unter bestimmten Voraussetzungen bei 20,7 Prozent. 33,7 Prozent der Probanden wurde zudem die Verwendung des persönlichen Gehörschutzes empfohlen (im Einklang mit dem relativ hohen Anteil diesbezüglicher Befunde). Dies waren deutlich mehr als im Gesamtkollektiv mit 25,9 Prozent. Die Benutzung von Hautschutzmitteln wurde 9,1 Prozent (Gesamtkollektiv 12,3 Prozent) der Untersuchten empfohlen, Ausgleichssport 8,1 Prozent (Gesamtkollektiv 9,7 Prozent). 25 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 22: Gesundheitsfördernde Empfehlungen in Prozent (altersstandardisiert) Persönlichen Gehörschutz benutzen 33,7 25,9 9,1 Hautschutzmittel verwenden 8,1 Ausgleichssport 3,5 Gewichtsabnahme Rauchen einstellen 3,4 3,9 Regelmäßige Blutdruckkontrolle 3,1 3,8 Diät einhalten 1,9 2,0 Alkohol meiden 1,8 1,9 0 5 12,3 9,7 5,5 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 10 15 20 25 30 35 40 in Prozent 26 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer 5 Arzneimittelverordnungen7 5.1 Wie viele Arzneimittelverordnungen gab es? Bei den Zimmerern gab es insgesamt 18.981 Verordnungen, das entspricht gerundet über 426.000 Tagesdosen8 an Medikamenten. Insgesamt wurde 61 Prozent der Zimmerer mindestens einmal ein Arzneimittel verordnet. Dieser Anteil stieg mit zunehmendem Alter von 54,5 Prozent in der jüngsten Gruppe bis auf 73,7 Prozent in der ältesten an, zeigte insgesamt aber gegenüber dem Gesamtkollektiv (62,5 Prozent) keine besonderen Auffälligkeiten. 61 Prozent erhielten mindestens einmal ein Arzneimittel. Ebenso mit dem Alter ansteigend waren die Verordnungen je 100 ganzjährig versicherter Zimmerer. Dieser an sich „normale“ Anstieg fiel - verglichen mit dem Gesamtkollektiv - jedoch geringer aus. Die meisten Altersgruppen hatten zudem gegenüber dem Gesamtkollektiv geringere Werte zu verzeichnen. Mit dem Alter unterdurchschnittlich ansteigende Arzneimittelverordnungen. Abbildung 23: Verordnungen je 100 VJ nach Altersgruppen 900 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv Verordnungen je 100 VJ 800 773,5 697,4 700 600 497,6 500 452,8 411,8 400 354,0 311,1 357,7 352,3 318,6309,3 334,7 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 300 200 100 0 Bis 25 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 7 8 Diesem Teil der Auswertungen liegen die Arzneimitteldaten der beteiligten Krankenkassen für 2000 zu Grunde. Es handelt sich um die Arzneimittelverordnungen der unter 2.1 beschriebenen Personengruppe männlicher Zimmerer. Bei den Tagesdosen handelt es sich um durchschnittliche, theoretische Einnahmedauer. 27 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Stellt man den Verordnungen je 100 ganzjährig versicherter Zimmerer die Tagesdosen je 100 VJ gegenüber, so fiel der Anstieg mit dem Alter noch deutlicher aus. Auch hier zeigten sich jedoch gegenüber dem Gesamtkollektiv unterdurchschnittlich steigende Werte. Abbildung 24: Verordnungen/Tagesdosen je 100 VJ nach Altersgruppen 40.000 3.000 35.000 26.837 2.000 25.000 20.000 1.500 0 15.000 12.738 1.000 500 30.000 4.450 5.999 7.814 10.000 Tagesdosen je 100 VJ Verordnungen je 100 VJ 2.500 Verordnungen je 100 VJ Tagesdosen je 100 VJ 697,4 311,1 318,6 334,7 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 5.000 452,8 0 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Altersgruppen 28 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 25: Mittlere Einnahmedauer in Tagen nach Altersgruppen Mittlere Einnahmedauer in Tagen 45 40,941,9 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 40 35,2 35 30,8 28,4 30 25,425,0 25 20 24,5 20,820,0 15,515,8 15 10 5 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Auch die mittlere Einnahmedauer stieg wie auch im Gesamtkollektiv mit dem Alter an. Jedoch lagen auch hier die Werte der Berufsgruppe Zimmerer fast durchgängig unter denen des Gesamtkollektivs. 5.2 Welche Arzneimittel wurden verordnet?9 Wie auch im Gesamtkollektiv erhielten 31,9 Prozent der Zimmerer mindes- Durchschnittliche Verordnungen bei tens eine Verordnung für Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems. Muskel-Skelett. Arzneimittel gegen Infektionskrankheiten lagen an zweithäufigster Stelle mit 27,8 Prozent (Gesamtkollektiv (28,9 Prozent), Arzneimittel gegen Erkrankungen der Atmungsorgane waren mit 27,3 Prozent die dritthäufigste Medikamentengruppe (Gesamtkollektiv 28,6 Prozent). Außer den Arzneimitteln für den Muskel-Skelett-Bereich wurden alle übrigen ausgewiesenen Medikamentengruppen weniger Personen verordnet als im Gesamtkollektiv. 9 Unterdurchschnittliche Verordnungen aller übrigen Medikamente. Die Auswertung der Arzneimittelverordnungen erfolgte auf der Grundlage der anatomisch-therapeutischen Klassifikation von Arzneimitteln (ATC-Code). 29 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 26: Anteil Personen mit mindestens einer Verordnung in der jeweiligen Arzneimittelgruppe je 100 VJ (altersstandardisiert) 31,9 31,9 Muskel- und Skelettsystem Infektionskrankheiten 27,8 28,9 Atemorgane 27,3 28,6 20,5 22,7 Zentrales Nervensystem 19,2 19,8 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 16,0 16,6 Haut 12,6 13,6 Herz- und Kreislaufsystem 7,7 8,6 Sinnesorgane 4,6 5,5 Hormonsystem Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 3,5 3,6 Blut und blutbildende Organe 0 5 10 15 20 25 30 35 Anteil Personen mit mind. 1 Verordnung in % Auch bei der Betrachtung der Verordnungen je 100 ganzjährig Versicherten lagen die Werte für alle ausgewiesenen Arzneimittelgruppen unter denen des Gesamtkollektivs. Vor allem Arzneimittel im Bereich des zentralen Nervensystems wurden deutlich seltener verordnet. 30 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 27: Verordnungen je 100 VJ für ausgewählte Arzneimittelgruppen (altersstandardisiert) 62,0 64,9 Muskel- und Skelettsystem 58,2 63,4 Atemorgane 46,2 47,3 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem Herz- und Kreislaufsystem 44,3 Infektionskrankheiten 42,5 44,0 52,5 39,8 42,3 Zentrales Nervensystem 28,4 30,1 Haut 12,7 13,1 Sinnesorgane 9,0 10,4 Hormonsystem Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 6,6 6,4 Blut und blutbildende Organe 0 10 20 30 40 50 60 70 Verordnungen je 100 VJ Abbildung 28: Tagesdosen je 100 VJ für ausgewählte Arzneimittelgruppen (altersstandardisiert) 2.982 Herz- und Kreislaufsystem 3.439 1.324 1.512 Atemorgane 1.141 1.265 Muskel- und Skelettsystem 1.083 1.172 Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 669 741 Haut 641 618 Zentrales Nervensystem 497 537 Hormonsystem Sinnesorgane 451 410 Infektionskrankheiten 390 426 334 359 Blut und blutbildende Organe 0 500 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 Tagesdosen je 100 VJ 31 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Die Analyse der Tagesdosen je 100 Versichertenjahre, also der durchschnittlichen Einnahmezeit je ganzjährig versichertem Zimmerer (d.h. inklusive der Personen ohne eine Verordnung), zeigte die Arzneimittel für den Bereich Herz-Kreislaufsystem an erster Stelle. Dies ist dadurch zu erklären, dass Herz-Kreislauferkrankungen oftmals längere Behandlungsdauern nach sich ziehen als andere Erkrankungsarten. Der Wert lag jedoch auch hier leicht unter dem des Gesamtkollektivs, ebenso der der Arzneimittel für Atemwegserkrankungen oder das Muskel- und Skelettsystem. Im Folgenden wurden die drei häufigsten Arzneimittelgruppen noch einer Analyse nach dem Alter der betroffenen Personenkreise unterzogen. Die Abbildung zeigt, dass Schmerzmittel vor allem in den beiden ältesten Gruppen verordnet wurden, Mittel gegen Atemwegserkrankungen dagegen vor allem bei der jüngsten Gruppe. Insgesamt fielen die Schwankungen über die verschiedenen Altersgruppen jedoch geringer aus als bei den Mitteln gegen Herz-Kreislauferkrankungen, die erwartungsgemäß mit steigendem Alter eine Zunahme zeigten. Personen mit mind. 1 Verordnung je 100 VJ Abbildung 29: Personen einer Altersgruppe mit mindestens einer Verordnung der Arzneimittelgruppe je 100 VJ 50 45,1 45 40 39,3 43,0 39,9 39,4 38,3 35 30 25 20 15 10 5 0 31,8 31,6 25,0 24,2 21,9 21,4 Schmerzmittel Herz- und Kreislaufsystem Akute Atemwegsinfektionen 2,5 Bis 25 Jahre 3,8 25 bis 34 Jahre 21,3 13,5 6,7 5,7 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen Betrachtet man dagegen die Anteile, die Schmerzmittel und Mittel gegen Atemwegserkrankungen an den Gesamtverordnungen in einer Altersgruppe hatten, so ging dieser Anteil mit steigendem Alter zurück, da zusätzlich vermehrt andere Arzneien verordnet wurden. Die Bedeutung von HerzKreislauf-Arzneien nahm jedoch auch in dieser Betrachtung zu, was auf einen Zusammenhang mit dem Alter hinweist. 32 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Anteil an den Arzneimitteln gesamt in Prozent Abbildung 30: Anteil der Arzneimittelgruppe an den gesamt verordneten rezeptpflichtigen Arzneimitteln je Altersgruppe 14 12,6 12,0 12 11,7 11,1 9,9 10 Schmerzmittel Herz- und Kreislaufsystem Akute Atemwegsinfektionen 8 6,1 6 5,5 4,1 4 2 4,5 5,1 0,8 1,2 3,0 1,7 4,4 3,2 2,4 1,9 0 Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 45 bis 54 Jahre 55 Jahre und älter Gesamt Altersgruppen 33 ArGO 6 Gesundheitsbericht Zimmerer Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Arbeitsunfähigkeiten und Arzneimittelverordnungen? Im Folgenden wurden kombinierte Analysen von Arzneimittelverordnungen und Arbeitsunfähigkeitsdaten durchgeführt. Die Abbildung zeigt, dass nach Alter betrachtet erwartungsgemäß der Anteil der Personen, die weder arbeitsunfähig waren noch ein Arzneimittel verordnet bekamen, zurück ging. Anteil der „komplett Gesunden“ mit dem Alter rückläufig. Personen, die dagegen sowohl eine Arbeitsunfähigkeit als auch eine Arzneimittelverordnung hatten, nahmen anteilig mit dem Alter tendenziell zu. Erkennbar ist zudem, dass die Anteile arbeitsunfähiger Personen ohne eine Verordnung mit dem Alter rückläufig waren, während Verordnungen ohne Arbeitsunfähigkeit zunahmen. Abbildung 31: Anteile der Personen mit oder ohne Verordnungen und/oder Arbeitsunfähigkeit je Altersgruppe Bis 25 Jahre 25 bis 34 Jahre 35 bis 44 Jahre 21,0 45 bis 54 Jahre 19,9 55 Jahre und älter 19,1 Gesamt 15,6 10 52,4 12,1 51,3 16,2 20 30 Personen ohne Verordnung, aber mit AU-Fall Personen mit Verordnung, aber ohne AU-Fall Personen mit Verordnung und mit AU-Fall 57,2 16,6 7,1 Personen ohne Verordnung und ohne AU-Fall 53,4 12,9 13,8 22,9 0 9,2 16 23,4 47,0 7,5 19,1 26,4 50,7 10,2 40 50 60 70 80 90 100 Anteil Personen in Prozent Betrachtet man Arzneimittel und Erkrankungen in Kombination, so fällt auf, dass in der Berufsgruppe der Zimmerer mit 8,5 Prozent ein größerer Anteil der Personen, die nicht krankgeschrieben waren, Verordnungen im Bereich Atmungsorgane zeigte, als dies im Gesamtkollektiv der Fall war (7,8 Prozent). 34 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 32: Anteile der Personen ohne Arbeitsunfähigkeit, die eine Verordnung der ausgewiesenen Arzneimittelgruppe hatten 8,5 Atemorgane 7,8 Muskel- und Skelettsystem 7,9 9,8 7,5 7,2 Haut 6,6 Infektionskrankheiten Verdauungstrakt und Stoffwechselsystem 4,8 Herz- und Kreislaufsystem 8,2 5,8 4,6 Zentrales Nervensystem 4,0 3,3 Sinnesorgane 0 2 4 8,7 5,5 Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 4,0 6 8 10 12 14 16 Personen ohne AU aber mit Verordnung in Prozent 35 ArGO 7 Gesundheitsbericht Zimmerer Ergebnisse der Befragung Da die Daten der Projektpartner über die konkrete Arbeitssituation und persönliches Empfinden von Belastungen im Beruf nur bedingt Auskunft geben können, wurde im Projekt eine Befragung durchgeführt. Diese umfasste mehrere Themenbereiche, wie Arbeitsorganisation, Betriebsklima oder subjektiv empfundenes körperliches Befinden, aber auch Fragen zur Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen oder Belastungen durch Lärm oder Witterung. Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse für die Berufsgruppe der Zimmerer im Vergleich zu den insgesamt befragten Personen dargestellt. Die vorliegenden Ergebnisse beziehen sich auf 330 männliche Zimmerer, das in diesem Teil der Auswertungen zu Grunde liegende Gesamtkollektiv umfasst 4.253 männliche Probanden. Diese Zahlen können natürlich nur erste Hinweise geben. Um Maßnahmen zu bestimmen oder einen Problembereich zu konkretisieren sind weitere betriebsbezogene Analysen notwendig. 7.1 Äußere Bedingungen am Arbeitsplatz Die folgenden Abbildungen geben zunächst einen Überblick über das subjektive Empfinden verschiedener Bedingungen am Arbeitsplatz. 36 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 33: Äußere Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv10 Lärmeinwirkung 71,0 Holzstaub 25,3 12,1 6,1 35,1 14,5 9,2 32,1 40,2 S onstige S taubeinwirkungen 24,2 S teinstaub 13,9 Zement S onstige hautbelastende S ubstanzen Lösungsmittel 5,1 Löt- und S chweißrauch 0 12,6 2,1 5,8 38,5 11,2 22,8 3,9 8,0 21,8 3,9 6,0 6,0 S onstige Gefahrstoffe 5,1 47,8 3,3 3,6 6,6 K unstharze 8,5 11,1 12,4 14,1 10,6 S äuren, Laugen, Lösungsmittel Be rufsgruppe Zim m e re r 18,8 18,5 69,4 27,4 K ünstliche Mineralfasern 86,1 14,2 1,8 3,8 13,7 2,1 4,6 1,2 5,6 19,8 20 40 60 80 Kom m t vor 0 20 40 60 80 Be la ste t/ führt z u Be schw e rde n ArGO-Kolle ktiv Lärmeinwirkung kam bei den befragten Zimmerern mit 86,1 Prozent insge- Häufige Lärmbelassamt deutlich häufiger vor als im Gesamtkollektiv (71,0 Prozent). Jedoch tung. fühlten sich die Zimmerer dadurch nicht stärker belastet oder hatten nicht mehr Beschwerden. Viel häufiger als im Gesamtkollektiv wurde Holzstaub genannt (69,4 Prozent gegenüber 27,4 Prozent im Gesamtkollektiv), etwas häufiger künstliche Mineralfasern (35,1 gegenüber 25,3 Prozent). Beides führte auch zu mehr Belastungen oder Beschwerden als im Gesamtkollektiv. Fast alle übrigen aufgeführten Arbeitsplatzbedingungen kamen seltener vor und führten nicht häufiger zu Belastung oder Beschwerden als im Gesamtkollektiv. 10 Für diese und alle folgenden gleichartigen Grafiken gilt: Die Kategorie „kommt vor“ umfasst die Kategorien „belastet“ und „führt zu Beschwerden“, die Kategorien „belastet“ und „führt zu Beschwerden“ wurden für die Darstellung zusammengefasst. 37 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 34: Körperliche Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv 84,5 75,7 Bücken 24,2 22,3 81,9 Heben und Tragen von Gewichten über 25 kg 31,3 25,5 63,0 77,2 69,2 Knien 23,6 21,4 65,5 60,7 Stehen Hocken Überkopfarbeit 8,5 8,0 61,6 55,9 11,9 12,0 59,7 10,0 10,7 44,1 58,2 Verdrehte Körperhaltung 16,7 15,4 46,9 Heben und Tragen von Gewichten von 10 bis 25 kg 25,1 33,9 5,4 8,2 Sitzen 24,2 25,9 4,8 5,5 14,8 15,7 Heben und Tragen von Gewichten unter 10 kg Be rufsgruppe Zimme re r ArG O -K olle ktiv 0 20 3,0 2,2 40 60 K ommt v or 80 100 0 20 40 60 80 100 Be laste t/ führt z u B e schwe rde n Bücken (84,5 Prozent) sowie Heben und Tragen von Gewichten über 25 kg (81,9 Prozent) kamen bei den befragten Zimmerern deutlich häufiger vor als im Gesamtkollektiv (75,7 bzw. 63,0 Prozent). 24,2 bzw. 31,3 Prozent der Zimmerer fühlten sich dadurch belastet oder hatten Beschwerden, diese Werte lagen über denen des Gesamtkollektivs. Die meisten übrigen Belastungen (außer den drei zuletzt in der Grafik aufgeführten) kommen bei den Zimmerern zwar ebenfalls häufiger vor, führen aber seltener zu Belastungen oder Beschwerden. Zimmerer waren meist ungünstigeren Bedingungen ausgesetzt. 38 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 35: Klimatische Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv 84,6 Nässe 26,1 21,3 67,8 Kälte 67,4 82,2 24,6 19,7 72,1 Zugluft 16,9 16,5 59,8 66,0 53,9 Hitze 14,2 12,0 62,7 Sonneneinstrahlung Be rufsgruppe Zimme re r 12,4 9,7 48,7 0 20 40 60 ArG O -Kolle ktiv 80 100 0 Kom m t vor 20 40 60 80 100 Be la ste t/ führt z u Be schw e rde n Die befragten Zimmerer waren allen abgefragten klimatischen Bedingungen erwartungsgemäß häufiger ausgesetzt als die Befragten im ArGO-Kollektiv insgesamt. Dies führte meist auch zu zumindest leicht erhöhten Belastungen oder Beschwerden. Ungünstige klimatische Einflüsse führten zu mehr Belastungen oder Beschwerden. Abbildung 36: Sonstige Bedingungen am Arbeitsplatz in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv 50,9 Vibrationen durch handgeführte Maschinen 7,3 38,6 7,5 26,9 Sonstige Fahrtätigkeiten 2,4 24,2 2,1 19,4 Arbeiten bei ungünstiger Beleuchtung 7,3 20,8 6,4 18,8 Fahrtätigkeit mit LKW 0,9 15,0 1,7 7,0 Bildschirmarbeit 0,3 7,1 4,5 Fahrtätigkeit mit Radlader ArG O -Kolle ktiv 0,6 11,1 1,6 3,0 Fahrtätigkeit mit Bagger Be rufsgruppe Zimme re r 1,7 0,6 8,0 0 10 1,6 20 30 Kommt v or 40 50 60 0 10 20 30 40 50 60 Be laste t/ führt zu Be schwe rde n Hier zeigten sich für die Zimmerer vor allem deutlich erhöhte Werte für Vibrationen durch handgeführte Maschinen (50,9 gegenüber 38,6 Prozent im 39 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Gesamtkollektiv). Bei den Belastungen oder Beschwerden waren jedoch keine Auffälligkeiten erkennbar. Eng mit den äußeren Arbeitsplatzbedingungen verknüpft ist die Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen. Die Befragungsergebnisse hierzu finden sich in der folgenden Abbildung. Abbildung 37: Verwendung persönlicher Schutzausrüstungen in der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv11 Wie oft tragen/ verwenden Sie ... ? 2,92 3,00 einen Schutzhelm 4,70 4,53 Sicherheitsschuhe 3,29 Schutzhandschuhe 3,83 2,21 2,42 Atemschutzmasken/ -geräte 3,08 2,92 Gehörschutz 1,90 Hautschutzmittel 2,21 2,16 2,08 Sicherheitsgeschirr 1,61 Schutzanzug 1,32 sonstige Schutzausrüstungen Berufsgruppe Zimmerer 2,05 ArGO-Kollektiv 1,83 4,18 Wird die Ausrüstung vom Arbeitgeber bereitgestellt? 4,43 1 Nie 2 Selten 3 Gelegentlich 4 Häufig 5 Immer Sicherheitsschuhe und –geschirr sowie Gehörschutz wurden in der Berufsgruppe Zimmerer deutlich häufiger verwendet als im Gesamtkollektiv. Seltenere Verwendung finden Schutzhandschuhe und –anzug, Atemschutzgeräte sowie Hautschutzmittel. Dies ist vermutlich v.a. durch die Tätigkeit als Zimmerer bedingt. 11 Dargestellt werden hier die Mittelwerte der in Noten überführten Kategorien. 40 ArGO 7.2 Gesundheitsbericht Zimmerer Organisation und Betriebsklima Neben den bisher aufgeführten äußeren Arbeitsbedingungen spielen auch „weiche“ Faktoren, wie Organisation und Betriebsklima eine wichtige Rolle im Arbeitsleben und somit für das Wohlbefinden der Beschäftigten. Daher wurde auch dieser Bereich in der Befragung im ArGO-Projekt berücksichtigt. Abbildung 38: Häufigste arbeitsorganisatorische Bedingungen in Prozent der Befragten der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv 55,4 55,9 Zeit- oder Termindruck, Hektik S tarke K onzentration oder A nspannung 47,9 42,5 Hohe V erantwortung 42,7 44,0 Überforderung 32,7 38,1 Überstunden, lange A rbeitszeit 32,1 32,8 10,6 8,5 11,5 12,9 15,4 16,9 9,4 11,8 28,8 28,1 W idersprüchl. A nforderungen, unklare A nweisungen 13,6 14,0 26,4 27,1 Fehlende A nerkennung von V orgesetzten Fehlende Information über die A rbeit allgemein 24,5 24,3 Gleichförmige, monotone A rbeit 23,4 27,8 ArGO-Kolle ktiv 10,6 9,5 37,0 33,8 Lange A nfahrtswege zur A rbeitsstätte Be rufsgruppe Zim m e re r 24,8 25,2 0 10 20 30 40 Kom m t vor 10,3 12,7 13,3 12,3 6,1 9,0 50 60 0 10 20 30 40 50 Be la ste t/ führt z u Be schw e rde n 60 55,4 Prozent der befragten Zimmerer gaben insgesamt an, dass Zeit-/Ter- Hektik trat oft auf. mindruck oder Hektik vorkamen. Bei 24,8 Prozent der Befragten kam es dadurch zu Belastungen oder sogar Beschwerden. Gegenüber dem Gesamtkollektiv (insgesamt 55,9 Prozent) traten Zeitdruck und Hektik ähnlich häufig auf. Belastungen oder Beschwerden durch hohe Verantwortung wurden bei den Zimmerern in häufiger angegeben als im Gesamtkollektiv, obwohl sie insgesamt seltener auftraten. Zu Belastung oder Beschwerden führte bei der Berufsgruppe Zimmerer mit 15,4 Prozent am zweithäufigsten die Überforderung (Gesamtkollektiv 16,9 Prozent). 41 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 39: Betriebsklima in der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv12 Bei uns legt man Wert darauf, dass die Mitarbeiter gerne hier arbeiten 4,02 3,86 3,80 3,71 Bei uns ist das Wohlergehen der Mitarbeiter wichtig Über wichtige Dinge und Vorgänge in unserem Betrieb sind wir ausreichend informiert 3,50 3,43 Man muss sich nicht durch Schweigen vor Intrigen schützen 3,45 3,75 Problemlösungen im Gespräch mit den Vorgesetzten in Übereinstimmung mit den Mitarbeitern 3,69 3,60 Die Vorgesetzten gehen auf unsere Sorgen und Beschwerden ein 3,68 3,52 3,84 3,63 Es gibt bei uns keine unzulänglichen Arbeitsbedingungen Der Gemeinschaftssinn ist bei uns ausgeprägt, hier denkt keiner nur an sich selbst 3,47 Interessante und außergewählichen Aufgaben werden fair verteilt 3,47 3,36 Information über die geplante Einführung von neuen Einrichtungen ist ausreichend Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 3,78 3,32 3,29 1 Stimmt nicht 2 Stimmt eher nicht 3 4 5 Stimmt teils/teils Stimmt ziemlich Stimmt Es zeigten sich bei den Fragen zum Betriebsklima durchgängig positive Abweichungen der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv. Diese fallen bei den Fragen „Es gibt bei uns keine unzulänglichen Arbeitsbedingungen“ und „Der Gemeinschaftssinn ist bei uns ausgeprägt, hier denkt keiner nur an sich selbst“ am deutlichsten aus. 7.3 Subjektiv empfundener Gesundheitszustand Die befragten Zimmerer schätzten ihren Gesundheitszustand insgesamt etwas besser als „gut“ ein und lagen damit über dem Wert des Gesamtkollektivs. Im Vergleich zum Vorjahr schätzten sie ihren Gesundheitszustand derzeit nahezu gleich ein, geringfügig besser als das Gesamtkollektiv. Gegenüber dem Gesamtkollektiv wurden die befragten Zimmerer nach eigener Einschätzung etwas seltener krank. Der Aussage „Ich erfreue mich ausgezeichneter Gesundheit“ stimmten die Zimmerer etwas häufiger zu als die Befragten im Gesamtkollektiv. 12 Dargestellt werden hier und in den folgenden Abbildungen die Mittelwerte der in Noten überführten Kategorien. 42 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer Abbildung 40: Subjektives Empfinden des Gesundheitszustandes in der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv 3,20 Gesundheitszustand allgemein 3,08 1 2 schlecht weniger gut 3 4 gut 5 sehr gut ausgezeichnet Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 2,98 Gesundheitszustand im Vergleich zum vergangenen Jahr 2,94 1 2 derzeit viel schlechter 3 derzeit etwas schlechter derzeit etwa gleich 4 5 derzeit etwas besser derzeit viel besser Abbildung 41: Empfundene Gemütszustände in der Berufsgruppe Zimmerer gegenüber dem Gesamtkollektiv Wie oft waren Sie in den vergangenen 4 Wochen ... ? 4,39 4,15 voller Schwung 4,54 4,39 ruhig und gelassen 4,46 voller Energie Berufsgruppe Zimmerer ArGO-Kollektiv 4,18 4,39 4,19 glücklich 1 2 nie selten 3 manchmal 4 5 ziemlich oft 6 meistens immer 5,25 5,12 entmutigt und traurig erschöpft 4,42 4,30 müde 4,06 3,99 sehr nervös 4,79 4,64 so niedergeschlagen, dass Sie nichts aufheitern konnte 5,40 5,19 1 immer 2 meistens 3 ziemlich oft 4 manchmal 5 selten 6 nie Bei der Einschätzung bezüglich einiger Gemütszustände, die Auskunft über 43 ArGO Gesundheitsbericht Zimmerer das subjektive Wohlbefinden geben, urteilten die befragten Zimmerer bei den positiven Aussagen deutlich besser als das Gesamtkollektiv. Die negativen Gemütszustände treten dementsprechend durchgängig seltener auf. 44 ArGO 8 Gesundheitsbericht Zimmerer Erste Vorschläge für Präventionsmaßnahmen Aufgrund der in diesem Bericht vorgestellten Ergebnisse können wir Ihnen erste Präventionsmaßnahmen vorschlagen: 1. Schulungen zur Bedeutsamkeit und richtigen Verwendung von persönlichem Lärmschutz. 2. Bauspezifisches Rückentraining (z. B. rückenschonendes Heben und Tragen zur Verminderung von Rücken- und Schulterbeschwerden, Übungen zur Kräftigung, Dehnung und Entspannung). 3. Arbeitsplatzbezogene Bewegungsberatung zur Vermeidung von Gelenkerkrankungen. 4. Ernährungsberatung zur Vermeidung von Risikofaktoren, die zum Auftreten von Herz-Kreislaufkrankheiten beitragen können. 5. Raucherentwöhnungskurse zur Vermeidung von Risikofaktoren, die Herz-Kreislaufkrankheiten begünstigen können. 6. Kurse zur Stressprophylaxe (Vermeidung von Risikofaktoren, die zum Auftreten von Herzkrankheiten beitragen können). 7. Schulungen zu Mitarbeiterführung und Arbeitsorganisation zur Verbesserung des Betriebsklimas. Der Einsatz dieser Maßnahmen ist natürlich von den jeweiligen Besonderheiten Ihres Betriebes abhängig. Sprechen Sie uns an, wenn Sie nähere Informationen zu den genannten Vorschlägen wünschen! 45