Schifffahrt 2013-1 - Fachbereich Verkehr
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Schifffahrt 2013-1 - Fachbereich Verkehr
Fachbereich Verkehr 01 |2 Schifffahrt d e r v e r.d i - R e p o r t 01 Interview Bessere Perspektiven für Beschäftigte … fordert der neue ver.di-Bundesfachgruppenleiter Schifffahrt, Torben Seebold. Der Gewerkschafter antwortet auf Fragen zu Schwerpunkten seiner aktuellen Arbeit und bezieht Stellung zu Mantelund Heuertarifverhandlungen in der Hochseeschifffahrt, zur Arbeitszeitproblematik bei den Binnenschiffern, zur Zusammenarbeit in der ITF und richtet den Blick auf die Jugend. Seite 2 3 Keine Einbahnstraße 8. Nationale Maritime Konferenz tat zu wenig für Ausbildung und Beschäftigung Als Branchentreffen der besonderen Art sollte die Achte Nationale Maritime Konferenz, zu der sich am 8. und 9. April 2013 Akteure aus Politik, Wirtschaft und Gewerk schaften in Kiel trafen, zukunftsweisende Entscheidungen vorbereiten. Leistete sie das wirklich? Die „Partner“ im Maritimen Bündnis für Ausbildung und Beschäftigung, also Vertreter der Bundesregierung, der Küstenländer, von ver.di und dem Verband Deutscher Reeder (VDR), kamen traditionell im Schifffahrtsworkshop zusammen. Am Ende musste man jedoch konstatieren, dass zwar die Interessen der deutschen Reeder Raum griffen, wesentliche Fragen für die deutschen Seeleute aber unbeantwortet blieben. Warum soll etwa das Monitoring, das Zählen von Schiffen unter deutscher Flagge, nur noch von untergeordneter Wich tigkeit sein? Das ge- meinsame Ziel, 600 Schiffe unter deutscher Flagge zurückzuflaggen, scheint von den VDR-Mitgliedsunternehmen nicht gewollt. Kritisiert die Bunderegierung diesen unhaltbaren Zustand offiziell nicht, um die eigene Arbeit nicht infrage stellen zu müssen? Die aktuellen Zahlen sprechen leider dafür. Derzeit gibt es offiziell lediglich noch 320 Schiffe, die die Flagge der Bundesrepublik führen und damit einen echten Beitrag zum Erhalt des maritimen Know-hows in Deutschland leisten. Wir haben in den deutschen Küstenländern hervorragende Schifffahrts- und Seefahrtsschulen, die hoch qualifizierte Schiffsmechaniker/-innen, nautische und technische Wach offiziere ausbilden. Doch genau dieser qualifizierte Nachwuchs, motivierte Männer und Frauen, sitzen an der Zentralen Heuerstelle Hamburg nach erfolgreicher Ausbildung fest. Das hat ver.di im Workshop wiederholt kritisiert. Bislang folgenlos. Der Verband Deutscher Reeder und einzelne Mitgliedsbetriebe wollen die schon aufgelockerte Schiffsbesetzungsverordnung sogar noch weiter „flexibilisie- ren“ oder die Vorgaben der Besetzung mit deutschen oder EU-Seeleuten ganz aufheben. Dieses Ansinnen wird von der Bundesregierung nicht zurückgewiesen. Man vertraut offensichtlich darauf, dass selbst bei Umflaggung unter eine EU-Flagge Beschäftigung und Ausbildung deutscher und EU-Seeleute ein Selbstläufer bleiben. Die Praxis zeigt anderes: Warum sollte ein Schiff unter „billiger“ Flagge weiter mit qualifizierten Seeleuten besetzt werden, wenn das nicht vorgeschrieben wird? Es fehlen neue Regelungen im Bündnis, die künftig nicht nur Flaggen-Kahlschlag verhindern, sondern ein Mindestmaß an Ausbildung und deutsche Beschäftigung auch unter EU-Flagge festschreiben. Deutsche Reeder profitieren von der deutschen Tonnagesteuer, fahren aber unter billiger Flagge und bilden weder aus noch beschäftigen sie qualifizierte Seeleute. Die Überprüfung der deutschen Förderinstrumente ist für die ver.di-Bundesfachgruppe Schifffahrt ein dringendes Thema. Wir unterstützen es, die Zahlung von 60 Millionen Euro jährlicher Bundesmittel zugunsten der deut- Major players from politics, industry and trade unions attended the 8th National Maritime Conference on 8 and 9 April 2013 in Kiel, Germany and discussed the outlook for the maritime sector in Germany. The ver.di trade union feels that the interests of the shipping companies were definitely taken into consideration, whereas those of German seafarers were given short shrift. Under an agreement to promote training and employment, at least 600 vessels are obliged to operate under the German flag, but this requirement has been ignored for years. There are currently only 320 such vessels. Well-trained young graduates from German maritime academies have virtually no employment prospects because the qualification standards for crew members are to be further wate- red down by the German Shipowners' Association and its member companies with vessels sailing under EU flags. Politicians are doing nothing to stop this development. ver.di is also urging that Germany's tonnage tax, which annually generates millions of euros for the shipping companies, not be allowed to degenerate into a oneway street that benefits only employers. The EU regulation, which stipulates that 60 percent of the tonnage be transported under German or EU flags in order to qualify for such subsidies, is being violated with the current tonnage rate of just 24 percent. The trade union calls upon the shipping companies to respect the joint objectives of the maritime alliance for jobs and is working to secure greater opportunities for German seafarers. schen Seeschifffahrt und einer beruflichen Perspektive für deutsche Seeleuten zu verstetigen. Wir sind aber dagegen, dass sich diese Zahlungen zu einer selbstverständlich verstandenen Einbahnstraße entwickeln, ohne dass die Reeder dafür etwas zurückgeben. Das hat außer ver.di mittlerweile auch die EU entdeckt. Die überprüft derzeit das deutsche Bei hilfeinstrument im Rahmen der „State Aid Guidelines“. Eine Bedingung zur EU-konformen Anwendung der deutschen Tonnagesteuer ist, dass mindestens 60 Prozent der Tonnage auf Schiffen unter deutscher bzw. euro päischer Flagge transportiert werden müssen. Derzeit sind das nur rund 24 Prozent. ver.di forderte zum wiederholten Mal von den Reedern, den gemeinsam vereinbarten Zielen endlich gerecht zu werden. ver.di will beitragen, das Maritime Bündnis wieder in ein zukunftsorientiertes Fahrwasser zu leiten, um den hoch qualifizierten deutschen Seeleuten eine sichere Perspektive mit guter Arbeit zu ermöglichen und den maritimen Standort in Deutschland TS/MS fit für die Zukunft zu machen! Schwerpunkt Bange Frage: Halten Reeder Wort? Der Bundestag hat ein neues See arbeitsgesetz beschlossen und die Ratifizierung der Maritime Labour Convention (MLC) eingeleitet. Der Beitrag erklärt die Neuregelungen, beleuchtet Hintergründe und macht auf Fallstricke aufmerksam. Es fragt sich vor allem, ob die Reeder Wort Seite 3 halten. Binnenschifffahrt Ausbildung wird schrittweise abgewickelt Die Berufsausbildung der Binnenschiffer in Schönebeck hat eine 100-jährige Tradition und anerkannte Qualität, aber kaum eine Perspektive. Bereits seit 2004 geht es um Schließung. Nun bewegt sich der Schulträger in Sachsen- Anhalt auf eine Minimallösung zu. Arbeitgeberverband und Politik sind gefordert, den Berufsschulstandort dauerhaft zu erhalten. Seite 5 Jugend Wanted!-Kampagne zum Mitmachen Der Fachbereich Verkehr nimmt die Jugend – Auszubildende, Schüler von Schifffahrtsschulen und junge Beschäftigte – verstärkt in den Blick. Mit der Kampagne „Wanted – Future Award“ wird auf die jungen Leute zugegangen, sie werden zunächst selbst befragt, was ihnen für die Zukunft wichtig ist. Daraus sollen Ideen entstehen, wie die Vorstellungen zusammen mit ver.di umzusetzen sind. Junges Team sucht junge Aktive, heißt es deshalb. Seite 7 Panorama Im Fokus: Übermüdung auf See Dass Übermüdung für Seeleute ein ernsthaftes gesundheitliches Risiko darstellt und oft als Ursache an Unfällen oder Katastrophen beteiligt ist, ist seit Längerem bekannt. Einschlägige Studien belegen das. Ein EU-gefördertes Joint-VentureProjekt „Horizon“ geht das Problem von 98-Stunden-Wochen jetzt ernsthaft an und fordert mehr Beachtung bei Dienstplanung und Schlafqualität. Seite 8 Fotos (2): schmitt/ver.di 2 SCHIFFFAHRT FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2013 EDITORIAL Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! An erster Stelle steht in diesem Editorial der Dank an Karl-Heinz Biesold, der in seine verdiente Altersteilzeit-Freistellung eingetreten ist. Sein großes Engagement und sein Tatendrang galten immer den Interessen der Seeleute und wir alle wissen, dass sein Herz weiter an ihrem Wohle hängen wird. Danke, Karl-Heinz! Verbunden mit diesem Dank ist meine große Freude, dass der Generationenwechsel in der Fachgruppenleitung so reibungslos verlaufen ist. Mit Torben Seebold haben die Seeleute einen ebenso engagierten wie durchsetzungsstarken hauptamtlichen Gewerkschaftssekretär an ihrer Seite, wie die Herausforderungen der Zukunft es erfordern. Es geht doch letztendlich immer darum, Verantwortung zu übernehmen. Zaudern und Zögern, das kann nicht unsere Sache sein – immer unter der Voraussetzung, dass unser Handeln auch überlegt sein muss. Wir haben in der Stiftung Schifffahrtsstandort Deutschland Verantwortung übernommen. Die praktische Zusammenarbeit läuft jedoch noch nicht so reibungslos, wie wir es als Partner auf Augenhöhe erwarten dürfen. Torben hat unsere politischen Interessen verbindlich im Ton, aber knallhart in der Sache vertreten. Der Ball für die Zukunft der Stiftung liegt nun im Feld des VDR. Die Reeder wissen: Mit der Fachgruppe Schifffahrt sind „fiese Matenten“ nicht zu machen. Wir Gewerkschafter sind keine Steigbügelhalter für Ausflaggung und Qualitätsverlust in der Ausbildung, sondern fordern das exakte Gegenteil. Ein Kurswechsel des VDR hin zu einer Stiftungspolitik auf Basis der gemeinsamen Ziele des Bündnisses für Beschäftigung und Ausbildung muss nun erfolgen. Auch wenn sich für deutsche Seeleute nicht viel ändert: Der 20. August ist ein schöner Tag für die Seeleute weltweit. Die „Grundrechtescharta der Seeleute“ tritt weltweit in Kraft. Das Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO stärkt die Rechte der weltweit etwa 1,2 Millionen Seeleute, die auf rund 65.000 Handelsschiffen unterwegs sind. Die Maritime Labour Convention (MLC) bestimmt Rechte etwa zu Arbeits- und Ruhezeiten oder zur medizinischen und sozialen Betreuung. Jeweils in den Häfen kann überprüft werden, ob die Regelungen eingehalten werden. Wir hätten uns eine Gemeinsam Fahrt aufnehmen Vorreiterrolle Deutschlands bei der Ratifizierung gewünscht. Diese Kraft hatte Schwarz-Gelb politisch nicht; wenigstens wird dieser Akt nun vor der Sommerpause vollzogen. Auch wenn einzelne Wegpunkte bereits erreicht sind – vieles liegt noch vor uns. Ich bitte Euch um Eure Unterstützung für unsere gemeinsame Arbeit, deren Themen Ihr bestimmt. Eure Zeitung „Schifffahrt“ wird sie weiter aufgreifen – von nun an in neuem Format und mit modernem Layout. Lasst uns also gemeinsam Fahrt aufnehmen. Im Interesse unserer Seeleute. CHRISTINE BEHLE CHRISTINE BEHLE, MITGLIED DES VER.DI-BUNDESVORSTANDES | FOTO: DIE HOFFOTOGRAFEN INTERVIEW Bessere Perspektiven für Standort und Beschäftigte Torben Seebold, neuer ver.di-Bundesfachgruppenleiter Schifffahrt, fordert Kooperation auch von Politik und Reedern ein Wenn Du ein übergreifendes Ziel Deiner aktuellen Arbeit benennen solltest, wie hieße das? Torben Seebold | Die Rahmenbedingungen für die Arbeit der deutschen Seeleute und Binnenschiffer sind unbedingt zu verbessern. Für die Seeschifffahrt muss das „Martime Bündnis für Ausbildung und Beschäftigung” dringend neue Impulse geben und Ziele setzen, die von allen angesteuert werden. Es muss weniger geredet und mehr gehandelt werden. Das gilt auch für gesetzliche Regelungen und Verordnungen. Sie müssen so gestaltet werden, dass auf den Schiffen wieder mehr deutsche oder europäische Seeleute, auch in den Mannschaftsgraden, vorgeschrieben werden. Die Berufsperspektiven für an den Schifffahrts- oder Fachhochschulen ausgebildeten Schiffsmechaniker, Nautiker und Techniker sind unbedingt zu verbessern. Auf dem liberalisierten Arbeitsmarkt besteht großer Regelungsbedarf, um die Chancen für den Nachwuchs zu erhöhen. IMPRESSUM Der ver.di-Report Schifffahrt Nr. 1, Mai 2013 Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Bundesvorstand: V.i.S.d.P.: Frank Bsirske, Christine Behle Koordination: Torben Seebold Redaktionelle Bearbeitung: Ute Christina Bauer, Helma Nehrlich (transit berlin.pro media) www.pressebuero-transit.de Redaktionsanschrift: ver.di-Bundesverwaltung Fachbereich Verkehr Paula-Thiede-Ufer 10 10179 Berlin Layout, Satzerstellung: VH-7 Medienküche GmbH Kreuznacher Straße 62 70372 Stuttgart www.vh7-m.de Druck: apm AG Darmstadt, Kleyerstraße 3, 65295 Darmstadt www.alpha-print-medien.de Foto Seite 1: www.istockphoto.com Der ver.di-Fachbereich Verkehr ist auch im Internet zu finden: www.verdi.de/verkehr Im Interesse der Beschäftigten müssen der permanenten Kostenoptimierung einfach Grenzen gesetzt werden. Mit welchen praktischen Schritten? Torben Seebold | Die Verordnungen, die jetzt vom Bundesministerium zum Seearbeitsgesetz erlassen werden, müssen politisch genau in diese Richtung wirken. Das bedeutet noch ein gutes Stück Arbeit im Disput mit den Sozialpartnern. Das neue Seearbeitsgesetz ist am 24. April verkündet worden und tritt 2013 in Kraft. Das MLC, das Regelwerk der Maritime Labour Convention, wird bereits ab 20. August 2013 gelten und ist dann auch für deutsche Schiffe bindend. Die aktuelle SchiffsbesetzungsVO muss mindestens erhalten, möglichst noch verbessert werden, statt – wie von Reederseite versucht – sie weiter aufzuweichen. Und – auch sehr wichtig – es braucht klare Arbeitszeitregelungen für den Off-Shore-Bereich. ver.di sagt da ganz eindeutig: Im Off-Shore-Bereich können keine anderen Arbeitszeitregelungen als im SeeArbG gelten. Doch gibt es massiven Druck der Arbeitgeberverbände, wöchentliche Arbeitszeiten bis auf 84 Stunden auszuweiten. Das wollen wir mit allen Mitteln abwehren. Einfach ist das nicht, denn die Lobbyarbeit von Reedern und Verbänden ist unter der schwarz-gelben Regierung recht effektiv. Einen ähnlich harten Brocken bilden Gespräche zum Manteltarifvertrag und die anstehenden HeuertarifVerhandlungen ... Torben Seebold | Genau. Beim Manteltarifvertrag (MTV) – er ist nicht gekündigt – geht es für uns ausschließlich darum, ihn MLC/Seearbeitsgesetz-konform zu gestalten. Das ist wichtig bis hin zu den individuellen Arbeitsverträgen, kann aber quasi redaktionell geschehen. ver.di hat dazu einen Entwurf vorgelegt. Der VDR nutzt die laufenden Gespräche jedoch, mehr als die Hälfte der MTV-Regelungen inhaltlich und materiell zur Disposition zu stellen. Die Maritime Labour Convention enthält aber ein Verschlechterungsverbot und auch wir verteidigen natürlich den Tarifvertrag. Wir sehen uns, seit das MLC keinen Unterschied zwischen Besatzungen und Kapitänen oder Schiffsoffizieren mehr kennt, verstärkt in der Verantwortung für gesamte Schiffs-Crews. Und der VDR steht zeitlich unter Druck… Es gibt inzwischen auch Termine zu Heuertarifvertragsverhandlungen? Torben Seebold | Sie starten Ende Mai parallel und wir haben ganz klar gemacht, dass es mit ver.di kein Kompensationsgeschäft zwischen MTV- und HTV-Regelungen geben wird. Die Beschäftigten haben nach einer Quasi-Nullrunde ein Recht auf Ausgleich von Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten. Wir wissen auch, dass etliche – vor allem kleinere Reedereien – nach der Krise keine großen Sprünge machen können. Wir wollen niemanden überfordern, aber eine angemessene Heuererhöhung vereinbaren. Ihr agiert natürlich auch auf internationalem Terrain im Rahmen der ITF? Torben Seebold | ver.di und ITF sollen künftig noch enger vernetzt werden. Wir beteiligen uns weiter sehr aktiv an der Billigflaggenkampagne der ITF und schätzen und intensivieren auch die traditionelle Um Tarifverhandlungen geht es sogar im ganz globalen Rahmen? Torben Seebold | Die ITF verhandelt demnächst im Internationalen Bargaining Forum (IBF) um neue Mantelregelungen und Entgelte bei den ITF-Tarifverträgen. Davor werden sich die Mitgliedsgewerkschaften in der Seafarers-Sektion im Juli in Chicago treffen und Forderungen debattieren, die im Herbst dann in St. Petersburg zur Verhandlung stehen. Bei all diesen Zukunftsthemen geht Euer Blick erklärtermaßen sehr in Richtung Jugend? Torben Seebold | Unbedingt. Ohne die jungen Leute geht künftig gar nichts. Und sie brauchen andererseits gewerkschaftlichen Rückhalt, wenn es um ihre berufliche Perspektive und künftige Arbeitsbedingungen geht. Wir starten deshalb gezielt Aktionen an den Seefahrts- und Fachhochschulen, um ver.di als Interessenvertretung Torben Seebold ist seit April 2013 im ver.di-Fachbereich Verkehr für die Schifffahrt zuständig. Der 31-Jährige übernimmt eine traditionsreiche Fachgruppe, die nicht nur mit der Globalisierung und seit der Krise 2008 in schwieriges Fahrwasser geraten ist. Die Probleme anzugehen und den maritimen Standort Deutschland in seinen internationalen Vernetzungen zukunftsfähig zu machen, hat sich der Gewerkschafter vorgenommen. Er ist dafür bestens qualifiziert. Nach Abitur und Zivildienst hat Torben in Regensburg, Lüttich und Köln studiert Torben Seebold | ver.di bekennt sich im Grundsatz zur Stiftung und bringt sich in die Erarbeitung des Förderkonzeptes ein. Allerdings ist unsere Mitarbeit in der Stiftung nicht bedingungslos. So wollen wir zum Beispiel, dass die geplante personelle Förderung nicht nur für nautische und technische Wachoffiziere gilt. Es wird sich zeigen, ob in den aktuellen Spitzengesprächen mit dem VDR eine sachliche Einigung möglich ist. Erpressen lassen wir uns nicht. Auch in der Binnenschifffahrt gibt es Handlungsbedarf? Torben Seebold | Zunächst in Sachen Arbeitszeitrichtlinie. Die im Europäischen Sozialen Dialog ausgehandelte Vorlage hängt momentan im EU-Ministerrat fest und muss noch das gesamte europäische Gesetzgebungsverfahren durchlaufen. ver.di kämpft für eine schnellstmögliche Umsetzung. Wir wollen auch eine zügige Ratifizierung in Deutschland, weil die Richtlinie Verbesserungen und einheitliche Standards bringen würde. Natürlich positionieren wir uns auch im momentanen Konflikt mit der Odra-TransGruppe und erwarten von der Geschäftsund das juristische Staatsexamen abgelegt. 2010 folgte er dem Ruf des ver.di-Bezirks Köln, wurde als Gewerkschaftssekretär zuständig für Binnenschifffahrt und Häfen sowie für die Koordinierung der Jugendarbeit im Fachbereich Verkehr. Im Rahmen von Tarifverhandlungen bekam er Kontakt zur ver.di-Bundesfachgruppe Schifffahrt und Einblicke in die internationale Arbeit von ETF und ITF. Jetzt arbeitet er weltweit und hat einen Schreibtisch in der ver.di-Bundeszentrale. Die Redaktion fragte ihn, welche Themen ganz oben auf seinem Arbeitsplan stehen. TORBEN SEEBOLD | FOTO: DIE HOFFOTOGRAFEN Zusammenarbeit mit den Hafenarbeitern, auch in den Nachbarländern. Wichtiges aktuelles Ziel ist die Schaffung einheitlicher Tarifstandards im baltischen Raum. Dazu gibt es enge Kontakte mit den Gewerkschaften der Ostsee-Anrainerstaaten. Für den Herbst wird eine große Konferenz vorbereitet, wo es zunächst um den Fährverkehr geht und Grundlagen für weitere Vereinheitlichungen geschaffen werden sollen. Ganz akut beschäftigt uns auch ein Konflikt um die TT-Line. Dabei müssen wir ganz eng mit den polnischen und schwedischen Gewerkschaftern zusammenarbeiten. bekannt zu machen. Das betrifft mehrere Hundert Azubis und Studenten jährlich. Unsere Jugendsekretärin im Bundesfachbereich Verkehr, Vera Visser hat den maritimen Bereich als einen Arbeitsschwerpunkt und wird bereits im August etliche Schulen besuchen. Auch unsere „Wanted“-Kampagne richtet sich speziell an Azubis und Studenten, denen wir uns künftig verstärkt zuwenden werden. Auf Seite 7 gibt es mehr Infos dazu. führung der Deutschen Binnenreederei ein klares Zukunftskonzept. Im Bereich Flussschifffahrt schließlich haben wir mit Werner Kiepe ja einen neuen ETF/ITF-Inspektor, der aus Deutschland kommt. Wir bauen darauf, dass er sich mit den Binnenschiffern gemeinsam energisch dafür einsetzen wird, auch in diesem Bereich endlich tarifliche Regelungen durchzusetzen. Ein Tarifvertrag für die europäische Flusskreuzfahrt ist überfällig. Ausbildungsfragen stehen auch im Zentrum der Stiftung Schifffahrtsstandort? Wir wünschen viel Kraft und Erfolg für all diese Aufgaben und danken für das Gespräch! PROTOKOLL: NEHRLICH FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2013 SCHWERPUNKT 3 Bange Frage: Halten die Reeder Wort? Bundestag beschließt neues Seearbeitsgesetz und leitet Ratifizierung des MLC ein Am 1. August 2013 tritt das neue Seearbeitsgesetz (SeeArbG) in Kraft; gut drei Monate zuvor, am 24. April, wurde dies im Bundesgesetzblatt verkündet. Damit wird das Seemannsgesetz von 1957 ersetzt. In dem neuen SeeArbG enthalten sind auch die 2006 von der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) im Seearbeitsübereinkommen (MLC) festgelegten Mindestbedingungen für die Schifffahrt. Somit sind jetzt die Voraussetzungen dafür erfüllt, dass der Bundestag auch das sogenannte „Ratifizierungsgesetz“ beschließen kann. Es soll Mitte Juni 2013 in 2. und 3. Lesung im Bundestag verabschiedet werden. Erst dann kann die Bundesregierung dem Generalrat der IAO die förmliche Ratifizierung des MLC mitteilen; ab dann läuft auch die einjährige Umsetzungsfrist. Im Klartext: Erst ab dem 15. Juni 2014 sind andere Staaten völkerrechtlich verpflichtet, die von Deutschland ausgestellten MLC-Zertifikate anzuerkennen. FOTO: ISTOCKPHOTO.COM Die verspätete Ratifizierung in Deutschland widerspricht dem Interesse der deutschen Schifffahrt, weil das MLC bereits am 20. August 2013 auf internationaler Ebene in Kraft tritt. Schon ab diesem Zeitpunkt muss in ausländischen Häfen mit entsprechenden Kontrollen gerechnet werden. Dass die Bundesregierung die deutsche Flotte in solch eine Position manövriert hat, ist unverzeihlich. An diesem Beispiel kommt auch die Gleichgültigkeit zum Ausdruck, die die Bundesregierung gegenwärtig der Schifffahrt unter deutscher Flagge entgegenbringt. Unbefriedigend ist aber auch, dass nicht alle Bestimmungen des MLC im SeeArbG enthalten sind. Eine ganze Reihe von Bestimmungen soll in Verordnungen geregelt werden. Die Bundesregierung hat es bisher versäumt, die vorgeschriebene Anhörung der Sozialpartner rechtzeitig anzuberaumen. Gründe für Verzögerung vielschichtig Warum die Bundesregierung sieben Jahre gebraucht hat, um das MLC zu ratifizieren, lässt sich mit drei Gründen beschreiben: Zum Ersten fehlt der Bundesregierung ganz offensichtlich der politische Wille. Zum Zweiten mangelt es an einer Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen am Prozess beteiligten Ministerien. Und schließlich ist darin ein permanenter Versuch des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) zu sehen, die gemeinsam bei der IAO in Genf beschlossenen Vorgaben zugunsten der Reeder zu verändern. Die Lobbyarbeit des VDR hat auch dazu geführt, dass das MLC nicht eins zu eins in deutsches Recht umgesetzt worden ist. In einigen Punkten verstößt das SeeArbG sogar gegen das MLC. Vor allem folgende Aspekte sind davon betroffen: FOTO: HHLA Der Reederbegriff (§ 4 des SeeArbG). Das MLC sieht vor, dass der Reeder die Aufgaben und Pflichten des Übereinkommens zu erfüllen hat, auch wenn er einzelne Aufgaben an Subunternehmer vergeben hat. Dieses Grundprinzip hat auch das SeeArbG übernommen, allerdings mit einer Ausnahme: Wenn der Subunternehmer ein Bemannungsagent ist und es um finanzielle Forderungen von Seeleuten geht, soll der Reeder gegenüber dem Seemann nicht als Reeder haften, sondern nur als Bürge, der auf die Einrede der Vorausklage verzichtet hat. Warum der Gesetzgeber in diesem Punkt ohne Not von den Vorgaben des MLC abweicht, ist unverständlich. Denn auch unter Reedern ist unstrittig, dass Seeleute, die ein Schiff von A nach B gebracht haben, Heuern erhalten. Der Reeder kann das auch in einem Vertrag mit Vorleistung bei Einschaltung eines Subunternehmers sicherstellen. Sollte aber ein Subunternehmer oder ein Subunternehmer eines Subunternehmers (usw.) trotzdem einmal nicht zahlen und verweigert in diesem Fall auch der Reeder die Heuerzahlung, so handelt es sich mit aller Wahrscheinlichkeit um ein echtes „Schwarzes Schaf“. Aber ausgerechnet ein solches „Schwarzes Schaf“ soll sich jetzt hinter dem komplizierten Rechtsbegriff des Bürgen, mit dem kein Seemann FOTO: MATHIAS THURM Verlängerung der Höchstarbeitszeit (§ 48 Abs. 2 SeeArbG) Besatzungsmitglieder (§ 3 SeeArbG) Die Tarifvertragsparteien VDR und ver.di haben im Manteltarifvertrag für die deutsche Seeschifffahrt (MTV-See) zugelassen, dass in einem „Fahrtgebiet mit häufiger Hafenfolge“ die Höchstarbeitszeit verlängert werden kann, wenn die zusätzlichen Arbeitsstunden später wieder ausgeglichen werden. Der Gesetzgeber hat anlässlich der Ratifizierung des MLC diese Regelung jetzt in das Gesetz geschrieben. Dies ist aber keineswegs zulässig und verstößt gegen Regel A 2.3 Ziffer 13 des MLC. Das MLC geht davon aus, dass alle Personen, die an Bord arbeiten – in welcher Funktion auch immer – Besatzungsmitglieder sind. Das gilt sowohl für den Kapitän als auch für Personen, deren Arbeitgeber nicht der Reeder ist. Übereinstimmung besteht dahingehend, dass beispielsweise Lotsen oder Kanalsteurer und ähnliche Personen keine Besatzungsmitglieder sind. Der Gesetzgeber will darüber hinaus aber auch Praxissemesterstudenten, Sicherheitsleute und Bauarbeiter, die von Bord aus Offshore-Anlagen errichten, nicht zu den Besatzungsmitgliedern zählen. ver.di sieht darin einen Verstoß gegen den Grundgedanken des MLC. Ausweitung der Tariföffnungsklausel (§ 49 Abs. 1 Nr. 3 SeeArbG) FOTO: MATHIAS THURM etwas anzufangen weiß, verstecken können. Der Reeder als Bürge kann die Heuerzahlung an den Seemann verweigern, solange der Bemannungsagentur das Recht zusteht, das der Verbindlichkeit zugrunde liegende Rechtsgeschäft anzuzweifeln (§ 770 Abs. 1 BGB). Er kann außerdem die Heuerzahlung verweigern, wenn die Heuerforderung angeblich durch früher zu viel gezahltes Geld befriedigt werden kann (§ 770 Abs. 2 BGB). Außerdem kann er alle der Bemannungsagentur zustehenden Einreden geltend machen (§ 768 BGB). Die spezielle Arbeitszeitregelung des Manteltarifvertrags See (MTV See) für Bergungsfahrzeuge, See- und Bergungsschlepper erlaubt in dringenden Fällen – beispielsweise der Beseitigung eines Wracks aus einer Fahrrinne – eine Höchstarbeitszeit von 14 Stunden täglich. Der Gesetzgeber sieht jetzt vor, dass diese spezielle Regelung ausgedehnt wird und die Tarifvertragsparteien für alle Schiffe tarifliche Regelungen vereinbaren können, die eine Verlängerung der Höchstarbeitszeit mit entsprechendem Ausgleich beinhalten. Dies verstößt ebenfalls gegen die Bestimmungen der IAO, denn Art. 19 Abs. 8 der IAO-Verfassung besagt, dass die Ratifizierung eines Übereinkommens nicht dazu dienen darf, die bestehenden Bedingungen der Beschäftigten zu verschlechtern. Ein Erfolg: Höchstarbeitszeit wird nicht verlängert Abgewehrt werden konnte allerdings das Reederbegehren, die wöchentliche Höchstarbeitszeit der Seeleute von 72 Stunden auf 91 Stunden anzuheben. Der VDR hätte damit das bestehende Arbeitszeit- und Urlaubsregime des MTV See in seinem Sinne ausgehebelt. Obwohl die FDP zu dieser Verlängerung schon Zustimmung signalisiert hatte, war der CDU eine Verlängerung der Höchstarbeitszeit um fast 30 Prozent – noch dazu im Wahljahr – schließlich doch zu heikel. So blieb es in diesem Punkt bei der bestehenden Regelung. Alles andere wäre auch ein zu grober Verstoß gegen die IAO-Grundsätze gewesen. DB 4 SCHIFFFAHRT FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2013 Aus der Traum dpa Kapitän Jungblut darf nicht wieder auf die Brücke der „Deutschland“ zurück Die Hoffnung, wieder eingestellt zu werden und auf die Kommandobrücke zurückkehren zu können, muss Traumschiff-Kapitän Andreas Jungblut endgültig begraben. Am 21. Mai einigte er sich mit seinem früheren Arbeitgeber vor dem Lübecker Arbeitsgericht auf einen Vergleich. Das Arbeitsverhältnis zwischen Jungblut und dem Münchner Finanzinvestor Aurelius, der die Reederei Peter Deilmann 2010 übernommen hatte, endete am 31. Mai. FOTO: DPA Zuvor hatte Jungblut mehrere Monate lang darum gekämpft, wieder an Bord des deutschlandweit bekanntesten Kreuzfahrtschiffes gehen zu können. Er war von der Reederei im Herbst vergangenen Jahres wegen angeblich illoyalen Verhaltens und Verrats von Geschäftsgeheimnissen fristlos entlassen worden. Gemeinsam mit Besatzungsmitgliedern hatte er, während das Schiff anlässlich der Olympischen Spiele in London lag, öffentlich die Pläne der Reederei kritisiert, die „Deutschland“ künftig aus Kostengründen unter der Flagge Maltas fahren zu lassen. Die Reederei warf dem FOTO: ISTOCKPHOTO.COM Waffen an Bord sind keine Lösung Maritime Safety-Gruppe der ITF beriet über Sicherheit auf hoher See Die jüngsten Schiffsunglücke belegen die große Dringlichkeit: Die Sicherheit für Seeleute im internationalen Seeverkehr muss gestärkt werden. Wie dies am besten geschehen kann, berieten die internationalen Seeleutegewerkschaften, darunter ver.di, Anfang Februar in Bombay. Im Mittelpunkt der Beratung, einer sogenannten MLC-Session, standen die Bekämpfung der Piraterie, die Vorbereitung der 44. IMO-Sitzung und die Vereinbarkeit von Umweltschutz und Schifffahrt. Außerdem ging es um bessere Rettungsmittel, effektive Sicherheitstrainings, mehr Gesundheitsschutz und die Stabilität von Schiffen. Die letzten Havarien zeigen, wie wichtig gerade die bauartbedingte Stabilität von Seeschiffen für die Sicherheit der Seeleute an Bord ist. In Verbindung mit den Untersuchungen der Universität Southampton zu Fragen der Übermüdung und der weiteren Minimierung der Mindestbesatzungen ist das Thema hochaktuell. Klar herausgearbeitet werden konnte, dass zu Erhöhung der Sicherheit an Bord unbedingt die Besatzung verstärkt werden muss. Zudem müssen Fragen der Schiffsstabilität in der IMO neu und fundiert beraten werden. Die ITF wird dazu in den SubCommittees der IMO entsprechende Anträge einbringen. Um die Sicherheit der Seeleute zu erhöhen, muss die Blockadehaltung der Reeder in Fragen des „Humanen Elements“ durchbrochen werden. Vorschläge von den ITF-Gewerkschaf- Kapitän daraufhin erheblichen Vertrauensbruch vor und begründete damit die fristlose Entlassung. Jungblut argumentierte dagegen, dass er lediglich Informationen bestätigt habe, die dem nachfragenden Journalisten schon vorlagen. ver.di kritisierte die Entlassung des Kapitäns scharf, unterstützte ihn bei der Klage und machte mit der Gründung eines Seebetriebsrates an Bord weiter gegen die Ausflaggung Druck. Unter dem erheblichen öffentlichen Druck hatte das Unternehmen die Ausflaggungspläne schließlich zurückgenommen. Ebenfalls im Herbst aufgekommene Gerüchte, wonach Aurelius einen Verkauf der „Deutschland“ nach Asien plane, wurden dementiert. Für Jungblut heißt es nun also Abschied nehmen – nach 28 Jahren, in denen er mit der „Deutschland“ über die Weltmeere schipperte und faktisch „das Gesicht“ des Kreuzfahrtschiffes geworden war. Versüßt wird der Verlust des Arbeitsplatzes allerdings durch eine saftige Abfindung in Höhe von 170.000 Euro. Gefordert hatte Jungblut 14 Monatsgehälter, das wären 178.000 Euro gewesen. Er trenne sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge von der „Deutschland“, so Jungblut nach der Verhandlung. Er hänge natürlich an dem Schiff, sei aber froh, dass der Rechtsstreit vorbei ist. Die „Deutschland“ war das Vorzeigeschiff der vor 40 Jahren gegründeten Traditionsreederei Peter Deilmann. Als schwimmendes Luxushotel setzt das Schiff auch unter der Ägide von Aurelius Maßstäbe im Bereich der exklusiven Kreuzfahrt. Das Schiff nimmt maximal 500 Passagiere auf und ist damit im heutigen Vergleich eher klein. Dagegen punktet es mit luxuriöser Fünf-Sterne-Ausstattung und exquisitem Service. Bekannt geworden ist die Deutschland vor allem als Drehort der ZDF-Serie „Traumschiff“, die seit 30 Jahren über die Bildschirme flimmert. Im Laufe des Verhandlung hatten die streitenden Parteien sich gegenseitig mit Vorwürfen überzogen. Davon war am Ende keine Rede mehr: „Die wechselseitig erhobenen Vorwürfe werden nicht aufrechterhalten.“ Demonstrativ schüttelten sich Reedereigeschäftsführer Konstantin Bissias und Kapitän Jungblut die Hände. RED. Reeder sollen über Heuern verhandeln und Mantel anpassen FOTO: MATHIAS THURM FOTO: WWW.EUNAVFOR.EU ten liegen auf dem Tisch und sind in das tägliche Geschäft einzubringen. Sehr berührend war der Besuch einer Gruppe indischer Seeleute, die von SomaliPiraten gekapert und 33 Monate festgehalten worden waren. Während dieser Zeit starben fünf Besatzungsmitglieder, gleichzeitig stellte der Reeder die Heuerzahlung ein. Begründung: Die Seeleute arbeiten ja nicht! Die ITF-Gewerkschaften überreichten einen Scheck an die Familien der Seeleute, sie finanzieren gleichzeitig die Trauma-Behandlungen der Betroffenen. Das Beispiel macht deutlich, dass es auf keinen Fall darum geht, mehr Securitypersonal an Bord zu nehmen. Stattdessen ist ein abgestimmtes Handeln aller beteiligten UN-Staaten und deren Flotten vonnöten – und zwar sowohl in den betroffe- nen Seegebieten als auch an Land. Waffen an Bord lösen das Problem nicht, sondern führen zur Eskalation der Gewalt. Zudem kann sich die Schiffsführung gemäß internationaler Gesetze nicht aus der Verantwortung ziehen, wenn Menschen getötet oder verletzt werden. Die Bundesregierung hat mit der Öffnung der Gewerbeordnung in Richtung privater Sicherheitsdienste an Bord keinerlei Schutz geschaffen, sondern nur eine Gelddruckmaschine für deutsche Black Waters. Entgegen den Regelungen des Grundgesetzes wird die eigene staatliche Verantwortung schleichend unterlaufen. Die ITF-Gewerkschaften fordern von der IMO und den UN-Staaten klare Regelungen zum Schutz des Seeverkehrs und der betroffenen Seeleute. VER.DI/RED. Bei ihrer Sitzung am 7. Mai hat die Bundestarifkommission Schifffahrt zwei wichtige Beschlüsse gefasst: Der Heuertarifvertrag (HTV-See) 2011/2012 wird zum 30. Juni 2013 gekündigt, der Verband Deutscher Reeder (VDR) zu Verhandlungen über eine Heuererhöhung aufgefordert. Die Bundestarifkommission hat als gewerkschaftliche Forderung beschlossen, die Heuern des HTV-See um 6,5 Prozent anzuheben, die Vereinbarung soll ab dem 1. Juli 2013 zwölf Monate laufen. Nach der letzten Nullrunde soll es angemessene Heuererhöhungen zum Ausgleich von Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten geben. Tarifverhandlungen mit dem Verband Deutscher Reeder (VDR) starten dazu am 24. Mai und werden im Juni fortgesetzt. Weiter hat die Bundestarifkommission beschlossen, den Manteltarifvertrag für die Deutsche Seeschifffahrt (MTV-See) an das Seearbeitsgesetz und an das Seearbeitsübereinkommen 2006 der Internationalen Arbeitsorganisation nur redaktionell anzupassen. ver.di hat dazu einen Entwurf vorgelegt. Die abweichenden günstigeren Regelungen im MTV-See gegenüber den Regelungen des alten Seemannsgesetzes sollen ohne Verschlechterungen des MTV-See erhalten bleiben. Auch zu diesem Punkt ist der VDR bereits zu Gesprächen aufgefordert worden. Der erste Gesprächstermin blieb allerdings ohne Ergebnis. BL FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2013 BINNENSCHIFFFAHRT Sterben auf Raten 5 FOTO: SIEGFRIED BELLACH/PIXELIO.DE Binnenschifferausbildung in Schönebeck soll schrittweise abgewickelt werden „Die Berufsausbildung der Binnenschiffer in Schönebeck soll platt gemacht werden“. Schlagzeilen solcher Art erschütterten 2004 und 2005 die Binnenschifferszene. Wegen möglicher Einsparungen von jährlich gerade einmal 2.500 Euro sollte sich damals die Berufsbildende Schule (BBS) in Schönebeck unter anderem von der Berufsausbildung der Binnenschiffer verabschieden. Dabei konnte die Ausbildungsmöglichkeit für Binnenschiffer am Ort auf eine über 100-jährige Tradition zurückblicken, sie war zudem die einzige in den neuen Bundesländern. Mit der 1994 in Betrieb genommenen BBS Schönebeck verfügt der Landkreis über eine hochmoderne Bildungseinrichtung der Berufsausbildung. Die Schifferschule Schönebeck wurde in den Schulkomplex integriert – ein deutliches Zeichen für alle Gewerbetreibenden, dass die Binnenschifffahrt in der Region weiter eine wichtige Rolle spielen sollte. Die Ausbildung von Binnenschiffern, für die schon 1895 in Schönebeck die Grundlagen geschaffen worden waren, schien gesichert. 2006 gründete sich ein Verein zur Förderung der Binnenschifferberufsausbildung, seinen Sitz erhielt er – nicht zuletzt, um den Standort zu stärken – in der Berufsbildenden Schule des Landkreises Schönebeck. Man wollte erreichen, dass der Ausbildungsort Schönebeck erhalten bleibt, die gute Ausbildungsqualität der vergangenen Jahre sollte bewahrt und ausgebaut werden. Aktive Binnenschiffer, Lehrer und Vertreter von Unternehmen bemühten sich darum, die schulischen Rahmenbedingungen für die Aus- und Fortbildung von Binnenschiffern kontinuierlich zu verbessern. Sie förderten die Zusammenarbeit von Schule und Ausbildungsbetrieben, setzten sich dafür ein, Partnerschaften mit anderen europäischen Einrichtungen der Binnenschifferausbildung zu erhalten und auszubauen. Hervorzuheben sind beispielsweise die freundschaftlichen Geänderte Donauausbaupläne in Bayern ver.di-Bundesfachgruppe Schifffahrt mit kritischer Haltung FOTO: DPA Beziehungen zur Schule in Decin/Tschechien. In Zusammenarbeit mit den Ausbildungsbetrieben aus den neuen Bundesländern, der Berufsbildenden Schule des Landkreises Schönebeck, der IHK Magdeburg und der Gewerkschaft ver.di wurde eine Ausbildungsqualität erreicht, die im Gewerbe einen ausgezeichneten Ruf hat. Land Sachsen-Anhalt ohne Engagement für Schifffahrtsschule ver.di-Schifffahrt hat die Binnenschifferschule und das Ansinnen des Vereins von Anfang an unterstützt. Nachdem heftige Die Entscheidung fiel im Februar: Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer kündigte an, dass es in seiner Amtszeit zwischen Straubing und Vilshofen keinen Donauausbau mit Staustufe und Stichkanal geben werde. Die Begründung für den Beschluss läuft der Binnenschifffahrt zuwider und trägt den vorangegangenen intensiven, langwierigen und fachlich fundierten Untersuchungen in keiner Weise Rechnung. So empfinden es zumindest deren Vertreter. In ihrer Pressemitteilung teilte die bayerische Staatskanzlei mit, dass „der flussbauliche Ausbau nach der sanften Variante A in Angriff genommen“ wird. Für den Abschnitt zwischen Isarmündung und der Mühlhamer Schleife werde keine Staustufe und kein Stichkanal gebaut. Der sanfte Donauausbau werde Schifffahrt und Naturschutz gleichermaßen gerecht. Richtig ist jedoch, dass die sogenannte Variante A im Vergleich zur Variante C280 keineswegs einen sanfteren Ausbau darstellt: Sie geht ebenfalls mit erheblichen Eingriffen in Natur und Umwelt einher, ist kostenintensiv und bringt einen vergleichsweise geringen verkehrlichen Nutzen mit sich. Dies belegt eine im Dezember 2012 abgeschlossene EU-Studie. Proteste die Schließung zunächst verhindern konnten, ist nach fast zehn Jahren die Luft leider immer dünner geworden. Statt gemeinsam mit der „Schifferschule“ in Duisburg einen europäischen Weg zu gehen, bewegt sich der Schulträger in Sachsen-Anhalt auf eine Minimallösung zu. Gemeinsam mit der Industrie fordert ver.di die Verantwortlichen im Land auf, den Berufsschulstandort Schönebeck zu erhalten und die Ausbildung von Fachleuten für die Binnenschifffahrt weiter zu gewährleisten. Gefragt sind der Bundesverband der Binnenschifffahrt und das Verkehrsministerium. Für sie gilt es, unverzüglich zu handeln! VER.DI/RED. Wären die Ergebnisse der Studie angemessen gewürdigt worden, hätten die Politiker anerkennen müssen, dass die dringend erforderlichen Hochwasserschutzmaßnahmen auch in der Variante C280 – also im Ausbau mittels Schlauchwehr und Stichkanal – erzielt werden können. Zugleich würden hierbei die Schifffahrtsverhältnisse deutlich verbessert, das Havarierisiko könnte reduziert und die Mühlhamer Schleife renaturiert werden. Gerade das völlige Ignorieren dieser Erkenntnisse macht deutlich, dass hier keine Sachentscheidung getroffen wurde. Mit der nun angeführten Begründung hätte Bayern schon vor drei Jahren eine Entscheidung treffen können. Dem Bund, dem Land und der EU-Kommission wäre dann die 33 Millionen Euro teure Untersuchung – wieder einmal nicht zuletzt aus dem Portemonnaie des Steuerzahlers finanziert – erspart geblieben. Erneut wird deutlich, dass der in Bayern ansässige Bundesverkehrsminister beim Rahmen des Bundesverkehrswegeplans (BVWP 2015) nur den Ausbau des Straßennetzes kennt. Die ökologischen Aspekte des Wirtschaftsverkehrs werden wissentlich ignoriert, Tausende von Arbeitsplätzen, die die Binnenschifffahrt bietet, hingegen gefährdet. VER.DI/RED. Beschäftigte der Deutschen Binnenreederei AG bangen um Existenz Geschäftsleitung drängt Mitarbeiter in Scheinselbstständigkeit Die polnische Odra-Trans-Gruppe, seit 2007 Eigentümerin der Deutschen Binnenreederei AG (DBR), will den deutschen Unternehmensteil ganz offensichtlich ausbluten lassen. Zu diesem Eindruck mussten die Beschäftigten nach der letzten Be- legschaftsversammlung kommen, die der Betriebsrat im März dieses Jahres in Berlin einberufen hatte. Noch immer offerierte die Geschäftsführung kein tragfähiges Zukunftskonzept für das Unternehmen. Statt unverzüglich mit ver.di die Tarifverhandlungen fortzuführen, die vor zwei Jahren begonnen und nach wenigen Monaten unterbrochen worden waren, unterbreitete die Geschäftsleitung den staunenden Mitarbeitern ein wahrhaft „unmoralisches Angebot”: Sie könnten sich doch mit „entsprechenden Mietverträ- gen privatisieren“, dann werde alles gut. Gleichzeitig wird jedoch in Polen der Börsengang der Odra-Gruppe vorbereitet. ver.di und der Betriebsrat hatten der Geschäftsführung ein Ultimatum gesetzt und das Unternehmen im März aufgefordert, ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwi- ckeln und die fälligen Tarifverhandlungen spätestens Mitte Mai fortzusetzen. Auch diesen Termin ließ die Geschäftsleitung platzen und verschob die Verhandlungen. Auf einer Betriebsversammlung am 27. Mai (nach Redaktionsschluss) sollen Aktionen beraten werden. „Wir lassen uns nicht länger an der Nase herumführen”, so ein Gewerkschaftsvertreter. VER.DI/RED. 6 SCHIFFFAHRT FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2013 Schifffahrtsstiftung ins Leben gerufen Black Sea action for more safety at work FOTO: ISTOCKPHOTO.COM Thousands of seafarers have been reached ITF and affiliated maritime union inspection teams in Bulgaria, Georgia, Romania, Russia, Turkey and Ukraine inspected around 120 vessels in some 30 ports, spoke to several thousand seafarers and recovered unpaid wages during a four-day action to expose substandard working conditions and fight for improved safety in the Black Sea. The teams focused on changes ahead with the coming into force on 20. August of the Maritime Labour Convention, 2006. They handed out advice and information on their rights to seafarers and spoke to shipowners about what the convention will mean for them. In Russia, the teams managed to claim US$ 73,800 in unpaid back pay owed to seafarers. In most countries the inspection teams held constructive meetings with harbor masters and port state control officers, relationships they will build on in future. In Turkey, a documentary film is being made about conditions in the Black Sea, and in many countries, extensive media coverage was achieved. The „Black Sea of Shame” action, from 13 –16 May, was the latest move in an intensive ITF campaign to increase safety and drive up standards in the Black Sea, which is one of the most dangerous places on earth to be a seafarer. ITF acting general secretary Steve Cotton commented: „This action successfully shone a light on malpractice and made seafarers aware of their rights and how to exercise them under the Maritime Labour Convention, 2006. Some of the worst ships in the world are to be found plying the Black Sea. Work conditions are often shameful and safety non-existent. The human cost is enormous.” Some 2,400 vessels work in the Black Sea. Many are over 20 years old and around 800 are over 30. The shipping market is characterised by ancient vessels moving low value goods, where sinkings are not uncommon. Seafarers experience rock bottom and unpaid wages and the risk of death and injury is deemed to be part of the job. A special edition of the Seafarers' Bulletin – the Black Sea Bulletin – was produced in Russian, Turkish, Arabic and English and distributed during the campaign week. As part of its Black Sea campaign, launched in 2012, the ITF released a report „Black Sea of Shame”, which exposed some of the appalling conditions seafarer face. ITF Anfang dieses Jahres gründete der Verband der Reeder (VDR) die gemeinnützige „Stiftung Schifffahrtstandort Deutschland“ mit Sitz in Hamburg. Sie soll maritimes Know-how am heimatlichen Standort sichern und dafür sorgen, dass in Deutschland ausgebildete Besatzungsmitglieder an Bord deutscher Schiffe mit Stiftungsmitteln gefördert werden. Die Reeder bringen einen Beitrag von 30 Millionen Euro pro Jahr in die Stiftung ein, um die Ausbildung des maritimen Nachwuchses (Offiziersassistenten und Schiffsmechaniker) auf deutschen Schiffen sowie die berufliche Weiterbildung zu fördern. Die Gelder sollen vor allem über eine erhöhte Ausflaggungsgebühr zusammenkommen. Der Hintergrund: Ein Reeder darf sein Schiff nur dann ausflaggen, wenn er die entstehenden Nachteile für den Schifffahrtsstandort Deutschland ausgleicht – entweder durch die Ausbildung von Seeleuten auf dem jeweiligen ausgeflaggten Schiff oder durch die Zahlung eines Ablösebeitrages an die Stiftung. ver.di ist sowohl im Vorstand als auch im Kuratorium vertreten und in die Entwicklung des Förderkonzepts involviert. RED. Seafarers „bill of rights“ The convention comes into force in August The International Labour Organization (ILO) Maritime Labour Convention (MLC) 2006 is due to come into force in August 2013, and monitoring by the ITF suggests that „satisfactory progress is being made by the majority of organisations and companies to prepare for August,“ said Dave Heindel, chair of the ITF seafarers’ section. Although the minimum number of ILO member states required signed up to the MLC to allow it to come into international law, even more states have since ratified the convention – including Finland, Greece and Malta – taking the total to 34 states to date. Dave Heindel said that the ITF would continue to push for further ratifications. „Whether they are major port states or flag states, it is vital that everyone involved in shipping has ratified.” The MLC sets out the minimum rights that seafarers should expect, and incorporates and builds on 68 existing maritime labour conventions and recommendations, as well as other fundamental principles, to ensure decent working and living conditions. For more information on how the MLC will positively affect seafarers see: www.itfseafarers.org/ILOMLC.cfm Jahrestreffen des Baltic Committee Am 29. und 30. April 2013 kamen Vertreter der nationalen Verkehrsgewerkschaften aus den Ostsee-Anrainerstaaten in Kopenhagen zusammen. Unter dem Dach der European Transportworker Federation (ETF) trafen sie sich dort zum jährlichen Baltic Committee. Auf der Agenda stand der Startschuss für die Entwick- lung eines einheitlichen Tarifvertrages – Entgelt und Mantel – für die ausschließlichen Verkehre (Fährverkehre) im Ostseeraum. Außerdem ging es um die Vorbereitung der „Baltic Week of Action“ Anfang September dieses Jahres sowie um Informationen zum Stand der Billigflaggenkampagne in der Ostsee. FROM LEFT: ANNICA BARNING (SWEDEN), LILA SMITH (USA), ANGELICA GJESTRUM (NORWAY), NATALIYA YEFRIMENKO (UKRAINE), LUZ BAZ (SPAIN), LAURE TALLONNEAU (FRANCE), SUSAN LINDERKAMP (GERMANY), DEBBIE KLEIN (NETHERLANDS) HYE KYUNG KIM(KOREA), KARIN FRIEDRICH (GERMANY), BETTY MAKENA MUTUGI (KENYA), ELAINE BERNARD (HARVARD UNIVERSITY) ALISON MCGARRY (ITF LONDON) | FOTO: VER.DI Learning leadership and strategic change Women have recently completed a week-long training programme Women ITF inspectors have recently completed a week-long training programme on women in leadership and strategic change. Twelve of the ITF's 136 inspectors are women who come from a wide range of different countries, including Germany, Kenya, Korea, Spain, Sweden, Ukraine and the USA. The programme in Vigo, Spain focused on leadership and strategic organisational skills, helping participants identify ways to work better together and options for improving the presence of women in the sector. It was led by Dr Elaine Bernard from Harvard University and Alison McGarry, coordinator of the ITF's women transport workers’ department. Susan Linderkamp, the first woman to be an ITF inspector in Germany, commented: „The shipping industry is still a maledominated field and the work of the ITF inspectors often involves representing workers in complicated situations. We work in an international network in which everyone has to do their best to solve the problems at hand. This is a very important course and it was a pleasure to meet everyone in Spain. This course was an opportunity for us as inspectors to benefit from the union leadership and organisational training and to focus on how we can use these new skills to enhance our role as ITF inspectors and within our unions. The opportunities to use practical examples from our own work and to compare and contrast the approaches of the other nationalities represented meant that we were also able to forge stronger ties to help us in the flags of convenience campaign.” Alison McGarry concluded: „The inspectors are on the front lines of the ITF working with seafarers and dockers to get a better deal and build stronger unions. We are very keen to see more women inspectors leading in the ITF, and dedicated programmes like this are an important step towards achieving that objective.” Training participants gave plenty of positive feedback and said they were very grateful for the opportunity because it gave them a clearer picture of their future role as ITF inspectors and coordinators in dealing with case handling, ship inspection, POC campaigning, organizing and building relationships with other local inspectors. SL FACHBEREICH REICH VERKEHR 01 | 2013 1. Mai – Dein Feiertag! FOTO: VER.DI Auch in diesem Jahr sind wieder viele Menschen am 1. Mai auf die Straße gegangen, um für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu demonstrieren. Und neben der Sonne konnten die Teilnehmenden auch ungewöhnliche Aktionen und Events erleben. Auf dem Foto könnt ihr einen Eindruck vom „Truck der Gewerkschaftsjugend“ gewinnen, der in Berlin mit Musik und Moderation für gute Stimmung und die ein oder andere Tanzeinlage zum Feiertag gesorgt hat. BUNT PRÄSENTIE GG RTE SICH DER FLA WANTED! Die Jugendkampagne im ver.di-Fachbereich Verkehr Seit Kurzem läuft die Kampagne „Wanted! Future Reward!“ der ver.di Jugend im Fachbereich Verkehr. Diese Kampagne umfasst im Wesentlichen zwei Phasen. In der Ersten werden alle Jugendlichen und jungen Beschäftigten mit Plakaten nach ihren Anforderungen für die berufliche Zukunft befragt. Wir möchten wissen: Was ist für Euch „wanted!“? Was braucht Ihr und wünscht Ihr Euch? Das können kleine, scheinbar nebensächliche Dinge sein oder gar für Euch utopisch wirkende Vorstellungen … Bei dieser Kampagne sagt jedenfalls Ihr, sagst Du, was für Deine Zukunft wichtig ist. Und beim Sammeln soll es nicht bleiben! Nach der Befragung überlegt Ihr – zusammen mit Euren zuständigen ver.diAnsprechpartnern – in Phase zwei, ob und wie diese Wünsche Realität werden können. Nicht nur Reden, sondern auch effektiv und sinnvoll handeln, das ist hier unbedingt wanted! 7 Junges Team sucht junge Aktive In den letzten Monaten hat sich bei ver.di auch für die junge Generation im Bereich Schifffahrt einiges getan: Neben dem Kollegen Torben Seebold, Bundesfachgruppenleiter Schifffahrt, ist Vera Visser als Bundesfachbereichsjugendsekretärin für die Vertretung der Interessen der Jugend zuständig. Jugend – das sind bei ver.di übrigens alle Mitglieder bis 28 Jahre. Derzeit sind über 100.000 junge Menschen Teil der ver.di Jugend. Egal, ob Auszubildende, Studierende, Schüler/-innen, Berufstätige oder Erwerbslose; sie alle sind bei der ver.di Jugend herzlich willkommen. Als Mitglied der ver.di Jugend kannst Du aber nicht nur von den üblichen Vorteilen profitieren, wie etwa der Anwendung von Tarifverträgen, von Arbeitsund Sozialrechtsschutz sowie dem Lohnsteuerservice. Mit Deinem Engagement kannst Du Dich selbst für die wichtigen Themen engagieren und aktiv für eine Verbesserung der Situation der Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen eintreten. Und selbst wenn es manchmal inhaltlich „heiß hergeht“, kommt auch der Spaß nicht zu kurz. Auf dieser Seite findest Du heute und in den künftigen Ausgaben Beispiele unserer Aktionen und Themen. Und nicht vergessen: Meld Dich mal … wir freuen uns auf Dich! Internationale Solidarität: Mehr als nur große Worte! NATIONAL DIE ENTEPPICH, MULTI Schlechte Arbeitsbedingungen, befristete Arbeitsverhältnisse, unsichere Zukunft, Ausbeutung… Junge Beschäftigte der Verkehrswirtschaft in allen Teilen der Welt machen dieselben Erfahrungen und sind mit denselben Problemen konfrontiert. Wenn sie sich zusammenschließen, können sie voneinander lernen, gemeinsam nach Lösungen suchen und Aktionen organisieren. Nur so sind wir gemeinsam stark! Gemeinsam mit Dir möchten wir die Kampagne mit Leben füllen. Wir geben Dir die Materialien, helfen bei der Ideenfindung und bündeln die Ergebnisse. So kannst Du die Kampagne bei Dir vor Ort so einsetzen, wie es am besten passt. Deine Ideen und Themen sind also wichtig, um die Lobby für unsere Generation zu vergrößern und die Interessen der Jugend durchzusetzen. Also: Mach mit! Ansprechpartnerin für die Kampagne ist Vera Visser (vera.visser@verdi.de). JUGEND GESAMTE ITF-JU GENDKONFEREN Z 2012 IN MONT Für alle, die im Verkehrs- und Transportbereich tätig sind, gibt es europa- und weltweit Zusammenschlüsse der nationalen Gewerkschaften. So sind ver.di-Mitglieder auch Teil der Europäischen Transportarbeiterföderation (ETF), in der über drei Millionen Menschen organisiert sind. Hier werden Themen erörtert, die beispielsweise viele europäische Reedereien und somit zahlreiche Beschäftigte im europäischen Schifffahrtsbereich betreffen. Hier werden die Interessen der Be- REAL | FOTOS : ITF schäftigten politisch vertreten und – wenn notwendig – Maßnahmen, Aktionen und Kampagnen geplant. Gerade im maritimen Bereich sind viele Themen von weltweiter Relevanz. Nur gut, dass es die Internationale Transportarbeiterföderation gibt, die mehr als 4,5 Millionen Beschäftigte aus 154 Ländern und über 700 Gewerkschaften im Bereich Verkehr und Fischerei repräsentiert. So können aufgrund ausgehandelter internationaler Verträge zum Beispiel deut- sche sch Seeleute auch unter unt fremder Flagge weltweit sicher unwe terwegs sein. Denn ter wenn Hilfe oder we Rat notwendig sind, Ra steht die ITF an ste ihrer Seite. ih Dass die Jugend einen hohen Stelei lenwert hat, zeigte le ssich zuletzt etwa bbei der ITF-Jugendkkonferenz 2012 in Montreal ganz ddeutlich. Hier wurdden nicht nur wichtige allgemeiw ne Themen wie Klimawandel und prez. B. Klima käre Arbeit der jungen Generation erörtert, sondern auch PProjekte zur Aktitert vierung junger Gewerkschaftsmitglieder diskutiert. Auch Solidaritätsaktionen für DHL-Kolleginnen und Kollegen in der Türkei und die Besichtigung des Hafens in Montreal waren für alle Teilnehmenden ein wichtiger Bestandteil der Konferenz. Die fünfköpfige ver.di-Delegation hat bei dieser Konferenz natürlich aktiv mitgemischt. Aber wer setzt sich in ver.di, ITF und ETF für die Jugend ein? Richtig, junge Menschen wie Du! Denn regelmäßig treffen sich junge Gewerkschafter/-innen bundes-, europa- und weltweit, um Stellung zu politischen Themen zu beziehen und aktuelle Ereignisse zu beraten. Und wenn gerade mal kein Treffen stattfindet, sind trotzdem alle miteinander vernetzt. Du möchtest mehr über die ITF und ETF erfahren? Neuigkeiten aus der ganzen Welt erfährst Du im ITF Young Workers Blog (www.itfglobal.org/youngworkersblog). Alles von der ETF erfährst Du hier: www.etf.europa.eu/web.nsf/pages/home Darüber hinaus kannst Du Dich auch über Facebook und Twitter mit uns vernetzen. Du suchst Deinen zuständigen ITF-Inspektor oder hast bald einen Einsatz auf See? Schau mal im App Store nach den ITF-Apps mit allen wichtigen Tipps und Hinweisen … natürlich kostenlos! Wenn auch Du aktiv werden möchtest, wende Dich bitte an Torben Seebold oder Vera Visser. Gemeinsam schaut ihr dann, welche Möglichkeiten für Dich gerade am besten passen. Und selbstverständlich werfen wir Dich nicht einfach ins kalte Wasser! Wir bieten neben Qualifizierungsangeboten auch Betreuung und Vernetzung der Delegierten und Aktiven. Wenn Du Interesse hast, melde Dich einfach! VV 8 PA N O R A M A FACHBEREICH VERKEHR 01 | 2013 Project Horizon Fatigue – long working hours jeopardize health and safety The Exxon Valdez tanker disaster in 1989. The US National Transportation Safety Board found that in the 24 hours prior to the grounding of the ship, the watchkeeper had only had 5 or 6 hours of sleep The death of a Filipino AB in a fall onboard the Danish-flagged general cargo ship Thor Gitta in May 2009. Investigations showed that he had only two and a half hours sleep in the 38.5 hours prior to the casualty. 98-hour working week in exceptional circumstances The role of fatigue in collisions and groundings The increasingly intensive nature of shipping operations means that seafarers frequently work long and irregular hours. Under the International Labour Organisation regulations (social provisions) it is permissible for seafarers to work up to 91 hours a week – and, under the International Maritime Organisation’s STCW 2010 amendments (safety provisions), a 98-hour working week is allowed for up to two weeks in „exceptional” circumstances. Noise, vibration, sailing patterns, port calls, cargo handling and other activities can all reduce the ability of the seafarer to gain quality sleep during rest periods. Fatigue is generally understood to be a state of acute mental and/or physical tiredness, in which there is a progressive decline in performance and alertness. Seafarers are already usually covered by company, sector-specific, flag state or IMO rules banning or severely restricting alcohol use at sea. Studies have shown that around 22 hours of wakefulness will have a similar effect upon the impairment of an individual’s performance as a bloodalcohol concentration of 0.10 percent – double the legal driving limit in most EU member states. Fatigue is also an important health issue and there is significant evidence that long-term sleep loss can be a risk factor in such conditions as obesity, cardiovascular disease and diabetes. Project Horizon was established in response to growing concern about such issues and the growing evidence of the role of fatigue in maritime accidents. This EU sponsored research project is a joint venture between the Warsash Maritime Academy (Southampton), the Chalmers Tekniska Hoegskola AB (Sweden) and the Stress Research Institute of Stockholm University, together with eight other participating companies and authorities. A 2006 report on one of the most extensive research projects, carried out by the Centre for Occupational and Health Psychology at Cardiff University, found evidence that as many as one in four watchkeepers reported having fallen asleep on watch. As many as 53 percent of respondents reported having no opportunity to have six hours of uninterrupted sleep. A Swedish survey carried out in 2008 and 2010 showed that about 70 percent of officers had nodded off on watch one or more times during their career. The UK Marine Accident Investigation Branch (MAIB) in 2004 analysed the role of fatigue in 66 collisions, near-collisions and groundings investigated between 1989 and 1999. The study showed that fatigue was a contributory factor to 82 percent of the groundings that occurred between the hours of 00:00 and 06:00. Other seafarer fatigue studies have also highlighted such factors as: The long working hours experienced by many crew members Problems in gaining quality sleep The impact of watchkeeping patterns: notably six hours-on/six hours-off Stress and workloads Frequent port calls and associated cargo work Tour lengths The importance of the human factor Over the past 20 years, the shipping industry has become increasingly aware of the importance of the „human factor” in safe shipping operations. Marine insurance statistics have shown human error to be the key contributory factor in around 60 percent of accidents – with other research suggesting that the figure is as high as 80 to 90 percent in the case of collisions and groundings. As awareness of the importance of the human factor in shipping has grown, recognition of the role of fatigue in maritime safety has also increased. There have been a number of high-profile and often costly and damaging casualties in which seafarer fatigue has been shown as a key causal factor. These include: Sleeping on duty Sleeping on duty poses an immediate and significant threat to safety in any mode of transportation, and shipping is no exception. The results showed more participants sleeping on watch in the 6-on/6-off system than in the 4-on/8-off system, although a level of statistical significance was not reached. At least 50 percent of participants in both watch teams in the 6-on/6-off system were found to have slept on the bridge. The percentage of participants sleeping on watch was found to be relatively similar for both watch teams in the bridge and the engine room. Conclusions of the study An unexpectedly high percentage of individuals fall asleep while working on the bridge More individuals fell asleep during the night/morning watches than day-early evening watches More sleeping on duty occurred during watches under the 6-on/6-off system than under the 4-on/8-off system No significant differences were observed between shifts on the bridge and in the engine room (DETAILS AVAILABLE AT WWW.PROJECT-HORIZON.EU) VER.DI-RED. KARIKATUR: RAINER HOFMANN-BATTISTON Shipping is the ultimate 24/7 industry. Inherently globalised in its nature, the industry is complex, capital-intensive, increasingly technologically sophisticated and of immense economic and environmental significance. More than 80 percent of world trade moves by sea, almost 90 percent of EU external freight trade is seaborne, and some 40 percent of intra-EU freight is carried by short sea shipping. Kreuzworträtsel Hier folgt ein weiteres maritimes Kreuzworträtsel. Wer sich zum neuen Lösungswort vorarbeitet, kann es an die Redaktion schicken: ver.di, Fachgruppe Schifffahrt, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin. Segel Abk. Bund. Amt f. Schifffahrt u. Hydrographie engl. Abk. für Ost-SüdOst dt. Stadt an der Ruhr Oder per E-Mail an: Schifffahrt.buv@verdi.de Unter den richtigen Einsendungen werden wieder Gewinner ausgelost. Sie erhalten ein kleines Geschenk. Einsendeschluss ist der 21. Juni 2013. engl. Abk. Schiffsfür Nordost führer RehaMaßnahme 2 Abkürzung für SchleswigHolstein engl. Abk. für Südost engl. Abk. für Nordost engl. Bezeichnung für Schnee Maritim Lösungswort 1 2 Buchstabenflagge, Taucher unter Wasser engl. Abk. für Süd begrenzter Landbereich im Hafen engl. Abk. für OstNord-Ost Teil der fließt in die AnkerNordsee einrichtung Ladungsgut 5 6 durch Wind hervorgerufene Wasserbeweg. engl. Abk. für NordNord-Ost Abk. für Niederlande Positionen geografische Richtung 4 engl. Abk. geschützte Wasserfläche für SüdSüd-Ost Nordwesteuropäer 1 Sternbild 3 3 Getränk dt. Hafenund Werftstadt an der Ostsee Abk. für „alle achtern” Abk. für Technische Universität 4 Material im Schiffbau Wasserstraße dt. Bezeichnung für „to service” Aufbewahrungsbehältnis für die Brille Abk. für Backbord Gegenteil von „Luv” ausgespannte Tuchfläche Abk. f. InAbk. für tern. Org. f. Steigdauer StandardiTiefensierung messgerät FOTO: ISTOCKPHOTO.COM Fischfanggerät andere Bez. für Tauwerk Fallen des Meeresspiegels großer Stern 5 Abk. für Berufsgenossenschaft Abk. für Bezeichnung altes Längenmaß Abk. f. oberer Totpunkt dt. Bez. für „owner” Abk. f. polnische Währung Abk. für Azimut engl. Abk. für Ost gehört zur Brandschutzausrüstung schmale Vertiefung a. dem Meeresboden Brandbekämpfungsmittel Abk. für Kreisel – A Abk. fuer Kartennull Halbinsel im schwarzen Meer Abk. für Kimmabstand zweitgrößter Ozean dt. Abk. für Zonenzeit engl. Bezeichnung für Seemann 6
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