Theaterzeitung März 2015

Transcription

Theaterzeitung März 2015
März bis Mai 2015
Schwanensee
4. & 27. März, 6. & 7. Juni 2015 IN HOF
Hochverehrtes Publikum,
mit Freude stellen wir fest, dass Sie so zahlreich
ins Theater Hof kommen. „Männerhort“,
„Schwanensee“, „Rocky Horror Show“ – all diese
so unterschiedlichen Aufführungen treffen
offensichtlich Ihren Geschmack. Es freut uns
auch, dass wir mit unseren Stücken außerdem so
viel Aufmerksamkeit in der überregionalen
Öffentlichkeit wecken, wie zuletzt z.B. mit
„Hungerleider“ des Hofer Autoren Roland
Spranger. Der Spagat zwischen anspruchsvollen,
unsere gesellschaftliche Realität spiegelnden
Themen und schwungvollem Entertainment
scheint zu gelingen. Wir spüren Ihr Vertrauen,
liebe Zuschauer, und dafür bedanke ich mich bei
Ihnen im Namen aller Mitarbeiter!
Und es geht weiter: Ob berührend-emotional im
Musicalklassiker „Anatevka“, ob schaurig-schön
in der Oper „Der Untergang des Hauses Usher“
(mit der wir übrigens bei den Deutschen
Landesbühnentagen in Radebeul gastieren
werden), ob frech und flott im Studio mit dem
Gegenwartsstück „demut vor deinen taten baby“
oder aufregend und überraschend mit Sapir
Hellers Interpretation von „Des Teufels General“
– unsere bienenfleißigen und kompetenten
Mitarbeiter hinter, über und unter der Bühne
sowie die großartigen Künstler, die hier für Sie
wirken (was mittlerweile der „Rest der Republik“
auch mitbekommen hat, aber dazu das nächste
Mal mehr...) servieren Ihnen weiterhin in jeder
Vorstellung hochklassiges Theater.
Und bis zum Ende dieser Spielzeit soll es so
weitergehen: Wir werden uns im Mai auf den
Weg nach Ungarn begeben und ich bin mir
sicher, die bezaubernde „Piroschka“ wird auch
Ihr Herz erobern!
Kommen Sie weiterhin mit offenem Herzen zu
uns, bleiben Sie neugierig und lassen Sie sich
verzaubern.
Herzlichst,
Ihr
Reinhardt Friese,
Intendant
Musiktheater
Der Untergang des Hauses Usher
Premiere: 13. mÄRZ 2015
Der Untergang des Hauses Usher
Gruseln ist angesagt. Vor diesem Zerfall gibt es kein Entrinnen. Musik und Szenerie entführen den Zuschauer
für neunzig Minuten in eine bizarre Trance. Inzest, Mord und Übernatürliches hängen in der Luft – doch wie
viel davon setzt der Zuschauer sich selbst im Kopf zusammen? Traumwandlerisch, assoziativ, soghaft nähern
sich die immer wiederkehrenden musikalischen Motive von Philip Glass dem durch und durch düsteren Geschehen. Dabei ist ihm ein großer Wurf gelungen. Es entsteht eine ungeheuere Spannung, der sich kaum ein Zuhörer
entziehen kann. Regie führt – zum ersten Mal im Musiktheater – Kay Neumann, der das Hofer Publikum zuletzt
mit seiner „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ restlos überzeugte.
Musiktheater
POE-Gruselgeschichte als
FESSELNDE Oper
„Der Untergang des Hauses Usher“
von Philip Glass
Regisseur Kay Neumann
WIEDERSEHEN IN anatevka
Musicalklassiker mit jüdischem
Witz und berührenden Themen
Anatevka, eine Gemeinde in Osteuropa, nennt der
Milchhändler Tevje sein Zuhause. Über seine
Lebenslage führt er ebenso fromme wie aufmüpfige
Zwiegespräche mit Gott. „Ich weiß, wir sind das
auserwählte Volk. Aber könntest du nicht ab und zu mal
ein anderes auserwählen?“ Im jüdischen Wohnviertel,
dem Schtetl, werden Traditionen hoch gehalten. Tevje
beauftragt eine Heiratsvermittlerin mit der Suche nach
Ehemännern für seine Töchter. Doch drei davon haben
längst Entscheidungen getroffen: Statt eines reichen
Fleischers will Zeitel den armen Schneider Motl
heiraten. Hodel liebt den revolutionären Studenten
Perchik und folgt ihm in die Verbannung nach Sibirien.
Doch der Heiratswunsch der dritten geht ihm zu weit.
Chava heiratet Fedja, einen Christen. Tevje verstößt sie.
Dann greift die große Politik in das Leben ein. Alle
Juden müssen Anatevka binnen drei Tagen verlassen.
Wie es wohl wäre, wenn nicht nur Mensch oder Tier,
sondern auch Mauern eines Zuhauses beseelt wären?
Wenn sie gar, wie es bei Edgar Allan Poe heißt, einen
„lautlos und grässlich zunehmenden, vernichtenden
Einfluss“ ausüben würden? Roderick Usher argwöhnt
solches in Poes wohl berühmtester Erzählung. Er und
seine Schwester Madeline sind die letzten Nachkommen
eines alten Adelsgeschlechts. Wie das Gebäude sind die
Geschwister beladen mit Ahnungen unausgesprochener
Familiengeschichte. Herbeigerufen durch einen
dringlichen Brief, findet sich William im Hause seines
seelisch schwer erkrankten Jugendfreundes ein. Dort
erfährt er von der Geschichte des aussterbenden
Usher-Geschlechts. Auch die Anwesenheit von
Wieder heißt es einen Ort zu finden, an dem sie bleiben
können. Was bleibt von der Heimat? Der Fiedler auf
dem Dach, der – wie Tevje sagt – nun anderswo
versucht, „eine einschmeichelnde Melodie zu spielen,
ohne sich dabei das Genick zu brechen“.
Eines der eindringlichsten Werke des Musiktheaters,
eine Gratwanderung zwischen Komik und Tragik,
zwischen jüdischem Witz und zu Herzen gehender
Traurigkeit hat mit „Anatevka“ am 23. April in Hof
Premiere. Beliebte Künstlerinnen kommen hierfür
wieder nach Hof: Julia Klemm (Zeitel) wirkte im
Musical „Hochzeit mit Hindernissen oder The Drowsy
Chaperone“ sowie in „Beatles – Das weiße Album“ mit,
Birgit Reutter (Chava) spielte zuletzt Maria Magdalena
in „Jesus Christ Superstar“ und Kathrin Hanak (Hodel)
war bereits in unseren „Sekretärinnen“ zu erleben.
Regie führt Thomas Schmidt-Ehrenberg, lange Jahre
Musikdramaturg an unserem Haus. Erstmals nach Hof
kommt Carsten Andörfer, der den Tevje mit großem
Erfolg schon am Theater Krefeld-Mönchengladbach
gestaltete.
Bühnenbildmodell von Anton Lukas
BEST OF OPERETTE
„Rosen der Liebe“ ist ein Stück
Operettenliebe
Mathias Frey und Inga Lisa Lehr
Rodericks Zwillingsschwester Madeline gleicht einer
gespenstischen Vermutung – erst recht, als Roderick sie
für verstorben erklärt und in der Familiengruft beisetzen
lässt. Ist es Wahn oder Wirklichkeit, was der
ahnungslose Besucher erlebt: Rodericks inzestuöse Liebe
zur todkranken Madeline, deren Stimme Tag und Nacht
im Haus zu hören ist, auch dann noch, nachdem sie im
unterirdischen Verließ begraben wurde. Der psychisch
zerrüttete Roderick muss seine Schwester lebendig
begraben haben!
Mit seinen fantastischen Schauergeschichten gehört
Edgar Allan Poe zu den Vorreitern der Psychologie. Seine
Gruselszenarien erzählen ihre Geschichten auf eine
Weise, dass der Leser immer im Unklaren bleibt, ob er
nun von einer Begebenheit erfährt oder an den Fantasien
eines aufs Äußerste angespannten Geistes teilhat.
Man könnte meinen, Philip Glass habe seine Musik
explizit für diesen Prozess der Auflösung ausgetüftelt.
Seine einfachen Tonmuster sind suggestiv, ja, in ihren
Wiederholungsschleifen geradezu hypnotisch. Sie
ziehen den Hörer in einer Sogwirkung der Klänge in das
unheimliche Geschehen im Hause Usher hinein.
Es ist der große Abend der Operettendiva Ria Baldoni,
welche die Gäste zu einem Galakonzert unvergänglicher
Melodien aus dem Traumland der Operette mit dem
Tenor Vitus Rossa begrüßt. Zumindest ist es so geplant,
wäre ihr Partner nicht unvorhergesehen erkrankt.
Spontan muss ein Ersatz her und eben dieser sitzt
zufällig im Publikum – ihr ehemaliger Kollege Sören
Alba. Seit drei Jahren besucht er unerkannt alle
Vorstellungen der Operettendiva und lässt ihr nach
jedem ihrer Auftritte anonym einen Strauß roter Rosen
überbringen, verfolgt sie im Dunkel der Nacht auf dem
Weg vom Theater bis vor die Haustür, träumt von
einem Zusammensein mit ihr im Privaten wie auf der
Bühne, seine Gedanken und Fantasien sind bestimmt
durch sie allein. Heute jedoch will er es wagen, seiner
Angebeteten auf der Bühne mit dem Strauß roter Rosen
seine Liebe zu gestehen. Welch eine Fügung! Das ist
seine große Chance! Sören springt spontan für den
erkrankten Kollegen ein, um nicht wieder nur von ihr
übersehen zu werden.
In einem bunten Melodienstrauß der schönsten Arien
und Duette aus den wohl bekanntesten Operetten von
Franz Lehár, Emmerich Kálmán, Johann Strauß, Carl
Zeller und vielen anderen bricht das wahre Leben auf
die Bühne. Eine Achterbahn der Gefühle von
unsterblicher Liebe über peinigende Zweifel bis hin zur
großen Enttäuschung über die abgeschminkte und
unscheinbare Gestalt seiner Bühnenpartnerin im fahlen
Licht der Straßenlaterne durchläuft Sören; mal heiter,
mal nachdenklich, mal von glühendem Temperament,
mal melancholisch. Was liebt er an ihr? Ist es die Frau,
die Sängerin, die Musik, ihre Stimme? Welche der
vielen Rias? Ob der Strauß roter Rosen seine
Empfängerin noch erreichen kann, werden Sie ab dem
24. April 2015 im Studio des Theaters Hof erfahren. Es
singen und spielen, begleitet am Flügel von der
Studienleiterin und Kapellmeisterin Rebecca Anne
Hicks, die langjährigen Ensemblemitglieder Inga Lisa
Lehr und Mathias Frey unter der Regie von Lothar
Krause (zuletzt mit „Turandot“ in Hof zu sehen).
Extra: Heimat ist für mich...
und vielleicht weil „White Men“ so eine tragische Geschichte dort geschrieben haben, habe ich kein Gefühl, dass mein „Heimatland“ mir gehört oder dass ich dort hingehöre. Ich glaube, ich bin vor 8 Jahren nach Deutschland gekommen, um eine Art Heimat zu finden – und hier habe ich meine musikalische Heimat gefunden. // Heimat
ist für mich Deutschland. Meine Familie. Meine Freunde. Meine eigenen vier Wände. Und die Bühne!!! Da fühl ich mich am Wohlsten!!! // Familie, Essen, Freunde //
...wo ich mich zuhause fühlen kann. // Sehnsucht // The people around you. // Familie // Das Essen von Mama. // Mein Vaterland ist Ita// Relax // Liebe, Vertraulichkeit, Ahornsirup // ...wo meine Seele immer bleibt. // Zuhause // Meine Familie // ...wo ich nette Leute um
Blut. Egal, wo ich bin, ich habe sie in mir. // Gewohnheit // Familia y amigos // Verbundenheit // ...dort, wo ich mich wohlfühle // ...ein
mittlerweile in meiner Heimat als Ausländer angesehen werde dachte ich also, dass hier meine Heimat ist. Das ist aber nicht so, hier bin
Yana Andersson,
Balletttänzerin
Bulgarien
Jerzy Barankiewicz,
Inspizient
Polen
Isabella Bartolini,
Balletttänzerin
Italien
Barbara Buser,
Ballettdirektorin
Schweiz
Witali Damer,
Balletttänzer
Russland
Regula Fischbach,
Souffleuse
Schweiz
Rebecca Anne Hicks,
Studienleiterin
Australien
Antje Hochholdinger,
Schauspielerin
Österreich
19 Länder, 17 Sprachen 1 Theater – Vielseitigkeit
für‘s Publikum. Wir sind stolz darauf, dass fast ein
Drittel unserer Mitarbeiter Ihre Wurzeln außerhalb
Deutschlands haben. Passend zum diesjährigen
Spielzeitmotto haben wir sie gefragt:
Was bedeutet „Heimat“ für dich?
Danuta Hujer,
Ballett-Assistentin
Polen
Masako Iwamoto-Ruiter,
Chorsängerin
Japan
Maryse Karap,
Requisiteurin
Kanada
Chang Hyun Kim,
Chorsänger
Korea
Dong-Joo Kim,
Chorsängerin
Korea
Eriko Koshida,
Balletttänzerin
Japan
Zene Kruzikaite,
Chorsängerin
Litauen
Izabela Kuc,
Souffleuse
Polen
Malgorzata Kusmierz,
Chorsängerin
Polen
Marianna Lomnitz,
Requisiteurin
Ecuador
Hier können Sie ihre Antworten lesen.
wo meine Familie ist. Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land. Hier sind meine Kinder geboren, hier arbeite ich
einfach dieser Platz auf der Erde ist, wo wir uns sicher und geborgen fühlen, egal wo er ist. // Die Wurzel // Home is where
weil das Leben doch nicht immer schön ist. Meine Heimat Hof bedeutet für mich NEUGEBURT, die ein Wunder ist und
englische Übersetzung dieses Wortes gibt. „Home“ oder „Mother Country“ bedeuten nicht „Heimat“. Vielleicht weil Australi-
Extra: Heimat ist für mich...
lien. Aber Kunst kennt kein Vaterland! Ich bin froh, dass ich in Deutschland die Möglichkeit habe, Künstlerin zu sein. // Meine Familie
mich habe und mich wohlfühle. // LOVE!!! // Familie! Arbeit! // ...mehr als ein Schuhkarton mit Fotos. // Meine Heimat bedeutet mein
Ort der Geborgenheit, friedlichen Zusammenlebens und Sicherheit für die ganze Famile // Ein Land, in dem ich geboren wurde. Da ich
ich ein Ausländer. Deswegen bin ich der Meinung, ich bin heimatlos. // ...ein Ort, wo ich mich wohlfühlen kann.// Family & Friends //
Iwona Lukaszynska,
Chorsängerin
Polen
Aya Masaoka,
Ballettpianistin
Japan
Daniel Milos,
Chorsänger
Rumänien
Susanna Mucha,
Schauspielerin
Polen
Riho Otsu,
Balletttänzerin
Japan
Keon Woo Park,
Chorsänger
Korea
Wladimir Polatynski,
Chorsänger
Polen
Federica Proietti,
Chorsängerin
Italien
Marie Robert,
Künstl. Betriebsdirektorin & pers. Duncan Saul,
Referentin des Intendanten
Balletttänzer
Frankreich
Großbritannien
Johann Schieb,
Pförtner
Rumänien
Paul Schröder,
Bühnentechniker
Polen
Ali San Uzer,
Balletttänzer
Türkei
Sophie Vonmetz,
Regieassistentin
Österreich
Carla Wieden Dobón,
Balletttänzerin
Spanien
Aki Yamamura,
Chorsängerin
Japan
Tae Yil Yoon,
Chorsänger
Korea
Hyo Seob Yun,
Chorsänger
Korea
Illya Zakrevski,
Balletttänzer
Ukraine
und habe für mich und meine Familie ein Heim geschaffen. Also ist hier genauso meine Heimat. Ich denke, dass Heimat
my family is. // Familie, Freunde, Luft // Seit 1983 ist Hof meine Heimat. Das bedeutet für mich nicht nur ein neues Leben,
immer schön, hervorragend und geheimnisvoll bleibt. // Mein erster Gedanke, wenn ich an „Heimat“ denke ist, dass es keine
en noch so ein junges Land ist; vielleicht weil die Bevölkerung nur aus ehemaligen Flüchtklingen und Ureinwohnern besteht;
Geborgenheit // ...dort, wo ich mich wohlfühle // Mein Fatherland wo ich geboren, großgewachsen, zur Schule gegangen bin und studiert habe. Wo meine Eltern, Geschwister und meine Großeltern sind. Dort wo ich gelernt habe wie man lebt und wie man liebt. Dort wo meine Freunde sind und wo ich immer wieder zurückkehre,
denn dort schlägt mein Herz doppelt so schnell vor lauter Freude. Aber nicht nur mein Fatherland bedeutet für mich Heimat. Es ist vor allem dieser Ort wo ich lebe und
Norbert Lukaszewski,
Balletttänzer
Polen
Schauspiel
Richard O’Brien’s The Rocky Horror Show
Die große Party der Spielzeit ist in vollem Gange: Seit Mitte Februar fliegen regelmäßig Reis, Konfetti und
Toastbrot durch den Zuschauerraum des Theaters, das Publikum sorgt mit Wasserpistolen für ergiebige
Regenschauer und tut damit genau das, was essenziell ist für eine gelungene Vorstellung der Rocky Horror
Show: Mitmachen! Noch bis Ende Mai kann ausgiebig gefeiert werden, doch wer dabei sein will, sollte sich
sputen: Karten sind heiß begehrt und viele Vorstellungen fast ausverkauft.
RICHARD O’BRIEN’S THE ROCKY HORROR SHOW
Cornelia Löhr (Magenta), Léon van Leeuwenberg (Frank‘n‘Furter), Susanna Mucha (Columbia), Ensemble
1., 7. & 15. März, 25. & 26. April, 22. Mai 2015 IN HOF
Schauspiel
SCHAUSPIEL-KLASSIKER
RELOADED IN HOF
„Des Teufels General“ von Carl
Zuckmayer
Bühnenbildmodell von Ursula Gaisböck
RASANTES STUDIO-SCHAUSPIEL
„demut vor deinen taten baby“ von
Laura Naumann
Nach dem großen Erfolg von „Harold und Maude“ in
der letzten Spielzeit, folgt nun mit „demut vor deinen
taten baby“ eine neue Inszenierung von Kristoffer
Keudel.
Wer hatte nicht schon einmal den Traum sich als
Superheld zu verkleiden und die Welt zu retten – zumindest besser zu machen. Lore, Mia und Bettie, drei an
sich grundverschiedene Typen Frauen, finden sich nach
einer Bombendrohung in der Damentoilette des
Flughafens als Gruppe, wachsen als taffes Frauentrio
zusammen und verfolgen eine ungewöhnlich verrückte,
„aufblasbare“ Idee. „Lasst uns einen Anschlagsimulator
bauen, wir gehen an die Orte, wir sind die Terroristen,
wir machen die Leute erleben.“ Der Plan: Anderen das
Gefühl der gerade noch entkommenen Katastrophe zu
geben, damit ihr eigenes erlebtes Schicksal zu teilen
und an die Gesellschaft weiter zu geben. Doch
„Superheld“ sein ist nicht immer einfach, vergleichbar
„Wer auf Erden des Teufels General wurde und ihm die
Bahn gebombt hat – der muss ihm auch Quartier in der
Hölle machen!“ sagt General Harras am Schluss.
Der General der Luftwaffe ist kein Mann des
Widerstands, viel eher eine schillernde Figur im
Getriebe des nationalsozialistischen Systems. Harras,
des Teufels General, ist klug, charismatisch,
schöngeistig, selbstverliebt und inkonsequent. Er ist ein
Lebemann, hat Einfluss, ist volkstümlich, genießt den
Champagner und schöne Frauen. Obwohl kein Freund
der Nazis, gilt er auch nicht als ihr offener Feind. In
seinem Verantwortungsbereich häufen sich die Pannen
und Abstürze. Man stellt ihm ein Ultimatum: Innerhalb
von zehn Tagen muss er herausfinden, wer für die
Sabotageakte verantwortlich ist, sonst…
die Aktionen von „Pussy Riot“, der feministischen,
regierungs- und kirchenkritischen Punkrock-Band aus
Moskau, welche durch ihre „Demut“ sogar Inhaftierung
in Kauf nehmen.
Die Idee zu diesem bühnenreifen Sprachfeuerwerk
entsprang der jungen Autorin Laura Naumann. Geboren
1989 in Leipzig, studierte sie nach ihrem freiwilligen
kulturellen Jahr Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Bereits 2006 und
2008 konnte sie sich beim „Treffen Junger Autoren“ der
Berliner Festspiele als Preisträgerin durchsetzen. Darauf
folgten mehrere Stipendien u.a. 2009/2010 im
Autorenlabor am Düsseldorfer Schauspielhaus und
2014 das Literaturstipendium des Freistaats Sachsen.
Doch kann ein Plan immer gut gehen, oder ist die
Katastrophe schon vorprogrammiert? Laura Naumann
spricht Alles und Jeden an, auch das junge Publikum,
sich seines Handelns und den eventuellen Folgen
bewusst zu werden und dafür auch gerade zu stehen.
Gutes wollen, heißt nicht immer zwangsläufig Gutes
bewirken – zumindest nicht bis an einen gewissen
Punkt. Aber um das herauszufinden, heißt es dann
erstmal: „Projekt schönere Welt startet genau jetzt“.
GROSSES GEFÜHL, KEIN KITSCH
„Ich denke oft an Piroschka“ von
Hugo Hartung
Bühnenbildmodell von Herbert Buckmiller
Wer den Titel hört, denkt an den „Heimatfilm“ aus dem
Jahr 1955. Liselotte Pulver spielte Piroschka, heiter,
melancholisch, einfach bezaubernd. Diesen Stoff hat
sich Intendant Reinhardt Friese für die letzte
Schauspielinszenierung in dieser Spielzeit ausgesucht.
Eine heiter-melancholische Geschichte, die ohne Sentimentalität einen Zauber ausbreitet, der nicht ganz von
dieser Welt zu sein scheint.
Die Erinnerung an die erste Liebe ist immer herrlich, die
Erinnerung verklärt und überhöht, lässt selig aufseufzen... Eine „heitere Sommergeschichte“ bezeichnet Hugo
Hartung seinen Roman „Ich denke oft an Piroschka“.
Eine Reise nach Ungarn bringt für den deutschen Austauschstudenten Andreas einiges an Gefühlschaos mit
sich. Auf der Fahrt lernt er die weltgewandte hübsche
Greta kennen. Aber man trennt sich schnell wieder,
denn Andreas muss zu seiner „Ferienfamilie“ in die
Das von Carl Zuckmayer zwischen 1942 und 1945
verfasste Stück wird auch am Theater Hof zum größten
Theatererfolg der Nachkriegsjahre. Überall diskutiert
man Zuckmayers Auseinandersetzung mit Widerstand
und Mitläufertum im Zweiten Weltkrieg. Denn
Zuckmayers Frage nach der Verstrickung in Schuld,
nach Verantwortung und Ohnmacht innerhalb eines
politischen Systems, ist immer aktuell.
Nach ihrem großen Erfolg mit „Für mich soll’s rote
Rosen regnen“ führt wieder die junge israelische
Regisseurin Sapir Heller Regie. Sie hat eine ganz
besondere Perspektive auf das Stück gewählt:
„Kernpunkt meines Inszenierungskonzeptes ist die Idee,
dass General Harras selbst als Regisseur seines eigenen
Lebens, seiner eigenen Geschichte auftritt. So wird ‚Des
Teufels General‘ zum subjektiven Blick eines Mannes in
seine eigene Vergangenheit. An diese Grundüberlegungen schließt der Gedanke an, auf der Bühne
ausschließlich mit männlichen Schauspielern zu
arbeiten. Der männliche Blick zurück in eine von
Männern geprägte Zeit wird so verdeutlicht.“ Die
Proben haben begonnen, man darf gespannt sein!
Probenfoto: Anja Stange, Lilija Klee, Susanna Mucha
Puszta. Dort lernt er die 17-jährige Piroschka kennen.
Die Tochter des Bahnhofsvorstehers bezaubert Andreas
mit ihrem natürlichen Charme. Sie verlieben sich und
verbringen romantische Tage – bis eine Karte von Greta
eintrifft. Andreas beschließt, zu Greta an den Balaton
(Plattensee) zu fahren. Piroschka, die den Inhalt der Karte
kennt, folgt ihm. Und so sieht Andreas sich plötzlich zwei
hübschen Mädchen gegenüber. Als er dann endlich begreift, für wen sein Herz tatsächlich schlägt, ist es beinahe
zu spät. Er kehrt zurück nach Hódmezvásárhelykutasipuszta – so heißt der Ort, in dem Piroschka lebt –, aber
sie will ihn nicht sehen. Erst beim Mais-Fest versöhnen
sie sich wieder. Aber es bleibt ihnen nur noch ein Tag.
Beim abenteuerlichen Abschied – Piroschka hält den Zug
fahrplanwidrig an – verspricht er, wiederzukommen.
Doch ein Happy End gibt es für die beiden nicht. Und so
bleibt Piroschka für ihn eine süße Erinnerung. Was hat er
erlebt? „Manchmal meine ich, es war gar nichts. Aber es
ist wohl alles gewesen. Alles.“
Das Ende ist ein romantisches. Dass diesbezügliche Gefühle aufkommen, dafür werden ungarische Musiker
sorgen...
Gemischtes
Das Bistro wird ZUR
Kulturkantine
Peter Kampschulte führt ab der kommenden Spielzeit den
Seit Mitte Januar steht fest: Die Gastronomie im Theater
hat ab der kommenden Spielzeit den Schauspieler Peter
Kampschulte als neuen Chef für die Bewirtung des
Foyers als auch für den Betrieb des bisherigen Bistros.
Als „Kulturkantine“ wird dann die Tür zu dieser grünen
Oase auf der Rückseite des Theaters wieder ab 9 Uhr für
jedermann geöffnet sein. Als Ort der Begegnung von
Künstlern und Zuschauern wird die „Kulturkantine“ ihre
gewohnte Funktion bei Matinéen, Premierenfeiern, aber
auch wieder im Anschluss an alle anderen Vorstellungen
im Theater einnehmen. Das übliche Mittagsangebot für
die Öffentlichkeit und Mitarbeiter wird es wieder geben.
Im Foyer bleiben für Theaterbesucher die bewährten
Traditionen erhalten. Die Tischreservierungen für die
Pausengastronomie werden sogar organisatorisch
optimiert und die Bewirtung gibt es ab einer Stunde vor
Vorstellungsbeginn. Na dann: guten Appetit und Prost!
Gastronomiebereich im Theaterfoyer sowie die „Kulturkantine“
VO
RV E
RK
A B AU F
24.
MÄ
201 RZ
5
E.T.A.-HOFFMANN-THEATER
04. - 23. MAI 2015
www.bayerische-theatertage.de
www.theater.bamberg.de
Kartenkauf (0951) 873030
Die bisherigen Farben: Schwarz, Weiß und Gold
Peer Schüssler in der Paraderolle des Gerichtsdieners Frosch in
„Die Fledermaus“ 2006
Neues Jahresheft am 15. Mai
Nachruf auf Peer Schüssler
Wenn im Mai das Spielzeitheft 2015/16 erscheint, wird
es wieder aufregende Überraschungen geben. Nach
einer bislang sehr erfolgreichen Saison unter der
Überschrift „Heimat“ bietet „Ich denke oft an Piroschka“
als letzte Schauspielpremiere im Großen Haus den
Rahmen der Jahresheft-Präsentation für das Publikum.
Unter dem Motto „Hexen, Forscher, Gotteskrieger“
setzen sich die Stücke ab Herbst 2015 mit Glaubensund Wissensfragen auseinander – spannender und
näher am aktuellen gesellschaftspolitischen Diskurs
geht es also kaum.
Neben der vollständigen Übersicht der kommenden
Stücke am Theater Hof lernen Theaterinteressierte dann
auch die Neuerungen des Jahresheftdesigns kennen.
Unter Intendant Reinhardt Friese wurden bekanntlich
die Farben Schwarz, Weiß und Gold neu eingeführt.
Nachdem diese in den drei möglichen Kombination
eingesetzt wurden, steht eine farbliche Neuerung an, die
an dieser Stelle jedoch noch nicht verraten wird. Auch
die Stückplakate mit Zitaten passt das bewährte
Kreativteam an, ohne Gelungenes dabei aufzugeben. Die
Spannung auf die kommende Saison wächst weiter!
Mit großer Trauer und Bestürzung haben die Mitarbeiter
des Theaters Hof vom Tod Peer Schüsslers erfahren. Wir
alle denken an einen wunderbaren Kollegen zurück, der
das künstlerische Profil des Hauses über Jahrzehnte
mitprägte. Intendant Reinhardt Friese arbeitete
mehrfach mit Peer Schüssler: „Er war ein Erzkomödiant,
der seinen Figuren gleichzeitig bei allem Humor aber
immer auch eine ungeheure Tiefe verlieh. Er ließ sich
auf unterschiedlichste Ideen ein und hat es geschafft,
auch kleinen Rollen wie dem Doc in meiner ‚West Side
Story‘ eine große menschliche Tiefe und damit
Wesentlichkeit zu verleihen. Unvergesslich wird mir
ganz persönlich immer sein verliebter Millionär Osgood
in meiner ‚Sugar‘-Inszenierung bleiben. Tanzen, singen,
spielen als gestandener älterer Charakter-Darsteller mit
der Verve eines Teenagers – ich dachte damals immer:
‚Wie macht der das bloß?‘ Den berühmten letzten Satz
des Stücks hatte Peer zu sagen: ‚Nobody‘s Perfect!‘ Ich
würde sagen: ‚Nobody‘s Peer-fect‘. Ein ganz großer
Künstler und Mensch ist gegangen, mit dem es mir eine
Ehre war, zu arbeiten. In all unseren Herzen wird er ein
unverzichtbarer Teil des Theaters Hof bleiben.“
Impressum:
Theater Hof GmbH
Kulmbacher Straße 5
95030 Hof
Fon 09281/ 7070-0
Fax 09281/ 7070-299
info@theater-hof.de
www.theater-hof.de
Sitz der Gesellschaft: 95030 Hof
Reg.-Gericht Hof HRB 4665
Aufsichtsratsvorsitzender:
Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner
Geschäftsführer: Reinhardt Friese, Jean Petrahn
Träger: Zweckverband Nordostoberfränkisches
Städtebundtheater Hof
Klosterstraße 1-3
95028 Hof
Redaktion: Pascal Dürrschmidt, Reinhardt Friese (Verantw.), Mariko Junge, Lothar Krause, Florian Lühnsdorf, Thomas Schindler
Corporate Design und Gestaltung: Grafikdesign Holger Drees,
Dortmund
Fotografie: Volker Beushausen, Foto Nitsche by Goyographix,
Alexander Frydrych, Kristoffer Keudel, SFF Fotodesign
Druck: Frankenpost Verlag GmbH, Druckzentrum, Schaumbergstr. 9, 95032 Hof
Als pdf-Datei auf der Theater-Homepage und unter
www.frankenpost.de/magazine