europäisches medienkunst festival european media art festival

Transcription

europäisches medienkunst festival european media art festival
E U R O P Ä I S C H E S M E D I E N K U N S T F E S T I VA L
E U R O P E A N M E D I A A R T F E S T I VA L
OSNABRÜCK 2005
// INHALT // CONTENT
IMPRESSUM
GRUSSWORT DER NORDMEDIA / WORD OF WELCOME OF THE NORDMEDIA
VORWORT DER VERANSTALTER / PREFACE OF THE ORGANIZERS
VORWORT INTERNATIONAL STUDENT FORUM / PREFACE INTERNATIONAL STUDENT FORUM
EUROPEAN COORDINATION OF FILM FESTIVALS
MEDIA PLUS
FILM- & VIDEOKOMMISSION 2005 / FILM- & VIDEOBOARD 2005
004
006
008
010
012
013
014
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
015
// RETROSPEKTIVE // RETROSPECTIVE
133
// WERKSCHAU // PRESENTATION
151
// MEDIA LOUNGE
169
MIKADO
RUSSIAN ROULETTE
CITY SOUNDS
MEMORIES RECOLLECTED
LANGUAGE / CODE
FUCK THE IDIOT BOX (EMAF-VERSION 2005)
PICTURES FROM THE PAST
CITY MOVES
THE WORLD (H)AS STRUCTURE
IDENTITY CHECK
RELATED SOULS
ATOMIZED
LOOKING FOR CLUES
A PAINFUL LOSS
FILM ALCHEMY
CONFLICT AREA
BRIGHT CLEAR FUTURE
LIEDER DER ERDE
MY WORLD IS TUMBLING
EVERYBODY LOVES A WINNER
TRIAGE
CLIP CLASH
SPECIAL DOCUMENT
REFERENCE: OWEN LAND (FORMERLY KNOW AS GEORGE LANDOW)
HARUN FAROCKI
PETER GREENAWAY
PROJECTS
2
016
026
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162
170
// EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
177
// PERFORMANCE // PERFORMANCE
219
// AUSSTELLUNG // EXPOSITION
223
// KONGRESS // CONGRESS
261
// REGISTER // INDEX
273
VORWORT/PREFACE
HOCHSCHULTAG / UNIVERSITY OPEN DAY
POMMES MIT SAHNEHÄUBCHEN
ANDERE ZEITEN
RADIKAL MINIMAL
AUSSTELLUNG: HELDEN DER KÜNSTE - KASSEL
KHK KASSEL
STUFO LOUNGE
REQOIL DISPLACED PEACEOFF - PURE, JOHNNY DEKAM
EMAF FEIERABEND
DOCUMENT
THE TULSE LUPER JOURNEY - PETER GREENAWAY
DETAIL - AVI MOGRABI
AUGE/MASCHINE - HARUN FAROCKI
A.M. / P.M. - HERMAN ASSELBERGHS
612.43WEISS - JAN-PETER E. R. SONNTAG
LÍNEA DE 250 CM TATUADA SOBRE SEIS PERSONAS REMUNERADAS - SANTIAGO SIERRA
LA RONDE - BETTINA HOFFMANN
TRAIN - JULIKA RUDELIUS
INTERVENTIONEN - ELLA ZIEGLER
TIGNES - RACHEL REUPKE
BEWEGTBILDER - EGBERT MITTELSTÄDT
SCHALTEN SIE DEN FERNSEHER AB! - HARTMUT JAHN
SCHALTEN SIE DEN FERNSEHER AB! - TEXT-DATENBANK - DIETER DANIELS
MEDIA ART MARKET
DOCUMENT
BIOGRAFIEN / BIOGRAPHIES
TITELVERZEICHNIS / LIST OF TITLES
AUTORENVERZEICHNIS / LIST OF AUTHORS
DISTRIBUTIONSVERZEICHNIS / LIST OF DISTRIBUTORS
SPECIAL
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180
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198
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280
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// IMPRESSUM
Schirmherr des European Media Art Festivals 2005
Förderer / Funded by
Ministerpräsident des Landes Niedersachsen Christian Wulff
nordmedia Fonds GmbH, Hannover
Stadt Osnabrück
Niedersächsische Lottostiftung, Hannover
Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bonn
Auswärtiges Amt, Berlin
EU Kommission, Brüssel
Botschaft von Kanada, Berlin
Botschaft der Niederlande, Berlin
British Council, Berlin
Organisation
Veranstalter:
Experimentalfilm Workshop e.V., Osnabrück
Festivalleitung:
Hermann Nöring, Alfred Rotert, Ralf Sausmikat
Kommission Internationale Film- und Video-Auswahl:
Ralf Sausmikat, Mona Schieren, Jan Schuijren
Jury des Bundesverbandes der Filmjournalisten:
Willi Karow, Claus Löser, Günter Minas
Jury des EMAF Award:
Joke Ballentijn, Conny E. Voester, Miklos Peternak
Kongress:
Alfred Rotert
Ausstellung:
Hermann Nöring
Performances:
Alfred Rotert
Retrospektive/Werkschauen:
Ralf Sausmikat, Hermann Nöring
Internetprojekte:
Alfred Rotert
International Student Forum:
Thea Haseleu, Katharina Lohmeyer, Maren Werner,
Antje Goltermann, Jens Bruns
Feierabend:
Holger Schwetter
Finanz- und Hotel-Organisation:
Andrea Gehling
Presse und Öffentlichkeitsarbeit:
Frank Terhorst, Katharina Lohmeyer
Technik:
Gunther Westrup, Uwe Kraus, Sören Gödde, Christian
Löwrick, Gan Elbasi, Hans Jürgen Thünemann, Andreas Zelle
Disposition Film/Video:
Gunther Westrup
Katalog- und Fotoredaktion:
Gunther Westrup, Ralf Sausmikat
Lektorat:
Uschi Gröters
Grafische Gestaltung:
juergen und ich, Köln, Ralf Sausmikat
Übersetzungen:
Bettina Arlt, Bernhard und Teresa Gehrs, Uschi Gröters
Internet-Gestaltung:
imag-group
Festival-Trailer:
Thorsten Alich
Webmaster:
Uwe Kraus, Gunther Westrup
Satz:
www.dieter-lindemann.de
Druck:
rasch Druckerei und Verlag, Bramsche
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Impressum
Herausgeber:
Hermann Nöring, Alfred Rotert,
Ralf Sausmikat
European Media Art Festival
Lohstraße 45a
D-49074 Osnabrück
Tel. ++49(0)541/21658
Fax ++49(0)541/28327
info@emaf.de
www.emaf.de
ISBN 3-926501-26-x
// EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL
Dank für Unterstützung / Sponsored by
In Kooperation mit / In Cooperation with
De:Bug, Berlin
GIO, Osnabrück
Goethe-Institut Inter Nationes, München
Hellmann Worldwide Logistics, Osnabrück
IBM
Media TV Video Systeme, Seelze
OMT, Osnabrück Marketing und Tourismus GmbH
PCO GmbH & Co. KG, Osnabrück
Pferde haben keine Flügel, Osnabrück
Stadtwerke Osnabrück
VGS-Präsentationssysteme, Hamburg
TVN - Television Programm- und Nachrichtengesellschaft
Hannover
Arbeit und Leben, Osnabrück
argos, Brüssel
Arsenal Filmverleih, Tübingen
Artronica, Bogotá
Astrup Fearnlay Museum of Modern Art, Oslo
AV-ARKKI, Helsinki
Basis Film Verleih, Berlin
Bundesverband der Deutschen Filmkritik, Köln
Cinema Arthouse, Osnabrück
desFilmeurs, Osnabrück
ECFF European Coordination of Film Festivals, Brüssel
Edith Ruß Haus, Oldenburg
Fachbereich Kultur, Stadt Osnabrück
Farocki Film, Berlin
FHBB Basel
FH Hannover
Film &Medienbüro Niedersachsen e.V., Osnabrück
Galerie Kilchmann, Zürich
Goethe-Institut, Bogotá
Haus der Jugend, Osnabrück
IGMET, Frankfurt
Kasander Film, Amsterdam
Kunsthochschule Kassel
Lagerhalle e.V., Osnabrück
Light Cone, Paris
LUX, London
Museum Industrie Kultur, Osnabrück
Myriapodus Films, Paris
Netherlands Media Art Institute /Montevideo, Amsterdam
Qlisse, Osnabrück
Rosenhof, Osnabrück
Sammlung Goetz, München
sixpackfilm, Wien
Video Data Bank, Chicago
Vidéographe Distribution, Montréal
Video Out, Vancouver
werk.statt, Osnabrück
Winnipeg Film Group, Canada
Besonderer Dank an / Special Thanks to
Matthias Abeln, Joachim Groneberg, Thomas Jankowski,
Dagmar von Kathen, André Lindhorst, Christian Löwrick,
Oliver Mix, Christiane Oevermann, Christian Saßnik,
Heiko Schlatermund, Martina Scholz, Rüdiger Scholz,
Michael Schüttrumpf, Holger Schwetter, Reinhard Sliwka,
Paula von Sydow, Hermann Thieken, Reinhard Westendorf,
Martin Wüst, Andreas Zelle
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// GRUSSWORT // WORD OF WELCOME
// NORDMEDIA
Das European Media Art Festival (EMAF) findet im April 2005 bereits zum 18. Mal in Osnabrück statt und hat
damit den Status der Volljährigkeit erreicht. Die Veranstalter spielen allerdings mit dem Erwachsenwerden ihres Festivals, denn es sind große Kinderaugen, die uns von Plakaten, Flyern und Katalogen des diesjährigen Festivals
erwartungsvoll anblicken. Das passt, denn das Festival ist zwar seinen Kinderschuhen entwachsen, aber sein Programm ist nach wie vor jung und dynamisch, und auch das diesjährige Festivalangebot steckt voller Erwartungen,
Entdeckungen und Überraschungen.
Das Motto in 2005 lautet ›Document‹ und stellt das künstlerische Werk als Dokument eines kreativen Prozesses ins
Zentrum der Betrachtung. Trotz der thematischen Eingrenzung wurden über 1.800 medienkünstlerische Arbeiten,
darunter Filme und Videos, Installationen, interaktive und internetbasierte Werke sowie Performances aus über 50
Ländern in Osnabrück eingereicht. Davon kann jetzt eine Auswahl von rund 220 Beiträgen gezeigt werden. Wir dürfen uns also auf ein hochkarätiges Film- und Ausstellungsprogramm mit internationalen Stars der Medienkunstszene
freuen.
Das EMAF zeigt Entwicklungen, Bezüge und Tendenzen der aktuellen Medienkunst auf, und es fokussiert den Blick
auf einzelne künstlerische Karrieren. Ein Highlight ist sicherlich Peter Greenaways Mammutprojekt ›The Tulse Luper
Suitcases‹, das der vielseitige britische Regisseur und Experimentalkünstler in Osnabrück persönlich vorstellen will.
Greenaway dokumentiert dabei in drei Kinofilmen, 16 TV-Filmen, auf CD-ROM, in Büchern und 92 Koffern die
Geschichte des letzten Jahrhunderts anhand der fiktiven Biografie seines Alter Egos Tulse Luper. Das EMAF-Motto
›Document‹ könnte hier passender nicht sein. Peter Greenaway ist übrigens nicht zum ersten Mal in Osnabrück mit
seinen Arbeiten vertreten: Bereits 1989 - anlässlich des 2. EMAF - widmeten ihm die Veranstalter eine Werkschau
seiner frühen Kurz- und Experimentalfilme.
Es freut uns ganz besonders, dass aus der Vielzahl der eingereichten Arbeiten auch eine Videoinstallation für die
imposante Ausstellung in der Dominikanerkirche ausgewählt wurde, die auf einer von der nordmedia geförderten
Dokumentation basiert. ›Schalten Sie den Fernseher ab!‹ heißt das auf amüsante Art herausfordernde Werk von Hartmut Jahn, welches sich mit den Pionieren der Fluxus-Bewegung beschäftigt.
Wichtiger Bestandteil des EMAF ist das ›International Student Forum‹, das in diesem Jahr in Kooperation mit der
Kunsthochschule Kassel stattfindet. In dieser Festivalsektion sind auch Studierende des Fachbereichs Design und
Medien der Fachhochschule Hannover vertreten, die übrigens in direkter Nachbarschaft zur nordmedia auf der Expo
Plaza lernen und arbeiten.
Nicht nur für Studierende stellt sich die Frage nach der Positionierung im Kunstmarkt, und so beschäftigt sich der
diesjährige Festivalkongress mit der gewichtigen Frage, wie die Verwertungschancen der Medienkunst, die in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat, im traditionellen Kunstmarkt verbessert werden können. Das European Media Art Festivals selbst hat auf diesem Gebiet sicher Pionierarbeit geleistet, denn es trägt in erheblichem
Maße dazu bei, dass die Medienkunst eine innovative Plattform mit internationaler Reputation und Ausstrahlung
findet.
Vor diesem Hintergrund fördert die nordmedia Fonds GmbH, die Mediengesellschaft der Länder Niedersachsen
und Bremen, das European Media Art Festival als eines der herausragenden Kulturprojekte in Niedersachsen von
internationaler Bedeutung.
Wir wünschen dem Festival viel Zuspruch und einen erfolgreichen Verlauf.
Thomas Schäffer
Geschäftsführer der nordmedia
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Jochen Coldewey
Leiter der Förderung, Prokurist
// EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL
In April 2005, the European Media Art Festival (EMAF) will take place in Osnabrück for the 18th time, and has thus come of age. The
organisers, however, are playing around with the festival's coming of age - it is children's big eyes that look at us expectantly from this
year's posters, leaflets and catalogues. This is fitting because, although the festival is no longer in its infancy, its programme is, as ever,
young and dynamic, with this year's festival offerings being full of expectations, discoveries and surprises.
The motto in 2005 is ›Document‹, placing the artistic work as a document of a creative process at the centre of our attention. Despite
the subject-related limitation, over 1,800 works of media art, including films and videos, installations, interactive and internet-based
works, as well as performances from over 50 countries were submitted to Osnabrück. From these entries, a selection of around 220 contributions can be shown. So we really can look forward to a top-class film and exhibition programme with international stars from the
media art scene.
The EMAF demonstrates the developments, references and tendencies of current media art, focussing on individual artistic careers.
One of the highlights is bound to be Greenaway's mammoth project ›The Tulse Luper Suitcases‹, which the multitalented British director
and experimental artist will personally present in Osnabrück. In his project, Greenaway documents in three cinema films, 16 TV films, on
CD-ROM, in books and 92 suitcases the history of the last century using the fictitious biography of his alter ego Tulse Luper. The EMAF
motto ›Document‹ could not be more apt. Incidentally, it is not the first time Peter Greenaway has brought his works to Osnabrück: As
early as in 1989 - on the occasion of the 2nd EMAF - the organisers dedicated to him an extensive showing of his early short and experimental films.
We are particularly delighted that a video installation based on one of the documentations funded by nordmedia could be selected
from among the many entries for the imposing exhibition at the Dominikanerkirche. ›Schalten Sie den Fernseher ab!‹ (Switch off the TV) is
the title of the work by Hartmut Jahn, which is challenging in an amusing kind of way, and which deals with the pioneers of the Fluxus
movement.
An important component of the EMAF is the ›International Student Forum‹, which will take place this year in collaboration with the
Kunsthochschule Kassel. In this section of the festival, students from the Department of Design and Media at the Fachhochschule Hannover will also be represented, who incidentally learn and work next to nordmedia on the Expo Plaza.
The question of positioning on the art market is not only of interest to students, which is why this year's festival congress will deal
with the weighty issue of how media art, which has recently grown rapidly in importance, can exploit its opportunities on the traditional
art market more effectively. The European Media Art Festival itself has undertaken pioneering work in this field, by substantially providing media art an innovative platform with an international reputation and standing.
Against this background, nordmedia Fonds GmbH, the media society of the Länder of Lower Saxony and Bremen, support the European
Media Art Festival as one of the most excellent cultural projects in Lower Saxony of international standing.
We hope that the festival will be met with general acclaim and will run successfully.
Thomas Schäffer
Director of nordmedia
Jochen Coldewey
Head of Funding of nordmedia
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// VORWORT // FOREWORD
// VERANSTALTER
Mit dem Motto >Document< beleuchtet das 18. European Media Art Festival (EMAF) in diesem Jahr unterschiedliche medienkünstlerische Herangehensweisen an dokumentarische Formen. Die Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche präsentiert zwölf Werke internationaler Künstler, die sich auf ganz unterschiedliche Weise dem Motto
>Document< nähern: Mal unterhaltsam wie Julika Rudelius mit ›Train‹, mal hart an der Realität wie Avi Mograbi in
›Detail‹, dann provozierend wie Santiago Sierra mit ›250 cm line tattooed on six paid people‹ oder mit einem selbstironischen Lächeln wie bei Hartmut Jahns ›Schalten Sie den Fernseher ab!‹.
Mit Peter Greenaway begrüßen wir einen der weltweit bedeutendsten und einflussreichsten Filmemacher, Medienphilosophen und Bildenden Künstler. Er präsentiert sein neustes Projekt ›The Tulse Luper Suitcases‹ (TLS), das sich
aufgrund seiner Vielgestaltigkeit in allen Sektionen des EMAF wiederfindet. Eingerahmt von den drei zum Projekt
gehörenden Kinofilmen stellt Peter Greenaway persönlich in einem Live Talk sein multimediales Großprojekt vor.
Auch der Berliner Filmemacher Harun Farocki, dem wir in diesem Jahr eine Werkschau widmen, ist gleich in zwei
Sektionen des Festivals vertreten. Im Filmprogramm belegt eine Reihe von zwölf Produktionen, warum Farocki als
einer der bedeutendsten Dokumentarfilmer Deutschlands gilt. Für die Installation ›Auge-Maschine I-III‹ in der Ausstellung verknüpft der Berliner Regisseur Bildmaterial aus dem Golf-Krieg mit Bildern aus der Welt des Konsums und
zeigt, wie militärische Bildtechnologie für Kontrollsysteme in unserem Konsumentenalltag zum Einsatz kommt.
Mit seinem Filmprogramm, das rund 225 Beiträge umfasst, ist das EMAF das einzige Festival in Deutschland, das
die ganze Bandbreite experimentellen Medienschaffens zeigt. Der klassische Kurzfilmbereich reicht von alchemistischer Filmbearbeitung bis zu aktuellen Musikclips aus der Digitalbox. In der langen Form sind neben experimentellen Altmeistern wie Wilhelm Hein (›You killed the Undergroundfilm or The Real Meaning of Kunst bleibt bleibt‹)
und Klaus Wyborny (›Lieder der Erde / Teil 2‹) auch vielversprechende Neulinge wie der Amerikaner Jonathan Caouette mit ›Tarnation‹ verteten.
Mit der Retrospektive zu Owen Land bietet das EMAF außerdem die seltene Gelegenheit, Filme wieder zu entdecken, die jahrzehntelang in der Versenkung verschwunden waren. Land (früher bekannt als George Landow) gilt
als einer der originellsten amerikanischen Filmemacher der 60er und 70er Jahre, dessen frühen Materialfilme als
›strukturelle Filme‹ gelten, obgleich er sich mit Witz und Ironie jeglicher Filmtheorie verweigerte.
Traditionell vergibt der Bundesverband der Deutschen Filmjournalisten den Preis der deutschen Filmkritik für den
besten deutschen Experimentalfilm des Jahres. Darüber hinaus wird in diesem Jahr erneut der mit € 2.500 dotierte
EMAF-Award für eine richtungsweisende Arbeit der Medienkunst verliehen.
Die theoretische Klammer des Festivals bildet der Kongress, der das Thema >Document< vorstellt, ausführliche
Informationen zu Festivalprojekten bietet und auf dem Fragen zukünftiger Entwicklungen der Medienkunst von
Experten diskutiert werden.
Für die Unterstützung bedanken wir uns bei unserem Schirmherren, dem Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen, Herrn Christian Wulff und bei allen Förderern und Sponsoren, die die Realisierung des Festivals ermöglichen.
Wir laden Sie herzlich ein zu einer Entdeckungsreise durch das vielfältige Programm!
Das EMAF-Team
8
// EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL
Under this year's motto >Document< the 18th European Media Art Festival (EMAF) highlights the various different approaches media
artists have towards documentary forms. The exhibition in the Kunsthalle Dominikanerkirche presents twelve works by international
artists, who approach the motto >Document< from very different angles: sometimes in an entertaining manner, as in Julika Rudelius'
›Train‹, sometimes very close to reality, as in Avi Mograbi's ›Detail‹, then in a provocative manner, as in Santiago Sierra's ›250 cm line tattooed on six paid people‹ or with a self-ironic smile, as in Hartmut Jahn's ›Schalten Sie den Fernseher ab!‹ (Switch off the TV).
We will be welcoming Peter Greenaway, one of the world's most eminent and influential film-makers, media philosophers and fine
artists. Greenaway will present his latest project ›The Tulse Luper Suitcases‹ (TLS), which is so multiform that it is represented in all sections of the EMAF. Not only will the three cinema films from the project be shown - Peter Greenaway will also appear personally to give a
live talk about his large multimedia project.
The Berlin film-maker Harun Farocki, to whom we dedicate an extensive show this year, is represented in two sections of the festival.
In the film programme a series of twelve productions verifies why Farocki is regarded as one of the most eminent documentary film-makers in Germany. For the installation ›Auge-Maschine I-III‹ (Eye-Machine I-III), which will be exhibited, the director links footage from the
Gulf War to images from the world of consumerism, demonstrating how military image technology is used for control systems in our
everyday world of consumption.
With its film programme, comprising around 225 contributions, the EMAF is the only festival in the whole of Germany that spans the
whole range of experimental media creativity. The classic short film section ranges from alchemic film processing to current music clips
from the digital box. In the long form, many promising newcomers are represented, such as the American Jonathan Caouette with ›Tarnation‹, alongside experimental Old Masters such as Wilhelm Hein (›You killed the Undergroundfilm or The Real Meaning of Kunst bleibt
bleibt‹) and Klaus Wyborny (›Lieder der Erde / Teil 2‹).
In the retrospective on Owen Land EMAF also offers its viewers the rare opportunity to rediscover films that had vanished from the
scene for decades. Land (formerly known as George Landow) is regarded as one of the most original American film-makers of the 60s and
70s, whose early material films are considered to be ›structural films‹, even though he rejected any kind of film theory with wit and
irony.
Traditionally, the Federal Association of German Film Journalists award the German Film Critique Award for the best German experimental film of the year. Furthermore, the € 2,500 EMAF Award will again be given this year for a pioneering work in media art.
The Congress is the theoretical part of the festival that joins all the sections together. At the Congress the subject of >Document< will
be introduced, detailed information on festival projects will be provided, and experts will discuss the issue of the future development of
media art.
We would like to thank our patron, the minister-president of the Land Lower Saxony, Mr Christian Wulff, as well as all our other promoters and sponsors who made realisation of the festival possible.
We warmly invite you to a voyage of discovery through the diverse programme!
The EMAF-Team
9
// VORWORT // FOREWORD
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
Das STUDENTFORUM präsentiert aktuelle Arbeiten und Produktionen aus aller Welt in Zusammenarbeit mit zahlreichen nationalen und internationalen Universitäten und Hochschulen. Die
Kunsthochschule Kassel ist in diesem der Kooperationspartner für die Ausstellung im ehemaligen DGB Gebäude am Neuen Graben. Unter dem Label >Helden der Künste< werden weitere
Installationen aus Kuba, den Niederlanden und Deutschland ausgestellt und in der Lounge zeigen wir zusätzliche Filme zu den Programmen in der Lagerhalle.
In unseren Videoprogrammen >Pommes mit Sahnehäubchen<, >Andere Zeiten< und >Radikal
Minimal<, die in der Lagerhalle gezeigt werden, präsentieren wir aktuelle Arbeiten aus Europa,
Japan, Kolumbien und den USA.
Einen Überblick über zahlreiche Möglichkeiten internationaler medienorientierter Studiengänge gibt der Hochschultag. Neben der Kunsthochschule Kassel, dürfen wir in diesem Jahr
den Kreativpool desFilmeurs von der Universität Osnabrück, die FH Hannover und Hyperwerk
von der FHBB Basel begrüßen.
Wir freuen uns auf ein spannendes Programm!
Das STUFO-Team
10
// EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL
The STUDENTFORUM presents current productions and works from all over the world in co-operation with
numerous national and international universities and institutions of higher education. This year's co-operation
partner for the exhibition in the former DGB building is the Kunsthochschule in Kassel. Under the label >Helden
der Künste< further installations from Cuba, the Netherlands and Germany will be shown and additional films to
programmes in the Lagerhalle will be screened in the Lounge.
In our programmes >Pommes mit Sahnehäubchen<, >Andere Zeiten< and >Radikal Minimal<, which will be
shown in the Lagerhalle, we present new productions from Europe, Japan, Colombia and the USA.
The university open day provides an overview of numerous possibilities offered by international media-orientated degree programmes. In addition to the Kunsthochschule Kassel we welcome the creativepool desFilmeurs
form the University of Osnabrück, the FH Hannover and Hyperwerk from the FHBB Basel.
We are looking forward to the exciting programme!
The STUFO-Team
11
// EUROPEAN COORDINATION
EUROPEAN COORDINATION OF FILM FESTIVALS
EUROPEAN COORDINATION OF FILM FESTIVALS
Die European Coordination of Film Festivals ist eine Interessengemeinschaft europäischer Festivals, die 220 Filmfestivals unterschiedlicher Themenvielfalt und Größenordnung umfasst. Sie alle haben ein Ziel: die Förderung des europäischen Kinos. Alle Mitgliedsländer der Europäischen Union
sind vertreten, sowie weitere europäische Nicht-EU-Länder.
Durch Kooperationen entwickelt das Koordinationsbüro gemeinsame Aktivitäten für seine Mitglieder mit dem Ziel, europäisches Kino zu fördern, dessen Verbreitung zu verbessern und Öffentlichkeit zu gewinnen.
Diese und andere spezifische Aktivitäten werden durch die Beiträge der
Mitglieder finanziert. Andere finanzielle Quellen sind private und öffentliche Zuwendungen, insbesondere von der Europäischen Union.
Außer diesen gemeinsamen Aktivitäten fördert das Koordinationsbüro die
bilaterale und multilaterale Kooperation der Mitglieder.
Das Koordinationsbüro fördert die Beachtung von Themen, die Filmfeste
betreffen, insbesondere in Hinblick auf Entscheidungen des Europäischen
Parlaments. Das Büro vermittelt Informationen an diese politischen Institutionen sowie an internationale Organisationen.
Die Anerkennung des Code of Ethics der ECFF ist die Grundlage einer Mitgliedschaft in dieser Organisation.
Das Koordinationsbüro ist außerdem ein Informationszentrum und ein
gemeinsamer Treffpunkt für Festivals in Europa.
The European Coordination of Film Festivals, a European Economic Interest
Group (EEIG), is composed of 220 festivals
of different themes and sizes, all aiming to
promote European cinema. All member
countries of the European Union are represented as well as some other European
countries.
The Coordination develops common
activities for its members, through co-operation, with the aim of promoting European
cinema, improving circulation and raising
public awareness.
The members pay a fee that finances
these activities, the members also contribute financially to specific projects.
Other sources of financing are private and
public grants, particularly from the European Union.
Besides these common activities, the
Coordination encourages bilateral and
multilateral co-operation among its members.
The Coordination ensures that the
issues affecting film festivals are highlighted when the European Parliament makes
policy decisions. The Coordination distributes a report to these institutions, and in
addition to other international organisations, on film festival matters.
The Coordination has produced a code
of ethics, which has been adopted by all its
members, to encourage common practise in
professional practises.
The Coordination is also an information
centre and a place for festivals to meet.
European Coordination of Film Festivals
cefc@skypro.be
http://www.eurofilmfest.org/
12
// EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL
MEDIA PLUS UND DIE EUROPÄISCHE UNION
FÖRDERN SPIELFILME UND AUDIOVISUELLE ARBEITEN
MEDIA PLUS AND THE EUROPEAN UNION’S
SUPPORT FOR PROMOTION OF FEATURE FILMS
AND AUDIOVISUAL WORKS
With the introduction of MEDIA Plus
at the beginning of 2001 for the coming
five years, the MEDIA Programme will
enhance its efforts to improve the circulation and promotion of feature films and
audiovisual works through its support for
festivals and by increasing the presence of
European professionals at European and
international markets.
While an integral part of the economics
of cinema, festivals also play a unique cultural, social and educational role for
audiences. Conscious of the fact that the
links between the European audience and
its cinema must be strengthened, the
MEDIA Programme annually supports
some fifty festivals within the member
states and participating countries. Some
10,000 films and programmes, representing the richness and diversity of the European film, are presented to a public audience of 2,000,000 people.
Furthermore, the European Commission has for some time been associated
with the networking of film festivals at
the European level. In this area, the activities of the European Coordination of Film
Festivals encourages co-operation between
festivals leading to the development of
common actions with a positive impact on
European cinema.
Mit der Einführung von MEDIA Plus Anfang 2001 verstärkt das MEDIAProgramm in den nächsten fünf Jahren seine Anstrengungen, die Verbreitung und Förderung von Spielfilmen und audiovisuellen Arbeiten zu verbessern - durch Unterstützung von Festivals und durch erhöhte Präsenz
europäischer Fachleute auf europäischen und internationalen Märkten.
Als integraler Bestandteil der Filmwirtschaft spielen Festivals eine einzigartige kulturelle, soziale und erzieherische Rolle für das Publikum. Davon
ausgehend, dass die Verbindung zwischen dem europäischen Publikum und
seinen Filmen gestärkt werden muss, unterstützt das MEDIA-Programm
jährlich über fünfzig Festivals in den Mitgliedsstaaten und teilnehmenden
Ländern. Mehr als 10.000 Filme und Programme werden einem Publikum
von 2.000.000 Menschen präsentiert und zeigen den Reichtum und die Vielseitigkeit des europäischen Films.
Darüber hinaus verfolgt die Europäische Kommission seit einiger Zeit die
Vernetzung von Filmfestivals auf europäischer Ebene. Auf diesem Gebiet fördert die European Coordination of Film Festivals die Kooperation zwischen
Festivals mit dem Ziel, durch gemeinsame Aktionen zur Entwicklung des
europäischen Films beizutragen.
The MEDIA Programme
Sponsor of the
European Media Art Festival
European Commission
Directorate-General for
Education and Culture
MEDIA Programme
DG EAC-C3, B-100, 4/28
Rue de la Loi 200- B-1049 Brussels
Tel. +32 2 296 03 96
Fax. +32 2 299 92 14
13
// FILM- & VIDEOKOMMISSION 2005 // FILM- & VIDEOBOARD 2005
MONA SCHIEREN,
*1973 in Aachen. Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Politik, Hamburg. Studium der Kunstgeschichte
in Hamburg und der École Nationale Supérieure d´Art de Nice. Magister- Forschungs Stipendium der Universität
Hamburg in Paris. Projekte u.a. am Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen, Musée Picasso, Antibes´, zuletzt: ›Überdreht
- Spin doctoring, Politik, Medien‹ Ausstellung, Symposium, Filmworkshop. Frauenkulturlabor thealit. Lehrbeauftragte an der Universität Hamburg. Zur Zeit wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Künste, Bremen, Forschungsprojekt iMediathek, Transmetteuse.
*1973 in Aachen. Studied at the Hochschule für Wirtschaft und Politik, Hamburg. Studied History of Art in Hamburg and at the
École Nationale Supérieure d´Art de Nice. Magister research scholarship from the Universität Hamburg for Paris. Projects at the Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen, Musée Picasso, Antibes´, most recently: ›Überdreht Spin doctoring, Politik, Medien‹ exhibition, symposium, film workshop. Women's culture lab thealit. Part-time lecturer at the Universität Hamburg. Currently academic collaborator at the
Hochschule für Künste, Bremen, research project iMediathek, Transmetteuse.
JAN SCHUIJREN,
*1964. Kurator, Amsterdam. Soziologische Studien und Postgraduierten-Studium im Bereich Neue Medien. Arbeitete beim ›Netherlands Media Art Institute, Montevideo/Time Based Arts‹ in Amsterdam bis 2001. Seitdem freier Kurator im Bereich der Bildenden Kunst mit Schwerpunkt auf Medienkunst. Entwicklung, Produktion und Präsentation
von internationalen Ausstellungsprojekten und Film- und Video-Programmen. Mitglied des Vergabegremiums des
Fonds für Bildende Künste, Design und Architektur, Amsterdam. Aktuell präsentierte er die internationale Gruppenausstellung ›Drawn by Reality - Encapsulated in Life‹, die von Oktober bis Dezember 2004 zu sehen war in Wood Street Galleries + SPACE, Pittsburgh PA, USA. +++ www.drawnbyreality.info +++
*1964. Curator, Amsterdam. Sociological studies and post-graduate in New Media. Worked with the Netherlands Media Art Institute,
Montevideo/Time Based Arts, Amsterdam until 2001. Since then working as an independent curator in the field of Visual Arts, specifically accentuating on media art, developing projects, exhibitions and film and video programmes for international venues. Member of the
awarding body of the Netherlands Foundation for Visual Arts, Design and Architecture. He recently presented the international group
exhibition ›Drawn by Reality - Encapsulated in Life‹ that showed from October through December 2004 at Wood Street Galleries + SPACE
in Pittsburgh PA, USA +++ www.drawnbyreality.info +++
RALF SAUSMIKAT,
*1956. Studium der Medienwissenschaften, 1986 Abschluss Magister Artium. 1981 Gründung des Int. Experimentalfilm Workshop e.V. als Trägerverein des EMAF. Seit 1988 künstlerische Leitung verschiedenen Sektionen des EMAF,
Ausstellungen, Film, Video und Retrospektiven. Seit 1995 Fachreferent des Goethe-Institut Internationes für die Programme Experimentalfilm 80er und 90er Jahre. 2003 Kurator für ›Turbulent Screen‹ Ausstellungs- und Kinoprojekt,
für das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst, Oldenburg.
*1956. Studied media sciences, 1986 graduated as Magister Artium. 1981 International Experimentalfilm Workshop e.V. (Founding
Member). Since 1988 artistic director for the different sections of EMAF, exhibition, film, video, retrospectives. Consulting expert for the
Goethe-Institute Internationes, Munich for the programmse German Experimental film of the 80' and 90's. 2003 curator of ›Turbulent
Screen‹ an exhibition and cinema project on structural approaches in film and video, for the Edith-Russ-Site for Media Art, Oldenburg.
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// INTERNATIONALE AUSWAHL
// INTERNATIONAL SELECTION
// MIKADO
VIRTUAL ROLLING
CONZERRT IN STREIFEN
Ein hübsches, schick gekleidetes, aber geheimnisvolles
Mädchen kommt in einen Waschsalon und holt einen
blauen Schnorchel aus ihrer goldenen Zauberhandtasche. Sie zieht ihn auf und taucht in den Trockner ab.
Wo will sie hin auf dieser Welt?
In Zukunft wird eine Freizeitbeschäftigung die Reise
in die virtuelle Realität sein. Sobald man die ›virtuelle
Schleuder‹ betreten hat, streift das Bewusstsein seinen
Körper ab und man wird zu einem virtuellen Körper, der
in einer echten Stadt spazieren gehen kann. Wenn man
sein Ziel erreicht hat, verlässt man die Maschine und
fühlt sich erfrischt und erholt. Eine ›Waschmaschine für
das Herz‹, die alle kleinen Sorgen und Ärgernisse einfach auswäscht. Ich habe diesen Film gemacht, weil ich
mir selbst so ein praktisches Gerät wünsche und diesem
Wunsch Ausdruck verleihen wollte.
YOSHIHISA NAKANISHI, *1965 in Tokio, Japan, geboren.
Schulabschluss 1983. Besuch der Musashino Kunstakademie, Abschluss in Graphikdesign. Arbeitet als Videoregisseur und Graphikdesigner.
Ein Tourist posiert in einem Badeort, bis etwas passiert, bei dem eine Ertrinkende und ein maskierter Retter eine Rolle spielen - bis zum zweifelhaften Happy
End. Das Bild wird dabei fortwährend in neue Streifen
geschnitten und mit sich selbst kombiniert.
STEFAN DEMMING, *1973 in Südlohn, lebt und arbeitet in
Europa. 1999 Staatsexamen Kunst und Geschichte, Arbeit
an Videobändern und Installationen im Atelier für Zeitmedien Bremen (D 1999 -2004), bei V2_Organisation, Rotterdam (NL 2002/3), Studienaufenthalt in Marseille (F
2005). Zahlreiche Teilnahmen an Ausstellungen und
Festivals. Deutscher Videoinstallationspreis der Stadt
Marl (2000), Bremer Förderpreis für Bildende Kunst
(2001), OLB-Medienkunstpreis, EMAF Osnabrück (2002),
Bremer Videokunstförderpreis (2002), Studienstipendium des Cusanuswerks (2004). (http://stemming.free.fr)
Yoshihisa Nakanishi
A very cute and stylish but mysterious girl goes to a launderette and takes a blue snorkel out of her magic golden handbag.
She puts it on and dives into the drier. Where is she going in the
world?
In the future, one leisure activity uses Virtual reality. Once you
enter the ›virtual rolling machine‹, your consciousness can strip
off its body and become a virtual body capable of strolling about a
real town. If you successfully reach the goal, you leave the
machine with a refreshed and pleasant feeling. This is a ›washing
machine for the heart‹ where you can wash right out those small
worries and aggravations. I made this film to visually represent
my wish for such a convenient device.
YOSHIHISA NAKANISHI, *1965 in Tokyo, Japan. University:
Musashino art junior college, majored in graphic design. Graduated in 1983. Occupation: Video director and Graphic designer.
// Japan 2003, DVD, 2:10
// Realisation: Yoshihisa Nakanishi
// Cast: Keico Harada
// Distribution: Yoshihisa Nakanishi
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Stefan Demming
A tourist is posing in in a village by the seaside until something
happens, with a drowning girl and rescuer with a mask playing a
role in this story - until the doubtful happy end. The image is constantly cut into stripes and combined with itself.
STEFAN DEMMING, *1973 in Südlohn, lives and works in Europe.
1999 Master in Art and History, works on videotapes and -installations at the studio for timebased media, Bremen (D 1999-2004),
at V2, Rotterdam (NL 2002/3); Marseille (F 2005). Participated in
several exhibitions and festivals. German award for videoinstallation, Marl (2000), Bremen young artists' award (2001), OLBmedia art award, EMAF Osnabrück (2002), Bremen video art
award (2002), scholarship of Cusanuswerk (2004). (http://stemming.free.fr)
// D 2004, DVD, 3:23
// Realisation: Stefan Demming
// Music: Brigitta Muntendorf
// Cast: Stefan Demming, Wonne Ickx
// Distribution: Stefan Demming
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
ROUTE TO CAPE TOWN
Wolfgang Lehmann
Ist ein Filmgedicht, ein Bild- und Klangwerk. Eine Skizze, eine bewegte Zeichnung. Straßen, die in die Stadt
führen. Kurze Momente im alten Zentrum von Cape Town. Durchgangsstraßen, Menschen, Fußgänger, kurze Blicke.
Alles ist in Bewegung, die Menschen, die Autos, die Kamera. Wer die Stadt und das Umland kennt, kann die Topographie wieder erkennen. Die Aufnahmen entstanden alle auf verschiedenen Straßen, die in die Stadt führen und doch
sind sie nicht dokumentarisch - die Zeiten stimmen nicht, die Kamerafahrten sind nicht linear. Es sind Zeitfragmente. Die Montage des Filmes und der Musik erlauben, den Anfang ans Ende zu setzen und umgekehrt. Gefrorene Zeit,
parallele Zeit. Der Film verwendet konkrete Bilder und Klänge für ein abstraktes Gedicht aus Gestalt und Rhythmus.
Ein paar kurze Minuten aus Cape Town Südafrika - eine fremde Stadt aus Momenten, die uns am Ende seltsam vertraut erscheinen.
WOLFGANG LEHMANN, *1967 in Freiburg im Breisgau, beschäftigt sich vor allem mit Film als Kunst und Neuer Musik.
Texte für verschiedene Publikationen. Filme als Autor, Regie, Kamera und Montage. Seine Filme sind auf Festivals in
Kunstkinos und Galerien in- und außerhalb Europas zu sehen. Bislang Werkschauen in Deutschland und Italien. Seit
über zehn Jahren Organisation von Festivals, Filmreihen, Vorträgen und Filmeinführungen mit dem Schwerpunkt
›klassische‹ Avantgarde.
THOMAS GERWIN, *1955, ist klassisch ausgebildeter Komponist und Musikwissenschaftler. Er kam sehr früh zur elektro-akustischen Musik, seit 1990 beschäftigt er sich außerdem intensiv mit ›Soundscape Composition‹ und radiophoner Kunst. 2001 gründete Thomas Gerwin die ›Gesellschaft für multisensoriale Kunst‹ und 2002 das ›Berliner Lautsprecher-Orchester‹, seit 2003 kuratiert er die Konzertreihe ›KlangWelten‹ in der ›Unsicht-Bar Berlin‹, wo er ars acustica in völliger Dunkelheit auf einem kleinen Lautsprecher-Orchester interpretiert. (www.thomasgerwin.de)
Is a film poem. A picture and sound concept (Klangwerk), a sketch, a moving drawing. Streets leading to a town. Brief moments in the
old center of Cape Town. Thoroughfares, people, pedestrians, brief flashes. Everything in motion; The people, the cars, the camera. Those
who know the town and surrounding area will recognise the topography. All shots were taken out on the streets leading into the town
but still, it is not a documentary; time is altered, camera takes are not linear. These are fragments of time. The film montage and the
music allows the beginning to fall at the end and vice versa. Time frozen, parallel time. The film uses concrete pictures and sounds to
form a rhythmical abstract poem. A couple of short moments from Cape Town South Africa-a foreign City in moments, that by the endseem strangely familiar to us.
WOLFGANG LEHMANN, *1967 in Freiburg im Breisgau, Germany. Involved primarily in Art Films, Contemporary Music and writing texts
for publications. Also active as author, director, cameraman and editor. His films are shown in festivals, Art Cinema´s and galleries both
in and out of Europe. Over the last ten years he has organised festivals, film showings, lectures and film introductions, focusing on the
Classical Avant-garde.
THOMAS GERWIN, *1955, a classically educated composer and musicologist (Musikwissenschaftler), He came into contact early on with
electric acoustic music. Since 1990 he has been intensely involved in soundscape composition and radiophone art. In 2001 Thomas Gerwin
founded the ›Gesellschaft für multisensoriale Kunst‹ (›Community for Multisensual Art‹) and in 2002 the ›Berliner Lautsprecher-Orchester‹ (›The Loudspeaker Orchestra‹). Since 2003, he has been leading a series of concerts (›Klangwelten‹) in Der Unsicht-Bar (Invisible-Bar)
in Berlin where he intepreted Ars Acoustica in complete darkness with a small Loudspeaker Orchestra. (www.thomasgerwin.de)
// D 2005, Beta SP, 5:00
// Realisation: Wolfgang Lehmann, Thomas Gerwin
// Distribution: Wolfgang Lehmann
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// MIKADO
JINX
WHY ARE YOU SO SAD?
Tanzfilm über zwei verhexte Frauen. Ein Fluch (jinx)
kann entweder in Form eines zornigen Geistes auftreten
oder eine hoffnungslose Situation sein. In diesem kurzen Tanzfilm ist er stärker als zwei atemberaubende
Frauen, die sich trotz ihrer engen Beziehung gegenseitig
fertig machen wollen. Eine Koproduktion zwischen dem
Experimental-Filmemacher Karel Doing und der Rotterdamer Tanzkompanie ›Lieber Gorilla‹.
KAREL DOING, *1965 in Canberra, Australien, arbeitet
und lebt in Rotterdam. Seine Arbeit bewegt sich zwischen experimentellem Film, Dokumentarfilm und
Dichtung: eine Mixtur visueller Poesie, persönlicher
Geschichten und Vorstellungen innerer Wirklichkeiten.
Seine Arbeit wird weltweit gezeigt.
(http://home.nl/~doing/)
Ein handentwickelter Super-8-Film. Diese Collage von
verschiedenen Materialbeschaffenheiten, Loops und
Rhythmen ist eine Selbsterforschung. Die Aufzeichnung
eines Winter-Spaziergangs in Winnipeg mit Bäumen,
einer Brücke und Verkehr wurde kombiniert mit Clips,
bei denen die Chemikalien auf dem Film belassen wurden. Die organische Form der Chemikalien erinnert an
innere Organe und Knochen. Verlangsamt wirkt es wie
die Reise durch einen Körper. Das wiederum löst Fragen
nach den innersten Gedanken und Gefühlen aus. Der
gleichmäßige Rhythmus des Projektors, der bei reduziertem Tempo an das Geräusch eines schlagenden Herzens
erinnert, steigert und verändert sich, während dem
Zuschauer Fragen gestellt werden wie ›Bist du etwa verliebt oder was?‹, und löst sich auf in der Feststellung
›Ich möchte Risiken eingehen.‹
HEIDI PHILIPS ist eine junge Künstlerin, die in Winnipeg lebt. Kürzlich erst hat sie ihren Abschluss in der
Abteilung Bildende Künste an der University of Manitoba mit Auszeichnung gemacht. Phillips Arbeit kombiniert Animations-, Video- und Filmtechniken, um überzeugend konstruierte Umgebungen zu schaffen, welche
den inneren, persönlichen und spirituellen Bereich des
Menschen ansprechen.
Karel Doing
Dance film about two bewitched women. A jinx is an angry
spirit or a hopeless situation. In this short dance film, the jinx is
stronger than two breathtaking women who try to knock one
another down despite their tight bond. The film is a collaboration
between the experimental film maker Karel Doing and the Rotterdam dance group Lieber Gorilla.
KAREL DOING, *1965 in Canberra, Australia, works and lives in
Rotterdam. His work moves between experimental film, documentary and fiction: a mix of visual poetry, personal stories and
imagination of inner realities. His work is screened worldwide.
(http://home.nl/~doing/)
// NL 2005, 35mm, 9:00
// Director. Karel Doing
// Script: Karel Doing, Lieber Gorilla
// Editing: Erik van de Belt
// Sound, Music: Charly van Rest
// Cast: Dagmar Chittka, Sansa Hasagic
// Distribution: Doing Film
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Heidi Phillips
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
I WAS MADE FOR LOVING YOU
Ian Haig
›Why are you so sad?‹ is a Super 8
hand-processed film. This collage of textures, loops, and rhythms is an exploration
of self. The footage of a walk in downtown
Winnipeg during winter, of trees, a bridge,
and traffic is mixed with clips where the
chemicals were left on the film. These
organic shapes of the chemicals resemble
internal organs and bones. When slowed
down, they mimic a journey through the
inside of a body. This triggers questions of
internal thoughts and emotions. The constant rhythm of the projector sounds
which in slow motion are similar to a
heart beating builds and changes as the
viewer is asked questions such as, ›What
are you in love or something?‹, and is
resolved with the statement, ›I want to
take risks.‹
HEIDI PHILLIPS is a young artist based in
Winnipeg. She has recently graduated from
the University of Manitoba with a First
Class Honors Degree in Fine Arts. Phillips
work combines animation, video and film
technologies to create convincingly constructed environments that speak to internal, personal and spiritual realms.
// CDN 2004, Mini DV, 7:00
// Realisation: Heidi Phillips
// Music: Tom Elliott
// Distribution:
Winnipeg Film Group
Geräte des täglichen Gebrauchs in Verbindung mit Masturbation und sexueller Stimulation: Futurotica präsentiert eine Serie von Prototypen bedarfsgerecht verwendbarer häuslicher Geräte. Alltägliche Gebrauchsgegenstände
als Auslöser naheliegender, doch bisher ungenutzter erotischer Fantasien;
eine Form von Technologie, mit der unser Körper eine Beziehung aufbauen
und auf ungewöhnliche Weise interagieren kann.
IAN HAIGs Arbeit ist ein Querschnitt durch alle Medien, sie beinhaltet
Installationen, Animationen, Bildhauerei, Internetauftritte, Videos, Zeichnung und Malerei. Sie untersucht die perverse Seite der Beziehung zwischen
menschlichem Körper einerseits und Technologie und Alltagswelt andererseits. Weitere Themen sind Entartung, die psychologische Krankhaftigkeit
der Maschinenkultur und Mutation. Seine Arbeiten wurden in diversen
Galerien, auf Video-Festivals, bei Video-Peepshows, im Internet und bei Pornografie-Messen gezeigt. Darunter Ausstellungen im Autralian Center for
Contemporary Art, im Museum of Modern Art, New York, bei der Sexpo, Melbourne, der Artec Biennale, Nagoya, Japan, im Centre Georges Pompidou,
Paris, im Erotic Museum, Los Angeles, im Art Museum of China, Beijing und
beim European Media Art Festival, Osnabrück. Seine Animationen und
Videos wurden weltweit bei über 120 Festivals gezeigt. (www.ianhaig.net)
Using everyday technological appliances for their common association with masturbation and sexual stimulation: Futurotica presents a series of prototypes of customized
domestic technology. Amplifying the ubiquitous and untapped masturbatory fantasies
found in everyday, off the shelf domestic items, as forms of technology that our bodies can
relate to and interact with in unusual ways.
IAN HAIG works across media, including installation, animation, sculpture, web, video,
drawing, and painting. His work explores the more perverse side of the human body's relationship with technology and the everyday world. Including the themes of devolution, the
psychopathology of machine culture and mutation. His work has been exhibited in galleries, video festivals, adult cinema video booths, the web and adult entertainment expos.
Including exhibitions at the Australian Center for Contemporary Art, The Museum of
Modern Art, New York, Sexpo, Melbourne, Artec Biennale - Nagoya, Japan, Centre
Georges Pompidou, Paris, The Erotic Museum, Los Angeles, Art Museum of China, Beijing
and The European Media Art Festival, Osnabrück, Germany. In addition his animation
and video work have screened in over 120 Festivals internationally. (www.ianhaig.net)
// AUS 2004, DVD, 3:00
// Realisation: Ian Haig
// Distribution: Ian Haig
19
// MIKADO
BATTERIE RK - SCHLAGZEUGEN
Carsten Aschmann
Ein Schlagzeug und dessen Schlagzeuger werden zu einer Komposition zusammen geschnitten, kurze Anschläge
werden so in mechanistische Rhythmen verwandelt. ›RK‹ steht für Rüdiger Klose - er spielte u.a. bei ›39 Clocks‹ &
›Kastrierte Philosophen‹. Es sind 6 verschiedene Beat-Variationen entstanden, die die Beziehung zwischen Schlagzeuger und Schlagzeug charakterisieren. Das Schlagzeug entwickelt ein Eigenleben, und führt den Schlagzeuger, und
umgekehrt. Sie sind eine Einheit, ähnlich einem Federwerk, das in einem Puppenspiel zu sehen ist.
CARSTEN ASCHMANN, Filmemacher aka Hula-Offline (Dep. für Film, Video & Art). 1996 Meisterschüler Filmklasse HBKBraunschweig bei Birgit Hein & Gerhard Büttenbender. Danach Organisation von Filmreihen, Festivals & Seminaren
(Schwerpunkt ›Sounddesign‹). In den letzten Jahren hat er verstärkt als Cutter & Produzent im dokumentarischen
Bereich gearbeitet, u.a. für die Maschinen Performance Gruppe BBM, Kain Karawahn, Kap. Wlodek, zuletzt für
Agnieszka Jurek ›Does that hurt you?‹ - ein Mystery Feature mit David Lynch. Carsten Aschmann lebt und arbeitet in
Hannover. (www.hula-offline.de)
›Batterie RK - Schlagzeugen‹ edits a composition of a man and his instrument. Short blows become very mechanical grooves. The man
seen is Ruediger Klose, RK for short. In the past he played in bands like ›39 clocks‹ & ›Castrated Philosophers‹. The film presents six passages, showing the relationship between RK and his instrument. The drums develop their own life and lead the drummer, and vice versa.
They work together as a unit, like a wind-up mechanism in a puppet show.
CARSTEN ASCHMANN, Filmmaker aka Hula-Offline (Dep. for Film, Video & Art). 1996 Meisterschüler Filmclass of HBK-Brunswick with
Birgit Hein & Gerhard Büttenbender. Organisation of filmshows, festivals & seminars (emphasis on sounddesign). Has mainly worked as a
cutter and producer in the field of documentary in the last years, for example for the Machine Performance Group BBM, Kain
Karawahn, Kap. Wlodek, last for Agnieszka Jurek ›Does that hurt you?‹ - a Mystery Feature with David Lynch. Carsten Aschmann lives
and works in Hanover. (www.hula-offline.de)
// D 2004, Beta SP, 5:10
// Directing, camera, lightning, editing, soundediting: Carsten Aschmann
// Cast: Rüdiger Klose (Schlagzeug, Gesang / drums, vocals)
// Distribution: Carsten Aschmann
20
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
LEARNING ENGLISH MIT RIGOLETTI
Rigoletti, Felicia Zeller
Rigoletti will ihr Englisch verbessern, weil sie meint, dass English zu sprechen eine sehr wichtige Sache ist. Dafür
hat sie sich einige Lernmaterialien gekauft, um durchzustarten. Dank Langenscheidt ist sie sehr erfolgreich.
RIGOLETTI, *1966 im Badischen, ist als Marion Pfaus im Odenwald aufgewachsen, hat später an der Filmakademie
Baden-Württemberg in Ludwigsburg studiert und lebt seit 2000 als Schriftstellerin, Performancekünstlerin,
Medienkünstlerin (www.rigoletti.de) in Berlin. Die CD-ROM ›Mut der Ahnungslosen‹, in Zusammenarbeit mit Felicia
Zeller entstanden, erhielt 1999 den Multimediapreis der Landesshauptstadt Stuttgart. 2000 entstand die Landessexklinik Baden-Württemberg - www.landessexklinik.de. Für die Erstellung ihres Romans ›Aus den Memoiren einer Verblühenden‹ erhielt Marion Pfaus 2002 das Autorenstipendium des Berliner Senats.
FELICIA ZELLER, *1970 in Stuttgart, arbeitet zur Zeit hauptsächlich als Dramatikerin, als Lotio F ist sie Medienkünstlerin und als Dr. Zeller Doktor (Zeller). Sie lebte in London, Giessen, Australien, Stuttgart, Berlin, Stuttgart, Wien,
Berlin und Stuttgart. Zur Zeit wohnt sie in Berlin-Neukölln. 1993 gewann sie den Jugendtheaterpreis Baden-Württemberg für ihr Stück ›immer einen Hund gehabt/plane crazy 1928‹. Sie studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg und absolvierte mit der CD-ROM ›Mut der Ahnungslosen‹, einer Zusammenarbeit mit Rigoletti M. Die CD-ROM
gewann den Student Award der Transmediale. Zusammen mit Marion Pfaus (Dr. Pfaus) gründete sie die Landessexklinik Baden-Württemberg - www.landessexklinik.de.
Rigoletti wants to improve her English because it seems to her speaking English is a very important thing. So she bought some teaching
material to start learning English. Due to Langenscheidt she's very successful.
RIGOLETTI, *1966 in Baden as Marion Pfaus, grew up in Odenwald, studied at the Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg
and lives now as an author, performance artist, media artist www.rigoletti.de and homevideomaker in Berlin. In 1999 the CD-ROM ›Mut
der Ahnungslosen‹, a team work with Felicia Zeller, won the Award of the regional capital Stuttgart for new media. 2000 ›Landessexklinik
Baden-Württemberg - www.landessexklinik.de‹. For writing her novel ›Aus den Memoiren einer Verblühenden‹ Marion Pfaus got the
author scholarship from the Berlin Senate in 2002.
FELICIA ZELLER, *1970 in Stuttgart, works at the moment mainly as a playwright, as well as Felicia Zeller and Lotio F. as a media artist
and as doctor Zeller as a doctor (Zeller). Living for some time in London, Giessen, Australia, Stuttgart, Berlin, Stuttgart, Wien, Berlin
and Stuttgart, she now lives in Berlin-Neukölln again. 1993 she won the Baden-Württemberg Young Theatre Writers' Prize for her play
›always had a dog/plane crazy (1928)‹. She studied at the film academy Baden-Württemberg and graduated in 1998 with the CD-Rom
›Courage of the clueless‹ / ›Mut der Ahnungslosen‹, a team work with Rigoletti M. They won the transmediale student award Berlin. 2000
they founded the ›Baden-Württemberg State Sex Clinic‹ presented on the website ›www.landessexklinik.de‹.
// D 2004, Mini DV, 7:28
// Director, photography: Marion Pfaus (Rigoletti)
// Script, editing, actors: Marion Pfaus, Felicia Zeller
// Distribution: Rigoletti
21
// MIKADO
ANIMAL TRAGIC
Tim MacMillan
Ein beunruhigender Versuch, die ›naturhistorische Entwicklung‹ unserer heutigen Stadtlandschaften aufzuzeigen;
drei wahre Begebenheiten werden nachkonstruiert, in denen es zu unangenehmen Zwischenfällen zwischen Menschen und ›zahmen‹ Tieren kam: Ein Postbote tötet einen Hund, ein Hund greift ein Kind an und ein Pferd trampelt
einen Fahrradfahrer tot.
TIM MACMILLAN lebt in der Nähe von Bath. 1999 drehte er ›Ferment for animate!‹, wo er den Time-Slice-Spezialeffekt
einsetzte, den er in den 80er Jahren am Slade entwickelt hatte (und der in ›The Matrix‹ angewendet wurde). Sein
Ausstellungswerk ›Dead Horse‹ wurde, völlig überraschend für eine Arbeit mit bewegten Bildern, für den FotografiePreis der Citibank nominiert. Es erregte den Zorn von Tierschützern, die seiner Familie Injektionsnadeln nach Hause
schickten. ›Animal Tragic‹ ist seine Antwort.
Während der Entstehung dieses Films arbeitete Tim an der Entwicklung des ›Flybot‹, einem Flugroboter, der das
Blätterdach der Bäume im tropischen Regenwald untersuchen soll und 2003 beim Eden-Projekt in Cornwall vorgestellt wurde.
An unsettling take on the ›natural history‹ of our contemporary urban environment, recreating three reported incidents where
humans and ›friendly‹ animals interact badly - a postman kills a dog, a dog attacks a child, a horse kills a cyclist.
TIM MACMILLAN lives near Bath. He made ›Ferment for animate!‹ in 1999, using the time-slice image ›freezing‹ technique he developed
at the Slade in the 1980's (and which was subsequently adopted in ›The Matrix‹). His gallery work ›Dead Horse‹ won, very unusual for
moving image work, a Citibank Photography Prize nomination. It also attracted the wrath of animal rights fanatics who sent his family
hypodermic needles in the post. ›Animal Tragic‹ is a wry response.
Whilst making this film Tim was also busy inventing and developing ›Flybot‹, an aerial robot to explore the rainforest tree canopy
which was launched at the Eden Project, Cornwall, in September 2003.
// GB 2003, BetaSP, 7:00
// Realisation: Tim MacMillan
// Distribution: LUX
22
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
NUMMER DRIE, TAKE STEP FALL
Guido van der Werve
Eine Studie über den Gegensatz von Bewegung, Stillstand und Aufmerksamkeit. Frauen tanzen in pastellfarbenen
seidenen Abendkleidern auf einem Balkon in einem Restaurant. Unten sitzen Männer in unbeweglicher, aber
bewusster Konfiguration. Eine Figur steht unerkannt auf einem anderen nächtlichen Balkon und eine Ballerina
tanzt, unabhängig vom sie umgebenden, konstruierten Wald. Die Elemente dieser träumerischen Welt verbinden sich
auf eine Art und Weise, die man eher fühl als sieht, und spiegeln eine widerwillig wechselseitige Abhängigkeit wider.
(Julia Halperin)
GUIDO VAN DER WERVE: *1977 in den Niederlanden. Studierte Audiovisuelle Kunst an der Gerrit Rietveld Academie in
Amsterdam. Er begann Performances auf Film festzuhalten und wechselte später zu mehr cinematografischen, auf
Performance basierenden Filmen, in denen klassische Musik, Atmosphäre und Intuition die Hauptrollen spielen.
Seine Arbeit findet ihren Weg sowohl in der Kunst-, als auch in der Filmwelt und wurde in mehreren Galerien und
auf Festivals gezeigt. Guido gewann 2003 den René Coelho Award, wurde 2004 für den NPS short film award und 2005
für den Prix de Rome nominiert. Er arbeitet auch als Gastdozent. (www.roofvogel.org)
A study in contrasts of movement, stillness, and attention. Women dance on an interior restaurant balcony in pale silk gowns. Below,
men sit in immobile yet deliberate configurations. A figure stands unseen on another night-time balcony, and a ballerina dances independent of the constructed forest that surrounds her. The elements of these dream-like worlds connect in ways that are sensed rather
than seen, reflecting a reluctant interdependence. (Julia Halperin)
GUIDO VAN DER WERVE: *1977 in the Netherlands. Studied audio-visual arts at the Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. He started
out registering performances on film and later switched to more cinematographic performanced-based films, where classical music,
atmosphere and intuition play the lead roles. His work finds it way in both the art and the film world and has been shown in a number
of galleries and at Festivals. Guido won the René Coelho Award in 2003, was nominated for the NPS short film award in 2004 and the
Prix de Rome in 2005. He also works as a guest teacher. (www.roofvogel.org)
// NL 2004, 35mm, 10:47
// Director, script, editing: Guido van der Werve
// Camera: Ben Geraerts
// Light: Maze de Boer
// Choregraphy: Elisabeth Lambeck
// Cast: Margie Oosten, Johanna Ketola, Elisabeth Lambeck a.o.
// Music performed by Guido van der Werve
// Thanks: Casper Lambeck, Willem van der Jagt
// Distribution: Guido van der Werve
23
// MIKADO
DOUBLE DUMMY
Jennet Thomas
Vier Dummies, zwei Katzen und inmitten ihrer Versuche, Symmetrie zu schaffen, ein Portal zur Seligkeit. Ein
Haarknäuel und ein Haufen Äste, deren Liebe erstarb und sie traurig zurückließ.
›Ein zügelloser und bestürzender Affront gegen normales, zivilisiertes Kino.‹ Time Out, London
JENNET THOMAS: Anfang der 90er stieg ich in die wilde Underground-Filmszene des Londoner Exploding Cinema ein
(www.explodingcinema.org). Seither ist meine Arbeit aber auch zunehmend auf internationales Interesse gestoßen.
In den letzten Jahren tauchte sie regelmäßig in den ›Best-of‹-Programmen New Yorker und Chicagoer UndergroundFilmfestivals auf und gewann mehrere Auszeichnungen bei amerikanischen Wettbewerben. Meine Filme wurden
außerdem beim International Film Festival Rotterdam und beim London Film Festival gezeigt und bei vielen anderen, die z. T. in beträchtlicher Entfernung liegen, so z. B. in Taiwan, Norwegen, Griechenland, Israel und Australien
und in ländlichen Gegenden und Underground-Filmszene-Minigruppierungen auf der ganzen Welt.
Der Form meiner Filme liegt eine bunt gemischte und weitschweifige Geschichte zu Grunde: Underground, life
Filme/Performances, bei denen Erzählungen aus fremdem Kontext während einer Filmvorführung oder Diashow vorgelesen werden, Experimente mit Animation und filmischen Tricks, Impulse aus meiner Zeit als Malerin - die Faszination der Animation von Gegenständen und Bildern durch die Zeit hindurch.
Four dummies, two cats, and a portal to bliss inside their attempts at symmetry. A hairball, and a mess of twigs, whose love has died
and who are sad.
›A wild and bewildering affront to common civilized Cinema.‹ Time Out, London
JENNET THOMAS: Originating from inside the lively Underground Film scene of London's Exploding Cinema (www.explodingcinema.org) in
the early 1990's, my work has increasingly had more exposure in the International arena. Over the last few years it has featured regularly in the ›Best of‹ programs of both the New York and Chicago Underground Film Festivals, winning several prizes in U.S. competitions.
My work has also been screened at the International Film Festival Rotterdam, London Film Festival, and many others as far-flung as Taiwan, Norway, Greece, Israel and Australia, and at various grassroots and underground film micro-culture scenes across the world.
The forms that my films and videos take comes from an eclectic and multiply discursive history: Underground, Live film/performances
that read dislocated narratives alongside film and slide projections, experiments with animation and film trick effects, and impulses stemming from my years as a painter - a curiosity about animating matter and images through time.
// GB 2002, Beta SP, 6:40
// Realisation: Jennet Thomas
// Disbribution: Video Data Bank
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// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
SATELLITE
TURNOFF
›Das menschliche Ohr. Sammelplatz für Energie. Sammelplatz für RPMs und BPMs. Satelliten werden in den
Himmel geschossen.‹
Henricks kombiniert Found-Footage-Material mit
Techno-Beats, um die nachhaltige Obsession der westlichen Gesellschaft mit Wissenschaft, Technik und
Zukunft in Frage zu stellen. In nebeneinander gestellten
Bildern aus alten Lehrfilmen mit absurden aphoristischen Slogans liefert Henricks einen geistreichen, unterhaltsamen und provokativen Kommentar zum allgemeinen Bedürfnis alles verstehen zu müssen - um jeden
Preis.
NELSON HENRICKS, * in Bow Island, Alberta, Kanada.
Absolvent des Alberta College of Art (1986) und der Concordia Universität (1994). Henricks arbeitete mit verschiedenen Medien. Er ist bekannt für seine nachdenklichen und sehr persönlichen Videos, die weltweit gezeigt
worden sind.
›Turnoff‹ ist eine Unterwerfung gesammelter Bilder
eines passiven Mediums in einen neuen Kontext.
BRIDGET FARR ist Filmemacherin und Fotografin, die
viele Preise bekommen hat und in Ottawa lebt. Sie graduierte in Film und Fotokunst, und arbeitet in beiden
Medien gleichzeitig. Sie hat vier experimentelle Filme
gemacht: Safe (1997), Nobody's Nothing (1999), Area[code]
(2002) und Turnoff (2005), die international auf vielen
Festivals gezeigt wurden. Ihre beiden Fotoserien mit den
Titeln 13 >Cautionary Tales< und >Beyond the Frame<
sind in Einzelausstellungen lokal gezeigt worden, andere
Arbeiten zirkulieren in Gruppenshows um die Erde.
(www.farrout.ca)
Nelson Henricks
›The human ear. A gatherer of energy. A gatherer of sound.
RPMs and BPMs. Satellites go up to the sky.‹
Henricks combines found footage and techno beats to question
western society's ongoing obsession with science, technology and
the future. Juxtaposing images derived from old educational films
with absurd, aphoristic slogans, Henricks offers up a witty, entertaining and provocative commentary of our need to make sense of
everything, at any cost.
NELSON HENRICKS, * in Bow Island, Alberta, Canada. Graduated
from Alberta College of Art in 1986 and from Concordia University
in 1994. Henricks has been working with various forms of media.
He is well known for his thought-provoking and extremely personal videos that have been shown all over the world.
Bridget Farr
›Turnoff‹ is a subjugation of collected images from a passive
medium into a new context.
BRIDGET FARR is an award-winning filmmaker and photographer
living in Ottawa, Canada. A graduate of film studies and the photographic arts, Bridget works in both celluloid-based mediums
simultaneously. She has directed four short experimental works:
Safe (1997), Nobody's Nothing (1999), Area[code] (2002), and
Turnoff (2005) which have been screened at film festivals internationally. Farr's two photographic series titled 13 cautionary tales
and beyond the frame have been exhibited at solo shows provincially, while group exhibitions of her selected stills continue to
tour around the world. (www.farrout.ca)
// CDN 2004-2005, 35mm, 5:00
// Realisation: Bridget Farr
// Music, sound: Graham Collins
// Distribution: Bridget Farr
// CDN 2004, Beta SP, 6:00
// Realisation: Nelson Henricks
// Distribution: LUX
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// RUSSIAN ROULETTE
SUNNY SIDE OF THE ROAD
Alexander Gutman
Kolyma war die größte and bekannteste Insel, der Pol der Härte in dem erstaunlichen Land des GULAG, geografisch gespalten in ein Archipel. Dieselben Hände, die uns mit Handfesseln einschnürten, zeigen nun die Handflächen
in der Geste der Versöhnung: ›Nein!... Nein, grabt nicht in der Vergangenheit. Wer auch immer das was vorbei und
getan ist, anschneidet, verdient ein Auge zu verlieren!‹ Aber das Sprichwort bleibt: ›Wer vergisst, verdient beide zu
verlieren!‹ In einiger Zeit -im nächsten Jahrhundert- wird diese Archipel, seine Luft und die Gebeine seiner Bewohner, zu einer Linse aus Eis gefroren sein, die aussieht wie ein unglaublicher Moloch. (Alexander Solschenizyn)
Ivan Gudkov, die zentrale Figur des Films ist ein Mann ohne Biografie, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft. In seinem Tagesablauf gefilmt - weiss man nicht, ist er Vieh oder Mensch? Sein Leben ist das Schicksal eines Märtyrers,
der nie ein Held wurde.
ALEXANDER GUTMAN begann beim Leningrader Studio für Dokumentarfilm als Kameraassistent. Während seiner
30jährigen Tätigkeit dort, hat er am Gesamtrussischen Staatsinstitut für Kinematografie seinen Abschluss gemacht
und wurde ein reifer Meister mit eigener Handschrift und aussergewöhnlichem Blick. Seine dokumentarischen Filme
gehen weit über den Rahmen gewöhnlicher Dokumentationen hinaus. Gutman fokussiert auf die inneren Welten der
Charaktere, die Lebensatmosphäre der Perestroika Epoche. In seinen Filmen erarbeitet und benutzt er poetische
Metaphern, kreiert meisterhaft visuelle Bilder, findet aussergewöhnliche Lösungen der Montage und experimentiert
ausserdem mit Ton. Gutman hat als Kameramann mehr als 100 Filme und Nachrichtenspots gedreht, und als Filmdirektor über 13 Kurz- und Langfilme.
›A Trip to Youth‹ (2002) - ein Film über die letzten Tage des grossen patriotischen Krieges bekam den Platinum
Prize beim International film festival in Huston (USA) and the ›Golden Camera‹ beim US International Film und
Video Festival, Redondo Beach, California.
Kolyma was the largest and best-known island, the pole of harshness in that astonishing country of the GULAG, geographically split
into an archipelago. Those selfsame hands that tightened our handcuffs, now hold out their palms in a gesture of conciliation: ›Don't!...
Don't go stirring up the past. Whoever brings up what's over and done, deserves to lose an eye!‹ But the saying goes on -- ›And whoever
forgets, deserves to lose both!‹ Some time in the next century this Archipelago, its air and the bones of its inhabitants, frozen into a lens
of ice will seem like some incredible newt...‹ (Alexander Solzhenitsyn)
Ivan Gudkov, the central figure of the film ›The Sunny Side of the Road‹ is a man without a biography, without a past and without a
future. He has been filmed in his present -- bestial or human? His life is the fate of a martyr who never was and never became a hero.
ALEXANDER GUTMAN has come to Leningrad studio of documentary films as a cameraman assistant. While working at the studio, during
more than 30 years, he graduated All-Russia State Institute of Cinematography and has become a mature master with his own manner
and extraordinary view. His documentary films go beyond the boundaries of documentation.
Gutman focusses on the inner world of characters, atmosphere of life of the perestroika epoch. In his films he elaborately chooses and
uses poetic metaphors, masterly creates visual images, finds extraordinary montage solutions, successfully experiments with sound. Gutman has shot as a cameraman - more than 100 films and news-reels, and as a director - about 13 short and full-length films.
›A Trip to Youth‹ (2002) - is a film about the last months of the Great Patriotic War. In 2001 it was awarded Platinum Prize at International film festival in Huston (USA) and the ›Golden Camera‹ at US International Film and Video Festival, Redondo Beach, California.
// RUS 2004, Beta SP, 19:00
// Realisation: Alexander Gutman
// Photography: Nikolay Volkov
// Distribution: Alexander Gutman
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// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
FACING THE DEAD / IM ANGESICHT DES TODES
Gabrielle Pfeiffer
Wenn Menschen zusammen mit all den Fotos von ihnen verschwinden, ist es ihren Kindern nach 50 Jahren noch
möglich, sich an die Gesichter zu erinnern? Was passiert, wenn eine ganze Generation der Bilder ihrer Geliebten und
der Abbildungen ihrer Lebenserfahrungen beraubt wird?
In der Sowjetunion wurden während der Herrschaft Stalins ca. 20 Mio Menschen, sogenannte ›Staatsfeinde‹, exekutiert oder kamen in Arbeitslagern ums Leben. Schon der Besitz eines Bildes dieser Menschen war Grund genug für
die Todesstrafe. Also schnitten Familien ihre Liebsten aus Gruppenporträts aus, Schüler mussten Bilder von Revolutionären in den Geschichtsbüchern schwärzen, und die Geheimpolizei zerstörte, was dann noch übrig war.
›Facing The Dead‹ basiert auf dem Buch ›The Commissar Vanishes - The Falsification of Photographs and Art in
Stalin's Russia von David King, der auch ihr Begleiter auf der Reise der Filmemacherin durch das heutige Russland
ist, auf der Suche nach den verloren gegangenen Gesichtern einer Generation. David King ist einer der wichtigsten
zeitgenössischen Grafik-Designer und Fotografen Englands, der eine private Sammlung unterhält, die 250.000 Fotos
aus der Sowjetunion umfasst, die er über 35 Jahre auf verschiedenen Reisen nach Russland gesammelt hat.
GABRIELLE PFEIFFER hat seit 1988 an über 50 Film- und Fernsehprojekten mitgearbeitet. Ihre Karriere begann als
Drehbuch Supervisor in New York City. Später wandte sie sich dem Dokumentarfilm zu und produzierte für ARTE,
Discovery, National Geographic und PBS documentaries. Sie arbeitet zur Zeit mit David King an einer Videoinstallation über Gulag Opfer für The Tate Modern in London.
If your parents and all photographs of them disappeared, would you still remember their faces after 50 years? What happens when a
whole generation is stripped of images of their loved ones and all visual record of their experience?
In the years that Stalin ruled the Soviet Union, some 20 million people, so-called ›enemies of the state‹, were killed or perished in labor
camps. To own a photograph of any of these people was itself punishable by death. Families cut loved ones out of group portraits, school
children blacked revolutionary heroes out of their history books, and the secret police destroyed whatever was left.
›Facing The Dead‹ is based on the book ›The Commissar Vanishes - The Falsification of Photograhps and Art in Stalin's Russia‹ by David
King who is also her guide on her travels through today's Russia on a quest for the lost faces of a generation. Her guide is David King is
one of the most important contemporary British graphic designers and photographers, and the owner of the London-based David King
Collection, a private 250,000 piece Soviet image archive amassed over 35 years of travels in Russia.
GABRIELLE PFEIFFER has worked on over 50 film and television projects since 1988. She began her career as a script supervisor in New
York City on feature films and commercials. She later turned to documentary filmmaking, where she has earned more than 20 writer,
producer, director, and associate producer credits for her work on ARTE, Discovery, National Geographic and PBS documentaries. She is
currently collaborating with David King on a video installation about gulag victims for the Tate Modern museum in London.
// USA/D/RUS 2004, Beta SP, 52:00
// Directing, editing: Gabrielle Pfeiffer
// Camera: Valentin Savenkov
// Ton: Sergey Igoryevich Gluskin
// Produzent: Carl Ludwig Rettinger, Lichtblick Filmproduktion, Köln
// Distribution: Lichtblick Filmproduktion
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// CITY SOUNDS
SUBURBS OF THE VOID
Thomas Köner
Während eines Zeitraums von mehreren Monaten archivierte der Medienkünstler Thomas Köner über 2000 Fotos
einer öffentlichen Überwachungskamera, die auf eine Straßenkreuzung einer Vorstadt gerichtet war. Daraus wählte
er das Material zu ›Suburbs of the Void‹ aus. Das Werk reiht sich in die Thematik von Überwachung und Internet ein,
ohne jedoch den Blick auf Unterdrückung oder Kontrolle zu lenken, die oft mit dieser Überwachungstechnik assoziiert werden. Bei ›Suburbs of the Void‹ handelt es sich vielmehr um eine Aufeinanderfolge von Aufnahmen einer leeren Vorstadt, die Gegenstand einer geduldigen und unspektakulären Beobachtung wird. Wir werden aufgefordert, die
vergehende Zeit zu beobachten. Der Künstler zeigt Veränderungen in verschiedenen Erscheinungsformen des Lichts,
das die scheinbar unbelebte Stadt vor unseren Augen verwandelt: das Aufglühen einer Strassenlaterne, das Verlöschen eines Schaufensters, die Dämmerung.
THOMAS KÖNER, *1965 in Bochum. 1985-1990 Studium der elektronischen Musik am CEM Studio, Arnheim. 1987-1992
Musikhochschule Dortmund. 1992-1994 Avid Operator, Ton- und Cutterassistent. Arbeitet seit 1990 in den Bereichen
Klangkunst, Film und Installation. Präsentationen u. a.: Louvre Auditorium 1994 ff., Centre Pompidou 1998 ff.,
Hayward Gallery London 2000, Rotterdam Filmfestival 2001, Walker Art Center Minneapolis 2002, Biennale Filmfestival Venedig 2002. Preise: New Media Prize Montreal 2000. Norman Preis 2004 - Bester Film Filmwinter Stuttgart.
Transmediale Preis 2005 / International Media Art Festival, Berlin. (www.koener.de)
Within several months media artist Thomas Köner has archived more than 2000 pictures of a public observation camera, pointed at a
junction in a suburb. The material for ›Suburbs of the Void‹ was chosen from these pictures. This work is placed within the topics surveillance and internet, however, without turning the view on oppression or control often associated with this surveillance technology. ›Suburbs of the Void‹ is a succession of takes of an empty suburb which are subject to a patient and unspectacular observation. We are asked
to observe time passing by. The artist depicts alterations in different appearances of light changing a seemingly deserted city before our
very eyes: the streetlights beginning to glow, the lights in the windows of shops going out, dawn.
THOMAS KÖNER, *1965 in Bochum, Germany. 1985-1990 Studies of electronic music at the CEM Studio, Arnhem. 1987-1992 Music
Academy Dortmund. 1992-1994 Avid Operator, Sound- and Cutterassistent. Since 1990 working with sound, film and installation. Presentations a.o.: Louvre Auditorium 1994, Centre Pompidou 1998, Hayward Gallery London 2000, Rotterdam Filmfestival 2001, Walker Art
Center Minneapolis 2002, Biennale Filmfestival Venedig 2002. Awards: New Media Prize Montreal 2000. Norman Prize 2004, Filmwinter
Stuttgart. Transmediale award 2005 / International Media Art Festival, Berlin. (www.koener.de)
// D 2004, Mini DV, 13:00
// Realisation: Thomas Köner
// Distribution: Thomas Köner
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// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
THE SOUND OF MICROCLIMATES
Semiconductor
›The Sound of Microclimates‹ gibt optische und akustische Hinweise auf ungewöhnliche Wetter-Entwicklungen im
heutigen Paris. Die Architektur ist durchwirkt von den natürlichen Prozessen der geografischen Landschaft. Als
kaum beachtete Momentaufnahmen erscheinen extreme Mikro-Klimata in städtischer Umgebung als Blick in die
Zukunft und zeigen uns die unsichtbaren Stadt-Landschaften von morgen. Wie die vorübergehenden, inszenierten
Veranstaltungen bei einer Weltausstellung heben die Wetter-Muster öffentliche Plätze und Architektur in der Stadt
Paris hervor. Als eine Reihe von meteorologischen Beobachtungen setzen sie die Evolution des unbelebten Stadtbildes
in Gang. Dabei sind jeder klimatischen Veränderung eigene akustische Frequenzen zugeordnet; die Geräusche der
jeweiligen Umgebung setzen Bewegung in Gang und enthüllen die einzigartige Geschichte jedes einzelnen Ortes.
SEMICONDUCTOR, gegründet 1997, sind: RUTH JARMAN, *1973 in Fareham. Vorstandsmitglied von Lighthouse, Brighton
2002-2004, und JOSEPH GERHARDT, *1972 in Oxford, der in Brighton lebt und arbeitet. (www.semiconductorfilms.org)
Semiconductors Sound Filme beschäftigen sich mit vielfältigen Prozessen digitaler Animation und bei der Gelegenheit entdecken sie unsere physikalische Welt im Fluss; Städte in Bewegung, sich bewegende Landschaften und Symsteme im Chaos. Zentrales Thema dieser Arbeiten ist die Rolle des Tons, der synchron mit dem Bild kreiert, kontrolliert und entschlüsselt wird; Untersuchungen der Resonanzen der natürlichen Ordnung von Dingen. Diese Filme
werden in Galerien, auf Festivals und Biennalen weltweit gezeigt; außerdem werden sie als Surround-Soundinstallationen präsentiert. Semiconductor produzieren auch Live-Sound-Filme, die sie auf Multimedia-Festivals und -Events
aufführen.
›The Sound of Microclimates‹ reveals the sights and sounds of a series of unusual weather patterns in the Paris of today. Here, architecture has become interwoven with the natural processes of the geographical landscape. Set within the unnoticed moments in time,
extreme microclimates are presented as the future in city accessories, revealing the unseen urban terrains of tomorrow. Like the temporary staged events at a world fair these weather patterns hi-light public spaces and architecture within the City of Paris. They exist as a
series of weather observations that animate the evolution of the inanimate urban condition. Each microclimatic intervention has its own
audible frequencies, where the sound from each environment animates the movement and reveals each site's unique narrative.
SEMICONDUCTOR, founded in 1997, are: RUTH JARMAN, *1973 in Fareham, board member of Lighthouse, Brighton 2002-2004, and JOSEPH
GERHARDT, *1972 in Oxford 1972, lives and works in Brighton UK.
Semiconductors Sound Films are concerned with many processes of digital animation and, by way of these, reveal our physical world
in flux; cities in motion, shifting landscapes and systems in chaos. Central to these works is the role of sound, which becomes synonymous
with the image, as it creates, controls and deciphers it; exploring resonance, through the natural order of things. Finely crafted digital
work is combined with analogue processes that tailor the nuances and randomness within computer systems as co-conspirator. Presented
as fictional documentaries, these works are set in the future; histories yet to be considered. These films are screened in galleries, festivals
and biennials worldwide; in addition they are presented as surround sound installations. Semiconductor also produce live Sound Film
works which they perform at multi-media festivals and events. (www.semiconductorfilms.org)
// GB 2004, Beta SP, 10:00
// Realisation: Semiconductor
// Distribution: Lux
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// CITY SOUNDS
R20 BRUSSELS [INNER]
Maria Blondeel
›R20 Brussels [inner]‹ (Ringstraßen von Belgien) ist ein Klangvideo aus einer laufenden Reihe über Ringstraßen.
Die Abstimmung basiert auf der Resonanztheorie der Wissenschaftler George Lakhovsky, Nikola Tesla und Royal Rife
aus dem frühen 20. Jhd. Ich arbeite seit dem Jahr 2000 an Audio- und Videoversuchen in einem fahrenden Auto, bei
dem Lichtwellen der Umgebung als Rechteckwellen hörbar gemacht werden. Die Lichtwellen können durch das Gehör
wahrgenommen werden, was zu einer Art Resonanz im Gehirn führen soll.
Ich machte Audio- und Videoaufzeichnungen auf verschiedenen Fahrten auf der gleichen Strecke, der R20 in Brüssel. Die R20 ist eine Ringstraße. Ringstraßen gibt es in Belgien um Städte herum (einige von ihnen sind vollständige
Ringe) und sie haben ihre eigene Straßennummer, beginnend mit einem R. Diese R-Straßen sind normale Straßen,
außer R0 bis R5, welche teilweise Autobahnen sind.
Diese Aufnahme wurde am 28. November zwischen 18:00 und 18:45 Uhr während des Sonnenuntergangs gemacht.
Die zu hörenden Töne wurden durch 6 elektronische Soundgeneratoren, die im Auto installiert waren, produziert
(Rechteckwellen). Die Soundgeneratoren übersetzten das Licht, das von 6 fotoelektrischen Widerständen (Sensoren)
gemessen wurde, in hohe und tiefe Töne. Die Sensoren waren vorne, an den Seiten und hinten am Auto befestigt,
aufgeteilt in links und rechts. Die Soundgeneratoren wurden auf 466Hz, 659Hz und 2093Hz bei vollem Sonnenlicht
(ungefähr 100.000 Lux) eingestellt. Der Himmel über der befahrenen Straße wurde mit einer feststehenden Linse, die
mit einer digitalen Kamera verbunden war, gefilmt. Ich fuhr entgegen dem Uhrzeigersinn, mit der untergehenden
Sonne im Rücken, was eine Reflexion des Inneren des Autos und des Verkehrs auf der Windschutzscheibe auslöste.
Die Tonhöhe ändert sich je nach Sonnenstand, der Umgebung und der Verkehrssituation.
Die DVD wurde 2004 auf dem von Marica Presic organisiertem internationalen Projekt Erasing uraufgeführt, das
auf dem MUZEJ 25. Mai in Belgrad, Jugoslawien stattfand. Die Forschungen für die Aufnahmen wurden durch Argos
während des Argos Festivals 2004 in Brüssel ermöglicht. Ein Track wurde auf der von Ive Stevenheydens editierten
CD ›This Place is Dreaming / Rethinking and Transfiguring the Sites and Sounds of Brussels‹ (Argos/(K-RAA-K)3) veröffentlicht. Besonderen Dank an Johan Vandermaelen und Guy De Bièvre für ihre technische Unterstützung.
MARIA BLONDEEL, *1963 in Halle, ist eine intermedielle Künstlerin aus Gent, Belgien. Ihre Arbeit kann als experimentelle Herangehensweise an Technologie, Licht und Sound angesehen werden. Ihre Arbeit ist eine künstlerische
Erforschung der Lichter in urbanen und ländlichen Gebieten. Ihre Konzepte sind essentiell mit dem Zeitablauf verbunden. Sie hat ein System entwickelt, das Licht in Ton übersetzt. Fotoelektrische Widerstände sind verbunden mit
Soundgeneratoren, die Rechteckwellen erzeugen. Die generierte Tonhöhe erhöht sich mit der auf einen Sensor fallenden Lichtintensität. Schwindendes Licht führt zu einer fallenden Tonhöhe, bis zu einem Punkt, in dem der Ton zu
einem Klicken wird. Maria Blondeel fertigte Arbeiten für computerkontrollierte Diaprojektoren, interaktive Installationen, raumbezogene Interventionen, CDs, Videos, Konzerte und Performances in Zusammenarbeit mit Musikern,
Webprojekten und Arbeiten mit Radiowellen und alternativen Energien an. (www.mariablondeel.org)
30
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
›R20 Brussels [inner]‹ (Ring Roads in Belgium) is a sonic video from an ongoing series about ring roads. The tuning is based on the resonance theory from early 20 century scientists George Lakhovsky, Nikola Tesla and Royal Rife. I'm working since 2000 on audio and
video experiments made in a driving car, whereby light waves in the environment are made audible as square waves. The light waves can
be perceived by the ear which should result in a kind of resonance in the brain.
I made audio and video recordings of different drives of the same route, the R20 in Brussels. The R20 is a ring road. Ring roads in Belgium are located around cities (some of them are complete rings) and have their own road number, starting with an R. These R-roads are
common roads, except R0 to R5, which are partially highways.
This recording was made on November 28th from 6pm until 6.48pm, during sunset.
The tones you hear were produced by 6 electronic sound generators (square waves) that were installed in the car. The sound generators
transposed the lights, as measured by 6 photo electric resistors (sensors), into high and low pitches. The sensors were located on the front,
the sides, and the rear of the car, separated into left and right. The generators were tuned to 466Hz, 659Hz and 2093Hz at full sun light
(about 100,000 lux). The sky above the travelled road was filmed using a fixed lens connected to a digital camera. I drove counter clockwise, with the setting sun in the back causing a reflection from the interior of the car and the traffic on the windshield. The pitch of the
sound is changing according to the setting sun, the environment and the traffic situation.
The DVD was premiered during the international project Erasing 2004 curated by Marica Presic, that took place at MUZEJ 25. MAJ in
Belgrade, YU. The research for the recordings was made possible by Argos during the Argos Festival 2004 that took place in Brussels. A
track has been published on the compilation CD ›This Place is Dreaming / Rethinking and Transfiguring the Sites and Sounds of Brussels‹
(Argos/(K-RAA-K)3) curated by Ive Stevenheydens. Special thanks to Johan Vandermaelen en Guy De Bièvre for their technical assistance.
MARIA BLONDEEL, *1963 Halle, is an intermedia artist based in Ghent, Belgium. Her work can be characterised as an experimental
approach to technology, light and sound. Her work is an artistic research about light in urban and rural areas. Her concepts are intrinsically connected with the time-course. She has devised a system that translates light into sound. Photo-electric resistors are linked to
sound generators producing square waves. The generated pitch rises with the intensity of the light falling on a sensor. Fading light causes
the pitch to drop, down to a point where pitch changes into clicks.
Maria Blondeel made works for computer controlled slide projectors, interactive installations, site specific interventions, CDs, videos,
concerts and performances in collaboration with musicians, web projects and works with radio waves and alternative energy.
(www.mariablondeel.org)
// B 2004, DVD, 48:00
// Realisation: Maria Blondeel
// Distribution: Maria Blondeel
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// MEMORIES RECOLLECTED
GRAS A/B
Sabine Marthe
Sabine Martes ›Gras A/B‹ ist ein paradoxes Stück: es erzählt uns eine
Geschichte - indem es sie nicht erzählt; es unterbricht abrupt Bilder in Bewegung, zoomt ein, veranlasst uns zu schauen - aber zeigt uns nichts. Das Video
ist ein Experiment, ein Versuch. Ihm liegt eine strenge Struktur zugrunde.
Die Kamera filmt Grünflächen ab, Sträucher: senkrecht hinauf und hinunter, waagrecht nach rechts und nach links. Der Blick bewegt sich sehr
schnell, im Bild erscheinen impressionistische Farbflächen: ein Vorüberstreichen. Die einzelnen Einstellungen werden alternierend komponiert und auf
der Tonebene mit Gesprächsteilen aus einem Dialog zwischen A und B kombiniert. Das Gespräch und die Bilder befinden sich in einem Loop, der sich losreißt, gewissermaßen verselbstständigt und so eine Entwicklung, einen
Erzählfluss kreiert. Wiederholung und Akzeleration, die Beschneidung von
Sprach- und Bildteilen, die Konstruktion von Irritationen durch plötzliche
Kamerabewegungen oder die veränderte Tonlage der Stimme: hier spitzt sich
etwas zu, ein Höhepunkt entsteht. Und es ist fast so, als wäre wirklich etwas
passiert. (Sylvia Szely)
SABINE MARTE, *1967 in Feldkirch. 1987-91 Höhere Graphische Bundeslehrund -versuchsanstalt Wien. 1991-92 Hochschule für angewandte Kunst Wien
(Prof. Piersol).
Sabine Marte's Grass A/B is a paradoxical piece: it tells us a story - by not telling the
story; it abruptly interrupts moving images, zooms in, causes us to look - but shows us
nothing. The video is an experiment, an attempt; its structure is strict. The camera films
green spaces, strokes: vertically up and down; horizontally to the right and to the left. The
view moves quickly; impressionistic beige spaces appear - passing over. The individual positions alternate and at the sound level combine with conversational pieces of a dialogue
between A and B. The conversation and the images are placed in a loop, which breaks free
and becomes somewhat independent, thus creating a development, a narrative flow.
Repeating and accelerating, snipping off pieces of language and image, constructing irritation through sudden camera movement or the altered pitch of the voices: something is
coming to a climax here. And it is almost as if something had really happened. (Sylvia
Szely / Translation: Lisa Rosenblatt)
SABINE MARTE, *1967 in Feldkirch, Austria. 1987-91 Höhere Graphische Bundeslehrund -versuchsanstalt Vienna. 1991-92 University for Applied Arts Vienna (Prof. Piersol).
// A 2004, Beta SP, 4:00
// Realisation: Sabine Marte
// Distribution: sixpackfilm
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ROOTHOLD
(DIVINATING GENE)
Eric Patrick
›Roothold‹ ist ein Prophezeiungsfilm, der über Gene Rowley spekuliert: eine Frau, die auf einem verlassenem Grabstein in Port Arthur,
Texas, dargestellt wird. Der Film ist
eine schwer zu fassende Geschichte,
die den Filmemacher in ein emotionales und psychisches Stadium
bringt, in dem er feierlich die Sterblichkeit und das Begräbnis probt.
Eine Zeremonie für ein verlassenes Grab in Port Arthur, Texas.
ERIC PATRICK wuchs in Südost-Texas
auf. In den Südstaaten der USA
spielte er in einer Band, bevor er
nach Albuquerque, Neu Mexiko, zog,
um dort an der Universität Kunst
und Film zu studieren.
›Roothold‹ is a divination film that
speculates on Gene Rowley: a woman pictured on an abandoned gravestone in Port
Arthur, TX. The film is an elusive narrative that places the filmmaker in an emotional and psychic state of ceremonially
rehearsing for mortality and burial.
A ceremony for an abandoned grave in
Port Arthur, TX.
ERIC PATRICK was raised in South East
Texas. He played throughout the Southern
US in a band before moving to Albuquerque, New Mexico, to study Art and
Film.
// USA 2003, DVD, 11:47
// Realisation: Eric Patrick
// Music, sound: David Echelard
// Actress: Jennifer Baker
// Distribution: Eric Patrick
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
HANOI
Lucia Helenka
›Hanoi‹ - eine rätselhafte Reise, die langsam bis ins Herz vordringt. Vor dem Hintergrund eines Textes von Marguerite Duras (gesprochen von Catherine Deneuve), der dem Film auch seine Anregung liefert, entfaltet Lucia Helenka
eine bittersüße Kindheitserinnerung. Diese Erinnerung ist einerseits sehr präsent und liegt gleichzeitig weit in der
Vergangenheit und Meilen entfernt auf einem anderen Kontinent.
Der Film beginnt in Europa, offensichtlich in der Gegenwart. Während wir von einer Erzählung getragen werden,
die von einer Erinnerung berichtet, bricht ein Sturm aus. Die Erinnerung wird weitergesponnen und auf einmal sind
wir in Vietnam, ohne zu wissen wo wir sind und um wen oder um was es sich handelt. Der Sturm spornt die Erinnerung an durch optische Auslöser wie fließendes Wasser oder den wiederkehrenden Pulsschlag einer schwachen Glühbirne - unauffällig und doch beharrlich. Insgesamt herrscht eine große Intimität; Nahaufnahmen, die das ganze Bild
ausfüllen, beschwören die Kindheit herauf und die lebendige Intensität des Alltags.
Die optische Metaphorik begleitet die Erzählung, dient aber nicht als bloße Illustration, sondern erlaubt eine freiere Interpretation der textlichen Beschreibungen; die Einfachheit der Bilderreihen entwirft neue Assoziationen für
den gesamten Text.
LUCIA HELENKA begann mit 14 zu fotografieren und mit 17 zu filmen. Sie ging nach London, wo sie ihren Abschluss
am Institut der Schönen Künste des Goldsmiths College mit Auszeichnung machte, und begann in Kreisen zeitgenössischer Künstler auszustellen. Ihre jüngste Einzelausstellung ›Kubrick's Parlour (... a space oddity)‹ fand in den Ausstellungsräumen der Bartlett School of Architecture in London statt.
›Hanoi‹ is an enigmatic and slowly invasive journey to the heart. Working off and inspired by a short text by Marguerite Duras (narrated by Catherine Deneuve), Lucia Helenka's film unfolds a bittersweet childhood recollection. A recollection that is both present and yet
separated by years, miles and continents.
We open in Europe, on what is possibly the present. A storm breaks as we are carried along by a narration that looks back on a life
memory. As the recollection unfolds we move to Vietnam but without orientation, actors or drama. The storm is a spur for the recollection, visual triggers such as running water, the recurring pulse of a low voltage light bulb - elusive yet constant. There's a strong sense of
intimacy, close-up shots that fill the frame - redolent of childhood, the vivid intensity of the everyday.
The visual imagery, then, runs along with the narration, but is not a simple illustration of it - more a free association with the textual
descriptions so that the simplicity of each image-set reflects back other associations onto the text.
LUCIA HELENKA started working with photography at the age of 14 and film at 17. She later moved to London to do a BA in Fine Art at
Goldsmiths College where she graduated with First class honours and began exhibiting on the contemporary art circuit. Her most recent
solo exhibition ›Kubrick's Parlour ( ...a space oddity)‹ was held at The Bartlett School of Architecture gallery space, London.
// GB 2004, DVD, 4:00
// Realisation. Lucia Helenka
// Script: based on a text by Marguerite Duras
// Narration: Catherine Deneuve
// Distribution: Lucia Helenka
33
// MEMORIES RECOLLECTED
A FREE RIDE
SANATORIO
Meine jüngste Filmarbeit ist ein Einstellung für Einstellung nachgedrehtes Remake eines Films von 1912 mit dem Titel ›A Free Ride‹. Er ist allgemein
bekannt als der erste Pornofilm, der eine weite Verbreitung gefunden hat. In
meiner Fassung gibt es allerdings keine Akteure. Man sieht nur den Hintergrund, einen verlassenen Obstgarten an einem idyllischen Fleckchen auf
dem Land in Belgien. Die Zwischentitel werden zu Untertiteln, als ob es sich
um eine Übersetzung handelt. Landschaftsbilder werden eingerahmt von der
unbeholfenen Sprache der Pornografie. Dies ist der erste Film einer Reihe, in
der ich Remakes von Filmen verschiedener Genres erstelle und immer nur
jeweils den natürlichen Hintergrund filme. (L.O.)
LISA OPPENHEIM ist visuelle Künstlerin und lebt und arbeitet in Amsterdam
und New York. Sie arbeitet sowohl mit Standfotos als auch mit bewegten Bildern, welche die Filmproduktion thematisieren und insbesondere die Darstellung des Historischen durch reproduktive Medien. Zuletzt wurde ihre
Arbeit im Sonoma County Museum of Art in Kalifornien, in der Galerie Chez
Valentin in Paris und in der Catharine Clark Gallery in San Francisco gezeigt, Ausstellungen im Büro Friedrich in Berlin und in der Galerie Juliette
Jongma in Amsterdam stehen bevor. Zur Zeit hat sie ein Stipendium an der
Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam. Kürzlich nahm sie am
unabhängigen Studienprogramm des Whitney Museums in New York teil.
Ein Weg, der sich verschwommen den
Serpentinen entlang windet, führt zu
einem verlassenen Kindersanatorium,
verborgen in den Bergen über dem Lago
Maggiore. Erinnerungsfragmente. Vergangenes ist in den Raum geflossen,
Gegenwart wächst grünblättrig durch
Fenster und Türen. ›To perceive the
aura of an object we look at means to
invest it with the ability to look at us in
return.‹ (Walter Benjamin)
TESSA KNAPP, *1981 in Stuttgart. Seit
2001 Studium an der Kunsthochschule
für Medien Köln.
Lisa Oppenheim
My most recent film work is a shot for shot remake of a film dating from around 1912
entitled ›A Free Ride‹. This film is widely acknowledged to be the first stag (porn) film to
have been widely distributed. However, in my version, there are no performers. Only the
background is visible, an abandoned orchard in the bucolic Belgian countryside. The intertitles become subtitles, as if it is a film in translation. Landscape images become framed
within the awkward language of porn. This is the first in a series in which I will re-make
films from various genres, filming only the natural backgrounds. (L.O.)
LISA OPPENHEIM is a visual artist living and working in Amsterdam and New York. She
works with both still and moving images that engage ideas around the production and
representation of the historical through reproductive media. Her work has most recently
been shown at the Sonoma County Museum of Art in California, Galerie Chez Valentin in
Paris, Catharine Clark Gallery in San Francisco and is in upcoming shows at Büro
Friedrich in Berlin and at Galerie Juliette Jongma in Amsterdam. She is currently a resident artist at the Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam and has previously
been a participant in the Whitney Museum's Independent Study Program in New York.
// NL 2004, DVD, 12:00
// Realisation: Lisa Oppenheim
// Distribution: Lisa Oppenheim
34
Tessa Knapp
A hypnotic trip leads to a deserted sanatorium for children concealed over Lago Maggiore.
Fragments of recollection. Unity of the opposites. Time has flown in space and present
grows through windows and doors in fresh
green. ›To perceive the aura of an object we
look at means to invest it with the ability to
look at us in return.‹ (Walter Benjamin)
TESSA KNAPP, *1981 in Stuttgart. Studies at
the Academy of Media Arts in Cologne since
2001.
// D 2004, Beta SP, 11:30
// Directing, animation, editing:
Tessa Knapp
// Camera: Julia Daschner
// Sound/Music: Alice Rose,
Markus Reyhani
// Cameraassistenz: Daniel Möller
// Betreut von:
Prof. Jeanine Meerapfel,
Prof. Michael Graham-Smith,
Lutz Garmsen
// Distribution: Kunsthochschule für
Medien Köln (KHM)
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
Special Preview EMAF
THE FUTURE IS BEHIND YOU
THE GREEN HOUSE REVISITED
›Eine erfundene Geschichte, zusammengesetzt aus
einem anonymen europäischen Familienarchiv der 30er
Jahre, rekonstruiert, um die geschlechtsspezifische
Enkulturation zweier Schwester hervorzuheben, die
zusammen spielen, rennen, kämpfen, küssen und aufwachsen, unter dem Schatten der herannahenden Historie. Ich schaue, wie immer bei gefundenem Material,
nach der Geschichte hinter der Geschichte. Sowohl Biografie und Fiktion, Historie und Psychologie, gräbt The
Future Is Behind You Gesten aus, um zum Kern der
Geschichte vorzudringen; es sucht eine Brücke zwischen
privater und öffentlicher Historie.‹ (Abigail Child)
Eine einfühlsame Liebesgeschichte in einer außergewöhnlich Farbe. Er ist Frau Marion Graef aus Gießen
(Deutschland) gewidmet. Sie starb einige Monate, bevor
Guido Braun und Stella Friedrichs (›To the Happy Few‹
mit Thomas Draschan) die einzigartige Gelegenheit hatten, das Bild ihrer schönen, aber eigenartigen mintgrünen Welt einzufangen.
GUIDO BRAUN, *1967 in Vancouver, Kanada. Experimenteller Musiker 1986-1990. Art-director 1991-1999. Netzkunst
und Literatur seit 2000. Fotograf und Videokünstler seit
2002. (http://konsumerziehung.de)
Abigail Child
Guido Braun
›A fictional story composed from an anonymous family archive
from 1930s Europe, reconstructed to emphasise gender acculturation in two sisters who play, race, fight, kiss and grow up together
under a shadow of oncoming history. I am looking, as always in
found material, for the story below the story. At once biography
and fiction, history and psychology, The Future Is Behind You
excavates gestures to get at the heart of narrative; it seeks a bridge
between private and public histories.‹ (Abigail Child)
A sensitive love-story with one extraordinary colour. It is dedicated to Mrs. Marion Graef von Giessen (Germany), who died several months before Guido Braun and Stella Friedrichs (›To the
Happy Few‹ with Thomas Draschan) had the unique opportunity
to capture that picture of her lovely, but strange, mint green
world.
GUIDO BRAUN, *1967 in Vancouver, Canada. Experimental musician 1986-1990. Art director 1991-1999. Net art and literature
since 2000. Photographer and video artist since 2002. (http://konsumerziehung.de)
// USA 2004, Mini DV, 21:00
// Script, director: Abigail Child
// Editing: Abigail Child, Yael Bitton
// Music: John Zorn with Sylvie Connoisier
and Mark Feldman
// Distribution: Abigail Child
// D 2004, Mini DV, 6:22
// Realisation: Guido Braun
// Actress: Stella Friedrichs
// Distribution: Guido Braun
35
// LANGUAGE / CODE
SOLITUDE
ATTENTION PUBLIC
Ein Mann steht umgeben vom Meer auf einem Felsen.
Es ist windig. Er sendet eine Botschaft mit einem Semaphore. Schließlich formen die Signale einen Satz: Freiwillige Einsamkeit ist Luxus.
ANTTI TANTTU, *1963 in Malaga, Spain. Lebt und arbeitet in Helsinki, Finnland. Er studierte an der Kunstakademie in Helsinki von 1984 bis 1989. Er hatte Einzelausstellungen seit 1989 und hat seit 1986 in verschiedenen
Gruppenausstellungen ausgestellt. Seine Arbeiten handeln meist von Themen wie Einsamkeit, Verlassensein
und Sehnsucht.
Eine zehnminütige experimentelle Geschichte erzählt
die Geschichte der Tochter von Karen Anna, einer jungen Frau, die in einer radikalen Gruppe in den Wäldern
von Nova Scotia aufwuchs. Mit diesem Projekt wollen
Vey Duke und Battersby einen psycho-spirituellen Raum
aufklären, der vorher nicht klar war. ›Wir wollen, dass
dieser Raum Empathie (Identifikation) und Freude enthält. Wir wollen, durch unsere Arbeit, die Empfindung
einer ekstatischen Veränderung erreichen, weil es unsere Überzeugung ist, dass, wenn eine solche Empfindung
bei der Erstellung der Arbeiten vorhanden ist, diese
Empfindung für den Zuschauer erfahrbar wird. Um diesen neuen Raum zu klären, dürfen wir nicht auf vertraute Tropen zurückfallen. Die Arbeit muss sehr ungewöhnlich, fast unheimlich, erscheinen.‹
Cooper Battersby (*1971, Penticton British Columbia,
Canada) and Emily Vey Duke (*1972, Halifax Nova Scotia, Canada) arbeiten seit Juni 1994 zusammen.
Antti Tanttu
A man is standing on the rock surrounded by the sea. It is
windy. He sends a message with semaphore signals. Finally the signals make a sentence: Solitude is luxury when it is voluntary.
ANTTI TANTTU, *1963 in Malaga, Spain. Lives and works in
Helsinki, Finland. He studied at the Academy of Fine Arts in
Helsinki, Finland from 1984 to 1989. He has had one man shows
since 1989 and has participated in several group exhibitions since
1986. His work mostly deals with subjects like solitude, absence
and longing.
// FIN 2004, Beta SP, 4:00
// Camera: Antti Tanttu, Kaisaleena Halinen
// Editing: Antti Tanttu, Ville Tanttu
// Distribution: AV-Arkki
Emily Vey Duke, Cooper Battersby
A 10-minute experimental narrative telling the story of Karen
Annas daughter, a young woman raised by a group of radicals in
the woods of Nova Scotia. With this project Vey Duke and Battersby aim to clear a psycho-spiritual space for the viewer which was
not cleared before. ›We want this space to contain empathy (identification) and joy. We want to achieve, in the making of the
works, a sensation of ecstatic transformation, because it is our
conviction that if such a sensation is present in the making of the
works, that sensation will become available to the viewer. In order
to clear this new space, we must not default to familiar tropes.
The work must seem mostly unfamiliar, even uncanny.‹
COOPER BATTERSBY (*1971, Penticton British Columbia, Canada)
and EMILY VEY DUKE (*1972, Halifax Nova Scotia, Canada) have
been working collaboratively since June 1994.
// CDN 2004, Beta SP, 10:00
// Realisation: Emily Vey Duke, Cooper Battersby
// Distribution: argos
36
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
COUNTER
DER HERR
›Die Arbeit basiert auf Found Footage. Schreiner extrahiert Squenzen in
denen Zahlen auftauchen aus einer Unmenge von klassischen und obskuren
Filmen. Diese kurzen Fragmente benutzt er um einen Countdown zu kompilieren, der bei der Nummer 266 beginnt. Damit kreiert er einen packenden
Suspense-Effekt, dessen Kurzschnittmontage die Aufmerksamkeit des
Zuschauers gefangen hält.‹ (Invideo, Mailand 2004)
VOLKER SCHREINER, *1957 in Isingerode/ Harz. 1977-83 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Seit 1980 Objekte und Plastiken, seit 1988 Videoarbeiten. 1993 Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung,
Karlsruhe. 1994-98 Lehrauftrag an der Hochschule für Bildende Künste,
Braunschweig. 2000/01 Gastprofessor an der HBK Braunschweig. 2002/03
Gastprofessor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 2004 Preisträger des Marler MEDIEN Raum-Wettbewerbs.
Arbeiten in Besitz des Neuen Berliner Kunstvereins, der Mediathek des
Zentrums für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, der Universität du
Quebec Montreal, des Ecole Nationale des Beaux Arts Paris, des Museums
Ludwig Köln, des Museums für Neue Kunst Karlsruhe u. a. (www.volkerschreiner.de)
Ein Mann verlässt seine Wohnung
nicht mehr, weil er dort alles
bekommt, was er für seine Art zu
leben benötigt: Wasser, Stimmung,
Badeschwamm...
TOBIAS DITTMANN, 1995 -1997 M.A.
Studium der Filmregie am Royal College of Art, London. 2001-2003 Aufbaustudium an der Kunsthochschule
für Medien Köln im Bereich Film
und Fernsehen.
Volker Schreiner
›This is a work based on found footage. Schreiner extracted sequences with numbers
from many movies, both classic and obscure. Using these short fragments he compiled a
countdown starting from the number 266. A strong effect of suspense is created, the tightpaced montage holding the viewer's attention.‹ (Invideo, Milan 2004)
VOLKER SCHREINER, *1957 in Isingerode/ Harz, 1977-83 Hochschule für Bildende Künste
Braunschweig. Since 1980 objects and sculptures, since 1988 video works. 1993 lectureship, Staatliche Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe. 1994-98 lectureship, Hochschule
für Bildende Künste, Braunschweig. 2000/01 associate professor, HBK Braunschweig.
2002/03 associate professor, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.
Works owned, among others, by the Neuer Berliner Kunstverein, the Mediathek of the
Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, the Ecole Nationale des Beaux Arts
Paris, the University of Quebec Montreal, the Ludwig Museum Köln, the Museum für
Neue Kunst Karlsruhe. 2004 award winner of the Marler MEDIEN Raum-competition.
(www.volkerschreiner.de)
Tobias Dittmann
A man never leaves the house anymore,
because here is where he gets everything he
needs to maintain his special way of living:
water, mood and a sponge ...
TOBIAS DITTMAN, 1995-1997 film production studies at the Royal College of Art,
London. 2001-2003 postgraduate studies
at the Kunsthochschule für Medien,
Cologne in the department for film and television.
// D 2004, Mini DV, 10:00
// Director, photography, editing:
Tobias Dittmann
// Script: Kurt Hart
// Music, sound: Walter Olt
// Distribution: Tobias Dittmann
// D 2004, Beta SP, 5:58
// Realisation: Volker Schreiner
// Distribution: Volker Schreiner
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// LANGUAGE / CODE
LEGAL ERRORIST
POWER PLAY
Im Rampenlicht einer leeren Bühne steht eine Frau, wie angewurzelt und
bietet sich an, indem sie sich verweigert, wie ein Bilderbuch-Charakter.
›Nein, für euch singe ich kein Lied!‹ Aber dann kriecht die Melodie aus ihrer
Kehle. Weil der rechte Zeh nicht weiß, was die linke Ecke des Mundes tut.
Die Aufzeichnung einer Performance.
MARA MATTUSCHKA, *1959 in Bulgarien. 1975 ›Goldener Zirkel für höhere
Mathematik‹. Ab 1976 in Wien. 1977 ›General Certificate for Education of the
University of London‹. 1977-83 Studium der Ethnologie und Sprachwissenschaften an der Universität Wien. 1990 Abschluss an der Hochschule für
angewandte Kunst (Malerei und Trickfilm, Meisterklasse Maria Lassnig).
Zahlreiche Ausstellungen von Ölgemälden sowie Performances und Liederabende. 1990 Geburt des Sohnes Max Victor. 1991 Arbeitsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst in Prag. 1994 Professorin für
›Freie Kunst‹ an der Hochschule der bildenden Künste in Braunschweig. Mitglied der Austria Filmmakers Coop und Vorstandsmitglied der ASIFA Austria.
›Power Play‹ ist ein animiertes
Video, das aus zehn verschiedenen
Szenen besteht, in denen zwei Männer über die Betonung ihrer Männlichkeit wetteifern, wobei sie verschiedene Eigenschaften in einer
Reihe von sinnlosen Taten benutzen.
Das Video kommentiert und verspottet die Stereotypen, die die beiden
Charaktere in ihrer Mann-zu-MannUnterhaltung darstellen, Verhaltensweisen, die in der westlichen
Kultur etabliert sind. Der Film fokusiert auf diese gespielten Vorgänge,
um den Zuschauer darüber aufzuklären, wie bedeutungslos dieses
Verhalten ist.
CECILIA LUNDQVIST, *1971 in Eskilstuna, Schweden. Ursprünglich Bauingenieurin, änderte sie ihre Karriere
1991 zur Kunst. 1991-93 Gotland Art
School. 1993-94 Birkagården, Fachbereich Kunst, Stockholm. 1994-99 University College of Arts, Crafts and
Design, Fachbereich Kunst, Stockholm. 1999-00 Royal College of Art,
Fachbereich Video, Stockholm. Seit
1994 arbeitet sie mit animierten
Videos, die bei zahlreichen internationalen Veranstaltungen gezeigt
wurden, unter anderem am Modern
Museum of Art in Stockholm und
dem Centre Georges Pompidou in
Paris. Zur Zeit arbeitet und lebt sie
in Stockholm, Schweden.
Mara Mattuschka
In the limelight of an empty stage stands a woman, transfixed, offering herself in
refusal like a comic-book character. ›No, I will not sing a song for you!‹ But then this
melody is crawling out of her throat. For the right toe does not know what the left corner
of the mouth is doing. The registration of a performance.
MARA MATTUSCHKA, *1959 in Bulgaria. 1975 ›Golden Circle for Advanced Mathematics.‹
Since 1976 lives in Vienna. 1977 ›General Certificate for Education of the University of
London.‹ 1977-83 studied ethnology and linguistics at the University of Vienna. 1990 completion of her degree at the College of Applied Arts (painting and animated film in the
master class for Experimental Design under Maria Lassnig). Numerous exhibitions of oil
paintings as well as performances and song recitals. 1990 birth of son Max Victor. 1991
received a scholarship to work in Prague from the Austrian Ministry of Education and
Art. 1994 professor of ›free art‹ at the College of Fine Arts in Braunschweig. Member of
the Austria Filmmakers Coop and committee member of ASIFA Austria.
// A 2004, Beta SP, 15:00
// Director, editing: Mara Mattuschka
// Concept: Chirs Haring
// Camera: Sepp Nermuth
// Music: Glim
// Performer: Stephanie Cumming
// Distribution: sixpackfilm
38
Cecilia Lundqvist
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
ADMOSH
Eric Pellet
›Power Play‹ is an animated video, consisting of ten different scenes in which two
men compete in emphasising their manhood, using different attributes in a series
of nonsense acts. The video comments on
and clearly ridicules the stereotypes that
the two characters embody in their manto-man conversation, customs that are
generally established in the western culture. The film focuses on this play of acts,
to make the viewer clear on how meaningless this behaviour is.
CECILIA LUNDQVIST, *1971 in Eskilstuna,
Sweden. Originally constructing engineer,
changing career in 1991 into arts. 1991-93
Gotland Art School. 1993-94 Birkagården,
Art Department, Stockholm. 1994-99 University College of Arts, Crafts and Design,
Art Department, Stockholm. 1999-00 Royal
College of Art, Video Department, Stockholm. Since 1994 working with animated
videos, which have been screened at
numerous occasions world-wide. Represented with videoworks for instance at the
Modern Museum of Art in Stockholm and
Centre Georges Pompidou in Paris. Currently living and working in Stockholm, Sweden.
// S 2004, DVD, 10:55
// Script, Animation, Sound, Music:
Cecilia Lundqvist
// Distribution: Cecilia Lundqvist
Der Film meißelt ein schwarzweißes Porträt von Exil-Tschetschenen,
wobei er die Vielzahl der Gesichter und Ausdrucksformen auf ihre Essenz
reduziert. Ein stilles Nicken, ein stummer Ruf scheint von den Blicken zu
kommen, die in die Kamera blicken, während die Stimmen der Flüchtlinge
von einem Krieg erzählen, der an Völkermord grenzt.
Auf Tschetschenisch heißt ›Volk‹ und ›Menschheit‹ dasselbe: ›admosh‹.
Aber die Installation verfolgt noch einen anderen Zusammenhang: ›sein‹
heißt wahrgenommen zu werden. Es wird eine Art Nachdenk-Forum errichtet, in dem die Frage gestellt wird: Wie soll ich den andern begreifen, wie
ihm ins Auge sehen oder ihn mir vorstellen? Solche Verbindungen zu knüpfen, gemeinsame Räume zu schaffen, ins selbe Bild zu gehören, das alles hat
tiefe politische Bedeutung.
ERIC PELLET, *1974 in Ambérieu-en-Bugey, Frankreich. Lebt und arbeitet in
Tourcoing und Lyon, Diplom als bildender Künstler an der Ecole Nationale
des Beaux-Arts de Lyon, Meisterschüler der Filmklasse der Universität
Lumière in Lyon.
The film carves out a black and white portrait of exiled Chechen people, the representation of a population of faces and expressive forms simplified down to their essence. A
silent beckoning, an empty call arises from these frontal gazes, while the voices of refugees
tell of a war that borders on genocide.
In the Chechen language, ›people‹ and ›humanity‹ are expressed by the same word:
›admosh‹. Another connection runs through this installation: to be is to be perceived. The
setup builds a reflection site and asks: How does one envisage the other, face the other, or
represent the other to oneself? Creating these binding ties, building some common space,
belonging in the same image, these are all actions that bear a political meaning.
ERIC PELLET, *1974 in Ambérieu-en-Bugey, Frankreich. Lives and works in Tourcoing et
Lyon, diploma as Fine Artist at the Ecole Nationale des Beaux-Arts de Lyon, Master in
Filmmaking at the University Lumière in Lyon.
// F 2004, 16mm, 13:00
// Realisation: Eric Pellet
// Distribution: Le Fresnoy
39
// FUCK THE IDIOT BOX (EMAF-VERSION 2005)
JOYCE IN PREUSSEN ODER
›FÜRCHTE DICH NICHT ZARATHUSTRA‹
Annette Frick
Meine letzten 16 mm Filme sind ein Film-Manifest
und Experiment, das bewusst mit einfachsten Mitteln
arbeitet. Die Ausgangsbasis und ein immer wiederkehrendes Motiv von ›Joyce in Preussen‹, dem ersten 16 mm
Film, ist die Nachstellung des Gemäldes von Marie-Guillemine Benoist ›Portrait einer Negerin‹ von 1800, eine
Art archaischer Urfrau, die Assoziationen an eine wild
gewordene Venus, Kali-Göttin oder Baubo hervorruft.
Diese ›Göttin‹ lässt sich trotz ihrer Nacktheit nicht konsumieren und verweist nicht auf ein Produkt das wir
kaufen sollen, sondern ist ein Versuch mit Geschichte,
dem Körper und den Urquellen der Kreativität anders
umzugehen.
The last 16 mm films I made are a film manifesto and an experiment that consciously works with the simplest of means. The
starting point and recurring subject of ›Joyce in Preussen‹, the
first 16 mm film, is the reconstruction of Marie-Guillemine
Benoist's 1800 painting ›Portrait of a Negress‹, a kind of archaic
prehistoric woman who gives rise to associations to Venus, Kali or
Baubo gone wild. Despite her nakedness, this ›goddess‹ cannot be
consumed and, rather than point out a product to us that we
should buy, she is an attempt to take a different approach towards
history, the body and the primary sources of creativity.
// D 2004, 16mm, 4:30
// Realisation: Annette Frick
// Distribution: Kali-Film
40
YOU KILLED THE UNDERGROUNDFILM
OR THE REAL MEANING OF KUNST
BLEIBT BLEIBT...
Wilhelm Hein
›Es ist ein langer Weg, um alles das los zu werden, was
dich daran hindert, dein künstlerisches Ziel zu erreichen, nämlich Filme zu machen, die wie Gehen, Springen, Schlafen und Atmen zu den natürlichsten Dingen
der Welt gehören. Ideen, Bilder, Bewegungen, Schnitte,
alles funktioniert von selber. Niemand kann dich daran
hindern, nach all diesen Umwegen, Schmerzen, Leid,
Schuldgefühlen, Selbstzerstörungen, Selbstzensuren
usw. zum naivsten Stadium zurückzukehren. Aber alle
diese Umwege waren nötig, um am Ende die Grundlage
des reinen künstlerischen Schaffens zu erreichen. Wenn
es funktioniert, gibt es keinen Weg zurück.‹ (Wilhelm
Hein Berlin 07/04/2004)
›Wilhelm Heins neuer Film, zusammentragen aus
über zehn Jahren von ihm selbst gedrehten und gesammelten Filmmaterial, ist ein faszinierendes und herausforderndes Beispiel für die Bedeutung, einen politisch
relevanten Undergroundfilm in einer zunehmend geliehenen Welt zu machen. Der Filmtitel wurde teilweise
vom Text einer Performance von Jack Smith von der Kölner Kunstmesse 1974, die Hein dokumentierte und hier
in seinem Filmprolog verwendet, entnommen. Auf dem
Soundtrack hören wir Smiths bekanntes, fast tröstliches,
nasales Summen, das Museen, den Kunstmarkt, die
Künstler, deren Bilder das Leben aus ihren Subjekten
ziehen und die Ausdünnung der Kunst bejammert.
Neben verschiedenen öffentlichen Skulpturen und
Monumenten in Polen, der Ukraine und Russland begleiten Bilder von Hein Teile von Smiths Tirade. In dieser
Sequenz, wie in vielen anderen, z. B. das witzige
Zunicken an Andrew Warhola in Warschau und mit ›A
Night in Tunesia‹ unterlegt, erinnert Heins unerwartete
Kombinationen von Ton und Bild, von Bezügen und Zitaten an die vielleicht zentralste Sorge des Films: Was
kann uns der Underground-Film über die Veränderungen in Osteuropa in den letzten 15 Jahren sagen? Heins
Revue-ähnlicher Film zeigt uns die Wichtigkeit der Fragestellung und zeigt uns zahlreiche Wege der Beantwor-
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
tung. Der Film funktioniert als burleske Show ästhetischer Strategien und Möglichkeiten, der entweder direkt oder
indirekt eine Mischung von Heins Favoriten aufruft, einschließlich Marcel Duchamp, George Grosz, Nick Zedd,
Arnold Schönberg, Derek Jarman, Kurt Kren, Jerry Tartaglia, Samuel Beckett, Pete Seeger, Smith, Warhol und viele
andere. Hein rutscht nie in einen Zustand der Ironie oder des Zynismus, sondern setzt scharf und wunderschön ein
ernsthaftes humanitäres Lied von Michael Jackson und einige umgeschnittene japanische Pornofilme nebeneinander.
Mit seinem sexy, spielerischen und nachdenklichen Film verlangt Hein vom Underground, was Jack Smith von Maria
Montez verlangte: Gib sozialistische Antworten auf eine geliehene Welt!‹ (Marc Siegel)
WILHELM HEIN ist seit den 70er Jahren Pionier des deutschen Experimentalfilms. Als Filmemacher und Organisator
beeinflusste er zusammen mit Birgit Hein maßgeblich die Entwicklung des radikalen und progressiven Films in Europa in den letzten 30 Jahren.
›It's a long way to get rid of everything, which prevent you to reach your artistic goal, to make films like walking, jumping, sleeping,
breathing, all the most natural things in the world. The ideas, pictures, movements, filmcuts, everything works by itself. Nobody can stop
you to go back to the most naive state after all these detours, pains, agonies, feelings of guilt, selfdestructions, selfcensorship and so on.
But all these detours were necessary to reach at the end the basic of pure artistic creation. If its works, there is no way back again.‹ (Wilhelm Hein Berlin 07/04/2004)
›Assembled from over 10 years of footage he shot and collected, Wilhelm Hein´s new film is a fascinating and challenging example of
what it means to make politically relevant underground film in an increasingly rented world. The film´s title is partly taken from a text
of a performance by Jack Smith at the 1974 Cologne Art Fair that Hein documented and uses here in the film's prologue. On the soundtrack we hear Smith's familiar, almost comforting, nasal drone bemoaning museums, the art market, artists whose images suck the life
out of their subjects, and the thinning of art. Images of Hein next to various public sculptures and monuments in Poland, the Ukraine,
and Russia accompany parts of Smith´s rant. In this sequence, as in many others for instance, the witty nod to Andrew Warhola set in
Warsaw and scored with ›A Night in Tunesia‹, Hein's unexpected combination of sound and image, of references and citations, calls to
mind what might be one of the film's central concerns: what can underground film tell us about the changes in Eastern Europe over the
past 15 years? Hein's révue-like film demonstrates the relevance of asking the question while offering numerous ways of answering it.
The film functions as a burlesque show of aesthetic strategies and possibilities, invoking either directly or indirectly a mix of Hein's
favorites, including Marcel Duchamp, George Grosz, Nick Zedd, Arnold Schoenberg, Derek Jarman, Kurt Kren, Jerry Tartaglia, Samuel
Beckett, Pete Seeger, Smith, Warhol, and many more. Hein never slips into a mode of irony or cynicism poignantly and beautifully juxtaposing an earnest humanitarian Michael Jackson song with some re-edited Japanese porn. With his sexy, playful and contemplative film,
Hein asks of the underground what Jack Smith asked of Maria Montez: give socialist answers to a rented world!‹ (Marc Siegel)
WILHELM HEIN has been a pioneer figure of German experimental film since the 1970s. As a filmmaker and organizer, along with his
former wife, Birgit Hein, he has had a considerable influence on the development of a radical and progressive cinema in Europe during
the last 30 years.
// D 2005 (EMAF-Version), 16mm, 65:00
// Realisation: Wilhelm Hein
// Distribution: Kali-Film
41
// PICTURES FROM THE PAST
WELT SPIEGEL KINO
EPISODE 1: KINEMATOGRAF THEATER ERDBERG, WIEN 1912
Gustav Deutsch
In Gustav Deutschs jüngster Found Footage Arbeit ›versenkt‹ (frei nach Benjamin) die Masse das Kunstwerk in sich:
drei historische Kameraschwenks aus Wien, Surabaya und Porto über Straßen und Plätze werden zum Ausgangspunkt
einer bestechenden Reflexion über das Verhältnis zwischen Alltagsgeschichte und Kinomaschine. Welt Spiegel Kino verblüfft durch sein unverwandtes Eindringen in die Dynamik dieser Beziehung. In jedem der drei Schwenks - entstanden
zwischen 1912 und 1930 - findet sich ein Kinotheater; die Passanten werden in der Montage zu Zufallsprotagonisten einer
Serie von Mikroerzählungen, die gleichermaßen von Kino- wie Weltgeschichte berichten. Deutschs Verfahren der Verknüpfung von Archivmaterial ist in hohem Maße hypertextuell: Jede Person im Film verweist auf eine Vielzahl soziokultureller Kontexte, ähnlich den Hyperlinks in der interaktiven CD-Rom ›Odysee Today‹ Deutschs und seiner Partnerin
Hanna Schimek. Der Blick eines Wiener Passanten des Jahres 1912 führt den Film gleich einer Zeitmaschine in die Schlacht
am Isonzo, den Wiener Prater und zur Bestrafung delinquenter Vorstadt-Lausbuben. Im Portugal Salazars zeichnet ein
General weinende Veteranen aus; eine Gruppe Mädchen starrt unverwandt in die Kamera eines anonymen Filmchronisten, während ihre Mütter in der Sardinenfabrik von der Überwindung ihrer Verhältnisse träumen. Bei Gustav Deutsch
ist das Kino (und pars pro toto jedes noch so ›unbedeutende‹ Artefakt) Spiegel der Welt. Und umgekehrt gehört das Kino
diesen ›infamen Menschen‹, den Nebendarstellern der Geschichte. Von ihrem In-der-Welt-Sein zeugt sein photochemischer Prozess; im Kameraauge reflektiert (und erfindet) sich der Mensch des 20. Jahrhunderts. (Michael Loebenstein)
GUSTAV DEUTSCH, *1952 in Österreich. Zeichnungen seit 1962, Musik seit 1964, Fotografien seit 1967, Architektur seit 1970,
Videos seit 1977, Filme seit 1980, Töne seit 1981, Aktionen seit 1983, in Österreich, Frankreich, Deutschland, Luxemburg,
England, Marokko, Griechenland und der Türkei.
In Gustav Deutsch's most recent found footage work the masses ›absorb‹ (Walter Benjamin) the artwork. Three historical camera pans
across the streets and squares of Vienna, Surabaya, and Porto provide a starting point for reflection on the relationship of everyday stories
and cinematic machinery. Welt Spiegel Kino's steadfast piercing of the dynamic of this relationship is astounding. Each of the three pans taken between 1912 and 1930 - contains a cinema; in the montage, the passersby become chance protagonists in a series of micro-tales, which
report on both cinematic and world history. Deutsch's method for connecting archive material is highly hypertextual: every person in the film
refers to a multitude of socio-cultural contexts, similar to the hyperlinks in the interactive CD-Rom ›Odysee Today‹ from Deutsch and his partner Hanna Schimek. The gaze of a Viennese passerby in 1912 leads the film as though with a time machine to the battle of Isonzo, Vienna's
Prater, and to the punishing of suburban ruffians. In Salazar's Portugal, a general awards honors to weeping veterans; a group of girls stares
steadfastly into the camera of an anonymous film chronicler while their mothers dream from inside a sardine factory of overcoming their situation. For Gustav Deutsch, the cinema (and pars pro toto every similarly ›insignificant‹ artefact) is a mirror to the world. And conversely, the
cinema belongs to these ›infamous people‹, the secondary characters of history. Their being-in-the-world creates its photochemical process; the
twentieth century person is reflected (and discovered) in the eye of the camera. (Michael Loebenstein / Translation: Lisa Rosenblatt)
GUSTAV DEUTSCH, *1952 in Austria. Drawings since 1962, Music since 1964, Photography since 1967, Architecture since 1970, Videos since
1977, Films and Sounds since 1981, Performances since 1983 in Austria, France, Germany, Luxemburg, England, Marocco, Greece and Turkey.
// A/NL, 35mm, 30:00
// Directing, Montage: Gustav Deutsch
// Recherche Gustav Deutsch, Hanna Schimek
// Music: Burkhard Stangl ,Christian Fennesz
// Distribution: sixpackfilm
42
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
OUTLAW RUBEDO
FOKUS
›Ich und der Teufel, wir laufen Hand in Hand, und
wenn ich will, klatsch ich meine Frau an die Wand.‹
(Robert Johnson)
Der Film befasst sich mit den (versteckten) Inhalten
des Western-Genres. Außerdem erforscht er die technischen Aspekte des Mediums Film und seine lange verborgenen Qualitäten. Er wurde mit bloßen Händen
erstellt, und auf die Technik professioneller Labors
wurde nur im äußersten Notfall zurückgegriffen.
JEROEN PERMENTIER, *1978, machte seinen Abschluss in
der Abteilung für experimentellen Film der Sint-Lukas
Art School in Brüssel. ›Outlaw Rubedo‹ war sein
Abschluss-Projekt. Seine künstlerische Arbeit beinhaltet
Filme, Videos, Installationen, fotografische Experimente
und Performances. Er hat an diversen Kunst- und Filmfestivals in Belgien teilgenommen.
514 Einzelbilder eines Homemovies gefilmt von der
Großmutter des Filmemachers. ›Fokus‹ untersucht die
Parallelen zwischen dem Blick eines offensichtlich
unschuldigen Reiseberichts und der kinemathografischen Erfahrung.
›Fokus ist eine mitreissende Seherfahrung. Sein extremer Minimalismus basiert auf Kontrasten, Texturen und
glühenden Farben. Die visuelle Sprache formt sich aus
extrem vergösserten und verlangsamten Bildern. Die
Oberfläche des Filmaterials, die Körnigkeit der Bilder
und andere Anomalien funktionieren als integrale Teile
des Ganzen. Van Ingens aussergewöhnlich strenge,
strukturelle Methoden reproduzieren ein wunderschönes, emotional bewegendes und vielschichtiges Ergebnis.
Es ist künstlerisch so nah am Gemälde wie Kino überhaupt nur sein kann.‹ (Mika Taanila)
SAMI VAN INGEN arbeitet mit bewegten Bildern und
Tönen, meist in Form von Installationen, Filmen und
Video. Er lebt in Hankavaara, östliches Finnland.
Jeroen Permentier
›Me and the devil we'r walking side by side, I'm gonna beat my
woman till I get satisfied‹. (Robert Johnson)
An exploration of the western genre and its (hidden) contents,
as well as an exploration of the technicality of the film medium,
and its formerly hidden qualities. A movie made with bare hands,
using the facilities of professional laboratories only when really
necessary.
JEROEN PERMENTIER, *1978, graduated from Sint-Lukas Art
School in Brussels, experimental film department. ›Outlaw Rubedo‹ was his graduation project. His artistic output consists of
films, videos, installations, photographic experiments and performances. He has participated in several art and film festivals in
Belgium.
B 2004, 16mm, 10:00
Realisation: Jeroen Permentier
Music, sound: Floris Vanhoof
Distribution: Jeroen Permentier
Sami van Ingen
Using 514 frames of a home movie photographed by the filmmakers grandmother, ›Fokus‹ examines the parallels between the
gaze in a seemingly innocent travelogue and the cinemas apparatic
experience.
›Fokus is a stirring viewing experience. Its extreme minimalism
is based on contrasts, textures and glowing colours. The visual
language consists of highly magnified and slowed images. Surface
of the film material, the film grain and other anomalies function
as integral parts of the whole. Van Ingen's exceptionally rigorous
structuralist methods have produced a beautiful, emotionally
touching and many-layered result. It is as close to the art of
painting as cinema can possibly strive to be.‹ (Mika Taanila)
SAMI VAN INGEN works with moving images and sounds mostly in
the form of installations, film- and video works. He is based in
Hankavaara, eastern Finland.
// FIN 2004, 35mm, 40:00
// Realisation: Sami van Ingen
// Distribution: Sami van Ingen
43
// CITY MOVES
RAVING
GEGEND I-VII (AREA I-VII)
Diese Arbeit entstand für eine Bühnenperformance.
Wesentliche Aspekte der Performance, die die Veränderung unserer Wahrnehmung durch die zunehmende Medialisierung unserer Erfahrungswelt aufgreift und der
Frage der Authentizität und Unmittelbarkeit von Bildmaterial nachgeht, sollten dabei thematisiert werden.
Webcambilder wurden dabei über mehrere Tage gesammelt, dann geloopt. Der Trailer wurde im Vorfeld der
Bühnenperformance als Projektvorstellung, und auch als
Vorfilm, im Kommunalen Kino in Freiburg gezeigt.
MATTHIAS HEIPEL, *1965. 1984-86 Studium der Soziologie
und Ethnologie an der Universität Freiburg. 1986-1991
Designstudium an der Fachhochschule für Gestaltung,
Mannheim Studienschwerpunkte: Illustration und Fotografie. 1987 Studienaufenthalt in Providence, USA. 1990
Studienreise in die USA. 1991 Studienabschluss Diplom Designer FH. 1991-1992 Weiterbildung im Bereich Computerdesign, Bildbearbeitung. Seit 1992 selbstständige
Arbeit als Künstler und Designer in Freiburg.
Der Film rekonstruiert eine Landschaft aus ihren Details.
In schneller Folge durchdringen sich Straßen, Gebäude,
Geräusche, Grünflächen und Brachen. Dargestellt werden
nicht die touristischen und telegenen Highlights, sondern
die sonst ausgeblendeten Strecken dazwischen. Gerade diese
Zwischenräume sind aber typisch für die dargestellte Landschaft und besitzen einen höheren Wiedererkennungswert
als die Motive im Reiseführer. Technisch ist Gegend I-VII
ein Hybrid aus meiner fotografischen und meiner filmischen Arbeit: durch die statischen Einstellungen ohne jede
Kamerabewegung und mit nur minimalen Bewegungen im
Bild selbst, sowie den völligen Verzicht auf Narration, sehr
fotografisch, andererseits durch die Geschwindigkeit und
Beschaffenheit der Montage von Bild und Ton sehr filmisch.
Eine Hommage an Osamu Kanemura.
STEFAN CANHAM, *1968 in England, lebt und arbeitet in
Hamburg. 1987-94 Studium der Visuellen Kommunikation an
der HfbK Hamburg, Diplom. 1996 Lehrauftrag an der Universität Hamburg. 2003 Stipendium des Schleswig Holsteinischen Künstlerhauses in Eckernförde. 2004 Anerkennung
beim 3. Int. Bauhaus-Award, Dessau.
Matthias Heipel
This work was created for a stage performance. The main aspects of the performance, which take up the change in our perception through the increasing mediatisiation of our world of experience, and investigates the issue of the authenticity and immediateness of visual material, are focussed on here. Webcam images were
collected over a period of several days, then looped together. Prior
to the stage performance, the trailer was screened as a project
showing, and also as a preview, at Freiburg's Communal Cinema.
MATTHIAS HEIPEL, *1965. 1984-86 Studied Sociology and Ethnology at the Universität Freiburg. 1986-1991 Studied Design at the
Fachhochschule für Gestaltung, Mannheim, Majors: Illustration
and Photography. 1987 student exchange in Providence, USA. 1990
study trip to the USA. 1991 completed Diplom FH degree in Design.
1991-1992 Further education in Computer Design and Image Processing. Has been working as a free-lance artist and designer in
Freiburg since 1992.
// D 2004, DVD, 3:43
// Realisation: Matthias Heipel
// Distribution: Matthias Heipel
44
Stefan Canham
In a quick succession of streets, buildings, parks, sounds, and fallow land the film attempts to reconstruct a landscape out of its
details. All touristy and telegenic highlights are omitted in favour of
the stretches between them. The landscape is more easily recognised
through its everyday spaces, even though they would never make it
into the guidebook. Area I-VII is technically a hybrid of my photography and film work with very little movement within the frame and no
camera movement at all. Through its static images and the complete
absence of narrative it is very photographic. On the other hand, the
speed and specific nature of its picture and sound montage are very
filmic. A homage to Osamu Kanemura.
STEFAN CANHAM, *1968 in England, lives and works in Hamburg.
1987-94 studies Visual Communication at Hamburg Academy of Fine
Arts; Diploma. 1996 teaches at Hamburg University. 2003 Artist-inresidence at ›Schleswig-Holsteinisches Künstlerhaus‹, Eckernförde, Germany. 2004 Recognition: 3rd Int. Bauhaus Award, Dessau, Germany.
// D 2004, Mini DV, 11:30
// Realisation: Stefan Canham
// Distribution: Stefan Canham
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
LUUKKAANKANGAS,
UPDATED, REVISITED
Dariusz Krzeczek
CITY MOVE (PARIS / LAUSANNE)
Yannick Koller
Foto: Yannick Koller
Es wurden Webcams in Finnland
angezapft und über 20.000 Einzelbilder animiert.
DARIUSZ KRZECZEK, *1971 in Krakau,
Polen, 1991 Auswanderung nach
Österreich. Seit 1996 Studium an der
Universität für Angewandte Kunst
Wien, Meisterklasse für Visuelle
Mediengestaltung bei Prof. Peter
Weibel / Karel Dudesek. Videos (Auswahl) interrupt 1998, Tageda 2000,
Unterwerk 2000, MOTU 2002,
Webcams have been tapped and more
than 20.000 frames animated.
DARIUSZ KRZECZEK, *1971 in Cracow,
Poland, 1991 emmigration to Austria.
Since 1996 study at the University of
Applied Arts Vienna, masterclass Peter
Weibel / Karel Dudesek. Videos (selection)
interrupt 1998, Tageda 2000, Unterwerk
2000, MOTU 2002,
// A 2004, DVD, 7:30
// Realisation: Dariusz Krzeczek
// Music, sound: Stefan Nemeth
// Distribution: Dariusz Krzeczek
Die Filme von Yannick Koller zeigen eine Werkgruppe, die visuelle Improvisation mit direkter Kameramontage und freier Handhabung der Kamera verbindet. Das schnelle Tempo der Filmstruktur ist abgestimmt auf die rhythmische Vibration der Objekte und Orte, die die Künstlerin als ihr primäres
Arbeitsmaterial aufnimmt. Eine städtische Reise in drei aufeinander folgenden Teilen: Tag/Nacht/Tag. Dem Rhythmus der Stadt folgend, fliegen die Bilder, beschleunigen sich, stehen still, überlagern sich, spalten sich auf, kehren
sich um und konfrontieren einander. In der Nachtphase leuchten punktuell
Farben auf oder gleiten über die Leinwand.
YANNICK KOLLER, *1957 in Kambodscha. Yannick Koller lebte hauptsächlich in
Asien und London. Nach vielen Reisen wohnt und arbeitet sie heute in Paris.
Ihr interkultureller und multidisziplinärer künstlerischer Weg führte sie zu
Fotografie, Kurzfilmen, visuellen und Sound-Installationen, wie auch zu
Klangkompositionen. In Deutschland vertritt die ›Galerie m Bochum‹ ihr
Werk.
The films of Yannick Koller show a body of work that combines visual improvisation with
direct camera shooting and free manipulation of the Super-8 camera. The high tempo structure of her films is syntonized with the rhythmic vibrations of objects and spaces that the
artist captures as her primary working material. An urban journey in three successive
parts: day / night / day. Following the rhythm of cities, the images fly, precipitate, stand
still, superimpose, split up, invert and confront each other. In the nocturnal phase, colours
punctuate or sweep across the screen.
YANNICK KOLLER, *1957 in Cambodia, Yannick Koller mainly lived in Asia and London.
Well travelled, she now resides and works in Paris. Her intercultural and multidisciplinary
approach as an artist drove her towards photography, short films, visual and sound installations, as well as, sound composition. In Germany, her work is represented by ›Galerie m
Bochum‹.
// F 2004, Mini DV, 9:00
// Realisation: Yannick Koller
// Sound: ›IntenCity‹, co-composition by Koller/Dall'Ara Majek
(City Move © Yannick Koller - Courtesy Galerie m Bochum, Germany)
// Distribution: Yannick Koller
45
// CITY MOVES
NACHTMASCHINE
PALERMO - ›HISTORY‹ STANDING STILL
Nacht versus Licht, Musik versus Bewegung, Figuration versus Abstraktion. Eine 4minütige Reise als Reanimation digitaler Fotografie. Musik von Tonio Neuhaus
und Hellmut Hattler, aus dem Preisträgeralbum ›No Eats
Yes‹, erschienen beim Wintrup Musikverlag, Detmold,
(p)+© 2000, bassball recordings.
MAX HATTLER, *in Ulm. 2001 BA Hons in Media und
Kommunikation mit Auszeichnung am Goldsmiths College, London, Teilstudium im Bereich Grafik Design am
London College of Printing. 2002 European Master in
Visual Effects, Escuela de Cine de Madrid, Spain. 20022003 Digital Artist bei Das Werk, Berlin, Visual Effects
für ›Good Bye Lenin!‹. Zur Zeit Studium für den Master
of Arts in Animation am Royal College of Art, London,
Abschluss Sommer 2005. (www.maxhattler.com)
›... dann wird alles gleich sein, obwohl alles anders
ist...‹ - Lampedusa. Palermo - irgendwo, irgendwann,
irgendwer. Eine Untersuchung des Konzepts des Kostümfilms.
Der Film wurde 1999 in Super-8 in Palermo, Sizilien,
gedreht und 2004 fertiggestellt. Als eine Art experimentelle Dokumentation befasst sich der Film mit der Authentizität von nicht-fiktionalen Filmen und der Frage,
auf welche Weise die Struktur der Bilder und die des
Klangs sowie die Darstellung zur Interpretation beitragen bzw. sie erschweren.
JANET MEREWETHER ist Regisseurin, Produzentin und
Medien-Künstlerin. Sie arbeitet außerdem als Kuratorin
und Designerin für Bewegtgrafiken und Filmtitel. Ihre
Filme wurden auf internationalen Festivals gezeigt, u. a.
beim New York Film Festival 2001, beim Tampere Film
Festival und 2003 beim New Directors/New Films im
MoMA New York.
Max Hattler
Night vs. light, music vs. motion, figuration vs. abstraction. A
four-minute journey of digital photographic re-animation. Music
by Tonio Neuhaus and Hellmut Hattler, taken from Hellmut Hattler's Echo Award-winning album ›No Eats Yes‹, published by Wintrup Musikverlag, Detmold. (p)+© 2000, bassball recordings.
MAX HATTLER, *in Ulm, Germany. 2001 first class BA Hons in
Media and Communications, Goldsmiths College, London, as well
as part-time studies in Graphic Design at the London College of
Printing. 2002 European Master in Visual Effects, Escuela de Cine
de Madrid, Spain. 2002-2003 Digital Artist at Das Werk, Berlin,
visual effects for ›Good Bye Lenin!‹, among others. Currently
studying for an MA in Animation at the Royal College of Art, London, graduating summer 2005. (www.maxhattler.com)
// GB 2005, DVD, 3:40
// Directed and animated by Max Hattler
// Distribution: Max Hattler
Janet Merewether
›...then all will be the same though all will be changed...‹ Lampedusa. Palermo - anywhere, anytime, anyone. An exploration
of the concept of the period film.
It was shot on Super 8 by the filmmaker on location in Palermo, Sicily in 1999 and was completed in 2004. The film, an experimental form of documentary, plays with the idea of authenticity
in non-fictional films and the ways in which the textural qualities
of the image and the soundtrack, as well as the performance, contribute to and complicate these readings.
JANET MEREWETHER is a film director/producer and media artist
who also works as a curator, lecturer and designer of motion
graphics and film titles. Her films and videos have been screened in
festivals internationally, including the 2001 New York Film Festival, the Tampere Film Festival and the 2003 New Directors/New
Films at the MoMA New York.
// AUS 2004, 16mm, 11:00
// Realisation: Janet Merewether
// Male Voice-over: ›LB‹
// Distribution: Go Girl Productions
46
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
OVERDRIVE
DAS GELB OHNE ZEBRA
Ein Trip durch eine gesicherte
Landschaft, völlig überdreht; kontrolliertes audiovisuelles Chaos.
GERBEN KRUK, *1973 in Hengelo,
NL. 1994-1996 AKI, Enschede. 19961999 Fotoacademie Amsterdam. Vorführungen und Austellungen in
2004: Neon Gallery, Brösarp, Sweden, Hertzoscopio, Lisboa, Portugal,
Impakt Festival, Utrecht, Niederlande, Close Encounters Ypenburg, The
Hague, Media Art Friesland,
Leeuwarden, Niederlande, One
Minute presentation, Ministerie van
Onderwijs, Cultuur en Wetenschap,
Den Haag. De One Minute Preis in
der Kategorie Videographics, 2003,
Erster Preis für White Waters,
Amsterdam, 2002.
›Das Gelb ohne Zebra‹ strukturiert die Stadt als Wahrnehmungsraum. Eine
Erzählerin im Off, die sich in urbanen Sphären bewegt, versucht diese
beschreibend zu klären. Mitten in der Normalität der Stadt ist es jedoch
unmöglich, Distanz zur Umgebung zu wahren. Im Video verbindet sich eine
strukturelle Analyse aktueller Urbanität mit subjektiven Transformationen,
die das psychische Erleben wirksam werden lassen. Dinge werden ein- und
ausgeblendet, Grauwerte, die in ihrer Vagheit keinen Halt bieten, rufen
andere markante Farben hervor. (...) Das Gelb ohne Zebra macht erlebbar,
wie es ist, in der Stadt zu sein und zugleich auch ganz woanders. (Nicola
Hirner)
THOMAS FUERHAPTER, Ex-Radrennfahrer, Philosophie-Studium, Ausstellungsmitarbeit, Videoarbeiten am Theater, Gelegenheitsautor. Videos (Auswahl):
western: film 1997. bless my homeland forever 2001. Das Gelb ohne Zebra
2004.
Gerben Kruk
A trip through a secured landscape put
in overdrive; controlled audiovisual chaos.
GERBEN KRUK, *1973 in Hengelo, NL.
1994-1996 AKI, Enschede. 1996-1999
Photo academy Amsterdam. Screenings and
exhibition's in 2004: Neon gallery, Brösarp,
Sweden, Hertzoscopio, Lisboa, Portugal
Impakt festival, Utrecht, Netherlands,
Close encounters Ypenburg, The Hague,
Netherlands Media Art friesland, Leeuwarden, Netherlands One Minute presentation
Januari, Ministerie van Onderwijs, Cultuur en Wetenschap, Den Haag. De One
Minute Award in category Videographics,
2003, First prize for White Waters, Amsterdam, 2002.
Thomas Fuerhapter
›The Yellow Without Zebra‹ structures the city as a space of perception. An off-camera
narrator, who is moving through an urban sphere, attempts to provide a descriptive explanation of this. However, in the midst of the normality of the city, it is impossible to maintain a distance from the surroundings. In the video a structural analysis connects current
urbanity with subjective transformations, which activates the psychological experience.
Elements fade in and out; vague gray tones, which offer no solid ground, call forth other
striking colours. (...)The Yellow Without Zebra enables the experience of being in the city
and simultaneously being somewhere else. (Nicola Hirner / Translation: Steve Wilder)
THOMAS FUERHAPTER, ex-racing cyclist, studied philosophy, exhibition collaborations,
videos at the theatre, occasional author. Videos (selection): western: film 1997. bless my
homeland forever 2001. Das Gelb ohne Zebra 2004.
// A/GB/D/CH 2004, Beta SP, 24:00
// Directing, editing, text: Thomas Fuerhapter
// Camera: Luise Schreuer, Monika Preischl, Thomas Fuerhapter
// Sound: Christoph Keintzel
// Music: Kronos Quartet, TNT Jackson
// Voice-over: Sabine Haupt
// Translation: David Quigley
// Distribution: sixpackfilm
// NL 2004, DVD, 1:00
// Realisation: Gerben Kruk
// Distribution: Gerben Kruk
47
// THE WORLD (H)AS STRUCTURE
MUTABLE WORLDS
ENDART NO. 4
Sechs verschiedene flächentreue
Weltkarten, antarktis- oder pazifikzentriert, verwandeln sich in einander. Reflexionen über unsere Sehgewohnheiten und über unseren Glauben an objektive Bild-Information.
Ungewohnte Sichten auf die globale
Geographie und wandernde Kontinente hinterfragen und verwirren
unser Weltbild auf meditative Weise.
MIRIAM THYES studierte von 19841985 an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich, und von
1986-1992 Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf, Meisterschülerin bei Prof. Nan Hoover.
(www.thyes.com)
›Endart No 4‹ formt nur anscheinend ein Ganzes. Jeder Buchstabe des Satzes
hat eine Szene. Jede Szene korrespondiert zum gewählten Teiltext aus Ulysses.
Neben jedem Buchstaben steht die Seitennummer. In der Projektion ist die Abfolge der Buchstaben linear und bleibt es in dieser Version auch. Achtzehn Buchstaben, INTROIBOADALEREDE(I), und ihre Szenen formen ein ›Nicken‹. ›The closed‹
Projektion dauert genau 33 Minuten. Danach verschmilzt der Anfang mit dem
Ende, so dass die Projektion theoretisch unendlich laufen könnte. Die Dauer der
Vorführung wird bestimmt durch den Vorführer oder die Situation. ›Am Rande
eines Kreises begegnen sich Anfang und Ende im gleichen Punkt.‹ (Herakles)
IVAN LADISLAV GALETA, *1947 in Vinkovci, graduierte 1969 an der Pädagogischen
Hochschule in Zagreb im Fach Visuelle Künste und 1981 an der literaturwissenschaftlichen Fakultät, Pädagogik. Er war einer der Gründer, Chefredakteure (19771990) und Leiter des Zentrums für Multimedia-Forschung des Studentenzentrums
der Universität Zagreb. Seit 1980 Gastdozent an europäischen Universitäten und
in verschiedenen Kulturzentren. Gründer und Redakteur des Senders ›artKINO‹
von Filmoteka 16 (heute Zagreb Film). Seit 1993 stellvertretender Sachverständiger für Medien an der Akademie für visuelle Künste der Universität Zagreb, seit
1995 Assistenz-Professor. Als Autor arbeitet er seit 1968 für Film und später für
Video. Er ist für seine Arbeiten national und international bekannt.
Myriam Thyes
Six different projections of equal-area
world maps, orientated / centred towards
the South Pole and the Pacific Ocean,
morph into each other. The unusual views
of the world, the abstract graphical artwork and the strange continental drifts
question and irritate - in a playful and
meditative way - our habits of perception
and our belief in detached information.
MIRAM THYES studied at the University
of Art and Design, Zürich, Switzerland
1984-1985. Studied fine arts with Prof.
Nan Hoover at the Art Academy Dusseldorf, Germany 1986-1992. 1992 Degree at
the Art Academy Düsseldorf: ›Meisterschüler‹. (www.thyes.com)
// D 2004, DVD, 4:07
// Realisation: Myriam Thyes
// Distribution: Myriam Thyes
48
Ivan Ladislav Galeta
›Endart No 4‹ only apparently forms a whole. Each letter of the sentence has one scene. Each
scene corresponds to the chosen piece of text from Ulysses. At the side of each letter stands its
page number. In projection, the sequence of letters is linear, and it remained so in this version.
Eighteen letters INTROIBOADALEREDE(I) and their scenes form a ›nod‹. ›The closed‹ projection
lasts exactly 33 minutes. However, after 33 minutes, the beginning merges with the end, so
that the projection could theoretically continue eternally. Duration of the projection is defined
by the projectionist or the situation. ›On the periphery of a circle, beginning and the end meet
at the same point.‹ (Herakles)
IVAN LADISLAV GALETA, *1947 in Vinkovci. He graduated 1969 in visual arts. Founder and
main editor (1977-90), and head of the Centre for multimedia research of the Student center of
the Zagreb University. Since 1980, he works as a guest lecturer at European universities and in
different cultural centers. Founder and editor of the program ›artKINO‹ of Filmoteka 16 (today
Zagreb film). Since 1993, he has been expert assistant for media at the Academy of visual arts
of the Zagreb University, assistant professor since 1995. As an author, he has been working on
film, and later video, since 1968. He is acknowledged for his work both at home and abroad.
// CRO 2004, Beta SP, 33:00
// Realisation: Ivan Ladislav Galeta
// Production: Vera Robic-Skarica, Croatian Film Clubs' Association
// Distribution: Hrvatski Filmski Savez
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
CONTINENTAL DRIFT
William Raban
›Continental Drift‹ ist ein Land- und Seeschaftsfilm,
gezeichnet aus der reichen Quelle des Imaginären: die
sich immerwährend verändernde See reflektieren die
Gezeiten und Wettergegebenheiten, die auf sie wirken,
von den so unterschiedlichen Küsten von Kent und Pas
de Calais. Die 21 Meilen, die das Vereinigte Königreich
und Frankreich trennen, ist der Golf, der sowohl den
›Inselwettlauf‹, als auch die englische Feindseligkeit
gegen eine engere Integration innerhalb Europas darstellt. Aber auch bei Tag und Nacht geht der Kanalverkehr weiter.
WILLIAM RABAN, *1948 in Fakenham, Norfolk. BA (Painting) at St. Martin's School of Art, 1971. MA (Fine Art),
Reading University 1972-4. Manager of London Filmmaker's Co-op Workshop, 1972-6. Veröffentlichte die zweimonatige Filmmakers' Europe 1977-81. Mitgleid der Redaktion von Vertigo 1994-2001. Professor für Film, St Martin's
School of Art, 1976-89. Zur Zeit Dozent für Film an der
University of the Arts, London.
›Continental Drift‹ a land and sea-scape film drawn from the
rich sources of imagery: the constantly changing appearance of the
sea reflecting the tidal and weather conditions acting upon it to
the distinctly different shorelines of Kent and the Pas de Calais.
The 21 miles of water separating the UK from France is the gulf
that defines both the ›island race‹ and English hostility towards a
wider integration within Europe. Yet night and day, the crosschannel traffic continues.
WILLIAM RABAN, *1948 in Fakenham, Norfolk. BA (Painting) at
St. Martin's School of Art, 1971. MA (Fine Art), Reading University 1972-4. Manager of London Filmmaker's Co-op Workshop, 19726. Published bi-monthly Filmmakers' Europe 1977-81. Member of
the editorial board of Vertigo 1994-2001. Senior Lecturer in Film,
St Martin's School of Art, 1976-89. Currently Reader in Film at
the University of the Arts, London.
// GB 2005, 35mm, 15:00
// Realisation: William Raban
// Distribution: William Raban
THE SQUARE AND THE ROUND GOD:
AN IDEA FOR A UNIVERSAL TRAJECTORY
IN THE MANNER OF A PROPOSAL
FOR 12 GERMAN POPSONGS
Hilary Koob-Sassen
Der Film ist ein Experiment über postmoderne politische Ideen. Ein Experiment mit dem Medium Popsong
(12 deutsche Popsongs basierend auf Kants Idee einer
universellen Geschichte mit kosmopolitischer Absicht).
Ein Experiment über die Methoden, Dinge öffentlich zu
machen, in unterschiedlichen vokalen Darbietungen,
durch das Benennen der Muster der Phänomene, durch
die informationelle Dichte der audio-visuellen Syntax
und die Modalitäten der Erinnerung.
Der Vorschlag ist Biotechnologie, Terrorismus, die
Umwelt, der Vorschlag eines neuen Wirklichkeitsmaßstabes, den die Marktwirtschaft nicht steuern kann, auf
den sie keinen Einfluss hat.
HILARY KOOB-SASSEN, *1976, Künstler, Schriftsteller,
Kurator, tritt mit der experimentellen Band ›The Errorists‹ auf. Seine letzten Projekte schlossen ›The Pattern
of the Plans and the Lack of Plan Plan‹ in London ein.
Seine Performances, Skulpturen und Filme wurden
international gezeigt, zuletzt auf der Transmediale in
Berlin.
The film is an experiment in post modern political proposal. An
experiment in the medium of popsong (12 German popsongs based
on Kant's Idea for a Universal History with a cosmopolitan
intent). An experiment in methods of making things public, in
varieties of vocal conviction, in naming the pattern of phenomena,
in the informational density of audio visual syntax, and in modalities of recollection.
The proposal is Bio-tech, terrorism, the environment, propose a
new scale of reality that the market economy is not able to navigate, on which it has no traction.
HILARY KOOB-SASSEN, *1976, is an artist, writer and curator. He
performs with the experimental band ›The Errorists‹. Recent projects include ›The Pattern of the Plans and the Lack of Plan Plan‹
in London. His performance, sculpture, and films have been shown
internationally, most recently at Transmediale in Berlin.
// GB 2004, DVD, 21:00
// Realisation: Hilary Koob-Sassen
// Distribution: Hilary Koob-Sassen
49
// IDENTITY CHECK
CUBE
(MAN WALKING)
In meiner neuesten Arbeit geht es darum, wie sich der Wechsel zwischen
den Kulturen, Gesellschaften und vor allem politischen Systemen auf mein
Bewusstsein auswirkt. Die einzelnen Beiträge werden zu ›Selbstporträts‹
oder ›visuellen Studien‹ von sich selbst bei der Identitätssuche in der eigenen Welt und dem Versuch, das Leben zu verstehen. Der Würfel (Cube) stellt
dar und schafft zugleich eine symbolische Struktur. Sie lässt sich folgendermaßen definieren: Würfel > Raum > Zimmer ohne Ein- oder Ausgang >
Angst.
ROMAN DEINGRUBER, *1974 in Tschechien. Deingruber zeigte schon im Alter
von 10 Jahren künstlerisches Talent, als seine Bilder für die Ausstellung junger Maler in Ostrava ausgewählt wurden. Weil ihn der übertrieben akademische Ansatz bei der künstlerischen Ausbildung und der Einfluss der Kommunistischen Partei auf die Küste in seinem Land frustrierten, ging Deingruber
im Alter von 19 Jahren nach New York, um dort als Künstler zu arbeiten. Er
geht das bewegte Bild an wie der Maler die Leinwand und setzt die Kamera
wie einen Pinsel ein, um die Beschaffenheit und Bewegung dessen einzufangen, was er um sich herum wahrnimmt. (www.romandeingruber.com)
In ›(Man walking)‹ werden nur
die Füße und Beine eines Mannes
gezeigt, der unermüdlich durch
Wüsten, Schlamm, Flüsse, über Steine und Berge, Asphalt und Bürgersteige und über die Dächer einer
Stadt geht, wo er schließlich sein
Gleichgewicht verliert und abstürzt.
Die Sequenz kann als Geschichte
angesehen werden, die sich zwischen Leben und Tod entfaltet.
CHARLEY CASE (*1969) studierte Grafikdesign an der High School of
Visual Arts La Cambre in Brüssel
und er fertigte Illustrationen und
Designs für verschiedene internationale Zeitungen und Projekte. Nach
der Zusammenarbeit mit verschiedenen Aktivistengruppen arbeitete er
allein, aber manchmal auch zusammen mit der Sangam Kollektive. Er
wählt sein Medium - Fotografie,
Film, Malerei, Grafik oder Performance - in Abhängigkeit von seiner
Idee. Seine Arbeit ist oft sozial
bedingt und verwurzelt im Konflikt
zwischen Bildern und Bedeutung,
innerhalb eines Kontextes und mit
Menschen. Cases Arbeit ist nicht
beobachtend, aber er ist Teil der
Welt und seiner Kulturen. Es ist spirituell und steht gleichzeitig mit beiden Beinen auf festem Grund. Seine
Arbeit wurde unter anderem auf
dem Fifart Festival International du
film sur l'art (Lausanne), dem Dallas
Video Festival und der MACBA in
Barcelona gezeigt.
Roman Deingruber
My recent work is a reflection of my transition and the impact of it on my consciousness between cultures, societies and most of all political systems. These pieces become ›self
portraits‹ or ›visual studies‹ of oneself by searching for identity within a self-universe and
understanding the meaning of Life. The Cube represents and creates a symbolic structure.
It can be simply identified as: Cube > space > room without entrance or exit > fear.
ROMAN DEINGRUBER, *1974 in the Czech Republic. Deingruber was already showing artistic promise at age 10 when his paintings were selected for the Ostrava exhibition of young
painters. Discouraged by the overly academic approach to art education in his country,
and the controlling influence of the communist party on the arts, Deingruber moved to
New York City at the age of 19 to pursue his work as an artist. He approaches the moving
image much like a painter approaches the canvas, using the camera like a brush, to capture the texture and movement of what he sees around him. (www.romandeingruber.com)
// USA 2004, DVD, 3:30
// Realisation: Roman Deingruber
// Distribution: Roman Deingruber
50
Charley Case
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
_IMOVIE_[2] IN-BETWEEN SHIFTING
Els Opsomer
In ›(Man walking)‹ nothing but the feet
and legs of a man are shown, inexhaustibly
walking through desert, mud, rivers, over
rocks and mountains, asphalt and sidewalks and over a city rooftop, where he
ultimately loses his balance and drops
down to the ground. The sequence might be
seen as a story, unfolding itself between
life and death.
CHARLEY CASE (*1969) studied graphic
design at the High School of Visual Arts La
Cambre in Brussels and he made illustrations and designs for various international
papers and projects. After collaborations
with numerous groups of activists he
worked independently but sometimes also
together with the Sangam collective. He
picks his medium - photography, film,
painting, graphics or performance depending on his ideas. His subject matter
is often socially committed and rooted in
conflict, between imagery and meaning,
within a context and among people. Case's
work is not observational, but he is part of
the world and its cultures. It is spiritual
and at the same time it has a firm footing.
His work has been shown, among other
places, at Fifart Festival International du
film sur l'art (Lausanne), the Dallas Video
Festival and the MACBA in Barcelona.
// B 2004, Beta SP, 2:43
// Realisation: Charley Case
// Disbribution: argos
›_Imovie_[2] in-between / shifting‹ ist das zweite Video Opsomers, gefertigt mit dem Amateur-Software-Paket ›iLife‹, welches mit den Apple Computern geliefert wird. Das Video enthält Fotografien von Städten Brasiliens und
des Senegals, die Opsomer besuchte. Die Fotos der Ausblicke von und auf
hohe Gebäude wurden später so auf Video übertragen, dass es scheint als ob
die urbanen Strukturen direkt dort gefilmt wurden. Außer der unnatürlich
stillen Erscheinung dieser Bilder weist nichts darauf hin, dass wir es eigentlich mit Fotografien zu tun haben. Während des Films tauchen Untertitel
auf, die einen Videobrief darstellen. Der Brief enthält eine Untersuchung
über die Angleichung von Opsomers persönlichen ambivalenten Eindrücken
während ihrer Aufenthalte in den verschiedenen Städten.
ELS OPSOMER, *1968, lebt und arbeitet in Brüssel. Sie ist visuelle Künstlerin
und Grafik-Designerin und war für ein paar Jahre Stipendiatin an der Rijksacademie in Amsterdam. In Zusammenarbeit mit Johan Grimonprez, Herman Asselberghs und Ronny Vissers verwirklichte sie mehrere MultimediaInstallationen. Sie nutzt ihr permanent wachsendes Archiv urbaner Bilder,
fügt einen Kommentar und Reinterpretationen globaler Wirklichkeit zusammen und hinterfragt gleichzeitig den Kontrast zur Sicherheit persönlicher
Integrität in dieser Wirklichkeit.
›_Imovie_[2] in-between / shifting‹ is the second video Opsomer made with the amateur software package ›iLife‹, supplied with Apple computers. The video consists of photography of cities in Brazil and Senegal, which Opsomer visited. The photos of views from and
onto high-rise buildings were later transferred to video in such a way that the urban
structures appear to have been filmed right there on the spot. Nothing but the unnatural
halted appearance of these images indicates we are in fact dealing with photography. During the film subtitles appear onscreen, constituting a video letter. The letter contains an
investigation into the assimilation of Opsomer's personal ambivalent impressions during
her stays in the various cities.
ELS OPSOMER, *1968, lives and works in Brussels. She is a visual artist and graphic
designer and for a couple of years she was an artist-in-residence at the Rijksacademie in
Amsterdam. In collaboration with people like Johan Grimonprez, Herman Asselberghs and
Ronny Vissers she realized a couple of multimedia installations. She draws from her constantly growing archive of urban images, puts together a commentary on and reinterpretations of global reality and at the same time she questions the contrast with the safekeeping of personal integrity in this reality.
// B 2004, Beta SP, 13:52
// Realisation: Els Opsomer
// Distribution: argos
51
// IDENTITY CHECK
BAND
LIGHT BODY CORPUSCLES
Das vierminütige Video ›Band‹
zeigt eine strukturelle Analyse von
8 jeweils ca. einstündigen Performances. Verschiedene Körperteile
werden (identitätsstiftend!) variiert,
und zwar nicht durch komplizierte
Chirurgie, sondern do-it-yourself,
mit für alle verfügbarem Material
vom Discounter.
DENNIS FESER, *1978 in Bingen am
Rhein, Deutschland. Schauspielausbildung bis 2001, danach bis 2003
Studium Freie Kunst (Video & Performance) an der Akademie für Bildende Künste, Mainz, seit Okt. 2003
Studium in der Filmklasse der HBKBraunschweig bei Birgit Hein.
Cor·pus·cu lum 1. a. Eine freie Körperzelle, z. B. eine Blut- oder Lymphzelle. b. Eine runde, kugelförmige Zellmasse, z. B. die Druckrezeptoren an
bestimmten Nervenenden. 2. Ein diskretes Teilchen, z. B. ein Photon oder
ein Elektron. 3. Ein winziges, kugelförmiges Teilchen.
Zuerst sehen wir undefinierbare Funken, die wild vor unseren Augen
tanzen. Dann, allmählich, erkennt man diese abstrakten Funken als Hautstückchen, die sich durch sich kreuzende Lichtstrahlen bewegen. Schließlich
taucht der Umriss eines menschlichen Körpers auf. Seine Füße, die fest auf
dem Boden stehen, sind unsichtbar. Wir sehen nur einen geschlechtslosen
Torso, dessen Arme und Kopf sich wild bewegen, das gleiche Bewegungsmuster immer und immer wieder wiederholend.
ANTONIN DE BEMELS, *1975, ist ein belgischer Video und Tonkünstler. Er
studierte von 1993 bis 1997 Videokunst an der Erg (Ecole de Recherche Graphique) in Brüssel. Dort entdeckte er Videokunst und experimentelles Kino.
Seit 1999 tritt er auch als VJ in elektronischen Musikshows auf. 2000 fertigte
er als Tonkünstler Radiostücke für das Radiolab Programm und kreierte Original-Soundtracks für einige zeitgenössische Tanzstücke und einige seiner
eigenen Videos, und veröffentlichte 2004 seine erste Platte auf dem österreichischen Label Tonto Records.
Dennis Feser
The four-minute video ›Band‹(Tape)
shows a structural analysis of eight
approximately one-hour performances. Different parts of the body are varied (establishing identity!) - not by complicated surgery but using do-it-yourself material
available for everyone in the discount
shop.
DENNIS FESER, *1978 in Bingen/ Rhine,
Germany. Training as actor til 2001, Studied Fine Arts (Video & Performance) at the
Academy of Fine Arts, Mainz until 2003.
Since then Study in Filmclass of HBKBrunswick with Birgit Hein.
// D 2004, Mini DV, 4:00
// Realisation: Dennis Feser
// Distribution: Dennis Feser
52
Antonin De Bemels, Gordon Delap
cor·pus·cle 1. a. An unattached body cell, such as a blood or lymph cell. b. A rounded
globular mass of cells, such as the pressure receptor on certain nerve endings. 2. A discrete
particle, such as a photon or an electron. 3. A minute globular particle.
First we see indefinable sparks dancing frantically before our eyes. Then, gradually,
these abstract sparks reveal themselves as bits of skin moving through crossed rays of
light. Eventually, the shape of a human body emerges. Its feet, stuck to the ground, are
not visible. We only see a torso of indeterminate gender, its arms and head moving frantically, repeating the same single pattern, again and again.
ANTONIN DE BEMELS, *1975, Belgian video and sound artist. He studied video art at Erg
(Ecole de Recherche Graphique) in Brussels from 1993-97. There, he discovered video art
and experimental cinema. Since 1999, he has also been performing as a vj during electronic music shows. As a sound artist, he made radio pieces for the Radiolab program in 2000,
and created original soundtracks for some contemporary dance pieces, and for some of his
own videos and released his first record on the Austrian label Tonto Records in 2004.
// B 2004, Video, 6:00
// Concept, photography, editing: Antonin De Bemels
// Dancers: Melanie Munt, Ugo Dehaes
// Electro-acoustic composition: Gordon Delap
// Lighting design: Laurence Halloy
// Distribution: Antonin De Bemels
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
SOLO MIT CHOR
Karø Goldt
›Das Gesicht ist Landschaft.‹ (Edgar Morin) Das Gesicht wird langsam eingeblendet. Ein Frauengesicht in Großaufnahme: pastellkreidebleich, zur Mitte hin fast transparent, bis auf hellgraue Augen, die klar ins Leere blicken. Der
Hintergrund: ein gläsernes, farbiges Schimmern. Das Gesicht bleibt, sechs Minuten lang. Nur die Farben, fleckig aufgetragen, und die Lichtstimmungen wechseln - mit ihnen beginnt es scheinbar zu atmen. Trübungen nagen an den
Konturen. Unschärfe und farbige Schleier lösen das Antlitz beinah auf. Wie ein Foto im Entwicklerbad kommt es
immer wieder langsam zu sich, die Schattierungen verändern sich und die Augenfarbe wechselt kaum merklich. Die
Grenze zwischen Wahrnehmung und Einbildung gerät beim Betrachten ins Fließen. Was hat man tatsächlich gesehen
und was nur in das scheinbar ausdruckslose Gesicht hinein gelesen? ›Das Gesicht ist zu einem Medium geworden.‹
(Morin)
›solo mit chor‹ von Karø Goldt basiert wie frühere Arbeiten der Künstlerin auf Fotografien. rashim setzen dazu ein
synthetisches Musikstück. (Isabella Reicher)
KARØ GOLDT, *1967 in Günzburg, Österreich. 1998 Diplom an der Schule für künstlerische Photographie in Wien. 2003
Stipendium des Bundeskanzleramtes in New York. Diverse Ausstellungsbeteiligungen in Berlin, Wien, Paris, Barcelona etc. im Bereich Fotografie, Fotofilm und Objekt seit 1995. Lebt in Berlin und Wien.
›The face is a landscape.‹ (Edgar Morin) The face fades in slowly. A closeup of a woman's face: pale like pastel chalk; almost transparent toward the middle; eyes, their colour ranging to light gray, obviously gazing into space. The background: a glassy, colourful shimmering. The face remains in the picture for a total of six minutes. Solely the colors, applied in spots, and the mood of the lighting change and at the same time the face seems to start breathing. Blurring gnaws at the contours. The face is almost made to disappear by fuzziness
and colored veils. Like a photograph in a developing bath, it slowly reappears again and again, the shading changes and the eye color is
altered in a barely noticeable way. The border between perception and imagination becomes indistinct. What did the viewer really see and
what was read into the apparently expressionless face? ›The face has become a medium.‹ (Morin)
›solo mit chor‹ by Karø Goldt, like the artist's previous works, is based on photographs. rashim added a piece of synthetic music as an
accompaniment. (Isabella Reicher / Translation: Steve Wilder)
KARØ GOLDT, *1967 in Günzburg, Austria. 1998 diploma at the Schule für künstlerische Photographie Wien. 2003 fellowship in New
York. Various exhibitions for photography, photo film and objects in Vienna, Berlin, Paris, Barcelona, etc. since 1995. Lives in Berlin and
Vienna.
// A/D 2004, Beta SP, 6:00
// Realisation: Karø Goldt
www.alles-goldt.de
// Sound: rashim (Gina hell, Yasmina Haddad)
// Distribution: sixpackfilm
53
// IDENTITY CHECK
DENKE MICH
ELEVATOR
Das audiovisuelle Werk ›Denke Mich‹ wurzelt im Konflikt zwischen den wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnissen von Selbst und Anderem und konfrontiert
den Rezipienten / die Rezipientin in seiner / ihrer Rolle
als betrachtendes Subjekt und zugleich Täter / Täterin
einer objektivierenden Transformation mit Versuchen
der Dekonstruktion und Überwindung des verbindenden
und zugleich entfremdenden ›Bild-Körpers‹.
MICHAEL POETSCHKO, *1980 in Linz (Österreich).Er studiert zur Zeit Bildende Kunst, Medienkunst und Fotografie in London, Salzburg und Kefermarkt. Seine Arbeiten
umfassen die Bereiche Video, Fotografie, Installation,
Sound, Text und Performance.
Geschichte des Films: The Elevator ist für mich ein
typisches Beispiel für einen glücklichen Zufall. Ich und
ein Freund gingen eine Straße entlang, als uns ein Luftballon entgegen wehte. Da wir beide in Spiellaune
waren, begannen wir mit dem Luftballon Fußball zu
spielen. Als wir des Fußballspielens endlich müde wurden, versuchten wir den Luftballon dadurch zum Platzen zu bringen, indem wir auf ihn traten. Der Luftballon aber widerstand unseren Bemühungen. Dann sahen
wir die Aufzugstür, plazierten den Luftballon zwischen
die Tür...die Tür knallt gegen ihn, aber selbst das brachte
den Luftballon nicht zum zerplatzen! Völlig fasziniert
starrten wir auf die Tür, die nicht aufhörte, in den zerbrechlichen Luftballon zu knallen.
DANIËL ›DENNIS‹ DE WIT, geboren in den Niederlanden,
aufgewachsen in Brunei. Sah als Kind eine Menge von
der Welt. Begann als Teenager Webseiten und Graffiti zu
machen. Veränderte sich während der Kunstschule vom
visuellen zum konzeptuellen Künstler.
Michael Pötschko
The audiovisual work ›Denke Mich‹ is rooted in the conflict
between the reciprocative interdependencies of the self and the
other. It confronts the observer with his / her role as the beholding subject and committer of an objectifying transformation
whilst attempting to deconstruct and overcome the connecting and
estranging ›Bild-Körper‹.
MICHAEL POETSCHKO. *1980 in Linz (Austria). He currently studies Fine Art, Multimedia Art and Photography in London,
Salzburg and Kefermarkt. The artist essentially works with video,
photography, installation, sound, text and performance.
// A 2004, Mini DV, 3:20
// Realisation: Michael Pötschko
// Distribution: Michael Pötschko
Dennis de Wit
History of the Movie: The Elevator movie for me is a typical
example of serendipity. I and a friend were walking down the
street when a balloon was blown towards us. In a playful mood as
we both were, we both started footballing with the balloon. When
eventually tired of footballing we tried to pop the balloon by
stamping on it. The balloon however was very reluctant to coming
to its end. Then we noticed the elevator door, placed the balloon
between the door... the door slammed into it, but even that didn't
made the balloon explode! Totally amazed we stared at how the
door kept on slamming into the fragile balloon.
DANIËL ›DENNIS‹ DE WIT, born in the Netherlands, grew up
abroad in Brunei. Seen a lot of the world as a child. Started as a
teenager making websites and graffiti. Transformed during art
school from visual artist to conceptual artist.
// NL 2004, DVD, 1:43
// Realisation: Dennis de Wit
// Distribution: Dennis de Wit
54
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
EQUAL
DER OPTIONIST
Während ich ein normales Leben führe, erlebt z. B.
jemand etwas Fürchterliches. Es kann sogar geschehen,
dass ich eine Person werde, der ein solches unerwartetes
Schicksal im täglichen Leben passiert. An einem Ort, an
dem viele Menschen es nicht bemerken würden.
Wir leben in einer Welt, in der alltägliches und nicht
alltägliches verwoben sind. Diese Arbeit hat fast keine
Worte und keine Handlung. Trotzdem ist es ein dramatischer Film. Alltägliches und nicht alltägliches Leben,
eine dramatische Angelegenheit und doch undramatisch. Sie alle bewegen sich gleichmäßig in der Welt.
NOBUYUKI MATSUURA, *1982. Studiert seit 2001 an der
Tohoku University of Art & Design in Japan.
›Ich könnte überall hin...Ich kann alles machen...Zu
mir passen alle Frauen...!‹
SYLVIE BOISSEAU, *1970 in Thiais, Frankreich, von 1994
bis 1996 Regieassistenz am Schauspielhaus Wuppertal,
am Théâtre Gennevillier und am Théâtre Gérard Philipe
in Paris. 1998/99 DAAD Stipendium an der École nationale superieure des beaux-arts, Paris, Klasse Christian Boltanski, seit 1997 Videoprojekte.
FRANK WESTERMEYER, *1971, künstlerischer Mitarbeiter
an der Fakultät Gestaltung an der Bauhaus Universität
Weimar seit Januar 2000. Lehrveranstaltungen zum
bewegten Bild. Frank Westermeyer studierte Kommunikationsdesign in Wuppertal und freie Kunst an der École
supérieure des Beaux-arts in Paris. Er ist seither als
Videokünstler tätig, seine Videos liefen auf zahlreichen
Festivals in über 17 Ländern, darunter Frankreich, Großbritannien, USA, Kanada, Japan, Chile, Kolumbien, Hong
Kong, Ägypten. Im Sommer 2004 war er Gastdozent an
der School of the Art Institute of Chicago.
Nobuyuki Matsuura
For example, while I am living common every day, someone
may be encountering some miserable incident. As for saying, someday or even I may also become a person concerned with such unexpected occurrences in daily life. At the place where many people do
not notice it.
We are alive in the world where every day and non-daily life
are interwoven with each other. This work has almost no words
and tale. However, this is also a dramatic film. Daily life and nondaily life, a dramatic thing and not dramatic. They all turn
around the world equally.
NOBUYUKI MATSUURA, *1982. Studies at the Tohoku University of
Art & Design in Japan since 2001.
// Japan 2004, Mini DV, 5:30
// Director, script, camera, editing, sound:
Nobuyuki Matsuura
// Actor: Eriko Hashimoto
// Distribution: Nobuyuki Matsuura
Sylvie Boisseau, Frank Westermeyer
›I could go everywhere...I could do everything...All women suit
me...‹
SYLVIE BOISSEAU, *1970 in Thiais, France.1994 to 1996 assistence
at the Schauspielhaus Wuppertal, at the Théâtre Gennevillier and
at the Théâtre Gérard Philipe in Paris. 1998/99 DAAD scholarship
at the École nationale superieure des beaux-arts, Paris, Klasse
Christian Boltanski, since 1997 videoprojects.
FRANK WESTERMEYER, *1971, is artistic associate at the Fakulty
Design at Bauhaus University Weimar since 2000. Tuition classes
for the moving image. Frank Westermeyer studied communication
and design in Wuppertal und freie Kunst an der École supérieure
des Beaux-arts in Paris. He works as video-artist. His videos were
shown in numerous festival in more than 17 countries, including
France, Gret Britain, USA, Canada, Japan, Chile, Columbia, Hong
Kong, Egypt. Im Summer 2004 he was guestlecturer at the School
of the Art Institute of Chicago.
// D 2004, Beta SP, 4:30
// Realisation: Sylvie Boisseau, Frank Westermeyer
// Distribution: Frank Westermeyer
55
// IDENTITY CHECK
FREON
Mihai Grecu, Thibault Gleize
›Freon‹ ist eine Reflexion über die urbane Umwelt. Es ist wie ein visuelles
Gedicht aufgebaut; die enthaltenen Bilder werfen in deformierter Architektur versteckte esoterische Bedeutungen auf. Diese Architektur ist die Grundlage einer mutierten Stadt, die von mutierten Kommunikationsformen
regiert wird. Das Video stellt Konzepte wie ›Sorge‹, ›Konfrontation‹, ›Energie‹, ›urbane Stämme‹ oder ›Alchemie‹ vor und verzerrt die wirklichen Abbilder der umgebenden Dinge. Es hat einen heterogenen, sequenziellen inneren
Aufbau, der Wahrnehmung zu einer halluzinatorischen Suite aus traumähnlichen metaphorischen Visionen verändert.
MIHAI GRECU, *1981 in Sebes (Rumänien). Nach dem Abschluss 2003 an der
University of Art and Design in Cluj-Napoca zog er nach Frankreich, wo er
zur Zeit an der Ecole Supérieure des Arts Décoratifs in Straßburg studiert.
THIBAULT GLEIZE, geboren in Flavin im Süden Frankreichs. Er studierte Bildende Kunst in Arles und Strasbourg. Nach dem Abschluss 2004 an der gleichen Schule, erhielt er eine Einladung als residierender Künstler nach Berlin. Er arbeitet jetzt an einem Videoprojekt in Japan. ›Freon‹ ist ihre erste
Zusammenarbeit.
›Freon‹ is a reflection on the urban environment. It is constructed like a
visual poem; the images within cast esoteric meanings hidden in deformed
architectures. These architectures are the basis of a mutated city ruled by
mutated forms of communication. The video introduces concepts like
›anxiety‹, ›confrontation‹, ›energy‹ ,›urban tribes‹ or ›alchemy‹ and distorts
the real image of the surrounding objects. It has a heterogeneous inner
sequential organisation which transforms perception into a hallucinatory
suite of dreamlike metaphorical visions.
MIHAI GRECU, *1981 in Sebes (Romania). After graduating at the University
of Art and Design in Cluj-Napoca in 2003, he moved to France where he is
currently studying at the Ecole Supérieure des Arts Décoratifs of Strasbourg.
THIBAULT GLEIZE, born in Flavin in the South of France. He studied Fine Arts
in Arles and Strasbourg. After graduating at the same school in 2004, he has
been invited as resident artist in Berlin. Now he is working on a video project in Japan. ›Freon‹ is their first collaboration.
// F 2004, DVD, 7:40
// Realisation: Mihai Grecu, Thibault Gleize
// Cast: Olivier Heux, Francois Martigue, Nicolas Gruppo,
G. Pernot, Yann Weissgerber a. o.
// Distribution: Mihai Grecu
56
SIND SIE SATT?
/ ARE YOU FULL?
Emre-Lisa Tuncer
War zuerst der Gedanke oder die
Bewegung, der Wille oder der Hunger da?
1. Man kann Geld essen.
2. Da es unverdaulich ist, kann man
es nach der Ausscheidung wieder
essen. Wieder essen. Wieder essen.
3. Geld essen macht glücklich.
4. Ökonomie ist eine Antwort auf
den Kapitalismus.
5. Gier ist eine Antwort auf Leere.
Eine Deformation. (Text: Miki
Malör)
EMRE TUNCER, geboren und aufgewachsen in Istanbul, genoss eine
technische Ausbildung. Lebt seit 1987
in Wien. Licht-Designerin, Regisseurin, Filmemacherin. 1997 Gründung
des Vereins dasLOCH gemeinsam mit
Eva Dité und Christian Aichinger.
Produktionen unter
www.dasLOCH.at
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
ALICE
Margot Zanni
What came first: the idea or the movement, the will or hunger?
1. You can eat money.
2. Because it's undigestable, you can
eat it again after expulsion.
3. Money makes happy.
4. Economy is an answer to capitalism.
5. Greed is an answer to emptiness.
A deformation. (Text: Miki Malör)
EMRE TUNCER, born and grown up in
Istanbul, relished a techical education.
Lives in Vienna since 1987. Light designer
and film director. 1997 Founding of the
association DasLOCH together with Eva
Dité and Christian Aichinger. She is currently working on her feature-film project
›Portakal‹. (www.dasLOCH.at)
// A 2004, DVD, 8:00
// Based on a performance by and
starring Miki Malör
// Script, director of photography,
director: Emre Tuncer
// Editing: Bjela Prossowski,
Emre Tuncer
// Supported by austria filmcoop,
fem_matics, Renée Kellner
// Distribution: Emre-Lisa Tuncer
Alice machte die Tür auf und sah, dass sie in einen schmalen Durchgang
führte, nicht viel größer als ein Rattenloch: Sie kniete sich hin und sah hinter dem Durchgang den schönsten Garten, den man sich vorstellen konnte.
Wie gerne hätte sie den dunklen Saal verlassen, um zwischen den farbenfrohen Blumenbeeten und den kühlen Springbrunnen umherzuwandern, aber
sie bekam nicht einmal ihren Kopf durch die Öffnung. ›Und selbst wenn
mein Kopf durchpassen würde‹, dachte die arme Alice, ›dann hätte ich doch
nichts davon, wenn die Schultern nicht passen. Wenn ich mich doch bloß
zusammenschieben könnte wie ein Teleskop! Aber vielleicht kann ich das ja,
wenn ich nur wüsste wie.‹ Denn in letzter Zeit waren so viele seltsame Dinge
geschehen, dass Alice inzwischen kaum etwas für unmöglich hielt. (›Alice im
Wunderland‹ von Lewis Caroll)
MARGOT ZANNI, *1971 in Ettiswil / LU. 2000 Diplom an der Hochschule für
Gestaltung und Kunst Luzern, Abteilung Video. 2001 Mitarbeit bei verschiedenen Film- und Fernsehproduktionen im Bereich Schnitt und Titelanimation (Videoladen, Zürich / SFDRS / Hugofilm, Zürich / T&C, Zürich / Balzli &
Fahrer GmbH, Bern / Epo.02). 2003 Aufenthalt in Maloja. 2004/05 Aufenthalt
in New York und Paris. Ausstellung ›Hier Anderswo‹, Kunstpanorama,
Luzern 2005.
Alice opened the door and found that it led into a small passage, not much larger than
a rat -hole: she knelt down and looked along the passage into the loveliest garden you ever
saw. How she longed to get out of that dark hall, and wander about among those beds of
bright flowers and those cool fountains, but she could not even get her head though the
doorway; ›and even if my head would go through‹, thought poor Alice, ›it would be of very
little use without my shoulders. Oh, how I wish I could shut up like a telescope! I think I
could, if I only know how to begin.‹ For, you see, so many out-of-the-way things had happened lately, that Alice had begun to think that very few things indeed were really impossible. (Alice's Adventures in Wonderland by Lewis Caroll)
MARGOT ZANNI, *1971 in Ettiswil / LU. 2000 Diploma at the School for Design and Art,
Luzern, Dep. Video. 2001 collaboration with various Film and TVproductions in editing
and scroll-animation (Videoladen, Zürich / SFDRS / Hugofilm, Zürich / T&C, Zürich /
Balzli & Fahrer GmbH, Bern / Epo.02). 2003 residency Maloja. 2004/05 residency in New
York and Paris. Exhibition ›Hier Anderswo‹, Kunstpanorama, Luzern 2005.
// CH 2004, DVD, 2:00
// Directing, script: Margot Zanni
// Distribution: Margot Zanni
57
// RELATED SOULS
WHAT I'M LOOKING FOR
Shelly Silver
Eine Frau beginnt intime Momente im öffentlichen Raum zu fotografieren. Sie fängt an, sich mit ihrer Kamera auf
den Straßen von NYC herumzutreiben und da ein Großteil der Kommunikation übers Internet passiert, beginnt sie
Leute über ein Partnerportal im Internet anzusprechen. In diesem Profil schreibt sie ›Ich suche nach Menschen, die in
der Öffentlichkeit fotografiert werden wollen und dabei etwas von sich offen legen...‹
›What I'm Looking For‹ dokumentiert dieses Abenteuer, die fremden Vertrautheiten und Verbindungen, die an dieser Kreuzung zwischen virtuellem und wirklichem öffentlichen Raum gebildet werden. Das Video ist eine Rückbesinnung auf die Natur der Fotografie; die Beharrlichkeit des Sehens; eine kurze Geschichte über Verlangen und Kontrolle.
SHELLY SILVER. Mit einer respektlosen Mischung aus Erzählungs-, Dokumentarfilm- und Experimentalfilm-Genres produziert die preisgekrönte Regisseurin Shelly Silver Videos, Filme und Installationen, welche die komplexen Verbindungen, die uns an einen Ort, einer Identität und einem Geschlecht binden, erforschen. Geboren 1957 in New York City,
USA. Sie erhielt von der Cornell University einen BA und einen BFA. Danach besuchte sie das Independent Study Program des Whitney Museum of American Art. Zur Zeit lebt sie in New York, wo sie an der Cooper Union und im MFA
Programm der Fotografie und Angewandte Medien an der School of Visual Arts unterrichtet. Ihre Arbeit wurde häufig
überall in den Vereinigten Staaten, Europa und Asien gezeigt. Sie hat zahllose Stipendien und Fellowships für ihre
Arbeit erhalten. Z. Z. lehrt sie an der Cooper Union und dem MFA Department für Fotografie und Related Media, an
der School of Visual Arts. (www.shellysilver.com)
A woman sets out to photograph moments of intimacy in public space. She takes to hanging out with her camera on the streets of NYC,
and since so much of the social has moved to the Internet, she starts approaching people through a profile on an Internet dating service. In
this ad she states ›I am looking for people who would like to be photographed in public revealing something of themselves...‹
›What I'm Looking For‹ documents this adventure, the strange intimacies and connections formed at this intersection between virtual
and actual public space. The video is a rumination on the nature of photography; the persistence of vision; a short tale of desire and control.
SHELLY SILVER. Using an irreverent mixture of fiction, documentary and experimental genres, award winning director Shelly Silverproduces videos, films and installations that explore the complex connections that tie us to a place, an identity and a gender. Silver was born
in New York City in 1957. She received a BA and BFA from Cornell University and subsequently attended the Whitney Museum of American
Art Independent Study Program. She currently lives in New York, where she teaches at The Cooper Union and in the MFA Program of Photography & Related Media at the School of Visual Arts. Her work has been shown extensively throughout the United States, Europe and
Asia. She has received numerous grants and fellowships for her work. She currently teaches at The Cooper Union and the MFA Department
of Photography and Related Media, The School of Visual Arts. (www.shellysilver.com)
// USA 2004, Mini DV, 15:00
// Director, script, photography, editing: Shelly Silver
// Soundmix: William Seery
// Voiceover: Katrin Sigurdardottir
// Distribution: Shelly Silver
58
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
VISCERA
UNTITLED
Das Wachrufen eines kleinen Teils der emotionellen
Komplexitäten des Lebens. Ich arbeite an der Frage was
von einer Person in der Erinnerung und Vorstellung
übrig bleibt, wenn diese Person nicht mehr anwesend
ist. Konstruiert in drei Teilen, erklärt dieses fliessende
Video was Abwesenheit bedeutet und wie diese die Wahrnehmung, Erinnerung und Vorstellung verändert.
LEIGHTON PIERCE studierte Musikkomposition, insbesondere Jazz und elektronische Musik, bevor er begann
Filme zu machen. Sein erster Schritt in Richtung Filmedrehen entstand durch seinen Frust über eine fehlende
visuelle Komponente bei aufgenommener Musik. Die
Fortsetzung dieses frühen Interesses an Musik und der
Aufbau emotionaler Zeiterlebnisse begleiten seine
Arbeit. Er studierte an der School of the Boston Museum
of Fine Arts, der University of Iowa, und erhielt seine
MFA von der Syracuse University. Seine Filme und
Videos sind weltweit in bedeutenden Kunstmuseen und
Filmfestivals vorgeführt worden.
Deine Eier, mein Loch. Verdammt durch das Miterleben des sexuellen Aktes, der Fluch der Mumie ist
erwacht. Öffentliche Blumen markieren den Ort der Verletzung.
ANN COURSE, *1965 in Watford, studierte an der Chelsea
School of Art und dem Royal College of Art. Ihre Filme
und Skulpturen wurden international gezeigt, z. B. in
der Tate Britain, dem Rotterdam Film Festival, Oberhausen, der LUX Galerie, First Site Gallery, Colchester und
der Whitechapel Gallery, London. Sie lehrt an der Central Saint Martins School of Art.
PAUL CLARK, *1965 in Ilford, studierte an der Brighton
Polytechnic und dem Royal College of Art. Er ist Maler,
Musiker und beteiligt sich an den Filmen seiner Partnerin Ann Course.
Leighton Pierce
Evoking a small fraction of the emotional complexities of life, I
am working with the question of absence and what of a person
remains in the memory and imagination when that person is
absent. Constructed in three parts, this flowing video explores
absence and how absence transforms and influences perception,
memory, and imagination.
LEIGHTON PIERCE studied music composition, especially jazz and
electronic music, before making films. In fact, his first move into
filmmaking came about from his frustration with the lack of a
visual component to taped music. It is a continuation of this early
interest in music and the construction of emotional experiences in
time which continues to guide his work. He studied at The School
of the Boston Museum of Fine Arts, The University of Iowa, and
received his MFA from Syracuse University. His films and videos
have been exhibited in major art museums and film festivals
throughout the world.
Ann Course, Paul Clark
Your nuts my hole. Doomed by witnessing the sex act the
mummy's curse is awoken. Public flowers mark the location of
violation.
ANN COURSE, *1965 in Watford, studied at Chelsea School of Art
and the Royal College of Art. Her films and sculptures have been
widely screened and exhibited, including Tate Britain, the Rotterdam Film Festival, Oberhausen film Festival, LUX gallery, First
Site Gallery, Colchester and the Whitechapel Gallery, London. She
teaches at Central Saint Martins School of Art.
PAUL CLARK, *1965 in Ilford, studied at Brighton Polytechnic
and the Royal College of Art. He is a painter, musician and contributor to the films of his partner Ann Course.
// GB 2004, Beta SP, 3:00
// Realisation: Ann Course, Paul Clark
// Distribution: Lux
// USA 2004, Mini DV, 11:40
// Realisation: Leighton Pierce
// Distribution: Leighton Pierce
59
// RELATED SOULS
THE PAPER WALL
Sheila & Nicholas Pye
Eingepfercht in einen Doppelraum, aber getrennt durch eine dünne Wand, kommunizieren ein Bruder und eine
Schwester ihre Bedürfnisse. Verblüffend, provozierend und verwirrend, es ist unwiderstehlich, dem Paar zuzuschauen, wenn sie mehr und mehr voneinander abhängig werden. Sie brauchen den jeweils anderen, um grundlegende
körperliche Funktionen ausüben zu können, z. B. Atmen. ›Sheila und Nicholas Pye erforschen Zusammenstöße einer
anderen Art in ihrem nervösen (und oft sehr lustigen) Film und zeigen die Verletzlichkeit der emotional-wechselseitigen Abhängigkeit‹. (Sarah Milroy)
SHEILA PYE, *1978 in einer ländlichen Gegend bei Hamilton. Sie studierte Malerei, Fotografie und integrierte Medien an der Ontario College of Art and Design in Toronto, Kanada, wo sie 2002 graduierte und das beste Stipendium
gewann. In ihren Kurzfilmen und Videoarbeiten ist sie oft Protagonistin. Ihre Arbeit wurde international in Kunstgalerien, Museen und Filmfestivals gezeigt, erst kürzlich in Südkorea, Buenos Aires und New York. Zur Zeit beendet
sie ihr MFA in Filmproduktion an der Concordia University in Montreal und arbeitet weiterhin in Fotografie, Film
und Videoinstallation.
NICHOLAS PYE, *1976 in Torquay, England. Er lebt und arbeitet sowohl in Montreal als auch in Toronto. Nicholas ist
zur Zeit MFA-Student der Bildenden Künste an der Concordia Universities Mel Hoppenheim school of cinema, er
machte seinen Abschluss im Frühjahr 2002 in Bildende Künste an der Ontario College of Art and Design. Seine Arbeit
war bis jetzt fotografischer Natur, aber er arbeitet bei Kurzfilmen und Videoarbeiten mit seiner Frau, Sheila Pye,
zusammen. Nicholas hat in zahlreichen Galerien in der Gegend um Toronto und Montreal ausgestellt. Während seiner Zeit als Student am OCAD und an der Concordia hat Nicholas mehrere Auszeichnungen für zeitgenössische Fotografie und Film erhalten.
›Paper Wall‹: Best Experimental Film, Worldwide Short Film Festival* Toronto, 2004
Boxed into twin rooms yet separated by a thin wall, a brother and sister communicate their desires. Stunning, provocative and perplexing, the pair is irresistible to watch as they become increasingly dependent on one another. Needing each other to perform basic bodily functions, such as breathing, ›Sheila and Nicholas Pye explore collisions of a different sort in their edgy (and often hilarious) film
exposing the vulnerabilities of emotional interdependence‹. (Sarah Milroy)
SHEILA PYE, *1978 in a rural area outside of Hamilton. She studied painting, photography and integrated media at the Ontario College
of Art and Design in Toronto, Canada where she graduated in 2002 winning the top scholarships for graduate studies in the college. In
her short film and video work she often performs the role of the protagonist. Her work has been exhibited internationally in art galleries,
museums and film festivals, most recently in South Korea and Buenos Aires, and New York. She is currently completing her MFA in film
production at Concordia University in Montreal, and continues to work in photography, film, and video installation.
NICHOLAS PYE, *1976 in Torquay, England. He lives and works in both Montreal and Toronto. Nicholas, currently a Master of Fine Art
student at Concordia Universities Mel Hoppenheim school of cinema, received his Fine Art undergraduate degree at the Ontario College of
Art and Design in spring 2002. His work so far has been primarily of a photographic nature but he often collaborates on short films and
video work with his wife, Sheila Pye. Nicholas has exhibited in numerous Galleries in the Toronto and Montreal area's. While a student
at OCAD and Concordia Nicholas has received several awards for contemporary photography and cinema.
›Paper Wall‹: Best Experimental Film, Worldwide Short Film Festival* Toronto, 2004
// CDN 2004, Beta SP, 10:00
// Directors, script: Nicholas and Sheila Pye
// Disbribution: Nicholas and Sheila Pye
60
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
VISITORS
NORDEN
In die rätselhafte Isolation dringen zwei Besucherinnen ein, die eine bekannt, die andere unbekannt, wahrgenommen wie Erscheinungen oder wie der Besuch von
Engeln. In der Zeit ihres Aufenthaltes strahlen und
schimmern sie, dabei kommen und gehen sie wie Geister,
die die zweifelhafte Ruhe dessen, den sie besuchen
durchsetzt. Ein Bildergedicht verblassender Freuden und
fragwürdiger Beziehungen.
STEVEN DWOSKIN, *1939 in New York. Studium an der
Parsons School of Design und der New York University.
Freier Designer, Fotograf, Filmregisseur und Produzent
seit 1959. Gründungsmitglied der London Film-makers'
Co-op. 1969 Einzelausstellung von Gemälden, Zeichnungen und Filmen in der Redmark Gallery, London. Er
gewann den L'Age D'Or Preis, Brussels Film Festival 1982;
den Solvey Prize, 4th Int. Experimental Film Festival,
Knokke, Belgien. Dozent am London College of Printing,
Royal College of Art, London, San Francisco Art Institute, San Francisco State University, USA, Universität Genf
und l'Ecole Superieure d'Art Visuel, Schweiz.
›Norden‹ ist ein Origamifilm. Eine Liebesgeschichte in
Post-it s und Konfetti. Zwischen Träumen und Schnipseln ereignen sich Szenen des Alltags in einer Welt aus
Papier. ›Now I wait, hoping for another miracle to
come‹; oder über die Schwierigkeit Nähe auszuschneiden.
BRITT DUNSE, *1974 in Lübeck, lebt in Berlin. 1997 - 2002
Studium der Visuellen Kommunikation / Schwerpunkt:
Video an der Universität der Künste Berlin. 1998 - 2001
Superschool, Mitbegründerin der Superschool. Konzeption, Produktion und Post Produktion des Kunst / Video
Magazins SUPERSCHOOL TV. 2000 - 2001 Universität für
angewandte Kunst Wien, Österreich, Visuelle Mediengestaltung, Meisterklasse Prof. Karel Dudesek. 2002
Abschluss zur Diplom-Designerin, UdK Berlin. 2004
Ernennung zur Meisterschülerin mit dem Film Norden,
UdK Berlin. (www.brittdunse.de)
Stephen Dwoskin
Into the enigmatic isolation come two visitors, one known and
one unknown, like apparitions seen, or like an angels' visit. In the
time of their visitation they shine, and run to and fro like ghosts
penetrating the ambiguous silence of he who is visited. A picture
poem of fading joys and questionable relationship.
STEVEN DWOSKIN, *1939, New York City. Studied at Parsons
School of Design and New York University. Freelance designer, photographer, film director and producer since 1959. Founder member
of London Film-makers' Co-op. One man exhibition of paintings,
drawings and film, Redmark Gallery, London 1969. Awards
include L'Age D'Or prize, Brussels Film Festival 1982; The Solvey
Prize, 4th International Experimental Film Festival, Knokke, Belgium. Lecturer at London College of Printing and Royal College of
Art, London; San Francisco Art Institute and San Francisco State
University, USA; University of Geneva and l'Ecole Superieure d'Art
Visuel, Switzerland.
// GB 2004, Video, 28:00
// Realisation: Steven Dwoskin
// Distribution: Lux
Britt Dunse
›Norden‹ is an Origami-film. A Love story in Post-it s and Confetti. Between dreams and snippets scenes of every day life happen
in a world made of paper. ›Now I wait, hoping for another miracle
to come‹; or about the difficulty to cut out closeness.
BRITT DUNSE, *1974 in Lübeck, lives in Berlin. 1997- 2002 Visual
Communication at the Universtiy of the Arts Berlin. 1998- 2001
Superschool, co-foundress of the Superschool 1998. Corporate
design, conception, production and post office production of the
ArtTV/Video magazine SUPERSCHOOL TV. 2000- 2001 Digital
media class, Prof. Karel Dudelsek, University of the Arts Vienna,
Austria. 2002 Diploma at the University of the Arts Berlin. 2004
Master of Visual Communication at the University of the Arts
Berlin. (www.brittdunse.de)
// D 2004, DVD, 7:15
// Director: Britt Dunse
// Script: Britt Dunse, Anja Neitzert
// Photography: Grischa Schaufuss
// Editing, Sound: Anja Neitzert
// Sounddesign: Christian Conrad
// Music: Dirk Schaller
// Actors: Mieke Ulfig, Dennis Eden
// Distribution: Britt Dunse
61
// ATOMIZED
KOSMOS
SLIDING WHITES
Das Geheimnis der Kristalle bei genauerer Prüfung.
Was steckt dahinter, wenn Mystiker zu allen Zeiten
behaupten, dass sie magische Kräfte besitzen? Durch
wachsende Kristalle direkt auf dem Film, scheinen ihre
mystischen Eigenschaften direkt auf die Leinwand.
Ungefiltert, nur geleitet durch das Licht, welches anmutig seine Strahlen in vielfältigen visuellen Texturen
bricht.
THORSTEN FLEISCH, *1972 in Koblenz, Deutschland. 1991
erste Filmversuche mit Super 8. 1995 Studium in Marburg: Kunstgeschichte, Musikwissenschaft & Medienwissenschaft. 1996 Studium des Avantgarde Films an der Städelschule in Frankfurt bei Prof. Peter Kubelka und Gastprof. Robert Breer. 2001 Mitglied des ›Board of Artistic
Directors‹ der Telluride International Experimental
Cinema Exposition. 2002 Förderung durch das Filmbüro
NW. 2003 Förderung durch das Museum of Contemporary Cinema. 2004 Präsentation seiner Filme in der
MediaRuimte Galerie in Brüssel. (www.fleischfilm.com)
Weiß als Farbe ist nur ein fließendes Konzept. Das
Weiß des Eises, des Papiers, der Milch, der Wolken…das
gasförmige, flüssige und feste Weiß, Weiß ist immer verschieden und jedes von ihnen hat seine einzigartigen
Eigenschaften. Das Verschmelzen von Material und
Augen enthüllt die Wahrheit der Farben. Sliding Whites
- ein Experiment am Fernsehgerät, die Darstellung von
Farbe und die Originalität des digitalen Bildes.
ERIC SIU CHI MAN ist ein Künstler, der mit Hongkong
eng verbunden ist. Er erhielt ein Diplom in Digitale
Medienwissenschaften vom Institute of Vocational Education (Kwun Tong) in Hongkong und studiert zur Zeit
an der School of Creative Media der City University of
Hong Kong. Chi Man liebt es, Experimente mit Videos,
Bildern, Animationen oder Aktionen zu machen. Er
erhielt eine Auszeichnung auf dem 8ten ›Hong Kong‹
Independent Short Film & Video Awards 2002 mit seinem Film ›Constructing Destruction‹. Seine Arbeiten
wurden in den USA, Australien, Belgien, Japan, Korea
und Hongkong gezeigt.
Thorsten Fleisch
The mystery of the crystals under closer examination. what is it
that makes them possess magic powers as claimed by mystics of all
ages? through growing crystals directly on film their mystical
qualities shine straight to the screen. unfiltered, only aided by
light which gracefully breaks its rays into rich visual textures.
THORSTEN FLEISCH, *1972 in Koblenz, Germany. 1991 first film
experiments. 1995 studies in Marburg: art history, music & media
theory. 1996 studies experimental film at the Städelschule in
Frankfurt with Prof. Peter Kubelka and Guest Prof. Robert Breer.
2001 member of the Telluride International Experimental Cinema
Exposition´s Board of Artistic Directors. 2002 receives a grant from
the Filmbüro NW. 2003 receives a grant from the Museum of Contemporary Cinema. 2004 first show of recent works at the mediaruimte gallery in Brussels.
// D 2004, DVD, 5:11
// Realisation: Thorsten Fleisch
// Distribution: Thorsten Fleisch
Eric Siu Chi Man
White as colour is just a fluid concept. White of ice, white of
paper, white of milk, white of cloud… white of air, liquid and
solid, the whites are all different and each of them owns unique
property. The fusion of Materials and Eyes reveals the truth of
colours. Sliding Whites - an experiment on the TV Cells, the representation of colour and the originality of digital image.
ERIC SIU CHI MAN is a very ›Hong Kong‹ artist, while this city
has contained any history of him. He gained a diploma of Digital
Media Studies from Institute of Vocational Education (Kwun
Tong) in ›Hong Kong‹, and currently studying in School of Creative
Media of City University of ›Hong Kong‹. Youthful Chi Man is a
boy who loves to do experiments on video, image, animation or
action. He is now also floating his interest on the exploration of
New Media Art. He gained a Distinguished Award at The 8th
›Hong Kong‹ Independent Short Film & Video Awards 2002 with
his film ›Constructing Destruction‹ and his works has shown in
USA, Australia, Belgium, Japan, Korea and ›Hong Kong‹.
// HK China 2004, Mini DV, 9:40
// Realisation: Eric Siu Chi Man
// Distribution: Eric Siu Chi Man
62
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
_GRAU ...SEKUNDENBRUCHTEILE...
_GRAU ...SPLIT SECONDS...
Robert Seidel
MF: ›...für mich gibt es im Leben nur reines Schwarz und Weiß...‹
RS: ›...ich denke, es gibt nur das Dazwischen...‹
›_grau‹ fächert die Erinnerungsfragmente eines Autounfalls auf und lässt
diese Sekundenbruchteile ätherisch am Betrachter vorbeigleiten... Hierzu
wurden mannigfaltige Experimente durchgeführt, gefiltert und eher zu
skulpturalen als zu filmischen Erinnerungseinheiten zusammengefasst, die
einen nicht allein abstrakten, sondern sehr persönlicher Blick auf die letzten Sekunden eines Lebens gewähren... Jedes Element entspringt realen
Erfahrungen und ist aus meinen Skizzen, eigenen Körperfragmenten oder
Verfahren der wissenschaftlichen Visualisierung adaptiert. So sind zum Beispiel die ersten, noch farbigen Sekunden die prismatischen Lichtschleier des
Aufpralls, welche ins Grau verblassen...
ROBERT SEIDEL, *1977 in Jena, Deutschland. Abitur 1996. Abstecher in 2 Semester Biologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena. Auslandssemester, Anglia
Polytechnic University, Chelmsford, Großbritannien. 1998-2004 Bauhaus Universität Weimar, Diplom Mediengestaltung. Freier Autor und Übersetzer im
Bereich 2D/3D-Grafik. 3D-Rekonstruktionen im biologischen Bereich. Freie
künstlerische Arbeiten im Bereich organisch-digitaler Grafik.
(www.2minds.de, www.grau1001.de)
MF: ›...for me life consists of black and white only...‹
RS: ›...I think there is just the in-between...‹
›_grau‹ is a personal reflection on memories coming up during a car accident, where
past events emerge, fuse, erode and finally vanish ethereally. Various real sources where
distorted, filtered and fitted into a sculptural structure to create not a plain abstract, but
a very private snapshot of a whole life within its last seconds... Every element originates
from real experiences and is adapted from my sketches, my own body fragments or scientific visualization methods. For example the first, still colored seconds are the prismatic
halos of the collision fading into gray (›grau‹ in German)...
ROBERT SEIDEL, *1977 in Jena, Germany, A-levels 1996. 2 semester biology, FriedrichSchiller-Universität Jena. Foreign term Anglia Polytechnic University, Chelmsford, Great
Britain. 1998-2004 Bauhaus Universität Weimar, diploma mediadesign. Freelance author
and translator in the field of 2d/3d-graphics. Biological 3D-reconstructions. Free artistic
works in the field of organic-digital graphics. (www.2minds.de, www.grau1001.de)
DIES IRAE
Jean-Gabriel Périot
‚ gedenke deiner Liebe
sonst bin ich fort
und kehr nie wieder
JEAN-GABRIEL PÉRIOT, Babysitter,
Barkeeper, Verkäufer für Bekleidung
und Kunsthandwerk, Angestellter in
einem Videoverleih, Regieassistent,
Cutter, Mime, Auktions-Verkaufsassistent, Journalist, Tänzer, Filmemacher, Künstler...
(www.jgperiot.free.fr)
, remember
That I am the cause of your journey
Don't lose me on that way.
JEAN-GABRIEL PÉRIOT, baby-sitter, barman, clothes and handicrafts salesman,
videotapes program clerk, assistant director, editor, mime, auction sales assistant,
journalist, dancer, filmmaker, artist…
(www.jgperiot.free.fr)
// F 2004, Mini DV, 9:40
// Realisation: Jean-Gabriel Périot
// Distribution: Jean-Gabriel Périot
// D 2004, DVD, 10:00
// Directing, production, animation: Robert Seidel
// Music: Heiko Tippelt, Philipp Hirsch
// Distribution: Robert Seidel
63
// ATOMIZED
TUNED
IN THE MEANWHILE
›Über den Gebrauch von Drogen zu reden, ist ein grundsätzliches Problem.
Denn was im Inneren des Drogenkonsumenten vor sich geht, kann niemand
wissen, außer er selbst. Da muss man nicht unbedingt Anhänger des Radikalen Konstruktivismus sein, der von einer gänzlich individuellen Perzeption
ausgeht, um dies zu kapieren. Man kann zwar beobachten, wie sich jemand
verhält, der berauscht ist, aber selbst die registrierten Unterschiede gegenüber nüchternen Personen können oft eingebildete, da erwartete, sein. Sogar
wenn man selbst Drogen einnimmt, kann diese Einbildung in der Art eines
Placebo-Effekts entstehen. Weil man eine Wirkung erhofft, spürt man sie
auch. Hat man doch genügend dafür gezahlt. Auf jeden Fall kann man nicht
wissen, was und wie ein Drogenkonsument wahrnimmt. Repräsentationen
dieser Art sind reine Spekulation. Die Art und Weise, wie Medien, speziell
Spielfilme berauschte Menschen darstellen, hängt deshalb im Wesentlichen
vom Phantasiereichtum der Regisseure und Autoren ab. Diese Szenen sind
ein Spiegelbild gesellschaftlicher Imaginationen.‹ Oliver Pietsch
OLIVER PIETSCH, *1972 in München. 1996-2003 Kunstakademie München. Lebt
seit 1999 in Berlin.
Eine leicht überzogene Ode an das
Leben mit einem entsprechenden
Soundtrack, aufgeführt in einem
Märchenland im Wald - und rüde
von einem Mann gestört, der seine
persönliche Harmonie mit der Natur
in einer überzogenen theatralischen
Weise sucht.
BERNARD GIGOUNON, *1972, arbeitet
und lebt in Brüssel. Er benutzt
beschränkte Technologien und
scheinbar triviale Materialien mit
denen er üblicherweise poetische
und subtile Miniaturen entwirft.
Seine Videos sind u.a. auf dem lntemational Film Festival Rotterdam,
dem Videolab Festival (Turin), der
Galerie des Beaux Arts (Marseille)
und dem Courtisane Festival in
Ghent gezeigt worden.
Oliver Pietsch
›Talking about the use of drugs is a fundamental problem. Nobody but the drug consumer himself can know what goes on inside him. You don't necessarily have to be a follower of radical constructivism, who assumes a wholly individual perception, in order to
understand this. One can of course observe how some one who is intoxicated behaves, but
even the registered differences to sober persons can often be false, because they are expected. Even if you yourself consume drugs, this illusion can occur as a kind of placebo effect.
Since you hope for an effect, you experience an effect. After all, you paid enough for it. In
any case, you cannot know what a drug user perceives, and how he perceives it. Representations of this kind can only be pure speculation. The way in which the media, in particular feature films, portray intoxicated people depends fundamentally on the directors' and
writers' powers of imagination. These scenes are a reflection of social imagination.‹ Oliver
Pietsch
OLIVER PIETSCH, *1972 in Munich. 1996-2003 Kunstakademie München. Has been living
in Berlin since 1999.
// D 2004, DVD, 14:00
// Realisation: Oliver Pietsch
// Distribution: Oliver Pietsch
Bernard Gigounon
A slightly hysterical celebration of life
with an appropriate soundtrack in a fairyland forest setting, rudely interrupted by a
man who is looking for his personal harmony with nature in a most theatrical
way.
BERNARD GIGOUNON, *1972, works and
lives in Brussels. Making use of limited
technologies and seemingly trivial material, he usually unveils poetical and subtle
miniatures. His videos have been shown,
among others, at the lntemational Film
Festival Rotterdam, the Videolab Festival
(Torino), the Galerie des Beaux Arts (Marseille) and the Courtisane Festival, Ghent.
// B 2004, Beta SP, 3:40
// Realisation: Bernard Gigounon
// Distribution: argos
64
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
MARSA ABU GALAWA
COMPOUND EYE
Eindrücke der Unterwasserwelt im Roten Meer. Der Film bombardiert uns
förmlich mit Bildern, und die Musik ist von Abdel Basset Hamouda, einem
ägyptischen Künstler. Der Film verfolgt das Prinzip der ›Flicker Films‹, bei
denen die unbewusste Rezeption der Bilder wichtiger ist als die eigentlich
sichtbaren Bilder.
Ein atemberaubendes Gewirr von Formen und Farben, bei dem die fesselnden Unterwasserbilder miteinander kollidieren und ein neues, zufälliges
Ökosystem schaffen. Mit der Musik von Abdel Basset Hamouda zieht
Holthuis' ›Marsa Abu Galawa‹ uns in seinen Bann und erstaunt uns, wobei er
es schafft, diese seltsame ursprüngliche Mischung von Friedlichkeit und
Unbehagen heraufzubeschwören, die nur der Ozean zu evozieren vermag.
(Ivan Lozano)
GERARD HOLTHUIS ist unabhängiger Filmemacher und Produzent. Auszeichnungen: 2004 Santa Cruz Film Festival USA - Bester experimenteller Kurzfilm. 2004 Cinematexas Austin USA - Gecko-Preis
Helliwells Filmtechniken umfassen Handbemalung, Bleichen, Kratzen und Stoptrick Animation. Diese
Methoden benutzt er auch für seine
Musik, speziell in der elektronischen. Viele Hauptthemen in Helliwell's Arbeit und Leben wie Electronik, Abstrakter Film, Sound und
Licht, Expanded cinema sind in seinem Instrument dem Megatherm
enthalten. Dieses ausgemusterte
Gerät aus einem Krankenhaus in
den 50er Jahren kaufte er auf einem
Flohmarkt für ein paar Pfund, veränderte seine Funktion und arbeitet
seither mit ihm.
Gerard Holthuis
Impression of the underwater world in the Red Sea. The film is a bombardment of
images and features the music of Abdel Basset Hamouda, an Egyptian performer. The
structure of the film is based on the so called ›flicker films‹, in which the unconscious
experience of the images is more important than the actual images.
A breathtaking mash up of shape and color, where the captivating underwater images
collide into each other, etching a new, accidental ecosystem. Featuring the rapturous
music of Abdel Basset Hamouda, Holthuis' ›MARSA ABU GALAWA‹ will mesmerize and
amaze, while still managing to evoke the type of primordial feelings of peace and distress
only the ocean can produce. (Ivan Lozano)
GERARD HOLTHUIS is an independent filmmaker and producer. Prizes: 2004 Santa Cruz
Film Festival USA - Best experimental short film. 2004 Cinematexas Austin USA - Gecko
Award
// NL 2004, 35mm, 13:00
// Camera, producer, director: Gerard Holthuis
// Music: Abdel Baset Hamouda
// Additional editing: Machteld Blom
// Distribution: Filmstad Producties
Ian Helliwell
Helliwell's techniques include hand
painting, bleaching, scratching and stop
motion animation. This hands-on method
of working is also applied to his music,
particularly in the field of electronics.
Many of the major themes in Helliwell's
work and lifestyle, including electronics,
abstract film, sound and light, expanded
cinema, collecting and remodelling are
encapsulated in his instrument The
Megatherm, a redundant 1950's hospital
apparatus he bought at a boot sale for just
a few pounds and which he modified and
works with.
// GB 2004, Video, 4:00
// Realisation: Ian Helliwell
// Distribution: Lux
65
// LOOKING FOR CLUES
HÜTTE
BITCRUSHER
Ausgangsmaterial waren zwei kurze Videosequenzen. Eine davon vorausschauend organisiert und inszeniert, die andere in unbeschwertem Affekt
plötzlich entstanden. Formal und ›inhaltlich‹ behaupteten sich Kausalitäten,
die letztendlich zu ereignisarmen Situationen und Szenen einer subtil-statischen Film-Bild-Welt arrangiert wurden. So plötzlich, wie das Material dieser Szene entstand und so ›pointiert‹, wie etwas in die Realität hineininterpretiert werden kann - oder doch in ihr tatsächlich vorhanden ist.
PHILIPP HIRSCH, *1973 in Crimmitschau (Sachsen). 1990/91 Abitur (erste
Kunst- und Designversuche). 1993 Beginn des Studiums an der Bauhaus-Universität Weimar. 1997 Animationsvideo ›ca. blau‹. 1998 Design-Diplom. 19992002 Stipendium an der Bauhaus-Universität Weimar. 1999-2004 Produktion
von ›in‹ (u.a. haff 2004 Grand Prix). 2004-2005 Realisation/Veröffentlichung
›hütte‹. (www.film-in.de)
Schwarze Linien bilden vor
weißem Hintergrund ein Rechteck.
In einem der Winkel wächst eine
Linie nach oben, deutet einen Raum
an. Kleine farbige Quadrate in
unterschiedlicher Schattierung breiten sich über die Fläche aus und
lassen einen Boden, Möbel, Fenster
und Wände erkennen. Eine Wohnung in Fragmenten, in der sich
zwar eine Tasse in der Mikrowelle
dreht, aber keine Personen zu sehen
sind. Der Soundscape ist minimalistisch und geräuschhaft, unterstreicht so den Eindruck, als würden
die Räume ein Eigenleben führen,
wenn sich Raumpartikel immer
weiter fortpflanzen und neue Umgebungen generieren.
›Der Raum, das ist das, was den
Blick aufhält, das, worauf die Augen
treffen.‹ (Georges Perec: Träume von
Räumen). In ›Bitcrusher‹ entstehen
Räume nicht nur durch den Blick,
sondern auch durch die Bewegung
in ihnen. Diese Interaktion von
Mensch und Architektur lässt
Begrenzungen verschwimmen, Oberflächen brüchig werden, Räume
ineinander übergehen. Der vielzitierte virtuelle Raum bekommt hier
eine neue visuelle und taktile
Dimension. (Andrea Pollach)
HARALD HOLBA, *1977 in Wien,
Österreich. 1997 bis 2004 Studium
Visuelle Medien an der Hochschule
für angewandte Kunst in Wien. Lebt
und arbeitet in Wien.
Philipp Hirsch
The source of the movie were two video shoots. one of it was foresightedly organized
and arranged, the other emerged spontaneously. Content and form are dominated by
causalities, which are finally arranged for uneventful situations and scenes of a subtle
static ›movie-picture-world‹. Suddenly and punchlined ›hütte‹ comes to an end - so suddenly as the material of this scene arised, so punchlined as it can be interpreted into reality?
or still exists in it.
PHILIPP HIRSCH, *1973 in Crimmitschau (Saxony/Germany). Abitur in 1990/91 (first
›serious‹ attempts at art and design). Started studying at the Bauhaus-University Weimar
in 1993. First 3D-animations (e.g. the clip ›ca. blau‹) in 1997. Completed Diplom in Design
in 1998. Scholarship at the Bauhaus-University Weimar from 1999-2002. Production of
›in‹ from 1999-2004 (u.a. haff 2004 Grand Prix). 2004-2005 different videoworks (shortfilm, music-clip...). (www.film-in.de)
// D 2004-2005, Mini DV, 4:00
// Realisation: Philipp Hirsch
// Cast: Max Wöhler
// Support: Bauhaus-Universität Weimar
// Distribution: Philipp Hirsch
66
Harald Holba
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
MARMALADE
Damijan Kracina, Katarina Toman
Im Video ›Marmalade oder Wie klebe ich eine Küchenfliese‹ zeigt Oma
Zalka eine interessante und praktische Methode, wie sie in ihrer Küche Fliesen anklebt. Sie ist 82 und lebt in einem kleinen, alten Ort im westlichen
Teil Sloweniens in der Nähe zu Italien. Sie benutzt hausgemachte Marmalade (Pflaumenmus) statt Klebers. ›Muskleber‹ ist eine alte Praktik für eine
schnelle Reparatur, erfunden von schlauen and praktisch veranlagten Hausbesitzern. Im Video zeigt Zalka diese Methode ihrer Ururenkelin Klara. Das
Video psäsentiert: das Ambiente eines alten Hauses, eine traditionelle
Küche, eine selbstbewusste alte Frau, ein neugieriges Kind, und eine Stimme, die aus dem Hintergrund Fragen stellt und das Rezept für die hausgemachte Marmalade erfragt.
DAMIJAN KRACINA und KATARINA K. TOMAN sind zwei unabhängige Künstler,
die seit 1993 an verschiedenen Projekten zusammen arbeiten. Sie sind Mitglieder und Gründer der Künstlergruppe Provokart, die auf diversen Kunstereignissen und -projekten aufgetreten ist. (www.kracina.com)
Black lines form a polygon on a white
background. In one of the corners a line
grows upward, creating a three-dimensional space. Small coloured polygons with a
variety of shading spread across this area
until a floor, furniture, windows and walls
become apparent. A fragmented apartment
with a cup rotating in the microwave, but
no humans. The soundscape is minimalistic
and resembles noises, emphasizing the
impression that the spaces lead independent lives when space particles multiply and
generate new environments.
In ›Bitcrusher‹ spaces are created by
both the gaze and the movement within
them. This interaction between human
being and architecture blurs borders, interference begins to disrupt the surfaces,
spaces weld into each other. The often-cited
virtual space receives a new visual and tactile dimension. (Andrea Pollach)
Translation: Steve Wilder
HARALD HOLBA, *1977 in Vienna, Austria. Studied visual media at the
Hochschule für angewandte Kunst in Vienna from 1997-2004. Completion of Visual
Media magister artium degree in summer
2004 . Lives and works in Vienna.
In the video ›Marmalade or How to fix ceramic tile‹ grandma Zalka presents an interesting and practical technique for gluing ceramic tiles in her kitchen. She is 82 years old
and she lives in the small, old village in the western part of Slovenia on the border to
Italy. She uses homemade Marmalade (plum jam) instead of glue. ›Jam glue‹ is old practice for quick repair, invented by smart and practical housekeepers. In the video Zalka
presents this method to her grand-grand daughter Klara. The video is presenting: ambient
of an old house, traditional kitchen, self confident old woman, curious child, voice asking
questions from the back of the camera and recipe for homemade marmalade.
DAMIJAN KRACINA and KATARINA K. TOMAN are two individual artists who have been
working together on some projects since 1993. They were members and founders of the art
group Provokart, who performed several public art events and projects.
(www.kracina.com)
// A 2004, Beta SP, 11:00
// Realisation: Harald Holba
// Cast: Marlies Kitzwögerer
// Distribution: sixpackfilm
// SLO 2004, DVD, 4:00
// Realisation: Damijan Kracina, Katarina K. Toman
// Cast: Grandma Zalka, Klara Franciska, Amalia
// Distribution: Damijan Kracina
67
// LOOKING FOR CLUES
AUTOMOVIL AUTOMOBILE
THROWING STONES
›Automóvil‹ ist die erste Arbeit aus einer Serie ›MI‹, die aus 7 Videos
besteht. Das Material für dieses Video stammt aus einer 18monatigen Recherche am Colombian National Foresees Institut. Dieses Material hilft, eine auf
Gewalt gegründete Geschichte zu zeigen, aber nicht die Art der regulären
Gewalt, die ein Bürger Kolumbiens jeden Tag im Fernsehen oder in den
Printmedien sieht. Wie können wir mit dem Archivmaterial, das als Konsequenz unserer Gewalt angelegt wurde, umgehen? Dies ist die Hauptfrage dieses Werkes an den Autor.
ROLANDO VARGAS RODRIGUEZ, Medienkünstler. Studierte Kunst an der Universität De los Andes Bogotá, Columbien von 1993-1999. Professionelles Profil:
Schwerpunkt in Electronic Arts und Dokumentarfilm. Testigo de las ruinas Videoinstallation in der Ausstellung während der Wiener Festwochen im Mai
2005.
CATHERINNE CELY RODRIGUEZ, Konservator und Restaurator von ›Bienes Muebles Culturales‹ an der Universität Externado de Colombia 1995-2000.
›Automóvil‹ wurde im IDB Cultural Center auf der II Inter.-American Biennale der Videokunst 2005 in Washington D.C. gezeigt.
Aufgenommen in der Schweiz am
13. November 2004. Als die Kamera
aus einem vergitterten Fenster
schaut und die Uhr einer Schweizer
Stadt vier Uhr schlägt, bildet der
Tod von Yasser Arafat den Beginn
eine Zeitreise zurück. ›Throwing
Stones‹ ist das dritte Video meiner
›Hotel Tagebücher‹ Serie, eine Kollektion von Nachtaufnahmen, die
ich in Hotelzimmer im Ausland
gemacht habe und persönliche
Erfahrungen mit aktuellem Zeitgeschehen kombiniert.
Andere Arbeiten dieser Serie:
›Frozen War‹ (Ireland, October 8th
2001) and ›Museum Piece‹ (Germany,
October 14th 2004).
Seit 1972 hat JOHN SMITH mehr als
30 Filme, Videos und Installationen
hergestellt. Seine Filme wurden
weltweit in Kinos, Galerien und im
Fernsehen gezeigt und erhielten
Hauptpreise auf Filmfestivals in
Oberhausen, Hamburg, Leipzig,
Cork, Palermo, Graz, Uppsala, Bangkok und Chicago. Jüngste Vorführungen und Ausstellungen
schließen eine Ein-Mann-Show in
der Pearl Gallery, London und Retrospektiven auf Filmfestivals in Cork,
Oberhausen, Uppsala und Tampere
ein.
Rolando Vargas, Catherine Cely
›Automóvil‹ is the first work of a series called ›MI‹ consisting of 7 videos. Materials for
building this video came from an eighteen months research on the Colombian National
Foresees institution. This material helps to build a history based on violence but not the
kind of regular violence a Colombian citizen sees all days in television or printed media.
How can we interact with the archival material produced in consequence of our violence?
This is the main question that this work proposes for the author.
ROLANDO VARGAS RODRIGUEZ, Media Artist, Studied Fine Arts at the Universidad de los
Andes Bogotá, Colombia from 1993-1999. Professional profiles in electronics arts and documentary film emphasis. Testigo de las ruinas - video installation exhibition at Wiener
Festwochen May 2005.
CATHERINNE CELY RODRIGUEZ, conservator and restaurator of Bienes Muebles Culturales at
Universidad Externado de Colombia 1995-2000.
›Automóvil‹ was shown at the IDB Cultural Center II Inter.-American Biennal of Video
art, Washington D.C., Dec. to Jan. 2005.
// Columbia 2004, DVD, 3:51
// Realisation: Rolando Vargas, Catherine Cely
// Distribution: Rolando Vargas, Catherine Cely
68
John Smith
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
FRAGMENTS OF DESTRUCTION
Anna-Katharina Scheidegger
Made in Switzerland, November 13th 2004. As the camera
looks out through a barred window and the clock strikes four in a
Swiss city, the death of Yasser Arafat provides the starting point
for a journey back in time. ›Throwing Stones‹ is the third video in
the ›Hotel Diaries‹ series, a collection of late night recordings made
in foreign hotel rooms which relate personal experiences to contemporary world events.
Other works in the series currently include ›Frozen War‹ (Ireland, October 8th 2001) and ›Museum Piece‹ (Germany, October
14th 2004), The works can be shown individually or as a chronological group.
Since 1972 JOHN SMITH has made more than 30 film, video and
installation works. His films have been widely shown internationally in cinemas, art galleries and on television, and awarded major
prizes at film festivals in Oberhausen, Hamburg, Leipzig, Cork,
Palermo, Graz, Uppsala, Bangkok and Chicago. Recent screenings
and exhibitions include a one-person show at the Pearl Gallery,
London and retrospectives at film festivals in Cork, Oberhausen,
Uppsala and Tampere.
// GB 2004, Beta SP, 10:55
// Realisation: John Smith
// Distribution: LUX
Der Film ›Fragments of Destruction‹ ist eine Reise entlang der Fassaden leerer Häuser. Der ausgewählte Raum
erscheint als organisches, lebendiges Element. Die Vegetation erobert den Boden und die Wände zurück, zerbrochene Stücke (Mörtel, Ziegelsteine, Wände und einstürzende Betonblöcke) werden mit der Zeit zu natürlich
gewachsenen Skulpturen. Ästhetisch vermittelt der Film
sowohl ein Gefühl von Verlassenheit und Verlust als
auch den Verfall von Schönheit. Der Film endet mit dem
Blick in die einzige Wohnung, die ihre Funktion als
lebender Raum bewahrt hat.
ANNA-KATHARINA SCHEIDEGGER, *1976 in Sumiswald,
Schweiz. 1997 Diplom am staatlichen Seminar Lerbermatt, Bern, Schweiz. 1999 Eintritt in die Ecole Nationale
Supérieure des Arts Décoratifs (ENSAD), Paris. 2002 Auslandssemester an der UdK (Medienkunstklasse, Prof.
Maria Vedder), Berlin. 2003 Diplom am ENSAD, Paris.
The film › Fragments of Destruction‹ is a journey through the
facades of empty houses. The chosen space is shown as an organic,
moving element. Vegetation takes the floors and walls back, broken pieces (mortar, bricks, walls and falling blocks) form natural
sculptures as time passes. In its esthetics, the film translates both
the feeling of abandonment and loss as well as decaying organic
beauty. The film ends with the view of the only apartment that
kept its function of living space. Shot on the ›banc titre‹, the film
is on the border between a cinematic and a photographic work,
questioning still standing time and transformation.
ANNA-KATHARINA SCHEIDEGGER, *1976 in Sumiswald, Switzerland.
1997 Diploma at the State Seminar Lerbermatt, Bern, Switzerland.
Begins studying at the Ecole Nationale Supérieure des Arts Décoratifs (ENSAD), Paris in 1999. 2002 visiting student at the UdK
(Medienkunstklasse, Prof. Maria Vedder), Berlin. 2003 final diploma at the ENSAD, Paris.
// F 2004, 35 mm, 6:00
// Realisation: Anna-Katharina Scheidegger
// Distribution: Le Fresnoy
69
// LOOKING FOR CLUES
PERFORMING SPACE
ORIENTIRRUNG
Zentrales Thema meiner aktuellen Arbeit ist die Untersuchung von Räumen und Orten. Ich schaffe neue Situationen durch einen Änderungsprozess
eines gegebenen Kontextes oder Rahmens. Damit wird die Arbeit eine Art
poetischer Erkundung der Mehrschichtigkeit der Räume: ihre Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Sinn, Assoziationen, Interpretationen...
Meine Absicht ist, mit diesen verschiedenen Facetten des Ortes zu interagieren, oft nur durch einen einfachen Eingriff in eine gegebene Situation,
durch die Änderung der festen Gegebenheiten eines Ortes. Als ein Ergebnis
ist die Öffentlichkeit eingeladen, sich neu zu lokalisieren. Die physikalische
Erfahrung des Daseins an diesem Ort wird entscheidend: die Öffentlichkeit
wird Teil der Situation, die Existenz einer Person an diesem Ort wird zu
einer Herausforderung, diesen Raum und die persönliche Beziehung zu ihm
neu zu überdenken.
ERKI DE VRIES, *1978 in Vilvoorde, Belgien. 1997-1999 Abschluss in Bildende
Kunst, St. Lukas, Antwerp, Belgien. 2001-2002 Postgraduiertenstelle am St.Joost, Breda, Niederlande, 2004-2005 Higher Institute for Fine Arts, Antwerpen, Belgien. 2004 Open Ateliers, HISK, Antwerpen, Belgien, ›FEEL ESTATE
performance edition‹, Galerie Jan Colle, Gent, Belgien, 1st International
Short Film & Video Festival in Xiamen, China. (www.erkidevries.be)
Irrlichter schneiden Räume,
geben dem Gang - jedem Gang - eine
zweifelhafte Richtung. Vergeblich
sucht das Auge im Raster der sich
kreuzenden Lichtlinien die Koordinaten. Erst in der Wiederholung, der
starrenden Zeit, und erst in der
räumlichen Iteration des Gleichen,
findet sich Ruhe. Die Ruhe der kalten Gerechtigkeit des Ereignens:
detailed balance condition. Die
Ruhe, die zerrinnt - im Unbestimmten des festgestellten nil desperandum. Orientale Ruhe? Dazwischen sie. (Christoph Lischka)
JEAN-FRANÇOIS GUITON, *1953 in
Paris, arbeitet in Bremen. 1972
Modell- und Messebau. 1980 Studium
an der Kunstakademie Düsseldorf
bei Prof. Fritz Schwegler und Ursula
Wevers. 1985 Meisterschüler bei Prof.
Fritz Schwegler. 1987-94 Lehrauftrag
an der Bergischen UniversitätGesamthochschule in Wuppertal.
1988 Arbeitsstipendium des Kunstfonds Bonn. 1994 Professur für Medien in den Bereichen freie Kunst und
visuelle Kommunikation an der
École des Arts Décoratifs, Strasbourg. 1998 Professur für neue Medien an der Hochschule für Künste,
Bremen.
Erki de Vries
The central theme in my actual work is an investigation of spaces and locations. I create new situations by starting a process of change in a given context or framework. This
way the work becomes a sort of poetic exploration of the multi-layeredness of spaces: their
past, present, future, purposes, associations, interpretations...
My intention is to interact with these multiple facets of a location, often by simply
intervening in a given situation, by altering the set conditions of a locality. As a result,
the public is invited to resituate itself. The physical experience of existing in this space
becomes crucial: the public becomes part of the situation, the very existence of a person in
that space becomes a challenge to rethink this space and the personal relation to it.
ERKI DE VRIES, *1978 in Vilvoorde, Belgium. 1997-1999 Master in Fine Arts, St. Lukas,
Antwerp, Belgium. 2001-2002 Postgraduaat Post St.-Joost, Breda, Netherland, 2004-2005
Higher Institute for fine arts, Antwerp, Belgium. 2004 Open Ateliers, HISK, Antwerpen,
Belgium, ›FEEL ESTATE performance edition‹, Gallery Jan Colle, Gent, Belgium, 1st International Short Film & Video Festival In Xiamen, China. (www.erkidevries.be)
// B 2004, DVD, 3:00
// Director, photography: Erki de Vries
// Editing: Ilke de Vries, Erki de Vries
// Sound: Kris Delacourt, Erki de Vries
// Distribution: Erki de Vries
70
Jean-Francois Guiton
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
LAWN
Monteith McCollum
Jack o'lanterns cross rooms, giving the
course - every course - a dubious direction.
The eye tries in vain to find the co-ordinates in the raster of rays of light that
cross each other. It is only in the repetition, the starring time, and only in the
spatial iteration of the same thing, that
calm is found. The calm of the cold justice
of occurrence: detailed balance condition.
The calm that fades away - in the undefined of the determined nil desperandum.
Oriental calm? In between it - them.
JEAN-FRANÇOIS GUITON, *1953 in Paris,
works in Bremen. 1972 Model and fair
building. 1980 Studied at the Academy of
Art in Düsseldorf with Prof. Fritz Schwegler and Ursula Wevers. 1985 Scholarship
student of Prof. Fritz Schwegler. 1987-94
Teaching assignment at the Bergische Universität-Gesamthochschule in Wuppertal.
1988 Arbeitsstipendium des Kunstfonds
Bonn. 1994 Professor of video at the École
des Arts Décoratifs, Strasbourg. 1998 Professor, Chair of the New Media at the
Hochschule für Künste, Bremen.
(www.guiton.de)
// D 2004, Beta SP, 12:30
// Realisation:
Jean-Francois Guiton
// Distribution:
Jean-Francois Guiton
›Lawn‹ untersucht unsere Beziehung zur Natur und unseren Wunsch, sie
zu beherrschen. Er wurde über einen Zeitraum von mehreren Monaten
gedreht und stellt das Leben und Sterben eines wilden Gartens dar. Dabei
erzählt Sarah Little kleine Geschichten und enthüllt die Logik hinter unserem Streben, Wiesen in ordentliche, ungeziefer-freie Zonen zu verwandeln.
Sie erzählt von einem Mann, der um jeden Preis die Verwendung von Chemikalien vermeiden will, um der Gesundheit seines Kindes nicht zu schaden.
Mein Nachbar fährt auf seinem Rasenmäher vorbei, als ich gerade meinen
Rasenpflege-Händler anrufe. Wir stellen uns vor, wie es wohl wäre, wenn die
Erde unkraut- und ungeziefer-frei wäre. Meine Bedenken angesichts dieser
Vorstellung werden vom Verkäufer sofort zerstreut, der mit seiner ruhigen
Stimme jeden Kunden zufrieden zu stellen weiß.
›Dein Rasen ist der Spiegel deines Charakters‹ - Sarah Little.
MONTE MCCOLLUM hat 2001 ›Hybrid‹ gedreht, in dem er das Verhältnis eines
Mannes zu seiner Familie, zu seiner Arbeit und zu seinem Grundstück untersucht. Wieder einmal richtet Monte unser Augenmerk auf die Landschaft
und unsere Entscheidung, wie wir in ihr leben wollen.
›Lawn‹ explores our relationship with nature and our desire to control it. Filmed over
several months it depicts an untamed yard living and dying. Throughout the film Sarah
Little recounts stories and reveals the logic behind our desire to make lawns into a homogeneous bug-less plot. She tells of a man struggling to go chemical free to ensure the
health of his child. My neighbor rides by on his John Deere, and I place a telephone call to
my local lawn care provider. We discuss the possibilities and wonder behind a weed-less
insect-less earth. I express my fears, but am quickly put at ease by a calm voice uttering
words so apt to ensure any satisfied customer.
›Your lawn is a reflection of your character‹ - Sarah Little.
MONTE MCCOLLUM directed ›Hybrid‹ in 2001, in which he explored a man's relationship
to his family and his work / land. Monte again turns his attention to the importance of
landscape and the choices we make in how we live within it.
// USA 2004, DVD, 12:00
// Direction, editing & cinematography: Monte McCollum
// Music: Monte McCollum saw & violin plus an usundry of ornothology
and music box records
// Narration: Sarah Little
// Distribution: Monte McCollum
71
// A PAINFUL LOSS
THE SURFACE
Christina Eriksson Frederiksson, Christofer Frederiksson
Beim allerletzten Mal, das ich meinen Vater sah, gab er mir einen Bootsmotor. Ich fuhr vom Hof, als er mich rief
und mir sagte, dass es jetzt mein Motor sei und ich verantwortlich für ihn wäre. Andererseits hatte er längst entschieden, dass mein Sohn Ludvig das Boot fahren und den Motor selbst benutzen würde. Das war das letzte Mal, dass
ich ihn lebend sah. Drei Tage später hörte ich seine Stimme auf dem Anrufbeantworter. Er wollte wissen, wie es uns
auf unserem Landsitz in der Nähe des Meeres ginge. Nach dem Abendessen wählte ich die Nummer meiner Eltern.
Danach war nichts wie vorher. Am Apparat hörte ich die Freunde meiner Eltern sagen, dass meine Mutter mit meinem Vater in einem Krankenwagen auf dem Weg ins Hospital sei. Ihr unbeholfener Versuch den Ablauf der Geschehnisse in schonender Art zu erklären, verdeckte offensichtlich viel Schlimmeres. Mein Körper, der scheinbar sofort
den Ernst der Situation erkannte, hatte unglücklicherweise recht, und in der Nacht bekam ich die Nachricht, dass
mein Vater für immer gegangen war.
CHRISTINA FREDRIKSSON ERIKSSON, *1964 in Karlstad, lebt und arbeitet in Umeå, Sweden. 1986-88 Idun Lovén Målarskola, Stockholm. 1988-95 Academy of Fine Arts, Umeå University, Umeå. Worked 1997-2004 National Public Art Council,
Sweden. Lehrt seit 2004 an der Umeå Konstskola, Umeå.
CHRISTOFER FREDRIKSSON, *1967 in Umeå, lebt und arbeitet in Umeå. 1986-90 Bachelor, Umeå University, Umeå. Lehrt
seit 2000 an der Academy of Fine Arts, Umeå University, Umeå.
The very last time I saw my father, he gave me a boat motor. As I was driving away from the courtyard, he called after me, telling me
that it was my motor and that I was responsible for it. On the other hand, he'd already decided that my son Ludvig would get to drive
the boat and use the motor by himself. It was important that I not forget this. That was the last time I saw him alive. Three days later, I
heard his voice on my answering machine. He called to find out how we were doing at our country place near the ocean. After dinner, I
dialed the number to my parents' house. After that, nothing was ever the same. From the receiver, I could hear one of my parents' friends
saying that my mother was on the way to hospital with my father, in an ambulance. Their clumsy attempt to explain the course of events
in a mitigating way betrayed something much worse. My body, which seemed to immediately understand the seriousness of the situation,
was unfortunately right, and that night I received the news that my father was gone forever.
Surface was first shown at the exhibition Giving Water an Image, at the Museum of Hanoi University of Fine Arts, Vietnam, in August
2004.
CHRISTINA FREDRIKSSON ERIKSSON, *1964 in Karlstad, lives and works in Umeå, Sweden. 1986-88 Idun Lovén Målarskola, Stockholm.
1988-95 Academy of Fine Arts, Umeå University, Umeå. Worked 1997-2004 at the National Public Art Council, Sweden. Teaches since
2004 at the Umeå Konstskola, Umeå.
CHRISTOFER FREDRIKSSON, *1967 in Umeå, lives and works in Umeå. 1986-90 Bachelor, Umeå University, Umeå. Since 2000 teaching at
the Academy of Fine Arts, Umeå University, Umeå.
// S 2004, DVD, 12:00
// Realisation: Christina Eriksson Frederiksson, Christofer Frederiksson
// Distribution: Christofer Frederiksson
72
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
PHANTOM LIMB
Jay Rosenblatt
Der Tod eines Kindes löst diese Zusammenstellung persönlicher Reflexionen über Trauer und Verlust aus. (›Phantom Limb‹ [Phantomglied] ist die Illusion, dass ein Körperteil auch nach der Amputation noch vorhanden ist).
JAY ROSENBLATT macht seit über 20 Jahren Filme. Er ist ein Stipendiat von Guggenheim und Rockefeller. Seine Filme
haben zahlreiche Auszeichnungen erhalten und wurden international gezeigt. Eine Auswahl seiner Filme wurde eine
Woche lang auf dem New York Film Forum und im ganzen Land gezeigt. Artikel über seine Arbeit erschienen in der
New York Times, LA Times, Sight & Sound, Filmmaker und The Independent. Filme von Rosenblatt wurden auf dem
EMAF gezeigt. (www.jayrosenblattfilms.com)
The death of a child triggers this collection of personal reflections on grief and loss. (›Phantom Limb‹ is the illusion that a limb still
exists after it has been amputated).
JAY ROSENBLATT has been making films for over 20 years. He is a recipient of a Guggenheim and a Rockefeller Fellowship. His films have
won numerous awards and have screened throughout the world. A selection of his films had a one-week theatrical run at New York's
Film Forum and throughout the country. Articles about his work have appeared in The New York Times, LA Times, Sight & Sound, Filmmaker and The Independent. Films of Rosenblatt shown at EMAF. (www.jayrosenblattfilms.com)
Filme. Prayer (2002). Underground Zero (2002) co-producer. Decidi! (2002) co-directed with Stephanie Rapp. King of the Jews (2000).
Human Remains (1998). The Smell of Burning Ants (1994). Short Of Breath (1990).
// USA 2005, DVD, 28:00
// Writer, Producer, Director & Editor: Jay Rosenblatt
//Participants: Tyler Cassity, Chris Cornet, John Lambert, George Dalzell
// Assistant Editor & Archival Research: Lucas Morrison
// Cinematographers: Ara Corbett, Todd Curtis, Jay Rosenblatt
// Voice: Beverly Berning
// Music: Arvo Pärt, Eliane Radigue
// Distribution: Jay Rosenblatt
73
// A PAINFUL LOSS
WAITING TO TUCK HIM IN
RUE DES PETITES MARIES (LITTLE MARY STREET)
Gesprochene Worte, aufgenommen mit einem Minidisc Recorder,
einem Doepfer System A-100, Fragmente aus dem Radio und einem
Midiverb4, verschmelzen sich zu
einer tagebuchähnlichen Erzählung,
die Elemente einer unterbewussten
Suche und Fiktion einer Geschichte
enthält.
NECOLE ZAYATZ arbeitet in den
Bereichen traditionelle Drucktechnik und Videokunst. Zur Zeit
beschäftigt sie sich mit den Reaktionen im Raum zwischen bewegtem
Bild und Ton. Im Herbst 2005 setzt
sie ihr MFA Studium für Electronic
Integrated Arts an der Alfred University fort.
Nach Bombenangriffen bleiben oft Spuren der Niederlage in den Mauern
der Städte zurück. Johan, ungefähr fünfzig, geplagt von Erinnerungen, kehrt
nach Marseilles zurück, wo er seine Kindheit verbrachte. Er trifft sich dort
mit seinem jungen Geliebten, der ihm einen anderen Weg des Kampfes vorschlägt: draußen zu tanzen, in den Straßen.
LAURENCE REBOUILLON, *1966 in Marseilles. 1991-92 Filmstudien in Aix-en-Provence und in Paris, die sie mit einer Arbeit über den französischen Filmemacher Albert Pierru abschloss, bei der Nicole Brenez die Regie führte. Sie praktiziert Fotografie, arbeitet an einer Radiosendung über Kino und schreibt
auch ein paar Artikel. Seit 1990 führt sie bei Kurzfilmen, die sie meistens selber produziert, Regie. Um dies zu finanzieren, arbeitet sie seit 1994 beim
französischen Fernsehen als Computergrafikerin. Sie arbeitet nur mit dem
Super8-Format. In ihren Arbeiten besteht sie darauf, Schauspieler und
Erzählelemente mit visuellen und Sound-Experimenten zu mischen. Zum
Schluss sei bemerkt, dass sie immer noch ein fürchterliches Englisch und
Spanisch spricht und schreibt und dass sie - egal bei welchem Wetter - ihre
›mobylette‹ ungestört durch Paris fährt…
Necole Zayatz
Spoken words collected with a mini disc
recorder, Doepfer system A-100, radio and
midiverb4, become a diaristic narrative
involving the subconcious memory of
retrieval and fictious story elements.
NECOLE ZAYATZ works in traditional
printmaking and video arts. Currently she
exploring the possibilities for reactive space
involving moving image and sound. In the
fall of 2005 she will be continuing her
studies at Alfred University in the MFA
program for Electronic Integrated Arts.
// USA 2004, DVD, 6:30
// Realisation: Necole Zayatz
// Distribution: Necole Zayatz
74
Laurence Rebouillon
After bombardments, cities often keep traces of defeat in their walls. Johan, about
fifty, haunted by memories, comes back in the city of Marseilles, where he grew up. He
joins there his young lover, who proposes him another way of struggle: dancing outside, in
the streets.
LAURENCE REBOUILLON, *1966 in Marseilles. Cinema studies in Aix-en-Provence and Paris
in 1991-92, ending with a work directed by Nicole Brenez about a French cinematographer
Albert Pierru. She practices photography, animates a radio broadcast about cinema and
writes some articles too. Since 1990, she directs short films, auto-produced most of the
time. To be able to finance them, she works in French TV as a computer graphist since
1994. She exclusively uses Super 8 format. In her work, she's persisting to mix actors, narrative elements with visual and sound experimentations. Finally, she still writes and talks
awfully English, Spanish, and - whatever the weather - drives her ›mobylette‹ unperturbed
through Paris…
// F 2003, 35mm, 12:00
// Director, screenwriter, cinematographer: Laurence Rebouillon
// Sound, Editors: Lise Roure, Laurence Rebouillon
// Mixer: Guillaume Limberger
// Producer: Francoise Linster
// Cast: Johan Leysen, the dancers of ›Ex Nihilo‹ compagny: Jean-Antoine
Bigot, Anne Lebatard, Anne Reyman, Christophe Schütz
// Distribution: Laurence Rebouillon
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
DEAR NONNA: A FILM LETTER
Tiziana Panizza
Sehen ist ein wichtiger Sinn: so viele Reize gehen davon aus, so dass wir manchmal vergessen, dass wir auch mit
geschlossenen Augen ›sehen‹ können. Ich spreche mit meiner Großmutter, aber ich versuche auch, ein Bewusstsein
für diesen inneren ›Planeten‹ zu bekommen, einer Kraft, die wir vielleicht mit dem ›Erwachsen-werden‹ vergessen.
Als ich ein kleines Mädchen war, las mir meine italienische Großmutter Briefe vor, die sie in Chile von ihren Verwandten aus dem Heimatland erhielt. Dies war unser eigenes vertrautes Ritual, welches sich in meinem Gedächtnis
eingeprägt hat. Meine Großmutter ist immer noch am Leben, aber sie lebt in einer Dimension, in der nur Platz für
sie ist. Erinnert sie sich, träumt sie oder singt sie in diesem weit entfernten Land? Dies ist ein Brief, den ich an
meine Großmutter sende, zusammengesuchte Seiten eines persönlichen Tagebuches, mein alltägliches Leben in
einem fremden Land. ›Was nicht in diese Bilder eingebettet ist, ist für immer verloren. Ich bin dein Bild, aus der
Ferne, für dich, mein Andenken, es gehört dir.‹ Ein Brief aus London nach Lateinamerika, ein letzter Versuch, ein
altes Familienritual wieder zu beleben.
TIZIANA PANIZZA, Chilenin/Italienerin, 32 Jahre alte Dokumentarfilmemacherin. Master in Arts in Kunst und
Medienpraktiken an der University of Westminster, London (Chevening Scholarship). Studium an der Gabriela
Mistral University of Chile und an der International Film School of Cuba (Ibermedia Scholarship). Teil-Regisseur für
Discovery Channel Latinamerica in den Fernsehserien ›DesafíoTodo Terreno‹ (›Extreme Challenge‹), Mexiko, 2002; ›El
Reencuentro‹ (The Reunion), 2001 und ›Scouts in Action‹, 1999. Regisseur (drei Saisons) des Kulturprogramms, ›The
Books' Show‹, ›Cine-Video‹ und in den TV-Serien, ›One Day‹ und ›Witness‹ für Chilean National TV und Channel 13.
1998-2003 Professorin an der Medienschule der Diego Portales University und Gabriela Mistral University.
Vision is a powerful sense: so many stimuli stem from it that we sometimes forget that with our eyes closed we also have the capacity
to ›see‹. I talk to my grandmother, but I also make an appeal for acquiring an awareness of that other internal ›planet‹, a power that we
perhaps forgot when we became adults. When I was a little girl, my Italian grandmother used to read out loud the letters that she
received in Chile from her relatives still in her home country. This was our own familiar ritual, which was stored in my memory. My
grandmother still lives, but she inhabits a dimension where there is only space for herself. In that far away country, does she remember,
or dream, or sing? This is the letter to send to my grandmother, scrambled pages of a personal diary, my everyday life in a strange country. ›What is not embedded in these images is forever lost. I am your images, from the distance, for you, my memory, it's yours.‹ This film
is a letter, from London towards Latin America, in a last attempt to recover an ancient family ritual.
TIZIANA PANIZZA, Chilean / Italian, 32 year old Documentary filmmaker. Master in Arts Art and Media Practice University of Westminster, London (Chevening Scholarship). Studies made at Gabriela Mistral University of Chile and International Film School of Cuba (Ibermedia Scholarship). Unit Director for Discovery Channel Latinamerica in the television series ›DesafíoTodo Terreno‹ (›Extreme Challenge‹),
Mexico, 2002; ›El Reencuentro‹ (The Reunion), 2001 and ›Scouts in Action‹, 1999. Director (three seasons) of the cultural program, ›The
Books' Show‹, ›Cine-Video‹ and two seasons of the television series, ›One Day‹ and ›Witness‹ for Chilean National Television and Channel
13. Professor at the Media Schools of Diego Portales University and Gabriela Mistral University between 1998 and 2003.
// Chile 2004, DVD, 15:00
// Director, script, montage: Tiziana Panizza
// Camera: Rodrigo Moreno, Tiziana Panizza
// Production: Elizabeth Dunningham
// Technical Assistance: Aaron Kay
// Home Video footage: Marisol Valdés
// Distribution: Tiziana Panizza
75
// FILM ALCHEMY
ECLIPSE
ASPECT
Die Beobachtung einer Mondfinsternis am 9. November 2003, dokumentiert und übersetzt durch handgefertigten Super 8 Kodachrome. Im 4ten Jh. v. Chr. gründete
Aristoteles das Lyceum, eine Schule für das Studium
aller natürlicher Phänomene, ohne die Hilfe der Mathematik, die zu perfekt erschien, um sie auf die Unzulänglichkeiten der terrestrischen Sphäre anzuwenden. Der
Schatten ist der Beweis der Sphäre, uns, und diese Filmübersetzung ist der Beweis der Unvollkommenheit in der
sichtbaren Welt.
JEANNE LIOTTA lebt, arbeitet und lehrt in New York, wo
sie Filme und andere Ephimeride macht. Ihr letztes Projekt ›Observando El Cielo‹ ist eine Zusammenstellung
von Medien, wo sie den Kosmos aus ihrem eigenen Hinterhof beobachtet.
›Aspect‹ wurde über einen Zeitraum von einem Jahr
in einem Wald gedreht. Es wurden fotografische Techniken, wie Zeitraffer und Dauerbelichtung einzelner Frames, verwendet. Das Waldjahr ist auf ein paar Minuten
verdichtet. Licht, Farbe und Schatten wandern über die
Oberfläche und der Film wechselt zwischen dem Wahrnehmen der Bäume als Bäume und dem Verfremden der
realen Umwelt durch die Bewegung von Licht und Schatten. Ihre Augen werden von der gesamten Leinwand
gefesselt durch die immer währende Bewegung und den
Wechsel von Licht und Farbe. Es gibt keinen Anhaltspunkt, - es ist ein dauernder Wechsel. Das Licht wird,
wie in ›Redshift‹ und ›Nocturne‹, der Hauptdarsteller.
In ›Aspect‹ werden Fragmente der unbewussten Waldklänge, z.B. Ameisen in ihrem Ameisenhaufen, der
Wind, der über den Waldboden streift, das Brechen eines
Zweiges, zu einem Tonstück rekonfiguriert, das den Film
(und den Wald) auf eine trügerische und mehrdeutige
Art und Weise verdeutlicht.
Jeanne Liotta
A total lunar eclipse observation, November 9, 2003, documented and translated through hand-processed Super 8 Kodachrome.
In the 4th c BC Aristotle founded The Lyceum, a school for the
study of all natural phenomena pursued without the aid of mathematics, which was considered too perfect for application on the
imperfect terrestrial sphere. The shadow is proof of the sphere,
ourselves, and this film translation is proof of imperfection in the
visible realm.
JEANNE LIOTTA lives, works and teaches in New York City where
she makes film and other ephemera. Her latest project ›Observando
El Cielo‹ is a constellation of mediums where she observes the cosmos from her own backyard.
// USA 2004, Video, 3:00
// Director: Jeanne Liotta
// Sound: ›Departure‹ by BDF
// Distribution: Jeanne Liotta
Emily Richardson
›Aspect‹ is filmed in a forest over the period of a year. Using
photographic techniques, such as time-lapse and long exposures on
single film frames. The forest year is condensed into a few minutes. Light, colour and shadow travel across its surface and the
film shifts between seeing the trees as trees and seeing the movement of light and shadow abstracting the real environment. Your
eye is taken all over the screen with this perpetual movement and
change of light and colour. There is no one focal point, - it is continuously changing. As with Redshift and Nocturne, light becomes
the main protagonist.
In ›Aspect‹ fragments of unconscious forest sounds, ants in
their anthill, the wind across the forest floor, the crack of a twig
are reconfigured into an audio piece which articulates the film
(and the forest) in an illusive and ambiguous way.
// GB 2004, 16mm, 9:00
// Realisation: Emily Richardson
// Sound: Benedict Drew
// Distribution: Lux
76
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
THE KNOWLEDGE DAY
LIFE ON MARS
Wenn die menschliche Seele Gewalt ausgesetzt wird,
kann sie nach dem Tod nicht weitergegeben werden - sie
wird vom Körper getrennt und verwandelt sich in eine
Tierseele. Solche Toten kann man leicht erkennen, denn
sie besitzen weder Moral noch persönliche Gefühle. Sie
sind weder nett noch gemein - sondern einfach nur tot.
GRIGORIJ MANASEVITSCH, *1974 in der Gegend von
Moskau, Russland. 1991-1995 Studium Kommunikation
und Informatik an der Technischen Universität in
Moskau, Fakultät ›Vielkanalige digitale Verbindung‹.
1997-1999 Arbeit als freier Fotokünstler und im Laboratorium des Experimentalfilmes von Kobrin. 2001-2003
Arbeit am ersten Experimentalfilm ›Der Wissenstag‹
(The Knowledge Day).
Eine junge Frau gerät aus Versehen auf die andere
Seite eines Spiegels, in eine feindselige Welt, in der gierige Zähne ihr Unwesen treiben. Diese Welt wird vom
Mond regiert und scheint alle Menschen negativ zu
beeinflussen.
Die körnige Qualität des Filmmaterials, die optische
Gestaltung und die Thematik verweisen auf den frühen
Horrorfilm.
ISABELLE NOUZHA forscht in ihren Videos nach den dunklen, verstecken Tiefen der menschlichen Seele und
offenbart ihre Fantasien in düsterer Atmosphäre. Ihre
Filme mit film-noir-Charakter sind ausnahmslos stumm
und beschwören eine zwanghafte, fantastische Welt herauf, die von fremdartigen Wesen und angsteinflößenden
Monstern bevölkert und von einem Gefühl der Isolation
erfüllt ist. Unheimliche Geschichten, durchwirkt von
launenhaften Strukturen und industriellen Klanglandschaften, als Darstellungen von Angst und Verwirrung.
Grigory Manasevich
When the human soul is exposed to violence, it can not be
transferred - it will be separated from the body and transforms
itself instead into an animal soul. Such dead are easy to distinguish, because the morality and personal feelings have left them
completely. They are not nice nor bad - there are just dead.
GRIGORIJ MANASEVITSCH, *1974 in the area of Moscow, Russia.
1991-1995 Studies of communication and informatics at the technical university, Moscow, fakulty digital connections. 1997-1999
works as freelance foto artist and n the laboratory of experimental-film of Kobrin. 2001-2003 first experimental film The Knowledge Day.
// RUS 2003, Beta SP, 10:00
// Director, Edit: Grigorij Manasevitsch
// Script: Grigorij & Svetlana Manasevitsch
// Music: A Kostrikov
// Distribution: Grigorij Manasevitsch
Isabelle Nouzha
A young lady gets lost on the opposite side of the mirror, in a
hostile world with greedy teeth. This place is ruled by the moon
and seems to affect everyone.
Filmed in grainy pellicle the visual design and the themes are a
reference to early horror films.
ISABELLE NOUZHA fathoms in her videos for the dark, hidden corners of the human soul, revealing her fantasies in a very obscure
atmosphere. Her exclusively suggestive non-spoken film-noirs
evoke an obsessive and fantasist world, populated by alienating
characters, isolation and scary monsters. They are uncanny
fables, interwoven with fitful textures and industrial sound
scapes, depictions of anxiety and confusion.
// B 2003-2004, DVD, 10:00
// Realisation: Isabelle Nouzha
// Music, sound: This way-up - illusion of safty
// Actors: Sara Meurant, Christophe Masson
// Distribution: Isabelle Nouzha
77
// FILM ALCHEMY
SPACED ODDITIES
Cecile Fontaine
Bilder eines Schwarzweiss Dokumentarfilms über das Leben im Süßwasser,
neu komponiert auf dem Filmstreifen. Eine Bild-an-Bild Kollage, die neue
Figurinen formt, die sich nach bestimmten Intervallen wiederholen, wie
Variationen des selben Motivs.
CECILE FONTAINE, *1957 in Paris, ist Filmemacherin und Dozentin der plastischen Künste. Dreht Avantgarde-Filme in verschiedenen Formate, über Super
8 bis 16mm. Die Erfindung, Emulsion zu entfernen, ist ihr zugeschrieben
worden. Sie hat die Technik zufällig erfunden, als sie die falsche Lösung
benutzte, um einen Filmstreifen zu säubern. Von 1982 bis 1986 arbeitete und
studierte sie in Boston, bevor sie nach Frankreich zurückkehrte. Ihre ersten
Filme wurde mit traditionellen Schnitt-Techniken gemacht. Seit 1984 benutzt
sie eine nicht-traditionelle Schnittform, eine, die nicht auf der Trennung der
Emulsion von den Frames basiert. Ihre sämtlichen Arbeiten basieren auf die
Manipulation des physischen Inhalts der Filmunterstützung und der Emulsion selbst, indem sie verschiedene Techniken benutzt, manche aus gegenständlicher Kunst (Schnitte, Collage, Graffiti usw.) und mit physischen
Zusatzteilen.
Pictures from a black-and-white documentary on life in fresh water, recomposed on the
celluloid strip by collage, frame by frame, to form new figures repeating themselves at regular intervals, like variations of the same motif.
CECILE FONTAINE, *1957 in Paris, is film maker and teacher of the plastic arts. Makes
avant garde films using various formats, from Super 8 to 16mm. The invention of the
technique of removing emulsion has been attributed to her, discovered by chance while she
was using the wrong substance to clean a piece of film. From 1982 to 1986 she worked and
studied in Boston before returning to France. Her earliest films were made using traditional editing techniques. Since 1984 she has used a non-traditional form of editing, one
not based on dividing the emulsion from the frames. All her work is based on the manipulation of the physical content of the film support and the emulsion itself using different
techniques, some taken from figurative art (incisions, collage, graffiti etc.) and with physical attachments.
// F 2004, Video, 4:20
// Realisation: Cecile Fontaine
// Distribution: Light Cone
78
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
DREAM LOVER FONDUE
Trixy Sweetvittles
›Dream Lover Fondue‹ ist ein surreal hypnotischer Film über die Suche nach Partnerschaft und dem sich Abfinden
mit der Einsamkeit. Der handentwickelte 16mm-Film über die charmante Eigenartigkeit des Lebens und Schichten
animierten Gekritzels ermutigt den Zuschauer, die Rolle des erwachsenen Singles zu untersuchen und sich in eine
unbewusste Reise des romantischen Herzens zu vertiefen.
D. L. F. soll einen verzaubern, er soll Liebende hervorzaubern und Trost für diejenigen spenden, die alleine fliegen. Es ist ein Film über Einsamkeit, Suche und die lächerlichen erhabenen Artefakte, die alltäglich erlebt werden
können, wenn man aufpasst. Es kam alles zusammen, als ich einen unveröffentlichten Film ansah, den ich vor ein
paar Jahren gedreht habe, ein Live-Action-Road-Tagebuch, bestehend aus surrealen Landschaften auf einem handentwickelten 16mm Film. Ich merkte, dass das alte Material mit einem animierten Tagebuch, welches ich 2002 schuf,
kombiniert werden sollte. Jeder Film fügt dem anderen Bedeutung hinzu und schafft eine Spannung zwischen Wirklichkeit und dem Unbekannten. Lisa Cameron, alias Venison Whirled, sandte mir eine Musik CD, an der sie arbeitete.
Es war genau der Soundtrack, nach dem ich suchte - hypnotische, träumerische, melancholische Klänge. Ich kombinierte beide Filme im Computer und fügte Schichten von experimentellen, digitalen Animationen und Effekten
hinzu. Ich nenne ihn meinen eindringlichen romantischen Hippiefilm.
TRIXY SWEETVITTLES erhielt 1996 einen MFA in experimenteller Animation vom California Institute of the Arts. In
den letzten zwei Jahren führte sie das Fachgebiet Animation an der California State Summer School for the Arts und
ist zur Zeit Teil des Lehrkörpers an der University of Southern California, Fachgebiet Animation und digitale Künste
in Los Angeles, Kalifornien. Statement der Künstlerin: Ich strebe danach, Filme so zu machen, wie Jimi Hendrix
Musik machte - technisch vollendet, aber freigeistig und sehr persönlich.
›Dream Lover Fondue‹ is a surreal hypnotic film about searching for companionship and coming to terms with solitude. With handprocessed 16mm footage of life's charming oddities and layers of animated doodles, the film encourages the viewer to examine the role of
the solo adult and delve into a subconscious journey of the romantic heart.
D. L. F. is intended to cast a spell, to conjure up lovers and provide solace for the folks who fly solo. It's a film of solitude, searching
and the ridiculously sublime artefacts that can be experienced on a daily basis when you're paying attention. It came together when I
was looking at an unreleased film I made a few years back, a live action road diary composed of surreal landscapes hand-processed 16mm
film. I realised the old material should be combined with an animated diary I created in 2002. Each film adds meaning to the other and
creates a tension between reality and the unknown. Lisa Cameron, aka Venison Whirled, sent me a CD of music she'd been working on. It
was exactly the soundtrack I was looking for - hypnotic, dreamlike, melancholy sounds. Combined the two films in the computer, and
added layers of experimental digital animation and effects. I like to refer to it as my haunted hippie romance film.
TRIXY SWEETVITTLES received an MFA in experimental animation from California Institute of the Arts in 1996. For the past two years,
she chaired the Animation Department at the California State Summer School for the Arts and is currently on faculty at the University of
Southern California Division of Animation and Digital Arts in Los Angeles, California. Artist Statement: I aspire to make films the way
Jimi Hendrix made music - technically accomplished, but freespirited and deeply personal.
// USA 2004, Mini DV, 5:53
// Director: Trixy Sweetvittles
// Sound: Venison Whirled, Lisa Cameron
// Distribution: Trixy Sweetvittles
79
// FILM ALCHEMY
ARIADNE
Barbara Meter
Räder bewegen sich, Bänder, Hände und Weberschiffchen sind in rhythmischen Sequenzen miteinander verflochten, hier und da ein flüchtiger Blick auf eine Frau, deren Gesicht wir nie sehen, typisches Bild von Unruhe. Die
Geräusche sind hektisch und übermitteln auf ihre Weise den Zustand der Frau. Durch die unruhigen Geräusche von
Zügen, Schiffen und Motoren hindurch hören wir einen anderen Klang: Wellen von Liebesliedern, die der romantischen Landschaft zustreben, mit der der Film aufhört.
Wir können nur erahnen, was diese Stimmung hervorruft. In Andeutungen erfahren wir, dass sich die Frau gefangen fühlt und davon träumt auszubrechen; wir denken an die hoffnungslose Liebe des Gretchens aus Goethes ›Faust‹
oder an Ariadne, die Theseus mit einem Faden aus dem Labyrinth führte. Sie könnte aber auch eine Schicksalsgöttin
sein, die die Geschicke der Menschheit strickt ...
Der Film wurde auf Super-8 gedreht, dann auf 16mm kopiert, bearbeitet und schließlich für die Projektion weiter
auf 35mm vergrößert. Durch diesen Vorgang wurde die Bildqualität sehr körnig, was den Traumcharakter des Films
verstärkt. Unterschwellig kann er auch als Hommage an Film an sich wirken, und zwar nicht nur durch die starke
Körnigkeit, sondern auch über die Bilder und den Klang sich bewegender Räder, Treibriemen und anderer Mechanismen, die mit dem Maschinenzeitalter in Verbindung gebracht werden, in das auch die Erfindung des Films fällt.
BARBARA METER macht Filme seit Anfang der Siebziger Jahre. Sie ist in erster Linie Experimentalfilmerin, hat aber
auch kurze und lange Erzählfilme und Dokumentationen gedreht. Ihre Arbeit wird in Europa und in den USA viel
gezeigt. Sie hat in Groningen, Holland (1982-90) und in San Francisco (1995 und 2001) Film unterrichtet und hält bis
heute Vorlesungen über den Avantgarde-Film. In Holland und England (Skrien, Filmwaves) hat sie Zeitschriftenartikel zum Thema Film veröffentlicht. Dieser Film wurde vom Nederlands Fonds voor de Film finanziert.
Moving wheels, threads, hands and shuttles weave together in rhythmic sequences, interrupted by glimpses of a woman whose face we
never see, a pattern of unrest. The sounds too are restless, and translate in another way the state of being of the woman. Through the disquiet of trains, boats, motors we hear a different sound; waves of love songs that reach towards the romantic landscapes that end the film.
What causes this mood we can only guess. There are suggestions of the woman feeling trapped, and her dreams of escape; allusions to
›Gretchen‹ from Goethe's ›Faust‹, hopelessly in love, or to Ariadne who guided Theseus with a thread out of the labyrinth; or she could be
one of the goddesses of fate, weaving destiny ...
The film was shot on super-8, then enlarged and reworked by the filmmaker in 16mm, and further enlarged to 35mm for projection.
This process increases the grain pattern in the film and enhances its dreamy character. The film also works, perhaps on a subliminal level,
as a homage to the medium of film itself, not only through the enlarged grain, but in the images and sounds of moving wheels, drive belts
and other mechanisms associated with the age of the machine, when film was invented.
BARBARA METER started making films in the early seventies. She is specialized in experimental films but also made short and long narratives and documentaries. Her work is shown widely in Europe and the USA. She taught film in Groningen, Holland, (1982-90) and in San
Francisco (1995 and 2001) and gives lectures about avant-garde film until now. She has published about film both in magazines in Holland and England (Skrien, Filmwaves). This film is funded by the Nederlands Fonds voor de Film.
// NL 2004, 35mm, 12:00
// Director, script, photography, editing: Barbara Meter
// Sound: Mark Glynne
// Actress: Anneke Walvoort
// Distribution: Barbara Meter
80
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
TORCHLIGHT TANGO
Kerry Laitala
Ein Film über das Filmemachen. ›Torchlight Tango‹ rafft die Zeit und dehnt die Lichtbrechung, um zwischen hektischen und starren Momenten hin und her zu schwanken und dabei zu zeigen, welch einsames Unterfangen das Filmemachen ist und wie viel Geschicklichkeit es erfordert. Die Filmemacherin benutzt Filmmaterial, das dem Licht
einer Taschenlampe ausgesetzt wurde, entwickelt es per Hand und lässt es brutal durch einen uralten handbetriebenen Projektor laufen. Dabei spürt man ihre Hände förmlich, wenn das lichtempfindliche Material untersucht wird.
Während der Filmbelichtung und Handentwicklung hat sich die Filmemacherin selbst mit einer Bolex-Kamera und
einem Intervalometer gefilmt, um den Ablauf bei der Erstellung solch ausdrucksstarker, persönlicher Filme festzuhalten. Ein ›auto-romantischer Tanz zwischen Licht und Körper‹. Scott Stark
KERRY LAITALA wuchs in der Wildnis der Küste von Maine auf, wo sie eine unheilbare Leidenschaft für alte Dinge
entwickelte. Sie studierte Film und Fotografie am Massachusetts College of Art. 1995 machte sie ihren MFA-Abschluss
am San Francisco Art Institute. Sie unterricht Animation, Künstlerischen Film und Dokumentarfilm-Produktion und
ist Filmrestauratorin an der Brandeis University. Zur Zeit arbeitet sie in ihrer Wohnung mit einer Taschenlampe an
einer Serie handgemachter, selbst entwickelter 35mm- Filme, die den Titel ›Muse of Cinema Series‹ hat. Ihre Arbeit
wurde international und im himmlischen Äther gezeigt, der uns mit der Sphärenmusik verbindet.
A film about making a film, ›Torchlight Tango‹ compresses time and expands light refractions to teeter between frantic and frozen
moments revealing the filmmaking process to be a solitary endeavor of intimate tactility. Using ›red blind‹ film exposed with a flashlight,
hand processed and sent raucously through an ancient hand crank projector, the hands of the maker are succinctly felt as the light sensitive medium is investigated. During the film exposure and hand processing the filmmaker shot herself using a Bolex and intervalometer to
record the processes that go into making this kind of expressive personal cinema. An ›auto-romantic dance of light and body.‹ Scott Stark
KERRY LAITALA grew up in the wilderness of the Maine coast, while developing a chronic passion for old things. She attended classes at
Massachusetts College of Art in film and photography. 1995 she got an MFA in filmmaking at the San Francisco Art Institute. She teaches
animation, fine arts filming and documentary film production and works as a film restorer at the Brandeis University. She is currently
working on a series of hand made, hand processed 35mm films entitled the ›Muse of Cinema Series‹ with a flashlight in her apartment.
Her work has been screened internationally and in the celestial ether which connects us with the music of the spheres.
// USA 2005, 16mm, 25:00
// Realisation: Kerry Laitala
// Sound Collaboration: Robert Fox
// Distribution: Kerry Laitala
81
// CONFLICT AREA
CULTURAL QUARTER
Mike Stubbs
Der Film wirft einen klaren und relevanten Blick auf die tägliche urbane Wirklichkeit in einem nicht näher
bestimmten britischen Vorort. Durch ein feines Gleichgewicht von Wirklichkeit und ihrer Darstellung verschieben
die subtil bearbeiteten Bewegungen des Films die Perspektiven zwischen Reportage und sozialem Voyeurismus. Die
Arbeit hinterfragt die Ideen des ›die und wir‹ und wie soziale Zusammenhänge, Familie und gemeinschaftliche Ethik
konstruiert sind.
Cultural Quarter hat mehrere Preise gewonnen: No Budget Award, Hamburg International Short Film Festival,
2004 Zweiter Preis, International Competition, Videoex 2004 Festival, Zürich, Tom Finkelpearl and Barbara London
Prizes, Echigo-Tsumari Art Triennial, Japan, 2004.
MIKE STUBBS international beauftragte Kunstarbeiten schließen Film, Video, Neue Medieninstallationen, Performances und Arbeiten als Kurator ein. Zu den neueren Produktionen gehört die Einzelausstellung City Strapline Industries am BALTIC, Gateshead, UK, die neue Videoarbeiten [einschließlich Cultural Quarter], Fotografie, eine Webseite,
gefundene Objekte und Text einschließt. Stubbs hat mehr als ein Dutzend bedeutender internationaler Preise, einschließlich vier Preise für Cultural Quarter, erhalten, erste Preise in Oberhausen und in Graz (Homing YA/BFI 1995), Osnabrück (Gift, BBC2, 1996) und Locarno (Sweatlodge, 1992). 1999 lud ihn die Tate Britain, London, ein, eine VideoRetrospektive zu zeigen. Studiert hat Mike Stubbs am Cardiff Art College und am Royal College of Art, London. Zur
Zeit ist er kuratorischer Manager am Australian Centre for Moving Image, Melbourne und Ehrendozent am Duncan
of Jordanstone College of Art, Dundee. Seine Arbeit als Gründungsdirektor von Hull Time Based Arts brachte ihm vorher die Anerkennung als Unterstützer von neuen Medien in einem internationalen Kontext.
The film casts a precise and pertinent eye on a daily urban reality in an unspecified British suburb. Presenting a fine balance between
reality and its representation, the film's subtly edited movements shift its perspective back and forth between reportage and a form of
social voyeurism. The work questions how ideas about ›them and us‹, social coherence, family and community ethics are constructed.
›Cultural Quarter‹ has won several awards: No Budget Award, Hamburg International Short Film festival, 2004 Second Prize, International Competition, Videoex 2004 festival, Zurich, Tom Finkelpearl and Barbara London Prizes, Echigo-Tsumari Art Triennial, Japan,
2004.
MIKE STUBBS' internationally commissioned art-work encompasses film, video, new media installation, performance and curating.
Recent productions include a solo exhibition at BALTIC, Gateshead, UK, titled City Strapline Industries, which featured new video works
[including Cultural Quarter], photography, a web site, found objects and text. Stubbs has received more than a dozen major international
awards including four prizes for Cultural Quarter, first prizes at Oberhausen and Graz (Homing YA/BFI 1995), Osnabrück (Gift, BBC2,
1996) and Locarno (Sweatlodge, 1992). In 1999, Tate Britain, London, invited him to present a video retrospective. Trained at Cardiff Art
College and the Royal College of Art, London, Mike Stubbs is currently Curatorial Manager for the Australian Centre for Moving Image,
Melbourne and Honorary Lecturer, Duncan of Jordanstone College of Art, Dundee. Prior to this, his work as Founding Director at Hull
Time Based Arts won him recognition as a promoter of new media in an international context.
// GB 2004, DVD, 10:00
// Realisation: Mike Stubbs
// Produced by Forma
// Distribution: Forma Arts & Media
82
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
ANACONDA TARGETS
Dominic Angerame
Fragmente von der Schlacht zwischen den Koalitionstruppen und den Al-Qaida-Kämpfern und den Taliban.
›Wir haben keine Zeit, Angst zu bekommen, alles passiert in ein paar Sekunden. Die Sicht leuchtet direkt vor dem
Windschutz auf, alles ist für den Computer bereit, damit der seine Arbeit machen kann. Es ist der Computer, der das
letzte Wort hat.‹ (Paul Virillio)
Ungefähr 2.000 Soldaten der von den US geführten Koalition waren am 4. März 2002 in Kämpfe mit kleinen
Widerstandsnestern von vermuteten Al Qaida- und Taliban- Kämpfern im schroffen Gebiet im Nordosten von Afghanistan verstrickt. Dies war ein Teil einer Operation namens Anaconda... Die Aufnahmen in diesem Film wurden
während dieser Mission gedreht. (Dominic Angerame)
DOMINIC ANGERAME ist die letzten zwanzig Jahre Vorstandsmitglied von Canyon Cinema. Unter seiner Führung
wurde Canyon Cinema einer der weltbekanntesten Verleiher von Avantgarde- und Experimentalfilmen. Angerame
wurde 2000 für ein John D. Rockefeller Foundation Stipendium für Filmemachen nominiert. 1999 war Angerame
Kurator für eine Reihe von 14 Filmprogrammen für das San Francisco Museum of Modern Art. Diese besonders erfolgreiche Serie hieß ›Shake The Nation‹ und verfolgt die Entwicklung des Avantgarde-Filmemachens in San Francisco
von 1939 bis heute. Angerame lehrt als Gastkünstler Filmemachen, Kinowissenschaft und Kritik am San Francisco Art
Institute. Er unterrichtete auch Filmproduktion und Kinowissenschaft an der University of California Berkeley,
Extension, New College of California und war u. a. Gastdozent und -künstler für die Stanford University, die School
of the Art Institute of Chicago, die Graduate School of Theology in Berkeley.
Fragments from the battle between coalition troops and fighters for Al-Qaida and the Taliban.
›We don't have time to get scared, everything happens in a few seconds. The view up just in front of the windshield, everything is
ready for the computer to do its work. It's the computer that has the last word.‹ (Paul Virillio)
About 2,000 troops from the US-led military coalition were engaged in close combat on March 4, 2002 with small pockets of suspected
Al Qaida and Taliban fighters in the rugged terrain of northeastern Afghanistan, as part of a mission called Operation Anaconda... The
footage in this film was recorded during the mission. (Dominic Angerame)
DOMINIC ANGERAME has been the Executive Director of Canyon Cinema for the past twenty years. Under his leadership Canyon Cinema
has become one of the world's most renowned distributors of avant-garde and experimental films. Angerame was nominated for a John D.
Rockefeller Foundation Grant in Filmmaking for the year 2000. In 1999 Angerame curated a series of fourteen film programmes for the
San Francisco Museum of Modern Art. This extremely successful series was called ›Shake The Nation‹ and traced the development of
avant garde filmmaking in San Francisco from 1939 to the present. Angerame teaches Filmmaking/Cinema Studies/Criticism at the San
Francisco Art Institute as a visiting artist. He has also taught Film Production and Cinema Studies at the University of California Berkeley, Extension, New College of California; and has been a guest lecturer and visiting artist for Stanford University, the School of the Art
Institute of Chicago, the Graduate School of Theology in Berkeley, and others.
// USA 2004, Mini DV , 12:00
// Realisation: Dominic Angerame
// Distribution: Dominic Angerame
83
// CONFLICT AREA
THE ROSE OF JERICHO
ANIMALS FIERCE
Die Story basiert auf einer wahren Geschichte. Es
zeichnet die Einsamkeit eines Mannes nach, die endet,
als eine Explosion in seinem Haus erfolgt. Tod und Religion dringen durch seine selbst errichteten Mauern der
Abgeschiedenheit ein und bringen ihn zurück in die
Realität, die er nicht wahrhaben will.
YAEL PERLMAN, *1972 in Tel Aviv, Israel. Kam nach
Frankreich im Jahr 1993. Zwei Jahre Studium an der
International School of Theatre Jacques Lecocq in Paris.
Direktorin der Theater Gruppe ›HEEVEL‹. Hat zur Zeit
ein Stipendium am ›Fresnoy studio national des arts
contemporaries‹ in Tourcoing.
In dieser Welt: Wer provoziert wen? Wer fürchtet
wen? Wer jagd wen? Wer frisst wen? Wer tötet wen? Wer
braucht wen? Wer liebt wen? Wer treibt wen?
ZHOU HONGXIANG, *1969 in Dongtai, Provinz Jiangsu.
1994 Abschluss an der Huadong University of China.
Lehrt zur Zeit an der Universität Shanghai. 1998 Queer
images, New Idea Photographic Exhibition, Shanghai,
Nanjing, Shenzhen, Changchun, Hongkong. 2001 Chinese
Plans: Rotate 360, die sechste Dokumentausstellung zeitgenössischer chinesischer Kunst, Shanghai, China. 2004
Image Forum Festival 2004, Tokio, Goethe-Institut in
Kyoto, Yokohama Museum, Fukuoka, Nagoya, Japan.
Ausstellung Hilcot Shchenim, Center for Digital Art,
Holon, Israel. THECIF Nemo film festival, Paris, France.
Yael Perlman
The story took his inspiration from a true story, It's charts the
solitude of a man that comes to an end after an explosion; death
and religion will break through the barrier of privacy he has erected and restore him to a reality he did not want to acknowledge.
YAEL PERLMAN, *1972 in Tel Aviv, Israel. Came to in France in
1993. Two years of studies in the International School of Theatre
Jacques Lecocq in Paris. Directed the theatre company ›HEEVEL‹.
Recently she has an residency at the ›Fresnoy studio national des
arts contemporaries‹ in Tourcoing.
// F 2004, Beta SP, 15:00
// Director: Yaël Perlman
// Script: Yaël Perlmanm, Maxim Thieffine
// Director of photographie: Yannig Willmann
// Editors: Vincent L'hostis, Yaël Perlman
// Sound: Isambard Khroustaliov
// Decors: Didier Benoist
// Maquiller SFX: Jacques-Olivier Molon
// Etalonnage: Vonnick Guénée
// Cast: Vuk Brankovic, Daniel Machi, Deni Busines,
Frédérique Chaouat
// Distribution: Yaël Perlman
84
Zhou Hongxiang
In this world: who provokes whom? Who fears whom? Who
chases whom? Who eats whom? Who kills whom? Who needs
whom? Who loves whom? Who drives whom?
ZHOU HONGXIANG, *1969, Dongtai, Jiangsu province. Graduated
from Huadong University of China in 1994. Currently teaches at
Shanghai University. 1998 Queer images, New Idea Photographic
Exhibition, Shanghai, Nanjing, Shenzhen, Changchun, Hongkong.
2001 Chinese Plans: Rotate 360, the 6th Documental Exhibition of
Chinese Contemporary for the Arts, Shanghai, China. 2004 Image
Forum Festival 2004, Tokyo, Goethe Institute in Kyoto, Yokohama
Museum, Fukuoka, Nagoya, Japan. ExhibitionHilcot Shchenim,
Center for Digital Art, Holon, Israel. THECIFNemo film festival,
Paris, France.
// China 2004, VHS, 6:45
// Realisation: Zhou Hongxiang
// Distribution: Zhou Hongxiang
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
OTHER BEING
PAIN
Ein Mann geht an einem Teich entlang. Er hört das
Kommen einer Gewehrkugel. Er fällt zu Boden und Tropfen seines Blutes transformieren sich zu einem Haufen
roter Fische.
MASHAALLAH MOHAMMADI, *1969 in Sanandaj, Iran.
Unter Anleitung von Mr. Hadi Ziaodini begann er mit
dem Malen im Alter von 12. 1987 Beginn des Kunststudiums an der Universität für bildende Kunst in Teheran.
Dort wurde er von Mr. Roeen Pakbaz in Anwendung und
Gebrauch verschiedener Techniken und Stile unterrichtet. Sehr stark beeinflussten ihn die Impressionisten.
1992 ging er zurück nach Sanandaj. Er nahm in vielen
Einzel- und Gruppenausstellungen in Teheran, Sanandaj,
Tabriz, Arbil and Dehok (Iraq- Kurdistan) teil.
Ein Mann trägt eine Flagge. Plötzlich trägt der Wind
Teile der Flagge weg. Der Mann fühlt sich ein wenig
erleichtert. Dann nimmt der Wind mehr Teile der Flagge
mit sich. Der Mann wartet ein wenig, und wirft den
Rest der Flagge ganz weg... und er verlässt den Rahmen
des Filmbildes.
MASHAALLAH MOHAMMADI, *1969 in Sanandaj, Iran.
Unter Anleitung von Mr. Hadi Ziaodini begann er mit
dem Malen im Alter von 12. 1987 Beginn des Kunststudiums an der Universität für bildende Kunst in Teheran.
Dort wurde er von Mr. Roeen Pakbaz in Anwendung und
Gebrauch verschiedener Techniken und Stile unterrichtet. Sehr stark beeinflussten ihn die Impressionisten.
1992 ging er zurück nach Sanandaj. Er nahm in vielen
Einzel- und Gruppenausstellungen in Teheran, Sanandaj,
Tabriz, Arbil and Dehok (Iraq- Kurdistan) teil.
Mashaallah Mohammadi
A man is walking by the pool. He hears the sound of a bullet.
He falls down and the drops of his blood running change into a
bunch of red fishes.
MASHAALLAH MOHAMMADI, *1969, Sanandaj, Iran. He started
painting under the supervision of Mr. Hadi Ziaodini when he was
12. 1987 he began studies at the university of fine arts in Teheran.
He has been thought by Mr. Roeen Pakbaz different techniques
and styles. The impressionists influenced him a lot. 1992 he came
back to Sanandaj. He has participated in many individual and
group exhibitions, in Teheran, Sanandaj, Tabriz, Arbil and Dehok
(Iraq- Kurdistan).
// Iran 2004, Mini DV, 1:00
// Realisation: Mashaallah Mohammadi
// Distribution: Mashaallah Mohammadi
Mashaallah Mohammadi
A man carries a flag. Suddenly a wind takes parts of the flag
away. The man feels a little more comfortable. Then the wind
takes away more pieces of the flag. The man waits a bit and
throws away the remaining part of the flag...and leaves the picture frame.
MASHAALLAH MOHAMMADI, *1969, Sanandaj, Iran. He started
painting under the supervision of Mr. Hadi Ziaodini when he was
12. 1987 he began studies at the university of fine arts in Teheran.
He has been thought by Mr. Roeen Pakbaz different techniques
and styles. The impressionists influenced him a lot. 1992 he came
back to Sanandaj. He has participated in many individual and
group exhibitions, in Teheran, Sanandaj, Tabriz, Arbil and Dehok
(Iraq- Kurdistan).
// Iran 2004, Mini DV, 1:40
// Realisation: Mashaallah Mohammadi
// Distribution: Mashaallah Mohammadi
85
// CONFLICT AREA
ETERNAL SHAME
Terry Cuddy
›Eternal Shame‹ beginnt unschuldig als vorgetäuschte Heimwerker-Show mit dem Titel ›At Home‹. Aber während
das Video läuft, tauchen dunklere Töne auf, die schließlich die amerikanische Behandlung des Folterskandals im
Gefängnis von Abu Ghraib ansprechen. Die Beliebtheit von Heimwerken, Umgestalten und Reality-Shows ist ein
symptomanischer Trend zur Häuslichkeit als Apathie.
Das Video verurteilt die Vereinigten Staaten und ihre Zurückhaltung während des Abu Ghraib Skandals. Seitdem
die Fotos im Mai 2004 veröffentlicht wurden, sind die Wiedergabe in den Medien und die Untersuchungen scheinbar
von der öffentlichen Aufmerksamkeit verschwunden. Dieses Video verbindet Geschichte und strukturelle Werkzeuge,
um eine praktikable Methode vorzuschlagen, diesem Trend entgegenzuwirken. Der umgestaltete Raum verändert sich
in den schmuddeligen Gefängnisraum, in dem eine der bekanntesten Fotografien aufgenommen wurde - der Mann
mit der Kapuze, verbunden mit Elektroden, der auf einer Kiste steht - nur wurden in diesem Raum die Figur und die
Kiste wegretuschiert. Ein Sprecher informiert die Zuschauer über Erinnerung, Unterdrückung und Vergessen.
Während er spricht, erscheint eine Hand auf dem Bildschirm, die mit einem Magneten die Figur zurückholt. Dabei
erscheint ein gespenstisches Bild, das anscheinend in den Bildschirm eingebrannt ist, so dass beim Umschalten des
Senders die Silhouette dieser Figur immer sichtbar bleibt.
TERRY CUDDY ist Videokünstler, Lehrer und Kurator, und lebt im Staat New York. Er ist Absolvent der Alfred University's School of Art and Design und der SUNY am Buffalo Fachbereich Medienwissenschaften. Er hatte zwei Studienaufenthalte am Experimental Television Center in Owego, New York und war 1998 an der New York Foundation for
the Arts Stipendiat für Videokunst. Seine Arbeiten sind in mehreren Sammlungen vertreten und wurden in den
gesamten Vereinigten Staaten und Kanada aufgeführt.
›Eternal Shame‹ starts off innocently enough as a fake home improvement show entitled At Home. But as the video progresses darker
undertones emerge that eventually address the United States' handling of the Abu Ghraib prison torture scandal. The popularity of home
improvement, remodelling, and reality shows is a trend symptomatic of domesticity as apathy.
The video condemns the United States and its reticence during the Abu Ghraib scandal. Since the photos have been released in May
2004, both coverage and investigations seem to have disappeared from public attention. This video combines narrative and structural
devices to propose a practical method to counter these trends. The remodelled room transforms into the dingy prison room where one of
the most iconic photographs was taken - the hooded man attached to electrodes standing on a box - only in this room the figure and box
have been ›photoshopped‹ out and erased. A narrator's voice begins to address the audience about memory, repression and erasure. As the
narrator speaks, a hand enters the frame with a magnet and begins to re-draw the figure within the frame. In doing so a ghostly image
emerges on the screen, apparently burned into the monitor, so that even when the channels are changed the silhouette of that figure permanently remains.
TERRY CUDDY is a video artist, teacher, and curator who lives in upstate New York. He is a graduate of Alfred University's School of Art
and Design as well as SUNY at Buffalo's Department of Media Study. He has had two residencies at the Experimental Television Center in
Owego, New York and was a New York Foundation for the Arts Fellow for Video Art in 1998. His work is in several collections and has
been screened throughout the United States and Canada.
// USA 2004, Mini DV, 9:26
// Director, editor, producer, camera, sound, texts: Terry Cuddy
// Voice-over: Chris McEvoy
// ›At Home‹ TV show Host: Terry Cuddy
// Distribution: Terry Cuddy
86
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
RIFF
Lis Rhodes
Der Ursprung des Wortes ›Riff‹ ist unbekannt. In der Musik wird er benutzt, um eine wiederholte Phrase darzustellen. Es wurde vorgeschlagen, dass ein ›Riff‹ ein Refrain ist - sozusagen, ...
Erkennung plaziert einen an viele, viele an einen Platz, entfernt und wieder entfernt, kategorisch überwacht... Vor unseren Augen leeren sie die Straßen für die Aufzeichnung. Stimmen werden zu Refrains, die sich politischer Gewalt widersetzen.
LIS RHODES studierte am Royal College of Art, London. 1975-76 Filmkurator, London Film-maker's
Co-op. 1979 Gründungsmitglied von Circles Women's Film & Video Distribution. Mitglied von Four
Corners Film Workshop. 1982-85 Kunstberater beim Greater London Council. Teilzeitdozentin an
der Slade School of Art, London, seit 1978.
The origin of the word ›riff‹ is unknown. In music it is used to represent a repeated phrase. It has been suggested that a ›riff‹ is a ›refrain‹ - as it were, ...recognition places one in many, many in one place, removed and
removed again, categorically policed... In front of our eyes they are clearing the streets for the record. Voices
become refrains that defy political violence.
LIS RHODES, Studied at the Royal College of Art, London. 1975-76 Cinema Curator, London Film-maker's Co-op.
1979 Founder member of Circles Women's Film & Video Distribution. Member of Four Corners Film Workshop.
1982-85 Arts Adviser to the Greater London Council. Part-time lecturer at the Slade School of Art, London since
1978.
// GB 2004, Video, 18:00
// Realisation: Lis Rhodes
// Distribution: LUX
87
// BRIGHT CLEAR FUTURE
I'D RATHER BE AT NEWINGTON
WARNING PETROLEUM
PIPELINE
Anlässlich der olympischen Spiele in Los Angeles 1932 wurde das erste
olympische Dorf in der Geschichte der Spiele der Neuzeit errichtet. Mit der
Errichtung wurde neben praktischen Gründen wie der kostengünstigen
Unterbringung der SportlerInnen, auch die idealistische Hoffnung verbunden einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen unterschiedlicher nationaler und kultureller Herkunft kennen lernen und für einen begrenzten Zeitraum miteinander leben können, quasi als Beispiel für eine funktionierende
multikulturelle Gesellschaft im Kleinen.
›I'd rather be at Newington‹ zeigt am Beispiel des ehemaligen olympischen
Dorfes in Sydney (2000) die Widersprüche zwischen den Ansprüchen olympischer Utopie und der städtebaulichen Realität der Dörfer nach den Spielen
auf. Das mittlerweile in ›Newington‹ umbenannte ehemalige olympische
Dorf weist zahlreiche Ähnlichkeiten mit einer ›Gated Community‹ auf.
WIEBKE GRÖSCH, *1970 und Frank Metzger, *1969, leben und arbeiten in
Frankfurt/Main. Sie studierten an der Hochschule für Gestaltung Offenbach
am Main und am Institut für Gegenwartskunst, Akademie der bildenden
Künste Wien. Sie sind zur Zeit DozentInnen an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main.
Eine Foto- und Videokollage in einer
Schwarzweiß-Computeranimation. Eine
trostlose Wüstenlandschaft verwandelt
sich langsam in eine futuristische Industriewelt. Undefinierbare Maschinen
verzweigen sich in komplexere Mechanismen, die einen industriellen Soundtrack produzieren, während sie sich rhythmisch bewegen.
JAN VAN NUENEN, *1978 in Gilze, NL.
1997-2002 Studium audiovisuelles Design
an der Kunstakademie St. Joost in Breda,
Niederlande. Nach Experimenten mit
Unterhaltungsfilmen und StopmotionAnimation vermehrt Einsatz digitaler
Bild-Manipulationen und -kollagen.
Lobende Erwähnung für ›Optimizer
Customizer‹ auf dem EMAF 03.
On the occasion of the 1932 Olympic Games in Los Angeles, the first Olympic Village in
the history of the modern version of the games was constructed in 1932. Besides practical
reasons for the construction, such as the low-cost accommodation of the sportsmen and
sportswomen, an idealistic hope was also attached to a place in which people from various
different countries and from different cultural backgrounds could get to know each other
and live with one another for a limited period of time, almost a mini version of an example of a functioning multicultural society.
Using the example of the former Olympic Village in Sydney (2000), ›I'd rather be at
Newington‹ shows the contradictions between the demands of Olympic utopia and the
urban-development reality of the villages after completion of the Games. The former
Olympic Village, which has now been renamed ›Newington‹, shows many similarities to a
›gated community‹.
WIEBKE GRÖSCH, *1970 and Frank Metzger, *1969, live and work in Frankfurt/Main.
They studied Fine Arts at the Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main and at the
Institut für Gegenwartskunst, Akademie der bildenden Künste in Vienna. They are currently lecturers at the Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. (www.groeschmetzger.de)
A photo and video collage in black and white
computer animation. A desolate desert landscape is slowly transforming into a futuristic
industrialised world. Indefinable machines are
branching off into more complex mechanisms,
which are producing an industrial soundtrack
while moving rhythmically.
JAN VAN NUENEN, *1978 in Gilze, NL. 19972002 studies of audio-visual design at St. Joost
art-academy in Breda, The Netherlands. After
experiments with fiction films and stop-motion
animation, digital image manipulation and collage technique. Special mention for ›Optimizer
Customizer‹ at the EMAF 2003.
Wiebke Grösch, Frank Metzger
// D 2004, Mini DV, 10:57
// Realisation: Wiebke Grösch, Frank Metzger
// Distribution: Grösch/Metzger
88
Jan van Nuenen
// NL 2004, Beta SP, 4:45
// Realisation: Jan van Nuenen
// Distribution: Netherlands Media Art
Institute - Montevideo
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
CHROM
Mylicon/EN
›Subtile Bilder wandern in verschiedene Richtungen, zu unterschiedlichen Orten, auf verschiedene Art und Weisen und in großer Zahl und vereinigen sich einfach im Raum‹. (Tito Lucrezio Caro, De rerum natura, book IV)
›Chrom‹ ist ein imaginärer Angriff von Mylicon/En auf einen Operationssaal: ein anästhesiertes Video/Körper, ein
zeitweiliger Bewusstseinsverlust, ein Stadium, in dem alles fließt und in dem die Grenzen zwischen Körper und
Raum verschwimmen.
So wie andere Arbeiten von Mylicon/En, wurde Chrom durch das Bearbeiten von Material der Live-Improvisationen des Duos realisiert. In diesem Fall wurde ein Gleichgewicht zwischen analogen und ›manuellen‹ Bildern und
digitalen, von postproduction geschaffenen Effekten erzielt. Der Soundtrack folgt dem fließenden Stadium der Bilder
und arbeitet mit einfachen Frequenzen und klinischen Tönen zwischen Synchronität und Asynchronität.
LINO GRECO (Bild) und DANIELA CATTIVELLI (Ton) gründeten Mylicon/En 2002. Sie führten ihr audiovisuelles Live-set
auf vielen Festivals in Europa auf (Clubtransmediale - Berlin, Netmage - Bologna, Batofar cherche Italie - Paris,
Media-Space - Stuttgart, Dissonanze - Rom etc.). Vor der Gründung des Duos Mylicon/En beschäftigten Lino Greco und
Daniela Cattivelli sich mit experimenteller Musik, Film und Video, organisierten Festivals und ähnliche Ereignisse,
machten Videos und CDs und arbeiteten mit zahlreichen Künstlern und Musikern zusammen. (www.myliconen.it)
›Subtle images wander in every direction, towards different places, in many ways and in great number and join very easily in the
space‹. (Tito Lucrezio Caro, De rerum natura, book IV)
›Chrom‹ is an imaginary raid of Mylicon/En into an operating-theatre: an anaesthetised video/body, a temporary loss of consciousness, a state in which everything goes flowing and the boundaries between body and space get blurred.
As other Mylicon/En works, Chrom has been realised editing images taken from the duo live improvisations. In this case a balance has
been created between analogue and ›manual‹ images and digital effects created by postproduction. The soundtrack follows the flowing
state of images working on simple frequencies and clinical sounds, between synchrony and asynchrony.
LINO GRECO (visual) and DANIELA CATTIVELLI (sound) created Mylicon/En in 2002. They played their audiovisual live-set in many festivals
around Europe (Clubtransmediale - Berlin, Netmage - Bologna, Batofar cherche Italie - Paris, Media-Space - Stuttgart, Dissonanze Rome, etc). Before taking part in Mylicon/En duo Lino Greco and Daniela Cattivelli have been involved in experimental music and experimental film and video, they organised festivals and related events, realised videos and CDs and also collaborated with a wide range of
artists and musicians. (www.myliconen.it)
// I 2004, DVD, 4:22
// Realisation: Mylicon/En
// Visual: Lino Greco
// Sound: Daniela Cattivelli
// Distribution: Mylicon/En
89
// BRIGHT CLEAR FUTURE
[KERNWASSER WUNDERLAND]
Anouk de Clercq, Joris Cool, Eavesdropper
›[kernwasser wunderland]‹ öffnet eine verlassene Landschaft in einer bedeutungsschweren Umwelt, ein Biotop,
das besonderen Gesetzen und seiner eigenen Ökologie unterworfen ist, erfüllt entsprechend der intuitiven Logik des
Unbewussten und der Fantasie. Die Grundlage für den Inhalt ist die große nukleare Katastrophe in Tschernobyl im
April 1986. Als Konsequenz der großen Strahlungsgefahr wurde das gesamte Gebiet zur Sperrzone erklärt und mit
Zäunen und Kontrollpunkten abgeriegelt. Die Strahlung kann man nicht riechen oder schmecken, nur ein Geigerzähler kann ihre Gegenwart bestätigen. Diese verlassene und düstere Leere inspirierte uns, über Natur und Technologie in einer Verschmelzung von sinnlichem Sound und Bildern der digitalen und natürlichen Welten zu reflektieren.
ANOUK DE CLERCQ, *1971. Studierte Notation und Klavier an der Musikhochschule in Gent und Film an der Sint-Lukas
Art Academy in Brüssel. In ihrer Video-Arbeit verbindet sie verschiedene Kunstformen - Bilder, Text, Musik, Animation und Architektur - und arbeitet mit Künstlern aus verschiedenen Bereichen zusammen. Anouk De Clercq lebt und
arbeitet in Brüssel, Belgien.
JORIS COOL, *1975. Studierte Architektur und Animation an der Sint-Lukas Art Academy in Brüssel. Sein Abschlussprojekt (die Animation 'Metame') bestand mit Auszeichnung. In Anouk De Clercq fand er eine verwandte Seele in
Bezug auf die Audio-Video-Symbiose. Klang und Musik zu generieren und aufzunehmen stand bei ihm immer an
erster Stelle.
EAVESDROPPER, *1972. Yves De Mey aka Eavesdropper ist Musiker, bringt CDs heraus und erstellt Klang-Installationen.
Er macht Sound-Design für Filme, Theater und Tanz und hat ein eigenes Label: Knobsounds.
›[kernwasser wunderland]‹ opens up a deserted landscape in a pregnant environment, a biotope subject to specific laws and its own
ecology filled according to the intuitive logic of the unconscious and the imaginary. the basis for the content is the great nuclear disaster
in chernobyl in april 1986. as a consequence of the great danger of radiation the whole area was declared inaccessible and was closed off
with fencing and checkpoints. the radiation cannot be smelled or tasted, only a geiger-counter can confirm its presence. this abandonment and brooding emptiness inspired us to reflect on nature and technology, in a fusion of sensual sound and image of both digital and
natural worlds.
ANOUK DE CLERCQ, *1971. Studied notation and piano at the Music School in Ghent and film at the Sint-Lukas Art Academy in Brussels.
Besides mixing different art forms in her video work - combining images, text, music, animation and architecture - she also collaborates
with artists working in different fields. Anouk De Clercq lives and works in Brussels, Belgium.
JORIS COOL, *1975. Studied architecture and animation at the Sint-Lukas Art Academy in Brussels. His graduation project (the animation ›Metame‹) succeeded with high honors. Found an akin spirit concerning the audio-video-symbiosis in the person of Anouk De Clercq.
During all that time creating/recording sound/music kept playing a major part.
EAVESDROPPER, *1972. Yves De Mey aka Eavesdropper is a musician making CDs as well as sound installations. He does the sound design
for films, theatre, dance and owns his own label: Knobsounds.
// B 2004, Beta SP, 14:00
// Realisation: Anouk De Clercq in collaboration with Joris Cool and Eavesdropper /
// Production: Foton + Knobsounds + Portapak + Z33 / www.portapak.be
// With the support of Vlaams Audiovisueel Fonds
// Distribution: Netherlands Media Art Institute - Montevideo
90
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
SOOTHSAYER
EGOTRIP
Prophezeiungen der Verdammnis, des Unglücks und politischer Katastrophen, wie sie von einigen der weltberühmtesten Sehern zwischen den 60ern
und dem Jahr 2001 vorhergesehen wurden, werden durch 3D-Animation,
Industriefilm, Text und historische Bildern heraufbeschworen - dieses Material verbindet sich zu einer visuell erstaunlichen Meditation über die Kräfte,
die uns in eine dunkle, paranoide und unsichere Zukunft treiben. ›Soothsayer‹ (Wahrsager) überdenkt die entmutigenden und manchmal launenhaft
Vorhersagen der Vergangenheit, nachdem sie von der Zeit eingeholt wurden.
BOBBY ABATES schwarze, humorvolle und superbe paranoide Vorstellungen
begannen in der Kindheit als Mittel, den banalen Horror der einfachen Vororte zu überwinden und entwickelte sich zur treibenden Kraft hinter den
dynamischen Arbeiten, die Film, Video, 3D-Animation und Installation
einschließt. Bobby erhielt seinen BFA vom Massachusetts College of Art und
den MFA vom Bard College und lebt zur Zeit in Brooklyn, New York. Er ist
Teilzeitdozent am New School Universitys Graduiertenprogramm in Medienwissenschaften. Bobby arbeitet an einem zweiten Spielfilm, der im Frühjahr
2005 in New York und Miami gedreht wird.
Ein Mann spielt, in einer einzigen Einstellung gedreht, Ball mit
sich selbst und setzt dabei plötzlich
mehrere Naturgesetze außer Kraft.
URS DOMINGO GNAD, *1980 in Düsseldorf. Neben seiner Tätigkeit als
Filmvorführer sammelte er Erfahrungen bei verschiedenen Film- und
Fernsehproduktionen. Seit Oktober
201 studiert er an der Kunsthochschule für Medien Köln. Filme: Bagger 25 - Portrait einer Maschine
(2003), Timescratching (2003), und
Egotrip (2004).
Bobby Abate
Prophecies of doom, disaster and political catastrophe envisioned by some of the
world's most famous psychics between the 1960's and the year 2001 are conjured up
through 3D-animation, industrial films, text and historical footage -- the sum of which
combine to form a visually stunning meditation on the forces that are driving us into a
dark, paranoid and uncertain future. ›Soothsayer‹ reconsiders yesterday's daunting and
sometimes whimsical predictions for the future after they've been outpaced by time.
BOBBY ABATE's darkly humorous and superbly paranoid imagination started as a childhood means to transcend the mundane horrors of simple suburbia and evolved into the
driving force behind a dynamic body of work including film, video, 3D animation, and
installation. Bobby received his BFA from the Massachusetts College of Art and MFA from
Bard College and is currently based in Brooklyn, New York. He teaches part-time in the
New School University's Graduate of Media Studies program. Bobby is working on a second feature to be filmed in New York and Miami in early 2005.
// USA 2004, Mini DV, 14:00
// Realisation: Bobby Abate
// Distribution: VideoDataBank
Urs Domingo Gnad
A man plays ball when all of a sudden
the laws of nature cease to exist. A film
shot in one take.
URS DOMINGO GNAD, *1980 in Düsseldorf. After working as a projectionist, he
assisted on several film and television productions and began his studies at the
Academy of Media Arts in Cologne in 2001.
His films include: Bagger 25 - Portrait
einer Maschine (2003), Timescratching
(2003), and Ego trip (2004).
// D 2004, Beta SP, 3:00
// Director, camera:
Urs Domingo Gnad
// Sound: Benjamin Arcioli,
Nic Wohlleben
// Actor: Michael Boehm
// Distribution: Kunsthochschule
für Medien Köln (KHM)
91
// BRIGHT CLEAR FUTURE
PERPETUAL MOTION IN THE LAND OF MILK AND HONEY
AL + AL
AL and ALs Großvater ist ein pensionierter Ingenieur und Erfinder, der sein ganzes Leben auf der Suche nach dem
Perpetuum mobile verbrachte, um freie Energie für die Menschen bereitzustellen. Während eines Telefongespräches
mit dem Lamm Gottes sabotiert Britney Spears diese lebenslangen Bemühungen, die physikalischen Gesetze zu brechen, um ihren eigenen Drang nach Unsterblichkeit zu befriedigen. Der Konflikt erzeugt eine Reihe alchemistischer
Ereignisse, die nur eine einzige Auswirkung haben, ein Land, in dem Milch und Honig fließen.
›Eine beunruhigende, evokative Erforschung der Wissenschaft, Gottes und Energie.‹ (The Observer)
›Wenn Tarkovsky Pop Promos machen würde, würden sie sich anfühlen wie AL + ALs sehr vollendetes Live-Action
Sci-fi Stück.‹ (Time Out)
›Sieht und hört sich herrlich an, mit einer Besetzung, die das Lamm Gottes und Britney Spears einschließt.‹ (The
Guardian)
AL + AL. Seit dem Abschluss 2001 mit First Class Honours von der berühmten Saint Martins School of Art sind AL
and AL auf einer Reise zum mysteriösen Herz der Technologie. Durch die Errichtung eines Bluescreen Special Effects
Studio im Eastend von London, haben AL and AL die Wirklichkeit durch eine Computersimulation ersetzt. Aus dieser
blauen Leere heraus untersuchen AL and AL die Unendlichkeit und Überrüfen die politischen, psycho-sexuellen und
mystischen Konsequenzen dieser Verführung. AL and AL haben zahlreiche Auszeichnungen vom Arts Council of England, Channel 4 television, Film London, ACAVA und Acme für ihre Arbeit erhalten. (www.ALandAL.co.uk)
AL and AL's Grandfather is a retired engineer and inventor who has been on a life time quest to create perpetual motion and supply
free power for the people. During a telephone call with the Lamb of God, Britney Spears sabotages this lifelong endeavour to break the
law of physics and sets in motion her own drive for infinity. The conflict produces a series of alchemical events which have only one consequence, a land flowing with milk and honey.
›A disturbing, evocative exploration of science, God and energy.‹ (The Observer)
›If Tarkovsky made pop promos, they'd feel like AL + AL's very accomplished live-action sci-fi piece.‹ (Time Out)
›Looks and sounds glorious, with a cast including the Lamb Of God and Britney Spears.‹ (The Guardian)
AL + AL. Since graduating with first class honours from the famous Saint Martins school of Art in 2001, AL and AL have embarked
on a journey into the mysterious heart of technology. Building a blue screen special effects studio in the east end of London, AL and AL
have substituted reality with a computer simulation. From this blue void, AL and AL probe the infinite and investigate the political, psycho sexual and mystical consequences of this seduction. AL and AL have received numerous awards for their work from the Arts Council
of England, Channel 4 television, Film London, ACAVA and Acme. (www.ALandAL.co.uk)
// GB 2004, DVD, 6:20
// Realisation: AL + AL
// Distribution: Acme Studios
92
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
ON A WEDNESDAY NIGHT IN TOKYO
STRATIFORM
Tokyo, 23 Uhr. Ein Bahnsteig des Shibuya Bahnhofs am Ende des Tages,
Arbeiter und Studenten drängen sich in den Waggon. In einer einzigen
Kameraeinstellung nimmt der Künstler die menschlichen Bemühungen auf,
die Leute an Bord eines an sich schon übervollen Zuges zu bekommen, dabei
bleibt der Ausdruck in ihren Gesichtern gelangweilt und uninteressiert. Eine
nebensächliche Aktion, so scheint es, aber hier in Tokyo verändert sich der
Vorgang zu einer ritualisierten Zauberschau.
JAN VERBEEK, *1966 in Bonn. 1987-89 Studium Kunstgeschichte, Germanistik,
Kommunikationsforschung, Universität Bonn. 1989-96 Studium Freie Kunst
bei Nan Hoover und Nam June Paik, Kunstakademie Düsseldorf. 1993 Meisterschüler von Prof. Nam June Paik. 1994 Assistent von Prof. Nan Hoover.
1994-96 Assistent von Prof. Nam June Paik.1996 Akademiebrief mit Auszeichnung. 1996-99 Postgraduierten-Studium, Medienkunst, Kunsthochschule für
Medien Köln, 1999 Diplom mit Auszeichnung. Freie Projekte, Entwicklung
von multimedialen Bühnenbildern. (www.janverbeek.de)
Ich bin der Meinung, dass einfache
Bilder interessanter sind. In dieser
CG-Arbeit gibt es nur Licht und Schatten, die sich durch bewegte Ebenen
formen. Ich habe sogar Hintergrundmusik weggelassen, um diese Arbeit
möglichst in ihrer einfachsten Form
präsentieren zu können.
YUKI TOZUKA, absolvierte im März
2003 in Medienkünste an der Tohoku
University of Arts & Design, Japan.
Jan Verbeek
Tokyo, 11pm. A platform at the Shibuya train station at the end of the day, office
workers and students pile onto a subway car. In one shoot, the artist records the human
activity of boarding an already full train, the expressions captured are bland and uninterested, a perfunctory activity it would seem - but here in Tokyo it turns into a ritualised
magic-show.
JAN VERBEEK, *1966 in Bonn. 1987-89 Studies of art history, German language and literature, communication, University, Bonn. 1989-96 Studies of Fine arts with Nan Hoover
and Nam June Paik, art academy, Düsseldorf. 1993 master of Arts with Prof. Nam June
Paik. 1994 Assistent to Prof. Nan Hoover. 1994-96 Assistent to Prof. Nam June Paik.1996
Degree with honours. 1996-99 Postgraduate studies in Media Arts at the Academy of
Media Arts, Cologne. 1999 Diploma with honours. Freelance projects, development of Multimedia Stage Design. (www.janverbeek.de)
Yuki Tozuka
I believe that simple images are more
interesting. In this CG work, there are only
lights and shadows created by moving
planes. I even eliminated background music
to make this work in the simplest form.
YUKI TOZUKA, graduated from the Media
Arts Course, Tohoku University of Arts &
Design, Japan in March 2003.
// Japan 2004, Mini DV, 2:40
// Realisation: Yuki Tozuka
// Distribution: Yuki Tozuka
// D 2004, Mini DV, 5:35
// Realisation: Jan Verbeek
// Distribution: Jan Verbeek
93
// BRIGHT CLEAR FUTURE
QUASI-OBJECTS CINEMATIC N.05
Lorenzo Oggiano
Der Quasi-Objects Zyklus, 2003 initiert und immer noch im Entstehen, ist zusammengesetzt aus fotografischem und
videografischem Material, das durch 3D-Modellierungs-, Animations- und Bildaufbereitungssoftware entstand.
In früheren Arbeiten waren bereits Überlegungen in Hinblick auf den Prozess der Komplexifizierung der zeitgenössischen Sinn-Universen angedacht worden, mit der Fokusierung der Aufmerksamkeit auf die Möglichkeiten zeitlich
semantische Verschiebungen verwoben im System von Subjekt/Objekt. Dies geschah entweder durch das Auffinden präfigurativer Phänomene in multiversalen Formen der Existenz, die ein Ausstoß des Prozesses der biomechanischen Vergiftung [Sample-Kit, 2002-2003] sind, oder durch die Darstellung einer vielschichtigen Vision der ›Körper-Geografie‹,
erreicht durch die Mittel einer künstlichen Koexistenz der objektbasierten und der projektbasierten Anlässe [Operative
Systems, 2003].
QO fährt auf dem gleichen Forschungswege fort, indem es seine synthetisch-kombinatorische Genesis als operativen
Vorteil innerhalb der Ausübung einer ›organischen Neufindung‹ ausarbeitet, mit der Absicht, als Ganzes die Gedanken
über die progressive Relativisation der natürlichen Lebensformen als Ergebnis einer techno-biologischen Evolution zu
stimulieren.
LORENZO OGGIANO, *1964 in Padova, Italien. Lorenzo Oggiano ist ein Künstler, der mit einer großen Bandbreite von
Medien und Techniken arbeitet: Fotografie, Video, digitale Medien, Assemblages. Er graduierte in Visueller Kunst (BA)
an der University of Bologna (D.A.M.S.) mit einer Abschlussarbeit über die Beziehung zwischen Kunst und neuen Technologien: ›Contemporary arts and technological interaction: the bodies of mutation‹. Zur Zeit arbeitet er in Bologna als
freischaffender Grafikdesigner und digitaler Bildspezialist - seit 1998 lebt und arbeitet er in Sassari (Italien). Seine
Arbeiten wurden in mehreren nationalen und internationalen Ausstellungen und Festivals gezeigt. (www.lorenzooggiano.net)
The Quasi-Objects cycle, initiated in 2003 and still in progress, is composed of photographic and videographic materials generated with
the assistance of 3D modelling, animation and rendering software.
In earlier works consideration had been already directed at the process of complexification of contemporary universes of Sense, focusing
attention on possibilities for chronicling semantic shifts intervened in the system of subjects/objects. This was done either by finding prefigurations of this phenomenon in multiversal forms of existence which are output of the process of bio-mechanical contamination [SampleKit, 2002-2003] or by presenting a multi-layered vision of ›body geographies‹ achieved by means of the plastic coexistence of object based
and project based instances [Operative Systems, 2003].
QO continues on the same research path, processing its synthetic-combinatory genesis as operative advantage within a practice of
›organic re-design‹ intended as a whole to stimulate thought about the progressive relativisation of natural forms of life as a result of techno-biological evolution.
LORENZO OGGIANO, *1964 in Padova, Italy. Lorenzo Oggiano is an artist working with a wide range of media and techniques: photography,
video, digital media, assemblages. He graduated in visual arts (BA) at the University of Bologna (D.A.M.S.) with a final thesis on the relationship between arts and new technologies: ›Contemporary arts and technological interaction: the bodies of mutation‹. Actively working in
Bologna as freelance graphic designer and digital imaging specialist - since 1998 lives and works in Sassari (Italy). His works have been
shown in several national and international exhibitions and festivals. (www.lorenzooggiano.net)
// I 2004, DVD, 4:23
// Realisation: Lorenzo Oggiano
// Distribution: Lorenzo Oggiano
94
// LIEDER DER ERDE
EINE ANDERE WELT LIEDER DER ERDE TEIL 2
Klaus Wyborny
Lyrischer Film in fünf Gesängen mit drei Gedichten von Durs Grünbein. In Erinnerung an die dritte Reise des Cristobal Colon, in deren Verlauf er die Insel Trinidad und die Nordküste Südamerikas entdeckte, ›Un otro mundo‹, wie
er an Seine Königlichen Hoheiten schrieb: ›Eine andere Welt‹.
I. (Canto the First). Auf der Suche nach Indien überquert der Admiral zum dritten Mal den großen Atlantik ... /
DIE SEE, DIE SEE / Morgengrauen … / … aber die … Nächte
II. (Canto the Second). Unruhige Nächte ... (noches criollas) / AUS SCRIABINS GRAB / Prometheus Unbound / Götter nun unter uns! / Poème de l'Extase / Es war einmal …
III. (Canto the Third). ERINNERUNGEN ANS ALTE EUROPA. Fanum Fortuna / An der Tiberiusbrücke / Entladung
von istrischem Kalkstein in Rimini / An der Tiberiusbrücke / Fanum Fortuna / Das Wunder von Rimini
IV. (Canto the Fourth). Bericht des Admirals an Seine Königlichen Hoheiten, die Vuestras Altezzas, von den Ergebnissen seiner dritten Reise, in deren Verlauf er, auf der Suche nach den Schätzen Indiens, die Insel der Trinität und
das Land der Gnade entdeckte, un otro mundo, wie er schrieb, eine andere Welt ...
V. (Canto the Fifth). Am Ziel… / AUS INDIEN / © copyright 1498 by Vasco da Gama
›Eine andere Welt‹ beschließt K. Wybornys ›Lieder der Erde‹-Zyklus, der nun aus folgenden Teilen besteht:
1. ›Am Rand der Finsternis‹ (70 Min 1985).
2. ›Eine andere Welt‹ (98 Min 2004).
3. ›Verlassen; Verloren; Einsam, Kalt‹ (80 Min 1993).
4. ›Aus dem Zeitalter des Übermuts‹ (75 Min 1992).
5. ›Gnade und Dinge‹ (70 Min 1986)
KLAUS WYBORNY, *1945, gehört zu den profiliertesten Vertretern des internationalen Avantgardefilms. Filme von
ihm sind in den Sammlungen zahlreicher Museen vertreten, darunter dem New Yorker Museum of Modern Art. Seit
1990 arbeitet er an einem bislang 12-bändigen Romanzyklus mit dem Titel ›Comédie Artistique‹. In Zusammenarbeit
mit dem Dichter Durs Grünbein entsteht momentan das ›Proserpina-Projekt‹. (www.typee.de)
96
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
Lyrical film in five songs with three poems by Durs Grünbein. As a reminder of Cristobal Colon's third voyage, in the course of which
he discovered the Island of Trinidad and the north coast of South America - ›Un otro mundo‹-, as he wrote to His Majesty: ›Another
world‹.
I. (Canto the First). In his search for India, the admiral crossed the great Atlantic a third time... / THE SEA, THE SEA / daybreak … /
… but the … nights
II. (Canto the Second). Restless nights ... (noches criollas) / FROM SCRIABIN'S GRAVE / Prometheus Unbound / Now Gods amongst
us! / Poème de l'Extase / Once upon a time …
III. (Canto the Third). MEMORIES OF THE OLD WORLD. Fanum Fortuna / At the Tiberius Bridge / Unloading istric limestone at Rimini / At the Tiberius Bridge / Fanum Fortuna / The wonder of Rimini
IV. (Canto the Fourth). The admiral's report to His Majesty, the Vuestras Altezzas, about the results of his third voyage, in the course
of which he, in the search of the treasures of India, discovered the Island of Trinity and the land of mercy, un otro mundo, as he wrote,
another world ...
V. (Canto the Fifth). At the destination… / FROM INDIA / © copyright 1498 by Vasco da Gama
›Eine andere Welt‹ concludes K. Wyborny's ›Lieder der Erde‹ cycle, which now consists of the following parts:
1. ›Am Rand der Finsternis‹ (70 Min 1985).
2. ›Eine andere Welt‹ (98 Min 2004).
3. ›Verlassen; Verloren; Einsam, Kalt‹ (80 Min 1993).
4. ›Aus dem Zeitalter des Übermuts‹ (75 Min 1992).
5. ›Gnade und Dinge‹ (70 Min 1986)
KLAUS WYBORNY, *1945, is one of the most distinctive representatives of international avant-garde cinema. His films are represented in
the collections of numerous museums, including the New York Museum of Modern Art. He has been working on a 12-volume cycle of novels entitled ›Comédie Artistique‹ since 1990. Together with the poet Durs Grünbein, he is currently working on the ›Proserpina Project‹.
(www.typee.de)
// D 1993-2004, 16mm, 98:00
// Production, director, script, camera, music and edit: Klaus Wyborny
// Poems ›Fanum Fortuna‹, ›An der Tiberiusbrücke‹, ›Kalender‹ by Durs Grünbein, read by himself
© copyright 2004 Durs Grünbein
// Distribution: Klaus Wyborny
97
// MY WORLD IS TUMBLING
NAUSEA
LAYETTE
Ein Mann strudelt in das große
Ungewisse während über die wahnsinnige Übelkeit reflektiert, die er
hatte als er siebzehn war.
BRIAN MACDONALD studierte 1989-94
an der Universität von West Ontario,
u.a. Visuelle Kunst, Film und Theater. BA in Englischer Sprache und
Literatur.
›Layette‹ ist eine experimentelle Dokumentation, die von vorhandenem
Filmmaterial abgescannt wurde, auf Super-8 kopiert, digital bearbeitet, dann
per Hand entwickelt und auf 16-mm gezogen, dann wieder vom ComputerMonitor abgefilmt und weiterverarbeitet wurde.
Das dokumentarische Element des Films ist ein Telefongespräch. Man
hört, wie eine Frau offen über ihren Wunsch spricht, Kinder zu bekommen
und gleichzeitig darüber, dass sie es nicht mehr kann. Das liegt nicht an ihr
selbst, sondern ist der Wunsch ihres Manne. Ihre Stimme drückt Akzeptanz
und Bedauern zugleich aus.
Zusammen mit der Stimme der sprechenden Frau erscheint eine Fotografie, die ich in einem Billigladen in Omaha Nebraska entdeckt habe. Das abgebildete Mädchen scheint aus einer vergangenen Zeit zu stammen, für eine
genauere Bestimmung fehlen allerdings die Anhaltspunkte. Es ist sehr jung,
vermutlich zwölf oder dreizehn. Trotz der zeitlichen Barriere und dem Alter
des Mädchens spielt sich der Klang in den Vordergrund, und der Charakter
des Mädchens vermischt sich mit der tiefen Stimme der reifen Frau zu einer
fiktionalen Gegenwart.
ARIANA GERSTEIN unterrichtet Film in Upstate New York. Sie ist verheiratet
mit dem Filmemacher Monte McCollum und hat eine Tochter mit ihm, die
drei Jahre alte Maya.
Brian MacDonald
A man spirals into the great unknown
as he recounts a horrible sickness he had
when he was seventeen.
BRIAN MACDONALD studied at the University of Western Ontario, 1989-1994, courses include visual arts, film and theatre.
B.A. in English Language and Literature.
// CDN 2004, Mini DV, 1:23
// Realisation: Brian MacDonald
// Distribution:
Video Out Distribution
Ariana Gerstein
›Layette‹ is an experimental documentary created from material scanned, shot on super
8 film, digitally manipulated and hand processed on 16-mm film shot from a computer
monitor and processed again.
›The film's documentary element is based on a phone interview. On the soundtrack a
woman speaks candidly about her desire to produce children coupled with her inability to
continue doing so. This is not really her choice but the result of her husband's wishes. She
speaks with both acceptance and regret.
The sound of the woman speaking is paired with a found photograph that I picked up
in a thrift store in Omaha Nebraska. The pictured female seems to be from the past,
although there is not enough information presented to make an accurate determination.
She is also young, probably in her early teens. Despite evidence of distance and youth in
the photo, the sound seems to win out, fusing the character of the girl with the deep voice
of the mature woman into a fictional presence.
ARIANA GERSTEIN teaches Cinema in Upstate New York. She is married to filmmaker
Monte McCollum and they have a daughter, Maya, 3 years.
// USA 2004, DVD, 16:00
// Direction, editing, cinematography: Ariana Gerstein
// Distribution: Ariana Gerstein
98
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
SEPARATION
Paul Caster
Eine Meditation über die letzte
USA-Präsidententwahl. Eine kleine
Geschichte über zwei politische Parteien, die in vielen Dingen identisch
sind. Am 2. Nov. haben einige USBürger gewählt, dass sie von einem
verzogenen Kind regiert werden
wollen, während wir anderen fühlten, wie uns die Luft entzogen
wurde.
PAUL CASTER lehrt am Milwaukee
Institute of Art and Design. Seine
Ausbildung fokussierte auf Malen
und Zeichnen. Seine zweidimensionalen Werke brachten ihm viel
Anerkennung in internationalen
Ausstellungen. Diese Arbeit begann
seit 1985 mit Video zu verschmelzen
und in den letzten 10 Jahren hat er
ausschließlich mit Video und digitaler Bildbearbeitung gearbeitet.
A meditation on the recent Presidential
election in the United States. A brief story
centering on our two political parties that
in many ways are identical. On Nov.2,
some U.S. citizens chose to be pulled along
by an indulged child while others had the
air crushed out of us.
PAUL CASTER teaches at the Milwaukee
Institute of Art and Design. His education
focused on Drawing and Painting and his
two dimensional work brought him recognition in international shows. His work
began to merge with video in 1985 and for
the past ten years he has worked exclusivley with video and digital imagery.
DECADE PROJECT
/ NARO WAY
Brian MacDonald
Zehn Jahre im Leben des Künstlers, erzählt als SciFi-Story, die
nicht-fiktives Bilder benutzt.
BRIAN MACDONALD studierte 1989-94
an der Universität von West Ontario,
u.a. Visuelle Kunst, Film und Theater. BA in Englischer Sprache und
Literatur.
Ten years of the artist's life, told as a
science fiction story, using non-fictional
images.
BRIAN MACDONALD, studied at the University of Western Ontario, 1989-1994,
courses include visual arts, film and theatre. B.A. in English Language and Literature.
// CDN 2004, Mini DV, 2:30
// Realisation: Brian MacDonald
// Distribution:
VideoOut Distribution
HEIDENRÖSLEIN
Ute Ströer
Filmische Umsetzung des Gedichtes von Johann Wolfgang von
Goethe, in dem ein wilder Knabe
und ein stacheliges Röslein zum Brechen und Stechen und zum Weh und
Ach aneinandergeraten.
UTE STRÖER, 2002 BA-Diplom Kunstakademie Enschede. Seit 2002 Studium an der HBK Braunschweig Filmklasse Birgit Hein. 2003 Gasthörerin
an der Humbolt Universität Berlin
bei Brian Toussaint.
Cinematic conversion of Johann Wolfgang von Goethe's poem, in which a wild
lad and a thorny little rose come to blows
with each other, hurting and pricking, and
screaming blue murder.
UTE STRÖER, 2002 BA-Diplom Kunstakademie Enschede. Has been studying in
Birgit Hein's film class at the HBK Braunschweig since 2002. Auditor at the Humbolt Universität Berlin in Brian Toussaint's
lectures 2003.
// D 2004, DVD, 7:20
// Realisation: Ute Ströer
// Script: Dr. Brian Toussaint
// Distribution: Ute Ströer
// USA 2004, Mini DV, 1:50
// Realisation: Paul Caster
// Distribution: Paul Caster
99
// MY WORLD IS TUMBLING
ME, THE BIG BAD WOLF AND THE RADICAL SENSE OF FREEDOM
Johanna Kirsch
›(...) ein Road Movie Experiment mit der Erzählstruktur eines modernen Märchens. Eine Reise in ihrem gelben
VW Bus im Sommer 2003 durch Frankreich und Spanien, wird zum Ausgangspunkt einer sehr persönlichen Suche
nach sich selbst. In Echtzeitbildern und Animationen kristallisiert sich die Fahrt zu einem bizarren Erlebnisbericht,
gespickt mit überkommenen Lebensvorstellungen und Rollenklischees. (...)‹ Karin Pernegger
Was passiert, wenn ich genug Zeit und Geld habe, einen Bus, keinen bei mir, kein Reiseziel und keine festgelegte
Route? Diese Fragen hatte Johanna Kirsch im Kopf, als sie im Sommer 2003 auf Europareise ging, der Sonne entgegen, auf der Suche nach Freiheit. Aus reiner Notwendigkeit wird der große böse Wolf ihr treuer Begleiter. Stundenlang fahren sie in ihrem gelben VW-Bus über die Autobahn. Ab und zu halten sie an und machen Rast am Strand
oder auf einem Campingplatz. Lustige Animationen fassen ihre Begegnungen und Erlebnisse zusammen. Doch ihr
Abenteuer erreicht einen Tiefpunkt, als ein geplantes Treffen ins Wasser fällt, weil der Bus den Geist aufgibt. Das
ändert auch den gesamten Duktus des Films, und schließlich gibt Johanna die Hoffnung auf, etwas zu ›finden‹, und
begnügt sich hinfort mit der ›Suche‹.
JOHANNA KIRSCH, *1980 in Oberndorf, Österreich. 1997-2002 Akademie der bildenden Künste Wien. 2002 Diplom.
2001/02 Organisation und Programmation des Performance-Raumes ›Salon Lady Chutney‹, Burggasse, Wien. 2002/03
interdisziplinäres Zusatzstudium für Architektur, Design und bildende Kunst als öffentliches Handeln, KHB-Weißensee, Berlin. Seit 2004 Jan van Eyck, Post-Academic Institute for Research and Production, Fine Art, Maastricht, NL.
›(...) a road movie experiment with the narrative structure of a modern fairy tale. A journey through France and Spain in a yellow
Volkswagen van in the summer of 2003 is the starting point of a very personal search for her self. Real time images and animations turn
the trip into a bizarre adventure full of obsolete life concepts and stereotypes. (…)‹ Karin Pernegger
What will happen to me if I have enough time, money, a van, no company, no aim and no planned route? With these questions in
mind, Johanna Kirsch started touring Europe in the summer of 2003, heading for the sunshine, looking for freedom. Out of sheer necessity the big bad wolf becomes her loyal companion. They drive on motorways for hours, in their yellow Volkswagen van. Once in a while,
they stop at a beach or campsite. Funny animations reflect on meetings and experiences they had. Their adventure reaches a low point
when a planned meeting ends in a fiasco and the van breaks down. This also changes the vein of the film. In the end, Johanna puts ›finding‹ aside and resigns to ›searching‹.
JOHANNA KIRSCH, *1980 in Oberndorf, Austria. 1997-2002 Academy of Fine Arts, Vienna. 2002 Diploma. 2001/02 organization and programmation of performance space ›Salon Lady Chutney‹, Vienna. 2002/03 interdisciplinary studies of architecture, design and fine arts
as public acting, KHB-Weißensee, Berlin. Since 2004 Jan van Eyck, Post-Academic Institute for Research and Production, Fine Art, Maastricht, NL.
// NL 2004, Beta SP, 27:00
// Realisation: Johanna Kirsch
// Sound: Rinkala One
// Music: Karine Legrand
// Distribution: Johanna Kirsch
100
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
DRAWDOWN
Phoenix Perry, Arnold Steiner
›Drawdown‹ untersucht die Beziehung zwischen Mensch, Maschine, Umwelt und der Neidkultur in der Welt. Wir
schauen auf den Körper sowohl als ein verschmutztes System als auch einen Träger der Erleuchtung, wir sehen die
menschliche Form als eine evolvierende Maschine, ohne Sinn in und über sich selber. In diesem Kontext wird die
Wahnvorstellung des Ego und des Eigendünkels deutlich.
›Drawdown‹ schlägt vor, dass wir über unser eigenes selbstsüchtiges Verlangen hinaus schauen, um die enorme
Schönheit und Reichhaltigkeit der uns umgebenden Welt zu sehen.
Wenn wir nach der grundlegenden Frage der menschlichen Existenz inmitten einer technologischen Kultur
suchen, müssen wir uns fragen, ob unsere Technologien die menschliche Evolution unterstützen oder den Prozess des
Aussterbens beschleunigen. Die Antwort enthüllt sofort den Status des menschlichen Bewußtseins, den jeder von uns
in die Welt einbringt.
PHOENIX PERRY, *1975, wohnt in New York, kreiert Seh- und Schallkunst. Ihre Medien umfassen Installationen,
Video, Performances, Skulpturen, Ton und Malerei. Motiviert durch die Untersuchung von fortschrittliche Bewußtseinsstrukturen und Kommunikationsmodi konzentriert sich ihr Werk oft auf die Kreuzungen zwischen den komplexen Systemen der Technologie, dem Körper, der Sprache, Mythen, der Wissenschaft, der Politik und der Architektur.
ARNOLD STEINER, 28, geboren in Venezuela, aufgewachsen in Miami, lebt in Brooklyn, arbeitet mit Visueller Kunst.
Kunstkurse in der High-School und vier Jahre an der School of Visual Arts for Undergraduate Study. Er hat für verschiedene Auftraggeber gearbeitet (the north face, rawkus, marvel comics, schematic, fuel, gap, breakbeat science,
counter flow, stuck on earth, giant step, ultra, blue note, technics u.v.m.).
›Drawdown‹ explores the relationship between man, machine, environment and the culture of greed in the world. Looking at the body
as both a polluted system and a vehicle for enlightenment, we see the human form as an evolving machine empty of meaning in and of
itself. In this context, the delusions of ego and self-importance become clear.
›Drawdown‹ suggests we look beyond our own selfish desire to see the vast beauty and abundance of the world around us.
As we look for the basic meaning of human existence amidst a technological culture, we must question if our technologies aid human
evolution or accelerates the process of extinction. The answer immediately reveals the state of the human consciousness each man crafts
into the world.
PHOENIX PERRY: Presently a New York City resident, Phoenix Perry (b.1975) creates visual and sonic art. Her mediums include, installation, video, live performance, sculpture, sound and painting. Motivated by exploring advanced structures of consciousness and modes of
communication, her work frequently focuses on the intersections of the complex systems of technology, the body, language, myth, science,
politics and architecture.
ARNOLD STEINER, born in Venezuela, raised in Miami and kickin-it in Brooklyn, 28-year-old Arnold Steiner has been involved in Visual
Arts for most of his life. Visited art courses in High School and studied 4 years at the School of Visual Arts for Undergraduate Study.
Having worked with an extremely diverse clientele (the north face, rawkus, marvel comics, schematic, fuel, gap, breakbeat science, counter flow, stuck on earth, giant step, ultra, blue note, technics and many others).
// USA 2004, DVD, 3:11
// Director, script: Phoenix Perry, Arnold Steiner
// Photography, editing: Phoenix Perry
// Music: Brian Jackson
// Distribution: Phoenix Perry
101
// MY WORLD IS TUMBLING
I CAN'T BELIEVE YOU
ACTUALLY DIED
Brian MacDonald
›I Can't Believe You Actually
Died‹- The Microphones
Ein Musikvideo aufgenommen
von Balkon des Künstlers als er
krank war. Eine Meditation über
schöne Lichter und einen optimistischen Blick auf den Tod.
BRIAN MACDONALD studierte 1989-94
an der Universität von West Ontario,
u.a. Visuelle Kunst, Film und Theater. BA in Englischer Sprache und
Literatur.
A music video shot from the artist's balcony while he was sick. A meditation on
pretty lights and an optimistic view of
death.
BRIAN MACDONALD studied at the University of Western Ontario, 1989-1994, courses include visual arts, film and theatre.
B.A. in English Language and Literature.
// CDN 2004, Mini DV, 4:30
// Realisation: Brian MacDonald
// Distribution:
Video Out Distribution
A LITTLE DUTCH THRILL
THE END
Zwei Filme. Ich musste einen Auftrag erfüllen. Weil ich verloren war.
Ich glaube, meine holländischen
Filme sind lustig.
MARTHA COLBURN (US), *1971, Autodidaktin als Filmemacherin, hat in
den letzten acht Jahren über 40 animierte und found-footage-Filme
gemacht. Ihre Werke sind überall
ausgestrahlt worden, von Höhlen in
Frankreich bis zum Museum of
Modern Art in New York. Sie wohnt
jetzt in Amsterdam und stellt ihre
Kunst und Filme in internationalen
Ausstellungen und auf Festivals vor.
Inspiriert davon, Videos wegzugeben und von den Leuten nie wieder
etwas zu hören. Vielleicht mögen sie
keine traurigen Filme? I verspreche
eine Lösung...
BRIAN MACDONALD studierte 1989-94
an der Universität von West Ontario,
u.a. Visuelle Kunst, Film und Theater. BA in Englischer Sprache und
Literatur.
Martha Colburn
Two films. I had to make a commission
because I was desperate. I think my Dutch
films are silly.
A self-taught filmmaker, MARTHA COLBURN (US), *1971, has made over 40 animated and found footage films in the past
8 years. Her work has screened everywhere
from caves in France to the Museum of
Modern Art in New York. Now based in
Amsterdam, she is exhibiting her art and
films in International exhibition and
screening venues.
// NL 2004, DVD, 3:00
// Realisation: Martha Colburn
// Distribution: Martha Colburn
102
Brian MacDonald
Inspired by giving away videos and
never hearing from those people ever
again. Perhaps they don't like sad movies?
I propose a solution...
BRIAN MACDONALD, studied at the University of Western Ontario, 1989-1994,
courses include visual arts, film and theatre. B.A. in English Language and Literature.
// CDN 2004, Mini DV, 2:50
// Realisation: Brian MacDonald
// Distribution:
Video Out Distribution
// EVERYBODY LOVES A WINNER
MORNING NEWS & A SINGING BIRD
Rainbow Chun
Der Film spielt in der Zukunft. Eine erfundene Geschichte innerhalb der Erzählung. Wir leben nicht mehr mit der
Illusion, dass wir Sachen ändern könnten, wenn wir nur schwer genug arbeiten würden. Zu diesem Zeitpunkt wollen
wir keine Revolution. Was wir wollen, existierte nicht. Es ist völlig gleichgültig, ob wir es als Tragödie oder als Komödie betrachten. Im nächsten Jahrtausend werden wir zu Hause bleiben und uns darüber unterhalten, wie normal
alles schien. Es ist schwierig in einem Zeitalter zu arbeiten, in dem Geschichte ihren Finger fest auf der Vorspultaste
gehalten hat - ohne Pause. Alles, was fest ist, schmilzt in eine weltweite Matrix. Eine Welt der schnellen Informationsflüsse, in der zukünftige Schocks nie aufhören. Wir müssen uns mit der ›postmenschlichen Welt‹, in der der
menschliche Zustand von Wissenschaftlern generalüberholt wird, auseinander setzen. Die Vision, die nicht unbedingt in ›ideologische Etiketten‹ hinein passt.
RAINBOW CHUN, *1976 in Hongkong. Hauptsächlich in Hongkong gelebt. Schulpsychologe sagt, seit dem 6ten Lebensjahr ein ›fürchterliches Kind‹. Fiel beim Schreiben des ersten Aufsatzes durch, als sie schrieb ›ich weiß nicht, was ich
schreiben soll‹. Hat nie eine Eins im Zeichnen bekommen. Hat jede Weihnachtsparty mitgemacht, war aber nie eingeladen. 17, wurde durch eine Zeitung anerkannt. Wurde am Tag davor in einen Autounfall verwickelt. 20, Großvater
starb. War anderthalb Jahre lang ein Niemand. 20-21-22-23-24, arbeitete in einer Agentur; hat jede Art von Menschen
kennengelernt; alle gleich. Nie gereist, bis angefangen zu arbeiten; blind bis London. Interessierte sich für Fabrica.
Lost Garden an Oliviero Toscani. Freiwillige für die Vereinten Nationen in Afrika. 21 Tage gesehen und gehört. Gib
mir eine lange Stille. Vier Monate Arbeit in Tokio. Freude und Verrücktheit zusammen. Bildung: 2003 - 2004 Goldsmith, University of London. Fachbereich Visuelle Kommunikation - Master in Fine-Art. (MA).
The film is set in the future. An imaginary history within the story. We no longer live with the illusion that, if only we work hard
enough, we could change things. At that point, we no longer want a revolution. What we want, didn't exist. It just doesn't matter
whether we thought of it as tragedy or comedy. Next millenium we will stay home and talking about how ordinary everything seemed.
It's difficult of working in an age in which history had its finger pressed down firmly on the fast-forward-button - with no letting up.
Everything solid is melting into a world wide matrix. A world of rapid information flows where future shocks never stop. We need to deal
with a ›posthuman‹ world, the reconditioning of human condition by scientists. The vision which doesn't necessarily fit ›ideological
labels‹.
RAINBOW CHUN, *1976 in Hong Kong. Lived in HK mostly. School Psychologist says ›horrible child‹ since 6. Failed when wrote ›i don't
know what to write‹ on the first essay class. Never got an A in Drawing class. Joined every Christmas-party but was never invited. 17, got
recognised by a newspaper. Got into a car accident the day before. 20, grandfather died. Was no body for a year and a half. 20-21-22-2324, working in agency; Met all kinds of people; All the same kind. Never travelled until work; Blind until London. Got into Fabrica. Lost
Garden after Oliviero Toscani. Volunteer for United Nations in Africa. 21 days of seen and heard. Leave me a long silence. Four months
work in Tokyo. A sum of joy and insane. Education: 2003-2004 Goldsmith, University of London. Visual Art Dept - Master in Fine-Art.
// GB 2004, DVD, 3:42
// Director, script: Rainbow Chun, Chi Kiu
// Camera / Assistant: Ivan Coleman, Rainbow Chun, Mari Yamada
// Editor: Tobias Kohl, Tolga Saygin, Rainbow Chun
// Music, sound: Doug's voice + Sound Effect (freeweb)
// Cast: 1. Doug Fishbone as News Reporter. 2. Real live budgie (Green)
// Distribution: Rainbow Chun
104
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
PHONY STORY
CALLING 911
Ein witzige Überzeichnung des Schiksals eines arglosen japanischen Touristen, der mit seinem Handy mit
Kamera erstmals in Amsterdam ankommt. Ein Kurzfilm,
ein Musicvideo und Flugblatt in 90 Sekunden.
ATSUSHI OGATA, Medienkünstler, der in Amsterctam,
Tokyo and Boston lebt. Seine Arbeiten wurden im Reina
Sofia Museum, Madrid, Stedelijk Museum, Amsterdam,
MOMA, New York , Rockefeller Center Digital Video-Wall,
Venedig Biennale '93, ›Xenografia‹, ICC Tokyo, und zahllosen Festival gezeigt worden.
INGEBORG HOUWEN, *1976 in Friesland, ist eine Reality
Scratching Fiction Writerin, Performerin und aufstrebende Medien-Architektin (Puppen-Meisterin, Diagram #
1 und 2). Sie studierte Theaterwissenschaft, Philosophie,
Ästhetik, Theologie und Film an der Universität Amsterdam (1987-1993). Sie lebt und arbeitet in Amsterdam.
›Calling 911‹ wurde in Los Angeles aufgenommen und
handelt von der geheimen Resque-Organisation in den
USA, welche die Theorie verfolgt, dass die Wirklichkeit
in Amerika nicht existiert, sondern eine unendliche
Reihe von Fortsetzungen einer fiktiven Geschichte ist.
Teil eines größer angelegten Projekts mit Namen ›In
America‹.
JAN DE BRUIN, *1977 in Rotterdam. 2002 machte er seinen Abschluss an der Kunsthochschule St. Joost in
Breda. Nach dem Studium hat er sich vor allem mit dem
Erstellen kurzer, persönlicher Dokumentationen befasst.
Die letzten zwei Jahre hat er mit der Unterstützung der
Netherlands Foundation for Visual Arts an dem Projekt
›In America‹ gearbeitet, woraus eine Reihe von kurzen
Beiträgen im Dokumentarstil hervorgingen. Mit diesem
Projekt versucht der Filmemacher, die Wahrheit hinter
den amerikanischen Klischees zu entdecken, die aus der
Medienkultur heraus entstanden sind und ihre Ursprünge nicht in Europa haben.
Atsushi Ogata, Ingeborg Houwen
A comical portrayal of the fate of a careless Japanese tourist
and his mobile-phone / camera as he arrives in Amsterdam. A
short film, a music video, and public-service-announcement, all in
90 seconds.
ATSUSHI OGATA, Media artist living in Amsterctam, Tokyo and
Boston. His works have been presented at the Reina Sofia Museum
Madrid, the Stedelijk Museum Amsterdam, MOMA New York
Rockefeller Center Digital Video-Wall, the Venice Biennale '93
›Xenografia‹, ICC Tokyo, and have been presented at numerous
international festivals world-wide.
INGEBORG HOUWEN, *1976 in Friesland, is a reality scratching fiction writer, performer and aspiring media architect (Puppet master, Diagram # 1 and 2). She studied Theater Science, (Language,
Emotion, Anthropological) Philosophy, Aesthetics, Theology, and
Film at the University of Amsterdam from 1987 till 1993. Her film
studies include Film Theory (with Ernie Tee) and Adapting Novels
into Films (with H. Zey). She lives and works in Amsterdam.
// NL 2004, DVD, 1:30
// Realisation: Atsushi Ogata, Ingeborg Houwen
// Music: Pascal Plantinga ›Niminy-Pixniny‹
// Producer: Andre Bos
// Velocity Editor: Ramon Coelho
// Distribution: Atsushi Ogata
Jan de Bruin
›Calling 911‹ recorded in Los Angeles about the hidden network
of resque in the United States. An example of the idea that reality
in America does not exist but is a constant continuation of narrative. Part of bigger project called ›In America‹.
JAN DE BRUIN, *1977 in Rotterdam. Graduated in 2002 at the
Dutch art school St. Joost in Breda. After his graduation he devoted himself to the making of personal short documentaries. For the
last two years he has committed himself to the ›In America‹ project with the support of the Netherlands Foundation for Visual
Arts which resulted in a couple of short documentary based pieces.
Through this project the filmmaker tries to find the truth behind
the clichés of America, clichés established by the media culture
that don't have their origin in Europe.
// NL 2004, DVD, 8:00
// Realisation: Jan de Bruin
// Distribution: Jan de Bruin
105
// EVERYBODY LOVES A WINNER
EVERYBODY LOVES A WINNER
COMMENT BRICOLER VOTRE RUINE A+B
Dieser Film ist eine Geschichte mit bizarren Anekdoten, vulgären Witzen, fehlerhafter Logik und seltsamem
sozialen Kommentar und bietet uns einen humorvollen
Weg, die Kultur der Mediensättigung, der Gewalt und
der Gefühllosigkeit, in der wir alle herumschwimmen,
zu untersuchen. Unter Verwendung von Bildern, die ich
aus dem Internet heruntergeladen habe und durch Weitergabe an den Beobachter mit einem merkwürdig leidenschaftslosem Erzählerkommentar und in einem Diashow-Format fast ohne bewegte Bilder, steht das Projekt
auf eine seltsame Art zwischen einer Anzahl von Welten
- der Bühnenkomik, der Firmenpräsentation, der Familien-Diashow, der weitschweifigen politischen Tirade.
DOUG FISHBONE ist Amerikaner, der in London lebt und
arbeitet. 2003 absolvierte er einen MA in Bildende Künste am Goldsmiths College, University of London, und
erhielt 2004 den Beck's Futures Prize for Student Film
and Video. Vor Kurzem installierte er die Skulptur
›30.000 Bananas‹ auf dem Londoner Trafalgar Square.
Weit unterhalb jeglichen Instinktes oder Willens involvieren sich Charaktere in relationale Prototypen in
heller Aufregung oder sogar Wildheit. Ganz ohne Emotion ermöglicht deren Welt alle wirren Gedanken. Sie erfinden ihren eigenen Untergang, indem sie Beziehungsversagen reproduzieren. Sie verziehen das Gesicht, sie
ziehen sich krampfhaft zusammen, sie trainieren Fliegen. Man könnte meinen, dass es entweder eine Manie
oder ein Spiel sei, aber es könnte auch viel Schlimmeres
bedeuten.
PATRICE DUHAMEL, *1970 in Contrecoeur. Eine Leidenschaft für Kino und das Schreiben brachte ihn dazu, in
den frühen 90er Jahren Videos zu drehen, während er
Visuelle Künste an der Universität studierte. Seitdem ist
es einer seiner Haupttätigkeiten geworden, was dazu
führte, dass er eine Anzahl Einzelkanal-Videos und
Installationen eigenhändig produzierte, manche in
Zusammenarbeit mit seiner Freundin Catherine Bolduc.
Patrice Duhamel hat in Frankreich, Belgien und in Toronto (YYZ Artist's Outlet) und Montreal (Galerie Clark,
Centre d'exposition Circa, Espace Vidéographe) der
Öffentlichkeit seine Werke gezeigt.
Doug Fishbone
A narrative filled with bizarre anecdotes, vulgar jokes, faulty
logic and strange social commentary, the film offers a humorous
way to investigate the culture of media saturation, violence and
insensitivity in which we all find ourselves swimming. Using imagery downloaded off the internet and feeding it back to the viewer
with a curiously dispassionate narrator's commentary, and in a
slide show format with almost no moving images, the project sits
oddly between the worlds - stand-up comedy, the corporate presentation, the family slide show, the rambling political tirade.
DOUG FISHBONE is an American artist living and working in London. He earned an MA in Fine Art degree at Goldsmiths College,
University of London in 2003 and was awarded the Beck's Futures
Prize for Student Film and Video in 2004. He recently installed the
sculpture ›30.000 Bananas‹ - a huge mountain of ripe bananas
which were given out free to the audience - in the middle of London's Trafalgar Square.
// GB 2004, DVD, 8:30
// Realisation: Doug Fishbone
// Distribution: Doug Fishbone
106
Patrice Duhamel
Way beneath any instinct or will, characters get involved in
relational prototypes with frenzy or even fierceness. Emptied of
any emotion, their world make all wanderings possible. They
invent their very own ruin by reproducing relationship failure.
They make faces, convulse, train flies. One would believe that is
either a mania or a game but it might as well be worse.
PATRICE DUHAMEL, *1970 in Contrecoeur. He leads parallel lives
in search of different things. A passion for cinema and writing led
him to video in the early 90s, while studying Visual Arts in university. lt has since become one of his principal activities, Ieading him
to independently produce a number of single channel video tapes
and installations, some in collaboration with his friend Catherine
Bolduc. Patrice Duhamel has shown publicly in France, Belgium
and also in Toronto (YYZ Artist's Outlet) and Montreal (Galerie
Clark, Centre d'exposition Circa, Espace Vidéographe).
// CDN 2004, Mini DV, 19:00
// Realisation: Patrice Duhamel
// Distribution: Vidéographe Distribution
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
LAAGTEVREZERS
/ TIEFEFÜRCHTER
/ LOW FEAR
Joost Bakker
Im Film ›Laagtevrezers/Tiefefürchter‹ schaffen es zwei Leute,
sich zu treffen, die sonst scheinbar
ein einsames Leben führen.
JOOST BAKKER, *1977, studierte Freie
Kunst an der Hogeschool voor de
Kunsten, Arnheim von 2000-2004.
Seit Sept. Meisterschüler am Sandberg Instituut, Amsterdam. 2004
Rene Coelho Prize (Montevideo,
Amsterdam).
In the film ›Laagtevrezers/Tiefefürchter‹ two people who seem to live a
very solitary life manage to meet.
JOOST BAKKER, *1977, studied at the
Hogeschool voor de Kunsten Arnhem/ Fine
Arts 2000-2004. Sandberg Instituut Amsterdam / masters started september 2004.
Rene Coelho Prize (Montevideo, Amsterdam 2004).
// NL 2004, DVD, 3:03
// Realisation: Joost Bakker
// Production: Hogeschool voor de
kunsten Arnhem
// Distribution: Joost Bakker
TERMINAL IDENTITY # 4
Anna Steininger
Eine wackelige Handkamera zeigt immer wieder in subjektiven Einstellungen das Gehen um verschiedene Straßenecken einer Stadt. Der Kamerablick
streift parkende Autos, Kinder, Radfahrerinnen oder Passanten, die entgegenkommen. Die Frau hinter der Videokamera erzählt, warum sie diese
scheinbar unbedeutenden Aufnahmen macht. Es entspinnt sich ein dichter
Monolog, der in das Universum dieser Frau führt, der aber über eine autobiografische Darstellung hinausgehend auch über die Produktion und Bedeutung von Bildern reflektiert. Sie erzählt, dass ihre Aufnahmen, da sie nun
alt ist, anders aussehen, dass sie nur noch Zugang zu einem sehr begrenzten
Repertoire der Bildproduktion hat, die jenseits der ästhetischen Norm liegt.
Auf diese Weise wehrt sie sich, von der Bildproduktion ausgeschlossen zu
sein und kämpft beharrlich gegen die Vergänglichkeit des Körpers, gegen das
buchstäbliche Verschwinden von der Bildfläche. (Andrea Pollach)
ANNA STEININGER, *1957 in Grieskirchen, Österreich, lebt in Berlin. Studium
Germanistik und Politikwissenschaft. Seit 1983 Arbeit mit elektronischen
Medien (dokumentarisch und künstlerisch). Von 1984-97 Mitarbeiterin der
Medienwerkstatt Wien - Studio für unabhängige Videoarbeit. Von 1997-2002
künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für ›Geschichte
und Ästhetik der Medien‹ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
In subjective takes, a shaky hand-held camera shows repetitions of walks through various street corners of a city. The view is aimed forward in walking direction and brushes by
parked cars, children, bicyclists, and passers-by coming towards the camera. The woman
behind the video camera tells why she is making this seemingly insignificant shots. A
dense monologue unravels that leads into the woman's universe, but also goes beyond her
autobiographical depiction to reflect on the production and significance of images. The
woman says that her pictures look different because now she is old, that she only has
access to a very limited repertoire of image production, which is outside of the aesthetic
norm. In this way, she defends herself from exclusion from image production and struggles persistently against the body's transience, against a literal disappearance from the
picture. (Andrea Pollach / Translation: Lisa Rosenblatt).
ANNA STEININGER, *1957 in Grieskirchen, Austria. She has worked with electronic media
in documentary and experimental fields since 1983. From 1984-1997 staff-member of the
Medienwerkstatt Wien - studio for independent videowork. From 1997-2002 member of
the academic staff at the Department for Media Studies, chair for ›history and aesthetics
of media‹ at the Friedrich-Schiller-Universität Jena.
// D/A 2004, Video, 30:00
// Directing, camera, editing: Anna Steininger
// Sound: Noggozz Music, Anna Steininger
// Sprecherin: Elfriede Irrall
// Distribution: sixpackfilm
107
// TRIAGE
TRIAGE
Carl Brown, Michael Snow
Die Zeit... Zeitdauer historischer/chronologischer filmischer Bewegung, seine Textur zeitlich eingraviert in seiner
Emulsion die Fortentwicklung der Straßenbahn...ihre Räder drehen sich auf dem großen Rad um erneut eine Reise
anzutreten, die wieder und wieder angetreten wird...Echtzeit...Überstunden...San Francisco Treat, ein Medienbild,
das über einen langen Zeitraum in unser Hirn gemeißelt wurde ...Amerika...die Zusammenlegung der manuellen
Arbeit... das Drehen der präindustriellen hölzernen Räder...und die Mechanik der Maschine / elektrisches Metall...
industriell... sich bergauf bewegen... natürlich wie bei Sisyphus... die Verlängerung dieser fünfminütigen Dauer
einer manuellen Drehung des großen Rades, um die Reise zu beginnen...eine dreißigminütige Reise durch den
Raum.. Struktur... die Mattigkeit durch das Ansehen der Texte ... Texturen... Rhythmus...Schritt rückwärts in die
Leinwand ...die konstante kinetische Energie von Leinwand zu Leinwand...erlaubt schnellen Zugang...die visuelle
Grundierung dickt ein
...molekularbewegungkörnerhaufenrektikulationtrockenkristallebleichformungwässerigeemulsionsolarisiertsabbitieroptischdruckenfärbengetrenntfärbenbleichenlangziehenbleichengedämpftdauertönenkristallsync...
...um nur einige der Prozesse zu nennen, die für eine bestimmte Dauer stattfinden, um ihre Zeit und ihren Raum
zu haben ... die tausende Verbindungen fühlen sich an wie herausgepickt...›die Handlung des qualitätsmäßigen Sortierens: der Standart von Etwas, gemessen an anderen Dingen ähnlicher Art‹...und das Seit-an-Seit-Abenteuer ist der
Maßstab des Anfangs...der Zusammenbruch der Erde...die Klassen...Meine Arbeit chemisch/Mensch..industriell so alt
wie die Technologie, die uns die Straßenbahn brachte...aber die Anwendung so modern, dass ein Computerprogramm,
wenn es eingesetzt würde, sein Erscheinungsbild nicht ändern kann ...natürlich Erosion organisch Farben Leben
Erinnerung Sinne. (Carl Brown)
›Triage‹ ist eine simultane-Doppelprojektionsarbeit. Jeder Film hat eine optische Tonspur von John Kamevaar.
Mein Film basiert grundsätzlich darauf, ein unterschiedliches Bild auf jedem Frame zu haben. Viele Teile des Films
sind reine ›Einzel-Frames‹, aber jeder Teil hat einen ›Score‹, der nach spezifischen Mustern verlangte. Zum Beispiel
zwei Frames eines bestimmten Bildtyps mit einen Frame eines anderen Bildtyps abwechselnd, oder 1, 2, 3, 2, 1, 2, 3, 2,
1, etc. oder Einzel-Frames für 12 Frames, dann 2 Frames eines anderen Bildes etc. Ich habe meinen Film›King Philip
Came Over From Germany Singing‹ untertitelt, was eine Gedächtnisstütze für die wissenschaftliche Klassifikation
Reich, Stamm, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung und Spezis (Kingdom, Phylum, Class, Order, Family, Genus and Species) ist. Der Film ist aufgebaut auf einzelne Fotos von allen Arten von Steinen und Mineralien, Küstenbewohnern,
Fischen, Insekten und Spinnen, Pilzen, Blumen, Amphibien und Reptilien etc., als auch ›Einzel-Frame- Aufnahmen‹
von Zeitungsseiten, Telefonbuchseiten, farbigen Autooberflächen, städtischen Nachtlichtern, Erotika und reinen Farben. Es sind 24 Frames pro Sekunde von Allem. Ich dachte vor ein paar Jahren darüber nach und habe eine
Notiz/Skizze von 1993, wo ich diese Idee beschreib. 2001 beendete ich den rein digitalen Video/Film ›*Corpus Callosum‹, aber für ›Triage‹ entschied ich etwas hinzuzufügen, was eine rein cinematische nicht-video Methode ist, ein
Foto pro Frame.
Meine Seite der Leinwand ist eine verdichtete Hochgeschwindigkeits›wirklichkeit‹. Carl Browns Seite, obwohl ausschließlich basierend auf ›realistische‹ Aufnahmen eines Cable-Car in San Francisco, ist abhängig von einer großen
Bandbreite foto-chemischer Transformationen, von denen alle ›organische‹ Veränderungen pro Frame haben. Es gibt
viele vibrierende, rhythmische Zusammentreffen zwischen den beiden Bildschirmen, kraftvolle Momente und optische Effekte, aber sie bleiben parallele Simultanitäten. Browns Seite, ein ›organischer Expressionismus‹, der neben
meinem stroboskopischen ›Realismus‹ herrennt. Der Ton ist eine elektronische Kollage, die auf ihre eigene Art und
Weise die ›Abstraktivität‹ von Browns Film mit dem sanften ›Naturalismus‹ meines Films doppelt konterkariert. Es
108
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
gibt antiphonale Überkreuzungen von Seite zu Seite und völlige Divergenzen, so dass manchmal vier simultane
Wahrnehmung zu hören sind.
P.S. ›Triage‹ wurde als eine Art künstliche Leiche gemacht. Carl Brown und ich kamen überein, einen Film für
zwei Leinwände zu machen, in dem jeder von uns einen 30-minütigen Film drehte, ohne zu wissen, was der andere
macht. Gleichzeitig fragten wir John Kamevaar, einen Musiker/Komponisten, der früher (mit mir) Mitglied des New
Music Ensemble CCMC war und der vorher für Carls Filme schon den Sound gemacht hat, zwei optische Tonspuren
für die zwei Filme zu machen, die er nie sah. Die wir nie zusammen vor der ersten Aufführung von Triage am Goethe
Institut in Toronto am 22. April 2004, sahen. Wir waren beeindruckt. (Michael Snow)
About ›Triage‹ . Carl Brown. The time...duration of time historical/chronological filmic movement temporal in its texture carved in its
emulsion the progression of the streetcar...its wheels turn on the big wheel to once again begin a journey that has been repeated over and
over...real time...over time...San Francisco Treat, a media image carved into our mind over time...America...the combining of manual
labor...the turning of the wooden wheel pre- industrial...and the mechanics of the machine / metal electrical ... industrial...to move up
hill...Sisyphean in nature...the elongation of that five minute duration of the manual turning of the big wheel to begin the journey...a
thirty minute journey through space.. structure...the languor of viewing the texts ... texture...rhythm...step into the screen front to
back...the constant kinetic energy from screen to screen...allows for easy entry...the visual primer thickens
...molecularmovementgrainstackingrecticulationdriedcrystalbleachformationliquidemulisionsolarizedsabbitieropticalprintingttoningsplittoningbleachinglongdrawnbleachingmuteddurationtoningcrystalsync...
...just to name a few of the processes that take place for the duration to have its time and place...the thousands of splices felt like
triage...›the action of sorting according to quality: the standard of something as measured against other things of a similar kind‹...and
the side to side adventure is the measurement to begin...the breakdown of earth...the classes...my work chemical/man..industrial as old
as the technology that brought us the streetcar...yet the application so modern that a computer program when applied cannot alter its
nature...natural erosion organic colour life memory senses.
About ›Triage‹ . Michael Snow. May 04. ›Triage‹ is a 2-simultaneous-projections work. Each film has an optical track of sound by John
Kamevaar. My film is built fundamentally on having a different image on each frame. Many sections of the film are purely ›single frame‹,
but each section had a ›score‹ that called for specific patterns. For eg., alternating 2 frames of a certain type of imagery with 1 frame of
another kind of imagery, or 1, 2, 3, 2, 1, 2, 3, 2, 1, etc. or single frame for 12 frames then 2 frames of another image etc. I subtitled my
film ›King Philip Came Over From Germany Singing‹ which is a mnemonic for the scientific classification systems Kingdom, Phylum, Class,
Order, Family, Genus and Species. The film is built on single photos of all the types of rocks and minerals, seashore creatures, fishes,
insects and spiders, mushrooms, flowers, amphibians and reptiles, etc. as well as ›single frame‹ shooting of newspaper pages, phonebook
pages, colour surfaces of cars, night city lights, erotica and pure colours. It's 24 frames a second of Everything. I'd thought about it a few
years ago and have a note/sketch from 1993 describing this idea. In 2001, I finished the purely digital video/film ›*Corpus Callosum‹ but
for ›Triage‹ I decided to try to add something to what is a purely cinematic non-video method, one photo per frame. My side of the screen
is a condensed, high-speed ›realism.‹ Carl Brown's side, though based entirely on ›realistic‹ shooting of a San Francisco cable car, is subjected to a wide range of photo-chemical transformations, all of which have ›organic‹ changes per frame. There are many vibratory,
rhythmic coincidences between the 2 screens, powerful flickerings and optical effects, but they remain parallel simultaneities. Brown's
side an ›organic expressionism‹ running with my strobing ›realism‹. The sound is an electronic collage which in its own way doubly counterpoints the ›abstractedness‹ of Brown's film with the swift ›naturalism‹ of mine. There are antiphonal cross-overs from side to side and
total divergences, making sometimes 4 simultaneous perceptions.
P.S. ›Triage‹ was made as a kind of Exquisite Corpse. Carl Brown and I agreed to make a 2-screen film wherein each of us would make a
30-minute film without knowing what the other was doing. Similarly, we asked John Kamevaar, a musician/composer once a member
(with me) of the New Music ensemble CCMC, and who had done sound for Carl's films before, to make 2 optical tracks for the 2 films
which he never saw. Which we never saw together until Triage's first screening at the Goethe Institut in Toronto on April 22, 2004. We
were impressed.
// CDN 2004, Double projection 16mm, 30:00
// Realisation: Carl Brown, Michael Snow
// Sound Composition: John Kamevaar
// Produced with the assistance of The Ontario Arts Council & Canada Council for the Arts
// Distribution: Light Cone Paris
109
// CLIP CLASH
PRESERVING CULTURAL TRADITIONS
IN A PERIOD OF INSTABILITY
LIKE A POET FUNKSTÖRUNG
Aus dem Off spricht Stan Brakhage über seine Skepsis gegenüber dem Einsatz des Computers bei seiner Arbeit. Er sieht in ihm einen Unsicherheitsfaktor, der nur mehr virtuell vorhandene Arbeit mit einem Mal zunichte
machen kann. Dazu sind Videobilder zu sehen, die sich durch digitale Bearbeitung immer mehr in abstrakte Flächen verwandeln, sich immer mehr in
einzelne Pixel auflösen bis schließlich ihr ursprüngliches Sujet nicht mehr
auszumachen ist. Dabei wirkt die Bildebene einerseits wie eine Veranschaulichung von Brakhages These über die Zerstörung von Bildern, gleichzeitig verfügen diese «defekten» Bilder über ihre eigene Ästhetik. (Aki Beckmann)
THOMAS DRASCHAN, *1967 in Linz. Filmstudium in Frankfurt/Main und an
der Cooper Union N.Y.
SEBASTIAN BRAMESHUBER, *1981. Studiert Multimedia Art in Salzburg und
Medienkunst in Wien. Realisierte mehrere Musikvideos und experimentelle
Videos.
Musikvideo zu ›Like a Poet‹ von
Funkstörung. Lyrische Äußerungen
eines modernen Dichters von den
Antipoden.
Ford Brothers
We hear Stan Brakhage talking about his scepticism regarding the use of computers in
his work. He views it as an element of uncertainty that, in one go, can destroy a work
that is only in virtual existence. The sound is accompanied by video images that, through
digital processing, are transformed into increasingly abstract surfaces, dissolving more
and more into individual pixels until finally their original subject is no longer discernible.
On the one hand, the visual plane has the effect of being an illustration of Brakhage's thesis on the destruction of images. But at the same time, the «defect» images have their own
charm. (Aki Beckmann)
THOMAS DRASCHAN, *1967 in Linz, Austria. Film studies in Frankfurt/Main and at the
Cooper Union N.Y.
SEBASTIAN BRAMESHUBER, *1981. Studies Multimedia Art in Salzburg and Media Art in
Vienna. Has made several music videos and experimental videos.
// A 2004, DVD, 3:00
// Directing: John & Henry Ford,
alias Thomas Draschan & Sebastian Brameshuber
// Realisation: Ford Brothers
// Produktion: Amour Fou Filmproduktion
// Distribution: Ford Brothers
110
MOOM
Music-Video for ›Like A Poet‹ by
Funkstörung. The expressions of a modern
day Antipodean Poet.
// AUS 2004, DVD, 4:08
// MOOM (Mark McPherson & Paul
Fiocco)
// Script: The Tormoil of the
Modern Day Poet (Paul Fiocco,
Tim Bloxsome, Mark McPherson,
John Hawkes)
// Music: Funkstörung, from the
DVD ›Isolated - Funkstörung
Triple Media‹,
www.funkstorung.de
// Actors: Timothy Bloxsome
// Distribution:
MOOM - Mark McPherson
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
DESTINATION SEPARATION NOIR
(THE PERFECT REVERSE)
UberAlles
Dance me fast,
Dance me slow.
Frauline is near,
Embrace the flow.
Lead her softly,
Towards open plains.
Gaping speilen,
Severed veins.
She doth dwell betwixt Eastern Palm,
Und Bunsen kunsten autobahn.
Also.
Frauline lands and so begins,
Schutzen, mildern,
Laughs and grins.
Break it down.
A castle filled to brim with woe,
Schwester Bruder Jericho.
Mystical creatures doth roam free,
Endangered species feast on me.
UBERALLES bündeln Tanzenergie. Die vierteilige Zählung als Einfluss: Kristalle, äußerer Weltraum, Tundra,
Greifen, Tränen, das Farbspektrum, fieser Twostep und
der Grand Canyon. ›Destination: Separation Noir (The
Perfect Reverse)‹ ist ihr zweites abstraktes, hyper-effizientes Tanzvideo. UberAlles sind Studenten im sechsten
Semester an der University of Wales, Cardiff.
UBERALLES harness dance energy. The four-piece count as influences: Crystals, deep space, the Tundra, Griffins, tears, the chromatic spectrum, grimey two-step and The Grand Canyon. ›Destination: Separation Noir (The Perfect Reverse)‹ is their second
abstract, hyper-efficient dance video. UberAlles are third year students of University of Wales Institute, Cardiff.
WIPE THAT SOUND
Rosa Barba
Eine Kurzgeschichte wird vorgelesen und gleichzeitig
in einen Raum projiziert, wo drei Tänzer zwischen den
projizierten Zeilen des Textes hin und her springen.
Manche Stellen heben sie besonders hervor, an anderen
unterbrechen sie die Erzählung und nehmen so eine körperliche Überarbeitung der Geschichte vor.
ROSA BARBA, *1972. 1993-1995 Studium Theater- und
Filmwissenschaft in Erlangen. 1995-2000 Studium an der
Kunsthochschule für Medien Köln. Filme, Filminstallationen und Publikationen seit 1996. 2001 Artist in Residence am c3-Institute, Budapest. 2003-2004 Residenz an
der Rijksakademie der Bildenden Künste Amsterdam.
(www.rosabarba.com)
A short story told in words is projected into a room where three
dancers jump between the projected lines of text. By emphasizing
and interrupting the story's continuation the dancers are physically re-editing the story's narration.
ROSA BARBA, *1972. 1993-1995 Studies of Theatre and Film Science in Erlangen. 1995-2000 Studies at the Academy of Media Arts
Cologne. Films, film installations and publications since 1996.
2001 Artist in residence at the c3-Institute, Budapest. 2003-2004
Residency at the Rijksakademie van Beeldende Kunsten Amsterdam. (www.rosabarba.com)
// D 2004, DVD, 3:00
// Realisation: Rosa Barba
// Music: Mouse on Mars
// Dancers: Jimmy Robert, Mariangela Tinelli,
Matija Ferlin
// Distribution: Rosa Barba
// GB 2004, Mini DV, 3:00
// Realisation: UberAlles (Wesley Matsell,
Rebecca Lea Thomas, Amy Strickland, Ben Thomas)
// Music: Wesley Matsell
// Distribution: UberAlles
111
// CLIP CLASH
SMÄCK
Henrik Friberg
›Smäck‹ wurde im Winter 2003 als Teil einer DVD mit dem Titel Collectanea: First Course gedreht, die schwedische elektronische Künstler und Videoproduzenten präsentiert. Das Material wurde auf DV in den industriellen
Teilen eines verschneiten Göteburg (Schweden) gedreht.
Die Idee dahinter war, animierte ASCII-Kunst in grimmigen und grauen
Ortschaften zu integrieren. Das ASCII wurde durch die Animation von einfachen Formen in Adobe After Effects erstellt und wurde dann in QuickTimeDateien umgewandelt. Diese Dateien wurden dann durch einen Silicon Graphics-Computer gezogen, der Probleme mit der Benutzung von QuickTime
hatte. Dies führte zu den sehr ruckartigen und verzerrten animierten Formen. In einem Avid DS HD Suite habe ich später das Video fertiggestellt.
HENRIK FRIBERG ist ein 31jähriger schwedischer Senior DS Künstler und VFX
Designer. Schon als Kind wollte er Künstler werden. Im späten Teenageralter
hat er es in der Werbeindustrie und in einer Videoproduktionsfirma ausprobiert. Danach ging Henrik für ein paar Jahre zur Universität, wo er unter
anderem Kurse in Psychologie, Anglistik und Digitale Kunst belegte. Nach
ein paar sehr erfolgreichen Jahren bei FX2 sowie freiberuflicher Arbeit
wurde Henrik als Senior DS Künstler für das international bekannte Condor's office in Dubai, U.A.E. abgeworben, wo er zur Zeit lebt und arbeitet.
›Smäck‹ was shot during the winter of 2003 as a part of a DVD called Collectanea: First
Course, which showcased Swedish electronic artists and video producers. The material was
shot on DV in the industrial parts of a snowy Gothenburg (Sweden).
The concept was to integrate animated ASCII-art as part of the somewhat grim and
grey locations. The ASCII was created by animating simple shapes in Adobe After Effects,
and then rendering them to QuickTime files. These files were then run through a Silicon
Graphics computer which had problems handling QuickTime, which led to very jerky and
distorted animated shapes. In a Avid DS HD suite I later finalized the video.
HENRIK FRIBERG is a 31 years old Swedish Senior DS Artist and VFX designer. After trying out and getting a bit disappointed with both the advertising business and a video production company in his late teens, Henrik instead went on to university for a couple of
years where he took courses in Psychology, English and Digital Art amongst other things.
After a couple of very successful years at FX2, as well as a year freelancing, Henrik was
then head hunted for a position as Senior DS Artist at internationally well-known Condor's office in Dubai, U.A.E. where he now lives and work at present.
// S 2003, Video/4:3 Letterboxed, 4:13
// Director, DOP, editor, vfx-artist: Henrik Friberg
// Music: Malcolm D ›Smäck‹
// Distribution: Henrik Friberg
112
RESISTOL 5INCOMIL
INFORMA
Diego Abad
Mach dein Hirn kaputt mit uns ...
DIEGO ABAD, *1973 in Salamanca,
Spanien. 1992 Video-Workshop in der
Casa de la Cultura in Majadahonda,
Madrid, Spanien. 1993 Film-Workshop im Metropolis in Madrid, Spanien. 1993-1995 New York University /
Tisch School of the Arts New York,
New York, Abschluss im Bereich
Film und Fernsehen. Er hat zahlreiche Musikvideos produziert, die im
spanischen Fernsehen gesendet wurden.
Destroy your brain with us...
DIEGO ABAD, *1973 in Salamanca,
Spanien. 1992 Casa de la Cultura Video
Workshop Majadahonda, Madrid, Spain.
1993 Metropolis Film Workshop Madrid,
Spain. 1993-1995 New York University /
Tisch School of the Arts New York, New
York, B.F.A. in Film and Television. He has
made many music videos shown on national TV.
// E 2004, DVD, 2:03
// Realisation: Diego Abad
// Music: The Dwarves
// Cast: DJ Butoh & Friends,
Yurika Kodama
// Distribution: Diego Abad
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
WARMER ABEND
VIVID HOURS
Es ist Nacht. Peter steht mit seiner Gitarre im Dunkel. Um ihn herum
sind die Bandmitglieder versammelt. Während sie ihr Lied spielen entfaltet
sich eine surreale Welt: eine Frau zündet stoisch Streichhölzer an, ein Junge
wacht in seinem Schlafsack auf und beginnt manisch zu graben - eine Businessfrau holt aus ihrem Koffer eine Handpuppe und beginnt mit ihr zu sprechen. Die Natur um sie herum wächst - Nebel steigt auf. Wie Erinnerungsfetzen kommen und gehen die Menschen um Peter herum. Der Zuschauer wird
Zeuge eines facettenreichen und fantastischen Traums.
MATTHIAS EINHOFF, *1972 in Hildesheim. 1995-2000 Studium an der Universität der Künste, Berlin im Bereich Visuelle Kommunikation und Design.
1998-1999 Studium am Central St.Martins, London in der Fakultät Grafik und
experimenteller Film. 1998-2001 Gründung der Superschool GbR. Entwicklung
einer experimentellen TV-Plattform.
IMMO LÜDEMANN, *1975 in Düsseldorf. 1995-99 Praktikum bei Photo-Agentur
›Ostkreuz‹ in Berlin; Erfahrungen als Regie- und Produktionsassistent;
Design im Bereich Postproduktion (Schnitt und Animation). 2000-05 Studium der Visuellen Kommunikation/Experimentellen Mediengestaltung an der
Universität der Künste, Berlin und dem California Institute Of The Arts, Los
Angeles bei Heinz Emigholz, Harun Farocki, James Benning, Hartmut Bitomsky und Thom Andersen.
›Vivid Hours‹ - eine Zeitmaschine,
denn du musst der Voyeur sein ...
Pixel und Kunstprodukte aus dem
Musikvideo der Band ›Remo Park‹
nähren die aggressive Ausdruckskraft des Songs.
NICLAS DIETRICH, *1974 in Schwerin,
studiert Visuelle Kommunikation an
der Universität der Künste in Berlin.
Vivid Hours wurde auf zahlreichen
internationalen Videofestivals prämiert, u.a. beim Audience Prize
backup_festival 2004, Weimar.
(www.remopark.com)
Mathias Einhoff, Immo Lüddemann
We're in the middle of the night. Peter is standing in the dark. He's surrounded by his
band-mates. As they are performing their song a surreal world unfolds: a woman madly
lights matches, a boy wakes up and starts digging for something, a businesswoman talks
to a hand-puppet... Nature around them grows and fog rounds out the unreal setting.
Like pieces of memory the people around Peter come and go. The spectator realizes, he's
witnessing a multifarious and fantastical dream.
MATTHIAS EINHOFF, *1972 in Hildesheim. 1995-2000 Studies at the university of Fine
Arts, Berlin, visual communikation and design. 1998-1999 Studies grapphics and experimental film at Central St.Martins, London. 1998-2001 Founding Superschool GbR. Development of an experimental TV-platform.
IMMO LÜDEMANN, *1975 in Düsseldorf. 19-1999 work experience at the photo-Agency
›Ostkreuz‹ in Berlin; experience as directors- and producers-assistant; postproduction
design (edit and animation). 2000-05 studies of visual communication/experimental
media-design at the university of Fine Arts, Berlin and the California Institute Of The
Arts, Los Angeles with H. Emigholz, H. Farocki, J. Benning, H. Bitomsky and T. Andersen.
Niclas Dietrich
›Vivid hours‹ - an eating up time
machine, 'cause you have to be the
voyeur...
Pixels and artefacts of the music video
for the band ›Remo Park‹ sustain the
aggressive expression of the song.
NICLAS DIETRICH, *1974 in Schwerin,
Germany, studies Visual Communication at
the University of Art in Berlin. Vivid Hours
won awards at various international video
festivals e.g. at the Audience Prize backup_festival 2004, Weimar.
(www.remopark.com)
// D 2004, DVD, 3:39
// Realisation: Niclas Dietrich
// Music: Remo Park
// Cast: Remo Park
// Distribution: Niclas Dietrich
// D 2004, DVD, 3:50
// Director, script, editing: Mathias Einhoff, Immo Lüddemann
// Camera. Niklas Goldbach, Luke Bennett
// Music: KANTE ›Warmer Abend‹
// Distribution: Mathias Einhoff
113
// CLIP CLASH
SHIP SONG
XUMO CONSUMO
Da ich seit längerem meine Songs aufnehme und
gleichzeitig in der bildenden Kunst (Fotografie/Malerei)
tätig bin, suchte ich nach einem Mittel meine beiden
›Steckenpferde‹ unter einen Hut zu bringen. Ich habe
mir das Programm ›Flash‹ zu Gemüte geführt, was dabei
entstanden ist kann man in den 2 Minuten 10 Sekunden
sehen und hören...
›Ship Song‹ ist mein erster Film.
TAMARA KAPP, *1971 in Luxemburg. 1993-1999 Studium an
der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart. 1999 Prix Jeune Peinture (C.A.L.), Ministère de la
Culture, Lux. 2003 VIIIème Quinquennale d'Art Contemporain, Prix du Ministère de la Culture, Lux. Austellungen : 2003 VIIIème Quinquennale d'Art Contemporain,
Luxembourg. 2005 B/C2, Bettembourg ›Don't call it
work‹, Galerie Atelierhaus 45, Stuttgart.
Dreckig, dreckig, dreckig kommt es von den Dreckigsten der dreckigen spanischen Szene. Die süsse Dekadenz
und der intensive Rythmus lädt die Leute ein, sich als
Voyeure zu fühlen. Ein persönlicher Blick auf die Discopunk Musik der letzten Tage des Imperialismus. Dirty
Princess ist ein ungezähmtes Trio. Electronic Music,
obwohl hochgelobt, leidet in unserem Land unter der
schlechtesten Behandlung. Mit Entschuldigungen oder
Vorverurteilungen wird sie als illegale Unterhaltung, als
peinliche Ware abgehandelt.
Überlebenskunst oder Kunst des Überlebens.
DIRTY PRINCESS ist ein Projekt von Big Toxic (Verräter
von Drum & Bass und allen Rythmen), bereit, um die
letzten musikalischen Töne auf Roms Niedergang zu
machen. Proselytismus des Sex, Techno und kräftige
Worte für Korrupte Geister? Da ist etwas im Gange zwischen einem Musician, einer Sängerin und einem Videojockey. Einige Leute werden es bedauern. Mitglieder: Big
Toxic, Yasmin & Nikky Schiller.
Tamara Kapp
Since I have been recording my own songs and, at the same
time, have been active in the fine arts (photography/painting) for
a long time now, I carried out a search for a means to accommodate both of my ›hobby-horses‹. I took the programme ›Flash‹ to
heart. The results can be seen and heard in 2 minutes and 10 seconds...
›Ship Song‹ is my first film.
TAMARA KAPP, *1971 in Luxemburg. 1993-1999 Studied at the
Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart. 1999 Prix
Jeune Peinture (C.A.L.), Ministère de la Culture, Lux. 2003 VIIIème Quinquennale d'Art Contemporain, Prix du Ministère de la
Culture, Lux. Austellungen : 2003 VIIIème Quinquennale d'Art
Contemporain, Luxembourg. 2005 B/C2, Bettembourg ›Don't call it
work‹, Galerie Atelierhaus 45, Stuttgart.
// L 2004, DVD, 2:10
// Realisation: Tamara Kapp
// Music: Tamara Kapp
// Distribution: Tamara Kapp
114
Dirty Princess
Dirty, dirty, dirty, coming in the dirtiest of the dirty spanish
scene. The sweet decandence and the intense rythms invite the people to feel as voyeur of this distructive project. A personal point of
view of the disco-punk-music on the last Imperial days. Dirty
Princess is an incorrect trio. The electronic music -even praisedsuffers in our country from the worst treatment. Under excuses or
pretexts it is treated as an illegal entertainment, as an uncomfortable good. Survival´s Art or the Art survival.
DIRTY PRINCESS is a project conceived by Big Toxic (traitor of the
Drum & Bass and all rythms), ready to put the last musical sounds
on the Romes' decline. Proselytism of sex, techno and powerful
words for corrupt minds? There´s something going on between a
musician, a singers performance and a videojockey. Some people
will regret. Members: Big Toxic, Yasmin & Nikky Schiller.
// E 2004, DVD, 4:00
// Director, script, actor: Dirty Princess
// Photography: Big Toxic
// Editing: Nikky Schiller
// Distribution: Dirty Princess
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
VIDEO KILLED THE RADIO STAR
Lauri Trillitzsch, Oliver Kussinger
Wie dieser Frevel vonstatten gegangen sein könnte, wird aufs Schönste vorgeführt: Mit Witz und Verve ist ein
tempo- und vor allem anspielungsreiches Video zu dem Hit gelungen, der als erstes vom seinerzeit neu gegründeten
Sender MTV durch den Äther geschickt wurde. Während sich die lauteren Radiobarden aus der Alten Welt noch in
ahnungsloser Sicherheit wähnen, hat sich der Mann mit der Kamera bereits an ihre Fersen geheftet. Mit dem eigentlichen Liedbeginn startet die furiose Geschichte eines schon in den Anfängen verlorenen Duells, eine aberwitzige
Revue, während dieser der Bandleader - zusehends herausgefordert - nicht mal mehr dem Mond ins Antlitz schauen
kann, ohne damit konfrontiert zu werden, dass Filmtrick und Technik Einzug auch in die Musikwelt gehalten haben.
Diese charmanten Filmzitate und Verweise - man denke an den Vater des Trickfilms Méliès bis hin zu den Coen-Brüdern - vertiefen den Spaß am Zuschauen. Die komplexe Geschichte ist professionell in Szene gesetzt und technisch
perfekt ausgeführt. Ein hervorragendes Musikvideo, das einen fast geneigt macht, dem Genre die Vertreibung der
Radiostars zu verzeihen. (Inka Friese, Filmemacherin)
LAURI TRILLITZSCH, *1970 in Papua Neu Guinea. 1997-2004 Studium an der Georg-Simon-Ohm-Fachschule für Gestaltung in Nürnberg.
OLIVER KUSSINGER, *1972 in Nürnberg. 1997-2004 Studium an der Georg-Simon-Ohm-Fachschule für Gestaltung in
Nürnberg.
Gemeinsam realisierten sie mehrere Filmprojekte, ›Video Killed the Radio Star‹ ist ihre Diplomarbeit. (www.videokilledtheradiostar.de)
How this heinous deed could have taken place is nicely demonstrated: With wit and verve they have managed to make a fast-moving
illusion-rich video to the hit which was one of the first put on air by the newly founded channel MTV. While all the radio bards from the
Old World wrongly believed themselves to be in unsuspecting safety, the man with the camera has already dogged their heels. The furious
story of a duel, already lost from the beginning, commences at the start of the song, a crazy revue, while that of the bandleader - visibly
becoming increasingly challenged - can not even look the moon in the face without being confronted by the fact that film tricks and technology have also arrived in the music world. These charming film quotes and references - that conjure up thoughts of the father of cartoon Méliès up to the Coen Brothers - intensify the audience's fun. The complex story is professionally staged and technically perfect. An
excellent music video that almost makes us want to forgive the genre for driving out the radio star. (Inka Friese, film-maker)
LAURI TRILLITZSCH, *1970 in Papua New Guinea. 1997-2004 Studied at the Georg-Simon-Ohm-Fachschule für Gestaltung in Nürnberg.
OLIVER KUSSINGER, *1972 in Nürnberg. 1997-2004 Studied at the Georg-Simon-Ohm-Fachschule für Gestaltung in Nürnberg.
They have made several film projects together, ›Video Killed the Radio Star‹ is their Diplom thesis. (www.videokilledtheradiostar.de)
// D 2004, DVD, 4:55
// Directing, production, script, editing: Lauri Trillitzsch, Oliver Kussinger
// Camera: L. Trillitzsch, O. Kussinger, J. Armbruster, Winter
// Music, cast: Handsome Hank and his Lonesome Boys
// Distribution: Oliver Kussinger
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// CLIP CLASH
THE ZOO
Zeitguised
1. Langweilig vertraut und gattungskonform, liefert die Umgebung ungeliebter Plätze den perfekten Hintergrund
für einen Zoo voller Ideen, Kunstprodukte und Maschinen. Sie bewohnen eine Welt, in der die Technologie einen
nicht zu übersehenden Schwerpunkt einnimmt und der Transport von Menschen für sie am wenigsten neutral von
allen ist. Stattdessen befinden sie sich in einem nicht enden wollenden Fluss des Werdens, der Entwicklung, von
Unfall, neuer Zusammenstellung und gestörter Vermehrung. Das ewige Fortsetzen ihrer selbst schafft sanfte Ungeheuer und ungeheure Poesie ... (...)
2. Nach der gängigen Vorstellung ist eine Maschine eine mechanische Anordnung lebloser Teile. In Zeitguiseds
Interpretation von ›The Zoo‹ - ein kurzes Musikstück vom neuesten Album des deutschen DJ-Gespanns Funkstörung ist die Entwicklung der Maschinen an eine organische Weiterentwicklung von Ideen gebunden. Um die Illusion von
Realität zu schaffen - quasi symbolisch für die Welt und ihre optische Wahrnehmung - wurde Computeranimation
verwendet.
ZEITGUISED wurde 2001 von Jamie Raap und Henrik Mauler in Stuttgart gegründet, wo sie noch immer wohnen.
Jamie, der einen Abschluss im Studium der Bildenden Künste hat und einen Master in Medienkunst, hat in Chicago
studiert und als Bildhauer und Modedesigner gearbeitet. Henrik hat ein abgeschlossenes Architekturstudium und
lehrt experimentelles digitales Design an der Universität von Stuttgart. Davor hat er in Chicago für die Segura/T26
gearbeitet. In letzter Zeit waren sie tätig für die MTFG Plaza Bank und den Fernsehsender Asahi in Japan, für MTV
Europa, das Toonami Cartoon Network in England, für das deutsche Elektronische-Musik-Duo Funkstörung und für
die Zeitschrift Popular Mechanics aus den USA. (www.zeitguised.com)
1. Familiarly dull and generic, the environment of unappreciated places offers a perfect backdrop for a zoo of ideas, artifacts and
machines. They inhabit a technologically more and more explicit world, where human transport seems to be the least objective for them.
Instead, they are part of an ever evolving stream of becoming, of development, accident, recombination and distorted proliferation. Their
busy self-perpetuation creates gentle monstrosities and monstrous poetry. (...)
2. The common notion of a machine is based on a mechanical configuration of lifeless parts. In zeitguised's interpretation of ›The Zoo‹
- a short piece of music on the latest album by the German DJs Funkstörung - the evolution of machines is bound to an organic progression of ideas. Generally, CG is used for creating an illusory effect of realism, an effigy of the world visually perceived.
ZEITGUISED was founded in 2001 by Jamie Raap and Henrik Mauler in Stuttgart, Germany, where they are still based today. Jamie, who
holds a degree in Fine Art and a Master in Media Art, had worked and studied in Chicago as a sculptor and fashion designer. Henrik has
a degree in Architecture and teaches Experimental Digital Design at the University of Stuttgart, he previously worked for Segura/T26 in
Chicago. Recent work has been completed for MTFG Plaza Bank and TV Asahi in Japan, MTV Europe, Toonami Cartoon Network in the
UK, German electronic music duo Funkstoerung and Popular Mechanics magazine, USA. (www.zeitguised.com)
// D 2004, DVD, 1:04
// Video producer / Director: Jamie Raap, Henrik Mauler
// Music: Funkstörung, from the DVD ›Isolated - Funkstörung Triple Media‹ (!K7 Records, Berlin)
// Video production company: Zeitguised
// Distribution: zeitguised
116
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
AZIA AMAZONICA
Jussara Felix Figueredo
Ein politisches Musikvideo, das den Angriff der USA auf den Irak in Frage stellt. Es ist wie immer mit wenig Geld
entstanden, aber mit viel Inspiration. Die Band macht sich darüber lustig, dass der Irak-Krieg eine einzige Lüge war.
JUSSARA FELIX FIGUEREDO wurde in Brasilien geboren und wuchs auf einer Farm im Nordosten von Minas Gerais auf.
1986 zog sie nach São Paulo und arbeitet seither in der Werbebranche. 1999 reiste sie in die USA, um Englisch zu lernen, wo sie schließlich als Produktions-Designerin für unabhängige Filmprojekte arbeitete. Ihr erster Film ›one
minute left‹ ist ein Selbstporträt und handelt von ihrer Arbeit als Model. Nachdem sie mit der brasilianischen
Gemeinde in Boston in Kontakt getreten war und begonnen hatte, sich mit ihr zu identifizieren, beschloss sie, ihre
erste Dokumentation über sie zu machen. Zurzeit arbeitet sie hauptsächlich an Dokumentationen und Musikvideos;
ihr laufendes Projekt ist eine Dokumentation mit dem Titel ›Conversations with Brazilian Economists‹, die eine Fernsehserie und einen Dokumentarfilm beinhaltet. (Der Trailer ist zu sehen unter www.bresserpereira.org.br unter
›Videos‹.)
A political music-video questioning the U.S. strike against Iraqui, done with no money, as usual, and a lot of inspiration. The band
was cut in a rough way making fun of the lie that the Iraqui war represents.
JUSSARA FELIX FIGUEREDO, was born in Brazil and grew up on a farm in the northeast of Minas Gerais. She has migrated to São Paulo in
1986 and has worked in advertising ever since. In 1999 she has traveled to the USA to learn English, and ended up working as a producer
designer in independent movies. Her first movie ›one minute left‹ is a self-portrait about her work as a model. After all, getting in touch
with the Brazilian community of Boston, and identifying herself with that community, she decided to make her first documentary about
them. Currently she is making documentaries and music videos and her main documentary work in progress is ›Conversations with
Brazilian Economists‹, a project including a TV series and a feature doc, (check out the trailer at www.bresserpereira.org.br go to videos).
// USA/Brasilien 2004, music video clip, 4:00
// Director: Jussara Felix Figueredo
// Photographer: Cristian Lesage
// Additional images: Jussara Felix Figueredo
// Editor: Ricardo Salles
// Music: Mundo Livre S/A
// Production Company: Tambor Filmes
// Distribution: Jussara Felix Figueredo
117
// CLIP CLASH
SOMEBE + DJIQ™
FEEL IT
Der Titel des Films bezieht sich auf einen Vortrag über
die doppelte Selbstreflexion der Kunst in der Moderne.
Titel des Vortrages lautet ›Subjekt und Medium‹ von Dr.
Michael Luethy. Zwei Pole, also Subjekt und Medium,
treten in jeweils unterschiedlicher Beziehung zueinander. Die Wahrnehmung und die Reflexion von MaschineMensch und/oder MenschMaschine kulminiert in einem
äußerst amüsanten Dialog durch die Mittel von Musik
und Tanz.
BRUNO NAGEL, *1960 in Geislingen/Steige, Autodidakt.
Seit 1985 in verschiedenen Disziplinen künstlerisch
unterwegs. Seit 1990 diverse Ausstellungen. 1996 EFG
eigene Ladengalerie in Stuttgart. 2000 Umzug nach Berlin. Verschiedene Projektinstallationen, Kunst im öffentlichen Raum, Auftragskunst. (www.brunonagel.de)
George W. Bush singt und tanzt zu einem Rap Song.
Ausgehend von einem Zeitungsschnitt der George W.
Bush, Colin Powell und Condoleezza Rice im Oval Office
zeigt, entwickelte sich ein kurzer Clip, in dem die drei
einen Rapsong interpretieren. Stereotypen von Hip Hop
und African-American Music, von Politikern, von Machtgehabe und Machismo werden zu einem Musikvideo
remixt.
SUSI JIRKUFF, * in Linz, Österreich. 1987-94 Universität
für Gestaltung, Linz. 1992/93 University of East London
(Erasmus). 1994-95 einjähriges Arbeitstipendium des
BMUK. 1998 London-Fotografiestipendium des BKA. 200001 Schindlerstipendium des MAK für Los Angeles. 2002
Stadtstipendium der Stadt Linz /Los Angeles.
Bruno Nagel
The title of the film refers to a talk on double self-reflection in
modern art. The title of the talk was ›Subject and Medium‹, by Dr.
Michael Luethy. Two poles, i.e. the subject and the medium, enter
into different relationships with one another. The perception and
the reflection of machine/man and/or man/machine culminates
in an extremely amusing dialogue through the means of music and
dance.
BRUNO NAGEL, *1960 in Geislingen/Steige, autodidact. Has been
active in several artistic disciplines since 1985. Diverse exhibitions
since 1990. 1996 EFG own gallery in Stuttgart. Moved to Berlin in
2000. Various project installations, art in open spaces, commissioned artwork. (www.brunonagel.de)
// D 2004, DVD, 1:28
// Realisation: Bruno Nagel
// Camera: Dida Zende
// Music: Auszugsdrucker
// Cast: Bruno Nagel
// Distribution: Bruno Nagel
118
Susi Jirkuff
George W. Bush is singing and dancing to the music of a Rap
song.
From a paper clipping of George W. Bush, Colin Powell and Condoleezza Rice in the Oval Office was created a short video clip with
the three of them performing a Rap song. Stereotypes of Hip Hop
and African American Music, of politicians, their obsession with
power and their macho attitudes are re-mixed for this video.
SUSI JIRKUFF, * in Linz, Austria. 1987-94 Studies at the University of Art and Design, Linz. 1992/93 Studies at the University of
East London (Erasmus scholarship). 1994-95 working scholarship
with the BMUK. 1998 scholarship for photography in London by
the BKA. 2000-1 Schindler scholarship by the MAK for Los Angeles. 2002 scholarship by the cities of Linz/Los Angeles.
// A 2004, DVD, 5:40
// Realisation: Susanne Jirkuff
// Music: Timbaland and Magoo
// Distribution: Susanne Jirkuff
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
BLOODSAMPLE
›GO‹ VIDEO: AIRSIDE
Das Musikvideo Bloodsample basiert auf gefundenem
Filmmaterial, das passend zum Songtext ausgesucht
wurde. Alle anderen Filmausschnitte entsprachen den
visuellen Assoziationen, die uns beim Hören der verschiedenen Klänge und Töne kamen.
Der Schnitt versucht, die Bilder in strenger Synchronität miteinander zu verbinden (was wir bei den meisten Videoclips, die man zu sehen bekommt, vermissen),
und auch auf andere, subtilere Weise werden Klang und
Bild eng miteinander verknüpft. Bloodsample versucht,
die traumhafte und melancholische Atmosphäre der
Songs hervorzuheben und sich die hypnotisierende Wirkung der Bildwiederholungen zunutze zu machen.
›Go‹ ist der letzte Song aus dem Konzeptalbum ›'64 '95‹ von Lemon Jelly. Dieses Album ist als DVD erschienen und beinhaltet eine komplette, von airside produzierte Umsetzung des Albums als Musikvideo. In dem
Song ›Go‹ erzählt William Shatner eine Lebensgeschichte.
FRED DEAKIN ist Musiker bei Lemon Jelly und Mitbetreiber der Graphikagentur airside.
Ford Brothers
The music video Bloodsample is based on a selection of found
footage in accordance with the song´s lyrics. All other footage is
chosen by trying to match the visual associations we had by listening to the specific sounds.
The editing tries to link the images in strict synchronism (something we miss in many video clips we see), but we also used other,
more subtle ways of weaving sound and image together. Bloodsample tries to underline the song's dreamlike and melancholy atmosphere and to make use of the hypnotic effect of the repetition of
images.
Fred Deakin
›Go‹ is the latest song from the conceptional album ›'64 -'95‹ by
Lemon Jelly. This album has been published as DVD with the all
visuals produced by airside. With ›Go‹ William Shatner narrates a
complete Livestory.
FRED DEAKIN is musician of Lemon Jelly and founder of the
graphic agency ›airside‹.
// GB 2005, DVD, 05:00
// Realisation: Fred Deakin
// Music: Lemon Jelly
// Distribution: Holger Schwetter
// A 2004, DV, 4:00
// Directing: John & Henry Ford, alias Thomas
Draschan & Sebastian Brameshuber
// Realisation: Ford Brothers
// Materialauswahl / Footage selection: Stella
Friedrichs alias Betty Ford
// Music: Losoul (Frankfurt am Main, Deutschland)
// Produktion: Amour Fou Filmproduktion
// Distribution: Ford Brothers
119
// SPECIAL DOCUMENT
POLITICAL ADVERTISEMENT
Antonio Muntadas, Marshall Reese
Die letzte Serie von Muntadas und Reese, die den Verkauf der amerikanischen Präsidentschaft dokumentiert, zeigt
politische Werbung von den 1950er bis zu den 2004er Kampagnen und hebt die Entwicklung der politischen Strategien und der Marketingtechniken der Fernseh-Kampagnen hervor.
Dies ist die sechste Version eines andauenden zwanzigjährigen Projektes. Seit 1984 haben Muntadas und Reese mit
jeder Wahl ›Political Advertisement‹ überarbeitet, erweitert und aktualisiert.
Ohne Kommentar bearbeitet, zeigen die Künstler einen endlosen Strom an Kanditaten, von Eisenhower bis Kerry,
die wie kommerzielle Produkte vermarktet werden. Während Muntadas und Reese die Entwicklung der Fernsehspots
verfolgen, wird offensichtlich, dass eine einheitliche Gleichmacherei der politischen Fragen inmitten komplexer,
wechselnder Bilder stattfindet.
Diese faszinierende Anthologie zeigt auch Bilder der Präsidentschaftskampagne 2000. Sie dokumentiert den Verkauf der amerikanischen Präsidentschaft. Während Muntadas und Reese die Entwicklung der Fernsehspots verfolgen, zeigt sich die politische Strategie und die manipulative Marketingtechnik der amerikanischen Fernsehkampagne.
›Political Advertisement‹ enthält viele seltene Spots, von denen einige vorher nie gezeigt wurden. Muntadas und
Reese zeigen diese TV Spots ohne Kommentar. Ein endloser Kandidatenstrom, von Dwight Eisenhower bis John Kerry
wird öffentlich vorgeführt und wie kommerzielle Produkte verkauft.
Kommentar des Kritikers Christopher Phillips: ›Das Ergebnis, gleichzeitig zum Lachen und zum Weinen, ist eine
abgeschlossene Geschichte der Evolution von Fernsehstilen. Es nimmt uns mit vom minimalistischen Reinheitsstil
eines Eisenhower, der allein in einem trostlosen Fernsehstudio sitzt...zur ansteckenden und schnell feuernden Werbung eines John Kennedys 1960 bis zu Ronald Reagans zynischem, Hollywood-geschniegeltem ›morning in America‹
Spots von 1984.‹
ANTONI MUNTADAS, *1942 in Barcelona, Spanien, lebt seit 1971 in New York. Studium an der School of Industrial
Engineering, Barcelona. Lehrt u.a. an der University of California, San Diego, an der Fine Arts School in Bordeaux,
an der MITs CAVS, an der National School of Fine Arts in Paris und der University of Sao Paulo. Preise und Stipendien: Rockefeller und Guggenheim Foundations, National Endowment for the Arts, USA und dem Centre National
d'Arts Plastiques, Frankreich, Artist in Residence in Rochester, USA, Banff, Kanada und Sydney, Australien.
MARSHALL REESE ist ein Video- und Medien-Künstler. Neben seinem andauernden Projekt ›Political Advertisement‹
mit Antoni Muntadas, ist er Mitglied des Teams Ligorano/Reese. Seit mehr als zwanzig Jahren haben Ligorano/Reese
Videos, Installationen, Künstlerbücher und limitierte Edition Multiples gemacht. Ihre Pure Products of America
Reihe (www.pureproductsusa.com) ist weitläufig bekannt und stellt die Vermarktung der Politik satirisch dar. Ihre
Installationen wurden in den Vereinigten Staaten und in Europa ausgestellt.
120
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
The latest in Muntadas and Reese's series documenting the selling of the American presidency features political ads from the 1950s to
ads from the 2004 campaigns, and highlights the development of the political strategy and marketing techniques of the TV campaign
process.
This is the sixth version in an ongoing twenty-year project. Since 1984, Muntadas and Reese have revised, expanded, and updated
›Political Advertisement‹ with every major election.
Edited without commentary, the artists show an endless stream of candidates, from Eisenhower to Kerry, who are marketed like commercial products. As Muntadas and Reese trace the development of the campaign TV spot, what becomes apparent is a consistent sameness of political issues amid complex, changing visuals.
This fascinating anthology, includes advertisements from the 2000 presidential campaign. It documents the selling of the American
presidency. As Muntadas and Reese trace the development of the TV ›spot‹ what emerges is the political strategy and manipulative marketing technique of the American televisual campaign process.
›Political Advertisement‹ includes many rare spots, some never before seen. Muntadas and Reese have edited these TV spots without
commentary. An endless stream of candidates, from Dwight Eisenhower to John Kerry, is paraded in public and sold like commercial products.
According to critic Christopher Phillips: ›The result, simultaneously hilarious and chilling, is a capsule history of the evolution of television style. It takes us from the minimalist purity of Eisenhower seen alone in a bare TV studio... to the infectious and rapid-fire editing
of John Kennedy's 1960 ads, to Ronald Reagan's cynical, Hollywood-slick ›morning in America‹ spots of 1984.‹
ANTONI MUNTADAS, *1942 in Barcelona, Spain, lives since 1971 in New York. Studied at the School of Industrial Engineering, Barcelona.
Teaches at the University of California, San Diego, at the Fine Arts School in Bordeaux, at the MIT's CAVS, at the National School of Fine
Arts in Paris and at the University of Sao Paulo. Awards and Scholarships: Rockefeller and Guggenheim Foundations, National Endowment for the Arts, USA and the Centre National d'Arts Plastiques, France, Artist in Residence in Rochester, USA, Banff, Canada and Sydney, Australia.
MARSHALL REESE is a video and media artist. Besides his ongoing project ›Political Advertisement‹ with Antoni Muntadas, he is a member of the collaborative team Ligorano/Reese. For more than twenty years, Ligorano/Reese have made videos, installations, artists' books
and limited edition multiples. Their Pure Products of America series (www.pureproductsusa.com) is widely known and satirises the marketing of politics. Their installations have been exhibited in the US and Europe.
// USA 2004, Mini DV, 75:00
// Realisation: Antonio Muntadas, Marshall Reese
// Distribution: Video Data Bank
121
// SPECIAL DOCUMENT
BYE BYE TIGER
Hélèna Villovitch, Jan Peters
Also, der Film wurde irgendwo zwischen Frankreich, Belgien und Deutschland gedreht. Ohne Frage spielt eine Autobahnraststätte die wahre Hauptrolle. Hier trifft Paul (ein angehender Filmemacher) und seine Kamera (ein veraltetes
Super-8-Tonfilm-Modell) auf Anna (von Schlafstörungen geplagt), Frank (ihren arroganten Pariser Noch- oder ExFreund, das weiß man nie) und einen Haufen merkwürdiger und/oder marginalisierter Personen. Achtung: Ein Film
mit Gitarren!
Erste Pressestimme zu ›Bye Bye Tiger‹: Einer trunkenen Partyszene verdankt der neueste Film von Hélèna Villovitch
und Jan Peters seinen Titel. Eine Szene, die nicht im Drehbuch vorgesehen war und spontan aus einer Laune des
STRUPPI genannten Darstellers heraus entstand. ›Bye Bye Tiger‹ ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Film, es ist
ein fiktionales, quasi dokumentarisch gedrehtes Road-Movie. Vor allem mit der Besetzung von Freunden und ihrer Art
der Inszenierung, ihrem Interesse an Improvisation und ihrer Offenheit für alles, was im Skript nicht vorgesehen war,
hinterfragen Villovitch und ihr Partner Peters die Grenzen des Genres Spielfilm. (Anja Mauruschat, BR Hörfunk)
Villovitch über ›Bye Bye Tiger‹: Wenn man mit einem deutschen Filmemacher zusammen ist, dann ist das Problem,
dass er Filmemacher ist UND dass er deutsch ist. Daraus ergeben sich genau genommen zwei Probleme. Denn Jan will
nicht aus Hamburg wegziehen und ich habe in Paris ziemlich viel zu tun. Wenn wir uns also ab und zumal sehen wollen, ist es am einfachsten, Filme zusammen zu machen (...) Ich war mir erst nicht sicher, ob es mir Spaß machen
würde, mit Jan so lange an einem Projekt zu arbeiten. Aber jetzt, wo es (fast) vorbei ist, kann ich sagen, dass ich Lust
hätte wieder von vorne anzufangen, ohne Probleme.
Peters über ›Bye Bye Tiger‹: Wenn man mit der französischen Schriftstellerin Hélèna Villovitch zusammen ist, muss
man darauf eingestellt sein, dass sie alle gemeinsamen Erlebnisse, ob groß oder klein, als Material für ihre Werke
benutzt. Außerdem muss man aufpassen, wenn man ihr persönliche Geschichten oder intime Geständnisse anvertraut.
Aber ich muss gestehen, dass ich die gleiche Methode für meine Arbeiten anwende. Deshalb haben wir uns für ›Bye
Bye Tiger‹ zusammengetan und Dokumentarisches und Fiktionales bis zur Unkenntlichkeit vermischt. (...) dass wir
nachts nackt über einen Sportplatz gerannt sind, scheint der Wahrheit zu entsprechen, zumindest gibt es im Film
beweiskräftige Bilder davon. Bleibt die Frage, ob auch der Kameramann sich tatsächlich ausziehen musste, bevor er
mitlaufen durfte?
HÉLÈNA VILLOVITCH, *1963 in Bourges in Frankreich. Sie ist Schriftstellerin und Filmemacherin und arbeitet für die
Illustrierte ELLE.
JAN PETERS, *1966 in Hannover, studierte an der Hochschule für bildende Künste, lebt und arbeitet in Hamburg und
Paris.
Well, the film was shot somewhere between France, Belgium and Germany. Without a doubt the real star of the film is a motorway station. That is where Paul (a would-be filmmaker) and his camera (an old and worn-out S-8 sound camera) meets Anna (suffering from
insomnia), Frank (her arrogant Parisian still or ex-boyfriend, one never knows) and a bunch of strange and/or marginalized people.
Beware: A film with guitars!
Initial press releases about ›Bye Bye Tiger‹: The new film by Hélèna Villovitch and Jan Peters owes its title to a drunken party scene. A
scene that wasn't intended in the script and that arose spontaneously thanks to the mood of the actor called STRUPPI. In many respects,
›Bye Bye Tiger‹ is a special film, a fictitious, quasi documentary road-movie. In particular by casting friends in roles, by their production,
interest in improvisation and openness to everything that was not intended in the script, Villovitch and her partner Peters question the
borders of the feature film genre. (Anja Mauruschat, Bayerischer Rundfunk, hör-spiel-art-mix)
Villovitch on ›Bye Bye Tiger‹: The problem of being together with a German film-maker is that he is a film-maker AND German. this in
fact means that there are two problems. Because Jan does not want to move away from Hamburg and I've got quite a lot to do in Paris.
122
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
So if we want to see each other now and then it's easiest to make films together (...) I wasn't sure initially if I would enjoy working on
one project for so long with Jan. But now it's (nearly) over I can safely say that I could easily start all over again.
Peters on ›Bye Bye Tiger‹: Being together with the French writer Hélèna Villovitch go have to get used to the fact that all the things
you experience together, whether a major or a minor event, will be used as material for her works. And also you have to watch out if you
entrust her with your personal stories or intimate confessions. But I must confess that I use the same methods for my works. Which is
why we got together for ›Bye Bye Tiger‹ and mixed documentary material with fictitious until they were unrecognisable. (...) it seems to
be true that we ran naked at night across a sports field, at least there are evidential images of this in the film. The question remains
whether the cameraman also had to take his clothes of before he was permitted to run with us?
HÉLÈNA VILLOVITCH was born in Bourges, France in 1963. She is a writer and filmmaker and works for the magazine ELLE.
JAN PETERS was born in Hannover in 1966. Since his studies at the Hochschule für bildende Künste in Hamburg he has been living and
working in Hamburg and Paris.
// Germany, 2004, 85 min, 35 mm
// Script, directors: Hélèna Villovitch & Jan Peters
// Image - Marcus Winterbauer
// Sound - Jens Ludwig
// Décoration / Art Department - Volko Kamensky & Dirk Herzog
// Assistant Directors Volker Renner & Johannes Matern
// Production - Kerstin Isenbeck & Peter Ott
// Cast Anna - Anna Koch, Paul - Armando Navarro, Franck - Frédéric Danos, Seiko - Tsuneko Taniuchi, Johannes Johannes Matern, Struppi - Marcel Didolff, Silke - Sophie Plessing, Peter - Robert Schröder, Mariachi - Serdar
Gunduz,
// Also starring Nadine Hase & Jeanette Mohr, Markus Mischkowski, Ralph Mohr, Michel Maucuer, Maghio
Kobalay, Yann Beauvais & Miles McKane, Boris Lehman, Frédéric Charpentier and many others
// Costumes - Hélèna Villovitch
// Stills - Volker Renner
// Editing - Jan Peters
// Production Manager in Belgium - Milena Bochet
// Production Manager in Eschweiler - Carsten Jezewski
// Production Manager on the motorway - Ralph Keunenhof
// Catering - Maria Brunot & Patrick Goossens
// Sound (Hamburg) - Jörn Staeger
// Sound Editing - Johannes Grehl
// Sound Mix - Sören Blüthgen
// Video Color Matching - Mark Böhm
// Title Design - Ute Storm
// Music composed by Pit Przygodda, Serdar Gunduz/Fabrika
// Funded by grants of Kuratorium Junger Deutscher Film & FilmFörderung Hamburg GmbH
// www.abbildungszentrum.de
// Distribution: abz abbildungszentrum ohg
123
// SPECIAL DOCUMENT
TRAINS OF WINNIPEG
Clive Holden
POST-CYCLE Filmische Gedichte, Kumulative Erzählung und der Künstler als Fiktion
Bei der Wahl des Untertitels habe ich mich aus verschiedenen Gründen für den Begriff ›filmisches Gedicht‹ entschieden. Zuallererst weil das Wort ›Lyrik‹ in seiner Geschichte inzwischen ein eigenartiges Stadium erreicht hat.
Als Kunstform wird sie noch immer genial praktiziert und hat viele begeisterte Anhänger, konzeptuell aber scheint
sie sich in einer Sackgasse zu befinden; bei manchen ist ›Lyrik‹ bereits zum Witzwort verkommen und hat einen fast
obszönen Unterton. Mir kommt es fast so vor, als habe es inzwischen eine Art ›Das-ist-so-out-dass-es-schon-wieder-inist‹-Status erreicht, weshalb es für mich einen gewissen Reiz hat, und wenn es nur bloße Neugierde ist. Ich habe
bewusst nach dem Prinzip ›aus alt mach neu‹ experimentiert und mit einer interessanten Mischung aus Konzept und
Kitsch gespielt, die zu einem nicht-linearen, organischen Prozess führen kann. Dadurch und indem ich es mit bewegten Bildern, Klang und einer Mischung von analogen und digitalen Technologien kombinierte, hoffte ich ein rühmliches Ziel zu erreichen: ein altes, stolzes Wort teilweise mit neuem Leben zu erfüllen.
Zum Zweiten unterstützt es das übergeordnete Projekt, mit verschiedenen Präsentationsformen von Lyrik zu experimentieren. Als Drittes und Letztes taucht der Begriff ›filmisches Gedicht‹ immer wieder in der Geschichte des
Kinos auf, und heutzutage, wo technische Veränderungen sehr viel öfter auch nicht-industriellen Künstlern filmische Werkzeuge zugänglich machen, scheint es mir sinnvoll, deutlicher zwischen einer ›dramatischen Erzählung‹
und weniger linearen Arbeiten zu unterscheiden. Allgemein ausgedrückt, wir wissen zwar, was der Unterschied zwischen einem Gedicht und einem Roman ist; in der Geschichte der bewegten Bildkunst aber sind die Abgrenzungskriterien nicht so eindeutig.
Im Grunde hoffe ich, dass ein ganz neues Genre entstehen wird, das alles einbezieht, sei es ›Lyrik‹ auf Zelluloid
oder digital, oder was in Zukunft noch kommen mag. Eine unverhoffte Nebenerscheinung meines Film-Zyklus' - und
das ging aus den Zuschauerkommentaren hervor - war die Tatsache, dass im Rahmen des Gesamtwerkes eine quasifiktionale Figur im Kopf der Leute entstanden ist mit Namen ›Clive Holden‹. Vermutlich ist das auf die Reihenfolge
zurückzuführen, in der ich die 14 Filme zusammengestellt habe, wodurch anscheinend eine Art ›kumulative Erzählung‹ entstanden ist. Ich hatte die Verbindung der 14 Filme untereinander eigentlich weitgehend metaphorisch,
intuitiv, emotional, formal und tonal gesehen und nicht bedacht, dass der Umstand, dass das lyrische ›Ich‹ (engl. ›I‹
oder ›eye‹ bei filmischen Ich-Erzählungen) überall identisch ist, eine ganz andere Verbindung schafft. Die Ansammlung von Erinnerungen, Eindrücken und Konzepten sind die eines einzelnen Künstlers, und in den Augen der
Zuschauer erzählen sie seine Geschichte. Ganz gleich, wie akkurat die Darstellung der biografischen Angaben war,
das Publikum musste es unweigerlich so auffassen.
Was mich selbst betrifft (und meinen Blick aus dem Arbeitsprozess heraus), so habe ich zwar bewusst autobiografische Elemente eingesetzt, sah sie aber mehr als Rohmaterial, mit dem man arbeiten konnte; sie hatten für mich
keine besondere persönliche Qualität. So habe ich zum Beispiel auch nicht gezögert, so genannte faktische Details
abzuwandeln, um die Arbeit insgesamt zu verbessern. Das ist eine Parallele zu dem, was wir traditionellerweise als
›Lyrik‹ bezeichnen - dass nämlich Kunstvideos und Experimental-/Avantgarde-Filme ebenso entweder dem fiktionalen oder dem nicht-fiktionalen Bereich zugeordnet werden können.
CLIVE HOLDEN ist Künstler und Schriftsteller und lebt in Winnipeg. Seine Kurzfilme und Videos wurden beim London International Film Festival, beim Ann Arbor Festival, beim European Media Art Festival Osnabrück und beim
ZEBRA-Festival in Berlin gezeigt. Sein erster Film/erstes Video mit Spielfilmlänge, Trains of Winnipeg, wurde 2004
beim Images Festival uraufgeführt, wurde zum Abschluss des 50. Robert-Flaherty-Filmseminar gezeigt und ist in der
offiziellen Auswahl des Rotterdam Filmfestivals 2005. Er hat zwei Bücher mit Gedichten und Belletristik veröffentlicht und eine CD herausgebracht. (www.trainsofwinnipeg.com)
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// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
POST-CYCLE Film Poems, Cumulative Narrative, and the Artist as Fiction
I chose to use the phrase ›film poem‹ in the cycle's subtitle for several reasons. First of all, the word ›poetry‹ has reached a strange
place in history. The form still has its brilliant practitioners and ardent supporters, but conceptually it seems to have come to an impasse,
and for some it's become an almost humorous, corny word. I now feel it's reached a point where it's achieved an ›it's-so-out-it's-in‹ status, which draws me to it, partly out of simple curiosity. I've purposely experimented with ›make it new‹ and to play with the interesting
intermingling of concept and kitsch that can result - and by combining this with moving image, sound, and a melange of analog and digital technologies, in a non-linear, organic, process, I hoped to achieve an honourable goal: to partly reclaim an old, proud, word.
Secondly, it's a central mandate of the larger project to experiment with many different modes of presenting poetry. Lastly, the phrase
›film poem‹ has emerged here and there throughout cinema's history, and today, with technological change putting new cinematic tools
into the hands of non-industrial artists much more frequently, I think it's useful to re-emphasize the distinction between ›dramatic narrative‹ and less linear works. Broadly speaking, we know what the difference is between a poem and a novel, but in the history of moving
image art this has been a much more confused issue.
My real hope is that an entirely new label will emerge that will encompass ›poetic‹ celluloid, digital, and whatever comes next. Also: a
surprising thing I've realized since completing the film cycle, gleaned from audience comments, is that in the over-all work I've created a
quasi-fictional ›character‹ in peoples' minds, a character named ›Clive Holden‹. This was partly the effect of placing these 14 works
together in the sequence I chose, which, it turns out, tells a kind of ›cumulative narrative‹. I'd thought of the 14 films' connections as
being mostly metaphorical, intuitive, emotional, formal and tonal, when I couldn't see the connection that others would plainly see, that
the lyrical ›I‹ (or ›eye‹ in the case of first-person film-making) of each piece is the same. The accumulation of memories, impressions and
concepts are one artist's, and for others tell a story about that artist. Regardless of the accuracy of the biographical facts as presented, it
was inevitable that an audience would have this experience.
For myself (seeing the work from within its process), I certainly and consciously used autobiographical elements in these works, but I
saw these as raw materials, to be worked on and with, almost as if they were ›formal‹ materials. I didn't hesitate to change so-called factual details, for example, in the service of making better work. This is a parallel with what we traditionally refer to as ›poetry‹ - that art
video and experimental/avant-garde film also exist to one side of the fiction/non-fiction divide.
As the cycle, and project, are quite consciously and strongly expressive, when the audience wakens from the dream-like state of watching the film and then meets me in person (as has been the case at most screenings so far, at festivals), it's been quite touching to hear of
their concern for me, due to some of the films' contents. It's been clear that we have communed somehow through the experience - communed in its root sense, of having a conversation.
CLIVE HOLDEN is an artist and writer who lives in Winnipeg. His short films and videos have been exhibited at the London International
Film Festival, the Ann Arbor Film Festival, the European Media Art Festival Osnabrück, and the ZEBRA Festival in Berlin. His first feature-length film/video, Trains of Winnipeg, premiered at the 2004 Images Festival, closed the 50th Annual Robert Flaherty Film Seminar,
and is an official selection of the 2005 Rotterdam Film Festival. He has published two books of poetry and fiction, and a CD.
(www.trainsofwinnipeg.com)
// CDN 2004, 35mm , 88:30
// Realisation: Clive Holden
// Distribution: Winnipeg Film Group
125
// SPECIAL DOCUMENT
ORLAN: CARNAL ART (KÖRPERKUNST)
Stephan Oriach
Die Chirurgie wird benutzt, um den menschlichen Körper auszubessern bzw. zu verschönern und keiner ist darüber empört. Weit gefehlt - dies wird als Indiz dafür gedeutet, dass sie jetzt Teil der freien Marktwirtschaft ist, die die
Schönheitsnormen festlegt. Orlan entschied sich, Chirurgie auf eine ganz andere Weise zu nutzen. Zum Segen der
Kunst. Mit weit geöffneten Augen, ihre Stimme entschlossen und während der Operation bei vollem Bewusstsein, ist
ihr Körper mit unterschiedlichen interaktiven Übertragungsnetzwerken verbunden - eine Verbindung aus Kybernetik und Biologie. Diese extrem risikoreiche stilistische Übung ist ein großartiges Mutationsprogramm, welches die
Künstlerin an ihrem eigenen Körper im Operationssaal, das für diese Zwecke in ein Künstleratelier umgestaltet
wurde, durchführt.
Die Grundlage dieses Films ist die Evolution und die Revolution ihrer Morphologie im Laufe ihrer Performances. Es
enthüllt die ursprünglichen Empfindungen hinter den Gedanken der Künstlerin.
Surgery is used to repair or embellish the human body without anybody becoming indignant about it. Far from it - it is seen as a sign
that it is now part of the free market economy which defines the standards of beauty. Orlan decided to use surgery in a very different
way. For the sake of Art. With her eyes wide open, her voice resolute, and her mind fully conscious, during the operation, her body is connected to a variety of interactive transmission networks - a combination of cybernetics and biology. This extremely risky stylistic exercise
is a grandiose program of mutation that the artist carries out on her own body in the operating theater which is turned into an artist's
workshop for the occasion.
This film is based on the evolution, the revolution of her morphology, over the course of her performances. It reveals the original sensations behind the artist's thoughts.
// F 2004, 35mm, 75:00, OmU English
// Production, directing: Stephan Oriach
// Distribution: Myriapodus Film, Paris
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// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
SCHALTEN SIE IHREN FERNSEHER AB. 40 JAHRE FLUXUS
/ SWITCH OFF YOUR TV SET. 40 YEARS OF FLUXUS
Hartmut Jahn
FLUXUS - die letzte Bewegung in der Bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Dokumentation von Hartmut Jahn
beschreibt die Aktualität dieser künstlerischen Haltung: Sie sammeln und tauschen genetische Codes, zelebrieren
eine Heilige Messe oder liegen halbnackt im Bett in einer mediterranen Galerie. U.a. mit Emmett Williams, Berlin,
Ben Vautier, Nizza, Alison Knowles, Geoffrey Hendricks, Larry Miller, New York, Takako Saito, Düsseldorf, Eric
Andersen, Kopenhagen and Willem de Ridder, Amsterdam. Der Film zeigt, wie noch im hohen Alter Kreativität mit
Witz und Klarheit Stellung beziehen kann.
HARTMUT JAHN. Biografie, Filmografie und weitere Informationen siehe Seite 252.
FLUXUS - the last movement in the fine arts of the 20th century. The documentary portays the pioneer artists nowadays: collecting
and interchanging genetic trades, celebrating a holy mess or relaxing in a bed of a mediteranean gallery: with Emmett Williams, Berlin,
Ben Vautier, Nizza, Alison Knowles, Geoffrey Hendricks, Larry Miller, New York, Takako Saito, Düsseldorf, Eric Andersen, Kopenhagen
and Willem de Ridder, Amsterdam. The film shows how creativity can last - witty and sharply - into old age.
HARTMUT JAHN. Biography, filmography and more informations see page 252.
// D 2005, 76:00, 16:9, DVCpro
// Script, director: Hartmut Jahn
// Camera: Armin Fausten, Peter Norton, Susanna Salonen
// Edit: Astrid Vogelpohl
// Funded by NDR-Filmförderung in Niedersachsen
// Distribution: Jahn Film
127
// SPECIAL DOCUMENT
TARNATION
Jonathan Caouette
›Tarnation‹ ist eine rohe und sinnliche Darstellung von Selbstzerstörung und Wiedergeburt, die die Ankunft eines
außerordentlich neuen filmischen Visionärs ankündigt.
Die Kamera als Rettungsboot. Jonathan Caouettes faszinierendes Debüt TARNATION erfindet die gesamte Idee, was
eine Dokumentation sein soll, neu. Seine verheerende, aber hoffnungsvolle Vision ist eine quälende und wunderschöne Erforschung von rastlosen Seelen.
Caouette hat sein Leben seit seinem elften Lebensjahr dokumentiert. In TARNATION webt er einen psychedelischen Wirbelwind aus Schnappschüssen, Super-8-Aufnahmen, Texten von Anrufbeantwortern, Videotagebüchern,
frühen Kurzfilmen, Schnipsel der 80er Popkultur und dramatischen Einfügungen, um ein episches Portrait einer
amerikanischen Familie zu entwerfen, die durch Funktionsstörungen auseinandergerissen und durch die Kraft der
Liebe wieder vereinigt wurde.
Der Film zeigt die frühe Geschichte von Caouettes Familie. Seine Großeltern, Adolph und Rosemary, heirateten 1951
und führte ein Mittelklasse-Leben in einem Vorort von Houston. Aber ihre idyllischen frühen Jahre werden schnell
zerstört, nachdem sie sich entscheiden, ihre Tochter Renee, eine Schönheitskönigin, einzusperren, die sich, nach der
Diagnose einer vermuteten psychische Krankheit, einer Schocktherapie unterzieht. Renees Persönlichkeit ist nach
zweijähriger Behandlung schwerwiegend gefährdet, was zu einem gefolterten Leben von psychischer Krankheit, körperlichem Mißbrauch und einer scheinbar unendlichen Anzahl von Einweisungen in Krankenhäuser führt.
Aufgewachsen bei seinen Großeltern schaffte er es, seine eigene Nische in der texanischen Subkultur zu finden. Er
hat das Filmmaterial, um es zu beweisen: ein Selbstportrait in Frauenkleidung im Alter von 11 Jahren, im Alter von
13 Jahren mimt er Liquid Sky in New-Wave-Schwulenclubs, eine Performance von Blue Velvet, das High-School Musical.
Nachdem er in seinen Zwanzigern nach New York zurückkehrte und anschließend seinen Frieden in Form eines
unterstützenden Freundes fand, entdeckt Caouette, dass Familienbande niemals wirklich verschwinden, als Caouette
herausfindet, dass seine Mutter eine Überdosis Lithium zuhause in Texas genommen hat. Angesichts dem quälenden
Restes seiner Vergangenheit fährt Caouette heim, um bei der Erholung seiner Mutter zu helfen. Hier beginnt der
Film.
›Diese Art des intensiven persönlichen und subjektiven autobiografischen Filmemachens war schon immer am
Rande des Kinos vorhanden (man denke nur an Stan Brakhage), aber neue Computer-, Video- und Bearbeitungswerkzeuge bringen es jetzt einem größeren Publikum nahe.‹ (Robert Egbert)
JONATHAN CAOUETTE, *1972. Dreht seit seinem achten Lebensjahr Videos, u.a. The Ankle Slasher (1987), Pig Nymph
(1990) und Fame (2002). Arbeitet als Theaterschauspieler und tritt in verschiedenen Filmen auf. Tarnation ist sein
erster Langfilm. Jonathan Caouette lebt mit seiner Mutter in New York.
128
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
›Tarnation‹ is a raw and sensual display of self-destruction and rebirth that announces the arrival of an exceptional new cinematic
visionary.
The camera as life-raft. Jonathan Caouette's spellbinding debut ›Tarnation‹ reimagines the whole idea of what a documentary can be.
His devastating yet hopeful vision is a haunting and beautiful examination of restless souls.
Caouette has been documenting his life since he was eleven years old. With ›Tarnation‹, he weaves a psychedelic whirlwind of snapshots, Super-8 home movies, answering machine messages, video diaries, early short films, snippets of 80s pop culture and dramatic reenactments to create an epic portrait of an American family torn apart by dysfunction and reunited through the power of love.
The film reveals the early history of Caouette's family. His grandparents, Adolph and Rosemary, were married in 1951 and experienced
a middle-class life in a Houston suburb. But their idyllic early years quickly disintegrate after they opt to incarcerate their beauty-queen
daughter Renee, who undergoes shock therapy after a suspected mental condition is diagnosed. Renee's personality is severely compromised after two years of treatment, resulting in a tortured life of mental illness, physical abuse, and a seemingly endless series of hospitalisations.
Raised by his grandparents he managed to find his own niche in Texan subculture. He has the film material to prove it: a self-portrait
at the age of 11 in drag, at the age of 13 in new wave gay clubs lip-syncing to Liquid Sky, a performance of Blue Velvet, the high-school
musical.
Having relocated to New York in his twenties and subsequently attaining peace in the form of a supportive mate, Caouette discovers
that family ties are never truly unbound as Caouette learns of his mother's lithium overdose in his native Texas. Faced with the haunting
remnants of his past, Caouette returns home to aid in his mother's recovery. This is where the film starts.
›This kind of intensely personal and subjective autobiographical filmmaking has always been there at the fringes of the cinema (one
thinks of Stan Brakhage), but new computer, video and editing tools now bring it toward general audiences.‹ (Robert Egbert)
JONATHAN CAOUETTE, *1972. Has been making videos since he was eight years old, including The Ankle Slasher (1987), Pig Nymph (1990)
and Fame (2002). He works as a stage actor and has acted in a number of films. Tarnation is his first long film. Jonathan Caouette lives
with his mother in New York.
// USA 2004, 35mm, 88:00
// Script, camera, sound: Jonathan Caouette
// Edit: Jonathan Caouette, Brian A. Kates
// Cast: Jonathan Caouette (Jonathan), Renée LeBlanc (Renée), David Sanin Paz (David), Rosemary Davis
(Rosemary), Adolph Davis (Adolph)
// Distribution: Arsenal Filmverleih, Tübingen
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// SPECIAL DOCUMENT
FUCKING DIFFERENT!
Kristian Petersen Filmproduktion
15 Mal Queer Crossover: Sonntagmorgen im Bett. Ein lesbisches Paar phantasiert: ›Wie wärst du, wenn du ein
schwuler Typ wärst?‹ ›Dann wär' ich so'n richtiger Kerl ...‹ Das Gedankenspiel geht weiter, doch schnell kommen Fragen auf: ›Meinst du, die spülen sich vor dem Sex den Darm aus? Und zieht man einen Cockring eigentlich über einen
steifen oder schlaffen Schwanz?‹
Ein anderer Film - andere Fragen ... Schwule Männer werden nach ihren Vorstellungen über lesbischen Sex
befragt. ›Ja Dildos wahrscheinlich irgendwie oder die lecken sich stundenlang. Ja und reden viel und kämmen sich
die Haare.‹ ›Ich glaube, die machen auch nicht wirklich Sex. Ich glaube, die sind nur lieb zueinander.‹
Diese zwei Beispiele zeigen exemplarisch auf, worum es in dem Kompilationsfilmprojekt FUCKING DIFFERENT
geht: Sieben lesbische Filmemacherinnen aus Berlin wurden angefragt, einen kurzen Filmbeitrag über ihre Vorstellungen von schwuler Liebe und Sexualität zu machen, und umgekehrt sollten sieben schwule Filmemacher einen
kurzen Film über lesbische Sexualität oder Erotik drehen.
Ob Trick-, Dokumentar- oder Spielfilm - hinsichtlich des Genres waren den Filmemacher/innen keine Grenzen
gesetzt. Ob experimentell oder konventionell - auch die Form, derer sich die Filmemacher/innen bedienten, war freigestellt. Einzige Vorgaben waren die Filmlänge (zwischen 3 und 7 Minuten) und das Filmformat (Endprodukt: Mini
DV).
Herausgekommen ist eine höchst unterschiedliche Ansammlung von Filmen, in denen es hauptsächlich um das
Aufzeigen, Hinterfragen und Dekonstruieren von Klischees geht, die, trotz einer scheinbaren Annäherung von
Schwulen und Lesben in den letzten zehn Jahren, immer noch in erschreckendem Maße in unseren Köpfen verankert sind. Durch die Unterschiedlichkeit der Beiträge lässt sich eine nachdenkliche und informative Erweiterung
unserer Rollenvorstellungen und der genderspezifischen Muster erhoffen, denn:
We are not just fucking differently, we are FUCKING DIFFERENT!!! Und das ist auch gut so...
15 times queer crossover: Sunday morning in bed. A lesbian couple fantasizes: ›What would you be like as a gay man?‹ ›Then I'd be a
real guy...‹ They continue spinning the fantasy, but questions quickly emerge: ›Do you think they rinse out their rectum before fucking?
And when do you actually put on a cockring, when the cock is hard or soft?‹
Another film - other questions...Gay men are interviewed about how they imagine lesbian sex. ›Probably something with dildoes, or
they lick each other for hours. And they talk a lot and comb each other's hair.‹›In fact, I don't believe they really have sex. I think they're
just really sweet to one another.‹
These are just two examples of what the film compilation project FUCKING DIFFERENT is all about: Seven lesbian filmmakers in Berlin
were each invited to make a short film about how they imagine gay male love and sexuality; in return, seven gay filmmakers were each
invited to make a short film about lesbian sexuality and desire. The filmmakers were given no limitations on genre, whether animation,
documentary or narrative.
The format was also free, from experimental to conventional. The only limits were on running time (3 to 7 minutes) and video format
(a MiniDV endproduct). The result is very diverse collection of films which above all illustrate, challenge and deconstruct the stereotypes
which - to a disturbing degree - remain firmly anchored in our minds, despite an apparent coming together of gays and lesbians in the
past decade. The very diversity of these films is expected to provoke a broadening of role-conceptions and gender-specific patterning,
because:
We aren't just fucking differently, we are FUCKING DIFFERENT! And it's also good that way...
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// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
// D 2004, DV, 90:00
// Distribution: GMfilms
// Teil 1 - GEILE SAU / Part 1 - HORNY BASTARD
Directors: Heidi Kull & Martina Minette Dreier
// Teil 2 - DER ANDERE PLANET / Part 2 - THE OTHER PLANET
Directing und Schnitt / Director and Editing: Joerg Andreas Polzer
// Teil 3 - MIT HERZ / Part 3 - WITH HEART
Directing, Camera und Schnitt / Director, Camera, Editing: Kristian Petersen
// Teil 4 - PRACHT / Part 4 - SPLENDOUR
Directing / Director: Nathalie Percillier
// Teil 5 / Part 5 - WHO IS AFRAID OF?
Directing/ Directors: hollyandgolly
// Teil 6 / Part 6 - BLUE BOX BLUES
Directing, Camera und Schnitt / Director, camera, editing: Michael Brynntrup
// Teil 7 / Part 7 - MELANCHOLY ROSE
Directing / Director: Waltraud M. Weiland
// Teil 8 / Part 8 - MARTINA
Directing / Director: Juergen Bruening
// Teil 9 / Part 9 - CALLING AN OCEAN
Directing / Director: Isa Gresser
// Teil 10 / Part 10 - MOTORCYCLE IN LOVE
Directing / Directors: Juana Dubiel & Eva Broeckerhoff
// Teil 11 - SCHWULE ELFEN / Part 11 - GAY ELVES
Directing / Director: Undine Froemming
// Teil 12 - DIE FAHRRADBOTIN / Part 12 - THE BIKE COURIER
Directing / Director: Ades Zabel
// Teil 13 - STERNENSTAUB VERLOREN ... / Part 13 - STARDUST LOST ...
Directing / Director: Michael Stock
// Teil 14 - DER HAMMER / Part 14 - THE HAMMER
Directing / Directors: Peter Oehl & Markus Ludwig
// Teil 15 / Part 15 - IN BETWEENS
Collages from the series ›Guys with whom it goes down‹ by Ebo Hill
131
// RETROSPEKTIVE
// RETROSPECTIVE
// REFERENCE: OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
LANDOW-O-LAND
Malcolm Le Grice, 20. Januar 2005
Aufgepasst - ich bin Filmemacher und schreibe über einen anderen Filmemacher.
1967 habe ich ›Little Dog for Roger‹ gedreht, der Bilder von Perforationslöchern, Schlupfdreck, Kratzern und anderen unschönen Dingen enthielt.
Ich war mir der Richtung, die ich mit diesem Film einschlug, überhaupt
nicht sicher, doch dann sah ich ›Rohfilm‹ (1968) von Birgit und Wilhelm
Hein, die viele ähnliche Ideen hatten, und fühlte mich bestätigt. Zum selben
Zeitpunkt entdeckte ich, über eine Beschreibung und ein Standbild, ›Film In
Which There Appear Edge Lettering‹, ›Sprocket Holes‹, ›Dirt Particles‹, Etc.
(›Film in dem man Randbeschriftungen, Führungslöcher, Schmutzpartikel
usw. sieht‹, 1965-66) des amerikanischen Filmemachers George Landow.
Obwohl ich den Film erst sehr viel später sah, gehörte er für mich in dieselbe Kategorie wie ›Rohfilm‹ und ›Little Dog for Roger‹. Noch bevor ich ihn
tatsächlich gesehen hatte, wurde er für mich zum Totem, zur Legende, die
ich als Leitfaden für meine eigene Arbeit betrachtete.
Der erste Film, den ich von Landow - jetzt Owen Land - gesehen habe, war
›Bardow Follies‹ (1967-76) in der langen Fassung. Dabei fiel mir vor allem auf,
wie die ständige Wiederholung der Schleife unser Zeitempfinden beeinflusst
und die Rolle des Zuschauers verändert. Die erste Szene, in der ein Boot aus
einem Tunnel oder aus Bäumen auftaucht und eine Frau in einem Reifrock
von einem Flussufer aus winkt, sieht aus, als stammt sie aus Disney Land.
Die ständige Wiederholung dieser Szene zusammen mit einer hypnotisierenden Tonschleife erweckt den Eindruck von Veränderung, ohne dabei eine
Geschichte zu erzählen. Die Entwicklung findet innerhalb des Films selbst
statt; das Boot hat kein Ziel, ist aber in verschiedenen Schnittvarianten zu
sehen, wobei die Bilder mehrfach belichtet sind und zerschmelzen, wie
wenn der Projektor im geöffnetem Filmkanal anhält und der heiße Lichtstrahl den Film zerstört. Ich wurde zum Detektiv und begann, das Bild zu
›befragen‹ - nach sich wiederholenden Elementen in den verbrennenden Einzelbildern zu suchen: Waren es nur Wiederholungen oder verbrannten sie
immer wieder aufs Neue? Wir, die Zuschauer kontruierten selbst den Film.
Land nahm zu dieser Verschiebung in einem seiner späteren Werke Stellung,
als er in ›Remedial Reading Comprehension‹ (1970) sagt, ›In diesem Film geht
es um Sie - nicht um den Filmemacher.‹
Hätte ich ›Film In Which…‹ mit ›Rohfilm‹ und ›Little Dog for Roger‹ in
eine Reihe stellen sollen? In jedem von ihnen spielen die Oberfläche des
Filmmaterials, die Perforation, ihre Kratzer und Verschmutzungen eine entscheidende Rolle bei der Filmrezeption, da sie das große Blendwerk Kino als
Illusion entlarven. Hier liegt das Augenmerk auf dem Filmmaterial, was der
Illusion entgegenwirkt, dass die Szene, die sich gerade im ›Kinofenster‹
abspielt, tatsächlich in unserem Beisein abläuft, dass wir daran teilhaben
und in der Geschichte eine Rolle spielen. Es gibt immer noch genügend
Gemeinsamkeiten, doch während die Heins und ich uns auf den materiellen
Prozess des Herstellens und Ansehens konzentrierten, betrachtete Land - wie
der große strukturelle Materialist Peter Gidal - den Film zunehmend als
Sprache. Diesen Wandel hat Land in ›Film in Which...‹ bereits zum Ausdruck
gebracht, wo das sich bewegende Testbild, ein Frauengesicht vor bunten
Farbstreifen, eine Ironie enthielt, die schon an Satire grenzte.
Lands Ironie wird in seinen späteren Filmen durch den Humor bewusster,
und Bedeutung wird zum Spiel, eine Konstruktion von Sprache. Sinn und
tiefere Bedeutung voneinander zu trennen - wie z.B. beim Lügen - macht das
Wesen des Witzes aus. Dieses Spielen mit der Sprache steht in krassem
134
Take care - I am writing as one filmmaker
commenting on another.
In 1967 I made ›Little Dog for Roger‹, a film
which included images of the sprocket holes, film
slippage dirt, scratches and other aberrations.
For me this direction was uncertain and
fragile but was supported when I saw
›Rohfilm‹ (1968) by Birgit and Wilhelm Hein
exploring many similar ideas. At this time I
also encountered, through description and a
still image, ›Film In Which There Appear Edge
Lettering‹, ›Sprocket Holes‹, ›Dirt Particles‹, Etc
(1965-6) by the American filmmaker George
Landow. Though I did not see the actual film
until some time later, I interpreted it as part
of a threesome with ›Rohfilm‹ and ›Little Dog
for Roger‹. Even if ›known‹ only by report,
›Film In Which…‹ became a totem, a legend,
supporting the direction of my own work.
The first film I saw by Landow, now Owen
Land, was ›Bardow Follies‹ (1967-76) in the
longer version. What struck me was how loop
repetition changed our experience of duration
and shifted the role of the viewer. The first
sequence, a boat emerging from a tunnel or
trees and a woman in a crinoline waving from
a riverbank might have been from Disney
Land. Repeated with a hypnotic, looped sound
track, it created an experience of change without narrative. Development was within the
process of the film itself - going nowhere the
boat is seen in multiple montage followed by
multiple exposure of frames melting as they do
when stopping in the heat of a projector gate. I
became a detective ›interrogating‹ the image seeking repeating elements in the burning
frames - were they repeats or burning anew?
We, the spectators were constructing the film.
Land recognised this shift in later work, when
he tells us, in ›Remedial Reading Comprehension‹ (1970), ›This is a film about you - not
about its maker.‹
Should I have grouped ›Film In Which...‹
with ›Rohfilm‹ and ›Little Dog for Roger‹? In
each the film surface, perforations, scratches
and dirt are central to the film experience
undermining a fundamental illusion of cinema. Stressing the material of film counteracts
the illusion that the scene in cinema's ›window‹ is present with us, that we are present
with it and implicated in its narrative. Similarities still hold, but where I and the Heins con-
// RETROSPEKTIVE // RETROSPECTIVE
Gegensatz zu der Marschrichtung, die ›Rohfilm‹ oder ›Little Dog for Roger‹
vorgeben, wo das Bild als Konsequenz seines Entstehungsprozesses verstanden wird. Es ist die letzte Spur des Versuchs, Erfahrung über Sprache zu stellen. Für Land ist das Bild bereits ein Bedeutungsträger zweiter Klasse. Die
Perforationslöcher, der Dreck usw. in ›Film in Which...‹ dokumentieren
nicht den Entstehungsprozess, sondern verkörpern eine Idee.
In der Kunst kann Ironie eine Reaktion auf den Verlust von Sinnhaftigkeit sein, für Land signalisiert sie die Angst davor, den Glauben zu verlieren.
Witze und Wortspiele faszinieren ihn. ›Wide Angle Saxon‹ enthält das perfekte Palindrom. A MAN, A PLAN, A CANAL: PANAMA. Hat er die gefundene
Sequenz von Panama extra für dieses Wortspiel ausgesucht? Die Anklänge an
Duchamps Film ›Anemic Cinema‹ sind offensichtlich. Land/ows Namenswechsel dagegen bleibt noch für ›Rrose Selavy‹ zu entschlüsseln.
Noch größer ist die Parallele zu Duchamp, wenn es um die Umsetzung des
Willkürlichen in ein künstlerisches Prinzip geht. In ›On the Marriage Broker
Joke as Cited by Sigmund Freud in Wit and the Relation to the Unconscious
or Can the Avant-Garde Artist be Wholed?‹ (›Über den Heiratsvermittler-Witz
und wie Sigmund Freud ihn zitiert in Der Witz und seine Beziehung zum
Unbewussten oder Kann ein Avantgardekünstler ganzheitlich gemacht werden?‹ 1977-79) erreicht Lands Begeisterung für die Pointe ihren Höhepunkt,
wobei das Visuelle nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Der Heiratsvermittler soll hier ein Zuhälter sein, und das englische Wort für Zuhälter,
›pander‹, wird dadurch illustriert, dass der Dialog von zwei Schauspielern in
naturgetreuen Pandabären-Kostümen gespielt wird. Lands Pandabären sind
ebenso unsinnig wie Duchamps Three Standard Stoppages. Bei mangelnder
Sinnhaftigkeit hat der willkürliche Einsatz der Pandabären die Funktion
eines Sicherheitsnetzes. Ein herausragendes Merkmal von Lands Filmen ist
also, dass er das Triviale ad absurdum führt, so wie in ›New Improved Institutional Quality...‹, wo mit einem roten Schuh gespielt wird. Hier ist das
Willkürliche, der nichtssagende Bedeutungsträger, ein Fetisch; Schuh und
Panda werden zu komischen Elementen.
Der Verlust von Bedeutung wird aber nur dann zum Problem, wenn der
Wunsch, glauben zu können, bestehen bleibt. In ›What's Wrong With this
Picture? 1‹ besteht das gefundene Filmmaterial aus einem moralischen Dialog zwischen einer Stütze der Gesellschaft und einem Jungen, der mit einem
Ball ein Fenster eingeworfen hat. Ironie und Satire scheinen die einzig möglichen Reaktionen auf die selbstgefällige Rechtschaffenheit zu sein, die dieser gefundene Film ausstrahlt, doch Lands Auswahl verrät seinen psychologischen Ansatz. Es ist das moralische Dilemma, das sein Interesse geweckt hat.
Das wird nur zu deutlich, wenn man Lands sorgfältig erstelltes Remake
sieht, dass so originalgetreu ist, dass die Dialoge komplett übernommen wurden. Indem er das Bild durch ein übergelegtes Negativ abdunkelt, will er
zusätzliche Distanz schaffen. Aber das ist nur ein Ablenkungsmanöver, um
uns - und vielleicht auch sich selbst - davon abzuhalten, die zentrale Bedeutung des moralischen Dialogs zu erkennen.
Diese Faszination, die sich hinter Wortspielen versteckt, zeigt ein anderes
wichtiges Charakteristikum seiner Arbeit: In vielen seiner Filme spielt nicht
nur die Moral eine große Rolle, sondern auch Gott und Religion. ›No Sir, Orison!‹ und ›Thank You Jesus for the Eternal Present‹ scheinen auf den ersten
Blick ein ironisches Spiel zwischen zwei Symbolreihen zu sein. In ›Thank
You Jesus for the Eternal Present‹ wird das einschmeichelnde Bild eines Sängers und der ständig wiederholte (verzweifelte?) Ausruf ›O Gott, o Gott, o
centrated on the material process of making and viewing - Structural Materialist a
la Peter Gidal - Land increasingly concerned himself with cinema as language.
This shift was prefigured in ›Film In Which...‹
where the moving photographic ›test card‹
- a woman's face against colour strips was already ironic hinting at satire.
Land's irony becomes self-conscious
through humour in the later films and
meaning becomes a game, a construction
of language. Disconnecting signification
and significance, like lying, is essential to
jokes. This play with language contrasts
with the direction implicit in ›Rohfilm‹ or
›Little Dog for Roger‹, where the image is a
consequence of the process of its making. It
is a residual trace of process attempting to
prioritise experience over language. For
Land the image is already a second order
signifier. The sprocket holes, dust etc. in
›Film in Which...‹ do not trace a process of
their making but are a sign for an idea.
In art, recourse to irony may be one
response to the loss of significance, and for
Land, it may also signal fear of the loss of
belief. He is fascinated by jokes and wordplays. ›Wide Angle Saxon‹ contains the perfect palindrome. A MAN, A PLAN, A
CANAL: PANAMA. Did he select the found
sequence of Panama just for this wordplay?
Echoes here of Duchamp's film title
›Anaemic Cinema‹ … and Land/ow's name
change may yet be unlocked by ›Rrose
Selavy‹.
A stronger Duchamp parallel is the
translation of the arbitrary into an artistic principle. In ›On the Marriage Broker
Joke as Cited by Sigmund Freud in Wit and
the Relation to the Unconscious or Can the
Avant-Garde Artist be Wholed?‹ (1977-79),
Land's fascination with the pun is taken to
an extreme, dominating the visual. His
insistence that the ›Marriage Broker‹
might be a Pander (or ›pander-to‹) leads
two actors to play out a dialogue in elaborate panda costumes. Land's pandas are as
irrational as Duchamp's three standard
stoppages. In the absence of significance
the arbitrary panda's a security blanket.
Taking the trivial to extremes is a major
feature of Land's films as in the game of
135
// REFERENCE: OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
Gott‹ nebeneinandergestellt. Soll dieser Gottesanruf die
Trivialität der dargestellten Szene reduzieren, oder sollen wir uns distanzieren von dem blasphemischen, automatisierten Ausruf ›O mein Gott‹, den man in Film und
Fernsehen so oft zu hören bekommt? In ›Wide Angle
Saxon‹ war die Zweideutigkeit der Interpretation eindeutig als Herausforderung für das Publikum gedacht ›In diesem Film geht es um Sie - nicht um den Filmemacher‹, in ›Thank You Jesus for the Eternal Present‹ repräsentiert es den ›Kampf‹ des Filmemachers mit dem Verlust Gottes und vielleicht auch, wie er ihn wiederfindet.
›No Sir, Orison!‹ führt das religiöse Thema fort und
hört auf mit einem Mann, der auf dem Fußboden eines
Supermarktes kniet. Als man ihn fragt, ob er Meditation
praktiziert, antwortet er ›no sir, orison‹ (›Nein, Gebet‹) und unterscheidet zwischen Meditation und Gebet. Trotz
des ironischen Gegensatzes zwischen der materiellen
Umgebung und dem Akt des Betens, wird Lands Behandlung des Themas zur Religionsbejahung. Wortspiele zwischen dem ›Seitenschiff‹ des Supermarktes als Anspielung auf die Architektur der Kirche sind bloß noch ironische Überbleibsel, wenn Land schließlich eine religiöse
Lösung präsentiert. In ›A Film of their 1973 Spring Tour
Commissioned by Christian World Liberation Front of
Berkeley, California‹ bleibt ein kleiner Rest religiösen
Zweifels. Immerhin kann man dem Titel entnehmen,
dass der Film ›in Auftrag gegeben wurde‹ (=commissioned). Andererseits hat man ihn sicher nur deshalb
gefragt, weil er sich für die ›Front zur Befreiung der
Christlichen Welt‹ tatsächlich interessierte, und aus diesem Grund hat er wohl auch angenommen. Außerdem
steht der Tenor des Films im Einklang mit seinen anderen Filmen jener Zeit.
Die Zweideutigkeiten in seinen religiösen Arbeiten
sind nun eher ein Problem des Filmemachers selbst als
die des Zuschauers, den sie nur dann interessieren,
wenn er ebenfalls auf der Suche nach Gott und religiöser
Wahrheit ist. Vor dem Hintergrund des in jüngster Vergangenheit in den USA vermehrt praktizierten christlichen Fundamentalismus und seiner Auswirkungen weltweit, erscheinen Verweise auf die ›Christian World Liberation‹ mehr als fragwürdig und problematisch.
Abgesehen von seinen religiösen Filmen, mit denen
ich mich äußerst schwer tue, ist die Beschäftigung mit
Lands Werk für mich nach wie vor ein großes Vergnügen
und eine Herausforderung.
Erstmals veröffentlicht in der 2005er April-Ausgabe
des Frieze-Magazins. Neudruck mit freundlicher Genehmigung von Jennifer Higgie und Dan Fox. Das EMAF
dankt Malcolm Le Grice und besonders Mark Webber.
136
scale played with the red shoe in ›New Improved Institutional Quality...‹. Here the arbitrary, the vacuous signifier, is a fetish - shoe like
panda become comic in an excessive realisation.
Loss of significance is only problematic if a desire for belief remains.
In ›What's Wrong With this Picture? 1‹, the original found footage is a
moral dialogue between a pillar of the community and a boy whose
ball has broken a window. Irony or satire are inevitable interpretations of the smug righteousness of the found film but Land's choice
betrays his psychological investment. It is the moral dilemma that has
captured his interest. It becomes evident as Land's elaborate remake,
using identical dialogue, follows the original. He attempts to create
additional distance by obscuring the image with a negative overlay.
But this is a decoy to prevent us, and maybe himself, from recognising
the centrality of the moral dialogue.
This fascination hidden under a language game illustrates another
major characteristic of the work: concern not just with the moral but
also with God and religion evident in a substantial number of his
films. ›No Sir, Orison!‹ and ›Thank You Jesus for the Eternal Present‹,
at first viewing seem to fit with an ironic play between one set of symbols and another. ›Thank You Jesus for the Eternal Present‹ juxtaposes
a bland image of a singer with a continual repetition of (a despairing?) ›oh God, oh God, oh God‹ on the sound track. Is this calling on
God to correct the triviality of the depicted scene or a distancing from
the blasphemous and automatic ›oh my God‹ (›oh my gaad‹) of film
and TV dramas? In ›Wide Angle Saxon‹, ambiguity of interpretation
was clearly set up as a problem for the audience - ›... a film about you
- not about its maker‹, in ›Thank You Jesus...‹ it represents the
›maker's‹ struggle with the loss and perhaps recovery of God.
›No Sir, Orison!‹ continues the religious theme and ends with a man
kneeling in a supermarket aisle. Asked ›what's this - meditation?‹ his
reply is ›no sir orison‹ - a distinction between meditation and prayer.
Despite the ironic relationship between the materialist environment
and the act of prayer Land's treatment here ends up as a religious
affirmation. Puns between the ›aisles‹ of supermarket and church are
residual as Land reinstates a religious conclusion. There remains a
hint of remaining ambiguity about religion in ›A Film of their 1973
Spring Tour Commissioned by Christian World Liberation Front of
Berkeley, California‹. This revealing title stresses that it is ›Commissioned‹. Nonetheless one must assume they asked him because of his
interest in ›Christian World Liberation‹, that he accepted because of
this - and the subject is consistent with other works of the period.
Ambiguities in these religious works belong now more to the maker
than the spectator, redundant unless the spectator shares a desire to
find God and religion. The recent history of Christian religious fundamentalism in the USA and its influence on world politics makes reference to ›Christian World Liberation‹ highly problematic.
Excepting my considerable difficulty with the religious films most of
Land's work remains a pleasure and challenge.
First published in the April 2005 issue of Frieze. Reprinted with
kind permission from Jennifer Higgie and Dan Fox. EMAF's big thanks
go to Malcolm Le Grice and especially to Mark Webber.
// RETROSPEKTIVE // RETROSPECTIVE
REVERENCE: THE FILMS OF OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
Mark Webber
Owen Land, früher bekannt als George Landow, war einer
der originellsten und gefeiertesten amerikanischen Filmemacher der 1960er und 1970er Jahre. Die Arbeiten, die er
während dieser Zeit machte, vereinigten einen intellektuellen Vernunftssinn mit einem respektlosen Witz, die sie von
der angeblich ›langweiligen‹ Welt des Avantgarde-Films
abhob.
Seine frühen Materialarbeiten griffen dem Strukturellen
Film vor, dessen Definition Lands Ablehnung von Filmtheorie und Konvention provozierte. Nachdem er zuerst in ›Film
In Which There Appear...‹ und ›Bardow Follies‹ die physikalischen Eigenschaften des Zelluloidstreifens untersuchte,
richtete er seine Aufmerksamkeit in einer Reihe von ›literarischen‹ Filmen, die die illusionäre Natur des Kinos durch
den Gebrauch von Wortspielen und optischen Mehrdeutigkeiten in Frage stellt, auf den Zuschauer.
Seine beiden komplexesten Filme sind ›Wide Angle
Saxon‹, in dem ein Mann, während einer Avantgarde-Vorführung im Walker Art Center eine spirituelle Offenbarung
hat, und ›On The Marriage Broker Joke‹, dessen ungleiches
Akteurspektrum zwei dikutierende Pandabären einschließt,
die einen Avantgarde-Film über die Vermarktung japanischer gesalzener Pflaumen machen. Beides sind Modelle des
unbewussten Prozesses, lockere Geschichten mit verschiedenen Elemente durch visuellen und verbalen Humor zusammen zu bringen.
Land konstruiert ›Realitätsfassaden‹, mit denen er die
Zuschauer oft direkt, durch den Sprachgebrauch des Fernsehens, der Werbung und der von Lehrfilmen anspricht, und
durch das Agieren von Charakteren, die oft genau das
Gegenteil von dem sind, was wir erwarten, z. B. dickliche
Männer mittleren Alters und religiöse Fanatiker. Manchmal
parodiert er den experimentellen Film selbst, indem er
seine Zeitgenossen nachahmt und den Alleinigkeitsanspruch der Theoretiker und Lehrenden verspottet.
Filme wie ›Remedial Reading Comprehension‹ schlägt
eine alternative Logik für ein Medium vor, dass übertheorisiert und manipuliert wurde. Spätere Arbeiten, beginnend
mit ›Thank You Jesus For The Eternal Present‹ und ›A Film
Of Their 1973 Spring Tour‹, zeigen die Erfahrungen des Filmemachers mit dem Christentum, allerdings ohne zum Prediger zu werden.
Seine Filme enthalten viele Querverweise auf die Kunst
und Kultur unserer Zeit und geben ihnen eine Relevanz und
Vitalität, die weiter geht als die hermetische Avantgarde.
Owen Land hat das Material des Kinos, den Film entblößt
und seine Abläufe und Effekte dekonstruiert, die trotzdem
seine großen Themen Religion, Psychoanalyse, Kommerz
und Pandas, die Avantgarde-Filme machen, zu beinhalten.
Diese umfassende Retrospektive präsentiert brandneue
Kopien der Filme und wird von dem Buch ›Two Films by
Owen Land‹ begleitet, welches nach den Festivalaufführungen erhältlich sein wird.
Owen Land, formerly known as George Landow, was one of
the most original and celebrated American filmmakers of the
1960s and 1970s. The works he made during this period fused
an intellectual sense of reason with the irreverent wit that distances them from the supposedly ›boring‹ world of avant-garde
cinema.
His early materialist works anticipated Structural Film, the
definition of which provoked his rejection of film theory and
convention. Having first explored the physical qualities of the
celluloid strip itself in ›Film In Which There Appear...‹ and
›Bardow Follies‹, his attention turned to the spectator in a
series of ›literal‹ films that question the illusionary nature of
cinema through the use of word play and optical ambiguity.
His two most complex films are ›Wide Angle Saxon‹, in
which a man has a spiritual revelation during an avant-garde
screening at the Walker Art Center, and ›On The Marriage Broker Joke‹, whose disparate cast of characters include two pandas discussing, and making, an avant-garde film about the
marketing of Japanese salted plums. Both are models of the
unconscious process, with loose narratives that bring together
a variety elements through visual and verbal humour.
Land constructs ›facades‹ of reality, often directly addressing the viewer using the language of television, advertising or
educational films, and by featuring characters that are often
the antithesis of those we might expect to see, such as podgy
middle aged men and religious fanatics. He sometimes parodies
experimental film itself, by mimicking his contemporaries and
mocking the solemn approach of theorists and scholars.
Films like ›Remedial Reading Comprehension‹ propose an
alternative logic for a medium that has become over theorised
and manipulated. Later works, beginning with ›Thank You
Jesus For The Eternal Present‹ and ›A Film Of Their 1973
Spring Tour‹, draw upon the filmmaker's experiences with
Christianity, but are far from evangelistic.
His films contain numerous cross-references to the art and
culture of our time, giving them a relevance and vitality
beyond the hermetic avant-garde. Owen Land has exposed the
material of cinema and deconstructed its process and effect,
while covering the ›big topics‹ of religion, psychoanalysis, commerce and pandas making avant-garde movies. This comprehensive retrospective presents brand new prints of the films,
and is accompanied by the book ›Two Films by Owen Land‹,
which will be available at the festival screenings.
137
// REFERENCE: OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
OWEN LAND wurde 1944 als George Landow in New
Haven geboren und begann in der Oberschule Filme zu
machen. Er studierte jahrelang Zeichnen, Malen und
Skulptur mit Lehrern, die im Sinne des französischen
Künstlers Jean Léon Gérôme (1824-1904), der für seine
historisch korrekten Lebensszenen im Alten Rom
bekannt ist, unterrichteten. Lands Filme der 1960er und
1970er werden überall als die scharfsinnigsten und wichtigsten Arbeiten dieser Periode angesehen.
›Meine Filme haben nicht die Absicht zu unterhalten,
noch sind einfach anzuschauen. Sie versuchen nicht,
den Zuschauer auf einer emotionalen Ebene zu beschäftigen. Deshalb sind Zuschauerreaktionen nicht vorhersehbar, besonders nicht bei ›Diploteratology‹ oder ›Bardow Follies‹. Eine Vorführung vor dem falschen Publikum könnte eine kommerzielle Katastrophe sein, aber
nicht ohne Nutzen.‹ (Owen Land (formerly known as
George Landow), Film-Makers Lecture Bureau Catalogue
No. 1, 1969)
// REVERENCE: THE FILMS OF OWEN LAND
(FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW) ist ein
LUX Projekt in Zusammenarbeit mit dem
Österreichischen Filmmuseum, Wien. Kuratiert von
Mark Webber. Die Filme wurden vom
Österreichischen Filmmuseum, Wien, in Kooperation
mit Anthology Film Archives, New York, Haghefilm,
Amsterdam und Listo-Film, Wien konserviert.
// www.lux.org.uk/owenland
// Filmbilder kreiert von Georg Wasner. © 2004 Owen
Land & Österreichisches Filmmuseum, Vienna.
Portrait von Owen Land von Friedl Kubelka. © 1977
Friedl Kubelka. Aus der Kollektion des
Österreichischen Filmmuseum, Wien. Alle
nichtgekennzeichneten Anmerkungen von Owen
Land (früher bekannt als George Landow).
138
OWEN LAND was born George Landow in New Haven in 1944 and
began making films in high school. He spent many years of study
in drawing, painting and sculpture with teachers in a direct line
from the French artist Jean Léon Gérôme (1824-1904), who is
remembered for his historically accurate scenes of life in ancient
Rome. Land's films of the 1960s and 1970s are widely acclaimed as
amongst the most perceptive and important works of the period.
›My films are not intended as entertainment or easy viewing.
They do not attempt to engage the spectator on an emotional level.
Therefore audience reactions are unpredictable, especially during
›Diploteratology‹ or ›Bardow Follies‹. A showing for the wrong type
of audience could be commercially disastrous, though not necessarily without benefit.‹ (Owen Land (formerly known as George
Landow), Film-Makers Lecture Bureau Catalogue No. 1, 1969)
Filmography
Two Pieces for the Precarious Life (1961), Faulty Pronoun Reference, Comparison and Punctuation of the
Restrictive or Non-Restrictive Element (1961), A Stringent
Prediction at the Early Hermaphroditic Stage (1961), Are
Era (1962), Richard Kraft at the Playboy Club (1963), Fleming Faloon (1963-64), Fleming Faloon Screening (1963),
Not a Case of Lateral Displacement (1964), The Leopard
Skin (1965), Adjacent Yes, But Simultaneous? (1965), This
Film will be Interrupted after 11 Minutes by a Commercial (1965), Film in Which There Appear Edge Lettering,
Sprocket Holes, Dirt Particles, Etc. (1965-66), Bardo Follies (1967), The Film that Rises to the Surface of Clarified
Butter (1968), Institutional Quality (1969), Remedial Reading Comprehension (1970), What's Wrong With This Picture? 1 (1971), What's Wrong With This Picture? 2 (1972),
Thank You Jesus for the Eternal Present (1973), A Film of
Their 1973 Spring Tour Commissioned by Christian World
Liberation Front of Berkeley, California (1974), ›No Sir,
Orison!‹ (1975), Wide Angle Saxon (1975), New Improved
Institutional Quality: In the Environment of Liquids and
Nasals a Parasitic Vowel Sometimes Develops (1976),
Diploteratology (1978), On the Marriage Broker Joke as
Cited by Sigmund Freud in Wit and its Relation to the
Unconscious or Can the Avant-Garde Artist Be Wholed?
(1977-79), Noli Me Tangere (1984, video), The Box Theory
(1984, video), Work-In-Progress (1999)
// RETROSPEKTIVE // RETROSPECTIVE
REMEDIAL READING
COMPREHENSION
Owen Land formerly known as
George Landow
Landow lehnt die Traumbilder des
historischen Trance-Films zugunsten
der selbstreferenziellen Gegenwart
ab, indem er Makrobiotik, die Werbesprache und einen Schnelllesetest
auf Basis des Hokum benutzt. Der
entfremdete Filmemacher erscheint,
und rennt einen Hügel hinauf, um
sich vom lyrischen Kino zu distanzieren. Aber denke daran, ›Dies ist
ein Film über dich, nicht über den
Filmemacher.‹
Landow rejects the dream imagery of
the historical trance film for the self-referential present, using macrobiotics, the language of advertising, and a speed-reading
test on the definition of hokum. The alienated filmmaker appears, running uphill to
distance himself from the lyrical cinema,
but remember, ›This is a film about you,
not about its maker.‹
// USA 1970, col., sound, 16mm, 5:00
// Pro: Owen Land
// Cast: Jane Yablonsky, George
Landow
// Distribution: LUX
FLEMING FALOON
Owen Land formerly known as
George Landow
Ein cineastisches Äquivalent zu
den illusionistischen Portrait der
flämischen Maler. In seinem ersten
16 mm Film schlägt Landow vor, dass
wenn wir die Tiefenillusion auf der
flachen Leinwand akzeptieren, dann
können wir Realität auf alles
anwenden, was wir wollen.
A cinematic equivalent to the illusionistic portraiture of the Flemish painters. In
his first 16mm film, Landow proposes that
if we accept the reality offered to us by the
illusion of depth on the flat plane of the
screen, we can then assign reality to anything at will.
// USA 1963, col., sound, 16mm, 7:00
// Pro: Owen Land
// Cast: Richard Kraft
// Distribution: LUX
FILM IN WHICH THERE
APPEAR EDGE LETTERING,
SPROCKET HOLES, DIRT
PARTICLES, ETC.
Owen Land formerly known as
George Landow
Die ›Unvollkommenheiten‹ des
Filmemachens, die normalerweise
unterdrückt werden, sind der Kern
eines Werkes, das auf einer kurzen
Schleife eines Kodak Farbtests
basiert. ›Der dreckigste Film, der
jemals gemacht wurde,‹ ist eines der
frühesten Beispiele, in denen das
Filmmaterial den Inhalt des Films
bestimmt. Er mag minimalistisch
scheinen, aber Obacht - es passiert
sehr viel.
The ›imperfections‹ of filmmaking,
which are normally suppressed, are at the
core of a work that uses a brief loop made
from a Kodak colour test. ›The dirtiest film
ever made,‹ is one of the earliest examples
of the film material dictating the film content. It may seem minimal, but keep looking - there's so much going on.
// USA 1965-66, col., silent, 16mm,
4:00
// Pro: Owen Land
// Distribution: LUX
139
// REFERENCE I: OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
BARDO FOLLIES
Owen Land formerly known as
George Landow
Die geloopte, vervielfältigte und
dann verschmolzene Aufnahme
einer südländischen Schönheit, die
einer Touristengruppe auf einer Ausflugsbootsfahrt zuwinkt, kreiert psychedelische abstrakte Bilder. Diese
kugelförmigen Gestalten erinnern
an zellulare, mikroskopische oder
kosmische Strukturen. ›Eine Paraphrase bestimmter Abschnitte des
tibetanischen Totenbuches mithilfe
der Ausdrucksmittel des Films.‹
A shot of a Southern Belle waving to a
group of tourists on a pleasure boat ride is
looped, multiplied and then melted, creating psychedelic abstract images. These
globular forms resemble cellular, microscopic or cosmic structures. ›A paraphrasing of certain sections of the Tibetan Book
of the Dead in motion picture terms.‹
// USA 1967-76, col., silent, 16mm,
20:00
// Pro: Owen Land
// Distribution: LUX
140
WHAT'S WRONG WITH
THIS PICTURE? 1
WHAT'S WRONG WITH
THIS PICTURE? 2
Ein gefundenes, funktionelles
Objekt, der offensichtlich moralisierende Lehrfilm ›How to be a Good
Citizen‹ (Wie werde ich ein guter
Bürger), wird zum Status ›Kunst‹
erhoben. Der Film wird zuerst
unverändert gezeigt und dann in
Landows Farb-Faksimile, das durch
die Anwendung einer undurchsichtigen Maske, die ein räumliches Paradoxon kreiert, modifiziert wird.
Als Landow und seine Studenten
eine neue Videokamera ausprobierten, begann ein älterer Mann mit
ihnen über neue Technologien zu
reden. Diese improvisierte Konversation bildet die Basis für den Vergleich zwischen gesprochener und
geschriebener Sprache. Nach dem
Transfer des Videos auf Film wird
eine Abschrift dieser Begegnung als
Text über das Bild gelegt.
A found, utilitarian object, the overtly
moralising educational film ›How to be a
Good Citizen‹, is elevated to the status of
›art‹. The film is first presented unaltered
and then in Landow's colour facsimile,
which is further modified by applying an
opaque matte that creates a spatial paradox.
As Landow and his students were testing a new video camera, an elderly man
began to talk to them about new technology. This impromptu conversation forms the
basis for a comparison of spoken and written language. After being transferred to
film, a transcript of the encounter is
superimposed over the image.
// USA 1971, B&W/Colour, sound,
16mm, 5:00
// Pro: Owen Land
// Distribution: LUX
// USA 1972, B&W, sound, 16mm,
7:00
// Pro: Owen Land
// Distribution: LUX
Owen Land formerly known as
George Landow
Owen Land formerly known as
George Landow
// RETROSPEKTIVE // RETROSPECTIVE
INSTITUTIONAL QUALITY
Owen Land formerly known as
George Landow
Der Film ist um einen gefundenen
Soundtrack herum konstruiert, in
dem eine strenge weibliche Stimme
einen Wahrnehmung- und Verständnistest macht. Während der Test
fortgeführt wird, lösen sich die
Beziehungen zwischen Ton und Bild
auf und sie trennen sich, eine Konsequenz des Interessenverlustes des
Filmemachers.
The film is constructed around a found
soundtrack in which a strict female voice
delivers a test of perception and comprehension. As this test continues, the relationship between sound and image becomes
detached and they follow separate paths, a
consequence of the filmmaker losing interest in his subject.
ON THE MARRIAGE BROKER JOKE
AS CITED BY SIGMUND FREUD IN WIT
AND ITS RELATION TO THE UNCONSCIOUS
OR CAN THE AVANT-GARDE ARTIST BE WHOLED ?
Owen Land formerly known as George Landow
›Zwei Pandabären, die nur aufgrund eines Textfehlers existieren, unternehmen ein Spiel für die Zuschauer in einer Umwelt mit falschen Perspektiven. Sie postulieren die Existenz verschiedener Filme und Charaktere, von
denen einer durch einen Wissenschaftler interpretiert wird und demnach
religiösen Symbolismus enthält. Zum Schluß wird Sigmund Freuds eigene
Erklärung durch einem Schlafenden gegeben, der von einem Wecker geweckt
wird.‹ (P. Adams Sitney)
›Two pandas, who exist only by textual error, run a shell game for the viewer in an
environment with false perspectives. They posit the existence of various films and characters, one of which is interpreted by an academic as containing religious symbolism. Finally, Sigmund Freud's own explanation is given by a sleeper awakened by an alarm clock.‹ (P.
Adams Sitney)
// USA 1977-79, colour, sound, 16mm, 18:00
// Pro: Owen Land
// Mu: Johannes Ockeghem
// Cast: Morgan Fisher, Paul Sharits, Bonita Lei, Yoshi
// Distribution: LUX
// USA 1969, col., sound, 16mm, 5:00
// Pro: Owen Land
// Cast: Meredith Monk
// Distribution: LUX
141
// REFERENCE II: OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
THE FILM THAT RISES
TO THE SURFACE
OF CLARIFIED BUTTER
Owen Land formerly known as
George Landow
Ein Illustrator zeichnet Figuren,
die tibetanische Gottheiten darstellen. Er traut seinen Augen nicht, als
sie scheinbar zum Leben erweckt
werden und auf dem Papier tanzen,
und eine Qualität bekommen, die
wir mit Disneyfiguren verbinden
würden. Sie scheinen zwischen dem
2- und 3-dimensionalen Raum gefangen zu sein, ein unheimliches Zwischenstadium, das durch den düsteren Loop des Soundtracks verstärkt
wird.
DIPLOTERATOLOGY
›NO SIR, ORISON!‹
Eine Neufassung von ›Bardow Follies‹, untertitelt mit ›das Studium
neu geformter Monstrositäten‹. Die
Bilder repräsentieren visuelle Phänomene, gesehen während einer
Reise ins Leben nach dem Tod, aber
sie erinnern auch an die zelluläre
Struktur des Filmstreifens und die
unseres Körpers. ›Der Vorschlag ist,
dass der Tod (Zerstörung des Originalbildes) nicht das Ende ist, sondern lediglich die nächste Ebene.‹
Nach dem Singen eines ausdrucksvollen Liebesliedes im Gang eines
Supermarktes kniet der Darsteller
nieder und bittet um Vergebung für
jene, die an der kommerziellen Nahrungsmittelindustrie beteiligt sind,
und die natürliche Produkte durch
nicht nahrhafte Produkte ersetzen.
Orison bedeutet Gebet. Der Titel des
Films (ein Palindrom) ist die Antwort auf eine Frage.
Owen Land formerly known as
George Landow
An illustrator is drawing figures that
resemble Tibetan deities. He can't believe
his eyes when they appear to come to life
and dance on the paper, taking on qualities
we might associate with Disney characters.
They appear trapped between 2D and 3D
space, an eerie limbo which is amplified by
the sinister loop of the soundtrack.
A revision of ›Bardow Follies‹, subtitled
›the study newly formed monstrosities‹. Its
images represent visual phenomena seen
during a passage into the afterlife, but also
evoke the cellular structure of the filmstrip, and of our own bodies. ›The suggestion is that death (destruction of the original image) is not an end but merely the
next stage.‹
// USA 1968, B&W, sound, 16mm,
9:00
// Pro: Owen Land
// Distribution: LUX
// USA 1967-78, col., silent, 16mm,
7:00
// Pro: Owen Land
// Distribution: LUX
142
Owen Land formerly known as
George Landow
After singing a vivacious song of love in
the aisle of a supermarket, the performer
kneels down to ask forgiveness for those
involved in the commercial food industry,
which substitutes natural produce with
non-nutritious commodities. Orison means
prayer. The title of the film (a palindrome)
is the answer to a question.
// USA 1975, col., sound, 16mm, 3:00
// Pro: Owen Land
// Cast: Herman Euticalcircle
// Distribution: LUX
// RETROSPEKTIVE // RETROSPECTIVE
WIDE ANGLE SAXON
Owen Land formerly known as
George Landow
Eine Interpretation der Bekenntnisse des Heiligen Augustinus,
gespielt von einem normalen Mann
mittleren Alters, der einen Gesinnungswandel durchlebt, während er
einen experimentallen Film sieht.
Der Film ist von Al Rutcurts (denke
mal darüber nach) und Earl ist so
gelangweilt, dass seine Gedanken
abschweifen. Er merkt, dass sein
Besitz eine Barierre zwischen ihm
und Gott darstellen könnte und entscheidet sich, etwas dagegen zu tun.
An interpretation of The Confessions of
Saint Augustine, featuring an ordinary
middle-aged man who undergoes a conversion experience whilst watching an experimental film. The film is by Al Rutcurts
(think about it) and Earl is so bored that
his mind starts to wander. He realises that
his possessions may be a barrier between
himself and God and determines to do
something about it.
// USA 1975, col., sound, 16mm,
22:00
// Pro: Owen Land
// Mu: Tony Conrad, John Dowland,
Lamb
// Cast: Earl Greaves, Tom Jaremba,
Zari Harat, Jack Kairy
// Distribution: LUX
THANK YOU JESUS FOR
THE ETERNAL PRESENT
Owen Land formerly known as
George Landow
Ein entzückender audio-visueller
Mix, der ›absichtlich eine versteckte
Ordnung in der Zufälligkeit sucht.‹
Der Film verbindet das Gesicht einer
Frau, die verzückt und nachdenklich
betet, mit Aufnahmen eines Tierschutzaktivisten und eines spärlich
bekleideten Modells, das für russische Autos auf der internationalen
Automobilmesse in New York wirbt.
A rapturous audio-visual mix that
›deliberately seeks a hidden order in randomness.‹ The film combines the face of a
woman in ecstatic, contemplative prayer
with shots of an animal rights activist,
and a scantily clad model advertising Russian cars at the International Auto Show,
New York.
// USA 1973, B&W/Colour, sound,
16mm, 6:00
// Pro: Owen Land
// Cast: Marilyn Clubine, Howard
Cohen
// Distribution: LUX
A FILM OF THEIR 1973
SPRING TOUR COMMISSIONED BY
CHRISTIAN WORLD LIBERATION FRONT OF
BERKELEY, CALIFORNIA
Owen Land known as George Landow
Die Vortragsreise einer radikalen
christlichen Gruppierung durch USamerikanische Colleges wurde in der
Tradition des Cinema Verité gefilmt,
aus der freien Hand, mit Synchronisation und wildem Sound. Um zu
verhindern, dass daraus eine konventionelle Dokumentation wird,
kreierte der Filmemacher eine dynamische Kollage durch stroboskopartige Schnittfolgen der Szenen, die
einen rasanten Rhythmus von
jeweils drei Bildern hat.
A radical Christian group's lecture tour
of US colleges was filmed in the cinema
verité tradition, with hand held camera,
sync and wild sound. To avoid making a
conventional documentary, the filmmaker
created a dynamic collage by stroposcopically editing together pairs of scenes using
a rapid rhythm of three-frame units.
// USA 1974, Colour, sound, 16mm,
12:00
// Pro: Owen Land
// Cast: Jack Sparks
// Disbribution: LUX
143
// REFERENCE II: OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
NEW IMPROVED INSTITUTIONAL QUALITY:
IN THE ENVIRONMENT OF LIQUIDS AND
NASALS A PARASITIC VOWEL SOMETIMES
DEVELOPS
Owen Land formerly known as George Landow
Der IQ Test Soundtrack wird in einer völlig neuen
Arbeit wiederverwendet, die sich mehr mit den Auswirkungen auf den Prüfling befasst. Dieser betritt eine
China Box mit unmöglichen Perspektiven in einem
hyperrealistischen Wohnzimmer. Er entkommt kurz der
bedrückenden Testumgebung, aber gelangt in die Vorstellungswelt des Filmemachers, wo er Bildern aus seinen
früheren Filmen begegnet.
The IQ test soundtrack is re-used in an entirely new work that
is concerned more with the effects on the examinee, who enters a
Chinese box of impossible perspectives in a hyper-realistic living
room. He briefly escapes the oppressive environment of the test but
passes into the imagination of the filmmaker, where he encounters
images from previous films.
// USA 1976, colour, sound, 16mm, 10:00
// Pro: Owen Land
// Cast: Art Gauer, Tanny Young, Gunner Piotter
// Distribution: LUX
144
WORK IN PROGRESS
Owen Land formerly known as George Landow
Beschreibung der Szenen:
1. Die Eingangshalle des Universe Theaters. Das Universe ist ein altes Kino auf der Lower East Side von Manhattan, wo für experimentelle Filmemacher, früher
›Filmdichter‹ genannt, offene Aufführungen abgehalten
werden. Carl Shitars, ein Filmemacher aus Kansas City,
wird dem Produzenten des Films Heavens Tibet Sees,
Stanton Verbeek, und Marcia Rudnick, einer Kritikerin,
die unter dem Pseudonym Alice Vergaengliche schreibt,
aus der letzten Strophe von Goethes ›Faust, Teil II‹,
(›Faust, Teil II‹ spielt in späteren Teilen des Films eine
große Rolle.) vorgestellt. Die Synchronisation basiert auf
Jack Kerouacs' Erzählung für den Film von 1959 Pull My
Daisy.
2. Der Filmemacher Carmine Aviano liest für Carl Shitars und Marcia Rudnick ein Manifest, in dem das kommerzielle Kino denunziert wird. Das Manifest stammt
aus ›The First Statement of the New American Cinema
Group‹ (1961).
3. Marcia Rudnick tritt Carl Shitars entgegen, nachdem dieser die Nacht mit der Filmschülerin Virginia
Sundquist verbrachte. Dieser Abschnitt kombiniert Filmtechniken von Hollis Frampton und Michael Snow.
4. Filmemacher Bhob Brannigan, der in einem New
Yorker Hotelzimmer mit schwarzen Wänden residiert,
lädt eine Frau namens Dee ein, in einem Film, an dem er
arbeitet, aufzutreten. Dee, die als Performance Künstlerin auftritt, arbeitet für eine geheime Organisation, die
gegen die experimentellen Filmemacher konsperiert.
Diese Abschnitte kominieren Filmtechniken von Ed Emshwiller und Peter Kubelka.
5. Bhob Brannigans Frau Marie stellt Bhob wegen seiner Affäre mit Dee zur Rede, während auf der anderen
Seite eines geteilten Bildes Dee ihre Version des Geschehenen an Marcia Rudnick erzählt.
6. Eine Abschluss-Studentin beschreibt ihre Arbeit, die
sie über Stanton Verbeek verfasst, Carl Shitars, der jetzt
ein überarbeiteter Universitätsprofessor ist. Ihre
Beschreibung erweckt Erinnerungen über die frühe
Avantgarde in ihm. Filmtechniken kombiniert aus Filmen von Joyce Wieland und Paul Sharits.
Owen Land über WORK IN PROGRESS (UNDESIRABLES): ›Dieses Band ist ein Grobschnitt ausgesuchter Szenen, geschnitten als Sampler, um damit Geld für die Fertigstellung des Films Undesirables zu sammeln. Die Idee
dazu wurde durch einen beiläufigen Kommentar von
Stan Brakhage geboren, das muss in den frühen 70ern
gewesen sein. Ich habe ihn mir gemerkt. Wenn ich jetzt
darüber nachdenke, glaube ich, dass Brakhage es als
Witz gemeint hatte. Er sagte: ›Someday, Hollywood will
probably make a film about us,‹ (Eines Tages wird Hollywood wahrscheinlich einen Film über uns machen) -
// RETROSPEKTIVE // RETROSPECTIVE
›uns‹ meint die experimentellen Filmemacher - ›and I wonder which actors will play us?‹ (und ich frage mich, welche Schauspieler uns spielen). Bedenke als erstes: Die Idee, dass Hollywood einen Film über Experimentalfilmer
machen würde, ist völlig lächerlich. Die Tatsache, dass jemand sich Gedanken darüber machen würde, wer mich in
ferner Zukunft einmal spielen würde, das finde ich sehr lustig. Der Gedanke reifte in meinem Kopf und ich dachte,
dies ist eine gute Idee ... Ein Film über experimentelle Filmemacher, besonders in der Entstehungsphase, ungefähr
zwischen 1968 und 1972. Die Bewegung begann an einem Höhepunkt, mit einer Menge Schlagzeilen in den Medien
und verlor sich kurze Zeit später. Zu einem bestimmten Zeitpunkt, ich denke es war in den 80ern, gab es eine Diskussion in den Filmkreisen über den Niedergang des experimentellen Films und es gab Leute, die darüber theorisierten,
warum das passierte und einige Leute meinten Video wäre Schuld, und ich glaube es gab auch noch andere Theorien.
Also dachte ich mir: ›Why not come up with a fantastic theory about why that happened?‹ (Warum stellst du nicht
eine fantastische Theorie darüber auf, warum das geschah?) - eine fiktive Theorie - und mache die zu einem Film?
(Owen Land, interviewt von Mark Webber, 2004)
Description of each scene on the Work in Progress tape
1. Lobby of the Universe Theatre. The Universe is an old movie house on the Lower East Side of Manhattan, where open screenings are
held for experimental film-makers, or ›film poets‹ as they were once called. Carl Shitars, a film-maker from Kansas City is introduced to
Stanton Verbeek, creator of the film Heavens Tibet Sees, and Marcia Rudnick, a critic who writes under the pen name, Alice Vergaengliche
- a name that she has taken from the last stanza of Goethe's ›Faust, Part II.‹ (›Faust, Part II‹ plays an important part in later segments
of the film.) The voice-over is based on Jack Kerouac's narration for the 1959 film Pull My Daisy.
2. Film-maker Carmine Aviano reads a manifesto denouncing the commercial cinema to Carl Shitars and Marcia Rudnick. The manifesto is taken from ›The First Statement of the New American Cinema Group‹ (1961).
3. Marcia Rudnick confronts Carl Shitars after he has spent the night with academic film scholar Virginia Sundquist. This segment
combines techniques from films by Hollis Frampton and Michael Snow.
4. Film-maker Bhob Brannigan, staying in a New York hotel room with black walls, invites a woman called Dee to appear in a film he
is making. Dee, posing as a performance artist, is working for a secret organisation that is conspiring against the experimental film-makers. These segments combine techniques from films by Ed Emshwiller and Peter Kubelka.
5. Bhob Brannigan's wife, Marie, confronts Bhob over his affair with Dee, while on the other side of a split screen, Dee tells her version
of what happened to Marcia Rudnick.
6. A graduate student describes the paper she is writing about Stanton Verbeek to Carl Shitars, now an overworked university professor. Her description evokes images in his mind of early avant-garde film work. Techniques are combined from films by Joyce Wieland and
Paul Sharits.
Owen Land on WORK IN PROGRESS (UNDESIRABLES): ›This tape is a rough-cut of selected scenes, edited as a sampler to be used in
fundraising towards completion of the film Undesirables. The idea started with a casual comment made by Stan Brakhage, must have
been way back in the early 1970s. It stuck in my mind. Now that I think about it, Brakhage may have meant this as a joke. He said,
›Someday, Hollywood will probably make a film about us,‹ - ›us‹ meaning the experimental filmmakers - ›and I wonder which actors will
play us?‹ Think about that first of all: the idea that Hollywood would make a film about experimental filmmakers is totally ridiculous.
The fact that one would think about which actor was going to play me at some time in the future, I think that's very funny. Eventually it
germinated in my mind and I thought it was an interesting idea ... A film about experimental filmmakers, especially in the very formative period, approximately 1968 to 1972. The movement went from a high point where there was a lot of publicity generated in the media,
and seemed to peter out shortly after that. At a certain time, I guess it was in the 1980s, there was some discussion in film circles about
the decline of the experimental film and people were theorising about why it happened and some people suggested maybe because of video,
and I guess there were other theories too. So I thought, ›Why not come up with a fantastic theory about why that happened?‹ - a fictional theory - and put that into a film?‹ (Owen Land, interviewed by Mark Webber, 2004)
// USA, 2002, black and white, sound, 11:30 minutes
// Members of the cast who appear in the excerpts: Brian Vouglas, John Detwiler, Marla Bloch, Philip Newby,
Robin Schild, Aerin Harris, Bob Quinn, Jean Mazzei, Tara Howley, Vonn Scott Bair
145
// REFERENCE: OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
INTERVIEW WITH OWEN LAND RECORDED 3./4. JULY 2004
Conducted and edited by Mark Webber, redacted by Owen Land
MW: Ist die Geschichte der Erleuchtung in ›Wide
Angle Saxon‹ auf persönliche Erfahrung gegründet?
OL: Die Bekehrungserfahrung?
MW: Ja.
OL: Der Film basierte ursprünglich auf die Bekenntnisse des Heiligen Augustin.
MW: Ich dachte Sie schrieben, dass es eine Erfahrung
war, die Earl Greaves durchgemacht hat?
OL: Ja, Earl hatte eine Bekehrungserfahrung, so wie
Augustin.
MW: Also, wer war Earl Greaves?
OL: Jemand, den ich zufällig traf. Zu der Zeit dachte
ich daran, die echte Geschichte einer alltäglichen Person
zu benutzen statt ein fiktives Stück zu schreiben. Dasselbe hatte ich bereits mit Marilyn Clubine in ›Thank You
Jesus for the Eternal Present‹ getan. Marilyn ist eine
Heilige in Arizona, obwohl sie niemals heilig gesprochen
wird, da sie nicht katholisch ist. Earl Greaves sah ›Thank
You Jesus‹ im Walker Art Center in Minneapolis und er
wollte mich treffen. Die Walker Leute erzählten ihm,
dass ich in Chicago lehre und so fuhr er in seinem klapperigen Auto (den Mercedes hatte er schon verkauft)
nach Chicago. Er fand mich. Als ich ihn sah wurde mir
klar, dass er ein guter Mann für den Film sei, weil er der
Typ ist, den man normalerweise nicht im Film sieht. Er
hat vorher nie geschauspielert, was ein Bonus für mich
ist - aber nur für stumme Rollen.
MW: Aber wieviel von dem Film basiert auf realen
Leben? Arbeitete Earl wirklich bei einer Senderstation,
bei der Lamb in seiner Show auftrat?
OL: Ja, er arbeitete an Fernsehshows, aber der Auftritt
von Lamb war frei erfunden. Lamb wurden berühmte
Plattenstars. Als ich schließlich eine ihrer LPs hörte,
war ich sehr enttäuscht, weil die Aufnahme, die ich mit
einer monophonischen Nagra machte, viel besser klangen. Die LP war zu arrangiert, wie so viel Musik, die auf
Schallplatten gelingt. Rick ist sehr vielseitig, er kriegt
eine Menge verschiedener Sounds aus seiner Gitarre. Er
benutzt auch bei Live Performances ein bißchen Elektronik. Den Gerüchten zufolge hat er auf einigen der Schallplatten von James Brown, dem Godfather of Soul, Gitarre
gespielt. Lamb spielte oft für High-School Publikum. Das
Gespräch im Film fand an einer High-School statt, was
erklärt, warum es etwas schulmäßig ist.
MW: Wirklich? Die armen Kinder! In Ihrem Essay
über ›Wide Angle Saxon‹ negieren Sie, dass die Bilder
von Earl, wie er sein Auto poliert, etwas mit ›Kustom
Kar Kommandos‹ zu tun haben. Aber es scheint so naheliegend, Sie müssen sich dessen bewusst gewesen sein.
OL: Sie denken es gibt eine Verbindung, obwohl ich
alle diese Unterschiede genannt habe?
MW: Es gibt genauso eine Verbindung wie mit Ihrer
Parodie von Hollis Framptons ›nostalgia‹.
146
MW: Is the story of enlightenment in ›Wide Angle Saxon‹ based
on personal experiences?
OL: The conversion experience?
MW: Yes.
OL: The film was originally based on The Confessions of Saint
Augustine.
MW: I thought you'd written that it was an experience that Earl
Greaves had gone through himself ?
OL: Yes, Earl had a conversion experience, as did Augustine.
MW: So, who was Earl Greaves?
OL: Somebody I met by chance. At the time I was thinking about
using the real-life story of an ordinary person instead of writing a
fictional screenplay. I had already done that with Marilyn Clubine
in ›Thank You Jesus for the Eternal Present‹. Marilyn is an Arizona
saint, though she'll never be canonised - she's not Catholic. Earl
Greaves saw ›Thank You Jesus‹ at the Walker Art Center in Minneapolis and he wanted to meet me. The Walker people told him that
I taught in Chicago, and he drove down to Chicago in his brokendown car (he had already sold his Mercedes). He found me. When I
saw him I realised that he would be a good person for the film
because he's not the kind of person you usually see in films. He'd
never acted before, which is a plus for me - but only for characters
with non-speaking parts.
MW: But how much of the film is based on real life? Did Earl
really work at a TV station, where Lamb performed on his show?
OL: Yes, he worked on a TV show but the appearance by Lamb
was a fabrication. Lamb became famous recording artists. When I
eventually heard one of their LPs I was very disappointed, because
the recordings I made with a monophonic Nagra sounded much better. The LP was too arranged, like so much music that gets onto
records. Rick is very versatile, he gets a lot of different sounds out of
the guitars. He uses some electronics as well in live performances.
According to rumours, he's played guitar on some of the records of
James Brown, the Godfather of Soul. Lamb often played for high
school audiences. The talk in the film was given at a high school,
which explains why it's kind of sophomoric.
MW: Really? Poor children! In your essay on ›Wide Angle Saxon‹,
you denied that the shots of Earl polishing his car were related to
›Kustom Kar Kommandos‹. But it seems so close, you must have
been aware of it ...
OL: You think there's a connection, even though I pointed out all
those differences?
MW: There's as much of a connection as there is with your parody of Hollis Frampton's ›nostalgia‹.
OL: No. The narration in the parody is taken directly from ›nostalgia‹, and modified only slightly. In ›Kustom‹, the hotrodder has a
fetishistic relationship with the car, which is certainly not the case
with Earl. Hot-rodders and car customisers build their cars themselves, so they're personally involved with their cars in a way that
the owner of a stock model vehicle can never be. Isn't the powderpuff sequence in KKK called the ›Dream Lover‹ sequence? That
proves my point even more.
MW: Why did you choose ›nostalgia‹?
// RETROSPEKTIVE // RETROSPECTIVE
OL: Nein. Die Erzählung in der Parodie stammt direkt
aus ›nostalgia‹ und wurde nur wenig verändert. In
›Kustom‹ hat der Hot-rodder ein fetischistisches Verhältnis zu seinem Auto, was sicherlich nicht bei Earl der Fall
ist. Hot-rodder und Schrauber bauen ihre Autos selber,
sie sind also auf eine Art und Weise persönlich mit ihren
Autos verbunden, die ein Besitzer eines Autos ›von der
Stange‹ niemals haben kann. Wird der Puderquastenszene in KKK nicht der ›Dream Lover‹ Abschnitt genannt?
Das bestätigt meinen Punkt umso mehr.
MW: Warum wählten sie ›nostalgia‹?
OL: Es hat mit meiner Enttäuschung über konzeptionelle Kunst zu tun und mit der konzeptualen Tendenz
generell. Ich meinte, dass dieser Film besonders durch
seinen Über-Konzeptualismus beschränkt wurde. Damit
war er ein Beispiel für die Art Filme, die im Walker Art
Center gezeigt werden. Im Übrigen mochten die Leute
vom Walker es, im Film genannt zu werden. Es ist
kostenlose Werbung für sie.
MW: Wobei sie Sie heute eher verklagen würden! Ist
der malaisische Kommentar des Sprechers übers Kochen
ein Hinweis auf Peter Kubelka?
OL: Nein. Ich habe erst kürzlich in einem Lebenslauf
Kubelkas, welchen sie mir zusandten, erfahren, dass er
so am Kochen interessiert ist, dass er sogar Kochkurse
gibt. Ich mag seinen Titel ›Architecture for the Mouth‹.
Ich habe auch Amateurarchitektur betrieben; ich studierte Industriedesign am Pratt Institute.
MW: Woher nahmen Sie den Titel ›Wide Angle Saxon‹?
OL: Einige denken, dass der Titel sich auf den Protagonisten bezieht, auf Earl. Tut er nicht. Wenn ich gewollt
hätte, dass der Titel sich auf Earl bezieht, so hätte ich
ihn ›White Anglo-Saxon‹ genannt. Earl ist ein ›white
Anglo-Saxon‹ (weißer Angelsachse), anders als die meisten Menschen, die in Minnesota leben, die meistens Norweger oder Deutsche sind. Aber jetzt mal wie der Titel
entstand: Im Jahr 1973, zwei Jahre bevor ›Wide Angle
Saxon‹ entstand, fuhr ich zusammen mit Clancy, dem
Tontechniker für ›A Film of Their 1973 Spring Tour‹ im
Auto und er sagte etwas, das wie ›wide angle Saxon‹
klang. Clancy sprach mit einem schweren texanischen
Akzent, der so schwer war, dass er ›white‹ wie ›wod‹ aussprach. Sobald ich hörte, was ich dachte sei ›wide angle
Saxon‹, entschied ich mich, es für irgendeinen Titel zu
nehmen. Was Clancy eigentlich sagte, war ›white AngloSaxon‹.
MW: Also ist der Titel das Ergebnis eines phonetischen
Fehlers, so ähnlich wie die Pandas in ›On The Marriage
Broker Joke‹?
OL: Ja. Ich sammle Titel in meiner Titel-Datei und
benutze sie für Bilder, Gedichte und Filme. Manchmal
benutze ich den selben Titel für mehrere Arbeiten mit
verschiedenen Medien.
OL: It has to do with my disappointment with conceptual art,
and with the conceptual tendency. I thought that particular film
was hindered by its over-conceptualisation. And it was an example
of the kind of films that would be shown at the Walker Art Center.
The Walker really liked being mentioned in the film, by the way.
It's a free advertisement for them.
MW: Whereas nowadays they'd probably sue you! Is the Malayalam speaker's comment about cooking a reference to Peter Kubelka?
OL: No. Only recently, when I saw a brochure with Kubelka's
resume which you sent me, did I realise that he was so involved
with cooking, that he actually teaches cooking. I like his title
›Architecture for the Mouth.‹ I've also done some amateur architecture; I studied Industrial Design at Pratt Institute.
MW: Where did you get the title ›Wide Angle Saxon‹?
OL: Some people think that the title refers to the protagonist,
Earl. It does not. If I wanted the title to refer to Earl, I would
have called it ›White Anglo-Saxon.‹ Earl does happen to be a white
Anglo-Saxon, unlike most people who live in Minnesota, who are
Norwegians or Germans. But here's how that title came about: In
1973, two years before ›Wide Angle Saxon‹ was made, I was riding
in a car with Clancy, the soundman for ›A Film of Their 1973
Spring Tour‹, and he said something that sounded like ›wide angle
Saxon.‹ Clancy spoke with a Texas drawl that was so thick that he
pronounced ›white‹ as ›wod.‹As soon as I heard what I thought
was ›wide angle Saxon,‹ I decided to use it as a title for something.
What Clancy had actually said was ›white Anglo-Saxon.‹
MW: So the title is the result of a phonetic mistake, much like
the pandas in ›On The Marriage Broker Joke‹?
OL: Yes. I store titles in my title file and I use them for paintings, poems, and films. Sometimes I use the same title for several
works in different media.
MW: Why did you decide to re-present avant-garde film within
›Wide Angle Saxon‹ with your own avant-garde film? The self-referential aspect of film became very specific at that point.
OL: Well, I don't think it had been done before in film. It's also
something that's unfashionable. It opens up a whole realm of possibilities.
MW: Why did you use that footage of the news reporter in
Panama?
OL: It connects with the theme of making mistakes.
MW: What mistakes?
OL: The singer flubs the song ›Welcome Black Night.‹ The punctures in the film were a mistake, although the lab which did that
probably wouldn't agree ...
MW: You've mentioned that parts of the film take place in
Earl's imagination.
OL: Yes, that's how I think of it: Stream-of-consciousness,
dream images and memory images. Using mental imagery is a
method of getting away from the conventional story arc, as Joyce
did so effectively in Finnegans Wake.
MW: And then you chose to end the film with ›Oh, it was a
dream!‹, which connects with the early avant-garde trance films,
and also the end of ›On the Marriage Broker Joke‹.
147
// REFERENCE: OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
MW: Warum entschieden Sie, die Wiederbelebung des Avantgardefilms in
ihrem eigenem Avantgardefilm in ›Wide Angle Saxon‹ zu zeigen? Die filmische Selbstreferenz wurde in diesem Punkt spezifiziert.
OL: Also ich denke nicht, dass es bisher in einem Film gemacht wurde. Außerdem ist es etwas unmodern. Es öffnet ein ganzes Reich an Möglichkeiten.
MW: Warum benutzten Sie die Aufnahmen des Nachrichtenreporters in
Panama?
OL: Sie verbindet mit dem Thema des ›Fehler machens‹.
MW: Welche Fehler?
OL: Der Sänger verpatzt das Lied ›Welcome Black Night‹. Die Löcher in
dem Film waren ein Fehler, obwohl das ausführende Labor das möglicherweise anders sieht ...
MW: Sie erwähnten, dass Teile des Films in Earls Einbildung stattfinden.
OL: Ja, so stelle ich mir das vor: der Strom des Bewußtseins, Traumbilder
und Gedächtnisbilder. Der Gebrauch mentaler Bildwelten ist eine Methode,
den konventionellen Geschichtsbogen wegzulassen zu können, so wie Joyce
es so wirksam in Finnegans Wake tat.
MW: Und dann entschieden Sie sich, den Film mit ›Oh, it was a dream!‹ zu
beenden, der eine Verbindung zu den ersten Avantgarde-Trance-Filmen und
auch zum Ende von ›On the Marriage Broker Joke‹ herstellt.
OL: Ich tat dies, weil es eine falsche Parole ist, die in einer Menge anderer
Werke genutzt wird. Ich nutzte es ironisch.
MW: Wie steht es mit dem Humor in Ihren Filmen? Wenn ich Ihre Filme
einem Publikum zeige, das sich nicht wirklich mit Avantgarde-Filmen auskennt, so genießen sie doch immer Ihre Arbeit und ich denke, das liegt vor
allem am Humor.
OL: Und die anderen Zuschauer tun das nicht?
MW: Was ich ausdrücken möchte ist, dass Ihre Filme besonders zugänglich
sind, weil für die Menschen, die nicht über die verschiedenen Schichten hinter dem Aufbau, und die Bezüge nachdenken, bleibt immer noch der Humor.
OL: Wie ein Lebensretter?
MW: Etwas in der Art. Oder es ist ein Köder, um sie einzufangen.
OL: Ich denke, das ist eine gute Sache, aber sie ist nicht so wichtig, weil
Humor extrem subjektiv ist. Einige Leute haben Humor in den Parabeln von
Jesus gefunden, aber haben die Jünger gelacht? Wir werden es nie erfahren.
Wenn ein Witz während der Arbeit zum aufgetaucht wäre, hätte ich ihn
nicht wegeschnitten ... genau so, wie einige im Laufe dieses Interviews aufgetaucht sind. Ich ließ sie drin. Aber ich würde keinen Witz einfügen um des
Witzes willen.
MW: Die Pandas erscheinen aufgrund eines Mißverständnisses, aber warum
begannen Sie ursprünglich einen Film um das Buch von Freud zu machen?
OL: Der Film entstand, weil Carmen Vigil mir empfahl, dass ich ›Wit and
its relation to the Unconscious‹ (Witz und seine Verbindung zum Unterbewußten) lesen sollte, weil er dachte, dass das, was Freud beschreibt, Dinge
wären, die in manchen meiner anderen Filme auftauchen. Also begann ich,
das Buch zu lesen und ich war von der Tatsache getroffen, dass Freud immer
nur Eheberaterwitze zitierte. Es sind die einzigen Witze, die er als Beispiele
benutzt, und es sind schlechte Witze! Freud hatte kein gutes Material. In Las
Vegas hätte er eingeschlagen. Ich war auch an den Zen Koans interessiert,
eine Art Rätsel, die das Satori auslöst. Auf ihre Art und Weise sind Koans
den Witzen ähnlich, besonders den Witzen, die als ›shaggy dog stories‹ (zottelige Hundegeschichten) bekannt sind, sinnlose Witze. Ich dachte mir,
›Marriage broker jokes, Zen koans, shaggy dog stories ... There's got to be a
film there!‹ (Eheberaterwitze, Zen Koans, zottelige Hundegeschichten ... Da
148
OL: I did that because it's a false convention, used in a lot of other works. I was
using it ironically.
MW: So what about the use of humour in
your films? When I show the films to audiences that aren't really familiar with avantgarde film, they always enjoy your work,
and I guess that's initially because of the
humour.
OL: And the other audiences don't?
MW: What I'm trying to say is that your
films are particularly accessible because even
if people don't think about the different layers behind the construction, and the references, they at least have the humour to hang
on to.
OL: Like a life preserver?
MW: Something like that. Or else it's bait
to reel them in.
OL: I suppose that's a good thing, but it's
of secondary importance because humour is
extremely subjective. Some people have found
humour in the parables of Christ, but did the
disciples laugh? We'll never know. If a joke
came about in the process of making the
film, I wouldn't edit it out ... just as some
have come about in the process of doing this
interview. I left them in. But I wouldn't
insert a joke just for it's own sake.
MW: The pandas appear out of a humorous misunderstanding, but why did you originally start to build a film around the Freud
book?
OL: The film came about because Carmen
Vigil recommended that I read Wit and its
Relation to the Unconscious because he
thought that what Freud was describing
were things that occurred in some of my
other films. So I started reading the book
and I was struck by the fact that Freud
keeps citing marriage broker jokes. They're
the only jokes that he uses as examples, and
they're bad jokes! Freud didn't have any
good material. He would have bombed in Las
Vegas. I was also interested in Zen koans, a
kind of riddle used to bring about satori. In
a way, koans are similar to jokes, especially
the kind of jokes known as shaggy dog stories, pointless jokes. I thought,›Marriage
broker jokes, Zen koans, shaggy dog stories
... There's got to be a film there!‹ Once I had
those elements the film almost made itself.
Sometimes I look at it and think,›Who made
this film?‹ It doesn't look like something I
// RETROSPEKTIVE // RETROSPECTIVE
muss es doch einen Film geben!) Sobald ich diese Elemente hatte, machte sich der Film fast von alleine.
Manchmal sehe ich den Film und denke mir, ›Who made
this film?‹ (Wer machte diesen Film?). Er sieht nicht
nach etwas aus, das ich gemacht hätte. Irgendetwas
ergriff Besitz von mir und machte den Film. Ich denke,
dass es gut ist, wenn das passiert, weil du weißt, dass du
auf der richtigen Fährte bist. Wenn man das Material
bezwingen muss, dann denke ich, sollte man aufhören.
MW: Umeboshi Pflaumen sind als Thema ein ungewöhnliches Sujet. Sind sie vielleicht auch als eine potentielle Quelle von Vergnügen gewählt?
OL: Nachdem ich den Eheberater, den Freier und die
zukünftige Braut als traditionelle Figuren etabliert
hatte, dachte ich daran, sie als Markenname für irgendetwas zu benutzen. Aufgrund des japanischen Zen
Buddhismus dachte ich an die Umeboshi, japanische
gesalzene Pflaumen. Sie finden Verwendung in der
Makrobiotik, einer sehr asketischen Zen-Kur, welche
keine Süßigkeiten erlaubt. Umeboshi sind sozusagen die
Süßigkeiten. Es ist ein Schock, wenn du sie das erste Mal
probierst; sie sind so salzig, so stark. Unser Gaumen ist
nicht an so etwas gewöhnt. Aber japanisches Essen ist im
allgemeinen verrückt.
MW: Waren Sie vorher schon in Japan?
OL: Nein, nicht vor 1984. Es war reines Glück, dass
Japaner genauso viele verschiedene Größen an Bierdosen
haben, die in Automaten verkauft werden, wie die
Anzahl der Topfgrößen im Film. Der Verkauf von Bier in
Automaten wäre in den Vereinigten Staaten total illegal.
MW: Warum dauerte es so lange, den Film zu beenden?
OL: Weil er in Phasen hergestellt wurde. Die erste
Phase, in San Francisco gedreht, waren die gestellten
Panda-Szenen, die Morgan Fisher Szenen und die Szenen
mit dem Eheberater, dem Freier und der zukünftigen
Braut ein. Die nächste Phase fand in Chicago statt, wo
ich die Szenen mit den zwei Pandas und ihren Spielen,
Diminutive Dick, et cetera drehte. Danach mußte ich
nach Buffalo, New York, um Paul Sharits als Liveraccio
zu filmen. Zu der Zeit fand ich heraus, dass Paul Sharits
eigentlich Halbitaliener war, was ich nicht wußte, als
ich ihn für die Rolle auswählte. Und ich brauchte einen
britischen Schauspieler für die Milton Rezitation, also
mußte ich nach London. Dann fügte ich lange Rolltitel
und die vielen Voice-overs für die Dialoge der Charakter
ein. Es dauerte über zwei Jahre.
MW: Wenn der Panda anfängt, die Karten auf der
Farbskala zu geben, assoziiere ich sie immer mit den
Schicksalskarten.
OL: Sie spielen eine Variante des Three Card Monte,
obwohl ich das erst kürzlich feststellte, weil ich keine
Ahnung von Kartenspielen habe. Es ist nur eines der verschiedenen Kartenspiele, welches die 2 Pandas spielen.
MW: Was meinen Sie?
would have done. Something took over and made the film. I think
it's good when that happens because you know you're onto the
right thing. When you have to force the material then I think you
should stop.
MW: Umeboshi plums are a strange product to focus on. Maybe
also chosen as a potential source of amusement?
OL: Once I had established that the marriage broker, suitor,
and prospective bride were traditional figures, I thought they
could be used as a brand-name for something. Because of Japanese
Zen Buddhism, I thought of umeboshi, which are Japanese salted
plums. They're used in macrobiotics, a rather ascetic Zen regimen,
which permits no sweets. Umeboshi are the sweets, so to speak.
When you first taste one, it's a shock; they're so salty, so strong.
Our palates aren't used to anything like that. But Japanese food is
wacky, in general.
MW: Had you already been to Japan?
OL: No, not until 1984. It was just luck that the Japanese do
have as many sizes of beer cans sold from vending machines as the
number of jar sizes in the film. Selling beer in vending machines
would be completely illegal in the U.S.
MW: How come this film took so long to make?
OL: Because it was made in phases. The first phase, shot in San
Francisco, included the fake panda scene, Morgan Fisher's scenes,
and the scenes with the marriage broker, suitor, and prospective
bride. The next phase was in Chicago, where I shot the scenes of the
two pandas and their games, Diminutive Dick, et cetera. Then I had
to go to Buffalo, New York, to film Paul Sharits as Liveraccio. At
that time I found out that Paul Sharits was actually half-Italian,
which I hadn't known when I chose him for the role. And I needed
a British actor for the Milton recitation, so that required going to
London. Then I added long crawl titles and the many voice-overs
for the characters' dialogue. It took about two years plus.
MW: When the panda begins to deal cards onto the palette, I
always associate them with the cards of fate.
OL: They're playing a variant of Three Card Monte, although I
only recently realised that, since I know nothing about card games.
It's just one of a number of games that the two pandas play.
MW: What do you mean?
OL: The first line of their dialogue is:›What game are we playing
tonight?‹ In their first game, each player has to make a film, that
is, to come up with a film scenario. The film introduced by the
fake panda is the film that one of the pandas wants to make.
Notice that it has a film-within-afilm structure, like several of my
films, including ›On the Marriage Broker Joke‹. Eventually they
play Three Card Monte, trying to predict which of the swoony
devouts will turn up.
MW: Tell me about the significance of the two texts in the film.
OL: I wanted to use the preface to the book Mysticism by Evelyn Underhill as a preface for the film to introduce the subject of
mysticism, to turn the film in that direction when it didn't seem to
be going in that direction at first. The other text is from the journal of Mrs. Jonathan Edwards, an account of night-time visions
and out-of-body experiences with Christian imagery. At the end of
the film a sleeper awakens, and I wanted to present two alterna-
149
// REFERENCE: OWEN LAND (FORMERLY KNOWN AS GEORGE LANDOW)
OL: Die erste Zeile ihres Dialoges ist: ›What game are we playing
tonight?‹(Welches Spiel spielen wir heute Nacht?). In ihrem ersten Spiel
muss jeder Spieler einen Film machen, d.h. sie müssen ein Filmszenario entwickeln. Der Film, der vom gestellten Panda vorgestellt wird, ist der Film,
den einer der Pandas machen will. Beachten Sie bitte, dass der Film eine
Film-im-Film-Struktur hat, so wie mehrere meiner Filme, einschließlich ›On
the Marriage Broker Joke‹. Schließlich spielen sie Three Card Monte, um vorherzusagen, welcher der ekstatischen Frommen auftauchen wird.
MW: Erzählen Sie mir etwas über die Signifikanz der zwei Texte im Film.
OL: Ich wollte das Vorwort zum Buch Mysticism von Evelyn Underhill als
Einleitung für den Film nutzen, um den Begriff Mystizismus vorzustellen,
und den Film in diese Richtung zu drehen, da er zuerst nicht in diese Richtung zu gehen schien. Der andere Text ist aus dem Tagebuch von Frau Jonathan Edwards, eine Aufzeichnung von Nachtvisionen und Körperloslösungserfahrungen mit christlicher Metaphorik. Am Ende des Films erwacht ein
Schläfer und ich wollte zwei verschiedene Interpretationen der Eheberaterwitze und für ›On The Marriage Broker Joke‹ selber liefern. Der Schläfer ist
ein Sprachrohr für Freud und gleichzeitig hören wir Frau Edwards Monolog.
Im Vorwort zu Mysticism kritisiert Underhill den freudschen Blickwinkel
auf Mystizismus, während er ihn mit leichtem Lob verdammt. Underhill
stellt sich auf die Seite der Mystiker, dargestellt durch Frau Edwards. Underhill nennt die mystizistischen Erfahrungen ›the essential religious experience of man‹ (die grundlegende religiöse Erfahrung des Menschen).
MW: Warum stellen Sie die religiösen Hinweise in Ihren Filmen so in den
Vordergrund?
OL: Weil es unmodern ist. Ich glaube nicht, dass ich es in einer didaktischen oder propagandistischen Weise nutzte. Glauben Sie das?
MW: Nein, ich denke nicht so, aber ich vermute, dass Leute eventuell denken, dass Sie dieses Material einflechten, um zu versuchen, sie zu bekehren.
OL: Es gibt nichts in meinen Filmen, das Leute bekehren könnte, obwohl
ich öfter bekehrt wurde als Uncle Ben's Reis. Das einzige Mal, an dem ich
eine ernsthafte Darstellung christlicher Apologetik darstelle, ist in ›Wide
Angle Saxon‹, während Ricks Gespräch am Ende des Films. Zum Schluss sieht
er ziemlich schlecht aus, also hätte ich die Szene nicht reingenommen, wenn
ich versuchte, die Leute zu bekehren. Er war so peinlich für mich, dass ich
sein Bild mit einem scharfen Gegenstand vom Film kratzte.
MW: Verschiedene Dinge wurden über Ihren Glauben zu verschiedenen
Zeiten geschrieben. Was glauben Sie?
OL: Was wurde gesagt?
MW: Dass Sie in mehreren fundamentalistischen Gruppierungen involviert waren.
OL: Glauben Sie niemals, was in den Zeitungen steht. Ich bin kein Fundamentalist, ich bin eher ein liberaler Christ.
MW: Was meinen Sie mit liberaler Christ?
OL: Nicht liberal im politischen Sinne, aber liberal wie in Freidenker. Ich
bin neugierig auf alle Glaubenssysteme. In letzter Zeit interessieren mich
Voltaires Ideen. Ich sehe mich selber als unparteiischen Beobachter, der seine
Beobachtungen mit der Öffentlichkeit teilt und der meistens nur das Offensichtliche bekundet. Gesunder Menschenverstand ist sehr ungewöhnlich.
tive interpretations of the marriage broker
jokes, and ›On The Marriage Broker Joke‹
itself. The sleeper is a mouthpiece for Freud,
and simultaneously we hear Mrs. Edwards'
monologue. In the preface to Mysticism,
Underhill discredits the Freudian view of mysticism, while damning it with faint praise.
Underhill takes the side of the mystics, represented by Mrs. Edwards. Underhill calls mystical experience ›the essential religious experience of man.‹
MW: Why make the religious references so
prevalent in your films?
OL: Because it's unfashionable. I don't
think I've used it in a didactic or propagandistic way. Do you think so?
MW: No, I don't think so, but I imagine
that people probably thought that you were
including this material to somehow try and
convert them.
OL: There's nothing in my films that would
convert people, even though I've been converted more times than Uncle Ben's Rice. The only
place where I touch on a serious presentation
of Christian apologetics is in ›Wide Angle
Saxon‹, during Rick's talk toward the end of
the film. He comes off looking pretty bad, so I
wouldn't have included that scene if I were
trying to convert people. He was so embarrassing to me that I scraped his image off the film
with a sharp-pointed instrument.
MW: Various things have been written
about your beliefs at different stages. What
are they?
OL: What has been said?
MW: That you've been involved in various
fundamentalist groups.
OL: Never believe anything that you read in
the newspapers. I'm not a fundamentalist, I'm
more of a Liberal Christian.
MW: What do you mean by Liberal Christian?
OL: Not Liberal in the political sense, but
liberal as in freethinking. I'm curious about all
belief systems. Lately, Voltaire's ideas have
been interesting me. I see myself as an impartial observer, sharing my observations with the
public and usually just stating the obvious.
Common sense is very uncommon.
© 2005 Owen Land & Mark Webber, erschienen in dem Buch ›Two Films by
Owen Land‹, online bestellbar bei www.lux.org.uk
© 2005 Owen Land & Mark Webber, First
published in the book ›Two Films by Owen
Land‹, available from www.lux.org.uk.
150
// WERKSCHAU
// PRESENTATION
// HARUN FAROCKI
WERKSCHAU
Harun Farocki
Bilder der Welt und Inschrift des Krieges (Images of the World and Inscription of War)
Harun Farocki zählt zu den bedeutendsten Vertretern
des zeitgenössischen Dokumentarfilms. Sein Oeuvre
umfasst an die 90 Filme, darunter drei Spielfilme, Essayfilme und Dokumentationen. Gemeinsam mit Hanns
Zischler 1976 Inszenierung der Stücke Die Schlacht und
Traktor von Heiner Müller in Basel. Seit 1966 zahlreiche
Publikationen. 1974-1984 Redakteur und Autor der Zeitschrift Filmkritik (München). Seit 1966 auch Mitarbeit
an Filmprojekten anderer (als Drehbuchautor, Schauspieler und Produzent). Seit 1990 außerdem zahlreiche Ausstellungen in Galerien und Museen. Seit 2004 Gastprofessor an der Akademie für Bildende Künste, Wien.
HARUN FAROCKI, *1944 in Nový Jicin (Neutitschein),
gelegen in dem damals von den Deutschen annektierten
Teil der Tschechoslowakei. 1966-68 Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). 1966
Heirat mit Ursula Lefkes. 1968 Geburt der Töchter Annabel Lee und Larissa Lu. Nach Dozenturen in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Manila, München und Stuttgart, 19931999 visiting professor an der University of California,
Berkeley. 2001 Heirat mit Antje Ehmann.
152
Harun Farocki is one of the most important representatives of
today's documentary film. His oeuvre contains about 90 films,
including three fiction films, film essays and documentaries. In
1976 codirecting the plays Die Schlacht and Traktor by Heiner
Müller in Basel with Hanns Zischler. Numerous publications since
1966. 1974-1984 editor and author of the magazine Filmkritik
(Munich). From 1966 also colaboration in other film projects (as a
script writer, actor and producer). From 1990 also numerous exhibitions in galleries and museums. Since 2004 guest professor at the
Vienna Academy of Fine Arts.
HARUN FAROCKI, *1944 in Nový Jicin, situated in the then German annected part of Czechoslowakia. 1966-68 studied at
Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). 1966 married
Ursula Lefkes. 1968 birth of their daughters Annabel Lee and
Larissa Lu. After lecturing in Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Manila, Munich and Stuttgart, 1993-1999 visiting professor at the University of California, Berkeley. 2001 married Antje Ehmann.
// WERKSCHAU // PRESENTATION
Internationale Ausstellungen (ausgewählt) / International exhibitions (selected)
›Harun Farocki. Retrospective‹ (14. Singapore International Filmfestival, Singapur, 2001);
›Harun Farocki. Filme, Videos, Installationen 1969-2001‹ (Westfälischer Kunstverein Münster; Kunstverein Frankfurt/M., 2001);
›Harun Farocki‹ (Film- und Videoprogram des Museum of Modern Art, New York, 2001);
›L'État des Choses [1]‹, Kunst-Werke, Berlin (2000/2001);
›documenta X‹, Kassel (1997);
›Face à l'histoire‹, Centre Georges Pompidou, Paris (1996).
Filme (ausgewählt) / Films (selected)
1967: Die Worte des Vorsitzenden (The Words of the Chairman), 16mm, b/w, 3 mins
1967: Nicht löschbares Feuer (Inextinguishable Fire), 16mm, b/w, 25 mins
1978: Zwischen zwei Kriegen (Between Two Wars), 16mm, b/w, 83 mins
1981: Etwas wird sichtbar, Vietnam (Before Your Eyes, Vietnam), 35mm, b/w, 114 mins
1983: Ein Bild (An Image), 16mm, col., 25 mins
1983: Jean-Marie Straub und Danièle Huillet bei der Arbeit an einem Film nach Franz Kafkas Roman ›Amerika‹ (JeanMarie Straub and Danièle Huillet at Work on Franz Kafka's ›Amerika‹), 16mm, col., 25 mins
1986: Wie man sieht (As You See), 16mm, b/w, 72 mins
1986: Schlagworte - Schlagbilder (Slogans and Highlights). Ein Gespräch mit Vilém Flusser, video, col., 13 mins
1987: Die Schulung (Indoctrination), video, col., 44 mins
1988: Bilder der Welt und Inschrift des Krieges (Images of the World and Inscription of War), 16mm, col., 75 mins
1990: Leben BRD (How to Life in the FRG), 16mm, col., 83 mins
1993: Ein Tag im Leben der Endverbraucher (One Day in the Life of a Consumer), video, col. and b/w, 44 mins
1994: Die Umschulung (The Retraining), video, col., 44 mins
1995: Die führende Rolle (The Leading Role), video, col., 35 mins
1995: Arbeiter verlassen die Fabrik (Workers Leaving the Factory), video, col. and b/w, 36 mins
1995: Schnittstelle (Interface) (Installation and Single-Channel-Version), video, col., 23 mins
1996: Der Auftritt (The Appearance), video, col., 39 mins
1997: Die Bewerbung (The Interview), video, col., 58 mins
1997: Stilleben (Still Live), 16mm, col., 58 mins
1997: Der Ausdruck der Hände (Expression of Hands), video, col. and b/w, 29 mins
1998: Worte und Spiele (Words and Games), video, col., 68 mins
2000: Ich glaubte Gefangene zu sehen (I Thought I was Seeing Convicts) (Installation and Single-Channel-Version),
video, col. and b/w, 25 mins
2000: Gefängnisbilder (Prison Images), video, col. and b/w, 60 mins
2001 Die Schöpfer der Einkaufswelten (Creators of the Shopping Worlds), video, col., 72 mins
2001-2004 : Auge/Maschine I - III (Eye/Machine), (Installations and Single-Channel-Versions), video, col., 25
2002/2003: Erkennen und Verfolgen, col., 58 mins
2004: Nicht ohne Risiko (Nothing Ventured) video, col., 50 mins
2004: Gespenster (Drehbuch/Script)
153
// HARUN FAROCKI
NICHT LÖSCHBARES FEUER
/ INEXTINGUISHABLE FIRE
EIN BILD
/ AN IMAGE
›Nicht löschbares Feuer‹ nimmt
viele Themen vorweg, die in
Farockis weiterem Werk eine Rolle
spielen: Technologie, Krieg, die Verstrickung von Wissenschaftlern und
Ingenieuren in den militärischindustriellen Komplex. Auch die stilisierte, sparsame Bildgestaltung, die
mit einem 10mm-Objektiv aufgenommenen tiefelosen Räume, die
›unnatürlichen‹ Plansequenzen und
die an Brecht erinnernde Schauspielerführung verweisen bereits auf
jene Filme, die Farocki in den siebziger und frühen achtziger Jahren
machen sollte. (Tilman Baumgärtel)
Mein Film nimmt sein Material daher, dass an vier Tagen in einem Studio
an einem Bild gearbeitet wird, das auf die Mittelseite der Zeitschrift ›Playboy‹ kommen soll. Die Zeitschrift selbst handelt von Kultur, Autos, einer
gewissen Art zu leben. Vielleicht ist all das Drumherum der Zeitschrift dazu
da, um die nackte Frau zu bekleiden. Vielleicht ist sie eine Anziehpuppe. Die
nackte Frau in der Mitte ist eine Sonne, um die sich ein System dreht: Kultur, Geschäft, zu leben! (In die Sonne kann man nicht sehen und filmen).
Man kann sich vorstellen, dass die Leute, die ein Bild von solcher Schwerkraft zu machen haben, dies mit einer Sorgfalt, Ernsthaftigkeit und Verantwortlichkeit tun, als müssten sie Uran spalten. (Harun Farocki)
Harun Farocki
Nicht löschbares Feuer anticipates
many of the subjects that play a role in
Farocki's other works: technology, war, the
entanglement of scientists and engineers in
the military-industrial complex. Also the
stylised, sparse image design, the rooms
without depth captured by a 10mm lens,
the ›unnatural‹ planned sequences and the
direction of actors reminiscent of Brecht
already refer to the films that Farocki was
to make in the seventies and early eighties.
(Tilman Baumgärtel)
// D 1969, 16mm, bw, 25:00
// Directing, script, Schnitt:
Harun Farocki
// Regie-Assistenz: Helke Sander
// Camera: Gerd Conradt
154
Harun Farocki
Four days spent in a studio working on a centerfold photo for Playboy magazine provided the subject matter for my film. The magazine itself deals with culture, cars, a certain lifestyle. Maybe all those trappings are only there to cover up the naked woman.
Maybe it's like with a paper-doll. The naked woman in the middle is a sun around which a
system revolves: of culture, of business, of living! (It's impossible to either look or film
into the sun.) One can well imagine that the people creating such a picture, the gravity of
which is supposed to hold all that, perform their task with as much care, seriousness, a
responsibility as if they were splitting uranium. (Harun Farocki)
// D 1983, 16mm, col, 25:00
// Directing, script: Harun Farocki
// Camera: Ingo Kratisch
// WERKSCHAU // PRESENTATION
JEAN MARIE STRAUB & DANIÈLE HUILLET BEI DER ARBEIT
AN EINEM FILM NACH FRANZ KAFKAS ROMANFRAGMENT ›AMERIKA‹
/ JEAN-MARIE STRAUB, DANIELE HUILLET AT WORK ON FRANZ KAFKA'S ›AMERIKA‹
Harun Farocki
Dieser Film ist gleichzeitig ein Selbstportrait und eine Hommage an Farockis Vorbild (und ehemaligen Filmakademie-Lehrer) Jean-Marie-Straub. Farockis Bewunderung für Straub ging so weit, daß er über Zwischen Zwei Kriegen
sagte: ›Vielleicht habe ich den Film nur gemacht, um von Straub anerkannt zu werden‹. Mit diesem Beobachtungsfilm dokumentiert Farocki, dass sich sein Wunsch erfüllt hat: Der Film zeigt, wie Farocki unter Straubs Regie für den
Film Klassenverhältnisse (1983) seine Rolle als ›Delamarche‹ probt. Wer Farockis Dokumentation der Dreharbeiten
einmal gesehen hat, vergisst diese kurzen Szenen nie wieder. Die Inszenierungstechnik von Jean-Marie Straub und
seiner Frau Danièle Huillet ist so repetativ und detailversessen, dass die Szenen bis zur Erschöpfung der Darsteller
geprobt werden. Straub führt seine Schauspieler wie ein Theaterregisseur. Schon wegen dieses im Kino ungewöhnlichen Verfahrens ist es gut, dass diese ungewöhnliche Art, Filme zu inszenieren, einmal filmisch festgehalten worden
ist. Farocki filmte eine Arbeit des Widerstands gegen das traditionelle Kino, gegen das er sich auch mit seinen eigenen Filmen aufgelehnt hat. (Tilman Baumgärtel)
This film is at the same time a self-portrait and an homage to Jean-Marie Straub, Farocki's role model and former teacher at the Film
Academy. Farocki's admiration for Straub was so great that he said about ›Between Two Wars‹: ›Perhaps I only made this film to earn
Straub's recognition.‹ In this observation-driven film Farocki documents the fulfillment of his wish. The film shows Farocki, under
Straub's direction, rehearsing for his role as Delamarche in the film ›Klassenverhältnisse‹ (1983). Anyone who has seen Farocki's documentary of the shooting will never forget these short scenes. The directing technique of Jean-Marie Straub and his wife Daniele Huillet is
so repetitive and detail-obsessed that the performers are made to rehearse the scenes to the point of exhaustion. Straub manages his
actors like a theater director. The very fact that this is unusual among filmmakers makes it well worth having captured Straub's working
methods on film. Farocki filmed a work of resistance against traditional cinema, against which his own films rebel. (Tilman Baumgärtel)
// D 1983, 16mm, col, 26:00
// Directing, script, commentary: Harun Farocki
// Camera: Ingo Kratisch
// Editing: Rosa Mercedes (Harun Farocki)
155
// HARUN FAROCKI
SCHLAGWORTE - SCHLAGBILDER
EIN GESPRÄCH MIT VILÉM FLUSSER
/ SLOGANS AND HIGHLIGHTS A CONVERSATION WIDTH VILÉM FLUSSER
Harun Farocki
Farocki befragt den Philosophen Vilém Flusser zur
Gestaltung der Frontseite der Boulevard-Tageszeitung
›Bild‹. Diese Seite wird wie ein globales Bild konzipiert:
Einerseits ist es unmöglich, den Text zu lesen, ohne den
Blick auf die Bilder zu richten, die eine starke Wirkung
auslösen sollen; andererseits schafft die Typographie der
Titel fette weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund ein
brutales und magisches visuelles Klima. Bild und Text
lösen sich in ein und derselben Bewegung ab, um den
›medialen Schock‹ aufzulösen. (Festivalkatalog, Locarno
1998)
Farocki questions philosopher Vilém Flusser about the way the
front page of the daily tabloid Bild Zeitung is put together. This
page is conceived as an entity in itself: on the one hand, it's impossible to reach the text without referring to the images, used maximum impact; on the other hand, the headline typography - large
white letters on black - creates a potent and brutal visual impression. Image and text reinforce each other then, to provoke the
same media ›impact‹. (festival catalogue, Locarno 1998)
// D 1986, Video, col, 13:00
// Directing, Interview, script: Harun Farocki
156
DIE SCHULUNG
/ INDOCTRINATION
Harun Farocki
Ein Film über ein fünftägiges Seminar, in dem leitende Angestellte lernen sollen, sich selbst besser zu verkaufen. Der Managerkurs vermittelt Grundregeln von Dialektik und Rhetorik, trainiert Körpersprache, Gestik und
Mimik. Eine Sache verkaufen, das ist von jeher Prinzip
der merkantilen Aktion. Die Idee, sich selbst feilzubieten, wurde durch die Verbindung von Psychologie und
modernem Kapitalismus perfektioniert. (Lutz Hachmeister)
This film is about a five-day seminar designed to teach executives how to ›sell themselves‹ better. This course, designed for managers, teaches the basic rules of dialectics and rhetoric and provides training in body language, gesture and facial expression. The
aim of selling something has always been a principle of mercantile
action. Yet it was only through the marriage of psychology and
modern capitalism that the idea of selling oneself was perfected.
(Lutz Hachmeister)
// D 1987, 44:00, 1-Zoll-MAZ, Farbe
// Directing, script: Harun Farocki
// Camera: Simon Kleebauer
// WERKSCHAU // PRESENTATION
ICH GLAUBTE GEFANGENE ZU SEHEN
/ I THOUGHT I WAS SEEING CONVICTS
Harun Farocki
Bilder aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Corcoran, Californien. Die Überwachungskamera zeigt einen tortenstückförmigen Ausschnitt, den betongedeckten Hof, auf dem die Gefangenen in kurzen Hosen und meist ohne Hemd
eine halbe Stunde am Tag verbringen können. Ein Häftling greift den anderen an, worauf die Unbeteiligten sich
sogleich auf den Boden legen, die Arme über dem Kopf. Sie wissen, was jetzt kommt: der Wärter wird eine Warnung
rufen und danach eine Gummimunition abfeuern. Hören die Häftlinge mit dem Kampf jetzt nicht auf, schießt der
Wärter scharf. Die Bilder sind stumm, vom Schuss zieht der Pulverrauch durch das Bild. Die Kamera und das Gewehr
sind gleich nebeneinander, Blickfeld und Schußfeld fallen zusammen... (Harun Farocki)
Images from the maximum-security prison in Corcoran, California.The surveillance camera shows a pie-shaped segment: a conretepaved yard where the prisoners, dressed in shorts and mostly shirtless, are allowed to spend half an hour a day. A convict attacks another, upon which those uninvolved lay themselves flat on the ground, their arms over their heads. They know what comes now: the guard
will call out a warning and then+ fire rubber bullets. If the convicts do not stop fighting now, the guard will shoot for real. The picures
are silent, the trail of gun smoke drifts across the picture. The camera and the gun are right next to each other. The field of vision and the
gun viewfinder fall together... (Harun Farocki)
// D 2000, Video, col, 25:00
// Script, directing: Harun Farocki
// Recherche and camera: Cathy Lee Crane
// Editing: Max Reimann
157
// HARUN FAROCKI
DIE UMSCHULUNG
/ THE RETRAINING
Harun Farocki
Ja.Ja.Ja.Ja.Ja.Ja. Das ist das Protokoll eines erfolgreichen Verkaufsgesprächs. Wenn der Käufer fünfmal ja gesagt
habe, erläutert der Lehrer, sei die Trägheit des Gehirns so weit fortgeschritten, daß er auch zum sechstenmal ja sage.
Der Lehrer kommt aus dem Westen. Das Klassenzimmer ist in einem Clubhotel im Tessin. Die Schüler kommen aus
dem Osten. Sie sind Angestellte zweier ostdeutscher Baufirmen, die jetzt einem Westdeutschen Besitzer gehören. ›Die
Umschulung‹, die neue Dokumentation von Harun Farocki, ist ein Lehrfilm über die Arbeit an der inneren Einheit.
(...) Das Raffinement des von Farocki festgehaltenen pädagogischen Verfahrens liegt in der Selbstreferenz. Das Unterrichtsgespräch, das das Verkaufsgespräch lehren soll, wird selbst schon als Verkaufsgespräch geführt. Der Lehrer
flicht Anekdoten ein, stellt rhetorische Fragen, lockt und warnt. Ziel und Methode sind eins: Reduktion von Komplexität. ›Wenn sie hier weggehen, wird sich ihr Wortschatz entschieden verkleinert haben.‹ Auch auf dem Markt der
Worte herrscht das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Dem gesteigerten Bedarf am ›Ja‹ entspricht der Nachfrageausfall beim ›Nein‹. Die Schüler dürfen noch nicht einmal mit dem Kopf schütteln. ›Warum dürfen sie in der täglichen
Praxis nicht den Kopf schütteln, Herr Wagner?‹ ›Weil es Ablehnung ausdrückt‹. ›Wenn wir jetzt in der stärkeren
Position sind, dann fangen wir doch gar kein Preisgespräch mehr mit ihnen an.‹ (...) Die Maximen, die der Lehrer
memorieren ließ, fassten die Paradoxien der Individualität zusammen, wie sie die Moralistik entfaltet hat. ›Das Ich
ist nichts. Das Sie ist alles. Nur das Gegenüber zählt. Sie müssen Ihr Leben ändern.‹ Aber die Unterwerfung unter
den anderen dient nur seiner Überwältigung im Verkaufsabschluss. Das Individuum existiert nur von Gnaden der
Gesellschaft. (Patrick Bahners, FAZ)
Yes.Yes.Yes.Yes.Yes.Yes.. This is the record of a successful sales discussion. When the buyer has said five times, the teacher explains, his
brain has become so sluggish, that he'll say yes a sixth time. The teacher comes from West Germany. The classroom is in a Clubhotel in
Tessin. The pupils come from East Germany. They are employees of two East German building firms now belonging to a West German
owner. Harun Farocki's new documentary ›Die Umschulung‹ is an instructional film concerning work on the inner unity of the country.
[...] The refinement of the educational method captured by Farocki, lies in self-reference. The dialogue in the lesson, which is intended to
teach the art of sales talk, is itself conducted in the form of a sales talk. The teacher weaves in anecdotes, asks rhetorical questions,
entices and warns. Goal and method are one; a reduction of complexity. ›When you leave here, your vocabulary will be significantly
reduced.‹ The laws of supply and demand govern the marketplace for words too. The rise in demand for ›yes‹ corresponds to the shortfall
in demand for ›no‹. The pupils are not even allowed to shake their heads. ›Why are you not allowed to shake your head in a live situation, Herr Wagner?‹ ›Because it expresses refusal.‹ ›If now, we are in a stronger position, then we won't have to discuss the price with
them at all.‹ [...] The maxims the teacher has them memorize are a summary of the paradoxes of individuality as produced by moralistic
theory. ›I means nothing. You means everything. Only the person opposite counts. You must change your life.‹ But the subordination to
the other person is only aimed at overcoming him with a sale. The individual only exists by the grace of society. (Patrick Bahners, FAZ)
// D 1994, 44:00, BetaSp, Farbe
// Directing, script: Harun Farocki
// Camera: Ingo Kratisch, Thomas Arslan
// Editing: Max Reimann
// Auszeichnung: Adolf-Grimme-Preis 1995
158
// WERKSCHAU // PRESENTATION
BILDER DER WELT UND INSCHRIFT DES KRIEGES
/ IMAGES OF THE WORLD AND THE INSCRIPTION OF WAR
DER AUFTRITT
/ THE APPEARANCE
Fluchtpunkt von Bilder der Welt ist das Gedankenbild vom ›blinden Fleck‹
der Auswerter von amerikanischen Flugaufnahmen, die sich 1944 nur für die
industrielle Anlage der IG-Farben, nicht aber für das nahe gelegene Konzentrationslager Auschwitz interessierten. Kommentar und Hinweise auf den
Luftaufnahmen zeigen, dass erst Jahrzehnte später der CIA entdeckte, was
die Alliierten 1944 nicht sehen wollten: dass neben dem industriellen Bombenziel IG-Farben-Werke das KZ Auschwitz abgebildet war. (Einmal blitzt,
inmitten dieser nachträglichen Untersuchung, das Bild eines Wellenkanals
auf, das bereits am Anfang des Films zu sehen war, erkennbar auf die Bindung des Blicks rekurrierend: denn Blick und Gedanken sind nicht frei, wo
Maschinen im Verein mit Wissenschaft und Militär das zu Untersuchende
vorgeben). Farocki trifft damit die Essenz der medialen Gewalt, eine ›terroristische Ästhetik‹ (Paul Virilio) des optischen Reizes, die heute auf den Kontrollbildschirmen wie auch im Fernsehen mit dem eingestandenen Ziel
erscheint, wie zu Kriegszeiten den Beobachter oder Zuseher entweder zum
Komplizen oder zum potentiellen Opfer zu machen. (Christa Blümlinger)
Der Auftritt porträtiert eine Werbeagentur im Moment ihres Werbens
für das eigene Produkt, das Konzept
einer Kampagne für einen neuen
Optikkonzern. Der Kunde, ein Manager dieses Konzerns, bleibt lange in
der Rolle des Zuschauers. Von seiner
Entscheidung hängt ein MillionenAuftrag ab. Die tagelang vorbereitete, bis ins kleinste Detail durchdachte Inszenierung der Werbeagentur,
eine eitle Selbstdarstellung, soll
möglichst improvisiert wirken.
Farocki beobachtet genau, ohne
Erläuterung, ohne Kommentar, ohne
explizite Kritik.
The vanishing point of Images of The World is the conceptual image of the ›blind spot‹
of the evaluators of aerial footage of the IG Farben industrial plant taken by the Americans in 1944. Commentaries and notes on the photographs show that it was only decades
later that the CIA noticed what the Allies hadn't wanted to see: that the Auschwitz concentration camp is depicted next to the industrial bombing target. (At one point during
this later investigation, the image of an experimental wave pool - already visible at the
beginning of the film - flashes across the screen, recognisably referring to the biding of the
gaze: for one's gaze and thoughts are not free when machines, in league with science and
the military, dictate what is to be investigated. Farocki thereby puts his finger on the
essence of media violence, a ›terrorist aesthetic‹ (Paul Virilio) of optic stimulation, which
today appears on control panels as well as on television, with its admitted goal of making
the observer into either an accomplice or a potential victim, as in times of war. (Christa
Blümlinger)
The head of a Berlin advertising agency
explains his proposed strategy to his potential client, a Danish optical company. The
communication strategy that we ultimately came up with as a basis for any creative
act or means of communication has three
headings. The first is ›relevant, not arrogant‹; the second, ›varied, not uniform‹;
and the third is, ›creative, not pushy‹.
These are essentially translations, strategic
translations of your basic requirements
and your analysis of the market, as well.
Harun Farocki
// D 1988, 16mm, b/w, Farbe, 75:00
// Directing, script: Harun Farocki
// Camera: Ingo Kratisch
// Editing: Rosa Mercedes (Harun Farocki)
Harun Farocki
// D 1996, 40:00, BetaSp, Farbe
// Directing, script: Harun Farocki
// Camera: Ingo Kratisch
// Editing: Max Reimann
159
// HARUN FAROCKI
WORTE UND SPIELE
/ WORDS AND GAMES
Harun Farocki
Die neuen Produktionsanlagen für die täglichen Talk- und Game-Shows liegen an den Peripherien der Großstädte,
in Unterföhring bei München an einer Verlängerung der Bahnhofstraße, die Medienallee benannt ist. Der wichtigste
Rohstoff dieses Industriezweiges, der so neu ist, dass er seine Kosten und Extrakosten, Profite und Extraprofite noch
nicht zuverlässig voraussehen kann, ist der Alltagsmensch. Der ist billig und will sich zur Erscheinung bringen, aber
hat er einen Schauwert? Die Alltagsmenschen folgen einem Aufruf, der über Bildschirmtext ergeht, nach einer Vorauswahl werden sie von Producern und Betreuern in Scharen in Empfang genommen. Die Betreuer im Studentenalter erklären die Spielregel und üben den Auf- und Abtritt, erfragen und repetieren Lebensgeschichten. Sie sollen die
täglich mehrfach umgeschlagenen Massen raffinieren, mit Engelssinn sind sie daran, ihnen etwas Ornament einzubläuen. Vor ein paar Jahren hätten sie einen Heil- oder Pflege-Beruf erstrebt. Jetzt lehren sie, wie man in die Kamera
winkt und die nichtigste Erfahrung in deutliche Fertigsätze fasst. Sie geben belegte Brötchen aus und nehmen die
Angst. So geht es auch im Dokumentarfilm zu und die Talkundgameshows sind die dokumentarische Produktionsidee
in industrieller Form. Wenn das Kino Träume produziert, dann dieses Fernsehen Träumereien. Man hing ihnen
früher nach, wenn man auf ein Kissen gestützt aus dem Fenster auf den Hof oder die Gasse sah. Unbestimmte Empfindungen wallten auf und schwanden, hinterließen einen vagen Wunsch nach Wiederholung. Der gab ein Zauberwort ein, das sich nicht sprechen ließ und doch nachhallte... Das sind die Kriechströme des Bewusstseins. Sie sind
kaum zu messen oder: es gibt noch keine Geräte dafür. Diese Kommodifizierung der halbtoten Lebenszeit, wird sie
helfen, die Träumereien festzustellen? (Harun Farocki)
The new production plants for the daily chat- and game shows are on the periphery; in the case of Unterföhring near Munich on the
extension to the Bahnhofstraße named Medienallee (Media Avenue). This industry is so new, that it cannot yet reliably predict costs and
extra costs, profits and extra profits; its most important raw material are the ordinary, everyday people. They are cheap and they want
to make an appearance, but are they worth showing? The ordinary people follow the call, which goes out via teletext, and after preliminary screening they are received by droves of producers and assistants. The assistants are of student age. They explain the rules of the
game, help practice entrance and exits, they enquire into and repeat life histories. It is their task to refine the daily inflow of the masses
and with angelic sensitivity, to try and instill a little decorativeness. A few years ago they would have been found in the healing or caring
professions. Nowadays they teach people how to wave to the camera and how to package the most commonplace experiences in clear,
readymade sentences. They give out sandwiches and alleviate fear. The same thing happens in documentaries and chat-and-game-shows
are just the industrial form of the documentary's production concept. If cinema produced dreams then this kind of television produces
daydreams. The kind people used to indulge in when leaning out of the window, leaning on a cushion and looking out at the yard or the
alley. Undefined feelings rose and fell, leaving behind them a vague desire for repetition, like a magic charm which cannot be spoken yet
still reverberates ... These are the creeping flows of consciousness. They can hardly be measured, or perhaps we don't yet have the apparatus to do so. Will all this commoditization help to detect these daydreams? (Harun Farocki)
// D 1998, 68:00, Video-BetaSP, Farbe
// Script, Directing: Harun Farocki
// Camera: Ingo Kratisch, Rosa Mercedes (Harun Farocki)
// Editing: Max Reimann
// Music: Markus Spies nach Johannes Brahms, Opus 121, Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh
160
// WERKSCHAU // PRESENTATION
ARBEITER VERLASSEN DIE FABRIK
/ WORKERS LEAVING THE FACTORY
NICHT OHNE RISIKO
/ NOTHING VENTURED
Der erste jemals vorgeführte Film ist unter dem Titel
›Die Arbeiter verlassen die Fabrik‹ registriert. Chaplin
spielte einen Arbeiter, und Marilyn Monroe verließ einst
eine Fischfabrik durch ein Tor ... trotzdem wurde der
Arbeiterfilm nicht zu einem Hauptgenre in der Filmgeschichte. Der Platz vor dem Fabriktor ist bei weitem kein
bevorzugter Filmdrehort. Die meisten Filme fangen an,
wenn die Arbeit beendet ist. Ich habe Bilder aus mehreren Ländern und Jahrzehnten gesammelt, die die Idee
›die Fabrik verlassen‹ darstellen, sowohl fiktional, als
auch dokumentarisch - als ob es nun an der Zeit sei,
Filmsequenzen zu sammeln, wie man Worte in einem
Wörterbuch zusammenbringt. (Harun Farocki)
Was Venture Capital, kurz VC, deutsch Risiko-Kapital
ist, wird im Film selbst erklärt. Banken geben Geld nur
gegen Sicherheiten. Wer die nicht hat, muss sich an VCGesellschaften wenden und zahlt dafür 40% Zinsen.
Mindestens.
Wir hatten bei den verschiedensten Firmen Aufnahmen gemacht, bei VC-Gesellschaften, die Projekte diskutieren, bei Unternehmern, die eine Idee in Form bringen
wollen, bei Beratern, die die Präsentation einüben. Dann
aber beschränkten wir uns auf eine einzige Verhandlung
an nur zwei Tagen. Als ich den Anwalt der kapitalsuchenden NCTE sagen hörte: ›Wir sind ein bisschen enttäuscht über das Angebot‹, fühlte ich mich in einen
Coen-Brothers-Film versetzt... (Harun Farocki)
Harun Farocki
The first film ever projected is listed under the title The Workers
Leaving the Factory. Chaplin played a worker, and Marilyn Monroe once exited the gate of a fish factory... but the workers' film
has not become a main genre in film history. The space in front of
the gate is far from being a preferred cinematic location. Most
films begin when the work is over. I have collected images from
several countries and many decades expressing the idea ›exiting the
factory‹, both staged and documentary - as if the time has come to
collect film-sequences, in the way words are brought together in a
dictionary. (Harun Farocki)
// D 1995, 36:00, BetaSp, Farbe und s/w
// Directing, script, commentary: Harun Farocki
// Editing: Max Reimann
Harun Farocki
The meaning of VC, short for Venture Capital, is explained in
the film itself. Banks give money only on securities. Whoever has
not got any has to confer VC associations and pays 40% of interests. At least. We had had shootings at several different companies, at VC associations, discussing the projects, at entrepreneurs
aiming at shaping an idea, at consultants practising presentation.
But then we restricted to one single negotiation of two days only.
When I heard the solicitor of the NCTE searching for capital say,
›We are a little bit disappointed about the offer‹, I felt transmitted
into a Coen-Brothers-Film... (Harun Farocki)
// D 2004, 50:00, Video, Farbe
// Script: Harun Farocki, Matthias Rajmann
// Directing:Harun Farocki
// Camera: Ingo Kratisch
// Editing: Max Reimann
161
// PETER GREENAWAY
THE TULSE LUPER SUITCASES
Peter Greenaway
Filmautor, Regisseur, Experimentalkünstler - der Waliser Peter Greenaway ist ein künstlerisches Multitalent
und dafür bekannt, ständig nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen. ›The Tulse Luper Suitcases‹ stellt
ein Werk von enzyklopädischem Umfang dar, das über
eine Zeitspanne von sechzig Jahren zwischen 1928 und
1989 die Geschichte des Urans erzählt - der Nummer 92
im Periodensystem der Elemente. Es ist auch die
Geschichte des Künstlers und Schriftstellers Tulse Luper,
dessen Leben und Zeit anhand des Inhalts von 92 Koffern rekonstruiert wird, die nach und nach überall auf
der Welt gefunden werden. Greenaway erzählt dieses
Leben mittels Büchern, DVDs, einer Internetplattform,
einer Ausstellung, in 16 Fernseh- und drei Kinofilmen.
Auf dem European Media Art Festival 2005 wird er
diese drei Kinoproduktionen - ›The Moab Story‹ (2003),
›From Sark to Finish‹ (2003) und ›Vaux to the Sea‹ (2004)
- am 23. April im Cinema Arthouse persönlich vorstellen
und anhand ihrer erläutern, was es mit dem ›post-cineastischen Film‹ auf sich hat.
Ein weiterer Teil des Projekts, das Video Game ›The
Tulse Luper Journey‹, ist in der Ausstellung des EMAFs
in der Kunsthalle Dominikanerkirche zu sehen. Auf drei
Bildschirmen - installiert in drei Koffern - können Besucher in die Rollen von Personen schlüpfen, denen Tulse
Luper im Laufe seines Lebens begegnete.
Auf dem Kongress des EMAF stellen Mark Thelosen
das ›Tulse Luper Network‹ vor, in dem die unterschiedlichen Aktivitäten des Gesamtprojekts koordiniert werden, Antoinette de Paske wird über die Vorbereitungen
der geplanten Ausstellung ›Gold‹ berichten und Bruno
Felix präsentiert ›Tulse Luper Journey‹.
PETER GREENAWAY, *1942 in Newport, Wales, ist einer
der bedeutendsten Experimentalkünstler und Filmemacher der Gegenwart. Als Jugendlicher las er Borges und
Joyce und begann sich für die Malerei zu interessieren,
mit derem Studium er 1962 am Walthamstow-College
begann. Ab 1965 arbeitete er als Cutter für das ›Central
Office of Information‹ und begann 1966 eigene Kurzfilme
zu drehen, die ihm eher wenig Anerkennung einbrach-
162
Scriptwriter, director, experimental artist - the Welshman Peter
Greenaway is a multitalented artist, known for his continual
search for new forms of expression. ›The Tulse Luper Suitcases‹ is a
work of encyclopaedic dimension which, spanning a period of sixty
years between 1928 and 1989, tells the story of uranium - no. 92
in the periodic table of the elements. It is also the story of the
artist and writer Tulse Luper, whose life and times are reconstructed from the contents of 92 suitcases that are found one after
the other throughout the world. Greenaway recounts this life by
means of books, DVDs, an internet platform, an exhibition, 16 TV
films and three motion picture films.
On 23 April at the European Media Art Festival 2005, Greenaway will personally present these three cinema productions - ›The
Moab Story‹ (2003) ›From Sark to Finish‹ (2003) and ›Vaux to the
Sea‹ (2004) - at the Cinema Arthouse, using them to explain what
is meant by ›post-cinematic film‹.
Another component of the project, the video game ›The Tulse
Luper Journey‹, can be seen at the EMAF exhibition in the Kunsthalle Dominikanerkirche. On three screens - installed in three
suitcases - visitors can slip into the roles of people with whom
Tulse Luper became acquainted in the course of his life.
At the EMAF congress Mark Thelosen will introduce the ›Tulse
Luper Network‹, in which the various different activities of the
complete project are co-ordinated. Antoinette de Paske will report
on the preparations for the planned exhibition entitled ›Gold‹, and
Bruno Felix will present ›Tulse Luper Journey‹.
PETER GREENAWAY, *1942 in Newport, Wales, is one of the most
important experimental artists and film-makers alive today. As a
teenager he read Borges and Joyce and began to become interested
in painting, which he started studying in 1962 at Walthamstow
College. From 1965 he was employed as a cutter for the Central
Office of Information, and started making his own shorts in 1966,
which didn't win him much recognition. It was only in 1980, when
he was represented at a Rotterdam film festival with his hitherto
most ambitious work, the three-hour fictitious documentary ›The
Falls‹, an all-round absurd ›Violent Unknown Event‹, that he
became more well known and met the Dutch producer, Kees
Kasander, who from then onwards produced his films.
His first evening-long feature film ›The Draughtman's Contract‹, was a brilliantly thought up criminological puzzle focussing
// WERKSCHAU // PRESENTATION
ten. Erst als er 1980 mit seinem bis dahin ambitioniertesten Werk, der dreistündigen fiktiven Dokumentation
›The Falls‹, rund um ein absurdes ›Violent Unknown
Event‹ in Rotterdam auf einem Filmfestival vertreten
war, wurde er bekannter und geriet an den niederländischen Produzenten Kees Kasander, der fortan seine
Filme produzierte.
Sein erster abendfüllender Spielfilm ›The Draughtman's Contract‹, war ein geschickt erdachtes kriminologisches Puzzle rund um einen eitlen Maler im England
des beginnenden 17. Jahrhunderts. Darauf folgten der
sehr surreale Film ›ZOO-A Zed and two Noughts‹ über
Tiere, Verwesung, Symmetrie, Schicksal und den Maler
Vermeer, sowie der Film ›Der Bauch des Architekten‹
und der wieder sehr ins Surrealistische ziehende ›Drowning by Numbers‹ (dt. ›Verschwörung der Frauen‹). 1989
erreichte er einen neuen Grad an Publizität durch die
skandalöse schwarze Komödie ›The Cook, the Thief, his
Wife and her Lover‹, deren Aufführung in Amerika verboten wurde. Neue visuelle Dimensionen erzeugt Greenaway dann 1991 in seiner Shakespeare-Verfilmung ›Prospero's Books‹ mit John Gilgud in der Hauptrolle. Die
selbst für Greenaway extreme und oft obszöne Kirchensatire ›The Baby of Mâcon‹ fiel bei Kritik und Publikum
durch, wurde aber durch deren Begeisterung für das
wunderschöne ›The Pillowbook‹ mit Vivian Wu und
Ewan McGregor ausgeglichen. Mit 8 1/2 Frauen schuf
Greenaway eine witzige Hommage an Fellini voller sexueller Obsessionen, die aber die Komplexität und den
Anspielungsreichtum früherer Werke nicht erreicht.
Fotos: Bolzano-Gold © Intuit Pictures - Istvan Horkay 2004.
Film I © the Kasander Film Company - Peter Greenaway 2003.
Film II © the Kasander Film Company - Peter Greenaway 2004.
The Moab Story
on a vain painter in England at the turn of the 17th century. This
was followed by the extremely surreal film entitled ›ZOO-A Zed
and two Noughts‹, concerning animals, decay, symmetry, fate and
the painter Vermeer, as well as the film ›The Belly of an Architect‹
and the again surrealist ›Drowning by Numbers‹. In 1989 he
received a new level of public acclaim by the scandalous black comedy ›The Cook, the Thief, his Wife and her Lover‹, the screening of
which was forbidden in America. New visual dimensions were then
created by Greenaway in his 1991 Shakespeare filming ›Prospero's
Books‹, with John Gilgud in the leading role. ›The Baby of Mâcon‹,
a church satire which, even for Greenaway, was extreme and frequently obscene, was a flop with both the critics and the public.
This was balanced out, however, by their enthusiasm for the beautiful film ›The Pillowbook‹, starring Vivian Wu and Ewan McGregor. In ›Eight and a Half Women‹ Greenaway created a humorous
homage to Fellini, full of sexual obsessions which, however, was
not able to achieve the complexity and richness of allusion of his
earlier works.
// Part 1: The Moab Story
// Part 2: Vaux to the Sea
// Part 3: From Sark to Finsh
// Director: Peter Greenaway
// Producer: Kees Kasander
// Co-Producers: Kasander Limited,
Delux Productions S.A,
ABS Productions S.A
// Director of Photography: Reinier van Brummelen
// Editors: Elmer Leupen, Chris Wyatt
// Composer: Borut Krizsnik
// Cast: J.J. Field, Raymond J. Barry, Isabella Rosselini,
Franka Potente, Debbie Harry
Films (selected)
1980: The Falls
1982: The Draughtman's Contract
1985: ZOO-A Zed and two Noughts
1986: The Belly of an Architect
1988: Drowning by Numbers
1989: The Cook, the Thief, his Wife and her Lover
1989: Les Morts de la Seine
1991: Prospero's Books
1993: The Baby of Mâcon
1995/96: The Pillow Book
1998/99: 8 1/2 Women
2003 The Tulse Luper Suitcases - Part I: The Moab Story
2003 The Tulse Luper Suitcases - Part III: From Sark to
Finish
2004 The Tulse Luper Suitcases - Part II: Vaux To The Sea
163
// PETER GREENAWAY
THE TULSE LUPER SUITCASES
PART I: THE MOAB STORY
Peter Greenaway
Tulse Luper, ein Schriftsteller und Maler, verbringt die meiste Zeit seines Lebens in Gefängnissen. In der Geschichte tauchen insgesamt 16 Gefängnisse auf, das erste in Südwales. Im Alter von 10 Jahren wird Luper Stunden lang von
seinem Vater wegen einer zusammengefallenen Ziegelwand in einem Kohleschuppen eingesperrt. Luper hatte nach
einem wilden Lauf durch einen Gartenweg seinen Namen auf die bröckelige Wand geschrieben, die daraufhin
umfiel. Zwölf Jahre später, 1938 in Moab, Utah, wird Luper wegen seiner Verbindung zu einer deutsch-amerikanischen Familie von Kriegsprofiteuren festgenommen, die auf dem Weg nach Europa ist. Vier von Luper faszinierte
Mitglieder dieser Familie fungieren als seine Gefängniswärter, während andere wegen ihres starken Interesses an
Uran die nächsten zehn Jahre lang in ganz Europa unterwegs sind. Bevor er in Hongkong und Kyoto auftaucht wird
Luper in den Jahren des kalten Krieges in Moskau und Sibirien gefangen gehalten. In den 80er Jahren wird er sehr
wahrscheinlich in Beijing (Peking) und in Schanghai gesehen. Seine letzte Spur verliert sich in der manschurischen
Wüste.
Luper lernt seine Zeit im Gefängnis zu nutzen, indem er auf die Zellenwände schreibt, Literatur-, Theater-, Filmund Kunstprojekte entwirft und indem er sich mit seinen Gefängniswärtern auf alle möglichen Komplotte, Intrigen
und Abenteuer einläßt. Obwohl sie eigentlich frei sind, sind Gefängniswärter aufgrund ihrer Verantwortung zugleich
Gefangene ihrer Gefangenen. Diese Verbindung zwischen Gefängniswärtern und Gefangenen durchdringt das Projekt
und stellt einen Großteil seiner Dramatik dar.
Tulse Luper, a writer and a project-maker, is caught up in a life of prisons. There are a total of sixteen prisons in the story starting in
South Wales, when Luper is ten years old, locked up for three hours by his father in a coalhouse for running the gauntlet of a series of
backyard gardens to sign his name on a crumbling brick wall that collapses. Twelve years later in 1938 in Moab, Utah, Luper is arrested
through his contact with an American-German family about to travel to Europe to engage exploitatively in the Second World War. Four
members of this family, deeply fascinated with Luper, will act as his jailers, with others interested in uranium, around Europe for the
next ten years. In the Cold War years he is imprisoned in Moscow and Siberia, before appearing in Hongkong and Kyoto. In the 1980s
Luper was apparently sighted in Beijing and in Shanghai. He was last seen in a Manchurian desert.
Luper learns to use his prison time, writing on the prisons walls, inventing projects in literature, theatre, film and painting, and
engaging with his jailers in all manner of plots, schemes and adventures. Because of their responsibilities, jailers are as much prisoners of
their prisoners as they are freemen, and this connection of jailer and prisoner permeates this project and provides a great deal of its
drama.
// Großbritanien/Spanien/Italien/Luxemburg/Niederlande/Russland/Ungarn, 2003, 127 min
// Distribution: Kasander Film, Amsterdam
164
// WERKSCHAU // PRESENTATION
THE TULSE LUPER SUITCASES
PART II: VAUX TO THE SEA
Peter Greenaway
Tulse Luper führt seine Abenteuer als Profi-Gefangener weiter. Zu Beginn des Krieges wird er von seinen Gefängniswärtern auf das von Deutschen besetzte Chateau von Vaux im Norden von Paris mitgenommen. Dort verbringt er
seine Tage mit drei Frauen, die Faschisten lieben, einem deutschen Offizier, der den hochfliegenden Plan hat, die
Geschichte von Fouquet und Louis XIV. neu zu schreiben, und mit Charlotte des Arbres, einer großartigen Liebesgeschichtenerzählerin, die Sehnsucht nach ihrem spanischen Liebhaber hat. Durch seine Beteiligung an Raub und
Mord wird Luper von Vaux vertrieben, um im Arc en Ciel Kino in Straßburg eingesperrt zu werden, wo er Filme über
Gefängnisse und Gefängnisausbrüche sammelt. Er überlebt dort die alliierte Bombardierung und freundet sich mit
zwei französischen Kindern an, die ihn auf mysteriöse Weise nach Dinard an der französischen Küste zaubern. Dort
findet er sich in einem bürgerlichen Haushalt mit einer Mutter wieder, die Porzellanhunde liebt und die Heldinnen
Ingres imitiert. Ihr Mann, Anatom, ist von seiner jüdischen Geliebten besessen, die in ein Konzentrationslager verschickt wurde. Auch wird er von seiner Haushälterin mit sexuellen Ambitionen verfolgt. Hier ist Luper verpflichtet,
sich als Dienerin zu kleiden, als lebendes Modell zu posieren, die Kinder Englisch zu lehren und ihnen beizubringen,
wie man in der Not überlebt. Das Chateau, das Kino und der bürgerliche Haushalt, Vaux, Straßburg, Dinard: drei
Gefängnisse in Nordfrankreich. Eigentlich physikalisch präsent genug, aber eher metaphorisch die Gefängnisse der
klassischen Literatur, der cineastischen Träume und der beengten bürgerlichen Klaustrophobie.
Tulse Luper continues his adventures as a professional prisoner. Taken by his jailers at the outbreak of war to the German-occupied
chateau of Vaux, north of Paris, he becomes involved in the lives of three Fascist-loving women, a German officer with grand designs of
reversing the history of Fouquet and Louis XIV, and Charlotte des Arbres, a great teller of love stories, pining for her absent Spanish
lover. Involved in theft and murder, Luper is driven away from Vaux to be imprisoned in the Arc en Ciel Cinema in Strasbourg where he
collects films of prisons and prison-escapes, survives Allied bombing and is befriended by two French children who spirit him mysteriously
away to Dinard on the French coast to a bourgeois household of a china-dog loving mother who impersonates Ingres heroines, and an
anatomist father who is obsessed with his Jewish lover exiled to a concentration camp and persecuted by a sexually ambitious housemaid.
Here Luper is obliged to dress as a female servant, pose as a life model and teach children English and the means to survive adversity.
Chateau, cinema and bourgeois household, Vaux, Strasbourg, Dinard, three prisons in Northern France, physical enough, but more significantly metaphorical, the prisons of classic literature, of cinematic dreams and of stifling bourgeois claustrophobia.
// Großbritanien 2004, 108 min
// Distribution: Kasander Film, Amsterdam
165
// PETER GREENAWAY
THE TULSE LUPER SUITCASES
PART III: FROM SARK TO FINISH
Peter Greenaway
Tulse Luper ist auf der Paradiesinsel Sark gestrandet und verbringt die nächsten drei Monate im selbst gewählten
Gefängnis am idyllischen Strand, bis er durch ein eifersüchtiges Schwesterntrio an die Deutschen verraten wird. Verfolgt von einem Kopfgeldjäger flüchtet er nach Barcelona, um die lesbische Ehe zwischen der Frau eines Gefängniswärters und der Geliebten eines anderen Gefängniswärters zu unterstützen und zu beschützen. Er wird in die Rolle
eines Liftboys im Mole Antonelliana gezwungen und so in das Leben und die Geheimnisse der Bürger des von italienischen Faschisten belagerten Turin eingeweiht, zu denen auch Primo Levi gehört. In Venedig ertränkt er seinen
Gefängniswärter Zeloty. In Rom wird er schließlich zum Geliebten seines Wärters Lephrenic, der an einer Uranvergiftung stirbt. Er entkommt in Richtung Norden nach Budapest, wo er zwei Leichenhausgehilfen bei ihrer selbstauferlegten Pflicht hilft, Leichen von Juden aus der Donau zu bergen. Dort trifft er Raoul Wallenberg und wird 1965 an
einem Grenzposten an der deutsch-deutschen Grenze 1965 festgenommen. Ein wilder, Schach spielender russischer
Oberst und seine Frau berauben ihn seiner Freiheit. Die Frau verlangt Geschichten von ihm, die Luper in Manier der
Scherherazade liefert. Vor seiner Flucht verfasst er auf diese Weise eine neue Sammlung europäischer Geschichten
aus 1001 Nacht. Mit seinen Abenteuern wächst Lupers Ansehen als Schriftsteller und Sammler. Die zweiundneunzig
mit seinem Leben verbundenen Koffer werden in einer großen Ausstellung gezeigt, als deren Höhepunkt der 92. Koffer offiziell ausgepackt wird. Er enthüllt einen kunstvollen Schwindel, der vermuten lässt, dass Luper nie die Existenz hatte, die er gehabt haben sollte, sondern dass er vielleicht schon als Kind mit zehn Jahren bei einem Unfall
ums Leben kam und dass sein langes Leben eventuell nur eine kunstvolle Fiktion gewesen sei; die Martino Knockavelli, sein Freund aus Kindertagen aus Schuld und Liebe geschaffen hat.
Tulse Luper is shipwrecked on the paradise island of Sark and spends three months in self-imposed imprisonment on an idyllic beach
until betrayed to the Germans by a trio of jealous sisters. Pursued by a bounty-hunting jailer, he escapes to Barcelona to support and protect the lesbian marriage between one jailer's wife and another jailer¹s mistress. He is a coerced lift-boy in the Mole Antonelliana, privy
to the lives and secrets of Italian Fascist-beleaguered citizens in Turin, including Primo Levi. He is in Venice where he drowns his jailer
Zeloty, and in Rome where he finally becomes his jailer Lephrenic¹s lover who is dying of uranium poisoning. He escapes north to
Budapest to assist two mortuary attendants in their self-imposed task of dragging Jewish corpses from the Danube, where he meets Raoul
Wallenberg, and then he is imprisoned on a checkpoint-post bridge on the East-West German border in 1965, blackmailed for his freedom
by a ferocious chess-playing Russian Colonel and his wife who demands stories that, Scherherazade-like, Luper supplies before escaping
when he has completed a new collection of tales for 1001 European Nights. Paralleling his adventures, Luper's reputation as a writer and
as a collector grows, and the 92 suitcases associated with his life are presented in a grand exhibition that culminates in the official
unpacking of his 92nd suitcase that reveals an elaborate hoax that implies that Luper may never have had the existence he is supposed to
have had, but may have been killed in a childhood accident when he was ten years old, and his long life could have been an elaborate fiction created in love and guilt by his childhood friend, Martino Knockavelli.
// Großbritanien/Spanien/Niederlande 2003, 105 Min
// Distribution: Kasander Film, Amsterdam
166
// WERKSCHAU // PRESENTATION
PRÄSENTATION KONGRESS:
GOLD EXHIBITION - EXHIBITION IN DEVELOPMENT
Peter Greenaway
Fotos: Bolzano-Gold © Intuit Pictures - Istvan Horkay 2004.
Peter Greenaway hat Geschichte und Hintergrund der 92 Goldbarren in seinem Roman >GOLD< aufgegriffen:
während des Holocaust wird Goldbesitz jüdischer Familien zu 92 Goldbarren zusammengeschmolzen. Die Geschichten
über dieses Gold und eine Reise durch 92 Städte von Bolzano bis Baden-Baden, deren Namen mit dem Buchstaben >B<
beginnen, sind Ausgangspunkte einer Ausstellung mit dem Titel >Gold<. Die Ausstellung >Gold< beruht auf Filmgeschichten von Peter Greenaway. Diese Geschichten über jüdische Familien während des Holocaust werden durch viele
Objekte und Artefakte, durch Texte, durch Fotos, durch Effekte und Projektionen dargestellt; sie verwandeln das
Museumsumfeld in ein >Filmset< / einen >Drehort<, in den/das man hineinversetzt wird.
Das Ausstellungsdesign beruht auf den Ideen Peter Greenaways, dessen Ausstellungen international Beifall finden.
Zusätzlich beauftragen wir talentierte junge ortsansässige oder nationale Künstler, Greenaways Kuratorenarbeit zu
ergänzen und zu erweitern. Diese Ausstellung, die auf Greenaways Fiktion beruht, soll in einigen europäischen Städten gezeigt werden, in denen die Geschichte der Juden in Europa noch spürbar ist. Blickpunkte sind die Diaspora, das
Alltagsleben der wandernden jüdischen Familien, die tägliche Realität gewöhnlicher Diskriminierung und der groteske abstoßende Holocaust in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts. Zur Zeit sind diese Städte Amsterdam,
Berlin, Warschau, Budapest, St. Petersburg und Tel Aviv. Die Fiktion der Ausstellung ist Ausgangspunkt für die Öffnung >offizieller< und >informeller< jüdischer Archive um ihren Inhalt digital zu erschließen. Dies geschieht in
enger Zusammenarbeit mit örtlichen und nationalen jüdischen Organisationen und jüdischen Kulturinstitutionen.
Die digitalisierte Information über das Kulturerbe wird dem Publikum über mehrere Websites präsentiert (eng vernetzt mit den Websites der an dem Projekt beteiligten Museen). Starkes Gewicht wird gelegt auf Aspekte der
Geschichte und Kommunikation, die besonders das jüngere Publikum ansprechen; darüber hinaus werden wir dieses
jüngere Publikum sogar aktiv an der Forschung und der Ausstellung beteiligen, indem wir die Geschichten einbeziehen, die ihnen ihre Eltern und Großeltern über ihre Familiengeschichte erzählt haben. Die Websites werden Sammlungen der persönlichen Geschichte jüdischen Familienlebens in Europa sein.
The history and background of 92 gold bars has been turned into fiction by Peter Greenaway in his novel ›Gold‹: golden properties of
Jewish families are melted down to 92 gold bars during the Holocaust. The stories about this gold, and a journey along 92 cities with
names that begin with the letter ›B‹ - from Bolzano to Baden-Baden - are starting points for an exhibition named ›GOLD‹. The exhibition
›GOLD‹ is based upon the cinematographical stories by Peter Greenaway. These stories about Jewish families during the Holocaust are
visualised by many objects and artifacts, by texts, by photos, by effects and projections; transforming the museum environment into an
immersive ›film set‹.
The design of the exhibitions will be based on the ideas of Peter Greenaway, whose exhibitions are internationally acclaimed. In addition to this, we will also commission young, talented, local or national artists to attribute and expand Greenaway's curatorial work. We
aim to stage this exhibition, based upon Greenaway's fiction, in a number of European cities where the history of the Jewish people in
Europe is still tangible. We focus on the Diaspora, the daily life of the drifting Jewish families, the daily reality of average discrimination
and the grotesque, revolting Holocaust in the 30's and 40's of the 20th century. Currently these cities are: Amsterdam, Berlin, Warsaw,
Budapest, St. Petersburg and Tel Aviv. The fiction of the exhibition is starting point for opening up ›official‹ and ›informal‹ Jewish
archives to disclose their contents digitally. This in close cooperation with local and national Jewish organisations and Jewish cultural
institutions. The digitised cultural heritage information will be presented to the audience using multiple websites (closely related to the
websites of the museums involved in the project). A strong focus will be on aspects of history and communication that appeals a younger
audience, more so we will involve this young audience actively in the research and the exhibition by including the stories that their parents and grandparents told them about their family history. The websites will collect the personal history of Jewish family life in Europe.
// Co-Producers: Kees Kasander, Sandor Söth, Antoinette te Pask
167
// PETER GREENAWAY
THE TULSE LUPER NETWORK
Peter Greenaway
›The Tulse Luper Network‹ ist Teil des Tulse Luper Suitcases Projekts. Ziel
des Tulse Luper Netzwerks ist es, vor dem Hintergrund von Teilen der
Geschichte des 20. Jahrhunderts das Leben und Werk Tulse Lupers zu rekonstruieren. Es soll ein veritables Netzwerk geschaffen werden, das sich zu
einer riesigen Online-Sammlung von Gestaltungskompetenz, Wissen,
Geschichte etc. entwickelt. Wir fordern die Öffentlichkeit zur Teilnahme auf
um dieses Ziel zu erreichen.
›The Tulse Luper Network‹ is part of the Tulse Luper Suitcases project. The aim of the
Tulse Luper Network is to reconstruct the life and works of Tulse Luper set against the
background of part of the 20th century history. Our ambition is to create a veritable network that will grow into a vast online collection of design skills, knowledge, history, and
so on. To attain this goal we invite the public to participate.
// Coordination: Marc Thelosen
// Design, Development: Willy Rasenberg
168
// MEDIA LOUNGE
// MEDIA LOUNGE
// PROJECTS
CCITYV
Ein Projekt über die Überwachung per Kameras in den Städten von Stanza (GB)
Die dauernde Beobachtung der Städte der Welt. Der emotionale Status der Metropolen. Ein Projekt über die versteckte Überwachung . Ausgewählte Webcam-Bilder werden von Städten aus der gesamten Welt in Echtzeit ausgewählt. Diese Echtzeit-Bilder werden in ein Software-System eingegeben, in dem eine Reihe spezialisierter Kanäle
diese Bilder überarbeiten. Die Kanäle sind immer an, und immer wechselnd, ein dauernd sich ändernder und evolvierender Blick auf Weltstädte. Er benutzt speziell hergestellte Software und Technologie, um den Globus zufällig zu
bereisen und die Bilder der Kameras zu integrieren. Die Bilder werden zufällig von Live-Webcams rund um den Globus in Echtzeit aufgenommen und werden für immer evolvieren (oder bis die Kamera kaputt geht). Dies ist niemals
das Gleiche, immer anders....für immer. Die Kanäle sind immer an und immer wechselnd, ein dauernder Blick auf
die sich rund um die Uhr verändernde und evolvierende Welt.
Stanzas ›Global: Never the same again always different....Forever‹ ist ein Echtzeit-Web-Artefakt.
STANZA ist ein britischer Künstler, der sich auf Net-Kunst, Multimedia und elektronische Musik spezialisiert hat.
www.stanza.co.uk
Constantly monitoring the cities of the world. The emotional state of the metropolis. A project about the submergence of surveillance.
Selected webcam feeds are collected from cities around the world in real time. These real time images are fed into a software system where
a series of specialised channels rework these images. The channels are always on, and always changing, a constant view of world cities
changing and evolving around the clock. Uses specially created software and technology to randomly travel the globe and integrate the
images from the cameras. The images are taken from live webcams around the world-wide randomly in real time and will evolve forever
(or until the cameras break).This is never the same again always different....forever. The channels are always on, and always changing, a
constant view of the world changing and evolving around the clock.
Stanza's ›Global: Never the same again always different....Forever‹ is a real time web artefact.
STANZA is a British artist who specialises in net art, multimedia, and electronic music.
// www.thecentralcity.co.uk/ccityv
170
// MEDIA LOUNGE
SOMEWHERE BETWEEN HERE AND THERE
/ NARRATIVAS CONTADAS NARATIVAS VIVIDAS
Über die Suche nach kultureller Identität von Alicia Felberbaum (GB)
Alicia Felberbaum ist eine in Argentinien geborene Künstlerin, die in London lebt und arbeitet. Als Stipendiatn
von NESTA hat Somewhere Between_Here and There, Narrativas Contadas_Narrativas Vividas konzipiert. Ihre Arbeit
ist sehr in ihre persönlichen Erfahrungen als Emigrant eingebettet und reflektiert die komplexe Thematik der Identitäten, ihre Konstruktion und ihre Vielzahl.
Zusammen mit einem argentinischen IT-Team begann sie, dieses Projekt zu produzieren, das den Versuch macht,
Grenzen zwischen Kunst und sozialem Dokument zu verwischen und gleichzeitig die Kultur von Material aus verschiedenen Disziplinen und digitalem Prozess zu untersuchen.
Um dieses zu untersuchen, wurden verschiedene Personen interviewt. Geschichten über ihre Reisen, in denen sie
nach der Erfüllung ihrer Wünsche und vielleicht das Versprechen eines besseren Lebens suchten, wurden gesammelt,
fragmentiert und in die interaktive Arbeit eingebettet.
Alicia Felberbaum, is an Argentinean born artist, who lives and works in London. As a NESTA Fellow she has conceived, wrote and is
currently directing Somewhere Between_Here and There, Narrativas Contadas_Narrativas Vividas. Her work is very much embedded in
her personal experience as a migrant and through reflecting on the complex thematic of identities, their constructions and multiplicity.
Joined by an Argentinean IT team, they embarked to accomplish this project that attempts to blur boundaries between art and social
document as well as exploring the culture of cross-disciplinary material and digital process.
In order to explore those issues, different people were interviewed. Stories about their journeys in pursued for the fulfilment of their
desires and possibly the promise of a better life were collected, fragmented and embedded within the interactive work.
// Director, author: Alicia Felberbaum
// Team: ar-t-uk
// http://narrativas.aliciafelber.com
171
// PROJECTS
POST-AUDIO NET LAB
Ein Net Lab über die Musikkultur der Gegenwart von Agencetopo (CDN)
Inspiriert durch die Zirkulation der Musikträger, seinen ikonografischen
Markern und seiner sich wiederholender Darstellung: (CDs, Schallplatten,
Flyer), Post-Audio NetLab ist ein Raum der Interaktionen, des Auswechselns
und der Sozialisation, der fiktiv die Verfahrensregeln der heutigen Musikkultur simuliert. Der Ausgangspunkt ist eine erfundene Kollektion von mehr
als 400 Alben-Covern, von denen jedes mit einer Musikrichtung, Texten und
Kurzvideos verbunden ist, was es dem Anwender erlaubt, Post-Audios fiktives
Universum zu betreten. Zahlreiche interaktive Module - Zuhören, Mischen
und das Wechseln zwischen den Räumen - stehen dem Benutzer zur Verfügung, der die virtuellen Alben bearbeiten kann, der die vorgeschlagenen
Musikstücke abmischen kann, der seine eigenen musikalischen Kompositionen kreieren kann oder der Texte, Musik, Kommentare und Information in
einem Forum austauschen kann.
www.Agence Topo.qc.ca: AGENCE TOPO ist ein von Künstlern geführtes Zentrum, dessen Ziel die Kreation, die Produktion, die Verbreitung und die Verteilung von multimedialen, unabhängigen Kunstwerken ist.
Inspired by the musical object's modes of circulation, its iconographic markers and its
serial representations: (CDs, vinyls, flyers), Post-Audio NetLab is a space of interaction,
exchange and socialisation that fictionally simulates the codes of today's music culture.
The starting point is an invented collection of over 400 album covers, each one of which is
associated with a musical style, texts and short videos, which allow one to enter PostAudio's fictional universe. Various interactive modules - listening, mixing and exchange
rooms - are made available to the users who can handle the virtual albums, remix the proposed musical tracks, create their own musical compositions, or exchange texts, music,
comments and information in a forum.
www.Agence Topo.qc.ca: AGENCE TOPO is an artist-run centre dedicated to the creation,
production, dissemination and distribution of multimedia independent artworks.
// Directors: Gennaro De Pasquale, Michel Lefebvre
// www.agencetopo.qc.ca/postaudio
172
4-8AM
Short Stories
von Christophe Maillard (B)
Dies ist eine Sammlung kurzer
Animationen, die ich ganz allein
gefertigt habe. Dieses Projekt gab
mir die Möglichkeit, einige Soundtracks, Fotografien und Produktionen anzufertigen, mit dem Ziel,
Geschichten voller Atmosphäre zu
schaffen. Das Ergebnis ist lyrisch,
fremd und komplex in einigen
Aspekten. Auf diese Art und Weise
möchte ich fortfahren, mich, mit
welchem Medium auch immer, zu
entwickeln.
CHRISTOPHE MAILLARD, *1977 in Belgien.
This is a collection of short animations
I have done entirely on my own. This project gave me the opportunity to make some
soundtracks, photography and production,
with the aim to build stories full of atmosphere. The result is lyric, strange and complex in some aspects. This is the way I
would like to continue, to develop, whatever is the medium.
CHRISTOPHE MAILLARD, * 1977 in Belgium.
// Christophe Maillard
// www.4-8am.com/
// MEDIA LOUNGE
THE MAKING OF BALKAN WARS: THE GAME
Personal Cinema
›The Making of Balkan Wars: The Game‹ ist ein Projekt, das sich auf die
sozialen und kulturellen Angelegenheiten der Balkanhalbinsel und auf die
Schaffung eines Netzwerkes zwischen Künstlern, Kunstkritikern, Dichtern
und Kuratoren aus Südosteuropa konzentriert. Das Projekt wirkt dem durch
die Medien geliefertem Sensationsspektakel des Krieges entgegen, indem es
Stereotypen abbaut, sich auf die Entzerrung von Identitäten konzentriert
und die vorherrschende Erklärungslogik überarbeitet. Der Projektknotenpunkt ist ein Multiuser-3D-Videospiel, das Videos, Klänge, Bilder und Texte
beinhaltet, die von mehr als 50 Künstlern beigesteuert wurden, die sich mit
der Landschaft und dem Leben auf dem Balkan auseinandersetzen. 20 verschiedene Räume formen ein imaginäres Einkaufszentrum, welches eigentlich eine Elevation sozialer, historischer und kultureller Teile des Balkans
ist. Die Spieler sollen ihre eigenen Avataren erschaffen, die sich auf Charakteren des Balkans beziehen, miteinander agieren kommunizieren können.
Durch die Bewegung durch die Räume entdecken die Spieler, dass ihr Verhalten ihr Maß der Anteilnahme in dieser simulierten Balkanwirklichkeit definiert. Sie stellen fest, dass das Spiel auf dem Maß der Balkanisierung (und
Debalkanisierung) fußt und dass sie gefordert sind, das Gleichgewicht zu
erhalten, um weitermachen zu können.
›The Making of Balkan Wars: The Game‹ is a project focused on the social and cultural
issues of the Balkan Peninsula and on the creation of a network between artists, art critics, writers and curators from South eastern Europe. The project counteracts the sensational spectacle of war presented by the media by deconstructing stereotypes, focusing on
the distortion of identities, and revising the dominant logic of explanation. The central
node of the project is a multi-user, 3D video game which hosts videos, sounds, images and
texts contributed by more than 50 participant artists who look into the Balkan territory
and way of life. 20 different spaces shape an imaginary shopping mall, which is actually
an elevation of social, historical and cultural elements of the Balkans. The players are
asked to form their own avatars that refer to Balkan characters, interact and talk with
each other. Moving within the space the players discover that their behaviour define their
degree of participation in this simulated Balkan reality. They realise that the game play is
based on the variable of Balkanisation (and de-balkanisation) and keeping the balance is
what they are asked to do in order to go on.
WYHIAYG:
WHAT YOU HEAR
IS ALL YOU GET!
von Michael Aschauer,
Maia Gusberti, Nik Thoenen (A)
wyhiayg dreht das wysiwyg-Paradigma um: what you hear is all you
get! (was du hörst, ist alles was du
kriegst!) und das was sie hören
macht poetisch hörbar, was normalerweise unsichtbar ist, aber stumm
das medium definiert: der nackte
code. haben sie jemals der quelle
ihrer eigenen webseite zugehört?.
wyhiayg ist ein web-code-leser.
geben sie die URL irgendeiner webseite ein und sie erhalten den HTML
quellcode als mp3-decodiert vorgelesen.
wyhiayg turns the wysiwyg-paradigm
upside down: what you hear is all you get!
and what you hear makes poetically audible, what is usually unseen but silently
determines the media: the plain code. have
you ever listened to the source of your own
website.
wyhiayg is a web-code-reader. enter the
URL of any website and you will receive a
mp3-encoded reading of its HTML-sourcecode.
// www.wyhiayg.net/
// Personal Cinema
// www.balkanwars.net
// www.personalcinema.org
173
// PROJECTS
LAGOS WIDE AND CLOSE
DVD von Bregtje van der Haak (NL)
Die interaktive DVD bietet aus unterschiedlichen Perspektiven Einblicke in eine der Megastädte des 21. Jahrhunderts. Dokumentation über ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Rem Koolhaas.
Weil Filmen in Nigeria lange Zeit nur eingeschränkt möglich war, gibt es nur wenige Bilder von Lagos. Basierend
auf der Forschung durch das Harvard Projekt über die Stadt, unter der Regie von Rem Koolhaas, zeigt diese DVD ein
einzigartiges Engagement über eine wenig dokumentierte Stadt, die unzählige Perspektiven von flüchtigen Momenten in seiner Entwicklung einfängt. Während Koolhaas die Muster von Lagos aus der Ferne betrachtete und dann auf
die Details zoomt, beginnt Van der Haak von innen, und persönliche Begegnungen geben langsam Anhaltspunkte, um
das ganze Bild zu entziffern.
BREGTJE VAN DER HAAK ist Politikwissenschaftlerin, Journalistin und dokumentarische Filmemacherin. Nach dem
Abschluss an der University of Amsterdam in Politikwissenschaft (1990) und Rechtswissenschaft (1992) studierte sie
an der Columbia University School of Journalism. Sie begann ihre Karriere im Fernsehen in der ›Charlie Rose Show‹
und als Produzent von RTL News in New York. Ihre Arbeit wurde auf internationalen Dokumentationsfestivals in
Marseille, Amsterdam, Sydney, Berlin und New York gezeigt.
REM KOOLHAAS ist Mitbegründer und Leiter des Office for Metropolitan Architecture (OMA), dessen jüngsten Gebäude die niederländische Botschaft in Berlin, ein Campuszentrum an der Illinois Institute of Technology, die Seattle
Public Library und die Casa da Musica in Porto einschließt. Zur Zeit ist OMA für China Central Television (CCTV) in
Beijing damit beschäftigt, einen neuen, 575.000 m² großen Hauptsitz zu bauen. Als Professor an der Harvard University Graduate School of Design initiierte Koolhaas das Project on the City, ein Forschungsprogramm, das die wechselnden urbanen Bedingungen rund um den Globus untersucht.
An interactive journey into an exploding city
Because filming has long been restricted in Nigeria, few images of Lagos exist. Based on research by the Harvard project on the City
under the direction of Rem Koolhaas, this DVD represents a unique engagement with a hardly documented city, capturing multiple perspectives of a volatile moment in its evolution. If Koolhaas looked at the patterns of Lagos from afar and then zoomed in on the details,
Van der Haak started from within, letting personal encounters gradually reveal clues for deciphering the larger picture.
BREGTJE VAN DER HAAK is a political scientist, journalist, and documentary filmmaker. After graduating from the University of Amsterdam with degrees in political science (1990) and law (1992), she studied at the Columbia University School of Journalism. She started her
career in television at the ›Charlie Rose Show‹ and as a producer for RTL News in New York. Her work has been shown in international
documentary festivals in Marseilles, Amsterdam, Sydney, Berlin, and New York.
REM KOOLHAAS is co-founder and leader of the Office for Metropolitan Architecture (OMA), whose recent buildings include the Netherlands Embassy in Berlin, a campus centre at the Illinois Institute of Technology, the Seattle Public Library, and the Casa da Musica in
Porto. Currently OMA is engaged in a new, 575,000 m² headquarters for China Central Television (CCTV) in Beijing. As a professor at the
Harvard University Graduate School of Design, Koolhaas initiated the Project on the City, a research program investigating changing
urban conditions around the world.
// www.submarinechannel.com/shop
174
// MEDIA LOUNGE
[7SONS]
Eine nonlineare und interaktive Dokumentation von Florian Thalhofer (D) und Mahmoud Hamdy.
Eine nichtlineare und interaktive Dokumentation von Florian Thalhofer und Mahmoud Hamdy. Darsteller sind
Kamele, Sand, Sheik Suellim und seine sieben Söhne. ›Sheik Suellim hat sieben Söhne‹ sagt Maher stolz. ›Sieben
Söhne, und keine Tochter?‹ wundere ich mich. ›Sieben Söhne,‹ antwortet Maher, ›und weiter sechs Töchter.‹ Florian
Thalhofer aus Berlin und Mahmoud Hamdy aus Kairo treffen die Beduinen in der Sinai, nahe der von Israel besetzten Gebieten. Berlin trifft Kairo trifft die Beduinen - einschließlich einer Sharia-Gerichtsverhandlung. [7sons] wurde
im Sommer 2003 mit Hilfe des Goethe-Instituts, Kairo gedreht.
[7sons] wurde mit dem [Korsakow-System] gefertigt. Eine benutzerfreundliche Software, die von Florian Thalhofer
und Prof Willem Velthoven in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule Berlin entwickelt wurde.
www.korsakow.org
Dieses Projekt wäre nicht, was es ist, ohne die Musik von: Dictaphone | Ming | SchneiderTM | Neoangin | Adult |
Johnny Cash | Tigrics | Zweiraumwohnung | Laub | Arovane | Isan | Apex Twin | ISO68 | Beck
MAHMOUD HAMDY arbeitet als Designer und Künstler in Kairo. Zusammen mit Freunden von der Kunstschule sind
sie: www.fileclub.org
FLORIAN THALHOFER lebt und arbeitet in Berlin.
Translation: Sophie Zeitz, Sarah Raga'ei, Liza Stewart, ...
A non-linear and interactive documentary by Florian Thalhofer and Mahmoud Hamdy. Featuring Camels, Sand, Sheik Suellim and his
seven sons. ›Sheik Suellim has seven sons‹ Maher says proudly. Seven Sons, and not one daughter? I wonder. ›Seven sons,‹ Maher replies,
›and further more six daughters.‹ Florian Thalhofer from Berlin and Mahmoud Hamdy from Cairo met the Bedouins in the Sinai, close to
the territories occupied by Israel. Berlin meets Cairo meets the Bedouins - inclusive a sharia-court-case. [7sons] was made in summer
2003 with the support of the Goethe-Institute, Cairo.
[7sons] was done with the [korsakow-system]. An easy to use software that is being developed by Florian Thalhofer and Prof Willem
Velthoven in co-operation with the University of the Arts, Berlin.
www.korsakow.org
This Project would not be, what it is, without the music of: Dictaphone | Ming | SchneiderTM | Neoangin | Adult | Johnny Cash |
Tigrics | Zweiraumwohnung | Laub | Arovane | Isan | Apex Twin | ISO68 | Beck
MAHMOUD HAMDY is working as a designer and artist in Cairo. Together with a group of friends from artschool they are:
www.fileclub.org
FLORIAN THALHOFER lives and works in Berlin.
// http://7sons.thalhofers.net
// www.7sons.com/
175
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
// VORWORT / PREFACE
Das StudentForum ergänzt das EMAF-Programm mit
einer Auswahl sehenswerter studentischer Arbeiten aus
aller Welt, die einen Einblick in die aktuellen Wege der
Medienkunst geben.
In addition to this years EMAF programme the StudentForum presents a worthwhile election of student
works from all over the world which gives insight in current ways in media art.
MEDIA ACADEMIES
HOCHSCHULTAG. Der Hochschultag bietet die Möglichkeit, sich über einige nationale/ internationale Studiengänge und Hochschulen im Bereich Medien zu informieren.
Neben Prof. Bjørn Melhus und Prof. Joel Bauman von
der Kunsthochschule Kassel, dem diesjährigen Kooperationspartner, präsentiert sich der Kreativ-Pool ›desFilmeurs‹ der Universität Osnabrück, mit aktuellen Arbeiten. Prof. Hanno Baethe stellt neben dem Fachbereich
Medien und Design der FH Hannover u.a. studentische
Arbeiten wie die Filme NEVER, sowie das HAPPY-LIFEInternetportal und der sechsteiligen Arbeit WER IST
ALEX? vor. Professor Mischa Schaub schließt die Veranstaltung mit der Präsentation des virtuellen HYPERWERK- nomadix- Projektes der FHBB Basel.
UNIVERSITY OPEN DAY. The University Open Day gives the
chance to obtain information about numerous national/ international degree programmes in the field of media.
Besides Prof. Bjørn Melhus and Prof. Joel Bauman from the
Kunsthochschule Kassel, this years' co-operative partner, the creative-pool ›desFilmeurs‹ from the University Osnabrück will present itself. Prof. Hanno Baethe presents the faculty media and
design from the FH Hannover besides the film NEVER, the HAPPYLIFE- Internetportal and the six student works called WER IST
ALEX? Prof. Mischa Schaub closes with the presentation of the virtual HYPERWERK- nomadix- project from the FHBB Basel.
FILM AND VIDEO
POMMES MIT SAHNEHÄUBCHEN fasst insgesamt neun
Arbeiten zusammen, die unterschiedlicher nicht sein
könnten. ›Ein Kessel Buntes‹, dessen Arbeiten ein breites
Spektrum im Umgang mit Medien und Themen bieten.
ANDERE ZEITEN befasst sich zum Großteil mit dem,
was der Titel schon aussagt: der medialen Auseinandersetzung mit dem Thema ›Zeit‹. Mal in Scheiben, geschüttelt, aber nicht gerührt...
RADIKAL MINIMAL demonstriert die minimalistischen Aspekte der Video-Kunst.
178
POMMES MIT SAHNEHÄUBCHEN includes nine works which
could not distinguish more from each other. A Potpourri of dealing
with media and matters on a wide scale.
ANDERE ZEITEN the largest part of this film slot deals with the
matter of time, in slices, shaken but not stirred...
RADICAL MINIMAL demonstrates the minimalistic aspects of
video-arts.
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
LOUNGE
Zusätzlich zu den Filmprogrammen bietet das StudentForum in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit, im
Rahmen einer Lounge Filme zu sehen, die aus technischen oder inhaltlichen Gründen nicht in eines der drei
Programme integriert werden konnten. Die Arbeiten
werden in Schleife gezeigt, so dass Interessierte jederzeit
in gemütlichem Ambiente Platz nehmen und einsteigen
können.
In addition to the film programmes, the Student Forum offers
the opportunity to watch films that did not match the criteria in
terms of content or format within a lounge. In this comfortable
environment the works are shown in a loop, so people can take a
seat and watch at any time.
EXHIBITION // HELDEN DER KÜNSTE
Schon zum zweiten Mal präsentiert das StudentForum
eine eigenständige Ausstellung im ehemaligen DGB
Gebäude am Neuen Graben.
Im Erdgeschoss werden unter dem Label >>Helden der
Künste<< neun Installationen von internationalen studentischen Künstlern präsentiert. Die 1. und 2. Etage
hingegen wird von Studierenden des diesjährigen Kooperationspartners, der Kunsthochschule Kassel, als
WORKSPACE gestaltet.
Already for the second time the StudentForum presents an independent exhibition in the former DGB building at the Neuer
Graben.
In the ground floor nine installations form international student artists will be shown under the label ›Helden der Künste‹. On
the 1. and 2. floor, students from this years' co-operative partner,
the Kunsthochschule Kassel, will create their own WORKSPACE.
179
// HOCHSCHULTAG / UNIVERSITY OPEN DAY
FACHHOCHSCHULE HANNOVER
STUDIENRICHTUNG MULTIMEDIA DES
FACHBEREICHS DESIGN UND MEDIEN
Das Bewegbild gewinnt zunehmend eine Wichtigkeit
in der medialen Landschaft. Die Studienrichtung Multimedia beschäftigt sich mit der übergreifenden Gestaltung des Bewegbildes in linearen und nicht-linearen
interaktiven Produktionen. Das bewegte Bild taucht als
ergänzendes Medium verstärkt auf, z. B. als Element in
medien-tektonischen Umfeldern wie in Fassaden und
Innenwänden von Gebäuden. Es wird integriert in Theater- und Tanzinszenierungen. Produkte und ihre Bedienbarkeit werden immer mehr mittels Bewegbild, besonders in interaktiven Umgebungen, dargestellt. Besondere
Berücksichtigung finden medienspezifische Konzeption,
Produktion und Postproduktion, wie für Computerspiele,
Lernanwendungen, Filmwerbung, Image Filme, Fernsehdesign, Trailer, Opener, Videoclips und Dokumentarfilm.
Ein weiterer Schwerpunkt sind filmische Arbeiten als
Teil von komplexen Erlebniswelten, Unternehmenswelten, Ausstellungen, Events und Kongressen.
Die Ausbildung beachtet die Besonderheiten verschiedener Distributionskanäle wie Film- und Fernsehen,
Internet, DVD, PDA, Fahrgastfernsehen, Spielkonsolen.
The moving picture is gaining in importance on the media landscape. The discipline of Multimedia deals with the comprehensive
design of moving pictures in linear and non-linear interactive productions. The moving picture increasingly appears as a supplementary medium, e.g. as an element in media-tectonic surroundings,
such as in façades and the interior walls of buildings. It is integrated into theatre and dance performances. Products and their
usability are increasingly represented by means of moving pictures, in particular in interactive surroundings. Particular consideration is given to media-specific conception, production and postproduction, such as for computer games, learning programmes,
film adverts, image films, television design, trailers, openers, video
clips and documentaries. Another main aspect is film which works
as part of complex adventure worlds, business worlds, exhibitions,
events and congresses.
The course pays attention to the peculiarities of various different channels of distribution, such as film and television, internet,
DVD, PDA, passenger television and game consoles.
180
NEVER
Thomas Kiel, Nico Vogelsang
Was steht am Ende des Schönheitswahns? In dieser
›perfekten‹ Gesellschaft beschäftigt sich niemand mehr
mit dem anderen, da ja alle Menschen gleich aussehen
und es scheinbar auch sind. Da versuchen Einzelne
durch selbst zugefügte Makel aufzufallen. Dies wird
nach und nach zum Trend, den die Medien und die
Schönheitsindustrie aufgreifen und kanalisieren, bis am
Ende wieder alle gleich aussehen und nun der Einheitsmensch vom Anfang aus der Masse heraus sticht.
THOMAS KIEL, *1976 in Werne, studiert seit 2002 Multimedia an der FH Hannover Design und Medien.
NICO VOGELSANG,*1978, studiert seit 2002 Multimedia an
der FH Hannover Design und Medien.
Taking place in a ›perfect‹ future world, this music video
describes the effects of everyone being a flawless person: Interaction is futile, as everybody looks and is the same. This leads to
loneliness. Bored of this dull life, a few try to escape by making
themselves unique and interesting: they mess up their hair or
break their noses. Imperfection becomes a way of self-expression.
As more and more people ›get hurt‹, the media and beauty industry catch up with the trend, pushing it to the limit until, once
again, everybody looks and is the same.
THOMAS KIEL, *1976 in Werne, has been studying Multimedia at
the FH Hannover, design and media department, since 2002
NICO VOGELSANG, *1978 in Osnabrück, has been studying Multimedia at the FH Hannover, design and media department, since
2002
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
›HAPPY-LIFE‹ INTERNETPORTAL
Oliver Kästner, Dietmar Porgann
Bei dem ›Happy-Life‹-Portal handelt es sich um ein Internetportal, dass Links zu den Themen ›Geld sparen‹, ›Geld
verdienen‹ und ›Erfolgreich werden‹ anbietet. Dieses Portal stellt für den User also eine Linksammlung oder eine
Startseite dar, von der aus er zu Internetseiten mit Angeboten rund um die genannten Themen gelangt. Das Portal
erweckt den Anschein als stünde dahinter eine reale Firma, die mit den gelisteten Links und der Werbung hierfür
Geld verdient, wie es vergleichbare reale Portale auch tun. Es ist nicht offensichtlich, dass es sich hierbei um eine
studentische Arbeit mit einer bestimmten Intention handelt. Alles soll möglichst echt und glaubwürdig wirken. Die
Angebote und Seiten der Firmen hinter den Portal-Links sind zu einem Teil fiktiv und von uns erstellt. Wir bieten
hier auf einzelnen Internetseiten Produkte, Dienstleistungen oder Jobchancen an, die es nicht gibt und die stark
übertrieben ein Schlaglicht auf das Verhalten / die Posititon unserer Gesellschaft werfen sollen. Die Seiten wirken
dabei aber völlig real und glaubwürdig, alle folgen einer eigenen Firmen- und Gestaltungs-Philosophie, die dem jeweiligen Angebot und der Intention der vermeintlichen Firma dahinter entsprechen. Dazu stellen wir Links zu realen
Internetseiten, die ebenfalls Leistungen und Angebote zu den angesprochenen Themen anbieten. Durch die inhaltliche und gestalterische Nähe unserer fiktiven Angebote mit den realen, verwischt die Grenze zwischen Fiktion und
Realität. Unmögliches steht neben Möglichem, Unreales neben Realem. Dem Besucher wird vorenthalten, was echt
ist und was nicht. Das soll vor Augen führen, was gegenwärtig alles schon Realität ist und von den Betrachtern stillschweigend und ohne Nachdenken als Normal akzeptiert wird. Wünschenswert wäre nun, dass der Besucher der Seiten aktiv wird und versucht, mit dem vermeintlichen Anbieter in Kontakt zu treten. Sei es, weil er das Angebot
wahrnehmen möchte, oder weil er sich über die ›Unerhörtheit‹ des Angebots aufregt. Denn erst wenn er versucht,
Kontakt zu einer der fiktiven Firmen aufzunehmen, bekommt er eine Auflösung, die ihn über die Intention dieser
Seiten aufklärt.
OLIVER KÄSTNER, *1977 in Wolgast. DIETMAR PORGANN, *1971 in Minden. Beide Januar 2005 Abschluss zum Diplom Designer an der FH Hannover im Studiengang Multimedia.
The Happy-Life portal is an internet portal that offers links to the subjects ›Saving money‹, ›Earning money‹ and ›Becoming successful‹.
This portal provides users with a collection of links, or a home page, from which they can access internet sites containing all kinds of
offers linked to the above fields. The portal gives the impression that a real company is behind it that earns money for the links and
adverts it provides, as in the case with real portals. It is not clear that it is actually a work by students with a particular intention. The
whole thing should appear as real and credible as possible. The offers and web sites of the companies behind the portal links are partly
fictitious, invented by us. On various different internet sites we offer products, services and job opportunities that do not exist, and that
are intended to highlight the behaviour/position of our society. The web sites, however, look completely real and credible, with all of them
following their own company and design philosophy, corresponding to the particular offer and the intention of the supposed company. To
these we add links to real internet sites, that also offer services and products from the above-mentioned fields. Due to the closeness of
content and design of our fictitious offers with the real offers, the border between fiction and reality becomes blurred. The impossible
stands beside the possible, the unreal beside the real. Which are real and which are not is withheld from the visitor. This is to make us
aware of what already today is reality, which is silently accepted as normal by the beholder, without thinking. The ideal would now be
for the visitor to the sites to take the initiative and contact the supposed supplier. Perhaps in order to make use of the offer, or to let off
steam about the ›outrageousness‹ of the offer. It is only when he attempts to contact a fictitious company that he is enlightened with
regard to the intention of these web sites.
OLIVER KÄSTNER, *1977 in Wolgast, DIETMAR PORGANN, *1971 in Minden, made their final degree in Multimedia Design at the University
of Applied Sciences in Hannover in January 2005.
// www.happylifeportal.de
181
// HOCHSCHULTAG / UNIVERSITY OPEN DAY
›WER IST ALEX?‹
EXPOSÉ. ›Nächste Station: Alexanderplatz. Übergang zu den U-Bahnlinien 2, 5, 8 und zum Regional- und Fernverkehr. Ausstieg links.‹ Der Berliner Alexanderplatz - vorüberziehende Massen, unbestimmbares Rauschen, vibrierende
Schienen. Ein pulsierendes Zentrum der Stadt, dessen Bild sich stetig im Rhythmus des Tages verändert. Als Treffpunkt, als Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs und als touristischer Hot Spot ist ›Alex‹ eine Bühne des Lebens in
der ›Mitte‹ Berlins, die seit dem 19. Jhrd. Raum für geschichtsträchtige Ereignisse und stetige Veränderung bot.
Der nicht zuletzt dank Döblins Roman ›Berlin Alexanderplatz‹ bekannt gewordene Platz ist in den letzten Jahren
durch die Umgestaltungsdebatte wieder stark ins öffentliche Bewusstsein getreten. Die Frage nach seiner Identität
und seinem genauen Standort, seinen Grenzen und seinem Zentrum, geographisch und in den Köpfen der Menschen,
reflektiert Bedeutung und Wandel.
PROJEKT. Die DVD ›Wer ist Alex?‹ versammelt 6 Video-Projekte, die Aspekten des Berliner Alexanderplatzes nachgehen. Die Beiträge beschäftigen sich - inhaltlich und gestalterisch - mit der Fragestellung ›Wer ist Alex?‹ aus jeweils
eigener Perspektive. Ein Navigations-Interface - als ebenfalls eigenständiges filmisches Projekt - funktioniert als verbindendes Element und macht die Video-Beiträge zugänglich.
›Wer ist Alex?‹ ist ein interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt von Studierenden der Studiengänge Kommunikationsdesign und Szenografie an der FH Hannover und des Kooperationsstudienganges Europäische Medienwissenschaften an der FH Potsdam und der Universität Potsdam.
Das Projekt umfasst neben der inhaltlichen Konzeption, Erstellung und Nachbearbeitung der Video-Beiträge und
der Konzeption und Gestaltung des Navigations-Interfaces auch die Projektorganisation und -dokumentation, die Textredaktion und das DVD-Authoring sowie die Gestaltung des DVD Booklets und anderer Drucksachen. Alle Arbeitsaufgaben innerhalb des Projektes wurden von den Teilnehmern mit Blick auf eine Erweiterung der eigenen fachlichen
und kreativen Kompetenzen in Teamarbeit bewältigt. Die dafür notwendige technische und organisatorische Struktur wurde von den beteiligten Hochschulen und den betreuenden Professoren zur Verfügung gestellt.
EXPOSÉ. ›Next stop: Alexanderplatz. For changes to tube lines 2, 5, 8 and to regional and distance networks. Please get off on the left.‹
Berlin Alexanderplatz - masses of passers-by, an indeterminable buzz, vibrating tracks. A pulsating centre of the city, whose image continually changes with the rhythm of the day. As a meeting point, as a central point for public transport and as a tourist hot spot, ›Alex‹ is a
platform of life in the ›centre‹ of Berlin, which has provided space for historic events and continual change since the 19th century.
Probably the part of the city most well known to outsiders, thanks in part to Alfred Döblin's novel ›Berlin Alexanderplatz‹, it has
returned to the public eye in recent years, because of the reconstruction debate. The question of its identity and exact location, its borders
and its centre, both geographically and in people's minds, reflects its importance and its change.
PROJEKT. The DVD ›Wer ist Alex?‹ consists of six video projects that investigate the aspects of Berlin Alexanderplatz. The contents and
design of the contributions deal with the question ›Who is Alex?‹ from their own different perspective. A navigation interface - also a film
project in its own right - functions as a connecting element, making the video contributions accessible.
›Wer ist Alex?‹ is an interdisciplinary project carried out jointly by students of Communication Design and Scenography at the FH
Hannover, and the co-operation degree programme European Media Sciences at the FH Potsdam and the Universität Potsdam.
Besides the content-related conception, generation and processing of the video contributions and the conception and design of the navigation interfaces, the project also includes the project organisation and documentation, text editing and DVD authoring, as well as the
design of the DVD booklets and other printed matter. All of the tasks within the project were managed by the participants with a view to
expanding their own specialist and creative competencies in teamwork. The necessary technical and organisational structure was supplied
by the participating universities and the professors involved.
182
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
NAVIGATIONS-INTERFACE
SPUREN
KULTURZEICHEN
Als Einstieg in die DVD und als
Grundlage des Interfaces soll der
Berliner Alexanderplatz eingekreist
und in unterschiedlichen Radien,
Formen und Geschwindigkeiten
umbildert werden. Aus Videosequenzen und Standbildern entsteht eine
bewegte Collage, aus der sechs verschiedene Positionen herausgegriffen werden können.
Nur das stetige Kommen und
Gehen, das Erstarren und Bewegen
der Menschen macht die architektonische Betonwanne Alexanderplatz
zu einer von Leben erfüllten Bühne.
Nicht die Intention oder das Ziel der
Figuren interessiert, was zählt ist
nur ihr Weg und die Spur, die sie
über das Pflaster ziehen.
Ausgangspunkt ist der Berliner
Alexanderplatz als Schmelztiegel der
Kulturen. Wie sieht er aus, wenn
dort überall chinesische Plakate
hängen?...
Christian Heyde, Hannah Stracke
As an introduction to the DVD and as a
basis for the interface, Berlin Alexanderplatz is to be considered from all sides, and
reconstructed into different radii, forms
and speeds. A moving collage is created out
of video sequences and freeze frames, from
which six different positions can be singled
out.
Jan-Gero Kleist
Only the continual coming and going,
people stopping and starting turn the
architectonic concrete bowl of the Alexanderplatz into a stage full of life. Neither
the intention nor the destination of the
figures are of interest - what counts is
purely their path and the trace that they
leave behind on the pavement.
Yuan Chen
The starting point is Berlin Alexanderplatz as a melting pot of cultures. What
does it look like when Chinese posters are
hanging all over the place?...
// D, 1:53
// Realisation: Yuan Chen
// D, 4:21
// Realisation: Jan-Gero Kleist
183
// HOCHSCHULTAG / UNIVERSITY OPEN DAY
BERLIN.ALEX.
IMPRESSIONEN.
›...UNTERM ALEX‹-
›WHERE IS ALEX?‹-EINE
STANDORTBESTIMMUNG
Auf der Suche nach interessanten
Persönlichkeiten, um den Berliner
Alexanderplatz aus deren Perspektive zu betrachten. Fündig geworden
in der Berliner Gestaltungsagentur
›GRACO‹, deren Fenster dem Blick
auf den Alex einen speziellen Rahmen geben...
... Im Filmbeitrag ›Where is
Alex?‹ gehen wir gemeinsam mit
Alex-Passanten, Alex-Bewohnern,
Alex-Liebhabern und Alex-Entdeckern der Frage nach, wo dieser
Platz beginnen, wo er aufhören, und
wo sich sein Mittelpunkt befinden
könnte.
On the look-out for interesting personalities, in order to view Berlin Alexanderplatz from their perspective. Struck lucky
at the Berlin Design Agency ›GRACO‹,
whose windows give the view out on to the
Alex a special frame...
... In the film ›Where is Alex?‹ we,
together with Alex passers-by, Alex residents, Alex lovers and Alex discoverers,
look into the question of where this place
begins, where it ends, and where its centre
could be located.
...can the pulsating rhythm of the place
be felt? Can its character be captured on
film?...Fragments of original noises and
images are assembled, creating an audiovisual collage of fleeting moments.
// D, 8:36
// Realisation: Jascha Müller,
Miriam Wolf-Fellner
// D, 11:42
// Realisation:
Bernadette Klausberger,
Jana Krause
// D, 5:00
// Realisation: Christin Berg,
Felix Bienemann,
Andrea Elsper
Jascha Müller, Miriam Wolf-Fellner
184
Bernadette Klausberger, Jana Krause
Christin Berg, Felix Bienemann,
Andrea Elsper
...lässt sich der pulsierende Rhythmus des Platzes fühlbar machen?
Kann sein Charakter durch filmisches Beobachten eingefangen werden?...Original-Geräusche und -Bilder werden fragmentarisch zusammengestellt. Es entsteht eine audiovisuelle Collage flüchtiger
Augenblicke.
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
BEWEGUNG
DESFILMEURS UNI OSNABRÜCK
Eine Beobachtung im Zeitraffer ein Platz der stetigen Veränderung...
Die Hochschulinitiative ›desFilmeurs‹ ist ein nicht
kommerzieller Kreativ-Pool Osnabrücker Studenten verschiedener Fachrichtungen. Ziel der Initiative ist es,
allen film- und medieninteressierten Studenten eine
Möglichkeit zu bieten, praktisch zu arbeiten und Erfahrungen bei der Herstellung audiovisueller Medien zu
sammeln.
Schon vor der offiziellen Anmeldung der Initiative im
Februar 2003 stellten die Gründungsmitglieder einige
Kurzfilme her. Durch die Mitarbeit in einem Workshop
des Faches ›Medien (Film und Fernsehen)‹ in Kooperation mit der Rowan University (USA) konkretisierte sich
die Idee der Initiativengründung. Unter dem Namen
›desFilmeurs‹ entstanden diverse Dokumentar- , Image-,
und fiktive Kurzfilme.
Rasih Bayölken
An observation in time-lapse photography - an ever changing place...
// D, 4:05
// Realisation: Rasih Bayölken
DesFilmeurs
The university initiative ›desFilmeurs‹ is a non-commercial creative pool of Osnabrück students from a wide variety of degree
programmes. The aim of the initiative is to give all students interested in film and the media the opportunity to undertake practical
work and to gain experience in the production of audiovisual
media.
Even before the official registration of the initiative in February
2003, the founding members produced a number of shorts. The
idea for founding the initiative was formed during a workshop
carried out for the subject of ›Media (Film and Television)‹ in collaboration with Rowan University (USA). Under the name ›desFilmeurs‹, a variety of documentary, image and fictitious shorts
have been produced.
Aus dem Jahr 2004 zeigen desFilmeurs:
// Das Kulturzentrum Lagerhalle e.V.(Imagefilm)
// Growth Spurt - Patrick Dougherty's Weidenskulptur
am Heger Tor (Dokumentation für den Museumsund Kunstverein Osnabrück e.V.)
// Mission Pluto - Eine Fernsehlegende (Kurzfilm)
// Unabhängiges Filmfest Osnabrück 2004 (KinoWerbetrailer)
185
// HOCHSCHULTAG / UNIVERSITY OPEN DAY
UNIVERSITY OF APPLIED SCIENCES BASEL FHBB
Department HyperWerk
>HyperWerk<, >nomadix<, >Salm2<, >AcAr2<.
Das Basler >HyperWerk< bietet einen BA-Studiengang der Prozessgestaltung und Interaktionsleitung an, der Technologie, Gestaltung und Management umfasst. Intensive und intelligente Persönlichkeiten sind als Mitglied im interdisziplinären studentischen Team willkommen. Unser postindustrielles Design der Medien, Mittel, Werkzeuge und
Prozesse gilt den zukünftigen Formen des Ausdrucks, des Austauschs und der Interaktion. Jedes Jahr wird HyperWerk durch eine neue Rahmenthematik geprägt; zu ihrer Bearbeitung werden aus dem entsprechenden Gebiet sieben
führende Hochschulen und Unternehmen als ModulleiterInnen verpflichtet, die eine aus der Thematik sich ergebende, gemeinsame Jahresproduktion leiten und begleiten.
Die Jahresthematik wird jeweils vom studentischen dreamlab entwickelt und programmatisch in Aussicht gestellt.
Gegenwärtig lautet sie ›nomadix: interaction on the move!‹ (www.nomadix.info). nomadix ist eine Wanderausstellung zur Interaktion, die auf globale Wanderschaft geht und sich dabei selbstkritisch fragt: welche Formen der Aufbereitung und Interaktion rechtfertigen auch heute noch den umständlichen Transport und die physisch-reale
Anwesenheit einer Medienbotschaft in der Form eines Exponats? HyperWerk setzt in unseren Zeiten der Immaterialisierung und Globalisierung auf den Reichtum lokaler Wirklichkeiten, und sucht mit ›nomadix‹ den vermittelnden
Austausch.
Das langfristig angelegte, strategische Grossprojekt >Salm2< befasst sich mit der Erforschung und prototypischen
Gestaltung einer postindustriellen gesellschaftlichen Situation. Dies geschieht unter anderem in einem offenen Verbund mit kompetenten Forschungspartnern, mit welchen HyperWerk eine semi-virtuelle Hochschule gestaltet in den
traditionsreichen Räumen der Abtei von Senones, einer vom textilindustriellen Niedergang geprägten Ortschaft in
den französischen Vogesen.
Eine postindustrielle Gesellschaft sollte nicht alle Bereiche der Lebenswelt digitalisieren - vielmehr geht es beispielsweise darum, das kulturelle Erbe der handwerklichen Tradition im digitalen Kontext zu nutzen. Genau dies
wollen wir mit >AcAr2< ermöglichen, einer Akademie für die interaktive Erweiterung des Handwerks. Die ›Académie
Artisanale Puissance Deux‹ will die Formen und Potenziale eines interaktiv erweiterten Handwerks erkunden und
vermitteln. Ebenfalls gilt es, die Möglichkeiten der ›Smart Materials‹ sowie der Einzelstückfertigung als Weg in innovative und vielfältige Arbeitsbereiche und Produktwelten zu nutzen, um dem Handwerk seine sinnlichen Funktionen zurückgeben zu können.
>HyperWerk< (www.hyperwerk.ch), a department at the University of Applied Sciences Basel, offers a BA degree programme in process
design and interaction management, comprising the fields of technology, design and management. We always welcome intense and clever
personalities as members within our interdisciplinary team of students. We understand ourselves as postindustrial designers creating the
media, means, tools, and processes for future forms of expression, exchange and interaction. Each year, HyperWerk is characterised by a
new encompassing topic. In order to develop and support a yearly production with a different framing topic, we invite seven universities
or companies to give modules within their respective fields.
186
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
KUNSTHOCHSCHULE KASSEL
Prof. Joel Baumann, Prof. Bjørn Melhus
The topics are developed in the ›dreamlab‹ by our students, who
programmatically propagate their ideas for the following year. For
the year 2005, our framing topic is called: ›nomadix: interaction
on the move!‹ (www.nomadix.info). nomadix refers to a travelling
exhibition focussing on interactivity, that will be touring around
the world and will thereby critically ask itself: which forms of
design and interactivity nowadays legitimise the cumbersome
transport and the real presence of a mediated message in the form
of a physical exhibit? In contemporary times of immaterialisation
and globalisation, HyperWerk believes in the enormous richness of
local realities, and with ›nomadix‹ look for methods of mutual
exchange.
>Salm2<, a strategic long-term project of HyperWerk, focuses
on the analysis and prototypical design of a postindustrial, societal situation. In an open association with competent research
partners, HyperWerk is planning and developing the realisation of
a semi-virtual university campus within the traditional rooms of
the monastery in Senones, a small town in the French Vosges
mountains that is marked by the decline of the local textile industry.
A postindustrial society should not aim at digitising all areas of
our ›Lebenswelt‹ - it is important, for example, to make appropriate use of the rich cultural heritage of crafts within our immaterialised knowledge society. This is what we aim at with >AcAr2<, an
academy for digitally enhanced crafts. AcAr2 stands for the
French ›Académie Artisanale Puissance Deux‹ and will explore and
mediate forms and potentials of interactively enhanced crafts. In
order to return haptic, material functions to crafting and in order
to develop new areas of work and fields of products, it is important to focus on the great potential of ›smart materials‹, as well as
on the broad tendency towards the customisation of products.
Eine Kunsthochschule stellt sich vor. Outbox heisst die
neue Internetplattform der Kunsthochschule Kassel, auf
der man sich Arbeiten von Studierenden und Initiativen
der Kunsthochschule auch im Netz anschauen kann.
Getreu dem Motto ›The people make the place‹ kann der
Besucher sich nun auch virtuell mit Hilfe einer einfachen Navigation zwischen Text und Bild einen Eindruck
von den vielfältigen Tätigkeiten und Arbeiten der Studenten und somit der Kunsthochschule Kassel verschaffen. Outbox ist die Selbstrepräsentation eines sich permanent verändernden Kosmos, der Snapshot eines
bewegten Innenlebens einer Institution, denn in Anlehnung an den Geist von OpenSource kann - auch wenn die
Erscheinungsform vorgegeben ist - der Inhalt von Outbox
von jedem der einzelnen Mitglieder der Kunsthochschule mitgestaltet werden.
An art academy introduces itself. Outbox is the name of a new
internet platform at the Kunsthochschule Kassel, where users can
view the works of students and initiatives carried out at the art
academy on the internet. Faithful to the motto ›The people make
the place‹, visitors can now gain an impression of the students'
various activities and works, and hence of the Kunsthochschule
Kassel, on the internet with the help of a simple navigation tool
between text and image. Outbox is the self-representation of a constantly changing cosmos, the snapshot of the inner life of an institution in motion since, following the spirit of OpenSource, any
member of the art academy can contribute to the contents of Outbox - even if the form of appearance is given.
// www.outbox-kassel.de
// www.hyperwerk.ch
187
// POMMES MIT SAHNEHÄUBCHEN
DAS LOCH
Jan Riesenbeck, Ruben Zumstrull
Zwei junge Streuner stoßen
nachts auf ein Loch. Sie zögern
nicht lange - einer der beiden
beschließt, sofort in das Loch hineinzuklettern. Die Situation eskaliert. Der junge Mann bleibt stecken
und kann sich nicht befreien. Erst
als der andere Streuner das Gelände
ausleuchtet, besteht Aussicht auf
Rettung. Doch dann machen die beiden eine erschütternde Entdeckung...
JAN RIESENBECK, *1985 ist Schüler
und dreht seit zweieinhalb Jahren
experimentelle Kurzfilme
Two young men come upon a hole one
night. One of them decides to creep into it,
but he gets stuck and is not able to free
himself. When the other young man
throws light on the hole, he manages to
rescue him, but then they have to realize
something they did not expect...
JAN RIESENBECK, *1985, is a student and
shoots experimental short films since about
two and a half years.
// D 2004, Mini DV, 5:03
// Realisation: Jan Riesenbeck
// Distribution: Jan Riesenbeck
FLIEGENPFLICHT
FÜR QUADRATKÖPFE
AN OFFICIAL
ANNOUNCEMENT
Ein Kurzfilm über die unkonventionellen Langeweileverscheuchungs-Methoden eines das-Blickenan-die-Decke-gewaltig-satt-habenden
22jährigen Berliners.
STEPHAN FLINT MÜLLER, *1981, seit
2004 Filmstudium an der HfBK Hamburg.
In dieser lärmenden, bewegenden
vielschichtigen Videocollage werden
öffentliche Übertragungen, Naturkunde-Videos und Popmusik zerschnitten und zerdrückt, um eine
außerordentliche neue Realität zu
schaffen. Babys schießen aus offenen Münden heraus und himmlische Reiter reiten durch die Wolken
in einer wirren Vorstellung des
Kreislaufs von Leben und Tod. Der
Anfang der Welt wird als brodelnde
Masse statischer Störung, die Substanz ausspuckt, dargestellt, und in
dieses Loch kehrt zum Schluss alles
zurück.
EMMA DAMAN, *1983, studiert Kunst
an der University of Wales Institute,
Cardiff, UK.
Stephan Flint Müller
A short about the unconventional methods of a 22-year-old completely-sick-ofstaring-at-the-ceiling Berlin resident to
eliminate boredom.
STEPHAN FLINT MÜLLER, *1981, has been
studying film at the HfBK Hamburg since
2004
// D 2004, DVD, 13:58
// Realisation:
Stephan Flint Müller
// Distribution:
Stephan Flint Müller
Emma Daman
In this noisy, moving, multi-layered
video collage public information broadcasts, natural history videos and pop
music are sliced and mashed to create an
extraordinary new reality. Babies burst
forth from gaping mouths and ethereal
equestrians ride through the clouds in a
skewed vision of the circle of life and
death. The beginning of the world is presented as a seething mass of static interference spewing forth matter, and it is into
this void all eventually returns.
EMMA DAMAN, *1983, Studies Fine Art
at the University of Wales Institute,
Cardiff. UK
// GB 2004 DVD, 6:00
// Realisation: Emma Daman
// Distribution: Emma Daman
188
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
LOSING VIRGINITY
STILL
Losing Virginity zeigt den vergeblichen Wunsch, seine
Unschuld zurückzugewinnen.
NADJA MARCIN, *1980, Würzburg studiert seit 2000 Freie
Kunst an der Bauhaus Universität.
Mehrere Millionen Menschen sehen täglich die
Tagesthemen. Sie erwarten und bekommen eine seriöse
Tageschronik. Aus unzähligen Meldungen wählt die
Redaktion die wichtigsten aus und präsentiert diese in
gewohnter Form. Jeden Tag. Was aber passiert, wenn die
erwarteten Nachrichten einfach nicht vermittelt werden?
HEIN-GODEHART PETSCHULAT, *1981 in Schwerin, studiert
seit 2002 Medienkunst an der Hochschule für Grafik und
Buchkunst Leipzig
Nadja Marcin
Losing Virginity depicts the wish of regaining virginity.
NADJA MARCIN, *1980, studies Free Art at the Bauhaus University since 2000.
// D 2004, Mini DV, 2:41
// Realisation: Nadja Marcin
// Distribution: Nadja Marcin
Hein- Godehart Petschulat
Millions of Germans watch ›Tagesthemen‹ at 10:30 p.m. every
day. They both excpect and get a serious and well researched
report of the events of the day. But what would happen, if one day
the expected news were not televised?
HEIN-GODEHART PETSCHULAT, *1981 in Schwerin, has been studying Media Arts at the Hochschule für Grafik und Buchkunst
Leipzig since 2002.
// D 2004, DVD, 5:23
// Realisation: Hein-Godehart Petschulat
// Distribution: Hein-Godehart Petschulat
189
// POMMES MIT SAHNEHÄUBCHEN
KAFZI
BALL OF FAME
MY CHRISTMAS
Minigolfer geben sich längst nicht
so distinguiert wie die Golfszene,
pflegen aber ähnliche und doch ganz
andere Rituale. Im Zentrum ihrer
taktischen Überlegungen steht der
Ball. Vom ›Turbo 7‹ zum ›Euro 01‹
über den ›Deutschmann 83‹ - Hauptsache, die Bälle sind rund. Eine
innige körperliche Beziehung zu den
Kugeln des Ruhms ist notwendig,
damit der perfekte Schlag zum As
gelingen kann.
GREGOR MARIA SCHUBERT, *1970 in
Rüsselsheim. Seit 1997 Studium der
Visuellen Kommunikation an der
Hochschule für Gestaltung in Offenbach mit dem Schwerpunkt Freie
Gestaltung und AV Medien.
Dieses Video handelt von meinem
Lieblings-Weihnachten in Prag 2004.
ROBERT SENDER, *1978 in Parizanske,
Slowakei, studiert seit 2003 Malerei
an der Academy of Fine Arts Prag.
Gregor Schubert
Minigolf aficionados are by no means as
distinguished as regular golf players. And
yet, they cultivate a set of sometimes similar, and at other times rather different rituals. The ball constitutes the centre of
their tactical reflections. From the ›Turbo
07‹ via the ›Euro 01‹ over to the
›Deutschmann 83‹: An intimate physical
link with the ›balls of fame‹ is the prerequisite for the perfect putt, culminating in an
ace.
GREGOR MARIA SCHUBERT, *1970 in Rüsselsheim, has been studying Visual Communication at the Hochschule für Gestaltung
Offenbach since 1997.
// D 2004 miniDV, 10:20
// Realisation: G. Maria Schubert
// Distribution: HfG Offenbach
190
Robert Sender
This video is about my favourite Christmas in year 2004 when I was in Prague.
ROBERT SENDER, *1978 in Partizanske,
Slovakia, has been studying Painting at the
Academy of Fine Arts in Prague since 2003.
// SL 2004, DVD, 0:30
// Realisation: Robert Bender
// Distribution: Robert Sender
Sebastian Binder, Christiane Falk,
Tobias Blumentritt,
Bernd Hopfengaertner
Begleiten sie zwei außergewöhnliche Menschen bei der Umsetzung
ihrer fanatischen Pläne. Der Film
zeigt, dass der Wahnsinn nicht mehr
zu stoppen ist.
SEBASTIAN BINDER und CHRISTIANE
FALK studieren an der Fakultät Medien, Bauhaus Universität Weimar.
Accompany two extraordinary people
during the realisation of their fanatic
plans. The film shows that madness is
unstopable.
SEBASTIAN BINDER and CHRISTIANE FALK
study at the Media Department, BauhausUniversität Weimar.
// D 2004, Mini DV, 6:30
// Realisation: Sebastian Binder,
Christiane Falk,
Tobias Blumtritt,
Bernd Hopfengaertner
// Distribution:
Bauhaus-Universität Weimar
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
THE ORDINARY SELF
MONTONE
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Vielzahl fragiler und unangebrachter Gefühle, z. B. Furcht, Verlust,
Schmerz und Panik. Dabei dient die eigene schwierige
Kindheit der Künstlerin - und deren Folgen - der Inspiration. Obwohl ihre Arbeit auf persönlichen Erfahrungen
und Ereignissen basiert, erreicht den Zuschauer nicht
die bloße autobiografische Darstellung. Van Heerdens
Arbeit reflektiert die Ergebnisse einer individuellen
Suche nach Wahrheit und Einsicht in die Feinheiten
schmerzhafter Gedanken und Gefühle.
CHANTAL VAN HEEREN, *1980 in Pretoria, Süd Afrika,
Abschluß in Medien/ Videokunst an der AKI Academy of
Visual Arts Enschede, Niederlande
Ein himmlischer Agent besucht das kleine Örtchen
Montone, in Umbrien und sorgt dort für allerlei Turbulenzen.
MILICA MILINOV, *1977 in Frankfurt, Seit 1999 Studium
HfG Offenbach
Chantal van Heerden
Milicia Milinov
A heavenly agent visits the small town Montone in Umbria and
causes a lot of turbulence.
MILICA MILINOV, *1977 in Frankfurt, studies at the HfG Offenbach since 1999
// D 2004, VHS, 4:03
// Realisation: Milica Milinov
// Distribution: HfG Offenbach
Her work deals with many fragile misplaced emotions like fear,
loss, pain and anxiety. The artist finds her inspiration in her difficult childhood and it's consequences. Although her work is based
on personal experiences and actual events, what is extended to the
viewer is not just strictly autobiographical. Rather, her work
reflects the result of an individuals' search for truth and insight
into the intricacy of hurtful thoughts and feelings.
CHANTAL VAN HEEREN, *1980 in Pretoria, South Africa, graduated
from the Video/ Media Arts course at the AKI Academy of Visual
Arts Enschede, Netherlands
// NL 2004, DVD, 14:25
// Realisation: Chantal van Heeren
// Distribution: Chantal van Heeren
191
// ANDERE ZEITEN
FLOWERS FOR MUM
WIEDERSEHEN
Luk ist ein junger Mann, der sich von einer To-DoListe durch den Tag führen lässt. Eigentlich steht ein
Besuch bei seiner Mutter ganz oben auf der Liste, doch
die anderen Dinge gewinnen plötzlich mehr und mehr
an Bedeutung und drücken die Mutter immer weiter
nach unten. Wird Luk es schaffen seine Mutter zu besuchen, um ihr Blumen vorbei zu bringen?
EVA MASCHKE, *1976 in Köln, studiert an der Filmakademie Baden - Württemberg.
Kino im Kopf eines blinden Mädchens: Marie findet
Oskar sehr nett. Seine Gefühle einzuschätzen ist allerdings nicht gerade einfach, besonders wenn man blind
ist und sich seine Bilder von der Wirklichkeit selber
machen muss. Werden sie sich wiedersehen?
STEPHAN HILPERT, *1980 in Böblingen, studiert Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik an der HFF München.
Eva Maschke
Luk is a young man who is led through the day by a to-do-list.
The first thing on the list is to visit his mum. But all the other
things become more and more important, so that they push down
the visit. Will Luk manage to visit her and bring her flowers?
EVA MASCHKE, *1976 in Köln, studies at the Filmakademie Baden
- Württemberg.
// D 2004, DVD, 4:30
// Realisation: Eva Maschke
// Distribution: Eva Maschke
192
Stephan Hilpert
The cinema in the mind of a blind girl: Marie likes Oskar. Judging his feelings however is not particularly easy, especially if
you're blind and need to make up your images of reality by yourself. Will they see each other again?
STEPHAN HILPERT, *1980 in Böblingen, studies documentary film
and television journalism at the HFF München.
// D 2004, 16mm, 8:30
// Realisation: Stephan Hilpert
// Distribution: Stephan Hilpert
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
DR. PILL
TIME SLICES
›Dr. Pill‹ entführt den Zuschauer in eine fremde,
absurde, bizarre und doch allgegenwärtig groteske Welt
die sich selbst persifliert. Eine Welt, in der jedes Unwohlsein mit einer Pille behandelt wird bis zum nächsten Wehwehchen. Die Genesung indes ist reine Illusion.
STEPHANIE BEAUGRAND, *1967, Seit 2002 Postgraduiertenstudium an der KHM Köln.
Die Zeit existiert,
deshalb wollen wir die Ewigkeit erreichen,
deshalb lernen wir zu besitzen und zu verlieren,
deshalb können wir erinnern und vergessen,
deshalb haben wir Angst und Hoffnung.
Die Zeit vergeht nicht, sondern lagert sich in Schichten.
Das gestrige Ich ist ein Freund vom heutigen Ich.
Ein vierdimensionaler Raum, durch den man die Vergangenheit,
den Augenblick und die Zukunft gleichzeitig sehen
kann.
EFFIE WU, *1973 in Taipeh, Taiwan, studiert Experimentelle Mediengestaltung an der Udk Berlin.
Stéphanie Beaugrand
›Dr Pill‹ holds up a mirror to a grotesque world, in which every
little indisposition is being treated with pills - until the next complaint. However, recovery is pure illusion.
STEPHANIE BEAUGRAND, *1967, studies at the KHM in Cologne
since 2002.
// D 2004, VHS , 6:15
// Realisation: Stephanie Beaugrand
// Distribution: Stephanie Beaugrand
Effie Wu
Time exists,
We want therefore to achieve eternity,
We learn therefore to possess and to lose,
We are able therefore to remember and to forget,
We have therefore fear and hope.
Time does not pass by, rather it stores itself in layers.
My self of yesterday is a friend of my self of today.
A four-dimensional space, through which one experiences the presence, the past and the future at the same time.
EFFIE WU, *1973 in Taipeh, Taiwan, studies experimental media
design at the Udk Berlin.
// D 2004, DVD, 2:38
// Realisation: Effie Wu
// Distribution: Effie Wu
193
// ANDERE ZEITEN
GELATO AL LIMON
RETRATOS FAMILIARES
EVERYTHING TURNS
›Ich hielt sie dort, meine Liebe so
blass und schweigsam, als ob sie ein
Traum wäre, der nicht verblassen
durfte.‹ (Aus: Bertolt Brechts Hauspostille)
JULIA KAISER, *1977, Abschluss 2004
in Audivisuelle Kunst an der Gerrit
Rietveld Academie Amsterdam, Niederlande.
Für das perfekte Familienfoto
suchen Frauen ihre schönsten Kleider und Männer den richtigen
Anzug zur Krawatte heraus. Nur um
im Moment des ›cheese‹ perfekt auszusehen. Trotzdem werden mehrere
Aufnahmen, Tränen, Beschwerden
und Zwischenrufe für das perfekt
›cheese‹ (nicht zu unecht, nicht zu
ernst) nötig sein, bis das Foto an die
Wand gehängt werden kann.
CARLOS EDUARDO MONROY, *1984 in
Bogota, Kolumbien, studiert Kunst
an der Los Andes Universität in
Bogota. 2004 gewann er einen Preis
beim Electronic Arts Festival ›artronica2‹, der ihm einen Aufenthalt als
Künstler in Deutschland und die
EMAF-Teilnahme 2005 ermöglicht.
Das Leben ist ein Durcheinander.
Es verdreht dir den Kopf und, bevor
man es merkt, ist es schon vorbei.
Ein sehr kurzer Animationsfilm
über die Zeit, das Leben und den
Tod. Inspiriert durch das Gedicht
›Vertigo‹ des deutschen Dichters
Durs Grünbein.
MAX HATTLER, in Ulm geboren,
macht seinen MA in Animation am
Royal College of Art, London.
Julia Kaiser
›I held her there, my love so pale and
silent, As if she were a dream that must
not fade.‹ (From: Bertolt Brecht's Hauspostille)
JULIA KAISER, *1977, graduated in 2004
in audiovisual arts at the Gerrit Rietveld
Academie Amsterdam, the Netherlands.
// NL 2004, 16 mm mono, 3:30
// Regie: Julia Kaiser
// Distribution: Julia Kaiser
Carlos Eduardo Monroy
For taking the perfect family picture
women search for their best dresses und
men pick the right suit for their tie. Only
to look perfect in the ›cheese‹ moment.
Nevertheless, several takings, tears, complaints and shouts will be needed for the
perfect ›cheese‹ (not too faked, not too serious) before the photo can be hung up on
the wall.
CARLOS EDUARDO MONROY,*1984 in Bogota, Colombia, he studies art at the University of Los Andes in Bogota. In October
2004 he won the special award at the electronic arts festival ›artronica2‹ which
offers him an artistic residency in Germany and the participation in the EMAF
2005 program.
// Kolumbien 2003, 8mm, 10:00
// Realisation: Carlos E. Monroy
// Distribution: Carlos E. Monroy
194
Max Hattler
Life is a mess. It makes your head spin,
and before you know it, it's over. A very
short animated film about time, life and
death. Inspired by the poem ›Vertigo‹ by
German poet Durs Grünbein.
MAX HATTLER, born in Ulm, studies for
an MA in Animation at the Royal College
of Art, London
// GB 2004, BetaCam, 1:12
// Realisation: Max Hattler
// Distribution: Max Hattler
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
SUN IN AN EMPTY ROOM
KUBUS
Menschen auf einer Plattform, umgeben von Meer
und blauem Himmel. Sie sonnen sich, berühren sich,
betrachten sich, gefallen sich in der Idylle. Bis eine
Nebensächlichkeit die Zerstörung bringt...
NORMAN RICHTER, *1979 in Heide. Seit Oktober 2001
Regiestudium an der HFF in Potsdam-Babelsberg.
Der Weimarer Kubus entwickelt seinen eigenen Willen.
CHRISTIAN STURM, *1979, Seit 2000 Studium Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar.
Norman Richter
People on a platform surrounded by the sea and blue sky. They
sun themselves, touch each other, look at each other. They like
what they see in this idyllic place. Then a triviality brings on the
destruction...
NORMAN RICHTER, *1979 in Heide, studies directing at the HFF
in Potsdam-Babelsberg since October 2001.
Christian Sturm, Jan Goldfuss, Michael Engelhardt
The ›Weimarer Kubus‹ develops its own will.
CHRISTIAN STURM, *1979, studies Mediadesign at the BauhausUniversität Weimar since 2000.
// D 2004, Mini DV, 1:30
// Realisation: Christian Sturm, Jan Goldfuss,
Michael Engelhardt
// Distribution: Bauhaus-Universität Weimar
// D 2004, 35mm, 12:50
// Realisation: Norman Richter
// Distribution: Norman Richter
195
// ANDERE ZEITEN
DREAM ON
MAKE A PLAN
ROSA
Landschaft und urbaner Raum
überschneiden sich im Geist eines
jungen Mannes.
LIVIU DANIEL PUZDERCA, *1981 in
Ploiesti, Rumänien, Studiert seit
2005 an der Kunsthogskolen Bergen,
Norwegen.
Die Projektarbeit ›Make A Plan‹
ist 2004 an der Fakultät Medien der
Bauhaus-Universität entstanden. Sie
lehnt sich an die staatlich subventionierte Kampagne ›make a plan‹ der
US-Regierung an, die den amerikanischen Bürger anhand von Broschüren für Katastrophen sensibilisiert. Dabei entsteht eine skurrile
Unaufgeregtheit und Authoritätshörigkeit, die der Film behutsam
von der 2D-Vorlage in einen 3D-Film
überträgt.
KLAUS VIEHÖFER, *1977 in Stolberg,
Seit 1999 Studium der Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität
Weimar.
Eine abstrakte Choreographie animierter Photographien auf Musik.
MICHELLE ROWBOTHAM, *1978 in
Wien, seit 2000 Studium der
Mediengestaltung an der BauhausUniversität Weimar.
Liviu Puderca
Landscape and urban space interfere in
the mind of a young man.
LIVIU DANIEL PUZDERCA, *1981 in Ploiesti,
Romania, studies at the Kunsthogskolen
Bergen, Norway.
// N 2004, DVD, 3:45
// Realisation: Liviu Puzderca
// Distribution: Liviu Puzderca
Thomas Geißler, Klaus Viehöfer
The project work MAKE A PLAN was
created in 2004 at the Faculty of Media at
the Bauhaus-Universität. It follows the US
government's state-subsidised campaign
›make a plan‹, which aims, using
brochures, to sensitise Americans to catastrophes. A droll unobtrusiveness and slavish following of authority arises, which the
film carefully transmits from the 2D-production into a 3D-film.
KLAUS VIEHÖFER, *1977 in Stolberg, studies media design at the Bauhaus-Universität Weimar since 1999.
// D 2004, Mini DV, 4:32
// Realisation: Thomas Geißler,
Klaus Viehöfer
// Distribution:
Bauhaus-Universität Weimar
196
Michelle Rowbotham
An abstract choreography of animated
photographies synchronised to music.
MICHELLE ROWBOTHAM, *1978 inVienna
2005, studies digital media design at the
Bauhaus-Universität Weimar since 2000.
// D 2004, DVD, 3:20
// Realisation:
Michelle Rowbotham
// Distribution:
Michelle Rowbotham
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
AGF-POEMPRODUCER
KANNON
Ein Lied über die Probleme der Sprache, wie schwer es
ist, eine solche zu lernen und die richtigen Worte zu finden. Der Clip illustriert den Prozess vom Gedanken zum
gesprochenen Wort, von innen nach außen. Der
Zuschauer kann mikroskopische Strukturen sehen und
am Ende tut jeder noch so kleine Teil des Körpers seinen
Job.
LARS NAGLER, *1974, seit 2000 Studium der Visuellen
Kommunikation an der Bauhaus-Universität Weimar.
Objekte werden allmählich vom dunklen Raum abgehoben.
TAKESHI KUSHIDA, *1982 in Osaka, Japan, Studiert seit
2000 Moving Image am Kent Institute of Art & Design.
Lars Nagler
This song deals with problems of language, how difficult it is to
learn one and to find the right words. The clip shows the process
from thoughts to the spoken word, from inside to outside. You can
see some microscopic structures and every little part of the body
does its job in the end.
LARS NAGLER, *1974, studies Visual Communication at the
Bauhaus-Universität Weimar since 2000.
Takeshi Kushida
The Objects are gradually silhouetted against the dark space.
TAKESHI KUSHIDA, *1982 in Osaka, Japan, studies moving image
at the Kent Institute of Art & Design since 2002.
// GB 2004, miniDV, 3:40
// Realisation: Takeshi Kushida
// Distribution: Takeshi Kushida
// D 2004, miniDV, 6:50
// Realisation: Lars Nagler
// Distribution: Lars Nagler
197
// RADIKAL MINIMAL
MRO12
BEATBURGER
CONVERTIBLE
Dieser seltsam, nervöse und
hyperaktive Kurzfilm zeigt ›Mister
O‹, das böse Alter ego des sanftmütigen Matt Owen, der eine Horde
geklonter psychotischer Speichellecker erschafft. Von der flimmernden und blitzenden Existenz
hin zu einem albtraumhaften Strudel von gesampelten Sounds, verzerrten Drums und digitalen Fehlern, verwandeln diese zuckenden
Gestalten ein leeres, verlängertes
Sofa in eine überschäumende Masse
krampfartiger Bewegungen.
MATT OWEN, *1983 in Birkenhead,
UK, studiert Kunst an der University
of Wales in Cardiff.
Der dynamische Rhythmus im
Drive-In-Bereich eines Fast Food
Restaurants. Ein Fahrzeug kommt hält an - der Fahrer gibt die Bestellung auf - Weiterfahrt zur Kasse Essenausgabe - Barzahlung - Weiterfahrt.
PEER RUNGE, *1979 in Aurich studiert Multimedia im Bereich Kommunikationsdesign, FH Design &
Medien, Hannover seit 1999.
JOACHIM KERKHOFF, *1977 in Krefeld,
studiert Multimedia im Bereich Graphic Design an der ›FH-Hannover
Design & Medien‹, Hannover seit
1999.
Ein Sportwagen ist die Quelle
dunkler ritueller Meditation.
WAH HEI AU, *1979 in Hong Kong,
studiert Film am San Francisco Art
Institute.
Matt Owen
This peculiar, jittering, hyperactive
video short shows ›Mister O‹, evil alter ego
of mild mannered Matt Owen, create a
horde of psychotic cloned minions. Flickering and flashing into existence to a nightmarish swirl of sampled sounds, distorted
drums and digital glitches, these twitching
figures transform an empty, elongated sofa
into a seething mass of convulsive movement.
MATT OWEN, *1983 in Birkenhead, UK,
studies Fine Art at the University of Wales
Institute, Cardiff.
// UK 2004, Mini DV, 4:10
// Realisation: Matt Owen
// Distribution: Matt Owen
198
Joachim Kerkhoff, Peer Runge
The dynamic rhythm of a fast food
restaurant's drive-through. A car drives in
- stops - the driver places an order - drives
on to the cash-point - gets his meal - pays
cash - drives on.
PEER RUNGE, *1979 in Aurich, studies
multimedia at the communication design
department, ›FH Design & Medien‹, Hannover since 1999
JOACHIM KERKHOFF, *1977 in Krefeld,
studies Multimedia-Design in the GraphicDesign-Department at the ›FH-Hannover
Design & Medien‹, Hannover since 1999.
// D 2004, DVD, 4:11
// Realisation: Peer Runge,
Joachim Kerkhoff
// Distribution: Peer Runge,
Joachim Kerkhoff
Wah Hei Au
A sports car is a source of dark ritual
meditation.
WAH HEI AU, *1979 in Hong Kong, studies at the San Francisco Art Institute.
// US 2004, MiniDV, 6:30
// Realisation: Wah Hei Au
// Distribution: Wah Hei Au
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
OBRAS
RAINSTORM
In einem einzigen Bild ist Obras eine poetische und
grafische Reise durch die Zeit und das Weltall, in der die
wilde unumgängliche Zerstörung und der Wiederaufbau
Barcelonas untersucht werden. In einem virtuellen 3DRaum bietet Obras eine plastische Interpretation urbaner Mutationen.
HENDRICK DUSOLLIER, *1974 in Frankreich, hat an der
Ecole Nationale Supérieure des Arts Décoratifs de Paris
(ENSAD) studiert.
Es ist der Schauplatz einer verregneten urbanen
Stadt, der sich in einen Regensturm verwandelt. Es
besteht ein tragischer Sinn des Erzählens in der verschwindenden Stadt. Am Ende jedoch ist der Schauplatz
in einem fiktiven Raum eines kleinen Glases enthalten.
AKIKO TAKADA und MASAKO TAKADA, *1978 in Tokio, Japan,
studieren an der Slade School of Fine Art in London.
Hendrick Dusollier
In one single shot, Obras is a poetic and graphic journey
through time and space, exploring Barcelona's wild irreversible
destruction and reconstruction. In a virtual 3D space, Obras offers
a plastic interpretation of urban mutations.
HENDRICK DUSOLLIER, *1974 in France, finished his studies at the
Ecole Nationale Supérieure des Arts Décoratifs de Paris (ENSAD).
// F 2004, 35mm, 12:00
// Realisation: Hendrick Dusollier
// Distribution: Hendrick Dusollier
Akiko Takada, Masako Takada
It is a scene of a rainy urban city and it changes to a rainstorm. There is a tragic sense of narrative in the vanishing city
and yet the scene is at the end contained within a fictional space
of a small glass.
AKIKO TAKADA and MASAKO TAKADA, *1978 in Tokio, Japan, they
study at the Slade School of Fine Art in London.
// JP 2004, DVD, 1:59
// Realisation: Akiko Takada, Masako Takada
// Distribution: Akiko Takada, Masako Takada
199
// RADIKAL MINIMAL
MOMENT
PHASEN
REVERSE AND CYCLE
Sie geht durch Bilder, die angehalten sind. Dennoch vergeht die Zeit.
Morgen, Nachmittag, Abend, Nacht
und Morgen...
YUICHI AMANO studiert im Fachbereich Design und Architektur an der
Nagoya City University, Japan.
In verschiedenen Phasen erzählt
der autobiografische Kurzfilm PHASEN von einer Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau, die niemals
wirklich statt gefunden hat. Auf
visuellem Wege werden hierbei von
den Auswirkungen der jeweiligen
Ereignisse auf die beiden Personen
erzählt. Hierzu dienen allerdings
weniger Töne, als vielmehr Farben
und Symbole.
DANIEL FRERIX, *1980 in Düsseldorf,
studiert seit 2002 Visuelle Kommunikation an der HFG Offenbach.
Eine Schnitt-Battle zweier Filmstudenten mit altem deutschen
Filmmaterial auf modernen amerikanischen HipHop. Löst Verklemmungen und Blockaden, lindert
Krämpfe und könnte polarisieren.
SEBASTIAN SCHOLZ, *1974 in Dresden,
studiert seit 1999 Montage an der
Hochschule für Film und Fernsehen
›Konrad Wolf‹ in Potsdam-Babelsberg.
SABINE VACK, *1980 in Dresden, studiert seit 1998 Mediengestaltung an
der Bauhaus-Universität in Weimar.
In a number of phases, the autobiographic short film PHASEN relates a sexual
relationship between man and woman that
never really took place. The effects of the
events on the two people are narrated in a
visual manner. Colours and symbols, however, play a more important role here than
sounds.
DANIEL FRERIX, *1980 in Düsseldorf,
studies visual communication at the HFG
Offenbach since 2002.
A cutting battle between two film students with old German film material on
modern American hip-hop. Releases inhibitions and blockades, eases cramp and could
polarise.
SEBASTIAN SCHOLZ, *1974 in Dresden,
studies montage at the Hochschule für
Film und Fernsehen ›Konrad Wolf‹ in Potsdam-Babelsberg.
SABINE VACK, *1980 in Dresden, studies
Media Design at the Bauhaus Universität
in Weimar.
Yuichi Amano
It goes through in pictures that stopped.
However, time passes. Morning, afternoon,
evening, night and morning…
YUICHI AMANO studies at the Nagoya
City University in the Design and Architecture department, Japan.
/ Japan, 2004, Mini DV, 1minutes
// Realisation: Yuichi Amano
// Distribution: Yuichi Amano
Daniel Frerix
// D 2004, Video, 22:32
// Realisation: Daniel Frerix
// Distribution: HfG Offenbach
200
Sabine Vack, Sebastian Scholz
// D 2004, Mini DV, 4:00
// Realisation: Sabine Vack,
Sebastian Scholz
// Distribution:
Bauhaus-Universität Weimar
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
OHNE TITEL
NEUF VIES D'UN CHAT
DEATHBEAT / HEARTBEAT
Das Video besteht aus 12 Filmausschnitten, die mittels splitscreen in
Kontext gesetzt werden. Der Inhalt
tritt zurück, zugunsten der Sichtbarwerdung der innerfilmischen Struktur. Die Spannungkurven der Filme
treffen sich am gemeinsamen Höhepunkt um sich wieder abzubauen.
Auch in der Überlagerung des Tonspuren wird das Prinzip des Aufbaus
hervorgehoben.
JOHANN LURF, *1982, studiert seit
2002 an der Akademie der bildenden
Künste, Wien.
Es scheint, als wären es in unseren Träumen die Farben, die wir
zuerst vergessen, wenn wir aufwachen. Neuf vies d'un chat befaßt sich
mit diesen seltsamen Filmen, die
unsere Träume sind, mit ihrer Symbolik, ihrer verwirrenden Logik,
ihrer bruchstückhaften Rekonstruktion einer verschleierten Wirklichkeit.
›Deathbeat / Heartbeat‹ handelt
von Verrücktheit und Wahnsinn.
Durch fortschreitende Wiederholung
wird der Zuschauer in die meditativagressiv anmutende Performance
gesogen, die später für den Zuschauer und das handelndes Subjekt und
Halluzinationen abdriftet.
TOR JØRGEN VAN EIJK, *1977 studierte
von 2000-2004 an der National Academy of Fine Arts in Oslo.
Johann Lurf
The video consists of 12 film cuts that
are put into context by means of splitscreen. The content takes a back seat, for
the benefit of the visibility of the inner
structure of the film. The films' tension
curves meet at a joint climax, only to
recede again. The principle of construction
is also emphasised in the superimposition
of the sound tracks.
JOHANN LURF, *1982, studies at the
Academy of fine arts in Vienna since 2002.
Rachel Sfez
It seems as if it were the colours of our
dreams that we forget first when we wake
up. Neuf vies d'un chat deals with the kind
of strange films that are our dreams; with
their semiotics, their confusing logic, their
fragmentary reconstruction of a disguised
reality.
// F 2004, miniDV, 7:20
// Realisation: Rachel Sfez
// Distribution: Rachel Sfez
Tor Jørgen van Eijk
›Deathbeat/heartbeat‹ deals with insanity and madness. Through ongoing repetition, the viewer gets sucked into the
intensely meditative and sligthly aggresive
act, later viewer and subject, get introduced to vivid hallucinations.
TOR JØRGEN VAN EIJK, *1977, has been
studying at the National Academy of Fine
Arts in Oslo since 2000.
// N 2004, DVD, 6:00
// Realisation: Tor Jørgen van Eijk
// Distribution: Tor Jørgen van Eijk
// A 2004, DVD, 3:00
// Realisation: Johann Lurf
// Distribution: Johann Lurf
201
// AUSSTELLUNG: HELDEN DER KÜNSTE KASSEL
AGUAS DE HABANA
FOTONIC SOUVENIR
Videoinstallation bestehend aus 3 Projektionen, Sound. Die Videobilder
zeigen den Blick von oben in das Innere einer russischen Waschmaschine.
Das Wasser ist gefärbt und bewegt sich in Zeitlupe. Dazu hört man ein rituelles ›Gemurmel‹. Diese Arbeit gibt einen großen Assoziationsraum frei. Die
russische Waschmaschine will besagen, dass derzeit das gesamte russische
politische und ökonomische System mit samt seiner Mechanik und Ideologie
auf Kuba übertragen wurde. Wasser an sich spielt in Havanna eine bedeutende Rolle: Havanna liegt direkt am Wasser und ganz Kuba ist von Wasser
umgeben. Zwar liegt es ganz nah an Key West, dennoch ist es, fast bedrohlich, unüberbrückbar. Eine dritte Ebene bezieht sich auf die afro-kubanische
Religion, die Santeria, die heutzutage von den meisten Kubanern praktiziert
wird. Diese synkretistische Religion, die sich aus der afrikanischen Religion
aus dem Kongo und der katholischen Religion der Spanier entwickelt hat,
arbeitet mit Farbensymbolik und spirituellen Kräuter- und Blumenbädern
für den alltäglichen Gebrauch. Der Sound ist ein mehrfach geschichteter
Sound mit der Stimme eines Priesters der Santeria, eines Santero.
YOEL HUGO DIAZ VASQUEZ, *1973 in Havanna, Kuba.
Die Installation besteht aus acht
Koffern die mit 8mm Projektoren
und anderem Equipment gefüllt
sind. Die Koffer enthalten einen
Filmteil, der als Licht projiziert
wird. Das Licht auf den Filmen ist
von alten Urlaubsvideos, die auf
dem Flohmarkt gefunden wurden.
Jeder Koffer ist ein anderer Urlaub,
in einer anderen Stadt, zu einer
anderen Zeit. Die Koffer sind zerbrechlich, genau wie die Filme in
Ihnen. Darum gibt es eine Werkstatt
in der der Künstler die Koffer von
Zeit zu Zeit repariert. Einige Koffer
sind gestorben.
STEVEN JOUWERSMA, *1982, Abschluss
an der Akademie Minerva in Groningen.
Yoel Hugo Diaz Vazquez
Video installation consisting of three projections and sound. The video pictures show a
bird's-eye view from inside a Russian washing machine. The water is coloured and moves
in slow motion. At the same time we hear a ritual ›murmuring‹. This work leaves a great
deal of room for associations. The Russian washing machine implies that the whole current Russian political and economic system, including all its mechanics and ideology, has
been transmitted to Cuba. Water in itself plays an important role in Havana: Havana is
situated directly on the coast, and the whole of Cuba is surrounded by water, very close to
Key West, but almost dangerously inaccessible. A third level refers to the Afro-Cuban religion, Santeria, which is practised by most Cubans today. This syncretist religion, which
developed out of the African religion of the Congo and the Catholic religion of the Spanish,
works with colour symbolism and spiritual herbal and floral baths for daily use. The
sound is a multi-layered sound with the voice of a Santerian priest, a Santero.
YOEL HUGO DIAZ VASQUEZ, *1973 in Havanna, Cuba.
// Kuba 2004, Videoinstallation
Steven Jouwersma
The installation consists of 8 suitcases,
filled with 8mm projectors and other
equipment, the suitcases contain a piece of
film that is projected only as light. The
light on the films is taken from old vacation movies found on the flea market.
Every suitcase shows a different vacation
in a different city and time. The suitcases
are fragile, and the pieces of film inside, as
well. That is why there is a reparation
room where the suitcases are fixed from
time to time by the artist himself. Some
suitcases died.
STEVEN JOUWERSMA, *1982, Graduated
from the Minerva Academy in Groningen.
// Groningen 2004, Filminstallation
202
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
WHO KILLED THE PAINTING
BOJE
Die Idee vom Tod der Malerei ist nicht neu. Sie wurde
bei verschiedenen Gelegenheiten auf verschiedene Art
verkündet. Der Künstler Driton Hajredini greift das
Thema wieder auf, indem er es in einem ironischen Kontext präsentiert. Er behandelt das Ereignis als einen einfachen Mord, indem er einen Tatort inszeniert, wie es
die Polizei im Falle eines Verbrechens tut. Er führte
diese Idee zum ersten Mal in der Kunstakademie in
Prishtina auf, eine Institution, die in der Installation als
ein lebloser Ort ohne eigene Identität dargestellt wird.
Hajredinis Frage ›Wer tötete die Malerei?‹ scheint offen
und unbeantwortet zu bleiben, aber in der Praxis ist der
Künstler noch immer nicht sicher, ob die Malerei wirklich gestorben ist, denn öffentlich erklärt er: ›Ich schwöre, ich bin ein Maler!‹
DRITON HAJREDINI, *1970 in Prishtina, Kosovo Unmik.
Studiert an der Kunstakademie Münster, Deutschland.
Die Kamera schwimmt an der Wasseroberfläche und
ist auf dem Grund verankert. Das Wasser wird so zum
elastischen Energieträger zwischen Kamera und Erde.
Die Kamera wird so zum Messgerät physikalischer Energien des herannahenden Schwimmers, welche sich als
Wellen direkt in die Kamerabewegungen übertragen.
Diese Bewegungsenergie wird, als Differenz gegen den,
dem elektronischen Bild zugrundeliegenden Bildraum
des Monitors, gesetzt. So gerät das elektronische Bild
durch die Wellen des Schwimmers, um das Zentrum seines Körpers, zunehmend aus der Rahmung. Bis zu dem
Zeitpunkt an dem der Körper des Schwimmers die Kamera berührt und er so seine Bewegung direkt auf die perspektivische Raumkonstruktion des elektronischen
Kamerabildes selbst überträgt.
TIM BERGER, *1975 in Frankfurt a. M. Seit 1999 Student
der Universität der Künste Berlin. Studiengang: Experimentelle Mediengestaltung.
Driton Hajredini
The idea that painting as an art genre is dead is not a new one.
It has been declared and demonstrated on various occasions and in
various ways. The artist Driton Hajredini reopens the subject by
presenting it in an ironic context. He treats this death as a simple
homicide, by staging a crime scene in the same way the police does
when a crime occurs. He first staged his idea at the Arts Academy
in Prishtina, an institution which in the installation is displayed
as a lifeless place with no identity of its own. Hajredini´s question
›Who killed painting?‹ seems to remain open and unanswered. But
in practice the artist is still not certain whether painting is really
dead or not, publicly declaring: ›I swear, I am a painter!‹
DRITON HAJREDINI, *1970 in Prishtina, Kosovo Unmik. Studies at
the Academy of Fine Arts, Münster.
// Kassel 2003, Installation
Tim Berger
The camera floats on the surface of the water and is anchored
to the bottom. The water then becomes the elastic energy carrier
between the camera and earth. The camera becomes a measuring
device of the swimmer's physical energy, which is directly transmitted as waves into the movements of the camera. This kinetic
energy is differentiated from the monitor screen, which is based on
the electronic image. Hence the electronic image increasingly
leaves the frame due to the waves induced by the swimmer. Up
until the point that the swimmer's body touches the camera, when
his movement is directly transmitted to the perspective construction of the electronic image.
TIM BERGER, *1975 in Frankfurt a. M., Germany. Has been
studying Experimental Media Art at the Berlin University of the
Arts (UdK Berlin) since 1999.
// Berlin 2004, Videoinstallation
203
// AUSSTELLUNG: HELDEN DER KÜNSTE KASSEL
INTERFACE
LA DISPARITION
RAIN
In der Installation ›interFace‹
fungieren Kamera und Monitor
jeweils als ein Spiegel, der die Bilder
der Betrachter miteinander verkettet. Zwei Personen stehen vor
jeweils einer Kamera; die Kameras
nehmen zwei Gesichter wahr. Die
dazwischengeschaltete Software versucht, jedes der beiden Gesichter aus
Bildfragmenten des jeweils anderen
Gesichtes zu konstruieren. Das Bild
des einen kann ohne das Bild des
anderen nicht entstehen und umgekehrt.
RALF BAECKER, *1977 in Düsseldorf,
Deutschland. Seit 2002 Student an
der Kunsthochschule für Medien
Köln.
Die unsichtbare Flüchtigkeit von
Bewegungen visualisiert sich in ›la
disparîtion‹ geheimnisvoll anhand
verschiedener Tänze. Undine Siepker schafft einen plastischen
Abdruck von Bewegung im Raum.
Der Mensch wird so selbst zum Zeichenstift auf der Bühne, die die
ruhige Fläche des Genfer Sees bietet.
Filigrane Bewegungsspuren werden
ebenso sichtbar wie die gesamte
Dynamik der Tänze. Den Bildern
entgegengesetzt sind die authentischen Geräusche der Tänzer, die
umso reduzierter erscheinen, je tiefer der Betrachter in die Bilderwelten eintaucht. Undine Siepker verbindet hier Video, Photographie und
Malerei.
UNDINE SIEPKER, *1979 in Dresden.
Studiert an der Bauhaus-Universität
in Weimar im Studiengang Visuelle
Kommunikation.
Das Video ist eine 9-teilige Videoprojektion projiziert von einem Projektor. In jedem der 9 Bilder sieht
und hört man, wie ein Stapel weißes
Papier auf den Boden geworfen
wird, so wie die Tagesszeitungen
morgens verteilt werden. In diesem
Falle ist das Papier weiß, um über
die Medien als solche zu sprechen,
nicht nur über eine spezielle Tageszeitung. Die Stapel knallen auf den
Boden. Dieses Geräusch hört man
von allen Stapeln gleichzeitig. Durch
ihre zeitliche Verschiebung, wird
das Geräusch des Knallens immer
synchroner, bis es schließlich in ein
Geräusch mündet, welches einem
militärischen Gleichschritt ähnelt.
RENÉ RODRIGUEZ, *1966 in Clara,
Kuba.
Ralf Baecker
In the installtion ›interFace‹, camera
and monitor function as a mirror that
links the photos of the viewers. 2 people at
a time stand in front of a camera; the cameras detect 2 faces. The software, which
runs between camera and monitor,
attempts to construct each face from image
fragments of the other. The image of one
face cannot be realised without the other
and vica versa.
RALF BAECKER, *1977 in Düsseldorf, Germany. Since 2002 sudent at the Academy
of Media Arts Cologne.
// Köln 2004, Videoinstallation
Undine Siepker
The invisible volatility of movements
visualizes itself secretly by means of different dances in ›la disparìtion‹. Undine Siepker creates vivid impressions of movement
in space. On stage, the placid surface of
Lake Geneva, the human being turns into
the drawing pen itself. Filigree traces of
movements are visualized as well as the
entire dynamic of the dances. Authentic
dancing sounds oppose the pictures which
reduce if the spectator imerses deeper into
them. Undine Siepker combines video, photography and painting.
UNDINE SIEPKER, *1979 in Dresden. Studies Visual Communication at the BauhausUniversity in Weimar.
// Genf 2004, Videoinstallation
204
René Rodriguez
The video is a 9-part video projection
projected from a projector. In each of the 9
pictures we see and hear a pile of white
paper being thrown to the floor, just as the
daily newspaper is delivered in the morning. In this case, the paper is white, symbolising the media as such, rather than
just a special daily newspaper. The pile
lands with a bang on the floor. This noise
rings out simultaneously from all of the
piles. Due to its temporal delay, the sound
of the pile landing with a bang becomes
more and more synchronous, until it finally leads into a sound similar to military
marching in step.
RENÉ RODRIGUEZ, *1966 in Clara, Cuba.
// Kuba 2004, Videoinstallation
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
PASATIEMPO
LÄSST SICH HÄNGEN
SCHOMMEL
Das Video thematisiert die
Tatsache, dass Wünsche, die für
uns Alltag und ganz gewöhnlich
sind, in Kuba unerfüllbar sind
und Utopien bleiben. Ein Haus,
ein Auto, ein Boot, ein Flugzeug
und eine Reise nach Paris zum
Eiffelturm. Das Video zeigt, wie
all diese Gegenstände in das
Innere einer Hand gestickt werden.
DIANA FONSECAS lebt und arbeitet in Kuba.
Die Sound-Installation besteht aus drei Objekten, die
ich aus schwarzer Schaltlitze gehäkelt habe. Dabei handelt es sich um ›Kleidungsstücke‹ (ein ›Kleines Schwarzes‹, einen Bikini und eine Strumpfhose), die mit Draht
und Perlonschnur an der Decke befestigt sind. In den
Objekten befinden sich kleine Lautsprecher und je zwei
Theremine, deren Antennen sich durch den gehäkelten
Draht ziehen. Diese erzeugen ein elektromagnetisches
Spannungsfeld. Nähert sich dem ein Betrachter, wirkt
sein Körper als Störfaktor auf das System und die Lautsprecher emittieren Sounds in den Raum. Je mehr man
sich den Objekten annähert, desto lauter werden die
Sounds. Auch kann man sie anfassen - dabei spielt der
individuelle Hautwiderstand und die Art der Berührung
eine Rolle - jedem Betrachter antworten die Objekte
anders. Findet kein Kontakt mit der Installation statt,
bleibt sie stumm.
FREYA HATTENBERGER, *1978 in Offenbach/Main, Deutschland. Studiert an der Kunsthochschule für Medien Köln
im Studienfach Medienkunst.
Ein geloopter
8mm Film über
einen Jungen auf
einer Schaukel, der
auf ein Gemälde projiziert wird.
STEVEN JOUVERSMA,
*1982, Abschluss an
der Akademie
Minerva in Groningen.
Diana Fonsecas
The video deals with the fact that
wishes which for us are part of our
everyday life and completely normal
cannot be fulfilled, and remain utopian in Cuba. A house, a car, a boot, a
plane, and a trip to see the Eiffel
tower in Paris. The video shows how
all of these items are embroidered into
the palm of a hand.
DIANA FONSECAS lives and works in
Cuba.
// Kuba 2004, Videoinstallation
Freya Hattenberger
The sound installation consists of three objects that I crocheted
out of black stranded hook-up wire. They represent three ›items of
clothing‹ (a ›little black number‹, a bikini and a pair of tights)
affixed to the ceiling with wire and perlon-cord. In the objects I
have placed small speakers and two theremins, whose antennae
wind their way through the crocheted wire, generating an electromagnetic field. If an observer approaches, his body acts as a source
of friction in the system, and the speakers emit sounds into the
room. The closer the observer gets to the objects, the louder the
sounds become. They can also be touched - the individual skin
resistance and type of touch play a role here - with every beholder
responding differently to the objects. If no contact is made to the
installation, it remains silent.
FREYA HATTENBERGER, *1978 in Offenbach/ Main, Germany. Studies Media Art at the Academy of Media Arts Cologne.
Steven Jouwersma
A loop 8mm film of a
boy sitting on a swing
projected on a painting.
STEVEN JOUVERSMA,
*1982, Graduated from
the Minerva Akademy
in Groningen.
// Groningen 2004,
Filminstallation
// Köln 2004, Klanginstallation
205
// KHK KASSEL
EINLEITUNG / INTRODUCTION
Dem Motto ›Document‹ folgend wird die Kunsthochschule Kassel nicht nur in einer ›klassischen‹ Ausstellungssituation aktuelle Medienkunstarbeiten von 20 Studierenden der Kunsthochschul-Fachbereiche Freie Kunst und Visuelle Kommunikation zeigen, sondern darüber hinaus Teile des alltäglich in Kassel stattfindenden Arbeitsprozesses nach
Osnabrück übertragen. Hierbei geht es jedoch nicht um die Situation eines ›Über die Schulter schauens‹, sondern um
die überspitzte Veranschaulichung der alltäglichen Konflikte, Krisen und Besonderheiten, mit denen sich junge
Medienkünstler in ihrer persönlichen kreativen Auseinandersetzung angesichts einer medial überfüllten Umgebung
konfrontiert sehen. In den einzeln ausgestalteten Räumen dieses zweiten Teils der Ausstellung verschwimmen die
Übergänge zwischen ›work in progress‹, Schauspiel und Selbstironie. Die Live-Projekte der Studierenden vermögen
die Charakteristika der Medienwelt zugleich zu katalysieren und zu analysieren. Deren Beschreibung, Enttarnung
und Filterung sind Gegenstand ihrer künstlerischen Arbeit.
Sportlich sollte es auf jeden Fall sein, dachte Peter, sportlich und entspannt. So sollte es sein, leicht aber mitreissend, melodienreich aber nicht zu verkopft; aber irgendetwas sagte ständig: ICH WILL NICHT WACH WERDEN?!!!
Musik-Video-Jam mit den Sound-Bildmachern Timm Richter, Christoph Lutz, Mirko Kutscheidt, Frederick Vidal, Sebastian Döring, Jan Köhler und Florian Grolig.
Lassen Sie sich von der Videokünstlerin Barbara Hirn portraitieren! Schnell und preiswert entsteht so ein Kunstwerk ganz auf sie zugeschnitten.
The Superstar is back in town! Daniel Massow ist nach internationaler Tournee wieder in Deutschland. Die erste
Station mit seinem neuen Programm ist Osnabrück. Jetzt noch länger! Ganze vier Stunden (JA genau VIER Stunden)
den Superstar pur und live erleben. An ganzen drei Tagen. Unfassbar!! Ein Hauch von Las Vegas wird in Osnabrück
wehen.
Ein Kindheitstraum, an der Decke laufen zu können! Virtuell möglich gemacht von Anna Rieger und Verena Berg.
Zeichen, Icons, Logos, Symbole, zurück zu einer bildhaften Zeichensprache - Die Illustrationsklasse der Kunsthochschule Kassel beschäftigt sich mit dem Thema Icons und Symbole und ihrer Bedeutung bei der modernen Kommunikation.
Die renommierte Kunstwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Panhans-Bühler nimmt sich Zeit für intensive Fachgespräche und individuelle Beratungen.
Der work-in-progress 3-Teiler speedo - morgens gedreht, abends ausgestrahlt - zerschmettert alle Erwartungshaltungen an ›daily soap‹. Ein Spiel mit Projektionen im doppelten Sinne.
Introduction. Following the motto ›Document‹, the Kunsthochschule Kassel will not only present current media art works by 20 students at the Department of Free Art and Visual Communication of the art school in ›classic‹ exhibition style, but will also transfer parts
of the daily work processes from Kassel to Osnabrück. The aim is not to be able to ›look over their shoulder‹ but to obtain an exaggerated
illustration of the daily conflicts, crises and peculiarities which confront the young media artists in their personal creative discourse in
the face of a world satiated by the media. In the individually designed rooms of this second part of the exhibition the transitions between
›work in progress‹, acting and self-irony are blurred. The students' live projects are capable of simultaneously catalysing and analysing
the characteristics of the media world. Their description, exposure and filtering are the objects of their artistic work.
It has to be sporty, thought Peter, sporty and laid back. That's how it should be, easy but exciting, melodious but not too intellectual;
but something continually said: I DON'T WANT TO WAKE UP!!! Music video jam with the sound/video artists Timm Richter, Christoph
Lutz, Mirko Kutscheidt, Frederick Vidal, Sebastian Döring, Jan Köhler and Florian Grolig.
Let the video artist Barbara Hirn make a portrait of you! Your very own personal work of art can be created quickly and cheaply.
The Superstar is back in town! Following an international tour, Daniel Massow is back in Germany. His first stop is Osnabrück, where
he will present his new programme. Now even longer! A whole four hours (YES, exactly FOUR hours) of the superstar in the flesh. On
three whole days. Unbelievable!! A touch of Las Vegas will hit Osnabrück.
A childhood dream, to be able to walk on the ceiling! Made virtually possible by Anna Rieger and Verena Berg.
Characters, icons, logos, symbols, back to a pictorial sign language - the illustration class at the Kunsthochschule Kassel deals with
the subject of icons and symbols, and their meaning in modern communication.
The renowned art academic, Prof. Dr. Ursula Panhans-Bühler, will devote some of her time to hold expert talks and give individual
advice.
The 3-part work in progress speedo - filmed in the morning, broadcast in the evening - shatters all expectations in ›daily soaps‹. A game
with projections in both senses of the word.
206
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
ADAGIO
ENTROPIA
›Adagio‹ ist ein Film über den Phantomteilchenforscher, eine Art Alter Ego, der auf der Suche nach dem
mysteriösen Phantomteilchen die Natur durchzieht. Wir
begleiten den Phantomteilchenforscher auf seinen Expeditionen, werden Zeuge verschiedenster Forschungsversuche und Experimente, um schließlich der Extrahierung und Freiwerdung des Phantomteilchens beizuwohnen, was schließlich die Welt verändern wird. Der Film
ist eine Hommage an den mad scientist. Er spielt mit der
Ästhetik alter Stummfilme, setzt sie jedoch nicht ungebrochen ein. Er versucht vielmehr, auf einer intertextuellen Ebene, Geschichten zu erzählen. Der Titel ›Adagio‹
spielt auf den Sound des Filmes an: Er ist ausschließlich
mit verschiedenen Adagio-Stücken unterlegt. Der Film
ist in fünf Teile untergliedert, er ermöglicht so die Assoziation mit einem Musikstück.
JENNY MICHEL, *1975 in Worms, studiert seit 2000 and
der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Freie Kunst.
›Wie wird eine Idee geboren?‹ Diesem, für jeden
Künstler essentiellen, Gedankenprozess widmet sich die
interaktive Installation ›Entropia‹. Diese Arbeit beschäftigt sich besonders damit, wie ein Gespräch dazu beitragen kann, dass der ursprünglich unbestimmte kreative
Impuls zu einer bestimmten Vorstellung geformt wird.
Dargestellt wird dieser Gedankenaustausch anhand eines
virtuellen Lebewesens, dass per Mikrofon dem Worten
der Besucher lauscht. Durch Tonanalyse erzeugt jedes
Wort der Besucher neue Bilder, indem zum Ergebnis passende Elemente aus den über 200 zugrunde liegenden
Zeichnungen ausgewählt und im dreidimensionalen
Raum platziert werden. Die räumliche Darstellung
ermöglicht die Erfahrung dieser Gedankenwolke aus verschiedenen Perspektiven sowie im Ganzen und im Detail.
MARCUS WENDT, *1982 in Schwendt/Oder, studiert an
der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Visuelle
Kommunikation.
›Adagio‹ is a film about the phantom particle researcher, a kind
of alter ego, who wades through nature looking for the mysterious
phantom particle. We accompany the phantom particle researcher
on his expeditions, we witness a wide range of research tests and
experiments, and are finally present at the extraction and release
of the phantom particle, which is to change the world. The film is
a homage to the mad scientist. It plays with the aesthetics of old
silent films, but does not use them in an unbroken fashion.
Instead, it attempts to tell stories on an intertextual plane. The
title ›Adagio‹ alludes to the sound of the film: It is set solely to
various different adagio pieces. The film is subdivided into five
parts, thus emphasising its association to a piece of music.
JENNY MICHEL, *1975 in Worms, has been studying Free Art at
the Kunsthochschule Kassel since 2000.
›How do you give birth to an idea?‹ This question, essential to
the artist, is the starting point of the interactive installation titled
›Entropia‹. Being someone who constantly tries to get to the bottom of his own work - this installation reflects how many important people have helped to define the artist's personal path by criticising, contributing their thoughts and giving helpful comments.
This process of thoughts is manifested in a visual organism that
listens to the visitors. Every whisper, shout or phrase will change
the organisms appearance. Maybe you will frighten it by being
impolitely loud? Can you get closer to it by calmly revealing some
of your secrets?
MARCUS WENDT, *1982 in Schwendt/Oder, studies Visual Communication at the Kunsthochschule Kassel.
Jenny Michel
// D 2004, 14:00
// Realisation: Jenny Michel
Marcus Wendt
// D 2005, interaktive Installation
// Realisation: Marcus Wendt
207
// KHK KASSEL
BUILDING UP
ENORMOUSROOM
Ein Mann konstruiert einen
Raum aus den Erinnerungen anderer.
AXEL THEUNE, *1966 in Göttingen,
studiert seit 2003 an der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Freie
Kunst.
›Enormousroom‹ ist eine 3-Kanal-Videoinstallation, die auf drei frei hängende zueinander verwinkelte Screens projiziert wird. Der Betrachter bewegt
sich zwischen den Bildern, er betritt den Aktionsraum zweier fiktiver Figuren, er dringt ein in die Intimsphäre ihrer versuchten Kommunikation. Die
mit jedem Schritt des Betrachters wechselnde Perspektive schafft einen
Erlebnisraum, auf dessen Szenerie sich das Spannungsverhältnis zwischen
menschlichen Erfahrungen und der Suche nach Authentizität im Selbst und
im Gegenüber überträgt. Durch Blickkontakte, die nicht in der Szene, sondern durch die Ausrichtung der Leinwände geschehen; durch eine Diagonale
von einem nur angeschnittenen architektonischen Element wird der Raum
von imaginären Linien durchzogen - paradox erscheinende Verbindungen,
die dem spezifischen Charakter der kommunikativen Codes der Figuren entsprechen. Die Anspannung der Situation resultiert aus der dramatisierenden
Übersteigerung der Banalität des Alltagsmoments und der Fokussierung von
subtilen Schlüsseln wie Haltung und Mimik.
MARKUS BERTUCH, *1974 in Arnstadt, studiert seit 2001 an der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Visuelle Kunst und seit 2003 im Doppelstudium
Freie Kunst und Visuelle Kommunikation.
Axel Theune
A man constructs a room from the
memories of others.
AXEL THEUNE, *1966 in Göttingen, has
been studying Free Art at the Kunsthochschule Kassel since 2003.
// D 2005, DV PAL, 7:37
// Realisation: Axel Theune
Markus Bertuch
Enormousroom is a three-channel video installation that is projected onto three freely
suspended screens which are placed at an angle to each other. The observer moves among
the images, enters the action space of two fictitious figures, and invades the private sphere
of their attempted communication. The perspective, changing with each step of the viewer,
creates a room of adventure, in which the scenery conveys the tense relationship between
human experiences and the search for authenticity of oneself and the counterpart.
Through eye contact, which does not happen in the scene, but by the use of the special
arrangement of the screens and a diagonal of one truncated architectural element, the
room is crossed by imaginary lines - conjunctions that seem to be paradoxical, that comply
with the specific character of the communicative codes of the figures. The tension of the
situation results from the dramatising exaggeration of the banality of the everyday life
moment and the focusing of subtle indicators like posture and facial expression.
MARKUS BERTUCH, *1974 in Arnstadt, has been studying Visual Art at the Kunsthochschule Kassel since 2001 and also Free Art and Visual Communication since 2003.
// D 2004, Videoinstallation
// Markus Bertuch
208
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
FRANCIS
HAIRY
Michael Meier unternimmt den Versuch mit der
Installation ›Francis‹ dem Phänomen des typischen
Medieninteressierten auf die Spur zu kommen. In der
Installation ›Francis‹ machen sich die Besucher einer
Ausstellung zu einem Teil eines Gesamtkunstwerks,
indem sie kurze Videoclips mit denen andere Teilnehmer, die sie mittels eines handelsüblichen Fotoautomaten aufgenommen haben, übereinander belichten. Das
Individuum verschwindet und transformiert zu etwas
Angeglichenem. Wie schon Freud in seiner Psychoanalyse den Wunderblock nutzte, um bei Patienten auf wiederkehrende Muster zu stoßen, versucht Michael Meier
eine Typologisierung sichtbar zu machen. Durch den Vorgang der permanenten Übereinanderbelichtung ergeben
sich nach geraumer Zeit Patterns, die spezifisch für
einen Ort und eine Zeit eine Aussage treffen. Nach
einem Zeitablauf von mehreren Stunden kann ›Francis‹
sich vom ›normalen Abbild‹ eines Menschen lösen und
entwickelt sich zu einem Monster unserer Gesellschaft.
MICHAEL MEIER, *1979 in Goslar, studiert seit 2000 an
der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Visuelle
Kommunikation.
Die ›Hairy‹-Installation dient in erster Linie dazu,
Spass zu machen und jeden zu animieren sich damit
spielerisch auseinanderzusetzen. Bei dieser Installation
wird man konfrontiert mit dem Überraschungsmoment,
der eigenen Kreativität und der Selbstdarstellung. Es bietet jedem die Möglichkeit eine obskure Situation für
einem Moment festzuhalten.
ANNA RIEGER, *1982 in Kassel, studiert an der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Visuelle Kommunikation.
VERENA BERG, *1982 in Haan, studiert an der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Visuelle Kommunikation.
Michael Meier
In his installation entitled ›Francis‹, Michael Meier attempts to
get to the bottom of the phenomenon of people typically interested
in the media. In the installation ›Francis‹ visitors to the exhibition
become part of the overall work of art by exposing short video
clips over those from other participants that have been made using
a commercially available photo booth. The individual disappears
and is transformed into something that has become more alike. As
Freud used the ›wunderblock‹ in his psychoanalysis, in order to
identify repetitive patterns in patients, Michael Meier attempts to
make typologisation visible. Due to the process of permanent
superexposure, after a while patterns emerge that enable a statement to be made for a specific time and place. After a period of
several hours ›Francis‹ can free itself from the ›normal image‹ of a
person and develop itself into a monster of our society.
MICHAEL MEIER, *1979 in Goslar, has been studying Visual Communication at the Kunsthochschule Kassel since 2000.
Anna Rieger, Verena Berg
The main aim of the installation entitled ›Hairy‹ is to be fun
and to animate all observers to deal with it in a playful manner.
With this installation one is confronted with the moment of surprise, one's own creativity and with self-portrayal. It invites every
one to capture an obscure situation for just one moment.
ANNA RIEGER, *1982 in Kassel, studies Visual Communication at
the Kunsthochschule Kassel.
VERENA BERG, *1982 in Haan, studies Visual Communication at
the Kunsthochschule Kassel.
// D 2004, Installation
// Anna Rieger und Verena Berg
// D 2004, Installation
// Michael Meier
209
// KHK KASSEL
JB
GRETEL
Zwischen Plüschtierwelt und der Sehnsucht nach Identität spielt sich die
Videoarbeit von Barbara Hirn und Julia Richter ab, die mit ihren 22 Jahren
von den Wirrungen der Pubertät selbst noch nicht weit entfernt sind. Unermüdlich versuchen zwei Mädchen in einem Jugendzimmer eine Hip-HopChoreographie einzustudieren. Die ständige Wiederholung der Schritte, das
Einschalten des CD-Players und das konzentrierte Warten auf den Einsatz der
Musik werden zum Ritual, welches dem Betrachter den Eindruck eines Loops
vermittelt. Doch stellt sich heraus, dass die Szene in Echtzeit passiert. Ihr
Bemühen nach Synchronität und die andauernden Wiederholungen sind nicht
nur oberflächlicher Spiegel von Teenager-Schwärmereien, sondern drücken
ein unbewusstes Verlangen nach Sicherheit und Bestätigung aus, die in dem
Nacheifern der Medienidole gesucht und in dem Bewusstsein, etwas Gemeinsames zu tun, gefunden wird. Der intime Einblick in das Jugendzimmer
erlaubt zwischen Authentizität und Ironisierung keine genaue Einordnung,
enthüllt aber die offensichtliche Tendenz zur Beeinflussbarkeit und des SichHineinsteigerns in Halt versprechende Nachahmungen.
BARBARA HIRN, *1982 in Heilbronn, studiert an der Kunsthochschule Kassel
im Studiengang: Kunst und Mathematik für Lehramt an Gymnasien.
JULIA CHARLOTTE RICHTER, *1982 in Giessen, studiert an der Kunsthochschule
Kassel im Studiengang: Kunst und Englisch für Lehramt an Gymnasien.
Franziska Cordes demontiert
anhand eines der bekanntesten Märchens der Brüder Grimm mediale
Ausflüchte einer zynischen Realität.
Der Zuschauer wird mit Verblüffung
und Sprachlosigkeit geschlagen. In
sämtlichen Dimensionen bringt es
die aktuellen Erfahrungen einer jungen Generation auf den Punkt: ein
Raum-Zeit Loop, der auf der Stelle
tritt, der Tag & Nacht auflöst, der
die Signifikanten der Verständigung
leerlaufen lässt in einer neuen Materialbedeutungslosigkeit. Die Figuren
selbst schillern zwischen Fiktionen
und Masken, Verständigungssplitter
unterschiedlichster Codes werden
paradox zu einer nervenden Märchengroteske zusammengemixt, die
sich gewaschen hat. Bild- und Tonspur zersetzen sich wechselseitig zu
einem quälend absurden Gewebe
eines grellen Nachtraums im Nirgendwo und fegen erbarmungslos,
ohne daß dies explizit beabsichtigt
wäre, über einen ganzen Haufen
naturalistisch versöhnlicher Neoromantik, wie sie zur Zeit im Schwange ist, hinweg. Dieses Projekt zeigt
so genau, was wirklich Sache ist,
dass man sich fühlt, als zersplittere
ein falscher Spiegel zu den aufsässigen Bruchstücken des aktuellen
gesellschaftlichen Puzzles - No exit.
Sie ist punk, wenn sie gesellschaftliche Konstellationen und Konnotationen zerschlägt und auf diesem
Trümmerfeld eine poetische Welt
errichtet. Sie ist surreal, wenn sie
sich prozessual treiben lässt und
spontanen Eingebungen folgt. (Text:
Ursula Panhans-Bühler)
Barbara Hirn, Julia Richter
The video clip by Barbara Hirn and Julia Richter, who, both aged 22, are not so distant
from the struggles of adolescence themselves, is set between the world of teddies and the
longing for identity. Unremittingly, two girls try to rehearse a hip-hop choreography. The
permanent repetition of the steps, the switching on of the CD player and the concentrated
waiting for the start of the music become a ritual, which conveys the impression of a loop
to the observer. However, it turns out that the scene shows a real-time sequence. Their
endeavours towards synchronicity and the unceasing repeats are not only a superficial
reflection of the excessive enthusiasm of teenagers, but also express an unconscious yearning for security and appreciation, which is searched for in the emulation of media idols,
and is found in the awareness of doing something together. Located between authenticity
and irony, the intimate insight into the room of a young person does not allow an exact
categorisation, but the obvious tendency towards suggestibility and being taken up with
one's aspirations is revealed.
BARBARA HIRN, *1982 in Heilbronn, studies Art and Mathematics for Grammar School
Teachers at the Kunsthochschule Kassel.
JULIA CHARLOTTE RICHTER, *1982 in Giessen, studies Art and English for Grammar School
Teachers at the Kunsthochschule Kassel.
// D 2005, DV PAL, 40:00
// Barbara Hirn und Julia Richter
210
Franziska Cordes
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
KEINE GNADE FÜR JACKY
Yvonne Wilczinsky
FRANZISKA CORDES, *1979 in Hannover, seit 2000 Studium
der Visuellen Kommunikation und seit 2001 der Freien
Kunst bei Prof. Bjørn Melhus.
Using one of the most well-known tales by the Grimm Brothers
›Hänsel und Gretel‹, Franziska Cordes´ video de-assembles medial
escapes into a cynical reality. The viewer is struck by stupefaction
and speechlessness. In every possible dimension it gets to the heart
of the current experiences of a young generation: A space-time
loop, that is not going anywhere, that dissolves day and night, disclosing that the significant body of communication is to no avail
but, however, shifts into a new unimportance of material, allowing the figures to shine between fiction and masks. It mixes together the fragments of communication of diverse code systems in paradox manner. A really good grotesque tale! Video and audio track
undermine each other to a struggling absurd tissue of a harsh
night room in nowhere. To my eyes and ears this project sweeps
over a whole lot of naturalistic appeasing Neo Romanticism, currently in vogue, with such a precise observation for the main
topic, yet not necessarily intending to do so. It makes one feel as if
a fake mirror shatters to the fragments of the present social puzzle
- No exit. It is punk-like when it shatters social constellations and
connotations and establishes a poetic world on this pile of rubble.
It is surreal when it lets itself drift, following spontaneous inspirations. (Text: Ursula Panhans-Bühler)
FRANZISKA CORDES, *1979 in Hannover, has been studying Visual
Communication since 2000 and Free Art with Prof. Bjørn Melhus
since 2001.
// D 2004, DV PAL
// Franziska Cordes
Yvonne Wilczinsky greift in ihrer Arbeit ›Keine Gnade
für Jacky‹ auf Szenen unterschiedlicher Western zurück,
die reitende Cowboys in der Prärie zeigen. Vor der untergehenden Sonne reiten sie ihren Abenteuern entgegen.
Wilczinskys Montage zum Höhepunkt des Filmes lässt
die gesamte berittene Mannschaft niederstürzen. Pferd
um Pferd geht zu Boden. Das Interesse der Künstlerin
gilt dabei der äußerst brutalen Inszenierung aus dem
Galopp stürzender Pferde. Was im originalen Western
eine spannende Action-Szene sein will, verdichtet sie in
der Aneinanderreihung der Einstellungen zum permanenten Zusammenbrechen der Tiere.
YVONNE WILCZSINKY, *1972 in Hindenburg, Polen, studiert seit 2001 an der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Freie Kunst.
In her work entitled ›Keine Gnade für Jacky‹ (No mercy for
Jacky), Yvonne Wilczinsky falls back on scenes from a number of
westerns, portraying cowboys riding in the prairie. Against the
backdrop of the setting sun, they ride to meet their adventures.
Wilczinsky's montage at the film's climax causes the whole company to fall from their horses. One by one, the horses fall to the
ground. The artist is interested in showing the extremely brutal
production of galloping horses falling to the ground. What would
otherwise be an exciting action scene in the original western is
compressed into a stringing together of views regarding the permanent collapse of the animals.
YVONNE WILCZSINKY, *1972 in Hindenburg, Poland, has been
studying Free Art at the Kunsthochschule Kassel since 2001.
// D 2004, DV PAL, 3:00
// Yvonne Wilczinsky
211
// KHK KASSEL
KUMULUS
O.T. (ROMY)
Der Machtzuwachs wirkte sich auf die herrschenden
Klassen darin aus, dass er die hemmungslosen Phantasien des Unbewussten freisetzte und sadistischen Impulsen Raum gab, für die es bis dahin kein kollektives Ventil gegeben hatte. Und zugleich hing die Leistung der
Maschine von schwachen, keineswegs unfehlbaren, dummen oder eigensinnigen Menschen ab, so dass der Apparat sich unter Stress aufzulösen drohte. Die mechanisierten menschlichen Bestandteile selbst konnten nicht dauernd zusammengehalten werden ohne einen tiefen
magisch-religiösen Glauben an das System, wie er sich
im Götterkult ausdrückte. Daher muss es unter der glatten, eindrucksvollen Oberfläche der Megamaschine,
selbst wenn sie von furchtgebietenden symbolischen
Gestalten unterstützt wurde, von Anfang an viele Brüche
und Sprünge gegeben haben.
CHRIS RICHTER, *1973 in Landsberg/L., studiert an der
Kunsthochschule Kassel.
Eine knapp einminütige Szene aus dem Film ›Die Spaziergängerin von Sans-Souci‹ mit Romy Schneider und
Michel Piccoli wird projiziert, 1200 frames. Film und
Person als Sehnsuchtsmotiv und Anlass, sich in fremde
Angelegenheiten zu schleichen. Die Projektion des Filmkörpers bildet sich auf dem realen Körper ab. Eine
amour fou zwischen Film und Wirklichkeit - und doch
ist alles nur Schein. Michel Piccoli bleibt eine pixelige
Lichtschicht und daneben steht eine Frau in der Projektion und versucht sich die Rolle der Anderen anzuziehen
wie ein Kleid. Aber das gelingt ihr nur zum Teil. Ständig
schiebt sich ein Schatten zwischen sie und das Filmgeschehen, und wo Romy Schneider Michel Piccoli küssen
darf, küsst sie nur die kalte Wand. Dieser Versuch dabei
zu sein führt zu verschiedenen Schichten von Wirklichkeit, eine Collage, auch in der Zeit. Was entsteht changiert zwischen schön und hässlich, Identität und NichtIdentität, oder schlicht Wunsch und Wirklichkeit.
ANDREA SCHÜLL,*1980 in Ellwangen an der Jagst. Studiert seit 2000 an der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Freie Kunst.
Chris Richter
The increase of power affected the ruling classes in that it
released unrestrained fantasies of the unconscious and made room
for sadistic impulses, for which, until that point, there had been
no collective valve. And at the same time, the performance of the
machine was dependent upon weak, by no means infallible, stupid
or obstinate people, so that the machinery threatened to disintegrate under stress. The mechanised human components themselves
could not be kept together constantly without a deep magic-religious belief in the system, as expressed in the cult of the gods. For
this reason, there must have been a lot of faults and cracks from
the very beginning beneath the smooth, impressive surface of the
mega-machine, even if it was supported by terrifying symbolic figures.
CHRIS RICHTER, *1973 in Landsberg/L., studies at the Kunsthochschule Kassel.
// D 2005, Videoinstallation
// Chris Richter
Andrea Schüll
A nearly one-minute scene from the film ›Die Spaziergängerin
von Sans-Souci‹ with Romy Schneider and Michel Piccoli is projected, 1200 frames. Film and person as a motif for yearning, and a
reason to slip into alien matters. The projection of the film body is
illustrated on the real body. An amour fou between film and reality - yet it is all only pretence. Michel Piccoli remains a pixel-like
layer of light and a woman stands behind him in the projection,
attempting to put on the role of the other like a dress. But she
only partially manages it. A shadow constantly pushes its way
between her and the action in the film, and when Romy Schneider
is allowed to kiss Michel Piccoli, she only kisses a cold wall. This
attempt to be at the scene leads to various different levels of reality, a collage, also in time. That which emerges alters between
beautiful and ugly, identity and non-identity, or simply wishful
thinking and reality.
ANDREA SCHÜLL,*1980 in Ellwangen an der Jagst. Has been
studying Free Art at the Kunsthochschule Kassel since 2000.
// D 2004, DV PAL, 1:00
// Andrea Schüll
212
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
LAGERFEUER
NO DISPLACE
ODER?
In ›Lagerfeuer‹ arbeitet Anna Mirbach mit Situationen, die dem
Betrachter in ihren Einzelelementen
vertraut sind. So kennt jeder das
Bild des ›Sitzens am Lagerfeuer‹ und
die damit verbundene Romantik. In
Mirbachs Arbeit bricht jedoch das
herkömmliche Bild, da die Szene in
einem überraschenden und für den
Rezipienten ungewöhnlichen
Umfeld, nämlich auf ihrem Bett
spielt. Die Situation kippt, aus dem
vertrauten Bild entsteht ein Gefühl
des Unwohlseins, wenn der eigene
Körper, der als Kulisse für das Lagerfeuer benutzt wird, dieser Gefahr
ausgesetzt wird.
ANNA MIRBACH, *1981 in Bonn, studiert seit 2001 an der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Bildende Kunst.
Kein Fluchtversuch wird im
unendlich wiederholten ›No Displace‹ unternommen. Der tragikomische Harlekin erkennt seine Situation mit einer doppelten Feststellung,
über welche er sich im Raum definiert. Durch seine Handlung jedoch
widerspricht er sich laufend selbst,
indem die gestische Behauptung, es
gäbe eine Veränderung, wieder und
wieder verbal negiert wird.
MARCO DI CARLO, *1980 in Brüssel,
Belgien, studiert seit 2001 an der
Kunsthochschule Kassel im Studiengang Visuelle Kommunikation und
seit 2003 im Studiengang Freie
Kunst.
Der Film verfolgt einen Gang
durch eine klinisch reine Stadt aus
weißen Oberflächen und grünen
Konturen. Einzig hörbares Geräusch
sind in den Straßen widerhallende
Schritte, die scheinbar endlos und
ziellos ihren Weg verfolgen, ohne an
irgendeinem individuellen Merkmal
der Kulisse Orientierung zu finden.
PARK, BYOUNG LAE, *1974 in SüdKorea, studiert seit 2004 an der
Kunsthochschule Kassel im Studiengang Freie Kunst.
Anna Mirbach
In ›Lagerfeuer‹ (Camp fire) Anna Mirbach works with situations whose individual elements beholders are familiar with.
We all know the scene of ›sitting by the
camp fire‹ and the romance that emanates
from it. In Mirbach's work, however, the
conventional image is broken, since the
scene is enacted in a surprising environment, which seems unusual to the recipient, namely on her bed. The situation overturns, and the familiar image leads to a
feeling of uneasiness when one's own body,
which is used as the backdrop to the camp
fire, is exposed to this danger.
ANNA MIRBACH, *1981 in Bonn, has been
studying Fine Arts at the Kunsthochschule
Kassel since 2001.
Marco di Carlo
No attempts at escape are made in the
continuously repeated ›No Displace‹. The
tragicomic harlequin is aware of his situation with a double ascertainment, from
which he defines himself in the room. By
his actions, however, he continually contradicts himself by verbally negating,
again and again, the gestural assertion
that there has been a change.
MARCO DI CARLO, *1980 in Brussels, Belgium, has been studying Visual Communication at the Kunsthochschule Kassel since
2001 and Free Art since 2003.
Byoung Lae Park
The film follows a walk through a clinically clean city consisting of white surfaces
and green contours. The only audible
sounds are steps reverberating in the
streets, steps that seem to follow their
path endlessly and aimlessly, without
being able to orientate themselves towards
any certain feature of the backdrop.
PARK, BYOUNG LAE, *1974 in South
Korea, has been studying Free Art at the
Kunsthochschule Kassel since 2004.
// D 2004, 14. 41 :00 Loop
// Byoung Lae Park
// D 2005, DV PAL
// Marco di Carlo
// D 2004, Video, 6:00
// Anna Mirbach
213
// KHK KASSEL
PAINT IT BLACK
PORTRAIT
Die rote Tür, ich streiche sie ab heute schwarz
Denn alles was so rosarot war, ist jetzt schwarz
Oh sag mir doch was ist mit uns denn nur geschehen?
Warum muss ich jetzt alles schwarz in schwarz nur sehen
Rot so wie Feuer hat die Liebe einst geglüht
So schnell wie roter Mohn ist sie für uns verblüht
Und alles ist so schwarz und leer jetzt um mich her
Oh sag mir doch gibt es denn keinen Ausweg mehr
Die Nacht ist schwarz und alles scheint um uns so tot
Doch irgendwo da schimmert schon das Morgenrot
Und bald da wird die Sonne hoch am Himmel stehen
Und unsere Liebe sie wird wieder neu erstehen
Rot so wie Feuer wird sie wieder für uns glühen
Und hunderttausend rote Blumen werden blühen
Und schau, die rote Tür zum Glück sie öffnet sich
Sie öffnet sich zum neuen Glück für dich und mich
Warum, warum muss ich jetzt alles schwarz nur sehen?
DANIEL MASSOW, *1980 in Kassel, studiert seit 2001 an
der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Freie Kunst.
Die Arbeit ist eine Videoinstallation. Es läuft eine
Doppelprojektion, der gleiche Film, einmal positiv, einmal negativ, nebeneinander. Der Film ist eine Fotoanimation deren Anfang ein Videofeedback ist. Der Ausgangspunkt der Fotoanimation ist ein Porträtfoto von
mir. Die restlichen Bilder sind durch umkopieren im
Fotolabor entstanden. Die Filme laufen in einem Loop,
so dass es durch das Videofeedback den Anschein macht,
dass die beiden Filme ihre Position am Ende tauschen.
Ebenso wie die Bilder bewegt sich auch der Ton im
Raum. Jedem Film sind bestimmte Sounds zugeordnet,
die ebenso wie die Filme ihren Standort tauschen
LISA RÖPER, *1982 in Kassel, studiert an der Kunsthochschule Kassel im Studiengang Visuelle Kommunikation.
Daniel Massow
The red door, I'll paint it black from today
'Cos everything that was pink is now black
Oh tell my whatever has happened to us?
Why must I now see everything black in black
Love once glowed as red as fire
Now it has faded for us as fast as a red poppy
And everything is now so black and empty around me
Oh tell me, is there now no way out
The night is black and everything around us seems so lifeless
But somewhere the sunrise is already glimmering
And there the sun will soon be high in the sky
And our love will rise up again
As red as fire it will glow for us again
And a hundred thousand red flowers will bloom
And, look!, the red door to happiness is opening
It is opening up new happiness for you and me
Why, why must I now see everything black?
DANIEL MASSOW, *1980 in Kassel, has been studying Free Art at
the Kunsthochschule Kassel since 2001.
// Videoloop, 2004
214
Lisa Röper
This work is a video installation. There are two projections next
to each other: the same movie, one positive, the other negative.
Starting with a video feedback, the movie is an animation of photographs. The first picture of the animation is a portrait of myself,
and at the same time forms the basis of the other pictures. They
were developed in the darkroom by copying one onto the other
negative. The two movies run in a loop. The video feedback gives
the viewer the impression that the movies change their position at
the end. Each movie has its own sounds. The sound moves through
the room at the same rate as the movies change their position.
LISA RÖPER, *1982 in Kassel, studies Visual Communication at
the Kunsthochschule Kassel.
// D 2005, Videoinstallation
// Lisa Röper
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
STAR FOR A MINUTE
Christian Klotz
Die sich stetig steigernde Lust der
Menschen, sich mit verschiedensten
Mitteln in die Öffentlichkeit zu stellen - oft unter Verlust von Privatsphäre, Würde, Scham, Vertraulichkeit - wird zum selbstverständlichen
Bedürfnis eines jeden erklärt.
Mediale Wege werden soweit anonymisiert und automatisiert, dass sie
losgelöst von jeglichem Inhalt ausschließlich diesem Bedürfnis dienen. ›Star for a minute‹ erfasst den
Besucher und integriert ihn in die
überladene Szenerie einer Fernsehshow. Für wenige Augenblicke wird
er zum Star, bis er, unter Applaus
oder Ablehnung des virtuellen Publikums, als Sieger oder Verlierer, vom
nächsterfassten Kandidaten verdrängt wird.
CHRISTIAN KLOTZ, *1982 in Dresden,
studiert an der Kunsthochschule
Kassel Visuelle Kommunikation.
People's increasing desire to stand in the
public eye using a variety of means, often
at the price of losing one's private sphere,
honour, shame and confidentiality, is
declared as the self-evident need of us all.
Media methods are thus anonymised and
automatised so that they finally serve this
need, removed from any content. ›Star for
a minute‹ captures the visitor and integrates him into the overloaded scenery of a
TV show. He becomes a star for just a few
moments until he is superseded as winner
or loser by the next captured candidate, to
the applause or booing of the audience.
CHRISTIAN KLOTZ, *1982 in Dresden,
studies Visual Communication at the
Kunsthochschule Kassel.
STEAM-PUNK 2
TORTUGA
›Steam-Punk 2‹ besteht aus einem
Holzobjekt (Pferd in einer Transportkiste) und einer Videoprojektion.
Auf dem Bildschirm sieht man eine
Super-8 Aufnahme einer Grabungsstätte aus den 50er/60er Jahren. Die
Aufnahme wurde mit einer Computeranimation eines antiken Tempels
ergänzt. Die Arbeit beschäftigt sich
mit Realität und Fiktion, mit der
Wahrheit und einem Trugbild, dem
man anheim fällt.
ARNE WITT, *1967 in Bremen, studiert an der Kunsthochschule Kassel
im Studiengang Freie Kunst.
Amüsement in der Karibik des 17.
Jahrhunderts: zwischen Palmen und
tropischen Gewächsen haben sie es
sich gemütlich gemacht, mit einer
Buddel voll Rum. Zu den Piraten,
den Bukanieren, zählten damals
Abenteurer, Arbeitslose und Ausgestoßene vieler Länder. Ihre Hochburg war Tortuga, eine berüchtigte
Insel vor Hispaniola. Dort sitzen sie,
vier Männer unter sich, neben
einem Wasserfall. Bärtig und begehrenswert. Blicke und Berührungen
vor exotischer Kulisse prägen die
Pause zwischen den Beutezügen.
SILVIA GÖTZ, *1978 in
Vaihingen/Enz, studiert an der
Kunsthochschule Kassel im Studiengang Freie Kunst.
Arne Witt
Steam-Punk 2 consists of a wooden
object (horse in a transportation box) and
a video projection. On the screen we see a
Super-8 clip of an excavation site from the
1950s/60s. The clip has been supplemented
by a computer animation of an antique
temple. The work focuses on reality and
fiction, truth and delusion to which one
falls prey.
ARNE WITT, *1967 in Bremen, studies
Free Art at the Kunsthochschule Kassel.
// D 2004, Installation
// Arne Witt
Silvia Götz
Amusement in 17th century Caribbean:
they have made themselves comfortable
between palm trees and tropical plants
with a bottle of rum. Pirates, buccaneers,
were made up of adventurers, the unemployed and the outcast from numerous
countries. Their stronghold was Tortuga, a
notorious island near Hispaniola. This is
where they sit, four men by themselves,
besides a waterfall. Bearded and desirable.
Glances and touches with exotic backdrops
characterise the break between raids.
SILVIA GÖTZ, *1978 in Vaihingen/Enz,
studies Free Art at the Kunsthochschule
Kassel.
// D 2005, 2 DVDs, PAL, 2:40 Loop
// Silvia Götz
// D 2005, interaktive Installation
// Christian Klotz
215
// STUFO LOUNGE
HARD KNOCKS 5
OHNE TITEL
Ein normaler Tag im Leben zweier Berliner GraffitiWriter. Aufstehen, dem eigenen Zug hinterher hetzen.
Fotos machen. Train-Action unterm Potsdamer Platz,
Dosen kaufen... Einen Tag Berlin durch andere Augen
sehen. Durch Augen von Schattenexistenzen. Menschen,
die nur als Namen existieren, nicht als Gesicht.
CHRIS GOLDBERG (Pseudonym), *1977 in Berlin, studiert
an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig
Ein kleiner Topf sucht seinen Deckel.
LISA RIENERMANN, *1980 in Köln, studiert seit 2002
Kommunikationsdesign an der Uni Essen.
Chris Goldberg
A normal day in the life of two Berlin Grafitti-Writers. Getting
up, running after your train, taking pictures. Train-Action underneath the Potsdamer Platz, buying spray cans…. One Day Berlin
seen through different eyes. Through eyes from someone living in
the shadow. Of people, who only exist as names, not as faces.
CHRIS GOLDBERG (pseudonym), *1977 in Berlin, studies at the
Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
// D 2004, MiniDV, 51:00
// Realisation: Chris Goldberg
// Distribution: Chris Goldberg
216
Lisa Rienermann
A little pot searches for it's cover.
LIESA RIENERMANN, *1980 in Cologne, has been studying Communication Design at the University of Essen since 2002.
// D 2004,:DVD, 3:00
// Realisation: Lisa Rienermann
// Distribution: Lisa Rienermann
// INTERNATIONAL STUDENT FORUM
TANTENTERROR FEATURING:
PETRA & BRIGITTE
Eva Kietzmann und Claire Walka
2 Frauen, 2 Freundinnen, 2 Städte, 2 Leben?
In dem Tagebuch- und Performancefilm dokumentieren zwei Freundinnen Ende 20, die eine lebt in Berlin,
die andere in Frankfurt, welchen Platz die aktuellen
und viel zitierten Frauen-Zeitschriften-Themen in ihrem
Leben haben. Mal lustig, mal ernst, sieht man sie im
Umgang mit Selbstverwirklichung und gesellschaftlicher
Norm. Dabei tauchen viele Fragen auf: Ist mein Leben
noch zu retten? Wie ist die Frau von heute? Muss ich das
ernst nehmen? Wann kann ich endlich wieder schlafen?
EVA KIETZMANN, *1977 in Mainz, studiert Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung Offenbach.
CLAIRE WALKA, *1978 in Stuttgart, studiert Visuelle
Kommunikation - Film/AV an der Hochschule für Gestaltung Offenbach.
2 Women, 2 Friends, 2 Citys, 2 Lifes?
With this diary- and performance-film two friends in their late
twenties, one living in Berlin, the other in Frankfurt, document
which place the recent and often quoted Women-magazine-topics
have in their lives. Sometimes happy, sometimes sincere they are
shown dealing with self-fulfilment and social norms. Different
questions come up: Can my life be saved? What's the woman of
today like? Do I have to take this serious? When can I sleep
again?
EVA KIETZMANN, *1977 in Mainz, studies visual communication
at the Hochschule für Gestaltung Offenbach.
CLAIRE WALKA, *1978 in Stuttgart, studies visual communication and film/AV at the Hochschule für Gestaltung Offenbach.
LANDSLAG
Kyja Kristjansson-Nelson
Nachdem ich vier Jahre in Reykjavik gelebt hatte,
kehrte ich in das Land, aus dem meine Urgroßeltern
kamen, zurück. Landslag erforscht die Gesten der Naturgewalten, der Erinnerung und Nostalgie, die physisch
und metaphysisch die Skagafjörður Region in Island formen.
KYJA KRISTJANSSON-NELSON macht ihren Master in Film
an der University of Wisconsin Milwaukee.
Four years after living in Reykjavík, I returned to the land
from which my great-grandparents came. Landslag explores the
gesture of natural forces, memory and nostalgia that physically
and metaphysically shape the Skagafjörður region of Iceland.
KYJA KRISTJANSSON-NELSON studies for her Master of Fine Arts in
Film at the University of Wisconsin Milwaukee.
// Island 2004, 15mm, 4:00
// Realisation: Kyja Kristjansson-Nelson
// Distribution: Kyja Kristjansson-Nelson
// D 2004, DV, 60:00
// Realisation: Eva Kietzmann, Claire Walka
// Distribution: Eva Kietzmann, Claire Walka
217
// PERFORMANCE
// PERFORMANCE
// PERFORMANCE: LIVE CINEMA
REQOIL DISPLACED PEACEOFF
Pure, Johnny Dekam
›Reqoil Displaced Peaceoff‹ ist ein gemeinsames Projekt von Pure und Johnny DeKam, der für seine live Video- Performances und für die Herstellung der populären Videosoftware ›VDMX‹ bekannt ist. Die Performance, die als DVD
von Pures Firma dOc erhältlich ist, besteht aus drei Filmen, wobei das Visuelle von DeKam und die Musik von Pure
kommt. Sie erzählen zusammen abstrakte Geschichten, indem sie ihre Aufnahmen durch Improvisieren, Sampling
und vorsichtiges Überarbeiten in neue Kompositionen verwandeln. Jedes Teil der Trilogie hat seinen eigenen einzigartigen Stil. Als Gesamtbild wirkt die Trilogie wie eine starke, dunkle, schmeichelhafte Erklärung.
Der erste Teil, REQOIL, ist eine Wortschöpfung aus REQUIEM und OILWELL (Ölquelle). Er nutzt eine völlig monochrome Farbpalette und eine Videografie von den ländlichen Ölfelder im tiefen mittleren Westen der USA. Das Filmmaterial ist stark bearbeitet worden, so dass es scheint, als ob die Ölpumpen durcheinander atmen, sich manchmal
in zwei Maschinen aufspaltend, die gegeneinander kämpfen oder zusammenarbeiten. Diese Szenen werden von
einem schweren, statischen Soundtrack begleitet, wobei industrielle Geräusche (in ihrem eigentlichen Sinne) genutzt
werden und den Film langsam vorwärts treiben, um die maschinenähnliche Eigenart dieses Stückes zu verstärken.
REQOIL ist eine Hommage an die Ästhetik des frühen russischen Kinos und den Sound früher industrieller Musik,
mit vieldeutigen Bezügen zu zeitgenössischen Themen.
Der zweite Teil, DISPLACED, hat zum Ziel, die Schwere des ersten Teils auszugleichen, mit Bezug auf die sich wiederholenden langen Sommersessions in ihrem Studio. Die Bilder sind kontrastreich, reich strukturiert, Film-Noir, die
in ihrem Studio mit einer kleinen CCD-Kamera aufgenommen wurden. Sehr abstrakt gehalten, läßt DISPLACED viel
Raum für die Fantasie des Betrachters, ein expressionistischer Gegensatz zu REQOIL. Die Musik beginnt sehr dicht
mit einer Wand stehenden Halls und Wellen niedriger Bässe. Ein minimaler Rhythmus sucht langsam seinen Weg in
den Vordergrund, die eintönige Einführung hinter sich lassend, um ein filigranes Percussionsende auszuführen.
Der letzte Teil, PEACEOFF, kehrt zum Thema ›Industrieanlage‹ zurück. Diesmal, anstatt der Ölquellen, arbeitet
PEACEOFF mit Filmmaterial von einer Wasseraufbereitungsanlage. Die Komposition deutet die geometrischen Formen innerhalb der Anlage, umgeben von starken, ›Sicherheitsfarben‹, um. PEACEOFF erinnert einen an Architekturdokumentationen und biologischen Terror, hektisch mit den Bewegungen des Soundtracks synchronisiert - ein sehr
chaotisches, manchmal ziemlich heftiges Stück, dessen einzige Klangquelle eine einzelne Breakcore-Schlagzeugschleife war, die von der in Rennes ansässigen Plattenfirma PEACEOFF zur Verfügung gestellt wurde. Die Verminderung
dieser paar Sekunden Anfangsmaterial in ein alternierendes Gemisch chaotischer, zufälliger Beats und stehender
Töne schwillt an, wenn Ton und Bild ein kraftvolles Finale aus Bewegung, Farbe und Form erreichen.
Das Projekt und die DVD sind das Ergebnis der Zusammenarbeit von Pure und DeKam, initiiert durch die französische Vereinigung ›Meeting‹, eine Zusammenarbeit zwischen dem Rennes College of Art, dem Fachbereich Visuelle
Künste der Universität Rennes und le Collectif Jardin Moderne, die im Sommer 2003 eine Residenz für die beiden
Künstler zur Verfügung stellten.
PURE lebt zur Zeit in Berlin. Neben der Arbeit bei seiner eigenen Plattenfirma dOc hat er bei anderen Plattenfirmen, wie Mego, Staalplaat und Praxis, veröffentlicht. Nach der Veröffentlichung von ungefähr 20 Vinylplatten seit
Beginn der 90er, die über Jahre nicht verfügbar waren, haben neuere CD-Veröffentlichungen seit 2003 alle Projekte
wieder zugänglich gemacht.
JOHNNY DEKAM ist ein Videokünstler aus dem Staat New York. Er ist Mitglied von DYAD, dem Live-Projekt mit dem
schweizerischen Künstler Jasch. Er tritt oft als Solist und VJ bei Großveranstaltungen auf. DeKam ist Gründer und
Architekt von VIDVOX, Lieferanten hochwertiger Video-Software. Er hat sich kürzlich von VIDVOX getrennt, um sich
auf neue Projekte an den Schnittstellen von Videokunst, Forschung und Performance zu konzentrieren.
220
// PERFORMANCE // PERFORMANCE
REQOIL DISPLACED PEACEOFF is a collaborative project between Pure and Johnny DeKam, who is well known
for his live video performances, and for the creation of the popular software video instrument VDMX. The performance, which is available on DVD from Pure´s label dOc, consists of three movies with the visuals from DeKam
and the music from Pure. Together they tell abstract narratives by improvising, sampling and carefully re-working their recordings into new compositions. Each piece of the trilogy holds its own unique style, and is technically
superb. As a whole, the trilogy acts as a strong, dark, complimentary statement.
The first track, REQOIL, derives its name from the root words REQUIEM and OILWELL. It uses a stark monochromatic palette, with videography acquired from an oil drilling field deep in the rural midwest of the US. The
footage is heavily treated in ways that make the oil rigs seem to breath through one another, sometimes splitting
into two engines that fight or cooperate. These scenes are accompanied by a heavy, static soundtrack using industrial sounds (in their original sense) moving forward slowly to reinforce the machine-like character of this piece.
REQOIL is an homage to the aesthetics of early Russian cinema and the sound of early industrial music, with
ambiguous thoughts on contemporary issues.
The second track, DISPLACED, aims to offset the heaviness of the first piece, drawing upon the repetitiveprocess atmosphere in their studio during long, summer recording sessions. The images are high contrast, texturally rich, film noir, shot in their studio using a small CCD camera. Highly abstract, DISPLACED leaves much
space to the viewer´s imagination, an expressionistic contrast to REQOIL. The sound starts off very dense with a
wall of standing reverb and waves of low basses. A minimal rhythm slowly finds its way into the foreground leaving the monolithic introduction behind, leading to a filigree percussion finish.
PEACEOFF, the last track, returns to the topic of industrial facility. This time, instead of oilwells, PEACEOFF
works with footage from the inside of a water purification plant. The composition deconstructs the geometric
forms within the plant, surrounded by strong, `safety` colours. PEACEOFF reminds you of architectural documentary and biological terror, hectically synchronised with the movements of the soundtrack - a very chaotic, sometimes quite violent track where the only sound source was a single breakcore drumloop provided by the Rennesbased record label PEACEOFF. The decimation of these few seconds of intro material into an alternating mix of
chaotic randomised beats and standing tones crescendos when both sound and image reaches a powerful finale of
movement, colour and form.
The project and the DVD are the result of Pure and deKam's teamwork initiated by the French association
›Meeting‹, a joint effort between Rennes' College of Art, the Visual Arts department of Rennes University and le
Collectif Jardin Moderne, who hosted a residency for the two artists in summer of 2003.
PURE is currently living in Berlin. Besides caring for his own label dOc, he has released on several other labels
like Mego, Staalplaat and Praxis. After having released around 20 vinyls since the beginning of the 90s, which
were deleted for years, recent CD releases from 2003 made all the different projects available again.
JOHNNY DEKAM is a video artist based in upstate New York. He is a member of DYAD, the critically acclaimed live
project with Swiss artist Jasch. He frequently performs both solo and as a VJ for major acts. DeKam is the
founder and principal architect behind VIDVOX, purveyors of fine video software. He has recently moved on from
VIDVOX to focus on new projects at the intersection of video art, research and performance.
// http://doc.test.at
221
// EMAF FEIERABEND
EMAF FEIERABEND
Gebrüder Teichmann, Basteroid, Die Plattenbauern, Videogeist, photone
Am EMAF Feierabend wird gerockt, das ist bekannt.
Die Gebrüder Teichmann können das, sie sind seit Jahren als Produzenten und Regenten ihrer
eigenen Plattenfirma Festplatten sowie mit ihrer Band Beige GT unterwegs. Am bekanntesten
sind sie aber als schwer belastbares DJ Team mit jeder Menge geschmackvoller ›Arme Hoch!‹
Nummern im Gepäck.
Dazu Basteroid: Er gilt als ›die analoge Drecksau‹, er hebt 34 kg Synthesizer auf die Bühne um
seinem Ruf gerecht zu werden und ein Set maßlos rockenden Techno auszuspucken.
Die Plattenbauern, das zweite DJ-Team des Abends, ackern gerne auf der Schwelle zwischen
Gitarren, Beatbox und Sägezahn.
Improvisiertes Video kommt vom Videogeist aus Berlin, ein quirliger Videoaktivist, der viel
mit den Teichmännern unterwegs ist, und von den Osnabrücker Photone.
// EMAF Feierabend, Rosenhof
// Gebrüder Teichmann (DJ),
Basteroid (live),
Die Plattenbauern (DJ),
Videogeist (visuals),
photone (visuals)
222
// AUSSTELLUNG
// EXPOSITION
// DOCUMENT
// DOKUMENTE UND INTERVENTIONEN
Hermann Nöring
Línea de 250cm tatuada..., Santiago Sierra
Ein Dokument ist ein Zeugnis, eine Niederschrift oder ein Beweismittel, ein Ausdruck des Faktischen mit einem
stark authentischen Charakter. Es besitzt einen direkten Bezug zur Realität, es repräsentiert einen Wirklichkeitsausschnitt, ist aber immer auch das Ergebnis eines Verarbeitungsprozesses. Es beinhaltet den Akt der Transformation.
Auch das künstlerische Werk lässt sich als Dokument eines kreativen Prozesses verstehen.
Mehr als die traditionelle Bildende Kunst hat sich die Medienkunst mit den Wirklichkeiten in sozialen und historischen Umgebungen auseinandergesetzt. Dies beruht sicherlich darauf, dass sie von zwei Grundströmungen gespeist
wird: Zum einen aus der Geschichte der Kunst, die sich zwar oft hermetisch und selbstreferenziell gibt, die aber über
eine lange Tradition zur Konsequenz der Form und zur fundierten inhaltlichen Auseinandersetzung verfügt. Zum
anderen speist die Medienkunst sich aus dem Bereich der Massenmedien (wie Fotografie, Kino und Fernsehen), der
allein durch eine Fixierung auf eine große ›Zielgruppe‹ und dem Abbildungscharakter seiner Bilder nah am Gegenstand, am sozialen Gefüge und am Alltag der Menschen war und ist. Die ersten Bilder Daguerres und der erste Film
der Gebrüder Lumière waren dokumentarisch. Filmdokumentaristen wie Robert Flaherty, John Grierson, Leacock &
Pennebaker, Klaus Wildenhahn oder Harun Farocki entwickelten das Genre weiter.
Die freie künstlerische Annäherung an einen Gegenstand kann ebenso einen dokumentarischen, authentischen
Bezug entwickeln wie die Befragungen der Realität durch die Künstler. Diese verweben ästhetische Anliegen mit kultur- und gesellschaftswissenschaftlichen Ansätzen. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung verwenden sie Interventionen, narrative Ebenen und Inszenierungen.
Viele Künstler beziehen sich mit ihren Arbeiten auf die Medienrealität, auf den Einfluss, den diese auf unsere
Gesellschaft hat. Die Narrations-, TV- und Hollywoodstrategien werden ebenso thematisiert wie die Realität der weltumspannenden Informationsnetze. Denn unter dem Einfluss der digitalen Medien hat in den vergangenen Jahren
eine Umbewertung und Neuformierung der Wirklichkeit und damit ein fundamentaler Wandel in der Annäherung
an den Begriff des Dokumentarischen in der (Medien-)Kunst stattgefunden. Der Prozess der technischen Reproduktion ist mit den ungeheuren Möglichkeiten der Bildbearbeitung durch Computer ins Augenmerk einer breiteren
Öffentlichkeit gerückt.
Man könnte zwar annehmen, dass es spätestens seit der massenhaften Nutzung der Fotografie vor mehr als 150
Jahren und der damit verbundenen weiten Verbreitung von ›Medienkompetenz‹ in das allgemeine Bewusstsein
gedrungen ist, wie effizient man (mit) Fotos und Filme(n) ›manipulieren‹ kann. Aber eigentlich hat erst die Berichterstattung vom ersten Golfkrieg Anfang der 90er Jahre mit den Computeranimationen von angeblichen Präzisionswaffen und vom klinischen Krieg, der nur dem ›Bösen‹ gilt, ihre propagandistische Kraft deutlich werden lassen.
Behauptung wird zum Faktum. Wie Roland Barthes bemerkte, ist es ein Grundcharakteristikum von Ideologie, dass
224
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
La ronde, Bettina Hoffmann
sie ›verschwindet, um als Natur wieder aufzutauchen‹. Bildmedien eignen sich hervorragend für die Konstruktion
und Inszenierung von Wirklichkeit. Denn mit der zunehmenden Mediatisierung der Gesellschaft ändern Bilder das
Wesen von Realität, sie ersetzen sie weitgehend.
Um zu erfassen ›was zwischen den Bildern‹ liegt, so Jean-Luc Godard, wurde die Transformation der Realität(en)
durch ihre mediale Darstellung verstärkt zum Thema der künstlerischen und philosophischen Auseinandersetzung
und hat die Genrebindung des Dokumentarischen weit hinter sich gelassen. Neben ihrer imaginären Kraft, ihrem
ständigen Drang zur Selbsterneuerung und der permanenten Suche nach der ästhetischen Umsetzung bleibt die
Kunst eine ›kritische Außenstelle der Gesellschaft‹ (Martin Warnke). Ihr ›notorischer Widerspruchsgeist‹ (Bazon
Brock) ist ein nicht unbedeutender Teil des gesellschaftlichen Diskurses.
//DOCUMENT möchte einen Versuch unternehmen, die Bandbreite der medienkünstlerischen Herangehensweisen
an dokumentarische Formen darzustellen und mit einigen Beispielen zu belegen; das Spiel mit medialen Strukturen,
die Analyse der Macht der Medien, die Reflektion über die eigene Medienproduktion und die Erforschung von Wahrnehmungsbedingungen stehen im Zentrum medienkünstlerischer Auseinandersetzung. Die mediale Umsetzung bleibt
allerdings in den meisten Werken formalästhetischer Hintergrund eines inhaltsbezogenen Anliegens der Künstler,
wenngleich deren Wechselwirkungen sehr vielschichtig verwoben sind.
Peter Greenaway repräsentiert mit ›The Tulse Luper Suitcases‹ und seiner fiktive Titelfigur annähernd ein Jahrhundert. Er setzt die Fülle des Materials in eine große Anzahl von Medien um, mit deren Hilfe er seinem umfassenden Anspruch gerecht werden will. In ›Detail‹ zeigt Avi Mograbi in einer verdichteten dokumentarischen Kurzform
die alltägliche Konfrontation zwischen den Menschen und der Kriegsmaschinerie in Palästina.
Fast nebenbei wird darin auch die Rolle der Medien thematisiert. Harun Farocki vergleicht in ›Auge/Maschine I III‹ die Beobachtungs-, Simulations- und Kontrolltechnologien des Militärs und die der Konsumwelt, er fragt, ob
reale Kriege noch stattfinden werden und untersucht die Folgen, wenn Beobachtungsmaschinen das Reale auf das
Verarbeitbare reduzieren. ›a. m. / p. m.‹ entschleunigt das Bild und thematisiert den ›panoramatischen Blick‹ (Wolfgang Schivelbusch) als menschlichen Reizschutz und Art der urbanen Wahrnehmung, der die individuellen Eigenschaften der Dinge verloren gehen. Herman Asselberghs lässt universelle Hochhauslandschaften vorbeiziehen
während eine Frau die Eindrücke und schleichenden psychischen Veränderungen beschreibt, die sich bei ihr durch
die permanenten Meldungen von Bombenanschlägen einstellen. Santiago Sierra erweitert das Prinzip des globalen
Kapitalismus auf die Kunst. Er ›kaufte‹ sechs Männer dort wo sie am billigsten und attraktivsten sind und ließ ihnen
eine durchgehende Linie auf die Rücken tätowieren.
Das soziale Verhalten in Gruppen, die noch vorhandenen Tabus der westlichen Gesellschaften und die Rituale der
Minderheiten setzt Julika Rudelius in ihrer Arbeit künstlerisch so um, dass auch ihre Rolle als Beobachterin angesprochen wird. ›Tignes‹ von Rachel Reupke bezieht sich ebenfalls auf die vielschichtige Form der Wahrnehmung.
Mit hintergründigem Humor entwickelt Ella Ziegler ihre Interventionen für einen bestimmten Ort unter Einbeziehung der dort lebenden, arbeitenden oder zufällig sich befindenden Menschen. Sie dokumentiert diese Vor-Ort-Eingriffe fotografisch und in kurzen, verdichteten Texten. ›Schalten Sie den Fernseher ab!‹ fordert Medienkünstler Hartmut Jahn, der ein ungewöhnliches Porträt einer Künstlergeneration geschaffen hat. Seine mehrkanalige Videoinstallation zeigt Aktionen und Performances der Fluxus-Pioniere wie Ben Vautier, Carolee Schneemann, Wilem de Ridder
und Emmet Williams. Egbert Mittelstädt wiederum entkoppelt Zeit und Raum in seinen ›split-scan‹-Aufnahmen, mit
deren Hilfe er fantastische Bilder in einem ruhigen Fluss der Farbstrukturierungen zum ›Lob der Oberfläche‹ (Siegfried Zielinski nach V. Flusser) gewinnt.
225
// DOCUMENT
// DOCUMENTS AND INTERVENTIONS
Hermann Nöring
The Tulse Luper Journey, Peter Greenaway
A document is a witness, a record or a piece of evidence, an expression of something real with a strong authentic character. A document has a direct reference to reality, it represents an excerpt from reality, but is also always the result of a process. It contains the act of
transformation. Artistic work can also be viewed as a document of a creative process.
Media art has dealt with realities in social and historical surroundings more than the traditional fine arts. This certainly stems from
the fact that media art is fed from two basic currents: on the one hand, from the history of art, which often behaves hermetically and
self-referentially, but which also has a long tradition regarding the consequence of the form and the sound discourse on content. On the
other hand, media art feeds from the field of the mass media (such as photography, cinema and television), which, solely due to concentration on a large ›target group‹ and the depictive nature of its images, was and is close to the object, to the social structure and everyday lives. Daguerreotypes and the first film by the Lumière Brothers were of a documentary nature. Documentary film-makers such as
Robert Flaherty, John Grierson, Leacock & Pennebaker, Klaus Wildenhahn or Harun Farocki developed the genre yet further.
A free artistic approach towards an object can develop a documentary, authentic reference just as well as the artist's questioning of
reality. They weave aesthetic matters of concern with cultural and social approaches. In their artistic discourses they use interventions,
narrative levels and set productions.
In their works, many artists refer to media reality, and to the influence that it has on our society. Besides narration, TV and Hollywood strategies, the reality of world-wide information networks are also focussed upon. This is because, under the influence of digital
media, a re-evaluation and reformation of reality, and thus a fundamental change in the approach towards the term of the documentary
in (media) art, has taken place in recent years. With the tremendous possibilities of image processing offered by computers, the process of
technical reproduction has caught the attention of a wider public.
It's true that it can be assumed that, at the latest since the mass use of photography over 150 years ago and the ensuing wide distribution of ›media competence‹, general awareness has been raised of how efficiently one can ›manipulate‹ (with) photographs and films. But
in actual fact, it was first reports on the first Gulf War at the beginning of the 90s with computer animations of so-called precision
weapons and the clinical war, meant only for the ›bad guys‹, that emphasized their propagandistic power. Assumptions become fact. As
Roland Barthes noted, it is a basic characteristic of ideology that it ›disappears in order to reappear as nature.‹ Image media are excellently suited for the construction and production of reality. Because with an increasing mediatisation of society, images change the
nature of reality, replacing it to a great extent.
In order to ›read between the images‹, according to Jean-Luc Godard, the transformation of realities by their media representation
more often became the subject of artistic and philosophical discourse, leaving the tie to the genre of the documentary far behind. Beside
its imaginary power, its constant yearning for self-renewal and the permanent search for aesthetic conversion, art remains a ›critical
external branch of society‹ (Martin Warnke). Its ›notorious spirit of opposition‹ (Bazon Brock) is by no means an unimportant part of
social discourse.
226
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
Carolee Schneemann, in: Schalten Sie den Fernseher ab! / Switch off the TV-Set, Hartmut Jahn
//DOCUMENT attempts to depict the wide range of media art approaches in documentary forms, proving this with examples. Playing
with media structures, the analysis of the power of the media, the reflection on one's own media production and the research of conditions of perception represent the core of media art discourse. Media implementation in most works, however, remains the formal-aesthetic background of a content-related matter of concern to the artists, even if the interactions of both items are interwoven in a complex
manner.
In ›The Tulse Luper Suitcases‹ and with his fictitious protagonist, Peter Greenaway represents nearly a century. He converts a whole
host of material into a wide variety of media, which he uses to meet his extensive demands. In ›Detail‹, a compressed documentary short,
Avi Mograbi highlights everyday confrontation between the people and the war machinery of Palestine. The role of the media is also dealt
with in the film, almost as a sideline. In ›Auge/Maschine I - III‹ (Eye/Machine I - III) Harun Farocki compares the observation, simulation and control technology of the military and that of the consumer world, and enquires whether real wars still take place, examining
the consequences of observation machines reducing reality to something that can be processed. The pace of the picture is slowed down in
›a. m. / p. m.‹. This film focusses on the ›panoramic view‹ (Wolfgang Schivelbusch) as human protection against stimulus and a type of
urban perception which is losing the individual properties of matters. Herman Asselberghs passes universal views of skyscrapers before
our eyes, while a woman describes the impressions and insidious psychological changes that she experiences as a consequence of permanent reports of bomb attacks. Santiago Sierra extends the principle of global capitalism to art. He ›buys‹ six men where they are cheapest
and most attractive, and has a line tattooed across their backs.
Social behaviour in groups, continuing taboos in western society and the rituals of minorities are artistically translated in Julika
Rudelius' videos so that her role as an observer is addressed as well.
With cryptic humour, Ella Ziegler develops her interventions for a certain location, involving people who live or work there, or who
just happen to be there by chance. She documents these on-the-ground interventions using photographs and short, compressed texts.
The media artist Hartmut Jahn, who has created an unusual portrait of a generation of artists, orders ›Schalten Sie den Fernseher ab!‹
(Switch off the television). His multichannel video installation portrays actions and performances by Fluxus pioneers such as Ben Vautier,
Carolee Schneemann, Wilem de Ridder and Emmet Williams. Egbert Mittelstädt, on the other hand, decouples time and space in his
›split-scan‹ shots, which he uses to obtain fantastic images in a peaceful flow of colour structures for a ›praise of the surface‹ (Siegfried
Zielinski after V. Fluesser).
227
// THE TULSE LUPER JOURNEY
THE TULSE LUPER JOURNEY
Peter Greenaway
Die drei Computerspiele der The Tulse Luper Journey sind Teile des The Tulse Luper Suitcases Projektes, für das
Peter Greenaway seit 2001 drei Kinofilme, 16 Fernsehproduktionen, 92 DVDs und weitere Bücher, Ausstellungen und
Online-Spiele entwickelt hat. Tulse Luper taucht als Figur bereits in mehreren Filmen Greenaways auf, so in ›The
Falls‹ und in ›A Walk Through H‹. Luper, wurde im selben Jahr und im selben Ort in Wales geboren wie Greenaway.
Er verbrachte sein Leben hauptsächlich in Gefängnissen. Die Story des Alter Ego Greenaways beginnt mit dem vom
Vater eingesperrten Zehnjährigen, führt von Moskau nach Shanghai, bis sich seine Spur 1989 in der Mandschurei verliert.
92 Koffer, die nach und nach entdeckt werden, zeugen von Lupers Geschichte, die sich vor dem Hintergrund der
historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts entfaltet. In drei dieser Koffer präsentiert Greenaway Computerspiele,
die exemplarisch Situationen der 40er und 50er Jahre beleuchten. Öffnen wir Koffer Nr. 19 so werden wir zu Polizisten, die in Belgien 1941 die Pässe von Passanten kontrollieren und entscheiden müssen, ob ihre Inhaber mit gültigen
Papieren unterwegs oder wegen gefälschter Reisedokumente zu verhaften sind. Der Inhalt eines weiteren Koffers
macht uns zu Piloten eines der 400 amerikanischen Transportflugzeuge, die Hilfsgüter über dem in den letzten
Kriegstagen völlig ausgehungerte Holland abwerfen sollen. Im Koffer Nr. 83 finden wir eine Chiffriermaschine, mit
der wir während des Kalten Krieges in Moskau geheime Nachrichten ent- und verschlüsseln sollen.
Aus der The Tulse Luper Suitcases Serie sind auf dem EMAF auch die drei Kinofilme ›The Moab Story‹, ›Vaux to the
Sea‹ und ›From Sark to Finish‹ zu sehen, die von Peter Greenaway persönlich vorgestellt werden.
Eine Biografie und Filmografie zu Peter Greenaway siehe Seite 162.
228
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
The three computer games in The Tulse Luper Journey form part of The Tulse Luper Suitcases project, for which Peter Greenaway has
developed three motion picture films, 16 TV productions, 92 DVDs and further books, exhibitions and online games since 2001. The figure
of Tulse Luper has appeared in several of Greenaway's films, such as ›The Falls‹ and ›A Walk Through H‹. Luper, who was born in the
same year and at the same place in Wales as Greenaway himself, spent most of his life in and out of prison. The story of Greenaway's
alter ego commences with the ten-year-old being locked in by his father, proceeds from Moscow to Shanghai, until all trace of him is lost
in 1989 in Manchuria.
92 suitcases that are discovered one after another show Luper's story, which unfolds against the background of the historical events of
the 20th century. In three of these suitcases Greenaway presents computer games that exemplarily shed light upon situations in the 40s
and 50s. If we open suitcase no. 19, we become police officers controlling the passports of passers-by in 1941 Belgium. We have to decide
whether the bearers are in possession of valid documents or whether they are to be arrested for producing fake travel documents. The
contents of another suitcase turn us into pilots of one of the 400 American transport planes that are to drop relief goods to a starving
Holland in the final few days of the war. In suitcase no. 83 we find a ciphering machine that we have to use to decipher and encode secret
messages in Moscow during the Cold War.
The three motion picture films from The Tulse Luper Suitcases series (›The Moab Story‹, ›Vaux to the Sea‹ and ›From Sark to Finish‹)
will also be screened during the EMAF and personally presented by Peter Greenaway.
For biographical notes on Peter Greenaway see page 162.
// Großbritannien/Niederlande 2004
// Peter Greenaway
// Producers: Bruno Felix, Femke Wolting
// Interaction Design: Christiaan de Rooij
// Production: Submarine, Amsterdam
229
// DETAIL
DETAIL
Avi Mograbi
Eine palästinensische Familie an einem Checkpoint. Ihr gegenüber ein Panzerfahrzeug der israelischen Armee, das
unentwegt in einer Wolke von Staub hin und her fährt. Ein Mann aus der Gruppe ruft hinüber, die Frau aus der
Gruppe blute, sie benötige medizinische Hilfe in einem Krankenhaus der nahe gelegenen Stadt. Die Palästinenser
kommunizieren nicht mit Menschen, sondern mit dem Vehikel, aus dem heraus per Lautsprecher Fragen kommen,
die sie beantworten. ›Go away‹, ›I don't care‹ sind die gesichtslosen Antworten aus dem abgedunkelten Jeep auf die
Bitte, die Frau hinüber bringen zu dürfen.
Detail ist eine beklemmende Miniatur über die Macht der Besatzer und die Tragik des soldatischen Erfüllungsgehorsams. Es ist eine Szene von irritierender Unverhältnismäßigkeit, die überdeutlich macht, wie sehr die Menschen
zwischen den Sicherheitsansprüchen Israels und den Attentätern verloren gehen. Das kurze Video von der Kontrollstelle an einer Straße zeigt das alltägliche Gesicht der Okkupation. Es rekonstruiert nicht die Historie der Ereignisse,
die zur heutigen Situation in Palästina und Israel geführt haben. In seiner kurzen Momentaufnahme aus den besetzten Gebieten, strahlt es einen tiefen Pessimismus aus.
Der bedeutende israelische Dokumentarist Avi Mograbi zeigt im Kurzfilm Detail einen Ausschnitt aus einem in der
Entstehung begriffenen längeren Film. ›Detail ist tatsächlich ein Detail meines nächsten Spielfilms, und, was noch
wichtiger ist, er ist ein Detail der Realität, in der wir in Israel und den besetzten Gebieten leben. Dieses kurze Video
sollte eigentlich nicht gezeigt werden, bevor mein nächster Film fertig gestellt ist, aber ich konnte es nicht in meinem Computer versteckt halten, es verfolgte mich, und ich hoffe, es wird auch Sie verfolgen.‹ (Avi Mograbi)
›Wir erklären uns die Realität in vielen Geschichten‹ sagt Mograbi, ›aber in Wahrheit haben wir die Fähigkeit verloren, unsere eigenen Handlungen wahrzunehmen.‹
AVI MOGRABI, *1956 in Israel. 1979-82 Studium der Philosophie an der Universität von Tel Aviv, 1980-82 Studium der
Kunst an der Ramat Hasharon Art School. Wegen Wehrdienstverweigerung wird er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Seit 1982 Arbeit als Regieassistent bei nationalen und internationalen Filmprojekten und Werbefilmen, seit 1989
Regie eigener Filme.
230
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
A Palestinian family at a checkpoint. Opposite them an armoured vehicle of the Israeli army, incessantly driving back and forth in a
cloud of dust. A man in the group calls over, saying the woman in the group is bleeding, she needs medical help at a hospital in a neighbouring town. The Palestinian is not communicating with people but with a vehicle, from which the replies emanate via loudspeaker. ›Go
away,‹ ›I don't care‹ are the faceless responses from the darkened jeep to the requests to be allowed to take the woman there.
Detail is an oppressive miniature on the power of the occupier and the tragedy of soldiers' fulfilment of obedience. It is a scene conveying irritating disproportion, making it all too obvious to what extent people are lost between Israel's safety demands and the assassins.
The short video of a street checkpoint reveals the everyday face of occupation. It does not reconstruct the history of the events that led to
the current situation in Palestine and Israel. In photographic shots from the occupied territories, it radiates utter pessimism.
In the short entitled Detail the distinguished Israeli documentary film-maker, Avi Mograbi, shows a clip from a longer film that is currently being produced. ›In actual fact, Detail is a detail from my next feature film and, more importantly, a detail of the reality in which
we live in Israel and the occupied territories. This short video shouldn't actually be screened until my next film is finished, but I couldn't
keep it hidden in my computer, it haunted me, and I hope that it will haunt you, too.‹ (Avi Mograbi)
›We tell ourselves many stories as to what reality is like,‹ says Mograbi, ›but the truth is that we lost the ability to look at our own
doings.‹
AVI MOGRABI, *1956 in Israel. 1979-82 studied philosophy at Tel Aviv University, 1980-82 studied Fine Arts at Ramat Hasharon Art
School. He was sentenced to prison because of conscientious objection. From 1982 he has been working as an assistant director at national and international filmprojects and commercials, from 1989 directing his own films.
// Israel 2003, 8 Min., Video Loop., Farbe, arabisch, hebräisch, englisch m. engl. UT,
// Avi Mograbi
Films (Selection)
2002: August A Moment Before the Eruption
1999: Happy Birthday, Mr Mograbi
1997: How I learned to overcome my fear and love Arik Sharon
1994: The Reconstruction (The Danny Katz murder case)
1993: A tale that starts with a Snake's Funeral
1989: Deportation
231
// AUGE/MASCHINE
AUGE/MASCHINE I - III (BERLIN, 2001-2004)
Harun Farocki
Harun Farocki sammelte in Labors, Archiven und Produktionsstätten Bildsequenzen, die ›intelligente‹ bildverarbeitende Techniken und ihre Nutzung in der Waffenindustrie dokumentieren. In den drei Doppelprojektionen erkundet er in parallel laufenden Bildfolgen die dunklen Seiten moderner Aufnahmeverfahren.
Kommunikationsmittel und computergestützte Bildverarbeitung des ersten Golfkriegs wurden nachher genutzt,
um Konsum- und Einkaufsverhalten der Kunden zu analysieren. Farocki verknüpft Bildmaterial aus dem Krieg und
aus der Welt des Konsums und legt dar, wie die Bildtechnologie in einem umfassenden Kontrollsystem verwendet
wird.
Farockis Installation ist Teil einer umfassenden Werkschau des EMAF mit 12 seiner Filme.
Biografie siehe Seite 152.
In laboratories, archives and production centres Harun Farocki collected visual sequences that document ›intelligent‹ image-processing
techniques and their use in the arms industry. In the three double projections he finds out about the dark side of modern recording techniques in frames that run in parallel.
Means of communication and computer-aided image processing of the first Gulf War were later used to analyse the consumer and purchasing behaviour of customers. Farocki links images from the war to the world of consumption, explaining how image technology is used
within an extensive system of control.
Farocki's installation is part of a comprehensive show of his works at the EMAF, encompassing 12 of his films.
For biographical notes see page 152.
232
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
AUGE/MASCHINE I
Harun Farocki
Im Zentrum des Films stehen die Bilder des Golfkriegs, die 1991 weltweit Aufsehen erregten. In den Aufnahmen
von Projektilen im Zielanflug waren Bombe und Berichterstatter identisch. Gleichzeitig waren fotografierte und
(computer-)simulierte Bilder nicht unterscheidbar. Mit dem Verlust des ›authentischen Bildes‹ wurde auch die historische Zeugenschaft des Auges aufgehoben. Es heißt, im Golfkrieg seien nicht neue Waffen zum Einsatz gekommen,
sondern eine neue Bilderpolitik. Hier seien die Grundlagen einer elektronischen Kriegsführung geschaffen worden.
Wichtiger als Durchschlagskraft und Kilotonnage ist heute der so genannte C3I-Zyklus, der unsere Welt mittlerweile
umspannt. C3I heißt: Command, Control, Communications and Intelligence - und meint globale und taktische
Frühwarnsysteme, Geländeüberwachung mit seismischen, akustischen und Radar-Sensoren, Funkpeilung und
Abhören gegnerischer Nachrichten sowie das Unterdrücken all dieser Mittel durch Störsender. Harun Farocki geht
der Frage nach, wie militärische Bildtechnologien in das zivile Leben Eingang finden. (Produktionsmitteilung)
The film centers on the images of the Gulf War which caused worldwide sensation in 1991. In the shots taken from projectiles homing
in on their targets, bomb and reporter were identical. At the same time it was impossible to distinguish between the photographed and
the (computer) simulated images. The loss of the ›genuine picture‹ means the eye no longer has a role as historical witness. It has been
said that what was brought into play in the Gulf War was not new weaponry but rather a new policy on images. In this way the basis for
electronic warfare was created. Today, kilo tonnage and penetration are less important than the so-called C3I cycle which has come to
encircle our world. C3I refers to Command, Control, Communications and Intelligence - and means global and tactical early warning systems, area surveillance through seismic, acoustic and radar sensors, radio direction-sounding, monitoring opponents' communications as
well as the use of jamming to suppress all these techniques. Harun Farocki explores the question of how military image technologies find
their way into civilian life.
// D 2001, 25 Min, Videoloop, Doppelprojektion, Farbe
// Buch, Regie: Harun Farocki
233
// AUGE/MASCHINE
AUGE/MASCHINE II
Harun Farocki
Wie lässt sich bei heutigem technischen Stand die Unterscheidung von ›Mensch‹ und ›Maschine‹ noch fassen? In
der modernen Waffentechnologie verschieben sich die Kategorien: Intelligenz ist nicht mehr nur Sache der Menschen. In Auge/Maschine II versammelt Farocki Bildmaterial aus dem militärischen wie zivilen Sektor, das zeigt, wie
Maschinen intelligent operieren, und was sie sehen, wenn sie auf der Grundlage von Bildverarbeitungsprogrammen
arbeiten. Die traditionelle Mensch-Maschine-Unterscheidung verkürzt sich hier auf die von ›Auge/Maschine‹, wobei
Augen den Maschinen selbst als Kameras implantiert sind.
Durch den Golfkrieg bekam die zivile Produktion einen Innovationsschub von den Kriegstechnologien. Farocki
zeigt computersimulierte Bilder wie aus Science-Fiction-Filmen: Raketen steuern im Meeresglitzern liegende Inseln
an, Wohnblöcke gehen in die Luft, Kampfflugzeuge beschießen sich mit Raketen und entzünden zur Abwehr virtuelle
Fackeln... Diese Schlachtfelder aus dem Computer, reichen sie aus - oder brauchen wir nächste Rationalisierungsschübe für neue Kriege? Auge/Maschine II ist Bestandteil einer umfassenderen Beschäftigung mit dem Thema ›Intelligente Maschinen und intelligente Waffen‹. (Antje Ehmann)
How can the distinction between ›man‹ and ›machine‹ still be made given today's technology? In modern weapon's technology the categories are on the move: intelligence is no longer limited to humans. In ›Eye/Machine II‹ Farocki has brought together visual material
from both military and civilian sectors, showing machines operating intelligently and what it is they see when working on the basis of
image processing programs. The traditional man-machine distinction becomes reduced to ›eye/machine‹, where cameras are implanted
into the machines as eyes.
As a result of the Gulf War, the technology of warfare came to provide an innovative impulse which boosted the development of civilian production. Farocki shows us computer simulated images looking like something out of science-fiction films: rockets steer towards
islands set in a shining sea; apartment blocks are blown up; fighter aircraft fire at one another with rockets and defend themselves with
virtual flares … These computer battlefields - will they suffice or shall we need further rationalization drives for new wars? (Antje
Ehmann)
// D, 2002, 15 Min, Video Loop, Doppelprojektion, Farbe,
// Buch, Regie: Harun Farocki
234
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
AUGE/MASCHINE III
Harun Farocki
Der dritte Teil des Auge/Maschine-Zyklus soll die Materialien um den Begriff des operativen Bildes organisieren.
Das sind Bilder, die nicht einen Prozess wiedergeben, sondern vielmehr Teil eines Prozesses sind. Schon die Cruise
Missiles der 80er Jahre hatten das Bild einer realen Landschaft gespeichert und nahmen beim Überflug ein aktuelles
Bild auf, die Software verglich die beiden Bilder. Ein Vergleich von Idee und Wirklichkeit, eine Gegenüberstellung
von reinem Krieg und der Unreinheit des Realen. Diese Gegenüberstellung ist auch eine Montage, und bei Montage
geht es immer um Ähnlichkeit und Verschiedenheit. Viele operative Bilder sind von farbigen Hilfslinien durchzogen,
die die Arbeit des Erkennens darstellen sollen. Die Linien teilen nachdrücklich mit, worauf es in den Bildern
ankommt und ebenso nachdrücklich, worauf es auf keinen Fall ankommen soll. Das überschüssige Reale wird verleugnet - eine stetige Verleugnung mit Gegenwirkung. (Harun Farocki)
The third part of the Eye/Machine cyclo structures the material around the concept of the operational image.
These are images which do not portray a process but are themselves part of a process. As early as the Eighties, cruise missiles used a
stored image of a real landscape then took an actual image during flight, the software compared the two images. A comparison between
idea and reality, a confrontation between pure war and the impurity of the actual.
This confrontation is also a montage and montage is always about similarity and difference. Many operational images show coloured
guidance lines, intended to portray the work of recognition. The lines tell us emphatically what is all important in these images, and just
as emphatically what is of no importance at all. Superfluous reality is denied - a constant denial provoking opposition. (Harun Farocki)
// D, 2002, 25 Min, Video Loop, Doppelprojektion, Farbe
// Buch, Regie: Harun Farocki
235
// a.m./p.m.
a.m./p.m.
Herman Asselberghs
Fotos von Stadtlandschaften, von Büros, Wohnungen; dunkle Fassaden und erleuchteten Fenster von Hochhäusern
ziehen langsam durchs Bild: Zu hören ist der Monolog einer Frau, die sich selbst als starke Persönlichkeit der westlichen Welt und des Konsums vorstellt. Sie berichtet über ihre Ängste, die von Katastrophenmeldungen ausgelöst werden, über die emotionale Erschöpfung als Folge der Bilder aus Grosny, Kabul, Bagdad, New York, Oklahoma City oder
Tokio. Sie beschreibt die Angst, die ein blauer, leerer Himmel bei ihr auslöst, das von ihm ausgelöste Gefühl aufkommender Gefahr. Im Hotel in Damaskus erinnert sie sich an das totale Chaos, das die jungen Soldaten der israelischen
Armee an den Checkpoints in Ramallah verursachen während jeder kleine Vorfall penibel und bürokratisch in den
Berichten festgehalten wird.
Die Stimme berichtet aber auch über Déjà Vue-Erlebnisse der nicht abreißenden Katastrophenmeldungen, die sich
nur durch die steigende Anzahl der Amateuraufnahmen unterscheiden, die aus allen erdenklichen Perspektiven das
Ereignis dokumentieren. Ein Leben in einer Umgebung der ständigen Beobachtung, der Kontrolle durch eine permanente Kameraüberwachung.
In den Hochhäusern wechselt nur das Licht von der Nacht zum Tag. Wir sehen keine Menschen, nichts regt sich in
dieser leblosen, urbanen Welt, die dem Auge keinen Halt gibt. Von den Bildern wie von der Stimme der Protagonistin
geht eine Un-Eigentlichkeit aus, die Suche nach Identität in einer Welt der seriellen Katastrophe. ›a.m./p.m.‹ ist ein
minimalistischer audiovisueller und gleichzeitig ein komplexer Kommentar zu Fragen der durchdringenden Mediatisierung und des sich darin verlierenden Subjekts.
HERMAN ASSELBERGHS, *1962 in Mechelen, Belgien, ist als Künstler und Kritiker tätig. Er schreibt regelmäßig über
audiovisuelle Kultur in der belgischen Zeitung ›De Tijd‹, lehrt an der Filmabteilung der Hogeschool Sint-Lukas in
Brüssel und ist dort einer der Leiter des Transmedia-Postgraduiertenprogramms in den Sparten Kunst, Medien und
Design. Er ist Mitbegründer von ›Square vzw productions‹ und Kurator von [sonic]square, einer Reihe mit elektronischer Musik. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen ›Time Suspended‹ (›Uitgestelde Tijd‹, mit Els Opsomer und
Pieter van Bogaert, veröffentlicht bei Square vzw, Brüssel 2004), das Künstlerbuch ›Wrapped‹ (mit Els Opsomer und
Rony Vissers, veröffentlicht bei CGAC, Santiago de Compostela 2000) und die Dokumentation ›Het museum van de
natie. Van kolonialisme tot globalisering‹ (Co-Herausgeber: Dieter Lesage, Gevaert Publisher, Brüssel 1999). Seine
Installationen waren u.a. im Centre Pompidou (Paris), bei der ›documenta X‹ in Kassel, in New York bei ›Deitch Projects‹, bei der ›hArtware‹ in Dortmund oder der Rotterdamer Photo-Biennale zu sehen.
236
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
Photos of urban landscapes, offices, apartments, dark façades and illuminated windows of skyscrapers slowly cross the screen: The
monologue of a woman can be heard, introducing herself as a strong character of the western world and of consumption. She tells of her
anxieties, triggered by reports of catastrophes, and of emotional exhaustion as a consequence of seeing images from Grozny, Kabul, Baghdad, New York, Oklahoma City or Tokyo. She describes the fear a blue, empty sky triggers in her, the feeling it gives her of impending danger. In the hotel in Damascus she recalls the complete chaos the young soldiers in the Israeli army cause at the checkpoints in Ramallah,
when every single minor event is bureaucratically recorded in minute detail.
But the voice also reports about déjà vue experiences of the never-ending reports of catastrophes, which can only be distinguished by
the increasing number of amateur footage that documents the event from all conceivable perspectives. A life in an environment of constant observance, of control through permanent video surveillance.
In the skyscrapers the light only changes from night to day. We see no people, nothing moves in this lifeless, urban world, in which the
eye has nothing to rest upon. Both the images and the voice of the protagonist emanate a non-essentiality, the search for identity in a
world of serial catastrophes. ›a.m./p.m.‹ is a minimalist, audio-visual and, at the same time, a complex commentary on issues of piercing
mediatisation, and on the subject lost therein.
HERMAN ASSELBERGHS, *1962 in Mechelen, Belgium is an artist and critic. He regularly publishes on audio-visual culture in De Tijd,
teaches at the film department of Sint-Lukas Hogeschool Brussel and co-runs the Transmedia postgraduate program in arts, media &
design at the same art school. He is a founding member of Square and co-curates the electronic music series (sonic)square. His publications include the artist's book Wrapped (CGAC- Santiago de Compostella, 2000) and the reader Het museum van de natie. Van kolonialisme tot globalisering (Gevaert Publisher-Brussels, 1999). His installations Beware! In Playing The Phantom You Become one (in collaboration with Johan Grimonprez), Lost Nation (in collaboration with Dieter Lesage) and Mondophrenetic™ (in collaboration with Els
Opsomer and Rony Vissers) have been shown at Centre Pompidou-Paris, Dokumenta X-Kassel, Deitch Projects-New York, CGAC-Santiago
de Compostella, hArtware-Dortmund, Muhka-Antwerpen and the Rotterdam Foto Bienale 2003. His most recent output includes the
film/installation am./p.m. (2004, 47 min.) and the book Time Suspended (2004, in collaboration with Els Opsomer and Pieter Van
Bogaert).
// Belgien, 2004, 47 Minuten, Farbe
// Herman Asselberghs
// Fotografie: Els Opsomer
// Motion Design: Nicolas Karaktzanis
// Soundtrack: David Shea
// Stimme: Claude Wampler
237
// 612.43WEISS
612.43WEISS
Jan-Peter E. R. Sonntag
In Kooperation mit:
Ganz langsam wird ein Bild sichtbar, setzt sich gegen das Weiß durch und erobert die gesamte Fläche. Zu sehen ist
letztlich ein Foto, dessen Bildgegenstände irgendwie vertraut erscheinen und über dessen Szenerie der Schnee fällt.
Dieser 12 Minuten währende Vorgang wird durch den Gesang einer Baritonstimme begleitet, dessen Tempo sich stetig
verlangsamt. Zu hören sind die traurig intonierten Verse: »Drüben hinterm Dorfe / Steht ein Leiermann / Und mit
starren Fingern / Dreht er was er kann. / Barfuß auf dem Eise / Wankt er hin und her / Und sein kleiner Teller /
Bleibt ihm immer leer. / Keiner mag ihn hören, / Keiner sieht ihn an, / Und die Hunde knurren / Um den alten
Mann. / Und er läßt es gehen, / Alles wie es will, / Dreht, und seine Leier / Steht ihm nimmer still. / Wunderlicher
Alter! / Soll ich mit dir geh'n? / Willst zu meinen Liedern / Deine Leier dreh'n?« (Wilhelm Müller)
Der Prolog zur Installation gibt erste Hinweise auf die Herkunft von Bild- und Tonmaterial: »Der Heldenbariton
Hans Hotter macht 1943 eine Einspielung von Schuberts Winterreise in Berlin. Zeitgleich zieht sich der Kessel um
Stalingrad zu. Es ist der 26. Januar 2005 und -18°C, Schneetreiben und Nebel auf dem Aussichtsplateau des Pilatus.
Man sagt, die Eskimos haben Hunderte Worte für Schnee.« (Jan-Peter E.R. Sonntag)
Der Künstler legt eine Erinnerungsspur zum II. Weltkrieg, zum Trauma Stalingrad und zu einem der berühmtesten
Liederzyklen der Musikgeschichte, in dem der Monolog eines von der Liebe verwundeten Mannes zum Sinnbild für
die politischen Verluste der Restauration wird. Die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart wird durch die
Angaben der Jahresdaten nur angedeutet, worin sie sich inhaltlich konkretisiert, bleibt unklar. Auf diese Weise
gelingt eine Balance zwischen historischer Faktizität und künstlerischer Setzung und die Öffnung für assoziative
Zugriffe verschiedenster Art.
Für Jan-Peter E.R. Sonntag ist Referenzialität künstlerische Strategie sowie Arbeitsprinzip und -methode. Er stellt
Beziehungsgeflechte und Bezüglichkeiten her, wie zwischen kultur-historischen, naturwissenschaftlichen, philosophischen und literarischen Erkenntnissen und konfrontiert sie mit alltäglichen, scheinbar banalen Ereignissen und
Erfahrungen. (Paula von Sydow)
612.43WEISS ist eine Kooperation zwischen dem Edith-Ruß-Haus für Medienkunst in Oldenburg und dem European
Media Art Festival (EMAF) in Osnabrück. Jan-Peter E.R. Sonntags Arbeit wird in Oldenburg und in Osnabrück in zwei
verschiedenen Versionen gezeigt. Während die Installation im Edith-Ruß-Haus als Projektion innerhalb eines konkreten Raumes erfahrbar ist, wird 612.43WEISS/l.i. in der Osnabrücker Kunsthalle per Video Headset und Kopfhörer
erlebt. Verstärkt wird die Wahrnehmung des immateriellen Raums durch das von J.-P. Sonntag entwickelten OMO.
Auf dem großen Luftkissen sitzend überträgt dieses einen sich endlos verlangsamenden subfrequenten Ton als pulsende Schwingung unmittelbar auf den Körper der BesucherInnen.
JAN-PETER E. R. SONNTAG, *1965 in Lübeck, lebt und arbeitet in Berlin, Oldenburg und Barcelona. 1982 Studium der
Komposition an der Musikhochschule Lübeck. 1986 Studium der Bildenden Kunst, Kunstwissenschaft und Philosophie
an der Universität Oldenburg.
238
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
An image begins to emerge on the projection screen, slowly overshadowing the whiteness, until it completely covers the surface. The
image which finally emerges is a photo showing somehow familiar objects in a setting upon which snow is falling. This 12-minute process
is accompanied by the singing, which gradually slows down. The following lyrics, sung sadly, can be heard: »Drüben hinterm Dorfe /
Steht ein Leiermann / Und mit starren Fingern / Dreht er was er kann. / Barfuß auf dem Eise / Wankt er hin und her / Und sein kleiner
Teller / Bleibt ihm immer leer. / Keiner mag ihn hören, / Keiner sieht ihn an, / Und die Hunde knurren / Um den alten Mann. / Und er
läßt es gehen, / Alles wie es will, / Dreht, und seine Leier / Steht ihm nimmer still. / Wunderlicher Alter ! / Soll ich mit dir geh'n ? /
Willst zu meinen Liedern / Deine Leier dreh'n ?« (Over there beyond the village/Stands an organ-grinder / And with numb fingers / He
plays as best he can. / Barefoot on the ice/He totters here and there / And his little plate / Is always empty. / No one listens to him / No
one notices him / And the dogs growl / Around the old man. / And he just lets it happen / As it will/Plays, and his hurdy-gurdy / Is
never still./Strange old man/Shall I go with you? / Will you play your organ / To my songs? - Original text by Wilhelm Müller; translated by Celia A. Sgroi © 1998)
The prologue to the installation gives some hints to the origins of the image and sound material: »The heroic baritone Hans Hotter created a recording of Schubert's Winterreise in Berlin in 1943. The circle was also closing in on Stalingrad at the same time. It is now January 26, 2005 and 18 degrees below zero Celsius. Snow swirls in the air and fog surrounds the look-out platform on Mt. Pilatus. Eskimos
supposedly have hundreds of words to refer to snow.« (Jan-Peter E.R. Sonntag)
The artist uses these lines to unveil his material, and makes a deliberate reference to World War II, to the trauma that was Stalingrad,
and to one of the most famous song cycles in music history. That consists of a monologue of a man wounded by love as a means of
expressing the sense of political loss during the Age of Restauration. The links between the present and the past become evident only
through the reference to particular years in history, yet the thematic relationship remains unclear. This method provides a balance
between historical facts and artistic freedom, and allows viewers to make their own associations.
For Jan-Peter E.R. Sonntag, the use of references is both an artistic strategy and a working principle and method. He spins a web of
relationships and references found in cultural history, natural sciences, philosophy, and literature, and juxtaposes them with everyday,
seemingly banal events and experiences. (Paula von Sydow)
612.43WEISS is a co-operation between the Edith Russ Site for Media Art in Oldenburg and the European Media Art Festival (EMAF)
in Osnabrück. Jan-Peter E. R. Sonntag will present the artwork in two different versions at the venues in Oldenburg and Osnabrück.
Whereas the installation can be experienced as a projection within a real room it is perceived in the Osnabrück Kunsthalle Dominikanerkirche through video headsets and earphones. The perception of the immaterial space is emphasised by OMO, developed by J.-P. Sonntag.
Sitting on the large air cushion the latter transmits an endlessly slowing down subfrequent sound as a pulsedirectly onto the visitor's
bodies.
JAN-PETER E. R. SONNTAG, *1965 in Lübeck, lives and works in Berlin, Oldenburg and Barcelona. From 1982 on he studied composition
at Musikhochschule Lübeck and from 1986 Fine Arts, history of art and philosophy at Oldenburg University.
// 612.43WEISS (2003-2005)
// Jan-Peter E. R. Sonntag
Exhibitions (Selection)
2004 media city seoul, 3. Medienbiennale, Seoul, Korea; Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, art cologne, Köln;
Künstlerhaus Bethanien, Berlin, transmediale04, Berlin, HAU, Berlin
2003 foro artistico, EISFABRIK, Hannover; CYNETart-Festival, Dresden, hARTware-Projekte, Dortmund
2002 Zentrum für internationale Kunst, Berlin; Kunsthaus, Dresden, Galerie chromosomen, Berlin
2001 Kunsthalle Dresden, Theatre National Luxembourg, Luxemburg
2000 Staatsgalerie Stuttgart, Akademie der Künste Berlin, Akademie Schloss Solitude, Stuttgart, Fundaci-Rafael Tuls
d'Art Contemporant, Barcelona
1999 Museum der Fundacion Arte & Technologia, Madrid
1998 Apex Art C.P. Gallery New York
1997 Norwich Gallery, Norwich
1996 Kunstverein und Künstlerhaus Hamburg
1995 making waves festival 95, United Nations, San Francisco
239
// LINEA DE 250 CM TATUADA...
LÍNEA DE 250CM TATUADA SOBRE SEIS PERSONAS REMUNERADAS
250 CM LINE TATTOED ON SIX PAID PEOPLE
LINIE VON 250 CM LÄNGE AUF SECHS BEZAHLTE PERSONEN TÄTOWIERT
Santiago Sierra
Espacio Aglutinador, Havanna, Schwarz-weiß
Fotografie, Courtesy Galerie Peter Kilchmann, Zürich
Die Erzeugung gesellschaftlicher Dynamiken und die Entlarvung damit einhergehender politischer Entwicklungen
sind wiederkehrende Elemente in den Arbeiten des mexikanischen Künstlers Santiago Sierra. Seine Aktionen greifen
direkt in das Leben ein und beziehen sich stets auf den gesellschaftlichen Alltag mit dem Ziel, die Wahrnehmung für
Missstände und soziale Ungleichheiten zu schärfen. Sierras Arbeiten lassen etwas von der Verzweiflung der Menschen in der Dritten Welt erahnen, die für wenig Geld bereit sind, menschenunwürdige Arbeiten zu verrichten.
So werden in Sierras Videodokumentationen tonnenschwere Betonblöcke mit primitiven Hilfsmitteln hin- und
hergefahren, die Menschen masturbieren in der Öffentlichkeit, sie halten eine Galeriewand stundenlang im selben
Winkel, usw. Den Vorwurf des Ausbeutens weist der Künstler von sich - den Kapitalismus mit seiner Entfremdung des
Menschen durch die Lohnarbeit betrachtet sei eine Art ›ewiger Verdammnis, die dem Menschen auferlegt wurde.‹
Mit 30 Dollar entlohnte er in Havanna sechs Männer, die sich, aneinandergereiht, eine Linie auf den Rücken tätowieren ließen. Aus dieser Dokumentation wurde die Arbeit ›Linea de 250 cm tatuada sobre seis personas remuneradas‹, die nicht das Kunstwerk an sich in den Mittelpunkt stellt. Gegenstand ist vielmehr die Bedingung seiner Herstellung und der Weg, unter Einsatz minimaler Mittel ein für den Kunstbetrieb adäquates Produkt zu schaffen. Sierra demonstriert auf empfindliche Art und Weise, wie ein gesellschaftliches System und dessen Ordnungsgefüge
unterwandert und erheblich gestört werden können. (H.B.)
The creation of social dynamics and the exposure of related political developments are recurrent elements in the works of the Mexican
artist Santiago Sierra. His actions intervene directly in lives, always referring to social everyday life, with the aim of heightening the perception of deplorable states of affair and social inequality. In Sierra's works, it is possible to imagine to some extent the desperation of
Third World inhabitants who, for a small sum of money, are willing to do work that is beneath human dignity.
Thus in Sierra's video documentaries concrete blocks weighing tonnes are transported back and forth using primitive aids, people masturbate in public, they hold up a gallery wall at a particular angle for hours, etc. The artist denies any accusation of exploitation - capitalism, with its alienation of humans due to waged labour, is a kind of ›eternal damnation imposed upon the people.‹
In Havana, he paid six men 30 dollars each to stand in a row and have a line tattooed along their backs. The work ›Linea de 250 cm
tatuada sobre seis personas remuneradas‹ originated from this documentation. Its focal point is not the work of art itself. Instead, the
object is the conditions leading to its production and how a product worthy of being art is created using minimum input. Sierra demonstrates in a sensitive manner how a system and its structure of order can be infiltrated and considerably disturbed. (H.B.)
// Espacio Aglutinador, La Habana, Cuba, 1999, Loop Video, Farbe, ohne Ton; 60:00
// Santiago Sierra
240
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
SANTIAGO SIERRA, *1966 in Madrid, E. Er lebt und arbeitet in Mexico City, MEX. 1995-1997 Escuela de San Carlos, Universidad Autónoma de Mexiko, Mexico City, MEX; 1989-1991 Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, D; 1989 BA,
Fine Arts, Universidad Complutense (Círculo de Bellas Artes), Madrid, E.
SANTIAGO SIERRA, *1966 in Madrid, E. He lives and works in Mexico City, MEX. 1995-1997 Escuela de San Carlos, Universidad Autónoma de Mexiko, Mexico City, MEX; 1989-1991 Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, D; 1989 BA, Fine Arts, Universidad Complutense
(Círculo de Bellas Artes), Madrid, E.
Santiago Sierra, selected solo Exhibitions
2004 Kestner Gesellschaft, Hannover
2002 Galerie Peter Kilchmann, Zürich, CH, Galería Enrique Guerrero, Mexico City, MEX, Deitch Projects, New York,
USA, Ikon Gallery, Birmingham, UK
2001 Miami Art Fair, Project Room, Galería Enrique Guerrero, Miami, USA
2000 Kunst-Werke, Berlin, P.S.1., New York, USA, Acceso A, Mexico City, MEX, ACE Gallery, New York, USA
1999 Museo Rufino Tamayo - Sala 7, Mexico City, MEX, ACE Gallery, Los Angeles, USA
1998 ›La Torre de los Vientos‹, Arte In Situ, Mexico City, MEX
Selected Group Exhibitions
2003/2004 ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe, D.
2001 ›Art Basel‹, Stand Galería OMR, Basel, CH, ›Art Miami‹, Stand Galería Enrique Guerrero, Miami, USA, ›Foro Sur, I
International Art Fair‹, Stand Galería OMR, Cáceres, E.
2000 ›Pervitiendo el Minimalismo‹, Museo de Arte Centro Nacional Reina Sofía, Madrid, E, ›Documentos‹, ACE Gallery, Los Angeles, USA, ›A shot in a head‹, Lisson Gallery, London, UK, ›Friends and Neighbors‹, EV, A 2000, Limerik,
IRL.
1999 ›FIAC'99‹, Stand Galería BF15, Paris, F, ›Representar / Intervenir‹, Ex-Teresa Arte Actual, Mexico City, MEX,
›Mexico Nuevo‹, Centre d´Arts Plastiques de Villefranche-sur-Saone, F.
1998 ›Made in Mexico-Made in Venezuela‹, Art Metropol Gallery, Toronto, CDN, ›Cambio I‹, Sandra Gehring Gallery,
New York, USA.
1997 ›Shopping‹, Galería Art & Idea, Mexico City, MEX, New Text from Mexico‹, Art Deposit, New York, USA.
1996 ›A otro lugar muy lejos de aquí‹, Instituto Cultural Cabañas, Guadalajara, MEX].
1995 Fundación Joan Miró, Barcelona, E.
241
// LA RONDE
LA RONDE
Bettina Hoffmann
La ronde = Rundtanz, Ringelreihen, die Runde und auch Name des Amusement Parks in Montreal.
Das Video untersucht den Mikrokosmos intimer, menschlicher Beziehungen. Es stellt drei häusliche Szenen voller
Andeutungen und Erwartungen dar. Die Personen scheinen eingefroren. Sie schweigen und bewegen sich nicht, nur
die Kamera rotiert in steter und langsamer Bewegung um sie herum. Montiert als Loop dehnen sich Zeit und Bild
aus. Der ständige Wechsel zwischen Nähe und Distanz der Kamera zu den dargestellten Personen lässt den Betrachter
einmal intim nah am Geschehen sein, ein andermal schließt er ihn von der Szene aus.
Die Szenen halten den Betrachter so in Spannung herauszufinden und endlos darüber zu spekulieren, was eigentlich geschieht, dass die Bilder bei jeder Wiederholung etwas anderes zu offenbaren scheinen. Die Bewegung gibt dem
eher fotografischen Bild sowohl den zeitlichen Aspekt der Dauer, in Form der Wiederholung, als auch den Raum. Die
Spannung wird betont durch den Soundtrack, der Filme und Spieluhren assoziieren lässt.
(La ronde auch als Installation mit drei endlos geloopten Projektionen der Einzelsequenzen)
La ronde = round-dance, the round, also name of Montreal's amusement park.
The video explores the micro cosmos of intimate human relations. It depicts three scenes of domestic environments that are full of suggestions and expectations. There is a tension between the people, which is emphasized by their silence and absence of motion. Only the
camera rotates slowly around them. Shown as a loop, the endless repetition makes time and image expand. The alternation of closeness
and distance of the camera to the people in the video makes the viewer on one hand feel intimately close (as being part of) and on the
other hand excluded from the scene.
Trying to figure out the story, where scenes appear trapped in a suspended state, the viewer is left to speculate endlessly on the content
and meaning of the scene. The motion adds an important spatial element to the photographic scenario, creating a link between photography, sculpture and film. The camera, and therefore the eye of the spectator, travels in space around people and objects, as if travelling in
a photo, finding himself in a voyeuristic position. The suspense is emphasized by the music, making reference to movies and musical
clocks
// CAN 2004
// Single Channel Video Loop 12:00 min. (jede Sequenz 4:00 min.), DV
242
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
BETTINA HOFFMANN, *1964. Aufgewachsen in Berlin, lebt und arbeitet in Montreal, Kanada. Studium der freien Kunst
an der Hochschule der Künste Berlin, Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam, und am California Institute of the Arts, USA. Bettina Hoffmann untersucht in ihren fotografischen und in jüngster Zeit auch filmischen
Arbeiten die untergründigen Mechanismen sozialer Beziehungen. In der Re-Inszenierung und Dramatisierung von
Alltagsszenen werden Hierarchien, gegenseitige Abhängigkeiten, Verweigerung von Kommunikation, Konventionen
und Zwänge sichtbar gemacht, - der Aufführungscharakter impliziert jedoch zugleich die Möglichkeit von Verschiebungen innerhalb eines sozialen Gefüges. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Preise. Ihre Arbeiten sind in musealen und privaten Sammlungen in Nordamerika und Europa vertreten.
BETTINA HOFFMANN, *1964, grew up in Berlin. She lives and works in Montreal, Canada. B.Hoffmann studied fine art at the Academy
of Arts in Berlin, the Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam, and at the California Institute of the Arts, USA. In her photographic and lately also in her film works Bettina Hoffmann examines the underlying mechanisms of social relations. Re-staging and
dramatizing everyday scenes she visualizes hierarchies, interdependencies, refusal of communication, conventions and restraints - the
performance-like character however at the same time implies the possibility of shifting within a social system. She has received several
scholarships and awards. Her works are part of private collections and museums in North America and Europe.
Selected Solo-Exhibitions:
Galerie Michael Cosar, Düsseldorf
Liane and Danny Taran Gallery, Saidye Bronfman Centre, Montreal
Southern Alberta Art Gallery, Lethbridge, Kanada
Gallery Galerie TPW, Toronto.
Selected Group Exhibitions:
Haus am Waldsee, Berlin
Galerie im Marstall, Berlin
Kunsthalle Tirol, Hall, Österreich
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden.
243
// TRAIN
TRAIN
Julika Rudelius
Am späten Abend im Vorortzug unterhält sich eine Gruppe Jugendlicher über ihre Freundinnen. Beobachtet wird
ihr großspuriges Macho-Gehabe von einer versteckten Kamera. Verdeckt durch Sitze und Polster kann man nur die
Münder der Jungen sehen, wie sie über ihre Partnerinnen herziehen.
Julika Rudelius untersucht in ihren Video- und Fotoarbeiten die Dynamik von Gruppenverhalten und die Hartnäckigkeit gesellschaftlicher Vorurteile. Dabei dringt sie in noch tabuisierte Bereiche der Gesellschaft vor. Sie
benutzt die Bildmedien aber auch, um das manipulative Potential des angeblichen Wahrheitscharakters von Bildern
herauszuarbeiten. Für ›train‹ fragte sie auf der Strasse eine Gruppe männlicher Jugendlicher, ob sie in einem Video
mitspielen würden, in dem sie über Frauen und Liebe reden sollten. Ohne Skript fanden die Dreharbeiten in einem
gemieteten Zugabteil statt. Durch Fragen und Kommentare lenkte Julika Rudelius das Gespräch der Jugendlichen, die
lediglich eigene Persönlichkeitsmerkmale während ihres Spiels verstärken sollten. Die einzelnen Rollen der Jugendlichen entsprachen in etwa ihren Rollen in der Gruppe.
Late one evening on a suburban train a group of youths is talking about their girlfriends. Their show-off macho behaviour is observed
by a hidden camera. Concealed by seats and upholstery, we can only see the mouths of the lads, pulling their partners to pieces.
In her video and photographic works, Julika Rudelius examines the dynamics of group behaviour and the stubbornness of social prejudices. By doing so, she penetrates areas of society that remain taboo. But she also uses image media to bring out the manipulative potential of the supposed character of truth that images hold. For ›train‹ she asked a group of male youths on the street if they would act in a
video in which they were to talk about women and love. Working without a script, filming was carried out in a rented train compartment. By asking questions and providing comments, Julika Rudelius steered the conversation of the youths, who were simply asked to
exaggerate their own personality traits during their performance. The individual roles the youths assumed roughly corresponded to their
actual roles within the group.
// 2001, DVD, 6:20 min., single channel looped video projection / monitor
// Julika Rudelius
244
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
JULIKA RUDELIUS, *1968 in Köln. Studierte 1993-1994 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, 1995-1996 an
der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam. 1999-2001 Artist in residence an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. Seit 2001 Videoarbeiten, weiterhin zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen.
JULIKA RUDELIUS, *1968 in Cologne. From 1993 to1994 she studied at Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, 1995-1996 at Gerrit
Rietveld Akademie in Amsterdam and from 1999 to 2001 Artist in residence at Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam. Since
2001 video works and several solo and group exhibitions. Julika Rudelius lives and works in Amsterdam.
Solo Exhibitions
2005 Franz Hals Museum, Haarlem, NL
2004 Galerie Reinhard Hauff, Stuttgart, D, Centre Culturel Suiss, Paris, F, Marres, Centrum beeldende kunst,
Maastricht, NL
2003 Kunsthaus Glarus, Switzerland, Diana Stigter Gallery, Amsterdam, NL
2001 ›Talkshow‹ Stedelijk Museum Bureau, Amsterdam, NL
Selected Group Exhibitions
2006 Kunsthalle Schirn, Frankfurt, D
2005 Stedelijk Museum Amsterdam, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt, National Museum of Art, Oslo, The
Contemporary, Art Center, Vilnius, Biennale Prag, CZ, Kölnischer Kunstverein, Cologne, D
2004 ›Untitled‹ Tate Modern, London, UK, Rheinschau, with Stedelijk Museum Bureau, Cologne, D, ›Histoire (s)
Parallel, Confrontation‹ Institute Néerlandaise Paris, F, Dutch Film Festival, Centraal Museum Utrecht, NL,
2003, Frans Hals Museum, Haarlem, Gallagher Gallery, Royal Hibernian Academy, Dublin IR, Ruhrlandmuseum
Essen, D, Art Rotterdam, artfair, NL, Stedelijk Museum Amsterdam, NL, National Museum of Contemporary Art,
Seoul, South Korea, Triennial of photography and Video, International Center of Photography, New York City, USA
2002 Musee d'art contemporaine, Lyon, F, Frans Hals Museum, Haarlem, NL, Ormeau Baths Gallery, Belfast, IR,
Christie's, Amsterdam, NL, ›Non-Members only‹, Arti et Amicitiae, Amsterdam, NL, Frankfurter Kunstverein,
Frankfurt, D,
2001 Witte de With, Rotterdam, Index, Stockholm, ›The people's Art‹, Porto, Portugal, Frankfurter Kunstverein
245
// INTERVENTIONEN
INTERVENTIONEN
Ella Ziegler
Auf Grundlage der Fluxus Motti ›Das Bekannte unbekannt machen‹ und ›Das Bedeutende im Unbedeutenden zu
suchen‹ interveniert Ella Ziegler in das alltägliche Leben und schafft Verwirrungen. Thema ihrer Arbeiten ist die
urbane Alltagskultur, deren Bedeutung und der Umgang mit ihr. Sie initiiert performative Akte, die in poetischen
Aktionsaufzeichnungen und fotografischen Dokumentationen münden. Oft spielt die Kollaboration mit fremden
Menschen eine Rolle, die für die Dauer der Aktion zu Beteiligten werden.
Zwei Beispiele: Mit der Arbeit ›Hold on‹ stellt Ella Ziegler eine Verbindung her zwischen zwei Menschen, die sich
nicht kennen. Sie leben in zwei gegenüber liegenden Wohnblocks auf selber Höhe - etwa 50 Meter hoch. Ella Ziegler
gibt ihnen einen 70m langen Zwirn in die Hand, dessen Enden sie jeweils durch das geöffnete Fenster halten. Bei
ihrer Aktion ›Good night John Boy, good night Jim Bob‹ stellte die Berliner Künstlerin nachts auf eine Verkehrsinsel
in Glasgow ein aus Karton gebasteltes Haus mit Garten und Auto an die Stelle, wo normalerweise ein beleuchteter
Straßenpfosten steht. Dort stand es vier Tage, dann war es verschwunden.
In Osnabrück entwickelte sie ›push / pull‹, eine Intervention an den Eingangstüren der Kunsthalle Osnabrück.
›Die Türen sind aus Glas und lassen sich nach innen und nach außen öffnen. Ich werde neben den Griffen der Eingangstüren runde Metallschilder anbringen. Auf diesen wird an der Türaußenseite ›pull‹ und an der Innenseite
›push‹ zu lesen sein.‹ Das Konzept der Intervention ›push / pull‹ wird in der Ausstellungshalle gezeigt und erklärt
werden.‹ (Ella Ziegler)
On the basis of the Fluxus mottos ›Making the known unknown‹ and ›Searching for the important in the unimportant‹, Ella Ziegler
intervenes in everyday life, causing confusion. The subject of her works is urban everyday culture, its significance and how we deal with
it. She initiates performative acts, that lead to poetic recordings and photographic documentation. Collaboration with strangers frequently plays a role in her works, people who become involved parties for the duration of the project.
Two examples: In her work ›Hold on‹, Ella Ziegler connects two people who, until then, were not acquainted with one another. They
live on the same storey - at a height of approx. 50 metres - in two blocks of flats that face one another. Ella Ziegler gives them a 70 metre
thread, the ends of which they are to hold at the open window. In her project ›Good night John Boy, good night Jim Bob‹ the Berlin artist
placed a cardboard box, representing a house with a garden and car, on a traffic island in Glasgow where usually a lit street post stands.
It remained there for four days, then disappeared.
// D 1999 - 2005
// 4 Diaprojektoren, Dias, Texte
// Ella Ziegler
246
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
ELLA ZIEGLER, *1970 in Ilshofen. 1995-2001 Studium an der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein in
Halle/Saale (Freie Bildhauerei). 1996-1999 Studium an der Martin Luther Universität, Halle/Saale (Philosophie, Psychologie), 1998-1999 Studium an der Glasgow School of Art im Department of Environmental Art 2001 Diplom im FB
Freie Bildhauerei an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein, Halle/Saale. Sie lebt und arbeitet in
Berlin
ELLA ZIEGLER, *1970 in Ilshofen. From 1995 to 2001 she studied at Hochschule für Kunst und Design (Sculpture), Burg Giebichenstein
in Halle/Saale. 1996-1999 at Martin Luther Universität, Halle/Saale (psychology, philosophy), 1998-1999 at Glasgow School of Art in the
Department of Environmental Art, 2001 diploma (sculpture) at Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein, Halle/Saale. She
lives and works in Berlin.
Solo Exhibitions
1998 Center for Contemporary Arts/bookshop, Glasgow
1999 ›Good night John Boy‹, Gulp Gallery, Glasgow
2000 Symposium ›exponere‹, Gastvortrag, Halle/Saale
2002 Staatsbank, Berlin, Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn, Haus Köbberling, Kassel, Halle für Kunst,
Lüneburg
2003 Galerie Lutz Rohs, DürenKunstraum Kreuzberg/Bethanien, Berlin
Group Exhibitions
1997 Wasserturm Süd, Halle/Saale
1998 Newberry Gallery, Glasgow
2000 Aielo de Malferit, Valencia, E
2001 Ausstellungshalle der BRD, Bonn, Museum Fridericianum, Kassel, Baltic Biennale for Contemporary Art, Stettin,
2002 Kultursommer 2002, Wiesbaden, Löwenpalais Stiftung Starke, Berlin
2003 ›street_level 3‹, Simplon Paß, Schweiz, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Berlin
2004 Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden, ›Future Cities‹, Hamilton, Kanada, Skulptursommer Wiesbaden. Künstlerinnenstipendium, Berlin, Stipendium Künstlerstätte Bleckede
247
// TIGNES
TIGNES
Rachel Reupke
Die Romantik eines Alpenpanoramas: Wir sehen Bilder von einem französischen Skiort im Frühsommer. Eine
moderne Landschaft mit modernen Mitteln aufgenommen. Es handelt sich offensichtlich um Bilder einer Webcam,
die eigentlich den Winterurlaubern die Pistenverhältnisse aus der Ferne präsentieren soll, ohne Schnee aber nur
eine triste menschengeschaffene Betonkulisse zeigt. Allerdings vermitteln ein Spinnennetz vor der Kamera und
Regentropfen auf der Linse den ›romantischen‹ Eindruck, dass die Bilder von ›objektiver‹ Technik aufgenommen werden, in deren Prozesse der Mensch nicht eingreift. Erst auf dem zweiten Blick ist zu erkennen, dass es sich dabei um
eine im Computer konstruierte Hyperrealität handelt.
CGI (Computeranimationen) Blockbuster, Fernsehwerbung, Italo Western, Hitchcocks North by Northwest (Der
unsichtbare Dritte), Herzogs Fitzcarraldo, Webcams, Brueghel, Friedrich und Turner - auf sie alle bezieht sich meine
Gruppe von Arbeiten, die Ideen von Landschaft, Romantik, Spektakel und der modernen Welt erforschen. Narrative,
ungeschnittene Landschaftsaufnahmen dekonstruieren, unterminieren und ordnen die konventionellen Hierarchien
des Kinos neu. Die dramatische Erzählung wird zu Gunsten des Panoramas an den Rand gedrängt. (Rachel Reupke)
Gefördert durch: Arts Council England und Film London
The romance of an Alpine panorama: we see pictures of a French skiing resort in early summer. A modern landscape captured with
modern technology. The images obviously originate from a webcam, which is really aimed at showing winter holiday-makers the conditions of the piste from a distance. Without snow, however, the pictures reveal a dreary, man-made concrete backdrop. A cobweb in front
of the camera and raindrops on the lens, however, convey the ›romantic‹ impression that the pictures have been taken using an ›objective‹
technique, the processes of which are untouched by man. Only at second glance does it become apparent that it is a computer-constructed
hyperreality.
CGI blockbusters; TV advertising; spaghetti westerns; Hitchcock's North by Northwest; Herzog's Fitzcarraldo, postcards; webcams;
Brueghel; Friedrich and Turner - all serve as reference for a body of work exploring ideas about landscape and cinema, romanticism, spectacle and the modern world. In single-shot video works, narrative landscape scenes deconstruct, undermine and reorder conventional cinematic hierarchies. Narrative drama is marginalised in favour of the panorama. (Rachel Reupke)
Funded by Arts Council England with the support of Film London
// GB, 2005, 8 Min. Loop, Doppelprojektion
248
// INTERNATIONALE AUSWAHL // INTERNATIONAL SELECTION
RACHEL REUPKE lebt und arbeitet in London. 2000 MA Image & Communication, Goldsmiths
College, University of London.
RACHEL REUPKE lives and works in London. 2000 MA Image & Communication, Goldsmiths College, University
of London.
Exhibitions and festivals (Selection)
2005 Rotterdam FilmFestival, Centre George Pompidou, Paris.
2004 World Wide Video Fest, Amsterdam, European Media Art Festival, Osnabrück
2003 Once Seen, Art in Public Space Programme, Oslo Central Station, Norway. VideoLisboa, Portugal, After Nature, CCA, Glasgow. Moving-Places, Plymouth Arts Centre
Artists' Film & Video Programme, Site Gallery, Sheffield. The Entangled Eye, Danielle Arnaud
Gallery, London; Gallery Speak For, Tokyo. LUX Open 2003, Royal College of Art, London, Viper
Basel 2003, Switzerland. La Roche qui Boit, France Video Store, Foxy Productions, New York.
2002 Hasta La Vista!, The Mission, London, POC project, Pôle Image Haute Normandie, France,
Leeds City Art Gallery, The Mission, London, Musée d'Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxembourg, Le Bati/Le Vivant, Université du Havre, France.
2001 Art Workshop, SEA, Casino Luxembourg, Gallery Westland Place, London.
2000 Scopophilia, Gallery Westland Place, London, Cabinet Gallery, London.
249
// BEWEGTBILDER
BEWEGTBILDER
Egbert Mittelstädt
Was Jean Gelser in ›Die aperspektivische Welt‹ über den Kubismus schrieb, wird in ähnlicher Weise für Egbert Mittelstädts Fotografien aktuell: ›... das, was auf den ersten Blick als Verzerrung erscheint, ... wird zu einer sich ergänzenden Überschneidung zeitlicher Faktoren und räumlicher Sektoren durch das Wagnis, sie auf eine Bildfläche
gleichzeitig und gleichräumig zu bannen. Derart erhält das Dargestellte jenen konkreten Ganzheits- und Gegenwartscharakter, der nicht aus dem seelisch betonten Schönheitsverlangen genährt wird, sondern der aus der Konkretisierung der Zeit lebt.‹
Der Mensch und seine Bewegung stehen im Zentrum von Egbert Mittelstädts Werk. Mit Arbeiten, wie z.B. ›Elsewhere‹ und ›Zeitmaschine‹ entfernte er sich in der Auseinandersetzung mit dem medialen Erfassen von Erscheinung
und Bewegung immer stärker von der ›realistischen‹ Abbildung/Darstellung. Es wird ihm vielmehr zum Anliegen,
den Prozess des Fotografierens und die technische Begründung für ein realistisches oder ästhetisches fotografisches
Abbild zu untersuchen.
Ermöglicht wird dieser erweiterte, künstliche Blick, indem er das Filmmaterial konstant und bei offenem Verschluss belichtet. Die Serie ›Passanten‹ ist eine Reihe (analoger) fotografischer Arbeiten, die auf der Slitscan-Technik
beruhen. Hierbei werden räumliche Gegebenheiten zu farbigen Streifen komprimiert und lediglich Bewegungen von
der Kamera in konkreter Form auf das Filmmaterial geschrieben. Eine Spannung zwischen Unschärfe und Abbildung,
konkreten und abstrakten Bildelementen entsteht.
Die Installation ›Passanten Domplatte‹ nutzt die Kombination von Fotografie und einer parallel aufgezeichneten
Videoaufnahme. In der Überlagerung von Foto und Videoprojektion berühren sich zwei Bildwelten in einer gleitenden Bewegung. Das Bewegbild wird zur Herleitung der Fotografie. Die (Video-)Arbeiten der Reihe ›Timaios‹ gehen
noch einen Schritt weiter. Auch hier liegt der Fokus auf den Passanten und den Bewegung in urbanen Situationen.
Dem technischen Prinzip der Slit-Scan Fotografie folgend, ist ›Timaios‹ etwa als eine zeitliche Versuchsanordnung zu
betrachten. Die Passanten und sämtliche Bewegungen (also auch die der Kamera) erfahren durch eine strenge
Demontage der Bildelemente eine Metamorphose. Der Betrachter übt sich in einer ungewohnten Sichtweise mit einer
neuen zeitlichen und räumlichen Bilddarstellung.
EGBERT MITTELSTÄDT, *1963 in Frankfurt a. M., 1981-86 Studium Kommunikations-Design an der FH Würzburg, 1992-95
Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln, 1998-2000 Lehrauftrag an Kunsthochschule für Medien Köln, seit
2003 Lehrauftrag an der Fachhochschule Darmstadt.
Präsentiert im Foyer des DCC (Bürogebäude der Firmen Hellmann Worldwide Logistics und PCO, Hafenstr. 11, 49090
Osnabrück).
250
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
That which Jean Gelser wrote in ›The anti-perspective world‹ about cubism is relevant in a similar manner to Egbert Mittelstädt's photographs: ›... that which at first glance appears as distortion ... becomes a self-supplementing overlapping of temporal factors and spatial
sectors through the risk of banishing them at the same time and in the same space onto one surface of a picture. In such a manner, that
which is represented receives that concrete character of uniqueness and the present that is not nourished by a demand for beauty, emphasized by the soul, but which lives from the concretisation of time.‹
Man and his movement form the focal point of Egbert Mittelstädt's oeuvre. Dealing with the media recording of appearance and movement distanced him from work to work such as, e.g. ›Elsewhere‹ and ›Zeitmaschine‹ from a ›realistic‹ portrayal. Instead, it increasingly
becomes his matter of concern to examine the process of photography and the technical grounds for a realistic or aesthetic photographic
image.
This extended artistic view is made possible because he constantly exposes the film with an open shutter. The ›Passanten‹ is a series of
(analogue) photographic works based on the slit-scan technique. In this technique, spatial conditions are compressed to coloured stripes,
where only the movements are recorded by the camera in concrete form onto the film. This creates tension between blurring and image,
defined and abstract elements of the picture.
The installation ›Passanten Domplatte‹ makes use of the combination of photography and a parallel video recording. In the superimposition of photo and video projection two image worlds touch one another in smooth motion. The moving picture becomes the derivation of
the photographs. The (video) works in the ›Timaios‹ series take this one step further. In these works he also places emphasis on passers-by
and on movement in urban situations. Following the technical principle of slit-scan photography, ›Timaios‹ can almost be viewed as a
temporal experimental arrangement. The passers-by and all movements (i.e. also those of the camera) experience a metamorphosis, due to
a strict dismantling of the image's elements. In an unfamiliar manner of perception, the observer practises with a new temporal and spatial representation of images.
EGBERT MITTELSTÄDT, *1963 in Frankfurt. From 1981 to 1986 he studied Communication-Design at Academy for Applied Science in
Würzburg, 1992-95 at Kunsthochschule für Medien Cologne (KHM). From 1998 to 2000 he taught at KHM and since 2003 lecturer at
Academy for Applied Sciences Darmstadt.
Selected Solo & Group Exhibitions
1994 Kunstverein, Bonn, INA, Paris
1995 European Media Art Festival, Osnabrück, World Wide Video Center, Den Haag
1998 Hauptstadtstudio ARD, Berlin
1999 Römisch Germanisches Museum, Köln, European Media Art Festival, Osnabrück, Siemens, München
2000 Museum im Glaskasten, Marl
2001 Digital Art Gallery, Frankfurt
2002 Kunstraum1, Mönchengladbach, IST, Düsseldorf
2003 Museum of Fine Arts, Taipei, CCBB, Rio de Janeiro
2004 HEAA, Genf, Monreal & Poppen, Bonn, IHK, Bonn/Rhein-Sieg, ›RomaEuropaFestival‹, Rom
2005 ›Transmediale‹, Berlin
251
// SCHALTEN SIE DEN FERNSEHER AB!
SCHALTEN SIE DEN FERNSEHER AB! 40 JAHRE FLUXUS
Hartmut Jahn
Eine Japanerin schwebt als Heiliger Geist durch ein Kirchenschiff - ihr Kleid besteht aus Tausenden von raschelnden Papierwürfeln. Ein New Yorker hat die DNA seiner Freunde aufgekauft. Er kombiniert ihre positiven Eigenschaften: die der Freundin mit der doppelten Niere mit dem besten Lover. In Nizza liegt halbnackt mit Kugelbauch ein 70jähriger Mann im Schaufenster. Die Menschentraube davor gehört zum Konzept.
Alle drei sind Künstler einer Bewegung, die seit Ende der 50er Jahre das Bild der Welt revolutionierte. 1962 wurde
im Wiesbadener Museum vor Publikum ein Konzertflügel zerlegt. Dieser Tabubruch war der öffentliche Markstein für
eine Kunstrichtung: Fluxus. Eine Bewegung als Lebensform, die Kunst und Leben zusammenführt. Fluxus wollte
Anti-Kunst sein und wurde zu Kunst. Es wollte gegen den Verkauf sein und verkauft sich gut. Es wollte gegen das Ego
sein und ist geprägt vom Ego. Fluxus ist ein sehr erfolgreicher Fehlschlag.
Das Projekt beschreibt die Aktualität dieser künstlerischen Haltung und zeichnet den Wirkungskreis ihrer Protagonisten in einer 12-kanaligen Installation und in einem Film sowie in einer Datenbank nach, um eine sich dynamisch
aufbauende Geschichte der letzten >Bewegung< der Bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts zu erzählen. Eine Sammlung mit annähernd 500 audio-visuellen Beispielen in einer Gesamtlänge von 1.440 Minuten oder 24 Stunden wird
erlebbare Kunstgeschichte, indem man Künstlernamen und Stichworte aus der Geschichte des Fluxus kombiniert.
A Japanese woman floats as the Holy Ghost through a nave - her dress consisting of thousands of rustling paper cubes. A New Yorker
purchases the DNA of his friends and combines their positive attributes: The girlfriend with the double kidneys with the best lover. In
Nice, a potbellied 70-year-old man lies half-naked in a shop window. The mass of people in front of the window are part of the concept.
All three are artists of a movement that has been revolutionizing the view of the world since the end of the 1950s. In 1962 a concert
piano was cut to pieces in a museum in Wiesbaden. This attack on society's sensibilities was a public milestone for an art movement:
Fluxus. An art movement as way of life which brought art and life together, Fluxus wanted to be anti-art and became art. It wanted to
be against sales and sold well. It wanted to be against the ego and is characterized by ego. Fluxus is a highly successful failure.
The project portrays the timeliness of this artist attitude and traces the protagonists' sphere of activity - within the exhibition, as film,
as a databank-based and dynamically narrated history of the last ›movement‹ in the visual arts of the 20th Century. A collection of
approximately 500 audiovisual sequences with a total time span of 1440 minutes - 24 hours - can be used to vividly experience art history
by combining the names of the artists involved with keywords of Fluxus history.
// Berlin, 2005
// 12 Video Loops, teilweise Sound
// Buch und Regie: Hartmut Jahn
// Kamera: Armin Fausten, Peter Norton, Susanna Salonen
// Schnitt: Astrid Vogelpohl
252
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
HARTMUT JAHN, *1955 in Hannover. Studium der Bildenden Kunst in Hannover und Berlin. Seit 1978 Arbeit mit
Video, Film und Installation. Mitbegründung des Künstlerateliers ›Confu-Baja-Video‹ in Berlin 1982-94. Seit 1998 Professur für Filmgestaltung in Mainz. Seine Arbeiten sind international ausgezeichnet u. a. mit dem Deutschen Videokunst-Preis des ZKM Karlsruhe, mit dem Bundesfilmpreis und mit dem Golden Gate Award, San Francisco.
HARTMUT JAHN, *1955 in Hanover. Hartmut Jahn is a video artist and film-director who since the end-70's has been residing and creating video works and films in Berlin. He is Co-founder of Confu-Baja-Video, Berlin. He has been a professor at the University of Applied
Sciences in Mainz since 1998. His films and videotapes have received numerous awards, which include the German Video Art Award of
ZKM Karlsruhe, the Golden Gate Award of the San Francisco Film Festival, the Marl Video Art Award, the prize as Best European Short
Film, the First prize of the One-Minute-Festival of Sao Paolo and Golden Gate Award, San Francisco.
Selected Films
2001 Starbuck, Dokumentarfilm, 90 Min.
1997 Konzert in Muh, Video, 9 Min.
1996 Bleibende Werte, Video, 58 Min.
1994 Akt: Inge - für Franz, Video, 6 Min.
1993 Weltmeister, Spielfilm (Produzent), 80 Min.
1992 Der Erdnussmann, Spielfilm (Produzent), 80 Min.
1992 Wheel of Fortune, Video, 12 Min.
1987 Deutsch-Deutsche Fragmente, Video, 20 Min.
1985 Transit-Träume, Spielfilm, 95 Min.
1982 Über Holger Meins, Video, 110 Min.
253
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
SCHALTEN SIE IHREN FERNSEHER AB. 40 JAHRE FLUXUS
Eine Text-Datenbank von Dieter Daniels
Fernsehen: Die frühen Fluxus-Aktionen waren ein beliebtes Sujet für den Spott zeitgenössischer Fernseh-Berichte.
Doch dadurch entstanden zugleich die einzigen professionell gedrehten Dokumentationen dieser Aktionen, die heute
von einzigartigem historischen Wert sind. Sogar der Begriff ›Fluxus‹ - er war zunächst nur für die Konzertreihe
gedacht, nicht als der Gruppenname - wird durch die Fernsehberichte auf Dauer etabliert. Doch ausgerechnet Nam
June Paiks ›Exposition of Music - Electronic TV‹ in Wuppertal 1963, bei der er seine Zukunftsvision eines ›participation TV‹ vorstellt, wird vom deutschen Fernsehen völlig ignoriert, ebenso wie Vostells ›Decollage TV‹ Aktionen aus dem
gleichen Jahr, weshalb es von beiden nur Fotos, aber keine filmischen Dokumenationen gibt. Dieses Paradox zeigt
symptomatisch die Unfähigkeit des Fernsehens, seine eigene Rolle als Medium zu reflektieren. Wenn spektakuläre
Aktionen vor der Kamera stattfinden, wird dies gerne zu einen süffisanten Bericht verarbeitet. Aber wenn die Kunst
ins Medium selbst wechselt, bleibt dies unverdaulich für die massenmediale Aufbereitung.
Wiesbaden: Warum soll Fluxus 1962 gerade in Wiesbaden begonnen haben? Zum einen weil hier Emmett Williams
und George Maciunas an einer US-Army-Station arbeiten. Zum anderen weil der Düsseldorfer Kunstkritiker Jean
Pierre Wilhelm über die Vermittlung von Nam June Paik seinen guten Ruf dafür riskiert, dass der Saal des Städtischen Museums Wiesbaden für die ›Fluxus Festspiele Neuester Musik‹ genutzt werden darf. Also alles nur Zufall?
Doch vermutlich wird Fluxus auch in Wiesbaden zugrunde gehen. Im Refugium rund um den Harlekin-Versand von
Michael Berger bereiten die treu bei der Fluxus-Fahne verbliebenen Veteranen ihr letzte Ruhestätte vor.
Fluxus: War nie als eine ›Bewegung‹ in der Tradition der Avantgarden des 20. Jahrhunderts geplant - und ist doch
deren Finale geworden. Man kann Fluxus als die erste wirklich internationale Bewegung der Moderne bezeichnen,
die gleichzeitig in Europa und USA entstanden ist. Und Fluxus kann auch als die erste tatsächlich intermediale
Kunstform gelten, in der nicht nur Elemente aus Musik, Theater, Film, Kunst, Literatur und Elektronischen Medien
nebeneinander stehen, sondern zu einer neuen, übergreifenden Kunstform geführt werden. Einziger historischer
Vorläufer dafür ist der Dadaismus. Also lässt sich die Position von Fluxus vielleicht so umfassen: Fluxus ist die letzte
›Bewegung‹ der Moderne des 20.Jahrhunderts. Die Ziele von Internationalismus und Intermedialität, die Futurismus,
Dada, Surrealismus, Situationismus und die anderen gattungsübergreifenden Bewegungen des 20.Jahrhunderts auf
ihre Fahnen geschrieben hatten, wurden mit Fluxus erstmals Wirklichkeit. Damit ist zugleich das Ende der Epoche
der ›Bewegungen‹ in der Kunst erreicht.
Tod und Leben: Lebt Fluxus noch oder ist Fluxus schon lange tot? Die Unsinnigkeit dieser Frage zeigt sich dem, der
eine Dokumentation des status quo dieser Bewegung versucht. Er erhält von denen die es wissen müssen, den Künstlern, die gegensätzlichsten Antworten. Die einen: Fluxus als organisierte Bewegung lebte eigentlich nie. Die anderen:
solange die Fluxisten noch leben, lebt auch Fluxus. Oder aber: Fluxus ist eine Geisteshaltung, kann also nicht sterben
auch wenn kein Mitglied der Bewegung mehr lebt. Zwei Fragen stehen dabei immer wieder im Zentrum der Diskussion: der Anfang und das Ende von Fluxus. Wo begann es, 1961 oder 1962 - in New York, Wuppertal oder Wiesbaden?
Wer war dabei, ganz am Anfang? Und wann war es zu Ende, schon 1964, beim ersten Streit der jungen Gruppe, oder
Anfang der 70er Jahre, nach dem Ende der Aktionen zugunsten vermehrter Editionen, oder 1978 nach dem Tod von
Maciunas, oder 1982 nach der 20-Jahr Feier und letzten großen gemeinsamen Aktion in Wiesbaden, oder erst zur 40Jahr Feier 2002 mit René Blocks Perspektive auf aktuelle Kunst im Geiste von Fluxus, oder erst dann, wenn der letzte
Fluxus-Veteran gestorben ist? Ganz selbstverständlich ergibt sich so die eigentliche Bedeutung des Namens ›Fluxus‹ ein Prozess im Fluss - eben ohne genauen Anfang oder Ende. Die Vereinnahmung von Fluxus durch Kunstgeschichte
und Kunstmarkt wirkt deshalb wie die Suche nach einem Unauffindbaren per Steckbrief ›Wanted: Fluxus - dead or
alive‹.
Kunst: Das meistgehasste Wort ohne das man doch nicht auskommt lautet ›Kunst‹. Die Kunstgeschichtsschreibung
hat Fluxus das Etikett ›Antikunst‹ verpasst. Doch aus der Fluxus-Perspektive ließe sich fragen, wer hat dem Rest der
255
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
Kunstgeschichte das Etikett ›Kunst‹ angeheftet? Die von Maciunas aufgestellte Ahnentafel der Intermedia Kunst
reicht von Wild-West-Vaudeville-Shows über Barockfeste bis zurück zu den Kirchenprozessionen und Schaustellern
des Mittelalters. Folgt man dem, sind die Vorfahren des Fluxus-Spirits älter als die Epoche der Kunst. Im Mittelalter
gab es noch keine Trennung von Kunst und Leben, sondern die bildnerischen und musikalischen Werke waren Teil
von Religion und Alltag, nicht unangreifbare Gebilde der ästhetischen Kontemplation. Ab Mitte der 1960er Jahre verlegt Maciunas dann den Schwerpunkt von Fluxus von den Aktionen auf die Editionen. Die zahlreichen Multiples und
Boxen werden nicht als Kunstwerke, sondern als (zwecklose) Gebrauchsobjekte für wenige Dollar verkauft. Heute
sind sie zwar gesuchte Sammelobjekte mit hohen Preisen auf dem Kunstmarkt, aber seinerzeit fanden sie kaum
Absatz, denn sie waren einfach zu billig, um von Kunstsammlern ernst genommen zu werden.
Musik: Eigentlich ist Fluxus nur aus Versehen in der Kunstgeschichte gelandet - unter anderem weil die Aktionen
in Museen und Galerien stattfanden. Es gehört jedoch ebenso zur Musik-Geschichte, denn alle frühen Aktionen
waren ›Konzerte‹. John Cage ist das große Vorbild für die Erweiterung der Musik durch Klang, Zufall und Aktion. Die
Verbindung zu Cage ist direkt und persönlich: George Brecht, Al Hansen, Dick Higgins u. a. haben Ende der 1950er
Jahre seine Kompositions-Kurse an der New School for Social Research besucht. Doch auch Cage hat von seinen
Schülern gelernt und im Laufe der 1960er Jahre seine Stücke für eine freie Interaktion mit dem Publikum geöffnet.
Seinerseits sah Cage vor allem Marcel Duchamp als Vorbild, da dieser schon mit Zufallsfaktoren gearbeitet hat, als
Cage gerade geboren wurde.
Happening: Auch ein Begriff den niemand gewollt hat, und der so wie ›Fluxus‹ von der Presse geprägt wurde (das
war übrigens schon beim Kubismus so). Erstmals verwendet Allan Kaprow den Begriff ›Happening‹ 1958, zu einer Zeit
als er die Kurse von Cage besucht. In der Folgezeit wird dieser Begriff zu einem Modewort, das ebenso für die
›Polithappenings‹ der Studentendemonstrationen um 1968 als auch für die ›Konsumhappenings‹ der Wohlstandsgesellschaft her halten muss. Doch Kaprows Intention einer offenen Kunstform, mit nicht vorherbestimmtem Ablauf
die nicht zwischen Darstellern und Publikum trennt, fällt dabei den Regeln der ›Gesellschaft des Spektakels‹ zum
Opfer, so dass er diesen Begriff nicht mehr verwendet. 1970 findet unter dem Titel ›Happening & Fluxus‹ im Kunstverein Köln die erste / letzte große Überblicksausstellung zu diesen parallelen Phänomenen statt, die auch ihre
Grundverschiedenheit deutlich macht.
Video: Der Beginn von Video in der Kunst ist durch Paik und Vostell eng mit Fluxus verbunden. Doch statt der
Intermedia-Vielfalt der 1960er Jahre wird Video in den 1970/80er Jahren zu einem sehr selbstbezogenen Medium, das
sich weder mit dem Fernsehen, noch dem Kino arrangiert und auch in der Kunst letztlich eine Randexistenz führt.
Erst die Mulitmedialiät der 1990er knüpft wieder an die Ideen der 1960er Jahre an, nun jedoch unter stark von der
Technologie bestimmten Rahmenbedingungen.
Hartmut Jahn gehört - ebenso wie der Autor dieser Zeilen - zu einer Generation, die noch in die Grundschule ging
als die Fluxus-Aktionen begannen. Die Themen unserer Jugend waren in den frühen 1970er Jahren geprägt durch das
Erbe der 68er Bewegung und den Terrorismus. Als die Wunden noch nicht verheilt waren, hat Hartmut Jahn als einer
der ersten diese Zeit zum Thema eines Videos gemacht (›Über Holger Meins - ein Versuch‹, 1982, mit G. Conradt). Der
unerbittliche Dogmatismus des Terrors bricht sich an der Fragilität der Person Holger Meins. Das Video zeigt auch,
dass die Geschichte über diese Intervention des Terrors hinweggegangen ist. Die Leichtigkeit der Fluxus-Anarchie
hingegen hat eine Zeitlosigkeit, die sie auch heute noch als Altersverücktheit ertragbar macht - und zugleich doch
irritierend bleiben lässt. Und während wir schon längst das Alter überschritten haben, in dem die Fluxuisten ihre
Aktionen begannen, könnten sie eine Alternative zur Stagnation anbieten.
Dieter Daniels, aus: Jahn, Hartmut (Hrg): ›Babylon Circus‹, Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg, 2005
257
// SCHALTEN SIE DEN FERNSEHER AB!
TURN OFF YOUR TELEVISION. 40 YEARS FLUXUS
A Text Databank by Dieter Daniels
Television: Early Fluxus events were a popular subject of ridicule in the television reports of the time. As a result, however, the only
professionally filmed documentation of those actions was created, documentation which is of unique historical value today. Even the
term ›Fluxus‹ - which was initially only intended for the concert series and not as the group name - was firmly established through the
television reports. Of all events, however, Nam June Paik's ›Exposition of Music - Electronic TV‹ in Wuppertal in 1963 - in which he introduced his concept of ›participation TV‹ - was completely ignored by German television, as were Vostell's ›Decollage TV‹ actions of the same
year. Hence, the only existing documentation of both events is photographic and not filmic. This paradox is indicatively revealing of television's inability to reflect its own role as a medium. A spectacular event occurring in front of the camera is happily processed into a
smug report, but if art becomes the medium itself, it remains indigestible for the processing of the mass media.
Wiesbaden: Why is Fluxus supposedly to have begun in Wiesbaden in 1962? For one, because Emmett Williams and George Maciunas
worked there on an US army base. For another, because the Düsseldorf art critic Jean Pierre Wilhelm put his good reputation at risk by
mediating permission for Nam June Paik to use the auditorium of the Municipal Museum of Wiesbaden for the ›Fluxus Festspiele
Neuester Musik‹. So, everything just a coincidence? Nevertheless, Fluxus is probably going to perish in Wiesbaden as well. In the
refugium encircling Michael Berger's Harlekin publishing company, the last remaining veterans still flying the Fluxus flag are preparing
their final resting place.
Fluxus: It was never intended to be a ›movement‹ in the tradition of the avant-garde of the 20th Century - but in the end, it became
so. Fluxus can be designated as the first truly international modern art movement that developed simultaneously in both Europe and the
USA. And Fluxus can also be considered the first true inter-media art form, as it not only combined elements of music, theatre, film, art,
literature and electronic mediums, but actually led to a new, comprehensive form of art. The only historical precursor to have done this is
Dadaism. The position of Fluxus can possibly be summarized thus: Fluxus is the last modernist ›movement‹ of the 20th Century. The objectives written on the waving banners of Internationalism and Inter-media, of Futurism, Dadaism, Surrealism, Situationism and the other
interrelated art movements spanning the 20th Century, first became reality with Fluxus. Therewith, the end of the epoch of ›movements‹
in art is simultaneously achieved.
Death and Life: Is Fluxus still alive or is it long dead? The absurdity of this question becomes apparent to anyone attempting to document the movement's status quo. Those who should know, the artists themselves, give categorically antithetic answers. The one: Fluxus,
as an organized movement, never actually existed. The other: Fluxus is an attitude, so it can never die, even when no member of the
movement is still alive. Withal, two aspects always remain standing in the center of the discussion: The beginning and the end of Fluxus.
Where did it begin - in 1961 or 1962, in New York, Wuppertal or Wiesbaden? Who was there, back at the very beginning? And when did
it end - in 1964 already, during the first infighting of the young group, or at the start of the 70s, when actions were discontinued in favor
of multiple editions, or in 1978, following the death of Maciunas, or in 1980, after the 20th anniversary celebration and the last large
group action in Wiesbaden, or not until the 40th anniversary in 2002, with René Block's perspective on contemporary art in the spirit of
Fluxus? Or perhaps only when the last Fluxus veteran breathes no more? As a matter of course the actual meaning of the name ›Fluxus‹
becomes apparent - a flowing process, with neither an exact beginning nor end. And, as a result, the monopolization of Fluxus by art history and the art market comes across like the search for an untraceable person using a wanted poster - ›Wanted: Fluxus - dead or alive.‹
Art: The most loathed word with which we nonetheless cannot do without is ›art‹. Art historiography has given Fluxus the label ›antiart,‹ but from the perspective of Fluxus it could be asked who attached the label ›art‹ to the rest of art history? The genealogical tree of
inter-media art drafted by Maciunas spans from vaudeville performances of the Wild West to baroque parties and beyond, back until the
258
// AUSSTELLUNG // EXHIBITION
church processions and showmen of the Middle Ages. Accordingly, the progenitors of the Fluxus spirit are older than the Age of Art. During the Middle Ages, there was not yet any separation between art and life: Visual and musical works were all part of religion and everyday life rather than some intangible personification of aesthetic contemplation. As of the mid 1960s, Maciuna repositioned the concentration of Fluxus from actions onto multiple editions. The numerous multiples and boxes were not sold as art pieces, but rather as - useless objects for user consumption for a few dollars. Today they may be sought-after collector's items and carry high prices on the art market,
but at the time they found minimal resonance as they were simply too cheap to be taken seriously by art collectors.
Music: In effect, Fluxus has landed in art history accidentally - amongst other reasons, because the actions transpired in museums
and galleries. However, Fluxus is just as much a part of music history, as all early actions were ›concerts‹. John Cage is the epiphanic role
model in the expansion of music through the inclusion of sound, coincidence and action. The connection to Cage is direct and personal:
George Brecht, Al Hansen, Dick Higgins and others attended his composition courses at the New School for Social Research. But Cage also
learned from his students, and throughout the 1960s he opened his pieces to free public interaction. On his part, Cage viewed Marcel
Duchamp as his main paradigm, as Duchamp had already been working with random chance when Cage was just born.
Happening: Another term that no one wanted and which, just like ›Fluxus,‹ was minted by the press (this, by the way, is also true of
the term ›Cubism‹). Allan Kaprow initially used the term ›Happening‹ in 1958, at a time when he was taking part in Cage's courses. In
aftermath, this term became a fashionable in word, which must be said is also true for the ›political happenings‹ of the student demonstrations of 1968 as well as for the ›Konsumhappenings‹ of the affluent society. Kaprow's intention of an open art form with no predefined processes of events and no separation between the public and performers, however, usually falls victim to the ›society of spectacle.‹
As a result, he himself no longer uses the term. In 1970 at the Art Association of Cologne the first/last retrospective about these parallel
phenomena occurred; entitled ›Happening & Fluxus,‹ it made the fundamental dissimilarity between the two clear.
Video: The advent of video in art is closely associated with Fluxus due to Paik and Vorstell. But unlike the inter-medial diversity of the
1960s, in the 1970/80s video became an extremely self-reflexive medium which positioned itself with neither television nor cinema and,
ultimately, lead a fringe existence even in art. The multimedia of the 1990s was the first to once again tie in to the ideas of the 60s,
though within a framework heavily dictated by technology.
HARTMUT JAHN belongs, as does the author of these lines, to a generation which was still attending primary school when the Fluxus
actions began. The issues of our youth in the early 1970s were marked by the inheritance left by 1968 political movement and terrorism.
At a time when the wounds were not yet healed, Hartmut Jahn was one of the first to make that period the subject of a video (›About
Holger Meins - An Approach‹ with G.Conradt in 1982). The inflexible dogmatism of terrorism does not seem compatible to the fragility of
the person Holger Meins. The video also shows that history has passed over this intervention of terrorism. The lightness of the Fluxus
anarchy, on the other hand, has a timelessness which makes it tolerable as senile dottiness even today - and, at the same time, permits it
to remain irritating. And while we have long since passed the age at which the Fluxists began their actions, they could offer an alternative to stagnation.
Dieter Daniels, from: Jahn, Hartmut (edt): ›Babylon Circus‹, Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg, 2005
259
// KONGRESS
// CONGRESS
// MEDIA ART MARKET
NETZWERK FÜR DEN FRIEDEN
/ NETWORK FOR PEACE
HINAUS AUS DER BLACK BOX
/ OUT OF THE BLACK BOX
Der Titel klingt wie ein weiteres Video-Kriegsspiel,
doch ›The Making of Balkan Wars: the Game‹ ist weder
Ego-Shooter noch Strategiespiel. Es ist ein Projekt, das
sich auf die Schaffung eines Netzwerkes zwischen
Künstlern, Kunstkritikern, Dichtern und Kuratoren aus
Südosteuropa konzentriert. Der Projektknotenpunkt ist
ein Multiuser-3D-Videospiel. Es beinhaltet Videos, Klänge, Bilder und Texte, die mehr als 50 Künstlern beisteuern. Die Spieler erschaffen innerhalb einer simulierten
Balkanwirklichkeit ihre eigenen Avatare, die sich auf
die stereotypen Charaktere des Balkans beziehen. Ilias
Marmaras (GR), Koordinator des Künstler-Kollektivs
›Personal Cinema‹, stellt das Projekt vor, in dem es
darum geht, die Regeln des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Kulturen, Glaubens und Ideologie zu verstehen.
Mit ›The Tulse Luper Suitcases‹ (TLS) erweitert RegieAltmeister Peter Greenaway die Grenzen des Mediums
Film. Film soll sich nicht länger auf den bloßen Celluloid-Streifen beschränken, sondern alle verfügbaren
Medien auf unterschiedlichsten Ebenen vom Buch bis
zum Internetportal in einer eigenen neuen Welt zusammenführen. Drei seiner Mitarbeiter stellen verschiedene
Bausteine des multimedialen Großprojekts vor: Antoinette te Paske berichtet von der geplanten TLS-Ausstellung
›Gold‹. Marc Thelosen präsentiert die Internetplattform
›Tulse Luper Network‹, von der alle Aktivitäten des Projekts koordiniert werden. Bruno Felix stellt das Video
Game ›The Tulse Luper Journey‹ vor, das Interessierte in
der Ausstellung des EMAF in der Kunsthalle Dominikanerkirche an drei Terminals ausprobieren können. Peter
Greenaway selbst erklärt am Samstag (23. April, 19:30 h)
im Cinema Arthouse seine Vision vom ›postcineastischen
Kino‹.
The title sounds like another video war game, but ›The Making
of Balkan Wars: the Game‹ is neither an ego shooter nor a strategic game. It is a project that focusses on the creation of a network
between artists, art critics, poets and curators from south-east
Europe. The centre of the project is a multiuser 3D video game. It
contains videos, sounds, images and texts that have been contributed by over 50 artists. The players create their own avatars
that are related to the stereotypical characters of the Balkans,
within a simulated Balkan reality. Ilias Marmaras (GR), co-ordinator of the artists' collective ›Personal Cinema‹, will present the
project, which involves understanding the rules of people from different cultures, beliefs and ideologies living together.
262
With ›The Tulse Luper Suitcases‹ (TLS) the old master director
Peter Greenaway extends the borders of the medium of film. Film
should no longer be restricted to the mere celluloid strip, but
should bring together all available media on different planes, from
a book to an internet portal, to make its own new world. Three of
his collaborators will present various different components of the
large multimedia project: Antoinette te Paske will report about the
planned TLS exhibition entitled ›Gold‹. Marc Thelosen will present
the internet platform ›Tulse Luper Network‹, from which all of the
project's activities are co-ordinated. Bruno Felix will introduce the
video game ›The Tulse Luper Journey‹, which interested members of
the public can try out on three terminals in the EMAF exhibition
at the Kunsthalle Dominikanerkirche. Peter Greenaway himself
will explain his vision of ›post-cinematic film‹ on Saturday (23
April, 19:30 hrs) at the Cinema Arthouse.
// KONGRESS // CONGRESS
ROUNDTABLE MEDIENKUNST-MARKT / MEDIA
ART MARKET ROUNDTABLE
In Ausstellungen und Museen ist
Medienkunst schlicht Kunst. Außerhalb dieser Reservate ist auch sie
Ware und konkurriert mit den ›Produkten‹ anderer Kunstsparten. Auf
diesem Markt tut sich die ›junge‹
Medienkunst im Vergleich zu den
›alten‹ Künsten wie Malerei oder
Fotografie immer noch schwer. Auf
dem Kongresses diskutiert eine
Expertenrunde zentrale Fragen der
Vermittlung und Vermarktung von
Medienkunst: Wie können die Chancen der Medienkunst im Kunstmarkt
verbessert werden?
In exhibitions and museums, media art
is simply art. Outside these reserves, it is
also a good that competes with the ›products‹ of other branches of art. ›Young‹
media art still finds it difficult on this
market in comparison to the ›old‹ arts such
as painting or photography. At the Congress a roundtable of experts will discuss
the central question regarding the conveyance and marketing of media art: How
can the opportunities of media art be
improved on the art market?
// The participants:
Rudolf Frieling, ZKM, Karlsruhe.
Monika Fleischmann, IMK
Fraunhofer Institut, Sankt
Augustin.
Wolf Lieser, DAM Galerie, Berlin.
Iris Dressler, Hans D. Christ,
Württembergischer Kunstverein,
Stuttgart.
Berta Sichel, Reina Sofia,
Madrid.
Hanne Beate Ueland, Astrup
Fearnley Museum of Modern Art,
Oslo
YOKO IN OSLO
Keine Gedanken um ihre Chancen auf dem Kunstmarkt muss sich Yoko
Ono machen, schließlich ist sie eine der bekanntesten Künstlerinnen unserer
Zeit. Hanne Beate Ueland vom Osloer Astrup Fearnley Museum of Modern
Art berichtet von der aktuellen Ausstellung der New Yorkerin: ›Yoko Ono:
Horizontal memories‹. Mit ihren berühmten ›Anweisungen‹, Performances,
Installationen, Filmen, Musik, Skulpturen und Fotografie steht Ono seit den
60er Jahren an der Spitze der zeitgenössischen Kunst. Im Mittelpunkt der
Ausstellung am AF Moma in Oslo steht ihr Einfluss auf Kunst als Konzept
und ihre kritische Vision. Zusätzlich zu den ausgestellten Werken (Skulpturen, Installationen, Musik), existieren einige Werke nur als ›Anweisungen‹,
die nur per Mobiltelefon oder per Internet zugänglich sind.
Yoko Ono doesn't need to worry about her opportunities on the art market, because she
is already one of the most well-known female artists of our time. Hanne Beate Ueland
from the Oslo Astrup Fearnley Museum of Modern Art will report about the current exhibition of the New York resident: ›Yoko Ono: Horizontal memories‹. With her celebrated
›instructions‹, performances, installations, films, music, sculptures and photography Ono
has remained at the vanguard of contemporary art since the 1960s. The exhibition at the
AF Museum of Modern Art in Oslo focusses on her impact on art as a concept and her
critical vision. Supplementing the works on display at the museum (sculptures, installations, music), several works exist only as ›instructions‹ accessible only by mobile phone or
the Internet.
Timetable
12:30 h The making of Balkan Wars, the Game. Ilias Marmaras (GR)
13:30 h Hinaus aus der Black Box / Out of the Black Box. Antoinette te Paske,
Marc Thelosen, Bruno Felix (NL)
15:00 h Pause / Break
15:30 h Roundtable Medien-Kunst Markt / Media Art Market Roundtable
17:00 h Pause / Break
17:30 h Yoko in Oslo: Horizontal memories. Hanne Beate Ueland- Präsentation der aktuellen Yoko Ono Ausstellung im Astrup Fearnley Museum of
Modern Art, Oslo / Presentation of Yoko Ono's current exhibition at the
Astrup Fearnley Museum of Modern Art, Oslo.
18:30 h Ende / End
263
// DOCUMENT
THEMENTAG DOKUMENT / DOCUMENT DAY
Dokumente in der Kunst können Rohstoff, Spuren, Fetische, Indizien, emotionale Spuren oder Anregungen,
Rekonstruktionen sein, kurz - Ausgangsmaterial für - oder Zeugnisse von Kunst. Doch welchen Status haben diese
verschiedenartigen ›Dokumente‹? Unterliegen sie den gleichen Regeln wie historische oder politische Dokumente?
Das Symposium geht diesen Fragen mit Filmbeispielen und Präsentationen nach.
Den Anfang macht Stephan Oriach mit seinem Film ›Orlan - Carnal Art (Körperkunst)‹. Der Regisseur hat die
französische Körperkünstlerin Orlan über ein Jahrzehnt begleitet, und war als Videast an ihren spektakulären Operationen beteiligt. Orlan hat mit ihrer ›Art Charnel‹ ein Kapitel der Bodyart geprägt, bei der nicht Selbstverletzung
und das Aushalten von Schmerzen eine zentrale Rolle spielt, sondern die effektive Umgestaltung eigener Identität als
künstlerischer Akt.
In einem anschließenden Gespräch stellt Jens Hauser die Frage nach der Rolle des Regisseurs: ist er Kunst-Dokumentarist, ›freier Künstler‹, oder beugt er sich dem inszenatorischen Anspruch der Körperkünstlerin Orlan?
In seinem Vortrag ›When Bodyart goes Bioart: Von Performance zum Dokument - ein Klassiker?‹ thematisiert
Hauser den aktuellen Gegentrend zur ›digitalen‹ Medienkunst. Nicht mehr Virtuelle Realitäten und Interaktion stehen hier im Vordergrund, stattdessen kehren Künstler zu körperzentrierten, ›re-materialisierten‹ Performances
zurück, die in der Bio-Kunst gipfeln. Anhand von Filmbeispielen zeigt Hauser aber auch eine erstaunliche Gemeinsamkeit der beiden Richtungen: oft genug werden die vergänglichen Kunstwerke auf Video festgehalten, eine adäquate Möglichkeit der Spurensicherung.
Auch Adrian Heathfield widmet sich mit seiner Präsentation ›Traces of Events‹ dem Thema Spurensicherung.
Kultur- und Kunstphänomene werden zunehmend genre-übergreifend als ›Live-Art‹ betrachtet. Heathfield untersucht die Beziehung zwischen ›Live-Art‹ und deren ›Spuren‹ in Dokumenten, kritischen Schriften und visuellen
Medien. Insbesondere wird er Formen wie Performance, Live- und Körperkunst, die Debatte um deren Umsetzung in
andere Formen und die kreativen und kritischen Möglichkeiten des Dokuments als Kunstwerk diskutieren. Adrian
Heathfield ist Herausgeber zahlreicher Publikationen, u.a. ›Live: Art and Performance‹ (2004) erschienen bei Tate
Modern.
Den Abschluss des Document-Tages bildet Michael Bautes Vortrag ›Zu Harun Farocki‹. Mit kommentierten Ausschnitten aus Filmen und Texten bietet er einen Einblick in die Arbeitsweise des Berliner Filmemachers, Autors,
Künstlers und politischen Aktivisten Harun Farocki.
264
// KONGRESS // CONGRESS
Documents in art can be raw material, evidence, fetishes, indices, emotional signs and stimuli or reconstructions, in other words source material for - or a witness of art. But what status do these different kinds of ›documents‹ have? Are they subject to the same rules
as historic or political documents? The symposium looks into this question using examples of films and presentations.
It kicks off with Stephan Oriach's film ›Orlan - Carnal Art (Körperkunst)‹. The director accompanied the French body artist
Orlan over a period of more than a decade, and was involved in her spectacular operations as videast. With her ›Art Charnel‹ Orlan has
characterised a chapter of bodyart in which neither self-injury nor enduring pain play the central role, but rather the effective redesigning of one's own identity as an act of art.
In the ensuing conversation Jens Hauser will ask about the role of the producer: is he an art documentary-maker, a ›free artist‹ or
does he bow to the productive demands of the body artist Orlan?
In his talk entitled ›When Bodyart goes Bioart: From Performance to Document - a Classic?‹ Hauser focusses on the
subject of the current reverse trend towards ›digital‹ media art. Virtual realities and interactions no longer take the central stage.
Instead, artists go back to body-centred, ›re-materialised‹ performances, which culminate in bioart. Using examples of films, Hauser also
shows, however, a surprising common ground that both directions have: the transitory works of art are frequently captured on video, an
adequate form of securing evidence.
In his presenatation ›Traces of Events‹, Adrian Heathfield dedicates himself to the subject of securing evidence. Cultural and art
phenomena are increasingly considered as ›live art‹, across the boundaries of the genres. Heathfield investigates the relationship between
›live art‹ and its ›evidence‹ in documents, critical writing and visual media. In particular, he will discuss forms such as performance, live
art and bodyart, the debate on their translation into other forms and the creative and critical possibilities offered by the document as a
work of art. Adrian Heathfield is the editor of numerous publications, including ›Live: Art and Performance‹ (2004), published by Tate
Modern.
The Document Day concludes with Michael Baute's talk ›On Harun Farocki‹. Using excerpts from films and texts that he comments upon, he offers us an insight into the way in which the Berlin film-maker, writer and political activist, Harun Farocki, works.
12:30 h Orlan - Carnal Art (Körperkunst)
Produktion und Regie/Production and direction: Stephan Oriach
Frankreich/France, 35mm, Untertitel/Subtitles: English
Länge/Length : 75 Minuten/minutes
14:00 h Dialog Stephan Oriach und Jens Hauser/ Dialogue with Stephan Oriach and Jens Hauser
Über den Film/About the film Orlan - Carnal Art
14:30 h Pause/Break
15:00 h When Bodyart goes Bioart: Von Performanz zum Dokument - ein Klassiker?
When Bodyart goes Bioart: From Performance to Document - a Classic?
Vortrag/Präsentation/Talk/Presentation: Jens Hauser (F/D)
16:00 h Traces of Events
Vortrag/Präsentation/Talk/Presentation: Adrian Heathfield (GB)
17:00 h Zu Harun Farocki/ On Harun Farocki
Vortrag/Präsentation/Talk/Presentation: Michael Baute (D)
18:00 h Ende/End
265
// BIOGRAFIEN / BIOGRAPHIES
PERSONAL CINEMA
PERSONAL CINEMA ruft zum Erscheinen sowohl von Repräsentations- als auch von Verteilungssystemen auf, die dem
Lokalen, dem Individuellen und sogar dem Unprofitablen aufgeschlossen sind. Personal Cinema kümmert sich um
die Präsentation von multimedialen Arbeiten, wie Filmen, Videos, Dokumentationen, Videospielen, CD-Rom, Software etc., innerhalb des Rahmens unabhängiger Produktionen und Praktiken, die sich von denen unterscheiden, die
von der Filmindustrie und den kommerziellen Medien generell angewendet werden.
Personal Cinema organisiert Projekte und Veranstaltungen, die sich mit dem kritischen Verständnis des Publikums
beschäftigen, die Alternativen zur neuen globalen Homogenität vorschlagen. Es konzentriert sich auf Probleme, die
sich mit den lokalen Gebieten befassen und versucht, die verschiedenen kulturellen Charakteristika, die soziale Identität des Individuums ausmachen, zu erforschen. Außerdem arbeitet es an der Entwicklung öffentlicher Kontexte für
Minoritäten, damit diese sich selber ausdrücken und darstellen können.
Personal Cinema weitet sich aus in physikalische und auch in virtuelle Räume, und nutzt dabei neue Methoden
der Verteilung persönlicher medialer Arbeiten und Strategien des Ansprechens der Öffentlichkeit, weil technologische Erfindungen neue Regeln etabliert hat für das Umgehen mit der Öffentlichkeit, die sich an immer frenetischere
und mühelosere Medien gewöhnt hat. Personal Cinema begrüßt Zusammenarbeiten mit anderen sozialen und künstlerischen Gruppen, die die selben Sorgen haben und die sich genauso dem Öffnen eines sichtbaren Raumes widmen,
in dem soziale, kulturelle und politische Fragestellungen diskutiert werden können.
PERSONAL CINEMA calls for the emergence of both representation and distribution systems that are responsive to the local, the individual, and even the unprofitable. Personal Cinema is concerned with the presentation of multimedia works such as films, videos, documentaries, video games, CD-ROMs, software, etc., within the framework of independent production and practices that are different from
those that are applied by the film industry and the commercial media in general.
Personal Cinema organises projects and events that engage the critical mind of the public, suggesting alternatives to the new global
homogeneity. It focuses attention on problems that concern the local territories and tries to explore the different cultural characteristics
that constitute the social identity of the individual. Moreover, it works to develop public contexts for minority groups to express and represent themselves.
Personal Cinema expands in both physical and virtual space using new methods for distribution of personal media works and strategies of public address, because technological innovations have established new rules for engagement with a public that has become accustomed to increasingly frenetic and effortless media. Personal Cinema anticipates cooperation with other social and artistic groups which
share the same concerns, and which are likewise dedicated to opening a visible space for debate on social, cultural and political issues.
http://www.personalcinema.org
WOLF LIESER
WOLF LIESER ist Galerist. Nach dem Abitur 1978 lag sein Interesse als Künstler bei der Fotografie. Doch schon bald
nahm die Vermittlertätigkeit an Bedeutung zu, so dass er seit den 80er Jahren als Künstlermanager tätig war. Dies
erweiterte sich 1992 zur Art Consulting und dann 1994 zur Gründung der ersten Galerie in Wiesbaden. Weitere
Schwerpunkte waren Konzeption und Realisation von Kunstprojekten für Unternehmen. 1998 gründete er das virtuelle Digital Art Museum, www.dam.org. 1999 wurde er Teilhaber der Colville Place Gallery in London, der ersten Galerie
für Digital Art in England. 2002 wurde die Londoner Galerie wieder geschlossen. Seit 2003 ist er in Berlin mit der
Galerie Wolf Lieser und der ersten Location des DAM.
WOLF LIESER is the owner of a gallery. After completing his Abitur in 1978, his interest as an artist lay in photography. But soon his
agent activities increased in importance, enabling him to become an art manager in the 80s. In 1992 he extended his activities to art consulting, and then founded his first gallery in Wiesbaden in 1994. His work also focusses on the conception and realisation of art projects
for companies. In 1998 he founded the virtual Digital Art Museum, www.dam.org. In 1999 he became a partner of Colville Place Gallery
in London, the first gallery for digital art in England. In 2002 the London gallery closed down. Since 2003 he has been working in Berlin
with the Gallery Wolf Lieser and the first location of the DAM.
266
// KONGRESS // CONGRESS
RUDOLF FRIELING
Der Kunsthistoriker RUDOLF FRIELING ist seit 1994 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Kunst und
Medientechnologie, Karlsruhe. Dort war er bis 2001 Kurator der Mediathek und ist seitdem Projektleiter des Forschungsprojektes "Medien Kunst Netz". Vorher war er Kurator bei dem Internationalen VideoFest Berlin. Seit 1991
hält Frieling Vorträge und Seminare und arbeitet als Programmkurator für Festivals, Museen und Hochschulen weltweit.
Seit 1989 Publikationstätigkeit im Bereich Medien und Kunst; 1997/2000 Veröffentlichung der CD-Rom und Buchpublikationen zur Geschichte der Medienkunst in Deutschland: »Medien Kunst Aktion« (I) und »Medien Kunst Interaktion« (II), Springer Verlag: Wien, New York 1997 Bd. I und 2000 Bd. II [in Zusammenarbeit mit Dieter Daniels]
2004 arbeitet Rudolf Frieling an dem 3-jährigen Forschungsprojekt »Medien Kunst Netz« im Auftrag des GoetheInstituts und des Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe, unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung [BMBF], zur Vermittlung von Medienkunst im Internet.
The art historian RUDOLF FRIELING has been an academic collaborator at Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe since
1994. He was the curator of the media library until 2001, after which he became project leader of the research project entitled "Media
Art Network". Before this he was curator at the International VideoFest Berlin. Since 1991, Frieling has been giving talks and seminars,
and has been working as a programme curator for festivals, museums and institutions of higher education world-wide.
Since 1989 publishing activities in the fields of media and art; 1997/2000 published the CD-ROM and book publications on the history
of Media Art in Germany: »Medien Kunst Aktion« (I) and »Medien Kunst Interaktion« (II), Springer Verlag: Vienna, New York 1997 Vol.
I and 2000 Vol. II [in collaboration with Dieter Daniels]
2004 Rudolf Frieling started working on a 3-year research project entitled » Media Art Network « commissioned by the Goethe Institute and the Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe, supported by the Federal Ministry of Education and Research
[BMBF], on the mediation of media art on the internet.
MONIKA FLEISCHMANN
MONIKA FLEISCHMANN ist wissenschaftlich-künstlerische Leiterin der Forschungsgruppe Media Arts Research Studies,
dem MARS Exploratory Media Lab am Fraunhofer IMK. Ihre multidisziplinäre Ausbildung - Modedesign, Bildende
Kunst, Theater, Spiel und Computergrafik - machen sie zur Expertin auf dem Gebiet von Kunst und Neuen Medien.
Monika Fleischmann, die sich als Research Artist bezeichnet, forscht im Bereich neuer Formen der Kommunikation,
des Interface Designs, der Wissenserschließung und Wissensvermittlung, der medialen Inszenierung und der Entwicklung von Spiel- und Lernobjekten auf Basis digitaler Medien. Fleischmanns künstlerische Arbeit - in Partnerschaft mit Wolfgang Strauss - wird weltweit ausgestellt und ausgezeichnet.
Ausstellungen (Auswahl): Ars Electronica Linz, ZKM Karlsruhe, Nagoya Science Museum, SIGGRAPH USA, ICC
Tokyo, Imagina Monte Carlo, Centre Pompidou Paris, Haus der Kunst München, Itau Cultural Sao Paulo.
MONIKA FLEISCHMANN is the academic-artistic leader of the research group Media Arts Research Studies, the MARS Exploratory Media
Lab at the Fraunhofer IMK. Her multidisciplinary education - Fashion Design, the Fine Arts, Theatre, Acting and Computer Graphics makes her an expert in the field of Art and New Media. Monika Fleischmann, who calls herself a Research Artist, carries out research in
the field of new forms of communication, interface design, the acquisition of knowledge, media staging and the development of playing
and learning objects on the basis of digital media. Fleischmann's artistic work - in partnership with Wolfgang Strauss - has been exhibited
and has received awards world-wide.
Exhibitions (selection): Ars Electronica Linz, ZKM Karlsruhe, Nagoya Science Museum, SIGGRAPH USA, ICC Tokyo, Imagina Monte
Carlo, Centre Pompidou Paris, Haus der Kunst München, Itau Cultural Sao Paulo.
267
// BIOGRAFIEN / BIOGRAPHIES
IRIS DRESSLER, HANS D. CHRIST
IRIS DRESSLER, *1966, Kunstgeschichtsstudium in Marburg und Bochum. HANS D. CHRIST, *1963, Studium Kunst und
Germanistik, Dortmund. 1996 gemeinsame Gründung von hartware medien kunst verein als unabhängige Plattform
für die Präsentation zeitgenössischer Kunst. Seit 2005 gemeinsame Direktion des Württembergischen Kunstvereins,
Stuttgart.
Projekte (Auswahl)
2004 the 3rd Seoul International Media Art Biennale, Media_city Seoul 2004; Nam June Paik Award 2004, PhoenixHalle Dortmund; 2003 games. Computerspiele von KünstlerInnen;
2003 404. Object Not Found. Was bleibt von der Medienkunst? Internationaler Kongress zu Fragen der Produktion,
Präsentation und Konservierung von Medienkunst, Dortmund; 2003 Muntadas. On Translation: Das Museum, Museum am Ostwall, Dortmund, in Kooperation mit dem Museu d'Art Contemporani de Barcelona (MACBA), Barcelona;
2002 no one ever dies there, no one has a head, hartware, medien kunst verein, Dortmund; 2002 Say Hello to Peace
and Tranquility, Montevideo/TBA, Amsterdam u. Nikolaj Centre of Contemporary Art, Kopenhagen; 2001 dialogues &
stories, Museum Küppersmühle Sammlung Grothe, Duisburg; 2001 new ideas - old tricks, hartware medien kunst verein
IRIS DRESSLER, *1966, studied History of Art in Marburg and Bochum. HANS D. CHRIST, *1963, studied Art and German Language and
Literature, Dortmund. 1996 Joint foundation of hartware medien kunst verein as an independent platform for the presentation of contemporary art. Since 2005 Joint direction of the Württembergischen Kunstvereins, Stuttgart
Projects (selection)
2004 the 3rd Seoul International Media Art Biennale, Media_city Seoul 2004; Nam June Paik Award 2004, PhoenixHalle Dortmund;
2003 games. Computerspiele von KünstlerInnen;
2003 404. Object Not Found. Was bleibt von der Medienkunst? Internationaler Kongress zu Fragen der Produktion, Präsentation und
Konservierung von Medienkunst, Dortmund; 2003 Muntadas. On Translation: Das Museum, Museum am Ostwall, Dortmund, in Kooperation mit dem Museu d'Art Contemporani de Barcelona (MACBA), Barcelona; 2002 no one ever dies there, no one has a head, hartware,
medien kunst verein, Dortmund; 2002 Say Hello to Peace and Tranquility, Montevideo/TBA, Amsterdam u. Nikolaj Centre of Contemporary Art, Kopenhagen; 2001 dialogues & stories, Museum Küppersmühle Sammlung Grothe, Duisburg; 2001 new ideas - old tricks, hartware medien kunst verein
HANNE BEATE UELAND
Hanne Beate Ueland, *1975, arbeitet zur Zeit als Kuratorin am Astrup Fearnley Museum of Modern Art in Oslo,
Norwegen. Ueland hat einen Abschluss in Kunstgeschichte von der University in Bergen, Norwegen an der sie über
vergleichende Analyse von Museumsausstellungen arbeitete. Nach dem Abschluss arbeitete sie an einem Projekt an
der University of Bergen, das Kunstgeschichte durchs Internet unterrichtete und wurde Leiter des Fachbereichs für
Erziehung am Bergen City Art Museum. Ueland hat national und international Artikel über norwegische Kunst und
Ausstellungen veröffentlicht.
Hanne Beate Ueland, *1975, is currently working as a curator at the Astrup Fearnley Museum of Modern Art in Oslo, Norway.
Ueland has a degree in art history from the University in Bergen, Norway, were she focused on a comparative analyses of two museum
exhibitions. As a graduate she worked at a project on teaching art history through the internet at the University of Bergen, and moved
on to a position at the Bergen City Art Museum as head of the education department. Ueland has published articles on Norwegian art
and exhibitions both nationally and internationally.
268
// KONGRESS // CONGRESS
BERTA SICHEL
BERTA SICHEL, Leiterin des Fachbereichs Audiovisuals Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid. Internationale Kunstkuratorin und Beraterin, Forscherin, Kunst- und Kulturschriftstellerin, Dozentin, Ausbilderin. Gebiet:
zeitgenössische Kunst, spezialisiert in Medienkunst (arbeitet auf diesem Gebiet seit 1983); umfangreiches Wissen der
Kunsttrends und der Kunstangelegenheiten und sensibel gegenüber unterschiedlichem Publikum. Erfahren in allen
Arten von Ausstellungsaktivitäten, einschließlich: Entwicklung und Implementierung kurz- und langfristiger kuratorischer Projekte; Planung und Entwicklung von Ausstellungen; Fundraising, Kataloge und/oder verwandte Publikationen und erzieherische Programme. Redakteurin und Schriftstellerin für Kunstveröffentlichungen in Europa und
Lateinamerika; Beraterin von Stiftungen, kulturellen Institutionen, privaten und öffentlichen Sammlungen, über
die Anschaffung und Ausstellung von Kunst.
Von der Abteilung am Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía (MNCARS) organisierte Konferenzen: Während
der letzten vier Jahre hat der Fachbereich Audiovisuals ca. 42 Konferenzen mit Künstlern, Gelehrten, Filmemachern
und Schriftstellern organisiert. Liste der Gäste u a.: Rainer Oldendorf, Michael Snow, Joao Penalva, Richard Dindo,
Liliana Porter, Perry Bard, Takakiko Iimura, Jean-Claude Bernadet, Jean-Marie Temo, Muntadas, Mark Lewis, Michael
Rush, Burt Baar, Isaac Julien, Bruce Jenkins, Janet Kaplan, Harun Farocki, Terry , Christian Jankowski, Marije van
Warmerdam.
Auswahl Kuratorischer Projekte außerhalb des MNCARS: 2006-1993
Elena de Rivero (mit Elisabeth Finch), Museo Patio Herreriano, Valladolid, Spanien, Frühling 2006
Invited Curator, ArtPace, San Antonio, Texas, 2005
Documental(all), Argos , Brüssel, Okt. 2004
Postverité, Centro Parrága, Murcia, Spanien, Nov.-Dez. 2003
Virgin Territory, National Museum of Women in the Arts, Washington D.C., Okt. 2001-Jan. 2002
Aztlan Today-The Chicano Post-Nation, The Bronx Museum of the Arts, New York, April-Sept. 2001
Canal de Isabel II, Madrid, Spanien, Nov. 1999 (Katalog)
Historia Cosmopolita, Casa de la Moneda, Seville, Spanien, Mai 2000 (Katalog)
The Third Eye, video exhibition, Art in General, New York City, Juni 1999
News from Post-America (Ausstellungskurator) auf der Venice Biennial-Aperto, 1993 (Katalog)
BERTA SICHEL, Director of the Department of Audiovisuals Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid. International art curator and consultant, researcher, art and cultural writer, lecturer, instructor. Area: contemporary art, specialised in Media Arts (working
in the field since 1983); extensive knowledge of trends in art and art issues and sensitivity to diverse audiences. Experienced in all phases
of exhibition activities, including: developing and implementing short- and long-term curatorial projects; planning and developing exhibitions; supervising installations; fund-raising, grant writing; catalogues and/or related publications and educational programs. Editor
and writer for art publications in Europe and Latin America; advisor to foundations, cultural institutions, private and public collections
on art acquisitions and exhibitions.
Conferences organized by the Department at the Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía (MNCARS): Over the last four years, the
Department of Audiovisuals has organised approximately 42 conferences with artists, scholars, filmmakers and writers. Partial list of the
guests: Rainer Oldendorf, Michael Snow, Joao Penalva, Richard Dindo, Liliana Porter, Perry Bard, Takakiko Iimura, Jean-Claude
Bernadet, Jean-Marie Temo, Muntadas, Mark Lewis, Michael Rush, Burt Baar, Isaac Julien, Bruce Jenkins, Janet Kaplan, Harun Farocki, Terry , Christian Jankowski, Marije van Warmerdam.
269
// BIOGRAFIEN / BIOGRAPHIES
ADRIAN HEATHFIELD
ADRIAN HEATHFIELD ist bekannt für seine Essays über zeitgenössische Live-Kunst und seine Arbeit als Kurator für
Performances. Er ist Herausgeber zahlreicher Bücher, einschließlich Live: Art and Performance (Tate Publishing,
2004) und der box publication Shattered Anatomies: Traces of the Body in Performance (Arnolfini Live, 1997). Er war
Ko-Kurator bei Live Culture, einer viertägigen Performance-Reihe und eines zweitägigen internationalen state-of-theartform Symposium am Tate Modern, London im März 2003 mit Lois Keidan und Daniel Brine, bei der nationalen
Performance-Reihe Small Acts at the Millennium mit Lois Keidan und Tim Etchells und bei Forced Entertainments
12stündiger ununterbrochenen Performance-Vorlesung Marathon Lexicon. Er ist ein Principal Research Fellow an der
Nottingham Trent University. Für weitere Informationen:
http://art.ntu.ac.uk/performance_research/default.htm
ADRIAN HEATHFIELD is best known for his essays on contemporary live art and his work as a performance curator. He is the editor of
numerous books including Live: Art and Performance (Tate Publishing, 2004) and the box publication Shattered Anatomies: Traces of the
Body in Performance (Arnolfini Live, 1997). He co-curated Live Culture a four-day performance series and two-day international state-ofthe-artform symposium at Tate Modern, London, in March 2003 with Lois Keidan and Daniel Brine, the national performance series
Small Acts at the Millennium with Lois Keidan and Tim Etchells, and Forced Entertainment's twelve hour durational performance-lecture
Marathon Lexicon. He is a Principal Research Fellow at Nottingham Trent University. For more information see the website:
http://art.ntu.ac.uk/performance_research/default.htm
STEPHAN ORIACH
STEPHAN ORIACH (s. Film Orlan- Carnal Art), Regisseur und Produzent, 2002 : Orlan, Carnal Art, (Production, Regie,
Kamera und Schnitt) Doc. 75' (35 mm). Myriapodus Films - Centre Pompidou - Ministère de la Culture (DAP) - Ministère des Affaires Etrangères - Maison Européenne de la Photographie.
1998 : Johannesburg Carnets d'un Urbaniste, Afrique du Sud. - Doc. 26'
1998 : Des Ancêtres, les Esprits, mes Os - Afrique du Sud. Essai 6'.
1993 : Opération Réussie N° X, 4 X 9 minutes. Coproduction Canal Plus.
1993 : Omniprésence. Performance von Orlan in New York (Vidéo).
Produzent:
1999 : Bongo Libre, Gabon, de B. Bakupa-Kanyinda. Doc. 26' (16mm).
1999 : Ou Chante une Rivière. de Valéry Poulet. Fiction. 8' (35mm).
1997 : Le Damier, Papa National Oyé !, Gabon, de B.Bakupa-Kanyinda. Fiction 40' (35mm) (Arte - CFI- Canal Horizons).
1996 : Thomas Sankara, Le Baobab de Dagnoin, Burkina Faso de B.Bakupa-Kanyinda. Doc 75' (16 mm).
1994 : Le Franc, de Djibril Diop Mambety. Sénégal-France-Suisse. Fiction 45' (35 mm) (C+).
STEPHAN ORIACH, Director and producer (see film : Orlan: Carnal Art). 2002 : Orlan, Carnal Art, (Production, Director, Camera and Editing) Doc. 75' (35 mm). Myriapodus Films - Centre Pompidou - Ministère de la Culture (DAP) - Ministère des Affaires Etrangères - Maison
Européenne de la Photographie.
1998 : Johannesburg Carnets d'un Urbaniste, Afrique du Sud. - Doc. 26'
1998 : Des Ancêtres, les Esprits, mes Os - Afrique du Sud. Essai 6'.
1993 : Opération Réussie N° X, 4 X 9 minutes. Coproduction Canal Plus.
1993 : Omniprésence. performance by Orlan in New York (Vidéo).
Producer:
1999 : Bongo Libre, Gabon, de B. Bakupa-Kanyinda. Doc. 26' (16mm).
1999 : Ou Chante une Rivière. de Valéry Poulet. Fiction. 8' (35mm).
1997 : Le Damier, Papa National Oyé !, Gabon, de B.Bakupa-Kanyinda. Fiction 40' (35mm) (Arte - CFI- Canal Horizons).
1996 : Thomas Sankara, Le Baobab de Dagnoin, Burkina Faso de B.Bakupa-Kanyinda. Doc 75' (16 mm).
1994 : Le Franc, de Djibril Diop Mambety. Sénégal-France-Suisse. Fiction 45' (35 mm) (C+).
270
// KONGRESS // CONGRESS
JENS HAUSER
Jens Hauser (Frankreich/Deutschland), *1969. Kurator für Kunst und Schriftsteller, der 2003 ein riesiges Programm über biotechnische Kunst am National Arts and Culture Centre Le Lieu Unique, Nantes, Frankreich, "L'Art
Biotech'" organisiert hat. Er wird Kurator der bevorstehenden Ausstellungen sein, die sich mit dem Paradigma "skin
as a technological interface" (Haut als technologische Schnittstelle) befasst. Hauser schrieb und gab Konferenzen über
die Interaktion der Filmkultur und Videospiele (Cahiers du Cinéma, Cinematheque Taiwan, European Media Art Festival Osnabrück, INVIDEO Milano, Cinemedia Bremen) und über zeitgenössische Musik. Er lehrte Medientheorie und
interkulturelle Ansätze an der Ruhr Universität Bochum und und nahm an zahlreichen Konferenzen über zeitgenössische Medienkunst und Biokunst teil (Sorbonne University Paris, Maison Européenne de la Photographie Paris,
EMAF Osnabrück, Nantes, Marseille, Bordeaux). Seine Lehre und seine Konferenztätigkeiten wurden durch das
Goethe-Institut (University Tbilissi/Georgien, Rumänien, Mazedonien, Italien, Taipeh) unterstützt. Hauser ist 2005
auch Gastprofessor an der School of the Art Institute of Chicago und an der Taipeh University in. Er ist der Regisseur
von kreativen Radiostücken, Klangumwelten und Dokumentarfilmen, die auf Festivals und als Videoinstallationen in
Museen gezeigt wurden. Nach seinen Studien in Medien und Filmtheorie, Psychologie und Wissenschaftsjournalismus (Münster, Bochum, Tours) hat er regelmäßig mit dem europäischen Kulturfernsehen Arte, seit seiner Gründung
1992, wie mit den Kulturprogrammen der deutschen Fernsehanstalten WDR, NDR, SWR, Deutschlandfunk, Deutschlandradio und ZDF zusammengearbeitet. Zur Zeit arbeitet er an zwei langfristigen Filmprojekten über Biokunst.
Jens Hauser (France/Germany), *1969. Art curator and writer who has recently organised a huge show on biotechnological art at the
National Arts and Culture Centre Le Lieu Unique, Nantes, France, "L'Art Biotech'" (2003). His forthcoming curated exhibitions deal with
the paradigm of "skin as a technological interface". Hauser has written and given conferences about the interaction of film culture and
video games (Cahiers du Cinéma, Cinematheque Taiwan, European Media Art Festival Osnabrück, INVIDEO Milano, Cinemedia Bremen)
and on contemporary music. Has taught media theory and intercultural approaches at Ruhr University Bochum and organised (Sorbonne
University Paris, Maison Européenne de la Photographie Paris, EMAF Osnabrück, Nantes, Marseille, Bordeaux) and participated in
numerous conferences on contemporary media art and bio art. His teaching and conference activities have been supported by Goethe
Institut (University Tbilissi/Georgia, Rumania, Macedonia, Italy, Taipei). Hauser is also an invited professor at the School of the Art
Institute of Chicago and at Taipei University in 2005. He is the director of creative radio pieces, sound environments and documentary
films which have been shown in festivals and as video installations in museums. After studies in media and film theory, psychology and
scientific journalism (Münster, Bochum, Tours) he has collaborated regularly with the European culture television Arte since its creation
in 1992, as well as with the cultural programs of the German broadcasting stations WDR, NDR, SWR, Deutschlandfunk, Deutschlandradio and ZDF. Currently involved in two long-term film projects about bioart.
MICHAEL BAUTE
MICHAEL BAUTE, *1968, studierte Literaturwissenschaften, Philosophie und Nordamerikastudien in Bielefeld und
Berlin. Arbeitet seit 1995 in Berlin zu Filmthemen als Autor, Drehbuchlektor, Kurator und Künstler. Betreibt seit 2001
das Kollektivweblog "new filmkritik" (http://www.filmkritik.blogspot.com).
MICHAEL BAUTE, *1968, studied Literature, Philosophy and North American Studies in Bielefeld and Berlin. He has been working in
Berlin since 1995 on film subjects as an author, script editor, curator and artist. Has been running the collective weblog "new filmkritik"
(http://www.filmkritik.blogspot.com) since 2001.
271
// REGISTER
// INDEX
// TITELVERZEICHNIS / LIST OF TITLES
172 4-8AM
238 612.43WEISS
175 7SONS
236
207
39
197
202
57
83
96
22
84
161
80
76
36
159
232ff.
68
117
190
52
140
20
198
184
250
185
154
159
66
119
203
208
122
105
126
170
89
45
106
65
49
198
16
37
50
82
75
201
99
54
185
111
230
274
A
a.m./p.m.
Adagio
Admosh
AGF-Poemproducer
Aguas de Habana
Alice
Anaconda Targets
Andere Welt Lieder der Erde
Teil 2, Eine
Animal Tragic
Animals Fierce
Arbeiter verlassen die Fabrik
Ariadne
Aspect
Attention Public
Auftritt, Der
Auge/Maschine
Automovil Automobile
Azia Amazonica
B
Ball of Fame
Band
Bardo Follies
Batterie RK - Schlagzeugen
Beatburger
Berlin Alex Impressionen.
Bewegtbilder
Bewegung
Bild, Ein
Bilder der Welt und Inschrift
des Krieges
Bitcrusher
Bloodsample
Boje
Building Up
Bye Bye Tiger
C
Calling 911
Carnal Art
CCITYV
Chrom
City Move (Paris / Lausanne)
Comment bricoler votre ruine
A+B
Compound Eye
Continental Drift
Convertible
Conzerrt in Streifen
Counter
Cube
Cultural Quarter
D
Dear Nonna: a film letter
Deathbeat / Heartbeat
Decade Project / Naro WAY
Denke Mich
DesFilmeurs
Destination Separation Noir
(The Perfect Reverse)
Detail
63
142
204
24
193
101
79
196
Dies Irae
Diploteratology
Disparition, La
Double Dummy
Dr. Pill
Drawdown
Dream Lover Fondue
Dream On
76
91
54
222
102
48
208
207
55
86
106
194
E
Eclipse
Egotrip
Elevator
EMAF Feierabend
End, The
Endart No. 4
Enormousroom
Entropia
Equal
Eternal Shame
Everybody Loves a Winner
Everything Turns
F
27 Facing The Dead
118 Feel it
139 Film in Which There Appear
Edge Lettering, Sprocket Holes,
Dirt Particles, Etc.
143 Film of Their 1973 Spring
Tour..., A
142 Film that Rises to the Surface
of Clarified Butter, The
139 Fleming Faloon
188 Fliegenpflicht für
Quadratköpfe
192 Flowers for Mum
43 Fokus
202 Fotonic Souvenir
69 Fragments of Destruction
209 Francis
34 Free Ride, A
56 Freon
130 Fucking different!
35 Future is Behind You, The
119
32
63
35
210
G
Gegend I-VII (Area I-VII)
Gelato al Limon
Gelb ohne Zebra, Das
Gold Exhibition - Exhibition in
Development
go video: airside
Gras A/B
grau ...Sekundenbruchteile...
Green House Revisited, The
Gretel
209
33
181
216
99
37
262
66
H
Hairy
Hanoi
Happy-Life Internetportal
Hard Knocks 5
Heidenröslein
Herr, Der
Hinaus aus der Black Box
Hütte
44
194
47
167
I
102 I can't believe you actually
died
19 I Was Made For Loving You
157 Ich glaubte Gefangene zu sehen
88 I'd rather be at Newington
51 imovie_[2] in-between shifting
64 In the Meanwhile
141 Institutional Quality
204 Interface
246 Interventionen
146 Interview with Owen Land
J
210 JB
155 Jean Marie Straub & Danièle
Huillet bei der Arbeit an einem
Film nach Franz Kafkas
Romanfragment ›Amerika‹
18 Jinx
40 Joyce in Preußen oder ›Fürchte
Dich nicht Zarathustra‹
190
197
211
90
77
62
195
183
212
107
213
174
134
217
205
71
98
21
38
77
52
110
240
102
188
189
45
K
KaFzI
Kannon
Keine Gnade für Jacky
Kernwasser Wunderland
Knowledge Day, The
Kosmos
Kubus
Kulturzeichen
Kumulus
L
Laagtevrezers / Tiefefürchter
Lagerfeuer
Lagos wide and close
Landow-O-Land
Landslag
Lässt sich hängen
Lawn
Layette
Learning English mit Rigoletti
Legal Errorist
Life on Mars
Light Body Corpuscles
Like A Poet - Funkstörung
Línea de 250cm tatuada sobre
seis personas remuneradas /
250 cm line tattoed on six paid
people
Little Dutch Thrill, A
Loch, Das
Losing Virginity
Luukkaankangas, updated,
revisited
M
196 Make a plan
173 Making of Balkan Wars: The
Game, The
50 Man Walking
67 Marmalade
65 Marsa Abu Galawa
100 Me, the big bad wolf and the
radical sense of freedom
200 moment
// REGISTER // INDEX
191 Montone
104 Morning News & A Singing
Bird
198 MRO12
48 Mutable Worlds
190 My Christmas
46
98
183
262
201
180
144
154
161
213
142
61
23
212
199
213
188
201
216
93
141
55
191
70
85
43
47
N
Nachtmaschine
Nausea
Navigations-Interface
Netzwerk für den Frieden
Neuf vies d'un chat
Never
New Improved Institutional
Quality...
Nicht löschbares Feuer
Nicht ohne Risiko
No Displace
No Sir, Orison!
Norden
Nummer drie, take step fall
O
o. T. (Romy)
Obras
Oder?
Official Announcement, An
Ohne Titel
Ohne Titel
On A Wednesday Night
in Tokyo
On the Marriage Broker Joke...
Optionist, Der
Ordinary Self, The
Orientirrung
Other Being
Outlaw Rubedo
Overdrive
P
85 Pain
214 Paint it Black
46 Palermo - ›History‹ Standing
Still
60 Paper Wall, The
205 Pasatiempo
70 Performing Space
92 Perpetual Motion in the
Land of Milk and Honey
73 Phantom Limb
200 Phasen
105 Phony Story
120 Political Advertisement
214 Portrait
172 Post-Audio Net Lab
38 Power Play
110 Preserving Cultural Traditions
in a Period of Instability
Q
94 Quasi-Objects Cinematic n.05
30
204
199
44
R
R20 Brussels [inner]
Rain
Rainstorm
Raving
139 Remedial Reading
Comprehension
220 Reqoil Displaced Peaceoff
112 Resistol 5INcomil informa
194 Retratos Familiares
137 Reverence: The films of Owen
Land (formerly known as
George Landow)
200 Reverse and Cycle
87 Riff
242 Ronde, La
32 Roothold (Divinating Gene)
196 Rosa
84 Rose Of Jericho, The
263 Roundtable Medien-KunstMarkt
17 Route to Cape Town
74 Rue des Petites Maries
S
34 Sanatorio
25 Satellite
127,252ff.Schalten Sie den Fernseher ab!
40 Jahre Fluxus
156 Schlagworte - Schlagbilder
205 Schommel
156 Schulung, Die
99 Separation
114 Ship Song
56 Sind Sie Satt?
62 Sliding Whites
112 Smäck
36 Solitude
53 Solo mit Chor
118 Somebe + DJIQ™
171 Somewhere between here
and there
91 Soothsayer
29 Sound of Microclimates, The
78 Spaced Oddities
183 Spuren
49 Square and The Round God,
The
215 Star for a Minute
215 Steam-Punk 2
189 Still
93 Stratiform
28 Suburbs of the Void
195 Sun In An Empty Room
26 Sunny Side of the Road
72 Surface, The
217
128
107
143
68
248
193
81
215
244
124
108
228
168
T
Tantenterror
Tarnation
Terminal Identity # 4
Thank You Jesus
for the Eternal Present
Throwing Stones
Tignes
Time slices
Torchlight Tango
Tortuga
Train
Trains of Winnipeg
Triage
Tulse Luper Journey, The
Tulse Luper Network
164 Tulse Luper Suitcases Part I:
The Moab Story, The
165 Tulse Luper Suitcases Part II:
Vaux To The Sea, The
166 Tulse Luper Suitcases Part III:
From Sark To Finish, The
162 Tulse Luper Suitcases, The
64 Tuned
25 Turnoff
U
158 Umschulung, Die
184 Unterm Alex
59 Untitled
115
16
59
61
113
74
113
88
42
182
58
140
140
203
18
143
192
111
144
160
173
V
Video Killed The Radio Star
Virtual Rolling
Viscera
Visitors
Vivid Hours
W
Waiting to Tuck Him In
Warmer Abend
Warning Petroleum Pipeline
Welt Spiegel Kino Episode 1
Wer ist Alex?
What I'm Looking For
What's Wrong With
This Picture? 1
What's Wrong With
This Picture? 2
Who killed the Painting
Why are you so sad?
Wide Angle Saxon
Wiedersehen
Wipe that Sound
Work in Progress
Worte und Spiele
wyhiayg: what you hear
is all you get!
X
114 Xumo Consumo
Y
263 Yoko in Oslo
40 You Killed the
Undergroundfilm or the Real
Meaning of Kunst Bleibt
Bleibt...
Z
116 Zoo, The
275
// AUTORENVERZEICHNIS / LIST OF AUTHORS
112
91
172
92
200
83
173
20
236
198
A
Abad, Diego
Abate, Bobby
Agencetopo
AL + AL
Amano, Yuichi
Angerame, Dominic
Aschauer, Michael
Aschmann, Carsten
Asselberghs, Herman
Au, Wah Hei
204
107
111
222
36
187
271
185
193
184
209
203
208
184
190
30
190
55
35
108
B
Baecker, Ralf
Bakker, Joost
Barba, Rosa
Basteroid
Battersby, Cooper
Baumann, Joel
Baute, Michael
Bayölken, Rasih
Beaugrand, Stéphanie
Berg, Christin
Berg, Verena
Berger, Tim
Bertuch, Markus
Bienemann, Felix
Binder, Sebastian
Blondeel, Maria
Blumentritt, Tobias
Boisseau, Sylvie
Braun, Guido
Brown, Carl
44
128
50
99
68
183
35
268
104
59
102
90
210
59
86
C
Canham, Stefan
Caouette, Jonathan
Case, Charley
Caster, Paul
Cely, Catherine
Chen, Yuan
Child, Abigail
Christ, Hans D.
Chun, Rainbow
Clark, Paul
Colburn, Martha
Cool, Joris
Cordes, Franziska
Course, Ann
Cuddy, Terry
188
255ff.
52
105
90
70
54
119
50
220
52
16
186
185
42
213
276
D
Daman, Emma
Daniels, Dieter
De Bemels, Antonin
de Bruin, Jan
de Clercq, Anouk
de Vries, Erki
de Wit, Dennis
Deakin, Fred
Deingruber, Roman
Dekam, Johnny
Delap, Gordon
Demming, Stefan
Department HyperWerk
DesFilmeurs
Deutsch, Gustav
di Carlo, Marco
113
114
37
18
268
106
61
199
61
Dietrich, Niclas
Dirty Princess
Dittmann, Tobias
Doing, Karel
Dressler, Iris
Duhamel, Patrice
Dunse, Britt
Dusollier, Hendrick
Dwoskin, Stephen
90
113
184
195
72
E
Eavesdropper
Einhoff, Mathias
Elsper, Andrea
Engelhardt, Michael
Eriksson Frederiksson, Chr.
F
190 Falk, Christiane
152ff., 232ff. Farocki, Harun
25 Farr, Bridget
171 Felberbaum, Alicia
52 Feser, Dennis
117 Figueredo, Jussara Felix
106 Fishbone, Doug
62 Fleisch, Thorsten
267 Fleischmann, Monika
205 Fonsecas, Diana
78 Fontaine, Cecile
110,119 Ford Brothers
72 Frederiksson, Christofer
200 Frerix, Daniel
112 Friberg, Henrik
40 Frick, Annette
267 Frieling, Rudolf
47 Fuerhapter, Thomas
G
48 Galeta, Ivan Ladislav
222 Gebrüder Teichmann
196 Geißler, Thomas
98 Gerstein, Ariana
64 Gigounon, Bernard
56 Gleize, Thibault
91 Gnad, Urs Domingo
216 Goldberg, Chris
195 Goldfuss, Jan
53 Goldt, Karø
215 Götz, Silvia
56 Grecu, Mihai
162ff.,228 Greenaway, Peter
88 Grösch, Wiebke
70 Guiton, Jean-Francois
173 Gusberti, Maia
26 Gutman, Alexander
203
175
205
46,194
271
270
40
44
33
65
25
H
Hajredini, Driton
Hamdy, Mahmoud
Hattenberger, Freya
Hattler, Max
Hauser, Jens
Heathfield, Adrian
Hein, Wilhelm
Heipel, Matthias
Helenka, Lucia
Helliwell, Ian
Henricks, Nelson
183
192
210
66
242
66
124
65
84
190
105
Heyde, Christian
Hilpert, Stephan
Hirn, Barbara
Hirsch, Philipp
Hoffmann, Bettina
Holba, Harald
Holden, Clive
Holthuis, Gerard
Hongxiang, Zhou
Hopfengaertner, Bernd
Houwen, Ingeborg
I
19 Ian Haig,
127,252 Jahn, Hartmut
J
118 Jirkuff, Susi
202,205 Jouwersma, Steven
194
114
181
198
180
217
100
184
183
215
34
45
28
49
67
184
217
47
45
197
115
K
Kaiser, Julia
Kapp, Tamara
Kästner, Oliver
Kerkhoff, Joachim
Kiel, Thomas
Kietzmann, Eva
Kirsch, Johanna
Klausberger, Bernadette
Kleist, Jan-Gero
Klotz, Christian
Knapp, Tessa
Koller, Yannick
Köner, Thomas
Koob-Sassen, Hilary
Kracina, Damijan
Krause, Jana
Kristjansson-Nelson, Kyja
Kruk, Gerben
Krzeczek, Dariusz
Kushida, Takeshi
Kussinger, Oliver
L
81 Laitala, Kerry
139ff. Land, Owen, formerly known
as George Landow
134 Le Grice, Malcolm
17 Lehmann, Wolfgang
266 Lieser, Wolf
76 Liotta, Jeanne
113 Lüddemann, Immo
38 Lundqvist, Cecilia
201 Lurf, Johann
98f.,102
22
172
77
189
32
192
214
55
38
71
209
M
MacDonald, Brian
MacMillan, Tim
Maillard, Christophe
Manasevich, Grigory
Marcin, Nadja
Marthe, Sabine
Maschke, Eva
Massow, Daniel
Matsuura, Nobuyuki
Mattuschka, Mara
McCollum, Monteith
Meier, Michael
// REGISTER // INDEX
187
46
80
88
207
191
213
250
230
85
194
110
184
188
120
89
118
197
16
224ff.
77
Melhus, Bjørn
Merewether, Janet
Meter, Barbara
Metzger, Frank
Michel, Jenny
Milinov, Milicia
Mirbach, Anna
Mittelstädt, Egbert
Mograbi, Avi
Mohammadi, Mashaallah
Monroy, Carlos Eduardo
MOOM
Müller, Jascha
Müller, Stephan Flint
Muntadas, Antonio
Mylicon/EN
N
Nagel, Bruno
Nagler, Lars
Nakanishi, Yoshihisa
Nöring, Hermann
Nouzha, Isabelle
105
94
34
51
126,270
198
O
Ogata, Atsushi
Oggiano, Lorenzo
Oppenheim, Lisa
Opsomer, Els
Oriach, Stephan
Owen, Matt
75
213
32
39
63
84
43
101
173,266
122
130
189
27
18
222
59
64
222
181
54
196
220
60
60
P
Panizza, Tiziana
Park, Byoung Lae
Patrick, Eric
Pellet, Eric
Périot, Jean-Gabriel
Perlman, Yael
Permentier, Jeroen
Perry, Phoenix
Personal Cinema
Peters, Jan
Petersen, Kristian
Petschulat, Hein-Godehart
Pfeiffer, Gabrielle
Phillips, Heidi
photone
Pierce, Leighton
Pietsch, Oliver
Plattenbauern, Die
Porgann, Dietmar
Pötschko, Michael
Puderca, Liviu
Pure
Pye, Nicholas
Pye, Sheila
49
74
120
248
87
76
212
210
195
R
Raban, William
Rebouillon, Laurence
Reese, Marshall
Reupke, Rachel
Rhodes, Lis
Richardson, Emily
Richter, Chris
Richter, Julia
Richter, Norman
209
216
188
21
204
214
73
196
244
198
Rieger, Anna
Rienermann, Lisa
Riesenbeck, Jan
Rigoletti
Rodriguez, René
Röper, Lisa
Rosenblatt, Jay
Rowbotham, Michelle
Rudelius, Julika
Runge, Peer
14
69
14
200
37
190
14
212
63
29
190
201
269
204
240
58
62
68
108
238
170
101
107
183
99
82
195
79
S
Sausmikat, Ralf
Scheidegger, Anna-Katharina
Schieren, Mona
Scholz, Sebastian
Schreiner, Volker
Schubert, Gregor
Schuijren, Jan
Schüll, Andrea
Seidel, Robert
Semiconductor
Sender, Robert
Sfez, Rachel
Sichel, Berta
Siepker, Undine
Sierra, Santiago
Silver, Shelly
Siu Chi Man, Eric
Smith, John
Snow, Michael
Sonntag, Jan-Peter E. R.
Stanza
Steiner, Arnold
Steininger, Anna
Stracke, Hannah
Ströer, Ute
Stubbs, Mike
Sturm, Christian
Sweetvittles, Trixy
199
199
36
175
208
173
24
48
67
93
115
56
T
Takada, Akiko
Takada, Masako
Tanttu, Antti
Thalhofer, Florian
Theune, Axel
Thoenen, Nik
Thomas, Jennet
Thyes, Myriam
Toman, Katarina
Tozuka, Yuki
Trillitzsch, Lauri
Tuncer, Emre-Lisa
202
93
36
222
196
122
180
217
137,146
207
55
211
215
184
193
96
57
74
116
21
246
188
Vazquez, Yoel Hugo Diaz
Verbeek, Jan
Vey Duke, Emily
Videogeist
Viehöfer, Klaus
Villovitch, Hélèna
Vogelsang, Nico
W
Walka, Claire
Webber, Mark
Wendt, Marcus
Westermeyer, Frank
Wilczinsky, Yvonne
Witt, Arne
Wolf-Fellner, Miriam
Wu, Effie
Wyborny, Klaus
Z
Zanni, Margot
Zayatz, Necole
Zeitguised
Zeller, Felicia
Ziegler, Ella
Zumstrull, Ruben
U
111 UberAlles
268 Ueland, Hanne Beate
200
174
23
201
191
43
88
68
V
Vack, Sabine
van der Haak, Bregtje
van der Werve, Guido
van Eijk, Tor Jørgen
van Heerden, Chantal
van Ingen, Sami
van Nuenen, Jan
Vargas, Rolando
277
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EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL
10. - 14. MAI 2006