Nordfriesland / Nordfriislon / Nordfrisland 1864

Transcription

Nordfriesland / Nordfriislon / Nordfrisland 1864
Neu im Nordfriisk Instituut
Ferteel iinjsen! faan a Eilunen
Unerwäis / Uun a knip
Ferteel iinjsen! foon e Fååstewål
Unerwäis / Uun a knip
NDR 1 Welle Nord
Nordfriisk Instituut
NDR 1 Welle Nord
Nordfriisk Instituut
Hiarbuk / CD
9,00 Euro
Hiirbök / CD
9,00 Euro
Nina Mütze, Hermann Pölking:
FilmChronik: Nordfriesland /
Nordfriislon / Nordfrisland 1864-1946
Die aus historischen Filmaufnahmen
montierte FilmChronik
„Nordfriesland 1864-1946“ erzählt
von Orten und Menschen, vom
Leben am und mit dem Meer, von
Arbeit und Freizeit, Alltag und
Festtagen in Nordfriesland und dem
ehemaligen Kreis Tondern.
Wissenschaftliche Beratung:
Nordfriisk Instituut
Die VHS-Cassette (deutsche Version) kostet 25,00 Euro,
die DVD (deutsch/dänisch/friesisch) 29,90 Euro.
Für Mitglieder des Vereins Nordfriesisches Institut gelten Vorzugspreise von 20,00 Euro für
die VHS-Kassette und 24,00 Euro für die DVD.
Erhältlich im Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, 25821 Bräist/Bredstedt, NF
Tel.: (04671) 60120; Fax; (04671) 1333; E-Mail: info@nordfriiskinstituut.de
,IEBER,ESERINNENUND,ESERDER:EITSCHRIFT .ORDFRIESLAND
Tams Jörgensen war Mitbegründer des .ORDFRIISK)NSTITUUT.
Das .ORDFRIISK)NSTITUUT errichtete anlässlich seines 40-jährigen Bestehens 2005 den
4AMS*ÂRGENSEN&ONDS
Spenden in jeder Höhe werden dankbar entgegengenommen. Wer mindestens
40 Euro gibt, wird als Donator geführt; wer mindestens 400 Euro spendet, gilt als
Patron des Tams-Jörgensen-Fonds.
Auch weiterhin werden Mitglieder und Freunde des von Tams Jörgensen maßgeblich
mitgeprägten .ORDFRIISK)NSTITUUT um Spenden gebeten. Mit den Erträgen des
Fonds sollen alle zwei Jahre ausgewählte Veröffentlichungen oder Veranstaltungen
gefördert werden.
Einzahlungen erbitten wir auf das Konto 737 bei der Spar- und Leihkasse zu
Bredstedt AG (BLZ 217 512 30) – dazu kann der beigeheftete Überweisungsträger
genutzt werden – oder auf das Konto 31161 bei der Nord-Ostsee Sparkasse, Husum
(BLZ 217 500 00) mit dem Vermerk: Spende „Tams-Jörgensen-Fonds“.
&OOLETUNK
gez. 4HOMAS3TEENSEN
Direktor des .ORDFRIISK)NSTITUUT
In .ORDFRIESLAND 150 wurden die ersten Donatoren und die ersten Patrone des
Tams-Jörgensen-Fonds aufgeführt. Seither sind weitere hinzugekommen.
Bislang gingen Spenden in einer Höhe von 9 600 Euro ein.
$EERFORSEEDEWEHARTLIKTUNK
$ONATOREN Margareta Andresen-Erichsen, Hüsem/Husum, NF; Wilhelm
Borstelmann, Kairem/Keitum, Sylt, NF; Heinke und Heiner Ehlers, Reußenköge,
NF; Dr. Astrid Fick, Hüsem/Husum, NF; Willy Heegardt, Rantrum, NF; Uwe
Herms, Berlin; Greta und Nahne Johannsen, Naibel/Niebüll, NF; Karl Otto Meyer,
Schafflund; Kerstin Meyer, Neumünster; Stadt Bredstedt, Bräist/Bredstedt, NF;
Sydslesvigsk Forening, Flensburg; VR Bank eG, Naibel/Niebüll, NF
0ATRONEDES4AMS*ÂRGENSEN&ONDS Arfst Hinrichsen, Haatst/Hattstedt, NF;
Hans Hoeg, Kairem/Keitum, Sylt, NF; Momme Nommensen, Krisen-AlbrechenKuuch/Christian-Albrechts-Koog, NF
)NHALT
+OMMENTAR
4HOMAS3TEENSEN Auf gutem Kurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
.UMMER
#HRONIK
Momsen-Preis für R. K. Holander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Üt da friiske feriine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Nordfriesland im Herbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
4
5
*UBIL²UMIN"REDSTEDT*AHRE.ORDFRIISK)NSTITUUT . . . . . . .
0ETER(ARRY#ARSTENSEN
3ELBSTBEWUSSTES(EIMATGEFÇHLALS"ASISFÇR7ELTOFFENHEIT
Zum 40-jährigen Jubiläum des Nordfriisk Instituut . . . . . . . . . .
6
8
+NUT+IESEWETTER
%RERHOBDIE3TIMMEnUNDESWAR6OLKSGESANG
Nachruf auf Fiede Kay . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
12
*ÂRGEN*ENSEN(AHN(ANS/TTO-EIER
PROUNDCONTRA
"RAUCHENDIE&RIESENEINNEUES-ANIFEST . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
4HOMAS3TEENSEN 3CHLÇTTSIELn(AFENFÇRDIE(ALLIGWELT
Vortrag zur Neueröffnung des „Fährhauses Schlüttsiel“ . . . . .
19
-ANFRED7EDEMEYER
u'OTTZUR%HRDEM.²CHSTENZUR7EHRh
Zum Beispiel: 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Westerland . . . 26
&ERTEELIINJSEN
Klaus Koehn: Keen Sleetel uun Skrap . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
"ÇCHER
Das Wattenmeer / Die versunkene Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
„Nordsee ist Mordsee“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Local Heroes / Husumer Geschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Titelbild: Kurs halten! Kapitän August Jakobs lief mit der „Amrum“
viele Jahre lang den Hafen Schlüttsiel an. (Foto: Privatbesitz)
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 30. November 2005
VON./2$&2)%3,!.$BRINGT
"EITR²GEZU4HEMENDIE
FÇRVIELE-ENSCHENIN
.ORDFRIESLANDVIELLEICHT
GANZPERSÂNLICHE"EDEU
TUNGHABEN7OHLKAUM
JEMANDHIERZULANDEHAT
NICHTMINDESTENSEINMAL
IM,EBENEINE(ALLIG
FAHRTVON3CHLÇTTSIELAUS
GEMACHT/HNE&EUERWEHR
W²REDAS,EBENVIELERORTS
NICHTNURWENIGERSICHER
SONDERNAUCHWENIGER
NACHBARSCHAFTLICH/HNE
&IEDE+AYISTESAUFTRAURI
GE7EISESTILLERGEWORDEN
./2$&2)%3,!.$BLICKTABER
AUCHZURÇCKAUFDIE
&EIERZUMJ²HRIGEN
*UBIL²UMDESNordfriisk
Instituut:WEISCHÂNE
FESTLICHEUNDFRÂHLICHE
4AGEWARENDAS!NFANG
3EPTEMBER
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(ANS-OMSEN0REIS
$IENordfriesland
2EDAKTIONGRATULIERT
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5NDWIRZEIGTENDAZUEIN"ILD
VOM"AHNHOFIN#OTTBUSAUF
DEMWIEÇBERALLBEIDEN,AUSIT
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LICHNEBENDEMDEUTSCHENAUCH
DERSORBISCHE/RTSNAMEZUSEHEN
IST)NDIESEM(ERBSTNUNWURDE
EINFRIESISCHES3IGNALGESETZT
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AUFDEM"AHNSTEIGDASSSIESICH
IN.ORDFRIESLANDUNDINEINEM
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BElNDEN$ER&RIESENRAT3EKTI
ON.ORDHATDIESMIT(ILFEVON
"UNDESMITTELNBEWERKSTELLIGT
WIRKSAMUNTERSTÇTZTVONDER
Friisk ForiiningUNDNAMENTLICH
VONDEMFRIESISCHEN,ANDTAGS
ABGEORDNETEN,ARS(ARMS
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SETZ%INEWICHTIGE2OLLESPIELT
ABERAUCHDASVOM&RIESENRAT
!NFANGVORGELEGTEu-ODELL
.ORDFRIESLANDhDASDEMN²CHST
INAKTUALISIERTER&ORMERSCHEI
NENWIRD&ÇRDIEVERSCHIEDENEN
Caroline Schwarz, Beauftragte des Ministerpräsidenten für Kultur- und Minderheiten (links), enthüllte am 23. September
das neue Stationsschild in Westerland.
"EREICHEWIRDDARINJEWEILSKURZ
DIEGEGENW²RTIGE3ITUATIONBE
SCHRIEBENESWERDEN0ROBLEME
BENANNTUND,ÂSUNGSVORSCHL²GE
GEMACHT$ER&RIESENRATVERAB
SCHIEDETESICHDAMITnESWARAN
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ZIELGERICHTETGEFÇHRTWERDEN
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ANDENWEITERFÇHRENDEN3CHULEN
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4HOMAS3TEENSEN
A maaner maad nooch wed,
wan a fung ütjskaft woort.
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Foto: Thomas Steensen
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AMT.ORDFRIESLANDGINGVORAN
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(„Stüüråmt Nordfriislon“))N
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DIEAUF.ORDFRIESLANDUNDDAS
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ETWASMEHR!UFMERKSAMKEITBEI
DEN&RIESENSELBST
Am 23. Oktober erhielt Reimer
Kay Holander, früherer Lektor
und Geschäftsführer des .ORD
FRIISK )NSTITUUT, den HansMomsen-Preis 2005, die höchste kulturelle Auszeichnung des
Kreises Nordfriesland.
Nach der Begrüßung durch
Landrat Dr. Olaf Bastian im
Rittersaal des Schlosses vor
Husum hielt Kreispräsident
Helmut Wree die Laudatio.
Er zeichnete zunächst die Lebensstationen von Reimer Kay
Holander nach: Am 12. Juli 1925
in Berlin zur Welt gekommen,
1943 nach dem Abitur in den
Krieg, bis 1945 in den USA in
Gefangenschaft, seit 1946 vielgestaltiges Studium in Berlin,
anschließende Tätigkeit bei
der Zeitschrift $ER -ONAT und
Mitwirkung an verschiedenen
wissenschaftlichen und städteplanerischen Projekten.
Von Jugend an über die aus
Büttjebüll stammende Familie seiner Mutter in „tätiger
Sehnsucht“ mit der Region
Nordfriesland verbunden, kam
Holander 1964 nach Husum.
Nach einer kurzen Phase als
Redakteur bei den (USUMER
.ACHRICHTEN trat er 1966 in die
Dienste des Bredstedter .ORD
FRIISK )NSTITUUT dessen Gründung er mit vorbereitet hatte,
und in dem er bis 1986 arbeitete. (Vgl. seinen Text „Aufbau
und Krisen. Die Anfänge des
.ORDFRIISK )NSTITUUT“ in .ORD
FRIESLAND 151).
In zahlreichen Berichten und
Kommentaren, so der Laudator
menfasste, wertete er positiv
und erteilte dem Aufgehen
Nordfrieslands in einer größeren Einheit eine klare Absage.
Unter anderem führte er aus:
„Es ist meine sichere Überzeugung, dass das Zusammenspiel
von Heimat und Welt im Bewusstsein des Einzelnen ohne
die Identifikation mit Heimat
nicht möglich und dass ohne
solche Identifikation gesellschaftliches, das heißt auch
politisches Engagement nicht
wirklich sinnvoll und ehrlich
zu leisten ist. Dazu gehört dann
aber auch, dass der menschliche und geographische Bezugsrahmen
überschaubar,
mehr oder weniger unmittelbar
erlebbar ist und nicht im Abstrakten sich verliert.“
Die Veranstaltung wurde
musikalisch umrahmt von Kalle
Johannsen und Manuel Knortz,
dem Dragseth-Duo, mit Liedern auf Deutsch, Friesisch und
Plattdeutsch. Das Publikum
ehrte Holander mit stehendem
Beifall. Er ist der 20. Träger des
Preises.
Benannt ist die 1986 erstmals
verliehene Auszeichnung nach
dem Landmann und autodidaktischen Mathematiker Hans
Momsen (1735-1812) aus Fahretoft. Dazu gehört ein Geldbetrag und ein Ehrenring, der in
diesem Jahr gestaltet wurde von
der Husumer Juwelierin Maren
Wesemann-Bruhn, und zwar
nach dem Vorbild des einst von
Reimer Kay Holander entworfenen Siegels des .ORDFRIISK)NSTI
TUUT.
2ED
Foto: Henner Heinrichs
chronik
-OMSEN0REISFÇR
2+(OLANDER
weiter, befasste sich Reimer
Kay Holander mit Themen der
Region. Mit der von ihm begründeten Vierteljahresschrift
.ORDFRIESLAND habe er ein wichtiges Forum geschaffen. Ein
besonderes Anliegen war Reimer Kay Holander unter vielem
anderen, so Helmut Wree, die
Verbindung zu den Lausitzer
Sorben. (Vgl. auch „Reimer Kay
Holander wurde 75“. In: .ORD
FRIESLAND 130).
In seiner Dankansprache
erinnerte Reimer Kay Holander an die Weggefährten. „Ein
Einzelkämpfer bin ich nie gewesen. Ich habe doch zumeist
mit anderen in Gemeinschaft
gearbeitet. So sind mir denn
auch ein paar Menschen ganz
gegenwärtig, die an der Ehrung,
die mir zuteil geworden ist,
ganz sicher ihren Anteil haben.
Nur vier, die nicht mehr am Leben sind, möchte ich nennen:
Tams Jörgensen und Dr. Hans
Christian Nickelsen im Nordfriesischen Institut, HannsJoachim Kuchenbecker in der
Kreistagsfraktion der SPD und
meine Frau Janny, die mir in
allen Jahren unseres gemeinsamen Lebens auch als eine gute
Mitarbeiterin zur Seite gestanden hat.“
Reimer Kay Holanders Rede
stand unter der Überschrift
„Hören wir nicht auf, Nordfriesen zu sein!“ Die Verwaltungsreform von 1970, die im Kreis
Nordfriesland erstmals alle
nordfriesischen Siedlungsgebiete – außer Helgoland – in einer Gebietskörperschaft zusam-
Reimer Kay Holander (links) nimmt aus der Hand von Kreispräsident Helmut
Wree den Hans-Momsen-Preis 2005 entgegen.
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
3
Üt da friiske
feriine
(ERBSTHOCHSCHULEUND
&AMILIENTAGE
Von 30. September bis 3. Oktober hielt die &RIISK &ORII
NING ihre diesjährige &RIISK
(ARFSTHUUCHSCHÂLJ ab. Sie fand
erstmals im Jugendhof Knivsberg, der Bildungsstätte des
Deutschen Jugendverbandes
für Nordschleswig, statt. Auf
dem Programm standen neben
einem Theater-Workshop eine
Geschichts-AG sowie Einführungskurse in Computertechnik und Internet. Wer sich für
Rock- und Pop-Musik interessierte, kam ebenso auf seine
Kosten wie begeisterte Bastler,
die Puppen gestalten konnten.
Vorträge, ein kleiner Ausflug
und Vorführungen rundeten
die Herbsthochschule ab. Allgemeine Sprache war wiederum
Friesisch. Das Angebot richtete
sich an Erwachsene und ältere
Jugendliche, die bereits über
friesische
Sprachkenntnisse
verfügen und darüber hinaus
bereit waren, sich in bisher
nicht so vertraute Sprachvariationen hineinzuhören.
Familien mit kleineren Kindern, die bislang ebenfalls an
der Herbsthochschule teilgenommen hatten, wurden nun
erstmals zu eigenen „friesischen
Familientagen“ eingeladen. 40
große und kleine Friesinnen
und Friesen befassten sich vom
7. bis 11. Oktober in der dänischen
Heimvolkshochschule
in Jarplund mit Liedern, Tanz
und Spielen. Im Mittelpunkt
der fünftägigen Begegnung
stand ein Theaterstück, das
vom Text bis zur Aufführung
von allen gemeinsam neu gestaltet wurde. Es soll zu einem
späteren Zeitpunkt in Nordfriesland präsentiert werden. In
weiteren Arbeitsgruppen wurde
gemalt und gehandarbeitet. Ein
Ausflug zum Hansapark bildete
einen besonderen Höhepunkt.
Geleitet wurden die friesischen
Familientage von Gary Funck,
Anne Paulsen-Schwarz und
Güde Boysen.
3PANISCHES
/KTOBERFEST
Am 8. und 9. Oktober feierte
die Stadt Callela an der Costa
Brava in Spanien ein großes
internationales Fest, zu dem
unter anderem Tanzgruppen
aus Deutschland, Lettland, den
Niederlanden und Russland eingeladen waren. Auch Nordfriesland war vertreten. Unter der
Leitung der langjährigen Trachtenbeauftragten des Nordfriesischen Vereins Christl Ipsen
reisten 17 Tänzerinnen und
Tänzer aus Bredstedt, Drelsdorf, Klanxbüll und Viöl sowie
aus Angeln in den Süden.
.ORDFRIESISCHER6EREINTAGTE
Am Sonnabend, 24 September,
hielt der Nordfriesische Verein
unter Leitung seines Vorsitzenden Hans Otto Meier in Neukirchen seine Jahresversammlung
ab. In seinem Grußwort sprach
sich Kreispräsident Helmut
Wree mit Nachdruck für die Erhaltung des Kreises Nordfriesland aus. Ingwer Nommensen,
Vorsitzender des Friesenrates,
wies auf die Notwendigkeit hin,
etwa in Vereinen, Schulen, Kindergärten und Museen insbesondere die friesische Sprache
nachhaltig zu fördern. Prof. Dr.
Thomas Steensen regte an, die
Ortseingangstafeln in der Wiedingharde zusätzlich mit den
friesischen Ortsnamen zu versehen. Die goldene Ehrennadel
des Vereins erhielten die frühere Minderheitenbeauftragte Renate Schnack und Dr. Alastair
Walker von der Nordfriesischen
Wörterbuchstelle in Kiel.
FP
&RIESISCHKURSEIM7INTER
/RT
4R²GERSCHAFT
,EITUNG
3TUFE&ORM
Amrum
Amrum
Föhr
Föhr
Helgoland
Helgoland
Helgoland
Husum
Langenhorn
VHS
VHS
VHS
VHS
VHS
VHS
VHS
VHS
Fräische Feriin
fun‘e Hoorne
privat
OKR/Skoleforening
OKR/Skoleforening
privat
Söl‘ring Foriining
Söl‘ring Foriining
Söl‘ring Foriining
Friesischer Verein
der Wiedingharde
Maren Blohme
Maren Blohme
Enken Tholund
Enken Tholund
Bettina Köhn
Bettina Köhn
Bettina Köhn
Thomas Steensen
Käthe Jürgensen
Anfänger
15
Fortgeschrittene
8
Anfänger*
Fortgeschrittene*
Anfänger
8
Fortgeschrittene
8
Snakkertaffel
8
Anfänger
8
Frasch scheew 14-18
10 Abende
10 Abende
10 Abende
10 Abende
10 Abende
10 Abende
fortlaufend
8 Abende
14-tägig
Greta Johannsen
Dörte Flor
Dörte Flor
Marie Tångeberg
Marianne Lohmann
Maike Ossenbrüggen
Brunhilde Hagge
Erika Botte
Frasch scheew
Anfänger I
Anfänger II*
Frasch scheew
Fortgeschrittene
Anfäng./Fortg.
Āpseten
Fortgeschrittene
14-tägig
10 Abende
10 Abende
fortlaufend
18 Abende
18 Abende
fortlaufend
14-tägig
Niebüll
Risum-Lindholm
Risum-Lindholm
Risum-Lindholm
Sylt
Sylt
Sylt
Wiedingharde
4EILN
24
8
6
9
35
4
7
$AUER
OKR = Ortskulturring, VHS = Volkshochschule, * = ab Januar 2006, Zahl der Teilnehmenden steht noch nicht fest.
4
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
25. 8. - 30. 11. 2005
Am 9. September starb in
Niebüll im Alter von 81 Jahren
Altbürgervorsteher und Oberstudiendirektor a. D. *OHANNES
3CHWENSEN. 1957 trat der gebürtige Flensburger als Studienassessor in die Niebüller
Friedrich-Paulsen-Schule ein,
1971 wurde er deren Leiter. Ehrenamtlich war er u. a. Mitbegründer der Deutschen Grenzlandjugend und fungierte als
Ressortleiter Jugendarbeit im
Schleswig-Holsteinischen Heimatbund. Schwensen leitete in
der Niebüller Stadtvertretung
die Fraktion der CDU und war
für eine Wahlperiode auch Bürgervorsteher der Stadt.
Mit einem Festakt wurde
am 1. Oktober in Tönning das
20-jährige Bestehen des .ATIO
NALPARKS 3CHLESWIG(OLSTEI
NISCHES 7ATTENMEER gefeiert.
Einst heiß umstritten, gilt das
Schutzgebiet heute als „Gewinn
für Natur und Menschen“,
so
Landes-Umweltminister
Christian von Boetticher, und
als Gebiet der Superlative. Mit
etwas über 400 000 Hektar ist
der Nationalpark fast doppelt
so groß wie das Saarland und
Während eines Jugendaustausches in Malgrat de Mar an
der spanischen Costa Brava gewann der 3PIELMANNSZUG(ATT
STEDT Anfang Oktober einen
hochkarätigen internationalen
Musikwettbewerb. Die Nordfriesen verwiesen 21 Musikvereine aus fünf Nationen auf die
Plätze und gewannen das u&ES
TIVAL )NTERNATIONAL DE "ANDES
DE-USICAY-AJORETTESh. Neben
dem Preisgeld von 4 000 Euro
nahmen die Spielleute auch
eine Einladung zur Teilnahme
an der u7ORLD #HAMPIONSHIPS
OF -ARCHING 3HOW "ANDSh für
2006 in Korea entgegen.
Nordfraschlön heet trii naie
WR´´LSM²ISTERE.
Stephanie
Bünter üt Naibel wün bai e
7ORLD -EMORY #ONTEST di
13.-15. august önj Oxford önj
Änglönj di jarste pris made da,
wat ai åler san as tweelwen iir.
Dåt ging deeram tu wisen, dåt
huum keere gödj behüülje koon.
Sü köö Stephanie har en ra foon
300 tåle nau mårke. Wolfgang
Reuter än Johann Hansen
"UNDESTAGSWAHLERGEBNISSEUND
B = Bundesgebiet, SH = Schleswig-Holstein, NF = Nordfriesland (alle Angaben in Prozent)
Beteiligung
SPD
Union
FDP
Grüne
PDS / Linke
Sonstige
B 02
79,1
38,5
38,5
7,4
8,6
4,0
3,0
SH 02
80,7
42,9
36,0
8,0
9,4
1,3
2,4
Der Sylter Ingbert Liebing
(CDU) gewann bei der "UN
DESTAGSWAHL am 18. September
das Direktmandat im Wahlkreis 2 (Nordfriesland / Dithmarschen-Nord). Er folgte damit
Peter Harry Carstensen nach,
der seit 1983 dem Bundestag
angehört hatte und dessen Prominenz gewiss zu dem deutlich
über dem Landesschnitt liegenden Unions-Ergebnis von
41,6 % im Kreis Nordfriesland
NF 02
74,9
42,8
39,0
8,1
7,1
1,0
2,0
B 05
77,7
34,2
35,2
9,8
8,1
8,7
4,0
SH 05
79,1
38,2
36,4
10,1
8,4
4,6
2,7
NF 05
77,2
36,2
41,6
10,1
6,2
3,6
2,3
beitrug. Die FDP landete hier
bei 10,1 %, es hätte für eine absolute schwarz-gelbe Mehrheit
gereicht. Die SPD lag mit 36,2 %
– auch hinter ihrem Landesergebnis – deutlich zurück, wenn
auch höher als im Bund. Die
Grünen und die Linkspartei kamen in Nordfriesland weit unter
ihrem jeweiligen Bundesschnitt
ein. Die NPD blieb unter ihrem
Bundestrend, gewann hier aber
doch über 1 500 Stimmen.
FP
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Foto: Dieter Wrege
./2$&2)%3,!.$
)-(%2"34
damit der größte in Mitteleuropa. Das Gebiet stellt eine der
fruchtbarsten Regionen der
Erde dar. Auf einer Fläche von
100 Quadratmetern entwickeln
die Tiere eine Biomasse von
drei bis zwölf Tonnen. „Das
ist mehr als im Urwald“, sagt
Monika Hecker, Sprecherin des
Nationalparkamtes.
Johann Hansen
hääwe göljne än oudere medalje mabroocht foon di 7ORLD
-ASTERS !THLETICS #HAMPION
SHIPS 22. august-3. september
önj San Sebastian önj Spanien.
Dåt san e mäisterschape for da
üülje. Reuter kamt foon Hüsem
än heet önj e ålersklas M (dåt
stoont for „kjarls“) 75 fiiw tiitle
än iinj treed plåts wünen. Hansen as en fraschen üt Risem än
wörd wråålsmäister M 65 önj e
7ERFER&ÇNFKAMPF (smite ma
kuugel, diskus, speer, håmer
än wächt) än wün silwer önjt
stiitjen foon e kuugel.
Drei Jugendliche aus Nordfriesland gewannen Anfang
Oktober einen mit 1 000 Euro
dotierten 3ONDERPREIS DES
"UNDES5MWELT7ETTBE
WERBS "57. Die Husumer
Hermann-Tast-Schüler Niklas
Süphke und Fynn Kohn sowie
der Schwabstedter Lasse Roth
brillierten mit ihrer Arbeit
„Von der Waldforschung zum
Recyclingpapier – Wir gehen
der Sache auf den Grund“. 224
Nachwuchsforscherinnen und
-forscher im Alter von 13 bis 21
Jahren hatten 84 Arbeiten bei
der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF)
in Braunschweig eingereicht.
Das Fazit der Nordfriesen lautete: „Humus, die fruchtbarste
Schicht des Bodens, ist im
Regenwald kaum vorhanden.
Er kann nach der Abholzung
deshalb auch nicht wiederhergestellt werden.“ Erste Maßnahme: In der Schule wird zum
Kopieren nur noch Recyclingpapier benutzt.
(ARRY+UNZ
5
*UBIL²UMIN"REDSTEDT
*AHRE.ORDFRIISK)NSTITUUT
Fotos (9): Sven Gerlach
Das .ORDFRIISK )NSTITUUT feierte
sein 40-jähriges Bestehen. Zahlreiche Interessierte – hier Kinder
von der 2ISUM3KOLE 2ISEM
3CHÂLJ aus Risum, links Schulleiter
Jörgen Jensen Hahn – nutzten den
Tag der offenen Tür am 2. September, um einen Blick hinter
die Kulissen der Institutsarbeit zu
werfen. Zahlreiche vom InstitutsTeam koordinierte Aktivitäten
boten dafür Anknüpfungspunkte.
So war den jungen Besuchern die
Aufgabe gestellt, 40 Vokabeln aus
unterschiedlichen
friesischen
Mundarten zu identifizieren, die
im ganzen Haus verstreut etwa
an Tische (zum Beispiel FRASCH
SCHEEWE), Schränke (3ÂLRING
3KAAPE) oder Papierkörbe FERING
PAPIARKURWE geklebt waren.
Friesische Märchen wurden vorgelesen und Boor-Buulu-Filme
waren zu sehen.
Dr. Susanna Swoboda-Riecken
und Dr. Claas Riecken vom FERIAN
FÂR EN NUURDFRESK RAADIO führten
für die Erwachsenen ihre friesischen Video- und Radioproduktionen vor.
Der Nordfriesische Heimatverein Dagebüll – rechts im Bild
Vorsitzender Melf Paulsen, links Hans Otto Meier, Vorsitzender des Nordfriesischen Vereins – bot frisches Brot aus
seinem Fahretofter Backhaus an.
6
Für die &RIISK &ORIINING bot JÂÂGEDKONSULENT Gary Funck
– links im Bild – einen Schnellkurs im „Knüffeln“ an, einem
traditionellen, früher und jetzt erneut auch in Nordfriesland sehr beliebten Kartenspiel.
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Dr. Maria-Gesine Thies und Inken Holst von den Sylter
3PÂLKIS, einer Theatergruppe der 3ÂL@RING&ORIINING führten
einen Sketch aus dem Sylter Gerichtswesen auf.
Kirsten Grote (zweite von rechts) koordinierte im Auftrag
des Instituts das facettenreiche Jubiläumsprogramm und
brachte dabei zahlreiche Ideen ein.
Unter der Leitung von Margret Ketelsen führten Frauen aus
Föhringer Trachtengruppen friesische Tänze auf.
Kinder aus Drelsdorf tanzten – bei strahlendem Sommerwetter – in selbst gebastelten Kostümen die Vogelhochzeit.
Erika Eifler und Gerd Kühnast präsentierten die Arbeit der
IG Baupflege. Eröffnet wurde eine Ausstellung mit Baupflege-Cartoons der Zeichnerin Eva Baumann.
Dr. Paul-Heinz Pauseback (stehend Mitte) berichtete aus
der Arbeit des von ihm ehrenamtlich betreuten Auswanderer-Archivs Nordfriesland im .ORDFRIISK)NSTITUUT.
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
7
0ETER(ARRY#ARSTENSEN
3ELBSTBEWUSSTES(EIMATGEFÇHL
ALS"ASISFÇR7ELTOFFENHEIT
:UMJ²HRIGEN*UBIL²UMDES.ORDFRIISK)NSTITUUT
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AUFDENLETZTEN0LATZ./2$&2)%3,!.$
DOKUMENTIERTDIE2EDEVON-INISTER
PR²SIDENT0ETER(ARRY#ARSTENSEN
Über die Einladung, hier zu Ihnen zu sprechen, habe ich mich sehr gefreut, und zwar
nicht nur aufrichtig, so wie der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein
sich über alle Einladungen freut, weil er in
einem engen Kontaktt stehen will zu den
Menschen im land; auch nicht deshalb, weil
der Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär
Heinz Maurus, im April dieses Jahres zum
ersten stellvertretenden Kassenprüfer des
Trägervereins des Nordfriesischen Instituts
gewählt wurde. Nein: Über diese Einladung
habe ich mich deshalb besonders gefreut,
weil ich in Nordfriesland zu Hause bin, weil
Nordfriesland meine Heimat ist und weil
ich zu Ihnen als Nordfriese sprechen kann,
als erster Nordfriese, der zum Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein
gewählt wurde!
Ich gratuliere Ihnen von Herzen zum
40-jährigen Bestehen des Nordfriesischen
Instituts, weil ich weiß, wie wichtig eine
solche Forschungseinrichtung ist, die einerseits in die Wissenschafts-Szene eingebunden und gleichzeitig regional verankert ist.
Ich bin fest davon überzeugt: Es ist kein
Zufall, dass sich gerade in unseren Tagen
so viele Menschen für traditionelle Feste begeistern und sich auf die Eigenheiten ihrer
Region besinnen. Ich meine: Je mehr wir im
Alltag erfahren, wie rasend schnell sich die
Welt ändert, desto mehr suchen Menschen
nach Verankerung.
Die viel beschworene Globalisierung
findet ihre Reaktion auch in den Regionen.
Denn mit dem Begriff „Globalisierung“ verbinden viele Menschen die Angst, etwas zu
verlieren: die Heimat, die eigene Identität,
die Möglichkeit, auf das Einfluss zu nehmen,
was das eigene Leben bestimmt – sei es nun
die Wirtschaft oder sei es die Politik.
Noch viel wichtiger ist es allerdings zu
verhindern, dass die Globalisierung auch
zum Verlust der kulturellen Identität und
der kulturellen Vielfalt führt. Kulturelle Viel-
Ik froi me ordi, dåt maning goue waane üt e loondäi än e stootskanslii diheere saneene
wider e wäi eefter Bräist fünen hääwe. Ik froi me uk ouer da maning komunoolpoliitikere,
wat kiimen san. En tunk ål önj forüt tu üüs poodiumsdiilnaamere, wat diiljwis wid räised
san, am heer tu weesen. Spesjäl tu da fertreesere foon üüs süsterinstitutsjoone üt e Lausitz, üt Weest- än Ååstfraschlönj.
%NSRLIGVELKOMSTTILVORESDANSKEVENNER)DE´R)NSTITUTTETHAREKSISTERETVARDEN
ST’TTEVIlKFRA33&MENOGS´FRAMNDSOM4ROELS&INKENUUNDVRLIGHJLPISRIDE
VANSKELIGEOGMEGETVANSKELIGETIDER.
Et Instituut as ai et resultoot foon en stootlik entschiising, nåån, dåt as et produkt – e
beerid – foont strääwen am e Frasch Bewääging. Dåt bürgerschaplik engagement foon
frasche wüste än kjarls heet gliks eefter e krich e grünlååge schååfed for wat besuners önj
Slaswik-Holsteen. Ouers e Frasch Bewääging, än da mansche wat‘s dräägen hääwe, wjarn
uk wat besuners. E grünleedere foont Instituut wjarn keempe. We schan diling ai ferjeese,
dåt we mån måntjes san, wat en gouen ütlöke fort frasch bloot hääwe, ouerdåt we aw jare
schulere stönje.
Thede Boysen, forsater foon e 6EREIN.ORDFRIESISCHES)NSTITUT
8
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Fotos (3): Harry Kunz
Nordfrieslands Kreispräsident Helmut Wree, Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Thede Boysen, Vorsitzender
des Institutsvereins, Prof. Dr. Thomas Steensen, Direktor
des .ORDFRIISK)NSTITUUT. Der Kreispräsident hob in seinem
Grußwort hervor: „Wenn dat dat Institut nich geev, mussten wi dat gau installeren.“
falt ist ein Markenzeichen unseres Landes.
Nur hier bei uns in Schleswig-Holstein gibt
es mit der dänischen Minderheit, der friesischen Volksgruppe und den Sinti und Roma
deutscher Staatsangehörigkeit gleich drei
nationale Minderheiten und Volksgruppen.
Für viele Menschen bedeutet Globalisierung auch die Befürchtung, dass ihre Traditionen und ihre Sicht der Dinge verdrängt
und überlagert werden durch einen kulturellen Einheitsbrei. Auch deshalb ist die
Beschäftigung mit der eigenen Umgebung,
der eigenen Geschichte wichtig – weil die
Menschen ihre Wurzeln finden, sich über
ihre Geschichte und ihre Lebensverhältnisse klar werden: So kann aus Vertrautheit
eine Sicherheit erwachsen, die nicht auf sich
selbst bezogen ist, sondern Freiräume lässt
für Weltoffenheit und für den Blick über
Warften und Deiche.
So verstanden ist ein selbstbewusstes
Heimatgefühl kein Reservat, in das man sich
flüchten kann angesichts der Entwicklung
der Welt. Es ist vielmehr ein Fundament, das
es einem ermöglicht, neue Herausforderungen anzunehmen. Wenn es Orte gibt, die für
die Nordfriesinnen und Nordfriesen etwas
von dieser heimatlichen Identität vermitteln, dann gehört das Nordfriesische Institut
mit Sicherheit dazu.
Der Geburtstag des Nordfriesischen Instituts allerdings fällt in ein Jahr, das für
uns in Schleswig-Holstein von besonderer
Wichtigkeit ist: Es gehörte zu meinen eindringlichsten und bewegendsten Erlebnissen in diesem Jahr, an den Feierlichkeiten
zum 50. Jahrestag der Bonn-Kopenhagener
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Erklärungen in Sonderburg und an der Ausstellungseröffnung aus diesem Anlass in Kiel
teilzunehmen. Bewegend deshalb, weil die
Veranstaltungen allen vor Augen führten,
dass die Bonn-Kopenhagener Erklärungen
nicht nur bedrucktes Papier sind, sondern
mit Leben erfüllt worden sind.
Wer aus Nordfriesland kommt, erlebt Tag
für Tag, was es heißt, in einem Land mit
kultureller Vielfalt zu leben: Hier bei uns
wird Plattdeutsch und Dänisch und natürlich Friesisch in verschiedenen Dialekten
gesprochen. Und manchmal – aber eher
selten – auch einmal Hochdeutsch.
Bei uns in Schleswig-Holstein und auf dänischer Seite ist in der Minderheitenpolitik
Neuland betreten und Vorbildliches geleistet worden: Was einmal eine historische
Hypothek war, wurde zum Zukunftskapital,
das Früchte trägt.
Sehr bald nach der Unterzeichnung der
deutsch-dänischen
Erklärungen
sollte
sich zeigen, dass es nicht nur darum ging,
die Grundrechte der Deutschen mit dem
dänischen Pass und der Dänen mit dem
deutschen Pass zu verankern. Die Erklärungen wiesen weit darüber hinaus: Es sollte
auch darum gehen, die freundschaftlichen
In zwei von NDR-Redakteur Ernst Christ
geleiteten Talkrunden
äußerten sich Partner
und Nutzer des .ORD
FRIISK )NSTITUUT zu
dessen Bedeutung für
verschiedene Aspekte
der friesischen Arbeit:
Ada Bieber, Flensburger Friesisch-Studentin, (hier im Bild), Prof. Dr. Heiner Dunckel, Rektor der
Universität Flensburg, Jörgen Jensen Hahn, Vorsitzender
der &RIISK&ORIINING, Prof. Dr. Jarich Hoekstra, Professor für
Friesisch an der Universität Kiel, Dr. Jørgen Kühl, Direktor
des )NSTITUTFOR'RNSEREGIONSFORSKNING in Apenrade, Gerd
Kühnast, Vorsitzender der IGB, Hans Otto Meier, Vorsitzender des Nordfriesischen Vereins, Ingwer Nommensen,
Vorsitzender des Interfriesischen Rates, Prof. Dr. Dietrich
Scholze, Direktor des Sorbischen Instituts in Bautzen, Dr.
Walter Schulz, Direktor der Ostfriesischen Landschaft in
Aurich, Jakob Tholund, früherer langjähriger Vorsitzender
des Friesenrates.
Die Hörfunk-Chefin der Welle Nord, Elke Haferburg. und
Thomas Steensen präsentierten zwei CDs zum Erzählwettbewerb u&ERTEEL IINJSENh, deren Herstellung der NDR im
Studio Flensburg technisch betreute.
9
Beziehungen zwischen dem Königreich
Dänemark
und
der
Bundesrepublik
Deutschland allgemein zu fördern und zu
festigen. Schleswig-Holstein hat aufgrund
seiner Geschichte eine besondere Beziehung zu Dänemark. Und ich freue mich,
dass die beiden Minderheiten kein Zankapfel mehr sind, sondern grenzüberschreitende Brückenbauer. 50 Jahre ist es her: Damals
überwanden der dänische Staatsminister
und Außenminister H. C. Hansen und der
deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer
Hürden, die sich im Laufe von Jahrzehnten
in den Köpfen nicht weniger Menschen festgesetzt hatten. Sie haben ihre Unterschriften unter Dokumente der Menschlichkeit
und der Völkerverständigung gesetzt.
Der Status, den die friesische Volksgruppe heute in Schleswig-Holstein einnehmen
kann, baut letztlich auch auf den minderheitenpolitischen Fundamenten auf, die im
Rahmen der Bonn-Kopenhagener Erklärungen entwickelt wurden.
Als Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein habe ich im Zuge der Jubiläumsfeierlichkeiten bekannt und wiederhole
auch hier aus voller Überzeugung: Die Minderheiten diesseits und jenseits der Grenzen
und unsere Freunde in Dänemark können
darauf vertrauen, dass die Minderheitenpolitik in meiner Staatskanzlei gut aufgehoben
ist! Mit meinem Namen, mit dem Namen
von Heinz Maurus, meinem Chef der Staatskanzlei, und mit Caroline Schwarz als meiner Beauftragten für Minderheitenpolitik
und Kulturpolitik steht diese Regierung für
einen positiven Kurs in der Minderheitenpolitik. Wer will, der kann es auch als ein
Zeichen der Kontinuität verstehen, wenn
ich bei dieser Gelegenheit Renate Schnack
danke, die als Minderheitenbeauftragte gute
Arbeit geleistet hat. Sie hat sich national und
international engagiert. Und sie hat dafür
gesorgt, dass die Minderheiten einen engen
Draht in die Staatskanzlei hatten. Dies ist
auch mit Caroline Schwarz so geblieben.
Ich kann mich noch gut erinnern: Im September 1988 hat der Schleswig-Holsteinische Landtag auf Antrag der Fraktionen der
SPD, der CDU und des Abgeordneten Karl
Otto Meyer vom SSW einstimmig beschlossen, für die friesische Bevölkerungsgruppe
Schleswig-Holsteins ein Landtagsgremium
zu bilden. Die konstituierende Sitzung fand
am 27. Februar 1989 unter dem Vorsitz der
10
damaligen Landtagspräsidentin Lianne
Paulina Mürl im Landeshaus in Kiel statt.
Dabei waren damals auch die beiden Bundestagsabgeordneten aus Nordfriesland:
Manfred Opel für die SPD und für die CDU
Peter Harry Carstensen! Seit dieser Zeit hat
sich minderheiten-politisch eine ganze
Menge bewegt. Ich will hier heute die Meilensteine in Erinnerung rufen.
Im Jahr 1990 wurde als Grundlage der
schleswig-holsteinischen Minderheitenpolitik der Artikel 5 in die Landesverfassung
eingefügt. Damit wurden der Schutz und
die Förderung auch für die friesische Volksgruppe als Staatsziel festgeschrieben. Sechs
Jahre später konnte nach jahrelangen Verhandlungen zwischen dem Königreich Dänemark, dem Bund und dem Land das %URO
PEAN#ENTREFOR-INORITY)SSUES in Flensburg
errichtet werden.
1998 trat das Rahmenübereinkommen des
Europarates zum Schutz nationaler Minderheiten in Deutschland in Kraft. Nach der von
der Bundesrepublik Deutschland abgegebenen Erklärung bei Zeichnung dieses Abkommens wird das Rahmenübereinkommen
„auch auf die Angehörigen der traditionell
in Deutschland heimischen Volksgruppen
der Friesen“ angewendet.
Ein Jahr später trat die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen
in Deutschland in Kraft. Neben der Minderheitensprache Dänisch und der Regionalsprache Niederdeutsch wird damit auch
Nordfriesisch im nordfriesischen Sprachgebiet nach Teil III geschützt. Gerade die
Aufnahme in die Sprachencharta wurde von
den Friesen und vor allem von denen, die
noch aktiv oder passiv einen der nordfriesischen Dialekte sprechen, als Zeichen der
Wertschätzung verstanden – völlig zu Recht,
wie ich finde. Zugleich hat es Mut gemacht,
die Sprache nicht nur zu Hause an der KlönDör, sondern öffentlich zu sprechen. Für
mich als „Plattdüütsch-Schnacker“ kann ich
es jedenfalls so beschreiben.
Im November letzten Jahres dann hat
der Schleswig-Holsteinische Landtag das
Gesetz zur Förderung des Friesischen im
öffentlichen Raum, kurz: das Friesisch-Gesetz, beschlossen. Hier war der Abgeordnete Lars Harms eine treibende Kraft. Er hat
die Diskussion auf selbstbewusste Art und
Weise vorangetrieben. Die Beratungen zu
diesem Gesetz in den Landtagsausschüssen
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Deshalb freue ich mich,
dass in Nordfriesland an
zentralem Ort in Bredstedt
ein Institut gewachsen ist,
das sich auf der Grundlage
wissenschaftlicher
Objektivität und in national- und
parteipolitischer Neutralität
auf die friesische Sprache
und Kultur konzentriert.
Als zentrale wissenschaftliche Einrichtung in Nordfriesland widmet sich das
Institut nun vier Jahrzehnte
Die Gruppe +L´NGSP´L sorgte unter der Leitung von Christine Burkart im Bürger- der Pflege und Förderung,
der Dokumentation und
haus für den musikalischen Rahmen.
Erforschung der friesischen
und insbesondere die Anhörung, die im Sprache, der Geschichte und der Kultur.
.ORDFRIISK )NSTITUUT im Juni 2004 stattfand, Dieser wissenschaftliche Kristallisationshaben die große symbolische Bedeutung punkt führt haupt- und ehrenamtliche
des Gesetzes für die Friesische Volksgruppe Forschung zusammen und versteht sich als
deutlich gemacht. Ob durch das Friesisch- Dienstleister all derer, die sich – in welcher
Gesetz die Übernahme neuer Verpflichtun- Weise auch immer – für Nordfriesland engagen aus Teil III der Charta möglich ist, wird gieren und interessieren.
Dass dies alles zwar mit wohlwollender
gegenwärtig noch geprüft.
Das elementare minderheitenpolitische und finanzieller Unterstützung, zu der auch
Prinzip der Bekenntnisfreiheit, das in den das Land Schleswig-Holstein seinen Teil
Bonn-Kopenhagener Erklärungen formu- beiträgt, aber doch in privater Trägerschaft
liert wurde, findet sich nun in der Landes- geschieht, ist für mich vorbildlich: ein schöverfassung und auch in der Präambel des ner Ausdruck bürgerschaftlichen SelbstFriesisch-Gesetzes. Wenn ich richtig deute, bewusstseins und ein frühes Beispiel einer
was ich in der letzten Zeit gehört habe, 0UBLIC0RIVATE0ARTNERSHIP. Dafür gilt Ihnen,
ist für manchen Friesen dieser Satz in der sehr geehrter Herr Boysen, stellvertretend
Präambel wichtiger als die nachfolgenden für die vielen Menschen, die sich hier engaParagrafen.
gieren, mein herzlicher Dank. Ich wünsche
Wir in Schleswig-Holstein – und da schlie- dem Nordfriesischen Institut, dass es wie in
ße ich die Nordfriesinnen und Nordfriesen der Vergangenheit in der Lage ist, viele Mennun mal mit ein – wissen, dass Heimatbe- schen anzusprechen, zu überzeugen und
wusstsein und Weltoffenheit die zwei Seiten zu gewinnen. Das Institut ist, sehr geehrter
ein- und derselben Medaille sind. Dazu Herr Professor Steensen, ein herausragengehört auch, dass wir uns der Geschichte der Standort in der landeskundlich-regionicht verklärt zuwenden: Mit den nostalgi- nalgeschichtlichen Forschungslandschaft.
schen Bildern von der guten, alten Zeit kann
Und: Es ist ein Ergebnis einer von großem
man sich vielleicht am Ofen wärmen. Die Konsens bestimmten schleswig-holsteiniHerausforderungen des 21. Jahrhunderts schen Minderheitenpolitik. Ich weiß ganz
besteht man damit nicht.
persönlich, dass es zum Wohle des Landes
Aber: Wer die Zukunft gewinnen will, der Schleswig-Holstein und zum Wohle seiner
muss die eigene Geschichte, muss die eigene Menschen keine Alternative zu einer konKultur kennen! Und deshalb identifiziere ich struktiven und auf gegenseitigem Vertrauen
mich voll und ganz mit meiner Heimat. Sie ist basierenden Minderheitenpolitik gibt.
ein Teil meiner Identität. Schleswig-Holstein
Ich finde: Das 40jährige Bestehen des
prägt nicht nur im Amt des Ministerpräsi- Nordfriesischen Instituts im Jubiläumsjahr
denten mein Berufsleben. Es hat mir viel mit der Bonn-Kopenhagener Erklärungen ist
auf den Weg geben. Dafür bin ich dankbar. von hoher Symbolkraft. Und ich finde, dass
Darauf bin ich auch ein bisschen stolz!
dies auch ein Grund zum Feiern ist.
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
11
+NUT+IESEWETTER
%RERHOBDIE3TIMMEn
UNDESWAR6OLKSGESANG
.ACHRUFAUF&IEDE+AY
!M3EPTEMBERVERSTARBDER
"REDSTEDTER3²NGERUND+RÇGER
&IEDE+AY+NUT+IESEWETTERWÇRDIGT
DEN7EGGEF²HRTEN
Foto: Archiv Knut Kiesewetter
Fiede Kay wurde am 26. September 1941 als
Sohn des Tagelöhners Max Kay in Breklum,
Nordfriesland, geboren.
Wenn man ihn auf seine Herkunft ansprach, hatte man immer den Eindruck,
dass ihm dieses peinlich sei, wobei ich doch
der Meinung bin, dass er darauf stolz sein
konnte, wie weit er es gebracht hatte. Eigentlich hieß er Hans-Friedrich, aber, wie in
Nordfriesland üblich, wurde er von klein an
Fiede genannt. Er war das jüngste von sechs
Kindern und das geliebte Nesthäkchen.
Anfang der 50er Jahre lernte ich ihn in
Garding kennen, weil er seinen Bruder Willi,
der damals als Bäckergeselle in Garding lebte, oft in den Ferien besuchte.
Fiede Kay und Knut Kiesewetter um 1972
12
Sein Lebensweg war ihm von der Familie
her eigentlich vorgezeichnet. Doch als der
Bauer, bei dem Fiede nach der Schule als
Knecht zu arbeiten anfing, seine Machtstellung mit der Pferdepeitsche zu unterstreichen versuchte – in den 50er Jahren war das
noch an der Tagesordnung – sah Fiede seine
Karriere als Landmann abrupt für beendet
an. Er versuchte sich darauf als Maurer, was
er damals als seinen Traumberuf ansah. Als
Maurer muss man sehr früh aufstehen und
das passte dem Nachtmenschen Fiede Kay
wiederum auch nicht. So versuchte er sich in
freieren Berufen, z. B. als Handelsvertreter.
Schon als Kind hatte Fiede versucht, das
Quetschenspiel zu erlernen, und als 14-Jähriger spielte er erstmalig mit seinem Onkel
(Schlagzeug) zum Dorftanz auf. Hier kam er
zum ersten Mal mit Alkohol in Berührung
und schien schon damals viel davon zu
vertragen. Er, wie sein Onkel, schafften ihre
Instrumente auf dem Fahrrad nach Hause,
wobei nicht er, sondern sein Onkel mit dem
Schlagzeug plus Rad im Straßengraben landete.
Fiede „muckte“ (spielte) ab nun fast regelmäßig am Wochenende. Er wurde auf der
Quetsche nie ein Meister, aber er sang sehr
schön und gewann manchen Sängerwettstreit im Norden Schleswig-Holsteins.
Auch ich gehörte damals zu den „Muckern“ und so sahen wir uns ab und zu
wieder. Dann verließ ich Nordfriesland, um
in Lübeck und Hamburg Musik zu studieren
und danach als Jazz- und Schlagersänger
Karriere zu machen. Erst 1971 kam ich nach
Nordfriesland zurück. Wir hatten uns den
„Fresenhof“ bei Bohmstedt gekauft. Und so
traf ich Fiede wieder.
Als Vertreter muss man unbedingt einen
Führerschein haben. Weil ihm aber ein PoNORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Foto: shz-Archiv
Fiede Kay mit „Quetsche“
lizist den Genuss von ein paar läppischen
Bieren übel nahm, wurde Fiede zum ersten
Mal seinen Führerschein und somit seinen
Job los. So bot mir Fiede an, bei der Restauration des „Fresenhofs“ zu helfen, wofür ich
ihm sehr dankbar war. Während seiner Arbeit war ich sein Handlanger und hörte ihn
ständig dabei singen.
Seine Art zu singen gefiel mir inzwischen
noch besser, und da ich schon manche
Lieder für Kollegen geschrieben hatte und
gerade zwei Lieder bei mir auf dem Schreibtisch lagen, die bestellt und nicht abgeholt
wurden, fragte ich Fiede, ob er Lust habe,
diese auf Schallplatte zu singen. Fiede war
völlig aus dem Häuschen vor Begeisterung.
Das hatte er sich ewig gewünscht. Ich aber
hatte nicht daran gedacht, dass er schon
über 30 war und in der kommerziellen Branche somit ein Start wegen „Überalterung“
unmöglich war. Ich blieb also auf meiner
Produktion sitzen. Erst eine ganz kleine
Firma in Hamburg kaufte die Bänder an,
und der Chef war so von Fiedes Gesang begeistert, dass er gleich eine zweite Single bei
mir bestellte. Direkt nach Abliefern dieser
Produktion ging die Firma pleite. Das war‘s
dann also, Fiede Kay. Ein Traumstart in eine
neue Karriere!
Inzwischen hatte ich ein paar plattdeutsche und friesische Lieder aufgenommen,
die sehr erfolgreich waren, und als ich einer
großen Schallplattengesellschaft Fiede Kay
mit solchen Liedern anbot, interessierte es
nicht mehr, dass er inzwischen 33 war. Und
so kam Fiede dann doch noch zu seiner späten Karriere.
15 Alben und viele Singles habe ich mit
ihm produziert. Produzent heißt in der
Musikbranche, dass man als Regisseur im
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Studio ebenso verantwortlich ist wie für die
Auswahl der Stücke, mit dem Sänger die Interpretation erarbeitet und (seit rund 25 Jahren) auch die gesamte Produktion bezahlt.
Fiede Kay war für mich der wahrhaftigste
Folkloresänger Deutschlands. Nichts war an
ihm gekünstelt. Er erhob die Stimme – und
es war Volksgesang.
Seit Anfang der 70er Jahre hatte er seine
eigene Kneipe, „Fiedes Krog“ in Bredstedt
am Markt. Und das war auch gut so. In so
einem Krog gehen ja alkoholische Getränke
glücklicherweise nicht so schnell aus. Denn
wenn wir am Tresen die nächste Produktion
besprachen, ging das Arbeitstrinken oft in
ein Kampftrinken über. Fiede war einer, von
dem man in Bredstedt voller Hochachtung
sagt: De kann gut schwiern (Der kann gut
feiern). Und wir konnten gut feiern und
waren dabei oft furchtbar albern. Jeder versuchte den anderen mit dem neuesten Witz
zu übertreffen. Nichts ist mir so gegenwärtig
wie sein lachendes Gesicht.
Die weitaus meisten der Lieder, die er auf
Tonträger sang, habe ich für ihn geschrieben, und ich habe mich immer bemüht, ihm
die Stücke auf den Leib zu schreiben.
Schon nach der Veröffentlichung seiner
ersten LP interessierte sich das Fernsehen
für ihn, und obwohl man ihm nun wahrlich
nicht nachsagen konnte, dass er der geborene „Showman“ war, kam er ehrlich und
bodenständig rüber. Fiede Kay wurde das
Synonym für norddeutsche Folklore.
Keiner war so heimatverbunden wie er. Er
hat nie woanders gelebt als in Breklum und
Bredstedt, die vier Kilometer auseinander
liegen.
Obwohl die von ihm besungenen CDs
nachweislich im Verhältnis in Nordfriesland am wenigsten verkauft wurden, liebte
er doch sehr seine Heimat, das Land – und
die Leute.
+NUT +IESEWETTER IST *AZZ UND &OLKMUSIKER
)N DEN ER *AHREN TRUG ER MIT DER 6ERTO
NUNG VON FRIESISCHEN 'EDICHTEN DAZU BEI
EINE BREITERE ­FFENTLICHKEIT AUF DAS .ORD
FRIESISCHE AUFMERKSAM ZU MACHEN "EI DER
"IIKE AUF DEM 3TOLLBERG WURDE DER VON
IHM GEMEINSAM MIT 4AMS *ÂRGENSEN DEM
DAMALIGEN,EITERDESNordfriisk InstituutGE
SCHRIEBENEBiikensungVGLNordfriesland
&EBRUAR 3 ERSTMALS GESUNGEN
!DRESSE.ORDERSTR'ARDING.&
13
"RAUCHENDIE&RIESEN
EINNEUES-ANIFEST
14
im Manifest zum Ausdruck gebrachte Wille
der Friesen, sich gemeinsam zu ihrer eigenen Sprache und Kultur zu bekennen. Trotz
der unterschiedlichen Entwicklung, die in
den einzelnen Frieslanden in den letzten 50
Jahren stattgefunden hat, verbindet dieses
Bekenntnis die Friesen auch heute noch.
Ungeachtet eventuell veränderter Formulierungen muss der Geist des Manifestes für
Folgendes stehen:
Es muss klar unser gemeinsames Bekenntnis zu einer friesischen Identität zum
Ausdruck bringen, die in ihrem Gestaltungswillen in die Zukunft gerichtet ist und sich
nicht auf dumpfe Heimattümelei gründet.
Es muss deutlich werden, dass die friesische Sprache unserer besonderen Fürsorge
bedarf, denn zumindest in der Bundesrepublik gibt es keine institutionalisierte Absicherung, die den Ausbau und Fortbestand
der friesischen Sprache gewährleistet, wie
dies zum Beispiel im Bereich der friesischen
Kultur über Museen, Archive etc. der Fall ist.
Das Manifest darf nicht zu einem Dokument werden, das die Zusammenarbeit mit
Menschen, die sich nicht als Friesen verstehen, verhindert. Nur gemeinsam wird es uns
Gelingen, das Friesische für die Zukunft zu
bewahren. Friesisch ist man nicht dadurch,
dass die Vorfahren Friesen waren. Friese ist
man, weil man sich dafür entscheidet.
7AN E WIINJEWIN WAIT SÇ B²GE DA IINE
BURJEDAOUDEREDRAIEEMEELNINÂNJEWIN
Ingwer Nommensen
am 28. August beim
Upstalsboom
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Foto: Hans Otto Meier
Am 27. August 2005 kamen am Upstalsboom
bei Aurich in Ostfriesland Menschen aus
West-, Ost- und Nordfriesland zusammen,
um an den 50. Jahrestag des dort 1955 verkündeten „Friesischen Manifests“ zu erinnern. Die &RIISK &ORIINING legte aus diesem
Anlass den Entwurf für ein neues Manifest
vor. Der Nordfriesische Verein bezog Stellung dagegen. Nordfriesland bat die Vorsitzenden der beiden Vereine, ihre jeweiligen
Argumente für die Rubrik „pro und contra“
zusammenzustellen.
Der Vorsitzende des Interfriesischen Rates, der Nordfriese Ingwer Nommensen, begrüßte die Versammlung am Upstalsboom.
Er führte unter anderem aus:
Die Medien neigen dazu, komplexe Sachverhalte vereinfacht darzustellen. Dies ist
der Fall, wenn von „deutschen“ oder „niederländischen“ Friesen gesprochen wird.
Wir brauchen kein Adjektiv, das beschreibt,
welche Friesen wir sind. Wir sind Friesen,
das ist Erklärung genug. Die Eigenständigkeit der Friesen und ihrer Sprache wurde in
zwei europäischen Dokumenten ausdrücklich anerkannt, nämlich der Europäischen
Charta für Regional- oder Minderheitensprachen und der Rahmenkonvention zum
Schutz nationaler Minderheiten. Beide
wurden sowohl von der Bundesrepublik
Deutschland als auch vom Königreich der
Niederlande ratifiziert.
Das Friesische Manifest ist heute 50 Jahre
alt, und so wie heute die Frage gestellt wird,
ob ein 50 Jahre altes Dokument noch in die
heutige Zeit passt, so wurde schon zur Zeit
der Entstehung über Inhalt, Formulierung
und Bedeutung diskutiert. Die Mütter und
Väter des Manifestes, meine ich, haben gut
daran getan, sich nicht von Kritikern beirren zu lassen, sondern zur Verfassung des
Manifestes zu stehen. Meines Erachtens
spricht es für das Dokument, dass auch
heute noch, genauso engagiert wie damals
über das Manifest diskutiert wird. Kritik
kann durchaus positiv sein, wenn sie dazu
führt, dass wir Friesen uns konstruktiv mit
Inhalt und Absicht des Manifestes auseinandersetzen. Entscheidend ist für mich der
Friesisches Manifest 1955
Vorschlag der &RIISK&ORIINING
Am Tage des sechsten gemeinsamen Treffens in neuerer Zeit stehen wir Friesen aus
Nord-, Ost- und Westfriesland, aus dem
Saterland und dem Lande Wursten, aus
dem Oldenburger Land und von Helgoland
an der uns allen ehrwürdigen Stätte, am Upstalsboom, wo sich im Mittelalter die Abgesandten der sieben Seelande versammelten.
Wir sind zusammengekommen, weil wir
fühlen, daß wir zusammengehören, und
weil die Kraft dieses Gefühls nach Ausdruck
verlangt; diese Kraft, die lebendig geblieben
ist über alle Wechselfälle der Geschichte
und über alle einmal entstandenen Grenzen
hinweg.
Gemeinsam ist uns das Volkstum, gemeinsam der Kampf gegen die Naturgewalt
der Nordsee, gemeinsam vor allem das Bewußtsein unserer Freiheit von den Niederlanden bis nach Dänemark.
Die Zeit drängt nach größeren Zusammenschlüssen. Die drei Frieslande bejahen
alle Bestrebungen, die zu einem geeinten
Europa führen. Wir gehören freilich mehr
als einem Staate an, fühlen uns aber über
alles Trennende hinweg als Angehörige
eines Stammes, gewohnt und gewillt, unserer Eigenart die Treue zu halten. Mit den
Friesentagen, die im Jahre 1925 in Jever
ihren Anfang nahmen, bekennen wir uns
zur Besinnung auf gemeinsame Werte.
Wir bekennen uns zu einer Kultur, die
in den Tiefen des Volkstums wurzelt. Gemeinsam wollen wir sie pflegen. Wir bitten
alle verantwortlichen Stellen, die kulturelle
Arbeit unserer friesischen Institute und
Verbände recht zu erkennen und sie so zu
fördern, daß ihre volle Entfaltung zum sichersten Deich gegen die gleichmachende
Flut der Massen wird.
Wir bekennen uns zu unserer Muttersprache, sei sie friesisch oder plattdeutsch, die
uns als wertvollstes Gut mitgegeben wurde
und die wir pflegen wollen vor allem anderen. Elternhaus, Schule und Kirche sollen
uns dabei helfen, und alle staatlichen Stellen
weisen wir darauf hin und bitten sie, Größe
und Wert dieser Aufgabe zu erkennen.
Wir bekennen uns zur gemeinsamen Arbeit. Der Friesenrat, den wir berufen, wird
die Aufgabe haben, die Zusammenarbeit
zu verstärken, Wissenschaft und Schrifttum
und alles schöpferische Streben zu fördern
und damit das ehrenvolle Ansehen Frieslands in der Welt zu mehren.
Das Friesische Manifest bedarf einer grundlegenden Überarbeitung. Dieser Auffassung
ist die &RIISK &ORIINING. Folgender, neu gefasster Entwurf für eine gesamtfriesische
Willenserklärung wurde dem Friesenrat zur
Beratung übergeben:
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Friesisches Manifest
Am Tage des fünfzigsten Jubiläums des
Friesischen Manifestes verkünden Friesen
aus Nord, Ost und West: Wir fühlen, dass
wir zusammengehören und als Teil Europas
der sprachlichen und kulturellen Vielfalt
verpflichtet sind.
Gemeinsam sind uns das Volkstum und
das Bewusstsein, als Friesen einen wichtigen Beitrag zum sprachlichen und kulturellen Reichtum Europas zu leisten. Die drei
Frieslande bejahen alle Bestrebungen, die
zu einem gemeinsamen Europa führen. Wir
gehören mehr als einem Staate an, fühlen
uns aber über alles Trennende hinweg als
Angehörige eines Volkes, gewohnt und gewillt, unsere friesische Sprache und Kultur
zu pflegen und auszubauen.
Wir bekennen uns zu unserer friesischen
Sprache, die für uns identitätsstiftend ist
und die wir pflegen wollen vor allem anderen. Wir appellieren an Kindergarten,
Schule, Kirche, öffentliche Verwaltung, Vereine und auch die Medien, uns bei unserem
Bestreben nach Förderung der friesischen
Sprache zu unterstützen. Deshalb weisen
wir vor allem alle staatlichen und öffentlichen Stellen darauf hin und bitten sie, Größe und Wert dieser Aufgabe zu erkennen.
Wir bekennen uns zu einer gemeinsamen
friesischen Kultur, die in unserer eigenen
Sprache und unserem eigenen Volkstum
wurzelt. Gemeinsam wollen wir sie pflegen.
Wir fordern alle verantwortlichen Stellen
auf, die kulturelle Arbeit unserer friesischen
Institute und Verbände so zu fördern, dass
wir Friesen in Deutschland und den Niederlanden eine dem europäischen Standard
entsprechende Unterstützung erhalten.
Wir bekennen uns zu unserer gemeinsamen Arbeit. Die Friesen in Nord, Ost und
West werden auch in Zukunft die Aufgabe
haben, die Zusammenarbeit zu verstärken,
um friesische Sprache, friesische Kultur,
Wissenschaft und Schrifttum und alles
schöpferische Streben zu fördern, damit die
sprachliche und kulturelle Vielfalt in den
Frieslanden und in Europa gestärkt wird.
15
PROnDEERFOR
Unser mittlerweile 50 Jahre altes Friesisches
Manifest ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Dokument. Es ist für seine Zeit
europäisch vorausschauend. Es manifestiert
eine grenzübergreifende europäische und
friesische Identität im Europa der Nationalstaaten und ist für Friesen ungewöhnlich
zukunftsorientiert. Aber es ist auch ein Kind
seiner Zeit, das wie alles im Leben ab und an
eine neue Form braucht, seinen Inhalt aktualisieren und sich neuen kulturell-politischen
Rahmenbedingungen anpassen muss. Der
Wortlaut muss mit dem Sprachverständnis
der heutigen Zeit übereinstimmen und der
Inhalt präziser formuliert werden. Vor 50
Jahren steckte die europäische Union noch
in den Kinderschuhen. Im Manifest von
1955 heißt es: „Die Zeit drängt nach größeren Zusammenschlüssen.“ Inzwischen ist
die EU seit langem politische Realität.
Vor 50 Jahren mag es nötig gewesen sein,
die plattdeutsche Sprache mit einzubeziehen. Im Manifest von 1955 heißt es noch:
„Muttersprache, sei sie friesisch oder plattdeutsch!“ Das niederdeutsche Element des
Manifestes hat sich seither zu einer eigenen
Größe entwickelt und kann heute für sich alleine stehen; es ist ein berechtigtes Anliegen
aller Niederdeutschen in Europa geworden,
wohingegen die friesische Sprache und
Kultur als gemeinsames Identifikationsmerkmal aller Friesen in Europa und allen
anderen Ländern dieser Welt heute deutlicher hervorgehoben wird.
Ein Mitglied des Friesenrates aus Ostfriesland formulierte es so: „Ich bin selber
muttersprachlich plattdeutsch, gleichwohl
meine ich, dass der Interfriesische Rat sein
Profil hinsichtlich der friesischen Sprache
schärfen sollte. Darum geht es mir: Um
eine stärkere Akzentuierung auf das Friesische, nicht aber um eine Ausgrenzung der
Plattdeutschen. Wer will sich schon selber
ausgrenzen? ... Und darüber lohnt sich
Jörgen Jensen Hahn leitet
die 2ISUM 3KOLE 2ISEM
3CHÂLJ in Risum. Seit 1995
ist er Vorsitzender der &RIISK
&ORIINING. (Adresse: Dorfstr.
91, 25920 Risem-Lunham /
Risum-Lindholm, NF.)
16
meines Erachtens auch ein Meinungsstreit
(meinetwegen auch ein Kulturstreit); dieser
kann und sollte so geführt werden, dass das
gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verloren wird.“
Damit bringt er die Sache auf den Punkt.
Denn weder die niederdeutsche Sprache
noch ihre Sprecher sollen ausgegrenzt werden. Aber wie bereits erwähnt, haben sich
für diese Gruppe inzwischen besonders in
Norddeutschland eigene Strukturen mit
entsprechenden Organisationen entwickelt,
mit denen eine Zusammenarbeit nicht nur
denkbar, sondern auch wünschenswert ist.
Ebenso ist es eine Tatsache, dass die
Friesen in den letzten Jahrzehnten als anerkannte Minderheit gesondert herausgehoben und abgesichert worden sind. Dies
wird u. a. in der Landesverfassung, im Friesisch-Gesetz, in der Sprachencharta und im
Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten deutlich. Hier wurden
ganz neue Rahmenbedingungen für die
Friesen und das Friesische geschaffen.
Dieser Entwicklung müssen wir uns auch
bei der Betrachtung des Friesischen Manifestes von 1955 stellen. Das ist verständlich
in &RYSL±N, im Saterland und auch bei den
Ostfriesen – und müsste es auch im Sprachenland Nordfriesland sein.
Es macht also Sinn, unser gemeinsames
Manifest zu aktualisieren, und das in den
drei erwähnten Bereichen: Wortlaut, Inhalt
und Rahmenbedingungen. Die Redewendungen und Ausdrücke des alten Manifestes
mögen für die damalige Zeit die richtigen
gewesen sein. Ob allerdings unsere heutigen Adressaten für moderne Sprach- und
Kulturarbeit sich als Angehörige eines
„Stammes“ fühlen, dessen Kultur „in den
Tiefen des Volkstums“ wurzelt, das gleichsam als Deich gegen die gleichmachende
Flut der Massen Schutz bietet, ist nicht anzunehmen. Ob diese Formulierungen heute
noch greifen, kann bezweifelt werden. Eher
stärken sie wohl die altbekannten Klischees
über Friesen, wie sie oft in den Medien zur
Anwendung kommen. Hier entsteht dann
das Bild eines eher vergangenheitsbezogenen und rückständigen Menschen.
Das genaue Gegenteil ist der Fall: Friesen
sind moderne Menschen mit viel Kompetenz für das Leben in einer mehrsprachigen,
europäischen Welt, ohne dabei ihre eigene
sprachliche-kulturelle Identität zu verlieren.
Das muss auch in unserem gemeinsamen
Manifest zum Ausdruck kommen!
Dass die EU sich in den letzten 50 Jahren von einem losen Staatenbund zu einer
Union und wirtschaftlichen Weltmacht
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
En
frööligen jul
an lok an
frees uun‘t
nei juar!
En frügelk
Jööl en Lek
en Freer ön‘t
nii Jaar!
Fröiliken jül än en luklik nai iir!
Luk än
freese önjt
nai iir!
entwickelt hat, ist eine Tatsache. Dies hat
auch die Rolle der sprachlich-kulturellen
Minderheiten ohne eigenen Nationalstaat
geändert. Diese werden sich in Zukunft aus
gemeinsamem Interesse viel enger vernetzen und tun dies zum Teil auch jetzt schon.
Friesen rücken hier enger zusammen mit
z. B. Sorben, Rätoromanen und den Kelten
aus Großbritannien.
Auch der allmähliche Übergang von
nationaler Grenzlandpolitik zur Minderheitenpolitik in unserer eigenen Region
hat zu einer Trennung von friesischer und
plattdeutscher Sprach- und Kulturarbeit
geführt, ohne dass hier von Ausgrenzung
die Rede ist. Die meisten Friesen sprechen
beide Sprachen. Das gilt auch für den Verfasser dieses kleinen Textes. Einer Zusammenarbeit beider Gruppen im Bereich der
gemeinsamen Interessen sollte nichts im
Wege stehen, sondern wäre, wie schon erwähnt, wünschenswert.
Wir sollten uns daher alle zu einem zeitgemäßen Manifest entschließen können. Das
ist vermutlich in &RYSL±N, im Saterland und
in Ostfriesland kein Problem. In Nordfriesland (siehe oben) scheint es noch zu haken.
Das hat historische Gründe. – Für den einen
oder anderen ist es sicher auch heute noch
schwer, das Bewahren unserer gemeinsamen Sprache und des damit verbundenen
kulturellen Ausdrucks von überholten
nationalpolitischen Vorstellungen zu trennen. – Aber es geht immer öfter.
Unser überarbeitetes Manifest sollte aber
kein „angepasstes“ sein. Das ist das Original
auch nie gewesen. Es muss ein Dokument
sein, das in die Zeit passt, so dass die, die
nach uns auch mit unserer Sprache und
Kultur leben wollen, für die Zukunft eine
Plattform haben.
7AN HUUM FOON JÇ ÇÇLJ TID IN ÂNJ JÇ NAI
WALSCHINTETASWANElILEFORENSCHÂÂRSTAL
STÂNJE²NETIDHARFERPÇSTETFORENNAIRUNDE
3Ç@NTIDHEETSINÇNS²²KERH²IDEOUERSNUCH
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DI SPR²NG EEFTER FOORNE TU WOOGEN AP ÂNJ E
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²ND´TLATJFÂLKJBAIEHÂNJn­NJDISAN
(Die – hier für den Druck gekürzte – vollständige Stellungnahme sowie weiteres Material
zu der diskutierten Fragestellung sind einzusehen auf WWWFRIISKEDE
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
CONTRAnDEERIINJ
1955 – lediglich zehn Jahre nach Kriegsende – haben friesische Persönlichkeiten aus
allen drei Frieslanden mit einer außerordentlich mutigen Erklärung, dem Friesischen Manifest, nicht nur die Vergangenheit
„bewältigt“. Sie haben mit ihrem klaren
Bekenntnis die Zukunft vorweg genommen
und den Friesen den Weg der inneren Verbundenheit deutlich aufgezeigt.
„Wir sind zusammengekommen, weil wir
fühlen, dass wir zusammen gehören und
weil die Kraft dieses Gefühls nach Ausdruck
verlangt; diese Kraft, die lebendig geblieben
ist über alle Wechselfälle der Geschichte
und über alle einmal entstandenen Grenzen
hinweg.“
Ein derartig starkes Bekenntnis nötigt
uns heute noch Bewunderung und Achtung
ab. Wann wurden jemals wieder die Bande
so eng geknüpft! Das Bewusstsein, Friese – West-, Ost- und Nordfriese – zu sein,
schafft den wirklichen Zusammenhalt.
„Wir gehören freilich mehr als einem
Staate an, fühlen uns aber über alles Trennende hinweg als Angehörige eines Stammes, gewohnt und gewillt, unserer Eigenart
die Treue zu halten.“
Dabei sahen sie sich nicht nur auf ihre
eigene Identität festgelegt, sondern fühlten
sich ihrem jeweiligen Staat zugehörig und
verpflichtet, betrachteten sie sich doch alle
gemeinsam als Teil eines zukünftigen Europas. Die Vielfalt der friesischen Sprachen
und Kulturen – gewachsen in fast zweitausend Jahren – als Einheit zu begreifen,
schien wohl schon damals vor allem in einem geeinten Europa verwirklichbar.
„Die Zeit drängte nach größeren Zusammenschlüssen. Die drei Frieslande bejahen
alle Bestrebungen, die zu einem geeinten
Europa führen.“
Hans Otto Meier ist
pensionierter Schulleiter.
Seit 2000 ist er Vorsitzender des Nordfriesischen
Vereins. (Adresse: HansMomsen-Str. 27, 25899
Foortuft / Fahretoft, NF.)
17
Seit dem denkwürdigen Ereignis, der
Verkündung des Manifestes, sind 50 Jahre
vergangen, haben die Politiker der europäischen Staaten 50 Jahre an der Verwirklichung
gearbeitet. Noch aber sind viele Brücken zu
bauen; die Friesen sollten nicht versäumen,
sie mit zu planen und zu nutzen.
Friese ist, wer Friese sein will. Friese sein
gründet auf ein Gefühl des Zusammenhalts,
der Zugehörigkeit, geprägt durch die Geschichte der Frieslande, durch die sprachlichen und kulturellen Ausprägungen, durch
die Lebensweise und durch die Brauchtumspflege.
„Gemeinsam ist uns das Volkstum, gemeinsam der Kampf gegen die Naturgewalten der Nordsee, gemeinsam vor allem
das Bewusstsein unserer Freiheit von den
Niederlanden bis nach Dänemark.“
Nichts kann darüber hinwegtäuschen,
dass vor allem die friesische Sprache auch
in den letzten 50 Jahren erheblich an Bedeutung eingebüßt hat. Es ist daher jede
nur denkbare Anstrengung notwendig, sie
zu erhalten und zu fördern. Aber schon
1955 waren sich die Schöpfer des Manifestes darüber einig, dass die friesische Identität nicht nur von der friesischen Sprache
abhängig ist.
„Wir bekennen uns zu unserer Muttersprache, sei sie friesisch oder plattdeutsch,
die uns als wertvolles Gut mitgegeben
wurde und die wir pflegen wollen vor allem
anderen.“
Respektieren wir also gemeinsam die unterschiedlichen Sprachen, Mundarten und
Dialekte und achten wir in den Frieslanden
die Aussagen des Manifests. Nur so ist es zu
erklären, dass sich die Ostfriesen stolz als
Friesen bezeichnen, obwohl die friesische
Sprache dort schon seit Jahrhunderten
ausgestorben ist. Welche Legitimation hätte
sonst die Mitgliedschaft Ostfrieslands im
Interfriesischen Rat? Ähnliches gilt auch für
viele Bereiche im Kreis Nordfriesland: Pellworm, Nordstrand, Halligen, Eiderstedt und
das südliche Festland ab etwa Bredstedt.
Inhaltlich hat das Manifest nichts von
seiner Gültigkeit verloren, es ist aktuell wie
eh und je. Den Text infrage zu stellen, ihn
etwa bearbeiten zu wollen, bedeutet den
18
Geist des Manifestes zu verändern und zu
verfälschen!
Die &RIISK&ORIINING hat sich nicht gefragt
und innerhalb der Friesenvereine diskutiert,
ob das Manifest nach 50 Jahren eventuell
neue Gesichtspunkte vermissen lässt. Das
propagierte so genannte neue Manifest
kommt einer Demontage gleich. Die inhaltlichen Veränderungen entsprechen jedoch
voll der Vereinsphilosophie der &ORIINING.
Es wird das vereinseigene Ziel, die Friesen
seien ein eigenes Volk, eingeführt und für
die plattdeutsche Sprache und Kultur ist im
Manifest kein Platz mehr.
Angesichts der realistischen Situation in
Ost- und Nordfriesland sind diese Veränderungen eindeutig kontraproduktiv. Gerade
die Mehrheitsbevölkerung für die friesische
Geschichte, Sprache und Kultur zu begeistern und sie in ihrer friesischen Identität zu
stärken, sollte ein vordringliches Ziel sein.
Die Friesen benötigen kein neues Manifest. Der Nordfriesische Verein hat das
Friesische Manifest anlässlich seiner Jahresversammlung auf Pellworm vor 50 Jahren
einstimmig angenommen. Sollten nun Ergänzungen nach unseren heutigen Wertvorstellungen notwendig sein, so müssten diese
erarbeitet, formuliert und auf breiter Ebene
diskutiert werden, Konsens finden und in
eine eigenständige Resolution einmünden.
Wichtiger denn je aber ist der schon damals
erfolgte Appell:
„Elternhaus, Schule und Kirche sollen
uns dabei helfen und alle staatlichen Stellen
weisen wir darauf hin, und bitten sie, Größe
und Wert dieser Aufgabe zu erkennen.“
Für die friesischen Vereine erwächst aber
die Verpflichtung, sich intensiver mit dem
Manifest zu identifizieren, Appelle ernst zu
nehmen, Ziele umzusetzen und die Inhalte
in die Öffentlichkeit zu tragen.
Kein neues Manifest also, sondern ein
neues Selbstverständnis damit umzugehen!
(Der Nordfriesische Verein hat die Reden
anlässlich der Feier zum 50-jährigen Bestehen im August 2005 in einer Broschüre
veröffentlicht. Interessierte können sie in
der Geschäftsstelle in Klockries kostenlos
erhalten.)
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
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Vielleicht erinnern Sie sich an einen vor Jahren sehr geläufigen Werbespruch für eine
Tabakmarke: Drei Dinge braucht der Mann:
Feuer – Pfeife – … und dann kam der Name
des Tabaks.
Ein Dreiklang für Schlüttsiel könnte lauten: Deich – Siel – Hafen.
Sehen wir uns die drei Bestandteile etwas
genauer an!
Der $EICH ist der des Hauke-Haien-Koogs,
knapp sieben Kilometer lang, ursprünglich
siebeneinhalb Meter hoch, gut 45 Jahre
alt. Dieser Koog hat manches Besondere.
Zunächst: der Name. Wir sehen und hören
geradezu Theodor Storms Schimmelreiter
den Deich entlang galoppieren.
Dass Örtlichkeiten nach bedeutenden
Menschen benannt werden, ist keineswegs
ungewöhnlich, denken wir nur an St. Petersburg, erinnernd an den russischen Zaren,
das zwischendurch nach einer anderen prominenten Person, nämlich nach dem russischen Revolutionsführer Lenin hieß. Auch
in Nordfriesland gibt es viele Beispiele. Der
nicht weit entfernt liegende Juliane-MarienKoog erinnert an eine dänische Königin, der
Cecilienkoog an eine preußische Kronprinzessin, und auch der benachbarte Hafen
Dagebüll heißt wohl nach einem Menschen,
der in seiner Zeit für den Ort recht bedeutNORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
sam gewesen sein muss und Dago oder
ähnlich hieß. Bongsiel ist nach dem ersten
Schleusenwärter benannt. Schlüttsiel geht
allerdings nicht auf einen Mann namens
„Schlütt“ zurück. Ich komme noch darauf.
A
ber mit dem Namen „Hauke-HaienKoog“ hat es nun doch seine eigene
Bewandtnis. Denn diesen Menschen Hauke Haien hat es real nie
gegeben. Theodor Storm kannte sich in der
nordfriesischen Geschichte, insbesondere
in der Deichbaugeschichte recht gut aus.
Für seinen „Helden“ Hauke Haien dienten
ihm verschiedene historische Personen als
Vorbilder: Einer von ihnen war der geniale
Landmann Hans Momsen, der um 1800
nicht weit von hier, in Fahretoft, lebte. u$ER
3CHIMMELREITERh wird von vielen geradezu als
das „Nationalepos“ der Nordfriesen angesehen, er wurde in viele Sprachen übersetzt,
und dessen Hauptfigur, eben der Deichgraf
Hauke Haien, avancierte zum wohl berühmtesten Nordfriesen schlechthin, obwohl es
ihn nie gegeben hat.
Die Idee hatte übrigens der damalige Lehrer in Fahretoft, Hinrich Cornelius Hinrichsen. Eigentlich hatte man an den nahe liegenden Namen „Bongsieler Koog“ gedacht.
Als dann Ministerpräsident Kai-Uwe von
Hassel auf dem Friesenkongress in Niebüll
im Juni 1961 – beinahe zwei Jahre nach dem
Deichschluss – den Namen verkündete, da
brandete stürmischer Beifall auf. Allerdings
gab es auch kritische Stimmen, weil der von
Theodor Storm erdachte Schimmel eher in
der Gegend der Hattstedter Marsch trabte. Aber solche Faktenpedanterie übersah
wohl, dass Storms großes Alterswerk und
damit auch diese Koogsbenennung für das
Grundthema der Landschaft Nordfriesland
19
Der Deich des Hauke-Haien-Kooges wird am 22. September 1959 geschlossen.
steht: die Auseinandersetzung der Menschen mit der Nordsee.
So ist hier ein Koog, eine Örtlichkeit nach
einer Romanfigur benannt. Wo gibt es das
sonst? Schlüttsiel liegt in dieser Hinsicht an
einem weltweit ziemlich einzigartigen Ort.
Der Hauke-Haien-Koog weist weitere Besonderheiten auf. Denn seine Eindeichung
1959 stand nicht mehr ausschließlich im
Zeichen der Landgewinnung – eine Wende
bahnte sich an. Noch einmal, zum letzten
Mal, wurde hier zwar fruchtbares Marschland für 21 Bauern gewonnen. Doch man
hatte auch den zusätzlichen Schutz durch
eine neue Deichlinie im Auge und vor allem eine verbesserte Binnenentwässerung.
Verwirklicht wurde sie als Teil des 1953 ins
Werk gesetzten „Programms Nord“, das den
hiesigen Landgebieten die moderne Zeit
bescherte.
Dass die Marsch vor dem Salzwasser geschützt werden muss, weiß jedes Kind. Aber
wer denkt schon an die Probleme, die das
Süßwasser schafft? Das Marschland muss
entwässert werden, um eine ertragreiche
Landwirtschaft zu ermöglichen. Zudem
fließt von der Geest, bis an die Tore Flensburgs reichend, viel überschüssiges Regenwasser hierher. Oft hatte es Überschwemmungen gegeben. Dieses Problem wurde
20
nun mit dem Hauke-Haien-Koog grundlegend und in neuer Weise gelöst. Zwei große
Speicherbecken, in denen insgesamt sieben
Millionen Kubikmeter Wasser aufgefangen
werden können, nehmen die „Flut aus dem
Binnenland“ auf. Nach diesem Vorbild wurden später weitere Speicherbecken geschaffen, die größten 1987 im Beltringharder
Koog.
Als „Nebenprodukt“ entstand im HaukeHaien-Koog ein kleines Paradies für Vögel,
ein Dorado für Ornithologen. Scharen gefiederter Weltreisender sammeln hier Kräfte
für ihre Tausende Kilometer weiten Flüge.
So kommt den Becken bei Schlüttsiel geradezu globale Bedeutung zu. Seit 1980 – also
seit 25 Jahren – betreibt der Verein Jordsand
hier ein Informationszentrum.
W
o ein Deich ist, da ist irgendwo
auch ein 3IEL. Denn ein Außendeich schützt vor der Nordsee,
aber er verhindert gleichzeitig
das Abfließen des Binnenwassers. Das
Problem wurde vor Jahrhunderten auf
genial einfache Weise gelöst. Man konstruierte Deichsiele, die das Eindringen von
Nordseewasser verhindern, aber auch die
Entwässerung des Binnenlandes ermöglichen. Die Stemmtore eines Siels öffnen
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
und schließen sich selbsttätig durch Wasserdruck. Steigendes Nordseewasser bei
Flut drückt die beiden Tore gegen die Sielkammer. Bei Einsetzen der Ebbe fällt der
Meeresspiegel, das Binnenwasser stößt die
Sieltore auf und fließt in die Nordsee ab.
Die Schleuse von Schlüttsiel verfügt über
vier Öffnungen. Mächtige Torflügel aus
widerstandsfähigem Hartholz trotzen auch
schwersten Stürmen. Jeder wiegt sechs
Tonnen. Als zweite Sicherung können
Notverschlüsse in Form von Schütztafeln
heruntergefahren werden. Für den Sielbau
benötigte man 5 000 Kubikmeter Beton und
600 Tonnen Stahl. Nach alter Weise wurde
das Siel im August 1959 eingeweiht. Eine
Blaskapelle spielte, und man tanzte, der
damalige Landwirtschaftsminister voran,
durch die Schleusenkammer.
W
o ein Siel ist, da findet sich
häufig ein (AFEN, zumindest
eine Anlegestelle. Denn ein Siel
baute man zumeist dort, wo
sich ein Priel befand. Darin konnte dann
bei Ebbe das Binnenwasser abfließen. Und
das durch das Siel strömende Binnenwasser
seinerseits trug zur Bildung einer Fahrrinne
im Watt bei.
Häfen sind für jede Küste die Dreh- und
Angelpunkte. Häfen Nordfrieslands haben
auch in die Welt der Literatur Eingang gefunden. Der Husumer Hafen spielt eine Rolle in manchen Werken Theodor Storms. Und
der dortige Dichter-Bürgermeister Emanuel
Gurlitt schrieb über ihn, was auch für alle
anderen Häfen an der Wattenküste gilt: „De
harr all längstens Weltverkehr, wenn he en
beten natter weer.“
Ein Hafen bildet ein Bindeglied zwischen
dem festem Land und der See. Das trifft
auch auf Schlüttsiel zu, aber noch mehr.
Schlüttsiel ist das Bindeglied zum Nordfriesischen Wattenmeer, und damit zur Perle
des Wattenmeers, zum bedeutsamsten Teil
des Nationalparks. Und es stellt die Verbindung her zu einer ganz besonderen, auf der
Erde einzigartigen Welt: zu den Halligen.
Die Besonderheit und auch die Bedeutung
dieser kleinen Inseln, deren Land bei höheren Fluten überschwemmt wird, ist erst spät
erkannt worden, im 19. Jahrhundert. Einer
der ersten war der dänische Märchendichter
H. C. Andersen, der während seines Besuchs
beim dänischen Königspaar 1844 auf Föhr
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
die Hallig Oland besuchte. Diese Schlüttsiel
nächstgelegene Hallig steht im Mittelpunkt
seines Romans u$IEZWEI"ARONESSENh (1848).
Er nennt die Halligen die „stillen Inseln in
der stürmischen Nordsee“ und schreibt:
„Wie doch die großen Städte mit ihren Gesellschaften und Schauspielen … arm sind
gegen das liebevolle Zusammenleben mitten in dieser Einsamkeit, gegen das Schauspiel, welches Meer und Himmel hier jeden
Tag und jeden Abend vor uns aufrollen!“
Theodor Storm thematisierte die kleinen
Eilande in seiner Novelle u%INE(ALLIGFAHRTh
(1871). Dem Erzähler kommt die Hallig vor
wie ein „Märchen“. Sie bildet ein „Ländchen der Freiheit“, und hier können einem
auch die „Räder der Staatsmaschine“ nichts
anhaben. Detlev von Liliencron, kurzzeitig
Hardesvogt auf Pellworm, ließ ebenfalls
manche seiner Dichtungen auf einer Hallig
spielen. Bald „entdeckten“ auch Kunstmaler
diese ganz abseitige Welt: Jacob Alberts – er
wurde DER Maler der Halligen –, Otto H. Engel oder Hans Peter Feddersen.
Dass es die einzigartigen Inseln heute
überhaupt noch gibt (und dass Schlüttsiel
als Hafen für die Halligen existiert), ist wohl
vor allem einem Mann aus Posen zu verdanken. Der Museumsbibliothekar Dr. Eugen
Traeger besuchte in den 1880er Jahren alle
Halligen, zum Teil monatelang, und machte
den Halligschutz zu seiner Lebensaufgabe.
„Seit langen Jahren führt mich alljährlich
mein Weg an die wunderbaren Gestade der
Nordsee, die den meisten Menschen reizlos,
traurig und unwirtlich erscheinen, die aber
in Wahrheit zu den eigenartigsten Gebieten
der Erde gehören“. Dabei wurde er Augenzeuge, „wie Stück für Stück von dem Lande
abbröckelt und sich langsam in ruhelos
umhertreibende Atome auflöst“. Auf Eugen
Traegers Initiative setzte 1894 eine umfassende Halligsicherung ein. Mittlerweile hatte man die Bedeutung dieser Wellenbrecher
für den Küstenschutz erkannt.
Festlandshäfen für den Halligverkehr
gibt es natürlich seit Jahrhunderten, und
insofern kann Schlüttsiel, so jung es ist, auf
eine lange Tradition zurückblicken. Von seinem Vorgängerhafen Bongsiel aus, angelegt
nach dem Bau des ersten Bongsieler Kanals,
fuhren mindestens seit 1744 Schiffe nach
den Halligen. Diese Anlegestelle fand dann
später Eingang in die Welt der Kunst. Viele
Maler bezahlten ihre Zeche bei dem Kröger21
Original Lauritz Thamsen mit ihren Gemälden. Etwa seit den 1920er Jahren setzte im
Zeichen des Tourismus zaghaft ein Ausflugsverkehr nach den Halligen ein. Ab 1950
bestand eine fahrplanmäßige Sommerverbindung Bongsiel-Langeneß-Amrum, die
später auch Hooge einschloss.
So manche Schnurre dreht sich um Bongsiel. Einmal war eine Trauergesellschaft von
einer Hallig unterwegs nach Ockholm. Nach
der Überfahrt stärkte man sich im Gasthaus
erst einmal mit flüssiger Nahrung. Vergnügt
ging’s weiter zur Beerdigungsfeier in Ockholm – nur stellte man dort fest, dass man
Leiche und Sarg in Bongsiel vergessen hatte.
Wo ein Hafen ist, da sind Schiffe und
Schiffer. Für Bongsiel geradezu legendär ist
der Postschiffer Wirk Matthiesen, von dem
so manche Anekdote erzählt wird. Der Heimatforscher Dr. Rudolf Muuß ließ sich von
ihm gern nach Habel bringen, wo er dann
„Kulturspuren“ suchen wollte. Matthiesen
meinte es gut mit seinem häufigen Fahrgast. Man erzählt, dass er von seinem Schiff
„Seenymphe“ aus Tonscherben ins Wasser
warf. Auf die Frage, wozu das gut sei, kam
die Antwort: „Paster Muuß schall je uk mol
wat finnen!“
D
as letzte Schiff von Bongsiel fuhr
im Frühsommer 1959. Die Anlegestelle litt zuvor schon unter starker Verschlickung der Fahrrinne.
Heute ist vom einstigen Hafen kaum noch
etwas zu erkennen. Es schlug die Stunde für
Schlüttsiel. Sie schlug allerdings erst minutenweise.
Das erste Schiff sollte hier eigentlich Ende
1959 ablegen. Aber alles verzögerte sich. Es
gab einigen Wirrwarr, niemand wollte zuständig sein. In der Übergangszeit benutzte
man die kleine Anlegestelle Bordelum-Siel
am Sönke-Nissen-Koog für Fahrten nach
den Halligen. Kompetenzstreitigkeiten
zwischen den Kreisen Husum und Südtondern, dem Deich- und Hauptsielverband
Südwesthörn-Bongsiel sowie dem Land
Schleswig-Holstein sollte es noch einige
Male geben.
Wohl um Pfingsten 1960 legten die ersten Schiffe im neuen Hafen, kurz darauf
„Schlüttsiel“ genannt, an und ab. Das erste
Linienschiff von Schlüttsiel aus, die nagelneue MS „Amrum“, fuhr ab Oktober 1960,
obwohl noch gar keine Genehmigung erteilt
war. Sie lief seitdem Hooge, Langeneß und
Amrum an. Die Fahrtzeit war nun kürzer als
von Bongsiel. Die neue Anlegestelle ist zudem tidenunabhängig. Beides begünstigte
die Halligschifffahrt.
Im Februar 1960 hatte sich die Amrumer
Schiffahrts-Aktiengesellschaft ASAG gegründet. Auf Amrum fühlte man sich von
der bereits seit 1885 bestehenden Wyker
Dampfschiffs-Reederei (WDR) manchmal
schlecht behandelt. So wollte man jetzt eine
eigene Linie von Schlüttsiel aus betreiben.
Es kam zu einer zeitweise heftig geführten
Konkurrenz. Aber schon der Beginn verlief ungünstig für die ASAG; die „Amrum“
wurde nicht rechtzeitig zur Sommersaison
fertig gestellt. Vor allem blieben die meisten Amrumer bei ihrem seit Jahrzehnten
gewohnten Hafen Dagebüll. Als seit 1968
Schlüttsiel 1960 mit dem Fährschiff Amrum
22
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Foto: Sammlung August Jakobs
Kapitän August Jakobs mit Schiffspassagieren im Hafen Schlüttsiel Anfang der 1960er Jahre
die zweite „Amrum“ stark auf den Pkw- und
Lkw-Transport abzielte – die erste bot auf
dem Vorschiff zunächst nur für zwei Autos
Platz –, lebte der Wettbewerb wieder auf.
Manchmal konkurrierte man um jeden einzelnen Lastwagen.
Letztlich florierte die ASAG nicht. Deren
Gründer hatten wohl den Lokalpatriotismus der Amrumer überschätzt. Im Jahre
1971 wurde sie von der WDR übernommen,
übrigens zu fairen Bedingungen, wie alle
einräumten. Die WDR sagte damals zu, dass
der Verkehr zu den Halligen nicht eingeschränkt, sondern sogar verbessert werden
solle. Seitdem zeigt die traditionell schwarzweiß-rote Reedereiflagge in der „Gösch“,
dem oberen Winkel des Fahne, die von der
Schlüttsiel-Linie, der ASAG geführten friesischen Farben Gold-Rot-Blau.
M
it kaum einem Schiffer ist
Schlüttsiel so eng verbunden
wie mit Kapitän August Jakobs,
dessen Familie im nahen Fahretoft wurzelt und über Oland und Langeneß
nach Amrum gelangte. Schon von Bongsiel
aus fuhr er gleich nach dem Zweiten Weltkrieg als junger Mann mit seinem Schiff
„Ambronia“ in die Halligwelt, fast seit der
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
ersten Stunde dann von Schlüttsiel. In der
ASAG war er der führende Mann, Großaktionär und obendrein Kapitän der beiden
„Amrum“. Vor allem mit der Orkanflut am
16./17. Februar 1962 und der von Schlüttsiel
aus betriebenen Versorgung der Halligbevölkerung wird sein Name verbunden bleiben. In den (USUMER .ACHRICHTEN hieß es
am 29. Dezember 1966: „Einmütig wurden
von den zahlreichen Anwesenden die großen Leistungen der ‚Amrum‘ unter ihrem
Kapitän August Jakobs gebührend gewürdigt.“ Auch in den folgenden Eiswintern
sei alles getan worden, um die Verbindung
zum Festland aufrecht zu erhalten. Sogar
als „Retter der Halligen“ ist August Jakobs
bezeichnet worden. Mit dem Ende der ASAG
übernahm ihn die WDR als Kapitän, bis er
1983 in den Ruhestand ging. Er erlebte ihn,
obwohl er, wie andere Halligschiffer auch,
mindestens hundertmal von seinen Fahrgästen tot gefragt worden ist. So manche
Anekdote weiß er zu erzählen.
Nach der Flut von 1962 hatte sich die
Bedeutung Schlüttsiels für die Halligversorgung erwiesen. Die seitdem verstärkte „Halligsanierung“, die allerdings manche Besonderheit der kleinen Eilande verschwinden
ließ, schuf eine Voraussetzung für die
23
Belebung des Fremdenverkehrs, sodass die
Zahlen der von Schlüttsiel aus beförderten
Gäste stiegen.
Ein bisschen Statistik: Im ersten regulären Jahr 1961 wurden in Schlüttsiel 26 401
Fahrgäste und 525 Kraftwagen gezählt. 1983
waren es bereits 100 942 Menschen und
4 690 Autos. Im Jahr 2004 lag die Zahl der
Fahrgäste bei 168 654, die der Kraftwagen
bei knapp 4 000.
Seit 2002 fährt von Schlüttsiel aus die
1985 gebaute, zunächst zwischen Strucklahnungshörn und Pellworm eingesetzte
„Hilligenlei I“, die allerdings nicht allen
Wünschen gerecht wird. Im Sommer bietet
sie bis zu 300 Fahrgästen und für 20 Autos
Platz. Nach der sagenumwobenen Halligwarft auf Langeneß wurden auch schon früher Schiffe im Halligverkehr benannt. Nicht
weniger traditionsreich sind die Namen der
von Schlüttsiel fahrenden Ausflugsschiffe:
MS „Rungholt“ von Uwe Petersen, MS „Seeadler“ von Heinrich von Holdt, MS „Hauke
Haien“ von Bernd Diedrichsen; die „Hauke
Haien“ ist übrigens die erste „Amrum“ und
spätere „Stadt Husum“, also fast von Anfang
an mit Schlüttsiel verbunden. In den Namen
der Schiffsführer spiegelt sich ebenfalls
Tradition, denn hier vererbte sich die Halligschifferei zum Teil jeweils vom Vater auf
den Sohn. Von Schlüttsiel aus fährt auch ein
Krabbenkutter auf Fang aus, und hier liegen
Schiffe des Amts für ländliche Räume.
Die Halligen Hooge, Langeneß, Oland,
Gröde und Habel wurden von hier aus mit
Post versorgt. Diese Aufgabe erfüllte bis 1971
Erich Matthiesen aus Ockholm, der seinem
Vater Ernst und Großvater Wirk Matthiesen
nachgefolgt war. Insgesamt 25 Jahre lang
fuhr er als Postschiffer ins Wattenmeer, genau 83 Haushaltungen gehörten zu seinem
Bezirk. Sein Boot „Seenymphe“, das 66 Jahre
lang die Post zu den Halligen gefahren hatte,
wurde 1964 allerdings von einem Sturm an
der Kaimauer von Schlüttsiel zerschlagen
und sodann durch die größere zweite „Seenymphe“ ersetzt. Nach Matthiesens plötzlichem Tod verlagerte sich der Standort des
Postboots zunächst nach Oland und 1977
nach Langeneß. Von dort aus versieht seitdem der allseits bekannte Postschiffer Hans
Friedrich („Fiede“) Nissen den Dienst und
holt sich die Post mit seinem Boot „Störtebekker“ natürlich in Schlüttsiel, oder er fährt
mit der Lore über den Damm.
24
Die Anlegestelle Schlüttsiel wurde zunächst von einem Zweckverband mit den
Kreisen Husum und Südtondern getragen.
Die Grenze zwischen beiden Kreisen verlief am Bongsieler Kanal. Schlüttsiel lag am
Schnittpunkt, es gehörte zur Gemeinde Ockholm und damit zum Kreis Husum. Im Jahre
1970 übernahm sodann der neue Kreis Nordfriesland die Trägerschaft. Die Land- und
Wasserflächen sind Eigentum des Landes
Schleswig-Holstein. Der Hafen erhielt 1969
eine Fährbühne und ist mehrfach modernisiert worden. Seit April 2004 betreibt das Amt
Pellworm, zu dem ja die Halligen gehören,
die Anlegestelle – eine zweckmäßige Lösung,
denn so entscheiden die Halligbürgermeister über das Wohl und Wehe des wichtigsten
Hafens für die Halligwelt mit.
W
as hat es nun mit dem Namen
„Schlüttsiel“ auf sich? Er leitet
sich von dem Wattenstrom
„Schlütt“ ab, der zwei-, dreihundert Meter westlich verläuft. Das geht
auf das Friesische zurück und meint einen
großen Marschgraben – im Bökingharder
Friesisch uSLÇÇTJh, im Ockholmer Friesisch
uSLUUTh, im Halligfriesisch uSLUATEh. Schlüttsiel bedeutet also: Siel am Graben. Ähnliche
Bildungen kennen wir auch andernorts in
Nordfriesland, zum Beispiel auf Pellworm,
Tammensiel, aber auch in Ostfriesland, man
denke an Greetsiel. Der friesische Name lautet wohl am besten: 3LÇTSIL.
Allein über das kleine Wort „Schlütt“
könnte man lange philosophieren. Denn
aus dem Graben, wie er eben im Friesischen
genannt wird, ist ein veritabler Wattstrom
geworden, der seine Lage im Laufe der Jahrhunderte stark veränderte und sich einst mit
dem Bottschlott verband. Auf alten Karten
heißt er auch „Slodt“ oder „Schluth“. Er verläuft heute mehrere Kilometer nach Westen
und mündet in die Süderaue. So zeigt der
„Schlütt“ das Grundgesetz der nordfriesischen Watten- und Marschenlandschaft:
den steten Wandel.
Haben in dem Gebiet, das heute Schlüttsiel heißt, in früheren Zeiten Menschen
gesiedelt? Wir wissen es nicht genau. Vor
tausend Jahren kamen die Friesen ins
Land. Diese Gegend lag im Grenzbereich
zwischen der mittelalterlichen Wirichsund der Beltringharde. Mindestens seit der
ersten großen Mandränke des Jahres 1362
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Foto: Simone Mommsen
Der Pächter Hans Hermann Lätari und seine Schwester
Silke Petersen, Geschäftsführerin des Fährhauses
war aber das heutige Schlüttsiel-Gebiet für
sechs Jahrhunderte gewiss nicht mehr von
Menschen besiedelt, sondern von Schlickkrebsen und Wattwürmern.
Ich sprach zu Beginn von einem Dreiklang: Deich – Siel – Hafen. Aber ein wichtiger Bestandteil fehlt dabei – eine Wirtschaft.
Was ist ein Hafen ohne eine Gaststätte? Zu
Beginn konnte man, obwohl es eigentlich
ganz anders geplant war, in Schlüttsiel weder essen noch trinken, man konnte nicht
einmal das Gegenteil. In den (USUMER
.ACHRICHTEN war am 23. März 1968 zu lesen:
„Verwundert rieben sich Feriengäste
die Augen, wenn sie nach langer Anfahrt
Schlüttsiel erreicht hatten, um hier das
Schiff nach Amrum, Langeneß oder Hooge
zu besteigen – und nichts, was nach Gastronomie aussieht, entdecken konnten. Ja, in
diesem ‚Idyll‘ war es nicht einmal möglich,
einem dringenden Bedürfnis nachzugehen,
es sei denn, man schlug sich seitwärts in
die Büsche, die aber auch nicht vorhanden
waren.“
Noch im selben Jahr wurde das lange Hin
und Her beendet. Man errichtete ein Gasthaus, das sodann vom Zweckverband auf
den Kreis Nordfriesland überging. Letztlich
florierte es nicht mehr, im Jahre 2001 wurde
es geschlossen, der Kreis trennte sich von
dem Gebäude. Das Amt Stollberg und die
Gemeinde Reußenköge übernahmen 2004
die Trägerschaft, und heute erstrahlt das
Fährhaus Schlüttsiel im neuen Glanz.
S
chlüttsiel kann nun zu einem Anziehungspunkt für das mittlere
Nordfriesland werden, wie es am
Außendeich nur wenige gibt: am
Hauke-Haien-Deich, direkt an der Perle des
Wattenmeers und am Hafen für die Halligwelt. Im Sommer lässt sich in der Nähe ba-
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
den oder das Watt erkunden. Bei fast jedem
Wetter ist Schlüttsiel ein idealer Ausgangspunkt für einen Deichspaziergang – u$YKE
7ALKINGh (man könnte auch von u&RISIAN
7ALKINGh sprechen) mit Blick auf die 3KYLINE
der Inseln und Halligen. Man kann u"IRD
WATCHINGh betreiben und sich über die
Natur informieren – vielleicht irgendwann
auch über die nicht minder vielfältige Kultur
dieser Region. Für Biker liegt das Fährhaus
günstig: unmittelbar am Internationalen
Nordseeküsten-Radwanderweg.
In Schlüttsiel haben wir jetzt nicht nur
drei Dinge, sondern auch das unentbehrliche vierte: Deich – Siel – Hafen – Fährhaus
Schlüttsiel. Am heutigen Tag können wir alle
beglückwünschen, die an der Neugestaltung
beteiligt waren. Gratulieren kann sich auch
die Region im mittleren Nordfriesland, dass
sich in Schlüttsiel als Tor zur Halligwelt jetzt
neue Horizonte eröffnen.
Literaturhinweise:
Claus Bielfeldt: Der Hauke-Haien-Koog. In: SchleswigHolsteinischer Heimatkalender 26 (1964), S. 21-37.
Kuno Brehm: Seevogel-Schutzgebiet Hauke-HaienKoog, Barmstedt 1971.
Chronik Ockholm. Geschichte eines Nordfriesischen
Dorfes, Ockholm 1997.
Christian Degn und Uwe Muuß: Topographischer Atlas
Schleswig-Holstein, Neumünster 1963.
Gert Uwe Detlefsen: 1885-1985. 100 Jahre Wyker
Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH. Chronik
einer Inselreederei, o. O. 1984.
August Fröbe: Das Eindeichungsprojekt Bongsiel. In:
Zwischen Eider und Wiedau 1959, S. 84-87.
Reimer Kay Holander: Der Schimmelreiter – Dichtung
und Wirklichkeit, Bräist/Bredstedt 2003.
Reimer Kay Holander: Hundert Jahre Thamsen Bongsiel, Bräist/Bredstedt 2005.
August Jakobs: Der Betonseehund und andere harte
Sachen, Breklum 2005 (erste Ausgabe: 1968).
Harry Kunz, Albert Panten: Die Köge Nordfrieslands.
Zweite Auflage, Bräist/Bredstedt 1999.
Karl Ernst Laage: Theodor Storms Halligwelt und seine
Novelle „Eine Halligfahrt“, Heide 2004.
Hans Otto Meier: Hauke-Haien-Koog 1959-1984, Dagebüll 1984.
Friedrich Müller, Otto Fischer: Das Wasserwesen an der
schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Erster Teil: Die
Halligen, Berlin 1917; zweiter Teil: Die Inseln, Berlin
1936-38; dritter Teil: Das Festland, Berlin 1956-58.
Jürgen Pachtenfels: Der Postschiffer von Hallig Langeness. Mit einem Beitrag zur regionalen Post- und Postschifferei-Geschichte, Breklum 2005.
Georg Quedens: Unter neuer Flagge. Das Ende der
ASAG. In: Nordfriesland, Nr. 17/18 (Mai 1971), S. 59-60.
Thomas Steensen: Nordfriesland im 19. und 20. Jahrhundert. In: Geschichte Nordfrieslands, 2. Aufl., Heide
1996, bes. S. 283-286, 400-408, 419-422.
Thomas Steensen: Rudolf Muuß. Heimatpolitiker in
Nordfriesland und Schleswig-Holstein, Husum 1997.
Zeitungsausschnittsammlung des .ORDFRIISK)NSTITUUT.
Für Auskünfte dankt der Verfasser Prof. Nils Århammar,
Dieter Harrsen (Amt Pellworm), August Jakobs, Gerd
Kühnast und Albert Panten.
25
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FRIESLANDUNDDARÇBERHINAUS
Was es bedeutet, in einem Reetdachhaus
von einem Brand des Dachstuhls überrascht
zu werden, erfuhr ich im März dieses Jahres
in Morsum bei der Geburtstagsfeier eines
Freundes. Funken aus dem Kamin hatten
das Reet entflammt. Die Geburtstagsgesellschaft saß nichtsahnend und fröhlich
zusammen, als ein Passant an der Tür
klingelte und mit der Nachricht „Ihr Dach
brennt!“ die Gesellschaft aufschreckte. Sie
stürzte nach draußen und sah die Flammen
auf dem Dach züngeln. Geistesgegenwärtig
erkannte einer der Gäste die Wasserpumpe vorm Haus und rief nach Decken. Der
Hausherr schaffte eine Leiter herbei, kletterte aufs Dach, warf nasse Decken über das
Feuer und goss Wasser aus Eimern darüber.
Bevor die Feuerwehr eintraf, war der lodernde Brand gelöscht. Die Feuerwehrmänner
hatten jedoch noch lange mit dem Schwelbrand zu tun.
So glimpflich läuft nicht jeder Hausbrand
ab. Das geschilderte Branderlebnis hatte ich
noch deutlich vor Augen, als die Bürgermeisterin Petra Reiber aus Westerland mich
anrief und um die Festansprache für das
diesjährige Feuerwehrjubiläum bat.
Im jubiläumsfreundlichen Westerland
– 150 Jahre Bad, 100 Jahre Stadt – kommt in
diesem Jahr die dritte Feier hinzu: 125 Jahre
Freiwillige Feuerwehr Westerland. Stadt26
und Badjubiläum haben die historische
Entwicklung des Ortes, seinen erfolgreichen
Weg zur „Königin der Nordsee“ vor Augen
geführt. Das Feuerwehr-Jubiläum weist
auf die Bedeutung des Ehrenamts in der
bürgerlichen Gemeinschaft hin, auf die Bereitschaft zur freiwilligen Übernahme einer
Aufgabe in der Gesellschaft.
In unserer Zeit, die an den Staat und die
Allgemeinheit immer mehr Ansprüche stellt
und sie sogar ausnutzt, ist die freiwillige,
uneigennützige Hilfsbereitschaft des einzelnen von zentraler Bedeutung. Die freiwillige
Hilfsbereitschaft des Feuerwehrmanns ist
zudem mit einer Gefahr verknüpft: Das Feuer kann lebensgefährlich sein. Dieses Risiko
zu übernehmen, dazu ist nur eine kleine
Schar bereit. „Wir verkriechen uns nämlich alle. Heldentum ist Ausnahmezustand
und meist Produkt einer Zwangslage“, sagt
Theodor Fontane in seinem Roman u$ER
3TECHLINh. Wer trotz Gefahr und Opfer zur
Hilfeleistung geneigt ist, handelt im Sinn einer humanitären Idee. So sind Aufgabe und
Leistung der Freiwilligen Feuerwehr in der
Gesellschaft aus Gründen der Humanität
hoch einzuschätzen. Daher gelten auch der
Freiwilligen Feuerwehr Westerland Hochachtung und Respekt.
Als vor 125 Jahren, am 12. September 1880,
in Westerland die Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde, hatte sich im Seebad eine
rege Bautätigkeit entfaltet. Westerland war
auf dem Weg zum Mode- und Vergnügungsbad der wilhelminischen Zeit. Es wurde auch
ein internationales Bad mit zahlreichen
ausländischen Gästen, beispielsweise aus
Russland und Rumänien. Die Feuerwehrleute setzen sich auch in Westerland stets
aus Nächstenliebe und mit dem Willen ein,
Unheil von den Mitmenschen abzuwehren,
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Fotos: Volker Frenzel
Die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Westerland sind in Schutzkleidung vor der Feuerwache angetreten.
sowie aus Ehrfurcht vor dem Schöpfer. So ist
ihr Leitspruch zu verstehen: „Gott zur Ehr,
dem Nächsten zur Wehr“.
Keitum und Sylt sind jedoch nirgends genannt. Aber bei der Lektüre spürt man die
Sylter Inselluft. Mit Humor und Selbstironie
ist Inseltypisches und auch die Brandkataatürlich kann eine Feuerwehr strophe charakterisiert.
dem Menschen nicht die Angst
Die Geburtsstunde der ersten deutschen
vor einer Brandkatastrophe neh- Freiwilligen Feuerwehr liegt Jahrzehnte vor
men. Den Schrecken vor dem der Schaffung der Westerländer Wehr, sie
Feuer wird jeder schon einmal gespürt bildete sich bereits 1841 in Meißen. 1853
haben. Stellvertretend für alle hat ihn in bestanden in Deutschland 48 Feuerwehunserer Gegenwart Boy Lornsen, der Ju- ren, so u-EYERS ,EXIKONh von 1906. Mit der
gendschriftsteller aus Keitum, geschildert. zunehmenden Industrialisierung und AufBrandstiftungen hatten jahrelang Lornsens wärtsentwicklung der Bevölkerung wurde
Geburtsort Keitum in Atem gehalten. Auch der Feuerschutz ausgeweitet, vor allem
in Westerland sind Brandstiftungen mehr- durch technische Verbesserungen. Auf Sylt
mals vorgekommen, zum Beispiel 1983 und entstand die erste Freiwillige Feuerwehr in
1986. Eine Serie von Hausbränden begann Keitum, wenn auch nur zwei Monate vor
1969 am Keitumer Kirchenweg. Mehrere der Westerländer Wehr, nämlich am 11. Juli
reetgedeckte Gebäude brannten nieder. Es 1880. Dass die Keitumer schneller handelgelang zunächst nicht, den Brandstifter zu ten, hängt auch damit zusammen, dass
fassen. Die kleine Dorfgemeinschaft war damals noch Keitum der Hauptort der Insel
in Furcht und Aufregung. Das gegenseitige war. Seit 1884 erhielt jedoch Westerland
Misstrauen wuchs. Keiner hatte mehr Ver- immer mehr Eigenschaften als zentraler
trauen zum Nachbarn, bis endlich der Täter Inselort, so dass bis 1892 das Dorf Keitum
überflügelt wurde und nun Westerland sich
entlarvt wurde.
Der rote Hahn in Keitum hat Boy Lornsen zum Hauptort der Insel wandelte. Ein Chazu seiner Kriminalgeschichte u$ER "RAND rakteristikum für diesen Funktionswandel
STIFTERVON4ARRAFALh angeregt. Sie kam 1974 ist die Verlegung der Apotheke von Keitum
heraus, sie erhielt später den Titel u&EUERUM nach Westerland im Jahr 1892. Von ähnli-ITTERNACHTh und schließlich u&EUERIM.A cher Bedeutung ist der Bau des KrankenCKENh. Die Ereignisse im Buch wuchsen um hauses in Westerland 1895.
Bevor auf Sylt die ersten Freiwilligen Feuden wahren Kern. Der Verfasser sagte mir:
„Ich habe die Brände nicht selber erlebt. erwehren zustande kamen, gab es auf der
Meine Mutter versorgte mich telefonisch Insel ausschließlich behördlich verordnete
mit den neusten Nachrichten. Durch ihren Pflichtfeuerwehren. Es bestand ein KönigMund erfuhr ich von der Angst und dem liches Branddirectorat des Amtes Tondern,
Misstrauen. Der Nachbar traute dem Nach- und an der Spitze jeder Dorfgemeinschaft
barn nicht mehr.“ Die Welt von Tarrafal, die stand der Kirchspiel- oder Bauernvogt. Er
der Autor scharf beobachtete und präzise beaufsichtigte die Feuerwehr. 1855 wurden
schilderte, ist sein Heimatdorf. Die Namen in der Landschaft Sylt sechs Feuerwehrsprit-
N
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
27
zen registriert, und zwar im Kirchspiel Keitum drei, im Kirchspiel Morsum zwei und
im Kirchspiel Westerland eine Feuerspritze
nebst dazugehörigen Schlangen (Schläuchen), Wasserkübeln und sonstigem Zubehör. Dass in Morsum auch ein Spritzenhaus
zur Verfügung stand, ist der Chronik von
Henning Rinken 1855 zu entnehmen. Außerdem verfügte jede Dorfschaft über eine
hinreichende Zahl von Segeln, um mit ihnen
bei einem Brand die Dächer der benachbarten Häuser zu bedecken. Sie wurden mit den
Spritzen aufbewahrt oder vom Bauernvogt
bereit gehalten.
Alle zum Löschwesen gehörigen Gegenstände standen unter der Aufsicht eines
Spritzenwärters, der jeweils auf Vorschlag
des Landvogts und des Branddirectorats
bestellt wurde. Zum Beispiel wurden 1835
in Keitum und 1837 in Westerland Aufseher
ernannt, die im Brandfall den Kirchspielvogt
unterstützen sollten. In einem Regulativ von
1855 wurde festgelegt: „Die Spritzenwärter haben die Spritzenhäuser, die Spritzen
selbst … fleißig zu besichtigen und sich von
dem untadelhaften Zustande im Allgemeinen und namentlich von der vollständigen
Brauchbarkeit der Spritzen und des Spritzenapparates zu überzeugen, damit alles
zu jeder Zeit in der gehörigen Ordnung ist.“
Wenn Mängel an den Spritzen und Spritzenhäusern festgestellt wurden, mussten
sie sofort dem Kirchspiel- oder Bauernvogt
angezeigt werden. Das Spritzenpersonal
wurde auf drei Jahre verpflichtet. Es bestand
aus zwei Rohrführern, vier Pumpern und
vier Reservisten.
D
ie 125-jährige Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Westerland
vermittelt ein eindrucksvolles Bild
der Geschichte der Wehr, ihrer
Entwicklung, ihrer Einsätze und Leistungen. Selbstverständlich sind die Aktivitäten
verwoben mit der allgemeinen Orts-, Inselund Zeitgeschichte. Mit der Erweiterung der
Landgemeinde Westerland und der Stadt
und des Bades wuchsen die Aufgaben.
Eine Verbesserung der technischen Einrichtungen war stets notwendig. Ebenso
wird besonderer Wert gelegt auf die Ausbildung und Schulung. Die Jugendabteilung
besteht nun seit 40 Jahren. Auch der Zusammenhang mit anderen Bürgervereinigungen ist gegeben. Beispielsweise finden
28
sich Gemeinschaften mit dem Freiwilligen
Rettungs-Corps Westerland von 1891 sowie
dem Westerländer Musikverein von 1889.
Der Musikverein stellt zumeist bis heute den
aktiven Feuerwehrmusikzug.
Ein Gründungsmitglied der Freiwilligen
Feuerwehr Westerland gehörte dem Freiwilligen Rettungs-Corps an: Paul Ebe Nickelsen, ein vielseitig tätiger Westerländer,
der als Fotopionier auf Sylt gewirkt hat. Von
ihm stammen die ersten Aufnahmen des
Seebades. Er widmete sich humanitären
Aufgaben, sowohl in der Freiwilligen Feuerwehr als auch im Rettungs-Corps. Bei einem
gefährlichen Rettungsversuch 1881 hatte Nickelsen sich ein langwieriges Asthmaleiden
zugezogen, das ihn bis zu seinem Lebensende 1894 plagte.
Zu den frühen Großbränden, bei denen
die Wehr ihren Mann zu stehen hatte, gehörte das Strandhotel. Es war das erste in
Neu-Westerland gebaute Haus, 1859 errichtet an der heutigen Kreuzung Friedrich- und
Maybachstrasse, wo jetzt das Kaufhaus
H. B. Jensen steht. 1890 brannte das Strandhotel ab. Die Bewohner und die Angestellten
konnten ihr Leben retten. Der Pächter und
Gastwirt W. Krüger war der Brandstiftung
verdächtig. Aber vor dem Schwurgericht in
Flensburg wurde er von dem Verdacht freigesprochen. Für die Angestellten, die ihre
Habseligkeiten verloren, veranstaltete die
Seebadedirektion eine Sammlung.
Im Dezember 1890 trat für die Wehr
eine wesentliche Verbesserung ein, als die
Landgemeinde Westerland das Löschgerät
übernahm und künftige Neuanschaffungen
zusagte. Bis dahin hatten die Angehörigen
der Wehr die Geräte selber finanziert. 1893
kaufte die Landgemeinde das Bad aus dem
Privatbesitz von Dr. Julius Adrian Pollacsek.
Als im Jahr 1900 Kanalisation und Wasserleitung in Westerland eingeführt wurden,
brachte man in den am Wassernetz angeschlossenen Straßen alle 100 Meter Hydranten für die Versorgung mit Löschwasser an.
Als neue Besitzerin des Seebads erlitt die
Landgemeinde Westerland einen größeren
Verlust gleich im ersten Jahr 1893. In der
Nacht vom 11. zum 12. September brannte
das Kurhaus nieder. Es war aus schwedischem Holz erbaut und stand nahe dem
Hotel Stadt Hamburg. Ein heiteres Ereignis
bei diesem Brand sei hier erwähnt. Im Hotel
Stadt Hamburg wohnte ein alter Stammgast,
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
Fotos: Volker Frenzel
Festumzug der Freiwilligen Feuerwehr Westerland zu
ihrem 125-jährigen Bestehen
zu dessen Gewohnheiten gehörte, jeden
Morgen seine Uhr nach der Kurhaus-Uhr
zu stellen. Er traute seinen Augen nicht am
Morgen des 12. Septembers, als er die Kurhaus-Uhr nicht sah. Er putzte seine Brille
vergebens. Erst im Hotel wurde er über
das nächtliche Brandunglück aufgeklärt.
Er hatte von dem Trubel in der Nacht in
allernächster Nähe nichts bemerkt. Es klingt
unglaubwürdig, aber so verzeichnet es
Friedrich Roßberg in seiner u'ESCHICHTE DES
.ORDSEEBADS7ESTERLANDh.
Ein folgenreicher Großbrand brach am
19. September 1911 in den Strandanlagen
von Westerland aus und zerstörte die vier
nördlichen Strandhallen. In den aus Holz
hergestellten Hallen fand das Feuer reichlich Nahrung. Die schnell eingetroffene Feuerwehr machte verzweifelte Anstrengungen,
damit der Brand nicht auf andere Gebäude
übersprang. Zur Hilfe kamen die Wehren
aus Tinnum, Keitum und den Norddörfern.
„Es war ein schaurig-schönes Schauspiel
zu beobachten“, berichtete die 3YLTER :EI
TUNG, „wie das Feuer, wenn es erst in einer
Halle zu brennen angefangen hatte, sich
innerhalb einiger Minuten über die ganze
Halle ausbreitete und auf die Nachbarhalle
übersprang“. In einer Stunde waren alle vier
Hallen niedergebrannt. Die hinter den Hallen liegenden Logierhäuser – so hießen die
Gästehäuser damals – waren durch Dünen
geschützt. Was das Feuer verschont hatte,
zerstörte im November 1911 eine Sturmflut.
Wandelbahn, südliche Strandhallen und
Damenbadhalle waren ebenfalls vernichtet.
Die schon im folgenden Jahr 1912 neu
geschaffenen Anlagen – Strandmauer, PlattNORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
form, Wandel- und Restaurationshallen,
Musikpavillon – überstanden zwei Weltkriege und prägen bis heute das Gesicht von
Westerland.
Schließlich sei des großen Dachstuhlbrands im Rathaus im Jahr 1956 gedacht.
Damals wurde das Archivmaterial im Sylter
Archiv, untergebracht auf dem Dachboden,
fast völlig zerstört. Die Reste, darunter Akten
der Landvogtei und Dorfschaftsprotokolle,
sind vielfach vom Feuer stark beschädigt.
Als Benutzer des Sylter Archivs saß ich oft
vor Akten, die vom Feuer angesengelt und
schwer zu lesen waren. Dass der Kursaal
und das Spielcasino bewahrt blieben, ist der
Tatkraft der Feuerwehr zu danken.
I
n vielen Einsätzen hat die Freiwillige
Feuerwehr Westerland ihren humanitären Auftrag wahrgenommen und mit
Erfolg erfüllt. Der Bürger hat deswegen
heute mehr als früher das Gefühl der Sicherheit, des Behütetseins. Er weiß, dass die Ausrüstung und ihre technische Einsatzbereitschaft dank dem Wehrführer Hauke Block
und den einzelnen Männern sowie der Stadt
Westerland, allen voran Bürgermeisterin Petra Reiber, auf dem neusten Stand sind und
mit Disziplin und Regelmäßigkeit auf die
Ausbildung der Mannschaft geachtet wird.
Von der neueren Entwicklung der Einsätze erhielt ich einen eigenen Eindruck beim
eingangs geschilderten Brand. Nachdem die
Feuerwehr alarmiert war, eilte als erster der
Seelsorger der Feuerwehr herbei. „Seelsorge“ ist auf seiner Jacke zu lesen: Ein Zeichen
der modernen, ganzheitlichen Einstellung
zur Feuerbekämpfung. Der Gefahr von Leib
und Seele soll begegnet werden. Die psychische Betreuung der durch den Brand Geschädigten ist eine zusätzliche Dimension
in der Brandbekämpfung. Dadurch hat der
alte Leitspruch nun eine neue Bedeutung:
„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!“ Im
Sinne dieses Leitgedankens wünsche ich der
Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Westerland
eine erfolgreiche und segensvolle Zukunft.
$R -ANFRED 7EDEMEYER IST PROMOVIERTER
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CHERUND3CHRIFTENZU3YLTER4HEMEN!DRES
SE3KELINGHÂRN-UASEM-ORSUM
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29
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UUN3KRAP
Noa de Krich es ii Lun weer
apbuwwet würn. De Halunders
wear weer dren en kiid weer wat
fertiine. Alles wear nai: de Hiisder, Stroaten, Goater; de Kläow
lochtet weer rooad, deät Gaars
küm oawerlang green it, en letj
Booamen hid dja uk ploantet.
De Boaders hoa djam welfiilt
en de Doageliksgassen kiid de
bülli Woorn fan’t Lun henthüs
trakke.
Ii Mem ferhiirt uun’e Boadtid
Dörnsken uun Fremmen, dear
lewwet wi fan. Uun’e föftiger
en söstiger Djooarn wür de Bitterdeer noachtemens uk ni tusleeten, iaars uun’e seäbentiger
Djooarn es deät soo kümmen,
dat de Fremmen uk en Sleetel
fer de nai Bitterdeer brikt.
Oawers fan’e Sleeteler hid
wi man ni soo feln. Wi Künner
fin keen, en wan wi dear dan
noachtemens leeter henthüs
küm, mos wi deer deät Kellergat
kotje. Djin’e Deer klappe uuder
klingele dörs wi ni. De Boaders
mos do herrem Ruu hoa en dörs
ni steert wür.
Nä es do hiir iip Lun de
tains August en groot Dai. De
10. August 1890 hat do Kaiser
Wüllem ii letj Lun oawernümmen. Dearom wart ark Djooar
iip’e tains August en Regatta
moaket med de Rudders fan’e
Beert. Dja brau med fol Kraf.
Arkiaan wel de iaars wee, iaandun of de green See’n uun Bür
stört uuder bi de Ten’n deät
30
Spatterweeter de Boaders, wat
medbrau dör, folspuutet. Deät
gungt om Prüssen, en din’n kan
djam si lat.
Innemens wart dan fiirt
uun’e Beers. De Fremmen hid
herrem Sömmertschich uun,
en di soas, dat manni-iaan fan’e
Sen ferbaarnt wear. Bi uurs
hekken luuket en brensk Lüf it.
Ii Skeppers en de Kruuws wear
measens uk machti brensk, en
wiil dja nä herrem Kwappen
ufnümmen hid, lochtet herrem
Pööten hel as de apgungen
Sen oawer de Taffeler. Dear
wür uun’e Beers slampampet,
ferhoalt, sprungen en sungen,
en uk iaan noa de uur letj Hiips
nümmen. Uf en tu nekket uk
manni-iaan tu.
Nä wür deät med de Tid uk
machti leet, de Sen küm al weer
ap en ik hoa rüstet, om henthüs
tu keemen. En letj Snür hid
ik uk al en ben noa de Mellinstroat hendoielt. Oo, fan Skrek,
deät hiir Moal hoa ik keen Sleetel uun Skrap. Miin Baad teowt,
en hen uun Skin mos ik uk.
Djin’e Deer klappe dörs ik ni,
de Fremmen dörs do ni steert
wür. Il teowt en teowt, of dear
heellech no alli tufelli hekken
fan ii Hüs de Stroat langs küm,
oawers niks tu moaken.
Nä hoa ik market, dat ii
Fremmen fan Nr. 1 herrem
Balkongdeer en liirletj betjen
eepen lat hoa om tu lochten. En
Geleägenhait!
Alli sach oawer de Miir, dan
deer’e Heek en iin uun Dörnsk.
De hiir tau Fremmen küm al
djooarnloang it Bergedorf fer
tau Wekken noa’t Lun. Igor
– soo hit de Man – snarket, en
siin Inge slüp bitu.
Ik wul akkeroat om’et Baad
rin-om noa de benners Deer
tu, as Inge apwoaket, hoogkant iip’et Baad seät en mi
uun’et Skummerigens med
groot Oogen uunluuket. Ik fin
en machtigen Skrek, nüm miin
Finger feer’e Mit en püstet
„Pschschsch“... en ging feersechti fiider en dan gau it de
Deer noa de Toal. Blooat ni
omluuke ... De uur Dai mooremens huallowwai neägen seät
Klaus Köhn ist Schlosser und Heizungsbauer. 1937 auf Helgoland geboren, erlebte er den großen Angriff vom
18. April 1945 im Bunker mit. Mit der
Familie wurde er umgesiedelt nach
Hörnum auf Sylt. 1976 kehrte er nach
Helgoland zurück. Sein besonderes
Interesse gilt seiner Muttersprache,
dem (ALUNDER. Beim dritten von der
NDR Welle Nord gemeinsam mit der
Nord-Ostsee Sparkasse, der Spar- und
Leihkasse zu Bredstedt AG und dem
.ORDFRIISK )NSTITUUT durchgeführten
Wettbewerb u&ERTEELIINJSENh im Jahre
2004 gewann er mit seinem Beitrag
zum Thema u&EERIENTIDh den vierten
Preis. (Adresse: Kieler Str. 394, 27498
deät Lun/Helgoland.)
de Boaders uun ii Freesteksdörnsk, faini med Rinstekken
en keeket Ai, Marmeload en
no mear deartu. Erna, ii Mem,
hid deät machtigen hül, dan
arkiaan wul no nai Koffi uuder
Tee deartu.
En dear heart ii Mem, dat
Inge feersnaaket, dji hid wat
Potsigens drömt: „Djüm leow
deät ni, oawers ik hoa drömt,
dat dear iaan uun ii Sleapdörnsk
wear. Hi hat siin Finger feer’e
Mit hüln, hat „Pschschsch“
sooit en wear uk mediaans weer
wech. Potsigernug, oawers ik
hoa wel tufel Kniipers etten,
djüster In. Hiir iip Lun passeart
sekwat do ni ...“
Bit dollung hoa Inge en Igor ni
to wetten fin’n, dat ik noachtemens deer herrem Sleapdörnsk
doielt ben. Es uk beeter soo.
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
bÜcher
$AS7ATTENMEER
Von Südwest-Dänemark über
die deutschen Bundesländer
Schleswig-Holstein und Niedersachsen bis in die Niederlande erstreckt sich die Wattenküste der Nordsee. Erstmals
wurde die Kultur des gesamten
Wattengebietes in den Blick genommen in:
$AS 7ATTENMEER +ULTUR
LANDSCHAFT VOR UND HINTER DEN
$EICHEN (ERAUSGEGEBEN VOM
'EMEINSAMEN
7ATTENMEER
3EKRETARIAT 3 %URO
4HEISS6ERLAG3TUTTGART.
In allen drei beteiligten Staaten erschien das mit zahlreichen Karten und Abbildungen
versehene Werk gleichzeitig.
Ausgewiesene Experten beschreiben die Entwicklung der
Landschaft sowie Siedlungsund Wirtschaftsformen auf den
Inseln und in der Marsch.
Die großzügige Gestaltung
lässt die gut lesbaren Texte
zur Geltung kommen, die sich
ausdrücklich an das breite interessierte Publikum wenden
und nicht etwa an akademische Fachkreise. Zugleich aber
wurde der Darstellung jeweils
der aktuelle wissenschaftliche
Kenntnisstand zugrunde gelegt.
Prof. Dr. Ludwig Fischer
beschreibt die Halligen und
Eiderstedt, Ulrich Stock die
Nordfriesischen Inseln und
Prof. Dr. Thomas Steensen vom
.ORDFRIISK )NSTITUUT, der auch
zum sechsköpfigen deutschdänisch-niederländischen Herausgeber-Team gehörte, das
nordfriesische Festland. Nordfriesland wird in den Gesamtzusammenhang der Wattenküste gestellt. Es wird deutlich,
dass viele der grundlegenden
Daten und Abläufe sich aus
diesem Kontext ergeben. Eine
ausführliche Rezension wird im
.ORDFRIESISCHEN *AHRBUCH 2006
erscheinen.FP
$IEVERSUNKENE
3TADT
Welch ein Buch! 764 Seiten,
davon 330 angefüllt mit Anmerkungen und einem nicht
enden wollenden Literaturverzeichnis:
(ANS 0ETER $UERR 2UNGHOLT
$IE 3UCHE NACH EINER VERSUN
KENEN 3TADT 3 %URO
)NSEL6ERLAG&RANKFURTAM-AIN
UND,EIPZIG
Mehrfach hat der bekannte Wissenschaftler, bis 1999
Professor für Ethnologie und
Kulturgeschichte in Bremen,
mit unkonventionellen Thesen
und
Forschungsergebnissen
für manchmal heftige Diskussionen gesorgt. Nun also Rungholt! Wie kam es dazu?
Im Sommer 1992 mietet Duerr
sich als Feriengast mit seiner
Familie auf Nordstrand ein.
An einer Wand fällt ihm eine
Rungholt-Karte des Husumer
Kartographen Johannes Mejer
ins Auge. Duerr ist elektrisiert.
Wie einst Schliemann Troja
entdeckte, so will er nun die
„versunkene Stadt“ im nordfriesischen Wattenmeer finden.
Auf einem gemieteten alten Segelschiff fährt er erstmals 1994
mit 23 Studenten und Mitarbeitern der Universität Bremen
NORDFRIESLAND 152 – Dezember 2005
ins Rungholt-Watt. Und er wird
reichlich fündig.
Aufgrund dieser zahlreichen
Funde meint Duerr, Rungholt
anders lokalisieren zu sollen als
bisher geschehen: Viel weiter
nördlich der Hallig Südfall habe
der sagenhafte Ort gelegen als
bisher angenommen. Rungholt
sei tatsächlich eine reiche Stadt
gewesen, schließt Duerr unter
anderem aus Münzfunden; bisher hatte man dies für erdichtet
gehalten.
Doch mehr noch: Duerr und
seine Mitstreiter entdecken
„Hauspfosten einer viel älteren
Siedlung“, und sie machen – so
heißt es im Klappentext – einen „unglaublichen Fund, der
den Schluß erlaubt, daß die
Nordseeküste und damit auch
Deutschland – nicht erst im
4. Jahrhundert v. Chr. von Pytheas aus Massilia, sondern bereits tausend Jahre früher von
bronzezeitlichen
Seefahrern
aus dem östlichen Mittelmeer
entdeckt worden ist“.
Wenn alle von Duerr angestellten Vermutungen zutreffen, dann wird es so gewesen
sein. Wenn aber nur eine nicht
stimmt, dann war es eben ganz
anders. Als Nicht-Experte für
die Vor- und Frühgeschichte
konnte ich der Beweisführung
irgendwann nicht mehr folgen.
Vielen Lesern wird es wohl ähnlich ergehen.
Duerr hat ein material- und
geistreiches Buch geschrieben.
Insbesondere seine ErlebnisSchilderungen mit manchen
professionellen
Archäologen
sind teilweise amüsant zu
lesen. Aber manchmal stellt
sich das Gefühl ein, dass der
Verfasser um jeden Preis etwas Sensationelles entdecken
wollte und dass er vielleicht
mit zu vielen unbeweisbaren
Annahmen arbeitet. Störend
wirkt die reißerische Einschätzung des Verlages im Klappentext, als habe die Entdeckung
Rungholts eigentlich erst mit
Hans Peter Duerr begonnen. In
jedem Fall zeigt das Buch aber
überdeutlich auf, wie wenig die
archäologische Forschung im
Wattenmeer bisher betrieben
worden ist. – Eine ausführliche
Rezension von Albert Pantenwird im .ORDFRIESISCHEN *AHR
BUCH 2006 erscheinen.
4HOMAS3TEENSEN
31
u.ORDSEE
IST-ORDSEEh
Die Bedrohung des friesischen
Siedlungsgebiets durch die
Nordsee – das ist ein klassisches
Motiv friesischer Geschichte. Es
wirkt sich bis in die Gegenwart
hinein auf die Identität der
Friesen aus. Diesem Zusammenhang ist eine an der Universität Wien entstandene umfangreiche
wissenschaftliche
Untersuchung gewidmet:
"ERND 2IEKEN u.ORDSEE IST
-ORDSEEh3TURMmUTENUNDIHRE
"EDEUTUNG FÇR DIE -ENTALIT²TS
GESCHICHTE DER &RIESEN 3
%URO 7AXMANN 6ERLAG
-ÇNSTER
Der Verfasser stammt aus
Ostfriesland und lebt in der
österreichischen Hauptstadt,
wo er als freiberuflicher Psychoanalytiker und Dozent für
Europäische Ethnologie an der
Universität tätig ist; „Europäische Ethnologie“ ist eine neue
Bezeichnung für die Volkskunde. In dieser Disziplin hat er
sich nun mit seiner umfassenden Studie habilitiert.
Rieken will nicht in erster
Linie präzise darstellen, was
bei den einzelnen Sturmfluten
geschehen ist. Er will vielmehr
deutlich machen, wie die Friesen Sturmfluten bewältigt und
erklärt haben. Es geht ihm um
so etwas wie ein „kollektives
friesisches Gedächtnis“. Im
Mittelpunkt stehen deshalb
Erzählungen und Berichte über
Flutkatastrophen, angefangen
bei sagenhaften Mutmaßungen
über den einstigen Durchbruch
des Ärmelkanals über die großen „Mandränken“ des Mittelalters bis hin zu den Sturmfluten
von 1962 und 1976. Am Schluss
nord
friesland
,OCAL(EROES
Seit zehn Jahren spießt der
Zeichner Kim Schmidt in den
Blättern des Schleswig-Holsteinischen
Zeitungsverlages
Ländliches aus dem nördlichen
Bundesland auf. Einige der
schönsten Ein-Bild-Geschichten sind jetzt auch auf Dänisch,
Plattdeutsch und Friesisch
nachzulesen. Die friesischen
Texte schrieben Kinder der
Dänischen Schule Bredstedt
unter Anleitung von Christiane
Bodenhagen sowie Adeline Petersen vom .ORDFRIISK)NSTITUUT.
,OCAL (EROES *E 3EITEN *E
%URO &LYING +IWI 6ERLAG
&LENSBURG
vergleicht Rieken sogar die
Erklärungsmuster für die historischen Sturmfluten mit den
Reaktionen auf die TsunamiKatastrophe vom 26. Dezember 2004.
Das Werk bietet anregende,
streckenweise spannende Lektüre. Die Ostfriesische Landschaft, Aurich, und das .ORD
FRIISK)NSTITUUThaben es in ihre
Schriftenreihen aufgenommen.
Eine ausführliche Rezension ist
für das .ORDFRIESISCHE*AHRBUCH
2006 geplant.
TS
4HOMAS &RIEDRICHSEN (USU
MER 'ESCHICHTEN 3 %URO3UTTON6ERLAG%RFURT
Der Band fußt auf einer Artikelreihe, die 2003 zum 400jährigen Stadtjubiläum in den
(USUMER.ACHRICHTEN erschien.
Zu 39 Themen liefert Friedrichsen einen durchweg kenntnisreichen Text und einige Bilder.
Dabei handelt es sich nicht um
Fotos, die immer wieder einmal
abgedruckt werden, der Autor
wartet mit manchen Überraschungen auf. Die meisten Bilder stammen aus der Zeit des
Kaiserreichs. Zum „Zeitgeist“
gehörte es, Errungenschaften
stolz zu präsentieren. Wer
auch nur etwas Verbindung mit
Husum hat, wird gern in diesem
Buch schmökern. Störend wirkt
der Preis, er erscheint mit 17,90
Euro für ein 96-seitiges Buch,
das ausschließlich Schwarzweißbilder enthält, zu hoch. TS
(USUMER
'ESCHICHTEN
Ein ebenso hübsches wie
stadtgeschichtlich aufschlussreiches Buch hat der Husumer
Hobbyforscher und Postkartensammler Thomas Friedrichsen
zusammengestellt:
:EITSCHRIFTFÇR+ULTUR0OLITIK7IRTSCHAFT
(ERAUSGEGEBENVOM.ORDFRIISK)NSTITUUT
2EDAKTION0ETER.ISSEN&IETE0INGELUND4HOMAS3TEENSEN
3CHLUSSKORREKTUR(ARRY+UNZ
6ERLAG6EREIN.ORDFRIESISCHES)NSTITUTE6
3ÇDERSTR$"R²IST"REDSTEDT.&
4EL&AX
%-AILINFO NORDFRIISKINSTITUUTDEn)NTERNETWWWNORDFRIISKINSTITUUTDE
$RUCK"REKLUMER$RUCKEREI-ANFRED3IEGEL+'$"R²²KLEM"REKLUM.&
0REISJE.UMMER%URO*AHRESABONNEMENT.UMMERN%URO
&ÇR-ITGLIEDERDES6EREINS.ORDFRIESISCHES)NSTITUTE6ISTDER"EZUGDER:EITSCHRIFTIM*AHRESBEITRAGENTHALTEN
"ANKVERBINDUNGEN3PARUND,EIHKASSEZU"REDSTEDT!'",:
.ORD/STSEE3PARKASSE(USUM",:
./2$&2)%3,!.$ IST EIN &ORUM FREIER -EINUNGS²U”ERUNG ALLE "EITR²GE GEBEN DIE PERSÂNLICHE -EINUNG
IHRER6ERFASSERINNENUND6ERFASSERWIEDER7IEDERGABEINJEGLICHER&ORMNURMIT'ENEHMIGUNGDER2EDAKTION
&ÇRUNVERLANGTEINGESANDTE-ANUSKRIPTEWIRDKEINE'EW²HRÇBERNOMMEN)33.
Absender:
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Hiermit bestelle ich die
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"ELEG
über Zuwendungen im Sinne des § 10 b des Einkommensteuergesetzes an eine
der in § 5 Abs. 1 Nr. 9 KStG bezeichneten Körperschaften, Personenvereinigungen
oder Vermögensmassen
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Euro
Das .ORDFRIISK)NSTITUUT ist wegen Förderung der Bildung nach dem letzten uns
zugegangenen Freistellungsbescheid des Finanzamtes Flensburg,
St.Nr. 15 292 7716 0, vom 06.02.2004 für die Jahre 2004, 2005, 2006 und 2007
nach § 5 Abs. 1 Nr. 9 des KStG von der Körperschaftssteuer befreit.
Es wird bestätigt, dass die Zuwendung nur zur Förderung der Bildung
(im Sinne der Anlage 1 – zu § 48 Abs. 2 EStDV – Abschnitt A, Nr.(n) 4)
verwendet wird.
Dieser Beleg gilt nur bis zu einem Zuwendungsbetrag von bis zu 100,- Euro und
in Verbindung mit Ihrem Kontoauszug oder dem Bareinzahlungsbeleg der Bank
mit dem Aufdruck „Zahlung erfolgt“.
Für Spenden von mehr als 100,- Euro senden wir Ihnen gerne unaufgefordert eine
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gez. 4HOMAS3TEENSEN
Direktor des .ORDFRIISK)NSTITUUT
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