Verletzungsmuster, Folgeschäden und Prophylaxe beim Inline

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Verletzungsmuster, Folgeschäden und Prophylaxe beim Inline
Aus der Chirurgischen Klinik und Poliklinik
der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil
Universitätsklinik
der Ruhr-Universität Bochum
Direktor: Prof. Dr. med. G. Muhr
Verletzungsmuster, Folgeschäden
und Prophylaxe beim Inline-Skating
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Anja Gossel
aus Mönchengladbach
2003
Abstract
Gossel
Anja
Verletzungsmuster, Folgeschäden und Prophylaxe beim Inline-Skaten
Problem: In einer prospektiven Studie wurden die Verletzungen beim Inline-Skaten erfasst,
typische Verletzungsmuster unter besonderer Beachtung der getragenen Schutzausrüstung, dem
Alter der Verletzten, der Erfahrung, der erreichten Fahrgeschwindigkeiten der langfristigen
Funktionseinschränkungen aufgezeigt und die Wiederaufnahme des Inline-Skatens nach dem Unfall
erfragt. Der Einfluß der Schutzausrüstung auf das Verletzungsmuster soll aufgezeigt werden unter
besonderer Berücksichtigung handgelenknaher Frakturen.
Methode: In der Chirurgischen Klinik der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil
Bochum wurden im Zeitraum 1996-1998 277 verunfallte Inline-Skater behandelt. Insgesamt
konnten 105 dieser 277 Skater per Fragebogen erreicht werden, von denen dann 27 Skater
zusätzlich nachuntersucht wurden. Die Datenerhebung gliederte sich in drei Teile: I. Auswertung
der Patientenakten und der Röntgenbilder von 277 Inline-Skatern, II. Auswertung der
standardisierten Multiple-Choice-Fragebögen von 105 Inline-Skatern, III. Anamnese und klinische
Untersuchung von 27 der 105 Inline-Skatern mit standardisierten Untersuchungsbögen nach der
Neutral-0-Methode zur Erfassung der funktionellen Befunde an der oberen und unteren Extremität
sowie der Wirbelsäule.
Ergebnis: Die 277 verunfallten Inline-Skater erlitten insgesamt 353 Verletzungen (218 leichte/
135 schwere). 21% (n = 22) der 105 interviewten Skater hatten zum Befragungszeitpunkt eine
Funktionseinschränkung. 71,4% (n = 75) der interviewten Skater trugen zum Unfallzeitpunkt
Protektoren. 22,7% (n = 17) der befragten Skater verletzten sich in einer Körperregion, die sie
zum Unfallzeitpunkt durch einen Schoner geschützt hatten. Unter den 9 Skatern, die sich bei
getragenem Handgelenkprotektor am Handgelenk verletzten, erlitten 66% (n = 6) schwere
Verletzungen, wobei 2 zu bleibenden Schäden führten. Bei nicht getragenem Handgelenkprotektor
kam es in 80% (n = 12 von n = 15) der Fälle zu schweren Verletzungen. Nach dem Unfall trugen
64 von 68 Skatern, die das Skaten wieder aufgenommen haben, Protektoren.
Diskussion: Beim Inline-Skaten kann es zu schweren Verletzungen mit Folgeschäden kommen,
die auch durch das Tragen von Protektoren nicht vermieden werden können. Es kommen schwere
Verletzungen in Körperrregionen vor, die nicht mit handelsüblichen Protektoren geschützt werden
können. Verletzungsursachen sind Unerfahrenheit in Fahr-, Brems- und Falltechniken, da
insbesondere auch Anfänger schnell hohen Fahrgeschwindigkeiten erreichen und diese nicht
beherrschen können.
Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent: Prof. Dr. med. G. Muhr
Korreferent: Prof. Dr. med. Hermann Heck
Tag der mündlichen Prüfung: 18.01.2005
Meinen Eltern
gewidmet
1
1
Einleitung ........................................................................................................ 5
1.1
Historie: Die Entwicklung des Inline-Skatens ............................................... 5
1.2
Technische Aspekte ................................................................................... 5
1.2.1
Rollen ................................................................................................ 5
1.2.2
Schuhe............................................................................................... 6
1.2.3
Protektoren ........................................................................................ 6
1.2.4
Das Skaten ......................................................................................... 6
1.2.5
Brems- und Falltechniken .................................................................... 8
1.3
Medizinische Aspekte ................................................................................10
1.3.1
Altersstruktur und Patientenkollektive .................................................11
1.3.2
Unfallmechanismen ............................................................................11
1.3.3
Verletzungen im Straßenverkehr .........................................................13
1.3.4
Verletzungsarten................................................................................13
1.3.4.1
Leichte Verletzungen ...................................................................14
1.3.4.2
Frakturen....................................................................................14
1.3.4.3
Altersstruktur und Fahrkönnen .....................................................15
1.3.5
3
1.3.5.1
Art der getragenen Protektoren....................................................16
1.3.5.2
Minderung des Verletzungsrisikos.................................................17
1.3.6
Schulung ...........................................................................................19
1.3.7
Behandlung .......................................................................................20
1.3.8
Handgelenknahe Frakturen.................................................................20
1.3.9
Inline-Skaten im Vergleich zu anderen Sportarten ................................20
1.4
2
Protektoren .......................................................................................16
Problemstellung........................................................................................21
Patienten und Methodik ...................................................................................22
2.1
Patientenkollektiv .....................................................................................22
2.2
Methoden.................................................................................................24
2.2.1
Auswertung der Patientenakten und Röntgenbilder ..............................24
2.2.2
Fragebogen .......................................................................................24
2.2.3
Anamnese und klinische Untersuchung................................................25
2.2.4
Statistische Analyse............................................................................26
Ergebnisse ......................................................................................................27
3.1
Demographische Daten.............................................................................27
3.1.1
Verunfallte Inline-Skater (277 Skater) .................................................27
3.1.2
Befragte Inline-Skater (105 der 277 Verunfallten) ................................28
2
3.1.3
3.2
Untersuchte Inline-Skater (27 der 105 Befragten) ................................28
Verletzungsmuster (277 Skater) ................................................................29
3.2.1
Körperregionen..................................................................................29
3.2.2
Gliederung der Verletzungen nach Körperregionen...............................31
3.2.3
Alter und Verletzung ..........................................................................33
3.2.4
Geschlecht und Verletzung .................................................................34
3.2.5
Therapie der Verletzungen .................................................................35
3.2.5.1
Art der Therapie..........................................................................35
3.2.5.2
Versorgung der Frakturen ............................................................35
3.2.5.3
Behandlungsweise.......................................................................36
3.2.6
3.3
Handgelenknahe Frakturen.................................................................36
3.2.6.1
Verletzungsmuster und Klassifikation............................................36
3.2.6.2
Frakturversorgung.......................................................................36
3.2.6.3
Behandlungsverlauf .....................................................................37
Befragte Skater (105 von 277 Verunfallten)................................................37
3.3.1
Sportartspezifische Daten ...................................................................38
3.3.1.1
Fahrkönnen ................................................................................38
3.3.1.2
Nutzung der Inline-Skates............................................................39
3.3.1.3
Bremstechniken und –fähigkeiten.................................................40
3.3.1.4
Schulungsteilnahme ....................................................................41
3.3.2
Unfallspezifische Daten ......................................................................42
3.3.2.1
Verwendung von Protektoren zum Unfallzeitpunkt.........................42
3.3.2.2
Ort des Unfalls ............................................................................44
3.3.2.3
Unfallmechanismen .....................................................................45
3.3.3
Verletzungsspezifische Daten..............................................................47
3.3.3.1
Protektoren und Verletzungslokalisationen ....................................47
3.3.3.2
Fahrpraxis, Alter und Schweregrad der Verletzung ........................48
3.3.3.3
Schulungsteilnahme und Schweregrad der Verletzung ...................50
3.3.3.4
Unfallumstände und Geschwindigkeiten ........................................50
3.3.4
Heilungszeit und Krankschreibung.......................................................52
3.3.5
Langzeitergebnisse ............................................................................54
3.3.5.1
Erwerbsfähigkeit .........................................................................54
3.3.5.2
Schmerzen..................................................................................54
3.3.5.3
Funktionseinschränkungen...........................................................55
3.3.5.4
Wiederaufnahme des Inline-Skatens............................................55
3
3.3.5.5
Fahrkönnen nach dem Unfall........................................................56
3.3.5.6
Bremstechniken und –fähigkeiten nach dem Unfall ........................56
3.3.5.7
Protektoren nach dem Unfall........................................................58
3.3.5.8
Weitere Stürze ............................................................................59
3.3.6
3.4
Handgelenknahe Verletzungen............................................................60
3.3.6.1
Fahrpraxis und handgelenknahe Frakturen....................................60
3.3.6.2
Verwendung von Handgelenkprotektoren .....................................60
3.3.6.3
Handgelenknahe Frakturen und Unfallmechanismen......................61
3.3.6.4
Funktionseinschränkungen und Schmerzen ...................................61
3.3.6.5
Wiederaufnahme und Protektoren nach dem Unfall .......................62
Klinische Untersuchung (27 von 105 Befragten) .........................................62
3.4.1
Funktionseinschränkungen .................................................................64
3.4.2
Funktionseinschränkungen nach Radiusfrakturen .................................64
3.4.2.1
Fallbeispiel: Unterarmfraktur mit Abkippung nach dorsal................65
3.4.2.2
Fallbeispiel: offene Unterarmfraktur mit funktionellem Defizit.........66
3.4.3
Funktionseinschränkungen nach Unterarmfrakturen .............................68
3.4.4
Einschränkungen der Unterarmumwendebewegung insgesamt .............68
3.4.5
Funktionseinschränkungen des Hüftgelenks.........................................68
3.4.5.1
3.4.6
Funktionseinschränkungen des Sprunggelenks.....................................69
3.4.6.1
4
Fallbeispiel: Acetabulumfraktur ....................................................68
Fallbeispiel: Pilon-Tibiale Fraktur ..................................................69
3.4.7
Einzelfälle ..........................................................................................72
3.4.8
Schmerzzustände...............................................................................73
3.4.9
Erwerbsfähigkeit ................................................................................73
3.4.10
Protektoren .......................................................................................74
3.4.10.1
Verletzungsmuster in Abhängigkeit von Protektoren ......................74
3.4.10.2
Verwendung von Protektoren nach dem Unfall ..............................75
3.4.11
Wiederaufnahme des Inline-Skatens ...................................................75
3.4.12
Handgelenknahe Frakturen.................................................................76
3.4.12.1
Art der Frakturen und Funktionseinschränkungen..........................76
3.4.12.2
Protektoren vor und nach dem Unfall ...........................................76
Diskussion ......................................................................................................78
4.1
Altersstruktur und Patientenkollektiv ..........................................................78
4.2
Verletzungsmuster....................................................................................78
4.2.1
Verletzungslokalisationen ...................................................................78
4
4.2.2
4.3
Altersstruktur und Verletzungen..........................................................80
Sportart- und unfallspezifische Daten.........................................................81
4.3.1
Nutzung, Fahrkönnen und Bremsfähigkeiten........................................81
4.3.2
Anwendung von Protektoren...............................................................83
4.3.3
Unfallort und Unfallmechanismen........................................................85
4.4
Verletzungsspezifische Daten ....................................................................87
4.4.1
Schützbare/nicht zu schützende Körperregionen ..................................87
4.4.2
Zusammenhang zwischen Fahrpraxis und Verletzungen........................89
4.4.3
Schulungsteilnahme und Verletzungen ................................................90
4.4.4
Behandlung .......................................................................................91
4.5
Handgelenknahe Frakturen .......................................................................91
4.6
Untersuchungsergebnisse .........................................................................94
4.7
Langzeitergebnisse ...................................................................................97
4.7.1
Schmerzen und Umstellungen im Alltag...............................................97
4.7.2
Wiederaufnahme des Skatens.............................................................98
4.7.3
Tragen von Protektoren vor und nach dem Unfall ..............................101
4.8
Ausblick .................................................................................................103
4.9
Verbesserungsideen................................................................................104
4.10
Schlußfolgerung ..................................................................................105
5
Zusammenfassung ........................................................................................106
6
Anlagen ........................................................................................................110
7
Literaturverzeichnis .......................................................................................118
8
Danksagung..................................................................................................125
9
Lebenslauf ....................................................................................................126
5
1 Einleitung
1.1 Historie: Die Entwicklung des Inline-Skatens
Die ersten Versuche auf in Reihe angebrachten Rollen zu fahren, gehen bis ins 17.
Jahrhundert zurück. Holländer brachten Holzräder in einer Reihe an einer Holzleiste
unter Schuhen an
[8,26]
. Statt Holzrädern wurden im Jahr 1760 kleine Metallräder, die
der Belgier John Josef Merlin an seinen alten Schlittschuhen befestigte, verwendet
Petibled meldete 1819 in Paris das erste Patent an
[36]
[36]
.
, doch zu einem allgemeinen
Durchbruch dieses Prinzips kam es erst 1980. Robert John Tyers entwickelte 1823 in
London
den
ersten
Inline-Skate
mit
fünf
[2]
Rollen
Polyurethanrollen die bisher verwendeten Stahlrollen
[8,26]
.
Seit
1965
ersetzten
.
Die Brüder Olson gründeten 1980 in Minneapolis, USA, die Firma Rollerblade
entwickelten
Inlineansätze,
die
an
Schlittschuhe
Eishockeyspieler auch im Sommer trainieren konnten
Inline-Skates zur Serienreife
[26,58]
montiert
[26]
wurden,
. Sie
damit
[26]
. Später brachten sie die
. Der „Rollerblade brand skate“ wurde 1987 als
Fitneßprodukt auf den Markt gebracht
[8,26]
.
Moderne Inline-Skates bestehen aus einem Hartschalenschuh, an dem eine Carbonoder Aluminiumschiene mit vier in einer Reihe laufenden Rollen befestigt ist
[26]
.
1.2 Technische Aspekte
1.2.1 Rollen
Die heutigen Inline-Skates sind in der Konstruktion an die verschiedenen Nutzer
angepaßt.
Rollenanzahl,
Schnelligkeit
[3,8]
Generell
-durchmesser
und
–härte
entscheiden
über
die
. Spezielle Montagetechniken erhöhen die Wendigkeit der Skates
nimmt
mit
steigender
Anzahl
der
Fahrgeschwindigkeit zu und die Wendigkeit ab
[8]
Rollen
die
maximal
[3,8]
.
erreichbare
. Anfängern wird empfohlen kleinere,
weichere Rollen zu verwenden, um nicht zu hohe Geschwindigkeiten zu erreichen
[47,48]
.
6
1.2.2 Schuhe
Die Schuhe bieten unterschiedlich starken Halt. Die Rigidität des Schuhs variiert vom
Hartschalenschuh,
der
für
Aggressive-
und
Stunt-Skating
(vgl. Kap. 1.2.4), bis zum sehr flexiblen Schuh für Speedskater
verwendet
[11]
wird
. Die flexibleren
[11]
Schuhe ermöglichen und erfordern jedoch eine bessere Fahrtechnik
. Instabilere
Schuhschalen schützen schlechter vor einer Supinationsverletzung des Sprunggelenks
im Falle eines Sturzes
[20]
.
Nach aktuellen Ergebnissen der Stiftung Warentest liegen die Preise für gute InlineSkates im Mittel bei 135,- € (bei einer Preisspanne von 70,- bis 410,- €)
[1,11]
.
1.2.3 Protektoren
Zur vollständigen Ausrüstung eines Skaters gehören auch folgende Protektoren:
Knieschoner, Handgelenkschoner, Ellenbogenschoner und ein Helm.
Die Handgelenkschoner haben eine volar eingearbeitete Schiene, die das Handgelenk
in leichter Extension fixieren. Sie reichen vom distalen Unterarm bis zu den distalen
Metacarpalia. Das Fingerspiel bleibt uneingeschränkt
dorsal verstärkt
[9]
[8]
. Einige Schoner sind auch
.
Freizeitskaterhelme ähneln Fahrradhelmen und sind darauf ausgelegt, einen harten
Aufschlag abzumildern, während Freestylehelme mehrere leichte energieärmere Stöße
abfangen sollen
Young
[48]
berichtet
.
über
Videotapes
der
Firma
Rollerblade,
Handgelenkprotektoren und Helme für Skater empfohlen werden
worin
[57]
wenigstens
. Freestyle Skatern
wird dort zusätzliches Equipment empfohlen.
Protektoren und gängige Fahrradhelme kosten jeweils rund 40,- €
[1]
.
1.2.4 Das Skaten
Ursprünglich wurden Inline-Skates für das Inline-Hockey genutzt
[58]
. Heute gibt es
sehr verschiedene Bereiche, in denen Inline-Skates eingesetzt werden.
Bisher wurden in Deutschland rund 17,5 Millionen Paar Inline-Skates verkauft. Etwa 12
Millionen Menschen fahren in Deutschland Inline-Skates
[18]
.
Die größte Gruppe mit rund 90% bilden die Freizeit- und Fitness-Skater. Sie skaten
bevorzugt in Parkanlagen, auf Plätzen, Radwegen, Bürgersteigen und Straßen
[58]
.
Inline-Skates werden auch als Transportmittel benutzt z.B. bei Kurierdiensten. In
7
Großstädten gelangen Inline-Skates neuerdings auch bei der Polizei zum Einsatz, und
zwar zur schnellen, flexiblen Verfolgung von Straftätern, die als Fußgänger fliehen
wollen. Explizit ausgewiesene Skateplätze bieten besonders Anfängern eine sichere
Umgebung zum Erlernen des Skatens
[48]
. Ein „skatesafe plan“ der Stadt Melbourne,
der sowohl Fußgänger als auch Skater vor Schaden bewahren soll, zeigt Wege, die
bevorzugt zum Inline-Skaten genutzt werden sollten und solche, die sich überhaupt
nicht dafür eignen
[48]
. Nach dessen Umsetzung gingen die Konflikte zwischen Skatern
und Fußgängern deutlich zurück [48].
Beim Speed-Skating werden hohe Geschwindigkeiten von mehr als 50 km/h erreicht.
Es werden Volksläufe, Halbmarathon- und Marathonläufe veranstaltet. In diesem
Bereich bietet Inline-Skaten die Möglichkeit einer weiteren Ausdauersportart neben
Fahrradfahren und Joggen, die sehr gelenkschonend ist und das Herz-Kreislauf-System
trainiert
[25,58]
.
Die Aggressive- und Stunt-Skater fahren in Halfpipes, auf Treppen, Treppengeländern,
Mauern und Bordsteinkanten. In nationalen und internationalen Wettkämpfen
vergleichen sie ihr Können
[58]
.
Die hohen Geschwindigkeiten, die mit Inline-Skates erreicht werden können, lassen an
eine Gleichstellung der Inline-Skater mit Fahrradfahrern denken. Rechtlich gibt es
jedoch weltweit erhebliche Unterschiede in der Stellung der Inline-Skater im
Straßenverkehr.
Inline-Skates sind im Straßenverkehr in Deutschland besondere Fortbewegungsmittel
(§24 Abs.1 StVO). Der Nutzer unterliegt den Regeln für den Fußgängerverkehr (§§ 25ff
StVO) und muß gegebenenfalls mit Schrittgeschwindigkeit auf dem Gehweg fahren
[Urteil
des
OLG
Karlsruhe
vom
24.07.1998,
Bundesgerichtshofes vom 19.03.02 VIZR 333/00
[53]
10
U
60/98
[53]
;
Urteil
des
].
Reinberg weist auf das hohe Gefahrenpotential für andere Passanten hin, wenn auf
dem Bürgersteig geskatet wird
[41]
.
Ähnliche Regelungen gibt es zum Beispiel in den Städten Melbourne, Helsinki, Madrid
und Tampa. Der Inline-Skater darf hier nur im Schrittempo auf dem Bürgersteig
fahren. Die US-Bundesstaaten New York und New Jersey haben die Inline-Skater
Fahrradfahrern gleichgestellt. Inline-Skater dürfen Straßen benutzen, unterliegen dafür
aber auch den gleichen Verpflichtungen wie Radfahrer. Kinder unter 14 Jahren müssen
sowohl als Radfahrer als auch als Inline-Skater einen Helm tragen, eine Bremse haben
und ordnungsgemäß beleuchtet sein
[48]
.
8
1.2.5 Brems- und Falltechniken
In
der
Regel
sind
an
Inline-Skates
Fersenbremsen montiert, die ein sicheres
Bremsen
mit
ermöglichen
[11,48]
Schrittstellung
dem
Heel-stop
. Dazu müssen die Füße in
gebracht
werden.
Durch
Anheben der Fußspitze des vorderen Fußes
wird Druck auf den Stopper ausgeübt und
das
Bremsmanöver
eingeleitet.
Diese
Technik verlangt vom Skater ein gutes
Gleichgewichtsgefühl
[57]
.
Abb.1:
Körperhaltung beim Heel-Stop
[4]
Andere Bremstechniken sind der T-Stop, bei
dem ein Bein quer zur Fahrtrichtung gestellt
und Druck auf den Boden ausgeübt wird, die
Drehtechnik, bei der der Fahrer durch eine
180°-Wendung zum Stehen kommt
der Powerslide
[4]
[58]
, sowie
.
Abb.2:
Körperhaltung beim T-Stop
[4]
9
Beim Powerslide wird das vordere Bein quer zur
Fahrtrichtung gebracht, so daß der Körper
seitlich
bzw.
rückwärts
zur
Fahrtrichtung
gehalten werden muß und das hintere Bein um
180° gedreht rückwärts fährt. Bleibt wenig Platz
zum
Bremsen,
muß
der
Powerslide
eingesprungen werden, da das Umdrehen von
vorwärts auf rückwärts Platz erfordert
[4]
.
Mit einer korrekten Falltechnik, dem „Kneeing“
(Bilderfolge Abb. 4a-d), können die bei einem
Sturz entstehenden Kräfte schonend verteilt
werden
[4,20]
. Der Sturz erfolgt hierbei zunächst
auf die geschützten Knie. Auf den Protektoren
ist ein Gleiten möglich, so daß die zunächst
Abb.3:
Haltung beim Powerslide
[4]
vertikal
einwirkende
Energie
schnell
in
Bewegungsenergie umgesetzt wird. Kommt es
zum Vornüberfallen, sollte auf Handgelenk- und
Ellenbogenschoner gleichzeitig gelandet werden.
Abb.4b: Kneeing 2
Abb.4a: Kneeing 1
Abb.4c: Kneeing 3
[4]
[4]
[4]
Abb.4d: Kneeing 4
[4]
10
Diese Technik verhindert eine starke Krafteinwirkung auf eine kleine Fläche, wie sie
beim Sturz auf ausgestreckte Arme erfolgt. Der Kopf kommt nicht in Bodenkontakt.
Diese Technik läuft allerdings dem Unterbewußtsein zuwider und muß trainiert werden
[20]
, da Stürze beim Inline-Skaten nicht ungewöhnlich sind
[14,48]
.
Sherker beobachtet, daß den Falltechniken, so wie sie bisher in der Literatur
beschrieben werden, eine geringe Bedeutung für die Prophylaxe beigemessen wird
[48]
.
Obwohl keine Belege für eine Reduzierung des Verletzungsrisikos nach dem Erlernen
von Falltechniken in professioneller Schulung existieren, müsse davon ausgegangen
werden, daß eine professionelle Anleitung die Fähigkeiten in der Skatetechnik
weiterentwickele und zu einem größeren Sicherheitsbewußtsein führe
Das Bremsen ist der schwierigere Teil des Inline-Skatens
empfohlen, Bremstechniken zu erlernen, bevor gefahren wird
[48]
.
[14,26,56]
. Daher wird
[20,26,57]
. Die Angaben zur
Effizienz der verschiedenen Bremstechniken sind widersprüchlich. Manche Autoren
favorisieren den integrierten Stopper
[48]
, andere die dynamischen Bremstechniken
[57]
.
In der Schweiz wurden Fälle dokumentiert, bei denen während des Bremsmanövers die
integrierten Stopper zerbrachen
[41]
ebenso wie nach Ergebnissen der Stiftung
Warentest.
Es gibt verschiedene Ideen zur Verbesserung integrierter Bremssysteme. Ellis
beschreibt ein Bremssystem, das durch einen per Hand auslösbaren Mechanismus
Bremsscheiben an den Rädern aktiviert
[14]
. Sherker und Schieber schlagen die
Entwicklung eines Bremssystems vor, das es ermöglicht, alle Rollen während des
Bremsvorganges in Bodenkontakt zu lassen
[43,48]
. Die Entwicklung der Bremssysteme
bleibt indessen hinter der Entwicklung immer schnellerer Skates zurück
[32]
.
1.3 Medizinische Aspekte
Die meisten Studien zu Verletzungen beim Inline-Skaten entstanden von 1995-1998
und beziehen sich auf die Jahre 1992-1996. In diesem Zeitraum nahm die Anzahl von
Inline-Skatern zunächst in den USA, dann auch in Deutschland sprunghaft zu
[19,20,24,43]
.
Zeitgleich stieg die Anzahl der Unfälle, die auf das Inline-Skaten zurückzuführen waren.
Die Untersuchungen stützen sich auf Daten des „National Electronic Injury Surveillance
System“ (NEISS)
einzelner Kliniken.
[43]
beziehungsweise auf lokale oder nationale Unfallstatistiken
11
Einige Studien befragten oder beobachteten Inline-Skater vor Ort
werden
Inline-Skatingverletzungen
verletzungen verglichen
besonders schwere
[32,35]
mit
Rollschuhverletzungen
[22,56,57]
. In anderen
und
[3,38,39,42]
. Außerdem schildern einige Fallberichte
oder ungewöhnliche Verletzungen
[52]
Skateboard[9,10,12,40,44,54]
. Zwei Studien befassen
sich mit biomechanischen Analysen der Handgelenkprotektoren an Leichenarmen
[15,50]
.
Giacobetti konnte nicht nachweisen, daß Handgelenkprotektoren die Inzidenz von
Frakturen senken
[15]
, wohingegen Staebler den Handgelenkprotektoren sowohl eine
bessere Verteilung der beim Sturz auf die Unterarmknochen wirkenden Energie als
auch eine gewisse Absorbtion attestiert
[50]
.
1.3.1 Altersstruktur und Patientenkollektive
Inline-Skater sind in allen Altersstufen zu finden
in
den
verschiedenen
Studien
. Das Durchschnittsalter der Skater
(ausgenommen
orientierten) lag zwischen 18 Jahren
erfaßten mehr Männer als Frauen
[24]
[31]
die
und 35 Jahren
[8,14,20,23,24,26,46,55]
[2,13,16,19,27,30,31,34]
Skater vor Ort mit Fragebögen interviewt
[23]
pädiatrisch
. Die meisten Studien
.
[49]
Die Untersuchungen umfaßten Patientenkollektive von 29
Verletzungen wurden prospektiv
ausschließlich
bis 66465
[17,33]
oder retrospektiv
[3,8,23,26,28,46,47,55]
Patienten.
erfaßt, die
[22,56,57]
, beobachtet
Daten über regionale und überregionale Datenbanken erfaßt
[39,42]
oder ihre
[14,39,42,43]
. Eine Studie zur
biomechanischen Bewertung von Gelenkbelastungen stützt sich auf 8 Patienten
[25]
.
1.3.2 Unfallmechanismen
[19,48]
Die Inline-Skater sind in der Regel Autodidakten
auf, wenn Inline-Skates ausprobiert werden
[28]
. Am häufigsten treten Unfälle
. Ob Erfahrung und Ausbildung zu einer
Minderung des Verletzungsrisikos beiträgt, wird unterschiedlich bewertet. Einerseits
wird gesagt, daß Erfahrung nicht vor Verletzungen schützt
[47,49,57]
und mit
zunehmender Dauer des Inline-Skatens auch die Verletzungsanzahl steigt
[23]
,
andererseits gibt es eine Studie, die eine Abnahme der Verletzungsinzidenz bei
erfahrenen Skatern festgestellt hat
[46]
Schulungsmaßnahme teilgenommen
. Die meisten Verletzten haben jedoch an keiner
[8,34,47]
. Die Teilnahme an Schulungen mindert das
Auftreten von Verletzungen nicht signifikant
[2,46,48]
.
Der in allen Studien übereinstimmende, den meisten Verletzungen zugrundeliegende
Unfallmechanismus ist der Sturz nach vorne oder hinten auf die ausgestreckten Arme.
12
Folgen sind Extensionsfrakturen im Bereich des distalen Radius und der Ulna
[19]
. Eine
zu stark ausgeprägte Rückenlage bei Bremsversuchen oder in gefährlichen Situationen
führt zu einem unkontrollierten Sturz nach hinten
[27,28]
.
Häufiger Mechanismus bei seitwärts gerichteten Stürzen
Beines
[19,20]
[16]
ist ein Verdrehen des
. Es kommt eher zu Verletzungen der unteren Extremität
beispielsweise
Torsionsfraktruren
Knöchelfrakturen
[19]
der
Tibia
[20,33]
,
[16]
Kniebandverletzungen
wie
und
.
Die Inline-Skater stürzten nach Häufigkeit aufgelistet zumeist auf Hände, dann auf
Knie, Gesäß, Hüfte, Rücken und Kopf
[26]
.
Insbesondere Anfänger können schnell hohe Geschwindigkeiten erreichen und erlernen
im Verhältnis dazu das Bremsen zu spät
[3,19,24,28,31]
. Unfälle ereignen sich vermehrt bei
den ersten Fahrversuchen oder sobald die Skater beginnen, sich sicherer zu fühlen
[23]
.
Die Ursachen für die Stürze im Freizeitskaterbereich liegen in Koordinations- und
Gleichgewichtsverlusten beim Bremsmanöver
Bodens
[3,24,43]
[2,3,19,20,24,28,43,47]
, in Unebenheiten des
oder in kleineren Hindernissen
[8,31]
. Weitere Ursachen sind hohe
Geschwindigkeiten, Erfahrungsmangel, Ansammlungen von Passanten und Skatern,
sowie die Unterschätzung der Gefahr, sich schwere Verletzungen zuziehen zu
können
[27,47]
.
Obwohl teilweise hohe Geschwindigkeiten als Unfallursache angegeben werden, trugen
unterschiedliche Geschwindigkeiten zum Unfallzeitpunkt nicht zu unterschiedlich
schweren Verletzungen bei
[28,38]
erheblichen Verletzungen kommen
Beim
Stunt-Skating
. Auch bei Stürzen aus dem Stand kann es zu
[55]
resultieren
.
die
Verletzungen,
die
auch
Entstehungsmechanismen haben können, aus der Schwierigkeit der Sprünge
aus Selbstüberschätzung
Verletzungsmuster
entstehen
[31]
[20]
[20]
und erleiden mehr Fingerverletzungen
Verletzungen
am
[19,20]
[17,28,30]
. Nach Sprüngen
Unterschenkel
, aber auch schwere stammnahe Verletzungen
Die meisten Unfälle sind selbstverschuldet
Straßenverkehrs.
und
. Aggressive und Stunt-Skater haben ein anderes
schwerwiegendere
Sprunggelenken
andere
[19,20]
[31]
und
den
.
und ereignen sich außerhalb des
13
1.3.3 Verletzungen im Straßenverkehr
Kollisionen mit anderen Personen oder Verkehrsmitteln sind eher selten
[19,20,24,31,38]
. In
wenigen Fällen kommt es zu Zusammenstößen mit Radfahrern und Autos
[2]
oder es
geschehen Unfälle bei dem Versuch, entgegenkommenden Verkehrsteilnehmern
[38]
auszuweichen
. Verletzungen durch Kollisionen mit einer Wand oder einem Auto
erlitten eher erfahrene Skater
[49]
.
Lebensbedrohliche Verletzungen sind selten
mit Todesfolge
[42]
. In einigen Fällen kam es zu Unfällen
[8,24,40,41,48,49]
, die in der Regel durch Kollisionen mit Autos oder Bussen
entstanden. Diese Skater erlitten Polytraumen oder schwerwiegende Kopfverletzungen
[48]
und trugen keinen Helm
.
1.3.4 Verletzungsarten
In den Studien, in denen Inline-Skater unabhängig von Krankenhausdaten befragt
wurden, kam es zu wenigen und dann zumeist leichten Verletzungen. Nur 2,6% bzw.
3% der Verletzten suchten tatsächlich eine Ambulanz auf
[2,23]
. Ein Viertel der
beobachteten Skater gab an, Verletzungen gehabt zu haben. Darunter waren
9 Frakturen
[57]
.
Eine Untersuchung unter Collegestudenten ergab, daß 64,4% nie Verletzungen gehabt
haben
[55]
. Demgegenüber stehen 2,8%, die sich Frakturen oder Kopfverletzungen
zuzogen.
Den Hauptteil der Verletzungen machen Bagatellverletzungen ohne nachfolgende
Arztkonsultation aus
Inline-Skatern,
daß
[46]
. Jerosch beschreibt bei einem Kollektiv von 500 befragten
sich
222
schon
einmal
verletzt
hätten,
wobei
Weichteilverletzungen mit 73% deutlich die Frakturen (5%) übertrafen
[26]
die
. Der
Verletzungsindex (Anzahl der Verletzungen/Anzahl der Verletzten) lag für diese
222 Skater mit 963 Verletzungen bei 4,32
[26]
.
Treten Verletzungen auf, aufgrund derer ein Krankenhaus aufgesucht wird, sind
übereinstimmend die obere Extremität und dort der distale Radius und das Handgelenk
die am häufigsten verletzten Regionen. Zweithäufigste Gruppe der Verletzungen waren
in zwei Studien Schädelverletzungen
[28,31]
. Die Barmer Krankenkasse
[4]
stellte ein
übersichtliche Zusammenschau der Verletzungslokalisationen, die mit den meisten
Studien übereinstimmte, in ihrer Informationsbroschüre zur Verfügung (Abb. 5).
14
Verletzungsgefährdete Körperpartien
Kopf, Hals
16%
Hand, Unterarm,
Ellenbogen
32%
Rumpf, Becken
11%
Knie, Fuß,
Unterschenkel
26%
Sonstige
15%
Abb.5: Verletzungsinzidenz nach Körperteilen (in %) [4]
Kvidera beschrieb eine geringe Morbidität nach Inline-Skater Verletzungen und obwohl
es in seiner Studie nicht über bleibende Schäden berichtet wurde, maß er den
Verletzungen, die beim Inline-Skaten auftraten, eine emotionelle (Schmerzen,
vorrübergehende Arbeitsunfähigkeit) und finanzielle Bedeutung bei (1977 $432.46 pro
Patient)
[27]
.
1.3.4.1 Leichte Verletzungen
Bagatell- oder nicht behandlungsbedürftige Verletzungen sind letztendlich die
[23,26,38]
häufigsten Verletzungen
, wenn Studien berücksichtigt werden, die Inline-Skater
vor Ort befragen. Die meisten Schürfungen traten an Knien
Gesäß
[23]
[23,46]
, Beinen
[23,46]
und
auf. Es traten bis zu 73% Weichteilverletzungen, mit einem hohen Anteil von
Kopfplatzwunden auf
[26]
.
1.3.4.2 Frakturen
In
den
meisten
Studien
Frakturen
[8,17,19,20,30,31,47]
von 5%
[26]
Radius
sind
jedoch
rund
die
Hälfte
der
Verletzungen
. Wobei die Spannbreite abhängig vom untersuchten Kollektiv
bis 64,7%
[3,8,17,19,26,28,46]
.
[30]
reicht. Die häufigste Fraktur ist die des distalen
15
Verletzungen, die mit der Beschaffenheit des Inline-Skateschuhs und dessen
Hebelwirkung bei Rotationstraumen in Verbindung stehen, werden unterschiedlich
bewertet
[20,28,30,33,34]
. Mehrheitlich wird von einem ähnlichen Torsionsmechanismus wie
bei der „boot-top fracture“ beim Skifahren ausgegangen. Diese Frakturen treten am
Ende des Skistiefels auf, nachdem sich der Körper des Skifahrers bei einem Sturz um
den durch Ski fixierten Fuß dreht und das Drehmoment durch den rigiden
Hartschalenschuh vom Sprunggelenk zum Ende des Schuhschaftes verlagert wird.
Gegner der Übertragung dieser Theorie auf das Inline-Skaten argumentieren, daß der
kleinere Hebelarm, der am Skateschuh aufgrund des fehlenden Skis wirkt, für solche
Frakturmechanismen unzureichend ist
[20]
.
Malanga beschieb in einer Fallstudie einen der „boot-top fracture“ ähnlichen
Torsionsmechanismus, der zu einer bilateralen Ruptur des vorderen Kreuzbandes und
des medialen Seitenbandes führte
[33]
. Er verwies auf den beträchtlichen Hebelarm,
den besonders Skates mit vielen Rollen haben.
Die häufigste Fraktur an der unteren Extremität ist jedoch die Fraktur im Sprunggelenk
[47]
durch ein Supinations- und Rotationstrauma
. Insgesamt ist die untere Extremität
von schweren knöchernen Verletzungen oder Gelenkverletzungen wesentlich seltener
betroffen
vor
[32]
[31]
. Es kommen jedoch regelmäßig schwere Verletzungen in diesen Regionen
.
Unübliche Verletzungen, die beim Inline-Skaten auch auftreten können, sind: ein
Hämatom
am
Oberschenkel,
das
mehrfach
evakuiert
werden
Rippenserienfrakturen mit intensivmedizinischer Überwachung
Handwurzelknochen
Hämatom
[31]
Fünfjährigen
[3,31]
, Nierenkontusionen
, eine LWK-1-Fraktur
[52]
, Femurschaftfrakturen
und mediale Kollateralbandruptur
epikondyläre Humerusfrakturen
Beckenfraktur
[31]
[35]
[33]
[16]
, subluxierte Hüfte
[31]
[28]
,
, Frakturen der
, eine Felsenbeinfraktur mit epiduralem
, bilaterale Femurstreßfrakturen bei einem
[30,33]
, eine bilaterale vordere Kreuzbandruptur
, drei suprakondyläre Humerusfrakturen
, posteriore Ellenbogenluxation
[34]
[28]
mußte
[16]
[16]
, zwei
, geschlossene
, vier Frakturen im Patellofemoralgelenk
[26]
.
1.3.4.3 Altersstruktur und Fahrkönnen
Kinder erleiden im Vergleich zu Erwachsenen eher Frakturen
sich Frakturen mit Epiphysenbeteiligungen zu
[24]
[19,20,30]
. Häufig ziehen sie
. Schädelbrüche betrafen vorwiegend
Kinder (< 15 Jahre), da sie durch noch unterentwickelte koordinative Fähigkeiten und
16
einen höher liegenden Körperschwerpunkt eher rückwärts fallen. Bei Erwachsenen
treten demgegenüber mehr Gesichtsverletzungen auf
[19,20]
.
Den größten Anteil schwerer Verletzungen wiesen Fahranfänger auf
[3,31,49]
. Einsteiger
jenseits der 30 Jahre, die das Skaten nur ausprobieren wollen, und Anfänger zwischen
20 und 30 Jahren ohne Protektoren
[24]
sind besonders gefährdet
[8,13]
im Hinblick auf
schwere Verletzungen.
In anderen Studien traten zwei Drittel der Verletzungen bei den 24-34 Jahre alten
Skatern auf
[27]
. Demgegenüber stehen Verletzungsmaxima bei den 7-15jährigen
denen eine besondere Risikobereitschaft zugesprochen wird
Maximum bei Inline-Skatern jenseits der 46 Jahre
[23]
[30]
[30,51]
,
, und ein zweites
. Bei den Patienten, die älter als
36 Jahre alt waren, mußten prozentual gesehen wesentlich mehr Frakturen operativ
behandelt
werden.
Verletzungsart
[13]
In
dieser
Altersgruppe
überwogen
die
Frakturen
als
.
1.3.5 Protektoren
Die
vier
handelsüblichen
Protektoren
(Handgelenkschoner,
Ellenbogenschoner,
Knieschoner und Helm) werden in unterschiedlichem Ausmaß und meist zu selten
getragen. Ihr Nutzen in der Verletzungsprävention differiert einerseits zwischen den
verschiedenen zu schützenden Regionen (Hand, Ellenbogen, Knie und Kopf),
andererseits zwischen den verschiedenen Studien.
1.3.5.1 Art der getragenen Protektoren
Schoner werden in sehr unterschiedlichem Ausmaß getragen (6,5%
47%
[28]
, 50%
[2]
, 52,7%
Protektoren getragen
[35,58]
[31]
, 70%
[46,49]
[55]
, 12%
[14]
,
). In den seltensten Fällen werden alle
. Ein Helm wurde zum Unfallzeitpunkt selten getragen
Oft besitzen Skater die entsprechenden Protektoren, tragen sie jedoch nicht
[2,20]
.
[34,46]
.
Ältere Skater (> 60 Jahre), Anfänger und Frauen tragen eher Protektoren, Männer,
Kinder und erfahrene Skater eher nicht
[56]
. Majetschak konnte jedoch keine
Unterschiede in der Häufigkeit der Protektorennutzung zwischen Kindern, Jugendlichen
und Erwachsenen feststellen
[31]
.
Die beobachteten Inline-Skater trugen mehr Schoner (62% : 50%), als die, die Kliniken
aufsuchten
[2]
. Unter den beobachteten Skatern trugen 60% Handgelenkprotektoren
und unter den verunfallten nur 44%
[2]
. Unverletzte Freizeitskater trugen keine Helme,
17
während aggressive, street und halfpipe Fahrer zu 42% bzw. 65% einen Helm
trugen
[20]
.
Eine Zunahme der Nutzung von Handgelenkprotektoren, die selten getragen
werden
[3,8,20,27,29]
, von 20% auf 65% seit Anfang der 90iger ist nachzuweisen
[2,46,51]
.
Eine große Rolle dafür, ob Protektoren getragen werden, spielt das Umfeld. Skater
tragen die Protektoren, die auch Freunde und Verwandte benutzen
[34,56]
aufgrund des Gruppenzwangs auf Protektoren
nimmt mit zunehmender Erfahrung der Skater ab
[57]
, oder verzichten
. Die Verwendung von Protektoren
[2,55]
.
Weitere Gründe für nicht getragenen Protektoren können laut einer Studie sein, daß
die Notwendigkeit, welche zu tragen, nicht eingesehen wird, sie zu warm, zu
[57]
unbequem, zu teuer oder zu unmodisch sind
. Largiardièr weist als Hauptgründe
Vergesslichkeit bzw. Nachlässigkeit oder zu hohe Kosten für Schoner nach
[28]
. Danach
folgen fehlende Informationen, Unterschätzung des Unfallrisikos, Eitelkeit oder
schlechter Tragekomfort. Ellis und Young beschreiben zu hohe Kosten für Protektoren,
die teilweise bei den Preisen für die Skates lägen, die Protektoren sähen zu plump aus,
wären zu schwer und würden die Skater zu sehr behindern
[14,56]
.
Inline-Skater trugen zum Teil nach Unfall mehr Protektoren als vorher
jedoch eher weniger
[41]
[2,3]
, manchmal
.
1.3.5.2 Minderung des Verletzungsrisikos
Jaffe konnte keinen Zusammenhang zwischen Protektorennutzung und einer Abnahme
der Unfallinzidenz oder dem Schweregrad herstellen
Protektoren Frakturen nicht verhindern
[8,16,20,49]
[57]
. Biomechanisch könnten
, sondern dienten zur Vermeidung von
[17,49,55,57]
Quetschungen, Schürfungen und Schnittwunden
. Ein positiver Effekt der
theoretisch ermittelten Kraftverteilung durch die Protektoren zur Verhinderung von
Frakturen wird angenommen, konnte aber nicht nachgewiesen werden
Protektoren
ausschließen
senken
die
Verletzungsgefahr,
können
sie
[27]
.
jedoch
nicht
[2,20,26]
. Es kommt hinzu, daß zumeist die nicht geschützte Region verletzt
bzw. frakturiert wurde
[8,19,20,30]
. Fehlten die Protektoren an der verletzten Region, kam
es öfter zur stationären Versorgung
[2]
, wurden sie getragen, traten weniger
Verletzungen auf (Handgelenk z.B. 26% zu 8%)
gaben an, sich seltener verletzt zu haben
[23]
[2]
. Diejenigen, die Schoner trugen,
. In wenigen Studien wurde sogar
beschrieben, daß keiner derjenigen, die regelmäßig Protektoren trugen, eine schwere
18
[30,55]
Verletzung erlitt
keinen
. Demgegenüber steht die Aussage, daß die Schutzkleidung
signifikant
[23,31]
vermindert
protektiven
Einfluß
ausübt
oder
das
Verletzungsrisiko
. Sie kann zusammen mit einem Gefühl von Sicherheit, wenn die
Anfangsschwierigkeiten überwunden sind, den Skater auch in falscher Sicherheit
wiegen
[23,49]
motivieren
und ihn zu erhöhter Risikobereitschaft, zum Beispiel schneller zu fahren,
[8]
Protektoren
. Nur zwei von 61 Kindern, die sich Frakturen zuzogen, trugen überhaupt
[34]
.
Die Effizienz der verschiedenen Protektoren wird in den Studien sehr kontrovers
diskutiert. Obwohl am häufigsten Knieschoner getragen wurden, tragen sie am
wenigsten zur Verletzungsprophylaxe bei
[20,28,43,56]
. Der größte Nutzen unter den
verschiedenen Schonern wird dem Handgelenkprotektor zugewiesen, danach folgen
Ellenbogenprotektor und Helm
Auch
bezüglich
der
[8,28,43,56]
.
Handgelenkpotektoren
wird
die
Effizienz
in
der
Verletzungsprävention unterschiedlich beurteilt. Handgelenkprotektoren sollen vor
Hyperextensionstraumen schützen, Aufprallkräfte absorbieren und durch ihre glatte
und vergrößerte Oberfläche einwirkende Kräfte zerstreuen
wird
der
angezweifelt
Nutzen
[42]
der
Schoner
, andere wie Schieber
insbesondere
[43]
[43,57]
der
. Von einigen Autoren
Handgelenkprotektoren
, sehen ihn als erwiesen an
[48]
.
Bezogen auf Altersgruppe und Geschlecht ergab sich für die Skater, die keine
Handgelenkschoner trugen, ein um den Faktor 10,4 erhöhtes Risiko für Verletzungen
des distalen Radius als unter denen, die Schoner trugen
erhöhtes Risiko wiesen Largiadèr et al. nach
[28]
und Mora
[43]
. Ein um odds-ratio 5,0
[35]
erwähnt eine odds ratio
von 12,3. Der Gebrauch von Handgelenkschonern war assoziert mit weniger
Handgelenksfrakturen bei einer risk-ratio von 2,07
Frakturen nicht
[8,20]
[38]
. Handgelenkschoner verhindern
, sie waren jedoch deutlich weniger disloziert. Demgegenüber
stehen Aussagen, die Handgelenkschoner schützten effektiv vor Frakturen
[38]
; dennoch
kam es auch hier zu drei Frakturen trotz getragener Schoner. Die Energieabsorbtion
durch die Handgelenkschoner senkt das Frakturrisiko für handgelenksnahe Frakturen
und für Ellenbogenverletzungen, besonders wenn Handgelenkprotektoren noch
flächendeckender verwendet würden
[38]
.
Die Handgelenkprotektoren, an deren Ende Frakturen des Unterarms auftraten, waren
sowohl dorsal als auch palmar verstärkt
[9]
. Daß getragenen Handgelenksprotektoren
vermehrt zu Frakturen des Unterarmschaftes führen, konnte nicht bestätigt werden
[29]
.
19
Mit Handgelenkprotektoren traten Frakturen des distalen Radius, des Radiusköpfchens
und der Metacarpale I
[8]
auf. 11 der 47 Extensionsfrakturen am distalen Unterarm
[20]
erfolgten trotz getragener Protektoren
. Teilweise senkte die Verwendung von
Handgelenkprotektoren die Frakturhäufigkeit im Bereich des Handgelenks, es traten
jedoch mehr Frakturen der Finger auf
[48]
.
Die nicht getragenen Handgelenkprotektoren sind mitverantwortlich für 87% aller
Handgelenksverletzungen
[48]
. Zwei distale Radiusfrakturen und eine Diskusverletzung
im Handgelenk bei getragenen Protektoren unterschieden sich nicht von Verletzungen,
die ohne diesen Protektor auftraten
[29]
. In 28% der Stauchungsverletzungen am
Handgelenk wurden dort auch Schoner getragen
[20]
. Skater, die Handgelenkschoner
tragen, fühlten sich sicherer und riskierten mehr als andere
[48]
.
Da auch Frakturen des Os temporale beim Skaten beobachtet wurden, wird von den
Autoren das Tragen von Helmen gefordert
[54]
. Diese Aussage wird gestützt durch eine
Analyse der Angaben aus dem NEISS (National Electronic Injury Surveillance System).
Dort werden insgesamt 5,5% Kopfverletzungen angeben, die nur durch eine fast
[47]
vollständige Nutzung von Helmen durch alle Skater verhindert werden könnten
Anwendung von Helmen sollte auch deshalb konsequent gefordert werden
nur bei Stürzen ohne Helm Kopfverletzungen beschrieben wurden
[20]
. Die
[31,42]
, da
. Sie verhindern
Schürfungen und Platzwunden und reduzieren die Gefahr intrakranieller Traumen
[8]
.
Geschwindigkeiten und Kräfte, die beim Inline-Skaten auftreten, ähneln denen von
Radfahrern, die bei Stürzen auf den Kopf durch Helme einen guten Schutz haben;
[51]
dieser kann somit auch für Skater angenommen werden, die einen Helm tragen
.
1.3.6 Schulung
Erlernen des Inline-Skatens unter professioneller Anleitung senkt die Inzidenz von
Verletzungen nicht signifikant
[46]
. Skater, die an einer Schulung teilnahmen, trugen
nach der Schulung häufiger und dann auch mehr Schoner als die anderen
Mehrzahl
nimmt
jedoch
kein
Schulungsangebot
in
Anspruch
[23]
[23]
.
Schulungsteilnahme bzw. ein koordiniertes Erlernen der Sportart wird empfohlen
Das Schulungstraining sollte standardisiert werden
[2]
. Die
Eine
[19,30]
.
und bevorzugt in den
Frühlingsmonaten sowie in den Schulferien angeboten werden
[48]
.
20
1.3.7 Behandlung
Die ambulante Behandlungsrate lag maximal bei 87%
[19]
Untersuchungen 13%
, 22,4%
[13]
oder 30%
[17]
[19]
, während in anderen
einer stationären Behandlung
bedurften. Die Dauer der stationären Behandlung lag bei durchschnittlich 19,2
Tagen
[11]
. Die Heilungszeit betrug im Durchschnitt 3 Wochen bei einem Arbeitsausfall
von durchschnittlich 41 Tagen
36,2%
[13]
[28]
. Eine chirurgische Intervention war in 8%
[19]
bis
der Fälle notwendig.
1.3.8 Handgelenknahe Frakturen
Largiadèr konnte keinen Bezug zwischen Handgelenkprotektoren und vermehrt
aufgetretenen Frakturen des proximalen Unterarmschaftes herstellen
verletzten kindlichen Handgelenke waren von Frakturen betroffen
Radiusfrakturen mußten reponiert werden
[28]
[19]
[28]
. 92% aller
. Fast alle distalen
, es gab zwei darunter, die mit
Handgelenkschonern verunglückten. Die Art der Frakturen unterschied sich nicht von
den
anderen.
Es
traten
Handgelenkschoner auf
[16,17,30]
auch
distale
Radiusfrakturen
trotz
getragener
. In einzelnen Fällen wurde eine Unterarmschaftfraktur
am Ende des getragenen Handgelenkschoners
[30]
festgestellt. Knöcherne Verletzungen
der oberen Extremität sind nicht sportartspezifisch aber sportartimmanent
[17]
.
1.3.9 Inline-Skaten im Vergleich zu anderen Sportarten
Inline-Skates werden in verschiedenen Bereichen eingesetzt und eignen sich für
gelenkschonendes Ausdauertraining eher als Joggen, da Beschleunigungen und
Gelenkbelastungen an Kopf, Hüfte und Tibia auftreten, die denen beim Gehen
nahekommen
[25]
. Treten Verletzungen bei anderen sportlichen Betätigungen auf, kann
in 28,1% der Fälle Inline-Skaten dennoch ausgeübt werden, es wird als „low-impact
sport“ und schonender Ausdauersport beschrieben
ausgewogenen Trainingszustand
[23]
und führt zu einem
[24,30,45]
.
Der „Center for Disease Control and Prevention“ in den USA stuft Inline-Skaten für den
Zeitraum 1991-1995 bezüglich der Häufigkeit von Verletzungen an siebter Stelle hinter
Basketball, Fahrradfahren, Football, Baseball, Skifahren und Fußball ein
[57]
. Nach
Hilgert belegten die Inline-Verletzten im Juni/Juli 1996 bei einer insgesamt gleichen
Anzahl an Sportverletzungen in seiner Klinik den zweiten Platz hinter Fußball in der
Verletzungsstatistik
[20]
. In einer Studie des Lehrstuhls für Sportmedizin der Ruhr-
21
Universität Bochum lag das Inline-Skaten hinsichtlich der absoluten Zahl der Unfälle im
Sport auf Platz sechs hinter Fußball, Handball, Ski alpin, Volleyball und Tennis
[21]
.
Fahrradunfälle traten in einer Analyse der NEISS Daten für 1993 bei Kindern mit einem
Verhältnis von 950/100.000 wesentlich
häufiger
auf als Inline-Skate Unfälle
(31-75/100.000 je nach Altersgruppe) gemäß den Daten der „U.S. consensus data“
Inline-Skaten scheint nicht gefährlicher zu sein als andere Sportarten
[19]
[39]
.
. Inline-Skate
Unfälle sind jedoch schwerer und brauchen eine intensivere Behandlung als andere
Sportverletzungen. 15-28% werden im Krankenhaus behandelt, bei anderen Sportarten
sind es 8,4%
[48]
.
1.4 Problemstellung
Vergleichend mit den bisherigen Ergebnissen wird das Verletzungsmuster in
Abhängigkeit von Alter, Fahrkönnen der verunfallten Skater und der getragenen
Schutzkleidung aufgezeigt. Darüber hinaus werden folgende Fragen betrachtet:
•
Wie verhalten sich die Inline-Skater nach Verletzungen bezüglich der Nutzung
von Protektoren? Werden nach einem Unfall mehr Schoner getragen und dann
besonders an der zuvor verletzten Region? (Kap. 4.3.2 u. 4.7.3)
•
Schützen Protektoren vor schweren Verletzungen? (Kap. 4.4)
•
Wird durch Schulungen Verletzungen vorgebeugt? (Kap. 4.4.3)
•
In welchem Umfang traten handgelenknahe Frakturen auf und mit welchem
funktionellen Ergebnis verheilten sie? Kommt es im Falle einer Fraktur bei
getragenem Handgelenkprotektor eher zu Frakturen des Unterarmschafts am
Ende des Handgelenkschoners aufgrund der auftretenden Hebelwirkungen?
(Kap. 4.5)
•
In welchem Ausmaß bestehen nach zwei bis vier Jahren zwischen Unfallereignis
und Nachuntersuchung Funktionseinschränkungen? (Kap. 4.6)
•
Wie stark beeinträchtigend sind sie in Beruf, Alltag und Hobby? Führen Unfälle
mit Inline-Skates zu Verletzungen, die Einschränkungen in Beruf und Hobby zur
Folge haben? (Kap. 4.7)
•
Wurde nach dem Unfall das Inline-Skaten wieder aufgenommen? (Kap. 4.7)
22
2 Patienten und Methodik
2.1 Patientenkollektiv
In der Chirurgischen Klinik der Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil
Bochum wurden im Zeitraum 1996 - 1998 insgesamt n = 277 verunfallte Inline-Skater
behandelt.
Nach der Art und Schwere der Verletzung teilte sich diese Gruppe in zwei
Untergruppen. N = 123 Patienten mit schwereren Verletzungen (Frakturen,
Luxationen, knöcherne Ausrisse/Absprengungen und Epiphysiolysen) wurden schriftlich
zur Nachsorgeuntersuchung eingeladen. N = 154 Patienten mit leichteren Verletzungen
(Distorsionen,
Kontusionen,
Muskelfaser-
und
Bänderrissen,
Platzwunden,
Schürfungen) sollten durch einen standardisierten Fragebogen interviewt werden, der
ihnen zugesandt wurde.
Insgesamt konnten aus den Gruppen der schwer und leicht verletzten Skater
(insgesamt n = 277) n = 105 mit einem Fragebogen erreicht werden. N = 27 dieser
befragten Skater wurden zusätzlich untersucht. Diese n = 27 Skater rekrutierten sich
ausschließlich aus der ursprünglich n = 123 Patienten umfassenden Gruppe der Skater
mit schwereren Verletzungen.
Aufgrund fehlerhafter Anschriften wurden n = 106 Patienten nicht erreicht. Diese hohe
Anzahlen an Fehlantworten resultierte aus dem jungen Durchschnittsalter der Skater.
In diesem Alter finden häufige, nicht mehr nachvollziehbare Wohnungswechsel statt.
Weitere n = 66 Patienten antworteten weder auf die Einladung noch auf den
Fragebogen
oder
lehnten,
wenn
sie
telefonisch
erreichbar
waren,
eine
Untersuchung/Befragung ab.
Das durchschnittliche Befragungs- bzw. Nachuntersuchungsintervall lag bei 1726 bzw.
1643 Tagen (Abb. 6a-b).
23
Zeitabstand zwischen Unfall und Befragung
In Tagen
2500,00
2000,00
2081
1726
1500,00
1000,00
Min.Zeitabstand
Durch.Zeitabstand
Max.Zeitabstand
1085
500,00
0,00
Min.Zeitabstand
Durch.Zeitabstand
Zeitraum in Tagen
Max.Zeitabstand
Abb. 6a:
Minimales, durchschnittliches und maximales Intervall zwischen Unfalltag
und Befragungstag
Zeitabstand zwischen Unfall und Nachuntersuchung
in Tagen
2500,00
2000,00
2087
1643
1500,00
1000,00
Min.Zeitabstand
Durch.Zeitabstand
Max.Zeitabstand
1100
500,00
0,00
Min.Zeitabstand
Durch.Zeitabstand
Zeitraum in Tagen
Max.Zeitabstand
Abb. 6b:
Minimales, durchschnittliches und maximales Intervall zwischen Unfalltag
und Nachuntersuchungstag
24
2.2 Methoden
Die Datenerhebung zu den n = 277 verunfallten Inline-Skatern gliedert sich in drei
Teile:
-
Auswertung der Patientenakten und Röntgenbilder von n = 277 Inline-Skatern
-
Auswertung der Fragebögen von n = 105 Inline-Skatern
-
Anamnese und klinische Untersuchung von n = 27 der n = 105 Inline-Skater
2.2.1 Auswertung der Patientenakten und Röntgenbilder
Das Verletzungsmuster der im Zeitraum 1996 – 1998 in der Chirurgische Klinik der
Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil behandelten verunfallten n = 277
Inline-Skater wurde anhand der Patientenakten ermittelt. Zusätzlich erfolgte eine
Auswertung hinsichtlich der operativen Versorgung, der Dauer der stationären
Behandlung und der Röntgenbilder zur Klassifizierung der Frakturen.
Dazu wurden die Frakturen anhand der Röntgenbilder nach der AO-Klassifikation
eingeteilt. Die distalen Radiusfrakturen wurden zusätzlich nach Frykman
[6]
[37]
klassifiziert.
Dies war in n = 143 Fällen wegen ausgeliehener oder fehlender Röntgenbilder nicht
mehr möglich. In n = 134 wurden die Bilder beurteilt, davon n = 67 im Original und
n = 67 aus den schriftlichen Befunden der Unterlagen der radiologischen Abteilung
oder des Entlassungsbriefes.
2.2.2 Fragebogen
Für die Befragung der Inline-Skater wurde ein Fragebogen mit multiple choice Fragen
erstellt, der sich an Erhebungen früherer Studien
[24,29,31]
orientierte (Anlage 1).
Der Fragebogen erfaßt die folgenden verschiedenen Bereiche:
-
Inline-Skaten:
Nutzung
der
Skates,
Fahrkönnen,
Bremstechniken
und
Bremsfähigkeiten, Nutzung von Protektoren
-
Unfallhergang: Ort, Geschwindigkeit, Sturzrichtung, Sturzumstände
-
Zeit
nach
dem
Unfall:
Heilungszeit, Krankschreibung, Erwerbsfähigkeit,
Schmerzen, Funktionseinschränkungen (subjektiv)
-
Inline-Skaten nach dem Unfall: Pausenintervall zwischen Verletzung und
Wiederaufnahme
des
Inline-Skatens,
Bremstechniken
und
–fähigkeiten,
25
Nutzung von Protektoren, weitere Stürze und ärztliche Behandlungen,
Schulungsteilnahme/Vereinsmitgliedschaft
Abschließend konnte ein allgemeiner Kommentar zu vorbeugenden Maßnahmen, zu
Fehlern in der Fahranleitung, zum Unfallhergang und zu Möglichkeiten der Vermeidung
solcher Unfälle abgegeben werden.
Dieser Fragebogen wurde von allen erreichten Inline-Skatern beantwortet.
2.2.3 Anamnese und klinische Untersuchung
Das Patientenkollektiv wird neben der Einteilung nach der Erreichbarkeit (n = 277
Skater in der Unfallstatistik, n = 105 Skater in der Befragung, n = 27 Skater in der
Nachuntersuchung; s. auch Kap. 2.1) auch nach dem Schweregrad der Verletzungen
unterteilt. Als schwere Verletzungen gelten im weiteren Textverlauf Frakturen,
Luxationen, knöcherne Ab- und Ausrisse sowie Epiphysiolysen und als leichte
Verletzungen Distorsionen, Kontusionen, Muskelfaser- und Bänderrisse, Platzwunden
und Schürfungen (Tab. 2, Kap. 3.2.2).
Die
Inline-Skater
mit
schwereren
Verletzungen,
bei
denen
eine
bleibende
Funktionseinschränkung oder Restbeschwerden nicht ausgeschlossen werden konnten,
wurden zu einer Nachuntersuchung eingeladen.
Zunächst schilderten die Patienten den Unfall und ihre aktuellen Probleme mit den
alten Verletzungen. Dabei gaben sie in eigenen Worten eine eventuell bestehende
Funktionseinschränkung an und beantworteten anschließend den Fragebogen.
Der
körperliche
Untersuchungsgang
zur
genauen
Beurteilung
von
Funktionseinschränkungen folgte den standardisierten Begutachtungsbögen nach der
Neutral-0-Methode (Anlage 2-4). Je nach Verletzungslokalisation wurde für die oberen
Gliedmaßen, die unteren Gliedmaßen oder die Wirbelsäule ein entsprechender
Meßbogen verwendet (Anlage 2-4). Das Ausmaß der Funktionseinschränkungen wurde
in Seitendifferenzen angegeben und durch Angaben der Patienten zu Einschränkungen
in der Erwerbsfähigkeit, Schmerzen bei starker, mäßiger oder leichter Belastung,
normalen Alltagstätigkeiten und in Ruhe ergänzt, welche aus der Anamnese und dem
Fragebogen stammten.
26
2.2.4 Statistische Analyse
Alle Ergebnisse und ein Großteil der Grafiken und Tabellen wurden mit dem
Statistikprogramm SPSS 10.0 für Windows ausgewertet. Zur Beurteilung der
Ergebnisse wurden neben Häufigkeitstabellen und Kreuztabellen auch Mittelwerte und
Mediane untersucht.
Um in einzelnen Fällen Aussagen zu Auffälligkeiten insbesondere in Kreuztabellen zu
treffen, wurde als Signifikanztest der Chi-Quadrat Test zur Testung der Unabhängigkeit
von Zeilen- und Spaltenvariablen benutzt. Als Signifikanzniveau wurde ein Wert von
α = 0,05 gewählt.
Zur Erstellung einzelner Grafiken wurde neben SPSS Microsoft Excel 97 verwendet.
27
3 Ergebnisse
3.1 Demographische Daten
3.1.1 Verunfallte Inline-Skater (277 Skater)
Bei einer Altersspanne von 6 – 66 Jahren betrug der Altersdurchschnitt der n = 277
verunfallten Inline-Skater 22,7 Jahre zum Unfallzeitpunkt. Der Altersdurchschnitt
variiert zwischen Männern mit 20,8 Jahren und Frauen mit 25,0 Jahren. Der Median
liegt für Männer bei 17 Jahren und für Frauen bei 25 Jahren.
Unter den insgesamt n = 277 Patienten sind 54,5% (n = 151) männliche und 45,5%
(n = 126) weibliche Inline-Skater. In den verschiedenen Altersgruppen verteilen sich
Männer und Frauen annähernd 1:1, dagegen liegt bei den 11–20jährigen dieses
Verhältnis ungefähr bei 2,1:1.
120
100
69
80
Anzahl der Inline-Skater
37
60
20
40
17
38
Geschlecht
32
26
20
16
männlich
7
7
0
<10
21 - 30
11 - 20
weiblich
41 - 50
31 - 40
>61
51 - 60
Alter in Jahren
Abb. 7:
Verteilung aller verletzten Skater (n = 277) nach dekadischen
Altersgruppen und Geschlecht
28
3.1.2 Befragte Inline-Skater (105 der 277 Verunfallten)
Bei einer Altersspanne von 7 – 66 Jahren betrug das Durchschnittsalter der befragten
Inline-Skater 24,3 Jahre. Darunter sind 55,7% (n = 59) Männer und 44,3% (n = 47)
Frauen (Abb. 8).
40
27
30
Anzahl der Inline-Skater
15
20
8
10
12
5
10
9
Geschlecht
2
männlich
6
5
4
0
6 - 10
21 - 30
11 - 20
41 - 50
31 - 40
weiblich
61 - 66
51 - 60
Alter in Jahren
Abb. 8:
Verteilung der befragten Skater (n = 105) nach dekadischen
Altersgruppen und Geschlecht
3.1.3 Untersuchte Inline-Skater (27 der 105 Befragten)
Bei einer Alterspanne von 8 – 66 Jahren betrug das Durchschnittsalter der
untersuchten
Inline-Skater (n = 27) 28,4 Jahre. Darunter waren 44,4% (n = 12)
Männer und 55,6% (n = 15) Frauen.
29
3.2 Verletzungsmuster (277 Skater)
3.2.1 Körperregionen
Insgesamt erlitten die n = 277 verunfallten Inline-Skater n = 353 Verletzungen. Das
sind im Durchschnitt 1,27 pro Skater. Die Verletzungen verteilen sich auf
18 verschiedene Körperregionen (Tab. 1).
Die meisten der n = 350 Verletzungen erlitten die n = 277 Skater am distalen Radius
(19,2%), den Knien (13,8%), dem Handgelenk (12,7%), an Kopf und Gesicht (12,3%)
und am Ellenbogen (12,0%). In der Tabelle 1 sind die entsprechenden Zahlen für die
befragten und die untersuchten Skater angegeben. N = 105 befragte Skater erlitten
n = 126 Verletzungen, während die n = 27 untersuchten Skater n = 29 Verletzungen
erlitten.
Tab. 1:
Verteilung der Verletzungen (teilweise mehr als eine Verletzung pro Skater)
nach Körperregionen für die verletzten, die befragten und die untersuchten
Skater
Detaillierte Lokalisation
Kopf/Gesicht
Schulter
Oberarm
Ellenbogen
Unterarm
distaler Radius
Handwurzel/Handgelenk
Hand/Mittelhandknochen
Finger
Thorax/Brust
Wirbelsäule
Becken/Gesäß/Abdomen
Oberschenkel
Knie
Unterschenkel
Fußgelenk (OSG/USG/Talus)
Fuß/Fußwurzel/Mittelknochen
Zehen
gesamt
Anzahl
Gesamt
[n = 277]
34
17
4
33
16
53
35
12
21
11
8
17
13
38
11
26
1
3
350
Prozent
12,3%
6,2%
1,4%
12,0%
5,8%
19,2%
12,7%
4,3%
7,6%
4,0%
2,9%
6,1%
4,7%
13,8%
4,0%
9,4%
0,4%
1,1%
Anzahl von
Befragten Skatern
[n = 105]
7
8
1
14
5
24
11
4
5
7
3
5
6
14
1
11
Anzahl von
Untersuchten Skatern
[n = 27]
126
29
1
2
3
9
2
1
1
1
3
1
1
4
30
Insgesamt überwogen die Verletzungen an der oberen Extremität. Bei der Aufteilung in
schwere und leichte Verletzungen wurde nur die als Hauptverletzung gezählte
Verletzung gewertet. In der Gesamtheit der schweren Verletzungen bilden die
Verletzungen der oberen Extremität mit 73% die größte Gruppe ebenso wie in der
Gesamtheit der leichten Verletzungen mit 41% (Abb. 9a und 9b).
Kop f 3%
Wirbelsäu le 2%
Ru m p f 3%
u ntere Extrem ität
19%
obere Extrem ität 73%
Abb. 9a:
Lokalisation der schweren Verletzungen (Prozentangaben von
n = 277 Skatern)
Kop f
15%
u ntere Extrem ität
32%
Wirbelsäu le
2%
Ru mp f
10%
obere Extremität
41%
Abb. 9b:
Lokalisation der leichten Verletzungen (Prozentangaben von
n = 277 Skatern)
31
Die Verteilung der leichten Verletzungen ist jedoch zwischen oberer und unterer
Extremität ausgeglichener als bei den schweren Verletzungen.
Die am zweithäufigsten verletzte Region ist die untere Extremität. Nur an der oberen
Extremität überwiegen die schweren Verletzungen die leichteren.
3.2.2 Gliederung der Verletzungen nach Körperregionen
Zusammenfassend traten am Kopf 12,3% (n = 34), am Rumpf 9,0% (n = 25), an der
Wirbelsäule 2,9% (n = 8), an der oberer Extremität 69,0% (n = 191) und an der
unteren Extremität 33,2% (n = 92) der Verletzungen auf (Abb. 10).
Kopf 12,3%
untere Extremität
33,2%
Wirbelsäule
2,9%
Rumpf 9%
obere Extremität 69%
Abb. 10:
Verteilung der n = 353 Verletzungen nach fünf Körperregionen
(Prozent von n = 277 Skatern)
Es gab insgesamt zu 38,2% (n = 135) schwere und zu 61,8% (n = 218) leichte
Verletzungen.
Die häufigsten schweren Verletzungen waren geschlossene Frakturen in 44,8%
(n = 124) der Fälle, die häufigsten leichten Verletzungen eine Prellungen oder
Zerrungen in 41,2% (n = 114) der Fälle (Tab. 2).
32
Tab. 2: Verteilung und Art der schweren und leichten Verletzungen (inklusive
Mehrfachverletzungen)
Diagnose
Anzahl der
Prozent
Verletzungen
[n = 277]
schwere
Fraktur geschlossen
124
44,8%
Verletzungen Fraktur I° offen
2
0,7%
Fraktur II° offen
1
0,4%
Luxation
5
1,8%
knöcherne Absprengung
3
1,1%
Epiphysiolyse
2
0,7%
gesamt schwere
137
leichte
Prellungen/Zerrungen
114
41,2%
Verletzungen Schürfungen und/oder Platzwunden
68
24,5%
Distorsionen
23
8,3%
Bänderriß
5
1,8%
Muskelfaserriß
2
0,7%
Menisken
2
0,7%
Weichteilquetschung
1
0,4%
Schnittverletzung
1
0,4%
gesamt leichte
216
gesamt
353
befragte untersuchte
Skater Skater
[n =105]
[n =27]
50
25
1
3
1
55
39
22
6
1
2
2
72
127
1
1
27
2
2
29
An der oberen Extremität ereigneten sich 76,5% (n = 94) und an der unteren
Extremität 17,9% (n = 22) der Frakturen. Die übrigen Frakturen teilten sich gemäß der
Abbildung 11 auf.
Ko p f 2 ,4 %
Ru m p f 1 ,6 %
Wirb els ä u le 1 ,6 %
u n t ere Ext rem it ä t
1 7 ,9 %
o b er e Ext rem it ä t
7 6 ,5 %
Abb. 11: Lokalisation der Frakturen (Prozente bezogen auf
die Gesamtzahl der Frakturen)
33
Hauptfrakturlokalisation war der distale Radius mit 41% der Frakturen. Es folgten
Sprunggelenksfrakturen in 10,7% der Fälle, Frakturen des Unterarmschafts 9,8%,
Frakturen
im
Bereich
der
Finger
8,2%,
Radiusköpfchenfrakturen
5,7%
und
Humerusfrakturen 3,3%.
3.2.3 Alter und Verletzung
Insgesamt traten die meisten Verletzungen in den Altersgruppen der 11–20jährigen
(n = 101 Skater) und der 21–30jährigen (n = 75 Skater) auf. Die n = 176 Inline-Skater
in dieser Gruppe erlitten insgesamt n = 234 Verletzungen.
Die wenigsten Verletzungen erlitten die 51–60jährigen (n = 4 Skater/n = 4
Verletzungen) und die 61–66jährigen (n = 3 Skater/n = 3 Verletzungen).
Die Verteilung von schweren und leichten Verletzungen ist zwischen den Altersgruppen
sehr verschieden (Abb.12). Besonders signifikant sind die Altersgruppen der
11–20jährigen und der 21–30 jährigen, wo jeweils die leichten Verletzungen etwa
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
87
73
leichte Verletzung
61
51
30
J.
J.
31
-6
6
J.
5
-6
0
J.
41
-5
0
J.
-4
0
31
21
-3
0
J.
11
-2
0
11
33
24
32
19
18
-1
0
6
schwere Verletzung
43
J.
Anzahl an Verletzungen
doppelt so zahlreich waren als die schweren (Abb. 12).
Alter in Jahren
Abb. 12:
Verteilung von schweren und leichten Verletzungen nach Alter
Nach Aufschlüsselung der Körperregionen ergeben sich zwischen diesen beiden
Gruppen Unterschiede in der Verletzungshäufigkeit bei verschiedenen Körperregionen.
Die meisten Kopfverletzungen, n = 15 (44,1 %), erlitten die 21–30jährigen, die
meisten Wirbelsäulenverletzungen, je n = 3 (37,5%), und Rumpfverletzungen, je n = 9
(36,0%), die 11–20jährigen und 21–30jährigen, die meisten Verletzungen der oberen
Extremität, n = 82 (42,9%), die 11–20jährigen und die der unteren Extremität, n = 34
(37,4%) die 21–30jährigen.
34
Die handgelenksnahen Frakturen machten in den verschiedenen Altersgruppen einen
unterschiedlich großen Anteil der insgesamt erlittenen Verletzungen aus. Bei den
61–66jährigen waren 66,7% (n = 2) der Verletzungen handgelenksnahe Frakturen, bei
den 6–10jährigen 5,5% (n = 15), bei den 41–50jährigen 42,9% (n = 6), bei den
11–20jährigen 17,8% (n = 18), bei den 21– 0jährigen 10,7% (n = 8) und bei den
31–40jährigen 8,7% (n = 4). Die 51–60jährigen erlitten keine handgelenknahen
Frakturen.
3.2.4 Geschlecht und Verletzung
Zwischen männlichen und weiblichen Inline-Skatern gab es sowohl bei den
Verletzungslokalisationen als auch bei den handgelenksnahen Frakturen kaum
92 99
43 49
männlich
Ex
t re
m
itä
t
itä
t
un
te
re
Ex
tre
m
ob
er
W
e
äu
le
2 6
weiblich
9 16
R
um
pf
15 19
irb
el
s
120
100
80
60
40
20
0
Ko
pf
Anzahl der Skater
Unterschiede (Abb. 13).
Körperregion
Abb.13.: Verletzungslokalisation nach Geschlechtern gegliedert
35
3.2.5 Therapie der Verletzungen
Bei Mehrfachverletzten wurde nur die behandlungsdominierende Hauptverletzung
berücksichtigt.
3.2.5.1 Art der Therapie
Bei der Therapie unterschieden sich konservative Behandlungen, bei denen keine
Reposition oder operative Eingriffe notwendig waren, und Behandlungen, die eine
operative Versorgung der Verletzungen erforderten.
Die konservative Behandlung bei 77,9% (n = 215) der Fälle beinhaltete auch
Frakturen, die ohne Repositionen, behandelt werden konnten.
Die anderen 22,1% (n = 61) der Verletzungen, waren offene Wunden oder
repositionsbedürftige Frakturen.
3.2.5.2 Versorgung der Frakturen
Von n = 121 Frakturen mußten insgesamt 47,1% (n = 57) zur Wiederherstellung der
anatomischen Situation reponiert werden. In 31,6% (n = 18) der Fälle erfolgte eine
alleinige Reposition ohne Osteosynthese, in 40,3% (n = 23) der Fälle eine
nachfolgende Fixation durch K-Drähte, in 12,3% (n = 7) der Fälle durch Schrauben, in
7,0% (n = 4) der Fälle durch einen Nagel und in 8,8% (n = 5) der Fälle durch Platten
(Abb. 14).
Platte
8,8%
Manuell
31,6%
Nagel
7,0%
Schrauben
12,3%
K-Draht
40,4%
Abb. 14: Repositionsart der Frakturen
36
3.2.5.3 Behandlungsweise
87,0% (n = 241) der verletzten Inline-Skater konnten ambulant versorgt werden,
13,0% (n = 36) mußten stationär aufgenommen werden.
Bei einem Minimum von einem und einem Maximum von 28 Tagen, blieben die
stationären Patienten im Durchschnitt 9,67 Tage im Krankenhaus.
3.2.6 Handgelenknahe Frakturen
3.2.6.1 Verletzungsmuster und Klassifikation
Am distalen Radius traten insgesamt bei allen n = 277 Skatern 19,1% (n = 53) der
Verletzungen auf. Diese Verletzungen verteilen sich auf n = 52 geschlossene Frakturen
und n = 1 Epiphysiolyse.
Extraartikuläre
Frakturen
des
Radius,
einfach
und
impaktiert
(23-A2
nach
AO-Klassifikation) traten mit folgender Verteilung auf: 23-A2, 23-A2.1 (n = 21),
23-A2.2 (n = 17), 23-A2.3. Es gab insgesamt n = 4 extraartikuläre, mehrfragmentäre
Frakturen des Radius (23-A3): 23-A3, 23-A3.3 (n = 3), n = 3 partiell artikuläre
Frakturen: 23-B, 23-B1.3, 23-B2, und n = 4 vollständig artikuläre Frakturen, unter
denen n = 1 vollständig artikuläre mehrfragmentäre Fraktur war: 23-C1, 23-C1.1,
23-C1.2, 23-C3.
N = 44 Frakturen konnten zusätzlich nach Frykman klassifiziert werden. Bei den
übrigen fehlten entsprechende Unterlagen in den Patientenakten. Es gab zu 88,6%
(n = 39) Frakturen nach Frykman I, jeweils 2,3% (n = 1) nach II, IV und VII und
4,5% (n = 2) Frakturen nach VIII.
3.2.6.2 Frakturversorgung
Die n = 53 handgelenknahen Frakturen unter den n = 121 Frakturen wurden in 17,0%
(n = 9) der Fälle alleinig reponiert und in 37,7% (n = 20) Fällen mit K-Drähten nach
vorausgegangener Reposition stabilisiert. In 45,3% (n = 24) der Fälle war keine
Reposition notwendig. Es erfolgte ausschließlich eine Ruhigstellung im Gips.
37
3.2.6.3 Behandlungsverlauf
5,7% (n = 3) der distalen Radiusfrakturen mußten stationär behandelt werden. Bei
einer Spanne von 4 – 9 Tagen liegt der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt bei
5 Tagen.
3.3 Befragte Skater (105 von 277 Verunfallten)
Bei den insgesamt n = 126 Verletzungen der n = 105 befragten Skater dominieren die
Verletzungen der oberen Extremität mit etwa zwei Dritteln (68,6%)(Abb.15). Etwas
weniger als ein Drittel hatte Verletzungen an den unteren Extremitäten. Die übrigen
Bereiche waren deutlich weniger zahlreich vertreten.
untere
Extremität
30,5%
Kopf
6,7%
Rumpf
11,4%
Wirbelsäule
2,9%
obere
Extremität
68,6%
Abb. 15:
Zusammenfassende Darstellung der n = 126 Verletzungslokalisationen
bei den n = 105 befragten Skatern (Prozentangaben bezogen auf
n = 105 Skater)
38
3.3.1 Sportartspezifische Daten
3.3.1.1 Fahrkönnen
Ihre Erfahrung im Inline-Skaten konnten die Patienten mit Hilfe vorgegebener
Kategorien einstufen (Anlage 1). Die Nutzungsfrequenz lag zumeist zwischen
6 Monaten und zwei Jahren. Unter den verunfallten Skatern waren viele Fahranfänger
mit extrem geringer Fahrerfahrung von weniger als 5 Skateversuchen (Abb. 16).
Zu etwa gleichen Teilen schätzten die Inline-Skater ihr Fahrkönnen vor dem Unfall
subjektiv als gut oder mittelmäßig (Abb. 17) ein. Immerhin 12,4% (n = 13) der Skater
gaben an, überhaupt kein Fahrkönnen zu besitzen, was zu den Antworten zur
Nutzungsfrequenz der Skates vor dem Unfall paßt (Abb. 16 u. 17).
< 5 mal
13
< 5 mal/Rollschuh*
14
5-20 mal vorher
16
6 Monate regelmäßig
13
6 Monate bis 2 Jahre
34
> 2 Jahre
15
0
10
20
30
40
Anzahl der befragten Skater
Abb. 16: Nutzungsfrequenz der befragten Skater zum Unfallzeitpunkt
(*<5mal/Rollschuh = weniger als 5 mal Inline-Skates gefahren, früher aber
Rollschuhläufer gewesen)
39
sehr gut
12
gut
31
Fahrkönnen (Subjektiv)
mittelmäßig
33
mäßig
13
schlecht
nicht vorhanden
13
0
10
20
30
40
Anzahl der Skater
Abb. 17: subjektive Einschätzung des Fahrkönnens vor dem Unfall
3.3.1.2 Nutzung der Inline-Skates
Hinsichtlich der Nutzung der Inline-Skates waren Mehrfachnennungen möglich. Diese
Möglichkeit führte zu durchschnittlich 1,4 Antworten bei dieser Fragestellung. Die
Inline-Skates wurden von 81,7% der befragten Personen (n = 85) hauptsächlich als
Spiel- und Freizeitgerät („aus Spaß“) verwendet. 33,7% der befragten Personen
(n = 35) benutzten die Skates zur „sportlichen Fitneß“. Zur Fortbewegung im Alltag,
zum Speed-Skaten und zum Hockey wurden die Skates am wenigsten genutzt
(Abb. 18).
keine
1
alle oben genannten
1
14
Stunt
Speed-Skating
3
Hockey
1
Fitness
35
Fortbewegung
8
aus Spaß
85
0
20
40
60
Anzahl der Skater
Abb. 18: Nutzung der Inline-Skates
80
100
40
3.3.1.3 Bremstechniken und –fähigkeiten
Zur Bremstechnik wurden im Schnitt 1,24 Anworten gegeben. Das Bremsen mit Hilfe
des integrierten Stoppers ist mit 61,9% die am häufigsten gewählte Methode.
Insgesamt 21 Antworten entfielen auf verschiedene Formen von nicht adäquaten
Bremstechniken, die die Skater wählten, die keine Bremstechnik beherrschten
(Abb. 19).
1
Fall/Sturz
2
Bremstechnik
sonstige
7
Festhalten
11
keine
17
Drehtechnik
28
T-Stop
65
Stopper
0
10
20
30
40
50
60
70
Anzahl der befragten Skater
Abb. 19: Bremstechniken
Auf einer fünfstufigen Skala von „sofort und sicher“ bis „konnte nicht bremsen“ sollten
die Skater ihr Bremsvermögen für die Zeit vor dem Unfall subjektiv einschätzen. Die
meisten Skater beschrieben ihr Bremsvermögen als unproblematisch, wobei aber
10,7% (n = 11) der Skater angaben, zum Unfallzeitpunkt keinerlei Bremsvermögen
besessen zu haben (Abb. 20). Somit hatten immerhin 34% (n = 36) der Skater einige
bis erhebliche Probleme beim Bremsen.
41
50
40
39
30
Anzahl der Skater
28
20
19
10
11
6
0
ko
nn
m
re
tb
ch
ni
e
e
m
le
ob
Pr
m
le
ob
Pr
e
m
le
ob
Pr
te
e
oß
gr
ge
ni
ei
rt
fo
ig
en
w
so
se
n
Abb. 20: Bremsvermögen
3.3.1.4 Schulungsteilnahme
Zum Zeitpunkt des Unfalls hatten 12,3% (n = 9) der Inline-Skater an einer Schulung
teilgenommen, n = 3 von ihnen verunfallten während der Schulung, und n = 5 waren
Mitglieder in einem Inline-Skate-Verein. Diese Frage wurde lediglich von n = 73
Inline-Skatern
beantwortet.
38,2%
Schulungsangebot gerne wahrnehmen.
der
befragten
Verletzten
würden
ein
42
3.3.2 Unfallspezifische Daten
3.3.2.1 Verwendung von Protektoren zum Unfallzeitpunkt
Mittels der Fragebögen konnten rückblickend Angaben zu den am Unfalltag getragenen
Schoner erfragt werden. 71,7% (n = 75) der Skater gaben an, Schoner getragen zu
haben, 28,3% (n = 30) trugen zum Unfallzeitpunkt keinerlei Schoner (Abb. 21).
80
70
60
50
67
89,3%
40
56
74,7%
48
64,0%
30
20
18
24,0%
10
0
Knie
Handgelenk
Ellenbogen
Helm
Abb. 21:
Protektorennutzung zum Unfallzeitpunkt (für jeden einzelnen
Protektor beziehen sich die Prozentangaben auf n = 75 Skater)
Von den n = 75 Inline-Skatern, die zum Unfallzeitpunkt Schoner in unterschiedlichen
Kombinationen benutzten, trugen, für jeden Schoner einzeln aufgeschlüsselt, 89,3%
(n = 67) Knieschoner, 74,7% (n = 56) Handgelenkschoner, 64,0% (n = 48)
Ellenbogenschoner und 24,0% (n = 18) einen Helm. Im Schnitt wurden 1,1 Gründe für
nicht getragene Protektoren angegeben. Die meisten Personen (43,3%) besaßen keine
Protektoren oder vergaßen sie (30%) (Abb. 22).
43
14
13
12
10
9
8
Anzahl der Skater
6
4
3
2
3
1
0
hatte keine
unbequem
vergessen
1
unmodisch
passiert doch nichts
zu teuer
Abb. 22: Gründe für nicht getragene Protektoren
Die am häufigsten gewählte Schonerkombination (mit „1110“ in Abb. 23 verschlüsselt)
entspricht
der
in
der
Einzelauflistung
(Abb.
21)
am
meisten
verwendeten
Protektorennutzung: 36,0% (n = 27) der Skater bevorzugten die Kombination aus
Knie-, Hand- und Ellenbogenprotektor. Überraschenderweise folgte darauf als am
zweithäufigsten getragene Schonerkombination die von 13,3% (n = 10) der Skater
komplett getragene Schutzausrüstung (Abb. 23) und nicht eine Kombination von
weniger als 3 Schonern.
30
27
Anzahl der befragten Skater
20
10
10
9
8
8
4
3
2
0
0100
0101
0110
0111
1000
1001
1010
1011
1100
1101
1110
1111
Schonerkombination: Knie/Hand/Ellenbogen/Helm = 1111
Abb. 23: zum Unfallzeitpunkt getragene Schonerkombination
44
Zwischen den Geschlechtern gab es keine wesentlichen Unterschiede in der Art der
getragenen Schonerkombination.
Die Gruppe der verletzten Skater, die 5-20 Mal geskatet waren, trug in 87,5% der Fälle
somit am häufigsten Protektoren. Bei den Angaben zur Protektorennutzung in Bezug
zur Skateerfahrung schnitten die Anfänger und die Könner am schlechtesten ab
(Tab. 3), das heißt, Anfänger halten unter Umständen Protektoren noch nicht, Könner
Protektoren nicht mehr für nötig.
Tab. 3: Protektorennutzung nach Skateerfahrung
Fahrkönnen
Schoner getragen
< 5mal (gesamt)
17
63,0
5-20mal
14
87,5
6 Monate
10
76,9
> 6 Monate
25
73,5
> 2 Jahre
9
60,0
%
%
%
%
%
Gesamtzahl der Skater
27
16
13
34
15
3.3.2.2 Ort des Unfalls
Die meisten Unfälle ereigneten sich zu 29,5% (n = 31) auf Radwegen, 22,9%)
(n = 24) auf Bürgersteigen, 19% (n = 20) auf Plätzen und 13,3% (n = 14) auf
Straßen. Deutlich weniger Unfälle geschahen an anderen Orten wie zum Beispiel
Skatingbahnen und Half-pipes (Abb. 24).
Straße
14
Bürgersteig
24
Radweg
31
Platz
20
Skating-Bahn
6
Halfpipe
3
Sonstiger Ort
7
0
10
Anzahl der Skater
Abb. 24: Unfallort
20
30
40
45
3.3.2.3 Unfallmechanismen
Die Inline-Skater sollten ihre relative Fahrgeschwindigkeit zum Zeitpunkt des Unfalls
einschätzen. Die meisten Skater (35%) fuhren „schneller als ein Jogger“ oder waren
„genauso schnell wie ein Jogger“ (35,9%) (Abb. 25).
36
> Joggertempo
Joggertempo
37
Schritttempo
17
< Schrittempo
13
10
20
30
40
Anzahl der Skater
Abb. 25: Geschwindigkeit zum Unfallzeitpunkt
Zu den Sturzumständen wurden im Durchschnitt 1,82 Antworten gegeben. Als äußere
Sturzursachen gaben 42,5% (n = 45) einen nassen/glatten oder rutschigen Untergrund
an. Weiterhin ereigneten sich 33,0% (n = 35) der Stürze beim Geradeausfahren und
32,1% (n = 34) durch einen Gleichgewichtsverlust (zum Teil im Stand).
Ein Bremsmanöver wurde 10,4% (n = 11) der Skater und ein Kunststück 17,9%
(n = 19) der Skater zum Verhängnis (Tab. 4).
Tab. 4: Sturzumstände von 105 Skatern (Mehrfachnennungen
möglich)
Sturzumstände
Summe nach
Prozent Summe nach
Mehrfachnennung
Mehrfachnennung
befragte Skater [n = 105] untersuchte Skater [n = 27]
9
nasser/schlechter Untergrund
45
42,5%
8
Gleichgewichtsverlust
34
32,1%
beim Geradeausfahren
35
12
33,0%
beim Kurvenfahren
17
16,0%
5
beim Rückwärtsfahren
9
8,5%
2
Dunkelheit/Regen
2
1,9%
1
unkontrolliertes Fahren
11
10,4%
2
Müdigkeit
4
3,8%
1
beim Bremsen
11
10,4%
6
bei einem Kunststück
19
4
17,9%
sonstige Umstände
6
5,7%
3
Sturzumstände gesamt
193
53
46
Außer den Sturzumständen wurden von den Skatern Angaben zu einem eventuellen
Ausweichmanöver gegenüber Dritten erfragt. Insgesamt n = 18 Skater führten
unmittelbar vor ihrem Sturz ein Ausweichmanöver durch.
Dabei kamen die meisten Skater (33,3%; n = 6) nach einem Ausweichversuch
gegenüber einem Fußgänger zu Fall. Es nachgeordneter Reihenfolgen standen
Ausweichmanöver gegenüber einem stehenden Hindernis in 27,8% (n = 5) der Fälle,
einem Tier in 22,2% (n = 4), einem Fahrrad in 16,7% (n = 3) und einem Auto in
11,1% (n = 2) der Fälle.
Die
Gesamtsumme
von
n
=
20
Ausweichmanövern
resultiert
aus
den
Mehrfachnennungen, weil zwei der Skater zeitgleich zwei Entgegenkommenden
auswichen. Im einen Fall waren die Entgegenkommenden ein Fahrrad und ein Hund,
im anderen Fall ein Fahrrad und ein Fußgänger.
In 15 Fällen (Auto, Fahrrad, Fußgänger, Tier) waren somit Dritte in den Skater-Unfall
involviert.
Die Sturzrichtung konnte in vier Kategorien eingeteilt werden. Danach stürzten 40,8%
der Skater (n = 42) nach vorne, 31,1% (n = 32) rückwärts, 26,2% (n = 27) zur Seite
und 1,9% (n = 2) erlitten einen Aufprall ohne Sturz. Zwei Patienten machten keine
Angaben zur Sturzrichtung.
Der Anteil der Frakturen an den Verletzungen gemessen an der Sturzrichtung lag für
die Sturzrichtung nach vorne bei 47% (n = 20 Frakturen bei n = 42 Verletzungen), für
den Sturz nach hinten bei 50% (n = 16 von n = 32) und für die Sturzrichtung zur Seite
bei 44% (n = 12 von n = 27). Für alle Sturzrichtungen war die distale Radiusfraktur
die häufigste Fraktur (n = 7 für die vorwärtsgerichteten Stürze, n = 8 für die
rückwärtsgerichteten Stürze und n = 5 für die seitwärts gerichteten Stürze). Nach einer
der beiden Anprallverletzungen ohne Sturz kam es zu einer distalen Radiusfraktur.
Sprunggelenkfrakturen traten nur bei seitwärtsgerichteten Stürzen (n = 3) und
vorwärtsgerichteten Stürzen (n = 2) auf. Bis auf je 2 Frakturen an den Fingern und am
Radiusköpfchen nach einem Sturz nach vorne, liegen die restlichen Frakturen an
unterschiedlichen Stellen und sind jeweils einfach vertreten.
47
3.3.3 Verletzungsspezifische Daten
3.3.3.1 Protektoren und Verletzungslokalisationen
Bei den Körperregionen, die potentiell mit Protektoren geschützt werden können, gab
es unter allen 277 verunglückten Skatern (mit insgesamt 350 Verletzungen) folgende
Verletzungsverteilung:
13,7%
(n
=
38)
Knie,
32,1%
(n
=
89)
distaler
Radius/Handgelenk/Handballen, 11,9% (n = 33) Ellenbogen, 4,0% (n = 11) Schädel,
10,8% (n = 30) innerhalb des Schuhs.
Die meisten Verletzungen (45,5%; n = 126) traten jedoch in Regionen auf, die durch
handelsübliche Schoner nicht hätten geschützt werden können (Tab. 5).
Als Körperregionen, die nicht geschützt werden können, gelten dabei folgende
Regionen:
Gesicht,
Schultern,
Oberarme,
Mittelhandknochen,
Finger,
Thorax,
Wirbelsäule, Becken, Gesäß, Abdomen und Oberschenkel.
Für die 105 befragten Skater liegen die Angaben zur Verletzungsverteilung in ähnlichen
Bereichen (Tab. 5).
Tab. 5: Verletzungsverteilung nach protegierbaren Regionen
Schutz möglich Körperregion
Protektor
möglich
Schuh schützt
angrenzend an
Protektorregion
gesamt
Fälle nach
Prozent Fälle nach
Prozent
Mehrfachnennung
Mehrfachnennung
[n = 277]
[n = 105]
Knie
38
13,7%
14
13,3%
Handgelenk
89
32,1%
36
34,3%
Ellenbogen
33
11,9%
14
13,3%
Schädel
11
4,0%
4
3,8%
innerhalb Schuh
30
10,8%
11
10,5%
Unterarmschaft
16
5,8%
5
4,8%
Unterschenkelschaft
6
2,2%
1
1,0%
nicht protegierbare Region
126
45,5%
40
38,1%
350
125
Unter den 75 (71,4%) von 105 befragten Skatern, die Protektoren (Knie, Hand,
Ellenbogen, Helm) trugen, betrafen insgesamt 52,7% (n = 48) der 91 Verletzungen
Körperregionen,
die
durch
Protektoren
geschützt
werden
können.
Diese
48 Verletzungen verteilten sich folgendermaßen: 20,8% (n = 10) betrafen das Knie,
41,7% (n = 20) das Handgelenk, 29,2% (n = 14) den Ellenbogen und 8,3% (n = 4)
den Schädel.
22,7% (n = 17) Skater verletzten sich in einer Region, die sie zum Unfallzeitpunkt
durch einen Schoner geschützt hatten (Knie 6, Hand 9, Ellenbogen 2 und
Schädel 0 Skater). Sie erlitten insgesamt 21 Verletzungen. Darunter waren keine
schweren Verletzungen an den Knien, 6 (66%) an den Händen und eine am
Ellenbogen. Diejenigen, die zum Unfallzeitpunkt einen Helm trugen, erlitten keine
48
Verletzungen am Kopf. Die übrigen trugen Protektoren an anderer Lokalisation als an
der verletzten.
Zwei (33%) der 6 Frakturen des distalen Radius, die sich trotz getragenem
Handgelenkprotektor ereigneten, heilten mit Funktionseinschränkungen.
Eine Verletzung am Unterarmschaft
gab es nur in einem Fall bei getragenem
Handgelenkprotektor.
Es gab bei 53,3% der Verletzungen innerhalb des Schuhs schwere Verletzungen
(n = 16 von insgesamt n = 30 Fällen (Tab. 5)) und n = 4 schwere Verletzungen am
Unterschenkelschaft. 23,0% der Verletzungen (n = 29 von n = 126) in einer Region,
die nicht durch Protektoren geschützt werden konnte, waren schwere Verletzungen.
N = 30 Skater, die keinen Schoner trugen, erlitten insgesamt n = 34 Verletzungen:
-
13,3% (n = 4) Verletzungen in der Knieregion (darunter 1 Patellafraktur),
-
53,3% (n = 16) in der Region des distalen Radius und des Handgelenks
(darunter 12 distale Radiusfrakturen),
-
6,7% (n = 2) innerhalb des Schuhs (darunter keine Frakturen) und
-
10% (n = 3) am Unterarmschaft (darunter 2 Frakturen).
30% (n = 9) der Verletzungen lagen in einer Region, die nicht durch Protektoren
geschützt werden konnten.
Unter den n = 16 Verletzungen in der Handgelenksregion, die ohne getragenen
Handgelenkprotektor resultierten, gab es n = 12 distale Radiusfrakturen. 33% (n = 4)
dieser
Skater
mit
Radiusfrakturen
gaben
im
Fragebogen
noch
bestehende
Funktionseinschränkungen an (Kap. 4.5 und Kap.4.6).
3.3.3.2 Fahrpraxis, Alter und Schweregrad der Verletzung
In Abhängigkeit von der Fahrpraxis werden die Altersstruktur, der Schweregrad der
Verletzung
und
die
handgelenknahen
Frakturen
untersucht.
Zusammenhänge zwischen diesen drei Rubriken werden aufgezeigt.
Eventuelle
49
Diejenigen, die bis zu 5 mal (28,4 Jahre) gefahren bzw. bis zu 5 mal gefahren waren
und Rollschuherfahrung (36,4 Jahre) hatten und verunfallten, waren deutlich älter als
diejenigen mit längerer Inline-Skate Erfahrung (Tab. 6).
Tab. 6: Durchschnittsalter und Fahrpraxis
Nutzungsfrequenz
Mittelwert N Mittelwert N
Alter
Alter
befragt
untersucht
< 5 mal
29,69 13
36,4 5
< 5 mal (Roll-/Schlittschuherfahrung)
36,43 14
46 5
5-20 mal vorher
23,81 16
25 2
6 Monate regelmäßig
23,31 13
8 1
6 Monate bis 2 Jahre
20,85 34
24,2 10
> 2 Jahre
18,33 15
13,5 4
Insgesamt
24,42 105
28,37 27
Die n = 127 Verletzungen der n = 105 befragten Inline-Skater verteilten sich,
gemessen am Schweregrad, annähernd gleich in allen Fahrkönnensstufen (Tab. 7).
Ausnahmen von dieser Verteilung bildeten nur die Skater mit mittlerer Fahrerfahrung.
Tab. 7:
Zusammenhang zwischen Schweregrad der Verletzung und Fahrkönnen der
n = 105 befragten Skater
Fahrpraxis zum
Gesamtzahl der davon
handgelenknahe
Unfallzeitpunkt
Verletzungen
schwere leichte Frakturen
< 5 mal
15
7
8
1
< 5 mal (Roll-/Schlittschuherfahrung)
17
10
7
5
5-20 mal
22
6
16
1
6 Monate
15
1
14
1
> 6 Monate
41
21
20
10
> 2 Jahre
17
8
9
6
gesamt
127
53
74
24
In dieser Gruppe wich die Verteilung der Schweregrade von annähernd 1:1 in den
übrigen Gruppen deutlich ab, d.h. die Gruppe mit mittlerem Fahrkönnen hatte deutlich
mehr leichte Verletzungen als schwere.
Die Verteilung der der darin enthaltenen n = 24 handgelenknahen Frakturen geht
ebenfalls aus Tabelle 7 hervor.
Die meisten handgelenknahen Frakturen traten bei Könnern und Anfängern mit
Rollschuherfahrung auf. In den mittleren Erfahrungsgruppen lag die Anzahl dieser
Frakturen deutlich niedriger.
50
3.3.3.3 Schulungsteilnahme und Schweregrad der Verletzung
Die n = 73 Inline-Skater, die die Frage zur Schulungsteilnahme beantwortet haben,
erlitten insgesamt 84 Verletzungen. Die 12,3% (n = 9) der Skater, die vor dem Unfall
oder zum Unfallzeitpunkt eine Schulung besuchten, erlitten n = 11 Verletzungen,
davon n = 6 schwere (n = 2 während der Schulungsteilnahme) und n = 5 leichte.
3.3.3.4 Unfallumstände und Geschwindigkeiten
Mehr als zwei Drittel (70,9%) der Unfälle ereigneten sich bei Geschwindigkeiten im
Joggertempo oder deutlich schnelleren Geschwindigkeiten. In 59,1% der Fälle
(n = 114 Fälle der insgesamt n = 193 Stürzenden (Tabelle 4)) waren neben diesen
Geschwindigkeiten
besonders
ein
nasser/schlechter
Untergrund,
ein
Gleichgewichtsverlust und ein Sturz beim Geradeausfahren maßgebend für den
Unfallhergang.
Unter den verschiedenen Unfallbedingungen wurden mit gleicher Häufigkeit von 20,6%
ein nasser, glatter oder rutschiger Untergrund sowie eine normale Geradeausfahrt als
Sturzursache für schwere Verletzungen angegeben. Unfälle, die nach einem Kunststück
eintraten, zogen bei einer Differenz von 7,1 Prozentpunkten deutlich mehr schwere
Verletzungen nach sich, während bei einem Gleichgewichtsverlust mehr leichte
Verletzungen (9,5 Prozentpunkte Differenz) auftraten (Tab. 8).
Tab. 8: Unfallumstände und Schweregrad der erlittenen Verletzung
Unfallumstände
nasser/schlechter Untergrund
Gleichgewichtsverlust
beim Geradeausfahren
beim Kurvenfahren
beim Rückwärtsfahren
Dunkelheit/Regen
unkontrolliertes Fahren
Müdigkeit
beim Bremsen
bei einem Kunststück
sonstige Umstände
gesamt
schwere Verletzung
Fälle
Prozente
20
20,6
12
12,4
20
20,6
9
9,3
4
4,1
1
1,0
5
5,2
2
2,1
6
6,2
13
13,4
5
5,2
97
100,0
leichte Verletzung
Fälle
Prozente
25
26,0
22
22,9
15
15,6
8
8,3
5
5,2
1
1,0
6
6,3
2
2,1
5
5,2
6
6,3
1
1,0
96
100,0
51
Bei denen, die „schneller als Joggertempo“ fuhren, überwogen die leichten
Verletzungen (n = 37) die schweren (n = 13). Bei den mittleren Geschwindigkeiten,
„genauso schnell wie ein Jogger“ und „Schrittempo“, ereigneten sich genauso viele
schwere wie leichte Verletzungen. Im Tempo „langsamer als Schrittgeschwindigkeit“
kamen mehr schwere (n = 8) als leichte (n = 5) Verletzungen vor.
Anfänger (38%) stürzten genauso häufig bei Geschwindigkeiten „schneller als ein
Jogger“ wie Skater, die bis zu 2 Jahre Erfahrung hatten (37%). Allerdings ereigneten
sich in allen Erfahrungsklassen auch Stürze bei Geschwindigkeiten, die „langsamer als
Schrittgeschwindigkeit“ waren (Abb. 26).
5
Geschwindigkeit
Langsamer als Schritttempo
leichte Verletzung
8
schw ere Verletzung
10
11
Schritttempo
21
20
genauso schnell w ie ein Jogger
schneller als Jogger
37
13
0
5
10
15
20
25
30
35
40
Anzahl der Skater
Abb. 26: Geschwindigkeit und Schweregrad der erlittenen Verletzung
(n = 105 Befragte)
52
3.3.4 Heilungszeit und Krankschreibung
Die Heilungszeit beschreibt die Zeit bis zum Abschluß der Behandlung inklusive
krankengymnastischer Behandlungen. Bei einer Bandbreite von einigen Tagen bis 2 ½
Jahre betrug die durchschnittliche Heilungszeit 3-4 Wochen (Abb. 27).
40
36
30
Anzahl der Skater
20
23
21
10
11
7
4
0
>
2
8
4-
4
3-
3
2-
2
1-
M
n
he
n
he
n
he
oc
oc
oc
e
at
on
W
W
W
ge
Ta
n
he
oc
W
ge
ni
ei
Abb. 27: Heilungszeit
69,5% (n = 73) der verunfallten Skater brauchten entweder aufgrund einer leichteren
Verletzung oder weil sie zum
Unfallzeitpunkt
nicht berufstätig waren
nicht
krankgeschrieben zu werden.
Insgesamt n = 33 der befragten Skater mußten aufgrund der Verletzung
krankgeschrieben werden (Abb. 28a). Die meisten Krankschreibungen erfolgten für
diese Inline-Skater über 5-8 Wochen oder nur über wenige Tage. N = 5 (15,6%)
mußten für mehr als zwei Monate krankgeschrieben werden (Abb. 28b).
53
300
244
Anzahl der Skater
200
100
33
0
nein
ja
Abb. 28a: Notwendigkeit der Krankschreibung unter allen
verletzten Skatern (n = 277)
10
9
8
8
6
5
Anzahl der Skater
4
4
3
2
2
1
1
0
>
>
5
4
3
2
1
2
5
e
at
on
M
n
he
oc
n
he
oc
n
he
oc
n
he
oc
n
he
oc
W
W
W
W
W
he
oc
ge
Ta
W
6
1-
Abb. 28b:
Dauer der Krankschreibung für n = 33 der n = 277 Skater
54
3.3.5 Langzeitergebnisse
3.3.5.1 Erwerbsfähigkeit
Unfallbedingt mußten n = 3 Verletzte den Arbeitsplatz wechseln, n = 1 Skater wurde
arbeitslos und n = 1 Skater mußte nach der Verletzung Veränderungen am Arbeitsplatz
vornehmen. Da n = 4 dieser Skater nur mit einem Fragebogen erreicht und nicht
untersucht worden sind, existieren keine genaueren Angaben zu den Umständen
(Anlage 1). Die Veränderungen am Arbeitsplatz des 5. Skaters lagen in einer
Umgestaltung des Computerarbeitsplatzes.
3.3.5.2 Schmerzen
Die Mehrzahl der Verletzten war zum Befragungszeitpunkt schmerzfrei. 26,9% (n = 28)
der Patienten gaben zum Zeitpunkt der Befragung noch eine Schmerzsymptomatik an.
Fünf Patienten (4,8%) haben in Ruhe oder bei normaler Alltagsbelastung Schmerzen
(Abb. 29).
Drei (2,9%) Patienten nahmen gelegentlich Schmerzmedikamente aufgrund der durch
das Inline-Skaten erlittenen Verletzungsfolgen ein.
bei leichter
Belastung
bei mäßiger
4,8%
Belastung
8,7%
im Alltag
3%
in Ruhe
1,9%
bei starker
Belastung
8,7%
nein
73,1%
Abb. 29: Zum Befragungszeitpunkt bestehende Schmerzen von
n = 105 befragten Verletzten
55
3.3.5.3 Funktionseinschränkungen
Eine Funktionseinschränkung durch die vorangegangene Verletzung behielten 21%
(n = 22) der Skater. 40,9% (n = 9) der Skater, die eine Funktionseinschränkung
angaben, nahmen das Skaten dennoch wieder auf.
3.3.5.4 Wiederaufnahme des Inline-Skatens
64,8% (n = 68) der Inline-Skater haben nach dem Unfall das Skaten wieder
aufgenommen. N = 3 von ihnen machten keine Angaben zum Pausenintervall zwischen
Unfall und Wiederaufnahme des Skatens, so daß 61,9% (n = 65) der Skater tatsächlich
nach dem Unfall wieder gefahren sind.
Das Pausenintervall, das die Inline-Skater zwischen Unfalltag und Wiederaufnahme des
Skatens machten, hatte eine sehr große Bandbreite. Die Verunfallten nahmen das
Skaten zum Teil (11,4%; n = 12) schon direkt nach dem Unfall mit der noch nicht
verheilten Verletzung auf. Andere hingegen (27,6%; n = 29) wollten in Zukunft nie
wieder Inline-Skaten. Unmittelbar nach der Gipsabnahme fuhren 2,9% (n = 3) der
Inline-Skater wieder. 7,6% (n = 8) der Inline-Skater erwogen, zu einem späteren
Zeitpunkt einen neuen Versuch zu unternehmen.
47,6% (n = 50) der Verunfallten nahmen das Inline-Skaten unmittelbar nach der
Genesung wieder auf. Von den ausschließlich befragten und nicht untersuchten InlineSkatern fuhren 55,1% (n = 43) nach dem Unfall wieder (Tab. 9).
Tab. 9:
Wiederaufnahme des Skatens nach dem Unfall im Vergleich
zwischen befragten (n = 105) und untersuchten Skatern (n = 27)
Untersuchung erfolgt
Gesamtzahl der
ja
nein
befragten Skater
Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent
nach dem Unfall gefahren
17 21,8%
nein, nie mehr
29 27,6%
12 44,4%
nein, vielleicht später
4 14,8%
4
5,1%
8
7,6%
ja, nach Genesung
7 25,9%
50 47,6%
43 55,1%
ja, nach Gipsabnahme
1
3,7%
2
2,6%
3
2,9%
ja, direkt (schon mit Verletzung)
3 11,1%
9 11,5%
12 11,4%
keine Angabe
3
3,8%
3
2,9%
Gesamt
27 100,0%
78 100,0%
105 100,0%
56
3.3.5.5 Fahrkönnen nach dem Unfall
Unter den n = 72 Skatern, die nach dem Unfall wieder fuhren und ihr Fahrkönnen
einschätzten, sind 87,5% (n = 63), die sich in die Kategorien sehr gut (19,4%;
n =14), gut (38,9%; n = 28) und mittelmäßig (29,2%; n = 21) eingeordnet haben,
darunter alle 11 untersuchten. Deutlich weniger Skater schätzten ihr Fahrkönnen nach
dem Unfall mit „mäßig“ oder „keine Fahrpraxis“ ein (Abb. 30).
vor dem Unfall
- Skater, absolutinsgesamt 105
4
1
4
14
13
12
3
nach dem Unfall
-Skater, absolut insgesamt 72
13
31
21
33
28
sehr gut
gut
mittelmäßig
mäßig
schlecht
keine Fahrpraxis
Abb. 30: Fahrkönnen vor (n = 105 Skater) und nach (n = 72 Skater) dem Unfall im
Vergleich
3.3.5.6 Bremstechniken und –fähigkeiten nach dem Unfall
N = 72 Skater, die nach dem Unfall wieder fuhren, machten Angaben zu den
verwendeten Bremstechniken. Es konnten mehrere verschiedene Bremstechniken
angekreuzt werden, so dass durchschnittlich 1,48 Antworten gegeben wurden. Nach
dem Unfall verteilten sich, die Bremstechniken vorwiegend auf den Stopper, den
65,3% (n = 47) Skater nutzten, den T-Stop (43,1%; n = 31) und die Drehtechnik
(26,4%; n = 19) (Abb. 31).
57
5
vor dem Unfall
- Skater, absolut-
0 3
2
2
11
1
31
28
7
nach dem Unfall
-Skater, absolut -
17
T-Stop
47
Drehtechnik
Stopper
65
Festhalten
19
Fall/Sturz
keine
sonstige
Abb. 31: Bremstechniken vor (n = 105 Skater) und nach (n = 72 Skater) dem
Unfall mit Mehrfachnennungen
Angaben zur Bremsfähigkeit wurden von n = 70 Skatern, die nach dem Unfall wieder
fuhren, gemacht. Die Bremsfähigkeit hat sich nach dem Unfall deutlich verbessert.
„Sofort“ und „mit wenig Problemen“ können jeweils 41,4% (n = 29) anhalten. Nur
n = 1 Skater (1,4%), gegenüber n = 11 (10,7%) vor dem Unfall, gab an, nicht
bremsen zu können (Abb. 32).
2
vor dem Unfall
- Skater, absolut-
1
9
11
6
28
29
nach dem Unfall
-Skater, absolut -
19
sofortige Bremsfähigkeit
wenig Probleme
29
39
einige Probleme
große Probleme
keine Bremsfähigkeit
Abb. 32: Bremsfähigkeit vor (n = 103 Skater) und nach (n = 70 Skater)
dem Unfall
58
3.3.5.7 Protektoren nach dem Unfall
N = 73 Skater beantworteten die Frage zur Schonernutzung nach dem Unfall. Einige
fuhren über einen kurzen Zeitraum nach dem Unfall wieder, hörten dann jedoch auf,
so daß nicht alle zum Zeitpunkt der Befragung auch noch Inline-Skates fuhren, diese
Frage aber dennoch beantworteten. Nach dem Unfall trugen 87,7% (n = 64) der
Skater, die die Frage beantwortet hatten, Schoner, n = 9 gaben an, keine Schoner zu
tragen. Die anderen Befragten fuhren seit dem Unfall nicht mehr. Nach dem Unfall
trugen 96,9% (n = 62) dieser Skater insbesondere häufiger Handgelenkschoner und
zweitens auch häufiger einen Helm als vor dem Unfall (Abb. 33).
19
vor dem Unfall
18
55
67
nach dem Unfall
48
43
Helm
Ellenbogen
Handgelenk
56
Knie
62
Abb. 33: Verwendete Protektoren vor (n = 105 Skater) und nach
(n = 64 Skater) dem Unfall; Anzahl der jeweiligen Protektorennennung
59
Nach dem Unfall wurden mehrheitlich alle Gliedmaßenprotektoren und an zweiter
Stelle, wie auch vor dem Unfall, diese in Kombination mit einem Helm getragen
(Abb.34).
30
25
20
Anzahl der Skater
13
10
11
5
4
2
0
0100
0101
0110
2
0111
1010
1100
1101
1110
1111
Schonerkombination Knie/Hand/Ellenbogen/Helm = 1111
Abb. 34: Schonerkombination nach dem Unfall
Es konnten verschiedene Gründe für nicht getragene Schoner angekreuzt werden:
11,1% (n = 1) der Skater besaßen keine Protektoren, 44,5% (n = 4) fanden sie zu
unbequem, 11,1% (n = 1) für unnötig, 22,2% (n = 2) zu unmodisch und 11,1%
(n = 1) zu teuer.
Nach dem Unfall trugen n = 4 von n = 6 Skatern mit einer Kopfverletzung einen Helm,
n = 15 von n = 16 Skatern mit einer distalen Radiusfraktur einen Handgelenkprotektor
und jeweils alle, die eine Verletzung in der Ellenbogenregion, am Handgelenk oder an
den Knien erlitten, die entsprechenden Protektoren.
3.3.5.8 Weitere Stürze
Nach diesem Unfall stürzten bis zum Zeitpunkt der Befragung (zwei bis vier Jahre nach
dem erfaßten Unfall) 39,4% (n = 28) der Inline-Skater mehrmals, 5,6% (n = 4) ein
weiteres Mal und 54,9% (n = 39) nicht mehr. Ein Arztbesuch war in nur einem Fall
notwendig. Unter den untersuchten Inline-Skatern suchte keiner wegen einer InlineSkater Verletzung ein weiteres Mal einen Arzt auf.
60
3.3.6 Handgelenknahe Verletzungen
Unter den n = 105 befragten Inline-Skatern gab es n = 36 handgelenksnahe
Verletzungen bei n
= 34 Inline-Skatern. Darunter waren n = 24 distale
Radiusfrakturen.
3.3.6.1 Fahrpraxis und handgelenknahe Frakturen
In Abhängigkeit von der Fahrpraxis ereigneten sich 41,7% (n = 10) der distalen
Radiusfrakturen bei einer Erfahrung von 6 Monaten bis zwei Jahren, gefolgt von 25%
(n = 6) bei einer Erfahrung von mehr als zwei Jahren und 20,8% (n = 5) bei einer
Erfahrung von weniger als 5 mal mit Rollschuherfahrung. Jeweils 4,2 % der Frakturen
ereigneten sich in den übrigen Kategorien („weniger als 5 mal gefahren“, „5–20 mal
gefahren“ und „bis 6 Monate gefahren“).
3.3.6.2 Verwendung von Handgelenkprotektoren
Im Bereich der Körperregion distaler Radius/Handgelenk/Handballen ereigneten sich
32,1% (n = 89) und im Bereich des Unterarmschaftes 5,8% (n = 16) der
Verletzungen.
Unter den 75 von 105 befragten Skatern, die Protektoren (Knie, Hand, Ellenbogen,
Helm) trugen, betrafen 22% (n = 20) der n = 91 Verletzungen das Handgelenk. 45%
(n = 9) von ihnen verletzten sich am Handgelenk, während sie zum Unfallzeitpunkt
dort einen Schoner getragen haben. Darunter waren 66,7% (n = 6) schwere
Verletzungen mit unterschiedlichen Schweregraden. Nur in fünf Fällen war, wegen der
eingangs erwähnten nur lückenhaft vorhandenen Röntgenbilder, eine AO-Klassifikation
der erlittenen Frakturen möglich: 23-A2.1, 23-A2.2, 23-A3.3, 23-B, 23-C1.
Skater ohne Handgelenkprotektoren zogen sich zu 80% (n = 12 von n = 15
Verletzungen) schwere Verletzungen am Handgelenk zu, wenn sie sich in dieser Region
verletzten (Tab. 10).
Tab.
10:
Handgelenkprotektor
und
am
Handgelenk
erlittene
Verletzung
H andgelenk m it Protektor v erletzt
H andgelenk ohne P rotektor v erletzt
G rad der Verletzung
schwer leicht gesam t
6 66,7%
3
9
12 80,0%
3
15
61
Die überwiegende Anzahl derer, die keine Protektoren trugen und eine distale
Radiusfraktur davon trugen, hatten keine Protektoren oder vergaßen sie.
3.3.6.3 Handgelenknahe Frakturen und Unfallmechanismen
Da zu den Unfallumständen Mehrfachantworten gegeben werden konnten, gibt es zu
den n = 24 handgelenknahen Frakturen n = 45 Antworten bezüglich der
Unfallumstände. Hauptursachen für den Sturz, mit jeweils 40 % (n = 10) der Skater,
waren nasser und schlechter Untergrund und ein Sturz beim Geradeausfahren. Der
Sturz bei einem Kunststück spielte für 28% (n =7) der Skater eine Rolle beim Sturz.
Die Hauptsturzrichtung, die zu einer distalen Radiusfraktur führte, war für 37,5%
(n = 9) der Skater ein Sturz nach hinten. Es folgten der Sturz nach vorne für 33,3%
(n = 8) der Skater und ein seitwärts gerichteter Sturz für 25% (n = 6) Skater. Eine
Fraktur entstand als Folge eines Aufpralls ohne Sturz.
3.3.6.4 Funktionseinschränkungen und Schmerzen
Unter n = 34 befragten Skatern mit insgesamt n = 36 handgelenknahen Verletzungen
(am distalen Radius, dem Handgelenk oder der Handwurzel) heilten 72,2% (n = 26)
dieser Verletzungen ohne Funktionseinschränkung, während die übrigen 27,8%
(n = 10) der Skater eine subjektiv bestehende Funktionseinschränkung angaben.
Insgesamt trugen n = 19 der n = 34 Skater Protektoren. N = 9 Skater verletzten sich
bei getragenen Handgelenkprotektoren am distalen Radius, dem Handgelenk oder der
Handwurzel. 44,4% (n = 4) der Skater erlitten eine bleibende Funktionseinschränkung
(Kap. 3.4.1).
N = 15 Skater trugen überhaupt keine Schoner und verletzten sich ebenfalls in der
Region distaler Radius/Handgelenk/Handballen. Darunter waren n = 12 schwere
Verletzungen, von denen 33,3% (n = 4) mit einer Funktionseinschränkung abheilten.
76,5% (n = 26) der n = 34 Skater mit Verletzungen im Bereich des distalen
Radius/Handgelenk/Handballen waren nach dem Unfall beschwerdefrei.
55,6% (n = 5) der Skater, die sich mit Protektor am Handgelenk verletzten, sind
schmerzfrei. Unter den Skatern, die keine Schoner am Handgelenk trugen sind 80%
(n = 12) schmerzfrei.
62
3.3.6.5 Wiederaufnahme und Protektoren nach dem Unfall
73,6% (n = 25) der Skater, die eine Verletzung im Bereich des Handgelenks erlitten,
nahmen nach dem Unfall das Skaten wieder auf.
Nach der Genesung wollten 17,6% (n = 6) jedoch nie wieder Inline-Skaten. 5,9%
(n = 2) möchten zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht noch einmal Skaten, ein Skater
machte keine Angaben zu dieser Frage.
N = 24 der n = 25 Skater, die nach dem Unfall wieder geskatet sind, tragen nach dem
Unfall Protektoren. 95,8% (n = 23) der Skater verwenden Handgelenkprotektoren in
verschiedenen Kombinationen mit den anderen Protektoren:
-
37,5% (n = 9) Knie/Hand/Ellenbogen
-
25,0% (n = 6) Knie/Hand
-
12,5% (n = 3) Knie/Hand/Ellenbogen/Helm
-
12,5% (n = 3) Hand
-
4,2% (n =1) Hand/Ellenbogen
-
4,2% (n =1) Hand/Ellenbogen/Helm
-
4,2% (n =1) Knie/Ellenbogen.
3.4 Klinische Untersuchung (27 von 105 Befragten)
N = 27 Patienten wurden im Rahmen einer Nachsorgeuntersuchung untersucht. Bei
ähnlicher Altersstruktur lag das durchschnittliche Alter der untersuchten Skater mit
28,4 Jahren ca. vier Jahre höher als das der befragten Skater (Abb. 8 u. Kap. 3.1.2).
Die untersuchten Skater erlitten insgesamt n = 29 Verletzungen. Im folgenden werden
nur die Hauptverletzungen berücksichtigt. Eine Übersicht über die erlittenen
Verletzungen gibt Abbildung 35.
63
Kopf 0%
Rumpf 3,7%
Wirbelsäule
3,7%
untere
Extremität
33,3%
obere
Extremität
66,7%
Abb. 35:
Verteilung der n = 29 Verletzungen bei n = 27
nachuntersuchten Skatern (Prozente bezogen auf n = 27)
Es gab n = 24 geschlossene Frakturen, eine II° offene distale Unterarmfraktur rechts
mit Epiphysenbeteiligung Typ Aitken I, ein massives fluktuierendes Hämatom im
Bereich des rechten lateralseitigen Oberschenkels und eine Luxation des rechten
Ellenbogengelenks (Tab. 11). 63% (n = 17) der Verletzungen traten an der oberen
Extremität, 29,6% (n = 8) an der unteren Extremität und jeweils 3,7% (n = 1) an
BWS (BWK-8-Kompressionsfraktur) und Becken (Acetabulumfraktur) auf.
Tab. 11: Funktioneinschränkung und Art der Fraktur
Art der Fraktur
Fraktur im Bereich der Finger
Os scaphoideum
Fraktur des distalen Radius
komplette distale Unterarmfraktur geschlossen
komplette distale Unterarmfraktur offen
Unterarmschaftfraktur
Monteggia-Fraktur
Humerusfraktur
Sprunggelenksfraktur
Tibiaspiralfraktur
Patellafraktur
Schenkelhalsfraktur
Acetabulumfraktur
LWK/BWK-Fraktur
Tibia/Fibula distal
Femurfraktur/Diaphyse
Gesamt
Funktionseinschränkung objektiv
nein
ja
Gesamt
1
1
1
1
5
4
9
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
10
15
25
64
3.4.1 Funktionseinschränkungen
Bei 40,7% (n = 11) der Patienten bestand zum Befragungszeitpunkt subjektiv eine
Funktionseinschränkung. Mit Hilfe der Neutral-O-Methode ließen sich bei 55,6%
(n = 15) der Untersuchten Funktionseinschränkungen in der Nachsorgeuntersuchung
manifestieren, die in den nachfolgend Abschnitten im Einzelnen dargestellt werden.
Eine Übersicht über die Verletzungen gibt Tabelle 12.
Tab.
12:
Verletzung
und
objektiv
bestehende
Funktionseinschränkung bei n = 27 untersuchten Skatern
o b je k tiv e F u n k tio n s e in s c h rä n k u n g
V e rle tz u n g s lo k a lis a tio n
ja
n e in G e s a m t
O b e ra rm
1
1
E lle n b o g e n
1
1
2
U n te ra rm
2
1
3
d is ta le r R a d iu s
4
5
9
H a n d w u rz e l/H a n d g e le n k
1
1
2
H a n d /M itte lh a n d k n o c h e n
1
1
W irb e ls ä u le
1
1
B e c k e n /G e s ä ß /A b d o m e n
1
1
O b e rsc h e n k e l
2
1
3
K n ie
1
1
U n te rs c h e n k e l
1
1
F u ß g e le n k (O S G /U S G /T a lu s )
2
2
4
G esam t
15
12
27
P ro z e n t
5 5 ,6 4 4 ,4
1 0 0 ,0
3.4.2 Funktionseinschränkungen nach Radiusfrakturen
Alle vier Skater hatten Defizite in der Supination von 5° bis 40° und der Palmarflexion
5° bis 30°. Bei drei Nachuntersuchten war die Pronation von 5° bis 20° und die
Dorsalextension von 10° bis 20° eingeschränkt. Jeweils ein Skater hatte eine
Einschränkung bei der Ulnar-/Radialdeviation von 10° bzw. 15° Differenz im
Seitenvergleich und bei der Daumenabduktion/-opposition von jeweils 10° Differenz im
Seitenvergleich. Die durchschnittliche Einschränkung für die betroffenen Funktionen lag
für die Pronation bei 13°, die Supination bei 15°, die Palmarflexion bei 14° und die
Dorsalextension bei 15°.
65
3.4.2.1 Fallbeispiel: Unterarmfraktur mit Abkippung nach dorsal
Die 11jährige Skaterin fuhr zum Unfallzeitpunkt bereits ein Jahr lang Inline-Skates. Am
Unfalltag fand sie ihre Protektoren nicht. Auf einer Straße in einer Wohnsiedlung fiel sie
auf einem abschüssigen Stück rückwärts auf das Handgelenk. Drei Monate nach dem
Sturz nahm sie das Inline-Skaten wieder auf.
Zum Zeitpunkt der Untersuchung bestanden keinerlei Funktionsdefizite und keine
Schmerzen (Abb. 36a-c).
Abb. 36a:
11jährige
Skaterin
mit
Colles-
Fraktur nach rückwärtsgerichtetem
Sturz auf das Handgelenk
Abb. 36b:
Reposition und K-Drahtosteosynthese
Abb. 36c:
nach Kapandji am Unfalltag
5 Wochen post-OP achsgerechte Frakturkonsolidierung;
seitengleiche
und
Beweglichkeit
Beschwerdefreiheit
der Nachuntersuchung
bei
66
3.4.2.2 Fallbeispiel: offene Unterarmfraktur mit funktionellem Defizit
Zum Zeitpunkt des Unfalls fuhr die 12jährige Skaterin schon seit 6 Jahren regelmäßig
Inline-Skates. Den Sturz nach vorne, der durch einen kleinen Stein verursacht wurde,
fing sie mit beiden ausgestreckten Armen ab. Sie trug keine Schoner. Sie wurde zur
operativen Versorgung der offenen Unterarmfraktur stationär aufgenommen.
Die
offene Unterarmfraktur mit beugeseitig freiliegendem Radius, Epiphysenbeteiligung
(Aitken I) und Parese im Versorgungsgebiet des N. ulnaris wurde nach Reposition mit
zwei Titan- K-Drähten fixiert. Die komplikationslose Behandlung im Krankenhaus
betrug 7 Tage. Zwei Monate nach dem Unfall wurde eine inkomplette motorische
Läsion des N. ulnaris verifiziert. 10 Monate nach dem Unfall wurde aufgrund einer
zunehmenden Krallenhandbildung und beginnender Atrophie des rechten Hypothenars
eine Neurolyse des N. ulnaris durchgeführt. Der Heilungsprozeß, der mit wiederholten
Nachsorgeuntersuchungen im Klinikum einherging, dauerte insgesamt länger als ein
Jahr. Daraus resultierte ein Unterrichtsausfall von rund 300 Unterrichtsstunden. Die
Verletzung beeinträchtigte die Schülerin über einen langen Zeitraum massiv in ihrem
Alltagsleben.
Bei der letztmaligen Nachuntersuchung gibt die Skaterin an, selbst in Ruhe, besonders
abends, Schmerzen im Handgelenksbereich zu haben. Die Schmerzen liegen eher ulnar
und ziehen in die Finger hinein. Eine Krallenhand bestand zum Untersuchungszeitpunkt
nicht mehr.
Bei der ansonsten unauffälligen körperlichen Untersuchung sind rechts sowohl die
Dorsalextension als auch die Palmarflexion um jeweils 10° gegenüber der gesunden
Seite eingeschränkt und endgradig schmerzhaft. Die Ulnardeviation ist genauso weit
möglich wie links jedoch schmerzhaft. Bei der ebenfalls schmerzhaften Radialdeviation
ist ein Defizit von 10° gegenüber der gesunden Seite festzustellen. Es fällt ein
Armlängenunterschied von 1cm auf (rechts < links), der durch die Epiphysenbeteilung
der Verletzung resultiert. Das Aufstützen mit vollem Körpergewicht (Balkenturnen) ist
auf der rechten Seite schmerzbedingt nicht möglich.
Eine Sensibilitätsstörung im Versorgungsgebiet des N. ulnaris, wie sie zum Zeitpunkt
des Unfalls beschrieben wurden, liegt im Gegensatz zu motorischen Defiziten in der
Beweglichkeit des Daumens nicht mehr vor. Die übrigen Finger waren frei beweglich.
Die Skaterin ist ein Jahr lang nach dem Unfall keine Inliner mehr gefahren, hat dann
jedoch wieder begonnen.
67
Ihr Fahrkönnen sowie ihre Bremstechnik haben sich seit dem Unfall verbessert. Sie
trägt weiterhin unregelmäßig Schoner und wenn, dann nur an den Handgelenken.
Nach dem Unfall gab es keine nennenswerten weiteren Stürze (Abb. 37a-c).
Abb. 37a:
12jährige
Skaterin;
offene
Unterarmfraktur
mit
Handgelenkluxation nach Sturz nach vorne über kleinen
Stein; Reposition und K-Draht Fixierung am Unfalltag
Abb. 37b:
Abb. 37c:
Stellung der Fraktur drei bzw.
3
fünf Tage nach der Operation
Frakturkonsolidierung; Epiphysenbeteiligung
Monate
postoperativ
achsengerechte
68
3.4.3 Funktionseinschränkungen nach Unterarmfrakturen
Zwei Skater erlitten Unterarmschaftfrakturen. Einmal bestand nur ein geringes
Supinationsdefizit. Im zweiten Fall (II° offene Fraktur) blieben jeweils Einschränkungen
von 10° in der Palmarflexion, der Dorsalextension und der Radialdeviation zurück. Für
die Daumenabduktion ergab sich ein Defizit von 30° und für die Opposition eines von
15°. Diese Skaterin erlitt Läsionen des Nervus radialis und ulnaris mit Sensibilitäts- und
Kraftverlusten.
3.4.4 Einschränkungen der Unterarmumwendebewegung insgesamt
Zusammenfassend für die distalen Radius- und Unterarmfrakturen ergibt sich für die
Einschränkung in der Unterarmumwendung im Vergleich zur Gegenseite ein Mittelwert
von 13° für die Pronation und von 13° für die Supination.
3.4.5 Funktionseinschränkungen des Hüftgelenks
Im Bereich der Hüfte blieben bei drei Skatern (Acetabulumfraktur, mediale
Schenkelhalsfraktur und proximale Oberschenkelfraktur) Einschränkungen in der
Rotation zurück. Zwei hatten ein Defizit in der Innenrotation bei 90° gebeugtem
Hüftgelenk von 5° und 20° und einer sowohl bei Außen- als auch bei Innenrotation im
gestreckten Hüftgelenk von 30° und 10°.
3.4.5.1 Fallbeispiel: Acetabulumfraktur
Der zum Unfallzeitpunkt 61jährige Skater fuhr zum Unfallzeitpunkt schon über ein Jahr
lang Inline-Skates. Am Unfalltag stolperte er im Joggertempo über einen kleinen
Zweig. Er verlor das Gleichgewicht und fiel seitlich nach hinten. Dem Unfall ging ein
Vertauschen der Rollenreihenfolge voraus, wie es ihm vom Händler empfohlen wurde,
um die Rollen gleichmäßiger abzunutzen. Die Fahreigenschaften änderten sich dadurch
jedoch deutlich, da die Rollen vor dem Tausch schon zu weit abgefahren waren, was
der Skater aber zu dem Zeitpunkt nicht richtig einschätzen konnte.
Die
Acetabulumfraktur
wurde
nach
einer
Zugschraubenosteosynthese
(zwei Schrauben) 17 Tage stationär behandelt. Der Patient wurde unter Mobilisation an
zwei Unterarmgehstützen entlassen. Er sollte über 10-12 Wochen eine Teilbelastung
einhalten, die nur Bodenkontakt mit der verletzten Seite erlaubte. Die weitere
69
therapeutische
Betreuung
Gangschulung
und
bestand
Kräftigung
in
der
Krankengymnastik,
Gluteal-
und
die
besonders
die
Oberschenkelmuskulatur
berücksichtigte. Es folgte eine Anschlußheilbehandlung über 21 Tage. Beginn der
Vollbelastung 3 Monate postoperativ, bei röntgenologisch guter Frakturheilung und
freier Funktion.
Der Skater hat zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung subjektiv keine Beschwerden. In
der klinischen Untersuchung fällt ein Rotationsdefizit bei gestrecktem Hüftgelenk
(ausw./einw.: 20-0-10 gegenüber 50-0-20 auf der gesunden Seite) auf (Abb. 38a-b).
Abb. 38a:
Abb. 38b:
Acetabulumfraktur am Unfalltag
Zugschraubenosteosynthese
nach
offener Reposition am Unfalltag
3.4.6 Funktionseinschränkungen des Sprunggelenks
Im Sprunggelenk ließ sich bei zwei Skatern eine Einschränkung der Dorsalextension
von jeweils 5° feststellen, die die Skater als dumpfen Anschlag im Gelenk spürten.
3.4.6.1 Fallbeispiel: Pilon-Tibiale Fraktur
Der 37jährige Skater fuhr am Unfalltag mit ausgeliehenen Inline-Skates. Er fuhr zum
ersten Mal und auf Empfehlung des Verleihers bremste er, wenn es zu schnell wurde,
indem er vom asphaltierten Weg ab ins Gras fuhr. Er sei ca. 20 km/h schnell gewesen,
aus einer leichten Kurve heraus ins Gras gefahren und dann vorwärts gestürzt, da er
70
mit dem rechten Fuß im Gras hängen geblieben sei. Dabei verdrehte er sich das Bein
und hörte den Knochen brechen.
Die
Pilon-Tibiale
Fraktur
wurde
reponiert,
der
tibiale
Anteil
durch
eine
Zugschraubenosteosynthese sowie eine Titanplattenosteosynthese stabilisiert, der
fibulare Anteil mit einer 4-Loch-Kleinfragmentplatte fixiert und die Sprunggelenkgabel
somit wiederhergestellt. Der Krankenhausaufenthalt betrug 7 Tage. Nach der
Krankenhausentlassung wurde die Fraktur für sechs Wochen nur abrollbelastet.
Danach
erfolgte die
sukzessive
Vollbelastung.
Der
Skater
war
vier
Monate
krankgeschrieben.
Aufgrund einer lokalen Beschwerdesymptomatik wurde auf Wunsch des Skaters eine
Metallentfernung 7 Monate post-OP vorgenommen. Die Röntgenaufnahme vor der
Operation zeigte einen vollständig durchbauten Frakturspalt und somit eine feste
knöcherne Konsolidierung. Es konnten alle Implantate ohne Probleme entfernt werden.
Der Skater hat heute noch Schmerzen bei mäßiger Belastung, in Ruhe sowie bei
Wetterwechsel.
Vor
dem
rechten
Knöchel
ist
eine
lymphatische
Schwellung
zurückgeblieben, ferner zeigen sich nativradiologisch Zeichen einer posttraumatischen
Arthrose im oberen Sprunggelenk.
In der klinischen Untersuchung fällt neben der oben beschriebenen Schwellung eine
kleine Erhebung sowie nachfolgend eine minimale Impression über der Tibia auf.
Funktionell besteht keine Einschränkung. In Pronation des rechten Fußgelenkes ist
sowohl passiv als auch aktiv ein endgradig dumpfer Anschlag zu spüren, der jedoch die
Funktion nicht einschränkt. Der rechte Unterschenkel ist an der Stelle des kleinsten
Umfangs 1,5 cm dicker als der linke.
Der Skater ist bisher noch nicht wieder Inliner gefahren, hat es jedoch vor. Er würde
dann auch das Angebot einer Schulung wahrnehmen und hat sich dazu schon beim
Polizeisportverein Wuppertal erkundigt, der Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene
anbietet. Er empfiehlt anderen Inline-Skatern, möglichst früh eine Schulung zu
besuchen (Abb. 39a-c).
71
Abb. 39a:
37jähriger Skater; Pilon-Tibiale Fraktur nach Bremsversuch
in Grasnarbe am Unfalltag
Abb. 39b:
Reposition und Fixierung der Fraktur mit Zugschraubenosteosynthese und
Titanplattenosteosynthese
im
tibialen
Anteil
und
Kleinfragmentplatte im fibularen Anteil (Aufnahme 1 Tag post-OP)
Abb. 39c:
Konsolidierung
der
Fraktur
12 Monate postoperativ
und
Lage
der
Implantate
4-Loch-
72
3.4.7 Einzelfälle
Es traten eine Flake fracture am unteren Patellapol, eine BWK-8-Kompressionsfraktur,
eine Monteggia-Fraktur und eine eingestauchte subcapitale Humerusfraktur auf.
Infolge der Flake fracture am unteren Patellapol blieb ein Beugedefizit von 10°
gegenüber der Gegenseite bestehen. Es waren deutliche Krepitationen zu tasten.
Anamnestisch gab der Skater wiederholte Patellaluxationen desselben Knies während
des Sports an.
Das Seitneigen nach rechts war um 10° und die Rechtsdrehung im Sitzen um die
longitudinale Achse um 15° nach der BWK-8-Kompressionsfraktur Typ A1 nach Maggerl
eingeschränkt. Subjektiv gab die Skaterin jedoch keine Funktionseinschränkung an.
Nach der erlittenen rechtsseitigen Monteggia-Fraktur fehlten im Ellenbogengelenk 10°
bis zur vollständigen Streckung und 15° in der Beugung (rechts: 0-10-130; links:
0-0-145). Die Supination war um 40° im Vergleich zur Gegenseite eingeschränkt
(rechts ausw./einw.: 50-0-90; links ausw./einw.: 90-0-90), die Dorsalextension im
Handgelenk um 20° (rechts Ext./Flex.: 25-0-60; links Ext./Flex.: 45-0-60). Der Skaterin
ist ein Aufstützen auf die extendierten Handgelenke seit dem Unfall nicht mehr
möglich. Die grobe Kraft der rechten Hand war vermindert.
Infolge der eingestauchten subkapitalen Humerusfraktur rechts (AO-Klassifikation:
11-A2) bestand für die Skaterin eine deutliche Funktioneinschränkung in allen
Bewegungen des Schultergelenks. In der Abduktion des Armes fehlten 90° im
Vergleich zur gesunden Gegenseite (rechts Ab./Ad.: 90-0-20; links Ab./Ad.: 180-0-20),
in der Anteversion 45° (rechts rückw./vorw.: 40-0-135; links rückw./vorw.: 40-0-180),
in
der
Außenrotation
bei
angewinkeltem
anliegenden
Oberarm
25°
(rechts
ausw./einw.: 35-0-90; links ausw./einw.: 70-0-90). Die Innen- und Außenrotation bei
um 90° abduzierten und im Ellenbogen gebeugten Arm war nicht exakt zu beurteilen,
da die Skaterin diese Ausgangsposition nicht einwandfrei einnehmen konnte. Bei der
Außenrotation fehlten 50° und bei der Innenrotation 40° im Vergleich zur Gegenseite
(rechts ausw./einw.: 40-0-30; links ausw./einw. 90-0-70). Der Kraftgrad betrug 4/5 für
alle Bewegungen im verletzten Schultergelenk.
73
3.4.8 Schmerzzustände
Die Intensität der Schmerzen wurde nach ihrem Auftreten bei bestimmten Belastungen
bewertet. 55,6% (n = 15) der untersuchten Skater gaben noch bestehende Schmerzen
an. Darunter waren 73,3% (n = 11) mit Schmerzen, die zusätzlich eine
Funktionseinschränkung hatten. Insgesamt 55,6% (n = 15) der Untersuchten hatten
eine Funktionseinschränkung). Die übrigen 26,7% (n = 4) mit Funktionseinschränkung
hatten dabei keine Schmerzen.
Immerhin 33,3% (n = 5) der Skater mit Funktionseinschränkungen hatten Schmerzen
unter Alltagsbelastung oder in Ruhe (Tab. 13).
Tab. 13: Schmerzen und Funktionseinschränkung bei den
untersuchten Skatern (n = 27)
objektive Funktionseinschränkung nach Untersuchung
nein
ja
Gesamt
Schmerzen
Anzahl Spalten% Anzahl Spalten% Anzahl Spalten%
bei starker Belastung
1
8,3%
3
20,0%
4
14,8%
bei mäßiger Belastung
2
16,7%
2
13,3%
4
14,8%
bei leichter Belastung
1
8,3%
1
6,7%
2
7,4%
im Alltag
3
20,0%
3
11,1%
in Ruhe
2
13,3%
2
7,4%
ja gesamt
4
33,3%
11
73,3%
15
55,6%
8
66,7%
4
26,7%
12
44,4%
nein
Gesamt
12 100,0%
15 100,0%
27 100,0%
3.4.9 Erwerbsfähigkeit
Einer der Skater mit Funktionseinschränkungen mußte nach dem Unfall Umstellungen
am
Arbeitsplatz
vornehmen.
Der
Computerarbeitsplatz
wurde
aufgrund
der
eingeschränkten Handgelenksbeweglichkeit umgestaltet, so daß es möglich wurde, in
einer anderen Haltung zu arbeiten. Bis auf das Schreiben, das ebenfalls erschwert ist,
stellte die Skaterin die meisten Handgriffe auf links um, da z. B. das Aufschließen eines
Türschlosses aufgrund der Insuffizienz des Schlüsselgriffes mit rechts nicht mehr
möglich war.
74
3.4.10
Protektoren
Insgesamt 66,7% (n = 18) der untersuchten Skater trugen Schoner zum
Unfallzeitpunkt. Alle n = 18 nachuntersuchten Skater, die Schoner trugen,
verwendeten Knieschoner. Die gewählten Schonerkombinationen sind der Tabelle 14
zu entnehmen und bilden nicht genau die Gesamtheit der befragten Skater ab
(vgl. Abb. 23).
Tab. 14: Protektorennutzung der untersuchten Skater
P r o te k to r e n k o m b in a tio n *
U n te r s u c h u n g
ja
P ro z e n t
1000
2
7 ,4 %
1001
1
3 ,7 %
1010
3
1 1 ,1 %
1011
1
3 ,7 %
1100
3
1 1 ,1 %
1110
6
2 2 ,2 %
1111
2
7 ,4 %
g e s a m t P ro te k to re n
18
6 6 ,7 %
g e s a m t u n te r s u c h t
27
1 0 0 ,0 %
* 1 1 1 1 = K n ie /H a n d / E lle n b o g e n / H e lm
N = 9 Skater trugen keine Schoner: 22,2% (n = 2) besaßen keine, 55,6% (n = 5)
hatten sie vergessen, je 11,1% (n = 1) fanden sie unbequem oder unmodisch. Bei den
untersuchten Skatern überwog somit der Anteil derer, die die Protektoren vergaßen,
wohingegen in der Gesamtheit der befragten Skater die meisten keine Protektoren
besaßen (vgl. Abb. 22).
3.4.10.1
Verletzungsmuster in Abhängigkeit von Protektoren
55,6% (n =10) der n = 18 Skater, die Protektoren trugen, erlitten Verletzungen mit
Funktionseinschränkungen.
Unter den n = 9 Skatern, die keinerlei Schoner trugen, gab es n = 6 distale
Radiusfrakturen, n = 1 Knieverletzung, n = 2 Unterarmschaftverletzungen und n = 1
Verletzung in einer nicht protegierbaren Region. N = 5 von ihnen hatten eine
Funktionseinschränkung und n = 2 davon waren Einschränkungen nach einer distalen
Radiusfrakture und einer Unterarmschaftfraktur.
Zwei der vier nachuntersuchten distalen Radiusfrakturverletzungen, bei denen eine
Funktionseinschränkung
zurückblieb,
erfolgten
trotz
getragener
Handgelenk-
protektoren. Die Frakturen im Bereich der Ellenbogenschoner (Monteggia) und der
75
Knieschoner (Patella) erfolgten, ohne daß ein Schoner zum Unfallzeitpunkt in dieser
Region getragen wurde.
3.4.10.2
Verwendung von Protektoren nach dem Unfall
Alle n = 11 Inline-Skater, die nach dem Unfall weiterhin Inline-Skates fuhren, trugen
nach dem Unfall Protektoren. Die Schonerkombination verteilt sich unter diesen
Skatern zu 36,4% (n = 4) auf die Kombination Knie/Hand/Ellenbogen, zu 27,3%
(n = 3) nur auf Handgelenkschoner und jeweils zu 18,2% (n = 2) auf die
Kombinationen Knie/Hand und Knie/Hand/Ellenbogen/Helm.
Die zwei Inline-Skater, die Funktionseinschränkungen behielten, trugen seit dem Unfall
Handgelenkschoner bzw. die Kombination Knie/Hand/Ellenbogenschoner. Sie hatten
eine distale Radiusfraktur und ein komplette, offene, distale Unterarmfraktur.
3.4.11
Wiederaufnahme des Inline-Skatens
Die Daten für alle untersuchten Skater ergeben sich aus der Auswertung der
Langzeitergebnisse.
Von den n = 15 Skater mit Funktionseinschränkung antworteten 66,7% (n = 10) mit
„nein, nie mehr“ auf die Frage, ob sie seit dem Unfall wieder gefahren sind oder dies
beabsichtigen. 20% (n = 3) sind zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht wieder
gefahren, könnten es sich aber vorstellen. Nur 13,3% (n = 2) der Skater sind nach der
Genesung bzw. nach der Gipsabnahme wieder gefahren.
Unter den n = 12 Skatern, die keine Funktionseinschränkung behielten, fuhren
insgesamt 75% (n = 9) wieder: n = 6 nach der Genesung und n = 3 direkt. 16,7%
(n = 2) der Skater möchten nie wieder fahren, einer (8,3%) ist bisher nicht wieder
gefahren, könnte es sich jedoch vorstellen.
Unter den untersuchten Inline-Skatern sind mit 59,2% (44,4% plus 14,8%; Tab. 9) die
meisten Skater zwischen Unfall und Befragungszeitpunkt nicht wieder gefahren.
Insgesamt n = 11 der n = 27 untersuchten Inline-Skater nahmen das Skaten nach
dem
Unfall
wieder
auf,
darunter
sind
Funktionseinschränkung davongetragen haben.
nur
18,2%
(n
=
2),
die
eine
76
3.4.12
Handgelenknahe Frakturen
Die n = 9 untersuchten distalen Radiusfrakturen ereigneten sich in 55,6% (n = 5) der
Fälle aufgrund eines Sturzes beim Geradeausfahren und in jeweils 33,3% (n = 3) der
Fälle aufgrund eines Sturzes auf nassem und schlechten Untergrund bzw. beim
Bremsen.
3.4.12.1
Art der Frakturen und Funktionseinschränkungen
Unter den untersuchten Inline-Skatern gab es insgesamt n = 9 distale Radiusfrakturen.
Nach der AO-Klassifikation traten n = 4 Frakturen 23-A2.1 auf, und je n = 1 23-A2.2,
23-A3.3, 23-B2, 23-C1, 23-C1.1. In der Klassifikation nach Frykman waren es n = 6
Typ I Frakturen und eine Typ VIII Fraktur.
44,4% (n = 4) dieser Frakturen heilten mit einer Funktionseinschränkung, 55,6%
(n = 5) waren frei beweglich. Die n = 9 Frakturen verteilten sich auf n = 2 Typ Colles,
n = 1 Barton, n = 4 extraartikuläre Frakturen und n = 2 vollständig artikuläre
Frakturen. Davon blieben bei n = 1 Typ Colles Fraktur, n = 1 Barton Fraktur und n = 2
vollständig artikulären Frakturen Einschränkungen nach der Neutral-0-Methode zurück
(Kap. 3.4.2).
3.4.12.2
Protektoren vor und nach dem Unfall
Die vier untersuchten Skater mit distalen Radiusfrakturen, die jedenfalls zum Teil
Protektoren getragen hatten, erlitten ihre Verletzungen jeweils zur Hälfte mit und ohne
Handgelenkprotektor.
Die beiden, die sich trotz getragener Handgelenkschoner verletzten, behielten
Funktionseinschränkungen nach einer Typ Colles Fraktur und einer vollständig
artikulären Fraktur zurück. Diejenigen, die Schoner an anderer Lokalisation trugen,
erlitten
eine
Typ
Colles
Fraktur
und
eine
extraartikuläre
Fraktur
ohne
Funktionseinschränkungen.
Unter den fünf Skatern, die keinerlei Schoner trugen, gab es zwei, die eine
Funktionseinschränkung behielten. Sie erlitten eine Barton- und eine vollständig
artikuläre
Fraktur.
Die
übrigen
drei
erlitten
extraartikuläre
Frakturen
ohne
Funktionseinschränkungen.
Insgesamt hatten die Skater mit Handgelenkprotektoren gemessen an der Art der
aufgetretenen Frakturen und den Folgeschäden in der Handgelenkfunktion keinen
77
Vorteil vor den Skatern, die ohne entsprechenden Protektor Verletzungen am
Handgelenk erlitten.
Alle sechs Skater mit distalen Radiusverletzungen, die nach dem Unfall wieder InlineSkates gefahren sind, tragen nachfolgend Handgelenkschoner.
Von den vier Skatern mit Funktionseinschränkungen ist nur einer nach der
Gipsabnahme wieder gefahren. Dieser Skater trägt seit dem Unfall Knie-,Hand- und
Ellenbogenschoner.
Die fünf Skater ohne Funktionseinschränkungen fuhren alle direkt nach dem Unfall
bzw. der Genesung wieder. Einer trägt nur einen Handgelenkprotektor, einer Knie- und
Handschoner, einer Knie-, Hand- und Ellenbogenschoner und zwei Knie-, Hand-,
Ellenbogenschoner und einen Helm.
78
4 Diskussion
4.1 Altersstruktur und Patientenkollektiv
Der
Altersdurchschnitt
der
in
den
Jahren
1996
bis
1998
in
den
Berufsgenossenschafltichen Kliniken Bergmannsheil behandelten Inline-Skater liegt mit
22,7 Jahren für das Gesamtkollektiv und 24,3 für die befragten bzw. 28,4 Jahren für
die untersuchten Inline-Skater innerhalb derselben Spanne (18 bis 35 Jahre) wie in den
verschiedenen Studien
[23,31]
. Auch in unserem Gesamtkollektiv waren mehr Männer als
Frauen (Verhältnis 1,2 Männer zu 1 Frau) involviert
[8,14,20,23,24,26,46,55]
. Lediglich in der
Gruppe der untersuchten Skater überwog der Frauenanteil mit 1,25 : 1.
4.2 Verletzungsmuster
4.2.1 Verletzungslokalisationen
Für die Verteilung der Verletzungen ergibt sich, verglichen mit den Daten aus anderen
Untersuchungen, ein ähnliches Bild für diese Untersuchung.
Insgesamt waren 61,8% (n = 218) der Verletzungen leichte Verletzungen. Sie
überwiegen somit deutlich im Vergleich zu den schwereren Verletzungen
[23,26,38]
. In
den Studien, in denen unabhängig von einem aktuellen Unfall Skater befragt wurden
lag die Anzahl der Bagatellverletzungen mit 73,0% noch höher
[26]
.
Die Daten aus anderen Artikeln wurden für die Tabelle (Tab. 15) teilweise
übernommen, so daß die Spaltensummen nicht immer 100% ergeben. In der
vorliegenden Studie wurden die Prozente auf die Anzahl der verunfallten Skater und
nicht auf die Anzahl der gesamt aufgetretenen Verletzungen bezogen, so daß die
Spaltensumme der eigenen Ergebnisse größer als 100% ist.
Auffallend in der vorliegenden Studie ist ein deutlich höherer Anteil an Verletzungen
der unteren Extremität (33,2%), wie auch Jerosch
[26]
(31,0%) und Hafer
[17]
(20%) ihn
beschrieben haben, die Skater in einem ähnlichen Einzugsgebiet befragten. Die
79
Kopfverletzungen und die Verletzungen der oberen Extremität liegen in ihrer Häufigkeit
in gleichen Größenordnungen wie in den übrigen Studien.
Tab. 15:
Vergleichende
Gegenüberstellung
des
Anteils
an
verschiedenen
Verletzunglokalisationen in den unterschiedlichen Studien
Lokalisation
Kopf/
Wirbelsäule
Schulter Ober- Ellen- Unter- Hand- Finger obere
Gesicht
Hilgert [20]
13,0%
Callé[8]
14,6%
arm bogen arm
1,5%
5,9%
9,5%
gelenk
11,5% 56,0%
33,5%
8,5% 27,0% 6,0% 56,4%
Majetschak [31] 12,8% 2,6%
Maichl [30]
3,9%
3,9%
Hafer [17]
15,0% 3,0%incl. Becken
Jerosch[26]
5,0%
Hüfte/ Knie
Extr. Gesamt Gesäß
67,9%
7,8%
5,9%
Sprung- untere
9,5%
9,0%
18,5%
6,0% 3,6%
3,8%
9,8%
6,4%
8,9%
2,0% 7,8% 3,9%
62,7%
62,0%
20,0%
13,0% 13,0% 15,0% 13,0% 60,0%
eigene Studie 12,3% 2,9%
Unter-
schenkel gelenk Extr. Gesamt
6,1%
15,0% 16,0%
1,4% 11,9% 5,8% 31,7% 11,9% 69,0%
5,1% 13,7% 4,0%
31,0%
9,7%
33,2%
Für die Verteilung der Frakturen ergibt sich ein ähnliches Bild (Tab. 16) wie für die
Gesamtverletzungsstatistik. Verglichen mit den Ergebnissen der Studien von Callé
Majetschak
[31]
, Maichl
[30]
, Hafer
[17]
und Jerosch
[26]
[8]
,
ereignen sich die meisten
Frakturen an der oberen Extremität und dort bevorzugt am distalen Radius (Tab. 16).
In der vorliegenden Untersuchung gab es neben insgesamt häufiger aufgetretenen
Verletzung (Tab. 15) auch mehr Frakturen der unteren Extremität (Tab. 16). Es wurde
von zwei der untersuchten Skater ein sehr ähnlicher Torsionsmechanismus am
Sprunggelenk beschrieben, der durch ein plötzliches Steckenbleiben in weichem
Untergrund und einer Drehung des Körpers um das feststeckende Bein beschrieben
wurde. Dieser Mechanismus kommt dem, der von Boot-top Frakturen beim Skifahren
beschrieben wird, sehr nahe. Es muß unterstellt werden, daß möglicherweise eine
Torsion um einen durch ein Hindernis fixierten Skate doch eine höhere Bedeutung für
Verletzungen der unteren Extremität hat, als bisher angenommen. Eine weitere
mögliche Ursache könnte in einer Veränderung des Skateschuhs liegen. Wenn die
Schuhe aus rigiderem Material hergestellt werden, könnten sie die Kraftauswirkung des
oben beschriebenen Torsionsmechanismus noch unterstützen. Das Schuhmaterial
wurde in dieser Studie jedoch nicht erfragt und ausgewertet.
80
Tab. 16:
Verteilung der Frakturen nach Lokalisation in Literatur und eigener
Studie in Prozent
Lokalisation
Finger
Callé
Majetschak Maichl
Hafer Jerosch
[8]
[31]
[17]
[30]
7,9
33
Handgelenk
45,8
51,5
42,4
Unterarm
16,8
12,1
21,2
Ellenbogen
11,1
6,1
Oberarm
Schulter
Obere
3
3,7
Eigene Studie
[26]
32,4
33
41
11
9,8
6,5
6,1
3,3
6,1
9,1
Ext. 85,3
84,9
78,8
86,5
0,8
Ext. 6,8
6,1
9,1
8
77
73,7
gesamt
Untere
gesamt
9 (nur Knie 20,3
gelistet)
Kopf
5,5
2,5
4.2.2 Altersstruktur und Verletzungen
In verschiedenen Studien wurden Verletzungsmaxima bei den 7-15jährigen und bei
den älter als 46jährigen beschrieben
[23,30,51]
. Außerdem überwogen in der Gruppe der
Skater, die älter als 36 Jahre waren, Frakturen als Verletzungsart
[13]
.
Auch in der vorliegenden Studie gab es ein Verletzungsmaximum bei den Kindern und
Jugendlichen im Alter von 11-20 Jahren. In dieser Gruppe kamen schwere
Verletzungen im Verhältnis von 1:2 zu leichten Verletzungen vor. Ältere Skater
verunfallten zwar seltener, zogen sich dann aber schwere Verletzungen zu. Die
61-66jährigen erlitten ausschließlich Frakturen.
Das Verletzungsmaxium liegt zwar in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen,
kommt es jedoch beim Inline-Skaten im höheren Alter zu einem Sturz, muß mit einer
höheren Wahrscheinlichkeit, eine Fraktur zu erleiden, gerechnet werden. Die
Verletzungsinzidenz liegt in dieser Altersgruppe zwar deutlich niedriger, aber der Anteil
an schweren Verletzungen nimmt stark zu. Kinder und Jugendliche sind wahrscheinlich
durch ihr Bewegungs- und Spielverhalten geübter im Fallen. Außerdem fängt der
flexiblere Band- und Stützapparat Stürze elastischer ab, so daß es im Verhältnis zu
leichten Verletzungen in wesentlich geringerem Umfang zu Frakturen kommt als bei
älteren Menschen.
81
Der Anteil an distalen Radiusfrakturen an den insgesamt in der jeweiligen Altersgruppe
aufgetretenen Frakturen, war bei den 6-10jährigen mit 78,9% (n = 15) am höchsten,
gefolgt von den Gruppen der 41-50jährigen und der 61-66jährigen mit je 66,7%. Unter
den 6-10jährigen bildeten die distalen Radiusfrakturen mit 88,2% außerdem den
größten Teil aller Verletzungen (n = 17) in der Handgelenkregion. Dieses Ergebnis liegt
im Bereich der Ergebnisse von Hilgert, der feststellte, daß 92% aller verletzten
kindlichen Handgelenke in seiner Studie von Frakturen betroffen waren
[19]
. Bezogen
auf die Altersstruktur der verunfallten Inline-Skater lag somit eine Häufung der distalen
Radiusfrakturen in den Randgruppen der jüngsten und ältesten Skater. Eine zu
klärende Frage bestünde darin, ob es für die Inzidenz der distalen Radiusfrakturen in
diesen Altersgruppen eine Ursache in den Falltechniken gibt, dahingehend, ob die
jüngsten und ältesten bevorzugt die extendierten Handgelenke zum Sturzauffang
benutzen.
4.3 Sportart- und unfallspezifische Daten
4.3.1 Nutzung, Fahrkönnen und Bremsfähigkeiten
In der Regel wurden die Inline-Skates in unserer Studie als Spiel- und Freizeitgerät
(81,7%) und zur sportlichen Fitneß (33,7%) verwendet, wie es auch Zechel in seinem
Artikel mit einer Hauptnutzung der Inline-Skates von 90% im Freizeit- und
Fitneßbereich
ausprobiert
[28]
[58]
berichtete.
Dem
Image
eines
Freizeitgerätes,
das
schnell
und gefahrlos verwendet werden kann, steht eine Unfallhäufigkeit von
gut einem Viertel (26,4%) der befragten Skater für diese Anfängergruppe, die weniger
als 5 mal Inline-Skates gefahren sind,
gegenüber. Recht häufig wird
das
Verletzungspotential dieses Sports, das gerade auch die Neulinge betrifft, unterschätzt.
Aber auch Erfahrung scheint nicht vor Verletzungen zu schützen. Denn die erfahrenen
Skater (länger als 2 Jahre Inline-Skates gefahren) sind in der Gruppe der verunfallten
auch mit einem recht hohen Anteil an Verletzungen (14,2%) vertreten. Die
erfahrensten Skater in der vorliegenden Studie sind zugleich auch die jüngsten mit
einem Durchschnittsalter von 18,3 Jahren gegenüber 28,4 Jahren bei den Anfängern.
Wenn also die erfahreneren Skater zugleich auch die jüngeren Skater sind, müßte trotz
zunehmender Erfahrung bis zu einem gewissen Alter (Durchschnittsalter der
Erfahrenen) die Verletzungsinzidenz zunehmen. Daß jedoch ein einzelner Skater, der
82
zunehmend Erfahrungen sammelt, immer häufiger stürzt, scheint unwahrscheinlich. Er
wird weiterhin ab und zu stürzen, sollte jedoch auch mit zunehmender Erfahrung
geschickter fallen können. Diese Vermutung bestätigten die befragten Skater, die nach
dem registrierten Unfall zu 39,4% (n = 28) noch mehrmals stürzten. Ein weiterer
Arztbesuch war danach jedoch nur in einem Fall notwendig.
Die Verletzungsinzidenz nahm bei den befragten Skatern im Rahmen der persönlichen
Weiterentwicklung der Inline-Skate-Fertigkeiten im untersuchten Zeitraum ab. Ob die
Verletzungsinzidenz bei erfahrenen Skatern insgesamt eher abnimmt
zunimmt
[23]
[46]
oder
, kann aus diesen Zahlen nicht abgeleitet werden, da Vergleichszahlen zum
jeweils unverletzten Kollektiv nicht erhoben wurden.
Während rund zwei Drittel ihr Fahrkönnen zum Unfallzeitpunkt als gut bis mittelmäßig
einschätzten, gaben nur 27,2% an, „sofort“ anhalten zu können. Im Fahren wird
demzufolge schneller eine gewisse Sicherheit gewonnen, als im Bremsen.
Das Bremsen gilt in den Studien als der schwierigere Teil des Inline-Skatens
[14,26,56]
. In
unseren Interviews stellte sich heraus, daß 10,5% der Skater keine der genannten
Bremstechniken beherrschten. Übereinstimmend zu dieser Angabe wurde das
Bremsvermögen von 10,7% der Skater mit „kann überhaupt nicht bremsen“
angegeben. Addiert man zu diesen Skatern noch diejenigen, die einige Probleme und
große Probleme beim Bremsen hatten, so beläuft sich diese Gruppenstärke auf 34,3%
(n = 36) der befragten Skater, das heißt immerhin ein Drittel ist von dem
Bremsfähigkeiten her erheblich gefährdet gewesen.
Im Hinblick auf die Bremsart favorisieren manche Studien den integrierten Stopper in
seiner Bremseffizienz
[48]
. Unter den von uns befragten Skatern ist das Bremsen mit
diesem Stopper die am häufigsten gewählte Bremstechnik mit 61,9%, mit einigem
Abstand gefolgt vom T-Stop 26,7%. Das Bremsen mit dem Fersenstopper scheint die
erste Bremsmethode zu sein, die die Skater verwenden, da viele Anfänger diese
Technik benutzten, wenn sie überhaupt eine Bremstechnik nutzten. Am Anfang
ereignen sich jedoch bei dieser Technik Unfälle. Daher braucht es einige Übung, um
den Stopper effektiv einsetzen zu können.
Es wird beschrieben, daß Inline-Skater in der Regel Autodidakten sind
meisten Verletzten an keiner Schulungsmaßnahme teilgenommen haben
[19,48]
und die
[8,34,47]
. Diese
Beobachtung wird durch unsere Ergebnisse bestätigt. Nur 12,3% (n = 9) der Skater
hatten zum Unfallzeitpunkt ein Schulungsangebot wahrgenommen. Für die Zukunft
83
konnten sich nur 38,2% eine Schulungsteilnahme vorstellen. Gemessen an der
Bedeutung, die Schulungen für die Verletzungsprophylaxe beigemessen wird, sind dies
immer noch wenig Interessenten. Andererseits verunglückten überraschenderweise
n = 3 der n = 9 Skater während der Schulung. Vor diesem Hintergrund war für ein
Drittel der Schulungsteilnehmer in dieser Studie die Schulungsteilnahme mit Ursache
für die Verletzung.
Eine Skaterin wurde durch die Gruppendynamik während der Schulung so motiviert,
daß sie sich über ihr Vermögen heraus engagierte und zu Fall kam. Ihrer Meinung nach
hatten
die
Schulungsteilnehmer
teilweise
zu
gute
Vorkenntnisse
für
einen
Anfängerkurs. Dadurch fühlte sie sich motiviert, genauso zu fahren, obwohl es für sie
der erste Skatetag war, und sie somit ihr Fahrkönnen überschätzte. Ihrer Meinung
nach wäre es wünschenswert, wenn die sportlichen Grundvoraussetzungen der
Schulungsteilnehmer in etwa übereinstimmten.
Es wäre interessant zu wissen, wie viele Skater unter denen, die bisher nicht ernsthaft
verunfallten, an einer Schulung oder anderweitigem Training (z.B. durch erfahrene
Skater) teilgenommen haben. Unter Umständen wäre es empfehlenswerter, sich eine
Skateanleitung von erfahrenen Skatern zu erbitten, statt an einer auf viele Teilnehmer
ausgelegten Schulung teilzunehmen. Da durch Ansammlungen von vielen Skatern
vielleicht eher wieder Unfälle provoziert werden, wie in einigen Studien beschrieben
wurde
[25,44,55]
.
4.3.2 Anwendung von Protektoren
Im Vergleich mit den anderen Studien (vgl. Kap 1.3.5.1 „Art der getragenen
Protektoren“), bei denen eine Protektorennutzung von 6,5% bis 70% verzeichnet
wurde
[46,49,55]
, ist eine leichte Zunahme in der Nutzung festzustellen. Am Unfalltag
trugen in unserer Studie 71,7% (n = 75) der befragten Inline-Skater Protektoren.
Dies gilt insbesondere für die Verwendung von Helmen, die bei uns zu 23,7%
verwendet wurden, gemäß Angaben in den Studien von Hilgert
[20]
und Adams
[2]
(1998
und 1996) aber nur selten von den verunfallten Skatern getragen wurden. Durch die
Verwendung von Helmen sank die Verletzungsinzidenz bei den befragten Skatern der
vorliegenden Studie für die besagte Körperregion auf 0%, während im Gesamtkollektiv
Kopfverletzungen mit 12,3% vertreten waren. Damit kann die Forderung verschiedener
Studien nach konsequenter Anwendung von Helmen nur unterstützt werden
[20,31,42,47]
.
84
Die Verwendung einer kompletten Schutzausrüstung lag mit 13,3% in unserer Studie
ähnlich hoch wie in der Studie von Jaffe
demgegenüber
von
Schutzausrüstung
[2,20]
einer
generell
[23]
mit 15%. Einige Autoren berichten
geringen
Nutzung
der
vollständigen
. Bei Jaffe ist die Nutzung der vollständigen Ausrüstung die am
wenigsten genutzte Kombination, in unserer Studie liegt sie mit dieser Prozentzahl an
zweiter Stelle. Die Nutzung der vollständigen Protektorenausrüstung hat somit in den
letzten Jahren deutlich zugenommen.
Es
ließ
sich
ebenfalls
eine
ansteigende
Tendenz
in
der
Nutzung
Handgelenkprotektoren seit Anfang der 90iger Jahre von 20% zu 65%
von
[2,46,51]
in
unserer Studie bestätigen. 73,7% der Skater trugen Handgelenkprotektoren zum
Unfallzeitpunkt. Die Skater nehmen offensichtlich die Ratschläge zur Verwendung
insbesondere der Handgelenkprotektoren, wie sie zum Beispiel von Krankenkassen
und dem Deutschen Inlineskating Verband
[58]
[4]
erteilt werden, ernst. Dort werden unter
anderem das Tragen einer kompletten Schutzausrüstung und verantwortungsvolles
Skaten gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern verlangt (vgl. Kap. 4.9).
Unter den ausgesprochenen Fahranfängern trugen 63,0% Protektoren, diejenigen, die
5-20mal gefahren sind, trugen zu 87,5% Protektoren. Mit zunehmender Fahrpraxis
verringerte sich ab diesem Zeitpunkt die Protektorennutzung, so daß diejenigen mit
einer Fahrpraxis von 6 Monaten zu 76,9% Protektoren trugen, diejenigen mit einer
Fahrpraxis von 6 Monaten bis zu zwei Jahren zu 73% und die, die länger als zwei Jahre
gefahren sind, nur noch zu 60% Schoner. Die erfahrenste Gruppe der Skater
unterschritt damit die Protektorennutzung unter den Fahranfängern.
Trotz dieses grundsätzlich hohen Niveaus der Protektorennutzung bestätigt sich die
Tatsache, daß mit zunehmender Erfahrung die Verwendung von Protektoren
abnimmt
[2,55]
. Ausgenommen ist die anfängliche Zunahme der Protektorennutzung, die
eventuell durch erste folgenlose Stürze zu begründen ist. Dies wäre vereinbar mit der
Beobachtung, daß nach einem schweren Sturz die Nutzung der entsprechenden
Protektoren in unserer Studie zugenommen hat. Mit zunehmender Sicherheit nimmt
dann nach dieser postulierten ersten Verunsicherung die Nutzung wieder ab.
Als Hauptgrund (43,3%) für nicht getragene Protektoren wurde angegeben, daß keine
Protektoren vorhanden waren. Ein Drittel vergaß jedoch die Protektoren am Unfalltag.
Diese Zahlen bestätigen zum Teil die Aussagen von Largiadèr, der als Hauptgründe für
nicht getragene Protektoren Vergeßlichkeit und zu hohe Kosten angeführt hat
[28]
. Bei
unseren Ergebnissen liegen die hohen Kosten an letzter Stelle der Begründungen
(3,3%). Daß in 43,3% der Fälle keine Protektoren vorhanden waren, läßt sich am
85
ehesten darauf zurückführen, daß bisher über eine Notwendigkeit von Protektoren
überhaupt nicht nachgedacht wurde. Auch Young erwähnt ebenfalls in seinem Artikel,
die Notwendigkeit Protektoren zu tragen, sähen viele Skater nicht ein
[57]
. Bewußt als
„unnötig“ qualifizierten 10% der von uns befragten Skater die Protektoren.
4.3.3 Unfallort und Unfallmechanismen
Auch in unserer Studie kam es zu Verletzungen nach Stürzen aus geringen
Geschwindigkeiten, wie Wiliams-Avery
[55]
sie beschrieben hat. Die meisten Stürze
(30,8%) bei Geschwindigkeiten „langsamer als Schrittempo“ erlitten dabei die
erfahrensten Skater. Diese waren wie oben beschrieben zugleich auch die jüngsten.
Bei diesem langsamen Tempo ereigneten sich mehr schwere (n = 8) als leichte
(n = 5) Verletzungen. Bei hohen Geschwindigkeiten kam es hingegen eher zu leichten
Verletzungen (n = 37 leichte/n = 13 schwere) und bei mittleren Geschwindigkeiten zu
einem ausgeglichenen Verletzungsmuster (n = 21/n = 20) und (n = 10/n = 11), so
daß die Aussage von Orenstein und Lagiadèr, bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten
komme es nicht zu unterschiedlich schweren Verletzungen
[28,38]
nicht bestätigt werden
konnte. Bei hohen Geschwindigkeiten überwogen sogar die leichteren Verletzungen,
aber in allen Geschwindigkeitsstufen kam es zu schweren Verletzungen. Das
Signifikanzniveau lag bei p = 0,03.
Anfänger (38,0%) kamen genauso häufig bei hohen Geschwindigkeiten zu Fall wie
erfahrenere Skater (37,0%). Sie können auch bei geringer Erfahrung schnell hohe
Geschwindigkeiten
[3,19,24,28,31]
erreichen
.
Allerdings
ereigneten
sich
in
allen
Erfahrungsklassen auch Stürze aus Geschwindigkeiten heraus, die „langsamer als
Schrittgeschwindigkeit“ sind.
Unerwartet war der höhere Anteil an schweren Verletzungen bei sehr geringen
Fahrgeschwindigkeiten. Die leichtgängigen Rollen erleichtern nicht nur ein schnelles
Erreichen von hohen Geschwindigkeiten, die auch von Anfänger problemlos erzielt
werden
können,
sondern
führen
auch
oder
gerade
im
Stand
schnell
zu
Gleichgewichtsverlusten.
Auch die Hauptsturzursachen (in der vorliegenden Studie Stürze auf nassem und
unebenem
Untergrund,
aus
dem
Stand
und
beim
Geradeausfahren
durch
Gleichgewichts- oder Koordinationsverlust (Tab. 4)) stimmen mit denen in der Literatur
beschriebenen überein. Adams beschrieb einen Gleichgewichtsverlust als führende
86
Sturzursache in 58% der Fälle
[2]
, Schieber in 41% der Fälle
[43]
. An zweiter Stelle
[43]
nennt Schieber Bodenunebenheiten (40%) als Sturzursachen
. Nach dem
Abwärtsfahren (29%) folgten in der Studie von Largiadèr die Geradeausfahrt (18%)
und das Bremsen (18%) als zweithäufigste Sturzursachen
[28]
. In weiteren drei Studien
wurden jeweils die Sturzursachen nach ihrer Häufigkeit sortiert, blieben jedoch ohne
Prozentangaben. Bei Banas waren Bodenunebenheiten Hauptsturzursache gefolgt vom
Gleichgewichtsverlust
[3]
, während Hilgert in zwei Studien Koordinations- bzw.
Gleichgewichtsverlust bei Bremsmanövern bzw. unvorhergesehenen Fahrsituationen
nannte
[19,20]
.
Häufig kommt es zu Stürzen, weil kleinste Unebenheiten des Bodens oder Nässe
unterschätzt
werden.
Die
leichtläufigen
Rollen
tragen
ihrerseits
zu
Koordinationsschwierigkeiten und Gleichgewichtsverlusten bei. Kommen mehrere
ungünstige Umstände zusammen, wie im Fall eines Skaters, dem auf abschüssiger,
nasser Strecke die Beine voneinander wegglitten, kann es selbst bei jüngeren Skatern
zu einer Schenkelhalsfraktur kommen.
Gemäß einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen
[7]
zur Nutzung von
Inline-Skates im Straßenverkehr ereignen sich jedoch im Bundesdurchschnitt rund 10
Skater-Unfälle pro eine Million Einwohner. Im Vergleich dazu seien Fußgänger 50mal
und Radfahrer 100mal stärker am Unfallgeschehen beteiligt. Mit diesen Zahlen rückt
das Inline-Skaten trotz einer geringeren Beteilung an Unfällen als bei Fußgängern und
Radfahrern in den Fokus der Unfallstatistiken.
Unabhängig von der Sturzrichtung führten etwa die Hälfte der Unfälle zu Frakturen. Die
Sprunggelenkfrakturen überwogen bei Stürzen zur Seite. Eine Tibaspiralfraktur
ereignete sich ebenfalls beim Sturz zur Seite, eine distale Tibia- und Fibulafraktur beim
Sturz nach vorne. Distale Radiusfrakturen dominierten bei Stürzen nach vorne und
nach hinten. Stürze zur Seite begünstigten auch in unserer Studie ein Rotationstrauma
an der unteren Extremität mehr als Stürze nach vorne oder hinten
[16,19,20,33]
. Aus den
Berichten über den Unfallhergang der Skater, die sich Frakturen der unteren Extremität
zuzogen, geht hervor, daß vom Skateschuh eine Hebelwirkung in dem Fall ausgeht,
wenn er plötzlich gebremst wird
[20,28,30,33,34]
. Den in der vorliegenden Studie befragten
Skatern wurde teilweise empfohlen, zum Bremsen die Grasnarbe am Rand des Weges
zu nutzen. Bei diesem Manöver blieb ein Bein im weichen Boden hängen. Das
Fußgelenk wurde durch den rigiden Schuh fixiert und der Körper vollzog eine Drehung
um den Fuß, was in zwei Fällen zu einer Tibiafraktur führte.
87
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß rigide Skateschuhe bei entsprechenden
Sturzumständen einen erheblichen Hebel auf Sprunggelenk und Tibia ausüben.
Nach Unfällen, die aus einem Kunststück resultierten, kam es zu deutlich mehr
schweren
Verletzungen
(Differenz
von
7,1
Prozentpunkten
zu
den
leichten
Verletzungen), während nach Stürzen durch einen Gleichgewichtsverlust die leichten
Verletzungen (Differenz von 9,5 Prozentpunkten zu den schweren Verletzungen)
überwogen. Beim Inline-Skaten können je nach der Art des Skatens (Freizeit-, Speed-,
Stunt-, aggressive-Skating), die betrieben wird, in einzelnen Bereichen vermehrt
schwere Verletzungen auftreten. Für die Freizeitskater, die häufig durch einen
Gleichgewichtsverlust zu Fall kommen, ist das Risiko, schwere Verletzungen zu
erleiden, geringer.
4.4 Verletzungsspezifische Daten
4.4.1 Schützbare/nicht zu schützende Körperregionen
45,5% der n = 277 verunfallten Inline-Skater verletzten sich an Körperregionen, die
durch handelsübliche Schoner, bzw. den Inline-Skate-Schuh, nicht geschützt werden
können. Dies sind zum Beispiel Platzwunden am Kinn (die in der Regel verwendeten
Helme haben keinen Kinnschutz), Frakturen der Rippen, des Femurs oder des
Nasenbeins. Davon waren 23% schwere Verletzungen. Beim Inline-Skaten treten
Verletzungen auf, die auch bei sorgfältiger Verwendung von Protektoren nicht
vermieden werden können (Abb. 40). Diese Verletzungen sind dann jedoch zum
größten Teil leichte Verletzungen.
88
36,1%
Protektorschutz
49,0%
Schuhschutz
protektornahe Region
nicht zu schützende Region
6,3%
8,6%
Abb. 40:
Zusammenschau der Verletzungen in Bezug auf schützbare, angrenzende und
nicht zu schützende Regionen (Prozent von allen Verletzungen n = 353))
Betrachtet man abschließend die hohe Anzahl von Verletzungen in nicht schützbaren
Regionen, so blieben jedoch auch bei einer effektiven Verletzungsprävention durch
Protektoren noch zahlreiche Verletzungen in den übrigen Körperregionen, die nicht
vermieden werden können.
Die übrigen Verletzungen der verunfallten Skater (54,5%) lagen in Regionen, die
potentiell geschützt werden können. Es traten n = 16 (von n = 30) schwere
Verletzungen innerhalb des Schuhs auf, der durch seine Konstruktion Frakturen des
Sprunggelenks
verhindern
helfen
sollte.
Diese
Voraussetzung
erfüllen
die
Hartschalenschuhe, dazu müssen sie jedoch ordnungsgemäß geschlossen werden. In
einem Fall berichtete ein Skater, die Schuhe aus Bequemlichkeit nie stramm zu
schließen. Andere Skates bestehen aus flexiblen Materialien und können keine
Stützfunktion übernehmen
[20]
.
Unter den 75 der 105 befragten Inline-Skater, die zum Unfallzeitpunkt Schoner trugen,
verletzten sich 22,7% an der Körperregion, die sie geschützt hatten.
Somit lag ein Großteil der Verletzungen in Körperregionen, die nicht geschützt werden
können oder in Regionen, die zum Unfallzeitpunkt in diesem Bereich de facto nicht
durch Protektoren geschützt wurden. Einige Artikel beschreiben ebenfalls dieses
Phänomen
[8,19,20,30]
. Wenn nur die unvollständige Schutzausrüstung getragen wurde,
ereignete sich die Verletzung oft in den nicht geschützten Körperregionen.
Die Skater, die Protektoren trugen, fuhren sowohl vor als auch nach dem Unfall
bevorzugt (mehr als zwei Drittel) Geschwindigkeiten „genauso schnell wie ein Jogger“
und „schneller als ein Jogger“. Auch diejenigen ohne Protektoren bevorzugten diese
89
Geschwindigkeiten zu mehr als zwei Dritteln, so daß durch Geschwindigkeitserhöhung
unter Schutz durch getragene Protektoren kein Risikofaktor für eine erhöhte
Verletzungsinzidenz in unserer Studie gesehen werden konnte, weil beide Gruppen
diese Geschwindigkeiten gleichermaßen erreichten. Spicer
[49]
, Callé
[8]
und Jaffe
[23]
befürchteten demgegenüber, die Schutzkleidung könne den Skater in falscher
Sicherheit wiegen und ihn risikobereiter machen.
In den seltensten Fällen wurde trotz insgesamt hoher Protektorennutzung ein Protektor
an der verletzten Körperregion getragen. Obwohl es in Extremfällen auch zur
Verletzung von geschützten Körperregionen kommen kann und auch Verletzungen in
nicht schützbaren Körperregionen vorkommen, empfiehlt sich das Tragen der
vollständigen Schutzausrüstung, um das Verletzungsrisiko weitgehend einzuschränken.
Denn besonders für Kopf und Handgelenk verringert sich die Verletzungsinzidenz
deutlich, auch wenn schwere Verletzungen letztendlich nicht vermieden werden
können.
4.4.2 Zusammenhang zwischen Fahrpraxis und Verletzungen
Traten Unfälle bei geringer Fahrpraxis von weniger als 5mal Inline-Skaten bzw.
weniger als 5 mal fahren mit Rollschuhvorkenntnissen auf, waren die Verletzten mit
28,4 Jahren bzw. 36,4 Jahren deutlich älter als die Verletzten mit einer Fahrpraxis von
mehr als 2 Jahren (18,3 Jahre). Daraus geht hervor, daß in den letzten Jahren
zunehmend auch ältere Menschen (in der vorliegenden Studie reichte das Alter der
Verletzten von 6–66 Jahren) das Inline-Skaten als Sportart wahrnehmen. Ein Grund
könnte darin liegen, daß dem Inline-Skaten viele gesundheitsfördernde Effekte
beigemessen werden und es gelenkschonender ist als Joggen. Ein anderer Grund, vor
allem für die älteren Skater, dürfte sozialpsychologischer Art sein. Skaten wird mit
modernem Lebensgefühl in Verbindung gesetzt. Laut „Figaro“
[5]
fänden die Älteren
durch Skaten eine Möglichkeit, sich in das moderne Leben zu integrieren und daran
teilzuhaben. Für die Jüngeren hingegen bedeute Skaten eine Art Eintritt ins
Erwachsenenalter, eine Anpassung an die Forderungen der Gesellschaft: schnell sein,
die Fallen vermeiden, niemals bremsen und allein handeln
[5]
.
Schwere und leichte Verletzungen verteilen sich bezogen auf die Fahrpraxis annähernd
zu gleichen Teilen, mit zwei Ausnahmen bei mittlerer Fahrerfahrung. Bei denen, die
5-20 mal bzw bis zu 6 Monaten fuhren, traten deutlich mehr leichte Verletzungen auf.
Es bestehen insbesondere am Anfang des Inline-Skatens und bei erfahrenen Skatern
90
größere Risiken, sich Frakturen zuzuziehen. Anfänger sind unsicherer und kennen die
Bewegungen beim Skaten, zu denen auch das richtige Fallen gehört, noch nicht. Sie
fallen unglücklicher und ziehen sich vermehrt Frakturen zu. Mit zunehmender
Sicherheit im Fahren kommt es zwar immer noch zu Stürzen, die aber glimpflicher
ablaufen. Erst mit einer gewissen Risikobereitschaft bei gutem Fahrkönnen steigt die
Gefahr, sich bei Stürzen wieder vermehrt Frakturen zu zuziehen. Dies ist eventuell mit
einer Nachlässigkeit im Risikobewußtsein zu begründen.
In unserer Studie weisen Fahranfänger und Könner eine gleiche Verteilung von leichten
und schweren Verletzungen auf. Daß Fahranfänger vermehrt schwere Verletzungen
erleiden
[3,31,49]
, konnte nicht bestätigt werden.
4.4.3 Schulungsteilnahme und Verletzungen
Es gab nur wenige verletzte Skater, die vor dem Unfall eine Schulung besucht hatten.
N = 9 Skater, die vor dem Unfall an einer Schulung teilgenommen hatten, erlitten
insgesamt n = 11 Verletzungen: n = 6 schwere, von denen sich n = 2 während der
Schulung ereigneten, und n = 5 leichte Verletzungen. Da nur n = 73 befragte Skater
diese Frage beantworteten, ist von einer rechnerischen Teilnahmerate an einer
Schulung von 12,3% auszugehen.
Wieviele eine Schulung mit so gutem Erfolg besuchten, daß sie nie Verletzungen
erlitten, die sie zu einem Krankenhausbesuch nötigten, kann anhand des gewählten
Kollektives nicht untersucht werden, da nur verunfallte Skater befragt wurden.
Sherkers These, eine Schulung müsse die Skatetechnik weiterentwickeln und zu einem
größeren Sicherheitsbewußtsein führen
[48]
, kann aufgrund des Kollektives der
vorliegenden Studie nicht belegt werden.
Die niedrige Teilnehmerrate an Schulungen deckt sich jedoch mit den Ergebnissen von
Jerosch
[26]
. In dessen Studie wurden 500 Skater eines vergleichbaren Kollektivs wie in
der vorliegenden Studie befragt. Dort gaben 64% der Skater an, noch nie etwas von
Schulungen gehört zu haben und sich nicht ausreichend informiert gefühlt
zu haben
[26]
.
Es kann festgehalten werden, daß sich durch eine Schulungsteilnahme schwere
Verletzungen
nicht
vermeiden
Schulungsteilnehmer auftreten.
lassen,
sonst
dürften
in
dieser
Studie
keine
91
4.4.4 Behandlung
Die Rate der stationären Aufnahmen lag in unserer Studie (13%) eher niedrig,
verglichen mit 13%
[19]
, 22,4%
[13]
oder 30%
[17]
in anderen Studien. Auch die Dauer
der stationären Behandlung mit durchschnittlich 9,67 Tagen in unserer Studie ist
niedrig im Vergleich zu 19,2 Tagen bei Eingartner [13].
Eine
Schlußfolgerung
bezüglich
geringerer
Unfallschwere
bzw.
besserer
Behandlungmethoden ist allerdings aus dem Studiendesign kaum zu ziehen.
4.5 Handgelenknahe Frakturen
Der Anteil an schweren Handgelenkverletzungen lag durch die Verwendung von
Handgelenksprotektoren 14 Prozentpunkte niedriger als in der Gruppe, derjenigen, die
keine Protektoren zum Unfallzeitpunkt trugen (Tab. 17). Die Protektoren verringerten
die Inzidenz von schweren Handgelenksverletzungen, konnten jedoch schwere
Verletzungen nicht verhindern.
Tab. 17: Folgen der handgelenknahen Verletzungen mit und ohne Protektoren
Verletzungen Davon
am
schwere
Handgelenk Verletzung
Mit
Handgelenkprotektor
Ohne
Handgelenkprotektor
Funktionseinschränkungen
nach
schwerer
Verletzung
Schmerzfrei
zum
Befragungszeitpunkt
9
6 (66%)
2 (33%)
5 (55,6%)
15
12 (80%)
4 (33%)
12 (80%)
Bei Adams traten vergleichbar wenige handgelenknahe Frakturen auf, wenn die
Protektoren beim Unfall an dieser Stelle getragen wurden. Dort traten in 26% der Fälle
bei Skatern, die keine Protektoren trugen, Frakturen am Handgelenk auf, jedoch nur in
8% der Fälle bei Skatern, die Handgelenkprotektoren trugen. Die Rate der
handgelenknahen
Frakturen
verringerte
sich
Verminderung um 18 Prozentpunkte entspricht
[2]
von
26%
auf
8%,
was
einer
, gegenüber 14 Prozentpunkten in der
vorliegenden Studie (Tab. 17). Orenstein, Schieber, Largiadèr und Mora assoziierten
92
den Gebrauch von Handgelenkschonern ebenfalls mit weniger handgelenknahen
Frakturen
[28,35,38,43]
.
Die Rate der Folgeschäden blieb in unserer Untersuchung für die schweren
Handgelenksverletzungen bei getragenem oder nicht getragenem Handgelenkschoner
gleich. In beiden Gruppen lag sie bei 33% (Tab. 17; Kap. 3.4.2). Auch Largiadèr
beschrieb keinen Unterschied in der Art der Verletzungen bei getragenen oder nicht
benutzten Handgelenkschonern
[29]
.
Die Art der Frakturen, die in unserer Studie eine Funktionseinschränkung nach sich
zogen (Tab. 18), sollen hier genauer aufgelistet werden.
N = 2 (Tab. 17) der n = 6 Skater, die eine handgelenknahen Fraktur trotz dort
getragenem
Handgelenkprotektor
erlitten,
wurden
untersucht.
Sie
behielten
Funktionseinschränkungen nach einer Typ Colles Fraktur und einer vollständig
artikulären
Fraktur
zurück.
Die
n
=
4
nicht
untersuchten
Verletzten
mit
Handgelenkschonern gaben im Fragebogen kein Funktionsdefizit an.
Diejenigen der untersuchten Skater mit handgelenknahen Frakturen, die Schoner an
anderer Lokalisation trugen, erlitten eine Typ Colles Fraktur und eine extraartikuläre
Fraktur ohne Funktionseinschränkungen. N = 5 der untersuchten Skater, die überhaupt
keine Schoner trugen, erlitten in zwei Fällen eine Radiusfraktur (eine Barton- und eine
vollständig artikuläre Fraktur), die eine Funktionseinschränkung nach sich zog. Aus
diesen beiden Gruppen resultieren die n = 4 Funktionseinschränkungen, die in
Tabelle 18 aufgelistet sind. Die übrigen drei erlitten extraartikuläre Frakturen ohne
Funktionseinschränkungen.
Tab. 18: Art der Frakturen mit Funktionseinschränkung
Colles
Mit
Ohne
Handgelenk-
Handgelenk-
protektor
protektor
1
Barton
Vollständig
Artikulär
1
1
1
93
Die Frakturen dieser verschiedenen Gruppen unterschieden sich in ihrer Art nicht
wesentlich. Sowohl unter denen, die Schoner trugen als auch unter denen, die keine
Schoner trugen, kam es zu ähnlichen Frakturen, die Funktionseinschränkungen nach
sich zogen.
Handgelenkprotektoren verringern die Inzidenz von schweren Verletzungen, verändern
jedoch nicht die Art der Frakturen, wenn es zu Frakturen kommt, oder die Rate der
Folgeschäden.
Die Verletzungen, die sich die Skater ohne Protektoren am Handgelenk zuzogen,
heilten mit weniger verbliebenen Schmerzen ab. Gemäß den Daten dieser Studie
scheinen die Handgelenkprotektoren zwar die Verletzungsinzidenz gesenkt und die
Rate
von
Funktionseinschränkung
unbeeinflußt
gelassen
zu
haben,
auf
die
Schmerzustände nach dem Unfall haben sie sich aber negativ ausgewirkt. Die Skater
mit handgelenknahen Verletzungen ohne Schoner hatten bezüglich der Schmerzen
deutlich weniger Probleme als die Skater, die mit Protektoren verunglückten.
Es stellt sich also die Frage, ob durch eine andere Konstruktion der Protektoren eine
Verbesserung erreicht werden kann.
Zusammenfassend haben die Skater, die Handgelenkprotektoren trugen, in diesem
Kollektiv lediglich eine etwas geringe Anzahl an Frakturen gehabt. Bezüglich der
erlittenen Funktionseinschränkungen haben die Protektoren weder einen Nutzen noch
eine Verschlechterung hervorgerufen, wohingegen sie bezüglich der Schmerzen eher
von Nachteil waren (Tab. 18).
In unserer Studie kam es in nur einem Fall zu einer Fraktur des Unterarms bei
getragenem
Handgelenkprotektor.
Eine
Korrelation
zwischen
getragenem
Handgelenkprotektor und vermehrt auftretenden Unterarmfrakturen konnte deshalb
nicht festgestellt werden. Andererseits gibt es Berichte, daß Handgelenkprotektoren
Unterarmfrakturen durch ihre Hebelwirkung begünstigen. In der Studie von Cheng
[9]
wurden dorsal und palmar verstärkte Protektoren verwendet und in diesem
Zusammenhang Frakturen am Ende des Protektors beschrieben. Die Kombination von
zwei rigiden Schienen mag in dieser Studie die beobachteten Frakturen begünstigt
haben. Bei der Fraktur, die im Rahmen der vorliegenden Studie auftrat, ist das
getragene Protektormodell nicht bekannt. Es ist möglich, daß nur dann das Risiko für
eine Fraktur am Ende des Protektors steigt, wenn dieser sowohl dorsal als auch volar
rigide gearbeitet ist. Ahlbäumer wies ebenfalls darauf hin, daß beim Kauf von
94
Protektoren darauf geachtet werden solle, daß rigide Kunststoffplatten nicht dorsal und
palmar eingearbeitet sind, da dies gefährlich sei
[1]
.
Nach handgelenknahen Verletzungen (insgesamt n = 34 betroffene und befragte
Skater) nahmen 73,6% (n = 5) Skater das Skaten wieder auf. N = 24 tragen seitdem
Protektoren, 95,8% (n = 23) von ihnen wenigstens Handgelenkprotektoren. Für diese
Skater war offensichtlich die erlittene Verletzung der ausschlaggebende Grund, in der
nachfolgenden Zeit Handgelenkprotektoren zu verwenden.
4.6 Untersuchungsergebnisse
Mit Hilfe der Neutral-0-Methode ließen sich bei 55,6% (n = 15) der untersuchten
Skater Funktionseinschränkungen nachweisen. N = 11 hatten eine subjektiv
bestehende Einschränkung auf dem Fragebogen (Anlage 1) angegeben. Unter den
Skatern, die in der Nachsorgeuntersuchung gesehen wurden, ließen sich somit mehr
Funktionseinschränkungen nachweisen, als die Skater vorher selber angegeben hatten.
Das kann zum einen bedeuten, daß mehr Funktionsdefizite aufgedeckt werden können,
wenn der Heilungsverlauf verfolgt wird, zum anderen deutet es aber auch darauf hin,
daß nicht alle nachweisbaren Funktionseinschränkungen für die Skater selber eine
Relevanz haben müssen. Unter allen n = 105 befragten Skater gaben immerhin 20,9%
(n = 22) eine Funktionseinschränkung an, die für sie eine Relevanz hat. Auch wenn der
Prozentsatz im nachuntersuchten Kollektiv mit 55,9%, zum Teil bedingt durch das
Studiendesign, sehr hoch lag, so sind doch 20,9% Skater mit Folgeschäden im
befragten Kollektiv eine beachtliche Größe.
Demgegenüber stehen Aussagen anderer Studien, die Inline-Skater unabhängig von
Unfällen befragten. Dort wurde eine geringe Zahl an verunfallten Skatern beobachtet,
die nach einem Sturz eine Ambulanz aufsuchten. Adams und Jaffe sagen, daß nur eine
Rate von 2,6% bzw. 3% nach einem Sturz eine Ambulanz aufsuchten
[2,23]
. Williams-
Avery stellte in seiner Befragung unter Collegestudenten fest, daß 64,4% beim InlineSkaten nie Verletzungen hatten und unter den verletzten Skatern nur 2,8% Frakturen
angaben
[55]
. Andererseits fallen in deren Studiendesign diejenigen Skater heraus, die
sofort nach einem ersten Skaterversuch so schwer stürzten, daß sie das Skaten danach
95
nicht wieder aufnahmen. In der vorliegenden Studie nahmen 61,9% der befragten
Skater das Skaten wieder auf (Kap. 3.3.5.4), also skateten 38,1% nie wieder.
Obwohl diesen beiden Überlegungen, daß in der vorliegenden Studie eventuell durch
die Wahl des Kollektivs mehr schwer Verletze erfaßt wurden und in den zitierten
Studien einige schwer Verletzte nicht erfaßt wurden, Rechnung getragen werden sollte,
sind Funktionseinschränkungen bei gut einem Fünftel (20,9%) der befragten Skater
eine überraschende hohe Anzahl.
Die
untersuchten
Skater
hatten
wahrscheinlich
im
Durchschnitt
schwerere
Folgeschäden als es im Durchschnitt aller schwer verletzten Skater dieses Kollektivs
gewesen wäre, da diejenigen, die immer noch Probleme mit der alten Verletzung
hatten, eher an einer Nachsorgeuntersuchung teilnahmen. Sie erhoffen sich eventuell
eine weitere Behandlung, die in einem Fall (wiederholt luxierte Patella) angeboten
wurde, und sind daran interessiert, ihre Probleme noch einmal im Krankenhaus
vorzutragen. Skater, die keine Beschwerden haben oder objektive Defizite, die sie
selbst jedoch nicht einschränken, erschienen in dieser Nachsorgeuntersuchung in zu
geringer Anzahl.
Dennoch kommt es beim Inline-Skaten zu Verletzungen mit zum Teil erheblichen
Funktionseinbußen.
Die
meisten
Funktionsdefizite
der
oberen
Extremität
fanden
sich
in
der
Unterarmpronation und -supination, sowie in der Dorsalextension und Palmarflexion
des Handgelenks. Alle vier Skater mit Frakturen des distalen Radius hatten funtionelle
Defizite (angegebene Gradzahlen als Differenz zur gesunden Seite) in der Supination
von 5° bis 40° und in der Palmarflexion von 5° bis 30°. Die Pronation (5° bis 20°) und
Dorsalextension (10° bis 20°) war bei drei Skatern eingeschränkt. Es traten damit auch
zwei bis vier Jahre nach dem Unfall überraschend schwere Beeinträchtigungen auf.
Besonders auch im Falle einer eingestauchten subkapitalen Humerusfraktur.
Der schwere Verlauf nach einer Monteggiafraktur (zum Untersuchungzeitpunkt bestand
ein Streck- und Beugedefizit im Ellenbogengelenk; Neutral-0-Methode 0-10-130 rechts
gegenüber 10-0-150 links) beruhte unter anderem auch auf den aufgetretenen
Behandlungskomplikationen und steht nicht in alleinigem Zusammenhang mit der
ursprünglich beim Inline-Skaten erworbenen Verletzung. Die zuerst implantierte Platte
behinderte die Bewegung im Ellenbogengelenk, so daß die Platte in einer zweiten
Operation ausgetauscht und eine Arthrolyse durchgeführt wurde. Im Verlauf der
krankengymnastischen Behandlung konnte auch eine vorbestehende Einklemmung des
96
N. ulnaris objektiviert werden. Während der Neurolyse und Metallentfernung löste sich
die alte Fraktur, so daß eine dritte Platte eingesetzt werden mußte. Schmerzen im
Lager des N. ulnaris am Ellenbogen sowie Taubheitsgefühle und Parästhesien im
Versorgungsgebiet des N. ulnaris bestanden nach der Operation weiterhin. Innerhalb
der fortgesetzten krankengymnastischen Behandlung kam es dann noch zu einer
weiteren Fraktur am Plattenende, so daß in einer vierten Operation eine längere Platte
eingesetzt werden mußte.
Da die objektivierten Funktionsdefizite eine große Spannbreite hatten, bleiben weniger
Verletzte
mit
schweren
Funktionsdefiziten
zurück.
Die
geringradigeren
Seitendifferenzen beeinträchtigten die Skater kaum, so daß sich die Zahl der Skater mit
Funktionseinschränkungen
für
funktionell
beeinträchtigenden
Funktionsein-
schränkungen verringerte.
Skater mit schweren Funktionseinschränkungen der oberen Extremität stellen auch im
Hinblick auf die geringe Repräsentativität innerhalb dieses Kollektives eine Seltenheit
dar. Es besteht jedoch beim Inline-Skaten durchaus ein echtes Risiko, sich schwer zu
verletzen, was nicht verschwiegen werden sollte.
Funktionsdefizite der unteren Extremität beeinträchtigten die Skater deutlich weniger.
Bei Verletzungen, die im Bereich der Hüfte zu einem Funktionsdefizit führten, kam es
in allen Fällen zu einer Einschränkung der Innenrotation im gestreckten oder um 90°
gebeugten Hüftgelenk (Anlage 3). Diese recht speziellen Bewegungen, kombiniert aus
Flexion und Außenrotation im Hüftgelenk, deckten ein Bewegungsdefizit auf, das die
Skater selber nicht bemerkt hatten. Einer der Skater beschrieb allerdings einen
dumpfen Anschlag im Hüftgelenk, wenn er in ein Auto einstieg. Das Einsteigen auf der
Fahrerseite, wobei das Bein unter dem Lenkrad durchgeschoben werden muß (Flexion,
Außenrotation und Abduktion im Hüftgelenk), wird mit dieser Untersuchung simuliert.
Im Sprunggelenk verblieb bei zwei Skatern ein geringes Extensionsdefizit, das die
Skater als dumpfen Anschlag im Gelenk verspürten.
Nach der Flake fracture am unteren Patellapol kam es zu einem Beugedefizit von 10°
im
Kniegelenk.
Beeinträchtigend
für
den
Skater
waren
das
beunruhigende
Krepitationsgeräusch, wiederholte Patellaluxationen unter sportlicher Belastung und
Probleme beim Knien.
Die teilweise noch bestehende Funktioneinschränkung wurde an der unteren
Extremität von den Skatern kaum wahrgenommen, Schmerzen (z. B. beim Knien)
spielten hier die größere Rolle.
97
Es
kommt
in
Einzelfällen
beim
Inline-Skaten
zu
Frakturen,
die
bleibende
Funktionsdefizite nach sich ziehen. Diese Funktionsdefizite finden sich entsprechend
zur Hauptlokalisation der distaler Radiusfraktur vor allem in der Unterarmumwendung
und in der Extension des Handgelenks. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die
getragenen Handgelenkprotektoren die Inzidenz von handgelenknahen Frakturen
gesenkt haben, tragen die Protektoren indirekt dazu bei, Funktionsdefizite nach
Stürzen zu vermeiden, indem sie einige Frakturen verhindern.
4.7 Langzeitergebnisse
Die durchschnittliche Heilungszeit betrug 3-4 Wochen. 68,9% der Skater brauchten
infolge des Unfalls nicht krankgeschrieben zu werden. Im Falle einer Krankschreibung
gab es zwei Maxima, einmal bei 5-8 Wochen, zum anderen bei einigen Tagen. 4,7%
wurden
für
mehr
Krankschreibung
als
zwei
erfolgte
für
Monate
3-4
krankgeschrieben.
Wochen,
was
Die
dem
durchschnittliche
durchschnittlichen
Heilungszeitraum entspricht.
Ähnliche Heilungszeiten und Dauer der Krankschreibung sind von Largiadèr
beschrieben worden
[28]
. Dort lag die mittlere Heilungszeit bei 3 Wochen und der
durchschnittliche Arbeitsausfall bei 41 Tagen.
4.7.1 Schmerzen und Umstellungen im Alltag
Im Gespräch mit den untersuchten Inline-Skater stellte sich heraus, daß zumeist die
Beschwerden nur bei starker oder spezieller Belastung auftraten. In seltenen Fällen
(4,8%) waren die Einschränkungen immer (d.h. in Ruhe oder bei normalen
Alltagsbewegungen) gegenwärtig.
Ein Viertel (26,9%) der befragten Skater hatte zwei bis vier Jahre nach der Verletzung
immer noch Schmerzen, die sich teilweise in einer Wetterfühligkeit, aber auch in einem
dauerhaften Ruheschmerz äußern. Schmerzen blieben somit häufiger zurück als
Funktioneinschränkungen (21%) und beeinträchtigten die Skater meist mehr als die
Funktionseinschränkungen.
Die einzige nachuntersuchte Skaterin der insgesamt n = 3 in dieser Studie
aufgetretenen Wirbelkörperfrakturen hatte eine BWK-8-Kompressionsfraktur. Die
Bewegungsdefizite in Rotation und Seitneigung machten der Patientin keine Probleme.
98
Allerdings klagte sie über Schmerzen in vielfältigen Situationen, zum Beispiel auf
weicheren oder härteren Matratzen bei auswärtigen Übernachtungen, bei Tätigkeiten in
ihrem Beruf als Erzieherin und auch bei der Ausübung von Hobbies (Inline-Skaten aber
auch Schlittschuhlaufen aufgegeben; sit-ups weiterhin schmerzhaft).
Funktionsdefizite werden durch kompensatorische Mitbewegung angrenzender Gelenke
ausgeglichen. Schmerzen dagegen können die Skater nicht ausweichen, weshalb sie im
Beschwerdemuster stärker im Vordergrund standen als die Bewegungsdefizite.
Somit verursacht dieser Sport, der ähnlich dem Skifahren hohe Geschwindigkeiten
ermöglicht und damit ein erhöhtes Verletzungsrisiko mit sich bringt, Verletzungen, die
verbleibende Probleme zur Folge haben, wobei in der vorliegenden Studie die
Schmerzen für die Skater im Vordergrund standen. Diese Studie war jedoch mehr auf
Funktionseinschränkungen ausgelegt, so daß eine ähnliche Studie, die auch die
Schmerzproblematik im Zusammenhang mit Funktionseinschränkungen genauer
eruiert, folgen müßte.
Bei wenigen hatte die durch das Inline-Skaten erlittene Verletzungen Konsequenzen,
die bis in den Beruf reichten. Unfallbedingt mußten n = 3 Verletzte den Arbeitsplatz
wechseln, n = 1 Skater wurde arbeitslos und n = 1 Skater mußte nach der Verletzung
Veränderungen am Arbeitsplatz vornehmen. Da n = 4 dieser Skater nur mit einem
Fragebogen erreicht und nicht untersucht worden sind, existieren keine genaueren
Angaben zu den Umständen (Anlage 1). Die Veränderungen am Arbeitsplatz des
5. Skaters lagen in einer Umgestaltung des Computerarbeitsplatzes.
In
seltenen
Einzelfällen
können
Inline-Skate-Verletzungen
Folgen
bis
in
das
Berufsleben hinein haben und damit prinzipiell existenzielle Bedeutung für den
Verunglückten beinhalten bzw. zumindest einen erheblichen Arbeitsausfall oder
Umstellungsmaßnahmen auf Kosten des Arbeitsgebers bewirken.
4.7.2 Wiederaufnahme des Skatens
Studien, die Inline-Skater in Umfragen vor Ort (Freizeitgebiete, Seen) nach Unfällen
befragten, entgeht der Teil der Skater, die schon schwere Verletzungen gehabt haben
und danach nicht wieder gefahren sind. In der vorliegenden Studie waren dies
immerhin rund 40% der befragten Skater. Die Unfallinzidenz wird in den erstgenannten
Studien geschönt, während sie in Studien, die auf Krankenhausdaten beruhen, erhöht
erscheint. Der Anteil an untersuchten Skatern, die das Skaten nach dem Unfall nicht
wieder aufnahmen, lag mit 44,4% in etwa in der gleichen Größenordnung wie bei den
99
befragten Skatern, trotz der Tatsache, daß im untersuchten Teilkollektiv nur schwere
Verletzungen vertreten waren.
Ein Teil (40,9%) der befragten Skater, die in unserer Studie Funktionseinschränkungen
im Fragebogen (Anlage 1) angaben (n = 22), nahm dennoch das Skaten wieder auf. Es
kommt somit auch zu subjektiv empfundenen Funktionseinschränkungen, die die für
das Inline-Skaten notwendigen Bewegungen nicht nennenswert einschränken. In den
Untersuchungen
stellte
sich
zudem
heraus,
daß
die
angegebenen
Funktionseinschränkungen teilweise nur in einem endgradigen Anschlag bestanden,
der ein Unwohlsein hervorruft, die Bewegungen funktionell aber nicht weiter
beeinträchtigt.
In der Einschätzung des Fahrkönnens sind vor und nach dem Unfall Unterschiede
festzustellen (Tab. 19). Zum Zeitpunkt der Befragung schätzten 38,9% (n = 28) ihr
Fahrkönnen als „gut“ und 29,2% (n = 21) als „mittelmäßig“ ein. Im Vergleich zu den
Angaben, die vor dem Unfall gemacht wurden, stuften sich um 9,4 Prozentpunkte
mehr Skater bei „gut“ und um 2,2 Prozentpunkte weniger bei „mittelmäßig“ als vor
dem Unfall ein. Die Skater verbesserten demnach ihr Fahrkönnen nach dem Unfall.
Vielleicht waren sie gerade durch den Unfall darauf bedacht, sich eine bessere
Fahrpraxis anzueignen, um weitere Unfälle zu vermeiden. Es kann aber auch nicht
ausgeschlossen werden, daß die Skater für ihr Fahrkönnen nach dem Unfall einfach die
nächst höhere Kategorie im Fragebogen (Anlage 1) ankreuzten.
Tab. 19: Fahrkönnen vor und nach dem Unfall im Vergleich
Fahrkönnen
Vor dem Unfall
Nach dem Unfall
Differenz
Sehr gut
11,4%
19,4%
+8
Gut
29,5%
38,9%
+9,4
Mittelmäßig
31,4%
29,2%
-2,2
Mäßig
12,4%
5,6%
-6,8
Schlecht
12,4%
5,6%
-6,8
Unerfahren
2,9%
1,4%
-1,5
N
105 [27]
72 [11]
Die verwendeten Bremstechniken unterschieden sich vor und nach dem Unfall recht
deutlich (Tab. 20). Nach dem Unfall waren die vorwiegend genutzten Bremstechniken
der Stopper, 65,3% (n = 47), der T-Stop, 43,1% (n = 31), und die Drehtechnik,
26,4% (n = 19).
100
Tab. 20: verwendete Bremstechniken vor und nach dem Unfall
(Mehrfachantworten)
Bremstechnik
Vor dem Unfall
Nach dem Unfall
Differenz
T-Stop
26,7%
43,1%
+16,4
Drehtechnik
16,2%
26,4%
+10,2
Fersenstopper
61,9%
65,3%
+3,4
Festhalten
6,7%
6,9%
+0,2
Fall/Sturz (herbeigeführt) 1,0%
0%
-1
keine
10,5%
4,2%
-6,3
andere
1,9%
2,8%
-0,9
N
105 (131 Antworten)
72 (107 Antworten)
Während die Nutzung des Fersenstoppers vor und nach dem Unfall in etwa gleich
blieben, nahm die Verwendung von dynamischen Bremstechniken (T-Stop und
Drehtechnik) deutlich zu.
Diese Techniken erfordern eine höhere Grundsicherheit beim Skaten, die die Skater
auch selbst in der Frage nach dem Fahrkönnen, das sich seit dem Unfall verbessert
hat, angegeben haben.
Auch die Bremsfähigkeit wurde zum Zeitpunkt der Befragung nach dem Unfall als
deutlich verbessert beschrieben. Jeweils 41,4% können „sofort“ (vorher 27,2%) oder
„mit wenig Problemen“ (vorher 37,9%) anhalten. Nur n = 1 Skater gegenüber n = 11
Skatern vor dem Unfall gab an, nicht bremsen zu können.
Nach dem Unfall hat sich die Skatesicherheit deutlich verbessert. Das spiegelte sich
auch in den Zahlen wieder, die zu weiteren Stürzen gemacht wurden. Diese liefen
glimpflicher ab. Die Verbesserung der Skatesicherheit dürfte zu einem reduzierten
Verletzungsrisiko bei weiteren Stürzen geführt haben. Eine höhere Sicherheit sowohl
beim Fahren als auch beim Bremsen senkt damit das Verletzungsrisiko, vermutlich
nicht zuletzt in Kombination mit den nach dem Unfall konsequenter getragenen
Protektoren.
Von den untersuchten Skatern (n = 27) mit Funktionseinschränkung fuhren nur 13,3%
(n = 2) nach dem Unfall wieder. Sie erlitten eine distale Radiusfraktur und eine offene,
distale Unterarmfraktur. Beide tragen seither Handgelenkschoner. Drei könnten es sich
vorstellen, in Zukunft wieder zu fahren. Die Skater, die keine Funktionseinschränkung
davontrugen, fuhren zu 75% wieder Inline-Skates. Wenn man davon ausgeht, daß
101
Skater, die schwerere Verletzungen erlitten, das Skaten nach dem Unfall nicht wieder
aufnehmen, erklärt sich unter Umständen, warum in Studien, die Inline-Skater vor Ort
befragten, wenige angaben, jemals schwere Verletzungen gehabt zu haben
[20,23]
(Kap. 1.3.4) und in Studien, die sich auf Daten aus Unfallstatistiken von
Krankenhäusern stützten, mehr schwere Verletzungen beobachtet wurden.
Die erlittenen Funktionseinschränkungen hielten die untersuchten Skater davon ab, das
Inline-Skaten wieder aufzunehmen. Daß im Vergleich zum befragten Kollektiv
(n = 105 Skater) wesentlich weniger das Skaten trotz Funktionsdefizit wieder
aufnahmen, mag zu einem Teil daran liegen, daß die Skater, die sich zur
Nachsorgeuntersuchung vorstellten, stärkere Einschränkungen hatten als die übrigen
Skater (s.o. „Funktionsdefizite“).
4.7.3 Tragen von Protektoren vor und nach dem Unfall
Im Vergleich zur Protektorennutzung vor dem Unfall hat neben der Tatsache, daß fast
alle Skater (98,5%) seit dem Unfall zumindest einen der Protektoren trugen, am
deutlichsten
die
Nutzung
der
Handgelenkprotektoren
zugenommen
(um
23,2 Prozentpunkte; Tab. 21; Kap. 4.5). Die Handgelenkprotektoren haben nach dem
Unfall Platz eins in der Nutzungshäufigkeit der einzelnen Protektoren eingenommen
und die Knieprotektoren an die zweite Stelle verwiesen. Vor dem Unfall war letzterer
der am häufigsten gewählte Protektor (Tab. 21).
Tab. 21: Nutzung der einzelnen Protektoren
vor und nach dem Unfall (Mehrfachnennungen)
Protektoren
Vor dem Unfall
Nach dem Unfall
Differenz
Knie
88,2%
85,9%
-2,3
Handgelenk
73,7%
96,9%
+23,2
Ellenbogen
63,2%
67,2%
+4
Helm
23,7%
29,7%
+6
N
75 (von 105)
64 (von 65)
Eine mögliche Erklärung könnte im Glauben der Skater liegen, daß das Knie im Falle
eines Sturzes deutlich verletzungsgefährdeter sei als der Arm und deshalb bevorzugt
Knieprotektoren
gewählt
wurden.
Das
Verletzungsmuster
des
Kollektivs
der
vorliegenden Studie zeigte eine deutliche Verletzungshäufigkeit im Bereich der oberen
Extremitäten und insbesondere von distalen Radiusfrakturen
[3,8,17,19,26,28,46]
(Kap 3.2.1).
102
Nach dem Unfall trägt die Protektorennutzung unter den Skatern, die weiterhin InlineSkates fahren, dieser Verletzungsverteilung Rechnung. In der Gruppe der untersuchten
Skater (n = 27) kommt dieser Trend noch deutlicher heraus. Der am häufigsten
gewählte Schoner vor dem Unfall war dort der Knieschoner (n = 18). Nach dem Unfall
trugen aus dieser Gruppe alle, die weiterhin Skaten (n = 11) mindestens
Handgelenkprotektoren.
Nach dem Unfall trugen n = 4 von n = 6 (unter den n = 105 befragten) Skatern mit
einer Kopfverletzung einen Helm, n = 15 von n = 16 mit einer distalen Radiusfraktur
einen Handgelenkprotektor und jeweils alle, die eine Verletzung der Ellenbogenregion,
am Handgelenk oder an den Knien erlitten, die entsprechenden Protektoren.
Nach einem schweren Sturz hat also die Nutzung der entsprechenden Protektoren in
der vorliegenden Studie zugenommen. Die Skater haben in der Regel aus dem Sturz
die Konsequenz gezogen, zumindest den Protektor zu tragen, der die zuvor verletzte
Körperregion schützt. Das Verletzungsmuster hat die Protektorennutzung nach dem
Unfall positiv beeinflußt. Insbesondere die Nutzung von Handgelenkprotektoren, denen
in der Literatur der größte Nutzen zugesprochen wurde
[8,28,43,56]
, hat nach einem Unfall
deutlich zugenommen. Vor dem Unfall wurde in den meisten Fällen zu Knieschonern
gegriffen. Nach dem Unfall sind die am häufigsten gewählten Protektoren die
Handgelenkschoner. Die gewählten Schonerkombinationen sind vor und nach dem
Unfall gleich geblieben. Offensichtlich wird dem Knieschoner instinktiv eine größere
Bedeutung von Anfängern beigemessen. Der Sturz erfolgt in der Regel zuerst auf die
Knie. Das scheint ein Grund zu sein, weshalb hauptsächlich Knieschoner getragen
wurden. Erst nach dem Unfall stieg das Bewußtsein für das wesentlich schwächere
Handgelenk, das zwar zumeist nicht als erstes in Bodenkontakt tritt, aber einen
erheblichen Anteil der Bewegungsenergie abfangen muß. Daß das Handgelenk für das
Abfangen des Sturzes der schwächste Teil im Bewegungsablauf eines Sturzes ist,
wurde für die Skater erst nach einer solchen Erfahrung deutlich.
Obwohl nach dem untersuchten Unfall noch weitere Stürze bei 39,4% der Inline-Skater
erfolgten, mußte nur in einem Fall ein weiteres Mal ein Arzt konsultiert werden. Nach
dem Unfall scheint sich die Fahrtechnik und die Protektorennutzung so verändert zu
haben, daß weitere Stürze folgenlos blieben. Ob der untersuchte Unfall jedoch der
erste schwerere für die Skater war, ist unbekannt. Falls es der erste Sturz war, der die
Skater in ein Krankenhaus führte, wäre durch das Verletzungsereignis eine bessere
Prognose für weitere Verletzungen denkbar.
103
Das Fazit würde lauten: Skater, die eine krankenhauspflichtige Verletzung hatten, die
sie nicht an der Wiederaufnahme des Skatens hinderte, fahren vorsichtiger und
sicherer.
4.8 Ausblick
Weitere Fragestellungen im Anschluß an diese Arbeit:
-
Unterarmschaftfrakturen
infolge
von
übertragenen
Hebelwirkungen
des
Handgelenksschoners können nur mit einem größeren Kollektiv unter genauer
Analyse der verwendeten Schoner getroffen werden. Es gibt auf dem Markt
sehr verschiedene Produkte, die teilweise sowohl volar als auch dorsal rigide
sind. Die Rigidität der Schienen wechselt zudem zwischen den Produkten
verschiedener Hersteller. In experimentellen Studien müßten die verschiedenen
Produkte verglichen werden, gegebenenfalls andere Konstruktionen entwickelt
werden.
-
Der Grad der Einschränkung von Bewegungen in Alltag und Hobby durch eine
Inline-Skate-Verletzung müßte im zeitlichen Verlauf erfaßt werden: Wie lange
am Tag, wie oft im Monat, treten bei welchen Belastungen in welchen
Bereichen (Alltag/Hobby) welche Beschwerden als Folge der durch das InlineSkaten erlittenen Verletzung in welchem Ausmaß auf?
-
Um die Inzidenz von Unfällen beim Inline-Skaten beschreiben zu können,
müßte eine vergleichende Studie bezüglich Alter und Fahrkönnen zwischen
verunfallten und nicht verunfallten Skatern gemacht werden.
104
4.9 Verbesserungsideen
Die Verbesserungsvorschläge aus zahlreichen Studien können vor dem Hintergrund der
vorliegenden Studie nur unterstrichen werden mit dem Hinweis, daß zum sicheren
Skaten mehr als nur die vollständige Nutzung der Protektoren gehört. Nachfolgend
wird ein Überblick der Verbesserungsvorschläge der zitierten Studien gegeben:
-
Automatischer Verkauf von Lernvideos zusammen mit den Inline-Skates, sowie
Unterricht im Inline-Skaten als Teil des Schulsports
-
Beratung
von
Inline-Skatern
vor
Ort
mit
[48]
.
konkreten
Tips
Unterrichtsangeboten gemäß dem Modell der „National Skate Patrol“
[48]
sowie
in den
USA, Großbritannien, Kanada und in der Schweiz.
-
Jeder Verkauf einer Inline-Skaterausrüstung sollte mit einem Schulungsangebot
des Herstellers einhergehen
-
[19]
.
Die Nutzung von Protektoren sollte von Ärzten, Eltern und Herstellern forciert
[34,38,51]
werden
-
.
Falltechniken sollten konsequent unter Verwendung von Protektoren erlernt
werden
-
[34,38,47]
.
Schaffung eines stärkeren Bewußtseins für die Verletzungsmöglichkeiten, um
dadurch die Protektorennutzung anzuregen
-
-
[48]
.
Eventuell gesetzliche Festlegung einer Nutzungspflicht von Protektoren bei
Kindern
-
.
Inline-Skater, die in den Medien dargestellt werden, sollten immer die
vollständige Ausrüstung tragen
-
[24,55]
[48]
.
Anfänger sollten sich einen ebenen, trockenen und sauberen Untergrund
suchen, zum Beispiel Indoorhallen, um Verletzungen zu vermeiden
[2,14]
Meidung
eine
von
Orten
mit
großen
Menschenansammlungen,
.
ruhige
Umgebung wählen und auf die Unterstützung von erfahrenen Skatern
zurückgreifen
-
[27,47]
.
Der Deutsche Inline-Skater Verband weist auf 10 goldene Regeln für das InlineSkaten hin
o
[58]
:
Tragen Sie immer die vollständige Schutzausrüstung (Knieschoner,
Ellenbogenschoner, Handgelenkschoner), beim Schnellfahren auch einen
Helm.
o
Lernen Sie sicher, schnell und rechtzeitig zu bremsen.
o
Bleiben Sie immer achtsam und zuvorkommend (skate smart!).
105
o
Skaten Sie stets so, daß Sie die Situation unter Kontrolle haben.
o
Skaten Sie auf Wegen immer auf der rechten Seite.
o
Fußgänger, Radfahrer oder andere Skater immer links überholen.
o
Meiden Sie Flächen mit starkem Fußgänger- oder Radfahrverkehr.
o
Achten Sie auf Fußgänger und Radfahrer und lassen Sie Ihnen immer
Vorrang.
o
Fahren Sie nicht auf öffentlichen Straßen oder auf Radwegen.
o
Wenn Sie auf dem Bürgersteig fahren: Geschwindigkeit reduzieren, stets
bremsbereit sein, vorrausschauend skaten – Fußgänger haben Vorfahrt.
o
Meiden
Sie
nasse,
ölige,
sandige
oder
staubige
Wege
sowie
Unebenheiten und Schotter.
Im Artikel wird zusätzlich die Empfehlung, als Anfänger Unterricht zu
nehmen, ausgesprochen
[58]
.
4.10 Schlußfolgerung
Verglichen mit den Vorarbeiten hat sich im Verletzungsmuster nur eine Zunahme bei
den Verletzungen der unteren Extremität ergeben. Die handgelenknahen Frakturen
bilden jedoch den Verletzungsfokus. Treten in diesem Bereich Frakturen auf, hat der
Protektor keine Auswirkung auf die Art der Frakturen gehabt. Es kam bei gleichartigen
Verletzungen gleich häufig zu Funktionseinschränkungen, während die Skater ohne
Handgelenkprotektor nach einer erlitten Fraktur deutlich weniger Schmerzen hatten.
Das Fahrkönnen sowie das Bremsvermögen sind nach dem Unfall besser geworden
und die Protektorennutzung hat nach dem Unfall insbesondere zugunsten der
Handgelenkprotektoren zugenommen.
106
5 Zusammenfassung
In der vorliegenden Studie wurden die Verletzungen von n = 277 Inline-Skatern, die
zwischen 1996 und 1998 verunfallten, retrospektiv analysiert. N = 105 dieser Skater
wurden mit einem standardisierten Fragebogen interviewt und davon n = 27
nachuntersucht.
Bei einem Geschlechterverhältnis von 54,5% (n = 151) männlichen zu 45,5%
(n = 126) weiblichen Skatern erlitten sie insgesamt n = 353 Verletzungen, die nach
ihrem
Schweregrad
in
die
zwei
verschiedenen
Gruppen
der
Schwer-
und
Leichtverletzten unterteilt wurden. Die nachuntersuchten Skater (n = 27) gehörten
ausschließlich zu der Gruppe der schwerer Verletzten.
Die n = 353 Verletzungen (bei n = 277 Skatern) waren zu 12,3% am Kopf, zu 9% am
Rumpf, zu 2,9% an der Wirbelsäule, zu 69% an der oberen und zu 33,2% der unteren
Extremität lokalisiert. Nicht nur der Hauptverletzungsanteil sondern auch die meisten
Frakturen (76,5%) lagen im Bereich der oberen Extremität. Nach den Inline-SkateUnfällen entstanden zwar häufiger leichte Verletzungen (n = 218), die gut ausheilten,
aber die schweren Verletzungen (n = 135) nahmen mit 38,2% der gesamten
Verletzungen einen beachtlichen Anteil ein.
In der vorliegenden Studie kam es zu einem deutlich höheren Anteil an Verletzungen
der unteren Extremität als in den bisherigen Untersuchungen. Es wurden auch
Frakturen beobachtet, die den boot-top fractures, die bei Skifahrern bekannt sind,
ähneln.
Die Protektorennutzung lag zum Unfallzeitpunkt für die befragten Skater insgesamt bei
71,7%. Die Skater verunfallten zumeist bei Geschwindigkeiten im Joggertempo
(35,9%) oder höheren Geschwindigkeiten (35%). Bei den Unfallumständen überwogen
Stürze aufi schlechtem Untergrund (42,5%), nach einem Gleichgewichtsverlust
(32,1%) oder beim Geradeausfahren (33,0%). Nur 22,7% der befragten Skater
verletzten sich an der geschützten Region. Die übrigen kamen trotz teilweise
getragener Protektoren an den jeweils nicht geschützten oder nicht zu schützenden
Körperregionen zu Schaden.
Bei einem grundsätzlich hohen Niveau der Protektorennutzung konnte eine weiterhin
ansteigende Nutzung von Handgelenkprotektoren, die seit Beginn der 90iger Jahre
beschrieben wurde, bestätigt werden. Die in der vorliegenden Studie häufiger als in
107
Vorarbeiten zitierte Helmnutzung verhinderte für diejenigen Skater, die Helme trugen,
jede Kopfverletzung, während im Gesamtkollektiv Kopfverletzungen mit 12,3%
vertreten waren. Fast die Hälfte (45,5%) der insgesamt aufgetretenen Verletzungen
lagen jedoch in Körperregionen, für die es keine Protektoren gab. Dies waren zumeist
leichte Verletzungen.
Bei Unfällen mit hohen Geschwindigkeiten überwogen unerwarteterweise die leichteren
Verletzungen (Signifikanzniveau p < 0,05 gemäß Chi-Quadrat Test). Es kam jedoch in
allen Geschwindigkeitsstufen zu schweren Verletzungen, wobei die Skater mit
Protektoren nicht bei höheren Geschwindigkeiten verunfallten als die ohne Protektoren.
In der vorliegenden Studie wiesen Fahranfänger und Könner eine gleiche Verteilung
von leichten und schweren Verletzungen auf.
Unter den Skatern, die mindestens einen Protektor trugen und handgelenknahe
Verletzungen (n = 20) erlitten, trugen 45% (n = 9) zum Unfallzeitpunkt einen
Handgelenkprotektor.
Sie
erlitten
im
Vergleich
zu
denen,
die
keine
Handgelenkprotektoren trugen (80%), zu 66% schwere Verletzungen. Wenn schwere
Verletzungen mit Protektoren entstanden, unterschieden sie sich in der Art der Fraktur
und den Folgeschäden nicht von den Verletzungen, die ohne Protektor entstanden.
Die
Rate
der
Verletzungen
mit
Folgeschäden
blieb
für
die
schweren
Handgelenkverletzungen bei getragenem oder nicht getragenem Handgelenkschoner
gleich. Insofern reichten Handgelenkprotektoren allein nicht aus, um vor Frakturen zu
schützen. Es wäre zu untersuchen, ob besseres Fahrkönnen bzw. gezielt erlernte
Falltechniken im Zusammenhang mit Protektoren Frakturen besser verhindern können.
Ob dorsal und palmar rigide Protektoren das Handgelenk zu stark fixieren und in
diesem Sonderfall Unterarmschaftfrakturen vermehrt auftreten, müßte in einer
experimentellen und gegebenenfalls prospektiven Studie, in der die Materialien der
Handgelenkschoner sowie deren exakter Aufbau berücksichtigt werden, untersucht
werden.
Schulungsangebote wurden durch die verletzten Skater selten genutzt. N = 9 Skater
hatten zum Unfallzeitpunkt an einer Schulung teilgenommen. Für ein Drittel der
Schulungsteilnehmer in dieser Studie war die Schulungsteilnahme Anlaß für die
Verletzung. Wieviele Skater umgekehrt als positives Resultat einer Schulungsteilnahme
nie wegen einer Inline-Skater-Verletzung ein Krankenhaus aufsuchen mußten, konnte
108
bei diesem Studiendesign nicht ermittelt werden. Über den Wert von Schulungen
konnte deshalb keine valide Aussage gefällt werden.
Bei 21% der befragten Skater blieben Funktionseinschränkungen und Schmerzen
(26,9%)
auch
zwei
bis
vier
Jahre
nach
dem
Unfall
bestehen.
Die
Funktionseinschränkungen der untersuchten Skater zeigten eine große Spannbreite.
Bei den handgelenknahen Frakturen waren insbesondere die Supination (bis 40°
Defizite in der Seitendifferenz) und der Palmarflexion (bis 30° Defizite in der
Seitendifferenz) von Bewegungsminderungen betroffen.
Ein Fünftel der Skater gab subjektiv bestehende Funktionseinschränkungen an. Einige
mußten
Umstellungen
am
Arbeitsplatz
vornehmen,
andere
haben
dauerhaft
bestehende Schmerzen.
Nach dem Unfall nahmen 64,8% der befragten Skater das Skaten wieder auf. Die
Protektorennutzung nach dem Unfalll lag für die einzelnen Protektoren bei 85,9% für
das Knie, 96,9% für die Hand, 67,2% für den Ellenbogen und bei 29,7% für den Kopf
(Helmnutzung). Obwohl die Protektorennutzung auch insgesamt zunahm, galt dies
insbesondere für die Handgelenkprotektoren. Nach handgelenknahen Verletzungen
wurde diese Region nach der Wiederaufnahme des Inline-Skatens häufiger mit
Protektoren geschützt. Außerdem verbesserten sich Bremstechniken und Fahrkönnen.
Bei den Bremstechniken nahmen die dynamischen Techniken zu. Im Rahmen der
persönlichen Weiterentwicklung der Inline-Skate-Fertigkeiten im untersuchten Zeitraum
verringerte sich bei den von uns befragten Skatern die Verletzungsinzidenz.
Fazit
Es traten beim Inline-Skaten schwere Verletzungen auf, die unter Umständen nur mit
Folgeschäden abheilten und nicht durch Protektoren verhindert werden konnten. In
einzelnen Fällen wirkten sich diese Beeinträchtigungen einschränkend im Alltag aus. Es
kam jedoch hinzu, daß durch den Fokus eines im Krankenhaus ausgewählten
Kollektives, diejenigen nicht berücksichtigt wurden, die lange Inline-Skates fuhren und
nie eine krankenhauspflichtige Verletzung erlitten.
Inline-Skaten ist ein Sport, der viele Vorteile gegenüber anderen Sportarten hat, zum
Beispiel durch gelenkschonendes Training im Ausdauerbereich.
Durch das konsequente Tragen der handelsüblichen Protektoren, kann die Inzidenz der
schweren Verletzungen zu einem gewissen Prozentsatz vermindert werden. Die Art der
109
schweren Verletzungen wird jedoch im Falle einer schweren Verletzung nicht dadurch
beeinflußt, ob Protektoren an der entsprechenden Körperregion getragen wurden oder
nicht.
Auch wenn die schweren Verletzungen nicht eliminiert oder in ihrer Art beeinflußt
werden konnten, haben die Protektoren im Falle eines Unfalls einige Skater vor
Frakturen insbesondere des distalen Radius bewahrt. Protektoren schützen jedoch
nicht vor Frakturen. Sicheres Berherrschen der Skate-Techniken bewahrt eher vor
Unfällen.
110
6 Anlagen
1. Fragebogen
2. Meßbogen obere Extremität
3. Meßbogen untere Extremität
4. Meßbogen Wirbelsäule
5. Veröffentlichungen
111
1. Fragebogen zu Inline-Skate-Verletzungen
Wozu haben Sie die Inline-Skates vor dem Unfall üblicherweise benutzt? (Mehrfachnennung möglich)
Ο Aus Spaß
Ο Zur Fortbewegung
Ο Sportliche Fitness
Ο Inline-Hockey
Ο Speed-Skating
Ο Aggressives und Stunt-Skating
Welche Erfahrungen im Inline-Skaten hatten Sie vor dem Unfall?
Ο Weniger als 5 mal gefahren.
Ο Weniger als 5 mal gefahren, konnte aber Rollschuh/Schlittschuh fahren
Ο Bin 5 bis 20 mal zuvor gefahren.
Ο Bin über mindestens über 6 Monate 1 bis 2 mal pro Woche gefahren.
Ο Regelmäßiger Gebrauch der Inline-Skates länger als 6 Monate.
Ο Regelmäßiger Gebrauch der Inline-Skates länger als 2 Jahre.
Wie war Ihre Bremstechnik vor dem Unfall?
Ο T-Technik mit quergestellten Fuß
Ο Drehtechnik
Ο Fersenstopper
Ο Festhalten
Ο Fall/Sturz
Ο keine
Wie schnell konnten Sie anhalten?
Ο Sofort und sicher, aus jeder Geschwindigkeit
Ο Wenig Probleme, bis 5 m Bremsweg
Ο 5 – 10 m Bremsweg
Ο Mehr als 10 m Bremsweg
Ο Konnte nicht bremsen
Wie schätzen Sie Ihr Fahrkönnen vor dem Unfall ein? (Bitte Ankreuzen)
Sehr gut
Gut
Mittelmäßig
Mäßig
schlecht
Keine Erfahrung
Wie schätzen Sie Ihren damaligen allgemeinen sportlichen Trainingszustand ein? (Bitte Ankreuzen)
Sehr gut
Gut
Mittelmäßig
Mäßig
Wo trugen Sie Schoner? (Mehrfachnennungen)
Ο Knie
Ο Hand
Ο Ellenbogen
Ο Kopf (Helm)
Wo ist der Unfall geschehen?
Ο Straße
Ο Gehsteig
Ο Radweg
Ο Platz
Ο Skatingbahn
Ο Halfpipe
schlecht
Ο nirgendwo, weil:
Ο
Ο
Ο
Ο
Ο
Ο
hatte keine
vergessen
zu unbequem
passiert doch nichts
sieht nicht gut aus
zu teuer
112
Wie schnell waren Sie?
Ο Schneller als Jogging
Ο Etwa gleich schnell wie beim Jogging
Ο Fußgängertempo
Ο Langsamer
Wie verlief der Sturz?
Ο Vorwärts
Ο Rückwärts
Ο Seitwärts
Ο Aufprall ohne Sturz
Nähere Umstände des Unfalls (Mehrfachnennungen):
Ο nasser/schlechter (Loch etc.) Untergrund
Ο Gleichgewichtsverlust
Ο Geradeausfahrt
Ο Kurvenfahrt
Ο Rückwärtsfahren
Misslungenes Ausweichmanöver gegenüber:
Ο Auto
Ο Fahrrad
Ο Fußgänger
Ο Hund (anders Tier)
Ο Stehendes Hindernis
Ο Ohne Ausweichmanöver
Ο
Ο
Ο
Ο
Ο
Unkontrolliertes Fahren
SchlechteSicht (Dunkelheit/Regen)
Müdigkeit
Bremsen
Kunststück
Wie lange dauerte die Behandlung?
Ο Einige Tage
Ο 1-2 Wochen
Ο 2-3 Wochen
Ο 3-4 Wochen
Ο 4-8 Wochen
Ο Mehr als 2 Monate
Wie lange dauerte die Krankschreibung?
......Tage
Ist Ihre Erwerbsfähigkeit noch heute eingeschränkt?
Ο Nein
Ο Ja
Ο Berufswechsel in Folge des Unfalls
Ο Arbeitslos in Folge des Unfalls
Haben Sie noch Schmerzen?
Ο Nein
Ο Ja
Ο Bei starker Belastung
Ο Bei mäßiger Belastung
Ο Bei leichter Belastung
Ο Bei normalen Alltagsbewegungen
Ο In Ruhe
Haben Sie in Folge der Verletzung finanzielle Zuwendungen von einer Versicherung bekommen oder diese
in Aussicht?
Ο Ja
Ο Nein
b.w.⇒
113
Nehmen Sie noch schmerzstillende Medikamente?
Ο Ja
Ο Nein
Haben Sie eine Funktionseinschränkung durch die vorangegangene Verletzung?
Ο Nein
Ο Ja
Wie lange sind Sie nach dem Unfall nicht Inline-Skates gefahren?
Ο .......Wochen
Ο Bin noch nicht wieder gefahren, habe es jedoch vor.
Ο Möchte nicht mehr Inline-Skaten.
Wie schätzen Sie Ihr Fahrkönnen jetzt ein? (Bitte Ankreuzen)
Sehr gut
Gut
Mittelmäßig
Mäßig
schlecht
Keine Erfahrung
Wie ist Ihre Bremstechnik jetzt?
Ο T-Technik mit quergestelltem Fuß
Ο Drehtechnik
Ο Stopper
Ο Festhalten
Ο Fall/Sturz
Ο Keine
Hat sich Ihre Bremstechnik verbessert? Wie schnell können Sie jetzt anhalten?
Ο Sofort und sicher, aus jeder Geschwindigkeit
Ο Wenig Probleme, bis 5 m Bremsweg
Ο 5 – 10 m Bremsweg
Ο Mehr als 10 m Bremsweg
Ο Konnte nicht bremsen
Wo tragen Sie heute Schoner? (Mehrfachnennungen)
Ο Knie
Ο Hand
Ο Ellenbogen
Ο Kopf (Helm)
Ο nirgendwo, weil:
Ο
Ο
Ο
Ο
Ο
Ο
hatte keine
vergessen
zu unbequem
passiert doch nichts
sieht nicht gut aus
zu teuer
Wie häufig sind Sie nach dem Unfall gestürzt?
Ο Kein Sturz
Ο Ein weiters Mal gestürzt
Ο Mehrmals gestürzt
Waren Sie nach diesem Unfall noch mal wegen einer anderen Verletzung beim Inline-Skaten in ärztlicher
Behandlung?
Ο Nein
Ο Ja, ........... Mal
Würden Sie das Angebot einer Schulung wahrnehmen?
Ο Ja
Ο Nein
Sind Sie inzwischen Mitglied in einem Verein/ Haben Sie eine Schulung mitgemacht?
Ο Vereinsmitglied
Ο Schulung
Ο nein
114
2. Meßblatt für Obere Gliedmaßen (nach der Neutral-0-Methode)
Schultergelenke:
Rechts
Links
Arm seitw./körperw. (Abb. 1)
Arm rückw./vorw. (Abb. 2)
Arm ausw./ einw.drehen (Oberarm
anlegend) (Abb. 3)
Arm ausw./ einw. (Oberarm 90° seitw.
abgeh.) (Abb. 4)
Ellenbogengelenk:
Streck./Beugg. (Abb. 5)
Unterarmdrehung:
ausw./einw. (Abb. 6)
Handgelenke:
handrückenw./hohlhandw. (Abb. 7)
ellenw./speichenw. (Abb. 8)
Fingergelenke:
Abstände in cm:
II
III
IV
V
II
III
VI
V
Nagelrand
/quere Hohlhandfalte (Abb. 9)
Nagelrand
/verl. Handrückenebene (Abb. 10)
Daumengelenke:
Streckung/Beugung:
Grundgelenk
Endgelenk
Abspreizung (Winkel zwischen 1. und
2. Mittelhandknochen)
In der Handebene (Abb. 11)
0
0
Rechtwinklig zur Handebene (Abb. 12)
0
0
Ankreuzen, welche Langfingerkuppen mit der Daumenspitze erreicht
werden können
Handspanne:
Größter Abstand in cm zwischen
Daumen- und Kleinfingerkuppe
Umfangmaße in cm:
(Hängender Arm)
15 cm ob. äußerem Oberarm-Knorren
Ellenbogengelenk
10 cm unt. äußerem OberarmKnorren
Handgelenk
Mittelhand (ohne Daumen)
Armlänge in cm:
Schulterhöhe/Speichenende
Stumpflänge in cm:
Schulterhöhe/Stumpfende
Äuß. Oberarmknorren/Stumpfende
II
III
IV
V
II
III
IV
V
115
3. Meßblatt für Untere Gliedmaßen (nach der Neutral-0-Methode)
Hüftgelenke:
Strecken/Beugen (Abb. 1)
Abspreizen/Anführen (Abb. 2)
Hüftgelenk gestreckt
Abspreizen/Anführen (Abb. 3)
Hüftgelenk um 90°gebeugt
Auswärtsdrehen/Einwärtsdrehen (Abb. 4)
Hüftgelenk um 90° gebeugt/Rückenlage
Auswärtsdrehen/Einwärtsdrehen (Abb. 5)
Hüftgelenk gestreckt/Bauchlage
Kniegelenke:
Strecken/Beugen (Abb. 6)
Obere Sprunggelenke:
Heben/Senken der Fußspitze (Abb. 7)
Hintere Kammer d. unteren Sprunggelenke:
subtalare Bewegung (Abb. 8)
in Bruchteilen normaler Beweglichkeit
Vorfußdrehung nach innen:
bei festgestellter Ferse (Abb. 9)
in Bruchteilen normaler Beweglichkeit
Vorfußdrehung nach außen:
bei festgestellter Ferse (Abb. 10)
in Bruchteilen normaler Beweglichkeit
Zehenbeweglichkeit:
Zehenbeweglichkeit:
in Bruchteilen normaler Beweglichkeit
Umfangmaße in cm:
20 cm oberhalb innerer Kniegelenkspalt
10 cm oberhalb innerer Kniegelenkspalt
Kniescheibenmitte
15 cm unterhalb innerer Kniegelenkspalt
Fessel
Knöchelgabel
Rist über Kahnbein
Vorfußballen
Beinlänge in cm:
vorderer/oberer Darmbeinstachel/
Außenknöchelspitze
Stumpflänge in cm:
Sitzbein/Stumpfende
innerer Kniegelenkspalt/Stumpfende
rechts
links
116
4. Meßblatt für die Wirbelsäule (nach der Neutral-0-Methode)
Halswirbelsäule:
Vorneigen/Rückneigen
(Abb. 1 )
Seitneigen re. / li.
(Abb. 2)
Drehen
(Abb. 3 )
re. / li.
Kinnspitzen-Schulterhöhenabstand
bei maximaler Drehseitneigung re. / li.
BWS und LWS:
Seitneigen re. / li.
(Abb. 4 )
Drehen im Sitzen re. / li.
(Abb. 5 )
Liegen /Jugulumabstand (cm)
(Abb. 6 )
Aktive Aufrichtung aus Rückenlage
Meßstrecke Liege - DF C7
Fingerbodenabstand (cm)
a) OTT
Meßstrecke DF C7 30 cm caudal
(Abb. 7 )
b) SCHOBER
Meßstrecke DF S1 10 cm cranial
(Abb. 7 )
c) Meßstrecke 10 cm mit Mittelpunkt DF L1
(Abb. 7 )
Beckenschiefstand (cm) re. / li.
Seitverbiegung
Kyphose
Muskelverspannung
C1, C2, C3, C4, C5, C6, C7, T1, T2, T3, T4, T5, T6,
rechts
T7, T8, T9, T10, T11, T12, L1, L2, L3, L4, L5,
C1, C2, C3, C4, C5, C6, C7, T1, T2, T3, T4, T5, T6,
T7, T8, T9, T10, T11, T12, L1, L2, L3, L4, L5,
links
117
5. Veröffentlichungen
W. Schulze, S.A. Esenwein, Th. Ostermann, A. Gossel, G. Muhr
Verletzungen beim Inline-Skaten
50. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e.V.,
Baden-Baden, 1.-5.05.2002
W. Schulze, S.A. Esenwein, Th. Ostermann, A. Gossel, G. Muhr
Verletzungen beim Inline-Skaten
51. Jahrestagung der Norddeutschen Orthopädenvereinigung e.V.,
Essen, 14.-15.06.2002
W. Schulze, S.A. Esenwein, Th. Ostermann, A. Gossel, G. Muhr
Verletzungen beim Inline-Skaten
Deutscher Orthopädenkongress 2002
Berlin, 25.-28.09.2002
118
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Banas, M.P., Dalldorf, P.G., Marquardt, J.D.
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Bayer, E.
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BARMER Ersatzkasse, Wuppertal (Informationsbroschüre)
(Skizzen nach Fotos dieser Broschüre von Tatjana Shokun)
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125
8 Danksagung
Ich möchte mich bei Dr. med. Wito Schulze, Dr. med. Jens Richter, Thomas
Ostermann, Dr. med. Stefan A. Esenwein und Prof. Dr. med. G. Muhr für die
Ermöglichung dieser Arbeit und die fachliche Unterstützung bedanken. Ferner danke
ich meinen Eltern, meiner Schwester, Norbert, Eva, Gisela und Bärbel für die
Motivationsarbeit, die seelische Unterstützung in zähen Phasen der Arbeit und das
Korrekturlesen.
126
9 Lebenslauf
Name:
Geburtstag:
Religion:
Familienstand:
Staatsangehörigkeit:
Schulzeit:
Anja Barbara Gossel
25.12.1977, Mönchengladbach
röm.-kath.
ledig
deutsch
1984 – 88
1988 – 93
1993 – 97
1996
1997
kath. Grundschule Bäumchesweg,
Mönchengladbach-Rheydt
Gymnasium an der Gartenstraße,
Mönchengladbach-Rheydt
Bischöfliche Marienschule (Gym.)
Mönchengladbach
Teilnahme an der
„Deutschen Schülerakademie“
(Bildung und Begabung e.V.)
Abitur
Praktika:
01.04.96 – 12.04.96 Elisabeth-Krankenhaus Rheydt
(Gynäkologie)
16.06.97 – 05.10.97 Krankenhaus Neuwerk „Maria von den
Aposteln“ (Innere Medizin, Orthopädie)
22.12.97 – 01.03.98 Elisabeth-Krankenhaus Rheydt (Pädiatrie)
Studium:
WS 1997
Phillips Universität Marburg
(Humanmedizin)
seit SS 1998
Universität Witten/Herdecke
(Humanmedizin)
WS 2000
Physikum
WS 2001
1. Staatsexamen
09.01.02 – 08.06.02 Auslandssemester an der
„Linköpings Universitet“, Schweden
seit WS 02/03
studentischer Tutor im Untersuchungskurs
seit 2002
Aushilfsarbeit beim Roten Kreuz