inherne November 2004

Transcription

inherne November 2004
das Stadtmagazin
Ausgabe Nr. 10 November 2004
herne
Vom Lehrerzimmer ins
Rathausbüro
Film ab zum Happy End
Herne hat wieder ein Kino
100 Jahre ein Zuhause
Wohnungsverein feiert Jubiläum
Hernes neuer OB Horst Schiereck
im Interview
Special: Bürgerservice 2
Hotlines – Beratung – Adressen
Ein Stück mit Bootschaft
Zweite Premiere im Mondpalast
Treibt´s Ihr Haus zu bunt?
Thermografie – Energieverlusten auf der Spur
Heiße Aufnahmen für kühle Analysen
Wenn Mauern nicht fachgerecht gedämmt
wurden, sind Häuser echte Energieverschwender. Selbst energiesparende Heizanlagen retten da nicht mehr, was an Wärme
ungewollt und ungehindert nach draußen
dringt. Mit dem steigenden Energieeinsatz
wachsen auch die durch das Heizen verursachten Umweltbelastungen.
Kunden der Stadtwerke Herne können jetzt
in Fragen zum Wärmeverlust auf Nummer
Sicher gehen. Im Rahmen der Aktion
„Energieverlusten auf der Spur“ vermitteln
die Stadtwerke Herne ein einmalig günstiges Angebot: Thermografieaufnahmen zum
Sonderpreis.
2
herne
Ab 115,– Euro kosten die Aufnahmen, die
unbestechlich darüber Auskunft geben,
wo die Wärme verloren geht.
Mindestens zwei repräsentative Thermo–
grafieaufnahmen seines Gebäudes erhält
jeder Hauseigentümer, dazu eine digitale
Tageslichtaufnahme zum Vergleich und verschiedene Infomaterialien. Als Basis für eine
Fachberatung sind diese Aufnahmen ideal.
Anmeldeunterlagen für die Thermografieaufnahmen zum Sonderpreis und weitere
Informationen können Sie unter
02323/592-291 telefonisch anfordern.
Der Anmeldeschluss für die Thermografie ist
der 14.01.2005. Januar.
Intro
Editorial
Die vierte und fürs Jahr 2004 letzte Ausgabe unseres Stadtmagazins steckt voller
Überraschungen. Herne nämlich befindet
sich in diesem Herbst im Premierenfieber
und in Jubiläumsstimmung.
Mit einer rauschenden Party eröffnete die
Filmwelt, das neue, noble Kino, und beendete damit die fünfjährige cineastische
Abstinenzphase in unserer Stadt. Und der
Mondpalast in Wanne-Eickel feierte eine
umjubelte Uraufführung seines zweiten
Volkstheaterstückes – Die Senior-Ritas.
In Feierlaune ist auch der Herner Wohnungsverein, der im Januar auf 100 Jahre
erfolgreiche Wohnungspolitik blickt und
sich aus diesem Anlass ein neues, generationsübergreifendes Programm verpasst
hat. Und schließlich hat Herne einen frisch
ins Amt gewählten Oberbürgermeister:
Horst Schiereck, der aus der Stichwahl als
eindeutiger Sieger hervorging. Weshalb in
dieser inherne-Ausgabe vom ersten Bürger
dieser Stadt ebenso die Rede ist wie von
Kino, Mondpalast und Wohnungsbaugenossenschaft. Happy End also auf der
ganzen Linie?
Nein, nicht ganz. Denn die Krisen beim
Karstadt-Warenhauskonzern und im
Bochumer Opelwerk werfen bleierne
Schatten auf unsere Stadt. Mehr als 1000
Hernerinnen und Herner und ihre Familienangehörigen sehen einer beruflich
ungewissen Zeit entgegen. inherne hat
deshalb OB Schiereck zur Situation befragt
und nach den Chancen kommunaler Wirtschaftsförderung gefragt. Für grenzenlose
Euphorie gibt´s also keinen Anlass. Aber
für eine längerfristige Ermutigung auf eine
bessere Zukunft.
Zuletzt wollen wir in eigener Sache auf ein
weiteres Jubiläum hinweisen. Nachdem
Kollege Peter W. das Redaktionskollektiv
über neun Ausgaben hinweg glossiert und
mit Erfolg gebändigt hat, haben wir ab
sofort und bis auf weiteres einen neuen
Mann für die Letzte-Seite-Glossen-Rubrik.
Lars von der Gönna (LvG), WAZ-Redakteur und Kolumnist – und ein
Herner Kenner obendrein. Schließlich hat er einen Teil seines Volontariats in unserer Stadt absolviert.
In diesem Sinn wünscht Ihnen die
Redaktion eine weiterhin kurzweilige Lektüre. Und einen guten Start
ins neue Jahr.
Inhalt
Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
inside . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 - 5
Vorhang auf . . . . . . . . . 6 + 7
zum Happy End
Herne hat wieder
ein Kino
Die Mischung macht‘s . . . . 8
Kino für alle Generationen
Eine kleine KinoChronologie,
Unterhaltung und Service
unter einem Dach
Eine gute Woche fürs Revier. . . . . . . . . . . . . . 9
Locker-fröhliche Kinopremiere mit
rotem Teppich, Champagner –
und Currywurst, Filmwelt herne –
Zahlen, Daten, Fakten
Geh’n wir ins Grüne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
„Greens“ am Kino serviert Tapas
und Wein in spanischem Ambiente
Ein Stück mit Bootschaft . . . . . . . . . . . . . . . .11
„Mondpalast“ präsentiert zweite
Revier-Komödie – Großer Erfolg
im ersten Jahr
Silvester: Ball oder Fete? . . . . . . . . . . . . . . . 12
Impressum
Karten zu gewinnen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Two Hands Theatre
Das Familienleben des Bruder Horst . . . . . . 24
Ein Franziskaner wohnt unter den
Obdachlosen an der Buschkampstraße
Mir kommt kein Stinker mehr in . . . . . . . . . 25
die Garage!
Klaus Sonnenschein ist leidenschaftlicher Erdgas-Autofahrer
Auffällige Kinder so früh wie . . . . . . . . . . . 26
möglich fördern
Soziales Frühwarnsystem in 14
Wanner Kindertageseinrichtungen
entwickelt
Patienten aus ganz Deutschland . . . . . . . . . 27
Stadtmarketing Herne stellt mit einer
Broschüre den Gesundheitsstandort
Herne vor
Die Qualität muss stimmen . . . . . . . . . . . . . 29
St. Anna-Hospital investiert mit
„annavita“ in Vorbeugung, Wellness –
und die Zukunft
Illusionen aus der Düse . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Industriedesigner Mark Przybyla
zaubert mit Airbrusch-Pistole moderne
Märchen auf Polyester
Jobmaschine Wirtschaftsförderung . . . . . . . . 31
Rosige Zeiten für Rumble . . . . . . . . . . . . . . . .13
HipHop-Theater-Show siegt in Edinburgh
und will jetzt ganz Europa erobern
Startpunkt für ideenreiche und
innovative Unternehmen
Newsmix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 + 33
Das kleine deutsche Mädchen . . . . . . .14 + 15
Edith ist nicht mehr.
100 Jahre ein Zuhause . . . . . . . . . . . . . 34 – 37
Das war der Sommer. . . . . . . . . . . . . . . .16 + 17
Wohnungsverein Herne feiert Jubiläum
– Junge Familien im Blick
Ein Blick in die Geschichte
Vom Ende des Kirchturmdenkens . . . . . . . . 18
Von Schlaffis, Fettzies und Sporties . . . . . . 39
Unternehmen entdecken im Revier
– Erste Ausgabe des Ruhrgebietsführers aufgelegt
Bei den Powerkids der AOK purzeln
die Pfunde
Schlemmen wie der Dichterfürst . . . . . . . . . 19
Abends wird die Not zur Tugend - Das
KiJuPa und die Partylandschaft Herne
Verlosung: Kinokarten
Kiwi-Cartoon: Die universale Frage
Jetzt noch ein Ding in Marokko - Marvin
Schertel: vom Kellerverkäufer zum
Großhändler
Die Lieblings-CD: John Frusciante
Oder: Eine Rückkehr nach 65 Jahren
Ein poetischer Abend im GoetheRestaurant in Anwesenheit des
Herrn Geheimrates
Vom Lehrerzimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
ins Rathausbüro
Hernes neuer OB
Horst Schiereck
hat sein Amt angetreten
Wir müssen neue . . . . . . . . . . . 21
Arbeitsplätze schaffen
und bestehende sichern
Interview: OB Horst Schiereck
zur Lage von Karstadt und
Opel und den Chancen
kommunaler Wirtschaftsförderung
inSzene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 – 41
Bilderrätsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Rätselauflösung
Glosse
Special: bürgerservice folge 2
Entsorgung – Winterdienst – Laub –
Umwelt – Wasser – Stadtgrün –
Baumschützer – Öffentliche Ordnung
herne 3
inside
„Magische Tatzen“ bei Westfalia
Laute lernen leicht gemacht
I wie Interkulturelle Wochen
Professionelle Unterstützung hat sich der Handballverein Westfalia Herne nun auch für den
Spielfeldrand geholt. Bei den Heimspielen werden die Magic Paws Cheerleader für Stimmung
sorgen und die Zuschauer in den Auszeiten
unterhalten.
Laute lernen leicht gemacht: Endlich gibt es ein
Geschichtenbuch, das Kindern Spaß macht und
ihnen außerdem beim richtigen Aussprechen
von „Problemlauten“ hilft. Es stammt aus der
Ideenwerkstatt der Herner Logopädin Ute Gerresheim (Foto). Verfasst wurden die Stories von
dem Herner Autoren Hans Werner Piatek, die
Bilder dazu zeichnete der Herner Karikaturist
Torsten Kropp. Zu jeder Geschichte entwickelte
Gerresheim praktische Informationen für alle,
die mit Kindern sprachlich arbeiten, sowie witzig illustrierte, kopierfähige Arbeitsblätter mit
Ausmalbildern, Rätseln und Bewegungsspielen.
„Unser Ziel ist es, dass die Kinder über das
aufmerksame Hinhören zum innerlichen Mitmachen angeregt werden,“ sagt Ute Gerresheim,
die seit vielen Jahren als Sprachheilbeauftragte
der Stadt Herne arbeitet.
Im November laufen in Herne die 14. Interkulturellen Wochen. Noch bis Sonntag, 21.
November, hat das vom Ausländerbeirat zusammengestellte Programm einige interessante
Veranstaltungen zu bieten. So informiert etwa
der Afrika-Herne-Arbeitskreis am 16. November
über das neue Zuwanderungsgesetz, die SG
Friedrich der Große lädt am 17. November zum
sportiven Workshop für Frauen und Mädchen
ein. Gemeinsam mit der AWo richtet die SG am
Samstag, 20. November, ein Zuckerfest aus.
Die „Magischen Tatzen“ sind weit über die
Stadtgrenzen bekannt und gehören zu den besten Cheerleaderteams aus NRW. Mit Auftritten
wie z.B. bei der Weltmeisterschaft im American
Football oder auf dem Nürburgring haben sie
sich bereits einen Namen gemacht. Auch als
Grid Girls (Boxenluder) waren die Samtpfoten
schon unterwegs und sogar im Werbespot für
einen Textildiscounter zu sehen.
Zur Zeit bereiten sich die Magic Paws auf die
Heimspiele bei der Westfalia Herne vor. Das
Team besteht aus 25 jungen Damen, von denen
immer zehn an den Heimspieltagen zu sehen
sein werden.
www.magic-paws.de
Die Texte sind problemlos in den Familienalltag einzubauen: Sie lassen sich vereinfachen,
kürzen, teilen und dauern auch komplett vorgelesen nur wenige Minuten. Erschienen ist
das Werk, das sich für Erzieher in Kindergärten,
Grundschullehrer, Heil- und Sonderpädagogen
ebenso eignet wie für Eltern, im Verlag an der
Ruhr zum Preis von 19,50 Euro.
Für den Ausländerbeirat sind es die letzten
Interkulturellen Wochen. Das 25-köpfige Gremium feiert am Donnerstag, 18. November, sein
25-jähriges Bestehen – und seinen Abschied.
Denn am Sonntag, 21. November, sind alle
Hernerinnen und Herner ohne deutsche Staatsbürgerschaft aufgerufen, den Integrationsrat zu
wählen. Der setzt sich aus 15 Mitgliedern der
beiden Listen „Migrantenbündnis Herne“ und
„pro Integration“ sowie acht vom Rat der Stadt
Herne zu benennenden Mitgliedern zusammen.
Letztere verfügen dann auch über Stimmrecht.
Im alten Ausländerbeirat hatten drei Ratsmitglieder nur beratende Funktion.
www.herne.de
Stichwort „Wahlen 2004“
4
herne
„In“
in Herne
1. Für eine ganze Woche einen „Love-Seat“ im neuen
Herner Kino buchen
2. Einkaufen in Herne und Wanne-Eickel – aber nicht nur
in den Schnäppchenmärkten
3. Mit kreativen Ideen Weihnachtspartys organisieren,
die sich als absolute Renner erweisen
4. Bei Ebay seinen Geschäftssinn unter Beweis stellen
und eine gebrauchte Digitalkamera oberhalb des
Neukostenpreises verscherbeln
5. Sich mit seiner Großfamilie auf dem Weihnachtsmarkt treffen und Glühwein trinken, bis alle Herzen
leicht geworden sind
1. Null Ahnung von Hartz IV haben
2. Über das Fahrzeug-Design von Opel lästern
3. Ein anderes Handynetz haben als der Partner –
wird ganz schön teuer
4. Leute ohne Internet- und E-Mail-Anschluss, die
noch auf der „Briefe schreiben ist auch ganz schön“Schiene fahren
5. Bei einem Billigflieger buchen und anschließend im
Bordrestaurant mehr ausgeben, als der Flug bei der
Premiumlinie gekostet hätte
6. Bei der Bedienung des eigenen Handys versagen:
Wer für das Anwählen einer Nummer mehr als
20 Sekunden benötigt, verliert sein Gesicht
„Out“
in Herne
Kulturinitiative stellt sich neu auf
Gedränge an den Ständen
Selten nur noch trat die Kulturinitiative Herne
im ersten Halbjahr 2004 ins Rampenlicht. Der
gemeinnützige Verein fiel in erster Linie bei der
Förderung von „Tegtmeiers Erben“ auf. Das wird
sich nach dem Willen der Mitglieder, allesamt
Persönlichkeiten aus Industrie, Handel und
Gewerbe, jetzt ändern. Angestrebt wird eine
größere Wirkung in der Öffentlichkeit. Neben
dem Bewährten sollen nun auch „FlottmannsKabarett“, der Herner Kinder-Kultur-Sommer
(HERKULES), Klassik-Konzerte und Ausstellungen gesponsert werden. Auch eigene Projekte
wollen die Mäzene ins Leben rufen. So soll unter anderem dauerhaft ein hochrangiges
Europa-Konzert etabliert werden, das neben
dem Kulturgenuss auch ein repräsentatives,
gesellschaftliches Forum bietet.
Die schönste Zeit des Jahres beginnt am Montag,
22. November: Dann startet der Weihnachtsmarkt
in Herne, der Jung und Alt bis zum 23. Dezember
erfreuen will. Alle Jahre wieder präsentiert die IG
City vielerlei Attraktionen, die für Gedränge an
den Ständen sorgen sollen.
Vorsitzender bleibt der Industrielle Michael Benkert (Foto), dessen Unternehmen, die Deutsche
Benkert, Zigarettenpapier herstellt. Benkert ist
Liebhaber der Barockmusik und der gestaltenden Kunst. Einzelne Persönlichkeiten oder Unternehmen, Organisationen und Gruppierungen,
die sich um die Kultur in Herne verdient machen
wollen, können schon mit einem Jahresbeitrag
von 50 Euro dem engagierten Kreis beitreten.
Heile Welt der Poesie
„Heile Welt der Poesie“ - so lautet der Titel einer
Ausstellung von Glanzbildern im Emschertalmuseum Schloss Strünkede. Noch bis zum 27. Februar 2005 sind dort mehr als 300 Bögen jener
kunstvollen, kitschig-bunten und mit Gold- und
Silberglimmer versehenen Prägedruck-Kunstwerke zu sehen, die immer wieder und stets
2004 erwartet die Besucher: das größte transpor- aufs Neue die Herzen junger Mädchen und getable doppelstöckige Karussell der Welt auf dem standener Frauen höher schlagen lassen.
Robert-Brauner-Platz, 40 neu gestylte Hütten mit
Erzgebirgsartikeln, kulinarischen Genüssen und Großformatige und kleinteilige Motive beflügeln
sonstigem Weihnachtszauber, ein interessantes die Phantasie und wecken Erinnerungen an
Weihnachtsprogramm mit Musik und Gesang,
Zeiten, in denen Glanzbildchen Poesiealben
schmückten und Liebesbriefe zierten. Ein Ausmeisterliche Musik auf einer großen Verdi-Orgel
gespielt, eine Bimmelbahn, die Passagiere über stellungsbesuch ist auch deshalb lohnenswert,
weil der Betrachter alles über die Entstehung
den Boulevard kutschiert, und ein Streichelzoo
auf dem Robert-Brauner-Platz. Der Duft von Glüh- und Entwicklung der Glanzbildproduktion erwein und gebrannten Mandeln breitet sich schon fährt. Im Museumsshop an der Kasse kann man
vor dem eigentlichen Weihnachtsmarkt auf der
außerdem Glanzbildbögen und festliche TischBahnhofstraße aus: vom 18. bis 21. November
dekorationen kaufen. Und einen ebenso inforfindet der „Markt der guten Taten“ statt, an dem mativen wie schön anzusehenden Katalog.
für einen guten Zweck gesammelt wird.
Öffnungszeiten:
Mo - Sa 10.30 - 19 Uhr, So 13 - 19 Uhr,
am Totensonntag (21. November) erst ab 18 Uhr
Öffnungszeiten:
Di – Fr und So 10.00 bis 13.00 Uhr
und 14.00 bis 17.00 Uhr
Sa 14.00 bis 17.00 Uhr
Geschlossen: 24. – 26. Dezember, 31. Dezember 2004
und 1. Januar 2005
Kulturinitiative Herne e.V., Fachbereich Kultur,
(0 23 23) 16-23 16, kulturbuero@herne.de
herne 5
Vorhang auf zum Happy End!
Es lebe die „Filmwelt“
- Herne hat wieder ein Kino
Ende gut, alles gut: Seit dem 27. Oktober hat
Herne wieder ein Kino. Ein richtig schönes.
Mit der „Filmwelt Herne“ im Herzen der City
gewann die Stadt ein wichtiges Stück Lebensqualität zurück. Am Tag der Eröffnung schlug
die Stunde der Wahrheit. Und siehe da: Mehr
als 1000 Hernerinnen und Herner – jung und
alt - nahmen „ihr“ Kino in Besitz. Schauten,
staunten, fragten und versprachen: Wir kommen ganz bestimmt wieder. Vorhang auf zum
Happy End!
Versierter Macher mit Insiderwissen
Schon die ersten Anfänge der „Filmwelt“ in
Herne trugen Züge großen Kinos: Wie im Wirtschaftsthriller fahndeten Politik und Verwaltung
im Jahre 2000 nach der Pleite am Regenkamp
und der Schließung der Lichtburg nach risikobereiten Unternehmern, die die hollywoodfreie
Zone Herne in ein blühendes Kinoland verwandeln wollten. Mit der Filmfamilie Politt aus
6
herne
Recklinghausen kamen die ersehnten Retter ins
Spiel. Doch die Helfer in der Not konnten erst
nach Hitchcock-reifen Pleiten und Pannen ans
Werk gehen. Selbst den großen Unbekannten
gab es: Jochen Kuhnert, zweiter Geschäftsführer der Kino-Betriebe und erfahrener Filmkaufmann, war lange Zeit „Mister X“, der sich
schließlich der 25jährigen Geschäftsführerin
Mareike Politt als versierter Macher mit Insiderwissen zur Seite stellte.
Stolpersteine aus dem Weg
Mit der Grundsteinlegung 2003 begann der
Actionfilm: Eisenhart und zuverlässig wie Bruce
Willis zogen die Teams der Baufirma Wiemer &
Trachte gemeinsam mit 150 Bauhandwerkern
ihren Job durch, um alle Termine zu halten. Versprochen ist versprochen. Im Hintergrund räumte
eine geschlossene Koalition von Entscheidern
alle Stolpersteine aus dem Weg: Stadtwerke,
Stadtsparkasse,Wirtschaftsförderung und allen
voran der damalige Oberbürgermeister Wolfgang
Becker. Hinter den Kulissen und auf dem Bau
galt: Was nicht passt, wird passend gemacht.
Rekordverdächtig die Zeit, in der das Zehn-Millionen-Bauprojekt auf dem Gelände des ehemaligen Hallenbades hochgezogen wurde.
Happy-End mit viel Gefühl
Und dann die Eröffnung am 27. Oktober – liebenswertes Gefühlskino mit allen Zutaten für
ein tränenreiches Happy-End: Die süße Blonde
und der nette Zuverlässige haben es geschafft.
Beide durften ihr Hobby zum Beruf machen,
trotzten allen Widrigkeiten, scherten sich wenig
um Gerede, verwirklichten einen Traum. Am Premierenabend sind die Unkenrufe der üblichen
Verdächtigen vergessen. Als Geschäftsführerpaar treten Mareike Politt und Jochen Kuhnert
vor den lila Vorhang. Atemlos und aufgeregt
danken sie in ihr drahtloses Mikro. Der Tante,
der Bank, dem Architekten, dem Bürgermeister.
Yekta und Nagihan verkaufen Eis
Die ersten Eintrittskarten zeigen Lia, Lennart, Fabian und Rainer
Auf die Einladungskarten zur Premiere haben
sie geschrieben: Wir sagen JA. Wer will das an
diesem Abend nicht gerne glauben.
Ein Fels, auf den man bauen kann
Mareike und Jochen verneigen sich vor allem
vor einem, dem Vater Gert Politt, dem gutes
Kino alles bedeutet und der sich trotz vieler
Nackenschläge nicht unterkriegen lässt: Der
ehemalige Lichtspielkönig aus Recklinghausen
sitzt bei der Eröffnung wie ein freundlicher Pate
im Rollstuhl, zwei Wochen vor der Premiere hat
er sich den Fuß gebrochen. Ein Kinokönig ist
Politt nicht mehr, aber als Berater bleibt er der
nächsten Generation gern verbunden. Einer, der
da ist, wenn er gebraucht wird. Trotz Gips steht
Politt bei der Generalprobe wie ein Fels hinter
der Absperrung und lauscht auf die Gespräche
der ersten Besucher. Worüber meckern sie? Was
passt nicht? Politt hört fast nur Gutes, und der
Blutdruck darf sinken.
Premierengedränge an der Kinokasse
Gemeinsam alles richtig gemacht
Allen Grund hat er, sich im Premierentrubel
zurückzulehnen und die Gäste seiner Tochter
Zigarre schmauchend bei Laune zu halten. Alles
haben sie gemeinsam richtig gemacht. Geld beschafft, die Termine gehalten, ein schönes Kino
gebaut, 40 Arbeitsplätze geschaffen. Sechs
einladend eingerichtete Kinosäle warten auf Besucher. Bequem sind die Sitze mit Cupholdern
und viel Beinfreiheit, kuschelig die Love-Seats
ohne störende Zwischenlehne, modern ist die
Technik. Eisverkäufer schwenken Schokoladeneis, die Naschtheken sind gut bestückt und
appetitlich. Parkplätze gibt es zuhauf, Bus und
U-Bahn halten in der Nähe. Die Preise liegen
unter denen in Bochum, Dortmund und Essen.
Und nebenan gibt es Kneipen, wo nach dem
Filmspaß das Bier richtig gut schmeckt. Zur Eröffnung feiern sie ein fröhliches Fest und bieten
den Hernern die attraktivsten Filme, die sie kriegen konnten. Richtige Kracher sind nicht dabei,
doch dafür können die Politts wirklich nichts.
Kai Bochner legt den ersten Film ein
Große Auswahl an der Naschtheke
So lange leben wie die Lichtburg
Aus der Glasscheibe an der Rückwand des
Kinosaals 5 blickt einer auf die voll besetzten
Sitzreihen, lauscht den Lobreden und verdrückt
eine Träne: Kai Bochner (34) ist Filmvorführer
in der „Filmwelt“ und er war es 8 ½ Jahre in der
„Lichtburg“, bis dieses legendäre Kino seine
Tore schloss. Die kinofreie Zeit überbrückte er
mit einer Gärtnerlehre. Als die „Filmwelt“ einen
Vorführer suchte, bewarb er sich – Jochen Kuhnert nahm ihn an Bord. Fast ehrfürchtig hegt
Bochner die sechs Vorführmaschinen („In der
Lichtburg hatten wir Lokomotiven, hier haben
wir Raumschiffe“) und beschützt die riesigen
Filmspulen vor DVD-Piraten. Bochner, ein Kinofan mit Leib und Seele, ist wieder zuhause angekommen. Am Eröffnungstag hat er nur einen
Wunsch: „Dass die Filmwelt so lange lebt wie
die Lichtburg, - nämlich über 100 Jahre.“
Susanne Schübel
Film ab: Mirja und Julia staunen
herne 7
Die Mischung macht’s
Kino für alle Generationen – wie die „Filmwelt“ zum
Erfolgsmodell werden will
Den Himmel der Kinokönige kennt er schon:
Viele Jahre hat Jochen Kuhnert, der neue Geschäftsführer der Filmwelt in Herne, in Freiburg
gearbeitet. In der größten Kinostadt Deutschlands löst jeder Einwohner mindestens sieben
Mal pro Jahr eine Eintrittskarte – ein Paradies
für jeden, der ein Lichtspielhaus betreibt. Der
bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 1,8
Kinobesuchen jährlich. Wenn jeder Herner
einmal pro Jahr ins Kino geht, haben wir gewonnen, sagt der 37jährige, der Anfang der
90er Jahre sein BWL-Studium an den Nagel
hängte, um als Betriebs- und Distriktleiter in
der Großkino-Welt von UCI und Cinemax Karriere zu machen. In Herne arbeitet Kuhnert mit
seiner Geschäftspartnerin, der 25jährigen BWLStudentin Mareike Politt, erstmals selbständig
und auf eigene Rechnung. inherne sprach mit
Mareike Politt („Ich liebe es sehr, im Kino zu
weinen“) und Jochen Kuhnert („Ich bin der absolute Tarantino-Fan.“) über ihre Pläne für die
Filmwelt Herne.
inherne: Sie führen den Kinobetrieb gemeinsam. Wie haben Sie die Aufgaben verteilt?
Jochen Kuhnert: Ich führe die Verhandlungen
mit der Gastronomie, den Lieferanten und trage
die Personalverantwortung für unsere 40 Mitarbeiter. Mareike Politt kümmert sich um Marketing und die Gestaltung des Hauses.
inherne: Von welchen Filmen versprechen Sie
sich den größten Erfolg?
Jochen Kuhnert: Da gibt es kein Pauschalrezept. Wer hätte gedacht, dass „Traumschiff
Surprise“ ein solcher Erfolg werden würde?
Erfolg hat viel mit Mund-zu-Mund-Propaganda
zu tun, auch mit einem erfolgreichen Medien-
marketing. In jedem Fall kommt es bei unseren
sechs Kinosälen auf die richtige Mischung an.
Wir werden von Donnerstag bis Mittwoch 15
verschiedene Filme zeigen, - da ist wirklich für
jeden etwas dabei.
inherne: 2003 war hinsichtlich der Besucherzahlen das schlechteste Jahr in der Kinogeschichte überhaupt. Wie wollen Sie diesem
Trend entgegenwirken?
Jochen Kuhnert: Der Jahrhundertsommer
2003 war grausam für die Kinos. 2004 sind
die Zahlen wieder angestiegen. Drei Faktoren
bestimmen den Kinoerfolg: das Wetter, das
Filmangebot und das, was das Kino selbst
bietet. Wir haben hier ein tolles Haus, eine
Super-Spielstätte. Die Filme, die demnächst
herauskommen, werden zu steigenden Besucherzahlen führen.
inherne: Werden Sie um die Filme Events
bauen?
Mareike Politt: Auf jeden Fall. Wir wollen Previews heranholen. Wir wollen Schauspieler
einladen, - so wie es früher war, als Schauspieler zu ihrem Publikum in die Kinos kamen.
Denkbar wären Filmparties vor und nach dem
Film, zum Beispiel mit Kostümen wie bei „Star
Wars“ oder „Harry Potter“. Möglich sind auch
Malwettbewerbe für Kinder, einfach alles, was
mit dem Thema Kino und Film zu tun hat. Wir
werden da viel Phantasie entwickeln.
inherne: Wer ist Ihr Zielpublikum?
Jochen Kuhnert: Für uns ist es nicht nur wichtig, Kinofans in unser Haus zu locken, sondern
auch die Leute zu erreichen, die sonst vielleicht
nicht ins Kino gehen. Bei der Eröffnung waren
einige ältere Herrschaften hier, die einen Blick
in unser Haus geworfen haben. Da wollen wir
am Ball bleiben. Warum sollen wir nicht einmal
einen Film mit Kaffee und Kuchen anbieten?
Wir möchten Schwellenängste abbauen, wir suchen Kooperationen. Mit dem „Filmforum“ der
VHS ist bereits eine Zusammenarbeit vereinbart, weitere sind jederzeit willkommen.
inherne: Kann man das Kino auch für private
Zwecke mieten?
Mareike Politt: Alles ist möglich. Wir haben in
unseren Kinos viel erlebt: Heiratsanträge vor
400 Leuten oder Menschen, die ein ganzes
Kino mieteten, um darin mit der Freundin den
Film noch einmal zu sehen, bei dem sie sich
kennengelernt haben. Wir bieten unsere Räumlichkeiten für Veranstaltungen von Firmen an,
wir sind multimedial mit Beamer ausgerüstet.
Konzerte sind denkbar, und natürlich gibt es
bei uns auch die Möglichkeit, Kindergeburtstage zu feiern, bei dem die Kids auch einen Blick
hinter die Kulissen werfen können.
inherne: Trotz Naschtheke haben Sie den Eisverkäufer wieder eingeführt. Warum?
Jochen Kuhnert: Das ist ein Service des klassischen Kinos, der von den Besuchern sehr
geschätzt wird. Außerdem ist der Verkauf eine
wichtige Einnahmequelle, denn von der eigentlichen Kinokarte bleibt beim Kinobetreiber wenig
hängen. Die Verleihmietensätze sind sehr hoch,
die Filmförderabgaben auch, die Gema-Kosten.
Beim Kinobetreiber bleiben höchstens 40 Prozent von jeder Eintrittskarte. Bei Top-Filmen zum
Beispiel verlangen die Verleiher 53 Prozent.
inherne: Vielen Dank für das Gespräch.
Eine kleine Kino-Chronologie
Unterhaltung und Service unter einem Dach
2000
Das Regenkamp-Vorhaben
scheitert, die Lichtburg
schließt ihre Pforten
Der Gebäudekomplex am Berliner Platz ist nicht nur die Heimat des neuen Herner
Kinos. In das Haus mit der attraktiven Glasfassade werden bis zum Jahresende
2004 auch zentrale Service- und Dienstleistungsangebote für die Herner Bevölkerung einziehen. Das gesamte Grundstück des ehemaligen Hallenbades umfasst
3.700 qm. Die Nutzfläche für Büros und Gastronomie ist rund 3.000 qm groß. Bauherr und Vermieter des 10-Millionen-Euro-Projekts sind die Stadtwerke Herne. Mehr
als 75 Prozent der Bürofläche ist bereits fest vermietet.
2001
Rat beauftragt Verwaltung
und Wirtschaftsförderung,
Chancen für ein Kino auf
dem Hallenbad-Gelände
abzuklären.
Ende 2002
Grünes Licht für Kinokonzept von Sparkasse,
Stadtwerke und WfG, Familie Politt bietet sich als
Betreiber an
8
herne
Dezember 2002
Rat verkauft HallenbadGrundstück an Stadtwerke
November 2003
Baufirma Wiemer & Trachte
erhält Zuschlag für 10-MioEuro-Projekt
Februar 2004
Grundsteinlegung
Neue Domizile
Juni 2004
Richtfest
• die TGG-Gastronomie „Greens“ (ab 30. Oktober)
• das Beratungszentrum der Stadtwerke Herne (ab 6. November)
• das Immobilienzentrum der Stadtsparkasse (ab 4. Dezember)
• der Fachbereich Öffentliche Ordnung (ab 13. Dezember).
Oktober 2004
Eröffnung der „Filmwelt
Herne“
Die Koffer sind gepackt. Einzugsbereit für ihre neuen Räume am Berliner Platz sind:
Eine gute Woche
fürs Revier
Locker-fröhliche Kinopremiere mit rotem
Teppich, Champagner – und Currywurst
Joachim Kròl (links) betritt den roten Teppich
Er war bewegt, der Mann.
„Das ist eine gute Woche fürs Revier“, rief Joachim Kròl den Premierengästen bei der Eröffnung der „Filmwelt“ am 27. Oktober zu: „Dortmund hat gewonnen, Bochum hat gewonnen
und Herne bekommt ein Kino!“ Der gebürtige
Herner – ein wirklicher TV- und Filmstar - war
nicht nur als Promigast des Abends erschienen,
sondern als alter Freund der Kinofamilie Politt:
„Gert Politt, dem Begründer des Filmfests in
Lünen, habe ich die schönsten Kinostunden
meines Lebens zu verdanken. Politt ist einer,
der dafür gerade steht, dass auch hier in Herne
nur gutes Kino ins Kino kommt“. Dafür erntete
der beste „Commissario Brunetti“ der Welt
dankbaren Applaus.
Gedrängel um die besten Plätze
750 Gäste drängelten sich bei der Kino-Premiere um die besten Plätze, dabei hätten die Filmwelt-Geschäftsführer Mareike Politt und Jochen
Kuhnert noch viel mehr Namen auf die Gästeliste setzen können. Immer wieder wurden sie um
Einladungskarten bestürmt, - umsonst! Empfangen wurden die Besucher von gleißendem
Scheinwerferlicht und einem roten Teppich. Ein
Hauch von Glamour in Herne - wann hat es das
zuletzt gegeben?
Zöpfchen und Schlangenleder-Imi
Die superlockere, fröhliche Feten-Atmosphäre
des Abends zauberte Edel-Gastronom und
Revier-Original Detlef Przybyla („Purzel“)
aus Essen, ein alter Freund der Familie Politt.
Zwanglos kombinierte der Mann mit grauem
Zöpfchen und braun schimmerndem Schlangenleder-Anzug („Alles Imitation!“) Champagner, Currywurst und Erbsensuppe. An den
Kinotheken servierte die „Filmwelt“ süßes
Popcorn und scharfe Nachos, Bier, Wein und
Softdrinks nonstop, - hungrig und durstig ging
da niemand nach Hause.
Der Zipfel des Abends
Auch RTL-Camper Willy Thomczyk nicht, der
mit Söhnchen Tim-Willi und Ehefrau Stephanie
dem neuen Kino seine Aufwartung machte.
Tim-Willi trug stolz den Zipfel des Abends, - die
Original-Zwergenmütze des neuen Otto-Films
„Sieben Zwerge“, die der prominente Papa am
Vorabend von der Weltpremiere aus Köln mitgebracht hatte.
Hoffnung trug Hut
Die auffälligste Kopfbedeckung der Fete
schmückte das kluge Köpfchen von SPD-Hoffnung Michelle Schumann. Sie erzählte allen
von ihrem Sieg bei einem Wettbewerb für Nachwuchs-Rhetoriker in Berlin, der ihr sogar eine
Erwähnung im „Spiegel“ eingebracht hatte.
Durch ihr knallrotes Hütchen (eine Reminiszenz
an den Momper-Schal?) war sie überall zu erkennen, - zu einem Glas Champagner verhalf
ihr das Accessoire nicht. „Wo habt Ihr denn die
Brause her?“ fragte Schumann in die Runde,
- an den Tabletts mit dem Begrüßungsdrink war
sie einfach vorbeigestürmt.
Beim Schampus zum „Du“
So etwas kann Christian Stratmann nicht passieren. Der unverwechselbare Prinzipal des
„Mondpalasts“ trägt natürlich weiterhin „Stratmann pur“. Konkurrenz ist für sein Haus das
Kino nicht, viel eher eine wichtige Ergänzung
im kulturellen Leben der Stadt. „Ich bin ein
echter Kinofan,“ outete sich der erfolgreiche
Theatermann im Gespräch mit Presseamt-Chefin Jutta Daniel und Revierpark-Chef Burckhard
Schilling, die – beschwingt durch die unermüdlich aufspielende „Rock’n Roll Machine“ aus
Düsseldorf – bei einem Gläschen Schampus
zum „Du“ übergingen.
Willi Thomczyk und Sohn
Promiwirt „Purzel“
Logenplätze: Jochen Kuhnert und Mareike Pollit
Michelle Schumann (vorn) mit rotem Hut im Getümmel
Filmwelt Herne
Zahlen, Daten, Fakten
6 Säle
900 Plätze
2 Gastronomietheken
40 Mitarbeiter
größter Saal: Kino 5 mit 280 Plätzen
Kinotag: Dienstag (Eintritt 4 Euro)
Benötigte Zuschauer pro Jahr: 170.000
Innenarchitektin: Elke Schwarz, Mülheim
Geschäftsführung: Mareike Politt,
Jochen Kuhnert
Filmwelt Herne
Berliner Platz 7 – 9
44629 Herne
Kartenreservierung: (0 23 23) 14 77 70
www.filmwelt-herne.de
Schilling ( links) trifft Stratmann
herne 9
Tortilla, Gambas und Serrano-Schinken
Ein Blick auf die Speisekarte lässt den Liebhabern mediterraner Spezialitäten das Wasser
im Munde zusammenlaufen: Tortilla, Gambas,
Pfahlmuscheln, verschiedene Serrano-Schinken,
gefüllte Paprika und Schafskäse machen die
Wahl zur Qual. Attraktiv ist auch die Weinkarte
mit einer großen Auswahl von offenen Weinen.
Das Preisniveau ist bürgerlich. „Bezahlbare Qualität“ heißt das im TGG-Sprachgebrauch.
Geh’n wir ins Grüne!
„Greens“ am Kino serviert Tapas und Wein in spanischem Ambiente
Bananenbäume, Leder, Holzboden und die Farben Spaniens – das ist „Greens“, die neue Gastronomie neben dem Kino. Im Restaurant und auf
der Terrasse möchte Ulrich van Dillen, Chef der
TGG Herne, seine Gäste mit Tapas, den leckeren
Kleinigkeiten aus Spaniens Küche, gutem Wein
und iberischen Spirituosen verwöhnen: „Unser
Zielpublikum sind natürlich die Kinobesucher,
aber auch Spanienfans und alle, die mediterraner Atmosphäre genießen möchten.“
10
herne
70 Plätze auf der Terrasse
Der neue Treff verfügt über 100 Plätze im Restaurant und 70 Plätze auf der Terrasse mit Blick
auf Kulturzentrum und Sparkasse. Geöffnet hat
das Restaurant von Sonntag bis Donnerstag
täglich von 12.00 Uhr bis 1.00 Uhr nachts, freitags und samstags von 12.00 Uhr bis 3.00 Uhr
morgens – natürlich mit durchgehender Küche.
Fünf Fachkräfte fanden im „Greens“ einen neuen Arbeitsplatz.
Konzertnacht und Gourmet-Markt
Mit der Eröffnung des „Greens“ möchte Ulrich
van Dillen die Zusammenarbeit mit den CityGastronomen verstärken. Zu seinen Wunschpartnern gehört nicht nur das Kino und die
TGG-eigene Kneipe „Zille“ im Kulturzentrum,
sondern auch die In-Treffs „Nils“ und „Cafehaus“. Alle vier bis fünf Wochen, so van Dillen,
könnten gemeinsame Aktionen stattfinden.
Zum Beispiel ein Abend, an dem in jeder Gaststätte eine andere Band spielt. Besucher kaufen
eine Karte, haben damit überall Eintritt. Endlich
möchte van Dillen auch einen „Gourmet-Markt“
nach dem Vorbild Dortmunds und Bochums auf
dem Rathausvorplatz eröffnen: „Wir müssen zusammenstehen, um die Leute am Ort zu halten.“
Greens, Berliner Platz 3
Tel. (0 23 23) 95 53 11
Ein Stück mit Bootschaft
„Mondpalast“ präsentiert zweite Revier-Komödie –
Großer Erfolg im ersten Jahr
Der legendäre „Summer of Love“ dauerte von November 1965 bis zum Januar 1967. Wer damals
über 20 Lenze zählte und vom Lebensstil der Hippies begeistert war, trägt heute Stützstrümpfe,
schiebt eine Gehhilfe vor sich her und ist stolz auf die 90 Prozent im Behindertenausweis. Die
Blumenkinder von gestern sind die Greise von heute. Was aber auch bedeutet: Diese Alten stehen
eher auf Jimmi Hendrix, The Beatles und The Byrds als auf Marianne und Michael.
Was macht sie heute, die damalige BeatGeneration? Haben die Flower-Power-Leute
von damals ihre Träume verwirklicht, lassen
sie mal die „Tüte“ rumgehen, praktizieren sie
freie Liebe? Diese krassen Überlegungen müssen Siggi Domke durch den Kopf geschossen
sein, als er „Die Senior-Ritas“ für Stratmanns
„Mondpalast“ schrieb: Im Wanner Hafen am
Rhein-Herne-Kanal liegt der alte Kahn „Rita“ vor
Anker, bewohnt von Mia Liebchen (Ute Schütgens). Ihr netter Sohn (Thomas Heiser) und ihre
zickige Schwiegertochter (Maewa Ferstl, Bild
oben links) wollen das gute, aber in die Jahre
gekommene Erbstück versilbern und die Mutter
aufs Altenteil abschieben. Doch Mia und ihre
resolute Busenfreundin Hannelore Schnell (Annette Weitzmann, Bild oben rechts) lassen sich
nicht verschaukeln, im Gegenteil: Sie wollen es
noch mal wissen. Per Kontaktanzeige laden sie
sich vier mehr oder weniger rüstige Rentner aufs
Boot ein und lassen den „Sommer der Liebe“
neu aufleben: mit WG-Flair, freier Liebe und
nostalgischen Beat-Songs.
Aufgedrehte Rentner
Das Stück hält, was der „Mondpalast“ verspricht: Ruhrgebietskomik pur, eine Portion
Herbert Knebel (den Autor Sigi Domke sozusagen mitbegründete), ein bisschen Tegtmeier,
eine Prise Atze Schröder. Martin Zaik zeigt eine
frappierende Ähnlichkeit mit Willi Thomzcyk, als
der noch die Haare länger trug. Das Ensemble
beherrscht sein Handwerk glänzend. Beeindruckend wie Annette Weitzmann mit ihrem flotten,
frechen Mundwerk, ihrer Gestik und ihren Bewegungen eine aufgedrehte 60-Jährige quasi
parodiert. Über allem glänzt die Aura der jungen
Maewa Ferstl, der Julia aus dem ersten Stück.
Wundervoll schnippisch spielt die Absolventin
der renommierten „Scuola Teatro Dimitri“ die
Erbschleicherin, auch wenn man ihr die plötzliche Wandlung zum Schluss kaum abnimmt.
Jede Menge Schenkelklopfer und Gags à la
„Wenn einer nicht zu seiner Glatze steht, dann
steht ihm gar nichts mehr.“ Wer auf diese Sorte
Komik steht, der darf befreit auflachen.
Demnächst auch im TV
Welche Strategie Stratmann verfolgte, als er
„Die Senior-Ritas“ in Auftrag gab, ist die Frage:
Wollte er mit seinem zweiten Stück die Generation der Älteren heranlocken, nachdem „Ronaldo und Julia“ vielleicht doch eher die Jüngeren
anspricht? „Die Komödie richtet sich nicht an
ein älteres Publikum“, sagt der Prinzipal selbst.
Eine Analyse der Mondpalast-Besucher bringt
zutage: „Überraschend viel junge Leute wollten
sich unterhalten lassen Das gesetztere Alter bildet noch eine Marktlücke.“
28 Prozent des Publikums sah überhaupt zum
ersten Mal ein Theater von innen. Das Städte
übergreifende Marketing trägt Früchte: Nur
jeder Fünfte ist Herner, der Rest rekrutiert sich
aus dem Revier. Stratmann, der bei jeder Vorstellung das Publikum persönlich begrüßt, ist
selbst überrascht: „Diesen großartigen Erfolg
konnte man vor zehn Monaten nicht vorhersagen. Für das Ruhrgebiet und das Privattheater
ist unsere Leistung einmalig – wir haben einen
guten Riecher gehabt.“ 350 bis 400 Zuschauer
lassen sich im Schnitt in der Wilhelmstraße
verzaubern. In einem 500-Sitze-Theater, das
für Stratmann ein wenig zu groß dimensioniert
ist. Aber auch die freien Plätze sollen sich noch
weiter füllen. Vielleicht hilft Fernseh-Präsenz:
Demnächst soll es eine TV-Fassung geben
– ganz wie beim Ohnsorg-Theater oder dem
Komödienstadl.
Repertoire-Theater
„Der Mondpalast soll Repertoire-Theater werden“, erläutert Thomas Rech, künstlerischer
Leiter und Regisseur der bisherigen beiden
Stücke, die Vorhaben des Managements. Was
bedeutet: Mehrere Stücke laufen nebeneinander, der Besucher soll die Qual der Wahl haben.
Der Anfang ist gemacht: im Wechsel werden
eine Woche „Julia & Ronaldo“, eine Woche „Die
Senior-Ritas“ präsentiert. Die Nachfrage nach
dem Erstling ist noch nicht abgeebbt: „Ronaldo
und Julia ist noch lange nicht abgespielt“, so
Rech, „im Gegenteil, das Stück ist schon jetzt
ein Klassiker.“
Der Klassiker wie auch die neue Komödie stammen aus der Feder von Sigi Domke („Freunde
der italienischen Oper“), der seinem neuen
Werk gar eine „Bootschaft“ unterstellt, allerdings vielsagend mit zwei O geschrieben: „Es
ist nie zu spät, seine Träume zu verwirklichen“,
lautet die Message. Einer hat seinen Traum verwirklicht: Christian Stratmann. Und ganz Herne
freut sich mit ihm, der Mondpalast hat sich endgültig etabliert.
Horst Martens
Karten in jeder Vorverkaufsstelle oder
telefonisch unter (0 23 25) 58 89 99
www.mondpalast.com
herne 11
Silvester: Ball oder Fete
Bei der Suche nach der geeigneten Silvester-Party macht es die
städtische Tochtergesellschaft TGG
ihren Gästen nicht leicht! Aus vier
verschiedenen Arrangements gilt
es zu wählen. Eins haben alle Angebote gemeinsam: leckere Speisen, anregende Getränke, beste
Unterhaltung und Flair.
Drei Dauerbrenner stehen auch
zur Jahreswende 2004/2005 auf
dem Programm: der große Silvesterball im Kulturzentrum mit
„Silvias Partyband“ und den „Legal
Eagles“, das zwanglose Abfeiern
in der „Zille“ mit DJ Jürgen Kahre
und die Open-House-Party im
Parkrestaurant und Treppchen mit
„Ella y Ellos“ und der Party-Band
„Two-Night“. Der Newcomer: TGG-
Geschäftsführer Hans Ulrich van
Dillen lässt jetzt aber auch in der
beliebten Mondschänke feiern
- mit Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann, einem SilvesterMenü und einem Nacht-Büfett im
Foyer mit Disco und Tanz. Perfekt
abgerundet wird der Jahreswechsel durch den Besuch des neuen
Mondpalast-Stückes „Senior-Ritas“. Wer sich den Nachhauseweg
nach einer schwungvollen Nacht
ersparen möchte, sollte das günstige Übernachtunangebot des Parkhotels mit Neujahrsbüfett nutzen.
Reservierung & Karten
Silvesterball im Kulturzentrum
(0 23 23) 16-23 45
Open-House-Party im
Parkrestaurant und Treppchen
(0 23 23) 9 55-0
Silvester-Party in der Zille
(0 23 23) 5 01 70
Silvester-Menü oder Nachtbüfett in der Mondschänke /
Mondpalast
(0 23 25) 6 35 08 83
Wir freuen uns auf Sie!
44649 Herne, Hauptstraße 352, Tel. 0 23 25/7 49 85
Impressum
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Stadt Herne und Stadtmarketing
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Herne, WAZ Medien Service Herne.
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Inherne erscheint viermal jährlich
Nächste Ausgabe: Februar 2005
Rosige Zeiten
fur Rumble
HipHop-Theater-Show siegt
in Edinburgh und will jetzt
ganz Europa erobern
en
Was lange währt, wird endlich gut. Das dacht
annFlottm
den
sich auch Christian Strüder aus
Hallen und Zekai Fenerci, ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Wanner Haus der Jugend. Doch
dass ihr gemeinsames Projekt so ein großer
Wurf sein würde, haben sie wohl nicht angenommen.
Die Idee zu „Rumble – Kampf. Tanz. Leidenschaft.“ ist dabei schon vor sehr langer Zeit
n,
entstanden. Genauer gesagt vor etwa 15 Jahre
als Christian Strüder als frischgebackener Programmchef der Flottmann-Hallen die französi.
sche Gruppe ‚black blanc bleur’ zu Gast hatte
hat
ultur
Subk
und
Hoch
von
g
ndun
Verbi
„Die
mich damals total fasziniert“, so Strüder. Gute
zehn Jahre später kam dann Zekai Fenerci und
mit ihm der Ruhrpott Battle. Man knüpfte Kontakt und tauschte sich aus. „Auch ich arbeitete
seit langem an der Idee, das B-Boying in einem
anderen Umfeld in völlig neuem Licht erstrahlen
zu lassen.“ Als hätten die beiden sich gesucht
und gefunden.
Nun mussten die beiden Produzenten nur noch
g
jemanden finden, der die künstlerische Leitun
te.
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ehme
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für das Mammutprojek
Der war freilich schnell
gefunden, war doch der
Haus- und Hofregisseur
des Jungen Theater
Kohlenpotts, Markus
Michalowski, Kampfchoreograph. Ihm zur Seite
stellte sich der Pariser
Choreograph und Pina
Bausch-Schüler Lorca
Renoux.
Ein großer Coup
Der Coup gelang.
Und wie. Durchweg
n
ausverkauftes Haus bei Flottmann. Nicht ende
nließe
ansch
der
auf
wollende Beifallstürme
den Tour durch das Ruhrgebiet. Ein Preis beim
renommierten Theaterzwang Festival in Dortmund. „Bald hatten wir eigentlich alles erreicht,
was wir erreichen wollten: das Publikum auch
weit über Hernes Grenzen hinaus zu
begeistern“, erzählt Fenerci. Da wurden bald neue Pläne geschmiedet.
Den meisten Deutschen ist das Fringe
Festival in Edingburgh leider kein
Begriff. Vielleicht helfen da einige Zahlen, die Dimensionen abzuschätzen:
1.280 Produktionen freier Theater sind
dort zu Gast und zeigen in rund 10.000
Aufführungen, was der Zeitgeist zu bieten
hat. In jedem erdenklichen Aufführungsort wird
dort gespielt, in Kneipen, Hotels und sogar in
Kirchen. Einen Monat im Jahr herrscht absoluter
Ausnahmezustand. Gruppen, die einen der
heißbegehrten und hochangesehenen Preise
gewinnen, können einer rosigen Zukunft entgegen sehen. Das Festival ist gleichzeitig auch
Kontaktbörse, kommen doch Veranstalter aus
der ganzen Welt, um sich ihr Programm für das
nächste Jahr einzukaufen.
Eine Erfolgsstory
Doch zurück zur Erfolgsstory
von Rumble. Nach einigen
Gesprächen mit den Verantwortlichen in Schottland kam die
offizielle Einladung vom Spielort
Aurora Nova in Edinburgh. Schon
am Flughafen haben die Darsteller spontan am Check-In-Schalter
einen Battle begonnen und damit
ordentlich den Verkehr aufgehalten. In Edinburgh angelangt, potenzierte sich die Spielfreude der Jungs
und Mädels noch einmal. Wo immer
sie eine Möglichkeit
sahen, aufzutreten, da rührten sie
mächtig die Werbetrommel. Sehr effektiv, wie sich bald
zeigen sollte. „In
ganz Edinburgh entbrennt während des
Festivals ein regelrechter Kampf um die
besten Anschlagsplätze
für Plakate. Wir haben
kein einziges geklebt.“
Trotzdem schlug Rumble
mächtig ein.
Schon die Preview war ausverkauft: „Die Leistung des Ensembles an diesem Tag ist gar nicht
hoch genug einzuschätzen. Hatten sie doch den
ganzen vergangenen Tag über aufgebaut und
erst in den frühen Morgenstunden, so gegen
sechs Uhr, eine Generalprobe gehabt,“ sagt
Christian Strüder anerkennend.
Die folgenden 22 Vorführungen verliefen ähnlich. Fast alle waren nahezu ausverkauft, die
Beifallsstürme ebbten nicht ab. Drei Preise
räumte die Herner Produktion letztendlich ab.
Der „Herald Angel Award“, der Kritikerpreis der
Zeitung „The Guardian“, und der „Fringe First“
le
der Zeitschrift „The Scotsman“ machten Rumb
Fesdes
en
Grupp
ten
zu einer der erfolgreichs
tivals. „Wir dürfen jetzt nicht abheben, oder
uns auf unserem Erfolg ausruhen. Wir wollen
Rumble in ganz Europa spielen und auch ein
neues Projekt in Angriff nehmen“, beschreibt
Produktionsleiter Fenerci die Zukunftspläne.
Alle, die Rumble also tatsächlich noch nicht gesehen haben, können aufatmen.
Chris Wawrzyniak
„Das kleine
deutsche
Mädchen
Edith
ist nicht mehr!“
oder: Eine Rückkehr
nach 65 Jahren
Esther Hochermann und Ralf Piorr auf dem Boulevard Bahnhofstraße:
14
herne
Mit ihren schmalen Augen, die stets ein wenig
zu blinzeln scheinen, den schmalen Lippen und
ihrem lebhaften Ausdruck erinnert die Frau,
die mir gegenüber sitzt, an die Schauspielerin
Shirley McLaine. Eine Ähnlichkeit, die nicht
nur mir aufgefallen sei, gesteht sie etwas geschmeichelt ein.
Esther Hocherman ist ein besonderer Gast der
Stadt Herne. Nach 65 Jahren kehrt sie zum ersten Mal in ihre frühere Heimatstadt zurück, aus
der sie als siebenjähriges Kind fliehen musste.
An einem grauen Februartag 1939 wurde sie
von ihrer Mutter zum Bahnhof gebracht und in
einen Zug gesetzt. ‚Kindertransport’ hieß das
zu jener Zeit, und es war für jüdische Kinder die
letzte Chance, aus dem nationalsozialistischen
Deutschland heraus zu kommen. „Der Zug fuhr
an und meine Mutter lief auf dem Bahnsteig
hinterher. Ich guckte mich noch ein letztes Mal
um, das war es!“ - beschreibt sie den Abschied,
von dem damals niemand ahnte, dass es ein
endgültiger sein sollte.
Die Eltern
der kleinen Edith:
Rosa und Chaim
Jankielewitz
Herne kein schwarzes Loch mehr
In Israel arbeitete die agile 73-jährige als Fremdenführerin und ist es daher gewohnt, mit fremden Menschen an fremden Orten umzugehen.
Hier in Herne haben sich die Rollen vertauscht.
Ich begleite Esther Hocherman auf ihrer Spurensuche zurück in eine Zeit, als sie noch Edith
hieß und die kleine Tochter von Chaim und Rosa
Jankielewitz war. Wir spazieren durch die belebte Fußgängerzone und Frau Hocherman reibt
sich mehr als einmal verwundert die Augen. Früher seien die Häuser alle schwarz und hässlich
gewesen, heute dagegen ganz schmuck, stellt
sie sichtlich überrascht fest. Dabei hatte sie in
ihrem ersten Brief an den Oberbürgermeister
der Stadt Herne ausdrücklich nachgefragt, ob
es hier überhaupt ein Hotel gäbe. Einen imposanten Eindruck hatte „dieses kleine schwarze
Loch“, wie sie die Stadt aus ihrer Erinnerung
heraus schmunzelnd bezeichnete, auf die damals Siebenjährige also nicht hinterlassen.
Wir nähern uns der Viktor-Reuter-Straße 42, und
vieles scheint hier dagegen wie früher, als die
Straße noch Kaiser-Wilhelm-Straße hieß. Ihr altes Wohnhaus steht mit frisch renovierter Fassade wie eh und je, aber auf den Klingelschildern
ist kein bekannter Name mehr zu entdecken.
„Da oben“, sagt Esther Hocherman und zeigt
auf den 2. Stock, „dort habe ich mein Leben
gehabt zwischen den Fenstern. Zur Straße hin
habe ich die anderen Kinder beim Spielen beobachtet. Mitspielen durfte ich nicht mehr. Alle
wussten, dass ich Jüdin bin, und hatten mich
abgeschoben. Und von diesem Fenster dort,“
griff sie ihren Faden nach einem kurzen Gang
in den Hinterhof wieder auf, „habe ich auf das
Mädchengymnasium (heute: Haranni-Gymnasium, RP) geschaut. Meine Mutter sagte immer
zu mir: ‚Edith, du bist ein kluges Mädchen und
eines Tages wirst du auf diese Schule gehen’.“
Der Davidstern ist verschwunden
Von diesem Fenster aus nahm Esther Hocherman auch eines Morgens eine Veränderung
wahr, die das Ende ihrer Kindheit endgültig
besiegeln sollte: „Ich stehe an diesem Morgen
auf und wasche mich und putze mir die Zähne.
Wie jedes Mal schaue ich aus dem Hoffenster,
um mir den goldenen Davidstern auf der Kuppel
der Synagoge an der Schäferstraße anzusehen.
Aber an diesem Morgen war er seltsamerweise
verschwunden und ich rief meinen Vater: ‚Papa,
man sieht den goldenen David nicht mehr!’“
- Es war der 10. November 1938, der Tag nach
der Reichspogromnacht, die auch in Herne eine
noch brutalere Zeit des Judenhasses einleiten
sollte.
Langsam gehen wir zurück zum Robert-Brauner-Platz, an dem früher das Haus Bahnhofstraße 57/59 stand, das von den Nazis zum
‚Judenhaus’ bestimmt wurde. Von hier gingen
die Transporte der Juden nach Dortmund und
damit in die Ghettos und Konzentrationslager
des Ostens ab. Auch Esther Hochermans Eltern
wurden von hier aus am 23. Januar 1942 in das
Ghetto Riga deportiert und schließlich 1944 im
KZ Stutthof ermordet. Heute erinnert hier nichts
mehr an das, was damals mitten im Zentrum
der Stadt geschah. Ein Bierzelt, ein CrèpesWagen und ein paar andere Verkaufsstände
überlagern die Vergangenheit. „Die Rückkehr
nach Herne war keine leichte Entscheidung“,
bemerkt sie mit ein wenig belegter Stimme, „ich
habe nicht umsonst so lange damit gewartet.“
„Die kleine Edith ist nicht mehr“
Esther Hocherman zeigt mir die wenigen Fotos,
die von ihrer Familie geblieben sind: „Sehen Sie
dieses Bild: Mein erster Schultag 1937. Dieses
Mädchen mit ihrer bestickten, gestärkten und
gebügelten Schürze, die Schleife im Haar und
diese weißen Strümpfe mit den Bommeln: alles
ganz deutsch.“ Sie lächelt dabei, ein wenig
traurig, ein wenig bitter, als ob darin der ganze
Irrtum des assimilierten deutschen Judentums
liegt, noch lange Zeit während der NS-Herrschaft zu glauben, trotz allem beim deutschen
Kulturvolk sicher zu sein. „Aber das kleine
deutsche Mädchen Edith ist nicht mehr!“, sagt
sie und legt das Bild entschieden beiseite. Wir
schweigen und für diesen Sekunde trennt uns
die Geschichte: Sie ist eine Jüdin, ich bin ein
Deutscher.
Aber dieser Moment geht vorüber, und wir
schlendern langsam zurück zu ihrem Hotel. Ich
frage sie, ob ihr Vorname eigentlich eine Übertragung von Edith ins Hebräische sei? „Nein“,
antwortet sie, „den habe ich mir selbst ausge-
sucht. Ich kam mit zwölf Jahren nach Israel und
hörte die biblische Geschichte der tapferen Königin Esther, die viel für ihr jüdisches Volk getan
hatte. Das hat mir sehr imponiert, und ich habe
mich für diesen Namen entschieden, denn ich
wollte meinen deutschen Namen nach all dem,
was passiert war, ablegen und etwas Neues
beginnen.“
Nach dem Abschied von Esther Hocherman
gehe ich zurück zu meiner Wohnung. Die vorher belebte Bahnhofstraße hat sich merklich
geleert. Am Robert-Brauner-Platz schließen die
ersten Verkaufsstände. Vor der leeren Bühne
stehen die aufgestellten Stuhlreihen, aber niemand hat mehr Platz genommen. Sie sind verwaist oder scheinen auf jemanden zu warten,
der nicht mehr kommt. Oder nur noch einmal:
nach 65 Jahren.
Ralf Piorr
Ralf Piorr ist Verfasser von „Nahtstellen, fühlbar,
hier...“. Zur Geschichte der Juden in Herne und
Wanne-Eickel, Klartext-Verlag 2002.
Edith Jankielewitz (Esther Hocherman) ist eines der Kinder von La Hille. Die dramatische Geschichte des Überlebens von einhundert jüdischen Kindern zwischen der
großen Politik, der drohenden Deportation in die Konzentrationslager und dem Leben in der eigenen „Kinderrepublik“ im heruntergekommenen französischen
Schloss La Hille wird in Vera Friedländers bewegendem
Buch eindrucksvoll beschrieben.
Vera Friedländer: Die Kinder von La Hille. Flucht und
Rettung vor der Deportation, Berlin 2004.
herne 15
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Das war
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herne
herne 17
Vom Ende des Kirchturmdenkens
Unternehmen entdecken im Revier
Erste Ausgabe des Ruhrgebietsführers aufgelegt
Haushoch türmen sich gigantische Papierrollen im Papierlager des Druckhauses Essen.
Die Druckerei der Westfälischen Allgemeinen
Zeitung zählt zu den modernsten und größten
in Europa. Besucher erfahren wie eine Zeitung
entsteht.
Dies ist nur eine von 50 Betriebsbesichtigungen des ersten Regionalführers „Unternehmen
entdecken im Ruhrgebiet“, den die Stadtmarketing Herne GmbH jetzt herausgegeben hat.
Ob Starlight-Express in Bochum, RWE in Essen
oder UPS in Herne, die Broschüre bietet jeweils
sechs Betriebsbesichtigungen aus insgesamt
neun Städten an.
Internationaler Wettbewerb
Die im „Stadtmarketing Forum Ruhr“ (SMFR)
zusammengeschlossenen Stadtmarketinggesellschaften der Städte Bochum, Bottrop, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Mülheim an
der Ruhr, Oberhausen, Recklinghausen und Velbert kooperieren seit Mitte des Jahres 2002 mit
dem Ziel, durch ein abgestimmtes und städteübergreifendes Marketing die Stärken der Region
in den Blickpunkt zu rücken. Hier will man Formen der Zusammenarbeit finden und Synergien
nutzen. Gemeinsam wollen die teilnehmenden
Städte die Region stärken, um im regionalen,
nationalen und internationalen Wettbewerb zu
bestehen. Wichtigster Bestandteil hierbei ist ein
reger Informations- und Erfahrungsaustausch.
„Bei regelmäßigen Treffen sollen Probleme,
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Hindernisse und Schwierigkeiten angesprochen
und Lösungen diskutiert werden“, erläutert
der Geschäftsführer der Stadtmarketing Herne
GmbH, Holger Wennrich, das Verfahren.
Europäische Kernregion
„Das ‚Kirchturmdenken’ der Ruhrgebietsstädte
war in der Vergangenheit oft Gegenstand der
Diskussion und Kritik“, sagt Frank Rehmann,
Geschäftsführer des SMFR und Abteilungsleiter
Stadtmarketing bei der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH. „Eine intensivere Zusammenarbeit der Revierstädte ist mittlerweile
aber nicht nur notwendig und wünschenswert,
sondern hat bereits begonnen. Mit Blick auf
die Stärkung des Ruhrgebiets als europäische
Kernregion im internationalen Wettbewerb werden der Dialog, die Zusammenarbeit und das
Miteinander der Städte weiterhin von zentraler
Bedeutung sein“, erklärt Rehmann.
Ein Meilenstein auf dem Weg von weniger „Kirchturmdenken“ hin zu mehr Zusammenarbeit ist,
neben zahlreichen städteübergreifenden Kulturoder Sportveranstaltungen, nun auch der Ruhrgebietsführer „Unternehmen entdecken“.
Blick hinter die Kulissen
Schon der Tourenführer „Herne entdecken“
wandelte auf diesen Spuren: Markante Firmen
aus unserer Stadt erklärten sich bereit, betriebsfremden Menschen einen Blick hinter die
Kulissen zu erlauben. Auch dieses Mal zeigen
sich die Unternehmen wieder offen gegenüber
Besuchern: Von November 2004 bis Juni 2005
werden in Herne Besichtigungen in folgenden
Betrieben angeboten: Vulkan, Degussa AG,
Bäckerei Brinker, Phönix Pharma Handel AG &
Co. KG, Akademie Mont-Cenis Herne und UPS.
Die Betriebe sind ganz nach „den Standards der
Attraktivität ausgewählt worden“, erklärt Holger
Wennrich, „es sind durchweg interessante, erfolgreiche und mittelständische Unternehmen.“
Der Ruhrgebietsführer ist kostenfrei in allen
beteiligten Städten erhältlich sowie im TicketShop der Stadtmarketing Herne GmbH im Kulturzentrum, den Rathäusern Wanne und Herne,
den Filialen der Herner Sparkasse sowie im
Kundencenter der „Straßenbahn HerneCastrop-Rauxel GmbH“ am Robert-BraunerPlatz. Außerdem ist das Programm auf der Website www.stadtmarketing-herne.de zu finden.
Sandra Anni Lang
Informationen
Stadtmarketing Herne GmbH,
Birgit Peter, Westring 303,
44629 Herne,
(0 23 23) 92 53 16
Goethes Essmanieren zu erforschen.“ Der studierte Germanist und die gelernte Küchenchefin
fanden leichten Zugang zu Goethe: „Der Dichter
liebte nicht nur die schönen Künste, sondern
speiste und trank ausgiebig und viel.“ Das
Stöbern nach alten Rezepten erforderte viel
Fleißarbeit. Die Anleitungen in die heutige Zeit
umzusetzen, war nicht immer einfach, denn
was sollte man von Passagen halten wie diese
für die viel zitierte Brottorte: „Man nehme 10
Eyer und rühre diesselben eine Stunde.“ Das
Wirtsehepaar rührte hartnäckig und der Erfolg
gab ihm Recht.
Der Platz neben dem Genius
Reich gedeckter Tisch im Blauen Salon: Alice Tschöke (Mitte, stehend) gibt die letzten Anweisungen,
bevor die Kamera läuft.
Schlemmen wie
der Dichterfürst
Ein poetischer Abend im
Goethe-Restaurant in Anwesenheit
des Herrn Geheimrates
Ein seltsames Gefühl, wenn du den Löffel
langsam zum Mund führst, während das unbestechliche Kamera-Auge dich schonungslos
ins Visier nimmt und du gleichzeitig aus den
Augenwinkeln heraus dein Gesicht im kleinen
Monitor unter dem Tisch immer größer werden
siehst. „Das Ganze noch mal“, sagt Filmemacherin Alice Tschöke, sie hat wieder einen
Anschlussfehler entdeckt und daher muss die
komplette Szene wiederholt werden. Betont
entspannt löffle ich weiter, Goethe, der mit
seinen liebsten beiden Frauen aus Dortmund
eingetroffen ist, lächelt süffisant. Den Gastronomen Marion und Wolfgang Bosk merken nur
sehr gute Bekannte den Anflug von Stress an.
Alles, was Goethe schmeckte:
Brathen in der Baitz, Flusskrebse,
Teltower Rübchen und Kombót.
Was die Gastronomen Marion und Wolfgang Bosk auch anrichten – der gestrenge
Geheimrat schaut ihnen immer über die
Schulter.
Das Ehepaar Bosk hat vor zwei Jahren aus der
bloßen Tatsache, dass ihre ehemalige Kneipe
„Goethe-Eck“ mit einer Seite an der Goethe-Straße liegt, eine clevere Geschäftsidee
entwickelt. Der Geheimrat ist überall präsent.
Goethe-Porträts an den Wänden, verstaubt wirkende Gedichtbände in den Nischen und, darauf kommt es an, des Geheimrats liebste Mahlzeiten auf der Speisekarte. Gaststätten-Führer
und Szene-Magazine haben voll Begeisterung
darüber berichtet. Auch den Anstoß haben die
Medien gegeben: „Erst der WDR hat mich darauf gebracht“, bekennt Wolfgang Bosk, „nach
einer Reporter-Anfrage habe ich angefangen,
Jetzt also ist der WDR wieder da. Alice Tschöke
will für die Sendung „Lokalzeit – Kostprobe“
in die kulinarischen Welten der Goethe-Zeiten eintauchen. Und die Stadtmagazin-Leute
machen als Statisten mit. 18.30 Uhr: „Die Herrschaften nehmen im blauen Zimmer Platz“,
sagt Wolfgang Bosk gestelzt im Stil der Zeit.
Ein blau leuchtender Raum, eine Anspielung
auf den blauen Salon in Goethes Geburtshaus
in Frankfurt. Links neben mir sitzt Christiane
Vulpius, Goethes Ehefrau, zu ihrer Rechten sitzt
der Genius selbst, zu seiner Linken Charlotte
von Stein, des Meisters enge Freundin. Das Trio
– eigentlich Indra Janorschke, Dario Weberg
und Gabriele Peitscher - kommt vom LiteratourTheater Dortmund. Die drei Schauspieler erheitern uns in sechs kleinen Akten mit verbrieften
Dialogen aus Goethes Leben.
Die Kerzen flackern leicht, als die Bouillon-Suppe mit Markklößchen serviert wird. Nach dem
Entrée lässt die Küchenchefin – so war es im
Barock üblich - alle restlichen Mahlzeiten bis
zum Dessert auf einen Schlag auftischen: Brathen (wird 24 Stunden eingelegt) in einer Baitz,
Krebspastetchen und Flusskrebse (frisch eingeflogen aus dem Iran), Teltower Rübchen, Kartoffelklöße, Birnen-Kombòt, bunt gemischter Salat. Fehlen dürfen natürlich nicht „diese kleinen
Frankfurter Pastetgen“. Und als Krönung eine
Schwarze Brottorte, garniert mit vielen Früchten
sowie Konfekt, hausgemachte kandierte Früchte, mit Schoko überzogene Rosen, „Brenten“
(ein Marzipankonfekt), Müüslicchechli (gebackene Salbeiblätter). Und nicht zur vergessen
der Wein aus dem Hause des Goethe-Freundes
Brentano, zu dessen Nachfahren Bosk freundschaftliche Bande pflegt.
Adieu nach Mitternacht
Immer wieder müssen Einstellungen wiederholt werden. Mitternacht ist überschritten, als
sich der Geheimrat und der Kameramann, der
Gastwirt und der Journalist, die Fotografin und
Goethes liebste Frauen noch ein Bier gönnen.
Um 00.25 Uhr treten wir endlich hinaus in die
Nacht – ins Scheinwerferlicht der Kamera. Aber
jetzt ist Schluss.
Horst Martens
Goethe-Restaurant
Mont-Cenis-Str. 37, 44623 Herne
Tel. (0 23 23) 1 82 42
www.goethe-restaurant.de
herne 19
dürften den neuen OB also noch
in mehr oder weniger guter Erinnerung aus ihrer Schulzeit haben.
Von der Lehrertätigkeit hat er,
durchaus schweren Herzens, Abschied genommen.
Einstmals erster Bürger seiner
Stadt zu sein, Oberbürgermeister–
das war dem heute 56 Jahre
alten Horst Schiereck so wenig
in die Wiege gelegt wie allen
anderen Kindern seines bunten
Nachkriegsjahrgangs. Überhaupt
spielte die Politik im elterlichen
Heim an der Berthastraße eher
eine Nebenrolle. Der Bergbau war
das Thema jener Tage, erst recht
bei Schierecks, denn der Vater war
Zechenbaumeister und Architekt.
Dass der Junior dann doch an
die Politik geriet und als gerade
mal Volljähriger in die – natürlich
– SPD eintrat, das lag an der Faszination, die damals Willy Brandt
ausstrahlte, an dem Charisma, mit
dem er eine ganze Generation für
sich und seine Politik einnahm.
Vielleicht ließ sich Schiereck aber
auch davon leiten, dass an seiner
Schule, dem Eickeler Jungen-Gymnasium, das Engagement für die
SPD eine gewissen Tradition hatte.
Vor und mit ihm waren da auch
schon der Alt-OB Wolfgang Becker,
der Landtagsabgeordnete Frank
Sichau und etliche Bekannte und
Freunde mit überwiegend linken
Vorlieben Schüler gewesen; nicht
überwiegend Linke wie die Unternehmerpersönlichkeiten Engelbert
Heitkamp oder Gerd Schwing aber
auch.
Kommunalpolitik hat der frisch ins
Amt gewählte Oberbürgermeister
von der Pike auf gelernt. Zuerst als
Fraktionsvorsitzender der SPD im
Bezirk Eickel von 1975 bis 1979 und
dann bis 1984 als Bezirksvorsteher. Aus jener Anfangszeit stammen auch die ersten Erfahrungen
im Umgang mit protestbewegten
Bürgern, als es um den Erhalt des
Freibades der Zeche Hannibal/
Hannover ging. Es war dann allerdings ein vergeblicher Kampf. Und
damit eine erste gute Lektion über
Chancen und Risiken bürgernaher
Kommunalpolitik.
Politische Statur nach
Kärrnerarbeit
Als nach zehn Jahren bezirklicher
Kärrnerarbeit die politische Statur
sichtlich gereift war und das äußere Erscheinungsbild sich sichtbar
gewandelt hatte, war die Zeit fürs
Ratsmandat gekommen. Bis zu seiner Wahl zum Oberbürgermeister
gehörte Schiereck zwanzig Jahre
dem Stadtrat an, davon zehn Jahre
lang, von 1994 bis 2004, als Fraktionsvorsitzender der SPD. In dieser
Zeit hat Schiereck als Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen
20
herne
Legendäres Seglerquartett
Von manchen geliebten Freizeitaktivitäten übrigens auch. Aus
gewöhnlich gut unterrichteten
Kreisen ist zu vernehmen, dass
der jüngere Horst einst mit den
Kumpeln Hubert, Helmut und Hans
ein legendäres Seglerquartett
bildete, das stets ohne Weiber,
aber mit Wein und Gesang, durch
die Ostsee kreuzte. Wer von den
zeitweise unzertrennlichen Vier
den Beinamen „der Naturschöne“
trug und mit dem Inhalt seines Kulturbeutels die ganze Mannschaft
unwiderstehlich machte, soll hier
nicht verraten werden. Preisgeben
wollen wir dagegen, dass Schiereck mit Erfolg seine Funklizenz
gemacht hat, also Telegramme aufgeben und Gebühren dafür berechnen kann. Und er galt unbestritten
als der beste Rudermann an Bord.
Fürs Leben lernen: Schierecks erster Schultag in der ehemaligen Gustav-AdolphVolksschule in Eickel
Vom Lehrerzimmer
ins Rathausbüro
Hernes neuer OB Horst Schiereck
hat sein Amt angetreten
aufzuzählen, weitere Erfahrungen
gesammelt. Im politischen Tagesgeschäft wie im strategischen
Steuern langfristiger Prozesse.
In all den Jahren ist Schiereck
natürlich auch einem Beruf nachgegangen. War Lehrer aus Überzeugung und Leidenschaft, zehn
Jahre lang
am Pestalozzi-Gymnasium und
bis zuletzt
an der MontCenis-Gesamtschule
als Schuldirektor. Nicht
wenige der
jüngeren
Hernerinnen
Seine erste Ratssitzung: Ratsneuling Horst Schiereck bei der OB Wahl 1984
und Herner
Wirtschaftsförderungsgesellschaft,
Mitglied des Regionalrates im Regierungsbezirk Arnsberg und der
Verbandsversammlung des Kommunalverbandes Ruhrgebiet oder
als Sprecher der Fraktionsvorsitzenden der SPD im Revier, um nur
einige Funktionen exemplarisch
Weiterhin am Ruder
Womit sich Lebenskreis fürs erste
geschlossen hat, denn am Ruder
steht er auch jetzt. Allerdings an
einem mit noch größerer Verantwortung. Für knapp 170.000 Herner
Bürgerinnen und Bürger. Darauf
will und wird er seine ganze Kraft
verwenden. Deshalb wird in Zukunft noch weniger Zeit bleiben für
private Neigungen wie Kino- und
Theaterbesuche oder das Schmöckern in dicken Büchern und prächtigen Bildbänden. Weitgehend auf
der Strecke bleiben wird auch eine
weitere Leidenschaft, die Schiereck
mit Ehefrau Michaela teilt: gemeinsam kochen am heimischen Herd.
Wobei das Ehepaar, wie zu hören
ist, über durchaus beachtliche kulinarische Fähigkeiten verfügt. Das
traditionelle Silvestermenü „Fisch
mit Krabbensauce“ soll allerdings
weiterhin auf dem familiären
Speiseplan stehen. Nicht zur Disposition steht auch der intensive
Kontakt zu den beiden zehn- und
achtjährigen Söhnen, deren Fortschritte auf dem Fußballplatz der
Vater so oft wie möglich vor Ort
verfolgen will. Die meiste Zeit in
den kommenden fünf Jahren wird
Horst Schiereck aber zweifelsohne
seiner neuen Großfamilie widmen:
der Stadt und allen ihren Bürgern.
Eingeborenen, Alteingesessenen
und Zugereisten.
Jutta Daniel
„Wir müssen neue Arbeitsplätze
schaffen und bestehende sichern“
OB Horst Schiereck zur Lage von Karstadt und Opel
und den Chancen kommunaler Wirtschaftsförderung
inherne: Sie haben sich die ersten Tage als
Oberbürgermeister sicher anders vorgestellt.
Kaum in Amt und Würden, mussten Sie sich
schon um den Fortbestand des Herner Karstadthauses sorgen und mit der Krise des Bochumer
Opel-Werkes befassen, wo ja auch viele Herner
beschäftigt sind.
Schiereck: Das ist in der Tat so. Aber ich habe
gewusst, dass viel Verantwortung auf mich
zukommt. Es gibt keine Schonzeit für einen
Oberbürgermeister. Die Bürger können zu recht
von mir erwarten, dass ich mich vom ersten
Tag an für die Belange der Stadt mit voller Kraft
einsetze.
munen. Aber sich zu Wort melden und Flagge
zeigen, das muss und kann man. Deshalb habe
ich an der Demonstration vor dem Bochumer
Schauspielhaus auf Einladung meiner Kollegin
Ottilie Scholz teilgenommen. Damit die OpelArbeiter aus Herne auch merken, dass wir hinter
ihnen stehen beim Kampf um den Erhalt ihrer
Arbeitsplätze.
inherne: Wie sehen Sie denn insgesamt die
wirtschaftliche Lage in Herne und die Chancen,
Arbeitsplätze zu sichern und zu erhalten?
inherne: Glauben Sie, dass sich diese Entwicklung fortsetzen und intensivieren lässt?
Schiereck: Davon bin ich überzeugt und dafür
werde ich mich einsetzen. Schon in meiner
Antrittsrede vor dem Rat habe ich fünf Bereiche
genannt, die mir besonders wichtig erscheinen.
Eine gezielte Mittelstandsförderung, Neuansiedlungen auf dem Hiberniagelände, eine
neue Perspektive für den Regenkamp, das LastMile-Logistik Projekt im Wanner Norden und der
Ausbau des Kompetenzfeldes Gesundheitswirtschaft.
inherne: Kann die Stadt die Wirtschaftsförderungspolitik auch durch andere Maßnahmen
begleiten?
Schiereck: Sie kann das nicht nur, sie muss es
auch. Und auch da brauchen wir uns nicht zu
verstecken. Wir haben die Bahnhofsbereiche
in Wanne und Herne umgestaltet. Aus der
inherne: Haben Sie diese Krisenszenarien auch
persönlich berührt?
Schiereck: Ja natürlich. Schließlich hängt das
Schicksal vieler Hernerinnen und Herner von
Konzernentscheidungen ab, auf die wir als
Kommune keine Einflussmöglichkeiten haben.
Mindestens 1.200 Herner Arbeitnehmer arbeiten bei Opel, und bei Karstadt standen auch gut
100 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Rechnet man
die Familienangehörigen dazu, sind mehrere
tausend Menschen in unserer Stadt betroffen.
Das lässt mich nicht kalt und mir war klar, dass
wir sofort handeln müssen.
inherne: Was haben Sie unternommen?
Schiereck: Zuerst einmal Solidarität gezeigt und
mit den Betroffenen vor Ort gesprochen. Und
den Kontakt zum Karstadtvorstand in Essen
aufgenommen, um aus erster Hand zu erfahren, wie es um die Zukunft des Herner Hauses
bestellt ist und was die Stadt unterstützend
zum Erhalt beitragen kann. Das Ergebnis ist ja
bekannt. In den kommenden drei Jahren hat
das Warenhaus beste Chancen, sich in der neuen Karstadt Kompakt GmbH zu behaupten. Der
Konzern selbst hat die Immobilie am RobertBrauner-Platz als Musterhaus für eine zukünftige positive Entwicklung bezeichnet. Darüber
bin ich sehr froh. Und in den kommenden Wochen und Monaten werden wir in enger Kooperation mit dem Konzern herausarbeiten, welche
konkreten Maßnahmen wir von Seiten der Stadt
zur Sicherung des Standortes entwickeln und
umsetzen können.
inherne: Schwieriger sieht die Situation bei
Opel aus.
Schiereck: Das ist leider so. Direkte Einflussmöglichkeiten auf General Motors in Detroit haben weder wir noch die anderen Standortkom-
Schiereck: Wir haben es bundesweit mit einer
schwierigen Situation zu tun. Davon sind wir
natürlich auch in Herne betroffen. Die Zeiten der
Ansiedlung von Großunternehmen sind offensichtlich vorbei. Massenproduktionen werden
verstärkt nach Osteuropa und Ostasien ausgelagert. Wir müssen deshalb maßgeschneiderte
Konzepte vor Ort entwickeln.
inherne: Wie können die aussehen?
Schiereck: Zum Beispiel unsere erfolgreiche
städtische Wirtschaftsförderungspolitik konsequent fortsetzen. Zu den wichtigsten Aufgaben
zählen zwei Dinge: Die Schaffung neuer und
die Sicherung bestehender Arbeitsplätze. Auch
wenn die Krisen bei Karstadt und Opel jetzt die
Schlagzeilen dominieren, sollten wir nicht aus
den Augen verlieren, dass wir auch Erfolge verzeichnen konnten in den vergangenen Jahren.
inherne: Können Sie uns dies mit ein paar
Daten und Fakten erläutern?
Schiereck: Wir haben zum Beispiel in den vergangenen Jahren rund 2.700 Arbeitsplätze im
Bereich Logistik und Gesundheitswirtschaft zusätzlich geschaffen. Auf dem Sektor der Dienstleistungen konnten wir einen Zuwachs von gut
6.000 Arbeitsplätzen verzeichnen. Allein durch
die Aktivitäten unserer städtischen Wirtschaftsförderer sind in den Jahren 1990 bis 2003 mehr
als 4.000 Arbeitsplätze durch Neuansiedlungen
entstanden.
Bahnhofsstraße ist ein beeindruckender Boulevard geworden, und mit der Ansiedlung des
Archäologischen Museums und der Akademie
Mont-Cenis haben wir zwei bedeutende Landeseinrichtungen nach Herne geholt. Ich denke
dabei aber auch an die Entwicklung des neuen
Wohngebiets in Unser Fritz am Rhein-Herne-Kanal, die erfolgreich angelaufenen Bemühungen
um die Erneuerung der Stadtteile Bickern und
Wanne oder die Umgestaltung der Pluto-Wilhelm-Halde zum Naherholungsgebiet und den
Ausbau der Künstlerzeche Unser Fritz zum
Begegnungszentrum. Und an das schöne, neue
Filmwelt-Kino, das Ende Oktober mitten in der
Herner City eröffnet worden ist.
inherne: Und wie sieht die Zukunft aus?
Schiereck: Wir werden angesichts der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung zum Beispiel
mehr Lebensqualität in unserer Stadt schaffen.
Durch neue Maßnahmen im Bereich Wohnungswirtschaft und mit familienfreundlichen Angeboten. Mein Hauptaugenmerk gilt außerdem
dem Stadtbezirk Wanne, für den wir einen Masterplan entwickeln werden. Herne soll insgesamt attraktiver werden. Nicht nur als Standort
für Unternehmer, sondern auch zum Leben und
Wohnen.
inherne: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Jutta Daniel
herne 21
Richtig Sport!
Öffnungszeiten Hallenbad Sommer
Montag
Schulen und Vereine
(in den Ferien 8:00 - 16:00 Uhr)
Di, Do, Fr
6:30 - 20:00 Uhr
Mittwoch
6:30 - 16:00 Uhr
Samstag
8:00 - 18:45 Uhr
Sonntag
8:00 - 20:00 Uhr
Freibad
Sa - Mo
8:00 - 20:00 Uhr
Di - Fr
6:30 - 20:00 Uhr
Öffnungszeiten Hallenbad Winter
Montag
Schulen und Vereine
Di, Do, Fr
6:30 - 20:00 Uhr
Mittwoch
6:30 - 14:00 Uhr
Senioren
- 16:00 Uhr
Sa, So
8:00 - 17:00 Uhr
Südpool
Bergstraße 27
44625 Herne
Tel.: 02323/592 690
www.suedpool-herne.de
bürgerservice
folge 2
Inhalt
An- und Ummeldungen von Abfallbehältern
Entsorgung Herne . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2
Laubentsorgung, Fachbereich Umwelt Seite 3
Was Artenschützer erleben . . . . . . . . . .Seite 4
Der Weg des Wassers . . . . . . . . . . . . . . .Seite 5
Annahme von Anträgen zur An- oder Ummeldung von Restmülltonnen,
Biotonnen oder Meldungen zur Eigenkompostierung. Beratung zu Abfallgebühren und Größe der Abfallbehälter.
Katja Flieger
Günter Fehr
(0 23 23) 16-16 71
(0 23 23) 16-43 50
Fachbereich Stadtgrün
Die Baumschützer. . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6
Ordnungsdienste . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 7
FB Öffentliche Ordnung . . . . . . . . . . . . Seite 8
Straßenreinigung, Sammlung von Straßenlaub,
Winterdienst
Beratung zu Rechten und Pflichten beim Winterdienst und der Straßenreinigung, Straßenreinigungsgebühren, Einsatz von Laubgitterkörben.
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Rotraud Neß
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(0 23 23) 16-43 55
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Beratung zu allen Fragen rund ums Thema Abfall wie z. B. Abfallvermeidung, Verwertung und Entsorgung von Sondermüll, Elektroschrott,
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Barbara Nickel
Beratung für Schulen und Kindergärten
(0 23 23) 16-16 70
(0 23 23) 16-24 27
Pädagogische Abfallberatung
Papier- und Glascontainer, gelbe Säcke
Auskünfte zu Containerstandplätzen, Reinigung und Leerungszeiten.
Informationen und Beratung zu den gelben Säcken wie z. B. Ausgabestellen, was gehört in den gelben Sack, Abholtermine.
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Barbara Nickel
Silke Gerstler
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(0 23 23) 16-16 70
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Vergabe von Sperrmüllterminen, kostenlose Abholung von Elektrogroßgeräten, z.B. Kühlgeräten, Elektro- oder Gasherden, Waschmaschinen,
Trocknern und Fernsehern.
Katja Flieger
Günter Fehr
2
Beratung von Schulen und Kindergärten. Durchführung von Unterrichtsstunden zu den Themenbereichen Abfall, Papier, Kompostierung und
Umwelt, Multiplikatorenschulungen, Verleih von Lern- und Lehrmaterial
(Schöpfkisten, Kribbel-Krabbel-Kompost-Kisten).
(0 23 23) 16-16 71
(0 23 23) 16-43 50
+++ Special +++
herne | Special
Einsatzfahrzeug OsCar
Seit November 2003 ist OsCar, das schnelle Einsatzfahrzeug der Stadtreinigung unterwegs. OsCar hat es sich zur Aufgabe gemacht „Schmuddelecken“ in Herne aufzuspüren und möglichst unbürokratisch zu beseitigen.
Das OsCar-Team ist zu erreichen unter: (0 23 23) 16-30 00
Laubfegen auf den Gehwegen
Die Pflicht zur Gehwegreinigung für Grundstückseigentümer gilt auch für die Laubbeseitigung. Den Anliegern, die Straßenbäume vor dem Haus haben, hilft entsorgung herne,
indem sie im Oktober 400 Gitterkörbe in Straßen mit hoher Baumdichte aufstellt. Die
Anwohner können das zusammengefegte Laub in die Gitterkörbe geben, die durch Spezialfahrzeuge mit Saugvorrichtung geleert werden.
Wer kein Behältnis im Straßenabschnitt stehen hat, erhält ein Hilfsangebot: Das zusammengefegte Laub kann, in Säcke gefüllt, an die Baumscheibe gestellt werden. Ein Anruf
(02323 / 16 43 18) genügt, und die Säcke werden so bald wie möglich abgeholt. Weder in
die Gitterkörbe noch in die Säcke gehören Grünabfälle aus Gärten oder Hausmüll.
Laub aus Hausgärten
Die Blätterpracht aus dem eigenen Garten wird nicht von den Teams der Stadtreinigung
entsorgt. Laub kann in die Biotonne gegeben werden, bei Grundstücken, die nicht an
die Biotonne angeschlossen sind, gehört es in die Restmülltonne. Wenn das Volumen
der Tonnen für die Aufnahme des Gartenlaubs nicht ausreicht, kann man die einmalige
gebührenpflichtige Gestellung einer Biotonne (bis 1.100l) beantragen.
Bei Laubanfall auf großen Grundstücken (z.B. Wohnanlagen und Gewerbe-Grundstücke)
bietet entsorgung herne Container für Garten- und Parkabfälle in den Größen 2. 500
l und 5.000 l gegen Entgelt an. Außerdem wird Laub kostenpflichtig am Recyclinghof
entgegengenommen. Darüber hinaus finden im Herbst an drei Samstagen kostenlose
Gartenabfallaktionen statt für Kleingärtner statt.
Der große Herbstputz
Wohin mit dem Laub:
entsorgung herne gibt Tipps
Wenn die Tage kürzer werden, bereiten sich die Straßenbäume auf ihren
Winterschlaf vor. Spätestens wenn die ersten Herbstböen an den Ästen rütteln, fällt die bunte Pracht auf Straßen und Gehwege und das große Fegen
geht los...
Ökotipp für Gartenfreunde
Wie im Wald sollte das Herbstlaub unter Bäumen und Sträuchern liegen bleiben. Die
Laubschicht führt dem Boden Nährstoffe zu und schützt Pflanzen und Tiere vor der Kälte
des Winters. Auch die Staudenbeete können für die Winterzeit mit einer dünnen Schicht
Laub zugedeckt werden. Laub von Rasenflächen lässt sich zusammen mit anderen organischen Abfällen aus Küche und Garten sehr gut kompostieren. Auch reine Laubkomposte lassen sich im eigenen Garten herstellen – darüber freuen sich Rhododendren und
Azaleen, auch Erdbeeren und Himbeeren gedeihen auf solchem Grund besonders gut.
Im Stoffkreislauf der Natur gibt es keine Abfälle. Das Laub von heute ist die Erde von
morgen.
Barbara Nickel
entsorgung herne sorgt für sichere Straßen
Ab Oktober herrscht bei den Teams der Stadtreinigung von entsorgung herne Hochbetrieb. 49 Männer in Orange nehmen den Kampf gegen die Blättermassen, die der
Herbstwind von den Straßenbäumen reißt, auf. Unterstützt werden sie dabei von
acht Großkehrmaschinen, vier Gehwegkehrmaschinen, zwei großen und zwei kleinen
Laubsaugfahrzeugen. Um sechs Uhr in der Frühe starten die Reinigungsfahrzeuge vom
Betriebshof an der Südstraße. Über 2000 Tonnen Laub werden in jedem Jahr von entsorgung herne eingesammelt und zur Kompostierungsanlage gebracht.
Sollten Sie weitere Vorschläge haben, was wir noch Gutes mit unserem Laub machen können, schicken Sie uns doch eine E-Mail (info@entsorgung.herne.de) oder
Postkarte (entsorgung herne, Südstr. 10, 44625 Herne).
Wir werden Ihre Anregungen gerne aufgreifen und auf unserer Internetseite
(www.entsorgung.herne.de) veröffentlichen.
Fachbereich Umwelt
Dirk Szokala
Ralf Krieter
Dr. Ulrich J. Katter
Bahnhofstraße 120
Service-Nummer/Umwelttelefon:
umweltamt@herne.de
(0 23 23) 16-23 13
(0 23 23) 16-28 86
(0 23 23) 16-21 13
(0 23 23) 16-16 18
Öffnungszeiten:
Mo-Do 8.30-12.00 Uhr, 13.30-15.30 Uhr
Fr 08.30-12.00 Uhr
Beseitigung wilder Müllkippen,
Verbrennen von Abfällen im Freien
Möchten Sie eine wilde Müllkippe oder ein Feuer melden?
Claudia Hansmann
(0 23 23) 16-23 72
Spezielle Öffnungszeiten
Abfallberatung für Gewerbebetriebe
• Jäger- und Fischerprüfung
• Ausstellen und Verlängern von Jagdscheinen und Jugendjagdscheinen
• Falknerscheine
• Ausstellen von Fischereischeinen und Reitplaketten
• Artenschutz (Cites-Bescheinigungen, Vermarktungsgenehmigungen,
Transportgenehmigungen, Besitzberechtigungsnachweise),
• Anmeldung von geschützten Tieren und Pflanzen
Beratung zur Gewerbeabfallverordnung, Nachweisführung, Abfallwirtschaftskonzepte und –bilanzen, Vergabe von Erzeugernummern, Abfallvermeidung, Abfallverwertung, Abfallbeseitigung.
Marion Kandil
für die Untere Jagd- und Fischereibehörde,
Artenschutz, Reitkennzeichen:
Mo, Di, Do 8.30-12.00, 13.30-15.30
Mi, Fr geschlossen
(0 23 23) 16-27 63
+++ Special +++
herne | Special
3
Erweitertes Serviceangebot:
Wenn es um Fischereischeine, das Anmelden geschützter Tiere oder um
Reitkennzeichen geht, hilft auch der Fachbereich Bürgerdienste weiter.
Beschwerden über Luftverschmutzung
Friedrich Krüwel
(0 23 23) 16-28 42
Beratung zum Umgang mit Regenwasser und zum Bau
von Gartenbrunnen
Egon Wollering
(0 23 23) 16-2884
Genehmigungen für Eingriffe in den Naturhaushalt,
Biotopschutz
Tigermania: In einem Wohnzimmer entdeckten Marion Kandil und ihre Kollegen
zwei ausgestopfte Tiger und drei Felle mit Tigerköpfen.
Baumfällungen, Schneiden und Roden von Sträuchern und Hecken, Veranstaltungen in Natur- und Landschaftsschutzgebieten, Bauen in Naturund Landschaftsschutzgebieten
Schlechter Geschmack
ohne Grenzen
Förderung von Naturschutzmaßnahmen
Was Artenschützer alles erleben
Martin Pawlicki
(0 23 23) 16-23 63
Altlastenauskunft
Auskunft zu Bodenverunreinigungen einzelner Grundstücke
Eickel
Regina Langner
(0 23 23) 16-27 46
Herne-Mitte
Friedrich Ewen
(0 23 23) 16-27 45
Sodingen
Dieter Piel
(0 23 23) 16-27 48
Wanne
Egon Wollering
(0 23 23) 16-23 58
Einleitgenehmigungen für Abwasser mit
gefährlichen Stoffen
Direkt- und Indirekteinleitungen
Georg Klee
(0 23 23) 16-28 78
Umgang mit wassergefährdenden Stoffen
Peter Koch
(0 23 23) 16-27 47
Abwasserberatung für Gewerbebetriebe
Produktionsintegrierter Umweltschutz
Dr. Ulrich J. Katter
Der schlechte Geschmack kennt keine Grenzen: Ausgestopfte Tiger in Wohnzimmern, schicke Einkaufstaschen aus Schlangenhaut mit dem Schlangenkopf als Zierde, bunter Kopfschmuck aus den Federn seltener Aras. Marion
Kandils hat alles erlebt – dieses und vieles mehr.
Marion Kandils Fachgebiet im Fachbereich Umwelt ist seit 15 Jahren der „Artenschutz“.
Viele wildlebende Tierarten sind in ihrem Bestand gefährdet. Um diese Arten von der
drohenden Ausrottung zu bewahren, unterliegt der Handel mit ihnen bestimmten Einschränkungen und Pflichten.
Immer wenn besonders bedrohte Tiere im privaten Besitz auftauchen, greifen Kandil und
ihre Kollegen ein: „Derzeit gelangen vor allem griechische Landschildkröten ins Land
– zumeist über die slowenische, polnische oder tschechische Grenze.“ Diese zierlichen
Tiere wachsen angeblich in einer Zucht auch, sie sind aber mit großer Wahrscheinlichkeit
in der Wildnis gefangen worden. Darauf deuten die falschen Papiere hin. Arten, die nach
dem Washingtoner Artenschutzabkommen vom Aussterben bedroht sind ( z.B. Landschildkröten, Molukken-Kakadus, hellrote Aras oder heimische Greifvögel) benötigen
eine CITES- oder EG-Bescheinigung, die eine Vermarktung erlaubt. Weniger gefährdete
Tiere ( z.B. alle Papageienvögel, zahlreiche Enten- und Fasanenarten, Riesenschlangen,
Chamäleons oder Eichhörnchen) machen „nur“ eine Züchter- bzw. Einfuhrgenehmigung
erforderlich.
Niemand ist gegen Tierhaltung, aber alles muss seine Grenzen haben, betont Marion
Kandil. Der Fachbereich Umwelt hat gerade ein Faltblatt herausgegeben, das mit vielen
Informationen rund um den Artenschutz aufwartet. Damit seltene Tiere auch morgen
noch für eine lebenswichtige Vielfalt auf unserem Globus sorgen.
Marion Kandil
(0 23 23) 16-27 63
Ein Ring an der Kralle informiert über
die Herkunft
Geschützt: Grüne Leguane
(0 23 23) 16-21 13
Agenda21-Beauftragter der Stadt Herne
Förderprogramm Lokale Agenda21 Herne
Radverkehrs-Koordinator
Anlaufstelle für alle städt. Radverkehrsangelegenheiten,
Weitergabe von relevanten Informationen zum Thema Radverkehr
Thomas Semmelmann
Fachbereich Umwelt
Bahnhofstraße 120
Fax
Thomas.Semmelmann@herne.de
www.herne21.de
4
(02323)16-21 21
(02323)16-29 02
+++ Special +++
herne | Special
Der Weg des Wassers
Was Hausbesitzer beisteuern können,
damit aus der Emscher bald wieder ein
sauberer Bach wird
Trautes Heim – Glück allein. Doch Glück hat auch Grenzen: Mit der Zahl
neuer Häuser, die gleichzeitig neue Straßen benötigen, wächst das Volumen der betonierten Flächen. Das Regenwasser versickert nicht mehr
im Untergrund, sondern fließt als Abwasser in die Kanalisation und muss
mit großem Aufwand in der Kläranlage gereinigt werden.
Der heute nach dem Abklingen der Bergsenkungen mögliche und auch
ökologisch notwendige naturnahe Umbau der Emscher ist jedoch nur
sinnvoll, wenn auch ausreichend sauberes Wasser für die „neuen“ Bachläufe zu Verfügung steht. Jeder Grundstücksbesitzer mit einem Herz für
die Ökologie ist aufgerufen, Regenwasser nicht mehr in die Mischwasserkanalisation zu leiten, sondern dem Grundwasser oder wenn möglich
einem benachbarten Gewässer direkt zuzuführen.
Folgende Techniken unterbinden den Weg des Wassers in die Kanalisation: die Flächenentsiegelung, die Versickerung von auf befestigten Flächen anfallendem Niederschlagswasser, die Regenwassernutzung oder
die Begrünung von Dächern. Diese Maßnahmen werden nicht nur durch
das Land NRW gefördert, auch die Abwassergebühren werden gesenkt.
Zisterne in der Allensteiner Straße: ein optimales, unterirdisches Süßwasserreservoir
Fragen zu technischen Details der Entsiegelung, Versickerung, Dachbegrünung oder Regenwassernutzung werden eingehend besprochen. Auch
die finanzielle Seite, wie Anlagenkosten, Fördermöglichkeiten oder Einsparungen bei der Abwassergebühr, können geklärt werden. Schließlich
wird auch der bürokratische Teil der Fragen des Wasserrechtes und der
damit zusammenhängenden Antrags- und Genehmigungsweg in die richtigen formellen Bahnen gelenkt.
Regenwasser
Beratung: Egon Wollering
(0 23 23) 16-23 58
Mit der Broschüre „Regenwasser“ stellt die Stadtverwaltung sowohl in
Papierform als auch im Internet einen Ratgeber zur Verfügung, der die verschiedenen Möglichkeiten und die technische Umsetzung erläutert.
Fachbereich Stadtgrün (Regiebetrieb)
Auf dem Stennert 9
Service-Nummer (0 23 23) 16-42 42
E-Mail: stadtgruen@herne.de
Grabmalangelegenheiten
Beratung über zulässige Grabmale, Bepflanzung und Pflege von Gräbern,
Grabsteinkontrollen
Öffnungszeiten:
Mo- Do 8.00 – 12.00 Uhr und 13.30 -15.30 Uhr
Fr 8.00 – 12.00 Uhr
Claudia Strüber
Leitung
Brigitte Bartels
(0 23 23) 16-4236
(0 23 23) 16-4228
Im Todesfall
Friedhöfe der Stadt Herne
Beratung zu allen Fragen im Todesfall, insbesondere
• Sargbestattungen oder Urnenbeisetzungen
• Wahl verschiedener Grabarten
• Nutzungsrechte
• Gräber mit oder ohne besondere/n Gestaltungsvorschriften
• Islamische Begräbnisstätten
• Abwicklung von Bestattungen
• Umbettungen
• Friedhofsgebühren
• Verzichte, Nachkauf und vorzeitige Rückgaben
von Nutzungsrechten
Südfriedhof Wiescherstraße
(0 23 23) 16-42 34
Waldfriedhof Ewaldstraße, Herten
(0 23 23) 16-35 25
Baukauer Friedhof (Nordfriedhof) Kaiserstraße (0 23 23) 16-23 41
Holsterhauser Friedhof Horststraße
(0 23 25) 4 14 48
Horsthauser Friedhof (Ostfriedhof)
(0 23 23) 16-23 50
Am Trimbuschhof
Holthauser Friedhof Friedhofstraße
(0 23 23) 65 52
Röhlinghauser Friedhof Hofstraße
(0 23 25) 37 08 97
Leitung Günter Kammann-Heidtmann (0 23 23) 16-42 11
Heimattiergehege Gysenberg
Udo Pollinger
( 0 23 23) 64453
Friedhofsverwaltung Süd- und Horsthauser Friedhof
Kerstin Jung
(0 23 23) 16-4226
Heimattiergehege Eickeler Volkspark
Friedhofsverwaltung Holsterhauser-, Baukauer-,
Holthauser-, Wald-, Röhlinghauser Friedhof
Kerstin Minervino
(0 23 23) 16-4225
Birgit Jozefowitz
(0 23 25) 961730
+++ Special +++
herne | Special
5
Baumschutz
Auskünfte zur geltenden Baumschutzsatzung
Mechthild Donné
(0 23 23) 16-42 21
Kleingärten
Auskünfte zu Kleingartenwesen, Verwaltung und Betreuung
der 39 Kleingarten- und Kleintierzuchtanlagen
Dietmar Luks
(0 23 23) 16-42 30
Leitung
Roland Gromberg
(0 23 23) 16-42 37
Zweimal jährlich stattet sie ihnen einen Besuch ab – einmal im belaubten
und einmal im unbelaubten Zustand. Ein Blick nach oben - alles okay, die
Krone ist in Ordnung und verdeckt noch nicht die Sicht für die Autofahrer.
Ein Blick nach unten - der Stammfuß ist noch pilzfrei.
„Wir sind Schützer und
nicht Schubser“
Baumschutz-Team sorgt dafür, dass die
Herner tief durchatmen können
12.000 Bäume säumen Hernes Straßen, das sind 12.000 organische
Sauerstoff-Produzenten und CO2-Vernichter. Im Fachbereich Stadtgrün,
untergebracht mitten im Grünen, kümmert sich ein sechsköpfiges Team
darum, dass alle Herner bei einem gesunden Sauerstoff-Anteil in der Luft
tief durchatmen können.
Birgit Hölzemann beispielsweise. Wenn sie mit ihrem elektronischen
Erfassungsgerät und der Digitalkamera durch Hernes Straßen marschiert,
wird sie schon mal mit einer Hostess verwechselt, die Falschparker aufschreibt. Doch ihr Interesse gilt Platanen, Linden, Kastanien und Ahorn.
Wenn nicht alles okay ist, rückt Claus-Peter Fischer mit seinem Baumschutztrupp an – die Krone wird beschnitten, damit wieder freie Sicht ist,
trockene Äste entfernt, bei Krankheiten Pflege-Maßnahmen eingeleitet.
Allerdings: „Baumchirurgie ist out“, so Fischer, „nur noch große ‚Wunden’ werden ausgeschnitten, ansonsten sind die Wissenschaftler und
erfahrene Baumspezialisten der einhelligen Meinung: Der Baum muss
mit seiner Krankheit selbst fertig werden.“ Abteilungsleiter Roland Gromberg sagt: „Wir haben die Verkehrssicherungpflicht, Leute sollen unter
den Bäumen gehen können, ohne befürchten zu müssen, dass ein Ast
abbricht oder gar ein Stamm auf sie stürzt. Geschieht ein Unfall und wir
können nicht nachweisen, dass wir unserer Pflicht nachgekommen sind,
dann sind wir dran.“ Die Mitarbeiter wehren sich vehement gegen den
Verdacht, sie würden vielleicht gedankenlos oder gar mit Sadismus vorgehen. „Wir sind nicht abgestumpft“, sagen sie, „wir lieben jeden Baum,
unser Herz blutet, wenn einer weichen muss.“ Claudia Lemke bringt es
auf den Punkt: „Wir sind Schützer und nicht Schubser.“
Pappeln sind out, die pflegeleichten und langlebigen Platanen sind in.
Aber die Stadt wird sich hüten, den Einheitsbaum einzuführen. Claudia
Lemke entscheidet darüber, was gepflanzt wird, wenn Ersatz angesagt
ist: „Bäume prägen die Umwelt auch durch ihre Optik. Am Baum soll man
erkennen, wo man ist. So überwiegen in der renommierten Schäferstraße
die Kastanien. Der Boulevard wird von Gleditschien gesäumt.“ Claudia
Lemke führt ein Kataster, in dem alle 12.000 Straßenbäume genau aufgeführt und mit Hölzemanns Beobachtungen aktualisiert sind. Manchmal
hat sie ein Problem: „Wenn ein Sturm kommt, ist alles anders als am Tag
davor.“
Was ist aber mit den Tausenden von Bäumen, die in den Vorgärten wachsen und Privatbesitz sind? Die Grundstückeigentümer sind zwar die
rechtmäßigen Besitzer, aber sie können sie nicht so ohne Weiteres fällen.
Über die Unantastbarkeit der Bäume wacht Mechthild Donné, sie ist die
Hüterin der Baumschutzsatzung, in der - stark verkürzt - steht: Geschützt
sind Bäume mit einem Stammumfang von 80 cm und mehr - ausgenommen sind Obstbäume. Warum die Stadtväter und –mütter diese Regelung
verfasst haben? Bäume verbessern das Klima, bieten Nist- und Brutstätten für Tiere und beleben das Ortsbild. Was Bürger alles an Gründen
einfällt, um in ihrem Garten für freie Sicht zu sorgen, weiß Donné allzu
gut: „Der Baum macht alles dunkel, verhindert das Fernsehen, die auf
den Bäumen sitzenden Vögel verschmutzen alles.“ Aber oft müssen die
Schützer auch Nein sagen und bekommen dann Ärger: „Der Baumbesitzer denkt an den jetzigen Zustand, der ihm persönlich nicht gefällt. Wir
müssen aber in Generationen denken.“
6
+++ Special +++
herne | Special
Ordnungshüter nicht beklagen. „Meine Mitarbeiter haben eine hohe Akzeptanz“, unterstreicht Mertens.
Jeweils zwei Männer und zwei Frauen des KOD, zu erkennen an der dunkelblauen Garderobe, dem gelben Stadtwappen und der Aufschrift „Ordnungsbehörde“ auf dem Rücken, patrouillieren durch Fußgängerzonen,
Parks und überall in der Stadt. Sie ahnden Verstöße gegen das Ortsrecht:
Hunde ohne Leine, weggeworfene Zigarettenkippen, Radfahrer in der
Fußgängerzone, Zusammenrottungen von alkoholisierten Gruppen, Randalierer, verschmutzte Spielplätze – solche Zustände sind dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) ein Dorn im Auge. Wer sich nicht an „law and
order“ hält, der muss blechen.
Miese Zeiten für Schulschwänzer
„Die Sache funktioniert leider häufig nur über das Portemonnaie“, sagt
Mertens und meint vor allem Menschen, die durch freundliche Ermahnung nicht zur Einsicht kommen wollen. Sehr erfolgreich lässt sich die
„Schulzuführung“ an: „Wenn Kinder die Schule schwänzen, greifen wir
uns die Schlawiner und liefern sie direkt in der Klasse ab.“ Das empfinden die Übeltäter überhaupt nicht als cool.“ Dabei ist eines klar: „Schon
unsere bloße Präsenz zeigt eine große Wirkung. “ Unter dem Auge des
Gesetzes werden keine Verstöße verübt. Bis 22 Uhr geht der KOD Streife.
Sigrid Mertens
„Unsere Auftragslage
ist sehr gut“
Ansprechpartner wollen auch die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung
sein, jene 16 Frauen und Männer in Schwarz und Weiß, die hauptsächlich
Knöllchen – rund 50.000 im Jahr - hinter die Scheibenwischer falsch geparkter Autos klemmen. Fahrzeuge, die auf Rettungswegen, vor Krankhauseinfahrten oder widerrechtlich auf Behindertenplätzen parken, lassen
sie auch abschleppen. „Ohne die Verkehrsüberwacher würde in der Stadt
alles drunter und drüber gehen“, ist sich Mertens sicher.
Starke Frau in der Südstraße lenkt die
städtischen Ordnungsdienste
Den Verkehr sicherer machen – dieser Aufgabe hat sich die Radarüberwachung verschrieben, die ebenfalls zu Mertens’ Bereich gehört. Die
versteckten Kameras drohen vorwiegend in Tempo-30-Zonen, auf Schulwegen, im Umfeld von Schulen, an Senioren-Wohnheimen oder Krankenhäusern.
Sigrid Mertens ist eine starke Frau. Hinter sich schart sie 30 nette, aber
resolute Frauen und Männer, die sich vehement für Recht und Ordnung
in Herne einsetzen. Die 46-Jährige managt von der Südstraße 8 aus seit
1999 den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) und seit zwei Jahren zusätzlich die Verkehrsüberwachung.
„Unsere Auftragslage ist sehr gut“, sagt die Teamleiterin – so als ob sie
ein erfolgreiches Unternehmen aus der Privatwirtschaft führen würde.
Die Wortwahl verdeutlicht: Der Service läuft sehr gut und wird von den
Bürgern positiv bewertet. Über mangelnde Resonanz können sich die
Zwei Dienste, ein Team
KOD und Verkehrsüberwachung sorgen für die Sicherheit und Ordnung
in Herne – in enger Abstimmung mit der Polizei. „Unser Vorteil: Wir reagieren zeitnah“, versichert die Chefin. Wovon sich die Bürger überzeugen
können. „Wir sind zwei städtische Ordnungsdienste – aber ein Team“,
heißt die Parole, die Sigrid Mertens ausgibt, „und wir ziehen alle an
einem Strang“.
Horst Martens
KOD und Verkehrsüberwachung auf der „Brücke der Freundschaft“ (v.l.): Thomas Reimann, Andrea Schweppe, Jürgen Scheffzik, Felizitas Beyer, Heike Kirchhoff, Chris Wegner-Bienek, Martina Casilli, Christiane Reimann, Helene Probst, Silvia Wysdak, Sigrid Mertens, Sabine Fründt, Gabriele Stapelfeld.
+++ Special +++
herne | Special
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Serviceleistungen FB
Öffentliche Ordnung
Rattenbekämpfung
Fachbereich Öffentliche Ordnung
Markgrafenstraße 10 + Südstraße 8
Service-Nummer: Tel. (0 23 23) 16-16 32
ordnungsamt@herne.de
Ratten auf dem Grundstück oder im Haus - der städtische
Schädlingsbekämpfer hilft weiter:
Michael Habon
(0 23 23) 16-26 05
Schutz der Sonn- und Feiertage
Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do: 8.30 Uhr - 12.00 Uhr
und 13.30 Uhr - 15.30 Uhr
Mi + Fr
8.30 Uhr - 12.00 Uhr
Wenn Sie sich an Sonn- und Feiertagen gestört fühlen,
sagen wir Ihnen, was erlaubt ist und was nicht:
Michael Torkowski
(0 23 23) 16-22 95
Schwarzarbeit
Fundbüro
Haben Sie etwas verloren oder etwas gefunden?
Petra Bruch
(0 23 23) 16-23 57
Gewerbemeldestelle
An-, Ab- und Ummeldung von Betrieben im stehenden Gewerbe.
Dazu gehören auch Meldungen zur Betriebsverlegung oder zu Veränderungen des Gewerbes.
Sabine Kronert
(0 23 23) 16-23 87
Buchstabe A-K
Gabriele Rembecki-Ruckdeschel
Buchstabe L-Z
Haben sie Hinweise auf Schwarzarbeit oder illegale Beschäftigung?
Bernd Gröne
(0 23 23) 16-22 60
Dirk Reuter
(0 23 23) 16-20 32
Andreas Zandeck
(0 23 23) 16-22 58
Sondernutzungserlaubnisse
Unter Sondernutzungen fallen alle außergewöhnlichen Verwendungen
von öffentlichen Verkehrsflächen, z.B. Plakatierungen, Aufstellen von
Werbereitern und Waren, Freiflächen für Biergärten, Aufstellen von
Gerüsten, Baugeräten und Müllbehältern.
Heidi John
(0 23 23) 16-23 08
(0 23 23) 16-29 76
Gabriele Peters
(0 23 23) 16-23 02
Auskünfte aus dem Gewerberegister
Veranstaltungsgenehmigungen
Wenn Sie eine öffentliche Veranstaltung planen (Straßen-, Schuloder Gemeindefeste u.ä.) brauchen Sie eine Genehmigung.
Heidi John,
(0 23 23) 16-23 08
Gewerbeerlaubnisse
Antrag auf eine Erlaubnis zur Ausübung des Gaststättengewerbes
oder für das Aufstellen von Spielgeräten
Auskünfte zum Ladenschlussgesetz
Sabine Braun
(0 23 23) 16-26 67
Herne-Mitte / Sodingen
Andrea Schumacher
Wanne / Eickel
Wochenmärkte
Auskünfte für Verbraucher zu den Veranstaltungstagen und
Öffnungszeiten der einzelnen Märkte
Informationen für Händler über die Standplatzgebühren
Sabine Kofahl
(0 23 23) 16-24 80
(0 23 23) 16-27 52
Antrag auf Erlaubnis zur Ausübung des Reise-,
Makler- und Bewachungsgewerbes
Antrag auf Erlaubnis zum Betrieb einer Spielhalle:
Uwe Johanning
(0 23 23) 16-26 74
Überwachung des ruhenden Straßenverkehrs,
Falschparken
Haben Sie festgestellt, dass in Ihrem Wohngebiet oft verkehrswidrig
geparkt wird? Informieren Sie den Außendienst der Verkehrsüberwachung
Sigrid Mertens
(0 23 23) 16-44 44
Landeshundegesetz
Anmelden eines Hundes, u.a.
Kirsten Förster
(0 23 23) 16- 21 97
Lebensmittelüberwachung
Verbraucher können auf die Qualität der angebotenen Lebensmittel vertrauen, dafür sorgt die Lebensmittelüberwachung. Wer dennoch einmal lebensmittelrechtliche Beschwerden haben sollte (betrifft auch die Bereiche
Kosmetika, Tabakwaren, Preisauszeichnung) oder als Gewerbetreibender
Beratung beim Umgang mit Lebensmitteln im Betrieb oder bei der Neueinrichtung eines Betriebes benötigt, wendet sich an:
Manfred Plevnik
(0 23 23) 16-22 15
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+++ Special +++
herne | Special
Verwarngelder der Stadt
10 Euro: Zigarettenkippen wegwerfen, Müll hinterlassen,
Radfahrer in der Fußgängerzone
20 Euro: Hund ohne Leine, Hinterlassen von Hundekot
35 Euro: Füttern der Tauben
Karten zu gewinnen:
Two Hands Theatre
Üblicherweise ist Puppentheater für Kinder ausgerichtet – nette Figuren und Geschichten, in
denen das Gute über das Böse siegt. Dass dem nicht immer so sein muss, beweist das aus Sofia
stammende „Two Hands Theatre“ alias Maya und Vassil Svechtarov, das mit seiner Produktion
„Puppet Dreams“ beim 4. Herner Weihnachtstheater-Festival gleich fünf Mal das vorweihnachtliche Abendprogramm der Flottmann-Hallen
bereichert – vom 14 bis 18. Dezember.
In erster Linie richtet sich das mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnete bulgarische
Duo an Erwachsene und Jugendliche ab 10 Jahren. Mit unglaublicher Präzision, Fingerfertigkeit
und viel Humor verwandeln sie urplötzlich Hände, Füße, Objekte und einfachste Requisiten in
lebende Wesen, deren Sogkraft der Zuschauer sich nicht entziehen kann.
Wer miterleben möchte, wie sich ein rot-weiß gestreiftes T-Shirt in einen eitlen Gockel verwandelt,
kann im Kulturzentrum Herne (0 23 23) 16-28 44, beim Reisebüro Graf (0 23 25) 7 57 54 oder ab
19.00 Uhr in der Flottmann-Kneipe (0 23 23) 45 01 72, Karten kaufen.
Ganz Schlaue beantworten folgende Frage und gewinnen 3 x 2 Karten für die Preview:
Aus welchem Land stammt das Künstlerpaar?
Schicken Sie die Antwort an:
Flottmann-Hallen,
Stichwort „Two Hands Theatre“,
Flottmannstr. 94
44625 Herne.
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt
Das Familienleben
des Bruder Horst
Ein Franziskaner wohnt unter den
Obdachlosen in der Buschkampstraße
Bruder Horst ist unterwegs zu seinen Nachbarn, zu den Asyl-Suchenden und Obdachlosen
in den drei Häusern an der Buschkampstraße.
Die Siedlung funktioniert wie ein Dorf in vormittelalterlicher Zeit: Kochen für alle, Kleidung für
alle, Unterkunft für alle, Hilfe für alle. Und Bruder Horst ist der Dorfälteste – er selbst sieht
sich allerdings als Gleicher unter Gleichen.
Vor 20 Jahren hat Horst Langer sich hier einquartiert. Seitdem erlebt er, jeden Tag live,
„Deutschland von unten“. Aber das Elend ist
nicht so groß wie der Zusammenhalt: „Wir sind
eine große Familie“, sagt er, während er sich
hastig eine Selbstgedrehte rollt. Wenn vor dem
Vornamen ein „Bruder“ steht und die Kutte von
einem Strick mit drei Knoten zusammen gehalten wird, dann sieht man sich einem Franziskaner gegenüber.
Für seinen 20-jährigen Dienst hat Bruder Horst
(„Nachnamen sind uninteressant“) jetzt die
Ehrenmedaille der Stadt Herne erhalten. 1949 in
Dortmund-Asseln geboren, diente er der Kirche
schon als Messdiener, wurde zum Aussteiger
und entschied sich mit 35 für den Eintritt ins
Kloster und damit für ein radikal anderes Leben.
Zu seinen Ordensbrüdern im Kloster in der
Dortmunder City hält er engen Kontakt. Heute,
mit 55, ist er des einfachen Lebens noch immer
nicht überdrüssig geworden: „Momente der Krise – wer hat die nicht? Ich kenne keine Familie,
die keine Krise hatte.“
Wirsing-Eintopf für 60 Personen
Heriberto aus Kuba streicht die Decke, im
Aufenthaltsraum. Vor dem Kaninchenstall ver24
herne
sorgen Josef, Heinz und Saki die Langohren. Im
Haus Nummer 22 begrüßt der Franziskaner die
städtischen Mitarbeiter des Fachbereichs Soziales, die hier vor Ort ein kleines Büro betreiben.
In der Suppenküche gleich oben drüber bereiten Karin und Karl-Heinz Jostes Wirsing-Eintopf
für 60 Personen vor. 50 Cent kostet eine Mahlzeit, die auch zu den Obdachlosen am Bahnhof
und in den Parkanlagen gebracht wird. Die
Suppenküche, von Bruder Horst initiiert, wurde
oft totgesagt, nächstes Jahr feiert sie dennoch
Zehnjähriges. Weil der gute Mann von der
Buschkampstraße unermüdlich und mit Erfolg
Spenden sammelt und Sponsoren akquiriert.
Zuerst half er den Kindern bei ihren Hausaufgaben. Sie kamen ganz von alleine: „Die
dachten, da sitzt ein Lehrer vor der Haustür, den
bepflastern wir.“ Am Vormittag übt Bruder Horst
seinen Hauptberuf aus. „Jeder Bruder muss
mit eigenen Händen für den Lebensunterhalt
sorgen.“ Die Zeiten, als die Franziskaner zu
den Bettelorden gehörten, sind längst vorbei.
Bruder Horst ist Lehrer am Berufskolleg für
Technik und Gestaltung in Gelsenkirchen und
unterrichtet Elektrotechnik. „Mein PC ist das
Einzige, was mir gehört. Franziskus gestattete
in seiner Ordensregel als alleinigen Besitz das
Handwerkszeug, das zur Ausübung des Berufs
notwendig ist.“
Betreuung bis zum Tod
Am kleinen Finger der linken Hand blitzt ein
Ehering, er gehörte seiner Mutter, die er, nachdem sie eine Hirnblutung erlitt, in seiner kleinen
Wohnung an der Buschkampstraße nur mit der
Hilfe seiner Nachbarn bis zu ihrem Tod betreuen
konnte. „Hier gibt es eine Menge engagierter
Menschen, die alte Leute pflegen und damit verhindern, dass sie ins Altenheim kommen.“
Am schlimmsten ist Langeweile, bemerkte
Jupp, ein Nachbar, und überlegte mit Bruder
Horst, was man alles anstellen könnte: Sie organisieren die Kleiderkammer mit gebrauchten
Klamotten, sie unterhalten einen Transportdienst, mit dem sie ausrangierte Küchen- und
Wohnungsmöbel abholen, anschließend
aufmöbeln, um sie dann für kleines Geld zu
verkaufen: „Wir sind bereit, Drecksarbeiten zu
machen. Wir lösen Haushalte auf – auch dann,
wenn die Wohnungen schon lange keinen Mieter mehr gesehen haben.“
Durch die erfolgreiche Wiedereingliederungspolitik der Stadt Herne sind nach und nach alle
Familien aus den Häusern der Buschkampstraße weggezogen. Geblieben sind Alleinstehende
– und die ausländischen Bürger. „Seitdem die
Familien weg sind, ist es hier schon anders geworden“, sagt Bruder Horst mit etwas Bedauern
in der Stimme, um dann fröhlich zu resümieren:
„Bei all dem Elend, bei all dem Wandel – der
Familiencharakter bleibt.“
Horst Martens
Die Suppenküche finanziert sich über Spenden:
„Ambulante Suppenküche“
Verein ambulanter Versorgung Wohnungsloser
Buschkampstraße 22
Tel. (0 23 25) 46 62 30
Spendenkonto:
Nr.: 1054444 bei Herner Sparkasse BLZ 43250030
„Mir kommt kein Stinker
mehr in die Garage!“
Klaus Sonnenschein ist
leidenschaftlicher Erdgas-Autofahrer
Es war purer Zufall, als Klaus Sonnenschein
Mitte letzten Jahres auf sein neues Auto stieß.
In Lünen fand der Herner einen Vorführwagen,
der extrem sparsam ist, freundlich zur Umwelt
und noch dazu ganz leise über die Straßen
schnurrt. Für seinen Astra Kombi CNG kommt
nämlich nur Erdgas in Frage, sonst nichts.
„Mir kommt kein Stinker mehr in die Garage!“
Mit welcher Inbrunst Klaus Sonnenschein das
sagt! Der Astra ist für ihn sozusagen ein Sonnenschein von Auto (mit diesem Wort muss
man bei dem Nachnamen einfach spielen!). Eigentlich wollte der 39-Jährige ja nur von einem
Superbenziner auf Diesel umstellen. „Ich arbeite in Düsseldorf. Jeden Tag 120 Kilometer hin
und zurück und das bei den Spritpreisen? Da
muss man überlegen, wie man wirtschaftlicher
fahren kann.“
Und während Herr Sonnenschein im Internet
nach Diesel-Fahrzeugen Ausschau hielt, stolperte er über: das Erdgasauto. Das, wie fast
alles im Leben, Vor- und Nachteile hat. Die gängigsten Gegenargumente, mit denen sich der
inzwischen zum leidenschaftlichen Verfechter
dieser innovativen Technik gewordene Herner
auseinandersetzen muss, sind: die nicht gerade
rosige Tankstellendichte und die mangelnde
Auswahl an Modellen. Bei letzterem hält er da-
gegen: „Vom Kleinwagen bis zur Limousine ist
alles vorhanden. Im nächsten Jahr werden rund
15 Modelle auf dem Markt sein.“
Überzeugungsarbeit auch in der Firma
Klaus Sonnenschein hat sich zum Experten in
Sachen Erdgasauto entwickelt. Nicht nur im
Bekanntenkreis, auch in seiner Firma leistet
er Überzeugungsarbeit: Er setzt sich dafür ein,
dass die gesamte Firmenflotte, immerhin 125
Autos, umgerüstet wird. Das finanzielle Einsparpotenzial ist gewaltig: bis zu 300.000 Euro
im Jahr.„Gerade im Außendienst ist die Anzahl
von Erdgas-Tankstellen aber natürlich ein wichtiges Thema“, erklärt der Opel-Fahrer, der mit
Erdgasmolekül-Aufklebern an den Autotüren
auch unterwegs stets Werbung macht. Ginge
es nach ihm, hätte man vor einem Monat in
Castrop-Rauxel nicht die 500., sondern bereits
die 1.200. Erdgas-Tankstelle eröffnet. Diese Zahl
– und somit eine flächendeckende Versorgung
– wird für das Jahr 2006 angestrebt. „Ich persönlich hab’s gut“, gibt der ehrliche Mensch
zu. „Ich komme an der Erdgas-Tankstelle in Bochum-Riemke auf dem Weg zur Arbeit vorbei.“
wird aber von den Stadtwerken Herne mit Gas
beliefert. Im Verbund mit Witten (dort gibt es
auch eine Tankstelle) und Bochum fördern die
Stadtwerke als „Energie- und Wasserversorgung
Mittleres Ruhrgebiet“ das Erdgasfahrzeug-Projekt. „Wir möchten schnellstmöglich eine dritte
Erdgas-Tankstelle eröffnen“, berichtet Großkundenbetreuer Volker Berg. „Die Gespräche mit
den Mineralölkonzernen laufen bereits. Im
ersten Halbjahr 2005 können wir das schaffen.“
Den Umstieg aufs umweltfreundliche Vehikel
versüßen die Stadtwerke mit einem Guthaben
über 2.000 Kilo Erdgas – ein Begrüßungsgeschenk im Wert von ca. 1.400 Euro. Oder
anders ausgedrückt: 40.000 Kilometer freie
Fahrt für Klaus Sonnenschein und seinen Astra.
Verbraucht ist das Guthaben noch nicht. Und
selbst wenn dieser Tag kommt: Bei „Einmal
Volltanken, bitte“ ist der Herner mit 12 Euro
dabei. 360 Kilometer legt er damit zurück. Nicht
die Welt, aber die Hersteller arbeiten bereits an
größeren Reichweiten.
Klaus Sonnenschein strahlt. Seine Entscheidung nach nur 20-minütiger Testfahrt war
richtig, die Mehrkosten (meist zwischen 1.500
und 2.500 Euro) haben sich rentiert. Zurück zu
Benzin oder Diesel? Nie im Leben, die stinken!
Und gestunken hat ihm früher schon, dass er
jeden Monat an die 250 Euro für Sprit ausgeben
musste.
Silke Bender
Stadtwerke spendieren 2.000 Kilo Erdgas
Die Erdgas-Tankstelle in Riemke an der Herner
Straße hat zwar knapp das Stadtgebiet verfehlt,
www.stadtwerke-herne.de
www.erdgasfahrzeuge.de
herne 25
Auffällige Kinder so früh
wie möglich fördern
Soziales Frühwarnsystem in 14 Wanner Kindertageseinrichtungen
entwickelt: Modellprojekt wird auf ganz Herne ausgeweitet
Ob Sprachschwierigkeiten, Aggressionen, Essstörungen oder Kontaktscheue - je früher Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern erkannt und
behandelt werden, desto besser für das Kind,
die Eltern, alle Beteiligten. Wie ein solches
soziales Frühwarnsystem für Kinder im Vorschulalter entstehen und funktionieren kann,
wurde an 14 Wanner Kindertageseinrichtungen
modellhaft getestet. Das wurde auch höchste
Zeit: Von 1.000 in den Einrichtung betreuten
Kindern wurde jedes dritte als „verhaltensauffällig“ eingestuft. Nach Abschluss des Projekts
beschloss der Jugendhilfeausschuss des Rates, das „Frühwarnsystem“ nun auf alle Herner Kindertageseinrichtungen
auszuweiten.
Belastung des
Familienlebens
Wie sehr Verhaltensstörungen
der Kinder das Familienleben
und die Arbeit in den Kindertagesstäten beeinträchtigen,
ergaben Befragungen in
Wanne. Über 55 Prozent der
betroffenen Eltern fühlen sich
durch die Verhaltensprobleme
ihrer Kinder belastet. Mit dem
Kontakt zum Kindergarten
ist die große Mehrheit der
Eltern (92 Prozent) zufrieden
und 64 Prozent erörtern auch
Erziehungsfragen mit den
Fachfrauen und -männern in
der Kindertageseinrichtung;
aber weniger als die Hälfte der
Eltern spricht die ErzieherInnen im Kindergarten von sich
aus auf Probleme im Verhalten
ihres Kindes an. Wenn es um
eine empfohlene Beratung oder Therapie geht,
meinen 44,2 Prozent der Eltern „nein, wir kommen mit den Problemen allein klar!“
“Weiß ich nicht“
In über 82 Prozent der Fälle ist nach Einschätzung der Eltern das Problem des Kindes in der
Kindertagesstätte bekannt. 62 Prozent meinen,
dass die Erzieherinnen sich intensiv um das
Kind und seine Probleme kümmern. Einer erschreckend großen Zahl von Eltern scheint das
allerdings egal zu sein, 16,7 Prozent antworteten mit „weiß ich nicht“. Über 20 Prozent der
Eltern meinen allerdings demgegenüber, dass
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herne
sich um ihr Kind im Kindergarten zu wenig gekümmert werde.
Mit 66.000 Euro gefördert
Das Projekt, das das Institut Arbeit und Technik
(IAT/ Gelsenkirchen) im Auftrag des Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie der Stadt Herne
exemplarisch im Stadtbezirk Wanne durchführte, war Teil eines vom nordrhein-westfälischen
Familienministerium mit 66.000 Euro geförderten Modellvorhabens, in dessen Rahmen
in sechs Städten ein Frühwarnsystem zur
sind Kindergärten, Kinderärzte, Jugendamt und
Kindertageseinrichtungen. In Kooperation mit
diesen Stellen wurde nicht nur eine „Herner
Definition“ des Begriffes „verhaltensauffällig“
entwickelt, sondern auch Arbeitsmaterialien,
die die Erzieherinnen in ihrer täglichen Arbeit
bei der Früherkennung unterstützen.
Herner Definition – Herner Materialien
Zu diesen „Herner Materialien“ gehören u.a. ein
Institutionen-Handbuch, das zeigt, wer für was
zuständig ist, ein Ablaufschema zum Umgang
mit Verhaltensauffälligkeiten,
Protokoll- und Einschätzbögen
zur Erfassung der Situation des
Kindes. Bis März 2004 wurden
diese Materialien auf ihre Alltagstauglichkeit erprobt. Fazit:
Anfangs bedeutete die Anwendung des Materials einen hohen
Zeitaufwand. Mit wachsender
Routine jedoch, so die „Pioniere“ aus Wanne, werde sich die
Situation bessern.
Erkennung und Bearbeitung von verschiedenen
sozialen Problemen aufgebaut wird. Der volle
Titel lautet „Entwicklung eines sozialen Frühwarnsystems zur Erkennung und Bearbeitung
von Verhaltensauffälligkeiten im Vorschulalter“. Weil das ein schrecklich langer Titel ist,
schrumpfte die Bezeichnung medienwirksam
auf „SoFrüh“-Projekt.
Beratungsstelle für
Erzieherinnen
Seit Abschluss der Modellphase Ende August wird in Herne
intensiv über die Einrichtung
einer „SoFrüh-Beratung“ als Ansprechpartner für Erzieherinnen
nachgedacht. Die SoFrüh-Beratungsstelle könnte eine Mediatorenfunktion zwischen Eltern und
Tageseinrichtung übernehmen,
wenn Uneinigkeit über die jeweilige Maßnahme bezüglich der
Verhaltensauffälligkeit eines Kindes besteht. Obwohl eine solche
SoFrüh-Beratungsstelle von den
IAT-Wissenschaftlerinnen als äußerst sinnvoll
erachtet wird, ist die Umsetzung aufgrund der
angespannten finanziellen Haushaltslage fraglich. Dass sich die Investition lohnt, steht außer
Frage: Ein solches Frühwarnsystem verbessert
die Chancengleichheit und spart soziale Folgekosten, die häufig die Konsequenz von Verhaltensauffälligkeiten sind.
Zusammenarbeit verbessern
Um die Früherkennung von Verhaltensproblemen zu verbessern, ist eine intensivere Zusammenarbeit aller örtlichen Stellen, die Kontakt
mit Kindern und Eltern haben, notwendig. Das
Infos: Sarah Rusche
Stadt Herne
Fachbereich Kinder-Jugend-Familie
Tel. (0 23 23) 16-35 33
Patienten aus ganz
Deutschland
Stadtmarketing Herne stellt mit einer Broschüre
den Gesundheitsstandort Herne vor
„Wo können meine Beschwerden am besten
diagnostiziert werden? Welche Therapien
können angewandt werden? Wo erfahre ich
ganzheitliche Therapiekonzepte?“ Derzeit fehlen Patienten und einweisenden Ärzten meist
aussagefähige Informationen für die Wahl der
für sie passenden Klinik. Antworten erhalten
Patienten zukünftig mit Hilfe des ersten Herner
Medizinführers.
Herne ist ein wesentlicher und attraktiver Gesundheitsstandort im Ruhrgebiet geworden
- auch für Nicht-Herner: Knapp die Hälfte aller
im vergangenen Jahr in Herner Krankenhäusern
behandelten Patienten kommen von außerhalb
- insgesamt 23 247. Die Haranni-Clinic konnte
im Jahre 2003 gar knapp 70 Prozent Nicht-Herner Patienten verzeichnen.
Größte Urologie der Republik
Im Marienhospital etwa lag die Zahl bei über
11 000 Patienten: „Wir behandeln Fälle aus
dem ganzen Bundesgebiet“, sagt Volker Martin,
Sprecher des Marienhospitals. „Patienten reisen bewusst nach Herne, weil das Marienhospital über verschiedene Standortvorteile verfügt,
etwa über die größte urologische Abteilung der
Bundesrepublik.“
Lehranstalt für Studenten
Herne, als Standort eines Universitätsklinikums
und zwei akademischen Lehrkrankenhäusern,
befindet sich in guter Nachbarschaft - besitzt
das Ruhrgebiet doch eines der dichtesten medizinischen Versorgungsnetze im nationalen und
internationalen Vergleich. Zu diesem Ergebnis
kam bereits 2002 eine Bestandsaufnahme der
Universität Witten/Herdecke. „Mit 133 Kliniken
und fast 51.000 Betten ist der Raum zwischen
Wesel und Hamm Spitze in Europa, was die
Patientenversorgung angeht. Und in der Forschung brauchen wir uns auch vor niemandem
zu verstecken“, sagt Professor Dr. Dr. Christian
Köck, Gesundheitsökonom und Dekan der Fakultät an der Uni in Witten.
13 Prozent arbeiten für die Medizin
Auch als beschäftigungsstärkste Branche spielt
die Gesundheitswirtschaft eine große Rolle:
Im Ruhrgebiet arbeiten zwölf Prozent der Beschäftigten in der Medizin, das sind 200 000.
Etwa 13,5 Prozent, 7200 Beschäftigte, sind es
in Herne. „Besonders in Herne hat die Medizin
einen hohen quantitativen und qualitativen
Stellenwert“, sagt Rudolf Pinkal, Leiter des
Fachbereichs Gesundheit der Stadt Herne. Er
begrüßt die Initiative der Stadtmarketing Herne
GmbH nach einer Medizin-Broschüre.
viduellen Bedürfnissen. Trotz notwendiger, anerkannter und praktizierter Spezialisierung der
einzelnen Herner Krankenhäuser ist allen eines
gemeinsam: die ganzheitliche Betrachtung und
Behandlung des Patienten.
Auf über 60 Seiten stellt die Broschüre „Medizin in Herne - Kompetenz für das Ruhrgebiet“
das breite medizinische Versorgungsspektrum
in Herne vor. Interessierte Patienten erhalten
einen Überblick über die verschiedenen medizinischen Disziplinen der Herner Krankenhäuser.
Eine komplette Übersicht über alle medizinischen Leistungen in Vorbeugung, Diagnostik
und Therapie sowie Nachbehandlung findet
sich ebenso, wie eigene Beiträge der Kliniken
über ihre besonderen Schwerpunkte.
Die Broschüre wird mit einer Auflage von 10.000
Exemplaren von Stadtmarketing Herne herausgegeben, die im Ticket-Shop im Kulturzentrum
unter Tel. (0 23 23) 16-28 44 sowie in allen Herner Krankenhäusern kostenfrei erhältlich ist.
Sandra Anni Lang
Ganzheitliche Betrachtung
Eine weitere Besonderheit weist Herne auf: Fast
alle Krankenhäuser haben einen konfessionellen, christlichen Träger. Im Mittelpunkt der
ärztlich-pflegerischen Maßnahmen steht damit
der ganze Mensch mit seiner Geschichte und
Identität und seinen grundlegenden und indi-
herne 27
28
herne
Modernste Trainingsgeräte für Kraft und Ausdauer
Therapeutisches Klettern stärkt den Rücken
Entspannen im Wohlfühl-Schwimmbad
Die Qualität muss stimmen
St. Anna-Hospital investiert mit „annavita“
in Therapie, Vorbeugung und Wellness
Krankenhäuser leben in schweren Zeiten. Der
Rotstift fegt durch die Abteilungen, Nullrunden
sind an der Tagesordnung. Das St. Anna-Hospital in Wanne-Eickel hält dagegen: Als die
Physiotherapie-Abteilung dank eines Patienten-Booms in der Orthopädie aus allen Nähten
platzte, entstand für sechs Millionen Euro das
„annavita“, eine mutige Ergänzung der professionellen Krankengymnastik des Krankenhauses durch Prävention und Rehabilitation, Sportmedizin und Wellness – auch für Selbstzahler.
Ich will wieder laufen
In einer herkömmlichen „Muckibude“ würde
man Ingrid Schupetta wohl niemals treffen. Vor
drei Jahren bekam die heute 75jährige ein neues Kniegelenk, vor einem Jahr musste die Osteoporose-Patientin auch noch einen Oberschenkeltrümmerbruch überstehen. Und jetzt drückt
sie in Trainingshose und Bluse im „annavita“
mit den Beinen Gewichte. Ganz langsam, aber
stetig und zweimal pro Woche: „Ich will wieder
laufen ohne zu humpeln,“ sagt sie dem Sportlehrer, der für Schupetta das supermoderne,
computergesteuerte Trainingsgerät individuell
einstellt und aufpasst, dass sich die Seniorin
richtig bewegt.
Kraft, Ausdauer, Koordination
Nach ihrer stationären Behandlung bekam
Schupetta im St. Anna regelmäßig Physiotherapie-Anwendungen. Die Verordnung ist aufgebraucht, die Rehabilitation aber noch nicht
abgeschlossen. Eine „Muckibude“ kam für
Ingrid Schupetta nicht in Frage, aufhören wollte
sie mit ihren Übungen aber auch nicht. Deshalb
hat die 75jährige das Angebot angenommen,
dort weiter zu trainieren, wo sie schon kompetent behandelt wurde, - im „annavita“: „Hier
kenne ich alle und man kennt mich.“ Für 180
Euro hat sie sich dem Herner Gesundheitszirkel
angeschlossen. In diesem Preis eingeschlossen
sind 20 fest terminierte Trainingseinheiten,
Krafttests für Arme und Beine sowie die Benutzung von Schwimmbad und Sauna. Die Selbstzahlerin trainiert nicht nur Kraft, sondern auch
Ausdauer und Koordination. 180 Euro – ist das
nicht teuer, Frau Schupetta? „Nein,“ sagt die
Seniorin sehr bestimmt, „Die einen rauchen,
die anderen trinken, und ich tue was für meine
Gesundheit.“
Mediterrane Atmosphäre
Da nickt Gabriele Urban und lächelt, denn die
Worte von Ingrid Schupetta zeigen der leitenden
Physiotherapeutin, dass das „annavita“-Konzept aufgeht. Mit dem Herner Rücken-Konzept, Kursen für medizinische Fitness, Nordic
Walking, Wassergymnastik, Therapeutischem
Klettern und und und. Sogar eine Kinder-Rückenschule gibt es im „annavita“. Gabriele
Urban hat viele Ideen, gerne plaudert die leitende Physiotherapeutin an der geschwungenen
Rezeption mit Patienten und Besuchern. Hier
schlägt das Herz der neuen Abteilung, die für
das Krankenhaus so viel mehr bedeutet als nur
mehr Platz für Physiotherapie. Lichtdurchflutet
sind die Aufenthalts- und Behandlungsräume.
Mediterrane Farben, Design-Mobiliar und der
dunkle Holzfußboden erzeugen eine warme
Wohlfühlatmosphäre.
Trainieren mit Termin
23 Physiotherapeuten arbeiten im „annavita“,
therapiert und trainiert wird von 7.30 Uhr bis 20
Uhr und immer mit Termin. Im Vordergrund steht
natürlich die professionelle Krankengymnastik
für stationäre und ambulante Patienten, doch
Gabriele Urban hat „annavita“ durch Programme zum Wohlfühlen und Entspannen erweitert,
die den Vergleich mit professionellen Anbietern
nicht zu scheuen brauchen. Da lockt ein wunderschönes Schwimmbad mit Gegenstromanlage, Massagedüsen und Sauna. Mit zahlenden
Kundinnen flirten Sandbäder, Körperpeelings
und Packungen mit Aloe-Vera-Frischpflanzen,
- natürlich in edel gestalteten Räumen. Massagen, zum Beispiel mit heißen Steinen oder Kräuterölen, warten auf stressgeplagte Büronacken,
die Laufanalyse mit Video und Fußsohlenscan
auf angehende RuhrMarathoni. Ob Ayurveda,
Cranio-Sacral-Therapie oder die FingerdruckMassage Shiatsu - St. Anna zeigt Mut zum Risiko. „Wichtig ist, dass die Qualität stimmt“, sagt
„annavita“-Leiterin Gabriele Urban. „Wir setzen
auf ein ganzheitliches Angebot, wir sind mehr
als ein Krankenhaus – und das nicht allein für
Wanne-Eickel, sondern für die ganze Stadt.“
S. Schübel
Alle Infos:
annavita
Hospitalstraße 19
44649 Herne
Tel. (0 23 25) 9 86 24 50
Fax (0 23 25) 9 86 20 49
www.annahospital.de
herne 29
Przybylas Kunden sind ganz überwiegend
Schausteller und Freizeitpark-Betreiber,
gelegentlich Markthändler, samt und
sonders also Geschäftsleute, die davon
leben, dass ihr Geschäft auffällt, anzieht,
Illusionen weckt. Zum Beispiel die Frontbemalung einer Geisterbahn mit Monstern, blutrünstigen Dinos und grauenhaften Würgeschlangen muss Menschen
unwiderstehlich an die Kasse locken,
damit sie ausprobieren können, ob das
Innere auch hält, was die Fassade verspricht. Und das Kinderkarussell muss so
lieb und märchenhaft mit menschlichen
Fabel- oder Fernsehtieren locken, dass
die Kleinen gar nicht anders können,
als selbst einmal, und dann gleich noch
einmal, auf dem Delphin zu reiten. Mit
Przybylas Kunst-Stücken und Lockmitteln
klappt das.
Illusionen aus
der Düse
Industriedesigner Mark Przybyla
zaubert mit Airbrush-Pistole
moderne Märchen auf Polyester
Die meisten Kunden sprechen seinen Namen ähnlich wie
„Pritschibilla“ aus; die anderen, die ein bisschen Polnisch
können, sagen „Dschibilla“. Mark Przybyla selber sagt, das
sei ihm egal; Hauptsache sei vielmehr, dass „sie zufrieden
sind mit meiner Arbeit“, und, so sagt er selbstbewusst, „das
sind sie wohl, denn sie kommen immer wieder.“
30
herne
Von Märchenland keine Spur
Deshalb könnte, was Przybyla herstellt,
„Illusionen“ heißen. Aber der Firmentitel
lautet schlicht und offiziell „Industriedesign und Beschichtung“, die MailAdresse „Design“. Auch die wirkliche
Adresse am Trimbuschhof in Herne wirkt
so nüchtern wie jedes andere Gewerbe
in der Nachbarschaft. Von Märchenland
keine Spur. Erst im hinteren, von vorn
gar nicht erkennbaren Drittel einer Autolack-Hobby-Werkstatt entfaltet sich dem
Besucher der ganze Zauber von Przybylas
Industriedesign-Künsten. Da entstehen
Laminate, die wie echte Klinkerwände
aussehen, Airbrush-Düsen zaubern auf
Polyesterflächen zum Greifen schöne
Sex-Idole, aus schieren Styropor-Blöcken
entstehen mit Fräse, Pinsel und Pistole
echte Marmorsäulen. Alles Zauber. Aber
richtig schön. Das alles macht Przybyla
in Herne erst seit rund vier Jahren. Aber
schon jetzt hat er einen Namen, der sich
weit herungesprochen hat. Denn seine
Produkte gehen mit deutschen Export-Karussells bis nach Südkorea und in die USA,
und rund um Deutschland gibt es kaum einen Freizeitpark, in dem sich die Besucher
nicht auch an seinen Bildern und Figuren
berauschen können. Dabei war in seiner
Lebensplanung die Herstellung von Jahrmarkts-Illusionen gar nicht vorgesehen.
Von Oberschlesien ins Revier
Mark Przybyla wollte, wie es sich gehört
für einen intelligenten und ehrgeizigen
Jungen aus dem oberschlesischen Kohlerevier, Bergmann werden, Grubeningenieur. Daraus wäre auch fast was geworden: Studienbeginn in Polen, Fortsetzung
des Studiums frisch verheiratet an der
auch in Polen hoch angesehenen Bergbau-Fachhochschule in Bochum, bis, ja
bis es dann - wie das Leben oft so spielt
- ganz anders kam.
Beim Jobben in den Semesterferien stieß
er auf einen Tüftler, der Lacke mit Spezialeffekten fürs Airbrushen anmischte
und vertrieb. Der brachte ihn auf die Idee,
es mal mit dem Lackieren und Brushen
selbst zu versuchen.
Mit anderen Worten, Przybyla wurde doch
nicht Bergmann. Aber er hatte, was oft
Bergleute haben: zwei rechte Hände. Und
so kam sein Handwerk, das gar kein offizielles ist, in Schwung. Heute beschäftigt
er in Herne sechs Leute, in seiner Tochterfirma nahe Gleiwitz zehn Mann. Da die
Halle am Trimbuschhof inzwischen viel zu
klein ist, bereitet Przybyla gerade seinen
Umzug vor; in der Winterpause will er sich
in Eickel auf dem GEA-Gelände in einer
üppigeren Halle einrichten, in die auch
mal ein Lkw mit Riesenrad-Gondeln oder
Schiffschaukeln passt.
Nur die Söhne der Przybylas, der eine 18,
der andere 15 Jahre alt, sind fürs Geschick
des elterlichen Unternehmens noch Fragezeichen. Sie wollen das Abitur machen
und was Airbrush-Fremdes studieren.
Aber, wer weiß schon, was das Leben so
bringt.
Manfred Gutzmer
Jobmaschine Wirtschaftsförderung
Startpunkt für ideenreiche und
innovative Unternehmen
Konzerne entscheiden sich für einen Standortwechsel, große Unternehmen schließen, ganze
Branchen brechen weg. Vor allem zu Beginn
des Strukturwandels gingen durch den Niedergang von großen Unternehmen Tausende von
Arbeitsplätzen verloren. Heute trifft es andere
Bereiche: den Einzelhandel, die Automobilindustrie oder die Chemie. Die Folgen für die
arbeitenden Menschen sind katastrophal. Seit
der Zeit der Zechenschließungen ist Herne besonders betroffen.
hat über die IGZ Innovations- und Gründerzentren Herne GmbH in den vergangenen 15 Jahren
vier Standorte geschaffen, die für viele junge
Unternehmen zum erfolgreichen Startpunkt für
gewerbliche Selbstständigkeit wurden. Junge,
innovative Betriebe aus Handel, Handwerk,
Produktion und Dienstleistung können sich hier
ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Denn
das IGZ ist ein Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum mit einem ganzheitlichen, mieterorientierten Konzept.
Die Aufgabe: Rahmenbedingungen schaffen
Solche Entwicklungen aufzuhalten, sind für eine
städtische Wirtschaftsförderung kaum möglich.
Ihre Aufgabe ist es, Konzepte zu entwickeln und
Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Neues
entstehen kann. Seit mehr als 40 Jahren stellt
sich Herne dem Strukturwandel. Wo früher Kohle und Großindustrie den Rhythmus vorgaben,
wird der Takt heute von der Kreativität und Kompetenz der Menschen in vor allem kleinen und
mittelständischen Betrieben bestimmt.
Insgesamt stehen an den Standorten „Friedrich
der Große“, „Gewerbehof“, „Innovationszentrum“ und „MediaTec“, rund 12.000 qm Bürofläche und knapp 12.000 qm Hallen- und Werkstattflächen zur Verfügung. Kennzeichen der
Zentren sind flexible Flächennutzung, funktionale Räumlichkeiten und moderne technische
Infrastruktur. Gemeinschaftseinrichtungen und
vielfältige Informations- und Beratungsangebote stützen die Gründungs- und Expansionsphase der Zentrennutzer.
Das Mittel: Förderung von Innovation
Der Name „IGZ“ steht in Herne für ein Instrument, um noch mehr Innovation und Kreativität
in die Stadt zu holen. Die Wirtschaftsförderung
Die Methode: Startbedingungen erleichtern
Mitte 2004 waren über 60 Betriebe mit rund
400 Beschäftigten im IGZ angesiedelt. Mehr als
die Hälfte aller Zentrenmieter betätigen sich als
Dienstleister im Bauingenieurwesen, in der Verkehrs- und Logistikplanung, in der Maschinenund Anlagentechnik sowie in der Informationsund Kommunikationstechnologie. Die Palette
reicht von Logistikdiensten bis zur Entwicklung
und Planung von Logistiksystemen.
Durch ihre Service- und Beratungsangebote
tragen diese Firmen zur Entwicklung und Verbreitung innovativer Verfahren und Produkte in
der Region bei. Gut 40 Prozent der Firmen erwirtschaften ihren Umsatz durch lokal, regional
oder national neue Dienstleistungsangebote. 10
Prozent der Firmen zeichnen sich ferner durch
Produktneu- bzw. -weiterentwicklungen aus.
Mieter schufen 1.000 Arbeitsplätze
Rund 3,4 Jahre beträgt die durchschnittliche
Verweildauer der Firmen im IGZ. Nach ihrem
Auszug siedelten sich rund 50 Prozent an einem
anderen Standort in Herne oder in der näheren Umgebung an. Nur 13 Prozent verließen
die Region. Katastrophale Einschnitte wie die
Schließungen großer Firmen lassen sich nur
mühsam und kleinteilig durch Neues ersetzen.
Gründer- und Innovationszentren können dabei
ein erfolgreiches Instrument sein. Sie taugen
sogar zur Jobmaschine. Mieter in den Zentren
und ehemalige Zentrenmieter schufen bisher
gut 1.000 Arbeitsplätze.
Evelyn Stober
Kontakt:
WFG Herne mbH
Dr. Evelyn Stober
Westring 303
44629 Herne
Tel. (0 23 23) 92 51 14
herne 31
Santana, Whitney Houston, Joe Cocker, John
Miles, Tina Turner und eigene Kompositionen.
Veranstalter der Uraufführung ist das Herner
Verkehrsunternehmen HCR (gemeinsam mit
Bogestra und Dortmunder Stadtwerken), daher
gibt es die Karten im HCR-KundenCenter in der
Bahnhofstraße 64. Natürlich ist für alle Ticketinhaber im VRR die kostenlose Hin- und Rückfahrt zum RuhrCongress Bochum inbegriffen.
Schulung für Arbeitslose
Elvis trifft Madonna
Herner Kultur in München
Das Anwenderzentrum Herne im Innovationszentrum, bietet zur Zeit eine durch den Europäischen Sozialfonds geförderte Schulung von
Arbeitslosen und Arbeitssuchenden zur Fachkraft
für Produktionsintegrierten Umweltschutz an. Bei
der Fortbildung der 17 Teilnehmer, vorwiegend
mit Hochschulabschluss, geht es um die Möglichkeiten, die Kosten innerhalb eines Betriebes
zu senken, in dem zum Beispiel unnötiger Abfall
oder Abwasser vermieden werden. Ab Mitte Februar 2005 werden Plätze für ein dreimonatiges
Praktikum in Produktionsunternehmen und Planungsbüros gesucht.
Zwei Legenden der Rockgeschichte erwachen
am Freitag, 26. November, ab 20 Uhr im RuhrCongress Bochum zum Leben: „Elvis meets
Madonna“ feiert Premiere. Zu erleben ist die
musikalische Lovestory zweier Show-Größen,
deren Musik unterschiedlicher nicht hätte sein
können. Auf der Bühne steht das Rock Orchester
Ruhrgebeat (ROR), ein großes Ensemble, das
vor allem auch durch seine Besetzung auffällt:
Schlagzeuge, Bass- und E-Gitarren, Trompeten,
Posaunen, Geigen, Celli, Kesselpauken sowie
zehn überzeugenden Vocalisten entzünden ein
Feuerwerk der Begeisterung. ROR zieht durch
das Land und interpretiert die Highlights aus
fünf Jahrzehnten Rockmusik - im Gepäck die
Hits von Anastacia, Queen, Barry Ryan, Toto,
„Kultur und Stadtentwicklung“ war das Leitthema des gemeinsamen Auftritts bei der
diesjährigen Internationalen Immobilienmesse
EXPO REAL in München. Herne beteiligte sich
zusammen mit anderen Ruhrgebietsstädten
als „Metropolregion Ruhr“. Interessierte Besucher konnten sich am Herner Stand somit nicht
nur über aktuelle Gewerbeflächenangebote,
sondern auch über die Architektur des Westfälischen Archäologischen Museums oder über den
Mondpalast von Wanne-Eickel informieren.
Kontakt: Anwenderzentrum Herne,
Westring 303, Tel. (0 23 23) 92 51 65
32
herne
Cranger Kirmes-Schlussverkauf
2004 fand sich Fritz, das Maskottchen der
Cranger Kirmes, erstmalig auch auf einem
Glaskrug wieder. Der edle 0,4 Liter Bierkrug
der Firma Sahm zeigt Fritz in goldener Silhouette vor dem Riesenrad mit dem Datum
der diesjährigen Cranger Kirmes.
Navigieren durch Feld,
Wald und Wiese
Die Navigations-CD „Deutschland Plus“ enthält das komplette öffentliche Wegenetz der Bundesrepublik – plus Waldund Feldwege. Entwickelt hat das Programm die Herner Firma
Logiball, die im Innovationszentrum beheimatet ist. Von
der Entwicklung profitieren die Land- und Forstwirtschaft,
Energieversorger und Rettungsdienste sowie die Freizeitbranche und der Tourismus. Die Daten können auch von
marktüblichen Navigationssystemen genutzt werden. Wer
also vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, der sollte sich
„Deutschland Plus“ zulegen.
Kirmesfans können sich ab sofort über einen Schnäppchen-Preis freuen:
Kostete der Bierkrug „Fritz“ zur Kirmeszeit
noch 5,00 Euro, so ist er nun für nur 2,20
Euro erhältlich - im 6er-Karton für lediglich
zwölf Euro. Das Angebot gilt nur solange
der Vorrat reicht!
Erhältlich ist der Krug im Ticket-Shop der
Stadtmarketing Herne GmbH,
Kulturzentrum Herne,
Willi-Pohlmann-Platz 1
Tel. (0 23 23) 16-28 44
und an den Pforten der Herner und Wanner Rathäuser. Natürlich gibt es dort auch
weiterhin ein großes Sortiment weiterer
Kirmes-Souvenirs im Angebot.
Kontakt: Logiball GmbH, Westring 303,
Tel. (0 23 23) 92 55 50
www.logiball.de
ANWÄLTE IM
CITY-CENTER
DR. ERNST STÖCKER a.D.
Rechtsanwalt und Notar
www-sbbrecht.de
MATTHIAS BEGRICH
Rechtsanwalt und Notar
LUDGER BÖMKES
Rechtsanwalt und Notar
HANS-MICHAEL BECKER
Rechtsanwalt und Notar
STEPHAN RENKENS
Rechtsanwalt & Fachanwalt für
Verwaltungsrecht und Sozialrecht
HORST STEFFEN
Rechtsanwalt
44623 Herne • City-Center • Bahnhofstraße 7a
Haupteingang und Parkdeck: Museumsstraße
%
02323 /
1789-0
Telefax: 1789-89 - eMail: reno@sbbrecht.de
herne 33
100 Jahre ein Zuhause
Wohnungsverein Herne feiert Jubiläum –
Junge Familien im Blick
Mieter sein im eigenen Haus – für Mitglieder
von Wohnungsbaugenossenschaften ist das
kein Widerspruch, sondern die Grundlage lebenslanger Sicherheit. Der Wohnungsverein
Herne, eine der ältesten Genossenschaften der
Stadt, feiert im Januar 2005 sein 100jähriges
Bestehen. Und die Säulen, auf der die Mietergemeinschaft ruhen, sind so modern wie bei ihrer Gründung: Selbsthilfe, Selbstbestimmung,
Selbstverwaltung und Selbstverantwortung.
34
herne
Gründungsversammlung im Januar 1905
Es war im Dezember 1904, da investierte der
Lokführer Johann Schröder, 5,40 Mark für zwei
Annoncen im „Herner Anzeiger“. Sie richten sich
an Beamte und laden zu einer Versammlung am
Montag, 16. Januar 1905, ins Hotel Schlenkhoff
ein. Eine Wohnungsbaugenossenschaft soll
gegründet werden. 32 Beamte treffen sich zur
Gründungversammlung und heben den „Beamtenwohnungsverein zu Herne eGmbH“ aus der
Taufe. 1926 erhielt er den Namen, der bis heute
unverändert blieb: Wohnungsverein Herne eG.
Es dauert übrigens bis zum Sommer 1905, bis
Schröder die Kosten für seine Inserate zurück
bekommt.
30.000 Goldmark aufbringen
Um Kosten dreht sich auch die Gründungsversammlung. Sie gibt sich das Ziel, „Wohnungen
zu errichten und zu angemessenen Preisen ihren
Mitgliedern zu überlassen“. Als Geschäftsanteil
setzt die Versammlung pro Mitglied 300 Goldmark fest, - ein gewaltiger Betrag zu Beginn des
Jahrhunderts. Die Genossenschaft muss schnell
Geld aufbringen, schon im Mai 1905 müssen
29.793,- Goldmark zusammengetragen sein, um
das erste eigene Grundstück an der heutigen Altenhöfener Straße bezahlen zu können. Alte Protokolle
belegen, dass schon 18 Monate später auf diesem
Grundstück 53 Wohnungen ihrer Bestimmung übergeben werden können. Die ersten Genossenschaftler ziehen ein – sie sind Mieter im eigenen Haus.
Wichtiger und lebendiger Gedanke
Karl-Heinz Abraham, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Wohnungsverein Herne eG,
blickt auf die Anfänge der Genossenschaft in der
Gründerzeit: „Das Jubiläum erfüllt uns mit großem Stolz, längst nicht allen Unternehmen ist es
vergönnt, auf eine so lange Geschichte zurückblicken zu dürfen. Wir erkennen daran, wie wichtig
und lebendig der Genossenschaftsgedanke
weiterhin ist.“
2.000 Genossenschaften in Deutschland
Jede 10. Mietwohnung in Deutschland ist in
genossenschaftlicher Hand, - insgesamt also
2,1 Millionen. Bundesweit existieren 2.000
Genossenschaften, in der Mehrzahl kleinere
Unternehmen mit weniger als 1.000 Wohnungen.
Der Wohnungsverein Herne verfügt über rd. 1.450
eigene Wohnungen und Vermietungseinheiten
in Herne und Castrop-Rauxel und zählt z.Zt. 1509
Mitglieder.
Günstige wirtschaftliche Lage
Die wirtschaftliche Lage der Genossenschaften stellt sich im Vergleich zu
Unternehmen anderer Rechtsformen
deutlich günstiger dar. Genossenschaften verfügen allgemein über eine starke
Eigenkapital-Ausstattung. Die Folge:
Unter den jährlich mehr als 30.000
Unternehmenspleiten in Deutschland
findet sich so gut wie nie eine Genossenschaft. Karl-Heinz Abraham: „Diese
Rechtsform ist und bleibt ein wichtiger
und bedeutender Faktor für unser Wirtschaftsleben. Die Genossenschaftsidee
erfährt z.Zt. – nicht nur im Internet
– eine echte Wiederbelebung“.
Sozialarbeiterin macht Hausbesuche
Genossenschaftsmieter bestimmen
nicht nur das Wohl und Wehe ihrer
Gemeinschaft, sie erhalten von ihrer
Genossenschaft auch vielfältige Unterstützung. 1994 – für die damalige Zeit
ganz unüblich - übernahm Christa Worbs beim
Wohnungsverein Herne soziale Betreuungsaufgaben. Sie kümmert sich seitdem im Wesentlichen
um die sozialen Belange der vielfach älteren Mitglieder. Das war auch dringend erforderlich, denn
fast jedes zweite Mitglied ist heute älter als 60
Jahre. Christa Worbs: „Viele Rentner sind in zunehmendem Maße nicht mehr in der Lage, sich selbst
zu organisieren. Durch unregelmäßigen Kontakt
zu Hausbewohnern oder der Familie wurden Probleme oft zu spät erkannt, zum Beispiel Unfälle
im Haushalt, mangelnde Pflege oder verwohnte
Mieteinheiten.“ Regelmäßig ist Worbs bei Hausbesuchen unterwegs, hilft bei Behördengängen
oder knüpft Kontakte zu Pflegediensten.
wohnprojekte (Wohnanlagen an der Straße des
Bohrhammers, Juri-Gerus-Weg, Poststraße, Vinckestraße) die Baupolitik der Genossenschaft,
nun richtet der Wohnungsverein sein Augenmerk
verstärkt auf die junge Generation. Mit der Aktion
„Rabatt für kleine Leute“ wirbt die Genossenschaft gezielt um neue junge Mitglieder. Alle
minderjährigen Kinder und Enkel der Mitglieder
können zu Sonderkonditionen Genossenschaftsanteile zeichnen, - die Voraussetzung für die Zuweisung einer Wohnung. Statt 1.050 Euro zahlen
sie bis Ende 2005 nur 954,- Euro, - das ist ein
Nachlass von zehn Prozent.
Einfamilienhäuser zur Miete
Außerdem bastelt der Wohnungsverein an einem
attraktiven Wohnmodell, das besonders für junge Familien reizvoll sein soll. Sie sollen als Genossenschaftsmitglieder die Möglichkeit haben,
ein eigenes Häuschen bewohnen zu können.
Zehn Einfamilienhäuser möchte die Genossenschaft auf einem Grundstück im Herner Süden
bauen, großzügig vom Platzangebot, ideal von
der infrastrukturellen Anbindung. Karl-Heinz
Abraham: „Unser Ziel ist es, ein Mietprojekt für
Das älteste und das jüngste Genossenschaftsmitglied: Maria
Köhler (98) hat Spaß an Ricarda Hirsch (18 Monate). Im September zeichnete Mutter Sandra Hirsch (rechts) im Rahmen der Aktion „Rabatt für kleine Leute“ verbilligte Genossenschaftsanteile
für ihr Töchterchen.
Der aktuelle Vorstand des Wohnungsvereins:
(von links) Hans-Dieter Fischer, Karl-Heinz
Abraham und Klaus Hartmann.
Handwerker selbst beauftragen
Unproblematisch geht es auch zu, wenn in der
Wohnung etwas repariert werden muss. Die Mitglieder des Wohnungsvereins können die Reparatur
selbst bei den Vertragshandwerkern der Genossenschaft in Auftrag geben, - ohne Rückfrage in der Verwaltung. Karl-Heinz Abraham: „Wir waren die erste
Genossenschaft in Herne, die bereits im Jahre 1996
ihren Mitgliedern diesen Service – die Handwerkerdirektbeauftragung – ermöglicht hat“.
Handwerker können die Genossenschaftsmieter
selbst beauftragen: Die Fäden laufen bei Thomas
Pöpperling vom Wohnungsverein zusammen.
Rabatt für kleine Leute
Zur Zeit stellt der Wohnungsverein Herne seine
Weichen neu. Seit 1987 bestimmten Alten-
Immer Zeit für ein Gespräch: Sozialarbeiterin Christa
Worbs (rechts) berät Emilie und Harald Schwarz
junge Familien umzusetzen, deren Verdienst
über den Einkommensgrenzen des sozialen
Wohnungsbaus liegt und die deshalb keinen
Wohnberechtigungsschein für eine Sozialwohnung erhalten. Für den Kauf eines Eigenheimes
jedoch reicht ihre Kapitaldecke oftmals nicht
aus.“ Genau für diese Zielgruppe möchte der
Wohnungsverein „Einfamilienhäuser zur Miete“
in Kombination mit einer angemessenen finanziellen Beteiligung und Selbsthilfeleistungen
errichten. Abraham: „Die Zukunft liegt in den
Händen unserer Kinder. Der 100. Geburtstag des
Wohnungsvereins bedeutet eine enorme Verantwortung. Es ist unsere Aufgabe, unsere Genossenschaft für die kommenden Generationen fit
zu machen. Nur so wird des möglich sein, dass
unsere Nachfahren auch in 100 Jahren den Fortbestand dieser wunderbaren Tradition feiern
können.“
Kontakt: Wohnungsverein Herne eG
Bochumer Straße 72, 44623 Herne
Tel. (0 23 23) 99 49 10
Fax (0 23 23) 48 08 73
www.wohnungsverein-herne.de
info@wohnungsverein-herne.de
herne 35
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Nokia Night of the Proms
Atze Schröder
01.– 05.12.2004, 18.00 Uhr 15,00 € – 36,00 €
17.12.2004, 20.00 Uhr
Die Flippers
18.03.2005, 20.00 Uhr
Andre Rieu
28.01.2005, 20.00 Uhr
Anastasia
16.03.2005, 20.00 Uhr
10.02.2005, 20.00 Uhr
31,93 € – 42,93 €
23,40 € + 25,40 €
30,00 € – 60,00 €
12.+13.02.2005, 20 Uhr
27,60 € – 49,60 €
Kulturzentrum, Herne
66,00 € – 80,00 €
49,65 € – 54,65 €
Markus Maria Profitlich
18.11.2004, 20.00 Uhr
Nights on Broadway
12.03.2005, 20.00 Uhr
21.01.2005, 20.00 Uhr
Ingo Oschmann
22.01.2005, 20.00 Uhr
Onkel Fisch
28.01.2005, 20.00 Uhr
Christine Westermann
11.02.2005, 20.00 Uhr
23,70 €
25,00 €
Ralf Schmitz
19.02.2005, 20.00 Uhr
Johann König
08.04.2005, 20.00 Uhr
16,80 €
17,80 €
15,70 €
18,10 €
15,70 €
19,20 €
Ein Ausflug in die Geschichte
1905
Die Gründung des Wohnungsvereins Herne 1905 als „Beamten-Wohnungsverein eGmbH“ geht zurück auf die Zeit der industriellen Entwicklung in den Ruhrgebietsstädten. Arbeiter, Angestellte und Beamte benötigten dringend Wohnungen für sich und ihre Familien.
1906
Die Arbeitgeber (Bahn, Post, Stadtverwaltung) unterstützten damals die
Eigeninitiative ihrer Mitarbeiter. Sie stellten dem neuen Unternehmen
Kredite zur Verfügung. So konnten bereits 1906 die ersten 53 Wohnungen
an der Höfestraße, heute Altenhöfener Straße, bezogen werden. Noch in
der Kaiserzeit entstanden Häuserzeilen an der Augustastraße in Horsthausen, an der Otto-Hue-Straße und der Bochumer Straße in Herne-Süd.
1925
Nach dem Ersten Weltkrieg konnte der Wohnungsverein erst wieder mit
dem Ende der Inflationszeit größere Bauvorhaben für seine Mitglieder
verwirklichen. Von 1925 bis 1931 entstanden mehr als 200 Wohnungen an
der Goeben-, Steinmetz- und Bismarckstraße.
Altenhöfener Straße
1930
Mit der Weltwirtschaftskrise 1930 begann für die Genossenschaft eine
schwierige Zeit. Gebaut wurde nur noch wenig. Von Kriegsbeginn 1939
bis nach der Währungsreform 1949 kam der Neubau ganz zum Erliegen.
Vielmehr mussten die Genossenschaftsmitglieder nach dem Krieg mit
viel Eigeninitiative zerstörte und beschädigte Wohnungen wieder instand
setzen.
1950
Eine weitere große Neubauphase setzte 1950 ein. Vor allem aus Mitteln
für den sozialen Wohnungsbau entstanden in den 1950er Jahren mehr als
200 Wohnungen in Herne-Süd und Baukau. Bis Mitte der 70er Jahre, als
auch in Herne ein einigermaßen ausgeglichener Wohnungsmarkt erreicht
war, konnten weitere knapp 200 Neubauwohnungen fertig gestellt werden.
1987
Seit 1987 entstehen Wohnanlagen für ältere Mitglieder, mit Gemeinschaftsräumen für gesellige Veranstaltungen und mit der Möglichkeit,
Dienstleistungen für sich in Anspruch nehmen zu können. Bis heute stehen den Mitgliedern des Wohnungsvereins fast 150 Wohnungen in fünf
Anlagen zur Verfügung.
1990
Bismarckstraße
Zwei kleine Herner Genossenschaften – die Siedlungs- und Wohnungsbaugenossenschaft Wanne-Eickel eG und die Wohnungs- und Eigentumsbaugenossenschaft eG verschmelzen mit dem Wohnungsverein. Nicht
mehr der Neubau, sondern die Modernisierung von Wohnungen ist nun
zur Hauptaufgabe der Genossenschaft geworden. Auch in Zeiten des Bevölkerungsrückgangs möchte der Wohnungsverein moderne Wohnungen
preisgünstig anbieten können, vor allem für Familien mit Kindern.
Große Geburtstagsfete am
16. Januar im KUZ
Mit einem Riesenfest im Kulturzentrum Herne feiern
die Mitglieder der Genossenschaft am Sonntag, 16.
Januar 2005, den 100. Geburtstag. Um 11 Uhr geht
die Sause los, die mit Musik, Tanz, Tombola, Witz,
Akrobatik und vielen anderen Attraktionen einen
schwungvollen Tag verspricht. Mit dem Erlös des
Festes unterstützt der Wohnungsverein Herne das
Lukas-Hospital e.V. in Herne.
Bochumer Straße
herne 37
Kartenverkauf und Auskünfte:
WAZ Herne, Markgrafenstraße 1, Tel.: (0 23 23) 95 26-19
WAZ Wanne-Eickel, Hauptstraße 206, Tel.: (0 23 25) 9 71 30
Mondpalast, Wanne-Eickel
Aida
Ronaldo & Julia
29.12.2004, 20.00 Uhr
verschiedene Termine
Senior Ritas
verschiedene Termine
18,00 € – 37,70 €
02.01.2005, 19.00 Uhr
18,00 € – 37,70 €
König-Pilsener-Arena,
Oberhausen
Musikparade
26.02.2005, 15.00 Uhr
Porgy Bess
29,00 € – 39,00 €
05.12.2004, 20.00 Uhr
40,00 € – 60,00 €
30.01.2005, 15+20.00 Uhr 39,00 € – 80,00 €
Helmut Lotti
18.12.2004, 20.00 Uhr
10.–13.03.2005
04.02.2005, 20.00 Uhr
Kastelruther Spatzen
Die Flippers
18.03.2005, 20.00 Uhr
18.02.2005, 20.00 Uhr
Golden Eis 2004
17.12.2004, 20.00 Uhr
42,00 € – 64,00 €
46,20 € – 48,50 €
26,50 € – 41,90 €
53,00 € – 63,00 €
Musicals
Starlight Express (Bochum)
verschiedene Termine
31,00 € – 97,00 €
Mamma Mia (Hamburg)
verschiedene Termine
Andre Rieu
R.E.M.
53,50 € – 40,50 €
38,00 € – 67,00 €
Nokia Night of the Proms
The Musical Box performs Genesis
40,31 € – 51,00 €
39,75 € – 77,75 €
Aida (Essen)
verschiedene Termine
39,40 € – 110,90 €
33,90 € – 105,40 €
Der König der Löwen (Hamburg)
verschiedene Termine
Cats (Düsseldorf)
verschiedene Termine
33,90 € – 107,60 €
44,90 € – 88,90 €
Das Phantom der Oper (Stuttgart)
verschiedene Termine
29,50 € – 106,50 €
Aufwärmtraining auf Plastikbällen: Alicia, Alexandra und Michèle hopsen sich fit
Von Schlaffis, Fettzies und Sportis
Bei den Powerkids der AOK purzeln die Pfunde
Wo sitzt eigentlich eine Bandscheibe? Die
Kinder, die sich auf ihren Gymnastikbällen
warm hopsen, überlegen. Eine klopft auf den
Oberschenkel. Nach der Stunde wissen die
PowerKids es besser. Sportwissenschaftlerin
Christiana Hueck hat die Puffer zwischen ihren
Rückenwirbeln in Bewegung versetzt, hat sie
Plastikbecher auf Kopf und Rücken balancieren
und bei „Feuer-Wasser-Luft“ richtig rennen
lassen. Denn damit Michèle (10) und Franziska
(11), Alica (9), Maureen (10) und die anderen
nicht nur ein bisschen schlanker, sondern auch
fitter werden, ist jeden Freitag im AOK-Gesundheitszentrum Bewegung angesagt.
PowerKids heißt das wissenschaftlich geprüfte
und anerkannte Programm für Acht- bis Zwölfjährige, das die AOK im September in Herne
zum zweiten Mal mit einer Gruppe von leicht
übergewichtigen Kindern gestartet hat. Zehn
Wochen lang sollen Ernährungsschulung und
Sport nicht nur Pfunde purzeln lassen. DagmarBirgitt Heße, bei der AOK verantwortlich für das
Programm: „Die Kinder sollen ein Bewusstsein
dafür entwickeln, wie wichtig es ist, sich ausgewogen zu ernähren und sich zu bewegen.“
Der Erfolg des ersten Kurses gibt dem Konzept
Recht: Alle Kinder hielten durch, alle haben
abgenommen, bis zu drei Kilo, und das ohne
Stress und Zwang.
Rund und ungesund
Rund und dabei ungesund sind in Herne immer
mehr Kinder: 13 % der Schulanfänger 2003
waren bei ihrer Untersuchung durch das Gesundheitsamt zu schwer, das sind 3,5 % mehr
als fünf Jahre zuvor. Von diesen Kindern haben
20% grobmotorische und 23% feinmotorische
Schwierigkeiten. Die Kinderärzte wissen um
das Problem, wie ihr Sprecher Dr. Wolfgang
Schrader versichert, stoßen aber wie die Amts-
Franziska und Maureen üben die Balance
ärzte oft an ihre Grenzen, wenn sie die Eltern zu
überzeugen versuchen, dass Pommes und Pizza
nicht täglich auf den Teller gehören.
Das lernen auch die PowerKids. Es ist Montag,
und auf dem Tisch im Gesundheitszentrum türmen sich die Supermarktprospekte. Claudia Hagedorn verteilt Scheren an sieben Kinder. Emsig
werden Würste, Brötchen und Rosenkohl ausgeschnitten, Säfte und Käse in die Lebensmittelpyramide geklebt, die die Ernährungsberaterin
auf einen Papierbogen gemalt hat. „Unten sind
die gesunden Sachen, und dann geht es immer
höher zu den ungesunden“, weiß Julian (11).
Wie die Mädchen um ihn herum, ist er mit Spaß
und Überzeugung bei der Sache.
andere Materialien aus dem PowerKids-Koffer
haben sie mit „Fettzies“ – in der Bratwurst stecken 15, in Rohkost gar keiner -, mit „Schlaffis“
und „Sportis“ bekannt gemacht. „Schlaffis sind
Punkte, die man kriegt, wenn man nichts tut“,
erklärt Alexandra (11), „vor dem Fernseher sitzt
oder Computer spielt.“ Draußen herumtoben,
schwimmen oder Basketball bringen dagegen
„Sportis“ – wie natürlich auch die 75 Minuten
am Freitag bei Christiana Hueck, in denen
Ausdauer und Kraft trainiert werden, aber auch
Koordination und Wahrnehmung. „Ich möchte, dass die Kinder Freude an der Bewegung
haben“, sagt sie. Sie sollen schwitzen, sich
anstrengen und merken: „Ich kriege ein Körpergefühl.“ Was nicht selbstverständlich ist: „Am
Anfang sind manche noch vom Hüpfball gepurzelt.“ Ideal fände sie es, wenn einige sich für
einen Sportverein entscheiden könnten.
Dass dabei die Eltern ebenso mitmachen müssen wie bei der Umstellung der Essgewohnheiten, liegt auf der Hand. Deshalb werden Mütter
und Väter bei der Auftaktveranstaltung, einem
Elternabend und der Abschlussfeier mit gesundem Büfett einbezogen. Nachhilfe bekommen
sie gratis von ihren Sprösslingen, die spätestens nach dem Kochnachmittag nicht nur wissen, wie Grünkernbratlinge und Dips zubereitet
werden, sondern auch Rezepte mitbringen. Und
wenn die PowerKids dann hin und wieder mal
einen Schokoriegel naschen, müssen sie kein
schlechtes Gewissen haben. Das haben sie bei
Claudia Hagedorn gelernt: „Es gibt keine Verbote.“ Zum Geburtstag mal eine Cola zu trinken, ist
ok. Gegen den Durst tut es auch Mineralwasser.
Ute Eickenbusch
Freude an der Bewegung
Von Müttern und Kinderärzten geschickt und genervt durch Hänseleien in der Schule, sind die
Kinder im Kurs schnell zu Experten geworden.
Tagebuch und Quizkarten, Poster, Video und
Kontakt: AOK, Dagmar-Birgitt Heße
Tel. (02 34) 9 58 72 63
dagmar-birgitt.hesse@wl.aok.de
www.powerkids.de
herne 39
Abends wird die
Not zur Tugend
Das KiJuPa und die
Partylandschaft Herne
Schon bald ist Weihnachten,
deshalb will ich mich bemühen, Euch INSZENE-Lesern
etwas Gutes zu tun:
Ich verlose 5x2 Karten für
Hernes neues Kino, die
‚Filmwelt Herne’
Einfach eine Mail mit
Betreff ‚Kinokarten’
und Name + Adresse
an inszene@aol.com
schicken!
Wer hat es
nicht schon mal
gehört, beim
Busfahren zum
Beispiel: „Diese Jugend von
heute!“ Was
soll denn mit
der Jugend sein,
frage ich mich da
jedes Mal. Um das herauszufinden, habe ich mich
mit ein paar von denen getroffen, die es wissen
müssen. Ich war bei einer Sitzung des Kinder und
Jugendparlamentes im Herner Rathaus.
Da bin ich also, inmitten eines bunt zusammen gewürfelten
Haufens junger Leute, die gerne in die Stadtpolitik eingreifen möchten. Es wird erst mal ziemlich wild durcheinander
geredet, Berichte vom letzten Wochenende (sehr, sehr anstrengend!) werden abgelöst von Diskussionen zur Initiative
‚free sixteen’. Das Wahlrecht ab 16 auch bei Landtagswahlen? Das KiJuPa ist dafür.
Plötzlich schallt es polyphon in die Runde. „Man könnte
sein Handy auch mal ausschalten!“, rüffelt Caro Nils, den
Telefonierer, beinahe ernst. Plötzlich schellt es noch einmal. Diesmal ist es das Diensttelefon von Norbert. Er stellt
sich im Namen der Stadt in den Dienst der Kinder. Ernsten
Blicken und vorwurfsvollen Mienen zum Trotz telefoniert
er kurz. „War wichtig. Was Dienstliches!“, sagt er schmunzelnd.
Die Atmosphäre ist sehr locker und angenehm. Trotz des jugendlichen Wirrwarrs hört jeder zu, wenn etwas besprochen
wird. Es gibt eine Tagesordnung, die von A-Z durchgegangen
wird. Diskussionsforen werden geplant und über ein nächstes Treffen mit dem Herner Oberbürgermeister nachgedacht. Die Jugend von heute macht also Politik.
„Wir feiern unsere eigenen Partys“
Ein paar Tage später treffe ich mich mit Caro, 17, Kai Carolin,
15, und Ella, 16, in einem Café. Ich würde gerne mal wissen,
was sie sonst noch so unternehmen in Herne. Wo sie so
hingehen, wenn sie sich gerade nicht mit Schule und Politik
beschäftigen. Auf meine Frage folgt erstmal Stille. „Na ja,
in Herne gibt es ja nicht soviel…“ beginnt Caro, „… obwohl
eigentlich gehe ich schon ganz gerne ins Havanna oder in
die Flottmann-Kneipe. Da ist es supergemütlich und die
Bedienungen sind total nett.“ Kai Carolin geht gerne ins
Café 26 oder in die Sonne, und Ella sitzt öfters im Caféhaus
oder im Nils. „So wenig ist das eigentlich gar nicht“, sagt
sie, „aber irgendwie fehlt uns eine Alternative für abends.“
„So müssen wir dann schon nach Bochum fahren, wenn
wir tanzen wollen,“ bedauert Caro, „oder unsere eigenen
Partys feiern“, grinst Kai Carolin augenzwinkernd.
Alles in allem ist die „Freizeit und Partylandschaft“ in Herne
nicht so schlecht wie ihr Ruf es manchmal annehmen lässt.
Schöne Cafés laden zum Treffen mit Freunden und Limoschlürfen ein, Parks gibt es auch genug, in denen man sich
die Sonne auf den Bauch scheinen lassen kann und abends
wird dann eben die Not zur Tugend gemacht und die eigene
Party organisiert.
„Plan B“ schmieden
Doch irgendwie fehlt er schon, der eine Club, in dem sie
sich abends versammeln und abrocken könnte, die Herner
Jugendszene. Da fällt mir etwas ein… Erinnert sich noch
jemand an das „Plan 9“, das vor einigen Jahren mal auf
der Bahnhofstraße Club- und Tanzbar-Gefühle aufkommen
ließ? Leider verschwand der Super-Laden schnell wieder,
obwohl es eigentlich immer voll war. Vielleicht könnte die
engagierte Jugend von heute im Jugendparlament ja bald
mal einen „Plan B zur Schaffung einer Tanzgelegenheit in
Herne“ schmieden. Ich wäre dabei!
Chris Wawrzyniak
40
herne
Jetzt noch ein Ding
in Marokko
Marvin Schertel – vom Kellerverkäufer zum Großhändler
Wer träumt nicht davon, sein Hobby zum Beruf zu machen. Oder genauer:
Als Skateboarder eine gute Zeit zu haben mit 15 oder 16. Ein paar Contests mitfahren, abhängen, am coolsten in die Halfpipe eintauchen. Stylishes Zeug am Leib tragen und durch die Straßen zu rauschen.
So in etwa hat´s auch Marvin gemacht. Doch mit 17 hatte er dann die
Nase voll. Nicht vom Skaten, dafür aber davon, die teilweise albern
teuren Klamotten und Decks im Skateshop zu kaufen. Also hat er sich
kurzerhand seine eigene Kollektion ‚gebaut’. Ein paar Hosen und T-Shirts
beflockt. Schnell war sie geboren, Marvins erste Marke: Demolution
Skateboards.
... und fertig ist das Designershirt
Kann jeder, könnte man denken. Einfach ein blanko T-Shirt kaufen, eine
Tintenstrahl-Transferfolie zum Aufbügeln dazu und fertig ist das eigene
Designer-Shirt. Marvin ging aber noch ein paar Schritte weiter. Nachdem
er die ersten Hosen und Shirts im Schrank hatte, war er fortan kaum
noch in anderem Dress anzutreffen. So lief er einige Zeit Werbung. Schon
bald wollten seine Skate-Kumpanen das ein oder andere Teil von ihm
erstehen. Also machte er sein erstes ‚Ladenlokal’ auf: im Keller seiner
Großmutter. Da konnte sich dann jeder aussuchen, was ihm am besten
gefiel, zur Kasse gehen und bezahlen. Wie ‚in echt’. Um den größer werdenden Aufwand bewältigen zu können, musste ein Büro her. Einfach:
nur die Telefonleitung aus dem Kinderzimmer in den Keller ziehen, Fax anschließen, fertig. Und wie es nun mal so ist: Glaubt man an eine Sache,
arbeitet viel und ist dazu noch ein wenig gewitzt, wird man bald belohnt.
Eines Tages kam ein Anruf aus den USA. Großhändler am Apparat. Er solle
nach München kommen, zu einer Geschäftsbesprechung. Ins Hotel zum
Frühstück.
1.800 ungelesene E-Mails
Seither ist Marvin Großhändler.
Einige Ladenlokale hat er auch
noch eröffnet. „Das mach ich
aber nur so zum Hobby“. Er hat
gerne Leute um sich, veranstaltet schon mal den einen oder
anderen Fingerboard-Contest
in seinem Laden „Empire“ auf
der Kortumstraße in Bochum.
Der war eigentlich nur als Lager gedacht, „aber wenn das
Ladenlokal schon vorne dran
ist…“. Sowieso lässt Marvin
keine Möglichkeit aus, beinahe
rastlos sucht er nach neuen
Geschäftsideen. Seit einiger
Zeit ist er auch bei Ebay als
Auktionator tätig. Natürlich
im großen Stile. Als ich ihn im
seinem Büro besucht habe,
konnte ich mich überzeugen: 1800 ungelesene E-Mails, sagt Outlook.
Unfassbar. Und weil Marvin ein echter Fuchs ist, hat er sich natürlich noch
ein paar besondere Ebay-Kniffe einfallen lassen. So erledigt ein Roboter
die gesamten Versteigerungsarbeiten. Vom Einstellen bis hin zum Etikettieren der Pakete übernimmt er die ganze Arbeit. Am besten gefällt mir
Marvins Flyer-Idee: „Wir packen in jedes der ca. 80 Pakete, die wir tagtäglich verschicken, Werbeflyer von Skatefirmen. So erreicht der Hersteller
seine Kunden je nach vorhandenen Interessen. Ohne Streuverluste.“
Interessant. Schon dreht er sich um und hält mir eine Mini-Halfpipe vor
die Nase: „Hier, von meiner Miniboardrampen-Firma. Echt gutes Material.
Leider habe ich zu wenig Zeit, das zu vertiefen.“ Ist eh eigenartig, wo der
Großhändler, Ladenbesitzer, Kleidungsfabrikant, Skateboardhersteller,
Rampenbauer, und was weiß ich nicht noch alles, seine Zeit hernimmt.
Bestimmt hat er dazu auch einen Trick.
„Wir machen jetzt noch ein Ding in Marokko auf. Da gibt es einen guten
Markt.“ Na dann. Wird bestimmt ein voller Erfolg.
CW
Die Lieblings-CDs
John Frusciante
The will to death
Automatic writing
Shadows collide
with people
Er gilt als einer der begnadetsten Gitarristen unserer Zeit:
John F., wie ihn seine Fans liebevoll nennen.
Sein musikalisches Potential scheint unerschöpflich.
Während viele seiner Art-Genossen jahrelang in kreativen
Pausen verweilen und das schöne Leben als Rock ´n Roller
genießen, steht er in dunklen Studiokellern am schöpferischen Fließband und produziert Wunderbares.
Als Anfang dieses Jahres bekannt wurde, dass Herr Frusciante nach Jahresfrist gleich mindestens sechs Alben
herausgebracht haben wollte, klang dass fast schon wie
eine Drohung.
Die erste ‚The will to death’ war natürlich heiß ersehnt,
hatte man doch lange kein Solo des Gitarristen der Red
Hot Chili Peppers in den Händen gehalten. Bei der zweiten, nur 6 Wochen später erscheinenden CD ‚Shadows
Collide With People’ kam erstmals Skepsis auf. Was bloß
hatte der Mann vor? Die dritte Scheibe veröffentlichte er
dann erst gar nicht unter seinem Namen, sondern unter
dem Synonym ‚Ataxia – Automatic writing’. Vermutlich
war es ihm zu ‚öde’ immer nur seinen Namen auf dem
–stets wunderschön gestalteten- CD-Cover zu sehen.
Nummer vier, ‚The DC Ep’ trug dann wieder sein Signum.
Ich konnte mich wirklich nicht entscheiden, welches Album ich vorstellen sollte. Jedes einzelne Exemplar dieser
wirklich vortrefflichen Kollektion steht für sich selbst, es
hat seinen eigenen Klang. John Frusciante bedient sich
in vielen Stilrichtungen, er greift in die 60’er und 70’er,
bastelt ein wenig mit Gitarreneffekten, experimentiert mit
Sound und Klangcollagen, frickelt ein wenig Grungiges
zwischen die Zeilen und rundet alles ab mit seinem unvergleichlich unnachahmlichen Gitarrenspiel.
Aus der anfänglich vermuteten Drohung ist eine echte
Bereicherung im CD-Regal geworden, eine Sammlung von
Soundtracks mit hohem Suchtfaktor.
Das schöne ist: Das ist noch nicht alles! Vier sind hier
vorgestellt, eine ist gerade neu erschienen: „Inside of
Emptiness“. Ich kann es kaum erwarten, sie in den Händen zu halten. Und schlussendlich, zum krönenden Jahresabschluss wird uns John F. noch einmal eine Huldigung
an die Gitarrenmusik unter den Tannenbaum legen. Ach
wäre es doch schon Weihnachten!
CW
Ataxia – The DC Ep –
herne 41
Letzte Seite
Bilderrätsel
Liebe Leserinnen und Leser,
im aktuellen Bilderrätsel stellen wir
Ihnen wieder sechs verschiedene
Herner Ansichten vor und 12 Antwortmöglichkeiten zur Wahl.
Die Zahlen unter den sechs Herner
Ansichten kombinieren Sie bitte
mit den aufgeführten Buchstabenetwa wie folgt: 5 g)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
a) Foyer der Flottmann-Hallen
b) Zentraler Omnibusbahnhof Herne
c) Großer Veranstaltungssaal
Kulturzentrum Herne
d) Zechensiedlung Teutoburgia
e) Dorneburg Wanne-Eickel
f) Ratssaal im Herner Rathaus
g) Zuschauerraum im Mondpalast
von Wanne-Eickel
h) Alte Hülsmann-Brauerei
Eickeler Markt
i) Lichtkunst auf dem Boulevard
j) Künstlerzeche Unser Fritz
k) Hausfassade an der Vinckestraße
Mit etwas Glück gewinnen Sie einen dieser attraktiven Preise:
1. Preis: Tetra-Regalsystem „Fantasy“ der Entsorgung Herne
2. - 3. Preis: 2x2 Karten für das Figuren- und Objekttheater Two Hands Theatre „Puppet Dreams“ für Mittwoch,
15.12.2004, 18.00 Uhr und Donnerstag, 16.12.2004,
20.00 Uhr in den Flottmann-Hallen Herne
l) Königsgruber Park in Wanne
5. Preis: Ein „Ticket 2000“ in der Preisstufe A der Herner
Castroper Verkehrsbetriebe für einen Monat
Die Lösungskombinationen senden
Sie bitte bis Freitag, 10. Dezember
2004, an die
4. Preis: Eine Familienkarte (5 Personen) zur Vorstellung
des „Zirkus Ratz-Fatz“, am Sonntag, 19.12.04,
16.00 Uhr in den Flottmannhallen Herne
Stadtmarketing Herne GmbH
Westring 303
44629 Herne.
16. Preis: Eine Flasche „Callens Wintermärchen“
von Eicker & Callen
6. - 15. Preis: 10x1 Regenschirm mit Herner Motiven
Viel Glück wünscht die Stadtmarketing Herne GmbH!
Die Lösung des Bilderrätsels in der letzten Ausgabe
lautete wie folgt:
Bild 1 a): Gymnasium Eickel
Bild 2 f): Herz-Jesu-Kirche
Bild 3 g): Denkmal Sodingen
Bild 4 d): Neue Fußgängerbrücke Wanne
Bild 5 c): Max Wiethoff-Schule
Bild 6 i): Karstadt am Robert-Brauner-Platz
Den Hauptpreis, das Fahrradgepäcktaschen-Set mit
Trinkflasche der Stadtwerke Herne hat Horst Holler
aus Herne gewonnen. Zusätzlich konnten sich folgende Herner Leserinnen und Leser der letzten Ausgabe
über Preise freuen: Ullrich Tillmann, Reiner Trosien,
Monika Girnth, Jens Feierabend, Marco Spatzier,
Klaus Schreibing, P. Hagenkötter und Helmut Kalinna.
Wir wünschen allen Gewinnern viel Spaß mit ihren
Preisen!
Das Allerletzte
Vier Jahre lang war Herne ein
Ort, an dem man Folgendes
nicht erleben konnte:
1. Der Größte sitzt grundsätzlich immer in der
Reihe vor Ihnen.
2. Der Vorsitzende des „Tzatziki-Fan-Clubs-Sodingen“ sitzt grundsätzlich immer auf dem
Platz rechts neben Ihnen.
3. Die Pressesprecherin der Niesanfall-Selbsthilfegruppe-Börnig sitzt grundsätzlich immer
auf dem Platz links von Ihnen,
4. Die „Ich-weiß-wie’s-ausgeht-Frau“ unbekannter Herkunft mit dem Butterbrot und
den Apfelschnitzen in der Handtasche sitzt
grundsätzlich immer in der Reihe hinter
Ihnen.
5. Aufgrund der Punkte 1, 2, 3 und 4 – sehen
Sie wenig, riechen aber ungeheuer viel (oder
viel Ungeheuer, das ist Geschmackssache).
42
herne
Im Gegenzug dafür rauscht Ihnen, unter
heftigem Niesen von links, von hinten der
Satz ins Genick: „Der mit der blauen Kappe,
dat is’ der Mörder. Und seine Frau, die heiratet zum Schluss der Strafverteidiger, aus
Mitleid. Und weil se auf Wunsch den Oberkörper freimacht.“
6. Der Vorfilm dauert in Kombination mit der
Eiswerbung eine kleine Ewigkeit.
7. Weil der Vorfilm in Kombination mit der Eiswerbung eine kleine Ewigkeit dauert, kann
man ja eigentlich mal später kommen.
8. Weil der Vorfilm in Kombination mit der
Eiswerbung eine kleine Ewigkeit dauert,
kommen Sie einfach mal später – zehn Minuten, genaugenommen. Natürlich gibt es
an diesem Tag keinen Vorfilm. Es gibt auch
keine Eiswerbung. Es gibt also auch nicht
diese kleine Ewigkeit, deren Wert Sie erst
jetzt begreifen. Stattdessen haben Sie den
einzigen Film des Jahres erwischt, der in der
vierten Minute den entscheidenden Hinweis
auf einen so haarsträubenden wie nervenaufreibenden Fall geben wird. Außerdem
ist die „Ich-weiß-wie’s-ausgeht-Frau“ heute
nicht da. Sie hat sich bei der Dauernieserin
was geholt.
Wovon die Rede ist – ach, das wissen Sie
doch längst. Ein Kino, das hat den Hernern gut
vier Jahre lang gefehlt. Und um ehrlich zu sein:
der Sitzriese und die Tzatziki-Wolke, das ist ja
nicht alles zwischen Popcorn und Sperrsitz.
Kino heißt: Große Gefühle, kleine Tränen
(wenn keiner guckt). Kino heißt Männer ohne
Nasenhaar, Mäuse, die sprechen und Frauen,
die schweigen können.
Kino! Herne kriegt wieder eins. Und das ist für
sich schon etwas, ohne das es im Leben fast
nicht geht: ein Happy End.
LvG
Tel.: 02323/955-333
Tel.: 02323/162345
Machen Sie Nägel mit Köpfen.
Noch in 2004 Steuervorteile bei
Lebensversicherungen sichern.
s Herner Sparkasse