inherne November 2004
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inherne November 2004
das Stadtmagazin Ausgabe Nr. 10 November 2004 herne Vom Lehrerzimmer ins Rathausbüro Film ab zum Happy End Herne hat wieder ein Kino 100 Jahre ein Zuhause Wohnungsverein feiert Jubiläum Hernes neuer OB Horst Schiereck im Interview Special: Bürgerservice 2 Hotlines – Beratung – Adressen Ein Stück mit Bootschaft Zweite Premiere im Mondpalast Treibt´s Ihr Haus zu bunt? Thermografie – Energieverlusten auf der Spur Heiße Aufnahmen für kühle Analysen Wenn Mauern nicht fachgerecht gedämmt wurden, sind Häuser echte Energieverschwender. Selbst energiesparende Heizanlagen retten da nicht mehr, was an Wärme ungewollt und ungehindert nach draußen dringt. Mit dem steigenden Energieeinsatz wachsen auch die durch das Heizen verursachten Umweltbelastungen. Kunden der Stadtwerke Herne können jetzt in Fragen zum Wärmeverlust auf Nummer Sicher gehen. Im Rahmen der Aktion „Energieverlusten auf der Spur“ vermitteln die Stadtwerke Herne ein einmalig günstiges Angebot: Thermografieaufnahmen zum Sonderpreis. 2 herne Ab 115,– Euro kosten die Aufnahmen, die unbestechlich darüber Auskunft geben, wo die Wärme verloren geht. Mindestens zwei repräsentative Thermo– grafieaufnahmen seines Gebäudes erhält jeder Hauseigentümer, dazu eine digitale Tageslichtaufnahme zum Vergleich und verschiedene Infomaterialien. Als Basis für eine Fachberatung sind diese Aufnahmen ideal. Anmeldeunterlagen für die Thermografieaufnahmen zum Sonderpreis und weitere Informationen können Sie unter 02323/592-291 telefonisch anfordern. Der Anmeldeschluss für die Thermografie ist der 14.01.2005. Januar. Intro Editorial Die vierte und fürs Jahr 2004 letzte Ausgabe unseres Stadtmagazins steckt voller Überraschungen. Herne nämlich befindet sich in diesem Herbst im Premierenfieber und in Jubiläumsstimmung. Mit einer rauschenden Party eröffnete die Filmwelt, das neue, noble Kino, und beendete damit die fünfjährige cineastische Abstinenzphase in unserer Stadt. Und der Mondpalast in Wanne-Eickel feierte eine umjubelte Uraufführung seines zweiten Volkstheaterstückes – Die Senior-Ritas. In Feierlaune ist auch der Herner Wohnungsverein, der im Januar auf 100 Jahre erfolgreiche Wohnungspolitik blickt und sich aus diesem Anlass ein neues, generationsübergreifendes Programm verpasst hat. Und schließlich hat Herne einen frisch ins Amt gewählten Oberbürgermeister: Horst Schiereck, der aus der Stichwahl als eindeutiger Sieger hervorging. Weshalb in dieser inherne-Ausgabe vom ersten Bürger dieser Stadt ebenso die Rede ist wie von Kino, Mondpalast und Wohnungsbaugenossenschaft. Happy End also auf der ganzen Linie? Nein, nicht ganz. Denn die Krisen beim Karstadt-Warenhauskonzern und im Bochumer Opelwerk werfen bleierne Schatten auf unsere Stadt. Mehr als 1000 Hernerinnen und Herner und ihre Familienangehörigen sehen einer beruflich ungewissen Zeit entgegen. inherne hat deshalb OB Schiereck zur Situation befragt und nach den Chancen kommunaler Wirtschaftsförderung gefragt. Für grenzenlose Euphorie gibt´s also keinen Anlass. Aber für eine längerfristige Ermutigung auf eine bessere Zukunft. Zuletzt wollen wir in eigener Sache auf ein weiteres Jubiläum hinweisen. Nachdem Kollege Peter W. das Redaktionskollektiv über neun Ausgaben hinweg glossiert und mit Erfolg gebändigt hat, haben wir ab sofort und bis auf weiteres einen neuen Mann für die Letzte-Seite-Glossen-Rubrik. Lars von der Gönna (LvG), WAZ-Redakteur und Kolumnist – und ein Herner Kenner obendrein. Schließlich hat er einen Teil seines Volontariats in unserer Stadt absolviert. In diesem Sinn wünscht Ihnen die Redaktion eine weiterhin kurzweilige Lektüre. Und einen guten Start ins neue Jahr. Inhalt Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 inside . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 - 5 Vorhang auf . . . . . . . . . 6 + 7 zum Happy End Herne hat wieder ein Kino Die Mischung macht‘s . . . . 8 Kino für alle Generationen Eine kleine KinoChronologie, Unterhaltung und Service unter einem Dach Eine gute Woche fürs Revier. . . . . . . . . . . . . . 9 Locker-fröhliche Kinopremiere mit rotem Teppich, Champagner – und Currywurst, Filmwelt herne – Zahlen, Daten, Fakten Geh’n wir ins Grüne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 „Greens“ am Kino serviert Tapas und Wein in spanischem Ambiente Ein Stück mit Bootschaft . . . . . . . . . . . . . . . .11 „Mondpalast“ präsentiert zweite Revier-Komödie – Großer Erfolg im ersten Jahr Silvester: Ball oder Fete? . . . . . . . . . . . . . . . 12 Impressum Karten zu gewinnen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Two Hands Theatre Das Familienleben des Bruder Horst . . . . . . 24 Ein Franziskaner wohnt unter den Obdachlosen an der Buschkampstraße Mir kommt kein Stinker mehr in . . . . . . . . . 25 die Garage! Klaus Sonnenschein ist leidenschaftlicher Erdgas-Autofahrer Auffällige Kinder so früh wie . . . . . . . . . . . 26 möglich fördern Soziales Frühwarnsystem in 14 Wanner Kindertageseinrichtungen entwickelt Patienten aus ganz Deutschland . . . . . . . . . 27 Stadtmarketing Herne stellt mit einer Broschüre den Gesundheitsstandort Herne vor Die Qualität muss stimmen . . . . . . . . . . . . . 29 St. Anna-Hospital investiert mit „annavita“ in Vorbeugung, Wellness – und die Zukunft Illusionen aus der Düse . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Industriedesigner Mark Przybyla zaubert mit Airbrusch-Pistole moderne Märchen auf Polyester Jobmaschine Wirtschaftsförderung . . . . . . . . 31 Rosige Zeiten für Rumble . . . . . . . . . . . . . . . .13 HipHop-Theater-Show siegt in Edinburgh und will jetzt ganz Europa erobern Startpunkt für ideenreiche und innovative Unternehmen Newsmix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 + 33 Das kleine deutsche Mädchen . . . . . . .14 + 15 Edith ist nicht mehr. 100 Jahre ein Zuhause . . . . . . . . . . . . . 34 – 37 Das war der Sommer. . . . . . . . . . . . . . . .16 + 17 Wohnungsverein Herne feiert Jubiläum – Junge Familien im Blick Ein Blick in die Geschichte Vom Ende des Kirchturmdenkens . . . . . . . . 18 Von Schlaffis, Fettzies und Sporties . . . . . . 39 Unternehmen entdecken im Revier – Erste Ausgabe des Ruhrgebietsführers aufgelegt Bei den Powerkids der AOK purzeln die Pfunde Schlemmen wie der Dichterfürst . . . . . . . . . 19 Abends wird die Not zur Tugend - Das KiJuPa und die Partylandschaft Herne Verlosung: Kinokarten Kiwi-Cartoon: Die universale Frage Jetzt noch ein Ding in Marokko - Marvin Schertel: vom Kellerverkäufer zum Großhändler Die Lieblings-CD: John Frusciante Oder: Eine Rückkehr nach 65 Jahren Ein poetischer Abend im GoetheRestaurant in Anwesenheit des Herrn Geheimrates Vom Lehrerzimmer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 ins Rathausbüro Hernes neuer OB Horst Schiereck hat sein Amt angetreten Wir müssen neue . . . . . . . . . . . 21 Arbeitsplätze schaffen und bestehende sichern Interview: OB Horst Schiereck zur Lage von Karstadt und Opel und den Chancen kommunaler Wirtschaftsförderung inSzene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 – 41 Bilderrätsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Rätselauflösung Glosse Special: bürgerservice folge 2 Entsorgung – Winterdienst – Laub – Umwelt – Wasser – Stadtgrün – Baumschützer – Öffentliche Ordnung herne 3 inside „Magische Tatzen“ bei Westfalia Laute lernen leicht gemacht I wie Interkulturelle Wochen Professionelle Unterstützung hat sich der Handballverein Westfalia Herne nun auch für den Spielfeldrand geholt. Bei den Heimspielen werden die Magic Paws Cheerleader für Stimmung sorgen und die Zuschauer in den Auszeiten unterhalten. Laute lernen leicht gemacht: Endlich gibt es ein Geschichtenbuch, das Kindern Spaß macht und ihnen außerdem beim richtigen Aussprechen von „Problemlauten“ hilft. Es stammt aus der Ideenwerkstatt der Herner Logopädin Ute Gerresheim (Foto). Verfasst wurden die Stories von dem Herner Autoren Hans Werner Piatek, die Bilder dazu zeichnete der Herner Karikaturist Torsten Kropp. Zu jeder Geschichte entwickelte Gerresheim praktische Informationen für alle, die mit Kindern sprachlich arbeiten, sowie witzig illustrierte, kopierfähige Arbeitsblätter mit Ausmalbildern, Rätseln und Bewegungsspielen. „Unser Ziel ist es, dass die Kinder über das aufmerksame Hinhören zum innerlichen Mitmachen angeregt werden,“ sagt Ute Gerresheim, die seit vielen Jahren als Sprachheilbeauftragte der Stadt Herne arbeitet. Im November laufen in Herne die 14. Interkulturellen Wochen. Noch bis Sonntag, 21. November, hat das vom Ausländerbeirat zusammengestellte Programm einige interessante Veranstaltungen zu bieten. So informiert etwa der Afrika-Herne-Arbeitskreis am 16. November über das neue Zuwanderungsgesetz, die SG Friedrich der Große lädt am 17. November zum sportiven Workshop für Frauen und Mädchen ein. Gemeinsam mit der AWo richtet die SG am Samstag, 20. November, ein Zuckerfest aus. Die „Magischen Tatzen“ sind weit über die Stadtgrenzen bekannt und gehören zu den besten Cheerleaderteams aus NRW. Mit Auftritten wie z.B. bei der Weltmeisterschaft im American Football oder auf dem Nürburgring haben sie sich bereits einen Namen gemacht. Auch als Grid Girls (Boxenluder) waren die Samtpfoten schon unterwegs und sogar im Werbespot für einen Textildiscounter zu sehen. Zur Zeit bereiten sich die Magic Paws auf die Heimspiele bei der Westfalia Herne vor. Das Team besteht aus 25 jungen Damen, von denen immer zehn an den Heimspieltagen zu sehen sein werden. www.magic-paws.de Die Texte sind problemlos in den Familienalltag einzubauen: Sie lassen sich vereinfachen, kürzen, teilen und dauern auch komplett vorgelesen nur wenige Minuten. Erschienen ist das Werk, das sich für Erzieher in Kindergärten, Grundschullehrer, Heil- und Sonderpädagogen ebenso eignet wie für Eltern, im Verlag an der Ruhr zum Preis von 19,50 Euro. Für den Ausländerbeirat sind es die letzten Interkulturellen Wochen. Das 25-köpfige Gremium feiert am Donnerstag, 18. November, sein 25-jähriges Bestehen – und seinen Abschied. Denn am Sonntag, 21. November, sind alle Hernerinnen und Herner ohne deutsche Staatsbürgerschaft aufgerufen, den Integrationsrat zu wählen. Der setzt sich aus 15 Mitgliedern der beiden Listen „Migrantenbündnis Herne“ und „pro Integration“ sowie acht vom Rat der Stadt Herne zu benennenden Mitgliedern zusammen. Letztere verfügen dann auch über Stimmrecht. Im alten Ausländerbeirat hatten drei Ratsmitglieder nur beratende Funktion. www.herne.de Stichwort „Wahlen 2004“ 4 herne „In“ in Herne 1. Für eine ganze Woche einen „Love-Seat“ im neuen Herner Kino buchen 2. Einkaufen in Herne und Wanne-Eickel – aber nicht nur in den Schnäppchenmärkten 3. Mit kreativen Ideen Weihnachtspartys organisieren, die sich als absolute Renner erweisen 4. Bei Ebay seinen Geschäftssinn unter Beweis stellen und eine gebrauchte Digitalkamera oberhalb des Neukostenpreises verscherbeln 5. Sich mit seiner Großfamilie auf dem Weihnachtsmarkt treffen und Glühwein trinken, bis alle Herzen leicht geworden sind 1. Null Ahnung von Hartz IV haben 2. Über das Fahrzeug-Design von Opel lästern 3. Ein anderes Handynetz haben als der Partner – wird ganz schön teuer 4. Leute ohne Internet- und E-Mail-Anschluss, die noch auf der „Briefe schreiben ist auch ganz schön“Schiene fahren 5. Bei einem Billigflieger buchen und anschließend im Bordrestaurant mehr ausgeben, als der Flug bei der Premiumlinie gekostet hätte 6. Bei der Bedienung des eigenen Handys versagen: Wer für das Anwählen einer Nummer mehr als 20 Sekunden benötigt, verliert sein Gesicht „Out“ in Herne Kulturinitiative stellt sich neu auf Gedränge an den Ständen Selten nur noch trat die Kulturinitiative Herne im ersten Halbjahr 2004 ins Rampenlicht. Der gemeinnützige Verein fiel in erster Linie bei der Förderung von „Tegtmeiers Erben“ auf. Das wird sich nach dem Willen der Mitglieder, allesamt Persönlichkeiten aus Industrie, Handel und Gewerbe, jetzt ändern. Angestrebt wird eine größere Wirkung in der Öffentlichkeit. Neben dem Bewährten sollen nun auch „FlottmannsKabarett“, der Herner Kinder-Kultur-Sommer (HERKULES), Klassik-Konzerte und Ausstellungen gesponsert werden. Auch eigene Projekte wollen die Mäzene ins Leben rufen. So soll unter anderem dauerhaft ein hochrangiges Europa-Konzert etabliert werden, das neben dem Kulturgenuss auch ein repräsentatives, gesellschaftliches Forum bietet. Die schönste Zeit des Jahres beginnt am Montag, 22. November: Dann startet der Weihnachtsmarkt in Herne, der Jung und Alt bis zum 23. Dezember erfreuen will. Alle Jahre wieder präsentiert die IG City vielerlei Attraktionen, die für Gedränge an den Ständen sorgen sollen. Vorsitzender bleibt der Industrielle Michael Benkert (Foto), dessen Unternehmen, die Deutsche Benkert, Zigarettenpapier herstellt. Benkert ist Liebhaber der Barockmusik und der gestaltenden Kunst. Einzelne Persönlichkeiten oder Unternehmen, Organisationen und Gruppierungen, die sich um die Kultur in Herne verdient machen wollen, können schon mit einem Jahresbeitrag von 50 Euro dem engagierten Kreis beitreten. Heile Welt der Poesie „Heile Welt der Poesie“ - so lautet der Titel einer Ausstellung von Glanzbildern im Emschertalmuseum Schloss Strünkede. Noch bis zum 27. Februar 2005 sind dort mehr als 300 Bögen jener kunstvollen, kitschig-bunten und mit Gold- und Silberglimmer versehenen Prägedruck-Kunstwerke zu sehen, die immer wieder und stets 2004 erwartet die Besucher: das größte transpor- aufs Neue die Herzen junger Mädchen und getable doppelstöckige Karussell der Welt auf dem standener Frauen höher schlagen lassen. Robert-Brauner-Platz, 40 neu gestylte Hütten mit Erzgebirgsartikeln, kulinarischen Genüssen und Großformatige und kleinteilige Motive beflügeln sonstigem Weihnachtszauber, ein interessantes die Phantasie und wecken Erinnerungen an Weihnachtsprogramm mit Musik und Gesang, Zeiten, in denen Glanzbildchen Poesiealben schmückten und Liebesbriefe zierten. Ein Ausmeisterliche Musik auf einer großen Verdi-Orgel gespielt, eine Bimmelbahn, die Passagiere über stellungsbesuch ist auch deshalb lohnenswert, weil der Betrachter alles über die Entstehung den Boulevard kutschiert, und ein Streichelzoo auf dem Robert-Brauner-Platz. Der Duft von Glüh- und Entwicklung der Glanzbildproduktion erwein und gebrannten Mandeln breitet sich schon fährt. Im Museumsshop an der Kasse kann man vor dem eigentlichen Weihnachtsmarkt auf der außerdem Glanzbildbögen und festliche TischBahnhofstraße aus: vom 18. bis 21. November dekorationen kaufen. Und einen ebenso inforfindet der „Markt der guten Taten“ statt, an dem mativen wie schön anzusehenden Katalog. für einen guten Zweck gesammelt wird. Öffnungszeiten: Mo - Sa 10.30 - 19 Uhr, So 13 - 19 Uhr, am Totensonntag (21. November) erst ab 18 Uhr Öffnungszeiten: Di – Fr und So 10.00 bis 13.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr Sa 14.00 bis 17.00 Uhr Geschlossen: 24. – 26. Dezember, 31. Dezember 2004 und 1. Januar 2005 Kulturinitiative Herne e.V., Fachbereich Kultur, (0 23 23) 16-23 16, kulturbuero@herne.de herne 5 Vorhang auf zum Happy End! Es lebe die „Filmwelt“ - Herne hat wieder ein Kino Ende gut, alles gut: Seit dem 27. Oktober hat Herne wieder ein Kino. Ein richtig schönes. Mit der „Filmwelt Herne“ im Herzen der City gewann die Stadt ein wichtiges Stück Lebensqualität zurück. Am Tag der Eröffnung schlug die Stunde der Wahrheit. Und siehe da: Mehr als 1000 Hernerinnen und Herner – jung und alt - nahmen „ihr“ Kino in Besitz. Schauten, staunten, fragten und versprachen: Wir kommen ganz bestimmt wieder. Vorhang auf zum Happy End! Versierter Macher mit Insiderwissen Schon die ersten Anfänge der „Filmwelt“ in Herne trugen Züge großen Kinos: Wie im Wirtschaftsthriller fahndeten Politik und Verwaltung im Jahre 2000 nach der Pleite am Regenkamp und der Schließung der Lichtburg nach risikobereiten Unternehmern, die die hollywoodfreie Zone Herne in ein blühendes Kinoland verwandeln wollten. Mit der Filmfamilie Politt aus 6 herne Recklinghausen kamen die ersehnten Retter ins Spiel. Doch die Helfer in der Not konnten erst nach Hitchcock-reifen Pleiten und Pannen ans Werk gehen. Selbst den großen Unbekannten gab es: Jochen Kuhnert, zweiter Geschäftsführer der Kino-Betriebe und erfahrener Filmkaufmann, war lange Zeit „Mister X“, der sich schließlich der 25jährigen Geschäftsführerin Mareike Politt als versierter Macher mit Insiderwissen zur Seite stellte. Stolpersteine aus dem Weg Mit der Grundsteinlegung 2003 begann der Actionfilm: Eisenhart und zuverlässig wie Bruce Willis zogen die Teams der Baufirma Wiemer & Trachte gemeinsam mit 150 Bauhandwerkern ihren Job durch, um alle Termine zu halten. Versprochen ist versprochen. Im Hintergrund räumte eine geschlossene Koalition von Entscheidern alle Stolpersteine aus dem Weg: Stadtwerke, Stadtsparkasse,Wirtschaftsförderung und allen voran der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Becker. Hinter den Kulissen und auf dem Bau galt: Was nicht passt, wird passend gemacht. Rekordverdächtig die Zeit, in der das Zehn-Millionen-Bauprojekt auf dem Gelände des ehemaligen Hallenbades hochgezogen wurde. Happy-End mit viel Gefühl Und dann die Eröffnung am 27. Oktober – liebenswertes Gefühlskino mit allen Zutaten für ein tränenreiches Happy-End: Die süße Blonde und der nette Zuverlässige haben es geschafft. Beide durften ihr Hobby zum Beruf machen, trotzten allen Widrigkeiten, scherten sich wenig um Gerede, verwirklichten einen Traum. Am Premierenabend sind die Unkenrufe der üblichen Verdächtigen vergessen. Als Geschäftsführerpaar treten Mareike Politt und Jochen Kuhnert vor den lila Vorhang. Atemlos und aufgeregt danken sie in ihr drahtloses Mikro. Der Tante, der Bank, dem Architekten, dem Bürgermeister. Yekta und Nagihan verkaufen Eis Die ersten Eintrittskarten zeigen Lia, Lennart, Fabian und Rainer Auf die Einladungskarten zur Premiere haben sie geschrieben: Wir sagen JA. Wer will das an diesem Abend nicht gerne glauben. Ein Fels, auf den man bauen kann Mareike und Jochen verneigen sich vor allem vor einem, dem Vater Gert Politt, dem gutes Kino alles bedeutet und der sich trotz vieler Nackenschläge nicht unterkriegen lässt: Der ehemalige Lichtspielkönig aus Recklinghausen sitzt bei der Eröffnung wie ein freundlicher Pate im Rollstuhl, zwei Wochen vor der Premiere hat er sich den Fuß gebrochen. Ein Kinokönig ist Politt nicht mehr, aber als Berater bleibt er der nächsten Generation gern verbunden. Einer, der da ist, wenn er gebraucht wird. Trotz Gips steht Politt bei der Generalprobe wie ein Fels hinter der Absperrung und lauscht auf die Gespräche der ersten Besucher. Worüber meckern sie? Was passt nicht? Politt hört fast nur Gutes, und der Blutdruck darf sinken. Premierengedränge an der Kinokasse Gemeinsam alles richtig gemacht Allen Grund hat er, sich im Premierentrubel zurückzulehnen und die Gäste seiner Tochter Zigarre schmauchend bei Laune zu halten. Alles haben sie gemeinsam richtig gemacht. Geld beschafft, die Termine gehalten, ein schönes Kino gebaut, 40 Arbeitsplätze geschaffen. Sechs einladend eingerichtete Kinosäle warten auf Besucher. Bequem sind die Sitze mit Cupholdern und viel Beinfreiheit, kuschelig die Love-Seats ohne störende Zwischenlehne, modern ist die Technik. Eisverkäufer schwenken Schokoladeneis, die Naschtheken sind gut bestückt und appetitlich. Parkplätze gibt es zuhauf, Bus und U-Bahn halten in der Nähe. Die Preise liegen unter denen in Bochum, Dortmund und Essen. Und nebenan gibt es Kneipen, wo nach dem Filmspaß das Bier richtig gut schmeckt. Zur Eröffnung feiern sie ein fröhliches Fest und bieten den Hernern die attraktivsten Filme, die sie kriegen konnten. Richtige Kracher sind nicht dabei, doch dafür können die Politts wirklich nichts. Kai Bochner legt den ersten Film ein Große Auswahl an der Naschtheke So lange leben wie die Lichtburg Aus der Glasscheibe an der Rückwand des Kinosaals 5 blickt einer auf die voll besetzten Sitzreihen, lauscht den Lobreden und verdrückt eine Träne: Kai Bochner (34) ist Filmvorführer in der „Filmwelt“ und er war es 8 ½ Jahre in der „Lichtburg“, bis dieses legendäre Kino seine Tore schloss. Die kinofreie Zeit überbrückte er mit einer Gärtnerlehre. Als die „Filmwelt“ einen Vorführer suchte, bewarb er sich – Jochen Kuhnert nahm ihn an Bord. Fast ehrfürchtig hegt Bochner die sechs Vorführmaschinen („In der Lichtburg hatten wir Lokomotiven, hier haben wir Raumschiffe“) und beschützt die riesigen Filmspulen vor DVD-Piraten. Bochner, ein Kinofan mit Leib und Seele, ist wieder zuhause angekommen. Am Eröffnungstag hat er nur einen Wunsch: „Dass die Filmwelt so lange lebt wie die Lichtburg, - nämlich über 100 Jahre.“ Susanne Schübel Film ab: Mirja und Julia staunen herne 7 Die Mischung macht’s Kino für alle Generationen – wie die „Filmwelt“ zum Erfolgsmodell werden will Den Himmel der Kinokönige kennt er schon: Viele Jahre hat Jochen Kuhnert, der neue Geschäftsführer der Filmwelt in Herne, in Freiburg gearbeitet. In der größten Kinostadt Deutschlands löst jeder Einwohner mindestens sieben Mal pro Jahr eine Eintrittskarte – ein Paradies für jeden, der ein Lichtspielhaus betreibt. Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei 1,8 Kinobesuchen jährlich. Wenn jeder Herner einmal pro Jahr ins Kino geht, haben wir gewonnen, sagt der 37jährige, der Anfang der 90er Jahre sein BWL-Studium an den Nagel hängte, um als Betriebs- und Distriktleiter in der Großkino-Welt von UCI und Cinemax Karriere zu machen. In Herne arbeitet Kuhnert mit seiner Geschäftspartnerin, der 25jährigen BWLStudentin Mareike Politt, erstmals selbständig und auf eigene Rechnung. inherne sprach mit Mareike Politt („Ich liebe es sehr, im Kino zu weinen“) und Jochen Kuhnert („Ich bin der absolute Tarantino-Fan.“) über ihre Pläne für die Filmwelt Herne. inherne: Sie führen den Kinobetrieb gemeinsam. Wie haben Sie die Aufgaben verteilt? Jochen Kuhnert: Ich führe die Verhandlungen mit der Gastronomie, den Lieferanten und trage die Personalverantwortung für unsere 40 Mitarbeiter. Mareike Politt kümmert sich um Marketing und die Gestaltung des Hauses. inherne: Von welchen Filmen versprechen Sie sich den größten Erfolg? Jochen Kuhnert: Da gibt es kein Pauschalrezept. Wer hätte gedacht, dass „Traumschiff Surprise“ ein solcher Erfolg werden würde? Erfolg hat viel mit Mund-zu-Mund-Propaganda zu tun, auch mit einem erfolgreichen Medien- marketing. In jedem Fall kommt es bei unseren sechs Kinosälen auf die richtige Mischung an. Wir werden von Donnerstag bis Mittwoch 15 verschiedene Filme zeigen, - da ist wirklich für jeden etwas dabei. inherne: 2003 war hinsichtlich der Besucherzahlen das schlechteste Jahr in der Kinogeschichte überhaupt. Wie wollen Sie diesem Trend entgegenwirken? Jochen Kuhnert: Der Jahrhundertsommer 2003 war grausam für die Kinos. 2004 sind die Zahlen wieder angestiegen. Drei Faktoren bestimmen den Kinoerfolg: das Wetter, das Filmangebot und das, was das Kino selbst bietet. Wir haben hier ein tolles Haus, eine Super-Spielstätte. Die Filme, die demnächst herauskommen, werden zu steigenden Besucherzahlen führen. inherne: Werden Sie um die Filme Events bauen? Mareike Politt: Auf jeden Fall. Wir wollen Previews heranholen. Wir wollen Schauspieler einladen, - so wie es früher war, als Schauspieler zu ihrem Publikum in die Kinos kamen. Denkbar wären Filmparties vor und nach dem Film, zum Beispiel mit Kostümen wie bei „Star Wars“ oder „Harry Potter“. Möglich sind auch Malwettbewerbe für Kinder, einfach alles, was mit dem Thema Kino und Film zu tun hat. Wir werden da viel Phantasie entwickeln. inherne: Wer ist Ihr Zielpublikum? Jochen Kuhnert: Für uns ist es nicht nur wichtig, Kinofans in unser Haus zu locken, sondern auch die Leute zu erreichen, die sonst vielleicht nicht ins Kino gehen. Bei der Eröffnung waren einige ältere Herrschaften hier, die einen Blick in unser Haus geworfen haben. Da wollen wir am Ball bleiben. Warum sollen wir nicht einmal einen Film mit Kaffee und Kuchen anbieten? Wir möchten Schwellenängste abbauen, wir suchen Kooperationen. Mit dem „Filmforum“ der VHS ist bereits eine Zusammenarbeit vereinbart, weitere sind jederzeit willkommen. inherne: Kann man das Kino auch für private Zwecke mieten? Mareike Politt: Alles ist möglich. Wir haben in unseren Kinos viel erlebt: Heiratsanträge vor 400 Leuten oder Menschen, die ein ganzes Kino mieteten, um darin mit der Freundin den Film noch einmal zu sehen, bei dem sie sich kennengelernt haben. Wir bieten unsere Räumlichkeiten für Veranstaltungen von Firmen an, wir sind multimedial mit Beamer ausgerüstet. Konzerte sind denkbar, und natürlich gibt es bei uns auch die Möglichkeit, Kindergeburtstage zu feiern, bei dem die Kids auch einen Blick hinter die Kulissen werfen können. inherne: Trotz Naschtheke haben Sie den Eisverkäufer wieder eingeführt. Warum? Jochen Kuhnert: Das ist ein Service des klassischen Kinos, der von den Besuchern sehr geschätzt wird. Außerdem ist der Verkauf eine wichtige Einnahmequelle, denn von der eigentlichen Kinokarte bleibt beim Kinobetreiber wenig hängen. Die Verleihmietensätze sind sehr hoch, die Filmförderabgaben auch, die Gema-Kosten. Beim Kinobetreiber bleiben höchstens 40 Prozent von jeder Eintrittskarte. Bei Top-Filmen zum Beispiel verlangen die Verleiher 53 Prozent. inherne: Vielen Dank für das Gespräch. Eine kleine Kino-Chronologie Unterhaltung und Service unter einem Dach 2000 Das Regenkamp-Vorhaben scheitert, die Lichtburg schließt ihre Pforten Der Gebäudekomplex am Berliner Platz ist nicht nur die Heimat des neuen Herner Kinos. In das Haus mit der attraktiven Glasfassade werden bis zum Jahresende 2004 auch zentrale Service- und Dienstleistungsangebote für die Herner Bevölkerung einziehen. Das gesamte Grundstück des ehemaligen Hallenbades umfasst 3.700 qm. Die Nutzfläche für Büros und Gastronomie ist rund 3.000 qm groß. Bauherr und Vermieter des 10-Millionen-Euro-Projekts sind die Stadtwerke Herne. Mehr als 75 Prozent der Bürofläche ist bereits fest vermietet. 2001 Rat beauftragt Verwaltung und Wirtschaftsförderung, Chancen für ein Kino auf dem Hallenbad-Gelände abzuklären. Ende 2002 Grünes Licht für Kinokonzept von Sparkasse, Stadtwerke und WfG, Familie Politt bietet sich als Betreiber an 8 herne Dezember 2002 Rat verkauft HallenbadGrundstück an Stadtwerke November 2003 Baufirma Wiemer & Trachte erhält Zuschlag für 10-MioEuro-Projekt Februar 2004 Grundsteinlegung Neue Domizile Juni 2004 Richtfest • die TGG-Gastronomie „Greens“ (ab 30. Oktober) • das Beratungszentrum der Stadtwerke Herne (ab 6. November) • das Immobilienzentrum der Stadtsparkasse (ab 4. Dezember) • der Fachbereich Öffentliche Ordnung (ab 13. Dezember). Oktober 2004 Eröffnung der „Filmwelt Herne“ Die Koffer sind gepackt. Einzugsbereit für ihre neuen Räume am Berliner Platz sind: Eine gute Woche fürs Revier Locker-fröhliche Kinopremiere mit rotem Teppich, Champagner – und Currywurst Joachim Kròl (links) betritt den roten Teppich Er war bewegt, der Mann. „Das ist eine gute Woche fürs Revier“, rief Joachim Kròl den Premierengästen bei der Eröffnung der „Filmwelt“ am 27. Oktober zu: „Dortmund hat gewonnen, Bochum hat gewonnen und Herne bekommt ein Kino!“ Der gebürtige Herner – ein wirklicher TV- und Filmstar - war nicht nur als Promigast des Abends erschienen, sondern als alter Freund der Kinofamilie Politt: „Gert Politt, dem Begründer des Filmfests in Lünen, habe ich die schönsten Kinostunden meines Lebens zu verdanken. Politt ist einer, der dafür gerade steht, dass auch hier in Herne nur gutes Kino ins Kino kommt“. Dafür erntete der beste „Commissario Brunetti“ der Welt dankbaren Applaus. Gedrängel um die besten Plätze 750 Gäste drängelten sich bei der Kino-Premiere um die besten Plätze, dabei hätten die Filmwelt-Geschäftsführer Mareike Politt und Jochen Kuhnert noch viel mehr Namen auf die Gästeliste setzen können. Immer wieder wurden sie um Einladungskarten bestürmt, - umsonst! Empfangen wurden die Besucher von gleißendem Scheinwerferlicht und einem roten Teppich. Ein Hauch von Glamour in Herne - wann hat es das zuletzt gegeben? Zöpfchen und Schlangenleder-Imi Die superlockere, fröhliche Feten-Atmosphäre des Abends zauberte Edel-Gastronom und Revier-Original Detlef Przybyla („Purzel“) aus Essen, ein alter Freund der Familie Politt. Zwanglos kombinierte der Mann mit grauem Zöpfchen und braun schimmerndem Schlangenleder-Anzug („Alles Imitation!“) Champagner, Currywurst und Erbsensuppe. An den Kinotheken servierte die „Filmwelt“ süßes Popcorn und scharfe Nachos, Bier, Wein und Softdrinks nonstop, - hungrig und durstig ging da niemand nach Hause. Der Zipfel des Abends Auch RTL-Camper Willy Thomczyk nicht, der mit Söhnchen Tim-Willi und Ehefrau Stephanie dem neuen Kino seine Aufwartung machte. Tim-Willi trug stolz den Zipfel des Abends, - die Original-Zwergenmütze des neuen Otto-Films „Sieben Zwerge“, die der prominente Papa am Vorabend von der Weltpremiere aus Köln mitgebracht hatte. Hoffnung trug Hut Die auffälligste Kopfbedeckung der Fete schmückte das kluge Köpfchen von SPD-Hoffnung Michelle Schumann. Sie erzählte allen von ihrem Sieg bei einem Wettbewerb für Nachwuchs-Rhetoriker in Berlin, der ihr sogar eine Erwähnung im „Spiegel“ eingebracht hatte. Durch ihr knallrotes Hütchen (eine Reminiszenz an den Momper-Schal?) war sie überall zu erkennen, - zu einem Glas Champagner verhalf ihr das Accessoire nicht. „Wo habt Ihr denn die Brause her?“ fragte Schumann in die Runde, - an den Tabletts mit dem Begrüßungsdrink war sie einfach vorbeigestürmt. Beim Schampus zum „Du“ So etwas kann Christian Stratmann nicht passieren. Der unverwechselbare Prinzipal des „Mondpalasts“ trägt natürlich weiterhin „Stratmann pur“. Konkurrenz ist für sein Haus das Kino nicht, viel eher eine wichtige Ergänzung im kulturellen Leben der Stadt. „Ich bin ein echter Kinofan,“ outete sich der erfolgreiche Theatermann im Gespräch mit Presseamt-Chefin Jutta Daniel und Revierpark-Chef Burckhard Schilling, die – beschwingt durch die unermüdlich aufspielende „Rock’n Roll Machine“ aus Düsseldorf – bei einem Gläschen Schampus zum „Du“ übergingen. Willi Thomczyk und Sohn Promiwirt „Purzel“ Logenplätze: Jochen Kuhnert und Mareike Pollit Michelle Schumann (vorn) mit rotem Hut im Getümmel Filmwelt Herne Zahlen, Daten, Fakten 6 Säle 900 Plätze 2 Gastronomietheken 40 Mitarbeiter größter Saal: Kino 5 mit 280 Plätzen Kinotag: Dienstag (Eintritt 4 Euro) Benötigte Zuschauer pro Jahr: 170.000 Innenarchitektin: Elke Schwarz, Mülheim Geschäftsführung: Mareike Politt, Jochen Kuhnert Filmwelt Herne Berliner Platz 7 – 9 44629 Herne Kartenreservierung: (0 23 23) 14 77 70 www.filmwelt-herne.de Schilling ( links) trifft Stratmann herne 9 Tortilla, Gambas und Serrano-Schinken Ein Blick auf die Speisekarte lässt den Liebhabern mediterraner Spezialitäten das Wasser im Munde zusammenlaufen: Tortilla, Gambas, Pfahlmuscheln, verschiedene Serrano-Schinken, gefüllte Paprika und Schafskäse machen die Wahl zur Qual. Attraktiv ist auch die Weinkarte mit einer großen Auswahl von offenen Weinen. Das Preisniveau ist bürgerlich. „Bezahlbare Qualität“ heißt das im TGG-Sprachgebrauch. Geh’n wir ins Grüne! „Greens“ am Kino serviert Tapas und Wein in spanischem Ambiente Bananenbäume, Leder, Holzboden und die Farben Spaniens – das ist „Greens“, die neue Gastronomie neben dem Kino. Im Restaurant und auf der Terrasse möchte Ulrich van Dillen, Chef der TGG Herne, seine Gäste mit Tapas, den leckeren Kleinigkeiten aus Spaniens Küche, gutem Wein und iberischen Spirituosen verwöhnen: „Unser Zielpublikum sind natürlich die Kinobesucher, aber auch Spanienfans und alle, die mediterraner Atmosphäre genießen möchten.“ 10 herne 70 Plätze auf der Terrasse Der neue Treff verfügt über 100 Plätze im Restaurant und 70 Plätze auf der Terrasse mit Blick auf Kulturzentrum und Sparkasse. Geöffnet hat das Restaurant von Sonntag bis Donnerstag täglich von 12.00 Uhr bis 1.00 Uhr nachts, freitags und samstags von 12.00 Uhr bis 3.00 Uhr morgens – natürlich mit durchgehender Küche. Fünf Fachkräfte fanden im „Greens“ einen neuen Arbeitsplatz. Konzertnacht und Gourmet-Markt Mit der Eröffnung des „Greens“ möchte Ulrich van Dillen die Zusammenarbeit mit den CityGastronomen verstärken. Zu seinen Wunschpartnern gehört nicht nur das Kino und die TGG-eigene Kneipe „Zille“ im Kulturzentrum, sondern auch die In-Treffs „Nils“ und „Cafehaus“. Alle vier bis fünf Wochen, so van Dillen, könnten gemeinsame Aktionen stattfinden. Zum Beispiel ein Abend, an dem in jeder Gaststätte eine andere Band spielt. Besucher kaufen eine Karte, haben damit überall Eintritt. Endlich möchte van Dillen auch einen „Gourmet-Markt“ nach dem Vorbild Dortmunds und Bochums auf dem Rathausvorplatz eröffnen: „Wir müssen zusammenstehen, um die Leute am Ort zu halten.“ Greens, Berliner Platz 3 Tel. (0 23 23) 95 53 11 Ein Stück mit Bootschaft „Mondpalast“ präsentiert zweite Revier-Komödie – Großer Erfolg im ersten Jahr Der legendäre „Summer of Love“ dauerte von November 1965 bis zum Januar 1967. Wer damals über 20 Lenze zählte und vom Lebensstil der Hippies begeistert war, trägt heute Stützstrümpfe, schiebt eine Gehhilfe vor sich her und ist stolz auf die 90 Prozent im Behindertenausweis. Die Blumenkinder von gestern sind die Greise von heute. Was aber auch bedeutet: Diese Alten stehen eher auf Jimmi Hendrix, The Beatles und The Byrds als auf Marianne und Michael. Was macht sie heute, die damalige BeatGeneration? Haben die Flower-Power-Leute von damals ihre Träume verwirklicht, lassen sie mal die „Tüte“ rumgehen, praktizieren sie freie Liebe? Diese krassen Überlegungen müssen Siggi Domke durch den Kopf geschossen sein, als er „Die Senior-Ritas“ für Stratmanns „Mondpalast“ schrieb: Im Wanner Hafen am Rhein-Herne-Kanal liegt der alte Kahn „Rita“ vor Anker, bewohnt von Mia Liebchen (Ute Schütgens). Ihr netter Sohn (Thomas Heiser) und ihre zickige Schwiegertochter (Maewa Ferstl, Bild oben links) wollen das gute, aber in die Jahre gekommene Erbstück versilbern und die Mutter aufs Altenteil abschieben. Doch Mia und ihre resolute Busenfreundin Hannelore Schnell (Annette Weitzmann, Bild oben rechts) lassen sich nicht verschaukeln, im Gegenteil: Sie wollen es noch mal wissen. Per Kontaktanzeige laden sie sich vier mehr oder weniger rüstige Rentner aufs Boot ein und lassen den „Sommer der Liebe“ neu aufleben: mit WG-Flair, freier Liebe und nostalgischen Beat-Songs. Aufgedrehte Rentner Das Stück hält, was der „Mondpalast“ verspricht: Ruhrgebietskomik pur, eine Portion Herbert Knebel (den Autor Sigi Domke sozusagen mitbegründete), ein bisschen Tegtmeier, eine Prise Atze Schröder. Martin Zaik zeigt eine frappierende Ähnlichkeit mit Willi Thomzcyk, als der noch die Haare länger trug. Das Ensemble beherrscht sein Handwerk glänzend. Beeindruckend wie Annette Weitzmann mit ihrem flotten, frechen Mundwerk, ihrer Gestik und ihren Bewegungen eine aufgedrehte 60-Jährige quasi parodiert. Über allem glänzt die Aura der jungen Maewa Ferstl, der Julia aus dem ersten Stück. Wundervoll schnippisch spielt die Absolventin der renommierten „Scuola Teatro Dimitri“ die Erbschleicherin, auch wenn man ihr die plötzliche Wandlung zum Schluss kaum abnimmt. Jede Menge Schenkelklopfer und Gags à la „Wenn einer nicht zu seiner Glatze steht, dann steht ihm gar nichts mehr.“ Wer auf diese Sorte Komik steht, der darf befreit auflachen. Demnächst auch im TV Welche Strategie Stratmann verfolgte, als er „Die Senior-Ritas“ in Auftrag gab, ist die Frage: Wollte er mit seinem zweiten Stück die Generation der Älteren heranlocken, nachdem „Ronaldo und Julia“ vielleicht doch eher die Jüngeren anspricht? „Die Komödie richtet sich nicht an ein älteres Publikum“, sagt der Prinzipal selbst. Eine Analyse der Mondpalast-Besucher bringt zutage: „Überraschend viel junge Leute wollten sich unterhalten lassen Das gesetztere Alter bildet noch eine Marktlücke.“ 28 Prozent des Publikums sah überhaupt zum ersten Mal ein Theater von innen. Das Städte übergreifende Marketing trägt Früchte: Nur jeder Fünfte ist Herner, der Rest rekrutiert sich aus dem Revier. Stratmann, der bei jeder Vorstellung das Publikum persönlich begrüßt, ist selbst überrascht: „Diesen großartigen Erfolg konnte man vor zehn Monaten nicht vorhersagen. Für das Ruhrgebiet und das Privattheater ist unsere Leistung einmalig – wir haben einen guten Riecher gehabt.“ 350 bis 400 Zuschauer lassen sich im Schnitt in der Wilhelmstraße verzaubern. In einem 500-Sitze-Theater, das für Stratmann ein wenig zu groß dimensioniert ist. Aber auch die freien Plätze sollen sich noch weiter füllen. Vielleicht hilft Fernseh-Präsenz: Demnächst soll es eine TV-Fassung geben – ganz wie beim Ohnsorg-Theater oder dem Komödienstadl. Repertoire-Theater „Der Mondpalast soll Repertoire-Theater werden“, erläutert Thomas Rech, künstlerischer Leiter und Regisseur der bisherigen beiden Stücke, die Vorhaben des Managements. Was bedeutet: Mehrere Stücke laufen nebeneinander, der Besucher soll die Qual der Wahl haben. Der Anfang ist gemacht: im Wechsel werden eine Woche „Julia & Ronaldo“, eine Woche „Die Senior-Ritas“ präsentiert. Die Nachfrage nach dem Erstling ist noch nicht abgeebbt: „Ronaldo und Julia ist noch lange nicht abgespielt“, so Rech, „im Gegenteil, das Stück ist schon jetzt ein Klassiker.“ Der Klassiker wie auch die neue Komödie stammen aus der Feder von Sigi Domke („Freunde der italienischen Oper“), der seinem neuen Werk gar eine „Bootschaft“ unterstellt, allerdings vielsagend mit zwei O geschrieben: „Es ist nie zu spät, seine Träume zu verwirklichen“, lautet die Message. Einer hat seinen Traum verwirklicht: Christian Stratmann. Und ganz Herne freut sich mit ihm, der Mondpalast hat sich endgültig etabliert. Horst Martens Karten in jeder Vorverkaufsstelle oder telefonisch unter (0 23 25) 58 89 99 www.mondpalast.com herne 11 Silvester: Ball oder Fete Bei der Suche nach der geeigneten Silvester-Party macht es die städtische Tochtergesellschaft TGG ihren Gästen nicht leicht! Aus vier verschiedenen Arrangements gilt es zu wählen. Eins haben alle Angebote gemeinsam: leckere Speisen, anregende Getränke, beste Unterhaltung und Flair. Drei Dauerbrenner stehen auch zur Jahreswende 2004/2005 auf dem Programm: der große Silvesterball im Kulturzentrum mit „Silvias Partyband“ und den „Legal Eagles“, das zwanglose Abfeiern in der „Zille“ mit DJ Jürgen Kahre und die Open-House-Party im Parkrestaurant und Treppchen mit „Ella y Ellos“ und der Party-Band „Two-Night“. Der Newcomer: TGG- Geschäftsführer Hans Ulrich van Dillen lässt jetzt aber auch in der beliebten Mondschänke feiern - mit Mondpalast-Prinzipal Christian Stratmann, einem SilvesterMenü und einem Nacht-Büfett im Foyer mit Disco und Tanz. Perfekt abgerundet wird der Jahreswechsel durch den Besuch des neuen Mondpalast-Stückes „Senior-Ritas“. Wer sich den Nachhauseweg nach einer schwungvollen Nacht ersparen möchte, sollte das günstige Übernachtunangebot des Parkhotels mit Neujahrsbüfett nutzen. Reservierung & Karten Silvesterball im Kulturzentrum (0 23 23) 16-23 45 Open-House-Party im Parkrestaurant und Treppchen (0 23 23) 9 55-0 Silvester-Party in der Zille (0 23 23) 5 01 70 Silvester-Menü oder Nachtbüfett in der Mondschänke / Mondpalast (0 23 25) 6 35 08 83 Wir freuen uns auf Sie! 44649 Herne, Hauptstraße 352, Tel. 0 23 25/7 49 85 Impressum Herausgeber: Stadt Herne und Stadtmarketing Heme GmbH (smh) in Kooperation mit der WAZ Redaktion: Fachbereich Presse und Kommunikation der Stadt Herne, Horst Martens (Redaktionsleiter), Jutta Daniel (v.i.S.d.P.), Silke Bender (Redaktion), JournalistenBüro Herne, Susanne Schübel (Schlussredaktion) Titelbild: Jochen Kliß Fotos: Thomas Schmidt, Kirsten Hoffmann (Fachbereich Presse und Kommunikation der Stadt Herne), Tobias Bärmann, Angelos Gavrias, Stefan Kuhn – press image, Anja Micke, photocase.de, St. Anna-Hospital, WFG, Wohnungsverein Herne, Vitaline Gestaltung: Jochen Kliß (smh) Druck und Vertrieb: WAZ Auflage: 46.500 Exemplare Redaktionsbeirat: Stadt Herne, Stadtmarketing Herne GmbH, entsorgung herne, Bäder GmbH, Herner Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, Herner Sparkasse, Revierpark Gysenberg, Stadtwerke Heme AG, Straßenbahn HerneCastrop- Rauxel GmbH, Wanne-HernerEisenbahn und Hafen GmbH, Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herne, WAZ Medien Service Herne. Redaktionsanschrift: Stadt Herne, Fachbereich Presse u. Kommunikation, Redaktion Inherne, Postfach 10 18 20, 44621 Herne, Tel. 0( 23 23)16-27 33, Horst.Martens@Herne.de Anzeigen: WAZ Herne Tel. (0 23 23) 95 26 24 Stadtmarketing Herne GmbH, Tel. (0 23 23) 9 25 – 3 11 Inherne erscheint viermal jährlich Nächste Ausgabe: Februar 2005 Rosige Zeiten fur Rumble HipHop-Theater-Show siegt in Edinburgh und will jetzt ganz Europa erobern en Was lange währt, wird endlich gut. Das dacht annFlottm den sich auch Christian Strüder aus Hallen und Zekai Fenerci, ehrenamtlicher Mitarbeiter beim Wanner Haus der Jugend. Doch dass ihr gemeinsames Projekt so ein großer Wurf sein würde, haben sie wohl nicht angenommen. Die Idee zu „Rumble – Kampf. Tanz. Leidenschaft.“ ist dabei schon vor sehr langer Zeit n, entstanden. Genauer gesagt vor etwa 15 Jahre als Christian Strüder als frischgebackener Programmchef der Flottmann-Hallen die französi. sche Gruppe ‚black blanc bleur’ zu Gast hatte hat ultur Subk und Hoch von g ndun Verbi „Die mich damals total fasziniert“, so Strüder. Gute zehn Jahre später kam dann Zekai Fenerci und mit ihm der Ruhrpott Battle. Man knüpfte Kontakt und tauschte sich aus. „Auch ich arbeitete seit langem an der Idee, das B-Boying in einem anderen Umfeld in völlig neuem Licht erstrahlen zu lassen.“ Als hätten die beiden sich gesucht und gefunden. Nun mussten die beiden Produzenten nur noch g jemanden finden, der die künstlerische Leitun te. konn n ehme übern t für das Mammutprojek Der war freilich schnell gefunden, war doch der Haus- und Hofregisseur des Jungen Theater Kohlenpotts, Markus Michalowski, Kampfchoreograph. Ihm zur Seite stellte sich der Pariser Choreograph und Pina Bausch-Schüler Lorca Renoux. Ein großer Coup Der Coup gelang. Und wie. Durchweg n ausverkauftes Haus bei Flottmann. Nicht ende nließe ansch der auf wollende Beifallstürme den Tour durch das Ruhrgebiet. Ein Preis beim renommierten Theaterzwang Festival in Dortmund. „Bald hatten wir eigentlich alles erreicht, was wir erreichen wollten: das Publikum auch weit über Hernes Grenzen hinaus zu begeistern“, erzählt Fenerci. Da wurden bald neue Pläne geschmiedet. Den meisten Deutschen ist das Fringe Festival in Edingburgh leider kein Begriff. Vielleicht helfen da einige Zahlen, die Dimensionen abzuschätzen: 1.280 Produktionen freier Theater sind dort zu Gast und zeigen in rund 10.000 Aufführungen, was der Zeitgeist zu bieten hat. In jedem erdenklichen Aufführungsort wird dort gespielt, in Kneipen, Hotels und sogar in Kirchen. Einen Monat im Jahr herrscht absoluter Ausnahmezustand. Gruppen, die einen der heißbegehrten und hochangesehenen Preise gewinnen, können einer rosigen Zukunft entgegen sehen. Das Festival ist gleichzeitig auch Kontaktbörse, kommen doch Veranstalter aus der ganzen Welt, um sich ihr Programm für das nächste Jahr einzukaufen. Eine Erfolgsstory Doch zurück zur Erfolgsstory von Rumble. Nach einigen Gesprächen mit den Verantwortlichen in Schottland kam die offizielle Einladung vom Spielort Aurora Nova in Edinburgh. Schon am Flughafen haben die Darsteller spontan am Check-In-Schalter einen Battle begonnen und damit ordentlich den Verkehr aufgehalten. In Edinburgh angelangt, potenzierte sich die Spielfreude der Jungs und Mädels noch einmal. Wo immer sie eine Möglichkeit sahen, aufzutreten, da rührten sie mächtig die Werbetrommel. Sehr effektiv, wie sich bald zeigen sollte. „In ganz Edinburgh entbrennt während des Festivals ein regelrechter Kampf um die besten Anschlagsplätze für Plakate. Wir haben kein einziges geklebt.“ Trotzdem schlug Rumble mächtig ein. Schon die Preview war ausverkauft: „Die Leistung des Ensembles an diesem Tag ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Hatten sie doch den ganzen vergangenen Tag über aufgebaut und erst in den frühen Morgenstunden, so gegen sechs Uhr, eine Generalprobe gehabt,“ sagt Christian Strüder anerkennend. Die folgenden 22 Vorführungen verliefen ähnlich. Fast alle waren nahezu ausverkauft, die Beifallsstürme ebbten nicht ab. Drei Preise räumte die Herner Produktion letztendlich ab. Der „Herald Angel Award“, der Kritikerpreis der Zeitung „The Guardian“, und der „Fringe First“ le der Zeitschrift „The Scotsman“ machten Rumb Fesdes en Grupp ten zu einer der erfolgreichs tivals. „Wir dürfen jetzt nicht abheben, oder uns auf unserem Erfolg ausruhen. Wir wollen Rumble in ganz Europa spielen und auch ein neues Projekt in Angriff nehmen“, beschreibt Produktionsleiter Fenerci die Zukunftspläne. Alle, die Rumble also tatsächlich noch nicht gesehen haben, können aufatmen. Chris Wawrzyniak „Das kleine deutsche Mädchen Edith ist nicht mehr!“ oder: Eine Rückkehr nach 65 Jahren Esther Hochermann und Ralf Piorr auf dem Boulevard Bahnhofstraße: 14 herne Mit ihren schmalen Augen, die stets ein wenig zu blinzeln scheinen, den schmalen Lippen und ihrem lebhaften Ausdruck erinnert die Frau, die mir gegenüber sitzt, an die Schauspielerin Shirley McLaine. Eine Ähnlichkeit, die nicht nur mir aufgefallen sei, gesteht sie etwas geschmeichelt ein. Esther Hocherman ist ein besonderer Gast der Stadt Herne. Nach 65 Jahren kehrt sie zum ersten Mal in ihre frühere Heimatstadt zurück, aus der sie als siebenjähriges Kind fliehen musste. An einem grauen Februartag 1939 wurde sie von ihrer Mutter zum Bahnhof gebracht und in einen Zug gesetzt. ‚Kindertransport’ hieß das zu jener Zeit, und es war für jüdische Kinder die letzte Chance, aus dem nationalsozialistischen Deutschland heraus zu kommen. „Der Zug fuhr an und meine Mutter lief auf dem Bahnsteig hinterher. Ich guckte mich noch ein letztes Mal um, das war es!“ - beschreibt sie den Abschied, von dem damals niemand ahnte, dass es ein endgültiger sein sollte. Die Eltern der kleinen Edith: Rosa und Chaim Jankielewitz Herne kein schwarzes Loch mehr In Israel arbeitete die agile 73-jährige als Fremdenführerin und ist es daher gewohnt, mit fremden Menschen an fremden Orten umzugehen. Hier in Herne haben sich die Rollen vertauscht. Ich begleite Esther Hocherman auf ihrer Spurensuche zurück in eine Zeit, als sie noch Edith hieß und die kleine Tochter von Chaim und Rosa Jankielewitz war. Wir spazieren durch die belebte Fußgängerzone und Frau Hocherman reibt sich mehr als einmal verwundert die Augen. Früher seien die Häuser alle schwarz und hässlich gewesen, heute dagegen ganz schmuck, stellt sie sichtlich überrascht fest. Dabei hatte sie in ihrem ersten Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Herne ausdrücklich nachgefragt, ob es hier überhaupt ein Hotel gäbe. Einen imposanten Eindruck hatte „dieses kleine schwarze Loch“, wie sie die Stadt aus ihrer Erinnerung heraus schmunzelnd bezeichnete, auf die damals Siebenjährige also nicht hinterlassen. Wir nähern uns der Viktor-Reuter-Straße 42, und vieles scheint hier dagegen wie früher, als die Straße noch Kaiser-Wilhelm-Straße hieß. Ihr altes Wohnhaus steht mit frisch renovierter Fassade wie eh und je, aber auf den Klingelschildern ist kein bekannter Name mehr zu entdecken. „Da oben“, sagt Esther Hocherman und zeigt auf den 2. Stock, „dort habe ich mein Leben gehabt zwischen den Fenstern. Zur Straße hin habe ich die anderen Kinder beim Spielen beobachtet. Mitspielen durfte ich nicht mehr. Alle wussten, dass ich Jüdin bin, und hatten mich abgeschoben. Und von diesem Fenster dort,“ griff sie ihren Faden nach einem kurzen Gang in den Hinterhof wieder auf, „habe ich auf das Mädchengymnasium (heute: Haranni-Gymnasium, RP) geschaut. Meine Mutter sagte immer zu mir: ‚Edith, du bist ein kluges Mädchen und eines Tages wirst du auf diese Schule gehen’.“ Der Davidstern ist verschwunden Von diesem Fenster aus nahm Esther Hocherman auch eines Morgens eine Veränderung wahr, die das Ende ihrer Kindheit endgültig besiegeln sollte: „Ich stehe an diesem Morgen auf und wasche mich und putze mir die Zähne. Wie jedes Mal schaue ich aus dem Hoffenster, um mir den goldenen Davidstern auf der Kuppel der Synagoge an der Schäferstraße anzusehen. Aber an diesem Morgen war er seltsamerweise verschwunden und ich rief meinen Vater: ‚Papa, man sieht den goldenen David nicht mehr!’“ - Es war der 10. November 1938, der Tag nach der Reichspogromnacht, die auch in Herne eine noch brutalere Zeit des Judenhasses einleiten sollte. Langsam gehen wir zurück zum Robert-Brauner-Platz, an dem früher das Haus Bahnhofstraße 57/59 stand, das von den Nazis zum ‚Judenhaus’ bestimmt wurde. Von hier gingen die Transporte der Juden nach Dortmund und damit in die Ghettos und Konzentrationslager des Ostens ab. Auch Esther Hochermans Eltern wurden von hier aus am 23. Januar 1942 in das Ghetto Riga deportiert und schließlich 1944 im KZ Stutthof ermordet. Heute erinnert hier nichts mehr an das, was damals mitten im Zentrum der Stadt geschah. Ein Bierzelt, ein CrèpesWagen und ein paar andere Verkaufsstände überlagern die Vergangenheit. „Die Rückkehr nach Herne war keine leichte Entscheidung“, bemerkt sie mit ein wenig belegter Stimme, „ich habe nicht umsonst so lange damit gewartet.“ „Die kleine Edith ist nicht mehr“ Esther Hocherman zeigt mir die wenigen Fotos, die von ihrer Familie geblieben sind: „Sehen Sie dieses Bild: Mein erster Schultag 1937. Dieses Mädchen mit ihrer bestickten, gestärkten und gebügelten Schürze, die Schleife im Haar und diese weißen Strümpfe mit den Bommeln: alles ganz deutsch.“ Sie lächelt dabei, ein wenig traurig, ein wenig bitter, als ob darin der ganze Irrtum des assimilierten deutschen Judentums liegt, noch lange Zeit während der NS-Herrschaft zu glauben, trotz allem beim deutschen Kulturvolk sicher zu sein. „Aber das kleine deutsche Mädchen Edith ist nicht mehr!“, sagt sie und legt das Bild entschieden beiseite. Wir schweigen und für diesen Sekunde trennt uns die Geschichte: Sie ist eine Jüdin, ich bin ein Deutscher. Aber dieser Moment geht vorüber, und wir schlendern langsam zurück zu ihrem Hotel. Ich frage sie, ob ihr Vorname eigentlich eine Übertragung von Edith ins Hebräische sei? „Nein“, antwortet sie, „den habe ich mir selbst ausge- sucht. Ich kam mit zwölf Jahren nach Israel und hörte die biblische Geschichte der tapferen Königin Esther, die viel für ihr jüdisches Volk getan hatte. Das hat mir sehr imponiert, und ich habe mich für diesen Namen entschieden, denn ich wollte meinen deutschen Namen nach all dem, was passiert war, ablegen und etwas Neues beginnen.“ Nach dem Abschied von Esther Hocherman gehe ich zurück zu meiner Wohnung. Die vorher belebte Bahnhofstraße hat sich merklich geleert. Am Robert-Brauner-Platz schließen die ersten Verkaufsstände. Vor der leeren Bühne stehen die aufgestellten Stuhlreihen, aber niemand hat mehr Platz genommen. Sie sind verwaist oder scheinen auf jemanden zu warten, der nicht mehr kommt. Oder nur noch einmal: nach 65 Jahren. Ralf Piorr Ralf Piorr ist Verfasser von „Nahtstellen, fühlbar, hier...“. Zur Geschichte der Juden in Herne und Wanne-Eickel, Klartext-Verlag 2002. Edith Jankielewitz (Esther Hocherman) ist eines der Kinder von La Hille. Die dramatische Geschichte des Überlebens von einhundert jüdischen Kindern zwischen der großen Politik, der drohenden Deportation in die Konzentrationslager und dem Leben in der eigenen „Kinderrepublik“ im heruntergekommenen französischen Schloss La Hille wird in Vera Friedländers bewegendem Buch eindrucksvoll beschrieben. Vera Friedländer: Die Kinder von La Hille. Flucht und Rettung vor der Deportation, Berlin 2004. herne 15 ! r e m m o S r e d Das war 16 herne herne 17 Vom Ende des Kirchturmdenkens Unternehmen entdecken im Revier Erste Ausgabe des Ruhrgebietsführers aufgelegt Haushoch türmen sich gigantische Papierrollen im Papierlager des Druckhauses Essen. Die Druckerei der Westfälischen Allgemeinen Zeitung zählt zu den modernsten und größten in Europa. Besucher erfahren wie eine Zeitung entsteht. Dies ist nur eine von 50 Betriebsbesichtigungen des ersten Regionalführers „Unternehmen entdecken im Ruhrgebiet“, den die Stadtmarketing Herne GmbH jetzt herausgegeben hat. Ob Starlight-Express in Bochum, RWE in Essen oder UPS in Herne, die Broschüre bietet jeweils sechs Betriebsbesichtigungen aus insgesamt neun Städten an. Internationaler Wettbewerb Die im „Stadtmarketing Forum Ruhr“ (SMFR) zusammengeschlossenen Stadtmarketinggesellschaften der Städte Bochum, Bottrop, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Recklinghausen und Velbert kooperieren seit Mitte des Jahres 2002 mit dem Ziel, durch ein abgestimmtes und städteübergreifendes Marketing die Stärken der Region in den Blickpunkt zu rücken. Hier will man Formen der Zusammenarbeit finden und Synergien nutzen. Gemeinsam wollen die teilnehmenden Städte die Region stärken, um im regionalen, nationalen und internationalen Wettbewerb zu bestehen. Wichtigster Bestandteil hierbei ist ein reger Informations- und Erfahrungsaustausch. „Bei regelmäßigen Treffen sollen Probleme, 18 herne Hindernisse und Schwierigkeiten angesprochen und Lösungen diskutiert werden“, erläutert der Geschäftsführer der Stadtmarketing Herne GmbH, Holger Wennrich, das Verfahren. Europäische Kernregion „Das ‚Kirchturmdenken’ der Ruhrgebietsstädte war in der Vergangenheit oft Gegenstand der Diskussion und Kritik“, sagt Frank Rehmann, Geschäftsführer des SMFR und Abteilungsleiter Stadtmarketing bei der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH. „Eine intensivere Zusammenarbeit der Revierstädte ist mittlerweile aber nicht nur notwendig und wünschenswert, sondern hat bereits begonnen. Mit Blick auf die Stärkung des Ruhrgebiets als europäische Kernregion im internationalen Wettbewerb werden der Dialog, die Zusammenarbeit und das Miteinander der Städte weiterhin von zentraler Bedeutung sein“, erklärt Rehmann. Ein Meilenstein auf dem Weg von weniger „Kirchturmdenken“ hin zu mehr Zusammenarbeit ist, neben zahlreichen städteübergreifenden Kulturoder Sportveranstaltungen, nun auch der Ruhrgebietsführer „Unternehmen entdecken“. Blick hinter die Kulissen Schon der Tourenführer „Herne entdecken“ wandelte auf diesen Spuren: Markante Firmen aus unserer Stadt erklärten sich bereit, betriebsfremden Menschen einen Blick hinter die Kulissen zu erlauben. Auch dieses Mal zeigen sich die Unternehmen wieder offen gegenüber Besuchern: Von November 2004 bis Juni 2005 werden in Herne Besichtigungen in folgenden Betrieben angeboten: Vulkan, Degussa AG, Bäckerei Brinker, Phönix Pharma Handel AG & Co. KG, Akademie Mont-Cenis Herne und UPS. Die Betriebe sind ganz nach „den Standards der Attraktivität ausgewählt worden“, erklärt Holger Wennrich, „es sind durchweg interessante, erfolgreiche und mittelständische Unternehmen.“ Der Ruhrgebietsführer ist kostenfrei in allen beteiligten Städten erhältlich sowie im TicketShop der Stadtmarketing Herne GmbH im Kulturzentrum, den Rathäusern Wanne und Herne, den Filialen der Herner Sparkasse sowie im Kundencenter der „Straßenbahn HerneCastrop-Rauxel GmbH“ am Robert-BraunerPlatz. Außerdem ist das Programm auf der Website www.stadtmarketing-herne.de zu finden. Sandra Anni Lang Informationen Stadtmarketing Herne GmbH, Birgit Peter, Westring 303, 44629 Herne, (0 23 23) 92 53 16 Goethes Essmanieren zu erforschen.“ Der studierte Germanist und die gelernte Küchenchefin fanden leichten Zugang zu Goethe: „Der Dichter liebte nicht nur die schönen Künste, sondern speiste und trank ausgiebig und viel.“ Das Stöbern nach alten Rezepten erforderte viel Fleißarbeit. Die Anleitungen in die heutige Zeit umzusetzen, war nicht immer einfach, denn was sollte man von Passagen halten wie diese für die viel zitierte Brottorte: „Man nehme 10 Eyer und rühre diesselben eine Stunde.“ Das Wirtsehepaar rührte hartnäckig und der Erfolg gab ihm Recht. Der Platz neben dem Genius Reich gedeckter Tisch im Blauen Salon: Alice Tschöke (Mitte, stehend) gibt die letzten Anweisungen, bevor die Kamera läuft. Schlemmen wie der Dichterfürst Ein poetischer Abend im Goethe-Restaurant in Anwesenheit des Herrn Geheimrates Ein seltsames Gefühl, wenn du den Löffel langsam zum Mund führst, während das unbestechliche Kamera-Auge dich schonungslos ins Visier nimmt und du gleichzeitig aus den Augenwinkeln heraus dein Gesicht im kleinen Monitor unter dem Tisch immer größer werden siehst. „Das Ganze noch mal“, sagt Filmemacherin Alice Tschöke, sie hat wieder einen Anschlussfehler entdeckt und daher muss die komplette Szene wiederholt werden. Betont entspannt löffle ich weiter, Goethe, der mit seinen liebsten beiden Frauen aus Dortmund eingetroffen ist, lächelt süffisant. Den Gastronomen Marion und Wolfgang Bosk merken nur sehr gute Bekannte den Anflug von Stress an. Alles, was Goethe schmeckte: Brathen in der Baitz, Flusskrebse, Teltower Rübchen und Kombót. Was die Gastronomen Marion und Wolfgang Bosk auch anrichten – der gestrenge Geheimrat schaut ihnen immer über die Schulter. Das Ehepaar Bosk hat vor zwei Jahren aus der bloßen Tatsache, dass ihre ehemalige Kneipe „Goethe-Eck“ mit einer Seite an der Goethe-Straße liegt, eine clevere Geschäftsidee entwickelt. Der Geheimrat ist überall präsent. Goethe-Porträts an den Wänden, verstaubt wirkende Gedichtbände in den Nischen und, darauf kommt es an, des Geheimrats liebste Mahlzeiten auf der Speisekarte. Gaststätten-Führer und Szene-Magazine haben voll Begeisterung darüber berichtet. Auch den Anstoß haben die Medien gegeben: „Erst der WDR hat mich darauf gebracht“, bekennt Wolfgang Bosk, „nach einer Reporter-Anfrage habe ich angefangen, Jetzt also ist der WDR wieder da. Alice Tschöke will für die Sendung „Lokalzeit – Kostprobe“ in die kulinarischen Welten der Goethe-Zeiten eintauchen. Und die Stadtmagazin-Leute machen als Statisten mit. 18.30 Uhr: „Die Herrschaften nehmen im blauen Zimmer Platz“, sagt Wolfgang Bosk gestelzt im Stil der Zeit. Ein blau leuchtender Raum, eine Anspielung auf den blauen Salon in Goethes Geburtshaus in Frankfurt. Links neben mir sitzt Christiane Vulpius, Goethes Ehefrau, zu ihrer Rechten sitzt der Genius selbst, zu seiner Linken Charlotte von Stein, des Meisters enge Freundin. Das Trio – eigentlich Indra Janorschke, Dario Weberg und Gabriele Peitscher - kommt vom LiteratourTheater Dortmund. Die drei Schauspieler erheitern uns in sechs kleinen Akten mit verbrieften Dialogen aus Goethes Leben. Die Kerzen flackern leicht, als die Bouillon-Suppe mit Markklößchen serviert wird. Nach dem Entrée lässt die Küchenchefin – so war es im Barock üblich - alle restlichen Mahlzeiten bis zum Dessert auf einen Schlag auftischen: Brathen (wird 24 Stunden eingelegt) in einer Baitz, Krebspastetchen und Flusskrebse (frisch eingeflogen aus dem Iran), Teltower Rübchen, Kartoffelklöße, Birnen-Kombòt, bunt gemischter Salat. Fehlen dürfen natürlich nicht „diese kleinen Frankfurter Pastetgen“. Und als Krönung eine Schwarze Brottorte, garniert mit vielen Früchten sowie Konfekt, hausgemachte kandierte Früchte, mit Schoko überzogene Rosen, „Brenten“ (ein Marzipankonfekt), Müüslicchechli (gebackene Salbeiblätter). Und nicht zur vergessen der Wein aus dem Hause des Goethe-Freundes Brentano, zu dessen Nachfahren Bosk freundschaftliche Bande pflegt. Adieu nach Mitternacht Immer wieder müssen Einstellungen wiederholt werden. Mitternacht ist überschritten, als sich der Geheimrat und der Kameramann, der Gastwirt und der Journalist, die Fotografin und Goethes liebste Frauen noch ein Bier gönnen. Um 00.25 Uhr treten wir endlich hinaus in die Nacht – ins Scheinwerferlicht der Kamera. Aber jetzt ist Schluss. Horst Martens Goethe-Restaurant Mont-Cenis-Str. 37, 44623 Herne Tel. (0 23 23) 1 82 42 www.goethe-restaurant.de herne 19 dürften den neuen OB also noch in mehr oder weniger guter Erinnerung aus ihrer Schulzeit haben. Von der Lehrertätigkeit hat er, durchaus schweren Herzens, Abschied genommen. Einstmals erster Bürger seiner Stadt zu sein, Oberbürgermeister– das war dem heute 56 Jahre alten Horst Schiereck so wenig in die Wiege gelegt wie allen anderen Kindern seines bunten Nachkriegsjahrgangs. Überhaupt spielte die Politik im elterlichen Heim an der Berthastraße eher eine Nebenrolle. Der Bergbau war das Thema jener Tage, erst recht bei Schierecks, denn der Vater war Zechenbaumeister und Architekt. Dass der Junior dann doch an die Politik geriet und als gerade mal Volljähriger in die – natürlich – SPD eintrat, das lag an der Faszination, die damals Willy Brandt ausstrahlte, an dem Charisma, mit dem er eine ganze Generation für sich und seine Politik einnahm. Vielleicht ließ sich Schiereck aber auch davon leiten, dass an seiner Schule, dem Eickeler Jungen-Gymnasium, das Engagement für die SPD eine gewissen Tradition hatte. Vor und mit ihm waren da auch schon der Alt-OB Wolfgang Becker, der Landtagsabgeordnete Frank Sichau und etliche Bekannte und Freunde mit überwiegend linken Vorlieben Schüler gewesen; nicht überwiegend Linke wie die Unternehmerpersönlichkeiten Engelbert Heitkamp oder Gerd Schwing aber auch. Kommunalpolitik hat der frisch ins Amt gewählte Oberbürgermeister von der Pike auf gelernt. Zuerst als Fraktionsvorsitzender der SPD im Bezirk Eickel von 1975 bis 1979 und dann bis 1984 als Bezirksvorsteher. Aus jener Anfangszeit stammen auch die ersten Erfahrungen im Umgang mit protestbewegten Bürgern, als es um den Erhalt des Freibades der Zeche Hannibal/ Hannover ging. Es war dann allerdings ein vergeblicher Kampf. Und damit eine erste gute Lektion über Chancen und Risiken bürgernaher Kommunalpolitik. Politische Statur nach Kärrnerarbeit Als nach zehn Jahren bezirklicher Kärrnerarbeit die politische Statur sichtlich gereift war und das äußere Erscheinungsbild sich sichtbar gewandelt hatte, war die Zeit fürs Ratsmandat gekommen. Bis zu seiner Wahl zum Oberbürgermeister gehörte Schiereck zwanzig Jahre dem Stadtrat an, davon zehn Jahre lang, von 1994 bis 2004, als Fraktionsvorsitzender der SPD. In dieser Zeit hat Schiereck als Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen 20 herne Legendäres Seglerquartett Von manchen geliebten Freizeitaktivitäten übrigens auch. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen ist zu vernehmen, dass der jüngere Horst einst mit den Kumpeln Hubert, Helmut und Hans ein legendäres Seglerquartett bildete, das stets ohne Weiber, aber mit Wein und Gesang, durch die Ostsee kreuzte. Wer von den zeitweise unzertrennlichen Vier den Beinamen „der Naturschöne“ trug und mit dem Inhalt seines Kulturbeutels die ganze Mannschaft unwiderstehlich machte, soll hier nicht verraten werden. Preisgeben wollen wir dagegen, dass Schiereck mit Erfolg seine Funklizenz gemacht hat, also Telegramme aufgeben und Gebühren dafür berechnen kann. Und er galt unbestritten als der beste Rudermann an Bord. Fürs Leben lernen: Schierecks erster Schultag in der ehemaligen Gustav-AdolphVolksschule in Eickel Vom Lehrerzimmer ins Rathausbüro Hernes neuer OB Horst Schiereck hat sein Amt angetreten aufzuzählen, weitere Erfahrungen gesammelt. Im politischen Tagesgeschäft wie im strategischen Steuern langfristiger Prozesse. In all den Jahren ist Schiereck natürlich auch einem Beruf nachgegangen. War Lehrer aus Überzeugung und Leidenschaft, zehn Jahre lang am Pestalozzi-Gymnasium und bis zuletzt an der MontCenis-Gesamtschule als Schuldirektor. Nicht wenige der jüngeren Hernerinnen Seine erste Ratssitzung: Ratsneuling Horst Schiereck bei der OB Wahl 1984 und Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Mitglied des Regionalrates im Regierungsbezirk Arnsberg und der Verbandsversammlung des Kommunalverbandes Ruhrgebiet oder als Sprecher der Fraktionsvorsitzenden der SPD im Revier, um nur einige Funktionen exemplarisch Weiterhin am Ruder Womit sich Lebenskreis fürs erste geschlossen hat, denn am Ruder steht er auch jetzt. Allerdings an einem mit noch größerer Verantwortung. Für knapp 170.000 Herner Bürgerinnen und Bürger. Darauf will und wird er seine ganze Kraft verwenden. Deshalb wird in Zukunft noch weniger Zeit bleiben für private Neigungen wie Kino- und Theaterbesuche oder das Schmöckern in dicken Büchern und prächtigen Bildbänden. Weitgehend auf der Strecke bleiben wird auch eine weitere Leidenschaft, die Schiereck mit Ehefrau Michaela teilt: gemeinsam kochen am heimischen Herd. Wobei das Ehepaar, wie zu hören ist, über durchaus beachtliche kulinarische Fähigkeiten verfügt. Das traditionelle Silvestermenü „Fisch mit Krabbensauce“ soll allerdings weiterhin auf dem familiären Speiseplan stehen. Nicht zur Disposition steht auch der intensive Kontakt zu den beiden zehn- und achtjährigen Söhnen, deren Fortschritte auf dem Fußballplatz der Vater so oft wie möglich vor Ort verfolgen will. Die meiste Zeit in den kommenden fünf Jahren wird Horst Schiereck aber zweifelsohne seiner neuen Großfamilie widmen: der Stadt und allen ihren Bürgern. Eingeborenen, Alteingesessenen und Zugereisten. Jutta Daniel „Wir müssen neue Arbeitsplätze schaffen und bestehende sichern“ OB Horst Schiereck zur Lage von Karstadt und Opel und den Chancen kommunaler Wirtschaftsförderung inherne: Sie haben sich die ersten Tage als Oberbürgermeister sicher anders vorgestellt. Kaum in Amt und Würden, mussten Sie sich schon um den Fortbestand des Herner Karstadthauses sorgen und mit der Krise des Bochumer Opel-Werkes befassen, wo ja auch viele Herner beschäftigt sind. Schiereck: Das ist in der Tat so. Aber ich habe gewusst, dass viel Verantwortung auf mich zukommt. Es gibt keine Schonzeit für einen Oberbürgermeister. Die Bürger können zu recht von mir erwarten, dass ich mich vom ersten Tag an für die Belange der Stadt mit voller Kraft einsetze. munen. Aber sich zu Wort melden und Flagge zeigen, das muss und kann man. Deshalb habe ich an der Demonstration vor dem Bochumer Schauspielhaus auf Einladung meiner Kollegin Ottilie Scholz teilgenommen. Damit die OpelArbeiter aus Herne auch merken, dass wir hinter ihnen stehen beim Kampf um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. inherne: Wie sehen Sie denn insgesamt die wirtschaftliche Lage in Herne und die Chancen, Arbeitsplätze zu sichern und zu erhalten? inherne: Glauben Sie, dass sich diese Entwicklung fortsetzen und intensivieren lässt? Schiereck: Davon bin ich überzeugt und dafür werde ich mich einsetzen. Schon in meiner Antrittsrede vor dem Rat habe ich fünf Bereiche genannt, die mir besonders wichtig erscheinen. Eine gezielte Mittelstandsförderung, Neuansiedlungen auf dem Hiberniagelände, eine neue Perspektive für den Regenkamp, das LastMile-Logistik Projekt im Wanner Norden und der Ausbau des Kompetenzfeldes Gesundheitswirtschaft. inherne: Kann die Stadt die Wirtschaftsförderungspolitik auch durch andere Maßnahmen begleiten? Schiereck: Sie kann das nicht nur, sie muss es auch. Und auch da brauchen wir uns nicht zu verstecken. Wir haben die Bahnhofsbereiche in Wanne und Herne umgestaltet. Aus der inherne: Haben Sie diese Krisenszenarien auch persönlich berührt? Schiereck: Ja natürlich. Schließlich hängt das Schicksal vieler Hernerinnen und Herner von Konzernentscheidungen ab, auf die wir als Kommune keine Einflussmöglichkeiten haben. Mindestens 1.200 Herner Arbeitnehmer arbeiten bei Opel, und bei Karstadt standen auch gut 100 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Rechnet man die Familienangehörigen dazu, sind mehrere tausend Menschen in unserer Stadt betroffen. Das lässt mich nicht kalt und mir war klar, dass wir sofort handeln müssen. inherne: Was haben Sie unternommen? Schiereck: Zuerst einmal Solidarität gezeigt und mit den Betroffenen vor Ort gesprochen. Und den Kontakt zum Karstadtvorstand in Essen aufgenommen, um aus erster Hand zu erfahren, wie es um die Zukunft des Herner Hauses bestellt ist und was die Stadt unterstützend zum Erhalt beitragen kann. Das Ergebnis ist ja bekannt. In den kommenden drei Jahren hat das Warenhaus beste Chancen, sich in der neuen Karstadt Kompakt GmbH zu behaupten. Der Konzern selbst hat die Immobilie am RobertBrauner-Platz als Musterhaus für eine zukünftige positive Entwicklung bezeichnet. Darüber bin ich sehr froh. Und in den kommenden Wochen und Monaten werden wir in enger Kooperation mit dem Konzern herausarbeiten, welche konkreten Maßnahmen wir von Seiten der Stadt zur Sicherung des Standortes entwickeln und umsetzen können. inherne: Schwieriger sieht die Situation bei Opel aus. Schiereck: Das ist leider so. Direkte Einflussmöglichkeiten auf General Motors in Detroit haben weder wir noch die anderen Standortkom- Schiereck: Wir haben es bundesweit mit einer schwierigen Situation zu tun. Davon sind wir natürlich auch in Herne betroffen. Die Zeiten der Ansiedlung von Großunternehmen sind offensichtlich vorbei. Massenproduktionen werden verstärkt nach Osteuropa und Ostasien ausgelagert. Wir müssen deshalb maßgeschneiderte Konzepte vor Ort entwickeln. inherne: Wie können die aussehen? Schiereck: Zum Beispiel unsere erfolgreiche städtische Wirtschaftsförderungspolitik konsequent fortsetzen. Zu den wichtigsten Aufgaben zählen zwei Dinge: Die Schaffung neuer und die Sicherung bestehender Arbeitsplätze. Auch wenn die Krisen bei Karstadt und Opel jetzt die Schlagzeilen dominieren, sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass wir auch Erfolge verzeichnen konnten in den vergangenen Jahren. inherne: Können Sie uns dies mit ein paar Daten und Fakten erläutern? Schiereck: Wir haben zum Beispiel in den vergangenen Jahren rund 2.700 Arbeitsplätze im Bereich Logistik und Gesundheitswirtschaft zusätzlich geschaffen. Auf dem Sektor der Dienstleistungen konnten wir einen Zuwachs von gut 6.000 Arbeitsplätzen verzeichnen. Allein durch die Aktivitäten unserer städtischen Wirtschaftsförderer sind in den Jahren 1990 bis 2003 mehr als 4.000 Arbeitsplätze durch Neuansiedlungen entstanden. Bahnhofsstraße ist ein beeindruckender Boulevard geworden, und mit der Ansiedlung des Archäologischen Museums und der Akademie Mont-Cenis haben wir zwei bedeutende Landeseinrichtungen nach Herne geholt. Ich denke dabei aber auch an die Entwicklung des neuen Wohngebiets in Unser Fritz am Rhein-Herne-Kanal, die erfolgreich angelaufenen Bemühungen um die Erneuerung der Stadtteile Bickern und Wanne oder die Umgestaltung der Pluto-Wilhelm-Halde zum Naherholungsgebiet und den Ausbau der Künstlerzeche Unser Fritz zum Begegnungszentrum. Und an das schöne, neue Filmwelt-Kino, das Ende Oktober mitten in der Herner City eröffnet worden ist. inherne: Und wie sieht die Zukunft aus? Schiereck: Wir werden angesichts der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung zum Beispiel mehr Lebensqualität in unserer Stadt schaffen. Durch neue Maßnahmen im Bereich Wohnungswirtschaft und mit familienfreundlichen Angeboten. Mein Hauptaugenmerk gilt außerdem dem Stadtbezirk Wanne, für den wir einen Masterplan entwickeln werden. Herne soll insgesamt attraktiver werden. Nicht nur als Standort für Unternehmer, sondern auch zum Leben und Wohnen. inherne: Vielen Dank für das Gespräch. Das Gespräch führte Jutta Daniel herne 21 Richtig Sport! Öffnungszeiten Hallenbad Sommer Montag Schulen und Vereine (in den Ferien 8:00 - 16:00 Uhr) Di, Do, Fr 6:30 - 20:00 Uhr Mittwoch 6:30 - 16:00 Uhr Samstag 8:00 - 18:45 Uhr Sonntag 8:00 - 20:00 Uhr Freibad Sa - Mo 8:00 - 20:00 Uhr Di - Fr 6:30 - 20:00 Uhr Öffnungszeiten Hallenbad Winter Montag Schulen und Vereine Di, Do, Fr 6:30 - 20:00 Uhr Mittwoch 6:30 - 14:00 Uhr Senioren - 16:00 Uhr Sa, So 8:00 - 17:00 Uhr Südpool Bergstraße 27 44625 Herne Tel.: 02323/592 690 www.suedpool-herne.de bürgerservice folge 2 Inhalt An- und Ummeldungen von Abfallbehältern Entsorgung Herne . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 2 Laubentsorgung, Fachbereich Umwelt Seite 3 Was Artenschützer erleben . . . . . . . . . .Seite 4 Der Weg des Wassers . . . . . . . . . . . . . . .Seite 5 Annahme von Anträgen zur An- oder Ummeldung von Restmülltonnen, Biotonnen oder Meldungen zur Eigenkompostierung. Beratung zu Abfallgebühren und Größe der Abfallbehälter. Katja Flieger Günter Fehr (0 23 23) 16-16 71 (0 23 23) 16-43 50 Fachbereich Stadtgrün Die Baumschützer. . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 6 Ordnungsdienste . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 7 FB Öffentliche Ordnung . . . . . . . . . . . . Seite 8 Straßenreinigung, Sammlung von Straßenlaub, Winterdienst Beratung zu Rechten und Pflichten beim Winterdienst und der Straßenreinigung, Straßenreinigungsgebühren, Einsatz von Laubgitterkörben. Udo Sobieski Rotraud Neß (0 23 23) 16-43 18 (0 23 23) 16-43 13 Serviceleistungen entsorgung herne Beratung für Gewerbebetriebe entsorgung herne Südstraße 10 Service-Nummer: (0 23 23) 16-16 70 info@entsorgung.herne.de www.entsorgung.herne.de Saubere Lösungen für Ihren Gewerbebetrieb Entsorgung von verwertbaren Materialien wie gemischte Verpackungen, Holz, Garten- und Parkabfälle, Kunststoffe, Folien und Styropor. Angebote für Umleerbehälter und Abrollcontainer, Speiserestetonnen und Fettfässer, Papiertonnen und -behälter. Beratung zur Gewerbeabfallverordnung, zur Nutzung der gelben Tonne, Abfallvermeidung, Abfallverwertung, Abfallbeseitigung. Öffnungszeiten: Mo-Do 8.00 – 16.00 Uhr Fr 8.00 – 14.00 Uhr Beratung für private Haushalte Beatrix Lück Sonja Tatzel (0 23 23) 16-43 55 (0 23 23) 16-43 26 Abfallberatung für Private Haushalte Beratung zu allen Fragen rund ums Thema Abfall wie z. B. Abfallvermeidung, Verwertung und Entsorgung von Sondermüll, Elektroschrott, Gartenabfälle, Abfallentsorgungsgebühren, Beratung zur Eigenkompostierung und Biotonne. Silke Gerstler Barbara Nickel Beratung für Schulen und Kindergärten (0 23 23) 16-16 70 (0 23 23) 16-24 27 Pädagogische Abfallberatung Papier- und Glascontainer, gelbe Säcke Auskünfte zu Containerstandplätzen, Reinigung und Leerungszeiten. Informationen und Beratung zu den gelben Säcken wie z. B. Ausgabestellen, was gehört in den gelben Sack, Abholtermine. Sonja Tatzel Barbara Nickel Silke Gerstler (0 23 23) 16-24 27 (0 23 23) 16-16 70 (0 23 23) 16-43 26 Sperrmüll, Elektroaltgeräte, Kühlgeräte Vergabe von Sperrmüllterminen, kostenlose Abholung von Elektrogroßgeräten, z.B. Kühlgeräten, Elektro- oder Gasherden, Waschmaschinen, Trocknern und Fernsehern. Katja Flieger Günter Fehr 2 Beratung von Schulen und Kindergärten. Durchführung von Unterrichtsstunden zu den Themenbereichen Abfall, Papier, Kompostierung und Umwelt, Multiplikatorenschulungen, Verleih von Lern- und Lehrmaterial (Schöpfkisten, Kribbel-Krabbel-Kompost-Kisten). (0 23 23) 16-16 71 (0 23 23) 16-43 50 +++ Special +++ herne | Special Einsatzfahrzeug OsCar Seit November 2003 ist OsCar, das schnelle Einsatzfahrzeug der Stadtreinigung unterwegs. OsCar hat es sich zur Aufgabe gemacht „Schmuddelecken“ in Herne aufzuspüren und möglichst unbürokratisch zu beseitigen. Das OsCar-Team ist zu erreichen unter: (0 23 23) 16-30 00 Laubfegen auf den Gehwegen Die Pflicht zur Gehwegreinigung für Grundstückseigentümer gilt auch für die Laubbeseitigung. Den Anliegern, die Straßenbäume vor dem Haus haben, hilft entsorgung herne, indem sie im Oktober 400 Gitterkörbe in Straßen mit hoher Baumdichte aufstellt. Die Anwohner können das zusammengefegte Laub in die Gitterkörbe geben, die durch Spezialfahrzeuge mit Saugvorrichtung geleert werden. Wer kein Behältnis im Straßenabschnitt stehen hat, erhält ein Hilfsangebot: Das zusammengefegte Laub kann, in Säcke gefüllt, an die Baumscheibe gestellt werden. Ein Anruf (02323 / 16 43 18) genügt, und die Säcke werden so bald wie möglich abgeholt. Weder in die Gitterkörbe noch in die Säcke gehören Grünabfälle aus Gärten oder Hausmüll. Laub aus Hausgärten Die Blätterpracht aus dem eigenen Garten wird nicht von den Teams der Stadtreinigung entsorgt. Laub kann in die Biotonne gegeben werden, bei Grundstücken, die nicht an die Biotonne angeschlossen sind, gehört es in die Restmülltonne. Wenn das Volumen der Tonnen für die Aufnahme des Gartenlaubs nicht ausreicht, kann man die einmalige gebührenpflichtige Gestellung einer Biotonne (bis 1.100l) beantragen. Bei Laubanfall auf großen Grundstücken (z.B. Wohnanlagen und Gewerbe-Grundstücke) bietet entsorgung herne Container für Garten- und Parkabfälle in den Größen 2. 500 l und 5.000 l gegen Entgelt an. Außerdem wird Laub kostenpflichtig am Recyclinghof entgegengenommen. Darüber hinaus finden im Herbst an drei Samstagen kostenlose Gartenabfallaktionen statt für Kleingärtner statt. Der große Herbstputz Wohin mit dem Laub: entsorgung herne gibt Tipps Wenn die Tage kürzer werden, bereiten sich die Straßenbäume auf ihren Winterschlaf vor. Spätestens wenn die ersten Herbstböen an den Ästen rütteln, fällt die bunte Pracht auf Straßen und Gehwege und das große Fegen geht los... Ökotipp für Gartenfreunde Wie im Wald sollte das Herbstlaub unter Bäumen und Sträuchern liegen bleiben. Die Laubschicht führt dem Boden Nährstoffe zu und schützt Pflanzen und Tiere vor der Kälte des Winters. Auch die Staudenbeete können für die Winterzeit mit einer dünnen Schicht Laub zugedeckt werden. Laub von Rasenflächen lässt sich zusammen mit anderen organischen Abfällen aus Küche und Garten sehr gut kompostieren. Auch reine Laubkomposte lassen sich im eigenen Garten herstellen – darüber freuen sich Rhododendren und Azaleen, auch Erdbeeren und Himbeeren gedeihen auf solchem Grund besonders gut. Im Stoffkreislauf der Natur gibt es keine Abfälle. Das Laub von heute ist die Erde von morgen. Barbara Nickel entsorgung herne sorgt für sichere Straßen Ab Oktober herrscht bei den Teams der Stadtreinigung von entsorgung herne Hochbetrieb. 49 Männer in Orange nehmen den Kampf gegen die Blättermassen, die der Herbstwind von den Straßenbäumen reißt, auf. Unterstützt werden sie dabei von acht Großkehrmaschinen, vier Gehwegkehrmaschinen, zwei großen und zwei kleinen Laubsaugfahrzeugen. Um sechs Uhr in der Frühe starten die Reinigungsfahrzeuge vom Betriebshof an der Südstraße. Über 2000 Tonnen Laub werden in jedem Jahr von entsorgung herne eingesammelt und zur Kompostierungsanlage gebracht. Sollten Sie weitere Vorschläge haben, was wir noch Gutes mit unserem Laub machen können, schicken Sie uns doch eine E-Mail (info@entsorgung.herne.de) oder Postkarte (entsorgung herne, Südstr. 10, 44625 Herne). Wir werden Ihre Anregungen gerne aufgreifen und auf unserer Internetseite (www.entsorgung.herne.de) veröffentlichen. Fachbereich Umwelt Dirk Szokala Ralf Krieter Dr. Ulrich J. Katter Bahnhofstraße 120 Service-Nummer/Umwelttelefon: umweltamt@herne.de (0 23 23) 16-23 13 (0 23 23) 16-28 86 (0 23 23) 16-21 13 (0 23 23) 16-16 18 Öffnungszeiten: Mo-Do 8.30-12.00 Uhr, 13.30-15.30 Uhr Fr 08.30-12.00 Uhr Beseitigung wilder Müllkippen, Verbrennen von Abfällen im Freien Möchten Sie eine wilde Müllkippe oder ein Feuer melden? Claudia Hansmann (0 23 23) 16-23 72 Spezielle Öffnungszeiten Abfallberatung für Gewerbebetriebe • Jäger- und Fischerprüfung • Ausstellen und Verlängern von Jagdscheinen und Jugendjagdscheinen • Falknerscheine • Ausstellen von Fischereischeinen und Reitplaketten • Artenschutz (Cites-Bescheinigungen, Vermarktungsgenehmigungen, Transportgenehmigungen, Besitzberechtigungsnachweise), • Anmeldung von geschützten Tieren und Pflanzen Beratung zur Gewerbeabfallverordnung, Nachweisführung, Abfallwirtschaftskonzepte und –bilanzen, Vergabe von Erzeugernummern, Abfallvermeidung, Abfallverwertung, Abfallbeseitigung. Marion Kandil für die Untere Jagd- und Fischereibehörde, Artenschutz, Reitkennzeichen: Mo, Di, Do 8.30-12.00, 13.30-15.30 Mi, Fr geschlossen (0 23 23) 16-27 63 +++ Special +++ herne | Special 3 Erweitertes Serviceangebot: Wenn es um Fischereischeine, das Anmelden geschützter Tiere oder um Reitkennzeichen geht, hilft auch der Fachbereich Bürgerdienste weiter. Beschwerden über Luftverschmutzung Friedrich Krüwel (0 23 23) 16-28 42 Beratung zum Umgang mit Regenwasser und zum Bau von Gartenbrunnen Egon Wollering (0 23 23) 16-2884 Genehmigungen für Eingriffe in den Naturhaushalt, Biotopschutz Tigermania: In einem Wohnzimmer entdeckten Marion Kandil und ihre Kollegen zwei ausgestopfte Tiger und drei Felle mit Tigerköpfen. Baumfällungen, Schneiden und Roden von Sträuchern und Hecken, Veranstaltungen in Natur- und Landschaftsschutzgebieten, Bauen in Naturund Landschaftsschutzgebieten Schlechter Geschmack ohne Grenzen Förderung von Naturschutzmaßnahmen Was Artenschützer alles erleben Martin Pawlicki (0 23 23) 16-23 63 Altlastenauskunft Auskunft zu Bodenverunreinigungen einzelner Grundstücke Eickel Regina Langner (0 23 23) 16-27 46 Herne-Mitte Friedrich Ewen (0 23 23) 16-27 45 Sodingen Dieter Piel (0 23 23) 16-27 48 Wanne Egon Wollering (0 23 23) 16-23 58 Einleitgenehmigungen für Abwasser mit gefährlichen Stoffen Direkt- und Indirekteinleitungen Georg Klee (0 23 23) 16-28 78 Umgang mit wassergefährdenden Stoffen Peter Koch (0 23 23) 16-27 47 Abwasserberatung für Gewerbebetriebe Produktionsintegrierter Umweltschutz Dr. Ulrich J. Katter Der schlechte Geschmack kennt keine Grenzen: Ausgestopfte Tiger in Wohnzimmern, schicke Einkaufstaschen aus Schlangenhaut mit dem Schlangenkopf als Zierde, bunter Kopfschmuck aus den Federn seltener Aras. Marion Kandils hat alles erlebt – dieses und vieles mehr. Marion Kandils Fachgebiet im Fachbereich Umwelt ist seit 15 Jahren der „Artenschutz“. Viele wildlebende Tierarten sind in ihrem Bestand gefährdet. Um diese Arten von der drohenden Ausrottung zu bewahren, unterliegt der Handel mit ihnen bestimmten Einschränkungen und Pflichten. Immer wenn besonders bedrohte Tiere im privaten Besitz auftauchen, greifen Kandil und ihre Kollegen ein: „Derzeit gelangen vor allem griechische Landschildkröten ins Land – zumeist über die slowenische, polnische oder tschechische Grenze.“ Diese zierlichen Tiere wachsen angeblich in einer Zucht auch, sie sind aber mit großer Wahrscheinlichkeit in der Wildnis gefangen worden. Darauf deuten die falschen Papiere hin. Arten, die nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen vom Aussterben bedroht sind ( z.B. Landschildkröten, Molukken-Kakadus, hellrote Aras oder heimische Greifvögel) benötigen eine CITES- oder EG-Bescheinigung, die eine Vermarktung erlaubt. Weniger gefährdete Tiere ( z.B. alle Papageienvögel, zahlreiche Enten- und Fasanenarten, Riesenschlangen, Chamäleons oder Eichhörnchen) machen „nur“ eine Züchter- bzw. Einfuhrgenehmigung erforderlich. Niemand ist gegen Tierhaltung, aber alles muss seine Grenzen haben, betont Marion Kandil. Der Fachbereich Umwelt hat gerade ein Faltblatt herausgegeben, das mit vielen Informationen rund um den Artenschutz aufwartet. Damit seltene Tiere auch morgen noch für eine lebenswichtige Vielfalt auf unserem Globus sorgen. Marion Kandil (0 23 23) 16-27 63 Ein Ring an der Kralle informiert über die Herkunft Geschützt: Grüne Leguane (0 23 23) 16-21 13 Agenda21-Beauftragter der Stadt Herne Förderprogramm Lokale Agenda21 Herne Radverkehrs-Koordinator Anlaufstelle für alle städt. Radverkehrsangelegenheiten, Weitergabe von relevanten Informationen zum Thema Radverkehr Thomas Semmelmann Fachbereich Umwelt Bahnhofstraße 120 Fax Thomas.Semmelmann@herne.de www.herne21.de 4 (02323)16-21 21 (02323)16-29 02 +++ Special +++ herne | Special Der Weg des Wassers Was Hausbesitzer beisteuern können, damit aus der Emscher bald wieder ein sauberer Bach wird Trautes Heim – Glück allein. Doch Glück hat auch Grenzen: Mit der Zahl neuer Häuser, die gleichzeitig neue Straßen benötigen, wächst das Volumen der betonierten Flächen. Das Regenwasser versickert nicht mehr im Untergrund, sondern fließt als Abwasser in die Kanalisation und muss mit großem Aufwand in der Kläranlage gereinigt werden. Der heute nach dem Abklingen der Bergsenkungen mögliche und auch ökologisch notwendige naturnahe Umbau der Emscher ist jedoch nur sinnvoll, wenn auch ausreichend sauberes Wasser für die „neuen“ Bachläufe zu Verfügung steht. Jeder Grundstücksbesitzer mit einem Herz für die Ökologie ist aufgerufen, Regenwasser nicht mehr in die Mischwasserkanalisation zu leiten, sondern dem Grundwasser oder wenn möglich einem benachbarten Gewässer direkt zuzuführen. Folgende Techniken unterbinden den Weg des Wassers in die Kanalisation: die Flächenentsiegelung, die Versickerung von auf befestigten Flächen anfallendem Niederschlagswasser, die Regenwassernutzung oder die Begrünung von Dächern. Diese Maßnahmen werden nicht nur durch das Land NRW gefördert, auch die Abwassergebühren werden gesenkt. Zisterne in der Allensteiner Straße: ein optimales, unterirdisches Süßwasserreservoir Fragen zu technischen Details der Entsiegelung, Versickerung, Dachbegrünung oder Regenwassernutzung werden eingehend besprochen. Auch die finanzielle Seite, wie Anlagenkosten, Fördermöglichkeiten oder Einsparungen bei der Abwassergebühr, können geklärt werden. Schließlich wird auch der bürokratische Teil der Fragen des Wasserrechtes und der damit zusammenhängenden Antrags- und Genehmigungsweg in die richtigen formellen Bahnen gelenkt. Regenwasser Beratung: Egon Wollering (0 23 23) 16-23 58 Mit der Broschüre „Regenwasser“ stellt die Stadtverwaltung sowohl in Papierform als auch im Internet einen Ratgeber zur Verfügung, der die verschiedenen Möglichkeiten und die technische Umsetzung erläutert. Fachbereich Stadtgrün (Regiebetrieb) Auf dem Stennert 9 Service-Nummer (0 23 23) 16-42 42 E-Mail: stadtgruen@herne.de Grabmalangelegenheiten Beratung über zulässige Grabmale, Bepflanzung und Pflege von Gräbern, Grabsteinkontrollen Öffnungszeiten: Mo- Do 8.00 – 12.00 Uhr und 13.30 -15.30 Uhr Fr 8.00 – 12.00 Uhr Claudia Strüber Leitung Brigitte Bartels (0 23 23) 16-4236 (0 23 23) 16-4228 Im Todesfall Friedhöfe der Stadt Herne Beratung zu allen Fragen im Todesfall, insbesondere • Sargbestattungen oder Urnenbeisetzungen • Wahl verschiedener Grabarten • Nutzungsrechte • Gräber mit oder ohne besondere/n Gestaltungsvorschriften • Islamische Begräbnisstätten • Abwicklung von Bestattungen • Umbettungen • Friedhofsgebühren • Verzichte, Nachkauf und vorzeitige Rückgaben von Nutzungsrechten Südfriedhof Wiescherstraße (0 23 23) 16-42 34 Waldfriedhof Ewaldstraße, Herten (0 23 23) 16-35 25 Baukauer Friedhof (Nordfriedhof) Kaiserstraße (0 23 23) 16-23 41 Holsterhauser Friedhof Horststraße (0 23 25) 4 14 48 Horsthauser Friedhof (Ostfriedhof) (0 23 23) 16-23 50 Am Trimbuschhof Holthauser Friedhof Friedhofstraße (0 23 23) 65 52 Röhlinghauser Friedhof Hofstraße (0 23 25) 37 08 97 Leitung Günter Kammann-Heidtmann (0 23 23) 16-42 11 Heimattiergehege Gysenberg Udo Pollinger ( 0 23 23) 64453 Friedhofsverwaltung Süd- und Horsthauser Friedhof Kerstin Jung (0 23 23) 16-4226 Heimattiergehege Eickeler Volkspark Friedhofsverwaltung Holsterhauser-, Baukauer-, Holthauser-, Wald-, Röhlinghauser Friedhof Kerstin Minervino (0 23 23) 16-4225 Birgit Jozefowitz (0 23 25) 961730 +++ Special +++ herne | Special 5 Baumschutz Auskünfte zur geltenden Baumschutzsatzung Mechthild Donné (0 23 23) 16-42 21 Kleingärten Auskünfte zu Kleingartenwesen, Verwaltung und Betreuung der 39 Kleingarten- und Kleintierzuchtanlagen Dietmar Luks (0 23 23) 16-42 30 Leitung Roland Gromberg (0 23 23) 16-42 37 Zweimal jährlich stattet sie ihnen einen Besuch ab – einmal im belaubten und einmal im unbelaubten Zustand. Ein Blick nach oben - alles okay, die Krone ist in Ordnung und verdeckt noch nicht die Sicht für die Autofahrer. Ein Blick nach unten - der Stammfuß ist noch pilzfrei. „Wir sind Schützer und nicht Schubser“ Baumschutz-Team sorgt dafür, dass die Herner tief durchatmen können 12.000 Bäume säumen Hernes Straßen, das sind 12.000 organische Sauerstoff-Produzenten und CO2-Vernichter. Im Fachbereich Stadtgrün, untergebracht mitten im Grünen, kümmert sich ein sechsköpfiges Team darum, dass alle Herner bei einem gesunden Sauerstoff-Anteil in der Luft tief durchatmen können. Birgit Hölzemann beispielsweise. Wenn sie mit ihrem elektronischen Erfassungsgerät und der Digitalkamera durch Hernes Straßen marschiert, wird sie schon mal mit einer Hostess verwechselt, die Falschparker aufschreibt. Doch ihr Interesse gilt Platanen, Linden, Kastanien und Ahorn. Wenn nicht alles okay ist, rückt Claus-Peter Fischer mit seinem Baumschutztrupp an – die Krone wird beschnitten, damit wieder freie Sicht ist, trockene Äste entfernt, bei Krankheiten Pflege-Maßnahmen eingeleitet. Allerdings: „Baumchirurgie ist out“, so Fischer, „nur noch große ‚Wunden’ werden ausgeschnitten, ansonsten sind die Wissenschaftler und erfahrene Baumspezialisten der einhelligen Meinung: Der Baum muss mit seiner Krankheit selbst fertig werden.“ Abteilungsleiter Roland Gromberg sagt: „Wir haben die Verkehrssicherungpflicht, Leute sollen unter den Bäumen gehen können, ohne befürchten zu müssen, dass ein Ast abbricht oder gar ein Stamm auf sie stürzt. Geschieht ein Unfall und wir können nicht nachweisen, dass wir unserer Pflicht nachgekommen sind, dann sind wir dran.“ Die Mitarbeiter wehren sich vehement gegen den Verdacht, sie würden vielleicht gedankenlos oder gar mit Sadismus vorgehen. „Wir sind nicht abgestumpft“, sagen sie, „wir lieben jeden Baum, unser Herz blutet, wenn einer weichen muss.“ Claudia Lemke bringt es auf den Punkt: „Wir sind Schützer und nicht Schubser.“ Pappeln sind out, die pflegeleichten und langlebigen Platanen sind in. Aber die Stadt wird sich hüten, den Einheitsbaum einzuführen. Claudia Lemke entscheidet darüber, was gepflanzt wird, wenn Ersatz angesagt ist: „Bäume prägen die Umwelt auch durch ihre Optik. Am Baum soll man erkennen, wo man ist. So überwiegen in der renommierten Schäferstraße die Kastanien. Der Boulevard wird von Gleditschien gesäumt.“ Claudia Lemke führt ein Kataster, in dem alle 12.000 Straßenbäume genau aufgeführt und mit Hölzemanns Beobachtungen aktualisiert sind. Manchmal hat sie ein Problem: „Wenn ein Sturm kommt, ist alles anders als am Tag davor.“ Was ist aber mit den Tausenden von Bäumen, die in den Vorgärten wachsen und Privatbesitz sind? Die Grundstückeigentümer sind zwar die rechtmäßigen Besitzer, aber sie können sie nicht so ohne Weiteres fällen. Über die Unantastbarkeit der Bäume wacht Mechthild Donné, sie ist die Hüterin der Baumschutzsatzung, in der - stark verkürzt - steht: Geschützt sind Bäume mit einem Stammumfang von 80 cm und mehr - ausgenommen sind Obstbäume. Warum die Stadtväter und –mütter diese Regelung verfasst haben? Bäume verbessern das Klima, bieten Nist- und Brutstätten für Tiere und beleben das Ortsbild. Was Bürger alles an Gründen einfällt, um in ihrem Garten für freie Sicht zu sorgen, weiß Donné allzu gut: „Der Baum macht alles dunkel, verhindert das Fernsehen, die auf den Bäumen sitzenden Vögel verschmutzen alles.“ Aber oft müssen die Schützer auch Nein sagen und bekommen dann Ärger: „Der Baumbesitzer denkt an den jetzigen Zustand, der ihm persönlich nicht gefällt. Wir müssen aber in Generationen denken.“ 6 +++ Special +++ herne | Special Ordnungshüter nicht beklagen. „Meine Mitarbeiter haben eine hohe Akzeptanz“, unterstreicht Mertens. Jeweils zwei Männer und zwei Frauen des KOD, zu erkennen an der dunkelblauen Garderobe, dem gelben Stadtwappen und der Aufschrift „Ordnungsbehörde“ auf dem Rücken, patrouillieren durch Fußgängerzonen, Parks und überall in der Stadt. Sie ahnden Verstöße gegen das Ortsrecht: Hunde ohne Leine, weggeworfene Zigarettenkippen, Radfahrer in der Fußgängerzone, Zusammenrottungen von alkoholisierten Gruppen, Randalierer, verschmutzte Spielplätze – solche Zustände sind dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) ein Dorn im Auge. Wer sich nicht an „law and order“ hält, der muss blechen. Miese Zeiten für Schulschwänzer „Die Sache funktioniert leider häufig nur über das Portemonnaie“, sagt Mertens und meint vor allem Menschen, die durch freundliche Ermahnung nicht zur Einsicht kommen wollen. Sehr erfolgreich lässt sich die „Schulzuführung“ an: „Wenn Kinder die Schule schwänzen, greifen wir uns die Schlawiner und liefern sie direkt in der Klasse ab.“ Das empfinden die Übeltäter überhaupt nicht als cool.“ Dabei ist eines klar: „Schon unsere bloße Präsenz zeigt eine große Wirkung. “ Unter dem Auge des Gesetzes werden keine Verstöße verübt. Bis 22 Uhr geht der KOD Streife. Sigrid Mertens „Unsere Auftragslage ist sehr gut“ Ansprechpartner wollen auch die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung sein, jene 16 Frauen und Männer in Schwarz und Weiß, die hauptsächlich Knöllchen – rund 50.000 im Jahr - hinter die Scheibenwischer falsch geparkter Autos klemmen. Fahrzeuge, die auf Rettungswegen, vor Krankhauseinfahrten oder widerrechtlich auf Behindertenplätzen parken, lassen sie auch abschleppen. „Ohne die Verkehrsüberwacher würde in der Stadt alles drunter und drüber gehen“, ist sich Mertens sicher. Starke Frau in der Südstraße lenkt die städtischen Ordnungsdienste Den Verkehr sicherer machen – dieser Aufgabe hat sich die Radarüberwachung verschrieben, die ebenfalls zu Mertens’ Bereich gehört. Die versteckten Kameras drohen vorwiegend in Tempo-30-Zonen, auf Schulwegen, im Umfeld von Schulen, an Senioren-Wohnheimen oder Krankenhäusern. Sigrid Mertens ist eine starke Frau. Hinter sich schart sie 30 nette, aber resolute Frauen und Männer, die sich vehement für Recht und Ordnung in Herne einsetzen. Die 46-Jährige managt von der Südstraße 8 aus seit 1999 den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) und seit zwei Jahren zusätzlich die Verkehrsüberwachung. „Unsere Auftragslage ist sehr gut“, sagt die Teamleiterin – so als ob sie ein erfolgreiches Unternehmen aus der Privatwirtschaft führen würde. Die Wortwahl verdeutlicht: Der Service läuft sehr gut und wird von den Bürgern positiv bewertet. Über mangelnde Resonanz können sich die Zwei Dienste, ein Team KOD und Verkehrsüberwachung sorgen für die Sicherheit und Ordnung in Herne – in enger Abstimmung mit der Polizei. „Unser Vorteil: Wir reagieren zeitnah“, versichert die Chefin. Wovon sich die Bürger überzeugen können. „Wir sind zwei städtische Ordnungsdienste – aber ein Team“, heißt die Parole, die Sigrid Mertens ausgibt, „und wir ziehen alle an einem Strang“. Horst Martens KOD und Verkehrsüberwachung auf der „Brücke der Freundschaft“ (v.l.): Thomas Reimann, Andrea Schweppe, Jürgen Scheffzik, Felizitas Beyer, Heike Kirchhoff, Chris Wegner-Bienek, Martina Casilli, Christiane Reimann, Helene Probst, Silvia Wysdak, Sigrid Mertens, Sabine Fründt, Gabriele Stapelfeld. +++ Special +++ herne | Special 7 Serviceleistungen FB Öffentliche Ordnung Rattenbekämpfung Fachbereich Öffentliche Ordnung Markgrafenstraße 10 + Südstraße 8 Service-Nummer: Tel. (0 23 23) 16-16 32 ordnungsamt@herne.de Ratten auf dem Grundstück oder im Haus - der städtische Schädlingsbekämpfer hilft weiter: Michael Habon (0 23 23) 16-26 05 Schutz der Sonn- und Feiertage Öffnungszeiten: Mo, Di, Do: 8.30 Uhr - 12.00 Uhr und 13.30 Uhr - 15.30 Uhr Mi + Fr 8.30 Uhr - 12.00 Uhr Wenn Sie sich an Sonn- und Feiertagen gestört fühlen, sagen wir Ihnen, was erlaubt ist und was nicht: Michael Torkowski (0 23 23) 16-22 95 Schwarzarbeit Fundbüro Haben Sie etwas verloren oder etwas gefunden? Petra Bruch (0 23 23) 16-23 57 Gewerbemeldestelle An-, Ab- und Ummeldung von Betrieben im stehenden Gewerbe. Dazu gehören auch Meldungen zur Betriebsverlegung oder zu Veränderungen des Gewerbes. Sabine Kronert (0 23 23) 16-23 87 Buchstabe A-K Gabriele Rembecki-Ruckdeschel Buchstabe L-Z Haben sie Hinweise auf Schwarzarbeit oder illegale Beschäftigung? Bernd Gröne (0 23 23) 16-22 60 Dirk Reuter (0 23 23) 16-20 32 Andreas Zandeck (0 23 23) 16-22 58 Sondernutzungserlaubnisse Unter Sondernutzungen fallen alle außergewöhnlichen Verwendungen von öffentlichen Verkehrsflächen, z.B. Plakatierungen, Aufstellen von Werbereitern und Waren, Freiflächen für Biergärten, Aufstellen von Gerüsten, Baugeräten und Müllbehältern. Heidi John (0 23 23) 16-23 08 (0 23 23) 16-29 76 Gabriele Peters (0 23 23) 16-23 02 Auskünfte aus dem Gewerberegister Veranstaltungsgenehmigungen Wenn Sie eine öffentliche Veranstaltung planen (Straßen-, Schuloder Gemeindefeste u.ä.) brauchen Sie eine Genehmigung. Heidi John, (0 23 23) 16-23 08 Gewerbeerlaubnisse Antrag auf eine Erlaubnis zur Ausübung des Gaststättengewerbes oder für das Aufstellen von Spielgeräten Auskünfte zum Ladenschlussgesetz Sabine Braun (0 23 23) 16-26 67 Herne-Mitte / Sodingen Andrea Schumacher Wanne / Eickel Wochenmärkte Auskünfte für Verbraucher zu den Veranstaltungstagen und Öffnungszeiten der einzelnen Märkte Informationen für Händler über die Standplatzgebühren Sabine Kofahl (0 23 23) 16-24 80 (0 23 23) 16-27 52 Antrag auf Erlaubnis zur Ausübung des Reise-, Makler- und Bewachungsgewerbes Antrag auf Erlaubnis zum Betrieb einer Spielhalle: Uwe Johanning (0 23 23) 16-26 74 Überwachung des ruhenden Straßenverkehrs, Falschparken Haben Sie festgestellt, dass in Ihrem Wohngebiet oft verkehrswidrig geparkt wird? Informieren Sie den Außendienst der Verkehrsüberwachung Sigrid Mertens (0 23 23) 16-44 44 Landeshundegesetz Anmelden eines Hundes, u.a. Kirsten Förster (0 23 23) 16- 21 97 Lebensmittelüberwachung Verbraucher können auf die Qualität der angebotenen Lebensmittel vertrauen, dafür sorgt die Lebensmittelüberwachung. Wer dennoch einmal lebensmittelrechtliche Beschwerden haben sollte (betrifft auch die Bereiche Kosmetika, Tabakwaren, Preisauszeichnung) oder als Gewerbetreibender Beratung beim Umgang mit Lebensmitteln im Betrieb oder bei der Neueinrichtung eines Betriebes benötigt, wendet sich an: Manfred Plevnik (0 23 23) 16-22 15 8 +++ Special +++ herne | Special Verwarngelder der Stadt 10 Euro: Zigarettenkippen wegwerfen, Müll hinterlassen, Radfahrer in der Fußgängerzone 20 Euro: Hund ohne Leine, Hinterlassen von Hundekot 35 Euro: Füttern der Tauben Karten zu gewinnen: Two Hands Theatre Üblicherweise ist Puppentheater für Kinder ausgerichtet – nette Figuren und Geschichten, in denen das Gute über das Böse siegt. Dass dem nicht immer so sein muss, beweist das aus Sofia stammende „Two Hands Theatre“ alias Maya und Vassil Svechtarov, das mit seiner Produktion „Puppet Dreams“ beim 4. Herner Weihnachtstheater-Festival gleich fünf Mal das vorweihnachtliche Abendprogramm der Flottmann-Hallen bereichert – vom 14 bis 18. Dezember. In erster Linie richtet sich das mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnete bulgarische Duo an Erwachsene und Jugendliche ab 10 Jahren. Mit unglaublicher Präzision, Fingerfertigkeit und viel Humor verwandeln sie urplötzlich Hände, Füße, Objekte und einfachste Requisiten in lebende Wesen, deren Sogkraft der Zuschauer sich nicht entziehen kann. Wer miterleben möchte, wie sich ein rot-weiß gestreiftes T-Shirt in einen eitlen Gockel verwandelt, kann im Kulturzentrum Herne (0 23 23) 16-28 44, beim Reisebüro Graf (0 23 25) 7 57 54 oder ab 19.00 Uhr in der Flottmann-Kneipe (0 23 23) 45 01 72, Karten kaufen. Ganz Schlaue beantworten folgende Frage und gewinnen 3 x 2 Karten für die Preview: Aus welchem Land stammt das Künstlerpaar? Schicken Sie die Antwort an: Flottmann-Hallen, Stichwort „Two Hands Theatre“, Flottmannstr. 94 44625 Herne. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt Das Familienleben des Bruder Horst Ein Franziskaner wohnt unter den Obdachlosen in der Buschkampstraße Bruder Horst ist unterwegs zu seinen Nachbarn, zu den Asyl-Suchenden und Obdachlosen in den drei Häusern an der Buschkampstraße. Die Siedlung funktioniert wie ein Dorf in vormittelalterlicher Zeit: Kochen für alle, Kleidung für alle, Unterkunft für alle, Hilfe für alle. Und Bruder Horst ist der Dorfälteste – er selbst sieht sich allerdings als Gleicher unter Gleichen. Vor 20 Jahren hat Horst Langer sich hier einquartiert. Seitdem erlebt er, jeden Tag live, „Deutschland von unten“. Aber das Elend ist nicht so groß wie der Zusammenhalt: „Wir sind eine große Familie“, sagt er, während er sich hastig eine Selbstgedrehte rollt. Wenn vor dem Vornamen ein „Bruder“ steht und die Kutte von einem Strick mit drei Knoten zusammen gehalten wird, dann sieht man sich einem Franziskaner gegenüber. Für seinen 20-jährigen Dienst hat Bruder Horst („Nachnamen sind uninteressant“) jetzt die Ehrenmedaille der Stadt Herne erhalten. 1949 in Dortmund-Asseln geboren, diente er der Kirche schon als Messdiener, wurde zum Aussteiger und entschied sich mit 35 für den Eintritt ins Kloster und damit für ein radikal anderes Leben. Zu seinen Ordensbrüdern im Kloster in der Dortmunder City hält er engen Kontakt. Heute, mit 55, ist er des einfachen Lebens noch immer nicht überdrüssig geworden: „Momente der Krise – wer hat die nicht? Ich kenne keine Familie, die keine Krise hatte.“ Wirsing-Eintopf für 60 Personen Heriberto aus Kuba streicht die Decke, im Aufenthaltsraum. Vor dem Kaninchenstall ver24 herne sorgen Josef, Heinz und Saki die Langohren. Im Haus Nummer 22 begrüßt der Franziskaner die städtischen Mitarbeiter des Fachbereichs Soziales, die hier vor Ort ein kleines Büro betreiben. In der Suppenküche gleich oben drüber bereiten Karin und Karl-Heinz Jostes Wirsing-Eintopf für 60 Personen vor. 50 Cent kostet eine Mahlzeit, die auch zu den Obdachlosen am Bahnhof und in den Parkanlagen gebracht wird. Die Suppenküche, von Bruder Horst initiiert, wurde oft totgesagt, nächstes Jahr feiert sie dennoch Zehnjähriges. Weil der gute Mann von der Buschkampstraße unermüdlich und mit Erfolg Spenden sammelt und Sponsoren akquiriert. Zuerst half er den Kindern bei ihren Hausaufgaben. Sie kamen ganz von alleine: „Die dachten, da sitzt ein Lehrer vor der Haustür, den bepflastern wir.“ Am Vormittag übt Bruder Horst seinen Hauptberuf aus. „Jeder Bruder muss mit eigenen Händen für den Lebensunterhalt sorgen.“ Die Zeiten, als die Franziskaner zu den Bettelorden gehörten, sind längst vorbei. Bruder Horst ist Lehrer am Berufskolleg für Technik und Gestaltung in Gelsenkirchen und unterrichtet Elektrotechnik. „Mein PC ist das Einzige, was mir gehört. Franziskus gestattete in seiner Ordensregel als alleinigen Besitz das Handwerkszeug, das zur Ausübung des Berufs notwendig ist.“ Betreuung bis zum Tod Am kleinen Finger der linken Hand blitzt ein Ehering, er gehörte seiner Mutter, die er, nachdem sie eine Hirnblutung erlitt, in seiner kleinen Wohnung an der Buschkampstraße nur mit der Hilfe seiner Nachbarn bis zu ihrem Tod betreuen konnte. „Hier gibt es eine Menge engagierter Menschen, die alte Leute pflegen und damit verhindern, dass sie ins Altenheim kommen.“ Am schlimmsten ist Langeweile, bemerkte Jupp, ein Nachbar, und überlegte mit Bruder Horst, was man alles anstellen könnte: Sie organisieren die Kleiderkammer mit gebrauchten Klamotten, sie unterhalten einen Transportdienst, mit dem sie ausrangierte Küchen- und Wohnungsmöbel abholen, anschließend aufmöbeln, um sie dann für kleines Geld zu verkaufen: „Wir sind bereit, Drecksarbeiten zu machen. Wir lösen Haushalte auf – auch dann, wenn die Wohnungen schon lange keinen Mieter mehr gesehen haben.“ Durch die erfolgreiche Wiedereingliederungspolitik der Stadt Herne sind nach und nach alle Familien aus den Häusern der Buschkampstraße weggezogen. Geblieben sind Alleinstehende – und die ausländischen Bürger. „Seitdem die Familien weg sind, ist es hier schon anders geworden“, sagt Bruder Horst mit etwas Bedauern in der Stimme, um dann fröhlich zu resümieren: „Bei all dem Elend, bei all dem Wandel – der Familiencharakter bleibt.“ Horst Martens Die Suppenküche finanziert sich über Spenden: „Ambulante Suppenküche“ Verein ambulanter Versorgung Wohnungsloser Buschkampstraße 22 Tel. (0 23 25) 46 62 30 Spendenkonto: Nr.: 1054444 bei Herner Sparkasse BLZ 43250030 „Mir kommt kein Stinker mehr in die Garage!“ Klaus Sonnenschein ist leidenschaftlicher Erdgas-Autofahrer Es war purer Zufall, als Klaus Sonnenschein Mitte letzten Jahres auf sein neues Auto stieß. In Lünen fand der Herner einen Vorführwagen, der extrem sparsam ist, freundlich zur Umwelt und noch dazu ganz leise über die Straßen schnurrt. Für seinen Astra Kombi CNG kommt nämlich nur Erdgas in Frage, sonst nichts. „Mir kommt kein Stinker mehr in die Garage!“ Mit welcher Inbrunst Klaus Sonnenschein das sagt! Der Astra ist für ihn sozusagen ein Sonnenschein von Auto (mit diesem Wort muss man bei dem Nachnamen einfach spielen!). Eigentlich wollte der 39-Jährige ja nur von einem Superbenziner auf Diesel umstellen. „Ich arbeite in Düsseldorf. Jeden Tag 120 Kilometer hin und zurück und das bei den Spritpreisen? Da muss man überlegen, wie man wirtschaftlicher fahren kann.“ Und während Herr Sonnenschein im Internet nach Diesel-Fahrzeugen Ausschau hielt, stolperte er über: das Erdgasauto. Das, wie fast alles im Leben, Vor- und Nachteile hat. Die gängigsten Gegenargumente, mit denen sich der inzwischen zum leidenschaftlichen Verfechter dieser innovativen Technik gewordene Herner auseinandersetzen muss, sind: die nicht gerade rosige Tankstellendichte und die mangelnde Auswahl an Modellen. Bei letzterem hält er da- gegen: „Vom Kleinwagen bis zur Limousine ist alles vorhanden. Im nächsten Jahr werden rund 15 Modelle auf dem Markt sein.“ Überzeugungsarbeit auch in der Firma Klaus Sonnenschein hat sich zum Experten in Sachen Erdgasauto entwickelt. Nicht nur im Bekanntenkreis, auch in seiner Firma leistet er Überzeugungsarbeit: Er setzt sich dafür ein, dass die gesamte Firmenflotte, immerhin 125 Autos, umgerüstet wird. Das finanzielle Einsparpotenzial ist gewaltig: bis zu 300.000 Euro im Jahr.„Gerade im Außendienst ist die Anzahl von Erdgas-Tankstellen aber natürlich ein wichtiges Thema“, erklärt der Opel-Fahrer, der mit Erdgasmolekül-Aufklebern an den Autotüren auch unterwegs stets Werbung macht. Ginge es nach ihm, hätte man vor einem Monat in Castrop-Rauxel nicht die 500., sondern bereits die 1.200. Erdgas-Tankstelle eröffnet. Diese Zahl – und somit eine flächendeckende Versorgung – wird für das Jahr 2006 angestrebt. „Ich persönlich hab’s gut“, gibt der ehrliche Mensch zu. „Ich komme an der Erdgas-Tankstelle in Bochum-Riemke auf dem Weg zur Arbeit vorbei.“ wird aber von den Stadtwerken Herne mit Gas beliefert. Im Verbund mit Witten (dort gibt es auch eine Tankstelle) und Bochum fördern die Stadtwerke als „Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet“ das Erdgasfahrzeug-Projekt. „Wir möchten schnellstmöglich eine dritte Erdgas-Tankstelle eröffnen“, berichtet Großkundenbetreuer Volker Berg. „Die Gespräche mit den Mineralölkonzernen laufen bereits. Im ersten Halbjahr 2005 können wir das schaffen.“ Den Umstieg aufs umweltfreundliche Vehikel versüßen die Stadtwerke mit einem Guthaben über 2.000 Kilo Erdgas – ein Begrüßungsgeschenk im Wert von ca. 1.400 Euro. Oder anders ausgedrückt: 40.000 Kilometer freie Fahrt für Klaus Sonnenschein und seinen Astra. Verbraucht ist das Guthaben noch nicht. Und selbst wenn dieser Tag kommt: Bei „Einmal Volltanken, bitte“ ist der Herner mit 12 Euro dabei. 360 Kilometer legt er damit zurück. Nicht die Welt, aber die Hersteller arbeiten bereits an größeren Reichweiten. Klaus Sonnenschein strahlt. Seine Entscheidung nach nur 20-minütiger Testfahrt war richtig, die Mehrkosten (meist zwischen 1.500 und 2.500 Euro) haben sich rentiert. Zurück zu Benzin oder Diesel? Nie im Leben, die stinken! Und gestunken hat ihm früher schon, dass er jeden Monat an die 250 Euro für Sprit ausgeben musste. Silke Bender Stadtwerke spendieren 2.000 Kilo Erdgas Die Erdgas-Tankstelle in Riemke an der Herner Straße hat zwar knapp das Stadtgebiet verfehlt, www.stadtwerke-herne.de www.erdgasfahrzeuge.de herne 25 Auffällige Kinder so früh wie möglich fördern Soziales Frühwarnsystem in 14 Wanner Kindertageseinrichtungen entwickelt: Modellprojekt wird auf ganz Herne ausgeweitet Ob Sprachschwierigkeiten, Aggressionen, Essstörungen oder Kontaktscheue - je früher Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern erkannt und behandelt werden, desto besser für das Kind, die Eltern, alle Beteiligten. Wie ein solches soziales Frühwarnsystem für Kinder im Vorschulalter entstehen und funktionieren kann, wurde an 14 Wanner Kindertageseinrichtungen modellhaft getestet. Das wurde auch höchste Zeit: Von 1.000 in den Einrichtung betreuten Kindern wurde jedes dritte als „verhaltensauffällig“ eingestuft. Nach Abschluss des Projekts beschloss der Jugendhilfeausschuss des Rates, das „Frühwarnsystem“ nun auf alle Herner Kindertageseinrichtungen auszuweiten. Belastung des Familienlebens Wie sehr Verhaltensstörungen der Kinder das Familienleben und die Arbeit in den Kindertagesstäten beeinträchtigen, ergaben Befragungen in Wanne. Über 55 Prozent der betroffenen Eltern fühlen sich durch die Verhaltensprobleme ihrer Kinder belastet. Mit dem Kontakt zum Kindergarten ist die große Mehrheit der Eltern (92 Prozent) zufrieden und 64 Prozent erörtern auch Erziehungsfragen mit den Fachfrauen und -männern in der Kindertageseinrichtung; aber weniger als die Hälfte der Eltern spricht die ErzieherInnen im Kindergarten von sich aus auf Probleme im Verhalten ihres Kindes an. Wenn es um eine empfohlene Beratung oder Therapie geht, meinen 44,2 Prozent der Eltern „nein, wir kommen mit den Problemen allein klar!“ “Weiß ich nicht“ In über 82 Prozent der Fälle ist nach Einschätzung der Eltern das Problem des Kindes in der Kindertagesstätte bekannt. 62 Prozent meinen, dass die Erzieherinnen sich intensiv um das Kind und seine Probleme kümmern. Einer erschreckend großen Zahl von Eltern scheint das allerdings egal zu sein, 16,7 Prozent antworteten mit „weiß ich nicht“. Über 20 Prozent der Eltern meinen allerdings demgegenüber, dass 26 herne sich um ihr Kind im Kindergarten zu wenig gekümmert werde. Mit 66.000 Euro gefördert Das Projekt, das das Institut Arbeit und Technik (IAT/ Gelsenkirchen) im Auftrag des Fachbereichs Kinder-Jugend-Familie der Stadt Herne exemplarisch im Stadtbezirk Wanne durchführte, war Teil eines vom nordrhein-westfälischen Familienministerium mit 66.000 Euro geförderten Modellvorhabens, in dessen Rahmen in sechs Städten ein Frühwarnsystem zur sind Kindergärten, Kinderärzte, Jugendamt und Kindertageseinrichtungen. In Kooperation mit diesen Stellen wurde nicht nur eine „Herner Definition“ des Begriffes „verhaltensauffällig“ entwickelt, sondern auch Arbeitsmaterialien, die die Erzieherinnen in ihrer täglichen Arbeit bei der Früherkennung unterstützen. Herner Definition – Herner Materialien Zu diesen „Herner Materialien“ gehören u.a. ein Institutionen-Handbuch, das zeigt, wer für was zuständig ist, ein Ablaufschema zum Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten, Protokoll- und Einschätzbögen zur Erfassung der Situation des Kindes. Bis März 2004 wurden diese Materialien auf ihre Alltagstauglichkeit erprobt. Fazit: Anfangs bedeutete die Anwendung des Materials einen hohen Zeitaufwand. Mit wachsender Routine jedoch, so die „Pioniere“ aus Wanne, werde sich die Situation bessern. Erkennung und Bearbeitung von verschiedenen sozialen Problemen aufgebaut wird. Der volle Titel lautet „Entwicklung eines sozialen Frühwarnsystems zur Erkennung und Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeiten im Vorschulalter“. Weil das ein schrecklich langer Titel ist, schrumpfte die Bezeichnung medienwirksam auf „SoFrüh“-Projekt. Beratungsstelle für Erzieherinnen Seit Abschluss der Modellphase Ende August wird in Herne intensiv über die Einrichtung einer „SoFrüh-Beratung“ als Ansprechpartner für Erzieherinnen nachgedacht. Die SoFrüh-Beratungsstelle könnte eine Mediatorenfunktion zwischen Eltern und Tageseinrichtung übernehmen, wenn Uneinigkeit über die jeweilige Maßnahme bezüglich der Verhaltensauffälligkeit eines Kindes besteht. Obwohl eine solche SoFrüh-Beratungsstelle von den IAT-Wissenschaftlerinnen als äußerst sinnvoll erachtet wird, ist die Umsetzung aufgrund der angespannten finanziellen Haushaltslage fraglich. Dass sich die Investition lohnt, steht außer Frage: Ein solches Frühwarnsystem verbessert die Chancengleichheit und spart soziale Folgekosten, die häufig die Konsequenz von Verhaltensauffälligkeiten sind. Zusammenarbeit verbessern Um die Früherkennung von Verhaltensproblemen zu verbessern, ist eine intensivere Zusammenarbeit aller örtlichen Stellen, die Kontakt mit Kindern und Eltern haben, notwendig. Das Infos: Sarah Rusche Stadt Herne Fachbereich Kinder-Jugend-Familie Tel. (0 23 23) 16-35 33 Patienten aus ganz Deutschland Stadtmarketing Herne stellt mit einer Broschüre den Gesundheitsstandort Herne vor „Wo können meine Beschwerden am besten diagnostiziert werden? Welche Therapien können angewandt werden? Wo erfahre ich ganzheitliche Therapiekonzepte?“ Derzeit fehlen Patienten und einweisenden Ärzten meist aussagefähige Informationen für die Wahl der für sie passenden Klinik. Antworten erhalten Patienten zukünftig mit Hilfe des ersten Herner Medizinführers. Herne ist ein wesentlicher und attraktiver Gesundheitsstandort im Ruhrgebiet geworden - auch für Nicht-Herner: Knapp die Hälfte aller im vergangenen Jahr in Herner Krankenhäusern behandelten Patienten kommen von außerhalb - insgesamt 23 247. Die Haranni-Clinic konnte im Jahre 2003 gar knapp 70 Prozent Nicht-Herner Patienten verzeichnen. Größte Urologie der Republik Im Marienhospital etwa lag die Zahl bei über 11 000 Patienten: „Wir behandeln Fälle aus dem ganzen Bundesgebiet“, sagt Volker Martin, Sprecher des Marienhospitals. „Patienten reisen bewusst nach Herne, weil das Marienhospital über verschiedene Standortvorteile verfügt, etwa über die größte urologische Abteilung der Bundesrepublik.“ Lehranstalt für Studenten Herne, als Standort eines Universitätsklinikums und zwei akademischen Lehrkrankenhäusern, befindet sich in guter Nachbarschaft - besitzt das Ruhrgebiet doch eines der dichtesten medizinischen Versorgungsnetze im nationalen und internationalen Vergleich. Zu diesem Ergebnis kam bereits 2002 eine Bestandsaufnahme der Universität Witten/Herdecke. „Mit 133 Kliniken und fast 51.000 Betten ist der Raum zwischen Wesel und Hamm Spitze in Europa, was die Patientenversorgung angeht. Und in der Forschung brauchen wir uns auch vor niemandem zu verstecken“, sagt Professor Dr. Dr. Christian Köck, Gesundheitsökonom und Dekan der Fakultät an der Uni in Witten. 13 Prozent arbeiten für die Medizin Auch als beschäftigungsstärkste Branche spielt die Gesundheitswirtschaft eine große Rolle: Im Ruhrgebiet arbeiten zwölf Prozent der Beschäftigten in der Medizin, das sind 200 000. Etwa 13,5 Prozent, 7200 Beschäftigte, sind es in Herne. „Besonders in Herne hat die Medizin einen hohen quantitativen und qualitativen Stellenwert“, sagt Rudolf Pinkal, Leiter des Fachbereichs Gesundheit der Stadt Herne. Er begrüßt die Initiative der Stadtmarketing Herne GmbH nach einer Medizin-Broschüre. viduellen Bedürfnissen. Trotz notwendiger, anerkannter und praktizierter Spezialisierung der einzelnen Herner Krankenhäuser ist allen eines gemeinsam: die ganzheitliche Betrachtung und Behandlung des Patienten. Auf über 60 Seiten stellt die Broschüre „Medizin in Herne - Kompetenz für das Ruhrgebiet“ das breite medizinische Versorgungsspektrum in Herne vor. Interessierte Patienten erhalten einen Überblick über die verschiedenen medizinischen Disziplinen der Herner Krankenhäuser. Eine komplette Übersicht über alle medizinischen Leistungen in Vorbeugung, Diagnostik und Therapie sowie Nachbehandlung findet sich ebenso, wie eigene Beiträge der Kliniken über ihre besonderen Schwerpunkte. Die Broschüre wird mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren von Stadtmarketing Herne herausgegeben, die im Ticket-Shop im Kulturzentrum unter Tel. (0 23 23) 16-28 44 sowie in allen Herner Krankenhäusern kostenfrei erhältlich ist. Sandra Anni Lang Ganzheitliche Betrachtung Eine weitere Besonderheit weist Herne auf: Fast alle Krankenhäuser haben einen konfessionellen, christlichen Träger. Im Mittelpunkt der ärztlich-pflegerischen Maßnahmen steht damit der ganze Mensch mit seiner Geschichte und Identität und seinen grundlegenden und indi- herne 27 28 herne Modernste Trainingsgeräte für Kraft und Ausdauer Therapeutisches Klettern stärkt den Rücken Entspannen im Wohlfühl-Schwimmbad Die Qualität muss stimmen St. Anna-Hospital investiert mit „annavita“ in Therapie, Vorbeugung und Wellness Krankenhäuser leben in schweren Zeiten. Der Rotstift fegt durch die Abteilungen, Nullrunden sind an der Tagesordnung. Das St. Anna-Hospital in Wanne-Eickel hält dagegen: Als die Physiotherapie-Abteilung dank eines Patienten-Booms in der Orthopädie aus allen Nähten platzte, entstand für sechs Millionen Euro das „annavita“, eine mutige Ergänzung der professionellen Krankengymnastik des Krankenhauses durch Prävention und Rehabilitation, Sportmedizin und Wellness – auch für Selbstzahler. Ich will wieder laufen In einer herkömmlichen „Muckibude“ würde man Ingrid Schupetta wohl niemals treffen. Vor drei Jahren bekam die heute 75jährige ein neues Kniegelenk, vor einem Jahr musste die Osteoporose-Patientin auch noch einen Oberschenkeltrümmerbruch überstehen. Und jetzt drückt sie in Trainingshose und Bluse im „annavita“ mit den Beinen Gewichte. Ganz langsam, aber stetig und zweimal pro Woche: „Ich will wieder laufen ohne zu humpeln,“ sagt sie dem Sportlehrer, der für Schupetta das supermoderne, computergesteuerte Trainingsgerät individuell einstellt und aufpasst, dass sich die Seniorin richtig bewegt. Kraft, Ausdauer, Koordination Nach ihrer stationären Behandlung bekam Schupetta im St. Anna regelmäßig Physiotherapie-Anwendungen. Die Verordnung ist aufgebraucht, die Rehabilitation aber noch nicht abgeschlossen. Eine „Muckibude“ kam für Ingrid Schupetta nicht in Frage, aufhören wollte sie mit ihren Übungen aber auch nicht. Deshalb hat die 75jährige das Angebot angenommen, dort weiter zu trainieren, wo sie schon kompetent behandelt wurde, - im „annavita“: „Hier kenne ich alle und man kennt mich.“ Für 180 Euro hat sie sich dem Herner Gesundheitszirkel angeschlossen. In diesem Preis eingeschlossen sind 20 fest terminierte Trainingseinheiten, Krafttests für Arme und Beine sowie die Benutzung von Schwimmbad und Sauna. Die Selbstzahlerin trainiert nicht nur Kraft, sondern auch Ausdauer und Koordination. 180 Euro – ist das nicht teuer, Frau Schupetta? „Nein,“ sagt die Seniorin sehr bestimmt, „Die einen rauchen, die anderen trinken, und ich tue was für meine Gesundheit.“ Mediterrane Atmosphäre Da nickt Gabriele Urban und lächelt, denn die Worte von Ingrid Schupetta zeigen der leitenden Physiotherapeutin, dass das „annavita“-Konzept aufgeht. Mit dem Herner Rücken-Konzept, Kursen für medizinische Fitness, Nordic Walking, Wassergymnastik, Therapeutischem Klettern und und und. Sogar eine Kinder-Rückenschule gibt es im „annavita“. Gabriele Urban hat viele Ideen, gerne plaudert die leitende Physiotherapeutin an der geschwungenen Rezeption mit Patienten und Besuchern. Hier schlägt das Herz der neuen Abteilung, die für das Krankenhaus so viel mehr bedeutet als nur mehr Platz für Physiotherapie. Lichtdurchflutet sind die Aufenthalts- und Behandlungsräume. Mediterrane Farben, Design-Mobiliar und der dunkle Holzfußboden erzeugen eine warme Wohlfühlatmosphäre. Trainieren mit Termin 23 Physiotherapeuten arbeiten im „annavita“, therapiert und trainiert wird von 7.30 Uhr bis 20 Uhr und immer mit Termin. Im Vordergrund steht natürlich die professionelle Krankengymnastik für stationäre und ambulante Patienten, doch Gabriele Urban hat „annavita“ durch Programme zum Wohlfühlen und Entspannen erweitert, die den Vergleich mit professionellen Anbietern nicht zu scheuen brauchen. Da lockt ein wunderschönes Schwimmbad mit Gegenstromanlage, Massagedüsen und Sauna. Mit zahlenden Kundinnen flirten Sandbäder, Körperpeelings und Packungen mit Aloe-Vera-Frischpflanzen, - natürlich in edel gestalteten Räumen. Massagen, zum Beispiel mit heißen Steinen oder Kräuterölen, warten auf stressgeplagte Büronacken, die Laufanalyse mit Video und Fußsohlenscan auf angehende RuhrMarathoni. Ob Ayurveda, Cranio-Sacral-Therapie oder die FingerdruckMassage Shiatsu - St. Anna zeigt Mut zum Risiko. „Wichtig ist, dass die Qualität stimmt“, sagt „annavita“-Leiterin Gabriele Urban. „Wir setzen auf ein ganzheitliches Angebot, wir sind mehr als ein Krankenhaus – und das nicht allein für Wanne-Eickel, sondern für die ganze Stadt.“ S. Schübel Alle Infos: annavita Hospitalstraße 19 44649 Herne Tel. (0 23 25) 9 86 24 50 Fax (0 23 25) 9 86 20 49 www.annahospital.de herne 29 Przybylas Kunden sind ganz überwiegend Schausteller und Freizeitpark-Betreiber, gelegentlich Markthändler, samt und sonders also Geschäftsleute, die davon leben, dass ihr Geschäft auffällt, anzieht, Illusionen weckt. Zum Beispiel die Frontbemalung einer Geisterbahn mit Monstern, blutrünstigen Dinos und grauenhaften Würgeschlangen muss Menschen unwiderstehlich an die Kasse locken, damit sie ausprobieren können, ob das Innere auch hält, was die Fassade verspricht. Und das Kinderkarussell muss so lieb und märchenhaft mit menschlichen Fabel- oder Fernsehtieren locken, dass die Kleinen gar nicht anders können, als selbst einmal, und dann gleich noch einmal, auf dem Delphin zu reiten. Mit Przybylas Kunst-Stücken und Lockmitteln klappt das. Illusionen aus der Düse Industriedesigner Mark Przybyla zaubert mit Airbrush-Pistole moderne Märchen auf Polyester Die meisten Kunden sprechen seinen Namen ähnlich wie „Pritschibilla“ aus; die anderen, die ein bisschen Polnisch können, sagen „Dschibilla“. Mark Przybyla selber sagt, das sei ihm egal; Hauptsache sei vielmehr, dass „sie zufrieden sind mit meiner Arbeit“, und, so sagt er selbstbewusst, „das sind sie wohl, denn sie kommen immer wieder.“ 30 herne Von Märchenland keine Spur Deshalb könnte, was Przybyla herstellt, „Illusionen“ heißen. Aber der Firmentitel lautet schlicht und offiziell „Industriedesign und Beschichtung“, die MailAdresse „Design“. Auch die wirkliche Adresse am Trimbuschhof in Herne wirkt so nüchtern wie jedes andere Gewerbe in der Nachbarschaft. Von Märchenland keine Spur. Erst im hinteren, von vorn gar nicht erkennbaren Drittel einer Autolack-Hobby-Werkstatt entfaltet sich dem Besucher der ganze Zauber von Przybylas Industriedesign-Künsten. Da entstehen Laminate, die wie echte Klinkerwände aussehen, Airbrush-Düsen zaubern auf Polyesterflächen zum Greifen schöne Sex-Idole, aus schieren Styropor-Blöcken entstehen mit Fräse, Pinsel und Pistole echte Marmorsäulen. Alles Zauber. Aber richtig schön. Das alles macht Przybyla in Herne erst seit rund vier Jahren. Aber schon jetzt hat er einen Namen, der sich weit herungesprochen hat. Denn seine Produkte gehen mit deutschen Export-Karussells bis nach Südkorea und in die USA, und rund um Deutschland gibt es kaum einen Freizeitpark, in dem sich die Besucher nicht auch an seinen Bildern und Figuren berauschen können. Dabei war in seiner Lebensplanung die Herstellung von Jahrmarkts-Illusionen gar nicht vorgesehen. Von Oberschlesien ins Revier Mark Przybyla wollte, wie es sich gehört für einen intelligenten und ehrgeizigen Jungen aus dem oberschlesischen Kohlerevier, Bergmann werden, Grubeningenieur. Daraus wäre auch fast was geworden: Studienbeginn in Polen, Fortsetzung des Studiums frisch verheiratet an der auch in Polen hoch angesehenen Bergbau-Fachhochschule in Bochum, bis, ja bis es dann - wie das Leben oft so spielt - ganz anders kam. Beim Jobben in den Semesterferien stieß er auf einen Tüftler, der Lacke mit Spezialeffekten fürs Airbrushen anmischte und vertrieb. Der brachte ihn auf die Idee, es mal mit dem Lackieren und Brushen selbst zu versuchen. Mit anderen Worten, Przybyla wurde doch nicht Bergmann. Aber er hatte, was oft Bergleute haben: zwei rechte Hände. Und so kam sein Handwerk, das gar kein offizielles ist, in Schwung. Heute beschäftigt er in Herne sechs Leute, in seiner Tochterfirma nahe Gleiwitz zehn Mann. Da die Halle am Trimbuschhof inzwischen viel zu klein ist, bereitet Przybyla gerade seinen Umzug vor; in der Winterpause will er sich in Eickel auf dem GEA-Gelände in einer üppigeren Halle einrichten, in die auch mal ein Lkw mit Riesenrad-Gondeln oder Schiffschaukeln passt. Nur die Söhne der Przybylas, der eine 18, der andere 15 Jahre alt, sind fürs Geschick des elterlichen Unternehmens noch Fragezeichen. Sie wollen das Abitur machen und was Airbrush-Fremdes studieren. Aber, wer weiß schon, was das Leben so bringt. Manfred Gutzmer Jobmaschine Wirtschaftsförderung Startpunkt für ideenreiche und innovative Unternehmen Konzerne entscheiden sich für einen Standortwechsel, große Unternehmen schließen, ganze Branchen brechen weg. Vor allem zu Beginn des Strukturwandels gingen durch den Niedergang von großen Unternehmen Tausende von Arbeitsplätzen verloren. Heute trifft es andere Bereiche: den Einzelhandel, die Automobilindustrie oder die Chemie. Die Folgen für die arbeitenden Menschen sind katastrophal. Seit der Zeit der Zechenschließungen ist Herne besonders betroffen. hat über die IGZ Innovations- und Gründerzentren Herne GmbH in den vergangenen 15 Jahren vier Standorte geschaffen, die für viele junge Unternehmen zum erfolgreichen Startpunkt für gewerbliche Selbstständigkeit wurden. Junge, innovative Betriebe aus Handel, Handwerk, Produktion und Dienstleistung können sich hier ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Denn das IGZ ist ein Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum mit einem ganzheitlichen, mieterorientierten Konzept. Die Aufgabe: Rahmenbedingungen schaffen Solche Entwicklungen aufzuhalten, sind für eine städtische Wirtschaftsförderung kaum möglich. Ihre Aufgabe ist es, Konzepte zu entwickeln und Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Neues entstehen kann. Seit mehr als 40 Jahren stellt sich Herne dem Strukturwandel. Wo früher Kohle und Großindustrie den Rhythmus vorgaben, wird der Takt heute von der Kreativität und Kompetenz der Menschen in vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben bestimmt. Insgesamt stehen an den Standorten „Friedrich der Große“, „Gewerbehof“, „Innovationszentrum“ und „MediaTec“, rund 12.000 qm Bürofläche und knapp 12.000 qm Hallen- und Werkstattflächen zur Verfügung. Kennzeichen der Zentren sind flexible Flächennutzung, funktionale Räumlichkeiten und moderne technische Infrastruktur. Gemeinschaftseinrichtungen und vielfältige Informations- und Beratungsangebote stützen die Gründungs- und Expansionsphase der Zentrennutzer. Das Mittel: Förderung von Innovation Der Name „IGZ“ steht in Herne für ein Instrument, um noch mehr Innovation und Kreativität in die Stadt zu holen. Die Wirtschaftsförderung Die Methode: Startbedingungen erleichtern Mitte 2004 waren über 60 Betriebe mit rund 400 Beschäftigten im IGZ angesiedelt. Mehr als die Hälfte aller Zentrenmieter betätigen sich als Dienstleister im Bauingenieurwesen, in der Verkehrs- und Logistikplanung, in der Maschinenund Anlagentechnik sowie in der Informationsund Kommunikationstechnologie. Die Palette reicht von Logistikdiensten bis zur Entwicklung und Planung von Logistiksystemen. Durch ihre Service- und Beratungsangebote tragen diese Firmen zur Entwicklung und Verbreitung innovativer Verfahren und Produkte in der Region bei. Gut 40 Prozent der Firmen erwirtschaften ihren Umsatz durch lokal, regional oder national neue Dienstleistungsangebote. 10 Prozent der Firmen zeichnen sich ferner durch Produktneu- bzw. -weiterentwicklungen aus. Mieter schufen 1.000 Arbeitsplätze Rund 3,4 Jahre beträgt die durchschnittliche Verweildauer der Firmen im IGZ. Nach ihrem Auszug siedelten sich rund 50 Prozent an einem anderen Standort in Herne oder in der näheren Umgebung an. Nur 13 Prozent verließen die Region. Katastrophale Einschnitte wie die Schließungen großer Firmen lassen sich nur mühsam und kleinteilig durch Neues ersetzen. Gründer- und Innovationszentren können dabei ein erfolgreiches Instrument sein. Sie taugen sogar zur Jobmaschine. Mieter in den Zentren und ehemalige Zentrenmieter schufen bisher gut 1.000 Arbeitsplätze. Evelyn Stober Kontakt: WFG Herne mbH Dr. Evelyn Stober Westring 303 44629 Herne Tel. (0 23 23) 92 51 14 herne 31 Santana, Whitney Houston, Joe Cocker, John Miles, Tina Turner und eigene Kompositionen. Veranstalter der Uraufführung ist das Herner Verkehrsunternehmen HCR (gemeinsam mit Bogestra und Dortmunder Stadtwerken), daher gibt es die Karten im HCR-KundenCenter in der Bahnhofstraße 64. Natürlich ist für alle Ticketinhaber im VRR die kostenlose Hin- und Rückfahrt zum RuhrCongress Bochum inbegriffen. Schulung für Arbeitslose Elvis trifft Madonna Herner Kultur in München Das Anwenderzentrum Herne im Innovationszentrum, bietet zur Zeit eine durch den Europäischen Sozialfonds geförderte Schulung von Arbeitslosen und Arbeitssuchenden zur Fachkraft für Produktionsintegrierten Umweltschutz an. Bei der Fortbildung der 17 Teilnehmer, vorwiegend mit Hochschulabschluss, geht es um die Möglichkeiten, die Kosten innerhalb eines Betriebes zu senken, in dem zum Beispiel unnötiger Abfall oder Abwasser vermieden werden. Ab Mitte Februar 2005 werden Plätze für ein dreimonatiges Praktikum in Produktionsunternehmen und Planungsbüros gesucht. Zwei Legenden der Rockgeschichte erwachen am Freitag, 26. November, ab 20 Uhr im RuhrCongress Bochum zum Leben: „Elvis meets Madonna“ feiert Premiere. Zu erleben ist die musikalische Lovestory zweier Show-Größen, deren Musik unterschiedlicher nicht hätte sein können. Auf der Bühne steht das Rock Orchester Ruhrgebeat (ROR), ein großes Ensemble, das vor allem auch durch seine Besetzung auffällt: Schlagzeuge, Bass- und E-Gitarren, Trompeten, Posaunen, Geigen, Celli, Kesselpauken sowie zehn überzeugenden Vocalisten entzünden ein Feuerwerk der Begeisterung. ROR zieht durch das Land und interpretiert die Highlights aus fünf Jahrzehnten Rockmusik - im Gepäck die Hits von Anastacia, Queen, Barry Ryan, Toto, „Kultur und Stadtentwicklung“ war das Leitthema des gemeinsamen Auftritts bei der diesjährigen Internationalen Immobilienmesse EXPO REAL in München. Herne beteiligte sich zusammen mit anderen Ruhrgebietsstädten als „Metropolregion Ruhr“. Interessierte Besucher konnten sich am Herner Stand somit nicht nur über aktuelle Gewerbeflächenangebote, sondern auch über die Architektur des Westfälischen Archäologischen Museums oder über den Mondpalast von Wanne-Eickel informieren. Kontakt: Anwenderzentrum Herne, Westring 303, Tel. (0 23 23) 92 51 65 32 herne Cranger Kirmes-Schlussverkauf 2004 fand sich Fritz, das Maskottchen der Cranger Kirmes, erstmalig auch auf einem Glaskrug wieder. Der edle 0,4 Liter Bierkrug der Firma Sahm zeigt Fritz in goldener Silhouette vor dem Riesenrad mit dem Datum der diesjährigen Cranger Kirmes. Navigieren durch Feld, Wald und Wiese Die Navigations-CD „Deutschland Plus“ enthält das komplette öffentliche Wegenetz der Bundesrepublik – plus Waldund Feldwege. Entwickelt hat das Programm die Herner Firma Logiball, die im Innovationszentrum beheimatet ist. Von der Entwicklung profitieren die Land- und Forstwirtschaft, Energieversorger und Rettungsdienste sowie die Freizeitbranche und der Tourismus. Die Daten können auch von marktüblichen Navigationssystemen genutzt werden. Wer also vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, der sollte sich „Deutschland Plus“ zulegen. Kirmesfans können sich ab sofort über einen Schnäppchen-Preis freuen: Kostete der Bierkrug „Fritz“ zur Kirmeszeit noch 5,00 Euro, so ist er nun für nur 2,20 Euro erhältlich - im 6er-Karton für lediglich zwölf Euro. Das Angebot gilt nur solange der Vorrat reicht! Erhältlich ist der Krug im Ticket-Shop der Stadtmarketing Herne GmbH, Kulturzentrum Herne, Willi-Pohlmann-Platz 1 Tel. (0 23 23) 16-28 44 und an den Pforten der Herner und Wanner Rathäuser. Natürlich gibt es dort auch weiterhin ein großes Sortiment weiterer Kirmes-Souvenirs im Angebot. Kontakt: Logiball GmbH, Westring 303, Tel. (0 23 23) 92 55 50 www.logiball.de ANWÄLTE IM CITY-CENTER DR. ERNST STÖCKER a.D. Rechtsanwalt und Notar www-sbbrecht.de MATTHIAS BEGRICH Rechtsanwalt und Notar LUDGER BÖMKES Rechtsanwalt und Notar HANS-MICHAEL BECKER Rechtsanwalt und Notar STEPHAN RENKENS Rechtsanwalt & Fachanwalt für Verwaltungsrecht und Sozialrecht HORST STEFFEN Rechtsanwalt 44623 Herne • City-Center • Bahnhofstraße 7a Haupteingang und Parkdeck: Museumsstraße % 02323 / 1789-0 Telefax: 1789-89 - eMail: reno@sbbrecht.de herne 33 100 Jahre ein Zuhause Wohnungsverein Herne feiert Jubiläum – Junge Familien im Blick Mieter sein im eigenen Haus – für Mitglieder von Wohnungsbaugenossenschaften ist das kein Widerspruch, sondern die Grundlage lebenslanger Sicherheit. Der Wohnungsverein Herne, eine der ältesten Genossenschaften der Stadt, feiert im Januar 2005 sein 100jähriges Bestehen. Und die Säulen, auf der die Mietergemeinschaft ruhen, sind so modern wie bei ihrer Gründung: Selbsthilfe, Selbstbestimmung, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. 34 herne Gründungsversammlung im Januar 1905 Es war im Dezember 1904, da investierte der Lokführer Johann Schröder, 5,40 Mark für zwei Annoncen im „Herner Anzeiger“. Sie richten sich an Beamte und laden zu einer Versammlung am Montag, 16. Januar 1905, ins Hotel Schlenkhoff ein. Eine Wohnungsbaugenossenschaft soll gegründet werden. 32 Beamte treffen sich zur Gründungversammlung und heben den „Beamtenwohnungsverein zu Herne eGmbH“ aus der Taufe. 1926 erhielt er den Namen, der bis heute unverändert blieb: Wohnungsverein Herne eG. Es dauert übrigens bis zum Sommer 1905, bis Schröder die Kosten für seine Inserate zurück bekommt. 30.000 Goldmark aufbringen Um Kosten dreht sich auch die Gründungsversammlung. Sie gibt sich das Ziel, „Wohnungen zu errichten und zu angemessenen Preisen ihren Mitgliedern zu überlassen“. Als Geschäftsanteil setzt die Versammlung pro Mitglied 300 Goldmark fest, - ein gewaltiger Betrag zu Beginn des Jahrhunderts. Die Genossenschaft muss schnell Geld aufbringen, schon im Mai 1905 müssen 29.793,- Goldmark zusammengetragen sein, um das erste eigene Grundstück an der heutigen Altenhöfener Straße bezahlen zu können. Alte Protokolle belegen, dass schon 18 Monate später auf diesem Grundstück 53 Wohnungen ihrer Bestimmung übergeben werden können. Die ersten Genossenschaftler ziehen ein – sie sind Mieter im eigenen Haus. Wichtiger und lebendiger Gedanke Karl-Heinz Abraham, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Wohnungsverein Herne eG, blickt auf die Anfänge der Genossenschaft in der Gründerzeit: „Das Jubiläum erfüllt uns mit großem Stolz, längst nicht allen Unternehmen ist es vergönnt, auf eine so lange Geschichte zurückblicken zu dürfen. Wir erkennen daran, wie wichtig und lebendig der Genossenschaftsgedanke weiterhin ist.“ 2.000 Genossenschaften in Deutschland Jede 10. Mietwohnung in Deutschland ist in genossenschaftlicher Hand, - insgesamt also 2,1 Millionen. Bundesweit existieren 2.000 Genossenschaften, in der Mehrzahl kleinere Unternehmen mit weniger als 1.000 Wohnungen. Der Wohnungsverein Herne verfügt über rd. 1.450 eigene Wohnungen und Vermietungseinheiten in Herne und Castrop-Rauxel und zählt z.Zt. 1509 Mitglieder. Günstige wirtschaftliche Lage Die wirtschaftliche Lage der Genossenschaften stellt sich im Vergleich zu Unternehmen anderer Rechtsformen deutlich günstiger dar. Genossenschaften verfügen allgemein über eine starke Eigenkapital-Ausstattung. Die Folge: Unter den jährlich mehr als 30.000 Unternehmenspleiten in Deutschland findet sich so gut wie nie eine Genossenschaft. Karl-Heinz Abraham: „Diese Rechtsform ist und bleibt ein wichtiger und bedeutender Faktor für unser Wirtschaftsleben. Die Genossenschaftsidee erfährt z.Zt. – nicht nur im Internet – eine echte Wiederbelebung“. Sozialarbeiterin macht Hausbesuche Genossenschaftsmieter bestimmen nicht nur das Wohl und Wehe ihrer Gemeinschaft, sie erhalten von ihrer Genossenschaft auch vielfältige Unterstützung. 1994 – für die damalige Zeit ganz unüblich - übernahm Christa Worbs beim Wohnungsverein Herne soziale Betreuungsaufgaben. Sie kümmert sich seitdem im Wesentlichen um die sozialen Belange der vielfach älteren Mitglieder. Das war auch dringend erforderlich, denn fast jedes zweite Mitglied ist heute älter als 60 Jahre. Christa Worbs: „Viele Rentner sind in zunehmendem Maße nicht mehr in der Lage, sich selbst zu organisieren. Durch unregelmäßigen Kontakt zu Hausbewohnern oder der Familie wurden Probleme oft zu spät erkannt, zum Beispiel Unfälle im Haushalt, mangelnde Pflege oder verwohnte Mieteinheiten.“ Regelmäßig ist Worbs bei Hausbesuchen unterwegs, hilft bei Behördengängen oder knüpft Kontakte zu Pflegediensten. wohnprojekte (Wohnanlagen an der Straße des Bohrhammers, Juri-Gerus-Weg, Poststraße, Vinckestraße) die Baupolitik der Genossenschaft, nun richtet der Wohnungsverein sein Augenmerk verstärkt auf die junge Generation. Mit der Aktion „Rabatt für kleine Leute“ wirbt die Genossenschaft gezielt um neue junge Mitglieder. Alle minderjährigen Kinder und Enkel der Mitglieder können zu Sonderkonditionen Genossenschaftsanteile zeichnen, - die Voraussetzung für die Zuweisung einer Wohnung. Statt 1.050 Euro zahlen sie bis Ende 2005 nur 954,- Euro, - das ist ein Nachlass von zehn Prozent. Einfamilienhäuser zur Miete Außerdem bastelt der Wohnungsverein an einem attraktiven Wohnmodell, das besonders für junge Familien reizvoll sein soll. Sie sollen als Genossenschaftsmitglieder die Möglichkeit haben, ein eigenes Häuschen bewohnen zu können. Zehn Einfamilienhäuser möchte die Genossenschaft auf einem Grundstück im Herner Süden bauen, großzügig vom Platzangebot, ideal von der infrastrukturellen Anbindung. Karl-Heinz Abraham: „Unser Ziel ist es, ein Mietprojekt für Das älteste und das jüngste Genossenschaftsmitglied: Maria Köhler (98) hat Spaß an Ricarda Hirsch (18 Monate). Im September zeichnete Mutter Sandra Hirsch (rechts) im Rahmen der Aktion „Rabatt für kleine Leute“ verbilligte Genossenschaftsanteile für ihr Töchterchen. Der aktuelle Vorstand des Wohnungsvereins: (von links) Hans-Dieter Fischer, Karl-Heinz Abraham und Klaus Hartmann. Handwerker selbst beauftragen Unproblematisch geht es auch zu, wenn in der Wohnung etwas repariert werden muss. Die Mitglieder des Wohnungsvereins können die Reparatur selbst bei den Vertragshandwerkern der Genossenschaft in Auftrag geben, - ohne Rückfrage in der Verwaltung. Karl-Heinz Abraham: „Wir waren die erste Genossenschaft in Herne, die bereits im Jahre 1996 ihren Mitgliedern diesen Service – die Handwerkerdirektbeauftragung – ermöglicht hat“. Handwerker können die Genossenschaftsmieter selbst beauftragen: Die Fäden laufen bei Thomas Pöpperling vom Wohnungsverein zusammen. Rabatt für kleine Leute Zur Zeit stellt der Wohnungsverein Herne seine Weichen neu. Seit 1987 bestimmten Alten- Immer Zeit für ein Gespräch: Sozialarbeiterin Christa Worbs (rechts) berät Emilie und Harald Schwarz junge Familien umzusetzen, deren Verdienst über den Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaus liegt und die deshalb keinen Wohnberechtigungsschein für eine Sozialwohnung erhalten. Für den Kauf eines Eigenheimes jedoch reicht ihre Kapitaldecke oftmals nicht aus.“ Genau für diese Zielgruppe möchte der Wohnungsverein „Einfamilienhäuser zur Miete“ in Kombination mit einer angemessenen finanziellen Beteiligung und Selbsthilfeleistungen errichten. Abraham: „Die Zukunft liegt in den Händen unserer Kinder. Der 100. Geburtstag des Wohnungsvereins bedeutet eine enorme Verantwortung. Es ist unsere Aufgabe, unsere Genossenschaft für die kommenden Generationen fit zu machen. Nur so wird des möglich sein, dass unsere Nachfahren auch in 100 Jahren den Fortbestand dieser wunderbaren Tradition feiern können.“ Kontakt: Wohnungsverein Herne eG Bochumer Straße 72, 44623 Herne Tel. (0 23 23) 99 49 10 Fax (0 23 23) 48 08 73 www.wohnungsverein-herne.de info@wohnungsverein-herne.de herne 35 PKW HU/AU für alle Fabrikate Komplettpreis 69.-€ Ihr freundlicher Skoda-Partner: Autohaus Mehlmann Bruchstraße 128 · 44627 Herne Telefon 0 23 23/39 00 47 Fax 0 23 23/93 12 89 Kartenverkauf und Auskünfte: WAZ Herne, Markgrafenstraße 1, Tel.: (0 23 23) 95 26-19 WAZ Wanne-Eickel, Hauptstraße 206, Tel.: (0 23 25) 9 71 30 Westfalenhalle I, Dortmund Westfalenhalle III, Dortmund Kaue, Gelsenkirchen De Randfichten Magic of the Dance 6 Zylinder 29.01.2005, 20.00 Uhr 19,95 € – 28,75 € 02.01.2005, 18.00 Uhr 35,00 € – 54,90 € Holiday on Ice The Musical Starlights Nokia Night of the Proms Atze Schröder 01.– 05.12.2004, 18.00 Uhr 15,00 € – 36,00 € 17.12.2004, 20.00 Uhr Die Flippers 18.03.2005, 20.00 Uhr Andre Rieu 28.01.2005, 20.00 Uhr Anastasia 16.03.2005, 20.00 Uhr 10.02.2005, 20.00 Uhr 31,93 € – 42,93 € 23,40 € + 25,40 € 30,00 € – 60,00 € 12.+13.02.2005, 20 Uhr 27,60 € – 49,60 € Kulturzentrum, Herne 66,00 € – 80,00 € 49,65 € – 54,65 € Markus Maria Profitlich 18.11.2004, 20.00 Uhr Nights on Broadway 12.03.2005, 20.00 Uhr 21.01.2005, 20.00 Uhr Ingo Oschmann 22.01.2005, 20.00 Uhr Onkel Fisch 28.01.2005, 20.00 Uhr Christine Westermann 11.02.2005, 20.00 Uhr 23,70 € 25,00 € Ralf Schmitz 19.02.2005, 20.00 Uhr Johann König 08.04.2005, 20.00 Uhr 16,80 € 17,80 € 15,70 € 18,10 € 15,70 € 19,20 € Ein Ausflug in die Geschichte 1905 Die Gründung des Wohnungsvereins Herne 1905 als „Beamten-Wohnungsverein eGmbH“ geht zurück auf die Zeit der industriellen Entwicklung in den Ruhrgebietsstädten. Arbeiter, Angestellte und Beamte benötigten dringend Wohnungen für sich und ihre Familien. 1906 Die Arbeitgeber (Bahn, Post, Stadtverwaltung) unterstützten damals die Eigeninitiative ihrer Mitarbeiter. Sie stellten dem neuen Unternehmen Kredite zur Verfügung. So konnten bereits 1906 die ersten 53 Wohnungen an der Höfestraße, heute Altenhöfener Straße, bezogen werden. Noch in der Kaiserzeit entstanden Häuserzeilen an der Augustastraße in Horsthausen, an der Otto-Hue-Straße und der Bochumer Straße in Herne-Süd. 1925 Nach dem Ersten Weltkrieg konnte der Wohnungsverein erst wieder mit dem Ende der Inflationszeit größere Bauvorhaben für seine Mitglieder verwirklichen. Von 1925 bis 1931 entstanden mehr als 200 Wohnungen an der Goeben-, Steinmetz- und Bismarckstraße. Altenhöfener Straße 1930 Mit der Weltwirtschaftskrise 1930 begann für die Genossenschaft eine schwierige Zeit. Gebaut wurde nur noch wenig. Von Kriegsbeginn 1939 bis nach der Währungsreform 1949 kam der Neubau ganz zum Erliegen. Vielmehr mussten die Genossenschaftsmitglieder nach dem Krieg mit viel Eigeninitiative zerstörte und beschädigte Wohnungen wieder instand setzen. 1950 Eine weitere große Neubauphase setzte 1950 ein. Vor allem aus Mitteln für den sozialen Wohnungsbau entstanden in den 1950er Jahren mehr als 200 Wohnungen in Herne-Süd und Baukau. Bis Mitte der 70er Jahre, als auch in Herne ein einigermaßen ausgeglichener Wohnungsmarkt erreicht war, konnten weitere knapp 200 Neubauwohnungen fertig gestellt werden. 1987 Seit 1987 entstehen Wohnanlagen für ältere Mitglieder, mit Gemeinschaftsräumen für gesellige Veranstaltungen und mit der Möglichkeit, Dienstleistungen für sich in Anspruch nehmen zu können. Bis heute stehen den Mitgliedern des Wohnungsvereins fast 150 Wohnungen in fünf Anlagen zur Verfügung. 1990 Bismarckstraße Zwei kleine Herner Genossenschaften – die Siedlungs- und Wohnungsbaugenossenschaft Wanne-Eickel eG und die Wohnungs- und Eigentumsbaugenossenschaft eG verschmelzen mit dem Wohnungsverein. Nicht mehr der Neubau, sondern die Modernisierung von Wohnungen ist nun zur Hauptaufgabe der Genossenschaft geworden. Auch in Zeiten des Bevölkerungsrückgangs möchte der Wohnungsverein moderne Wohnungen preisgünstig anbieten können, vor allem für Familien mit Kindern. Große Geburtstagsfete am 16. Januar im KUZ Mit einem Riesenfest im Kulturzentrum Herne feiern die Mitglieder der Genossenschaft am Sonntag, 16. Januar 2005, den 100. Geburtstag. Um 11 Uhr geht die Sause los, die mit Musik, Tanz, Tombola, Witz, Akrobatik und vielen anderen Attraktionen einen schwungvollen Tag verspricht. Mit dem Erlös des Festes unterstützt der Wohnungsverein Herne das Lukas-Hospital e.V. in Herne. Bochumer Straße herne 37 Kartenverkauf und Auskünfte: WAZ Herne, Markgrafenstraße 1, Tel.: (0 23 23) 95 26-19 WAZ Wanne-Eickel, Hauptstraße 206, Tel.: (0 23 25) 9 71 30 Mondpalast, Wanne-Eickel Aida Ronaldo & Julia 29.12.2004, 20.00 Uhr verschiedene Termine Senior Ritas verschiedene Termine 18,00 € – 37,70 € 02.01.2005, 19.00 Uhr 18,00 € – 37,70 € König-Pilsener-Arena, Oberhausen Musikparade 26.02.2005, 15.00 Uhr Porgy Bess 29,00 € – 39,00 € 05.12.2004, 20.00 Uhr 40,00 € – 60,00 € 30.01.2005, 15+20.00 Uhr 39,00 € – 80,00 € Helmut Lotti 18.12.2004, 20.00 Uhr 10.–13.03.2005 04.02.2005, 20.00 Uhr Kastelruther Spatzen Die Flippers 18.03.2005, 20.00 Uhr 18.02.2005, 20.00 Uhr Golden Eis 2004 17.12.2004, 20.00 Uhr 42,00 € – 64,00 € 46,20 € – 48,50 € 26,50 € – 41,90 € 53,00 € – 63,00 € Musicals Starlight Express (Bochum) verschiedene Termine 31,00 € – 97,00 € Mamma Mia (Hamburg) verschiedene Termine Andre Rieu R.E.M. 53,50 € – 40,50 € 38,00 € – 67,00 € Nokia Night of the Proms The Musical Box performs Genesis 40,31 € – 51,00 € 39,75 € – 77,75 € Aida (Essen) verschiedene Termine 39,40 € – 110,90 € 33,90 € – 105,40 € Der König der Löwen (Hamburg) verschiedene Termine Cats (Düsseldorf) verschiedene Termine 33,90 € – 107,60 € 44,90 € – 88,90 € Das Phantom der Oper (Stuttgart) verschiedene Termine 29,50 € – 106,50 € Aufwärmtraining auf Plastikbällen: Alicia, Alexandra und Michèle hopsen sich fit Von Schlaffis, Fettzies und Sportis Bei den Powerkids der AOK purzeln die Pfunde Wo sitzt eigentlich eine Bandscheibe? Die Kinder, die sich auf ihren Gymnastikbällen warm hopsen, überlegen. Eine klopft auf den Oberschenkel. Nach der Stunde wissen die PowerKids es besser. Sportwissenschaftlerin Christiana Hueck hat die Puffer zwischen ihren Rückenwirbeln in Bewegung versetzt, hat sie Plastikbecher auf Kopf und Rücken balancieren und bei „Feuer-Wasser-Luft“ richtig rennen lassen. Denn damit Michèle (10) und Franziska (11), Alica (9), Maureen (10) und die anderen nicht nur ein bisschen schlanker, sondern auch fitter werden, ist jeden Freitag im AOK-Gesundheitszentrum Bewegung angesagt. PowerKids heißt das wissenschaftlich geprüfte und anerkannte Programm für Acht- bis Zwölfjährige, das die AOK im September in Herne zum zweiten Mal mit einer Gruppe von leicht übergewichtigen Kindern gestartet hat. Zehn Wochen lang sollen Ernährungsschulung und Sport nicht nur Pfunde purzeln lassen. DagmarBirgitt Heße, bei der AOK verantwortlich für das Programm: „Die Kinder sollen ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie wichtig es ist, sich ausgewogen zu ernähren und sich zu bewegen.“ Der Erfolg des ersten Kurses gibt dem Konzept Recht: Alle Kinder hielten durch, alle haben abgenommen, bis zu drei Kilo, und das ohne Stress und Zwang. Rund und ungesund Rund und dabei ungesund sind in Herne immer mehr Kinder: 13 % der Schulanfänger 2003 waren bei ihrer Untersuchung durch das Gesundheitsamt zu schwer, das sind 3,5 % mehr als fünf Jahre zuvor. Von diesen Kindern haben 20% grobmotorische und 23% feinmotorische Schwierigkeiten. Die Kinderärzte wissen um das Problem, wie ihr Sprecher Dr. Wolfgang Schrader versichert, stoßen aber wie die Amts- Franziska und Maureen üben die Balance ärzte oft an ihre Grenzen, wenn sie die Eltern zu überzeugen versuchen, dass Pommes und Pizza nicht täglich auf den Teller gehören. Das lernen auch die PowerKids. Es ist Montag, und auf dem Tisch im Gesundheitszentrum türmen sich die Supermarktprospekte. Claudia Hagedorn verteilt Scheren an sieben Kinder. Emsig werden Würste, Brötchen und Rosenkohl ausgeschnitten, Säfte und Käse in die Lebensmittelpyramide geklebt, die die Ernährungsberaterin auf einen Papierbogen gemalt hat. „Unten sind die gesunden Sachen, und dann geht es immer höher zu den ungesunden“, weiß Julian (11). Wie die Mädchen um ihn herum, ist er mit Spaß und Überzeugung bei der Sache. andere Materialien aus dem PowerKids-Koffer haben sie mit „Fettzies“ – in der Bratwurst stecken 15, in Rohkost gar keiner -, mit „Schlaffis“ und „Sportis“ bekannt gemacht. „Schlaffis sind Punkte, die man kriegt, wenn man nichts tut“, erklärt Alexandra (11), „vor dem Fernseher sitzt oder Computer spielt.“ Draußen herumtoben, schwimmen oder Basketball bringen dagegen „Sportis“ – wie natürlich auch die 75 Minuten am Freitag bei Christiana Hueck, in denen Ausdauer und Kraft trainiert werden, aber auch Koordination und Wahrnehmung. „Ich möchte, dass die Kinder Freude an der Bewegung haben“, sagt sie. Sie sollen schwitzen, sich anstrengen und merken: „Ich kriege ein Körpergefühl.“ Was nicht selbstverständlich ist: „Am Anfang sind manche noch vom Hüpfball gepurzelt.“ Ideal fände sie es, wenn einige sich für einen Sportverein entscheiden könnten. Dass dabei die Eltern ebenso mitmachen müssen wie bei der Umstellung der Essgewohnheiten, liegt auf der Hand. Deshalb werden Mütter und Väter bei der Auftaktveranstaltung, einem Elternabend und der Abschlussfeier mit gesundem Büfett einbezogen. Nachhilfe bekommen sie gratis von ihren Sprösslingen, die spätestens nach dem Kochnachmittag nicht nur wissen, wie Grünkernbratlinge und Dips zubereitet werden, sondern auch Rezepte mitbringen. Und wenn die PowerKids dann hin und wieder mal einen Schokoriegel naschen, müssen sie kein schlechtes Gewissen haben. Das haben sie bei Claudia Hagedorn gelernt: „Es gibt keine Verbote.“ Zum Geburtstag mal eine Cola zu trinken, ist ok. Gegen den Durst tut es auch Mineralwasser. Ute Eickenbusch Freude an der Bewegung Von Müttern und Kinderärzten geschickt und genervt durch Hänseleien in der Schule, sind die Kinder im Kurs schnell zu Experten geworden. Tagebuch und Quizkarten, Poster, Video und Kontakt: AOK, Dagmar-Birgitt Heße Tel. (02 34) 9 58 72 63 dagmar-birgitt.hesse@wl.aok.de www.powerkids.de herne 39 Abends wird die Not zur Tugend Das KiJuPa und die Partylandschaft Herne Schon bald ist Weihnachten, deshalb will ich mich bemühen, Euch INSZENE-Lesern etwas Gutes zu tun: Ich verlose 5x2 Karten für Hernes neues Kino, die ‚Filmwelt Herne’ Einfach eine Mail mit Betreff ‚Kinokarten’ und Name + Adresse an inszene@aol.com schicken! Wer hat es nicht schon mal gehört, beim Busfahren zum Beispiel: „Diese Jugend von heute!“ Was soll denn mit der Jugend sein, frage ich mich da jedes Mal. Um das herauszufinden, habe ich mich mit ein paar von denen getroffen, die es wissen müssen. Ich war bei einer Sitzung des Kinder und Jugendparlamentes im Herner Rathaus. Da bin ich also, inmitten eines bunt zusammen gewürfelten Haufens junger Leute, die gerne in die Stadtpolitik eingreifen möchten. Es wird erst mal ziemlich wild durcheinander geredet, Berichte vom letzten Wochenende (sehr, sehr anstrengend!) werden abgelöst von Diskussionen zur Initiative ‚free sixteen’. Das Wahlrecht ab 16 auch bei Landtagswahlen? Das KiJuPa ist dafür. Plötzlich schallt es polyphon in die Runde. „Man könnte sein Handy auch mal ausschalten!“, rüffelt Caro Nils, den Telefonierer, beinahe ernst. Plötzlich schellt es noch einmal. Diesmal ist es das Diensttelefon von Norbert. Er stellt sich im Namen der Stadt in den Dienst der Kinder. Ernsten Blicken und vorwurfsvollen Mienen zum Trotz telefoniert er kurz. „War wichtig. Was Dienstliches!“, sagt er schmunzelnd. Die Atmosphäre ist sehr locker und angenehm. Trotz des jugendlichen Wirrwarrs hört jeder zu, wenn etwas besprochen wird. Es gibt eine Tagesordnung, die von A-Z durchgegangen wird. Diskussionsforen werden geplant und über ein nächstes Treffen mit dem Herner Oberbürgermeister nachgedacht. Die Jugend von heute macht also Politik. „Wir feiern unsere eigenen Partys“ Ein paar Tage später treffe ich mich mit Caro, 17, Kai Carolin, 15, und Ella, 16, in einem Café. Ich würde gerne mal wissen, was sie sonst noch so unternehmen in Herne. Wo sie so hingehen, wenn sie sich gerade nicht mit Schule und Politik beschäftigen. Auf meine Frage folgt erstmal Stille. „Na ja, in Herne gibt es ja nicht soviel…“ beginnt Caro, „… obwohl eigentlich gehe ich schon ganz gerne ins Havanna oder in die Flottmann-Kneipe. Da ist es supergemütlich und die Bedienungen sind total nett.“ Kai Carolin geht gerne ins Café 26 oder in die Sonne, und Ella sitzt öfters im Caféhaus oder im Nils. „So wenig ist das eigentlich gar nicht“, sagt sie, „aber irgendwie fehlt uns eine Alternative für abends.“ „So müssen wir dann schon nach Bochum fahren, wenn wir tanzen wollen,“ bedauert Caro, „oder unsere eigenen Partys feiern“, grinst Kai Carolin augenzwinkernd. Alles in allem ist die „Freizeit und Partylandschaft“ in Herne nicht so schlecht wie ihr Ruf es manchmal annehmen lässt. Schöne Cafés laden zum Treffen mit Freunden und Limoschlürfen ein, Parks gibt es auch genug, in denen man sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen kann und abends wird dann eben die Not zur Tugend gemacht und die eigene Party organisiert. „Plan B“ schmieden Doch irgendwie fehlt er schon, der eine Club, in dem sie sich abends versammeln und abrocken könnte, die Herner Jugendszene. Da fällt mir etwas ein… Erinnert sich noch jemand an das „Plan 9“, das vor einigen Jahren mal auf der Bahnhofstraße Club- und Tanzbar-Gefühle aufkommen ließ? Leider verschwand der Super-Laden schnell wieder, obwohl es eigentlich immer voll war. Vielleicht könnte die engagierte Jugend von heute im Jugendparlament ja bald mal einen „Plan B zur Schaffung einer Tanzgelegenheit in Herne“ schmieden. Ich wäre dabei! Chris Wawrzyniak 40 herne Jetzt noch ein Ding in Marokko Marvin Schertel – vom Kellerverkäufer zum Großhändler Wer träumt nicht davon, sein Hobby zum Beruf zu machen. Oder genauer: Als Skateboarder eine gute Zeit zu haben mit 15 oder 16. Ein paar Contests mitfahren, abhängen, am coolsten in die Halfpipe eintauchen. Stylishes Zeug am Leib tragen und durch die Straßen zu rauschen. So in etwa hat´s auch Marvin gemacht. Doch mit 17 hatte er dann die Nase voll. Nicht vom Skaten, dafür aber davon, die teilweise albern teuren Klamotten und Decks im Skateshop zu kaufen. Also hat er sich kurzerhand seine eigene Kollektion ‚gebaut’. Ein paar Hosen und T-Shirts beflockt. Schnell war sie geboren, Marvins erste Marke: Demolution Skateboards. ... und fertig ist das Designershirt Kann jeder, könnte man denken. Einfach ein blanko T-Shirt kaufen, eine Tintenstrahl-Transferfolie zum Aufbügeln dazu und fertig ist das eigene Designer-Shirt. Marvin ging aber noch ein paar Schritte weiter. Nachdem er die ersten Hosen und Shirts im Schrank hatte, war er fortan kaum noch in anderem Dress anzutreffen. So lief er einige Zeit Werbung. Schon bald wollten seine Skate-Kumpanen das ein oder andere Teil von ihm erstehen. Also machte er sein erstes ‚Ladenlokal’ auf: im Keller seiner Großmutter. Da konnte sich dann jeder aussuchen, was ihm am besten gefiel, zur Kasse gehen und bezahlen. Wie ‚in echt’. Um den größer werdenden Aufwand bewältigen zu können, musste ein Büro her. Einfach: nur die Telefonleitung aus dem Kinderzimmer in den Keller ziehen, Fax anschließen, fertig. Und wie es nun mal so ist: Glaubt man an eine Sache, arbeitet viel und ist dazu noch ein wenig gewitzt, wird man bald belohnt. Eines Tages kam ein Anruf aus den USA. Großhändler am Apparat. Er solle nach München kommen, zu einer Geschäftsbesprechung. Ins Hotel zum Frühstück. 1.800 ungelesene E-Mails Seither ist Marvin Großhändler. Einige Ladenlokale hat er auch noch eröffnet. „Das mach ich aber nur so zum Hobby“. Er hat gerne Leute um sich, veranstaltet schon mal den einen oder anderen Fingerboard-Contest in seinem Laden „Empire“ auf der Kortumstraße in Bochum. Der war eigentlich nur als Lager gedacht, „aber wenn das Ladenlokal schon vorne dran ist…“. Sowieso lässt Marvin keine Möglichkeit aus, beinahe rastlos sucht er nach neuen Geschäftsideen. Seit einiger Zeit ist er auch bei Ebay als Auktionator tätig. Natürlich im großen Stile. Als ich ihn im seinem Büro besucht habe, konnte ich mich überzeugen: 1800 ungelesene E-Mails, sagt Outlook. Unfassbar. Und weil Marvin ein echter Fuchs ist, hat er sich natürlich noch ein paar besondere Ebay-Kniffe einfallen lassen. So erledigt ein Roboter die gesamten Versteigerungsarbeiten. Vom Einstellen bis hin zum Etikettieren der Pakete übernimmt er die ganze Arbeit. Am besten gefällt mir Marvins Flyer-Idee: „Wir packen in jedes der ca. 80 Pakete, die wir tagtäglich verschicken, Werbeflyer von Skatefirmen. So erreicht der Hersteller seine Kunden je nach vorhandenen Interessen. Ohne Streuverluste.“ Interessant. Schon dreht er sich um und hält mir eine Mini-Halfpipe vor die Nase: „Hier, von meiner Miniboardrampen-Firma. Echt gutes Material. Leider habe ich zu wenig Zeit, das zu vertiefen.“ Ist eh eigenartig, wo der Großhändler, Ladenbesitzer, Kleidungsfabrikant, Skateboardhersteller, Rampenbauer, und was weiß ich nicht noch alles, seine Zeit hernimmt. Bestimmt hat er dazu auch einen Trick. „Wir machen jetzt noch ein Ding in Marokko auf. Da gibt es einen guten Markt.“ Na dann. Wird bestimmt ein voller Erfolg. CW Die Lieblings-CDs John Frusciante The will to death Automatic writing Shadows collide with people Er gilt als einer der begnadetsten Gitarristen unserer Zeit: John F., wie ihn seine Fans liebevoll nennen. Sein musikalisches Potential scheint unerschöpflich. Während viele seiner Art-Genossen jahrelang in kreativen Pausen verweilen und das schöne Leben als Rock ´n Roller genießen, steht er in dunklen Studiokellern am schöpferischen Fließband und produziert Wunderbares. Als Anfang dieses Jahres bekannt wurde, dass Herr Frusciante nach Jahresfrist gleich mindestens sechs Alben herausgebracht haben wollte, klang dass fast schon wie eine Drohung. Die erste ‚The will to death’ war natürlich heiß ersehnt, hatte man doch lange kein Solo des Gitarristen der Red Hot Chili Peppers in den Händen gehalten. Bei der zweiten, nur 6 Wochen später erscheinenden CD ‚Shadows Collide With People’ kam erstmals Skepsis auf. Was bloß hatte der Mann vor? Die dritte Scheibe veröffentlichte er dann erst gar nicht unter seinem Namen, sondern unter dem Synonym ‚Ataxia – Automatic writing’. Vermutlich war es ihm zu ‚öde’ immer nur seinen Namen auf dem –stets wunderschön gestalteten- CD-Cover zu sehen. Nummer vier, ‚The DC Ep’ trug dann wieder sein Signum. Ich konnte mich wirklich nicht entscheiden, welches Album ich vorstellen sollte. Jedes einzelne Exemplar dieser wirklich vortrefflichen Kollektion steht für sich selbst, es hat seinen eigenen Klang. John Frusciante bedient sich in vielen Stilrichtungen, er greift in die 60’er und 70’er, bastelt ein wenig mit Gitarreneffekten, experimentiert mit Sound und Klangcollagen, frickelt ein wenig Grungiges zwischen die Zeilen und rundet alles ab mit seinem unvergleichlich unnachahmlichen Gitarrenspiel. Aus der anfänglich vermuteten Drohung ist eine echte Bereicherung im CD-Regal geworden, eine Sammlung von Soundtracks mit hohem Suchtfaktor. Das schöne ist: Das ist noch nicht alles! Vier sind hier vorgestellt, eine ist gerade neu erschienen: „Inside of Emptiness“. Ich kann es kaum erwarten, sie in den Händen zu halten. Und schlussendlich, zum krönenden Jahresabschluss wird uns John F. noch einmal eine Huldigung an die Gitarrenmusik unter den Tannenbaum legen. Ach wäre es doch schon Weihnachten! CW Ataxia – The DC Ep – herne 41 Letzte Seite Bilderrätsel Liebe Leserinnen und Leser, im aktuellen Bilderrätsel stellen wir Ihnen wieder sechs verschiedene Herner Ansichten vor und 12 Antwortmöglichkeiten zur Wahl. Die Zahlen unter den sechs Herner Ansichten kombinieren Sie bitte mit den aufgeführten Buchstabenetwa wie folgt: 5 g) 1. 2. 3. 4. 5. 6. a) Foyer der Flottmann-Hallen b) Zentraler Omnibusbahnhof Herne c) Großer Veranstaltungssaal Kulturzentrum Herne d) Zechensiedlung Teutoburgia e) Dorneburg Wanne-Eickel f) Ratssaal im Herner Rathaus g) Zuschauerraum im Mondpalast von Wanne-Eickel h) Alte Hülsmann-Brauerei Eickeler Markt i) Lichtkunst auf dem Boulevard j) Künstlerzeche Unser Fritz k) Hausfassade an der Vinckestraße Mit etwas Glück gewinnen Sie einen dieser attraktiven Preise: 1. Preis: Tetra-Regalsystem „Fantasy“ der Entsorgung Herne 2. - 3. Preis: 2x2 Karten für das Figuren- und Objekttheater Two Hands Theatre „Puppet Dreams“ für Mittwoch, 15.12.2004, 18.00 Uhr und Donnerstag, 16.12.2004, 20.00 Uhr in den Flottmann-Hallen Herne l) Königsgruber Park in Wanne 5. Preis: Ein „Ticket 2000“ in der Preisstufe A der Herner Castroper Verkehrsbetriebe für einen Monat Die Lösungskombinationen senden Sie bitte bis Freitag, 10. Dezember 2004, an die 4. Preis: Eine Familienkarte (5 Personen) zur Vorstellung des „Zirkus Ratz-Fatz“, am Sonntag, 19.12.04, 16.00 Uhr in den Flottmannhallen Herne Stadtmarketing Herne GmbH Westring 303 44629 Herne. 16. Preis: Eine Flasche „Callens Wintermärchen“ von Eicker & Callen 6. - 15. Preis: 10x1 Regenschirm mit Herner Motiven Viel Glück wünscht die Stadtmarketing Herne GmbH! Die Lösung des Bilderrätsels in der letzten Ausgabe lautete wie folgt: Bild 1 a): Gymnasium Eickel Bild 2 f): Herz-Jesu-Kirche Bild 3 g): Denkmal Sodingen Bild 4 d): Neue Fußgängerbrücke Wanne Bild 5 c): Max Wiethoff-Schule Bild 6 i): Karstadt am Robert-Brauner-Platz Den Hauptpreis, das Fahrradgepäcktaschen-Set mit Trinkflasche der Stadtwerke Herne hat Horst Holler aus Herne gewonnen. Zusätzlich konnten sich folgende Herner Leserinnen und Leser der letzten Ausgabe über Preise freuen: Ullrich Tillmann, Reiner Trosien, Monika Girnth, Jens Feierabend, Marco Spatzier, Klaus Schreibing, P. Hagenkötter und Helmut Kalinna. Wir wünschen allen Gewinnern viel Spaß mit ihren Preisen! Das Allerletzte Vier Jahre lang war Herne ein Ort, an dem man Folgendes nicht erleben konnte: 1. Der Größte sitzt grundsätzlich immer in der Reihe vor Ihnen. 2. Der Vorsitzende des „Tzatziki-Fan-Clubs-Sodingen“ sitzt grundsätzlich immer auf dem Platz rechts neben Ihnen. 3. Die Pressesprecherin der Niesanfall-Selbsthilfegruppe-Börnig sitzt grundsätzlich immer auf dem Platz links von Ihnen, 4. Die „Ich-weiß-wie’s-ausgeht-Frau“ unbekannter Herkunft mit dem Butterbrot und den Apfelschnitzen in der Handtasche sitzt grundsätzlich immer in der Reihe hinter Ihnen. 5. Aufgrund der Punkte 1, 2, 3 und 4 – sehen Sie wenig, riechen aber ungeheuer viel (oder viel Ungeheuer, das ist Geschmackssache). 42 herne Im Gegenzug dafür rauscht Ihnen, unter heftigem Niesen von links, von hinten der Satz ins Genick: „Der mit der blauen Kappe, dat is’ der Mörder. Und seine Frau, die heiratet zum Schluss der Strafverteidiger, aus Mitleid. Und weil se auf Wunsch den Oberkörper freimacht.“ 6. Der Vorfilm dauert in Kombination mit der Eiswerbung eine kleine Ewigkeit. 7. Weil der Vorfilm in Kombination mit der Eiswerbung eine kleine Ewigkeit dauert, kann man ja eigentlich mal später kommen. 8. Weil der Vorfilm in Kombination mit der Eiswerbung eine kleine Ewigkeit dauert, kommen Sie einfach mal später – zehn Minuten, genaugenommen. Natürlich gibt es an diesem Tag keinen Vorfilm. Es gibt auch keine Eiswerbung. Es gibt also auch nicht diese kleine Ewigkeit, deren Wert Sie erst jetzt begreifen. Stattdessen haben Sie den einzigen Film des Jahres erwischt, der in der vierten Minute den entscheidenden Hinweis auf einen so haarsträubenden wie nervenaufreibenden Fall geben wird. Außerdem ist die „Ich-weiß-wie’s-ausgeht-Frau“ heute nicht da. Sie hat sich bei der Dauernieserin was geholt. Wovon die Rede ist – ach, das wissen Sie doch längst. Ein Kino, das hat den Hernern gut vier Jahre lang gefehlt. Und um ehrlich zu sein: der Sitzriese und die Tzatziki-Wolke, das ist ja nicht alles zwischen Popcorn und Sperrsitz. Kino heißt: Große Gefühle, kleine Tränen (wenn keiner guckt). Kino heißt Männer ohne Nasenhaar, Mäuse, die sprechen und Frauen, die schweigen können. Kino! Herne kriegt wieder eins. Und das ist für sich schon etwas, ohne das es im Leben fast nicht geht: ein Happy End. LvG Tel.: 02323/955-333 Tel.: 02323/162345 Machen Sie Nägel mit Köpfen. Noch in 2004 Steuervorteile bei Lebensversicherungen sichern. s Herner Sparkasse