Migration und ethnische Minderheiten

Transcription

Migration und ethnische Minderheiten
soFid
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
Migration und
ethnische Minderheiten
2009|1
Migration und ethnische Minderheiten
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Migration und ethnische Minderheiten
Band 2009/1
bearbeitet von
Hermann Schock
mit einem Beitrag von
Peter Schimany und Hermann Schock
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2009
ISSN:
Herausgeber:
Bearbeitung:
Mitarbeit:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0938-6033
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
(Tel. 0911-943-7010, Fax 0911-943-7099)
90461 Nürnberg, Frankenstraße 210
Hermann Schock
PD Dr. Peter Schimany Referatsleiter 220 Forschung,
Wissenschaftlicher Beirat, Bundesamt für Migration
und Flüchtlinge, Nürnberg
Siegfried Schomisch
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung von GESIS
durch den Bund und die Länder gemeinsam bereitgestellt.
© 2009 GESIS. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare
Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Peter Schimany
Vorwort.................................................................................................................................................. 7
Peter Schimany, Hermann Schock
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken.............................................................................11
Hermann Schock, Peter Schimany
Forschungs- und Literaturinformationen - Einführung................................................................ 49
1
Demographie, Statistik und Methodik..................................................................................... 53
2
Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten.................................................................. 57
3
Internationales und globales Migrationsgeschehen................................................................. 71
4
Remigration und Resettlement.................................................................................................81
5
Politische und rechtliche Aspekte der Migration
5.1
Migrationspolitik......................................................................................................................82
5.2
Asylpolitik................................................................................................................................95
5.3
Migrationspolitik in europäischer Perspektive........................................................................ 97
5.4
Migrationspolitik in internationaler Perspektive....................................................................112
6
Menschen- und Minderheitenrechte.......................................................................................114
7
Migration und Integrationspolitik.......................................................................................... 131
8
Politische Partizipation.......................................................................................................... 143
9
Migrantenorganisationen und soziale Partizipation............................................................... 153
10
Sozioökonomische Aspekte der Migration
10.1
Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung.......................... 160
10.2
Folgen für Unternehmen und Verwaltung............................................................................. 183
11
Staatliche und nichtstaatliche Arbeit mit Migranten..............................................................192
12
Migration im kommunalen Kontext.......................................................................................199
13
Migration und Gesundheit..................................................................................................... 206
14
Sozialisation junger Migranten.............................................................................................. 219
15
Bildung und Integration von Migranten
15.1
Vorschulische Bildung...........................................................................................................236
15.2
Schulische Bildung................................................................................................................ 242
15.3
Berufliche Bildung.................................................................................................................255
15.4
Hochschulbildung.................................................................................................................. 265
15.5
Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung..............................................................265
15.6
Übergreifende Themenstellungen zur Bildungssituation.......................................................267
16
Lebenslagen und soziale Situation
16.1
Soziale Lage einzelner Gruppen............................................................................................ 278
16.2
Soziale Lage türkischer Migranten........................................................................................ 283
17
Lebenslagen und kulturelle Situation.....................................................................................287
18
Abweichendes Verhalten....................................................................................................... 319
19
Kommunikation und Medien................................................................................................. 330
20
Nation, Ethnizität und Kultur
20.1
Interdependenzen von Gesellschaft, Ethnizität und Kultur................................................... 342
20.2
Diskriminierung und Rassismus............................................................................................ 354
21
Geschichte der Migration.......................................................................................................385
22
Kapitelübergreifende Themenstellungen............................................................................... 402
Register
Hinweise zur Registerbenutzung....................................................................................................... 411
Personenregister................................................................................................................................. 413
Sachregister........................................................................................................................................425
Institutionenregister........................................................................................................................... 457
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...............................................................................465
Zur Benutzung der Forschungsnachweise......................................................................................... 465
Informations- und Diensleistungsangebote
der GESIS und des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Vorwort
Peter Schimany
Seit 1991 veröffentlicht GESIS – Leibnitz-Institut für Sozialwissenschaften, vormals Informationszentrum Sozialwissenschaften bei der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute, den
halbjährlich erscheinenden Sozialwissenschaftlichen Informationsdienst „Migration und ethnische
Minderheiten“ in Druckfassung und seit 1999 auch auf CD. Quellen der in den einzelnen Ausgaben
enthaltenen Informationen sind die von der GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) und SOFIS (Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem). Die Forschungsdokumentation basiert auf der Selbstmeldung der forschenden
Personen, die auf der Grundlage einer über Jahrzehnte entwickelten und gepflegten Adressendatenbank gezielt angesprochen werden. Ergänzt wird sie, indem Web-Informationsangebote der Forschungseinrichtungen und Forschungsförderer periodisch abgeprüft werden. Die Literaturdokumentation beruht auf der Erhebung und Auswertung von Veröffentlichungen wie Zeitschriftenaufsätze,
Monographien, Beiträge in Sammelwerken und Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Die Durchsicht der relevanten Teile der Deutschen Nationalbibliografie sowie
der Web-Informationsangebote der Forschungsinstitute sichern die Vollständigkeit dieser Datenbank.
Die gewonnenen Informationen werden einzelnen Themen zugeordnet. Die thematische Gliederung
wurde 1999 in Zusammenarbeit mit dem damaligen Landeszentrum für Zuwanderung in NordrheinWestfalen neu festgelegt. Auch nach Beginn der Kooperation mit dem Bundesamt für Migration
und Flüchtlinge im Jahr 2006 wurde die Kapitelstruktur bis Ende 2008 nur unwesentlich verändert.
Die 20 Ausgaben der zehn Jahre von 1999 bis 2008 liegen in einer Datenbasis vor, die sich für
strukturelle Beschreibungen und Vergleiche anbietet. Vor diesem Hintergrund lag es nahe, die Migrationsforschung im Spiegel beider Datenbanken näher zu beleuchten und einen „Rückblick auf
zehn Jahre sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst Migration und ethnische Minderheiten“
vorzunehmen.
Der im vorliegenden Band enthaltene Aufsatz beschreibt den methodischen Ansatz und die zugrunde liegenden Variablen, zeigt Entwicklungen der Themenbereiche auf und behandelt anhand von
Metadaten Forschungseinrichtungen, Forschungsförderer und forschende Personen. Darüber hinaus
werden Informationen zum Forschungstyp, zum Forschungsansatz und zu den Publikationsmedien
bereitgestellt. Migrationsforschung, so das Fazit der Deskription, hat gemessen an den Forschungsvorhaben und den Veröffentlichungen einen gewichtigen Anteil an allen erfassten sozialwissenschaftlichen Forschungs- und Literaturdokumenten im ausgewiesenen Zeitraum.
Die erste Ausgabe des soFid Bandes „Migration und ethnische Minderheiten“ im Jahr 2009 erscheint mit einer überarbeiteten thematischen Gliederung. Als Folge der in den letzten Jahren gewachsenen Ausdifferenzierung der Migrations- und Integrationsforschung war eine Überarbeitung
der Kapitelstruktur erforderlich. Wie bereits im Vorwort zur Ausgabe 2007/2 hingewiesen wurde,
weiten sich Sachgebiete aus, verändern sich Forschungsschwerpunkte und erfahren Fragestellungen
eine neue Akzentuierung. Der Dokumentationssteil erscheint deshalb zukünftig mit einer überarbeiteten Gliederung und entsprechend angepasster Beschreibung der Sachgebiete. Entwicklungsverläufe von Themen sind nicht vorhersehbar. Es ist daher nicht auszuschließen, dass bereits in einigen
Jahren eine erneute Revision der thematischen Struktur erforderlich wird.
Die aktuelle Ausgabe enthält 665 Einzelinformationen. Ihre Verteilung auf die einzelnen Kapitel
nach Literatur- und Forschungshinweisen zeigt die folgende Tabelle. Die Dokumentationspraxis
und die Kapitelzuschnitte sind in der Einführung zum Dokumentationsteil näher erläutert.
8
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Vorwort
Tabelle:
soFid Band „Migration und ethnische Minderheiten“, Ausgabe 2009/1 –
Forschungs- und Literaturhinweise nach Sachgebieten
Kapitel und Sachgebiete
Anzahl Hinweise zu
Literatur
Forschung
1
Demographie, Statistik und Methodik
7
0
2
Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
21
3
Internationales und globales Migrationsgeschehen
17
3
2
4
Remigration und Resettlement
2
1
5
Politische und rechtliche Aspekte der Migration
5.1
Migrationspolitik
27
2
5.2
Asylpolitik
3
0
5.3
Migrationspolitik in europäischer Perspektive
32
2
5.4
Migrationspolitik in internationaler Perspektive
6
0
6
Menschen- und Minderheitenrechte
35
1
7
Migration und Integrationspolitik
11
1
8
Politische Partizipation
13
3
9
2
9
Migrantenorganisationen und soziale Partizipation
10
Sozioökonomische Aspekte der Migration
10.1
Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
47
1
10.2
Folgen für Unternehmen und Verwaltungen
13
3
11
Staatliche und nichtstaatliche Arbeit mit Migranten
9
3
12
Migration im kommunalen Kontext
14
2
13
Migration und Gesundheit
19
9
14
Sozialisation junger Migranten
15
8
15
Bildung und Integration von Migranten
15.1
Vorschulische Bildung
5
3
15.2
Schulische Bildung
19
6
15.3
Berufliche Bildung
15
2
15.4
Hochschulbildung
1
0
15.5
Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung
4
1
15.6
Übergreifende Themenstellungen zur Bildungssituation von Migranten
18
2
16
Lebenslagen und soziale Situation
16.1
Soziale Lage einzelner Gruppen
9
2
16.2
Soziale Lage türkischer Migranten
6
17
Lebenslagen und kulturelle Situation
50
1
12
18
Abweichendes Verhalten
11
4
19
Kommunikation und Medien
19
5
20
Nation, Ethnizität und Kultur
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Vorwort
Kapitel und Sachgebiete
9
Anzahl Hinweise zu
Literatur
Forschung
20.1
Interdependenzen von Gesellschaft, Ethnizität und Kultur
22
1
20.2
Diskriminierung und Rassismus
53
21
Geschichte der Migration
19
1
10
22
Kapitelübergreifende Themenstellungen
12
0
Ausgabe 2009/1 enthält Einzelinformationen:
572
93
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Rückblick auf zehn Jahre sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
„Migration und ethnische Minderheiten“
Peter Schimany und Hermann Schock
Gliederung
1
Zielsetzung des „Rückblicks“........................................................................................
12
2
Anmerkungen zur Vorgehensweise...............................................................................
14
3
Forschungen und Veröffentlichungen............................................................................
17
3.1
Entwicklung von Forschungs- und Literaturhinweisen.................................................
17
3.2
Forschungshinweise – Entwicklung der Themenbereiche.............................................
19
3.3
Veröffentlichungsaufkommen – Entwicklung der Themenbereiche.............................
21
4
Forschungseinrichtungen...............................................................................................
22
4.1
Kooperation und Konzentration von Forschung............................................................
22
4.2
Forschungs- und andere Einrichtungen als Herausgeber von Veröffentlichungen.......
24
5
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen....................................................................
26
5.1
Bearbeiter/innen von Forschungsvorhaben....................................................................
26
5.2
Verfasser/innen und Herausgeber/innen von Veröffentlichungen.................................
27
6
Auftrags- und Drittmittelforschung...............................................................................
28
6.1
Auftragsforschung und Auftraggeber............................................................................
28
6.2
Forschungsfinanzierung und Forschungsförderer..........................................................
29
7
Weitere Merkmale von Forschungen.............................................................................
31
7.1
Akademische Qualifizierungsarbeiten...........................................................................
31
7.2
Hinweise zum Forschungsansatz...................................................................................
32
8
Publikationsmedien........................................................................................................
33
8.1
Publikationstypen...........................................................................................................
33
8.2
Verlage...........................................................................................................................
34
8.3
Reihen............................................................................................................................
35
8.4
Zeitschriften...................................................................................................................
37
9
Zusammenfassung und Ausblick...................................................................................
41
Literatur.....................................................................................................................................
43
Anlage: Erhebung 2008 - Fragebogen zur Mitteilung von Forschungsarbeiten für die
Datenbank SOFIS (Sozialwissenschaftliches Informationssystem)............................
44
12
1
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Zielsetzung des „Rückblicks“
Zentrales Ziel des sozialwissenschaftlichen Informationsdienstes ist die aktuelle und umfassende
Auskunft über laufende Forschung und (daraus hervorgehende) Literatur der Migrationsforschung
des deutschsprachigen Raums.
Seit 1991 veröffentlicht GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 1 halbjährlich den Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst „Migration und ethnische Minderheiten“ (soFid Migration) in Druckfassung und seit 1999 auch auf CD2 (http://www.gesis.org/Information/soFid/
index.htm). Der Titel des Fachinformationsdienstes verdeutlicht, dass Forschungsthemen zu „ethnischen Minderheiten“ eingeschlossen sind. Erfasst werden alle Typen von Minderheiten, darunter
auch nationale und regionale Minderheiten wie Dänen und Sorben ohne aktuellen Migrationshintergrund (Nauck 2002:367f.). Auf sie entfällt zwar ein marginaler, aber kontinuierlicher Anteil an
der Gesamtheit an Informationen über Forschung und daraus entstandener Literatur. Im Folgenden
wird die Minderheitenforschung unter die Migrationsforschung subsumiert.
Quellen der in den einzelnen Ausgaben enthaltenen Informationen sind die von der GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) und SOFIS
(Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem).
SOLIS referiert Veröffentlichungen wie Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. 3 Zur Sicherung der Vollständigkeit von SOLIS wird die Nationalbibliographie ausgewertet und mit den
Produzenten Grauer Literatur die dauerhafte Zusendung der Neuerscheinungen abgesprochen. In
zunehmendem Maße werden die Websites einschlägiger Institute auf Neuzugänge gesichtet. SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen. 4 Nicht enthalten sind Veröffentlichungen „nicht wissenschaftlicher“ Art aufgrund a) fehlender methodischer Fundierung, b)
ihrer ausschließlichen Adressierung an eine nicht-akademische Öffentlichkeit oder c) einer auf unter drei Seiten verkürzte Darstellung des Themas. Nicht geleistet wird eine Prüfung nach Kriterien
wie „Wissenszuwachs“ oder „Neuigkeitswert“. Jedoch werden Graduierungsarbeiten unterhalb
von Dissertationsschriften nur in Ausnahmefällen erfasst.
SOFIS wird bei den Forschungseinrichtungen der deutschsprachigen Länder durch jährliche Erhebungen und Auswertungen verschiedenster Quellen (Websites der Institute sowie der Forschungsförderer) gespeist. Ein Selbst-Meldeverfahren ist eingerichtet: http://www.gesis.org/dienstleistungen/fachinformationen/datenbanken-informationssysteme/forschungsdatenbank-sofis/erhebung/.
1
2
3
4
Vormals Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher
Institute e.V.
CD mit den jeweils fünf vorausgehenden Halbjahresausgaben. Die CD deckt somit einen Berichtszeitraum von drei Jahren ab.
Erfasst werden folgende Disziplinen: Soziologie, Methoden der Sozialwissenschaften, Demographie, Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Ethnologie, Sozialpolitik, Bildungsforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Sozialpsychologie, historische Sozialforschung und weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie zum Beispiel Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie und Sozialwesen. Fachlich außerhalb des Rahmens liegen die Rechtswissenschaften und die Pädagogik unter dem Aspekt „Sprache“.
In geringem Umfang sind wichtige, vorwiegend englischsprachige Veröffentlichungen enthalten, die
Partner beim Aufbau von SOLIS zuliefern. Die nachgewiesenen 9.220 Veröffentlichungen verteilen sich
auf die einzelnen Erscheinungsländer wie folgt: Deutschland 8.206, Österreich 431, Schweiz 338, USA
65, Frankreich 62, Großbritannien 43, Belgien 26, Niederlande 25, Luxemburg 13, Italien 4, Griechenland 2 sowie Dänemark, Spanien, Finnland, Irland und Polen je 1. Die deutschsprachigen Länder haben
mit 8.975 Titeln einen Anteil von 97% an allen Veröffentlichungen.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
13
(Siehe hierzu auch den Erhebungsbogen im Anhang). SOFIS deckt weitgehend die sozialwissenschaftliche Forschung ab.5
Informationsumfang und -inhalte von SOFIS und SOLIS sind gegenüber anderen Bibliographien
deutlich erweitert, um den Lesern Entscheidungsgrundlagen zu bieten. Die Informationsinhalte
beider Bestände ergänzen sich: Die Forschungsinformationen enthalten Hinweise zur institutionell-organisatorischen Einbettung des Vorhabens und seiner Finanzierung, zu den verwendeten
Methoden und den zugrunde liegenden Daten sowie zu Arbeitspapieren und ersten Veröffentlichungen bzw. Ankündigungen von Publikationen. Diese Literaturhinweise dienen noch vor Verlagsankündigungen als erste Informationen. Die Literaturangaben aus SOLIS verfügen immer
über Abstracts. Weiterhin erfüllen Übersetzungen der Titel ins Englische durch Native Speaker
die Voraussetzung für nicht deutschsprachige Nutzer, die über das Angebot der Datenbank auf internationaler Ebene durch sowiport6 und STN7 angesprochen werden.
Die Informationen zur Migrationsforschung werden verschiedenen Themengruppen zugeordnet.
Die thematische Gliederung wurde 1999 in Zusammenarbeit mit dem damaligen Landeszentrum
für Zuwanderung in Nordrhein Westfalen (LzZ)8 neu festgelegt. Auch nach Beginn der Kooperation mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Jahr 2006 wurde die Kapitelstruktur bis
Ende 2008 nur unwesentlich verändert. Die 20 Ausgaben dieser zehn Jahre liegen in einer Datenbasis vor, die sich für strukturelle Beschreibungen und Vergleiche anbietet. Im folgenden wird sie
benutzt, um folgenden Fragen nachzugehen:
1. Wie haben sich im Zeitraum von 1999 bis 2008 die Forschungsvorhaben und Veröffentlichungen quantitativ entwickelt?
2. Welchen Verlauf haben die in 24 Kapitel und Unterkapitel enthaltenen Themen genommen?
3. Inwieweit unterscheidet sich die Migrationsforschung von den Sozialwissenschaften insgesamt?
4. Konzentriert sich die migrationswissenschaftliche Forschung auf bestimmte Institutionen und
liegen Forschungskooperationen vor?
5. Welche Bedeutung haben Forschungsförderung und Auftragsforschung für die Migrationsforschung?
6. Welche Forschungstypen liegen vor? Und welche Rolle spielt die Migrationsforschung im
Rahmen von akademischen Qualifikationsarbeiten?
7. Welche Publikationsmedien werden in der Migrationsforschung benutzt? Und welche Verlage,
Reihen und Zeitschriften sind für die Migrationsforschung von Relevanz?
5
6
7
8
Über den fachlichen Rahmen von SOLIS hinaus deckt SOFIS zusätzlich die Bereiche Psychologie, Erziehungs- und Wirtschaftswissenschaften ab.
Sozialwissenschaftliches Fachportal sowiport.de mit zur Zeit rund 2,5 Millionen Nachweisen zu Literatur
und Forschungsprojekten aus 14 nationalen und internationalen Datenbanken (u.a. CSA Sociological Abstracts).
The Scientific and Technical Information Network (STN International) beim Fachinformationszentrum
(FIZ) Karlsruhe - Gesellschaft für wissenschaftlich-technische Information mbH mit einem umfassenden
internationalen Angebot an Datenbanken aus Wissenschaft, Technik und Patentwesen.
Nach der Überleitung der Aufgaben des LzZ in das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und
Integration des Landes Nordrhein-Westfalen kooperiert GESIS seit Anfang des Jahres 2006 mit dem
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
14
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Nachfolgend werden diese Fragen anhand von quantitativen Auswertungen zur Struktur der Migrationsforschung und -literatur erörtert. Im Vordergrund steht die Beschreibung der Befunde. Die
inhaltliche Diskussion der Entwicklung von Themen, Forschungen und Publikationen bzw. Publikationsverhalten (Schuh 2009) bleibt weiteren Ausführungen vorbehalten.
Eine erste Auswertung anhand der Datenbanken SOLIS und FORIS zur Thematik „Flucht und
Asyl“ nahm Schock (1995) vor. Und einen ersten Überblick zur Migrationsforschung für den Zeitraum von Mitte 1996 bis Mitte 1999 legten Ohly/Sack (2000) vor. Behandelt wurden verschiedene
Aspekte zu Veröffentlichungen und Forschungsarbeiten. Zudem wurden inhaltliche Schwerpunkte
von Literatur und Forschung dargestellt. Beide Datenbanken dienen auch anderen Forschungsfeldern zur quantitativen Bestandsaufnahme, wie Kollmorgen (2009) aktuell für die „Ostdeutschlandforschung“ zeigt. Daneben dient die Datenbank SOLIS als Datengrundlage für die Bibliographie zur deutschen (bzw. deutschsprachigen) Soziologie seit 1945 (Herfurth et al. 2002).
2
Anmerkungen zur Vorgehensweise
Der „Rückblick“ weist folgendes Design auf. Zähleinheiten im Forschungsbereich sind Beschreibungen von Forschungsvorhaben, wie sie von den forschenden Personen in den jährlichen Erhebungen angegeben bzw. auf den Websites der Institute und Drittmittelgeber veröffentlicht werden.
Die Begriffe Forschungsvorhaben, -projekt und -arbeit werden hierbei synonym verwendet. Das
Spektrum der Vorhaben reicht hinsichtlich des Umfangs vom Ein-Personen-Projekt im Rahmen
der Promotion bis hin zum Großprojekt unter Zusammenschluss von mehreren Einrichtungen, wobei gegebenenfalls verschiedene Förderquellen genutzt werden. (Zur Illustration der erfassten
Merkmale ist der Erhebungsbogen als Anlage beigefügt).
Für die Literaturerfassung sind die Zähleinheiten die Verlagsveröffentlichungen und die so genannte Graue Literatur. Gezählt werden Monographien, Beiträge in Sammelwerken und Zeitschriftenaufsätze.9 Soweit in elektronischer und Druckform zugleich publiziert wird, verweist eine
Literaturinformation zwar auf beide Formen, zählt aber nur einmal. Neuauflagen führen lediglich
zur Aktualisierung der Erstreferenz, es sei denn, die Ausgabe wird als völlig überarbeitet ausgewiesen. Mehrfachveröffentlichungen desselben Titels in unterschiedlichen Medien werden allerdings nicht abgeglichen und nicht auf eine einzige Referenz mit mehreren Quellenangaben zusammengeführt.
Die Zähleinheiten von Forschung und Literatur stehen in komplementärem Verhältnis zueinander.
Nur die Forschungsinformation vermag a) den institutionellen Kontext mit Forschungsbeteiligungen, Finanzierungen und Auftragsvergaben zu beleuchten sowie b) erste Informationen zu Forschungsbemühungen zu liefern. Die Literaturinformation vermittelt zugleich ein Bild der Veröffentlichungspraxis. Sie ergänzt die Forschungsinformation und zeigt, dass Forschung nicht immer
projektförmig von statten geht. Eine Addition der Zähleinheiten von Forschung und Literatur führt
nicht zwingend zu Doppelzählungen (z.B. wird eine Dissertationsarbeit als Ein-Personen-Vorhaben für SOFIS und als Veröffentlichung in SOLIS gemeldet), weil Überlappungen quantitativ bemerkenswert gering ausfallen. Sie im Einzelfall auszumachen und zu berücksichtigen, führt jedoch zu einem nicht leistbaren Aufwand.
9
Unabhängig von der Beitragserschließung wird eine Referenz zum Sammelwerk selbst angelegt und erschlossen. Jedoch können aufgrund knapper Ressourcen nur soziologische und politikwissenschaftliche
Beiträge zusätzlich mit je einer kompletten Referenz ausgewertet werden.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
15
Schließlich ist auf die untersuchten Dokumentmengen in den beiden Bereichen Literatur und Forschung sowie die ihnen zugrunde liegenden Ausgangs- oder Grundbestandsmengen hinzuweisen
(siehe Übersicht 1).
Übersicht 1: Untersuchungs- und Grundbestand von Literatur und Forschung
Untersuchungsbestand
Grundbestand
Literatur
In den 20 Ausgaben der Jahre 1999 bis 2008 sind
9.220 Literaturreferenzen enthalten.10
Die Grundgesamtheit umfasst 142.228 Literaturreferenzen, aus der die Dienste erstellt wurden. Sie betrifft im Wesentlichen den Dokumentenzugang der Erscheinungsjahre 1998 bis 2007.
Forschung
In den 20 Ausgaben der Jahre 1999 bis 2008 sind
3.575 Forschungsreferenzen enthalten. Zu beachten ist, dass darin Aktualisierungen zuvor gemeldeter Vorhaben jeweils zählen. Werden die Referenzen auf eine Informationseinheit zurückgeführt
und Löschungen aufgrund der Meldung nicht ausgeführter Forschung berücksichtigt, verbleiben
2.516 Vorhaben im Untersuchungsbestand.11
Die Grundgesamtheit umfasst 46.941 Forschungsreferenzen der Erhebungsjahrgänge 1998 bis 2007, die ein Jahr zeitversetzt
den Recherchen der soFid-Einzelausgaben zugrunde lagen. Auch hier sind die
Meldungen singularisiert und um Löschungen bereinigt. D.h. Projekte werden
unabhängig von der Laufzeit nur einmal
gezählt.
Um die Dokumentmengen näher zu charakterisieren, werden verschiedene Variablen benutzt, die
in der nachfolgenden Übersicht 2 aufgelistet sind. Soweit von Bedeutung werden auch die Qualität
bestimmenden Regelungen für die Behandlung von Variablen angesprochen.
10 Im Vergleich mit der Verlaufsstatistik ist ein Verlust von 119 Dokumenten (1%) zu verzeichnen, der sich
im Wesentlichen mit der Entfernung von Dubletten und in Einzelfällen mit nicht mehr identifizierbarer
Grauer Literatur (URL) erklärt.
11 Vermutlich werden weitaus mehr Projekte nicht zu Ende geführt, deren Abbruch jedoch nicht gemeldet
wird.
16
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Übersicht 2: Variablen zur Charakterisierung der Dokumentmengen
Personennamen
Bei Forschungsinformationen handelt es sich um Bearbeiter und Leiter von Projekten
bzw. bei Graduierungsarbeiten um Betreuer. Bei Publikationen sind es die Verfasser und
Herausgeber. Personennamen werden nicht mit der Gemeinsamen Personennamensdatei
der Deutschen Nationalbibliothek abgeglichen12.
Körperschaften
In den Forschungsinformationen fungieren Körperschaften als (1) forschende, (2) finanzierende und (3) Auftrag gebende Einrichtungen.
Forschungseinrichtungen sind universitär und außeruniversitär identifizierbare Einheiten
der Forschung. Die Identifikation orientiert sich an den Firmierungen sowie an Erfordernissen der postalischen und elektronischen Erreichbarkeit. Einzelforscher (Wissenschaftler/innen ohne institutionelle Einbindung) werden wie eine Forschungseinrichtung behandelt. Im Publikationskontext treten Körperschaften vorwiegend als Herausgeber auf. Dort
sind sie weitgehend komplementär zur Gruppe der Forschungseinrichtungen. Die Ansetzung von Körperschaftsnamen kontrolliert GESIS streng, folgt jedoch nicht bibliothekarischen Regeln.13
Verlagsnamen,
Zeitschriften und
Reihentitel
Diese folgen den bibliothekarischen Regeln und sind streng kontrolliert.
Fach- bzw.
Kapitelstruktur
bzw. thematische
Gliederung
Dies ist die fachliche Gliederung von Themen der halbjährlich erscheinenden soFid-Ausgaben im Zeitraum von 1999 bis 2008, die 20 Ausgaben umfassen. Ausgehend von einem
disziplinspezifischen Grundmuster wurde die Migrationsforschung thematisch gruppiert.
Einige Kapitel bestehen aus mehreren Unterkapiteln.
Qualifizierungsarbeiten
Die Informationen zu Forschungen und Veröffentlichungen enthalten ggf. den Hinweis
auf eine akademische Graduierung.
Forschungsansatz Forschung wie auch Literatur wird hinsichtlich der angewandten Methoden mittels vorgegebener Begriffe eingeordnet. Die Kennzeichnung geschieht für die Forschung durch die
meldenden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf dem Erhebungsbogen (siehe
Anhang), für Internetquellen und Literatur durch die Inhalts-Erschließenden Dokumentare.
Kalenderjahre
Sie bilden die Zeitschiene, auf die Forschungsmeldungen und Veröffentlichungen bezogen werden, um Entwicklungen aufzuzeigen. Für Literaturinformationen ist dies das Jahr,
in dem der soFid-Dienst eine Veröffentlichung abbildet. Die Zeitspanne zwischen dem
Erscheinen einer Publikation und ihrem soFid-Angebot liegt für die Referenzen mehrheitlich bei einem Jahr.
Eine Vorhabenmitteilung wird unabhängig von seiner Laufzeit im Erhebungsjahr rubriziert. Ein „Erhebungsjahr“ beginnt jeweils im Oktober und wird mit dem betreffenden
Jahr benannt. In der Regel gehen die Rückläufe in die soFid-Bände des folgenden Jahres
ein. Aktualisierungen einer Forschungsreferenz werden in darauf folgenden soFid-Bänden berücksichtigt. Diese Wiederholungen bzw. Mehrfachnennungen führen zu einer
Überhöhung der Verlaufsstatistik. Die Bestandsanalyse greift jedoch auf singularisierte
Informationen zurück. Diese sind zugleich auf dem aktuellsten Stand.
12 Soweit abweichende Schreibweisen im Erfassungsvorgang nicht erkannt und vereinheitlicht werden können, gehen sie in den Namensbestand ein. Den Namensversionen bleiben die Forschungs- und Publikationsbeteiligungen je zugeordnet, was sich bei einer quantitativen Darstellung auswirkt.
13 Es findet kein Abgleich mit der Gemeinsamen Körperschaftsdatei der Deutschen Nationalbibliothek statt.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
17
Um Häufigkeiten und Streuung von Variablen in den Bereichen von Forschung und Literatur darzustellen, werden die Variablenwerte dreistufig skaliert. In der Regel wird die in Übersicht 3 enthaltene Einteilung verwendet.
Übersicht 3: Skalierung von Variablenwerten
einmalige Nennung
kennzeichnet ein eher zufälliges oder experimentelles Eintreffen
zwei- bis unter zehnmalige Nennungen
verdeutlichen intensives Bemühen
zehnmalige und häufigere Nennungen
signalisieren einen Schwerpunkt
Ein grundsätzliches Problem quantifizierender Aussagen ist, dass auch ein relativ langer bzw. mittelfristiger Zeitraum von zehn Jahren zur Unterrepräsentation führen kann, z.B. von Wissenschaftlern/Wissenschaftlerinnen, wenn sie im ausgewiesenen Zeitraum früh ausgeschieden bzw. spät
eingetreten sind. Der Vergleich mit den Angaben von Ohly/Sack (2000:251) zeigt, dass Autoren
zwischen Mitte 1996 und Mitte 1999 nicht genannt, sondern erst im Zeitraum danach erfasst sind
und umgekehrt.
3
Forschungen und Veröffentlichungen
3.1
Entwicklung von Forschungs- und Literaturhinweisen
Der Zehnjahresverlauf beider Informationstypen14 zeigt nahezu eine Verdopplung der nachgewiesenen Forschungs- und Literaturdokumente (siehe Tabelle 1). Zu den Ursachen eines unsteten
Verlaufs zählen produktionsbedingte Schwankungen der Informationsbereitstellung sowie das
eher zufällige Erscheinen von mehreren Sammelbänden zur gleichen Zeit, deren Dokumentation
auf Beitragsebene zu Schwankungen führen konnte.
Bei der Betrachtung des Zehnjahresverlaufs ist zu berücksichtigen, dass schon in 2003 der Informationsumfang die Grenze der Bindefähigkeit einer Buchpublikation erreicht hatte. Infolge war
auf die Einhaltung von Relevanzkriterien genauer zu achten. Weil die Geschichtswissenschaften
von anderen Informationsstellen bedient werden, wurde die Ausblendung der historischen Rassismus- und Antisemitismusforschung beschlossen, die bis dahin in Kapitel 16.2 „Diskriminierung
und Rassismus“ angesiedelt war. Im Jahr 2007 wurden erneut die bindetechnisch gesetzten Grenzen deutlich überschritten (plus 84% im Vergleich zum Ausgangsjahr 1999). Die Zunahme setzte
sich 2008 (plus 64% im Vergleich zu 1999) nur noch abgeschwächt fort. Der betrachtete Zeitraum
von zehn Jahren ist jedoch zu kurz und der Zahlenverlauf zu unstet, um in der jüngsten Abnahme
an Forschungen und Veröffentlichungen einen Wendepunkt im Wachstum der Migrationsforschung erkennen zu können.
14 Zur Zeitachse siehe 'Kalenderjahre' in Übersicht 2.
18
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Tabelle 1: Entwicklung von Forschungs- und Literaturhinweisen 1999-2008
Nr.
Kapitel
1
Demographie,
stat. Informationen
31
25
28
29
35
21
39
29
34
27
298
2,3%
2
Migrationsverhalten
17
38
35
32
39
61
51
72
68
61
474
3,7%
3
internat. Migration,
übergreifende Themen
60
61
58
78
113
86
81
44
87
72
740
5,7%
4
Sozioökonomische
Themen
60
84
75
77
116
102
114
105
121
118
972
7,5%
5-7
Migrations- und
Minderheitenpolitik
179
163
214
215
281
222
234
237
349
345
2.439 18,9%
98
89
87
107
96
97
98
99
127
124
1.022
102
144
129
138
153
182
197
213
274
322
1.854 14,4%
8-10 Staatliche, private
Migrationsarbeit
11-12 Sozialisation, Bildung
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Summe
i.v.H.
7,9%
13
Lebenslagen
95
124
99
120
114
108
82
103
156
142
1.143
8,9%
14
Remigration
8
7
5
3
7
4
8
5
11
9
67
0,5%
15
Medien und Migranten
29
26
31
37
23
32
33
31
36
46
324
2,5%
16
Multikulturalismus,
Ethnizität, Rassismus
172
238
253
322
283
193
186
219
272
203
17
Migrations- und
Minderheitengeschichte
82
121
164
151
150
145
121
86
161
59
Summe
Index zu 1999
2.341 18,1%
1.240
9,6%
933 1.120 1.178 1.309 1.410 1.253 1.244 1.243 1.696 1.528 12.914 100,0%
100% 120% 126% 140% 151% 134% 133% 133% 182% 164%
-
-
Wie die Angaben in Tabelle 2 zeigen, haben sich die Themen „Sozialisation“ und „Bildung“ verdreifacht, wobei im gesamten Zeitverlauf eine anhaltende Zunahme vorliegt. Im gleichen Zeitraum haben sich die Themen „Migrationsverhalten“, „Migrationspolitik“ und „sozioökonomische
Fragestellungen“ mit den Schwerpunkten soziale Sicherung, Arbeitsmarkt und Beschäftigungsbedingungen verdoppelt. Auch die Themen „Lebenslagen“ und „Medien“ erfuhren eine deutlichere
Zunahme, während alle anderen Bereiche in etwa auf dem Niveau des Ausgangsjahres blieben.
Besonders stark besetzt ist das Kapitel 16. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass sich dieses aus
zwei Unterkapiteln zusammensetzt und die Themen „Nation, Ethnizität und Kultur“ (16.1) sowie
„Rassismus und Diskriminierung“ (16.2) umfasst. Generell ist bei einem Vergleich der Kapitel zu
bedenken, dass einige Kapitel eine Thematik bzw. mehrere Themen abdecken, während andere
Kapitel nur ein einziges Thema beinhalten, wie z.B. Kapitel 14 „Remigration“ oder Kapitel 15
„Medien“, wobei ersteres noch enger gefasst ist. Thematische Relevanz lassen sich aus den Angaben von Tabelle 1 und 2 daher nur bedingt ableiten. Die Abbildung inhaltlicher Schwerpunkte von
Forschung und Literatur muss über weitere Erschließungsvorgänge erfolgen. Gleichwohl ist festzustellen, dass im Kontext der Diskussion um Integration insbesondere Fragen der Sozialisation
und Bildung gerade in den letzten Jahren einen erheblichen Zuwachs an wissenschaftlicher Aufmerksamkeit erfahren haben.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
19
Tabelle 2: Index-Entwicklung von Forschungs- und Literaturhinweisen 1999-2008
Nr.
Kapitel
11-12 Sozialisation, Bildung
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Summe i.v.H. Wachstum
102
144
129
138
153
182
197
213
274
322
1.854 14,4% dreifach
474 3,7% doppelt
2
Migrationsverhalten
17
38
35
32
39
61
51
72
68
61
4
Sozioökonomische
Themen
60
84
75
77
116
102
114
105
121
118
972 7,5%
5-7
Migrations-,
Minderheitenpolitik
179
163
214
215
281
222
234
237
349
345
2.439 18,9%
13
Lebenslagen
95
124
99
120
114
108
82
103
156
142
1.143 8,9%
15
Medien und Migranten
29
26
31
37
23
32
33
31
36
46
324 2,5%
1
Demographie,
stat. Informationen
31
25
28
29
35
21
39
29
34
27
298 2,3%
3
internat. Migration,
übergr. Themen
60
61
58
78
113
86
81
44
87
72
740 5,7%
98
89
87
107
96
97
98
99
127
124
1.022 7,9%
8
7
5
3
7
4
8
5
11
9
67 0,5%
172
238
253
322
283
193
186
219
272
203
2.341 18,1%
82
121
164
151
150
145
121
86
161
59
1.240 9,6%
8 -10 Staatliche, private
Migrationsarbeit
14
Remigration
16
Multikulturalismus,
Ethnizität, Rassismus
17
Migrations-,
Minderheitengeschichte
Summe
Index zu 1999
3.2
933 1.120 1.178 1.309 1.410 1.253 1.244 1.243 1.696 1.528 12.914 100%
100% 120% 126% 140% 151% 134% 133% 133% 182% 164%
-
-
1,5
gleich
-
Forschungshinweise – Entwicklung der Themenbereiche
Im Zehn-Jahresverlauf lagen 3.575 migrationswissenschaftliche Forschungshinweise vor. Ohne
Mehrfachnennungen und Löschungen von Projekten verbleiben 2.516 Vorhaben. Sie machen
5,4% des SOFIS-Gesamtbestands mit insgesamt 46.941 Referenzen aus. Rein quantitativ nahm
der Forschungsumfang im Verhältnis zum Literaturaufkommen nur noch abgeschwächt zu: In
2007 wird ein Zuwachs von 73% und in 2008 ein Zuwachs von 48% im Vergleich zu 85% bzw.
71% gegenüber dem Ausgangsjahr 1999 erreicht (siehe Tabelle 3 und 4).
Auszumachen sind in 2002 und 2007 jeweils deutliche Zuwächse gegenüber dem Vorjahr (siehe
Tabelle 3). Wegen der Vorlaufzeiten von Forschung können sie mit etwaigen aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen jedoch nicht immer unmittelbar in Verbindung gebracht werden.
Hierzu bedarf es gesonderter Analysen. Der Verlauf der einzelnen Kapitel zeigt aber, dass Themen zur Staatsbürgerschaft und zur politischen Partizipation verstärkt bearbeitet wurden. Ein anhaltendes bzw. gewachsenes Interesse zeigt sich auch für die Themen sozioökonomische Aspekte
der Migration (Kapitel 4.1), Maßnahmen von Staat und Wohlfahrtsverbänden (Kapitel 8), Sozialisation (Kapitel 11), Bildung (Kapitel 12), Lebenslagen (Kapitel 13.1) und Medien (Kapitel 15).
Dagegen ist für das Thema Migration und Europäische Union (Kapitel 5.4) ein - wider Erwarten –
gleich bleibender Verlauf ersichtlich. Beachtenswert ist auch der Verlauf von Kapitel 14, der ein
anhaltend geringes Interesse an Themen zur Remigration signalisiert. Der Einbruch im Verlauf
20
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
des Unterkapitels 16.2 „Rassismus und Diskriminierung“ in 2004 und 2008 ist wesentlich auf den
oben schon angesprochenen Verzicht auf historische Themen insbesondere der Antisemitismusforschung zurückzuführen.
Tabelle 3: Entwicklung der Forschungshinweise 1999-2008
Nr. Kapitel
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Summe i.v.H.
1
Demographie, stat. Information
7
5
9
8
5
2
3
3
3
5
50 1,4%
2
Migrationsverhalten
7
6
8
7
10
15
12
18
17
21
121 3,4%
3
internat. Migration, übergr.
Themen
10
5
14
13
25
20
8
4
13
13
125 3,5%
4.1 sozioök. Migrationsfolgen
für VW, AM, SozSich
13
10
10
10
17
10
13
13
21
14
131 3,7%
4.2 Unternehmen, etc.
10
10
13
15
18
21
15
25
18
11
156 4,4%
5.1 Migrations-, Ausländerpolitik
13
9
9
6
7
15
7
4
13
10
93 2,6%
5.2 Asylpolitik
4
2
0
0
1
0
1
1
2
1
12 0,3%
5.3 Vertriebene, Aussiedler
1
0
0
0
0
1
0
1
0
1
4 0,1%
14
10
9
18
9
11
6
10
13
12
112 3,1%
5.5 Migrationspolitik inter- u.
supranat.
7
3
3
2
4
4
2
0
1
0
26 0,7%
6
Staatsbürgerschaft, Minderheitenrechte
2
6
8
13
10
5
7
9
11
11
82 2,3%
7
Politische, soziale Partizipation
7
5
4
3
13
7
8
6
12
14
79 2,2%
8
Staatliche, private
Migrationsarbeit
17
6
13
7
14
10
20
19
20
28
154 4,3%
9
kommunale Kontexte
15
16
14
18
15
16
14
16
20
12
156 4,4%
10
Migration und Gesundheit
8
22
9
20
12
6
10
8
17
14
126 3,5%
11
Sozialisation
16
21
24
23
18
18
15
28
45
40
248 6,9%
12
Bildung
34
32
38
35
42
35
82
53
85
99
535 15,0%
13.1 Lebenslagen
25
31
25
38
39
28
18
24
37
35
300 8,4%
13.2 Lebenslagen der Türken
6
7
10
10
9
10
6
8
12
6
84 2,3%
14
Remigration
5
1
1
0
1
0
1
2
3
3
17 0,5%
15
Migration und Medien
6
3
3
5
7
8
12
6
8
16
74 2,1%
8
12
12
15
14
11
6
12
14
11
115 3,2%
16.2 Rassismus, Diskriminierung
12
25
30
49
41
27
31
25
33
20
293 8,2%
17
38
49
38
67
60
53
47
28
76
26
482 13,5%
285
296
304
382
391
333
344
323
494
423
3.575 100%
5.4 Migration und EU
16.1 Multikulturalismus, Ethnizität
Migrations- und
Minderheitengeschichte
Summe
Index zu 1999
100% 104% 107% 134% 137% 117% 121% 113% 173% 148%
-
-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
3.3
21
Veröffentlichungsaufkommen – Entwicklung der Themenbereiche
Die 9.22015 migrationswissenschaftlichen Titel machen 6,5% des SOLIS-Grundbestands mit
142.228 Literaturreferenzen aus. Im Vergleich dazu liegt der Anteil für SOFIS mit 5,4% um einen
Prozentpunkt darunter (siehe Kapitel 3.1).
Die Entwicklung der Literaturhinweise nach einzelnen Kapiteln zeigt Tabelle 4. Keine Verstärkung gegenüber Ende der 1990er Jahre erfahren die Themen Demographie und Statistik (1), Asylpolitik (5.2) und internationale Migrationspolitik (5.5). Die Themen Vertriebene und Aussiedler
(5.3) sowie Remigration (14) finden in Publikationen nahezu keinen Niederschlag. Geringfügig
wachsen die Themen Migranten im kommunalen Kontext (9), Medien (15), Lebenslagen (13.1
bzw. 13.2), Rassismus und Diskriminierung (16.2) und Geschichte der Migration (17). Eine Verdoppelung erfahren die Themen sozioökonomische Migrationsfolgen (4.1), Migrations- und Ausländerpolitik (5.1) sowie europäische Migrationspolitik (5.4). Eine Verdreifachung besteht bei den
Themen Migrationsmotive und –verhalten (2), Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Menschenund Minderheitenrechte (6) sowie politische und soziale Partizipation (7), Sozialisation (11) und
Bildung (12).
Tabelle 4: Entwicklung der Literaturhinweise 1999-2008
Nr.
Kapitel
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Sum- i.v.H.
me
1
Demographie, stat.
Informationen
24
20
19
21
30
19
36
26
31
22
248
2,7%
2
Migrationsverhalten
10
32
27
25
29
46
39
54
51
40
353
3,8%
3
internationale Migration
50
56
44
65
88
66
73
40
74
59
615
6,6%
4.1
sozioök. Migrationsfolgen
für VW, AM, SozSich
30
44
26
34
60
47
62
47
63
80
493
5,3%
4.2
Unternehmen, etc.
7
20
26
18
21
24
24
20
19
13
192
2,1%
5.1
Migrations-, Ausländerpolitik
38
47
57
50
97
82
55
55
89
87
657
7,0%
5.2
Asylpolitik
15
5
7
6
17
15
13
9
14
13
114
1,2%
5.3
Vertriebene, Aussiedler
2
1
3
2
2
3
2
2
3
5
25
0,3%
5.4
Migration und EU
24
27
46
40
58
27
50
46
71
56
445
4,8%
5.5
Migrationspolitik inter-,
supranational
20
6
14
22
12
14
13
10
11
19
141
1,5%
6
Staatsbürgerschaft,
Minderheitenrechte
25
33
42
42
40
25
46
59
65
84
461
4,9%
7
Politische, soziale
Partizipation
7
9
12
11
11
13
24
25
44
32
188
2,0%
8
Staatliche,
private Migrationsarbeit
19
11
12
19
22
19
21
15
29
18
185
2,0%
9
kommunale Kontexte
24
26
29
30
16
21
22
26
30
42
266
2,8%
10
Migranten und Gesundheit
15
8
10
13
17
25
11
15
11
10
135
1,4%
15 Im Vergleich zur jährlichen Verlaufsstatistik ist ein Verlust von 119 Dokumenten (1%) zu verzeichnen;
siehe Fußnote 10.
22
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Nr.
Kapitel
11
Sozialisation
24
51
31
44
41
45
34
57
51
89
467
5,0%
12
Bildung
28
40
36
36
52
84
66
75
93
94
604
6,5%
13.1 Lebenslagen
47
77
54
54
55
61
44
56
81
77
606
6,5%
13.2 Lebenslagen der Türken
17
9
10
18
11
9
14
15
26
24
153
1,6%
3
6
4
3
6
4
7
3
8
6
50
0,5%
23
23
28
32
16
24
21
25
28
30
250
2,7%
16.1 Multikulturalismus,
Ethnizität
74
89
84
81
63
48
67
71
118
78
773
8,3%
16.2 Rassismus, Diskriminierung
78
112
127
177
165
107
82
111
107
94 1.160 12,4%
17
44
72
126
84
90
92
74
58
85
648
824
874
927 1019
920
900
14
Remigration
15
Migration und Medien
Geschichte der Migr.,
Minderheiten
Summe
Index zu 1999
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Sum- i.v.H.
me
33
Forschungseinrichtungen
4.1
Kooperation und Konzentration von Forschung
8,1%
920 1.202 1.105 9.33910 100%
100% 127% 135% 143% 157% 142% 139% 142% 185% 171%
4
758
-
-
Für den Zehnjahreszeitraum gehen 2.516 Forschungsvorhaben zur Migrationsforschung in die Untersuchung ein. Diese Vorhaben wurden in 1.449 Forschungseinrichtungen16 durchgeführt. Enthalten Vorhabenbeschreibungen mehr als eine forschende Einrichtung, handelt es sich um ein „kooperatives Projekt“. Das führt zu 2.977 Beteiligungen, woraus sich ein Wert von 1,18 Beteiligungen je Forschungsvorhaben ergibt. Dieser Wert deutet auf der informationellen Grundlage des soFid an, dass Migrationsforschung eher selten in Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen stattfindet. Dieser Durchschnittswert ist jedoch zu relativieren: Auf personeller Ebene wird
durchaus kooperativ geforscht, ohne dass aber das (berichtete) Vorhaben den Status eines Kooperationsprojektes mit gleichwertig benannten Forschungseinrichtungen erhält. Diese Form personeller Zusammenarbeit bildet die Forschungsreferenz auch ab, indem sie das Personen-Namensfeld mit dem abweichenden Institutsnamen ausweist. Dieser kooperative Modus kann hier jedoch
nicht zusätzlich ausgewertet werden.
Im ausgewiesenen Zehnjahreszeitraum meldeten 24 Forschungseinrichtungen zehn und mehr Forschungsvorhaben. Ihr Anteil an allen beteiligten Instituten betrug lediglich 2%. Auf sie entfallen
425 Vorhaben, womit sie 14% der gesamten berichteten Forschung bewältigen. Weit mehr als die
Hälfte der Forschungseinrichtungen ist dagegen nur an einem Vorhaben beteiligt. Mit mindestens
16 Forschungseinrichtungen sind universitär wie auch außeruniversitär identifizierbare Einheiten der Forschung. GESIS orientiert sich an ihren Firmierungen in Verbindung mit gezielter postalischer und elektronischer Erreichbarkeit. Dieses Bemühen begründet sich aus dem Auftrag, die Nutzer der bereitgestellten Informationen möglichst direkt an die Wissenschaft heranzuführen.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
23
zwei, aber weniger als zehn Vorhaben ist gut ein Drittel der Forschungsinstitute befasst (siehe Tabelle 5). Rund zwei Drittel der Projekte wird somit von gut einem Drittel der Institute bearbeitet.
Tabelle 5: Forschungseinrichtungen nach Projektbeteiligungen
Forschungseinrichtungen nach
Anzahl bearbeiteter Vorhaben
Anzahl Forschungseinrichtungen
Anzahl Projektbeteiligungen
abs.
in v.H.
abs.
in v.H.
>= 10
24
2%
425
14%
2-9
518
36%
1.645
55%
1
907
62%
907
31%
1.449
100%
2.977
100%
Summe
Von den 24 Forschungseinrichtungen mit mindestens zehn Projektvorhaben haben sechs Institute
zwanzig und mehr Vorhaben und vier Institute mindestens 30 Vorhaben angemeldet. Zu den sechs
Instituten gehören: Stiftung Zentrum für Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen; Institut
für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, Universität Bielefeld; Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien -IMIS-, Universität Osnabrück; Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung e.V. -BIVS-; europäisches forum für migrationsstudien -efms-, Institut an
der Universität Bamberg; Swiss Forum for Migration and Population Studies, Université de
Neuchâtel. Die nachfolgende Übersicht 4 listet die 24 Einrichtungen mit 10 und mehr Vorhaben
alphabetisch auf.
Übersicht 4: Forschungsinstitute mit zehn und mehr Forschungsvorhaben
Forschungsinstitute mit zehn und mehr Vorhaben
Anzahl
Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin <Alice-Salomon-Platz 5,
12627 Berlin>
11
Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung e.V. -BIVS- <Schliemannstr. 23, 10437 Berlin>
31
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge <90343 Nürnberg>
14
europäisches forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität Bamberg <Katharinenstr.
1, 96052 Bamberg>
27
Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Professur für vergleichende Kulturund Sozialanthropologie <Postfach 1876, 15207 Frankfurt an der Oder>
17
Hamburger Institut für Sozialforschung <Mittelweg 36, 20148 Hamburg>
11
Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät I, Institut für Europäische Ethnologie <Unter
den Linden 6, 10099 Berlin>
15
Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Vergleichende Strukturanalyse <Unter den Linden 6, 10099 Berlin>
10
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit -IAB- <Regensburger
Str. 104, 90478 Nürnberg>
10
Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur e.V. an der Universität Leipzig <Goldschmidtstr. 28, 04103 Leipzig>
14
24
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Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Forschungsinstitute mit zehn und mehr Vorhaben
Anzahl
Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen <Altendorfer Str. 3,
45127 Essen>
37
Technische Universität Berlin, Fak. I Geisteswissenschaften, Zentrum für Antisemitismusforschung
<Ernst-Reuter-Platz 7, TEL 9-1, 10587 Berlin>
18
Universität Bern, Philosophisch-Historische Fakultät, Institut für Sozialanthropologie <Länggassstr.
49a, 3000 Bern 9, Schweiz>
15
Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Center on Migration, Citizenship and Development -COMCAD- <Postfach 100131, 33501 Bielefeld>
10
Universität Bielefeld, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung <Postfach 100131,
33501 Bielefeld>
36
Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften
<Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen>
10
Universität Hamburg, Fak. für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft,
Arbeitsstelle Interkulturelle Bildung <Von-Melle-Park 8, 20146 Hamburg>
13
Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Forschungsstelle für interkulturelle Studien
<Gronewaldstr. 2, 50931 Köln>
16
Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung -MZES- Arbeitsbereich A Die Europäischen Gesellschaften und ihre Integration <68131 Mannheim>
16
Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften, Arbeitsstelle Interkulturelle Pädagogik <Georgskommende 33, 48143 Münster>
12
Universität Oldenburg, Interdisziplinäres Zentrum für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen -IBKM- <26111 Oldenburg>
12
Universität Osnabrück, FB 02 Kultur- und Geowissenschaften, Institut für Migrationsforschung und
Interkulturelle Studien -IMIS- <Neuer Graben 19-21, 49069 Osnabrück>
33
Universität Osnabrück, Graduiertenkolleg "Migration im modernen Europa" am Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien -IMIS- <Neuer Graben 19-21, 49069 Osnabrück>
16
Université de Neuchâtel, Swiss Forum for Migration and Population Studies <Rue de St-Honoré 2,
2000 Neuchâtel, Schweiz>
21
4.2
Forschungs- und andere Einrichtungen als Herausgeber von
Veröffentlichungen
Forschende Einrichtungen sind mehrheitlich auch institutionelle Herausgeber migrationswissenschaftlicher Literatur. Im ausgewiesenen Zehnjahresverlauf wurden 443 Körperschaften als Herausgeber von 1.164 Veröffentlichungen erfasst (siehe Tabelle 6). Mit mehr als zehn Titeln sind 24
Körperschaften beteiligt. Mit einem Anteil von 6% stellen sie 36% der Veröffentlichungen. Für
nahezu zwei Drittel der erfassten Körperschaften (63%) ist die Herausgabe eines migrationswissenschaftlichen Titels allerdings eine einmalige Angelegenheit.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
25
Tabelle 6: Herausgeber und Veröffentlichungen 1999-2008
Herausgeber nach Anzahl der
Veröffentlichungen
Anzahl Herausgeber
Anzahl Veröffentlichungen
abs.
in v.H.
abs.
in v.H.
>= 10
24
6%
417
36%
2-9
139
31%
467
40%
1
280
63%
280
24%
Summe
443
100%
1.164
100%
In der nachfolgenden Übersicht 5 sind in alphabetischer Reihenfolge jene 24 Körperschaften aufgeführt, die zehn und mehr Publikationen veröffentlicht bzw. herausgegeben haben. Unter diesen
gibt es sechs Institute, die an 20 und mehr Veröffentlichungen beteiligt waren. An erster Stelle
rangiert das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR). Dann folgen nahezu gleichauf
mehrere Körperschaften; neben wissenschaftlichen Instituten zählt hierzu auch ein Bundesamt. Zu
den 24 Körperschaften gehören neben der in Genf angesiedelten UN-Institution auch zwei in Österreich ansässige Institute und ein in Frankreich beheimatetes Institut: die Europäische Stelle zur
Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (seit 2007 Agentur der Europäischen Union für Grundrechte – FRA), die Kommission für Migrations- und Integrationsforschung und die
Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD).
Übersicht 5: Herausgeber mit zehn und mehr Veröffentlichungen 1999-2008
Herausgeber von Veröffentlichungen
Anzahl
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration <11017 Berlin,
Mohrenstr. 62 >
16
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge <90461 Nürnberg, Frankenstr. 210 >
23
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung -BIB- <Postfach 5528, 65180 Wiesbaden>
17
CESifo GmbH <Poschingerstr. 5, 81679 München>
11
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung -DIW Berlin- <10108 Berlin, Mohrenstr. 58 >
26
Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung e.V. -DISS- <Siegstr. 15, 47051 Duisburg>
13
Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit <Rahlgasse 3, 1060
Wien, Österreich>
16
europäisches forum für migrationsstudien -efms- Institut an der Universität Bamberg <Katharinenstr.
1, 96052 Bamberg>
17
European Centre for Minority Issues -ECMI- <Schiffbrücke 12, 24939 Flensburg>
17
Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. Abt. Wirtschafts- und Sozialpolitik Bereich Arbeit und Sozialpolitik
<53170 Bonn, Godesberger Allee 149 >
19
Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv -HWWA- <Neuer Jungfernstieg 21, 20347 Hamburg>
22
Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gGmbH <Heimhuderstr. 71, 20148 Hamburg>
18
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung -HSFK- <Leimenrode 29, 60322 Frankfurt am
Main>
10
26
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Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Herausgeber von Veröffentlichungen
Anzahl
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit -IAB- <Regensburger
Str. 104, 90478 Nürnberg>
26
Max-Planck-Institut für demografische Forschung <Konrad-Zuse-Str. 1, 18057 Rostock>
10
Organisation for Economic Co-operation and Development -OECD- <2, Rue André Pascal, 75775
Paris 16, Frankreich>
16
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Migrations- und Integrationsforschung <Postgasse 7/4/2, 1010 Wien, Österreich>
10
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. -RWI- <Hohenzollernstr. 1-3, 45128
Essen>
15
Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen <Altendorfer Str. 3,
45127 Essen>
10
United Nations High Commissioner for Refugees -UNHCR- Policy Development and Evaluation Service -PDES- <Postbox 2500, 1211 Genève, Schweiz>
42
Universität Bielefeld, Fak. für Soziologie, Center on Migration, Citizenship and Development -COMCAD- <Postfach 100131, 33501 Bielefeld>
25
Universität Bonn, Zentrum für Entwicklungsforschung -ZEF- <Walter-Flex-Str. 3, 53113 Bonn>
14
Universität Bonn, Zentrum für Europäische Integrationsforschung -ZEI- <Walter-Flex-Str. 3, 53113
Bonn>
12
Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Interkulturelle und Internationale Studien -InIIS- <Postfach 330440, 28334 Bremen>
12
5
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen
5.1
Bearbeiter/innen von Forschungsvorhaben
Für den ausgewiesenen Zehnjahreszeitraum sind 2.516 Vorhaben in die Untersuchung eingegangen. Davon enthalten 417 Projekte (knapp 17%) keine namentliche Nennung der Forscher/innen.
Vor allem wenn das Internet als Quelle dient, sind die Projektbeschreibungen oft ohne Namensnennungen. An den 2.099 namentlich genannten Vorhaben sind 4.565 Wissenschaftler/innen beteiligt. Sie stellen knapp 8% des Namensbestandes von SOFIS mit 58.324 Namen.
Im Durchschnitt arbeiten 2,2 benannte Personen an einem Vorhaben. Daraus darf auf eine eher
schwache personelle Ausstattung der Projekte geschlossen werden. Diese Annahme wird durch
den hohen Anteil an Arbeiten gestützt, die der akademischen Qualifizierung dienen. (Siehe zur
Kennzeichnung der Forschungstätigkeit Kapitel 7). Berücksichtigt man, dass Forscher/innen auch
an mehr als ein oder zwei Projekten beteiligt sein können, dann ergeben sich 6.192 Projektbeteiligungen (siehe Tabelle 7). Von ihnen weisen 14 Personen bzw. rund ein Prozent Beteiligungen an
mindestens zehn Vorhaben auf. Auf sie entfallen mit 182 Vorhaben 3% aller Projekte. Gut 80%
der Wissenschaftler/innen ist nur einmal als forschend benannt. Gleichwohl haben sich im ausgewiesenen Zeitraum 841 Personen mehr oder weniger intensiv mit Fragen der Migrationsforschung
befasst.
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Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
27
Tabelle 7: Wissenschaftler/innen und Vorhabenbeteiligungen 1999-2008
Vorhabenbeteiligungen
Anzahl Wissenschaftler
Anzahl Vorhabenbeteiligungen
abs.
in v.H.
abs.
in v.H.
>= 10
14
1%
182
3%
2-9
841
18%
2.300
37%
1
3.710
81%
3.710
60%
Summe
4.565
100%
6.192
100%
5.2
Verfasser/innen und Herausgeber/innen von Veröffentlichungen
Werden im ausgewiesenen Zeitraum die in SOLIS aufgeführten 8.430 Namen mit dem Gesamtbestand von 123.699 Namen verglichen, liegt ihr Anteil bei 6,8%. D.h. knapp 7% aller in der SOLIS-Datenbank aufgeführten Wissenschaftler/innen publizierten im ausgewiesenen Zeitraum zu
einem migrationswissenschaftlichen Thema. Der Anteil an Autoren/Autorinnen liegt damit um
rund einen Prozentpunkt über dem Anteil an Forschern/Forscherinnen.
Die Differenzierung der genannten Personen nach der Anzahl ihrer Veröffentlichungen zeigt folgendes Bild (siehe Tabelle 8): 100 Personen, das sind gut ein Prozent der einschlägig forschenden
Wissenschaftler/innen, haben zehn und mehr Publikationen veröffentlicht. Die 1.629 Publikationen entsprechen einem Anteil von 12% an allen Veröffentlichungen. Rund ein Fünftel (1.774) aller erfassten Wissenschaftler/innen haben zwischen zwei und neun Publikationen veröffentlicht,
was einem Anteil von 40% an allen Titeln entspricht. Rund vier Fünftel der Wissenschaftler/innen
ist jedoch nur an einer Publikation beteiligt, was etwa die Hälfte an allen Titeln ausmacht.
Tabelle 8: Wissenschaftler/innen und Veröffentlichungen 1999-2008
Wissenschaftler nach Anzahl ihrer
Veröffentlichungen
Wissenschaftler
Beteiligungen an Veröffentlichungen
abs.
in v.H.
abs.
in v.H.
>= 10
100
1,2%
1.629
12,0%
2-9
1.774
21,0%
5.369
39,6%
1
6.556
77,8%
6.556
48,4%
Summe
8.430
100,0%
13.554
100,0%
28
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
6
Auftrags- und Drittmittelforschung
6.1
Auftragsforschung und Auftraggeber
Die folgenden Ausführungen stützen sich auf Informationen, die in den nachgewiesenen 2.516
Forschungsvorhaben für den Zeitraum von 1999 bis 2008 enthalten sind. Unter Berücksichtigung
von Mehrfachnennungen werden 1.281 Forschungsvorhaben extern gefördert, was einem Anteil
von 51% an allen Projekten entspricht. 405 der Vorhaben haben einen Auftraggeber,17 was einem
Anteil von 16% an allen Projekten ausmacht. Lediglich bei 30 Vorhaben bzw. 1% der Projekte
handelt es sich um Gutachten. Rund ein Drittel (32%) der Vorhaben sind demnach Eigenprojekte.
Bleiben jene 49 Vorhaben unberücksichtigt, bei denen kein Auftraggeber benannt ist, dann beauftragten 226 Körperschaften wissenschaftliche Institute mit 356 Vorhaben (siehe Tabelle 9). Bei
den 356 Vorhaben ist zu bedenken, dass auch - wenngleich relativ selten - mehrere Einrichtungen
ein Vorhaben in Auftrag geben können. Diese Mehrfach-Beauftragung wird hier jedoch nicht gesondert ausgewiesen.
Vierzehn Auftraggeber (6%) vergaben vier und mehr Vorhaben. Diese 88 Vorhaben entsprachen
25% an der gesamten Auftragsforschung. Drei Viertel (75%) der Auftraggeber trat nur ein Mal in
Erscheinung. Auf sie entfällt knapp die Hälfte (47%) der Auftragsforschung. 43 Körperschaften
(19%) gaben zwischen zwei und drei Projekte in Auftrag, womit auf sie 28% der Auftragsforschung entfällt. Insofern kann von einer breiteren Streuung an Auftraggebern gesprochen werden.
Tabelle 9: Auftraggeber nach in Auftrag gegebenen Vorhaben 1999-2008
Körperschaften nach in Auftrag gegebenen
Vorhaben
Anzahl Auftraggeber
Anzahl Vorhaben
abs.
in v.H.
abs.
in v.H.
>= 4
14
6%
88
25%
2-3
43
19%
99
28%
1
169
75%
169
47%
Summe
226
100%
356
100%
In der folgenden Übersicht 6 sind jene vierzehn Körperschaften in alphabetischer Reihenfolge genannt, die mindestens vier Vorhaben in Auftrag gaben. Zu den häufigsten Auftraggebern gehören
neben zwei EU-Institutionen und fünf deutschen Bundesministerien auch zwei Landesministerien.
17 Davon 49 Vorhaben ohne Benennung der Auftraggeber.
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Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
29
Übersicht 6: Auftraggeber von vier und mehr Vorhaben
Auftraggeber von 10 und mehr Vorhaben
Anzahl
Bundesministerium des Innern <11014 Berlin>
4
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung <Jägerstr. 45-52, 10117 Berlin>
4
Bundesministerium für Bildung und Forschung <Hannoversche Str. 28-30, 10115 Berlin>
15
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur <Minoritenplatz 5, 1014 Wien, Österreich>
4
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend <10117 Berlin>
9
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit <11019 Berlin>
4
Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr <Minoritenplatz 5, 1014 Wien, Österreich>
6
Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAAD- <Kennedyallee 50, 53175 Bonn>
7
Eidgenössisches Département des Innern -EDI-, Bundesamt für Gesundheit -BAG- <Postfach, 3003
Bern, Schweiz>
5
Europäische Kommission <200, Rue de la Loi, 1049 Brüssel, Belgien>
9
Europäische Union <175, Rue de la Loi, 1048 Brüssel, Belgien>
7
Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Arbeit und Soziales, Qualifikation und Technologie
<40190 Düsseldorf>
4
Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration <Horionplatz 1, 40213 Düsseldorf>
5
Landesstiftung Baden-Württemberg gGmbH <Im Kaisemer 1, 70191 Stuttgart>
5
6.2
Forschungsfinanzierung und Forschungsförderer
Wie die nachfolgende Tabelle 10 zeigt, förderten 231 Körperschaften migrationswissenschaftliche
Forschungsvorhaben. Bei den 1.281 geförderten Vorhaben ist zu bedenken, dass auch eine Finanzierung aus mehreren Quellen möglich ist. Mehrfachfinanzierungen werden hier jedoch nicht gesondert ausgewiesen.
Tabelle 10: Finanzierer nach Anzahl der geförderten Vorhaben
Finanzierer nach Anzahl geförderter
Vorhaben
Anzahl Finanzierer
Anzahl Vorhaben
abs.
in v.H.
abs.
in v.H.
>= 10
18
8%
849
66%
2-9
83
36%
302
24%
1
130
56%
130
10%
Summe
231
100%
1.281
100%
30
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Von den 231 Körperschaften haben 18 zehn und mehr Vorhaben gefördert. Die Finanzierung von
Forschungsprojekten ist hochgradig konzentriert, da die 18 Körperschaften zwar nur 8% aller Förderer ausmachen, mit 849 Vorhaben aber an zwei Drittel (66%) aller Projekte beteiligt sind. In der
nachfolgenden Übersicht 7 werden in alphabetischer Reihenfolge die 18 Körperschaften aufgelistet.
Wichtigste Institution der Förderung migrationswissenschaftlicher Forschung ist die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 386 geförderten Projekten. Dann folgt mit großem Abstand
die Volkswagen-Stiftung mit 81 Projekten. Berücksichtigt man noch die geförderten Projekte des
Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) (37), der Fritz Thyssen Stiftung (13), der
Hans Böckler Stiftung (34), der Robert Bosch Stiftung (12) und des Schweizerischen Nationalfonds (15 sowie dessen Sonderforschungsbereich Migration mit 34), dann entfallen auf die klassischen Förderungsinstitutionen 612 Projekte. Dies entspricht knapp der Hälfte aller Vorhaben, die
von den 18 Institutionen zusammen gefördert werden. Die Auflistung zeigt auch, dass insbesondere auf Bundesebene Ministerien eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Forschungsförderung
spielen. Zudem kommt der Projektfinanzierung auf EU-Ebene durchaus Bedeutung zu.
Übersicht 7: Finanzierer von zehn und mehr Vorhaben 1999-2008
Finanzierer von zehn und mehr Vorhaben
Anzahl
Bundesministerium für Bildung und Forschung <Hannoversche Str. 28-30, 10115 Berlin>
50
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend <10117 Berlin>
16
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit <11019 Berlin>
10
Deutsche Forschungsgemeinschaft <Kennedyallee 40, 53175 Bonn>
386
Deutscher Akademischer Austauschdienst -DAAD- <Kennedyallee 50, 53175 Bonn>
37
Europäische Kommission <200, Rue de la Loi, 1049 Brüssel, Belgien>
25
Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit -Europäischer Sozialfonds- <Rue de la Loi 200, 1049 Brüssel, Belgien>
38
Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit <Rue de
la Loi 200, 1049 Brüssel, Belgien>
11
Europäische Union <Rue de la Loi 175, 1048 Brüssel, Belgien>
46
Freistaat Bayern Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst <Salvatorplatz 2, 80333 München>
11
Fritz Thyssen Stiftung <Am Römerturm 3, 50667 Köln>
13
Hans-Böckler-Stiftung <Hans-Böckler-Str. 39, 40476 Düsseldorf>
34
Land Nordrhein-Westfalen <40190 Düsseldorf>
14
Robert Bosch Stiftung GmbH <Postfach 100628, 70005 Stuttgart>
12
Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung <Wildhainweg 20,
3012 Bern, Schweiz>
34
Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung, NFP 39 Migration
und interkulturelle Beziehungen <Rämistraße 69, 8001 Zürich, Schweiz>
15
Universität Mainz, Zentrum für Interkulturelle Studien -ZIS- <Johannes-von-Müller-Weg 6, 55099
Mainz>
16
Volkswagen Stiftung <Kastanienallee 35, 30519 Hannover>
81
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
7
Weitere Merkmale von Forschungen
7.1
Akademische Qualifizierungsarbeiten
31
Die für den Zeitraum von 1999 bis 2008 ausgewerteten 2.516 Forschungsvorhaben dienten zum
Teil auch der akademischen Qualifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen. Da
ein Vorhaben Grundlage für Promotion und Habilitation bzw. für mehrere Arbeiten zugleich sein
kann, liegen für einzelne Vorhaben Mehrfachnennungen vor. Forschungsvorhaben, die Grundlage
für zwei oder mehr Qualifikationsarbeiten waren, werden jedoch auch unter diesem Aspekt nur
einmal gezählt.
Von den 2.516 Forschungsvorhaben dienten im ausgewiesenen Zeitraum 555 bzw. 22% der Projekte der Anfertigung einer Dissertationsschrift und 62 bzw. 2,5% der Projekte der Erstellung einer Habilitationsschrift. Insgesamt verfolgten knapp ein Viertel aller Forschungsvorhaben eine
akademische Qualifikation. Verglichen mit den Werten der Grundgesamtheit dienten Forschungsprojekte im Bereich der Migrationsforschung im selben Verhältnis der wissenschaftlichen Weiterqualifikation (siehe Tabelle 11).
Tabelle 11: Akademische Graduierungen im Rahmen von Forschungsvorhaben 1999-2008
Graduierungen
Migrationsforschung
Dissertationen
555
22,1%
62
617
Habilitationen
Nennungen insgesamt
Grundgesamtheit
10.149
21,6%
2,5%
1.194
2,5%
-
11.343
-
Anmerkung: Mehrfachnennungen
Auch den Literaturinformationen können Hinweise auf akademische Graduierungen entnommen
werden. Von den 9.220 nachgewiesenen Veröffentlichungen im Zeitraum von 1999 bis 2008 lagen
bei 660 bzw. 7,1% der Publikationen Schriften zur akademischen Graduierung zu Grunde. Damit
handelt es sich im Bereich der Migrationsforschung bei Publikationen geringfügig häufiger um
veröffentlichte Dissertations- und Habilitationsschriften als bei der Grundgesamtheit an Veröffentlichungen: 7,1% zu 6,7% (siehe Tabelle 12).
Tabelle 12: Akademische Graduierungen im Rahmen von Veröffentlichungen 1999-2008
Graduierungen
Migrationsforschung
Dissertationen
619
6,7%
8.807
6,2%
Habilitationen
41
0,4%
684
0,5%
660
7,1%
9.491
6,7%
Nennungen insgesamt
Grundgesamtheit
32
7.2
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Hinweise zum Forschungsansatz
Zur Kennzeichnung der Forschungsmethode werden für Forschungsvorhaben und Literaturnachweise dieselben Vorgaben verwendet. Bei Forschungsvorhaben wird der Ansatz durch den Wissenschaftler bzw. die Wissenschaftlerin bestimmt, bei der Literatur legt der die Schrift erschließende Dokumentar die Forschungsmethode fest.
Von den 2.516 nachgewiesenen Forschungsvorhaben geben zur methodischen Anlage 324 Projekte keine hinreichende Auskunft („keine Angabe“). Differenzierende Kennzeichnungen liegen somit für 2.192 Vorhaben vor. Da jedoch Mehrfachnennungen möglich sind, addieren sich die Nennungen zur Methode auf 2.869. Die Hälfte der Nennungen entfällt auf empirische Ansätze. Dann
folgen anwendungsorientierte und historische Ansätze (22% bzw. 15%), wobei Überschneidungen
zum empirischen Ansatz wahrscheinlich sind. Grundlagenforschung spielt mit einem Anteil von
4,5% kaum eine Rolle (siehe Tabelle 13).
Angaben zur methodischen Anlage liegen auch für 9.220 Veröffentlichungen vor. Da jedoch auch
hier Mehrfachnennungen möglich sind, ergeben sich 13.360 Nennungen zur Methode. Der Anteil
an Publikationen, welcher der Grundlagenforschung zuzurechnen ist, ist mit 7,5% ebenfalls relativ
niedrig. Die Anteile der Forschungsvorhaben und der Publikationen liegen damit deutlich unter
den Anteilen der Grundgesamtheit sozialwissenschaftlicher Forschung und Literatur. Auffällig ist
weiterhin, dass der historische Ansatz mit 15,4% bzw. 15,5% in der Migrationsforschung stärker
vertreten ist als in der Grundgesamtheit mit 9,7% bzw. 11,5% (siehe Tabelle 13).
Tabelle 13: Methodischer Ansatz von Forschungsvorhaben und Publikationen 1999-2008
Methodischer Ansatz
Forschung
Migrationsforschung
abs. in v.H.
Literatur
SOFIS
abs. in v.H.
Migrationsforschung
abs. in v.H.
SOLIS
abs. in v.H.
Grundlagenforschung einschl.
Methodenentwicklung
113
4,5%
3.969
8,5%
696
7,5% 20.508 14,4%
Theorieanwendung
171
6,8%
3.545
7,6%
562
6,1% 11.646
deskriptive Studie
224
8,9%
3.819
8,1%
4.911 53,3% 70.493 49,6%
1.352 53,7% 22.790 48,6%
3.232 35,1% 41.522 29,2%
541 21,5% 11.238 23,9%
1.579 17,1% 27.386 19,3%
empirisch (quantitativ und qualitativ)
anwendungsorientiert
normativ
historisch
Dokumentation und
'praktisch informativ'
keine Angabe
Nennungen zur Methode insgesamt
Anmerkung: Mehrfachnennungen.
16
0,6%
349
0,7%
387 15,4%
4.549
9,7%
1.066
2,3%
738
8,0%
8.304
5,8%
8.090 17,2%
1
0,0%
16
0,0%
65
2,6%
324 12,9%
3.193
-
59.415
-
245
2,7%
5.314
8,2%
3,7%
1.396 15,1% 16.365 11,5%
13.360
-
201.554
-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
33
Ein Vergleich der Nennungen von Forschungsvorhaben und Veröffentlichungen zeigt erhebliche
Abweichungen, was auf Zuordnungsprobleme schließen lässt. Lediglich 9% der Vorhaben sind als
deskriptive Studie angelegt, aber gut 53% der Publikationen entfallen auf diesen methodischen
Ansatz. Zu vermuten ist, dass diese Diskrepanz u.a. die Folge eines problematischen Informationsstandes in den Erschließungsvorgängen von Forschung und Literatur ist. Wenn mit vertretbarem
Aufwand keine präzisere Bestimmung der zugrunde liegenden Forschungsmethode vorgenommen
werden kann, wird eine Veröffentlichung als „deskriptive Studie“ gekennzeichnet. Bei Vorhabenbeschreibungen wird der Informationsmangel zur Methode mit „keine Angabe“ versehen.
Die Unterscheidung zwischen quantitativen und qualitativen Methoden liegt dem Erhebungsbogen
sowie den Erschließungsvorschriften von Forschung und Literatur zugrunde. Diese und weitergehende Kennzeichnungen zum Forschungstyp und zur methodischen Vorgehensweise konnten für
diesen Rückblick jedoch noch nicht aufbereitet und dargestellt werden.
8
Publikationsmedien
8.1
Publikationstypen
Dieses Kapitel stützt sich auf Informationen, die in den nachgewiesenen 9.220 Literaturhinweisen
für den Zeitraum von 1999 bis 2008 enthalten sind. In Gegenüberstellung zur Struktur des Gesamtbestandes von SOLIS wird der Frage nachgegangen, ob für die Veröffentlichungen migrationswissenschaftlicher Themen Spezifika vorliegen. Von den Literaturhinweisen sind 51,5% Beiträge in Zeitschriften und Sammelwerken und 48,5% Monographien und Sammelwerke. Die migrationswissenschaftliche Veröffentlichungspraxis weicht von der allgemeinen sozialwissenschaftlichen insofern ab, da sie tendenziell eher monographisch verläuft. Auffällig ist somit ein
geringerer Anteil an Beiträgen in Zeitschriften (siehe Tabelle 14).
Tabelle 14: Literatur nach Veröffentlichungstypen 1999-2008
Literatur nach Veröffentlichungstypen
Migrationsforschung
Grundgesamtheit
Beiträge
4.748
51,5%
85.113
59,8%
davon in Zeitschriften
2.788
30,2%
50.642
35,6%
und in Sammelwerken
1.960
21,3%
34.471
24,2%
Monographien und Sammelwerke
4.472
48,5%
57.115
40,2%
Insgesamt
9.220
100%
142.228
100%
Eine ergänzende Kennzeichnung von Publikationen ist die Unterscheidung nach Gutachten, Festschriften und Kongressberichten (siehe Tabelle 15). Die jeweiligen Anteile der Publikationstypen
stimmen mit denen des Ausgangsbestands SOLIS weitgehend überein, so dass für die Migrationsforschung keine Besonderheiten vorliegen. Der etwas geringere Anteil an Festschriften könnte
darauf zurückzuführen sein, dass die Migrationsforschung ein relativ junger und spät etablierter
Forschungszweig ist. Dies könnte auch das leichte Überwiegen von Kongress- bzw. Tagungsberichten erklären – und den geringeren Anteil an Beiträgen in Zeitschriften.
34
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Tabelle 15: Literatur nach weiteren Veröffentlichungstypen 1999-2008
Literatur nach weiteren Veröffentlichungstypen
Gutachten
Migrationsforschung
Grundgesamtheit
36
0,4%
403
0,3%
Festschriften
100
1,1%
2.176
1,5%
Kongressberichte
810
8,8%
11.280
7,9%
8.2
Verlage
Die 3.045 Verlagsveröffentlichungen stellen rund ein Drittel der 9.220 nachgewiesenen Veröffentlichungen. Sie verteilen sich auf 505 Verlage. Das sind 12,6% der in der Datenbank SOLIS registrierten Verlage (4.022). Von diesen vereinen 64 Verlage 2.010 Veröffentlichungen auf sich. Auf
rund 13% der Verlage entfallen somit zwei Drittel der Veröffentlichungen (siehe Tabelle 16).
Tabelle 16: Verlage und Veröffentlichungen 1999-2008
Verlage nach Anzahl der Titel zur Migrationsforschung
Anzahl Verlage
Anzahl Veröffentlichungen
abs.
in v.H.
abs.
in v.H.
>= 10
64
12,7%
2.010
66,0%
2-9
198
39,2%
792
26,0%
1
243
48,1%
243
8,0%
Summe
505
100,0%
3.045
100,0%
Im ausgewiesenen Zeitraum haben 64 Verlage zehn und mehr Veröffentlichungen herausgebracht.
Erhöht man den Messwert auf 20 und mehr Veröffentlichungen, verbleiben 28 Verlage, die mit
1.513 Titeln die Hälfte der 3.045 Werke verlegten (siehe Übersicht 8). Vier Verlage sind mit mehr
als 100 Titeln vertreten. Sie publizierten mit 614 Werken ein Fünftel aller Verlagsveröffentlichungen.
Mit weitem Abstand rangiert an erster Stelle mit Peter Lang ein Verlag, der auf die Veröffentlichung von Dissertationsschriften spezialisiert ist. Danach folgen mit dem Lit Verlag und Leske +
Budrich zwei Verlage, die für ihr umfangreiches sozialwissenschaftliches Programm bekannt sind.
Hierbei ist anzumerken, dass der Verlag Leske + Budrich in den VS Verlag für Sozialwissenschaften überführt wurde. Mit Nomos folgt ein Verlag, der ein breites, gut eingeführtes Programm an
juristischen und politikwissenschaftlichen Schriften verlegt.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
35
Übersicht 8: Verlage mit 20 und mehr Veröffentlichungen 1999-2008
Beck'sche Verlagsbuchhandlung
36
Oldenbourg
23
Brandes & Apsel Verlag
22
Peter Lang
212
Campus Verlag GmbH
91
Philo & Philo Fine Arts GmbH
23
Dr. Josef Kovac
21
Rasch Druckerei und Verlag GmbH & Co.
20
Duncker & Humblot GmbH
47
StudienVerlag Ges.m.b.H.
27
Fischer Taschenbuch Verlag GmbH
26
Suhrkamp Verlag
39
IKO - Verlag für Interkulturelle Kommunikation
69
transcript Verlag
50
Juventa Verlag GmbH
21
unrast-Verlag
27
Klartext-Verlag
43
VDM Verlag Dr. Müller
21
Leske + Budrich
137
Verlag Hermann Böhlaus Nachf.
34
Lit Verlag, Dr. Wilhelm Hopf
160
VS Verlag für Sozialwissenschaften
77
Waxmann Verlag GmbH
62
Westdeutscher Verlag GmbH
35
Wochenschau Verlag
29
Metropol-Verlag
Nomos Verlagsgesellschaft mbH u. Co. KG
OECD
8.3
34
105
22
Reihen
Von den insgesamt 9.220 Beiträgen sind 4.472 Monographien und Sammelbände sowie 1.960
Beiträge in Sammelwerken. Zusammen sind dies 6.432 Veröffentlichungen bzw. 70%, die nicht
Zeitschriftenbeiträge sind. Davon werden 3.846 Titel bzw. 60% dieser Art von Veröffentlichungen
unter dem Dach einer Reihe herausgegeben (siehe Tabelle 17). Sie streuen jedoch erheblich auf
insgesamt 1.525 Reihen. Nahezu zwei Drittel der Reihen (959) enthalten nur einen Titel, umfassen
aber ein Viertel der Veröffentlichungen. Nur 30% der Veröffentlichungen lassen sich 56 stärker
besetzten Reihen zuordnen, die damit lediglich rund 4% der Reihen abdecken. Im Hinblick auf die
Veröffentlichungen in Reihen ist daher ein Mangel an Übersichtlichkeit zu konstatieren.
Tabelle 17: Reihen und Titel 1999-2008
Reihen und Ausgaben der Titel zur
Migrationsforschung
Anzahl Reihen
Anzahl Veröffentlichungen
abs.
in v.H.
abs.
in v.H.
>= 10
56
3,7%
1.159
30,1%
2-9
510
33,4%
1.728
44,9%
1
959
62,9%
959
24,9%
1.525
100,0%
3.846
100,0%
Summe
36
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
In der folgenden Übersicht 9 sind in alphabetischer Reihenfolge die 56 Reihen mit mindestens
zehn Veröffentlichungen aufgelistet. Darunter sind zwölf Reihen mit mindestens 20 Titeln vertreten. Überwiegend handelt es sich um Reihen, die von wissenschaftlichen Instituten und Stiftungen
herausgegeben werden. Dagegen handelt es sich seltener um Reihen, die im Rahmen von Verlagsprogrammen veröffentlicht werden. Der Anteil an Grauer Literatur ist daher beträchtlich.
Übersicht 9: Reihen mit zehn und mehr Ausgaben 1999-2008
Aktuelle Frauenforschung (Königstein :
Helmer)
10
Gesprächskreis Arbeit und Soziales
12
Gesprächskreis Migration und Integration
10
Arbeitspapiere / Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung
13
Historische Sozialkunde
12
Asylpraxis
HWWI Research Paper
10
Interkulturelle Bildungsforschung
13
Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(BeitrAB)
17
Interkulturelle Studien
10
3
Jugendforschung
18
Beiträge zur Osteuropaforschung
KMI Working Paper Series
10
Beiträge zur Regional- und Migrationsforschung 11
Konflikt- und Gewaltforschung
12
bibliotheca eurasica
14
Kultur und Konflikt
16
CESifo Working Paper
11
Kultur und soziale Praxis
25
COMCAD Working Papers
25
Materialien zur Bevölkerungswissenschaft
26
Demokratie, Sicherheit, Frieden
10
MPIDR Working Paper
10
Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH
14
9
Münchener Beiträge zur Interkulturellen
Kommunikation
49
DIW Diskussionspapiere
24
NAVEND-Schriftenreihe
11
Dokumente, Texte, Materialien / Zentrum für
Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin
13
New Issues in Refugee Research
45
Pädagogik und Gesellschaft
15
ECMI Working Paper
15
Edition DISS
13
Publikationsreihe des Bundesministeriums für
Bildung, Wissenschaft und Kultur zum Forschungsschwerpunkt Fremdenfeindlichkeit
16
Edition Suhrkamp
36
Europäische Hochschulschriften. Reihe 2,
Rechtswissenschaft
14
Publikationsreihe des Bundesministeriums für
Wissenschaft und Verkehr zum Forschungsschwerpunkt Fremdenfeindlichkeit
10
Europäische Hochschulschriften. Reihe 22, Soziologie
11
Region - Nation - Europa
12
Reihe Politik und Bildung
14
Europäische Hochschulschriften. Reihe 31, Politikwissenschaft
18
Reihe sozialer Zusammenhalt und kultureller
Pluralismus
16
Beiträge der Akademie für Migration und
Integration
Flowenla Discussion Paper (Hamburgisches
Welt-Wirtschafts-Archiv -HWWA- [Hrsg.])
10
11
14
12
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
37
Schriften des Instituts für Migrationsforschung
und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück
49
Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft
22
Wissen und Praxis
13
Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für
Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
17
Working Paper der Forschungsgruppe des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
15
Schriftenreihe der HAM
11
ZEF-Discussion Papers on Development Policy 14
Sociologica
14
ZEI Discussion Paper (Zentrum für Europäische
Integrationsforschung -ZEI-, Universität Bonn
[Hrsg.])
10
Staats- und völkerrechtliche Abhandlungen der
Studiengruppe für Politik und Völkerrecht
11
Studien zu Migration und Minderheiten
34
Studien zur Politikwissenschaft
15
8.4
ZwischenWelten
18
Zeitschriften
Die 2.788 Beiträge in Zeitschriften verteilen sich auf 439 Zeitschriften (siehe Tabelle 18). Allerdings vereinen 80 bzw. knapp ein Fünftel der Zeitschriften mit 1.803 Titeln nahezu zwei Drittel
der Beiträge. Diese 80 Zeitschriften haben im ausgewiesenen Zeitraum auch zehn und mehr Beiträge veröffentlicht. Werden mindestens 20 Beiträge vorausgesetzt, verbleibt immer noch ein breites Spektrum von 28 Zeitschriften unterschiedlicher Ausrichtung.
Tabelle 18: Zeitschriften nach Anzahl der Beiträge 1999-2008
Zeitschriften und Beiträge zur
Migrationsforschung
Anzahl Zeitschriften
Anzahl Beiträge
abs.
in v.H.
abs.
in v.H.
>= 10
80
18,2%
1.803
64,7%
2-9
214
48,8%
840
30,1%
1
145
33,0%
145
5,2%
Summe
439
100,0%
2.788
100,0%
In der folgenden Übersicht 10 sind in alphabetischer Reihenfolge die 28 Zeitschriften mit mindestens 20 Beiträgen verzeichnet. Mit weitem Abstand wichtigstes Publikationsorgan für migrationswissenschaftliche Themen ist die Zeitschrift für „Ausländerrecht und Ausländerpolitik“, gefolgt
von den „IMIS-Beiträgen“ und „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (Beilage zur Wochenzeitung
„Das Parlament“). In „klassischen“ soziologischen Fachzeitschriften hat die Migrationsforschung
offensichtlich erst relativ spät breiter Eingang gefunden.
38
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Übersicht 10: Zeitschriften mit 20 und mehr Beiträgen 1999-2008
Aus Politik und Zeitgeschichte
86
Neue Praxis
41
Berliner Journal für Soziologie
23
Osteuropa (einschl. Sonderbände)
30
Blätter für deutsche und internationale Politik
55
Prokla
22
Forum Qualitative Sozialforschung / Forum
20
Psychosozial
31
IMIS-Beiträge
98
Soziale Arbeit
24
Internationale Politik
30
Soziale Welt (einschl. Sonderbände)
42
JEMIE
32
Sozialmagazin
21
Journal für Konflikt- und Gewaltforschung
37
Südosteuropa
23
Journal of population economics
33
SWS-Rundschau
27
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (einschl. Sonderbände)
Wirtschaft und Statistik
22
26
Wochenbericht / DIW Berlin
24
Leviathan (einschl. Sonderbände)
31
Migration
35
Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik
157
Migration und soziale Arbeit
51
Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft
45
Mittelweg 36
21
Zeitschrift für Soziologie
21
In der nachfolgenden Übersicht 11 sind 80 Zeitschriften mit mindestens zehn Beiträgen entsprechend ihrer Fachgebietszugehörigkeit geordnet und innerhalb des jeweiligen Fachgebietes in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Primäres Anliegen war, die Zeitschriften zu identifizieren,
deren migrationswissenschaftliche Programmatik Titel gebend ist. Bei jeweils rund einem Zehntel
der Zeitschriften handelt es sich um Blätter der Migrationsforschung im engeren Sinne sowie der
Soziologie und Demographie. Jeweils rund 30% der Zeitschriften sind sozialwissenschaftlich bzw.
politik- und rechtswissenschaftlich ausgerichtet. Gut ein Fünftel der Beiträge erscheinen in migrationswissenschaftlichen und gut ein Zehntel in soziologischen/demografischen Zeitschriften. Rund
ein Viertel der Beiträge werden aber in übergreifend sozialwissenschaftlichen und politikwissenschaftlichen Zeitschriften verlegt. Blätter der Sozialpolitik und Sozialarbeit spielen dagegen nur
eine marginale Rolle. Wirtschafts- und geschichtswissenschaftliche Zeitschriften werden allerdings nicht systematisch beobachtet. Gleiches gilt für pädagogische und (sozial-)psychologische
Blätter. Es zeigt sich somit, dass der Anteil an migrationswissenschaftlichen Zeitschriften zwar
nur 9% beträgt, 22% der Beiträge aber in diesen Blättern erscheinen.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
39
Übersicht 11: Zeitschriften nach Fachgebieten mit zehn und mehr Beiträgen 1999-2008
Zeitschriften mit mindestens zehn Beiträgen in fachlicher Gruppierung
Migration 7 (8,8%)
Anzahl
398 (22%)
IMIS-Beiträge
98
JEMIE (Journal on ethnopolitics and minority issues in Europe)
32
Journal of ethnic and migration studies
10
Migration
35
Migration und soziale Arbeit
51
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst „Migration und ethnische Minderheiten“
15
Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik
Sozialwissenschaften 24 (30,0)
157
444 (24,5%)
Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis
17
Berliner Debatte Initial
15
Communications
17
Das Argument
10
Diskurs Kindheits- und Jugendforschung
24
Deutsche Jugend
10
Forum Qualitative Sozialforschung / Forum
20
Gazette : the international journal of mass communications studies
17
Journal für Konflikt- und Gewaltforschung
37
Jugend, Beruf, Gesellschaft
15
Medien-Journal
11
Medien und Erziehung
15
Mittelweg 36
21
Prokla
22
Psychologie und Gesellschaftskritik
10
Psychosozial
31
Soziale Probleme
12
Soziale Welt (einschl. Sonderbände)
42
Sozialer Fortschritt
12
Sozialwissenschaftliche Informationen
12
SWS-Rundschau
27
Transit
17
WSI Mitteilungen
19
WZB-Mitteilungen
11
40
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Zeitschriften mit mindestens zehn Beiträgen in fachlicher Gruppierung
Soziologie und Demographie 10 (12,5%)
Anzahl
215 (11,9%)
Berliner Journal für Soziologie
23
Comparativ
17
Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen
13
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
26
Kultursoziologie
10
Leviathan (einschl. Sonderbände)
31
Schweizerische Zeitschrift für Soziologie
14
Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft
45
Zeitschrift für Soziologie
21
Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation
15
Sozialpolitik und Sozialarbeit 5 (6,3%)
113 (6,2%9
Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit
15
Das Gesundheitswesen
12
Neue Praxis (einschl. Sonderbände)
41
Soziale Arbeit
24
Sozialmagazin
21
Politik und Recht 23 (28,8%)
462 (25,5%)
Aus Politik und Zeitgeschichte
86
Blätter für deutsche und internationale Politik
55
Bürgerrechte & Polizei
14
Deutsche Studien (in 2005 eingestellt)
14
Die Politische Meinung
13
Europäische Rundschau
12
Internationale Politik
30
Internationale Politik und Gesellschaft
12
Kritische Justiz
10
Merkur
10
Neue Kriminalpolitik
10
Osteuropa (einschl. Sonderbände)
30
Peripherie
18
Politische Studien
14
Recht der Jugend und des Bildungswesens
11
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Zeitschriften mit mindestens zehn Beiträgen in fachlicher Gruppierung
41
Anzahl
Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft
10
Staat und Wirtschaft in Hessen
14
Südosteuropa
23
Utopie kreativ
13
Vorgänge
17
Welt Trends
13
Widerspruch
17
Zeitschrift für Politische Psychologie
Ökonomie 3 (3,7%)18
16
67 (3,7%)
Journal of population economics
33
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung / Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
10
Wochenbericht / DIW Berlin
24
Geschichte 4 (5,0%)
19
52 (2,9%)
Geschichte und Gesellschaft
11
Historical Social Research
12
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte
14
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft
15
Unspezifisch 4 (4,7%)
62 (3,4%)
Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste der Bundesagentur für Arbeit
13
Statistische Nachrichten / Statistik Austria (Statistisches Zentralamt Österreich)
12
Verhandlungen des Deutschen Bundestages / Drucksachen
15
Wirtschaft und Statistik (und Beilagen, Statistisches Bundesamt [Hrsg.])
22
9
Zusammenfassung und Ausblick
Anhand der Datenbasis von SOFIS und SOLIS wurde erstmals eine umfangreiche Beschreibung
der Migrationsforschung vorgenommen. Hierbei zeigt sich, dass die Anteile der Migrationsforschung an allen erfassten sozialwissenschaftlichen Forschungsvorhaben und Veröffentlichungen
beachtlich sind. Im Berichtszeitraum von 1999 bis 2008 sind 2.516 Forschungsvorhaben erfasst,
was einem Anteil von 5,4% an SOFIS entspricht. Für denselben Zeitraum sind 9.220 Veröffentlichungen nachgewiesen, was einem Anteil von 6,5% an SOLIS ausmacht. Die Forschungsinformationen enthalten 4.565 und die Literaturinformationen 8.430 Namen von Wissenschaftlern/Wissenschaftlerinnen. Jeweils etwa 8% bzw. 7% der in beiden Datenbanken ausgewiesenen Wissen18 Wirtschaftswissenschaftliche Zeitschriften werden nicht systematisch beobachtet.
19 Geschichtswissenschaftliche Zeitschriften werden nicht systematisch beobachtet.
42
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
schaftler/innen forschten bzw. publizierten zu migrationswissenschaftlichen Themen. Mit Migrationsforschung befasst waren 1.449 Forschungsinstitute. Das ist nahezu ein Drittel der von der GESIS laufend kontaktierten Einrichtungen. Vierzehn Prozent der Forschungsvorhaben (425) konzentrieren sich auf 24 Institute. Das sind 2% aller an der Migrationsforschung beteiligten Institute.
Der Zehnjahresverlauf beider Informationsquellen weist rund eine Verdoppelung der nachgewiesenen Forschungs- und Literaturdokumente auf. Eine Differenzierung nach einzelnen Themen
zeigt, dass sich die Themen Sozialisation und Bildung verdreifacht haben – und was ganz offensichtlich im Zusammenhang mit der gewachsenen Bedeutung von Integrationspolitik steht. Das
Thema Migrationsverhalten (bzw. Migrationsformen) hat sich verdoppelt, was auf die anhaltende
Bedeutung von Migrationspolitik bzw. der Steuerung von Zuwanderung hinweist. Dies gilt auch
für sozioökonomische Fragestellungen mit den Schwerpunkten soziale Sicherung, Arbeitsmarkt
und Beschäftigungsbedingungen. Die Themen Lebenslagen und Medien erfuhren eine mäßige
Steigerung, während alle anderen Bereiche mehr oder weniger stagnierten.
Die Struktur der Forschungsvorhaben zeigt, dass gut die Hälfte der Vorhaben extern gefördert
wird. Dabei entfallen auf die DFG ein Drittel aller Projektförderungen. Unter den Institutionen der
Förderung von zehn und mehr Forschungsprojekten spielt demgemäß die DFG eine herausragende
Rolle. Von allen Forschungsvorhaben haben 405 einen oder mehrere Auftraggeber (wovon nur
356 namentlich benannt sind). Damit sind 16% der Projekte Auftragsforschung. Unter den Auftraggebern von vier und mehr Forschungsprojekten finden sich fünf Bundesministerien, zwei Landesministerien und zwei EU-Institutionen.
Von den 2.516 Forschungsvorhaben dienten 555 bzw. 22% der Projekte der Anfertigung einer
Dissertationsschrift und 62 bzw. 2,5% der Erstellung einer Habilitationsschrift. Knapp ein Viertel
aller Forschungsvorhaben hatte die wissenschaftliche Weiterqualifikation zum Ziel. Dieser Wert
entspricht in etwa der Grundgesamtheit (24,6% zu 24,1%). Die Literaturdokumente weisen 619
Dissertationen und 41 Habilitationsschriften aus. Damit handelt es sich im Bereich der Migrationsforschung bei Publikationen geringfügig häufiger um veröffentlichte Dissertations- und Habilitationsschriften als bei der Grundgesamtheit an Veröffentlichungen: 7,1% zu 6,7%.
In der Migrationsforschung ist der Forschungsansatz gut zur Hälfte empirisch ausgerichtet, was in
etwa dem Durchschnitt der Grundgesamtheit entspricht. Im Vergleich zu den Werten der Ausgangsbestände ist sie mit 4,5% für Forschung bzw. 6% für Literatur aber schwächer grundlagenorientiert (9% bzw. 10%). Allerdings wäre eine weitergehende Aufbereitung nach Typen sozialwissenschaftlicher Forschung bzw. empirischer Sozialforschung vorteilhaft.
Eine Differenzierung der 9.220 Literaturhinweise zeigt, dass die Veröffentlichungspraxis in der
Migrationsforschung vom Durchschnitt abweicht. Sie weist häufiger Monographien und seltener
Beiträge in Zeitschriften auf (70% zu 30%). Bei einem Drittel aller Literaturhinweise handelt es
sich um Graue Literatur. Die Verlagsveröffentlichungen stellen rund ein Drittel aller Veröffentlichungen. Sie verteilen sich auf 505 Verlagen. Zwei Drittel der Verlagsveröffentlichungen konzentrieren sich auf 64 (12,6%) Verlage. Vier Verlage vereinen 614 (20%) der Publikationen. Ähnlich
stark streuen die 2.788 Beiträge in 439 Zeitschriften. Mit mindestens 20 Beiträgen sind noch 28
Zeitschriften und einem Volumen von 1.803 Beiträgen beteiligt.
Die Migrationsforschung, so ist auf der Grundlage des deskriptiven Überblicks festzuhalten, dient
als Klammer für eine Vielzahl beteiligter Fachbereiche, die das auf die Migration und Minderheiten gerichtete Erkenntnisinteresse eint. Der soFid-Band „Migration und ethnische Minderheiten“
ist für den deutschsprachigen Raum einmalig und konkurrenzlos, indem er die laufende Forschung
und die (daraus hervorgehende) Literatur auf breiter Grundlage relativ umfassend dokumentiert.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
43
Die vorliegenden Variablen sind für diesen Rückblick keineswegs erschöpfend ausgewertet. Das
Untersuchungsdesign dazu bedarf jedoch noch der Weiterentwicklung.
Literatur
Herfurth, Mathias/Hradil, Stefan/Schönfeld, Gerhard (2002): Bibliographie zur deutschen Soziologie. Band 4: 1992-1995. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag.
Kollmorgen, Raj (2009): Ostdeutschlandforschung. Status quo und Entwicklungschancen. In: Soziologie, Heft 2:2009, S. 147-174.
Nauck, Bernhard (2002): Minderheit. In: Endruweit, Günter/Trommsdorff, Gisela (Hrsg.): Wörterbuch der Soziologie (2. Auflage). Stuttgart: Lucius & Lucius, S. 367-368.
Ohly, H. Peter/Sack, Dominik (2000): Szientometrische Analysen zu Veröffentlichungen und Forschungsarbeiten über Migration und ethnische Minderheiten. In: Santel, Bernhard/Schock,
Hermann (Hrsg.): Einwanderung im Spiegel sozialwissenschaftlicher Forschung. Opladen:
Leske + Budrich, S. 247-256.
Schock, Hermann (1995): Vorbemerkungen zur Dokumentation rechts- und sozialwissenschaftlicher Literatur und Forschung sowie deren Gliederung. In: Bundesamt für die Anerkennung
ausländischer Flüchtlinge und Informationszentrum Sozialwissenschaften (Hrsg.): Einwanderung und Asyl. Nürnberg und Bonn, S. 61-74.
Schuh, Christina (2009): Publikationsverhalten im Überblick – eine Zusammenfassung der einzelnen Diskussionsbeiträge. In: Diskussionspapiere der Alexander von Humboldt-Stiftung. Publikationsverhalten in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Beiträge zur Beurteilung
von Forschungsleistungen 12/2009, S. 6-13.
44
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
Anlage: Erhebung 2008 - Fragebogen zur Mitteilung von Forschungsarbeiten für
die Datenbank SOFIS (Sozialwissenschaftliches Informationssystem)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
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46
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Migrationsforschung im Spiegel von Datenbanken
47
Einführung
Forschungs- und Literaturinformationen
Hermann Schock und Peter Schimany
Das GESIS – Leibnitz-Institut für Sozialwissenschaften legt mit dem „Sozialwissenschaftlichen
Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zum Thema „Migration
und ethnische Minderheiten“ vor.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die von der GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) und SOFIS (Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem). Die Datenbank SOLIS stützt sich auf vorwiegend deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge
in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen.
Die Gesis beobachtet die juristische Fachliteratur nicht und weist für den Migrationskontext relevante rechtswissenschaftliche Veröffentlichungen nur dann nach, wenn sie in sozialwissenschaftlichen Zeitschriften oder Sammelbänden enthalten sind. Alle anderen Literaturinformationen sind in
den Informationsdatenbanken ASYLIS/MILo des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
[www.bamf.de] enthalten. Weiterhin ist auf die Dienste des Deutschen Instituts für Internationale
Pädagogische Forschung zu verweisen (www.dipf.de). Sie vervollständigen den Überblick über den
Aspekt interkultureller Bildung und informieren z.B. auch über schularten- und schulstufenspezifische Unterrichtshilfen.
SOFIS wird durch jährliche Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern und Auswertungen verschiedenster Quellen gespeist und deckt die sozialwissenschaftliche Forschung im weiteren Sinne
ab. Befragt werden auch rechts- und erziehungswissenschaftliche Institute. Es liegt im Ermessen
und Selbstverständnis der jeweiligen Befragten, ob sie Informationen über laufende Forschungsprojekte und Literaturnachweise zur Verfügung stellen.
Im folgenden Dokumentationsteil des soFid sind Literaturhinweise durch ein „-L“ nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein „-F“. Im Gegensatz zu Literaturhinweisen erscheint ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden Ausgaben des soFid,
sofern der Nachweis fortzuschreiben ist. Es handelt sich also bei einem wiederholten Nachweis um
eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Die dem Dokumentationsteil zugrunde liegende thematische Gliederung geht auf die in 1997
begonnene Zusammenarbeit mit Landeszentrum für Zuwanderung Nordrhein-Westfalen zurück, das
Ende 2005 in das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen eingegliedert wurde. Seit dem Jahr 2006 wird der Band vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit herausgegeben und inhaltlich begleitet. Aufgrund der in den letzten Jahren
gewachsenen Ausdifferenzierung der Migrations- und Integrationsforschung wurde die thematische
Gliederung überarbeitet und dieser ersten Ausgabe in 2009 zugrunde gelegt.
Maßgebend für die Zuordnung zu einzelnen Sachgebieten sind einerseits inhaltliche Schwerpunktsetzungen der Migrationsforschung sowie andererseits pragmatische Aspekte des Literaturzugangs
und der Forschungsmeldungen bei der GESIS. Das soFid-Konzept erlaubt für jede Informationseinheit nur eine einmalige Zuordnung zu einem Sachgebiet. Auch Beiträge mit übergreifenden The-
50
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Einführung
menstellungen werden aus diesem Grund nur einmal verortet. Der Nutzer kann ergänzend das
Sachregister zu Hilfe nehmen. Verwertet sind dort die Suchbegriffe aus dem sozialwissenschaftlichen Thesaurus der GESIS, die bei der Inhaltserschließung den Informationseinheiten zugeordnet
wurden. Das Register der Druckfassung des soFid kann aus Kapazitätsgründen nur „einstufig“ angeboten werden. Der verallgemeinernde Charakter der Suchbegriffe führt bei zentralen Begriffen
zu Häufungen, die dem Nutzer wiederholtes Nachschlagen abverlangen. Man kann aber auf elektronische Dienste (des soFid auf CD oder des Sozialwissenschaftlichen Portals sowiport. org) ausweichen und dort mit ergänzenden Sucheingaben zu den gewünschten Informationen gelangen.
Den Sachgebieten sind unter anderem folgende Inhalte zugeordnet:
Kapitel/ Sachgebiete
enthält auch Themen/Studien wie
1
Demographie, Statistik und Methodik internationale Migration, Zu- und Abwanderung einzelner Migrantengruppen, statistische Informationen zu Ausländern und
Personen mit Migrationshintergrund, methodische Ansätze.
2
Theorieansätze, Migrationsmotive
und –verhalten
Theorieansätze sowie soziologische, psychologische und ökonomische Motive und Verhaltensweisen der Zu-, Ab- und
Weiterwanderung, Arbeitsmigration.
3
Internationales und globales
Migrationsgeschehen
Wanderungen zwischen Entwicklungs- und Industriestaaten,
Situation in Herkunfts- und Zielländern (jedoch ausgeklammert sind spezifische Situationen in und zwischen Entwicklungsländern).
4
Remigration und Resettlement
freiwillige (und zwangsweise) Rückkehr, Rückwanderungsentscheidungen, Reintegrationsprobleme von Migranten in
den Herkunftsländern.
5
Politische und rechtliche Aspekte der
Migration
5.1
Migrationspolitik
politische und rechtliche Themen. Hierunter werden auch die
politischen und rechtlichen Themen von der illegalen Migration, des Menschenschmuggels und Frauenhandels aufgeführt.
5.2
Asylpolitik
Asylzuwanderung, Abschiebung(spraxis).
5.3
Migrationspolitik in europäischer
Perspektive
Zuwanderungs- und Integrationspolitik (in) der EU.
5.4
Migrationspolitik in internationaler
Perspektive
internationale Organisationen, globale Migrationspolitik.
6
Menschen- und Minderheitenrechte
in der EU und den europäischen Staaten, Sprachenpolitik,
Schutzrechte auf kulturelle Identität, Religionsfreiheit.
7
Migration und Integrationspolitik
Evaluation von Maßnahmen zur Integration insbesondere
Sprach- und Orientierungskursen.
8
Politische Partizipation
Staatsbürgerschaft und Einbürgerung, Interessenvertretung in
Ausländerbeiräten, Parteien, Gewerkschaften, Parlamenten,
kommunales Wahlrecht und Wahlverhalten.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Einführung
Kapitel/ Sachgebiete
51
enthält auch Themen/Studien wie
9
Migrantenorganisationen und soziale gesellschaftliche Rolle und soziale Aktivitäten von SelbstorPartizipation
ganisationen, soziale Beteiligungen, Mitgliedschaften, Vereinszugehörigkeit, soziales Engagement.
10
Sozioökonomische Aspekte der
Migration
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Arbeitsmigration, Auswirkungen auf Beschäftigung und ArSysteme der Sozialen Sicherung
beitsmarkt, Auswirkungen auf Sozialversicherungen, Arbeitsmarktintegration, Qualifikation, Hochqualifizierte.
10.2 Folgen für Unternehmen und
Verwaltungen
Arbeitsbeziehungen, Ausländer als Unternehmer, diversity
management.
11
Staatliche und nichtstaatliche Arbeit Betreuung durch soziale Dienste, spezifische Formen der Ausmit Migranten
ländersozialarbeit und deren Inanspruchnahme.
12
Migration im kommunalen Kontext
kommunale Integrationsarbeit und sozialräumliche Aspekte,
Infrastruktur, Wohnsegregation, weiterhin Handeln von Behörden.
13
Migration und Gesundheit
Nachfrage und Inanspruchnahme von Gesundheitseinrichtungen und -diensten durch Migranten, Anforderungen an ein migrationssensibles Gesundheitswesen und eine kultursensible
Altenpflege, Gesundheitsverhalten, Morbidität und Mortalität,
psychosoziale Situation, Inanspruchnahme von Therapie und
Situation von Flüchtlingen.
14
Sozialisation junger Migranten
Familienorientierung, Kontakte und Beziehungen, Partnerwahl und Heiratsverhalten, Geschlechterdifferenz, kulturelle
Identität,
auch hier: Freizeitverhalten und Jugendarbeit.
15
Bildung und Integration von
Migranten
15.1 Vorschulische Bildung
Sprachkompetenz, Förderbedarf und -maßnahmen.
15.2 Schulische Bildung
Migranten im Schulsystem, interkulturelle Erziehung und Bilingualität, Schul- und Klassensituationen, Administration,
Lehrpersonal und Schulsozialarbeit.
15.3 Berufliche Bildung
berufsbildendes Schulwesen, Bildungsabschlüsse, Übergang
Schule - Beruf.
15.4 Hochschulbildung
Studienneigung, Studienverlauf, Abschlüsse und Übergang in
den Arbeitsmarkt.
15.5 Erwachsenenbildung und berufliche
Weiterbildung
Inanspruchnahme von Maßnahmen, Qualifizierungsbedarf,
Maßnahmenevaluation.
15.6 Übergreifende Themenstellungen zur
Bildungssituation von Migranten
Bildungsmotivation, Bildungs- und Berufsverläufe,
Bildung und Kommunikation.
52
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Einführung
Kapitel/ Sachgebiete
16
enthält auch Themen/Studien wie
Lebenslagen und soziale Situation
16.1 Soziale Lage einzelner Gruppen
soziale Situation (u.a. Erwerbstätigkeit, Einkommen, Wohnsituation) einzelner Migrantengruppen und Vergleichsstudien.
16.2 Soziale Lage türkischer Migranten
soziale Situation.
17
Lebenslagen und kulturelle Situation Kultur, Religion(sunterricht), Identität und Fremdheit.
Hierunter fallen auch Studien zur Assimilation und Akkulturation auf der individuellen- und Gruppenebene.
18
Abweichendes Verhalten
soziale Kontrolle, Kriminalität.
19
Kommunikation und Medien
Darstellung von Migranten in den Medien, Medienverhalten
von Migranten hinsichtlich Medienkonsum und -nutzung (einschließlich Internetnutzung), Ethnomedien, Migranten als Medienproduzenten, Migranten im Mediensektor.
auch: kommunikationswissenschaftliche Themen sofern nicht
bildungsbezogen (Kap. 15).
20
Nation, Ethnizität und Kultur
20.1 Interdependenzen von Gesellschaft,
Ethnizität und Kultur
Multikulturalität, Leitkultur, Transkulturalität, Citizenship und
transnationale Identität.
20.2 Diskriminierung und Rassismus
Xenophobie (Fremdenfeindlichkeit), Rassismus, Antisemitismus; Einstellungsforschung sowie staatliche und zivilgesellschaftliche Antidiskriminierungsmaßnahmen.
21
Geschichte der Migration
lokale, nationale und internationale Wanderungen, Flucht und
Vertreibung, Leben im Exil, (historische) Rückwanderungen.
22
Kapitelübergreifende
Themenstellungen
auch: Sammelwerke mit breit gestreuten Themen, Dokumentationen soweit nicht kapitelspezifisch zuzuordnen, Sammelbesprechungen in Fach- bzw. Besprechungszeitschriften.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
1 Demographie, Statistik und Methodik
1
53
Demographie, Statistik und Methodik
[1-L] Bucher, Hansjörg; Mai, Ralf:
Die Bedeutung der Wanderungen für die Bevölkerungsentwicklung in den Regionen
Europas, in: Informationen zur Raumentwicklung, 2008, H. 3/4, S. 141-151
(www.bbr.bund.de/cln_005/nn_23470/DE/Veroeffentlichungen/IzR/2008/3__4/Inhalt/DL__buche
rmai,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/DL_buchermai.pdf)
INHALT: "Die Bevölkerungsdynamik der Regionen Europas zeigt eine große Vielfalt. Das Gefälle wächst weiter - im nationalen, mehr noch im regionalen Maßstab. Dies liegt vor allem an
den Wanderungen. Sie beeinflussen den demographischen Wandel, und zwar umso stärker, je
kleiner die räumliche Betrachtungsebene ist. Der Beitrag bezieht sich auf ein umfangreiches
Gutachten für den Europarat, in dem die Bedeutung von Wanderungen auf die Bevölkerungsdynamik in 1.500 Regionen Europas in 34 Staaten untersucht wurde. Der größere Teil der Europäer lebt in Regionen mit Bevölkerungswachstum. Immerhin 271 Mio. Personen leben bereits in Regionen mit Abwanderung, vor allem in Osteuropa. Dieses großräumige Wanderungsgefälle ist als Konsequenz der konträren sozioökonomischen und politischen Entwicklung in Ost- und Westeuropa geographisch auch heute noch auszumachen und überdeckt
kleinräumige Muster innerhalb der osteuropäischen Staaten. In Westeuropa treten solche
kleinräumigen Muster der Abwanderung häufiger auf. Das Nebeneinander von prosperierenden und stagnierenden Regionen führt zu einem Wanderungsgefälle, das oft regions-, selten
sogar länderübergreifend ist. Anhand der räumlichen und der natürlichen Bevölkerungsbewegungen wurden Regionstypen gebildet, die sich in ihrer Dynamik, in deren Ursachen und in
ihrer Position innerhalb des demographischen Wandlungsprozesses unterscheiden. Bisher wenig betroffen sind Regionen mit doppeltem Wachstum (aus Geburtenüberschüssen und Wanderungsgewinnen). Weit fortgeschritten im demographischen Wandel sind Regionen mit zwei
Schrumpfungsursachen (Sterbeüberschüsse und Wanderungsverluste). Auf der Kippe stehen
Regionen, die bereits Sterbeüberschüsse verzeichnen, aber mit Wanderungen noch so viel
Dynamik importieren, dass sie eine Abnahme der Bevölkerung noch verhindern können. Der
Verlust an Eigendynamik der Bevölkerung in den Regionen Europas geht einher mit einer
stärkeren Einbindung des Kontinents in die weltweite Entwicklung. Die Globalisierung, ein
bisher eher ökonomisch verstandener Begriff, charakterisiert nunmehr auch die demographische Entwicklung." (Autorenreferat)
[2-L] Bundesministerium für Bildung und Forschung (Urheber):
Grund- und Strukturdaten 2007/2008: Daten zur Bildung in Deutschland, Berlin 2008, 89 S.
(Standort: IAB-93-00.0113,0; Graue Literatur; doku.iab.de/externe/2008/k080617f09.pdf)
INHALT: Die Veröffentlichung enthält umfangreiche Grund- und Strukturdaten zur Bildung in
Deutschland. Die Daten sind über die Website http://www.bmbf.de/gus abrufbar. Inhaltsverzeichnis: Gesamtübersichten: Strukturdaten für das frühere Bundesgebiet, für Deutschland,
für die Bundesländer; Bevölkerung, Schüler und Studierende nach Geschlecht, Art und Bildungsbereich. Schulen: Schulen nach Schularten; Schüler an allgemein bildenden Schulen
nach Bildungsbereichen, Schularten, Geschlecht, Ausländische Schüler, nach Schuljahrgang,
Bildungsbeteiligungsquote, Einschulungen, Prognose nach Bildungsbereichen; Schüler an beruflichen Schulen nach wöchentlichen Unterrichtsstunden, nach Bildungsbereichen, Ge-
54
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
1 Demographie, Statistik und Methodik
schlecht, ausländische Schüler, nach schulischer Vorbildung, Schularten; an Förderschulen
nach Klassentypen, an privaten Schulen nach Schularten, nach Bildungsbereichen; Schulabgänger nach Art des Abschlusses, Schulart, Geschlecht in Prozent der gleichaltrigen Bevölkerung, nach Bildungsbereichen, Ausländische Schulabsolventen; Lehrer an allgemein bildenden Schulen an beruflichen Schulen, Einstellungen und Lehramtsbewerber, nach Bildungsbereichen, nach Altersgruppen, hauptberufliche und nebenberufliche Lehrer nach Schulart, Geschlecht; Schüler je Lehrer nach Bildungsbereichen. Berufliche Bildung: Auszubildende nach
Ausbildungsbereichen/-berufen, Geschlecht, nach Ausbildungsjahren nach am stärksten besetzten Ausbildungsberufen und Geschlecht, Ausländische Auszubildende, Staatsangehörigkeit nach Geschlecht, Kammerbezirken und Ländern; Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge nach Art, Angebot und Nachfrage, nach Ausbildungsbereichen und schulischer Vorbildung, nach Kammerbezirken und Ländern; Ausbildungsstellen bei Arbeitsagenturen gemeldete Bewerber, Abschlussprüfungen nach Ausbildungsbereichen, Geschlecht, Ausbilder nach
Ausbildungsbereichen, Ländern. Hochschulen: Hochschulen nach Hochschularten und Ländern; Studienberechtigte nach Jahr des Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung, nach Art
der Hochschulzugangsberechtigung, Studienberechtigtenquoten; Studienanfänger nach Hochschularten, nach Fächergruppen, nach Bildungsbereichen, Studienanfängerquoten, Deutsche
Studienanfänger nach Alter und Geschlecht; Studierende nach Hochschularten, nach Fächergruppen, nach Studienbereichen und Semestern, nach Bildungsbereichen, nach Alter, nach
Geschlecht, an privaten Bildungseinrichtungen; Deutsche Studierende nach Alter und Geschlecht, nach Sitzland der Hochschule, im Ausland; Ausländische Studierende nach Hochschulart und Staatsangehörigkeit (einschl. Bildungsinländer) nach Fächergruppen und Staatsangehörigkeit, nach Bildungsbereichen; Absolventen nach Studiendauer, Prüfungsart, Studienbereich, Alter, Ausländer nach Herkunftsland, nach Bildungsbereichen; Prüfungen nach
Prüfungsart, Geschlecht nach Fächergruppen, BA-/MA-Struktur, Personalstellen nach Dienstbezeichnung und Hochschulart; Personal nach Dienstbezeichnung, Geschlecht, nach Fächergruppen, Hochschularten, nach Dienstbezeichnung, Besoldungs- bzw. Vergütungsgruppen,
Geschlecht, nach Bildungsbereichen, Studierende/ Lehrer - Relation nach Alter; Habilitationen nach Fächergruppen; Studentenwohnheime nach Anzahl, Plätzen und Hochschulorten;
Ausgaben nach Ausgabearten und Fächergruppen; Gasthörer nach Hochschularten, Geschlecht und Fächergruppen; Berufsakademien, Studierende nach Ausbildungsbereichen.
Ausbildungsförderung (BAföG), Aufstiegsförderung (AFBG): Geförderte nach Wohnung und
Förderungsart, durchschnittlicher Monatsbestand, nach Art des Abschlusses, Aus- bzw. Fortbildungsstätten, nach Umfang und Art der Förderung, nach beruflicher Stellung des Vaters,
nach Altersgruppen und Geschlecht; Finanzieller Aufwand nach Art der Förderung, Familienstand, durchschnittlicher Förderungsbetrag, nach Fortbildungsstätten und -zielen; Finanzieller
Aufwand (AFBG) nach Fortbildungsstätten. Weiterbildung: Fernlehrgänge nach Themenbereichen; Volkshochschulen nach Einrichtungen, Personal, Teilnehmern, nach Programmbereichen/ Fachgebieten, nach Ausgaben, Prüfungen nach Abschlussarten, Volkshochschulen,
Evangelische und Katholische Erwachsenenbildung nach Veranstaltungen, Teilnehmern und
Themenbereichen; Berufliche Weiterbildung nach Bildungsabschluss, Alter und Bundesländer der Teilnehmer, nach Wirtschaftsbereichen und Unternehmensgröße, Erwerbspersonen
nach Altersgruppen und Schulabschluss, Weiterbildungsveranstaltungen der Industrie- und
Handelskammern sowie Handwerkskammern nach Lehrgangsart; Fortbildungsprüfungen
Teilnehmer nach Art des Abschlusses. (IAB)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
1 Demographie, Statistik und Methodik
55
[3-L] Diehl, Claudia:
"Neuzuwandererbefragung-Pilotstudie": methodische Anmerkungen, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 3908-3918, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In vielen klassischen Einwanderungsländern werden seit einiger Zeit Befragungen
von Neuzuwanderern durchgeführt. In Deutschland liegen bislang keine gesonderten Erhebungsdaten für diese Gruppe vor. Dies hat zur Folge, dass wichtige Informationen über die
sozialstrukturelle Zusammensetzung und die frühen Eingliederungsverläufe der derzeit Zuziehenden weitgehend fehlen. In dem Vortrag wird zum einen ein Überblick über die Ergebnisse
der 'Neuzuwandererbefragung - Pilotstudie' gegeben, zum anderen wird die Frage nach einem
möglichen Design für ein deutsches Neuzuwandererpanel diskutiert. Mit der Pilotstudie wurde das Ziel verfolgt, Informationen über die Modalitäten der Stichprobenziehung, das Teilnahmeverhalten und die Wiederbefragbarkeit von Personen ausländischer Staatsbürgerschaft,
die zeitnah ihren Wohnsitz aus dem Ausland nach Deutschland verlagert haben, zu erhalten.
Dazu wurden in Essen und München jeweils 300 Neuzuwanderer auf der Grundlage einer
melderegisterbasierten Personenzufallsstichprobe mündlich nach ihren Zuzugsmotiven, ihrer
Migrationsbiographie und ihrer Bleibeabsicht befragt. Die Pilotstudie hat gezeigt, dass sich
problemlos eine melderegisterbasierte Stichprobe dieses Personenkreises ziehen lässt, dass
sich keine gravierenden Sprach- und Verständigungsprobleme stellen und dass es keine Hinweise darauf gibt, dass dieser Personenkreis besonders große Vorbehalte gegen eine Befragung hat. Problematisch war indes der hohe Anteil so genannter 'stichprobenneutraler Ausfälle' durch falsche und nicht mehr existierende Adressen. Diese waren insofern systematischer
Natur, als sie mit dem Geschlecht, der Nationalität und dem Wohnort der Zielpersonen variierten." (Autorenreferat)
[4-L] Korcz, Richard; Schlömer, Claus:
Perspektiven internationaler Wanderungen und demographische Heterogenisierung in den
Regionen Deutschlands, in: Informationen zur Raumentwicklung, 2008, H. 3/4, S. 153-169
(www.bbr.bund.de/cln_005/nn_23470/DE/Veroeffentlichungen/IzR/2008/3__4/Inhalt/DL__korcz
schloemer,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/DL_korczschloemer.pdf)
INHALT: "Seit mehr als 50 Jahren leisten die internationalen Wanderungen einen maßgeblichen
Beitrag zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland, und mittelfristig werden sie die einzig
verbleibende Quelle für Bevölkerungswachstum stellen. Dabei haben die Zuzüge aus dem
Ausland vor allem seit den politischen Umbrüchen um 1990 einen markanten Wandel hinsichtlich ihrer Zusammensetzung erfahren. Sie sind vielfältiger und komplexer geworden,
neue Herkunftsregionen haben die traditionellen Zuwanderungsländer teilweise abgelöst. Diese verschiedenen Gruppen von Zuwanderern zeigen bezüglich ihrer regionalen Verteilung in
Deutschland sehr unterschiedliche Schwerpunkte und Muster, die ihrerseits durch eine hohe
zeitliche Stabilität und Persistenz gekennzeichnet sind, mitunter also eher historische als aktuelle Aspekte der Raumentwicklung widerspiegeln. Der Beitrag beinhaltet im ersten Teil eine
Bestandsaufnahme dieser Entwicklung. Im zweiten Teil wird die prognostizierte demographische Entwicklung in den Herkunftsregionen der Zuwanderer beleuchtet. Dabei wird eine massive Verschiebung des Zuwanderungspotenzials hin zu Herkunftsregionen außerhalb Europas
sichtbar. Eine Verknüpfung dieser sich wandelnden Potenziale mit den bisherigen Wohn-
56
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
1 Demographie, Statistik und Methodik
standorten der Zuwanderer, die nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Migration in bestehende soziale Netze vollzogen wird, dient schließlich als Diskussionsgrundlage für die Frage,
welche Auswirkungen die künftige Zuwanderung auf die regionale Bevölkerungsentwicklung
in Deutschland haben könnte." (Autorenreferat)
[5-L] May, Marian:
"I didn't write the questions!": negotiating telephone-survey questions on birth timing, in:
Demographic Research, Vol. 18/2008, Art. 18, S. 499-530
(www.demographic-research.org/volumes/vol18/18/18-18.pdf)
INHALT: "This paper examines interviewer-respondent interaction in the collection of demographic data. Conversation analysis (CA) makes transparent the interaction between an interviewer and 25 respondents on a question about pregnancy and birth timing in an Australian
telephone survey, Negotiating the Life Course. The analysis focuses on the troubles that occur
and the work interviewers do to fit respondents' answers to the survey researcher's categories.
Interviewers are shown to act as mediators in difficult interaction, with responses often distorted by question format, the imperative of achieving an allowed response, and the need to keep
the respondent in the survey." (author's abstract)
[6-L] Sobotka, Tomás:
The rising importance of migrants for childbearing in Europe, in: Demographic Research,
Vol. 19/2008, Art. 9, S. 225-248 (www.demographic-research.org/volumes/vol19/9/19-9.pdf)
INHALT: "This contribution looks at the influence of immigration on childbearing trends in the
countries of Western, Northern and Southern Europe, which have received relatively large
numbers of immigrants during the last decades. It analyses the contribution of migrants to the
total number of births and compares fertility rates of migrant women with the fertility rates of
native women, pointing out huge diversity between migrant groups. It also discusses the evidence regarding the progressive 'assimilation' in migrants' fertility to the local fertility patterns and analyses the net impact of migrants on period fertility rates. This review reveals that
migrant women typically retain substantially higher levels of period fertility than the 'native'
populations, but this difference typically diminishes over time and with the duration of their
stay in a country. Immigrants contribute substantially to the total number of births and their
share of total births has increased in the last decade, exceeding in some countries one fifth of
the recorded live births. However, the 'net effect' of the higher fertility of migrants on the period total fertility of particular countries remains relatively small, typically between 0.05 and
0.10 in absolute terms." (author's abstract)
[7-L] Wilkens, Ingrid:
Sozialstatistisches Konzept und Migrationsmuster in den Niederlanden, in: Migration und
soziale Arbeit : Iza ; Zeitschrift für Migration und soziale Arbeit, Jg. 30/2008, H. 2, S. 101-106
INHALT: "Zunächst werden einige Überlegungen zu der Frage, wie sich Migrationsmuster beschreiben lassen, angestellt, im Anschluss daran die niederländischen Daten, die Aussagen
über das Migrationsgeschehen erlauben, erläutert. Anhand dieser Daten wird dann versucht,
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
1 Demographie, Statistik und Methodik
57
die Veränderung der Migrationsprozesse in den letzten Jahren grob zu skizzieren." (Textauszug)
2
Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
[8-L] Binder, Beate:
Heimat als Begriff der Gegenwartsanalyse?: Gefühle der Zugehörigkeit und soziale
Imaginationen in der Auseinandersetzung um Einwanderung, in: Zeitschrift für Volkskunde :
Halbjahresschrift der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, Jg. 104/2008, H. 1, S. 1-17
(Standort: UB Bonn(5)-Z55 131)
INHALT: Die Autorin plädiert für eine erneute Auseinandersetzung mit dem Begriff und Konzept der Heimat. Gerade weil Heimat so komplex erscheint und mit spezifischen Gefühlslagen und Imaginationen verbunden wird, ist das mit dem Begriff transportierte Konzept geeignet, um aktuelle Problemlagen - insbesondere im Kontext von Einwanderung und Migration in spezifischer Weise in den Blick zu nehmen. Die Autorin zeichnet in ihrem Beitrag die verschiedenen Facetten der Thematisierung von Heimat nach und diskutiert mögliche Forschungsperspektiven für die Europäische Ethnologie/Volkskunde. Sie zeigt, dass das HeimatHaben eine Praxis von Positionierung und Grenzziehung ist, und spricht sich für eine offene,
grenzüberschreitende Konzeptualisierung von Heimat aus, um auch die verschiedenen Praxen
der Beheimatung zu erfassen, welche nicht notwendig an einen bestimmten Ort gebunden ist.
Aus der Perspektive von Mobilität und Migration weist sie ferner auf Verbindungen zu den
Diskursen in den Postcolonial Studies und der Transnationalismus- und Geschlechterforschung hin. (ICI)
[9-L] Bock und Polach, Carlotta von:
Neue Institutionenökonomie und Netzwerkanalyse: theoretische und methodische
Anknüpfungspunkte am Beispiel des Spargelanbaus in Brandenburg, in: Christian Stegbauer
(Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den
Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 429-441, ISBN: 978-3-53115738-2
INHALT: Der institutionenökonomische Ansatz untersucht vorrangig die Durchsetzung und den
Erfolg oder Misserfolg der Einhaltung von Verträgen. Dabei stehen die Regeln und die Organisation der Interaktionen und Beziehungen zwischen den Akteuren im Mittelpunkt des Interesses. Die Koordinierungsmechanismen, in der Institutionenökonomie auch als Governance
System bezeichnet, dienen der Durchsetzung und Koordination des Regelsystems. Im vorliegenden Beitrag werden zum einen theoretische und methodische Anknüpfungspunkte der
Neuen Institutionenökonomie mit dem Netzwerkansatz aufgezeigt. Die Erklärungsvariabeln
Sozialkapital und Vertrauen liefern dabei wesentliche Verbindungsansätze. Zum anderen
wird anhand der beispielhaften Darstellung des Rekrutierungs- und Migrationsprozesses polnischer Saisonarbeiter für den Spargelanbau in Brandenburg illustriert, wie erklärungsmächtig die Netzwerktheorie und wie geeignet das methodische Vorgehen für die Analyse der Persistenz der saisonalen Arbeitskräftemigration im Sinne der Neuen Institutionenökonomie ist.
Das Fallbeispiel macht insgesamt deutlich, dass und wie die Beziehungsgeflechte und Ak-
58
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
2 Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
teurskonstellationen des Rekrutierungs- und Migrationsprozess polnischer Saisonarbeitskräfte
stark von persönlichen Bindungen, Traditionen und etablierten Normen geprägt sind. (ICA2)
[10-L] Bürgelt, Petra T.; Morgan, Mandy; Pernice, Regina:
The migration process through the eyes of migrants: experiences, interpretations and
responses of German migrants to New Zealand, in: IMIS-Beiträge, 2008, H. 33, S. 105-128
(www.imis.uni-osnabrueck.de/pdffiles/imis33.pdf)
INHALT: "Petra T. Bürgelt, Mandy Morgan und Regina Pernice untersuchen im letzten Beitrag
des Heftes Erfahrungen von hochqualifizierten deutschen Zuwanderern in Neuseeland. Dabei
wird eine Perspektive gewählt, die sich nicht ausschließlich auf den Prozess der Abwanderung oder auf den Prozess von Aufnahme und Integration beschränkt; vielmehr geht es um
die Analyse der Wahrnehmung des Migrationsprozesses mit seinen komplexen Hintergründen, Formen und Folgen insgesamt. Im Vordergrund steht dabei für unterschiedliche Stadien
des Migrationsprozesses die Anatomie der psychosozialen Faktoren, die Einfluss auf die Entscheidung zur Abwanderung nehmen, aber auch die Zielauswahl und das Erleben, Deuten
und Handeln im Prozess von Aufnahme und Integration in den verschiedenen Teilbereichen
der neuseeländischen Gesellschaft bestimmen." (Textauszug)
[11-L] Cohen, Yinon; Haberfeld, Yitchak; Kogan, Irena:
Jüdische Immigration aus der ehemaligen Sowjetunion: ein natürliches Experiment zur
Migrationsentscheidung, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,
Sonderheft, 2008, H. 48, S. 185-201 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M
Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Gestützt auf israelische, deutsche und amerikanische Zensusdaten wird das Bildungsniveau jüdischer Migranten (und ihrer nichtjüdischen Familienangehörigen), die in den Jahren
1990-2000 aus der ehemaligen Sowjetunion (eSU) nach Israel, Deutschland und in die USA
auswanderten, verglichen. Die besonderen Umstände der Auswanderung aus der eSU in die
USA, nach Deutschland und nach Israel innerhalb dieser zehn Jahre bieten eine einmalige
Gelegenheit, die Abläufe der Selbstselektionsmuster von Immigranten genauer zu untersuchen, als dies in früherer Forschung meist geschah. Der Vergleich des Bildungsniveaus von
Auswanderern in die drei Länder kann als Resultat eines natürliches Experimentes zur Migrationsentscheidung verstanden werden, bei der Immigranten zwei Optionen mit praktisch keinerlei Visumeinschränkungen (Israel und Deutschland) und eine mit Visumerfordernissen
(USA) hatten. Gestützt auf Borjas' Theorie der Selbstselektion behandelt dieser Artikel die relative Anziehungskraft der drei Länder auf verschiedene Typen von Einwanderern und testet
diese Theorie empirisch. Es ist zu erwarten, dass Immigranten mit hoher Bildung Aufnahmeländer vorziehen, in denen ihre Bildungserträge höher sind. Die Ergebnisse stützen die theoretischen Annahmen: Emigranten mit hoher Bildung wandern mit größerer Wahrscheinlichkeit in die USA aus, wo der Arbeitsmarkt flexibler ist und ihre Qualifikationserträge höher
sind als in Israel oder Deutschland." (Autorenreferat)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
2 Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
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[12-L] David, Quentin; Janiak, Alexandre; Wasmer, Etienne:
Local social capital and geographical mobility: a theory, (Discussion Paper /
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3668), Bonn 2008, 40 S. (Graue Literatur;
ftp.iza.org/dp3668.pdf)
INHALT: "In this paper, we attempt to understand the determinants of mobility by introducing
the concept of local social capital. Investing in local ties is rational when workers anticipate
that they will not move to another region. Reciprocally, once local social capital is accumulated, incentives to move are reduced. Our model illustrates several types of complementarity
leading to multiple equilibria (a world of local social capital and low mobility vs. a world of
low social capital and high propensity to move). It also shows that local social capital is systematically negative for mobility, and can be negative for employment, but some other types of
social capital can actually raise employment." (author's abstract)
[13-L] David, Quentin; Janiak, Alexandre; Wasmer, Etienne:
Local social capital and geographical mobility: some empirics and a conjecture on the
nature of European unemployment, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der
Arbeit GmbH, No. 3669), Bonn 2008, 34 S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3669.pdf)
INHALT: "European labor markets are characterized by the low geographical mobility of workers. The absence of mobility is a factor behind high unemployment when jobless people prefer to remain in their home region rather than to go prospecting in more dynamic areas. In this
paper, we attempt to understand the determinants of mobility by introducing the concept of
local social capital. Using data from a European household panel (ECHP), we provide various
measures of social capital, which appears to be a strong factor of immobility. It is also a fairly
large factor of unemployment when social capital is clearly local, while other types of social
capital are found to have a positive effect on employability. We also find evidence of the reciprocal causality, that is, individuals born in another region have accumulated less local social
capital. Finally, observing that individuals in the South of Europe appear to accumulate more
local social capital, while in Northern Europe they tend to invest in more general types of social capital, we argue that part of the European unemployment puzzle can be better understood thanks to the concept of local social capital." (author's abstract)
[14-F] Glowsky, David, M.A. (Bearbeitung); Gerhards, Jürgen, Prof.Dr. (Leitung):
Heiratsmarkt und Immigration im Zeitalter der Globalisierung
INHALT: Untersuchung, welche Faktoren auf Seiten der Männer zu Eheschließungen zwischen
deutschen Männern und Heiratsimmigrantinnen führen anhand von Hypothesen: 1. Männer,
die auf dem deutschen Heiratsmarkt erfolglos bleiben, heiraten eher Migranntinnen; 2. Männer suchen Frauen mit traditionellen Geschlechtervorstellungen; 3. Ermöglichung der Wahl
einer jüngeren/ attraktiveren Partnerin; 4. je größer der ökonomische Unterschied, desto größer die Kompromissbereitschaft der ausländischen Frau zur Heirat eines weniger attraktiven
Mannes. ZEITRAUM: 2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: 1. Überprüfung der Hypothesen mit Mikrozensus 1999/2003; 2. SOEP 1984-2006;
3. Primärdatenerhebung (4.450 Paare). Untersuchungsdesign: Querschnitt; Panel DATENGEWINNUNG: tandardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 4.450; Deutsche Männer mit
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2 Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
Ehefrauen aus Thailand, Brasilien, Polen, Russland, Deutschland -Rücklaufquote 26,5%-;
Auswahlverfahren: Zufall). Sekundäranalyse von Individualdaten (Herkunft der Daten: Soziooekonomisches Panel -SOEP- und Mikrozensus; Auswahlverfahren: total).
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Glowsky, David: Why do
German men marry women from less developed countries? An analysis of transnational partner search based on the German Socio-Economic Panel. in: SOEP-Papers on Multidisciplinary Panel Data Research at DIW Berlin. 2007. Under: www.diw.de/documents/publikationen/
73/74656/diw_sp0061.pdf available.
ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2009-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Fritz Thyssen Stiftung
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Arbeitsbereich Makrosoziologie (Garystr. 55, 14195 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-838-57649, e-mail: david.glowsky@fu-berlin.de)
[15-L] Goeke, Pascal:
Transnationale Lebensläufe als Weg zur strukturellen Assimilation?, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 2079-2089, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der migrationswissenschaftliche Streit zwischen transnationalen Theorieansätzen einerseits und Assimilations- und Integrationstheorien andererseits ist der Ausgangspunkt des
Vortrags. In diesem Streit konnte zwar der nationalstaatliche Bezugsrahmen der Assimilations- und Integrationstheorien als Problem erkannt werden, doch weil auch die Gegenentwürfe
mit holistischen Annahmen arbeiten (z.B. transnationale soziale Räume, ethnoscapes etc.),
bleibt ein schaler Beigeschmack im Kritikgeschäft zurück. Nach diesem Problemaufriss und
im Anschluss an Bommes nimmt der Vortrag eine systemtheoretische Position ein und versucht eine Neujustierung der migrationswissenschaftlichen Begriffe Assimilation, Integration
sowie Inklusion/ Exklusion. So kann ein hohes Maß an Kontinuität zu etablierten Fragestellungen und Erkenntnissen gewahrt und die sich mehrenden theoretischen Probleme können
eleganter als bisher gefasst werden. Essers These etwa, dass der transnationale Fall der Mehrfachintegration umfassende Lernaktivitäten und Gelegenheiten voraussetze, kann dann ebenso aufgenommen werden, wie die These einer Transnationalisierung von Lebensläufen. Anhand von transnationalen Lebensläufen, die sich aus der Arbeitsmigration zwischen (Post)Jugoslawien und Deutschland entwickelt haben, soll gezeigt werden, dass und wie Migranten
aus der zweiten Generation von einer Transnationalisierung ihrer Lebensführung profitieren
können. Der soziale Aufstieg gelingt ihnen nicht obwohl sie hier und dort aktiv werden, sondern gerade weil sie in Deutschland und in Kroatien Lerngelegenheiten finden und ihre Lernaktivitäten fortsetzen können. Man müsste sogar davon sprechen, dass transnationale Aktivitäten die Bedingung zur strukturellen Assimilation sind. Die Einbettung der Lebensläufe in
die Theorie funktionaler Differenzierung macht auf die Strukturentwicklung der modernen
Gesellschaft aufmerksam und zeigt, dass für Individuen den Raum zwischen Notwendigkeit
und Unmöglichkeit größer wird und die eigene Entscheidungsarbeit in der Determinationslücke der modernen Gesellschaft wächst." (Autorenreferat)
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2 Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
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[16-L] Görlich, Dennis; Trebesch, Christoph:
Seasonal migration and networks: evidence on Moldova's labour exodus, in: Review of World
Economics, Vol. 144/2008, No. 1, S. 107-133 (Standort: USB Köln(38)-FHM-Haa34; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Obwohl saisonale Migration weltweit ein bedeutendes Phänomen darstellt, wurde ihr
in der empirischen Forschung bisher nur geringe Aufmerksamkeit zuteil. Der Beitrag untersucht die Entscheidung zwischen saisonaler Wanderung und langfristiger Auswanderung auf
der Ebene der Privathaushalte. Hierzu werden Daten aus Moldawien herangezogen, einem
Land das derzeit einen massiven Auswanderungsschock erfährt. Überraschenderweise wird
die Entscheidung, das Land für einen Saison oder für länger zu verlassen, weder durch Kinder
noch durch eine Ehe beeinflusst. Dies deutet auf hohe soziale und emotionale Kosten der
Auswanderung hin. Weiterhin wird gezeigt, dass zwischen der Existenz lokaler Netzwerke
von Saisonarbeitern und der Entscheidung, endgültig auszuwandern kein Zusammenhang besteht. Grundsätzlich wird ein stärkerer Einfluss von Netzwerken auf die Auswanderungswahrscheinlichkeit in städtischen Umgebungen festgestellt. (IAB)
[17-L] Jungwirth, Ingrid:
Die transnationale Organisation von Arbeit durch Geschlecht und Migration im Zuge der
EU-Erweiterungen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 2096-2109, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Mit der EU-Erweiterung entstehen u.a. durch Migration neue soziale Zusammenhänge, die im Anschluss an Bourdieu sowie Pries (2001) und Faist (1998) als transnationale soziale Räume analysiert werden können. Voraussetzung des darzustellenden Forschungsvorhabens ist die Annahme eines spezifischen transnationalen sozialen Raums, der zwischen Ländern als EU-Beitrittskandidaten und EU-Staaten geschaffen wird - bzw. einem spezifischen
sozialen Raum, der durch die Übergangsbestimmungen für neu aufgenommene Staaten strukturiert ist. Während dieser soziale Raum einerseits durch rechtliche Bestimmungen und Verordnungen definiert ist, wird er gleichzeitig durch Wanderungsbewegungen hergestellt. Dabei
richtet sich das Interesse der Verfasserin besonders auf die Transnationalisierung gesellschaftlicher Arbeitsteilung unter den Bedingungen der EU-Erweiterungen sowie der Tertiarisierung der Arbeitsmärkte. Wie erfolgt in diesem neu geschaffenen, bzw. neu zu schaffenden,
sozialen Zusammenhang die transnationale Organisation von Arbeit? Diese Frage soll am
Beispiel von erwerbsmäßiger Haushaltsarbeit und Arbeit im Bereich der Informations- und
Kommunikationstechnologien, als zwei in mehrerlei Hinsicht konträren Bereichen des
Dienstleistungssektors vergleichend untersucht werden. Gemeinsam ist diesen Bereichen,
dass sie auf einem geschlechtlich segregierten Arbeitsmarkt verortet sind und dass sie in
westlichen (Post-)Industrienationen durch Migration zur Verfügung gestellt werden. Zudem
ermöglichen beide Bereiche derzeit die Umsetzung von Migrationsbestrebungen u.a. aus osteuropäischen Staaten, dadurch dass diese Arbeit in den EU-Staaten nachgefragt ist. Konträr
sind diese Bereiche erstens, insofern sie auf einem geschlechtlich segregierten Arbeitsmarkt
gegensätzlich situiert sind, und gleichzeitig zu dessen Reproduktion beitragen. Während Erwerbsarbeit im Haushalt überwiegend von Frauen geleistet wird, ist der Bereich der IuKTechnologien männlich dominiert. Zweitens sind diese Bereiche konträr, insofern die Arbeit
im Bereich der IuK-Technologien hochqualifiziert und spezialisiert ist, während für die Ar-
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2 Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
beiten im Haushalt, zu denen neben den Arbeiten der Haushaltsführung auch Pflegearbeiten
gezählt werden, in der Regel keine zertifizierte Qualifikation vorausgesetzt wird. Drittens
handelt es sich hinsichtlich des Dienstleistungssektors in dem Fall der Haushaltsarbeiten um
kosumorientierte Dienstleistungen und in dem Fall der IT-Arbeiten, zumindest teilweise, um
produktionsbezogene Dienstleistungen, die mit einer höheren Arbeitsproduktivität und Lohnentwicklung einhergehen (vgl. Scharpf 1986). Gestützt auf diese Vorüberlegungen soll in
dem zu skizzierenden Forschungsvorhaben untersucht werden, auf welche Weise ein geschlechtlich segregierter Arbeitsmarkt im transnationalen Maßstab der EU reproduziert wird.
Wenn es sich dabei um einen Arbeitsmarkt handelt, der nicht lediglich als Addition nationaler
Arbeitsmärkte vorgestellt werden kann: Welches sind die Bedingungen, unter denen der geschlechtlich segregierte Arbeitsmarkt von einer nationalen Ebene in eine transnationale Ebene
transformiert wird? Angesichts dessen, dass gerade Haushaltsarbeiten in westlichen EU-Staaten zu einem nicht unerheblichen Anteil von Migrantinnen verrichtet werden: Auf welche
Weise wird unter den Bedingungen postfordistischer Produktionsweisen soziale Ungleichheit
durch die gesellschaftliche Arbeitsteilung auch aufgrund von ethnischen Zugehörigkeiten, respektive ethnischen Zuschreibungen und Rassenkonstruktionen strukturiert? Vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung soll der dadurch entstehende soziale Raum zwischen Rumänien
als einem der EU-Beitrittskandidatenstaaten und der BRD als EU-Staat untersucht werden.
Die Bereiche der IT-Arbeit und der Haushaltsarbeit können als Felder definiert werden, auf
denen sich soziale Akteurinnen und Akteure aufgrund einer spezifischen Kapitalzusammensetzung verorten und um eine beherrschende Position konkurrieren. Unter den Bedingungen
der Tertiarisierung, die u.a. Pongratz/ Voss auch als zunehmende Ökonomisierung der Arbeitskraft beschreiben, wandeln sich gesellschaftliche Antagonismen in einen 'strukturellen
Widerspruch zwischen Unternehmer unterschiedlichster Art' (Pongratz 2002). Inwiefern
durch Migration und geschlechtliche Sozialisation 'Kapital' gebildet wird, das in diesen sozialen Kämpfen auf den genannten Feldern eingesetzt wird, wäre eine Frage, die es dabei zu untersuchen gilt. Inwiefern es sich dabei um Fähigkeiten, Bildungstitel etc. handelt, d.h. Kapital
im 'positiven' Sinn, oder auch um 'negatives symbolisches Kapital' (Weiß 2001), das in der
rassistischen und sexistischen Diskriminierung zum Tragen kommt, wäre eine weitere Frage.
Bourdieus Theorie des sozialen Raums kann für diese Untersuchung die analytischen Instrumente liefern, um strukturelle Bedingungen in Zusammenhang mit dem Handeln sozialer AkteurInnen zu untersuchen." (Autorenreferat)
[18-L] Massey, Douglas S.; Kalter, Frank; Pren, Karen A.:
Structural economic change and international migration from Mexico and Poland, in: Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 134-161 (Standort:
UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In diesem Beitrag untersuchen die Autoren, wie exogene ökonomische Transformationen die Wahrscheinlichkeit und die Selektivität internationaler Migrationen beeinflussen. Sie
stützen sich dabei auf zwei Datensätze, die zwar aus sehr verschiedenen Kontexten stammen,
aber in einzigartiger Weise miteinander vergleichbar sind: Mit Daten aus dem Mexican Migration Project und mit Methoden der diskreten Ereignisdatenanalyse untersuchen sie das Risiko einer Erstmigration in die USA in sieben Gemeinden des Bundesstaates Veracruz, einer
Region, die bis vor kurzem nur sehr wenige Migranten stellte. In ähnlicher Weise benutzen
sie Daten des Polnischen Migrationsprojektes und analysieren das Risiko einer Erstmigration
nach Deutschland in vier polnischen Gemeinden, die ebenfalls bis in die 1980er Jahre kaum
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2 Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
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nennenswerte Migrationen aufwiesen. Der Vergleich zeigt, dass der Beginn der strukturellen
Brüche und Anpassungen die Wahrscheinlichkeit internationaler Migrationen in beiden Kontexten erheblich und signifikant erhöht hat. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn man Veränderungen in Standard-Kontrollvariablen berücksichtigt, die mit den gebräuchlichen Ansätzen der Migrationstheorie in Verbindung stehen, wie zum Beispiel das Ausmaß der Einkommensgefälle und Indikatoren des Human- und Sozialkapitals." (Autorenreferat)
[19-L] Mau, Steffen; Verwiebe, Roland; Kathmann, Till; Seidel, Nana:
Die Arbeitsmigration von Deutschen in Europa: erste Ergebnisse einer qualitativen
Untersuchung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen
des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4471-4481, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Das hier vorgestellte Forschungsprojekt untersucht vor dem Hintergrund der Europäisierung mit einer qualitativen empirischen Studie die Migration von deutschen Facharbeitern
innerhalb der EU. Untersuchungsgruppe ist damit eine neue und zahlenmäßig wichtiger werdende Migrationsgruppe im europäischen Migrationsraum. Soziologische Forschungsergebnisse liegen dazu bisher kaum vor. Zentrale Ziele der Untersuchung sind die Erforschung der
Migrationsgründe und der sozialen Netzwerke. Um diese Aspekte zu erfassen, wird eine
Mehrfachbefragung ab August 2006 realisiert, mittels der die Migranten sowohl vor wie auch
nach dem eigentlichen Migrationsereignis interviewt werden (insgesamt 70 berufsbiografische Interviews). Dieses Design ermöglicht, den Migrationsverlauf sehr detailliert nachzuvollziehen. So lassen sich die Migrationsgründe nicht nur zum Zeitpunkt der Wanderung,
sondern auch möglicherweise davon divergierende Bleibegründe erfassen. Gleiches gilt für
die Veränderung und Entstehung sozialer Netzwerke. Das Untersuchungsdesign erlaubt, die
Veränderungen der sozialen Integration von Migranten, d.h. ihre Einbindung in Netzwerkstrukturen in der Bundesrepublik, dem Ankunftsland und zwischen diesen beiden Staaten, zu
erfassen. Letztendlich kann mit der geplanten Untersuchung dann auch die Frage beantwortet
werden, ob die deutschen Facharbeiter zu dem neuen und an Bedeutung gewinnenden Migrationstypus der Transmigranten gehören, bei denen die Aus- bzw. Einwanderung nicht als singuläres Ereignis anzusehen ist, sondern die verstärkt in transnationale soziale Netzwerke eingebunden sind. Ergänzt werden die Interviews mit den deutschen Auswandern durch Experteninterviews mit Mitarbeitern der EURES-Stellen der Europäischen Kommission und Arbeitsverwaltungen bzw. deutschen Kooperationsstellen in Bremen, Hamburg und Schwerin,
über die die Stichprobenziehung der Untersuchung realisiert wird. Die Präsentation im Rahmen der ad-hoc-Gruppe wird sich zunächst auf die Ergebnisse der Experteninterviews stützen. Des Weiteren werden Befunde aus der ersten Befragungswelle von deutschen Arbeitsmigranten vorgestellt. Der Schwerpunkt wird hierbei auf den Migrationsgründen liegen." (Autorenreferat)
[20-L] Nedelcu, Mihaela:
Néo-cosmopolitismes, modèles migratoires et actions transnationales à l'ère du numérique:
les migrants roumains hautement qualifiés, Neuchâtel 2008, 399, XIV S. (Graue Literatur;
doc.rero.ch/lm.php?url=1000,40,4,20080422120434-PY/th_NedelcuM.pdf)
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INHALT: Die Themen der vorliegenden Studie sind Teil einer breiteren Debatte, die ein neues
Licht auf die internationale Migration im Kontext einer globalen Konjunktur wirft, die von
tief greifenden politischen, wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Veränderungen geprägt ist. Diese Dissertation untersucht die Rolle der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), insbesondere des Internets, bei der Bildung von Migrationsnetzen, der Reproduktion des Sozialkapitals und der Transnationalisierung der Praktiken rumänischer Migranten. Sie prüft auch den Beitrag des Internets bei der Formung eines imaginären Kosmopoliten
sowie in der Entstehung neuer Formen der Lebensart und der Zugehörigkeit in einer Welt der
Vernetzung und der Interdependenz. Außerdem wird die Rolle des rumänischen Staates bei
der Schaffung eines transnationalen Raums hinterfragt, der Migranten, Zivilgesellschaft und
staatlichen Institutionen analysiert. Auf der Ebene der Theorie werden die erkenntnistheoretischen Grenzen der Sozialwissenschaften erforscht angesichts der Transnationalisierung der
sozialen Strukturen und der Kosmopolitisierung des Alltags von Migranten und Nicht-Migranten. Die Dissertation stützt sich auf zwei wesentliche Fallstudien. Die erste behandelt die
Migration von rumänischen Informatikern nach Kanada und die Schlüsselrolle einer Website
bei der Schaffung eines neuen Migrationsmodells dieser Fachleuten. Die zweite betrifft die
Entstehung einer wissenschaftlichen E-Diaspora. Im digitalen Zeitalter verstärkt sich der
Transnationalismus, wobei er sich gleichzeitig qualitativ von dem des vergangenen Jahrhunderts unterscheidet. Der Migrant online, zentrale Figur der Moderne, erfindet neue Formen
der Präsenz, der Partizipation und der Bürgerschaft. Das Digitale ist dabei, einen tief greifenden Wandel der sozialen Strukturen sowie des Sinns von Zugehörigkeit, Mobilität und Migration zu produzieren. (ICD)
[21-F] Palenga-Möllenbeck, Ewa, M.A. (Bearbeitung); Lutz, Helma, Prof.Dr. (Leitung):
Landscapes of care drain. Care provision and care chains from the Ukraine to Poland and
from Poland to Germany
INHALT: Forschungsprojekt über die Migrations- und Versorgungskette in und aus Osteuropa
nach Deutschland. Dieses Projekt ist Mitglied des Forschungsverbundes "Migration and networks of care in Europe: a comparative research project", das in Zusammenarbeit mit fünf europäischen Universitäten im Rahmen des EUROCORE Programms der European Science
Foundation durchgeführt wird. ZEITRAUM: seit den 1990er Jahren GEOGRAPHISCHER
RAUM: Ukraine, Polen, Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Theoretical approaches: transnational migration/ families; intersectionality analysis.
This research project will conduct 50 biographical interviews with domestic workers, their
children, husbands or partners and other family members in Germany, Poland and the Ukraine. It will also give an overview over the legal situation of the workers in the three countries,
taking into account the different migration regimes. Apart from that, a media analysis aims at
giving an overview over the most important debates on Polish and Ukrainian migrants in Germany, Poland and in Ukraine over the last 10 years. Untersuchungsdesign: qualitative Verfahren: biographische Forschung, Diskursanalyse, Dokumentenanalyse DATENGEWINNUNG:
Qualitatives Interview (Stichprobe: 50; polnische und ukrainische MigrantInnen und deren
Familienangehörige; Auswahlverfahren: theoretical sampling). Inhaltsanalyse, offen (Stichprobe: je 3-4; Zeitungen/ Zeitschriften in Ukraine/ Polen/ Deutschland). Dokumentenanalyse,
standardisiert (Rechtsakte zur Regulierung der -Haushalts-Migration in Polen/ Deutschland).
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
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2 Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
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ART: BEGINN: 2007-02 ENDE: 2010-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Frankfurt, FB 03 Gesellschaftswissenschaften, Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse Professur für Soziologie, insb. Frauen- und Geschlechterforschung (Robert-Mayer-Str. 5, 60054 Frankfurt am Main)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: e.pm@uni-muenster.de)
[22-L] Pries, Ludger:
Transnationalisierung und soziale Ungleichheit: konzeptionelle Überlegungen und
empirische Befunde aus der Migrationsforschung, in: Peter A. Berger, Anja Weiß (Hrsg.):
Transnationalisierung sozialer Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 41-64,
ISBN: 978-3-531-15207-3
INHALT: Die Erforschung von Ungleichheitsstrukturen steht nach Einschätzung des Autors vor
neuen theoretischen und methodischen Herausforderungen. Denn es stellt sich z.B. die Frage,
auf welche Weise die sozialräumlichen Bezugseinheiten begrenzt werden können, wenn sich
selbst aus dem Untersuchungsansatz kein zwingender flächenräumlicher Rahmen ergibt. Es
besteht hier nach Ansicht des Autors eine "Tautologiefalle": Einerseits wird die Existenz
transnationaler Sozialräume unterstellt, deren (transnationale) soziale Ungleichheitsstrukturen
jeweils analysiert werden sollen und deren flächenräumlicher Bezugsrahmen sich jeweils entsprechend aus der Definition dieser Sozialräume ergibt. Andererseits soll die Existenz transnationaler Sozialräume u. a. dadurch begründet werden, dass deren eigene transnationale soziale Ungleichheitsstrukturen nachgewiesen werden. Der Autor diskutiert vor diesem Hintergrund einige grundsätzliche Fragen, die sich für die Ungleichheitsforschung aus der Internationalisierung und vor allem aus der Transnationalisierung von Vergesellschaftung ergeben.
Er verdeutlicht ferner am Beispiel transnationaler Haushalts- und Familienzusammenhänge in
der mexikanisch-usamerikanischen Migration die verschiedenen flächenräumlichen Bezüge
transnationaler Ungleichheitsordnungen und -dynamiken. Abschließend diskutiert er einige
sich hieraus ergebende theoretische und methodische Konsequenzen, die sich z.B. auf das Sozialraumkonzept und die pluri-lokale, dynamische Forschungsperspektive beziehen. (ICI2)
[23-L] Prognos AG (Hrsg.):
Gründe für die Auswanderung von Fach- und Führungskräften aus Wirtschaft und
Wissenschaft: Endbericht, Basel 2008, 47 S. (Graue Literatur;
www.prognos.com/fileadmin/pdf/publikationsdatenbank/Prognos_Studie_Fachkraeftemigration.p
df)
INHALT: "Während Einwanderung nach Deutschland in der Vergangenheit ein großes Thema
war, ist die Auswanderung deutscher Fach- und Führungskräfte bzw. ihr Wanderungsverhalten ein noch wenig erforschtes Gebiet. Im Sinne der Förderung einer Standortbindung von
Fach- und Führungskräften sind daher Kenntnisse ihrer Auswanderungsmotive sowie möglicher Anreize für den Verbleib in bzw. den späteren Rückzug nach Deutschland zu erheben
und vor dem Hintergrund des Bildungsstands und des bisherigen Berufswegs auszuwerten.
Vorliegende Studien wie z.B. des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft (Bonn, April
2004), des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft (Düsseldorf 2002) oder der OECD
bieten hier bereits Hinweise, sparen aber den Bereich der Motivforschung aus, sind nicht re-
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2 Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
präsentativ sondern stark auf den wissenschaftlichen Bereich und seine besonderen Rahmenbedingungen bezogen oder stellen den wirtschaftlichen Beitrag der Migranten in den Zielländern in den Mittelpunkt ihrer Analysen. Diese Lücken gilt es im Rahmen einer repräsentativen Befragung unter Fach- und Führungskräften im Alter zwischen 29-65 Jahren zu schließen. Schwerpunkte der vorliegenden Untersuchung ist die Beantwortung der folgenden Fragen: Welche konkreten Motive liegen der Auswanderung zugrunde? Wie wird die berufliche
und private Situation im Gastland von den Ausgewanderten eingeschätzt? Wie ausgeprägt ist
die Rückkehrbereitschaft unter den deutschen Fach- und Führungskräften und welche Motive
liegen ggf. einer Rückkehr nach Deutschland zugrunde?" (Textauszug)
[24-L] Remhof, Stefan:
Auswanderung von Akademikern aus Deutschland: Gründe, Auswirkungen und
Gegenmaßnahmen, Marburg: Tectum Verl. 2008, 90 S., ISBN: 978-3-8288-9686-4
INHALT: "Im Jahr 2005 haben erstmals mehr Deutsche die Bundesrepublik verlassen als Bundesbürger zurückgekehrt sind - mit steigender Tendenz. Während bei früheren Auswanderungswellen vor allem gering qualifizierte Personen Deutschland verließen, finden sich unter
den heutigen Auswanderern immer mehr hochqualifizierte. Als rohstoffarmes Land ist
Deutschland auf Akademiker allerdings in besonderer Weise angewiesen, um auch in Zukunft
Innovationsfähigkeit, Wachstum und Wohlstand sicher zu stellen. Stefan Remhof befasst sich
mit den Gründen, die Akademiker zur Auswanderung aus Deutschland bewegen und damit,
welche Auswirkungen dieser Brain Drain hat. Außerdem werden mögliche Gegenmaßnahmen von politischer wie auch wirtschaftlicher Seite erörtert, die der zunehmenden Auswanderung Hochqualifizierter entgegenwirken können. Eine Besonderheit stellt hierbei die durchgeführte Expertenbefragung dar, wofür namhafte Persönlichkeiten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft gewonnen wurden, die die Ergebnisse der Untersuchung unterstützt und kritisch reflektiert." (Textauszug)
[25-F] Ruppenthal, Silvia, Dipl.-Soz.; Lück, Detlev, Dipl.-Soz.; Montulet, Bertrand, Dr.; Huynen,
Philippe, Dr.; Bonnet, Estelle, Dr.; Maurines, Béatrice, Dr.; Durand, Lionel, Dipl.-Soz.; Limmer,
Ruth, Prof.Dr.; Rosinka-Kordasiewicz, Anna, Dipl.-Soz.; Urbanska, Sylwia, Dipl.-Soz.; Mahia
Casado, Ramón, Prof.Dr.; Ayuso Sánchez, Luis, Dipl.-Soz.; Viry, Gil, Dipl.-Soz.; Rüger, Heiko,
M.A.; Weishaar, Heide, M.A.; Dragus, Cristina, M.A.; Stec, Magdalena, Dipl.-Soz.; Dauber, Andrea, M.A.; Piérart, Julien, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Schneider, Norbert F., Prof.Dr.; Hubert, Michel, Prof.Dr.; Collet, Beate, Dr.; Bonß, Wolfgang, Prof.Dr.; Giza-Poleszczuk, Anna, Dipl.-Soz.;
Meil Landwerlin, Gerardo, Prof.Dr.; Kaufmann, Vincent, Prof.Dr.; Widmer, Eric, Prof.Dr. (Leitung):
Job Mobilities and Family Lives in Europe. Modern Mobile Living and its Relation to Quality of Life (JobMob and FamLives)
INHALT: Aims: this project seeks to improve European work-life balance under conditions of
contemporary mobility requirements by gathering and disseminating information for individuals, employers, and policy makers regarding job-related spatial mobility. The aims are to:
1. improve our understanding of structural and cultural conditions under which spatial mobility is realised; 2. enhance individual competencies at managing mobile lifestyle demands; 3.
develop and strengthen political and economic strategies to reduce the strains caused by spati-
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al job mobility. The main outcomes of the project will be available through six national reports and in one comparative report. Main research areas: 1. phenomenology: describing the
spread of mobility requirements and the affected social groups. Describing the various forms
in which Europeans meet labour market demands to become mobile (e.g. daily long-distance
commuting, weekly commuting, relocating, etc.). Describing the quantity and distribution of
these realised job mobilities in the participating countries. 2. Explanation: understanding decision processes regarding job mobility. Identifying individual motivations and restraints as
well as structural and cultural triggers and barriers to becoming mobile. Identifying motivations and restraints, triggers and barriers to choosing a specific form of mobility; 3. consequences: identifying the consequences of mobile living under various conditions: the advantages and strains, the impacts on the job career and on the private sphere. For the goals 2. and
3., special attention is given to the interaction of job mobility with family formation, partnership and family development, partnership and family relations, social integration, subjective
well-being, and quality of life. The explanation 2. draws additionally on individual characteristics and attitudes as well as on macro and meso level structures and cultures. More information on: www.jobmob-and-famlives.eu/project.html . ZEITRAUM: Erhebungszeitraum: April
bis Juli 2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Frankreich, Polen, Spanien, Schweiz
METHODE: Using a subjectively expected utility approach, the study assumes that individuals
react to occupational mobility demands, following own needs, which interact with subjective
perceptions and priorities. Reflecting rationally about how to handle mobility demands in
their own best interest, individuals consider conditions on the macro, meso, and micro level.
Simultaneously they are influenced in their perceptions and priorities by cultural settings on
the macro, meso, and micro level. This framework is inspired by the concept of motility. Macro level: individuals take structural conditions into account, such as access to a transportation infrastructure or labour market conditions. Furthermore, they are influenced by mobility
cultures in society, such as a general public opinion regarding how much time one should
spend together with the partner and family. Meso level: individuals consider characteristics of
their social network, work place, or town, such as the local labour market or the attractiveness
of spending time in local neighbourhoods and clubs. Additionally they are influenced by local
sub-cultures in their network, work place, or town. Micro level: individuals consider their
own skills and their life situation regarding job, family, etc. Simultaneously, they are influenced by their individual beliefs and attitudes. Both, skills, life situation, beliefs, and attitudes
are shaped by socio-demographic characteristics (age, gender, etc.). Between these phenomena and job mobility, reciprocal interactions are assumed. The understanding of these interdependencies is enriched with stress theories and theories of quality of life. More information
on: www.jobmob-and-famlives.eu/project.html . Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 5.552 -davon 1.495 in
Deutschland-; Bevölkerung im Alter von 25-54 der 6 beteiligten Länder; Auswahlverfahren:
Zufall). Oversampling (Stichprobe: n=2.376; beruflich mobile Bevölkerung; Auswahlverfahren: Zufall, Screening). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schneider, Norbert F.; Meil, Gerardo (eds.): Mobile living across
Europe. Bd. 1: Relevance and diversity of job-related spatial mobility in six European countries. Opladen: B. Budrich 2008.+++ Schneider, Norbert F.; Collet, Beate (eds.): Mobile living across Europe. Bd. 2: Causes and consequences of job-related spatial mobility in crossnational perspective. Opladen: B. Budrich 2009.+++ Working Paper-Serie unter: www.jobmob-and-famlives.eu/papers.html . ARBEITSPAPIERE: State-of-the-art Report. Bericht an
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
2 Theorieansätze, Migrationsmotive und –verhalten
die Europäische Kommission, 273 Seiten.+++Country-specific Background Report. Bericht
an die Europäische Kommission, 172 Seiten.
ART: BEGINN: 2006-02 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Europäische
Kommission
INSTITUTION: Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für
Soziologie Abt. Soziologie der Familie und der privaten Lebensführung (Colonel-KleinmannWeg 2, 55099 Mainz); Facultés universitaires Saint-Louis a Bruxelles Centre d'etudes sociologiques (Boulevard du Jardin botanique 43, 1000 Brüssel, Belgien); Universite Lyon 02,
Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Sociologies et Anthropologies des Formes d'Action (GLYSI-SAFA), Institut des Sciences de l'Homme (avenue Berthelot 14, 69007
Lyon, Frankreich); Universität der Bundeswehr München, Fak. für Pädagogik, Institut für Soziologie und Gesellschaftspolitik Professur für Allgemeine Soziologie (Werner-HeisenbergWeg 39, 85577 Neubiberg); Universidad Autonoma de Madrid, Facultad de Ciencias Economicas y Empresariales Departemento de Sociologia (Campus de Cantoblanco, 28049 Madrid,
Spanien); Ecole Polytechnique Féderale de Lausanne -EPFL-, Faculté Environnement Naturel, Architectural et Construit -ENAC-, Institut du développement territorial -INTER- Laboratoire de Sociologie Urbaine -LaSUR- (Bâtiment Polyvalent, 1015 Lausanne, Schweiz); Université de Genève, Faculté des sciences économiques et sociales, Département de Sociologie
(Bd. du Pont-d'Arve 40, 1211 Genève, Schweiz)
KONTAKT: Ruppenthal, Silvia (Tel. 06131-39-20320, e-mail: silvia.ruppenthal@uni-mainz.de)
[26-L] Sterbling, Anton:
Die 'eigendynamische' Komponente von Migrationsprozessen, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 2090-2095, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In vielen Natur- und Humanwissenschaften finden eigendynamische Vorgänge eine
systematische Berücksichtigung. Dies gilt auch für die Sozialwissenschaften und das Gebiet
der Migrationsforschung. Keineswegs immer, aber doch häufig, lässt sich bei Migrationsprozessen eine mehr oder weniger ausgeprägte 'eigendynamische' Komponente feststellen. Gelegentlich werden entsprechende Migrationserscheinungen auch als 'Kettenwanderungen' beschrieben und mit 'sozialen Netzwerken' in Zusammenhang gebracht. Nicht selten bleiben die
dabei wirksamen sozialen Mechanismen aber nur allgemein oder ungenau dargestellt. Vor
diesem Hintergrund will der Beitrag drei Anliegen verfolgen. Zum einen soll der Begriff der
'Eigendynamik' sozialer Prozesse theoretisch und methodologisch exakter gefasst und expliziert werden, wobei dies hauptsächlich von einem dem methodologischen Individualismus
zurechenbaren Standort aus erfolgt. In einem zweiten Gedankenschritt wird an mehreren älteren und aktuellen Fallbeispielen der Ost-West-Wanderungen in Europa genauer zu prüfen
sein, inwiefern diese 'eigendynamische' Komponenten aufweisen. Dem folgen Darlegungen
zu den wichtigsten Teilaspekten und Wirkungszusammenhängen der Eigendynamik von Migrationsvorgängen, die zwar ineinander greifen, zunächst aber analytisch getrennt zu betrachten sind. Schließlich sollen auf der Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse einige Anmerkungen zur Relevanz eigendynamischer Vorgänge im Migrationsgeschehen festgehalten und
ein Ausblick auf weiterführende Untersuchungen gegeben werden, durch die spezifische Bedingungskonstellationen herauszufinden sind, unter denen Migrationsprozesse ausgeprägte eigendynamische Züge erwarten lassen." (Autorenreferat)
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[27-L] Torres, Leonora:
The role of Latin Americanness for immigrant activism in Europe: an exploration of
qualitative interviews with Latin-American leaders, (POLITIS Working Paper, No. 14),
Oldenburg 2008, 21 S. (Graue Literatur;
www.uni-oldenburg.de/politis-europe/download/WP14_POLITIS_Torres_2008.pdf)
INHALT: "This paper explores the motivation of 17 highly active Latin American immigrants in
6 European countries, using interviews from the POLITIS database of 176 interviews of civically active immigrants. It argues that there is a distinct notion of Latin American political
culture, and that this notion can be identified in the interviews of the immigrant activists.
Three types of activists have been identified which link their motivation in different ways to
their Latin American background: The old leftist political activists clearly relate to their socialisation in the struggle against dictatorships and have adjusted their political engagement to
their immigrant situation; the cultural activists relate to the positive aspects of Latin American
heritage and culture and their function for integration; the young antidiscrimination activists
integrate in academic or other groups and base their claims for equality in these contexts.
While all interviewees make references to the general situation and their personal situation in
their countries of origin which show similarilities between Latin American countries, specifically the cultural activists in non-Latin European countries use the notion of Latin America as
a taken for granted concept." (author's abstract)
[28-L] Tubergen, Frank van:
The impact of the partner on the economic incorporation of immigrants: household
specialization or social capital?, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,
Sonderheft, 2008, H. 48, S. 307-324 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M
Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Studie untersucht die Rolle des Partners in den ökonomischen Inkorporationsprozessen männlicher und weiblicher Migranten. Aus der Spezialisierungsthese der Neuen Haushaltsökonomie und aus der Sozialkapitaltheorie werden unterschiedliche Erwartungen darüber abgeleitet, welchen Einfluss die arbeitsmarktbezogenen Ressourcen des Partners auf den
eigenen Erwerbs- bzw. Beschäftigungsstatus von Migranten nehmen. Um diese rivalisierenden Thesen zu testen, werden vier ethnische Minderheitsgruppen in den Niederlanden (Türken, Marokkaner, Surinamesen und Niederländische Antillianer) mit gepoolten Querschnittsdaten eines Haushaltssurveys untersucht. Die Analysen liefern wenig Unterstützung für die
Haushaltsspezialierungsthese, sondern sprechen überwiegend für die Sozialkapitalthese. Insbesondere sind Migranten mit einem hochgebildeten Partner wahrscheinlicher beschäftigt und
wahrscheinlicher in statushöheren Jobs zu finden. Dieser positive Einfluss der Bildung des
Partners zeigt sich dabei sowohl für Männer als auch für Frauen und bleibt auch dann erhalten, wenn die eigenen Bildungsqualifikationen und weitere Fertigkeiten oder Kenntnisse berücksichtigt werden." (Autorenreferat)
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[29-L] Verwiebe, Roland:
Statusveränderungen und innereuropäische Wanderungen: Ergebnisse einer Verknüpfung
qualitativer und quantitativer Befunde, in: Peter A. Berger, Anja Weiß (Hrsg.):
Transnationalisierung sozialer Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 185210, ISBN: 978-3-531-15207-3
INHALT: In der vorliegenden Studie wird die Frage untersucht, inwiefern sich der soziale Status
von Migrantinnen und Migranten durch länderübergreifende Wanderungs- und Mobilitätsprozesse innerhalb Europas verändert. Mit dieser Forschungsfrage werden insbesondere ungleichheitssoziologische Überlegungen bei der Analyse innereuropäischer Wanderungsverläufe verbunden. Es wird gezeigt, wie Unterschiede im Hinblick auf Alter, Geschlecht oder
Schicht- bzw. Klassenzugehörigkeit die Gruppe der transnational mobilen Europäer strukturieren. Dabei wird auf Daten aus der Berliner Studie zur transnationalen Mobilität von Europäern (BSTME) zurückgegriffen, in welcher verschiedene Wanderungsgruppen untersucht
worden sind, die typische europäische Wanderungstraditionen, spezifische kulturelle Formen
sowie unterschiedliche Wohlfahrtsregimes in Europa repräsentieren, insbesondere Italiener,
Franzosen, Briten, Dänen und Polen. Neben einer qualitativen Analyse von (Berufs-) Biografien wurde auch eine quantitative Untersuchung der Lebensverläufe transnational mobiler Europäer durchgeführt. Die ausführlich dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf die Ausdifferenzierung von Übergängen im transnationalen europäischen Raum, auf die Risikostruktur
der Übergänge sowie auf die Motive für einen Wohnortwechsel in die Bundesrepublik
Deutschland. (ICI)
[30-L] Weiß, Anja; Berger, Peter A.:
Logik der Differenz - Logik des Austausches: Beiträge zur Transnationalisierung sozialer
Ungleichheiten, in: Peter A. Berger, Anja Weiß (Hrsg.): Transnationalisierung sozialer
Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 7-15, ISBN: 978-3-531-15207-3
INHALT: Die Autoren geben eine Einleitung in die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes,
die zum größten Teil auf Vorträge bei der Tagung "Transnationalisierung Sozialer Ungleichheit" zurückgehen, die die Sektion "Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse" vom 27.28. Januar 2006 an der Ludwig-Maximilians-Universität München veranstaltete. Es wird betont, dass eine Soziologie sozialer Ungleichheit ihren Fokus nicht allein auf eine Logik der
Differenzen zwischen und innerhalb von Nationalstaaten und Regionen, sondern zugleich auf
eine "Logik des Austausches" bzw. der "Ströme" (Castells) richten sollte. Indem sie sich
mehrheitlich mit Migration, grenzüberschreitender sozialer Mobilität oder Interaktionen beschäftigen, versuchen die vorliegenden Analysen dazu einen eigenständigen Beitrag zu leisten. Sichtbar wird dies aber - so die Grundthese des Bandes - erst dann, wenn man sich in der
inter- und transnationalen Ungleichheitsforschung von einer dem Container-Denken verhafteten "Logik der Differenzen" löst. Unter den Gesichtspunkten einer "Logik des Austausches"
können dann transnationale Migrations- und Mobilitätsprozesse ebenso unmittelbar in den
Blick genommen werden wie Interaktions- und Kommunikationsbeziehungen, die sich nicht
nur zwischen den Containern abspielen, sondern zugleich neue transnationale Räume und
auch eigene Zwischenräume bestimmter Migrantengruppen schaffen. (ICI2)
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[31-L] Widmer, Eric; Schneider, Norbert F. (Hrsg.):
State-of-the-art of mobility research: a literature analysis for eight countries, (Job mobilities
working paper, No. 2006-01), Brüssel 2006, 263 S. (Graue Literatur;
www.jobmob-and-famlives.eu/papers/JFW_06-01_Widmer_Schneider.pdf)
INHALT: Der Bericht liefert eine Bestandsaufnahme der wissenschaftlichen Forschung über die
räumliche berufliche Mobilität in acht Ländern. Er ist Teil der Hintergrundanalysen des Forschungsprojekts 'Job Mobilities and Family Lives in Europe'. Sechs nationale Forschergruppen (aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Polen, Spanien und der Schweiz) haben Literaturübersichten zum Stand der wissenschaftlichen Debatte in ihren jeweiligen Ländern zusammengetragen, die Zusammenstellung der entsprechenden Unterlagen für die USA und die
Niederlande erfolgte durch externe Experten. Jeder der Länderberichte folgt einer vorgegebenen Struktur: Literatur, die sich mit der räumlichen beruflichen Mobilität als solcher beschäftigt, solche, die Mobilität unter dem Ansatz der Fähigkeit, mobil zu sein, einschließlich der
Infrastruktur für Mobilität in den einzelnen Ländern, untersucht. Es folgt Literatur, die Mobilität mit vier interagierenden Untersuchungsfeldern in Beziehung setzt: Familie, Arbeitsmarkt, soziale Integration und Sozialkapital sowie Lebensqualität. Die Literaturübersicht
zeigt eine große Zahl von Forschungsansätzen, die versuchen, das Phänomen der berufsbezogenen räumlichen Mobilität in Verbindung mit dem Familienleben zu analysieren. Der Berichtsband stellt die wichtigsten empirischen Forschungsergebnisse zusammen und identifiziert noch vorhandene Forschungslücken. (IAB)
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Internationales und globales Migrationsgeschehen
[32-L] Andrade-Eekhoff, Katharine:
Die Globalisierung der Peripherie: transnationale Migration und ihre lokalen
Auswirkungen in Zentralamerika, in: Dieter Boris, Therese Gerstenlauer, Alke Jenss, Kristy
Schank, Johannes Schulten (Hrsg.): Sozialstrukturen in Lateinamerika : ein Überblick,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 237-263, ISBN: 978-3-531-15769-6
INHALT: Die Verfasserin befasst sich mit der transnationalen Migration in Zentralamerika und
ihren lokalen Auswirkungen. Dabei behandelt sie ökonomische, sozio-kulturelle und politische Aspekte bezüglich der Ursachen und Rückwirkungen der Wanderungsprozesse. Das
Phänomen der Migration wird als vielschichtiger Prozess mit einer breiten Palette an translokalen Bindungen zwischen Familien, Gemeinden und Ländern verstanden. Die "Empfängerländer" der Migration brauchen die Arbeitskräfte, um in der globalen Welt zu funktionieren.
Die "Entsendeländer" finden im extraterritorialen Arbeitsmarkt ein Ventil für bestimmte gesellschaftliche Segmente. Angesichts dieses wechselseitigen Abhängigkeiten und vielschichtigen Prozesses ist die internationale Arbeitsmigration struktureller Teil des Lebens vieler Gemeinden und tausender Familien. Die Lösung der Probleme in der zentralamerikanischen Peripherie verlangt, so die These, koordinierte Interventionen ausgehend von Akteuren in den
Großstädten Los Angeles und New York und umgekehrt. Es wäre von fundamentaler Wichtigkeit in der zukünftigen Forschungsagenda und für die Formulierung öffentlicher Politiken
in der Region und über sie hinaus, das Zusammenspiel von Chancen und Risiken der transnationalen Migration für die lokalen Gebiete besser zu verstehen. (ICF2)
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[33-L] Bank, André; Harders, Cilja:
Irak-Effekte: regionale Neuordnung, translokale Mobilität und Flüchtlingskrise im Nahen
Osten, in: Leviathan : Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Jg. 36/2008, H. 3, S. 411-429
(Standort: USB Köln(38)-XG01679; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die US-Strategie der externen Demokratisierung ist fehlgeschlagen. Dem Irak droht
Staatsversagen, Militarisierung und Konfrontation bestimmen die Beziehungen der USA zur
arabischen Welt. Diese und andere globale "Irak-Effekte" sollten die nicht weniger wichtigen,
aber weniger beachteten Entwicklungen auf der regionalen und lokalen Ebene der Nahostpolitik aber nicht in den Hintergrund drängen. Irak-Effekte zeigen sich vor allem in politischen
Prozessen jenseits der Ebene des klassischen Nationalstaats. Der Irakkrieg hat einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung einer neuen regionalen Ordnung geleistet, gekennzeichnet
durch eskalierende inner- und zwischenstaatliche Gewalt, den Aufstieg des Iran zur Regionalmacht und eine allgemeine Polarisierung. Darüber hinaus hat er zur Entstehung und Konsolidierung neuer Formen grenzüberschreitender, translokaler Mobilität von radikalen Islamisten
und kurdischen Aktivisten, aber auch von Geschäftsleuten geführt. Überdies hat der Irakkrieg
im Nahen Osten für eine massive Flüchtlingskrise gesorgt, die in den Nachbarstaaten Jordanien und Syrien zu einem Wandel auf lokaler Ebene geführt hat. Diese komplexe Dynamik
macht die Ausstrahlung des Irakkriegs in der Nahostpolitik nach 2003 aus. (ICEÜbers)
[34-L] Baraulina, Tatjana; Borchers, Kevin; Schmid, Susanne:
Afrikanische Einwanderung nach Deutschland - Abwanderung von Intelligenz, Entwertung
von Qualifikationen, Folgen für die Herkunftsländer?, in: Sozialwissenschaftlicher
Fachinformationsdienst : Migration und ethnische Minderheiten, Bd. 2/2008, S. 11-37 (Standort:
UB Bonn(5)-Z87-204;
www.gesis.org/fileadmin/upload/dienstleistung/fachinformationen/servicepublikationen/sofid/Fac
hbeitraege/Migration_und_ethnische_Minderheiten_2008-2.pdf)
INHALT: "Der Beitrag setzt sich mit der Situation von afrikanischen Staatsbürgern in Deutschland auseinander. Ziel ist es zu untersuchen, ob eine Entwertung der Qualifikationen von
Afrikanern in Deutschland stattfindet. Hierzu wird zunächst die Wanderungsstruktur von
Afrikanern nach Europa im Allgemeinen und nach Deutschland im Speziellen betrachtet. Anhand von statistischen Informationen und qualitativen Untersuchungen wird danach die Situation von afrikanischen Staatsbürgern auf dem deutschen Arbeitsmarkt untersucht, um zu ermitteln, ob eine Entwertung der Qualifikationen stattfindet. Basierend auf diesen Ergebnissen
wird schließlich analysiert, wie sich die Situation von afrikanischen Staatsbürgern in
Deutschland auf deren entwicklungspolitisches Engagement in den Herkunftsländern auswirkt." (Autorenreferat)
[35-L] Beine, Michel; Docquier, Frederic; Schiff, Maurice:
Brain drain and its determinants: a major issue for small states, (Discussion Paper /
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3398), Bonn 2008, 25 S. (Graue Literatur;
ftp.iza.org/dp3398.pdf)
INHALT: "This paper examines the relationship between the brain drain and country size, as well
as the extent of small states' overall loss of human capital. We find that small states are the
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3 Internationales und globales Migrationsgeschehen
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main losers because they i) lose a larger proportion of their skilled labor force and ii) exhibit
stronger reactions to standard push factors. We also observe that the correlation between human capital indicators and country size is close to zero. This suggests that small states are
more successful in producing skilled natives and less successful in retaining them." (author's
abstract)
[36-F] Buchholz, Kai, Dr.des. (Bearbeitung); Gülker, Silke, Dr.phil. (Leitung):
Attraktivität von Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft im internationalen Vergleich: wie
erfolgreich sind die eingeleiteten wissenschaftspolitischen Initiativen und Programme?
INHALT: Die fortschreitende Globalisierung von Wissenschaft und Forschung ist mit einer
wachsenden Mobilisierung des Forschungspersonals verbunden. Die Förderung dieses direkten wissenschaftlichen Austausches wird daher auch von allen Industriestaaten ausdrücklich
gewünscht und gefördert. Gleichzeitig hängt die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft
wesentlich von der Verfügbarkeit von kreativem und innovationsbereitem Forschungs- und
Wissenschaftspersonal ab. Aus nationaler Perspektive ist es also von entscheidender Bedeutung, dauerhafte Wanderungsverluste (brain drain) zu vermeiden und stattdessen Wanderungsgewinne (brain gain) zu erzielen. Die Gestaltung der Attraktivität von Arbeitsplätzen in
der Wissenschaft ist daher eine zentrale wissenschaftspolitische Aufgabe. Vor dem Hintergrund eines drohenden brain drain werden in Deutschland seit einigen Jahren lebhafte Debatten um mögliche Attraktivitätsverbesserungen des Wissenschaftsstandorts Deutschland geführt. Die Mechanismen und Anreizstrukturen bei Zu- und Abwanderungen sind inzwischen
gut erforscht. Als zentrales Problem gilt vor allem die "doppelte Bestenauswahl" (Büchtemann 2001): Sowohl seitens der Finanzierungsinstitutionen als auch der aufnehmenden ausländischen Hochschulen und Forschungsstätten werden hochselektiv die besten Köpfe der
deutschen Wissenschaftslandschaft identifiziert und deren auch dauerhafte Abwanderung unterstützt. Auch die Gründe der Wissenschaftler/innen für die Abwanderung aus Deutschland
sind weitgehend bekannt. Als Hauptmotiv für die Aufnahme einer Tätigkeit im Ausland wird
in den Studien übereinstimmend die damit erwartete Verbesserung der Karrierechancen angegeben. Der Reiz der Möglichkeiten im Ausland mischt sich mit wahrgenommenen Defiziten
der Arbeitsbedingungen in Deutschland. Ziel des Projektes ist, die Debatte um Attraktivität
von Arbeitsplätzen im deutschen Wissenschaftssystem in doppelter Hinsicht zu informieren
und so die wissenschaftspolitische Orientierungsgrundlage zu verbessern: Erstens sollen in einem internationalen Vergleich Anreizstrukturen für wissenschaftliche Karrieren analysiert
werden. Zweitens sollen wissenschaftspolitische Instrumente in Deutschland einer ersten und
vorläufigen Prüfung daraufhin unterzogen werden, inwiefern sie zur Steigerung der Arbeitsplatzattraktivität im deutschen Wissenschaftssystem beitragen können. GEOGRAPHISCHER
RAUM: USA, Japan, Kanada, Schweden, Schweiz, Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Zwar gelten die Faktoren, die von Wissenschaftler/innen als Manko des deutschen
Wissenschaftssystems angesehen werden, als weitgehend bekannt. Bislang nicht systematisch
erfasst ist aber, wie sich nationale Wissenschaftssysteme in Bezug auf diese Faktoren real unterscheiden. Die meisten hierzu vorliegenden Studien stützen sich vorrangig auf Befragungen
von (international mobilen) Wissenschaftler/innen. Wie Janson et al. (2006) jedoch feststellen, sind manche Erwartungen beispielsweise in Bezug auf Karriereoptionen im US-amerikanischen Wissenschaftssystem von der Empirie nicht gedeckt. Im ersten Teil des Projektes
wird daher ein Strukturvergleich von ausgewählten erfolgreichen Innovationssystemen vorgenommen. Für die Länder USA, Japan, Kanada, Schweden und die Schweiz wird überprüft,
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3 Internationales und globales Migrationsgeschehen
wie innerhalb der jeweiligen nationalen Systeme Anreize für wissenschaftliche Karrieren geschaffen werden. Die Untersuchung orientiert sich an den Phasen einer akademischen Laufbahn vom Eintritt in eine Hochschule als Studierende bis hin zur Verstetigung der Karriere
als Wissenschaftler/in. Innerhalb und zwischen den Phasen Hochschule, Promotion, nach der
Promotion und langfristiger Wissenschaftslaufbahn lassen sich eine Vielzahl von Faktoren
identifizieren, die die Attraktivität einer Wissenschaftskarriere fördern oder hemmen können.
Die Kompetenzen zur Gestaltung dieser Phasen sind dabei breit gestreut, nationale Rahmensetzungen spielen ebenso eine Rolle wie disziplinäre explizite und implizite Regelungen oder
institutsspezifische Praktiken. Dieses Tableau über wissenschaftliche Arbeitsmärkte verbessert die Faktengrundlage in der Debatte um brain drain und brain gain und kann gleichzeitig
Hinweise auf potenzielle Erfolgsfaktoren liefern.
ART: BEGINN: 2008-02 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Expertenkommission Forschung und Innovation
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Gesellschaft und
wirtschaftliche Dynamik Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik (Reichpietschufer 50,
10785 Berlin)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-25491-159, Fax: 030-25491-530, e-mail: guelker@wzb.eu);
Bearbeiter (Tel. 030-25491-233, Fax: 030-25491-530, e-mail: buchholz@wzb.eu)
[37-L] Chiller-Glaus, Michael:
Tackling the intractable: Palestinian refugees and the search for Middle East peace, Bern: P.
Lang 2007, 370 S., ISBN: 978-3-03911-298-2
INHALT: Das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge ist einer der wichtigsten Punkte, die es
im Rahmen einer Lösung des Nahost-Konfliktes zu lösen gilt. Welche Schritte wurden bisher
unternommen? Und wie könnte eine tragfähige Lösung aussehen? Um diese Fragen zu beantworten, liefert der Autor einen umfassenden Überblick über die Entwicklung, beginnend in
den vierziger Jahren und inklusive einer detaillierten Beschreibung der lokalen Situation in
den betroffenen Gebieten. Dabei werden sozioökonomische Fragen genauso wenig außer
Acht gelassen wie eine Betrachtung sowohl der Rolle Israels als auch der arabischen Welt.
Bedeutsam für den weiteren Verlauf der Arbeit ist die Schilderung der unterschiedlichen Perzeptionen und Deutungen der Geschehnisse und eines Rechts auf Rückkehr auf palästinensischer wie auf israelischer Seite. Anschließend werden die unterschiedlichen Versuche von
Verhandlungslösungen - von Lausanne über Camp David bis zur 'Roadmap' - vorgestellt und
diskutiert, außerdem weitere Vorschläge unterschiedlicher Initiativen. So entsteht ein umfassender Überblick von den historischen Wurzeln des Problems bis zum gegenwärtigen Stand
der Dinge. Aus den historischen Abläufen schließt der Autor, dass grundsätzliche Fragen zusammen mit praktischen Lösungen verhandelt werden sollten. So wäre bei einer Einigung
über das Recht auf Rückkehr auch die Zahl der tatsächlichen Rückkehrer zu klären. Dem Problem der ausgewogenen Formulierung einer Einigung komme dabei eine besondere Bedeutung zu. Ohne eine Lösung des Flüchtlingsproblems sei eine Lösung des Gesamtkonflikts
nicht möglich. (ZPol, NOMOS)
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[38-L] Dietz, Barbara:
Die Ukraine im europäischen Migrationssystem, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage
zur Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 35/36, S. 33-38 (www.bpb.de/files/VZ5NWG.pdf)
INHALT: "Seit ihrer Unabhängigkeit und insbesondere seit der Osterweiterung der Europäischen
Union hat sich die Ukraine verstärkt zu einem Sendeland von Arbeitsmigranten in verschiedene EU-Staaten entwickelt. Schwerpunkte bilden Deutschland, die neuen osteuropäischen
Mitgliedsländer und Südeuropa." (Autorenreferat)
[39-F] Felsch, Maximilian, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Robert, Rüdiger, Prof.Dr. (Betreuung):
Palästinensische Flüchtlingsgemeinschaften am Beispiel von Jordanien, Syrien und dem Libanon: Integrationsperspektiven und politischer Konflikt
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Palästina, Jordanien, Syrien, Libanon
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,
Graduate School of Politics am Institut für Politikwissenschaft (Scharnhorststr. 100, 48151
Münster)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0251-39-10008, e-mail: maximilian-felsch@web.de); Betreuer
(Tel. 0251-83-24374, Fax: 0251-83-24349, e-mail: robertr@uni-muenster.de)
[40-L] Inhetveen, Katharina (Hrsg.):
Flucht als Politik: Berichte von fünf Kontinenten, (Siegener Beiträge zur Soziologie, Bd. 5),
Köln: Köppe 2006, 229 S., ISBN: 978-3-89645-347-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006/10106)
INHALT: 'Die Flucht ist eine Bewegung in einem Machtverhältnis, das von der Ohnmacht des
Gejagten über das Erreichen eines Raums, der vor dem Zugriff der Macht schützt, bis zur direkten Umkehrung des Machtverhältnisses zwischen Jäger und Gejagtem reicht' (22), schreibt
von Trotha und liefert mit diesen grundsätzlichen Überlegungen zum Verhältnis von Flucht
und Macht einen breiten Bezugsrahmen für die übrigen Beiträge des interdisziplinär angelegen Bandes. Schlaglichtartig werden die vielfältigen Erscheinungsformen von Flucht, die sowohl Folge als auch Ziel von Politik sein kann, aufgezeigt. Am Beispiel von Sahara-Nomaden in Mali und Niger sowie von Steuerflüchtlingen wird Flucht als zielorientiertes Handeln
interpretiert. Wie Flüchtlinge als machtvolle politische Akteure auftreten können, zeigen Rösel am Beispiel der Mohajir, die eine zentrale Rolle beim Aufbau Pakistans einnahmen, sowie
Radtke in ihrem Beitrag über die Finanzierung von Bürgerkriegsparteien durch die Diaspora.
Dass Flüchtlinge vielfach als politisches Problem konstruiert werden, ist eine weitere Perspektive auf das Thema, wie Baringhorst in ihrer Untersuchung über die australische Flüchtlingspolitik und Crisp in seiner Darstellung der internationalen Entwicklungen deutlich machen. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Katharina Inhetveen: Vorbemerkungen (7-16); I.
Flucht als Politik - Konzeptionelle Beiträge: Trutz von Trotha: Von der Ohnmacht der Flucht
zur Macht der Kündigung Flucht als 'bewegtes' Machtverhältnis - Ein theoretischer Essay
(17-38); Simon Turner: Biopolitics and Bare Life in a Refugee Camp Some Conceptual Reflections (39-62); II. Strategien der Flucht: Georg Klute: Flucht zum eigenen Zelt. Sahara-Nomaden als Spezialisten der Flucht (63-80); Katharina Inhetveen: Situative Fluchten. Mobilität
und Macht in einem sambischen Flüchtlingslager (81-102); Markus Weimann: Steuerflucht
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(103-124); III. Flüchtlinge als politische Akteure: Jakob Rösel: Die Mohajir in Karachi, Pakistan. Flucht und Politik (125-162); Katrin Radtke: Die Finanzierung von Bürgerkriegen aus
der Diaspora. Eritreer in Frankfurt und Tamilen in Toronto (163-182); IV. Flüchtlingspolitik:
Sigrid Baringhorst: White Nation. Nationale Identität, Ängste und Flüchtlingspolitik in Australien (183-204); Jeff Crisp: A New Asylum Paradigm? Globalisation, Migration and the Uncertain Future of the International Refugee Regime (205-220).
[41-L] Kancs, d'Artis; Kielyte, Julda:
Does talent migration increase the gap between East and West?, (Working Paper Series of the
Research Network 1989, 8), Berlin 2008, 19 S. (Graue Literatur;
nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-16427)
INHALT: In den letzten Jahren hat die Anzahl von fachlich hoch qualifizierten Migranten weltweit stark zugenommen, wie verschiedene empirische Studien belegen. Die Wanderungen erfolgen dabei überwiegend von Ost nach West, obwohl gleichzeitig Rückwanderungen in die
rasch wachsenden osteuropäischen Ökonomien zunehmen. Unter der Annahme, dass das Humankapital eine wichtige Determinante für das Wirtschaftswachstum darstellt, könnte die Migration von hoch qualifizierten und begabten Personen die Entwicklungskluft zwischen Ost
und West vergrößern. In der vorliegenden Studie wird diese Annahme empirisch überprüft
und der Frage nachgegangen, ob und inwiefern die Migration von hoch Qualifizierten das
Wirtschaftswachstum in den osteuropäischen Entsendestaaten auf kurz- und langfristiger Ebene beeinträchtigt. Theoretische Grundlage bildet das Konzept des "innovativen Kapitals" von
D. Kancs und P. Ciaian aus deren Veröffentlichung: "Blue Cards, Blue Prospects?" in den International Migration Papers No. 91 (2008). (ICI)
[42-L] Krajewski-Siuda, Krzysztof; Romaniuk, Piotr; Madaj, Barbara; Forbes, John; Hubicki,
Lech:
Brain drain threat - polnische Studenten sind nicht Polish students are not satisfied with
labor market options for health professionals in Poland, in: Journal of public health :
Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften, Vol. 16/2008, No. 5, S. 347-351
(www.springerlink.com/content/ju133524p2621825/?p=bba643e8e34844d9a4147f761d44b15d&p
i=6)
INHALT: "Background: Following the EU expansion in 2004, the threat of mass migration of
medical doctors in the new member states has become a widely debated issue. It is particularly relevant in the context of skills shortages in developed countries that seek to fill gaps in
their systems with foreign labor. This makes doctors from the former Eastern bloc an attractive resource. Aim: To explore and quantify the potential scale of medical migration, a study of
intentions of medical and dentistry students was conducted at the largest medical university in
Poland. Methods: A total of 367 students of the first and final degree was examined using our
own questionnaire. Binary and multivariate analyses based on logistic regression models were
used to examine the data. Results: The study shows that 85% of students admit they are considering going abroad, mainly because of poor financial and professional development perspectives at home. No clear profile of a potential migrant could be built. Only those with better
grades are less inclined to move, suggesting that overall people from different backgrounds
are equally dissatisfied with their professional options at home. Almost 80% of those conside-
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ring migration would reconsider their decisions if appropriate job opportunities were available locally. Conclusion: The majority of medical students are considering going abroad to
work, and those in their final year have been actively preparing to do so. If Poland wants to
retain its doctors, it needs to take action to improve both the financial and development perspectives in the medical profession." (author's abstract)
[43-L] Lerch, Mathias; Dahinden, Janine; Wanner, Philippe:
Remittance behaviour of Serbian migrants living in Switzerland, (SFM-Studien, 51),
Neuchâtel 2007, 164 S. (Graue Literatur;
www.migration-population.ch/fileadmin/sfm/publications/rr/s_51.pdf)
INHALT: "Given the growing importance of migrant remittances for transition economies, their
impact on economic development is a major policy concern. The study focuses on the supply
side of these financial flows by assessing the remittance behaviour of Serbian migrants in
Switzerland, one of the major immigrant countries in Europe. The majority of Serbs in Switzerland are involved in interpersonal economic transfers to Serbia. The large majority of senders use informal remittances channels. An economic integration of the migrant households,
as well as close transnational relations increase not only the likelihood to remit but also the
amounts transferred. The stability of remittances may depend on future migration flows, since
the amounts sent drop when length of stay increases." (author's abstract)
[44-L] Morawska, Ewa:
East European westbound income-seeking migrants: some unwelcome effects on sender- and
receiver-societies, (Working Paper Series of the Research Network 1989, 16), Berlin 2008, 14 S.
(Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-27195)
INHALT: "This report on a study in progress examines some thus far uninvestigated aspects of
Europe's post-1989 transformation and, specifically, developments related to greatly increased Westbound work-related migration of East Europeans. It is informed by three arguments.
First, that East European, especially low-skilled, migrants' income-seeking sojourns in the
West sustain or even reenergize some of the entrenched mindsets and coping practices formed
under the previous regime and known as the homo sovieticus or beat-the-system/ bend-thelaw syndrome as the effective strategy of economic action in the new situation. Second, that
as East European (im)migrants negotiate the circumstances they encounter abroad in the pursuit of the purposes by engaging receiver-society native residents and institutions, their oldregime practices and orientations become integrated over time into the local cultural and social relational patterns in the West European countries where they settle. And third, that as East
European income-seeking migrants travelling to the West return to their home-country localities, they transplant there their hands-on experience of the daily operation of capitalism acquired through its everyday 'participant observation' during their Western sojourns. As they do
this, they re-implant in their home-country local societies the old-regime homo sovieticus coping strategy now enhanced as effective tools in negotiating the capitalist system." (author's
abstract)
78
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
3 Internationales und globales Migrationsgeschehen
[45-L] Moret, Joëlle; Baglioni, Simone; Efionayi-Mäder, Denise:
The path of Somali refugees into exile: a comparative analysis of secondary movements and
policy responses, (SFM-Studien, 46), Neuchâtel 2006, 150 S., ISBN: 978-2-940379-00-2 (Graue
Literatur; www.migration-population.ch/fileadmin/sfm/publications/rr/s_46.pdf)
INHALT: "Somalis have been leaving their country for the last fifteen years, fleeing civil war,
difficult economic conditions, drought and famine, and now constitute one of the largest diasporas in the world. Organized in the framework of collaboration between UNHCR and different countries, this research focuses on the secondary movements of Somali refugees. It was
carried out as a multi-sited project in the following countries: Djibouti, Egypt, Ethiopia, Kenya, the Netherlands, South Africa, Switzerland and Yemen. The report provides a detailed insight into the movements of Somali refugees that is, their trajectories, the different stages in
their migration history and their underlying motivations. It also gives a comparative overview
of different protection regimes and practices." (author's abstract)
[46-L] Niimi, Yoko; Ozden, Caglar; Schiff, Maurice:
Remittances and the brain drain: skilled migrants do remit less, (Discussion Paper /
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3393), Bonn 2008, 26 S. (Graue Literatur;
ftp.iza.org/dp3393.pdf)
INHALT: "It has been argued that the brain drain's negative impact may be offset by the higher
remittance levels skilled migrants send home. This paper examines whether remittances actually increase with migrants' education level. The determinants of remittances it considers include migration levels or rates, migrants' education level, and source countries' income, financial sector development and expected growth rate. The estimation takes potential endogeneity
into account, an issue not considered in the few studies on this topic. Our main finding is that
remittances decrease with the share of migrants with tertiary education. This provides an additional reason for which source countries would prefer unskilled to skilled labor migration.
Moreover, as predicted by our model, remittances increase with source countries' level and
rate of migration, financial sector development and population, and decrease with these countries' income and expected growth rate." (author's abstract)
[47-L] Ralser, Michaela:
Migration - Marginalisierung - bio-ökonomischer Imperativ: Schubhaft und Abschiebung:
Instrumente gegen Armutsflüchtlinge, in: Alexander Eberharter, Andreas Exenberger (Hrsg.):
Globalisierung und Gerechtigkeit : eine transdisziplinäre Annäherung, Innsbruck: Innsbruck Univ.
Pr., 2007, S. 145-160, ISBN: 978-3-902571-16-8 (Standort: UB Karlsruhe(90)wirt3.45/2008A3489)
INHALT: Millionen von Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Verfolgung, vor Krieg oder
vor der Verknappung der Lebens- und Überlebensmittel. Die wenigsten von ihnen gelangen
nach Europa. Von diesen wenigen erwerben manche eine Art Bleiberecht, weil ihr Asylantrag
angenommen, weil ihre Arbeitskraft auch offiziell nachgefragt wird, weil irgendein anderes
Gesetz ihren (Aufenthalts)status legitimiert. Die anderen leben unter den prekären Bedingungen der Illegalisierung im Schatten eines ethnisch segmentierten Arbeitsmarktes und unter
dem Zugriff immer neuer "Grenzregime", "Ausnahme"-Gesetze und "Ausnahme"-Institutio-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
3 Internationales und globales Migrationsgeschehen
79
nen. Der vorliegende Beitrag beschreibt eine dieser Gruppen: die "Armuts- und Wirtschaftsflüchtlinge" aus der Peripherie oder Semiperipherie der Welt. Gezeigt wird, dass und wie die
Herkunftsorte und Lebenswege nicht nur die Biografien der Einzelnen bestimmen, sondern
auch den Status, den sie - einmal im Zentrum angekommen - erhalten. Ziel der Autorin ist
zweierlei: "In uns die Vorstellungskraft für die besondere Situation von Flüchtlingen zu
schärfen, das Unterscheidungsvermögen zu erhöhen in Bezug auf die Frage, was die ungerechtfertigt ungleichen Lagen der Menschen, abhängig von ihren Herkunfts- und Geburtsorten, jeweils ausmacht, welche Rolle schließlich die Fragen des Zugangs zu oder der Beschränkung von Mobilität in diesem Zusammenhang spielen und wie diese unter anderem mit
der ökonomischen Globalisierung zusammenhängen". (ICA2)
[48-L] Steinbach, Uwe:
Christen im Nahen Osten: Essay, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 26, S. 3-7 (www.bpb.de/files/QLFVNC.pdf)
INHALT: Spätestens mit der planvollen Vernichtung hunderttausender Armenier (1915/16) wurde erkennbar, wie gefährdet die lange Symbiose zwischen Muslimen und Christen geworden
ist. Seither ist die Gefährdung christlicher Minderheiten ein Symptom tief greifender Veränderungen und Krisen, welche die Gesellschaften im Nahen Osten im 20. Jahrhundert durchlaufen haben. Die Ereignisse ließen erkennen, so der Verfasser, dass die über mehr als ein
Jahrtausend - wenn auch nicht ohne Probleme - bestehende Symbiose prekär geworden war.
Die Entwicklungsprobleme, Krisen und Konflikte, mit denen die Staaten und Gesellschaften,
die aus dem zerfallenen Osmanischen Reich hervorgingen, konfrontiert waren, haben sich belastend auf das Zusammenleben ausgewirkt. Der Nationalismus, der die treibende Kraft im
Staatenbildungsprozess im Nahen Osten ist, verstand die Nation als ethnisch und religiös homogene Größe. Christliche ethnische Minderheiten wurden über Jahrzehnte aus Gebieten verdrängt, in denen sie seit Jahrtausenden ansässig gewesen waren. Die Staatsgründung Israels
führte zur Auswanderung nahezu aller Juden aus den arabischen Staaten. Die Christen, schon
im Osmanischen Reich verdächtigt, "fünfte Kolonne" westlicher Mächte zu sein, gerieten unter den Generalverdacht, nicht loyal zu sein und mit den Kolonialmächten, die Israel geschaffen hatten, zu kollaborieren. Der islamische Fundamentalismus, der seit Anfang der 1970er
Jahre erheblichen Einfluss auf die gesellschaftlichen Entwicklungen hat, sieht Nichtmuslime
per definitionem als Bürger zweiter Klasse an. Am Beispiel Iraks wird verdeutlicht, dass der
Zerfall staatlicher Gewalt die Bedrohung der Existenz der Christen im Nahen Osten steigen
lässt. Bezugnehmend auf die Debatte in Deutschland über die Aufnahme von irakischen
Christen wird argumentiert, dass den Christen im Orient größere Aufmerksamkeit geschenkt
wird als in der Vergangenheit. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass die Zukunft der Christen
mit der Zukunft des Nahen und Mittleren Ostens insgesamt verbunden ist. Dass dies auch unsere Zukunft berührt, wird in der Migrationsdebatte immer wieder deutlich. (ICF2)
[49-L] Sterbling, Anton:
Konturen eines europäischen Migrations- und Sozialraums in Südosteuropa, in: Peter A.
Berger, Anja Weiß (Hrsg.): Transnationalisierung sozialer Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, s. 137-160, ISBN: 978-3-531-15207-3
80
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
3 Internationales und globales Migrationsgeschehen
INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrages stehen Fragen nach der Reichweite und Bedeutung transnationaler Aspekte sozialer Ungleichheit in Folge massiver und komplexer Migrations- und
Mobilitätsprozesse. Es werden zunächst einige aktuelle Migrationsvorgänge aus Südosteuropa exemplarisch aufgegriffen und insbesondere im Hinblick auf ihren Umfang, ihre Dynamik
und ihre spezifischen Erscheinungsformen verdeutlicht. Im Anschluss daran werden sozialstrukturelle Auswirkungen und Folgeprobleme dieser Vorgänge in den Herkunfts- und den
Aufnahmegesellschaften aufgezeigt, wobei die Transnationalisierung sozialer Ungleichheit
im Vordergrund steht. Es schließen sich mit Blick auf die Ansätze der Sozialstrukturforschung einige Überlegungen an, wie die heute erkennbaren Konturen sozialer Ungleichheit
im europäischen Sozial- und Migrationsraum systematisch zu erfassen sind. Es werden hierzu
soziale Lagen, Beziehungsmuster und Bewusstseinsformen im Europa des Umbruchs schematisch dargestellt. Schließlich wird begründet, warum die Analyse sozialer Ungleichheit neben dem nationalstaatlichen und international-vergleichenden Ansatz auch auf einen solchen
transnationalen Bezugsrahmen ausgedehnt werden sollte. (ICI2)
[50-L] Zárate-Hoyos, Germán A. (Hrsg.):
New perspectives on remittances from Mexicans and Central Americans in the United
States, (International Labor Migration, Vol. 4), Kassel: Kassel Univ. Press 2007, X, 243 S., ISBN:
978-3-89958-256-7 (Graue Literatur;
www.upress.uni-kassel.de/publi/abstract.php?978-3-89958-256-7)
INHALT: "This volume is a collection of essays from economics, demography, sociology and
geography on the topic of remittances and international migration in Mexico and Latin America. These mostly empirical studies look at the complexities of the effects of remittances in
towns, states and countries. Together they attempt to shed some light on the various ways in
which these flows are utilized and enhanced in order to have a positive impact on remittance
receiving households." (author's abstract). Contents: Section I: Micro perspectives of remittances - Rodolfo Corona, Jorge Santibánez: Mexican migrants and remittances to Mexico (130); Germán A. Zárate-Hoyos: Consumption, savings and remittances in Mexican households
31-58); Alejandro Canales: Migrant remittances: savings funds or wage income (59-101).
Section II: Macro perspectives of remittances - Germán A. Zárate-Hoyos: A mutiplier analysis of remittances in the Mexican economy (102-129); Rafael Alarcón, Luis Escala Rabadan:
Transnational philanthropy and organizational strategies: the challenge of Mexican hometown
associations in the United States (130-158); German Vega Briones: Can remittances spur
growth in local communities? The case of Los Altos of Jalisco (159-183). Section III: Other
experiences and future research - Jorge Martinez Pizarro: The ECLAC remittances case studies in Central America: lessons and evidence (184-215); Germán A. Zárate-Hoyos, Scott
Anderson: Remittances in Latin America (216-243).
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
4 Remigration und Resettlement
4
81
Remigration und Resettlement
[51-L] Laaser, Mirjam:
Rückkehr und Entwicklung - Folgen von Rückkehr im Herkunftsland, (COMCAD Working
Papers, No. 36), Bielefeld 2008, 35 S. (Graue Literatur;
www.comcad-bielefeld.de/downloads/workingpaper_36_Laaser.pdf)
INHALT: Rückkehrer sind, so die Verfasserin, als bedeutende Akteure in ökonomischen, soziopolitischen wie auch kulturellen Entwicklungsprozessen ihrer Herkunftsgesellschaften zu sehen. Die sozialen Transfers bieten ebenso wie die finanziellen Transfers für die Beteiligten
eine Erweiterung an Wahlmöglichkeiten im Sinne des Entwicklungsverständnisses der
UNDP. Die Differenzierung nach regionalen Spezifika ist ein entscheidender Aspekt bei der
Analyse bestehender Beziehungen. Ebenso sind die Berücksichtigung der unterschiedlichen
Ausbildungsgrade der Rückkehrer, die Zeit, die im Ausland verbracht wurde sowie die Art
der Mobilität bzw. die Hintergründe für die Migration (Arbeitsmigration, Bildungsmigration,
Flüchtlinge etc.) von Bedeutung. Diese Aspekte sind gerade für die Möglichkeiten, wie Rückkehrer sich in ihren Herkunftsländern einbringen können, zentral. Die zumeist katastrophale
Lage auf dem Arbeitsmarkt in den Herkunftsländern steht in direktem Zusammenhang mit
dem zu verzeichnenden Boom von Tätigkeiten in der Selbständigkeit der Rückkehrer. Dies ist
hinsichtlich möglicher Entwicklungspotenziale und Förderungsprogramme von großer Bedeutung. In diese Zusammenhänge spielt auch hinein, dass insbesondere Tätigkeiten im Bereich der niedrig qualifizierten Migranten zum Zwecke der Überlebenssicherung (z.B. selbständige Geschäfttätigkeiten an Schnittstellen zwischen formellen und informellen Bereichen)
nicht Mustern der offiziellen Seite folgen. Durch das wechselseitige Überlappen von traditionellen und modernen Werten und Normen und durch parallel und quer zueinander verlaufende Prozesse der Schaffung von Nähe (Einbettung), aber auch von Entmischung und Distanzierung (Entbettung), sind die Rückkehrer in Transformationsprozesse eingebunden, die ihre
Tätigkeiten bestimmen. Politische Maßnahmen können die Bedingungen von Transferzahlungen deutlich verbessern: Einerseits hinsichtlich billiger, schneller und sicherer Transfermöglichkeiten, andererseits hinsichtlich der Verbesserung der Umsetzung von Entwicklungspotenzialen. Die vorhandenen Positivbeispiele hochqualifizierter Rückkehrer in Schlüsselpositionen beschränken sich zwar zum Großteil auf Erkenntnisse bzgl. temporärer Re-Migration,
bieten aber Anlass zu verhaltener Hoffnung, an dieser Stelle einen entwicklungspolitischen
Ansatzpunkt zu haben. Maßnahmen für niedrig qualifizierte Rückkehrer, die den Großteil der
Rückkehrer ausmachen, dürfen hierbei jedoch nicht vernachlässigt werden. (ICF2)
[52-F] Pander, Christine (Bearbeitung):
Rückkehrende Expatriates und ihre Familien. Erfahrungen von Auslandsentsandten
INHALT: Fokussiert wird die Rückkehr von Auslandsentsandten in ihr deutsches Heimatland.
Mittels einer empirischen Erhebung soll untersucht werden, wie sich der Auslandseinsatz von
Familie auf ihr weiteres Leben auswirkt. Qualitative Leitfadeninterviews mit Personen aus
verschiedenen Berufszweigen sind geplant. Dabei sollen Auslandseinsätze in das außereuropäische Ausland ebenso Berücksichtigung finden wie Entsendungen innerhalb Europas.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
82
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
4 Remigration und Resettlement
INSTITUTION: Universität München, Fak. für Kulturwissenschaften, Institut für Volkskunde Europäische Ethnologie (Ludwigstr. 25/0, 80539 München)
KONTAKT: Institution (Tel. 089-2180-2348, e-mail: volkskunde@lrz.uni-muenchen.de)
[53-L] Stamm, Sibylle:
Social networks among return migrants to post-war Lebanon, (CIS Working Papers, No. 9),
Zürich 2006, 49 S. (Graue Literatur; www.cis.ethz.ch/publications/WP9_stamm.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit Rückkehrmigration im Libanon nach dem
Bürgerkrieg unter besonderer Berücksichtigung der sozialen Beziehungen während des Entscheidungsfindungsprozesses und der Reintegration im Libanon. Dabei steht folgende Frage
im Mittelpunkt: Unter welchen Umständen und wie beeinflussen persönliche soziale Netzwerke den Entscheidungsprozess bezogen auf die Rückkehr in das Heimatland? Zunächst
werden existierende theoretische Ansätze untersucht und es wird überprüft, in wie fern sie auf
die vorliegende Studie anwendbar sind. Im nächsten Schritt wird ein theoretischer Rahmen
entwickelt, bei dem die Funktionalität sozialer Beziehungen im Kontext der Rückkehrmigration im Mittelpunkt steht. Darüber hinaus werden neue Forschungsfragen aufgeworfen. Der
Beitrag beginnt mit einer Analyse der libanesischen Nachkriegsgesellschaft und der Migration im historischen und aktuellen Kontext. Im Anschluss daran wird die libanesische Rückkehrmigration untersucht. Die Autorin stellt dann existierende Migrationstheorien vor und
wendet deren Erkenntnisse auf die libanesische Situation an, wobei vor allem der Ansatz sozialer Netzwerke von Bedeutung ist. Daran schließt sich die Ergebnispräsentation der empirischen Untersuchung an. Spezielle Funktionalitäten sozialer Beziehungen werden diskutiert.
(ICD)
5
Politische und rechtliche Aspekte der Migration
5.1
Migrationspolitik
[54-L] Bleibtreu, Bianca:
Die Niederlande - ein Einwanderungsland?: Aspekte der Immigration in den Niederlanden,
Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 141 S., ISBN: 978-3-8364-4971-7 (Standort: ULB
Münster ZB Sozialwiss. (6A)-MS1560/551)
INHALT: "Bereits seit Jahrhunderten machen sich Menschen auf, um in einem fremden Land ihr
Glück zu suchen. Dank neuer Transportmöglichkeiten kommen Personen ohne Probleme um
die ganze Welt. Geografische Grenzen und große Entfernungen werden mühelos überwunden
und Migrantenströme ziehen über die ganze Welt. Dieses Buch befasst sich mit dem Phänomen Immigration in den Niederlanden. In der vorliegenden Arbeit wird ein Überblick über
die Immigration in den Niederlanden, insbesondere gegen Ende des 20. Jahrhunderts geschaffen, der das Ausmaß der Einwanderung in die Niederlande in all seinen Formen darstellt. Neben einer kurzen Einführung in die Geografie und Demografie der Niederlande wird die Einwanderungsgeschichte anhand der größten Einwanderungsgruppen aufgezeigt. Darüber hinaus werden auch Aspekte der illegalen Immigration und der Emigration aus den Niederlanden
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.1 Migrationspolitik
83
angesprochen. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der heutigen Einwanderungs- und Minoritätenpolitik." (Autorenreferat)
[55-L] Codó, Eva:
Immigration and bureaucratic control: language practices in public administration,
(Language, power and social process, Vol. 20), Berlin: de Gruyter 2008, XVII, 254 S., ISBN: 9783-11-019589-7 (Standort: UB Frankfurt/ Main(30)-88/533/84)
INHALT: Die vorliegende Untersuchung zeigt, wie die Kontrolle der öffentlichen Verwaltung
über Migranten funktioniert und wie die Verwaltung es zu Wege bringt, die Migranten am
Zugang zu Schlüsselinformationen aus dem Bereich des Verwaltungsverfahrens zu hindern.
Grundlage der Untersuchung sind Daten, die in einem multilingualen Einwanderungsbüro in
Spanien gesammelt wurden. Die Verfasserin beschreibt den Prozess der Kommunikation und
des Informationsaustauschs zwischen Migranten und Beamten, analysiert die Strategien, mit
denen die Gesprächspartner ihre konfligierenden Ziele verfolgen, fragt nach dem hierarchischen Status der verschiedenen zur Verwendung kommenden Sprachen, problematisiert die
Reaktion der öffentlichen Verwaltung auf zunehmende soziale Heterogenität und zeigt, wie
soziale Inklusion und Exklusion als Ergebnis spezifischer diskursiver und klassifikatorischer
Strategien und Praktiken entstehen. Vor dem Hintergrund einer Beschreibung der Situation in
staatlichen Einwanderungsbüros behandelt die Verfasserin im zweiten Teil ihrer Untersuchung den dort stattfindenden Informationsaustausch und die Art und Weise, in der Sprache
für bestimmte institutionelle Zwecke eingesetzt wird. Der dritte Teil befasst sich mit sozialer
Kontrolle und ihrer Ausübung durch diskursive Praktiken. Abschließend wird die komplexe
Beziehung zwischen individueller Agency und institutionellen Verfahren diskutiert und gezeigt, wie sie in ihrem Zusammenwirken Uniformität und soziale Kontrolle im Einwanderungsbüro garantieren. (ICE)
[56-L] D'Amato, Gianni (Hrsg.):
Die Bedeutung des Wissenstransfers bei migrationspolitischen Fragen: Erfahrungen aus
Frankreich, Deutschland, Österreich und der Schweiz, (SFM-Studien, 39), Neuchâtel 2005, 57
S. (Graue Literatur; www.migration-population.ch/fileadmin/sfm/publications/rr/rr39.pdf)
INHALT: "In einer Reihe von Symposien und Workshops hat das SFM die Ergebnisse des Nationalfondsprogramms 39 'Migration und interkulturelle Beziehungen' einem breiten Publikum
vorgestellt. Der vorliegende Bericht soll eine theoretische Vertiefung dieser Umsetzungsarbeit ermöglichen und einen Einblick in ähnliche Projekte in den Nachbarstaaten gewähren.
Rainer Münz und Patrick Weil berichten aus ihren Erfahrungen in Deutschland, Österreich
und Frankreich. Walter Schmid beurteilt aus Sicht der Praxis den Dialog zwischen Wissenschaft und Politik." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rainer Münz: Die Bedeutung demographischer Analyse für die Migrationspolitik - Deutschland und Österreich im Vergleich
(23-42); Patrick Weil: Politique de l'immigration et gouvernance de l'opinion publique (4350); Walter Schmid: Migration aus der Sicht der Eidgenössischen Ausländerkommission (5157).
84
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.1 Migrationspolitik
[57-F] Dölling, Cristina Anette (Bearbeitung); Mintzel, Alf, Prof.Dr.; Lenz, Bernd, Prof.Dr. (Betreuung):
Neuseeland - 'A Nation of Immigrants'. Immigration und Immigrationspolitik im Südpazifikstaat in Gegenüberstellung zum kolonialen Mutterland Großbritannien
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Neuseeland, Großbritannien
VERÖFFENTLICHUNGEN: Dölling, Cristina A.: Neuseeland - 'A Nation of Immigrants'. Immigration und Immigrationspolitik im Südpazifikstaat in Gegenüberstellung zum kolonialen
Mutterland Großbritannien. Univ. Passau, Diss., 2007. Kappelrodeck: Dt. Wiss.-Verl. 2008,
446 S. ISBN 978-3-935176-85-9.
ART: ENDE: 2007-08 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Passau, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Soziologie (94030
Passau); Universität Passau, Philosophische Fakultät, Fach Anglistik und Amerikanistik (Innstr. 41, 94032 Passau)
KONTAKT: Institut für Soziologie -Sekretariat- (Tel. 0851-509-2681, Fax: 0851-509-2682,
e-mail: Roswitha.Nagelmueller@uni-passau.de)
[58-L] Esser, Hartmut:
Spracherwerb und Einreisealter: die schwierigen Bedingungen der Bilingualität, in: Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 202-229 (Standort:
UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag behandelt die theoretische Erklärung und empirisch feststellbare Bedeutung des Einreisealters für die Entstehung einer (kompetenten) Bilingualität. Im Hintergrund
steht die theoretisch nahe liegende, aber umstrittene Hypothese, dass bestimmte soziale Bedingungen, die den Erwerb der einen Sprache fördern, den der anderen behindern, etwa weil
sich im Alltag die entsprechenden Sprachumwelten räumlich, zeitlich und sozial meist deutlich verteilen. Beim Einreisealter kommt die - ebenfalls umstrittene - Hypothese hinzu, dass
es eine 'kritische Periode' des Spracherwerbs gebe. In dem Beitrag wird ein theoretisches Modell für de Zweit- und Erstspracherwerb entwickelt und anhand von Daten des Sozio-Ökonomischen Panels empirisch untersucht. Die beiden wichtigsten Ergebnisse sind, dass es zum
einen in der Tat einige Bedingungen des Spracherwerbs gibt, die den Erwerb beider Sprachen
gegenseitig behindern, und dass das für das Einreisealter in einem besonderen Maße zutrifft,
und zum anderen, dass es eine deutlich erkennbare 'kritische Periode' beim Zweitspracherwerb gibt (etwa ab 13 Jahren). Die Entstehung der (kompetenten) Bilingualität wird damit
von zwei Seiten her erschwert: Ein zu niedriges Einreisealter behindert den Erstspracherwerb,
ein zu hohes den Zweitspracherwerb. Die praktische Schlussfolgerung für die Förderung der
Bilingualität ist damit die möglichst frühzeitige Ermöglichung interethnischer Kontakte für
den simultanen Zugang zu verschiedenen Sprachumgebungen in der Periode der höchsten
Lernfähigkeit." (Autorenreferat)
[59-L] Felbermayr, Gabriel J.; Geis, Wido; Kohler, Wilhelm:
Restrictive immigration policy in Germany: pains and gains foregone?, (CESifo Working
Paper, No. 2316), München 2008, 48 S. (Graue Literatur;
doku.iab.de/externe/2008/k080616p05.pdf)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.1 Migrationspolitik
85
INHALT: "Many European countries restrict immigration from new EU member countries. The
rationale is to avoid adverse wage and employment effects. We quantify these effects for Germany. Following Borjas (2003), we estimate a structural model of labor demand, based on
elasticities of substitution between workers with different experience levels and education.
We allow for unemployment which we model in a price-wage-setting framework. Simulating
a counterfactual scenario without restrictions for migration from new EU members countries,
we find moderate negative wage effects, combined with increased unemployment for some
types of workers. Wage-setting mitigates wage cuts." (author's abstract)
[60-L] Finotelli, Claudia:
Illegale Einwanderung, Flüchtlingsmigration und das Ende des Nord-Süd-Mythos: zur
funktionalen Äquivalenz des deutschen und des italienischen Einwanderungsregimes,
(Studien zu Migration und Minderheiten, 15), Berlin: Lit Verl. 2007, 180 S., ISBN: 978-3-82580284-4
INHALT: Finotelli vergleicht die Migration in Deutschland und Italien. Ihre Studie basiert auf
der Annahme der funktionalen Äquivalenz der Einwanderungsregime in Italien und Deutschland. Dabei greift sie den Mythos der Gegensätzlichkeit zwischen Nord und Süd auf: Danach
werden dem europäischen Süden häufig große Defizite in der Einwanderungspolitik zugeschrieben, während der Norden als besser organisiert und seine Politik als effizienter beschrieben werden. Trotz Divergenzen bestünden auch Parallelen zwischen Deutschland und
Italien: zum einen in dem grundsätzlichen Potenzial, Migranten aufzunehmen, zum anderen
hinsichtlich der Herkunft der Flüchtlinge. Anfänglich beschreibt Finotelli das deutsche und
das italienische Einwanderungsregime unter Einbezug der historischen Gegebenheiten, die
den Zustrom von ausländischen Migranten sowie die nationale Einwanderungspolitik prägten.
Anschließend analysiert die Autorin die besonderen rechtlichen und kulturellen Bedingungen,
die sich in den jeweiligen Strategien der Regierungen widerspiegelten. Sie deckt sowohl die
Hintergründe der Politik in beiden Ländern als auch ihnen zugrunde liegende Widersprüche
auf. Sie gelangt zu dem Ergebnis, dass die Einwanderer gegenwärtig stärker nach Italien als
nach Deutschland strömen. Italien sei besser in der Lage, die Menschen in ökonomischer und
rechtlicher Hinsicht zu integrieren. Deutschland mache hingegen Fehler bei der Verteilung finanzieller Mittel und integriere die ausländischen Bürger zu wenig. Finotelli bietet wichtige
theoretische Anregungen für eine verbesserte Integrationspolitik in Deutschland und greift
damit ein äußerst aktuelles und gleichzeitig vielfach kontrovers diskutiertes Thema auf.
(ZPol, NOMOS)
[61-L] Grünheid, Evelyn:
Die Auswirkungen demographischer Entwicklungen auf die innere Sicherheit in
Deutschland, in: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft : Demographie, Jg. 33/2008, H. 1, S.
55-88 (Standort: UB Bonn(5)-Z77/240; USB Köln(38)-FHM XG02134; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Unter den gegenwärtigen Bedingungen der weltweiten Globalisierung, der neuen
technischen Möglichkeiten und der intensiven internationalen Vernetzungen ist es nur noch
schwer möglich, eine Abgrenzung zwischen innerer und äußerer Sicherheit vorzunehmen. Für
die innere Sicherheit in Deutschland sind folgende Aspekte unmittelbar relevant: Gefahr für
86
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.1 Migrationspolitik
Leib, Leben und Eigentum der Bürger; Gefahr für Integrität bzw. Funktionsfähigkeit von
Staat, Gesellschaft und wirtschaftlichen Institutionen; Verletzung von Rechtgütern und deutschen Sicherheitsinteressen. Im vorliegenden Artikel wird auf der Basis des gegenwärtigen
Forschungsstandes referiert, welche demographischen Entwicklungen wie auf diese Sicherheitsaspekte wirken können. Gefahr für Leib, Leben und Eigentum der Bürger entsteht vor allem im Bereich der Kriminalität. Hier geht es darum, welche Auswirkungen demographische
Prozesse, z.B. Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung oder im Ergebnis von
Binnenwanderungsprozessen entstehende Problemgebiete, auf Kriminalitätsprozesse haben
können. So können durch demographische Entwicklungen bestehende Disparitäten in der Bevölkerungsverteilung verstärkt bzw. neue hervorgerufen werden, wodurch soziale Probleme
bis hin zu Sicherheitsproblemen entstehen können. Auch im Ergebnis von Migrationsprozessen und teilweise damit verbundener mangelnder Integration von Personen ausländischer
Herkunft können sich sicherheitsrelevante Probleme herausbilden. Zu denken ist hier zum
Beispiel an die Entstehung von Parallelgesellschaften in bestimmten Wohngebieten, vor allem in Großstädten. Illegale Zuwanderungen gehen bereits von vornherein mit einer Verletzung deutscher Grenzbestimmungen einher oder die Illegalität entsteht schrittweise durch
Überschreitung der legalen Aufenthaltsdauer. Damit verletzt illegale Zuwanderung einerseits
die Rechtsnormen (z.B. Einreisebestimmungen, Aufenthaltsbestimmungen) und stellt u.a. die
staatliche Kernkompetenz der Grenzkontrolle in Frage. Andererseits sind Illegale in verstärktem Maße Ausbeutung und Willkür ausgeliefert - dadurch werden organisierte Kriminalität
und Folgekriminalität gefördert. Aber auch in einer anderen Richtung können demographische Prozesse sicherheitsrelevant werden: die Verschiebungen in der Altersstruktur der Deutschen und im Anteil ausländischer Personen verändern das für die Rekrutierung neuer Angehöriger für Armee und Sicherheitsbereich zur Verfügung stehende Potenzial." (Autorenreferat)
[62-L] Gundel, Sebastian; Peters, Heiko:
What determines the duration of stay of immigrants in Germany?: evidence from a
longitudinal duration analysis, (SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research,
79/2008), Berlin 2008, 17 S. (Graue Literatur;
www.diw.de/documents/publikationen/73/78211/diw_sp0079.pdf)
INHALT: "We analyze the return-migration of German immigrants using the latest data of the
German Socio-Economic Panel from 1984 to 2006. We conduct a Cox proportional hazard
model with years of residence in Germany as waiting time. The analysis reveals that return
migration is heavily influenced by country of origin. Individuals from countries with free labor movement agreements with Germany show a considerably higher likelihood of leaving
the country relative to the others. The main finding is, with respect to the self-selection process we discovered that highly skilled are more likely to return than the less skilled. In addition, the results give plenty of information regarding the design of German immigration policy." (author's abstract)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.1 Migrationspolitik
87
[63-L] Hentges, Gudrun; Flecker, Jörg:
Die Sirenen-Gesänge der Extremen Rechten in Europa, in: Lothar Stock, Carina Tausch,
Rainer Vor (Hrsg.): Die Welt zu Gast bei wem? : Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und
Migration in Sachsen, Deutschland und Europa, Münster: Lit Verl., 2008, S. 135-171, ISBN: 9783-8258-1336-9 (Standort: UB FU Berlin(188)-083668)
INHALT: Gegenstand des Beitrags ist die extreme Rechte im europäischen Kontext. In einer kurzen Analyse werden die Wahlergebnisse der Bundestagswahl 2005 und die Stellungnahme
der Parlamentarischen Versammlung des Europarats zum Rechtsradikalismus dargestellt. Im
Folgenden werden Ergebnisse des EU-Forschungsprojekts SIREN vorgestellt. Dabei steht die
Frage im Mittelpunkt, ob und in welchem Maße Erfahrungen in der Arbeitswelt und generell
die Erfahrung des sozioökonomischen Wandels dazu beitragen, dass die Betroffenen die Veränderungen ihrer Arbeits- und Erwerbssituation sowie ihrer Lebenslagen unter Rekurs auf
rechtsextreme Ideologien interpretieren. Das Ergebnis kann ein "Wohlfahrtschauvinismus"
sein, der für die Aufrechterhaltung sozialstaatlicher Leistungen für Angehörige der Mehrheitsbevölkerung und für die Exklusion der Einwanderer aus dem Sozialsystem eintritt. Abschließend werden politische Schlussfolgerungen aus der Untersuchung gezogen, sowohl was
die allgemeinen sozialpolitischen Entwicklungen als auch was die Einwanderungs- und Asylpolitik angeht. (ICE2)
[64-L] Holmes, Leslie:
Menschenhandel und Korruption in Mittel- und Osteuropa, in: Jürgen Nautz, Birgit Sauer
(Hrsg.): Frauenhandel : Diskurse und Praktiken, Göttingen: V&R unipress, 2008, S. 65-79, ISBN:
978-3-89971-371-6 (Standort: USB Köln(38)-35A7374)
INHALT: Der Beitrag analysiert die Ursachen und die Funktionslogik des Menschenhandels in
Mittel- und Osteuropa. Er beschreibt Herkunft, Bestimmungsländer und Transportwege der
verschleppten Frauen, untersucht die Strukturen des Menschenhandels und die Funktionsweise der Märkte und zeigt, welche Rolle die Korruption im Menschenhandel spielt. Die Entwicklung des Menschenhandels verläuft seit Anfang der 1990er Jahre rasant - vor allem der
Handel mit Frauen für die Prostitution, aber auch der Handel mit Männern für Sklavenarbeit
in der Landwirtschaft. Ein zentraler Ansatzpunkt für die Bekämpfung des Menschenhandels
ist - neben der Korruptionsbekämpfung - die Erschwerung der Geldwäsche. Bilaterale Abkommen wie das zwischen Albanien und Italien können die Zahl der gehandelten Frauen
deutlich minimieren. (ICE2)
[65-L] Hrzenjak, Majda:
Freiwillige vs. unfreiwillige Prostitution = Prostitution vs. Menschenhandel: politische
Diskussionen über Prostitution und Menschenhandel in Slowenien, in: Jürgen Nautz, Birgit
Sauer (Hrsg.): Frauenhandel : Diskurse und Praktiken, Göttingen: V&R unipress, 2008, S. 109122, ISBN: 978-3-89971-371-6 (Standort: USB Köln(38)-35A7374)
INHALT: Gegenstand des Beitrags ist die Darstellung von Prostitution und Menschenhandel in
Slowenien in den letzten zehn Jahren. Es wird gezeigt, dass eine beträchtliche Veränderung
der frames von Prostitution und Menschenhandel stattgefunden hat. Im Mittelpunkt steht die
Dichotomisierung von freiwilliger und unfreiwilliger Prostitution. Menschenhandel wird in
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5.1 Migrationspolitik
der slowenischen Debatte mit unfreiwilliger Prostitution in Verbindung gebracht, während die
Prostitution als solche als völlig freiwillige Erwerbstätigkeit dargestellt wird. Erzwungene
Prostitution wird externalisiert, indem sie als Folge der Armut in den Ländern Südosteuropas
geframed wird. Darüber hinaus werden Prostitution und Menschenhandel auf ambivalente Art
geschlechtsneutralisiert. Mit dem Frauenhandelsdiskurs hält gleichzeitig ein rassistischer Diskurs Einzug in die slowenische Debatte, in der sich Slowenien als Teil des Westens konstruiert. (ICE2)
[66-L] Karakayali, Serhat:
Gespenster der Migration: zur Genealogie illegaler Einwanderung in der Bundesrepublik
Deutschland, (Kultur und soziale Praxis), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 296 S., ISBN: 978-389942-895-7
INHALT: "Illegale Migranten sind zur Chiffre von Migration überhaupt geworden. Dabei sind sie
kein neues Phänomen: Noch vor den ersten Abkommen zur Gastarbeiterrekrutierung sind Migrantinnen und Migranten in Deutschland ohne Papiere eingereist - mit bedeutsamen Folgen
für das bundesdeutsche Migrationsregime, das mit Legalisierungen, Gesetzesverschärfungen
oder Anwerbeabkommen reagierte. Mittels staatsund diskurstheoretischer Argumente zeigt
dieser Band, wie aus den Konflikten um illegale Migration soziale und politische Kompromisse und damit neue Formen der Regierung von Migration entstehen. Die Konflikte - etwa
um die Kosten von Arbeitskraft oder die Grenzen der Staatsbürgerschaft - verändern auch die
Migrationsbewegung selbst, die immer neue Formen der klandestinen Migration herausbildet.
Die Studie behandelt zudem Probleme der Subjektivierung, etwa die Frage, weshalb die
Handlungsmacht der Migranten innerhalb des bestehenden Migrationsregimes zugunsten einer Repräsentation als 'Opfer' ausgeblendet wird." (Autorenreferat)
[67-L] Koppel, Oliver; Plünnecke, Axel:
Braingain - Braindrain: die Wachstumspotenziale der Zuwanderung, (IW-Positionen Beiträge zur Ordnungspolitik, 33), Köln: Dt. Inst.-Verl. 2008, 56 S., ISBN: 978-3-602-24130-9
INHALT: "Zur Behebung des Fachkräftemangels sollten mehr ausländische kluge Köpfe dazu
bewogen werden, sich in Deutschland niederzulassen. Derzeit liegt der Anteil der Hochqualifizierten an den im Ausland geborenen Bundesbürgern nur bei 18,9 Prozent. In Kanada dagegen waren zuletzt mehr als 46 Prozent der Einwanderer sehr gut ausgebildet. Daher schlägt
das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) vor, die Zuwanderung mit einem Punktesystem nach kanadischem Muster zu steuern. Danach müssten Bewerber zunächst Mindeststandards z.B. in Sachen Gesundheit erfüllen. Darüber hinaus wäre aber stärker zu prüfen, welche
Qualifikation die Einwanderer mitbringen. Die unzureichende Beherrschung der deutschen
Sprache sollte hingegen kein Ausschlusskriterium sein. Denn sonst stünden die Chancen
Deutschlands im Wettbewerb um Hochqualifizierte gegenüber Ländern schlecht, in denen
Englisch Amtssprache ist. Gelingt es mit diesem System, unterm Strich jährlich 100.000 Personen mehr als jetzt nach Deutschland zu locken, und weisen diese Einwanderer zumindest
das durchschnittliche Qualifikationsniveau der einheimischen Bevölkerung auf, so wäre das
Bruttoinlandsprodukt binnen zehn Jahren um 34 Milliarden Euro höher als ohne Zuwanderung. In 20 Jahren würde das Plus mehr als 100 Milliarden Euro betragen." (Autorenreferat)
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5.1 Migrationspolitik
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[68-L] Kreienbrink, Axel; Rühl, Stefan:
Familiennachzug in Deutschland: Kleinstudie IV im Rahmen des Europäischen
Migrationsnetzwerks, (Working Paper der Forschungsgruppe des Bundesamtes für Migration
und Flüchtlinge, 10), Nürnberg 2007, 56 S. (Graue Literatur;
www.bamf.de/cln_006/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/WorkingPap
ers/wp10-deutsch-familiennachzug-in-deutschland,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/
wp10-deutsch-familiennachzug-in-deutschland.pdf;www.bamf.de/cln_006/SharedDocs/Anlagen/
DE/Migration/Publikationen/Forschung/WorkingPapers/wp10-englisch-familiennachzug-in-deuts
chland,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/wp10-englisch-familiennachzug-in-deutschla
nd.pdf)
INHALT: Die Migration zum Zweck der Familienzusammenführung bildet einen wesentlichen
Teil der gegenwärtigen Zuwanderung in der Bundesrepublik Deutschland. Die vorliegende
Kleinstudie im Rahmen des Europäischen Migrationsnetzwerks (EMN) behandelt vor allem
die rechtlichen und politischen Aspekte des Familiennachzugs und nimmt eine Analyse der
verfügbaren Daten zum Umfang des Phänomens im Zeitraum 2002-2006 vor. Die rechtliche
Situation wird entlang der europäischen Richtlinie zur Regelung der Familienzusammenführung 2003/86/EG betrachtet und bezieht bereits die Änderungen im Aufenthaltsgesetz mit ein,
die sich durch das im August 2007 in Kraft getretene Richtlinienumsetzungsgesetz ergeben
haben. Die quantitative Entwicklung des Familiennachzugs wird anhand der Daten aus der
Visastatistik des Auswärtigen Amtes sowie des Ausländerzentralregisters analysiert. Die Darstellung der politischen Diskussion konzentriert sich auf die zentralen Diskussionspunkte
während der Erarbeitung des Richtlinienumsetzungsgesetzes von 2005 bis 2007. Die Diskussionen standen unter der Leitfrage von Zuwanderungssteuerung und Integration und hoben
vor allem auf die Fragen nach dem Nachzugsalter sowie den Sprachkenntnissen ab. Die Analyse der vorhandenen Daten aus der Visastatistik des Auswärtigen Amtes und des Ausländerzentralregisters zeigt seit 2002 insgesamt einen kontinuierlichen Rückgang des Familiennachzugs auf. (ICI2)
[69-L] Luft, Stefan:
Staat und Migration: Anmerkungen zur Steuerungskrise, in: Sozialwissenschaftliches Journal,
Jg. 2/2007, H. 3, S. 9-24
INHALT: "Die Steuerungsmöglichkeiten westlicher Staaten sind hinsichtlich Migration und deren Konsequenzen massiv erodiert. Neben der nationalen und internationalen Verrechtlichung
spielen auch widersprüchliche Interessen innerstaatlicher Akteure eine wichtige Rolle. Obwohl Bevölkerungsmehrheiten Zuwanderung ablehnend gegenüber stehen, hat sich Zuwanderung als dynamischer Prozess zunehmend von den ursprünglichen Intentionen (wie Arbeitskräftebedarf) gelöst. Auch hinsichtlich der Integration bestehen unterschiedliche Konzepte.
Nachdem zunächst die Bewahrung von Herkunftsidentitäten im Zentrum stand, werden nicht
nur in Deutschland zunehmend Erwartungen an Integrations- und Anpassungsleistungen von
Zuwanderern formuliert. Dabei erweist sich die Akzeptanz des Rechtsstaates und seines Gewaltmonopols als zentraler Aspekt." (Autorenreferat)
90
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.1 Migrationspolitik
[70-L] Miguet, Florence:
Essays on the political economy of migration, Genève 2006, 119 S. (Graue Literatur;
www.unige.ch/cyberdocuments/theses2006/MiguetF/these.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der politischen Ökonomie von Migration in
Zusammenhang mit den Ängsten von Bürgern anhand dreier Aufsätze, die sich mit drei
Aspekten (Arbeitsmarkt, Wohlstand, soziale Beziehungen) befassen. Zunächst werden einige
Beispiele vorgestellt, die zeigen, wie die öffentliche Meinung die Migrationsdebatte und die
nationale und internationale Migrationspolitik verändert hat. Daraus lassen sich wichtige Determinanten ableiten, die die individuellen Präferenzen gegenüber Migranten verdeutlichen.
Im Anschluss daran wird das direktdemokratische System der Schweiz vorgestellt, das sich
anbietet, um öffentliche und politische Präferenzen voneinander zu trennen. Abschließend
werden die drei Aufsätze zusammengefasst und analysiert. (ICD)
[71-L] Moret, Joëlle; Efionayi-Mäder, Denise; Stants, Fabienne:
Menschenhandel in der Schweiz: Opferschutz und Alltagsrealität, (SFM-Studien, 52D),
Neuchâtel 2007, 177 S., ISBN: 978-2-940379-10-1 (Graue Literatur;
www.migration-population.ch/fileadmin/sfm/publications/rr/s_52d.pdf)
INHALT: "In den vergangenen Jahren ist Menschenhandel in den Medien und bei Nichtregierungsorganisationen zu einem viel diskutierten Thema geworden. Zahlreiche europäische Regierungen haben es auf die politische Agenda gesetzt. In der Schweiz wissen wir - wie anderswo - sehr wenig über die Facetten dieses vielschichtigen Phänomens. Die vorliegende
Studie beabsichtigt, die bestehenden Wissenslücken ein Stück weit zu füllen, indem sie eine
Standortbestimmung der wichtigsten Erscheinungsformen von Menschenhandel in der
Schweiz vornimmt. Im Blickpunkt steht der Opferschutz im Sozialbereich als eigenes Politikfeld. Ein weiteres Ziel besteht darin, Hinweise zu liefern im Hinblick auf Machbarkeit und
Voraussetzungen einer quantitativen Erfassung des Phänomens." (Autorenreferat)
[72-L] Nautz, Jürgen:
Frauenhandel und Gegenstrategien in Österreich, in: Jürgen Nautz, Birgit Sauer (Hrsg.):
Frauenhandel : Diskurse und Praktiken, Göttingen: V&R unipress, 2008, S. 21-47, ISBN: 978-389971-371-6 (Standort: USB Köln(38)-35A7374)
INHALT: Der Beitrag beschreibt Formen von Frauen- und Mädchenhandel in Österreich zur Zeit
der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und in der Zwischenkriegszeit. Er sieht Frauenhandel als ein Industrialisierungs- und Modernisierungsprozesse begleitendes Phänomen. Die
Zielländer des Frauenhandels aus dem Habsburger Reich und aus Österreich lagen vornehmlich in Lateinamerika, es gab aber auch Frauenhandel nach Österreich. Vornehmlich schleuste
der Handel die Frauen in Prostitution, aber auch in abhängige Hausarbeit. Die kriminellen
Netzwerke der Frauenhändler wiesen komplexe Organisationsstrukturen auf, nutzten die technischen Möglichkeiten der Zeit, bauten auf persönliche Beziehungen und waren ethnisch oder
religiös homogen. Nationale Rechtsunterschiede wurden ausgenutzt. Auch die Korrumpierbarkeit österreichischer Konsulatsangestellter eröffnete Möglichkeiten. Aus jener Zeit datieren auch die ersten internationalen Kooperationen zur Bekämpfung des Menschenhandels.
Vor allem der Völkerbund entwickelte sich zu einem zentralen Akteur auf internationalem
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5.1 Migrationspolitik
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Terrain. In Österreich verband sich der Kampf gegen den Frauenhandel mit dem Kampf gegen Prostitution, der Opferschutz stand nicht im Vordergrund. (ICE2)
[73-L] Nautz, Jürgen P.; Sauer, Birgit (Hrsg.):
Frauenhandel: Diskurse und Praktiken, (Transkulturelle Perspektiven, Bd. 6), Göttingen: V&R
unipress 2008, 187 S., ISBN: 978-3-89971-371-6 (Standort: USB Köln(38)-35A7374)
INHALT: "Frauenhandel hat sich zu einer der lukrativsten Unternehmungen entwickelt. Frauen
aus armen Weltregionen werden in prekäre Arbeitsverhältnisse im Haushalt und im Gastgewerbe, zum größten Teil jedoch in der Prostitution, in den 'Metropolen' gehandelt. Die sklavenartigen Beziehungen sind in der Regel von körperlicher und seelischer Misshandlung geprägt. Die Beiträge des Bandes analysieren aus unterschiedlichen theoretischen und disziplinären Perspektiven den Frauenhandel in der Region Mittel- und Südosteuropa, die nach dem
Fall des Eisernen Vorhangs zu einer Herkunfts-, Ziel- und Transitregion für gehandelte Frauen wurde. Zentrale Punkte sind die Entstehung von Frauenhandelsmärkten, die Motive von
Freiern, der Opferschutz und die Zusammenarbeit von Staat und Zivilgesellschaft bei Prävention und Bekämpfung des Frauenhandels. Weitere Beiträge analysieren die öffentliche Präsentation des Themas in Medien und in Politikprozessen. Die historische Perspektive bildet
einen weiteren Schwerpunkt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Nautz, Birgit Sauer: Frauenhandel - Diskurse und Praktiken: eine Einleitung (11-20); Jürgen Nautz: Frauenhandel und Gegenstrategien in Österreich (21-48); Pierpaolo Romani: Die Frauenhandelsströme und -routen aus Osteuropa (49-64); Leslie Holmes: Menschenhandel und Korruption in
Mittel- und Osteuropa (65-80); Birgit Sauer: An der Front des westlichen Patriarchats - Sexarbeit, Frauenhandel und politische Regulierung in Wien (81-96); Karin Tertinegg: Menschenhandel bedeutet Prostitution - Darstellungen von Menschenhandel in österreichischen
Prostitutionsdebatten seit 1995 (97-108); Majda Hrzenjak: Freiwillig vs. Unfreiwillige Prostitution = Prostitution vs. Menschenhandel - Politische Diskussionen über Prostitution und
Menschenhandel in Slowenien (109-122); Mojca Pajnik: Das 'Framing' des Menschenhandels
in der slowenischen Presse (123-140); Dunja Bonacci Skenderovic: Kroatische NGOs im
Kampf gegen den Menschenhandel - Herausforderungen und Schwierigkeiten (141-148); Simona Zavratnik: Migration von Frauen, Verwundbarkeit und Sexhandel: Die Opferperspektive (149-162); Esther Blassing, Phillip Mayring, Klaus Ottomeyer: Biographien von gehandelten Frauen: Leidenswege (163-176); Rotraud A. Perner: "Freier" - Über den Hintergrund sexueller Freiheit und Unfreiheit (177-184).
[74-L] Neske, Matthias:
Menschenschmuggel: Deutschland als Transit- und Zielland irregulärer Migration, (Forum
Migration, Bd. 10), Stuttgart: Lucius u. Lucius 2007, 369 S., ISBN: 978-3-8282-0397-6
INHALT: "Der Menschenschmuggel als ein Phänomen, das vom Ungleichgewicht zwischen legalen Migrationsmöglichkeiten und globalen Migrationswünschen profitiert, ist in den letzten
Jahren immer stärker öffentlich thematisiert worden. Oftmals beschränkte sich die Berichterstattung in den Medien aber auf bestimmte Bereiche wie die Schiffsschleusungen über das
Mittelmeer oder auf die Kanaren. Dabei stand aus nachvollziehbaren Gründen das Schicksal
der Migranten im Fokus. Über diejenigen aber, die Transporte organisieren und durchführen,
die Menschenschmuggler selbst, erfuhr man bislang eher wenig. Dieses Buch nähert sich da-
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5.1 Migrationspolitik
her einem Phänomen, das fast ausschließlich im Verborgenen stattfindet: Wer sind die Menschenschmuggler, wie sind sie untereinander verbunden, und wie ist es möglich, von Indien
nach Westeuropa Tausende von Migranten unerkannt über Land zu transportieren? Erstmals
ist hier mit Hilfe umfangreicher Polizeidokumente versucht worden, die Prinzipien der Organisierung des Menschenschmuggels aufzudecken." (Autorenreferat)
[75-F] Pohl, Carsten, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Thum, Marcel, Prof.Dr. (Leitung):
Migration in der erweiterten Europäischen Union
INHALT: In seinem letzten Jahresgutachten weist der Sachverständigenrat für Zuwanderung und
Migration darauf hin, dass einige Wirtschaftszweige in Deutschland bereits heute einen Engpass bei der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal spüren. Dieses Problem wird sich aufgrund der verstärkten Nachfrage nach gut ausgebildeten Mitarbeitern - infolge des technologischen Fortschritts - und dem demographischen Wandel verschärfen. Die Zuwanderung aus
dem Ausland stellt eine Stellschraube dar, um die sich abzeichnenden Herausforderungen zu
bewältigen. Es ist allerdings nicht nur erforderlich, dass es zu Zuwanderungen von gut ausgebildeten Migranten kommt, sondern auch, dass diese erfolgreich in Arbeitsmarkt und Gesellschaft integriert werden. Da die Mehrheit der EU-Mitgliedsländer vor ähnlichen Herausforderungen steht, wird sich der Wettbewerb um die hoch qualifizierten Arbeitnehmer verschärfen.
In diesem Zusammenhang werden sowohl die Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland als auch die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt untersucht. ZEITRAUM: seit
1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: EU, Bundesrepublik Deutschland, mittel- und osteuropäische Länder, Polen, Tschechien, Sachsen
ART: BEGINN: 2002-04 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Niederlassung Dresden (Einsteinstr. 3,
01069 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-26476-24, e-mail: pohl@ifo.de)
[76-L] Pohl, Carsten:
Immigration, integration and return migration in Germany, (Euro-Wirtschaft : Studien zur
ökonomischen Entwicklung Europas, Bd. 33), Hamburg: Kovac 2008, 141 S., ISBN: 978-3-83003866-5
INHALT: "Deutschland hat sich trotz hoher Nettozuwanderung lange Zeit nicht als Einwanderungsland betrachtet. Vielmehr wurden die in der Mitte des letzten Jahrhunderts im Ausland
angeworbenen Gastarbeiter als temporäre Arbeitskräfte aufgefasst, die nach Beendigung ihrer
Beschäftigungsverhältnisse wieder in ihr Heimatland zurückkehren würden. Aufgrund von
Familiennachzügen, den Fall des Eisernen Vorhangs sowie der fortschreitenden Globalisierung ist der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland kontinuierlich angestiegen und beträgt nunmehr fast 19 Prozent. Infolgedessen finden die Themen Zuwanderung und Integration von Ausländern in den Arbeitsmarkt zunehmend Aufmerksamkeit in der
wirtschaftspolitischen Diskussion. Nach Darstellung stilisierter Fakten zur Entwicklung der
Migrationsströme und -bestände in Deutschland werden im Hauptteil der Studie verschiedene
Aspekte der Migration mit Daten des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP) untersucht. Dazu
zählen die Wahl des Wohnortes neu eingewanderter Migranten, die Lebenszufriedenheit der
in Deutschland lebenden Migranten, die intergenerationale Mobilität von Bildung sowie die
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.1 Migrationspolitik
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Rückkehrmigration. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen sind für die Analyse der
fiskalischen Auswirkungen von Immigration und vor dem Hintergrund des demografischen
Wandels von Bedeutung. Denn aufgrund des schrumpfenden Arbeitsangebotes in Deutschland zeichnen sich regionale und qualifikationsspezifische Arbeitskräfteknappheiten ab, die
durch die Zuwanderung von (hoch) qualifizierten Migranten zumindest abgemildert werden
könnten. Im gegenwärtigen Einwanderungsgesetz gibt es jedoch weder einen klaren Kriterienkatalog, welche Typen von Migranten (z.B. hinsichtlich Bildungsniveau, Alter und Berufserfahrung) nach Deutschland einwandern sollen, noch Angaben darüber, wie viele Ausländer
jedes Jahr für den Arbeitsmarkt zugelassen werden. Die Schaffung von transparenten Zuwanderungsregeln, die zudem (hoch-)qualifizierten Immigranten eine langfristige Perspektive in
Deutschland bieten, kann mit dazu beitragen, Deutschland als Zuwanderungsland attraktiver
zu machen." (Autorenreferat)
[77-L] Rhinow, René (Verf.v.Geleitworten,u.ä.):
Sans-Papiers in der Schweiz: unsichtbar - unverzichtbar, (Migration - Beiträge aus Theorie
und Praxis), Zürich: Seismo Verl. 2006, 261 S., ISBN: 978-3-03777-043-6 (Standort: UB
Trier(385)-sn48693)
INHALT: Zwischen 80.000 und 300.000 Menschen leben ohne Aufenthaltsbewilligung in der
Schweiz - sogenannte Sans-Papiers. Die Ursachen, die zu einem illegalen Aufenthaltsstatus
führen, sind so vielfältig wie die Menschen und die Lebensumstände, in denen sie leben. Die
Autoren behandeln aus unterschiedlichen Perspektiven relevante Aspekte, unter anderem die
Frage der Geltung der Grund- und Menschenrechte für die Sans-Papiers, ihre soziale Sicherheit, die Gesundheitsressourcen und -versorgung, die Sans-Papiers-Bewegung sowie den
Frauenhandel. (ZPol, NOMOS). Aus dem Inhalt: Rahel Stuker und Simon Röthlisberger: Einleitung (9-14); Simon Röthlisberger: Sans-Papiers in der Schweiz: Begriffe, Prozesse und Akteure (20-51); Jörg Paul Müller: Menschenwürde und Grundrechte für alle (57-68); Christin
Achermann und Milena Chimienti: Ein Alltag ohne Bewilligung: Wie Sans-Papiers mit prekären Lebensbedingungen umgehen (73-110); Hans Wolff: Gesundheitsversorgung für SansPapiers in der Schweiz. Das Beispiel der Unite mobile de soins communautaires in Genf
(116-130); Franck Düvell: Zugang zur Gesundheitsversorgung für irreguläre Migrantinnen
und Migranten: Ein europäischer Vergleich (136-156); Marianne Schertenleib: Begehrt aber
unerwünscht. Illegalisierte Migrantinnen als Opfer von Frauenhandel (162-193); Rachel Nellen-Stucky: "Notre point commun, c'est le papier" - Sans-Papiers als politische Akteure (200237).
[78-L] Romani, Pierpaolo:
Die Frauenhandelsströme und -routen aus Osteuropa, in: Jürgen Nautz, Birgit Sauer (Hrsg.):
Frauenhandel : Diskurse und Praktiken, Göttingen: V&R unipress, 2008, S. 49-63, ISBN: 978-389971-371-6 (Standort: USB Köln(38)-35A7374)
INHALT: Der Beitrag fragt nach den Ursachen des Frauenhandels in den Ländern Mittel- und
Osteuropas und rekonstruiert Frauenhandelsrouten aus dieser Region in den Westen. Dabei
unterscheidet er zwischen der Balkanregion und den zentralosteuropäischen Staaten. Bei den
Handelsrouten wird in direkte und indirekte Routen, Seeweg und Luftweg differenziert.
Wichtige Herkunfts- und Transitländer sind Albanien, Bosnien-Herzegowina (auch als Ziel-
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.1 Migrationspolitik
land), Kroatien, Mazedonien, Serbien und Montenegro, Slowenien, Ungarn, die Slowakei, die
Tschechische Republik, die Russische Föderation, Weißrussland, die Ukraine, Moldawien,
Rumänien und Bulgarien. Die baltischen Staaten spielen vor allem als Rekrutierungsraum für
gehandelte Frauen eine Rolle. (ICE2)
[79-L] Sauer, Birgit:
An der Front des westlichen Patriarchats: Sexarbeit, Frauenhandel und politische
Regulierung in Wien, in: Jürgen Nautz, Birgit Sauer (Hrsg.): Frauenhandel : Diskurse und
Praktiken, Göttingen: V&R unipress, 2008, S. 81-96, ISBN: 978-3-89971-371-6 (Standort: USB
Köln(38)-35A7374)
INHALT: Gegenstand des Beitrags sind Veränderungen politischer Regulierung in Österreich,
das ein wichtiges Transit- und Zielland des Frauenhandels an der "Front des westlichen Patriarchats" ist. Die Verfasserin analysiert zunächst den Politikprozess mit den zentralen Akteuren und deren policy frames auf Bundes- und Landesebene (Wien) zwischen den 1980er und
den späten 1990er Jahren und macht Fort- und Rückschritte in der Prostitutionspolitik sichtbar. Sie behandelt dann den Policy-Prozess zum Frauenhandel, der erst Mitte der 1990er Jahre angestoßen wurde. Beide Problemfelder - Prostitution und Frauenhandel - werden erst seit
der Jahrtausendwende zunehmend aufeinander bezogen. Der Beitrag macht den Prozess der
Verdrängung des Bedeutungsrahmens "Sexarbeit" und die strategische Bedeutungsverschiebung durch den Frauenhandelsdiskurs sowie die Entstehung eines neuen dominanten Deutungsmusters in Bezug auf Prostitution deutlich. Eine in den 1990er Jahren in Bewegung gekommene Debatte um eine Reform der Prostitutionsgesetzgebung in Richtung auf Anerkennung als Sexarbeit ist durch die erfolgreiche Agitation gegen Frauenhandel zum Erliegen gekommen. Eine rechtliche Besserstellung für Sexarbeiterinnen ist in weite Ferne gerückt.
(ICE2)
[80-L] Schumacher, Sebastian:
Die Neuorganisation der Zuwanderung durch das Fremdenrechtspaket 2005, (KMI Working
Paper Series, Nr. 12), Wien 2008, 19 S. (Graue Literatur;
www.oeaw.ac.at/kmi/Bilder/kmi_WP12.pdf)
INHALT: Das Jahr 2005 brachte eine tiefgreifende Neuorganisation des Fremden- und Asylwesens in Österreich. Im dem vorliegenden Artikel werden die zentralen Neuerungen des Fremdenrechtspakets für die Zuwanderung nachvollzogen, wobei sich die Darstellung auf die Bereiche der allgemeinen Zuwanderungsvoraussetzungen, der Arbeitskräftemigration und den
Familiennachzug konzentriert. Es werden auch erste Erfahrungen und Probleme mit den Neuregelungen aufgezeigt. Dabei ist einzuräumen, dass der erst zweijährige Geltungszeitraum nur
eine eingeschränkte Beurteilung zulässt, ob sich die neuen Bestimmungen in der praktischen
Anwendung auch in der Weise bewähren, wie dies vom Gesetzgeber intendiert wurde. Es
wird deutlich, dass das Fremdenrechtspaket 2005 eine tiefe Zäsur brachte, die fast alle Bereiche des österreichischen Zuwanderungsrechts betrifft: Umbenennung und Neuschaffung von
Aufenthaltstiteln, Entflechtung und Konzentration der Behördenzuständigkeit beim Landeshauptmann als erste Instanz und Innenminister als zweite Instanz, Neuorganisation des Zuwanderungsverfahrens, Einschränkung der Arbeitskräftemigration von Drittstaatsangehörigen, Anmeldepflicht für EWR-BürgerInnen, Maximale Wartezeit von 3 Jahren beim Famili-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.1 Migrationspolitik
95
ennachzug, Verschärfung des Familiennachzugs von Angehörigen von ÖsterreicherInnen,
Beseitigung des Antragsrechts auf Erteilung einer humanitären Niederlassungsbewilligung.
Nach Österreich zuzuwandern, ist für Drittstaatsangehörige durch das Fremdenrechtspaket
2005 noch schwieriger geworden als zuvor, was sich 2006 und 2007 bereits in einem deutlichen Rückgang der Einwandererzahlen niedergeschlagen hat. (ICD2)
[81-L] Tietze, Klaudia:
Einwanderung und die deutschen Parteien: Akzeptanz und Abwehr von Migranten im
Widerstreit in der Programmatik von SPD, FDP, den Grünen und CDU/ CSU, (Studien zu
Migration und Minderheiten, Bd. 19), Berlin: Lit Verl. 2008, 302 S., ISBN: 978-3-8258-1418-2
(Standort: UB Bonn(5)-99/12326)
INHALT: Die Untersuchung fragt nach der Vergleichbarkeit der Einwanderungspolitik der vier
Parteien, nach Mustern und Prinzipien migrationspolitischer Entscheidungen und nach der
Rolle, die die Einwanderer nach dem Willen der Parteien in der deutschen Gesellschaft spielen sollen. Sie basiert auf in den Jahren 1955 bis 2006 veröffentlichten Dokumenten der Parteien sowie auf deren migrationspolitischer Praxis. Die Darstellung orientiert sich jeweils an
der Politik gegenüber verschiedenen Einwanderergruppen (Arbeitsmigranten, Flüchtlinge,
Asylbewerber, Aussiedler). Die Untersuchung zeigt, dass die Gestaltung und Entwicklung der
Migrationspolitik der Parteien grundsätzlich davon abhängig ist, ob die Parteien eine bestimmte Einwanderergruppe als Migranten anerkennen und welche Art des Zusammenlebens
von Deutschen und Migranten (homogene oder heterogene Gesellschaft) sie befürworten.
Diese Entscheidung wird wiederum auf Grundlage der inneren, für jede Partei charakteristischen Prinzipien getroffen. Einen beträchtlichen politischen Einfluss hatte auch der Druck der
Öffentlichkeit. (ICE2)
[82-L] Wilkens, Ingrid:
Blick über die Grenzen: (Nicht-)Einwanderungspolitik und Arbeitskräftebedarf in Japan,
in: Migration und soziale Arbeit : Iza ; Zeitschrift für Migration und soziale Arbeit, Jg. 30/2008,
H. 2, S. 129-134
INHALT: "Der (...) Artikel beschäftigt sich mit Japan, das traditionell nicht als Einwanderungsland gilt, beschreibt die dortige restriktive Einwanderungspolitik und schildert deren Folgen."
(Textauszug)
5.2
Asylpolitik
[83-L] Gehrmann, Philipp:
Rechtswidrige Fesselungen im Abschiebungsgewahrsam am Beispiel der Berliner Praxis, in:
Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 28/2008, H. 9, S. 304-309 (Standort:
UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Vollzug der Abschiebungshaft ist ein randständiges Thema und selten Gegenstand gerichtlicher Überprüfung. Der Beitrag beleuchtet die Fesselungspraxis im Berliner Ab-
96
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5.2 Asylpolitik
schiebungsgewahrsam und zeigt anhand von Beispielsfällen auf, dass die gesetzlichen Vorgaben oftmals nicht eingehalten werden." (Autorenreferat)
[84-L] Lillig, Marion:
Die Asylbewerber, in: Thomas Schweer, Hermann Strasser, Steffen Zdun (Hrsg.): "Das da
draußen ist ein Zoo, und wir sind die Dompteure" : Polizisten im Konflikt mit ethnischen
Minderheiten und sozialen Randgruppen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 65-89,
ISBN: 978-3-531-15694-1
INHALT: In der vorliegenden Studie geht es um den Kreis derjenigen Personen, die sich 2002
entweder im schwebenden Asylverfahren befanden oder deren Asylantrag bereits abgelehnt
wurde, deren Abschiebung aber aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist. In Duisburg
beläuft sich ihre Zahl auf insgesamt 2.500 Menschen. Ihr Handlungsspielraum ist rechtlich
stark eingeschränkt. Über die Hälfte von ihnen sind männliche Personen unter 30 Jahren,
meist alleinstehend. Die besondere Lebenssituation der Asylbewerber, wozu mangelnde gesellschaftliche Teilhabe sowie eine angespannte Wohnsituation, ein sozialer Statusverlust sowie oft mangelnde Bildung(smöglichkeiten) zählen, machen Konflikte mit der Mehrheitsgesellschaft unausweichlich. Dadurch kommt es auch zu Kontakten mit der Polizei. Gegenstand
der Untersuchung ist das Verhältnis zwischen Asylbewerbern und der Duisburger Polizei:
Wie gestalten sich die Begegnungen? Wie schätzt diese Personengruppe die Polizeiarbeit ein?
Wie groß ist das Vertrauen in die Ordnungshüter? Die Ergebnisse zeigen: Die Länge der
Asylverfahren, nicht selten zwölf Jahre und mehr, und die große Zahl der immer nur für wenige Monate ausgestellten Duldungen führen zu Stress, Krankheit und Aufgabe der Wertmaßstäbe. In der Folge werden Überlebensstrategien entwickelt, die die legalen Möglichkeiten
überschreiten. Die ständige Furcht vor Abschiebung provoziert Verstöße gegen Melde- bzw.
Anwesenheitspflicht im Wohnheim. Gesellschaftliche Partizipation über die Finanzierung des
eigenen Lebensunterhalts wird durch eine restriktive Asylpolitik eingeschränkt oder ganz ausgeschlossen. Der Schritt der Betroffenen in die Illegalität ist oft die logische Folge. (ICA2)
[85-L] Moret, Joëlle:
Somali refugees in Switzerland: strategies of exile and policy responses, (SFM-Studien, 47),
Neuchâtel 2006, 104 S., ISBN: 978-2-940379-04-0 (Graue Literatur;
www.migration-population.ch/fileadmin/sfm/publications/rr/s_47.pdf)
INHALT: "This study describes the profile of the Somali population living in Switzerland, as
well as highlights their migration histories and trajectories. The analysis is complemented by
a detailed insight into the living conditions and asylum policies in Switzerland and other host
countries along the route. The aim of this double-layer analysis (micro and meso levels) is to
provide a detailed understanding of the motives that prompt Somali refugees to undertake secondary movements from a first country of asylum in the search of better conditions in another one. This study is part of a wide-ranging, multi-sited project focusing on the secondary
movements of Somali refugees in eight countries in Africa, the Middle East and Europe." (author's abstract)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
5.3
97
Migrationspolitik in europäischer Perspektive
[86-L] Begg, Iain; Draxler, Juraj; Mortensen, Jorgen:
Is social Europe fit for globalisation?: a study of the social impact of globalisation in the
European Union, Brüssel 2008, 223 S. (Graue Literatur;
ec.europa.eu/employment_social/spsi/docs/social_situation/simglobe_fin_rep_en.pdf)
INHALT: "Globalisation is one of the defining phenomena of today's economy, albeit one that is
loosely defined and prone to exaggeration. For many, globalisation is an opportunity, affording scope on the supply side for increased specialisation, enhanced diffusion of technology,
and a competitive spur to innovation and productivity growth. Yet for others, globalisation is
perceived to be a threat to the values, institutions and policies that have underpinned post-war
Europe's success and way of life, in short to social Europe. This study examines the social impact of globalisation for the EU economies and the policy challenges that arise. It starts by
looking at the conceptual background, then provides an extensive empirical analysis of the
different facets of globalisation and its social dimension, and moves on to discuss policy issues. The study's key message is that the EU as a whole will gain from globalisation, but that
these gains will not be uniformly distributed across individuals, regions and countries. Nor
will they accrue automatically, but will instead depend on successful adaptation and welljudged policy responses. In particular, the EU has to balance its efforts to boost competitiveness
and to transform its economy by adopting and implementing policies that smooth the adjustment process and offer sufficient protection to those vulnerable to the changes and uncertainties that globalisation will bring." (author's abstract)
[87-L] Bendel, Petra:
Die Rückführungsrichtlinie der Europäischen Union: eine Schande für Europa oder das
kleinere Übel?, in: Gesellschaft Wirtschaft Politik : Sozialwissenschaften für politische Bildung,
N. F., Jg. 57/2008, H. 3, S. 315-320 (Standort: UB Bonn(5)-Z62/84; USB Köln(38)-M XG00116;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Rat der Europäischen Union, hier vertreten durch die Innen- und Justizminister
der Länder, strebt ein neues 'Europäisches Einwanderungs- und Asylabkommen' an. Dessen
Grundlage ist die seit drei Jahren verhandelte Richtlinie für die Rückführung illegal aufhältiger Einwanderer der Kommission der Europäischen Gemeinschaften. Zu einer Verschärfung
tendiert der Rat, während das Europäische Parlament, das sich als Wahrer der Menschenrechte und der Menschlichkeit sieht, dagegenhält. Ergebnis ist ein weltweit kritisierter Kompromiss." (Autorenreferat)
[88-L] Bendel, Petra:
Europäische Migrationspolitik: ein stimmiges Bild?, in: Aus Politik und Zeitgeschichte :
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 35/36, S. 14-19
(www.bpb.de/files/VZ5NWG.pdf)
INHALT: "Im Juni und Juli 2008 legten die Kommission und die französische Ratspräsidentschaft neue Papiere zur Vereinheitlichung der Migrationspolitik der Europäischen Union vor.
98
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sich daraus ein kohärentes Konzept entwickelt: Zu stark
sind nationale Eigeninteressen." (Autorenreferat)
[89-L] Bendiek, Annegret:
Grenzregimes bilden: Migration in der Nachbarschaftspolitik, in: Osteuropa : interdisziplinäre
Monatszeitschrift zur Analyse von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Zeitgeschichte in
Osteuropa, Ostmitteleuropa und Südosteuropa, Jg. 57/2007, H. 2/3, S. 285-295 (Standort: USB
Köln(38)-M-AP04813; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) ist eine sehr junge europäische Außenpolitik, die sich an die 16 angrenzenden Nachbarstaaten der EU richtet. Der Westliche Balkan
und die Türkei werden durch andere EU-Programme abgedeckt und sind daher nicht Partner
der ENP. In den Bereichen Justiz/ Inneres und Migration intendiert die EU in der ENP, ein
Grenzregime zu errichten, das sich auf drei Pfeiler stützt: a) die Außenpolitik, b) die Grenzsicherung und c) die Einhaltung von Menschenrechts- und Grundrechtsstandards. Der Aufbau
des Grenzregimes in der ENP setzt voraus, dass die EU und die ENP-Staaten im Sinne der
joint ownership das Gleichgewicht zwischen den Eckpfeilern immer wieder neu verhandeln
und austarieren." (Autorenreferat)
[90-L] Bonin, Holger; Eichhorst, Werner; Florman, Christer; Okkels Hansen, Mette; Skiöld, Lena;
Stuhler, Jan; Tatsiramos, Konstantinos; Thomasen, Henrik; Zimmermann, Klaus F.:
Geographic mobility in the European Union: optimising its economic and social benefits,
(IZA Research Report, No. 19), Bonn 2008, 159 S. (Graue Literatur;
www.iza.org/en/webcontent/publications/reports/report_pdfs/iza_report_19.pdf)
INHALT: Die Studie verfolgt ein doppeltes Ziel. Zum einen zeichnet sie ein Bild des Ausmaßes
der geographischen Mobilität in der Europäischen Union, ihrer historischen Entwicklung und
der Charakteristika der von Mobilität berührten Individuen und zum anderen erkundet sie,
wie die räumliche Mobilität in der Europäischen Union optimiert werden kann. Die Aktivierung des Potenzials der Arbeitskräftemobilität ist eines der Schlüsselthemen des LissabonProzesses und der Europäischen Beschäftigungsstrategie. Die Studie geht von einer breiten
Definition geographischer Mobilität aus, die nicht nur Wohnortwechsel innerhalb der Länder
und über Grenzen hinweg berücksichtigt, sondern auch andere Mobilitätsformen wie regionales und grenzüberschreitendes Pendeln. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Mobilitätsrate
in der Europäischen Union sowohl innerhalb als auch zwischen Ländern relativ gering ist. Sie
bewegt sich deutlich unterhalb der Mobilitätsraten zwischen australischen Territorien oder
US-Bundesstaaten. Wägt man die positiven und negativen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen externen Effekte ab, ist die geographische Mobilität in Europa eindeutig zu gering. Um
zu verstehen, wie die Mobilität gesteigert werden könnte, werden in der Studie Haupttriebfedern und Barrieren der Mobilität untersucht und abschließend Empfehlungen an die Politik
formuliert. Demnach muss eine Politik, die auf ein Heben des Niveaus regionaler Mobilität
ausgerichtet ist, zwei Ziele erfüllen: (1) eine Vergrößerung des erwarteten Nutzenanstiegs
und (2) eine Verminderung der Mobilitätskosten für das Individuum. (IAB)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
99
[91-L] Borchart, Ulrike:
Migrations- und Flüchtlingspolitik der EU im Spannungsfeld von Sicherheit, ökonomischer
Notwendigkeit und Menschenrechten, in: Ralph-M. Luedtke, Peter Strutynski (Hrsg.): Von der
Verteidigung zur Intervention : Beiträge zur Remilitarisierung der internationalen Beziehungen,
Kassel: Jenior, 2007, S. 24-39, ISBN: 978-3-934377-21-9 (Standort: UB Siegen(467)31PDL1377)
INHALT: Der Beitrag verdeutlicht die Widersprüchlichkeit der EU-Politik im Bereich der Behandlung und des Umgangs mit MigrantInnen aus nichteuropäischen Staaten am Beispiel der
Südgrenze der EU. Diese Widersprüche finden sich sowohl innerhalb der einschlägigen Dokumente, allen voran des vom Europäischen Rat im März 2005 verabschiedeten "Haager Programm zur Stärkung von Freiheit, Sicherheit und Recht in der Europäischen Union", als auch
in der politischen Praxis, was die Auslagerung von Grenzkontrollaufgaben und "Rückführungsmaßnahmen" an Drittstaaten betrifft. Im Zentrum des Beitrags steht die Sicherung der
Außengrenzen der EU durch Bildung eines Cordon Sanitaire am Beispiel Marokkos. In fünf
Bereichen werden die Widersprüche und Zusammenhänge zwischen Migration, Entwicklung,
Sicherheit und Missachtung der Menschenrechte am Beispiel der Behandlung des Migrationsproblems durch die EU, Spanien, Marokko und nicht zuletzt die Rückwirkungen dieser Behandlung auf die afrikanischen Staaten südlich der Sahara aufzeigen. Der Beitrag behandelt
die spanische und die marokkanische Migrationspolitik sowie die Haltung der westafrikanischen Staaten, aus denen die Mehrzahl der irregulären Migranten kommt. (ICA2)
[92-L] Borella, Sara:
Migrationspolitik in Deutschland und der Europäischen Union: eine
konstitutionenökonomische Analyse der Wanderung von Arbeitskräften, Tübingen: Mohr
Siebeck 2008, XI, 259 S., ISBN: 978-3-16-149645-5 (Standort: UB Duisburg(464)01PWW3540+1)
INHALT: Ziel der Untersuchung ist es, die verschiedenen Aspekte einer konstitutionenökonomischen Migrationspolitik unter der Leitfrage zu bearbeiten, von welcher institutionellen Ausgestaltung der Migrationsregeln angenommen werden kann, dass sie im gemeinsamen Interesse
der betroffenen Bürger liegt. Hierzu werden zunächst die grenzüberschreitende Arbeitsmigration als Gegenstand der Analyse und die theoretischen Grundlagen der Konstitutionenökonomik in Abgrenzung von anderen Ansätzen umrissen. Vor diesem Hintergrund wird die traditionelle Begründung der Notwendigkeit, Migrationspolitik zu betreiben, hinterfragt und aus
verfassungsökonomischer Sicht neu formuliert. Aus dieser Basis wird das verfassungsökonomische Instrumentarium auf die praktische Migrationspolitik angewendet, wobei ein breites
Spektrum von Möglichkeiten diskutiert wird - von der umfassend freien Wanderungspolitik
über die deutsche und europäische Wanderungspolitik bis zur internationalen Ebene der globalen Migrationspolitik. Die Verfasserin betont die Notwendigkeit eines Umdenkens in der
Migrationspolitik, weg vom Abschottungsgedanken und hin zu einer aktiven, langfristigen
Gestaltung der Migrationsregeln. Aus konstitutionenökonomischer Sicht ist es wichtig, politisch bedingte von ökonomischer Migration zu unterscheiden. Davon ausgehend kann für
letztere eine liberalere Gestaltung empfohlen werden. (ICE2)
100
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
[93-L] Braun, Michael; Recchi, Ettore:
Keine Grenzen, mehr Opportunitäten?: Migration und soziale Mobilität innerhalb der EU,
in: Peter A. Berger, Anja Weiß (Hrsg.): Transnationalisierung sozialer Ungleichheit, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 161-183, ISBN: 978-3-531-15207-3
INHALT: Die Autoren untersuchen die Frage, welchen Einfluss die veränderten Migrationsbedingungen auf die soziale Mobilität der innereuropäischen Migranten haben. Sie analysieren
hierzu Daten aus dem Forschungsprojekt "European Internal Movers' Social Survey"
(EIMSS), in welchem Briten, Deutsche, Franzosen, Italiener und Spanier telefonisch befragt
wurden, die von 1974 bis 2003 als Erwachsene in eines der anderen vier Länder gezogen sind
und zum Befragungszeitpunkt bereits mindestens ein Jahr dort lebten. Ziel dieser Umfrage
war u. a. die Erforschung der Voraussetzungen und Motive, aber auch der Barrieren für eine
Migration innerhalb der EU, der Auswirkungen der EU-internen Migration auf die Lebensqualität und auf die Einstellungen gegenüber Institutionen der EU und der Identifikation mit
Europa. Weitere Forschungsfragen lauteten: Unterscheiden sich mobile und immobile Europäer hinsichtlich ihrer sozialen Herkunft und ihrer erreichten sozialen Klassenposition?
Kommt es bei mobilen Europäern auch zu mehr Abwärts- und Seitwärtsmobilität als bei immobilen Personen? Die Autoren charakterisieren zunächst die innereuropäischen Migranten
nach wichtigen demographischen Hintergrundsmerkmalen, wie Alter zum Zeitpunkt der Migration, Einwanderungsperiode und Erwerbsbeteiligung. Danach gehen sie auf die Verbindung zwischen räumlicher und sozialer Mobilität ein, wozu sie die Daten aus dem EIMSSProjekt mit Daten des European Social Survey 2002 für den immobilen Teil der Bevölkerung
in den jeweiligen Herkunfts- und Zielländern vergleichen. (ICI2)
[94-L] Busch, Nicholas:
Baustelle Festung Europa: Beobachtungen, Analysen, Reflexionen, Klagenfurt: Drava-Verl.u. Druckges. 2006, 215 S., ISBN: 978-3-85435-485-7
INHALT: Es handelt sich um eine Edition von Texten des 2005 früh verstorbenen Autors, den
Jean Ziegler im Vorwort als 'Revolutionär' (6) bezeichnet. Er beschreibt dessen Engagement
im Bereich der Flüchtlingsarbeit sowie der Selbstverwaltungs- und Genossenschaftsbewegung 'Longo mai'. Buschs zentrale Themen waren die Asyl- und Migrationspolitik, die Kriminalitäts- und Terrorismusbekämpfung. Ihn beschäftigten die Fragen: Wer schützt uns vor dem
Sicherheitsstaat? Ist Europa wirklich ein Ort der Freiheit und der Menschenrechte, als der es
sich gerne darstellt? Oder kommt es unter dem Vorwand der Bekämpfung von 'illegaler' Einwanderung, Kriminalität und Terrorismus zu einem schleichenden Abbau demokratischer
Grundrechte und rechtsstaatlicher Garantien? Mutiert der soziale Wohlfahrtsstaat zum Sicherheitsstaat neoliberaler Prägung? Lässt sich der Prozess einer weltweiten Segregation zwischen Arm und Reich aufhalten? Über einen Zeitraum von 25 Jahren hat sich Busch mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Das Buch versammelt Recherchen und Berichte zu einzelnen
Ländern (darunter Deutschland, Frankreich, Portugal, Österreich, Schweiz und Schweden)
ebenso wie Analysen zum Sicherheitsdenken auf europäischer Ebene. Es findet sich auch ein
Gespräch mit Friedrich Dürrenmatt. (ZPol, NOMOS)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
101
[95-L] Calic, Marie-Janine:
Das ewige Laboratorium: die Politik der Europäischen Union auf dem Balkan ; eine
Evaluierung, in: Internationale Politik, Jg. 63/2008, H. 6, S. 26-31 (Standort: USB Köln(38)-LS
G 09335; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.internationalepolitik.de/archiv/jahrgang-2008/balkan-blues--europas-ungelernte-lektionen/d
as-ewige-laboratorium.html)
INHALT: Die europäischen Stabilitätsinteressen und ein neues außenpolitisches Rollenverständnis der EU machen derzeit das Kosovo zu einem Testfall für die operativen Fähigkeiten der
Europäischen Union bei der Friedenssicherung. Diese Auslandsmission ist jedoch mit weitreichenden Folgen und Risiken verbunden, die die Autorin in ihrem Aufsatz näher analysiert.
Nach ihrer Meinung wird im Kosovo ein ähnlicher "institutioneller Wirrwarr" wie in Bosnien
neu aufgelegt. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass der Zivile Beauftragte im Kosovo - anders als sein Kollege in Bosnien - keine Rückendeckung durch die UN erhalten hat,
was auch für die jüngste Rechtsstaatsmission EULEX gilt. Eine fehlende völkerrechtliche
Absicherung der EU-Präsenz durch einen Beschluss des UN-Sicherheitsrats sowie unklare
Kompetenzen behindern jedoch die Implementierung des Ahtisaari-Planes. Problematische
Themen sind z.B. die politische Lage in Mitrovica, der Minderheitenschutz, die Flüchtlingsrückkehr und die lokale Selbstverwaltung. Darüber hinaus entstehen Sicherheitsrisiken, da die
Legitimität der internationalen Präsenz von den Kosovo-Serben nicht anerkannt wird. Die
Union muss daher gegen den Widerstand eines Teiles der Bevölkerung agieren, was auch bei
Ausschreitungen im März 2008 deutlich wurde. (ICI2)
[96-L] Eigmüller, Monika:
Der legitimatorische Mehrwert europäischer Grenzsicherungspolitik, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 4066-4074, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Ausgehend von der Beobachtung europäischer Expansion in Form konzentrischer
Kreise, in deren Verlauf sich sowohl Integration als auch Erweiterung wechselseitig bestärkten, muss mittlerweile konstatiert werden, dass diese 'Dynamik Europas' (Vobruba) an ihre
Grenzen geraten ist. Nicht mehr kalkulierte Inklusion der Peripherie in die Europäische Union
zur Lösung grenzüberschreitender Probleme, sondern vielmehr Exklusion mit einhergehendem Ausbau der Grenzsicherung bestimmt nun zunehmend die Politik an den Außengrenzen.
Diese Beobachtung ist in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Zum einen gibt sie uns Aufschluss
über Entwicklungsperspektiven der EU nach dem Ende ihrer Erweiterungen und insbesondere
über die konkrete Gestalt des Modus der abgestuften Integration, dem sie nun folgt. Zu erwarten ist danach eine Europäische Union, die einen Abschottungsraum nach außen bildet, und
dabei ihre nächste Peripherie im sogenannten 'ring of friends' in die eigenen Grenzsicherungsaktivitäten mit einbezieht. Zum anderen, und dies steht hier im Mittelpunkt des Interesses, ist
diese europäische Grenzsicherungspolitik nicht lediglich nach außen im Sinne der Eindämmung grenzüberschreitender Probleme hochgradig relevant, sondern sie gewinnt als identifikationsstiftende Maßnahme zunehmend auch im Innern der Union an Bedeutung. Grenzsicherungspolitik, also insbesondere die Ausgleichsmaßnahmen in Zusammenhang mit der Aufhebung der Binnengrenzkontrollen (Schengen), die Zusammenarbeit in den Bereichen Asyl-,
Zuwanderung- und Visapolitik und die zunehmende Kooperation der Polizei- und Justizbe-
102
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
hörden, ist mittlerweile fester Bestandteil europäischer Politik, die auf der europäischen politischen Agenda zunehmend an Priorität gewinnt. Gestützt auf Eurobarometer-Umfragen will
der Beitrag erstens zeigen, dass dieser Kompetenzübertragung überraschend viel Zustimmung
Seitens der europäischen Öffentlichkeit zukommt. Es kann deutlich gemacht werden, dass
sich die EU hier als eine kompetente Lösungsinstanz der spezifischen Fragen grenzüberschreitender Probleme durchzusetzen weiß. Zweitens geht der Beitrag der Frage nach, inwieweit diese Zustimmung zur Kompetenzübertragung Seitens der europäischen Öffentlichkeit
nicht nur europäisches politisches Handeln in diesem Bereich legitimiert, sondern darüber
hinaus zukünftige Legitimationsgrundlage die Existenz europäischer Politik insgesamt darstellen kann." (Autorenreferat)
[97-L] Gebrewold, Belachew:
The new patterns of Euro-African relations: migration, security and development, in: Gerald
Mader, Thomas Roithner (Hrsg.): Europäische Friedenspolitik : Inhalte, Differenzen, Methoden
und Chancen, Münster: Lit Verl., 2008, S. 359-386, ISBN: 978-3-7000-0764-7 (Standort: UB
Tübingen(21)-48A6553)
INHALT: Der Beitrag diskutiert zunächst neuere Untersuchungen über Staat und Staatenbildung
im Kontext mit Fragen der internationalen Sicherheit. Dann wird darauf eingegangen, ob und
inwieweit die EU in Afrika mit seinen Problemen eine Quelle der Bedrohung sieht. Beschrieben werden verschiedene Strategien und Szenarien, wie man mit diesen Problemen aus europäischer Sicht umzugehen gedenkt. Der Autor zeigt dann, warum diese sicherheitspolitischen
Konzeptionen der EU mehr oder weniger verfehlt sind. Er vertritt dabei die These, dass alle
militärischen und ökonomischen Eingriffe durch die EU bzw. ihre Mitgliedstaaten sich vorrangig in Demonstrationen der eigenen Macht erschöpfen und damit wenig zur Friedenssicherung auf dem Kontinent beitragen. Insgesamt ist hier mehr Ehrlichkeit im Umgang miteinander gefordert, und nicht die Rhetorik "Liebe deinen Nächsten", die handfeste Interessen eher
verschleiert. (ICA)
[98-L] Gebrewold, Belachew:
EU's migration policy towards Africa: a balancing act between humanitarian values and
'Fortress Europe'?, in: Anton Pelinka, Fritz Plasser (Hrsg.): Europäisch Denken und Lehren :
Festschrift für Heinrich Neisser, Innsbruck: Innsbruck Univ. Pr., 2007, S. 131-138, ISBN: 978-3902571-36-6 (Standort: UB Siegen(467)-31PEN12000)
INHALT: Es ist wichtig, so der Verfasser, die Sorgen der Europäer hinsichtlich des gewaltsamen
religiösen Fundamentalismus und der Migration ernst zu nehmen, die als Bedrohung für die
gesellschaftliche und politische Sicherheit angesehen werden. Aber diese wahrgenommenen
Bedrohungen können auf eine ethisch fragwürdigen Politik hinauslaufen, die Europa zu einer
Festung verwandeln kann. Eine solche Politik kann als eine moralische Bedrohung gesehen
werden, die Menschenrechte und Werte wie Gleichheit und Gerechtigkeit unterminiert. Es
wird argumentiert, dass sowohl die EU als auch Afrika eine klare und kohärente Politik brauchen, um die Probleme der afrikanischen illegalen Migration zu lösen. Die EU sollte die Politik hinsichtlich der Verteilung der mit der Migration verbundenen Belastungen aktualisieren.
Sie braucht eine gemeinsame Asyl- und Migrationspolitik, die mit den humanitären Werten
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
103
und mit den internationalen Regelungen hinsichtlich der Situation der Flüchtlinge übereinstimmt. (ICF2)
[99-L] Gréciano, Philippe:
Ausländerrecht in Europa: neuere Entwicklungen, in: MenschenRechtsMagazin :
Informationen, Meinungen, Analysen, Jg. 13/2008, H. 1, S. 62-71 (Standort: USB (Köln)38XF537; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Autor zeigt in seinem Beitrag, welche Fragen das Ausländerrecht im Einzelnen regelt und worin dessen Besonderheiten im europäischen Kontext bestehen. Ausgangspunkt bilden folgende Fragen: Wer wird als Ausländer angesehen? Was ist der Inhalt des Ausländerrechts in Europa? Verleiht es den Ausländern Rechte oder ist das Gegenteil der Fall? In welcher Weise beeinflussen europäische Normen dieses Rechtsgebiet: zum Positiven oder zum
Negativen? Der Autor geht zunächst auf die Rolle der Europäischen Konvention zum Schutze
der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) bei Einreise und Abschiebung ein und thematisiert die Freizügigkeit in der EU durch die Öffnung der Binnengrenzen. In einem weiteren Abschnitt betrachtet er die restriktive Ausübung staatlichen Ermessens im Fall der Drittstaatsangehörigen, wozu er die Bedingungen für die Einreise, die Ausweisungsgründe und die
Sicherung der EU-Außengrenzen näher in den Blick nimmt. Abschließend diskutiert er zwei
Vorschläge für eine Reform des Ausländerrechts in der EU: die "Blue Card" nach dem Vorschlag des EU-Justizkommissars Franco Frattini und die "zirkuläre Migration" nach dem Vorschlag des deutschen Innenministers Wolfgang Schäuble und seinem damaligen französischen Amtskollegen Nicolas Sarkozy. (ICI)
[100-L] Jurczek, Peter; Vollmer, Michael:
Ausbildung und Migration in Ostmitteleuropa, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 35/36, S. 26-32 (www.bpb.de/files/VZ5NWG.pdf)
INHALT: "Während sich die Politiker in Deutschland noch darüber streiten, wie das Land am
besten vor Arbeitsmigranten aus Ostmitteleuropa geschützt werden kann, ist dort eine Generation herangewachsen, auf welche die überstrapazierte Schablone vom unqualifizierten Billiglohnarbeiter nicht passt." (Autorenreferat)
[101-F] Konrad, Kai A., Univ.-Prof.Dr.; Bloch, Francis, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Competition among nation states
INHALT: Die zunehmende wirtschaftliche Integration und die Mobilität der Produktionsfaktoren
Arbeit und Kapital haben die Gestaltung und Umsetzung von staatlicher Politik vor neue Herausforderungen gestellt. Das Projekt will neue Ansätze der Untersuchung optimaler Einkommensteuersysteme, der Wirkungen von Steuerkoordinierung und des fiskalischen Föderalismus im Hinblick auf die Mobilität von Arbeitskräften von einer normativen wie positiven
Perspektive entwickeln, die vor allem für Deutschland und Frankreich und in der Weiterentwicklung auch für die gesamte EU politisch relevant sind. Bisher gibt es kein geeignetes theoretisches Modell, das es erlaubt, die Möglichkeiten von Nationalstaaten zu beurteilen, ihre
Steuer- und Migrationspolitik im dynamischen Kontext im Wettbewerb mit anderen Ländern
104
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
aufeinander abzustimmen. Dabei soll auch die Rolle von Mindeststeuern im dynamischen
Kontext untersucht werden. Die Mobilität der Arbeitskräfte wird dabei auch Auswirkungen
auf die Dezentralisierung haben, was besonders für föderale Gebietskörperschaften, wie z.B.
die EU, von Bedeutung ist. Die theoretischen Analysen sollen empirisch, zunächst mit Daten
zur Mobilität von Arbeitskräften aus Frankreich, validiert werden. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Europäische Union
ART: BEGINN: 2008-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Märkte und Politik Abt. Marktprozesse und Steuerung (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Konrad, Kai A. (Prof.Dr. Tel. 030-25491-401, Fax: 030-25491-400,
e-mail: kkonrad@wz-berlin.de)
[102-L] Liedtke, Matthias:
Hinter dem Vorhang: Migrationskontrolle in Deutschland, Österreich und Großbritannien,
Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, VI, 374 S., ISBN: 978-3-8364-2025-9 (Standort: ULB
Münster ZB Sozialwiss.(6A)-MS1560/521)
INHALT: "Grenzüberschreitende Migrationen stimulieren nicht nur einen politischen Bedarf ihrer Steuerung, sondern bilden auch einen praktischen Anlass für ihre Kontrolle. Dabei haben
sich in den drei Kontrollfeldern Grenze, Asyl und Arbeitsmarkt je national- und feldspezifisch unterschiedliche Formen der Migrationskontrolle entwickelt und etabliert. Anhand von
Fallstudien über Österreich, Deutschland und Großbritannien beschreibt und erörtert der Autor Matthias Liedtke vergleichend drei unterschiedliche nationale, aber auch mehr oder weniger 'europäische' Profile der Migrationskontrolle. Dadurch zeigt er exemplarisch, wie jeweils
traditional, geografisch und organisationsstrukturell begründete Divergenzen auch und gerade
angesichts verschiedener supra-staatlicher Überformungsversuche erhalten bleiben und permanent re-produziert werden. Desweiteren veranschaulicht er, dass sich entsprechende Resistenzen auch darin äußern, dass politische Entscheidungsvorgaben auf der Ebene der Migrationskontrolle inter-administrativ unterlaufen oder für intra-administrative Zwecke (aus)genutzt
werden." (Autorenreferat)
[103-L] Löhr, Tillmann; Pelzer, Marei:
Menschenrechtliches Niemandsland: die Abschottung Europas unter Missachtung der
Flüchtlings- und Menschenrechte, in: Kritische Justiz : Vierteljahresschrift für Recht und
Politik, Jg. 41/2008, H. 3, S. 303-310 (Standort: USB Köln(38)-XF126; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Jahr für Jahr riskieren Menschen ihr Leben, so die Verfasser, um in die Europäische
Union (EU) zu gelangen. Sie nehmen riskante Fahrten über das Mittelmeer und den Atlantik
auf sich, um Griechenland, Malta, Italien oder Spanien zu erreichen. Die offiziellen Darstellungen verschleiern, dass der Anteil Asylsuchender sehr hoch ist. Die Frage, wie diese Menschen flüchtlingsrechtlichen Schutz erhalten können, hat die EU bislang nicht beantwortet.
Mit welchen Strategien versuchen die Staaten der EU, die "Migration zu steuern" und Grenzkontrollen zu perfektionieren? Diese und die hieraus resultierenden menschenrechtlichen
Konflikte werden dargestellt. Anschließend wird das Konzept der "Externen Dimension" zur
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
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Kooperation mit Drittstaaten vorgestellt. Zum Schluss wird diskutiert, welche Ansätze für
eine fortschrittliche Asyl- und Migrationspolitik auf die Agenda gehören, um der zunehmenden Abschottung Europas zu begegnen. (ICF2)
[104-L] Meyer, Katrin; Purtschert, Patricia:
Migrationsmanagement und die Sicherheit der Bevölkerung, in: Patricia Purtschert, Katrin
Meyer, Yves Winter (Hrsg.): Gouvernementalität und Sicherheit : zeitdiagnostische Beiträge im
Anschluss an Foucault, Bielefeld: transcript Verl., 2008, S. 149-172, ISBN: 978-3-89942-631-1
INHALT: Die Rationalisierung von Regierungspraktiken auf Kosten rechtsstaatlicher Garantien
ist die zentrale Aussage des vorliegenden Beitrags, der die Mechanismen des "Migrationsmanagements" problematisiert. Unter diesem Begriff werden Lenkungstechniken zusammengefasst, die den Anspruch erheben, Migrationsprozesse zum Nutzen aller Beteiligten zu steuern
und zu regulieren. Wie die Autorinnen darlegen, sind diese Lenkungsmechanismen jedoch alles andere als sanft. Die gegen irreguläre Migrantinnen eingesetzten Zwangs- und Gewaltdispositive sind Teil eines biopolitischen Sicherheitsapparats, der kontinuierlich einen national
kodierten Bevölkerungskörper sowie dessen xenophob rassifizierte Grenzen herstellt. Die Migration markiert jenen Bereich, in dem traditionelle territoriale Grenzen der staatlichen Souveränität verteidigt und biopolitische Definitionen des Volkskörpers ausdifferenziert werden.
Durch Migration wird, mit anderen Worten, die Frage der Bevölkerung kontinuierlich neu gestellt. Als Kulminationspunkt dieses Prozesses, in dem der Rekurs auf Sicherheit eine wichtige Rolle spielt, stellt der Umgang mit der irregulären Migration keinen Nebenschauplatz gegenwärtiger Migrationspolitik dar. Sie ist vielmehr, so die These, exemplarisch für die aktuelle Form "gouvernementaler" Sicherheitsregimes - eine Annahme, die am Beispiel der schweizerischen und europäischen Migrationspolitik ausgeführt wird. (ICA2)
[105-L] Nell, Werner; Yeshurun, Stephanie-Aline:
Arbeitsmarkt, Migration, Integration in Europa: ein Vergleich, Schwalbach: Wochenschau
Verl. 2008, 245 S., ISBN: 978-3-89974167-4
INHALT: "Das Buch vergleicht das Verständnis von Migration und die Reaktionsmuster darauf
in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Deutschland, Schweden, Italien
und Polen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Das Projekt InPact (7); Werner Nell: Einführung: Migration und Integration im europäischen Vergleich (9-28); Werner Nell: Der Markt
der Migranten: Neoliberalismus und New Labour in Großbritannien (29-62), Stephanie-Aline
Yeshurun: Alle gleich verschieden? Migranten in Frankreich (63-83); Werner Nell: Vom Lob
der Vielfalt zur Abwehr der Einfalt? Die Niederlande (84-114); Werner Nell: Alte Lasten,
neue Initiativen - Spanien (115-143); Stephanie-Aline Yeshurun, Werner Nell: Suche nach
neuen Wegen. Die Gestaltung der Einwanderungssituation in Deutschland (144-173); Joanna
Wroblewska-Nell, Werner Nell: Verdeckte, erwünschte und gefürchtete Vielfalt in Polen
(174-199); Stephanie-Aline Yeshurun: Gleichheit trotz Vielfalt? Migranten im schwedischen
Wohlfahrtsstaat (200-217); Werner Nell: Migrationspolitik zwischen Tradition und Moderne:
Italien (218-244).
106
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
[106-L] Nitschke, Peter (Hrsg.):
Globaler Terrorismus und Europa: Stellungnahmen zur Internationalisierung des Terrors,
(Studien zur Inneren Sicherheit, Bd. 11), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 219 S.,
ISBN: 978-3-531-15520-3 (Standort: UB Hagen(708)-PDDNITG)
INHALT: "Im Krieg gegen den Terrorismus steht Europa zunehmend im Zentrum des Konflikts.
Der islamistische Fundamentalismus versteht sich in seiner Dschihad-Konzeption gegen den
Westen auch als ein dezidiert antieuropäisches Programm. Anders als in den USA ist jedoch
die Situation in den Staaten der Europäischen Union durch große Einwanderungsgruppen aus
der muslimischen Welt geprägt. Dies führt zu massiven Problemen in der Sicherheitsphilosophie der europäischen Staatengemeinschaft, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland.
Dieser Band zeichnet die Sicherheitsdebatten unter der Agenda nationaler wie supranationaler
Antiterrorpolitik seit dem 11. September nach und prognostiziert die Entwicklungschancen
zukünftiger demokratischer Politik im Zeitalter eines globalen Terrorismus. Die folgenden
Beiträge verdanken ihre Genese einem Workshop, den der Herausgeber in Zusammenarbeit
mit dem Arbeitskreis 'Politikfeld Innere Sicherheit' im November 2005 an der Hochschule
Vechta veranstaltet hat." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Peter Nitschke: Globaler Terrorismus - Die neue Dimension (13-34); Mark Feuerle: Die Logik des Terrors - christliche und islamische Wurzeln im Mittelalter (35-60); Andreas Bock: Al-Qaida, Terrorismus und die Frage der Rechtfertigung (61-78); Yehudit Ronen: Der Nexus zwischen Terrorismus und islamischer Immigration: Europas radikale Importe (79-98); Wilhelm Knelangen: Die Europäische
Union: eine "starke Macht" im Kampf gegen den Terrorismus? (99-124); Gisbert van Elsbergen: Die Terroranschläge vom 11. September 2001 und 7. Juli 2005 im Spiegel der Presse
(125-146); Charles A. von Denkowski: Herausforderung des 21. Jahrhunderts: Schutz des
Staates im asymmetrischen Konflikt (147-170); Simon Dalferth: Europäische Kriminalpolitik
und die EU: Freiheit und Sicherheit in der Europäisierung (171-196).
[107-L] Parkes, Roderick:
The Commission's Green Paper on the future Common European Asylum System,
(Diskussionspapier / Forschungsgruppe EU-Integration, Stiftung Wissenschaft und Politik -SWPDeutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit), Berlin 2007, 11 S. (Graue Literatur;
www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=4230)
INHALT: "The European Commission's recently released Green Paper on the future of the Common European Asylum System is due to kick-start the process of asylum policy integration
called for by the Heads of Government and State in 1999. The Paper is to be welcomed not
only for giving definition to an integration process which appears of late to have run out of
steam but also for eliciting discussion about a policy area in which decision-making has traditionally been low-key and somewhat undemocratic. Nevertheless, the thematic structure and
approach of the Paper are open to critique. After situating the Green Paper in the process of
asylum policy integration, this paper examines the principle points of debate raised by the
Green Paper along with the issues it neglects." (author's abstract)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
107
[108-L] Parkes, Roderick:
Immigrant integration meets European integration: le silence des sourds, (Diskussionspapier
/ Forschungsgruppe EU-Integration, Stiftung Wissenschaft und Politik -SWP- Deutsches Institut
für Internationale Politik und Sicherheit), Berlin 2008, 15 S. (Graue Literatur;
www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=4822)
INHALT: "Two core questions of immigrant integration policy - namely the issues of the kind of
society to be fostered, and the relationship between integration and immigration policies - remain undefined in the EU-level discussion. This has not precluded EU-level activity. Some
far-reaching legislative measures defining immigrants' social and economic rights have been
adopted and tools for the exchange of national integration policy practice set up. Yet, EU policy makers' disinclination to broach a highly sensitive debate has helped create a political vacuum in which the Commission and national immigration policy-makers are free to subvert
integration policy cooperation to broader goals of European integration or border control. Having examined these trends, possible parameters for the necessary debate are set out here."
(author's abstract)
[109-L] Parkes, Roderick:
Immigration from the EU's "new" member states: lessons from the UK, (Diskussionspapier /
Forschungsgruppe EU-Integration, Stiftung Wissenschaft und Politik -SWP- Deutsches Institut für
Internationale Politik und Sicherheit), Berlin 2008, 5 S. (Graue Literatur;
www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=4983)
INHALT: "In 2004, the British government adopted a liberal stance towards immigrant workers
from the EU's eight new central and eastern European members. Research recently undertaken by the House of Lords suggests that the government has overplayed the benefits of opening the labour market in this way. This research has in turn bolstered opponents of liberalisation in those five member states still maintaining labour-market restrictions. Yet, the current
debate in some of the Five appears too narrow: under EU rules, they can no longer take the
decision to maintain these restrictions based on the kind of simple cost/ benefit analysis undertaken by the Lords. Indeed, the Five will be required to completely remove their transitional labour-market restrictions by 2011 at the latest. The real question is therefore: what lessons can be learnt from the UK in preparing for free movement?" (author's abstract)
[110-L] Peek, Markus:
Die zukünftige Entwicklung des europäischen Einwanderungs- und Asylrechts, in: Zeitschrift
für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 28/2008, H. 8, S. 258-262 (Standort: UuStB
(Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die rechtliche Dimension der europäischen Einwanderungs- und Asylpolitik ist lediglich ein Element einer insgesamt breiter aufgestellten politischen Strategie. Neben der Harmonisierung der mitgliedstaatlichen Rechtsordnungen durch den Erlass von Verordnungen
und Richtlinien kommen auch der Zusammenarbeit mit Drittstaaten in Migrationsfragen, der
generellen Koordinierung von Migrationspolitik mit der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), Programmen, mit denen Bemühungen der Mitgliedstaaten unterstützt
werden, Drittstaatsangehörige zu integrieren, Kommunikationsstrategien und vielen anderen
108
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
Ansätzen mehr eine wichtige Rolle in der Gesamtstrategie der EU zu. Nichtsdestoweniger haben die Rechtsakten der Gemeinschaft schon deshalb ein besonderes Gewicht, weil sie mit
bindender Wirkung Einfluss auf die Rechtsordnungen und damit auch auf die Politiken der
Mitgliedstaaten nehmen. Dieser Beitrag wird sich daher auf die Entwicklung der europäischen Rechtsetzung konzentrieren." (Autorenreferat)
[111-F] Qari, Salmai, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Konrad, Kai A., Univ.-Prof.Dr. (Betreuung):
Creating sustainable growth in Europe - the economics and politics of employment, migration and social justice
INHALT: Das Teilprojekt untersucht das Zusammenspiel von Besteuerung und Matching-Institutionen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
ART: BEGINN: 2006-10 ENDE: 2009-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stipendium; Anglo-German-Foundation -AGFINSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Märkte und Politik Abt. Marktprozesse und Steuerung (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-25491-426, Fax: 030-25491-400, e-mail: qari@wzb.eu)
[112-L] Rosenow, Kerstin:
The Europeanisation of integration policies: an analysis of the development of a new EU
policy field, (Bamberger Beiträge zur Europaforschung und zur internationalen Politik, Nr. 15),
Bamberg 2007, 24 S. (Graue Literatur;
www.uni-oldenburg.de/sozialstruktur/dokumente/beip15.pdf)
INHALT: "This article analyses the development of integration policies concerning third country
nationals at the European level. Starting with the discovery of recent policy developments at
the EU level, including new directives granting social rights to non EU citizens, the paper
proceeds to examine the reasons that enabled this shift from the national to the European level
of decision making. It concludes that integration policies have been created as a new EU policy field amidst the also fairly new policy field of immigration policies. In light of the theoretical concept of 'organisational fields' the interests and motives of the main actors involved are
analysed, resulting in the following conclusions: First, a European integration policy could
only be established within the emerging field of immigration policies. Secondly, the European Parliament, the Council of Europe, several nongovernmental organisations and most notably the European Commission played an important role in promoting integration policies at
the European level. Thirdly, these actors tried to strengthen the status of integration policies
by emphasising the linkage between successful integration policies and economic and social
cohesion." (author's abstract)
[113-L] Solka, Simone:
Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt für Staatsangehörige aus den neuen Mitgliedsstaaten
der Europäischen Union, in: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 28/2008,
H. 3, S. 87-92 (Standort: UuStB (Köln)38-XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
109
INHALT: "Die Diskussion über weitere Öffnungen des Arbeitsmarktes für ausländische Arbeitnehmer wird mit den Ende 2008 und im Frühjahr 2009 bevorstehenden Entscheidungen über
die weitere Inanspruchnahme der Übergangsregelungen für die Arbeitnehmerfreizügigkeit in
eine neue Phase treten. Diner Beitrag steuert zu der Diskussion einen Überblick über die bereits bestehenden Zugangsmöglichkeiten zum deutschen Arbeitsmarkt für Staatsangehörige
aus den neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei." (Textauszug)
[114-L] Steeg, Marcus ter:
Das Einwanderungskonzept der EU: zwischen politischem Anspruch, faktischen
Regelungsbedürfnissen und den primärrechtlichen Grenzen in Titel IV des EG-Vertrages,
(Europäisches Recht, Politik und Wirtschaft, 321), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2006, 512 S.,
ISBN: 3-8329-2065-X
INHALT: Zwar wird regelmäßig betont, dass die Asyl- und Einwanderungspolitik seit Inkrafttreten des Vertrags von Amsterdam zu den vergemeinschafteten Politikfeldern der EU gehört,
doch welche Kompetenzen der Union in der Praxis zukommen, lässt sich nicht mit einem einfachen Satz beantworten. Das zeigt auch die umfangreiche Studie von ter Steeg, der einen
strukturierten Überblick über das Politikfeld als Rechtsgebiet gibt. Der Autort belässt es nicht
bei einer Analyse des Primärrechts, vielmehr geht er zunächst auf den Problemhintergrund
ein, wenn im ersten Teil die Migrationsursachen und der Regelungsbedarf diskutiert werden.
Im zweiten Teil referiert er die Entwicklung der einwanderungspolitischen Zusammenarbeit
seit den 70er-Jahren, bevor er sich im dritten Teil den vertraglichen Grundlagen auf dem
Stand des Vertrags von Nizza widmet. Welche politischen Entscheidungen die Regierungen
bei der Umsetzung des vertraglichen Rahmens gefällt haben, wird in Teil 4 untersucht. Einen
Ausblick auf den Stand des Verfassungsvertrages unternimmt ter Steeg im fünften Teil. Insgesamt hat er damit eine fundierte Studie zu den Kompetenzen der EU in diesem Politikfeld
geschrieben. Aber nicht nur das: Er will zugleich die Funktionsfähigkeit des Einwanderungssystems im Lichte der realen Probleme beurteilen. Sein Fazit: Die Politik der EU sei 'grundsätzlich geeignet', die Anforderungen zu erfüllen, notwendig sei jedoch eine 'langfristige und
intensive Politik der Migrationsursachenbekämpfung'. Überdies bestünden nach wie vor
'Kompetenzlücken' (488), die sich insbesondere in der Sekundärrechtsetzung auswirkten. Der
Verfassungsvertrag würde diese Lücken allerdings weitestgehend schließen. (ZPol, NOMOS)
[115-L] Stoep, Jan van der:
Freedom and security in EU immigration politics: a critical inquiry, in: Stefan Heuser, Hans
G. Ulrich (Hrsg.): Political practices and international order : proceedings of the Annual
Conference of the Societas Ethica, Oxford 2006, Münster: Lit Verl., 2007, S. 107-115, ISBN: 9783-8258-0920-1 (Standort: THB Aachen(82)-Ae1704-4)
INHALT: Der Beitrag thematisiert aus einer kritischen Perspektive die Einwanderungspolitik der
EU an Hand der gegenwärtigen Gesetzgebung und Praxis der Behörden. Eine restriktive Kontrolle der Außengrenzen der EU ist für die Verantwortlichen deshalb erforderlich, weil interne
Grenzkontrollen (weitgehend) entfallen sind. "Freizügigkeit" im Grenzverkehr ist heute für
die EU-Bürger ein fundamentales Recht, während die Immigration von Nicht-EU-Bürgern
eher als (potenzielle) Bedrohung der "inneren Sicherheit" und Stabilität der EU wahrgenommen bzw. behandelt wird. Der Autor analysiert die Widersprüche dieser "protektionistischen"
110
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
Migrationspolitik (Freizügigkeit als menschliches Grundrecht, jedoch nicht für alle Menschen). In Anlehnung an Ulrich Beck und Pierre Bourdieu zeigt der Autor, dass die Aufrechterhaltung einer Außengrenze der europäischen Identitätsfindung dient und daher Grund der
praktizierten "Ausländerfeindlichkeit" ist. Plädiert wird für einen "realistischen Kosmopolitismus", der Sicherheitsbedürfnisse und Solidarität durch entsprechende rechtliche Institutionen
austariert. (ICA)
[116-L] Szymborska, Anita:
Freundliche EU-Grenze: Anspruch und Realität der EU-Visapolitik, in: Osteuropa :
interdisziplinäre Monatszeitschrift zur Analyse von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und
Zeitgeschichte in Osteuropa, Ostmitteleuropa und Südosteuropa, Jg. 57/2007, H. 2/3, S. 273-283
(Standort: USB Köln(38)-M-AP04813; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Mit Sympathiebekundungen für Demokratiebewegungen in Osteuropa ist die EU stets
schnell zur Stelle. Bei der Visapolitik hört die Freundschaft jedoch auf. So werden - dies zeigt
ein Monitoring der Warschauer Stefan-Batory-Stiftung - Bürgern der Ukraine, aus Belarus,
Moldova und Russland trotz Erleichterungen auf dem Papier immer noch massive Hindernisse in den Weg gelegt, wenn sie sich um Visa für den Schengen-Raum bemühen. Die neuen
EU-Mitgliedstaaten, allen voran Polen, sehen sich gezwungen, ihre liberale Visapolitik gegenüber ihren östlichen Nachbarn an die restriktivere Schengen-Gesetzgebung anzupassen.
Auch ein neues Abkommen der EU mit der Ukraine über Visaerleichterungen bringt nur
zweifelhafte Fortschritte." (Autorenreferat)
[117-L] Toropainen, Päivi; Harinen, Päivi; Rautopuro, Juhani; Tsitselikis, Konstantinos:
Between the old and the new: different perspectives on dual citizenship and Europen
citizenship, in: Devorah Kalekin-Fishman, Pirkko Pitkänen (Hrsg.): An emerging institution? :
multiple citizenship in Europe - views of officials, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 243-269,
ISBN: 978-3-03-911480-1 (Standort: UB Bielefeld(361)-IA723E5I5)
INHALT: Der Beitrag versucht ein Resümee der Studien des vorliegenden Sammelbands zum
Thema doppelte bzw. mehrfache Staatsangehörigkeit bzw. -bürgerschaft. Die Interpretation
stützt sich auf die Ergebnisse des international vergleichenden Forschungsprojekts "Doppelte
Staatsangehörigkeit, Governance und Bildung" in sieben EU-Mitgliedsstaaten (Finnland,
Frankreich, Bundesrepublik Deutschland, Griechenland, Portugal, Estland, Großbritannien)
und Israel. Die Staatsbürgerschaftspolitiken spiegeln die verschiedenen Auffassungen von
Bürgerschaft als Teil der ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Identität einer
Gesellschaft bzw. des Staates. Auch historische Traditionen, wie die des Nationalbewussteins
oder der politischen Kultur, beeinflussen die Ausländer-, Minderheiten-, Zuwanderungs- und
Asylpolitik im starken Maße. Die konkreten Maßnahmen von Recht und Politik beruhen entscheidend auf diesen allgemeinen ideologischen Hintergrundannahmen zur nationalen und
kulturellen Identität. (ICA)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.3 Migrationspolitik in europäischer Perspektive
111
[118-L] Tsianos, Vassilis; Karakayali, Serhat:
Marx und Foucault auf Lesbos: der Einsatz der Autonomie der Migration und die
biopolitische Wende, in: Ilka Becker, Michael Cuntz, Astrid Kusser (Hrsg.): Unmenge - wie
verteilt sich Handlungsmacht?, München: Fink, 2008, S. 337-352, ISBN: 978-3-7705-4458-5
(Standort: UB Bonn(5)-2008/5011)
INHALT: Die Verfasser analysieren Migration in der Gegenwart als historisch gesehen aktuelle
Auflage einer Geschichte der Mobilität, wie sie in Gestalt der illegalen Migration im transnationalen Migrationsregime in Erscheinung tritt. Ziel dieses Regimes ist nicht die Verhinderung sondern die Kanalisierung und Regulierung der Migration, um sie produktiv zu machen.
Mobilität wird in ihrem Doppelcharakter als Ressource und Bedrohung sichtbar. Die europäische Geschichte der Mobilitätskontrolle bildet den Bezugsrahmen des historischen Kapitels
im "Kapital" als auch von Foucaults "Überwachen und Strafen". Während das Vorhaben, die
Gesellschaft als bereits feststehende Gemeinschaft zu definieren, angesichts der Dynamiken
kapitalistischer Produktion beständig scheitern muss, ermöglicht das Migrationsregime mit
seinem Imperativ der Integration zugleich, Techniken der Regulierung, Überwachung, Verlangsamung und Ausbeutung zu entwickeln, die den Modus gesellschaftlicher Veränderung
zu bestimmen versuchen - ob mit Erfolg, bleibt offen. (ICE2)
[119-L] Vysotskaya, Alena:
Russland, Belarus und die EU-Osterweiterung: zur Minderheitenfrage und zum Problem
der Freizügigkeit des Personenverkehrs, (Soviet and post-soviet politics and society, Vol. 74),
Stuttgart: Ibidem-Verl. 2008, 295 S., ISBN: 978-3-89821-822-1 (Standort: UB Bonn(5)2008/5700)
INHALT: "Dieses Buch beschäftigt sich mit 'unbeabsichtigten' Folgen der Osterweiterung der
Europäischen Union, insbesondere mit Auswirkungen dieses Prozesses auf ihre unmittelbaren
Nachbarstaaten, vor allem auf Russland und Belarus. Die Arbeit untersucht zwei neue Problemkomplexe auf der Agenda der EU und ihrer neuen Nachbarstaaten: die Frage der Einschränkung der Freizügigkeit des Personenverkehrs (die Visafrage) sowie das Minderheitenproblem. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Erwartungen der beiden östlichen Nachbarstaaten gegenüber der EU und auf dem innenpolitischen Kontext der entsprechenden EU-Politik Russlands und Belarus. Von den empirischen Befunden ausgehend werden weitergehende Schlüsse bezüglich künftiger gesamteuropäischer Entwicklungen gezogen. Dabei wird sich
konzentriert auf: 1. Den 'Nachbarschaftseffekt', d.h. die Annäherung versus Entfremdung zwischen den Seiten als Ergebnis der neuen gemeinsamen Grenze, 2. Den Beitrag der Neumitglieder der EU zur Gestaltung der Außenpolitik dieser Organisation sowie 3. Das neue Profil
der EU in der Wahrnehmung ihrer Nachbarn, zum einen als Ordnungsfaktor, zum anderen als
Konfliktverursacher. Auf dieser Basis werden die sich herauskristallisierenden neuen 'Spielregeln' der heutigen und künftigen Beziehungen zwischen beiden Seiten bestimmt. Die Grundlage der Arbeit bildet neben russischen und belarussischen Primär- und Sekundärquellen eine
Reihe von Experteninterviews, welche die Autorin unter anderem in Minsk, Moskau und
Brüssel geführt hat." (Autorenreferat)
112
5.4
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.4 Migrationspolitik in internationaler Perspektive
Migrationspolitik in internationaler Perspektive
[120-L] Baas, Norbert:
Vertrauen bilden, Stabilität schaffen: die Vereinten Nationen und der georgisch-abchasische
Konflikt, in: Osteuropa : interdisziplinäre Monatszeitschrift zur Analyse von Politik, Wirtschaft,
Gesellschaft, Kultur und Zeitgeschichte in Osteuropa, Ostmitteleuropa und Südosteuropa, Jg.
56/2006, H. 3, S. 45-53 (Standort: USB Köln(38)-M-AP04813; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Der georgisch-abchasische Konflikt hinterließ tiefe Wunden in Georgien und in der
Autonomen Republik Abchasien. Die internationale Gemeinschaft erkannte die Sezessionsbestrebungen Abchasiens nie an. Sie bekennt sich zur territorialen Integrität und Souveränität
Georgiens in seinen anerkannten Grenzen. Unter der Ägide der Vereinten Nationen wird an
einer Lösung des Konfliktes gearbeitet. Im Vordergrund stehen Vertrauensbildung und eine
Rückkehr der georgischen Flüchtlinge und Vertriebenen nach Abchasien, vor allem in den
Gali-Distrikt. Erst wenn es hier zu Fortschritten kommt, wird sich die Frage nach einer politischen Lösung einschließlich des Status Abchasiens stellen." (Autorenreferat)
[121-L] Crisp, Jeff:
Beyond the nexus: UNHCR's evolving perspective on refugee protection and international
migration, (New Issues in Refugee Research : Research Paper, No. 155), Genève 2008, 8 S.
(Graue Literatur; www.unhcr.org/research/RESEARCH/4818749a2.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Rolle, die die UNHCR seit Anfang der
1990er Jahre bei der internationalen Flüchtlings- und Migrationspolitik spielt. Seit etwa 2007
verändert sich die Haltung und das Selbstverständnis der UNHCR, was u. a. auch an einer
veränderten Terminologie in diesem Bereich deutlich wird. Es geht der UNHCR nicht um ein
bloßes Migrationsmanagement, sondern um die aktive Gestaltung des Flüchtlingsschutzes
und der Migrationspolitik unter Einbeziehung möglichst vieler Akteure. In diesem Zusammenhang werden sowohl neue Migrationsgruppen, als veränderte Lösungsansätze formuliert.
Die UNHCR befindet sich somit in einer schwierigen Rolle zwischen den Forderungen und
Interessen von Flüchtlingen und Staaten. (ICD)
[122-L] Niethammer, Katja:
Familienbetriebe mit Anpassungsschwierigkeiten: Perspektiven und Grenzen politischer
Reform in den Golfmonarchien, (SWP-Studie, S 19), Berlin 2008, 33 S. (Graue Literatur;
www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=5104)
INHALT: "Heute werden Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten
Arabischen Emirate zumeist als vielversprechende Reformstaaten wahrgenommen. Häufig
übersehen werden dagegen die Legitimitätsprobleme, mit denen deren Herrscher konfrontiert
sind - und die langfristig stabilitätsgefährdend wirken können: neben der mangelnden Legitimität der Herrscherfamilien auch die unpopuläre sicherheitspolitische Abhängigkeit von den
USA. Noch schwer abzuschätzen ist, welche Folgen eine eventuelle Politisierung der großen
Immigrantengruppen für die Legitimität der politischen Systeme hätte. Auf ihre Legitimitäts-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.4 Migrationspolitik in internationaler Perspektive
113
defizite haben die Golfherrscher vor allem mit der Einführung von Wahlen reagiert. Obwohl
Qualität und Signifikanz dieser Wahlen divergieren, gleichen sie sich darin, dass sie letztlich
die autoritären Systeme konsolidieren. Die sehr spezielle Organisationsform der Monarchien
des Golfkooperationsrates (GKR) - Staaten werden fast wie Familienbetriebe geführt - begrenzt die Bedeutung politischer Reformen zusätzlich. Die Dominanz der Herrscherfamilien
zieht erhebliche Unzufriedenheit in großen Bevölkerungsteilen nach sich, der mit gelenkten
Reformen kaum nachhaltig begegnet wird. Das große Interesse Deutschlands an der langfristigen Stabilität der GKR-Staaten ist angesichts von deren Bedeutung für den Öl- und Gasmarkt offensichtlich. Indes sind die Einwirkungsmöglichkeiten auf die GKR-Reformprozesse
begrenzt. Die Golfmonarchien sind jedoch an internationaler Anerkennung und an Investitionen interessiert. Deutschland und die EU sollten vor allem dafür werben, Rechtsstaatlichkeit
zu fördern und die Rechtssicherheit für Investitionen, aber eben auch für die GKR-Staatsbürger und die Migranten zu verbessern." (Autorenreferat)
[123-L]
Promotion of rural employment for poverty reduction: International Labour Conference,
97th session, 2008 ; report IV, (97. International Labour Conference, 2008, Genève), Genève:
Internat. Labour Office 2008, 135 S., ISBN: 978-92-2-119486-6
INHALT: Die thematische Schwerpunkte der Internationalen Arbeitskonferenz im Jahr 2008 waren die Schaffung neuer Arbeitsplätze zur Armutsbekämpfung auf dem Land und die Verbesserung von Qualifikationsmaßnahmen zur Förderung von Produktivität, Beschäftigung und
damit letztlich der Entwicklung eines Landes. Der Bericht enthält die von der IAO erarbeiteten Strategien zur Förderung menschenwürdiger und produktiver Beschäftigung in ländlichen
Gebieten. Sie zielen auf Armutsbekämpfung, auf die Schaffung menschengerechter Arbeit,
die Schaffung von Arbeitsplätzen durch nachhaltiges Wirtschaftswachstum in ländlichen Gebieten, die Erweiterungen des Sozialschutzes und der sozialen Eingliederung, die Erweiterung
der Rechte bei der Arbeit sowie auf einen sozialen Dialog im ländlichen Raum. Neben den
Kernarbeitsnormen sollen besonders die bereits gültigen Übereinkommen zum Schutz von
Landarbeitern gefördert werden, und die nationalen Arbeitsgesetze sollen auf alle ländlichen
Arbeitskräfte, insbesondere Landarbeiter ausgeweitet werden. Neben der Gewährleistung von
Vereinigungsfreiheit und Tarifverhandlungen wird die Abschaffung von Zwangsarbeit und
Kinderarbeit sowie der Schutz von Frauen, Arbeitsmigranten und indigenen Völkern im ländlichen Raum gefordert. Unerlässlich zur Umsetzung dieser Ziele ist ein sozialer Dialog zwischen Regierung, Arbeitgebern, und Gewerkschaften, der zu besseren Ordnungsstrukturen
auch im ländlichen Bereich führt und den Kern verantwortungsvoller Regierungsführung darstellt. (IAB)
[124-L] Schöch, Rüdiger:
Afghan refugees in Pakistan during the 1980s: Cold War politics and registration practice,
(New Issues in Refugee Research : Research Paper, No. 157), Genève 2008, 15 S. (Graue
Literatur; www.unhcr.org/research/RESEARCH/4868daad2.pdf)
INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht die Politik der pakistanischen Regierung gegenüber
afghanischen Flüchtlingen vor dem Hintergrund des Kalten Krieges in den 1980er Jahren unter besonderer Berücksichtigung der Registrierungspraxis. Darüber hinaus wird gezeigt, wie
114
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
5.4 Migrationspolitik in internationaler Perspektive
diese Praxis die Arbeit der UNHCR beeinflusst hat. Zunächst erfolgt eine Darstellung des
Kalten Krieg-Kontextes. Im Anschluss daran beleuchtet der Autor die politische Organisierung der afghanischen Flüchtlinge in Pakistan, die die Grundlage für das Registrierungsprozedere in dem Land bildete. Abschließend wird der Einfluss dieser Registrierungspraxis auf die
Arbeit der UNHCR analysiert, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf deren Registrierungsverfahren gelegt wird. (ICD)
[125-L] Stavropoulou, Maria:
Influencing state behavior for refugee protection: UNHCR and the design of the refugee
protection regime, (New Issues in Refugee Research : Research Paper, No. 154), Genève 2008,
17 S. (Graue Literatur; www.unhcr.org/research/RESEARCH/481721302.pdf)
INHALT: Die Verfasserin geht davon aus, dass das Hohe Flüchtlingskommissariat der UNO
(UNHCR) in seiner Geschichte bedeutsame - positive und negative -Erfahrungen bezüglich
des staatlichen Handelns zur Implementierung internationaler Standards zum Schutz der
Flüchtlinge gesammelt hat. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Frage nach den
wissenschaftlichen Grundlagen der Aktivitäten des UNHCR zur Gestaltung des internationalen Regimes des Flüchtlingsschutzes. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit relevanten Theorien wird die Wirksamkeit der Normen zum Schutz der Flüchtlinge überprüft. Es
wird die These vertreten, dass nicht allein die Einhaltung der Normen im Mittelpunkt der Aktivitäten des UNHCR stehen sollte, sondern auch die Analyse und die Evaluation der Mechanismen, durch die das Handeln der einzelnen Staaten beeinflusst wird. Diese Mechanismen
müssen, so die Autorin, eine Kombination von Zwang, Überzeugung und Akkulturation beinhalten, um wirksam zu sein. Auch die Popularisierung von 'best practices' auf diesem Gebiet
kann die Reflexion und Diskussion als Wege zur Steigerung der Effektivität der Tätigkeit des
UNHCR stimulieren. (ICF2)
6
Menschen- und Minderheitenrechte
[126-L] Anlauf, Lena:
Hannah Arendt und das Recht, Rechte zu haben, in: MenschenRechtsMagazin :
Informationen, Meinungen, Analysen, Jg. 12/2007, H. 3, S. 299-304 (Standort: USB (Köln)38XF537; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Hannah Arendt ist eine der bedeutendsten Denkerinnen der Moderne und ihre Reflexionen zum Thema Menschenrechte lassen sich nicht auf ein einzelnes Werk beschränken. In
vielen ihrer Texte waren der problematische Charakter der Menschenrechte, die Möglichkeit
ihrer theoretischen Begründung sowie die Sicherung ihrer Einhaltung ein zentraler Gegenstand. Die Autorin zeichnet zunächst die wichtigsten Stationen im Leben von Hannah Arendt
nach und zeigt anschließend, dass Hannah Arendt in ihrem Konzept, das die Aporien der
Menschenrechte und das berühmte "Recht, Rechte zu haben" zum Thema hat, auch ihre eigenen Erfahrungen verarbeitet, die sie mit ihrer langandauernden Staatenlosigkeit gemacht hat.
(ICI)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
6 Menschen- und Minderheitenrechte
115
[127-L] Arzoz, Xabier:
The nature of language rights, in: JEMIE : Journal on ethnopolitics and minority issues in
Europe, Vol. 6/2007, Iss. 2, 35 S. (www.ecmi.de/jemie/download/2-2007-Arzoz.pdf)
INHALT: "The discussion on language rights is affected by some confusion on the nature and
status of rights. In this paper, a rigorous characterisation of language rights is proposed. It is
argued that the general assimilation or equation between language rights and human rights is
not only erroneous as far as it is inaccurate, but it leads to a distorted image of the relationship
between law and politics. While human rights do limit (at least, ideally) state behaviour, language rights are, more often than not, an issue devolved to the political process. The point
being made in this paper is that recognition of language rights (as such or as part of minority
rights) is based primarily on contingent historical reasons. Some tentative explanations on the
poor status or unequal recognition of language rights in international and domestic law will
also be offered throughout the paper." (author's abstract)
[128-F] Aschauer, Wolfgang, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Grenzüberschreitende Beziehungen und nationalitätenpolitische Aktivitäten der Roma in
Ungarn und der Slowakei
INHALT: Die Roma in der Slowakei und in Ungarn werden in diesen Ländern traditionell als ein
soziales Problem angesehen. In jüngster Zeit gibt es Anzeichen dafür, dass - auch aufgrund
von Aktivitäten staatlicher und nichtstaatlicher Einrichtungen - eine Umdefinition der Situationsbeschreibung in Richtung auf nationalitätenspezifische Diskriminierung stattfindet. Das
Forschungsprojekt untersucht die Realität dieser Beschreibung unter anderem unter dem
Aspekt der grenzübergreifenden Gemeinschaftsbildung. Partner: Universitätsinstitute in Pécs,
Szeged und Miskolc (jeweils in Ungarn) und Bratislava (Slowakei). GEOGRAPHISCHER
RAUM: Ungarn, Slowakei
ART: BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Fachgebiet EuropaStudien Forum für Europäische Studien (09107 Chemnitz)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0371-531-34056, Fax: 0371-531-800169,
e-mail: wolfgang.aschauer@phil.tu-chemnitz.de)
[129-L] Benhabib, Seyla:
Demokratische Iterationen: das Lokale, das Nationale, das Globale, in: Robert Post (Hrsg.):
Kosmopolitismus und Demokratie : eine Debatte mit Jeremy Waldron, Bonnie Honig und Will
Kymlicka, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 43-71, ISBN: 978-3-593-38640-9
(Standort: UB Hagen(708)-OYB/BEN)
INHALT: Grundanliegen der Autorin ist es, die Entstehung kosmopolitischen Rechts als dynamischen Prozess zu begreifen, durch den die Prinzipien der Menschenrechte zunehmend ins positive Recht demokratischer Staaten eingehen. Diesen Prozess nennt sie "demokratische Iteration" und versteht ihn als mit einer "jurisgenerativen Politik" verbunden, die zwischen universellen Normen und dem Willen demokratischer Mehrheiten vermittelt. Die demokratische Iteration funktioniert auf zwei Ebenen. Sie verändert die Substanz demokratischen Rechts, sodass dessen Inhalt sich auf eine Art erneuert, in der sich Prinzipien des ethischen Universalis-
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mus widerspiegeln. Die Verfasserinspricht vom demos, um die Bürgerinnen und Bürger respektive Wählerinnen und Wähler zu bezeichnen, denen es zusteht, über den Inhalt demokratischen Rechts zu bestimmen; sie macht geltend, dass die Macht demokratischer Iteration das
positive Recht zur Veränderung drängt und die Definition des demos erweitert, sodass sie
auch Menschen einschließt, die zwar, wie legale und illegale Fremde, staatlichem Recht und
entsprechender Jurisdiktion unterworfen, doch gegenwärtig nicht Teil des demos sind. Dieses
Phänomen illustriert die Verfasserin anhand bestimmter Entwicklungen in der Europäischen
Union, in der heute Bürger eines Mitgliedstaates in anderen Mitgliedstaaten bei Kommunalwahlen das Wahlrecht besitzen und der Erweiterung der Staatsangehörigkeit und des kommunalen Wahlrechts in Deutschland. (ICA2)
[130-L] Benhabib, Seyla:
Die philosophischen Grundlagen kosmopolitischer Normen, in: Robert Post (Hrsg.):
Kosmopolitismus und Demokratie : eine Debatte mit Jeremy Waldron, Bonnie Honig und Will
Kymlicka, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 19-42, ISBN: 978-3-593-38640-9
(Standort: UB Hagen(708)-OYB/BEN)
INHALT: Menschenrechte, insofern sie den Menschen als Person und nicht als Bürgerin oder
Bürger eines besonderen Staates schützen, erheben den Anspruch, ein kosmopolitisches und
internationales Gesetz zu verkörpern, dessen Autorität sich nicht des demokratischen Willens
eines bestimmten Staates versichert. Die Zunahme von Menschenrechtskonventionen und
-abkommen in den Jahren nach den Nürnberger Prozessen verstärkte die Spannungen zwischen der Partikularität positiven Rechts und der Universalität ethischer und moralischer Verpflichtungen. In dieser Spannung sieht die Autorin eine fundamentale Herausforderung unserer Zeit. Sie sucht daher nach einer Rechtstheorie, die in der Lage ist, die Universalität der
Menschenrechte mit der Partikularität des positiven Rechts zu versöhnen. In den Mittelpunkt
rückt sie dabei die Menschenrechte derer, die in einem Staat leben, aber aus dessen politischem Gemeinwesen ausgeschlossen sind - legale und illegale Fremde. Mit ihrer Antwort nähert sie sich Kants Lehre vom Weltbürgerrecht, ausgehend von dessen These: "Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein". Weil Kant
(und der Verfasser) zudem der Überzeugung sind, die innere Verfassung eines Staates solle
republikanisch sein, überschneiden sich notwendigerweise das Recht der Hospitalität und die
demokratische Autorität alltäglichen positiven Rechts. Im vorliegenden Beitrag konzentriert
sich der Verfasser auf genau diese Schnittstelle. (ICA2)
[131-L] Bergsdorf, Wolfgang:
Kampf der Kulturen?: zur Universalität der Menschenrechte, in: Die Politische Meinung :
Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 54/2008, H. 7 = Nr. 464, S. 65-67 (Standort: USB Köln(38)EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.kas.de/wf/doc/kas_14096-544-1-30.pdf)
INHALT: Es ist Samuel Huntington mit seiner Kulturkampf-These gelungen, auf die grundsätzliche Bedeutung von Kultur und Religion für die internationale Politik aufmerksam gemacht zu
haben, und seine These hat eine Debatte über kulturelle Konfliktlinien zustande gebracht, die
etwa Henry Kissinger in seinem Standardwerk "Diplomacy" von 1994 noch ignorierte. Allerdings muss sich Huntingtons Kulturkampf-These nach Meinung des Autors entgegenhalten
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lassen, dass die Zahl der Kriege innerhalb seiner Kulturkreise und auch die Zahl militärischer
Allianzen von Akteuren einander fremder Kulturkreise zu groß ist, als dass ein neuer Blockbildungsprozess überzeugend behauptet werden kann. Eine neue Weltordnung entsteht nicht
entlang kultureller und religiöser Konfliktlinien, sondern zu beobachten ist eine Tendenz zunehmender Fragmentarisierung und Regionalisierung bei stärker werdenden Tendenzen wirtschaftlicher und kommunikationstechnologischer Globalisierung. Der Autor berichtet über
jüngste empirische Untersuchungen, welche zeigen, dass Muslime keine fundamental anderen
Meinungen zu Freiheit und Menschenrechten und Radikalismus haben. Deshalb ist der generelle Konflikt zwischen dem Westen und den Muslimen keinesfalls so unvermeidlich, wie die
Huntington'sche These des Kulturkampfes suggeriert. (ICI2)
[132-L] Cardi, Valeria:
Regional or minority language use before judicial authorities: provisions and facts, in:
JEMIE : Journal on ethnopolitics and minority issues in Europe, Vol. 6/2007, Iss. 2, 24 S.
(www.ecmi.de/jemie/download/2-2007-Cardi.pdf)
INHALT: "The aim of this article is to consider whether different levels of linguistic protection
and promotion lead to different regional or minority language use patterns before judicial authorities. The analysis, carried out among those EU member states which have ratified the European Charter for Regional or Minority Languages (ECRML) and which have signed undertakings from Article 9, paragraph 1 at (i) and (ii) levels, shows that regional or minority languages have rarely if ever been used before courts, as they are perceived by their speakers as
inadequate for the judicial domain. It also shows that, while one of the elements influencing
the language choice of regional or minority language speakers, namely the lack of employees
of the judiciary sufficiently competent in the relevant regional or minority language, has proved to vary according to the levels of linguistic protection implemented. Other factors (fear of
delays in the proceedings, fear of being seen as 'troublemakers', lack of adequate terminology
and lack of information) do not seem to depend on the different degrees of enforceability of
the relevant linguistic provisions." (author's abstract)
[133-L] Chwaszcza, Christine:
Moral responsibility and global justice: a human rights approach, (Studies in political theory,
1), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2007, 203 S., ISBN: 978-3-8329-2878-0
INHALT: Chwaszcza, Professorin für soziale und politische Theorie am European University Institute in Florenz, erforscht das Potenzial eines Menschenrechtsansatzes im Bereich der internationalen Ethik und der normativen Politiktheorie. Im Vordergrund der Untersuchung steht
die Frage, inwiefern sich menschenrechtsorientierte Argumentationsmuster dazu eignen, moralisches Verhalten staatlicher Akteure im Kontext von globaler Gerechtigkeit zu bestimmen.
Dabei verfolgt Chwaszcza einen interdisziplinären Anspruch, ihre Studie lässt sich an der
Schnittstelle von politischer Philosophie, Politikwissenschaft und internationalem Recht verorten. In konzeptioneller Hinsicht gliedert sich das Buch in zwei Abschnitte: Während in einem ersten Teil theoretische Grundlagen des Konzepts einer menschenrechtsorientierten zwischenstaatlichen Gerechtigkeit erörtert werden, befasst sich die Autorin im zweiten Teil mit
konkreten Anwendungsbeispielen. Es handelt sich hierbei um die Themen Friedensethik, humanitäre Intervention, Armutsbekämpfung und transnationale Migration. (ZPol, NOMOS)
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[134-L] Delshad, Farshid:
Religiöse Minderheiten im Iran, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung
Das Parlament, 2008, H. 26, S. 26-32 (www.bpb.de/files/QLFVNC.pdf)
INHALT: Der Iran ist, so der Verfasser, ein aus einer Revolution hervorgegangener islamischer,
theokratischer Staat. Grundlegend für die Minderheitenpolitik ist das staatliche Gebilde aus
Verwaltung, Legislative und Exekutive. Die religiöse und linguistische Vielfalt, die für den
Vorderen Orient kennzeichnend ist, resultiert aus dessen geopolitischer Lage an der Kreuzung
verschiedener Einflusssphären - der persischen und indischen Religionen sowie der zentralasiatischen und mediterranen Kulturen. Heute besteht, so die These, eine stille Vereinbarung zwischen den radikalen islamischen Gruppen und der Regierung, die allerdings nur solange legitim ist, wie das Gesicht der hohen Regierungsbeamten gewahrt wird. Seit den
1990er Jahren versucht das Regime, durch kalkulierte Maßnahmen auf die internationale Kritik an den Menschenrechtsverletzungen zu reagieren. Dazu gehören offizielle Einladungen an
religiöse Führer außerhalb Irans, damit sie die "Freiheit" der religiösen Minderheiten in der
Islamischen Republik selbst beurteilen können. Der Umgang der muslimischen Bürger mit ihren nichtmuslimischen Landsleuten im Iran lässt sich nicht verallgemeinern. Ihr Verhalten variiert von Stadt zu Stadt und von Person zu Person. Die herrschende religiöse Atmosphäre in
der jeweiligen Stadt und auch in der Familie, die Erziehung der Kinder, das Milieu und das
Niveau der erziehenden Familie und ihre finanziellen Verhältnisse sind ausschlaggebende
Faktoren. Abgesehen von den traditionellen, rituellen und religiös geprägten Vorurteilen, welche die gläubigen Muslime in sich tragen, scheint ihre Annäherung an die religiösen Minderheiten allenfalls missionarischer Natur zu sein. (ICF2)
[135-L] Deutsches Institut für Menschenrechte (Hrsg.):
Die 'General Comments' zu den VN-Menschenrechtsverträgen: deutsche Übersetzung und
Kurzeinführungen, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2005, 627 S., ISBN: 3-8329-0958-3
INHALT: Angesichts der voranschreitenden Konstitutionalisierung des Völkerrechts und der Internationalisierung des Verfassungsrechts verblüfft es geradezu, dass in der ansonsten hoch
entwickelten deutschen Kommentarliteratur eine vollständige Übersetzung der 'General Comments' bislang fehlte. Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat diese längst überfällige
Arbeit nun bis zum Stand vom Mai 2004 versehen. Bei den 'Comments' handelt es sich um
konkretisierende Interpretationen im Rahmen der UN-Menschenrechtspakte, die durch die
vertraglich vorgesehenen Ausschüsse vorgenommen werden. Sie sind für das Verständnis der
Menschenrechtsnormen unerlässlich, da in ihnen vor dem Hintergrund der geprüften Individualbeschwerden und nationalen Menschenrechtsberichte der aktuelle Stand erläutert wird,
etwa hinsichtlich der Frage, wann der Tatbestand der Folter oder der Diskriminierung erfüllt
ist. Insgesamt werden die 'Comments' der folgenden Ausschüsse erfasst und kurz eingeführt:
Menschenrechtsausschuss, Ausschuss für Wirtschaftliche, Soziale und Kulturelle Rechte,
Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung, Ausschuss für die Beseitigung der
Diskriminierung der Frau, Ausschuss gegen Folter und Ausschuss über die Rechte des Kindes. (ZPol, NOMOS)
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[136-L] Gössner, Rolf:
Menschenrechte in Zeiten des Terrors: Kollateralschäden an der 'Heimatfront', Hamburg:
Konkret Literatur Verl. 2007, 288 S., ISBN: 978-3-89458-252-4
INHALT: Nicht vom Terrorismus gehe gegenwärtig die wirkliche Gefahr für freiheitlich-demokratisch verfasste Gesellschaften aus, sondern von der Aushöhlung liberaler Grundrechte im
Zuge der staatlichen Terrorbekämpfung, argumentiert der Autor, der Jurist ist und unter anderem Präsident der Internationalen Liga für Menschenrechte. In den ersten beiden Teilen befasst er sich mit den Veränderungen des Rechtsstaats und beschreibt kritisch verschiedene
Maßnahmen des Antiterrorkampfes. In den darauf folgenden drei Teilen werden deren Auswirkungen auf das Leben von Migranten sowie auf den Zustand der Bürger- und Menschenrechte und des Völkerrechts behandelt. Seine anfangs noch als Frage formulierte These belegt
Gössner insgesamt mit einer Vielzahl von Beispielen. (ZPol, NOMOS)
[137-L] Havemann, Axel:
Staatszerfall: Christliche Minderheiten als Opfer?, in: Udo Steinbach (Hrsg.): Autochthone
Christen im Nahen Osten : zwischen Verfolgungsdruck und Auswanderung, 2006, S. 101-112,
ISBN: 3-89173-093-4 (Graue Literatur)
INHALT: Der Beitrag bezieht sich auf den Libanon für die Zeit nach der offiziellen Volkszählung von 1932. Im Vordergrund steht das Abkommen von Ta'if aus dem Jahr 1989 mit den
Folgen für die christlichen Gemeinschaften. Die Frage, ob Staatszerfall im Nahen Osten
christliche Minderheiten zu Opfern macht, lässt sich nicht pauschal erörtern. (GB)
[138-L] Hilgendorf, Eric:
Religion, Gewalt und Menschenrechte: eine Problemskizze am Beispiel von Christentum
und Islam, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (ARSP), Beiheft, 2008, Nr. 113, S. 169190 (Standort: USB Köln(38)-Fa5; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Rückkehr religiöser Gewalt in die Arena der Weltpolitik hat einen lange Zeit unkritisch hingenommenen Glaubenssatz in Frage gestellt: die These vom engen Zusammenhang zwischen Religion und Menschenrechten. Dort, wo sich in jüngerer Zeit religiöse Kräfte
durchsetzten und die Staatsgewalt übernehmen konnten (etwa im Iran ab 1979), werden die
Menschenrechte gerade nicht sonderlich beachtet. Vor diesem Hintergrund fragt der Autor
nach den Chancen einer Zähmung der Religionen durch die Menschenrechte. Die Auseinandersetzung der deutschen Jurisprudenz mit Religion und Religiosität ist dabei - so der Autor "unterkomplex"; man kann auch von einem "religiösen Analphabetismus" sprechen. Angesichts der neuen Bedeutung von Religion in Politik und Gesellschaft ist es wichtig, dass sich
die Rechtswissenschaft für religionswissenschaftliche Fragestellungen und Arbeitsergebnisse
öffnet. Dies bedeutet u.a., dass sie sich aus der Fixierung auf das Christentum als a priori positiv bewertetes Leitbild von Religion lösen muss. Das Spannungsverhältnis zwischen Religion und Menschenrechten wird deshalb nicht nur am Beispiel des Islam, sondern auch (und
vor allem) durch Beispiele aus dem Christentum belegt. (ICA2)
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[139-L] Hörnle, Tatjana:
Strafrechtliche Verbotsnormen zum Schutz von kulturellen Identitäten, in: Archiv für
Rechts- und Sozialphilosophie (ARSP), Beiheft, 2008, Nr. 113, S. 315-337 (Standort: USB
Köln(38)-Fa5; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag zeigt, dass es sich nur beschränkt empfiehlt, im strafrechtlichen Kontext
über "kulturelle Identität" zu sprechen. Dies nicht deshalb, weil der Begriff Kultur zu unscharfe Konturen hätte. Als Instrument zu deskriptiven Zwecken ist die Bezugnahme auf kulturelle Faktoren und kulturelle Identitäten durchaus von Nutzen. Manche Tatbestände, die mit
dem modernen Dogma "Strafrecht nur zum Rechtsgüterschutz" schwerlich zu vereinbaren
sind, werden verständlicher, wenn man erkennt, dass diese die Abwehr kulturell unerwünschten Verhaltens und den Schutz von kulturellen Identitäten i. e. S. bezwecken. Die Autorin rät
jedoch davon ab, diese Argumentation auch zur normativen Rechtfertigung von strafrechtlichen Verboten heranzuziehen. Ein solcher Rekurs auf "kulturelle Identität" ist schon deshalb
problematisch, weil der Begriff sich aus zwei Elementen zusammensetzt, die beide den Nachteil aufweisen, sprachlich "zwischen deskriptiver und normativer Funktion zu oszillieren". In
dem Begriff "Kultur" schwingt mit, dass es sich um ein positives und deshalb grundsätzlich in
Abgrenzung zu Negativem schützenswertes Gut handle (etwa, wenn man 'Unkultur' als Gegensatzbegriff zu 'Kultur' bildet). Dieselben Schwierigkeiten entstehen für den Begriff "Identität". (ICA2)
[140-L] Lange, Jörg:
Migration und die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948, in: Aus Politik und
Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 46, S. 21-27
(www.bpb.de/files/8HYVGA.pdf)
INHALT: Gerade das Thema Migration veranschaulicht, so der Verfasser, dass es sich bei der
Menschenrechtserklärung von 1948 um eine kontrovers diskutierte, ebenso von einschneidenden historischen Erfahrungen wie von staatlichen Interessen geprägte Deklaration handelt. Im
Ergebnis stellt die Erklärung ohne Zweifel einen Meilenstein in der Geschichte der Menschenrechte dar. Mit dem Fokus auf Staatsangehörigkeit wurde ein wichtiger Akzent gesetzt,
um die Rechte des Individuums gegenüber dem Staat zu schützen. Doch gab es und gibt es
auch gegenwärtig eine unüberschaubar große Zahl von nominell oder faktisch staatenlosen
Flüchtlingen, denen nur ein grundsätzlicher menschenrechtlich verankerter Asylanspruch eine
realistische Aussicht auf Existenzsicherung böte. Überdies stellt der vorrangig auf Staatsangehörige gerichtete Menschenrechtsschutz in einer Einwanderungsgesellschaft wie der unsrigen
eine unbefriedigende Perspektive dar. An solchen Punkten hat, so die These, eine kritische
Lesart der AEMR anzusetzen - nicht um diese per se infrage zu stellen, sondern um ihre vielfach historisch bedingten Schwächen sicht- und verstehbar zu machen. (ICF2)
[141-L] Lerch, Wolfgang Günter:
Zeugen uralter Kulturen: Christen im Irak und in Syrien, in: Aus Politik und Zeitgeschichte :
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 26, S. 14-20
(www.bpb.de/files/QLFVNC.pdf)
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INHALT: Die Abwanderung von Christen aus dem Orient ist, so der Verfasser, kein neues Phänomen. Doch der gegenwärtige Exodus, der von zahllosen blutigen Gewalttaten, von Geiselnahmen und Morden, von Vergewaltigungen, Schändungen und Schikanen aller Art begleitet
und überschattet wird, ist eines der Resultate des amerikanisch-britischen Krieges des Jahres
2003 und der bürgerkriegsähnlichen Turbulenzen, die er fast im ganzen Lande nach dem
Sturz Saddam Husseins ausgelöst hatte. Er steht im Zusammenhang mit den Aktivitäten hoch
ideologisierter, islamistisch und dschihadistisch gesinnter Terroristen von Al Qaida und anderen Gruppierungen. In deren Plänen für ein neues Kalifat, das vom "befreiten Irak" aus die
gesamte Arabische Halbinsel umfassen soll, sollen die Christen ebenso wenig Platz finden
wie andere Minderheiten. Es ehrt die Nachbarländer Jordanien und Syrien, dass sie bereit waren und sind, Flüchtlinge aufzunehmen keineswegs nur muslimische, sondern eben auch
Christen. In der Republik Syrien ist die Lage der Christen traditionell besser als in anderen
Ländern. Trotzdem ist auch in Syrien eine Abwanderung von Christen zu beobachten. Obwohl es den religiösen Minderheiten dort ungleich besser geht als in der Nachbarschaft, entfaltet doch die unruhige politische Lage im Nahen Osten insgesamt eine negative Wirkung,
der manche Christen nachgeben. Es wird die These vertreten, dass auf die Dauer ein Überleben der im Orient verbleibenden christlichen Minderheiten nur zu sichern ist, wenn dort, in
allen Nationalstaaten, stärker demokratisch strukturierte Bürgergesellschaften entstehen, in
denen - bei aller Differenz im Religiösen oder Weltanschaulichen - wirkliche Gleichberechtigung Platz greift. Das vollständige Verschwinden der Christen wäre eine Katastrophe für die
Region. Sie bildeten dort immer ein Ferment der Erneuerung und des Fortschritts, zumal in
modernen Zeiten. Ohne seine christlichen Minderheiten wäre der islamische Orient ein gutes
Stück ärmer. (ICF2)
[142-L] Martinsen, Franziska; Meisterhans, Nadja; Schmalz-Bruns, Rainer:
Menschenrechte und Demokratie: eine kosmopolitische Perspektive, in: Zeitschrift für
Menschenrechte, Jg. 2/2008, Nr. 1, S. 26-44
INHALT: Menschenrechte, so die Autoren, bedürfen der Demokratie, denn diese erst ist herrschaftsermöglichend: Dies drückt sich nicht nur im Menschenrechtsschutz durch öffentliche
Kontrolle aus, sondern auch in der inhaltlichen Ausbuchstabierung von Grundrechten und deren legitimer Implementierung. Zugleich bleibt aber die Demokratie auf Menschenrechte angewiesen, da diese sie "zähmen": Menschenrechte geben die normativen Rahmenbedingungen vor, mit denen die demokratischen Ergebnisse kompatibel sein müssen. Sie haben eine
herrschaftsbeschränkende Wirkung auf Demokratie. Es wird argumentiert, dass die Inklusivität Menschrechtsnormen begründender Diskurse mit einem individualrechtlich fundierten
Recht auf Rechtfertigung erläutert werden kann, das reflexive, nach allgemeinen Gründen zu
rechtfertigende Verfahren identifiziert, die Normenbegründungen und Normensetzungen ermöglichen. In dieser Perspektive ist die Frage nach der Genese und Durchsetzung von Menschenrechten über den Begriff des Rechts bzw. über dessen Funktionslogik mit der Frage
nach angemessenen Verfahren und Institutionen verknüpft. Entscheidend ist dabei, dass die
dem Begriff des Rechts inhärente autonomietheoretische Grammatik das Rechtsverfahren auf
einen prozeduralen Monismus festschreibt, dem ein universaler "Code" gleichen Respekts
und gleicher Anerkennung eingeschrieben ist und damit eine emanzipative Forderung nach
Inklusion, Reziprozität und Allgemeinheit zum Ausdruck bringt - insofern man sich auf die
Sprache des Rechts einlässt. Die Sprache des Rechts berechtigt Akteure und verpflichtet sie
zugleich zur Einhaltung normativer Grundprinzipien. Abschließend wird die These vertreten,
122
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
6 Menschen- und Minderheitenrechte
dass transnationale Ver(menschen)rechtlichung im Lichte der Gleichursprünglichkeitsthese
von Menschenrechten und Demokratie mit einer normativen Forderung nach einer globalen
prozeduralen Verfassungsstruktur zu verbinden ist. Denn erst im Rahmen einer solchen notwendig monistischen Verfassungsstruktur wird einerseits die Möglichkeit eröffnet, organisationsrechtliche, d.h. machtkonstitutive und machtbegrenzende und mithin gewaltenteilende Regeln andererseits miteinander so zu verzahnen, dass demokratische und rechtsstaatliche Verfahrensstandards gewährleistet werden könnten: Eine legitime Allokation von Rechten und
Pflichten lässt sich nur dann verbürgen, wenn die unterschiedlichen, faktisch wirksamen Verregelungskontexte (internationale Organisationen, Staaten, transnationale Regime und Assoziationen) durch ein globales, Rechtsgenerierungsprozesse strukturierendes Verfassungsrecht
ergänzt werden. (ICG2)
[143-L] McGarry, Aidan:
Political participation and interest articulation of Roma in Romania, in: JEMIE : Journal on
ethnopolitics and minority issues in Europe, Vol. 7/2008, Iss. 1, 25 S.
(www.ecmi.de/jemie/download/1-2008-McGarry.pdf)
INHALT: "By examining processes of political participation and ethnic mobilisation, this article
assesses how Roma create organising structures of representation which they use to articulate
their shared interests. The utilitarian nature of the democratic system necessarily excludes the
voice of minorities who must create their own representation structures to ensure their voice
is heard. This article analyses the ability of the Romani community in Romania to articulate
interests and assesses the legitimacy of their organising structures of representation. This article starts from the observation that Roma constitute a sizeable minority group in Romania
yet they remain under-represented in public life. Following a brief outline of how representation relates to legitimacy, the analysis proceeds in two steps: Firstly, the shared interests of
Roma in Romania are determined; secondly, the role and purpose of the three organising
structures of representation (elites, ethnic political parties, and civil society organizations) are
assessed. The respective legitimacy of these organising structures of representation is analysed in turn." (author's abstract)
[144-L] Metzger, Albrecht:
Islamismus und Opportunismus der Staatsführungen als Bedrohung des orientalischen
Christentums, in: Udo Steinbach (Hrsg.): Autochthone Christen im Nahen Osten : zwischen
Verfolgungsdruck und Auswanderung, 2006, S. 85-100, ISBN: 3-89173-093-4 (Graue Literatur)
INHALT: Mit dem Wiedererstarken des Islamismus in den siebziger Jahren hat sich der nationale
Konsens zwischen Christen und Muslimen immer weiter aufgelöst. Das Ziel der Islamisten,
eine islamische Ordnung auf der Basis der Schari'a zu errichten, bedeutete für die orientalischen Christen unweigerlich einen Rückschritt in frühere Zeiten. Viele Christen fürchten,
dass sich die Islamisten nur aus Opportunismus zur Demokratie bekennen und letztlich versuchen, über Wahlen eine islamische Ordnung zu errichten. Die Christen stehen deswegen den
Demokratisierungstendenzen im Nahen Osten sehr skeptisch gegenüber. Ungeachtet dieser
allgemeinen Tendenzen ist die Situation für die Christen in den einzelnen arabischen Ländern
sehr unterschiedlich. In dem Beitrag wird auch die Frage erörtert, inwiefern der Islamismus
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für die Auswanderung der orientalischen Christen nach Europa und Amerika mitverantwortlich ist. (GB)
[145-L] Müller-Henning, Marius:
Unsere Demokratie - unser Territorium: zur Legitimität exklusiver Raumansprüche, in:
Mandana Biegi, Jürgen Förster, Henrique Ricardo Otten, Thomas Philipp (Hrsg.): Demokratie,
Recht und Legitimität im 21. Jahrhundert, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 73-92,
ISBN: 978-3-531-15200-4 (Standort: THB Aachen(82)-Lf5619)
INHALT: "Der Autor nimmt aktuelle Flucht- und Migrationsbewegungen zum Anlass, die Legitimität exklusiver Raumansprüche zu untersuchen. Seine Argumente stützen die These, dass
sich eine prinzipielle, unhintergehbare Legitimität von territorialstaatlicher Exklusion nicht
begründen lässt. Daraus schlussfolgert er, den Blick verstärkt auf die Ursachenbekämpfung
von Flucht und Migration zu lenken." (Autorenreferat)
[146-L] Nash, Kate:
Cultural Studies und Menschenrechte, in: Karin Harrasser, Sylvia Riedmann, Alan Scott
(Hrsg.): Die Politik der Cultural Studies - Cultural Studies der Politik, Wien: Turia & Kant, 2007,
S. 227-247, ISBN: 978-3-85132-445-7 (Standort: USB Köln(38)-35A3281)
INHALT: Die in den Cultural Studies entwickelten theoretischen Werkzeuge und Methodologien
sind der Autorin zufolge auch grundlegend für Fragen, die von kritischen MenschenrechtstheoretikerInnen gestellt werden, wie z.B.: Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Menschenrechten und einem "ethischen Weltbürgertum" oder einem "Weltbürgertum von unten"?
Oder ist die Verbreitung und Institutionalisierung der Menschenrechte untrennbar mit neuen,
durch Befreiungs- und Gleichheitsversprechungen legitimierten Herrschafts- und Ausgrenzungsformen verbunden? Bringt die Zunahme der internationalen Institutionen und Rechtsmittel eine weltbürgerliche politische Kultur hervor oder sind die Institutionen, in denen sich
Menschenrechte als Rechtsgüter sowie als politische und moralische Werte herausbilden, mit
nationalen und transnationalen Bindungen unvereinbar? Wenn die Cultural Studies zu einer
empirisch fundierten kritischen Theorie beitragen wollen, müssen sie nach Meinung der Autorin allerdings ihre zentralen Gegenstände und Themen, wie sie sich in den letzten 30 Jahren
entwickelt haben, einer Revision unterziehen. Es sollten vor allem die Studien zum ethnischen Nationalismus durch die Berücksichtigung eines "real existierenden" bürgerlichen bzw.
zivilen Nationalismus ergänzt werden, auf welchem eine über nationale Grenzen hinausgehende weltbürgerliche Solidarität aufbauen könnte. (ICI2)
[147-L] Neumann, Martin:
Sorbische/ wendische Identität als Teil deutscher Politik, in: Madlena Norbert, Peter Kosta
(Hrsg.): Sammelband zur sorbischen/ wendischen Kultur und Identität, Potsdam: Univ.-Verl.
Potsdam, 2008, S. 48-67, ISBN: 978-3-940793-35-5 (Standort: Techn. Univ. Berlin(83)8TA10859)
INHALT: Der Verfasser zeigt, wie die Politik in Deutschland sorbisch/wendische Identität thematisiert. Er stellt die Frage, welche Implikationen für das Verhältnis zwischen Angehörigen
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
6 Menschen- und Minderheitenrechte
von Mehr- und Minderheiten in den einschlägigen Regelungen enthalten sind und welche
Handlungsanforderungen sich daraus ergeben. Es wird untersucht, wie nationale Minderheiten in Deutschland definiert sind und welche Regelungen zu sorbisch/wendischer Identität in
den Verfassungen und den Sorben-/Wenden-Gesetzen Sachsens und Brandenburgs enthalten
sind. Folgende Identitätsfaktoren werden diskutiert: die eigene sorbische oder wendische
Sprache, Kultur und Geschichte, das angestammte sorbische oder wendische Siedlungsgebiet
sowie die sorbische oder wendische Abstammung. Der Verfasser advokiert eine Identitätspolitik, bei der die Absicherung und Umsetzung bereits existierender Regelungen in den Bereichen der Kultur- und Sprachförderung ein wesentlicher Bestandteil ist. (ICE2)
[148-L] Noree, Azad:
Zerfall oder Demokratisierung und Föderalisierung des Irak?: Föderalismus als
Lösungsmodell für das Kurdenproblem im Irak?, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008,
274 S., ISBN: 978-3-8364-8253-0 (Standort: Zentral- u. LB Berlin(109)-Pol355122)
INHALT: Die Studie befasst sich zunächst mit dem föderativen Prinzip und der politischen Bedeutung des Föderalismus und der regionalen Autonomie. Der Verfasser gibt einen Überblick
über Theorien und Formen des Föderalismus (Bundesstaat, unitarischer Bundesstaat, kooperativer Bundesstaat) sowie der Entstehung von föderalen Staaten, wobei er Vorteile und
Nachteile des Föderalismus einander gegenüberstellt. Er setzt sich im Folgenden mit der Geschichte der Kurden, vor allem mit der Entwicklung des "Teilstaates Kurdistan" in Nordirak
seit 1992 auseinander, und fragt auf dieser Basis nach der Zukunft der Kurden nach dem
Sturz Saddams. Hier kommt ein Konzept des Irak als multiethnischer Bundesstaat mit den
drei Bevölkerungsgruppen Sunniten, Schiiten und Kurden ins Spiel. Eine föderative Lösung
könnte einen friedlichen Ausgleich zwischen Zentralstaat und Kurden bringen und eine vorübergehende Lösung für das Kurdenproblem im Irak sein. (ICE2)
[149-L] Pallaver, Günther:
Ethnoregionale Parteien im Europäischen Parlament, in: Anton Pelinka, Fritz Plasser (Hrsg.):
Europäisch Denken und Lehren : Festschrift für Heinrich Neisser, Innsbruck: Innsbruck Univ. Pr.,
2007, S. 227-232, ISBN: 978-3-902571-36-6 (Standort: UB Siegen(467)-31PEN12000)
INHALT: Die auf weltanschaulichen und politisch-inhaltlichen Unterschieden (von der Forderung nach territorialer Autonomie bis hin zur Selbstbestimmung) beruhende Fragmentierung,
die in der Regel elektoral schwachen ethnoregionalen Parteien und die institutionellen Hindernisse zur Bildung einer eigenen Fraktion im Europäischen Parlament haben, so der Verfasser, dazu geführt, dass die Europäische Freie Allianz (EFA) im Europäischen Parlament eine
bislang embryonale Gruppierung geblieben ist. Aber obwohl die VertreterInnen ethnoregionaler Parteien nur einen sehr geringen Anteil unter den Abgeordneten im Europäischen Parlament stellen, hat ihnen die politische Beheimatung in einer Fraktion des Europäischen Parlaments erlaubt, sich aktiv in die europäische Politik und in den Entscheidungsprozess des Europäischen Parlaments einzubringen. Die EFA kann als Forum der Diskussion und Kooperation innerhalb und außerhalb des Europäischen Parlaments angesehen werden, das den ethnoregionalen Anliegen eine kollektive Stimme gegeben hat. Dank der parlamentarischen EFAVertretung ist die regionale Agenda heute im europäischen Integrationsprozess zu einem permanenten issue geworden. Zudem garantiert die Präsenz im EU-Parlament auch gewisse fi-
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6 Menschen- und Minderheitenrechte
125
nanzielle Ressourcen, die als weiterer Anreiz für politische Initiativen angesehen werden
kann. Der Umstand, dass in den großen europäischen Parteienfamilien ebenfalls Exponenten
regionaler Parteien vertreten sind, hat dazu geführt, dass es immer wieder zu Absprachen und
zu gemeinsamen Initiativen zwischen deren Vertretern und der EFA kommt. (ICF2)
[150-L] Parameswaran, Katharina:
Der Rechtsstatus des Kosovo im Lichte der aktuellen Entwicklungen, in: Archiv des
Völkerrechts, Bd. 46/2008, H. 2, S. 172-204 (Standort: USB Köln(38)-FHM Ga 00252; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich;
www.ingentaconnect.com/content/mohr/avr/2008/00000046/00000002/art00002)
INHALT: Die Unabhängigkeit des Kosovo ist mit dem Völkerrecht vereinbar. Sie ist sowohl. aus
dem Selbstbestimmungsrecht als auch aus dem Gebot der Friedenssicherung begründet. Dem
vielfach vorgebrachten Argument, eine Unabhängigkeit des Kosovo hätte eine gefährliche
Präzedenzwirkung und würde zur Nachahmung auffordern, kann entgegengehalten werden,
dass es sich hier um eine Sondersituation handelt. Serben und Kosovaren leben seit ihr als einem Jahrhundert unfriedlich und unharmonisch nebeneinander , Rechtfertigt sich die Sezession sowohl vor dem Hintergrund der Friedenssicherung als auch des Selbstbestimmungsrechts,
ist sie gerade kein Präzedenzfall für beliebige Sezessionsbestrebungen. All jene Vielvölkerstaaten, die den auf ihrem Gebiet lebenden autochthonen Volksgruppen Autonomie gewähren
und die Möglichkeit ihrer Partizipation an der Politik des Gesamtstaates sicherstellen, müssen
keine einseitigen Sezessionen befürchten. Nur jene Staaten, die eben diese Autonomie nicht
gewähren, müssen damit rechnen, dass die Anerkennung des Kosovo den von ihnen unterdrückten Minderheiten ein zusätzliches Argument verschafft. Daraus folgt aber keineswegs
eine "Gefährdung der Stabilität der Staatenwelt", da in derartigen Situationen eine Sezession
bereits nach geltendem Völkerrecht überwiegend für zulässig erachtet wird. Ob die Unabhängigkeit tatsächlich den erhofften Frieden und die Stabilisierung der Region bringt, wird zum
Teil bezweifelt. Es spricht aber vieles dafür, dass die Unabhängigkeitserklärung der "Assembly of Kosovo" und deren internationale Anerkennung langfristig zur Stabilisierung der Region beitragen werden. Es war zu erwarten, dass es kurzfristig zu politischen Nachbeben in der
Region kommen würde. Gemessen an dem, was hätte geschehen können (und noch vor einem
Jahrzehnt auf dem Balkan tatsächlich geschehen ist), sind diese Beben bisher aber eher harmlos gewesen. (LO2)
[151-L] Protsyk, Oleh:
Majority-minority relations in the Ukraine, in: JEMIE : Journal on ethnopolitics and minority
issues in Europe, Vol. 7/2008, Iss. 1, 42 S. (www.ecmi.de/jemie/download/1-2008-Protsyk.pdf)
INHALT: "Majority-minority relations in Ukraine, as in any other country, are a complex phenomenon. What differentiates the Ukrainian case from many old polities and from some recently established ones is that the identities of both majority and minority groups probably have
been settled to a much lesser degree than is usually the case in Europe. The process of defining what it means to be a majority or a minority group in Ukraine goes along with all the
other identity-related processes that a newly independent country has to face. The fact that the
identity of both majority and minority is still 'in the making' has numerous implications for
how the Ukrainian state positions itself with regard to various international standards and me-
126
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6 Menschen- und Minderheitenrechte
chanisms of minority protection and how international bodies - both intergovernmental and
nongovernmental - approach the issue of Ukraine's adherence to these standards and mechanisms." (author's abstract)
[152-L] Racine, Guylaine; Truchon, Karoline; Hage, Merdad:
And we are still walking ...: when a protest walk becomes a step towards research on the
move, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Vol. 9/2008,
No. 2, 17 S. (nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0802293)
INHALT: "Im Juni 2005 begaben die Verfasser sich mit ca. hundert anderen Teilnehmenden auf
den 'No One Is Illegal March on Ottawa'. Dieser 200-Kilometer-Protestmarsch wurde von Solidarity Across Borders und von kanadischen Immigrant/innen ohne Bleiberecht organisiert.
In diesem Beitrag wird die Geschichte des Marsches und der Teilnehmer und Teilnehmerinnen dieses einwöchigen Events erzählt, das Teil einer Bewegung für die Anerkennung der
Rechte von Menschen war, die nach Kanada immigrieren. Der Wunsch der Verfasser, hiervon
zu berichten, rührt aus ihren mehrfachen Engagement in dieser und für diese Bewegung. Sie
versuchen dabei zum einen einige Verbindungen zwischen zwei Erzählungen zu knüpfen: die
eine hat mit dem konkreten Marsch zu tun, die andere mit einem Dokumentarfilm über den
Marsch und einem hieran anschließenden Forschungsprojekt. Zum anderen nutzen die Verfaser die Gelegenheit, mit einem Stil des Schreibens und Publizierens zu experimentieren, der
es ihnen ermöglicht, Text- und Bildmaterial zu verwenden, um Stimmen an die Öffentlichkeit
zu verhelfen - die von Immigranten und Immigrantinnen ohne Bleiberecht - die sonst nur sehr
selten Gehör finden. Indem die Verfasser dies tun, wollen sie nicht nur ihre Arbeit vorstellen,
sondern auch die Menschen, die sich an dem Marsch beteiligt haben und deren Denken und
Handeln uns inspiriert hat." (Autorenreferat)
[153-L] Ruiz Vieytez, Eduardo J.:
New minorities and linguistic diversity: some reflections from the Spanish and Basque
perspectives, in: JEMIE : Journal on ethnopolitics and minority issues in Europe, Vol. 6/2007,
Iss. 2, 21 S. (www.ecmi.de/jemie/download/2-2007-Vieytez.pdf)
INHALT: "Human rights of immigrants have not been directly related to rights recognised to
members of traditional minorities in some constitutional or international frameworks. However, immigration processes entail new demands of integrating linguistic rights within the public space and institutions. The Spanish example can open new challenges to multiculturalist
approaches, since it brings together traditional and new linguistic diversity in a very significant level. In particular, new challenges arise in sub-state autonomous entities, as is the case
in the Basque country, where linguistic diversity has been a traditional element of the society.
These new multilingual realities challenge the traditional view of diversity and force us to
rethink the substantial contents of some fundamental rights in order to accommodate democratically linguistic diversity in post-modern societies." (author's abstract)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
6 Menschen- und Minderheitenrechte
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[154-L] Rupp, David:
Die Rußländische Föderation und die russischsprachige Minderheit in Lettland: eine
Fallstudie zur Anwaltspolitik Moskaus gegenüber den russophonen Minderheiten im
"Nahen Ausland" von 1991 bis 2002, (Soviet and post-soviet politics and society, Vol. 70),
Stuttgart: Ibidem-Verl. 2007, 138 S., ISBN: 978-3-89821-778-1 (Standort: Bayer. SB
München(12)-2008.7143)
INHALT: "Infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion wurden rund 25 Millionen russischsprachiger Menschen in den ehemaligen Sowjetrepubliken zu Minderheiten. Die größten russischsprachigen Gemeinden befanden sich 1991 in Estland, Kazachstan und Lettland. Die
Rußländische Föderation (RF) beanspruchte 1991 eine Anwaltschaft für diese Menschen, die
häufig der Möglichkeit beraubt waren, die Staatsbürgerschaft ihres Heimatlandes zu erlangen
und am politischen Leben teilzunehmen. Die vorliegende Studie untersucht am Beispiel Lettlands die Glaubwürdigkeit dieses Anwaltsanspruchs. Vor dem Hintergrund der rußländischen
Außenpolitik zwischen 1991 und 2002 werden die lettische Staatsbürgerschaftspolitik und die
rußländische Anwaltspolitik beschrieben. Die Außenpolitik Rußlands durchlief drei Phasen,
die als Folge nationaler Diskurse nachgezeichnet werden. Von kooperativer Politik zu Beginn
des Jahrzehnts über den Versuch neoimperialer Durchdringung des postsowjetischen Auslandes betreibt die RF seit der Jahrtausendwende eine besonnene Großmachtpolitik. Die lettische
Staatsbürgerschaftspolitik zeigt über den Untersuchungszeitraum hinweg ebenfalls Veränderungen: zu Beginn des Jahrzehnts wurde der russischsprachigen Minderheit die Naturalisierung verweigert; eine restriktive Regelung ging einem Gesetz voran, das heute praktisch jedem Einwohner Lettlands die Bewerbung um die Staatsbürgerschaft ermöglicht. Die Anwaltspolitik Rußlands nahm hingegen keinen stringenten Weg. Wohlkalkulierte Machtpolitik,
hilflose Polemik und Desinteresse lösten einander ab." (Autorenreferat)
[155-L] Schenker, Harald:
The stabilization and association process: an engine of European integration in need of
tuning, in: JEMIE : Journal on ethnopolitics and minority issues in Europe, Vol. 7/2008, Iss. 1, 19
S. (www.ecmi.de/jemie/download/1-2008-Schenker.pdf)
INHALT: "The Stabilization and Association process (SAp) was created by the European Union
in 1999 as its primary contribution to the Stability Pact for Southeast Europe, thus concluding
a development that had started with the Royaumont process and continued with the Regional
Approach, neither of which are discussed in this article. The purpose of this article is to look
closer at the approach adopted in this process, at the effects it has had in the five countries of
the Western Balkans, and, finally, to answer the question of whether the Sap is a strong
enough instrument for ensuring political and economic stability in the region, with a closer
examination of the situation of ethnic minorities." (author's abstract)
[156-L] Schüler, Sonja:
Die ethnische Dimension der Armut: Roma im postsozialistischen Rumänien, (Soviet and
post-soviet politics and society, Vol. 51), Stuttgart: Ibidem-Verl. 2007, 305 S., ISBN: 978-389821-776-7 (Standort: UB Münster(6)-3F/71049)
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
6 Menschen- und Minderheitenrechte
INHALT: "Die indisch-stämmigen Roma sind in vielerlei Hinsicht eine besondere und in Europa
als millionenstarke Minderheit vertretene Großgruppe. Roma aus der Großregion Ost- und
Südosteuropa sind zuletzt in den neunziger Jahren insbesondere durch die Medien als 'Elendsflüchtlinge' ins Bewusstsein der mittel- und westeuropäischen Gesellschaften gerückt. Welche
Merkmale aber bestimmen die Lebensrealität von Roma in ihren postsozialistischen Heimatstaaten? Wie haben sich die tief greifenden Umbrüche nach 1989 ausgewirkt? Können die
neu erlangten Rechte und Freiheiten durch Roma zur Selbstorganisation und zur Veränderung
des status quo genutzt werden? Diesen Fragen geht dieses Buch am Beispiel Rumäniens nach,
wobei die verarmten Segmente der dortigen Roma-Bevölkerung im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Auf der Grundlage theoretischer Vorüberlegungen zum Ethnizitätskonzept, zum
Randgruppenbegriff sowie zur Bedeutung und Funktion von Stereotyp und Vorurteil werden
zunächst spezifische historische Erfahrungen von Roma in Rumänien bis zum Ende des Sozialismus beleuchtet. Nach einer anschließenden Untersuchung rechtlich-institutioneller
Grundlagen des Minderheitenschutzes nach 1989 ist der Hauptteil der Studie der Analyse der
Dimensionen, Hintergründe und Folgen von Verarmung und verstärkter gesellschaftlicher
Isolation sowie der Erörterung von Formen ethnospezifischer Selbstorganisation gewidmet.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse mit Blick auf Entwicklungsperspektiven und Handlungsmöglichkeiten einer künftigen Verbesserung der Lage beschließt die Arbeit. Das Buch
hinterfragt tradierte Klischees von 'den Zigeunern' und soll über eine Großgruppe informieren, die bislang ein wenig bekannter Bestandteil der europäischen Kulturlandschaften ist.
Gleichzeitig veranschaulicht die Studie die Komplexität einer brennenden europäischen Marginalitätsproblematik." (Autorenreferat)
[157-L] Seufert, Günter:
Religiöse Minderheiten in der Türkei, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 26, S. 20-26 (www.bpb.de/files/QLFVNC.pdf)
INHALT: Das Millet-System ordnete alle Untertanen des Osmanischen Reiches Religionsgruppen, so genannten Millets, zu, die ihre religiösen, schulischen, sozialen und juristischen inneren Angelegenheiten selbstverantwortlich regeln durften. Auch wenn dieses System zeitlich
und geographisch große Unterschiede aufwies, sicherte die ihm zugrunde liegende Haltung,
dass die christlichen Völker des Balkans und Anatoliens mehrere hundert Jahre osmanischer
Herrschaft mit ihrem Glauben, ihrer Sprache und ihrer Sozialorganisation überdauert haben.
Der wirtschaftliche Aufstieg Europas sowie die Nationalbewegungen des Balkans brachten
das Millet-System allmählich zum Erliegen. Die Idee des Nationalstaats und die Gründung
von Staaten christlicher Völker auf altem osmanischem Territorium verwandelten die früher
"beschützten nichtmuslimischen Untertanen" zuerst in Gegner des Reiches und später in Feinde der neuen türkischen Nation. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund wird die politische
Kultur im Hinblick auf die Minderheitenproblematik sowie die Lage der Nichtmuslime in der
Türkei heute thematisiert. Es wird abschließend argumentiert, dass Religion als Aufgabe der
Zivilgesellschaft zu verstehen, ganz von selbst die Trennung von Staat und Religion, religiöse
Vielfalt und rechtliche Regelungen des Verhältnisses von Staat und Religion bedeuten würde.
Für die Türkei ist ein solches Konzept noch immer Neuland. Es setzt voraus, dass sich die
Geisteshaltung ändert, wonach der Staat seine Nation kulturell formen darf, ja muss, weil es
für den Bestand des Staats als unabdingbar gilt. Das bedeutet jedoch auch, dass sich die Republik Türkei von ihrem Misstrauen den eigenen muslimischen Bürgern gegenüber lösen
muss. (ICF2)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
6 Menschen- und Minderheitenrechte
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[158-L] Szakonyi, David:
Ethnic mobilization in post-Soviet Georgia: the case of the Yezidi-Kurds, in: JEMIE : Journal
on ethnopolitics and minority issues in Europe, Vol. 6/2007, Iss. 2, 19 S.
INHALT: "The aim of this article is to examine the failure of the Yezidi-Kurdish minority to attain a high level of ethnic mobilization in order to protect its political and cultural interests after the fall of the USSR and the creation of an independent Georgia in 1991. This inability has
intensified the threat of the complete cultural, religious, and linguistic assimilation of the Yezidi-Kurds into the wider Georgian society, instead of allowing the minority to achieve healthy integration into society and the preservation of its ethnic identity. The author argues that
the convergence of three sets of factors best explains the present tenuous position of the minority. First, structural changes affected the ability of minority leaders to gather sufficient human and financial resources necessary for mobilization. Secondly, problems in determining a
unified identity as well as conflicts between minority elites prevented the consolidation of the
ethnic group and limited its organizational capacity. Lastly, Georgian state policies and larger
societal trends have subtly contributed to the dismantling of certain core components of the
Yezidi-Kurdish ethnic identity, thereby accelerating the process of assimilation. This article
concludes with a discussion of the prospects of the Yezidi-Kurdish community in Georgia, arguing that only efforts to reunite the minority and cooperate with existing minority civil society structures will prevent the effective disappearance of the group in this country." (author's abstract)
[159-L] Türer, Aylin:
Religionsfreiheit in der Türkei: Chancen und Perspektiven für EU-Beitrittsverhandlungen,
Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, 108 S., ISBN: 978-3-8364-1351-0 (Standort: UBL
Halle(3)-2007SA4607)
INHALT: Ziel der Untersuchung ist es, die Situation der religiösen Minderheiten in der Türkei
darzustellen und die Qualität der Religionsfreiheit zu prüfen. Methodisch kommt eine Diskursanalyse zur Anwendung, bei der verschiedene institutionelle Veröffentlichungen und der öffentliche Diskurs vergleichend untersucht werden. Einleitend werden zentrale Begriffe definiert und die Religionsfreiheit als Grundrecht in der EU erläutert. Ein Überblick über die Geschichte der türkischen Republik schließt sich an. Im Folgenden wird die Vielzahl der religiösen Minderheiten in der Türkei dargestellt, wobei zwischen muslimischen Minderheiten
(Aleviten, Schiiten, Sufismus), anerkannten Minderheiten (Armenier, Griechen, Juden) und
nicht-anerkannten Minderheiten mit entsprechend unterschiedlicher Rechtsgrundlage in der
Türkei unterschieden wird. Abschließend wird untersucht, in wie fern sich die Lage der religiösen Minderheiten in der Türkei im Zuge der Beitrittsverhandlungen mit der EU verändert
hat. Es zeigt sich, dass einige der Probleme im Umgang mit religiösen Minderheiten (Rechtspersönlichkeit der Gemeindeoberhäupter, latente Ablehnung, Immobilienerwerb, Religionskunde-Unterricht) beseitigt wurden, während andere fortbestehen. (ICE2)
[160-L] Walz, Sarah:
Gemeinschaftsgrundrechte und der Schutz von Minderheiten, (Studien zum Völker- und
Europarecht, 33), Hamburg: Kovac 2006, 314 S., ISBN: 978-3-8300-2671-6
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
6 Menschen- und Minderheitenrechte
INHALT: Inwieweit werden Minderheiten innerhalb der Europäischen Union geschützt? Bei der
Untersuchung dieser Frage betrachtet Walz in einem ersten Schritt den derzeitigen europarechtlichen Grundrechtsschutz, wie er durch den Europäischen Gerichtshof im Rahmen seiner
Rechtsprechung gewährleistet wird. Im zweiten Schritt analysiert sie, inwieweit Minderheiten
zukünftig durch die in Teil II des Vertrags über eine Verfassung für Europa enthaltene Charta
der Grundrechte - nach dessen Inkrafttreten - geschützt werden können. Ferner untersucht sie,
inwieweit minderheitenbezogene Rechte aus den 'Rechtserkenntnisquellen' (147), d. h. den
Verfassungsüberlieferungen der Mitgliedstaaten sowie den in der Europäischen Menschenrechtskonvention gewährleisteten Grundrechte und Grundfreiheiten abgeleitet werden können. (ZPol, NOMOS)
[161-L] Zollinger, Daniel:
De facto-Souveränität in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, (CIS Working Papers, No.
34), Zürich 2008, 41 S. (Graue Literatur;
www.cis.ethz.ch/publications/publications/WP34_Daniel.Zollinger_De.Facto.Souveranitat)
INHALT: Der Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 führte zur Aufteilung der multiethnischen
Föderation in ihre Teilrepubliken. In den ethnisch definierten Teilstaaten war es nach 1985 zu
einem Aufblühen des Nationalismus gekommen, was schließlich in der Auflösung des gemeinsamen Staates gipfelte. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, wie es diesen Minderheiten gelang, sich trotz der numerischen, materiellen und institutionellen Unterlegenheit
gegen die international anerkannten Nachfolgestaaten der Sowjetunion durchzusetzen. Ein
spezielles Augenmerk legt der Autor dabei auf die Institutionen des Föderalismus bzw. der
sowjetischen Nationalitätenpolitik, welche auch den Minderheiten innerhalb der sowjetischen
Unionsrepubliken pseudostaatliche Institutionen zur Verfügung stellt. Er untersucht, welche
Rolle diese Institutionen bei der Errichtung der de facto-Souveränität von Abchasien, Südossetien und Bergkarabach spielten. Da der Fall Transnistrien zeigt, dass de facto-Souveränität
auch ohne Föderalismus entstehen konnte, werden auch weitere Faktoren untersucht. Die Entstehung von de facto souveränen Staaten auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion lässt
sich auf drei Faktoren zurückführen: föderalistische Strukturen, nationale Eliten sowie externe Unterstützung durch kulturell oder politisch nahe stehende Nachbarstaaten. Dieses Ergebnis beruht auf einer Ragin-Analyse, welche den unterschiedlich starken Einfluss der verschiedenen Faktoren nachwies, insbesondere die herausragende Wichtigkeit der externen Unterstützung. Die Ergebnisse lassen allerdings keine Aussagen zur zeitlichen Abfolge dieser Einflussfaktoren zu, die deshalb in einer detaillierten Fallanalyse geklärt werden musste, in welcher die konkreten Konfliktverläufe genauer betrachtet wurden. (ICD2)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
7 Migration und Integrationspolitik
7
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Migration und Integrationspolitik
[162-L] Anhias, Floya; Kontos, Maria; Kupferberg, Feiwel; Lazaridis, Gabriella; Mason, Suzanne;
Papaioannou, Skevos; Privitera, Walter:
Arenas of policy making, in: Ursula Apitzsch, Maria Kontos (Hrsg.): Self-employment activities
of women and minorities : their success or failure in relation to social citizenship policies,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 35-46, ISBN: 978-3-8100-3448-9 (Standort: UB
Duisburg(464)-01/OKL/1110+1)
INHALT: Die im Rahmen des Forschungsprojekts erzielten Ergebnisse der Experteninterviews
mit Schlüsselinformanten werden vorgestellt. Das Thema "Wege in die selbständige Erwerbstätigkeit von Frauen und Migranten als Strategie der sozialen Integration bzw. Verhinderung
sozialer Exklusion" wird kontrovers diskutiert. Als Experten werden in diesem Fall alle im
Prozess beteiligten Akteure identifiziert, d.h. sowohl die betroffenen Existenzgründer als auch
Vertreter auf Politik- und Administrationsebene. Angesprochen werden dabei sowohl allgemeine wie spezifische Politiken, unterschiedliche Ansätze in mehreren europäischen Ländern,
Einstellungen politischer Akteure zu Existenzgründungen im Zusammenhang mit benachteiligten Personen wie Frauen und ethnischen Minderheiten, die Positionierung von ethnischen
Organisationen und die Rolle von Administratoren wie Banken, Berater, NROs und Arbeitsagenturen bei der Umsetzung von Selbstständigkeitsprojekten und deren Erfolg. Dabei wird
aufgezeigt, dass die zeitkritische Koordination der Unterstützung, die Kriterien für eine Befürwortung oder Ablehnung eines Antrages sowie Vorurteile und Stereotypen auch gegenüber
ethnischen Minderheiten Faktoren darstellen, die in Nord- und Südeuropa unterschiedlich
ausgeprägt sind. (ICH)
[163-L] Bendel, Petra; Kreienbrink, Axel (Hrsg.):
Kanada und Deutschland: Migration und Integration im Vergleich, (Migration, Flüchtlinge
und Integration, Bd. 15), (Tagung "Kanada und Deutschland - Zuwanderung und Integration im
Vergleich", 2006, Erlangen), Nürnberg 2008, 153 S., ISBN: 978-3-9812115-0-4 (Standort: USB
Köln(38)-13B7376; Graue Literatur)
INHALT: "Die Fachtagung ging der Frage nach, inwiefern die migrations- und integrationspolitischen Maßnahmen von Deutschland und Kanada vergleichbar sind und ob aus den jeweiligen
Erfahrungen etwas voneinander gelernt werden kann. Dabei standen drei Themenfelder von
anhaltender Aktualität im Vordergrund: die in Meseberg angesprochenen Fragen des Migrations-Managements und der Zulassung von Arbeitskräften, die nationalen Konzepte von 'Integration' sowie ihre Umsetzung in Bezug auf die Integrationsarbeit mit Jugendlichen und in
der Schule." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Petra Bendel, Axel Kreienbrink: Einführung:
Migration und Integration in Kanada und Deutschland im Vergleich (10-23); Triadafilos Triadafilopoulos: Rethinking the origins of the Canadian immigration points system (24-55); Holger Kolb: Punktesysteme, Einwanderungsplanwirtschaft und marktwirtschaftliche Alternativen oder: Was kann Deutschland von Kanada lernen? (56-77); Rainer-Olaf Schultze: Multikulturalismus-Politik - "made in Canada" (78-100); Michael Griesbeck: Integrationsförderung
in Deutschland (101-110); Yvonne Hébert: Youth in plural cities - a Canada-France comparison: policy issues and development (111-135); Eckart Liebau: Integration an deutschen Schulen (136-151).
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
7 Migration und Integrationspolitik
[164-L] Bendit, René:
Integrationsstrategien für jugendliche MigrantInnen und Angehörige ethnischer
Minderheiten in den EU-Mitgliedsstaaten, in: Gabriele Bingel, Anja Nordmann, Richard
Münchmeier (Hrsg.): Die Gesellschaft und ihre Jugend : Strukturbedingungen jugendlicher
Lebenslagen, Opladen: Budrich UniPress, 2008, S. 211-221, ISBN: 978-3-86649-115-1
INHALT: Mit zunehmender Veralterung der einheimischen Bevölkerung und einer zunehmenden
Zuwanderung aus unterschiedlichen Weltregionen, kann, so der Verfasser, festgehalten werden, dass eine neue Realität für die Gesellschaften Europas im Entstehen ist. Das zentrale soziale Problem dieses 'neuen Europa' liegt in der Frage des Aufrechterhaltens von sozialer Kohäsion und somit der Integration unterschiedlicher benachteiligter Gruppen, insbesondere solcher mit Migrationshintergrund. Bezug nehmend auf eine erste Analyse der jeweiligen Integrationsmodi der an der "Up2 Youth"-Untersuchung (2007) beteiligten EU-Mitgliedstaaten
wird argumentiert, dass keines der einzelnen Länder von sich behaupten kann, erfolgreich zu
sein bei den Bemühungen, junge MigrantInnen und Angehörige ethnischer Minderheiten angemessen zu integrieren. Es kann immer nur auf Teilerfolge und zugleich auf Rückschläge
verwiesen werden. Es wird festgestellt, dass sich in den meisten EU-Mitgliedstaaten die Situation der jungen MigrantInnen bzw. der Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder Angehöriger von ethnischen Minderheiten immer noch (zumindest bezogen auf den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, aber teilweise auch im Bereich der Freizeit) als eine prekäre Balance zwischen Teilintegration und Teilausgrenzung darstellt. Bei Mitgliedern der Gruppe der
Roma-Jugendlichen kann sogar von einer weitgehenden Marginalisierung gesprochen werden. Bei der Bewältigung der Übergangsprozesse zum Erwachsenenleben haben die meisten
Mitgliedstaaten der EU, inklusive Deutschland, für die MigrantInnen noch große Hindernisse
zu überwinden. Insofern ist der Anspruch eines sozialpolitischen Managements von Differenz
("Management of diversity") im Bereich der Jugend- und Übergangspolitiken für junge MigrantInnen und Angehörige ethnischer Minderheiten eher als Postulat sowie als ungelöstes
Problem und weniger als Realität anzusehen. (ICF2)
[165-L] Bukow, Wolf-Dietrich:
Von der modernen Einwanderungsgesellschaft zur postmodernen Nomadengesellschaft, in:
Andreas Goldberg (Hrsg.): Integration des Fremden als politisches Handlungsfeld : Festschrift für
Faruk Sen zum 60. Geburtstag, Essen: Klartext-Verl., 2008, S. 115-141, ISBN: 978-3-89861-5662 (Standort: UB Essen(465)-E11NXNS1269)
INHALT: Die Globalisierung verändert auch die Qualität von Migration und die Vorstellungen
darüber, was unter gesellschaftlicher Integration von MigrantInnen zu verstehen ist. Ausgehend von dieser Voraussetzung argumentiert der Autor, dass staatliches Handeln die Voraussetzungen für einen fairen Umgang mit gesellschaftlicher Heterogenität schaffen muss.
Längst geht es nicht mein um die Integration des "Fremden", sondern darum, ausgehend von
der postmodernen gesellschaftlichen Wirklichkeit das Zusammenleben neu zu denken. Die in
der hochindividualisierten Postmoderne auftretende Mobilität erscheint zunehmend zirkulär
und damit "endlos". Man kommt nicht mehr an, sondern bleibt letztlich ständig "auf Achse":
Die Menschen werden zu Nomaden. Im Rahmens des Übergangs zur Postmoderne werden
Entwicklungen freigesetzt werden, die einerseits die Mobilität und andererseits den Umgang
mit ihr neu herausfordern. (ICA2)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
7 Migration und Integrationspolitik
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[166-L] Caixeta, Luzenir; Cepek-Neuhauser, Elisabeth:
Kritik der Integration: Migrantinnen in Österreich, in: Birge Krondorfer, Miriam Wischer,
Andrea Strutzmann (Hrsg.): Frauen und Politik : Nachrichten aus Demokratien, Wien: Promedia
Verl.-Ges., 2008, S. 165-173, ISBN: 978-3-85371-280-1 (Standort: UB Freiburg(25)SW2008/649)
INHALT: Die Autorinnen setzen sich mit der Integration von Migrantinnen in Österreich aus sozialethischer Perspektive kritisch auseinander. Sie kommentieren zunächst die gegenwärtige
Integrationsdebatte und problematisieren die Exklusion und die Logik von Normierungsversuchen. Ausgehend von den Erfahrungen mit der Selbstorganisation von MigrantInnen
(SOM) analysieren sie anschließend die gegensätzlichen Überlebensstrategien sowie die demokratische und anti-rassistische Inklusion. Sie thematisieren dabei auch das internationale
Frauen-Arbeitsmigration-Phänomen, das nicht nur in den Herkunftsländern und -regionen
verursacht wird, sondern auch eine Antwort auf Bedarf und Nachfrage innerhalb des reichen
Europa/Österreich darstellt. Ihrer Meinung nach kann von einer allgemein gültigen BürgerInnenschaft keine Rede sein, solange Migrantinnen am Gemeinwesen eines europäischen Staates nicht teilhaben dürfen. Die populistischen Integrationsdebatten und -maßnahmen rekurrieren auf ein homogenes und stereotypisiertes Bild armer unterdrückter Frauen und auf deren
Anpassung an normative Lebens- und Arbeitsformen, von denen sie aber zugleich ausgeschlossen sind. (ICI2)
[167-L] Damelang, Andreas; Steinhardt, Max:
Integrationspolitik auf regionaler Ebene in Deutschland, (Focus Migration : Kurzdossier, Nr.
10), Hamburg 2008, 9 S. (Graue Literatur;
www.focus-migration.de/uploads/tx_wilpubdb/KD10-integrationspolitik.pdf)
INHALT: "Seit 2007 liegt (...) ein umfassender bundesweiter Maßnahmenkatalog zur Integration
von zugewanderten Personen und deren Nachkommen vor: der 'Nationale Integrationsplan',
herausgegeben von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (2007). Da knapp ein Fünftel der ausländischen Bevölkerung in den sechs größten
Städten Deutschlands lebt und zudem der städtische Handlungsspielraum bei der Ausgestaltung der Vorgaben des Nationalen Integrationsplans sehr hoch ist, beleuchtet und beschreibt
das vorliegende Kurzdossier die verschiedenen Konzepte und Maßnahmen zur Integration
ausländischer Mitbürger der sechs größten deutschen Städte: Berlin, Hamburg, München,
Köln, Frankfurt und Stuttgart." (Textauszug)
[168-L] DiSciullo, Luca; Pittau, Franco; Schmitz, Klaus (Hrsg.):
Vom Einwanderer zum Mitbürger: Erfahrungen in Deutschland und Italien ; Integration
von Migranten, ihren Familien und jungen Menschen, Rom 2008, 131 S. (Graue Literatur;
www.bamf.de/cln_011/nn_443526/SharedDocs/Anlagen/DE/DasBAMF/Publikationen/tagungsba
nd-vom-einwanderer-zum-mitbuerger-rom,templateId=raw,property=publicationFile.pdf)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: M. Steiner: Migration verbindet (9); F. Montenegro: Integration,
ein Prozess, der die ganze Gesellschaft betrifft (14). Die deutsch-italienische Konferenz zur
Integration von Migranten, ihren Familien und jungen Menschen - A. Goebel, K. Schmitz:
Thematische Zusammenfassung der Beiträge der Konferenz (15-24); D. Valli: Celio Azzurro
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- eine "besondere Begegnung" mit der Staatsministerin für Migration (25-27). Politische Beiträge - F. Frattini: Keine Einwanderung ohne Integrationspolitik - der europäische Rahmen
für die Integration (28-32); M. Böhmer: Migration und europäische Identität - Bildung und
Arbeit als Schlüssel. Der deutsche Weg der Integrationspolitik (33-38); P. Ferrero: Die neue
italienische Einwanderungspolitik (39-45); L. Akgün: Moderne Einwanderungs- und Integrationspolitik muss mehr für Chancengleichheit und Anerkennung tun (46-50); B. Ducoli: Migration und europäische Identität (51-55). Erfahrungen in Italien und Deutschland - L. DiSciullo, F. Pittau: Ein Panorama der Migration - italienische und deutsche Erfahrungen. Ein Vergleich in 10 Thesen (56-69); G. DiTora: Rom und die Stadt der Zukunft: international, interkulturell und interreligiös (70-77); C. Cecchini: Migration in Rom Anfang 2007 (78-79); A.
Schmidt: Herausforderung Migration: Integration fordern und fördern. Entwicklung der Zuwanderung und Situation der Migranten in Deutschland (80-86); T. de Bellis: Köln, eine multikulturelle Stadt - eine kommunale Integrationspolitik (87-90); W. Fehl: Köln, ein Beispiel
für gelungene berufliche Integration (91); K. Kowalska, C. Mellina, F. Pittau: Integration von
Migranten in Rom - Ansichten ausgewählter Interviewpartner (92-103); U. Boos-Nünning, Y.
Karakasoglu: Lebenslage von Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund (104112).
[169-L] Goldberg, Andreas (Hrsg.):
Integration des Fremden als politisches Handlungsfeld: Festschrift für Faruk Sen zum 60.
Geburtstag, Essen: Klartext-Verl. 2008, 178 S., ISBN: 978-3-89861-566-2 (Standort: UB
Essen(465)-E11NXNS1269)
INHALT: "Die Beobachtung, dass die Politik in Deutschland sich verspätet den Folgen von dauerhafter Einwanderung angenommen hat, ist bereits oft vorgetragen worden. Tatsächlich
bleibt es aber bemerkenswert, dass auf Bundesebene mit dem Zuwanderungsgesetz 2005 Einwanderungs- und Integrationspolitik überhaupt erst etabliert worden ist. Die gesellschaftliche
Wirklichkeit der Migration durchlief unterdessen rapide Veränderungsprozesse, indem postnationale Bezüge an Bedeutung gewonnen haben. Generell wäre es ein Missverständnis zu
glauben, die Integration des 'Fremden' sei eine zuvorderst politisch zu bewältigende Aufgabe
- vielmehr kann es nur um geeignete Rahmenbedingungen für eine Aufgabe gehen, die in pluralen Gesellschaften von Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu leisten ist. Aber auch diese Rahmensetzungen werden angesichts der zunehmenden transnationalen Qualität von Migration
immer komplizierter. Der vorliegende Band nimmt wichtige politische Handlungsfelder der
Integration des 'Fremden' in den Blick und setzt dabei drei Schwerpunkte: Zunächst skizziert
er Geschichte und Ergebnisse der Integrationspolitik in Deutschland, um daran anschließend
zukünftige Aufgaben auf einem Schlüsselbereich der Integration, der Bildungspolitik, zu
identifizieren. Ein dritter Schwerpunkt widmet sich den internationalen und transnationalen
Herausforderungen der Integration des 'Fremden' für die Politik." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Klaus J. Bade: Zehn Jahre Gemeinsames Wort der Kirchen zu den Herausforderungen durch Migration und Flucht. Historisch-politische Erinnerungen (13-28); Dirk Halm,
Martina Sauer: Parallelgesellschaft und Integration (29-58); Dietrich Thränhardt, Guido Wiggerink: Migrantenkinder und die Defizite des deutschen Schulsystems (59-80); Renate Nestvogel: Diversity Studies und Erziehungswissenschaften (81-96); Marina Liakova: Migration
und Identifikation. Das Verhältnis der Migrantenjugendlichen zur deutschen Geschichte (97114); Wolf-Dietrich Bukow: Von der modernen Einwanderungsgesellschaft zur postmodernen Nomadengesellschaft (115-141); Heinz-Jürgen Axt: Die Türkei und die Europäische Uni-
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on: auf gutem Weg zur Mitgliedschaft? (142-160); Gülay Kizilocak, Yunus Ulusoy: Das ZfT
als Akteur der gesellschaftlichen Integration und der türkisch-europäischen Beziehungen
(161-166); Christian Petry, Hans-Henning Pistor: Nachwort. Zum 6o. Geburtstag von Faruk
Sen. Es war Mitternacht und Faruk Sen argumentierte heftig (167-177).
[170-L] Hansen, Georg; Spetsmann-Kunkel, Martin:
Integration und Segregation: ein Spannungsverhältnis, (Lernen für Europa, Bd. 11), Münster:
Waxmann 2008, 162 S., ISBN: 978-3-8309-1999-5 (Standort: UB Köln(38)-36A1853)
INHALT: Die Verfasser zeigen zunächst, dass ein einseitig positiver Gebrauch des Integrationsbegriffes nicht zu rechtfertigen ist und Integration nicht dichotomisch Segregation gegenübergestellt werden kann. Sie stellen im Folgenden unterschiedliche theoretische und empirische
Zugänge vor (Schmitt, Baumann, Weber, Elwert, Bourdieu), die zeigen, dass die Segregation
bestimmter Personengruppen nicht auf den fehlenden Willen der Betreffenden zur Integration
zurückgeführt werden kann, dass vielmehr strukturelle Bedingungen Segregation herbeiführen. Als historische Beispiele werden die Flüchtlinge in den Westzonen der jungen Bundesrepublik und die "Ostjuden" in Kaiserreich und Weimarer Republik genannt. Als Integration
behindernde Momente werden Rechtsetzung, Politik, veröffentlichte Meinung und Sprachgebrauch behandelt. Das Modell der Versäulung in den Niederlanden zeigt, dass "Integration
oder Segregation" eine falsche Alternative ist; beiden stehen vielmehr in einem dialektischen
Verhältnis. Abschließend formulieren die Verfasser Folgerungen für die Integrationspolitik in
acht Politikfeldern. (ICE2)
[171-L] Henkes, Christian:
Integrationspolitik in den Bundesländern?, in: Achim Hildebrandt, Frieder Wolf (Hrsg.): Die
Politik der Bundesländer : Staatstätigkeit im Vergleich, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2008, S. 113-135, ISBN: 978-3-531-15418-3 (Standort: LB Koblenz(929)-2008/3133)
INHALT: Der Beitrag untersucht vergleichend die Integrationspolitik der Länder im Hinblick auf
lang ansässige Migranten. Integrationspolitik meint dabei die Gesamtheit der Politikinstrumente, die darauf gerichtet sind, Personen, die nach bestimmten Status-Kriterien (besonders
Staatsangehörigkeit und Ethnizität) noch nicht der "fingierten nationalen Gemeinschaft" angehören, den Prozess der Eingliederung in die Gesellschaft zu erleichtern. Zielsetzung des
Beitrags ist, Integration als Politikfeld in der Staatstätigkeitsforschung zu positionieren und
entsprechende Anknüpfungspunkte aufzuzeigen. Strukturen und Akteure und deren länderspezifisches Zusammenspiel prägen die Integrationspolitik der einzelnen Bundesländer. Landesregierungen agieren vor dem Hintergrund der nationalen und sozio-strukturellen Zusammensetzung der ausländischen Wohnbevölkerung. Gerade in der Einbürgerungspolitik wird
der Handlungsraum der Landesregierungen von der Integrationspolitik der Bundesregierung dem dritten Faktor - signifikant erweitert oder begrenzt. Nutzt diese ihren Spielraum im
Staatsangehörigkeits- und im Aufenthaltsrecht extensiv und präzise (durch Verwaltungsvorschrift), so verbleiben der einzelnen Landesregierung wenige Möglichkeiten, eine eigene Politik zu verfolgen. (ICA2)
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[172-L] Hess, Katharina:
Migration und Integration in Mecklenburg-Vorpommern, (Studien zur Migrationsforschung,
Bd. 8), Hamburg: Kovac 2008, 184 S., ISBN: 978-3-8300-3573-2 (Standort: UB Köln(38)35A7122)
INHALT: "Deutschland ist ein Zuwanderungsland. Über diesen Sachverhalt herrscht in der öffentlichen Debatte mittlerweile Einigkeit. Dabei wird jedoch kaum thematisiert, dass sich die
Zuwanderung in den neuen Ländern deutlich von der Migration in den alten Bundesländern
unterscheidet. Wesentliche Unterschiede beruhen auf der ungleichen Migrationsgeschichte
der ehemaligen beiden deutschen Staaten, die bis heute die Charakteristika der Zuwanderung
und Integration prägt. Im vorliegenden Buch werden spezifische Strukturen und Differenzen
von Migration und Integration am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern darstellt und untersucht." (Autorenreferat)
[173-L] Hoffmann, Nick:
MIPEX: ein Instrument zur Messung der Integration von Zuwanderern, in: Ifo-Schnelldienst
: Wochenberichte, Jg. 61/2008, H. 15, S. 46-51 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG1454; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Migrant Policy Index (MIPEX) versucht, anhand von 140 Indikatoren zu zeigen,
wie westliche Gesellschaften mit ihren Zuwanderern umgehen und wie gut die Zuwanderer in
die Gesellschaft integriert sind. Der MIPEX wird alle zwei Jahre erstellt und bildet die Entwicklung der Integrationspolitik in Europa ab. Er umfasst sechs Politikfelder: Zugang zum
Arbeitsmarkt, Familiennachzug, langfristige Aufenthaltserlaubnisse, politische Partizipation,
Einbürgerungsregeln und Anti-Diskriminierung. Die beste Bewertung erzielt die schwedische
Integrationspolitik. Deutschland liegt im Mittelfeld der betrachteten Länder." (Autorenreferat)
[174-L] Luft, Stefan:
Staat und Integration - zur Steuerbarkeit von Integrationsprozessen, in:
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Migration und ethnische Minderheiten, 2008,
Bd. 1, S. 11-39 (Standort: UB Bonn(5)-Z87-204;
www.gesis.org/fileadmin/upload/dienstleistung/fachinformationen/servicepublikationen/sofid/Fac
hbeitraege/Migration_2008-1.pdf)
INHALT: "Der Beitrag setzt sich mit Aspekten des Zusammenhangs von Staat und Integration
auseinander. Ziel ist es, Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen staatlichen Handelns aufzuzeigen. Die zunehmende Bedeutung transnationaler Migration wird auf die Frage hin untersucht, welche Auswirkungen dies auf die integrationspolitische Rolle von Staaten hat. Zudem
wird der Zusammenhang von Kettenmigration und Integrationsverhalten erörtert. Zu den relevanten - aber in ihrer Bedeutung unterschiedlich eingeschätzten - Feldern staatlichen Handelns in Sachen Integration von Zuwanderern gehören die Regulierung des Zugangs zur
Staatsangehörigkeit und die Durchsetzung von Rechtsnormen. Abschließend werden inhaltliche Annäherungen an den Integrationsbegriff, das Handlungsfeld Arbeitsmarktintegration sowie die Grenzen der Steuerungsfähigkeit demokratischer Staaten diskutiert." (Autorenreferat)
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[175-L] Michalowski, Ines:
Integration als Staatsprogramm: Deutschland, Frankreich und die Niederlande im
Vergleich, (Studien zu Migration und Minderheiten, 17), Berlin: Lit Verl. 2007, 238 S., ISBN:
978-3-8258-0857-0
INHALT: In der Migrationspolitik in Europa haben in den vergangenen Jahren Integrationsprogramme - meist nach niederländischem Vorbild - eine starke Ausweitung erfahren, sodass ein
Trend zur Harmonisierung vermutet werden könnte. Mit Frankreich, den Niederlanden und
Deutschland hat die Autorin für ihren Vergleich der Entstehung, Umsetzung und Fortentwicklung integrationspolitischer Vorhaben drei Länder ausgewählt, die lange Zeit als Vertreter der drei idealtypischen Integrationsmodelle Assimilation, Multikulturalismus und Gastarbeitermodell galten. Michalowski fragt, warum in den drei Ländern Integrationsprogramme
eingeführt und - wie im niederländischen Fall - wieder abgeschafft wurden. Im Mittelpunkt
stehen Sprach- und Gesellschaftskundekurse für Neueinwanderer. Durch die politischen
Wechsel und häufigen Neuformulierungen in der Integrationspolitik ist die Arbeit 'nah am politischen Geschehen konzipiert' (23) und bietet einen Einblick in die Dynamiken dieses Politikfeldes. Die Autorin skizziert zunächst die jeweilige Ausgangssituation, schildert dann die
Einführung und Ausgestaltung der Integrationspolitik und fragt schließlich nach den Gründen
für zum Teil divergente Entwicklungen in den drei Ländern - etwa warum Einwanderung in
Deutschland zu einem wichtigen Thema geworden ist, in Frankreich jedoch nicht. Als gemeinsame Entwicklung stellt die Autorin eine stärkere Einflussnahme der 'law-and-order-Ministerien' (216) fest. Diese 'Verschiebung der Definitionsmacht in Integrationsfragen' gehe
einher mit einer 'progressive(n) Verknüpfung mit Fragen der Einwanderungskontrolle' (217)
und einer Präferenz für qualifizierte Zuwanderer. Auch sei zunächst eine Konvergenz hinsichtlich der Auffassung, dass Integrationsförderung eine Aufgabe des Staates sei, feststellbar. Diese sei aber mit dem niederländischen Paradigmenwechsel zu einer Privatisierung der
Integrationsförderung aufgehoben worden. Ob die Niederlande hierbei erneut als Trendsetter
fungieren werden, bleibt abzuwarten. (ZPol, NOMOS)
[176-F] Musch, Elisabeth, M.A. (Bearbeitung):
Staatstradition und gesellschaftliche Integrationsprozesse am Beispiel des Politikfeldes "Migration und Integration": eine vergleichende Analyse der Länder Niederlande und Deutschland
INHALT: In dem Promotionsvorhaben soll am Beispiel Deutschlands und der Niederlande vergleichend untersucht werden, welchen Einfluss staatliche Strukturen, institutionelle Gegebenheiten und nationale Politiken auf die 'Selbstorganisation' von Migranten haben. Dabei wird
von der Vermutung ausgegangen, dass die Integration von Migranten in gesellschaftliche
Teilsysteme vom Staatsaufbau beziehungsweise sektorspezifischen Strukturen und Funktionsweisen von Politik und Verwaltung sowie von Merkmalen der politischen Kultur und historisch-politischen Traditionen abhängen. Es wird weiter argumentiert, dass der Grad der institutionellen Segmentierung eine entscheidende Rolle bei der Formulierung und Umsetzung
von Politiken spielt. Ein Vergleich zwischen den Niederlanden als kleiner, unitarischer Staat
mit konkordanzdemokratischer Tradition und einer aktiven Integrationspolitik und Deutschland als großer, föderativer Staat mit einem historisch starken sektoralen Korporatismus, in
dem eine selektive Integrationspolitik vorherrscht, scheint daher besonders interessant. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Niederlande
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ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Münster, Graduiertenkolleg "Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart - Deutschland und die Niederlande im Vergleich" (Alter Steinweg 6-7, 48143 Münster)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0251-8328561, e-mail: e.musch@uni-muenster.de)
[177-L] Parkes, Roderick; Pryce, Steve:
Immigrants and the state in Britain: the demise of a multicultural model?, (Diskussionspapier
/ Forschungsgruppe EU-Integration, Stiftung Wissenschaft und Politik -SWP- Deutsches Institut
für Internationale Politik und Sicherheit), Berlin 2007, 22 S. (Graue Literatur;
www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=4593)
INHALT: Die Studie untersucht Anspruch und Wirklichkeit der Einwanderungs- bzw. Integrationspolitik in Großbritannien. Die Untersuchung orientiert sich dabei an der Betrachtung von
drei Indikatoren: (1) der Balance zwischen den Rechten und Pflichten von Minderheiten, (2)
dem zulässigen Ort der durch den Staat gedeckten Exklusion von Minderheitengruppen und
(3) den legitimierten Grenzen staatlicher Eingriffe in die Privatsphäre. Die Konzeptualisierung des politischen Prozesses erfolgt durch die organisatorische Anarchie-Theorie. So wird
im ersten Analyseschritt zunächst das britische Modell der Inklusion von Migranten dargestellt. Dazu gehören drei Eckpunkte: (1) Anti-Diskriminierung im Sinne kultureller Freiheiten, (2) der Grassroots-Ansatz im Bildungssystem und (3) das Rechtssystem zwischen Pluralismus und Uniformität. Der zweite Schritt analysiert schließlich die Formen der Exklusion
und die damit einhergehenden Herausforderungen an die multikulturelle Agenda. Hier konzentrieren sich die Ausführungen auf (1) die Migrationspolitik und die migrationspolitische
Agenda, vor allem den Einfluss der Migrationskontrolle auf das juristische System, sowie (2)
die örtliche Verlagerung der Exklusion von der Grenze in die Gesellschaft Großbritanniens.
(ICG2)
[178-L]
Reconciling migrants' well-being and the public interest: welfare state, firms and citizenship
in transition, (Trends in social cohesion, Vol. 19), Strasbourg: Council of Europe 2008, 336 S.,
ISBN: 978-92-871-6285-4
INHALT: Die Beiträge des Bandes verfolgen eine doppelte Zielsetzung. Erstens wird untersucht,
warum die Wohlfahrt von Migranten noch nicht überall als integraler Bestandteil des allgemeinen Wohlergehens in den Einwanderungsländern anerkannt ist. In einem zweiten Schritt
wird dann an Hand alternativer Ansätze versucht, die Grundlagen für eine 'gerechte, multikulturelle Gesellschaft' zu beschreiben, in der die Realität für alle durch Rechte und Mobilität bestimmt wird. Die radikalen Wandlungsprozesse, denen zur Zeit sowohl der Wohlfahrtsstaat
als auch Unternehmen und die unterschiedlichen Staatsbürgerrechte ausgesetzt sind, bilden
den geeigneten Ausgangspunkt um aufzuzeigen, dass die Rechte von Migranten und Inländern nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern sich gegenseitig stärken. Die Autoren
weisen die Betonung von Unterschieden zurück und plädieren für eine größere kulturelle Anpassung in allen Lebensbereichen, d.h. in Institutionen, Unternehmen, sozialen Diensten,
Krankenhäusern, Familien und Vereinigungen, um den Anforderungen multikultureller Gesellschaften besser genügen zu können. (IAB)
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[179-L] Riedmüller, Barbara; Vinz, Dagmar:
Diversity Politics, in: Gertraude Krell, Barbara Riedmüller, Barbara Sieben, Dagmar Vinz
(Hrsg.): Diversity studies : Grundlagen und disziplinäre Ansätze, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2007, S. 143-162, ISBN: 978-3-593-38478-8 (Standort: UB Bonn(5)-2008/2735)
INHALT: Wenn soziale Diversität als Ergebnis von Prozessen und interpretativen Handlungen,
als Resultat von Differenzhandlungen gefasst wird, so sind aus politikwissenschaftlicher Perspektive die Fragen zentral, wie politische Akteure und Institutionen Differenzierungen vornehmen und wie sie auf die Diversität im sozialen Raum Bezug nehmen. Unter Einbeziehung
der Debatte über Governance werden entlang der drei Dimensionen des Politikbegriffs (politics, Policy, Polity) einzelne Fragenkomplexe thematisiert. Polities werden als konflikthafte
Prozesse der Politikgestaltung unter Einbeziehung des Wandels politischer Machtverteilung
definiert. Hierbei handelt es sich um die Unterscheidungen, die individuelle und kollektive
Akteure benennen sowie um die Ergebnisse ihres "Differenzhandelns". Policies werden als
die inhaltlich-materiellen Aspekte von Politik unter Einbeziehung politischer Lösungs- und
Steuerungskonzepte wie Gesetze, Verordnungen oder Maßnahmen verstanden. In diesem
Kontext werden die Bezugspunkte für Policy-Maßnahmen und das Verständnis von Verschiedenheit bzw. Diversity, das diesen Maßnahmen zugrunde liegt, untersucht. In Bezug auf Polity, die strukturell die verfassungsmäßigen oder normativen Aspekte von Politik umfasst, werden die normativen Grundlagen der "Politik der Verschiedenheit" analysiert. Es wird argumentiert, dass aus politikwissenschaftlicher Perspektive die Notwendigkeit besteht, Diversity
Politics in Bezug auf verschiedene Politikfelder zu erforschen. Dabei ist es nicht nur angemessen, in der Forschung eine multiparadigmatische Sichtweise auf Diversity einzunehmen,
sondern auch unterschiedliche Konzepte von Steuerung einzubeziehen. (ICF2)
[180-L] Rucht, Dieter; Heitmeyer, Wilhelm:
Mobilisierung von und für Migranten, in: Roland Roth, Dieter Rucht (Hrsg.): Die sozialen
Bewegungen in Deutschland seit 1945 : ein Handbuch, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008,
S. 573-592, ISBN: 978-3-593-38372-9 (Standort: UB Bonn(5)-2008/3866)
INHALT: Auf der allgemeinen Ebene formaler Rechtsgleichheit und Rechtssicherheit für Migranten ergibt sich, so die Verfasser, eine gemischte Wirkungsbilanz. Einerseits ist auf Erfolge und Teilerfolge hinzuweisen, z. B. die Etablierung von Ausländerbeauftragten und Ausländerbeiräten, die Einführung des kommunalen Wahlrechts für Ausländer aus dem EU-Raum,
Erleichterungen beim Nachzug für Familienangehörige, die Möglichkeit der doppelten Staatsbürgerschaft sowie das verabschiedete Zuwanderungs- und Integrationsgesetz. Andererseits
ist es zu einer Verschärfung des Asylrechts und seiner konkreten Handhabung auf der administrativen Ebene gekommen, wird das Wahlrecht für Ausländer jenseits der EU auf Landesund Bundesebene weiter versagt. Auch hinsichtlich der sozialen Anerkennung von Migranten
durch Angehörige der Mehrheitskultur, eine Anerkennung, die sich administrativ schwerlich
herstellen lässt, ergibt sich ein ambivalentes Bild: Zu nennen sind einerseits die immer wieder
aufkommende Debatte um eine deutsche "Leitkultur" oder ähnliche Begriffe innerhalb des
politischen Führungspersonals, eine überwiegend indifferente bis skeptische Grundhaltung
der Bevölkerungsmehrheit. Andererseits wächst bei Teilen der Bevölkerung die Toleranz gegenüber auch ethnisch bedingten Abweichungen vom Lebensstil der Mehrheitskultur, unterstützen kleine Minderheiten aktiv und in einer anwaltschaftlichen Rolle die Interessen von
Migranten. Für die Mehrheit der Migranten in Deutschland ist weder eine eindeutige Tendenz
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zur Assimilation noch zur Segregation erwartbar, wenngleich es sowohl das Phänomen eines
völligen Aufgehens in der Mehrheitskultur als auch Anzeichen zur Ausbildung von "Parallelgesellschaften" gibt. Wenig deutet zudem auf einen friedlichen und fröhlichen Multikulturalismus, der allenfalls manche Stadtteilfeste auszeichnet. Ausgehend von der Entwicklung der
letzten Jahre ist auf der Ebene der Bürgerschaft wie der etablierten Politik im Hinblick auf die
Integrationsproblematik von Migranten weiterhin ein spannungsreiches Neben-, Gegen- und
Miteinander in zahllosen Arenen erwartbar: vom Gemeinderat bis zum Bundestag, von
Stammtisch bis zum Volksfest, von der Leserbriefspalte bis zum Leitartikel, von der Bürgerversammlung bis zur Massendemonstration. In welche Richtung die Resultate der dort geführten Auseinandersetzungen weisen werden, ist offen. (ICF2)
[181-L] Santel, Bernhard:
Integrationsmonitoring: neue Wege in Nordrhein-Westfalen, (Politische Essays zu Migration
und Integration, 2/2008), Osnabrück 2008, 12 S. (Graue Literatur;
www.rat-fuer-migration.de/PDF/Santel-Integrationsmonitoring.pdf)
INHALT: "Die Datenlage zur Integration von zugewanderten Menschen ist in der Vergangenheit
wiederholt von verschiedenen Seiten beklagt worden, denn die meisten Fachstatistiken waren
bei der Evaluation von Migrations- und Integrationsprozessen auf die unzureichend grobe
Differenzierung 'Deutsche/ Ausländer' angewiesen. Diese kann als wenig aussagekräftig hinsichtlich der sozialen Folgen von Migration erachtet werden. In der Folge konnte die bisherige Integrationsberichterstattung nur ein verzerrtes Bild der Situation von Zugewanderten und
ihren Familien wiedergeben. Der Autor stellt vor diesem Hintergrund die mit dem Mikrozensusgesetz von 2005 erfolgten Änderungen und sich damit bietenden Möglichkeiten vor und
wirft dabei einen detaillierten Blick auf das Bundesland Nordrhein-Westfalen. Der von der
NRW-Landesregierung vorgelegte 'Integrationsbericht 2008' nutzt die neuen Optionen der
Datenerhebung. Im Essay werden die Befunde dieses Integrationsberichts und zentrale Ergebnisse des darin enthaltenen Integrationsmonitorings vorgestellt und es wird aufgezeigt, wie
mit den neuen Möglichkeiten ein differenzierteres Bild über die Lebenslage zugewanderter
Menschen und ihrer Familien gezeichnet werden kann." (Autorenreferat)
[182-L] Tucci, Ingrid; Groh-Sambergmannn, Olaf:
Das enttäuschte Versprechen der Integration: Migrantennachkommen in Frankreich und
Deutschland, (SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research, 123), Berlin 2008, 40 S.
(Graue Literatur; www.diw.de/documents/publikationen/73/88527/diw_sp0123.pdf)
INHALT: "Der Beitrag beschäftigt sich mit den sozialstrukturellen Voraussetzungen, die der Dynamik bzw. dem Ausbleiben von Protestverhalten zu Grunde liegen. Ausgehend von drei
theoretischen Erklärungsansätzen wird empirisch anhand von repräsentativen Mikrodaten gezeigt, dass die Konzeption der Integration der Migrantennachkommen durch die Staatsbürgerschaft und die Schule in Frankreich als ein Versprechen der Integration verstanden werden
kann, das im Übergang auf den Arbeitsmarkt strukturell enttäuscht wird. Demgegenüber setzt
die Ausgrenzung von Migrantennachkommen in Deutschland schon im Bildungssystem ein,
so dass größere Erwartungshaltungen gar nicht erst entstehen. Die Revolten der jungen MigrantInnen in Frankreich können damit u.a. als Ergebnis von strukturell enttäuschten Erwartungen interpretiert werden." (Autorenreferat)
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[183-L] Universität Münster, Zentrum für Niederlande-Studien (Hrsg.):
Jahrbuch / Zentrum für Niederlande-Studien: 17/2006, Die Integration von Zuwanderern,
Münster: Aschendorff 2007, 230 S., ISBN: 978-3-402-14200-4
INHALT: Die Niederlande galten lange Zeit als vorbildlich in Sachen Integrationspolitik, schien
dort doch der Multikulturalismus politisch und rechtlich in einem Maße institutionalisiert zu
sein wie in kaum einem anderen europäischen Land. Das zeigte sich einerseits an der formalen Gleichstellung von Immigranten und den weitreichenden Antidiskriminierungsgesetzen,
andererseits an den im breiten Umfang gewährten multikulturellen Bürgerrechten beispielsweise in Gestalt staatlicher Förderung ethnisch ausgerichteter Einwandererorganisationen
oder den Minderheitenprogrammen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Mittlerweile hat sich
dieses Bild gründlich gewandelt - und das nicht nur als Folge derart spektakulärer Vorfälle
wie der Ermordung von Islamkritikern (Pim Fortuyn; Theo van Gogh), sondern ebenso aufgrund der in der Bevölkerung weitverbreiteten Skepsis gegenüber dem eigenen Integrationsmodell. Die Autoren des vom Münsteraner Zentrum für Niederlande-Studien herausgegebenen Jahrbuches setzen sich mit diesen Tendenzen in ländervergleichender Perspektive auseinander. Gerade auch für die deutsche Diskussion dürfte dabei der Befund von besonderer Aktualität sein, dass ein politisch anerkannter Multikulturalismus nicht automatisch zu einer verbesserten sozioökonomischen Partizipation von Migranten im Beschäftigungs- und Bildungssystem führt. Über die Beiträge hinaus, die sich mit Fragen der Integrationspolitik befassen,
enthält das Jahrbuch eine Reihe von Aufsätzen, die im Umkreis des Graduiertenkollegs 'Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart - Deutschland und die Niederlande im Vergleich' entstanden sind. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis:
Markus Wilp: Das Ende der Toleranz? Integrationskontroversen in den Niederlanden (11-30);
Ruud Koopmans: Die Krise des niederländischen Multikulturalismus in ländervergleichender
Perspektive (31-48); Rob Euwals: Die Arbeitsmarktposition von Türken in Deutschland und
in den Niederlanden (49-60); Ines Michalowski: Ist staatliche Integrationsförderung privatisierbar? Erfahrungen aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden im Vergleich (6181); Frans Becker & René Cuperus: Die Wahlen am 22. November 2006 und die Unruhe in
der niederländischen Wählerschaft (83-100); Hein Klemann: Die Niederlande und Deutschland: Wirtschaftliche Integration und politische Konsequenzen 1860-2000 (101-118); Peter
Romijn: "Um Schlimmeres zu verhindern ..." Die niederländische Verwaltung unter deutscher
Besatzung 1940-1945 (119-132); Barbara Henkes: Der Volkskundeatlas als wissenschaftliches Argument für eine Politik der In- und Exklusion (133-146); Albert Kersten: Niederländische Traumata des Zweiten Weltkriegs: Deutschland und Indonesien (147-162); Christiane
Frantz / Friso Wielenga: Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert
bis zur Gegenwart im deutsch-niederländischen Vergleich - Anmerkungen zum forschungskonzeptionellen Zusammenhalt interdisziplinärer und transnationaler Vergleichsstudien (163170); Handan Aksünger: Die Funktion alevitischer Migrantenorganisationen in der zivilgesellschaftlichen Integration in Deutschland und in den Niederlanden (171); Roos Beerkens:
Rezeptiver Multikulturalismus im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. Ein Vergleich der
internationalen Diskurse in zivilgesellschaftlichen und staatlichen Organisationen (172-173);
Mareike Blömker: Kommunale Bürgerbeteiligung im deutsch-niederländischen Vergleich
(174-175); Peter van Dam: Religiöse Traditionen im niederländischen und westdeutschen Gewerkschaften (1945-1976) (176-177); Cornelia Fraune: Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse und gesellschaftliche Akzeptanz von Arbeitsmarktformen seit Mitte der
1970er Jahre - Deutschland und die Niederlande im Vergleich (178); Matthias Kortmann: Migrantenselbstorganisationen und Integration: Ziele, Motive und Strategien der Selbstorganisa-
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7 Migration und Integrationspolitik
tion von Migranten in Deutschland und den Niederlanden (179-180); Boris Krause: Das
Selbstverständnis von Gewerkschaften zum demografischen Wandel in Deutschland und den
Niederlanden (181-182); Elisabeth Musch: Staatstradition und gesellschaftliche Integrationsprozesse am Beispiel des Politikfeldes "Migration und Integration": Eine vergleichende Analyse zwischen den Niederlanden und Deutschland (183-184); Dorota Sleszynska: Theaterpublikum, Repertoires und Bürgergesellschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert. Eine deutschniederländische Vergleichs- und Transfergeschichte (185); Clemens Wirries: Soziale Bewegungen seit den 1960er Jahren in Deutschland und den Niederlanden (186-187); Antje
Breucking / Maike Giesbert: NiederlandeNet (189); Christoph Meyer / Verena Soldierer: Das
landeskundliche Schulprojekt (190-193).
[184-L] Willems, Helmut; Milmeister, Paul:
Migration und Integration, in: Wolfgang H. Lorig, Mario Hirsch (Hrsg.): Das politische System
Luxemburgs : eine Einführung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 62-92, ISBN: 9783-531-14182-4 (Standort: UB Köln(38)-35A5596)
INHALT: Der Beitrag zur Gesellschaft und Geschichte Luxemburgs liefert einen Überblick über
den Aspekt der Migration und Integration. Dazu werden eingangs sozialwissenschaftliche
Konzepte und Diskurse zu dem Untersuchungsgegenstand vorgestellt. Auf dieser Grundlage
werden im Anschluss empirische Befunde für den Zeitraum 1871 bis 2006 zu folgenden
Punkten präsentiert: (1) die Geschichte der Migration (Emigration im 19. Jahrhundert, Immigration im 20. Jahrhundert, die Einwanderungswellen der Deutschen, Italiener und Portugiesen, die heutige multiethnische Zusammensetzung der Gesellschaft), (2) die Großregion als
transnationaler Raum für Grenzgänger, Pendler sowie Einkaufstouristen und die Auswirkungen auf den luxemburgischen Arbeitsmarkt, (3) Immigration, Integration und Politik (Entwicklung der Immigrationspolitik, Arbeitsgenehmigung für Immigranten, Asylbewerber,
Flüchtlinge, illegale Einwanderer, Organismen und Vereine für Immigranten, politische Partizipation), (4) die gesellschaftlichen Konsequenzen der Migration (soziale Unterschichtung,
Entstehung einer neuen internationalen Oberschicht, Parallelgesellschaften und die Frage der
Integration, Identität und Identifikation, Wahlrecht für Migranten, das Problem der Sprachenvielfalt, Bildungsproblem) sowie (5) die Zukunft der Migration in Luxemburg. Der vorherrschende soziale Frieden bedeutet nach Ansicht der Autoren nicht, dass Luxemburg allen Bürgern Gleichheit und Demokratie bietet. Luxemburg hat den meisten seiner Immigranten einen
guten Lebensstandard und ökonomische Integration zu bieten. Allerdings ist die gesellschaftliche und kulturelle Integration nicht immer gelungen. Es existieren Ungerechtigkeiten und
negative gesellschaftliche Entwicklungen, die zu ernsten Problemen führen könnten, falls sie
nicht erkannt werden. (ICG2)
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Politische Partizipation
[185-L] Diehl, Claudia; Blohm, Michael:
Die Entscheidung zur Einbürgerung: Optionen, Anreize und identifikative Aspekte, in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 437-464
(Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Existierende Befunde zum Einbürgerungsverhalten in Deutschland weisen auf eine
ungewöhnliche Sonderstellung türkischer Immigranten hin. Obwohl ihre Eingliederung auf
den meisten Assimilationsdimensionen langsamer voran schreitet als die vergleichbarer Gruppen lassen sie sich häufiger einbürgern als diese. Anhand amtlicher Daten wird zunächst die
Entwicklung der Einbürgerungsquoten dargestellt. Danach wird mit den Daten des Mikrozensus und des SOEP gezeigt, dass türkische Einwanderer auch dann eine höhere Einbürgerungsquote aufweisen, wenn Gruppenunterschiede im Anteil der Einbürgerungsberechtigten berücksichtigt werden. Anschließend wird ein 'rechtliches Anreizmodell' der Einbürgerung präsentiert. Es zeigt sich, dass sich die Gruppenunterschiede im Einbürgerungsverhalten sogar
vergrößern, wenn Individualmerkmale kontrolliert werden, die Indikatoren für die rechtlichen
Vor- und Nachteile der Einbürgerung darstellen. Abschließend wird untersucht, welche Rolle
identifikative Aspekte bei der Erklärung gruppenspezifischer Einbürgerungsquoten spielen
könnten. Offenbar steigt nur bei den türkischstämmigen Einwanderern die Einbürgerungsabsicht mit der sozialen Assimilation an. Obwohl diesem Befund derzeit nicht weiter nachgegangen werden kann, deutet er darauf hin, dass die Einbürgerung für Angehörige von Herkunftsnationalitäten mit einem niedrigen Gruppenstatus möglicherweise eine besonders hohe
Attraktivität besitzt." (Autorenreferat)
[186-L] Gosewinkel, Dieter:
West- gegen Osteuropa?: gibt es verschiedene historische Entwicklungspfade der
Staatsangehörigkeit?, in: Dirk Lange (Hrsg.): Migration und Bürgerbewusstsein : Perspektiven
politischer Bildung in Europa, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 27-41, ISBN: 978-3531-15773-3
INHALT: Der Verfasser untersucht die Frage, ob es im Europa des 20. Jahrhunderts entgegengesetzte Entwicklungspfade der Staatsangehörigkeit gab, die den Zugang zu staatsbürgerlichen
Rechten auf Dauer offener bzw. geschlossener ausgestalteten und der Polarität West- und
Osteuropas entsprechen. Eingangs werden Thesen und Gegenthesen zu einem polaren westöstlichen Entwicklungsmodell erörtert. Die Tragfähigkeit dieses polaren Entwicklungsmodells wird im Hinblick auf die Geschichte des Staatsangehörigkeitsrechts kritisch analysiert,
und zwar für den Zusammenhang zwischen Nationskonzept und Erwerbsprinzip der Staatsangehörigkeit. Vor dem Hintergrund eines Vergleichs, der Unterschiede und Gemeinsamkeiten
verdeutlicht, wird abschließend die Frage nach möglichen Konvergenzen der Entwicklung im
Rahmen der europäischen Integration erörtert. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht
die Staatsangehörigkeit, diejenige rechtliche Institution, die über den Einschluss in die staatlich definierte politische Gemeinschaft und damit zugleich über den Zugang zu wesentlichen
Rechten der Staatsbürgerschaft entscheidet. Die Staatsangehörigkeit ist in den meisten
Rechtsordnungen Voraussetzung für die Ausübung der Vereinigungs- und Versammlungs-
144
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
8 Politische Partizipation
freiheit, insbesondere aber des Wahlrechts. Sie allein gewährt das Recht des unbeschränkten
Aufenthalts und den Schutz vor Ausweisung im Falle oppositioneller öffentlicher Betätigung.
(ICG2)
[187-F] Harari, Noemi, LL.M.; Klüver, Urte; Maissen, Thomas, Prof.Dr.; Natour, Elizabeth; OzSalzberger, Fania, Dr.; Saxer, Antoinette, M.A.; Zabel, Christine; Zreik, Raef, LL.M. (Bearbeitung):
Liberalism and republicanism in early modern Europe: concepts of citizenship as a usable
past for today's Israeli-European civic dialogue
INHALT: Globalisation and the crisis of the nation-state inevitably lead to reconsiderations of the
concepts of citizen and citizenship that have so far been pivotal to the modern state. Whether
based on the ethnic concept of ius sanguinis or on the geographic and political concept of ius
soli, citizenship has been the means of inclusion of compatriots and exclusion of foreigners.
Inclusion as well as exclusion refer to shared loyalties, yet such loyalties are increasingly cast
into doubt. The crisis of citizenship is reflected in several current debates both in Europe and
in Israel: Should immigrants acquire the citizenship of their new country and if so, when and
under what conditions? Which prerequisites should people fulfil if they want to become citizens: knowledge of the language, acculturation, loyalty to the state? What if they remain
more loyal to their former home country or to a particular interpretation of religion than to the
institutions of their new country? How far should the boundaries of the EU be extended, i.e.
from which countries should the future European citizens stem? What can be the role of these
European citizens in a supranational democracy without a supranational public sphere based
on a common language? In Israel, the key problem stems from the overlap and partial incongruity between democratic citizenship and Jewish identity, spreading out to questions of Israeli non-Jewish belonging, the "Law of Return" limiting immigration to Jews and their immediate kin, and the thorny politico-theological question of "Who is a Jew?" On the other
hand, the demographic growth among Arab citizens of Israel poses the question whether the
Jewish citizens would one day become a minority in the state of Israel, especially if larger regions with an Arab population were annexed. Moral issues closely follow on the heels of civil
and demographic ones: do Jewish and liberal-democratic values overlap, complement or
clash? How does the complex relationship with Palestinians, both within and without the
State of Israel, affect Israel's liberal-democratic values, as well as its Jewish ideals? In the European context, ethnic groups who had found refuge in the concept and the reification of the
nation state, based on its nation of citizens, are challenged by the possibility that they become
minorities in the states of the future: not only - as we witnessed - Bosnians, Serbs or Croats in
a more narrow, no longer multinational state; but also French, Germans and English in a supranational European Union. Who will - and with which means - guarantee individual and
collective rights in such societies, how will they stick together in solidarity? The Israeli context offers a unique inverted mirror to the European debate: a nation state with a strong ethnic
minority amidst an ongoing state of hostility, forced to deal with supranational challenges in
adverse conditions, and incessantly dealing with its own problems civic and cultural identity.
The current dialogue, or lack of it, between Europe and Israel hinges on these political and
moral issues of citizenship. Yet it is a dialogue that very seldom delves deeper than mediapandered "current affairs". While history looms large in Israeli-European dialogue, it is almost always a history of persecution and victimhood, culminating in the Holocaust, or else a
"cultural history" following the story of Jewish intellectual flourishing in Europe, and its de-
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8 Politische Partizipation
145
mise. Treatment of the common past is seldom conducive to present-day political and moral
issues such as liberty, polity and citizenship. The proposed research aims to fill this gap. The
early modern period has become, in the last decade, a fruitful field for historical inspiration
for present-day reconsiderations of citizenship and political belonging. In the American context, the eighteenth century has been a natural point of departure for modern reassessments,
being the intellectual and political cradle of the American republic. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Europa, Israel
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Heidelberg, Philosophische Fakultät, Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften -ZEGK- Historisches Seminar Lehrstuhl für Neuere Geschichte (Postfach 105760, 69047 Heidelberg)
KONTAKT: Klüver, Urte (Tel. 06221-54-2442, e-mail: urte.kluever@zegk.uni-heidelberg.de)
[188-L] Hermann, Katja:
Palästina in Israel: Selbstorganisation und politische Partizipation der palästinensischen
Minderheit in Israel, (ZMO-Studien, 25), Berlin: Schwarz 2008, 398 S., ISBN: 978-3-87997647-8 (Standort: SLUB Dresden(14)-ML9340H552)
INHALT: "Die palästinensische Zivilgesellschaft innerhalb Israels erfährt seit den 1990er Jahren
eine deutliche Stärkung. Mit der vermehrten Selbstorganisation in Form von Nichtregierungsorganisationen, politischen Parteien und Initiativen, die die Interessen der palästinensischen
Minderheit vertreten und die als Vermittler kollektiver Identität fungieren, verstärkt sich der
Widerstand gegen die strukturelle Diskriminierung der in Israel lebenden palästinensischen
Bevölkerung. Basierend auf Gesprächen mit Aktivistinnen und Aktivisten palästinensischer
Menschenrechtsgruppen, Flüchtlingsvereine, Forschungs- und Kultureinrichtungen, Frauenorganisationen sowie politischer Parteien analysiert das Buch die Hintergründe dieser Entwicklung und untersucht die Themen und Strategien der unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Akteure. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Rolle und dem Einfluss palästinensischer translokaler und transnationaler Beziehungen." (Autorenreferat)
[189-L] Kalekin-Fishman, Devorah; Pitkänen, Pirkko (Hrsg.):
An emerging institution?: multiple citizenship in Europe - views of officials, (Europäische
Hochschulschriften. Reihe 22, Soziologie, Bd. 419), Bern: P. Lang 2008, 269 S., ISBN: 978-3-03911480-1 (Standort: UB Bielefeld(361)-IA723E5I5)
INHALT: "This book presents findings from an ambitious comparative project. The nine chapters
describe results of a theoretically based survey of officials' personal approaches to multiple
citizenships. In this study, members of parliaments, heads of government ministries, officials
in local government and in NGOs disclose how they feel about multiple citizenships and how
they deal with problems that arise. They also discuss their views on education for (multiple)
citizenship and on the evolving relationship of national and regional citizenship. Despite the
similarities in formal governance structures of the countries analysed in this research study
(Finland, France, Germany, Greece, Israel, Portugal, Estonia, the UK), there are deep differences in their state histories, in the mode of their association with the European Union, and
in their national cultures. These have a decisive impact on the types of problems officials are
faced with and on their interpretations of citizenship and sovereignty in the twenty-first centu-
146
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
8 Politische Partizipation
ry. This volume provides a nuanced and comprehensive understanding of how officials view
the dilemmas of citizenship." (author's abstract). Contents: Jussi Ronkainen, Päivi Harinen,
Juhani Rautopuro, Pirkko Pitkänen: Expanding the Sphere of Citizenship: The Case of Finland (41-78); Didier Le Saout, Aissa Kadri: Public Authorities in France and Social Representations of Dual Nationality (79-90); Yvonne Schröter, Christoph Mengelkamp, Reinhold
Jäger: Key Concept Multiculturalism: Survey of Elites on Dual Citizenship in Germany (91126); Haris Athanasiadis, Costas Zafeiropoulos, Nikos Marantzidis: Opinion Survey among
National Policy Makers and Authorities in Greece (127-154); Devorah Kalekin-Fishman: Uncertainties about the Meaning of Dual Citizenship among Israeli Policy Makers (155-186);
Maria Ramos, Ana Teixeira: Dual Citizenship, Governance and Education: Survey among
National Policy Makers and Authorities in Portugal (187-222); Elizabeth Smit, Gajendra K.
Verma: Dual Citizenship in the United Kingdom: Policy Makers' Views on Political, Legal,
Socio-Economic and Education Issues (223-242); Päivi Toropainen, Päivi Harinen, Juhani
Rautopuro, Konstantinos Tsitselikis: Between the Old and the New: Different Perspectives on
Dual Citizenship and European Citizenship (243-269).
[190-F] Kissau, Kathrin, M.A.; Seveker, Marina, Dr.; Murt, Bengü, M.A. (Bearbeitung); Hunger,
Uwe, Dr. (Leitung):
Das Politische Potential des Internet. Die virtuelle Diaspora der Migranten aus Russland
und der Türkei in Deutschland
INHALT: Das Forschungsprojekt untersucht die politischen Aktivitäten, die Migranten in
Deutschland im Internet entfalten. Dabei gilt das Forschungsinteresse der Vernetzung und der
Online-Beteiligung an politischen Prozessen sowohl im Herkunftsland der Migranten als auch
im Aufnahmeland. Exemplarisch soll dies anhand der Migranten aus Russland und der Türkei
in Deutschland untersucht werden. Zentrale Frage ist dabei, inwiefern das Internet die bereits
bekannten politischen Aktivitäten von Migranten aus der Diaspora heraus verändert. Erleichtert das Internet lediglich den Kommunikations- und Informationsfluss zwischen den Mitgliedern der Diaspora oder bekommen die Aktivitäten eine ganz neue Qualität, weil neue Einflusswege erfolgreich genutzt werden? Welche Einwirkungen auf das politische Geschehen
im Herkunftsland und im Aufenthaltsland sind feststellbar, wie vollziehen sie sich und welche
Folgen haben sie? Weitere Informationen sind auf der Projekthomepage unter: ppi.uni-muenster.de/ abrufbar. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Die zentralen Forschungsfragen des Projektes, welche Potentiale das Internet für
Migranten und ihre Selbstorganisation in Diaspora-Gemeinschaften entfalten kann, welche
daraus resultierenden Einflüsse auf politische Ereignisse im Herkunftsland zu erkennen sind
und in welchem Verhältnis sie zu Offline-Geschehen im aktuellen Aufenthaltsland stehen,
sollen an zwei zahlenmäßig besonders relevanten Zuwanderergruppen in Deutschland untersucht werden, nämlich an türkisch/ kurdischen Migranten und an Migranten aus Russland.
Die methodische Vorgehensweise des Projektes besteht aus vier Schritten: 1. Die Erfassung
von möglichst vielen und möglichst relevanten Internetseiten sowohl der türkisch/ kurdischen
als auch der russischen Diaspora mit dem Ziel, einen Überblick über die Grundstruktur des
Internetangebots zu gewinnen und erste Kategorien zu bilden. 2. Die vertiefende Inhaltsanalyse von zehn Seiten mit primärem Politikbezug mit dem Ziel, das politische ethnische Internet
beider Gruppen zu charakterisieren, Themen, Argumente und Vernetzungen offenzulegen. 3.
Die Durchführung einer Anbieter- und Nutzerbefragung über die Motive, Ziele und wahrgenommene Erfolge der Internetnutzung einerseits und der Verbindung zwischen den Netzakti-
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8 Politische Partizipation
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vitäten und Offline-Engagement andererseits mit dem Ziel, Förderungen und Hemmnisse politischer Aktivitäten zu erkennen. 4. Die Interpretation der in den vorangegangen Schritten
gesammelten Daten kombiniert mit einem Vergleich der beiden untersuchten Gruppen mit
dem Ziel, abschließende Thesen über das politische Potential des Internet für Migranten zu
gewinnen und Handlungsempfehlungen auch für politische Entscheidungsträger zu erarbeiten. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert
(Stichprobe: 400; Webseitenanalyse; Auswahlverfahren: total). Standardisierte Befragung,
schriftlich (Stichprobe: 300; Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion und der Türkei; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Kissau, Kathrin; Hunger, Uwe: Politische Sphären von Migranten
im Internet. Internet Research, Bd. 34. München: R. Fischer 2009 (in Vorbereitung).+++Hunger, Uwe; Kissau, Kathrin: Politics 2.0. Special edition of the German policy studies. 2008 (in
preparation).+++Kissau, Kathrin: Ethnische Sphären im Internet. in: Müller, Marion; Zifonun, Darius (Hrsg.): Ethnowissen. Soziologische Beiträge zu ethnischer Differenzierung und
Migration. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008 (in Vorbereitung).+++Hunger, Uwe;
Kissau, Kathrin: The internet as a means of studying transnationalism and diaspora? in: Faist,
Thomas; Bauböck, Rainer; Romanos, Eduardo (eds.): Diaspora and transnationalism. Concepts, theories and methods. Amsterdam: IMISCOE-Amsterdam Univ. Pr. 2008 (in print).
ARBEITSPAPIERE: Kissau, Kathrin: Zugang zur politischen Öffentlichkeit finden
Deutschtürken (nur) im Internet. Ergebnisse einer Onlinebefragung. PPI Working Paper, 9.
Münster: Univ., Inst. für Politikwissenschaft 2008, 10 S. (Download unter: ppi.uni-muenster.de/Materialien/workingpaper_9.pdf ).+++Murt, Bengü: "Sanal Dünya" - Die politische Internetsphäre der Deutschtürken. PPI Working Paper, 8. Münster: Univ., Inst. für Politikwissenschaft 2008, 25 S. (Download unter: ppi.uni-muenster.de/Materialien/workingpaper8.pdf ).
+++Kissau, Kathrin; Hunger, Uwe: The Internet as a means of studying Diaspora and transnationalism? PPI Working Paper, 7. Münster: Univ., Inst. für Politikwissenschaft 2008, 19 S.
(Download unter: ppi.uni-muenster.de/Materialien/workingpaper7.pdf ).+++Düvel, Caroline:
Lokal - Translokal - Digital. Kommunikative Vernetzungsprozesse junger russischer Migranten in Deutschland via digitaler Medien. PPI Working Paper, 6. Münster: Univ., Inst. für Politikwissenschaft 2008, 11 S. (Download unter: ppi.uni-muenster.de/Materialien/workingpaper
_6.pdf ).+++Kissau, Kathrin: Politische Internetnutzung von Migranten aus der ehemaligen
Sowjetunion. PPI Working Paper, 5. Münster: Univ., Inst. für Politikwissenschaft 2007, 15 S.
(Download unter: ppi.uni-muenster.de/Materialien/workingpaper_5.pdf ).+++Seveker, Marina: Der Charakter des politisch geprägten Webs postsowjetischer Migranten in Deutschland.
PPI Working Paper, 4. Münster: Univ., Inst. für Politikwissenschaft 2007, 28 S. (Download
unter: ppi.uni-muenster.de/Materialien/Workingpaper_4.pdf)+++Smitten, Susanne in der:
Chancen und Probleme politischer Online-Partizipation. PPI Working Paper, 3. Münster:
Univ., Inst. für Politikwissenschaft 2007, 10 S. (Download unter: ppi.uni-muenster.de/Materialien/workingpaper_3.pdf )+++Schlicht, Daniela: Zwischen religiöser Unterweisung und
modernem Marketing: Die Websites der türkischen Migrantenselbstorganisationen DITIB
und MILLI GÖRÜS im Vergleich. PPI Working Paper, 2. Münster: Univ., Inst. für Politikwissenschaft 2007, 8 S. (Download unter: ppi.uni-muenster.de/Materialien/workingpaper
_2.pdf ).+++Kissau, Kathrin; Smitten, Susanne in der; Hunger, Uwe: Politisches Potential des
Internet: die virtuelle Diaspora der Migranten aus Russland und der Türkei in Deutschland
(Projektskizze). PPI Working Paper, 1. Münster: Univ., Inst. für Politikwissenschaft 2007, 7
S. (Download unter: ppi.uni-muenster.de/Materialien/workingpaper_1.pdf ).
ART: BEGINN: 2007-04 ENDE: 2008-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Fritz Thyssen Stiftung
148
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
8 Politische Partizipation
INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft (Scharnhorststr. 100, 48151 Münster)
KONTAKT: Kissau, Kathrin (Tel. 0251-8329943, e-mail: kissau@uni-muenster.de)
[191-L] Kraler, Albert; Sohler, Karin:
Active civic participation of immigrants in Austria: country report prepared for the
European research project POLITIS, Oldenburg 2005, 82 S. (Graue Literatur;
www.uni-oldenburg.de/politis-europe/download/Austria.pdf)
INHALT: Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklungen im Kontext der Migrationsgeschichte Österreichs analysieren die Verfasser die am meisten diskutierten Probleme der
Einwanderung und deren institutionellen Rahmen. Durch den wachsenden Anteil der österreichischen Staatsbürger mit Migrationshintergrund lässt sich eine sichtbare Zunahme des Interesses der politischer Parteien an dieser Gruppe als potentielle Wähler feststellen. Bis zum Anfang der 1990er Jahre gestaltete Österreich seine Migrationspolitik ausschließlich auf der Basis wirtschaftlicher Überlegungen. Die sich verändernden Muster der Migration und der große
Zustrom infolge des Zusammenbruchs Jugoslawiens und des Falls des 'Eisernen Vorhanges'
sowie die Dynamik der Anzahl der Asylbewerber aus den Ländern der 'Dritten Welt' führten
zu einer zunehmenden Politisierung der Einwanderungsproblematik. Die Regierung hat versucht, die Migration drastisch zu reduzieren. Jährliche Einwanderungsquoten sind eingeführt
worden. Dadurch ist auch die Situation der Migranten im Lande beeinträchtigt worden. Zur
Bewältigung dieses Problems ist 1997 das Prinzip der "Konsolidierung des Wohnsitzes" eingeführt worden, was einen Schutz vor Ausweisung für langfristig im Land wohnende Angehörige anderer Staaten gewährleistet hat. Die Verfasser diagnostizieren einen Ausschluss der
Migranten von den formellen Kanälen politischer Partizipation. Dieser umfasst auch den beruflichen Bereich. Umfragen zufolge sind Migranten an politischer Partizipation sehr interessiert, insbesondere am Arbeitsplatz. Die empirische Politikforschung beschäftigt sich überwiegend mit den Mustern politischer Teilnahme und des Wahlverhaltens sowie mit den politischen Präferenzen der Einheimischen. Die steigende Anzahl der Einbürgerungen hat aber die
Struktur der Wählerschaft deutlich verändert: Die Österreicher mit Migrationshintergrund
sind zu einer bedeutenden Wählergruppe geworden. Daher ist das Interesse an der politischen
Teilnahme der Migranten gewachsen. Die meisten Untersuchungen zum Thema sind deskriptive Fallstudien. Die bestehende Forschung zur staatsbürgerlichen Teilnahme von Migranten
hat mehrere Defizite, wie z.B. den Mangel von Vergleichbarkeit und theoretischem Fundus.
Die Anwendung der Netzwerk-Analyse, des Sozialkapitalkonzepts sowie die transnationalen
Vergleiche werden als vielversprechende Richtungen für künftige Forschung auf diesem Gebiet angesehen. (ICF2)
[192-L] Münz, Rainer:
Migration in Europa: Rückblick auf das 20. Jahrhundert, Ausblick auf das 21. Jahrhundert
; Konsequenzen für die politische Integration, in: Dirk Lange (Hrsg.): Migration und
Bürgerbewusstsein : Perspektiven politischer Bildung in Europa, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 17-26, ISBN: 978-3-531-15773-3
INHALT: Der Verfasser stellt in seinem Rückblick auf das 20. Jahrhundert fest, dass Europa bis
in die 1950er Jahre die Weltregion mit der größten Auswanderung war. Erst seither überwiegt
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
8 Politische Partizipation
149
die Zuwanderung. Die demographische Entwicklung der letzten Jahre, so der Autor, macht
zweierlei klar: Zum einen wächst in Europa die Zahl der Staaten, in denen mehr Menschen
sterben als Kinder zur Welt kommen. Dadurch schrumpft zumindest die einheimische Bevölkerung. Ob die Einwohnerzahl zukünftig insgesamt schrumpft, hängt somit sehr wesentlich
vom Ausmaß der Zuwanderung ab. Zum anderen haben inzwischen fast alle Länder Westund Mitteleuropas mehr Zuwanderung als Abwanderung. Dadurch wachsen Zahl und Anteil
der zugewanderten Bevölkerung. Beide Entwicklungen zusammen führen dazu, dass die Bevölkerungen in vielen Ländern Europas nicht bloß durch die demographische Alterung "ergrauen", sondern zugleich durch Zuwanderung ethnisch, kulturell und religiös heterogener
und damit "bunter" werden. Dadurch stellen sich Fragen der Zugehörigkeit neu. Es geht aus
dieser Perspektive wachsender Heterogenität einerseits um Staatsbürgerschaft im engeren
Sinne, also staatsrechtliche Zugehörigkeit und politische Rechte. Zum anderen geht es um
Fragen zukünftiger gemeinsamer (oder getrennter) Identität, des kulturellen Selbstverständnisses und der zivilgesellschaftlichen Zugehörigkeit. Es wird gezeigt, dass bei beträchtlicher
Zuwanderung eine Diskrepanz zwischen Wohnbevölkerung und Stimmberechtigten entsteht.
Dies ist problematisch, weil sich die Legitimität demokratischer Willensbildung aus der Repräsentation der von ihr dauerhaft Betroffenen begründet. Grundsätzlich bieten sich zwei
Wege an, um dieses demokratische Defizit zu überwinden: einerseits die Erleichterung des
Zugangs zur Staatsbürgerschaft und andererseits der Abbau des Gefälles zwischen Inländern
und Ausländern durch Ausweitung staatsangehörigkeitsneutraler Rechte. Es wird die These
vertreten, dass diese beiden Wege zur politischen Integration keine einander ausschließenden
Alternativen sind, sondern in den meisten Ländern Westeuropas gleichzeitig beschritten wurden. Mit Blick auf die Entwicklung von Bevölkerung, Wirtschaft und Gesellschaft geht der
Autor der Frage nach, wie Zuwanderer zukünftig besser integriert werden können. Eine stärkere rechtliche Gleichstellung niedergelassener Migranten hat aber zur Folge, dass es für Immigranten bzw. für deren Kinder weniger Anreize zur Einbürgerung gibt. Etlichen erscheint
dann ein Wechsel der Staatsbürgerschaft entbehrlich. Dies lässt sich anhand der besonders
niedrigen Einbürgerungsraten von Westeuropäern illustrieren, die als Unionsbürger in anderen EU-Mitgliedsstaaten leben. Dennoch gilt: In den meisten europäischen Staaten bestehen im Vergleich zu den traditionellen Einwanderungsländern in Übersee - noch immer erkennbare Hürden für die Einbürgerung und damit für die politische Integration. (ICG2)
[193-L] Ramos, Maria; Teixeira, Ana:
Dual citizenship, governance and education: survey among national policy makers and
authorities in Portugal, in: Devorah Kalekin-Fishman, Pirkko Pitkänen (Hrsg.): An emerging
institution? : multiple citizenship in Europe - views of officials, Frankfurt am Main: P. Lang,
2008, S. 187-222, ISBN: 978-3-03-911480-1 (Standort: UB Bielefeld(361)-IA723E5I5)
INHALT: Seit den 1980er Jahren lastet durch (wirtschaftliche) Globalisierung, Migrantenströme
nach dem Wegfall des Eisernen Vorhangs und dem Ende des Kalten Krieges sowie den Aufbau von transnationalen (politischen) Strukturen ein Anpassungsdruck auf dem Nationalstaat,
der auch das traditionelle Verständnis von Staatsbürgerschaft und -angehörigkeit und sozialer
Integration von "Fremden" gehörig in Bewegung gebracht hat. Neue Konzeptionen von
Staatsbürgerschaft oder mehrfacher Staatsangehörigkeit jenseits der alten Dichotomie von
"Bürgern" und "Ausländern" werden weltweit diskutiert. Der vorliegende Beitrag zeigt an
Hand der Ergebnisse einer international vergleichenden Studie (Befragung von politischen
und anderen Führungskräften) zum Staatsangehörigkeitsrecht in sieben EU-Mitgliedsstaaten
150
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(Finnland, Frankreich, Bundesrepublik Deutschland, Griechenland, und Großbritannien) und
Israel für die portugiesischen Verhältnisse, dass und wie die Regierung seit 1996 verschiedenen Gesetzesvorlagen eingebracht hat, mit denen die Rechte von Emigranten verbessert wurden. Eingegangen wird auch die Versuche zur politischen Bildung und "Aufklärung" der Bevölkerung darüber, was es heißt, in einer multikulturellen Gesellschaft zu leben. (ICA)
[194-L] Ronkainen, Jussi; Harinen, Päivi; Rautopuro, Juhani; Pitkänen, Pirkko:
Expanding the sphere of citizenship: the case of Finland, in: Devorah Kalekin-Fishman, Pirkko
Pitkänen (Hrsg.): An emerging institution? : multiple citizenship in Europe - views of officials,
Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 41-77, ISBN: 978-3-03-911480-1 (Standort: UB
Bielefeld(361)-IA723E5I5)
INHALT: Mehrfache Staatsbürgerschaft ist eine Möglichkeit, den Herausforderungen sich internationalisierender Gesellschaften bzw. einer sich globalisierenden Welt zu begegnen. Der
vorliegende Beitrag zeigt an den Ergebnissen einer international vergleichenden Studie von
sieben EU-Mitgliedsstaaten (Finnland, Frankreich, Bundesrepublik Deutschland, Griechenland, Portugal und Großbritannien) und Israel für das Bezugsland Finnland, dass und wie sich
die Vorstellung "Finne zu sein" seit Finnlands Eintritts in die EU 1995 pluralisiert hat. Die
rechtlich mögliche mehrfache Staatsbürgerschaft wird mit ihren Vor- und Nachteilen, wie sie
sich in den Meinungen und Stellungnahmen von Parlamentsabgeordneten, Ministerialbeamten, Kommunalpolitikern und nichtstaatlichen Organisationen (n=97) zeigt, dargestellt und
kommentiert. "Staatsbürgerschaft" bezieht sich in Finnland nicht nur auf den rechtlichen Status, sondern umfasst auch die politische, ökonomische und kulturelle Mitgliedschaft in der
finnischen Gesellschaft. Gefragt wird auch nach den Erfordernissen der politischen Bildung
bzw. Staatsbürgerkunde, um den Herausforderungen zu begegnen, die multikulturelle Gesellschaften bzw. die fortschreitende Integration der EU für Bürger und Politik mit sich bringen.
(ICA)
[195-F] Ruhs, Daniela, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Simon, Bernd, Prof.Dr. (Leitung):
Politisierung kollektiver Identität
INHALT: 1. Projektphase (10.2004-09.2006): Das übergeordnete Ziel des Forschungsprojekts
besteht darin, das von Simon und Klandermans (2001) vorgeschlagene sozialpsychologische
Modell zur Politisierung kollektiver Identität einer empirischen Prüfung zu unterziehen. Das
Modell umfasst wichtige konzeptuelle Komponenten, die ihrerseits in bewährten sozialpsychologischen Forschungstraditionen verankert sind (insbesondere in der Identitäts-, Gerechtigkeits-, Attributions- und Protestforschung), es verbindet diese Komponenten jedoch in innovativer Weise zu einer Gesamtkonzeption, deren empirische Tragfähigkeit es noch zu überprüfen gilt. Das Arbeitsprogramm besitzt drei Schwerpunkte: 1. Überprüfung der Modellannahmen hinsichtlich der notwendigen Politisierungsschritte; 2. Untersuchung der Rolle von
Identitäts-Unternehmern und 3. Untersuchung des Zusammenwirkens unterschiedlicher Identitätsebenen. 2. Projektphase (Beginn: 01.2009 siehe Projekt: Sozialpsychologische Determinanten kollektiver Politisierung: Zur Rolle dualer Identifikation).
METHODE: Durchgeführt wurden 5 Laborexperimente und eine umfangreiche Feldstudie (Fragebogenstudie) mit zwei Erhebungszeitpunkten im Kontext der Politisierung von türkischen
Immigranten in Deutschland (noch nicht abgeschlossen). Die Kombination von Laborexperi-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
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menten und Feldstudie mit Längsschnittdesign erlaubt die Identifizierung kausaler Zusammenhänge sowie kumulativer und reziproker Effekte. DATENGEWINNUNG: 5 Experimente
(Stichprobe: je ca. 100; Studierende; Auswahlverfahren: Zufall). Standardisierte Befragung,
schriftlich (Stichprobe: 400; in Deutschland lebende Personen mit türkischem Migrationshintergrund; Auswahlverfahren: Zufall bzw. Schneeball). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des
Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Simon, B.; Ruhs, D.: Identity and politicization among Turkish
migrants in Germany: The role of dual identification. in: Journal of Personality and Social
Psychology (in press).
ART: BEGINN: 2004-10 ENDE: 2006-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Kiel, Philosophische Fakultät, Institut für Psychologie Arbeitseinheit
Sozialpsychologie, Evaluation und Forschungsmethoden (Olshausenstr. 62, 24118 Kiel)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0431-880-2976, e-mail: simon@psychologie.uni-kiel.de)
[196-L] Saout, Didier Le; Kadri, Aissa:
Public authorities in France and social representations of dual nationality, in: Devorah
Kalekin-Fishman, Pirkko Pitkänen (Hrsg.): An emerging institution? : multiple citizenship in
Europe - views of officials, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 79-90, ISBN: 978-3-03-9114801 (Standort: UB Bielefeld(361)-IA723E5I5)
INHALT: Der vorliegende Beitrag zeigt an Hand der Ergebnisse einer international vergleichenden Studie zum Staatsangehörigkeitsrecht in sieben EU-Mitgliedsstaaten (Finnland, Frankreich, Bundesrepublik Deutschland, Griechenland, Portugal und Großbritannien) und Israel
für Frankreich, das die doppelte Staatsbürgerschaft von den meisten Politikern und Behörden,
die mit dieser Frage befasst sind, faktisch anerkannt ist. Dieser Befund kontrastiert mit den
heftigen Kontroversen, die in der französischen Öffentlichkeit in den letzten zwei Dekaden
um die Integration von Ausländern bzw. die Gewährung der Staatsangehörigkeit für Ausländer geführt worden sind. Dieser öffentliche Druck hat im relativ liberalen Frankreich - weitgehend im Einklang mit EU-Richtlinien - zu einer zum Teil recht restriktiven Gesetzgebung
bei der Einbürgerung von Ausländern geführt. So sehen sich heute junge, in Frankreich geborene Algerier, die bis Mitte der 1980er Jahre automatisch die französische Staatsangehörigkeit besaßen, mit bestimmten Auflagen und der Möglichkeit von Abschiebungen konfrontiert.
(ICA)
[197-L] Sener, Tulin:
Civic engagement of Turkish youth in Germany, in: Journal of social science education, 2007,
H. 2, S. 59-66 (www.sowi-onlinejournal.de/2007-2/pdf/sener_civic_engagement.pdf)
INHALT: "The recent growth of interest in children's participation in civic life, partly reflected in
and stimulated by the UN Convention on the Rights of the Child (CRC), has led to concerns
about how to facilitate the involvement and participation of young people in public life and in
the public policy process. Young people are fully capable of involvement in community assessment, planning and decision making. Research around the world shows that they gravitate
naturally to a purposeful engagement with their surroundings and have strong feelings about
the local environments they use everyday. Particularly, living in a foreign cultural context re-
152
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
8 Politische Partizipation
quires more involvement in order to accommodate to the culture. Turkish children and young
people living in Germany are dealing with many problems, including their civic engagements.
In this research, 40 pre-adolescents were interviewed in order to investigate their cultural participation in Germany. In-depth-interviews are done and analysed. Results show that the
young people have a strong wish to be listened, particularly on issues directly affecting their
daily lives and activities, their education, school and the environment they live. In this article
the results will be discussed and examples will be given." (author's abstract)
[198-L] Smith, Elizabeth; Verma, Gajendra K.:
Dual citizenship in the United Kingdom: policy makers' views on political, legal, socioeconomic and education issues, in: Devorah Kalekin-Fishman, Pirkko Pitkänen (Hrsg.): An
emerging institution? : multiple citizenship in Europe - views of officials, Frankfurt am Main: P.
Lang, 2008, S. 223-242, ISBN: 978-3-03-911480-1 (Standort: UB Bielefeld(361)-IA723E5I5)
INHALT: Doppelte Staatsangehörigkeit war bis zu den Anschlägen von 11. 9. 2001 eine faktisch
und historisch unbestrittene Institution mit breitem Konsens unter allen relevanten politischen
Entscheidungsträgern. Der vorliegende Beitrag zeigt an Hand der Ergebnisse einer international vergleichenden Studie zum Staatsangehörigkeitsrecht in sieben EU-Mitgliedsstaaten
(Finnland, Frankreich, Bundesrepublik Deutschland, Griechenland) und Israel für die britischen Verhältnisse das gegenwärtige (Stand 2004) Meinungsklima zu diesen Themen. Eingegangen wird bei der Befragung auf Sachverhalte und Konzepte wie Multikulturalismus, doppelte und mehrfache Staatsangehörigkeit, Programme von politischer Bildung zur Bekämpfung von Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit und Konzeptionen zur ökonomischen, politischen und kulturellen Integration von Zuwanderern und Ausländern. Als gering zu bezeichnen sind jedoch die Bemühungen zur Förderung einer europäischen Identität und Bürgerschaft. (ICA)
[199-L] Vogel, Dita:
Migration und aktive Bürgerschaft, in: Dirk Lange (Hrsg.): Migration und Bürgerbewusstsein :
Perspektiven politischer Bildung in Europa, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 42-49,
ISBN: 978-3-531-15773-3
INHALT: Die Verfasserin geht davon aus, dass Zuwanderung nicht nur als Bedrohung und Herausforderung, sondern auch als Chance und Bereicherung angesehen werden soll. Diese
grundsätzlichen Erkenntnisse werden inzwischen in der deutschen Politik auf allen Ebenen
propagiert. Anknüpfend an diese Erkenntnis werden einige Grundgedanken des europäischen
Forschungsprojekts POLITlS vorgestellt, das nach solchen Chancen in zwei Bereichen systematisch sucht: Welches Potential bieten außereuropäische Zuwanderer für die Europäische
Integration? Ohne enge primäre Bindungen an einen Nationalstaat könnten Einwanderer
leichter eine Zugehörigkeit zu einem durch Diversität geprägten Europa entwickeln als zu einem Nationalstaat. Welches Potential bieten Zuwanderer für die Zivilgesellschaft in den europäischen Gesellschaften? Theoretische Überlegungen sprechen dafür, dass das gesellschaftliche Engagement von Zuwanderern niedriger ist, als es sein kann, weil sie auf weniger Gelegenheiten treffen. Auch wenn es dazu noch keine gesicherten empirischen Erkenntnisse gibt,
so die Autorin, soll damit eine Denkanregung für zwei Bereiche verbunden werden: Die Integrationspolitik soll sich fragen, ob sie nicht Integrationspotentiale verschenkt, wenn sie Euro-
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8 Politische Partizipation
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pa als Identifikationsangebot ausklammert. Die politische Bildung soll sich fragen, was Funktionsträger in Institutionen der Mehrheitsgesellschaft brauchen, um die produktiven Potentiale
von Zuwanderern für die Zivilgesellschaft zu erkennen und einzubeziehen. (ICG2)
[200-L] Worbs, Susanne:
Die Einbürgerung von Ausländern in Deutschland, (Working Paper der Forschungsgruppe des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, 17), Nürnberg 2008, 48 S. (Graue Literatur;
www.bamf.de/cln_101/nn_443728/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/
WorkingPapers/wp17-einbuergerung.html)
INHALT: "Nach einer Einführung werden die wichtigsten Rechtsgrundlagen gemäß des Staatsangehörigkeitsgesetzes (StAG) und weiterer gesetzlicher Regelungen erläutert (Abschnitt 2). Es
folgt eine Darstellung der verwendeten Datenquellen aus der amtlichen Statistik und der empirischen Sozialforschung, sowie ein Abriss der sozialwissenschaftlichen Forschung zur Einbürgerung (Abschnitt 3). Die Abschnitte 4 (Entwicklung der Einbürgerungszahlen), 5 (Bestand und Strukturmerkmale von Eingebürgerten) und 6 (Mehrstaatigkeit) sind der Analyse
der entsprechenden amtlichen Daten gewidmet. Im Abschnitt 7 werden Erkenntnisse zu Einbürgerungsabsichten und -motiven von Ausländern dargestellt, unter anderem anhand von
Daten des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP) und der vom Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge durchgeführten Repräsentativbefragung 'Ausgewählte Migrantengruppen in
Deutschland 2006/2007' (RAM). Das achte und letzte Unterkapitel befasst sich - im Sinne des
Verständnisses von Integration als einem zweiseitigen Prozess - mit Einstellungen in der einheimischen deutschen Bevölkerung zur Einbürgerung von Ausländern." (Textauszug)
9
Migrantenorganisationen und soziale Partizipation
[201-F] Aksünger, Handan, M.A. (Bearbeitung):
Die Funktion alevitischer Migrantenorganisationen in der zivilgesellschaftlichen Integration
in Deutschland und den Niederlanden
INHALT: Im Rahmen der Promotionsarbeit soll die Funktion von alevitischen Migrantenselbstorganisationen als zivilgesesellschaftliche Akteure im Integrationsprozess in Deutschland und
in den Niederlanden aus einer vergleichenden ethnologischen Perspektive untersucht werden.
In diesem Zusammenhang sollen auch die Unterschiede in der Wahrnehmung und Bewertung
solcher Integrationsprozesse herausgearbeitet werden, sowohl aus der Sicht der beiden aufnehmenden Gesellschaften als auch aus der Perspektive der jeweiligen alevitischen Migrantengruppen. Durch die Ausdifferenzierung der Untersuchung in eine soziokulturelle, politisch-rechtliche, ökonomische und religiöse Ebene können Aufschlüsse darüber gewonnen
werden, auf der Basis welcher Vorstellungen die alevitischen Migranten sowie die sie aufnehmenden Staaten das 'Fremde' jeweils konzeptualisieren. Grundsätzlich kann hierbei von der
Annahme ausgegangen werden, dass die Fähigkeit einer spezifischen Gruppe, Fremde in ihre
Weltanschauung zu integrieren, gleichzeitig eine notwendige Vorbedingung für Integration
darstellt, insbesondere wenn sich für eine spezifische Gruppe das Fremde im Migrationskontext in Form einer aufnehmenden Gesellschaft darstellt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Niederlande
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
9 Migrantenorganisationen und soziale Partizipation
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Münster, Graduiertenkolleg "Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart - Deutschland und die Niederlande im Vergleich" (Alter Steinweg 6-7, 48143 Münster)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0251-83-28553, e-mail: handan.aksuenger@uni-muenster.de)
[202-L] Apitzsch, Ursula; Kontos, Maria (Hrsg.):
Self-employment activities of women and minorities: their success or failure in relation to
social citizenship policies, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 220 S., ISBN: 978-3-81003448-9 (Standort: UB Duisburg(464)-01/OKL/1110+1)
INHALT: "The discussion on new forms of non-privileged self-employment of women and minorities is usually divided into separate discourses on women's opportunities on the one hand
and ethnic business on the other. The focus in the discussion about the special resources of
migrant entrepreneurship has been above all on the assumed collective traditions of ethnic
business and not on the individual emancipative resources of the self-employed. This book
has brought the two discourses together. While women and migrants are most vulnerable to
social exclusion on the labour market, at the same time they are subjects of unrecognized resources for self-employment that have to be taken into account under the special conditions of
social citizenship policies in the European Union." (author's abstract). Contents: Methods and
contexts: Ursula Apitzsch, Maria Kontos: Social exclusion and self-employment in European
societies: An introduction (9-11); Ursula Apitzsch, Lena Inowlocki, Maria Kontos: The method of biographical policy evaluation (12-18); Maria Kontos: Socio-economic contexts of
self-employment(19-34); Floya Anthias, Maria Kontos, Feiwel Kupferberg, Gabriella Lazaridis / Suzanne Mason, Skevos Papaioanno, Walter Privitera: Arenas of policy making (35-46);
Dimensions of European diversity in non-priviledged self-employment: Ursula Apitzsch, Maria Kontos: Preface (47-48); Maria Kontos: The biographical embeddedness of women's selfemployment - Motivations, strategies and policies (49-75); Maria Liapi, Maria Kontos: Selfemployment, autonomy and empowerment against patriarchal family structures (76-86); Elisabetta Della Corte, Walter Greco, Walter Privitera: Clientelism and family spirit. Some notes
on self-employment policy in Calabria (87-96); Floya Anthias, Nishi Mehta: Gender, the family and self-employment: Is the family a resource for migrant women entrepreneurs? (97107); Suzanne Mason: Collective self-employment of migrant women in Sweden. Biographical projects and policy measures (108-128); Ursula Apitzsch: Gendered professional strategies in self-employment (129-144); Feiwel Kupferberg: Migrant men and the challenge of
entrepreneurial creativity (145-157); Gabriella Lazaridis: Highly educated and/or skilled migrants from third countries and self-employment in Greece: a comparison between men's and
women's experiences (158-169); Skevos Papaioannou, Giorgios Tsiolis, Nikos Serdedakis:
Pontian newcomers in Greece (170-194).
[203-L] Dünzelmann, Anne E.:
Von der Yayla zum Kleingarten: Kleingärten - Räume der Integration und Akkulturation
für Zugewanderte?, Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2007, 115
S., ISBN: 978-3-88939-903-8 (Standort: TUB Berlin(83)-GAR1.88Af9149)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
9 Migrantenorganisationen und soziale Partizipation
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INHALT: "Wie erklärt es sich, dass die spezifisch deutsche Schrebergarten-Kultur heute als Ort
der Integration und Akkulturation gesehen werden kann? Seit der Gastarbeitermigration in
den 1960er Jahren partizipierten besonders türkische MigrantInnen mit ihrem Hintergrund der
Yaylakultur am System organisierter und nichtorganisierter Kleingärten. Später engagierten
sich ebenso auch Zuwanderer aus Osteuropa sowie Asylsuchende und Flüchtlinge. In der Folge entstanden um 1996 erste interkulturelle Gartenanlagen - ohne das in den traditionellen
Kleingartenvereinen übliche Regelwerk. Beide Vereinsformen stellen inzwischen beispielhaft
gewordene Räume der Integration, Multikulturalität und Neuverwurzelung dar. In vorliegender Studie werden diese Prozesse anhand von einzelnen Vereinen in unterschiedlichen Regionen exemplarisch aufgezeigt." (Autorenreferat)
[204-L] Faßler, Manfred:
Globalisierung und Geosozialität, in: Herbert Willems (Hrsg.): Lehr(er)buch Soziologie : für die
pädagogischen und soziologischen Studiengänge. Bd. 1, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2008, S. 455-485, ISBN: 978-3-531-14977-6
INHALT: "Wann immer in den letzten Jahren über die ökonomischen, politischen und kulturellen
Zukünfte von Gesellschaften gesprochen wurde, fiel das Wort Globalisierung. Es ist heute ein
offensichtlich empiriebezogener, aber auch globaler' Schlüsselbegriff und ein Schlagwort,
nicht nur in den Sozial- und Kulturwissenschaften, sondern auch im Alltagsdiskurs. In diesem
Beitrag werden einige Fragen nach den sozialen Organisationslogiken mit Globalisierung verbundener Prozesse gestellt. Die Empirie der Globalisierungsprozesse erfordert von der Soziologie, nicht vorrangig auf die einzelne Gesellschaft im Wechselspiel mit allgemeiner Rationalität zu schauen. Es scheint, dass Globalisierungsprozesse die bisherigen regionalen Realitäten von Moderne überwinden. Es entstehen heterogene, projektgebundene Zusammenhänge
menschlichen Lebens, die nicht mehr auf Gesellschaft reduzierbar sind. An den Beispielen
der Entwicklungs- und Produktionsnetzwerke, der Transformation von Raummodellen sowie
an dem Konzept des Weltwissens werden diese intensiven Veränderungen erörtert. Wichtig
wird sein, die globalen Bedingungen sozialer Selbstorganisation von Menschengruppen zu erklären. Aus diesem Grunde geht es hier um neue Zusammenhangsmodelle, verdeutlicht an
den Bereichen Community, Raum und Wissen." (Autorenreferat)
[205-L] Gerhardt, Sebastian:
Die Welt hinter Warschau: Polen und die Auslandspolen in Litauen, Belarus und der
Ukraine, in: Osteuropa : interdisziplinäre Monatszeitschrift zur Analyse von Politik, Wirtschaft,
Gesellschaft, Kultur und Zeitgeschichte in Osteuropa, Ostmitteleuropa und Südosteuropa, Jg.
55/2005, H. 2, S. 40-57 (Standort: USB Köln(38)-M-AP04813; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Schwerpunkt der polnischen Politik gegenüber der Polonia und den Auslandspolen ist
die Unterstützung der Auslandspolen in Litauen, Belarus und der Ukraine. Trotz finanzieller
Restriktionen wuchs das Budget der staatlich bezuschussten Auslandspolen-Organisationen
seit 1989. Entscheidender Akteur in diesem Politikfeld ist nicht das Außenministerium, sondern sind der Senat und von ihm abhängige Institutionen. Diese Nebenaußenpolitik geriet
wiederholt unter Druck, hält aber bis heute an." (Autorenreferat)
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
9 Migrantenorganisationen und soziale Partizipation
[206-F] Kortmann, Matthias, M.A. (Bearbeitung); Schubert, Klaus, Prof.Dr. (Betreuung):
Migrantenselbstorganisationen und Integration: Einwandererverbände als Interessenvertreter in Deutschland und Niederlanden
INHALT: Dieses Promotionsvorhaben untersucht in einem deutsch-niederländischen Vergleich
die Interessenvertretung von Migranten durch Migrantenselbstorganisationen (MSO). Der
zentrale Fokus liegt dabei auf der intermediären Ebene der Selbstorganisationen selbst, es
wird also eine bottom-up-Perspektive angelegt: Wie deuten MSO selbst ihre Rolle als Interessenvertreter? Unter welcher Zielsetzung und mithilfe welcher Strategien nehmen sie auf politische Willensbildungsprozesse Einfluss? Wie versuchen sie, die Erwartungen der Aufnahmegesellschaft mit den Ansprüchen ihrer Mitglieder zu verknüpfen? Wie positionieren sich
MSO in der aktuellen Integrationsdebatte, welche Definition von Integration reflektiert ihre
(öffentliche) Selbstdarstellung? Da sich die Rahmenbedingungen, in denen MSO in Deutschland und den Niederlanden operieren, durch ein ausreichendes Maß an Übereinstimmungen
und Unterschieden auszeichnen, bietet sich ein deutsch-niederländischer Vergleich an: Zunächst liegt in beiden Ländern ein in relativen Zahlen und ethnischer bzw. religiöser Zusammensetzung vergleichbarer Einwandereranteil vor. Darüber hinaus sind auch die politischen
Systeme in den beiden EU-Mitgliedsländern Deutschland und die Niederlande ähnlich. Auf
der anderen Seite unterscheidet sich jedoch die Rolle, die Migrantenverbände traditionell in
der Vergangenheit in politischen Prozessen in beiden Ländern gespielt haben: In den Niederlanden werden Migrantenorganistionen seit längerem vom Staat als Ansprechpartner wahrgenommen und in regelmäßigen Abständen in Dialogrunden von staatlichen Stellen konsultiert.
Dagegen stellen in Deutschland offizielle Gespräche mit Vertretern von Migrantenverbänden
bspw. im Rahmen des Integrationsgipfels oder der Islamkonferenz noch ein neues Phänomen
dar. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Niederlande
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Abt. A Grundlagen der Politikwissenschaft und politisches
System der Bundesrepublik Deutschland (Scharnhorststr. 100, 48151 Münster); Universität
Münster, Graduiertenkolleg "Zivilgesellschaftliche Verständigungsprozesse vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart - Deutschland und die Niederlande im Vergleich" (Alter Steinweg 6-7,
48143 Münster)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0251-83-28552, e-mail: Matthias.Kortmann@uni-muenster.de);
Betreuer (Tel. 0251-83-25389, Fax: 0251-83-24388,
e-mail: klaus.schubert@uni-muenster.de)
[207-L] Ortner, Martina Susanne:
Ausländische MitbürgerInnen (in München) zwischen Selbstorganisation und
Fremdunterstützung: sozialwissenschaftliche und sozialethische Überlegungen zur
zivilgesellschaftlichen Solidarität über nationalstaatliche Grenzen hinweg, (Münchener
Sozialwissenschaftliche Beiträge), München: Utz 2008, IX, 335 S., ISBN: 978-3-8316-0780-8
(Standort: UB Köln(38)-35A6125)
INHALT: "Angesichts der Debatten um Zuwanderung und Integration, kommt der Kooperation
von zivilgesellschaftlichen Akteuren eine zunehmend wichtige Rolle zu. Am Beispiel Münchens beschreibt die Autorin dieses Engagement von Ausländerinnen und ihren Helferinnen.
Grundlage hierfür sind Gespräche mit Vertreterinnen von Ausländerinnenvereinen, Wohl-
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9 Migrantenorganisationen und soziale Partizipation
157
fahrtsverbänden und Initiativen. Die Beobachtungen werden mit Theorien über Zivilgesellschaft, Sozialkapital, transnationale soziale Räume und kulturellen Pluralismus diskutiert sowie ausgehend vom Begriff der Solidarität reflektiert. Die Überlegungen münden in Regeln
für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Vorausgesetzt wird dabei eine Haltung, die dem
Anderen gegenüber Interesse zeigt und ihn verstehen will." (Autorenreferat)
[208-L] Rauer, Valentin:
Die öffentliche Dimension der Integration: migrationspolitische Diskurse türkischer
Dachverbände in Deutschland, Bielefeld: transcript Verl. 2008, 262 S., ISBN: 978-3-89942801-8 (Standort: UuStB Köln(38)-35A3383)
INHALT: "Die Repräsentation von Einwandererverbänden in deutschen Printmedien erwies sich
als ein vielschichtiger Bedeutungsraum, von denen die drei wichtigsten Diskurse - Staatsbürgerschaft, Islam und Integration - qualitativ rekonstruiert und interpretiert wurden. Pure empirische Fakten, die frei von theoretischen Bedeutungszuschreibungen und Interpretationen
sind, existieren nicht. Dieser Überzeugung folgend, wurden dieselben Diskurse unter verschiedenen theoretischen Perspektiven interpretiert und vergleichend kontrastiert. Im ersten
Teil des Buches wurden drei theoretische Perspektiven vorgestellt. Die ersten beiden Perspektiven befassen sich mit unterschiedlichen individualisierenden Dimensionen von Migrationsfolgen: Der Fremde unterscheidet sich von den Sesshaften aufgrund seiner hohen Interaktionskosten. Der Ausländer ist aus der Partizipation an den sozialstrukturellen Ressourcen der
Inländer ausgeschlossen. Zweitens wurden mit Identität und Ethnizität Ansätze vorgestellt,
die unterschiedliche Formen der nationalisierenden Grenzziehungen fokussieren. Diese Ansätze legen den Schwerpunkt nicht auf individuelle Kompetenzen, sondern auf kollektive Akteure und Grenzziehungen. Schließlich wurden drittens universalisierende Perspektiven vorgestellt. Die funktionalistische Systemtheorie kennt weder Migranten noch ethnische Minderheiten. Die moralische Integration ganzer Individuen und Identitäten wird zudem durch partiell in- und exkludierte Dividuen ersetzt. Identitäten und Migration sind jedoch nach wie vor
in der Öffentlichkeit relevant. Die Systemtheorie schärft also den Blick für die Bedeutung der
öffentlichen Verbreitungsmedien als relevanten Ort von kulturellen Genzziehungen. Analog
argumentieren die raumtheoretischen transnationalen Ansätze. Sie schärfen den Blick für die
Bedeutung von Einwanderverbänden zur Lösung des Repräsentationsdefizits in transnationalen Räumen. Die empirisch inhaltliche Rekonstruktion der Verbandsforderungen ergab, dass
sich die größte Einwanderungscommunity in der Bundesrepublik bereits seit Jahren kontinuierlich und aktiv an öffentlichen Rahmungen der Mehrheitsgesellschaft beteiligt und in den
relevanten überregionalen Tageszeitungen als solche repräsentiert wird. Es werden nicht nur
eigene Forderungen und Interessen artikuliert, sondern bestehende Rahmungen werden aufgegriffen und ihre Bedeutung transformiert. Nicht die kulturelle Differenz und Binnenintegration steht im Vordergrund, sondern die diskursiven Bedingungen von unterschiedlich vernähten Subjektpositionen. Den Abschluss der Analyse bildete eine diskurstheoretische Deutung
der Verbandsrahmungen. Hier wurde der strukturelle Zusammenhang der Ego-Alter-Repräsentationen, die dem Einwanderungsdiskurs zugrunde liegen, abschließend spezifiziert. Die
additive Ego-Alter-Relation gilt übergreifend für individualisierte Kompetenz. Eine umstrittene Ego-Alter-Relation bildet hingegen die nationalstaatliche Mitgliedschaft in Gestalt von
Rechten und Pflichten. Für die Zugehörigkeiten zu Religionen gilt übergreifend eine wechselseitig exklusive Ego-Alter-Relation. Bezogen auf die Differenz zwischen Individualität, Nationalität und Universalität heißt dies, dass beide Relationen nicht normativ vorab zu bewer-
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9 Migrantenorganisationen und soziale Partizipation
ten sind. Vielmehr ist von einer gleichzeitigen Gültigkeit von additiven und exklusiven Unterscheidungslogiken in den Argumentationsweisen des migrationspolitischen Feldes und des
wissenschaftlichen Feldes auszugehen. Beide polar zueinander stehende Relationierungen bedingen einander. Um theoretische Reduktionen zu vermeiden ist lediglich zu reflektieren,
dass die jeweilig gewählte Relation nur eine Seite der Beobachterpositionen beschreibt. Die
unterschiedlichen Beobachterperspektiven sind zudem als Ausdruck der diskursiven Überschneidung von Subjektpositionen zu interpretieren. Die öffentlichen Positionen der Minderheit finden sich längst in den Diskursen der Mehrheit. Diese miteinander verschränkten Positionen bilden die konstitutive Basis für die öffentliche Dimension von Integration. In einer
Einwanderungsgesellschaft sind Migranten niemals nur 'Gegenstand' der Integration, sondern
sie sind auch - wie das Beispiel der türkischen Migrantenverbände in den deutschen Medien
zeigt - konstitutiver Bestandteil einer sich selbst beobachtenden Gesellschaft." (Textauszug)
[209-L] Sieveking, Nadine; Faist, Thomas:
Das entwicklungspolitische Potenzial afrikanischer MigrantInnen in Nordrhein-Westfalen,
(COMCAD Working Papers, No. 37), Bielefeld 2008, 20 S. (Graue Literatur;
www.comcad-bielefeld.de/downloads/workingpaper_37_Sieveking&Faist.pdf)
INHALT: Die Verfasser stellen fest, dass die Immigration aus Afrika in die Länder der EU bzw.
nach Deutschland und NRW eine Realität ist, auf die es bisher nur ungenügende politische
Antworten gab. In Bezug auf die Situation in Deutschland gibt es noch kaum einschlägige
Studien. Dieser Mangel betrifft nicht nur die sozialwissenschaftliche Forschung, sondern
auch die bisher äußerst spärliche demographische Datenerhebung. Die Analyse verschiedener
Typen von Migrantenorganisationen, sowie Solidaritäts- und Entwicklungsorganisationen mit
Afrika-Bezug in NRW zeigt, dass die jeweiligen Organisationsstrukturen und das soziale Profil der Mitglieder sehr heterogen sind. Angesichts der großen Relevanz informeller Netzwerke und Organisationsstrukturen, die in starkem Maße auf Face-to-Face-Kontakten beruhen,
sind als Fördermaßnahmen daher regionale Initiativen mit dezentraler, lokaler Verankerung
besonders aussichtsreich. Die soziale Einbettung afrikanischer ImmigrantInnen in NRW geht
oftmals mit einer relativ stark ausgeprägten Identifikation mit einem bestimmten Ort, einer
Stadt oder einer Region einher. Die mit einer solchen positiven Identifikation verbundenen
teilweise langjährigen Erfahrungen in der Kooperation mit den jeweiligen Vertretungen des
Eine-Welt-Netzes, kommunalen Einrichtungen oder anderen lokalen Institutionen (z.B. kirchliche oder studentische Organisationen) und das dabei aufgebaute Vertrauen können von entwicklungspolitischen Initiativen genutzt werden. Die zentrale Bedeutung von Kommunikation, Koordination und Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren in transnationalen
sozialen Räumen legt es nahe, den Entwicklungsbegriff im Sinne der Möglichkeiten der Teilhabe an einer transnationalen Zivilsphäre zu erweitern. Die Verfasser heben hervor, dass geschlechtsspezifische Strukturierungen auf verschiedenen Ebenen relevant sind und in die
Konzeption von entsprechenden Fördermaßnahmen miteinbezogen werden sollen. Unter dem
Aspekt der Partizipation soll auch die Asyl-Problematik, deren derzeitige Regelungen ein Engagement der Betroffenen in der Zivilsphäre enorm einschränkt, als Querschnittsthema der
Integration von MigrantInnen diskutiert werden. (ICF2)
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[210-L] Völker, Beate; Pinkster, Fenne; Flap, Henk:
Inequality in social capital between migrants and natives in the Netherlands, in: Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 325-350 (Standort:
UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Studie vergleicht Netzwerke und Sozialkapital von holländischen Bürgern mit
dem von Einwanderern in den Niederlanden. Die Autoren skizzieren kurz die Forschungsliteratur, formulieren einige neue Hypothesen und testen diese empirisch. Die Daten stammen
aus drei verschiedenen Surveys: Für den Vergleich von persönlichen Netzwerken werden Daten des 'Amenities and Services Utilization Survey' (AVO, 1999, n=13.122, wovon ca. 9 Prozent Migranten sind) benutzt. Für den Vergleich von Sozialkapital werden zwei andere Datensätze, der Survey of the Social Networks of the Dutch (SSND, 2000, n=1.007, wovon ca. 7
Prozent Migranten) und die Daten einer Studie in zwei benachteiligten Nachbarschaften in
Den Haag (n=406, wovon ca. 70 Prozent Migranten) kombiniert. Mittels des ersten Datensatzes können soziale Netzwerke (s. Marsden 1987, 1988) verglichen werden, mittels der beiden
anderen wird Sozialkapital verglichen, gemessen über den 'Positiongenerator' (Lin/ Dumin
1986). Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Netzwerke ethnisch sehr homogen sind, und dass
das Ausmaß dieser Homogenität zwischen verschiedenen Migrantengruppen variiert. Weiterhin sind die Kontexte, in denen man seine Netzwerkmitglieder trifft, wahrscheinlich bereits
ethnisch segregiert. Sozialkapital von Einwanderern ist drastisch niedriger als das von Niederländern." (Autorenreferat)
[211-L] Zifonun, Darius:
Widersprüchliches Wissen: Elemente einer soziologischen Theorie des
Ambivalenzmanagements, in: Jürgen Raab, Michaela Pfadenhauer, Peter Stegmaier, Jochen
Dreher, Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie : theoretische Positionen,
aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008,
S. 307-316, ISBN: 978-3-531-15428-2
INHALT: Der Autor geht von einer Kluft zwischen grundlagentheoretischen Überlegungen und
empirisch-wissenssoziologischem Forschungsbedarf aus, die es zu überbrücken gilt. Sein
Vorschlag für eine soziologische Theorie des Ambivalenzmanagements bezieht sich deshalb
nicht auf abstrakte Theoretisierungen, sondern auf ethnographische Felduntersuchungen im
sozialen Milieu eines von Einwanderern betriebenen Fußballvereins. Die Fallanalyse rekonstruiert die symbolischen Ausdrucksformen und Weltdeutungen der Akteure sowie ihren Umgang mit konkurrierenden normativen Anforderungen. Sie zeigt, dass Ambivalenzen, Widersprüche und Konflikte weder durch Anpassungen an die Dominanzkultur abgefedert, noch
durch Verallgemeinerung universalistischer Normen und Weltdeutungen eingeebnet oder in
der Akzentuierung ethnischer Stereotype als Gegenwelten radikalisiert werden. Da die Integration, Assimilation und Segregation keine sich einander ausschließenden Alternativen darstellen, ist von einem ambivalenten Charakter der in dieser Lebenswelt entworfenen Lösungen auszugehen. Der Autor interpretiert das Nebeneinander von scheinbar unvereinbaren Gegensätzen als Kernelemente der untersuchten Sozialform und plädiert für eine ambivalenzsensible Gesellschaftstheorie, die die Tendenzen zur Vereinheitlichung überwindet. (ICI2)
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
10
Sozioökonomische Aspekte der Migration
10.1
Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen
Sicherung
[212-L] Becker, Ulrich; Hablitzel, Hans; Kreßel, Eckhard (Hrsg.):
Migration, Beschäftigung und soziale Sicherheit, (Abhandlungen zu Migration und
Flüchtlingsfragen, Bd. 5), Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl. 2007, VII, 85 S., ISBN: 978-38305-1454-1 (Standort: ULB Münster(6)-MS1560/543)
INHALT: "Das Buch enthält Beiträge zum internationalen Kolloquium zu Ehren von Michael
Wollenschläger, welches zu dessen 60. Geburtstag im Toscana-Saal der Residenz zu Würzburg veranstaltet wurde. Im ersten Beitrag erläutert Wolfgang Weickhardt die Aufgaben des
umstrukturierten Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Eckhard Kreßel befasst sich
insbesondere mit den neuen Impulsen in der Arbeitsmarktpolitik, angestoßen durch die Kommission 'Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt'. Arbeitsmigration in Ungarn untersucht
Peter Stiegnitz auf der Grundlage der von ihm für diese Studie entwickelten Methode der
Transintegration. Doppelte Staatsbürgerschaft, Weiterwanderung, Probleme der Integration
sind weitere Schwerpunkte seiner Darstellung. Andrzej Sakson beschäftigt sich mit Migrationsproblemen in Polen. Die europarechtlichen Aspekte illegaler Migration und deren Bekämpfung werden von Albrecht Weber erläutert. Ulrich Becker befasst sich mit Fragen der
Auswirkungen von Migration auf das soziale Sicherheitssystem der Bundesrepublik Deutschland und den Grundsätzen der staatlichen Verantwortlichkeit für Sozialleistungen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Wolfgang Weickhardt: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge - ein Jahr nach Inkrafttreten des Zuwanderungsgesetzes (7-14); Eckhard Kreßel: Die Arbeitsmarktreformen (15-22); Peter Stiegnitz: Arbeitsmigration nach und von Ungarn. Ergebnisse einer migrationssoziologischen Studie (23-33); Andrzej Sakson: Migrationsprobleme in
Polen (35-39); Albrecht Weber: Europarechtliche Aspekte illegaler Migration (41-51); Ulrich
Becker: Migration und soziale Sicherheit (53-71); Migration, Employment and Social Security - Colloquium in honour of Prof. Dr. Michael Wollenschläger (73-74).
[213-L] Bernhardt, Annette; MacGrath, Siobhan; DeFilippis, James:
The state of worker protections in the United States: unregulated work in New York City,
in: International labour review, Vol. 147/2008, No. 2/3, S. 135-162 (Standort: USB Köln(38)Haa992; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Using original data gathered in 2003-06, the authors examine the prevalence and types of non-compliance with labour law in New York City. Workplace violations - or 'unregulated work' - are widespread across a range of low-wage industries and have been driven by a
mix of economic factors as well as public policy. The solution, the authors argue, is to
strengthen law enforcement and provide for the new types of employment relationships that
have resulted from changes in the organization of work and production." (author's abstract)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
161
[214-L] Biffl, Gudrun:
Migrant women and youth: the challenge of labour market integration, (WIFO Working
Papers, 320), Wien 2008, 21 S. (Graue Literatur;
www.wifo.ac.at/wwa/servlet/wwa.upload.DownloadServlet/bdoc/WP_2007_320$.PDF)
INHALT: "The integration of migrant women and youth into the labour market depends upon institutional ramifications - in particular the immigration regime, the welfare model and the
education system -, on supply factors - in particular the educational attainment level and occupational skills, language competence, ethnic origin and the proximity to the ethnic cultural
identity of the host country -, and demand factors - in particular the composition by economic
sectors, the division of work between the household, the informal and the market sector and
the economic and technological development level." (author's abstract)
[215-L] Bontenackels, Karl-Heinz:
Deutschland und die EU-Osterweiterung: zur Auswirkung der EU-Osterweiterung auf den
deutschen Arbeitsmarkt, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, V, 85 S., ISBN: 978-38364-5318-9 (Standort: RhLB Koblenz(929)-2008-2668)
INHALT: Der Verfasser beschreibt die aus der EU-Osterweiterung resultierenden Veränderungen
im Güterhandel und die resultierenden Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt. Er betrachtet den Faktor Arbeit in den Beitrittsländern und analysiert Beschäftigungsstruktur, Beschäftigungswachstum und Faktorqualität. Darüber hinaus werden die Faktormobilität (OstWest-Migration von Arbeitnehmern) nach der Erweiterung und deren Auswirkungen auf den
deutschen Arbeitsmarkt erörtert. Das bestehende Migrationspotenzial wird geschätzt. Im Folgenden werden die Auswirkungen der Faktormobilität von Kapital auf den deutschen Arbeitsmarkt behandelt. Zudem wird gefragt, in wie weit die EU-Osterweiterung ein Anstoß für eine
Flexibilisierung des Arbeitsmarkts in Deutschland sein kann. Die Osterweiterung der EU, so
das Fazit des Verfassers, wird sich mittel- und langfristig positiv auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirken. (ICE2)
[216-L] Bosch, Gerhard; Weinkopf, Claudia (Hrsg.):
Low-wage work in Germany, (The Russel Sage Foundation case studies of job quality in
advanced economies), New York: Russell Sage Foundation 2008, 327 S., ISBN: 978-0-87154062-1
INHALT: In den letzten Jahren hat die deutsche Regierung mit voller Absicht die Ausweitung
des Niedriglohnsektors betrieben, mit dem Ziel, die außerordentliche hohe Arbeitslosigkeit zu
senken. Im Ergebnis entspricht der Anteil der Beschäftigten im Niedriglohnsektor dem Anteil
in den Vereinigten Staaten. In dem Buch werden sowohl die bundespolitischen Maßnahmen
als auch die sich wandelnden ökonomischen Bedingungen, die zu einem solchen Anstieg von
Niedriglohnbeschäftigung geführt haben, untersucht. Der neu eingeführte 'Mini-Job' spiegelt
den Versuch der Bundesregierung wider, bestimmte Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer attraktiv zu machen. Arbeitgeber bezahlen
einen niedrigen Pauschalbetrag für Sozialleistungen und Arbeitnehmer, die nur eine begrenzte
Anzahl von Stunden arbeiten, sind von der Verpflichtung, Sozialabgaben und Steuern zu bezahlen, befreit. Andere Faktoren wie ein langsames Wirtschaftswachstum, der Verfall des
162
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
Systems flächendeckender Tarifverträge und der Zustrom ausländischer Arbeitnehmer, tragen
zum dauerhaften Anwachsen der Niedriglohnbeschäftigung bei. In Deutschland und in den
USA ist der Anteil von Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor gleichermaßen hoch; deutsche
Arbeitnehmer sind jedoch krankenversichert und haben vier Wochen bezahlten Urlaub und
Anspruch auf großzügige Unterstützungsleistungen im Alter, von denen die meisten Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor in den USA nur träumen können. Die deutsche Erfahrung eröffnet eine wichtige Möglichkeit zur Untersuchung der schwierigen Austauschbeziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Niedriglohnbeschäftigung. (IAB)
[217-L] Brücker, Herbert; Jahn, Elke J.:
Migration and the wage curve: a structural approach to measure the wage and employment
effects of migration, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No.
3423), Bonn 2008, 49 S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3423.pdf)
INHALT: Auf der Grundlage des Lohnkurvenansatzes werden die Arbeitsmarkteffekte von Migration in Deutschland untersucht. Die Lohnkurve geht von der Annahme aus, dass Löhne auf
eine Veränderung der Arbeitslosenquote reagieren, wenn auch imperfekt. Hierdurch ist es
möglich, die Lohn- und Beschäftigungseffekte von Migration gleichzeitig in einem allgemeinen Gleichgewichtsmodell abzuleiten. Die empirische Analyse basiert auf Daten der IAB-Beschäftigtenstichprobe, einer zweiprozentigen Stichprobe der deutschen Erwerbsbevölkerung.
Die Ergebnisse belegen eine hohe Elastizität der Lohnkurve bei jungen Arbeitnehmern und
Akademikern und eine geringe Elastizität bei ältereren Arbeitnehmern und Arbeitskräften mit
Berufsausbildung. Die Lohn- und Beschäftigungseffekte von Migration fallen nur gering aus:
Ein Anstieg der Erwerbsbevölkerung durch Einwanderung von einem Prozent bewirkt einen
Anstieg der Arbeitslosenquote um weniger als 0,1 Prozentpunkte und reduziert die durchschnittlichen Löhne um weniger als 0,1 Prozentpunkte. Während einheimische Arbeitskräfte
von steigenden Löhnen und der Senkung der Arbeitslosigkeit profitieren, ist für ausländische
Arbeitskräfte das Gegenteil der Fall. (IAB)
[218-L] Brücker, Herbert:
Migrationspolitik: Horch was kommt von draußen rein..., in: IAB Forum : das Magazin des
Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, 2007, Nr. 2, S. 2227
INHALT: Der Beitrag untersucht, wie sich Zuwanderung auf den inländischen Arbeitsmarkt auf
die angestrebte Reduzierung des 'Mismatch', d.h. das gleichzeitige Auftreten von offenen
Stellen und Arbeitslosigkeit, auswirkt. Er kommt zu dem Schluss, dass die Zuwanderung von
Fachkräften dazu beitragen kann, kurzfristig den Mismatch auf dem Arbeitsmarkt zu verringern und langfristig einen positiven Beitrag zu Wachstum und Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme zu leisten. Die vorliegenden empirischen Befund bestätigen, dass Zuwanderung zumindest langfristig weitgehend neutral ist für die Löhne und Arbeitslosigkeitsrisiken
der einheimischen Bevölkerung. Die Probleme bestehen bei der Integration von Migranten
und von Menschen mit Migrationshintergrund in Gesellschaft, Arbeitsmarkt und in das Bildungssystem. 'Diese Integrationsprobleme reduzieren die positiven gesamtwirtschaftlichen
Effekte der Migration erheblich.' Der Autor plädiert für grundlegende Reformen des Bildungssystems, um Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund unter der Zielsetzung
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
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der Ausweitung des Angebots an Fachkräften den Erwerb von Qualifikationen in Schule,
Aus- und Weiterbildung zu erleichtern. (IAB)
[219-L] Buch, Tanja; Niebuhr, Annekatrin; Schmidt, Torben Dall; Stuwe, Mark:
Grenzpendeln in der deutsch-dänischen Grenzregion: Entwicklung und Struktur 1998-2005,
(IAB regional - IAB Nord: Berichte und Analysen, Nr. 04/2008), Nürnberg 2008, 58 S. (Graue
Literatur; doku.iab.de/regional/N/2008/regional_n_0408.pdf)
INHALT: Basierend auf deutschen und dänischen Datenquellen wird die Entwicklung und Struktur der grenzüberschreitenden Pendlerverflechtungen im deutsch-dänischen Grenzgebiet untersucht. Die Ergebnisse werden im Kontext der Arbeitsmarktdisparitäten, der Lohnentwicklung und der institutionellen Rahmenbedingungen diskutiert. Push- und Pull-Faktoren des
Grenzpendelns werden herausgearbeitet. Darüber hinaus wird untersucht, welche Personen
typischerweise Grenzpendler an der deutsch-dänischen Grenze sind. Zudem werden die Einkommensstruktur der Grenzpendler sowie die Branchen- und Betriebsgrößenstruktur der
Grenzpendlerverflechtungen beleuchtet. Im Jahr 2005 pendelten fast 2600 Personen von
Deutschland nach Sonderjylland. Von Dänemark in den Landesteil Schleswig pendelten rund
540 Personen. Dabei sind rund 40 Prozent der Grenzpendler in beide Richtungen Frauen.
Charakteristisch für die Grenzpendler von Schleswig nach Dänemark ist ein hoher Anteil an
jungen Arbeitskräften und an Arbeitskräften mit niedrigem Einkommen. Ein hoher Prozentsatz der Grenzpendler von Dänemark nach Schleswig hingegen bezieht relativ hohe Einkommen. Das Grenzpendeln von Deutschland nach Dänemark nimmt generell zu, während das
Pendeln in die andere Richtung weitgehend stagniert und stärker auf bestimmte Branchen
konzentriert ist. Das Grenzpendeln in beide Richtungen spiegelt in zunehmendem Maße eine
Integration der Arbeitsmärkte wider. Die Zunahme der grenzüberschreitenden Pendlerverflechtungen trägt dazu bei, Arbeitsmarktungleichgewichte in der Grenzregion zu reduzieren.
(IAB)
[220-L] Bührmann, Andrea D.:
Das Bild vom Normalunternehmer: Deutungsmuster in der Existenzgründungsberatung, in:
Wolfgang Ludwig-Mayerhofer, Olaf Behrend, Ariadne Sondermann (Hrsg.): Fallverstehen und
Deutungsmacht : Akteure in der Sozialverwaltung und ihre Klienten, Opladen: B. Budrich, 2007,
S. 119-141, ISBN: 978-3-86649-117-5
INHALT: Die Autorin untersucht das unternehmerische Leitbild von Beratern in der Bundesagentur für Arbeit, die sie als "front-line"-Akteure versteht, da sie Erwerbslose oder von Erwerbslosigkeit bedrohte Personen bei der Existenzgründung beraten bzw. als "fachkundige
Stelle" den Antragstellenden bescheinigen, dass sie ein tragfähiges Konzept zur Unternehmensgründung haben. Die Autorin stellt hierzu vorläufige Forschungsergebnisse aus zwei
Projekten vor. Bei dem ersten Projekt handelt es sich um eine vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Studie mit dem Titel: "Vielfalt in der Unternehmerschaft - Facetten des UnternehmerInnenbildes in Deutschland". Das zweite Forschungsprojekt hat den Titel: "Unternehmensgründungen durch Migrantinnen. Prozessbezogene Gründungsforschung und modellhafte Entwicklung und Erprobung innovativer Beratungsansätze unter Berücksichtigung individueller, arbeitsmarktpolitischer, kultureller bzw. gesellschaftlicher Bedingungen". Die Autorin charakterisiert zunächst den Standort Deutschland als "entrepreneurial economy" und fragt
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10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
nach den Ursachen für eine geringe Gründungsbereitschaft. Sie verdeutlicht anschließend anhand von Interviewauszügen das hegemoniale Unternehmensbild in der Förder- und Beratungsinfrastruktur der Bundesagentur für Arbeit sowie das Unternehmerbild der Beratenden.
(ICI)
[221-L] Cangiano, Alessio:
Employment support services and migrant integration in the UK labour market, (HWWI
Policy Paper, 03-07), Hamburg 2008, 52 S. (Graue Literatur;
doku.iab.de/externe/2008/k080616p07.pdf)
INHALT: "Aim of this paper is to review the existing evidence on the support structures available
to migrants and refugees in the UK labour market. It follows another expert report providing
a comprehensive description of the legislation regulating the access to the labour market and
entitlement to public services for the different categories of migrants in the UK. Far from
being an attempt to assess the success and failures of the existing framework, the paper will
try to provide a critical overview of the evidence available from policy documents, commissioned evaluations, databases for monitoring users' access and academic publications. The paper is organised into three main sections. First, the demographics and labour market outcomes
of the migrant population in the UK labour market are reviewed relying on the Labour Force
Survey data and on the main results of the literature on the determinants of migrant economic
performance. Emphasis is placed on the diversity of characteristics and varying outcomes of
the migrant labour force, which prevent from easy generalisations when looking at the patterns of migrant labour integration or disadvantage. Second, the evidence on the involvement
of migrants in mainstream government programmes and services making up the Department
for Work and Pensions operational framework is reviewed. An overview of the main support
structures such as Jobcentre Plus services and the major labour market programmes (e.g. New
Deal, Employment Zones, etc.) is provided and the possible involvement of migrants in these
initiatives is discussed. As we shall see, migrants (except refugees) are never included among
the target groups of these policies but when they have access they are likely to be involved as
much as the native population. Finally, the impact of the policy interventions targeting migrant and refugee needs is discussed. Three areas of intervention are considered: the provision
of language classes, the support structure for the recognition of qualifications obtained abroad
and some specific initiatives targeting refugee labour market integration." (author's abstract)
[222-L] Daum, Thomas:
Flexicurity: Alternative Schweiz, in: Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
e.V. (Hrsg.): Perspektiven für eine moderne Arbeitsmarktordnung : 46. Kolloquium der WalterRaymond-Stiftung, Berlin, 30. und 31. März 2008, 2008, S. 81-103, ISBN: 978-3-938349-40-3
(Standort: IAB-250.0113; Graue Literatur)
INHALT: Der Beitrag erläutert das in der Schweiz praktizierte Modell der 'Flexicurity', d.h. der
Verbindung von hoher Arbeitsmarktflexibilität und angemessener Absicherung der Arbeitnehmer gegen Arbeitsmarktrisiken, als Ergebnis eines historischen Prozesses, dessen Entscheidungen sich an den Prinzipien der unternehmerischen Freiheit, der Eigenverantwortung,
der Leistungs- und Entgeltdifferenzierung, der Subsidiarität im Verhältnis zwischen Gesetz,
Tarifvertrag und betrieblicher Regelung sowie der sozialen Sicherheit orientierte. Behandelt
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10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
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werden: der öffentlich-rechtliche Arbeitnehmerschutz, die Gleichstellung von Mann und
Frau, die Gestaltungsfreiheit im individuellen Arbeitsvertrag, Gesamtarbeitsverträge (Tarifverträge), Betriebsverfassung, Mitwirkung sowie Verbindungen von Arbeit und Sozialversicherungen. Ein besonderes Augenmerk gilt der Ausländerbeschäftigung, deren Anteil in der
Schweiz rd. 23 Prozent beträgt und die eigene 'Flexicurity'-Aspekte hat. Es wird eine Bilanz
der Performance der Schweiz hinsichtlich Beschäftigung, Lohnentwicklung, Einkommensverteilung und Armut gezogen und daran anschließend werden unter Verweis auf die politischen
und sozioökonomischen Rahmenbedingungen die Herausforderungen benannt, die es zu bewältigen gilt, wenn die 'Erfolgsgeschichte' der schweizerischen 'Flexicurity' fortgeschrieben
werden soll. (IAB)
[223-L] Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.):
Etablierung und Weiterentwicklung: Bericht vom vierten Workshop des
Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung (FDZ-RV) am 28. und 29. Juni 2007 im
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), (DRV-Schriften, Bd. 55), Bad
Homburg: wdv Ges. f. Medien & Kommunikation 2007, 210 S., ISBN: 3-938790-18-2
INHALT: Der Tagungsband dokumentiert die Beiträge zum vierten Workshop des Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung (FDZ-RV), der unter dem Motto 'Etablierung und Weiterentwicklung' stand. Die dokumentierten Studien verfolgen das Ziel, die sozialpolitische
Debatte zu versachlichen und die Diskussion zwischen Wissenschaft und Rentenversicherung
zu intensivieren. Außerdem geben sie Hinweise zur Nutzung und einen Überblick über das
Analysepotenzial der Daten der Rentenversicherung. (IAB) Inhaltsverzeichnis: Etablierung
und Weiterentwicklung. Bericht vom vierten Workshop des Forschungsdatenzentrums der
Rentenversicherung (FDZ-RV) in Kooperation mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) (7-12); 1. Institutioneller Aufbau und erweitertes Datenangebot im
FDZ-RV sowie Mikrodaten vom Forschungsdatenzentrum des Statistischen Bundesamtes Uwe G. Rehfeld: Meilensteine des Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung (1521); Michael Stegmann, Ralf K. Himmelreicher: Etablierung und Weiterentwicklung des Datenangebots des FDZ-RV (22-28); Patricia Lugert: Die Daten der gesetzlichen Krankenversicherung: Grundlage und Struktur der Stichprobendaten 2002 nach Paragraph 268 Sozialgesetzbuch V (29-39). 2. Vorzeitiger Renteneintritt, Erwerbsunterbrechungen und Gesundheit Krisfina Budimir: Inzidenz des vorzeitigen Rentenzugangs in Sozialsystemen mit versicherungsmathematischen Abschlägen (43-66); Barbara Hanel: Ein Schwarzer-Peter-Spiel? (6778); Niklas Potrafke: Das Timing von Erwerbsunterbrechungen: wie beeinflusst es die Rentenanwartschaften in Deutschland? (79-102); Anke Höhne, Michael Schubert: Vom Healthymigrant-Effekt zur gesundheitsbedingten Frühberentung. Erwerbsminderungsrenten bei Migranten in Deutschland (103-125). 3. Determinanten der Lebenserwartung - Rembrandt
Scholz, Anne Schulz: Zum Zusammenhang von Arbeitslosigkeit, Krankheit und Lebenserwartung (129-142); Eva Kibele: Determinanten von regionalen Mortalitätsunterschieden in
der Rentnerbevölkerung (143-156). 4. Potenziale der Längsschnittdaten des FDZ-RV - Ralf
K. Himmelreicher, Dirk Mai, Uwe Fachinger: Alterslohnprofile und Qualifikation in den neuen Bundesländern - eine Untersuchung auf Datenbasis des Längsschnittdatensatzes SUFVVL2004 (159-200); Anika Rasner: Vorarbeiten für ein Statistisches Matthing von Befragungsund Registerdaten - das Sozioökonomische Panel und der Scientific Use File Vollendete Versichertenleben 2004 (201-206).
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[224-L] Docquier, Frédéric; Schiff, Maurice:
Measuring skilled emigration rates: the case of small states, (Discussion Paper /
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3388), Bonn 2008, 32 S. (Graue Literatur;
ftp.iza.org/dp3388.pdf)
INHALT: "Recent changes in information and communication technologies (ICT) have contributed to a dramatic increase in the integration and interdependence of countries, markets and
people. This paper focuses on an increasingly important aspect of globalization, the international movement of people, with emphasis on the mobility of skilled people. This issue is of
great concern for the many small states that experience huge brain drain levels." (author's abstract)
[225-L] Englmann, Bettina; Müller, Martina:
Brain Waste: die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen in Deutschland, Augsburg
2007, 216 S. (Graue Literatur;
www.berufliche-anerkennung.de/images/stories/download/brain%20waste.pdf)
INHALT: Basierend auf quantitativen und qualitativen Analysen wird in der Studie die Anerkennungspraxis in Deutschland und die damit verbundenen Chancen und Probleme der Anerkennung ausländischer Abschlüsse dargestellt. Nach einer Schilderung der Rechtsgrundlagen der
beruflichen Anerkennung in der EU wird auf die aktuelle Anerkennungssituation in Deutschland eingegangen: auf die Anerkennung spezieller Berufe (Gesundheits- und Pflegeberufe,
pädagogische Berufe, Rechtsberufe, Architekten, Ingenieure, Dolmetscher, Übersetzer), auf
die Anerkennung beruflicher und akademischer Qualifikationen, auf die Anerkennungsmöglichkeiten spezieller Migrantengruppen (Spätaussiedler, Flüchtlinge, Drittstaatsangehörige)
sowie auf die unterschiedlichen Akteure der Anerkennungspraxis und ihre Zuständigkeiten.
Das Problemfeld Anerkennung gilt 'als labyrinthisch und kaum durchschaubar', und die Studie verfolgt das Ziel, 'Transparenz in diesem komplexen Bereich herzustellen und Standards
für die Anerkennung zu formulieren'. Um Einwanderer bei der Arbeitsmarktintegration auf
der Grundlage ihres erlernten Berufs effektiver zu unterstützen, werden aus den empirischen
Befunden zehn Vorschläge für eine bessere Praxis abgeleitet: 1. berufliche Anerkennung sollte ein verbindlicher Bestandteil der deutschen Integrationspolitik werden; 2. die Anerkennungsinstrumente sollten um informelle Gutachten erweitert und jeder qualifizierten Zuwanderin und jedem qualifizierten Zuwanderer angeboten werden; 3. EU-Anerkennungsstandards
sollten auch für Drittstaatsangehörige und Drittlandsdiplome angewendet werden; 4. der Ratifizierung der Lissabonner Anerkennungskonvention sollte eine umfassende Umsetzung folgen; 5. die nationale Gutachterstelle sollte personell und finanziell in die Lage versetzt werden, ihrem Auftrag zu genügen; 6. die bestehenden Informationssysteme zur Anerkennung
sollten erweitert werden; 7. Beratungsangebote zur Anerkennung sollten für Einwanderer und
für Unternehmen geschaffen werden; 8. Berater in Arbeitsvermittlung und Migrationserstberatung sollten anerkennnungsspezifisch geschult werden; 9. die Bundesagentur für Arbeit
(BA) sollte ihre Profilinginstrumente für ausländische Qualifikationen öffnen; 10. Anpassungsqualifizierungen sollten durch Investitionen in die Arbeitsmarktintegration Standard
werden. (IAB)
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[226-L] Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Chancengleichheit (Hrsg.):
Ethnic minorities in the labour market: an urgent call for better social inclusion, Brüssel
2007, 122 S. (Graue Literatur;
ec.europa.eu/employment_social/fundamental_rights/pdf/hlg/etmin_en.pdf)
INHALT: "The report is drawn up to identify which barriers prevent members of ethnic minorities from fully participating in society and in the labour market. Moreover, it aims at analysing which policies have been developed and are applied by public policy and by businesses
(as well as by public-private partnerships) to overcome these problems. Furthermore, it looks
at successful strategies for diversity management applicable at all relevant levels. The report
is, thus, a contribution to the implementation of the Lisbon Strategy which aims i.a. to raise
the employment rate of groups which are usually underrepresented in and at times even excluded from the labour market. Targets of the Strategy include a significant reduction in the
unemployment gaps for people at a disadvantage, including ethnic minorities, by 2010. The
report includes recommendations, based on its findings, which are addressed to the European
institutions, public authorities in the Member States at all relevant levels (national, regional
and local), business leaders, social partners and non-governmental organisations, including in
particular those which represent and defend the rights of ethnic minorities." (excerpt)
[227-L] Färber, Christine; Arslan, Nurcan; Köhnen, Manfred; Parlar, Renée:
Migration, Geschlecht und Arbeit: Probleme und Potenziale von Migrantinnen auf dem
Arbeitsmarkt, Opladen: Budrich UniPress 2008, 270 S., ISBN: 978-3-940755-00-1
INHALT: "Die Studie analysiert die Situation von Migrantinnen und Migranten auf dem Arbeitsmarkt. Ziel ist es, die Ursachen für Benachteiligungen zu rekonstruieren und Empfehlungen
für arbeitsmarktpolitische Integrationsstrategien zu formulieren. Das Forschungskonzept legt
den Schwerpunkt auf die besonderen Probleme und Qualifizierungsbedürfnisse von Frauen
mit Migrationshintergrund. Die Studie entstand im Rahmen der EU-geförderten Entwicklungspartnerschaft MigraNet. Dies eröffnete die Möglichkeit, die besonderen Bedingungen in
großstädtischen Regionen Bayerns und Brandenburgs, in denen die Entwicklungspartnerschaft aktiv ist, genau zu erforschen. Um die Situation von Migrantinnen differenziert zu erfassen, wurde für die Studie ein dreistufiges Setting im Multimethodenmix gewählt, die in
drei verschiedenen Teilstudien dargestellt werden: Eine regionale Genderanalyse zur Situation von Migrantinnen und Migranten in Deutschland wertet mit innovativen Methoden Statistiken zum Migrationsgeschehen, zu Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarkt auf Ebene des
Bundes, ausgewählter Länder und Städte nach Geschlecht und Migrationshintergrund differenziert aus. Mit den Datenverknüpfungen lässt sich zeigen, dass Frauen aus allen Migrationsgruppen eine hohe Erwerbsorientierung haben, aber sie werden oft in nicht existenzsichernde Beschäftigungsverhältnisse abgedrängt. Vor allem Migrantinnen und Migranten aus
der Türkei erleben einen dramatischen sozialen Abstieg am Arbeitsmarkt. Insgesamt sind
Frauen aus der Türkei, Arabien und Afrika am Arbeitsmarkt besonders schlecht gestellt.
Schon die Startchancen sind ungleich: Das Bildungssystem benachteiligt vor allem Kinder
und Jugendliche mit Migrationshintergrund, das Ausbildungssystem vor allem junge Frauen,
zunehmend auch junge Migranten. Die regionalen Arbeitsmarktstrukturen sind der wichtigste
Faktor für eine erfolgreiche Integration: Lassen sie es zu, sind Frauen mit Migrationshintergrund, auch Türkinnen, häufig erwerbstätig, und zwar auch Vollzeit. Bei Arbeitsmarktproble-
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10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
men sind Migrantinnen die ersten Verliererinnen. Es zeigt sich aber auch, dass regionale
Netzwerke von Migrationsgruppen wirksame Unterstützung bieten. Die statistische Analyse
zeigt auch die Defizite in der Arbeitsmarktstatistik, die Probleme von Migrantinnen ausblendet, indem Migrationshintergrund und Nichterwerbstätigkeit unzureichend erfasst werden.
Die qualitative Interviewstudie mit 27 Expertinnen und Experten der regionalen Arbeitsmarktpolitik zu den geschlechterdifferenzierten Aspekten von Migration und Arbeit arbeitet
heraus, dass Migrantinnen und Migranten eine Fülle an Fähigkeiten und Kompetenzen mitbringen, die sie in Deutsch- land oft nicht einsetzen können. Vor allem Frauen mit Migrationshintergrund finden, gemessen an ihren beruflichen Qualifikationen, keine adäquaten Stellen. Sie sind häufig in gering qualifizierten Beschäftigungsverhältnissen tätig und überdurchschnittlich stark von Arbeitslosigkeit bedroht. Teilweise werden Qualifikationen zunächst
nicht erkannt oder anerkannt, es bestehen recht- eiche Hürden bei der Arbeitsgenehmigung
und sprachliche Probleme. Auch kommt es zu einer Benachteiligung von Frauen durch traditionelle Familienstrukturen. Die Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass es durch
die schlechten Arbeitsmarktchancen in Deutschland zu einer Traditionalisierung der Familienverhältnisse in einigen Migrationsmilieus kommt, während der Bildungs- Arbeitsmarkterfolg von Migrantinnen eine emanzipative Wirkung in den und Familien hat. Migrantinnen benötigen eine zielgruppengerechte geschlechtergerechte und interkulturell kompetente Ansprache und Förderung. Dazu gehören geeignete, ressourcenorientierte Maßnahmen zur Anerkennung und Erweiterung ihrer Qualifikationen. Mütter mit Migrationshintergrund benötigen besondere Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und beim Spracherwerb
sowie Orientierung bei der Vermittlung von Sprachkompetenz an ihre Kinder. Die qualitative
Interviewstudie mit Migrantinnen zu ihren persönlichen Problemen und Perspektiven zeigt,
dass die interviewten Frauen oft am Arbeitsmarkt keine Chance haben, obwohl sie über langjährige Berufserfahrung eine sehr gute Ausbildung und oft auch sehr gute deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Es zeigt sich eine Benachteiligung als Mensch mit Migrationshintergrund und als Frau, so dass viele Türkinnen, schwarze Frauen und Araberinnen nun Perspektiven erhalten in typischen 'Migrantinnenjobs' als geringfügig beschäftigte Reinigungskraft,
selbst wenn sie studierte Lehrerin sind mit langjährigem Berufserfolg im Ausland. Aber es
zeigen sich auch sehr positive Beispiele von erfolgreicher Erwerbstätigkeit, von Unternehmerinnen und Führungskräften. Insgesamt wird deutlich, wie Muster ethnischer und geschlechterbezogener Diskriminierung wirken: Ethnische Diskriminierung richtet sich vor allem gegen streng gläubige Muslima und Frauen dunkler Haut- und Haarfarbe. Geschlechterbezogene Benachteiligungen treffen Mütter besonders hart, b esonders in Bayern, wegen der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber es zeigt sich auch, dass Migrantinnen als
Frauen die Eignung für bestimmte Berufe abgesprochen wird und sie selten Angebote für
Führungspositionen oder Vollzeittätigkeiten erhalten. Gerade in den Interviews mit den Migrantinnen wird deutlich, wie viel Kompetenz Frauen mit Migrationshintergrund der deutschen Gesellschaft und dem deutschen Arbeitsmarkt zu bieten haben." (Textauszug)
[228-L] Gundel, Sebastian; Peters, Heiko:
Wie gut sind Immigranten in den deutschen Arbeitsmarkt integriert?, in: Wirtschaftsdienst :
Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, Jg. 88/2008, H. 7, S. 467-473 (Standort: USB Köln(38)-FHM
Haa288; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Deutschland ist durch eine erhebliche Zunahme von Immigranten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Einwanderungsland geworden, das teils mit größeren Zu-
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wächsen als typische Einwanderungsländer fertig werden musste. Wie ist die Integration der
einzelnen Einwanderungsgruppen gelungen? Wie entwickeln sich die Löhne von Immigranten und Deutschen im Vergleich? Welche Rolle spielt das Herkunftsland? Welcher Zeitrahmen ist für die Integration, wenn sie überhaupt stattfindet, jeweils zu veranschlagen?" (Autorenreferat)
[229-L] Heath, Anthony; Li, Yaojun:
Period, life-cycle and generational effects on ethnic minority success in the British labour
market, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S.
277-306 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag stützt sich auf kumulierte Querschnittsdaten und verfolgt damit die Erfahrungen verschiedener Generationen von ethnischen Minderheiten auf dem britischen Arbeitsmarkt. Betrachtet werden sogenannte 'ethnic penalties' im Hinblick auf die Beschäftigungschancen, wobei Lebenszyklus-, Generationen- und Periodeneffekte unterschieden werden.
Aus theoretischer Sicht wäre in Bezug auf alle drei ein Assimilationstrend stark benachteiligter ethnischer Gruppen zu erwarten. Dies können die Analysen allerdings kaum bestätigen:
Personen afrikanischer, karibischer, pakistanischer und bangladesischer Herkunft, die das
größte Arbeitslosigkeitsrisiko aufweisen, holen weder im Laufe des Lebenszyklus, noch über
die Generationenfolge oder die Kalenderzeit auf. Im Gegensatz dazu zeigen sich für die weißen ethnischen Minderheiten nur geringe Nachteile und ähnliche Verlaufsmuster wie für die
britische Mehrheitspopulation. Gleich gilt auch für Personen indischer und chinesischer Herkunft, die auf dem Arbeitsmarkt relativ erfolgreich sind. Der Beitrag diskutiert verschiedene
Mechanismen, durch die sich die unterschiedlichen Muster eventuell erklären lassen, wie z.B.
Diskriminierungen, ethnische Gemeinschaftsstrukturen bzw. Enklavenökonomien und wechselnde Referenzrahmen." (Autorenreferat)
[230-L] IZA Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH (Urheber):
Ethnische Identität und Arbeitsmarkterfolg: IZA-Studien zur ökonomischen und sozialen
Integrationswahrscheinlichkeit, in: IZA Compact, 2008, Juli, S. 1-4
(ftp.iza.org/compacts/iza_compact_de_28.pdf)
INHALT: "Das Institut zur Zukunft der Arbeit ist an einem großen interdisziplinären Forschungsverbund beteiligt, der im Auftrag der VolkswagenStiftung seit dem Jahr 2005 aktuelle Fragen
von Migration und Integration analysiert. Dem IZA kommt dabei die Aufgabe zu, die Bedeutung ethnischer Identität für die soziale und Arbeitsmarktintegration von Zuwanderern zu untersuchen und zu messen. Der Fokus der Forschungsarbeiten ist auf die Themen Staatsangehörigkeit und Einbürgerung, interethnische Eheschließungen, ethnisches Unternehmertum
und die Einflussfaktoren ethnischer Identität gerichtet. Dieser Beitrag fasst einige zentrale Erkenntnisse des von IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann, und Amelie Constant (Georgetown
University, DIW DC, IZA) in Kooperation mit Barry R. Chiswick (University of Illinois at
Chicago, IZA) geleiteten Forschungsprojekts zusammen." (Autorenreferat)
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[231-L] Jasso, Guillermina; Rosenzweig, Mark R.:
Selection criteria and the skill composition of immigrants: a comparative analysis of
Australian and U.S. employment immigration, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur
Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3564), Bonn 2008, 42 S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3564.pdf)
INHALT: "This paper uses survey data on employment immigrants in Australia and the United
States to identify the main determinants of the size and skill composition of employment immigrants to developed countries. Our approach emphasizes the key roles of world prices of
skills and country proximity. Our empirical results are consistent with the view that these factors, rather than the nuances of selection systems, dominate. There are five main findings: (1)
Higher skill prices in sending countries decrease the number of immigrants but increase their
average schooling. (2) More-distant countries send fewer but more skilled immigrants. (3) Given skill prices and proximity, countries with higher income send more immigrants, of lower
skill. (4) Within a sending country, Australia attracts less total but higher-skill migrants than
does the United States. This can be attributed, however, to the fact that the skill price in Australia is lower than the U.S. skill price, so that immigration gains are greater from immigrating to United States. (5) The estimated coefficients determining migration flows to Australia
and the United States are the same for both countries. We conclude that geography thus matters in the sense that who a country's neighbors are, in terms of their level and type of development, has a significant effect on the size and skill composition of employment migrants.
There is no evidence that the differences in the selection mechanism used to screen employment migrants in the two countries play a significant role in affecting the characteristics of
skill migration." (author's abstract)
[232-L] Kahanec, Martin; Zaiceva, Anzelika:
Labor market outcomes of immigrants and non-citizens in the EU: an east-west comparison,
(Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3420), Bonn 2008, 22
S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3420.pdf)
INHALT: "The starkly different histories and institutions in the eastern and western member
states of the European Union (EU) suggest different roles of being non-native in these two regions. In this paper we study the roles of foreign origin and citizenship in the comparative
East-West perspective. Our results indicate that while it is immigrant status that is of key importance in the western EU member states, both immigrant status and citizenship matter in the
eastern EU member states, their roles depending on gender. We find some evidence that it is
the Russian ethnic minority in Estonia and Latvia that drives the relationships between being
non-citizen and labor market outcomes that we find in the eastern EU member states." (author's abstract)
[233-L] Keil, Hartmut:
Die Auswirkungen der deutschen Auswanderung auf den amerikanischen Arbeitsmarkt, in:
Josef Raab, Jan Wirrer (Hrsg.): Die deutsche Präsenz in den USA, Münster: Lit Verl., 2008, S.
211-247, ISBN: 978-3-8258-0039-0 (Standort: UB Duisburg(464)-E11BOMC1094)
INHALT: Grundkonstante der Einwanderung in die USA im 19. Jahrhundert war die relative
Übervölkerung Europas und damit ein Überfluss an Arbeitskräften diesseits des Atlantik und
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
171
ein Reichtum an Ressourcen, aber Knappheit an Arbeitskräften auf dem nordamerikanischen
Kontinent. In diesem generellen Rahmen wird die deutsche Immigration zunächst verortet,
um dann die Besonderheiten der deutschen Einwanderung herauszuarbeiten. Folgende Fragen
werden an Hand statistischer Daten beantwortet: Welche Eigenschaften wies sie auf und welche Auswirkungen hatten diese auf die Beschäftigungschancen deutscher Zuwanderer auf
dem amerikanischen Arbeitsmarkt? Waren die in Deutschland erlernten Fertigkeiten ein
Pfund, mit dem man wuchern konnte, ergaben sich aus ihnen gute berufliche Chancen in den
Vereinigten Staaten? In welchen Bereichen fanden deutsche Einwanderer Anstellung und
Auskommen? Wie und aufgrund welcher Entwicklungen änderten sich ihre Chancen im Lauf
der Zeit? Die Analyse konzentriert sich auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, also auf
den Zeitraum, in welchem die Masseneinwanderung aus Deutschland mit ca. 4 Millionen
Menschen ihre Höhepunkte erreichte. Während die gesamte Arbeiterschaft in den USA in der
Phase beschleunigter Mechanisierung von der Proletarisierung betroffen war, waren Organisationsbestrebungen in traditionell "deutschen" Berufen besonders intensiv und zum Teil auch
besonders erfolgreich: bei den Bäckern, Zimmerern, Zigarrenmachern, Brauern, Möbelarbeitern, Druckern und Metallarbeitern. (ICA2)
[234-L] Kobel, Claudius:
Herausforderungen und Möglichkeiten nationaler und supranationaler Rentenpolitik nach
der EU-Osterweiterung: eine intergenerationelle Analyse anhand des deutschen und
polnischen Systems, (Europäische Hochschulschriften. Reihe 5, Volks- und Betriebswirtschaft,
3252), Frankfurt am Main: P. Lang 2007, 408 S., ISBN: 978-3-631-56250-5
INHALT: Mit der EU-Osterweiterung hat sich das Spektrum an Alterssicherungssystemen vergrößert. Der Autor fragt, inwieweit sich - nicht zuletzt aufgrund einer erhöhten Mobilität des
Faktors Arbeit - für die nationalen Rentensysteme ein institutioneller Wettbewerbsdruck herausbilden wird und wie dann aus Allokationssicht die Möglichkeiten einer zentralisierten EURentenpolitik zu bewerten sind. Zunächst erfolgt eine Darstellung der institutionellen Rechtsgrundlagen und der Entwicklung der gemeinschaftlichen Sozialpolitik im Integrationsprozess.
Im Anschluss an eine Einführung in die Theorie des institutionellen Wettbewerbs geht es
dann um die Ausgestaltung des deutschen und polnischen Rentensystems im Lichte der jeweiligen demografischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Auf der Grundlage ausführlich dargelegter modelltheoretischer Überlegungen über eine mögliche rentenpolitische
Wettbewerbsorientierung werden abschließend Implikationen für die deutsche, polnische und
europäische Rentenpolitik abgeleitet. Die Arbeit ist in erster Linie an ein wirtschaftswissenschaftliches Fachpublikum gerichtet. (ZPol, NOMOS)
[235-L] Kogan, Irena:
Working through barriers: host country institutions and immigrant labour market
performance in Europe, Dordrecht: Springer 2007, X, 247 S., ISBN: 978-1-4020-5231-6
(Standort: Flensburg UB(FI3)-QV224K78)
INHALT: "'Working through Barriers' deals with the role host countries' institutional characteristics play in the labour market integration of immigrants in the European Union. Drawing on
existing research it develops a comprehensive conceptual framework of factors (and underlying mechanisms) affecting immigrant structural integration in the European Union-15. It
172
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
maps the European countries with respect to three institutional aspects central to immigrant
integration, immigration policies, labour market structure and welfare regimes. Further, it
presents a descriptive picture of the labour market situation of the immigrant population in
the European Union and seeks to explain the variation in labour market outcomes, namely unemployment risk and occupational status, with reference to differences in the characteristics
of the immigrant populations on the one hand, and by differences in labour market structure,
immigration policies and welfare regimes in European Union countries, on the other. In-depth
analyses of a selected number of EU countries are carried out, with the aim of investigating
the extent to which immigrants have succeeded or failed in different institutional contexts."
(author's abstract)
[236-L] Krieger, Tim; Lange, Thomas:
Education policy and tax competition with imperfect student and labor mobility,
(Diskussionspapiere der DFG-Forschergruppe "Heterogene Arbeit: positive und normative
Aspekte der Qualifikationsstruktur der Arbeit", Nr. 08/01), Konstanz 2008, 31 S. (Graue Literatur;
nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-48815)
INHALT: "In this paper we analyze the effect of increasing labor (i.e. graduates'/ academics') and
student mobility on net tax revenues when revenue-maximizing governments compete for human capital by means of income tax rates and amenities offered to students (positive expenditure) or rather tuition fees (negative expenditure). We demonstrate that these instruments are
strategic complements and that increasing labor mobility due to ongoing globalization not necessarily implies intensified tax competition and an erosion of revenues. On the contrary, the
equilibrium tax rate even increases in mobility. Amenities offered to students (or rather tuition fees) may either increase or decrease, and, overall, net revenues increase. An increase in
student mobility, however, erodes revenues due to intensified tax and amenity competition."
(author's abstract)
[237-L] Kugler, Adriana; Yuksel, Mutlu:
Effects of low-skilled immigration on U.S. natives: evidence from Hurricane Mitch,
(Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3670), Bonn 2008, 41
S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3670.pdf)
INHALT: "Starting in the 1980s, the composition of immigrants to the U.S. shifted towards lessskilled workers partly due to the influx of Latin American immigrants in the past few decades. Around this time, real wages and employment of younger and less-educated U.S. workers fell. Some believe that recent shifts in immigration may be partly responsible for the bad
fortunes of unskilled workers in the U.S. On the other hand, some recent studies claim that
low-skilled immigrants may complement relatively skilled natives. OLS estimates using Census data are consistent with this as they show that wages and employment of natives and earlier Latin Americans are positively related to recent Latin American immigration. However,
these estimates are biased if immigrants move towards regions where there is high demand
for their skills and/or if natives and earlier immigrants out-migrate in response to Latin American immigration. An IV strategy, which deals with the endogeneity of immigration by exploiting a large influx of Central American immigrants towards U.S. Southern ports of entry
after Hurricane Mitch, also generates positive wage effects but only for more educated native
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
173
men. Yet, ignoring the flows of native and earlier immigrants in response to this exogeneous
immigration is likely to generate upward biases in these estimates too. When we control for
potential out-migration, we find that the wage effects disappear and less-skilled employment
of previous Latin American immigrants falls, indicating instead that recent Latin American
immigrants substitute for previous immigrants from this region. This highlights the importance of controlling for out-migration not only of natives but also of previous immigrants in regional studies of immigration." (author's abstract)
[238-L] Laan Bouma-Doff, Wenda van der:
Concentrating on participation: ethnic concentration and labour market participation of
four ethnic groups, in: Schmollers Jahrbuch : Zeitschrift für Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften, Jg. 128/2008, H. 1, S. 153-173 (Standort: USB Köln(38)-FHM Haa108;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Das Verhältnis zwischen Wohnort auf der einen Seite und sozialem Erfolg, Gesundheit, Gefährdung durch Kriminalität usw. auf der anderen Seite sind klassische Forschungsthemen der Urbanistik. Zu diesem Forschungsfeld trägt die Studie zum statistischen Zusammenhang zwischen ethnischer Konzentration und Arbeitsmarktbeteiligung bei. Hierzu werden
umfangreiche Daten über die vier größten ethnischen Gruppen in den Niederlanden mit Postleitzahlen-Informationen zur ethnischen Zusammensetzung der Quartiere gemischt. Die Studie geht der Frage nach, ob ethnische Minderheiten, die in ethnisch konzentrierten Quartieren
leben, eine geringere Erwerbsbeteiligung aufweisen, und falls dies zutrifft, welche Mechanismen hierfür verantwortlich sind. Die Ergebnisse zeigen, dass Marokkaner, die in solchen
Quartieren wohnen, eine geringere Erwerbsquote aufweisen. Dieser 'Nachbarschaftseffekt'
kann jedoch weder durch den Mangel an Kontakten mit einheimischen Holländern noch
durch traditionelle Werte erklärt werden. Im Unterschied hierzu wird der statistische Zusammenhang darauf zurückgeführt, dass Marokkaner eine in hohem Maße stigmatisierte und diskriminierte ethnische Gruppe sind. Infolge dessen sind sie mit Barrieren auf dem Wohnungsund Arbeitsmarkt konfrontiert, was zu einem geringen Zugang und zu ungünstiger Positionierung in diesen zentralen Institutionen der holländischen Gesellschaft führt. (IAB)
[239-L] Longhi, Simonetta; Nijkamp, Peter; Poot, Jacques:
Meta-analysis of empirical evidence on the labour market impacts of immigration,
(Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3418), Bonn 2008, 41
S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3418.pdf)
INHALT: "The increasing proportion of immigrants in the population of many countries has raised concerns about the 'absorption capacity' of the labour market, and fuelled extensive empirical research in countries that attract migrants. In previous papers we synthesized the conclusions of this empirical literature by means of meta-analyses of the impact of immigration on
wages and employment of native-born workers. While we have shown that the labour market
impacts in terms of wages and employment are rather small, the sample of studies available to
generate comparable effect sizes was severely limited by the heterogeneity in study approaches. In the present paper, we take an encompassing approach and consider a broad range of
labour market outcomes: wages, employment, unemployment and labour force participation.
We compare 45 primary studies published between 1982 and 2007 for a total of 1,572 effect
174
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
sizes. We trichotomise the various labour market outcomes as benefiting, harming or not affecting the native born, and use an ordered probit model to assess the relationship between
this observed impact and key study characteristics such as type of country, methodology, period of investigation and type of migrant." (author's abstract)
[240-L] Martin, John P.:
Migration and the global economy: some stylised facts, Paris 2008, 6 S. (Graue Literatur;
www.oecd.org/dataoecd/27/54/40196342.pdf)
INHALT: "At a time when the subject of 'globalisation' is on everyone's lips, it is timely to reflect
on the contribution of international migration to the ongoing wave of globalisation. Just how
significant an engine of globalisation is international migration? What have been some of the
main trends in international migration over the past half-century and how do they compare
with the first great wave of international migration from the 1820s to the beginning of World
War I? This paper seeks to provide answers to these questions drawing on data from the
OECD and other sources. Section 1 presents some data on the current scale of migration and
compares it with the other major drivers of globalisation. Section 2 delves into the great wave
of migration in the 19th and early 20th century when it played a key role in the first globalisation episode. Section 3 updates the story during the second, on-going globalisation surge.
Some data on the composition of current migration flows to OECD countries is presented in
Section 4, with a special focus on a neglected element - the gender dimension of the so-called
'brain drain'." (author's abstract)
[241-L] Martins, Pedro S.:
Paying more to hire the best?: foreign firms, wages and worker mobility, (Discussion Paper /
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3607), Bonn 2008, 33 S. (Graue Literatur;
ftp.iza.org/dp3607.pdf)
INHALT: "In the context of the debate on the labour-market consequences of globalisation, we
examine worker mobility in order to identify the wage differences between foreign and domestic firms. Using matched employer-employee panel data for Portugal, we consider virtually
all spells of interfirm mobility over a period of ten years. We find that foreign firms offer significantly more generous wage policies, although there is also a (smaller) selection effect.
The results are robust to the consideration of wage growth differences, the case of displaced
workers and different subsets of workers." (author's abstract)
[242-L] Mertens, Andreas:
Arbeitsmarktreport NRW 2007: Migrantinnen und Migranten auf dem Arbeitsmarkt,
Düsseldorf 2007, 65 S. (Graue Literatur;
www.mags.nrw.de/08_PDF/001/Arbeitsmarktreport_Migranten_2007.pdf)
INHALT: "In NRW verfügt fast jeder vierte Einwohner über einen Migrationshintergrund. Der
Anteil der Einwohner mit ausländischer Staatsangehörigkeit beträgt demgegenüber nur knapp
11 Prozent. Jede fünfte Erwerbsperson mit Migrationshintergrund ist derzeit erwerbslos. Bei
den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten geht seit Mitte der 80er Jahre der Anteil an
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
175
Ausländern zurück. Erst seit 2005 nimmt die ausländische Beschäftigung wieder zu. Fast die
Hälfte der ausländischen Beschäftigten konzentrieren sich in drei Wirtschaftszweigen: Handel, Metallgewerbe und unternehmensnahe Dienstleistungen. Ausländer sind in besonders hohem Maße von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Arbeitslosenquote ist seit mehreren Jahren
mehr als doppelt so hoch wie bei den Deutschen." (Autorenreferat)
[243-L] Mika, Tatjana:
Erwerbsbiografie und Alterssicherung älterer Migrantinnen und Migranten: Forschung mit
Daten der gesetzlichen Rentenversicherung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5052-5060, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "Zuwanderer bilden einen steigenden Teil der älteren Bevölkerung. Zwei große Gruppen sind dabei bezüglich ihrer Einkommenssituation im Alter und bei Erwerbsminderung von
besonderem Interesse: die Zuwanderer aus den ehemaligen Anwerbestaaten und die Aussiedler aus Mittel- und Osteuropa, die insbesondere in den Jahren nach dem Mauerfall eingewandert sind. Der Vortrag untersucht mit den Daten der gesetzlichen Rentenversicherung die soziale Erwerbssituation älterer Migrantinnen und Migranten im Vergleich zur deutschen Bevölkerung in den letzten Jahren ihres Erwerbslebens vor der Verrentung. Dabei zeigt sich eine
hohe Betroffenheit durch Arbeitslosigkeit und außerdem eine starke Tendenz aufgrund von
Erkrankung die Erwerbstätigkeit aufgeben zu müssen." (Autorenreferat)
[244-L] Munz, Eva; Seifert, Wolfgang; Cloos, Bertram; Hetke, Uwe; Sieglen, Georg; Bauer,
Frank:
Erwerbsbeteiligung Älterer in Nordrhein-Westfalen 1997-2006, Düsseldorf 2008, 125 S.
(Graue Literatur;
www.callnrw.de/broschuerenservice/download/70070/erwerbsbeteiligung_lterer.pdf)
INHALT: "Im Bericht wird nach einer kurzen Darstellung der demografischen Entwicklung und
der veränderten Rahmenbedingungen für den Ausstieg aus dem Erwerbsleben (Kapitel 2) die
Entwicklung der Erwerbsbeteiligung, Qualifikationsstruktur und Erwerbssituation Älterer von
1997 bis 2006 dargestellt und analysiert (Kapitel 3 bis Kapitel 6). Untersucht werden zudem
der Übergang vom Erwerbsleben in den Vorruhestand (Kapitel 7) und die Arbeitsmarktchancen Älterer (Kapitel 8). Ein Schwerpunkt der Studie ist die Beschreibung der Erwerbsbeteiligung und -situation von älteren Personen mit Zuwanderungsgeschichte (Kapitel 9). In einem
Beitrag der IAB-Regionaleinheit NRW werden zudem die betriebliche Perspektive auf die
Beschäftigung älterer Arbeitskräfte (Kapitel 10) sowie regionale Besonderheiten hinsichtlich
der Altersstruktur und der Beschäftigungssituation Älterer (Kapitel 11) dargestellt. Methodische Erläuterungen zu den verwendeten Datenquellen und dem Konzept zur Erfassung der
Erwerbsbeteiligung finden sich in Kapitel 12, Begriffserläuterungen (Glossar) und Zeichenerklärungen im Anhang. Im Fokus des Berichts stehen ältere Personen im erwerbsfähigen Alter,
also die 'Älteren' zwischen 55- bis unter 65-Jährigen." (Autorenreferat)
176
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10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
[245-F] Neisen, Vera (Bearbeitung):
Entwicklung einer web-basierten Informationsplattform und Implementation im Landkreis
Offenbach (Pilotprojekt im Rahmen des Projekts "Implementierung des Monitoringkonzepts zur Integration der Zielgruppe Migrantinnen und Migranten in regionale Arbeitsmärkte in Hessen")
INHALT: Durch die Schaffung einer fundierten Informationsbasis will das Projekt dazu beizutragen, Maßnahmen der Vermittlung und Qualifizierung zur Integration in den Arbeitsmarkt
zielgruppenspezifisch besser ausrichten zu können. Generell wird angestrebt, das arbeitsmarktpolitische "Mismatch" unter Berücksichtigung von Migranten und Migrantinnen zu reduzieren, indem Arbeitskräfteangebot und Nachfrage von Unternehmen zueinander in Bezug
gesetzt werden. Die fundierte Informationsbasis des Zielgruppenmonitorings besteht im Kern
aus einem Satz zentraler Indikatoren, die den Grad der Arbeitsmarktintegration von Migranten und Migrantinnen in spezifischen Regionen abbilden. Da Monitoring kontinuierlich betrieben wird, lassen sich im Zeitverlauf Veränderungen abbilden. Dies impliziert auch, dass
die Wirkungen von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen auf diese Weise messbar werden.
Die zur Abbildung der Indikatoren notwendigen Daten werden dazu auf einer web-basierten
Informationsplattform zugänglich gemacht. Damit kann gewährleistet werden, dass der Datenabruf zeit- und ortunabhängig, ohne Zusatzaufwand für die Nutzer und Nutzerinnen, erfolgen kann. Der Datenzuschnitt ist regional auf der Ebene von Kreisen und kreisfreien Städten
angesiedelt, um der regionalen Ausdifferenzierung des hessischen Arbeitsmarktes gerecht zu
werden. Die Implementierung der web-basierten Informationsplattform soll zunächst als Pilotprojekt im Kreis Offenbach erfolgen. Danach ist vorgesehen, dass der Kreis Offenbach die
Informationsplattform im Dauerbetrieb übernimmt. Zudem soll die ausprogrammierte Informationsplattform von anderen interessierten hessischen Kommunen genutzt werden können.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Landkreis Offenbach bzw. Gesamt Hessen
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Aggregatdaten.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Neisen, Vera: A web-based information platform as means for
communicating information in the process of target group monitoring. in: Larsen, Christa et
al.: Target group monitoring in European regions. Empirical findings and conceptual approaches. München, Mering: Hampp 2008, pp. 96-98. ARBEITSPAPIERE: Mathejczyk, Waldemar: Zielgruppenmonitoring: regionales Arbeitsmarktmonitoring bezogen auf Migrantinnen
und Migranten. Ergebnisse eines EU-Projektes innerhalb des Programms für Gegenseitiges
Lernen der Europäischen Beschäftigungsstrategie. 2008.
ART: BEGINN: 2008-11 ENDE: 2009-10 AUFTRAGGEBER: Land Hessen Sozialministerium
FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur -IWAK- (Robert-Mayer-Str. 1, 60054
Frankfurt am Main)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: v.neisen@em.uni-frankfurt.de)
[246-L] Organisation for Economic Co-operation and Development -OECD- (Urheber):
OECD employment outlook 2008, Paris 2008, 367 S., ISBN: 978-92-64-04632-0
INHALT: "As ageing populations put more downward pressure on economic growth in the coming decades, it is essential that OECD countries improve labour market performance. This
edition of OECD's annual report on labour markets brings the reader not only detailed information on recent labour market developments, but also in-depth analysis of the effects of va-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
177
rious policy measures and prospects through 2009. The analysis includes coverage of of the
youth labour market in OECD Countries; informal employment and undeclared work; labour
market discrimination and policies to combat it; the link between job stress and mental health
problems; and the pay and working conditions offered by multinational firms." (author's abstract). Contents: Editorial: Ensuring Equality of Job Opportunities for All - Recent Labour
Market Developments and Overview of the Publication. Chapter 1. Off to a Good Start?
Youth Labour Market Transitions in OECD Countries; Chapter 2. Declaring Work or Staying
Underground: Informal Employment in Seven OECD Countries; Chapter 3. The Price of Prejudice: Labour Market Discrimination on the Grounds of Gender and Ethnicity; Chapter 4.
Are All Jobs Good for Your Health? The Impact of Work Status and Working Conditions on
Mental Health; Chapter 5. Do Multinationals Promote Better Pay and Working Conditions?
[247-L] Orrenius, Pia M.; Zavodny, Madeline:
The effect of minimum wages on immigrants' employment and earnings, (Discussion Paper /
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3499), Bonn 2008, 43 S. (Graue Literatur;
ftp.iza.org/dp3499.pdf)
INHALT: "This study examines how minimum wage laws affect the employment and earnings of
low-skilled immigrants and natives in the U.S. minimum wage increases might have larger effects among low-skilled immigrants than among natives because, on average, immigrants
earn less than natives due to lower levels of education, limited English skills, and less social
capital. Results based on data from the Current Population Survey for the years 1994-2005 do
not indicate that minimum wages have adverse employment effects among adult immigrants
or natives who did not complete high school. However, low-skilled immigrants may have
been discouraged from settling in states that set wage floors substantially above the federal
minimum." (author's abstract)
[248-L] Parey, Matthias; Waldinger, Fabian:
Studying abroad and the effect on international labor market mobility, (Discussion Paper /
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3430), Bonn 2008, 41 S. (Graue Literatur;
ftp.iza.org/dp3430.pdf)
INHALT: Die Studie untersucht die Beziehung zwischen Auslandsstudium und Arbeitsmarktmobilität in den ersten Berufsjahren nach dem Studienabschluss. Datenbasis bilden Teilnehmer
des ERASMUS-Programms, geteilt nach Alterskohorten, Universitäten und Studienfächern.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass das Programm sehr effektiv zum Ansteigen der
Arbeitsmarktmobilität in Europa beitragen konnte. Von den Studenten, die im europäischen
Ausland studieren und nach ihrem Studienabschluss international arbeiten, arbeiten schließlich zwei Drittel in einem europäischen Land außerhalb ihres Heimatlandes. Die Ergebnisse
weisen darauf hin, dass die Auswirkungen von Auslandsstudienprogrammen weit über die
Entscheidung, für einen bestimmten Zeitraum im Ausland zu studieren, hinausgehen und weit
in den Arbeitsmarkt hineinreichen. Auch schon eine frühe Investition in kurzzeitige Mobilität
kann zu signifikanter beruflicher Mobilität in einem späteren Lebensabschnitt führen. Ähnliches gilt auch für die Effekte des internationalen Studentenaustauschs, dessen Bedeutung
weltweit zunimmt. Die Autoren plädieren dafür, Auslandsstudium und einen späteren Ar-
178
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10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
beitsplatz im Ausland nicht unter dem Aspekt des 'brain drain' zu bewerten sondern als Möglichkeit und Chancen auf dem internationalen Arbeitsmarkt. (IAB)
[249-L] Pioch, Roswitha:
Diskriminierung von Migranten und Migrantinnen im deutschen Sozialstaat, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 2037-2047, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der Beitrag untersucht die Diskriminierung von Migrantinnen und Migranten im Sozialstaat. Dazu werden im ersten Schritt die rechtlichen Bestimmungen des Sozialleistungsbezugs im deutschen Sozialstaat daraufhin untersucht, an welchen Stellen der nationale Wohlfahrtsstaat mit seinen Institutionen eher zur Diskriminierung oder zur Inklusion von Migrantinnen und Migranten beiträgt. Im zweiten Schritt wird die Perspektive auf den häufig gegenüber Migrantinnen und Migranten geäußerten Vorwurf des Missbrauchs von Sozialleistungen
gerichtet. Eine exemplarische Deutungsmusteranalyse wird zeigen, worin dieser die MigrantInnen stigmatisierende Missbrauchverdacht eigentlich besteht. Im Zeitverlauf lässt sich eine
konjunkturelle Wiederkehr dieses Missbrauchverdachts empirisch aufzeigen. Es wird in theoretischer Hinsicht diskutiert, welche Funktion dieser kontrafaktisch immer wieder behauptete
Missbrauchverdacht in der sozialstaatlichen und migrationspolitischen Reformdebatte einnimmt. Schließlich werden politische und kulturelle Maßnahmen gegen die Diskriminierung
von Migrantinnen und Migranten im Sozialstaat diskutiert." (Autorenreferat)
[250-L] Sa, Filipa:
Does employment protection help immigrants?: evidence from european labor markets,
(Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3414), Bonn 2008, 45
S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3414.pdf)
INHALT: "High levels of employment protection reduce hiring and firing and have a theoretically ambiguous effect on the employment level. Immigrants, being new to the labor market,
may be less aware of employment protection regulations and less likely to claim their rights,
which may create a gap between the costs for employers of hiring a native relative to hiring
an immigrant. This paper tests that hypothesis drawing on evidence for the EU and on two natural experiments for Spain and Italy. The results suggest that strict employment protection
legislation (EPL) gives immigrants a comparative advantage relative to natives. Stricter EPL
is found to reduce employment and reduce hiring and firing rates for natives. By contrast,
stricter EPL has no effect on most immigrants and may even increase employment rates for
those who have been in the country for a longer time." (author's abstract)
[251-L] Sanroma, Esteve; Ramos, Raul; Simon, Hipolito:
The portability of human capital and immigrant assimilation: evidence for Spain,
(Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3649), Bonn 2008, 38
S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3649.pdf)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
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INHALT: "The existing literature on immigrant assimilation has highlighted the imperfect portability of human capital acquired by immigrants in their country of origin (Chiswick, 1978;
Friedberg, 2000). This would explain the low levels of assimilation upon arrival in the new
country, as well as the wide initial earnings gap. Recent studies (Chiswick and Miller, 2007
or Green, Kler and Leeves, 2007, among others) have dealt with this issue from the perspective of over-education. This study analyses the portability of immigrants' human capital into
the Spanish job market according to their geographic origin. It also aims to compare the most
notable empirical regularities found in the aforementioned studies with the situation in Spain.
The results obtained indicate differing degrees of the transferability of human capital depending on geographic origin, as transferability is greater for countries that are highly developed
or have a similar culture or language and lower for developing countries and those with more
distant cultures. The evidence is relatively disparate for the two components of human capital
as although it is particularly clear for schooling, it is less so for experience. The results also
confirm that in Spain immigrants suffer from over-education, in both incidence and intensity,
implying a higher relative wage penalty and a greater negative impact on immigrants from the
second group of countries. As an immigrant's stay in Spain advances, a process of assimilation does exist, except for Asians and, in some circumstances, those from Sub-Saharan Africa,
though the pace is very slow." (author's abstract)
[252-L] Schroth, Heidi:
Transversale Billigjobber/innen?: Dimensionen von Macht und Widerstand im prekären
Dienstleistungssektor, in: Marburger Gender-Kolleg (Hrsg.): Geschlecht Macht Arbeit :
interdisziplinäre Perspektiven und politische Intervention, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot,
2008, S. 195-210, ISBN: 978-3-89691-740-9 (Standort: ULB Münster ZB Sozialwiss.(6A)MS2900/396)
INHALT: Der Begriff "Prekarität" bzw. "Prekariat" gewinnt in sozialwissenschaftlichen und politischen Debatten zunehmend an Bedeutung. Der vorliegende Beitrag fragt nach Dimensionen
und Potenzialen von Macht und Widerstand in der "Zone der Prekarität". Diese stellt, im Anschluss an Robert Castel (2007), eine sich ausweitende Pufferzone zwischen so genannten
Normalbeschäftigten, deren Anzahl schrumpft, und den von Erwerbsarbeit ausgeschlossenen
Personen dar. In der vorliegenden Auseinandersetzung geht es sowohl um eine Differenzierung und Systematisierung der Kategorie Macht in Anlehnung an ein Konzept des US-amerikanischen Soziologen Erik Olin Wright als auch um dessen Erweiterung um eine handlungsund subjektorientierte Perspektive. Aus dieser Perspektive wird die US-amerikanische
Dienstleistungsgewerkschaft Service Employees International Union (SEIU) als ein spezifischer Akteur analysiert, der im Rahmen diverser Organizing-Kampagnen u. a. Selbstermächtigung (Empowerment) prekär Beschäftigter zum Ziel hat. Die SEIU zeichnet sich durch Organisierungserfolge der bislang als unorganisierbar geltenden Reinigungsleute aus, also Beschäftigten, die in einer stark ethnisierten Dienstleistungsökonomie arbeiten. (ICA2)
[253-L] Schurer, Stefani:
Labour market outcomes of second generation immigrants: how heterogeneous are they
really?, (Ruhr Economic Papers, 57), Essen 2008, 48 S., ISBN: 978-3-86788-060-2 (Graue
Literatur; doku.iab.de/externe/2008/k080818f04.pdf)
180
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
INHALT: "Gegenstand dieser Arbeit ist das Abschneiden der zweiten Generation von Immigranten am deutschen Arbeitsmarkt." (Autorenreferat)
[254-L] Schweigard, Eva:
Berufsbezogene ESF-BA-Sprachförderung für Arbeitslose mit Migrationshintergrund:
Zielgruppenerreichung und Verbleib nach Maßnahmeende, (IAB Forschungsbericht :
Ergebnisse aus der Projektarbeit des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 04/2008),
Nürnberg 2008, 49 S. (Graue Literatur; doku.iab.de/forschungsbericht/2008/fb0408.pdf)
INHALT: "Die Situation von Personen mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungs- und
Stellenmarkt zeigt, dass diese nach wie vor wesentlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen
sind, in der Regel ein geringeres Einkommen und eine geringere berufliche Stellung als Deutsche haben. Neben den teilweise fehlenden (oder nicht anerkannten) formalen Qualifikationsabschlüssen bei Migranten werden in der öffentlichen Diskussion besonders mangelnde
Sprachkenntnisse in Deutsch als Hinderungsgründe für eine gelungene Arbeitsmarktintegration genannt. Es gibt daher je nach Problemlage und Zielgruppe unterschiedliche Förderangebote der Kommunen, der Länder und des Bundes. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) bietet
seit September 2004 Arbeitslosen mit Migrationshintergrund dreimonatige berufsbezogene
Deutschsprachkurse an, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt werden
(ESF-BA-Sprachkurse). In dem Beitrag zur Evaluation des neuen Förderansatzes werden die
Teilnehmerheterogenität und die regionale Heterogenität der Umsetzung betrachtet. Den
Schwerpunkt bildet dabei die Analyse der Zielgruppe der Maßnahme, die sich im Gegensatz
zu den früheren SGB-III-Sprachkursen an alle Personengruppen mit Migrationshintergrund
richtet. Anschließend stellt die Begleitforschung Ergebnisse zur Wirkung der Maßnahme vor,
hier bezogen auf den Verbleib nach Maßnahmeende für den Zeitraum 2004 bis 2006, ergänzt
um geschlechtsspezifische Auswertungen. Die Befunde der Verbleibsanalysen beziehen sich
dabei auf den aktuellen Rand der Daten (September 2007). In multivariaten Analysen (für
Westdeutschland) wird der Einfluss relevanter Merkmale auf die Beschäftigungschance nach
sechs bzw. zwölf Monaten nach Maßnahmeaustritt analysiert. Datengrundlage der Untersuchung sind die Prozessdaten der BA auf Individualebene. Im Ergebnis zeigt sich, dass die
Eingliederung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bzw. der Abgang aus der Arbeitslosigkeit nach Maßnahmeende immer noch relativ wenigen Arbeitslosen gelingt. Der
Anstieg der Eingliederungsquote auf ein Drittel und der Rückgang der Verbleibsquote in Arbeitslosigkeit auf rund 40 Prozent der Teilnehmer im Jahr 2006 in Vergleich zu 2004, kann
mit der generellen konjunkturellen Erholung auf dem Arbeitsmarkt erklärt werden. Die Auswertungen weisen jedoch auch darauf hin, dass sich immer mehr Maßnahmeteilnehmer, v.a.
Migrantinnen, entweder vollständig vom Arbeitsmarkt zurückziehen oder in die Selbständigkeit wechseln. Die Studie bestätigt bisherige empirische Befunde zu ungleichen Chancen bestimmter Zielgruppen. So haben z.B. Frauen, Langzeitarbeitslose, Türken und Ältere eine
deutlich geringere Chance auf Beschäftigung nach Maßnahmeende. Eine abgeschlossene Berufsausbildung hat überraschenderweise nur einen schwach positiven Einfluss auf die Beschäftigungschancen. Dies deutet darauf hin, dass weniger der formale Berufsabschluss als
vielmehr die berufliche Erfahrung für einstellende Arbeitgeber ausschlaggebend sein könnte."
(Autorenreferat)
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10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
181
[255-L] Scioch, Patrycja; Szameitat, Jörg:
Ergebnisse des Projekts "Individualdatenbank" der Begleitforschung zum ESF-BAProgramm: Daten zur Förderentwicklung von 2000 bis 2007, (IAB-Projektbericht), Nürnberg
2008, 198 S. (Standort: IAB-90-309.0979, 0; Graue Literatur)
INHALT: "Aufgabe des Projekts 'Individualdatenbank' der Begleitforschung zum ESF-BA-Programm ist die Erschließung der von der Bundesagentur für Arbeit (BA) generierten Prozessdaten ('Verwaltungsdaten') zur ESF-BA-Förderung und ihre Aufbereitung zu Forschungsdaten für die spezifischen Zwecke der Begleitforschung. Die Individualdatenbank enthält für
jede ESF-BA-geförderte Person Angaben zur Teilnahme nach Maßnahmeart, zu personellen
Merkmalen und zur Erwerbsbiographie vor und nach der Teilnahme im Sinne des so genannten 'Stammblattverfahrens' für das Monitoring und die Evaluation der deutschen ESF-Programme. Damit werden zwei Ziele verfolgt. Erstens ergänzt die Begleitforschung das Monitoring der BA durch differenzierte Auswertungen auf Grundlage einer Individualdatenbasis zur
Umsetzung des Programms und zu den Förderergebnissen (z.B. Verbleib nach der Teilnahme). Zweitens liefert die Individualdatenbank die Grundlage für die verschiedenen, insbesondere für die instrumentenbezogenen Einzelprojekte der Begleitforschung und wird dabei mit
Daten zu Vergleichsgruppen, z.B. für mikroanalytische Wirkungsuntersuchungen, ergänzt.
Mit dem Projektbericht der Begleitforschung wird in Form eines Tabellenbandes über die
Förderentwicklung seit Programmbeginn 2000 nun bis Ende 2007 als Beitrag zum differenzierten Monitoring informiert. Aufgrund der Umstellung von IT-Verfahren der BA und des
Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) haben sich in den Jahren 2005 und
2006 einige bedeutende Änderungen ergeben. Im Folgenden wird kurz beschrieben, wie der
Datenfluss von der Eingabe der Prozessdaten in den Agenturen bis zur Ziehung für die ESFBA-Geschäftsstatistik und die Aufbereitung für die Individualdatenbank bis 2004 erfolgte,
und welche Konsequenzen die IT-Änderungen von 2005 und 2006 nach sich zogen." (Autorenreferat)
[256-L] Stiegnitz, Peter:
Arbeitsmigration nach und vor Ungarn, in: Ulrich Becker, Hans Habitzel, Eckhard Kressel
(Hrsg.): Migration, Beschäftigung und soziale Sicherheit, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl.,
2007, S. 23-33, ISBN: 978-3-8305-1454-1 (Standort: ULB Münster(6)-MS1560/543)
INHALT: Der Verfasser skizziert einleitend die "transintegrative Methode" seiner Studie zu den
Migrationsströmen von und nach Ungarn, die "fallorientierte Anwendung der überschreitenden Zueinanderordnung". Er stellt im Folgenden ausgewählte Ergebnisse seiner Studie dar,
die die besondere Belastung des ungarischen Arbeitsmarkts nach dem EU-Beitritt Ungarns
und Rumäniens dokumentieren. Dabei geht es um die Auswanderung von Angehörigen der
ungarischen Minderheit in Rumänien, Serbien und der Ukraine nach Ungarn, die Pendler aus
der Slowakei, das Problem der doppelten Staatsangehörigkeit, die Transmigration nach Österreich oder Deutschland sowie die ungarische Integrationspolitik für in Ungarn lebende Asylanten und Migranten. Aus wirtschaftlichen und politischen Gründen, so der Verfasser abschließend, ist in Österreich und Süddeutschland mit einer Zunahme legaler und illegaler Arbeitsmigration von Angehörigen der ungarischen Minderheit in Rumänien und Serbien zu
rechnen. (ICE2)
182
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
[257-L] Theobald, Hildegard:
Care-Politiken, Care-Arbeitsmarkt und Ungleichheit: Schweden, Deutschland und Italien
im Vergleich, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 18/2008, H. 2, S. 257-281 (Standort: USB
Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.bjs-digital.de/)
INHALT: "Der soziale und demografische Wandel führte in den westlichen Ländern zu einer
(Neu-)Definition sozialer Rechte zur Absicherung des Risikos der Pflegebedürftigkeit und damit zu einer Neuregulierung der Care-Arbeit. Care- oder Fürsorgetätigkeiten wurden zunehmend in öffentlichen Sektoren - Markt, Staat oder Zivilgesellschaft - verortet, während
gleichzeitig informelle, familiäre Care-Aktivitäten vermehrt direkt auf der Basis von Geldleistungen unterstützt wurden. Ausgehend von dem theoretischen Konzept 'Social Care' wird
der Zusammenhang zwischen der (Neu-)Definition von sozialen Rechten und der Etablierung
eines regulären und grauen Care-Arbeitsmarkts sowie die damit einhergehende Entwicklung
unterschiedlicher Formen von Ungleichheit - nach Geschlecht, sozio-ökonomischer Klasse
und Ethnizität - in einem empirischen Vergleich zwischen Schweden, Deutschland und Italien
untersucht. Die Ergebnisse des Ländervergleichs zeigen, dass insbesondere die in sozialen
Rechten definierten Zugangskriterien zu Leistungen und deren Umfang und Form entscheidend werden für die Ausformung eines regulären oder grauen Care-Arbeitsmarkts und einer
darauf aufbauenden Hierarchisierung dieses nach wie vor weiblich konnotierten Arbeitsbereichs nach sozio-ökonomischer Klasse und Ethnizität." (Autorenreferat)
[258-L] Vazquez Grenno, Javier:
Immigration in a segmented labor market: the effects on welfare, in: FinanzArchiv, Vol.
64/2008, No. 2, S. 199-217
INHALT: In dem Beitrag wird ein OLG-Modell der Renten- und Arbeitslosenversicherung herangezogen, um die Auswirkungen (legaler und illegaler) Einwanderung Niedrigqualifizierter
auf die gesellschaftliche Wohlfahrt der inländischen Bevölkerung zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Einwanderung Niedrigqualifizierter positiv auf gegenwärtige Rentner und qualifizierte Arbeitskräfte auswirkt und negativ auf Niedrigqualifizierte. Außerdem
wird gezeigt, dass die Einwanderung Niedrigqualifizierter zu einer Senkung der Rentenhöhe
und der Leistungshöhe für Arbeitslose führt sowie zu einer Erhöhung der Arbeitslosenquote.
Zudem zeigt sich, dass die Zusammensetzung der Einwanderer langfristig die Arbeitslosenquote unbeeinflusst lässt. In der Übergangsphase jedoch steigen die Auswirkungen mit dem
Anteil an illegalen Einwanderern. (IAB)
[259-L] Zaiceva, Anzelika; Zimmermann, Klaus F.:
Scale, diversity, and determinants of labour migration in Europe, (Discussion Paper /
Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3595), Bonn 2008, 40 S. (Graue Literatur;
ftp.iza.org/dp3595.pdf)
INHALT: "While global migration is increasing, internal EU migration flows have remained low.
This paper contributes to a better understanding of the determinants and scale of European
migration. It surveys previous historical experiences and empirical findings including the recent Eastern enlargements. The determinants of migration before and after the 2004 enlargement and in the EU15 and EU10 countries are analysed using individual data on migration in-
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10.1 Folgen für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Systeme der Sozialen Sicherung
183
tentions. In addition, perceptions about the size of migration after the enlargement are studied. The potential emigrant from both old and new EU member states tends to be young, better educated and to live in larger cities. People from the EU10 with children are less likely to
move after enlargement in comparison to those without family. There exists a correlation between individual perceptions about the scale of migration and actual flows. Better educated
and left-oriented individuals in the EU15 are less likely to perceive these flows as important."
(author's abstract)
10.2
Folgen für Unternehmen und Verwaltung
[260-L] Apitzsch, Ursula; Inowlocki, Lena; Kontos, Maria:
The method of biographical policy evaluation, in: Ursula Apitzsch, Maria Kontos (Hrsg.): Selfemployment activities of women and minorities : their success or failure in relation to social
citizenship policies, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 12-18, ISBN: 978-3-81003448-9 (Standort: UB Duisburg(464)-01/OKL/1110+1)
INHALT: Methodologie und Sampling des Forschungsprojekts "Self-Employment Activities of
Women and Minorities" werden beschrieben. Das Forschungsprojekt leistet durch die Analyse unterprivilegierter Selbstständigkeitsprojekte einheimischer Frauen sowie von Männern
und Frauen mit Migrationserfahrungen in sechs europäischen Ländern einen Beitrag zur Erforschung von Mechanismen sozialer Exklusion und korrespondierender Anstrengungen der
Selbst-Inklusion. Die im Projekt unternommene biographische Policy-Evaluation von Selbständigkeitsaktivitäten in Mitgliedsländern der EU war die Basis für die Formulierung von
Vorschlägen zur verbesserten sozialpolitischen Unterstützung von Möglichkeiten zur Selbstständigkeit in verschiedenen europäischen Kontexten. Die Methode der biographischen Policy-Evaluation auf der Grundlage der Grounded Theory von Strauss und Barney beinhaltete
eine aufgrund von theoretischem Sampling erfolgte Zusammenstellung und Analyse von biographischen Erzählungen von Männern und Frauen, die von Arbeitslosigkeit betroffen oder
bedroht waren und dieser befürchteten gesellschaftlichen Exklusion durch (teils öffentlich geförderte, teils allein individuell betriebene) Selbständigkeitsprojekte zu begegnen versuchten.
(ICH)
[261-L] Apitzsch, Ursula:
Gendered professional strategies in self-employment, in: Ursula Apitzsch, Maria Kontos
(Hrsg.): Self-employment activities of women and minorities : their success or failure in relation
to social citizenship policies, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 129-144, ISBN: 9783-8100-3448-9 (Standort: UB Duisburg(464)-01/OKL/1110+1)
INHALT: Im Bemühen um eine Integration der unterschiedlichen wissenschaftlichen Diskurse
über Existenzgründungen von Frauen und Minoritäten geht es bei dem Forschungsprojekt mit
seinem biographischen Evaluationsansatz um eine Konkretisierung und Erweiterung des Konzepts der Autonomie. Zu der Annahme einer gemischten Einbettung der selbstständigen Erwerbstätigkeit in Migrationsgesellschaften kommt die Annahme einer biographischen Prozesshaftigkeit unternehmerischer Sozialisation. Am Beispiel ethnischer Wirtschaft und selbständiger Erwerbstätigkeit von männlichen und weiblichen Migranten in unterschiedlichen
184
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Folgen für Unternehmen und Verwaltung
europäischen Gesellschaften wird das Konzept der "biographischen Einbettung" diskutiert,
wobei sowohl die wohlfahrtsstaatlichen Unterstützungsmechanismen für Existenzgründer als
auch die geschlechtsspezifischen Implikationen neuer Formen des Unternehmertums und professioneller Praktiken aufgezeigt werden. Dies geschieht vor allem mit Blick auf ethnische
Unternehmen, die für Frauen im Sinne einer Autonomisierung eher unvorteilhaft sind, da sie
sich auf männlich-dominierte Strukturen von Selbstständigkeit einlassen müssen. (ICH)
[262-L] Bischoff, Ursula; Bruhns, Kirsten; Koch, Sandra:
Gestaltung interkultureller Beziehungen im Industriebetrieb: Ergebnisse und Beispiele zur
Zusammenarbeit der Generationen, München 2008, 51 S. (Graue Literatur;
www.dji.de/bibs/593_9093_InterkultBeziehg.pdf)
INHALT: Mit dem Eintritt in das normale Arbeitsleben treffen junge Facharbeiterinnen und
Facharbeiter auf ältere Kolleginnen und Kollegen, die nicht über interkulturelle Erfahrungen
verfügen. Wie sich unter solchen Bedingungen die interkulturelle Zusammenarbeit gestaltet
und welchen Einfluss betriebliche Maßnahmen zur Verbesserung des interethnischen Arbeitsalltags haben bzw. welcher Bedarf sich in diesem Kontext ergibt, steht im Mittelpunkt des
XENOS-Projekts "Interethnische Beziehungen zwischen jungen sowie älteren Facharbeitern
und Facharbeiterinnen in Großbetrieben". Für die Analyse interethnischer Beziehungen im
Erwerbsleben wurden Großbetriebe der Metallindustrie ausgewählt, in denen bereits seit längerer Zeit ausländische Arbeitskräfte beschäftigt werden und die in unterschiedlichem Umfang die ethnische Vielfalt ihrer Belegschaften wahrnehmen und strukturieren - mit Betriebsvereinbarungen, Unternehmenswerten oder auch konkreten Angeboten zur Kontaktaufnahme.
Die Untersuchung besteht aus zwei Projektphasen. In der ersten Phase wurden Interviews in
drei Großbetrieben der Metallindustrie durchgeführt. In ihnen haben junge sowie ältere Beschäftigte unterschiedlicher ethnischer Herkunft von ihren Erfahrungen in interkulturellen Arbeitszusammenhängen berichtet, ihre Wahrnehmungen von Zusammenhängen und Rahmenbedingungen für eine gelungene interkulturelle Zusammenarbeit mitgeteilt sowie bestehende
Probleme angesprochen. Anliegen der zweiten Phase war es, die in den Gesprächen gewonnenen Erkenntnisse in die Betriebe zurück zu führen. Es wird deutlich, dass interkulturelle Zusammenarbeit von den Beschäftigten, die im Rahmen des dargestellten XENOS-Projekts befragt wurden, überwiegend als problemlos wahrgenommen wird. Eine multiethnische Zusammensetzung von Arbeitsgruppen wirkt sich nicht hinderlich auf die Arbeitsprozesse oder die
termingerechte und kollegiale Erledigung von Arbeitsaufgaben aus. Auch eingeschränkte
sprachliche Verständigungsmöglichkeiten beeinflussen den Arbeitsablauf meist nicht negativ.
Darüber hinaus wird das soziale Miteinander von Kollegen und Kolleginnen unterschiedlicher Herkunftskultur im Arbeitsalltag überwiegend als gut oder zufriedenstellend beschrieben. (ICD2)
[263-F] Bruder, Jana, Dipl.-Volksw.; Räthke, Solvig, Dr. (Bearbeitung); Neuberger, Doris,
Prof.Dr. (Leitung); Rauscher, Michael, Prof.Dr. (Betreuung):
Unternehmensgründungen von MitbürgerInnen mit Migrationshintergrund - Gründungsdeterminanten, Finanzierungsmöglichkeiten, Integrationswirkung und volkswirtschaftliche
Bedeutung
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Folgen für Unternehmen und Verwaltung
185
INHALT: Projektziel: Gegenstand der Untersuchung sind Unternehmensgründungen durch Mitbürger mit ausländischer Staatsbürgerschaft, die selbst oder deren Eltern zugewandert sind.
Es soll herausgestellt werden, welche individuellen und sozialen Faktoren für die Unternehmensgründung relevant sind und mit welchen rechtlichen und finanziellen Restriktionen Existenzgründer mit Migrationshintergrund konfrontiert sind. Weiterhin werden die volkswirtschaftlichen und integrativen Effekte dieser Unternehmensgründungen betrachtet. Ausgangssituation: Bisherige empirische Studien zum Thema Selbständigkeit bei Bürgern mit ausländischer Staatsbürgerschaft konzentrieren sich auf die alten Bundesländer (u.a. Constant/ Schultze-Nielsen, 2004 und Leicht, 2005). Für die neuen Bundesländer liegen bisher keine aktuellen
vergleichbaren wissenschaftlichen Analysen vor. Ein Ergebnis der bisherigen Forschungsarbeiten zu diesem Thema ist jedoch, dass die Gründungsdeterminanten und -aktivitäten stark
mit der jeweiligen Nationalität korrelieren und nur bedingt auf die neuen Bundesländer übertragbar sind. Zum Einen sind die in den neuen Bundesländern zahlenmäßig stark vertretenen
Personen vietnamesischer und polnischer Nationalität nicht berücksichtigt. Zum Anderen
wird der dynamischen Entwicklung ausländischer Existenzgründungen innerhalb der letzten
fünfzehn Jahre nur unzureichend Rechnung getragen. Sekundärdatenanalyse: Erste Anhaltspunkte zur regionalen Entwicklung der Selbständigkeit bei Personen mit Migrationshintergrund sollen der Gewerbeanzeigenstatistik entnommen werden. Da Unternehmensgründungen von ausländischen Mitbürgern in den Veröffentlichungen der Statistischen Landesämter
nur von untergeordneter Bedeutung sind, sind auf der Basis der aggregierten Daten keine
Rückschlüsse möglich. Der Zugang zu den Einzeldaten ermöglicht Informationen zu folgenden ausgewählten Punkten: 1. Wo werden Unternehmen von Personen mit Migrationshintergrund gegründet? Wie verteilen sich diese Unternehmen innerhalb des Bundeslandes? Hat die
zunehmende Konzentration auf den deutschen Markt und die Sättigung der Märkte in den
Großstädten eine Unternehmensansiedlung in kleineren Gemeinden zur Folge? 2. Welche
Rechtsform bevorzugen Selbständige ausländischer Nationalität und welche Schlussfolgerungen lassen sich im Hinblick auf die Unternehmensfinanzierung ziehen? 3. Gibt es neben den
traditionell stark vertretenen Geschäftsbereichen im Dienstleistungssektor, wie Gaststättengewerbe und Einzelhandel, eine Tendenz zur Ansiedlung in anderen Wirtschaftssektoren? 4.
Wie hoch ist die Anzahl der selbständigen Personen mit Migrationshintergrund im Handwerksbereich? 5. Welche durchschnittliche Lebensdauer haben die betrachteten Unternehmen
(anhand der Gewerbean- bzw. -abmeldungen)? 6. Welche Gründe sind für die Aufgabe von
Unternehmen ausschlaggebend? ZEITRAUM: 1990-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Ausgangspunkt der Analyse sind die theoretischen Erkenntnisse der Gründungsforschung, die durch bereichsbezogene "Leitlinientheorien" und die Humankapitaltheorie beschrieben werden (vgl. Brüderl et.al., 1996). Von besonderer Relevanz bei der betrachteten
Zielgruppe ist die Theorie der sozialen Wechselwirkungen (nach Becker, 1976), nach welcher
Interaktionen mit der sozialen Umwelt wesentliche Verhaltensdeterminanten sind. Daher werden individuelle und soziale Bestimmungsgründe der Selbständigkeit erfasst. Die abgeleiteten
Erfolgsfaktoren für die Unternehmensgründung werden anschließend im Hinblick auf die Unternehmensfinanzierung und ihre Bedeutung als Risikofaktoren gewertet. Die Beantwortung
der oben genannten Fragen soll über die deskriptive Auswertung der Gewerbeanzeigenstatistik unter dem Kriterium der Nationalität erfolgen. Weiterhin werden mögliche Unterschiede
in Bezug auf Regionen, Nationalitäten und Alterskohorten durch Mittelwertvergleiche aufgedeckt. Weitere Aufschlüsse im Hinblick auf die Determinanten der Selbständigkeit sollen
durch Methoden der explorativen Datenanalyse, wie z.B. der Faktoranalyse gewonnen werden. Primärerhebung: Die Auswertung der Gewerbeanzeigenstatistik ist die Basis für weiter-
186
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Folgen für Unternehmen und Verwaltung
führende Forschungsarbeiten. Neben der Auswertung weiterer statistischer Quellen wie dem
SOEP und Umfragen des Marplan-Institutes bildet eine eigene Umfrage unter Selbständigen
mit Migrationshintergrund den Schwerpunkt des Projektes. Die Auswertung der Umfrage erfolgt mit Hilfe mikroökonometrischer Untersuchungsmethoden. Relevant sind hier insbesondere binomiale Logitschätzungen bezüglich des Entscheidungsproblems Selbständigkeit vs.
abhängige Beschäftigung und Verweildauermodelle. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: 3.000; ausländische Selbständige). Standardisierte Befragung, schriftlich; Standardisierte Befragung, online; Sekundäranalyse von Individualdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Bruder, J.; Neuberger, D.; Räthke-Döppner, S.: Financial constraints of ethnic entrepreneurship: evidence from Germany. Thuenen-Series of Applied Economic Theory, No. 84, 2007.+++Bruder, J. Unternehmensgründungen durch Personen mit
Migrationshintergrund: Analysen des Gründungsverhaltens auf regionaler und individueller
Ebene. Dissertation. Univ. Rostock 2008.
ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2007-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Rostock, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut
für VWL Lehrstuhl für Außenwirtschaft (18051 Rostock)
[264-L] Fischer, Michael:
Diversität und die Wirtschaft: Erfahrungen und Perspektiven von Migrantinnen und
Migranten in Deutschland, (HWWI Research Paper, 03-15), Hamburg 2008, 22 S. (Graue
Literatur; doku.iab.de/externe/2008/k080616p06.pdf)
INHALT: Auf der Basis von qualitativen Interviews mit Migrantinnen und Migranten wurde untersucht, welche Diversitätseffekte in Wirtschaftsund Arbeitskontexten von Zuwanderern in
Deutschland beobachtet werden und welche konkreten Dimensionen von Diversität dabei
eine Rolle spielen. Es zeigt sich, dass neben divergierenden kognitiven Perspektiven und Präferenzen vor allem sprachliche Diversität und unterschiedliche Kommunikationsstile, Unterschiede in Arbeitsstilen, Unterschiede des persönlichen und emotionalen Umgangs sowie
nicht zuletzt Identitäts- und Statusdifferenzen als relevante Aspekte genannt werden. Synergieeffekte spielen nur eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, dass diverse Systeme oder
Individuen an ohnehin diverse Umweltbedingungen in verschiedenen Hinsichten besser angepasst sind und daraus Vorteile ziehen können. Heterogene Organisationen sind besser in der
Lage, Präferenzen von Kunden oder Geschäftspartnern sowohl für Homogenität als auch für
Diversität entgegenzukommen. Identitäts- und Statusdifferenzen sind für die Befragten von
einiger Bedeutung. Dabei werden sowohl Erfahrungen mangelnder Gleichbehandlung und
Anerkennung als auch Erfahrungen eines positiven und anregenden Umgangs mit Diversität
in der deutschen Gesellschaft geschildert. (IAB)
[265-L] Hayen, Dagmar; Unterberg, Michael:
Gründungspotentiale und -hemmnisse von Migrantinnen in der Region Hannover: eine
Studie im Auftrag der hannoverimpuls GmbH, Hamburg 2008, 120 S. (Graue Literatur;
www.migration-online.de/data/migrantinnenstudie_2008.pdf)
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Folgen für Unternehmen und Verwaltung
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INHALT: "Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Evers & Jung im Auftrag der hannoverimpuls GmbH verfasste Expertise, die
auf der Grundlage einer bundesweit erstmalig durchgeführten quantitativen Befragung von
selbständigen Migrantinnen mit regionalem Fokus handlungsorientierte Ansätze für ein besseres Ausschöpfen des Gründungspotentials durch Migrantinnen in der Region Hannover entwickelt. Durch die zusätzliche Befragung einer Kontrollgruppe männlicher Migranten war es
zudem erstmals möglich, Vergleiche zwischen weiblichen und männlichen Unternehmer/innen mit Migrationshintergrund zu ziehen. Dieser Aspekt ist bisher noch nicht systematisch erforscht, bestehende Annahmen gründen sich in erster Linie auf Aussagen von Expert/innen
oder in geringer Zahl durchgeführten qualitativen Interviews mit Migrantinnen. Neben den
Ergebnissen der quantitativen Befragung liegen der Expertise die Erkenntnisse aus halbstandardisierten Telefoninterviews mit zehn Expert/innen der Gründungsförderung von
Migrant/innen aus dem Bundesgebiet (durchgeführt von Evers & Jung) zugrunde. Die Studie
selbst wurde in einem Projektverbund vorbereitet, durchgeführt und analysiert, wobei Gründerinnen-Consult Hannover mit der Projektkoordination und dem interkulturellen Verein IntEx e.V. mit der Rekrutierung der Migrant/innen und der Durchführung der Befragung tragende Rollen zukamen. Zusätzlich unterstützte die Technologie-Centrum Hannover GmbH
(TCH) das Projekt bei der Fragebogenerstellung und der Überarbeitung zielgruppenspezifischer Aspekte in den Handlungsempfehlungen durch das Einbringen ihrer langjährigen Erfahrung in der Beratung von MigrantInnen. Der Befragungszeitraum erstreckte sich über die letzten beiden Monate des Jahres 2007. Es wurden insgesamt 320 Migrantinnen und eine Vergleichsgruppe von 100 Migranten aus der Region Hannover befragt." (Autorenreferat)
[266-F] Jäkel, Christian, Dr.rer.pol. (Bearbeitung); Kutschker, Michael, Prof.Dr. (Betreuung):
Mono- und multikulturelle Teams in der Unternehmung - Einsatzmöglichkeiten unter Effizienz- und Effektivitätsgesichtspunkten
INHALT: Das Ziel der Arbeit besteht darin herauszufinden, bei welchen Aufgaben in der Unternehmung eher monokulturelle Teams gebildet werden sollen und in welchen Situationen sich
der Einsatz multikultureller Teams lohnt. ZEITRAUM: 1990-2008
METHODE: Quantitatives Forschungsparadigma (theorieprüfend, deduktiver Ansatz). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Experiment (Stichprobe: 72; in- und ausländische BWL-Studenten/innen; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Jäkel, Christian: Mono- und Multikulturelle Teams in der Unternehmung - Einsatzmöglichkeiten unter Effizienz- und Effektivitätsgesichtspunkten. Hamburg: Kovac 2008. ISBN 978-3-8300-4079-8.
ART: BEGINN: 2005-10 ENDE: 2008-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Internationales Management (Auf der Schanz 49,
85049 Ingolstadt)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: christian.jaeckel@kuei.de)
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Folgen für Unternehmen und Verwaltung
[267-L] Kontos, Maria:
Socio-economic contexts of self-employment, in: Ursula Apitzsch, Maria Kontos (Hrsg.): Selfemployment activities of women and minorities : their success or failure in relation to social
citizenship policies, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 19-34, ISBN: 978-3-81003448-9 (Standort: UB Duisburg(464)-01/OKL/1110+1)
INHALT: Auf dem Hintergrund der spezifischen Schwierigkeiten sowie der generellen Hintergründe einer schwankenden Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen und Migranten werden vergleichende statistische Daten zu Existenzgründungen von einheimischen und ausländischen
Frauen und Männern in ausgewählten europäischen Ländern vorgestellt. Dabei werden für die
einzelnen Länder die unterschiedlichen Motive und Erfahrungen von Selbständigkeit auf
wirtschaftstheoretischer Grundlage diskutiert. In einem weiteren Schritt werden Arbeitsmarktpolitiken kritisch beleuchtet, die seit den 80er Jahren versuchen, motivierten Existenzgründern den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Neuere Ansätze konzentrieren
sich eher auf schwache, unterprivilegierte Gruppen wie Frauen und Minoritäten und versuchen mit Training und Beratung arbeitsloser Personen aus sozialer Isolierung und Exklusion
zu befreien. Initiativen auf der EU-Ebene zur Unterstützung von Selbstständigkeit von benachteiligten Gruppen werden vorgestellt und anschließend nationale Politiken in Deutschland, Großbritannien, Dänemark, Schweden, Griechenland und Italien präsentiert. (ICH)
[268-L] Kupferberg, Feiwel:
Migrant men and the challenge of entrepreneurial creativity, in: Ursula Apitzsch, Maria
Kontos (Hrsg.): Self-employment activities of women and minorities : their success or failure in
relation to social citizenship policies, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 145-157,
ISBN: 978-3-8100-3448-9 (Standort: UB Duisburg(464)-01/OKL/1110+1)
INHALT: Untersucht werden die Motive für Unternehmensgründungen von Migranten aus verschiedenen Kulturen in Dänemark. Die biographischen Interviews zeigen durchweg, dass die
Entscheidungen für eine selbständige Erwerbstätigkeit weniger von ökonomischen als von
psychologischen Motiven beeinflusst werden. Diese haben mit den Selbstwertgefühlen und
dem Stolz der jeweiligen Persönlichkeit zu tun. Anhand von Fallbeispielen wird verdeutlicht,
dass diese Motive verschiedene Formen annehmen können: harte Arbeit und lange Arbeitszeiten als Ressource für persönlichen Stolz, übermäßiges Risikoverhalten zur Überwindung
von Selbstzweifeln und unternehmerische Kreativität, die tief in der biographischen Migrationserfahrung verwurzelt ist. Diese Erfahrungen produzieren eine generelle Bereitschaft zum
lebenslangen Lernen und die Flexibilität, "von vorne" beginnen zu können. Zusammenfassend lässt sich anhand der Interviews in Dänemark feststellen, dass der Innovationsdruck, der
aus der strukturellen Benachteiligung und Exklusion der Immigranten durch den Arbeitsmarkt des Gastlandes entsteht, viele Migranten zwingt, sich anderen Beschäftigungsoptionen
zuzuwenden, um vor allem ihre eigene persönliche Identität und nicht so sehr die vom Gastlast aufgezwungene soziale Identität aufzubauen. (ICH)
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[269-L] Lackner, Karin:
Expatriation: Entsendung ohne Wiederkehr?, in: Gruppendynamik und Organisationsberatung
: Zeitschrift für angewandte Sozialpsychologie, Jg. 39/2008, H. 1, S. 64-87 (Standort: USB
Köln(38)-XB195; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.gruppendynamik-digital.de)
INHALT: Phasenverläufe einer Auslandsentsendung werden von der Bewerbung bis zur Rückkehr beschrieben und interpretiert. Dabei wird die Investition in vorbereitende interkulturelle
Trainingsmaßnahmen deren tatsächlichem Nutzen gegenübergestellt. Eine Reihe von Hypothesen am Ende des Beitrags versucht die "Gemengelage" von interkulturellen Paradoxien,
organisatorischer Dilemmata und Befindlichkeiten zusammenzufassen. Aus gruppendynamischer Sicht sind Auslandsentsendungen in mehrfacher Hinsicht interessant: einmal handelt es
sich um einen ständigen Wechsel von Desintegration-Integration und Reintegration, von Zugehörigkeitsverlusten und Zugehörigkeitsgewinnen, auf jeden Fall aber dem Verlust einer
eindeutigen Zugehörigkeit. Zum anderen ermöglicht gruppendynamische Erfahrung den Umgang mit emotional und strukturell diffusen Situationen, die Beweglichkeit in einem Hier und
Jetzt, welches im interkulturellen Kontext immer erst von den beteiligten Personen geschaffen und entwickelt werden muss. Konsequenzen für externe und interne Beratung werden erörtert.
[270-L] Lederle, Sabine:
Die Ökonomisierung des Anderen: eine neoinstitutionalistisch inspirierte Analyse des
Diversity Management-Diskurses, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 299 S., ISBN:
978-3-531-15701-6
INHALT: "Im organisationalen Diversity-Management-Diskurs bleibt der/die/das Andere weiterhein konstruiert als das 'Nicht-Rationale', das wegen seines 'Anders seins' eine ökonomische Ressource darstellt, die Kreativität und Innovation ermöglicht. Bedingung ist allerdings,
dass es 'gemanaged', d.h. rational gesteuert und im 'Zaum gehalten' wird - das Irrationale Andere wird rationalisiert. Die Inkorporierung dieses 'nicht-rationalen' Anderen kann so als rational gelten und ermöglicht das Fortbestehen von Organisationen als dramatische Inszenierungen der Rationalitätsmythen, die moderne Gesellschaften durchdringen." (Textauszug)
[271-F] Märzweiler, Caroline, M.A. (Bearbeitung); Hettlage, Robert, Prof.Dr.Dr. (Betreuung):
Gruppenarbeit und Vielfalt in Fertigungsgruppen (Arbeitstitel)
INHALT: Ziel: Analyse betrieblicher Gruppenarbeit unter dem Aspekt soziokultureller Vielfalt
aus soziologischer Sicht; Ansätze zur Weiterentwicklung. 1. Entwicklung eines soziologischen Verständnisses von 'Vielfalt'; 2. Analyse der Bedeutung und Effekte in Fertigungsgruppen am konkreten Beispiel in der Praxis sowie Konzeption und exemplarische Erprobung von
Maßnahmen zum Diversity Management im Rahmen der Gruppenarbeit; 3. Ableitungen für
Theorie und Praxis bzgl. des Umgangs mit Vielfalt. ZEITRAUM: Dezember 2003 bis November 2005 - empirische Studie bei BMW GEOGRAPHISCHER RAUM: BMW Werk Regensburg
METHODE: Basis: interpretativer Ansatz; überwiegend qualitative Methoden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend (Produktionseinsatz in
einer Montage-Gruppe; Auswahlverfahren: Zufall). Qualitatives Interview (Stichprobe: ca.
190
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
Folgen für Unternehmen und Verwaltung
60; Mitarbeiter/-innen und Führungskräfte der Montage sowie Experten anderer Stellen; Auswahlverfahren: proportional geschichtet; Zufall). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Stichprobe: rund 4.000; Personaldaten des Montagebereich; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit
durch die Wissenschaftlerin.
VERÖFFENTLICHUNGEN: inTakt - eine Methode zur Bewertung und Belebung betrieblicher
Gruppenarbeit. in: ARBEIT, 2006, 2, S. 134-139.
ART: BEGINN: 2003-12 ENDE: 2009-03 AUFTRAGGEBER: BMW AG, Werk Regensburg,
Herbert-Quandt-Allee, 93055 Regensburg FINANZIERER: Auftraggeber; Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft
und Geographie, Institut für Soziologie (93040 Regensburg)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: caroline.maerzweiler@soziologie.uni-regensburg.de)
[272-L] Schondelmayer, Sanna:
Stereotypisierung am Arbeitsplatz: zur Handlungsrelevanz von Selbst- und Fremdbildern in
der deutsch-polnischen Interaktion, (Münchener Beiträge zur Interkulturellen Kommunikation,
Bd. 21), Münster: Waxmann 2008, 301 S., ISBN: 978-3-8309-1978-0 (Standort: ULB Münster(6)3F74416)
INHALT: "Angesichts der engen Nachbarschaft und wechselhaften Geschichte von Polen und
Deutschen sind gegenseitige stereotype Zuschreibungen kaum überraschend. Aber welche
Relevanz haben sie für das Handeln? Wie werden sie eingesetzt? Was sagt der Gebrauch stereotyper Zuschreibungen über die Sprechenden aus? In dichter Beschreibung folgt die Autorin den diskursiven Variationen und handlungspraktischen Bezügen von Stereotypen am Beispiel von Deutschen und Polen, die in mittelständischen Unternehmen zusammenarbeiten.
Die Ergebnisse der ethnographischen Studie zeigen eine Vielfalt an möglichen Handlungsund Kommunikationsformen im deutsch-polnischen Arbeitsalltag und decken eine 'paradoxe
Parallelität' auf: einerseits die verbale Distanzierung von Stereotypen und ein empathisches
Miteinander, andererseits eine Überbetonung und Instrumentalisierung ebenso wie Ignoranz
und mangelnde Anerkennung kultureller Differenzen." (Autorenreferat)
[273-L] Tolciu, Andreia; Schaland, Ann-Julia:
Selbstständige Migranten in Deutschland, in: Wirtschaftsdienst : Zeitschrift für
Wirtschaftspolitik, Jg. 88/2008, H. 8, S. 536-542 (Standort: USB Köln(38)-FHM Haa288; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; www.wirtschaftsdienst.eu/downloads/getfile.php?id=2048)
INHALT: "Die Selbstständigkeit von Personen mit Migrationshintergrund gerät in den letzten
Jahren vermehrt in das Blickfeld von Politikern, Wissenschaftlern und der allgemeinen Öffentlichkeit. Was aber sind die besonderen Merkmale von selbstständigen Migranten gegenüber selbstständigen Deutschen und wie lassen sich diese Unterschiede erklären?" (Autorenreferat)
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Folgen für Unternehmen und Verwaltung
191
[274-L] Valenta, Marko:
The workplace as an arena for identity affirmation and social integration of immigrants, in:
Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Vol. 9/2008, No. 2, 15
S. (nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0802140)
INHALT: "Dieser Beitrag behandelt die soziale Integration von Immigrantinnen und Immigranten der 1. Generation in Norwegen. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Arbeitsplatz
eine wesentliche Arena für Prozesse der Identitätsbildung und der sozialen (Des-)Integration
ist: für einige erwachsen hier neue soziale Bezüge und Möglichkeiten einer persönlichen Bestätigung, für andere kann der Arbeitsplatz zu einem Medium der sozialen Exklusion werden
und zu einem Erleben persönlicher Geringschätzung beitragen. Über eher allgemeine Gründe
hinaus gibt gerade die Arena Arbeitsplatz bzw. deren spezifischer Charakter Aufschluss für
das Fehlen von Sozialbeziehungen zwischen Immigrant(inn)en und Angehörigen eines Gastlandes. In diesem Beitrag befasst der Verfasser sich insbesondere mit drei Arbeitsplatz-bezogenen Mechanismen, die die soziale Integration und die persönliche Identitätsbildung beeinflussen: a) die Bedeutung, die Immigrant(inn)en den Kontaktmöglichkeiten im Rahmen ihrer
Berufsarbeit beimessen; b) das Ausmaß einer beruflichen Deplatzierung, das sie erleben und
c) deren beruflicher Status. Da es in der eigenen Studie vor allem um die Stimmen der Immigrantinnen und Immigranten selbst gegangen ist, spielten in der Erhebung und Auswertung
qualitative Interviews eine zentrale Rolle." (Autorenreferat)
[275-L] Yilmaz, Sevim:
Soziales Kapital: die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation türkischstämmiger
Unternehmer in Nordrhein-Westfalen, Essen: Klartext-Verl. 2008, 295 S., ISBN: 978-3-83750003-5 (Standort: USB Köln(38)-35A9493)
INHALT: Die Verfasserin behandelt zunächst die migrationsspezifischen Besonderheiten, die die
Rahmenbedingungen für eine ökonomische Integration von Migranten bilden. Sie stellt im
Folgenden die deutschen Unternehmerverbände, die auch für türkische Unternehmer in
Deutschland zuständig sind, ebenso vor wie die Interessenvertreter türkischstämmiger Selbständigen in Nordrhein-Westfalen. Das Phänomen beruflich selbständiger Migranten wird aus
der Perspektive verschiedener Migrationstheorien behandelt. Ferner werden netzwerktheoretische Ansätze vorgestellt und die soziokulturelle Situation türkischer Migranten zwischen türkischen Traditionen und Integration beschrieben. Vor diesem Hintergrund werden Ergebnisse
zweier empirischen Untersuchungen vorgelegt, die Auskunft über die soziale und wirtschaftliche Situation türkischstämmiger Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, bestehende Netzwerke und ihre Nutzung, die Bedeutung persönlichen und institutionellen Vertrauens sowie
die Bedeutung von Religion geben (n=275). Abschließend werden Handlungsempfehlungen
formuliert, die zu einer stärkeren Inanspruchnahme der Wirtschaftsorganisationen und ihrer
Dienstleistungen beitragen sollen. (ICE2)
192
11
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
11 Staatliche und nichtstaatliche Arbeit mit Migranten
Staatliche und nichtstaatliche Arbeit mit Migranten
[276-L] Achermann, Christin:
Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers: Evaluation der Pilotphase, (SFM-Studien, 54),
Neuchâtel 2008, 53 S., ISBN: 978-2-940379-12-5 (Graue Literatur;
www.migration-population.ch/fileadmin/sfm/publications/rr/s_54.pdf)
INHALT: "Der Verein Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers (VBBS) liess die Pilotphase der
Beratungsstelle (2005-2007) extern evaluieren, um Bedarf, Nutzen und Wirkung sowie notwendige Anpassungen abzuklären. Ziel des Vereins und der Beratungsstelle sind die 'Humanisierung des Alltags' und die Respektierung der Grundrechte von Sans-Papiers. Konkret soll
die soziale und rechtliche Situation von Menschen ohne Aufenthaltsberechtigung durch folgende Aktivitäten verbessert werden: Individuelle Beratung und Begleitung, Dokumentation
der Alltagsprobleme von Sans-Papiers, Vernetzungsarbeit unter und zu Sans-Papiers, Informationsarbeit sowie Lobbying und politische Arbeit. Der vorliegende Evaluationsbericht fasst
die bisherigen Tätigkeiten von Verein und Beratungsstelle zusammen und gibt ausgehend von
einer Dokumentenanalyse und Interviews mit Fachpersonen Antwort auf folgende Fragen:
Gibt es in der Region einen Bedarf für eine Beratungsstelle für Sans-Papiers? Ist das Angebot
den KlientInnen und ihren Bedürfnissen angemessen? Welchen Nutzen hat die Beratungsstelle für die KlientInnen und welche Wirkung hat die Arbeit des VBBS in Öffentlichkeit und
Politik? Ausgehend davon werden Vorschläge für Anpassungen formuliert." (Autorenreferat)
[277-L] Bischoff, Alexander; Dahinden, Janine; Conca, Antoinette; Rothenbühler, Igor; Kurth,
Elisabeth; Delli, Chantal:
Wirkt interkulturelle Mediation integrierend?: Materialienband, Neuchâtel 2005, 559 S.
(Graue Literatur;
doc.rero.ch/lm.php?url=1000,44,4,20080604144211-FK/Bischoff_Alexander_-_Wirkt_interkultur
elle_Mediation_integrierend_20080604.pdf)
INHALT: In dem Materialienband werden die Studien präsentiert, die im Rahmen des Projekts
"Interkulturelle Mediation: Trägt sie zur Inklusion bei? Vergleich von Politiken und Praktiken
in den Bereichen Gesundheits-, Bildungs-, Sozialwesen und Justiz" durchgeführt worden
sind. Die Kapitel sind bereichsspezifisch, in der Reihenfolge Bildungs-, Sozial-, Justiz- und
Gesundheitsbereich. Die Kapitel 7 und 8 basieren auf Fallstudien zur interkulturellen Mediation in den Schulen Genfs und Basels. In Kapitel 9 folgt die Darstellung der Fallstudie in den
CASS: "La médiation interculturelle dans les CASS (Centre d'action sociale et de santé)". Kapitel 10, 11 und 12 beinhalten drei Fallstudien im Justizbereich: "Mediationstätigkeiten im
Community Policing in Basel", "Das Strafverfahren in Basel und der Umgang mit Fremdsprachigkeit" und "La médiation interculturelle dans la prison à Genève" sowie den Umfragebericht "Interkulturelle Vermittlungstätigkeiten in Polizei und Justiz des Kantons Genf". Die
letzten drei Kapitel enthalten die Untersuchungen im Gesundheitsbereich: Interkulturelle Vermittlungstätigkeiten in der Frauenklinik, "Die Mittlerin in der Mitte - Wie Dolmetscherinnen
ihre Mediationsrollen wahrnehmen" und Interkulturelle Vermittlungstätigkeit in den Gesundheitsdiensten Basel und Genf. Zum Schluss werden Empfehlungen für Politik und Praxis im
Hinblick auf die interkulturelle Mediation formuliert. (ICF2)
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11 Staatliche und nichtstaatliche Arbeit mit Migranten
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[278-L] Eppenstein, Thomas; Kiesel, Doron:
Soziale Arbeit interkulturell: Theorien, Spannungsfelder, reflexive Praxis, (Sozialpädagogik),
Stuttgart: Kohlhammer 2008, 279 S., ISBN: 978-3-17-018621-7 (Standort: UB Bielefeld(361)LK230E64)
INHALT: "Das Buch führt in die komplexe Debatte um eine interkulturelle Ausrichtung Sozialer
Arbeit ein. Problemstellungen aus der Praxis der Sozialen Arbeit werden sozialwissenschaftlich reflektiert und auf sozialpädagogische und erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse der
interkulturellen Bildung bezogen. Theoretische Grundlagen und Konzepte interkultureller Sozialer Arbeit werden mit Fragen professionellen sozialen Handelns konfrontiert. Neben der
Diskussion um die Bedeutung unterscheidbarer Kulturverständnisse werden Maßstäbe für
eine kultursensible Praxis und interkulturelle Kompetenz entwickelt. Aktuelle Entwicklungen
in der Ausrichtung Sozialer Arbeit seit der Novellierung des ehemaligen Ausländergesetzes
finden ebenso Berücksichtigung wie Herausforderungen im Kontext eines gesellschaftlichen
Diskurses um den Umgang mit fundamentalistischen Strömungen sowie Aspekte marktförmiger Orientierung und Steuerung." (Autorenreferat)
[279-L] Gahleitner, Silke Birgitta; Gerull, Susanne; Lange, Chris; Schambach-Hardtke, Lydia;
Ituarte, Begona Petuya; Streblow, Claudia (Hrsg.):
Sozialarbeitswissenschaftliche Forschung: Einblicke in aktuelle Themen, Opladen: Budrich
UniPress 2008, 158 S., ISBN: 978-3-940755-15-5 (Standort: UB Bonn(5)-W2008/2602)
INHALT: "Als forschende Disziplin ist Soziale Arbeit eine noch junge Disziplin. Erst in den letzten Jahrzehnten entwickelte sich eine Wissenschaftskultur, in der ForscherInnen gezielt aus
der Praxis der Sozialen Arbeit kommende Fragestellungen aufgreifen und sie in Projekten angewandter Forschung für die Theoriebildung der Sozialen Arbeit produktiv nutzen können.
Die hier präsentierten Kurzfassungen von Dissertationen bieten in ihrer thematischen Bandbreite und methodischen Vielfalt anschauliche Beispiele dafür, welch komplexe Forschungsfelder Soziale Arbeit umspannt und ermutigen dazu, sich gezielt der Schnittstelle von Theorie
und Praxis anzunehmen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Heike Brand: Die Herausbildung des professionellen Selbst in der Sozialen Arbeit (11-20); Erika Feldhaus-Plumin: Psychosoziale Beratung im Kontext von Pränataldiagnostik (21-30); Silke Birgitta Gahleitner:
Geschlechtsspezifische Verarbeitung sexueller Gewalt - Salutogenetische Perspektiven (3140); Susanne Gerull: Präventive Hilfen zum Erhalt der Wohnung bei Mietschulden. Ergebnisse einer empirischen Studie in einem Berliner Sozialamt (41-50); Chris Lange: Zunehmende
Kooperation nach kontroversem Beginn - der Lernprozess der Freien Wohlfahrtspflege mit
der europäischen Integration (51-58); Nadja Lehmann: Migrantinnen und häusliche Gewalt
im biografischen Kontext (59-66); Charlotte Oesterreich: Die Lebensbedingungen in den
Flüchtlingslagern für DDR-Zuwanderer der 1950er Jahre (67-76); Begona Petuya Ituarte:
Kontinuität und Bruch - Lebensgeschichten von Frauen im Spannungsfeld von Migration und
Scheidung (77-84); Heike Radvan: Antisemitismus in der offenen Jugendarbeit - Wie kann
pädagogisches Handeln aussehen? (85-98); Stefanie Sauer: Kooperationsprozesse in Dauerpflegeverhältnissen - eine fallrekonstruktive Einzelfallstudie (99-106); Lydia SchambachHardtke: Der Vereinigungsprozess zu ver.di aus der Gender-Perspektive (107-114); Claudia
Streblow: Jugendhilfe im Praxisfeld Schule (115-124); Talibe Süzen: Geschiedene Migrantinnen im Migrationsprozess (125-132); Carla Wesselmann: Lebensgeschichtliche Verläufe und
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11 Staatliche und nichtstaatliche Arbeit mit Migranten
Ressourcen wohnungsloser Frauen (133-142); Petra Wihofszky: Peers in der Aidsprävention
in Westafrika: Erleben von Teilhabe und Empowerment (143-152).
[280-F] Grützmann, Erik, Dipl.-Päd.; Finke, Sebastian, Dipl.-Sportwiss. (Bearbeitung); Braun, Sebastian, Prof.Dr.Dr. (Leitung):
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projekts "SPIN - Sport interkulturell"
INHALT: Bereitstellung projektbegleitender Entscheidungs- und Handlungsempfehlungen zur
Projektsteuerung und -optimierung und dessen Übertragbarkeit und Auswertung auf andere
Regionen. Zentrale Fragestellung bezieht sich auf erfolgte Integrationsprozesse der Zielgruppe jugendlicher Migrantinnen in und durch Sportvereine. Grundlage des Integrationsprozesses bilden fünf Projektmodule: Qualifizierung, Sport, Freizeit und bürgerschaftliches Engagement. GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen, insb. Duisburg, Oberhausen, Essen und Gelsenkirchen
METHODE: Die Beurteilung und Begleitung des Projekts erfolgt auf Grundlage von fünf Integrationsmechanismen (Platzierung, Kulturation, Interaktion, Identifikation). Untersuchungsdesign: Panel; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen (Stichprobe: bisher
300 -fortlaufend-; Auswahlverfahren: total). Beobachtung, nicht teilnehmend (Zielgruppe
-Sportgruppen- in Planung; Auswahlverfahren: Zufall). Qualitatives Interview (Zielgruppe,
Koordinatoren, Trainer -in Planung-). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: ca.
250 -realisiert, dauert an-; potentielle Zielgruppe, Übungsleiter, Vereinsfunktionäre u.a.; Auswahlverfahren: variiert). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2007-06 ENDE: 2011-08 AUFTRAGGEBER: LandesSportBund NordrheinWestfalen e.V. FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Paderborn, Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement
(Warburger Str. 100, 33098 Paderborn)
KONTAKT: Grützmann, Erik (Tel. 05251-60-3132, Fax: 05251-60-3547,
e-mail: Erik.Gruetzmann@uni-paderborn.de)
[281-L] Hoff, Walburga:
Diversity oder der Umgang mit Differenz: theoretische Reflexionen zu einem aktuellen
Begriff in der Sozialen Arbeit, in: Sozialmagazin : die Zeitschrift für Soziale Arbeit, Jg.
33/2008, H. 10, S. 38-46 (Standort: USB Köln(38)-XG3727; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich;
www.juventa.de/zeitschriften/sozialmagazin/abstracts/Jahrgang2008/08200810038.html?2)
INHALT: "Der Umgang mit Differenz und Vielfalt gehört zu den gegenwärtigen Herausforderungen globalisierter und pluraler Gesellschaften. Entsprechend hat Diversity - so die Bezeichnung für kulturelle und soziale Verschiedenheit - breiten Eingang in öffentliche Debatten,
EU-Richtlinien und Ausbildungsprogramme gefunden. Dagegen befindet sich die theoretische Auseinandersetzung noch weitgehend in den Anfängen. Vor diesem Hintergrund reflektiert der Beitrag die konstitutive Bedeutung von Diversity für die Soziale Arbeit und diskutiert theoretische Ansätze, die einen Zugang zu diesem Phänomen eröffnen." (Autorenreferat)
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11 Staatliche und nichtstaatliche Arbeit mit Migranten
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[282-L] Homfeldt, Hans Günther (Hrsg.):
Soziale Arbeit im Aufschwung zu neuen Möglichkeiten oder Rückkehr zu alten Aufgaben?,
(Soziale Arbeit aktuell, Bd. 9), Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren 2007, 165 S.,
ISBN: 978-3-8340-0293-8 (Standort: UB Bielefeld(361)-LK100S7A6A)
INHALT: "Die Soziale Arbeit sieht sich mehrfach in Frage gestellt. Trotz 'schlechter Nachrichten' auf dem Arbeitsmarkt ergeben sich national wie international in professioneller wie disziplinärer Hinsicht neue Aufgaben und Chancen. Der vorliegende Band erörtert Möglichkeiten
in unterschiedlichen Feldern: in der Forschung (z.B. sozialpädagogische Bildungsforschung),
Professionalisierung (z.B. Hilfeplanung), Gesundheit (z.B. Körper als Bildungsthema) und
Internationalität (z.B. deutsche Sozialpädagogik für England?). Zwar legen neue Aufgaben
nahe, nur nach vorne zu schauen, aber das Neue ist einzig in Differenz zum Altbekannten,
zum Teil auch Vergessenen zu bestimmen. 'Aufschwung zu neuen Möglichkeiten' und 'Rückkehr zu alten Aufgaben' werden darum auch als eine duale Einheit gesehen." (Autorenreferat).
Inhaltsverzeichnis: Dieter Filsinger: Zur Transformation des Sozialstaates und seine Perspektiven (11-30); Michael-Sebastian Honig: Wunsch und Wirklichkeit sozialpädagogischer Bildungsforschung (32-43); Jörgen Schulze-Krüdener: Sozialpädagogische Forschung in der Region - Vorschläge für die Zukunft (44-57); Bettina Hünersdorf: Hilfeplanung. Zur Generierung sozialpädagogischer Ordnung in der Jugendhilfe (59-69); Roland Merten: Neue Herausforderungen für die Soziale Arbeit oder Rückkehr zu alten Aufgaben? "Wird's besser? Wird's
schlechter? Fragt man alljährlich" (70-77); Albert Mühlum: Spiritualität - eine vergessene
Ressource der Sozialen Arbeit (78-90); Margret Dörr: "...eine alte Dame, die kleine Elefanten
sehr gerne mag ...". Ein sozialpädagogischer Blick auf eine Kinderbuchgeschichte (92-101);
Stephan Sting: Der Körper als Bildungsthema (102-112); Andreas Hanses: Soziale Arbeit und
Gesundheit ein schwieriges wie herausforderndes Verhältnis (113-123); Jacob Kornbeck:
Deutsche Sozialpädagogik für England? Überlegungen zur Zukunftsfähigkeit eines deutschen
Urbegriffs (125-136); Hans Günther Homfeldt, Marie Schneider: Social development - ein
Rahmenkonzept für die Transnationalisierung Sozialer Arbeit? (137-155); Wolfgang Schröer,
Cornelia Schweppe: Transnationalisierung Sozialer Arbeit - Migrationsforschung und Internationalität vor neuen Herausforderungen (156-164).
[283-F] Kizilocak, Gülay, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung):
Verbesserung der Unterstützungsmöglichkeiten der Integration von türkischen Neuzuwanderinnen
INHALT: Mit dem Projekt sollen der Bedarf, Hemmnisse der Inanspruchnahme und das Angebot
von Integrationsmaßnahmen und -projekten für türkische Neuzuwanderinnen durch Heiratsmigration beispielhaft in drei Regionen analysiert und Handlungsmöglichkeiten zur bedarfsund zielgruppengerechten Gestaltung solcher Angebote herausgearbeitet werden. Zwar gibt
es zahlreiche Projekte und Maßnahmen, die die Integration von Neuzuwanderinnen sowohl in
das Sozialleben als auch in den Arbeitsmarkt unterstützen. Diese erreichen aber mitunter nur
wenige der betroffenen Frauen oder führen nicht zum letztendlich gewünschten Erfolg. Deshalb gilt es einerseits, die Bedürfnisse der betroffenen Frauen, ihre Vorstellungen und Wünsche bezüglich solcher Angebote, aber auch Gründe, die angebotenen Maßnahmen nicht
wahrzunehmen, herauszuarbeiten, und andererseits die Angebotsseite und die auf Seiten der
Anbieter bestehenden Erfahrungen und Eindrücke zu untersuchen, um zu prüfen, inwieweit
Angebote so initiiert werden können, dass sie den Bedarf besser decken, die Zielgruppe bes-
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11 Staatliche und nichtstaatliche Arbeit mit Migranten
ser erreichen und bestehende Hinderungsgründe überwinden. Daraus sollen Handlungsstrategien und -optionen entwickelt werden, die zu einer strukturellen Verbesserung des Angebots
für Neuzuwanderinnen und damit zu einer besseren Integration führen. ZEITRAUM: 2008
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Die Untersuchung soll sich beispielhaft auf drei Städte in Nordrhein-Westfalen beziehen: Auf zwei vormals durch großindustrielle Strukturen geprägte Großstädte, die stark
vom Strukturwandel einschließlich hoher Arbeitslosigkeit betroffen sind und in denen ein hoher Anteil der Bevölkerung türkischer Abstammung ist und in verdichteten Stadtteilen lebt
(Dortmund und Duisburg) sowie auf eine mittelgroße Stadt, die eher durch mittlere Industriebetriebe verschiedener Branchen, geringerer Arbeitslosigkeit, und durch einen durchschnittlichen Anteil von Ausländern an der Gesamtbevölkerung geprägt ist (Aachen). Die Fragestellung des Projekts soll über unterschiedliche Zugänge beantwortet werden: a) Bestandsaufnahme und Analyse vorhandener Projekte und Maßnahmen. b) Leitfadengespräche mit Projektverantwortlichen und Vertretern der Stadtverwaltung. c) Leitfadengespräche mit betroffenen
Frauen (Türkinnen, die vor nicht mehr als drei Jahren als Heiratsmigrantinnen nach Deutschland einwanderten). Untersuchungsdesign: Fallstudien DATENGEWINNUNG: Qualitatives
Interview (Stichprobe: 21; Leiter und Mitarbeiter ausgewählter, möglichst unterschiedlicher
Projekte, sowie Akteuren der Stadtverwaltung, die im Integrations- oder Frauenbereich tätig
sind; Auswahlverfahren: gezielt. Stichprobe: 15; Türkinnen, die in den letzten drei Jahren im
Rahmen der Ehegattenzusammenführung nach Deutschland migriert sind; Auswahlverfahren:
Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2008-11 ENDE: 2009-10 AUFTRAGGEBER: Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen
(Altendorfer Str. 3, 45127 Essen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0201-3198-306, e-mail: kizilocak@zft-online.de)
[284-L] Leiprecht, Rudolf:
Eine diversitätsbewusste und subjektorientierte Sozialpädagogik: Begriffe und Konzepte
einer sich wandelnden Disziplin, in: Neue Praxis : Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik
und Sozialpolitik, Jg. 38/2008, H. 4, S. 427-439 (Standort: USB Köln(38)-XG2744; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "So sinnvoll es ist, den Begriff Diversität auch im Kontext von Erziehungs-, Bildungsund Sozialarbeitswissenschaften aufzugreifen, muss - so die Argumentation von Rudolf Leiprecht - deutlich sein, dass es in diesem Kontext bei Diversität um Prozesse geht, die auf spezifisch Menschliches verweisen und nicht auf Biologisches reduziert werden können, es folglich um Einteilungen innerhalb der Menschenwelt geht, die im Rahmen historischer und gesellschaftlicher Prozesse von Menschen gemacht und mit bestimmten sozialen Bedeutungen
versehen wurden. Dies bedeutet auch, dass die Thematisierung von Diversität hier nicht per
se darauf zielt, Diversität einen positiven Wert beizumessen oder Diversität zu erhalten." (Autorenreferat)
[285-F] Schindler, Volkhard, Dr. (Bearbeitung); Hermann, Dieter, Prof.Dr. (Leitung):
Interkulturelle Kompetenz in der Polizei
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INHALT: In der Bundesrepublik Deutschland leben zur Zeit über 7 Millionen Ausländer. Mittlerweile gibt es in deutschen Städten Stadtteile, in denen einheimische Deutsche weniger als
50% der Einwohner stellen. Eine besondere Herausforderung in diesem Zusammenhang stellen islamische Bevölkerungsgruppen dar. Durch den spezifischen kulturellen Hintergrund
kann es zu Konflikten mit Ordnungskräften kommen. Eine professionelle und zukunftsorientierte Polizeiarbeit erfordert demnach eine hohe interkulturelle Kompetenz, denn Polizeibeamte werden in zunehmendem Maße in allen Tätigkeitsbereichen mit Muslimen konfrontiert
werden. Vor diesem Hintergrund ist die Fragestellung des Forschungsprojekts zu sehen, das
insbesondere interkulturelle Konflikte zwischen der deutschen Polizei und Angehörigen fremder Kulturen (Schwerpunkt Muslime) thematisiert sowie Gelingensbedingungen für den
Transfer interkultureller Kompetenz in der Polizei herausarbeiten soll. Dazu wurden im Juli
2006 insgesamt 32 polizeiliche Experten für interkulturelle Konflikte auf der Führungsebene
mit Hilfe eines Gesprächsleitfadens qualitativ und quantitativ befragt. Beide Erhebungsinstrumente wurden zuvor einem Pretest unterzogen. Die Befragung war auf jeweils 5 Städte aus
Baden-Württemberg und Hessen beschränkt, wobei der Anteil an Muslimen deutlich variierte. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen;
Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 32; Experten der Polizei; Auswahlverfahren: Quota). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Draws-Volk, Monika: Transfer interkultureller Kompetenz in der Polizeiarbeit. Herausforderungen für die Polizei in einer
multikulturellen Gesellschaft. Diplomarbeit. Univ. Heidelberg 2006.+++Wolff, Michael: Organisatorische, räumlich-soziodemographische und stereotype Einflüsse auf den Transfer interkultureller Kompetenz in der Polizeiarbeit. Diplomarbeit. Univ. Heidelberg
2006.+++Glasstetter, Yvonne: Interkulturelle Kompetenz in der Polizeiarbeit. Konflikte mit
Migranten und Präventionsmaßnahmen. Diplomarbeit. Univ. Heidelberg 2006.
ART: BEGINN: 2006-02 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: Polizeiliche Kriminalprävention
des Bundes und der Länder FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Heidelberg, Juristische Fakultät, Institut für Kriminologie (Friedrich-Ebert-Anlage 6-10, 69117 Heidelberg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 06221-547449, e-mail: hermann@krimi.uni-heidelberg.de)
[286-L] Sorg, Uschi:
Der institutionelle Wandel von Machtasymmetrien in interkulturellen Kontexten der
Sozialverwaltung, in: Wolfgang Ludwig-Mayerhofer, Olaf Behrend, Ariadne Sondermann
(Hrsg.): Fallverstehen und Deutungsmacht : Akteure in der Sozialverwaltung und ihre Klienten,
Opladen: B. Budrich, 2007, S. 185-205, ISBN: 978-3-86649-117-5
INHALT: Die Autorin thematisiert zu Beginn den Zusammenhang von Verwaltung und bürokratischer Herrschaft in Anlehnung an Max Weber. Um die Entwicklung zum Dienstleistungsunternehmen und die interkulturellen Aushandlungsprozesse von Sozialverwaltungen zu verdeutlichen, zeigt sie anschließend, wie sich bestimmte Machtasymmetrien im alltäglichen
Handeln der Mitarbeiter niederschlagen. Sie berichtet aus einer ethnografisch orientierten
Studie, in welcher teilnehmende Beobachtungen, Interviews und Gruppendiskussionen mit
Verwaltungsangestellten und mit Migranten in den Sozialverwaltungsbereichen "Asylbewerberleistungs-" und "Bundessozialhilfegesetz" durchgeführt wurden. Einzelne Interviewauszüge zeigen, welche Situationen von den Mitarbeitern als "kritisch" wahrgenommen werden, so
198
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11 Staatliche und nichtstaatliche Arbeit mit Migranten
dass sie ihre Macht nutzen und/oder implizit thematisieren. Gerade dadurch, dass das Neue
Steuerungsmodell "Kundenorientierung" - als amtlich erwünschtes Ansehen der Person - betont, erwarten die Mitarbeiter zunehmend, dass auch ihre Person geachtet wird. Ist dies nicht
der Fall, so werden bestimmte Ermessensspielräume genutzt, was die im Neuen Steuerungsmodell nicht thematisierten Machtasymmetrien eher befestigt als einschränkt. Die Autorin
plädiert daher dafür, das Ziel der Kundenorientierung kritisch zu hinterfragen. (ICI2)
[287-L] Wagner, Leonie; Lutz, Ronald (Hrsg.):
Internationale Perspektiven Sozialer Arbeit, (Grundlagentexte Internationaler Sozialer Arbeit,
Bd. 1), Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2007, 268 S., ISBN: 9783-88939-875-8 (Standort: UB Duisburg(464)-E11IBE6153)
INHALT: "Internationale Fragen und Bezüge werden in der Sozialen Arbeit zunehmend wichtig.
Mit diesem Buch soll eine stärkere und fundiertere Auseinandersetzung der Sozialen Arbeit
mit internationalen Perspektiven angeregt und unterstützt werden. Ausgewählt wurden verschiedene Themen und Fragen, die im Ensemble internationalen Wandels und dessen Wirkungen auf Soziale Arbeit eine Rolle spielen. Am Anfang stehen Überblicke, die Entwicklungen (in) der Sozialen Arbeit in internationaler Hinsicht aufgreifen. Im zweiten Teil beschäftigen sich verschiedene Autorinnen mit Themen, die in diesem Rahmen von Bedeutung sind
(HIV/AIDS, Menschenrechte, Armut, Migration, Soziale Entwicklung, Europäisches Sozialrecht). Im dritten Teil werden Organisationen und Organisationsmöglichkeiten in internationaler Hinsicht vorgestellt und deren (mögliche) Wirkungen analysiert." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ronald Lutz, Leonie Wagner: Internationale Perspektiven für die Soziale
Arbeit. Einleitung (7-14); Elke Kruse: Zur Geschichte der internationalen Dimension in der
Sozialen Arbeit (15-32); Ronald Lutz, Christine Rehklau: Partnerschaft oder Kolonisation?
Thesen zum Verhältnis des Nordens zur Sozialarbeit des Südens (33-54); Piotr Salustowicz:
Internationale Soziale Arbeit zwischen Kolonialisierung, Ethnisierung und Transnationalisierung (55-74); Hansjörg Dilger: Leben mit AIDS in Afrika. Gesellschaftliche Konsequenzen,
lokale Antworten und die Grenzen "kultureller Anpassung" im Kontext der Globalisierung
(75-94); Linda Briskman: Menschenrechte und Soziale Arbeit - eine globale Perspektive (95110); Emil Sobottka: Armut und Armutsfolgen in Ländern der peripheren Moderne (111128); James Midgley: Soziale Entwicklung. Die Rolle der Sozialen Arbeit (129-148); Ute
Koch: Migration und Soziale Arbeit (149-168); Eckart Riehle: Europäisches Sozialrecht
(169-190); Peter Hammerschmidt, Joachim Rock: Internationale Perspektiven der deutschen
Wohlfahrtsverbände (191-206); Leonie Wagner: Soziale NGOs und die EU - Zivilgesellschaftliche Akteure und der "Zivile Dialog" (207-222); Lynne Healy, Nigel Hall: Internationale Organisationen der Sozialen Arbeit (223-244); Günter Friesenhahn, Anette KniephoffKnebel, Judith Rickert: Grenzen und Chancen transnationaler Beziehungen in der Sozialen
Arbeit (245-262).
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12 Migration im kommunalen Kontext
12
199
Migration im kommunalen Kontext
[288-L] Baraulina, Tatjana; Friedrich, Lena:
Integrationspolitik im Wandel: Bedeutungsgewinn der Kommunen, in: Zeitschrift für
Ausländerrecht und Ausländerpolitik, Jg. 28/2008, H. 9, S. 299-304 (Standort: UuStB (Köln)38XF442; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Mit der Verabschiedung des Zuwanderungsgesetzes hat sich Deutschland offiziell
zum Zuwanderungsland erklärt. Die Integration von Migranten hat seither eine große gesellschaftspolitische Relevanz erlangt. Der Beitrag erläutert den Bedeutungsgewinn des Themas
auf kommunalpolitischer Ebene und befasst sich mit wichtigen Entwicklungen in der aktuellen kommunalen Integrationspolitik." (Autorenreferat)
[289-L] Bastian, Sabine; Hörner, Wolfgang (Hrsg.):
Vor-Städte: Leben außerhalb des Zentrums, (Sprache - Kultur - Gesellschaft, 2), München:
Meidenbauer 2008, 127 S., ISBN: 978-3-89975-127-7 (Standort: UB Köln(38)-35A7864)
INHALT: "Dieser Sammelband stellt einen aktuellen Ausschnitt nationaler und internationaler
Forschungen dar. Das zentrale Thema der 'Vorstädte' wird interdisziplinär unter Einbeziehung
neuer theoretischer Ansätze und praktischer Beispiele diskutiert. Dadurch werden Hintergründe komplexer Entwicklungen (beispielsweise in den Pariser 'Cités' der Banlieue) aufgezeigt.
Die Beiträge basieren auf praktischen Erfahrungen aus der Lehre. Sie stellen zugleich wichtige Ansatzpunkte für weiterführende Forschungen zu diesem Problemfeld dar, welches international gegenwärtig stark diskutiert wird. Durch den konsequent interdisziplinären Ansatz
wird eine deutliche Vertiefung der aufgeworfenen Forschungsfragen erreicht. Dies befördert
das Verständnis für die kontrovers diskutierten Einzelphänomene ('brennende Vorstädte').
Aus wissenschaftlicher Sicht werden so Lösungsmöglichkeiten für praktische Probleme begründet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Matthias Böckmann: Youssou N'Dour, "SetSetal" und die Vorstädte Dakars. Ein Essay über die Reichweite eines Liedes (9-28); Joachim
Burdack: Metropolitane Peripherien - Der Rand von Paris in geographischer Perspektive (2962); Jean-Pierre Goudaillier: Les cites multiculturelles et leurs langues (63-76); Stephan Höhne: Transitorte als Grenzen (77-90); Wolfgang Hörner: Vom Aufstand der Vorstädte (2005)
zur Rebellion der Jugend (2006) - welche Schuld hat das Bildungswesen? (91-118); Roland
Kühnel: Beur und Banlieue - Anmerkungen aus franko-arabistischer Sicht (119-127).
[290-L] Dick, Eva:
Residental segregation - stumbling block or stepping stone?: a case study on the Mexican
population of the west side of St. Paul, Minnesota, USA, (Politik, Gemeinschaft und
Gesellschaft in einer globalisierten Welt, Bd. 7), Zürich: Lit Verl. 2008, 341 S., ISBN: 978-303735-936-5 (Standort: UB Dortmund(290)-2007/172)
INHALT: "For almost half a century, scholars and policy makers in the United States have emphasized the negative effects of residential segregation for social and economic advancement
of the urban poor. Policies to fight segregation have however shown limited success and notably met the resistance of immigrant minorities. The present book adopts a new perspective
200
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12 Migration im kommunalen Kontext
and examines under which conditions segregation facilitates or hinders the building of social
and other assets or capital of immigrants. Analyzing experiences with ethnic clustering of
Mexicans in St. Paul, Minnesota, it calls for pluralistic housing policies to accommodate the
increasingly multicultural urban realities in the US." (author's abstract)
[291-F] Doetsch, Nadine; Gronover, Annemarie, Dr.des. (Bearbeitung); Koch, Gertraud, Prof.Dr.phil. (Leitung):
Integrationsmonitoring Friedrichshafen
INHALT: Im Integrationsmonitoring wird untersucht, inwieweit sich Migranten ausländischer
Herkunft in der Stadt Friedrichshafen integriert haben. In der quantitativ und qualitativ angelegten Erhebung werden die Bereiche Demographie, Arbeit, Bildung, Gesundheit, Wohnen
und Partizipation untersucht. Ein neuralgischer Punkt bisheriger Erhebungen zum Stand der
Integration ist die Entwicklung von Indikatoren, die zugrunde gelegt werden können und
müssen, um diesen zu messen. Insbesondere in den Bereichen der kulturellen und der sozialen
Integration ist es schwierig objektive Kriterien zu formulieren, ohne auf stereotype Zuschreibungen, positivistische und auch vage Setzungen zurückzugreifen. Häufig dokumentieren
sich in diesen Indikatoren auch assimilatorische Erwartungen, etwa wenn eine geringe Kinderzahl unter drei als Messgröße für eine gelungene kulturelle Integration angesehen wird.
Um solche stereotypen, wenig aussagekräftigen Setzungen in Zukunft zu vermeiden, wird die
Studie methodisch neue Wege entwickeln. Ein weiteres Ziel ist es, Einblicke in die spezifische Situation von Migranten in einem eher kleinstädtischen Kontext zu gewinnen. Bisherige
Migrations- und Integrationsstudien fokussieren vor allem Metropolen. Die dort bestehenden
Gegebenheiten unterscheiden sich jedoch erheblich von eher kleinstädtischen Milieus. ZEITRAUM: 2005-2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Baden-Württemberg/ Bodenseekreis/ Stadt
Friedrichshafen
METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt; Monitoringkonzept DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Beobachtung, nicht teilnehmend; Qualitatives Interview. Standardisierte Befragung, schriftlich (Schulleitungen, Kindergärten; Auswahlverfahren: total). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Statistiken der
städtischen Ämter). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2008-04 AUFTRAGGEBER: Stadt Friedrichshafen, Amt für
Schulen, Freizeit und Sport FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department communication & cultural management, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft & Wissensanthropologie (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 07541-6009-1321, e-mail: gertraud.koch@zeppelin-university.de)
[292-L] Drever, Anita I.:
Germans in Germany's ethnic neighborhoods, in: Schmollers Jahrbuch : Zeitschrift für
Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Jg. 128/2008, H. 1, S. 175-190 (Standort: USB Köln(38)FHM Haa108; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Anders als in den meisten Studien über die Auswirkungen des Wohnens in Ausländerquartieren stehen in dem Beitrag nicht die Ausländer selbst, sondern die einheimischen Inländer, die in diesen Quartiern leben, im Mittelpunkt. Die Ergebnisse zeigen, dass für Deutsche,
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die in Ausländerquartieren leben, eine schlechtere finanzielle Situation als für Deutsche in anderen Quartieren charakteristisch ist, und dass sie öfter in renovierungsbedürftigen Hochhäusern leben. Die Analyse weist jedoch nicht darauf hin, dass sie über weniger soziale Kontakte
verfügen oder häufiger arbeitslos sind. Deutsche, die in Ausländerquartieren leben, äußern
sich ähnlich zufrieden mit ihrer Wohnsituation und ihrem Lebensstandard wie Deutsche, die
in anderen Quartieren leben. Dieses rosige Bild wird jedoch getrübt durch die Abwesenheit
inländischer schulpflichtiger Kinder in Ausländerquartieren. (IAB)
[293-L] Georgiou, Myria:
Urban encounters: juxtapositions of difference and the communicative interface of global
cities, in: International Communication Gazette, Vol. 70/2008, No. 3-4, S. 223-235
(gaz.sagepub.com/content/vol70/issue3-4/)
INHALT: Der Beitrag untersucht die kommunikative Schnittstelle globaler Städte, insbesondere
wie sie sich darstellt im Nebeneinander von Unterschieden in kulturell verschiedenartigen
städtischen Gegenden. Diese städtischen Zonen sind schlagkräftige Beispiele für ein enges
Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen Wange an Wange, in enger Nachbarschaft und in
intimer Interaktion - gewollt oder unvermeidbar. In diesen städtischen Gegenden ist die Notwendigkeit, Unterschiede zu managen ein Synonym dafür, sie lebenswert und sich zu eigen
zu machen. Beim (manchmal erfolgreichen) Suchen nach einem Ort in der Stadt und einem
Ort in der Welt gestalten die Bewohner einer Stadt ihre Kommunikationspraktiken als Formen alltäglicher, banaler und von unten nach oben gerichteter Taktiken zur Bewältigung von
Verschiedenartigkeit. Der Beitrag wirft einen Blick auf drei spezielle Gebiete, in denen kulturelle Vielfalt und kommunikative Praktiken zu bedeutsamen politischen und kulturellen Beziehungen mit dem Ziel einer nachhaltigen Gestaltung kosmopolitischen Lebens zusammengeführt werden: Bürgerrechte, Ideenreichtum und Identität. (UNübers.)
[294-L] Häußermann, Hartmut:
Desintegration durch Stadtpolitik?, in: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Stadtund Regionalforschung, 2008, Bd. 1, S. 9-19
(www.gesis.org/fileadmin/upload/dienstleistung/fachinformationen/servicepublikationen/sofid/Fac
hbeitraege/Stadt-_und_Regionalforschung-2008-1.pdf)
INHALT: "In den Städten der westlichen, industrialisierten Welt geht seit zwei Jahrzehnten die
Zahl der Arbeitsplätze in der verarbeitenden Industrie zurück, denn anderenorts wird billiger
produziert. Betroffen davon sind vor allem die gering Qualifizierten, zu denen auch die Migrantinnen und Migranten zählen, die einst als Hilfsarbeiter genau für jene Arbeitsplätze angeworben worden sind, die jetzt reihenweise wegfallen. Das soziale Sicherungssystem ist der
großen Zahl von Ansprüchen, die als Folge von Arbeitslosigkeit entstehen, nicht gewachsen.
Den Städten gingen gerade zu dem Zeitpunkt Gewerbe- und Einkommensteuereinnahmen
verloren, als mehr Geld für soziale Aufgaben notwendig gewesen wäre. Die Zahl der Sozialwohnungen geht ständig zurück, so dass Haushalte, die auf sie angewiesen sind, in wenigen
Vierteln mit billigen Wohnungen zusammengedrängt werden. Dort leben auch zahlreiche Migranten; entsprechend hoch ist in den Schulen der Anteil von Kindern mit nicht-deutscher
Herkunftssprache, und er steigt laufend. Bildungsorientierte Eltern sehen dadurch die Zukunft
ihrer Kinder gefährdet und verlassen die Quartiere. Die Folge ist, dass Quartiere entstehen, in
202
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denen sich die sozialen Probleme konzentrieren, in welche 'die Überflüssigen' abgeschoben
werden: ausgegrenzte Quartiere, welche die Marginalisierung verstärken. In diesen ist das
Konfliktpotenzial hoch; Ängste breiten sich hier aus." (Autorenreferat)
[295-L] Ipsen, Detlev; Glasauer, Herbert:
Vielfalt fördern und Zusammenhalt stärken: fünf Anforderungen an eine bezirkliche
Integrationspolitik in Berlin-Neukölln, Kassel 2007, 182 S. (Graue Literatur;
kobra.bibliothek.uni-kassel.de/bitstream/urn:nbn:de:hebis:34-2008033120976/1/TorontoNeukoell
n.pdf)
INHALT: Das Konzept und die Ergebnisse eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekts, das von der Arbeitsgruppe Empirische Planungsforschung (AEP) an der
Universität Kassel in 2005 und 2006 durchgeführt worden ist, werden in der Studie präsentiert. Den Gegenstand der Untersuchung stellt die Zuwanderungspolitik der Stadt Toronto und
in Berlin-Neukölln dar. Eine bedeutungsvolle Erkenntnis des Projekts war, so die Verfasser,
die wichtige Rolle, die Quartiere für die Integration der Zuwanderer spielen. Nachbarschaften
bilden den Mittelpunkt von Infrastrukturen wie Schulen, Nachbarschaftszentren, Bibliotheken, interkulturellen Garten, religiösen Gebäuden, kulturell geprägten Geschäften und Dienstleistungen. Auf der Grundlage der Erfahrungen mit der Zuwanderungspolitik in Toronto wird
der Frage nachgegangen, welche der Erkenntnisse sich auf die konkrete Situation in BerlinNeukölln übertragen lassen. Die Autoren sehen drei wesentliche Anknüpfungspunkte für eine
produktive Entwicklung Neuköllns als kulturell und sozial vielfältigen Bezirk: Zum einen hat
sich Berlin mit der Vorlage eines Integrationskonzeptes unter dem Motto 'Vielfalt fördern Zusammenhalt stärken' die Möglichkeit eröffnet, aktiv und produktiv mit den Anforderungen
von Zuwanderung umzugehen. Es ermöglicht jedoch den Blick zu schärfen für die möglichen
Potenziale der Zuwanderung und die aktuellen Schwierigkeiten in ihrer Dimension und Brisanz zu relativieren. Die Entscheidung Berlins für eine offensive Zuwanderungspolitik bedeutet zugleich die Verpflichtung gegenüber denjenigen Stadträumen, die die Integration vorrangig im Alltag leisten müssen. Zum zweiten sehen die Verfasser erste Ansätze in der Entwicklung von räumlichen Nachbarschaftsbeziehungen, die über die kulturellen Unterschiede hinaus die Gemeinsamkeiten von Notwendigkeiten im sozialen Nahraum ins Auge fassen. Dazu
gehören z. B. das Engagement der diversen Quartiersmanagements, die zahlreichen lokalen
Initiativen und Vereine und die Zusammenschlüsse von Selbständigen. Drittens gibt es zahlreiche Organisationen, die als Treffpunkte, Netzwerkknoten und Interessenvertretung einzelner Gemeinschaften fungieren, auf die verwiesen wird. Diese drei Anknüpfungspunkte möchten die Autoren ins Auge fassen, um in der breiten und intensiven Diskussion vor Ort nach
mittel- und langfristigen Optionen einer zukunftsfähigen Entwicklung Neuköllns zu suchen.
(ICF2)
[296-L] Jerman, Tina; Motzko, Meinhard:
Kunst und Kultur für alle: Pilotprojekt "Kommunales Handlungskonzept Interkultur", in:
Tina Jerman (Hrsg.): Kunst verbindet Menschen : interkulturelle Konzepte für eine Gesellschaft
im Wandel, Bielefeld: transcript Verl., 2007, S. 87-120, ISBN: 978-3-89942-862-9 (Standort:
ULB Münster(6)-3K5181)
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203
INHALT: Die Verfasser stellen das Pilotprojekt "Kommunales Handlungskonzept Interkultur"
vor, das 2005 von der Kulturabteilung der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen initiiert worden ist. Sechs Pilotstädte sind ausgewählt worden, die eine Bestandaufnahme zur
Beteiligung von Migrantinnen und Migranten am kulturellen Leben in der Stadt gemacht haben. Auf dieser Grundlage werden Konzepte und Umsetzungsstrategien entwickelt, um Menschen mit Migrationshintergrund - als Kulturschaffende und als Rezipienten von Kultur - stärker einzubinden. Teilnehmende an dem partizipativen Prozess vor Ort sind Kulturmanager,
Künstlerinnen und Künstler mit und ohne Migrationshintergund, Kulturvereine, Kommunalpolitik, Verwaltung und freie und öffentliche Kultureinrichtungen, wie Theater, Museen, Ballett- und Musikschulen gewesen. Die Koordination ist in der Regel von dem kommunalen
Kulturamt, teilweise gemeinsam mit weiteren Akteuren aus dem Kulturbereich übernommen
worden. (ICF2)
[297-F] Klemm, Matthias, M.A.; Weyand, Jan, Dr.; Kolber, Aysel (Bearbeitung); Engelhardt, Michael von, Prof.Dr.; Gruber, Ilja, Prof.Dr.; Wenzel, Ulrich, Dr. (Leitung):
Kultur, Öffentlichkeit, Kommunikation. Inter- und intrakulturelle Gesundheitsdiskurse in
der Stadt
INHALT: Das Projekt untersucht unterschiedlichen Formen öffentlicher Kommunikation über
Gesundheit in Erlangen. Dabei ist insbesondere die Kommunikation von Angehörigen unterschiedlicher Professionen, Generationen und Kulturen von Interesse. In diesem Zusammenhang werden auch Interviews mit unterschiedlichen Berufsgruppen durchgeführt. In der soziologischen Theorie wird die Frage nach einer angemessenen Beschreibung der öffentlichen
Kommunikation zwischen diesen Gruppen unterschiedlich beantwortet. Eine empirisch fundierte Untersuchung von stadtöffentlichen Gesundheitskommunikationen soll hier zur Klärung beitragen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Erlangen, Bayern
METHODE: Qualitative Sozialforschung; rekonstruktives Verfahren (Sequenzanalyse). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Befragung, mündlich; Einzelinterview;
Gruppendiskussion; Expertengespräch; Qualitatives Interview. Beobachtung, teilnehmend.
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Wenzel, Ulrich; Weyand, Jan: Integration durch Öffentlichkeitsbteiligung? in: Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.): Die Zukunft lokaler Demokratie. Opladen: Leske & Budrich 2006. S. 123-158.+++Haus der Zukunft: Erlangen 2030. Projektbericht. Erlangen 2005.
ART: BEGINN: 2001-10 ENDE: 2003-03 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium für Bildung
und Forschung FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Institut für Soziologie (Kochstr. 4, 91054 Erlangen)
KONTAKT: Weyand, Jan (Dr. Tel. 09131-8522086, e-mail: jnweyand@phil.uni-erlangen.de)
[298-L] Luft, Stefan:
Die demographische Entwicklung - Konsequenzen für die Integrationspolitik, in: Hans-Jörg
Bücking, Eckhard Jesse (Hrsg.): Deutsche Identität in Europa, Berlin: Duncker & Humblot, 2008,
S. 107-134, ISBN: 978-3-428-12760-3 (Standort: UBL Münster(6A)-MG15070/188)
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INHALT: "Stefan Luft zeichnet besonders die Bevölkerungsentwicklung in deutschen Großstädten nach. Hier seien die Grundlagen für 'ethnische Kolonien' mit parallelgesellschaftlichen
Strukturen gelegt worden. Diese Entwicklung war lange absehbar. Heute hat etwa jeder fünfte
Bewohner der Bundesrepublik Deutschland einen 'Migrationshintergrund'. Ausländer siedelten häufig in Ballungszentren. Der Autor versucht 'Wege aus der Krise' aufzuzeigen, damit
keine 'französischen Verhältnisse' in Deutschland einkehren. Die Bildung für Kinder aus Zuwandererfamilien müsse gestärkt werden. Integration sei eine Aufgabe für alle, eine Delegierung an den Staat verfehlt. Programme für mehr Ganztagsschulen stellen eine sinnvolle Förderung dar, um den Integrationsprozess zu fördern. Die Ideologie des Multikulturalismus fördere nicht den Aufstiegswillen von Einwanderern." (Autorenreferat)
[299-L] Panarello, Patrizia:
Educational and anthropological perspectives: an Italian view on migration in multi-cultural
urban spaces, in: Social work & society, Vol. 6/2008, Iss. 1, S. 47-55
(nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0009-11-14852)
INHALT: "In contemporary societies there are different ways to perceive the relation between
identity and alterity and to describe the difference between 'us' and 'them', residents and foreigners. Anthropologist Sandra Wallman sustains that in multi-cultural urban spaces the frontiers of diversity are not only burdensome markers of identity, but rather they could also represent new chances to define 'identity' and 'alterity'. These frontiers, in fact, can work like interfaces through which to build time after time, in a creative way, a relationship with the
other. From this point of view, the concept of boundary can offer many opportunities to creatively define the relation with the other and to sign new options for cognitive and physical
movement. On the other side, in many cases we have a plenty of mechanisms of exclusion
that transforms a purely empirical distinction between 'us' and 'them' in an ontological contrast, as in the case when the immigrant undergoes hostilities through discriminatory language. Even though these forms of racism are undoubtedly objectionable from a theoretical point
of view, they are anyway socially 'real', in the sense that they are perpetually reaffirmed and
strengthened in public opinion. They are in fact implicit 'truths', realities that are considered
objective, common opinions that are part of day-to-day existence. That is the reason why an
anthropological prospective including the study of 'common sense' should be adopted in our
present day studies on migration, as pointed out by American anthropologist Michael Herzfeld. Patrizia Panarellos primary goal is to analyze with such a critical approach same preconditions of racism and exclusion in contemporary multi-cultural urban spaces. On the other
hand, this essay would also investigate positive strategies of comparing, interchanging, and
negotiating alterity in social work. The author suggests that this approach can offer positive
solutions in coping with 'diversity' and in working out policies for recognizing a common
identity which, at the same time, do not throw away the relevance of political and economic
power." (author's abstract)
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205
[300-L] Reimann, Bettina:
Integration von Zuwanderern im Quartier: Ausgangslage, Herausforderungen und
Perspektiven, in: Olaf Schnur (Hrsg.): Quartiersforschung : zwischen Theorie und Praxis,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 193-208, ISBN: 978-3-531-16098-6 (Standort: UB
Köln(38)-35A9358)
INHALT: Die Autorin beleuchtet die Voraussetzungen und Chancen der Integration von Zuwanderern im Quartier, insbesondere in ethnisch segregierten Quartieren. Sie geht davon aus, dass
die abnehmende Integrationskraft des Arbeitsmarktes und der weitreichende Ausschluss vieler Migranten von Bildung die Relevanz des Stadtraums für den Verlauf und Erfolg von Integrationsprozessen in den Vordergrund rücken. Obwohl der Stadtteil als Ort und Faktor der Integration gegenwärtig umstritten ist, plädiert die Autorin für einen Perspektivenwechsel, der
die Chancen und Potenziale von Gebieten mit einem hohen Zuwandereranteil in den Blick
nimmt. Nach einleitenden Begriffsbestimmungen und einigen Daten zur Zuwanderung in der
Bundesrepublik diskutiert sie gegenwärtige Herausforderungen und zeigt Perspektiven der
stadträumlichen Integration auf. Sie berichtet hierzu von ausgewählten Ergebnissen des Forschungsprojektes "Zuwanderer in der Stadt", welche in den Nationalen Integrationsplan der
Bundesregierung, der im Jahr 2007 verabschiedet wurde, mit eingeflossen sind. Für die Integrationsleistungen der Quartiere sind demnach folgende Handlungsfelder relevant: Bildung
und Spracherwerb vor Ort, Migrantenökonomie, Teilhabe- und Mitwirkungsmöglichkeiten,
Sicherheitsempfinden im Quartier, Freiräume und Nutzungsmischungen, Image von Wohnquartieren sowie Wohneigentumsbildung. (ICI)
[301-L] Ritter, Michael; Kohl, Ingrid:
Wohnsuburbanisierung im Salzburger Zentralraum, in: Christian Dirninger, Armin
Mühlböck, Alexander Neunherz (Hrsg.): Salzburger Regionenforum : der demografische Wandel
im ländlichen Raum, Münster: Lit Verl., 2008, S. 89-104, ISBN: 978-3-8258-0379-7 (Standort:
SLUB Dresden(14)-RK70591D599)
INHALT: Die Verfasser behandeln die Wohnraumsuburbanisierung als Teilaspekt der Suburbanisierung. Sie weisen nach, dass es seit 1951 zu einer Reorganisation der Wohnbevölkerung
zwischen der Stadt Salzburg und dem städtischen Umland sowie zur Reorganisation der Altersstruktur, des Arbeitsmarkts und der ausländischen Bevölkerung im Salzburger Zentralraum gekommen ist. Diese Wohnraumsuburbanisierung interpretieren sie als Ausdruck veränderter Lebensstile, Werthaltungen und Konsummuster und erst in zweiter Linie als Folge des
Bevölkerungswachstums oder wirtschaftlicher Zwänge. (ICE2)
[302-L] Steinhardt, Max; Stiller, Silvia; Damelang, Andreas:
Bunt in die Zukunft: kulturelle Vielfalt als Standortfaktor deutscher Metropolen, Hamburg
2008, 16 S. (Graue Literatur;
www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Leistungen/Gutachten/HVB-Bunt-in-die-Zukunft_Juni2008.pdf)
INHALT: "In der vorliegenden Studie wird die auf Städte bezogene Diskussion der ökonomischen Effekte ethnisch-kultureller Vielfalt aufgegriffen. Dazu werden im Folgenden zunächst
mögliche ökonomische Auswirkungen kultureller Vielfalt, wie sie sich in theoretischen und
empirischen Modellen ergeben, zusammengefasst. Daran anschließend werden die Unter-
206
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
12 Migration im kommunalen Kontext
schiede kultureller Vielfalt in deutschen Regionen und Städten empirisch analysiert und einzelne Aspekte der in der Theorie postulierten Zusammenhänge zwischen kultureller Vielfalt
und Stadtentwicklung an den Gegebenheiten in den sechs größten deutschen Städten - Berlin,
Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart reflektiert. Abschließend wird diskutiert,
wie sich die ökonomische Integration von ausländischen Arbeitskräften zwischen den Städten
unterscheidet, welche Rolle dabei der Standortpolitik zukommen könnte und welche Bedeutung die genannten Aspekte für die zukünftige nachhaltige Entwicklung von Städten angesichts der zunehmenden Internationalisierung der Arbeitsmärkte haben könnte." (Textauszug)
[303-L] Wortmann, Sabine:
Lebensstilkonflikte sozialer Minderheiten im Berliner Quartiersmanagementgebiet
Schöneberger Norden, Berlin 2008, III, 314 S. (Graue Literatur;
deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=989394549&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=9893945
49.pdf)
INHALT: "Die Arbeit über Lebensstilkonflikte sozialer Minderheiten im Berliner Quartiersmanagement Schöneberger Norden widmet sich einem Konflikt zwischen zwei Gruppen in einem
Quartier. Es handelt sich um die Angriffe vor allem arabischer Jugendlicher gegen Homosexuelle und Einrichtungen von Homosexuellen-Initiativen im Schöneberger Norden. Im Kontext der Diskussion um kulturelle Desintegrationstendenzen steht hier die Frage im Mittelpunkt, wie ein konfliktfreies Zusammenleben von sozialen Gruppen mit extrem unterschiedlichen Auffassungen zur sexuellen Freiheit gelingen kann. Simmels Theorie einer gleichgültigen Toleranz als Garant eines friedlichen Nebeneinanders verschiedener Individuen mit unterschiedlichen Lebensstilen in Großstädten wird als Basiskonzept der Untersuchung angenommen. Lebensstile als Integrationsmomente werden darüber hinaus zum zentralen theoretischen Bezugsrahmen der Arbeit. Die an Fallbeispiele geknüpfte These, dass die Integration
der Stadtgesellschaft im Untersuchungsgebiet nicht länger gelingt, wird in Bezug auf die o.g.
Minderheiten mit Hilfe von Experteninterviews qualitativ überprüft. Die Auswertungen der
Experteninterviews und eines Gruppeninterviews mit arabischen Jugendlichen führt zum Ergebnis, dass das hier zu konstatierende Misslingen des Integrationsprozesses vor allem an
eine stark akzeptierte Gewaltanwendung der sozial benachteiligten Jugendlichen mit Migrationshintergrund geknüpft ist. Verschiedene niedrig schwellige Angebote zur Förderung wechselseitiger Akzeptanz gewaltfreier Kommunikation der unterschiedlichen Minderheiten folgen der Ergebnisdarstellung." (Autorenreferat)
13
Migration und Gesundheit
[304-L] Achermann, Christin; Chimienti, Milena:
Migration, Prekarität und Gesundheit: Ressourcen und Risiken von vorläufig
Aufgenommenen und Sans-Papiers in Genf und Zürich, (SFM-Studien, 41), Neuchâtel 2006,
XI, 213, XXXI S., ISBN: 978-2-940379-46-0 (Graue Literatur;
www.migration-population.ch/fileadmin/sfm/publications/rr/s_41.pdf)
INHALT: "Es ist bekannt, dass sich prekäre Lebens- und Aufenthaltsbedingungen negativ auf die
Gesundheit auswirken. Diese durch das BAG finanzierte Studie geht der Frage nach, wie Mi-
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13 Migration und Gesundheit
207
grantInnen in prekären Aufenthaltssituationen mit ihren unsicheren Lebensumständen umgehen. Welche individuellen und strukturellen Ressourcen helfen ihnen, die damit verbundenen
Risiken zu bewältigen? Und wie wirkt sich dies auf das Gesundheitsverhalten der Betroffenen
aus? Die Autorinnen umreissen einleitend den rechtlichen und kantonalen Kontext und analysieren danach auf der Grundlage von qualitativen Interviews mit vorläufig aufgenommenen
MigrantInnen (mit F-Ausweis) und Sans-Papiers in den Kantonen Genf und Zürich deren individuelle Probleme und Ressourcen." (Autorenreferat)
[305-F] Aksasal, Havva (Bearbeitung); Erim, Yesim, Dr.med. (Leitung):
Türkischstämmige Frührentner: Qualität der Begutachtung und aktuelle Lebensqualität
INHALT: keine Angaben
METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Querschnittsstudie (Stichprobe: 15; türkischstämmige frühere Rentenbewerber).
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, Medizinische Fakultät - Universitätsklinikum, Rheinische Kliniken Essen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Virchowstr. 174, 45147 Essen)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0201-7227-501, Fax: 0201-7227-304,
e-mail: yesim.erim@uni-due.de)
[306-F] Atay, A. (Bearbeitung); Senf, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Traumaerleben und posttraumatische Belastungsstörung bei Migranten im Vergleich zu
Einheimischen in der Türkei
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Türkei, Bundesrepublik Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, Medizinische Fakultät - Universitätsklinikum, Rheinische Kliniken Essen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Virchowstr. 174, 45147 Essen)
KONTAKT: Institution (Tel. 0201-7227-521, e-mail: psychosomatik@uni-essen.de)
[307-L] Babitsch, Birgit; Borde, Theda; David, Matthias:
Inanspruchnahme gynäkologischer Klinik-Notfallambulanzen: zeigen sich Unterschiede
nach Ethnizität?, in: Theda Borde, Matthias David (Hrsg.): Frauengesundheit, Migration und
Kultur in einer globalisierten Welt, Frankfurt am Main: Mabuse Verl., 2008, S. 107-121, ISBN:
978-3-938304-96-9 (Standort: UuStB Köln(38)-35A7126)
INHALT: Die Untersuchung beschäftigt sich mit der Frage, ob ethnizitätsspezifische Unterschiede in der Inanspruchnahme von und Behandlung in Notfallambulanzen bestehen. Hierzu wurden in den Jahren 2001 und 2002 Daten in den internistischen und gynäkologischen Notfallambulanzen dreier Berliner Kliniken erhoben. Untersucht wurden soziodemographische
und gesundheitliche Lage, Inanspruchnahmeverhalten, Gründe für die Inanspruchnahme (Beschwerden, Symptome), Diagnosespektrum und Therapie. Die Untersuchung zeigt, dass es im
Inanspruchnahmeverhalten der Patientinnen deutscher und türkisch/kurdischer Ethnizität nur
208
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13 Migration und Gesundheit
geringe Differenzen gibt. Auch bei Beschwerden, Symptomen, Diagnosen und Therapien sind
die Unterschiede nicht signifikant, einzig bei der stationären Aufnahme - hier überwiegen
Deutsche deutlich - gibt es Differenzen. (ICE)
[308-F] Bayati, R. (Bearbeitung); Senf, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Traumafolgestörungen bei Iranischen Migranten
INHALT: keine Angaben
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, Medizinische Fakultät - Universitätsklinikum, Rheinische Kliniken Essen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Virchowstr. 174, 45147 Essen)
KONTAKT: Institution (Tel. 0201-7227-521, e-mail: psychosomatik@uni-essen.de)
[309-L] Bengtsson, Tommy; Scott, Kirk:
Workplace, human capital and ethnic determinants of sickness absence in Sweden, 19932001, (Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3672), Bonn
2008, 32 S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3672.pdf)
INHALT: "This study charts the differences between the sickness absence of immigrants and
Swedes during a period when a flourishing labour market in the beginning of the 1990s turned into a tense and problematic one. We consider not only human capital factors for various
immigrant groups and natives, but also workplace conditions and macro level factors. Using
register based information on 100,000 individuals for the period 1992-2001, we find large differences in sickness absence between natives and several immigrant groups and that these differences persist after controlling for human capital, workplace factors, and macro economic
factors." (author's abstract)
[310-L] Bischoff, Alexander:
Caring for migrant and minority patients in European hospitals: a review of effective
interventions, (SFM-Studien, 43), Neuchâtel 2006, 143 S., ISBN: 978-2-940379-01-9 (Graue
Literatur; www.migration-population.ch/fileadmin/sfm/publications/rr/s_43.pdf)
INHALT: "Social changes in European societies place migration and cultural diversity on the European political agenda. The European initiative Migrant Friendly Hospitals (MFH) aims to
identify, develop and evaluate models of effective interventions. It has the following objectives: To strengthen the role of hospitals in promoting the health of migrants and ethnic minorities in the European Union and to improve hospital services for these groups. This report reviews models of effective intervention in the medical literature and provides the background
information needed to enable partner hospitals taking part in the MFH initiative to select and
implement suitable interventions. The interventions reviewed in this study are grouped in four
areas: Communication, Responsiveness Empowerment of migrant and minority patients and
communities. Monitoring of the health of migrants and minorities and the health care they receive." (author's abstract)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
13 Migration und Gesundheit
209
[311-L] Bondar, Albina; Walter, U.; Krauth, C.; Salman, R.; Machleidt, Wielant:
Suchtprävention ohne Migrantinnen?: Wege zu einem gemeinsamen Handlungsansatz, in:
Theda Borde, Matthias David (Hrsg.): Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer
globalisierten Welt, Frankfurt am Main: Mabuse Verl., 2008, S. 97-106, ISBN: 978-3-938304-969 (Standort: UuStB Köln(38)-35A7126)
INHALT: Gegenstand der Untersuchung ist die Frage, in wie fern sich Männer und Frauen mit
Migrationshintergrund hinsichtlich der Gesundheitsprävention unterscheiden. Hierzu wurden
1500 türkisch- und russischsprachige Migrantinnen und Migranten in Hannover im Alter zwischen 16 und 65 Jahren befragt. Gefragt wurde nach Informations- und Inanspruchnahmeverhalten sowie nach Barrieren des Präventionsverhaltens. Die Untersuchung zeigt ausgeprägte
Geschlechterunterschiede in beiden Untersuchungsschwerpunkten. (ICE2)
[312-L] Borde, Theda; Boral, Sengül; Schalinski, Adelheid; David, Matthias:
Haben Kultur und Migration einen Einfluss auf den Umgang mit den Wechseljahren?, in:
Theda Borde, Matthias David (Hrsg.): Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer
globalisierten Welt, Frankfurt am Main: Mabuse Verl., 2008, S. 43-71, ISBN: 978-3-938304-96-9
(Standort: UuStB Köln(38)-35A7126)
INHALT: Die Verfasserinnen referieren eingangs die Ergebnisse transkultureller Studien zum Erleben der Wechseljahre und den Stand der internationalen Kontroverse um die menopausale
Hormontherapie. Sie stellen außerdem die Untersuchungsstandorte in der Türkei vor. Vor diesem Hintergrund werden Ergebnisse einer empirischen Untersuchung vorgelegt, für die in
den Jahren 2005 und 2006 45- bis 60jährige Frauen in Berlin, Istanbul und Diyarbakir befragt
wurden. Unterschiede zwischen deutschen und türkischstämmigen/türkischen Frauen zeigen
sich in soziodemographischen Aspekten, Body-Mass-Index, Ausprägung und Symptomatik
der Wechseljahre und Informiertheit über Risiken und Nutzen der Hormontherapie. Gemeinsamkeiten bei Deutschen und Migrantinnen gibt es bezüglich der früheren und aktuellen Anwendung der Hormontherapie. Die Untersuchung zeigt, dass der soziokulturelle Hintergrund
der Frauen die Symptomwahrnehmung und die Beschwerdenschilderung beeinflusst, dass der
kulturelle Kontext einen Einfluss auf die Medikalisierung von Symptomen, den Informationsstand und die Anwendung der Hormontherapie hat und dass die Migration mit ihren Begleitumständen die Symptomwahrnehmung verstärkt. (ICE2)
[313-L] Borde, Theda; David, Matthias (Hrsg.):
Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer globalisierten Welt, Frankfurt am Main:
Mabuse Verl. 2008, 276 S., ISBN: 978-3-938304-96-9 (Standort: UuStB Köln(38)-35A7126)
INHALT: "Globalisierung und Migration erfordern eine differenzierte Beurteilung, wie soziale
und kulturelle Faktoren die Gesundheit von Frauen beeinflussen. Die AutorInnen untersuchen
aus interdisziplinärer Sicht Migrationseffekte und die Bedeutung des soziokulturellen Wandels für Geschlechterkonzepte, Sexualität, Reproduktion und Wechseljahre."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Matthias David: Max Hirsch (1877-1948) und sein Konzept der Frauenkunde - medizinhistorische Anmerkungen zur frühen Frauengesundheitsforschung (17-27); Dagmar Herzog: Der Krieg gegen Kondome: Religiöse Rechte in den USA
und HIV/ AIDS in Afrika (29-41); Theda Borde, Sengül Boral, Adelheid Schalinski, Matthias
210
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13 Migration und Gesundheit
David: Haben Kultur und Migration einen Einfluss auf den Umgang mit den Wechseljahren?
(43-71); Beate Wimmer-Puchinger: Migrantinnen-Gesundheit - ein Handlungsfeld des Wiener Programms für Frauengesundheit (73-95); A. Bondar, U. Walter, C. Krauth, R. Salman,
W. Machleidt: Suchtprävention ohne Migrantinnen? Wege zu einem gemeinsamen Handlungsansatz (97-106); Birgit Babitsch, Theda Borde, Matthias David: Inanspruchnahme gynäkologischer Klinik-Notfallambulanzen: Zeigen sich Unterschiede nach Ethnizität? (107-121);
Matthias David, Theda Borde: Zum möglichen Einfluss von Migrations- und Akkulturationsprozessen auf Schwangerschaft und Geburt - eine kurze Literaturübersicht (123-134); Jürgen
Collatz: Müttergesundheit und Familienmedizin vernachlässigt und notwendiger denn je
(135-154); Nevim Cil: Stigma und Mobilität: Umgangsstrategien mit reproduktionsmedizinischen Maßnahmen von Nutzer/innen türkischer Herkunft (157-166); Tanja Krones, Dilek
Özen, Gerd Richter, Theda Borde: Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik aus der Sicht
von türkeistämmigen IVF-Paaren und Paaren mit einem bekannten genetischen Risiko (167188); Edith Bauer: Weibliche Genitalverstümmelung - ein Problem, das auch uns angeht?
(191-194); Isabell Utz-Billing, Heribert Kentenich: Weibliche Genitalverstümmelung - was
können wir dagegen tun? (195-211); Berna Steber, Sybill Schulz, Agathe Kamba, Christiane
Tennhardt, Edith Bauer: Podiumsdiskussion: Frauengesundheit und Sexualität - Kontroversen
zwischen Kulturakzeptanz und Menschenrechtsaspekten am Beispiel genitaler Beschneidung
(213-134); Maria do Mar Castro Varela: Die Situation von gewaltbetroffenen Migrantinnen Konsequenzen für die Praxis (237-248); Nadja Lehmann: Migrantinnen und biographische
Perspektiven auf Gewalterfahrungen (249-254); Rada Grubic-Schölzel: Neue Wege in der
Arbeit mit gewaltbetroffenen Migrantinnen (255-260).
[314-L] Cil, Nevim:
Stigma und Mobilität: Umgangsstrategien mit reproduktionsmedizinischen Maßnahmen
von Nutzer/innen türkischer Herkunft, in: Theda Borde, Matthias David (Hrsg.):
Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer globalisierten Welt, Frankfurt am Main: Mabuse
Verl., 2008, S. 157-166, ISBN: 978-3-938304-96-9 (Standort: UuStB Köln(38)-35A7126)
INHALT: Die Verfasserin legt zwei Fallstudien aus einem Forschungsprojekt des Sonderforschungsbereichs "Repräsentationen sozialer Ordnung im Wandel" vor, das am Institut für Europäische Ethnologie der Humboldt-Universität in Berlin angesiedelt ist. In den Fallstudien
geht es um eine Behandlung bei Kinderlosigkeit. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie durch
Nutzung von Reproduktionstechnologien und unterschiedliche Adoptionspraxen Familienund Verwandtschaftsnetzwerke neu definiert werden, wenn sich Familie und Verwandtschaft
nicht auf dem natürlichen Weg herstellen lassen. Beiden Fallstudien ist gemeinsam, dass Mobilität eine Möglichkeit darstellt, den Kinderwunsch erfolgreich zu realisieren und aus dem
"sozialen Abseits" herauszukommen. (ICE2)
[315-L] Collatz, Jürgen:
Müttergesundheit und Familienmedizin: vernachlässigt und notwendiger denn je, in: Theda
Borde, Matthias David (Hrsg.): Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer globalisierten
Welt, Frankfurt am Main: Mabuse Verl., 2008, S. 135-154, ISBN: 978-3-938304-96-9 (Standort:
UuStB Köln(38)-35A7126)
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13 Migration und Gesundheit
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INHALT: Epidemiologische Studien weisen auf eine "neue Morbidität" hin, die sich durch einen
Trend zu sehr frühen, bereits in den ersten Jahren der Kindheit auftretenden, verhaltensverursachten Risiken und sich chronifizierende Erkrankungen und psychische Störungen auszeichnet. Vor dieser "neuen Morbidität" sind immer mehr Familien und Kinder betroffen. Wie problematisch die Entwicklungen zur "neuen Mobilität" sind, wird exemplarisch am Beispiel der
Übergewichtigkeit gezeigt, für die die Lebens-, Ess- und Ernährungskulturen und -rituale, die
Bewegungs- und Zeitgestaltungen der Familien verantwortlich sind. Die Daten zeigen zudem
einen hohen Bedarf an sozialkompensatorischen, frühen präventiven Hilfen für Familien mit
Migrationshintergrund. Gesundheitsförderung und Prävention sowie die Wahrnehmung rehabilitativer Versorgungsmaßnahmen sind hier der Königsweg. Zwei Punkte müssen im Mittelpunkt der familienmedizinischen Versorgung in Deutschland stehen: die Zusammenarbeit der
verschiedenen Gesundheitsberufe und die Primärprävention in vulnerablen Gruppen. (ICE2)
[316-L] David, Matthias; Borde, Theda:
Zum möglichen Einfluss von Migrations- und Akkulturationsprozessen auf
Schwangerschaft und Geburt: eine kurze Literaturübersicht, in: Theda Borde, Matthias David
(Hrsg.): Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer globalisierten Welt, Frankfurt am Main:
Mabuse Verl., 2008, S. 123-134, ISBN: 978-3-938304-96-9 (Standort: UuStB Köln(38)-35A7126)
INHALT: Die Berliner Perinataldaten für die Jahre 1993 bis 1999 zeigen, (1) dass wichtige Qualitätsparameter und die Frühgeburtenrate bei Deutschen und Migrantinnen sich angenähert
haben, (2) dass Migrantinnen deutlich später zur ersten ärztlichen Vorsorgeuntersuchung in
der Schwangerschaft kamen, (3) dass Migrantinnen eine höhere Anämierate aufwiesen, (4)
dass die Frequenz geplanter Kaiserschnitte bei Deutschen höher lag, (5) dass Migrantinnen
seltener eine Periduralanästhesie erhielten und (6) kongenitale Fehlbildungen bei Migrantinnenkindern häufiger auftraten. In den USA, Italien und Skandinavien wird gleichfalls über
eine erhöhte Rate kongenitaler Fehlbildungen bei Neugeborenen von Migrantinnen berichtet.
Der Stand der Forschung in Deutschland muss als unbefriedigend bezeichnet werden. (ICE2)
[317-L] Dreißig, Verena:
Zur Rolle von Ungleichheits- und Machtverhältnissen in der Interaktion zwischen
Pflegenden/ Ärzten und verschiedenen Patientengruppen im Krankenhaus, in: Ullrich Bauer,
Andreas Büscher (Hrsg.): Soziale Ungleichheit und Pflege : Beiträge sozialwissenschaftlich
orientierter Pflegeforschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 363-374, ISBN: 9783-531-15621-7
INHALT: Gegenstand des Beitrages sind die unterschiedlichen Machtverhältnisse im Krankenhaus, wobei insbesondere Patienten mit Migrationshintergrund und deren Beziehungen zum
Klinikpersonal fokussiert werden. Es wird z.B. folgenden Fragen nachgegangen: Wo sind zugewanderte Patienten in den bestehenden Machtverhältnissen verortet? Wie sehen diese und
ihre Angehörigen die eigene Position im Klinikgefüge und welche neuen Konflikte und Konstellationen ergeben sich daraus? Die Autorin führte hierzu in zwei großstädtischen Lehrkrankenhäusern anhand von teilnehmenden Beobachtungen und Leitfaden-Interviews eine explorative Erhebung durch. Sie nahm zehn Monate lang am Klinikalltag auf vier Stationen der Inneren Medizin teil und begleitete wechselnd Pflegende und Ärzte auf ihren Rundgängen und
Visiten durch Patientenzimmer. Dabei beobachtete sie die stattfindende Interaktion und er-
212
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
13 Migration und Gesundheit
stellte auf dieser Basis Gedächtnisprotokolle, aus denen sie in ihrem Beitrag exemplarische
Auszüge vorstellt. Diese verdeutlichen, dass die Beziehungen zwischen Patienten und Krankenhauspersonal von einer starken Machtasymmetrie und von fundamentalen Interessengegensätzen geprägt sind. Während das Personal allgemein an der Wahrung einer professionellen Distanz sowie an Arbeits- und Zeitersparnis interessiert sind, bedürfen die kranken Patienten in hohem Maße der Zuwendung, des Trostes und der Anteilnahme. Zu den Patientengruppen, die im Hinblick auf ihre Machtposition besonders benachteiligt sind, gehören Patienten
mit Schwierigkeiten in der Verständigung, wie z.B. Demenzkranke oder Schlaganfallpatienten, aber vor allem auch Patienten mit Migrationshintergrund. (ICI2)
[318-L] Erhart, Michael; Schenk, Liane; Ravens-Sieberer, Ulrike:
Migration und gesundheitliche Ungleichheit im Kindes- und Jugendalter, in: Matthias
Richter, Klaus Hurrelmann, Andreas Klocke, Wolfgang Melzer, Ulrike Ravens-Sieberer (Hrsg.):
Gesundheit, Ungleichheit und jugendliche Lebenswelten : Ergebnisse der zweiten internationalen
Vergleichsstudie im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO, Weinheim: Juventa Verl.,
2008, S. 141-159, ISBN: 978-3-7799-1971-1 (Standort: UB Duisburg(464)-E11OHT4849)
INHALT: Gegenstand des Beitrags ist die Bedeutung des Migrationshintergrundes für verschiedene, in der deutschen HBSC-Studie erhobene gesundheitliche Charakteristika von Schülerinnen und Schülern. Die Verfasser geben eine Arbeitsdefinition des Migrationsbegriffs und beschreiben die Stichprobe nach Migrationshintergrund, sozialer Lage und weiteren gesundheitsrelevanten Aspekten. Sie untersuchen die Assoziation des Migrationshintergrundes mit
verschiedenen Gesundheitsvariablen, indem die gesundheitlichen Parameter der Migrantenstichprobe mit denen der Nichtmigranten verglichen werden. In multiplen Analysen wird die
Bedeutung ausgewählter Kontextvariablen, z. B. der sozialen Lage, für die vorgefundenen
Unterschiede untersucht. Die Untersuchung zeigt, dass Heranwachsende mit Migrationshintergrund häufiger von Übergewicht betroffen sind und zu einem größeren Anteil über psychosomatische Gesundheitsbeschwerden und ein beeinträchtigtes psychisches Wohlbefinden berichten. Neben Gesundheitsrisiken birgt der Migrationshintergrund jedoch auch protektive
Potenziale. (ICE2)
[319-L] Gerlach, Heli; Becker, N.; Fuchs, A.; Wollny, A.; Abholz, H.-H.:
Diskriminierung von Schwarzen aufgrund ihrer Hautfarbe?: Ergebnisse von
Focusgruppendiskussionen mit Betroffenen im deutschen Gesundheitswesen, in: Das
Gesundheitswesen : Sozialmedizin, Gesundheits-System-Forschung, Public Health, Öffentlicher
Gesundheitsdienst, Medizinischer Dienst, Jg. 70/2008, H. 1, S. 47-53 (Standort: USB Köln(38)Un I Zs.402 / LS; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.thieme-connect.de/ejournals/toc/gesu/31860)
INHALT: "Trotz einer gut etablierten Migrationsforschung liegen bislang kaum Forschungsergebnisse über Immigranten in deutschen Arztpraxen oder über Erfahrungen Schwarzer Patienten mit oder ohne Migrationshintergrund im deutschen Gesundheitswesen vor. Am Beispiel
von Immigranten aus der Demokratischen Republik Kongo (DRK) wurde der Frage nachgegangen, wie Schwarze Patienten ihre Weißen Hausärzte in Deutschland erleben. Methode:
Zwei Fokusgruppendiskussionen mit insgesamt 33 Teilnehmenden (TN) wurden durchgeführt, aufgezeichnet, transkribiert und nach einem am Material entwickelten Kategoriensys-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
13 Migration und Gesundheit
213
tem inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse: Die TN betonten ihre Selbstkompetenz in Bezug auf Gesundheit und Krankheit. Sprache wurde als Problem bei der Kommunikation benannt, stand aber nicht im Vordergrund. Dagegen wurden Hektik und Unfreundlichkeit, mangelnde Informationen auf Französisch sowie fehlender Respekt ihnen gegenüber hervorgehoben. Kritisiert wurden fernerhin mangelnde medizinische Fachkompetenz der deutschen Ärzte in Bezug auf in Afrika häufige Erkrankungen sowie die zunehmende soziale Ungleichheit,
Bürokratie und Ökonomisierung im Gesundheitswesen. Erfahrungen mit Diskriminierung und
Rassismus kamen deutlich zum Ausdruck und wurden in ihrer Verwobenheit mit anderen
Diskriminierungen (u.a. sozialer Stellung) illustriert. Schlussfolgerungen: Das Gesundheitsund Krankheitskonzept der afrikanischen Immigranten entsprach einem westlichen Medizinmodell, andere z.B. 'afrikanisch' geprägte Medizinkonzepte spielten keine Rolle. Die vielseitig erfahrenen Diskriminierungen Schwarzer Immigranten in deutschen (Weißen) Arztpraxen
und dem deutschen Gesundheitssystem spiegeln vermutlich auch ihre Erfahrungen in anderen
gesellschaftlichen Bereichen. Ein großer Teil der kritischen Bemerkungen dürfte mit dem
übereinstimmen, was Weiße Patienten von der Kommunikationsfähigkeit ihrer Ärzte erwarten. Eine Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit von Ärzten und der Kenntnis sogenannter tropischer Krankheiten erscheint ebenso notwendig wie eine größere Reflektion über
eigene Diskriminierungsbereitschaft einschließlich Rassismus sowie eine 'interkulturelle' Öffnung des deutschen Gesundheitssystems." (Autorenreferat)
[320-F] Gräser, Silke, Dr.; Krischke, Norbert, PD Dr. (Leitung):
Wege zur HIV/ AIDS Prävention und Intervention für MigrantInnen aus Sub-Sahara-Afrika
INHALT: Auf die Optimierung der Zugangswege zur HIV/ AIDS Prävention und Versorgung für
afrikanische Migrantinnen und Migranten zielt die Evaluationsstudie zum 'Afrika-Projekt'.
Das gemeindebasierte HIV/ AIDS Projekt des öffentlichen Gesundheitsdienstes Bremen, das
Präventions- und Interventionsangebote für Migrantinnen und Migranten aus der Sub-Sahara
Region Afrikas bereitstellt, wird nun durch die Universität Oldenburg wissenschaftlich begleitet. Die wissenschaftliche Begleitstudie untersucht die Wirksamkeit der kultursensiblen
Strategien zur Prävention und Versorgung HIV/ AIDS betroffener Afrikanerinnen und Afrikaner in Bremen. Das Projekt zielt sowohl auf die Prävention von HIV/ AIDS als auch auf die
Zugänglichkeit von Maßnahmen für HIV-Infizierte und AIDS-Erkrankte. Dazu gehören die
Information von afrikanischen 'Communities' (Gemeinschaften) über HIV/ AIDS z.B. mittels
MultiplikatorInnen aus dem Kulturkreis ebenso wie HIV/ AIDS-Fortbildungen für Krankenhäuser, niedergelassene Arztpraxen oder Fachpersonal, um den Zugang für betroffene, infizierte und erkrankte MigrantInnen zum Gesundheitssystem zu erleichtern. Ein Schwerpunkt
der Begleitforschung liegt daher auf der Identifikation von Faktoren, Barrieren und Ressourcen, die die Inanspruchnahme von HIV/ AIDS Prävention, Versorgung und Betreuung beeinflussen. Die Evaluation soll Aussagen über die Wirksamkeit der kultursensiblen Interventionsmaßnahmen treffen, um Ansatzpunkte und wesentliche Wirkmechanismen zu eruieren
und auf die Versorgungspraxis übertragen zu können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bremen
METHODE: Entwicklung, Auswertung und Analyse von Dokumentationsbögen zur fortlaufenden Evaluation; Felderkundung der Angebote zu HIV/ AIDS in Bremen; Beschreibung und
Analyse des internationalen State-of-the-art für migrantenspezifische resp. angepasste HIV/
AIDS Präventions- und Interventionsangebote und deren Evaluation sowie des internationalen Forschungsstandes; Entwicklung von strukturierten Frageleitfäden; Durchführung von
214
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
13 Migration und Gesundheit
qualitativen Interviews mit Professionellen im Gesundheitswesen, Schlüsselpersonen, MultiplikatorInnen, Mitgliedern der Zielgruppe und Betroffenen; KAP-Study (Wissenszuwachs,
Einstellungsänderung, Verhalten) bezogen auf Interventionen; Auswertung und Analyse der
Ergebnisse
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Land Freie Hansestadt Bremen Senator
für Finanzen; Generaldirektion Justiz, Freiheit und Sicherheit Europäischer Flüchtlingsfonds
INSTITUTION: Universität Oldenburg, Fak. 05 Mathematik und Naturwissenschaften, Institut
für Psychologie Zentrum für Globale Gesundheitspsychologie (Postfach 2503, 26111 Oldenburg); Universität Oldenburg, Fak. 05 Mathematik und Naturwissenschaften, Institut für Psychologie AE Gesundheits- und Klinische Psychologie (Postfach 2503, 26111 Oldenburg)
KONTAKT: Gräser, Silke (Dr. Tel. 0441-17748, e-mail: silke.graeser@uni-oldenburg.de);
Krischke, Norbert (Dr. Tel. 0441-798-4388, e-mail: norbert.krischke@uni-oldenburg.de)
[321-F] Khan-Zvornicanin, Meggi, Dipl.-Pflegepäd. (Bearbeitung):
Alter(n)sbilder von Repräsentant/innen bei Gesundheits- und Sozialdiensten über das
Alter(n) und die Bedarfe unterschiedlicher Gruppen älterer Migrant/innen (Arbeitstitel)
INHALT: Deutschland wird immer 'grauer'. Die demografisch alternde Bevölkerung wird jedoch
auch zunehmend 'bunter', d.h. sie wird herkunftsheterogener. Derzeit bilden Migrantinnen
und Migranten, die über 60 Jahre alt sind, eine der Bevölkerungsgruppen mit den höchsten
Zuwachsraten. In der Studie soll der Frage nach der Anschlussfähigkeit ambulanter Gesundheits- und Sozialdienste an die sozialen, lebensweltlichen und gesundheitlichen Bedarfe dieser Zielgruppe im Hinblick auf Möglichkeiten des Autonomieerhalts bei Multimorbidität
nachgegangen werden. Gleichzeitig zielt die Untersuchung darauf ab, Aspekte der (Re-)Produktion sozialer Ungleichheit in der gesundheitlichen Versorgung zu erfassen und hiermit
verbundene Wirkungsmechanismen sichtbar zu machen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Auf der Grundlage von Interviewtexten werden Alter(n)sbilder, an denen Professionelle ihr berufliches Handeln ausrichten, rekonstruiert und anhand von Sekundärliteratur mit
Vorstellungen und Wünschen von Migrant/innen über das eigene Alter(n) verglichen bzw.
auf gegenseitige Passungen geprüft. Anschließend wird der gesellschaftshistorische Kontext,
aus dem die Vorstellungen und Leitbilder der Professionellen über das Alter(n) ihrer (potenziellen) Klientel erwachsen, in den Blick genommen. Hierzu wird das Interviewmaterial mittels
Metaphernanalyse auf kollektive Orientierungsmuster bzw. Schnittstellen und Verflechtungen
mit dominanten konstituierenden Diskursen hin analysiert.
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Bildung, Arbeit
und Lebenschancen Forschungsgruppe Public Health (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 030-25491-392, e-mail: khan@wzb.eu)
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[322-L] Kohls, Martin:
Leben Migranten wirklich länger?: eine empirische Analyse der Mortalität von Migranten
in Deutschland, (Working Paper der Forschungsgruppe des Bundesamtes für Migration und
Flüchtlinge, 16), Nürnberg 2008, 48 S. (Graue Literatur;
www.bamf.de/cln_092/nn_443728/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/
WorkingPapers/wp16-leben-Migranten-laenger.html)
INHALT: "Es wird anhand eigener Berechnungen zunächst gezeigt, dass in der amtlichen Statistik die Sterblichkeit der erwachsenen ausländischen Bevölkerung deutlich niedriger als in der
erwachsenen deutschen Bevölkerung ist. Aufgrund der nachgewiesenen Probleme bei der statistischen Erfassung von Sterbefällen und Bestandszahlen von in Deutschland gemeldeten
Ausländern sind die Werte der durchschnittlichen Lebenserwartung allerdings stark verzerrt.
Daher wurden neben der amtlichen Statistik die Daten des Ausländerzentralregisters (AZR)
sowie der Gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) in die Analyse einbezogen. Es kann geschlussfolgert werden, dass auch bei der Analyse alternativer Datengrundlagen ausländische
Personen in Deutschland eine geringere Sterblichkeit als deutsche Personen aufweisen. Die
Unterschiede sind allerdings wesentlich geringer als mit Hilfe der amtlichen Daten zu erwarten wäre. Auch ist in längerfristigen Analysen ersichtlich, dass die Unterschiede zwischen
ausländischen und deutschen Personen zunehmend geringer werden. Unter der Annahme,
dass ein Teil der bestehenden Sterblichkeitsdifferenzen immer noch auf Problemen bei der
statistischen Erfassung von Migranten beruht, kann bereits fast von einer annähernd identischen Sterblichkeit bei Ausländern und Deutschen gesprochen werden." (Autorenreferat)
[323-L] Kohls, Martin:
Healthy-Migrant-Effect, Erfassungsfehler und andere Schwierigkeiten bei der Analyse der
Mortalität von Migranten: eine Bestandsaufnahme, (Working Paper der Forschungsgruppe des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, 15), Nürnberg 2008, 52 S. (Graue Literatur;
www.bamf.de/cln_092/nn_443728/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/
WorkingPapers/wp15-healthy-migrant-effekt.html)
INHALT: "Die vorliegende Arbeit gibt zunächst einen Überblick über den gegenwärtigen Forschungsstand zur Mortalität von Migrantinnen und Migranten in Deutschland. Nach der Einleitung erfolgt in Kapitel 2 eine Abgrenzung der Untersuchungspopulation. Anschließend
wird im Kapitel 3 dargelegt, inwieweit eine statistische Erfassung der Ausländer und Migranten in Deutschland möglich ist und welche Probleme dabei zu berücksichtigen sind. Es
schließt sich in Kapitel 4 eine Diskussion und Zusammenfassung der nationalen und internationalen Literatur zu den Einflussfaktoren der Mortalität von Migranten an. Nach der Vorstellung möglicher Datenquellen zur Analyse der Mortalität von Migranten und der bisherigen
quantitativen Forschungsergebnisse für Deutschland (Kap. 5) erfolgt in Kapitel 6 abschließend eine Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse." (Textauszug)
216
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
13 Migration und Gesundheit
[324-L] Krones, Tanja; Özen, Dilek; Richter, Gerd; Borde, Theda:
Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik aus der Sicht von türkeistämmigen IVF-Paaren
und Paaren mit einem bekannten genetischen Risiko, in: Theda Borde, Matthias David (Hrsg.):
Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer globalisierten Welt, Frankfurt am Main: Mabuse
Verl., 2008, S. 167-188, ISBN: 978-3-938304-96-9 (Standort: UuStB Köln(38)-35A7126)
INHALT: Der Beitrag stellt die Ergebnisse von mehreren Studien vor, die als Kooperationsprojekte der AG Bioethik/Klinische Ethik und des Zentrums für Konfliktforschung an der Universität Marburg durchgeführt wurden. Hierbei handelt es sich zum einen um 8 qualitative
Einzelinterviews und ein Gruppeninterview, bei denen es um die Nutzung der Präimplantationsdiagnostik geht. Zum anderen handelt es sich um die standardisierte Befragung von Gruppen (Betroffene, Experten) zu Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik aus den Jahren 2000
bis 2005. Thematisiert werden die Ansichten zum Beginn menschlichen Lebens, zur Pränatalund Präimplantationsdiagnostik und zur Embryonenforschung sowie - bei betroffenen Paaren
- die eigenen bisherigen und zukünftigen Reproduktionsentscheidungen. Die Interviews zeigen insgesamt ein hohes Maß an Vertrauen und Sensibilität für prekäre Lebenssituationen.
(ICE2)
[325-L] Okken, Petra-Karin; Spallek, Jacob; Razum, Oliver:
Pflege türkischer Migranten, in: Ullrich Bauer, Andreas Büscher (Hrsg.): Soziale Ungleichheit
und Pflege : Beiträge sozialwissenschaftlich orientierter Pflegeforschung, Wiesbaden: VS Verl.
für Sozialwiss., 2008, S. 396-422, ISBN: 978-3-531-15621-7
INHALT: Die Autoren geben zunächst einen kurzen Überblick über die Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland. Sie skizzieren ferner die Lebenssituation türkischer Migranten, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, hinsichtlich Einkommen,
Bildungsniveau, Wohn- und Familienverhältnisse sowie Gesundheitsversorgung und Pflege
im Alter. Sie weisen darauf hin, dass bisher kaum konkrete Zahlen zum Pflegebedarf in dieser
Bevölkerungsgruppe und zu einer erhöhten Pflegebedürftigkeit vorliegen, die sich z. B. aufgrund der besonderen gesundheitlichen oder ökonomischen Situation von türkischen Migranten ergibt. Die Autoren berichten daher aus einer eigenen Untersuchung, die auf den Pflegebegutachtungen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung Westfalen-Lippe
(MDK WL) aus dem Zeitraum 1.1.2001 bis 31.8.2005 beruht. Ziel der Datenanalyse ist die
erstmalige Bereitstellung epidemiologischer Daten über Umfang, Art und Häufigkeit der Pflegebedürftigkeit und über die Inanspruchnahme von Leistungen nach SGB XI durch türkische
Migranten. Die Daten lassen insgesamt eine seltenere Feststellung von Pflegebedürftigkeit
durch den MDK WL erkennen, was nach Meinung der Autoren drei Ursachen haben kann:
(1) Türkische Migranten haben einen besseren Gesundheitsstatus als die übrige Bevölkerung
und sind daher tatsächlich weniger pflegebedürftig. (2) Das Begutachtungsverfahren verläuft
für diese Personengruppe aufgrund sprachlicher oder kultureller Barrieren weniger erfolgreich. (3) Türkische Personen haben ein anderes Antragsstellungsverhalten, sie stellen mehr
Anträge, obwohl keine Pflegebedürftigkeit vorliegt. (ICI2)
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13 Migration und Gesundheit
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[326-L] Spallek, Jacob; Razum, Oliver:
Erklärungsmodelle für die gesundheitliche Situatuion von Migrantinnen und Migranten, in:
Ullich Bauer, Uwe H. Bittlingmayer, Matthias Richter (Hrsg.): Health Inequalities :
Determinanten und Mechanismen gesundheitlicher Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 271-288, ISBN: 978-3-531-15612-5
INHALT: Die Autoren zeigen, dass ihre Zielgruppe, Menschen mit Migrationshintergrund, eine
weit gewichtigere Rolle in der deutschen Forschungsdiskussion einnehmen muss, als dies bisher der Fall ist. Sie diagnostizieren im Vergleich mit der angloamerikanischen Diskussion erhebliche Defizite. Der Überblick über gängige Erklärungsansätze wird als Ausgangspunkt
weiterer Versuche betrachtet, gesundheitliche Ungleichheiten aufzunehmen, die mit ethnischen Ungleichheiten oder Migrationsaspekten verbunden sind. Die Verfasser heben hervor,
dass künftige Erklärungsmodelle neben der epidemiologischen Situation im Herkunftsland
eine Lebenslaufperspektive berücksichtigen müssen. Diese darf Migration nicht als singuläres, statisches Ereignis betrachten, sondern muss Migrationseffekte im Kontext unterschiedlicher Einflussfaktoren auf eine gesamte Gesundheitsbiographie begreifen. (ICF2)
[327-F] Strauss, Dmitri (Bearbeitung):
Krankheitsrezeption, Verhalten und protektive Faktoren von Spätaussiedlern im Kontext
der Suchtproblematik - eine explorative Studie aus emischer Perspektive
INHALT: Die Forschungsarbeit zielt darauf, mittels semi-strukturierter Interviews aus einer emischen Perspektive heraus die Krankheitsrezeption und das damit verbundene Krankheitsverhalten und die Ressourcen von russischsprachigen Aussiedlern im Kontext einer Suchtproblematik zu untersuchen. Die Arbeit verfolgt das Ziel, Teile der sozioökonomischen, physischen,
psychischen und kulturellen Gesundheitsbedürfnisse dieser MigrantInnengruppe zu beschreiben und daran orientiert Möglichkeiten der Integration von russischsprachigen PatientInnen
in therapeutische Prozesse und psychotherapeutische Versorgungssysteme in Deutschland zu
diskutieren. Zielgruppe: Russischsprachige MigrantInnen stellen eine komplexe und sehr heterogene Gruppe dar. Alleine der Umfang der 2.298.938 aus der ehemaligen UdSSR Stammenden des Zeitraums zwischen dem 1950 und 2004 (Bundesverwaltungsamt, 2005) erreicht
beinahe die Stärke der ca. 2.430.000 Türkischstämmigen. Die weit überwiegende Zahl der
nach Deutschland übersiedelten Russlanddeutschen wurde in einem sowjetischen Umfeld sozialisiert. Nur noch die älteste Generation kennt rein deutschstämmige Heiraten und Nachbarschaften, wie sie bis zum 2. Weltkrieg üblich waren, danach aber zerschlagen wurden. Kultur
und Lebensweise orientieren sich nicht einmal an einem wenn auch überholten und auf veraltetem Stand stagnierenden Deutschlandbild, sondern an zeitgenössischen Kultur- und Konsummustern der postsowjetischen Gesellschaft (Wierling, 2004). Die Stellung der Psychotherapie als einer Behandlungsmethode im Gegensatz zur klassischen Medizin ist unter der russischsprachigen Bevölkerung als marginal zu bezeichnen. Die Studie zur Einstellung gegenüber der Psychotherapie zeigte, dass russische Probanden im Vergleich zu deutschen Probanden eine negativere Einstellung gegenüber der Psychotherapie haben und dass - je länger
Aussiedler und insbesondere Aussiedlerinnen in Deutschland leben -, sie umso positiver eine
gesellschaftliche Akzeptanz bei Inanspruchnahme einer Psychotherapie antizipieren (Ditte,
Schulz & Schmid-Ott, 2006). Es lassen sich einige besondere Merkmale der zu erforschenden
Zielgruppe zusammenfassen: Sowjetische Sozialisierung, Sprachdefizite, Migrationshintergrund, marginale Stellung der Psychotherapie in dem Help-Seeking Verhalten, Wissensdefizi-
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
13 Migration und Gesundheit
te in Wissenschaft und Politik aufgrund fehlender Differenzierungsmöglichkeiten der Zielgruppe in den amtlichen Statistiken. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Im Rahmen der Untersuchung werden betroffene russischsprachigen MigrantInnen
interviewt. Die Interviews werden auf der durch den/ die InterviewpartnerIn bevorzugten
Sprache (Deutsch oder Russisch) durchgeführt. Die Interviewdauer beträgt ca. 1,5 Stunden.
Die Interviews werden aufgezeichnet, transkribiert, gegebenenfalls in die deutsche Sprache
übersetzt und ausgewertet. Bei der Untersuchungsmethode handelt es sich um semi-strukturierte Interviews, gestützt auf den Leitfaden von EMIC (Explanatory Model Interview Catalogue) (Weiss, 1996), bzw. die von der sekundären Version adaptierten Fassung (British
EMIC) (Judhav & Weiss, 2001). Inhaltliche Hauptbestandteile des Interviews sind die Themenbereiche: Störungsmuster, Ursachenvorstellung, Hilfeaufsuchendes Verhalten, Schützende Faktoren. Diese 4 Abschnitte haben einen einheitlichen methodischen Aufbau, der gekennzeichnet ist durch die Abfolge von offener Frage, Nachfragen anhand von Screeninglisten und
zusammenfassenden Fragen nach dem wichtigsten und dem zuerst erlebten Item zur Gewichtung multipler Antworten. Im Vorgehen der Auswertung der qualitativen Interviews wird es
weitgehend an dem von Mayring (1990) vorgeschlagenen Ablaufmodell zur Inhaltsanalyse
orientiert. Grundlage für die quantitative Auswertung der Interviews ist die Berechnung eines
Zahlenwertes für die Themenbereiche Ursachenvorstellung und Schützende Faktoren. Dieser
Bedeutungswert ergibt sich aus der Addition der beiden Komponenten "Antwortstil" (nachgefragt/ spontan, erwähnt/ betont) und "Priorität" (am wichtigsten/ nicht am wichtigsten). DATENGEWINNUNG: Interview, semi-strukturiert (Stichprobe: n=6-10; männliche alkoholerkrankte russischsprachige Migranten in der ambulanten Behandlung sowie männliche russischsprachige drogenabhängige Migranten in der Substitutionstherapie in Bremen).
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Oldenburg, Fak. 05 Mathematik und Naturwissenschaften, Institut
für Psychologie Zentrum für Globale Gesundheitspsychologie (Postfach 2503, 26111 Oldenburg)
KONTAKT: Gräser, Silke (Dr. Tel. 0441-17748, e-mail: silke.graeser@uni-oldenburg.de)
[328-F] Subasi, Z. (Bearbeitung); Senf, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Depressive und somatoforme Symptome bei türkischen Migranten in der Sekundärversorgung
INHALT: keine Angaben
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, Medizinische Fakultät - Universitätsklinikum, Rheinische Kliniken Essen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Virchowstr. 174, 45147 Essen)
KONTAKT: Institution (Tel. 0201-7227-521, e-mail: psychosomatik@uni-essen.de)
[329-F] Tagay, Sefik, Dr.rer.medic. (Leitung):
Traumatische Ereignisse und PTSD bei Migranten in der Primärversorgung
INHALT: keine Angaben
METHODE: Querschnittsstudie
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
13 Migration und Gesundheit
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ART: BEGINN: 2005-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, Medizinische Fakultät - Universitätsklinikum, Rheinische Kliniken Essen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Virchowstr. 174, 45147 Essen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0201-9597-021, Fax: 0201-7227-305, e-mail: sefik.tagay@uni-due.de)
[330-L] Wimmer-Puchinger, Beate:
Migrantinnen-Gesundheit: ein Handlungsfeld des Wiener Programms für Frauengesundheit
; Daten, Handlungsfelder, Strategien und Umsetzung, in: Theda Borde, Matthias David
(Hrsg.): Frauengesundheit, Migration und Kultur in einer globalisierten Welt, Frankfurt am Main:
Mabuse Verl., 2008, S. 73-95, ISBN: 978-3-938304-96-9 (Standort: UuStB Köln(38)-35A7126)
INHALT: Die Gruppe der Migrantinnen ist besonders armutsgefährdet, was nicht nur sozial- sondern auch gesundheitspolitische Konsequenzen haben muss. Entsprechend sind gesundheitliche und soziale Problemstellungen von Migrantinnen eine Herausforderung für die pluralistische Zivilgesellschaft Österreichs. Best-Practice-Modelle des Wiener Programms für Frauengesundheit für Migrantinnen sind die Gesundenuntersuchung für Frauen mit türkischer Muttersprache "Saglikli kalacagim", das Mammographie-Screening "Ich schau auf mich", das interkulturelle Ernährungs- und Bewegungsprogramm für Frauen in Wien, die Elternambulanz
zur Beratung in psychosozialen Krisen in der Schwangerschaft, betriebliche Gesundheitsförderung und interkulturelle Gesundheitszirkel sowie muttersprachliche Informationsbroschüren. (ICE)
[331-F] Zararsiz, R. (Bearbeitung); Senf, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung):
Traumatische Ereignisse und Posttraumatische Belastungsstörung bei türkischen Patienten
in der Primärversorgung
INHALT: keine Angaben
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Essen, Medizinische Fakultät - Universitätsklinikum, Rheinische Kliniken Essen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (Virchowstr. 174, 45147 Essen)
KONTAKT: Institution (Tel. 0201-7227-521, e-mail: psychosomatik@uni-essen.de)
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Sozialisation junger Migranten
[332-L] Babka von Gostomski, Christian:
Was unterscheidet permanent Gewalt ablehnende Jugendliche von gegenüber Gewalt
Indifferenten?: Analysen mit Daten des IKG-Jugendpanels 2001-2005, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 4533-4544, ISBN: 978-3-593-38440-5
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
14 Sozialisation junger Migranten
INHALT: "Mittels der Daten des IKG-Jugendpanels, bei dem zwischen den Jahren 2001 bis 2005
bei jährlichen Befragungen 406 Jugendliche türkischer Herkunft, 585 GUS-Aussiedler-Jugendliche, 364 Jugendliche mit einem Aussiedlungshintergrund aus Polen und 1.244 Jugendliche deutscher Herkunft befragt wurden, werden Einstellungen zur Rechtfertigung von Gewalt im Längsschnitt untersucht. Die Jugendlichen waren bei der ersten Befragung im Jahre
2001 im Durchschnitt um die 17 Jahre alt. Bei den Einstellungen zur Gewaltbegründung werden einerseits solche Rechtfertigungen betrachtet, die ethnisch-religiöse Signalbegriffe (wie
etwa 'Respekt', 'Ehre' oder 'Verteidigung der Religion') aufgreifen (Gewaltbegründung I).
Dem gegenübergestellt werden Gewaltbegründungen, die mit anderen Motiven (etwa aus politischen Gründen, aus Frust oder Lust, um anderen zu helfen oder zur Interessendurchsetzung) zusammenhängen (Gewaltbegründung II). Für beide Einstellungsvarianten lässt sich im
Zeitverlauf 2001 bis 2005 ein Rückgang der Befürwortung von Gewalt feststellen. Ausgehend von dieser Beobachtung wird ein Extremgruppenvergleich präsentiert, das heißt, es werden diejenigen wenigen Jugendlichen, die sich in allen fünf Jahren permanent gegenüber den
Gewaltbegründungen indifferent oder zustimmend zeigten, der Mehrheit der jungen Erwachsenen gegenübergestellt, die in allen fünf Jahren keine der Gewaltbegründungen akzeptierten.
Es werden also Antworten auf die Frage geliefert, in welchen Bereichen sich gewaltbefürwortende junge Erwachsene von Gewaltablehnenden unterscheiden." (Autorenreferat)
[333-L] Bingel, Gabriele; Nordmann, Anja; Münchmeier, Richard (Hrsg.):
Die Gesellschaft und ihre Jugend: Strukturbedingungen jugendlicher Lebenslagen, Opladen:
Budrich UniPress 2008, 263 S., ISBN: 978-3-86649-115-1
INHALT: "Wie bewältigen Jugendliche ihre Jugend? Das ist die zentrale Fragestellung, mit der
die Autorinnen und Autoren des Bandes sich auseinander setzen. Jugend wird sowohl in der
Jugendforschung als auch der Jugendpolitik vor allem unter dem Gesichtspunkt ihrer Funktionalität für Politik und andere Gesellschaftssysteme betrachtet. Das Verständnis von Problemen im Jugendalter verknüpft sich dabei in unglücklicher Weise mit einer Defizitperspektive
auf Jugendliche und ihren Bewältigungsmöglichkeiten gesellschaftlicher Realität. Mit der
Abwälzung der Verantwortung für einen gelingenden Lebenslauf auf die Jugendlichen selbst
wird der fatale Umgang der Gesellschaft mit 'ihrer' Jugend aus dem Ursachenkontext herausgenommen und werden die Gründe für Probleme Jugendlicher verdeckt. Im Mittelpunkt dieses Bandes steht nun die Frage, wie Jugendliche (als Personen) die Jugend (als gesellschaftliche Anforderungsstruktur) bewältigen. Das Buch unternimmt eine aktuelle Standortbestimmung von Jugend, indem zahlreiche gesellschaftliche Strukturbedingungen thematisiert und
in ihrer Bedeutung für die Lebensphase Jugend analysiert werden. Die Perspektive der Homogenisierung jugendlicher Lebenslagen ('die Jugend') wird dabei verlassen und die Unterschiedlichkeit jugendlicher Lebenslagen nach eben diesen Strukturbedingungen aufgezeigt.
Jugend ist eine vor allem gesellschaftlich verortete Lebenslage, die vom Arbeitsmarkt, vom
Bildungssystem, sozioökonomischen Lebensbedingungen, den Medien oder dem öffentlichen
Raum stärker bestimmt wird, als von individuellen Dispositionen und persönlichen Fähigkeiten. Darum analysiert der Band das Aufwachsen von Jugendlichen vor dem Hintergrund dieser Strukturmerkmale. Ein zentrales Anliegen ist es, eine Diskussion über die Herausforderungen anzustoßen, vor denen Jugendliche aufgrund gesellschaftlicher Anforderungen stehen,
und über die konstruktiven Bewältigungsdimensionen, die sie beanspruchen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Richard Münchmeier: Jugend im Spiegel der Jugendforschung (1326); Karin Böllert: Jugend in der Arbeitsgesellschaft (27-40); Hans Gängler: Jugend in Ost-
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14 Sozialisation junger Migranten
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deutschland (41-52); Anja Nordmann: Zwischen Fremd- und Selbstbestimmung. Gesellschaftliche Ambivalenzen im Leben von Mädchen und Frauen (53-70); Ursula Winklhofer,
Claudia Zinser: Jugend und gesellschaftliche Partizipation (71-94); Gabriele Bingel: Gesellschaftliche Lebensräume für Jugendliche. Aufwachsen in einer Dynamik von Raumzuweisung und Raumaneignung (95-112); Titus Simon: Jugend und Protest (113-122); Karin Bock,
Wolfgang Schröer: Jugend und Generationengerechtigkeit. Ein zukunftsfähiges Konzept?
(123-136); Richard Münchmeier: Jugend - politisch desinteressiert, aber sozial engagiert
(137-152); Rene Bendit, Jan Marbach: Jugend und Jugendpolitik in den Ländern der EU
(153-170); Claus J. Tully: Jungsein in der mobilen Gesellschaft. Zum Projekt Jugend als Einbettung zum Beginn des neuen Jahrtausends (171-188); Werner Helsper, Susann Busse, Merle Hummrich, Rolf-Torsten Kramer: Zur Bedeutung der Schule für Jugendliche. Ambivalenzen zwischen Schule als Lebensform und Schuldistanz (189-210); Ren Bendit: Integrationsstrategien für jugendliche MigrantInnen und Angehörige ethnischer Minderheiten in den EUMitgliedsstaaten (211-222); Katrin Fauser: Jugendliche im Verband (223-240); Christian von
Wolffersdorff: Zurück zur Disziplinierung? Über den Wandel der pädagogischen Prioritäten
im Umgang mit erziehungsschwierigen Jugendlichen (241-258).
[334-L] Bonfadelli, Heinz:
Mediensozialisation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund: theoretische
Perspektiven und empirische Befunde, in: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und
Sozialisation, Jg. 28/2008, H. 3, S. 243-256 (Standort: USB Köln(38)-XG02735; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag befasst sich mit dem Einfluss und den Funktionen sowohl der klassischen
als auch der neuen Medien im Sozialisationsprozess von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Trotz der wachsenden Bedeutung dieses ethnisch geprägten und tendenziell aus bildungsfernen Familien stammenden Segments der Heranwachsenden, ist dieser soziokulturellen Gruppe in der Sozialisationsforschung wie in der Mediensozialisationsforschung bis jetzt
wenig Aufmerksamkeit zugekommen. In empirischer Hinsicht werden Befunde aus quantitativen wie qualitativen Studien zur Illustration und Vertiefung präsentiert, insbesondere aus einem Schweizer Forschungsprojekt." (Autorenreferat)
[335-F] Braun, Cornelia, Dipl.-Päd.; Rudolph-Albert, Franziska, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Herwartz-Emden, Leonie, Prof.Dr.; Reiss, Kristina, Prof.Dr.; Heinze, Aiso, Prof.Dr. (Leitung):
SOKKE - Sozialisation und Akkulturation in Erfahrungsräumen von Kindern mit Migrationshintergrund - Schule und Familie
INHALT: Die zentrale Zielstellung des Projekts ist die differenzierte, längsschnittliche Beschreibung, Analyse und Interpretation von Akkulturations- und Sozialisationsverläufen von Kindern mit Migrationshintergrund unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungsräume
Schule und Familie. Es gibt zahlreiche Untersuchungen aus unterschiedlichen Disziplinen,
die sich aus je verschiedenen Perspektiven mit der schulischen Situation von Migrantenkindern beschäftigten. Die vorbereitete Längsschnittstudie setzt breiter an und greift, einer theoretischen Begründung folgend, aus dem großen Set von möglichen Einflussfaktoren die heraus, die eine besondere Aussagekraft für die Erklärung der Entwicklung von Selbstkonzept,
sozialer bzw. ethnischer Identität und Schulerfolg erwarten lassen. Vordringliche Aufgabe
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
14 Sozialisation junger Migranten
dieser Untersuchung ist eine Ursachenforschung, die nicht nur institutionelle Bedingungen
eruiert, sondern die Ausgangsbedingungen der Kinder und Jugendlichen auf einem aktuellen
Niveau beschreibt sowie Entwicklungsprozesse in den ersten Schuljahren in den Blick nimmt.
Dies bedeutet, dass neben dem sozialen und kulturellen Kapital der Familie auch entwicklungspsychologische Aspekte berücksichtigt werden müssen, um unterschiedliche Entwicklungsverläufe und Akkulturationsverläufe unter Kontrolle der kognitiven Ausgangsbedingungen erklären zu können. Darin liegt auch die Besonderheit des Projekts: die Verbindung von
je individuell unterschiedlichen, differenziert erhobenen Ausgangsbedingungen zu Beginn der
Schulzeit und der Persönlichkeits- und Leistungsentwicklung der Kinder über die gesamte
Grundschulzeit bis zum Zeitpunkt der ersten Bildungsentscheidung am Ende der vierten Jahrgangsstufe. Folgende Fragestellungen und Annahmen stehen im Zentrum des Forschungsinteresses: Schüler und Schülerinnen mit Migrationshintergrund sind in den weiterführenden
Schulen - gemessen am Anteil an der Gesamtschülerschaft - deutlich unterrepräsentiert. Die
forschungsleitende Grundannahme liegt in der These, dass weniger gut akkulturierte Kinder bei gleichen dispositionalen Voraussetzungen - im Vergleich zu besser akkulturierten weniger
Erfolg in der Schule haben. Die Ursachen für diesen Umstand werden in der Person des Kindes selbst sowie in dessen Interaktion mit anderen und in den Erfahrungsräumen Familie und
Schule gesehen. Erforscht werden soll die spezifische Bedeutung der genannten Kontextbedingungen für den Akkulturationsprozess der Kinder. Die zentralen Ursachen für die beschriebenen Disparitäten im Bildungssystem liegen vorwiegend im Bereich von Familie und
Schule, da diese Erfahrungsräume - im Sinne der ökologischen Sozialisationsforschung - Träger der einflussreichsten Umweltbedingungen für Kinder in dieser Altersstufe sind. Vor diesem Hintergrund rücken die Funktion von Kontextbedingungen und die Rolle der Sozialisationsprozesse innerhalb dieser Kontexte als Voraussetzungen bzw. Prädiktoren von Akkulturation in den Mittelpunkt des Interesses. Das Rahmenmodell umfasst die relevanten Konstrukte
innerhalb des schulischen und familiären Bereichs. Der familiäre Kontext wird über Bildungsaspiration und Erziehungsverhalten der Eltern, kulturelles Klima, Adaptabilität und Kohäsion im System der Familie sowie soziales und kulturelles Kapital erhoben. Der schulische
Kontext setzt sich aus mehreren Ebenen zusammen, die unterschiedlich gewichtet in das Rahmenmodell integriert wurden: auf Lehrerebene werden Einstellungen bzw. Orientierungen
(bezogen auf Kinder mit Migrationshintergrund) erfasst, auf Schulebene die Sozialstruktur
des Schulsprengels, auf Klassenebene die je spezifische Zusammensetzung der Schülerschaft
und auf Schülerebene die Fördermaßnahmen (zusätzlicher Sprachförderunterricht, Besuch einer Sprachlernklasse usw.).
METHODE: Unter Beachtung der Merkmale Sozialregion, Anteil von Nichtdeutschen im Stadtbezirk und Anteil von Nichtdeutschen in der Schule bzw. Klasse wurde eine Auswahl von 24
Klassen an 9 Grundschulen einer süddeutschen Großstadt (550 Schüler/innen) des ersten
Jahrgangs getroffen. Der methodische Schwerpunkt dieses Forschungsvorhabens liegt im Bereich der quantitativen Forschung. Dazu wurden bereits validierte Testinstrumente und Fragebogenverfahren aus unterschiedlichen Disziplinen ausgewählt und - wo nötig - an die Fragestellung und an die Zielgruppe angepasst (Alter, Kultur, etc.). Erhebungsinstrumente: 1.
Schülerebene: a) ALS: Aussageliste zum Selbstwertgefühl (Schauder 1996); b) CFT1: Grundintelligenztest (Weiß & Osterland 1977); c) DEMAT 1+: Deutscher Mathematiktest für die
erste Klasse und weitere Versionen für höhere Klassenstufen (Krajewski, Küspert & Schneider 2002); e) HSP: Hamburger Schreibprobe (May 1998); f) PSCA-D: Pictorial Scale of Perceived Competence and Social Acceptance - deutsche Fassung (Asendorpf & van Aken
1993); g) SFD: Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik für Ausländer- und Aussiedlerkinder (Anna Hobusch, Nevin Lutz & Uwe Wiest 2002); h) SPPC-D: Self-Perception Pro-
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file for Children - deutsche Fassung (Asendorpf & van Aken 1993); i) WLLP: Würzburger
Leise-Lese-Probe (Küspert & Schneider 1998). 2. Schulebene: a) Lehrerfragebogen: Einstellungen zu Kindern mit Migrationshintergund & soziometrische Daten (Eigenentwicklung). 3.
Familienebene: a) FACES II: Familiy Adaptability and Cohesion Evaluation Scale (Olson,
Portner & Bell 1982) in deutscher Übersetzung (Schlippe 1985: FFB-FACES II); b) FKS: Familienklimaskalen (Schneewind 1985); c) Elternfragebogen: sozioökonomische Stellung der
Eltern, soziales und kulturelles Kapital der Familie, Akkulturationsstragie, Erziehungsverhalten, Diskriminierung (Eigenentwicklung). Ergänzend zu den oben beschriebenen quantitativen Verfahren wird das qualitative Verfahren der Gruppendiskussion begleitend eingesetzt,
da sich sowohl kollektive Orientierungen bzw. gemeinsame Erfahrungshorizonte von Gruppen, als auch bestimmte thematische Bereiche, wie z.B. das Konzept des "social mirroring"
(Suárez-Orozco 2000), quantitativ nicht oder nicht befriedigend erfassen lassen. Diskussionen
mit Drittklässlern im Rahmen der Vorstudie haben gezeigt, dass das Instrument einsetzbar
und ergiebig ist. DATENGEWINNUNG: Psychologischer Test; Standardisierte Befragung,
schriftlich (Stichprobe: ca. 550; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen
des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Küffner, Dieter; Wieslhuber, Claudia: Sozialisation und Akkulturation in Schule und Familie: methodische Besonderheiten des interkulturellen Interviews mit
Kindern. in: Bos, Wilfried; Lankes, Eva-Maria; Plassmeier, Nike; Schwippert, Knut (Hrsg.):
Heterogenität. Eine Herausforderung an die empirische Bildungsforschung. Münster u.a.:
Waxmann 2004, S. 163-171.+++Herwartz-Emden, Leonie: Migrant/innen im deutschen Bildungssystem. in: Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Bildungsreform,
Bd. 14: Migrationshintergrund von Kindern und Jugendlichen. Wege zur Weiterentwicklung
der amtlichen Statistik. Arbeitsstelle Interkulturelle Konflikte und gesellschaftliche Integration (AKI) WZB Berlin. Bonn u.a. 2005, S. 7-24.+++Herwartz-Emden, Leonie: Grundschulkinder in kulturell heterogenen Schulklassen. in: Mühleisen, Hans-Otto; Stammen, Theo; Ungethüm, Michael (Hrsg.): Anthropologie und kulturelle Identität. Lindenberg: Beuroner
Kunstverl. 2005, S. 75-91.+++Herwartz-Emden, Leonie; Schneider, Sibylle: Soziale, kulturelle und sprachliche Herkunft. in: Arnold, Karl-Heinz; Sandfuchs, Uwe; Wiechmann, Jürgen
(Hrsg.): Handbuch Unterricht. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2006, S. 588-596.+++HerwartzEmden, Leonie; Küffner, Dieter: Schulerfolg und Akkulturationsleistungen von Grundschulkindern mit Migrationshintergrund. in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Jg. 9, 2006, H.
2, S. 240-254.+++Herwartz-Emden, Leonie; Küffner, Dieter; Landgraf, Julia: Acculturation
and educational achievement of immigrant children in elementary school. in: Adams, Leah
D.; Kirova, Anna (eds): Global migration and education: schools, children and families in
transition. Mahwah NJ: Erlbaum 2006, pp. 35-51.+++Heinze, Aiso; Herwartz-Emden, Leonie; Reiss, Kristina: Mathematikkenntnisse und sprachliche Kompetenz bei Kindern mit Migrationshintergrund zu Beginn der Grundschulzeit. in: Zeitschrift für Pädagogik, Jg. 53, 2007,
S. 562-581.+++Herwartz-Emden, L.; Braun, C.; Heinze, A.; Rudolph-Albert, F.; Reiss, K.:
Geschlechtsspezifische Leistungsentwicklung von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund im frühen Grundschulalter. in: Zeitschrift für Grundschulforschung, 2008, H. 2, S. 1328.+++Herwartz-Emden, L.; Reiss, K.; Mehringer, V.: Das Projekt SOKKE - ausgewählte Ergebnisse zur Kompetenzentwicklung von Grundschulkindern mit Migrationshintergrund. in:
Erziehung und Unterricht, 2008 (angenommen).
ART: BEGINN: 2003-06 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Augsburg, Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät, Professur für Pädagogik der Kindheit und Jugend (Universitätsstr. 10, 86135 Augsburg); Universität
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
14 Sozialisation junger Migranten
München, Fak. für Mathematik, Informatik und Statistik, Mathematisches Institut Lehrstuhl
für Didaktik der Mathematik (Theresienstr. 39, 80333 München); Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften -IPN- an der Universität Kiel Abt. Didaktik der Mathematik
(Olshausenstr. 62, 24098 Kiel)
KONTAKT: Braun, Cornelia (Tel. 0821-598-5831,
e-mail: Cornelia.Braun@phil.uni-augsburg.de)
[336-F] Clauß, Susanne, Dipl.-Soz.; Titzmann, Peter, Dr.; Lokhande, Mohini, Dipl.-Psych.; Stößel, Katharina, Dipl.-Psych.; Michel, Andrea, Dipl.-Psych.; Sagi-Schwartz, Avi, Prof.; Lavee,
Yoav, Prof. (Bearbeitung); Nauck, Bernhard, Prof.Dr.; Steinbach, Anja, Dr.; Silbereisen, Rainer
K., Prof.Dr. (Leitung):
Entwicklungsregulierung von Statusübergängen im Akkulturationsprozess der zweiten Migrantengeneration in Deutschland und Israel
INHALT: Ziel des Forschungsverbundes "Migration und gesellschaftliche Integration" ist, die
Akkulturation und ihre Folgen für die psychosoziale Anpassung bei Diaspora-Migranten zu
untersuchen. In diesem Teilprojekt, der Universität Jena und der TU Chemnitz, soll die Entwicklungsregulierung an wichtigen Statusübergängen im Kindes- und Jugendalter bei Migranten, ethnischen Minderheiten und der einheimischen Bevölkerung in Deutschland und Israel untersucht werden. Quantitativ und längsschnittlich werden Kinder/ Jugendliche und deren Eltern vor und nach den Statusübergängen befragt. Diese Übergänge sind formell (in den
Kindergarten und die Schule) oder informell (der Übergang in erste romantische Beziehungen
und die Ehe). In Deutschland werden Aussiedler und Juden aus der ehemaligen Sowjetunion
sowie Türken; in Israel Juden aus der ehemaligen Sowjetunion und israelische Araber herangezogen. Weiterhin wird jeweils eine einheimische Referenzgruppe befragt. Der Vergleich
der verschiedenen Migrantengruppen, ethnischen Minderheiten und Einheimischen bietet
Möglichkeiten, den Einfluss individueller Ressourcen und Kontextmerkmale auf die Bewältigung von Entwicklungsherausforderungen zu analysieren. Besondere Beachtung sollen Regulationsstrategien im Umgang mit Anforderungen des Übergangs und die Konzentration auf
positive Entwicklungsergebnisse finden. Kooperationspartner: Universität Haifa. ZEITRAUM: 2007-2010 GEOGRAPHISCHER RAUM: Israel, Bundesrepublik Deutschland, insb.
Stuttgart, Frankfurt am Main
METHODE: Typologie der Sozialintegration als genereller Rahmen (Esser 2000); Strukturmodell der Akkulturation nach Berry (1997). Interviews verschiedener Altersgruppen (Ziel: vor
und nach dem Übergang) im Abstand von einem Jahr; Vergleich der Bedingungen in Israel
und Deutschland, Vergleich verschiedener Migrantengruppen (Deutschland: Aussiedler, Juden aus der ehemaligen Sowjetunion, Türken; Israel: Juden aus der ehemaligen Sowjetunion,
israelische Araber) und Einheimischer. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG:
Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: insgesamt 3.500 zu zwei Erhebungswellen; Statusübergänge Kindergarten, Schule, Dating, Ehe, ethnische Gruppen -Türken, russische Juden, (Spät-)aussiedler, Deutsche-; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2006-04 ENDE: 2010-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur für Allgemeine Soziologie I (09107 Chemnitz); Universität Jena, Center for Applied Developmental Science (Semmelweisstr. 12, 07743 Jena)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
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KONTAKT: Clauß, Susanne (Tel. 0371-531-35874,
e-mail: susanne.clauss@phil.tu-chemnitz.de); Titzmann, Peter (Dr. 03641-945220,
e-mail: peter.titzmann@uni-jena.de); Steinbach, Anja (Dr.
e-mail: anja.steinbach@phil.tu-chemnitz.de)
[337-F] Coester, Helene, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Ziebertz, Hans-Georg, Prof.Dr.theol.Dr.rer.soc. (Betreuung):
Geschlechtsidentität in der multikulturellen Gesellschaft
INHALT: Vor dem Hintergrund kultureller bzw. religiöser Pluralität in Deutschland sollen doinggender Prozesse von Jugendlichen innerhalb interkultureller Interaktion untersucht werden.
Es wird davon ausgegangen, dass Geschlechtsidentität (Gender) vom Individuum immer wieder in einem Prozess von role-taking (aneignen) und role-making (ausgestalten) erworben
werden muss. Da die Person in unterschiedliche Referenzsysteme eingebunden ist und somit
mit unterschiedlichen Personen, Gruppen und Institutionen interagiert, die jeweils unterschiedliche Hintergründe bezüglich Wertesystem, Nation, Ethnie und Religion haben, ist dieser Prozess auf dem Hintergrund einer pluralen Gesellschaft sehr komplex. Die Pluralität wird
mit Blick auf Werte, Normen und Handlungsmaximen besonders deutlich, unterschiedliche
Gender-Konzepte liegen vor. Für das Individuum ergibt sich das Problem, dass es dennoch eigene Vorstellungen und Handlungsweisen entwickeln muss, ohne sich an einem geschlossenen Konzept der Wertevermittlung und Lebensentwürfe orientieren zu können. Diese Frage
wird besonders relevant für Jugendliche. Fragestellung: Wie funktionieren doing-gender Prozesse in der interkulturellen Interaktion im multikulturellen Kontext, wenn davon ausgegangen wird, dass Jugendliche, eingebettet in unterschiedliche Referenzsysteme, mit unterschiedlichen Genderkonzepten konfrontiert werden? Um diese Frage zu verfolgen, wird auf das
Konzept des "Dialogical Self" (H. Hermans, Nijmegen) zurückgegriffen. Hermans geht von
einem pluralen und dynamischen Selbst aus, das in der Interaktion mit unterschiedlichen Personen/ Referenzgruppen unterschiedliche Voices ausbildet, die miteinander dialogisch kommunizieren. Je nach Situation werden die Voices dominant. Die Entwicklung der eigenen
Identität ist hierbei ein dynamischer und andauernder Aushandlungsprozess, der nicht unabhängig von der sozial-kulturellen Umwelt vonstatten geht. Identität wird narrativ hergestellt.
Innerhalb des Forschungsprojektes wird untersucht, ob die Theorie des dialogischen Selbst
hilft, die intrapsychischen Verarbeitungen von konfligierenden Impulsen zu beschreiben
(theoretisch/ empirisch) und zu erklären.
METHODE: Als konkrete interkulturelle Kommunikationssituation wird die ca. fünfwöchige Unterrichtseinheit "Gender in christlich und muslimisch geprägten Kulturen" genutzt, die im
Rahmen des Forschungsprojektes entwickelt und in mehreren 9. Klassen (Realschule) mit
multikultureller Zusammensetzung durchgeführt wird. Die lnteraktionssituationen einzelner
Stunden werden per Video aufgezeichnet. Zusätzlich zu den Videoaufzeichnungen werden
qualitative Interviews durchgeführt. Die Videosequenzen werden mit Hilfe einer Interaktionsanalyse ausgewertet. Analysiert werden u.a. die Struktur des Kommunikationsablaufs und die
Aktivitäten der Interaktionspartnerinnen. Zusätzlich wird auf die Diskursanalyse zurückgegriffen, um die Bedeutungszuschreibungen zu analysieren und einzelne Diskursstränge und
deren Verschränkung zu verfolgen und die Bestandteile des sozialen / gesellschaftlichen Diskurses zu zuordnen. So kann evtl. aufgedeckt werden, von welchem Hintergrund her die Jugendlichen argumentieren, welche Sicht welcher Referenzgruppe sie übernehmen bzw. sich
von dieser absetzten. Qualitativ-empirisches Verfahren. Untersuchungsdesign: Querschnitt
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DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2006-07 ENDE: 2009-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Würzburg, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Praktische
Theologie Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts (Paradeplatz 4, 97070 Würzburg)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0931-313131, e-mail: kath.rp@mail.uni-wuerzburg.de)
[338-L] Düx, Sascha:
Roots&Routes TV: ein interkulturelles Webvideoprojekt im Schnittfeld von Jugendkulturund Jugendmedienarbeit, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg.
52/2008, H. 2, S. 37-40
INHALT: "Webvideoplattformen spielen eine immer wichtigere Rolle in jugendlichen Medienwelten. Im Projekt Roots&Routes TV füllen Jugendliche in sechs nordrhein-westfälischen
Städten und in neun europäischen Partnerländern eine eigene Webvideoplattform mit Filmen
über jugendkulturelles Zusammenleben in ihren Städten." (Autorenreferat)
[339-L] Holzwarth, Peter; Niesyto, Horst:
Präsentativer und diskursiver Selbstausdruck junger Migranten und Migrantinnen im
Kontext verschiedener (medien-) kultureller Ressourcen, in: Forum Qualitative
Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Vol. 9/2008, No. 3, 28 S.
(nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs0803101)
INHALT: "Der folgende Beitrag stellt den Forschungsansatz 'Eigenproduktionen mit Medien' vor
und konkretisiert ihn am Beispiel eines EU-Projekts CHICAM (Children in Communication
about Migration). Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass Kinder und Jugendliche die Chance haben sollten, sich in Forschungskontexten auch mittels Fotos und Videofilmen zu äußern
- ergänzend zu sprachlichen Artikulationsformen. Der Beitrag skizziert zunächst wesentliche
Überlegungen, die sich mit dem Forschungsansatz verbinden. Danach werden am Beispiel
des EU-Projekts Formen des präsentativen und diskursiven Selbstausdrucks in medialen Eigenproduktionen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund dargestellt. Es
wird aufgezeigt, welche Vorteile eine Öffnung in Bezug auf visuelle Dimensionen sowohl im
Kontext subjektadäquater Forschungsmethoden in der Migrationsforschung als auch im Zusammenhang mit Identitätskonzepten und Selbstnarrationen mit sich bringt. Der abschließende Teil informiert über Analysemethoden (audio-) visueller Materialien, die in Projekten wie
CHICAM angewendet werden." (Autorenreferat)
[340-F] Hurrelmann, Klaus, Univ.-Prof.Dr.; Andresen, Sabine, Prof.Dr.; Schneekloth, Ulrich; Leven, Ingo (Bearbeitung):
1. World Vision Kinderstudie: Kinder 2007
INHALT: Nach dem Modell der Shell Jugendstudien werden jetzt Kinderstudien durchgeführt.
Die Studie dokumentiert zum ersten Mal im deutschen Sprachraum in einer methodisch abge-
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14 Sozialisation junger Migranten
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sicherten Form, wie Kinder als Angehörige der jüngsten Generation denken, fühlen, ihre Lebenslage bewerten und ihre Zukunft einschätzen. Dabei wurden alle Lebensfelder der Kinder
berücksichtigt, von der Familie über Kindergarten und Grundschule bis zum Freizeitbereich,
den Mediensektor und die Gleichaltrigen- und Freundschaftsbeziehungen. Auch Wünsche
und Ängste der Kinder bei polit. Themen und Zukunftsfragen wurden berücksichtigt. Kind
sein in Deutschland heißt für die große Mehrheit der befragten Kinder: In einer Familie sein.
Die Eltern werden geliebt, die Beziehung zu den Eltern wird von der großen Mehrheit als angenehm, konfliktarm und innig geschildert. Nur 6% der Kinder haben regelmäßigen Streit mit
ihren Eltern, "nur" 14% berichten aktuell von körperl. Züchtigungen. Diese positive Entwicklung gilt für alle Familienformen, für einheimische Deutsche ebenso wie für die fast 25% der
Kinder mit Migrationshintergrund. Der Kontakt der einheim. dt. und der Kinder aus Zuwandererfamilien ist recht gut. Über 80% der Zuwanderkinder haben einheim. dt. Freunde zu ihrem letzten Geburtstag eingeladen, umgekehrt sind es gut 40%. Nur eine kleine Gruppe von
Kindern aus Zuwanderfamilien, etwa 10%, bezeichnet sich als schlecht integriert. Nach den
Ergebnissen der Studie sind Kinder im Guten und im Schlechten, sozusagen auf "Gedeih und
Verderb", auf ihre Eltern angewiesen. Für die Befragung hat TNS Infratest Sozialforschung
einen Index für die Festlegung der sozialen Herkunftsschicht gebildet, in den die finanz. Lage
der Familie und der Bildungsgrad der Eltern als maßgebl. Faktoren eingehen. Wer hiernach
zu den unteren 25% gehört, wird in eine Familie mit relativ ungünstigen Ressourcen und Impulsen für die eigene Entwicklung hineingeboren. Die ungünstige soziale Lage strahlt als
massive Benachteiligung auf die gesamte Persönlichkeits- und Leistungsentwicklung der Kinder aus. Während in der oberen Herkunftsschicht 82% aller Kinder das Abitur anstreben, sind
es bei der unteren nur 21%. Die Ungleichheit zeigt sich bes. deutl. in der Freizeit. Die benachteiligten Kinder verbringt diese Zeit überw. mit passiven Handlungen, insb. Fernsehen
und elektronische Spiele. Demgegenüber kommen Sport, Kunst, Musik und Lesen erheblich
zu kurz. Die Studie dokumentiert die zunehmende "Kulturalisierung" von soz. Ungleichheit:
Die Benachteiligung von Kindern erfolgt über dem Mechanismus ihrer Zurücksetzung bei
Anregungen ihrer Sinne und Impulsgebungen für ihre soziale und kognitive Entwicklung. Neben der soz. Herkunft zeigen sich deutl. Unterschiede nach Geschlechtern. Mädchen sind erheblich stärker unter den aktiven und vielseitigen Freizeitlern und bauen dadurch ihren Vorteil für die Leistungsentwicklung aus. Am Ende der Grundschulzeit schlägt sich das bereits in
optimistischeren Perspektiven für die spätere Schullaufbahn nieder. Jungen neigen stärker zu
passiven Freizeitbeschäftigungen und schädigen damit schon früh ihre Entwicklungschancen
im Bildungsbereich. Untersucht werden auch die Auswirkungen der Berufstätigkeit von Müttern und Vätern. Die Ergebnisse zeigen, dass auch bei zwei berufstät. Eltern die Zufriedenheit
mit der Zuwendung von Mutter und Vater sehr groß sein kann. Kritischer sehen die Kinder
die Lage bei arbeitslosen Eltern, weil hier die Struktur des Zeitalltags verloren gegangen ist.
Der entscheidende Wunsch der Kinder liegt bei einer zuverlässigen und qualitätsreichen Zuwendung, die für sie zeitl. genau einschätzbar ist. Die Ergebnisse werden ausführlich unter
kinder- und familienpolitischen Gesichtspunkten interpretiert. Die Autoren plädieren für eine
stärkere Einbindung der Familie in öff. Betreuungseinrichtungen und gesell. Unterstützungssysteme, sodass Eltern nicht überfordert sind und zugl. Kinder aus benachteiligten Elternhäusern Ausgleichsimpulse erfahren können. ZEITRAUM: 2007
METHODE: Die 1. World Vision Kinderstudie besteht aus einer Repräsentativbefragung von
1600 Kindern in der Altersgruppe von acht bis elf Jahren. Da die Shell Jugendstudien im Alter von 12 Jahren einsetzen, wurde diese Altersobergrenze gewählt. Liegen weitere Erfahrungen mit der Befragung von Kindern vor, soll die Altersspanne in nachfolgenden Studien auf
die sechs- und siebenjährigen Kinder ausgedehnt werden. Sie sind in der 1. World Vision
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Kinderstudie bereits durch ausführliche Porträts vertreten, die über ihre gesamte Lebenssituation berichten. Dadurch ist eine Kombination von quantitativen und qualitativen Erhebungsverfahren erfolgt. Alle Interviews werden von geschulten professionellen Interviewerinnen
und Interviewern durchgeführt. Nach dem Muster der Shell Jugendstudien handelt es sich bei
der World Vision Kinderstudie nicht um eine Untersuchung, die sich in erster Linie an ein
wissenschaftliches Publikum richtet. Vielmehr sind die pädagogischen und politischen Entscheidungsträger und die Gestalter der kindlichen Lebenswelten die zentralen Adressaten der
Untersuchung. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 20). Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 1.600). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Hurrelmann, K.; Andresen, S.; TNS Infratest Sozialforschung:
Kinder 2007. 1. World Vision Kinderstudie. Frankfurt: Fischer Taschenbuch 2007.+++Hurrelmann, K.: Sozial schwache Kinder fühlen sich früh benachteiligt. Ergebnisse der 1. World
Vision Kinderstudie. 2007, 13 S. Download unter: www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag4/downloads/worldvision.pdf .
ART: BEGINN: 2006-10 ENDE: 2007-11 AUFTRAGGEBER: World Vision Deutschland e.V.
FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Fak. für Gesundheitswissenschaften, Arbeitsgruppe 04
Prävention und Gesundheitsförderung (Postfach 100131, 33501 Bielefeld); Universität Bielefeld, Fak. für Erziehungswissenschaft, Arbeitsgruppe 01 Allgemeine Erziehungswissenschaft
(Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Hurrelmann, Klaus (Prof.Dr. Tel. 0521-106-4669, Fax: 0521-106-6433,
e-mail: klaus.hurrelmann@uni-bielefeld.de); Andresen, Sabine (Prof.Dr.
e-mail: sabine.andresen@uni-bielefeld.de)
[341-L] Ittel, Angela; Raufelder, Diana; Savilla, Stefanie:
"Highly mobile kids": soziale Kompetenz und Identität im Zuge mehrfacher Migration, in:
Tina Malit, Sonja Perren (Hrsg.): Soziale Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen :
Entwicklungsprozesse und Förderungsmöglichkeiten, Stuttgart: Kohlhammer, 2008, S. 126-141,
ISBN: 978-3-17-019847-0 (Standort: Hagen FernUB(708)-HTBMAL)
INHALT: Ein häufiger Wechsel zwischen Kulturen muss sich zwangsläufig auf Prozesse der
Identitätsentwicklung und der Entfaltung von sozialen Kompetenzen auswirken. Die Verfasser fragen, über welche sozialen Kompetenzen Jugendliche mit Migrationshintergrund im
Umgang mit dieser Erfahrung verfügen und wie sich ihre Identität entwickelt. Die Datenbasis
bilden Diskussionen in Fokusgruppen mit Schülern aus Internationalen Schulen in Berlin. Die
Jugendlichen beschreiben ein multikulturelles Migrationsmodell, in dem sich die Migrationserfahrung nur in Maßen auf die Identitätsentwicklung auswirkt. Die Jugendlichen fühlen sich
eher in ihren "eigenen Kreisen" integriert. Die Verfasserinnen schließen mit Überlegungen zu
den Möglichkeiten der Vermittlung interkultureller Kompetenz. (ICE2)
[342-F] Kleis, Astrid, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Keller, Heidi, Prof.Dr. (Betreuung):
Parentale Ethnotheorien in bikulturellen Familien - eine Vergleichsuntersuchung in monound bikulturellen Familien deutscher und schwarzafrikanischer Herkunft
INHALT: keine Angaben
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ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Osnabrück, FB 08 Humanwissenschaften, Graduiertenkolleg 772
"Integrative Kompetenzen und Wohlbefinden: somatische, psychische kulturelle Determinanten" (49069 Osnabrück)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0541-969-3550, Fax: 0541-969-3577, e-mail: akleis@uos.de)
[343-F] Mayer, Boris, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Trommsdorff, Gisela, Prof.Dr.; Nauck, Bernhard, Prof.Dr. (Leitung):
Value of Children in Six Cultures. Eine Replikation und Erweiterung der 'Value-of-Children-Studies' in Bezug auf Eltern-Kind-Beziehungen in drei Generationen im Kulturvergleich (psychologisches Teilprojekt)
INHALT: Dieses Projekt ist Teil eines psychologisch-soziologischen Verbundprojektes. Das soziologische Teilprojekt unter Leitung von Prof.Dr. Bernhard Nauck, Technische Universität
Chemnitz, wird an anderer Stelle beschrieben. Ziel des psychologischen Teilprojekts ist es: a)
Merkmale von Eltern-Kind-Beziehungen und "Value of Children" (VOC) in drei verwandtschaftlich miteinander verbundenen Generationen sowie Zusammenhangsmuster zwischen b)
diesen Merkmalen innerhalb je einer Generation und c) zwischen diesen drei Generationen, d)
unter verschiedenen kulturellen Bedingungen zu untersuchen. Damit sollen die seit den
1970er Jahren vom East-West Population Institute, Honolulu, durchgeführten "Cross-national
value-of-children studies" (VOC-Studies) aufgegriffen und sowohl methodisch wie auch inhaltlich um neue Fragestellungen erweitert werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: bisher: VR
China, BRD, Ghana, GB, Indonesien, Israel, Japan, Republik Korea, Polen, Russland, Taiwan, Türkei, USA
METHODE: Eltern-Kind-Beziehungen werden als reziproke dynamische Prozesse aufgefasst.
Ihre Qualität hängt u.a. von erfahrungsbedingten individuellen Merkmalen der Eltern (hier
Mütter und Großmütter) und ihrer (erwachsenen bzw. heranwachsenden) Kinder sowie von
kulturellen Kontextbedingungen und ihren Veränderungen im sozio-kulturellen Wandel ab.
Diese Beziehungen beeinflussen wiederum die Merkmale, die ihrerseits in den nächsten Generationsbeziehungen relevant sind. Durch die Zusammenarbeit mit Prof.Dr. Bernhard Nauck
(Mitantragsteller) (TU Chemnitz) und seiner Arbeitsgruppe erfolgt die Untersuchung im Rahmen eines interdisziplinär ausgerichteten Mehrebenenmodells, das entwicklungspsychologische, familiensoziologische und kulturvergleichende Ansätze integriert und so eine umfassendere und differenziertere Untersuchung erlaubt. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen zum
Wert von Kindern und Familie, Eltern-Kind-Beziehungen und Erziehung in drei familial verbundenen Generationen (Großmütter, Töchter, Enkel). Besondere Beachtung kommt der Frage zu, welchen Einfluss die untersuchten Faktoren auf intergenerationale Unterstützungsbereitschaft und generatives Verhalten haben. Nach einer Pilotstudienphase ist nun die Datenerhebung der Hauptstudie größtenteils abgeschlossen. Bis jetzt wurden 10.281 Personen aus
zehn verschiedenen Kulturen mit Hilfe einer seit Jahren bewährten Zusammenarbeit mit ausländischen Kooperateuren interviewt. Kernländer der Studie sind die Republik Korea, Indonesien, VR China, Israel, Türkei und Deutschland; darüber hinaus konnten auch Kooperateure aus Südafrika, Indien und Tschechien und Frankreich gewonnen werden. Weitere Datenerhebungen in den USA, Polen, Großbritannien, Ghana und Japan, Russland und Taiwan laufen
gerade beziehungsweise sind in Vorbereitung. Mit dem Projekt soll ein psychologischer Beitrag zu einer interdisziplinären Analyse von Zusammenhängen zwischen VOC, individueller
Entwicklung und Eltern-Kind-Beziehungen im sozio-kulturellen Wandel erfolgen. Untersu-
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chungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face
(Stichprobe: 10.281; Großmütter, Mütter und Jugendliche aus drei familial verbundenen Generationen, Zusatzstichprobe von Müttern mit Kleinkind zum Vergleich mit Daten der Original-VOC-Studie aus den 1970er Jahren; Auswahlverfahren: Quota). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Klug, T. u.a.: Intergenerationale Unterstützung: ein Vergleich russischer und deutscher erwachsener Töchter. in: ZS für Soziologie der Erziehung und Sozialisation (in Druck).+++Mayer, B. u.a.: Familienbezogene Werte und Zukunftsvorstellungen in
der Adoleszenz: Ein deutsch-russischer Vergleich. in: ZS für Soziologie der Erziehung und
Sozialisation (in Druck).+++Schwarz, B. u.a.: Reciprocity in intergenerational support: a
comparison of Chinese and German adult daughters. in: Journal of Family Issues (in press).
+++Mayer, B. u.a.: Familienmodelle in Deutschland und Russland: intergenerationale Unterstützung erwachsener Töchter für ihre Eltern. in: Saraliewa, Z.H. (Hrsg.): Wert der Kinder
und intergenerationale Beziehungen: Sammelband wissenschaftlicher Artikel. Nizhnij Novgorod, NISOTS 2008, S. 89-114.+++Trommsdorff, G.: A social change and a human development perspective on the value of children. in: Aksu-Koc, A.; Bekman, S. (eds.): Perspectives on human development, family and culture. Essays in honor of Cigdem Kagitcibasi. Cambridge, MA: Cambridge Univ. Pr. (in press).+++Trommsdorff, G.; Albert, I.: Kulturvergleich
von Beziehungsqualitäten in Mehrgenerationenfamilien aus psychologischer Sicht / Cultural
comparison of relationship quality in multigenerational families from a psychological perspective. in: Künemund, H.; Szydilik, M. (Hrsg.). Generationen: Multidisiziplinäre PerspektivenWiesbaden, Germany: Verl. für Sozialwiss. 2008, pp.119-134.+++Trommsdorff, G.: Entwicklung im kulturellen Kontext / Development in cultural context. in: Trommsdorff, G.;
Kornadt, H.-J. (eds.): Enzyklopädie der Psychologie: Themenbereich C Theorie und Forschung, Serie VII Kulturvergleichende Psychologie. Bd. 2: Kulturelle Determinanten des Erlebens und Verhaltens. Göttingen: Hogrefe 2007, pp. 435-519.+++Trommsdorff, G.: Sociodemographic changes in Japan and Germany and cross-cultural comparisons of the value of
children. in: Kusune, S.; Nishijima, Y.; Adachi, H. (eds.): Socio-cultural transformation in the
21st century? Risks and challenges of social changes. Kanazawa, Japan: Kanazawa Electric
Publ. Company 2007, pp. 243-265.+++Trommsdorff, G.: Cultural values regarding children
and family: The cultural meaning of parent-child relationships. in: Straub, J. u.a. (eds.): Pursuit of meaning. Advances in cultural and cross-cultural psychology. Bielefeld: Transcript
2006, pp. 465- 494.+++Albert, I.u.a.: Parenting and adolescent attachment in India and Germany. in: Zheng, G.; Leungm, K.; Adair, J.: Perspectives and progress in contemporary crosscultural psychology. Beijing: China Light Industry Pr. 2007, pp. 97-108.+++Trommsdorff,
G.; Schwarz, B.: The "Intergenerational stake hypothesis" in Indonesia and Germany: adult
daughters' and their mothers' perception of their relationship. in: Current Sociology, Vol. 55,
2007, pp. 599-620.+++Trommsdorff, G.: Parent-child relations over the life-span: a cross-cultural perspective. in: Rubin, K.H.; Ock-Boon, C.: Parenting beliefs, behaviours, and parentchild relations: a cross-cultural perspective. New York: Psychology Pr. 2006, pp. 143-183.
ISBN 1-84169-438-X.+++Dies.: Intergenerational relations and cultural transmission. in:
Schönpflug, U.: Perspectives an cultural transmission. Oxford: Oxford Univ. Press (in press).
+++Schwarz, B. u.a.: Intergenerational support: psychological and cultural analyses of Korean and German women. in: Current Sociology, 54, 2006, pp. 315-340.+++Rothbaum, F.;
Trommsdorff, G.: Do roots and wings complement or oppose one another? The socialization
of relatedness and autonomy in cultural context. in: Grusec, J.E.; Hastings, P.D.: The handbook of socialization. New York: The Guilford Pr. 2007, pp. 461-489.+++Umfangreiche Literaturliste bitte beim Institut anfordern.
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ART: BEGINN: 1998-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Konstanz, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Sektion, FB Psychologie Arbeitsgruppe Entwicklungspsychologie und Kulturvergleich (D 14, 78457 Konstanz)
KONTAKT: Trommsdorff, Gisela (Prof.Dr. Tel. 07531-88-2917,
e-mail: Gisela.Trommsdorff@uni-konstanz.de)
[344-L] Pfeiffer, Christian; Rabold, Susann; Baier, Dirk:
Sind Freizeitzentren eigenständige Verstärkungsfaktoren der Jugendgewalt, in: Zeitschrift
für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe, Jg. 19/2008, H. 3, S. 258-268
INHALT: "In dem Forschungsbericht 'Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befunde und Entwicklungen seit 1998' konnte nachgewiesen werden, dass das Aufsuchen
verschiedener Freizeitorte das Gewaltverhalten beeinflusst. Es zeigte sich, dass Jugendliche,
die oft Freizeitzentren besuchen, erheblich häufiger mit Gewalttaten in Erscheinung treten als
Jugendliche, die nie an diesen Orten zu finden sind. Bereits in der Vergangenheit konnte mithilfe anderer Schülerbefragungen des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen
gezeigt werden, dass Jugendliche, die ihre Freunde über Freizeitzentren kennen lernen, übermäßig häufig delinquenten Jugendgruppen angehören. Beide Befunde veranlassen die Autoren, eine zugegeben provokative Hypothese aufzustellen und anhand unseres Hannoveraner
Datensatzes zu untersuchen: Freizeitheime/ Jugendzentren (im Folgenden Freizeitzentren genannt) wirken sich unter den heutigen Rahmenbedingungen als eigenständige Verstärkungsfaktoren der Jugendgewalt aus." (Autorenreferat)
[345-L] Reinders, Heinz; Sieler, Vanessa; Varadi, Enikö:
Individuationsprozesse bei Jugendlichen deutscher und türkischer Herkunft: Ergebnisse
einer Längsschnittstudie, in: Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, Jg.
28/2008, H. 4, S. 429-444 (Standort: USB Köln(38)-XG02735; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; www.juventa.de/zeitschriften/zse/abstracts/Jahrgang2008/11200804429.html?2)
INHALT: "Dieser Beitrag geht der Frage nach, ob sich die Aushandlung von Autonomie und
Kontrolle in der Familie bei Jugendlichen deutscher und türkischer Herkunft vergleichbar gestaltet. Grundlage für die Studie ist die Individuationstheorie nach Youniss und Smollar
(1985), die für die Jugendphase einen Wandel zu mehr Autonomie der Jugendlichen und weniger Kontrolle der Eltern postuliert. Diese Theorie wird um Annahmen ergänzt, wonach Autonomie und Kontrolle kulturvergleichend in die Dimensionen psychologisch-sozial einerseits
und ökonomisch andererseits zu unterteilen sind. Anhand einer Längsschnittstudie bei Jugendlichen deutscher und türkischer Herkunft (N=472) wird der Verlauf von Autonomiebestrebungen und elterlicher Kontrolle nachgezeichnet. Die Befunde zeigen, dass der Verlauf des
Individuationsprozesses bei beiden Gruppen vergleichbar ist, sich aber Autonomiestreben und
Kontrolle der Eltern im Niveau deutlich unterschieden." (Autorenreferat)
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[346-L] Schäfer, Arne:
Lebenswelten und Sozialisationsbedingungen jugendlicher Baptisten: Ethnographie einer
evangelikalen Aussiedlergemeinde, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, Jg. 3/2008, H.
3, S. 339-351 (Standort: USB Köln(38)-XG 9053; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Aufsatz thematisiert die Lebenswelten und Sozialisationsbedingungen von Jugendlichen in streng religiösen Aussiedlergemeinden. Die Erkenntnisse basieren auf einer
einjährigen ethnografischen Feldforschung in einer baptistischen Religionsgemeinschaft. Dabei wird fokussiert, wie diese Gemeinden versuchen, sich von der modernen Gesellschaft abzugrenzen und die Jugendlichen zu aktiven Mitgliedern zu erziehen. Der Gemeindepädagogik
als methodische Sozialisation der nachwachsenden Generation kommt besondere Aufmerksamkeit zu. Ein weiterer Schwerpunkt des Aufsatzes bezieht sich auf die Beobachtung, dass
die Jugendlichen sozialen Wandel in der untersuchten Gemeinde vorantreiben. Sie ordnen
sich bestimmten strengen Gemeinderegeln nicht einfach unter, sondern stellen sie in Frage.
Es kann aufgezeigt werden, dass sich trotz der religiösen Abgrenzung Einflüsse der modernen
Gesellschaft und Außenorientierungen der Jugendlichen nicht verhindern lassen." (Autorenreferat)
[347-L] Scheibelhofer, Paul:
A question of honour?: masculinities and positionalities of boys with Turkish background in
Vienna, in: Christine Riegel, Thomas Geisen (Hrsg.): Jugend, Zugehörigkeit und Migration :
Subjektpositionierung im Kontext von Jugendkultur, Ethnizitäts- und Geschlechterkonstruktionen,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2007, S. 273-288, ISBN: 978-3-531-15251-6 (Standort: UB
Bonn(5)-2008/325)
INHALT: Ziel des Beitrags ist es zu zeigen, dass eine Kombination aus Migrations- und Männerforschung die Komplexitäten von Männlichkeit im Migrationskontext in ihrer Dynamik erhellen helfen kann. Die empirische Basis bilden drei Fallstudien zu türkischen Jugendlichen und
jungen Erwachsenen in Wien. Verkürzende ethnisierte Vorstellungen über männliche Identitätskonstruktionen und Handlungsweisen werden kritisch diskutiert. In den Positionierungen
der drei befragten Jugendlichen finden sich sowohl Überschneidungen als auch Differenzen.
Der Verfasser interpretiert sie als Taktiken, mittels derer die Jugendlichen Anerkennung für
ihre Lebensentwürfe einfordern. Strategischer Essentialismus, Pragmatik und radikaler Individualismus sind die Antworten, die die Jugendlichen auf die Frage finden, wie sie sich in der
Gesellschaft verorten sollen. In Bezug auf ihre geschlechtsspezifische Positionierung kann
von marginalisierter Männlichkeit gesprochen werden. (ICE2)
[348-L] Schönpflug, Ute:
Sozialisation in der Migrationssituation, in: Klaus Hurrelmann, Matthias Grundmann, Sabine
Walper (Hrsg.) - 7. vollst. überarb. Aufl.: Handbuch Sozialisationsforschung, Weinheim: Beltz,
2008, S. 217-228, ISBN: 978-3-407-83160-6 (Standort: UB Bonn(5)-2008/5009)
INHALT: Der Beitrag widmet sich der Sozialisation von Migranten. Während Migrantenkinder
im Vorschulalter noch stark durch den in der Familie dominierenden Kultureinfluss des Ursprungslandes geprägt sind, werden spätestens in der Schule die Werte, Vorstellungen und
Forderungen des Aufnahmelandes vermittelt. Migranten lassen sich in der Bewältigung der
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Migration in drei Gruppen unterscheiden: eine Gruppe, die sich an hergebrachte Bräuche
klammert ("Marginalisierung" als Resultat), eine zweite, die versucht, beide "Welten" zu integrieren (Integration), und schließlich eine dritte, die die Werte und die Lebensart des Aufnahmelandes übernimmt (Assimilation). Der Beitrag schildert verschiedene Studien zur Migration aus verschiedenen Ländern, und erläutert aus einer Lebensspanne-Perspektive den Akkulturationsprozess von der frühen Kindheit über die Schulzeit bis hin zum jungen Erwachsenenalter und Rentenalter. Aufgrund unterschiedlicher Wertvorstellungen des Aufnahmelandes
gewinnen Frauen meist an Freiheit und Rechten hinzu und tragen zum Familieneinkommen
bei - was für den Mann demütigend sein kann und Konflikte und Gewalt in der Familie fördern kann. "Marginalisierte" Familien (die sich einer Integration und Anpassung verweigern)
zeigen häufig ungünstigere Erziehungsmuster und geben ihrem Nachwuchs weniger Unterstützung, was Aggressivität begünstigen kann. Der Artikel wendet sich dann der Sozialisation
in den Migrantenfamilien zu, die sich in Kinderzahl und Gebräuchen häufig, zumindest teilweise, dem Aufnahmeland angleichen. Abschließend wird auf Sprachprobleme eingegangen.
Grundsätzlich ist die Sprache ein zentraler Sozialisationsfaktor. Die Muttersprache verliert in
der Regel an Bedeutung, je mehr die Zweitsprache erlernt wurde. Der Beitrag weist darauf
hin, dass Zweisprachigkeit durchaus positive Auswirkungen auf die schulische Integration haben kann - eine zu frühe Zweisprachigkeit kann jedoch für das Kind unter Umständen
schwierig sein, eine zu späte (nach dem 9. Lebensjahr) ist aber vielleicht nicht mehr so erfolgreich. Es wird auf Zweisprachigkeit in der Schule eingegangen. Der Artikel schildert schlüssig typische Herausforderungen, Probleme, Entwicklungen und Lösungen über mehrere Generationen in verschiedenen Lebensbereichen. (ICB)
[349-L] Simon, Bernd:
Einstellungen zur Homosexualität: Ausprägungen und psychologische Korrelate bei
Jugendlichen ohne und mit Migrationshintergrund (ehemalige UdSSR und Türkei), in:
Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie : Organ der Fachgruppen
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie der Deutschen Gesellschaft für
Psychologie (DGPs), Jg. 40/2008, H. 2, S. 87-99 (Standort: USB Köln(38)-XB132; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Studie untersucht die Ausprägung homosexuellenfeindlicher Einstellung und ihre
psychologischen Korrelate bei in Deutschland lebenden Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Neben Jugendlichen ohne Migrationshintergrund wurden Jugendliche, die
bzw. deren Vorfahren aus einem Staat der ehemaligen UdSSR stammen, und Jugendliche mit
türkischem Migrationshintergrund im Sommer 2006 mit Hilfe eines Fragebogens zu folgenden Themen befragt: Einstellung zur Homosexualität, persönliche Kontakte zu Homosexuellen, Ausmaß der persönlichen Integration in die deutsche Gesellschaft, wahrgenommene Diskriminierung von Migranten, Akzeptanz traditioneller Männlichkeitsnormen sowie Religiosität. Die Jugendlichen mit Migrationshintergrund zeigen durchweg eine stärker ausgeprägte
homosexuellenfeindliche Einstellung als die Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. Bei
den anderen Variablen zeigen sich parallele bzw. komplementäre Unterschiede. Die in Regressionsanalysen identifizierten psychologischen Korrelate homosexuellenfeindlicher Einstellung verweisen auf die Bedeutung der sozialen Meso-Ebene (z.B. persönliche Kontakte zu
Homosexellen) und insbesondere auf die Bedeutung der kulturellen Makro-Ebene (Akzeptanz
traditioneller Männlichkeitsnormen und Religiosität). Die Studie verweist darüber hinaus auf
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14 Sozialisation junger Migranten
die besondere Bedeutung der (islamischen) Religion für die von Jugendlichen mit türkischem
Migrationshintergrund gezeigten Einstellungen zur Homosexualität." (Autorenreferat)
[350-F] Spaiser, Viktoria, M.A. (Bearbeitung); Mansel, Jürgen, Prof.Dr. (Leitung):
Menschenfeindliche Einstellungen und diskriminierendes Verhalten bei Jugendlichen mit
und ohne Migrationshintergrund
INHALT: Im Zentrum stehen Formen, Verbreitung und Hintergründe abwertender Einstellungen
und diskriminierender Verhaltensweisen gegenüber schwachen Gruppen (insbesondere Antisemitismus) seitens Jugendlicher mit und ohne Migrationshintergrund. Bei Jugendlichen mit
Migrationshintergrund sind insbesondere muslimische Jugendliche von Interesse. GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin, Köln, Frankfurt, Bielefeld
METHODE: Theoretischer Ansatz: soziale Identität, soziale Integration/ Desintegration, stresstheoretische Konzeptionen, Medienverhalten; methodischer Ansatz: qualitative (problemzentrierte Interviews und Gruppendiskussionen) und quantitative Forschung (standardisierte Befragung). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: 1.680; Jugendliche aus 84 (Schul-)Klassen in 4 Städten, unterschiedliche
Schultypen; Auswahlverfahren: Klumpenbefragung). Inhaltsanalyse, offen (Stichprobe: 40 +
24; 24 Gruppendiskussionen, 40 Interviews mit Jugendlichen mit muslimischen Migrationshintergrund; Auswahlverfahren: Zufall). Gruppendiskussion (Stichprobe: 24; Jugendliche mit
muslimischen Migrationshintergrund; Auswahlverfahren: Zufall). Qualitatives Interview
(Stichprobe: 40; Jugendliche mit muslimischen Migrationshintergrund; Auswahlverfahren:
Zufall). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 1.680; Jugendliche aus 84 (Schul-)
Klassen in 4 Städten, unterschiedliche Schultypen -von Hauptschulen, über Gymnasien, bis
zu Berufsschulen-; Auswahlverfahren: Klumpenbefragung). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
INSTITUTION: Universität Bielefeld, Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (Postfach 100131, 33501 Bielefeld)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0521-106-3166, e-mail: juergen.mansel@uni-bielefeld.de)
[351-L] Struck-Soboleva, Julia:
Zum Einfluss ethnischer Freundschaftsnetzwerke von Aussiedlerjugendlichen auf ihre
Integrationschancen: eine diskursanalytische Studie, München 2008, 49 S. (Graue Literatur;
cgi.dji.de/bibs/FoBer_Struck-Soboleva.pdf)
INHALT: "Diskurse spielen eine wesentliche Rolle in der Beschaffenheit der gesellschaftlichen
Wirklichkeit. Sie tragen zur Konstituierung von Handlungsfeldern der Integration von Einwanderern bei. Dazu gehören beispielsweise öffentliche und politische Diskurse über Einwanderung in deutschen, russischsprachigen, türkischen und anderen Massenmedien sowie
Diskurse, die auf der interpersonalen Kommunikation in eigenethnischen und/oder interethnischen Netzwerken aufbauen. Wichtig sind ebenso Diskurse innerhalb von Netzwerke von
Personen, die sich beruflich mit Problemen der Zuwanderung auseinandersetzen. Diese Diskurse beeinflussen sich wechselseitig. Sie können handlungsleitendes, wahrnehmungsbestimmendes kollektives Wissen (das explizit und implizit sein kann) produzieren bzw. reflektieren
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
14 Sozialisation junger Migranten
235
und somit die Prozesse der Konstruktion und Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit in unterschiedlichen Integrationsbereichen beeinflussen. In dieser Studie wird eine Facette dieses Zusammenspiels aufgrund eines konkreten empirischen Falls betrachtet und zwar der Einfluss
von Diskursen in ethnischen Freundschaftsnetzwerken von Aussiedlerjugendlichen auf ihre
Integrationschancen in Deutschland, und für den Erwerb sozialen Kapitals unter diesen Jugendlichen. Ziel dieses Projektes ist es, den Einfluss ethnischer Freundschaftsnetzwerke von
jugendlichen Aussiedlern auf die Entwicklung von sozialem Kapital und dessen Bedeutung
für Integrationsprozesse zu erforschen. Der Erkenntniswert eines diskursanalytischen Ansatzes zur Erforschung ethnischer Netzwerke soll dabei überprüft werden. Im Zentrum dieses
Ansatzes steht die Untersuchung von Diskursen, die auf Interaktionen zwischen Netzwerkmitgliedern aufbauen. Dabei wird der Zusammenhang von Diskursen und der Entwicklung
von 'herkunftslandspezifischem' und 'aufnahmelandspezifischem' (Haug 2002) Sozialkapital
analysiert." (Textauszug)
[352-L] Weidner, Natalie:
"Lust und Liebe bei Musliminnen": die sexuelle Selbstwerdung von Musliminnen im
Jugendalter in der BRD, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007, 123 S., ISBN: 978-3-83644838-3 (Standort: FHB Braunschweig/Wolfenbüttel(916)-SOR506)
INHALT: Die Verfasserin fragt, in wie fern gesellschaftliche, kulturelle und geschlechtliche
Komponenten die Bedingungen schaffen, in denen muslimische Mädchen aufwachsen, welche Lebensläufe sich daraus ergeben und in wie fern sich eine sexuelle Sozialisation gerade
unter islamischen Normen verwirklichen lässt. Sie bezieht sich dabei auf muslimische Mädchen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland. Zunächst wird die spezielle Lebenssituation dieser Migrantengruppe beschrieben (Geschlechterverhältnis, Frauenbild) und
es werden die Herausforderungen benannt, die sich für Mädchen und junge Frauen in der familiären Sozialisation türkischer Migrantenfamilien ergeben (Ehrkonzept, Erziehung). Mit
Blick auf die sexuelle Entwicklung deutscher Mädchen wird der Stellenwert der sexuellen
Sozialisation im Jugendalter unterstrichen, um dann zu fragen, in wie weit eine sexuelle Sozialisation vom muslimischen Mädchen im Jugendalter möglich ist und welche Bewältigungsstrategien muslimische Mädchen im Umgang mit familiären Verboten entwickeln. Abschließend wird gezeigt, wie außerschulische Sexualpädagogik muslimische Mädchen in ihrem sexuellen Selbstwerdungsprozess unterstützen kann. (ICE2)
[353-F] Weiss, Julia, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Neyer, Franz J., Prof.Dr. (Betreuung):
Persönlichkeitsentwicklung und soziale Beziehungen im Kontext studentischer Migration
INHALT: keine Angaben
ART: BEGINN: 2008-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Potsdam Campus Golm, Humanwissenschaftliche Fakultät, Institut
für Psychologie Abt. Differentielle und Persönlichkeitspsychologie (Karl-Liebknecht-Str. 2425, 14476 Potsdam)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0331-977-2835, Fax: 0331-977-2794)
236
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
14 Sozialisation junger Migranten
[354-L] Westphal, Manuela:
Auf allen Stühlen: Sozialisations- und Integrationsprozesse von Jugendlichen mit
Migrationshintergrund, in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg.
47/2008, H. 3 = H. 183, S. 78-88 (Standort: USB Köln(38)-XG2258; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Migration ist nicht allein als eine Situation anzusehen, die vorwiegend oder ausschließlich Krisenpotentiale enthält, sondern sie ist selbst bereits ein Projekt zur Überwindung von
Krisen und zur Erlangung von Autonomie. Dabei ist zwischen einzelnen Migrationsfamilien
zu differenzieren, da Herkunft, ökonomische Lage, Bildungsniveau u. a. ebenfalls in den Integrations- und Sozialisationsprozess von Kindern und Jugendlichen einfließen. Die Differenzen, die zwischen einzelnen Migrationsgruppen bestehen, dürfen dabei ebenso wenig übersehen werden wie die Differenzen, die innerhalb einer scheinbar "homogenen" Gruppe existieren. Außerdem dürfen die Gemeinsamkeiten nicht aus dem Blick geraten, die zwischen Jugendlichen mit und ohne Migrationhintergrund vorhanden sind, da diese z. B. einen Hinweis
darauf geben, welche Problemlagen oder Lebensentwürfe eher im Kontext der Migration und
welche eher im Entwicklungs- und Sozialisationskontext, z. B. der Adoleszenz, zu interpretieren sind. Der Beitrag weist insgesamt nach, dass die Sozialisation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sich nicht in ein Entweder-Oder von Herkunfts- und deutscher Lebenskultur aufspalten lässt, sondern in der Absorption und Abgrenzung von beidem ein eigenes
Profil formt. (ICA2)
15
Bildung und Integration von Migranten
15.1
Vorschulische Bildung
[355-L] Becker, Birgit; Biedinger, Nicole:
Ethnische Kompetenzunterschiede im Vorschulalter, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die
Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5479-5488,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der Beitrag zeigt, dass ethnische Bildungsungleichheit bereits zu Beginn der Schulzeit existiert und Migrantenkinder damit ihre Bildungslaufbahn bereits mit einem Startnachteil beginnen. Es wird angenommen, dass der Start der Schulkarriere durch die in der Vorschulzeit erworbenen Kompetenzen der Kinder geprägt wird und dass der Kindergartenbesuch hierbei eine wichtige Rolle spielt. Mit den Daten der Osnabrücker Schuleingangsuntersuchung der Jahrgänge 2000 bis 2005 lassen sich ethnische Unterschiede bei der Schulfähigkeit und bei bildungsrelevanten Kompetenzen nachweisen, die auch bei Kontrolle des Familienhintergrunds bestehen bleiben. Unter Berücksichtigung der Kindergartenbesuchsdauer wird
der Effekt der ethnischen Herkunft auf die Schulfähigkeit reduziert und verschwindet vollständig bei zusätzlicher Kontrolle der kognitiven und sprachlichen Kompetenzen. Insgesamt
zeigt sich, dass der Kindergarten im Vorschulbereich einen wichtigen Kontext zum Erwerb
bildungsrelevanter Kompetenzen darstellt und auch einen zusätzlichen direkten Effekt auf die
Schulfähigkeit der Kinder hat. Abschließend werden offene Fragen und weitere Forschungs-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.1 Vorschulische Bildung
237
schritte aus dem aktuellen Projekt 'Erwerb von sprachlichen und kulturellen Kompetenzen
von Migrantenkinder in der Vorschulzeit' dargestellt." (Autorenreferat)
[356-L] Dubowy, Minja; Ebert, Susanne; Maurice, Jutta von; Weinert, Sabine:
Sprachlich-kognitive Kompetenzen beim Eintritt in den Kindergarten: ein Vergleich von
Kindern mit und ohne Migrationshintergrund, in: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und
Pädagogische Psychologie : Organ der Fachgruppen Entwicklungspsychologie und Pädagogische
Psychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), Jg. 40/2008, H. 3, S. 124-134
(Standort: USB Köln(38)-XB132; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage, ob und in welcher Weise sich die sprachlichen und kognitiven Kompetenzen von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund zu Beginn der Kindergartenzeit unterscheiden. Innerhalb der Gruppe von Familien mit Migrationshintergrund wird ergänzend die Bedeutung ausgewählter Merkmale der familiären Sprachumwelt, wie Muttersprache der Hauptbetreuungsperson, Alltagssprache in der Familie und wahrgenommene Integration, für die deutschen Sprachkompetenzen des Kindes analysiert. Untersucht wurden 547 Kinder (119 mit und 428 ohne Migrationshintergrund), die zum Zeitpunkt
der Erhebung im Schnitt 3;8 Jahre alt waren. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder mit Migrationshintergrund in einem weiten Kompetenzspektrum standardisierter Testverfahren schwächere Leistungen erreichen als ihre deutschen Altersgenossen. Dieser Befund wird für die einzelnen Kompetenzbereiche (Grammatik, Wortschatz, nonverbale Kompetenzen, verbales Gedächtnis, vorwissensabhängige Fertigkeiten) getrennt diskutiert, wobei insbesondere die Bedeutung der unterschiedlichen sprachlichen Anregung in den verschiedenen Subgruppen thematisiert wird." (Autorenreferat)
[357-L] Fritschi, Tobias; Oesch, Tom:
Volkswirtschaftlicher Nutzen von frühkindlicher Bildung in Deutschland: eine ökonomische
Bewertung langfristiger Bildungseffekte bei Krippenkindern, Gütersloh 2008, 19 S. (Graue
Literatur; doku.iab.de/externe/2008/k080311f09.pdf)
INHALT: "Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung wurde untersucht, welchen Einfluss die Nutzung
frühkindlicher Bildungs- und Betreuungsangebote auf den späteren Schulbesuch der Kinder
hat und längerfristig auf die zu erwartenden Lebenseinkommen auswirkt. Die Analyse bezieht
sich nur auf Krippenangebote. Untersucht wurden die Geburtsjahrgänge 1990 bis 1995 von in
Deutschland geborenen Kindern. 16 Prozent dieser Kinder haben einmal eine Krippe besucht.
Die meisten gingen erst im Alter von 2 Jahren in die Krippe. Im Folgenden ist untersucht
worden, welchen Effekt der Krippenbesuch in Bezug auf die Einstufung in einen der drei
Schultypen der Sekundarstufe I gegenüber dem alleinigen Besuch eines Kindergartens hat.
Die Bildung der Eltern hat den größten Einfluss auf den besuchten Schultyp in der Sekundarstufe I. Für den Durchschnitt der Kinder erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium
zu besuchen, von 36 Prozent auf rund 50 Prozent, wenn sie eine Krippe besucht haben. Die
Verbesserung der Bildungschancen durch den Krippenbesuch liegt für benachteiligte Kinder
höher als für den Durchschnitt. Als Gedankenspiel soll dargestellt werden, welchen volkswirtschaftlichen Nutzen eine Erhöhung der durchschnittlichen Krippenbetreuungsquote bei
den untersuchten Geburtsjahrgängen gehabt hätte. Nach dem berechneten Szenario entgeht
238
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.1 Vorschulische Bildung
der deutschen Volkswirtschaft ab 2009 für die sechs untersuchten Jahrgänge (von 1990 bis
1995) insgesamt ein Nettonutzen in Höhe von 12,6 Milliarden Euro." (Autorenreferat)
[358-F] Hamburger, Franz, Univ.-Prof.Dr.; Seiffge-Krenke, Inge, Univ.-Prof.Dr.; Krömker, Sabine, Dipl.-Psych. (Bearbeitung):
Starke Mütter - Starke Kinder. Wissenschaftliche Begleitung eines Modellprojektes zur Förderung von Wahrnehmung und Bildung für Kinder im Alter von 0-3 Jahren aus Familien in
schwierigen Lebenslagen
INHALT: Das Modellprojekt "Starke Mütter - Starke Kinder" wird vom Deutschen Kinderschutzbund Mainz e.V. durchgeführt, vom Ministerium für Bildung, Frauen und Jugend des
Landes Rheinland-Pfalz unterstützt und vom Institut für Erziehungswissenschaft der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz wissenschaftlich begleitet. Das Angebot mit gemischter Kommund Gehstruktur richtet sich an Kinder im Alter von 0-3 Jahren und deren Familien in benachteiligten Lebenslagen. Durch Erfahrungs- und Lernangebote für die Kinder wird eine erfolgreiche Integration in den Kindergarten vorbereitet. Das Projekt ist im Sozial- und Lebensraum
der Zielgruppen implementiert. Es ist in der Mainzer Neustadt angesiedelt, einem Stadtteil,
der hohe Anteile an Kindern, an benachteiligten Familien, an allein Erziehenden und an ausländischen Familien aufweist. Ein spezielles Merkmal dieses Projektes ist es, dass Mütter aus
dem gleichen Stadtteil durch den Deutschen Kinderschutzbund Mainz e.V. zur "Erziehungspartnerin" geschult werden. Da sie selbst aus dem Umfeld der Zielpopulation stammen und
selbst Mütter sind, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit als kompetente Ansprechpartnerin akzeptiert und können so die Förderziele übermitteln. Der Fokus der wissenschaftlichen
Begleitung liegt auf den drei zentralen Personen Kind, Mutter und Erziehungspartnerin.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Mainz
METHODE: Die wissenschaftliche Erhebung erfolgt weitgehend über die teilnehmenden Mütter
und über die Erziehungspartnerinnen. Hierbei ergeben sich aus der Literatur drei zu evaluierende Hauptbereiche: die Lebensqualität der Mutter, die soziale Netzwerkstruktur der Familie
sowie Risikoeinschätzungen bei Kindeswohlgefährdung. Des Weiteren interessiert sich die
wissenschaftliche Begleitung für Motivationen, Ziele und Erwartungen der Erziehungspartnerinnen sowie den Entwicklungsstand des Kindes beim Eintritt in den Kindergarten. Im Laufe
des Projektes sollen mindestens 15, höchstens aber 30 Familien mit Kindern im Alter von 7
Wochen oder älter, begleitet werden. Für die Erhebung sind drei Messzeitpunkte (t0 = beim
Einstieg in das Projekt, t1 = nach 15 Monaten, t2 = am Ende des Praxisprojektes) vorgesehen.
Dabei wird sowohl auf qualitative als auch auf quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung zurückgegriffen. DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend; Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: ca. 70; Auswahlverfahren: total). Qualitatives Interview (Stichprobe: 8-12). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Land Rheinland-Pfalz Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur
INSTITUTION: Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Pädagogisches Institut Arbeitsgruppe Sozialpädagogik (Colonel-Kleinmann-Weg 2, 55099 Mainz);
Universität Mainz, Zentrum für Bildungs- und Hochschulforschung -ZBH- (Colonel-Kleinmann-Weg 2, 55099 Mainz)
KONTAKT: Krömker, Sabine (e-mail: sk@blickfeld.net)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.1 Vorschulische Bildung
239
[359-L] Hofmann, Nicole; Polotzek, Silvana; Roos, Jeanette; Schöler, Hermann:
Sprachförderung im Vorschulalter: Evaluation dreier Sprachförderkonzepte, in: Diskurs
Kindheits- und Jugendforschung, Jg. 3/2008, H. 3, S. 291-300 (Standort: USB Köln(38)-XG 9053;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In Deutschland lebende Kinder mit Migrationshintergrund und mangelnder Sprachkompetenz können Bildungschancen häufig nur unzureichend nutzen. Um diesen sprachlichen Defiziten frühzeitig zu begegnen, werden Sprachfördermaßnahmen bereits im Elementarbereich durchgeführt. Die Wirksamkeit solcher Sprachfördermaßnahmen wurde bisher
allerdings selten überprüft. Die Landesstiftung Baden-Württemberg hat mit der hier vorgestellten Studie EVAS die Effektivität von durch die Landesstiftung geförderten gezielten
Sprachfördermaßnahmen im Vergleich zu unspezifischen Förderaktivitäten im Kindergarten
evaluieren lassen. Zusätzlich wurden in dieser Studie die Sprachleistungen geförderter Kinder
mit denjenigen von Kindern ohne Förderbedarf verglichen (N=490). Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass unmittelbare Effekte der spezifischen Sprachfördermaßnahmen ausbleiben.
Dieser unerwartete Befund legt nahe, die Bedingungen erfolgreicher Sprachförderung zu diskutieren und abzuwägen." (Autorenreferat)
[360-F] Lüters, Rosemarie, Dipl.-Soz.Arb. Dipl.-Soz.Päd. (Bearbeitung); Romppel, Joachim,
Prof.Dr.phil. (Leitung):
Evaluation "Flächendeckende Sprachförderung für Migrantenkinder"
INHALT: Die Evaluation des Konzepts zur Einführung einer "flächendeckenden Sprachförderung für Migrantenkinder und Kinder mit Sprachschwierigkeiten" wird unter Leitung von
Prof.Dr. Joachim Romppel aus der Fakultät V - Diakonie, Gesundheit und Soziales der Fachhochschule Hannover (FHH) im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit durchgeführt. In der
Zeit Mai 2007 bis Dezember 2008 evaluiert Diplom-Sozialarbeiterin/ Sozialpädagogin Rosemarie Lüters Master of Social Work u.a. die Wirkungen des in den Niederlanden entstandenen und vom RAA/ Büro für interkulturelle Arbeit in Essen weiterentwickelten "Elternbildungsprogramm Rucksack" (vgl. www.raa.de/rucksack.html ), das einen Schwerpunkt der für
die Stadt Hannover initiierten Maßnahmen zur Implementierung von Sprachförderung in Kindertagesstätten und Einrichtungen der Stadtbezirke bildet. Im Rahmen der Evaluation wird
der Frage nachgegangen, wie Sprachförderung unter den Prämissen von Interkulturalität und
Teilhabe der Eltern an der Bildung ihrer Kinder gelingt und welche Verbindungen entstehen,
um die Zugangschancen zu adäquaten Einrichtungen im Stadtteil zu verbessern. Mit dem "Elternbildungsprogramm Rucksack" sollen u.a. die allgemeine Sprachfähigkeiten sowie die
Verständigung in der Muttersprache und in Deutsch systematisch unterstützt und die kindliche Entwicklung im Kindergartenalter gefördert werden. Dabei bildet die Kindertagesstätte
einen zentralen Ort für Kommunikation und Sprachförderung an dem die zu Multiplikatorinnen fortgebildeten, mehrsprachigen Mütter in der Regel andere Mütter schulen, die die eigene
oder eine andere Muttersprache sprechen. Es wird erwartet, dass sich an dem bekannten Ort
der Kita die Ansprechbarkeit bisher nicht erreichter Eltern durch die Einbindung der Multiplikatorinnen und die Förderung der Mehrsprachigkeit erhöht. Eine weitere von der RAA in Essen überprüfte Vorannahme basiert auf der Überlegung, dass insbesondere Mütter als Erziehende für Bildungs- und Erziehungsfragen interessiert werden können und als Multiplikatorinnen in der eigenen Familie, in der Kindertagesstätte und ggf. darüber hinaus wirken. Die
für die Evaluation maßgeblichen Teilfragen beziehen sich daher auf die Überprüfung der spe-
240
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.1 Vorschulische Bildung
zifischen Erfahrungen und Wirkungen unter den für die Kindertagesstätten der Landeshauptstadt Hannover relevanten Bedingungen und Umsetzungsformen. Dabei sind Fragen des Zusammenwirkens von Multiplikatorinnen, Eltern und pädagogischem Fachpersonal ebenso bedeutsam wie die Weiterentwicklung von Erziehungspartnerschaften für den Kindergartenalltag und die Bedeutung der Maßnahme für die am Programm beteiligten Kinder. Darüber hinaus wird erkundet, wie das Programm Rucksack im Kontext sonstiger Sprachfördermaßnahmen in Kindertagesstätten implementiert wird und welche Erfahrungen der Beteiligten für zukünftige Weiterentwicklungen dargeboten werden können. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Hannover
ART: BEGINN: 2007-05 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Fachhochschule Hannover, Fak. V Diakonie, Gesundheit und Soziales (Postfach
690363, 30612 Hannover)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0511-9296-3210, e-mail: joachim.rompel@fh-hannover.de)
[361-L] Reich, Hans H.:
Kindertageseinrichtungen als Institutionen sprachlicher Bildung, in: Diskurs Kindheits- und
Jugendforschung, Jg. 3/2008, H. 3, S. 249-258 (Standort: USB Köln(38)-XG 9053; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Eine zentrale Aufgabe der Kindertageseinrichtungen als Institutionen sprachlicher
Bildung besteht im pädagogisch angemessenen Umgang mit der Vielsprachigkeit der Gruppen und der Zwei- oder Mehrsprachigkeit der Kinder. Der Artikel betrachtet diese Aufgabe
unter drei Aspekten: Einstellungen von Erzieherinnen zur sprachlichen Vielfalt, Bandbreite
der Zweisprachigkeitsprofile bei Vierjährigen, Fortbildungsziele und Fortbildungsinteressen.
Zugrunde liegen Ergebnisse eines Projekts zur 'Sprachentwicklung zweisprachiger Kinder im
Elementarbereich', das in der Stadt Hamburg an 20 Einrichtungen durchgeführt wurde." (Autorenreferat)
[362-F] Treutlein, Anke, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Roos, Jeanette, Prof.Dr.; Schöler, Hermann,
Prof.Dr. (Leitung):
EVER - Entwicklung eines Vorschulscreenings zur Erfassung von Risikokindern für
Sprach- und Schriftspracherwerbsprobleme, Entwicklung von Sprach- und Schriftsprachfördermaßnahmen sowie deren Evaluationen
INHALT: Ein Ziel ist die Optimierung der Einschulungsuntersuchungen, u.a. um Risikokinder
besser auffinden zu können und die Ressourcenallokation für Interventionen zu optimieren.
Im Rahmen dieses Projektes sollen Defizite frühzeitig und zuverlässig erkannt werden, die zu
Schwierigkeiten beim Erwerb des Lesens und Schreibens führen können. Dazu werden in Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern (insbesondere mit dem Fachbereich Gesundheit der
Stadt Mannheim) Kompletterhebungen eines Jahrgangs mit einem Screening im Rahmen der
obligatorischen Einschulungsuntersuchung durchgeführt. Das für die Erhebung 2003 neu zusammengestellte Screening (Heidelberger Auditives Screening für die Einschulungsuntersuchung HASE, Brunner & Schöler, 2002) besteht aus vier einzelnen Aufgabengruppen aus bereits erprobten diagnostischen Verfahren. Falls sich die Überprüfung der Gütekriterien dieses
Screening als ausreichend zuverlässig und valide bewerten lassen, kann auf der Grundlage der
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.1 Vorschulische Bildung
241
umfangreichen Daten auch gleichzeitig eine zufriedenstellende Normierung erfolgen (siehe
dazu Arbeitsbericht Nr. 17). Ein weiteres Teilprojekt besteht darin, die von den Städten Heidelberg und Mannheim geplanten Fördermaßnahmen im Bereich des Spracherwerbs von Migrantenkindern mit zu entwickeln, sie wissenschaftlich zu begleiten und zu evaluieren. Darüber hinaus sollen auch in Mannheim Maßnahmen zur Prävention von Lese-Rechtschreibproblemen in einzelnen Vorschuleinrichtungen durchgeführt werden. Gedacht ist u.a. an ähnliche
Präventionsmaßnahmen wie in den städtischen Vorschuleinrichtungen in Heidelberg. GEOGRAPHISCHER RAUM: Mannheim
METHODE: Validierung des Screeninginstrumentes 'HASE' anhand von Schulleistungsbeurteilungen aus der Grundschule sowie schulunabhängige Testverfahren (DRT 3 - Rechtschreibetest, WLLP, Knuspel-L - Lesetest, PSB-R 4-6 - Intelligenztest); Ermittlung von Spezifität und
Sensitivität des Screenings. Untersuchungsdesign: Längsschnitt DATENGEWINNUNG: Einschulungsuntersuchung (Stichprobe: 2.900; Kinder). Schulnoten und Beurteilungen (Stichprobe: 1.100; Kinder, z.Zt. 3. Klasse). Feldarbeit durch geschulte wissenschaftliche Hilfskräfte.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Roos, J.; Schöler, H.; Treutlein, A.: Zur prognostischen Validität
des Heidelberger Auditiven Screenings in der Einschulungsdiagnostik HASE. Abschlussbericht des Projektes EVER. 2007. Download unter: www.ph-heidelberg.de/wp/schoeler/Datein
/Abschlussbericht_EVER-HASE_Feb-2007.pdf .+++Treutlein, A.; Roos, J.; Schöler, H.: Einfluss des Leistungsniveaus einer Schulklasse auf die Benotung am Ende des 3. Schuljahres.
in: Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften (in Vorb.). ARBEITSPAPIERE:
Schöler, Hermann; Roos, Jeanette; Schäfer, Peter; Dreßler, Arno; Grün-Nolz, Pia; EnglerThümmel, Holle: Einschulungsuntersuchungen 2002 in Mannheim. Arbeitsberichte aus dem
Forschungsprojekt "Differentialdiagnostik" (ISSN 1433-7193), Nr. 13. Heidelberg/ Mannheim, Okt. 2002, 52 S.+++Schöler, Hermann; Dutzi, Ilona; Roos, Jeanette; Schäfer, Peter;
Grün-Nolz, Pia; Engler-Thümmel, Holle: Einschulungsuntersuchungen 2003 in Mannheim.
Arbeitsberichte aus dem Forschungsprojekt "Differenzialdiagnostik", Nr. 16. Heidelberg/
Mannheim, April 2004, 48 S. Download unter: www.ph-heidelberg.de/wp/schoeler/Arbeitsbe
richt16.pdf .+++Schöler, Hermann; Schäfer, Peter: HASE - Heidelberger Auditives Screening
in der Einschulungsuntersuchung. Itemanalysen und Normen. Arbeitsberichte aus dem Forschungsprojekt "Differenzialdiagnostik", Nr. 17. Heidelberg/ Mannheim, Okt. 2004, 30 S.
Download unter: www.ph-heidelberg.de/wp/schoeler/HASE-Normen.pdf .
ART: BEGINN: 2003-11 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Sachmittel
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fak. I Erziehungs- und Sozialwissenschaftliche Fakultät einschließl. Sonderpädagogik, Institut für Sonderpädagogik (Keplerstr.
87, 69120 Heidelberg); Pädagogische Hochschule Heidelberg, Fak. I Erziehungs- und Sozialwissenschaftliche Fakultät einschließl. Sonderpädagogik, Fach Pädagogische Psychologie
(Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg)
KONTAKT: Roos, Jeanette (Prof.Dr. Tel. 06221-477-532 od. 413175,
e-mail: roos@ph-heidelberg.de); Schöler, Hermann (Prof.Dr. Tel. 06221-477-426,
e-mail: k40@ix.urz.uni-heidelberg.de); Bearbeiterin (Tel. 06221-477-427,
e-mail: anke.treutlein@uni-heidelberg.de)
242
15.2
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
Schulische Bildung
[363-L] Alexander, Kira Marie; Schofield, Janet Ward:
Understanding and mitigating stereotype threat's negative influence on immigrant and
minority students' academic performance, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 529-552 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB
Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In vielen Ländern der Welt weisen Kinder von Migranten geringere Bildungserfolge
als einheimische Kinder auf. Ein wesentlicher Faktor, der zur Erklärung dieses Leistungsgefälles beitragen könnte, ist die Bedrohung durch negative Stereotype (Stereotype Threat). Im
vorliegenden Beitrag wird die umfangreiche Forschungsliteratur zu diesem Phänomen gesichtet. Es werden erstens die Entstehung von Stereotypen-Wahrnehmungen und Bedrohungseffekten im Laufe der kindlichen Entwicklung betrachtet; zweitens werden die Prozesse und
Bedingungen, die zu Stereotype Threat führen, untersucht; drittens werden in diesem Zusammenhang bekannte Mediatoren und Moderatoren ermittelt; viertens werden Hypothesen über
die kurz- und mittelfristigen Effekte des Stereotype Threats aufgestellt; und fünftens werden
einige Strategien vorgeschlagen, um diese Bedrohungen in Lernumfeldern zu reduzieren."
(Autorenreferat)
[364-L] Becker, Michael; Stanat, Petra; Baumert, Jürgen; Lehmann, Rainer:
Lernen ohne Schule: differenzielle Entwicklung der Leseleistung von Kindern mit
Migrationshintergrund während der Sommerferien, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 252-276 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB
Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "An die US-amerikanische Literatur zum so genannten summer setback anknüpfend
wird untersucht, inwieweit das außerschulische Umfeld zur Entstehung von ethnischen Disparitäten beiträgt. Anhand einer Stichprobe von N=1592 Schülern aus Berlin wird analysiert, ob
sich die Leseleistungen bei Kindern mit Migrationshintergrund über die Sommerferien zwischen der 4. und 5. Klasse weniger günstig entwickeln als bei Kindern ohne Migrationshintergrund. Nach Kontrolle der Ausgangsleistung sind mit dem ethnischen Hintergrund Leistungsdisparitäten verbunden. Diese hängen zum Teil, aber längst nicht vollständig, mit Disparitäten
im sozioökonomischen Hintergrund zusammen. Nachteile in Abhängigkeit unterschiedlicher
Lerngelegenheiten, die direkt mit dem Migrationshintergrund verbunden sein können (z.B.
Umgangssprache zu Hause), können jedoch nicht belegt werden. Auch die Lese- und Freizeitaktivitäten der Kinder spielen keine moderierende Rolle für die identifizierten Unterschiede." (Autorenreferat)
[365-F] Böhmer, Jule; Bremm, Nina, Dipl.-Soz.; Gresser, Anne, Dipl.-Soz.; Schnurr, Simone,
M.A. (Bearbeitung); Reinders, Heinz, Prof.Dr.; Gogolin, Ingrid, Prof.Dr.; Deth, Jan W. van,
Prof.Dr. (Leitung):
Ganztagsschule und Integrationsprozesse bei Migranten (GIM)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
243
INHALT: Welchen Beitrag leisten Ganztagsschulen zur Förderung des Integrationsprozesses von
Migrantenkindern in den Bereichen interkulturell-gesellschaftlicher Kompetenzen und des
Spracherwerbs in Deutsch? Inwieweit gelingt es Ganztags- besser als Halbtagsschulen, curriculare Ziele der Förderung des Integrationsprozesses in konkrete pädagogische Maßnahmen
umzusetzen? Welche Unterschiede bestehen bezüglich der erfolgreichen Förderung des Integrationsprozesses zwischen offenen und gebundenen Ganztagsschulen? ZEITRAUM: 20082010 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bayern, Hamburg
METHODE: Das untersuchungsleitende Modell stammt aus der Schuleffektivitätsforschung und
unterteilt in intendiertes, implementiertes und realisiertes Curriculum (Ditton, 2000). Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 144). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: N-kommt auf den Rücklauf an-). Schülertest
(Stichprobe: ca. 360; Migrantenjugendliche). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Reinders, H.; Gogolin, I.; Deth, J.W. van: Ganztagsschule und Integration von Migranten. in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung (im Druck).
ART: BEGINN: 2008-07 ENDE: 2010-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität Würzburg, Philosophische Fakultät 02 Philosophie, Psychologie, Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften, Institut für Pädagogik Lehrstuhl für Empirische
Bildungsforschung (Am Hubland, 97074 Würzburg); Universität Hamburg, Fak. für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft, FB Erziehungswissenschaft
Sektion 1 Allgemeine, Interkulturelle und International Vergleichende Erziehungswissenschaft Institut für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft
(Binderstr. 22, 20146 Hamburg); Universität Mannheim, Fak. für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Politische Wissenschaft und International Vergleichende Sozialforschung (68131
Mannheim)
[366-F] Brückner, Heidemarie; Hölscher, Petra (Bearbeitung):
Das LIFE-Projekt
INHALT: Kooperationsprojekt für interkulturelles Lernen zwischen BMW Group und dem
Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung.
METHODE: Sammlung von interkulturellen Projekten weltweit DATENGEWINNUNG: Entfällt.
VERÖFFENTLICHUNGEN: BMW Group; ISB (Hrsg.): Grundwerk LIFE. Ideen und Materialien für interkulturelles Lernen. LIFE-Materialien.+++BMW Group; ISB (Hrsg.): Die erste
Ergänzungslieferung: Verstehen und Verständigung. LIFE-Materialien.+++BMW Group; ISB
(Hrsg.): Die zweite Ergänzungslieferung: Sprachen der Kulturen. LIFE-Materialien.+++
BMW Group; ISB (Hrsg.): Die dritte Ergänzungslieferung: "Bilder der Kulturen". LIFE-Materialien.+++BMW Group; ISB (Hrsg.): Die vierte Ergänzungslieferung: Fremde Sprache Literatur. LIFE-Materialien.+++BMW Group; ISB (Hrsg.): REE! Aspekte interkulturellen Lernens. Video. LIFE-Materialien.+++BMW Group; ISB (Hrsg.): Dil Dominosu. Spiel. LIFEMaterialien.+++BMW Group; ISB (Hrsg.): Folder mit Informationen zu den BMW Group
Awards für interkulturelle Projekte und für Forschung im Bereich interkulturellen Lernens.
LIFE-Materialien.+++BMW Group; ISB (Hrsg.): Grenzenlos. Ein neues Programm zum
Deutsch lernen auf der Basis von interkulturellem Erfahrungsaustausch für Kinder auf der
ganzen Welt über CD Rom und Internet. LIFE-Materialien.+++BMW Group; ISB (Hrsg.):
Die dritte CD ROM von "Grenzenlos". Ein neues Programm zum Deutsch lernen auf der Ba-
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
sis von interkulturellem Erfahrungsaustausch für Kinder auf der ganzen Welt über CD Rom
und Internet.+++Alle Materialien des LIFE-Programms können kostenlos bezogen werden
über: presse@bmw.de .
ART: BEGINN: 1996-01 AUFTRAGGEBER: Freistaat Bayern Bayerisches Staatsministerium für
Unterricht und Kultus FINANZIERER: Institution; Auftraggeber; BMW
INSTITUTION: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung -ISB- Abt. Grund- und
Hauptschule (Schellingstr. 155, 80797 München)
KONTAKT: Hölscher, Petra (Tel. 089-2170-2482, Fax: 089-2170-2815,
e-mail: petra.hoelscher@isb.bayern.de)
[367-L] Drilling, Matthias; Steiner, Olivier; Eser Davolio, Miryam (Hrsg.):
Gewalt an Schulen: Forschungsergebnisse und Handlungskonzepte, Zürich: Verl.
Pestalozzianum 2008, 255 S., ISBN: 978-3-907526-95-8 (Standort: SUB Bremen(46)PAE503/363(2)A)
INHALT: "Die Frage nach einem angemessenen Umgang mit Gewalt an Schulen stellt jedes Kollegium vor Herausforderungen. Es gilt, Klischees zu vermeiden und den Glauben an den einzigen, richtigen Weg abzuleiten. Die Wissenschaft wiederum ist aufgefordert, sch auf eine
differenzierte Art mit den Ursachen zu beschäftigen und daraus begründete Empfehlungen für
den Umgang mit Gewalt an Schulen abzuleiten. Die vorliegende Publikation versucht, einen
Beitrag zu diesem Austausch zu leisten. Mehr als 20 Fachpersonen aus Wissenschaft und
Schule sowie Anbieter von Präventions- und Interventionsprogrammen zeigen an konkreten
Beispielen ihre jeweiligen Vorgehensweisen auf und skizzieren dabei auch die grenzen ihrer
Ansätze. Berücksichtigt werden Konzepte, die von der einmaligen Intervention bis zum Aufbau einer Schulhauskultur oder der Zusammenarbeit mit externen Fachstellen reichen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Olivier Steiner: Gesellschaft, Identität und Jugendgewalt
(14-24); Miryam Eser Davolio: Forschungsergebnisse zu Gewalt an Schulen (25-37); Matthias Drilling: Modelle für das Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung (38-51); Mirjam von
Felten: Wahrnehmung von Gewalt bei Jugendlichen (52-55); Christa Hanetseder: Gewalt immer spielt das Geschlecht eine Rolle (56-61); Dieter Bongers: Männlichkeitsideologie bereitet den Boden für Gewalt (62-67); Wassilis Kassis: Gewalt in der Schule, Phänomene aus
dem Nichts? (68-76); Andreas Geu: Schulische Bubenarbeit als Mittel der Gewaltprävention
(77-85); Werner Hopf: Sozialwirksame Schule - ein systemischer Ansatz (86-91); Hugo
Spühler: Entwicklung zur Schulhauskultur (92-97); Kurt Faller: Mediation und Schulprogramm (98-107); Miryam Eser Davolio, Matthias Drilling: Interkulturelle Konflikte und Gewalt (108-118); Christoph Stampfli: Integration beugt Gewalt vor - konkrete Projekte in der
Gemeinde Wolhusen LU (119-125); Svenja Witzig, Gabor Kis: Rechtsextremismus und Mobbing an der Schule: Handlungs- und Lösungsansätze (126-131); Marco Storni, Martin
Schmid: Rechtsextreme Gewalt im Umfeld der Schule (132-147); Anton Strittmatter: Gewalt:
Elementarwissen für Lehrkräfte (148-154); Klaus J. Beck: Unterricht und Gewalt (155-163);
Allan Guggenbühl: Heisse Luft oder wirkungsvolle Intervention? (164-177); ron Halbright:
"Gewalt überall - und ich?" (178-183); Christopher Szaday: Mobbing-Interventionen mit dem
"No Blame Support Group Approach" (184-194); Stefan Valkanover, Francoise D. Alsaker:
Das Berner Präventionsprogramm gegen Gewalt (195-200); Roland Zurkirchen: Fachstelle
für Gewaltprävention - Troubleshooting für die Schule (201-206); Rolf Schneider: Prävention
und Intervention als Querschnittaufgabe (207-219); Andrea Lanfranchi: Gewaltprävention
dank Elternkooperation in multikulturellen Schulen (220-236); Martha Häberli-Banholzer:
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
245
Modell der Elternmitwirkung der Gemeinde Köniz (Kanton Bern) (237-242); Annelies Debrunner: Förderung der Kinder und Kontakte mit den Eltern im Frühkindergarten (243-248).
[368-L] Eckhart, Michael:
Anerkennung und Ablehnung in Schulklassen: Einstellungen und Beziehungen von
Schweizer Kindern und Immigrantenkindern, Bern: Haupt 2005, 201 S., ISBN: 3-258-06838-0
(Standort: UB Bielefeld(361)-LH232/E19)
INHALT: "Die zunehmende Durchmischung von einheimischen und zugewanderten, von leistungsstarken und leistungsschwachen Kindern in vielen Schweizer Schulklassen hat in den
vergangenen Jahren zu Kontroversen geführt. Meist wird der Blick allerdings einseitig auf die
Schulleistungen gerichtet. Im Mittelpunkt der hier vorgestellten Studie stehen dagegen die
Wirkungen des gemeinsamen Unterrichts auf soziale Aspekte. Der Autor geht der Frage nach,
wie sich in vielfältig zusammengesetzten Schulklassen Einstellungen und Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Kindern gestalten. Zum einen werden dazu sozialpsychologische
Theorien befragt. Zum andern werden die Ergebnisse einer vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Untersuchung vorgestellt, an der über 2000 Kinder beteiligt waren. Insgesamt unterstützen die Ergebnisse der Studie kontakttheoretische Annahmen. Schweizer Kinder in heterogen zusammengesetzten Schulklassen scheinen von den vielfältigen Kontaktsituationen sowohl bezüglich ihrer Einstellung wie auch ihrer Beziehungen profitieren zu können." (Autorenreferat)
[369-F] Flunger, Barbara, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Ziebertz, Hans-Georg, Prof.Dr.theol.Dr.rer.soc. (Leitung):
Anerkennung des Fremden - eine empirisch-theologische Untersuchung zur pädagogischen
Förderung interkultureller und interreligiöser Interaktion
INHALT: Welche Haltungen zeigen Schülerinnen gegenüber wahrgenommenen kulturellen wie
religiösen Differenzen? Wie verändert eine 5-wöchige Unterrichtseinheit nach den pädagogischen Prinzipien der Wertekommunikation, Konfrontation und Perspektivenwechsel diese
Haltungen? Wie verändert sich das Wissen über kulturell/ religiös differente Gruppen, wie
verändern sich die Fertigkeiten, die zur Auseinandersetzung mit kulturellen/ religiösen Differenzen notwendig sind.
METHODE: In Deutschland, das mittlerweile faktisch ein Einwanderungsland ist, ist interkulturelle Interaktion auch in der Schule alltäglich geworden. Schule im allgemeinen und Religionsunterricht im speziellen muss die Schülerinnen dazu befähigen. Zu diesem Zweck wurde
ein interkulturelles Curriculum entwickelt, das das Wissen, die Fähigkeiten und Haltungen
der Schülerinnen hinsichtlich religiöser wie auch kultureller Differenz verbessern soll. Es erfolgt nach den pädagogischen Prinzipien der Wertekommunikation/ Konfrontation und Perspektivenwechsel. Die Effekte dieses entwickelten Curriculums wird quasi experimentell
überprüft. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Experiment (Stichprobe: ca. 450; Schüler der Schülerschaft in Deutschland -Klassen werden nach Ausländeranteil
ausgewählt, der zwischen 10-25% liegen soll-). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
246
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
VERÖFFENTLICHUNGEN: Herbert, Markus; Ziebertz, Hans-Georg: Referenzbereiche für die
interkulturelle Interaktion türkischer und deutscher Jugendlicher. in: Pädagogische Rundschau, Jg. 60, 2006, H. 2, S. 177-197.
ART: BEGINN: 2006-04 ENDE: 2009-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Würzburg, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Praktische
Theologie Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts (Paradeplatz 4, 97070 Würzburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0931-313131)
[370-L] Hollstein, Betina:
Der Anteil der Lehrer an der Reproduktion sozialer Ungleichheit:
Grundschulempfehlungen und soziale Selektion in verschiedenen Berliner Sozialräumen, in:
Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses
der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2008, S. 2605-2613, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In kaum einem Land hängen Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg so stark von der
sozialen Herkunft ab wie in Deutschland. Entscheidende Weichen für den weiteren Bildungsweg werden dabei bereits früh gestellt, beim Übergang in die Sekundarstufe. Eine wichtige
Rolle hat hierbei die Empfehlung der Grundschullehrer für die weiter führenden Schulen. Wie
die Hamburger Schulleistungsstudie LAU5 gezeigt hat, spielen bei dieser Übergangsempfehlung nicht nur Leistungsgesichtspunkte eine Rolle: Kinder aus sozial benachteiligten Familien
müssen deutlich bessere Leistungen erzielen, um eine Gymnasialempfehlung zu erhalten, als
Kinder aus privilegierten Elternhäusern. Doch warum werden die verschiedenen sozialen
Gruppen unterschiedlich behandelt? Was sind die konkreten Mechanismen, durch die soziale
Herkunft bei der Bildungsempfehlung zu einem Diskriminierungsmerkmal wird? Welche
Gründe haben die Gatekeeper, (auch) nach sozialen Kriterien zu selektieren und wie rechtfertigen sie ihre Entscheidungen? Um diese Fragen zu untersuchen, hat die Verfasserin in verschiedenen, sozialstrukturell unterschiedlich zusammengesetzten Berliner Bezirken Expertengespräche und Gruppendiskussionen mit Grundschullehrer/innen und Schulleiter/innen durchgeführt. Im Mittelpunkt standen die Kriterien, die bei den Empfehlungen für den Besuch der
weiter führenden Schulen eine Rolle spielen. Zum einen wurde gefragt, wie die Entscheidungen interaktiv bearbeitet werden. Auf welche Weise sind die einzelnen Akteure - Lehrer,
Schulleiter, Eltern und Schüler - an dem Verfahren beteiligt? Zum anderen wurde untersucht,
auf welche Wissensbestände, auf welches Hintergrund- und Erfahrungswissen die Lehrer/innen bei ihren Empfehlungen zurückgreifen. Welche Erfahrungen, Vorstellungen und Zuschreibungen haben die Lehrer/innen bezogen auf den sozialen Kontext ihrer Schüler und
Schülerinnen? (Zu denken ist etwa an Überlegungen bezogen auf familiale Unterstützungspotentiale, wie die häuslichen Arbeitsbedingungen oder die Möglichkeit zur Nachhilfe). Besonders interessierte, ob es Hinweise darauf gibt, dass sich die sozialstrukturelle Zusammensetzung der Schüler einer Schule (z.B. hoher Migrant/innenanteil, hoher Anteil an Kindern aus
sozial privilegierten Elternhäusern etc.) auf die jeweilige Empfehlungspraxis auswirkt. Der
Beitrag präsentiert Ergebnisse des Projekts, das im Sommer 2006 abgeschlossen wird." (Autorenreferat)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
247
[371-L] Kaufmann, Louis (Hrsg.):
Vielfalt fördern - Einfalt vermeiden: neue Strategien der Integration von Kindern und
Jugendlichen mit Migrationshintergrund ; das Acting-Labs-Projekt, Berlin: Inselpresse
Lindwerder 2007, 223 S., ISBN: 978-3-939188-04-9
INHALT: Welche Chancen haben Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien heute in der
Schule? Welches sind die positiven Rollenvorbilder, an denen sie sich orientieren können?
Wie sind die Integrationsstrategien an unterschiedlichen Orten in Europa? Dies sind einige
Fragen, auf die das Acting-Labs-Projekt in Berlin, Turin und Brüssel Antworten gesucht hat.
Dabei wurde in der Zusammenarbeit mit Schulen und Projekten auch eine neue Methode erprobt: Erfolgreiche Menschen, die selbst aus Migrantenfamilien kommen, haben ihre persönlichen Erfahrungen mitgeteilt und an Projekten in schulen mitgearbeitet. Wie so etwas geht,
das stellen wir in diesem Buch vor. (DIPF/Verlag)
[372-L] Kristen, Cornelia:
School choice and ethnic school segregation: primary school selection in Germany,
(Internationale Hochschulschriften, Bd. 437), Münster: Waxmann 2005, 206 S., ISBN: 3-83091447-4 (Standort: UB Dortmund(290)-Bg21982)
INHALT: "This publication explores the origins of ethnic school segregation. More specifically,
it studies individual school choice processes and how they contribute to segregation. Cornelia
Kristen develops a general explanatory approach to school choice behavior and applies the
theory to the German elementary school system. By means of a quantitative survey conducted
in the federal state of North Rhine-Westphalia, she shows why families of Turkish origin
make different school selection decisions from German families. The book reveals which general mechanisms lead to the emergence and persistence of ethnic and social stratification."
(author's abstract)
[373-L] Kristen, Cornelia:
Schulische Leistungen von Kindern aus türkischen Familien am Ende der Grundschulzeit:
Befunde aus der IGLU-Studie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,
Sonderheft, 2008, H. 48, S. 230-251 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M
Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das nachteilige schulische Abschneiden von Kindern aus türkischen Zuwandererfamilien wurde bislang vor allem für den Sekundarschulbereich untersucht, während die vorgelagerten Bildungsetappen nur vereinzelt betrachtet werden konnten. Die vorliegende Studie
richtet sich auf den Grundschulbereich und geht der Frage nach den Prozessen der Entstehung
früher ethnischer Bildungsungleichheiten nach. Ausgehend von einer allgemeinen Erklärung
von Unterschieden in der Kompetenzentwicklung wird skizziert, welche Lernbedingungen in
den Familien und im schulischen Umfeld je nach sozialer und ethnischer Herkunft anzutreffen sind und wie sich Unterschiede in diesen Bedingungen in den Leistungsmustern niederschlagen. Anschließend wird anhand von Daten der Schulleistungsstudie IGLU 2001 geprüft,
inwieweit sich hierüber die ausgeprägten Leistungsnachteile türkischstämmiger Viertklässler
gegenüber Kindern ohne Migrationshintergrund in den Bereichen Lesen und Mathematik aufklären lassen. Die Befunde der Mehrebenenanalysen zeigen, dass die bestehenden Unter-
248
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
schiede im Wesentlichen auf die sozialen Voraussetzungen und die Sprachpraxis in den Familien zurückzuführen sind. Die Leistungszusammensetzung der Schülerschaft in den Grundschulen trägt ebenfalls, wenn auch in geringem Ausmaß, zur Aufklärung der Disparitäten bei.
Der Anteil deutscher Erstsprachler im schulischen Umfeld scheint keine besondere Rolle zu
spielen. Beim Leseverständnis verbleiben auch nach Berücksichtigung einer Vielzahl bildungsrelevanter Merkmale Nachteile für Kinder aus türkischen Familien. Bei der mathematischen Kompetenz lassen sich diese dagegen vollständig aufklären." (Autorenreferat)
[374-L] Kurz, Karin; Paulus, Wiebke:
Übergänge im Grundschulalter: die Formation elterlicher Bildungsaspirationen, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 5489-5503, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die Bildungskarrieren und der Kompetenzerwerb im Lebenslauf werden in Deutschland durch die institutionelle Weichenstellung am Ende der Grundschulzeit entscheidend geprägt. Der zu diesem Zeitpunkt erreichte Kompetenzstand und die Bildungsentscheidungen
sind jedoch das Ergebnis vorheriger Entwicklungen und Konstellationen in der Familie, im
Kindergarten und in der Grundschule. Sie sind Resultat kumulativer Entwicklungsprozesse
und Entscheidungsverläufe, über deren Wechselbeziehung heute noch vergleichsweise wenig
bekannt ist. Sowohl theoretisch als auch empirisch besteht hier eine Forschungslücke. Ziel
der Längsschnittstudie BiKS-8-12 ist es deshalb, zu untersuchen, wie sich elterliche Bildungsentscheidungen im Grundschulalter formieren und von welchen sozialen Kontextmerkmalen sie abhängen. Anzunehmen ist, dass die Entscheidung über den weiteren Bildungsweg
zentral von den elterlichen Bildungsaspirationen beeinflusst wird. Im Vortrag stellen die Verfasserinnen erste empirische Analysen zu den Bildungsaspirationen auf Basis der ersten Welle von BiKS-8-12 vor. Sie nutzen die Daten aus Elterninterviews, den Kompetenzmessungen
bei den Kindern und den Einschätzungen durch die Lehrkräfte. Unter Heranziehung unterschiedlicher theoretischer Modelle versuchen sie, Unterschiede in den idealistischen und realistischen Bildungsaspirationen zwischen Bevölkerungsgruppen zu erklären. Insbesondere gehen sie der Frage nach, wie Kompetenzen und schulische Noten einerseits und soziale Klassenzugehörigkeit, Migrationsstatus und die Bildung der Eltern andererseits die Bildungsaspirationen beeinflussen. In einem weiteren Schritt vergleichen sie die elterlichen Aspirationen
mit den Lehrereinschätzungen am Ende der dritten Klasse. Es sollen diejenigen Gruppen
identifiziert werden, bei denen elterliche Aspirationen und Lehrereinschätzungen divergieren.
Gleichzeitig soll geklärt werden, welche Faktoren zu diesen Unterschieden führen." (Autorenreferat)
[375-L] Mchitarjan, Irina:
Schulpolitik für ethnische Minderheiten in Europa: Geschichte und Gegenwart, in: Tertium
comparationis : Journal für International und Interkulturell Vergleichende
Erziehungswissenschaft, Jg. 13/2007, H. 1, S. 64-93
INHALT: Auf der Basis schulrechtlicher Dokumente vergleicht die Verfasserin die Bildungspolitik für ethnische Minderheiten in Deutschland, der Tschechoslowakei und Polen in der Zwischenkriegszeit (1918-1939) und heute. Ziel dieses Vergleichs sowohl im Längs- als auch im
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
249
Querschnitt war es, Grundmuster der Bildungspolitik für ethnische Minderheiten in den drei
Ländern zu identifizieren, soweit sie sich in schulrechtlichen Vorschriften niederschlagen.
Sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede traten zu Tage. Von der Zwischenkriegszeit
bis heute kam es zu einem Wandel, es zeigten sich jedoch auch überdauernde Traditionen.
(ICEÜbers)
[376-L] Münstermann, Hanna:
Die Schulstruktur als Integrationshindernis: eine Analyse struktureller Defizite der
Bildungssysteme in Deutschland und Frankreich, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2007,
102 S., ISBN: 978-3-8364-1311-4
INHALT: "Wachsende soziale Spannungen, hohe strukturelle Arbeitslosigkeit und zunehmende
Gewalt bilden den Hintergrund der aktuellen Integrationsdebatte und verdeutlichen die Dringlichkeit, mit der es darüber nachzudenken gilt, wie Frankreich und Deutschland mit der Einwanderung in einem europäischen Wirtschaftsraum mit interner Freizügigkeit und relativ offenen Grenzen zukünftig umgehen sollen. Dazu gehört als zentraler Bestandteil die Frage
nach der Gestaltung der Schulsysteme, die als gesellschaftliche Institutionen in besonderer
Weise für die Zukunftschancen von allen im Land lebenden jungen Menschen entscheidend
sind und damit auch eine Integrationsfunktion ausüben. Die Autorin untersucht, inwiefern
sich die politische Ausgestaltung der Schulstruktur in Frankreich und Deutschland als integrationshemmend erweist. An einen Rückblick auf die Weichenstellungen der Nachkriegsjahrzehnte schließt sich eine Analyse der heutigen Schulstrukturen und ihrer Wirkweise auf Schüler mit Migrationshintergrund an. Auf der Basis ausgewerteter Befunde der Bildungsforschung wird der gegenwärtige bildungspolitische Diskurs auf Anzeichen einer Enttabuisierung des Themas Strukturreform untersucht und Eckpunkte einer integrationsorientierten Bildungspolitik formuliert. Das Buch richtet sich an politische Entscheidungsträger und ihre
Verbände, an Pädagogen und alle interessierten Eltern." (Autorenreferat)
[377-L] Oester, Kathrin; Fiechter, Ursula; Kappus, Elke-Nicole:
Schulen in transnationalen Lebenswelten: Integrations- und Segregationsprozesse am
Beispiel von Bern West, (Schriften zur Sozialen Frage, Bd. 3), Zürich: Seismo Verl. 2008, 217
S., ISBN: 978-3-03777-062-7 (Standort: LB Koblenz(929)-PÄ/J20083633)
INHALT: "Es ist viel von Integration die Rede. Was aber bedeutet der abstrakte Begriff im gelebten Alltag von Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und Eltern? Eine ethnographische
Studie im 'Ausländerquartier' Bern West erforscht drei Quartierschulen mit einem stark voneinander abweichenden Ausländeranteil. Dabei wird deutlich, wie im Zeichen internationaler
Leistungsmessung die gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit von Schulen an privilegierten Standorten Hand in Hand mit einer Deklassierung sozioökonomischen benachteiligter Quartierschulen geht. Vor diesem Hintergrund erscheint eines der fundamentalsten Prinzipien eines
'fairen Wettbewerbs', nämlich die Chancengerechtigkeit, für viele Kinder und Jugendliche die
Frage gestellt. Aus sozialanthroplogischer und soziologischer Perspektive wird aufgezeigt,
wie das Bemühen um Integration den strukturellen Zwängen eines verschärften internationalen Wettbewerbs unterliegt, der nicht-etablierte Migrantinnen und Migranten zu marginalisierung droht. Gleichzeitig wehren sich die betroffenen Quartierschulen mit innovativen Maßnahmen dagegen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Kathrin Oester: Einleitung: For-
250
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15.2 Schulische Bildung
schungsfragen, Vorgehen und Methoden (9-24); Elke-Nicole Kappus: "Afrikaner-Yugos" und
"Mazedo-Afrikaner" - die Stimmen der Kinder und Jugendlichen (25-48); Kathrin Oester: Die
doppelte Funktion des Bildungssystems - theoretische Grundlagen zu Schule und Migration
(49-68); Elke-Nicole Kappus: Zur diskursiven Herstellung von Gleichheit und Ungleichheit
(69-120); Ursula Fiechter: Die Schulen in Bern West im Kontext der Stadtentwicklung (121186); Kathrin Oester: Die Konstruktion sozialer und kultureller Differenz - Ergebnisse aus
den Interviews mit Lehrpersonen (187-255); Elke-Nicole Kappus: Der Unterricht in heimatlicher Sprache und Kultur - zur schulischen (Sprach-)Praxis in der transnationalen Gesellschaft
(256-289); Kathrin Oester: Schulen zwischen Integrationsauftrag und sozialer Selektion (290298).
[378-L] Otten, Matthias:
Interkulturelle Bildung an Ganztagsschulen: ein neues Kooperationsfeld für
Migrantenorganisationen?, in: Bildungsforschung, Jg. 5/2008, Ausg. 1, 25 S.
(www.bildungsforschung.org/bildungsforschung/Archiv/2008-01/pdf/ganztagsschule.pdf)
INHALT: "Schulen, insbesondere Ganztagsschulen, sind auf kompetente Unterstützung außerschulischer Partner angewiesen, um lebensweltnahe Verknüpfungen komplexer Bildungsund Sozialisationsprozesse herzustellen und das wird auch für interkulturelle Bildung geltend
gemacht. Allerdings sind interkulturelle Öffnungsprozesse der Ganztagsschulen bisher unzureichend geklärt und erschlossen. In einer landesweiten Befragung der Ganztagsschulen in
Rheinland-Pfalz wurde ihr Bereitschaftspotenzial zur interkulturellen Bildung und zur Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen sondiert. Dabei zeigt sich, dass die Mehrheit der
Ganztagsschulen interkultureller Bildung eine hohe Wichtigkeit beimisst, aber nur selten mit
außerschulischen Partnern kooperiert." (Autorenreferat)
[379-F] Pleiger, Doris; Lembeck, Hans-Josef; Behn, Sabine; Schaffranke, Dorte; Kügler, Nicolle;
Wink, Stefan; Michel, Andrea (Bearbeitung):
Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten in Jugendhilfe und Schule
INHALT: Das Projekt "Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten" setzt sich als Ziel,
vorhandene Konzepte und Erfahrungsmodelle in diesem Bereich zu bewerten und auf dieser
Grundlage Zukunftsmodelle zu entwickeln, wie interkulturelle und interethnische Konflikte
in unterschiedlichen Feldern der Jugendhilfe und insbesondere an der Schnittstelle zur Schule
und im Rahmen von Ganztagsschulen bearbeitet werden können. Denn die Veränderungen
der Lebenswelten und -perspektiven von Jugendlichen verlangen nach Innovationen. Neue
Handlungs-/ Problemfelder erfordern allerdings nicht immer neue Arbeitsansätze, sondern
häufig können bewährte Konzepte auf die neue Situation hin modifiziert, weiterentwickelt
und neu kombiniert werden. Thema des Forschungsvorhabens ist Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten. Interkulturelle Kontexte definieren wir als soziale Situationen im
Rahmen von Institutionen oder außerhalb von Institutionen, in denen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammentreffen. Kultureller Hintergrund wird dabei
nicht als feststehende, unveränderliche Größe verstanden, sondern - gerade in Einwanderungsgesellschaften - als sich ständig verändernde und je nach Situation unterschiedlich identitätsrelevante Zugehörigkeit, die sich an nationalen oder ethnischen Kriterien orientiert. Mit
dem Projekt soll ein Beitrag geleistet werden, die gegenseitige Toleranz zu fördern und auf
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
251
der Grundlage der Vielfalt von kulturellen, ethnischen und religiösen Lebensformen Modelle
für ein Miteinander von Jugendlichen deutscher und nichtdeutscher Herkunft zu entwickeln.
Wichtige Aspekte hierbei sind die Stärkung des Elements der Praxisentwicklung, die Stärkung des Vernetzungs- und Multiplikationsgedankens und die Stärkung der Jugendhilfe in
Kooperationen und an Schnittstellen vor allem zur Schule.Im Einzelnen werden bei der
Durchführung des Forschungsvorhabens folgende Ziele verfolgt: Gewinnung eines Überblicks über Projekte, Konzepte und Erfahrungswissen zu Konfliktbearbeitung in interkulturellen Kontexten in Deutschland und im europäischen Ausland; differenzierte Beschreibung und
Bewertung ausgewählter Modelle im Sinne einer "Good Practice"; Entwicklung von Zukunftsmodellen zur Bearbeitung von Konflikten in interkulturellen Kontexten für Jugendhilfe
und Schule; Beratung und Begleitung des Implementierungsprozesses dieser Modelle in interessierten Einrichtungen; Evaluation des Implementierungsprozesses; Entwicklung von Qualitätsstandards für die interkulturelle Konfliktbearbeitung in Jugendhilfe und Schule; Rückspiegelung der Ergebnisse in die Praxis mittels Fachtagung, Workshops und Internetplattform.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland und europäisches Ausland
METHODE: Es wird auf verschiedene anerkannte Methoden der empirischen Sozialforschung
zurückgegriffen, wobei qualitative und quantitative Verfahren miteinander verknüpft werden.
Dabei dienen die quantitativen Verfahren eher zur Gewinnung von generellen Basisinformationen, während die qualitativen tiefergehenden Aufschlüsse über strukturelle Zusammenhänge und Wirkungsweisen von Konzepten ermöglichen. Neben der Aufbereitung der vorhandenen Daten bilden standardisierte Befragungen und qualitative leitfadengestützte Interviews
die Basis des Praxisforschungsvorhabens. Der Schwerpunkt liegt dabei auf qualitativen Herangehensweisen. Das Forschungsprojekt soll in verschiedenen Schritten bearbeitet werden:
Erste Forschungsphase: Recherche, Gewinnung eines Überblicks und Bewertung der vorhandenen Konzepte. Zweite Forschungsphase: Entwicklung von Zukunftsmodellen in enger Zusammenarbeit mit Praktiker/innen. Dritte Forschungsphase: Begleitung und Evaluation des
Umsetzungsprozesses von gemeinsam entwickelten Zukunftsmodellen/ Zukunftskonzepten.
Vierte Forschungsphase: Intensiver Transfer der Ergebnisse. Untersuchungsdesign: Feldforschung DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend; Gruppendiskussion; Qualitatives
Interview; Standardisierte Befragung, face to face; Standardisierte Befragung, telefonisch;
Standardisierte Befragung, online. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Zwischenbericht. März 2007.
Siehe unter: www.kik-projekt.de .
ART: BEGINN: 2005-11 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Institut des Rauhen Hauses für Soziale Praxis gGmbH (Horner Weg 170, 22111
Hamburg); Camino - Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und Forschung im sozialen
Bereich gGmbH (Scharnhorststr. 5, 10115 Berlin); Institut für Sozialpädagogische Forschung
Mainz e.V. -ism- (Flachsmarktstr. 9, 55116 Mainz)
KONTAKT: Pleiger, Doris (Tel. 040-65591-292, e-mail: pleiger.isp@rauheshaus.de)
[380-L] Prenzel, Manfred; Artelt, Cordula; Baumert, Jürgen; Blum, Werner; Hammann, Marcus;
Klieme, Eckhard; Pekrun, Reinhard (Hrsg.):
PISA 2006: die Ergebnisse der dritten internationalen Vergleichsstudie, Münster: Waxmann
2007, 424 S., ISBN: 978-3-8309-1900-1 (Standort: ULB Münster(6)-3K5554)
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
INHALT: "PISA, das von der OECD durchgeführte Programme for International Student Assessment, untersucht, wie gut fünfzehnjährige Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen
der Wissensgesellschaft vorbereitet sind. Zum dritten Mal wurden im Jahr 2006 die Kompetenzen von Jugendlichen in den Bereichen Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik im
internationalen Vergleich betrachtet. Die Ergebnisse erlauben Rückschlüsse auf Stärken und
Schwächen der Bildungssysteme in den teilnehmenden Staaten und informieren über Veränderungen in der Qualität der Bildungsergebnisse über die drei Erhebungsrunden. Dieser Band
präsentiert und diskutiert die Ergebnisse, die Schülerinnen und Schüler in Deutschland im
dritten internationalen Vergleich erreichen. Der Schwerpunkt liegt bei PISA 2006 auf der Untersuchung naturwissenschaftlicher Kompetenz. Der Bericht stellt außerdem Zusammenhänge
mit Merkmalen der Elternhäuser, der Schulen und des naturwissenschaftlichen Unterrichts
dar. Befunde zur Lesekompetenz, zur mathematischen Kompetenz und zur Vertrautheit mit
Informationstechnologien vervollständigen das Bild." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Manfred Prenzel: PISA 2006: Wichtige Ergebnisse im Überblick (13-30); Manfred Prenzel,
Claus H. Carstensen, Andreas Frey, Barbara Drechsel, Silke Rönnebeck: PISA 2006 - eine
Einführung in die Studie (31-60); Manfred Prenzel, Katrin Schöps, Silke Rönnebeck, Martin
Senkbeil, Oliver Walter, Claus H. Carstensen, Marcus Hammann: Natruwissenschaftliche
Kompetenz im internationalen Vergleich (63-107); Manfred Prenzel, Kerstin Schütte, Oliver
Walter: Interesse an den Naturwissenschaften (107-124); Kerstin Schütte, Anne C. Frenzel,
Regine Asseburg, Reinhard Pekrun: Schülermerkmale, naturwissenschaftliche Kompetenz
und berufserwartung (125-180); Tina Seidel, Manfred Prenzel, Jörg Wittwer, Katharina
Schwindt: Unterricht in den Naturwissenschaft (147-180); Martin Senkbeil, Barbara Drechsel, Katrin Schöps: Schulische Rahmenbedingungen und Lerngelegenheiten für die Naturwissenschaften (181-203); Carsten Maurischat, Päivi Taskinen, Timo Ehmke: Naturwissenschaften im Elternhaus (203-225); Barbara Drechsel, Cordula Artelt: Lesekompetenz (225-248);
Andreas Frey, Regine Asseburg, Claus H. Carstensen, Timo Ehmke, Werner Blum: Mathematische Kompetenz (249-276); Martin Senkbeil, Jörg Wittwer: Die Computervertrautheit
von Jugendlichen und Wirkungen der Computernutzung auf den fachlichen Kompetenzerwerb (277-308); Timo Ehmke, Jürgen Baumert: Soziale Herkunft und Kompentenzerwerb:
Vergleiche zwischen PISA 2000, 2003 und 2006 (309-336); Oliver Walter, Päivi Taskinen:
Kompetenzen und bildungsrelevante Einstellungen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland: ein Verlgeich mit ausgewählten OECD-Staaten (337-366); Claus H.
Carstensen, Andreas Frey, Oliver Walter, Steffen Knoll: Technische Grundlagen des dritten
internationalen Vergleichs (367-390).
[381-L] Rink, Barbara; Altenähr, Adél:
Interkulturelle Kompetenz durch internationale Kinderbegegnung: Vorstudie, (Wissenschaft
für alle), München 2008, 66 S. (Graue Literatur;
www.dji.de/bibs/Interkulturelle_Kompetenz_durch_internationale_Kinderbegegnung_Ergebnisber
icht_Vorstudie.pdf)
INHALT: "Internationale Kinderbegegnung ist ein überschaubares und zugleich vielfältiges Praxisfeld, dem bisher von Wissenschaft und Politik wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Das Deutsche Jugendinstitut hat das Feld der Internationalen Kinderbegegnung im Rahmen
der Vorstudie 'Interkulturelle Kompetenz durch internationale Kinderbegegnung' genauer unter die Lupe genommen und eine erste Bestandsaufnahme der in Deutschland bestehenden
Angebote durchgeführt. Die Untersuchung, deren Ergebnisse hier vorgestellt werden, ging
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
253
folgenden Fragen nach: Welche internationalen Begegnungsprogramme sind zum Erwerb von
interkultureller Kompetenz für Kinder vorhanden? Inwiefern kann aus Sicht von Expertinnen
und Experten der Erwerb von interkultureller Kompetenz (IKK) bei Kindern im Alter von 8
bis 12 Jahren durch internationale Kinderbegegnungen gefördert werden? Welche Bedingungen sind für die Aneignung von IKK förderlich, welche sind hinderlich? Welche Rahmenbedingungen sind dafür erforderlich? Diese Publikation liefert differenzierte Informationen über
die Diversität der Projekte bezogen auf ihre organisatorisch-strukturelle, aber auch inhaltliche
und methodische Konzeption. Sie gibt Auskunft über die Erfahrungen der Projektverantwortlichen und -durchführenden mit der spezifischen Altersgruppe der 8- bis 12-Jährigen in internationalen Kinderbegegnungen und liefert erste wertvolle Hinweise bezüglich des Beitrags
solcher Maßnamen für die Vermittlung interkultureller Kompetenz bei Kindern im Alter von
8- bis 12 Jahren." (Autorenreferat)
[382-L] Schmitt, Guido:
Einwanderer(kinder) und die europäisch-kosmopolitische Bildung: Konzept einer
europäischen Schule, in: Dirk Lange (Hrsg.): Migration und Bürgerbewusstsein : Perspektiven
politischer Bildung in Europa, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 203-216, ISBN:
978-3-531-15773-3
INHALT: Der Beitrag erörtert das Konzept einer kosmopolitischen Bildung in der europäischen
Schule. Diese zeigt sich in Sprachenvielfalt, Kulturoffenheit und Solidarität. Der Autor skizziert ein entsprechendes Sprachencurriculum und pädagogisches Konzept. Als Voraussetzung
für die kosmopolitische Bildung wird die Weiterentwicklung des Sozialen Modells Europa
und eine vorausschauende Einwanderungs- und Bildungspolitik gefordert. Ein solches schulisches Modell bietet Möglichkeiten zur weiteren Vertiefung der europäischen Integration. Die
EU-Kommission wäre gut beraten, den Bildungsbereich dabei nicht den nationalen Restriktionen zu überlassen. Allerdings zeigt der Autor auch, dass sich ein einziger Schultyp verbietet und Varianten entworfen und erprobt werden sollten. Entsprechende Bildungsstandards
sind einzufordern und die Qualität ist an pädagogischen Konzepten mehr zu messen als an
Evaluationen der Effizienz. (ICA2)
[383-L] Schmitt, Monja:
Die Bedeutung von sozialer Herkunft und bundeslandspezifischen Übergangsregelungen für
die Grundschulempfehlung, in: Eva-Maria Lankes (Hrsg.): Pädagogische Professionalität als
Gegenstand empirischer Forschung, Münster: Waxmann, 2008, S. 111-121, ISBN: 978-3-83092034-2 (Standort: TUB München(91)-LH2008A6949)
INHALT: "Der vorliegende Beitrag thematisiert die Zusammenhänge zwischen kindspezifischen
Merkmalen, bundeslandspezifischen Übergangsregelungen und Grundschulempfehlungen.
Repliziert wurden bekannte Ergebnisse: Lehrkräfte stützen ihre Übergangsempfehlungen neben der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler hauptsächlich auf die fachlichen
Leistungen. Darüber hinaus wird - anhand umfangreicher Einschätzungen zu kindspezifischen Merkmalen - die Bedeutung von Leistungsbereitschaft und Schulfreude als wichtige
Faktoren bei der Erteilung der Grundschulempfehlung gezeigt. Zusammenhänge zwischen sozialer Herkunft und diesen kindbezogenen Merkmalen finden sich trotz unterschiedlicher
Übergangsregelungen auch nach Kontrolle der Bundeslandzugehörigkeit."(Autorenreferat)
254
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
[384-F] Sobeh, Jamal (Bearbeitung):
Kulturenvergleichende Aufmerksamkeitsentwicklung (arabische und deutsche Kinder)
INHALT: keine Angaben
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Hochschule Aachen, Philosophische Fakultät, Institut für Psychologie Lehr- und Forschungsgebiet Psychologie, insb. Berufliche Rehabilitation (Jägerstr. 17-19,
52066 Aachen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0241-80-93535, Fax: 0241-80-92318,
e-mail: jamal.sobeh@psych.rwth-aachen.de)
[385-F] Stadler-Altmann, Ulrike, Dr.phil. (Bearbeitung); Sacher, Werner, Prof.Dr.Dr.; Scheunpflug, Annette, Prof.Dr.; Haag, Ludwig, Prof.Dr. (Betreuung):
Das Schülerselbstkonzept. Eine empirische Studie zur Deskription des Selbstkonzepts im
Kontext schulischer Bedingungsfaktoren
INHALT: Deskription des Schülerselbstkonzeptes mittels einer breit angelegten empirischen Studie. Dabei zeigten sich Wechselwirkungen zwischen den Variablen akademisches Selbstkonzept, Leistung, Klimawahrnehmungen, Gender und Migrationshintergrund. ZEITRAUM:
Schuljahr 2005/2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bayern
METHODE: Quantitativ, hypothesenprüfende Studie. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 2.875; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2004-09 ENDE: 2008-05 AUFTRAGGEBER: Stiftung Bildungspakt Bayern FINANZIERER: Auftraggeber; HWP-Stipendium
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Department Pädagogik, Lehrstuhl für Pädagogik I (Regensburger Str. 160, 90478 Nürnberg); Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Facheinheit Pädagogik Lehrstuhl für Schulpädagogik (Universitätsstr. 30, 95440 Bayreuth)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: Ulrike.Stadler-Altmann@ewf.uni-erlangen.de)
[386-L] Thränhardt, Dietrich; Wiggerink, Guido:
Migrantenkinder und die Defizite des deutschen Schulsystems, in: Andreas Goldberg (Hrsg.):
Integration des Fremden als politisches Handlungsfeld : Festschrift für Faruk Sen zum 60.
Geburtstag, Essen: Klartext-Verl., 2008, 178 S., ISBN: 978-3-89861-566-2 (Standort: UB
Essen(465)-E11NXNS1269)
INHALT: Der Beitrag diskutiert Fragen der PISA-Studie, deren Ergebnisse für die Schüler mit
Migrationshintergrund eine deutliche Verbreiterung der Debatte um die Integration von Einwanderern in das deutsche Bildungswesen ausgelöst haben. Die Autoren versuchen die Basis
für eine differenzierte Einschätzung der PISA-Ergebnisse mit Blick auf unterschiedliche Einwanderergruppen und vor dem Hintergrund alternativer Daten zu Bildungsbeteiligung und
Schulerfolg zu schaffen. Ein Grundproblem des deutschen Schulsystems ist die frühe Selektion der Kinder mit zehn Jahren, die weitgehende soziale Selektionseffekte hat, wie vielfältig
belegt. Als Resultat ergeben sich weit reichende Entwicklungsaufgaben für die deutsche Bildungspolitik, darunter die Abkehr von einer selektiven Orientierung sowie die Stärkung des
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.2 Schulische Bildung
255
Vorschulbereichs. Nicht nur die Bildungspolitik, sondern auch die Lehrer und damit die Erziehungswissenschaften müssen sich einem veränderten, multikulturellen Alltag an den Schulen stellen. (ICA2)
[387-L] Wernstedt, Rolf; John-Ohnesorg, Marei (Hrsg.):
Soziale Herkunft entscheidet über Bildungserfolg: Konsequenzen aus IGLU 2006 und PISA
III ; Dokumentation der Sitzung des Netzwerk Bildung vom 24. Januar 2008, Berlin 2008, 23
S., ISBN: 978-3-89892-889-2
INHALT: Seit der ersten PISA-Studie aus dem Jahr 2001 ist bekannt, dass Schülerinnen und
Schüler an deutschen Schulen im Alter von 15 Jahren signifikant schlechter lesen können als
viele Gleichaltrige anderer Länder, und dass es in keinem anderen Land einen so straffen Zusammenhang zwischen der sozialen Stellung der Familie und dem Schulerfolg der Kinder
dieser Familien gibt. Dieser Befund, der von IGLU 2006 und PISA III im Dezember 2007 erneut bestätigt wurde und die hieraus resultierenden bildungspolitischen Herausforderungen
standen im Mittelpunkt der Sitzung des Netzwerk Bildung vom 24. Januar 2008. Die zentralen Ergebnisse aus IGLU 2006 und PISA 2006 und deren politische Konsequenzen werden
thesenhaft zusammengefasst. Weiterhin werden institutionelle, schichtsspezifische und regionale Aspekte des Themas beleuchtet und aus wissenschaftlicher Sicht sowie aus der Perspektive von Schulleitern und Schülervertretern diskutiert. (IAB) Inhaltsverzeichnis: 10 Punkte /
Wir wissen mehr als wir tun - Konsequenzen aus IGLU 2006 und PISA III - Rolf Wernstedt:
Vorwort; Renate Valtin: Soziale Ungleichheit in Deutschland - Zentrale Ergebnisse aus IGLU
2006 und PISA 2006; Heike Solga: Institutionelle Ursachen von Bildungsungleichheiten;
Ulla Burchardt: Wider alle Vernunft - die Bildungspolitik der Privilegienverteidiger; Wolfgang Meyer-Hesemann: Bildungserfolg und soziale Herkunft - zwölf Thesen zur Problemlage
und zu notwendigen Veränderungen; Klaus Klemm: Bildung und sozialräumliche Segregation in Deutschlands Großstädten; Erhard Laube: Mehr Vertrauen, mehr Kontinuität, bessere
personelle Ausstattung; Vincent Steinl: Engagierte Schülerinnen und Schüler - eigene Wege
aus der deutschen Bildungsmisere; Henning Rosahl: Die Robert-Bosch-Gesamtschule - ein
Modell?!; Auszüge aus den Parteiprogrammen.
15.3
Berufliche Bildung
[388-L] Baum, Tom:
Die gesellschaftliche Konstruktion von Qualifikationen: Perspektiven im Bereich des
Gastgewerbes, in: Europäische Zeitschrift für Berufsbildung, 2008, Nr. 44, S. 84-102 (Standort:
USB Köln(38)-XH2605; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
doku.iab.de/externe/2008/k080923507.pdf;www.trainingvillage.gr/etv/Upload/Information_resour
ces/Bookshop/503/44_en_Baum.pdf)
INHALT: "Dieser Beitrag setzt sich mit dem Charakter der Qualifikationen der Dienstleistungsberufe unter besonderer Berücksichtigung des internationalen Fremdenverkehrs sowie dessen
Unterbereich, dem Gastgewerbe, auseinander. Hierbei wird untersucht, welche Rolle den empirischen Faktoren (kulturellen, emotionalen sowie ästhetischen) bei der Wissensvermittlung
gegenüber den Beschäftigten zukommt, die ihre Arbeit in diesem Bereich neu aufnehmen. So
256
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.3 Berufliche Bildung
wird dem spezifischen Kontext der Arbeit in Entwicklungsländern sowie innerhalb der Gemeinschaften der Wanderarbeitnehmer Europas Rechnung getragen. Abschließend wird in
dem Artikel die These aufgestellt, dass die kulturelle und kontextbezogene Erfahrung bei der
Ermittlung des Qualifikationsbedarfs der Arbeit im Gastgewerbe einen wichtigen Faktor darstellt." (Autorenreferat)
[389-L] Becker, Carsten; Grebe, Tim; Asmus, Jürgen:
Begleitforschung des Sonderprogramms des Bundes zur Einstiegsqualifizierung
Jugendlicher - EQJ-Programm: Abschlussbericht, Berlin 2008, 20 S. (Graue Literatur;
doku.iab.de/externe/2008/k080806f03.pdf)
INHALT: Der Abschlussbericht zur Begleitforschung zum EQJ-Programm gibt einen Überblick
über das EQJ-Programm, über Ziele und Zielgruppen der Förderung, über den Förderverlauf
der Programmjahre 2004 bis 2007 sowie über die programmbegleitende Evaluierung. Der Begleitforschung zum EQJ-Programm liegen Befragungen von Jugendlichen, die eine Einstiegsqualifizierung absolvierten, und Jugendlichen einer Kontrollgruppe, die nicht bzw. anders gefördert wurden, Unternehmen, die Einstiegsqualifizierungen durchführten, Agenturen für Arbeit, Industrie-, Handels- und Handwerkskammern sowie Berufsschulen zugrunde. Die zentralen und übergreifenden Ergebnisse der drei Programmjahre werden zusammengefasst. Als
Ergebnis wird festgehalten: 'Die EQJ-Teilnehmenden wiesen in den drei bisherigen Programmjahren jeweils höhere Übergangssquoten in Ausbildung auf als die Jugendlichen der
jeweiligen Kontrollgruppen. Während die Übergangsquoten der EQJ-Praktikantinnen und
-Praktikanten in den drei Jahren der Begleitforschung insgesamt nur einen geringen Zuwachs
erkennen ließen, stiegen die Übergangsquoten der Jugendlichen der Kontrollgruppe stark an,
erreichten aber nicht das hohe Niveau der EQJ-Teilnehmenden. Zwei Drittel der an EQJ teilnehmenden Personen gehörten zu der Zielgruppe der Jugendlichen mit erkennbaren individuellen Vermittlungshemmnissen, während die anderen Jugendlichen keine Vermittlungshemmnisse aufwiesen bzw. diese aus den verfügbaren Daten nicht erkennbar waren. Von den Jugendlichen, die aufgrund erkennbarer Vermittlungshemmnisse mit Sicherheit zu der Zielgruppe des Programms gehörten, erreichten zwei Drittel das Ziel der Einmündung in eine Ausbildung. Es lässt sich damit insgesamt für das EQJ-Programm eine Zielgruppen- und Zielerreichung von mindestens 40 Prozent ableiten.' Aus der Evaluierung werden drei Empfehlungen
abgeleitet: 1 Es wird empfohlen, Jugendliche mit individuellen Vermittlungshemmnissen als
Zielgruppe des Programms noch gezielter zu fördern. 2. Nach Abschluss der Einstiegsqualifizierungen soll die Quote augesteller Zeugnisse und Kammerzertifikate erhöht werden. 3. 'Die
insgesamt hohen Übergangsquoten in Ausbildung im Anschluss an die Einstiegsqualifizierung deuten insgesamt auf eine hohe Zielerreichung des EQJ-Programms hin. Es sollte daher
weiter auf eine Verstetigung der Förderung von Einstiegsqualifizierungen hingearbeitet werden.' Weiterhin wird empfohlen, 'den Einfluss der Ausbildungsplatz- und Arbeitsmarktsituation auf die Übergangsquoten Jugendlicher nach Abschluss der Einstiegsqualifizierung genauer
zu untersuchen, um die Wirksamkeit der Einstiegsqualifizierung unter sich verändernden
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bewerten zu können. Es wird daher angeregt, die Begleitforschung des EQJ-Programms bzw. der Einstiegsqualifizierung nach dem Arbeitsförderungsrecht weiterzuführen.' (IAB)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.3 Berufliche Bildung
257
[390-L] Bogai, Dieter; Partmann, Michael:
Der Arbeitsmarkt für Jüngere in Berlin und Brandenburg: eine Analyse des regionalen
Arbeits- und Ausbildungsmarktes, (IAB regional - IAB Berlin-Brandenburg: Berichte und
Analysen, Nr. 01/2008), Nürnberg 2008, 54 S. (Graue Literatur;
doku.iab.de/regional/BB/2008/regional_bb_0108.pdf)
INHALT: "Die Arbeitsmarktsituation der Jugendlichen in Berlin und Brandenburg hat sich 2007
etwas gebessert. Gleichwohl schlagen sich die wirtschaftliche Schwäche der Region und das
hohe Arbeitsplatzdefizit besonders stark bei den Berufseinsteigern nieder. Die Jugendarbeitslosenquote in dieser Region ist mit 16,5 Prozent in Berlin und 15,4 Prozent in Brandenburg
deutlich höher als in anderen Bundesländern. Die aktuelle Verbesserung ist zum großen Teil
der guten konjunkturellen Entwicklung und in Brandenburg der demografisch bedingt geringeren Zahl von Jugendlichen zuzuschreiben. Auf dem Ausbildungsstellenmarkt hat sich die
Lücke zwischen Ausbildungsnachfrage und -angebot deutlich verringert. Dennoch fehlten
2007 zur Deckung der Nachfrage über 4.000 Ausbildungsplätze. Auf der anderen Seite ist die
Zahl der unbesetzt gebliebenen Ausbildungsstellen auf fast 700 angestiegen. In Brandenburg
ist die aktuelle Entspannung nicht durch zusätzliche Ausbildungsplätze, sondern durch sinkende Bewerberzahlen eingetreten. Eine zukünftige Entspannung auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt ist mit Blick auf die demografische Entwicklung absehbar, aber nicht selbstverständlich. Zentrale Bedeutung hat die berufliche Qualifizierung der Jugendlichen vor Ort,
um einen drohenden Fachkräftemangel zu verhindern. Die vorliegende Studie soll die aktuelle Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt der 15- bis unter 25-Jährigen in Berlin
und Brandenburg näher beleuchten. Dabei soll insbesondere auf die Besonderheiten wie den
demografischen Wandel, der gerade die neuen Bundesländer in erhöhtem Maße betrifft, sowie auf die Integration von ausländischen Jugendlichen, die in Berlin besonders wichtig ist,
eingegangen werden. Zu diesem Zweck wird zunächst die Situation auf dem Arbeitsmarkt
skizziert. In einem weiteren Teil soll in ähnlicher Weise der Ausbildungsstellenmarkt untersucht werden, wobei zusätzlich verschiedene Indikatoren - Pendlerverflechtungen, Ausbildungsbeteiligung der Unternehmen, Verteilung der Auszubildenden auf die verschiedenen
Berufsbereiche - in die Analyse mit einbezogen werden. Da der Wandel in der Bevölkerungsstruktur für die Region Berlin-Brandenburg ein besonderer Einflussfaktor ist, wird dieser
Thematik ein weiterer Abschnitt gewidmet. In diesem Zusammenhang werden auch die prognostizierten Veränderungen der Bevölkerung in die Untersuchung einfließen." (Autorenreferat)
[391-L] Bröker, Andreas H.:
Re-Integrationspotenziale von arbeitslosen Jugendlichen fördern: Ergebnisse aus der
wissenschaftlichen Begleitung eines gemeinsamen Profilingprojekts von Kommune und
Agentur für Arbeit zur persönlichen und beruflichen Orientierung von arbeitslosen
Jugendlichen, Frankfurt am Main: P. Lang 2005, 134 S., ISBN: 3-631-54231-3
INHALT: "Die in dieser Arbeit vorgestellten Untersuchungsergebnisse wurden durch Interviews
und schriftliche Befragungen in von der Agentur für Arbeit und der Stadt Pforzheim sowie
über ESF-Gelder finanzierten Profilingkursen für arbeitslose Jugendliche ermittelt. Auf ihrer
Basis plädiert der Autor für teilnehmeradäquate Profilings im Sinne einer profunden Potenzialanalyse, auf der ein jugendgerechtes Fallmanagement im Kontext von Fördern und Fordern
mit verschiedenen Anschlussmaßnahmen aufbauen kann. Bedauerlicherweise sind bei der
258
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.3 Berufliche Bildung
Umsetzung der so genannten Hartzreformen finanzielle Einschnitte und sinkende fachliche
Standards zu konstatieren, die zu einer Einschränkung der Re-Integrationsangebote für arbeitslose Jugendliche und zur Favorisierung von Ein-Euro-Jobs als massenhafte Low-CostLösung führen. Die Untersuchung verdeutlicht demgegenüber, dass fachliche Qualitäten auch
bei vorhandenen Vermittlungshemmnissen Chancen für Re-Integrationen und eine wirksame
Verwendung von verknappten Fördermitteln der Öffentlichen Hand bieten." (Autorenreferat)
[392-L] Bundesinstitut für Berufsbildung -BIBB- (Hrsg.):
Zukunft berufliche Bildung: Potenziale mobilisieren - Veränderungen gestalten ; 5. BIBBFachkongress 2007 ; Ergebnisse und Perspektiven (mit umfassender Dokumentation auf
CD-ROM), Bielefeld: Bertelsmann 2008, 172 S., ISBN: 978-3-7639-1108-0
INHALT: Die Publikation dokumentiert Beiträge und Verlauf des 5. BIBB-Fachkongresses, der
sich mit der Fragestellung befasste, welche Antworten die berufliche Bildung auf die drängenden Fragen der Gegenwart geben, welche zukunftsweisenden Perspektiven sie aufzeigen
und welche innovativen Lösungskonzepte sie entwickeln muss. Zu Beginn des Kongresses
wurden unter der Themenstellung 'Was müssen wir für eine leistungsfähige Berufsbildung in
der Zukunft tun?' die reformpolitischen Konzepte von Vertretern der Politik aus Bund und
Ländern, der Arbeitgeber und der Gewerkschaften vorgestellt und erläutert. Anschließend
wurden in acht Foren und ca. 30 Arbeitskreisen alle aktuellen Fragen der beruflichen Bildung
diskutiert: Forum 1: Strategien zur Sicherung von Ausbildung, Weiterbildung und beruflicher
Kompetenz; Forum 2: Neue Strukturkonzepte und innovative Entwicklungen bei der Ordnung
der Berufsbildung; Forum 3: Qualität in der beruflichen Bildung; Forum 4: Berufliche Bildung im Lebensverlauf; Forum 5: Qualifizierungsperspektiven für kleine und mittlere Unternehmen (KMU); Forum 6: Nachhaltige Entwicklung in der beruflichen Bildung; Forum 7:
Lernkulturwandel; Forum 8: Berufsbildung international: Vergleich - Kooperation - Marketing. Die Publikation besteht aus einem Buch und zwei CD-ROMs. In der Printversion fassen
die Koordinatoren und Koordinatorinnen der Foren die wesentlichen Ergebnisse und Perspektiven des Fachkongresses zusammen. Die CDs enthalten eine nahezu komplette Dokumentation aller Beiträge, Foren und Arbeitskreise einschließlich der Reden der Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung. (IAB)
[393-L] Burkert, Carola; Seibert, Holger:
Integrationspotenziale der dualen Berufsausbildung für Jugendliche mit
Migrationshintergrund, Berlin 2008, o. Sz. (Graue Literatur;
www.migration-boell.de/web/integration/47_1635.asp)
INHALT: "Die duale Berufsausbildung kombiniert praktisches Training im Betrieb sowie theoretisches Lernen in der Berufsfachschule. Noch immer mündet über die Hälfte der SchulabgängerInnen in Deutschland in eine betriebliche Ausbildung ein. Während ihrer Lehrzeit erwerben die Auszubildenden einen deutschlandweit anerkannten Ausbildungsabschluss. Dieser
stellt im beruflich qualifizierten Arbeitsmarkt in Deutschland eine wichtige Voraussetzung
für einen erfolgreichen Arbeitsmarkteinstieg dar. Allerdings sind jugendliche MigrantInnen
häufig mit ungleichen Bildung- und Ausbildungschancen ausgestattet. Das hat vielfältige und
keineswegs nur individuelle Ursachen. Es ergeben sich deutliche Hinweise dafür, dass das Risiko, nach der Ausbildung arbeitslos zu werden, für jugendliche MigrantInnen höher ist als
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.3 Berufliche Bildung
259
bei Deutschen - und zwar unabhängig von ihren individuellen Leistungen. Andererseits zeigt
sich aber auch, dass ausländische Jugendliche, die in Deutschland eine duale Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, in Teilen vergleichbare Chancen beim Berufseinstieg besitzen. Die in der Ausbildung erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten tragen also für ausländische Jugendliche zu einer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt bei, sofern sie den
Schritt von der Schule in die Ausbildung meistern konnten." (Autorenreferat)
[394-L] Gaupp, Nora; Lex, Tilly; Reißig, Birgit:
(Um-)Wege von Jugendlichen von der Hauptschule in die Berufsausbildung, in:
Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis : Zeitschrift des Bundesinstitut für Berufsbildung, Jg.
37/2008, H. 3, S. 24-28 (Standort: USB Köln(38)-XG1673; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Die Wege von Hauptschulabsolventinnen und -absolventen in eine Ausbildung differenzieren sich zunehmend aus. Nur einer Minderheit gelingt am Ende der Pflichtschulzeit der
direkte Einstieg in die Berufsausbildung. Der größere Teil ist gezwungen, unterschiedliche
Zwischenschritte zu gehen. Wie orientieren sie sich in dieser Situation? Welche Wege gehen
sie? Welche dieser Wege sind erfolgreich? Und welche dieser Wege sind mit Risiken behaftet? Um Antworten auf diese Fragen zu suchen, werden seit März 2004 die Bildungs- und
Ausbildungswege von Jugendlichen mit Hauptschulbildung in einer Längsschnittuntersuchung verfolgt. Für sie lassen sich die Übergänge aus der Schule in Ausbildung nachzeichnen." (Autorenreferat)
[395-L] Harney, Klaus; Hartkopf, Emanuel:
Bildungsbeteiligung und Sozialstruktur im beruflichen Schulsystem: Ergebnisse eines
Bildungsmonitoring auf der Grundlage von Schülerbestandsdaten und Schülerbefragungen,
(FIAB-Arbeitspapier, 9), Recklinghausen 2008, 54 S., ISBN: 978-3-925724-51-0 (Standort: IAB95-12.0102; Graue Literatur; www.ruhr-uni-bochum.de/fiab/pdf/buecher/arbeitspapier_9.pdf)
INHALT: Im Ruhrgebiet ist aufgrund der alternden Bewohner, des Familiennachzugs von Migranten und der gesunkenen Geburten- wie auch Zuzugsrate der deutschen Erwerbsbevölkerung eine möglichst weitgehende Integration der Schulabsolventen in das Ausbildungs- und
Hochschulsystem von besonderer Bedeutung. Für das Ausbildungssegment im Übergangsystem ist die mit dem Ausbildungsberuf verbundene Integration in die Lokalität und Regionalität der Umgebung an sozialräumlichen Verteilungsmechanismen erkennbar: Schüler der Berufskollegs, die auf den kompensatorischen Bereich der Bildungsgänge verwiesen sind, finden sich eher im örtlichen Nahbereich, sind stärker auf bestimmte Wohnquartiere konzentriert
und prägen so die bestehenden sozialräumlichen Strukturen den Profilen der jeweiligen kollegtypischen Schülerschaft auf. Die dargestellten Untersuchungen beziehen sich auf die Umsetzung der Ausbildungs- und Arbeitsmarktlage in die internen Profile und Verteilungsmechanismen des auf die beruflichen Schulen entfallenden Anteils am Übergangsystem. Sie beziehen sozialräumliche Strukturen ein und spiegeln die Verteilungsmechanismen in den Einstellungen und Perspektiven der Schüler wider. Im Einzelnen handelt es sich dabei um zwei
verschiedene, aber im Zusammenhang stehende Projekte, die im Herbst 2007 für das DGBBildungswerk NRW e.V. durchgeführt worden sind. Zum einen wurde eine Auswertung von
Daten des Landesamtes für Datenverarbeitung und -statistik NRW (Nordrhein-Westfalen/
260
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.3 Berufliche Bildung
Ruhrgebiet / Kreis Recklinghausen) sowie von Schülerbestandsdaten des Berufskollegs Herne
und zum anderen eine sozialstruktur- und einschätzungsorientierte Schülerbefragung an Berufskollegs im nördlichen Ruhrgebiet durchgeführt. Beide Projekte haben exemplarischen
Charakter, denn sie erschließen Daten, deren Anwendbarkeit im Rahmen eines indikatorengestützten Monitoring demonstriert wird. (IAB)
[396-F] Hoffarth, Melanie, Dipl.-Geogr. (Bearbeitung); Troeger-Weiß, Gabi, Prof.Dr. (Leitung):
Vermittlung Interkultureller Kompetenz durch das E-learning-tool "Interkulturelle Case
Study Tschechien-Deutschland" an Berufsschulen (Pilotprojekt)
INHALT: Das Projekt ist eine Maßnahme, um gerade Jugendlichen, die kurz vor Abschluss Ihrer
Ausbildung stehen, zu ermutigen, sich intensiv mit dem jeweiligen Nachbarn zu beschäftigen
und so die psychische Distanz, beruflich Projekte mit einer Firma im Nachbarland durchzuführen, zu verringern. Die Berufsschüler werden nach Abschluss ihrer Ausbildung vermehrt
in beruflichen Situationen arbeiten, die es erfordern erfolgreich und ohne Missverständnisse
mit Menschen im jeweiligen Nachbarland zu kommunizieren und zu arbeiten. Die Schüler
sollen anhand von internetgestützten Fallstudien spielerisch an typische Situationen im bayerisch-tschechischen Berufsalltag erfahren und das richtige Verhalten gegenüber dem Nachbarn üben. Durch diese Trainingsmaßnahmen und Übungen soll mittelfristig als ein Baustein
eine Steigerung von Kooperationen der KMU in den Nachbarregionen erreicht werden. Das
Projekt stellt eine Pilotstudie zur Umsetzung von Handlungsbedarfen, die durch das vom
Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung durchgeführte Projekt "Gute Nachbarschaft im bayerisch-tschechischen Grenzraum" ( www.gute-nachbarschaft.org ) gewonnen
wurden, dar und wird zusammen mit Partner aus Bayern und Böhmen durchgeführt. Die
Schulen Vimperk und Waldkirchen sind Modell-Schulen, in dem das neue Tool erprobt und
falls notwendig weiterentwickelt wird. Dieses Tool kann nach der Erprobungsphase von beliebig vielen Schulen genutzt werden. Eine Übertragung auf andere Schultypen wie Realschulen und Gymnasien ist gegeben. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bayerisch-tschechischer
Grenzraum
ART: BEGINN: 2008-02 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutschtschechischer Zukunftsfonds, Praha
INSTITUTION: Technische Universität Kaiserslautern, FB Architektur, Raum- und Umweltplanung, Bauingenieurwesen, Fachrichtung Raum- und Umweltplanung Lehrstuhl Regionalentwicklung und Raumordnung (Pfaffenbergerstr. 95, 67663 Kaiserslautern)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0631-205-4701, e-mail: troegerw@rhrk.uni-kl.de)
[397-L] Imdorf, Christian:
Der Ausschluss 'ausländischer' Jugendlicher bei der Lehrlingsauswahl: ein Fall von
institutioneller Diskriminierung?, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft
: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 2048-2058, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In der Schweiz sind bei vergleichbaren Schulqualifikationen die Lehrstellenchancen
der ausländischen Jugendlichen zum Teil massiv reduziert. Um allfällige betriebliche Ursachen hinter dieser Ungleichstellung gegenüber den Schweizern zu bestimmen, untersucht das
Heilpädagogische Institut der Universität Fribourg die Lehrlingsselektionen in kleinen und
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.3 Berufliche Bildung
261
mittleren Betrieben. Aus betrieblicher Perspektive wird analysiert, aufgrund welcher Kriterien, Verfahrensweisen und Begründungen Jugendlichen in kleingewerblichen Betrieben eine
Lehrstelle zugesprochen erhalten, und nach welchen institutionellen Logiken die Besetzung
beruflicher Ausbildungsplätze erfolgt. In Anlehnung an das Konzept der Institutionellen Diskriminierung wird der (Miss-)Erfolg von Schulabgängern bei der Lehrstellenbewerbung als
Resultat eines betrieblichen Klassifikationsprozesses in Abhängigkeit organisationsspezifischer Ressourcen und Bedürfnisse interpretiert. Als wesentlich gelten die betrieblichen Deutungen realer und antizipierter Ressourcen von Lehrstellensuchenden hinsichtlich ihrer späteren Produktivität im Verlauf der Ausbildung. Aus diskriminierungstheoretischer Sicht stellt
sich die Frage, ob die betrieblichen Annahmen über die Kapitalausstattung bestimmter Bewerbergruppen mit askriptiven Merkmalen in Verbindung gebracht werden. Um die Mechanismen der Lehrlingsselektionen aufzudecken, gilt es, das institutionell verfügbare Wissen
zur Begründung geläufiger Handlungs- und Entscheidungsroutinen zu analysieren. Zur Rekonstruktion betrieblicher Klassifikations- und Selektionsprozesse entlang nationaler Kategorien wurden Gatekeeper aus 67 Ausbildungsbetrieben mittels Experteninterviews befragt. Die
im erhobenen Textmaterial aufscheinenden Ausländerdiskurse wurden argumentanalytisch
ausgewertet und auf betriebliche Ressourcen und Bedürfnisse bezogen. Der Beitrag diskutiert, ob sich das Konzept der Institutionellen Diskriminierung bewährt, um den Ausschluss
bestimmter Migrantengruppen von kleingewerblichen Ausbildungsplätzen besser zu verstehen. Der Ausschluss zugewanderter Jugendlicher bei der Lehrlingsauswahl - ein Fall von institutioneller Diskriminierung?" (Autorenreferat)
[398-L] Jung, Dörthe; Schubert, Steffi:
Fachkräfte mit Migrationshintergrund - Übergänge vom Studium in den Beruf begleiten, in:
Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis : Zeitschrift des Bundesinstitut für Berufsbildung, Jg.
37/2008, H. 3, S. 29-30 (Standort: USB Köln(38)-XG1673; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Junge Akademiker und Akademikerinnen mit Migrationshintergrund stellen eine qualifizierte Gruppe junger Frauen und Männer dar, die sich auf dem hiesigen Stellenmarkt positionieren. In dem bundesweit angelegten Mentoringprogramm NetWork.21 erhalten sie beim
Obergang von Studium zum Beruf individuelle Begleitung. Der Beitrag stellt Ergebnisse der
wissenschaftlichen Begleitung vor." (Autorenreferat)
[399-F] Kenner, Martin, Dr.rer.pol. (Bearbeitung):
Interkulturelles Lernen an beruflichen Schulen
INHALT: Die Studie ist als Replikationstudie innerhalb des Projekts "Interkulturelles Lernen an
beruflichen Schulen" angelegt. Die im ersten Durchlauf 2002 mit einer Schulklasse durchgeführte Intervention soll mit ca. 5 Schulklassen wiederholt werden. Folgende Ziele stehen im
Vordergrund: praxisbezogene Weiterentwicklung und Erprobung der sechs Unterrichtseinheiten zum interkulturellen Lernen; Beschreibung der Kompetenzbereiche Einstellungen, Wissen
und moralisches Urteilsvermögen; Untersuchung des Einflusses der Intervention auf die
Kompetenzentwicklung. GEOGRAPHISCHER RAUM: Stuttgart
METHODE: Zum Einsatz kommen standardisierte, teilstandardisierte und offene Instrumente zur
Beschreibung von Einstellungen, von Wissen und der moralischen Urteilsfähigkeit. Zur Un-
262
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.3 Berufliche Bildung
tersuchung der Entwicklung sind drei Messzeitpunkte (prä, post1, post2) innerhalb eines halben Jahres angedacht. Ferner wird eine Kontrollgruppe (N=40) einbezogen. Untersuchungsdesign: Panel; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen (Stichprobe: ca. 80;
Karikaturerörterungen Schüler der Berufsschule; Auswahlverfahren: Zufall). Standardisierte
Befragung, schriftlich (Stichprobe: 100; Einstellungen, moralische Urteilsfähigkeit; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Kenner, M.: Interkulturelles Lernen an beruflichen Schulen. Ergebnisse einer Intervention in der einjährigen Berufsfachschule/ Metall zum Thema Vorurteile. in: Jung, Eberhard; Kenner, Martin (Hrsg.): Neue Bildungsmedien in der arbeits- und berufsbezogenen politischen Bildung. Didaktische Ansätze, Lerneffekte, Chancen. 13. Hochschultage Berufliche Bildung 2004, Fachtagung Politik. Bielefeld: Bertelsmann, 2004, S. 95114.+++Kenner, M.: Zur moralischen Dimension in der interkulturellen Begegnung. in: Gonon, Philipp; Klauser, Fritz; Nickolaus, Reinhold (Hrsg.): Bedingungen beruflicher Moralentwicklung und beruflichen Lernens. Wiesbaden: Verl. f. Sozialwiss. 2006, S. 49-61.+++Kenner, M.: Interkulturelles Lernen an beruflichen Schulen. Ergebnisse einer Interventionsstudie
in der einjährigen Berufsfachschule/ Metall. Stuttgarter Beiträge zur Berufs- und Wirtschaftspädagogik, Bd. 29. Aachen: Shaker 2007. ARBEITSPAPIERE: Kenner, M.: Interkulturelles Lernen an beruflichen Schulen. Vortrag auf der Herbsttagung der Sektion BWP in Erfurt 2003.
ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2009-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Universität Stuttgart, Fak. 10 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für
Erziehungswissenschaft und Psychologie Abt. Berufs-, Wirtschafts- und Technikpädagogik
(Geschwister-Scholl-Str. 24D, 70174 Stuttgart)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0711-685-83187, e-mail: kenner@bwt.uni-stuttgart.de)
[400-L] Schlömer, Anne:
Sprachdiagnose bei jugendlichen Migranten im Übergang zwischen Schule und Beruf, in:
Kölner Zeitschrift für Wirtschaft und Pädagogik, Jg. 23/2008, H. 44, S. 39-68
INHALT: "Der Großteil der in Deutschland bekannten Sprachdiagnoseverfahren ist für den Vorschul- und Grundschulbereich entwickelt worden, während nur wenige spezifische Sprachstandserfassungen für Berufsschüler vorliegen (oder für die Öffentlichkeit nicht zugänglich
sind). Ziel dieses Beitrags ist, Anforderungen an Sprachdiagnosesysteme für jugendliche Migranten, die sich in der Übergangsphase von der Schule in die Berufsausbildung bzw. ins Berufsleben befinden (d.h. ca. 15-20-jährige), zu formulieren. Nachdem in aller Kürze die Bedeutung von Sprachkompetenz, Sprachförderung und sprachentwicklungstheoretische Grundlagen für den Zweitspracherwerb erläutert werden, soll der Frage nachgegangen werden, was
eigentlich ein gutes Diagnosesystem ausmacht und welche besonderen Kriterien sich für die
hier betrachtete Zielgruppe ergeben. Die Qualitätsmerkmale werden einerseits aus den linguistischen Bedingungen des Zweitspracherwerbs, andererseits aus den sozialen und individuellen Bedingungen der Schüler abgeleitet. Eine Auswahl an Sprachdiagnosesystemen, die
in der Praxis bereits angewendet werden, wird diskutiert, um dann zusammenfassend die Anforderungen an ein Sprachdiagnoseinstrument für Migranten an Berufsschulen darzustellen
und sich daraus ergebende mögliche Konsequenzen für die Zukunft anzudeuten." (Autorenreferat)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.3 Berufliche Bildung
263
[401-L] Stein, Margit:
Ursachen und Abhilfemaßnahmen für die mangelnde Integration von jungen Menschen mit
Migrationshintergrund in das betriebliche Ausbildungssystem: Erfahrungen aus zwei
Modellversuchen, in: Wirtschaft und Berufserziehung : W & B ; Zeitschrift für Berufsbildung,
Jg. 60/2008, H. 8, S. 21-28 (Standort: USB Köln(38)-Haa952; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Im Rahmen des Beitrags werden die Erfahrungen mit der Integration von Personen
mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt geschildert. Der Fokus liegt in diesem Beitrag
auf der Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund in das betriebliche Ausbildungssystem und in das allgemein bildende Schulsystem. Um die Erfahrungen besser einordnen zu können, wird zunächst auf Basis der internationalen Schulleistungsforschung dargelegt, warum Personen mit Migrationshintergrund in Schule und Ausbildung bisher oftmals
nur mangelhaft integriert sind. Anschließend werden zwei Modellversuche vorgestellt, die
sich der Integration von Auszubildenden in die Betriebe gewidmet haben und die gut auf
Auszubildende mit Migrationshintergrund übertragen werden können." (Autorenreferat)
[402-L] Wieser, Regine; Dornmayr, Helmut; Neubauer, Barbara; Rothmüller, Barbara:
Bildungs- und Berufsberatung für Jugendliche mit Migrationshintergrund gegen Ende der
Schulpflicht: Endbericht, (AMS-Arbeitsmarktstrukturberichte), Wien 2008, 183 S. (Graue
Literatur;
www.forschungsnetzwerk.at/downloadpub/Berufsberatung_Jugendliche_Migrationshintergrund_
Endbericht.pdf)
INHALT: Angesichts der steigenden Komplexität der Arbeitswelt, die von neuartigen Qualifikationsanforderungen begleitet wird, spielt schulische und außerschulische Information, Beratung und Orientierung für Bildung und Beruf eine zentrale Rolle. Dies gilt in verstärktem
Maße für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Mittels qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden (Sekundärdatenanalyse, Literaturund Internetrecherche, qualitative Einzelbefragungen von Experten, moderierte Gruppensitzungen mit Experten sowie Jugendlichen)
untersucht die Studie inwieweit die Bildungs- und Berufsberatung Jugendliche mit Migrationshintergrund in Österreich erreicht. Es zeigt sich, dass trotz ihres hohen Bildungs- und Berufsberatungbedarfs Jugendliche mit Migrationshintergrund sowohl von schulischen Angeboten als auch von außerschulischen Angeboten weniger profitieren bzw. erreicht werden. Dies
gilt vor allem für Jugendliche mit türkischem bzw. serbisch-montenegrinischem Migrationshintergrund. Die Studie empfiehlt daher folgende Maßnahmen, um die Berufs- und Bildungsberatung für Jugendliche mit Migrationshintergrund zu verbessern: 'Genereller Ausbau der
Berufsorientierung, Bildungs- und Berufsberatung in der Schule (Berufsorientierung als eigenes Unterrichtsfach, Forcierung von Einzelberatung, etc.), Ausbau der geschlechtsspezifischen und geschlechtssensiblen Beratungsstellen, Forcierung von Berufsorientierungspässen,
Förderung der Sprachkompetenz in Erst- und Zweitsprache, Elternarbeit, Einsatz von Role
Models, Peer-Coaching und Mentoring-Programmen, Förderung der interkulturellen Kompetenz bei AMS-BeraterInnen und TrainerInnen, Einsatz von BeraterInnen und TrainerInnen
mit Migrationshintergrund, Förderung der Lehrlingsausbildung für MigrantInnen.' (IAB)
264
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.3 Berufliche Bildung
[403-L] Wildung, Xandra; Schaurer, Ines:
Interkulturelle Zusammenarbeit von Auszubildenden: Ergebnisse einer empirischen
Untersuchung, München 2008, 88 S. (Graue Literatur;
www.dji.de/bibs/DJI_Xenos_Endversion.pdf)
INHALT: Vor dem Hintergrund öffentlicher Debatten über Integrationsdefizite von Jugendlichen
mit Migrationshintergrund einerseits und über fremdenfeindliches Verhalten von Jugendlichen deutscher Herkunft andererseits gerät die Frage nach harmonischen und gut funktionierenden interkulturellen Beziehungen unter Jugendlichen aus dem Blick. Auf der Grundlage
empirischer Untersuchungen zur Zusammenarbeit von in der Metallindustrie ausgebildeten
Jugendlichen unterschiedlicher Herkunftskultur wird im der vorliegenden Publikation gezeigt,
wie diese im betrieblichen Alltag miteinander umgehen, wie sie sich untereinander verstehen,
welches Interesse sie an einer interkulturellen Zusammensetzung der Jugendlichen im Betrieb
haben und welche Unstimmigkeiten auftreten. Die empirischen Ergebnisse des XENOS-Projekts "Auszubildende und junge ArbeitnehmerInnen werden aktiv" stützen sich sowohl auf 86
persönliche Interviews vor allem mit Auszubildenden sowie deren Ausbildern und Ausbilderinnen als auch auf eine schriftliche Befragung von 886 Auszubildenden aus vier Großbetrieben der Unternehmen Bosch, Deutsche Bahn, Ford und Howaldtswerke Deutsche Werft. Der
durchschnittliche Anteil an Auszubildenden mit Migrationshintergrund beträgt 41 %. Es zeigt
sich, dass die meisten Jugendlichen bereits seit ihrer Kindheit interkulturell aufgewachsen
sind und interkulturelle Vorerfahrungen und damit soziale Kompetenzen mitbringen, die
Schlüsselqualifikationen für ein gemeinsames Lernen und Arbeiten im Betrieb darstellen und
sich günstig auf den Ausbildungsverlauf auswirken. Jugendliche aus interkulturell zusammengesetzten Lerngruppen sind mit ihrer Ausbildung deutlich zufriedener als jene, die ausschließlich mit eigenen Landsleuten zusammen ausgebildet werden. Die große Mehrheit aller
Azubis aus interkulturell zusammengesetzten Lern-Gruppen versteht sich in interkultureller
Hinsicht sehr gut bzw. gut und bevorzugt eine Ausbildung in interethnischer Zusammensetzung. Jedoch: Der Gebrauch einer anderen als der deutschen Sprache führt zu Irritationen.
Dennoch: Je größer die alltägliche Nähe und je regelmäßiger der betriebliche Umgang miteinander sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Azubis unterschiedlicher Herkunftskultur gut verstehen. (ICD2)
[404-L] Zöller, Ulrike:
Interkulturalität und Anerkennung in außerbetrieblichen Einrichtungen, in:
Bildungsforschung, Jg. 5/2008, Ausg. 1, 22 S.
(www.bildungsforschung.org/bildungsforschung/Archiv/2008-01/pdf/interkulturalitaet.pdf)
INHALT: "Der Beitrag beschreibt Ergebnisse einer qualitativen Studie zu interkulturellen Erfahrungen von Auszubildenden heterogener Herkunft und pädagogischen Fachkräften in außerbetrieblichen Einrichtungen. Herausgearbeitet wird, dass die Auseinandersetzung mit Anerkennung eine zentrale Rolle spielt und sich auf das Handeln beider Untersuchungsgruppen
auswirkt. Die Daten werden mit der Matrix sozialer Anerkennungsverhältnisse von Honneth
(1994) in Verbindung gebracht. Handlungsempfehlungen für ein Konzept professioneller Anerkennung schließen den Beitrag ab." (Autorenreferat)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.4 Hochschulbildung
15.4
265
Hochschulbildung
[405-L] Kristen, Cornelia; Reimer, David; Kogan, Irena:
Higher education entry of Turkish immigrant youth in Germany, in: International journal of
comparative sociology, Vol. 49/2008, No. 2/3, S. 127-151 (Standort: USB Köln(38)-XH824)
INHALT: "Drawing on three large datasets from the German Higher Education Information System Institute (HIS) from 1990, 1994 and 1999, the study reveals that Turkish youth are considerably more likely than Germans to enter tertiary education. This result sharply contrasts
with findings on the Turks' poor performance in primary and secondary school. The higher
propensity for tertiary education among Turks can, to some degree, be explained by their lack
of familiarity with the German system of dual vocational training and their educational motivation. Another important finding is that among those who enter higher education students of
Turkish origin choose, more often than Germans, academically oriented universities rather
than the lower-tier applied science universities. This is mainly due to the selection of more
traditional fields offered at universities by Turkish young adults. Our results indicate that the
educational decisions of these students after the Abitur by no means contribute to the established pattern of ethnic disadvantages in educational attainment in Germany." (author's abstract)
15.5
Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung
[406-L] Bethscheider, Monika:
Qualifikation - Weiterbildung - Arbeitsmarktintegration?: Migrantinnen und Migranten in
der beruflichen Weiterbildung, in: BIBB-Report, Jg. 2/2008, H. 4, S. 1-8
(www.bibb.de/dokumente/pdf/a12_bibbreport_2008_04.pdf)
INHALT: "In den Angeboten der beruflichen Weiterbildung laufen Migrantinnen und Migranten
bislang in der Regel 'einfach mit'. Das Spezifische ihrer Lernsituation wird bei der Gestaltung
der Kurse kaum berücksichtigt. Untersuchungen des Bundesinstituts für Berufsbildung
(BIBB) zeigen aber, dass eine bedarfsgerechte Unterstützung für diese Zielgruppe sinnvoll
und mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich ist. Der methodisch-didaktischen Kompetenz des Lehrpersonals und weiterbildungsbegleitenden Hilfen kommt dabei entscheidende
Bedeutung zu. Neue Impulse in diese Richtung verspricht ein Programm des Europäischen
Sozialfonds (ESF) zur berufsbezogenen Sprachförderung, mit dem Unterstützungsangebote in
Kursen der beruflichen Weiterbildung finanziert werden können. Der Beitrag skizziert zudem
weitere Schritte für eine bessere Arbeitsmarktintegration beruflich qualifizierter Migrantinnen
und Migranten." (Autorenreferat)
[407-F] Koch, Gertraud, Prof.Dr.phil. (Bearbeitung); Koch, Gertraud, Prof.Dr.phil. (Leitung):
Cross cultural knowledge transfer through eLearning
INHALT: The investigation addresses the question, how the different cultural conditions influence e-learning? The interest of this research is to identify and understand the role of culture
for using and shaping learning technologies. The interest is at first an academic one. Further-
266
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.5 Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung
more the results will build a solid source to generate guiding principles for the implementation of new intercultural e-learning projects and the improvement of the quality of such projects. The research is done in the multi-sited field of e-learning in international contexts. ELearning implementations, practices and actors in various countries are investigated.
METHODE: Research methods are qualitative interviews, participant observation and analysis of
documents and media. DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen;
Beobachtung, teilnehmend; Beobachtung, nicht teilnehmend; Gruppendiskussion; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Koch, G.: Global learning with digital media. Can cultural theory
inspire cross cultural online distance learning. in: Sudweeks, Fay; Hrachovec, Herbert; Ess,
Charles (eds.): Cultural attitudes towards technology and communication 2006. Proceedings
of the Fifth international conference on Cultural Attitudes towards Technology and Communication Tartu, Estonia, 28 June-1 July 2006. Murdoch 2006. ARBEITSPAPIERE: Forschungsbericht zum Crystal-Abschluss-Workshop in Kampala, Uganda. 9.-12. Mai 2005. Siehe: www.crystal-elearning.net .
ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department communication & cultural management, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft & Wissensanthropologie (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 07541-6009-1321, e-mail: gertraud.koch@zeppelin-university.de)
[408-L] Meinhard, Rolf:
Die ignorierte Elite: zur prekären Lage hochqualifizierter Einwanderer und der
Entwicklung von Studienangeboten zu ihrer beruflichen Integration, in: Dirk Lange (Hrsg.):
Migration und Bürgerbewusstsein : Perspektiven politischer Bildung in Europa, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 217-228, ISBN: 978-3-531-15773-3
INHALT: Der Verfasser beschreibt die prekäre Lage hochqualifizierter Einwanderer und die Entwicklung von Studienangeboten zu ihrer beruflichen Integration. Unbeachtet von Öffentlichkeit und Wissenschaft sind seit Beginn der 1990er Jahre viele Menschen mit hohen Qualifikationen nach Deutschland eingewandert. Obwohl sie auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden,
wird ihre akademische Ausbildung nicht anerkannt. Es wird ein spezifischer Studiengang vorgestellt, der für diese Einwanderergruppe konzipiert worden ist. Es handelt sich um das 2004
eröffnete einjährige Kontaktstudienangebot für eingewanderte Flüchtlinge aus den Bereichen
der pädagogischen oder sozialen Berufen unter dem Titel "Interkulturelle Kompetenz in pädagogischen Arbeitsfeldern". Dieses Modellprojekt orientierte sich an den Ressourcen der
TeilnehmerInnen. Der erste Studiengang, der mit einem Zertifikat endete, hat die Chancen auf
einen angemessenen Arbeitsplatz für die Absolventinnen und Absolventen signifikant verbessert: Wie in einer Begleituntersuchung ermittelt wurde, haben über 70% der Studierenden
nach Abschluss des Kontaktstudienganges eine entsprechende Beschäftigung gefunden. Ein
zweiter Studiendurchgang ergab ähnlich hohe Erfolgsquoten und führte zu dem Entschluss
der Universität Oldenburg, einen weiterbildenden BA-Studiengang "Interkulturelle Bildung
und Beratung" ab dem Wintersemester 2006 anzubieten. Es wird argumentiert, dass Deutschland auch in Zukunft die Einwanderung hochqualifizierter Menschen benötigt. Langsam setzt
sich aber offensichtlich die Einsicht durch, dass wir Immigranten mit hohen Kompetenzen in
der Wissensgesellschaft dringend brauchen und ihre Ressourcen nicht weiter verschleudert
werden dürfen. Wie die ersten Ergebnisse der Oldenburger Studienangebote zeigen, ist die er-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.5 Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung
267
folgreiche akademische Weiterbildung dieser Menschen zur Integration in den Arbeitsmarkt
relativ schnell und kostengünstig zu bewerkstelligen und kann zu einer echten Win-win-Situation führen. (ICG2)
[409-L] Schröder, Frank; Karnath, Susanne; Badel, Steffi; Boy, Jana:
Qualifizierung - Sprache - Integration: ein Modellprojekt zur beruflichen Integration von
jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund ; Projektdokumentation Anwendung Ergebnisse - Perspektiven, 1. Phase vom 01.10.2005 - 31.12.2006, Berlin 2007, 189 S.
(Standort: IAB-96-40.0115; Graue Literatur)
INHALT: "Das Modellprojekt 'Qualifizierung - Sprache - Integration (QSI)' wurde von zukunft
im zentrum GmbH entwickelt und zusammen mit vier Berliner Beschäftigungsträgern im
Auftrag der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales umgesetzt. Im Mittelpunkt
stand die kreative und innovative Verbindung von Angeboten der Sprachförderung, Qualifizierung und Beschäftigung, um jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund und Vermittlungshemmnissen die berufliche, aber auch gesellschaftliche Integration zu ermöglichen. Im
ersten Teil des vorliegenden Buches stellen die Projektverantwortlichen die Ziele von QSI,
den Ablauf, die Ergebnisse und daraus gezogene Schlussfolgerungen vor. Im zweiten Teil des
Buches befindet sich die umfassende Dokumentation zu den Evaluationsergebnissen der wissenschaftlichen Begleitung der Humboldt-Universität zu Berlin. Insgesamt zeichnet das Buch
einen interessanten Projektverlauf nach und bietet zahlreiche Ansatzpunkte für die Übertragbarkeit von Erkenntnissen und Ergebnissen auf andere Projekte und Maßnahmen." (Autorenreferat)
[410-L] Sprung, Annette:
Man lernt nie aus?: MigrantInnen in der Weiterbildung am Beispiel Österreichs, in:
Bildungsforschung, Jg. 5/2008, Ausg. 1, 17 S.
(www.bildungsforschung.org/bildungsforschung/Archiv/2008-01/pdf/oesterreich.pdf)
INHALT: "MigrantInnen sind in der Weiterbildung unterrepräsentiert, ihre schlechte Position auf
dem Arbeitsmarkt lässt jedoch unter anderem einen erhöhten Bildungsbedarf erkennen. Der
Beitrag analysiert die Bildungs- und Arbeitsmarktsituation erwachsener MigrantInnen in Österreich und diskutiert Ursachen einer geringen Bildungsbeteiligung. Des Weiteren werden
die pädagogisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik reflektiert sowie
Fragen zu Migration und Weiterbildung in den Kontext des Lebenslangen Lernens gestellt."
(Autorenreferat)
15.6
Übergreifende Themenstellungen zur Bildungssituation
[411-L] Allemann-Ghionda, Cristina; Pfeiffer, Saskia (Hrsg.):
Bildungserfolg, Migration und Zweisprachigkeit: Perspektiven für Forschung und
Entwicklung, (Pädagogik, Bd. 5), Berlin: Frank & Timme 2008, 153 S., ISBN: 978-3-86596-1532 (Standort: UB Erlange-Nürnberg(29T)-P25/9Fc20082903)
268
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.6 Übergreifende Themenstellungen zur Bildungssituation
INHALT: "Seit dem 'PISA-Schock' ist der geringe Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in Deutschland ein bildungspolitisch und pädagogisch vieldiskutiertes Thema. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Bildungserfolg dieser Kinder und
einer gezielten Förderung ihrer Zweisprachigkeit? Warum sind einige ethnische Gruppen offenbar erfolgreicher als andere? Wie wirksam sind verschiedene Bildungsangebote zur
sprachlichen Förderung? Welche Desiderate und Perspektiven ergeben sich aus der aktuellen
Situation für Forschung und Entwicklung? Die Autorinnen und Autoren des vorliegenden
Bandes beleuchten diese Fragestellungen ausgehend von aktuellen Forschungsergebnissen
und stellen Lösungsansätze vor." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Kornelia Haugg: Grußwort des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) (13-18); Antonio Puri Purini: Grußwort S.E. des Botschafters von Italien in Deutschland (19-22); Cristina AllemannGhionda: Zweisprachigkeit und Bildungserfolg der Migrantenkinder vor dem Hintergrund europäischer Mehrsprachigkeit - Thesen und Forschungsbedarf (23-44); Brent Ahrenholz: Zum
Zweitspracherwerb bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund - Forschungsstand und Desiderate (45-56); Norbert Dittmar: Ethnolektale Varietäten des Deutschen? Eine
soziolinguistische Herausforderung (57-68); Oliver Walter: Lesekompetenz und Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund: Wie lassen sich Unterschiede
erklären? (69-84); Maria De Benedetti: Schulische und soziale Integration von Schülern mit
starken Bildungsdefiziten (85-92); Rosella Benati: Anmerkungen zu zweisprachigen Angeboten (Deutsch-Italienisch) in Deutschland unter Berücksichtigung von Evaluation (93-102);
Saskia Pfeiffer: Kommunikation und Kooperation zwischen Schule, Elternhaus und außerschulischen Institutionen - Überlegungen aus erziehungswissenschaftlicher Sicht (103-116);
Dorothea Frenzel: Kommunikation und Kooperation zwischen Elternhaus, Schule und außerschulischen Partnern - Das Beispiel der deutsch-italienischen Gesamtschule Wolfsburg (117128); Doris Edelmann: Lehrer/innenbildung im Kontext migrationsbedingter Heterogenität Welche Kompetenzen brauchen Lehrpersonen, damit sie in mehrsprachigen Klassen effektiv
unterrichten können? (129-138).
[412-L] Allemann-Ghionda, Cristina:
Für die Welt Diversität feiern - im heimischen Garten Ungleichheit kultivieren?: von
gegenläufigen Entwicklungen in der Politik, Theorie und Praxis der interkulturellen Bildung
in Europa, in: Zeitschrift für Pädagogik, Jg. 54/2008, H. 1, S. 18-33 (Standort: USB Köln(38)BP6740; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In diesem Beitrag wendet sich die Autorin in einem ersten Schritt der Entwicklung
der interkulturellen Erziehung bzw. Bildung und Pädagogik als erziehungswissenschaftlichem
Ansatz zu, wobei aus systematischen Gründen europäische Diskurse im Mittelpunkt stehen.
In einem zweiten Schritt werden Stellungnahmen europäischer Institutionen zur Interkulturalität und Diversität den bildungspolitischen Rhetoriken zweier Bildungssysteme (Deutschland
und Italien) gegenübergestellt. In einem dritten Schritt zeigt die Autorin, wie die OECD-Analysen der Ergebnisse von PISA, welche die bekannte Diskrepanz zwischen den Leistungen
der Migranten und denjenigen der Nichtmigranten bestätigen, zu einem neo-assimilationistischen Kurs beitragen, der sich in neueren nationalen und regionalen bildungspolitischen Programmatiken widerspiegelt und dem europäischen Lob der Diversität widerspricht. Für die
weitere Theoriebildung auf dem Gebiet der Interkulturalität und Diversität stellt sich die
Grundsatzfrage, wie das für die interkulturelle Bildung zentrale Paradigma der Gleichheit und
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.6 Übergreifende Themenstellungen zur Bildungssituation
269
Anerkennung von Kulturen im Verhältnis zu den mindestens ebenso wichtigen Kategorien
sozioökonomischer Status und Geschlecht zu gewichten ist." (Autorenreferat)
[413-L] Allmendinger, Jutta; Helbig, Marcel:
Zur Notwendigkeit von Bildungsreformen, in: WSI Mitteilungen : Monatszeitschrift des
Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung, Jg. 61/2008, H.
7, S. 394-399 (Standort: USB Köln(38)-Haa964; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ökonomie und Gerechtigkeit: Zwei Termini, die sich allzu oft diametral gegenüberstehen. In der aktuellen Diskussion um die Notwendigkeit einer umfassenden deutschen Bildungsreform kommt es zu einem Schulterschluss der beiden Perspektiven. Deutschland benötigt für das zukünftige Wirtschaftswachstum gut gebildete Personen. Aufgrund des demografischen Wandels mit insgesamt deutlich weniger jungen Menschen reicht es nicht mehr, Kindern aus bildungsnahen Elternhäusern eine gute Bildung zu geben. Es gilt, insbesondere Kindern aus bildungsfernen Schichten zügig Chancen im Bildungssystem zu eröffnen. Forderungen der Wirtschaft und Anforderungen einer Gesellschaft, die den Anspruch auf Chancengleichheit zumindest formuliert, treffen sich. Der Beitrag beschreibt Ungleichheiten des deutschen Bildungssystems und Möglichkeiten ihres Abbaus. Migrationshintergrund, Geschlecht
und soziale Schicht werden thematisiert und es wird gezeigt, wie die daraus resultierenden
Ungleichheiten im föderalen Bildungssystem weiter verstärkt werden. Die Notwendigkeit einer Bildungsreform war nie größer, der Zeitpunkt nie günstiger als heute." (Autorenreferat)
[414-L] Bandorski, Sonja:
Ethnische Identität als Ressource für die Bildungsbeteiligung?, in: Bildungsforschung, Jg.
5/2008, Ausg. 1, 25 S.
(www.bildungsforschung.org/bildungsforschung/Archiv/2008-01/pdf/identitaet.pdf)
INHALT: "Auf der Grundlage einer quantitativen Studie bei 15- bis 21-jährigen Mädchen und
jungen Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland mit 950 Befragten untersucht der
Artikel die Zusammenhänge zwischen der ethnischen Identität und der Bildungsbeteiligung.
In einer explorativen Sekundäranalyse der Daten wird die ethnische Identität dabei als mehrdimensionales Konstrukt verstanden und als solches verwendet. Dadurch offenbart sich eine
Gleichzeitigkeit von Orientierungen an Deutschland und/ oder dem Herkunftsland mit unterschiedlichen Effekten auf die Bildungsbeteiligung, darunter auch positive Effekte einer eigenethnischen Orientierung." (Autorenreferat)
[415-L] Betz, Tanja:
Ungleiche Kindheiten: theoretische und empirische Analysen zur Sozialberichterstattung
über Kinder, (Kindheiten ; Neue Folge), Weinheim: Juventa Verl. 2008, 423 S., ISBN: 978-37799-1544-7 (Standort: UB Bonn(5)-2008/6261)
INHALT: In einem ersten, theoretisch-methodologischen Teil weist die Untersuchung anhand der
Analyse und Dekonstruktion bestehender Berichtssysteme und Kindersurveys die Notwendigkeit eines eigenständigen Forschungsinstruments der Sozialberichterstattung über Kinder zur
Dokumentation der ungleichen Bildungsbedingungen und kulturellen Praktiken von Kindern
270
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
15.6 Übergreifende Themenstellungen zur Bildungssituation
(mit Migrationshintergrund) nach. Die dominierenden modernisierungstheoretischen Zugänge
propagieren das falsche Bild einer modernen Standardkindheit. Im zweiten, empirischen Teil
ihrer Untersuchung unterzieht die Verfasserin auf der Basis einer Sekundäranalyse des DJIKinderpanel ihren alternativen, ungleichheitstheoretischen Ansatz einer empirischen Überprüfung. Im interethnischen Vergleich werden strukturelle Unterschiede zwischen den Kindergruppen, charakteristische Bildungsbedingungen und soziokulturelle Grenzziehungen
sichtbar. Das wesentliche Ergebnis der Untersuchung ist, dass von mehreren ungleichen
Kindheiten auszugehen ist und dass eine ungleichheitstheoretische Sozialberichterstattung
über Kinder ein Gewinn für die Kindheitsforschung zu sein verspricht. (ICE2)
[416-L] Carey, David:
Improving education outcomes in Germany, (OECD Economics Department Working Papers,
No. 611), Paris 2008, 47 S. (Graue Literatur;
www.olis.oecd.org/olis/2008doc.nsf/LinkTo/NT0000317E/$FILE/JT03245676.PDF)
INHALT: "Improving education outcomes is important for Germany's long-term economic performance and social cohesion. While student achievement is above the OECD average in
science and at the OECD average in reading and mathematics according to the 2006 OECD
PISA study, weaker students tend to do badly by international comparison and socio-economic and/or immigrant backgrounds have a large impact. Another problem is that the proportion of younger people that completes tertiary education is relatively low. The authorities are
undertaking wide ranging reforms touching all levels of education to tackle these problems.
Nevertheless, there is scope to go further by: increasing participation in early childhood education and care of children from less advantaged socio-economic backgrounds and improving
the quality of such education; improving teaching quality; reducing stratification in the school
system; and making tertiary education more attractive and responsive to labour-market requirements. With the reforms underway or suggested, Germany would be able to look forward to
higher education achievement and attainment and, especially, greater equality of education
opportunity." (author's abstract)
[417-F] Dombrowski, Rosine, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Solga, Heike, Prof.Dr. (Leitung):
Soziale Ungleichheiten in schulischer und außerschulischen Bildung - Stand der Forschung
und Forschungsbedarf
INHALT: Ziele des Projekts sind eine Bestandsaufnahme des bisherigen Wissenstands sowie die
Spezifizierung von Handlungs- und Forschungsperspektiven hinsichtlich sozialer Ungleichheiten in der schulischen und außerschulischen Bildung - mit Schwerpunkt auf den schulischen Bereich - entlang folgender Leitfragen: Wie ist der Stand der Forschung zur sozialen
Strukturierung von schulischen und außerschulischen Bildungschancen nach sozialer Herkunft, Ethnizität und Geschlecht? Welche (Bildungs-)Berichte gibt es in diesem Bereich, die
auf Chancengleichheit Bezug nehmen? Was sind die Kernaussagen der Studien im Hinblick
auf soziale Ungleichheit? Welche Lösungen zum Abbau sozialer Ungleichheit werden in diesem Bereich diskutiert? Welche Lücken und Schwächen weisen die Studien aus arbeitnehmerorientierter Perspektive auf? Welche offenen Forschungsfragen und Handlungsperspektiven bestehen aus mitbestimmungspolitischer Perspektive?
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15.6 Übergreifende Themenstellungen zur Bildungssituation
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ART: BEGINN: 2008-06 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Hans-Böckler-Stiftung
INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Bildung, Arbeit
und Lebenschancen Abt. Ausbildung und Arbeitsmarkt (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-25491-171, Fax: 030-25491-180, e-mail: solga@wzb.eu)
[418-L] Fuchs, Marek; Sixt, Michaela:
Die Bildungschancen von Aussiedlerkindern, (SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data
Research, 105), Berlin 2008, 23 S. (Graue Literatur;
www.diw.de/documents/publikationen/73/85419/diw_sp0105.pdf)
INHALT: "Mit der Zuwanderung der Aussiedler war zumindest partiell die Erwartung verbunden, dass sie - anders als die zuvor und parallel zuwandernden nicht-deutschen Migranten leichter in der aufnehmenden Gesellschaft aufgehen würden. Der vorliegende Beitrag untersucht diese Frage im Hinblick auf die Bildungschancen der Kinder der Aussiedler im Vergleich mit denen anderer Migrantenkinder und denen der autochthonen Bevölkerung. Dabei
wird eine Drei-Generationen-Perspektive eingenommen, um den Effekt von Eltern und Großeltern auf die Bildungschancen der Kinder zu untersuchen. Als Datengrundlage dient das Soziooekonomische Panel (DIW, Berlin). Es bietet die Chance, den Einfluss der Migrationserfahrung der Aussiedlerkinder vom Einfluss des sozio-ökonomischen und sozio-kulturellen
Status der Herkunftsfamilie zu trennen. Die Ergebnisse zeigen erstens, dass selbst nach Kontrolle der sozialen Herkunft die Aussiedler - wie die übrigen Migranten - zu einem geringeren
Anteil Kinder mit Hochschulreife haben, als einheimische Deutsche. Zweitens verdeutlichen
die Analysen, dass es bei den Aussiedlern vor allem diejenigen Eltern sind, die im Herkunftsland gegenüber den Großeltern einen Bildungsaufstieg erreicht haben (und darunter vor allem
die erstmals auf akademisches Niveau Aufgestiegenen), deren Kinder in Deutschland besonders geringe Bildungschancen haben. Demgegenüber weisen die Kinder der etablierten Akademiker unter den Aussiedlern (bei denen also auch schon die Großeltern akademisch gebildet sind) Bildungschancen auf, die denen der Kinder einheimischer deutscher etablierter Akademiker vergleichbar sind." (Autorenreferat)
[419-L] Himmelmann, Gerhard:
Perspektiven europäischer Bürgerschaftsbildung in Einwanderungsgesellschaften: Beiträge
zum European Year of Citizenship through Education, in: Dirk Lange (Hrsg.): Migration und
Bürgerbewusstsein : Perspektiven politischer Bildung in Europa, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 68-77, ISBN: 978-3-531-15773-3
INHALT: Der Verfasser zeigt Perspektiven einer neuen europäischen Bürgerschaftsbildung in
Einwanderungsgesellschaften auf und erkennt diese im Kontext internationaler Konzepte der
Demokratieerziehung. Es wird gezeigt, dass die neue Form der Bürgerschaftsbildung, wie sie
u. a. in den Konzepten des Europarates zum Ausdruck kommen, auch eine neue Form der Erziehung und Sozialisation in den Schulen selbst umfasst. Mit Sorge, so der Autor, muss man
verschiedene Entwicklungen in den Grundschulen und vor allem in den Haupt- und Realschulen sowie speziell in den Berufsschulen betrachten. Demokratie heißt im konkreten Verhalten
nicht etwa "Demokratie ist, was ICH will", sondern setzt gegenseitigen Respekt, Toleranz
und Anerkennung voraus, aber auch die Beachtung von gemeinsamer Verantwortung, Diszi-
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plin und Kooperation zu gemeinsamen Zwecken. Disziplinlosigkeit und mangelhafte Erziehung kann auch als "undemokratisches Verhalten" gegenüber anderen gedeutet werden. Je
mehr Unterschiede in Sprache, Verhalten, religiöser Einstellung sowie ethnischen Zugehörigkeiten oder Sitten und Gebräuchen in Einwanderungsgesellschaften, zu denen Deutschland
unzweifelhaft gehört, bestehen, desto wichtiger bleibt die betont demokratisch-rechtsstaatliche Erziehung und Bildung, um das Zusammenleben zu stabilisieren und das Gesellschaftsprojekt Demokratie in einem wertgebundenen Balancezustand zu halten. (ICG2)
[420-L] Hummrich, Merle:
Jugendliche Bildungsräume unter Bedingungen der Migration, in: Bildungsforschung, Jg.
5/2008, Ausg. 1, 16 S.
(www.bildungsforschung.org/bildungsforschung/Archiv/2008-01/pdf/jugend.pdf)
INHALT: "In dem Artikel geht es um Strategien der Nutzung von Bildungsräumen durch weibliche Migrantenjugendendliche aus dem Arbeitermilieu. Nicht die die Frage von Zugehörigkeit(en) oder Abstammung steht dabei im Vordergrund, sondern die strukturellen Integrationsrisiken und ihre Bewältigung. Die raumanalytische Perspektive soll dazu dienen, die jeweils vereinseitigenden Perspektiven auf Chancen oder Defizite der Migration zu verlassen
und die aktiven Handlungsstrategien zu betrachten." (Autorenreferat)
[421-L] Liakova, Marina:
Migration und Identifikation: das Verhalten der Migrantenjugendlichen zur deutschen
Geschichte, in: Andreas Goldberg (Hrsg.): Integration des Fremden als politisches Handlungsfeld
: Festschrift für Faruk Sen zum 60. Geburtstag, Essen: Klartext-Verl., 2008, S. 97-111, ISBN:
978-3-89861-566-2 (Standort: UB Essen(465)-E11NXNS1269)
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit einem vernachlässigten Aspekt der gesellschaftlichen und
schulischen Integration Jugendlicher mit Migrationshintergrund in Deutschland: Ungeachtet
der verspäteten staatlichen Anerkenntnis der sich aus Einwanderung ergebenden Integrationsherausforderungen verbindet viele Migranten inzwischen eine jahrzehntelange gemeinsame
Geschichte mit dem neuen Heimatland. Bei ihnen bilden sich neue Identitäten heraus, die
nicht allein aufgrund der Herkunft, sondern nur angesichts der Migrationsgeschichte verständlich werden. Anhand von Interviews in Schulkassen weist die Autorin nach, dass dabei
eben die Tatsache des Migrationshintergrunds an sich für die Herausbildung eines historischen Bewusstseins entscheidender ist als die nationalen Geschichtsschreibungen. Die historische Identität einer Gruppe oder einer Person ist ein "Akt des Positionierens" im sozialen
Feld, der Selbst- und Fremdlokation. Der Bezug zur Geschichte der Aufnahmegesellschaft
fungiert als ein aussagekräftiger Indikator für die Integrationserfolge bzw. -defizite der Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die Befunde sind insgesamt von Relevanz für die Frage, wie Geschichtsunterricht im multikulturellen Klassenverband zukünftig aussehen sollte.
(ICA2)
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[422-L] Liebau, Eckart; Zirfas, Jörg (Hrsg.):
Ungerechtigkeit der Bildung - Bildung der Ungerechtigkeit, Opladen: B. Budrich 2008, 220 S.,
ISBN: 978-3-86649-156-4
INHALT: "Unsere Bildungssysteme beruhen auf zwei Maximen: Individualität soll möglichst individuell gefördert werden - dadurch wird Ungleiches ungleich behandelt, um allen gleiche
Bildungschancen zu eröffnen (und somit Gleiches gleich zu behandeln). Diese Maximen werfen die Fragen nach den Kriterien für Gleichheit und Ungleichheit, für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit in Theorie und Praxis der Bildung auf - unabhängig davon, ob man vom Leistungsdenken, von Eliten- und Begabtenförderung, von Geschlechterdifferenzierung, von
Schulformen, Herkunftsmilieus, Prüfungen und Zensuren oder von Chancen, Selektion und
Allokation spricht. Das Buch geht gezielt von diesem paradoxen Ansatz aus, um genau zu
analysieren, welche Konsequenzen dies für die aktuellen Bildungssysteme und die darin Lernenden nach sich zieht. Dieser Band setzt sich mit der Verschränkung von Ungerechtigkeit
und Bildung in dreifacher Perspektive auseinander: Er untersucht die Ungerechtigkeit der Bildung im Blick auf die objektiven Voraussetzungen, die institutionellen Prozesse und die subjektiven Erfahrungen und Einschätzungen von Ungerechtigkeit. Dabei geht es insbesondere
um das Verhältnis von Gleichheit, Gerechtigkeit, Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Fragen
der Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit spielen in allen pädagogischen Feldern eine zentrale
Rolle. Im Mittelpunkt des Zusammenhangs von Bildung und Ungerechtigkeit steht die Frage
nach den Kriterien der Bewertung von Gleichheit und Ungleichheit: Eine Theorie der Ungerechtigkeit kann ohne eine Theorie von Gleichheit und Ungleichheit nicht auskommen. Aber
die eine Dimension kann nicht ohne weiteres in die andere überführt werden. Der Band geht
unter dieser Perspektive Bildungsprozessen in kultureller und politischer, in generativer, geschlechtlicher, herkunftsbedingter und schulischer sowie in moralischer und ästhetischer Hinsicht nach." (Autorenreferat)
[423-L] Münk, Hans Jürgen (Hrsg.):
Wann ist Bildung gerecht?: ethische und theologische Beiträge im interdisziplinären
Kontext, (Forum Bildungsethik, Bd. 4), Bielefeld: Bertelsmann 2008, 344 S., ISBN: 978-3-76393654-0
INHALT: "Die Beiträge vermitteln einen Einblick in die interdisziplinären Forschungen von
theologischen EthikerInnen, die sich mit Bildungsgerechtigkeit auseinandersetzen. Die Bedeutung von ethischer Bildung für die Qualität der Selbstbestimmung des Einzelnen und seine Teilnahme an gesellschaftlich-politischen Prozessen ist dabei ebenfalls relevant. Damit
verknüpft ist auch die Frage, unter welchen Erfolgs- und Risikobedingungen heutige ethische
Identitätsbildung steht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Begriffliche, historische und
ethische Grundlagen - Jürgen Oetkers; Bildung und Gerechtigkeit: Zur historischen Vergewisserung der aktuellen Diskussion (23-48); Axel Bernd Kunze: Das Menschenrecht auf Bildung (49-72); Christof Mandry: Vom Wert der Bildung und dem moralischen Recht auf Bildung (73-89); Gertrud Nunner-Winkler: Basiskompetenzen für eine verantwortliche Lebensführung (90-112); Hille Haker: Bildung der Identität als ethische Identität(113-126); Stephan
Goertz: Identität bilden (127-143); Jochen Sautermeister: Gewissens-Bildung (144-157); Sigrid Müller: Mensch oder Christ werden durch Bildung? (158-175). Ethische Bildungsfrage
und gesellschaftliche Brennpunkte - Walter Lesch: Ethische Bildungsimpulse in der Mediengesellschaft (177-195); Dieter Hermann: Konzeption einer kriminalpräventiven Ethik (196-
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214); Katja Neuhoff: Das Menschenrecht auf Bildung für Migrant/inn/en realisieren (215230); Werner Veith: Kontinuität und Wandel im Verhältnis pädagogischer Generationen
(231-245). Ethik und Pädagogik - Ulrich Kropac: Ethische Bildung und Erziehung junger
Menschen im christlichen Horizont (247-263); Markus Vogt: Zur Rolle der Ethik im Programm "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (264-292); Stefan Meyer-Ahlen: Ethisches
Lernen als Herausforderung und eigenes Anliegen der Moraltheologie in der pluralistischen
Gesellschaft (293-307); Katja Winkler: "Wir sind alle unser Leben lang moralisch unterwegs"
(308-331). Eberhard Schockenhoff: Rückblick und Perspektiven (333-342).
[424-L] Niesyto, Horst; Ketter, Verena:
Jugendliche und Web 2.0: Nutzung und medienpädagogische Förderung in
bildungsbenachteiligten Milieus, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik,
Jg. 52/2008, H. 2, S. 23-29
INHALT: "Es reicht nicht aus, nur auf die technischen, ästhetischen und kommunikativen Potenziale von Web 2.0 hinzuweisen. An der Zielgruppe Jugendliche verdeutlicht der Beitrag soziokulturelle Unterschiede in der Nutzung von Internet und Web 2.0. Am Beispiel einer aktuellen Praxisforschungsstudie werden erste Befunde referiert, die Möglichkeiten einer medienpädagogischen Förderung insbesondere in bildungsbenachteiligten Milieus aufzuzeigen." In
ihrem Beitrag geben die Autoren zunächst eine Übersicht über den aktuellen Forschungsstand
zur Nutzung von Web 2.0 durch Jugendliche. Sie zeigt, dass die Befunde nicht einheitlich
sind. Während in einigen Studien, insbesondere in der JIM-Studie 2007, kein relevanter Unterschied bei der Nutzung des Netzes bezüglich Bildungshintergrund festgestellt wurde, betonen andere Studien verschiedene Aspekte, die auf die Bedeutung bildungsbezogener und soziokultureller Unterschiede für die Art und Weise der Nutzung von Web 2.0 hinweisen. In
dem praxisbezogenen Forschungsprojekt "Medienbildung im Kontext von Web 2.0", das im
Rahmen des Promotionsverfahrens der Autorin entwickelt wurde, wurde untersucht, über
welche Vorerfahrungen Jugendliche mit Web 2.0 verfügen, welche Potenziale Web 2.0 für
Bildung und Lernen in der außerschulischen Jugendbildung bietet und welche Konzepte für
eine handlungsbezogene Medienarbeit mit Web 2.0 zielgruppenspezifisch zu entwickeln sind.
Ergebnisse, die in der explorativen Phase des Projektes gewonnen wurden, werden vorgestellt. (PT2)
[425-L] Organisation for Economic Co-operation and Development -OECD-; Bundesministerium
für Bildung und Forschung (Bearbeiter) (Hrsg.):
Bildung auf einen Blick 2008: OECD-Indikatoren, Bielefeld: Bertelsmann 2008, 565 S., ISBN:
978-3-7639-3509-3
INHALT: "Die Daten der OECD-Bildungsstudie 2008 zeigen deutliche Bemühungen, die Investitionen in Bildung zu steigern. Ob jedoch in allen OECD-Ländern die Ressourcen, die zur
Verfügung stehen, für die demografischen und strukturellen Veränderungen der letzten 10
Jahre ausreichend sind, ist fraglich. Die Kennzahlen des aktuellen Berichts zeigen, dass besonders im Tertiärbereich die Teilnehmerzahlen als Folge der Wissensgesellschaft und ihrer
Anforderungen sowie der zunehmenden Bildungsbeteiligung steigen. Auf der anderen Seite
gibt es besonders bei Bildungseinrichtungen im Tertiärbereich finanzielle Probleme, die die
Qualität der angebotenen Studiengänge gefährden können. Der Anteil der Studienanfänger
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wie auch der Graduierten je Jahrgang ist in den meisten OECD-Ländern in den vergangen
Jahren schneller gewachsen als in Deutschland - und das von einem deutlich höheren Niveau.
So ist der Anteil der Hoch- und Fachhochschulabsolventen je Jahrgang in Deutschland von
2000 bis 2006 von 18 auf 21 Prozent gestiegen. Im OECD-Schnitt wuchs der Graduiertenanteil je Jahrgang im gleichen Zeitraum dagegen von 28 auf 37 Prozent. Die OECD-Studie Bildung auf einen Blick 2008 hat sich zum Ziel gesetzt, besonders die bildungspolitischen Entscheidungen, die verschiedene Länder in diesem Bereich gefällt haben, zu untersuchen und
stellt diese Ergebnisse vor. Zu den Daten, die in dieser Ausgabe zusätzlich ausgewertet werden, gehören u.a.: Studienanfängerquoten, nach Fächergruppen untergliedert; Daten zu den
Leistungen 15-Jähriger in Naturwissenschaften; Analyse des sozioökonomischen Hintergrunds von 15-Jährigen und der Einschätzung der besuchten Schule durch ihre Eltern; Daten
zu den Erträgen aus Bildung; Informationen zur finanziellen Steuerung von Bildungseinrichtungen des Tertiärbereichs; eine Analyse der Effizienz des Ressourceneinsatzes; Daten zu den
Auswirkungen von Evaluationen und Leistungsmessungen in Bildungssystemen; Vergleich
der Entscheidungsebenen in den Bildungssystemen der einzelnen Länder." (Autorenreferat)
[426-L] Polat, Ayca:
Multikulturalismus und Bildungsgleichheit in Kanada: Vorbild für die migrationspolitische
Bildung in Deutschland, in: Dirk Lange (Hrsg.): Migration und Bürgerbewusstsein :
Perspektiven politischer Bildung in Europa, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 185202, ISBN: 978-3-531-15773-3
INHALT: Die Verfasserin setzt sich mit den Einwanderungskonzepten und der Bildungssituation
von Einwandererkindern in der kanadischen Gesellschaft auseinander. Sie stellt den kanadischen Multikulturalismus vor und führt in internationale Vergleichsstudien über die Schulsituation von Einwandererkindern ein. Sie geht davon aus, dass erfolgreiche Integration von
Einwanderern und deren Nachfolgegenerationen in entscheidendem Maße von den Chancen
abhängen, die ihnen die (Bildungs-) Institutionen des Aufnahmelandes gewähren. Am kanadischen Beispiel wird deutlich, wie sich das Selbstverständnis des Landes als multikulturelles
Land auch erfolgreich in den Schul- und Integrationskonzepten niederschlägt. In Deutschland
hing bis zu dem "PISA-Schock" der Bildungserfolg von Kindern aus Einwandererfamilien
und aus sozial schwachen Familien entscheidend vom Engagement der Eltern, einzelner Lehrer oder einem besonders ehrgeizigen bzw. hartnäckigen Charakter des jeweiligen Schülers
bzw. der Schülerin ab. Erst seit der PISA-Studie werden auf bildungspolitischer Ebene Überlegungen darüber angestellt, durch Reformen und Maßnahmen etwas gegen die Bildungsbenachteiligung von Kindern aus Migrantenfamilien und sozial schwachen Familien zu unternehmen. Es wird argumentiert, dass trotz der schwierigen Umstände Schüler mit Migrationshintergrund überwiegend eine hohe Bildungsmotivation aufweisen, die z.T. sogar höher ist
als bei Schülern ohne Migrationshintergrund. Auf diese generell positive Einstellung zum
Lernen soll mit angemessenen Maßnahmen eingegangen werden, um wichtige Potentiale
nicht zu vergeuden. Hierbei hilft es, von den Erfahrungen erfolgreicher Länder wie Kanada
zu lernen. Erforderlich ist aber auch ein Migrationsdiskurs, der differenziert und sachlich ist
und Einwanderung nicht als ein Problem versteht. Der alleinige Blick auf die Probleme von
Einwanderern ist eine zu stark verkürzte Sichtweise, denn er verkennt die Integrationsleistung
von vielen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, die - trotz der z.T. schwierigen Ausgangsbedingungen - sich einen Platz in der deutschen Gesellschaft verschafft haben.
(ICG2)
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[427-L] Ribolzi, Luisa:
Between inclusion and marginality: the role of education in migrant children, in: Journal of
social science education, 2007, H. 1, S. 45-56
(www.sowi-onlinejournal.de/2007-1/pdf/ribolzi_inclusion.pdf)
INHALT: "Creating and transmitting a common idea of European citizenship, based on values as
individual freedom, equality, tolerance, dignity of individuals independently from gender, religion, race or social class is possibly the main task for educational policies in school and in
permanent education. This is a difficult task, because European Union is becoming more and
more heterogeneous in its composition, but also because migrations have to be considered as
one of the social megatrends affecting Europe, increasing the community's complexity. The
rate of migrants students is growing also in Italy by number, native country and level of education: in this varied population school attendance could be both a source of marginalisation
or a tool for inclusion and social mobility. The concept of citizenship, including participation,
cooperation, and tolerance, becomes then crucial, and the socialisation processes and agencies
have to cooperate organizing education to support civicness, and mediating between ethnic
origin and culture and the values of the host countries." (author's abstract)
[428-L] Schmidt-Bernhardt, Angela:
Jugendliche Spätaussiedlerinnen: Bildungserfolg im Verborgenen, Marburg: Tectum Verl.
2008, 472 S., ISBN: 978-3-8288-9502-7
INHALT: In dem Buch wird zunächst die Geschichte der Russlanddeutschen von ihrer Ansiedlung im Russischen Zarenreich bis zur Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland skizziert. Anschließend wird die Situation der Spätaussiedler in Deutschland aus soziologischer
Perspektive beschrieben, und es werden ausgewählte Zugänge zur Identitätsbildung im Jugendalter vorgestellt. Vor diesem Hintergrund richtet sich der Blick auf jugendliche Spätaussiedlerinnen, insbesondere auf ihre geschlechtsspezifischen Migrationserfahrungen, auf ihre
Verarbeitung der Migration und ihre psychosoziale Identitätsentwicklung. Ein Schwerpunkt
liegt dabei auf der schulischen Sozialisation der Mädchen und jungen Frauen. Im Hauptteil
des Buches werden auf der Grundlage narrativer mehrphasiger Interviews sechs jugendliche
Spätaussiedlerinnen porträtiert, die mit ihren Familien im Alter von acht bis elf Jahren Anfang der 1990er Jahre aus Kasachstan und Russland nach Deutschland eingereist sind. Hierdurch entsteht ein 'differenziertes Bild einer Gruppe, die vieles gemeinsam hat: hohe Bildungsaspirationen, eine komplexe Migrationsgeschichte, enge familiäre Bindungen und große
Anpassungsbereitschaft'. (IAB)
[429-L] Söhn, Janina:
Bildungsunterschiede zwischen Migrantengruppen in Deutschland: Schulabschlüsse von
Aussiedlern und anderen Migranten der ersten Generation im Vergleich, in: Berliner Journal
für Soziologie, Bd. 18/2008, H. 3, S. 401-431 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In diesem Beitrag werden die in Deutschland erzielten Bildungserfolge von Migranten
untersucht, die im Zuge der großen Zuwanderungswellen seit 1987 als Minderjährige in die
Bundesrepublik migriert sind. Im Zentrum stehen die Bildungsungleichheiten zwischen zwei
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Migrantengruppen: Aussiedler einerseits und Zugewanderte nicht-deutscher Herkunft, die
über andere rechtliche Wege zugewandert sind, andererseits. Aus welchen Gründen erlangen
Aussiedlerjugendliche häufiger die Mittlere Reife, während die Vergleichsgruppe mehrheitlich nicht mehr als einen Hauptschulabschluss erreicht? Auf Basis eigener Auswertungen der
dritten Welle des DJI-Jugendsurveys aus dem Jahr 2003 wird gezeigt, dass solche Gruppenunterschiede nur teilweise mit den für die Bildungschancen zentralen Einflussfaktoren, wie
z.B. den der sozialen Herkunft, zu erklären sind. Der Aussiedlerstatus hat - vermittelt über die
spezifischen Einwanderungsregulierungen, Integrationspolitiken und sprachbezogenen Integrationsverläufen dieser Migrantengruppe - einen eigenständigen positiven Effekt auf die Bildungschancen in Deutschland." (Autorenreferat)
[430-F] Stanat, Petra, Prof.Dr. (Leitung):
Bildungsverläufe von Migranten (Teilprojekt im Rahmen des Nationalen Bildungspanels)
INHALT: Das Nationale Bildungspanel (National Educational Panel Study, NEPS), das 2008 seine Arbeit aufgenommen hat, wird ab 2010 Längsschnittdaten zu Kompetenzentwicklungen,
Bildungsprozessen, Bildungsentscheidungen und Bildungsrenditen in formalen, nicht-formalen und informellen Kontexten über die gesamte Lebensspanne erheben. Im Rahmen der Säule "Migration" sollen die Probleme spezifisch ethnischer Bildungsungleichheit und deren Verschränkung mit allgemeinen Mechanismen sozialer Bildungsungleichheit untersucht werden.
Das Teilprojekt des Arbeitsbereichs Empirische Bildungsforschung der FU Berlin wird sich
vor allem mit der Rolle von sprachlichen Faktoren für die Bildungsverläufe von Personen mit
Migrationshintergrund beschäftigen. Dies bezieht sich unter anderem auf Muster der Erstund Zweitsprachnutzung, sprachliche Kompetenzen in den Erstsprachen Türkisch und Russisch, Angebot und Nutzung von Maßnahmen der Erst- und Zweitsprachförderung sowie
sprachbezogene Aspekte von Identität und Akkulturation.
METHODE: Auf der Grundlage von soziologischen, psychologischen und erziehungswissenschaftlichen Theorien, die für die Identifikation von Determinanten des Bildungserfolgs von
Personen mit Migrationshintergrund relevant sind, werden Messinstrumente für die verschiedenen Alterskohorten des Nationalen Bildungspanels konstruiert. Diese Messinstrumente
werden in Pilotstudien erprobt und anschließend im Rahmen des Mehrkohorten-Längsschnittsdesigns des Nationalen Bildungspanels eingesetzt. Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face; Standardisierte Befragung, telefonisch; Standardisierte Befragung, schriftlich. Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Erziehungswissenschaft Arbeitsbereich Empirische Bildungsforschung (Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-8355-999, e-mail: petra.stanat@fu-berlin.de)
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16.1 Soziale Lage einzelner Gruppen
16
Lebenslagen und soziale Situation
16.1
Soziale Lage einzelner Gruppen
[431-L] Böhmer, Michael; Heimer, Andreas:
Armutsrisiken von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, (Materialien aus dem
Kompetenzzentrum für familienbezogene Leistungen im Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend), Berlin 2008, 50 S. (Graue Literatur;
www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Dossier-Kin
derarmut,property=pdf,bereich=,sprache=de,rwb=true.pdf)
INHALT: "Ziel des vorliegenden Dossiers ist es, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, wie Kinderarmut in Deutschland wirkungsvoll reduziert werden kann und wie sich die Lebenssituation von armutsgefährdeten Familien verbessern kann. Das Dossier liefert zum einen Daten
und Fakten für die aktuelle Debatte um den Einsatz und die Fortentwicklung von Instrumenten zur wirksamen Unterstützung von Familien und ihren Kindern in wirtschaftlich schwierigen Lebenssituationen. Zum anderen werden Perspektiven für die Reduzierung von Armutsrisiken vorgestellt. Damit wird den Zielen der nachhaltigen Familienpolitik Rechnung getragen, wie sie im siebten Familienbericht dargelegt wurden: Neben der frühen Förderung von
Kindern und der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit steht die Förderung der
wirtschaftlichen Stabilität der Familien und der Nachteilsausgleich zwischen Familientypen
im Mittelpunkt familienpolitischer Reformkonzepte. Das Dossier setzt vier Schwerpunkte: In
einem Hintergrundkapitel werden zunächst die hier zugrunde gelegte Definition des Armutsbegriffs sowie die Ursachen der gestiegenen Armutsgefährdung in Deutschland vorgestellt.
Das Dossier beschäftigt sich in seinen Analysen mit der materiellen Armutsgefährdung von
Kindern (ergänzend legt das Kompetenzzentrum weitere Erkenntnisse zu anderen Dimensionen von Armutsgefährdung vor). Es gibt zunächst Antworten auf die Fragen nach den sozialstrukturellen Ausprägungen der Armutsgefährdung von Kindern, wie dem Alter, dem Familientyp, Migrationshintergrund und Erwerbsstatus der Eltern. Die Ergebnisse für Deutschland
werden im Lichte international vergleichender Statistiken und Studien bewertet. Die Reichweite und Wirksamkeit familien- und sozialpolitischer Instrumente zur Armutsreduzierung
und -prävention bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland werden sodann überwiegend
auf der Basis des sozio-ökonomischen Panels berechnet und dargestellt. Auf der Grundlage
dieser Analysen schließt das Dossier mit einem Kapitel über Reformbedarf und Reformoptionen für ausgewählte Leistungen, die nach Zielrichtung und Wirksamkeit priorisiert sind, um
die Armutsgefährdung von Familien und ihren Kindern zu mindern." (Autorenreferat)
[432-L] Brenke, Karl:
Migranten in Berlin: Schlechte Jobchancen, geringe Einkommen, hohe
Transferabhängigkeit, in: Wochenbericht / DIW Berlin : Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Jg.
75/2008, Nr. 35, S. 496-507; Kopie über den Literaturdienst
erhältlichwww.diw.de/documents/publikationen/73/88442/08-35-1.pdf)
INHALT: "Der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund ist in Berlin nicht höher als in vergleichbaren deutschen Städten. Wegen der schlechten Wirtschaftsentwicklung und der allge-
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16.1 Soziale Lage einzelner Gruppen
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mein hohen Unterbeschäftigung in Berlin treten die mit Migration verbundenen ökonomischen und sozialen Phänomene hier jedoch besonders deutlich zutage. Dabei kommt zweierlei
zusammen: Zum einen ist in den großen Städten die Erwerbslosigkeit der Migranten generell
doppelt so hoch wie die der übrigen Bevölkerung. Zum anderen liegt gerade in Berlin die Arbeitslosigkeit weit über dem Durchschnitt. Das Ausmaß der Unterbeschäftigung der Migranten in der Stadt ist daher dramatisch. Jeder dritte ist erwerbslos. Ursache für die schlechten
Arbeitsmarktchancen sind vor allem unzureichende Qualifikationen. Die Qualifikationsstruktur der Migranten ist deutlich schlechter als die der übrigen Berliner. Allerdings ist dabei zu
differenzieren - etwa zwischen den westlichen Teilen Berlins und dem ehemaligen Ost-Berlin, wo die Migranten deutlich besser qualifiziert sind und auf dem Arbeitsmarkt besser abschneiden. Auch mit Blick auf die ethnische Herkunft gibt es große Unterschiede. Angesichts
dieser kritischen Ausgangssituation kommen auf die Landespolitik enorme Anforderungen
zu, denn mehr als 40 Prozent der Kinder unter zehn Jahren in Berlin haben einen Migrationshintergrund. Um die Aufgaben zu meistern, sind vor allem Anstrengungen bei der vorschulischen und bei der schulischen Ausbildung vonnöten." (Autorenreferat)
[433-L] Dahinden, Janine; Stants, Fabienne:
Arbeits- und Lebensbedingungen von Cabaret-Tänzerinnen in der Schweiz, (SFM-Studien,
48), Neuchâtel 2006, 203 S., ISBN: 978-2-940379-05-7 (Graue Literatur;
www.migration-population.ch/fileadmin/sfm/publications/rr/s_48.pdf)
INHALT: "Obschon die Situation der Cabaret-Tänzerinnen in der Öffentlichkeit immer wieder
Aufmerksamkeit erregt, existiert bislang wenig gesichertes Wissen über ihre Arbeits- und Lebensbedingungen. Die vorliegende Studie springt in diese Lücke. Auf der Basis von qualitativen ExpertInneninterviews sowie einer halbstandardisierten Befragung von Cabaret-Tänzerinnen gibt sie Antworten auf folgende Fragen: Wie präsentieren sich die Arbeits- und Lebensbedingungen von Cabaret-Tänzerinnen in der Schweiz, und von welchen Faktoren sind
sie beeinflusst? Lassen sich Diskrepanzen zwischen den rechtlichen Vorgaben und der Rechtspraxis im Arbeitsalltag ausmachen? Die Autorinnen zeigen die Komplexität der Einflussfaktoren auf die Situation der Cabaret-Tänzerinnen und zeichnen nach, inwiefern diese von der
Bedingung der Migration, unter anderem den migrations-politischen Vorgaben, und dem
Kontext der Sexarbeit mitbestimmt sind." (Autorenreferat)
[434-L] Galent, Marcin; Niedzwiedzki, Dariusz; Goddeeris, Idesbald:
Heads or hands?: differences and similarities between Polish students and labour
immigrants, (Working Paper Series of the Research Network 1989, 15), Berlin 2008, 13 S.
(Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-27178)
INHALT: "Discussing the Polish presence in Leuven, Belgium, this article examines the concept
of 'intellectual migration from Eastern Europe after 1989' on at least two levels. On the one
hand, it analyzes the numbers of foreign students at the Katholieke Universiteit Leuven and
shows that a Europeanization is taking place, not because of a growth in the number of Central Europeans students, but because of a drop in the number of Chinese students and a rise of
students from Belgium's neighbouring countries. On the other hand, it compares this intellectual immigration from Poland with the larger and better known labour immigration. It appears
that the categorization between heads and hands is certainly not absolute. Their paths were
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
16.1 Soziale Lage einzelner Gruppen
much more common than scholars and students suppose, with labour immigrants studying,
students working, and many Poles from different classes maintaining contact with each
other." (author's abstract)
[435-L] Giesecke, Johannes; Verwiebe, Roland:
Die Zunahme der Lohnungleichheit in der Bundesrepublik: aktuelle Befunde für den
Zeitraum von 1998 bis 2005, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 37/2008, H. 5, S. 403-422
(Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ausgehend von der These wachsender Ungleichheit in der Bundesrepublik wird in
diesem Beitrag die Entwicklung der Lohnungleichheit für den Zeitraum von 1998 bis 2005
untersucht. Die Analysen des vorliegenden Beitrags beruhen auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP). Hauptziel der Untersuchung ist es, die Unterschiede in der Entwicklung der Reallöhne zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen zu bestimmen. Konzeptionell stützt sich der Beitrag dabei sowohl auf ökonomische als auch soziologische Theorien
zur Erklärung von Lohnungleichheit. Auf dieser Grundlage zeigen die empirischen Ergebnisse des Beitrags erstens, dass die Ungleichheit der Reallöhne seit 1998 deutlich zugenommen
hat. Der hier beobachtete Zuwachs der Ungleichheit ist auf eine negative Entwicklung der
Löhne im unteren Einkommensbereich sowie auf einen gleichzeitigen Anstieg der Löhne im
mittleren und oberen Einkommensbereich zurückzuführen. Ein detaillierterer Blick auf Lohnunterschiede nach sozialer Position bzw. Gruppenzugehörigkeit zeigt zweitens, dass MigrantInnen, ArbeitnehmerInnen mit Arbeitslosigkeitserfahrungen sowie Personen in unteren Berufsklassen zu den Verlierern der aktuellen Einkommensdynamik in der Bundesrepublik gehören. Zu den Gewinnern sind vor allem die Personen in den oberen Berufsklassen zu zählen." (Autorenreferat)
[436-L] Gutíerrez Rodríguez, Encarnatión:
Die Tasse Tee und die Toilettenbürste: über Differenzen, symbolische Gewalt und affektive
Arbeit, in: Robert Schmidt, Volker Woltersdorff (Hrsg.): Symbolische Gewalt :
Herrschaftsanalyse nach Pierre Bourdieu, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2008, S. 195-217, ISBN:
978-3-86764-121-0
INHALT: Die Verfasserin analysiert die Beziehungen zwischen migrantischen Haus- und Pflegearbeiterinnen und deren Arbeitgeberinnen in Deutschland und Großbritannien. Mit dem Konzept der symbolischen Gewalt arbeitet sie heraus, wie sich im persönlichen Verhältnis von
Arbeitgeberinnen und Angestellten Herrschaftspositionen herstellen, zu deren Beschreibung
sie ergänzend poststrukturalistische Sprach- und Affekttheorien heranzieht. Mittels Beispielen
aus der eigenen ethnografischen Forschung werden die Grenzen des bourdieuschen Konzepts
diskutiert. In der Reflexion der Aussagen von Menschen, die in dem vergeschlechtlichten und
ethnisierten Raum von bezahlter und unbezahlter Haus- und Pflegearbeit leben, geht die Autorin folgenden Fragen nach: Wie kann das Verhältnis zwischen Hausangestellten und ihren
Arbeitgeberinnen hinsichtlich des Differenzkonzepts gelesen werden? Wie lassen sich Differenzen in symbolischer Gewalt aufspüren? (ICF2)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
16.1 Soziale Lage einzelner Gruppen
281
[437-F] Lovisa, Alex (Bearbeitung); Hamm, Bernd, Prof.Dr.Dr.h.c. (Betreuung):
Migrationsanalyse italienischer Einwanderer im Saarland
INHALT: In der Literatur gelten Italiener in Deutschland als gut integriert. Ist dies der Fall? Oder
gibt es doch noch Konflikte mit denen sich Italiener auseinandersetzen müssen? ZEITRAUM:
1955 bis 2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Saarland
METHODE: Es werden mittels biografischer Interviews die Werdegänge von italienischen bzw.
italienischstämmigen Mitbürgern im Saarland erhoben. Und Konflikte welche im Zeitablauf
auftraten, bzw. auftreten skizziert. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 16; Italiener oder italienschstämmige im Saarland lebende Mitbürger); Sekundäranalysen
durch Literatur. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2008-07 ENDE: 2008-11 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Trier, FB IV Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Mathematik,
Informatik und Wirtschaftsinformatik, Fach Soziologie Professur Siedlungs-, Umwelt- und
Planungssoziologie (54286 Trier)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0651-9916921, e-mail: alex.lovisa@gmx.de)
[438-L] Pieper, Marianne:
Prekarisierung, symbolische Gewalt und produktive Subjektivierung im Feld immaterieller
Arbeit, in: Robert Schmidt, Volker Woltersdorff (Hrsg.): Symbolische Gewalt :
Herrschaftsanalyse nach Pierre Bourdieu, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2008, S. 219-241, ISBN:
978-3-86764-121-0
INHALT: Die Verfasserin führt das Konzept der symbolischen Gewalt in die empirische Analyse
der Situation prekarisiert beschäftigter Arbeiterinnen ein und erörtert in kritischer Auseinandersetzung damit die Potenziale für individuelle Handlungsmacht. Sie argumentiert, dass die
gegenwärtigen Transformationsprozesse nach einer Untersuchungsperspektive verlangen, die
simultan sowohl die Macht- und Herrschaftsverhältnisse als auch die dynamische Produktivität von Subjektivierung als permanente Subjekt-Werdung in Sinne einer anhaltenden Neuformierungs- und Produktionspraxis, als multiple Positionierungsprozesse und als Neuerfindung
von Praxen und Subjektivierungsweisen bestimmen kann. Es gilt also zu berücksichtigen,
dass Prozesse der Subjektivierung über das Verhaftetsein an die Produktionsbedingungen hinaustreiben. Zugleich gilt es ins Kalkül zu ziehen, dass Subjekte nicht bereits vorgängig vorhandene Entitäten sind, sondern dass sie in spezifischen Produktionsregimen und Macht-Wissensverhältnissen produziert werden. Dementsprechend lässt sich in den "Anrufungen" Prekarisierter als "autonomer" und aktiver Subjekte die Technologie eines netzwerkartig strukturierter biopolitischen Kapitalismus erkennen. (ICF2)
[439-L] Scherschel, Karin:
Prekäres Leben, prekäre Forschungslage: zur Notwendigkeit einer integrierenden
Perspektive auf Fluchtmigration, in: Claudio Altenhaun, Anja Danilia, Erik Hildebrandt, Stefan
Kausch, Annekathrin Müller, Tobias Roscher (Hrsg.): Von "Neuer Unterschicht" und Prekariat :
gesellschaftliche Verhältnisse und Kategorien im Umbruch ; kritische Perspektiven auf aktuelle
Debatten, Bielefeld: transcript Verl., 2008, S. 77-91, ISBN: 978-3-8376-1000-0
282
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
16.1 Soziale Lage einzelner Gruppen
INHALT: Der marginale gesellschaftliche Status von Flüchtlingen als Zuwanderungsgruppe wird
der Autorin zufolge in der Forschung bisher kaum thematisiert. Sie beschäftigt sich daher mit
der Fluchtmigration und der prekären Lebenssituation der Flüchtenden unter folgenden
Aspekten: Sie verdeutlicht zunächst die Aufnahmesituation von Flüchtenden und ihre elementaren Einschränkungen in fast allen Lebensbereichen, wie z.B. Arbeit, Bildung, gesundheitlicher Versorgung, Wohnraum und Ernährung. Da die Flüchtlinge für eine gesellschaftliche Integration nicht vorgesehen sind, werden sie auch in der Migrationssoziologie, deren Fokus auf Integration und Arbeitsmigration liegt, kaum thematisiert, wie die Autorin anschließend betont. Sie bezieht sich im Weiteren auf Zygmunt Baumans theoretische Überlegungen
zu Flüchtenden und auf die globalisierungskritischen Positionen von Giorgio Agamben zur
Diskrepanz von Menschen- und Bürgerrechten. Deutlich wird hier aber nach Meinung der
Autorin, dass Flüchtende nur als ausgeschlossene und rechtlose Gruppe in den Blick geraten,
wie sie am Beispiel der prekären Situation am Arbeitsmarkt zeigt. Sie entwickelt abschließend einige Überlegungen, wie FluchtmigrantInnen in Prekarisierungsdebatten konzeptionell
verortet werden können. (ICI)
[440-F] Schulte, Martin, Dipl.-Geogr.; Miegel, Meinhard, Prof.Dr. (Bearbeitung); Wahl, Stefanie
(Leitung):
Von Verlierern und Gewinnern - die Einkommensentwicklung ausgewählter Bevölkerungsgruppen in Deutschland
INHALT: Ziel: Analyse der Einkommensverteilung nach ethnischem Hintergrund und soziologischen Gruppen. Ergebnis: Einkommensabsteiger insbesondere zwischen 1996 und 2006 hatten überdurchschnittlich oft Migrationshintergrund, Einkommensaufsteiger waren überdurchschnittlich oft Deutschstämmige. ZEITRAUM: 1986-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM:
Deutschland
METHODE: Analyse einer Sonderauswertung des SOEP
ART: BEGINN: 2008-03 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Institut für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn e.V. -IWG BONN- (Ahrstr. 45,
53175 Bonn)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0228-372044, e-mail: kontakt@denkwerk-zukunft.de)
[441-L] Tucci, Ingrid:
Was ist ein Immigrant?: theoretische Überlegungen und methodische Anmerkungen für
Analysen mit Bezug zu Migration mit dem Sozio-Ökonomischen Panel (SOEP), in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 3891-3900, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die MigrationsforscherInnen haben lange Zeit eine 'Ausländerforschung' betrieben.
Die Abgrenzung der Untersuchungspopulation erfolgte dementsprechend mit dem Kriterium
der Nationalität. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb die inhaltliche Bedeutung des Begriffes des 'Ausländers' für die Migrationsforschung an Aussagekraft verloren hat. Auch wenn
der Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft den Zugang zu den Statuspositionen einer Gesellschaft fördert, reicht erstens eine solche Operationalisierung nicht mehr aus, um die besondere Wirkung der Migrationserfahrung auf die Lebenschancen der Individuen zu untersuchen.
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
16.1 Soziale Lage einzelner Gruppen
283
Zweitens hat die Reform des deutschen Staatsbürgerschaftsrechts die Möglichkeiten des Zugangs zur nationalen Gemeinschaft erweitert, so dass innerhalb der deutschen Bevölkerung
zunehmend auch Personen mit persönlichem oder familienbezogenem Migrationshintergrund
zu finden sind. Nur eine adäquate Abgrenzung macht es möglich, die Mechanismen der Inklusion und Exklusion dieser Bevölkerungsgruppe zu untersuchen. Die Schwierigkeiten, mit
denen die NachfolgerInnen der MigrantInnen konfrontiert sind, machen die Notwendigkeit
der Analyse ihrer Lage am besten deutlich. Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine
seit 1984 jährlich laufende Längsschnitterhebung, die repräsentative Längsschnittdaten auf
Haushalts- und Personenebene liefert. Das SOEP enthält eine überproportional große Stichprobe von MigrantInnen: Zum einen umfasst das seit 1984 realisierte Sample B die MigrantInnen aus den Mittelmeerstaaten und zum anderen repräsentiert das seit 1995 realisierte
Sample D die Zuwanderung seit Mitte der 80er Jahre nach Westdeutschland. Die SOEP-Daten sind für Struktur- und Kausalanalysen mit Bezug zu Migration besonders geeignet, weil
sie eine Vielzahl von objektiven und subjektiven Indikatoren zur Lebenssituation privater
Haushalte (und aller darin lebenden Personen) enthalten. Die Tatsache, dass im SOEP jährlich alle erwachsenen Haushaltsmitglieder ab 17 Jahren persönlich befragt werden, ermöglicht eine effektive Kontrolle der Migrationserfahrung sowohl der Individuen selbst, als auch
des gesamten Haushaltes. Damit kann insbesondere auch die Lage von Personen in Mehr-Personen-Haushalten mit gemischt nationaler Herkunft untersucht werden. Mit dieser Methode
bzw. anhand der Information zur Einbürgerung können auch die NachfolgerInnen der MigrantInnen identifiziert werden." (Autorenreferat)
16.2
Soziale Lage türkischer Migranten
[442-L] Blasius, Jörg; Friedrichs, Jürgen; Klöckner, Jennifer:
Doppelt benachteiligt?: Leben in einem deutsch-türkischen Stadtteil, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2008, 191 S., ISBN: 978-3-531-16182-2
INHALT: "Die These von der doppelten Benachteiligung ist die grundlegende Annahme in der
Literatur über die Auswirkungen der Kontexteffekte armer oder benachteiligter Wohngebiete
auf die Bewohner/innen. Diese These wird in einer repräsentativen Befragung deutscher und
türkischer Bewohner von Köln-Vingst/ Höhenberg untersucht, ergänzt um qualitative Interviews. Zunächst wird die interne Differenzierung des Gebiets untersucht und daran anschließend die Strategien der Alltagsbewältigung der deutschen und türkischen Bewohner/innen sowie ihre Netzwerke und das soziale Kapital. Zur Verhandlung steht des Weiteren die Frage,
in welchem Maße abweichendes Verhalten wahrgenommen wird. Für die einzelnen Verhaltensbereiche werden zahlreiche Hypothesen getestet. Bei den deutschen Befragten kann eine
doppelte Benachteiligung nachgewiesen werden. Für die türkischen gilt sie nur eingeschränkt.
Die türkischen Bewohner eines benachteiligten Gebietes können offenbar Krisensituationen
besser bewältigen." (Autorenreferat)
284
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
16.2 Soziale Lage türkischer Migranten
[443-L] Gasparini, William:
Sport, associative sociability and intergration of Turkish immigrants in Alsace (France), in:
Diethelm Blecking, Marek Waic (Hrsg.): Sport - Ethnie - Nation : zur Geschichte und Soziologie
des Sports in Nationalitätenkonflikten und bei Minoritäten, Baltmannsweiler: Schneider-Verl.
Hohengehren, 2008, S. 105-111, ISBN: 978-3-8340-0336-2 (Standort: UuStB Köln(38)-35A4447)
INHALT: Der Verfasser legt erste Ergebnisse einer Untersuchung zur Partizipation von im Elsass
lebenden Türken und Franzosen mit Migrationshintergrund im Bereich des Sports vor. Die
türkische Ethnie macht im Elsass 22% der Zuwanderer aus und ist in einigen Kleinstädten der
Region konzentriert. Die Gründung eigenethnischer "türkischer" Fußballvereine in diesen
Städten erklärt der Verfasser aus einer zweifachen Identitätskrise. Dabei handelt es sich zum
einen um die Identitätsproblematik der traditionellen, einheimischen elsässischen Bevölkerung, zum anderen um die Identitätsproblematik, die durch reale und symbolische Ausgrenzung der türkischen Zuwanderer entstanden ist. Elsässer finden es oft schwierig, die Anwesenheit von "Ausländern" zu akzeptieren - auch in ihren Vereinen. Die türkische Minderheit
reagiert auf diese identitäre Abschottung mit einem identitären Rückzug ins eigene Lager.
Opfer dieser Entwicklung sind vor allem Mädchen türkischer Herkunft. (ICE)
[444-L] Luft, Stefan:
Einmal Türke, immer Türke?: Anmerkungen aus Anlass der Kölner Rede Recep Tayyip
Erdogans, in: Politische Studien : Zweimonatszeitschrift für Politik und Zeitgeschehen, Jg.
59/2008, H. 419, S. 64-74 (Standort: USB Köln(38)-POL2927; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; www.hss.de/downloads/PolStudien419_Internet.pdf)
INHALT: Die Tatsche, dass sich die westdeutsche Politik in den 1970er Jahren widersprüchlich
verhielt, indem sie einerseits an der Rückkehrerwartung festhielt und andererseits den Familiennachzug und die Verfestigung von Aufenthaltsrechten ermöglichte, gehört zu den Ursachen
für den dauerhaften Verbleib vieler Arbeitnehmer aus der Türkei. Die Gastarbeiter kamen
nicht, so der Verfasser, um das Wachstum in Deutschland zu befördern, sondern um Geld zu
verdienen und die Chance zu nutzen, zu einem relativen Wohlstand zu kommen. Sie erhielten
in den allermeisten Fällen die gleichen Löhne wie ihre deutschen Arbeitskollegen und erzielten damit Verdienste, die sie in ihren Heimatländern nicht erreicht hätten. Im Kontext einer
Bestandsaufnahme der Integration türkischer Zuwanderer stellt der Autor fest, dass insbesondere türkische Arbeitnehmer, die von allen Gastarbeitergruppen am ehesten als "fremd" wahrgenommen wurden und deshalb auch relativ häufig Diskriminierungserfahrungen machen
mussten, sich von Beginn an in Vierteln mit hohem Anteil ausländischer Wohnbevölkerung
niederließen. Es ist daher kein Zufall, dass die türkischen Staatsangehörigen und ihre Nachkommen von Beginn an in vielen Städten ethnische Kolonien gebildet haben. Es wird argumentiert, das die Probleme in einer defizitären Integration in das Bildungssystem und - in der
Konsequenz - in den Arbeitsmarkt liegen. Die Arbeitslosenquote türkischer Staatsangehöriger
liegt seit Ende der 1970er-Jahre an der Spitze der größeren Zuwanderergruppen. Über Ursachen und Lösungsmöglichkeiten soll gestritten werden, anstatt "Identitätspolitik" zu betreiben. Eine angemessene Zurückweisung der polarisierenden und erpresserischen Äußerungen
durch deutsche Politiker ist bisher ausgeblieben, obwohl diese Drohungen für den inneren
Frieden Deutschlands eine Belastung darstellen. Die aggressiven Töne dürfen, so die These,
nicht um des lieben Friedens willen ignoriert werden. Sie aus Rücksicht auf die Stimmen türkischstämmiger Wähler hinzunehmen, bedeutet, zur Eskalation gegenseitiger Ablehnung bei-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
16.2 Soziale Lage türkischer Migranten
285
zutragen. Deutsche Politik sollte den Wortführern "türkischer Interessen" deutlich machen,
dass Lobbyismus legitim, Vergiftung des politischen Klimas in Deutschland aber schädlich
für alle ist. (ICF2)
[445-F] Sauer, Martina, Dr. (Leitung):
Türkischstämmige Migratinnen und Migranten in Nordrhein-Westfalen und in Deutschland: Lebenssituation und Integration. Neunte Mehrthemenbefraung der türkischstämmigen Bevölkerung in NRW
INHALT: Die repräsentative Mehrthemenbefragung türkischstämmiger Migrantinnen und Migranten in Nordrhein-Westfalen wird seit 1999 in jährlichem Rhythmus von der Stiftung Zentrum für Türkeistudien im Auftrag des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und
Integration des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Das Ziel der Befragungen ist,
Auskünfte über das subjektive Empfinden und das Stimmungsbild unter den derzeit rund
850.000 türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten in Nordrhein-Westfalen zu geben.
Die Studie soll für Akteure in Politik und Verwaltung Aufschlüsse über diesen, bisher in
solch ausführlicher Form noch nicht untersuchten Bevölkerungsteil liefern. Die Daten gehen
weit über den Rahmen der amtlichen Statistiken hinaus. Der Zeitvergleich ermöglicht, Veränderungen der Stimmungen und Einstellungen sowie den Stand der Integration in zentralen Lebensbereichen aufzuzeigen. Die Befragungen werden anhand standardisierter computerunterstützter Telefoninterviews in Türkisch oder Deutsch - je nach Wunsch der Befragten - durchgeführt. Jedes Jahr werden rund 1.000 Personen ab 18 Jahre befragt. Die Auswahl der Befragten erfolgt über eine Zufallsstichprobe aus einem elektronischen Telefonbuch anhand der
Vor- und Nachnamen. Damit sind unter den Befragten sowohl türkische Staatsbürger als auch
Deutsche türkischer Herkunft. Die Mehrthemenbefragung gliedert sich in drei Teile: In einen
Standarderhebungsteil, der jährlich in gleicher Form in den Erhebungskatalog aufgenommen
wird, einen variablen Teil, der auf aktuelle Ereignisse eingeht und die Standarddemografie
(Alter, Schulbildung etc.). Die Inhalte des Standarderhebungsteiles beziehen sich auf Nachbarschaftskontakte, Zufriedenheit mit der persönlichen Lebenssituation und den Institutionen
in NRW. Außerdem werden Fragen zu der Bindung an die Heimat, politischen Präferenzen
und schließlich der gesellschaftlichen Problemwahrnehmung gestellt. Der variable Erhebungsteil bezieht sich 2009 auf die Mediennutzung. Zusätzlich zu der Befragung in NRW
wurde jedoch 2008 zeitgleich und mit dem gleichen Erhebungsinstrument eine repräsentative
Befragung in den anderen 15 Bundesländern durchgeführt, um zu untersuchen, ob und inwieweit sich die türkischstämmigen Migranten in Nordrhein-Westfalen von den türkischstämmigen Migranten im Bundesgebiet unterscheiden. ZEITRAUM: 1999-2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Nordrhein-Westfalen, Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Mit Bezug auf das Integrationmodell Hartmut Essers werden verschiedene Indikatoren der Integrationsbereiche Akkulturation, Platzierung, Interaktion und Identifikation erhoben und im Zeitverlauf verglichen. Es wird davon ausgegangen, dass die Integration von Migranten in den verschiedenen Bereichen in unterschiedlichem Maß fortgeschritten ist. Dabei
werden die "harten" Integrationsfaktoren (kognitive und strukturelle Integration) mit den
"weichen" Indikatoren (gesellschaftliche und identifikative Integration) miteinander in Beziehung gesetzt. Darüber hinaus soll das Verhältnis verschiedener Integrationsausgänge (Assimilation, Mehrfachintegration, Segregation, Marginalisierung) untersucht werden. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 1.655; 1.000 türkischstämmige Migranten in Nordrhein-Westfalen ab 18
286
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
16.2 Soziale Lage türkischer Migranten
Jahren, 655 türkischstämmige Migranten in den anderen Bundesländern ab 18 Jahren; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Sauer, Martina: Perspektiven
des Zusammenlebens: die Integration türkischstämmiger Migrantinnen und Migranten in
Nordrhein-Westfalen. Ergebnisse der achten Mehrthemenbefragung. Hrsg. vom Ministerium
für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf/ Essen 2007, 255 S.
ART: BEGINN: 2008-06 ENDE: 2009-04 AUFTRAGGEBER: Land Nordrhein-Westfalen Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen
(Altendorfer Str. 3, 45127 Essen)
KONTAKT: Sauer, Martina Tel. 0201-3198-103, e-mail: sauer@zft-online.de)
[446-L] Sauer, Martina:
Methodik und Durchführung von standardisierten Befragungen türkeistämmiger
Migranten in Deutschland durch die Stiftung Zentrum für Türkeistudien, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 3901-3907, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die spezielle Zielgruppe (türkeistämmige Migranten in Deutschland) wirkt maßgeblich auf die Wahl der Datenerhebungsmethode ein. Die telefonische Befragung ist hinsichtlich des Zeit- und Kostenumfangs der Arbeiten die günstigste Methode, sichert darüber hinaus aber auch die bessere Erreichbarkeit von Personengruppen, die mit schriftlichen Befragungen Schwierigkeiten hätten. Allerdings birgt auch sie Nachteile, die die Erreichbarkeit
von mobilen Personengruppen sowie die Erfassung einer möglichst umfassenden Zahl von
Haushalten betrifft. Darüber hinaus sind durch die telefonische Befragung die Themen ebenso
wie die tiefe der Fragestellung beschränkt. Hauptproblem bei der (telefonischen) Befragung
von Migranten ist die Erfassung der Grundgesamtheit, da ungefilterte Zufallsauswahlen von
Telefonnummern bzw. Adressen mit hohen Fehlkontakten einher gehen und ein enormer finanzieller und zeitlicher Aufwand benötigt würde, um eine angemessene Zahl türkischer
Haushalte zu erreichen. Die Stiftung Zentrum für Türkeistudien hat dafür ein spezielles Verfahren entwickelt, durch das anhand von Vor- und Familiennamen die Haushalte aus elektronischen Telefonverzeichnissen selektiert werden. Dadurch können schätzungsweise die Hälfte
der türkeistämmigen Haushalte erfasst werden. Die Auswahl nach Namen gewährleistet, dass
eine systematische Bevorzugung bzw. Benachteiligung bestimmter sozialer Gruppen ausgeschlossen werden kann. Durch die Namensauswahl werden auch Migranten erfasst, die die
deutsche Staatsbürgerschaft haben. Die Erfahrungen zeigen, dass muttersprachliche Interviewer und die Möglichkeit, das Interview auf Türkisch zu führen, die Bereitschaft zur Teilnahme deutlich erhöhen. Diese ist jedoch stark abhängig vom Thema der Befragung. Problematisch ist jedoch die Teilnahmebereitschaft von weiniger gebildeten Migranten. Gelegentlich entstehen Probleme bei der Definition 'türkisch'." (Autorenreferat)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
16.2 Soziale Lage türkischer Migranten
287
[447-L] Steffens, Friedhelm:
Integrations- und Segregationsmuster von türkischen Migranten: Menschen im
Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne ; die Ford-Mitarbeiter in Köln, (Studien zur
Migrationsforschung, Bd. 9), Hamburg: Kovac 2008, X, 354 S., ISBN: 978-3-8300-3736-1
(Standort: UB Hagen(704)-OCKSTE)
INHALT: Der Verfasser setzt sich zunächst auf theoretischer Ebene mit der Thematik des Fremden und seiner Integration auseinander und knüpft hier an Simmel, Park, Schütz, Elias, Waldenfels und Nassehi an. Er legt dann Ergebnisse einer Literaturrecherche über die Geschichte
der türkischen Arbeitsmigration nach Deutschland sowie über Erwerbsmuster, Wohnformen
und Lebensentwürfe der "zweiten Generation" vor. Im Folgenden werden Ergebnisse einer
empirischen Fallstudie zu den türkischen Beschäftigten bei den Kölner Ford-Werken vorgelegt, die sich auf Strukturdaten der Stadt Köln, interne Dokumenten der Ford-Werke, persönliche Ortsbegehungen in Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil und 40 qualitative Interviews
mit Beschäftigten der Ford-Werke stützt. Die Untersuchung zeichnet ein Bild der türkischen
Ford-Beschäftigten zwischen Integration und Segregation: Zwar ist die Aufnahmegesellschaft
auf einem guten Weg, die Voraussetzungen für eine Integration zu schaffen, die Migranten
sträuben sich jedoch gezielt, ihre eigenen Normen, Werte, Traditionen und Bräuche aufzugeben. (ICE2)
[448-L] Wettich, Jana:
Migration und Alter: kulturelle Altersbilder im Wandel, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller
2007, 125 S., ISBN: 978-3-8364-4876-5 (Standort: UB Köln(38)-35A7111)
INHALT: "Obwohl Migration und Alter Themen der Ethnologie sind, wurde die Situation der alternden Migranten in Deutschland innerhalb der gerontologischen Forschung vor allem aus
soziologischer, erziehungswissenschaftlicher, psychologischer und medizinischer Perspektive
untersucht. In diesem Buch werden Migration und Alter, am Beispiel der in Deutschland lebenden älteren Türkinnen und Türken, aus ethnologischer Sicht betrachtet. Im Mittelpunkt
der Forschung steht die Frage, wie sich das Altersbild der Migranten verändert hat. Die Autorin gibt zunächst eine Einführung in die wissenschaftliche Beschäftigung mit Alters- und Migrationsforschung und einen Überblick über die Hintergründe türkischer Arbeitsmigration
und die Situation türkischer Migranten in Deutschland. Vor dem Hintergrund des grundsätzlichen Wandels von Altersbildern im Herkunfts- und Zielgebiet stellt sie den Wandel kultureller Altersbilder von Türkinnen und Türken in Deutschland dar. Die vorhandene Literatur wird
durch Informationen, die in Interviews gewonnen wurden ergänzt." (Autorenreferat)
17
Lebenslagen und kulturelle Situation
[449-L] Aits, Wiebke:
Intellektuelle Grenzgänger: Migrationsbiografien nordafrikanischer Studierender in
Deutschland, (Transkulturelle Studien, Bd. 3), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, 231 S.,
ISBN: 978-3-593-38641-6 (Standort: UB Köln(38)-35A5931)
288
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
INHALT: "Über 10000 Studierende aus den nordafrikanischen Maghrebstaaten besuchen derzeit
eine deutsche Universität. Wiebke Aits untersucht anhand von drei exemplarischen Biografien die Strategien, die Bildungsmigranten entwerfen, um mit den persönlichen, soziokulturellen und rechtlichen Widersprüchen ihrer Lebenssituation fertig zu werden. Hierzu gehören
transnationale Beziehungsnetzwerke, die Gestaltung transkultureller Begegnungen vor Ort sowie die Konstruktion hybrider kultureller Identitäten. Im ethnologischen Forschungsprozess
gelingt der Autorin ein Dialog, der dichte Informationen zur komplexen Thematik der Migration enthält." (Autorenreferat)
[450-L] Alba, Richard:
Why we still need a theory of mainstream assimilation, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie
und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 37-56 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign;
USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag entwickelt die Assimilationstheorie weiter und argumentiert, dass sie für
die Analyse gegenwärtiger Immigrationsprozesse nach wie vor von fundamentaler Bedeutung
ist. Es wird aufgezeigt, wie die von Alba und Nee (2003) konzipierte Neue Assimilationstheorie zentrale Schwächen des herkömmlichen Ansatzes, etwa im klassischen Beitrag von
Gordon (1964), überwindet. Die Neue Assimilationstheorie stellt - so wird weiter argumentiert - eine notwendige Ergänzung zur Theorie der 'Segmented Assimilation' dar, vor allem
weil sie im Gegensatz zu dieser ethnische Grenzen nicht als exogen betrachtet und Assimilation aufgrund von unterschiedlichen Mechanismen der Grenzveränderung berücksichtigt. Die
Bedeutung der Neo-Assimilation offenbart sich in den USA vor allem dadurch, dass die Mobilitätschancen der Minderheiten keinen Nullsummenspiel-Charakter tragen und sich nach
dem Ausscheiden der Baby-Boom-Generation aus dem Arbeitsmarkt in struktureller Hinsicht
notwendigerweise ethnische Grenzveränderungen ergeben werden. Ähnliche Szenarien könnten auch für viele Westeuropäische Gesellschaften relevant werden." (Autorenreferat)
[451-L] Arabaci, Erdogan:
Islamische Religiosität und Integration: die Bedeutung islamischer Religiosität im
Integrationsprozess der zweiten türkischen Generation in Hamburg, (Veröffentlichungen des
Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts, Bd. 2), Nordhausen: Bautz 2008, 121 S., ISBN:
978-3-88309-440-3 (Standort: UB Bielefeld(361)-II262A658)
INHALT: "Der Autor hat zeitgleich zum 'Integrationsgipfel' der Bundesregierung im Jahre 2006
empirisch die Frage nach der Religiosität türkisch-sunnitischer Muslime gestellt, die der in
Deutschland geborenen zweiten Generation angehören. Er nimmt ihre Integration in den
Blick, da sie häufig mit der Kritik konfrontiert werden, dass sie nicht integriert seien bzw. zuwenig Integrationsbereitschaft besäßen. Dieser 'Untersuchungsgruppe' stellt er die 'Vergleichsgruppe' von Muslimen entgegen, die der Einhaltung religiöser Pflichten keinen so hohen Wert beimessen wie die Untersuchungsgruppe selbst. Er unterscheidet also zwischen
praktizierenden und nicht-praktizierenden Muslimen. Seine Untersuchung gibt Aufschluss
über das Verhältnis von Ausübung religiöser Pflichten und Integrationswillen. Er zeigt somit,
in welchem Maß die Religiosität von Muslimen in Deutschland für den Grad der Integration
ausschlaggebend ist." (Autorenreferat)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
289
[452-L] Barni, Monica; Extra, Guus (Hrsg.):
Mapping linguistic diversity in multicultural contexts, (Contributions to the sociology of
language, 94), Berlin: de Gruyter 2008, X, 348 S., ISBN: 978-3-11-019591-0 (Standort: UB
Heidelberg(16)-2008A6898)
INHALT: "Within the European context, linguistic diversity can be studied at the level of both
official state languages and non-national languages. This comprehensive overview offers insightful crossnational and crosscontinental perspectives on non-national languages in terms of
both regional and immigrant languages. The book focuses on mapping linguistic diversity in
both the private and public domain. Methodological issues and empirical outcomes are explored for a variety of European and non-European countries and languages. The book consists
of four parts. Part 1 provides an introduction to the subject, as well as an overview and discussion of migration statistics and language use. Part 2 deals with the mapping of regional
languages in Europe, exemplified by case studies on Welsh, Basque, and Frisian. Part 3 focuses on immigrant languages in Europe and includes case studies from both national (Switzerland, Italy, France) and crossnational (Multilingual Cities Project) perspectives. Part 4 turns
to mapping linguistic diversity abroad with case studies on Australia, South Africa, Turkey,
and Japan." (author's abstract). Contents: Guus Extra and Monica Barni: Mapping linguistic
diversity in multicultural contexts: Cross-national and cross-linguistic perspectives (3-42);
Michel Poulain: European migration statistics: Definitions, data and challenges (43-68); Colin
Williams: The Welsh language in the United Kingdom: Beyond cartography (69-92); Jasone
Cenoz: The Status of Basque in the Basque country (93-114); Durk Gorter: Language surveys
on Frisian in the Netherlands (115-138); Guus Extra, Kutlay Yagmur: Mapping immigrant
minority languages in multicultural cities (139-162); Dominique Caubet: Immigrant languages and languages of France (163-194); Georges Lüdi: Mapping immigrant languages in
Switzerland (195-216); Monica Barni: Mapping immigrant languages in Italy (217-244); Katharina Brizic and Kutlay Yagmur: Mapping linguistic diversity in an emigration and immigration context: Case studies on Turkey and Austria (245-264); Izak van der Merwe, Johannes H. van der Merwe: The Linguistic Atlas of South Africa: Mapping diversity in space and
time (265-292); Sandra Kipp: Community languages in Australia (293-310); Peter Backhaus:
The linguistic landscape of Tokyo (311-334).
[453-F] Basu, Helene, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Muslims between religious pluralism, multi-ethnic national states and transnational networks (project within the cluster of excellence "religion and politics in pre-modern and modern cultures")
INHALT: keine Angaben
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Münster, FB 08 Geschichte, Philosophie, Institut für Ethnologie
(Studtstr. 21, 48149 Münster)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0251-92401-0, Fax: 0251-92401-13,
e-mail: hbasu_01@uni-muenster.de)
290
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
[454-L] Beck-Gernsheim, Elisabeth:
Wir und die Anderen: Kopftuch, Zwangsheirat und andere Mißverständnisse, (SuhrkampTaschenbuch, 3872), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2008, 245 S., ISBN: 978-3-518-45872-3
(Standort: UB Bonn(5)-2008/4952)
INHALT: Die Verfasserin setzt sich mit dem reduzierten Bild "des" Islam in der Öffentlichkeit
auseinander, mit den Bildern, die in Deutschland - in der Öffentlichkeit mehr als in der Politik
- von Migranten und ethnischen Minderheiten präsent sind. Exemplarisch werden drei Bilder
herausgegriffen, die sich in der Migrationsdebatte besonderer Beliebtheit erfreuen: der stark
traditionsverhaftete Migrant, die unterdrückte Ausländerfrau und die zwangsverheiratete Ausländerin. Dann wird die zweite Generation von Migranten in Deutschland behandelt und gefragt, ob diese Generation - wie oft unterstellt - "zwischen den Kulturen verloren" ist. Vor
diesem Hintergrund wird in einem zweiten Teil nach der Rolle der Sozialwissenschaften bei
der Produktion solcher Bilder gefragt. Hier macht die Verfasserin auf Schwierigkeiten, Unschärfen und Irrwege der deutschen Ausländerstatistik aufmerksam und zeigt, wo sich in das
Verhältnis zwischen Migrationsforschern und Migranten interkulturelle Missverständnisse
einschleichen. Auch die Machthierarchie zwischen Migrationsforschern und Migranten spielt
hier eine Rolle sowie das Repertoire der Ausweichmanöver, mit denen sich Migranten vor
dem allzu neugierigen Zugriff von außen zu schützen suchen. (ICE2)
[455-L] Cerci, Meral:
Daten, Fakten, Lebenswelten: Annäherung an eine (noch) unbekannte Zielgruppe ;
Datenforschungsprojekt Interkultur, in: Tina Jerman (Hrsg.): Kunst verbindet Menschen :
interkulturelle Konzepte für eine Gesellschaft im Wandel, Bielefeld: transcript Verl., 2007, S. 5083, ISBN: 978-3-89942-862-9 (Standort: ULB Münster(6)-3K5181)
INHALT: Der Verfasser präsentiert Ergebnisse eines Projektes, das im Auftrag der Kulturabteilung der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen vom Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW bearbeitet wird. In der ersten Phase des Datenforschungsprojekts Interkultur sind eine systematische Bestandsaufnahme von Daten und Fakten zum Thema "Interkultur" sowie Interviews mit Interkulturfachleuten durchgeführt worden. Ein Ergebnis der
Bestandsaufnahme ist, dass zur Soziodemografie (Alter, Geschlecht, Bildung etc.) Daten und
Fakten aus dem Mikrozensus 2005 vorhandensind. Im Anschluss an die Bestandsaufnahme
sind weitere Forschungsprojekte angestoßen worden, darunter eine Pilotuntersuchung in
Dortmund. Die Studie erfasst erstmals systematisch in einer Kommune kulturelle Präferenzen
und Gewohnheiten von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Das Landesamt für
Datenverarbeitung und Statistik NRW hat sich auch an der qualitativen MultiClient-Studie
"Lebenswelten und Milieus von Menschen mit Migrationshintergrund" der Sinus Sociovision
GmbH beteiligt. Sie fasst Menschen mit vergleichbaren Lebensauffassungen und Lebensweisen in "Milieus" zusammen. In der Analyse werden, neben Wertorientierungen und Lebensstil
der Befragten, auch ihre Einstellungen zu Kunst und Kultur berücksichtigt. Ein wichtiger Befund der Studie ist, so der Autor, dass die Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland keine soziokulturell homogene Population sind. Vielmehr zeigt sich eine vielfältige und
differenzierte Milieulandschaft. Insgesamt acht Migranten-Milieus mit jeweils ganz unterschiedlichen Lebensauffassungen und Lebensweisen konnten identifiziert werden. Dabei unterscheiden sich die Migranten-Milieus weniger nach ethnischer Herkunft und sozialer Lage
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
291
als nach ihren Wertvorstellungen, Lebensstilen und ästhetischen Vorlieben. Abschließend
werden die bevorstehenden Forschungsaktivitäten erläutert. (ICF2)
[456-L] Chiswick, Barry R.; Miller, Paul W.:
The negative assimilation of immigrants: a special case, (Discussion Paper / Forschungsinstitut
zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3563), Bonn 2008, 41 S. (Graue Literatur;
ftp.iza.org/dp3563.pdf)
INHALT: "Research on the economic or labor market assimilation of immigrants has to date focused on the degree of improvement in their economic status with duration in the destination.
This pattern has been found for all the immigrant receiving countries, time periods and data
sets that have been studied. The theoretical underpinning for this finding is the international
transferability of skills. This paper addresses whether positive assimilation will be found if
skills are very highly transferable internationally. It outlines the conditions for 'negative' assimilation in the context of the traditional immigration assimilation model, and examines the
empirical relevance of the hypothesis using data on immigrants from the English-speaking
developed countries (i.e., the UK, Ireland, Canada and Australia/ New Zealand) to the United
States. Comparisons with the native born are also presented to test whether the findings are
sensitive to immigrant cohort quality effects. Even after controlling for cohort effects, 'negative' assimilation (a decline in earnings with duration) is found for immigrants in the US from
the English-speaking developed countries." (author's abstract)
[457-L] DuBois, Inke:
Hiding and struggling with national identity: American Expatriates in Germany, in:
Konstanze Jungbluth, Christiane Meierkord (Hrsg.): Identities in migration contexts, Tübingen:
Narr, 2007, S. 11-34, ISBN: 978-3-8233-6317-0 (Standort: UB Duisburg-Essen()E11ODB2477+1)
INHALT: Gegenstand der Untersuchung sind Identitätskonstruktionen amerikanischer Einwanderer in Deutschland. Die Verfasserin analysiert in einer Mischung aus Konversations- und kritischer Diskursanalyse das Konzept versteckter und maskierter Identitäten, wobei vier längere
Sequenzen narrativer soziolinguistischer Interviews mit Auslandsamerikanern, die als Arbeits- oder Heiratsmigranten nach Deutschland gekommen sind, die empirische Basis bilden.
Gemeinsam sind allen Erzählungen Berichte über Fälle, in denen es vorteilhaft schien, sich
nicht als Amerikaner zu erkennen zu geben. Den Hintergrund bildet jeweils die von Präsident
Bush angeordnete Invasion im Irak. Die Verfasserin zeigt, wie nationale Identitäten verschleiert werden können und wie Identitätskonstruktionen einem bestimmten historischen und politischen Kontext unterworfen werden. (ICEÜbers)
[458-L] DuBois, Inke:
Germans in the United States: reinventing cultural identities in discourse, Saarbrücken: VDM
Verl. Dr. Müller 2007, 137 S., ISBN: 978-3-8364-1240-7 (Standort: Bayer. SB München(12)2008.33755)
292
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
INHALT: "Identities are formed within specific cultural and societal contexts, and language is a
very important tool for the formation and communication of these identities. Before people
emigrate, they are usually not aware of how much their identities are products of one particular society, culture and language. Identities are not only expressed through language, but they
are also shaped, confirmed and challenged by others within these particular societal and linguistic contexts. This book explores how acculturation levels and cultural identities of German immigrants are conveyed in discourse. The analysis of the data from group interviews
with sixteen German immigrants who have resided in the San Francisco Bay Area for one,
five, ten and twenty years, demonstrates how time influences the construct of the immigrant
identity. This book examines code-switching and deixis of person, place and time to show the
relationship between acculturation, multicultural identity formation and discourse analysis.
Applying discourse analysis to acculturation studies, this book offers the concept of cultural
reinvention of immigrant" (author's abstract)
[459-L] Eminov, Ali:
Social construction of identities: Pomaks in Bulgaria, in: JEMIE : Journal on ethnopolitics and
minority issues in Europe, Vol. 6/2007, Iss. 2, 25 S.
(www.ecmi.de/jemie/download/2-2007-Eminov.pdf)
INHALT: "There is an ongoing debate about whether individual and group identities are fixed
and resistant to change or fluid, changing according to evaluation by individuals and groups
of circumstances at a given time and place. This article, by examining the history of Pomak
identities during the twentieth century, concludes that identities are socially constructed
through performance, political struggle and compromise. Individuals and groups often use
identities strategically to adapt to a variety of situations to produce and support effective selfconcepts." (author's abstract)
[460-L] Engbring-Romang, Udo; Solms, Wilhelm (Hrsg.):
Die Stellung der Kirchen zu den deutschen Sinti und Roma, (Beiträge zur
Antiziganismusforschung, Bd. 5), (Tagung "Die Stellung der Kirchen zu den deutschen Sinti und
Roma", 2007, Marburg), Marburg: I-Verb.de 2008, 164 S., ISBN: 978-3-939762-02-7 (Standort:
ULB Münster(6)-3F75819)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Udo Engbring-Romang: Die Stellung der Kirchen zu den deutschen
Sinti und Roma - Einleitende Bemerkungen (7-9); Udo Engbring-Romang: "Sie haben keine
Religion ..." - Dokumente eines Aberglaubens (10-19); Wilhelm Solms: Revision meiner Beiträge zum Tagungsthema (20-26); Antonia Leugers: Die Verfolgung der Sinti und Roma im
Dritten Reich in Publikationen katholischer Kirchenhistoriker (27-33); Peter Sandner: Die
Rolle von Wilhelm Kempf und anderen katholischen Kirchenleuten gegenüber Sinti und
Roma in den Frankfurter Zwangsinternierungslagern (34-43); Jana Leichsenring: Die katholische Kirche und die Verfolgung der Sinti und Roma während des "Dritten Reiches" in Berlin
(44-57); Katharina Neumeister: "Zigeunermission und Zigeunerhilfe" - Die Stellung der
Evangelischen Kirche in Deutschland zu den Sinti und Roma in den 1950er bis 1970er Jahren
(58-66); Barbara Danckwortt: Sozialarbeit für "Zigeuner" in den 1960er und 1970er Jahren
(67-90); Jan Opiéla: Zur Seelsorge für Sinti und Roma - "Orientierungen für eine Pastoral der
Zigeuner" (91-104); Wilhelm Solms: Das Zigeunerbild in den "Orientierungen für eine Pasto-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
293
ral" (105-112); Gernot Haupt: Skizzen zu einer inklusiven Roma-Pastoral (113-125); Gernot
Haupt: Der Antiziganismus und eine Theologie der Befreiung (126-136); Andreas HoffmannRichter: Antiziganismus als alltäglicher Rassismus? (137-145); Abschließende Podiumsdiskussion (Ausschnitte) (146-159); "Die Stellung der Kirchen zu den deutschen Sinti und
Roma" (Tagungsprogramm) (160-161).
[461-L] Engelbrecht, Martin:
Diskursräume öffnen - Potentiale und Probleme der Einrichtung islamischen
Religionsunterrichts am Beispiel des "Erlanger Modells", Nürnberg 2007, 76 S. (Graue
Literatur;
www.bamf.de/cln_092/nn_443728/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/
Expertisen/engelbrecht-erlanger-modell.html)
INHALT: "Bei der Expertise handelt es sich um eine religionssoziologische Analyse, ob und wie
die Vielfalt muslimischer Identitäten durch die muslimische Vereins- und Verbandslandschaft
in puncto Religionsunterricht repräsentiert wird. Die Arbeit schildert zum einen, wie sich (vor
allem türkische) Muslime in den Rahmen der korporatistischen deutschen Religionspolitik
einfügen. Dies beinhaltet eine Skizze der Verbindung von Islam und Türkentum in der Türkei, deren Strukturen nach Deutschland quasi mitgebracht werden. Nach einer Darstellung
türkischer Migration und Problemen der Integration sowie einem Überblick über Statistiken
zur Religiosität türkischer Muslime, folgt ein Kapitel über die Pluralisierung muslimischer
Identitätskonstruktionen. Diese werden anschließend zu der Verbandslandschaft in Bezug gesetzt. Zum anderen wird anhand des 'Erlanger Modells' die Einrichtung von islamischem Religionsunterricht auf lokaler Ebene analysiert. Dazu werden die Religionslehrerausbildung,
der islamische Religionsunterricht, die muslimische Elternschaft sowie die Moscheen und
Verbände als Diskursräume definiert und beschrieben." (Autorenreferat)
[462-F] Engelhardt, Michael von, Prof.Dr. (Bearbeitung); Engelhardt, Michael von, Prof.Dr. (Leitung):
Biographie, Migration und Identität
INHALT: Das Projekt befasst sich mit der biographischen Erfahrung der Migration und deren
Auswirkungen auf die Identität und die soziokulturelle Verortung der Betroffenen zwischen
Herkunfts- und Aufnahmegesellschaft. Untersucht werden im Einzelnen der Lebensabschnitt
vor der Migration, die Migration, der Lebensabschnitt nach der Migration und die Zukunftserwartungen. Dabei geht es um die Motive der Migration und die ursprünglichen Erwartungen im Hinblick auf das Einwanderungsland, um den Vorgang der Einwanderung und die dabei gemachten Erfahrungen, um die Prozesse der Integration und um die vor diesem biographischen Hintergrund entwickelten Zukunftsperspektiven. In der Erhebung wird mit der Methode der biographischen Einzelinterviews und der Methode des biographischen Erzählens in
Gruppen gearbeitet.
METHODE: narrative biographische Interviews und Gruppendiskussion
VERÖFFENTLICHUNGEN: Engelhardt, Michael von: Biographie und Narration: Zur Transkulturalität von Leben und Erzählen. in: Michal Göhlich u.a. (Hrsg.): Transkulturalität und
Pädagogik. Beiträge zur pädagogischen Grundlagenforschung. Weinheim: Juventa-Verl.
2006, S. 95-120. ISBN 978-3-7799-1265-1.+++Olivia, Beata: Migration, Biographie und
294
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
Identität. Bildungsmigration untersucht am Beispiel polnischer Studierender in Deutschland.
Zugl. Erlangen, Univ., Magisterarb. Erlangen 2006.
ART: BEGINN: 2005-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Institut für Soziologie Professur für Soziologie Prof.Dr. v. Engelhardt (Kochstr. 4,
91054 Erlangen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 85-223-44, e-mail: Michael.v.Engelhardt@soziol.phil.uni-erlangen.de)
[463-F] Engelhardt, Michael von, Prof.Dr. (Bearbeitung); Engelhardt, Michael von, Prof.Dr. (Leitung):
Biographie und Religion
INHALT: In dem Projekt wird der Zusammenhang von Biographie und Religion untersucht. Dabei geht es um die Bedeutung von Religion als Grundlage von Biographie und Identität und
um den Wandel des Verhältnisses zur Religion während des Lebenslaufs. Ein besonderes Interesse gilt den Prozessen der Auseinandersetzung mit der Herkunftsreligion, der Hinwendung zu anderen Religionen sowie den verschiedenen Formen der Konversion. Berücksichtigt
werden die christlichen Religionen, die jüdische Religion, der Islam, der Buddhismus und
neuere religiöse Strömungen. Die empirische Grundlage bilden narrative biographische Interviews.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Engelhardt, Michael von: Biographie und Religion in der Gegenwartsmoderne. in: Luibl, Hans Jürgen u.a. (Hrsg.): Gott und die Wissenschaften. Evangelische Hochschuldialoge, Bd. 1. Berlin: Lit Verl. 2007, S. 60-100. ISBN 978-3-8258-85656+++.Batrla, Maria: Religion und Identität. Eine vergleichende Studie zu den Entwicklungsverläufen bei ausgewählten jungen Erwachsenen. Zugl. Erlangen-Nürnberg, Univ., Magisterarb., 2007. Erlangen 2007.+++Engelhardt, Michael von: Das Verhältnis von Biographie und
Religion. in: Liebau, Eckart; Macha, Hildegard; Wulf, Christoph (Hrsg.): Religion und Erziehung. Weinheim 2002.
ART: BEGINN: 2000-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Institut für Soziologie Professur für Soziologie Prof.Dr. v. Engelhardt (Kochstr. 4,
91054 Erlangen)
KONTAKT: Leiter (Tel. 09131-8522344 od. 8522378,
e-mail: Michael.v.Engelhardt@soziol.phil.uni-erlangen.de)
[464-L] Esser, Hartmut:
Assimilation, ethnische Schichtung oder selektive Akkulturation?: neuere Theorien der
Eingliederung von Migranten und das Modell der intergenerationalen Integration, in: Kölner
Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 81-107 (Standort:
UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In Reaktion auf einige Besonderheiten der so genannten 'New Immigration' und die
bekannten Schwächen der klassischen Assimilationstheorie sind in der letzten Zeit einige
neuere theoretische Vorschläge entstanden und debattiert worden, darunter speziell die 'Theory of Segmented Assimilation' und die 'New Assimilation Theory'. Hier werden neben dem
(klassischen) strukturellen Ausgang der 'Assimilation' zwei weitere mögliche Ausgänge vor-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
295
gesehen: die ethnische Schichtung als dauerhafter Abstieg der Folgegenerationen und die selektive Akkulturation als sozialer Aufstieg unter Nutzung und Beibehaltung der ethnischen
Ressourcen und Identitäten. Der Beitrag rekonstruiert diese theoretischen Entwicklungen und
die angenommenen strukturellen Ausgänge jeweils als Spezialfälle eines übergreifenden Modells, des Modells der intergenerationalen Integration, und systematisiert die in den verschiedenen Theorien skizzierten Teilprozesse und Einzelmechanismen in einigen wenigen grundlegenden Zusammenhängen. Ein wichtiges Ergebnis ist dabei auch die Identifikation von empirisch nicht ohne Weiteres gegebenen Bedingungen und Hintergrundprozessen, auf denen die
verschiedenen Theorien und strukturellen Ausgänge, aber auch das Modell der intergenerationalen Integration, beruhen." (Autorenreferat)
[465-F] Foroutan, Naika, Dr.; Schäfer, Isabel, Dr. (Leitung):
Hybride Identitäten in Deutschland. Identitäts- und Abgrenzungsrituale am Beispiel muslimischer Migranten im deutsch-europäischen Innen- und Außenverhältnis
INHALT: Das Projekt behandelt das Thema hybride Identitäten in Deutschland und Europa am
Beispiel muslimischer Migranten. Mit hybriden Identitäten sind Menschen gemeint, die sich
unterschiedlichen kulturellen Räumen zugehörig fühlen. Diese hybriden - oder bipolaren,
zweiheimischen, transkulturellen - muslimisch-deutschen Identitäten und ihre Rolle im Integrationsprozess bilden den Untersuchungsschwerpunkt dieser Forschungsarbeit. Hybridität
tritt auf in Situationen kultureller Überschneidung, d.h. teilweise gegensätzliche Sinngehalte
und Handlungslogiken, die getrennten Handlungssphären entstammen, fügen sich zu neuen
Mustern zusammen. Es kommt zu einer Infragestellung traditioneller Zugehörigkeitskriterien
und einer Delokalisierung von Identität. Dies erzeugt Reibung und Energie, die sich sowohl
negativ in Abgrenzungsritualen entladen kann, die aber auch positiv zur Erneuerung überkommener gesellschaftlicher Strukturen beitragen kann. Hybride Identität wird hier im Sinne
Edward Saids als variabel, kontextuell und veränderbar verstanden. Es entsteht ein dynamisches Spiel der Zugehörigkeiten. Durch eine transdisziplinäre Verknüpfung von Politikwissenschaft mit sozialpsychologischen, religionssoziologischen und kommunikationstheoretischen Ansätzen soll ein theoretischer Analyserahmen erarbeitet werden, der es erlaubt, der
Frage nachzugehen, warum viele der hier lebenden Muslime sich auch nach Jahrzehnten nicht
mit Deutschland identifizieren. Die Forschungsarbeit soll im Innenverhältnis Gründe für die
Schwierigkeit der Identifikation muslimischer Einwanderer mit ihrem deutschen Heimatland
herausarbeiten und das Potential hybrider Identitäten für Integrationsprozesse überprüfen. Dabei soll untersucht werden, welche unterschiedlichen muslimischen Identitätsraster sich herausbilden, die eine Gleichzeitigkeit der Kategorien Deutsch-Sein und Muslim-Sein ermöglichen. Im Außenverhältnis sollen die Beziehungen zwischen Europa und der islamisch geprägten Welt untersucht werden, um deren Rückwirkung und Einfluss auf die Identitätsdefinitionen von hybriden muslimisch-europäischen Identitäten analysieren zu können. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Ausgehend von der Forschungs-Hypothese, dass es hybrider Identitäten bedarf, um
die beidseitig zu beobachtende Entfremdung zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft zu überbrücken, kommt hier der Rolle von Menschen die sich unterschiedlichen kulturellen Räumen zugehörig fühlen eine besondere Forschungsrelevanz zu. Mittels qualitativer
Untersuchungsmethoden und einer Befragung von 250 repräsentativen hybriden deutschmuslimischen Personen soll erforscht werden, ob Menschen mit muslimischem Migrationshintergrund in Deutschland als Träger hybrider Identitätsmuster dazu beitragen können, die
296
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
Wandelbarkeit von nationalen und kulturellen Identitäten zu dokumentieren und wie dieses
Potential zur Mediation genutzt werden kann, um interkulturelle Alltagskompetenz zu etablieren und Identität als gesellschaftspolitische Konfliktkategorie zu entschärfen. Die zentrale
Forschungsfrage lautet: Können hybride Identitäten durch ihre "Zweiheimigkeit" dazu beitragen, eine beidseitige Akzeptanz mit Deutschland/ Europa zu fördern - sowohl auf Seiten der
Migranten als auch auf Seiten der Mehrheitsgesellschaft? Die Basisannahme ist, dass das politische System der Bundesrepublik durch die fehlende Partizipation und Integration der muslimischen Migranten in seiner Stabilität gestört wird, weil die hier lebenden Muslime sich
auch nach Jahrzehnten nicht mit Deutschland identifizieren. Das Erkenntnisinteresse geht der
Frage nach, was getan werden muss, damit hybride deutsch-muslimische Identitäten als Teil
der deutschen Lebenskultur selbstverständlicher werden? Zur deutschen Lebenskultur gehören ganz selbstverständlich Punker und Banker, Konservative und Autonome obwohl diese
höchst unterschiedliche Vorstellungen von der jeweils deutschen Kultur haben - was muss
verändert werden, damit Muslime auch ganz selbstverständlich zu diesem deutschen Lebensspektrum zählen? Im Moment wird der Islam noch als etwas Gegenteiliges zum Deutschsein
wahrgenommen. Die Erforschung hybrider Identitätsmodelle soll als Konfliktregulierungsmethode betrachtet werden. Die Aufgabenstellung gliedert sich in drei Arbeitsteile: 1. Analyse
der Ursachen für die zerbrechenden gesellschaftlichen Konsensstrukturen in Deutschland
(Negativ-Potential hybrider Identitäten); 2. Untersuchung des Potentials hybrider Identitäten
für den Gemeinschaftsbildungsprozess/ Integrationsprozess (Positiv-Potential hybrider Identitäten - Innenverhältnis); 3. Analyse der Rückwirkungen der Außenbeziehungen zwischen Europa und der islamisch geprägten Welt auf Identitätskonstruktionen muslimischer Migranten
(Außenverhältnis). Die Zielsetzung besteht in der Analyse und Katalogisierung der verschiedenen Identitätsmodelle muslimischer Migranten in Deutschland (Gegen-Identität, ParallelIdentität, Präkariats-Identität, Transnationale Identität, Säkular-Identität, Assimilations-Identität, Eliten-Identität). Aus der Analyse der unterschiedlichen Identitätsoptionen sollen jene
herausgefiltert werden, die für sich die Gleichzeitig beider Identitätsstränge
(Muslim+Deutsch) gelten lassen. Deren Islam-Optionen (u.A. Euro-Islam, Kultur-Islam, NeoIslam, Cool-Islam, Pop-Islam, Retro-Islam etc.) sollen in die Gesellschaft hineinkommuniziert werden, um sie dem vorherrschenden Bild des Islam als Gegner gegenüberzustellen.
Hier sind jene Zielgruppen von besonderem Interesse, die bereits ein gelungenes Integrationsmodell leben. Auf die Analyse der 'Spalter' und 'Gefährder' wird jedoch nicht verzichtet.
ART: BEGINN: 2008-04 ENDE: 2013-03 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Bereich Internationale Politik und Regionalstudien Arbeitsstelle
Politik des Vorderen Orients (Ihnestr. 22, 14195 Berlin)
KONTAKT: Schäfer, Isabel (Dr. Tel. 030-838-56678, Fax: 030-838-56637,
e-mail: isasch@zedat.fu-berlin.de); Foroutan, Naika (Dr. Tel. 030-838-56728,
e-mail: foro@zedat.fu-berlin.de)
[466-L] Friedrichs, Jürgen:
Ethnische Segregation, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft,
2008, H. 48, S. 380-411 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: "Welche Beziehungen bestehen zwischen Segregation und Integration? Dieser Zusammenhang wird im ersten Teil des Beitrags erörtert. Ergänzend werden im zweiten Abschnitt
die Dimensionen der Segregation und deren Messung behandelt. Der dritte Teil enthält eine
Darstellung der Studien zur ethnischen Segregation in Deutschland. Der folgende Abschnitt
ist einer systematischen Darstellung von Erklärungen der Segregation gewidmet; hier wird
auch nochmals die Frage nach den räumlichen Bezügen der Integration aufgenommen. Am
Ende dieses Teils wird ein Mehrebenen-Modell der Segregation entwickelt. Der letzte Teil
enthält eine knappe Zusammenfassung der Befunde und darauf aufbauend Vorschläge für
weitere Forschungen." (Autorenreferat)
[467-L] Garssen, Joop; Nicolaas, Han:
Fertility of Turkish and Moroccan women in the Netherlands: adjustment to native level
within one generation, in: Demographic Research, Vol. 19/2008, Art. 33, S. 1249-1280
(www.demographic-research.org/volumes/vol19/33/19-33.pdf)
INHALT: "The annual figures on the fertility of Turkish and Moroccan women show that the
sharp decline that took place up to the mid nineties was reduced or stagnated. In this paper the
authors use cohort data by generation for the main population groups of non-western origin to
show that the first generation only adjusted their fertility slowly to that of the native Dutch
women. The first generation of Turkish and Moroccan women even has higher fertility rates
than the women in their countries of origin. The realised fertility rate of the second generation, on the other hand, is virtually the same as that of the native Dutch women. Turkish and
Moroccan women in their early thirties even have fewer children than native Dutch women
that age. Their position is no longer in between the first generation and the native Dutch women, but fertility-wise they are more like the native Dutch than like their mothers." (author's
abstract)
[468-L] Gerhards, Jürgen; Hans, Silke:
Akkulturation und die Vergabe von Vornamen: welche Namen wählen Migranten für ihre
Kinder und warum?, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft,
2008, H. 48, S. 465-487 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Vornamen können die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen anzeigen. Greifen Migranten bei der Vergabe von Vornamen für ihre Kinder auf Namen zurück, die in dem jeweiligen
Einwanderungsland üblich sind, dann interpretieren die Autoren dies als ein Anzeichen gewünschter Akkulturation. Vergeben sie hingegen Vornamen, die allein in ihrem Heimatland
gebräuchlich sind, so interpretieren sie dies als ein Anzeichen von geringer Akkulturation.
Auf der Basis einer Auswertung der Daten des Sozio-Ökonomischen Panels haben sie für Migranten aus drei Herkunftsgruppen (Südwesteuropa, Ex-Jugoslawien, Türkei) untersucht, in
welchem Maße die Eltern ihren Kindern in Deutschland gebräuchliche Namen geben und wie
man Unterschiede im Grad der Akkulturation in der Vergabe der Vornamen erklären kann.
Die Autoren können zeigen, dass Zuwanderer aus der Türkei gegenüber solchen aus dem ehemaligen Jugoslawien und Südwesteuropa seltener in Deutschland gebräuchliche Vornamen
vergeben. Die Wahrscheinlichkeit der Vergabe deutscher Vornamen bei Zuwanderern steigt,
wenn die kulturelle Distanz (religiöse und sprachliche Distanz) zwischen Herkunftsland und
298
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
Einwanderungsland gering ist, die Bildung der Eltern hoch ist, sie deutsche Freunde oder
Partner haben und politisch durch die deutsche Staatsbürgerschaft integriert sind." (Autorenreferat)
[469-L] Griese, Hartmut M.; Schulte, Rainer; Sievers, Isabel:
"Wir denken deutsch und fühlen türkisch": sozio-kulturelle Kompetenzen von Studierenden
mit Migrationshintergrund Türkei, (Bildung, Migration, Nachhaltige Entwicklung, Bd. 2),
Frankfurt am Main: IKO-Verl. f. Interkulturelle Kommunikation 2007, 216 S., ISBN: 978-388939-883-3 (Standort: UB Köln(38)-35A3888)
INHALT: Der Sammelband ist Ergebnis eines Forschungsprojekts der "Arbeitsgruppe interkulturelle Pädagogik", das spezifische soziokulturelle Kompetenzen von Studierenden mit türkischem Migrationshintergrund sichtbar machen wollte. Zunächst wird ein Überblick über den
einschlägigen Forschungsstand gegeben, um dann die Ergebnisse von fünf empirischen Einzelstudien vorzulegen. Dazu gehören eine Fragebogenerhebung in Deutschland, eine Erhebung in der Türkei, binationale Gruppendiskussionen, quantitative und qualitative Analysen
von Aufsätzen sowie eine Untersuchung zu Kompetenzen in der türkischen und der deutschen
Sprache. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden unter den Stichworten "Integration",
"Identität", "Transkulturalität" und "Hyperkulturalität" zusammengefasst. Die Verfasser plädieren für einen Paradigmenwechsel in der Forschung, weg von Defiziten und Problemen und
hin zu Kompetenzen und Potenzialen, der ihrer Ansicht nach das Bild der Migranten in Öffentlichkeit, Medien und Politik verbessern könnte. (ICE)
[470-L] Hafner-Al-Jabaji, Amira:
Religion und Integration: eine Verhältnisanalyse unter besonderer Berücksichtigung der
Muslime in der Schweiz, in: Judith Könemann, Georg Vischer (Hrsg.): Interreligiöser Dialog in
der Schweiz : Grundlagen - Brennpunkte - Praxis, Zürich: TVZ Theolog. Verl., 2008, S. 91-105,
ISBN: 978-3-290-20042-8 (Standort: UB Duisburg(464)-E11/IQH3736)
INHALT: Ziel des Beitrags ist es, Erfahrungen, Beobachtungen und Konklusionen im Schnittfeld
von Religion und Integration zusammenzutragen. Konkret geht es um die Verhältnisse in der
Schweiz und um die dort lebenden Muslime. Die Verfasserin diskutiert die Rolle der Religion
im Fokus der Integrationspolitik, skizziert unterschiedliche Auffassungen über die Bedeutung
von Religion in der Gesellschaft, fragt nach der Bedeutung von Religion in der Diaspora und
nach multiplen Identitäten. Ihre Überlegungen zu einem Islam schweizerischer Prägung gehen von zwei Annahmen aus: (1) Der Islam ist integraler Bestandteil der schweizerischen Gesellschaft. (2) In der Schweiz integrierte Muslime betrachten ihre schweizerische Identität als
Teil ihrer muslimischen Identität und umgekehrt. Der Beitrag macht deutlich, wie unterschiedlich Fragen der Integration sowie die Wahrnehmung und Anerkennung des Islam in
seiner öffentlichen Dimension aus der Perspektive der alteingesessenen Bevölkerung und jener der Muslime in der Schweiz empfunden werden. (ICE2)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
299
[471-L] Halm, Dirk:
Der Islam als Diskursfeld: Bilder des Islams in Deutschland, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2008, 143 S., ISBN: 978-3-531-16156-3
INHALT: Der Verfasser analysiert auf der Grundlage von Experteninterviews den aktuellen Diskurs um die Integration des Islam in die deutsche Gesellschaft. Unter Rückgriff auf ein Konzept des Islam als Diskursfeld wird gezeigt, wie unterschiedliche Akteure bestimmte Bilder
des Islams in der Öffentlichkeit etablieren, um damit Positionen zu stützen und Interessen zu
vertreten. Auf dieser Grundlage werden die Perspektiven diskutiert, die der deutsche Islam
unter den herausgearbeiteten diskursiven Bedingungen hat. Die Fähigkeit zur Etablierung eines bestimmten Islambildes im öffentlichen Diskurs ist, so die These, eine Machtfrage, ebenso wie die Durchsetzung von Leitbildern, wie eine in Deutschland rechtlich und gesellschaftlich voll integrierte muslimische Community aussehen sollte. Die Funktion der Studie wird
darin gesehen, diese Machtverhältnisse und ihre Manifestation im Diskurs zu beschreiben und
damit eine Grundlage dafür zu schaffen, das selbstreflexive Potential des deutschen Islamdiskurses zu stärken. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass zahlreiche Akteure am Diskurs um
die Integration des Islams aus Interessenlagen heraus partizipieren, die nur mittelbar oder
auch überhaupt nicht auf die gleichberechtigte Teilhabe der Muslime in Deutschland zielen.
Es wird argumentiert, dass die Identifikation solcher Diskursstrategien und -taktiken ein erster Schritt zur Emanzipation des Islamdiskurses von Ressourcenkonkurrenzen sowie sicherheitspolitischen und anderen Überlegungen ist. Anhand der Analyse werden Hinweise darauf
gegeben, in welche Richtung ein Zusammenleben mit dem Islam zukünftig überhaupt realistischerweise gedacht werden kann, also was mit Blick auf die Interessen der Akteure durchsetzbar scheint. (ICF2)
[472-L] Hermanik, Klaus-Jürgen:
Eine versteckte Minderheit: Mikrostudie über die Zweisprachigkeit in der steirischen
Kleinregion Soboth, Weitra: Verl. Bibliothek der Provinz, Ed. Seidengasse 2008, 315 S., ISBN:
978-3-85252-817-5 (Standort: UB Frankfurt am Main(30)-8856731)
INHALT: Die ethnologisch-historisch-anthropologische Studie untersucht die an der österreichisch-slowenischen Grenze liegende Kleinregion Soboth unter dem Gesichtspunkt der Zweisprachigkeit. Nach einer regionalen Einführung in den Untersuchungsraum, seine Ortsnamen
und Symbole wird der Wandel der Ethnizität und der Identitätskonstruktionen der steirischen
Slowenen hinsichtlich allgemeiner Voraussetzungen und regionaler Ausprägungen beschrieben. In chronologischer Abfolge werden dann beginnend mit der Grenzziehung die unterschiedlichen Konflikte dargestellt, von denen die Soboth unmittelbar betroffen war. Sodann
wird das Phänomen der Abwanderung aus der peripheren Region Soboth thematisiert, das die
Soboth seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägt und bis heute aktuell ist. Wichtige
Faktoren der Meinungsbildung und der Sprachvermittlung waren - vor allem früher - die
Pfarrseelsorge und der Schulunterricht, die im Folgenden in ihrer Bedeutung für die Zweisprachigkeit der Region untersucht werden. Erinnerungskulturen der Soboth auf materialer
wie mentaler Dimension werden am Beispiel von vier Texten - darunter zwei literarischen vorgestellt. Abschließend geht der Verfasser auf das Identitätsmanagement der steirischen
Slowenen eine sowie auf das Phänomen des "Versteckens" der slowenischen Sprache. (ICE2)
300
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
[473-L] Holst, Elke; Schäfer, Andrea; Schrooten, Mechthild:
Angst vor Fremdenfeindlichkeit: Ausländer überweisen mehr ins Heimatland, in:
Wochenbericht / DIW Berlin : Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Jg. 75/2008, Nr. 36, S. 520-526;
Kopie über den Literaturdienst
erhältlichwww.diw.de/documents/publikationen/73/88563/08-36-3.pdf)
INHALT: "In Deutschland leben etwa sieben Millionen Ausländerinnen und Ausländer. Weitere
hier lebende Personen, die bei Geburt eine andere als die deutsche Staatsangehörigkeit besessen haben, sind Eingebürgerte und (Spät-)Aussiedler. Auf der Basis der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) untersucht die Studie die Beweggründe dieser Personengruppen,
Überweisungen ins Heimatland zu tätigen. Es zeigt sich: Die in Deutschland lebenden Ausländer sowie die Gruppe der Eingebürgerten und (Spät-)Aussiedler sind in Bezug auf ihr
Transferverhalten keine homogene Einheit. Während beispielsweise bei Ausländern die Sorge
über Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass die Wahrscheinlichkeit Überweisungen in Heimatland zu tätigen und auch die Höhe dieser Zahlungen steigen lässt, ist ein solcher Effekt
bei der Gruppe der Eingebürgerten und (Spät-)Aussiedler nicht festzustellen. Auch spielen
Erwerbs- und Haushaltseinkommen für die Höhe der Zahlungen nur bei Ausländern eine Rolle. Zudem unterscheidet sich das Überweisungsverhalten dieser Gruppe in Abhängigkeit vom
Heimatland." (Autorenreferat)
[474-L] Horvath, Ilonka:
"Ich bin eben viele Sachen...": über Selbst-Sicht und Fremd-Blick jenseits von "Schwarz"
und "Weiß", (Österreichische Kulturforschung, Bd. 7), Wien: Lit Verl. 2007, 166 S., ISBN: 9783-8258-0424-4 (Standort: SB München(12)-2008.17080)
INHALT: Die Verfasserin thematisiert grundlegende Fragen zum "Rasse"-Begriff. Sie beschreibt
einen Erkenntnisweg von einfachen Verständnisfragen zu den komplexen Antworten der Cultural und Postcolonial Studies, indem sie gängige Wahrnehmungsmechanismen des "Anderen" vor allem hinsichtlich eines äußerlichen Andersseins in gesellschaftspolitische Bezüge
stellt. Der erste Teil der Untersuchung ist auf theoretischer Ebene angesiedelt. Er konzentriert
sich auf theoretische Erklärungsmuster im Zusammenhang mit der Wahrnehmung des "Anderen", Rasse als soziale Konstruktion, "Weiß-Sein" als normativen Blick und Forschungsansätze der "multi-racial condition". Der zweite Teil der Untersuchung basiert auf themenzentrierten Interviews, wobei der Schwerpunkt auf Erzählungen über das Erleben der "multi-racial
condition" in Österreich liegt. Hier geht es um Zugehörigkeit und Identifikation, gesellschaftliche Verortung und das Spannungsfeld zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdzuschreibung. So wird die Vielfalt der Erlebniswelten deutlich und individuelle Aspekte von Persönlichkeit und Reproduktion treten in den Vordergrund. (ICE2)
[475-L] Hyna, Barbara:
Grenzgänger der globalen Welt: Marginalität als Chance und Barriere im transnationalen
Raum, Frankfurt am Main 2008, 213 S. (Graue Literatur;
deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=988878259&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=9888782
59.pdf)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
301
INHALT: Am Beispiel von hoch- und niedrigqualifizierten MigrantInnen wird die Bedeutung
von Auslandserfahrung speziell für das interkulturelle Zusammenleben untersucht. Folgende
Fragen stehen im Vordergrund: Welche Strategien entwickeln Grenzgänger bzw. TransmigrantInnen im Umgang mit Fremdheit während ihrer Arbeitsaufenthalte in fremdenLändern
und Kulturen, und welche Formen des interkulturellen und sozialen Zusammenlebens entwickeln sich auf diese Weise? Führen Grenzüberschreitungen in Form von längeren beruflichen
Auslandsaufenthalten zu einer kulturellen Annäherung und mehr Offenheit gegenüber fremden Kulturen oder eher zur Verstärkung kulturellerGrenzen? Wie beeinflusst die berufliche
Qualifikation bzw. die ausgeübte Tätigkeit die Erfahrung im Ausland? (Vergleich hoch- mit
niedrigqualifiziertenMigrantInnen). Um diese Fragen zu klären, wurden 12 Personen in Form
von narrativen themenzentrierten Interviews befragt. Die Interviews dienen auch der Erstellung einer Typologie des Umgangs mit Fremdheit. Die gebildeten Typen werden anschließend mit Hilfe des empirischen Materials in phänomenologischer Weise charakterisiert (dichte Beschreibung). In einer abschließenden Bilanz wird aufgezeigt, in welcher Weise die Arbeit einen Forschungsbeitrag zur Soziologie der Zwischenräume darstellt, und bei der Frage
nach der Überwindung oder Verstärkung erörtert, ob mit den regelmäßigen Grenzüberschreitungen, die TransmigrantInnen vornehmen, tatsächlich kulturelle Grenzen überwunden oder
gar neue Grenzen errichtet werden. (ICH)
[476-L] Jungbluth, Konstanze; Meierkord, Christiane (Hrsg.):
Identities in migration contexts, (Mannheimer Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft,
Bd. 69), Tübingen: Narr 2007, 179 S., ISBN: 978-3-8233-6317-0 (Standort: UB DuisburgEssen()-E11ODB2477+1)
INHALT: "Der vorliegende Band greift das Thema Identitätskonstruktion anhand von Beispielen
aktueller Formen der Migration und in Bezug zu Theorien des Kulturkontakts und des Kulturwandels auf. Zum einen untersuchen die Autorinnen Prozesse individueller Selbstdefinition,
zum anderen die gesellschaftliche Platzierung eines Individuums im sozialen System und seinen unterschiedlichen Gruppierungen. Die Beiträge gewähren Einblick in die Identitätskonstruktion amerikanischer Emigranten in Deutschland, internationaler Bildungsmigranten in
Großbritannien und Frankreich, junger Erwachsener in Katalonien aus ein- und mehrsprachigen Herkunftsfamilien, Arbeitsmigranten in Chile, marokkanischer Migranten in Südspanien,
sowie in sprachliche Folgen der Binnenmigration südafrikanischer Parlamentarier." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Inke Du Bois: Hiding and struggling with national identity. American expatriates in Germany (11-34); Christiane Meierkord: (De)Constructing national identities in international student migration (35-49); Sigrid Behrent: Identities in interalloglot
communication (51-73); Konstanze Jungbluth: Doing identities in regional, national and global contexts: the Catalan case in Spain (75-98); Emili Boix: Encoding Catalan identities (99111); Isabel A. Knoerrich: Languages, identities and cultures between Spain and Morocco:
questions in modern hispanoarabistics (115-127); Bettina Kluge: Negotiating regional identity
in conversation: a chilean case study (129-156); Liesel Hibbert: (Re)Contextualization of traditional repertoires in parliamentary discourse in South Africa (157-173).
[477-F] Kastner, Kristin, M.A. (Bearbeitung); Beck, Kurt, Prof.Dr. (Betreuung):
Handlungsmöglichkeiten von Subsaharianas auf beiden Seiten des Estrecho: eine körperethnologische Studie zu Grenzüberschreitungen
302
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
INHALT: Die vorläufig letzte Etappe des Migrationsweges mit Destination Spanien besteht für
viele subsaharische Migrantinnen - oft schwanger oder mit Babys - im Überqueren der
Meerenge von Gibraltar. Subsaharianas sind in mehrfacher Hinsicht Grenzüberschreiterinnen:
Mit dem Passieren des Estrecho überwinden sie in geopolitischer, aber auch kultureller Hinsicht eine Grenze, in Spanien übertreten sie oft legale Grenzen. Entscheidend in diesem Zusammenhang ist, dass sich für Frauen grundlegend andere Wege ergeben als für Männer und so die These - Handlungs(un)möglichkeiten im Kontext von Migration mit dem Körper der
einzelnen Frauen verknüpft sind. Hier stellt sich die Frage, in welcher Weise sich Grenzen
und Grenzüberschreitungen auf den Leib der Migrantinnen auswirken. Gleichzeitig soll herausgearbeitet werden, inwieweit es der jeweilige Körper oder der momentane körperliche Zustand selbst ist, der bestimmte Handlungen überhaupt erst ermöglicht. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Spanien, Gibraltar, Subsahara
ART: BEGINN: 2004-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Cusanuswerk Bischöfliche Studienförderung
INSTITUTION: Universität München, Fak. für Kulturwissenschaften, Institut für Ethnologie und
Afrikanistik (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 089-21-809601, Fax: 089-21-9602,
e-mail: kristinursula@web.de)
[478-L] Kippenberg, Hans G.:
Die Macht religiöser Vergemeinschaftung als Quelle religiöser Ambivalenz, in: Bernd
Oberdorfer, Peter Waldmann (Hrsg.): Die Ambivalenz des Religiösen : Religionen als
Friedensstifter und Gewalterzeuger, Freiburg im Breisgau: Rombach, 2008, S. 53-76, ISBN: 9783-7930-9502-6 (Standort: ULB Düsseldorf(61)-rel o/430/o 12)
INHALT: Die Quelle religiöser Ambivalenz ist für den Verfasser die Macht religiöser Vergemeinschaftungen. Vor dem Hintergrund einer religionsgeschichtlichen Perspektive auf den
"gemeindereligiösen" Charakter von Judentum, Christentum und Islam konstatiert der Verfasser für die Gegenwart eine weltweite Erstarkung religiöser Vergemeinschaftung, die mit einer
Veränderung des Ortes von Religion in der modernen Gesellschaft einher geht und neue, zivilreligiöse Formen annimmt. Ausgehend von Putnams Sozialkapitalkonzept macht er deutlich, dass religiöse Gemeinschaften Ressourcen sozialer Verbindlichkeit entwickeln, die sowohl brückenbauend nach außen als auch bindend nach innen wirken. Die Begriffe "kulturelle Enklave" und "kulturelle Diaspora" benennen unterschiedliche Formen des Selbstverständnisses religiöser Gruppen im Verhältnis zu ihrer kulturellen Umwelt und zeigen die Bedeutung transnationaler religiös-kultureller Loyalitäten als wichtiges Phänomen globalisierter Religiosität. Der Schlüssel zur religiösen Ambivalenz liegt in der Solidaritätsethik dieser Vergemeinschaftungen. Die religiöse Ethik der abrahamitischen Religionsgemeinschaften verlangt
als Verantwortungs- oder Gesinnungsethik von den Gläubigen, mit dem Vermögen oder sogar mit dem Leben für die Gemeinschaft einzustehen. (ICE2)
[479-F] Koch, Gertraud, Prof.Dr.phil.; Priebus, Valentin; Koch, Lisa; Franke, Amelie; Hoser, Nadine (Bearbeitung); Koch, Gertraud, Prof.Dr.phil. (Leitung):
Praktiken der Transkulturalisierung
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
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INHALT: In globalen Zeiten nimmt der Kontakt zwischen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen stetig zu. Massenmedien liefern uns Bilder fremder Kulturen frei
Haus, ermöglichen uns Einblicke in unbekannte Welten, die wir anderweitig nie erleben würden. Das Internet ist mehr noch Medium für unbegrenzte Konnektivität und den weltweiten
Fluss von Informationen, die noch dazu eigenständig selektiert werden können. Begegnungen
in Arbeit, Alltag oder auf Reisen ermöglichen persönliche, interkulturelle Erfahrungen. So
gesehen, scheinen wir in einem globalen Dorf zu leben, in dem unbegrenzt Austausch und Interaktion stattfindet und kulturelle Unterschiede zwischen Nationen, Minderheiten und Mehrheiten, zwischen Männern und Frauen, zwischen Alten und Jungen oder verschiedenen sozialen Lagen bedeutungslos sind. Andererseits erleben wir interkulturelle Begegnungen als
schwierig, scheinen kulturelle Unterschiede unüberbrückbar zu sein und werden zum Ausgangpunkt für Krisen und Konflikte. Die Verständigung über kulturelle Unterschiede hinweg
ist mühevoll, wenn nicht aussichtslos.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Koch, Gertraud (Hrsg.): Transkulturelle Praktiken. Empirische
Studien zu Innovationsprozessen. Wissen, Kultur, Kommunikation, Bd. 3. St. Ingbert: Röhrig
2008, 177 S. ISBN 978-3-86110-442-1.
ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
keine Angabe
INSTITUTION: Zeppelin University Hochschule zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik, Department communication & cultural management, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft & Wissensanthropologie (Am Seemooser Horn 20, 88045 Friedrichshafen)
KONTAKT: Institution (Tel. 07541-6009-1300, Fax: 07541-6009-1399,
e-mail: manuela.eittinger@zeppelin-university.de)
[480-L] Könemann, Judith; Vischer, Georg (Hrsg.):
Interreligiöser Dialog in der Schweiz: Grundlagen - Brennpunkte - Praxis, (Edition NZN :
Reihe des Pastoralsoziologischen Instituts St. Gallen, 10), Zürich: TVZ Theolog. Verl. 2008, 296
S., ISBN: 978-3-290-20042-8 (Standort: UB Duisburg(464)-E11/IQH3736)
INHALT: "Der interreligiöse Dialog wird in unserer kulturell und religiös pluraler werdenden
Gesellschaft immer wichtiger. In diesem Buch werden zunächst grundlegende Fragen des interreligiösen Dialogs thematisiert. Sodann werden wichtige Brennpunkte des interreligiösen
Zusammenlebens in der Schweiz, z.B. Gebets- und Ritualpraxis, Religionsunterricht, interreligiöse Partnerschaften etc. beleuchtet. Zudem werden Orte des interreligiösen Dialogs in der
Schweiz vorgestellt sowie konkrete Hilfestellungen für die Praxis gegeben. Vertreterinnen
und Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften äußern sich zu den Chancen und Möglichkeiten des interreligiösen Dialogs in der Schweiz. Die Autorenschaft ist interreligiös zusammengesetzt, ein Dienstleistungsteil mit Hinweisen auf Internet-Seiten unterstützt ein Engagement in Fragen des interreligiösen Dialogs." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: 1.
Grundlegende Perspektiven zum interreligiösen Dialog: Christoph Winzeler: 19-45); Das
Verhältnis von Religionen und Staat in rechtlicher Sicht Reinhold Bernhardt: Das Selbstverständnis der Religionsgemeinschaften angesichts der Vielfalt der Religionen (46-64); EvaMaria Faber: Christliche Perspektiven des interreligiösen Dialogs (65-90); Amira Hafner-AlJabaji: Religion und Integration - Eine Verhältnisanalyse unter besonderer Berücksichtigung
der Muslime in der Schweiz (91-106); 2. Brennpunkte in der religiösen Alltagspraxis: Helga
Kohler-Spiegel: Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in der deutschsprachigen
Schweiz (109-122); Rifa'at Lenzin: Zur Genderfrage im Islam (123-136); Andrea Knecht:
304
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
Eine Familie - zwei Religionen: Gedanken zu interreligiösen Partnerschaften (137-147); Barbara Richner: Begräbnisstätten - Verhandlungen um religiöse Anliegen im Bestattungsbereich
(148-159); Tovia Ben-Chorin: Koscher - die jüdischen religiösen Speisevorschriften (160167); Hisham Maizar: Gedanken zum Umgang mit Muslimen im Spital bei Krankheit und
Tod (168-173); Bekim Alimi: Religiöse Alltagspraxis des Islam am Beispiel der islamischen
Gemeinde Wil (174-188); Peter Abelin: Religionen unter einem Dach - Das Projekt "Haus
der Religionen" in Bern (189-196); Toni Zimmermann, Roman Angst: Interreligiöse Gastfreundschaft - Die Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich (197-204); 3. Interreligiöser Dialog in der Schweiz konkret: Josef Meili: Handreichungen für praktische Fragen des interreligiösen Dialogs (207-216); Roger Husistein: Initiativen des interreligiösen Dialogs in der
Schweiz (217-236); 4. Stimmen zum interreligiösen Dialog in der Schweiz (237-286).
[481-L] Kraft, Sabine; Schmitt, Thomas M.:
Islamische Sakralbauten und Moscheekonflikte in Deutschland, in: Die Alte Stadt :
Vierteljahreszeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie, Denkmalpflege und
Stadtentwicklung, Jg. 35/2008, H. 3, S. 265-280 (Standort: UB Bonn(5)-Z76/259; USB Köln(38)XE00307; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Autoren vertreten den Standpunkt, dass Muslime das selbstverständliche Recht auf
Errichtung von repräsentativen Moscheen in angemessenen städtebaulichen Situationen, gerade auch in Stadtzentren sowie in Wohn- und Mischgebieten haben. Angesichts der Tatsache,
dass eine Minderheit von Moscheegemeinden einen extremistischen Islam vertritt, erachten es
die Verfasser als legitim, dass eine Stadt- bzw. Zivilgesellschaft prüft, welchem Moscheeverein sie ihre Unterstützung für die Realisierung eines Moscheebauprojekts zukommen lässt.
Jenseits der architektonischen und sozialwissenschaftlichen Analysen kann der Artikel als ein
Plädoyer an Stadtgesellschaften verstanden werden, sich auf das Abenteuer Moscheebau einzulassen. Moscheevereine und ihre Architekten möchten die Autoren ermutigen, zu innovativen Formen, zu einer innovativen Architektursprache zu greifen - auch wenn die Reproduktion traditioneller Formen für die Beteiligten oft als der einfachere Weg erscheint, und vielleicht eingewendet werden kann, dass mit zu hohen architektonischen Erwartungen die Moscheegemeinden eventuell überfordert werden können. (ICF2)
[482-L] Lauser, Andrea; Weißköppel, Cordula (Hrsg.):
Migration und religiöse Dynamik: ethnologische Religionsforschung im transnationalen
Kontext, (Kultur und soziale Praxis), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 274 S., ISBN: 978-389942-940-4 (Standort: UB Bonn(5)-2008/4779)
INHALT: "Ethnologische Forschungen haben in den letzten 15 Jahren dazu beigetragen, die
transnationale Perspektive in der Migrationsforschung zu etablieren. Nicht nur die verschiedenen Aufenthalts-Orte von Migranten und Migrantinnen und ihren Familienangehörigen,
sondern auch deren Transaktionen und Vernetzungen wurden ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Aus transnationaler Perspektive löst sich eine verbreitete dichotome
Betrachtungsweise auf: Migrationserfahrungen als schwierige Integrationsprozesse im Aufnahmeland einerseits und langfristige Beziehungen zum Herkunftsland andererseits werden
nicht länger als Antithesen analysiert, sondern als sich gegenseitig bedingende und formende
Prozesse verstanden. Interessanterweise spielt Religion im transnationalen Forschungspara-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
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digma zunehmend eine exemplarische Rolle, weil insbesondere an Diaspora-Gruppen gezeigt
werden konnte und kann, welche Kontinuität (nicht nur) religiöse Herkunftsidentitäten entfalten können, die durch imaginäre wie konkrete Rückbezüge auf die Heimat eine besondere
Stärkung oder Aufwertung bekommen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Andrea Lauser,
Cordula Weißköppel: Einleitung: Die neue Aufmerksamkeit für Religion in der Migrationsund Transnationalismusforschung - Ein Plädoyer für die ethnografische Mikro- und Kontextanalyse (7-34); Boris Nieswand: Wege aus dem Dilemma zwischen Transnationalismus- und
Integrationsansatz - Simultane Inklusion von migranten-initiierten charismatischen Gemeinden in Berlin (35-52); Christiane Falge: Lifting the Curse of Isaiah - Pathways of incorporation of transnational Nuer Christians in the homeland and the US (53-74); Cordula Weißköppel: "You don't get lost" - Transnationales Handeln von Sudanesen in einer protestantischen
Kirchengemeinde (75-104); Heike Drotbohm: Die Madonna, ihre Hautfarbe und ihr Kleid Zur Markierung von Differenzlinien innerhalb der haitianischen Mission Montreals (105124); Lioba Rossbach de Olmos: Santeria in Deutschland: Kubaner zwischen afrokubanischer
Religion und globalisierter Popkultur (125-146); Andrea Lauser: Ahnen, Götter, Geister in
Vietnam und der Diaspora - Ein transnationales Forschungsfeld (147-172); Claudia Liebelt:
"Touristinnen, nicht Arbeiterinnen!" Philippinische Pflegekräfte in Israel auf Pilgerfahrt im
'Heiligen Land' (173-196); Bettina Horn-Udeze: Zwischen aktiver Strategienbildung und passivem Erdulden: Bedeutungen der pfingstlerischen Wiedergeburt im Kontext nigerianischer
Migration auf Teneriffa (197-216); Martin Zillinger: Folklore und Passion: Marokkanische
Hochzeiten und transnationale Öffentlichkeit (217-244); Maya Nadig: Körper, Performanz
und Spiritualität als Instrumente der Konfliktbewältigung bei Danzantes Aztecas in Mexiko
(245-272).
[483-F] Maehler, Débora, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Schmidt-Denter, Ulrich, Prof.Dr. (Leitung);
Schmidt-Denter, Ulrich, Prof.Dr. (Betreuung):
Identität und Akkulturation bei eingebürgerten Migranten
INHALT: Die Frage, wie das Zusammenleben gesellschaftlicher Gruppen mit unterschiedlichem
kulturellen und ethnischen Hintergrund zu beiderseitigem Vorteil gestaltet werden kann, ist
immer wieder Gegenstand in der politischen Diskussion. Um angemessen handeln und politisch notwendige Entscheidungen treffen zu können, sind jedoch weitere wissenschaftliche
Erkenntnisse erforderlich, die Aufschluss darüber geben, welche Faktoren eine erfolgreiche
Integration in Deutschland begünstigen. Im Rahmen der Forschungsarbeit wird der Prozess
der Identifizierung eingebürgerter Mitgranten innerhalb der Aufnahmegesellschaft Deutschland untersucht. Um der zentralen Frage nachzugehen, ob die Staatsbürgerschaft Einfluss auf
die Identifikation mit Deutschland mit sich bringt, soll die soziale und personale Identität des
Individuums mit Migrationshintergrund untersucht werden. Es wird überprüft, inwieweit insbesondere individuelle Dispositionen, spezifische Akkulturationsstrategien, der Grad der soziokulturellen Anpassung oder der soziodemografische Hintergrund eine Identifizierung mit
der Aufnahmegesellschaft beeinflussen oder von dieser bedingt werden. Dabei sollen die Besonderheiten unterschiedlicher Migrantengruppen bei diesem Prozess berücksichtigt werden.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Theoretischer Ansatz: Akkulturationstheorien, Identitätstheorien; methodischer Ansatz: multivariate Analysemethoden. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt
DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich; Standardisierte Befragung, on-
306
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
line; Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: ca. 500; eingebürgerte Migranten;
Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2006-02 ENDE: 2009-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Department Psychologie
Professur Entwicklungs- und Erziehungspsychologie (Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11, 50969
Köln)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0221-470-4475, e-mail: dmaehler@uni-koeln.de)
[484-L] Maehler, Débora; Schmidt-Denter, Ulrich; Bergmann, Jana; Pöhls, Katharina; Balkowski,
Anna-Linda; Radchenko, Tatiana:
Identität und Akkulturation bei Migranten unterschiedlicher Herkunftskulturen,
(Forschungsbericht zum Projekt "Identität und Akkulturation von Migranten", Nr. 2), Köln 2008,
78 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-27737)
INHALT: Im vorliegenden Forschungsprojekt wurden MigrantInnen und bereits eingebürgerte
Personen über einen längeren Zeitraum hinweg (zunächst ca. ein Jahr) untersucht. Der Bericht stellt erste Ergebnisse einer Befragung aus dem Jahr 2007 nicht eingebürgerter MigrantInnen deutschlandweit dar, wobei ausführlich gezeigt wird, inwieweit individuelle Dispositionen, Auswanderungsgründe, spezifische Akkulturationsorientierungen, der Grad der soziokulturellen Anpassung, Einbürgerungsmotive und der soziodemografische Hintergrund mit
der Integration der Befragten einhergehen. Die im Rahmen der Untersuchung eingesetzten
Skalen wurden anhand einer Pilotstudie (N=48) und einer Stichprobe eingebürgerter MigrantInnen (N=272) validiert, deren Kennwerte im Forschungsbericht Nr.1 zum Projekt "Identität
und Akkulturation von Migranten" (Maehler et al., 2008) dargestellt sind. Es werden zunächst
der Untersuchungsverlauf skizziert und die Stichprobe beschrieben. Danach folgt die Darstellung der Kennwerte für die einzelnen Variablen und die dazugehörigen Items der gemessenen
Konstrukte. Es werden ferner die Zusammenhänge zwischen den gemessenen Konstrukten
analysiert und weiterführende Analysen mit ausgewählten Variablen vorgestellt. Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung und Diskussion der bisherigen Ergebnisse. (ICI2)
[485-L] Makarova, Elena:
Akkulturation und kulturelle Identität: eine empirische Studie bei Jugendlichen mit und
ohne Migrationshintergrund in der Schweiz, (Prisma : Beiträge zur Erziehungswissenschaft aus
historischer, psychologischer und soziologischer Perspektive, Bd. 8), Bern: Haupt 2008, 201 S.,
ISBN: 978-3-258-07318-7 (Standort: Hess. LB Wiesbaden(969)-NBO000121)
INHALT: "Wie gehen Jugendliche mit der kulturellen Vielfalt ihrer Lebens- und Entwicklungsräume um? Die Diskussion dieser Frage wird eingeleitet durch die Auseinandersetzung mit
dem Verständnis des Kulturbegriffs sowie durch die Darstellung der Zusammenhänge zwischen Individuum, Gruppe und Kultur im zeitgenössischen Kontext. Vor diesem Hintergrund
prüft die vorliegende Studie die Rolle des familiären und des schulischen Lebensbereiches für
die Akkulturation und die kulturelle Identität. Von innovativer Bedeutung ist dabei, dass der
Fokus nicht ausschliesslich auf Jugendlichen mit Migrationshintergrund liegt, sondern auch
auf einheimischen Jugendlichen und solchen aus bi-kulturellen Familien. Die Autorin zeichnet ein differenziertes Bild der soziokulturellen Zugehörigkeit von Jugendlichen im Span-
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
307
nungsfeld von tradierter und durch Migration bedingter Kultur. Die Ergebnisse verdeutlichen,
dass die Polarisierung zwischen den beiden oft als homogen aufgefassten Kategorien 'Migranten' und 'Einheimische' die soziale Realität verzerrt. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur
Grundlagenforschung im Bereich der kulturellen Heterogenität geleistet. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse werden Folgerungen für die Schule als Integrationsinstanz von kulturellen und sozialen Minderheiten abgeleitet." (Autorenreferat)
[486-L] Marks, Stephan:
Scham und Ehre: die verborgene Dimension von Konflikt und Gewalt, in: Wissenschaft und
Frieden : W&F, Jg. 26/2008, H. 3, S. 30-33
(www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=1486)
INHALT: "Die sozialpsychologische Konfliktanalyse oszilliert seit Jahrzehnten zwischen einem
auf Bedürfnisse und Interessen konzentrierten 'realistischen' Ansatz und dem Identitäts- und
Beziehungsfragen hervorhebenden 'symbolischen' Verständnis. Der Autor des vorliegenden
Beitrags bringt in eindrucksvoller Weise die Scham-und-Ehre-Dynamik im Konfliktgeschehen zur Sprache. Damit macht er zumindest plausibel, dass eine systematische Berücksichtigung entsprechender 'symbolischer' Größen ebenso für ein vertieftes Verständnis im Besonderen auch von interkulturellen Konflikten angezeigt ist wie für einen konstruktiv(er)en Umgang mit ihnen." (Autorenreferat)
[487-L] Meierkord, Christiane:
(De-)Constructing national identities in international student migration, in: Konstanze
Jungbluth, Christiane Meierkord (Hrsg.): Identities in migration contexts, Tübingen: Narr, 2007,
S. 35-49, ISBN: 978-3-8233-6317-0 (Standort: UB Duisburg-Essen()-E11ODB2477+1)
INHALT: Gegenstand der Untersuchung sind Gespräche in einem Studentenwohnheim in Großbritannien. An den Tischgesprächen nahmen Angehörige unterschiedlicher Kulturkreise mit
unterschiedlichem Sprachhintergrund teil - Franzosen, Deutsche, Pakistani, Nigerianer. Im
Mittelpunkt stehen Strategien der Identitätsaushandlung und des Identitätsausdrucks in Gesprächssequenzen, in denen auf Stereotypen basierende Persönlichkeitsmerkmale und Charaktereigenschaften den Gesprächspartnern zugeschrieben werden. Die Verfasserin beschreibt, wie solche Identitätszuschreibungen konstruiert sind und über den Gebrauch von
Personalpronomen in der Interaktion akzeptiert oder zurückgewiesen werden. Identität erscheint so sowohl als kontextabhängig als auch als lokal ausgehandelt und interaktiv ko-konstruiert. (ICEÜbers)
[488-L] Mummendey, Amélie; Kessler, Thomas:
Akzeptanz oder Ablehnung von Andersartigkeit: die Beziehung zwischen Zuwanderern und
Einheimischen aus einer sozialpsychologischen Perspektive, in: Kölner Zeitschrift für
Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 513-528 (Standort: UB Bonn(5)Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ziel sozialpsychologischer Forschung ist die Erklärung von problematischen wie auch
harmonischen Beziehungen zwischen sozialen Gruppen. Ausgangpunkt für die vorliegende
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soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
sozialpsychologische Analyse ist die Frage, wie Mitglieder sozialer Gruppen mit den Unterschieden zwischen sozialen Gruppen umgehen. Für diese Analyse wurde das Eigengruppenprojektionsmodell (EPM) vorgeschlagen und empirisch geprüft. Das Modell nimmt an, dass
soziale Diskriminierung durch die Generalisierung von Eigenschaften der Eigengruppe auf
die umfassende Gesellschaft entsteht, welche dann einen normativen Charakter für die Bewertung der Eigengruppe und der Fremdgruppe bekommt. Toleranz hängt nach diesem Modell davon ab, dass die übergeordnete gemeinsame Kategorie als vielfältig repräsentiert wird,
in die dann die Eigengruppe und die Fremdgruppe gleichermaßen passen. Im vorliegenden
Beitrag prüfen die Autoren Annahmen des EPM in einer Studie zur Beziehung zwischen Einwanderern und Einheimischen, die in Belgien, England und Deutschland durchgeführt wurde.
Die Ergebnisse zeigen in Übereinstimmung mit dem EPM, dass Eigengruppenmitglieder die
gemeinsame Gesellschaft eher mittels der Attribute der Eigengruppe beschreiben was zur
Wahrnehmung einer höheren Prototypikalität der Eigengruppe relativ zur Fremdgruppe und
damit zu einer besseren Bewertung der Eigengruppe, einer negativeren Bewertung der
Fremdgruppe wie auch zu Vorurteilen und wettbewerbsorientierten Verhalten führt." (Autorenreferat)
[489-L] Nagel, Helga; Jansen, Mechtild M. (Hrsg.):
Religion und Migration, Frankfurt am Main: Verl. f. Akad. Schriften 2007, 247 S., ISBN: 978-388864-430-6
INHALT: Religion und Migration haben sich in den letzten Jahren zu politisch und gesellschaftlich relevanten Themen entwickelt, die inzwischen auch in konzeptionelle Überlegungen der
Innen-, Kultur und Bildungspolitik der Kommunen Eingang gefunden haben. Daher bildeten
sie den Diskussionsgegenstand von drei Tagungen, die das Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt a. M., die Hessische Landeszentrale für politische Bildung, die
Evangelische Stadtakademie Frankfurt am Main sowie das Bildungswerk der Katholischen
Erwachsenenbildung Frankfurt 2002, 2004 und 2005 durchführten, deren Beiträge in diesem
Band teilweise dokumentiert sind. Die Veranstalter näherten sich der Thematik unter der Fragestellung, welche Bedeutung Glauben und Religion für den Migrationsprozess und das Leben von Migrantinnen und Migranten haben und inwieweit Religion ein integrierender Faktor
im Migrationsprozess sein kann. In einem Teil der Texte werden die Folgen der religiösen
Vielfalt und Multikulturalität Frankfurts herausgestellt; in der Stadt existieren mehr als 140
unterschiedliche Religionsgemeinschaften. Diese würden den 'Wunsch nach Zugehörigkeit
und Heimat in der Diaspora' unterstreichen, die Religion sei für die Migranten oft ein Stück
''portable Heimat'' und könne sowohl 'als Schutzraum, aber auch als Fluchtpunkt gesehen werden' (8). Hervorgehoben wurde auch die Bedeutung des säkularen Staates als Garanten für
Religionsfreiheit. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Mechtild M. Jansen / Susanne Keval:
Religion und Migration - ein neues und altes Thema zugleich? (10-20); Heiner Bielefeldt: Religiöser Pluralismus im säkularen Rechtsstaat (21-28); Karsten Lehmann: Religion und Migration - Spezifika der politischen Debatte (29-44); Mario Erdheim: Religion, Migration und
Trauma (45-52); Martin Herz: Das multireligiöse Individuum - eine Rede über Gott und die
Welt (53-68); Martin Baumann: Kirchen, Moscheen, Synagogen - eine Stadt verträgt viele
Religionen (69-83); Shahid N. Sadiq: Wie schlägt sich Multireligiosität im Stadtbild nieder?
(84-94); Bärbel Beinhauer-Köhler: Wohlfahrtskulturen als Gradmesser für gesellschaftliche
Integration (95-102); Ute Jung-Kaiser: Dem Unaussprechlichen eine Stimme verleihen - kann
Musik religiöse und kulturelle Grenzen überwinden? (103-109); Stefan Rech: Frankfurt am
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17 Lebenslagen und kulturelle Situation
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Main als Beispiel für eine multireligiöse Stadt (110-123); Dietmar Will: Unruhige Geschwister - bereichernde Gäste: Integration - wo und wie fängt sie an? (124-129); Podiumsdiskussionen (130-244).
[490-L] Nauck, Bernhard:
Akkulturation: theoretische Ansätze und Perspektiven in Psychologie und Soziologie, in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 108-133
(Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag zielt auf eine konzeptuelle und theoretische Integration der Akkulturations- und Assimilationsforschung, wie sie sich in der kulturvergleichenden Psychologie und in
der Migrationssoziologie entwickelt haben. Obwohl beide unabhängig voneinander entstanden sind und selten voneinander Notiz genommen haben, ist die Konvergenz der Forschungsprogramme und die konzeptuelle Äquivalenz der jeweils verwendeten Terminologie beträchtlich. Akkulturation ist ein longitudinales Mehrebenen-Explanandum und ein interdisziplinärer
Forschungsgegenstand. Exemplarisch werden Akkulturations-Adaptations-Modelle (Berry)
und Assimilations-Modelle (Esser) unter dem Gesichtspunkt verglichen, wie sie das Mehrebenen-Problem der Verknüpfung von individuellem (Akkulturations-/ Assimilations-)Handeln und sozialem Kontext lösen. Hierzu wird 'Kultur' als Mehrebenen-Konzept der Akkulturationsforschung eingeführt und auf Kapital-Investitions-Theorien und auf InstitutionenTheorien von Migrationsregimes bezogen, die beide vielversprechende Ansätze für die zukünftige Akkulturationsforschung darstellen." (Autorenreferat)
[491-L] Norberg, Madlena; Kosta, Peter (Hrsg.):
Sammelband zur sorbischen/ wendischen Kultur und Identität, (Potsdamer Beiträge zur
Sorabistik, 8), Potsdam: Univ.-Verl. Potsdam 2008, 142 S., ISBN: 978-3-940793-35-5 (Standort:
TUB Berlin(83)-8TA10859)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Madlena Norberg: Sind die sorbische/wendische Sprache und Identität noch zu retten? (10-23); Cordula Ratajczak: Wandel von Raum - Wandel von Identität.
Das Beispiel Mühlrose (24-37); Steffen Groß: Sprachen als kulturelle Gedächtnisse (38-47);
Martin Neumann: Sorbische/wendische Identität als Teil deutscher Politik (48-69); Detlef
Kobjela: Sorbische Musikkultur (70-79); Ulrich Pogoda: Sorbische Orgelmusik - ein Überblick (80-85); Madlena Norberg: Wendisches Kirchenleben in Cottbus in Vergangenheit und
Gegenwart (86-93); Werner Meskank - Meschkank: Vom Verhältnis der Kirche im Osten des
heutigen Deutschlands zu ihren wendischen Mitgliedern und den niedersorbisch wendischen
Gottesdiensten der neueren Zeit (94-130).
[492-L] Oberdorfer, Bernd; Waldmann, Peter (Hrsg.):
Die Ambivalenz des Religiösen: Religionen als Friedensstifter und Gewalterzeuger,
(Rombach Wissenschaften: Reihe Historiae, Bd. 22), Freiburg im Breisgau: Rombach 2008, 432
S., ISBN: 978-3-7930-9502-6 (Standort: ULB Düsseldorf(61)-rel o/430/o 12)
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17 Lebenslagen und kulturelle Situation
INHALT: "Anders als häufig angenommen, sind Religionen weder an sich friedlich noch an sich
gewaltsam, sondern prinzipiell ambivalent: Sie können ebenso friedensstiftende Wirkungen
entfalten wie zu Kampf und Gewalt anstacheln. der vorliegende Band fragt in grundsätzlichen
Überlegungen und Fallstudien aus Geschichte und Gegenwart, unter welchen Bedingungen
das jeweils geschieht. Wann schlägt religiös motivierter Widerstand in Gewalt um? Welchen
Umgang pflegen religiöse Würdenträger mit der politischen Macht? Wird der Obrigkeit die
religiöse Legitimation entzogen im Fall staatlichen Gewaltmissbrauchs? Geht von religiösen
Diasporen eine besondere Gefahr aus? Gibt es Beispiele gelingender sozialer Integration konkurrierender religiöser Wahrheitsansprüche?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thomas
Scheer: Vom Umkippen fundamentalistischer Bewegungen in Gewalt (27-52); Hans G. Kippenberg: Die Macht religiöser Vergemeinschaftung als Quelle religiöser Ambivalenz (53-76);
Johann Evangelist Hafner: Victime und Sacrifice - Girards Opfertheorie und ihre Anwendung
auf Texte des Hinduismus, des Judentums und des Christentums (77-106); Nikolaus Werz:
Theologie der Befreiung in Lateinamerika (107-132); Dirk J. Smit: Kirche, Frieden und Gewalt? Südafrikanische Erfahrungen des letzten Jahrhunderts (133-156); Stephan Rosiny: Religiöse Freigabe und Begrenzung der Gewalt bei der Hizb Allah im Libanon (157-186); Walther L. Bernecker: Der katholische Klerus und das Franco-Regime (187-218); Barbara Klimmeck: Katholizismus, Gewalt und Militärdiktatur in Argentinien (219-246); Thomas Bremer:
Geistliche Würdenträger und politische Macht - Orthodoxie in Russland (247-268); Werner
Schiffauer: Reislamisierung und Radikalisierung - zur inneren Dynamik des Islam in
Deutschland (269-288); Matenia Sirseloudi: Zwischen Assimilation und Abgrenzung - die
Bedeutung der Religion für die Identität der türkischen Diasporagemeinschaft in Deutschland
(289-314); Hamed Abdel-Samad: Identitätssuche und Radikalisierungserfahrungen - autobiografische Notizen eines muslimischen Studenten in Deutschland (315-338); Axel Gotthard:
Autonomie des Politischen? Über Befriedungsstrategien und Eskalationsmechanismen im
Konfessionellen Zeitalter (339-356); Wolfgang Reinhard: Religionskrieg oder Machtkampf?
Kulturkonflikte vom europäischen Kolonialismus bis heute (357-376); Bernd Oberdorfer:
Resakralisierung als Signum der Postmoderne? Chancen und Gefahren für den Frieden (377394); Peter Waldmann: Wie anfällig sind Religionen für Gewalt? Ein Zwischenresümee des
Diskussionsstandes (395-427).
[493-F] Panayotova, Dilyana (Bearbeitung):
Persönliche Netzwerke und kulturelle Identität der Bulgaren in Bayern
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bayern
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität München, Fak. für Kulturwissenschaften, Institut für Volkskunde Europäische Ethnologie (Ludwigstr. 25/0, 80539 München)
KONTAKT: Institution (Tel. 089-2180-2348, e-mail: volkskunde@lrz.uni-muenchen.de)
[494-L] Phalet, Karen; Gijsberts, Merove; Hagendoorn, Louk:
Migration and religion: testing the limits of secularisation among Turkish and Moroccan
Muslims in the Netherlands 1998-2005, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und
Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 412-436 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB
Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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17 Lebenslagen und kulturelle Situation
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INHALT: "Diese Studie untersucht Trends der Religiosität und ihren Zusammenhang mit der sozialen und strukturellen Integration am Beispiel muslimischer Minderheiten in den Niederlanden. Die Säkularisierungsthese lässt einen schwindenden Einfluss der Religion erwarten. Sie
ist allerdings im Kontext der historisch christlichen Gesellschaften Westeuropas entstanden
und es ist eine offene Frage, inwieweit sie sich interkulturell übertragen lässt. So berichten
Studien ethnischer Gemeinden in den USA von einem Auf- und Weiterleben der Religiosität
in den Nachfolgengenerationen mit einhergehender struktureller Integration. In diesem Beitrag testen die Autoren entsprechende Trends über die Zeit und den Zusammenhang religiöser
Einstellungen und Verhaltensweisen mit anderen Indikatoren der Integration. Grundlage der
Analysen sind umfassende und in dieser Form einzigartige kumulierte Querschnittdaten über
Muslime türkischer und marokkanischer Herkunft in den Niederlanden für den Zeitraum
1998-2005. Im Einklang mit der Säkularisierungsthese deuten die Analysen auf einen deutlichen Rückgang der Religiosität in der Generationenfolge und über die Zeit hin. Eine strukturelle Integration vermindert die Religiosität während ethnische Segregationen and Familienbildungen mit ihrer Belebung einhergehen. Zusammengenommen legen die Ergebnisse somit
den Eindruck einer selektiven Säkularisierung muslimischer Minderheiten in den Niederlanden nahe, die vom Ausmaß der sozialen and strukturellen Integration abhängig ist." (Autorenreferat)
[495-F] Rausch, Christian, M.A. (Bearbeitung); Bös, Mathias, Prof.Dr.; Kelle, Udo, Prof.Dr. (Betreuung):
Konstruktion von ethnischer Identität bei den Siebenbürger Sachsen im postsozialistischen
Sibiu/ Hermannstadt
INHALT: Seit dem Ende des Kalten Kriegs sind in Osteuropa ethnische Konflikte salient geworden, die staatliche und gesellschaftliche Einheit infrage stellten und zur Entsolidarisierung
ethnischer Teilgesellschaften bis hin zu Bürgerkriegen wie in Jugoslawien führten. Die
deutschsprachigen Siebenbürger Sachsen in Rumänien bilden jedoch die Ausnahme von diesem Trend. Seit ihrer fast vollständigen Abwanderung Anfang der 90er Jahre hat sich das
Verhältnis der Gebliebenen zu den anderen Gruppen Siebenbürgens sogar verbessert, ihre
ethnische Segregation hat abgenommen. Besonders bei der rumänischen Bevölkerungsmehrheit scheinen die Sachsen deutlich beliebter geworden zu sein: In Hermannstadt ist trotz ihrer
kleinen Zahl wieder ein Sachse zum Bürgermeister gewählt worden, ein Trend auch in den
umliegenden Städten. Die sächsischen Schulen sind voll mit interessierten Rumänischen
Schülern, und selbst die sächsische evangelische Kirche konfirmiert inzwischen auch Rumänen, die eigentlich der orthodoxen Konfession angehören. Wie erklärt sich diese außerordentliche Bereitschaft beider Seiten zur Kooperation? Ist die zunehmende Öffnung ethnisch wichtiger Institutionen der Sachsen Ausdruck einer fortschreitenden Auflösung der ethnischen
Gruppe (Verdery 1985) oder nur die Verstärkung lange gepflegten interethnischen Austauschs (Weber-Kellermann 1978, Schenk 1984) und Anzeichen einer Stabilisierung und neuen Rolle der Sachsen in einem pluralistischen Rumänien? Wie konstruiert sich diese Kooperation in der gewandelten Identität der Sachsen (McArthur 1990) seit der Abwanderung? Relevante Studien sind seit der Emigration der Sachsen um 1989-91 leider nicht mehr erschienen. Die beschriebenen Beispiele belegen jedoch einen neuen Bedarf an explorativen Studien
zur Entwicklung ethnischer Identität in der Region. Zu diesem Zweck führt der Forscher
einen Feldforschungsaufenthalt in Sibiu/ Hermannstadt durch, wo er neben einer Teilnehmenden Beobachtung Experten-Interviews mit diskursgestaltenden Repräsentanten offene Leitfa-
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17 Lebenslagen und kulturelle Situation
den-Interviews mit Teilnehmern in geöffneten sächsischen Institutionen führe. Zudem soll ein
Fragebogen mit GMF-Kontakt-Items die Bedeutung von Kontakt als Mechanismus der Reduzierung von Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit (Pettigrew 1998) in den Räumen interethnischer Kooperation ermitteln. Hiervon erwartet sich der Forscher auch Erkenntnisse zur
Validierung der GMF-Skalen im Ausland. GEOGRAPHISCHER RAUM: Sibiu/ Hermannstadt, Rumänien
METHODE: Wegen der dünnen Forschungslage zur Identität der Sachsen seit der Abwanderung
bietet sich ein exploratives ethnografisches Vorgehen mittels qualitativer Feldforschung an.
Diese soll nach dem Prinzip der Grounded Theory (Glaser und Strauß 1979) durchgeführt
werden und gliedert sich folgendermaßen: 1. Teilnehmende Beobachtung: Der heutige Lebensalltag der Sächsischen Minderheit in Hermannstadt wird hinsichtlich lokaler Relevanzsysteme, interner Kommunikationshierarchien, interethnisch geöffneter Institutionen und wichtiger
Ansprechpartner für spezifische lokale Kontexte erschlossen. Die Teilnehmende Beobachtung
(Hammersley und Atkinson 1995) bedient sich dabei unterschiedlicher Quellen, darunter neben Beobachtungen und Gesprächen auch statistische Quellen, Bilder, Dokumente aus dem
Feld, etc. 2. Experten-Interviews: Zum Verständnis interner Strukturen oder Diskurse zentrale
Personen werden in Experten-Interviews (Meuser und Nagel 2005) befragt, die als offene
Leitfadeninterviews mit Fokussierung auf konkrete Informationen geführt werden. Neben
dem Experten- Wissen kommen aber auch Einschätzungen zur Sprache, die sich zwischen
den Interviews vergleichen lassen. 3. Offene Leitfaden-Interviews: Abhängig von den Zwischenergebnissen von Teilnehmender Beobachtung und Experten-Interviews wird eines von
zwei Interview- Konzepten gewählt (durchzuführen nach Helfferich 2005): a) Interviews mit
Siebenbürger Sachsen und Rumänen, die in einer der geöffneten sächsischen Institutionen
miteinander kooperieren. Im Interview kommen. Mit diesen Interviews kann ein Fragebogen
mit GMF- Kontakt-Items kombiniert werden. b) Interviews mit Siebenbürger Sachsen und
Rumänen, ausgewählt nach dem Prinzip des Theoretical Sampling.
ART: BEGINN: 2007-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Marburg, Graduiertenkolleg 884 "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: Ursachen, Phänomenologie und Konsequenzen" (Gutenbergstr. 18, 35032 Marburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 06421-28-24315, e-mail: rauschc@staff.uni-marburg.de)
[496-F] Saleem, Shazia, M.A. (Bearbeitung); Robert, Rüdiger, Prof.Dr. (Betreuung):
Zwischen islamischer Identität und islamischem Terrorismus - die jungen Muslime in Europa
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Münster, FB 06 Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,
Graduate School of Politics am Institut für Politikwissenschaft (Scharnhorststr. 100, 48151
Münster)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 0251-8324374, Fax: 0251-83-24349,
e-mail: robertr@uni-muenster.de)
soFid Migration und ethnische Minderheiten 2009/1
17 Lebenslagen und kulturelle Situation
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[497-L] Schneuwly Purdie, Mallory:
Être musulman en Suisse romande: une enquête qualitative sur le rôle du référent religieux
dans la construction identitaire, Fribourg 2006, 398 S. (Graue Literatur;
ethesis.unifr.ch/theses/downloads.php?file=SchneuwlyPurdieM.pdf)
INHALT: Die islamische Gemeinschaft der Schweiz besteht zu über fünfzig Prozent aus Moslems, die jünger als 25 Jahre sind. Als eine sehr junge Gemeinschaft versuchen ihre Mitglieder, in ihren Integrationsbemühungen verschiedene Identitätsstrategien umzusetzen, um die
beiden kulturellen Systeme, denen sie angehören, zu versöhnen. Ausgehend von dem konstruktivistischen Postulat, dass die Identität kein Zustand sondern ein Prozess sei, der sich
über die verschiedenen Etappen im Lebens eines Individuums erstreckt, geht die vorliegende
Studie der Frage nach, was es für einen gesellschaftlichen Akteur in der Schweiz bedeutet,
"Moslem zu sein", unabhängig vom Grad seiner religiösen Praxis. Die Untersuchung betont
die verschiedenen Identitätsstrategien, die die Individuen verfolgen, in Abhängigkeit von Zusammenhängen, in denen sie leben, und von den Bedingungen, auf die sie treffen. Als wichtigstes Ergebnis zeigt die Studie, dass die islamische Identität in der Schweiz die persönliche
und subjektive Kombination vier verschiedener Identifikationstypen ist: eine religiöse, eine
psychologische, eine gesellschaftliche und eine kulturelle Identifikation. (ICD)
[498-L] Schroedter, Julia H.; Kalter, Frank:
Binationale Ehen in Deutschland: Trends und Mechanismen der sozialen Assimilation, in:
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2008, H. 48, S. 351-379
(Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign; USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Der Stand und die Entwicklung interethnischer Ehen sind für die klassischen Migrantengruppen in Deutschland bislang noch sehr unzureichend untersucht. Dies liegt vor allem an
einem Mangel an geeigneten Daten. Dieser Beitrag kumuliert deshalb verfügbare Scientific
Use Files des deutschen Mikrozensus und versucht, Unterschiede zwischen den Migrantengruppen und entsprechende Trends über die Zeit, über die Kohorten sowie über die Generationen aufzuzeigen. Darüber hinaus werden grundlegende theoretische Mechanismen der inter- vs. intraethnischen Partnerwahl skizziert und empirisch getestet. Vor allem die makrostrukturellen Gelegenheiten des Heiratsmarktes und der Grad der strukturellen Assimilation
erweisen sich als wichtige Determinanten der individuellen Partnerpräferenzen. Sie können
die aufgezeigten Gruppenunterschiede und Trends auch zum Teil, keineswegs aber vollständig erklären." (Autorenreferat)
[499-L] Sekeroglu, Mehmet:
Islamfalle Deutschland?: Negativintegration und Politisierung des Kulturellen, Münster:
agenda Verl. 2007, 434 S., ISBN: 978-3-89688-333-9 (Standort: SUB Hamburg(18)-A2008/5926)
INHALT: Die nicht erwünschte Integration der türkischen Immigranten in Deutschland wird in
einer negativen Art und Weise verwirklicht. Diese paradoxe Situation kann man als Negativintegration bezeichnen. Negativintegration besteht darin, dass eine Gruppe von Menschen
von den politischen Instanzen der etablierten herrschenden Gruppe zum "Gegenvolk" bestimmt, mit negativen Merkmalen versehen und in der Defensive gehalten wird. Der einer-
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17 Lebenslagen und kulturelle Situation
seits geduldete Islamismus wird andererseits als "das Böse" konstruiert. Für die Immigranten
wird die Beharrung auf der eigenen Kultur zur Falle auf dem Weg zu realer Integration - zur
Islamfalle. Der Verfasser nennt historische und aktuelle Beispiele einer solchen Negativintegration vom "RAF-Phantom" über die "Asylanten" bis zur Duldung und Phantomisierung der
PKK und Metin Kaplans. Tatsächlich geht es hier nach Ansicht des Verfassers um die Konstruktion eines Feindbildes nach dem Ende des Ostblocks. Wie früher die "rote Gefahr" wird
heute der Islamismus aus politisch-strategischen Gründen als Phantom benutzt und als "islamische Gefahr" übertrieben. (ICE2)
[500-L] Sirseloudi, Matenia:
Zwischen Assimilation und Abgrenzung: Die Bedeutung der Religon für die Identität der
türkischen Diasporagegemeinschaft in Deutschland, in: Bernd Oberdorfer, Peter Waldmann
(Hrsg.): Die Ambivalenz des Religiösen : Religionen als Friedensstifter und Gewalterzeuger,
Freiburg im Breisgau: Rombach, 2008, S. 289-312, ISBN: 978-3-7930-9502-6 (Standort: ULB
Düsseldorf(61)-rel o/430/o 12)
INHALT: Die Verfasserin analysiert drei Faktoren, die sich fördernd auf eine Radikalisierung in
der muslimischen Diaspora auswirken: die religiösen Bewegungen (Islamismus) in der Türkei, die Rolle der Religion in der Diaspora und eine persönliche Krisensituation, die Individuen für radikales Gedankengut empfänglich macht. Islamismus sieht sie in einem kleinen Teil
der türkischen Diasporagemeinschaft Deutschlands primär in der legalistischen Ausprägung
des politischen Islam vertreten. Eine gewaltsame Radikalisierung ist hier nicht zu befürchten.
Gefahr geht eher von entpolitisierten Formen des Islamismus aus. (ICE2)
[501-L] Sökefeld, Martin:
Aleviten und Europa, in: Gabriele Clemens (Hrsg.): Die Türkei und Europa, Münster: Lit Verl.,
2007, S. 171-187, ISBN: 978-3-8258-0782-5 (Standort: ULB Münster(6)-3K6491)
INHALT: Der Autor beleuchtet die Strategien alevitischer Einwanderer aus der Türkei im Rahmen des EU-Beitrittsprozesses seit Ende der 1990er Jahre. Er stützt sich dabei auf eigene Forschungsarbeiten zur alevitischen Diaspora in Deutschland und ihrer Politik der Anerkennung.
Hier leben seinen Schätzungen zufolge zwischen 300.000 und 700.000 Aleviten, die häufig
als "Muslime" bezeichnet werden, aber sich selbst nicht so einordnen. Die Tatsache, dass die
Aleviten in der Türkei nicht als eine eigenständige religiöse und kulturelle Gemeinschaft anerkannt werden, rührt nach Auffassung des Autors nicht daher, dass die Türkei ein islamischer Staat ist, sondern daher, dass das offizielle nationale Selbstverständnis auf einer Idee
der Nation beruht, die aus europäischen Diskursen des 19. Jahrhunderts übernommen wurde
und in welcher die Homogenität der Nation und der Zwang zur Assimilation alles Heterogenen im Zentrum stehen. Nach Ansicht des Autors greift die Darstellung der Türkei als eines
vom Islam geprägten und daher nicht zu Europa passenden Staates zu kurz, denn die Realität
stellt sich, wie das Beispiel der Aleviten deutlich macht, viel komplexer dar. Die in Deutschland und anderen europäischen Staaten lebenden Aleviten verfolgen in Hinblick auf die EU
vor allem zwei Ziele: zum einen wollen sie den EU-Beitritt der Türkei unterstützen, zum anderen versuchen sie den Beitrittsprozess zu nutzen, um die Anerkennung des Alevitentums in
der Türkei zu erreichen. (ICI2)
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[502-L] Sökefeld, Martin:
Aleviten in Deutschland: Identitätsprozesse einer Religionsgemeinschaft in der Diaspora,
(Kultur und soziale Praxis), Bielefeld: transcript Verl. 2008, 246 S., ISBN: 978-3-89942-822-3
(Standort: UB Bonn(5)-20085089)
INHALT: "Im Zuge der Debatten über Islam und Einwanderung rücken auch Aleviten ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Als 'nicht-orthodoxe' Gruppe stellen sie einen Sonderfall dar
und gelten häufig als besonders gut integrierte Muslime. Dies ist nicht zuletzt ein Erfolg der
alevitischen Bewegung, die sich seit Ende der 1980er Jahre für die Anerkennung des Alevitentums in Deutschland eingesetzt hat. Gleichzeitig führen die Aleviten selbst eine sehr engagierte Debatte über ihre Identität: Sind Aleviten überhaupt Muslime? Wie lässt sich das Alevitentum in Deutschland leben und vermitteln? Kultur- und Sozialwissenschaftler verschiedener Disziplinen greifen in diesem Band Aspekte der Debatte über das alevitische Selbstverständnis auf und geben einen Überblick über den Diskurs in Deutschland." (Autorenreferat).
Inhaltsverzeichnis: Martin Sökefeld: Einleitung: Aleviten in Deutschland - von 'takiye' zur
alevitischen Bewegung (7-36); Beatrice Hendrich: Alevitische Geschichte erinnern - in
Deutschland (37-63); Robert Langer: Alevitische Rituale (65-108); Kira Kosnick: Mit eigener
Stimme? Migrantische Medien und alevitische Strategien der Repräsentation (109-132); Hülya Tasci: Die zweite Generation der Alevitinnen und Aleviten zwischen religiösen Auflösungstendenzen und sprachlichen Differenzierungsprozessen (133-154); Halil Can: Außenseiter wider Willen: Das 'coming-out' des Alevitentums in der diasporischen Enkelgeneration
oder Erinnerungs- und Identitätsarbeit über das digitale Gedächtnis des Internets (155-194);
Martin Sökefeld: Sind Aleviten Muslime? Die alevitische Debatte über das Verhältnis von
Alevitentum und Islam in Deutschland (195-218); David Shankland, Atila Cetin: Aleviten in
Deutschland (219-241).
[503-L] Tasci, Hülya:
Die zweite Generation der Alevitinnen und Aleviten zwischen religiösen
Auflösungstendenzen und sprachlichen Differenzierungsprozessen, in: Martin Sökefeld
(Hrsg.): Aleviten in Deutschland : Identitätsprozesse einer Religionsgemeinschaft in der Diaspora,
Bielefeld: transcript Verl., 2008, S. 133-154, ISBN: 978-3-89942-822-3 (Standort: UB Bonn(5)20085089)
INHALT: Auf der Basis 24 qualitativer Interviews setzt sich der Beitrag mit dem Selbst- und Religionsverständnis der Alevitinnen und Aleviten in Deutschland auseinander. Die Verfasserin
fragt vor dem Hintergrund der ethnologischen Ethnizitätstheorie, wie AlevitInnen der zweiten
Generation in Deutschland das Alevitentum als Religion bestimmen und welche Differenzierungen sich aus der Überschneidung alevitischer Identität mit verschiedenen sprachlichen Zugehörigkeiten ergeben. Sie zeigt, dass religiöse Motive für die Selbstidentifizierung bei der
von ihr interviewten Gruppe an Bedeutung verlieren und dass auch sprachliche Identitäten
von Auflösungserscheinungen betroffen sind. Zentrales Merkmal alevitischer Identität bleibt
jedoch auch in der zweiten Generation die Abgrenzung vom sunnitischen Islam. (ICE2)
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17 Lebenslagen und kulturelle Situation
[504-L] Tauchert, Stephanie:
Jüdische Identitäten in Deutschland: das Selbstverständnis von Juden in der
Bundesrepublik und der DDR 1950 bis 2000, Berlin: Metropol-Verl. 2007, 410 S., ISBN: 9783-938690-32-1
INHALT: Nach 1945 lebten ca. 200.000 Juden auf deutschem Boden, mitten im Land der Täter
und Mörder. Viele von ihnen verließen in den darauf folgenden Jahren das Land. Dennoch
lebten nach Gründung der Bundesrepublik bis in die achtziger Jahre konstant 20.000 bis
30.000 Juden in Westdeutschland, die frühzeitig mit dem Wiederaufbau jüdischen Lebens begannen. In der DDR sank die Zahl im gleichen Zeitraum von 3.000 auf 350 Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Tauchert untersucht in ihrer Arbeit diese Personengruppe und fragt, 'welche neuen Formen jüdischen Selbstverständnisses aus den Trümmern der zerstörten Lebenswelten auf deutschem Boden entstanden und ob und wie diese sich über fünfzig Jahre veränderten' (12). Sie führt aus, dass dieses Selbstverständnis mit der Bezeichnung 'HolocaustIdentität' bei weitem nicht ausreichend gekennzeichnet ist, sondern dass sich auch entlang der
Einstellungen unterschiedliche Generationen differenzieren lassen: Die der Überlebenden und
vor 1945 Geborenen sowie die der Kinder, der nach 1945 Geborenen. Die dritte, nach 1970
geborene Enkelgeneration wird aufgrund geringen Quellenmaterials lediglich im Ausblick
des Bandes gewürdigt. Im Mittelpunkt der Darstellung stehen jeweils die Einstellungen zu
vier Themen: das Verhältnis der Juden zu Deutschland, das Verhältnis zu Israel, der Umgang
mit dem Holocaust und die Suche nach der eigenen jüdischen Identität. Als Quellen dienen
die Organe der Dachverbände der jüdischen Gemeinden, private Äußerungen, entnommen
aus lebensgeschichtlichen Interviews und autobiografischen Aufzeichnungen sowie unveröffentlichte Archivbestände. (ZPol, NOMOS)
[505-L] Tietze, Nikola:
Zinedine Zidane: Dribbelkunst sub- und transnationaler Zugehörigkeit gegen
nationalstaatliche Einheitsverteidigung, in: Gabriele Klein, Michael Meuser (Hrsg.): Ernste
Spiele : zur politischen Soziologie des Fußballs, Bielefeld: transcript Verl., 2008, S. 59-85, ISBN:
978-3-89942-977-0 (Standort: UB Bonn(5)-2008/6503)
INHALT: Kaum ein anderer Profifußballer der gegenwärtigen internationalen Fußballszene hat
Journalisten, Politiker, Literaten, Werbefachleute oder Künstler so inspiriert wie der ehemalige Mittelfeldspieler bei Real Madrid, die in den Ruhestand getretene Nummer Zehn der französischen Nationalelf: Zinedine Zidane. Die vielfältige vergemeinschaftende Wirkungsmacht
der "Figur" Zinedine Zidane wird im vorliegenden Beitrag zum Ausgangspunkt genommen,
um mögliche Rechtfertigungsprinzipien sub- und transnationaler Zugehörigkeitskonstruktionen in der westeuropäischen Einwanderungsgesellschaft zu veranschaulichen und die in sie
eingeschlossenen gesellschaftskritischen Sinnzusammenhänge zu charakterisieren. Im Hinblick darauf werden in einem ersten Schritt aus journalistischen und essayistischen Veröffentlichungen zu dem Fußballstar verschiedene Narrative herausgearbeitet, die die publizierten
Zidane-Erzählungen durchziehen: das Narrativ vom Genius, von den ethnischen Wurzeln, der
Solidarität, der Leistung, vom Respekt und von der Physis. Gemeinschaftserzählungen, die
Nachkommen von Immigranten in Deutschland und Frankreich kombinieren, rekurrieren
ebenfalls auf diese sechs Narrative. Der Autor versucht dies in einem zweiten Schritt anhand
von Aussagen zu verdeutlichen, die Muslime, Kabylen und Palästinenser in Hamburg, Paris,
Lyon und Berlin in narrativen Interviews über Zidane gemacht haben. Hintergrund dieser
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Aussagen ist eine empirische Untersuchung, in denen die Befragten aufgefordert waren, ihre
Vorstellungen von der Gemeinschaft zu erzählen, der sie sich zugehörig fühlen. (ICA2)
[506-L] Uslucan, Haci-Halil:
Die Parallelgesellschaft der Migrantencommunities in Deutschland: Fakt oder Fiktion?, in:
Erich H. Witte (Hrsg.): Sozialpsychologie und Werte : Beiträge des 23. Hamburger Symposions
zur Methodologie der Sozialpsychologie, Lengerich: Pabst, 2008, S. 276-298, ISBN: 978-389967-451-4 (Standort: UB Siegen(467)-31OCY3424)
INHALT: "Bei der Erklärung unterschiedlicher Verhaltensweisen und Werteorientierungen zwischen Deutschen und Türken wird allzu schnell auf den Begriff des Kulturkonfliktes zurückgegriffen. Jedoch werden dabei vielfach lediglich zwischenmenschliche Unterschiede zu Unrecht kulturalisiert. Kulturkonflikt-Konzepte werden reduktionistisch, wenn 'Kulturwechsel'
einseitig als eine Entwicklungseinschränkung des Individuums betrachtet wird. Die ausschließliche Zentrierung auf die Veränderungen der Heimatkultur - im Zuge einer Assimilation - führt dazu, dass die familiären und extrafamiliären sowie die gesellschaftlichen Bedingungen des Aufnahmelandes nicht mitreflektiert werden. Alternativ hierzu wird ein interaktives Akkulturationsmodell vorgestellt, das die unterschiedlichen Akkulturationsorientierungen
von Migranten und Einheimischen aufeinander bezieht und sowohl die Aufnahmebereitschaft
der Mehrheitskultur als auch die Anpassungsbereitschaft der Einwanderergruppe gleichermaßen berücksichtigt. Um die Chancen, Risiken und die Realisierbarkeit einer erfolgreichen Akkulturation auszuloten, werden anhand einer eigenen empirischen Studie die Werteübereinstimmungen und -divergenzen zwischen Deutschen und türkischen Migranten demonstriert.
Die Befunde zeigen, dass die Rede von einer Parallelgesellschaft überzogen ist, weil es eine
große Anzahl von Überlappungen in zentralen Wertedimensionen gibt, aber in einigen
Wertauffassungen auch auffällige Unterschiede existieren. Als überraschender Befund ist jedoch festzuhalten, dass jüngere Migranten in Deutschland deutlich konservativere Wertauffassungen als ihre deutsche Altersgruppe haben." (Autorenreferat)
[507-F] Vogels, Raimund, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Konstruktion von Identität bei ghanaischen Migranten in Deutschland durch Musik
INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Volkswagen Stiftung
INSTITUTION: Hochschule für Musik und Theater Hannover, Institut für Musikpädagogische
Forschung (Schiffgraben 48, 30175 Hannover)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0511-3100-632, Fax: 0511-3100-600,
e-mail: raimund.vogels@hmt-hannover.de)
[508-L] Waldmann, Peter:
Wie anfällig sind Religionen für Gewalt?: ein Zwischenresümee des Diskussionsstandes, in:
Bernd Oberdorfer, Peter Waldmann (Hrsg.): Die Ambivalenz des Religiösen : Religionen als
Friedensstifter und Gewalterzeuger, Freiburg im Breisgau: Rombach, 2008, S. 395-426, ISBN:
978-3-7930-9502-6 (Standort: ULB Düsseldorf(61)-rel o/430/o 12)
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17 Lebenslagen und kulturelle Situation
INHALT: Die Beiträge des Sammelbandes "Die Ambivalenz des Religiösen - Religionen als
Friedensstifter und Gewalterzeuger" resümierend fragt der Verfasser nach Strukturmomenten,
die Religionen friedensstiftend oder gewaltfördernd wirken lassen. Zunächst wird das - insbesondere monotheistischen - Religionen inhärente Gewaltpotenzial herausgestellt, um dann auf
"Teilambivalenzen" hinzuweisen, die eine Aussage über die Anfälligkeit von Religionen für
Gewalt schwierig machen. Ein Großteil des Gewaltaufkommens im Kontext von Religionen
gilt der Erhaltung der inneren Einheit von Religionsgemeinschaften. Der Verfasser identifiziert vier gewaltträchtige Konstellationen: radikale Gemeinschaften, religiöse Erweckungsund Erneuerungsbewegungen, Geistliche in Machtpositionen sowie Exil und Diaspora. Merkmale religiöser Gewalt sind ein zeremonieller Charakter der Gewalt, sakrale Überhöhung von
Gewalt, eine starke moralisch-normative Rahmung sowie die Schlüsselrolle der Geistlichen.
Gewaltdynamik und Friedenschancen, so der Verfasser abschließend, sind beide in Religionen angelegt, und es bleibt nichts anderes übrig, als nach Strukturelementen Ausschau zu halten, durch die Religionen eher zur Förderung des Friedens beitragen können. (ICE2)
[509-F] Wenzler-Cremer, Hildegard, Dr. (Bearbeitung):
Chancen und Risiken bikultureller Sozialisation - Identitätskonstruktionen und Lebensentwürfe junger Frauen aus bikulturellen Familien. Eine qualitative Studie am Beispiel junger
Frauen aus deutsch-indonesischen Familien
INHALT: Angesichts zunehmender Mobilität nimmt auch die Zahl der Menschen zu, die in bikulturellen Familien aufwachsen. Die Sozialisation in einer Familie, in der das Zusammentreffen von zwei Kulturen zum privaten Leben gehört, ist eine spezielle Herausforderung für
Kinder und Jugendliche. Die Kernfragen des vorliegenden Projekts sind, wie junge Frauen
aus deutsch-indonesischen Familien diese Situation erlebt haben, welche Strategien sie verwenden und wie sie ihre Identität konstruieren.
METHODE: In der Studie wurden 21 themenzentrierte Interviews ausgewertet. Basierend auf der
Grounded Theory wurde ein Kategoriennetz entwickelt und zudem wurden zahlreiche Interviewpassagen textanalytisch ausgewertet.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Wenzler-Cremer, H.: Bikulturelle Sozialisation als Herausforderung und Chance. Eine qualitative Studie über Identitätskonstruktionen und Lebensentwürfe
am Beispiel junger deutsch-indonesischer Frauen. 2006.
ART: BEGINN: 2003-01 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Freiburg, Fak. I, Institut für Psychologie (Kunzenweg
21, 79117 Freiburg im Breisgau)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: wenzlerc@ph-freiburg.de, Tel. 0761-682-503)
[510-L] Zifonun, Darius:
Imagined Diversities: Migrantenmilieus in der Fußballwelt, in: Gabriele Klein, Michael
Meuser (Hrsg.): Ernste Spiele : zur politischen Soziologie des Fußballs, Bielefeld: transcript Verl.,
2008, S. 43-57, ISBN: 978-3-89942-977-0 (Standort: UB Bonn(5)-2008/6503)
INHALT: Der Beitrag entstand im Rahmen eines Forschungsprojekts, das die Teilhabe von Migranten an der Fußballwelt untersucht. Mit dem Ausdruck von "imagined diversities" bezieht
sich der Autor auf die Frage der Vielfalt (diversity) innerhalb des Prozesses ethnischer Gemeinschaftsbildung (community) in Einwanderungsgesellschaften. Zunächst steht die Plurali-
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tät kultureller Orientierungen und Aktivitäten innerhalb von Migrantengruppen und die Art
und Weise, wie diese Vielfalt erhalten und stabilisiert wird, im Vordergrund. Der anschließende Abschnitt fokussiert die Konstruktion von Unterschieden zwischen Gruppen und die
Bildung alltagsweltlicher Wir-Gruppen. Gezeigt wird dann, dass diese symbolisch stabilisierte Vielfalt insofern "nur eingebildet" ist, als die vermeintlichen ethnischen Differenzen sozialstrukturell wie kulturell nicht auf ethnospezifischen, sondern auf postmodernen Hybridisierungen beruhen. Diese Modernität "ethnischer" Vergesellschaftung, so das Fazit des Autors,
tritt deutlich hervor, wenn man sie statt im Rahmen einer speziellen Migrationssoziologie im
Rahmen einer allgemeinen, differenzierungstheoretisch angelegten "Soziologie sozialer Welten" analysiert. (ICA2)
18
Abweichendes Verhalten
[511-L] Baier, Dirk; Pfeiffer, Christian:
Besser als ihr Ruf: zur Kriminalitätsentwicklung bei nichtdeutschen und deutschen
Jugendlichen, in: Vorgänge : Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Jg. 47/2008,
H. 3 = H. 183, S. 89-103 (Standort: USB Köln(38)-XG2258; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Der vorliegende Beitrag kommt bei der Auswertung der entsprechenden Kriminalstatistiken und Umfragen zu dem Ergebnis, dass nichtdeutsche Jugendliche vor allem im Bereich
Gewaltverhalten häufiger kriminell sind als deutsche. Doch gibt es - entgegen der öffentlichen Wahrnehmung - eine leicht abnehmende Tendenz. Will man diese Tendenz verstärken,
muss vor allem der schulischen Integration mehr Gewicht beigemessen werden. Die Tatsache,
dass junge Migranten in Deutschland zurzeit häufiger als junge Deutsche mit Gewalttaten
auffallen, ist jedoch für die Autoren kein unveränderbares Naturgesetz. Wenn ihre hohe Gewaltrate weiter reduziert werden soll, muss dafür Sorge getragen werden, dass sich die Rahmenbedingungen des Aufwachsens verbessern. Ein Vergleich der Entwicklung in den beiden
Städten München und Hannover macht darauf aufmerksam, dass hier insbesondere der schulischen Integration ein hoher Stellenwert zufällt. Der Besuch von Realschulen und Gymnasien
ist für Migrantenkinder ein entscheidender Indikator dafür, in Deutschland angekommen zu
sein. Migranten, die eine feste Verankerung in der deutschen Gesellschaft gefunden haben,
treten dann nicht häufiger als einheimische Deutsche als Straftäter in Erscheinung. (ICA2)
[512-F] Brondies, Marc, Dipl.-Soz.; Kanz, Kristina; Kunadt, Susann, Dipl.-Soz.; Pollich, Daniela,
Dipl.-Soz.; Pöge, Andreas, M.A.; Pöge, Alina, Dipl.-Päd.; Walburg, Christian, Univ. Münster;
Wittenberg, Jochen, M.A.; Bentrup, Christina, Dipl.-Soz.; Seddig, Daniel, Dipl.-Soz.; Mariotti,
Luca (Bearbeitung); Reinecke, Jost, Prof.Dr.rer.soc.; Boers, Klaus, Prof.Dr.jur. (Leitung):
Kriminalität in der modernen Stadt. Jugenddelinquenz und -devianz im Wandel von urbanen Sozialmilieus, Lebens-, Freizeit- und Konsumstilen, ethnisch-kulturellen Orientierungen
und sozialer Kontrolle
INHALT: Der Studie gingen bereits Untersuchungen in Münster und Bocholt in den Jahren 20002003 voraus! Die in den Städten Münster und Duisburg, sowie im Jahr 2001 auch in Bocholt
durchgeführte Dunkelfeldstudie hat zum Ziel, Entstehung sowie Verläufe devianter und delin-
320
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18 Abweichendes Verhalten
quenter Handlungsstile über die Adoleszenzphase hindurch zu verfolgen und zu erklären. Sie
untersucht Jugenddelinquenz und -devianz im Wandel von urbanen Sozialmilieus, Lebens-,
Freizeit- und Konsumstilen, ethnisch-kulturellen Orientierungen und sozialer Kontrolle. Weiterhin ist ein Abgleich der selbstberichteten Delinquenzangaben der befragten Jugendlichen
mit deren Sanktionierungsdaten aus dem polizeilichen Register sowie aus dem Erziehungsregister, also der im Hellfeld registrierten Delinquenz, für die Städte Münster und Duisburg geplant. Im Rahmen des Forschungsprojektes werden aktuell 8 Dissertationen verfasst. ZEITRAUM: 2001 bis 2009 (Paneluntersuchung) GEOGRAPHISCHER RAUM: Duisburg
METHODE: Als mögliche Ursachen dieser Phänomene legt die Studie ihre inhaltlichen Schwerpunkte sowohl auf strukturelle Gegebenheiten und Prozesse der Makroebene, z.B. auf Wirkungen sozialer Milieus, Wertorientierungen, Lebens-, Freizeit- und Konsumstile sowie die
Auswirkungen des sozialräumlichen Umfeldes, als auch auf individuelle Prozesse, die in verschiedene Handlungstheorien, z.B. Theorien des geplanten Handelns und kognitive Emotionstheorien, eingebettet sind. Weiterhin bezieht die theoretische Konzeption der Studie die
soziale Kontrolle mit ein, die als Mesoebene zwischen den strukturellen Bestandteilen der
Makroebene und den Handlungstheorien auf der Mikroebene zu verorten ist. Dazu zählt einerseits die formelle soziale Kontrolle durch Polizei und Justiz, welche erst definitorisch vorgibt, was als delinquentes Handeln anzusehen ist, andererseits aber auch die informelle Kontrolle durch Schule oder Familie, welche gleichzeitig auch als Sozialisationsinstanzen wirkt.
Sowohl einzeln für sich genommen als auch in ihrer Wechselwirkung werden diese theoretischen Herangehensweisen auf ihre Erklärungskraft und empirische Gültigkeit hin überprüft.
Denn das beschriebene Modell postuliert sowohl eine Wirkung der Makrostrukturen auf
Handlungsentscheidungen und kognitive Prozesse auf der Individualebene, als auch die Konstitution von Makrostrukturen durch die Vorgänge auf der individuellen Ebene. Auf diese
Weise wird angestrebt, einen umfassenden Erklärungsbeitrag zu jugendlicher Devianz und
Delinquenz leisten zu können, der über die Reichweite der einzelnen klassischen kriminologischen oder kriminalsoziologischen Theorien hinausgeht. Um die delinquenzspezifischen Entwicklungen Jugendlicher adäquat erfassen zu können, wurde für die Studie ein kombiniertes
Panel- und Kohortendesign gewählt. Auf diese Weise soll dem sehr dynamischen Lebensabschnitt Jugend sowie dem überwiegend episodenhaften Auftreten jugendlicher Devianz empirisch Rechnung getragen werden. Die Besonderheit des gewählten Paneldesigns besteht darin,
dass jährlich wiederholte Erhebungen stattfinden, wobei stets dieselben Jugendlichen zu ihrem delinquenten Verhalten befragt werden. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, Vorgänge
auf der individuellen Ebene für jede Untersuchungseinheit nachzuzeichnen, anstatt nur auf
der Aggregatebene Angaben machen zu können. Überdies handelt es sich beim Design der
Studie um eine Erweiterung des bloßen Paneldesigns zu einem Kohortendesign, welches den
Vergleich zwischen den Längsschnitten mehrerer Altersjahrgänge ermöglicht. Nicht zuletzt
kann ein Kohortenvergleich erfolgen, der sich vorrangig auf die Gegenüberstellung ein- und
derselben Altersstufe zu verschiedenen Zeitpunkten und anhand von Untersuchungsobjekten
verschiedener Altersjahrgänge konzentriert. Auch individuelle Delinquenzverläufe können innerhalb einer Kohorte über die verschiedenen Erhebungswellen hinweg analysiert werden. In
der prospektiven Paneluntersuchung wurden beginnend mit dem Jahr 2000 (Klasse 7) in einjährigen Abständen bis 2003 an Münsteraner Schulen Fragebogeninterviews durchgeführt. Im
Jahr 2000 wurden ebenfalls die 9. und 11. Klassen befragt, in Bocholt im Jahr 2001 die 7., 9.
und 11. Klasse. Zeitgleich zur dritten Erhebungswelle in Münster 2002, bei der die Jugendlichen inzwischen die 9. Jahrgangsstufe erreicht hatten, wurde die erste Befragungswelle der 7.
und 9. Klasse in Duisburg mit dem Ziel durchgeführt, parallel für zwei Alterskohorten einen
Datensatz zur Kontrolle von Kohorteneffekten aufzubauen. Dabei wurde in beiden Städten in
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18 Abweichendes Verhalten
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der ersten Welle eine Vollerhebung der betreffenden Schüler angestrebt, um der Panelmortalität und einer damit einhergehenden starken Reduktion der Fallzahlen entgegenzuwirken.
Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, standardisiert (Stichprobe: 5.130; MS+DU - Polizeiliches Register und Erziehungsregister; Auswahlverfahren: möglichst total). Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 236 -2008-; Diejenigen, die
postalisch nicht erreicht wurden; Auswahlverfahren: total -2002-). Standardisierte Befragung,
schriftlich (Stichprobe: 2.977 -2008-; angestrebte Vollerhebung aller 7.-Klässler in 2002;
Auswahlverfahren: total -2002-). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit
durch ein kommerzielles Umfrageinstitut.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Boers, Klaus: Die kriminologische Längsschnittforschung. in:
Schneider, H.-J. (Hrsg.): Internationales Handbuch der Kriminologie. Berlin: de Gruyter
2006.+++Ders: Neuere Entwicklungen der kriminologischen Längsschnittforschung. in: Kröber, H.-L.; Dölling, D.; Leygraf, N.; Saß, H. (Hrsg.): Handbuch der forensischen Psychiatrie.
Darmstadt: Steinkopff 2006.+++Ders.: Kontinuität und Abbruch persistenter Delinquenzverläufe. in: DVJJ (Hrsg.): Fördern oder Fallenlassen. Tagungsband des 27. Dt. Jugendgerichtstages in Freiburg 2008 (im Erscheinen).+++Boers, K.; Walburg, Ch.; Reinecke, J.: Jugendkriminalität. Keine Zunahme im Dunkelfeld, kaum Unterschiede zwischen Einheimischen und
Migranten. Befunde aus Duisburger und Münsteraner Längsschnittstudien. in: Monatsschrift
für Kriminologie und Strafrechtsreform, 89, 2006, 2, S. 63-87.+++Brondies, M.: Gewalt in
der Schule. in: Kerner, Hans-Jürgen; Feltes, Thomas (Hrsg.): Lexikon zur Kriminologie.
2006. Online-Version. URL: www.krimlex.de .+++Kunadt, S.; Reinecke, J.; Boers, K.: Kriminalität in der modernen Stadt - jugendliches Delinquenzverhalten in westdeutschen Großstädten. in: Stadtforschung und Statistik, 2007, 1, S. 11-14.+++Kunadt, S.; Reinecke, J.: Jugendkriminalität und öffentliche Missstände. in: Stadtforschung und Statistik, 2008, H. 1, S.
19-23.+++Pöge, Alina: Ethnicity and self-reported delinquency. How to define ethnicity? in:
Queloz, N.; Brossard, R. et al. (eds.): Migrations and ethnic minorities: impacts on youth crime and challenges for the juvenile justice and other intervention systems. Bern: Staempfli Ed.
2004.+++Pöge, Alina; Reinecke, J.: Delinquenzverläufe von Jugendlichen. Die Auswirkung
von Datenimputationen im Längsschnitt. in: Reinecke, J.; Tarnai, Ch. (Hrsg.): Angewandte
Klassifikationsanalyse. Münster: Waxmann 2007 (in Vorbereitung).+++Pöge, Andreas: Soziale Milieus und Kriminalität im Jugendalter. Münster: Waxmann 2007.+++Reinecke, J.:
Delinquenzverläufe im Jugendalter: empirische Überprüfung von Wachstums- und Mischverteilungsmodellen. Sozialwissenschaftliche Forschungsdokumentationen 20. Münster: Institut
für sozialwissenschaftliche Forschung e.V. 2006.+++Reinecke, J.: Longitudinal analysis of
adolescents deviant and delinquent behaviour. Applications of latent class growth curves and
growth mixture models. in: Methodology, 2006, 2, pp. 100-112.+++Reinecke, J.: The development of deviant and delinquent behavior of adolescents. Applications of latent class growth curves and growth mixture models. in: Metodoloski zvezki, 2006, 3, pp. 121-145.+++Reinecke, J.: The development of deviant and delinquent behavior of adolescents. Applications
of latent class growth curves and growth mixture models. in: Montfort, Kees van; Oud, Johan;
Satorra, Albert (eds.): Longitudinal models in the behavioral and related sciences. Newark:
Erlbaum 2006.+++Weber, H.-M.: Rezension vom 03.04.2008 zu: Klaus Boers, Jost Reinecke
(Hrsg.): Delinquenz im Jugendalter. Erkenntnisse einer Münsteraner Längsschnittstudie.
Münster: Waxmann 2007. in: socialnet Rezensionen, 2008 (s. unter www.socialnet.de/rezensionen/5407.php, Datum des Zugriffs: 11.04.2008).+++Weins, C.; Reinecke, J.: Delinquenzverläufe im Jugendalter. Eine methodologische Analyse zur Auswirkung von fehlenden Werten im Längsschnitt. in: Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 2007, H. 5, S.
418-437.+++Umfangreiche Literaturliste bitte beim Institut anfordern. ARBEITSPAPIERE:
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