Management - Vogel Business Media

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Management - Vogel Business Media
Bussysteme erobern Gebäude
Seite 26 · Letter
of Intent
Seite 50 ·
Berufskleidung mit Service
Seite 58
MM Facility Management 2/2002
Facility
Management
www.maschinenmarkt.de
2. Oktober 2002
Ausgabe 2
INDUSTRIEBÖDEN
Auf sicherem
Boden
www.maschinenmarkt.de
Industrieböden mit rutschhemmenden Eigenschaften
sollen für festen Halt bei
der Arbeit sorgen. Je nach
Anforderungen bieten sich
unterschiedliche Beläge an.
Seite 18
BELEUCHTUNG
Neue Konzepte
für das Licht
Lichtmanagement heißt
das neue Stichwort. Dank
komfortabler Systeme führen
innovative Gebäude heute
ein – computergestütztes –
Eigenleben. Das spart nicht
nur Energie, sondern steigert
auch den Komfort.
Seite 22
EDV-LEASING
Leasen statt
kaufen
IT-Leasing wird für viele
Unternehmen attraktiver:
Veraltete oder überflüssige
Technik wird schnell ausgetauscht, und die Raten
verhalten sich bilanzneutral.
Seite 44
GEBÄUDEREINIGUNG
Mehr als
nur putzen
Leistungen, die nicht zur
klassischen Reinigung
zählen, gehören heute wie
selbstverständlich zum
Angebot großer Gebäudereinigungsunternehmen.
Seite 66
€ 9,–
B 04654
E D I T O R I A L AKTUELLES
CLEVER FINANZIEREN
Gebäude leasen
statt selber bauen
Der Bau eines neuen Geschäftsgebäudes ist eine wahre Herausforderung für
Unternehmer: Abseits ihres Kerngeschäftes müssen sie Wege für die Finanzierung finden, sich mit mehreren Ansprechpartnern arrangieren und zahlreiche Abstimmungen mit Architekt und Bauträger vornehmen. Reibungsverluste sind programmiert; meist wird das Projekt mangels Zeit an den
Betriebsleiter delegiert – und der ist höchst selten ein Bauspezialist.
Wesentlich unkomplizierter läuft das Bauprojekt, wenn Finanzierung und
Bauumsetzung in einer Hand liegen – etwa einem eigens dafür spezialisiertem Dienstleister – Facility-Management pur. Das eingespielte Team
baut Gebäude oder Anlagen schlüsselfertig mit Leasingfinanzierung und
bietet damit zahlreiche Vorteile für Unternehmer: Zum einen die des Leasings – wie sichere Kalkulationsgrößen, eine unbelastete Eigenkapitalquote und geringe monatliche Belastungen. Zum anderen die
Vorteile einer Systembaulösung. Die gemeinsame Projekterfahrung ermöglicht reibungslose Arbeitsabläufe ohne Verzögerungen. Das Wissen um die Bausubstanz lässt eine exakte Einschätzung der Wertentwicklung zu – mit Leasingraten, die
eine klare Kostengrundlage bilden. Zudem hat ein Leasingunternehmen, zum Beispiel als ein europaweit agierender
Leasing-Anbieter, einen besseren Zugang zu den Finanzmärkten als das einzelne Unternehmen.
Damit Unternehmer sich auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren können, übernehmen die Spezialisten auf Wunsch auch das
Baumanagement für die zusätzliche Errichtung von SonderbauGefällt Ihnen unsere
teilen und Zusatzbauten wie Lager- und Produktionshallen. Das
neue Zeitschrift? Um
verkürzt und vereinfacht die Abstimmungsprozesse zusätzlich.
sicherzugehen, dass Sie
Immobilien-Leasing ist mittlerweile eine attraktive Investitions„MM Facility Managealternative für Unternehmen. Das beginnt mit dem auf die Baument“ in Zukunft koskosten entfallende Teil der Leasingrate pro Quadratmeter Bruttenlos erhalten, schito-Grundfläche und Monat. Dazu kommt noch der Teil der
cken Sie bitte das ForLeasingrate, der sich auf die Grundstückskosten einschließlich
mular auf Seite 70 ausGrundstückserwerbskosten, die Erschließung, die Außenanlagefüllt an uns zurück.
gen sowie die Baunebenkosten bezieht.
Winfried Schröder
Dabei funktioniert das Verfahren ganz einfach. Leasinggeber
wird eine Grundstücksverwaltungsgesellschaft aus dem Konzernkreis des
Leasing-Unternehmens. Sie schließt einen langjährigen Leasingvertrag mit
dem Unternehmen ab und erwirbt das zu bebauende Grundstück. Nach den
Wünschen des Kunden wird das Bürogebäude in Modulbauweise schlüsselfertig zum Festpreis errichtet. Während der Vertragslaufzeit stellt der Leasinggeber dem Unternehmen das Gebäude zur Nutzung zur Verfügung.
Durch das im Grundbuch abgesicherte Ankaufsrecht kann das Unternehmen
„sein“ Gebäude nach Ablauf des Leasingvertrages erwerben und als Eigentümer weiternutzen. Warum also noch selber bauen?
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3
A U S D E M INHALT
2. Oktober 2002
Bussysteme
Rainer von
zur Mühlen:
Um große Gebäude wirtschaftlich betreiben
zu können, müssen alle Gewerke
über ein Bussystem vernetzt werden.
„Ästhetisch gelungene Architektur
ist immer imageträchtig. Sie
lässt sich vermarkten, ist Werbemedium.“
Seite 16
Seite 26
Fußböden
Biometrie
Biometrische Systeme gelten als automatische Identifizierungssysteme, die
einzigartige körperliche Merkmale erfassen.
Industrieböden mit rutschhemmenden
Eigenschaften sorgen für festen Halt.
Seite 18
Seite 28
AKTUELLES
KAUFMÄNNISCHES FM
R E A L L O C AT I O N
L E I TA R T I K E L
Gebäude leasen statt selber bauen
3
Vom Prototyp zur Erfolgsserie
34
EINKAUF
AUS DER BRANCHE
Methodenkataster optimiert die Beschaffung
Siemens Building Technologies strafft Organisation 6
Wisag stellt sich selbstbewusst dem Wettbewerb
7
Expertenforum Instandhaltung
8
Triplan nimmt Daimler-Chrysler-Hallen auf
9
Weishaupt baut seit 50 Jahren Brenner
10
Contracting weiter im Aufwind
11
Security setzt auf Expansion
14
Interview: Sicherheit und Ästhetik in der Architektur 16
E D V- L E A S I N G
IT und Service: Leasen statt kaufen
44
ZUTRITTSKONTROLLE
Client-Server-Lösung für die Zutrittskontrolle
48
VERTRAGSRECHT
Mit Absichtserklärungen Verträge vorbereiten
50
NEU AM MARKT
Produkte, Programme, Dienstleistungen
TECHNISCHES FM
40
53
INFRASTRUKTURELLES FM
SICHERHEIT
Rutschfeste Böden verhindern Arbeitsunfälle
18
BELEUCHTUNG
Neue Lichtkonzepte für innovative Gebäude
54
BERUFSKLEIDUNG
Aber bitte mit Service
26
Komplettservice statt Insellösung
58
LOGISTIK
62
GEBÄUDEREINIGUNG
BIOMETRIE
Biologische Merkmale dienen der Identifikation
Strategie mit Gewinn
22
A U T O M AT I O N
Bussysteme erhöhen die Wirtschaftlichkeit
U M W E LT M A N A G E M E N T
28
Mehr als nur putzen
66
NEU AM MARKT
NEU AM MARKT
Produkte, Programme, Dienstleistungen
Produkte, Programme, Dienstleistungen
69
32
SERVICE
Titelbild: RWE
4
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IMPRESSUM
66
U N T E R N E H M E N SERVICE
Unternehmensverzeichnis
Firmen, die in diesem Heft redaktionell erwähnt sind
A
A.T.U. . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
ABB . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Agiplan . . . . . . . . . . . . . . . 53
Atoss . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Autodesk . . . . . . . . . . . . . . . 6
B
Bentley. . . . . . . . . . . . . . . . 53
BHKS . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
BLG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Boco . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Bosch . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Brother International . . . . . 53
C
Cegelec AT . . . . . . . . . . . . . . 8
Chemotechnik Abstatt . . . . 18
Citiworks . . . . . . . . . . . . . . 10
Conti-Tech . . . . . . . . . . . . . 54
K
Kaba-Benzing . . . . . . . . . . . 28
Kärcher . . . . . . . . . . . . . . . 70
Kemper . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Keßler . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Kieback & Peter . . . . . . . . . 32
Kühne & Nagel . . . . . . . . . 62
L
Leipziger Messe . . . . . . . . . 34
Linde . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Lufthansa . . . . . . . . . . . . . . . 7
M
Masai . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
Matsushita . . . . . . . . . . . . . 69
Messe Essen . . . . . . . . . . . . 14
Mewa. . . . . . . . . . . . . . . . . 58
O
Orgis . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
D
Dallmeier . . . . . . . . . . . . . . 70
Dell . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
DIW . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
Dohmen. . . . . . . . . . . . . . . 11
Dräger . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
E
Echelon . . . . . . . . . . . . . . . 32
Energieagentur NRW . . . . . 32
Erco . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
F
Fraunhofer-Institut für
Materialfluß und Logistik . . . 8
G
Gegenbauer-Bosse . . . . . . . 66
Geze . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Giesecke & Devrient. . . . . . 28
GRS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
H
Heil . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Hewlett Packard . . . . . . . . . 44
HGI-Heger . . . . . . . . . . . . . 32
Hoffmann-Liebs-FritschRuhe . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
I
IBM . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Indivication Systems
Dermalog. . . . . . . . . . . . . . 28
Interflex . . . . . . . . . . . . . . . 48
P
Piepenbrock . . . . . . . . . . . . 66
Platten Rathjen. . . . . . . . . . 18
R
Rhenus . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Ritto . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
S
SAP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Siemens . . . . 6, 11, 26, 33, 70
Sika . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Silatec . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Silikal . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Speedikon . . . . . . . . . . . . . 33
Stiebel . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
T
TAC . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Tema . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
Texabri . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Triplan . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Trumpf . . . . . . . . . . . . . . . . 62
W
Weishaupt . . . . . . . . . . . . . 10
Wisag Service Holding . . 7, 66
V
VDKF . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
VFW . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
VZM. . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Z
Zumtobel Staff . . . . . . . . . . 22
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5
AKTUELLES A U S D E R B R A N C H E
NEUE ORGANISATIONSSTRUKTUR
Zürich (uh) – Zur Verbesserung
seiner Wettbewerbsfähigkeit plant
der Siemens-Bereich Siemens Building Technologies, Zürich, eine
Straffung seiner Organisation in
Deutschland. Die Vielzahl der
Tochtergesellschaften soll deutlich
reduziert werden, und es ist darüber hinaus beabsichtigt, den Geschäftszweig Projektgeschäft zu
veräußern. Hier sind rund 1300
Mitarbeiter beschäftigt. Im Zuge
dieser Neuaufstellung wird es bei
Siemens Building Technologies in
Deutschland innerhalb der nächsten drei Jahre zu einem Abbau von
etwa 900 der derzeit rund 9000
Stellen kommen. Die entsprechenden Gespräche sind am 31. Juli auf-
genommen worden. Die Strategie
von Siemens Building Technologies konzentriert sich auf die Abdeckung der System- und Dienstleistungsmärkte für Sicherheit,
Brandschutz, Klima und Komfort
sowie die Erstellung eines kompletten Angebots von Produkten
für diese Anwendungen. Bei der
neuen Organisationsstruktur legt
das Unternehmen besonderen
Wert auf die verstärkte Nutzung
von Synergien innerhalb von Siemens Building Technologies und
mit der Muttergesellschaft Siemens.
Die Vielzahl der Tochtergesellschaften ist historisch bedingt. Die
neue Struktur sieht die Aufstellung
Bild: SBT
Siemens Building Technologies
strafft seine Organisation
Siemens Building Technologies verbindet in
einem Unternehmen
Angebote für Gebäudesicherheit, Gebäudeautomation und wirtschaftlichen Gebäudebetrieb.
in sechs Divisionen vor. Fünf dieser Divisionen sollen künftig unter
einem juristischen Dach geführt
werden.
Die Siemens Gebäudemanagement und Services GmbH & Co.
OHG, Erlangen, die für das Facility Management in Deutschland
verantwortlich ist, bleibt ein eigenständiges Unternehmen.
AUTODESK
Autodesk und Partner
setzen auf Feng Shui
STIEBEL ELTRON
Zahl der installierten Wärmepumpen wächst
Holzminden (uh) – Deutlich gestiegen ist im letzten Jahr die
Zahl der neu installierten Wärmepumpen-Anlagen in Deutschland. Mit der Forderung, die CO2-Emissionen entscheidend zu
reduzieren, gewinnt die Wärmepumpe immer mehr an Bedeutung. Für das Jahr 2002 wird der Einbau von weiteren 10 000
Wärmepumpen prognostiziert. Mit Wärmepumpen kann Heizenergie erzeugt werden. Aus einem Teil elektrischer Energie
gewinnen beispielsweise Geräte von Stiebel Eltron mit Hilfe der
Umweltwärme – aus Luft, Wasser oder Erdreich – je nach Wärmequelle bis zu fünf Teile Heizenergie.
6
MM Facility Management · 2/2002
Budapest (uh) – Mit dem Asia Center in Budapest
entsteht in Mitteleuropa eines der größten Handelsund Ausstellungszentren. Geplant und umgesetzt
nach Feng Shui gibt es nach Angaben von Autodesk
kein vergleichbares Projekt. Die Größe des Objektes
2
(205 000 m ) und die Internationalität des Bauvorhabens – geplant in Österreich, umgesetzt in Ungarn,
abgestimmt mit Projektbeteiligten in China – stellen
komplexe Anforderungen an die Baukoordination.
Auf Basis von Autodesk Architectual Desktop, Autodesk Map Guide und Auto CAD wurde eine Internetplattform entwickelt, die effiziente Planung und
Kommunikation zwischen den Beteiligten ermöglicht. Die integrierte Facility-Management-Lösung
schafft bereit während der Planungs- und Bauphase
die Grundlage für die zukünftige Gebäudeverwaltung. Der reibungslose Datenaustausch wird gewährleistet durch die Datenbank Oracle 8i. Baustufe 1
wird im März 2003 fertiggestellt und das Gesamtprojekt im März 2004 abgeschlossen.
A U S D E R B R A N C H E AKTUELLES
IN
SCHWIERIGEN
ZEITEN
AUF GUTEM
KURS
Wisag stellt sich selbstbewusst
der Wettbewerbssituation
WISAG Service Holding
51 100 000
362 281
51 100 000
2000
Gebäudereinigung
24
Sicherheitsdienste
18
Technik
13
7
7
Sonstige
2001
Marktvolumen und WISAG-Umsatz
in Tausend Euro
Frankfurt/Main (uh) – Mit einem Gesamtumsatz im Jahr 2001 von 383,5 Mio.
Euro (Vorjahr: 362,2 Mio. Euro) konnte
die Wisag Service Holding, Frankfurt am
Main, ihre Leistungen erneut steigern.
Die Erlöse aus der operativen Geschäftstätigkeit stiegen damit um 5,9%.
Das Unternehmen gehört zu den führenden unternehmensnahen Dienstleistern, die Services in und um Immobilien
erbringen. Dazu gehören Leistungen wie
Reinigung, Sicherheit, Gebäudetechnik,
Betriebskosten-Management, Projektmanagement und Revitalisierung, Gartenpflege und Landschaftsgestaltung,
Catering, Parkraumbewirtschaftung sowie Komplettlösungen unter dem Begriff Facility Management.
Für das laufende Jahr 2002 liegt das
Unternehmen nach Angaben von Bernd
Jacke, Vorsitzender der Geschäftsführung, gut im Plan. Allerdings konstatiert
er unterschiedliche Entwicklungen in
denGeschäftsfeldern. Das Unternehmen
ist trotzdem zuversichtlich, auch 2002
Bernd Jacke, Vorsitzender
der Geschäftsführung der
Wisag Service Holding,
Frankfurt/Main, hob während der Bilanzpressekonferenz in Offenbach die
zunehmende Nachfrage
nach Facility Management
hervor – also die Nachfrage
nach Komplettdienstleistungen für
Gebäude und
Anlagen aus
einer Hand.
383 558
31
Facility Management
Gartenservice
Produktverteilung
in %
eine gute Bilanz vorlegen zu können. Als
Ursache für den Optimismus wird vor
allem die zunehmende Nachfrage nach
Facility Management, also Komplettdienstleistungen für Gebäude und Anlagen, aus einer Hand genannt. „Unser Ziel
ist es stets, unseren Kunden höhere Qualität und Werterhalt bei gleichen oder
niedrigeren Kosten zu bieten“, so der
Wisag-Geschäftsführer. „In der kombinierten Vergabe von Dienstleistungen an
einen verantwortlichen Auftragnehmer
liegen für die Kunden erhebliche Sparpotenziale, weil sich die internen und externen Schnittstellen verringern und weniger Koordinationsaufwand und mehr
Synergien entstehen.“
Das Marktumfeld hat sich für die Wisag in den letzen Jahren verändert. Zusätzlich zu anderen etablierten Gebäudemanagement-Dienstleistern traten
ausgelagerte Service-Abteilungen von
Großunternehmen als Anbieter auf dem
Markt auf. Auch mit dieser Entwicklung
setzt sich die Wisag konstruktiv auseinander. Bernd Jacke: „Die Wisag ist in den
vergangenen vier Jahrzehnten generisch
und kundenorientiert gewachsen. Dieser Vorteil lässt sich nicht allein durch
Größe aufholen. Unser wichtigstes Potenzial sind unsere Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, die wir sorgfältig auswählen, ausbilden und kontinuierlich
trainieren – und das seit vielen Jahren!
Daher gehen wir selbstbewusst in die
Wettbewerbssituation der
kommenden Monate
hinein.“
SAP AG
Energieversorger
setzen auf Integration
Walldorf (uh) – Seit seiner Liberalisierung ist der Energiemarkt einem hohen Wettbewerb ausgesetzt. Für Versorgungsunternehmen heißt das, sie
müssen mit kundenorientierten
Dienstleistungen die Wechselbereitschaft von Kunden minimieren. Diesen
Anforderungen entsprechend hat die
SAP bereits vor einem Jahr eine nahtlose Integration zwischen der Branchenlösung mySAP Utilities und mySAP
Customer Relationship Management
(mySAP CRM) geschaffen. Versorgungsunternehmen erreichen damit
mehr Transparenz und Effizienz in ihren Service-, Angebots- und Verkaufsprozessen und verbessern dadurch
Kundenservice und -bindung. Mittlerweile arbeiten 13 Energieversorger
rund um den Globus mit integrierten
CRM-Lösungen von SAP und betreuen
aktuell insgesamt rund 4 Mio. Kunden.
LUFTHANSA GEBÄUDEMANAGEMENT
Geringer Aufwand durch
Kompetenzbündelung
Bergisch Gladbach (uh) – Die Lufthansa Gebäudemanagement GmbH (LGM) betreut seit
kurzem die Objekte der Comparex Informationssysteme GmbH, einer der führenden ITSystemintegratoren für infrastrukturbasierende Lösungen. Die LGM ist bei Comparex für das
Gebäudemanagement im Verwaltungsgebäude
am Standort Mannheim und im Schulungszentrum in Edingen zuständig.
Zu den Leistungen der LGM in den Objekten gehören unter anderem Post-, Hausmeister- und Sicherheitsdienste sowie Empfangs- und Reinigungsdienste. Sämtliche Mitarbeiter von Comparex, die bislang für diese Bereiche zuständig waren, wurden von der LGM
übernommen. Mit der Beauftragung eines
externen Dienstleisters wird Comparex sich
weiter auf sein Kerngeschäft konzentrieren.
Zudem kann die LGM Synergieeffekte durch
die Betreuung beider Standorte realisieren, die
zentral von der LGM Südwest in Böblingen gesteuert werden.
Bild: Schröder
Bild: Schröder
MM Facility Management · 2/2002
7
AKTUELLES A U S D E R B R A N C H E
EIN
MODELL
Prozessorientierte
Instandhaltung
EXPERTENFORUM INSTANDHALTUNG
Bild: IML
Strategisch investieren
statt einseitig Kosten reduzieren
Dortmund (uh) – Dass Instandhaltung nicht nur Kosten verursacht,
sondern auch als Investition gelten
sollte, die einen wichtigen Beitrag
leisten kann, um Kosten zu reduzieren, ist die zentrale Botschaft
des Expertenforums „Instandhaltung“, das im Juli in Dortmund
stattfand. Die fachliche Leitung lag
bei Prof. Dr.-Ing. Axel Kuhn, Lehrstuhl für Fabrikorganisation LFO
der Universität Dortmund und
Leiter des Fraunhofer-Instituts für
Materialfluss und Logistik IML.
Das Expertenforum ist Bestandteil der Dienstleistungsinitiative
NRW, getragen vom Wirtschaftsministerium des Landes, um zu
konkreten Handlungsempfehlungen für Unternehmen zu gelangen.
So standen nach den Einführungsvorträgen drei Workshops auf dem
Programm. Ernst Schwanhold,
Minister für Wirtschaft und
NEUES
Eröffneten das Expertenforum Instandhaltung:
Prof. Dr.-Ing. Axel
Kuhn, Inhaber des Lehrstuhls für Fabrikorganisation und Leiter des
Fraunhofer IML; Prof.
Dr. Eberhard Becker,
Rektor der Universität
Dortmund; Ernst
Schwanhold, Minister
für Wirtschaft und
Mittelstand, Energie und
Verkehr des Landes NRW
(von links).
Prof. Dr.-Ing. Axel Kuhn ging während des
Forums auf die Methode der Prozesskette
ein, mit der Anlagenbauer ihre mit dem Produkt verbundenen Leistungen effektiver gestalten können. Die Basis zur Realisierung der
Leistungssteigerung bildet ein Instandhaltungsprozessmodell, das alle Anforderungen
bedarfsgerecht zusammenführt und die kontinuierliche Optimierung dieser Prozesse erlaubt. Zur Erarbeitung des Prozessmodells ist
eine auf das jeweilige Unternehmen abgestimmte Vorgehensweise erforderlich. Diese
wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts
entwickelt und erprobt.
Weitere Informationen unter: www.ipih.de
Mittelstand, Energie und Verkehr
des Landes NRW zeigte in seinem
Vortrag die Chancen auf, die Instandhaltung als Dienstleistung
für das produzierende Gewerbe
bietet.
Dabei spiele die verstärkte Zusammenarbeit mit externen
Dienstleistern und der Wandel der
betrieblichen Instandhaltung zum
eigenständigen Dienstleistungsunternehmen eine immer wichtigere Rolle, so der Minister, und er
betonte: „Die Dienstleistungsinitiative NRW will darum eine engere
Kooperation zwischen Wirtschaft
und Wissenschaft herstellen und
moderieren, um die Unternehmen
mit effektiven Methoden bekannt
zu machen.“
DRÄGER SAFETY
30-MILLIONEN-EURO-AUFTRAG
Bild: Entsorgungsbetriebe Simmering
Bestes Halbjahresergebnis
in der Firmengeschichte
Wien/Frankfurt am Main (uh) – Österreichs größte Hauptkläranlage in Wien wird derzeit für insgesamt rund 150
Mio. Euro erweitert. Grund ist die gesetzliche Forderung
nach einer Stickstoffentfernung und der biologischen
Reinigung des Abwassers. Die Entsorgungsbetriebe Simmering GmbH haben Cegelec bei der Erweiterung der
Kläranlage für sämtliche Aufgaben rund um die Energieversorgung, Automatisierung und Prozessleittechnik beauftragt – der Auftragswert beträgt rund 30 Mio. Euro.
8
MM Facility Management · 2/2002
Lübeck (uh) – Die Dräger Safety, ein Teilkonzern der Drägerwerk
AG, Lübeck, und einer der führenden Hersteller und Dienstleister
von Atemschutz- und Gasmesstechnik (Umsatz 2001 425 Mio.
Euro), hat das beste Halbjahresergebnis in seiner Geschichte erreicht. Zum 30. Juni 2002 erzielte die Dräger Safety ein Ergebnis
vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 23 Mio. Euro (Vorjahr: 13 Mio.
Euro). Das sind rund 10% vom Umsatz, der weltweit mit rund
231 Mio. Euro um 20% über dem Halbjahresumsatz des Vorjahres liegt. Damit hat die Dräger Safety wiederum das Ergebnis
schneller gesteigert als den Umsatz. „Schlüssel für den Erfolg der
Dräger Safety sind ein leistungsstarkes Produktportfolio mit ganzheitlichen Lösungen für das Gefahrenmanagement in der Sicherheitstechnik, ein exzellenter weltweiter Vertrieb und Service
sowie ein nachhaltiges, straffes Kostenmanagement“, so Prof.
Dr. Albert Jugel, Vorstandsvorsitzender der Dräger Safety.
Das Umsatzwachstum der Dräger Safety liegt weltweit über
dem durchschnittlichen regionalen Marktwachstum. Dies führte
zu einem positiven Ausbau der Wettbewerbssituation des Unternehmens. Daran sind alle Produktbereiche (Personenschutz,
Gasmesstechnik) und der Service gleichermaßen beteiligt.
A U S D E R B R A N C H E AKTUELLES
TRIPLAN
3D-Aufnahme der DaimlerChrysler-Fabrikhallen
Bad Soden (uh) – Die Triplan AG, Bad Soden, erhielt den Folgeauftrag für die 3D-Aufnahme weiterer Fabrikhallen der DaimlerChrysler AG im Werk Rastatt. Nach dem erfolgreichen Abschluss
des Pilotprojekts mit der Halle 3 erteilte Daimler-Chrysler jetzt
den Auftrag zur Aufnahme der Hallen 2 und 4. Mit der 3D-Erfassung der bestehenden Fabrikhallen entfallen in Zukunft aufwändige Bearbeitungszeiten, Planungsrisiken werden beispielsweise
durch die Möglichkeiten der 3D-Kollisionskontrolle reduziert. Wie
nach der erfolgreichen Aufnahme der Halle 3 erhält DaimlerChrysler als Ergebnis die digitalisierten Daten der Hallen 2 und 4
auf CD-ROM. Mit diesem Folgeauftrag festigt Triplan seine Position als Shared-Services-Anbieter mit dem Anspruch, für seine Industriekunden komplette Dienstleistungen im CAD-Planungsund IT-Migrationsbereich abzudecken.
25 JAHRE KEMPER GMBH
Kemper sorgt für saubere
Luft am Arbeitsplatz
Bild: Kemper
Vreden (uh) – Beim Schweißen
wird eine Vielzahl unterschiedlicher Gase, Rauche und Stäube
freigesetzt, die die Gesundheit
der Mitarbeiter gefährden und
mit der Atemluft in die Lunge
gelangen können. Aus diesem
Grund müssen bei Schweißarbeiten ausreichende Schutzmaßnahmen getroffen werden,
die zuverlässig für saubere
Atemluft sorgen. Als ein führendes Unternehmen für systematische Luftreinhaltung am Arbeitsplatz bietet Kemper ein umfangreiches Programm leistungsstarker Absauganlagen für
alle betrieblichen Anforderun-
gen an. Schutz beim Schweißen
gewährleistet nur die örtliche
Absaugung der Schadstoffe im
Entstehungsbereich. Dabei werden Schweißrauch und andere
Schadstoffe an der Entstehungsstelle erfasst und abgesaugt.
In diesem Jahr jährt sich die
Gründung des Unternehmens
zu 25. Mal. Gerd Kemper, Gründer und heutiger Inhaber, hatte
im Jahr 1977 den Mut, Schweißrauchabsauganlagen zu entwickeln – anfangs in der heimischen Garage. Mit steigendem
Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein stieg die Nachfrage
und die Kemper GmbH entwickelte sich bis heute zu einem
führenden Anbieter der Branche. Zu den Produkten von damals sind neue hinzugekommen, wie beispielsweise der
persönliche Arbeitsschutz
und Schweißzubehör.
Die Punktabsaugung
ist eine effektive Methode
zur Reinhaltung der Luft beim
Schweißen.
MM Facility Management · 2/2002
9
AKTUELLES A U S D E R B R A N C H E
KREATIVPREIS 2002
Siemens setzt
auf Citiworks
Auszeichnung für das Krankenhaus
Ingolstadt und die Atoss Software AG
München (uh) – Die Citiworks
AG – Deutsche Stadtwerke Allianz, weitet die Zusammenarbeit
mit Siemens Real Estate, München, aus und unterstützt das
Unternehmen seit dem 1. April
mit einer maßgeschneiderten
Lösung für Zähler- und WärmeContracting.
Eingeschlossen
sind sämtliche Standorte und
Niederlassungen von Siemens in
München und im Münchener
Umland. Siemens Real Estate,
der Immobilienbereich von Siemens, ist durch diese technische
Lösung in der Lage, den Energieund Wärmeverbrauch der
Standorte, Objekte und einzelner Mietbereiche genau zu erfassen und weiter zu bearbeiten.
Des Weiteren werden auch die
interne Kalkulation und die Abrechnung der Energieverbräuche an die Mieter wesentlich vereinfacht.
München (uh) – Der Bund der Steuerzahler in Bayern e.V. verlieh dem
Krankenhauszweckverband Ingolstadt und der Atoss Software AG
seinen Kreativpreis 2002. Ausschlaggebend für diese Ehrung ist
das vorbildliche Engagement bei
der Schaffung der neuen Unternehmenskultur. Als erstem deutschen
Krankenhaus gelang es dem Klinikum Ingolstadt, durch software-gestützte, bedarfsorientierte Personaleinsatzplanung und die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle
die Wirtschaftlichkeit und Mitarbeiterzufriedenheit
stark
zu
erhöhen.
Trotz knapper finanzieller Mittel
verzeichnet das Krankenhaus positive Betriebsergebnisse bei kontinuierlich besserer Patientenversorgung. Das kreative Konzept ist dem
Bund der Steuerzahler in Bayern
e.V. eine Auszeichnung wert. Mit
der Atoss Software AG erhält erstmals ein privatwirtschaftliches
Unternehmen den Kreativpreis.
Bild: Atoss
SIEMENS REAL ESTATE
(Von rechts) Dr. h.c.
Paul Stefan, Verwaltungsratsvorsitzender
Bund der Steuerzahler
Bayern e.V.; Dr. Alfred
Lehmann, Oberbürgermeister Ingolstadt und
Vorsitzender des Krankenhauszweckverbandes
Ingolstadt; Andreas
Obereder, Vorstandsvorsitzender und Gründer
der Atoss Software AG
und Rolf Baron von
Hohenhau, Präsident
des Bundes der Steuerzahler Bayern e.V.
Der Präsident des Steuerzahlerbundes Rolf von Hohenhau zur
diesjährigen Wahl: „Das Beispiel
Ingolstadt verdeutlicht, wie sich die
dramatische Kostensituation im öffentlichen Sektor entschärfen
lässt.“ Atoss-Vorstandsvorsitzender Andreas Obereder freut sich
über die Auszeichnung und erklärt:
„Das IT-Projekt im Klinikum Ingolstadt zeigt, wie das strategische
und ökonomische Potenzial unserer Software in der Realität effektiv
genutzt werden kann.“
WEISHAUPT: 50 JAHRE BRENNERBAU
Bilder: Christoph Seeberger
Schwendi (uh) – Seit 50 Jahren liefert die
Max Weishaupt GmbH qualitativ hochwertige und technisch ausgereifte Gas-,
Öl- und Zweistoffbrenner. Das Unternehmen ist dadurch in der Heizungs-
Die sich selbst steuernden Fertigungsanlagen bei der Weishaupt-Schwestergesellschaft Pyropac in Sennwald werden für die
Herstellung der Mantelteile von Stahlkesseln
eingesetzt.
10
MM Facility Management · 2/2002
branche zu einem Begriff für Fachkompetenz und Fortschritt geworden. Mehr
als 4 Mio. Weishaupt-Brenner versorgen
Ein- beziehungsweise Mehrfamilienhäuser und Großanlagen wie Krankenhäuser, Schulen, Büro- und Fabrikgebäude
mit Energie und Wärme. Zahlreiche
Brenner werden darüber hinaus an verfahrenstechnischen Wärmeanlagen eingesetzt.
Gegründet wurde das Familienunternehmen 1932 von Max Weishaupt in
Schwendi, südlich von Ulm. Der heutige Chef des Unternehmens Dipl.Ing. Siegfried Weishaupt trat 1965
in die Firma ein – als Leiter des Forschungs- und Entwicklungsinstituts. Im Jahr
1982, nach dem Tod sei-
nes Vaters, übernahm er die alleinige Geschäftsführung. Siegfried Weishaupt
baute das Unternehmen konsequent aus.
Heute zählt die Max Weishaupt GmbH
weltweit zu den führenden Herstellern
feuerungstechnischer Anlagen. Die
Gruppe zählt rund 2800 Mitarbeiter und
erzielte im Geschäftsjahr 2001 einen konsolidierten Umsatz von annähernd 350
Mio. Euro. In der Weishaupt-Unternehmensphilosophie stehen zwei Kriterien
im Vordergrund: höchste Qualität und
zukunftsweisende
Forschungsund Entwicklungsarbeit.
Expansion mit Augenmaß:
Dipl.-Ing. Siegfried Weishaupt
(Bild) hält das Unternehmen
stetig auf Erfolgskurs.
A U S D E R B R A N C H E AKTUELLES
DOHMEN DISTRIBUTION
IKK 2002 NÜRNBERG
München-Garching (uh) – Praktisch, schnell und
unkompliziert ist die neue „Clean Way“-Chipkarte, die erstmals in Deutschland angeboten
wird. Mit dem modernen Chipkartensystem, das
Unternehmen ihren dienstbekleidungspflichtigen Mitarbeitern zur Verfügung stellen, können
Arbeitnehmer ihre Uniformen in einem großen
Netz angeschlossener Reinigungen bargeldlos waschen lassen. Die Accor Service Gruppe entwickelte das Konzept, das in Franreich und England
bereits erfolgreich umgesetzt wird. In den beiden
europäischen Ländern nutzen 175 000 Karteninhaber und 2750 angeschlossene Reinigungen die
Vorzüge von Clean Way. Dohmen Distribution als
führendes Unternehmen im Dienstbekleidungsfulfillment bringt dieses Produkt nun zusammen
mit der Accor Service Gruppe in Deutschland auf
den Markt.
VERBAND
FÜR
Bilder: IKK
Reinigungschipkarte
für Dienstbekleidung
Nürnberg (uh) –
Nach 2001 in Hannover findet die IKK,
Internationale Fachmesse Kälte, Klima,
Lüftung, turnusgemäß wieder in Nürnberg statt. Auch dieses Jahr beweist die
IKK ihre Position als
führendes Forum der
Branche. Vom 16. bis
18. Oktober werden intelligente Lösungen für Kälte, Klima und Lüftung
gezeigt. „Auf der IKK 2002 stehen Neuheiten und Trends im Blickpunkt,
verbunden mit dem fachlichen Dialog zwischen Herstellern, anlagenbauenden Fachbetrieben, Fachplanern TGA und Betreibern größerer Anlagen“, betont Rudolf Pütz, Geschäftsführer der VDKF Wirtschafts- und Informationsdienste GmbH, Veranstalter der IKK. 800 Aussteller und rund
20 000 Fachbesucher werden erwartet. An den Tageskassen kostet die
Eintrittskarte 15 Euro, die Dauerkarte 20 Euro.
WÄRMELIEFERUNG E. V.
EXPO REAL 2002
Contracting weiter im Aufwind
Hannover (uh) – Einen Zuwachs im
Jahr 2001 in Höhe von 21%, einen
Umsatz von 591,05 Mio. Euro, Neuinvestitionen von 504,85 Mio. Euro
und rund 590 neu geschaffene Arbeitsplätze. Das sind Zahlen, über
die man sich freut. Welche Branche
bietet diese Zahlen?: Energiecontracting!
Der Energielieferant kann Gebäudeeigentümer in mehrfacher
Hinsicht entlasten: Er übernimmt
die Investition in die Energiezentrale, er übernimmt den
Betrieb der Anlage und
kommt damit für alle Wartungs- und Reparaturkosten
auf und er übernimmt bei Bedarf die Abrechnung mit dem
Endkunden. Für Gebäudeeigentümer bedeutet das Planungssicherheit für die Immobilie, da ein fester Posten
für die Energielieferung eingeplant werden kann. Die
Verwaltung wird spürbar entlastet und die Verwaltungskosten werden reduziert.
Der Verband für
Wärmelieferung
e.V. (VfW) in
Hannover unterstützt Sie bei der
Suche nach dem
richtigen Energielieferanten.
Der Verband für Wärmelieferung e.V. (VfW)unterstützt Interessenten bei der Suche nach dem richtigen Energielieferanten, Unter
www.energiecontracting.de kann
eine Anfrage gestartet werden.
Da die Contractingvertragslaufzeit in der Regel zwischen zehn und
15 Jahren beträgt, sollte darauf geachtet werde, dass eine
Weiterbetriebsgarantie
für den Ausfall des Contractors
angeboten
wird. Der Verband für
Wärmelieferung e. V.
bietet eine solche Garantie für seine Mitgliedsbetriebe an. Dieser Garantie geht eine
Plausibilitätsprüfung
der Verträge durch den
VfW voran.
Informationen unter
www.energiecontracting.de,
hannover@vfw.de, Tel.
(05 11) 36 59 00, Fax
(05 11) 3 65 90 19
Neuer Rekord
bei den Ausstellern
Messe München (uh) – Zur Expo
Real, die vom 28. bis 30. Oktober
in der Neuen Messe München stattfindet, haben sich bis Ende Juli 1085
Aussteller angemeldet.
Mit dieser vorläufigen
Beteiligungszahl kann
die Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien einen neuen
Rekord verbuchen. Die Expo Real
belegt eine um 8000 auf 33 000 m2
erweiterte Hallenfläche. Auf der
Fachmesse trifft der Besucher die
Marktführer der Branche und gewinnt neue Kunden aus den Bereichen Projektentwicklung, Bauträger, Bauindustrie, Immobilien
Consulting, Versicherungen und
Fondsgesellschaften, Banken, Finanz- und Kreditinstitute, Leasinggesellschaften, Facility Manager,
Software, Wirtschaftregionen und
Städte.
Weitere Informationen unter:
www.exporeal.de
MM Facility Management · 2/2002
Bild: IHT GmbH, Lauta
11
AKTUELLES S E C U R I T Y 2 0 0 2
Weltmesse für Sicherheit
setzt auf Expansion
Vom 8. bis 11. Oktober 2002
geht die Leitmesse rund um
Sicherheit, die „Security“, mit
deutlicher Expansion an den
Start. Im Mittelpunkt der Messe
in Essen stehen Produkt-Innovationen sowie weiterentwickelte
und integrierte Schutzkonzepte
in den verschiedenen Sicherheits-Segmenten. Einen zentralen Schwerpunkt bildet der Security-Kongress, der die Fachmesse begleitet und Trends und
Tendenzen aufzeigen wird.
D
ie Security setzt mit ihrer
um 8% auf insgesamt
65 000 m2 vergrößerten
Ausstellungsfläche einen weiteren
Meilenstein in ihrer Entwicklung.
Erstmals steht auch die neue Messehalle 3 im Westbereich des Messege-
14
MM Facility Management · 2/2002
ländes zur Verfügung. Mit der Flächenerweiterung kommt die Messe
Essen dem Wunsch vieler Anbieter
nach vergrößerten Ausstellungsflächen nach. Die Neu-Aufteilung der
Messehallen nach Themen-Schwerpunkten bietet mehr Transparenz
für die Besucher.
Zur Security werden 930 Aussteller aus 30 Nationen in Essen vertreten sein. Allein die Ausstellerbeteiligung aus Großbritannien ist um
15% auf 50 Anbieter mit zwei Gemeinschaftsständen in den Hallen 1
und 3 gewachsen. Außerdem sind
Anbieter aus den USA (Halle 10) und
Taiwan (Halle 1 und 2) mit großen
Gemeinschaftsständen dabei. Zum
ersten Mal präsentieren sich Aussteller aus Italien und Korea in Form von
offiziellen Landesbeteiligungen in
der Ruhrstadt Essen.
Das Messeprogramm ist auch in
diesem Jahr wieder äußerst umfang-
reich und umfasst die folgenden Bereiche:
Mechanische
Sicherungstechnik,
Anlagentechnischer und baulicher
Brandschutz, Kontroll- und Überwachungseinrichtungen/Einsatzinformationssysteme (EIS), Überfall-,
Einbruch- und Diebstahlmeldeeinrichtungen, Brandmelde-, Rauchund Gaswarneinrichtungen, Informationsschutz (Datensicherungseinrichtungen), Einzelgeräte der
elektronischen Sicherungstechnik,
Spezialfahrzeuge und Ausstattung,
Nahverteidigungsmittel, Persönliche Ausrüstung, Dienst- und
S E C U R I T Y 2 0 0 2 AKTUELLES
Schutzkleidung, Messgeräte, Kriminaltechnik, Sicherung und Bewachung durch Dienstleistungen, Organisation, Planung, Ausbildung,
Fachliteratur sowie Installation,
Dokumentation und Wartung von
Gefahrenmeldeanlagen. Die Security verändert ihr Angebot in einigen
Bereichen. Wie den Aussteller-Anmeldungen zu entnehmen ist, wird
das Angebot an Video-Überwachungsanlagen für den privaten und
gewerblichen Einsatz und der Bereich Zutrittkontrolle deutlich zunehmen.
Der Umsatz der auf der Security
vertretenen
Sicherheitsbranchen
wird für 2001 auf rund 9,2 Mrd. Euro geschätzt. Damit ergibt sich ein
geringes Wachstum von knapp 5%
gegenüber 1999, allerdings beziehen
sich die Umsatz-Steigerungen nur
auf wenige Marktsegmente.
Eine genauere Betrachtung dieses
Umsatzwertes verdeutlicht ein sehr
differenziertes Bild. Die Umsatzzahlen des Bereichs „Bewachung und
Dienstleistung” erreichen gegenüber
den im Jahr 2000 gemeldeten Zahlen
ein erhebliches Wachstum. Zurückzuführen ist die Entwicklung auf eine verhalten optimistische Schätzung für 1999. Außerdem hat es im
vergangenen Jahr „Sondereffekte“
durch Leistungen der Branche zur
Einführung des Euro und – in geringerem Maße – durch Ereignisse nach
dem 11. September 2001 gegeben.
Das reale Umsatz-Wachstum im Jahr
2001 gegenüber 1999 beträgt etwa
15%. Auch die Anzahl der in diesem
Segment tätigen Unternehmen hat
um etwa 15% zugenommen, dagegen ist die Gesamtanzahl der Beschäftigen in der Sicherheits-Branche nur um 7% gestiegen.
In der „Elektronischen Sicherheitstechnik“ sind, wie auch in den
vergangenen Jahren, leichte UmsatzZuwächse zu verzeichnen. Ganz anders sieht es in den Bereichen „Mechanische Sicherheitstechnik“ und
„Stationäre Löschanlagen“ aus: Auf
Grund der starken Rezession auf
dem Bausektor hat die Branche kräftige Umsatzeinbrüche von 20 bis
25% im Jahr 2001 gegenüber 1999
verzeichnen müssen. Zu befürchten
ist, dass alle Bereiche der technischen
Sicherheitsmaßnahmen in den
nächsten Jahren von Umsatzeinbrüchen erfasst werden.
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch
bei den Beschäftigtenzahlen: Während in den letzten Jahren bei den
privaten Sicherheits-Dienstleistern
der Personalausbau deutlich langsamer verlief, ist im Segment „Elektronische Sicherheitstechnik“ eine Stagnation und in den übrigen Bereichen
eine leichte Abnahme der Beschäftigtenzahlen zu verzeichnen.
Der die Messe traditionell begleitende Fachkongress wird auch in diesem Jahr wieder einen Tag früher, am
7. Oktober, beginnen. Er wird in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft (ASW) geplant.
Mit 14 verschiedenen Themenschwerpunkten und über 80 Fachvorträgen wird der Kongress wieder
einer der größten Sicherheitskongresse seiner Art im deutschsprachigen Raum sein und wertvolle Anregungen zur Optimierung und Ökonomisierung betrieblicher Sicherheit liefern sowie aktuelle Trends
und Entwicklungen aufzeigen. Er
verbindet die breite Produktpalette
der Messe mit den Erfahrungen aus
der betrieblichen Praxis.
Neu im Programm ist der Architektenhalbtag „Sicherheit und Ästhetik in der Architektur“. Er versucht, die scheinbar unvereinbaren
Ansprüche wie Sicherheit und Ästhetik in einer ansprechenden Synthese zusammenzuführen. Eine Reihe profilierter Architekten, die das
Thema Sicherheit kreativ bearbeitet
und zu ästhetisch hervorragenden
Lösungen geführt haben, werden
dort ihre Lösungen präsentieren.
Gesponsert wird dieser Halbtag von
den Firmen Siemens und Kaba, die
ebenfalls ästhetisch gelungene Sicherheitslösungen vorstellen werden. Der Besuch dieses Halbtages ist
daher kostenfrei (nur nach vorheriger Anmeldung).
Anmeldung und nähere Informationen über Simedia GmbH, Alte
Heerstr. 1, 53121 Bonn, Tel. (02 28)
9 62 93-70, Fax (02 28) 9 62 93-90,
anmeldung@simedia.de
MM
MM Facility Management · 2/2002
15
AKTUELLES I N T E RV I E W
Sicherheit und Ästhetik
in der Architektur
Seit mehr als 30 Jahren ist Rainer von zur
Mühlen Geschäftsführer der von zur
Mühlen’schen Sicherheitsberatungs GmbH,
Bonn, und als Sicherheitsberater und Planer
tätig. Er hat zum Beispiel an etwa 500
Rechenzentren oder Verwaltungsgebäuden
mitgewirkt. Dabei betrachtet er Sicherheit
als ein Querschnittsthema, das alle Bereiche
eines Objektes berührt. Nicht nur die
Architektur, auch die gesamte Haustechnik
spielen im Interesse der Verfügbarkeit und
damit Sicherheit eine bedeutende Rolle.
Anlässlich des Security-Kongresses sprach
MM Facility Management mit Rainer von
zur Mühlen.
MM: Auf dem Kongress, der anläss-
lich der Security 2002 stattfindet,
lautet ein Beitrag „Sicherheit und
Ästhetik in der Architektur“.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach,
dass dieses Thema bislang eine
eher untergeordnete Rolle spielte?
von zur Mühlen: Viele Architekten
stehen Sicherheitsthemen oft
abweisend gegenüber. Das ist kein
Vorwurf, sondern das ist eine
begründbare Tatsache. Begründbar
deshalb, weil in vielen Fällen von
den Auftrag gebenden Unternehmen die Sicherheitsanforderungen
nicht von vornherein dem Architekten bekannt gegeben werden,
sondern oftmals erst im Projektablauf, schlimmstenfalls sogar erst bei
Projektende in die Überlegungen
eingestreut werden. Was dabei herauskommt, ist vielfach durchaus als
hässlich, störend und die künstlerische Kreativität des Architekten
einengend zu sehen. Die Ergebnisse
sind dann auch oft suboptimal.
MM: Industriebauten sind primär
reine Zweckbauten. Wie groß ist aus
16
MM Facility Management · 2/2002
Ihrer Sicht das Interesse in der
Industrie, Sicherheit und Ästhetik
zu verbinden?
von zur Mühlen: Das Interesse der
Industrie ist sicher vorhanden. Für
viele Unternehmen soll auch die
Produktionshalle das Image des
Unternehmens widerspiegeln. Nur
meistens wird Ästhetik mit Kosten
gleichgesetzt. Das ist falsch. Einfache Gestaltungsmittel wie Farbe,
aber auch Fassadenstrukturierung
helfen, selbst, wenn mit Fertigteilen
gearbeitet wird. „Form follows
function“ ist eine Forderung, die
jeder Architekturstudent in Einführungsvorlesungen erfährt. Leider
erhalten die Architekten zu Beginn
ihrer Arbeit oft nur unzureichende
Vorgaben, die sich primär auf das
Flächenprogramm erstrecken.
Weitergehende Pflichtenhefte, die
die Sicherheitsanforderungen des
Auftraggebers präzisieren, würden
den Architekten helfen, die Aufgabe
als Herausforderung zu verstehen
und sie phantasievoll zu lösen. Ein
herausragendes Beispiel ist das von
Prof. Holzbauer in Wien gebaute
Geldzentrum der Österreichischen
Nationalbank, ein reiner Industriebau mitten in einem historischen
Stadtgebiet. Der Bauherr hatte
zusammen mit seinem Sicherheitsberater umfassende Anforderungen
formuliert, die auf ästhetische
Weise und von außen unsichtbar
fast idealtypisch umgesetzt wurden.
MM: Welche Vorteile ergeben sich
für das einzelne Unternehmen,
wenn es in Sicherheit und Ästhetik
gleichermaßen investiert?
von zur Mühlen: Ästhetisch gelungene Architektur ist immer imageträchtig. Sie stellt ein Unternehmen
in seiner Fähigkeit zur Selbstdarstellung heraus. Sie lässt sich vermarkten, ist Werbemedium. Und –
sie führt Sicherheit zur Akzeptanz.
Die Mitarbeiter müssen mit der
Sicherheit auch leben wollen. Das
ist ein essentieller Nutzen für das
Unternehmen.
MM: Auf der Security wird die
komplette Sicherheitstechnik
gezeigt. Welche Lösungen erwarten
Sie, die im Sinne von Sicherheit
und Ästhetik beispielhaft sind?
von zur Mühlen: Ich erwarte
unsichtbare und sichtbare Musterlösungen. Erlauben Sie mir zwei
Beispiele. Rauchansaugsysteme
ermöglichen heute für Museen, historische Gebäude und ästhetisch
anspruchsvolles Umfeld Branddetektionen, die vom Betrachter nicht
gesehen und wahrgenommen wird,
die aber höchst effektive Sicherheit
bieten. Siemens wird auf seinem
Stand wie auch andere Unternehmen Beispiele aus Schlössern und
anderen Denkmälern vorstellen.
MM: Wenn man Architektur und
Ästhetik kombinieren will, wie und
wann sollte man damit anfangen?
von zur Mühlen:Vor dem Architektenwettbewerb. Der am Wettbewerb teilnehmende Architekt muss
klare Rahmenvorgaben dessen
erhalten, was er bei seinem Entwurf
an Anforderungen zu berücksichtigen hat. Dafür muss sich der Bauherr schon frühzeitig überlegen, ob
es ein zutrittskontrolliertes Haus
sein soll, was für Sicherungsüberlegungen für die einzelnen Nutzungen anzustellen sind. Sonst
bekommt man unter Umständen
ein Gebäude mit einem Rechenzentrum zur Straße und muss die Entwürfe erheblich überarbeiten. Beispielhaft war etwa der Wettbewerb
der Österreichischen Lotterien. Sie
hatten für ein Logistikzentrum mit
Rechenzentrum einen fast 70 Seiten
starken Anforderungskatalog erarbeitet. Er enthielt Funktions- und
Sicherheitsanforderungen. Die
Wettbewerbsteilnehmer konnten
I N T E RV I E W AKTUELLES
nach dem Prinzip „Form follows
function“ fast idealtypische Lösungen vorlegen. Übrigens lag das
Objekt hinsichtlich der Kosten trotz
überdurchschnittlicher Qualität
etwa 15% unter dem Baukostenindex vergleichbarer und weniger
funktionssicherer Gebäude!
MM: Wenn Sicherheitssysteme
greifen sollen, müssen sie von der
Belegschaft angenommen werden.
Ist es aus Ihrer Sicht so, dass eine
bessere Ästhetik hier hilfreich ist?
von zur Mühlen: Ganz sicher! Nur
wenige Sicherheitsberater berücksichtigen den akzeptanspsychologischen Ansatz. Sicherheit muss von
im Wesentlichen vier Akzeptanzkreisen angenommen werden. Ein
potenzieller Täter muss bei einer
Observation erkennen, dass er die
Maßnahmen nicht vollständig
durchschaut und dass sie ihm sein
Vorhaben ausreichend erschweren.
Akzeptiert er sie – haben wir
Sicherheit. Mitarbeiter – und auch
der Betriebsrat – dürfen nicht das
Gefühl haben, die Sicherheits-Maßnahmen richteten sich gegen sie,
sondern es muss erkennbar sein,
dass diese Maßnahmen für sie da
sind, für die Sicherheit der Arbeitsplätze und des Unternehmens.
Der Mitarbeiter, der aktiv an der
Sicherheit mitarbeitet muss die
Maßnahmen als zielgerichtet und
sinnvoll betrachten. Er darf sich
nicht wie ein Gefängniswächter
vorkommen. Er muss aber auch
einen geeigneten ergonomischen
und gesicherten Arbeitsplatz
haben. Ein Pförtnerarbeitsplatz, der
zum Beispiel vor lauter Verspiegelung und Lichtreflexion das
Geschehen außen kaum erkennen
lässt, ist wahrnehmungsphysiologisch eine Katastrophe! Sie führt
zur Ermüdung und Unaufmerksamkeit und damit zu mehr Unsicherheit. Sicherheit ist Vordenken,
Planen, Optimieren und Akzeptanz
schaffen. Der Besucher und der
unbeteiligte Dritte müssen ebenfalls sich mit Sicherheitsmaßnahmen wohl fühlen können. Stellen
Sie sich vor, eine Schokoladenfabrik
sichert sich martialisch wie Fort
Knox. Dem Passanten schmeckt
dann die Schokolade nicht mehr ...
„Ästhetisch gelungene
Architektur ist immer
imageträchtig. Sie
stellt ein Unternehmen in seiner Fähigkeit zur Selbstdarstellung heraus. Sie lässt
sich vermarkten, ist
Werbemedium“,
MM: Ein Schwerpunkt der Sicher-
heitstechnik ist die Zugangskontrolle. Wie kann man in diesem Bereich
der Ästhetik mehr Raum geben?
von zur Mühlen: Kaba-Gallenschütz hat zusammen mit uns ein
neues Zugangskontrollkonzept realisiert, bei dem eine bestehende
und architektonisch schöne Eingangshalle völlig transparent und
offen ist. Berechtigte haben zum
Zutritt in das Gebäude einen
berührungslosen Ausweis, der auf
größere Entfernung erkannt wird.
Nähert sich jemand ohne diesen
Ausweis, so schließen sich vor ihm
die Türen und der Besucher wird
zur Anmeldung geleitet. Eine
Umkehrung der üblichen Vorgehensweise des „Sesam öffne Dich“ –
also Sesam schließe Dich vor dem
Unbekannten!
MM: Welche Maßnahmen gibt es
zum Beispiel, um Fassaden oder
Eingangbereich gleichermaßen ansprechend und sicher zu gestalten?
von zur Mühlen: Es gibt so viele
Varianten, dass Ihre Zeitschrift
nicht ausreicht, um sie darzustellen.
Aber ein Beispiel: Bei Fassaden von
Gebäuden, die außen über Fassadenbefahranlagen gereinigt werden,
sind die konstruktiven Details
zumeist auch von außen angreifbar.
Die Gläser werden von außen eingesetzt, die Halteleisten von außen
mit Imbusschrauben befestigt und
mit Klemmleisten abgedeckt. Das
kann ein Täter mit einfachstem
Werkzeug auch, um sie bequem
und ohne Spuren zu hinterlassen,
zu öffnen. Im Handbereich also
zum Beispiel im Erdgeschoss muss
diese Konstruktion nur einfach von
innen erfolgen. Schon hat man
erhöhte Sicherheit! Ein weiteres
Beispiel: Die Fassade der Kunstakademie und Museum in Sainsbury
von Architekt Foster. Er hat die Klimaansaugung so in der oberen Fassade integriert, dass das Einbringen
von korrosiv wirkenden und die
Kunstwerke gefährdenden Stoffen
durch die Lage außerhalb des
so Rainer von zur
Mühlen, geschäftsführender Inhaber der
gleichnamigen Sicherheitsberatungs GmbH,
Bonn.
Handbereichs unmöglich gemacht
wurde. Das hat er mit ästhetisch
beispielhaft gestalteter sichtbarer
Technik verbunden. Sicherheit pur,
ohne dass sie als solche wahrgenommen wird.
MM: Welche Entwicklung erwarten
Sie für die Zukunft, werden sich
speziell bei Industriebauten Architektur und Ästhetik stärker annähern?
von zur Mühlen: Ich hoffe, dass sie
sich wieder annähern, denn wir
hatten das ja schon einmal, dass
Industriebauten schön waren und
heute reihenweise unter Denkmalschutz stehen. So weit muss es nicht
gleich führen, aber man erkennt –
so glaube ich –, dass Architektur
Image prägend ist. Man sollte sie
nutzen.
MM
ANMELDUNG
Die Teilnahme an dem Kongressmodul „Sicherheit
und Ästhetik in der Architektur“ zur Sicherheitsmesse in Essen ist am 10.10.2002 (9 bis 13.30 Uhr)
kostenlos (Anmeldung erforderlich).
Information: info@simedia.de,
Stichwort Architektentag oder
Tel. (02 28) 9 62 93-70,
Fax (02 28) 9 62 93-90
MM Facility Management · 2/2002
17
TECHNISCHES FM S I C H E R H E I T
Mit dem Rüttelverfahren verlegte Fliesen halten
extreme Belastungen aus – und bieten eine edle Optik.
Hier mit der Rutschfestigkeit R 11 in einer Hamburger
Ferrari-Werkstatt.
Bild: Platten-Rathjen
Auf
sicherem Boden
Industrieböden mit rutschhemmenden Eigenschaften
sollen für festen Halt bei
der Arbeit sorgen. Je nach
Anforderung bieten sich
unterschiedliche Beläge an.
ULRIKE JAEGER
Bild: Burggaller
E
s ist schnell passiert: Stolper-,
Rutsch- und Sturzunfälle stehen hinsichtlich ihrer Häufigkeit und Schwere an der Spitze der
Arbeitsunfälle. Um das Risiko soweit
wie möglich zu verringern, sollten
Industriefußböden einen rutschhemmenden Belag besitzen – insbesondere in allen Arbeitsbereichen, in
denen „gleitfördernde Medien“ anfallen: vor allem Fette und Öle, Wasser, Lebensmittel, Staub oder Pflanzenabfälle. Deshalb haben Berufsgenossenschaft und Unfallversicherungsträger Vorschriften für rutschhemmende Bodenbeläge entwickelt.
Eine Beurteilung nach DIN 51 130
ermöglicht es, Böden mit rauer
Oberfläche in Bewertungsgruppen
einzustufen, wobei R 9 den geringsten und R 13 den höchsten Anforderungen an die Rutschhemmung entspricht.
Wenn das noch nicht genügt, weil
größere Mengen der gleitfördernden
Stoffe auf den Boden gelangen – beispielsweise Fleischabfälle in einem
Schlachthaus – dann ist zusätzlich
zur Rutschhemmung ein Verdrängungsraum gefordert. Das bedeutet:
Ein erhöhtes Profil zum Beispiel in
Form von Riffelung oder Noppen
sorgt dafür, dass die Abfälle in einen
Bereich unterhalb der Gehebene verdrängt werden. Auch für den Verdrängungsraum gibt es Kennzahlen,
die von V 4 (4 cm3/dm2) bis V 10
(10 cm3/dm2) reichen.
Die DIN-Norm klassifiziert
rutschfeste Böden
Die konkreten Anforderungen an die
Rutschhemmung schränken die
Auswahl des Fußbodenbelages ein.
Übrig bleiben vor allem Fliesen und
Kunstharzböden, deren Rutschhemmung sich in einem speziellen Prüfverfahren gemäß DIN-Norm klassifizieren lässt. Nach der eierlegenden
Wollmilchsau wird man allerdings
vergeblich suchen: Beide Beläge
Ingeborg Burggaller
nennt einen wesentlichen bringen Vor- und Nachteile mit sich.
Vorteil der Fliesen:
„Fliesen sind kratzstabiler und
temperaturbeständiger“,
räumt der
„Die Lebensdauer ist
außergewöhnlich hoch.“ Sachverständige Dipl.-Chem. Ingo
Niedner ein, Leiter der Arbeitsgruppe Kunstharz innerhalb des Bundesverbandes Estrich und Belag e.V.
Und sie sind mit jeder gewünschten
Rutschhemmung und V-Klasse zu
haben. Ingeborg Burggaller nennt als
Sprecherin für den Industrieverband
keramische Fliesen + Platten weitere
positive Eigenschaften: „Frostbeständige Fliesen und Platten trotzen
den tiefen Temperaturen in Kühlhäusern oder Außenbereichen, und
auch Sonnenstrahlen können weder
die Farbe verändern noch das Material spröde machen.“ Wer auf die
Motivation seiner Mitarbeiter Wert
lege, würde keramische Bodenbeläge auch wegen der guten Optik wählen. Und nicht zuletzt: „Die Lebensdauer ist außergewöhnlich hoch.“
Genau das ist einer der Nachteile
von Kunstharzen, die auch als Reaktionsharze bezeichnet werden. Sie
erhalten die gewünschte raue Oberfläche durch Einstreuen von Quarzsand oder Siliciumcarbid in verschiedenen Korngrößen, die dann
noch einmal versiegelt werden. „Das
hält nicht ewig“, gibt Niedner zu. „Je
nach Nutzung muss ein Kunstharzboden alle paar Jahre erneuert werden.“ Dafür hält sich der Aufwand in
Grenzen: Der Boden wird angeschliffen und eine neue Kunstharzschicht wird neu eingestreut und
versiegelt. Im Gegenzug weisen die
S I C H E R H E I T TECHNISCHES FM
Rüttelbeläge vertragen
hohe Beanspruchungen
„Bei sehr hohen Beanspruchungen
sind Rüttelbeläge das Mittel der
Wahl“, empfiehlt daher auch der
Sachverständige Niedner. „Es ist
allerdings ein teures Vergnügen.“ Bei
der Wahl zwischen normal verlegten
Auch Kunstharz ermöglicht
Verdrängungsraum
Auch der Verdrängungsraum V 4
„lässt sich mit Kunstharz ohne weiteres machen“, sagt Niedner. „Bei
den höheren V-Kennzahlen wird es
etwas schwieriger.“ Immerhin bietet
die Stuttgarter Sika GmbH mit dem
Epoxidharz-Einstreuboden Sikafloor-93 sogar Böden mit Verdrängungsraum V 8 an. Das weltweit tätige Unternehmen für Bauchemie
hält Systemlösungen für die meisten
Fußbodenprobleme parat.
Auch die Conica Technik AG aus
Schaffhausen in der Schweiz bietet
unter dem Namen „Conifloor“ Industrieböden auf der Basis von Epo-
MERKBLATT
Maßgebend
Das „Merkblatt für Fußböden in Arbeitsräumen
und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr“ des
Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften, auch bekannt als ZH 1/571, ist
das maßgebende Dokument zum Thema. Anhang 1 listet alle relevanten Arbeitsräume und
nennt die geforderte R-Gruppe, gegebenenfalls
mit V-Kennzahl. Aufgelistet werden vor allem
Räume in der Lebensmittelindustrie, bei Verarbeitern von Metall, Glas, Stein oder Keramik,
Fahrzeugwerkstätten sowie sämtliche Sanitärräume, Küchen- und Spülräume oder Kühl- und
Tiefkühlräume. Anhang 2 befasst sich mit der
Prüfung von Bodenbelägen und Bestimmung
der rutschhemmenden Eigenschaft durch ein
Begehungsverfahren auf der schiefen Ebene
nach DIN 51 130.
xid- oder Polyurethanharzen an, die
für verschiedene Anforderungen geeignet sind – nicht nur in Bezug auf
Rutschfestigkeit. Hier sind alle RKlassen sowie V 4 und V 6 möglich.
Und: „In Farbgebung und Design
bieten wir fast grenzenlose Möglichkeiten“, sagt Georg Fischer, Leiter der
Anwendungstechnik.
Bei dem besonderen Problem eines feuchten Untergrundes liefert
die Chemotechnik Abstatt GmbH
die Lösung: „Wir können Fußböden
sanieren, wo reine Kunstharze versagen“, berichtet Marketingleiter Martin Schnepf. Beispiel: Für die Joghurt-Abfüllung der Ehrmann AG
im Allgäu hat Chemotechnik – die
Zeit drängte – auf den feuchten Beton „Rhonaston HSD“ als Grundierung aufgetragen, und darauf als Nutzschicht mit dem
Epoxidharz „Rhonaston
Bild: Silikal
Fürsprecher des Kunstharzbodens
auf den Schwachpunkt der Fliesen
hin: die Fugen. „Sie können leichter
verschmutzen, sind selten wasserdicht – und zudem können die Fliesen ausbrechen“, ist die Erfahrung
von Hubert Weimann, der sich als
Leiter der Anwendungstechnik für
die Mainhausener Firma Silikal
GmbH & Co. KG den Reaktionsharzböden widmet. Doch die Fliesenspezialisten haben eine Antwort
auf das Fugenproblem: In dem so genannten Rüttelverfahren können
Fliesen fast fugenlos verlegt werden.
„Die 1 bis 2 mm schmalen Fugen
können wir mit Kunststoffmörtel
schließen“, fügt Bauleiter Wolfgang
Breier von der Platten Rathjen
GmbH & Co. KG hinzu. Die Firma
aus dem norddeutschen Horneburg
ist seit 35 Jahren auf das Rüttelverfahren spezialisiert. Die durch die fugenlose Verlegung geschützten Fliesenkanten ermöglichen, so der Hersteller, „extreme Belastungen des Belages selbst in Panzerwerkstätten“.
Fliesen und Kunstharzen gebe es dagegen keine großen Preisunterschiede.
Unterschiede gibt es dagegen in
der Zeitdauer, die das Verlegen und
die anschließende Aushärtung des
Fußbodens in Anspruch nimmt. „Je
nach Witterung ist unser Rüttelboden nach drei bis vier Tagen begehbar und nach 10 Tagen belastbar“, informiert Breier. Über die konventionellen Fliesenböden sagt Burggaller:
„Inzwischen werden fast nur noch
schnelle Kleber verwendet, die nach
3 bis 24 h begeh- und verfugbar sind.
Diese Böden sind dann auch nach
drei bis vier Tagen belastbar. Allerdings schreibt die DIN-Norm eine
komplette Aushärtung des Bodens
nach 28 Tagen vor.“
Auch bei Epoxidharzen, einem
der gebräuchlichsten Kunstharze,
vergeht in der Regel eine Woche vor
der Nutzung des Bodens. Dafür ist
ein solcher Industrieboden relativ
schnell aufgebracht. Und: „Die Böden sind fugenlos und wasserdicht“,
macht Kunstharz-Kenner Niedner
deutlich. Wie bei Fliesen lassen sich
alle R-Klassen erzielen. Übrigens
wird der dafür benötigte Sand von
Hand eingestreut. Zum gerade richtigen Zeitpunkt die richtige Menge
in richtiger Verteilung zu streuen,
das hat es in sich. Deshalb ist es wichtig, einen Fußbodenverleger mit
qualifizierten Mitarbeitern zu finden
– die Reaktionsharz-Hersteller vermitteln solche Betriebe.
Hubert Weimann
spricht für das
Kunstharz MMA:
„Es härtet in kürzester
Zeit aus und ist damit
gerade im Sanierungsfall interessant.
MM Facility Management · 2/2002
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TECHNISCHES FM S I C H E R H E I T
Industrieböden aus
Kunstharz sind relativ
schnell aufgebracht.
Auf die Nutzschicht
(a) wird für die rutschsichere Obenflächenstruktur Quarzsand
gestreut (b), der eine
Schlussversiegelung
erhält (c).
Fotos: Chemotechnik
a
b
Auch Kunstharzböden bieten
hinsichtlich FarbPMV“ gearbeitet. Das Hybridsystem
gebung und Design
aus Epoxidharz und Zement wirkt
viele Möglichkeiten.
ähnlich wie eine Goretex-Schicht:
Der Boden lässt die Feuchtigkeit von
unten durch, ist jedoch nach außen
hin dicht.
Ein anderes entscheidendes Plus
bietet das Kunstharz Methylmetha-
crylat (MMA): Es härtet in kürzester
Zeit aus und ist damit gerade im Sanierungsfall interessant. „Der Boden
ist schon nach einer Stunde voll belastbar. Wir können eine Bodensanierung über Nacht oder am Wochenende ermöglichen“, präzisiert Weimann von Silikal. Prüfzeugnisse be-
PRAXISTIPP
Die richtige Reinigung
Alle rutschhemmenden Böden
besitzen ein raue Oberfläche
und sind deshalb schwieriger zu
reinigen als spiegelglatte Flächen. Zur Reinigung eignen sich
mechanische Reinigungsgeräte
(Bürsten- oder Hochdruckreiniger). Empfohlen wird das Aufsprühen eines Schaumes und
anschließende Bearbeitung mit
einer Bürstenreinigungsmaschi-
20
MM Facility Management · 2/2002
ne. Diese sollte weiche bis
mittelharte Bürsten besitzen, die
sich besser in die Vertiefungen
einschmiegen als harte. Grundsätzlich gilt: Je rauer die Oberfläche, desto mehr wird die Reinigung zu einem Drahtseilakt –
insbesondere bei Kunstharzböden. Bei hoher Rutschhemmung
sollte man auf einen Hochdruckreiniger verzichten.
Bild: Sika
Bild: Silikal
c
Kunstharze erhalten die gewünschte
raue Oberfläche durch Einstreuen
von Quarzsand oder Siliciumcarbid
in verschiedenen Korngrößen.
stätigen eine Rutschhemmung der
Bewertungsgruppen R 9 bis R 13 sowie für den Verdrängungsraum die
Klassen V 4 bis V 10. Silikal-Reaktionsharzböden zeigen sich laut Hersteller unbeeindruckt auch von starken mechanischen Belastungen.
Nicht zuletzt trägt der Hersteller ästhetischen Aspekten Rechnung: Besonders beliebt ist die Variante, Farbflocken, so genannte Chips, in den
Belag einzustreuen. Dadurch lassen
sich unzählige Zusammenstellungen
mischen. Weimann nennt einen weiteren Vorteil: Die MMA-Böden halten Minustemperaturen, in Sondereinstellungen bis –25 °C, aus und
sind damit auch für Kühlräume ge-
S I C H E R H E I T TECHNISCHES FM
eignet. Gegen Hitze sind Kunstharze
allerdings generell empfindlich: Sie
sind lediglich für Temperaturen bis
50 °C geeignet oder für eine Reinigung durch heißes Wasser bis 70 °C.
Für höhere Temperaturen bietet sich
Fliesenbelag an.
Insgesamt seltener eingesetzt werden rutschfeste PVC- und Kautschuk-Beläge, die über die Rutschhemmung R 10 nicht hinausgeben,
dafür aber einen guten Verdrängungsraum bieten. Jeder kennt die
Noppenfußböden aus Flughäfen
oder anderen öffentlichen Gebäuden. Ihre Vorteile beschreibt Bauingenieur Alfred Löhr, Experte für Facility Management im Chemnitzer
Ingenieurbüro Richter & Partner:
„Die PVC-Böden sind kostengünstig
und sehr strapazierfähig.“ Und:
Auch eine Halle mit sehr schlechtem
Betonboden könne schnell und gut
saniert werden. Unter Hygiene-Gesichtspunkten sei PVC oder Kaut-
schuk ebenfalls interessant. Löhr
schränkt ein: „Das Material ist zur
Rutschhemmung bei Ölen und Fetten ungeeignet.“
„Eher kein Thema“ sind Matten
als rutschhemmende Böden, so
Niedner. Interessant seien sie vor
allem im Eingangsbereich als
Schmutzfang. So liefert die GRS
GmbH, Frankfurt, Spezial-Bodenbeläge für den Schleusenbereich vor
dem Reinraum. Rutschfest ist dieses
Material mit Sicherheit, denn es entlässt einen klebrigen Weichmacher,
auf dem die Schmutzpartikel haften
bleiben. Zu guter Letzt: Auch zementgebundene Estriche besitzen
von Natur aus eine raue Oberfläche
und wirken aufgrund der Körnung
rutschhemmend – dies ist allerdings
nicht gezielt nach R-Kennzahlen
herstellbar. Doch werden Böden auf
Betonbasis gerne in Zentral- und
Hochregallagern, in Verteilerzentren
oder Hoch- und Tiefgaragen einge-
setzt. „Immerhin haben wir im vergangenen Jahr 2,5 Mio. m2 Industrieböden verlegt“, berichtet Dipl.Ing. Volker Freund von einem der
größten deutschen Industriebodenanbieter, der DFT Industrieboden
GmbH aus Bremen.
MM
www.maschinenmarkt.de
P Bundesverband Estrich
und Belag e. V.
P Chemotechnik Abstatt GmbH
P Conica Technik AG
P DFT Industrieboden GmbH
P GRS GmbH
P Industrieverband Keramische
Fliesen + Platten e. V.
P Ingenieurbüro Richter & Partner
P Platten-Rathjen GmbH & Co. KG
P Sika GmbH
P Silikal GmbH
MM Facility Management · 2/2002
21
INFRASTRUKTURELLES FM G E B Ä U D E T E C H N I K
Innovative Gebäude
fordern neue Lichtkonzepte
Der gute alte Lichtschalter wird mehr und mehr zu
einem Relikt aus vergangenen Zeiten. Lichtmanagement
heißt das neue Stichwort. Dank intelligenter Facility
Management Systeme führen innovative Gebäude heute
ein – computergestütztes – Eigenleben. Das spart
nicht nur Energie, sondern steigert auch den Komfort.
ANGELA WIEGMANN
V
or einiger Zeit kursierten
Berichte über das „intelligente Haus“ durch die Medien
mit dem Kühlschrank, der automatisch eine Einkaufsliste erstellt, der
Kaffeemaschine, die von selbst angeht und weiteren technischen Spielereien. Bis auf wenige Ausnahmen
blieben diese Ideen jedoch Utopie.
Bei kommerziell genutzten Gebäu-
22
MM Facility Management · 2/2002
den hat die intelligente Zukunft
jedoch schon lange begonnen. Heizung, Klima, Lüftung, Elektroinstallation, Beleuchtung, Jalousien, Fenster, Gefahrenmeldung und Instandhaltung, alles ist durch ein Facility
Management System (FM) gesteuert. Der Bewegungsmelder registriert, wann der letzte Mitarbeiter
sein Büro verlässt und schaltet alle
Funktionen auf Nachtbetrieb, die
Fenster schließen und die Heiztemperatur sinkt. Bei starkem Wind
werden die Fenster automatisch geschlossen, an warmen Sommertagen
alle Jalousien heruntergefahren. Die
Firma Erco aus Lüdenscheid hat vor
kurzem einen eigenen Unternehmensbereich für Komponenten und
Systeme zur Gebäudesteuerung geschaffen.
Andreas Bischoff, Leiter der
Unternehmenseinheit: „Die Nutzung der Architektur erkennen wir
als einen Prozess, in dem Mensch
und Gebäude interagieren. Mit Erco-Controls bieten wir die passenden Systeme, die Gebäudefunktionen entsprechend zu steuern und zu
verknüpfen und machen so Architektur prozessfähig.“
Bild: Erco
Ansicht der
Nordost-Fassade eines
Hochregallagers,
das nachts wie
eine Lichtskulptur
leuchtet.
G E B Ä U D E T E C H N I K INFRASTRUKTURELLES FM
Neue Konzepte für die
neue Arbeitsgeneration
Die neue Arbeitswelt hat die Anforderungen an ein Gebäude verändert.
Im letzten Halbjahr 2001 sind laut einer Focus-Studie 5,4 Millionen Berufstätige und Selbstständige in
Deutschland zu einer Geschäftsreise
gestartet, mehr als 2,5 Millionen sogar mindestens fünfmal. Leerstehende Büros sind die Folge. Ob Weltunternehmen oder Start-up: kein
Unternehmen weiß, wie viele Beschäftigte es in fünf Jahren haben
wird und in welcher Arbeitsform
diese arbeiten werden. Gebäude
müssen sich daher schnell an neue
Arbeitsstrukturen anpassen lassen.
Durch eine präsenzabhängige Beleuchtung beispielsweise. Welche
Mitarbeiter sind im Urlaub, welche
auf Geschäftsreise? Wo wird nur
halbtags gearbeitet? „Dass sich die
Stromkosten durch intelligente
Lichtmanagementsysteme drastisch
reduzieren lassen, wird längst durch
die Praxis belegt“, so Prof. Dr. Mario
Adam von der Fachhochschule Düsseldorf, Lehrgebiet Regenerative
Energiesysteme und Energieeinsparungen, auf der Tagung „Innovative
Energie“ des BUND im April 2002.
Dies wurde am Beispiel des Energiemanagements der oberbergischen
Stadt Wiehl deutlich: der Stromverbrauch der Beleuchtung konnte bis
zu 75% reduziert werden. Das Erfolgsgeheimnis liegt in den tages-
lichtabhängigen Präsenzmeldern.
Die Lampen sind nur dann an, wenn
die Nutzer das Licht wirklich benötigen.
Einige Beispiele zeigen, wie bei der
Planung von Neubauten von vornherein die Beleuchtung als wichtige
Energieeinsparquelle berücksichtigt
wurde:
Nicht nur die außergewöhnliche
Architektur, sondern vor allem das
ökologische Energiekonzept machen den Neubau der Nord/LB in
Hannover zu einem der zukunftsweisenden Bürogebäude Deutschlands. Günther Schaller vom Architekturbüro Behnisch, Behnisch &
Partner aus Stuttgart: „Ein wichtiger
Bestandteil ist das Energie- und Klimakonzept mit dem Ziel, den Energieverbrauch zu minimieren. Beispielsweise durch Tageslichtoptimierung.“ Wahrzeichen des Neubaus
sind seine vielen Glasflächen. Nicht
nur Außenflächen – auch die Flurwände wurden großflächig verglast.
Dadurch werden auch Flure und
Treppenhäuser weitgehend natürDer Einblick in die
Kommissionierebene lich beleuchtet.
Die Lichtplanung hat das Büro
des Hochregallagers
Bartenbach LichtLabor, Innsbruck,
zeigt die gute Aus-
durchgeführt. Ziel der Tages- und
Kunstlichtlösung ist eine dynamische Lichtsituation im gesamten Gebäude. Die Mitarbeiter haben die
Möglichkeit, den Einsatz von Tagesund Kunstlicht selbst zu bestimmen.
Energieminimierter Betrieb
steht im Vordergrund
Auch beim Neubau des Rückversicherers Swiss Re in München steht
ein energieminimierter Betrieb im
Vordergrund. Ein aktives Jalousienmanagement gehört dazu. Gesteuert
wird das Zusammenspiel von Kunstund Tageslicht vom Luxmate-Lichtund Raummanagementsystem von
Zumtobel Staff. Es steuert nicht nur
die Jalousien, sondern stellt außerdem die korrekte Ausleuchtung der
Büros sicher. Neben 980 Jalousien
und 2700 Leuchten verwaltet das
Programm 2100 Schaltkontakte. Die
Steuerung der Beleuchtung ist eine
echte Innovation: Mit einem einfachen Mausklick können sich die Mitarbeiter ihr ganz individuelles Licht
einstellen. Ob für Computer oder
Lesearbeit – fünf unterschiedliche
Lichteinstellungen sorgen für optimale Beleuchtung. c
leuchtung der einzelnen Arbeitsplätze.
Bild: Erco
In Zukunft dürfte die Technik für
ein intelligentes Facility Management zur Standardausrüstung gehören: Nach Einschätzung des ZVEI
(Zentralverband
Elektrotechnikund Elektronikindustrie e.V.) ließen
sich damit im Durchschnitt mindestens 20% der heute üblichen Betriebskosten einsparen. Wie hoch der
Stellenwert des FM ist zeigt sich an
der im Juni eigens zu diesem Thema
durchgeführten Messe in Düsseldorf
2
mit 177 Aussteller auf 5500 m Messefläche. Dort stellte das Softwareunternehmen Speedikon Facility
Management AG die Ergebnisse seiner neuesten Kundenumfrage vor:
Danach sehen 91% der Befragten
Kostentransparenz als oberstes Ziel.
MM Facility Management · 2/2002
23
INFRASTRUKTURELLES FM G E B Ä U D E T E C H N I K
forum Berlin die Systeme für Tageslichtnutzung, Kunstlicht, Sonnenschutz und Blendschutz so abgestimmt, dass sie optimal genutzt
werden können.
Individuelle Lichtlösungen
für individuelle Räume
a
Bild: Zumstobel Staff
b
c
Mit verschiedenen
Leuchten (a bis c)
lassen sich in einem
Büro verschiedene
Stimmungen
erzeugen.
24
Mitten im Herzen Berlins an der
Spree entsteht das Energieforum.
Dieser Neubau wird nach dem fortschrittlichen Niedrigstenergiestandard gebaut. Er verbraucht nur 30%
der Heizenergie vergleichbarer Gebäude. Für den Komfort der zukünftigen Mieter wurde außerdem großen Wert auf ein optimiertes Beleuchtungssystem gelegt: Häufig
müssen tagsüber Jalousien geschlossen werden, damit die Augen nicht
geblendet werden. Dadurch wird oft
bei Kunstlicht gearbeitet, was nicht
nur weniger angenehm ist, sondern
auch mehr Energie verbraucht. Aus
diesen Gründen wurden im Energie-
MM Facility Management · 2/2002
Die neuen Arbeitswelten verändern
nicht nur die Anforderungen an das
Gebäude, sondern auch an den Arbeitsplatz. Er ist mehr als nur ein
Schreibtisch: er ist ein Platz für die
Arbeit am PC, zum Lesen, Telefonieren oder für Besprechungen – zu allen möglichen Zeiten und beim desk
sharing sogar von mehreren Kollegen. Trotzdem sollte er immer optimale Arbeitsbedingungen für den jeweiligen Nutzer bieten. Entsprechend variabel und anpassbar muss
daher die Lichtlösung sein. Nicht nur
der Wechsel der Arbeitsplatznutzung – auch der Wechsel der Tagesoder Jahreszeiten bringen immer
wieder neue Ansprüche an das Licht
mit sich. Jede Zeiteinheit hat ihren
eigenen Charakter, der das Umfeld
verändert. Um diese Abläufe machen
sich Lichtplaner und Nutzer gemeinsam Gedanken. Dr. Carsten
Tessmer, Marketing Kommunikation Zumtobel Staff: „Licht muss
nicht nur, abgestimmt auf die jeweilige Tätigkeit, für eine optimale Ausleuchtung und damit beste Arbeitsbedingungen sorgen, sondern zugleich verstärkt Kommunikation anregen, Information unterstützen
und Wahrnehmung fördern genauso wie Kreativität, Phantasie und gestalterische Lust stimulieren. Auf
diese Weise kann Licht dazu beitragen, ein Höchstmaß an Aufnahmefähigkeit und Produktivität zu erreichen.“
Das Ziel künstlicher Beleuchtung
ist es, dem Tageslicht möglichst nahe zu kommen. Jetzt hat das natürliche Licht Konkurrenz bekommen:
Das Konzept Active Light von Zumtobel Staff macht es möglich, den Tagesverlauf des Lichts zu simulieren
oder das Lichtszenario eines Waldspazierganges nachzuvollziehen. Eine programmierbare Steuerungssoftware führt Regie über Einzelleuchten und ganze Leuchtengrup-
pen. Bereits in der Konzeptphase
wird ein Drehbuch geschrieben, um
das Licht auf die individuellen Anforderungen der Menschen im Gebäude abzustimmen. Mit diesem
Konzept lassen sich unterschiedliche
Stimmungen in unterschiedlichen
Bereichen erzeugen: stimulierendes
Ambiente in Foyers und Empfangsbereichen, effektvolle Beleuchtung
von Repräsentativbereichen oder gesundes, motivierendes Licht am Arbeitsplatz. Denn der gesundheitliche
Aspekt ist bei der Arbeitsplatzplanung ein wichtiger Faktor. Wer kennt
sie nicht, die langweilige und ermüdende Arbeit am Schreibtisch? Viele
Bildschirmarbeiter klagen über
überanstrengte Augen. Alles nur
Einbildung oder steckt mehr dahinter? Eine viereinhalbjährig angelegte
Studie mit 1200 Versuchspersonen –
durchgeführt vom Lichtlabor Bartenbach – belegt nun: Fehlerhäufigkeit, Ermüdung und Belastungen des
vegetativen Nervensystems hängen
mit den jeweiligen Beleuchtungsverhältnissen an solchen Arbeitsplätzen
zusammen.
Nach Expertenaussagen werden
im Büro über 80 % der für die Arbeit
benötigten Informationen über das
Auge aufgenommen. Diese Zahl verdeutlicht, wie hoch der Stellenwert
einer einwandfreien Beleuchtung ist.
Kaum ein Arbeitsplatz, an dem nicht
Computer, Notebook, Timer, Organizer und Handy zum Einsatz kommen. Lichtspiegelungen auf Screens
und Displays stören, erschweren die
Arbeit, mindern die Konzentration,
provozieren Fehler. Die Mitarbeiter
in Call Centern – knapp 200 000,
Tendenz steigend – sind besonders
stark den Gefahren der Bildschirmarbeit ausgesetzt. Durch den permanenten Blickwechsel zwischen Bildschirm, Unterlagen und Umfeld
wird das Auge extrem beansprucht.
Als Lösung gilt generell eine Direkt/Indirektbeleuchtung mit zusätzlichen, individuell einzustellenden
Einzelplatzleuchten. Tobias Grau,
Leuchtenhersteller mit einem spektakulären Verwaltungsgebäude in
Rellingen: „Der gezielte Einsatz von
Licht, das einen stärkeren Wechsel
der Lichtstärken im Raum zulässt,
G E B Ä U D E T E C H N I K INFRASTRUKTURELLES FM
dient hier der effektvollen Inszenierung der
Abläufe, ist Mittel der Differenzierung und
Betonung verschiedener Funktionsbereiche.
Faszinierend auch der nachts weithin sichtbare historische Schornstein der ehemaligen Lindenbrauerei in Unna (www.stadtunna.de/lichtkunst).
Bild: Tobias Grau
Neues von den Messen
Tischleuchte mit schwenkbarem Reflektor und
integriertem Schalter.
um eine angenehme Raumatmosphäre zu
schaffen, könnte konkret so aussehen: Indirektes Licht über die Ecken, mit Hilfe von Uplights mit Kompaktleuchtstoff als Decken-,
Wand- oder Stehleuchten direkt am Schreibtisch, kombiniert mit Halogendownlights in
der Decke oder durch Schreibtischleuchten
auf die Tischflächen gerichtet.“
Gebäude als Lichtskulpturen
Nicht nur in Büroräumen, sondern auch bei
Industriegebäuden spielt Beleuchtung eine
große Rolle. Industriegebäude werden regelrecht in Szene gesetzt. Wie das Hochregallager von Erco, das nachts wie eine Lichtskulptur leuchtet. Grünblau schimmernd erscheinen auf der vorgehängten Haut aus Gussglas
sich stetig verändernde Muster, die an Strichcodes erinnern, die Kennzeichnung für Waren
und Pakete. „Die wechselnden Lichtmuster
spiegeln die Rolle des computergesteuerten,
automatischen Lagers im Netzwerk der Logistik wider“, beschreibt Lichtkünstler Uwe
Belzner aus Heidelberg das Konzept. Mit seiner gläsernen Licht-Fassade schafft das Hochregallager P3 eine neue Qualität in der Gestaltung von Industriebauten: Erstmals dient
dabei eine Medienfassade dazu, über die Vorgänge im Inneren des Gebäudes zu erzählen.
Hinter der Lichtinstallation steckt moderne
Technik. Eine Erco-sLichtsteueranlage dimmt
und schaltet die Leuchtstofflampen und lässt
über 250 verschiedene Lichtszenen ablaufen.
Die Fertigungshalle der VW Showfabrik in
Dresden ist zugleich Showroom, in dem die
Produktion als permanentes MarketingEvent zelebriert wird. Die Firma Siteco aus
Traunreut setzte dabei 413 Freiform-Facettenspiegel und 826 400-W-Werfer ein. Licht
Auch die Orgatec, Internationale Fachmesse
für Einrichtung und Management von Office
und Objekt vom 22. bis 26. Oktober in Köln,
befasst sich mit dem Thema Lichtplanung.
Zumtobel Staff wird dort beispielsweise neue,
auf verschiedene Office-Konzepte abgestimmte Lichtlösungen und innovative Office-Lichtsysteme vorstellen. Im Mittelpunkt
steht das neue Lichtsystem „Light Fields“, das
von der Stehleuchte bis zur skylightartigen
Lichtdecke ein bislang unbekanntes Komplett-Programm innovativer Bürobeleuchtung bietet. Eines der Schlagworte auf der light
+ building war das Thema LED-Lampen. Vorteile dieser halbleiterchipbasierten Lichtquelle sind u.a. ihre nahezu unbegrenzte Lebensdauer und Robustheit. Deshalb widmet die
Fördergemeinschaft Gutes Licht (FGL) ihr
neues Lichtforum dieser innovativen Lichtquelle, die auch dem Design von Leuchten
kräftige Impulse geben soll. Fritz Frenkler, Industriedesigner von f/p design aus Frankfurt,
kann dem jedoch nicht zustimmen: „Das
Licht aus LED-Lampen ist zwar anders, aber
große Ansprüche an den Gestalter beim Entwurf der Leuchten werden nicht gestellt.“ Weg
vom starren Licht, das jeden Raum bis in die
tiefste Ecke ausleuchtet, hin zu dynamischer,
individuell einstellbarer Beleuchtung mit
Licht und Schatten, „denn Licht kommt von
Feuer und sollte Wärme und Gemütlichkeit
und nicht den Charme einer Gefängnisbeleuchtung ausstrahlen“ – so sieht für Fritz
Frenkler die optimale Beleuchtung aus. Egal,
ob mit oder ohne LED-Technik.
MM
www.maschinenmarkt.de
P Erco
P ZVEI Zentralverband Elektrotechnikund Elektronikindustrie
P Speedikon Software
P Behnisch Behnisch & Partner
P Zumtobel Staff
P Tobias Grau
P Siteco
MM Facility Management · 2/2002
25
TECHNISCHES FM A U T O M AT I O N
Bussysteme
erhöhen die Wirtschaftlichkeit
Um große Gebäude heutzutage wirtschaftlich betreiben zu
können, aber auch hinsichtlich der notwendigen Sicherheit
und des Komforts, den ein modernes Gebäude bieten muss,
ist es unbedingt erforderlich, alle Gewerke miteinander zu
vernetzen. Bussysteme sorgen dafür, die anfallenden Daten
über eine Leitung zu sammeln, um diese zentral auswerten
zu können und notwendige Aktionen auszulösen.
REINHOLD SCHÄFER
U
26
MM Facility Management · 2/2002
Bild: S
chäfer
nter dem Begriff Gebäudesystemtechnik versteht man
die Automatisierung der
Funktionsabläufe betriebstechnischer Anlagen in Gebäuden wie Beleuchtung, Heizung und Klimaanlage. Grundlage dafür ist jedoch ein
Bussystem, das die verschiedenen
Gewerke miteinander vernetzt, damit die heutigen Anforderungen an
die Gebäudeinstallation hinsichtlich
Komfort, Möglichkeiten flexibler
Raumnutzung, zentraler und dezentraler Steuerungen, intelligenter
Verknüpfungen von Gewerken und
Systemen, Kommunikationsmöglichkeiten sowie Energie- und
Betriebskostenminimierung erfüllt
werden. Besonders in großen
Bürogebäuden wie Banken,
wo auf ein Höchstmaß an
Flexibilität, Sicherheit
und Komfort Wert gelegt wird, lohnt sich ein
Installationsbus. Gustav
Pfister, Leiter des Produktsegments „Fire“ der
Siemens Building Technologies Group ist davon
überzeugt: „Der weltweite Trend
geht hin zur Integration mannigfaltiger Steuerungs- und Überwachungsaufgaben in einem Gebäude
zu einer Gebäudekomplettlösung.“
Offene Bussysteme und
Kompatibilität sind gefragt
Durch die Verwendung offener Bussysteme wie EIB, LON, M-BUS und
ähnlichen Systemen ist der Einsatz
von Komponenten unterschiedlicher Hersteller und Anbieter weitgehend möglich, weil die Komponenten durch Normung kompatibel
sind. Der Bus macht Insellösungen
überflüssig. Verschiedene Gewerke
werden miteinander verbunden, was
Material- und Logistikkosten einspart. So lassen sich die Gewerke Beleuchtung, Sonnenschutz, Heizung,
Lüftung, Tür- und Fensterüberwachung, Melden und Anzeigen, zeitabhängige Steuerung, Energie- und
Gebäudemanagement kombinieren.
Gustav Pfister erläutert: „Die Gebäudekomplettlösung von Siemens
Building Technologies basiert auf
einem Dreiebenen-Systemarchitek-
Vor allem bei Hochhäusern
und großen Gebäudekomplexen
rechnet sich die Installation
eines Bussystems zur Gebäudeautomation
turmodell, das alle Anlagen im Gebäude miteinander koordiniert und
die Planung kundenspezifischer,
integrierte Lösungen auf Basis
von Standardkomponenten ermöglicht.“ Nach Möglichkeit würden dabei offene Branchenstandards für die
Kommunikation (TCP/IP, Ethernet,
Bacnet, Profibus, Lonmark, Konnex) und Standard-Client-Serverinterfaces (OPC) eingesetzt. „Wo die
Kommunikationsstandards diese
Anforderungen noch nicht erfüllen“,
so Pfister, „beteiligt sich Siemens Building Technologies aktiv an Standardisierungsgremien und unterstützt die Entwicklung von Standards.“ Als Beispiel nannte Pfister
die Erweiterung des Bacnet-Standards um das „Life Safety Object“,
ein wichtiges Element für die Modellierung von Brandmeldeanlagen.
Offene Bussysteme erfüllen somit
die Forderungen von Bauherr und
Planer nach Komfort, Sicherheit und
Energiekosteneinsparung und gewähren alle Freiheiten für Erweiterungs- und Änderungswünsche.
Einige Vorteile der Gebäudesystemtechnik sind:
c Bei Konferenzräumen ermöglicht
ein Lichtszenenbaustein verschiedene vorprogrammierte Lichtszenarien (für Diavortrag, Filmvorführung, Overheadprojektor). Gleichzeitig ist automatisches Hoch- und
Herunterfahren von Jalousien und
Anpassen der Heizung an fehlender
Sonneneinstrahlung möglich. Die
Bedienung erfolgt leitungsgebunden
oder über Infrarot-Fernbedienung.
c Bei der Beheizung von Gebäuden
ermöglicht die Heizungssteuerung
mit busfähigen Stellantrieben in
Kombination mit Fensterkontakten
(gleichzeitig als Kontakte für die
Alarmanlage nutzbar) beim Öffnen
eines Fensters im betreffenden Raum
sofort ein Herunterregeln der Heizung. Eine am tatsächlichen Raum-
A U T O M AT I O N TECHNISCHES FM
wärmebedarf orientierte Heizungsregelung wird möglich. Jeder Raum
kann ein eigenes Zeitprofil erhalten.
c Die Konstantlichtregelung ermöglicht es, dass in Büroräumen die
Lichtstärke auf gleichem Niveau gehalten wird. Die Regelung reagiert
auf jede Lichtstärkeänderung. Dadurch können bis zu 60% der Energiekosten eingespart werden, weil bei
gutem Tageslicht die Beleuchtung
heruntergeregelt wird.
c Im Bereich Sonnenschutz können
über verschiedene Lichtsensoren
Sonnenmarkisen der Gebäudefronten je nach Sonneneinstrahlung herauf- oder heruntergefahren werden.
Bei außen liegendem Sonnenschutz
werden die Sonnensegel oder Jalousien bei Wind und Regen automatisch eingefahren.
c Zur Tür- und Fensterüberwachung werden alle Fenster und Türen auf ihre Zustände überwacht und
ausgewertet.
c Meldungen
(Störmeldungen)
werden übertragen und können an
jeder Stelle des Gebäudes auf den Bus
gegeben und mit Hilfe von Visualisierungssoftware angezeigt werden.
c Um wichtige Informationen der
Brandmeldeanlage auch auf PC-Bedienstationen zu sehen, kann das
Brandmeldesystem über ein so genanntes Gateway beispielsweise in
den EIB eingekoppelt werden. Somit
ergibt sich die Möglichkeit, bei
Brandalarm auf andere Funktionen
zuzugreifen, wie Beleuchtung einschalten, Lüftungsklappen öffnen
oder Türverriegelung freigeben.
Weil alle Gewerke über dasselbe Bussystem kommunizieren, ist ein zeitund nutzungsabhängiges Energiemanagement möglich.
EIB, LON und Bacnet sind
weit verbreitete Standards
Dies sind nur einige der zu realisierenden Möglichkeiten mit der Gebäudesystemtechnik. Hervorzuheben ist neben dem erreichbaren
Komfort und der Flexibilität das
Energiesparpotential, welches mit
dieser Technik verwirklicht werden
kann. Untersuchungen haben ergeben, dass bei Bürogebäuden im Laufe von sieben bis acht Jahren die lau-
fenden Betriebskosten bereits die
Höhe der Gestehungskosten des Gebäudes erreichen. Die Mehrkosten
für die intelligente Bustechnik soll
sich innerhalb von ein bis drei Jahren (je nach Umfang) amortisieren.
Zur Vernetzung innerhalb von
Gebäuden haben sich zwei gängige
Systeme herauskristallisiert: der EIB,
der vor allem in der Elektrotechnik
verbreitet ist und das LON, das in der
Heizungs-, Klima- und Lüftungstechnik, Elektrotechnik und Sicherheitstechnik eingesetzt wird. Fast
ausschließlich im Heimbereich findet man die Systeme X-10 (USA),
ICH (Dänemark), Peha (Deutschland) und Niko (Belgien). Darüber
hinaus gibt es in Deutschland noch
die Systeme LCN (wie EIB), M-Bus
sowie Ethernet mit TCP/IP.
Noch schwieriger wird es, wenn es
darum geht, verschiedene Gebäude
weltweit miteinander zu vernetzen.
„Was ein Gebäudemanager mit globaler Verantwortung braucht, ist unter anderem der Zugriff auf mehrere
Standorte. Dazu zählen Aspekte wie
das Erfassen aktueller Informationen über den jeweiligen Standort
und Zustandsabfragen, wie dort alles funktioniert, wo immer es auch
liegt“, erläutert Kevin Osburn, Leiter
Product Marketing & Development
der Siemens Building Group Building Automation. Neben diesen allgemeinen Anforderungen gebe es
natürlich noch eine ganz Reihe spezifischer Kundenwünsche. „Die Verbindung der Gebäudeleitsysteme
untereinander ist eine weitere Herausforderung“, gibt Osburn zu bedenken, denn bei den heutigen Standards und Protokollen gelte zwar,
dass diese allgemein verfügbar sind,
„aber höchstwahrscheinlich nur
innerhalb einer bestimmten Branche, vielleicht für Brandschutz oder
aber für die Gebäudeleittechnik. Sie
aber gewerkeübergreifend zu finden
ist oft relativ schwierig.“
Zu den verwendeten Protokollen
sagt Osburn: „Der am meisten verwendete Standard, nämlich Bacnet,
verbindet zur Zeit nicht nur Gebäudeleitsysteme miteinander, sondern
er wurde auch bei anderen Technologien wie Brandschutz und Sicher-
Wichtige Bus-Netze
LON ist die Abkürzung für „Lokal Operating Network“. LON, auch Lonworks genannt, wurde von
der Echelon Corporation, Palo Alto, USA entwickelt.
Es kommt heute weltweit in der Gebäude- und Industrieautomation zum Einsatz. In einem LONNetzwerk können (ähnlich dem EIB), zehntausende Sensoren und Aktoren zu einer integrierten Gebäudeautomation verknüpft werden.
EIB steht für Europäischer Installations Bus und ist
die Weiterentwicklung der altbekannten Elektroinstallation. Es lassen sich Funktionen verwirklichen,
die mit herkömmlicher Installation teurer oder
nicht realisierbar wären. Der Begriff „EI-BA“ steht
für „European Installation Bus Association“, eine
1990 von europäischen Unternehmen der Elektroinstallationstechnik gegründeten Gesellschaft.
Bacnet ist die Abkürzung von „Building Automation and Control network“. Es ist ein Kommunikationsprotokoll für die Gebäudeautomation, das von
der amerikanischen ASHRAE, der American Society
of Heating, Refrigeration, and Air Conditioning Engineers entwickelt und als amerikanischer „ANSI/ASHRAE Standard 135-1995“ erstmals veröffentlicht wurde.
heit übernommen. OPC ist ein weiterer Standard, der in der Gebäudetechnik sehr häufig eingesetzt wird.“
Er sorge für einen einfachen Datenaustausch und dafür, auch tatsächlich Zugriff auf Industriesysteme zu
erhalten. „Der letzte Standard, der
heutzutage am meisten verwendet
wird“, so Osburn, „ist LON. Zwar
könne LON auf der Gerätesseite sehr
leistungsfähig sein, biete aber nur
wenig zur Lösung von Problemen
bezüglich der Verknüpfung von
Systemen rund um die Welt.“ Daher
könne jeder dieser Standards, wenn
er für die richtige Anwendung eingesetzt werde, dazu beitragen, die
Bedürfnisse des global operierenden
Anwenders zu erfüllen.
MM
www.maschinenmarkt.de
P EIB-User Club Deutschland e.V
P LON Nutzer Organisation e.V.
(LNO)
P Bacnet
MM Facility Management · 2/2002
27
TECHNISCHES FM B I O M E T R I E
Der Fingerabdruck
gilt bei allen Herstellern
biometrischer Systeme
als das sicherste Verfahren
für die Identifizierung.
Bild: Dermalog
Iris zählen und zwischen dynamischen Merkmalen wie Stimme und
Unterschrift, die ein aktives Handeln
der Personen bei der Identifizierung
erfordern. Eine 100%-Erkennung
bietet jedoch keine der genannten
Möglichkeiten. Doch wohin tendiert
die biometrische Identifikation und
wie sind diese Biometriedaten in der
Praxis zu erfassen und zu verarbeiten?
Daumen drauf
und durch
Biometrische Systeme und Verfahren gelten als automatische Identifizierung oder Identitätsbestätigung von
Individuen. Sie basieren auf der Psychologie oder
bestimmten Verhaltensmustern. Dazu zählen beispielsweise
Stimmabdrücke, die Hand- und Fingergeometrie,
die Augenstruktur, besondere Handbewegungen, die
Handschrifterkennung, die Gesichtsgeometrie oder der
alt bekannte Fingerabdruck.
DIETMAR KUHN
D
er Begriff der Biometrie ist
eigentlich gar nicht so sehr
neu, wenn man weiß, dass
Biometrie aus dem Griechischen
stammt und sich zu gut Deutsch aus
den Worten Bios = Leben und Metron = Maß zusammensetzt, was soviel wie Lebensmessung bedeutet.
Auf Grund der bei jedem Menschen einmalig feststellbaren biometrischen Eigenschaften kann mit Hil-
28
MM Facility Management · 2/2002
fe technischer Einrichtungen eine
nahezu eindeutige Identifikation
vorgenommen werden. Zu diesen
besonderen Merkmalen gehören
Fingerbild, Gesicht, Handgeometrie, Stimme, Unterschriftsdynamik,
Iris und Augenhintergrund. Dabei
unterscheidet man zwischen statischenMerkmalen, das heißtsolchen,
die sich nur unwesentlich ändern,
wozu Fingerabdruck, Gesicht und
Fingerabdruck als bestes
biometrisches Merkmal
Günther Mull, Geschäftsführer der
Hamburger Dermalog Identification Systems, setzt dabei mit seinem
Unternehmen voll auf die Identifikation per Fingerabdruck. „Wir beschäftigen uns allgemein mit der
Biometrie. Entsprechende Verfahren
werden teils bei uns entwickelt,
untersucht und getestet. Der Fingerabdruck hat sich jedoch bei uns immer wieder aus verschiedenen Gründen als das beste biometrische Merkmal herausgestellt“, so Mull. Und er
beweist, dass der Fingerabdruck
mehr bietet als nur eine einfache Verifikation. Denn mit den von Dermalog entwickelten AFIS-Lösungen
(Automatic Fingerprint Identification System) ist es möglich, unter einer endlosen Zahl von Personen ein
bestimmtes Individuum genauestens zu erfassen. AFIS ist eine Entwicklung des Hightech-Konzerns
Sagem. Bei jeder Aktion des Individuums kann, sofern AFIS existiert,
eine Suche 1 : n auf einer Datenbank
gestartet und festgestellt werden, ob
die Person diese Aktion schon einmal, eventuell unter anderem Namen oder mit anderen Daten, durchführen wollte. Um nun einer legitimierter Person Zugang zu bestimmten Räumlichkeiten, zu PCs oder
Netzwerken zu verschaffen wird der
Fingerabdruck auf einer Chipkarte
oder Smart Card gespeichert. Dort
B I O M E T R I E TECHNISCHES FM
wird der Fingerabdruck als Code abgelegt. Als interessantes Anwendungsbeispiel von AFIS gilt der Einsatz als Personalausweis
in Form einer Mikroprozessor-Karte. Diese wurde beispielsweise
im Sultanat Brunei bereits im Jahr 2000 eingeführt. Als großer
Vorteil dieses Kartensystems erwies sich, dass sich verschiedene
Behörden daran anschließen konnten. Das Personaldokument
gilt somit als Multifunktionskarte, was zu erheblichen Kosteneinsparungen auf verschiedenen Ebenen und zur Verhinderung von Leistungs-Missbrauch führt.
Smart Cards als wichtigstes Element in jedem
Sicherheitssystem für digitale Signaturen
„Biometrie statt PIN oder Passwort“ – darauf setzt auch Elmar
Stephan, Entwicklungsingenieur im Bereich Smart Cards und
Biometrie beim Münchener Unternehmen Giesecke & Devrient.
Auch dort gilt die Smart Card als ein sicherer Datenspeicher.
Smart Cards sind das wichtigste Element in jedem Sicherheitssystem, das digitale Signaturen verwendet. Auf keine andere
Weise können geheime Schlüssel und Zertifikate so sicher gespeichert werden wie auf einer Smart Card. Dazu können verschiedene Applikationen der Karte verschiedenen Sicherheitsstufen zugeordnet werden. So kann eine Applikation erst dann
gestartet werden, wenn die Karte sich in der entsprechenden Sicherheitsstufe befindet. Die Sicherheitsstufen können nur über
die ihr zugeordneten Authentifizierungsverfahren erreicht werden. Das bedeutet, das zum Beispiel die erste Stufe über eine
Schlüsselauthentifizierung zwischen Karte und Terminal erreicht wird, die zweite Stufe über eine PIN-Prüfung und die drit-
Sicherheitsskala Biometrie
Wie sicher sind Biometrische Identifikationsverfahren ?
~ 100% Fingerabdruck
~ 98% Iris / Auge
~ 95% Hand-Geometrie
~ 90% Gesicht
~ 80% Unterschrift
~ 75% Stimme
Sicherheitsskala: Wie sicher sind die einzelnen biometrischen Identifikationsverfahren denn wirklich?
MM Facility Management · 2/2002
29
TECHNISCHES FM B I O M E T R I E
Bild: Dermalog
Bild: Kaba Benzing
Kaba Benzing sieht
die Einsatzmöglichkeiten
der Biometrie nicht nur als
Zugangskontrolle, sondern
auch in der Zeiterfassung.
Bild: Giesecke & Devrient
„Der Fingerabdruck hat sich
immer wieder aus
verschiedenen
Gründen als das
beste biometrische
Merkmal herausgestellt.“
te über eine biometrische Verifikation.
Als eine Weiterentwicklung gilt
das so genannte On-Card Matching
von Giesecke & Devrient. Dabei
werden die biometrischen Daten auf
der Chipkarte selbst verglichen.
Analog zur PIN bleiben die Referenzdaten dabei in einer sicheren
Elmar Stephan, Ent- Umgebung der Chipkarte gespeiwicklungsingenieur chert und werden diese nie verlassen.
im Bereich Smart
„Die On-Card-Matching-TechnoloCards und Biometrie gie setzt auf das von uns entwickelte
beim Münchener
Betriebssystem Starcos SPK 2.3, welUnternehmen
ches bereits heute alle AnforderunGiesecke & Devrient:
gen des deutschen Signaturgesetzes
„Die On-Carderfüllt und die Standards für sichere
Matching-Techno- digitale Signaturerstellungseinheilogie erfüllt bereits ten unterstützt“, so Stephan.
heute alle Anforderungen des deutBiometrie ist einfacher und
schen Signaturgleichzeitig sicherer
gesetzes.“
Auch der Marktführer für Zeiterfassung und Zugangskontrolle Kaba
Benzing aus Villingen-Schwenningen sieht in der Biometrie eine künftige Technologie, die den Anforderungen sicherer Zugangskontrollen
gerecht wird. Mit ihr kann nach An-
30
MM Facility Management · 2/2002
Bild 4: Funktionsweise eines
biometrischen
Systems.
sicht von Joachim Schmidt, Marketingleiter bei Kaba Benzing, eine weit
höhere Sicherheit bei einfacherer
Handhabung und mehr Komfort für
die Benutzer erreicht werden. Zudem wird damit eine größere Rechtsverbindlichkeit und Verlässlichkeit
erzielt.
Biometrie auch für die
Zeiterfassung anwenden
Der Finger spielt auch bei Kaba Benzing eine bedeutende Rolle. Erst auf
der Cebit 2002 stellte das Unternehmen ein Fingerprint-System vor, das
zusammen mit dem Biometrie-Spezialisten Biometric Solutions AG in
Saarbrücken entwickelt wurde. Es
basiert ebenfalls auf dem AFIS-Gedanken. Diese Technologie des Lesens eines Fingerabdrucks wird neben dem bereits oben genannten Beispiel als Personalausweis auch erfolgreich bei den internationalen Sicherheitsorganen FBI, Interpol und
BKA eingesetzt. Dort wurden bereits
Millionen von Fingerabdrücken in
den Datenbanken erfasst und zur
Identifizierung verarbeitet.
Bild: Giesecke & Devrient
Günther Mull, Geschäftsführer der
Hamburger Dermalog Identification
Systems:
Kaba Benzing sieht die Einsatzmöglichkeiten der Biometrie jedoch
nicht nur als Zugangskontrolle, sondern auch in der Zeiterfassung. Mit
der Authentifizierung am neuen Kaba Benzing Biometrie-Terminal soll
eine eindeutige Identifizierung gewährleistet sein, so dass ein zusätzlicher Ausweis nicht mehr benötigt
wird.
Gegenüber herkömmlichen Verfahren gilt auch bei den Schwarzwäldern der Fingerabdruck als unverwechselbar. Dazu kommt, dass
dieses Merkmal weder gestohlen
noch verloren oder vergessen werden
kann. Finger statt Ausweise – solche
ausweislosen Systeme werden insbesondere von Großunternehmen mit
hoher Fluktuation gefordert. Als
Beispiel gilt dafür die Lebensmittelindustrie, deren Mitarbeiter keine
Ausweise mehr bei sich tragen
dürfen.
Wenn auch das Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan den
Markt für Fingerabdrucksysteme
mit 5,1 Mio. Dollar im Jahre 2001 bis
424 Mio. Dollar im Jahre 2006 beziffert, gilt die Biometrie bei Kaba Benzing noch als so genanntes Add-on.
„Wie sich die Stückzahlen von biometrischen Systemen weiterentwickeln werden, steht und fällt mit der
Akzeptanz der Mitarbeiter. Dies
wiederum hängt davon ab, wie stabil
die Systeme laufen“, konstatiert Ingo
Österreicher, Teamleiter in der
Entwicklungsabteilung bei Kaba
Benzing. Also, worauf denn noch
lange warten? Daumen drauf und
durch!
MM
www.maschinenmarkt.de
P Dermalog, Hamburg
P Giesecke & Devrient, München
P Kaba Benzing, VillingenSchwenningen
TECHNISCHES FM P R O D U K T E
Contracting-Projekt spart 20% Energie
Mehr Einsparungen als berechnet
beschert ein modernes EnergieContracting-Projekt der Stadt Bergisch Gladbach. Die Haushaltskasse
wird dadurch nach Aussage der
Energieagentur NRW in fünfeinhalb Jahren um mehr als 200 000
Euro entlastet. Vor gut drei Jahren
hatte die Stadt beschlossen, die maroden versorgungstechnischen Einrichtungen in acht öffentlichen Gebäuden auf Vordermann zu bringen. Die Kommune entschied sich
dazu, erstmalig eine Contractinglösung auszuschreiben. Die Energieagentur NRW stand der Verwaltung
dabei beratend zur Seite. Man entschied sich für eine innovative
Kombination aus Anlagen- und
Einsparcontracting, um die energetische Sanierung des Rathauses
Bensberg, von vier Grundschulen,
einer Gesamtschule und zwei Turnhallen voranzubringen. Die Contractor Syntas Energiemanagement
GmbH in Bietergemeinschaft mit
dem örtlichen Energieversorger
Belkaw erhielt den Auftrag, in fünf
der acht Gebäudens die veralteten
Heizanlagen auszutauschen. Nach
der Sanierung konnten 20% der
Energiekosten eingespart werden –
garantiert worden waren 15%.
c Energieagentur NRW,
Tel. (02 02) 2 45 52-29,
www.ea-nrw.de
Computer Aided Facility
erhöht Leittechnikleistung
Eine Auswertung in Häufigkeit und Art der Störungen ist bei Gebäudeleittechniksystemen oft mühselig. Die Leistungsfähigkeit der
Gebäudeleittechnik in diesen Bereichen kann durch den Einsatz
eines
Computer-Aided-Facility-Management-(CAFM)-Systems
unterstützt, erweitert und optimiert werden. Der sinnvolle Datenaustausch der beiden Systeme wird über Schnittstellen realisiert. Ein
CAFM-System kann die Verbindung der technischen Prozesse zu infrastrukturellen und kaufmännischen Belangen betrieblicher Abläufe herstellen. Die Software Famos zum Beispiel soll eine Auswertung der Störanfälligkeit einzelner Baugruppen oder Bauteile,
der benötigten Reparaturleistungen und der resultierenden Kosten
ermöglichen. In der technischen Anlagendokumentation des Systems können neben grafischen Daten, Richtlinien und Betriebsanleitungen auch Fehlerdokumentationen hinterlegt werden.
c Keßler Real Estate Solutions GmbH,
Tel. (03 41) 4 90 70-0, www.kessler-gruppe.de
Kommunikationsfreudiger Bus
Kommunikationsfreudig aufgebaut
ist der MC200-Bus. Als Teilnehmer
des Feldbus-Netzwerkes stellt er
nicht nur den klassischen Aktor
dar, sondern bietet auch die Möglichkeit eines aktiven Informationsknotens. Zusätzlich zum Busanschluss können zwei analoge Eingänge und drei digitale Eingänge
direkt angeschlossen werden. Bus-
32
MM Facility Management · 2/2002
einbindung, Parametrierung und
Inbetriebnahme sind ohne zusätzliche Komponenten einfach mit der
vertrauten Bedienphilosophie
DDC3000 möglich, so der Anbieter.
Das Gerät ist fernparametierbar
und für weitläufige Netzwerke bis
2000 m Ausdehnung geeignet. Zur
Integration von digitalen/analogen
Signalen aus dem Feld werden kei-
ne zusätzlichen Bausteine benötigt.
Die Software ermöglicht die Optimierung bei und nach der Inbetriebnahme.
c Kieback & Peter GmbH & Co KG,
Tel. (0 30) 6 00 95-135,
www.kieback-peter.de
Lonmark spart 40%
an Verkabelung ein
Um sowohl Kostenvorteile bei der
Investition und Unterhaltung als
auch Flexibilität bei Erweiterungen
und Nutzungsänderungen zu gewinnen, hat der Auto-Dienstleister
2
A.T.U. in seinem neuen 80 000 m
großen Logistik- und Recyclingzentrum in Werl alle technischen Gewerke in ein Lonworks-Netzwerk
mit integriert. Die Heger Gebäudeautomation Ingenieurgesellschaft
mbH installierte als Systemintegrator ein dezentrales Lonworks-Netzwerk mit 26 Teilnetzen. Durch den
dezentralen Aufbau des Netzwerks
konnte allein der Verkabelungsaufwand im Vergleich zu DDC- oder
SPS-basierten Automationslösungen um 40% reduziert werden.
c Tema Technologie Marketing
GmbH, Tel. (02 41) 8 89 70-46,
www.tema.de
Eigenständiges
Facility Management
Orgis, Partner von SAP SI AG und
DSC Software AG, setzt auf weiterhin starke Nachfrage nach ihrer Lösung für ein Facility Management
mit SAP R/3 und direkter Grafikeinbindung. Die so genannte Middleware EOL (Equipment Office
Link) ermöglicht ein eigenständiges
Facility Management unter der Datenhoheit (und dem Sicherheitskonzept) des SAP-Systems. Die Erweiterung der SAP-Datenstrukturen um grafische Raum- und Flächenobjekte ermögliche auch eine
erweiterte und grafisch unterstützte
Leerstands- und Belegungsanalyse.
c Orgis Software GmbH,
(0 62 51) 936 90 80,
www.orgis-software.de
P R O D U K T E TECHNISCHES FM
Software für Niederspannungsverteiler
Das Totally Integrated Power (TIP)
Softwaretool Simaris Pisaa von Siemens Automation & Drives (A&D)
wurde in der Version 3.1 um neue
Produktdaten und Programmteile
erweitert. Die Projektierungs- und
Verwaltungsmasken wurden modernisiert. Das Programm unterstützt Installateure bei der Angebotserstellung und Auftragsbearbeitung und ist ein Baustein von
TIP, dem Siemens-System zur Optimierung der Energieverteilung
innerhalb eines Gebäudes. Mit der
Version 3.1 können nun die neuen
Stratum-3200-Schränke und -Einbausätze, die StratumInstallationsverteiler, die SentronLeistungsschalter 3VL und das
komplette Sikus-3200-Reihenschaltschranksystem projektiert
werden, so der Hersteller. Das neue
grafische Auswahlwerkzeug ermög-
licht Ausdrucke von Aufbauzeichnung mit Rahmen in A3- und A4Querformat. Außerdem können
Einbausätze und einzelne Produkte
von Feld zu Feld verschoben werden – dadurch ist die Aufbauzeichnung variabel veränderbar. Bei der
Auswahl von Verteilern und deren
Zubehör ist eine Vorabeinstellung
möglich: Wird beispielsweise die
Technik „DIN“ eingestellt, werden
nur noch DIN-Verteilersysteme angeboten. Das Zubehör kann dabei
auf alle gleichen Felder Zeit sparend kopiert werden. Einbaugeräte
wie beispielsweise Leitungsschutzschalter werden weiterhin einzeln
aufgeführt, das erleichtert den Vergleich mit der vorliegenden Ausschreibung.
c Siemens Business Services,
Fax (09 11) 9 78-33 21,
infoserv@scn.de
Optimales Raumklima durch Zonenlösungen
Die Optimierung des Raumklimas
bei gleichzeitiger Senkung der
Energiekosten ermöglicht das Zonensystem, das jetzt vorgestellt
wird. Ein Raum wird auch heute
noch vielfach als kleinste Einheit in
einem Gebäude betrachtet. Daraus
ergeben sich starre Strukturen, die
sicher den Anforderungen in der
Planungsphase gerecht werden,
aber zukünftige Nutzungsänderungen nicht oder nur unzureichend
berücksichtigen. Löst man sich von
dieser Betrachtungsweise und teilt
ein Gebäude in Zonen ein, die von
der eigentlichen Raumaufteilung
unabhängig sind, so erhält man mit
Blick auf zukünftige Grundrissund Nutzungsänderungen ein Maximum an Flexibilität. Besteht zum
Beispiel in einem Bürogebäude die
Notwendigkeit, Wände zu versetzen oder hinzuzufügen, wird durch
offene und flexible Zonenlösungen
der Konfigurationsaufwand auf ein
absolutes Minimum reduziert. Die
Zonenaufteilung ergibt den positiven Effekt, dass Gebäudeeigentümer und -betreiber Energiekosten
senken und in Zukunft auf Nutzungsänderungen regieren können.
Grundrissänderungen haben keine
nennenswerten Kosten zur Folge,
sodass man sich den Komfort-Anforderungen neuer Mieter anpassen
oder vorhandene Arbeitsplätze neu
gruppieren kann, um Platz für zusätzliche Mitarbeiter zu schaffen.
c TAC GmbH Control Systems,
Tel. (02 08) 8 24 86-0, didr@tacd.de
Rutschfeste PVC-Fliesen
In Produktions- und Lagerhallen ist
ein funktionstüchtiger Boden Bedingung für sicheres Arbeiten und
effizientes Produzieren. Die robuste, praxiserprobte Lösung heißt Sila
K6. Die rutschfeste PVC-Fliese mit
pyramidenartige Oberfläche
(Rutschsicherheit R10 nach DIN)
toleriert sehr starke Belastungen
(Beanspruchungsklasse K5) und ist
geeignet für Hubwagen und schwere Gabelstapler. Das doppelt glasgitterarmierte Material fängt harte
Stöße elastisch auf. Stolperkanten
gibt es nicht, denn Mittelfliesen,
Eckfliesen und niveauausgleichende
Rampenmodule gestatten eine perfekte Anpassung
selbst an Problemböden. Das Besondere: der Boden
wird wie ein Puzzle
Zug um Zug verlegt, der Betrieb
kann parallel weiterlaufen.
Verkehrszonen
und
besondere Gefahrenbereiche können farbig abgesetzt und mit speziellen Piktogramm-Fliesen eindeutig gekennzeichnet werden. Dazu stehen acht
Grundfarben und zehn Dekorfarben zur Verfügung. Sollten sich Flächenaufteilung und Arbeitswege
einmal ändern – dann verlegt man
die Fliesen einfach neu.
c Silcatec GmbH,
Tel. (0 24 03) 78 96-0,
www.silcatec.de
Weborientierte
Software
Die Speedikon Facility Management AG hat ihre Produktfamilie
um die Produktreihe SpeedikonFM-Webdesk erweitert. Durch die
neue Produktreihe wird FacilityManagement zu einem dezentralen
Werkzeug, das sich in verzweigte
Firmenstrukturen und in die Verbindung zwischen Kunden und Lieferanten eingliedert. Alle Module
der neuen Softwarereihe laufen auf
handelsüblichen Browsern und bedürfen keiner Plug-Ins. Sowohl die
Arbeitsabläufe als auch das Corporate Design dieser Internetportale
sind frei gestaltbar. Ein Sicherheitssystem sorgt für entsprechenden
Zugriffs- und Datenschutz.
c Speedikon Facility
Management AG,
Tel. (0 62 51) 5 84-1 04,
d.heinzmann@speedikonfm.com]
MM Facility Management · 2/2002
33
KAUFMÄNNISCHES FM R E A L L O C AT I O N
Vom Prototyp
zur Erfolgsserie
Die kühnsten Erwartungen übertraf die neue Kongressmesse Reallocation.
Statt der geplanten 50 Aussteller lockte die Veranstaltung 188 Kommunen, Wirtschaftsförderer und Dienstleister rund um das Thema Gewerbeimmobilie nach Leipzig. Mehr als 500 Kongressteilnehmer informierten
sich über Liegenschaften und Investitionsmöglichkeiten in den neuen
Bundesländern und Osteuropa.
Jürgen Schreier
Messechef Werner
M. Dornscheidt
bei der Einweihung des Messefliegers, der auch
zum „Fly-AwayDay“ eingesetzt
wurde.
34
E
inen glänzenden Start hatte die
neue Kongressmesse für Gewerbeimmobilien und -flächen Reallocation, die vom 12. bis
13. September in Leipzig ihre Premiere feierte. Mit mehr als 600 Kongressteilnehmern aus sieben Ländern wurde das ehrgeizige Ziel erreicht. Im Mittelpunkt der Kongressmesse standen Investitionen
und Gewerbeansiedlungen in den
neuen Bundesländern sowie in
Mittel- und Osteuropa. 118 Kommunen, Wirtschaftsförderungsgesellschaften, Investitionsagenturen,
Marketresearcher, Steuer-, Unternehmens- und Personalberatungen
sowie Rechtsanwaltskanzleien, Logistikfirmen,
Immobilienmakler
und Banken aus dem In- und Ausland präsentieren Fachinformationen, Dienstleistungen und Offerten
auf den Ständen und im Rahmen des
MM Facility Management · 2/2002
Kongressprogramms. Das ursprüngliche Ziel von 50 Ausstellern
wurde damit weit übertroffen. Mehr
als ein Drittel der Firmen und Kommunen kam aus Osteuropa. Ein weiteres Drittel der Aussteller präsentierte Gewerbeflächen und Gewerbeimmobilien aus den neuen
Bundesländern. Zahlreiche renommierte Firmen befanden sich unter
den Ausstellern – darunter der international tätige Immobilienspezialist
Aengevelt sowie Danzas, Ernst &
Young, KPMG, PWC, Schenker und
Tercon.
„Uns ist ein sehr guter Start gelungen“, freut sich Leipzigs Messechef Werner M. Dornscheidt, „Der
große Zuspruch bestätigt unser Konzept und zeigt, wie hoch der Bedarf
an qualifizierten Informationen
über die EU-Beitrittsstaaten ist. Mit
der Reallocation haben wir eine Veranstaltung
konzipiert, die mittelständischen Unternehmern,
Investoren
und institutionellen
Anlegern hilft, das
Risiko ihrer Investitionsentscheidungen
so klein wie möglich
zu halten.“
Von einem „gewaltigen Informationsdefizit“ sprach auch
der langjährige Vorstandsvorsitzende
der Jenoptik AG und
Messepräsident, Lo-
Ein „gewaltiges Informationsdefizit“
in Sachen neue Länder und Osteuropa hat Messepräsident Lothar Späth
ausgemacht. Die Reallocation trägt
seiner Auffassung nach „hervorragend“ dazu bei, dem Informationsmangel zu begegnen.
thar Späth, zur Eröffnung der Veranstaltung. Die Reallocation trage
„hervorragend“ dazu bei, diesem Informationsmangel zu begegnen. Die
Veranstaltung liefere mittelständischen Firmen alle wichtigen Auskünfte aus einer Hand. Gerade die
mittelständische Industrie ist nach
Späths Überzeugung besonders darauf angewiesen, die Chancen, die
sich aus der internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit ergeben, zu nutzen.
Die Wachstumsmärkte
liegen in Osteuropa
Eine besondere Rolle komme hierbei
den neuen Bundesländern zu, deren
Potenziale besonders im technologie- und wissenschaftsorientierten
Bereich lägen. „Wirtschaftspolitik in
Europa wird künftig Standortpolitik
sein“, so Späth. Für expandierende
Unternehmen werde mehr denn je
von Ausschlag sein, einen optimalen
Platz für Investitionen und die Erschließung neuer Märkte zu finden.
Die Ziele und die Wachstumsmärkte der Zukunft sieht Späth, der die
Messepräsidentschaft über diese erste deutsche Kongress-Messe für Investitionen und Gewerbeansiedlungen in Mittel- und Osteuropa über-
R E A L L O C AT I O N KAUFMÄNNISCHES FM
nommen hat, bei den östlichen EUBeitrittskandidaten. Sie wiesen weltweit das dynamischste Wirtschaftswachstum auf und gehörten zu den
wichtigsten Handelspartnern der
EU. 56% der deutschen Unternehmen hätten mittlerweile in Mittelund Osteuropa investiert. In Westeuropa liegt der Anteil bei 60%. Bei
den kleinen und mittelständischen
Firmen investierten sogar mehr
Unternehmen in Mittel- und Osteuropa als in Westeuropa. Der deutsche
Handel mit Polen, Ungarn, der
Tschechischen Republik und der Slowakei übersteige schon heute das Volumen, das einst mit Spanien oder
Portugal zum Zeitpunkt des EU-Beitritts erreicht worden sei.
Am ehesten vom Wachstumsschub, der von den mittel- und osteuropäischen Ländern ausgehe,
dürften nach Einschätzung Späths
die neuen Bundesländer profitieren.
Gleichzeitig könne Deutschland
produktionsorientierten Unternehmen aus Mittel- und Osteuropa als
Brücke nach Westeuropa dienen. Die
Entwicklung des Immobilienmarktes in den Beitrittsländern bewertete
Späth als „viel normaler“ als in den
neuen Ländern, wo die Entwicklung
durch „künstliche Steuerprogramme forciert“ worden sei. Ausdrücklich sprach sich Späth dafür aus, in
Abstimmung mit der EU grenzüberschreitende offene Sonderwirtschaftszonen zu schaffen. Als Beispiele nannte er den Raum Görlitz
und die Lausitz. Das eröffne vor allem mittelständischen Firmen auf
deutscher Seite gute Möglichkeiten,
an der gegenwärtigen Wirtschaftsdynamik im Osten teilzuhaben.
Sachsens Wirtschaftsminister Dr.
Martin Gillo, der offiziellen Startschuss für die Reallocation gab, sieht
in der Kooperation mit den östlichen
Nachbarstaaten „mehr Chancen als
Herausforderungen“. Die gemeinsame Zukunft liege in Synergieeffekten und einer länderübergreifenden
Arbeitsteilung, wie sie bereits in der
Automobilindustrie
erfolgreich
praktiziert werde. Sachsen sei deshalb sehr offen für die EU-Erweiterung und neue Partnerschaften.
Neue Messen wecken naturgemäß
Erwartungen und diese wurden im
Hinblick auf die Reallocation nicht
enttäuscht. Konzept und Verlauf der
Veranstaltung stießen bei den Ausstellern auf Zuspruch, wobei vor allem der gute Branchenmix und das
konkrete Investitionsinteresse der
Besucher mit besonderem Lob bedacht wurden. „Die Besucher kamen
sehr zielgerichtet und mit konkreten
Anliegen auf die Reallocation“, so
Klaus-Dieter Schwensen von der
TLG Immobilien GmbH. Ähnlich
äußert sich Ute Kupsch, Geschäftsführerin der Wirtschaftsfördergesellschaft Oberhavel mbH: „Der Ansatz, den diese Messe verfolgt, ist gut
und wichtig. Einige Gespräche, die
wir führen konnten, zeigen nachhaltiges Interesse.“
Zufriedene Gesichter gab es auch
bei den ausländischen Ausstellern.
„Wir tafen in Leipzig auf ein sehr
interessiertes Publikum“, betont
Dan Kenney von TRM Czech in
Prag. „Die Kontakte waren erfreulich
und geben uns die Zuversicht für
nachfolgende Geschäfte.“ Folglich
wollen die tschechischen Städte und
Kommunen im Rahmen der nächsten Veranstaltung noch stärker Flagge zeigen. während Ungarn ein reges Interesse aus Deutschland und
dem Ausland verzeichnete. „Ich fahre zuversichtlich zurück“, bekennt
Peter Erdösi, Direktor im Ungarischen Wirtschaftsministerium. „Wir
sind rundum zufrieden“, konstatierte Artur Bobovnicky, Generaldirektor der slowakischen Investitionsagentur Sario. Auch die polnischen
Aussteller berichten über zahlreiche
Kontakte und fruchtbare Gespräche.
„Keine Frage, wir kommen wieder“,
so Agata Glonek, Managerin bei der
Warschauer Bank BHP.
Das Angebot der Reallocation beschränkte sich keineswegs auf Immobilien und Gewerbeflächen. „Es
deckt das gesamte Dienstleistungsspektrum im Zusammenhang mit
einer Ansiedlung ab, auf das Unternehmen im Zuge eines wirtschaftlichen Engagements an einem neuen
Standort zurückgreifen sollten“, erläutert Reallocation-Projektleiter
Hans Werner Reinhard. Während
des Rahmenprogramms beschrie-
ben renommierte Institute und
Unternehmensberatungen in Kurzvorträgen detailliert die volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen
in den Zielländern. Außerdem erhielten die Besucher Informationen
zu Marktstrukturen, Fördermitteln, zum Grundstücks-,
Steuer-, Planungs- und Baurecht sowie zum Immobilienmarkt. Eigens von der
European Business School
für die Reallocation erstellte
länderspezifische
Check-Listen halfen den
Besuchern, die Angebote
durch gezielte Fragestellungen bewerten zu
können.
Ein besonderes „Bonbon“ war zweifellos der
so genannten „FlyAway-Day“ am 14. September, für den die Leipziger Messe Flugzeuge
nach Kosice (Slowakei)
und Wrozlaw (Polen) gechartert hatte. Investoren
bekamen so die Gelegenheit, sich vor
Ort ein Bild von den Standortbedingungen sowie den Ansiedlungs- und
Investitionsmöglichkeiten zu machen und mit Vertretern aus Politik
und Wirtschaft zu sprechen.
Auf die nächste Reallocation darf
man also gespannt sein. Sie findet
vom 8. bis 9. Mai 2003 statt – wieder
mit einem anschließenden „FlyAway-Day“. „Vom Prototyp zur Erfolgsserie“, resümiert Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien.
„Leipzig ist die Informations- und
Kommunikationsplattform für den
Auf- und Ausbau der Zusammenarbeit mit Osteuropa.“
MM
Projektleiter Hans
Werner Reinhard,
Projektleiter:
„Das Angebot der
Reallocation deckt
das gesamte Dienstleistungsspektrum im
Zusammenhang mit
einer Ansiedlung ab,
auf das Unternehmen im Zuge eines
wirtschaftlichen Engagements an einem
neuen Standort zurückgreifen sollten.“
WEITERE INFORMATIONEN
Hans Werner Reinhard,
Projektleiter
Leipziger Messe GmbH, 04356
Leipzig,
Tel. (03 41) 6 78-81 04,
Fax (03 41) 6 78-81 09,
h.w.reinhard@leipziger-messe.de
MM Facility Management · 2/2002
39
KAUFMÄNNISCHES FM M E T H O D E N K ATA S T E R
Methodenkataster
optimiert die Beschaffung
Um Synergien und methodische Best-Practices
im konzernweiten Einkauf zu nutzen, hat die Deutsche
Lufthansa AG ein Beschaffungs- und Methodenkataster
angelegt. Das jetzt abgeschlossene Projekt hat
deutliche Auswirkungen auf die Management-Prozesse
in dem weit verzweigten Unternehmen.
ULRICH W. SCHAMARI
D
ie Optimierung des Einkaufs mittels des Katasters
birgt ein zentral steuerndes
Element in sich. Die einzelnen Gliederungen des Konzerns sind gehalten, die gesammelten Daten – etwa
die Einkaufspreise bestimmter Waren – im Sinne einer Kostenreduzierung zu gebrauchen. Ebenso sollen
die als effektiv identifizierten Einkaufsmethoden – beispielsweise
Auktionen – von den Managern der
zahlreichen Facilities im Großunternehmen angewandt werden, wo immer dies adäquat ist. Damit gewinnt
die Einkaufsoptimierung direkten
Einfluss auf die Führung der einzelnen Unternehmensteile und -einrichtungen.
Bild: Lufthansa
Entlasten von
artfremden Einkäufen
40
MM Facility Management · 2/2002
Lufthansa-Flugzeuge
auf dem Flughafen München.
Das in vier selbständige
Module aufgeteilte 1010 m
lange Passagierterminal
hat 20 Fluggastbrücken und
14 Boarding-Stations auf
dem Vorfeld.
Das gemeinsame Vorgehen eröffnet
auch neue Möglichkeiten in den vielfältigen Sektoren des Unternehmens
– durch die Entlastung von aufgabenfremden Einkäufen, die eine
Konzentration auf die spezifischen
Beschaffungsaktivitäten erlaubt. Mit anderen Worten:
Der Einkauf der LufthansaCateringgesellschaft
LSG
kann sich voll um die gesellschaftsspezifischen
Warengruppen wie etwa Lebensmittel
kümmern und muss sich nicht auch
noch um das Büromaterial bemühen. Dass es solche Optimierungschancen zuhauf gibt, liegt an der
Struktur des Unternehmens mit dem
Kranich. Ulrich Schott-Wüllenweber, Leiter des Strategischen Einkaufs für Konzern- und Partnerprojekte, erläutert dies so: „Wir sind ein
Konzern, der sehr stark in Konzerngesellschaften untergliedert ist. Das
M E T H O D E N K ATA S T E R KAUFMÄNNISCHES FM
Eigenständigkeit
bleibt erhalten
Dennoch bleiben die Gesellschaften
Töchter der Lufthansa AG und
das in der Regel zu hundert Prozent. Dies gilt auch für die große Zahl der weiteren Konzerngesellschaften, die überwiegend
sehr klein sind und dem Betrieb
von Facilities dienen – etwa einer
Schulungsstätte, einem Rechenzentrum oder einem Stadtbüro in einer fernöstlichen
Metropole.
Die Gewährung der Eigenständigkeit bedeutete für die Konzerngesellschaften, dass ihnen auch
die kaufmännischen Funktionen wie
Personal, Einkauf und Rechnungswesen selbstverantwortlich übertragen wurden. Die Lufthansa
schwamm damit auf der Dezentralisierungswelle des vorigen Jahrzehnts, die zu vielen Profit-Centern
innerhalb einer Organisation führte.
Für das Gesamtunternehmen ergab
sich jedoch ein hoher Effektivitätsverlust aus der Übertragung fast aller Funktionen auf das Management
der einzelnen Facilities: Das Rad
wurde viele Male neu erfunden! Das
Ziel der Eigenständigkeit für die diversen Konzernteile konnte zwar erreicht werden und die Gesellschaften
haben sich am Markt behauptet,
doch ging dabei Synergie verloren.
Deshalb will man laut Schott-Wüllenweber nun nach Abschluss dieser
Reorganisationsphase die weitere
Optimierung in Angriff nehmen.
Vor allem im Einkauf sieht er die
Möglichkeit einer Vielzahl von Synergien.
Die Chancen zur Steigerung der
Effektivität bestehen sowohl im Einkaufsprozess als auch bei den Einkaufsmengen. Deshalb wird jetzt eine Zusammenarbeit angestrebt, die
konzernweit koordiniert ist. Es soll
dabei keine Rückkehr zu zentralistischen Strukturen erfolgen. Vielmehr
will man die Strategie der Eigenständigkeit fortsetzen – jedoch ohne puristische Komponenten, wie sie in
der Abspaltung bis zur völligen operativen Unabhängigkeit zum Ausdruck kämen. Pragmatisch soll den
eigenständigen Gesellschaften die
Gelegenheit gegeben werden, sich
innerhalb des Konzerns an
Einkaufsleistungen
anzuhängen, die
sich bei anderen
Facilities bewährt
haben. So lässt
sich eine strukturierte Zusammenarbeit der Konzerngesellschaften
entwickeln.
Vorangegangen waren
erste Versuche, in denen spontan
geprüft wurde, wie man kooperieren kann. Dabei setzte sich
schnell die Erkenntnis durch,
dass das Zusammenwirken
strukturiert stattfinden muss
und einer konzeptionellen Plattform bedarf.
Denn der Konzern mit seinen
Hunderten von Gesellschaften
und Einrichtungen ist natürlich für die Abstimmung von
gemeinsamen Maßnahmen im Rahmen wöchentlicher Meetings viel zu
groß. Es muss eine organisatorische
Plattform und ein strukturiertes
Vorgehen geben, da sonst nur Zufallsergebnisse produziert werden.
„Sonst sitzen konstruktive Leute am
Tisch, die sagen: Jetzt lass uns doch
mal in dem Bereich X zusammenarbeiten, und danach kommen sie auf
den Bereich Y. Das müssen aber nicht
unbedingt die Bereiche sein, die einen sehr großen Mehrwert stiften“,
weiß Schott-Wüllenweber aus Erfahrung. Eine Systematik ist demnach für die erfolgreiche Einkaufskooperation unabdingbar.
Systematik schafft
mehr Transparenz
Ulrich SchottWüllenweber,
Leiter des Strategischen Einkaufs für
Konzern- und Partnerprojekte der
Lufthansa:
„Wir sind ein Konzern, der sehr stark
in Konzerngesellschaften untergliedert ist. Das ist bewusst so gewählt,
weil jede dieser
Einheiten eine eigene Kompetenz
am Markt erarbeiten und eigene
Kunden gewinnen
soll.“
Für weitere Überlegungen zur
Gestaltung der zukünftigen Zusammenarbeit wurde deshalb zunächst mehr Transparenz geschaffen, vor allem was die im Konzern
angewandten
Beschaffungsdaten
Thorsten M.
Schiefer,
Geschäftsführer
von BrainNet:
„Es ist eine typische
Situation in Konzernunternehmen,
dass sich die einzelnen Unternehmensbereiche zwar gerne
abstimmen würden,
es aber oft an einer
Informationsbasis
wie dem Kataster
mangelt.“
Bild: Lufthansa
ist bewusst so gewählt, weil jede dieser Konzerngesellschaften eine eigene Kompetenz am Markt erarbeiten
und eigene Kunden gewinnen soll.“
Gegenwärtig gibt es sieben strategische Geschäftseinheiten, denen die
mehr als 250 Konzerngesellschaften
zugeordnet sind. Einige dieser Gesellschaften haben eine beachtliche
Größe – so etwa das PassagierflugUnternehmen Lufthansa Passage,
die Luftfrachtgesellschaft Lufthansa
Cargo, der Wartungsdiensteanbieter
Lufthansa Technik, der Buchungssystemprovider Lufthansa Systems,
der Caterer LSG und Regionalfluglinie City Line. Sie alle wurden in den
1990er Jahren gezielt in die Eigenständigkeit überführt, um die Chancen für die Akquisition von Kunden,
die nicht zum Konzern zählen, zu erhöhen.
Bild: 1: Um Synergien und methodische Best-Practices im konzernweiten Einkauf
zu nutzen, hat die Deutsche Lufthansa AG ein Beschaffungs- und Methodenkataster angelegt.
MM Facility Management · 2/2002
41
KAUFMÄNNISCHES FM M E T H O D E N K ATA S T E R
Bild: Lufthansa
und Beschaffungsmethoden betrifft.
Der logische erste Schritt hierzu
war eine umfassende, konzernweite
Bestandsaufnahme durch das Erstellen eines Beschaffungs- und Methodenkatasters. Es gibt einen klaren
Überblick über die Beschaffungsdaten: Wer beschafft was bei wem?
Die gleichzeitig ermittelte Übersicht
über die Methodik lässt zudem erkennen, mit welcher Einkaufsmethode bestimmte Waren beschafft
werden und wie professionell beim
Einkauf vorgegangen wird. Die Skala der Methoden ist sehr groß: Nach
der Feststellung eines Bedarfs kann
man zum Telefon greifen und den
Lieferanten anrufen, der schon immer beauftragt wurde. Oder man
nimmt den Anbieter, der auf den
Gelben Seiten ganz oben steht, und
freut sich, wenn man mit diesem
auch noch einen Skonto-Betrag aushandelt. Professionelle Einkaufsprozesse sehen natürlich ganz anders
aus: Man spezifiziert zunächst genau, was gebraucht wird, um sich
selbst darüber klar zu werden, mit
welchen Anforderungen an den Lieferanten heranzugehen ist. Und
dann macht man eine Ausschreibung.
Das Anlegen des Katasters hat gezeigt, dass in einem Konzern wie der
Lufthansa alle Varianten auf der Skala der Einkaufsmethoden vertreten
sind. Wie der verantwortliche Manager Schott-Wüllenweber feststellt,
existieren sowohl hoch professionel-
42
le Beschaffungsvorgänge, die über
elektronische Marktplätze laufen, als
auch die simplen Einkäufe per Telefon nach Konsultation der Gelben
Seiten. Zweifellos hat das Internet
mit seinen Beschaffungsportalen
eine große qualitative Veränderung
der Einkaufsprozesse bewirkt. Mit
Einführung dieser Tools sind Quantensprünge in der Beschaffungsmethodik gelungen. Durch sie kann der
Einkauf sehr schnell professionalisiert werden, weil mit ihrer Nutzung
ein neuer Standard in der Organisation gesetzt wird. Das Internet ermöglicht Prozesse, die auf dem traditionellen Weg einfach nicht durchführbar waren. Man denke nur an eine Auktion: Die im Einkauf übliche
„reverse auction“, bei der man den
Preis herunterauktioniert, wäre ohne das Arbeiten mit einem Internetsystem kaum möglich.
Völlig neue Wege
durch das Internet
Der Lufthansa-Konzern führt heute
600 bis 700 Internet-Auktionen pro
Jahr durch. Allein schon diese hohe
Zahl ließe sich auf herkömmliche
Weise nicht erreichen. Durch das
elektronische Tool, das einen bestimmten Einkaufsprozess beschreibt, wird zudem ein ProzessStandard eingeführt, der weltweit
nutzbar ist. Doch gleichzeitig ermöglicht es ebenso, neue Prozesse zu
etablieren. So ist das elektronische
Einkaufswerkzeug
beispielsweise
MM Facility Management · 2/2002
Bild 2: Die Optimierung des Einkaufs mittels des
Katasters birgt ein
zentral steuerndes
Element in sich.
Die einzelnen
Gliederungen des
Konzerns sind gehalten, die gesammelten Daten –
etwa die Einkaufspreise bestimmter
Waren – im Sinne
einer Kostenreduzierung zu gebrauchen.
auch der Schrittmacher für die intensivere Zusammenarbeit im Konzern. Es erlaubt die Freisetzung von
Synergien, die in zwei Bereichen stecken: Zum einen bei den Einstandspreisen – hier ist ein Bündelungspotenzial vorhanden, weil es ähnliche
Dinge gibt, die von verschiedenen
Konzerngesellschaften
beschafft
werden, seien es Kugelschreiber, Laptops oder Kerosin. Bündelt man diese Mengen von gleichen Dingen, die
von verschiedenen Facilities beschafft werden, so führt dies zu einer
Preisreduktion. Zum anderen finden
sich Synergien im Bereich der Beschaffungsmethoden: Erfolgreiches
kann übernommen werden, wodurch sich die Kosten der Einkaufsprozesse substanziell senken lassen.
Beschaffungskataster
nutzt Potenzial besser
„In den Prozesskosten und in den
Einstandspreisen – da muss noch einiges Potenzial im Konzern zu holen
sein. Diese Vorstellung hatten wir im
Sommer des vergangenen Jahres“, erinnert sich Schott-Wüllenweber. Auf
dem Weg zur Ausschöpfung des
brach liegenden Potenzials beschloss
man das Projekt des Beschaffungsund Methodenkatasters. Denn beides sollte gleichzeitig abgefragt werden: die rein quantitativen Beschaffungsdaten, kombiniert mit den qualitativen Methodendaten. Diese
Kombination ist zumindest in Europa bislang einmalig. Zwar haben
auch andere Unternehmen Beschaffungsdatenbanken, die teilweise sogar besser sind, weil sich mit wenigen
Mausklicks feststellen lässt, was konsolidiert im Konzern bei welchen Lieferanten beschafft wird.
Aber das Zusammenspiel mit den
Einkaufsmethoden
funktionierte
bislang noch nirgends. Im Lufthansa-Konzern jedoch lassen sich jetzt
die Einkaufs-Entscheidungen dank
des Katasters auf fundierteres Wissen
gründen. Zur Optimierung ihres
Handelns können die Facility Manager Informationen darüber abrufen,
auf welchem Weg bestimmte Artikel
am besten erhältlich sind. Dazu wurde im Kataster zunächst die Ist-Situation erfasst. So registrierte man bei-
M E T H O D E N K ATA S T E R KAUFMÄNNISCHES FM
spielsweise, dass ein Artikel X in drei
Konzerngesellschaften benötigt und
von diesen jeweils getrennt beschafft
wird. Diese Zustandsbeschreibung
führte im Zuge der Optimierungsbemühungen quasi zwangsläufig dazu, dass nun eine Facility den Einkauf für alle drei Gesellschaften
tätigt. Es entstand der gewünschte
Bündelungseffekt, der sich zweifach
auswirkt. Denn einerseits wird durch
eine höhere Einkaufsmenge der
Stückpreis niedriger. Man erzielt einen Skaleneffekt. Und andererseits
reduziert sich der Beschaffungsaufwand, wenn nur eine von drei Gesellschaften mit dem Einkauf befasst
ist. Nicht zuletzt, um mit solchen
Auswertungsergebnissen finanzielle
Einsparungen zu bewirken, hat die
Lufthansa das Beschaffungs- und
Methodenkataster zusammen mit
der Bonner Managementberatung
BrainNet angelegt und dabei die
zehn wichtigsten Konzerngesellschaften, die mehr als 90% des Beschaffungsvolumens auf sich vereinen, einbezogen. Das gewonnene
Datenmaterial
wurde
deshalb
gründlichst auf Bündelungsfähigkeit
untersucht. Ein weiteres Analyseziel
war die Substitutionsfähigkeit der
eingekauften Produkte und Dienstleistungen. Daher prüfte man, wo die
Facilities der Lufthansa noch keinen
Industriestandard in ihren Beschaffungsaktivitäten verwenden. Für jeden Artikel wurde im Kataster vermerkt, ob er einem Industriestandard, einem Lufthansa-Standard
oder keinem von beiden entspricht.
Viele Großunternehmen ignorieren die Industriestandards und etablieren ihre eigenen Einkaufsrichtlinien, was zumindest zu einheitlichen
Vorgaben innerhalb des Konzerns
führt. Das Beschaffungs- und Methodenkataster deckt kostspielige
Überspezifikationen auf, indem es
alle Einkäufe nach objektiven Kriterien wie Bündelungs- und Substitutionsfähigkeit kategorisiert. Thorsten M. Schiefer, Geschäftsführer der
Beratungsgesellschaft BrainNet wertet es als eine typische Situation in
Konzernunternehmen, dass sich die
einzelnen Unternehmensbereiche
zwar gerne abstimmen würden, es
aber oft an einer belastbaren und
akzeptierten Informationsbasis wie
dem Kataster mangelt. Zu dem Einkaufskataster der Lufthansa meint
er: „Das ist ein erster wichtiger
Schritt, um Koordinationschancen
zu identifizieren.“ Nun lässt sich ermitteln, welcher Bedarf vorhanden
ist, worin man sich abstimmen kann
und wo sich Synergieeffekte nutzen
lassen. Insofern ist das Kataster ein
äußerst wichtiges Instrument für das
Aufzeigen von Ergebnispotenzialen
im Einkauf. Den zweiten Schritt sehen Schott-Wüllenweber und Schiefer darin, die Anwendung des Katasters auch zu kontrollieren, und hierdurch kann die Existenz des Katasters natürlich in den einzelnen Units
als lästig empfunden werden. Deshalb ist es wichtig, eine GewinnerGewinner-Situation
herzustellen
und die Linienmanager davon zu
überzeugen, dass nicht nur der Konzern, sondern auch ihre Einheit von
der Kostenersparnis profitiert.
Anwendung des Katasters
heute selbstverständlich
Lufthansa-Einkaufsexperte SchottWüllenweber gibt sich zuversichtlich: Noch vor einem Jahr sei die Diskussion über Vorgaben zum Einkaufsverhalten der einzelnen Gesellschaften sehr schwierig gewesen.
Mittlerweile aber sind bei der Lufthansa Themen wie zum Beispiel das
zentrale
Warengruppenmanagement, das auf der einheitlichen Warengruppensystematik des Katasters
aufbaut, zur Selbstverständlichkeit
geworden. Ganz wesentlich ist das
ein Verdienst des „Corporate Sourcing Board“, dem die Einkaufsleiter
oder kaufmännischen Geschäftsführer aller Konzerngesellschaften angehören. Dieses Gremium hat den
Nutzen des koordinierten Einkaufs
erkannt und in die Facilities hineingetragen.
MM
www.maschinenmarkt.de
P Beschaffungswelt
P Beschaffung und Einkauf
P Akademie: Einkauf/Beschaffung
MM Facility Management · 2/2002
43
KAUFMÄNNISCHES FM E D V- L E A S I N G
dürfnisse unserer Geschäftskunden
zuschneiden. Beim Kauf bindet sich
ein Unternehmen langfristig an das
Produkt: Es zahlt die EDV-Anlage,
bevor sie genutzt wird, und bei vorzeitigem Tausch wird es von Sonderabschreibungen überrascht.“
Komplettservice
senkt Druckkosten
IT und Service:
Leasen
statt kaufen
IT-Leasing wird für viele Unternehmen
zunehmend attraktiver: Veraltete oder überflüssige Technik wird schnell und problemlos
ausgetauscht, Leasing-Raten verhalten sich
bilanzneutral, das Kapital kann für andere
Projekte verwendet, Zahlungen können über
einen längeren Zeitraum verteilt werden.
GABRIELE DORST
L
easing ist in Zeiten eines
schnellen technischen Wandels eine intelligente Finanzentscheidung besonders für Mittelständler, weil Leasing die Möglichkeit bietet, neueste Technik auch zu
niedrigen Kosten einzusetzen“, sagt
Nerses Chopurian, Public Relations
Manager Central Europe bei Dell
Computer GmbH in Langen. Abgewickelt wird das Leasing über Dell
Financial Services (DFS). „Mit DFS
44
MM Facility Management · 2/2002
kann der Geschäftskunde seine ITAusrüstung einschließlich DellHardware, -Software, -Peripherie,
Zahlungen für erweiterte Dienstleistungen und sogar Produkte anderer
Hersteller mit einer gleich bleibenden Leasingrate finanzieren.“ Gerade vom Mittelstand werde das Angebot genutzt – „geleast wird vom PC
bis hin zu komplexen Infrastrukturen eigentlich alles“, so Chopurian.
Der Verwaltungsaufwand ist für
ein Unternehmen am Anfang eines
Leasing-Projektes größer als bei einem Kaufvertrag. So müssen beispielsweise die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sehr genau auf
Zwecktauglichkeit hin überprüft
werden. Erwin Zimmermann, Sales
Development Manager bei HewlettPackard (HP) Finanz Services: „Unsere Vertragsbedingungen im Leasing-Bereich sind transparent und
lassen sich individuell auf die Be-
Mit Technik-Miete oder Leasing
können Unternehmen wie die Heil &
Sohn GmbH & Co. KG ihren Innovationslevel flexibel und konstant
hoch halten. Heil & Sohn mit Hauptsitz in Hannover unterhält in
Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und
im Raum Berlin insgesamt 13 Verkaufshäuser. Der Mittelständler ist
spezialisiert auf PKW- und Nutzfahrzeugteile in Erstausstatterqualität sowie Industrietechnik, Werkstatt-Ausrüstung und EDV-Services.
Das als Familienbetrieb geführte
Unternehmen beschäftigt mehr als
400 Mitarbeiter.
„Wir wussten nie genau, wie viel
und wo gedruckt wird“, sagt Dirk
Herde, Administrator für Netzwerke
und Personal Computer bei Heil &
Sohn. Auch die Höhe der tatsächlichen Druckkosten war eine unbekannte Größe. Hinzu kam ein permanent steigender Aufwand für
Wartung und Support der Drucklandschaft.
Ein Gespräch mit einem HP-Partner in Münster brachte die Lösung.
Unternehmensleitung und IT-Abteilung waren schnell vom Druckkonzept „Printadvantage“ von Hewlett-Packard überzeugt. HP Printadvantage ist ein Komplettservice, der
sämtliche Leistungen rund um das
Drucken umfasst: Mieten der Geräte, Support und Wartung, Verbrauchsberichte. „Uns ging es neben
der Kostentransparenz vor allem
auch darum, unsere Supportmitarbeiter von der Wartung der Drucker
und Faxgeräte zu entlasten. Der zeitliche Aufwand dafür war einfach zu
hoch geworden, so dass sich unser
Fachpersonal, das eigentlich mit anderen Aufgaben betreut war, immer
intensiver um Druckerprobleme der
Anwender kümmern musste. Hinzu
kam, dass ein Ausfall unserer Faxge-
E D V- L E A S I N G KAUFMÄNNISCHES FM
Bild: IBM
räte den Auftragseingang
Gerät mit einem niedrigen Seiempfindlich beeinflussen
tenpreis meistens ungenutzt
konnte, weil der Großteil
ist, können wir dies ändern.
der Aufträge per Fax einDiese Transparenz hatten wir
trifft. Wir benötigten also
zuvor nicht“, so Herde.
eine sichere Lösung”, erDer Einsatz von HP-Printinnert sich Herde.
advantage hat sich für den
Die Einführung von
Mittelständler bezahlt
Printadvantage ergemacht. Denn die
folgte innerhalb von
gesamten Druckvier Wochen. In eikosten sind setdem
nem ersten Schritt
erheblich gesunwurde gemeinsam Erwin Jung, Leiter IBM
ken. Aber auch die
mit dem HP-Partner Global Finacing für Deutschland, Aufwendungen für
die Druckumgebung Österreich und Schweiz:
Support und Waroptimiert, das heißt „Die derzeitige schwache
tung sind spürbar
Konjunktur und angespannte
unwirtschaftliche
geringer geworden.
Geräte gegen moder- Wirtschafslage wird dem
Vorteile des KonIT-Leasinggeschäft weitere
ne Modelle ausgezeptes sieht Dirk
Zuwächse bringen.“
tauscht. Die neuen
Herde aber nicht alGeräte wurden geleine in der Kostenmietet. Berechnungsgrundlage ist senkung. Ebenso wichtig sind dem
der erwartete monatliche Verbrauch Unternehmen die Entlastung des ITan Toner und Tintenpatronen. „Ein Personals sowie der Verwaltung. Für
faires Konzept“, so Herde, „verbrau- das Bestellen von Toner und Tintenchen wir weniger, erhalten wir eine patronen reicht ein Anruf bei HP.
Gutschrift. Bei Mehrverbrauch kos- Innerhalb von 24 Stunden erfolgt die
tet es nur die zusätzlichen Toner und Anlieferung. Und es fallen keine aufTintenpatronen mehr.“
wendigen Buchungsvorgänge mehr
Über eine passwortgeschützte an.
Online-Seite erhält heute die IT-Abteilung der Heil & Sohn GmbH & Co. Auch die IT-Abteilung
KG tagesaktuell eine Auflistung des wird entlastet
Verbrauches sowie der Support- und
Wartungseinsätze für jeden einzelnen Drucker, der in das HP Printadvantage-Konzept eingebunden ist.
Dadurch lassen sich die Druckumgebung weiter optimieren und die
Kosten senken. „Wenn wir beispielsweise bemerken, dass ein Drucker,
der einen hohen Seitenpreis hat, sehr
ausgelastet ist, während ein anderes
Nerses
Chopurian,
PR-Manager
für Europa bei
Dell Computer:
Bild: Dell
„Geleast wird
vom PC bis
zur kompletten
Infrastruktur
eigentlich
alles.“
Ebenso wurde die Arbeit für die ITAbteilung spürbar erleichtert, weil
Wartung und Support für die Geräte sozusagen in das Konzept „eingebaut“ sind. Im Störungsfall genügt
ein Anruf bei der Hotline, um umgehend einen Techniker auf den Weg
zu schicken. Dafür fallen weder Kosten noch Verwaltungsaufgaben an.
Noch einen weiteren Vorteil zählt
Dirk Herde auf: Heil & Sohn sind
technisch immer auf aktuellem Niveau. Die alten Geräte werden nach
Ablauf der vereinbarten Laufzeit
zwischen drei und fünf Jahren gegen
moderne Drucker ausgetauscht.
„Die derzeitige schwache Konjunktur und angespannte Wirtschaftslage wird dem IT-Leasinggeschäft weitere Zuwächse bringen“,
sagt Erwin Jung, Leiter von IBM Global Financing für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Um Kunden eine größtmögliche finanzielle
Flexibilität zu ermöglichen, bietet
MM Facility Management · 2/2002
45
KAUFMÄNNISCHES FM E D V- L E A S I N G
UTILITY
Erwin
Zimmermann,
Sales Develop
Manager bei HP
Finanz Services
in Böblingen:
„Bei Pay-per-Use
stehen die ITKosten mit dem
Wachstum des
Unternehmens
in Einklang.“
Bild: Hewlett Packard
Damit sich die Maschine
nicht langweilt
Überall wird gespart, Kosten werden gesenkt und Investitionen
zurückgehalten. Ein Grund für
Hewlett Packard (HP) Finanz Services, neue Modelle der Finanzierung aufzulegen. Ist Utility das
Zauberwort der Zukunft? „Der
Vorteil von Utility – oder besser
Pay-per-Use – ist, dass die IT-Kosten mit dem Wachstum des
Unternehmens im Einklang stehen“, so Erwin Zimmermann,
Sales Development Manager,
HP Finanz Services. „Gerade in Zeiten konjunktureller Schwäche ist dieses
Finanzierungsmodell
eine Lösung, denn die laufenden
Kosten können unverzüglich reduziert werden, wenn der Leistungsbedarf abnimmt.“
Es ist wie beim Telefon oder beim
Strom: Man zahlt seine Grundkosten und alle weiteren monatlichen Gebühren variieren nach
bezogener Leistung. So braucht
ein Unternehmen zum Beispiel
für die Personalabrechnung die
volle Leistung eines Servers oft
nur an einem Tag im Monat, alle
anderen 29 Tage wird die Maschine zu weniger als 20% genutzt. Die Auslastung im Monatsdurchschnitt liegt folglich
unter 30% – die Maschine lang-
IBM Global Financing ein so genanntes‚ Total Solution Financing
(alles aus einer Hand) und deckt damit sowohl IBM-Produkte als auch
die Produktanteile anderer Hersteller ab, die in einer IT-Lösung enthalten sind.
Leasing bedeute selbst angesichts
knapper Budgets nicht das „Aus“ für
dringend anstehende IT-Investitionen, die in zunehmendem Maße
über die Wettbewerbsfähigkeit von
Unternehmen entscheiden: Es fällt
46
MM Facility Management · 2/2002
weilt sich sozusagen, aber Kosten
verursacht sie dennoch.
In einem solchen Fall greift Utility: HP stellt dem Unternehmen
einen Server für eine monatliche
Grundmiete zur Verfügung, die
eine Auslastung bis 25% einschließt. Diese Grundmiete liegt
weit niedriger als die Kosten eines Leasingvertrages oder die
Anschaffungskosten bei Kauf.
Erst wenn die genutzte Leistung
über 25% steigt, erhöht sich die
Grundmiete um einen variablen
Anteil. Braucht er den Server
nach einiger Zeit für mehr Anwendungen, dann kann der Kunde mehr Leistung nutzen ohne eine Upgrade zu installieren. Es
wird lediglich die Miete angepasst. Braucht er weniger Leistung, zahlt er weniger.
Um eine solche Lösung zu verwirklichen, benötigen sowohl
Kunde als auch HP genaue Messungen der Leistungsnutzung.
Die Lösung ist vergleichbar mit
der Aufschlüsselung der Gesprächskosten in der Telefonrechnung: HP hat ein einfaches
Programm entwickelt, das dem
Kunden automatisch einmal am
Tag einen Report per E-Mail über
die genaue Darstellung der verschiedenen Leistungen schickt.
keine hohe Einmalzahlung an, vielmehr verteilt sich die finanzielle Belastung über die gesamte Lebensdauer der jeweiligen Lösung. Nach
dem Motto „pay as you earn“ wird
die erste Rate erst dann fällig, wenn
die Lösung dem Kunden nutzbringend zur Verfügung steht. Dies ist gerade dann von besonderem Vorteil,
wenn das neue System anfangs noch
keine Kapitalrendite abwirft.
Entscheidendes Plus der Finanzierung: die geleasten Lösungen ver-
halten sich – im Gegensatz zu gekauften – bilanzneutral. Die Leasingraten werden als Aufwand verbucht,
die Eigenmittel geschont und somit
der Kreditrahmen bei der Hausbank
nicht belastet. „Leasing hat sich daher gerade auch für kleinere und
mittlere Unternehmen mit geringer
Eigenkapitalbasis zu einem attraktiven Finanzierungsmodell entwickelt. Mit Basel II, das 2005/2006 in
Kraft treten soll, wird sich der Anteil
des deutschen Mittelstands am Leasinggeschäft sicher weiter vergrößern“, so Jung.
Leasing von Software und
Service wird zunehmen
Im Kern sieht der Basel-II-Entwurf
vor, die Risikoabsicherung der Banken durch eine starke Differenzierung und marktgerechtere Bewertung bei der Kreditvergabe zu erhöhen – mit einschneidenden Folgen
für die Unternehmen: Die Kredithäuser werden künftig ein individuelles Kundenrating aus quantitativen Kriterien wie Bilanzen, Gewinn
und Verlust sowie aus qualitativen
Kriterien wie Produktpalette oder
Management erstellen. Das Ergebnis
der Kundenbewertung bestimmt die
Höhe des Zinssatzes – was zur Folge
hat, dass gerade kleinere und mittlere Unternehmen mit geringen Rücklagen und begrenzter Produktpalette für ihre Kredite mehr bezahlen
müssen.
Erwin Jung: „Durch IT-Leasing,
und dabei in zunehmendem Maße
Software- und Serviceleasing, können Unternehmen ihre Wettbewerbschancen sichern. Denn in einem globalen Markt werden nur die
Firmen erfolgreich sein, die die besten Produkte oder Dienstleistungen
anbieten können und die Chancen
der Technik nutzen, um flexibler,
schneller und produktiver zu sein als
die Konkurrenz.“
MM
www.maschinenmarkt.de
P Dell Computer
P Hewlett-Packard
P IBM Deutschland
P Heil & Sohn
INFRASTRUKTURELLES FM S I C H E R H E I T S T E C H N I K
Präzise
Erfassung
Für den Optikspezialisten Carl Zeiss mit rund 8500 Mitarbeitern ist die wirksame Zeit- und Zutrittskontrolle eine wichtige Voraussetzung für einen reibungslosen Betrieb. Ferner
geht es auch darum, innovative Entwicklungen vor dem Zugriff Unbefugter zu schützen. Mit der Lösung von Interflex
gelang die Umstellung von einem alten auf das neue ClientServer-System ohne große Reibungsverluste.
MARCUS GEIGLE
N
Für die Zutrittskontrolle und das
Zeitmanagement
von rund 8500
Mitarbeiter in
Oberkochen, Jena, Aalen und
Göttingen hat
sich Zeiss für eine
einheitliche Komplettlösung der
Interflex Datensysteme entschieden.
48
icht nur durch die visionäre
Unternehmensgeschichte
sind die Unternehmen
innerhalb der Carl Zeiss-Stiftung legendär. Sie stehen für höchste Produktgüte, Präzision und Technologieführerschaft in Hightech-Segmenten. Nicht zuletzt deshalb haben
sie den hervorragenden Ruf deutscher Wertarbeit unter der Marke
„Made in Germany“ entscheidend
geprägt. Carl Zeiss Oberkochen ist
ein wichtiger Bestandteil dieser Erfolgsgeschichte. Die Kernkompetenz
des Unternehmens sind optische
Präzisions-Apparate für Markenoptik, Medizintechnik, Mikroskopie,
Industrielle Messtechnik, Optische
Systeme für die Mikroelektronik und
optisch-elektronische Systeme, die
MM Facility Management · 2/2002
sich allesamt branchenübergreifend
einsetzen lassen.
Jedoch nicht nur innovative Ideen
und kompetente Entwicklungsmitarbeiter führen zu marktfähigen
Produkten in der Optik, auch eine
optimierte Fertigung und kostengünstige Administration tragen zum
Erfolg des Unternehmens bei. Ein
wichtiges Segment in diesem mikroökonomischen Kosmos bildet die
Zutrittskontrolle und das Zeitmanagement. Für rund 8500 Mitarbeiter in Oberkochen, Jena, Aalen und
Göttingen hat sich Zeiss dabei für eine einheitliche Komplettlösung der
Interflex Datensysteme, Stuttgart,
entschieden. Größter Erfolg der
Interflex-Lösung: Für die Zeissianer
hat sich vordergründig schlicht gar
nichts geändert.
Dabei stellte sich Interflex eine gewohnte, jedoch sehr komplexe Aufgabe. Zeiss hatte bereits ein Altsystem mit unterschiedlichen Erfassungs-Fabrikaten bundesweit im
Einsatz, allerdings entsprach es nicht
mehr den gestiegenen Anforderungen, und der Lieferant des Systems
existierte auch nicht mehr. Landläufig wird natürlich vermutet, dass eine komplette Ablösung die einfachste Möglichkeit der Installation eines
neuen Zeit- und Zutrittsmanagement-Systems ist. Die alten Terminals abhängen, die neuen dran und
fertig. Weit gefehlt. Die simple Maß-
gabe hieß: „Wir wollen übergangsweise das alte System noch nutzen
und unsere Mitarbeiter sollen in keiner Weise durch die Umstellung in
ihren Arbeitsgewohnheiten gestört
werden: Unsere Mitarbeiter sollten
also einfach nichts von der Umstellung bemerken. Und wir wollten den
absurden Umstand, dass wir mit
dem Altsystem nur Kosten,s aber
keinen Nutzen hatten, beenden“, so
Sigurd Fuchs, Systembeauftragter
bei Zeiss.
Das heißt natürlich nicht, dass die
Systemablösung beschlossen und
durchgeführt wurde, ohne den Betriebsrat von Anfang an in das Projekt einzubinden. Durch den gemeinsamen Eintritt von Geschäftsleitung und Betriebsrat für dieses
Projekt konnte die Akzeptanz in der
gesamten Belegschaft schon frühzeitig aufgebaut werden. Heute ist die
Akzeptanz durch die bequeme Nutzung ungebrochen hoch.
Parallele Umstellung
der Hardware
Mit der Ablösung der alten Zutrittskontrolle ging parallel die Umstellung von einem Großrechnersystem
auf eine Client-Server-Architektur
vonstatten. Um dies im vorgegebenen Zeitrahmen von sechs Monaten
zu bewerkstelligen, suchte Zeiss am
Markt nach entsprechenden Anbietern und probierte sogar vor dem
Interflex-Engagement ein Angebot
aus, das sich jedoch schnell als nicht
praktikabel erwies. Schließlich fiel
die Entscheidung auf Interflex, zumal sich die Verantwortlichen bei
Zeiss während einer Besichtigung eines Referenzkunden von der Leistungsfähigkeit des Systems im Einsatz überzeugen konnten.
Nach dem Entschluss wurde rasch
gemeinsam ein Pflichtenheft erarbeitet und die ersten Projektschritte
angegangen. Nach einem ausgeklügelten Plan galt es zunächst schrittweise 170 Terminals zur Zeiterfassung und Zutrittskontrolle an den
Standorten Oberkochen, Jena, Aalen, Esslingen und Göttingen durch
Interflex-Terminals zu ersetzen. Zunächst wurden einige im Austausch
installiert, um Ersatzteile für die Alt-
S I C H E R H E I T S T E C H N I K INFRASTRUKTURELLES FM
grierten Ausweiserstellung von
Interflex gerechnet. Mit dem System
Image 2000 hat die Produktion eines
Ausweises maximal 1 min gedauert,
und der Mitarbeiter konnte den Ausweis gleich mitnehmen“, so Fuchs.
Die Ausweiserstellung funktioniert so, dass sich der Mitarbeiter lediglich vor eine Videokamera setzt,
das Porträt aufgenommen, am PC
direkt nachbearbeitet und auf die
Ausweiskarte aufgedruckt wird. In
der Ausweiskarte befindet sich ein
Chip, auf dem die notwendigen Daten des Mitarbeiters bereits gespeichert sind. Der Ausweis wird im System freigeschaltet, und der Mitarbeiter kann sofort an allen zu seiner
Organisationsgruppe gehörenden
Terminals buchen. Die Ausweise lassen sich zudem durch Giro-Funktionen zur Bezahlung in der Kantine
nutzen, wobei der Mitarbeiter einfach Geldbeträge auf seine Karte lädt.
So wurde ein zusätzliches KantinenMagnetkartensystem überflüssig.
Nach Ausgabe aller Ausweise wurde
zügig mit dem Austausch der Altgeräte durch Interflex-Legic-Leser begonnen. Das System lief trotz der
umfangreichen parallelen Umstellungsarbeiten ohne Reibungsverluste stabil.
Individuelle Zusatzmodule
steigern die Flexibilität
Zeiss integrierte neben der Ausweiserstellung, die heute für die Ausweisproduktion bei neuen Mitarbeitern, aber auch für die Produktion
von verlorenen Ausweisen oder Tagesausweisen genutzt wird, weitere
Sondermodule. So realisierte das
Unternehmen eine sinnvolle und gerechte Parkplatzverteilung für die
Mitarbeiter von Carl Zeiss in Oberkochen. Die Parkplatzverwaltung
basiert ebenfalls auf dem Zeit- und
Zutrittsmanagement-System. Dieses Organisationsmodell funktioniert vor allem in Abhängigkeit von
den jeweiligen Wochenprogrammen
Carl Zeiss
Carl Zeiss ist ein innovativer Technologieführer in
der Optik, Präzisionsmechanik und elektronischen Visualisierung. Beim Messen und Analysieren, Strukturieren und Bearbeiten mit anspruchsvoller Technik setzt das Unternehmen
Maßstäbe. Mit professioneller Optik erfüllt Zeiss
die Erwartungen in Forschung, Industrie und Gesundheitswesen ebenso wie beim Erkennen und
Erleben in der Freizeit. Die Carl-Zeiss-sGruppe ist
weltweit tätig und erzielt einen Jahresumsatz von
mehr als 2 Mrd. Euro.
der Mitarbeiter. Über die Stellplatznummer wird automatisch das Wochenprogramm zugeordnet. So lässt
sich bestimmen, wer wann überhaupt parken darf. Die zentrale Datenerfassung bietet zudem standortweite Transparenz über die aktuelle
Parkplatzsituation und -verteilung.
Als zusätzliches Sondermodul
wünschte Zeiss eine Schlüsselverwaltung, die eine direkte Schlüsselzuordnung zu ausgewählten Personen
gewährleistet. Dabei wird eine
Schlüsselzuordnung zu Mitarbeitern
und Personalnummern vorgenommen. Dazu gehören vor allem sicherheitsrelevante Schlüssel für sensible und hochsensible Bereiche wie
das Rechenzentrum oder einzelne
Entwicklungsabteilungen. 700 Mitarbeiter greifen über das System auf
rund 150 bis 200 Schlüssel zu. Damit
kann Zeiss zu jedem Zeitpunkt sicherstellen, dass nur berechtigte
Mitarbeiter den entsprechenden
Schlüssel ausgehändigt bekommen.
Zeiss hat insgesamt sechs Standorte, die allesamt mit einem zentralen Server in Oberkochen über das
firmenweite Netz (TCP/IP-Ethernet) verbunden sind. Wichtige und
zentrale Anforderung ist dabei, dass
die Daten mit dem ERP-System R/3
von SAP auszutauschen und zu nutzen sind.
MM
Bilder: Interflex
geräte zu erhalten. Nach der Ausgabe der Kombiausweise (Infrarot/Legic) folgte innerhalb des geplanten
Zeitrahmens von zwei Jahren die
Umstellung auf LP600- und LP603Terminals. „Durch Einsatz der Kombiausweise konnten unsere Mitarbeiter in der Übergangsphase weiterhin die Altgeräte nutzen, bis alle Lesegeräte gegen Interflex-Terminals
mit berührungsloser Lesetechnik
ausgetauscht waren“, kommentiert
Fuchs.
Im Hintergrund lief die Installation der neuen Software IF6020 von
Interflex. Die Lösung wurde dabei
kundenindividuell parametrisiert,
so dass jedem Mitarbeiter ein konkretes Wochenprogramm sowie ein
individuelles Zutrittsprofil zuzuordnen war. In den Wochenprogrammen ist hinterlegt, an welchen Tagen
welche Parkschranken und Drehkreuze für den Zutritt zum Werksgelände freigegeben sind. Im Zutrittsprofil ist auch festgeschrieben, wer
sich wann in welchen Bereichen des
jeweiligen Unternehmenskomplexes
bewegen darf und dort Zutritt hat.
Nach der Umsetzung der SoftwareInstallation folgte die dritte Phase:
die Produktion und Ausgabe neuer
Ausweiskarten für alle 8500 Zeissmitarbeiter und rund 1500 dauerhafte Fremdmitarbeiter. „Hier hatten wir am Anfang wirklich Bauchschmerzen, weil die Ausweise mit Foto zu personalisieren waren und wir
im Vorfeld hochgerechnet hatten,
wie viel Zeit das Fotografieren, das
Entwickeln, das elektronische Bearbeiten und schließlich das Produzieren und Ausgeben der Ausweiskarten in Anspruch nehmen würde.
Da
hatten wir
natürlich
noch
nicht mit
der inte-
An einem praktischen
Terminal melden sich
die Besucher bei
Zeiss.
www.maschinenmarkt.de
Sigurd Fuchs, Systembeauftragter bei Zeiss:
„Wir haben ein partnerschaftliches Geschäftsverhältnis aufgebaut, das in jeder Phase des Projektes hervorragend funktionierte.“
P Interflex GmbH
P Zeiss
MM Facility Management · 2/2002
49
KAUFMÄNNISCHES FM V E R T R A G S R E C H T
Bevor es zum eigentlichen
Vertragsabschluss kommt,
kann ein Letter of Intent
für Klarheit zwischen den
Parteien sorgen.
Gute
Absichten
Der Letter of Intent ist ein branchenweit gebräuchliches
Arbeitsmittel. Nahezu jeder Unternehmer hat ihn
schon einmal abgeschlossen oder ist mit ihm in irgendeiner
Weise in Berührung gekommen. Trotz der häufigen
Verwendung dieses Arbeitsmittels werden die Gestaltungsanforderungen und die Rechtswirkungen mit hohen
Schadensersatzansprüchen oft verkannt.
CHRISTOPH SCHMITT
D
ie deutsche Übersetzung für
den Begriff „Letter of Intent“ lautet schlicht „Absichtserklärung“. Eine solche Absichtserklärung wird oft im Vorfeld
eines Vertrages abgegeben, jedoch
sind sich die Parteien darüber im
Klaren, dass noch Verhandlungsbedarf besteht. Im Gegensatz dazu stehen Vorverträge. Sie unterscheiden
sich vom Letter of Intent dadurch,
dass diese verbindlich sind. Zweifel
bei der Abgrenzung können sich
durch nicht eindeutige Formulierungen ergeben.
Der Letter of Intent kann in Form
einer einseitigen Erklärung oder
zwei einseitigen Vereinbarungen, die
nicht in Bezug aufeinander abgegeben worden sind, vorliegen. Dabei
handelt es sich jedoch, wenn tat-
50
MM Facility Management · 2/2002
sächlich ein Letter of Intent vorliegt,
stets um eine unverbindliche Vereinbarung. Eine verbindliche Vereinbarung kann sich trotz der Bezeichnung als Letter of Intent dann ergeben, wenn sich – obwohl ein Letter
of Intent beabsichtigt war – die Formulierungen für einen Dritten als eine verbindliche Vereinbarung darstellen.
Juristische Beratung
ist unerlässlich
Von rechtlicher Seite her kann der
Letter of Intent sehr vielschichtige
Bedeutungen haben. In den meisten
Fällen ist es so, dass sich hinter dem
Begriff eine Bestätigung eines zuvor
mündlich geschlossenen Vertrages
verbirgt. Es handelt sich dann um ein
kaufmännisches Bestätigungsschrei-
Im Zweifel ist es besser, nichts zu
erklären, als sich dem Risiko von
Fehlinterpretationen durch Personen
auszusetzen, die den Letter of Intent
zu bewerten haben und so eine
Bindungswirkung hervorzurufen, die
nicht gewollt war.
ben und es sind – was oft unbekannt
ist – die entsprechenden Regeln zu
diesem Institut zu beachten.
Gerade im Hinblick auf eine ungewollte Bindungswirkung ist äußerste Vorsicht bei der Ausformung
und dem Gebrauch eines Letter of
Intent geboten. So besteht zum Beispiel die Gefahr, durch missverständliche Formulierungen eine
Bindungswirkung hervorzurufen,
die tatsächlich nicht beabsichtigt
war. Auch der umgekehrte Fall, dass
keine Bindungswirkung erzeugt
wird, obwohl dies gewollt war, ist
denkbar. Um dies zu vermeiden, ist
dringend dazu zu raten, qualifizierte juristische Beratung einzuholen.
Mit dem Letter of Intent können
grundsätzlich folgende Zwecke verfolgt werden:
V E R T R A G S R E C H T KAUFMÄNNISCHES FM
c Schutz und Förderung der Ver-
handlungsatmosphäre: Um die Verhandlungsatmosphäre zu schützen
und zu fördern, können bestimmte
Verhaltensregeln vereinbart werden,
die schon von Beginn an ein relativ
großes Vertrauen zueinander ermöglichen (zum Beispiel Unterlassen von Parallelverhandlungen mit
Dritten).
c Vereinbarungen zum Vertragsmanagement: Es können allgemeine
oder schon sehr spezifizierte Vereinbarungen bezüglich des weiteren
Vorgehens, bis hin zu detaillierten
Organisationsplänen für die Zeit bis
zum Abschluss des Hauptvertrages,
getroffen werden.
c Vorgezogene Risikoverteilungen:
Um der anderen Seite das Fortführen der weiteren Verhandlungen zu
ermöglichen, kann die eine Seite
schon vorzeitig ein Risiko auf sich
nehmen, das sie eigentlich erst nach
Vertragsschluss auf sich nehmen
müsste, zum Beispiel Hilfestellung
bei der Erlangung von Krediten.
c Vorgezogene Teilleistungen: Zeichnet
sich schon ab, dass der Hauptvertrag
an den noch zu klärenden Details
nicht scheitern wird, jedoch der
Hauptvertrag aus diesen Gründen
noch nicht geschlossen werden
kann, besteht die Möglichkeit, dass
Teile der Leistung vorgezogen werden, zum Beispiel Vergabe von Teilbestellungen.
c Intern wirksame Zwecke: In manchen Fällen wird ein Letter of Intent
an den späteren Vertragspartner des
Hauptvertrages abgeschickt, es wer-
den jedoch mit dem Letter of Intent
lediglich Zwecke verfolgt, die den
Absender interessieren (zum Beispiel Imagepflege des Unternehmens). Verfolgt man mit einem Letter of Intent lediglich interne Zwecke, so kann davor nur gewarnt werden, weil durch eine eventuelle Verbindlichkeit der Erklärungen, insbesondere aufgrund juristisch unbedachter Formulierungen, unter Umständen hohe Schadensersatzrisiken
drohen können.
Im Zweifelsfall
besser nichts erklären
Angesichts dieser mannigfaltigen
Gestaltungsmöglichkeiten und der
damit zusammenhängenden Gefahr
der Schaffung einer verbindlichen
Vereinbarung, sollte man sich gut
überlegen, ob der Letter of Intent im
Einzelfall für die verfolgten Zwecke
vorteilhaft ist. Im Zweifel ist es besser, nichts zu erklären, als sich dem
Risiko von Fehlinterpretationen
durch Personen auszusetzen, die den
Letter of Intent zu bewerten haben
und so eine Bindungswirkung hervorzurufen, die nicht gewollt war.
Solche Fehlinterpretationen ergeben sich vor allem aus der dem Letter of Intent innewohnenden Unschärfe hinsichtlich der Formulierungen. Kriterium für die Bewertung des Letter of Intent und seiner
Rechtsverbindlichkeit ist der Empfängerhorizont. Daher ist es wichtig,
den Letter of Intent möglichst übersichtlich zu gestalten und eine qualifizierte Beratung in Anspruch zu
nehmen, damit möglichst keine Zweifel hinsichtlich von Formulierungen entstehen, die für
den juristisch durchschnittlich
gebildeten
Unternehmer zunächst
Eine Absichtserklärung
wird oft im Vorfeld eines
Vertrages abgegeben, jedoch sind sich die Parteien
darüber im Klaren,
dass noch Verhandlungsbedarf besteht.
MM Facility Management · 2/2002
51
KAUFMÄNNISCHES FM V E R T R A G S R E C H T
c Abzuraten ist von einem Letter of
Bilder MM-Archiv
nicht ersichtlich sind. Ansonsten
drohen unter Umständen hohe
Schadensersatzansprüche, weil das
Gegenüber schutzwürdig ist. Es hat
also Erfüllungs- oder Schadensersatzansprüche, wenn aus Sicht des
Empfängerhorizontes eine Bindungswirkung gewollt war. Ansprüche können sich dabei beispielsweise
aus der Vereinbarung selbst oder
Verschulden bei Vertragsverhandlungen ergeben.
Entscheidet man sich trotz des genannten Risikos dazu, eine unverbindliche, aber konkrete Aussage bezüglich einiger Punkte zu treffen, so
sollte man nur solche Elemente aufnehmen, deren Erfüllung man auf jeden Fall sicherstellen kann. Wichtig
ist zudem, dass eine Haftung bezüglich der Erklärung und des Vertrauens der Gegenseite ausdrücklich ausgeschlossen wird. Zudem muss die
Veröffentlichung gegenüber Dritten
untersagt werden.
Auch hier ist noch einmal ausdrücklich dazu zu raten, juristischen
Beistand zu Rate zu ziehen, um sich
nicht den oben genannten Risiken,
insbesondere Schadensersatzrisiken,
auszusetzen.
Auch in Fällen mit Auslandsbezug
sollte man sich stets fragen, ob ein
Letter of Intent notwendig ist. Hier
besteht ansonsten die Gefahr eines
Prozesses im Ausland, den es aufgrund des unbekannten Rechtssystems und der mit einem Prozess im
Ausland gegebenenfalls verbundenen hohen Kosten für ausländische
Anwälte und dortige Prozesskosten
unter allen Umständen zu vermeiden gilt.
Der Anlagenbau ist
eine Branche, die
den Letter of Intent
als gebräuchliches
Arbeitsmittel nutzt.
Eigene Aufzeichnungen
dienen der Sicherheit
Sollte man zu dem Schluss kommen,
einen Letter of Intent zu gebrauchen,
so ist aufgrund der Beweissicherheit
stets darauf zu achten, dass in irgendeiner Form Aufzeichnungen angefertigt werden. Dabei kommen interne Aufzeichnungen, Erklärungen
über Telefax, E-Mail und Internet,
Briefe, Einschreiben (mit Rückschein), Übergabe durch einen Boten gegen Quittung oder beiderseitig
unterschriebene Urkunden in Be-
52
MM Facility Management · 2/2002
tracht. Die größte Sicherheit bietet
eine einheitliche, von beiden Parteien unterschriebene Urkunde oder
ein Einwurf-Einschreiben. Jedoch ist
bei Letzterem zu beachten, dass ein
solches Einschreiben als gegenüber
dem Geschäftspartner höchst unhöflich gilt. Gerade im Hinblick auf
den Abschluss des noch bevorstehenden Hauptvertrages sollte diese
Möglichkeit nicht gewählt werden.
Es ist vielmehr einer von beiden Parteien unterschriebenen Urkunde der
Vorzug zu geben.
Auch ist ein Zeitraum zu benennen, in dem die Verpflichtungen gelten sollen. Fehlt es an einer solchen
Vereinbarung, so wird man in deren
Verletzung lediglich die Verletzung
einer Verhaltenspflicht sehen können, die zu einem Schadensersatzanspruch führt. Einen Erfüllungsanspruch wird man daraus aber nicht
herleiten können.
Ist für den Hauptvertrag die
Schriftform vorgeschrieben, so muss
auch der Letter of Intent dieser Form
gerecht werden.
Grundsätzlich lässt sich Folgendes
feststellen:
c Der Letter of Intent ist sinnvoll,
wenn der Hauptvertrag noch nicht
geschlossen werden kann, jedoch zur
Sicherheit beider oder einer Partei eine Vereinbarung getroffen werden
soll, die für die weiteren Verhandlungen der betreffenden Partei eine
gewisse Sicherheit geben soll.
Intent, wenn mit ihm lediglich interne Zwecke verfolgt werden.
c Bei allen anderen oben genannten
Zwecken, die mit einem Letter of Intent verfolgt werden können, ist dessen Notwendigkeit im Einzelfall auf
Basis von erwarteten Vorteilen und
möglichen Risikofaktoren abzuwägen. Ungewollte Bindungswirkungen lassen sich durch die Formulierung seitens qualifizierter Juristen
vermeiden.
Durch die Beherzigung und Verinnerlichung der dargestellten möglichen Probleme und Verhaltensweisen lassen sich unerwünschte Bindungen und juristische Streitigkeiten vermeiden. Dabei ist der qualifizierte juristische Rat von entscheidender Bedeutung, um die genannten Risiken auszuschließen. Ist ein
Letter of Intent erst einmal geschlossen, ohne dass vorher juristischer Rat
eingeholt worden ist, so ist oft nur
noch eine Schadensbegrenzung
möglich.
Zeitliche Planung
sorgsam abstimmen
Der Unternehmer kann zu einem erfolgreichen Letter of Intent beitragen, indem er eine sorgsame zeitliche Planung vornimmt. In einem
solchen Zeitplan sollten alle zu klärenden Punkte mit Angabe eines jeweiligen
Erledigungszeitpunktes
enthalten sein, wobei insbesondere
finanzielle, technische, organisatorische und rechtliche Fragen zu bedenken sind.
Werden diese Punkte beachtet
und arbeiten Unternehmer und sein
juristischer Berater eng zusammen
an der Ausfertigung eines Letter of
Intent, steht einem für den Unternehmer erfolgreichen und zufriedenstellenden Letter of Intent und
damit dem Start in eine erfolgreiche
Geschäftsbeziehung nichts mehr im
Wege.
MM
www.maschinenmarkt.de
P Hoffmann Liebs Fritsch Ruhee
Rechtsanwälte
P Vertragsrecht
P R O D U K T E KAUFMÄNNISCHES FM
Kostenkur mit der Kamera
Ein Ansatz zum effizienten Kostenmanagement von Masai-Lean ist
die Dokumentation von Arbeitsabläufen mit der Videokamera. Die
anschließende Analyse und Teamgespräche vor Ort führen meist
sehr rasch zu einer Verbesserung alter, eingefahrener Arbeitsweisen
und Produktionsabläufe. So genanntes Lean-Manufacturing sichert Preis, Qualität und Liefertreue bei neuen Lieferanten und
verbessert das Angebot bestehender
Lieferanten, und dies meist bei geringsten Investitionskosten. Nicht
selten lassen sich etwa Qualitätsprobleme oder Lieferschwierigkeiten um bis zu 80% reduzieren. Man
erreicht diese Produktivitätssteigerungen von bis zu 30% und senkt
die Ausfallzeiten von Maschinen
um bis zu 50%. Weitere Verbesserungen werden in der Teamarbeit,
in der Unternehmenskultur und
nicht zuletzt durch eine Steigerung
der Problemlösungskompetenz der
Mitarbeiter erzielt. Lean-Manufacturing-Projekte zeigen häufig auch
den Bedarf an Verbesserungen im
Supply-Chain-Management und in
der Lieferantenentwicklung. Besonders wirksam ist es in der Optimierung der Einkaufskosten.
c Masai Deutschland GmbH,
Tel. (0 89) 52 30 41-30,
presse@masai.de
Allgemeine Geschäftsbedingungen
Der BHKS – Bundesindustrieverband Heizungs-, Klima-, Sanitärtechnik/Technische Gebäudesysteme e.V. hat eine überarbeitete Neufassung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Verträge über
haustechnische Anlagen und der
Einkaufsbedingungen für die Verträge der Mitgliedsfirmen mit ihren
Lieferanten herausgegeben. Die
Neufassung der überarbeiteten All-
gemeinen Geschäftsbedingungen
und der überarbeiteten Einkaufsbedingungen liegen nun in gedruckter
Form vor. Sowohl die neuen AGB
als auch die neuen Einkaufsbedingungen können en bloc bestellt
werden.
c BHKS – Bundesindustrieverband
Heizungs-, Klima-, Sanitärtechnik/
Technische Gebäudesysteme e. V.,
Tel. (02 28) 9 49 17-0, info@bhks.de
Software für Geoengineering-Lösungen
Die neue Version 8 von Micro-Station-Geo-Graphics kann Daten aus
dem GIS-System MGE von Intergraph direkt verarbeiten – für die
Anwender bedeutet das größtmögliche Flexibilität bei der Einbindung von GIS-Daten aus unterschiedlichsten Quellen. Zu den
Neuerungen durch die volle V8Funktionalität gehören zum Bei-
spiel: unbegrenzte Dateigröße,
automatische Konvertierung von
Referenzdateien, das Einbinden von
live verschachtelten Referenzen
sowie das Definieren beliebig vieler
Ebenen oder unbegrenzte UndoFunktionen.
c Bentley Systems Germany GmbH,
Tel. (0 89) 96 24 32-0,
katharina.stein@bentley.nl
Vielseitiger Etikettendruck
Die neue Brother-Software ermöglicht es ab sofort, Etiketten direkt
und automatisch aus der grafischen
Benutzer-Oberfläche von Microsoft-Visio mit dem Etikettendru-
cker P-touch-9200DX auszudrucken. Der Anwender kann über den
Drucker Etiketten erzeugen, zum
Beispiel zur Inventarkennzeichnung, zur Beschriftung von Netzka-
beln, Schaltschränken, Telefondosen oder für Beschriftungen im Bereich Facility-Management. Hierbei
greift die Software auf die bereits in
Microsoft-Visio vorliegenden Daten zurück und veranlasst automatisch den Ausdruck eines
Etikettes. Lediglich das einmalige Erstellen eines
P-touch-Musterlayouts ist mit
der Ptouch-Editor-Software
erforderlich.
Die Integration von Barcodes oder Firmenlogos ist genauso möglich wie die
Verwendung aller auf dem PC verwendeten Schriftarten. Der Ausdruck eines Etikettes geschieht auf
der Visio-Oberfläche per direktem
Mausklick auf das jeweilige Symbol
oder gruppenbezogen für verschiedene Objekte. Der Ausdruck der
Etiketten wird dabei im Hintergrund erzeugt; es sind keine weiteren Eingaben erforderlich.
c Brother International GmbH,
Tel. (0 61 01) 8 05-0,
brother@brother.de
CAFM-System
Die Standardsoftware Bui-Sy für
computergestütztes Facility-Management (CAFM) des Mülheimer
Unternehmens lässt sich als zentrales Bewirtschaftungswerkzeug und
als strategische IT-Plattform für das
Immobilienmanagement einsetzen.
Dadurch werden spezielle Insellösungen ersetzt. Schnittstellen verbinden das System zu bestehenden
Datenbanken, die beibehalten
werden sollen. Mit dem Programm
werden dem Unternehmen
standortbezogene und übergreifende Auswertungen zur Verfügung
gestellt, die es ermöglichen, ein optimales und effektives Controlling
und die Steuerung der Facility
Management-Aufgaben wahrzunehmen.
c Agiplan Techno-Soft AG,
Tel. (02 08) 99 25-6 41,
mg@technosoft.de
MM Facility Management · 2/2002
53
INFRASTRUKTURELLES FM U M W E LT M A N A G E M E N T
Unternehmensstrategie
Gasspeichermembranen tragen dazu bei,
dass wertvolle
Rohstoffe eingespart werden.
mit Gewinn
Modernes Umweltmanagement kann Umweltschutz
und Wirtschaftlichkeit verbinden – das ist auch die
Überzeugung im Unternehmen ContiTech.
HUBERT BRUNTRÄGER
D
ie Indianer haben es uns
vorgemacht. Die Universität Freiburg bietet dieses
Wintersemester im Rahmen des Forschungsgebiets Wirtschaftsethnologie ein Seminar mit dem Titel:
„Indianisches Umweltmanagement“
an. In der Tat, vom Umgang der Naturvölker mit Ressourcen lässt sich
was lernen, obgleich der Ausdruck
„Management“ etwas deplatziert
scheint. Jedenfalls ist während der
Industrialisierung auf dem Gebiet
des Ressourcenmanagements so einiges schief gelaufen. Mag sein, dass
daher eine Besinnung auf das spezi-
54
MM Facility Management · 2/2002
fische „Management“ der Naturvölker hilfreich ist. Immerhin gibt es
heute nicht nur umwelttechnische
Reparaturbemühungen, sondern
methodische Vorgehensweisen, die
die Interessen der Umwelt und der
Wirtschaft unter einen Hut bringen.
Diese Methoden vereinigen sich im
Sammelbegriff
Umweltmanagement. Dieser Beitrag schildert, wie
Umweltmanagement und Wirtschaftlichkeit
zusammenhängen
und wie das Unternehmen ContiTech dies praktisch nutzt.
Umweltmanagement zwischen Pflicht und Neigung
Umweltmanagement ist heute anerkannter Teil der Betriebswirtschaftslehre und eine Querschnittsfunktion, die viele weitere Fächer tangiert. Das liegt unter anderem daran,
dass die Relevanz der Ökologie für
die ökonomischen Vorgänge im
Unternehmen erkannt wurden. Je-
Bild: ContiTech
denfalls dient Umweltmanagement
in Unternehmen nicht nur der Schonung der Natur, sondern auch des
Geldbeutels. Natürlich hängt die Effizienz eines Umweltmanagementssystems (UMS) auch vom Ansatz
ab. Ein ganzheitliches Umweltmanagement vermag sowohl auf der Ertrags- als auch auf der Kostenseite
Vorteile zu schaffen. Auch werden
die umfangreichen behördlichen
Vorgaben als lästig empfunden, besonders wenn sie mit Investitionen
verbunden sind, von denen ungewiss
ist, ob sie sich je rechnen werden. An
wichtigen gesetzlichen Vorschriften
zu nennen wären das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz für die Gestaltung von Recyclingsystemen.
Der betriebliche Umweltschutz
hat bereits einen langen Weg zurückgelegt, wobei es zunächst um
„Aufräumarbeiten“ ging, weil zuvor
die industriellen Prozesse in weitgehender Naturvergessenheit abliefen.
U M W E LT M A N A G E M E N T INFRASTRUKTURELLES FM
Heute wird zunehmend der klassische Umweltschutz von der Öko-Effizienz, also der „Versöhnung“ von
Ökologie und Ökonomie, abgelöst.
Modernes Umweltmanagement
befasst sich sowohl mit den technisch
und organisatorisch notwendigen
Maßnahmen als auch mit den Lernprozessen innerhalb des Unternehmens, um Menschen für den Umweltschutz zu motivieren und Wissen zu vermitteln. Dafür stehen
Mittel bereit wie Ökocontrolling,
Ökobilanzierung, Prozess-, Produkt- und Energiebilanzen. Was
Letztere angeht, so betrachten diese
den Lebenszyklus eines Produkts
von der Gewinnung der Rohstoffe
über die Produktion und die Gebrauchsphase bis zur Verschrottung.
Leichtbauwerkstoffe wie Kunststoffe
und Aluminium und Naturprodukte wie Kautschuk, Seide, Hanf oder
Bambus sind für die Optimierung
der Energiebilanz geeignet, weil sie
zu innovativen Materialien und Produkten führen.
Intern sind drei Aspekte zu beachten:
c Erstens sind durch UMS die Allokation von Ressourcen im Unternehmen im Sinne der Erhöhung von
Wertschöpfung zu optimieren. Dies
bedeutet einen added value.
c Zweitens bergen UMS Innovationspotenziale, wenn Prozesse neu
durchdacht werden. Dieser Effekt
verstärkt sich, wenn Umweltmanagement sich nicht nur auf Industrieprozesse bezieht, sondern auch
auf Produktlebensprozesse und
Dienstleistungen.
c Drittens werden durch Systematisierung von Umweltmanagement
mehr und strukturierte umweltrelevante Daten erhoben, die zu vergleichenden Analysen – Benchmarking
– herangezogen werden können.
c Viertens erhöht sich die Mitarbeitermotivation. Mit einem Unternehmen, das Umwelt und Gesundheit
schützt, wird man sich mehr identifizieren.
Aus externer Sicht ist zu bemerken:
c Erstens lässt sich eine höhere Reputation am Markt aufbauen, wird
eine bestimmte Qualität hinsichtlich
der Umwelt erreicht und damit
glaubhaft kommunizierbar.
c Zweitens können durch UMS
Kosten gesenkt werden, das heißt
Preise gesenkt oder Gewinne erhöht
werden. Das dient der Wettbewerbsfähigkeit.
c Drittens signalisieren UMS Konformität mit gesetzlichen Regelungen und senken Haftungsrisiken.
Beides sind Bedingungen für ein erfolgreiches Wirtschaften am Markt.
In der Summe erzeugen UMS eine Kontroll- und Informationswirkung, eine Innovations- und Kommunikationswirkung, mit der interne wie externe Bedürfnisse und Nutzenpotenziale verbunden sind.
UMS ist ein Faktor
für die Finanzmärkte
Ein weiterer Aspekt bezieht sich auf
den Shareholder Value des Unternehmens. Mit der Schaffung des
Dow Jones Sustainibility Global Index (DJSGI) an der New Yorker Börse erhöht sich der Druck auf Firmen,
Qualitäts-, Umwelt-, soziales und
ethisches Verhalten professionell zu
steuern.
Umweltgesichtspunkte
spielen an der Börse eine immer größere Rolle, wie eine Studie des „Sustainable Asset Management“, Zürich, zum Einfluss der „Öko-Performance“ auf den Shareholder Value
zeigt: Ökologisch führende Unternehmen haben eine bessere Aktienperformance gegenüber ökologischen Nachzüglern bei nur leicht höherem Risiko. Der Indikator „nachhaltige Unternehmensführung“ ist
wichtig für die Bewertung des künftigen Unternehmenserfolgs. Auch
große institutionelle Anleger berücksichtigen inzwischen den Zusammenhang zwischen effizientem
Ressourceneinsatz eines Unternehmens und seinem nachhaltigen Erfolg.
Das wird umso verständlicher,
wenn man sich die Nachteile unterlassenen Umweltmanagements vor
Augen führt: Höherer Verbrauch bei
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen,
niedriger Wirkungsgrad der Produktionsprozesse, höhere Rüstkosten, Produktionsausfälle aufgrund
von Störfällen, höherer Verschleiß
Eine völlig neue
Foliensperrbeschichtung sorgt bei
Klimaanlagenschläuchen für eine beinahe emissionsfreien
Betrieb.
Elastomer-Außenschicht
Stahldrahtgeflecht
ElastomerZwischenschicht
Edelstahl-Wellrohr
der Betriebsmittel, höhere Ausschussraten und Entsorgungskosten
durch mangelnde Abfalltrennung
oder Wiederverwertung oder höhere Energiekosten zum Beispiel durch
fehlende Nutzung der Prozessabwärme. Jeder einzelne Punkt bedeutet einen strategischen Wettbewerbsnachteil. Allerdings – das gehört zur ganzen Wahrheit – gibt es
zwar Kosten-Nutzen-Analysen, aber
keine Verfahren, die den monetären
Nutzen exakt zu bewerten in der Lage wären.
Doch man braucht diese Unterlassungssünden nur in Absichten
und Handlungen umzukehren, um
die Vorteile von Umweltmanagement einleuchten zu lassen. In der
Regel wird ein Unternehmen nicht
sofort ein UMS implementieren,
sondern sich auf der höchsten Managementebene über seine Wertsorientierung Gedanken machen
und daraus Umweltleitlinien ableiten, die anschließend bis in die kleinsten Einheiten umgesetzt werden.
Das Ergebnis objektiviert sich in einem Umweltbericht als Teil einer
Um den immer
strengeren Emissionsgrenzwerten zu
genügen, hat ContiTech Schlauchleitungen mit integriertem
Wellrohr entwickelt.
MM Facility Management · 2/2002
55
INFRASTRUKTURELLES FM U M W E LT M A N A G E M E N T
Durch die Verringerung und Substitution von Kautschukchemikalien, die zu
Nitrosaminbildung führen können, steigert man den Gesundheitsschutz deutlich.
Durch das
Schlauch-im
Schlauch-Prinzip
fließen die gesundheitsschädigenden
Kraftstoffdämpfe
beim Tanken in den
Erdtank zurück.
kommunikativen Unternehmenskultur. Es existiert sogar ein Projekt
„Ranking von Umweltberichten“,
das das Unternehmen future e.V. in
Zusammenarbeit mit dem Berliner
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung regelmäßig durchführt.
Umweltmanagement und
seine Regelwerke
Zur Entstehungsgeschichte der UMS
gehören nicht nur Einsichten in betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten und ökologische Wünschbarkeiten, sondern auch sanfter Druck. Seit
April 1995 ist die so genannte EGÖko-Audit-Verordnung in Kraft, die
als „Environmental Management
and Audit-Scheme (EMAS) ein Regelwerk für die Durchführung der
56
MM Facility Management · 2/2002
Umweltbetriebsprüfung, den Aufbau eines UMS bis zur Umweltkommunikation durch eine validierte
Umwelterklärung nach Prüfung aller
Umweltbelange durch einen Umweltgutachter für gewerbliche Betriebsstandorte vorsieht. Seit April
2001 ist „EMAS II“ in Kraft. Wichtig
ist auch die Norm DIN EN
ISO 14001 zu UMS, die im Unterschied zu EMAS mit der Zertifizierung des UMS abschließt. Beide Instrumentarien waren zunächst auf
Freiwilligkeit der Unternehmen ausgelegt, haben sich jedoch zu einem
Selbstläufer entwickelt. Die Unternehmen legen großen Wert auf ihre
Zertifizierungen und wünschen
auch von den Lieferanten die Einhaltung der Regeln.
Zu beachten ist, dass sich das UMS
in andere Managementsysteme integrieren lässt, um Reibungsverluste
zu vermeiden. Um die Lösung dieser
Aufgabe bemühen sich gegenwärtig
zum Beispiel das Umweltbundesamt
in Berlin und das Institut für Wirtschaft und Ökologie der Hochschule St. Gallen. Natürlich sucht auch
die Industrie nach Wegen der optimalen Implementierung und des effizienten Betriebs ihrer UMS.
Damit ist es an der Zeit, zu zeigen,
welche Anstrengungen in der Industrie unternommen werden. Wir beziehen uns auf den Konzernbereich
ContiTech, der zur Continental AG
in Hannover gehört. ContiTech steht
für Hightech-Produkte und Systeme
aus Kautschuk und dessen Kombinationen mit Kunststoffen und anderen Werkstoffen sowie Elektronik.
ContiTech hat rund 15 000 Mitarbeiter und 56 Produktionsstätten in
17 Ländern.
Das Unternehmen ist weltweiter
Entwicklungspartner und Erstausrüster für viele Industrien – Automobilbau, Schienen- und Luftverkehr, Maschinen- und Apparatebau.
Es versteht sich, wie in der Unter-
nehmensbroschüre „Namen, Daten,
Fakten 2002“ dargelegt, als ein
Unternehmen, das seine Umweltorientierung in den Rahmen der
Kundenorientierung stellt. Soweit
die Verlautbarung. Aber wie hat man
das Umweltmanagement dort organisiert? Treten die beschriebenen
Nutzeffekte tatsächlich ein?
Das Unternehmen hat die Umweltleitlinien, die Teil der Continental Basics sind, auf die bereichs- und
funktionsspezifischen Ausprägungen der Geschäftsbereiche und deren
Gesellschaften und Standorte adaptiert, so dass dort gehandelt werden
kann, wo eine Aufgabe anfällt.
Unterstützung finden die Gesellschaften im Konzernbereich in der
Zentralabteilung Umweltmanagement, die überwiegend Beratungsund Koordinationsfunktion hat. Damit existiert ein durchgängiges System über alle Ebenen und Bereiche.
Das Umweltmanagement umfasst
den gesamten Lebensweg der Produkte in Beschaffung, Planung, Entwicklung, Herstellung, Einsatz beim
Kunden und der Verwertung nach
der Nutzung.
Umweltziele werden
gemeinsam vereinbart
Die Umweltziele werden mit den Gesellschaften und den Produktmarktsegmenten vereinbart und im Geschäftsbereichsreporting abgefragt.
Dazu zählen auch Zahlen aus der Abfallmengenerfassung und dem Energieverbrauch. Feste Arbeitskreise befassen sich mit Gesundheits-, Arbeits- und Umweltschutz, das heißt
Umweltmanagement wird im funktionalem Zusammenhang zu verwandten Bereichen, auch dem Qualitätsmanagement, gesehen. Um des
Vertrauens und der Rechtssicherheit
willen legt man bei ContiTech viel
Wert auf die Zertifizierungen nach
DIN EN ISO 14001 oder die Begutachtung nach der EG-Öko-AuditVerordnung. Als erstes Werk der
Kautschusk verarbeitenden Industrie in Europa wurde 1995 das Werk
Korbach des Geschäftsbereichs ContiTech Fluid nach der EG-Öko-Audit-Verordnung zertifiziert. Viele
weitere Standorte folgten.
Die wirtschaftlichen Aspekte des
Umweltmanagements werden geschätzt: „Ein systematisches Umweltmanagement zeigt in der Umsetzung von Umweltprogrammen
neben stetigen Verbesserungen der
Umweltleistung, zum Beispiel Abfallminimierung, auch positive Effekte auf die Produktivität, etwa
durch optimierte Rohstoffnutzung
oder energieoptimierte Verfahrensführung. Damit sinken auch die Kosten“, so Frank Schröder, Leiter des
Zentralen Umweltmanagements.
Wir haben nach Beispielen für die
Umsetzung gefragt. Was hat ContiTech in puncto Umweltmanagement
auf den Gebieten Produkte, Rohstoffe, Fertigung und Recycling zu bieten? Die Ergebnisse:
c Zapfstellenschläuche für das Betanken von Kfz. Diese sind konzipiert als Schlauch im Schlauch, so
dass die Kraftstoffdämpfe wieder in
den Erdtank zurückgeführt werden
können. Dadurch werden das Austreten
gesundheitsschädlicher
Dämpfe verhindert, Energie eingespart und Umweltbelastungen vermieden.
c Entwicklung von Kältemittelschläuchen mit einer um den Faktor
50 reduzierten Permeation. Diese extrem dichten Schläuche haben einen
großen Anteil daran, dass Klimaanlagen in Kfz weitgehend ohne Kältemittelverlust arbeiten können.
c Kosten sparende Wiederverwendung von Gasen. Die Gasspeichermembranen, die zum Beispiel für die
Energiegewinnung in Stahlwerken
eingesetzt werden, halten Abgase aus
der Verbrennung unter Verschluss.
Emissionen werden fast vollständig
reduziert und die Umwelt weniger
belastet. Die Gase können wiederverwendet werden, im Stahlwerk
werden Rohstoffe eingespart und
Energiekosten gesenkt.
Ökologische Rohstoffe
liegen im Trend
Naturkautschuk ist eine ganz wichtige Materialressource. Er ist ein
nachwachsender Rohstoff und wird
heute zu rund 30% in den Gummimischungen eingesetzt. Durch die
Verringerung und Substitution von
Kautschukchemikalien, die zu Nitrosaminbildung führen können,
steigert man den Gesundheitsschutz
deutlich.
Die Fertigung bietet natürlich ein
großes Potenzial für den technischen
Umweltschutz. Bei ContiTech hat
man einige beachtliche Erfolge erzielt, wie die Beispiele zeigen:
c Nutzung von Rückdampf zu Heizzwecken. Der Nachverdampfungsund Entspannungsdampf aus der
Produktion wird dem Netz der
Raumheizung zugeführt. Dadurch
werden die für die Raumheizung bisher verbrauchten Energien um mindestens 10% reduziert, was dem Verbrauch von mindestens 125 Altbauwohnungen entspricht.
c Rückgewinnung/Reduktion von
kohlenwasserstoffhaltigen Lösungsmitteln. Bei der Herstellung von
Elastomer-Beschichtungen lassen
sich etwa 75% der Lösungsmittel zurückgewinnen und wieder in den
Prozess führen. In der Folienfertigung werden Lösungsmittel aus
Restlacken und Restfarben zurückgewonnen und als Waschflüssigkeit
im Reinigungszentrum eingesetzt.
Sie dienen auch als Zusatzbrennstoff
in einer thermischen Abluftreinigungsanlage. Durch diesen Einsatz
wird so viel Erdgas eingespart wie in
175 Einfamilienhäusern im Jahr für
Heißwasser und Heizung verbraucht
wird.
c Abluftreinigungsverfahren. Durch
biologische und thermische Abluftreinigung werden Emissionen auf
ein Zehntel der zulässigen Grenzwerte reduziert. Dadurch gibt es keine Probleme mit Anliegern. Die gewonnene Energie wird genutzt, um
Dampf und Heißwasser zu erzeugen.
c Abfallvermeidungsprojekte. Um
Sonderabfall zu vermeiden, wurden
bereits vor Jahren leichtflüchtige Lösemittel durch schwerflüchtige Reinigungsmittel ersetzt. So fallen bei
der Reinigung der Behälter nur solche Rückstände an, die sich weiterverwenden lassen. 150 t Sonderabfall
pro Jahr werden vermieden.
c Einsatz von Rezyklaten (Gummimehl). Dieser Sekundärrohstoff
wird aus Fertigungsresten und gebrauchten Produkten gewonnen.
Den Einsatzfeldern sind aus
Qualitätsgründen allerdings enge Grenzen gesetzt. Doch bei bestimmten Anwendungsfeldern,
wie der Produktion von
Dämmmatten
zur
Schwingungs- und Schallisolation im schienengebundenen Verkehr und bei
Absorptionsmatten für Öle
und Schmierstoffe,
hat das Altgummi
erhebliche Anteile.
Es scheint, dass
die für das Umweltmanagement
bei ContiTech Verantwortlichen sich das eingangs erwähnte Seminar sparen können. Dafür spricht auch die Tatsache, dass
dieses Unternehmen nicht nur zahlreiche Zertifizierungen, die heute
beinahe selbstverständlich sind, hat,
sondern auch Umweltauszeichnungen und Preise erhielt. Im Übrigen
hatten wohl schon die Indianer beim
Umgang mit der Umwelt wirtschaftliche Aspekte im Sinn, denn der
schonende Umgang mit den
Ressourcen ist an sich schon wirtschaftliches Verhalten, wenn auch
nicht im Sinne eines Gewinnstrebens. Auf alle Fälle kann man mit einem ganzheitlichen Umweltmanagement sowohl der Umwelt als
auch dem eigenen Unternehmen etwas Gutes tun – egal, ob aus Verantwortungsethik oder rationaler Einsicht in die günstige Kosten-sNutzen-Relation eines UMS. Gerade angesichts der gegenwärtigen Vertrauenskrise in der Wirtschaft wird klar,
dass der Faktor Vertrauen vielleicht
der größte Erfolgsfaktor überhaupt
ist. Dieser wird auch durch eine
glaubwürdige, nämlich praktizierte
Umweltpolitik der Unternehmen erhalten und gefördert.
MM
Bilder: ContiTech
U M W E LT M A N A G E M E N T INFRASTRUKTURELLES FM
Frank Schröder,
Leiter Zentrales
Umweltmanagement bei
ContiTech:
„Ein systematisches
Umweltmanagement zeigt in der
Umsetzung von
Umweltprogrammen neben stetigen
Verbesserungen der
Umweltleistung,
zum Beispiel Abfallminimierung,
auch positive Effekte auf die Produktivität.“
www.maschinenmarkt.de
P ContiTech
P EMAS
P Umweltaudit-Verordnung –
Öko Audit
MM Facility Management · 2/2002
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INFRASTRUKTURELLES FM T E X T I L D I E N S T L E I S T E R
Berufskleidung –
aber bitte mit Service
Arbeitskleidung beschaffen, pflegen und
austauschen gehört bei den wenigsten Unternehmen zum Kerngeschäft. Indem sie es
einem Textildienstleister überlassen, senken
sie nicht nur den innerbetrieblichen Arbeitsaufwand – und damit auch die Kosten –
auf ein erträgliches Maß. Mit der gepflegten
und einheitlichen Garderobe der Mitarbeiter
verbessern sie zudem das eigene Image.
CLAUDIA TREFFERT
W
er Maria F. mit ihrem
Fahrrad kommen sieht,
muss nicht lange überlegen, für wen sie arbeitet. Auch Oskar
K., der auf seiner täglichen Tour
durch die Stadt immer wieder mal
aus dem Auto steigt, lässt keine Zweifel aufkommen, wer sein Arbeitgeber
Zufriedene Mitarbei- ist. Ebenso Jessika B., die freundlich
lächelnd hinter ihrem Schreibtisch
ter in gepflegter
die Kunden begrüßt. Die Kleidung
und bequemer
Arbeitskleidung: Die der drei in leuchtendem Gelb und
dunklem Blau signalisiert auf einen
Blick: Wir arbeiten für die Deutsche
Post.
Ein gutes Beispiel für die Wirkung
von Corporate Fashion, Berufskleidung also, die das Corporate Design
eines Unternehmens widerspiegelt.
Der internationale Logistikkonzern
macht sie sich zunutze. Er stattet
konsequent alle Mitarbeiter mit
Kundenkontakt – ob an der Haustür,
am Briefkasten, am Schalter oder
Schreibtisch – mit einer kompletten,
gelb-blauen Garderobe aus und erneuert sie regelmäßig.
Aber es ist mehr als eine Garderobe. Die Kleidungsstücke dieser rund
150 000 Postler wurden bezüglich
Materialien, Schnitt und Verarbeitung entsprechend den jeweiligen
Arbeitsbedingungen
ausgewählt.
Funktional, bequem und modisch
sei die Kollektion – und genauso soll
Berufskleidung sein, damit die Mitarbeiter ihre jeweiligen Kleidungsstücke akzeptieren und tragen. Das
hatte schon vor Jahren eine Unter-
suchung des Informationskreises
„Kleidung im Beruf“ ergeben. Danach steigt die Arbeitszufriedenheit
und die Motivation der Arbeitnehmer, wenn sie sich in ihrer Arbeitskleidung wohlfühlen. Im Kontakt
mit den Kunden macht sich das positiv bemerkbar und wirkt auf das
gesamte Unternehmen zurück. Ein
gewichtiges Argument, das einige
Beachtung verdient.
Der Aufwand kann sinken
Alles in allem betreibt der Logistikriese in Sachen Arbeitskleidung einen Aufwand, der mehr als logistische Kenntnisse und organisatorische Fähigkeiten verlangt. Ähnliches
ist von kleinen oder mittleren Unternehmen aus anderen Branchen
kaum in diesem Umfang zu leisten.
Trotzdem setzen selbst kleine und
mittlere Handwerks- und Industriebetriebe sowie Unternehmen aus
den unterschiedlichsten Dienstleistungssektoren immer öfter auf die
Wirkung der Berufskleidung nach
58
MM Facility Management · 2/2002
Bild: Deutsche Post
Ausstrahlung wirkt
positiv auf das Unternehmen zurück.
Boco
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Miet
außen und innen – ohne dass sich
in den Firmenkassen tiefe Löcher auftun.
Ihre Entscheidung für eine
einheitliche Arbeitskleidung
der Mitarbeiter geht mit dem Entschluss
einher, einem Textildienstleister das Beschaffen, Verteilen, Pflegen und Austauschen der Kleidungsstücke zu überlassen. Damit bringen sie den eigenen Aufwand auf ein erträgliches
Maß und halten die Kosten im Rahmen. Um bis zu 80% ließe
sich bei ihren Kunden der innerbetriebliche Arbeits- und Verwaltungsaufwand reduzieren, haben Anbieter von Berufskleidung im Mietservice ermittelt. Wer die einzelnen Arbeitsschritte zusammenstellt, die in den unterschiedlichen Abteilungen anfallen, merkt schnell, dass der Prozentsatz durchaus zutrifft.
Entsprechend umfangreich fällt das Leistungsspektrum der
Textildienstleister aus. „Von der Beratung zum optimalen Einsatz über die Beschaffenheit der Textilien, Fragen des Corporate
Design bis hin zur Entsorgung abgetragener Kleidung decken
unsere Mitglieder die komplette Bandbreite aller Dienstleistungen ab“, fasst es Klaus Jahn, Geschäftsführer des Branchenverbandes Intex (Industrieverband Textil Service), Eschborn, zusammen. Zwar erwähnt er das Herzstück der Dienstleistung, die
regelmäßige Versorgung der Unternehmen mit sauberen und
einwandfrei gepflegten Textilien, nicht konkret. Doch es ist klar,
dass die Kunden vor allem darin einen echten Mehrwert sehen.
Textilien mit Mehrwert
Arbeitskleidung (vom Anzug oder Blaumann bis zum Küchenkittel), Putztücher, Matten, Handtuchrollen, Tisch- und Bettwäsche: All das können die Unternehmen in den Vertrag mit ihrem Full-Service-Dienstleister aufnehmen. Und immer öfter
nutzen sie die Breite des Angebots. Das Single Sourcing sei derzeit einer der wichtigsten Trends, denen sich die Branche stellen
müsse, schätzt Eugen Wohllaib, verantwortlich für Managementsysteme, Produktentwicklung sowie Normen und Gesetze
beim Anbieter von Textilien im Mietsystem Bardusch, Ettlingen.
„Die Kunden wollen alles aus einer Hand.“ Schließlich können
sie so den internen Verwaltungsaufwand weiter verringern.
Nach Vertragsabschluss liefert der Dienstleister in zuvor festgelegten Abständen alle Artikel direkt an die Bedarfsstelle und
holt die verschmutzten Teile von eigens eingerichteten Sammelstellen zum Waschen ab. Personalschwankungen und damit einhergehende Änderungen im Bedarf werden von ihm kurzfristig
berücksichtigt. Denn individuell und auf den jeweiligen Bedarf
zugeschnitten zu reagieren, gehört zum Service.
Bei der Arbeitskleidung erhalten alle Mitarbeiter ihre eigene
Ausstattung, die in der Größe passt und den Anforderungen des
jeweiligen Arbeitsplatzes entspricht. Die Praxistauglichkeit ist
getestet, vor allem, wenn die Textildienstleister ihre Kollektionen gemeinsam mit Unternehmen, Forschungsinstituten und
Fachverbänden entwickeln. „Dadurch können wir branchenMM Facility Management · 2/2002
59
INFRASTRUKTURELLES FM T E X T I L D I E N S T L E I S T E R
Anliefern
frischer Textilien
Reparatur
oder Neuteil
Abholen
gebrauchter
Textilien
Kontrolle
Übernahme der
Textilien ins System
Pflege
Die Beratung steht
ganz oben und
sorgt dafür, dass der beziehungsweise arbeitsplatzgerechVersorgungskreislauf te Fachkleidung anbieten“, heißt es
optimal funktioniert. dazu bei Boco, Hamburg.
Tragetests im Vorfeld sorgen dafür, dass die Bequemlichkeit nicht
auf der Strecke bleibt. Dabei entscheiden neben den Schnitten vor allem die Eigenschaften des Gewebes
über den Tragekomfort. Das hebt
man bei Mewa, Wiesbaden, hervor.
„Wir legen auf die Optimierung der
Gewebe einen besonderen Fokus.“
Atmungsaktive, weiche und geschmeidige Stoffe erhalten den Vorzug, sofern es die Rahmenbedingungen (insbesondere der Arbeitsschutz) zulassen. Schließlich sollen
sich die Mitarbeiter in ihrer Arbeitskleidung wohl fühlen. Zum Wohlfühlen gehört ebenfalls, dass schadhafte Teile der Garderobe repariert
oder gegen neue ausgetauscht werden. Und wenn sich die Figur einer
Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters drastisch ändert – beispielsweise
vom Pummel zum schlanken Mannequin oder Dressman – steht der
komplette Austausch an.
Gerade beim regelmäßigen und
außerplanmäßigen Wechsel der Arbeitskleidung oder anderer Textilien
treten die Kostenvorteile deutlich zu
Tage, die den Unternehmen durch
das Outsourcing ihres Textilmanagements entstehen. Investitionen in die
Textilien, die notwendige Lagerhaltung und unkalkulierbare Folgekosten binden Kapital, das für das Kerngeschäft nicht mehr zur Verfügung
steht. Indem die Investitionen durch
60
MM Facility Management · 2/2002
Kleidung für Arbeitsund Produktionssicherheit
Bild: Treffer, Quelle: Intex
Sortieren,
Falten, Verpacken
Ein wichtiger Aspekt für den Mehrwert des Serviceangebots kommt mit
dem Thema Arbeitsschutz ins Spiel.
An dieser Stelle nimmt der Gesetzgeber die Unternehmer in die Pflicht:
Sie sind dafür verantwortlich, dass
die Schutzwirkung der erforderlichen Kleidungsstücke den gesetzlichen Anforderungen genügt und
während der gesamten Tragezeit bestehen bleibt. Deshalb werden an
Pflege und Kontrolle der Kleidungsstücke besondere Anforderungen
gestellt.
Wirkt der Hitzeschutz auch nach
der Wäsche? Sind alle versteckten
Späne entfernt? Leuchtet die Warnfarbe so kräftig wie vorgegeben? Zu
Hause bei den Mitarbeitern oder in
der Wäscherei um die Ecke lassen
sich solche Fragen nur schwerlich
klären. Dagegen kennen TextilDienstleister die Anforderungen,
kennen die Materialien und arbeiten
mit optimierten Waschprozessen.
Nach jedem Waschen kontrollieren
sie die Schutzwirkung, frischen sie
gegebenenfalls auf oder reparieren
fachkundig die Schadstellen. Sie
übernehmen Verantwortung für ihre Kunden, versichern, dass die
Schutzkleidung den gesetzlichen
Vorgaben selbst nach mehrmaligem
Waschen noch entspricht und erleichtern notwendige Kontrollen.
Gerade in Sachen Arbeitsschutz
gehen vor allem die großen Serviceanbieter der Branche inzwischen
weiter. Sie haben nicht nur mietoder leasbare Schutzkleidung im
Programm. Mit einer Vielzahl von
kaufbaren PSA-Artikeln (zum Beispiel Schutzbrillen, -handschuhe,
Arbeitsschuhe oder Gehörschutz)
ergänzen sie ihr Angebot. Da kommt
wieder der „Alles aus einer Hand“Gedanke zum Tragen. Gemeinsam
mit den Kunden legen sie in den Beratungsgesprächen fest, welche Artikel in welcher Menge benötigt werden und liefern diese bei Bedarf oder
im Rahmen der regelmäßigen Versorgungstouren aus. Durch Kooperationen mit PSA-Herstellern und
eigene Lagerflächen sichern sie die
Lieferfähigkeit, denn Engpässe darf
es beim Arbeitsschutz nicht geben.
Auch im Hinblick auf die Produktionssicherheit greifen die
Dienstleister ihren Kunden unter die
Arme. So bieten sie spezielle Textilien für Arbeitsplätze mit strengen
Hygienevorschriften wie sie bei Lebensmittelproduzenten, Großküchen, Kantinen oder Kliniken gelten.
Sie haben dafür extern eigene Sammelsysteme und intern eigene
Wasch- und Pflegestrecken aufgebaut. Kleidungsstücke, die keimfrei
bei den Trägern ankommen müssen,
werden gesondert behandelt und
verpackt. So ist die Keimfreiheit bis
zum Anziehen vor Ort gewährleistet.
Ähnlich wird mit der Garderobe
für Reinraum-Produktionsstätten verfahren, wobei
sich
nur
wenige
Dienstleister
dem
Arbeitskleidung
muss nicht langweilig sein:
Die Dienstleister
setzen auf
modische Akzente.
Bild: Mewa
regelmäßige Miet- oder Leasingzahlungen ersetzt werden, bleibt die Liquidität gewahrt – und zusätzlich
sind die anfallenden Kosten dank der
vertraglich festgelegten Vereinbarungen kalkulierbar.
Beraten
T E X T I L D I E N S T L E I S T E R INFRASTRUKTURELLES FM
Waschen und Pflegen der ReinraumBekleidung annehmen. „Wir waschen die Reinraum-Textilien mit
speziellen Waschmitteln und unter
besonderen Waschbedingungen“,
erklärt Wohllaib dazu. Nach dem
Waschen werden die Textilien unter
Reinraum-Bedingungen kontrolliert, ausgebessert, geglättet und
schließlich luftdicht verpackt. „So
stellen wir sicher, dass beim Transport kein Staubkorn an die Kleidung
kommt.“
Jeden Tag
ein frisches Hemd
Seit einigen Jahren stellen sich die
Anbieter von Berufskleidung im
Mietservice ganz gezielt dem Thema
Corporate Fashion. Sie beschränken
sich dabei nicht nur auf optisch ansprechende Arbeitskleidung, die –
mit dem Logo des Kunden versehen
– die Zugehörigkeit zu einem Unternehmen signalisiert. Für Großab-
nehmer bauen sie komplette Kollektionen auf, die dem Corporate Design des Kunden entsprechen. Sogar
die Schutzkleidung kann inzwischen
zum einheitlichen Erscheinungsbild
eines Unternehmens passen. „Die
Nachfrage nach Berufs- und Schutzkleidung im gleichen Outfit hat in
den letzten zwei bis drei Jahren deutlich zugenommen“, heißt es dazu
beim Wiesbadener Dienstleister Mewa, weshalb er seit Mitte letzten Jahres Schutzkleidung im Design einer
bestehenden Berufskleidungskollektion im Programm führt.
Der Hamburger Textildienstleister Boco ging mit waschbaren Anzügen und Kostümen als Erster daran,
Geschäfts – und Dienstkleidung im
Mietsystem anzubieten. Vor rund einem Jahr kam ein BusinesshemdenProgramm hinzu. Dass es überwiegend vom Dienstleistungssektor genutzt wird, ist verständlich. Schließlich gehört ein sauberes Hemd zwin-
gend zu einem gepflegten Auftritt
dazu. Und ohne den können Mitarbeiter von Fluggesellschaften, Hotelketten oder Autohäusern bei ihren
Kunden nur Minus-Punkte sammeln. Das Gleiche gilt für Außendienst-Mitarbeiter und Verkäufer
produzierender
Unternehmen.
Auch ihnen steht ein frisches Hemd
passend zum Anzug gut zu Gesicht.
Wenn sie sich selbst nicht mehr um
Waschen und Bügeln der Hemden
kümmern müssen, kommt es sicherlich noch besser an.
MM
www.maschinenmarkt.de
P Mewa
P Boco
P Bardusch
P Intex – Industrieverband Textil
Service e.V.
P DBL – Deutsche Berufskleiderund Textil-Leasing GmbH
MM Facility Management · 2/2002
61
INFRASTRUKTURELLES FM L O G I S T I K
Komplettservices
statt Insellösungen
Die Logistik hat sich zunehmend vom Kostentreiber
zum wettbewerbsrelevanten
Qualitätsfaktor für Industrie
und Handel entwickelt.
Dabei ist der reine Transport
von A nach B nur noch ein
kleiner Teil der Tätigkeiten
von Spediteuren und Logistikunternehmen. Im Zeitalter
der Globalisierung sind
Netze und komplexe Leistungspakete (Supply Chain
Management) gefragt.
LOTHAR STECKEL
renverkehr befassen sich Speditionen neben der Beförderungsleistung
mit den Regelungen des Ausfuhrund Einfuhrlandes, eröffnen Versandverfahren und führen Ein- und
Ausfuhrverzollungen durch.
Der Logistikmarkt
ist sehr vielschichtig
Der Logistik-Markt ist komplex und
von unterschiedlichen Anforderungsprofilen gekennzeichnet. So
sind die Anforderungen an KEPDienstleister (KEP – Kurier-, Express- und Paket-) beispielsweise
völlig andere als in der Containeroder Automotive-Logistik. Die industrielle Kontraktlogistik wiederum stellt die Logistikunternehmen
vor andere Aufgaben als die Massengutlogistik. Zudem haben Innovationen, zum Beispiel in der Konsumgüterwirtschaft, starke Auswirkungen auf die Logistikbranche. So
Bild: Linde
Eine Cold-Box
geht auf Reisen:
Der Transport
eines Teils einer
Luftzerlegungsanlage auf der Straße
erfordert viel
Kenntnisse und
Vorbereitung.
I
n den vergangenen Jahrzehnten
haben sich auf den Transportmärkten geradezu revolutionäre
Veränderungen ergeben. Marktzugangsbarrieren sind gefallen, die statische Verkehrsmarktordnung ist liberalisiert worden, öffentlich-rechtliche Dienstleister wie Post und Bahn
sind teilweise privatisiert.
Wer Waren zu bewegen hat,
kommt an der Speditionsbranche
nicht vorbei. Spediteure disponieren
einen erheblichen Teil des Verkehrsaufkommens. Nach jüngsten Schätzungen des Bundesverbandes Spedition und Logistik (BSL) kontrollieren sie rund 80% der Transportmengen im gewerblichen Straßengüterverkehr, 98% des Luftfrachtaufkommens und 75% der Gütermengen im Seeverkehr. Über die
Disposition hinaus sind sie beratend
tätig, kommissionieren und dokumentieren. Im internationalen Wa-
62
MM Facility Management · 2/2002
L O G I S T I K INFRASTRUKTURELLES FM
stellen Konzepte wie die nachfrageorientierte Produktionssteuerung
(Efficient Consumer Response) oder
der elektronische Handel im Internet (E-Commerce) völlig neue Anforderungen an die Logistikdienstleister. Welche Spedition, welcher
Logistiker vom Verlader den Zuschlag bekommt, hängt also entscheidend von den jeweiligen Aufgaben ab, die produkt- oder branchenspezifisch stark variieren können.
Qualität, Termintreue, Zuverlässigkeit und last but not least der Preis
sind für Klaus Platz, Leiter Transporte der Linde AG (Anlagenbau),
wichtige Kriterien bei der Auswahl
seiner Logistikpartner. Das Unternehmen entwickelt und baut unter
anderem verfahrenstechnische Anlagen, zum Beispiel für die Petrochemie, zur Erdgasaufbereitung und zur
Luftzerlegung und zählt weltweit zu
den Topadressen der Branche. Zwischen 250 000 und 300 000 Frachttonnen gehen per anno über seinen
Schreibtisch. „Der Anlagenbau hat
seine Eigenheiten. Vom Aktenordner
für die technische Dokumentation
bis hin zum Schwergut-Kollo mit bis
zu 800 t Gewicht versenden wir alles.
Das kann ein Spediteur allein gar
nicht schaffen“, erklärt er.
Mittelständische
Speditionen halten mit
Deshalb sucht sich der Anlagenbauer seine Transportpartner gezielt
nach den jeweiligen Anforderungen
der Projektladung aus. So sind in der
Regel bei Transporten nach Übersee
mehrere Firmen beteiligt. „Der Vorlauf ab weltweiten Herstellerwerken
bis zu den Seehäfen wird entweder
durch die Lieferanten oder aber von
unterschiedlichen Spediteuren abgewickelt. Den Hauptlauf (Seetransport) und den Nachlauf im Empfangsland bis zur Baustelle übernimmt ein weiterer Dienstleister“,
sagt Platz. Oft arbeitet er mit Projektspediteuren zusammen, die als
Allrounder die gesamte Leistungspalette der Speditionsbranche beherrschen müssen. Dabei müssen es
nicht immer die Großen der Branche
sein. „Viele Mittelständler verfügen
über ausgezeichnetes Wissen und
bieten uns zahlreiche Möglichkeiten
zur Versendung unserer Güter“, bekräftigt Platz.
Auch Peter Dezelak, Versandleiter
der Trumpf Werkzeugmaschinen
GmbH Co. KG im schwäbischen Ditzingen, setzt nicht allein auf einen
Logistikpartner. „Wir schicken pro
Jahr rund 1400 bis 1500 Maschinen
zu den Kunden, da gibt es jede
Menge zu organisieren und zu bedenken“, sagt er. Trumpf baut Werkzeugmaschinen für die Blech- und
Materialbearbeitung, zur Laserbearbeitung, zum Stanzen, Umformen
und Biegen. „Unsere Maschinen
werden versendet als Teilladungen
von vier bis sechs Lademetern, bis
hin zu acht Lkw-Ladungen“, erläutert Dezelak. Häufig sind Überbreiten und -höhen zu beachten, die für
den Transport wiederum eine längere Vorplanung benötigen. „Das stellt
hohe Anforderungen an das Knowhow der Logistikunternehmen“,
stellt der Versandleiter klar. Auch
„exotische“ Relationen werden von
Trumpf beliefert. „Unlängst haben
wir zum ersten Mal in der Firmengeschichte eine Maschine in die Innere Mongolei verschickt. Das kann
nicht jeder.“
Neben dem Transport und der
Dokumentenabwicklung verlangen
nicht nur Unternehmen wie
Trumpf von ihren Dienstleistern ausgeprägte Kenntnisse
auf dem Gebiet der Verpackung.
So werden regelmäßig Spezialisten
eingeschaltet, die die wertvollen Maschinen seemäßig verpacken können. Dabei sind die Güter vor Beschädigung durch Seegang, Hitze,
Kälte und Kondenswasser zu schützen. Häufig werden die Verpackungstätigkeiten von Unternehmen vorgenommen, die direkt in
den Seehäfen arbeiten, zum Teil bieten die Speditionen diesen Service
gleich mit an.
Das Ausgliedern logistischer Leistungen hört bei der Verpackung
längst nicht auf. Vor allem so genannte wertsteigernde Leistungen –
value added services – werden mehr
und mehr im Rahmen logistischer
Gesamtpakete angeboten. Dazu gehören unter anderem Abrufsteue-
rung, Bestandsmanagement, Qualitätskontrollen, Zentrallagerfunktionen, die Bestellabwicklung und teilweise Fakturierung für den Kunden,
Kommissionieren und Verpacken,
Etikettieren, Konfektionieren, der
Regalservice, Call-Center-Funktionen und die Sendungsverfolgung durch Tracking & Tracing. Dabei beteiligen sich
keineswegs nur Speditionen am
„Viele Mittelständ- Marktgeschehen, auch ausgegliederler verfügen über
te Logistikabteilungen aus Industrie
ausgezeichnetes
und Handel greifen immer mehr in
Wissen und bieten
den Wettbewerb ein.
uns zahlreiche
Die Kontraktlogistik – umfangMöglichkeiten zur
reiche
logistische Leistungen werden
Versendung unserer
in
mittel
– und längerfristigen VerGüter“, bekräftigt
trägen,
also
Kontrakten, vergeben Klaus Platz, Leiter
Transporte der Linde bietet den Kunden aus Industrie und
AG, HöllriegelsHandel die Möglichkeit, effizienter
kreuth.
zu arbeiten, die Qualität zu steigern
und gleichzeitig Kosten zu minimieBild: Linde
ren. Die Verlader können sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren,
flexibler auf Marktanforderungen
reagieren, Lieferengpässe vermeiden
und Lagerkapazitäten abbauen.
Klaus Zänker, Referent für Logistik und Informatik im BSL, erwartet,
dass der Anteil der Kontraktlogistik
in den nächsten Jahren überproportional zunehmen wird. „Mit ihr wird
das Outsourcing logistischer Leistungen ausgedehnt“, prognostiziert
er. Einige Branchen praktizieren
diese Methoden intensiv. Vor
allem die Automobilindustrie
und
ihre Zulieferer verlagern
Peter Dezelak,
logistische
Leistungen bis hin zu
Versandleiter der
produktionsnahen Tätigkeiten auf
Trumpf Werkzeugmaschinen GmbH
Logistikunternehmen.
Co. KG, Ditzingen:
„Wir schicken pro
Jahr rund 1400 bis
1500 Maschinen zu
den Kunden, da
gibt es jede Menge
zu organisieren und
zu bedenken.“
Bild: Trumpf
Ein Logistiker bündelt
viele Zulieferer
Wie weit das gehen kann, zeigt das
Beispiel der Dortmunder Rhenus
AG & Co. KG. Für den Automobilzulieferer Hella KG Hueck & Co.
steuert Rhenus die Belieferung
zweier deutscher Produktionsstätten
nach dem Kanbanprinzip. Das von
Toyota entwickelte und Anfang der
60er Jahre eingeführte System der
bedarfsorientierten MaterialflussSteuerung hat sich bis heute als hervorragendes Instrument der Bestandsoptimierung erwiesen, das
MM Facility Management · 2/2002
63
Bild: BLG
INFRASTRUKTURELLES FM L O G I S T I K
Auch der Einbau einer Klimaanlage gehört heute zu den umfangreichen Aufgaben eines Logistikers, der für die Automobilindustrie arbeitet.
wesentlich dazu beiträgt, die Verschwendung von Ressourcen zu verringern.
Bild: Kühne & Nage
Sechs Stunden nach Abruf
sind Teile im Werk
Manfred Schellhammer,
Geschäftsführer der
Kühne & Nagel
AG, Schweiz:
„Am Ende des Tages sollten drei
lachende Gesichter
am Tisch sitzen:
der Verlader, der
Spediteur und der
Endkunde.“
64
Der Bereich Kfz-Elektronik mit
den Geschäftsfeldern KarosserieElektronik, Licht und Elektronik,
Antriebsstrangregelung, Heizungsregelung und Komponenten
wächst bei Hella stark. Die rasante Entwicklung führte in
einigen deutschen Fertigungsstätten zu erweitertem Platzbedarf, um dringend benötigte Produktionskapazitäten zu schaffen.
Seit Frühsommer 2001 organisieren
die Rhenus-Logistiker die produktionssynchrone Belieferung der Hella-Werke in Hamm und Recklinghausen. Hier stellt Hella Elektronikkomponenten in verschiedenen Produktionslinien vom Fahrpedalgeber
bis hin zu Zentralsteuergeräten her.
Dabei werden Komponenten von 20
Lieferanten für das Werk Recklinghausen und von zehn Lieferanten für
das Werk Hamm in die Abwicklung
MM Facility Management · 2/2002
integriert. Die Versorgung der Werke aus dem Logistik-Zentrum Dortmund wird durch einen regelmäßigen Shuttleservice sichergestellt, der
mehrmals pro Tag verkehrt und dessen Lieferfrequenz durch die Hellawerke bestimmt wird. Mit zunehmender Anzahl der integrierten
Fertigungslinien und Lieferanten
nimmt auch die Frequenz zu. Dabei
garantiert Rhenus eine Lieferung der
benötigten Teile an den Bauort im
Werk innerhalb von 6 h nach Abruf.
Rhenus kommissioniert, verpackt
und stellt eine 24-stündige Versorgung an den Werktagen sicher. Etwa
3000 Ladungsträger werden täglich
bewegt. Das ergibt ein Liefervolumen von 150 Paletten in vier bis fünf
Anlieferungen pro Tag. Auch die
Rückführung der Leergutbehälter,
ihren Tausch und die Verwaltung
stellt der Logistiker sicher.
Die Bremer BLG Logistics Group
(ursprünglich Bremer LagerhausGesellschaft) bietet der Automobilindustrie und ihren Zulieferern von
der Produktionslogistik über die
Fertigfahrzeuglogistik bis hin zur
Ablieferung der Autos an den Händler die komplette Dienstleistungskette an.
In der Produktionslogistik nutzen
vor allem deutsche Hersteller die Systemdienstleistungen. Für die Mercedes-C-Klasse steuert die BLG-Tochter BLG International Logistics beispielsweise die weltweite Teileversorgung für die Montagelinien in Südafrika und mehreren asiatischen
Ländern. Dabei werden im Rahmen
der CKD-(Completely-KnockedDown-) beziehungsweise Part-byPart-Logistik die Einzelteile der CKlasse-Modelle in Bremen konsolidiert, in Container verpackt und per
Seefracht produktionssynchron an
die Montagebänder in Übersee versendet.
Allein in Südafrika werden zurzeit
rund 50 000 Fahrzeuge der C-Klasse
im Jahr montiert. Produktionsnahe
Funktionen wie der Einsatz anspruchsvoller Konservierungstechnik und das Aushärten geklebter
Rohbauteile gehören ebenfalls zum
Leistungsumfang der Bremer Logistiker.
Über das BLG-Logistikzentrum
Bremerhaven werden zudem weltweit die Montagestätten von VW mit
Fahrzeugteilen nach dem Part-byPart-System versorgt. Das Sortiment
umfasst über 3000 unterschiedliche
Fahrzeugteile, die von 300 verschiedenen Zulieferern nach Bremerhaven laufen. Dort erfolgen Kontrolle,
Konsolidierung, Verpackung, Containerisierung und Verschiffung.
Dabei durchläuft jedes Jahr ein Volumen von rund 300 000 m3 an Fahrzeugteilen das Zentrum. Hinzu
kommen rund 140 000 m3 an Teilen
für die Produktion des Bora. Zudem
wird der Rücklauf der Verpackungen
organisiert, etwa 500 000 Behälter
jährlich. Die Verpackungen werden
in Bremerhaven gegebenenfalls auch
repariert und für den weiteren Einsatz den verschiedenen Zulieferern
wieder zugeführt.
Die Klimaanlage
baut der Logistiker ein
In der Fertigfahrzeuglogistik ist die
BLG von der Auslieferung ab Werk
bis hin zum Händler im Binnenland
L O G I S T I K INFRASTRUKTURELLES FM
aktiv. Bevor die Autos in den Schaufenstern der Händler stehen,
liegen technische Leistungen wie die so genannten Pre-Delivery-Inspektionen und die Endfertigung von Fahrzeugen. Die BLG
baut in Bremerhaven zum Beispiel Klimaanlagen und Sonnendächer in die Fahrzeuge, rüstet sie mit Ledersitzen, Spoilern,
Sporträdern und anderen Dingen aus, die der Kunde beim
Händler individuell bestellt hat. Renommierte Hersteller wie
BMW, Daimler-Chrysler und Mitsubishi verlassen sich auf die
Leistungen der Bremerhavener.
Um solche Prozessketten steuern zu können, sind ausgefeilte
Informations- und Kommunikationssysteme erforderlich. Sie
sind die Schlüsseltechniken der Zukunft, unabdingbar, wenn es
darum geht, logistische Kooperationen einzugehen, Warenidentifikationssysteme aufzubauen und die Kommunikation
zwischen Dienstleister und Kunden aufrechtzuerhalten. Deshalb
investieren vor allem Logistikunternehmen erheblich in ihre ITAusstattung. Inzwischen ist sie ein Kernstück logistischer Konzepte und für Spediteure und Transportunternehmen zum wettbewerbsbestimmenden Produktionsfaktor geworden.
Drei lachende Gesichter an einem Tisch
Für Manfred Schellhammer, Geschäftsführer der Kühne & Nagel AG, Schweiz, ist der gute Logistiker ein Spezialist auf zahlreichen Gebieten. „Die Wertschöpfung findet heute in immer
transportferneren Bereichen statt. Ohne das spezifische Branchenwissen, gepaart mit grundlegendem speditionellem Knowhow, läuft nichts mehr“, sagt Schellhammer. Verladern auf der
Suche nach dem geeigneten Logistikunternehmen rät er, sich zunächst einen Marktüberblick zu verschaffen, bevor konkrete Gespräche geführt werden. „Der Markt ist groß, ebenso wie die
Qualitätsunterschiede“, so sein Statement.
Bevor man sich für eine Spedition entscheide, sollten Pflichten und Aufgaben klar umrissen werden. „Wir gehen so vor, dass
wir zunächst eine Grobanalyse des Kunden erstellen und daraus
einen Fragenkatalog generieren. Die Antworten fließen in ein
Konzept ein, das dem Kunden vorgelegt wird. Erst dann kann
über Preise und Konditionen gesprochen werden“, so Schellhammer. Dass die Speditionen dabei unter starkem Preisdruck
stehen, ist inzwischen völlig normal. „Viele Verlader setzen zuverlässige, prompte und pünktliche Leistungen voraus. Da geht
es dann fast nur noch über den Preis.“ Er rät deshalb zur Vereinbarung von Malus-Bonus-Systemen. „Es werden feste Parameter vereinbart, nach denen sich die Leistung bemisst. Bei Einhaltung der Konditionen
gibt es einen Bonus, liegt www.maschinenmarkt.de
der Logistiker darunter,
ist der Verlader berech- P BLG Logistics Group
AG & Co. KG
tigt, Kosten zu reduzieren“, erläutert der Spedi- P Bundesverband Spedition und
teur. Letztlich aber sei eiLogistik eV (BSL)
ne faire und vertrauens- P GuS Kommunikation
volle Partnerschaft anzustreben. „Am Ende des P Kühne & Nagel AG
Tages sollten drei lachen- P Linde AG
de Gesichter am Tisch sit- P Rhenus AG & Co. KG
zen: der Verlader, der
Spediteur und der End- P Trumpf Werkzeugmaschinen
GmbH Co. KG
kunde.“
MM
MM Facility Management · 2/2002
65
INFRASTRUKTURELLES FM G E B Ä U D E R E I N I G U N G
Mehr als nur
Putzen
Diversifizierung im Gebäudereiniger-Handwerk macht
Outsourcing attraktiv. Leistungen, die mit dem klassischen
Reinigen längst nichts mehr zu tun haben, gehören
wie selbstverständlich zum Angebotsspektrum großer wie
mittelständischer Gebäudereinigungsunternehmen.
RALPH KAMP
D
as Auslagern möglichst vieler Aktivitäten, die nicht im
direkten Fokus der Betriebsziele liegen, ist in der Industrie
zur Notwendigkeit geworden. Reinigungsdienstleistungen stehen da an
oberster Stelle. Nach Angaben des
Bundesinnungsverbandes der Gebäudereiniger (BIV) ist die Unterhaltsreinigung bereits zu 79 % ausgelagert, die Glasreinigung gar zu 92
%. Während daher in der Industrie
der Rückzug auf die Kernkompetenzen im Trend liegt, ist auf dem Markt
der Gebäudereiniger eine Gegenbewegung zu verzeichnen: Leistungen,
die mit dem klassischen Reinigen
längst nichts mehr zu tun haben, gehören wie selbstverständlich zum
Angebotsspektrum großer wie
mittelständischer
Gebäudereinigungsunternehmen.
Die klassische Raumpflege
gehört nach wie vor
zum Kerngeschaft der
Gebäudereiniger.
66
MM Facility Management · 2/2002
So mancher assoziiert mit dem
Begriff „Gebäudereinigung“ im Wesentlichen die Putzkolonnen, die
nach Feierabend mit Besen und
Staubsauger durch Hallen und Büros
gehen. Selbstverständlich gehört die
klassische Raumpflege zum Kerngeschäft der Gebäudereiniger. Der Sektor „Reinigung“ muss jedoch, zumal
aus industrieller Perspektive, deutlich breitbrandiger betrachtet werden: „Unseren Kunden in der Industrie bieten wir spezielle Verfahren
wie die Trockeneis- oder die Fluidreinigung über unsere Gesellschaft
GeBe Industrial Service“, erklärt Kai
Müller, Pressesprecher der Wisag
Service Holding GmbH & Co. KG.
Zur Reinigung im weiteren Sinne
gehört auch die Pflege und Instand-
haltung von Grün- und anderen
Außenflächen samt Winterdienst, so
dass die Arbeit der Gebäudereinigungsunternehmen fließend in
Hausmeister- und Gärtnertätigkeit
übergeht. Während an dieser Stelle
die Grenzen noch fließen, überschreiten viele Gebäudereiniger diese Grenzen komplett, wenn sie ihren
Kunden sogar Catering und Kantinenbewirtschaftung anbieten. Bereiche, in denen Sauberkeit und Hygiene zwar oberstes Gebot sind, aber
längst nicht mehr Kernaufgabe der
dort Beschäftigten.
So bietet die PSG Perfekt Service
GmbH, mit Sitz in Neu-Isenburg,
über ihre Tochter PSG Gastronomie
Event Service GmbH sowohl das Betreiben von Betriebsrestaurants als
auch das Catering für Firmenjubiläen und andere Festakte an – selbstverständlich inklusive Endreinigung.
Gebäudereiniger drängen
in andere Bereiche vor
Auch an anderen Stellen drängen die
Unternehmen der GebäudereinigerBranche in die Gebiete vordergründig nicht einmal benachbarter
Dienstleistungszweige: „Wir bieten
eine komplette Palette von Bewachungs- und Sicherheitsleistungen“,
führt Sandra Siebrecht aus, Mitarbeiterin im Vertriebsservice des
Branchenriesen Piepenbrock, Osnabrück. Zum Mitarbeiterstamm
solcher Dienstleister gehören demnach nicht nur gelernte „Gebäudereiniger“ – übrigens ein anerkannter
Handwerksberuf – sondern beispielsweise auch Köche, Techniker und Ingenieure. Durch der-
G E B Ä U D E R E I N I G U N G INFRASTRUKTURELLES FM
maßen qualifiziertes Personal haben
Gebäudereiniger in der Industrie mit
der Wartung, Instandhaltung und
Reparatur von Anlagen und Maschinen Märkte erobert, die bis vor kurzem von Spezialisten besetzt waren.
„Hier tragen wir durchaus das unternehmerische Risiko unseres Kunden
mit“, führt Rolf Jakobi aus, Leiter
Vertriebsservice bei Piepenbrock.
„In der Sparte ‚Industrieleistungen’
garantieren wir auf Wunsch eine bestimmte Verfügbarkeit von Maschinenstunden und übernehmen den
finanziellen Verlust, wenn wir diese
Garantie nicht einhalten können.“
Die Vorteile für den Industriebetrieb liegen auf der Hand: Er kann
auf teure eigene Mitarbeiter verzichten, die nur im Bedarfsfall eingesetzt,
aber kontinuierlich bezahlt werden
müssten. Und Rücksicht auf Arbeitszeitordnung und Tarifvertrag,
Urlaubszeiten und krankheitsbedingte Ausfälle muss nur der Dienstleister nehmen. Eigene Mitarbeiter
ständig außerhalb der regulären Arbeitszeit zu beschäftigen, fördert
nicht eben den Betriebsfrieden, notwendige Routinewartungen und Instandhaltungsarbeiten innerhalb der
Produktionszeit stören den Arbeitsfluss und verursachen Kosten durch
die Einbuße an Produktivität. Der
zeitliche Einsatz eines externen
Dienstleisters hingegen lässt sich vergleichsweise einfach in den betrieblichen Ablauf integrieren. „Wir stellen uns total auf den Kunden ein“,
verspricht Martina Dangerfield aus
der Marketing-Abteilung der DIW
Instandhaltung GmbH, Stuttgart.
„Wir sind an über 100 Standorten in
Deutschland im Einsatz. Unsere Mitarbeiter arbeiten im Schichtbetrieb.
Für uns ist es selbstverständlich, dass
wir dann da sind, wenn wir gebraucht werden, und nicht stören,
wenn gerade die Produktion auf
Hochtouren läuft.“ Das Kerngeschäft der DIW definiert sich im Maschinenbau durch die drei Komponenten Wartung, Instandsetzung
und technische Reinigung. Outsourcing ist nicht Selbstzweck, sondern
dient in aller Regel dazu, Personal-
Bild: Wisag
Outsourcing von Risiken
Für industrielle
Anwendungen
stehen spezielle
Reinigungsverfahren wie
die Trockeneisoder Fluidreinigung bereit.
entsprechend ihrer Qualifikation
eingesetzt. Häufig liefern wir die
gleiche Leistung auch für ein benachbartes Unternehmen und setzen den Mitarbeiter für diese Aufgabe ein, statt ihn mit geringer qualifizierten Tätigkeiten zu beschäftigen.“
Freilich sind mit einer solchen Betriebsänderung weit reichende organisatorische Umstellungen verbunden. Doch dieses Konzept ermöglicht es Industrieunternehmen, in
der täglichen Praxis weiter Mitarbeiter einzusetzen, die man zwar aus
wirtschaftlichen Gründen nicht
mehr selbst beschäftigen kann, auf
die zu verzichten aber gleichfalls
schwer fiele.
Konzentration der Kräfte
kosten zu senken und Arbeitskräfte
einzusparen. Werden in der Folge betriebsbedingte Kündigungen erforderlich, leidet der Betriebsfrieden,
die Motivation sinkt häufig auch bei
den verbleibenden Mitarbeitern und
nicht zuletzt wird meist ein Sozialplan erforderlich, der zumindest
vorübergehend keine Kostenerleichterung bringt. Diese Faktoren machen sich im Betriebsergebnis häufig
unschön bemerkbar.
Übernahme des Personals
vermeidet einen Sozialplan
„Zusammen mit Unternehmensführung und Betriebsrat haben wir
schon mehrfach einen Sozialplan
vermeiden können“, erklärt Rolf Jakobi ein Alternativkonzept, mit dem
Piepenbrock sich qualifiziertes Personal sichert: „Werden Betriebsteile
ausgelagert, dann übernehmen wir
häufig die Mitarbeiter, die bereits in
diesen Bereichen tätig sind. Wir nutzen dabei die Qualifikation dieser
Mitarbeiter und berücksichtigen,
dass sie ja bereits Teil der Kultur des
jeweiligen Unternehmens sind. Eine
soziale Sicherheit, die sich Mitarbeiter über Jahre und Jahrzehnte in ihrem ursprünglichen Unternehmen
aufgebaut haben, bleibt bei solchen
Betriebsänderungen voll erhalten.“
Nach Jakobis Überzeugung fördert dieses Vorgehen die Motivation
der betroffenen Mitarbeiter. „Die
Leute werden dann viel effektiver
Outsourcing dient freilich nicht allein dazu, Personalkosten zu senken,
sondern auch, die betriebliche Tätigkeit auf das eigentliche Kerngeschäft zu fokussieren. Doch solche
Überlegungen lassen sich nur sinnvoll in die Tat umsetzen, wenn sie
letztlich in Euro und Cent ihren
Niederschlag finden. Gerade im Bereich „Reinigung“ fehlt jedoch nach
Auffassung des BIV das Kostenbewusstsein. So heißt es in einer Presseinformation des Verbandes: „Leider liegen den Entscheidungsträgern
... in 95% aller Fälle keine exakten
Zahlen über die betrieblichen Reinigungskosten vor.“ Am Anfang einer
Entscheidungsfindung steht also immer eine exakte Kalkulation des bisherigen eigenen Aufwandes. Im Kostenstellenplan eines Unternehmens
herrscht oft nicht die nötige Transparenz, um diese Leistung bewerten
zu können. „In der Regel sollte der
Einkäufer einen Berater konsultieren, der diese Transparenz herstellt“,
empfiehlt Gunter Thiele, zuständig
für Öffentlichkeitsarbeit bei der
Unternehmensgruppe GegenbauerBosse, Berlin. Und falls man bereits
mit einem Gebäudereiniger in anderen Bereichen gut zusammenarbeitet, könne man auch ihn mit dieser
Aufgabe betrauen. Prinzipielle wirtschaftliche Erwägungen freilich
sprechen eine deutliche Sprache zugunsten der Auslagerung von Reinigungsarbeiten. Der BIV führt als Ers-
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INFRASTRUKTURELLES FM G E B Ä U D E R E I N I G U N G
Transparenz
und Qualitätssicherung
„Wenn Sie verschiedene Dienstleister unabhängig voneinander den
Reinigungsbedarf abschätzen lassen,
und dann die Angebote nebeneinander legen, so vergleichen Sie Äpfel
mit Birnen“, warnt Jürgen Sonne,
Prokurist der PSG Perfekt Service
GmbH. Zu unterschiedlich seien die
Ansätze und Schwerpunkte, die verschiedene Gebäudereiniger anlegen
würden. „Der preiswerteste Anbieter
sieht vielleicht bei einer Maschine
viel weniger Reinigungsaufwand als
einer, der teurer anbietet. Im Endeffekt zahlt man dann weniger Geld, ist
aber womöglich auch nicht unbedingt zufriedener.“
Sonne empfiehlt, ein Qualitätspflichtenheft in Bezug auf bedarfsund prozessorientierte Reinigung
von einem unabhängigen Berater erstellen zu lassen und alle Angebote
auf der Grundlage dieses Pflichtenheftes einzuholen. Sieht ein Anbieter
Bedarf für eine Änderung, müsse
diese Änderung mit den übrigen Bietern abgestimmt werden, um die Angebote vergleichbar zu halten. Rolf
Jakobi, Piepenbrock, sieht als Lösung für Transparenz nicht mehr das
klassische Leistungsverzeichnis, sondern die Bündelung verschiedenster
Leistungen zu einem für den Kunden
greifbaren Gesamtprodukt. Als Beispiel führt er ins Feld: „Nehmen wir
eine Toilette: da ist ein Seifenspender
nachzufüllen, da ist der Lüfter in
Gang zu halten, die Spülung, es muss
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Bild: Gegenbauer Bosse
tes die Effizienz ins Feld. Der Dienstleister besitzt Spezialkenntnisse und
kann mit Erfahrungen aus anderen
Objekten aufwarten. Er hat Zugang
zu Spezialmärkten und erhält, schon
durch seine Verbrauchsmengen,
bessere Konditionen. Die höhere
Flexibilität – sprich Unabhängigkeit
von Krankheit und Urlaub – wurde
bereits ins Feld geführt. Die Ausstattung mit professionellem Arbeitsgerät dürfte bei einem externen Dienstleister in der Regel ebenfalls besser
sein. Zumindest amortisiert sich eine solche Investition wesentlich
schneller bei einem Dienstleister als
im Industrieunternehmen selbst.
Durch qualifiziertes
Personal haben
Gebäudereiniger
in der Industrie
mit der Wartung,
Instandhaltung
und Reparatur
von Anlagen und
Maschinen Märkte
erobert, die bis
vor kurzem von
Spezialisten besetzt
waren.
MM Facility Management · 2/2002
nisse anpassen. Wenn ich einen
Dienstleister in die engere Wahl ziehe, würde ich ihn bitten: ‚Bring mich
zu einem deiner Referenzkunden
und zeige mir vor Ort, wie du deine
Arbeit dokumentierst und deine
Qualität sicherst.’ Dann zeigt sich
schnell, ob der Anbieter sein Zertifikat verdient hat.“
Gute Referenzen sind auch für
Gunter Thiele der Maßstab, an dem
sich Qualität festmachen lässt. „Bei
welchen Kunden war oder ist der
Dienstleister im Einsatz, und wie
lange schon. Gerade langfristige Bindungen oder deren Fehlen zeigen,
wie weit es mit der Qualität her ist.“
Der Markt ist in Bewegung
immer genug Handtuchpapier da
sein und sauber muss es natürlich
auch sein. Daraus machen wir für
den Kunden einfach das Produkt
„Funktionsfähige Sanitäreinrichtung“ und legen einen Preis pro Einheit fest.“
Ähnlich sieht Kai Müller die Lösung: „Sauberkeit lässt sich nicht immer planen. Statt eines starren Leistungsverzeichnisses versuchen wir,
mit den Kunden einen Leistungskorridor festzulegen. Dann wird immer
da gereinigt, wo es nötig ist, statt zum
Beispiel drei Mal in der Woche ein
Büro sauber zu machen, während
der Mitarbeiter im Urlaub ist.“
Fehlendes Zertifikat
ist ein Ausschlusskriterium
Einigkeit herrscht in der Branche
auch darüber, wie ein Qualitätszertifikat zu bewerten ist. „Ein Zertifikat
lässt den kritischen Kunden nicht
unbedingt sicher sein, dass ein
Dienstleister dauerhaft einen hohen
Standard hält“, meint Gunter Thiele
von Gegenbauer-Bosse, „aber wenn
es fehlt, ist das ein sicheres Ausschlusskriterium.“
„Ein QM-System muss gelebt
werden, wenn es Wirkung zeigen
soll“, ist sich auch Jürgen Sonne,
PSG, sicher. „Wir machen dazu unsere Arbeitsweise völlig transparent
für unsere Kunden, gehen mit ihnen
die Prozesse durch und können diese jederzeit an die aktuellen Bedürf-
Der Markt der Gebäudereiniger, des
Gebäude- und Facility Managements, ist ein umkämpfter Wachstumsmarkt, auf dem sich Dienstleister unterschiedlichster Ausprägung
und mit enorm breitem Angebot
tummeln. Die klassische Reinigung
verliert dabei zunehmend an Dominanz, während Lösungen für das
Outsourcing unterschiedlicher betrieblicher Aufgaben an Bedeutung
gewinnen. Wo sich die Auslagerung
mehrerer betrieblicher Aufgaben in
eine Hand anbietet, liefern SynergieEffekte dem Dienstleister zusätzliches Optimierungspotential – ein
Umstand, von dem auch der Industriebetrieb profitieren kann. Je umfangreicher die geplante Auslagerung, desto schwieriger ist es allerdings, die gebotenen Leistungen
transparent zu machen. Deshalb
werden die kommenden Jahre hoffentlich zu einer Standardisierung
führen, von der letztlich Auftraggeber wie Dienstleister nur profitieren
können.
MM
www.maschinenmarkt.de
P Bundesinnungsverband
der Gebäudereiniger (BIV)
P Wisag Service Holding
P Piepenbrock
P DIW Instandhaltung
P Gegenbauer Bosse
P PSG
P R O D U K T E INFRASTRUKTURELLES FM
Passiv-Infrarot-Sensoren
Die NaPiOn-Serie, eine
Baureihe neuer Passiv-Infrarot-Bewegungssensoren
(PIR), zeichnet sich insbesondere durch ihre hohe
Empfindlichkeit und
ultraminiaturisierte Baugröße aus. Dies ist vor allem auf die Weiterentwicklung der Halbleiter- und
Mikrotechnik zurückzuführen.
Bei der Auswahl des sensitiven Materials wird das hochempfindliche
pyroelektrische Einkristall Lithium-
Tantalat (LiTaO3) verwendet, weil es unter anderem
einen großen pyroelektrischen Koeffizient aufweist. Die Sensorstruktur
wurde mittels FEM-Simulation hinsichtlich einer hohen IR-Empfindlichkeit
und effektiven Temperaturverteilung optimiert.
c Matsushita Electric Work Deutsch-
land GmbH,
Tel. (0 80 24) 6 48-5 01,
mew-d@euro.de.mew.com
Hallen-Sonderkonstruktion
Für besondere Anforderungen stellt
Haltec Hallen-Sonderkonstruktionen nach Maß her. Die Besonderheiten dieser Halle liegen in den
unterschiedlichen Abmessungen
der beiden Giebelseiten als auch in
der Höhe der beiden Längswände.
Man konzipierte auf Basis einer
Systemhalle eine Stahlkonstruktion
mit einer Wand- und Dachverkleidung aus Sandwichelementen. Das
Ergebnis war eine 32 m lange Halle
mit den Abmessungen von 9,70 m
in der schmalen Giebelwand und
20,68 m in der breiten Giebelwand.
Die Seitenhöhe der Längswandseite
zum Bestand beträgt 5,36 m. Durch
die Hanglage wurde die andere
Längswandseite mit steigender Höhe von 3,78 m auf 4,76 m ausgeführt.
c Haltec Hallensysteme GmbH,
Tel. (0 72 57) 92 48-20,
info@haltec.net
Funk-Rauchmelder
Der Funk-Rauchmelder FR 2000
von Bosch erkennt frühzeitig sichtbaren Rauch, der bei einem Brand
oft vor der Flammenbildung oder
der Temperaturerhöhung entsteht,
und macht durch einen unüberhörbaren Signalton auf die drohende
Gefahr aufmerksam. Schlafende
Personen werden damit früh gewarnt. Gleichzeitig meldet das Gerät über Funk die Gefahr an die
Haus-Serviceruf-Teilnehmerstation, die das Alarmsignal automatisch über das Telefonnetz weiterleitet.
c Bosch Sicherheitssysteme GmbH,
Tel.: (08 00) 70 00-4 44
info.service@de.bosch.com
Modular aufgebaute Unterstellplätze
Die Systeme modular aufgebauter
Unterstellplätze von Texabri bieten
bei Außenpräsentationen von
Autohändlern und Autowerkstätten
einen stilvollen Mehrwert. Die mo-
dernen Systeme bilden gemeinsam
mit den ausgestellten Autos einen
erstklassigen Blickfang. Die modulierbaren Überdachungen lassen
das Tageslicht herein und sind
selbst gegen UV-Strahlung geschützt. Außerdem sind sie wasserdicht und werden mit integrierten
Leuchtwannen geliefert. Aufgrund
der umfassenden Möglichkeiten für
Aufdruck bieten diese Überdachungssysteme einen einmaligen
und wirkungsvollen Kommunikationswert. Kunden werden nämlich
jetzt auch abends und am Wochenende auf die ausgestellten Autos
aufmerksam gemacht. Die Autos
werden gegen Wind und Wetter geschützt. Die Unterstellplätze verfügen über eine selbsttragende, galvanisierte und thermolackierte Konstruktion und werden von eigenen
Montageteams auf Betonfundament installiert. Neben den verschiedenen Formaten bei den Standardabmessungen bietet man über
eine CAD-3D-Präsentation Maßarbeit gemäß den spezifischen Kundenwünschen und -anforderungen.
c Texabri Deutschland,
Tel. (02 11) 55 09-5 34,
texabri@worldmail.nl
Vernetztes
Türschließsystem
Das vernetzte Türsystem Secu-Logic kann von einer zentralen Stelle
aus bedient werden. Mit Hilfe des
virtuellen Anzeigetableaus VAT 220
lassen sich die Außentüren
bequem und übersichtlich
am Bildschirm überwachen.
Virtuelle Türzentralen zeigen
stets den aktuellen Türzustand an. Über ein CANBussystem lassen sich Türzentralen miteinander verknüpfen. Über einen TouchScreen können damit gezielt
einzelne Türen freigeschaltet
oder im Notfall mit einer
zentralen Nottaste kollektiv
entriegelt werden. Eine Grundrisszeichnung visualisiert den genauen
Standort der Türen im Gebäude.
Sämtliche Vorgänge können in einem Protokollfenster aufgelistet
und gespeichert werden.
c Geze Marketing-Services,
Tel. (0 71 52) 2 03-5 05,
marketing-services.de@geze.com
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INFRASTRUKTURELLES FM P R O D U K T E
Scheuersaugmaschine
Im Design eines Motorrollers
bringt Kärcher die Aufsitzer-Scheuersaugmaschine BR/BD Trike
für mittelgroße Flächen auf
den Markt. Das sehr
preisgünstige Batteriegerät ist wahlweise mit
Scheiben- oder Walzenbürsten lieferbar und
verspricht durch sein
attraktives Äußeres und seinen Fahrkomfort mehr Freude und
höhere Motivation bei der sonst oft
wenig geliebten Reinigungsarbeit.
Auch konstruktiv hat man mit dieser Maschine neue Wege beschritten: Der robuste Gerätekörper besteht im Wesentlichen aus zwei
Kunststoffteilen, in denen
Schmutz- und Frischwassertank,
Batterien, Ladegerät und Saugturbine Platz sparend und leicht zugänglich untergebracht sind.
c Alfred Kärcher GmbH & Co. KG,
Tel. (0 71 95) 14-26 84,
frank_schad@kmm.kaercher.com
zielle Module, die es Speditionen,
Paketserviceunternehmen, Versicherungen und Sicherheitsfirmen ermöglichen, einzelne Güter via Web
auf dem Weg zum Kunden zu begleiten und ihren Standort im Rahmen konfigurierbarer Wegverfolgungs-Intervalle zu lokalisieren.
Darüber hinaus lässt sich prüfen, ob
stationäre Gegenstände von ihrem
Standort wegbewegt werden. Der
Service nutzt eine Kombination aus
GSM und GPRS und ist auch dort
einsetzbar, wo GPS-Systeme keine
Daten mehr liefern, weil der Sichtkontakt zum Satelliten fehlt.
c Siemens AG Corporate
Digitaler Harddiskrecorder
Mit dem digitalen Harddiskrecorder DMS 180 III von Dallmeier
Electronic kommt zur Security
2002 ein Sicherheitssystem mit
formschönem und zugleich funktionalem Design auf den Markt.
Der Recorder verfügt im Frontbereich über ein LCD für Status- und
Service-Einblendungen und einer
USB-2.0-Schnittstelle. An der
Rückseite sorgt ein völlig neu kon-
zipiertes abnehmbares BNC-Anschlussfeld für optimale Bedienungs- und Wartungsfreundlichkeit im praktischen Einsatz. Auch
sonst bietet der digitale Recorder
eine Menge neu entwickelter Softund Hardwarelösungen mit deutlich höherem Leistungsumfang.
c Dallmeier Electronic GmbH,
Tel. (09 41) 87 00-0,
presse@dallmeier-electronic.com
Gütersicherung per Mobilfunk
Mit dem so genannten M-TractionParcel-Watch-Service bietet der Siemens-Bereich Information and
Communication Mobile (IC Mo-
bile) einen mobilen Datendienst,
der hochwertige Güter überwacht.
Dieser neue Service nutzt herkömmliche Mobiltelefone oder spe-
Communications,
Tel. (0 89) 6 36-5 16 75,
Marion.Bludszuweit@icn.siemens.de
Vielseitige Türstation
Die neuen Edelstahltürstationen
von Ritto eignen sich besonders für
Mehrfamilienhäuser und große
Objekte. Die Oberfläche der Edelstahltaster, Namensschilder und
Lautsprecher schließen mit der
Frontplatte bündig ab. Sie ist doppelt ausgeführt aus 2,5 mm Edelstahl vor einer Aluminiumplatte
und damit nahezu unverwüstlich.
Die Station ist mit gebürsteter
Edelstahloberfläche glatt oder im
Messing-Look (PVD) erhältlich.
c Ritto GmbH & Co. KG,
Tel. (0 27 73) 8 12-0, info@ritto.de
Sichern Sie sich Ihren Wissensvorsprung!
Faxorder (09 31) 4 18-20 22
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MM Facility Management 2 – 2002