PDF - Hessen Agentur
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Kurzarbeit in Hessen Dr. Bernd Werner Report Nr. 803 Wiesbaden 2011 Eine Veröffentlichung der HA Hessen Agentur GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Abraham-Lincoln-Straße 38-42 D-65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet Geschäftsführer: Vorsitzender des Aufsichtsrates: 0611 / 774-81 0611 / 774-8313 info@hessen-agentur.de http://www.hessen-agentur.de Jürgen Illing Dieter Posch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Kurzarbeit in Hessen Inhalt Seite 1 Einleitung 1 2 Ziel und Aufbau der Untersuchung 3 3 Das arbeitsmarktpolitische Instrument Kurzarbeit 6 3.1 Ziele und Ausgestaltung der Kurzarbeit 6 3.2 Die Bedeutung der Kurzarbeit in Deutschland 4 5 6 11 Kurzarbeit in Hessen 17 4.1 Die Entwicklung der Kurzarbeit auf dem hessischen Arbeitsmarkt 17 4.2 Kurzarbeit in Hessen: Die regionale Ebene 21 4.3 Kurzarbeit in Hessen nach Wirtschaftszweigen 26 4.4 Die Entlastung des Arbeitsmarktes durch die Kurzarbeit 30 4.5 Qualifizierung und Kurzarbeit 35 Das Instrument der Kurzarbeit aus dem Blickwinkel der arbeitsmarktpolitischen Akteure 40 Zusammenfassung und Ausblick 44 Abbildungsverzeichnis 46 Literaturverzeichnis 47 Anhang I HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 1 Einleitung Deutschland erlebte in Folge der Wirtschaftskrise einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in bisher unbekanntem Ausmaß: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um rund 5 %. In Hessen war ein Rückgang der Wirtschaftsleistung in Höhe von 4,3 % auszumachen, die schwerste Rezession seit über 60 Jahren. Ein Blick auf die Arbeitslosenstatistik relativiert jedoch den Eindruck einer gravierenden Rezession. So stieg sowohl in Deutschland als auch in Hessen die Arbeitslosigkeit nur geringfügig an und signalisierte keine signifikante Verschlechterung der Beschäftigungssituation.1 Die Begründung für diese Beobachtung, welche zum Teil als „Deutschlands Beschäftigungswunder“2 beschrieben wurde, lag in der Flexibilität der Arbeitsorganisation und in der intensiven Inanspruchnahme des Instruments der Kurzarbeit. Aufgrund der massiven Auftragseinbrüche standen viele Unternehmen vor der schwierigen Entscheidung, Entlassungen vorzunehmen, um den Fortbestand von Unternehmen zu sichern, oder Kurzarbeit anzumelden, um eine Kündigung der Arbeitnehmer zu vermeiden. Mit dem Instrument der Kurzarbeit sollen Kündigungen in wirtschaftlich schweren Zeiten vermieden werden. So erhalten die Unternehmen eine finanzielle Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit und müssen nicht mehr das komplette Gehalt bezahlen. Das Kurzarbeitergeld wurde im Zuge der Wirtschaftskrise durch eine Vielzahl von Gesetzesnovellierungen sehr attraktiv für die Unternehmen gestaltet. Im Ergebnis wurden die Anspruchsvoraussetzungen gelockert und die Bundesagentur für Arbeit übernahm sukzessive einen größeren Anteil an den Kosten des Instruments. Neben der arbeitsmarktpolitischen Flankierung der Konjunkturkrise wurde als Reaktion auf den schärfsten Konjunktureinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg in Hessen ein im Ländervergleich großzügiges Sonderinvestitionsprogramm, dotiert mit mehr als 2,6 Mrd. Euro, aufgelegt.3 Der „Erfolg“ des Instruments Kurzarbeit – gemessen an der Inanspruchnahme – ließ nicht lange auf sich warten. Im Juni 2009 wurden bundesweit mehr als 1,5 Mio. Menschen durch diese Maßnahme unterstützt. Das Instrument der Kurzarbeit wurde auch in Hessen sehr intensiv genutzt, die Anzahl der Personen in Kurzarbeit stieg seit Beginn der Wirtschaftskrise sprunghaft an. 1 2 3 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2009a). Schneider, Stefan; Gräf, Bernhard (2010), S. 1. Vgl. zu den ersten Ergebnissen der Wirkungen des hessischen Konjunkturprogramms die Studie von Dimitrova, Gergana; Frings, Kerstin; Schippers, Björn (2010). 1 Kurzarbeit in Hessen Zum Ende des Jahres 2010 zeigt sich ein anderes Konjunkturbild. Die konjunkturelle Situation hat sich deutlich verbessert, Deutschland und Hessen sind in eine dynamische Wachstumsphase eingemündet, das Wachstum lag nach den aktuellen Schätzungen der Konjunkturexperten in Hessen im Jahr 2010 bei 2,8 %.4 Die staatlichen Konjunkturhilfen laufen sukzessive aus, das Instrument der Kurzarbeit verliert zunehmend seine Bedeutung zur Vermeidung konjunkturbedingter Arbeitslosigkeit. Im Rahmen der Studie „Kurzarbeit in Hessen“, die im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung erstellt wurde, wird der Frage nach der Bedeutung dieses arbeitsmarktpolitischen Instruments in Hessen während der Konjunkturkrise nachgegangen. 4 2 Vgl. Hessisches Statistisches Landesamt (2010). HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 2 Ziel und Aufbau der Untersuchung Ziel der Studie ist es, einen fundierten Überblick über die Inanspruchnahme des wichtigen arbeitsmarktpolitischen Instruments Kurzarbeit auf der Ebene Hessens und seiner Regionen zu erlangen. Hierzu wird eine systematische Aufbereitung und Analyse von Daten der Arbeitsverwaltung über die Nutzung des Instruments Kurzarbeit durch die Unternehmen differenziert nach einzelnen Regionen und Wirtschaftszweigen vorgenommen. Für die Bearbeitung der entscheidenden Fragestellungen kann nicht auf vorhandene veröffentlichte Daten zurückgegriffen werden. Zentrale Grundlage für die Untersuchung ist vielmehr eine Sonderauswertung der Statistik über Kurzarbeit der Bundesagentur für Arbeit. Die Statistik beruht auf den Anzeigen, welche die Betriebe vor Beginn der Kurzarbeit bei der Bundesagentur für Arbeit zu erstatten haben. Im Rahmen der Studie wird auf das konjunkturelle Kurzarbeitergeld nach § 170 SGB III abgestellt. Personen, die das Saison-Kurzarbeitergeld bzw. Transferkurzarbeitergeld beziehen, werden nicht in die Analyse mit einbezogen.5 Für die Darstellung der Bedeutung von Kurzarbeit in Hessen erfolgt keine Auswertung über die Anzahl der Anzeigen der Kurzarbeit, da sich hieraus keine Angaben über die Anzahl der tatsächlich betroffenen Personen in Kurzarbeit ableiten lassen. Vielmehr wird auf die tatsächliche Inanspruchnahme des Instruments Kurzarbeit, d.h. die davon betroffenen Personen in den hessischen Unternehmen, abgestellt. Die Daten über die Inanspruchnahme der Kurzarbeit stehen in der erforderlichen Detailliertheit mit einer Zeitverzögerung von 5 Monaten zur Verfügung, so dass auf der regionalen Ebene Daten aus dem April 2010 analysiert werden konnten.6 Zudem wurde das Expertenwissen von direkt betroffenen Unternehmen und Verbänden in die Studie integriert. Hierzu wurden mit ausgewählten Vertretern leitfadengestützte Expertengespräche durchgeführt. Im ersten Teil der Studie über die „Kurzarbeit in Hessen“ wird ein kurzer Überblick über die Ansatzpunkte und die Ausgestaltung von Kurzarbeit gegeben. Darüber hinaus sind vorliegende Untersuchungsergebnisse und Einschätzungen über die Wirkungen der Kurzarbeit kurz zusammengefasst. Zudem wird exemplarisch darge- 5 6 Vgl. zu den leistungsrechtlichen Grundlagen von Kurzarbeitergeld Bundesagentur für Arbeit (2009b). Das SaisonKurzarbeitergeld und das Transferkurzarbeitergeld haben gegenüber dem „klassischen“ Kurzarbeitergeld eine vernachlässigbare Größenordnung. Im Juni 2009 betrug der Anteil der Personen, welche Saison-Kurzarbeitergeld bzw. Transferkurzarbeitergeld erhielten, nur 1 % in Relation zu den Personen in Kurzarbeit nach § 170 SGB III. Die Zeitverzögerung geht auf die Umstellung des Statistikverfahrens der Bundesagentur für Arbeit zurück. Vgl. die ausführlichen Erläuterungen zur Umstellung der Datenbasis bei Bundesagentur für Arbeit (2010a). 3 Kurzarbeit in Hessen stellt, mit welchen Kosten der Einsatz des arbeitsmarktpolitischen Instruments Kurzarbeit verbunden ist. Daran anschließend erfolgt eine Zeitreihenanalyse über die Inanspruchnahme von Kurzarbeit in Deutschland in den Jahren 1998 bis 2008, um die arbeitsmarktpolitische Bedeutung auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene besser abschätzen zu können. Im Anschluss daran wird auf eine Monatsbetrachtung ab dem Januar 2008 abgestellt, um die Dynamik der Kurzarbeit sachgerecht abbilden zu können. Ein kurzer Vergleich der Inanspruchnahme der Kurzarbeit auf der Ebene der Bundesländer schließt sich an. In einem zweiten Schritt folgt der Wechsel der Perspektive auf das Land Hessen. Zunächst wird analysiert, wie hoch die Anzahl der von Kurzarbeit betroffenen Betriebe und Personen in Hessen ist. Dabei wird der Untersuchungszeitraum von Januar 2008 bis April 2010 betrachtet, wobei die Daten monatlich analysiert werden. Die Daten werden zunächst auf der regionalen Ebene, differenziert nach dem Land Hessen, den Regierungsbezirken sowie den kreisfreien Städten und hessischen Landkreisen ausgewertet. Darüber hinaus erfolgt eine Auswertung und Analyse nach Wirtschaftsabteilungen, um die unterschiedliche Bedeutung dieses Instruments nach Regionen und Branchen ableiten zu können. In einem dritten Schritt erfolgt eine Berechnung der Kurzarbeiterquoten, d.h. der Personen in Kurzarbeit bezogen auf den Bestand an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Auf diese Weise kann die regionale Betroffenheit der Wirtschaftskrise sowie die unterschiedliche Nutzung des Instruments der Kurzarbeit herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse der Analyse sind mit Karten unterlegt, um einen Überblick über den regionalen Stellenwert der Kurzarbeit in Hessen zu bieten. Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit sollten dazu dienen, die Beschäftigungsperspektiven der Mitarbeiter nachhaltig zu verbessern und die Zeit des Arbeitsausfalls sinnvoll zu nutzen. Auf diese Weise soll die Wettbewerbsposition der Unternehmen, gerade vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Fachkräftebedarfs, nachhaltig gesichert werden. Die Bundesagentur für Arbeit unterstützte diese Qualifizierungsmaßnahmen. Die Anzahl der Personen in Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit wurde in einem vierten Schritt durch eine Sonderauswertung analysiert. Die Ergebnisse der Auswertung wurden anschließend im Rahmen der Expertengespräche diskutiert und abschließend bewertet. Daran anschließend sind in einem fünften Schritt die Ergebnisse der Expertengespräche zusammengefasst. Hierzu sind aus den besonders von der Kurzarbeit betroffenen Branchen und Unternehmen sowohl Vertreter der Arbeitgeberseite und der Arbeitnehmerseite als auch Personalverantwortliche interviewt worden. Fragen nach 4 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – der konkreten Inanspruchnahme, der Bedeutung für die Branche und das jeweilige Unternehmen sowie der Erfahrungen bei der praktischen Umsetzung der Kurzarbeit standen hier im Vordergrund. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Auswirkungen der Novellierung der Regelungen über die Inanspruchnahme der Kurzarbeit, wie die Verlängerung der Bezugsdauer, gelegt. Zudem wurde die Inanspruchnahme von geförderten Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit thematisiert. 5 Kurzarbeit in Hessen 3 Das arbeitsmarktpolitische Instrument Kurzarbeit 3.1 Ziele und Ausgestaltung der Kurzarbeit Zentrales Ziel der Gewährung von Kurzarbeitergeld ist der Erhalt von Arbeitsplätzen bei vorübergehendem Arbeitsausfall. Unternehmen können dank Kurzarbeit ihre Personalkosten anstatt durch Entlassungen durch Arbeitszeitverkürzungen reduzieren und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz sichern. Somit dient das Instrument der Kurzarbeit zur Bekämpfung konjunktureller Arbeitslosigkeit. Für den Bezug von Kurzarbeitergeld gelten spezielle Anspruchsvoraussetzungen. Das konjunkturelle Kurzarbeitergeld wird gewährt, wenn in Betrieben oder Betriebsabteilungen die regelmäßige wöchentliche Arbeitszeit infolge wirtschaftlicher Ursachen oder eines unabwendbaren Ereignisses vorübergehend verkürzt wird. Zudem müssen gewisse persönliche und betriebliche Voraussetzungen erfüllt sein. Es besteht eine Anzeigepflicht, d.h. der Arbeitgeber oder die Betriebsvertretung muss den Arbeitsausfall bei der zuständigen Agentur für Arbeit schriftlich anzeigen und dabei den erheblichen Umfang der Arbeitszeitverkürzung und die betrieblichen Voraussetzungen für das Kurzarbeitergeld glaubhaft machen. Wenn alle Voraussetzungen für Kurzarbeit erfüllt sind, erhalten die Beschäftigten vom Arbeitgeber nur die Arbeitszeiten bezahlt, die auch tatsächlich geleistet werden. Kurzarbeit ist in Deutschland grundsätzlich auf 6 Monate befristet. Die Höhe des Kurzarbeitergeldes richtet sich nach dem pauschalierten Nettoentgeltausfall im Anspruchszeitraum. Arbeitnehmer mit Kind erhalten 67 % des ausgefallenen Nettolohns, alle anderen 60 %. Der Arbeitgeber bezahlt für die ausgefallenen Arbeitsstunden zwar keinen Arbeitslohn, muss aber die kompletten Beiträge zur Sozialversicherung für die nicht gearbeiteten Stunden alleine tragen. Allerdings hat die Bundesregierung im Zuge der Wirtschaftskrise umfangreiche Änderungen im Bereich der Kurzarbeit durchgesetzt, die nachfolgend kurz beschrieben sind. November 2008: Neuregelung des Kurzarbeitergeldes für Verleihbetriebe Verleihbetrieben kann Kurzarbeitergeld gewährt werden, wenn diese „glaubhaft“ versichern, dass alternative Beschäftigungsmöglichkeiten fehlen. Januar 2009: Verlängerung der Bezugsdauer Verlängerung der Bezugsdauer von Kurzarbeit auf 18 Monate. Dies gilt nur für Arbeitnehmer, deren Anspruch bis zum 31. Dezember 2009 entsteht. 6 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Februar 2009: Erleichterung beim Bezug Ein Arbeitsausfall berechtigt auch dann zum Bezug von Kurzarbeitergeld, wenn der Arbeitnehmer einen Entgeltausfall von mehr als 10 % des monatlichen Bruttoentgelts hat, ohne dass ein Drittel der Beschäftigten davon betroffen sein müssen. Kein Abbau von Minusstunden erforderlich. Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt 50 % der Sozialversicherungsbeiträge. Nehmen Arbeitnehmer an Qualifizierungsmaßnahmen teil, können diese unter bestimmten Voraussetzungen in voller Höhe erstattet werden. Juni 2009: Nochmalige Verlängerung der Bezugsdauer Verlängerung der Bezugsdauer von Kurzarbeit auf 24 Monate, wenn der Anspruch bis zum 31. Dezember 2009 entsteht. Juli 2009: Neuregelung – Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt rückwirkend zum 01. Januar 2009 ab dem siebten Monat vollständig die Sozialversicherungsbeiträge in pauschalierter Form. Januar 2010: Neuregelung – Bezugsfrist Kurzarbeitergeld Verlängerung auf 18 Monate gilt für Betriebe, die mit der Kurzarbeit in 2010 beginnen. Für Betriebe, die mit der Kurzarbeit schon 2009 begonnen haben, gilt eine Bezugsfrist von 24 Monaten. Zu den Vorteilen der Kurzarbeit aus der Sicht des Arbeitnehmers gehört an erster Stelle die Sicherung des Arbeitsplatzes in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Die Frage, welchen Nutzen der Arbeitnehmer aus der vermehrten Freizeit ziehen kann, lässt sich pauschal nicht beantworten und dürfte abhängig sein vom Umfang der Kurzarbeit und den persönlichen Präferenzen der Arbeitnehmer. Als Nachteil auf der Seite des Arbeitnehmers stehen Einkommensverluste. Allerdings existiert eine Vielzahl von tarifvertraglichen Regelungen, welche die Einkommenseinbußen für die Arbeitnehmer während der Kurzarbeit abfedern. So kommt es in einigen Branchen durch tarifvertraglich vereinbarte Aufstockungen zu einem Ausgleich, der bis zu 100 % des Nettoentgelts sichern kann.7 Die Arbeitnehmer sind allerdings gut beraten, die steuerlichen Auswirkungen des Bezugs von Kurzarbeitergeld zu beachten. Das Kurzarbeitergeld ist für den Arbeitnehmer zwar 7 Vgl. Bispinck, Reinhard (2009), S. VIff. 7 Kurzarbeit in Hessen steuerfrei, es steht jedoch unter Progressionsvorbehalt und wird bei der Festlegung des Steuersatzes berücksichtigt.8 Die Vorteile für den Arbeitgeber liegen vor allem in der Sicherung des betriebsspezifischen Humankapitals und der Vermeidung eines Reputationsverlustes als verlässlicher Arbeitgeber.9 Das qualifizierte Stammpersonal soll durch die Inanspruchnahme von Kurzarbeit über die Krise gerettet und eine Abwanderung des betriebsspezifischen Wissens an Konkurrenzbetriebe verhindert werden.10 Dies ist vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Fachkräftemangels – insbesondere im ingenieurwissenschaftlichen Bereich – eine der Hauptursachen für die starke Zunahme der Kurzarbeit. Darüber hinaus sichert die Kurzarbeit die Anpassungsflexibilität der Unternehmen und verhindert Entlassungen, insbesondere dann, wenn andere tarifvertragliche Regelungen oder betriebsinterne Instrumente wie Arbeitszeitkonten, betriebliche Bündnisse oder Öffnungsklauseln bereits ausgeschöpft sind. Außerdem können die Unternehmen dank Kurzarbeit innerbetriebliche Turbulenzen aufgrund einer notwendigen Sozialauswahl im Fall betriebsbedingter Kündigungen oder eines Sozialplans bei Massenentlassungen vermeiden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Unternehmen sowohl die Entlassungskosten als auch die Kosten für die Suche, Auswahl und Einarbeitung von neuen Arbeitskräften in der Aufschwungphase einsparen. Was die Einsparungen der Lohnkosten der Unternehmen anbelangt, so ist jedoch zu berücksichtigen, dass den Unternehmen, obwohl sie für ausgefallene Stunden keine Löhne und Gehälter zahlen, ein Teil der Personalkosten, genauer: so genannte Remanenzkosten, verbleiben.11 Diese sind abhängig von den Zuschüssen zum Kurzarbeitergeld, d.h. der Nettolohnsicherung entsprechend den tarifvertraglichen Regelungen, der Erstattung der Sozialbeiträge sowie anderer Lohnnebenkosten (Urlaubs- und Weihnachtsgeld, betriebliche Altersvorsorge) und können über 50 % betragen.12 Diesen Vorteilen der Kurzarbeit stehen – je nach Ausgestaltung – auch potenzielle Nachteile gegenüber, die aufgrund der intensiven Inanspruchnahme wieder in den Blickwinkel rücken und berücksichtigt werden müssen. So gibt es beispielsweise Kritik an der Ausgestaltung, konkret der langen Bezugsdauer, die in Folge der Krise 8 9 10 11 12 8 Vgl. Bund der Steuerzahler Hessen e.V. (2009). Vgl. Crimmann, Andreas u.a. (2009), S. 105. Vgl. Crimmann, Andreas; Wießner, Frank (2009), S. 2. Vgl. Fockenbrock, Dieter; Hennes, Markus; Metzger, Susanne (2009), S. 16. Vgl. hierzu die verschiedenen Berechnungen bei Bach, Hans-Uwe; Spitznagel, Eugen (2009). HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – auf 24 Monate verlängert worden ist.13 Negativ wird hierbei beurteilt, dass die Kurzarbeit prinzipiell strukturkonservierend wirkt.14 So wird die Gefahr gesehen, dass die Kurzarbeit eine „Struktur erhaltende Dauersubvention für unrentable Unternehmen und Arbeitsplätze“ wird.15 Zudem wird kritisiert, dass es sich aufgrund der langen Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes um eine Erhaltungssubvention handelt, die dazu führt, dass Beschäftigung in strukturell schrumpfenden Sektoren gehalten wird und keine Vermittlung in zukunftsträchtige Branchen erfolgt. Als weitere Kritikpunkte am Kurzarbeitergeld – insbesondere der Erhöhung der Bezugsdauer – werden genannt: Finanzierungsprobleme der Arbeitslosenversicherung aufgrund der langen Bezugsdauer, die dazu führen können, dass – wenn der Arbeitsplatz nicht gesichert werden kann – ein „doppeltes“ Arbeitslosengeld geleistet werden muss. Umverteilungseffekte aufgrund der Konzentration der Kurzarbeit auf einzelne Branchen.16 Die Problematik von Mitnahmeeffekten, da auch Unternehmen unterstützt werden, welche die Krise aus eigener Kraft stemmen können.17 Allerdings werden diese potenziellen Nachteile im Rahmen einer Würdigung und Gegenüberstellung mit den Vorteilen der Kurzarbeit von den meisten Sachverständigen als eher gering eingestuft.18 Ein in Bezug auf die Quantität eher untergeordnetes Problem stellt die Missbrauchsgefahr bei Kurzarbeit dar. In Hessen lag die Anzahl der Verdachtsfälle nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Hessen bis zum November 2010 bei nur 44 Fällen.19 Für die Inanspruchnahme der Kurzarbeit gibt es viele Gründe. Aufgrund der tiefen Rezession zum Ende des Jahres 2008 stellte die Kurzarbeit derzeit das einzige Instrument der Arbeitsmarktpolitik dar, welches geeignet war, den Arbeitsmarkt zu entlasten und Massenentlassungen zu vermeiden.20 13 Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2009), Ziffer 423. 14 Vgl. Sesselmeier, Werner u.a. (2009), S. 184. 15 BHF Bank (2009), S. 2. Ebenso die Einschätzung von Seiten des Handwerks, welche dies als ein Signal für eine „Dauersubventionierung“ werten. Vgl. o.V. (2009). 16 Vgl. Eichhorst, Werner; Marx, Paul (2009), S. 13. 17 Vgl. Sell, Stefan (2009), S. 11 sowie Astheimer, Sven (2009). 18 Vgl. Deutscher Bundestag (2010). 19 Diese Angaben wurden von der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit übermittelt. 20 Vgl. Will, Karl Henner; Brautzsch, Hans-Ulrich (2009), S. 203. 9 Kurzarbeit in Hessen Ob die „Brückenfunktion“ der Kurzarbeit wirkt, d.h. Entlassungen bis zum nächsten Aufschwung vermieden werden, war aufgrund der unsicheren konjunkturellen Entwicklung unsicher und spekulativ.21 Auch lassen sich die exakten Wirkungen der Kurzarbeit anhand empirischer Untersuchungen nicht konkret belegen, da das Instrument Kurzarbeit „bisher nur am Rand des Interesses arbeitsmarktbezogener empirischer Forschung“22 lag. Eine Ausnahme hiervon ist eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von 2005, die im Kern zu dem Ergebnis kommt, dass Kurzarbeit ein Instrument zur Vermeidung von Entlassungen ist und die Stabilität der Beschäftigung zu fördern hilft.23 Ein wichtiges Argument, das verdeutlicht, warum die Bundesagentur für Arbeit sehr viel Mittel für die Kurzarbeit aufwendet. So betrugen die Ausgaben der Bundesagentur für Arbeit für das Kurzarbeitergeld im Jahr 2009 rund 6 Mrd. Euro, Arbeitgeber trugen weitere 5 Mrd. Euro und die Arbeitnehmer leisten durch geringe Löhne und Gehälter einen Beitrag in Höhe von rund 3 Mrd. Euro. In Hessen wurden im Jahr 2010 (Januar bis Ende zu Beginn des Monats Dezember) rund 195 Mio. Euro von der Bundesagentur für Arbeit für das Instrument der Kurzarbeit ausgegeben, davon rund 107 Mio. Euro direkte Ausgaben für das konjunkturelle Kurzarbeitergeld und rund 88 Mio. Euro Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge.24 21 22 23 24 10 Vgl. Deeke, Alexander (2009), S. 449. Deeke, Alexander (2009), S. 452. Vgl. Deeke, Alexander (2005). Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Hessen. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 3.2 Die Bedeutung der Kurzarbeit in Deutschland Die Kurzarbeit hat in der vergangenen Dekade keine große Bedeutung als arbeitsmarktpolitisches Instrument gespielt. Deutlich zu erkennen ist, dass das Instrument Kurzarbeit in Zeiten konjunktureller Krisen zum Einsatz kam. So kam es zu Beginn der Rezession im Jahr 2002 zu einem deutlichen Anstieg der Anzahl der Kurzarbeiter. Der Blick auf die Entwicklung der Kurzarbeit im Jahresdurchschnitt von 1998 bis 2008 zeigt, dass die Anzahl der von Kurzarbeit betroffenen Betriebe zwischen 3.600 und rund 12.000 Betrieben variiert. Die Anzahl der betroffenen Personen schwankt zwischen rund 26.000 Personen im Jahre 2007 und 180.000 Personen im Jahr 2002 (Abbildung 1).25 Ganz anders das Bild im Jahr 2009. Im Jahresdurchschnitt 2009 betrug die Anzahl Personen in Kurzarbeit rund 1,15 Mio. Personen, die Anzahl der Betriebe mit Kurzarbeit belief sich auf rund 56.000. Abbildung 1 Entwicklung der Kurzarbeit in Deutschland von 1998 bis 2009 60.000 1.400.000 1.200.000 1.000.000 40.000 800.000 30.000 600.000 20.000 Anzahl Personen in Kurzarbeit Anzahl der Betriebe mit Kurzarbeit 50.000 400.000 10.000 200.000 0 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Anzahl der Betriebe 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Kurzarbeiter insgesamt Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. 25 Die detaillierten Daten sind in Tabelle 2 im Anhang aufgeführt. 11 Kurzarbeit in Hessen Im Vergleich zur aktuellen Wirtschaftskrise war die Nutzung der Kurzarbeit zur Bekämpfung der konjunkturellen Arbeitslosigkeit in den Jahren 1998 bis 2008 nur sehr gering ausgeprägt. Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Inanspruchnahme der Kurzarbeit in Deutschland sehr stark zugenommen. In Abbildung 2 ist die Entwicklung der Kurzarbeit in Deutschland seit Beginn des Jahres 2008 dargestellt. Von Januar 2008 bis in den Monat September 2008 hat die Kurzarbeit in Deutschland sich de facto nicht erhöht. Nach dem Zusammenbruch der Lehman-Bank, dem Startschuss für den Beginn einer weltweiten Rezession, im September 2008 ist bis in den Juni 2009 hinein eine dramatische Zunahme der Kurzarbeit festzustellen. So stieg die Anzahl der Betriebe, die das Instrument Kurzarbeit nutzten, im Zeitraum von Oktober 2008 bis Juni 2009 um das Neunfache, d.h. von rund 4.000 auf über 60.000 Betriebe, an. In dieser kurzen Zeit nahm auch die Anzahl der von Kurzarbeit betroffenen Personen um mehr als das Fünfundzwanzigfache (!) von 60.000 auf über 1,5 Millionen zu.26 Eine so hohe Anzahl von Personen in Kurzarbeit ist zuvor nur in den Jahren 1991 und 1993 nach dem Ende des Wiedervereinigungsbooms in Deutschland zu verzeichnen gewesen.27 Innerhalb kürzester Zeit stieg die Anzahl der Personen in Kurzarbeit so stark an, dass im Juni 2009 die Kurzarbeiterquote (Anteil der Personen in Kurzarbeit in Relation zur Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten) bundesweit bei über 4 % lag. Seit Mai 2009 ist auf der Ebene Deutschlands in Folge der konjunkturellen Erholung ein deutlicher Rückgang der Kurzarbeiter auszumachen. Von Mai 2009 bis zum Mai 2010 sank die Anzahl der Personen in Kurzarbeit um rund 1 Mio. Personen, was einem Rückgang von rund 70 % entspricht. Die Anzahl der Betriebe mit Kurzarbeit verharrte im Jahr 2009 auf hohem Niveau, erst seit Februar 2010 ist ein deutlicher Rückgang festzustellen. 26 Vgl. die detaillierten Angaben in Tabelle 3 im Anhang. 27 Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2009a), S. 9. 12 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 2 Entwicklung der Kurzarbeit in Deutschland seit Januar 2008 70.000 1.600.000 1.400.000 60.000 Anzahl der Betriebe 1.000.000 40.000 800.000 30.000 600.000 20.000 400.000 10.000 Anzahl der Personen in Kurzarbeit 1.200.000 50.000 200.000 - Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai 08 08 08 08 08 08 08 08 08 08 08 08 09 09 09 09 09 09 09 09 09 09 09 09 10 10 10 10 10 Anzahl der Betriebe Kurzarbeiter insgesamt Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Die Wirtschaftskrise machte sich vor allem in Ländern mit einem hohen Exportanteil direkt bemerkbar. Grund war der starke Einbruch der Nachfrage aus dem Ausland. Auch Länder, in denen einzelne Wirtschaftsbereiche bzw. Großunternehmen besonders vom Einbruch der Auftragseingänge betroffen waren, weisen eine höhere Inanspruchnahme der Kurzarbeit aus.28 So stieg beispielsweise die Anzahl der Personen in Kurzarbeit in Baden-Württemberg besonders stark an, von 8.800 im September 2008 auf über 315.000 im Juni 2009. Auch im Saarland war eine sehr dynamische Inanspruchnahme des Instruments der Kurzarbeit festzustellen. Dies wird deutlich, wenn die Anzahl der Personen in Kurzarbeit auf den Monat Oktober 2008 – dem Beginn der Wirtschaftskrise – indexiert wird. Im Vergleich zu den anderen Ländern verlief die Inanspruchnahme der Kurzarbeit in Hessen weniger dynamisch, wie Abbildung 3 zeigt. Seit dem Beginn der wirtschaftlichen Erholung ist in allen Bundesländern ein deutlicher Rückgang der Kurzarbeit festzustellen. 28 Vgl. Schwengler, Barbara; Loibl, Veronika (2010), S. 7. 13 Kurzarbeit in Hessen Abbildung 3 Entwicklung der Kurzarbeit in ausgewählten Ländern seit Oktober 2008 (Oktober 2008 = 100) 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 Okt 08 Nov 08 Dez 08 Jan 09 Feb 09 Deutschland Mrz 09 Apr 09 Mai 09 Jun 09 Saarland Jul 09 Aug 09 Hessen Sep 09 Okt 09 Nov 09 Baden-Württemberg Dez 09 Jan 10 Feb 10 Mrz 10 Apr 10 Bayern Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Um die Bedeutung der Kurzarbeit auf der Ebene der Länder zu analysieren, werden die jeweiligen Kurzarbeiterquoten, d.h. die Anzahl der Personen in Kurzarbeit in Relation zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, gegenübergestellt. Neben dem Saarland (Kurzarbeiterquote über 10 %) und Baden-Württemberg (Kurzarbeiterquote 8 %) wurde das Instrument der Kurzarbeit im April 2009 demnach sehr intensiv in den Bundesländern Bremen und Bayern nachgefragt (vgl. Abbildung 4). In Hessen lag die Kurzarbeiterquote im April 2009 bei 4,8 % und damit unter dem Bundesdurchschnitt von 5,5 %. Bis zum April 2010 ist in allen Bundesländern ein deutliches Absinken der Kurzarbeiterquote festzustellen.29 Auf der Ebene Deutschlands lag die Kurzarbeiterquote im April 2010 bei nur noch 2 %. Auch im Saarland und in Baden-Württemberg sank die Kurzarbeiterquote deutlich. In Hessen lag der Anteil der Personen in Kurzarbeit in Relation zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im April 2010 bei 1,6 %. In den neuen Bundesländern und den Stadtstaaten Berlin und Hamburg wurde das Instrument der Kurzarbeit wesentlich geringer in Anspruch genommen. 29 Die Daten über die Inanspruchnahme der Kurzarbeit nach Bundesländern im April 2010 sind in Tabelle 4 im Anhang dargestellt. 14 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 4 Kurzarbeiterquote im Ländervergleich 10,1 Saarland 3,6 8,2 BadenWürttemberg 3,2 7,4 Bremen 1,7 6,8 Bayern 2,5 6,0 Thüringen 2,8 5,6 NordrheinWestfalen 2,1 5,5 Deutschland 2,0 5,0 Sachsen 2,5 4,8 Hessen 1,6 4,8 RheinlandPfalz 2,4 4,1 Niedersachsen 1,5 3,4 Brandenburg 2,0 3,0 SachsenAnhalt 1,8 2,5 SchleswigHolstein 1,4 Kurzarbeiterquote April 2009 1,9 Hamburg 1,1 Kurzarbeiterquote April 2010 1,5 Berlin 0,8 1,5 MecklenburgVorpommern 1,4 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. 15 Kurzarbeit in Hessen Die Rezession in Deutschland hatte historische Ausmaße, das BIP reduzierte sich im Jahr 2009 um 5 % gegenüber dem Vorjahr. Die Wirtschaftskrise traf einige Bundesländer mit besonderer Wucht. So erklärt sich die unterschiedliche Inanspruchnahme des Instruments der Kurzarbeit aus dem Ausmaß der konjunkturellen Krise. Dies wird erkennbar, wenn die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf der Ebene der Bundesländer betrachtet und der Kurzarbeiterquote im April 2009 gegenübergestellt wird. In Baden-Württemberg ging das BIP im Jahr 2009 gegenüber dem Jahr 2008 um 7,4 % zurück, auch im Saarland war der Rückgang des BIP im Jahresvergleich 2009/ 2008 mit - 7,9 % besonders hoch ausgefallen. Demgegenüber war der Rückgang der Wirtschaftsleistung in Hessen mit – 4,3 % nur unterdurchschnittlich ausgeprägt. Abbildung 5 Kurzarbeiterquote im April 2009 und BIP-Entwicklung auf Länderebene Saarland BadenWürttemberg -7,9 10,1 -7,4 8,2 -3,4 Bremen 7,4 -5,0 Bayern 6,8 -4,3 Thüringen NordrheinWestfalen 6,0 -5,8 5,6 -5,0 Deutschland 5,5 -3,8 Sachsen 5,0 -4,3 Hessen RheinlandPfalz 4,8 -5,0 4,8 -4,7 Niedersachsen 4,1 -2,1 Brandenburg SachsenAnhalt SchleswigHolstein 3,0 -1,9 2,5 -3,2 Hamburg 1,9 -0,7 Berlin MecklenburgVorpommern -10,0 3,4 -4,7 -8,0 -6,0 -4,0 1,5 -2,0 Kurzarbeiterquote April 2009 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. 16 1,5 -2,3 0,0 2,0 4,0 6,0 Entwicklung BIP 2009 / 2008 8,0 10,0 12,0 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 4 Kurzarbeit in Hessen 4.1 Die Entwicklung der Kurzarbeit auf dem hessischen Arbeitsmarkt In Hessen hat das Instrument der Kurzarbeit in der Dekade von 1998 bis 2008 – mit Ausnahme der Rezessionsjahre 2002 und 2003 – nur eine sehr geringe Rolle gespielt. Der höchste Stand der Kurzarbeit war im Jahr 2003 zu verzeichnen, rund 900 Unternehmen hatten damals Kurzarbeit angemeldet, davon waren rund 15.500 Personen betroffen gewesen. Der niedrigste Stand der Kurzarbeit war im Jahr 2007 festzustellen: 211 Unternehmen mit rund 1.500 Personen nutzten damals das Instrument Kurzarbeit.30 Hessen war im Vergleich zu anderen Bundesländern geringer von der aktuellen Wirtschaftskrise betroffen, wenn die Relation von Kurzarbeitern zu sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrachtet wird. Dennoch hat der massive Einbruch der Wirtschaftsleistung auch hier dazu geführt, dass die Inanspruchnahme von Kurzarbeit in Hessen innerhalb einer kurzen Periode sehr stark stieg.31 Die Anzahl der Betriebe, welche Kurzarbeit anmeldeten, wuchs von Oktober 2008 (252 Unternehmen) bis zum Juni 2009 kontinuierlich auf annähernd 4.000 Unternehmen an. Die Anzahl der Personen in Kurzarbeit nahm im Zeitraum von Oktober 2008 bis April 2009 innerhalb kurzer Zeit rasant zu. Während im September 2008 die Anzahl der Personen in Kurzarbeit hessenweit noch bei rund 3.000 Personen lag, stieg die Anzahl im Oktober schon auf rund 6.000 an. In Folge der schweren Rezession kletterte die Anzahl der Personen in Kurzarbeit in Hessen auf den Höchststand von über 104.000 im April 2009. Die größte absolute Zunahme war von März 2009 bis April 2009 zu verzeichnen.32 Innerhalb eines Monats stieg die Anzahl der Personen in Kurzarbeit um über 37.000 Personen an. Seit April 2009 ist in Folge der konjunkturellen Erholung ein massiver Rückgang der Anzahl der Personen in Kurzarbeit zu verzeichnen. Im Juli 2010 lag die Anzahl der Personen in Kurzarbeit nur noch bei rund 15.000, ein Rückgang von knapp 90.000 Personen seit dem Höchststand im April 2009 (vgl. Abbildung 6). Die Anzahl der Betriebe, welche das Instrument der Kurzarbeit nutzen, sank erst mit einiger zeitlicher Verzögerung. So nutzten nach den aktuellen Hochrechnungen für den Juli 2010 in Hessen weiterhin mehr als 2.800 Betriebe das Instrument der Kurzarbeit. In der Gesamtbetrachtung ist die Anzahl der hessischen Betriebe mit Kurzarbeit durch die ganze Wirtschaftskrise hinweg sehr gering gewesen. So schwankte 30 Vgl. Tabelle 5 im Anhang. 31 Vgl. Remmert, Jochen (2009). 32 Vgl. Tabelle 6 im Anhang. 17 Kurzarbeit in Hessen der Anteil der Betriebe mit Kurzarbeit an allen Betrieben mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 2,0 % und 2,5 %. Der geringere Rückgang der Unternehmen ist darauf zurückzuführen, dass das Instrument der Kurzarbeit sukzessive in den Betrieben zurückgefahren wird, aber selbst ein Betrieb mit nur einer Person in Kurzarbeit in die Statistik über die Anzahl der Betriebe mit Kurzarbeit eingehen kann. Im weiteren Verlauf des Jahres 2010 wird, so das Ergebnis der Expertengespräche, aufgrund der hohen Wachstumsdynamik der hessischen Wirtschaft mit einem signifikanten Rückgang auch der Anzahl der Betriebe mit Kurzarbeit zu rechnen sein. Abbildung 6 Entwicklung der Kurzarbeit in Hessen seit Januar 2008 4.500 120.000 4.000 100.000 Anzahl der Betriebe 3.000 80.000 2.500 60.000 2.000 1.500 40.000 1.000 Anzahl der Personen in Kurzarbeit 3.500 20.000 500 0 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul AugSep Okt NovDez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul AugSep Okt NovDez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul 08 08 08 08 08 08 08 08 08 08 08 08 09 09 09 09 09 09 09 09 09 09 09 09 10 10 10 10 10 10 10 Anzahl der Betriebe Kurzarbeiter insgesamt Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Daten ab Mai 2010 basieren auf Hochrechnung. Der größte Anteil der Personen in Kurzarbeit – über ein Drittel – war im Jahresdurchschnitt 2009 in Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten tätig. Die Kurzarbeit wird somit vor allem von größeren Betrieben in Anspruch genommen. Kleinstbetriebe mit einer Beschäftigtengröße von bis zu 9 Beschäftigten stellen dagegen zusammen nur rund 8 % der Kurzarbeiter, wie die Verteilung der Anzahl der Personen in Kurzarbeit auf die einzelnen Beschäftigungsgrößenklassen der Betriebe zeigt (vgl. Abbildung 7). Diese Beobachtung ist auch auf der Ebene Deutschlands festzu18 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – stellen.33 Die Ergebnisse stehen zudem im Einklang mit den Ergebnissen des IABBetriebspanels. In der Untersuchung des IWAK wurden im Juli/August 2009 ausgewählte hessische Unternehmen zur Nutzung der Kurzarbeit befragt. Demnach wird das Instrument der Kurzarbeit überwiegend von größeren Unternehmen genutzt.34 Abbildung 7 Personen in Kurzarbeit nach Betriebsgröße im Jahr 2009 (Angaben in %) 35,0 31,0 30,0 25,0 20,0 15,7 15,0 13,0 13,9 11,4 10,0 6,9 5,0 4,7 3,5 0,0 1-5 Beschäftigte 6-9 Beschäftigte 10-19 Beschäftigte 20-49 Beschäftigte 50-99 Beschäftigte 100-199 Beschäftigte 200-499 Beschäftigte 500 und mehr Beschäftigte Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur. Die Ursache hierfür liegt in der stärken Abhängigkeit der größeren exportorientierten Unternehmen von der weltwirtschaftlichen Entwicklung sowie der Branchenentwicklung insbesondere im Bereich des Kraftfahrzeugbaus und der Chemie, wo größere Unternehmen dominieren. Im Bereich des eher kleinbetrieblich organisierten Handwerks hat das Instrument der Kurzarbeit dagegen eine untergeordnete Rolle gespielt. Erst seit Oktober 2008 ist eine markante Zunahme der Kurzarbeit in Hessen zu verzeichnen. Aus diesem Grund hatte im Juni 2009 nur ein vernachlässigbarer Anteil 33 Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den Werten auf der Ebene des Bundes. Dort waren im Berichtsmonat März 2010 rund 28 % der Kurzarbeiter in Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten tätig. Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2010b), S. 15. Diese Einschätzung wird durch die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung des IAB bestätigt. Vgl. Heckmann, Martin u.a. (2009), S. 5. 34 Vgl. Nüchter, Oliver; Schmid, Alfons (2010), S. 5 ff. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Einteilung in die Betriebsgrößenklassen des IAB-Betriebspanels von der Statistik über die Anzahl der Personen in Kurzarbeit geringfügig abweicht. 19 Kurzarbeit in Hessen der Personen schon eine längere Phase der Kurzarbeit (länger als 1 Jahr) hinter sich. Etwas mehr als 28 % der Personen in Kurzarbeit waren im Juni 2009 erst bis zu 3 Monate in Kurzarbeit. Die überwiegende Mehrzahl (rund 54 %) hatte im Juni 2009 eine Bezugsdauer von 3 bis 6 Monaten Kurzarbeitergeld. Weitere knapp 18 % bezogen bereits zwischen 6 Monaten und bis zu einem Jahr Kurzarbeitergeld (vgl. Abbildung 8). Im April 2010 hat sich das Bild gewandelt. Nur ein sehr kleiner Anteil von rund 9 % hat eine kurze Phase der Kurzarbeit hinter sich, was darauf zurückzuführen ist, dass die Zahl der Betriebe, welche neu Kurzarbeit beantragen, aufgrund der konjunkturellen Erholung sehr gering ausfällt. Rund ein Viertel der Personen bezog im April 2010 über 6 Monate bis 12 Monate Kurzarbeitergeld und mehr als die Hälfte der Personen hatte schon mehr als ein Jahr und bis zu 18 Monate des Instrument der Kurzarbeit in Anspruch genommen. Bei weiteren 6 % war der Arbeitsausfall so gravierend, dass sie bereits mehr als 18 Monate Kurzarbeitergeld bezogen. Abbildung 8 Anteil der Kurzarbeiter (in%) nach bisheriger Dauer der Kurzarbeit 60,0 53,3 51,1 50,0 40,0 30,0 28,6 25,5 20,0 10,0 17,7 8,9 8,6 5,9 0,3 0,1 0,0 bis 3 Monate über 3 bis 6 Monate über 6 bis 12 Monate Juni 2009 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. 20 über 12 bis 18 Monate April 2010 über 18 Monate HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 4.2 Kurzarbeit in Hessen: Die regionale Ebene In allen hessischen Regierungsbezirken ist eine rasante Zunahme der Anzahl der Personen in Kurzarbeit auszumachen. Betrachtet man die Entwicklung auf der regionalen Ebene, so zeigt sich, dass die Kurzarbeit – ausgehend von Oktober 2008 (= 100) – am stärksten im Regierungsbezirk Gießen zugenommen hat (vgl. Abbildung 9). In den anderen hessischen Regierungsbezirken und dem Land Hessen verlief der Anstieg der Kurzarbeit nicht ganz so dynamisch. Abbildung 9 Entwicklung der Anzahl der Personen in Kurzarbeit in den hessischen Regierungsbezirken seit Oktober 2008 (Oktober 2008 = 100) 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 Okt 08 Nov 08 Dez 08 Jan 09 Feb 09 Mrz 09 Hessen Apr 09 Mai 09 Jun 09 Reg.-Bez. Darmstadt Jul 09 Aug 09 Sep 09 Okt 09 Nov 09 Dez 09 Jan 10 Feb 10 Mrz 10 Reg.-Bez. Kassel Apr 10 Reg.-Bez. Gießen Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Im April 2009, dem Höhepunkt der Kurzarbeit, lag der Anteil der Personen in Kurzarbeit im Verhältnis zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Kurzarbeiterquote) bei rund 4,8 % in Hessen. Besonders intensiv wurde das Kurzarbeitergeld von den Betrieben aus dem Regierungsbezirk Gießen genutzt. Hier lag die Kurzarbeiterquote bei über 7 %, im Regierungsbezirk Darmstadt dagegen „nur“ bei 3,7 % (vgl. Abbildung 10). Seit dem Einsetzen der konjunkturellen Erholung ist die Kurzarbeiterquote in allen hessischen Regierungsbezirken deutlich gesunken. Sie liegt nach den aktuell verfügbaren Daten bei rund 2 % in den Regierungsbezirken in 21 Kurzarbeit in Hessen Gießen und Darmstadt, leicht über dem Durchschnitt, der auf der Ebene Hessens mit 1,6 % zu verzeichnen ist. Abbildung 10 Kurzarbeiterquote nach Regierungsbezirken im April 2009/April 2010 (Angaben in %) 7,3 Reg.-Bez. Gießen 2,1 6,8 Reg.-Bez. Kassel 2,2 4,8 Hessen 1,6 Kurzarbeiterquote April 2009 3,7 Kurzarbeiterquote April 2010 Reg.-Bez. Darmstadt 1,4 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Geht man eine Ebene tiefer und betrachtet die Ebene der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte, so zeigt sich ein noch differenzierteres Bild. Um die Bedeutung der Kurzarbeit abzuleiten, wurde auch hier die Relation von Anzahl der Personen in Kurzarbeit zu sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gebildet. Abbildung 11 gibt einen Überblick über die Landkreise und kreisfreien Städte, in denen das Instrument Kurzarbeit besonders wenig bzw. besonders intensiv von den Unternehmen genutzt wird. In den südhessischen Städten Darmstadt, Frankfurt am Main und Wiesbaden spielte Kurzarbeit eine sehr geringe Rolle. Auch in den Landkreisen Limburg-Weilburg, Rheingau-Taunus, Main-Taunus sowie Groß-Gerau lag der Anteil der Personen in Kurzarbeit im April 2009 weit unter dem hessischen Durchschnitt in Höhe von rund 5 %. Ganz anders das Bild im Lahn-Dill-Kreis, dem Landkreis Waldeck-Frankenberg und im Odenwaldkreis. Hier lag der Anteil der Kurzarbeiterquote bei knapp 12 %. Mehr als jeder zehnte Beschäftigte befand sich somit im April 2009 in Kurzarbeit. Einen hohen Stellenwert nimmt die Kurzarbeit auch in der Stadt Offenbach und im Landkreis Kassel ein. 22 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 11 Kurzarbeiterquote auf der regionalen Ebene im April 2009/2010 (Angabe in %) Lahn-Dill-Kreis 13,2 2,9 Waldeck-Frankenberg 12,0 1,8 Odenwaldkreis 11,8 1,7 Offenbach am Main, Stadt 9,8 5,1 Kassel 9,6 1,8 Fulda 7,6 1,9 Marburg-Biedenkopf 7,0 1,8 Hersfeld-Rotenburg 6,6 1,9 Darmstadt-Dieburg 6,1 1,9 Vogelsbergkreis 6,0 2,4 Main-Kinzig-Kreis 5,8 2,4 Wetteraukreis 5,3 2,7 Offenbach 4,6 3,2 Werra-Meißner-Kreis 4,5 3,1 Gießen 4,1 1,9 Bergstraße 4,1 2,2 Schwalm-Eder-Kreis 3,9 1,1 Hochtaunuskreis 3,8 1,0 3,2 3,1 Kassel, documenta-Stadt Groß-Gerau 3,2 1,6 Main-Taunus-Kreis 3,1 1,2 Rheingau-Taunus-Kreis 3,1 1,7 Limburg-Weilburg 1,5 Wiesbaden, Landeshauptstadt 2,3 0,4 Darmstadt, Wissenschaftsstadt 1,0 0,0 Kurzarbeiterquote April 2010 2,7 0,6 Frankfurt am Main, Stadt Kurzarbeiterquote April 2009 3,1 1,7 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. 23 Kurzarbeit in Hessen Ursache für die divergierende Entwicklung auf der Ebene der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte ist die sektorale Wirtschaftsstruktur bzw. die Betroffenheit einzelner Großunternehmen von der Wirtschaftskrise. So sind der Lahn-Dill-Kreis, der Landkreis Waldeck-Frankenberg und auch der Odenwaldkreis stark durch das Verarbeitende Gewerbe geprägt. Demgegenüber war in den stärker dienstleistungsorientierten Städten, wie der Wissenschaftsstadt Darmstadt oder der Finanzmetropole Frankfurt am Main, die Inanspruchnahme des Instruments der Kurzarbeit sehr gering. Um die regional unterschiedliche Inanspruchnahme des arbeitsmarktpolitischen Instruments Kurzarbeit noch einmal deutlich herauszuarbeiten, ist im Rahmen einer Kartendarstellung auf der Ebene der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte die Kurzarbeiterquote in den Monaten April 2009 und April 2010 abgebildet. Die Karte zeigt exemplarisch, welche Bedeutung die Kurzarbeit als wichtiges Arbeitsmarktinstrument im April 2009 hatte und wie die Kurzarbeit ein Jahr später im April 2010 dank der raschen wirtschaftlichen Erholung nur noch von untergeordneter Bedeutung ist. 24 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 12 Kurzarbeiterquote in Hessen im April 2009/2010 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. 25 Kurzarbeit in Hessen 4.3 Kurzarbeit in Hessen nach Wirtschaftszweigen Die Statistik über die Kurzarbeit der Bundesagentur für Arbeit wurde zusätzlich auch dahingehend ausgewertet, welche Wirtschaftszweige das Instrument der Kurzarbeit in Hessen besonders intensiv nutzen. Die Anzahl der Personen in Kurzarbeit und die Anzahl der Betriebe, welche Kurzarbeit nutzen, sind nach insgesamt 17 Wirtschaftszweigen auch auf der regionalen Ebene der Landkreise analysiert worden. Oftmals waren die Daten auf der Ebene der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte aus Datenschutzgründen gesperrt und konnten nicht übermittelt werden, da die Anzahl der Personen oder Betriebe sehr gering ausfiel. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Anzahl der Personen nach Wirtschaftszweigen im April 2009 – dem Höchststand der Kurzarbeit – und April 2010. Hierbei wird deutlich, dass auf fünf Wirtschaftszweige rund 94 % aller Personen in Kurzarbeit entfallen: Verarbeitendes Gewerbe, Handel/ Instandhaltung und Reparatur von Kfz, Verkehr und Lagerei, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen. Kurzarbeit hat mit Abstand die größte Bedeutung im Verarbeitenden Gewerbe, hier waren im April 2009 rund 80.000 Personen in Kurzarbeit. Erst an zweiter Stelle folgt der Wirtschaftszweig Handel/ Instandhaltung und Reparatur von Kfz mit rund 6.00 Personen in Kurzarbeit und dem Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei mit rund 5.000 Personen in Kurzarbeit. Im April 2010 ist in allen Wirtschaftszweigen, welche das Instrument Kurzarbeit besonders intensiv einsetzte, ein deutlicher Rückgang der Anzahl der Personen in Kurzarbeit gegenüber dem Vorjahresmonat festzustellen. Das Verarbeitende Gewerbe hat weiterhin die größte Bedeutung, rund 24.500 Personen waren in diesem Wirtschaftszweig in Kurzarbeit, was einem Rückgang von rund 70 % entspricht. Im Wirtschaftszweig Handel/ Instandhaltung und Reparatur von Kfz war der Rückgang der Kurzarbeit von April 2009 gegenüber April 2010 geringer ausgeprägt (- 33 %), hier waren im April 2010 rund 4.000 Personen in Kurzarbeit. Besonders deutlich dagegen der Rückgang im Wirtschaftszweig Verkehr und Lagerei, innerhalb eines Jahres hat sich die Anzahl der Personen in Kurzarbeit um rund 90 % reduziert. 26 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Tabelle 1 Kurzarbeit in Hessen nach Wirtschaftszweigen im April 2009/2010 Wirtschaftszweig Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Bergbau u. Gewinnung v. Steinen u. Erden Verarbeitendes Gewerbe Energieversorgung WassVers,Abwasser/Abfall,Umweltverschm. Baugewerbe Handel; Instandhalt. u. Rep. v. Kfz Verkehr und Lagerei Gastgewerbe Information und Kommunikation Finanz- u. Versicherungs-DL Grundstücks- und Wohnungswesen Freiberufl., wissensch. u. techn. DL Sonstige wirtschaftliche DL Öffentl.Verwalt.,Verteidigung;Soz.vers. Erziehung und Unterricht Gesundheits- und Sozialwesen Kunst, Unterhaltung und Erholung Erbringung v. sonstigen Dienstleistungen Keine Zuordnung möglich Insgesamt Personen in Kurzarbeit April 2009 April 2010 23 1.388 79.127 * 157 2.434 6.137 5.139 365 1.069 29 30 3.394 4.170 13 22 95 20 376 60 104.048 11 81 24.489 * 12 2.104 4.108 539 198 708 80 58 1.806 1.296 6 41 45 24 150 * 35.756 Quelle: Bundesagentur für Arbeit. Unter Berücksichtigung des spezifischen Arbeitsausfalls in den jeweiligen Wirtschaftszweigen lassen sich die jeweiligen Vollzeitäquivalente der Kurzarbeit nach Wirtschaftszweigen berechnen. Demnach entsprachen die Personen in Kurzarbeit im Verarbeitenden Gewerbe im April 2009 rund 22.000 Vollzeitbeschäftigten. Das Beschäftigungsvolumen der Personen in Kurzarbeit im Wirtschaftszweig Handel/ Instandhaltung und Reparatur von Kfz entsprach im April 2009 1.650 Vollzeitäquivalenten, im Bereich der Sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen waren umgerechnet knapp 1.500 Vollzeitäquivalente betroffen (vgl. Abbildung 13). Im Vergleich zum April 2010 hat sich die Anzahl der Personen in Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) deutlich reduziert. Das Beschäftigungsvolumen der Kurzarbeit im Verarbeitenden Gewerbe sank im April 2010 auf rund 7.000 Personen. Auch in den anderen Wirtschaftszweigen hat die Bedeutung stark abgenommen. Am größten war der Rückgang im Bereich Verkehr und Lagerei, dort sank die Anzahl der Kurzarbeiter – in Vollzeitäquivalenten berechnet – von 1.138 im April 2009 auf 159 Personen im April 2010. 27 Kurzarbeit in Hessen Abbildung 13 Kurzarbeit in Hessen nach Wirtschaftszweigen in Vollzeitäquivalenten im April 2009/2010 22.200 Verarbeitendes Gewerbe 6.830 1.650 Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz 981 1.494 Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 417 1.138 Verkehr und Lagerei 159 1.076 Freiberufl., wissensch. u. techn. Dienstleistungen 649 Personen in Kurzarbeit April 2009 Personen in Kurzarbeit April 2010 2.258 Sonstige Wirtschaftszweige 1.269 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Geht man bei der Analyse eine Ebene tiefer und betrachtet die Verteilung der Personen in Kurzarbeit auf der Ebene der Zweisteller, dann ergibt sich folgendes Bild: 75 % aller Personen in Kurzarbeit ließen sich 10 Wirtschaftszweigen zuordnen, wobei die hohe Bedeutung des Verarbeitenden Gewerbes offensichtlich wird. So war im April 2010 rund jede fünfte Person in Kurzarbeit im Maschinenbau tätig. Auch im Automobilbereich hat die Konjunkturkrise so tiefe Spuren hinterlassen, dass im April 2010 mehr als 13% der Kurzarbeiter diesem Wirtschaftszweig zuzuordnen sind. An dritter Stelle liegt mit dem Großhandel (ohne Handel mit Kfz) ein Wirtschaftszweig aus dem Bereich der Dienstleistungen. Es folgen weitere Wirtschaftszweige aus dem Verarbeitenden Gewerbe, wie Herstellung von Metallerzeugnissen, Herstellung von Optischen Geräten, Herstellung von elektrischen Ausrüstungen, um nur einige Beispiel zu nennen. Mit jeweils rund 2 % haben Wirtschaftszweige aus dem Dienstleistungsbereich nämlich Architektur, Ingenieurbüros, Labore sowie die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften nur eine sehr geringe Bedeutung (vgl. Abbildung 14). 28 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 14 Personen in Kurzarbeit nach Wirtschaftszweigen im April 2010 (Angaben in %) Maschinenbau 20,5 Hrst. v. Kraftwagen u. Kraftwagenteilen 13,5 Großhandel (ohne Handel mit Kfz) 9,2 8,6 Herstellung von Metallerzeugnissen 4,9 Hrst. v.DV-Gerät., elektr.u.opt.Erzeugn. 3,8 Metallerzeugung und -bearbeitung Herstellung v. elektrischen Ausrüstungen 3,5 Herstellung v. Gummi- u. Kunststoffwaren 3,5 Vorber.Baust.arb.,Bauinst.,so.Ausbaugew. 3,1 2,3 Architektur-, Ingenieurbüros; Labore 1,9 Vermittl. u.Überlassung v.Arbeitskräften 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. In der Zusammenfassung lässt sich festhalten, dass Kurzarbeit in Hessen regional sehr unterschiedlich in Anspruch genommen wurde, was auf die sektorale Wirtschaftsstruktur der Landkreise und kreisfreien Städte zurückzuführen ist. Auch wird klar, dass Kurzarbeit hilft, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe abzumildern, denn die Kurzarbeit in Hessen konzentriert sich im hohen Maße auf diesen Wirtschaftszweig. 29 Kurzarbeit in Hessen 4.4 Die Entlastung des Arbeitsmarktes durch die Kurzarbeit Mit der starken Inanspruchnahme der Kurzarbeit ging eine erhebliche Entlastung des Arbeitsmarktes einher.35 Insbesondere ein direktes „Durchschlagen“ der Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt wurde verhindert. Andere Maßnahmen, welche in Kombination mit dem Instrument der Kurzarbeit die positive Entwicklung auf den Arbeitsmarkt begünstigt haben, waren eine massive Reduktion der Arbeitszeit über eine temporäre Verkürzung der Wochenarbeitszeit und flexible Arbeitszeitkonten.36 Diese Maßnahmen der Beschäftigungssicherung wurden sogar häufiger als das Instrument der Kurzarbeit genutzt.37 Die positive Aussage über die Wirkung der Kurzarbeit auf den deutschen Arbeitsmarkt wird durch die Ergebnisse einer Untersuchung unterstützt, in deren Rahmen Personalverantwortliche nach den Wirkungen des Instruments der Kurzarbeit befragt wurden. Demnach „deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die meisten Firmen die Umstellung von Kurzarbeit zurück auf Normalbeschäftigung ohne Entlassungen durchführen werden“.38 Die positiven Wirkungen der Kurzarbeit zu belegen fällt jedoch aufgrund der eingeschränkten Datenverfügbarkeit schwer. So können keine Aussagen darüber abgeleitet werden, ob Personen im Anschluss an den Bezug von Kurzarbeitergeld in die Arbeitslosigkeit einmünden, da hierfür die statistischen Angaben fehlen. So wird in der Arbeitslosenstatistik nicht erfasst, ob eine Person, die sich arbeitslos meldet, vorher im Bezug von Kurzarbeitergeld war. Um zu analysieren, wie hoch der „Entlastungsfaktor“ der Kurzarbeit war, erfolgt im Rahmen dieser Studie eine Berechnung der Vollzeitäquivalente der Personen in Kurzarbeit unter Berücksichtigung des tatsächlichen Arbeitsausfalls. Wird der durchschnittliche Arbeitsausfall im Rahmen der Kurzarbeit nach Regierungsbezirken betrachtet, so ergibt sich folgendes Bild (vgl. Abbildung 15). Der durchschnittliche Arbeitsausfall durch Kurzarbeit sank seit Januar 2008 kontinuierlich, in allen drei hessischen Regierungsbezirken ist dabei ein identisches Muster festzustellen. Im Durchschnitt lag der Arbeitsausfall bei rund 30 %. 35 Vgl. Brenke, Karl; Rinne, Ulf; Zimmermann, Klaus F. (2010), S. 3. 36 Vgl. Zapf, Ines; Brehmer, Wolfgang (2010), S. 3ff. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (2010), Ziffer 450ff. 37 Vgl. Bogedan, Claudia; Brehmer, Wolfgang; Herzog-Stein, Alexander (2009), S. 5. 38 Dorffmeister, Ludwig (2010), S. 52. 30 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 15 Durchschnittlicher Arbeitsausfall (in %) im Rahmen der Kurzarbeit nach Regierungsbezirken 45,0 40,0 35,0 30,0 25,0 20,0 15,0 Jan 08 Feb 08 Mrz 08 Apr 08 Mai 08 Jun 08 Jul 08 Aug Sep 08 08 Okt 08 Nov Dez 08 08 Jan 09 Reg.-Bez. Darmstadt Feb 09 Mrz 09 Apr 09 Mai 09 Reg.-Bez. Gießen Jun 09 Jul 09 Aug Sep 09 09 Okt 09 Nov Dez 09 09 Jan 10 Feb 10 Mrz 10 Apr 10 Reg.-Bez. Kassel Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Die Anzahl der Personen in Kurzarbeit, in Vollzeitäquivalenten umgerechnet, stieg seit September 2008 von knapp 1.000 Personen auf rund 30.000 Personen im April 2009 an und sank seitdem bis zum April 2010 wieder auf rund 10.000 Personen.39 Die Relation von Personen in Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) zum Bestand an Arbeitslosen betrug im April 2009 damit rund 13,4 %, d.h. auf jeden siebten Arbeitslosen entfiel ein Kurzarbeiter (vgl. Abbildung 16). Entsprechend des Rückgangs der Anzahl der Personen in Kurzarbeit sank der Anteil der Kurzarbeiter in Relation zu den Arbeitslosen bis zum April 2010 auf 5 %. 39 In Tabelle 8 im Anhang sind die Personen in Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) auf der regionalen Ebene ausgewiesen. 31 Kurzarbeit in Hessen Abbildung 16 Relation Anzahl der Personen in Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) zum Bestand an Arbeitslosen in Hessen 16,0 14,0 13,4 13,0 12,7 12,0 9,9 10,0 9,5 8,0 7,5 9,2 9,0 7,9 8,0 7,2 7,1 5,8 6,0 5,9 5,0 4,4 4,0 3,1 1,6 2,0 0,5 0,9 0,0 Sep 08 Okt 08 Nov 08 Dez 08 Jan 09 Feb 09 Mrz 09 Apr 09 Mai 09 Jun 09 Jul 09 Aug 09 Sep 09 Okt 09 Nov 09 Dez 09 Jan 10 Feb 10 Mrz 10 Apr 10 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Aus dieser ersten Analyse kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass ohne das Instrument der Kurzarbeit die Arbeitslosigkeit in Hessen wesentlich stärker angestiegen wäre. Abbildung 17 zeigt, wie hoch die Arbeitslosenquote in Hessen insgesamt ausgefallen wäre, wenn die Personen in Kurzarbeit (umgerechnet in Vollzeitäquivalente) zum Bestand an Arbeitslosen hinzugezählt würden. Demnach hätte die Arbeitslosigkeit im April 2009 – dem Höchststand der Kurzarbeit – die Arbeitslosenquote hessenweit bei 8,2 % statt 7,2 % gelegen. Die Entlastungswirkung der Kurzarbeit auf dem hessischen Arbeitsmarkt sinkt danach entsprechend der geringeren Inanspruchnahme dieses arbeitsmarktpolitischen Instruments. 32 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 17 Arbeitslosenquote in Hessen unter Berücksichtigung der Personen in Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) 8,5 8,2 7,9 8,0 7,8 7,7 7,6 7,6 7,5 7,5 7,5 7,5 7,3 7,2 7,2 7,1 7,2 7,1 7,0 7,0 7,0 7,0 7,0 7,0 6,9 6,9 6,8 6,8 7,0 7,0 6,8 6,7 6,6 6,5 6,5 6,3 6,3 6,2 6,4 6,3 6,3 6,4 6,3 6,2 6,1 6,0 5,5 5,0 Sep 08 Okt 08 Nov 08 Dez 08 Jan 09 Feb 09 Mrz 09 Apr 09 Mai 09 Jun 09 Arbeitslosenquote (alle zivilen Erwerbspersonen) Jul 09 Aug 09 Sep 09 Okt 09 Nov 09 Dez 09 Jan 10 Feb 10 Mrz 10 Apr 10 Arbeitslosenquote mit Kurzarbeit Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte ist die Entlastung durch die Kurzarbeit zum Teil noch ausgeprägter. So wäre für die Stadt Offenbach unter Berücksichtigung der Kurzarbeit im April 2009 eine Arbeitslosenquote von über 14 % auszuweisen, sie läge damit über 2,7 %-Punkte über der „offiziellen“ Arbeitslosenquote.40 Auch im Lahn-Dill-Kreis hat die Kurzarbeit die offizielle Arbeitslosenquote im April 2009 um über 2 %-Punkte gesenkt. Die nachfolgende Abbildung zeigt die hypothetischen Arbeitslosenquoten unter Berücksichtigung der Kurzarbeit auf der Ebene der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte für den April 2009. 40 Die Arbeitslosenquoten unter Berücksichtigung der Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) für den Monat April 2009 auf der regionalen Ebene ist in Tabelle 9 dargestellt. 33 Kurzarbeit in Hessen Abbildung 18 Arbeitslosenquote unter Berücksichtigung der Personen in Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte im April 2009 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. 34 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – 4.5 Qualifizierung und Kurzarbeit In Phasen der Hochkonjunktur fehlt den Unternehmen oftmals die Möglichkeit, die Beschäftigten weiterzuqualifizieren, sie sind im Betrieb unverzichtbar. Die Phase der Kurzarbeit eignet sich daher aufgrund des geringeren Arbeitsvolumens für die Qualifizierung der Mitarbeiter. Durch die Maßnahmen werden die beruflichen Qualifikationen erneuert und erweitert, damit sichern die Beschäftigten langfristig ihren Arbeitsplatz und es eröffnen sich Aufstiegschancen innerhalb oder außerhalb des Unternehmens. Die Unternehmen ihrerseits profitieren langfristig von den gut ausgebildeten und qualifizierten Mitarbeitern und sichern damit langfristig ihre Wettbewerbsposition. Der Gesetzgeber hat die Chance für weiter reichende Qualifizierungsmaßnahmen erkannt und zwei Programme zur Qualifizierung von Personen während der Phase der Kurzarbeit aufgelegt.41 Die Förderung im Rahmen der Programme richtet sich an zwei unterschiedliche Zielgruppen. Weiterbildung gering qualifizierter Mitarbeiter: Förderung von zertifizierten Maßnahmen, die zu einem anerkannten Berufsabschluss führen (oder teilqualifizieren). Übernahme der vollen Lehrgangskosten und Zuschüsse zu Fahrt- und Kinderbetreuungskosten. Weiterbildung qualifizierter Mitarbeiter: Förderung von Maßnahmen, die den Arbeitnehmern Kenntnisse vermitteln, die sie auch für andere Tätigkeiten auf dem Arbeitsmarkt nutzen können. Förderung von Maßnahmen, die den Arbeitnehmern arbeitsplatzbezogene Kenntnisse vermitteln. Die Bundesagentur für Arbeit erstattet 25 % bis 80 % der Lehrgangskosten, je nach Art der Qualifizierung, Betriebsgröße und Person des Arbeitnehmers. 41 Darüber hinaus gibt es von der Bundesagentur für Arbeit das Programm WeGebAU, welches speziell auf die Weiterbildung von gering Qualifizierten ausgelegt ist. 35 Kurzarbeit in Hessen Nach den Ergebnissen des IAB-Betriebspanels42 wurden Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit rege genutzt. In die gleiche Richtung weisen die Ergebnisse des Qualifizierungsmonitorings des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Demzufolge haben rund 25 % der von Kurzarbeit betroffenen Unternehmen die Zeit für allgemeine Weiterbildungsmaßnahmen genutzt.43 Diese Ergebnisse stehen jedoch im diametralen Gegensatz zu den Ergebnissen der Sonderauswertung über die spezifischen Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit in Hessen. Demnach wurde die Zielsetzung, durch eine gezielte Förderung die Phase der Kurzarbeit für Qualifizierungsmaßnahmen zu nutzen, nicht erreicht. Der Blick auf die Anzahl der Personen in Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit zeigt dies eindeutig (vgl. Abbildung 19). So waren in Hessen im Mai 2009 nur 1.260 Personen in einer geförderten Qualifizierungsmaßnahme, dies entspricht rund 1 % der Personen in Kurzarbeit insgesamt. Für eine weitergehende Analyse der Daten über die Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit auf der Ebene der Regionen, Landkreise oder gar nach Wirtschaftszweigen ist die Anzahl der Teilnehmer zu gering, oftmals liegen schon Sperrungen aufgrund einer geringen Fallzahl vor. Die Daten über die Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit wurden auf der Ebene Hessens nach der Betriebsgrößenklasse ausgewertet. Demnach war die geringe Inanspruchnahme des Instruments Qualifizierungen sowohl bei den kleineren als auch bei den größeren Betrieben in Hessen zu beobachten. 42 Vgl. Nüchter, Oliver; Schmid, Alfons (2010), S. 5ff. 43 Vgl. Werner, Dirk; Neumann, Michael; Erdmann, Vera (2010), S. 70. 36 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Abbildung 19 Personen in Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit in Hessen 1.400 1.259 1.197 1.200 1.000 933 800 683 570 568 600 491 430 395 381 400 350 300 312 Mrz 10 Apr 10 251 200 54 Feb 09 Mrz 09 Apr 09 Mai 09 Jun 09 Jul 09 Aug 09 Sep 09 Okt 09 Nov 09 Dez 09 Jan 10 Feb 10 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Hessen Agentur. Im Rahmen der Expertengespräche wurde der Frage nach den potenziellen Gründen für die geringe Inanspruchnahme von geförderten Qualifizierungsmaßnahmen nachgegangen. Hierbei zeigte sich kein eindeutiges Bild, es gibt keine singuläre Erklärung für die geringe Anzahl von geförderten Qualifizierungsmaßnahmen, vielmehr ein Erklärungsbündel von unterschiedlichen Argumenten und Aspekten, die einen Erfolg bzw. eine rege Teilnahme an Qualifizierungsmaßnahmen verhindert haben.44 Im Einzelnen wurde die geringe Inanspruchnahme der geförderten Qualifizierungsmaßnahmen wie folgt begründet: Es gab zu Beginn der Wirtschaftskrise keine passenden Qualifizierungsangebote von kommerziellen und zertifizierten Weiterbildungsträgern. Die Entwicklung von allgemeinen bzw. betriebsspezifischen Qualifizierungsangeboten, abgestimmt auf die vorhandenen individuellen Qualifikationen der einzelnen Mitarbeiter, brauchte Zeit. 44 Dies wird auch durch die Ergebnisse der IW-Studie bestätigt, nach der eine Vielzahl von Gründen eine höhere Nutzung der Qualifizierungsmaßnahmen verhindert hat. Vgl. Werner, Dirk; Neumann, Michael; Erdmann, Vera (2010), S. 73. Ebenso die Einschätzung von Kruppe, Thomas (2010), S. 14. 37 Kurzarbeit in Hessen Betriebsinterne Qualifizierungsmaßnahmen wurden zum Teil finanziell nicht gefördert, da die Unternehmen selbst keine Zertifizierung als Weiterbildungsträger hatten. Der durchschnittliche individuelle Arbeitsausfall war oftmals nicht kompatibel mit einer Qualifizierungsmaßnahme in Vollzeit, d.h. die Synchronisation von Qualifizierungsangebot und Kurzarbeiterregelung gestaltet sich sehr schwierig. So muss prinzipiell gewährleistet sein, dass die Weiterbildung den Zeitraum der Kurzarbeit nicht überschreitet bzw. eine begonnene Maßnahme bei Wiederanziehen der Konjunktur jederzeit abgebrochen werden kann. Die Teilnahmebereitschaft der Mitarbeiter war zum Teil sehr gering, da die Präferenz für Freizeitaktivitäten in der Freistellungsphase der Kurzarbeit sehr hoch ausgeprägt war. Die Unternehmen waren sich unsicher über Dauer und Intensität der Wirtschaftskrise: Kein Betrieb wollte mittel- bis langfristig Mitarbeiter für Qualifizierungen abstellen. Die Entwicklung der Wirtschaftskrise war durch einen vehementen Auftragseinbruch gekennzeichnet. Allerdings setzte die konjunkturelle Erholung rasch und mit hoher Entwicklungsdynamik ein, so dass die Kurzarbeit in vielen Branchen schnell zurückging. Die Förderung wurde als sehr aufwendig und bürokratisch beschrieben und dies in einer Phase, in der die für die Planung und Umsetzung verantwortlichen Personalabteilungen aufgrund der Kurzarbeit bereits an der Kapazitätsgrenze arbeiteten oder überlastet waren. In der Gesamtbetrachtung wurde das Ziel, über maßgeschneiderte allgemeine und betriebsspezifische Qualifizierungsmaßnahmen die Zeit der Kurzarbeit sinnvoll zu nutzen, nicht erreicht. Dieses Ergebnis gilt für die geförderten Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen der Kurzarbeit. Werden die zuvor genannten Ergebnisse aus den Befragungen des IAB und des Qualifizierungsmonitors des IW berücksichtigt, dann sind die Mitarbeiter sehr wohl während der Kurzarbeit ohne Förderung in der Eigenregie der Unternehmen weiterqualifiziert worden. Prinzipiell wurde das Angebot an Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit begrüßt, die geringe Inanspruchnahme wird nicht als entscheidender Kritikpunkt gewertet. Aus dem Blickwinkel der Arbeitsmarktakteure ist es von großer Bedeutung darauf hinzuweisen, dass die geringe Inanspruchnahme der geförderten Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit kein generelles Argument gegen den Nutzen und die Notwendigkeit von Qualifizierungsmaßnahmen insgesamt ist. Im Gegenteil, 38 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels besteht in Zukunft ein verstärkter Bedarf an lebenslangen Lernen und einer kontinuierlichen Weiterbildung der Mitarbeiter, unabhängig von den derzeit vorhandenen Qualifikationsprofilen. Nur so können die Unternehmen dauerhaft ihre Position im globalen Wettbewerb sichern. 39 Kurzarbeit in Hessen 5 Das Instrument der Kurzarbeit aus dem Blickwinkel der arbeitsmarktpolitischen Akteure Ausgewählte arbeitsmarktpolitische Akteure wurden im Rahmen von Expertengesprächen danach befragt, welchen Stellenwert das Instrument der Kurzarbeit in der Wirtschaftskrise für ihr Unternehmen bzw. die regionalen Arbeitsmärkte hatte und welche Vor- und Nachteile für die Unternehmen mit dem Einsatz verbunden waren. Darüber hinaus wurde auch thematisiert, welche Auswirkungen mit der Novellierung der Regelungen über die Inanspruchnahme der Kurzarbeit, insbesondere die Verlängerung der Bezugsdauer sich ableiten lassen. Ein sehr wichtiger Faktor für die intensive Inanspruchnahme der Kurzarbeit durch die hessischen Unternehmen war der sich abzeichnende Fachkräftemangel. So waren viele Unternehmen im Juli 2008 noch händeringend auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften. In Folge des massiven und plötzlichen Auftragseinbruchs im Herbst/Winter 2008 war diese Erfahrung bei den Unternehmen noch präsent und ein wesentlicher Grund für die intensive Nutzung des Instruments Kurzarbeit. Nach Auffassung der Gesprächspartner gelang es mit Hilfe der Kurzarbeit, die wirtschaftlich schwierige Lage zu überbrücken und die Fachkräfte in den Unternehmen zu halten. Die Sicherung des betriebsspezifischen Humankapitals ist nach Auffassung der Gesprächspartner das zentrale Argument pro Kurzarbeit gewesen. Ein weiterer Aspekt ist von großer Bedeutung: Das Instrument der Kurzarbeit wurde – aufgrund der intensiven Inanspruchnahme – im Zuge der schweren Wirtschaftskrise „salonfähig“ und es galt nicht mehr als Makel, dieses Instrument zur Sicherung der Beschäftigung zu nutzen. Selbst Unternehmen, die in ihrer mehr als 100jährigen Unternehmensgeschichte niemals das Instrument Kurzarbeit einsetzten, haben im Zuge der Wirtschaftskrise davon Gebrauch gemacht. Von den Gesprächspartnern wurde das Instrument der Kurzarbeit in der Gesamtbetrachtung zur Bewältigung der Krisensituation als alternativlos bezeichnet. Dies gilt insbesondere deshalb, weil das Instrument der Kurzarbeit ein „atmendes“ Instrument ist, welches die betriebliche Flexibilität – entsprechend der Entwicklung der Auftragslage – sichert. Hierbei wurde betont, dass Kurzarbeit am Ende einer langen Kette von Anpassungsmaßnahmen zum Erhalt der Beschäftigung in den Betrieben steht. So haben Unternehmen zunächst versucht, die Stammbelegschaft durch den Ersatz von Werkstudenten, den Verzicht von externen Einstellungen sowie durch das Insourcing von Tätigkeiten zu halten. Vielfach sind gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern flexible Lösungen bei der Regelungen der Arbeitszeit vereinbart worden, um die Kapazitäten der Auftragslage anzupassen. 40 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Das Instrument der Kurzarbeit spielt im Bereich des Verarbeitenden Gewerbes und hier insbesondere im Maschinenbau eine besondere Rolle, wie die Analyse der Daten über die Inanspruchnahme der Kurzarbeit gezeigt hat. Dies hat nicht nur mit der starken und direkten Betroffenheit durch die Wirtschaftskrise zu tun. Vielmehr kann ein produzierendes Unternehmen wesentlich einfacher seine Arbeitszeiten reduzieren und das Instrument der Kurzarbeit nutzen als ein Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich. Beispielsweise kann der Betrieb an ein oder zwei Werktagen geschlossen werden. Im Bereich der Dienstleistungen – insbesondere in Bereichen mit einem 24h-Stunden-Betrieb und sehr arbeitsteiligen Prozessen – lässt sich das Instrument der Kurzarbeit dagegen, so die Einschätzung der Gesprächspartner, kaum sinnvoll nutzen. Dank der gesetzlichen Novellierungen der Kurzarbeit, die nicht nur eine längere Bezugsdauer beinhaltet, sondern auch die gesetzlichen Voraussetzungen für die Nutzung des Instruments erheblich vereinfachte, stieg die Akzeptanz des Instruments stark an. Die Novellierungen wurden von den arbeitsmarktpolitischen Akteuren prinzipiell begrüßt. Die aus ordnungspolitischen Überlegungen heraus kritisierte Verlängerung der Bezugsdauer wurde aus Gründen der langfristigen Planbarkeit der Arbeitsprozesse und der Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung als notwendig und sinnvoll erachtet. Auch die Erweiterung des Instruments auf Verleihbetriebe wurde prinzipiell begrüßt, da eine (noch) stärkere Segmentierung am Arbeitsmarkt nicht gewünscht sei. Gleichwohl wurden im Rahmen der Gespräche zwei Kritikpunkte genannt. So ist vereinzelt der relativ hohe bürokratische Aufwand bei der Umsetzung von Kurzarbeit bemängelt worden. Dies lag jedoch nicht an der Umsetzung durch die Bundesagentur für Arbeit. Vielmehr handelt es sich beim Instrument der Kurzarbeit um ein hochgradig „erklärungsbedürftiges“ Förderangebot. Auch wurde die „volatile“ Gesetzeslage zu Beginn des Jahres 2009 kritisiert, die eine „optimale“ Entscheidung hinsichtlich der Planung über den Einsatz des Instruments der Kurzarbeit erschwert hat. Diese Kritikpunkte stellen jedoch bei einer nüchternen Gesamtbetrachtung nur einen kleinen Nachteil gegenüber den grundsätzlich positiven Auswirkungen der Kurzarbeit aus der Sicht der Gesprächspartner dar. In der Gesamtbetrachtung, da sind sich die Experten einig, rechnet sich Kurzarbeit für die Unternehmen, da der qualifizierte Mitarbeiterstamm in der Krise gehalten werden kann. Die Sicherung des betriebsspezifischen Humankapitals konnte durch die Nutzung der Kurzarbeit erreicht werden. Klar wurde jedoch auch im Rahmen der Gespräche, dass aufgrund der Remanenzkosten Kurzarbeit kein wirklich „billiges“ Instrument für die Unternehmen darstellt. Die genauen Kosten der Kurzarbeit auf der individuellen Betriebsebene sind abhän- 41 Kurzarbeit in Hessen gig von der Betriebsgröße und von den tarifvertraglichen Regelungen zur Entgeltsicherung bzw. zu Betriebsvereinbarungen. Die geringe Anzahl von Qualifizierungen während der Kurzarbeit sei zum einen darauf zurückzuführen, dass es an geeigneten Qualifizierungsmaßnahmen fehle, mit denen die Mitarbeiter wichtige betriebsspezifische Qualifikationen erwerben können. Zertifizierte „maßgeschneiderte“ Qualifizierungsmaßnahmen mussten erst entwickelt werden, dies hat, so die Einschätzung der Gesprächspartner, Zeit in Anspruch genommen. Darüber hinaus kommt eine längerfristige Qualifizierungsmaßnahme nicht für alle Personen in Kurzarbeit in Frage. Rechnen die Unternehmen mit einem baldigen Anstieg der Auftragseingänge sind sie nicht bereit, Mitarbeiter in eine längerfristige Qualifizierung zu schicken, da sie sonst ihre betriebliche Flexibilität einschränken würden. In diesem Zusammenhang wurde auch kritisiert, dass der bürokratische Aufwand der Qualifizierungsprogramme sehr hoch sei. Was die Gefahr des Missbrauchs anbelangt, so wurde im Rahmen der Gespräche deutlich, dass es einen hinreichenden Anfangsverdacht geben muss, bevor Ermittlungen beginnen. So ist man auf hinreichende Informationen über Unregelmäßigkeiten beim Bezug von Kurzarbeitergeld – insbesondere was die Buchung der Arbeitszeiten anbelangt – angewiesen. Aufgrund einer möglichen Interessenharmonie in der Krisensituation zwischen Beschäftigten – Sicherung des Arbeitsplatzes – und Unternehmen – Sicherung des Unternehmens – kann es passieren, dass ein Missbrauch stillschweigend toleriert wird. Nach Aussage der Gesprächspartner sind dies allerdings absolute Ausnahmefälle und rechtfertigen keine pauschalen Urteile über die Missbrauchsgefahr der Kurzarbeit insgesamt. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich ein Arbeitgeber freiwillig in eine Situation hineinmanövrieren würde, in der er von den Arbeitnehmern erpressbar wäre. Dies ist jedoch als sehr unwahrscheinliches Szenario zu bewerten. Diese Einschätzung wurde auch durch eine Nachfrage bei der Regionaldirektion für Arbeit in Hessen bestätigt. Die Anzahl der bisher in Hessen – Dezember 2010 – eingeleiteten Ermittlungsverfahren ist demnach äußerst gering und bisher kam es in keinem der von der Staatsanwaltschaft bzw. vom Hauptzollamt abgeschlossenen 19 Verfahren zu einer Haft- bzw. Geldstrafe. Im Rahmen der Expertengespräche wurde auch darauf hingewiesen, dass die Umsetzung der Kurzarbeit in Hessen dank der Flexibilität, des Einsatzes und der Unterstützungsbereitschaft der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Bundesagentur für Arbeit gut funktioniert hat. Die Mitarbeiter der Bundesagentur waren für die Personalabteilungen in den von der Konjunkturkrise betroffenen Unternehmen eine wichtige Unterstützung. Gerade in der Krisensituation war es für die Unternehmen aufgrund der oftmals angespannten Liquiditätssituation eminent wichtig, dass schon 42 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – kurze Zeit nach Beantragung von Kurzarbeit die finanzielle Unterstützung sichergestellt wurde. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Bundesagentur für Arbeit haben zudem dank einer Vielzahl von Informationsveranstaltungen für Unternehmen einen Beitrag dazu geleistet, mögliche Vorbehalte gegenüber dem Instrument abzubauen und somit die Reichweite des Instruments zu erhöhen. Sie standen, so die Einschätzung der Gesprächspartner, immer als kompetente Ansprechpartner für die Unternehmen zur Verfügung, um sie bei der Bewältigung der schwierigen wirtschaftlichen Situation zu unterstützen. 43 Kurzarbeit in Hessen 6 Zusammenfassung und Ausblick Die Wirtschaftskrise hat den ehemaligen Exportweltmeister Deutschland stark getroffen. Der massive Einbruch der Wirtschaftsleistung ließ sich am Rückgang des Bruttoinlandprodukts im Jahr 2009 in Höhe von – 5 % deutlich ablesen. Neben umfangreichen Rettungsmaßnahmen für das Finanzgewerbe wurde versucht, mit Konjunkturprogrammen auf der Ebene des Bundes und der Länder die Krise zu bekämpfen. Das Ausmaß der aktuellen Wirtschaftskrise ließ sich nicht an der Entwicklung der Arbeitslosigkeit bemessen. Die Ursache für diese paradoxe Entwicklung lag – neben anderen Maßnahmen der Reduzierung des Arbeitsvolumens – in der massiven Inanspruchnahme der Kurzarbeit. Kurzarbeit war in Hessen während der Wirtschaftskrise das wichtigste arbeitsmarktpolitische Instrument: Im April 2009, dem Höchststand der Kurzarbeit in Hessen, bezogen mehr als 104.000 Personen in knapp 4.000 Betrieben Kurzarbeitergeld. Seitdem ist aufgrund der hohen Wachstumsdynamik der hessischen Wirtschaft ein starker Rückgang der Kurzarbeit festzustellen, im Juli 2010 waren weniger als 15.000 Personen in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote, d.h. die Anzahl der Personen in Kurzarbeit in Relation zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigen, lag im April 2009 in Hessen bei 4,8 %. Ein Jahr später im April 2010 lag sie nur noch bei 1,6 %. Insgesamt wurde die Kurzarbeit in Hessen – analog zum vergleichsweise geringen Einbruch der Wirtschaftsleistung – im Vergleich zu anderen Bundesländern geringer genutzt. Das Instrument der Kurzarbeit wurde insbesondere von größeren Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten genutzt. Ein Blick auf die Ebene der hessischen Landkreise und kreisfreien Städte zeigt, dass die Kurzarbeit regional eine unterschiedlich große Rolle einnimmt. Insbesondere im Lahn-Dill-Kreis, dem Landkreis WaldeckFrankenberg und im Odenwaldkreis, alle stark durch das Verarbeitende Gewerbe geprägte Regionen, waren im Verlaufe der Wirtschaftskrise zum Teil mehr als 10 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit. In anderen Regionen Hessens mit einer stärkeren Bedeutung des Dienstleistungssektors hatte Kurzarbeit dagegen faktisch keine Bedeutung. Es waren vor allem Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, welche das Instrument der Kurzarbeit nutzten. Rund 75 % der Personen in Kurzarbeit waren in diesem Wirtschaftszweig tätig, vor allem in den Wirtschaftszweigen Maschinenbau und Herstellung von Kraftfahrzeugen war die Kurzarbeit bedeutsam. Die Inanspruchnahme des Instruments der Kurzarbeit führte zu einer massiven Entlastung des Arbeitsmarkts. Die Anzahl der Personen in Kurzarbeit entsprach im April 2009 umgerechnet in Vollzeitäquivalente rund 30.000 Personen. Ohne das Instru- 44 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – ment der Kurzarbeit wäre die Arbeitslosenquote in Hessen und den besonders von der Wirtschaftskrise betroffenen Regionen insgesamt deutlich höher ausgefallen. Im Rahmen der Expertengespräche mit Akteuren aus Unternehmen, der Arbeitsverwaltung, Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften, wurde das Instrument der Kurzarbeit insgesamt sehr positiv beurteilt. Die Novellierungen des Instruments, wie die Verlängerung der Bezugsdauer und die Übernahme von Beiträgen zur Sozialversicherung wurden als notwendig erachtet, um den Unternehmen in den Zeiten der Krise eine höhere Planungssicherheit zu geben und Anreize zu schaffen, keine Arbeitsplätze vorschnell abzubauen. Das Instrument der Kurzarbeit erfüllte nach den Aussagen der Gesprächspartner die „Brückenfunktion“ und sicherte Arbeitsplätze in Hessen. Dank der Flexibilität war Kurzarbeit – neben anderen Maßnahmen zur Reduzierung des Arbeitsvolumens – die zentrale Antwort auf die Wirtschaftskrise 2009 und den massiven Einbruch der Auftragseingänge, wie sie insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen war. Die potenziellen Missbrauchsgefahren und Mitnahmeeffekte wurden in der Gesamtbetrachtung als gering eingestuft und die Administration durch die Bundesagentur für Arbeit in der Gesamtbetrachtung als schnell, flexibel und unbürokratisch bewertet. Einziger Wermutstropfen war die geringe Inanspruchnahme von Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit, deren Ursache in vielfältigen Gründen zu suchen ist. 45 Kurzarbeit in Hessen Abbildungsverzeichnis Abbildung Seite 1 Entwicklung der Kurzarbeit in Deutschland von 1998 bis 2009 11 2 Entwicklung der Kurzarbeit in Deutschland seit Januar 2008 13 3 Entwicklung der Kurzarbeit in ausgewählten Ländern seit Oktober 2008 (Oktober 2008 = 100) 14 4 Kurzarbeiterquote im Ländervergleich 15 5 Kurzarbeiterquote im April 2009 und BIP-Entwicklung auf Länderebene 16 6 Entwicklung der Kurzarbeit in Hessen seit Januar 2008 18 7 Personen in Kurzarbeit nach Betriebsgröße im Jahr 2009 (Angaben in %) 19 8 Anteil der Kurzarbeiter (in%) nach bisheriger Dauer der Kurzarbeit 20 9 Entwicklung der Anzahl der Personen in Kurzarbeit in den hessischen Regierungsbezirken seit Oktober 2008 (Oktober 2008 = 100) 21 10 Kurzarbeiterquote nach Regierungsbezirken im April 2009/April 2010 (Angaben in %) 22 11 Kurzarbeiterquote auf der regionalen Ebene im April 2009/2010 23 12 Kurzarbeiterquote in Hessen im April 2009/2010 25 13 Kurzarbeit in Hessen nach Wirtschaftszweigen in Vollzeitäquivalenten im April 2009/2010 28 14 Personen in Kurzarbeit nach Wirtschaftszweigen im April 2010 (Angaben in %) 29 15 Durchschnittlicher Arbeitsausfall (in %) im Rahmen der Kurzarbeit nach Regierungsbezirken 31 16 Relation Anzahl der Personen in Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) zum Bestand an Arbeitslosen in Hessen 32 17 Arbeitslosenquote in Hessen unter Berücksichtigung der Personen in Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) 33 18 Arbeitslosenquote unter Berücksichtigung der Personen in Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte im April 2009 34 19 Personen in Qualifizierungsmaßnahmen während der Kurzarbeit in Hessen 37 46 HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Literaturverzeichnis Astheimer, Sven (2009): Die Entzauberung der Kurzarbeit, in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15.07.2009. 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Kurzarbeit in Hessen Tabelle 3 Kurzarbeit in Deutschland ab Januar 2008 Anzahl der Betriebe Anzahl der Personen Januar 2008 3.004 24.939 Februar 2008 3.339 29.939 März 2008 3.217 29.115 April 2008 5.714 47.218 Mai 2008 4.698 39.697 Juni 2008 4.441 39.270 Juli 2008 3.944 31.348 August 2008 3.408 29.057 September 2008 3.574 39.082 Oktober 2008 4.067 61.487 November 2008 6.051 120.373 Dezember 2008 6.864 200.780 Januar 2009 13.401 446.980 Februar 2009 24.620 936.675 März 2009 36.186 1.123.777 April 2009 54.071 1.502.753 Mai 2009 59.992 1.516.451 Juni 2009 60.457 1.365.255 Juli 2009 61.427 1.215.030 August 2009 58.376 1.021.778 September 2009 59.936 1.072.410 Oktober 2009 59.746 1.076.378 November 2009 59.716 947.386 Dezember 2009 52.784 808.981 Januar 2010 57.128 874.174 Februar 2010 60.794 828.612 März 2010 56.624 708.586 April 2010 52.860 597.826 Mai 2010 47.417 465.893 Quelle: Bundesagentur für Arbeit. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Tabelle 4 Kurzarbeit nach Bundesländern im April 2010 Deutschland Schleswig-Holstein Hamburg Niedersachsen Bremen Anzahl der Betriebe Anzahl der Personen 52.860 597.826 1.448 11.644 977 9.059 3.948 37.032 417 4.881 Nordrhein-Westfalen 11.498 122.312 Hessen 3.107 35.767 Rheinland-Pfalz 2.063 28.956 Baden-Württemberg 8.669 125.256 Bayern 7.125 111.819 Saarland 575 12.629 Berlin 1.240 8.139 Brandenburg 1.862 14.564 Mecklenburg-Vorpommern 945 7.081 Sachsen 4.533 34.118 Sachsen-Anhalt 1.904 12.889 Thüringen 2.427 20.310 Quelle: Bundesagentur für Arbeit. Tabelle 5 Kurzarbeit in Hessen von 1998 bis 2009 Jahresdurchschnitt Anzahl der Betriebe Anzahl der Personen 1998 469 6.096 1999 335 5.769 2000 245 3.506 2001 313 5.901 2002 648 13.790 2003 891 15.536 2004 716 7.110 2005 643 6.140 2006 349 2.635 2007 211 1.498 2008 249 4.543 2009 3.071 69.554 Quelle: Bundesagentur für Arbeit. Kurzarbeit in Hessen Tabelle 6 Kurzarbeit in Hessen ab Januar 2008 Anzahl der Betriebe Anzahl der Personen Januar 2008 181 1.401 Februar 2008 187 1.691 März 2008 171 1.522 April 2008 303 2.975 Mai 2008 248 2.344 Juni 2008 229 1.717 Juli 2008 205 1.527 August 2008 201 2.037 September 2008 222 3.033 Oktober 2008 252 5.960 November 2008 375 11.109 Dezember 2008 418 19.202 Januar 2009 657 30.341 Februar 2009 1.190 54.535 März 2009 1.857 67.706 April 2009 3.346 104.059 Mai 2009 3.750 98.259 Juni 2009 3.947 93.165 Juli 2009 3.914 75.033 August 2009 3.799 65.310 September 2009 3.893 69.933 Oktober 2009 3.793 71.265 November 2009 3.732 61.115 Dezember 2009 3.332 49.135 Januar 2010 3.472 55.407 Februar 2010 3.637 54.445 März 2010 3.346 47.181 April 2010 3.107 35.767 Mai 2010 * 2.803 28.831 Juni 2010 * 2.513 22.547 Juli 2010 * 2.801 14.908 Quelle: Bundesagentur für Arbeit. *Daten ab Mai 2010 beruhen auf einer Hochrechnung. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Tabelle 7 Personen in Kurzarbeit auf der Ebene der hessischen Regierungsbezirke RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel Hessen Januar 2008 1.119 118 164 1.401 Februar 2008 1.101 281 309 1.691 März 2008 985 270 267 1.522 April 2008 1.427 685 863 2.975 Mai 2008 1.225 541 578 2.344 Juni 2008 711 610 396 1.717 Juli 2008 882 358 287 1.527 August 2008 1.040 743 254 2.037 September 2008 1.403 951 679 3.033 Oktober 2008 4.248 537 1.175 5.960 November 2008 5.956 2.723 2.430 11.109 Dezember 2008 11.726 3.109 4.367 19.202 Januar 2009 18.605 4.610 7.126 30.341 Februar 2009 28.198 9.154 17.183 54.535 März 2009 33.464 13.727 20.515 67.706 April 2009 54.326 22.978 26.755 104.059 Mai 2009 54.930 22.870 20.459 98.259 Juni 2009 53.526 19.456 20.183 93.165 Juli 2009 42.697 16.914 15.422 75.033 August 2009 39.508 14.583 11.219 65.310 September 2009 39.703 16.886 13.344 69.933 Oktober 2009 41.360 17.203 12.702 71.265 November 2009 37.673 12.217 11.225 61.115 Dezember 2009 28.333 12.759 8.043 49.135 Januar 2010 32.931 13.056 9.420 55.407 Februar 2010 34.226 11.750 8.469 54.445 März 2010 29.029 10.275 7.877 47.181 April 2010 20.466 8.625 6.676 35.767 Quelle: Bundesagentur für Arbeit. Kurzarbeit in Hessen Tabelle 8 Personen in Kurzarbeit in Hessen (Vollzeitäquivalente) RB Darmstadt RB Gießen RB Kassel Januar 2008 425 37 69 531 Februar 2008 397 90 120 607 März 2008 342 70 98 510 April 2008 487 241 310 1.038 Mai 2008 426 149 191 766 Juni 2008 248 178 139 565 Juli 2008 327 96 108 530 August 2008 347 179 97 623 September 2008 Hessen 521 226 224 972 Oktober 2008 1.142 145 368 1.656 November 2008 1.704 619 803 3.126 Dezember 2008 4.011 775 1.342 6.128 Januar 2009 5.828 1.324 2.204 9.355 Februar 2009 8.666 2.707 5.088 16.461 März 2009 10.160 3.961 6.680 20.802 April 2009 15.792 6.404 7.621 29.817 Mai 2009 15.732 6.325 6.124 28.181 Juni 2009 15.174 5.287 6.232 26.694 Juli 2009 11.072 4.131 4.823 20.025 August 2009 10.250 2.751 4.025 17.027 September 2009 10.459 3.276 4.820 18.555 Oktober 2009 10.827 3.231 5.601 19.658 November 2009 9.575 2.867 3.139 15.582 Dezember 2009 6.900 1.740 2.813 11.452 Januar 2010 9.240 2.359 3.959 15.558 Februar 2010 9.520 2.301 3.582 15.403 März 2010 7.970 2.036 2.633 12.638 April 2010 6.486 1.714 2.110 10.310 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen der Hessen Agentur. HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung – Tabelle 9 Regionale Arbeitslosenquoten unter Berücksichtung der Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) im April 2009 Arbeitslosenquote April 2009 ohne Kurzarbeit Reg.-Bez. Darmstadt mit Kurzarbeit (Vollzeitäquivalente) 6,8 7,6 Differenz 0,8 Darmstadt, Stadt 6,8 7,3 0,5 Frankfurt am Main, Stadt 8,9 9,8 0,9 Offenbach am Main, Stadt 11,5 14,2 2,7 8,3 9,1 0,8 Wiesbaden, Stadt Bergstraße 6,1 6,6 0,5 Darmstadt-Dieburg 5,8 6,5 0,7 Groß-Gerau 6,4 7,0 0,6 Hochtaunuskreis 4,3 5,1 0,8 Main-Kinzig-Kreis 6,5 7,5 1,0 Main-Taunus-Kreis 4,6 5,2 0,6 Odenwaldkreis 6,3 7,5 1,2 Offenbach 6,6 7,4 0,8 Rheingau-Taunus-Kreis 4,8 5,2 0,4 Wetteraukreis 6,1 6,8 0,7 Reg.-Bez. Gießen 7,4 8,6 1,2 Gießen 8,6 9,4 0,8 Lahn-Dill-Kreis 7,5 9,8 2,3 Limburg-Weilburg 6,6 7,0 0,4 Marburg-Biedenkopf 6,9 8,1 1,2 Vogelsbergkreis 6,8 7,5 0,7 Reg.-Bez. Kassel 8,2 9,4 1,2 Kassel, Stadt 13,8 14,9 1,1 Fulda 6,3 7,8 1,5 Hersfeld-Rotenburg 7,7 8,8 1,1 Kassel 6,5 7,8 1,3 Schwalm-Eder-Kreis 7,5 8,2 0,7 Waldeck-Frankenberg 7,7 9,6 1,9 Werra-Meißner-Kreis 9,0 9,7 0,7 7,2 8,2 1,0 Hessen Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen der Hessen Agentur.