Lernpaket Allen Jones - Weltkulturerbe Völklinger Hütte

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Lernpaket Allen Jones - Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Lernpaket für Lehrer
und Schüler
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig
Allen Jones
Off the Wall. Pop Art 1957 – 2009
13. Oktober 2012 bis 16. Juni 2013, täglich ab 10 Uhr
Lernpaket für Lehrer und Schüler
Inhalt
1.
Ausstellungsdaten und Service für Schulen
S.2
2.
Vorwort
S.4
3.
Pop-Art
S.6
4.
Allen Jones und die britische Pop-Art
S.7
5.
Biografie Allen Jones
S.9
6.
Werkphasen
S.12
7.
Zeitleiste
S.30
8.
Unterrichtsvorschläge
S.38
9.
Quellentexte
S.48
10.
Zitate
S.77
11.
Pop-Art-ABC
S.79
12.
Katalog zur Ausstellung
S.83
13.
Literatur
S.83
14.
Links
S.92
Impressum
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
66302 Völklingen/Saar
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner
Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111
mail@voelklinger-huette.org
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1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen
Öffnungszeiten
bis 16. Juni 2013
Erzhalle, täglich von 10 bis 19 Uhr
Preise
Ermäßigt
10,00 €
Normal
12,00 €
Familien (2 Erwachsene mit Kindern
und Jugendlichen bis 16 Jahre)
25,00 €
Kinder und Jugendliche
3,00 €
Kinder und Jugendliche im Klassenverband 3,00 €
Gebuchte Führung
80,00 € (plus ermäßigten Eintritt)
(max. 30 Personen, Dauer der Führung ca. 1,5 Stunden).
Jahreskarten
Jahreskarten Kinder/Schüler
Erwachsene
Familien
6,00 €
25,00 €
55,00 €
Sonderkonditionen für Schulen
Schulklassenführung im Bonuspaket zum Preis von 100 Euro inkl. Führung
(max. 30 Personen einschließlich Lehrkraft) in der Zeit von Montag bis Freitag
zwischen 10 und 14 Uhr.
Bucht eine Schule zum gleichen Termin drei Führungen zahlt sie nur zwei!
Kontakt/Besucherservice
Telefon +49 (0)6898/9 100 100
+49 (0)6898/9 100 106
Fax
+49 (0)6898/9 100 111
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Service zur Ausstellung
Sonderpublikation zur Ausstellung,
Allen Jones – Off the Wall. Pop Art 1957 – 2009, Edition Völklinger Hütte
Ostfildern 2012, 236 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 19,80 €
Sheer Magic
1967
Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung
91,4 x 91,4 cm
Privatsammlung
© Allen Jones
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2. Vorwort
Allen Jones, Pop-Art und die Völklinger Hütte
Sehr geehrte Frau Fachleiterin, sehr geehrter Herr Fachleiter, liebe Freunde
des Weltkulturerbes Völklinger Hütte,
die Popkultur hat unsere Gesellschaft und unser Leben seit den Sechzigerjahren des
20. Jahrhunderts vollständig verändert. Dank der Pop-Art gibt es heute keine
Trennung mehr zwischen Hochkultur und Alltagskultur. Die Wirklichkeit des
Alltagslebens ist im 21. Jahrhundert – dank und wegen der Pop-Art – genauso
kunstfähig wie die industrielle Massenproduktion mit ihrem seriellen Gepräge, wie
weggeworfene und übrig gelassene Dinge des Lebens oder die Stereotypen der
Werbung, wenn sie von Künstlerinnen und Künstlern in den Transformationsprozess
ihrer Kunst einbezogen werden. Ohne die tiefgehende Bewusstseinsveränderung und
Perspektivverlagerung der Pop-Art, die unseren Bewertungsmaßstab von Kultur
vollständig neu definiert hat, wäre die 1986 stillgesetzte Völklinger Eisenhütte nie in
den Rang eines UNESCO Weltkulturerbe gelangt. Als 1994 die Völklinger Hütte von
der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit ernannt wurde, war das der erste
Höhepunkt eines Prozesses, der wesentlich von der Pop-Art ausgelöst wurde. Der
ehemals industrielle Produktionsort, mit seinen gigantischen Maschinen und
Gebäuden, an dem in aktiver Zeit über 17 000 Menschen am Tag arbeiteten, wird
Schritt für Schritt zu einem Kulturort umgewertet. Es gehört zum Programm eines
solchen Prozesses, bedeutende Positionen der Pop-Art am Ort sichtbar zu machen.
Es ist uns deshalb eine große Freude, dass wir nach den Ausstellungen Duane
Hanson – Sculptures of the American Dream und Mel Ramos. 50 Jahre Pop-Art nun
Allen Jones – Off the Wall als weitere bedeutende internationale Position der PopArt in der Völklinger Hütte zeigen können.
Allen Jones schuf Kunstgattungen übergreifende, provokante Interpretationen
gesellschaftlicher Klischees. Diese Kunstwerke sind gleichzeitig Bild, Skulptur und
Environment. »Off the Wall« umfassen sie den gesamten Raum und provozieren.
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Herzlicher Dank gilt all denen, die dieses spannende Projekt ermöglicht haben, Otto
Letze für die Tournee, meinem Kollegen Manfred Baldauf in der Geschäftsführung
unserer Gesellschaft und meinem Weltkulturerbeteam um Frank Krämer für die
Einrichtung der Ausstellung Allen Jones – Off the Wall.
Meinrad Maria Grewenig
Generaldirektor und CEO des Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
A Figment in Pigment
1969
Öl auf Leinwand
245 x 305 cm
Sammlung Liliane Fawcett
© Allen Jones
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3. Pop-Art
Mitte der 1950er Jahre entwickelte sich unabhängig in New York und
London das Phänomen Pop-Art. Künstler wie Peter Blake, Andy Warhol und
Roy Lichtenstein entdeckten die Welt der Unterhaltungsindustrie und der
Werbung als Quelle der Inspiration für ihre Kunst.
Sie isolierten, vergrößerten und verfremdeten die Motive der Massenmedien
in ihren Arbeiten. Andy Warhol erlangte mit der Darstellung einer
Suppendose der Firma Campell 1968 weltweite Berühmtheit.
Die Pop-Art entstand vor dem Hintergrund der damals vorherrschenden
abstrakten Kunstströmungen. Indem die Künstler ihre Werke mit der
Lebenswirklichkeit des Betrachters verbanden, verweigerten sie sich nicht
länger ihrer realen Umwelt. Der britische Pop-Art Künstler Richard Hamilton
forderte der Pop-Art ab „populär, vergänglich, verbrauchbar, billig,
massenproduziert, jung, witzig, sexy, spielerisch, verführerisch,
geschäftstüchtig“ zu sein.
Andy Warhol
Campbell's Soup Can I
1968
Roy Lichtenstein
M-maybe
1965
(Quelle:
http://www.ludwigforum.de/sammlung
/hauptwerke/warhol2.html)
[22.Oktober 2012]
(Quelle:
http://www.museumludwig.de/)
[22.Oktober 2012]
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4. Allen Jones und die britische Pop-Art
Allen Jones zählt zu den Mitbegründern und Hauptvertretern der britischen PopArt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, versuchten Künstler sich wieder an einer mehr
figurativen Malweise, als Kontrast zur vorherrschenden Abstraktion. Dabei waren
die Sujets der Pop-Art in Großbritannien nicht im selben Maße der bunten
Konsumwelt gewidmet, wie dies bei der amerikanischen Pop-Art der Fall gewesen
ist. Die Arbeiten waren zudem eher weniger plakativ.
Man kann die Entwicklung der englischen Pop-Art grob in zwei Phasen gliedern.
Als Vorläufer der Pop-Art-Bewegung gilt die „Independent Group (IG)”, die sich um
1952 in London gründete. Zu dieser kleinen Gruppe zählten Maler, Bildhauer,
Architekten, Autoren und Kritiker. Bei ihren Treffen diskutierten sie die Folgen
moderner kultureller Elemente wie Massenwerbung, Filme, Comics, Science Fiction
und Technologie. Anlässlich ihres ersten Treffens im Winter 1952/1953
präsentierte der Bildhauer Eduardo Paolozzi eine Serie von Collagen mit dem Titel
„Bunk!“. Die Collagen setzten sich aus sogenannten „Objets trouvés“ zusammen,
z.B. aus Werbung, Titelseiten von Magazinen und weiteren Grafiken, die oft die
amerikanische Kultur zeigten.
Auf einer dieser Collagen, „I was a Rich Man's Plaything" (dt.: Ich war eines reichen
Mannes Spielzeug), war das Wort „Pop“ zu lesen, welches aus der Pulverwolke
eines Revolvers erschien. Hier taucht das Wort „Pop“ erstmalig in der Kunst auf.
Die „Independent Group“ beschäftigte sich vor allem mit der amerikanischen PopKultur, speziell der Werbung in den Massenmedien.
Ob das Wort „Pop-Art“ nun von John McHale, dem britischen Maler (1922–1978),
geschaffen wurde oder von dem englischen Kunstkritiker Lawrence Alloway (1926–
1990), die im Winter 1954/1955 im Rahmen eines Treffens der IG über Populärkultur
diskutierten, ist strittig. Unstrittig ist jedoch, dass die Collage „Just what is it that
makes today's homes so different, so appealing?" (dt.: Was macht eigentlich unser
Zuhause heute so anders, so anziehend?) des Londoner Künstlers und
Gründungmitgliedes der IG, Richard Hamilton (geb. 1922), aus dem Jahr 1956 eines
der Schlüsselwerke der Pop-Art ist und zu einer Ikone avancierte. Dieses Werk ist
noch der ersten Phase zuzuordnen. Eine wichtige Ausstellung dieser ersten
Generation von PopArt-Künstlern trug den Titel „This Is Tomorrow“ (1956).
Künstler wie Allen Jones, David Hockney (geb. 1937) und Ronald B. Kitaj (geb. 1932)
bilden die zweite Generation. Alle drei kannten sich aus der gemeinsamen
Studienzeit am Royal College of Art in London.
Allen Jones prägte mit seinen unkonventionellen und provokativen Werken die
moderne Kunst der 60er und 70er Jahre. Bekannt wurde er durch Skulpturen, die
Frauenfiguren als Möbelstücke inszenieren.
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Allen Jones
© Simon Thompson
(Quelle: http://www.telegraph.co.uk/culture/art/3668398/Allen-Jones-The-day-Iturned-down-Stanley-Kubrick.html) [22.Oktober 2012]
In seiner über fünfzigjährigen Werkphase wird deutlich, dass Allen Jones vor
allem ein Ziel verfolgt: „Off the Wall“ – Von der Leinwand wegzukommen und
in der Dreidimensionalität zu arbeiten. Dies geschieht über unkonventionelle
Bildformate („Shaped Canvases“) über Reliefs bis hin zu Skulpturen. Dabei
nimmt Allen Jones kritisch und persiflierend den Lifestyle unserer modernen
Gesellschaft ins Visier.
Sein umfangreiches Oeuvre wurde bei wichtigen Pop-Art-Ausstellungen im
Museum of Modern Art (MoMA), der Tate Gallery London, dem Centre
Pompidou Paris oder der documenta in Kassel präsentiert. Die Werkschau
„Allen Jones – Off the Wall. Pop-Art 1957 – 2009“ bietet einen
repräsentativen Überblick zu dem Oeuvre von Allen Jones und entstand
anlässlich des 75. Geburtstages des Künstlers.
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5. Allen Jones – Biografie
1937
Geburt von Allen Jones am 1. September in Southampton, England
1955–1959
Studium der Malerei und Lithografie am Hornsey College of Art in London
1959–1960
Studium der Malerei am Royal College of Art in London
Studienkollegen sind Ronald B. Kitaj, Peter Phillips und David Hockney
1960–1961
Ausbildung zum Zeichen- und Mallehrer am Hornsey College of Art in London
1961
Mit weiteren Pop-Art-Künstlern wie Derek Boshier, Patrick Caulfield, David Hockney,
Ronald B. Kitaj und Peter Phillips Teilnahme an der Ausstellung „Young
Contemporaries“
1961–1963
Lehrtätigkeit am Croydon College of Art in London im Fach Lithografie
1963
Verleihung des Prix des jeunes artistes auf der III. Biennale de Paris
1964
Teilnahme an der documenta III
1964–1966
Aufenthalt in New York mit Ehefrau Janet und Kollege David Hockney
1966
Geburt der Zwillinge Sarah und Thea
Erste dreidimensionale Werke
1968
Teilnahme an der documenta IV
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1968–1970
Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg
1969
Frauenfiguren aus Fiberglas
1970
entwirft für das Musical „Oh! Calcutta!“ in London Set und Kostüme
1973
Verleihung des Design and Art Direction Silver Award für den Pirelli-Kalender
1977
Gastprofessor an der University of California in Los Angeles im Fachbereich Malerei
1978
Scheidung von seiner ersten Frau
Model Deirdre Morrow ist seine neue Lebensgefährtin
1979
Erste Retrospektive im National Museum Liverpool
1986
Vollmitglied der Royal Academy of Arts in London
1989
Verleihung des Art and Work Awards
1990–1999
Trustee am British Museum in London, Kurator in der ägyptischen Abteilung
1994
Heirat mit Deirdre Morrow
1995
Retrospektive in der Barbican Art Gallery in London
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1996
Retrospektive in der Kunsthalle Darmstadt
2002
Einzelausstellung in der Royal Academy of Arts in London
2007
Ernennung zum Ehrendoktor der Kunst durch die University of Southampton
Ausstellung in der Tate Britain zum 70. Geburtstag
Allen Jones lebt und arbeitet in London und Oxfordshire.
Hot Wire
1970 - 1971
Öl auf Leinwand
243,8 x 365,6 cm
Sammlung Gil Weiss
© Allen Jones
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6. Werkphasen
1. Studium
In seiner Studienzeit entsteht sein nach eigenen Aussagen erstes eigenständiges
Werk – ein Selbstporträt, das ihn als schüchternen, verletzlich und verunsichert
wirkenden Zwanzigjährigen zeigt. Dem detailreichen Gesicht steht der flächige
Pullover und Hintergrund gegenüber. Er wendet sich schon hier einer
abstrahierenden Vereinfachung zu. Es finden sich in Farbgebung und
expressionistisch-flächiger Darstellung Anklänge an den britischen Expressionisten
Mark Rothko (1903–1970) und in der klaren Zeichnung des Gesichts Parallelen zu
Ben Shahn (1898–1969), ein Maler des amerikanischen naiven Realismus.
Self-Portrait
1957
Öl auf Holz
54,6 x 38,1 cm
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
©l
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2. Fauvismus, Kubismus, Expressionismus
Ende der 1950er Jahre reist er nach Frankreich und sieht die Bilder von Paul
Cézanne, Fernand Léger und Robert Delaunay. In seinen Gemälden der
beginnenden 60er Jahre zeigt sich deren, von kräftigen Farbflächen in Primärund Sekundärfarben geprägte Stil. In der Auflösung der klassischen Ansichten
sowie der Vernachlässigung von Perspektive werden Einflüsse von Fauvismus,
Kubismus und Expressionismus deutlich. Das stark abstrahierte Motiv lässt
sich gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Farbabstufungen
werden durch kräftige Farbflächen, häufig in den Grundfarben, abgelöst.
The Artist Thinks
1960
Öl auf Leinwand
121 x 121 cm
Sammlung Allen Jones
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3. Farbe und Bewegung
Als Lehrer stützt er sich z.B. auf die Schriften des Bauhaus-Künstlers Paul Klee, wie
dessen „Pädagogisches Skizzenbuch“. So entsteht während eines Kurses für Kinder,
die sich mit der normannischen Eroberung Englands beschäftigen, das Bild „The
Battle of Hastings“. Die Schlacht fand am 14. Oktober 1066 statt und stellt den
ersten militärischen Erfolg der französischen Normannen bei der Eroberung
Englands dar. Das normannische Heer unter Herzog Wilhelm dem Eroberer besiegte
die Angelsachsen und deren König Harold II.
Jones zeichnet als Verdeutlichung den Schlachtenverlauf mit Hilfe taktischer,
militärischer Symbole an die Tafel. Bei wiederholter Betrachtung der Zeichnung
erkennt er die Flugbahn eines Pfeils. Jones setzt die Skizze in einem Gemälde um.
Im linken, oberen Bildteil ist eine abstrahierte Person zu erkennen, die den Pfeil
abschießt. Leicht abfallend setzt sich die Flugbahn in einer Reihe kleinerer
Farbfelder fort. Im unteren Teil des Bildes endet sie mit drei Feldern, die in
zunehmend figurativer Darstellung den Tod Harolds durch einen Pfeil zeigen.
Weiterhin wird diese Flugbahn von einem Linienbündel von oben nach unten
durchbrochen, welches die Stoßrichtung der Normannen verdeutlichen soll. Die
Linien münden schließlich in der Formation der Angelsachsen, die als ein
feuerballähnlicher Kreis dargestellt werden.
Auf Wassily Kandinsky und Paul Klee beruhend werden also hier Bewegung und
Dynamik in kraftvollen, farbigen Flächen erzeugt.
The Battle of Hastings
1961 – 1962
Öl auf Leinwand
182,9 x 182,9 cm
Tate Gallery
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4. Shaped Canvases
Schon zu Beginn seines Schaffens bricht er die Formen der Malerei auf, indem er die
Leinwände an den Inhalt anpasst. Eine Technik, die u.a. auch sein Studienfreund
David Hockney anwendet. Er nennt sie „Shaped Canvases“ (geformte Leinwände).
Bei den „Busbildern“ erzeugen die teilweise schräg gestellten Seiten den Eindruck
von Geschwindigkeit, „Räder“ werden als zusätzliche, kleine Leinwandstücke
angesetzt. Andere Leinwände vermitteln z.B. den voyeuristischen Blick durch ein
Schlüsselloch. Auf der III. Biennale de Paris erhält er u.a. für zwei seiner Busbilder
den Prix des jeunes artistes.
Large Bus
1966
Lithographien auf zwei Blättern
72 x 108 cm/30 x 51,5 cm
Sammlung Allen Jones
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5. Collage
Auf anderen Bildern nutzt Allen Jones in klassischer Pop-Art-Manier Fotos aus
Zeitschriften, die er farblich verändert und in seine Gemälde einpasst. Diese
Technik, banale Ausschnitte und Fotos aus Zeitschriften zu benutzen, verwendete
der Pionier der britischen Pop-Art, Richard Hamilton, 1956 für „Just What Is It that
Makes Today‟s Homes So Different, So Appealing?”, das als eines der erstes PopArt-Bilder gilt. Die isolierten Versatzstücke werden meistens verfremdet und allein
oder in größerer Zahl zu Collagen verarbeitet.
Self-Portrait
1963
Lithographie mit Fotografie
76,2 x 49,5 cm
Sammlung Allen Jones
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6. Die Verschmelzung des Weiblichen und Männlichen
In der Farbgebung seiner Gemälde zeigt sich der theoretische Einfluss der
Expressionisten und des Bauhauses. Dabei sollen die Farben bestimmte
Emotionen wecken. Das verbindet er mit F. Nietzsches und C.G. Jungs
Theorien über das Weibliche und Männliche in beiden Geschlechtern, welches
in der Vereinigung zur Perfektion führe. Der „männliche“ Intellekt und die
„weibliche“ Emotion sind nach Nietzsche für den kreativen Akt
gleichbedeutende Kräfte, die gemeinsam zur Vollkommenheit führen. Jones„
Bilder mit eng umschlungenen Paaren geben diese Symbolik des
künstlerischen Schaffens wieder, nämlich das Männliche und Weibliche beim
Malprozess zu vereinigen, um so Perfektion zu schaffen. So sind seine Figuren
oft anonym und zeigen eine androgyn, hermaphroditische Weltsicht als
Sinnbild für Ganzheitlichkeit und Kreativität.
Man Woman
1963
Öl auf Leinwand
214,6 x 188,6 cm
Tate Gallery
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7. New York
Im Jahr 1964 zieht er für zwei Jahre nach New York um. Während des Aufenthalts
bereist er die gesamten USA. Die Bilderflut von Werbeanzeigen, Katalogen,
Hochglanzzeitschriften und Fetischmagazinen dient ihm als Materialsammlung, die
er z.T. als Versatzstücke in seinen Bildern verarbeitet. Schon 1962 lässt er sich von
dem Bild „Step-On Can with Leg“ des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Roy
Lichtenstein beeindrucken. Frauen oder nur deren Beine in hochhackigen Pumps, in
Seidenstrümpfen oder Latex, zeigen jetzt eine bisher nur andeutungsweise in
seinem Werk vorhandene Erotik sehr plastisch.
Roy Lichtenstein
Step-On Can with Leg
1961
(Quelle: http://thinkmuseum.files.wordpress.
com/2012/08/step-on-can-with-leg1.jpg)
[22.Oktober 2012]
First Step
1966
Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung
91,5 x 91,5 cm
Sammlung Allen Jones
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8. Off the Wall
Er geht nun in der Anpassung seiner Formate einen Schritt weiter und verformt
nicht mehr nur wie bei seinen Busbildern die Leinwand, sondern sprengt sie, indem
er den zweidimensionalen Bildern dreidimensionale plastische Elemente wie
Treppenstufen oder Holzkrawatten anfügt. In den sogenannten „Step Paintings“
sollen die angesetzten Sockel den Betrachter in das Bild hineinführen.
Sheer Magic
1967
Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung
91,4 x 91,4 cm
Privatsammlung
© Allen Jones
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9. Die plastische Wirkung der Malerei
Sein Malstil wird nun sehr linear und umreißt die Konturen der Figuren, um deren
Körperlichkeit zu betonten. Der ausgearbeitete, sehr feine, manchmal nur lasierende
Farbauftrag und die plastische Auffassung seiner Motive lassen seine Gemälde
skulptural erscheinen. Das unterstreicht die scheinbare Schlichtheit und
Unkompliziertheit seiner Komposition.
A New Perspective on Floors
1966
5 Farblithographien aus einer Serie von 6
76,5 x 56 cm
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
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10. „What Do You Mean What Do I Mean?“
Auch andere Künstler und Kunstrichtungen beeinflussen ihn. In den sogenannten
„Cadavre Exquis“-Gemälde der Surrealisten gestaltet jeder Künstler einen Teil eines
Bildes, ohne zu wissen, wie die übrigen Stücke aussehen. Jones spiegelt diese
Technik in „What Do You Mean What Do I Mean?“, indem er ein älteres seiner Bilder
fotografisch reproduziert, in Pop-Art-Manier im Airbrush-Verfahren behandelt und
an ein neues Gemälde anfügt.
What Do you mean What Do I mean?
1968 – 1974
Öl auf Fotografie auf Hartfaserplatte
335 x 91 cm
Act Art Collection
© Allen Jones
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11. Furniture Sculptures
1969 entstehen seine berühmten Möbel-Skulpturen, inspiriert durch einen
Glücksspielautomaten in einem Casino, der in den Torso einer Frau eingelassen
ist. Die „Furniture Sculptures“ bilden eine Gruppe aus Hutständer, Tisch und
Stuhl. Die Figuren tragen Fetischkleidung aus Leder, sind stark geschminkt und
wirken unpersönlich und puppengleich. Nach eigener Aussage waren die
Figuren gegen das gängige Kunstverständnis, wie eine Skulptur auszusehen
habe, gerichtet.
Diese provokativ sexuelle Darstellung von Frauen als Objekte führte trotz aller
Freizügigkeit der „Swinging Sixties“ auch zu Protesten, gerade seitens der
Frauenbewegung. Allen Jones wird auf einen Schlag berühmt.
Hat Stand
1969
Mischtechnik
191 x 108 x 40 cm
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
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12. Neue künstlerische Felder in den 70er Jahren
Eine Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick für seinen Film „Clockwork Orange“
zerschlägt sich wegen dessen Absicht an Allen Jones kein Honorar zu zahlen.
Die Ausstattung der „Korova Milchbar“ mit Möbeln, die seinen Skulpturen
ähneln, werden schließlich von einem Set-Designer entworfen. Neben der
Ausstattung für die WDR-Fernsehserie „Männer wir kommen!“ übernimmt er
auch die Ausstattung des freizügigen Musicals „Oh! Calcutta!“ in London. 1976
ist Jones für das Szenenbild und die Plakate des Films „Maîtresse“ mit Gérard
Depardieu verantwortlich. Jones erhält Aufträge aus der Industrie. „Kneeling
Woman“ entsteht als Tapetenmuster. Er entwirft ein Plakat für die
Olympischen Spiele in München, gestaltet den Pirelli-Kalender von 1973 und
Werbeplakate für die Strumpffirma Fogal.
Maîtresse
1976
Öl auf Leinwand
154 x 110 cm
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
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13. Die Plastiken beginnend mit den 80er Jahren
In den 80er Jahren beschäftigt er sich wieder mit Möbelskulpturen; die
geschwungenen Holzplastiken sind jedoch weniger provokant als die
Dreiergruppe von 1969, obwohl auch sie meist weibliche Züge aufweisen. Mit
„Tango“ schafft er für das International Garden Festival in Liverpool 1984
seine erste große Stahlplastik. Der scherenschnittartige Stil seiner
großformatigen Plastiken findet sich auch in zahlreichen kleinformatigen
Figurengruppen aus unterschiedlichen Materialien. Den Metall- und
Holzskulpturen gehen Maquetten aus Papier, Karton oder Aluminium voraus,
deren einzelne Elemente von Hand zugeschnitten sind. Diese werden
zusammengesetzt, gedreht und gebogen. So schafft er es, seinen Figuren eine
große Leichtigkeit zu schenken.
Fascinating Rhythm
1982
bemaltes Holz
205,7 x 193 x 98 cm
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
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14. Table-Plastiken
Schon in den 80er Jahren gestaltet er im bewussten Rückgriff auf seine
realitätsnahen Plastiken wieder streng geformte Frauenfiguren, die in
Hintergründe eingebunden sind oder auf kleinen Tischen bzw. Sockeln stehen.
Die Frauen sind entweder nackt oder in hautenge Lederkleidung gezwängt. Sie
sind kräftig bemalt, entsprechend der Farbgebung seiner Malerei. Teilweise
erinnert die Strenge dieser Statuen an altägyptische Plastiken. So ist Jones
dann auch zwischen 1990 und 1999 Trustee, das bedeutet Kurator, in der
ägyptischen Abteilung des British Museum in London.
Enchanteresse
2006
Fiberglas, Leder, rostfreier Stahl
196 x 45 x 45 cm
Sammlung Allen Jones
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15. Malerei beginnend in den 80er Jahren
Wie bei der Skulptur bleibt er auch bei der Malerei seinem bevorzugten Thema, der
Dynamik des Männlichen und Weiblichen, treu. Die Werke greifen verschiedene
Themenbereiche auf. In einer Reihe von Motiven werden Mann und Frau in Form von
Satzzeichen wiedergegeben. Besonders die Bereiche Musik, Tanz, Theater, Varieté
oder Gesellschaften und Partys nehmen einen breiten Raum ein. In der Piano-Serie
ist gut zu erkennen wie Pianospieler und Sängerin miteinander verschmelzen.
A Question of Grammar
1986
Öl auf Leinwand
152 x 152 cm
Privatsammlung
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16. Diptychen und Triptychen
Wie schon zu Beginn seiner Karriere schafft er Diptychen und Triptychen,
wobei die nun häufig auftretenden, unterschiedlichen Formate der einzelnen
Tafeln zur Erzeugung einer dreidimensionalen Tiefe benutzt werden und an die
Abfolge von Comic-Strips erinnern. In der Malerei ist ein Diptychon ein
zweiteiliges Gemälde, das zusammen eine Aussage bildet. Die Ausführung mit
drei Tafeln/Bildteilen heißt Triptychon. Üblicherweise handelt es sich um
Andachts- oder Altarbilder, die mit Scharnieren verbunden sind.
Im Triptychon „Interval“ benutzt Allen Jones eine Bild im Bild Technik und
setzt die Leinwände direkt aneinander. Das Werk zeigt das berühmte Bild von
Pablo Picasso „Les demoiselles d'Avignon“.
Interval
2007
Öl auf Leinwand
183 x 183 cm / 138 x 138 cm / 92 x 102 cm
Sammlung Allen Jones
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17. Ehefrau und Muse
Seit 1994 ist er mit der Designerin Deirdre Morrow, mit der er seit der Scheidung
von seiner ersten Frau Janet Brown im Jahr 1978 zusammenlebt, verheiratet. Als
seine Muse ist sie in zahlreichen Werken wiederzuerkennen.
Lady Mirror
1989
Bleistift auf Papier
150 x 102 cm
Act Art Collection
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18. Serien
An Allen Jones„ Oeuvre fällt auf, dass er Werkserien mit großem zeitlichem Abstand
fortsetzt. So folgt seinem Werk „Maîtresse“ von 1976 „London Derrière“ von 2008.
Seine Frauen in Möbelgestalt nimmt er angelehnt an den bereits erwähnten
Glücksspielautomaten in „Refrigerator“ 2002 wieder auf. 1991 beschäftigt er sich
darüber hinaus nochmals mit den „Bus-Bildern“.
Refrigerator
2002
Mischtechnik
188 x 84 x 37 cm
Sammlung Allen Jones
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7. Zeitleiste historischer und politischer Entwicklungen
von den 1950er Jahren bis zur Gegenwart
Die 1950er Jahre
1953
Am 2. Juni 1953 wird Elisabeth II. zur Königin gekrönt.
Queen Elizabeth II.
1957
Römische Verträge
Die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien,
Belgien, die Niederlande und Luxembourg schließen sich
durch die Unterzeichnung der Römischen Verträge zur
EWG zusammen.
Die 1960er Jahre
1960
Bürgerrechtsbewegung
in den USA
Seit Mitte der 1950er Jahre kämpfen große Teile der
afroamerikanischen Bevölkerung und ihr Hauptvertreter
Martin Luther King friedlich um die Aufhebung der
Rassentrennung.
Antibabypille
In den USA kommt die Antibabypille auf den Markt und
ebnet den Weg zur sexuellen Revolution.
1961
Vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 trennt
die Mauer West-Berlin vom Ostteil der Stadt.
Bau der Berliner Mauer
1962
Kuba-Krise
Ist eine äußerst ernste Konfrontation zwischen den
Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Auslöser ist
die Stationierung US-amerikanischer, nuklearer
Mittelstreckenraketen in Italien und der Türkei im Jahre
1959, gefolgt von der Stationierung sowjetischer
Raketen auf Kuba im Jahre 1962. Niemals zuvor ist ein
Atomkrieg so wahrscheinlich wie zu diesem Zeitpunkt.
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Minirock
Die britische Modeschöpferin Mary Quant entwirft den
Minirock, der bereits drei Jahre später ein
Verkaufsschlager war.
1963
Am 22. November 1963 wird Präsident John F. Kennedy
in Dallas/Texas mit mehreren Gewehrschüssen während
einer Fahrt durch die Innenstadt im offenen Wagen
ermordet.
Ermordung John F.
Kennedys
The Beatles
Mit der Single „I Want to Hold Your Hand“ gelingt den
Beatles der internationale Durchbruch.
1964
Beginn der amerikanischen Beteiligung am zweiten
Indochinakrieg. Die brutalen Kampfeinsätze der
Amerikaner werden im Verlauf des Krieges von der
eigenen Bevölkerung stark verurteilt.
Vietnamkrieg
1965
Mehr als 17.000 Menschen arbeiten in der Völklinger
Hütte. Es ist die höchste Beschäftigtenzahl in der
Geschichte der Völklinger Hütte.
1966
Mao Zedong initiiert eine politische Kampagne, um seine
Macht gegenüber realen und vermeintlichen Gegnern in
der kommunistischen Partei zu behaupten und die
Volksrepublik China ganz nach seinen persönlichen
Vorstellungen umzugestalten. Während ihrer
dreijährigen Hochphase kam es zu Morden,
Misshandlungen, Zerstörungen und Restriktionen.
Kulturrevolution in China
1967
Jungfernflug der Boeing
737
Im Dezember 1969 erfolgte die Auslieferung der ersten
Boeing 737-100 an die Lufthansa. Die Boeing 737 ist
heute eines der meistgebauten Flugzeugtypen; etwa alle
sechs Sekunden startet eine Maschine.
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Start Farbfernsehen in
der BRD
ARD und ZDF übertragen ab dem 25. August 1967 um
14.30 Uhr in Farbe. Als gemeinsame Testsendung wurde
der französische Film „Cartouche, der Bandit“ gezeigt.
1968
Zusammenschluss von Studenten in den USA und
Deutschland, die gegen die politischen und
gesellschaftlichen Verhältnisse (Vietnamkrieg, autoritäre
Erziehung) und für die Gleichstellung von Minderheiten
protestieren.
Höhepunkt der
Studentenbewegung
1969
erste Mondlandung mit
Apollo 11
Nordirland-Konflikt
Am 16. Juli 1969 starten Neil Armstrong, Michael Collins
und Edwin Aldrin mit der Raumkapsel Apollo 11 in
Richtung Mond. Vier Tage später betritt Armstrong als
erster Mensch den Mond.
Die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten
zwischen den katholischen und protestantischen
Bevölkerungsgruppen führen zunehmend zu
gewaltsamen Auseinandersetzungen und
Terroranschlägen, sodass sich die britische Armee zum
Eingreifen gezwungen sieht.
Die 1970er Jahre
1972
Geiselnahme von
München bei den
Olympischen Spielen
Erstes Videospiel
Am 5. September nehmen palästinensische Terroristen
elf israelische Athleten als Geiseln. Bei einem
gescheiterten und unzulänglichen Befreiungsversuch
kommen alle Geiseln, ein deutscher Polizist und fünf
Terroristen ums Leben.
Das von Atari entwickelte Spiel „Pong“ gilt als Urvater
der Videospiele. Es ist ein virtuelles Tischtennisspiel.
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1973
Ölkrise
Die erste und bisher folgenreichste Ölkrise beginnt im
Herbst 1973, als die Organisation der
erdölexportierenden Länder bewusst die Fördermengen
drosseln, um den Preis für Erdöl zu erhöhen. Dieses
Ereignis geht auch unter dem Namen "Ölembargo" in die
Geschichte ein. Die angesprochene Drosselung der
Fördermengen ist Kalkül und politisches Druckmittel der
OPEC-Staaten, die mit der Politik einiger
erdölimportierender Staaten nicht einverstanden sind.
EG-Beitritt
Großbritanniens
Am 1. Januar erfolgt unter Premierminister Edward
Heath der Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft.
1974
Gravierende Missbräuche von Regierungsvollmachten,
während der Amtszeit des republikanischen USPräsidenten Richard Nixon zwischen 1969 und 1974.
Deren Offenlegung ab Juni 1972 führt zum
Verfassungskonflikt, der mit dem Rücktritt Nixons endet.
Watergate-Affäre
1975
Trotz der amerikanischen Interventionen steht Indochina
Ende des Vietnamkrieges ab diesem Zeitpunkt unter kommunistischer Kontrolle.
1977
Die Zeit und die politische Atmosphäre in
Deutscher Herbst
Westdeutschland im September und Oktober 1977 ist
geprägt durch Anschläge der linksextremistischen
Terrororganisation Rote Armee Fraktion. Die Entführung
und Ermordung Hanns Martin Schleyers, die Entführung
des Lufthansa-Flugzeugs "Landshut" und die
Selbstmorde der inhaftierten führenden Mitglieder der
ersten Generation der RAF stellen den Höhepunkt des
deutschen Terrorismus dar.
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Die 1980er Jahre
1981
der erste PC kommt auf
den Markt
Der erste Personal Computer des Unternehmens IBM
kommt auf den Markt. Apple hatte bereits 1977 den
ersten industriell gefertigten Computer vorgestellt.
Aids
Aids wird als Pandemie eingestuft.
1986
Stilllegung der Völklinger Hütte: Der letzte Hochofen
wird abgestochen.
1985
Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“ erscheint. Bis
heute wurde er in 46 Sprachen übersetzt und 2006
verfilmt.
1986
Bedienungsfehler und Mängel der Konstruktion des
Reaktors lösen einen so genannten Super-GAU aus, das
heißt einen Unfall, der die Möglichkeiten der
eingesetzten Sicherheitstechnik überfordert. Große
Mengen an radioaktiver Materie werden in die Luft
geschleudert und verteilten sich hauptsächlich über die
Region nordöstlich von Tschernobyl, sowie über viele
Regionen Europas.
Atomreaktor
Katastrophe in
Tschernobyl
1989
Fall der Berliner Mauer
Nach mehr als 28 Jahren Bestand werden in der Nacht
vom 9. auf den 10. November die Grenzen der DDR zur
Bundesrepublik geöffnet.
Die 1990er Jahre
1990
Wiedervereinigung
Deutschlands
Am 3. Oktober vollzieht sich die offizielle Deutsche
Einheit.
Das Internet wird für kommerzielle Zwecke nutzbar
gemacht.
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1991
Zweiter Golfkrieg
1991–1995
Zerfall Jugoslawiens
1993
Internet
Der Irak überfällt Kuwait. Alliierte Kräfte unter der
Führung der USA befreien den Golfstaat.
Der Balkankonflikt, der durch
Unabhängigkeitserklärungen der Teilrepubliken
Slowenien, Kroatien, Mazedonien und BosnienHerzegowina und der damit verbundenen Problematik
der ethnischen Vielfalt in den neu gebildeten
Nationalstaaten entsteht, zieht eine Reihe von
Bürgerkriegen nach sich.
Nachdem bereits 1990 beschlossen worden war, das
Internet für kommerzielle Zwecke freizugeben, setzt mit
dem ersten, zudem kostenlosen grafikfähigen Browser
„Mosaic“, eine rasende Entwicklung ein, da nun der
Zugang zum Internet auch für Laien problemlos möglich
ist.
1994
Die UNESCO erklärt die Völklinger Hütte zum
Weltkulturerbe.
Völkermord in Ruanda
Der Völkermord in Ruanda unter den Gruppen der Tutsi
und der gemäßigten Hutu beginnt in der Nacht vom 6.
April zum 7. April 1994 und kostet innerhalb von nur 100
Tagen 500.000 bis 1 Million Menschenleben. Anlass ist
der Konflikt zwischen der damaligen ruandischen
Regierung und der Rebellenbewegung Ruandische
Patriotische Front.
Nach dem Ende der Apartheid wird Nelson Mandela zum
ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt.
1996
Dolly, das erste geklonte Säugetier, wird geboren.
Schaf Dolly
Der letzte von Frankreichs 210 Atombombentests wird
auf dem Moruroa-Atoll durchgeführt.
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1997
Lady Diana stirbt
Am 31. August 1997 kommt Lady Di bei einem Autounfall
in Paris ums Leben. Die Unfallursache bleibt ist bis heute
ungeklärt.
Die Sonde Pathfinder landet am 4. Juli mit dem
Geländewagen Sojourner auf dem Mars.
1998
Game Boy
„Karfreitagsabkommen“
1999
Weltbevölkerung
Sonnenfinsternis
In Japan kommt „Game Boy“ auf den Markt.
Am 30. April wird das Friedensabkommen für Nordirland
geschlossen, das „Karfreitagsabkommen“ (Good Friday
Agreement).
Die Anzahl der weltweit lebenden Menschen übersprang
nach Berechnungen der UN erstmals die 6-MilliardenMarke.
Am 11. August 1999 findet in Europa eine totale
Sonnenfinsternis statt.
Die 2000er Jahre
2001
9/11
2002
Euro
2003
Zweiter Irakkrieg
Fundamentalistische Terroristen unternehmen FlugzeugAnschläge auf das World Trade Center in New York
sowie das Pentagon und das Weiße Haus in Washington,
wobei letzterer fehlschlägt.
Am 1. Januar 2002 löst der Euro als Zahlungsmittel die
nationalen Währungen von 17 Mitgliedsstaaten der EU
ab.
Als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September
2001 beginnt die sogenannte „Koalition der Willigen“
unter der Führung der USA und Großbritanniens den
Zweiten Irakkrieg gegen Saddam Hussein. Die Truppen
werden im Jahr 2011 wieder abgezogen.
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2008
Bankenkrise
2009
Barack Obama
Ungehemmte Spekulationen führen zu einer
Bankenkrise, die zunächst die USA, dann auch die
meisten europäischen Staaten in eine schwere
Wirtschaftskrise stürzt.
Barack Obama wird am 20. Januar 2009 als erster
afroamerikanischer Präsident der USA vereidigt.
Die 2010er Jahre
2011
Arabischer Frühling
Bereits im Dezember 2010 beginnt eine Serie von
Protesten, Aufständen und Revolutionen gegen die
autoritären Regime in der arabischen Welt. Im Jahr 2011
führen diese Protestbewegungen zum Sturz einiger
Staatsoberhäupter, z.B. in Ägypten Muhammad Husni
Mubarak.
Free Spirit
1999
Bronze
64 x 25 x 30 cm
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8. Unterrichtsvorschläge
Fächerübergreifende Unterrichtsvorschläge für Bildende
Kunst und Politik (gymnasiale Oberstufe)
Unterrichtsvorschlag für das Fach Kunst (Oberstufe)
Thema: Pop-Art
Im Unterricht
Um die Arbeiten des Pop-Art Künstlers Allen Jones erfassen zu können, ist es
wichtig zu klären, was man unter dieser Kunstrichtung versteht. Dazu können
Vertreter der englischen Pop-Art-Bewegung mit den wichtigsten Vertretern
Eduardo Paolozzi, Peter Blake, David Hockney, Allen Jones oder Ronald B.
Kitaj besprochen werden. Zum Vergleich kann die amerikanische Pop-Art mit
Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Jasper Johns herangezogen
werden. Begleitend zu dieser Unterrichtseinheit sind im Lernpaket
Informationen zu einigen genannten Künstlern enthalten, sowie eine kurze
Erläuterung zur Pop-Art und ein Pop-Art-ABC, in dem die wichtigsten Begriffe
zum Thema aufgeführt sind.
Die theoretische Behandlung der Kunstrichtung kann durch eine praktische
Arbeit ergänzt werden. Vorschläge:
Seriendrucke/Siebdruckverfahren
Werbegrafiken
Collagen
In der Ausstellung
Anhand der Exponate ist es möglich, die Merkmale der Pop-Art noch einmal
nachzuvollziehen oder den Besuch als Vorbereitung für den theoretischen Teil
zu nutzen.
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Thema: Farbe
Im Unterricht
In der Farbgebung der Werke von Allen Jones zeigt sich der Einfluss der
Expressionisten und des Bauhauses. Wie auch die Expressionisten benutzt der
Künstler reine und intensive Farben und sagt: „Ich vermeide es nach
Möglichkeit zu mischen, denn je mehr reine Farbe man direkt aus der Tube
aufträgt, desto besser bewahrt sie ihre chromatische Intensität.“
Farbkreis nach Itten
(Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Jo
hannesItten)
[22.Oktober 2012]
Allen Jones
The Artist Thinks
1960
Öl auf Leinwand
121 x 121 cm
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
Sein Einsatz der Farben ist stark von der Theorie des zwölfteiligen Farbkreises
des Bauhauskünstlers Johannes Itten beeinflusst. In seinen Werken spielt die
Gegensätzlichkeit der Farben eine große Rolle.
Die Verwendung von Ausdrucksfarbe soll beim Betrachter bestimmte
Emotionen hervorrufen. Durch Friedrich Nietzsche und Carl Gustav Jung
beeinflusst, spiegelt sich in seinen Werken auch ihre Theorie, nach welcher der
Intellekt eine männliche und die Emotion eine weibliche Eigenschaft ist wider.
Die häufig dargestellten, eng umschlungenen Paare sind eine Metapher für die
Vereinigung der beiden Kräfte, die im kreativen Akt gemeinsam zu
Vollkommenheit führen.
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In der Ausstellung
Wie wurde Farbe bei den Bildern/den Objekten eingesetzt?
Wo besonders kontrastreich, besonders farbintensiv oder symbolisch?
Wie wurde die Theorie des Farbkreises nach Itten umgesetzt?
Thema: Werkvergleich
Im Unterricht
Innerhalb der Kunstgeschichte ist häufig zu beobachten, dass sich Künstler
durch ihre Werke gegenseitig inspirieren. Auch Allen Jones adaptierte im
Rahmen seiner Laufbahn Arbeiten von Künstlern wie Henri Matisse oder Joan
Miró, beides Vertreter der Klassischen Moderne. Der 1869 geborene,
französische Künstler Henri Matisse gilt als Begründer des Fauvismus und
malte großflächig, mit intensiven Farben. Der spanische Künstler Joan Miró
wurde 1893 in Barcelona geboren und durch seine fantasievolle Malerei, die oft
an Kinderzeichnungen erinnert, bekannt. Auch er nutze kräftige Farben und
vereinfachte Formen.
Es bietet es sich an, das Original und die Adaption einander gegenüber zu
stellen. Da ein Werkvergleich formalen Kriterien unterliegt, können diese zur
Vorbereitung besprochen werden.
Vorschläge für den Werkvergleich:
siehe nächste Seite
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(Quelle:
Henri Matisse
L´Etrange Farandole
1938
http://www.amolenuvolette.it/root/image/abrupt_cli
o_team.folder/matisse%2019311953.folder/010%5Bamolenuvolette.it%5D1938%20projet%20de%20rideau%20pour%20etrange%2
0farandole.jpg) [22.Oktober 2012]
Allen Jones
Arabesque
1997
Holz und Stahl, bemalt
53 x 70 x 35 cm
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
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(Quelle: http://media.kunst-fueralle.de/img/15/m/15_egim512~joan-miro_blau-ii.jpg)
[22.Oktober 2012]
Joan Miró
Bleu II
1961
Allen Jones
Falling Figure
1964
273 x 244 cm
Sammlung Museum Ludwig
© Allen Jones
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Thema: „Shaped Canvases“
Im Unterricht
In den sechziger Jahren malt Allen Jones seine Werke auf geformte
Leinwände, sogenannte „Shaped Canvases“. Er gibt das traditionelle,
rechtwinklige Bildformat auf und gestaltet die Leinwand nach dem Bildinhalt,
der dadurch verstärkt wird. Die innere Struktur bestimmt den äußeren Rahmen
und umgekehrt.
2nd Bus
1962
Öl auf Leinwand
123 x 153 cm sowie zwei Leinwände mit
31 x 31 cm
Privatsammlung
© Allen Jones
(Quelle: http://www.bridgemanart.com/enGB/news-and-features/collectionhighlights/2009/june/allen%20jones)
[22.Oktober 2012]
Wunderbare Landung
1963
122 x 75 cm
Sammlung Ferens Art Gallery
© Allen Jones
(Quelle:
http://ichef.bbci.co.uk/arts/yourpaintin
gs/images/paintings/fg/large/ery_fg_2
005_5086_large.jpg)
[22.Oktober 2012]
Beispiel: Das
Werk „Falling Woman“ hat die Form eines Schlüssellochs. Man blickt unter den
Rock einer fallenden Frau. Die schlüssellochartige Form und der Blick in den
Intimbereich versetzen den Betrachter in eine voyeuristische Rolle.
Beispiel: Bei der „Bus-Serie“, soll durch eine schräge Leinwand der Eindruck
von Geschwindigkeit vermittelt werden.
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Beispiele für Thematiken im Unterricht:
Wie wird Geschwindigkeit bei anderen Künstlern dargestellt (z.B. Futurismus)?
Wo wird der voyeuristische Blick in der Kunst noch angewendet?
In der Ausstellung
Bilder der Bus-Serie betrachten und mit eigener Thematik im Unterricht
verbinden.
Thema: Skulpturen
Im Unterricht
Ab den 80er Jahren schafft Allen Jones scherenschnittartige Plastiken sowohl
großformatig, für den öffentlichen Raum, als auch kleinformatig, für
Innenräume. Den Skulpturen aus Holz oder Metall gehen verkleinerte Modelle
aus Papier, Karton oder Aluminium voraus. Sie werden mit der Hand
ausgeschnitten, zusammengesetzt, gedreht und gebogen. Den Plastiken
gemein ist die große Leichtigkeit.
Arbeitsvorschlag:
Gestalten eines verkleinerten Modells nach Vorbild der Plastiken von Allen Jones.
Acrobat
1992
Chelsea and Westminster
Hospital
© Allen Jones
(Quelle:
http://www.digitimaging.com/wp
-content/uploads/2011/01/Artin-the-City...London_009200x300.jpg) [22.Oktober 2012]
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Fascinating Rhythm
1982
bemaltes Holz
205,7 x 193 x 98
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
Two to Tango
1997
TaiKoo Place, Hong Kong
© Armand Attard
(Quelle: http://www.weheart.co.uk/uploadimages/swirehotelsart8.jpg) [22.Oktober
2012]
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Unterrichtsvorschlag für das Fach Politik (Oberstufe)
Thema: Die gesellschaftliche Stellung der Frau
Im Unterricht
Allen Jones wirkte in den 60er Jahren in einer Zeit, in der die feministische
Bewegung in Europa und den USA immer mehr an Raum gewinnt. Noch 1958
konnte der Ehemann in Deutschland nach Belieben den Anstellungsvertrag
seiner Frau kündigen und bereits gute zehn Jahre später bekennen 374
Frauen, darunter Romy Schneider und Senta Berger: "Wir haben abgetrieben!“
Die Stellung der Frauen in der Gesellschaft durchlebt einen rasanten Wandel.
Eines der durchgehend behandelten Themen bei Allen Jones ist die Frau. Oft
werden sie in Lack- und Lederkleidung dargestellt. Das aufsehenerregendste
Werk sind seine „Furniture Sculptures“, die bei ihrer Erstausstellung 1970 auf
heftige Kritik seitens der Emanzipationsbewegung stoßen. In dem Werk
verdinglicht er die spärlich in Lack gekleideten Frauenfiguren zu Möbelstücken.
Die Empörung gipfelt in einem Säureattentat auf die Skulptur „Chair“.
In der Ausstellung
Bei diesem Thema ist es sinnvoll, sich die Werke vor Ort anzuschauen.
Hat Stand
1969
Mischtechnik
191 x 108 x 40 cm
Sammlung Allen
Jones
© Allen Jones
Table
1969
Mischtechnik
60,9 x 83,8 x 144,8 cm
Sammlung Gunter Sachs
© Allen Jones
Chair
1969
Mischtechnik
77 x 100 cm
Sammlung Gunter Sachs
© Allen Jones
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Thema: Historische und gesellschaftliche Ereignisse von 1960–2007
Im Unterricht
Hier kann die im Lernpaket enthaltene Zeitleiste den Ausgangspunkt bilden,
um Themen auszusuchen.
Mögliche Themen:
Bürgerrechtsbewegung in den USA
Ölkrise
Fall der Berliner Mauer
Poster für die Olympischen Spiele
in München
1972
Lithografie
102 x 64 cm
Sammlung Institut für
Kulturaustausch, Tübingen
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9. Quellentexte
Allen Jones. Leben und Werk
von Otto Letze
»Er war jung, dynamisch und britisch – und der provokanteste Pop-Künstler jener Zeit. Nur
Galerien wagten, seine lackbestiefelten, naturgetreuen Frauenfiguren zu zeigen.«
Andy Warhol hat seine Marilyns, Roy Lichtenstein seine »comic book paintings«, Tom
Wesselman seine Great American Nudes. Allen Jones hat seine »furniture sculptures«, die
ihm einen Stern auf dem Walk of Fame der Pop-Art gesichert haben. Nur war es für Jones
sicherlich am schwierigsten, seinen Stern zu erlangen. Heftige Kontroversen, Rauchbomben
und sogar Säureattacken hinderten diese dreiteilige Möbelfigurengruppe lange Zeit daran,
ihren wohlverdienten Platz am Firmament der Pop-Art-Meisterwerke einzunehmen. Besagte
drei 1969 entstandene Frauenfiguren bilden zusammen ein elementares
Wohnzimmermobiliar der ungewöhnlichsten Art: Eine der Frauenfiguren kniet auf allen
Vieren – leicht bekleidet in Leder, lediglich mit Slip, Korsett, Handschuhen sowie
hochhackigen Stiefeln. Ihr flacher Rücken dient als Untergestell einer Glastischplatte, die sie
dank eines auf dem Boden vor ihren Augen liegenden Handspiegels wiederum betrachten
kann. Die zweite Figur agiert in ähnlicher Aufmachung – mit nacktem Oberkörper, ebenso
stark geschminkt – als Stuhl beziehungsweise Sessel: Sie liegt auf dem Rücken, ihre
Oberschenkel berühren ihre Brüste und die Unterschenkel streckt sie in die Höhe, sodass
diese als Rückenlehne dienen können. Das lebensgroße Trio wird durch eine stehende und
ebenfalls leicht bekleidete weibliche Figur vervollständigt, die als Hutständer konzipiert ist.
Eine Radikalisierung der Aussage dieser Möbelskulpturen ergibt sich aus ihren plakativen
Titeln: Table, Chair und Hat Stand. Sie reduzieren die Frauenfiguren auf ihre Funktion; die
weiblichen, ihrer Persönlichkeit beraubten Wesen mutieren zu Möbelstücken. Eine derartige
voyeuristische Präsentationsform brachte dem damals 32-jährigen Künstler auf einen Schlag
zum einen internationale Bekanntheit und immer vollere Auftragsbücher, zum anderen aber
auch heftige Kritik der Emanzipationsbewegung ein, die sich bis zum heutigen Tag noch nicht
ganz gelegt hat. Vermutlich sind die Verantwortlichen für den Vandalismus an seinen Werken
in eben diesen Kreisen zu suchen. Aber all dies hat Allen Jones nicht daran gehindert, den
Frauenkörper weiterhin in seinen Werken zu thematisieren.
Geboren wurde Allen Jones am 1. September 1937 in Southampton als Sohn walisischer
Eltern. Bereits kurz nach seiner Geburt siedelt die Familie nach London über. Dort erlebt er
im jungen Alter von vier Jahren »The Blitz«, die Angriffe der deutschen Luftwaffe auf
London; dieses einschneidende, schreckliche Ereignis gehört zu seinen frühesten
Kindheitserinnerungen.
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Von 1955 bis 1959 studiert er Malerei und Lithografie am Hornsey College of Art in London.
In dieser Zeit entsteht eines seiner frühesten Werke, Self-Portrait (1957). Es zeigt den 20jährigen, sehr schüchtern und verunsichert wirkenden Künstler mit Hemd und dunklem
Pullover vor einem neutralen rötlichen Hintergrund. Während das Gesicht noch detailliert
ausgearbeitet ist, sind Pullover und Hintergrund sehr flächig gehalten und markieren damit
schon eine Hinwendung zur abstrahierenden Vereinfachung. Die weiche, runde
Pinselführung folgt der Form des Porträtierten, wodurch das Zusammenspiel von Fläche
und Farbe an Bedeutung gewinnt. In diese frühe Schaffensphase fallen auch seine ersten
grafischen Werke.
Ende der 1950er-Jahre reist Allen Jones nach Frankreich, wo er in der Provence neben
Arles auch das einstige Atelier von Paul Cézanne in Aix-en-Provence sowie das Musée
national Fernand Léger in Biot besucht. In Paris sind es vor allem die Bilder des Malers
Robert Delaunay im Musée d‟Art Moderne de la Ville, die ihn nachhaltig beeindrucken. Von
1959 bis lediglich 1960 setzt Allen Jones sein Malereistudium am renommierten Royal
College of Art in London fort, wo er zusammen mit dem amerikanischen Maler und
Druckgrafiker Ronald B. Kitaj sowie mit den englischen Malern Peter Phillips, David
Hockney und Derek Boshier in einer Klasse arbeitet. Sie alle waren Zeugen der Geburt der
britischen Pop-Art-Bewegung, setzten sich kritisch damit auseinander und wurden bald –
nach den Pionieren Richard Hamilton und Eduardo Paolozzi – zu den wichtigsten Vertretern
der zweiten Generation der britischen Pop-Art. Bereits am Ende seines ersten
Studienjahres am Royal College of Art musste Allen Jones wegen heftiger
Auseinandersetzungen mit dem Lehrkörper das College verlassen. Das Lehrerkollegium
hatte offensichtlich mit mehreren provokanten Künstlern aus seiner Klasse Probleme. Die
Ausbildung am Royal College of Art zielte darauf hin, Kunstlehrer und nicht freie Künstler
auszubilden. Freie Kunst und Interpretation stellte nur einen kleinen Anteil im
Lehrprogramm dar und das enge Korsett des klassischen Kunstlehrekanons wurde von
vielen Künstlern am College immer wieder gesprengt. Dass es ausgerechnet Allen Jones
war, der des Colleges verwiesen wurde, war eine willkürliche Entscheidung. Es sollte ein
Exempel statuiert werden, das ihn und seine Kommilitonen abschrecken sollte; es hätte
auch jeden anderen treffen können.
Während seiner Studienjahre interessiert Jones sich für formale Fragen der abstrakten
Malerei, ohne die Figürlichkeit ganz aufzugeben. Er beginnt schon zu diesem frühen
Zeitpunkt seiner Karriere, die formalen Konventionen der klassischen Malerei zu
durchbrechen. In den 1960er-Jahren schafft er seine ersten sogenannten Shaped Canvases.
Diese Leinwände überwinden die viereckige Form, um dadurch einerseits Inhalte zu
verstärken, andererseits um die Expressivität der Werke zu akzentuieren. Ein Beispiel dafür
ist Allen Jones‟ Bus-Serie, in der die schrägen Leinwände den Eindruck von Geschwindigkeit
vermitteln.
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Oder auch sein 1964 entstandenes Werk Falling Woman: Durch die schlüssellochförmige
Leinwand erhascht der Betrachter einen Blick auf den Intimbereich einer fallenden Frau. Die
ungewöhnliche Form versetzt den Betrachter in die physische Position des Voyeurs. Um die
Illusion des Schlüssellochblicks zu komplettieren, bedient sich Jones der Farbabstufung und
schafft somit den Anschein von Tiefe. Auch Marriage Medal, Wunderbare Landung und
Cockpit (alle von 1963) sind Beispiele für Shaped Canvases.
1961 kehrt Jones an das Hornsey College zurück, wo er eine Ausbildung zum Zeichen- und
Mallehrer absolviert. Zwischen 1961 und 1963 unterrichtet er Lithografie am Croydon
College of Art und 1964 Zeichnen an der Chelsea School of Art. Die Lithografie, sein
bevorzugtes grafisches Verfahren, begleitet den Künstler bis heute. Ideen und Motive, die
sich in seinen Gemälden kristallisieren, sind oft in seinen Lithografien und Zeichnungen
bereits zuvor bearbeitet worden. Andere, in Gemälden entstandene Motive werden später
häufig in Lithografien verarbeitet oder neu dargelegt. Die Interaktion und die
Gleichwertigkeit dieser und weiterer Gattungen sind charakteristisch für Jones‟ Œuvre.
Auch seine Lehrtätigkeit wird über die nächsten 40 Jahre ein fester Bestandteil seines
Lebens bleiben.
Angeregt durch die Lektüre Friedrich Nietzsches, Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs,
auf die sich bereits vor Jones verschiedene Künstler bezogen haben, wie zum Beispiel René
Magritte, Salvador Dalí und Willem de Kooning, ist Allen Jones‟ Werk Anfang der 1960erJahre inhaltlich stark psychologisch ausgerichtet. Nietzsche und Jung definierten den
Künstler als jemanden, der über sich selbst hinaus schafft. Nach Nietzsche ist der Intellekt
eine männliche und die Emotion eine weibliche Eigenschaft. Für den kreativen Akt sind beide
gleichbedeutende Kräfte. Allen Jones folgt diesem kulturpsychologischen Ansatz, indem er
seine Bilder als Versuch darstellt, beide Bestandteile der menschlichen Seele miteinander
zu versöhnen. Seine eng umschlungenen Paare sind Metaphern des kreativen Akts und der
ganzheitlichen Synthese zwischen gleichberechtigten männlichen und weiblichen Elementen
im künstlerischen Schaffensprozess. Hieraus entwickelt sich das prägnanteste Bildmotiv,
das heute noch Allen Jones‟ Werke bevölkert: Wo-Men! Frauen-Männer! So wie das
englische Wort für »Frau« sich den Stamm mit jenem für »Mann« teilt, so entwickelte Jones
eine androgyne, hermaphrodite Weltsicht, die er in seinen Bildern immer wieder zum
Ausdruck bringt.
Wenn man von einigen Auftragswerken oder auch der Tatsache, dass er gerne seine
Ehefrauen als Modell nahm, absieht, bleiben die männlichen und weiblichen Figuren bei
Jones stereotypisch anonym. Ihn interessiert ihre Kraft und Präsenz auf der Leinwand weit
mehr als einzelne Menschen. Ein frühes Beispiel hierfür ist das Ölgemälde Hermaphrodite
aus dem Jahr 1963 (Abb. 10), übrigens das erste Werk von Allen Jones, das von einem
Museum angekauft wurde.
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In seiner Dialektik zwischen Maskulinität und Femininität reflektiert dieses Werk Intellekt
versus Emotion, Spiritualität versus Sensualität.
Hinsichtlich dieses Aspekts versteht Jones ein Werk des amerikanischen Malers Jackson
Pollock, Guardians of the Secret von 1943, als ein Schlüsselwerk. Der abstrakte
Expressionist war in den 1940er-Jahren vom Surrealismus und von der Idee fasziniert, dass
die Quelle der Kunst aus dem Unterbewusstsein kommt. i Im frühen Stadium seines
Schaffens hatte Pollock, wie die Surrealisten und auch Allen Jones, einen engen Bezug zur
Psychoanalyse. In diesem noch vor seiner »Dripping«-Technik entstandenen Werk setzt der
amerikanische Künstler sich mit unterschiedlichen Einflüssen auseinander: amerikanischer
naiver Malerei und Masken, Picasso sowie den Ideen Carl Gustav Jungs. Der Bildinhalt ist
auf zwei konzentrische, rechteckige Bereiche verteilt: Links im Außenbereich steht eine
weiblich anmutende Figur, zu der rechts symmetrisch das männliche Pendant wacht. Diese
Wächter scheinen ein Geheimnis im inneren Bereich zu schützen, das wie auf einer Bühne
präsentiert wird. Diese Präsentationsart zusammen mit der männlich-weiblichen Dualität
sind Verknüpfungspunkte zu Jones‟Œuvre. Einige seiner Werke tragen sogar als Titel Zitate
aus Nietzsches Werk Also sprach Zarathustra (1891). Dies unterstreicht die wesentliche
Rolle, die der Philosoph und speziell dieses Werk für Jones‟ künstlerisches Schaffen spielt:
»Ich habe es als Prüfstein verwendet. In Schaffenskrisen habe ich durch Zarathustra eine
Erkenntnis gewonnen, wenn ich ›Kreativität‹ durch ›Superman‹ ersetzt habe.«
Stilistisch ist sein Frühwerk – ähnlich wie das von David Hockney – geprägt von Rückgriffen
auf die Kunst vor 1945: Während sein Grey Self-Portrait von 1960 mit seinen kühlen
Grautönen noch sehr vom Einfluss der europäischen Kubisten zeugt, steht sein Selbstporträt
The Artist Thinks aus demselben Jahr mit seinen leuchtenden und flächenbildenden Farben
eher in der Tradition der Fauvisten wie Henri Matisse oder André Derain. Wie die Wegbereiter
der Abstraktion, Wassily Kandinsky und Robert Delaunay, so malt auch Allen Jones bis heute
abstrahierend von Gegenstand und Lokalkolorit, ohne dass sich sein Werk je völlig von der
Präsenz der Figur löst. Als Maler und Sekretär beteiligt sich Allen Jones 1961 an der
Ausstellung Young Contemporaries, die vor allem der zweiten Generation der britischen PopArt – das öffentliche Interesse an den Werken der Pioniere Richard Hamilton und Eduardo
Paolozzi war Ende der 1950er-Jahre schon etwas abgeebbt – zum internationalen
Durchbruch verhilft. Nicht zuletzt durch die Teilnahme an dieser Gruppenausstellung wurde
Allen Jones anschließend von der Galerie Arthur Tooth & Sons in London unter Vertrag
genommen und in den darauffolgenden Jahren regelmäßig in Einzelausstellungen
präsentiert. 1963 erhält Allen Jones auf der Troisième Biennale de Paris: Manifestation
biennale des jeunes artistes im Musée d‟Art Moderne de la Ville de Paris den Prix des jeunes
artistes für seine Werke 3rd Big Bus Red (1962), 10th Bus Cornering (1962) sowie Parachutiste
No. 2 (1963).
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»1905 wollte man [als Künstler] nach Paris gehen. Und in den frühen 1960er-Jahren war für
jedermann klar, dass New York der Ort war, an dem man sich messen wollte.« Kurz nach der
Pariser Biennale zieht es Allen Jones wie seinen Studienkollegen David Hockney 1964 mit
seiner damaligen Ehefrau Janet (geb. Bowen) nach New York. Zwei Jahre zuvor hatte er
bereits seine erste Begegnung mit der amerikanischen Pop-Art, die ihn schwer beeindruckte.
Speziell das Werk Step-On Can with Leg von Roy Lichtenstein faszinierte Jones und
motivierte ihn, künstlerisch lieber seinen Träumen nachzugehen anstatt sich an die Regeln
der formellen Kunsterziehung zu halten. ii Nachdem sich Jones zuerst in der berühmten
Künstler- und Bohemienunterkunft, dem Chelsea Hotel in New York, eingemietet hatte,
unternimmt er eine ausgedehnte Reise durch die USA. Eine besondere Begeisterung
entwickelt er für Kalifornien; nach einem Aufenthalt in New Mexico hält er sich im Rahmen
eines Stipendiums am Tamarind Lithography Workshop, Inc. in Los Angeles auf. iii Immer
wieder wird Jones dorthin zurückkehren, um unter anderem auch an der University of
California (in Los Angeles und Irvine) zu unterrichten. Er bleibt insgesamt zwei Jahre in den
USA, bevor er nach England zurückkehrt. Kurze Zeit später werden seine Zwillingstöchter
Sarah und Thea geboren. Während Hockney seine Aufmerksamkeit auf die Bildwelt des
Massenkonsums lenkt, entdeckt Jones in den USA den reichen Bildervorrat erotischer,
sexuell konnotierter Illustrationen und populärer Druckgrafik, wie sie unter anderem in
Bestellkatalogen, Hochglanzzeitschriften, Werbeanzeigen und auf Merchandising-Produkten
der 1940er- und 1950er-Jahre zu finden sind. Diese stereotypen, bislang nicht kunstwürdigen
Darstellungen des weiblichen Körpers verwendet er, um eine neue, unkonventionelle und
irritierende Bildsprache zu entwickeln. Versatzstücke aus Fetischcomics und
Transvestitenkleidung sowie Nachtclubschönheiten werden zum Bildgegenstand erhoben:
Frauen tragen oft Kleidung aus Leder oder Gummi. Diese Themen dienen Jones als Vorlage
für künstlerisch ambitionierte, motivisch jeweils scharf umrissene Gemälde, die für sein
weiteres Schaffen charakteristisch werden sollten. Von nun an konzentriert Jones sich
darauf, die in seiner Arbeit bislang eher latent angelegte Erotik mit deutlich aggressiverer
Geste herauszuarbeiten.
Jones‟ Werke dieser Zeit sind teils noch zweidimensional, doch werden immer wieder auch
dreidimensionale Elemente ins Bild eingebracht. Mit dem Einfügen realer Sockel oder
Treppenstufen (First Step, 1966 und La Sheer, 1968), dem Montieren einer hölzernen
Krawatte auf ein Porträt (Curious Man, 1964) oder einem mit Epoxidharz befüllten
Plastikbusen (Curious Woman, 1964/65) bewegt sich Jones künstlerisch einen Schritt weiter
in Richtung Skulptur, hinein in die Dreidimensionalität. Für den Betrachter potenziert sich so
die Illusion der Nähe zum Geschehen im Bild. In den sogenannten Step Paintings dienen die
Sockelkonstruktionen dazu, den Betrachter ins Bild hineinzuführen.
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Für die Akteure auf der Leinwand wirken diese dreidimensionalen Elemente wie eine subtile
Einladung, das Medium Leinwand zu verlassen und den realen Raum zu betreten. Der
Prozess des konturierten Überzeichnens, des »Aufblasens« seiner erotischen
Fetischbildinhalte, gipfelt vorerst 1969 in der Schaffung der eingangs erwähnten berühmtberüchtigten Möbelskulpturen. Er lässt die Figurengruppe nach einem Besuch in einer
Spielhalle in Reno, Nevada, anfertigen. Von dort hat er die Fotografie einer sogenannten
»slot machine« mitgebracht, eines Spielautomaten in Form einer Frauenfigur, die auf
sexistische Weise als Showgirl inszeniert wird. In Anlehnung daran sind Jones‟ surrealmasochistische Schaufensterpuppen-Möbel Frauenfiguren in engen Korsagen.
Allen Jones‟ Malstil dieser Zeit entwickelt sich zu einem sehr linearen, der die Konturen klar
umreißt, als Mittel, um die Körperlichkeit der dargestellten Figuren zu betonen, ja zu
überbetonen. Aufgrund des feinen, elaborierten Duktus und der plastischen Auffassung
seiner Motive erscheinen die gemalten Bilder durchaus skulptural. Ein Beispiel hierfür stellt
Jones‟ Beitrag für die documenta 4 in Kassel 1968 dar, wo er zusammen mit Andy Warhol
und anderen Künstlern einige seiner Werke als Repräsentant der nun etablierten Pop-ArtBewegung vorstellte. Das ungewöhnliche Triptychon Perfect Match von 1966/67 besteht aus
drei übereinander montierten Leinwänden, die durch scharfe schwarze Konturen sowie Lichtund Schattendarstellungen einen Frauenkörper wiedergeben. Weitere auf der documenta 4
ausgestellte Werke waren A Matter of Fact (1967/68) sowie What Do You Mean What Do I
Mean? (1968). Bei Letzterem handelt es sich um ein Diptychon in schmalem Hochformat. Der
untere Teil des Gemäldes stellt ein älteres Werk des Künstlers, Wet Seal von 1966, dar. Diese
Vorlage ist hier in Form einer mit Airbrush übermalten Fotografie auf Holz bearbeitet und
zeigt ein Paar muskulöser Frauenbeine in eng anliegenden schwarzen Leggins mit hohen
Absatzschuhen. Der obere Teil des Diptychons gibt eine vollbusige Frau mit wehenden
Haaren, erschrockenem Gesichtsausdruck und tränenden Augen wieder.
Im Jahr der documenta-Teilnahme produziert Jones sein erstes Künstlerbuch mit dem Titel
Allen Jones Figures. Das Buch vereint einen umfangreichen Fundus an Material wie
Zeitschriften und Werbung aus Jones‟ Beständen, das ihn zu zahlreichen seiner Kunstwerke
inspiriert hat. Außerdem sind Skizzen und Studien sowie Fotografien zu einer Reihe von
bedeutenden Werken darin enthalten, wie zum Beispiel von A Figment in Pigment (1969),
Perfecto (1969) sowie Chair und Hat Stand (1969). Besonders interessant ist dabei Jones‟
Kategorisierung des Quellenmaterials in Themen wie etwa »Women in ecstasy«, »Women in
synthetic garments«, »Women as rhythm«, »Women on benches«, »Water women« und
»Women as men«. Die Frau erweist sich für den Kreativen Allen Jones als unerschöpflicher
Fundus an Ideen und Motiven. Im Anschluss an die documenta 4 erhält Jones von 1968 bis
1970 eine Gastdozentur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. 1969 lehrt er als
Gastprofessor Malerei an der University of South Florida in Tampa.
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Die 1970er-Jahre stehen im Zeichen der Auseinandersetzung mit weiteren künstlerischen
Disziplinen: 1970 entwirft Allen Jones Ausstattung und Kostüme für die erotisch-freizügige
Bühnenrevue 0h! Calcutta! in London, geschrieben vom britischen Theaterkritiker Kenneth
Tynan. Wieder geht es um die Beziehungen von Mann und Frau und deren Wirrnisse. Die aus
sechs Sketchen bestehende Show war zu jener Zeit sehr kontrovers, denn das Ensemble –
sowohl seine männlichen als auch weiblichen Mitglieder – trat in mehreren Szenen nackt auf.
Der Titel stellt eine Verballhornung aus dem Französischen dar: Oh quel cul t‟as (»Oh, was
für einen Hintern Du hast«) ist abgeleitet aus dem Titel eines Kunstwerks des französischen
Malers Clovis Trouille. In dieser Inszenierung experimentiert Jones mit dem Licht. Die
Theaterbühne gestaltet er als »Lichtschachtel«, in die er anstatt farbiger Kulissen Darsteller
als mobile Bildpunkte einsetzt und mit deren Schattenwurfeffekten überrascht. Die Kostüme
der Schauspieler sind wie bei den Figuren seiner Gemälde und Skulpturen eng anliegend,
knapp und äußerst freizügig.
Für die Fernsehproduktion Männer wir kommen! des Westdeutschen Rundfunks mit Senta
Berger in der Hauptrolle entwirft Allen Jones die Kostüme und das Set-Design. Sein
Engagement für diesen 1970 unter der Leitung des holländischen Regisseurs Bob Rooyens
entstandenen Film belegt erneut, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, er sei ein –
wenngleich intellektuell zynischer – männlicher Chauvinist, nicht zutreffen. Die Sendung ist
aus heutiger Sicht eine moderne, ironische Satire auf die Emanzipationsbewegung der Frau,
umgesetzt in Form einer farbenfrohen, poppigen Show, bei der stark mit den damals neuen
Möglichkeiten der elektronischen Bildbearbeitung experimentiert wurde. Unter anderem
bewegen sich Frauen auf einem lebensgroßen Brettspiel und dürfen sich entsprechend ihrer
Aktionen vor- und zurückbewegen: »Politikerin, ein Feld vor ... Hausfrau, vier Felder zurück,
Sie haben Ihrem Mann die Schuhe geputzt ... Arbeiterin, 3 Felder vor, Sie haben eine andere
Partei gewählt als Ihr Mann ...«
Kurz nach seiner Kooperation mit dem WDR veröffentlicht Jones sein zweites Künstlerbuch,
Allen Jones Projects (1971), in dem neben Männer wir kommen! einige andere seiner
realisierten und auch nicht realisierten Projekte für Film, Fernsehen sowie Oper und Theater
anhand von Aufschrieben, Entwürfen und Fotografien beziehungsweise Filmstills vorgestellt
werden. Darunter befindet sich auch das nicht realisierte Filmprojekt A Clockwork Orange:
Als Reaktion auf einen Ausstellungsbesuch und der Betrachtung seiner Möbelskulpturen
erhält Jones im Februar 1970 eine Anfrage von Regisseur Stanley Kubrick, der die
Figurengruppe in einer Szene seines neuen Films A Clockwork Orange einsetzen will. Der
Versuch Kubricks, Allen Jones ohne jegliches Honorar für das komplette Set-Design und die
Kostümgestaltung zu gewinnen, scheitert – vermutlich aufgrund der zu direkten, plumpen
Art, mit der Kubrick dem intellektuellen Künstler begegnet.
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So blieben in der Endfassung des Films nur Jones‟ Entwürfe der Kaffeetische und der
Kostüme der Kellnerinnen als Inspirationsquelle für die Innenausstattung der Korova Milk
Bar, einer der Hauptschauplätze des Films, wo Milch und Drogen serviert werden.
In den 1970er-Jahren avanciert Allen Jones – auch ohne die Hilfe von Stanley Kubrick, von
dem er später sagen wird, er habe ein größeres Ego als jeder andere Künstler, den er kenne iv
– zu einem berühmten und gefragten Mann in der Kunstszene. Seine Preise steigen und für
die meisten seiner Ölbilder sind damals schon mehr als 50 000 DM zu bezahlen. Die
Auftragsarbeiten häufen sich und stehen teilweise im Gegensatz zu seinen künstlerischen
Ambitionen. In Kooperation mit Allen Jones entwirft das Designerehepaar Ritva und Mike
Ross 1971 einen Pullover, den sein berühmtes Gemälde Sheer Magic aus den 1960er-Jahren
ziert und für den er hinterher mit seiner damaligen Ehefrau sogar Modell steht. Mit dem als
Tapete konzipierten Multiple Kneeling Woman erregt Jones 1972 Aufsehen bei der Xart
Walls-Schau im Rahmen der documenta 5. Die von der Marburger Tapetenfabrik hergestellte
Tapetenserie Xart Walls, an der neben Jones unter anderem auch Jean Tinguely und Niki de
Saint Phalle mitwirkten, zeigt in Jones‟ Abschnitt eine Comic-Heldin vor silberfarbigem
Hintergrund: kniend, leicht bekleidet, mit hohen Stiefeln und mit üppigem Dekolleté, einen
Reifen in ihrer linken Hand haltend. Parallel zur documenta 5 wurde in Kassel neben anderen
Entwürfen Allen Jones‟ Plakatvorschlag für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München
gezeigt, wobei der Künstler sich hier ausnahmsweise für die Darstellung vier athletischer
männlicher und nicht weiblicher Beine unter den fünf olympischen Ringen entschieden hat.
1973 übernimmt er eine Gastdozentur an der University of California in Irvine und erhält den
Auftrag, den Pirelli-Kalender, einen jährlich erscheinenden Pin-up-Kalender des italienischen
Reifenherstellers, zu gestalten, der aufgrund seiner streng limitierten Auflage und der
Berühmtheit seiner Gestalter – Fotografen und Künstler – sowie Modelle längst Kultstatus
genießt. Für die Gestaltung des Kalenders erhält Jones den Design and Art Direction Silver
Award.
1976 zeichnet sich Allen Jones verantwortlich für das Set-Design sowie das Werbeplakat zu
Barbet Schroeders französischem Liebesfilm Maîtresse mit Gérard Depardieu und Bulle
Ogier, für den Karl Lagerfeld die Kostüme entwirft. Auf dem Plakat ist eine in Leder
gekleidete Frau zu sehen, die zwischen zwei Farbflächen beziehungsweise Vorhängen steht.
Das grelle gelbe Licht, das hinter den Vorhängen durchscheint, bildet zugleich den Boden in
der unteren Partie des Plakats, auf dem der Filmtitel zu lesen ist. Dieser Effekt verleiht der
Szene auf dem Plakat Tiefe. Programmatisch für Jones, handelt der Film von den Extremen
in den Geschlechterrollen. Ariane (Bulle Ogier) betreibt in ihrem Haus, dem Ort ihrer
bürgerlichen Existenz, ein Sadomaso-Studio und arbeitet als professionelle Domina. Oliver
(Gérard Depardieu) ist gleichzeitig ihr Liebhaber und Gehilfe. Das Paar ist zwischen realem
Alltag und der Welt des Sadomasochismus genauso hin- und hergerissen wie zwischen
männlicher und weiblicher Dominanz.
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1977 ist Allen Jones Gastdozent in der Abteilung für Malerei der University of California in
Los Angeles, im Sommer Gaststudienleiter für Malerei und Zeichnen an der Banff Centre
School of Fine Arts in Alberta, Kanada. 1978 lässt sich Jones von seiner ersten Frau Janet
scheiden. Seit dieser Zeit lebt er zusammen mit Deirdre Morrow, einer Designerin, die er als
sein »Modell und [seine] Muse« bezeichnet und deren Züge häufig in seinen Werken
erkennbar sind. 1978 entwirft Jones eine überdimensionale Werbetafel für das Schweizer
Strumpfwarenunternehmen Fogal, die damals temporär am Bahnhof in Basel zu sehen ist.
Das zweiteilige Plakat war über 21 Meter hoch und stellte eine Frau dar, die einen sich von ihr
entfernenden Mann zur Rückgabe ihrer Strümpfe auffordert. Einige Jahre später, 1981, setzt
Jones diese Thematik in einem Folgeauftrag fort: Die Frau hat den nun liegenden Mann
eingeholt und hält seinen Kopf zwischen ihren Knöcheln fest. Zu sehen sind von der
weiblichen Gestalt nur die Unterschenkel in roten Strümpfen. Diese zweite Werbetafel wurde
für den Bahnhof in Zürich entworfen.
Im Jahr 1979 richten die National Museums Liverpool in der Walker Art Gallery Allen Jones‟
erste umfangreiche Retrospektive aus, die anschließend mit großem Erfolg auch in der
Serpentine Gallery in London sowie der Kunsthalle in Baden-Baden und in Bielefeld gezeigt
wird. In diesem Jahrzehnt entstehen trotz seiner intensiven Hinwendung zu anderen
Disziplinen ebenfalls wichtige Gemälde und Skulpturen, die die explizite Aggressivität der
Werke aus den 1960ern-Jahren allmählich hinter sich lassen: Ein Beispiel hierfür ist das
Ölgemälde mit der Seiltänzerin, Hot Wire (1971), das Marco Livingstone in seinem Essay auf
Seite 55 ausführlich beschreibt.
In den 1980er-Jahren schafft Allen Jones eine Fülle von Werken, in denen er seine stets
gehegte Liebe zum Dreidimensionalen, zur Skulptur, weiter ausleben kann. Er beginnt zum
Beispiel mit der Arbeit an einem Typus Skulptur, der ihn bis heute beschäftigt und den er in
unterschiedlichsten Varianten und Materialien produziert hat: Girl on Table oder Waiting on
Table nennt Jones seine Skulpturen, die wesentlich schmaler und mit rund 150 Zentimetern
auch kleiner sind als seine berühmten Möbelskulpturen. Die Girls on Table sind meist haarlos
und gleichen eher Schaufenster- und Modepuppen als echten Menschen. Sie haben seltsame
androgyne, roboterähnliche Züge und strahlen Verletzlichkeit und Fragilität aus. Dieser Typ
Frau taucht in zahlreichen seiner Skulpturen auf, besonders in seinen Reliefs wie Stand Out
(1990) und Stand In (1991/92) oder den aktuelleren wie Diva (2010) und Think Pink (2011).
Ihre Körper sind – bis auf die Ledervarianten – selten bekleidet, sondern nur bemalt; die
Körperformen werden dementsprechend sehr betont. Auch diese Werke bestätigen erneut
Jones‟ Liebe zur seriellen Arbeit und unterstreichen auf beeindruckende Weise, wie sehr er
Meister der Variation bestimmter Themen oder Motive ist. In den Jahren 1982 bis 1983 ist
Jones Gastprofessor an der Hochschule der Künste in Berlin.
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Seit den 1980er-Jahren beschäftigt sich Allen Jones zudem mit einer anderen Art von
Möbelskulptur, die zwar weibliche Züge aufweist, doch sind diese weit weniger offensichtlich
und kritikprovozierend als bei besagter Dreiergruppe von 1969. Die Skulpturen Odalisque
(1983) und Sungoddess (1987) stellen abstrahierte Frauenoberkörper dar, können aber
gleichzeitig als Sitzbänke fungieren. Auch die Skulptur Bathers (2000) mit ihren
Treppenstufen ist als Sitzmöbel vorgesehen.
Dank mehrerer Aufträge für Kunst im öffentlichen Raum schafft Allen Jones ab den 1980erJahren auch einige großformatige Skulpturen, unter anderem für das Liverpool International
Garden Festival (1984), für das Cottons Atrium in der London Bridge City (1987), für das
Hilton Hotel am Terminal 4 des Flughafens Heathrow (1990) und für das Chelsea and
Westminster Hospital (1992). Acrobat, die Skulptur im Innenhof des Krankenhauses, ist ein
beeindruckendes Beispiel für Jones‟ plastisches Schaffen. Beinahe 20 Meter hoch ragt die
Figur eines Akrobaten, der auf nur eine Hand gestützt, die Beine in die Luft gestreckt, einen
Ball balanciert. Sein Kopf ist auf ein zweidimensionales rautenförmiges Stahlstück gemalt
und hängt nahe am Boden. Das Balancieren des Riesen auf einer Hand verleiht ihm Anmut
und Leichtigkeit. Programmatisch für Jones‟ skulpturale Werke ist das Schaffen von Figuren
aus geschnittenem Metall, so wie im Fall des Akrobaten. Bei seinen Werken für den
öffentlichen Raum besteht Jones‟ Hauptinteresse darin zu beobachten, wie ein realer
architektonischer Raum sich verändert, wenn ein Objekt, eine Skulptur, darin platziert wird.
So schafft es die Skulptur Acrobat im Chelsea and Westminster Hospital, die bisher
architektonisch streng separierten Etagen des Gebäudes miteinander zu verbinden und das
Atrium als einen einheitlichen Raum erscheinen zu lassen.
Thematisch bleibt sich Allen Jones treu: Die Dynamik des Männlichen und Weiblichen, die
Gender-Frage, ist auch in seinen Gemälden der 1980er- und 1990er-Jahre präsent,
wenngleich die Figuren freier werden und der Umgang mit der Farbe expressiver. Beim Werk
A Question of Grammar (1986) reduziert Jones männliche und weibliche Formen gar zu
semantischen Zeichen. Ein großes Fragezeichen verkörpert den Mann, ein überdimensionales
Ausrufezeichen die Frau. Beide stehen sich wie in einem ungleichen Dialog gegenüber, sie
leicht nach hinten gelehnt, während ihr männliches Pendant sich zu ihr nach vorne beugt. Im
selben sowie in den darauffolgenden Jahren entstehen zahlreiche Variationen von Gemälden
mit Verkörperungen von Mann und Frau in Form von Satzzeichen. In The Sitter (1986) taucht
das Motiv schließlich als Bild im Bild auf. Parallel zu seinem künstlerischen Schaffen wird das
inszenatorische Talent Allen Jones‟ zunehmend öffentlich wahrgenommen und gewürdigt.
Jones wird 1986 zum ordentlichen Mitglied der Royal Academy of Arts in London v ernannt
und hat daher Stimmrecht im Ausstellungsprogramm. Von 1990 bis 1999 ist er Kurator
(Trustee) in der Abteilung Ägyptologie des British Museum in London und seit dem Jahr
2000 emeritierter Kurator.
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Allen Jones‟ Motivwahl und Bildsprache werden oft über die unterschiedlichen
Kunstgattungen hinweg beibehalten. Hat er sich 1992/93 in seinen Gemälden Boogie Woogie
und Let‟s Dance erneut mit dem Thema Musik und Tanz beschäftigt, so verwendet er dieses
nun auch im Medium Lithografie. In den Jahren 1992/93 entsteht zum Thema Piano
beziehungsweise den Akteuren rund um das Piano und deren sozialem Milieu eine Vielzahl an
Zeichnungen, in denen Jones die Farben für die späteren Lithografien und Gemälde
theoretisch festlegt. Erneut ist es die Beziehung zwischen Mann und Frau, zwischen Pianist
und Barsängerin, die ihn fasziniert und antreibt. Er will die Verschmelzungen, Trennungen,
Stimmungen, Aggressionen und Ermunterungen der beiden Geschlechter in diesem
stimulierenden Milieu verarbeiten. Nach mehreren Bildern und Bildserien, die die obige
Thematik am Beispiel größerer sozialer Zusammenkünfte wie Partys oder Festgesellschaften
behandeln, wirken diese Zwei-Protagonisten-Werke aus dem Nachtleben in Bars viel intimer
und persönlicher. Sein erfinderisches Wesen verleiht den immer wiederkehrenden Themen
neue Dimensionen und Entfaltungsmöglichkeiten. Mehr als zehn Jahre lang befasst sich
Jones immer wieder mit Variationen des Piano-Motivs.
1993 beauftragt die National Portrait Gallery in London den Künstler mit einem Porträt der
berühmten Balletttänzerin Darcey Bussell. Für Allen Jones erweist es sich als bedeutende
Herausforderung, das Porträt eines lebenden Modells zu malen, denn er hat seit seiner
Studienzeit nicht mehr auf diese Weise gearbeitet. Doch der Auftrag bietet ihm, als
begeistertem Opern- und Ballettgänger, die Gelegenheit, hinter die Kulissen des
faszinierenden Ballettbetriebs zu schauen. Zunächst beobachtet er Darcey Bussell während
des Tanzens, fotografiert sie in typischen Posen und klassischen Figuren sowie bei
Tanzschritten, um hinterher verschiedene Skizzen und Aquarelle und schließlich 1994 das
Ölgemälde daraus zu fertigen. Am 28. Dezember desselben Jahres heiratet Jones seine
Muse Deirdre Morrow, nachdem sie mehr als 15 Jahre zusammengelebt hatten.
Ab den frühen 1990er-Jahren beginnt Allen Jones mehr und mehr, mit Galerien und
Sammlern zu kooperieren und die Welt zu bereisen, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.
Durch diese Kooperationen erhält er wiederholt Aufträge für den öffentlichen Raum, auch
aus dem Ausland. Zwischen 1997 und 2003 beauftragt Swire Properties, eine englische
Immobilienentwicklungsfirma mit Sitz in Hongkong, den Künstler, mehrere Skulpturen auf
ihrem Firmengelände zu realisieren. Es entstehen die überdimensional großen Werke Two to
Tango (1997) sowie City Boy und City Girl (2003); wieder ist der Tanz sowie die
Verschmelzung von weiblichen und männlichen Figuren das Thema. 2006 entwirft und
fertigt Jones für eine chinesische Stiftung die dreiteilige Skulpturengruppe Banquet, die an
einem See im Yuzi Paradise Sculpture Park in Guilin steht. Die drei sieben Meter hohen
Figuren, an die chinesische Schrift angelehnt, stehen auf einem gewaltigen, fünf Meter hohen
Granitsockel.
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Ab 2001 realisiert Allen Jones eine Reihe von Gemälden mit altbekannten Motiven, denen er
den Überbegriff Stage Paintings gibt. Die Themen dieser Werke sind die Bühne,
Bühnenperformances, Zirkus, Zauberei und Magie, Tanz sowie die Modewelt. Dass sich Jones
dazu entschließt, eine Serie mit Werken zu diesen immer wiederkehrenden Motiven zu
schaffen, bekräftigt, wie wesentlich die Welt der performativen Künste für ihn seit jeher ist.
Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends entsteht darüber hinaus eine Reihe von
kleinformatigen Kompositionen, die sich mit dem Motiv der Bühne, des Bühnenvorhangs und
des Bildes im Bild befasst. Die Werke nehmen Bezug auf Jones‟ künstlerische Vorbilder, die
zugleich Pioniere der klassischen Moderne sind: Matisse Curtain (2006), Picasso Curtain
(2006), Delaunay Curtain (2009) und Mirror Miró (2009) sind einige Beispiele dieser
Hommageserie. Dabei befinden sich im Vordergrund, am Rand der Bilder angedeutet,
Frauenköpfe vor einer Säule und hinter ihnen Gemälde der jeweiligen im Titel genannten
Künstler, denen gehuldigt wird.
Seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn experimentiert Allen Jones immer wieder mit
ungewöhnlichen, zum Teil überdimensional großen Formaten, zum Beispiel in Form von
Diptychen und Triptychen. Mit Invitation Only (2006) hat er ein dreiteiliges Gemälde in ganz
besonderem Format geschaffen. Die einzelnen Bildteile, die insgesamt einen langen Laufsteg
mit weiblichen Models sowie einigen Fotografen zeigen, sind in ihrem Format unterschiedlich,
von links nach rechts kleiner werdend. Dadurch wird dem Triptychon eine besondere Tiefe
gegeben und seine erzählerische Komponente verstärkt. Die einzelnen Szenen sind durch
pinke Säulen getrennt. Im rechten Bildteil ist am Ende des Laufstegs ein Vorhang zu sehen,
hinter dem ein Model gerade zweideutig von einem knienden Mann auf ihren Auftritt
vorbereitet wird. Das außergewöhnliche Format des Triptychons, wie es sich zum Beispiel
auch in Interval (2007) findet, erlaubt es dem Künstler, den Aspekt der Bewegung sowie
mehrere simultane Handlungen auf verschiedene Einzelbilder verteilt darzustellen. Er knüpft
damit an filmische Sequenzen oder Comics an.
Ebenso an Cartoons oder Comics erinnern Allen Jones‟ Zeichnungen, die er stets als
Vorbereitung und zur Ideenentwicklung für viele seiner Werke anfertigt: Jahrzehntelang hat
er die Angewohnheit, in Skizzenbüchern zu zeichnen. Später entwickelt er stattdessen
großformatige Storyboards, Blätter mit mehreren Skizzen zu einem Thema. Farbe verwendet
er dabei in der Regel erst, wenn die Produktion eines konkreten Gemäldes oder Aquarells
beginnt. Auch bei seinen Skulpturen arbeitet er mit verschiedensten Stufen von Vorstudien
wie etwa Zeichnungen, Maquetten und Modellen; die Letztgenannten werden oftmals in
unterschiedlich großen Formaten, im ersten Schritt aus Papier oder Karton, später aus
Weißblech, Aluminium oder auch in Bronze, gefertigt.
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Allen Jones greift immer wieder dieselben Motive für Werke in unterschiedlichen Medien auf
und setzt häufig Serien mit einem großen zeitlichen Abstand fort. So auch beispielsweise
beim Werk Maîtresse von 1976, das ihn im Jahr 2008 in London Derrière wieder beschäftigt.
Der Spielfilm ist vorbei: die Buchstaben des Titels liegen nun zerstört am Boden, die Dame –
diesmal von hinten zu sehen – verlässt die Bühne durch den Vorhang, eine Peitsche in der
Hand haltend. Auch im Bereich der Skulptur tauchen thematische Wiederholungen in seinem
Werk auf: Hatte sich Jones im Jahre 1965 durch eine »slotmachine« in Reno, Nevada, sowie
durch Anzeigen und Werbung der 1940- und 1950er-Jahre dazu inspirieren lassen, einige
Jahre später seine berühmt gewordenen Möbelskulpturen zu kreieren, so entsteht
wesentlich später, im Jahr 2002, Refrigerator, eine weibliche Skulptur ähnlicher Anmutung,
die gleichzeitig die Funktion eines kleinen Kühlschranks hat.
Das Leitmotiv, das sich beinahe ungebrochen bis heute durch Allen Jones‟ Werk verfolgen
lässt, ist das der Figuren von Frauen und Männern. Seine sinnlichen Frauen- und
Männergestalten – teils ausgearbeitet als hermaphrodite Zwitterwesen in einer modernen
Gesellschaft ohne Tabus, teils vielleicht auch nur das Bild der Frauen in den Männerköpfen
repräsentierend – geben heute noch ein hochaktuelles Statement des Künstlers zur
Gesellschaft ab. Mittels Erotik und provokanter Aussagen zu den Geschlechterbeziehungen
sowie deren Fetischreliquien erreicht Allen Jones mit seinem facettenreichen Œuvre ein
breites Publikum. Die individuell rezipierbaren und rezipierten Aussagen seiner über alle
Kunstgattungen hinausreichenden Werke verwandeln jeden Betrachter in einen
Kunstkritiker. Es bedarf keiner übergreifenden wissenschaftlichen Erklärung durch die
Kunstgeschichte. Die Pop-Art wollte die Kunst demokratisieren, sie durch die Schaffung von
neuen Ebenen im Ausdruck und in den Bildmotiven für jedermann zugänglich machen. Allen
Jones schafft diese Ebene mithilfe der Erotik, zu der jeder Betrachter unmittelbar aufgrund
seiner persönlichen Erfahrungen eigene Vorstellungen beziehungsweise eine Meinung
entwickeln kann. In über 50 Jahren künstlerischen Schaffens ist Jones diesem
demokratischen Ansatz der Pop-Art treu geblieben. Im Jahr 2012 feiert Allen Jones nun
seinen 75. Geburtstag; er lebt und arbeitet in London und Oxfordshire.
Auszüge aus dem Katalogtext: Dr. Otto Letze: Allen Jones. Leben und Werk, in:
Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): Allen Jones–Off the Wall. Pop Art 1957–
2009, Edition Völklinger Hütte, Ostfildern 2012
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Allen Jones. Einige Gedanken
von Sir Norman Rosenthal
Das Erste, was an Allen Jones bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass er 1937 geboren
wurde, also vor einer ganzen Weile. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt,
dass sein in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren entstandenes Frühwerk, in dem
er im Wesentlichen seine unverwechselbare Formensprache und Bildthematik entwickelte,
nach wie vor jugendlich und modern wirkt, was selbstverständlich auch für seine neueren
Arbeiten gilt, die paradoxerweise deutlicher in einem kulturellen Kontext verankert sind.
Der Betrachter – und der Verfasser dieses Textes schließt sich mit ein – kann sich daran
erfreuen, seinen Blick über ein ganzes Spektrum an Quellenmaterial aus gehobener und
populärer Kultur, aus der Gegenwart, aber auch aus längst vergangenen Zeiten schweifen
zu lassen. Bekannt geworden ist Jones aber natürlich vor allem durch sein legendäres
Ensemble fetischistischer Möbelstücke, die inzwischen Kultstatus besitzen. Selbst wenn er
mit Chair, Table und Hat Stand jene sonderbare Spielart der Perversität, die unter dem
Namen Forniphilie bekannt ist, nicht gerade erfunden hat, sind seine Möbel doch ohne
Zweifel die berühmtesten und für viele anrüchigsten Darstellungen dieses Phänomens.
Gewiss, die Sexpuppe als Kulturobjekt hat eine lange Geschichte. Allem Anschein nach
nahmen die Seeleute solche Puppen bereits im 17. Jahrhundert als Seelentrost mit auf
lange Seereisen. Opernfreunde und Kenner der deutschen Literatur der Romantik werden
an die Puppe Olimpia aus Jacques Offenbachs Hoffmanns Erzählungen denken, in die sich
der Dichter und Titelheld E.T.A. Hoffmann unsterblich verliebt. Künstler einer jüngeren
Generation, etwa Jeff Koons oder die Brüder Chapman – ganz zu schweigen von einigen
eher erschreckenden Verkleidungen Cindy Shermans –, setzen die Puppe, die auch ein mehr
oder weniger perverses Sexobjekt ist, für Überraschungseffekte ein. Erst kürzlich hat Jeff
Koons eine Figur von Betty Page geschaffen, einem amerikanischen Model der 1950erJahre, das in seiner Ikonografie eine zentrale Rolle spielt. Mit ihren tiefschwarzen Haaren,
den blauen Augen, dem dick aufgetragenen Make-up und nicht zuletzt mit ihrem
Riesenbusen wurde sie zu einem neuen Rollenmodell der amerikanischen Sexualität, wie es
sich heute noch in jeder »niederen« Vergnügung – vom Stripteaselokal bis hin zum Internet
und natürlich dem Kino – manifestiert.
Allen Jones war neben einer Handvoll amerikanischer und europäischer Künstler wie Mel
Ramos, Tom Wesselmann und Martial Raysse, um nur einige zu nennen, ohne Zweifel einer
der ersten seriösen Künstler, die bildliche Darstellungen von derart offensichtlicher
Schamlosigkeit bereits in den frühen 1960er-Jahren bewusst verwendeten. Dabei ist nicht
so sehr von Interesse, welcher dieser Künstler hier eine Vorreiterrolle spielte, sondern
vielmehr die Frage nach dem Zeitgeist, der es möglich machte, derart unmissverständliche
Bilder zu schaffen.
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Und selbstverständlich beschränkt sich Allen Jones‟ Kunst bei Weitem nicht nur auf Sex
und Sexualität, auch wenn die Erotik seit jeher eine Triebfeder jeder kulturellen
Manifestation ist. Jones‟ Kritiker – und derer gab es viele, vor allem jene, die an die Kunst
puritanische feministische Maßstäbe anlegten – gehen sogar so weit zu behaupten, sein
gesamtes Œuvre sei, genau wie die berüchtigten Möbelskulpturen, eine einzige
»Versachlichung der weiblichen Form«.
Doch selbst dabei muss man irgendwie an das Wort »Sachlichkeit« denken, das in der Kunst
eine ganz eigene Konnotation hat, die auf die deutsche Kunst der 1920er- und 1930erJahre zurückgeht. Und genau in diesem Sinn ist Allen Jones, sind der Künstler und sein
Werk von einem Wissen geprägt, das seine Inspiration aus allen nur erdenklichen
kulturellen Kontexten bezieht.
Tatsächlich ist Allen Jones eine zentrale Gestalt jener internationalen Strömung, der man
den Namen Pop-Art gab und deren beeindruckendste Vertreter ohne Zweifel zumeist aus
Amerika, vor allem aus New York, kamen, der damals neuen Hauptstadt der Kunstwelt, die
diese Rolle erst ein Jahrzehnt zuvor – um die Jahre 1950 bis 1955 – von Paris übernommen
hatte. Interessanterweise kamen viele der damals bahnbrechenden Ideen, aus denen sich
die Pop-Art entwickelte, jedoch aus London – Künstler wie Eduardo Paolozzi und Richard
Hamilton suchten 1952 in Diskussionen und beim Herumspielen mit und Collagieren von
erotischen Bildern und entsprechender Symbolik nach adäquaten Ausdrucksformen, um
aufzuzeigen, in welche Richtung die moderne Gesellschaft sich ihrer Ansicht nach
entwickelte. Nur ein Jahr zuvor hatte in London das Festival of Britain stattgefunden,
dessen Symbol, der geschwungene Skylon, auf geradezu erotische Weise gen Himmel ragte
– dieses Festival war zugleich der gesellschaftliche Versuch, die Bedrücktheit zu
zerstreuen, die noch immer über dem Großbritannien der Nachkriegszeit hing, das mit
Lebensmittel- und Konsumgüterknappheit und einer massiven Verschuldung zu kämpfen
hatte. Damals sah es so aus, als habe der Sieg kaum Früchte getragen. Dies sollte sich
Anfang der Sechzigerjahre mit dem Aufstieg der Beatles und anderer Popgruppen ändern,
die die Welt eroberten, ganz zu schweigen von der Modewelt dieses Jahrzehnts, die
samstags nachmittags auf der Londoner King‟s Road Parade lief – und selbstverständlich
den jungen Kunststudenten, die seit 1959 das Londoner Royal College of Art besuchten:
David Hockney, Ron Kitaj, Derek Boshier, Peter Phillips und natürlich Allen Jones. Peter
Blake und Joe Tilson hatten ihr Studium bereits etwas früher aufgenommen.
Es waren unbeschwerte Tage, in denen man als junger Kunststudent bilderstürmerisch
daran mitwirken konnte, der verlogenen Selbstgefälligkeit und der vermeintlichen
Ernsthaftigkeit ein Ende zu setzen, die damals an der Akademie, die nach wie vor unter
dem Einfluss missverstandener cézannescher Orthodoxien stand, vorherrschte.
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Zu diesen Studenten gehörte ohne Zweifel auch Allen Jones – sein farbenfrohes Frühwerk,
inspiriert durch die Londoner Doppeldeckerbusse, wies starke Anklänge an den
italienischen Futurismus auf.
Bald darauf sollte Bewegung zu einem wesentlichen Element seiner Kunst werden, von der
er sehr schnell und fast ausschließlich zum menschlichen Körper und zur menschlichen
Gestalt überging.
In den Jahren 1964 und 1965 lebte Allen Jones überwiegend in den USA, vor allem in New
York, wo er mit den »Freuden« der amerikanischen Popkultur vertraut gemacht wurde,
primär über Zeitungen und Zeitschriften. Jones war von jeher ein besessener Sammler von
Druckerzeugnissen, wobei das Spektrum von den teuren, in den Fünfzigerjahren in Paris
herausgegebenen Livres de luxe mit Bildern von Künstlern wie Matisse, Léger und Picasso
bis hin zu den kurzlebigen amerikanischen Fetischmagazinen reichte, die man zerschneiden
und für Collagen verwenden konnte oder die ganz allgemein als buntes Quellenmaterial
dienten. Wie viele Künstler seiner Generation legte auch Jones größten Wert darauf,
genauestens zwischen kommerziellen Werbezeichnungen und wirklicher Kunst zu
unterscheiden.
Man denke etwa an die »kommerziellen Arbeiten« von Henri de Toulouse-Lautrec auf der
einen Seite und jene von Kurt Schwitters auf der anderen, um nur zwei bedeutende
Beispiele aus der Vergangenheit zu nennen, die kaum gegensätzlicher sein konnten, ganz
zu schweigen von den zahllosen Künstlern des vergangenen Jahrhunderts, die sich mit
Begeisterung auf dem Gebiet der politischen Propaganda betätigten. Kunst wird nicht
immer nur um der Kunst willen gemacht, doch Jones verwendet das kommerzielle
Quellenmaterial auf eine sehr spezielle, für die Pop-Art-Künstler seiner Generation typische
Art, um Kunst um ihrer selbst willen zu schaffen: Eine politische oder
gesellschaftspolitische Intention findet sich hier nicht.
Kunst um der Kunst willen ist eine Vorstellung, die eine ganze Reihe von Themen
beinhaltet, die mit reiner Ästhetik und vor allem mit Fragen der Abstraktion zu tun haben,
die ein elementares Leitmotiv der Malerei des 20. Jahrhunderts waren. Seit der
Geburtsstunde des Kubismus 1907 in Paris und der des (auf der Farbentheorie
aufbauenden) Expressionismus 1911, als Wassily Kandinsky sein berühmtes Manifest Über
das Geistige in der Kunst veröffentlichte, waren diese beiden Lösungsansätze zentraler
künstlerischer Fragen von besonderer Bedeutung für alle Künstler des 20. und auch 21.
Jahrhunderts. Der Kubismus konzentrierte sich auf geometrische Formen und multiple
Perspektiven als Mittel zur Darstellung der Realität.
Die Farbsymbolik war das Kennzeichen des Expressionismus. Aus diesen beiden Positionen
entwickelte sich ein Diskurs, der nicht nur für die Malerei, sondern auch für die verwandten
Kunstgattungen der Bildhauerei und Grafik ein schier unerschöpfliches Potenzial an
kompositorischen und fantasievollen Abbildungen der Welt zu eröffnen schien.
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Als bildender Künstler, der eine eigene Vision und ein besonderes Gespür für Bildsprache
besitzt, hat sich Allen Jones mehr als ein halbes Jahrhundert einerseits mit den abstrakten
Themen Farbe, Oberfläche, Dynamik, ja sogar mit Kinetik beschäftigt und andererseits mit
menschenbezogenen Themen wie Mann und Frau beziehungsweise ihren physischen und
geistigen Beziehungen sowie mit Geschichte, Theater, Tanz und Musik. Natürlich
überschneiden sich diese beiden Aspekte, doch als Betrachter sind wir ebenso in der Lage,
sie in unseren Köpfen zu trennen. Was die formalen Eigenschaften der Arbeiten des
Künstlers betrifft, so hat er mit seinen unverwechselbaren, aus Quadraten, Kuben, Ellipsen
etc. zusammengesetzten Formen eindeutig seinen eigenen Weg gefunden. Auf einer Ebene
kann man Jones‟ Werk als privaten und persönlichen Diskurs über Picassos legendäres
poetisches Meisterwerk Les demoiselles d‟Avignon von 1907 interpretieren. Dies ist schon
ein Gemälde an sich, mit all den formalen Innovationen, die sich hier, gepaart mit sexuellen
Anspielungen, Bahn brechen. Darüber hinaus war Jones allem Anschein nach jedoch auch
durchdrungen von dem, was Kandinsky in seinem berühmten Traktat von 1911 als »die
innere Notwendigkeit der Farbe« bezeichnete, denn seine Arbeiten sind stets ganz bewusst
in reine, charakteristische Farben von geradezu magischer Intensität getaucht. Wie rein
und intensiv die Farben sind, die er verwendet – sei es nun Gelb, Blau, Rot, ja sogar Weiß
oder Schwarz – erkennt man beim Betrachten seiner Werke. In Bildern wie Sheer Magic,
einem Gemälde in quadratischem Format, das gleichermaßen an die amerikanische
Ikonografie eines Kenneth Noland und Jasper Johns erinnert, sehen wir eine Spirale –
aufgemalt auf einen breiten, sich über die gesamte Länge des Bildes erstreckenden gelben
Streifen –, deren Farbspektrum einem Regenbogen ähnlich von einem intensiven Grün und
Blau bis zu einem ebenso intensiven Rot und Orange reicht.
Die Farbe wird überlagert von einem auf einem Brett stehenden weiblichen Bein in einem
transparenten Seidenstrumpf beziehungsweise einem hochfetischistischen glänzenden
schwarzen Stiletto. Auch wenn es sich hier streng genommen nicht um ein geistiges Thema
im kandinskyschen Sinne handelt, so ist die Farbsymbolik ohne Zweifel der
Hauptbezugspunkt des Gemäldes. Hohe und seicht-erotische Kunst treffen hier aufeinander
– und dies setzt sich in zahllosen fantasievollen Variationen in Gemälden, Grafiken und
Skulpturen fort. Denn 1967 hatte Jones seine Sprache bereits weitgehend gefunden und
diese war eine Quelle, die in ihrer Vielfalt schier unerschöpflich war. Toulouse-Lautrec fand
seine Sujets in den Pariser Varietés, wo er seine subtile impressionistische »Linie«
entfalten konnte. Es gelang ihm, verschiedene Aspekte des Pariser Kaffeehausmilieus zu
vermitteln und dieses reale Leben durch seine Kunst für alle Zeiten festzuhalten.
Allen Jones ist in der Lage, die schäbige Kneipe und das Treiben auf der Tanzfläche für eine
zukünftige Zeit zu dokumentieren, was dann schlimmstenfalls vielleicht etwas altmodisch
wirkt und eines Tages vielleicht sogar ganz verschwindet. Dies ist eines der vielen Dinge,
die Kunst so hervorragend kann.
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Und deshalb hat es vermutlich auch seinen Grund, dass einige der erstaunlichen erotischen
Skulpturen, die Jones in den vergangenen Jahren entworfen und geschaffen hat, den alten
ägyptischen Skulpturen so verblüffend ähneln – vor allem jenen aus der glanzvollen
Amarna-Zeit, die mit der Regentschaft des legendären revolutionären Pharaos Echnaton
begann, der gegenständliche Skulpturen von außergewöhnlicher Ebenmäßigkeit, Strenge
und Eleganz schuf, deren glänzende Oberflächen zu ihrer Zeit gewiss ebenso
farbenprächtig waren wie etwa Jones‟ Girl on Table (1987) oder Enchanteresse (2006).
Diese und andere Skulpturen aus jener Zeit strahlen eine durchdringende, ja geradezu
furchteinflößende Autorität aus, die an den außergewöhnlichen Kopf jener Domina erinnert,
die uns aus dem alten Ägypten erhalten geblieben ist. Sie ist eine Ikone der weiblichen
Schönheit und residiert heute in Berlin. Und selbst nach vielen tausend Jahren durchdringt
sie uns noch mit ihrem Blick. Ihr Name ist Nofretete.
Auszüge aus dem Katalogtext: Sir Norman Rosenthal: Allen Jones. Einige Gedanken,
in: Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): Allen Jones–Off the Wall. Pop Art 1957–
2009, Edition Völklinger Hütte, Ostfildern 2012
La Sheer
1968
Öl auf Leinwand
183 x 152 cm
The Berardo Collection, Lissabon
© Allen Jones
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Der Schwerkraft trotzen
von Marco Livingstone
Balanceakte, wie der der Seiltänzerin in Hot Wire einem gleichermaßen leichtfüßigen wie
imposanten Gemälde von 1970/71, mit denen er sein Publikum in atemlose Begeisterung
versetzen möchte, sind das zentrale Thema im Schaffen des englischen Malers Allen Jones.
Man könnte in der hier dargestellten Hochseilartistin einfach nur eine Akrobatin sehen,
tatsächlich handelt es sich jedoch wie so häufig bei den Figuren in den Gemälden des
Künstlers um eine Metapher, das heißt, die Figur steht für den Maler, der den Betrachter in
seinen Bann zu ziehen versucht. Dass Jones hier stellvertretend eine weibliche Figur wählte
– es könnte sich allerdings genauso gut um ein androgynes männliches Wesen handeln –, ist
an sich bereits ein symbolischer Akt, zeigt der Künstler damit doch, dass er dem weiblichen
Prinzip eine zentrale Bedeutung im Schöpfungsakt zuerkennt. Die balancierende Figur, deren
Gewicht wie bei einer Balletttänzerin auf den Zehenspitzen ruht und die dabei in der Luft zu
schweben scheint, lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die ebenso schön
ausgearbeiteten kompositorischen und stilistischen Kräfte, die das Gemälde permanent in
der Schwebe halten: hell gegen dunkel, volle Formen in einem leeren Raum von geringer
Tiefe, Gefülltheit gegen Leere, Gegenständlichkeit und satte Farben versus Transparenz und
Abstraktion. Die Kraftlinien, die auf den Drehpunkt – die Spitze des linken Fußes – zulaufen
und zugleich in Form des Drahtseils und der gebogenen Stange in den Händen der Artistin
dargestellt sind, setzen die Komposition und die gemalte Oberfläche mit der Metaphorik des
Bildes und in der Folge auch mit dessen philosophischem und subjektiven Inhalt gleich.
Artisten spielen eine zentrale Rolle im Schaffen des Malers, und sie stehen dabei stets
stellvertretend für den Künstler selbst. Wie er nehmen Zauberer und Musikanten, Tänzer und
Varietékünstler, Clowns und Zirkuskünstler für sich in Anspruch, Schöpfer von Illusionen und
visuellen Fantasien zu sein. Und wie er versuchen auch sie, uns glauben zu machen, sie
brächten ihre grandiosen Kunststücke mit einer Mühelosigkeit zuwege, die es zu einem noch
größeren Vergnügen macht, ihnen bei ihrer Darbietung zuzusehen. Die Spannung, die sich
einstellt, wenn man diesen Unterhaltungskünstlern zusieht, rührt zum Teil von dem damit
verbundenen Nervenkitzel her, von der Tatsache, dass uns bewusst ist: Wenn etwas
schiefgeht – wenn der Akrobat einen falschen Schritt macht, wenn der Zauberkünstler seiner
hübschen Assistentin in der Kiste mit der Säge zu nahe kommt –, wäre dies nicht nur
peinlich, sondern hätte geradezu katastrophale Folgen. Machte der Künstler jedoch zu viel
Aufhebens um dieses Risiko, würde er seine Leistung dadurch schmälern, wirkte eine
derartige Dramatisierung auf uns doch nicht sehr überzeugend, sondern vielmehr
übertrieben theatralisch.
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Deshalb kommt es auch hier auf eine geschickte Balance an, darauf, uns davon, wie schwierig
das Unterfangen ist, nur gerade so viel erahnen zu lassen, um uns nach geglückter
Ausführung zum Applaudieren zu animieren – eine Taktik, derer sich der Maler Jones
bediente, indem er die Farben dünn oder gerne auch als durchsichtige Lasuren auftrug. Auf
diese Weise unterstreicht er die scheinbare Schlichtheit und Unkompliziertheit der
Komposition und gibt dabei gerade so viel von seinen Zweifeln und seinen ursprünglichen
Ideen preis, dass wir die verschiedenen Phasen des Prozesses erkennen können, aus dem das
scheinbar einfache Endergebnis hervorgegangen ist. Dabei arbeitet er, wie er William Feaver
in Jake Auerbachs 2007 entstandenem Film Allen Jones. Women and Men erläuterte, seit
Mitte der 1970er-Jahre nach folgender Faustregel: Malt er etwas, um eine Form darzustellen,
so nimmt er dafür nur gerade so viel Farbe, um diese Illusion zu vermitteln. Ist jedoch ein Teil
des Bildes von dieser Funktion befreit, so verwendet er dort so viel Farbe, wie er benötigt,
um der Farbe als solcher ausreichendes Gewicht zu verleihen.
Seit den frühen 1960er-Jahren zählte Jones zu den führenden Vertretern der britischen PopArt-Bewegung. Das lag zum Teil daran, dass er einer Gruppe von Studenten angehörte, die
1959 ihr Studium am Royal College of Art in London aufgenommen hatte und die auf
unterschiedliche Weise mit traditionellen bildlichen Darstellungen experimentierte, wobei sie
bewusst in ein und demselben Bild extrem kontrastierende Stile und Bildsprachen mischte.
Ihre Gemälde wollten sie ausdrücklich als materielle Objekte verstanden wissen, die mit
Dingen der Alltagswelt und mit Inspirationsquellen verknüpft sind, die bislang in dem Ruf
standen, mit der bildenden Kunst nicht vereinbar zu sein. Aus diesen Studienkollegen – dem
fünf Jahre älteren Amerikaner R. B. Kitaj (der, obwohl er keinen Hehl aus seiner Abneigung
gegen die Popkultur machte, einen gewissen Einfluss auf die anderen hatte), David Hockney,
Derek Boshier und Peter Phillips – wurden schon bald Freunde, die eine verschworene
Gemeinschaft bildeten. Die führenden Kräfte des Colleges empfanden den Nonkonformismus
dieser ungestümen, fantasievollen jungen Maler allerdings als Bedrohung, und so wurde
Jones als abschreckendes Beispiel für die anderen bereits nach einem Jahr exmatrikuliert.
Bedenkt man, welche Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit der Künstler bereits in diesen
frühen studentischen Arbeiten an den Tag legte, erscheint es aus heutiger Sicht
verwunderlich, dass man in ihm ein gefährliches Potenzial vermutete, das es zu eliminieren
galt. Denn das radikale und wirklich verstörende Potenzial seiner Kunst kam erst nach seiner
kurzen New Yorker Zeit 1964 zum Vorschein. Die sanfte Erotik, die die eng umschlungenen
Figuren in den Werken der frühen Sechzigerjahre verkörpern – man denke etwa an das
Gemälde Bikini Baby von 1962 oder die miteinander verschmelzenden männlich-weiblichen
Paare, wie sie uns beispielsweise in Hermaphrodite von 1963 begegnen – wurde gesteigert zu
einer weitaus stärker sexuell-fetischistisch geprägten Darstellungsweise, die nun tatsächlich
als Bedrohung des bürgerlichen Sittenkodex empfunden werden konnte.
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Durch die begeisterte Hinwendung zur subversiven, »seichten« Erotikdarstellung vollzog
Jones zur gleichen Zeit auch den endgültigen Wandel zum Pop-Art-Künstler, der sich von der
traditionellen Kunst losgelöst hatte. Als er Ende der 1960er-Jahre seine höchst
außergewöhnlichen und umstrittenen Symbole fetischistischen Verlangens, die hyperrealen
und dennoch stark stilisierten lebensgroßen Frauenfiguren in Bondage-Outfits als
Möbelstücke präsentierte, machte er sich damit endgültig zum Geächteten. In gewisser
Hinsicht wurde ihm dies zum Verhängnis, zumindest was das Echo der Kritik anbelangte und
in Anbetracht der Empörung, die Chair, Table und Hat Stand bei den Feministinnen
auslösten. Im Hinblick auf seine Identität als Künstler erwies sich diese Entwicklung hin zu
einer eher provokativen Ästhetik dagegen als notwendig und überaus fruchtbar.
Selbst wenn Jones, unter anderem mit seinen originellen Lithografien und seinen
Möbelskulpturen, einen wichtigen Beitrag für diese Strömung geleistet hat, würde man ihm
nicht gerecht, wollte man ihn lediglich als Popkünstler sehen, ließe man damit doch außer
Acht, dass sich die moderne europäische Kunstgeschichte seit seiner Studienzeit bis heute
wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen zieht. Zu den Strömungen, die seine
studentischen Arbeiten prägten, zählten der Kubismus und der Orphismus, die uns etwa in
der gebrochenen Struktur des kleinen Grey Self-Portrait von 1960 begegnen. Vor allem aber
beeinflussten ihn die Werke von Robert Delaunay und der Fauves mit ihren kräftigen, direkt
aus der Tube aufgetragenen Primär- und Sekundärfarben, wie Jones sie bereits in seinem
ebenfalls 1960 entstandenen Gemälde The Artists Thinks bevorzugte. Die Vorliebe, in ein und
demselben Werk eine ganze Palette satter Farben zu verwenden, an der er sein Leben lang
festhielt, ist zum Teil aus der Bewunderung für die Werke Delaunays und Wassily Kandinskys
entstanden – das eher monochromatische Arbeiten und die deutlich erkennbaren fließenden
Übergänge waren stets, in seinen Augen, die bequemere Lösung. In einem Interview, das
Irène Salas kürzlich für die undatierte Ausgabe Nr. 4 des Modemagazins Twill mit dem
Künstler führte, erklärte Jones seine Haltung mit der für ihn typischen Offenheit: »Ich kaufe
gerne viele verschiedene Versionen ein- und derselben Farbe [...] von verschiedenen
Herstellern, um eine größere Auswahl an Farbtönen zur Verfügung zu haben. Denn obwohl
man meinen könnte, es handle sich nur um winzige Nuancen, macht das auf der Leinwand
einen großen Unterschied. Ich vermeide es nach Möglichkeit zu mischen, denn je mehr reine
Farbe man direkt aus der Tube aufträgt, desto besser bewahrt sie ihre chromatische
Intensität. « Inspiration fand Jones in den Werken und Schriften Paul Klees, insbesondere in
seinem Pädagogischen Skizzenbuch von 1925. Er ging sogar so weit, die Übungsstücke, die
Klee für seine Studenten entworfen hatte, als Ausgangspunkt für seine Gemälde zu
verwenden. So ist etwa das Bild The Battle of Hastings (1961/62), das auf schematischen
Darstellungen basiert, die Jones für seine Schüler angefertigt hatte, um den Flug des Pfeils
zu demonstrieren, der König Harold tötete, eine spielerische Interpretation des kleeschen
Gedankens der Linie, die einem Spaziergang gleicht.
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Jones war fasziniert von diesem frühen Pionier der abstrakten Malerei, vor allem aber von
dem historischen Augenblick, als begrifflich-abstrakte Sprache und darstellende Funktion
noch nebeneinander bestanden. Sein besonderes Interesse galt den Werken, die Kandinsky
vor seiner Bauhaus-Zeit geschaffen hatte, vor allem seinen Improvisationen aus den frühen
1910er-Jahren – ein Einfluss, der sich sowohl in der Komposition von The Battle of Hastings
als auch in den vieldeutigen Darstellungen der Figuren in Gemälden wie Here and There
Faces (1961) widerspiegelt.
Schon als Student – und dabei darf man nicht vergessen, dass Jones 1962, als er einen
Zyklus mit neun herrlich geformten Gemälden mit Darstellungen der roten Londoner
Doppeldeckerbusse schuf, gerade einmal 25 Jahre alt war – zeigte er bei seiner
Neuinterpretation modernistischer Sujets und Themen eine erstaunliche Reife und
außergewöhnliches Selbstvertrauen. Die Busse beispielsweise entstanden ebenfalls aus
einem – diesmal futuristischen – Übungsstück, in dem es darum ging, mit den statischen
Formen auf der Leinwand den Eindruck von Bewegung zu vermitteln. Jones‟ Lösung, bei der
er von der futuristischen Methode, Bewegungsabläufe fortlaufend wie mehrfach belichtete
Fotografien wiederzugeben, abwich, war ebenso einfach wie meisterhaft: Er nahm statt der
konventionellen rechteckigen eine trapezförmige Leinwand. Der dadurch entstehende
Eindruck der Neigung impliziert die Bewegung eines mit hoher Geschwindigkeit nach links
fahrenden Fahrzeugs. Durch die ungewöhnliche, gestreckte Form der Leinwand hatte der
Künstler die Freiheit, die Oberfläche nach Belieben zu »dekorieren« und konnte sich dabei
dennoch sicher sein, dass das Gemälde das Bild eines fahrenden Busses vermittelte. Jones
war nicht der Einzige, der um diese Zeit das Potenzial der geformten Leinwand auslotete.
Auch andere britische Künstler wie David Hockney (in seinem Tea Painting in an Illusionistic
Style von 1961) und Richard Smith (in seinen zunehmend skulpturalen Interpretationen
überdimensionaler Zigarettenschachteln von 1962/63) sowie abstrakte amerikanische Maler
wie Frank Stella und Ellsworth Kelly suchten nach Wegen, um die traditionelle Leinwandform
aufzubrechen. Die Bus-Bilder, vor allem aber andere ungewöhnlich geformte Gemälde aus
dieser Zeit wie zum Beispiel Wunderbare Landung von 1963 (der deutsche Titel ist eine
Hommage an ein Gemälde von Paul Klee) sind die wohl heitersten und spielerischsten unter
diesen Werken und nehmen – obwohl nach wie vor unterbewertet – eine herausragende
Stellung innerhalb dieser Werkgruppe ein.
Unter seinen Kollegen war Jones nicht der Einzige, der sich von den Wegbereitern der
Moderne inspirieren ließ. Hockney etwa wurde, insbesondere was seine stilistischen
Freiheiten anbelangt, stark durch die Begegnung mit den Arbeiten Picassos anlässlich einer
großen Retrospektive, die die Tate Gallery 1960 veranstaltete, beeinflusst.
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Patrick Caulfield, der einige Monate nach Jones‟ Exmatrikulation ein Aufbaustudium am
Royal College of Art aufnahm, orientierte sich dagegen am Kubismus Juan Gris‟ und am
Purismus Le Corbusiers und Amédée Ozenfants, während sich Kitaj, der in seinen Collagen
sowohl ikonografisch als auch hinsichtlich seiner Darstellungsmethoden in reichem Maße aus
der gesamten Kunstgeschichte schöpfte, als Kind des Surrealismus betrachtete. Einflüsse
des Surrealismus finden sich aber auch in Jones‟ Kunst: Die Gewohnheit, seine
Kompositionen anhand winziger Skizzen auszuarbeiten, ging auf die »automatischen«
Zeichnungen der Surrealisten zurück, und die Gestaltung manch späterer Arbeiten, etwa die
des Gemäldes What Do You Mean What Do I Mean? (1968), lässt den Einfluss der von den
Surrealisten als Gemeinschaftswerke entwickelten »Cadavre Exquis«-Gemälde (jeder
Künstler zeichnet einen Teil der Figur, ohne zu wissen, wie der angrenzende Bildteil gestaltet
wurde) erkennen.
Worin sich Jones bei seinen Adaptionen der Errungenschaften der ersten modernen Künstler
unterscheidet, ist das Interesse und die Begeisterung für ihre vielen verschiedenen
Ausprägungen, und dies schloss auch solche Experimente ein, die zu ihrer Zeit als umstritten
galten. Wer außer ihm setzte sich damals mit den frühen Werken Marc Chagalls auseinander
und fand in den skurrilen, schwerelosen Figuren des Russen Anregungen für die
schwebenden Körper in seinen eigenen Bildern, etwa dem bereits erwähnten
Hermaphrodite? Und wer verband diese Bezüge dann auch noch mit einer Reminiszenz an
die beinahe abstrakten Improvisationen eines Joan Miró, woraus so kühne Kompositionen
wie die Female and Male Composition (1964/65) entstanden? Der Schwerkraft trotzen, und
dies nicht nur in der wörtlichen Bedeutung von »sich den physikalischen Kräften entziehen«,
sondern auch im übertragenen Sinn des Strebens nach Leichtigkeit, sowohl des Geistes als
auch der Pinselführung: Dieses Thema sollte zu einem Leitmotiv und einem
charakteristischen Merkmal von Jones‟ Kunst werden, das sich immer wieder Bahn bricht: So
findet es sich zum Beispiel in den humorvollen Einfällen, die uns in seinem Œuvre immer
wieder begegnen, und auch als Metaphern in Gestalt der Akrobaten der späteren Werke. Des
Weiteren wird das Thema evident in den Frauen, die auf dem Schoß oder den Schultern von
Pianisten Pirouetten drehen, etwa in The Art of Allusion (1993), sowie auch in den wie von
Zauberhand schwebenden Frauenfiguren in neueren Werken, etwa dem Gemälde Float aus
dem Jahr 2003. In Gemälden, die Dirigenten und Tänzer oder Nachtschwärmer bei
orgiastischen Festen zeigen, knüpfte Jones folglich an das an, was Kandinsky bereits
hundert Jahre vor ihm getan hatte und was sich in der Begeisterung der französischen
Symbolisten für die Synästhesie (der Begriff bezeichnet ein neurologisches Phänomen, das
sich Dichter wie Arthur Rimbaud zunutze machten, um die durch einen Sinnesreiz ausgelöste
gleichzeitige Wahrnehmung eines zweiten Reizes, etwa die Kopplung von Geschmack und
Farbe oder von Farbe und Klang, zu beschreiben) niederschlug: die Verschmelzung von Musik
und Malerei.
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Obwohl der (häufig von der Norm abweichende) Sexualtrieb, der von Mitte der 1960er- bis
Anfang der 1970er-Jahre eine zentrale Rolle im Schaffen des Künstlers spielte, ab seinem
vierzigsten Lebensjahr an Radikalität abnahm, ist Jones‟ Kunst in ihrem Kern nach wie vor
stark von Erotik und Sinnlichkeit geprägt. Partyszenen wie Encounter (1984/85) und Night
Moves (1985), mit ihren Rollenspielfantasien, ihrem Exhibitionismus und ihrer Halbnacktheit,
mit ihren leidenschaftlichen öffentlichen Geschlechtsakten und ihren Anspielungen auf
Bondage und Partnertausch, haben auch heute noch ein beträchtliches provokatives
Potenzial und können bei sensiblen Zeitgenossen Anstoß erregen. Die ungehemmte
Darstellung der freien Liebe ist ohne Zweifel ein Relikt der sexuellen Befreiung der
Sechzigerjahre, an dem der Künstler bis heute festhält, auch wenn er dadurch noch immer
Gefahr läuft, von der Frauenbewegung kritisiert zu werden (und dies obwohl es in besagten
Bildern häufig die Frauen zu sein scheinen, die die Oberhand haben). Allerdings hat sich die
Bildsprache nun in eher matissesche Sphären und ganz allgemein hin zu einer
Neuinterpretation der sinnesfrohen französischen Malerei des frühen 20. Jahrhunderts
verlagert. Die Verschmelzung gegenständlicher Darstellungen zu vieldeutigen Abstraktionen,
die Konzentration auf wohlgeformte Körper, das Nebeneinander von geschichteter
räumlicher Komplexität und häufig abgeflachten Formen, vor allem aber die meisterhafte
Komposition einer breiten Palette kräftiger reiner Farben – dies alles trägt dazu bei, die
Atmosphäre dionysischer Hemmungslosigkeit zu verstärken. Vielleicht sind diese Bilder aber
auch ganz anders zu interpretieren, vielleicht ist die narrative Bildsprache nicht als
Selbstzweck zu verstehen, sondern vielmehr als Auslöseimpuls des sinnlichen Erlebnisses,
das die Bildsprache ausschließlich mit den Mitteln der Malerei erzeugt. Das Gewirr von
Formen, Farben, verführerischen Oberflächen und bruchstückhaften Begegnungen mit dem
menschlichen Körper versetzen den Betrachter in eine Art Rausch.
Obwohl die erotische Spannung bei Jones weit über die melancholisch-sehnsuchtsvolle
Erotik hinausgeht, die man mit den matisseschen Odalisken verbindet, möchte auch Jones
wie sein Vorbild mit seiner Kunst zur Erholung von den täglichen Pflichten beitragen, gerade
so, wie es Matisse 1908 in seinen Notizen eines Malers beschrieben hat: »Ich träume von
einer Kunst des Gleichgewichts, der Reinheit, der Ruhe, ohne beunruhigende und sich
aufdrängende Gegenstände, von einer Kunst, die für jeden Geistesarbeiter, für den
Geschäftsmann so gut wie für den Literaten ein Beruhigungsmittel ist, eine Erholung für das
Gehirn, so etwas wie ein guter Lehnstuhl, in dem man sich von physischen Anstrengungen
erholen kann.« Eher sittenstrenge Zeitgenossen mögen dies als Eskapismus bewerten, den
sie ebenso ablehnen wie den sexuellen Eskapismus. Jones lädt den Betrachter ein, sich fallen
zu lassen, der Versuchung nachzugeben und in Schönheit und reiner Körperlichkeit zu
schwelgen.
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Sein unapologetisches Oszillieren zwischen diesen beiden Arten intensiver Sinnesfreude, die
beide, zumindest für kurze Zeit, jeden anderen Gedanken ausschalten können, lädt jeden
Betrachter dazu ein, den Augenblick bewusst und in Gänze auszukosten, sich durch und
durch lebendig zu fühlen.
1978 schuf Jones ein großes und in gewisser Weise untypisches Gemälde. Es zeigt eine an
einem Bambuszaun entlangschreitende Varietékünstlerin mit einer furchterregenden
rituellen Maske, die ihren Rumpf und ihr Gesicht verdeckt. Dabei ließ er sich nicht nur von
einem großen Gemälde eines unbekannten Künstlers inspirieren, das früher einmal als
Dekoration in einer Bar gehangen hatte und das er in Los Angeles, wo er damals gerade
lebte, erworben hatte, sondern er besaß auch noch die Unverfrorenheit, seiner Version exakt
den gleichen französischen Titel zu geben, den ein zu Recht berühmtes fauvistisches
Gemälde von Matisse aus dem Jahr 1904 trägt: Luxe, calme et volupté. Das in einer
pointillistischen Technik gemalte matissesche Bild, das eine Gruppe von weiblichen
Badenden zeigt, die sich an einem Mittelmeerstrand räkeln, war wiederum von Charles
Baudelaires Gedicht »Einladung zur Reise« inspiriert, in dem der Dichter schreibt: »Dort wird
nur Ordnung im Verein / Mit Schönheit, Frieden, Wonne sein.« 3 Matisse bleibt nahe an der
Metaphorik des baudelaireschen Gedichts, einem der berühmtesten aus dem Gedichtband
Die Blumen des Bösen, in dem die Schönheit der Frau, an die es gerichtet ist, mit der eines
idyllischen Traumlandes gleichgesetzt wird, das für einen Zustand vollkommenen
Wohlbehagens und inneren Friedens steht. Das exotische Flair, das Jones von seiner
Barentdeckung übernommen hat, entführt den Betrachter in eine andere Welt, eine Welt, die
an unbeschwerte Ferien an tropischen Stränden und an die romantischen, primitivistischen
Anklänge in den Werken Paul Gauguins erinnert, die wiederum die matissesche Fantasie
angeregt hatten. Für Jones werden die baudelaireschen Verse zu Passwörtern, die den
Zugang in die Welt der Fantasie – insbesondere der sexuellen Fantasie – ermöglichen und uns
in einen Zustand reiner Sinnesempfindung versetzen, der uns in Farben und visueller
Sinnesfreude schwelgen lässt. So bringt uns Jones auch in diesem Gemälde, mit seinen
räumlich wiedergegebenen Palmwedeln und Anspielungen auf den Südsee-Eskapismus, dazu,
seine Kunst als Ort der Freude zu erleben, der frei von den Zwängen des Alltags ist.
Der Maler und Aquarellist Jones hatte und brauchte in seinem Atelier nie einen Assistenten,
war es für ihn doch stets ein Gebot, seine Arbeiten von Anfang bis Ende von eigener Hand
auszuführen. Bei seinen Skulpturen und seinen zahlreichen editierten Lithografien, die in
Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialdruckereien entstanden, arbeitete er jedoch
sinnvollerweise mit Spezialisten zusammen, die in der Lage waren, seine Anweisungen
hinsichtlich Gestaltung und Verarbeitung mit höchster Professionalität auszuführen. Dies
galt bereits für die Möbelskulpturen von 1969, die Dick Beech unter Anleitung des Künstlers
aus Ton modellierte und die anschließend in Fiberglas gegossen und von der Firma Atomage,
einem Hersteller von Bondage-Outfits, mit hautengen Lederdessous bekleidet wurden.
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Wie in seinen Gemälden soll dem Betrachter auch bei diesen Objekten suggeriert werden, die
geschmeidigen Formen, die makellosen Oberflächen und die perfekte Konstruktion seien
nicht das Ergebnis mühevoller Arbeit.
Dennoch legt der Künstler Wert darauf, auch in diesen Arbeiten etwas von ihrem
Entstehungsprozess zu vermitteln. Besonders augenfällig ist dies bei den ganz kleinen
Plastiken, etwa der Bronzeskulptur Stretching Dancer von 1982 oder der bemalten
Silberplastik Bathers von 1994, die den je nach Größe der Skulptur aus Papier, Karton oder
Aluminium gefertigten Maquetten, die ihnen zugrunde liegen, sehr ähnlich sind. Die einzelnen
Elemente wurden von Hand ausgeschnitten, zusammengesetzt und in die gewünschte
Position gebogen oder gedreht. Das Vergnügen, das man beim Betrachten dieser Skulpturen
empfindet, resultiert zu einem großen Teil daraus, dass sich die Verspieltheit, mit der sie
entworfen und gestaltet wurden, auf den Betrachter überträgt, der sich so mit dem Künstler
identifiziert und der – einfach indem er das Werk mit Interesse und Neugier betrachtet –
selbst zum aktiven Partner dieses schöpferischen Akts wird.
Jones‟ plastische Arbeiten nahmen ab Ende der 1960er-Jahre dieselbe Entwicklung wie seine
Gemälde und druckgrafischen Werke: Die perfekte, realitätsgetreue Wiedergabe, die den
fetischistisch-obsessiven Charakter der Figuren unterstrich, wich einer eher spielerischen,
vereinfachten und abstrakten Darstellung (eine allgemeine Entwicklung, von der der Künstler
jedoch auch hin und wieder abwich, denn spätere plastische Werke, etwa die 2006
entstandene Skulptur Enchanteresse, lassen eine bewusste Rückkehr zu Sprache und
Ausführung der Möbelskulpturen von 1969 erkennen). Was ursprünglich lediglich ein Exkurs
von der Malerei war, hat in den letzten Jahren einen zentralen Platz in Jones‟ Kunst
eingenommen, und das nicht nur in Gestalt von mitunter monumentalen öffentlichen
Auftragsarbeiten, sondern auch in kleinen, geradezu handlichen »jeux d‟esprit«. Obwohl der
Künstler seine eigenen dreidimensionalen Arbeiten stets als plastische Werke eines Malers
bezeichnet hat, hat er sich inzwischen auch mit den Auftragsskulpturen, die er in den
vergangenen beiden Jahrzehnten geschaffen hat, international einen Namen gemacht. Ein
besonders gelungenes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der 18 Meter hohe Acrobat, der
den Innenhof des Londoner Chelsea and Westminster Hospital mit solch großer
Selbstverständlichkeit einnimmt. Die überschäumende Lebensfreude, die sich in der
dynamischen Haltung dieser abstrahierten Figur ausdrückt, und die klaren, farbenfrohen
Formen strahlen eine lebensbejahende Vitalität aus, die in einer Umgebung, die sonst von
Gedanken an Krankheit und Tod infiziert sein könnte, eine erfreulich ansteckende Wirkung
hat.
Die Geschichte der Kunst im öffentlichen Raum der Nachkriegszeit ist überreich an
Beispielen ungeliebter, einer Umgebung willkürlich aufgezwungener Metallskulpturen.
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Bei seinen Exkursionen in dieses ihm ursprünglich fremde Gebiet hat es sich Jones zur
Aufgabe gemacht, mitunter gigantische Fantasiefiguren zu schaffen, die das Auge
ansprechen und den Betrachter – nicht selten im wahrsten Sinne des Wortes – in einen
heiteren Reigen hineinversetzen. In diesen Werken zeigt sich unübersehbar ein Faible für den
ausgelassenen Modernismus Mirós und vor allem Calders.
Stilelemente aus den unterschiedlichsten Epochen aufzugreifen, wie es die Künstler der
Postmoderne zu tun pflegten, die auf diese Weise historische Stile wiederbelebten, die sie
durch den distanzierenden Kunstgriff der Ironie gleichzeitig jedoch etwas ins Lächerliche
zogen, war Jones‟ Sache nicht. Er zog es vielmehr vor, die Stilrichtungen, die eine starke
Anziehung auf ihn ausübten, mit Leben zu erfüllen und nach Möglichkeiten zu suchen, sie zu
erweitern und zu seinen eigenen zu machen. So diente ihm etwa als Ausgangspunkt für die
aus bemaltem Stahl gefertigte Skulpturengruppe Le déjeuner sur l‟herbe, die 2008 im Park
von Chatsworth House aufgestellt wurde, lediglich das einst umstrittene Gemälde von
Édouard Manet aus dem Jahr 1863. Die Variationen, die Picasso dazu geschaffen hat, ließ er
vollkommen außer Acht, und das aus dem einfachen Grund, dass er sie nicht kannte oder
dass sie bei ihm in Vergessenheit geraten waren. Dennoch stehen Jones‟ Skulpturen nicht
nur in der Tradition der zahlreichen Bilder, die Picasso zwischen 1954 und 1962 zu diesem
Thema gemalt hat, sondern auch der monumentalen Skulpturen aus Gasbeton, die der
Spanier am Ende dieser Periode geschaffen hat und die sich heute im Park des Moderna
Museet in Stockholm befinden. Dass er diese außergewöhnlichen Neuinterpretationen
Picassos von Manets Gemälde nicht vor Augen hatte, als er ein ähnliches Projekt für den
Park eines großen englischen Landguts plante, erwies sich im Grunde genommen als Vorteil,
denn so konnte er sich voll und ganz darauf konzentrieren, die nackte Frauenfigur und ihre
bekleideten männlichen Begleiter auf seine individuelle Weise neu zu gestalten.
Obwohl Jones‟ eigentliche Pop-Art-Periode nunmehr bereits fast vier Jahrzehnte
zurückliegt, zieht sich ein Merkmal dieses Frühwerks bis heute unverändert durch sein
Schaffen: ewige Jugendlichkeit und ungezügelte Libido. In vieldeutigen großformatigen, von
zahlreichen Figuren bevölkerten Gemälden, die im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts
entstanden, darunter etwa The Dance Academy (2002) und Invitation Only (2006),
zelebriert der Künstler, obwohl inzwischen im »Rentenalter«, noch immer plastisch die
jugendliche weibliche Schönheit, Wollust und Erotik. Das letztgenannte Bild, eine
ungewöhnliche Spielart des traditionellen Triptychons, zeigt eine Gruppe von Models vor und
während ihres Auftritts auf dem Laufsteg. Durch die allmähliche Verkleinerung der drei
Tafeln suggeriert der Künstler hier mit einfachen Mitteln einen nach hinten fliehenden Raum,
wobei die einzelnen Figuren beziehungsweise Figurengruppen, wie häufig bei Jones, jeweils
von einem nicht weit in die Tiefe reichenden Raum umrahmt werden.
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Die graziös auf ihren Stilettos balancierenden langbeinigen, großbusigen Frauen gehören
offensichtlich zur gleichen Gattung von Superfrauen, denen Jones seit Mitte der 1960erJahre immer wieder ein Denkmal gesetzt hat. Sie befinden sich nun jedoch in einer weitaus
komplexeren räumlichen Umgebung, in der die Farbkompositionen des Künstlers erst richtig
zur Geltung kommen, und sie zeigen eine Handlung, die sie mit der »realen« Welt außerhalb
der Malerei verbindet und sie ins neue Jahrtausend versetzt.
Wie sinnig, dass ein Künstler, dessen künstlerische Einfälle die Haute Couture beeinflusst
haben, seit er in den frühen Sechzigerjahren den Minirock vorwegnahm, auf diese Weise zu
seinem Ausgangspunkt zurückkehrt und dabei der Modewelt als einer anderen Sphäre Tribut
zollt, in der Fantasie, Erotik und ein idealisiertes Bild weiblicher Schönheit ein Fenster zu
einer anderen Welt öffnen.
Die für diese Ausstellung – die erste große Jones-Retrospektive seit der von mir für
Großbritannien und Deutschland kuratierten Wanderausstellung seiner Gemälde von 1979/80
– zusammengestellten Arbeiten erstrecken sich über Jones‟ gesamtes 50-jähriges Schaffen
und zeigen, dass er nicht nur ein Meister auf dem Gebiet der Malerei ist, sondern auch auf
jenem des Aquarells, der Lithografie und der Bildhauerei. Die Vorführung eines 1970 für das
deutsche Fernsehen produzierten Beitrags mit dem Titel Männer wir kommen! gibt außerdem
einen kleinen Einblick in seine zahlreichen Ausflüge in Gebiete jenseits der bildenden Kunst.
Ein kleiner Teil dieser Projekte ist in einem 1971 unter dem Titel Allen Jones Projects
erschienenen Buch dokumentiert; darunter finden sich neben gemeinsamen Arbeiten mit
Fotografen (allen voran Brian Duffy, mit dem er den Pirelli-Kalender von 1973 realisierte) und
Filmemachern (Stanley Kubrick adaptierte Jones‟ Möbelskulpturen von 1969 für die Szenen
in der Korova Milk Bar in seinem Film A Clockwork Orange) auch Theaterarbeiten (zwei
Szenen für die Londoner Inszenierung von Oh! Calcutta! und Kostümentwürfe (1987) für die
Inszenierung von Richard Alstons Ballett Cinema, aufgeführt durch die Rambert Dance
Company). Darüber hinaus schuf er grandiose Dekorationsgemälde für verschiedene
Londoner Spitzenrestaurants, unter anderem für das Ivy und für eine Brasserie von Terence
Conran in Soho (Mezzo, 1995), sowie Postervorlagen (Maîtresse, 1976) und Vorlagen für
Großwerbeflächen (Fogal Mural, 1978).
Jones‟ Betätigungsfeld reicht weit über die Welt der Kunst hinaus, am stärksten war er dabei
vermutlich auf den Gebieten der Mode, der Musik und des Grafikdesigns vertreten: Das
Airbrush-Foto, das die Innenseite von David Bowies 1973 erschienenem Album Aladdin Sane
ziert, hätte sich beispielsweise ebenso gut im Pirelli-Kalender desselben Jahres finden
können, zweifellos auch als Hommage an Letzteren gedacht. Dass Jones jedes dieser Genres
so nachhaltig beeinflusst hat, ist nicht verwunderlich, zählten zu seinen Bewunderern,
Freunden und Sammlern doch unter anderem Modeschöpfer wie Zandra Rhodes, Fotografen
wie Helmut Newton und Mick Rock und Popstars wie Adam Ant.
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Doch so groß die Spuren, die er mit seinen Gemälden, die in den Sammlungen von Museen in
aller Welt zu finden sind, und die er auch als langjähriges Mitglied der Royal Academy of Arts
in der Kunstwelt hinterlassen hat, auch sein mögen – am stärksten wird der allgegenwärtige
Einfluss seiner originellen, unverwechselbaren Visionen auch in Zukunft in diesem weiteren
kulturellen Kontext spürbar sein.
Auszüge aus dem Katalogtext: Marco Livingstone: Der Schwerkraft trotzen, in: Meinrad
Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): Allen Jones–Off the Wall. Pop Art 1957–2009, Edition
Völklinger Hütte, Ostfildern 2012
A New Perspective on Floors
1966
Serie von 6 Farblithografien
77 x 56 cm
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
© Allen Jones
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10. Zitate
Mein Leben könnte viel leichter sein, wenn ich Quadrate malen würde - aber ich bin
nun mal von Frauen besessen.
Allen Jones
Ich sehe die Skulpturen nach wie vor als gutes Bildnis und Zeitzeugnis für die
Feministenbewegung.
Allen Jones
Man kann immer nur sein eigenes Umfeld verarbeiten, sich von befreundeten
Künstlern, seiner Zeit und Umgebung, den politischen Umständen inspirieren lassen.
Allen Jones
Und vergesst mir ja die Beine nicht.
Allen Jones
Ich weiß nicht, woher Inspiration kommt oder welche Gestalt sie annehmen kann,
deshalb halte ich die Augen weit geöffnet, damit ich ja nichts verpasse.
Allen Jones
Mir ist es wichtig, solche Dinge zu benutzen, die in der Gesellschaft bereits zu
Klischees geworden sind und die jeder sofort erkennt.
Mel Ramos
Alles wird Kunst sein, und nichts wird Kunst sein, weil alles, wie ich glaube, schön ist.
Andy Warhol
Warenhäuser werden zu Museen, Museen werden zu Warenhäusern.
Andy Warhol
[…] Du kannst Fernsehwerbung für Coca Cola sehen und du weißt, daß der Präsident
Coke trinkt, daß Liz Taylor Coke trinkt und, denk‟ nur – auch du kannst Coke trinken.
Coke ist Coke, und keine Summe Geld kann dir ein besseres Coke verschaffen als
das, das der Penner an der Ecke trinkt. Jedes Coke ist gut. Liz Taylor weiß es, der
Präsident weiß es und du weißt es.
Andy Warhol
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Ich möchte eine Maschine sein.
Andy Warhol
Pop-Art ist gewiss eines der Dinge, von denen ich glaube, dass sie zu den frechsten
und erschreckendsten Charakteristika unserer Kultur gehören, Dinge, die wir
hassen, die aber doch einen starken Einfluss auf uns haben.
Roy Lichtenstein
Die Welt ist draußen, Pop-Art schaut hinaus in die Welt.
Roy Lichtenstein
Kunst soll etwas anderes tun als im Museum auf dem Hintern zu sitzen.
Claes Oldenburg
Ich bin für die Kunst verlorener oder weggeworfener Dinge… Ich bin für Kunst, die
man raucht wie eine Zigarette… Ich bin für Kunst, die wie eine Fahne flattert.
Claes Oldenburg
In der PopArt wird Kitsch erlöst und in einen neuen Zustand ästhetischer
Erhabenheit versetzt.
Umberto Eco
Neither Forget Your Legs
1965
Öl auf Leinwand
127 x 102 cm
Privatsammlung
© Allen Jones
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11. Pop-Art-ABC
Androgynität
Die Vereinigung weiblicher und männlicher Merkmale.
Allen Jones versucht in seinen Werken Frau und Mann
miteinander verschmelzen zu lassen.
Peter Blake
(geb. 1932)
Das bekannteste Werk des britischen Pop-Art-Künstlers
Peter Blake ist das Design des Schallplattencovers des
Beatles-Albums „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“
von 1967.
Collage
Ein Bild, das aus verschiedenen aufgeklebten und
gemalten Teilen besteht.
Dose
Dosen werden häufig in Zusammenhang mit der Kunst von
Andy Warhol gebracht, der 1968 Suppendosen der Firma
Campell als Kunstwerk inszenierte.
Expressionismus
Insbesondere die Fauves (siehe Buchstabe „F“) können
dieser Stilrichtung der Kunst zugeordnet werden, die sich
u.a. durch eine starke Farbgebung und der Tendenz zur
Vereinfachung auszeichnet.
Fauves
Die Fauves waren eine Vereinigung von Malern von ca.
1905 bis 1907. Ihr Credo war, dass die Farbe Vorrang vor
dem Motiv hat. Sie lehnten Perspektive und Tiefenwirkung
ab, stattdessen standen Farbe, Fläche, Kontur im
Vordergrund. Vertreter waren: Henri Matisse, André
Derain und Maurice de Vlaminck.
Gegenstand
Der Gegenstand in der Pop-Art ist meist von trivialer
Natur, dem Alltag, Comics oder der Werbung entnommen.
Happening
Als Happening bezeichnet man avantgardistische
provokative Kunstveranstaltungen ab Ende der 1950er
Jahre in Fortführung dadaistischer und surrealistischer
Inszenierungen. Das Publikum ist Teil der vom Künstler
erdachten Aktion.
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Independant Group
1952 wurde die Gruppe um den Kunstkritiker Lawrence
Alloway in Großbritannien gegründet, die durch die
Einbeziehung von Alltagsgegenständen in ihre Kunstwerke
bahnbrechend war für die Durchsetzung der Pop-Art.
Jasper Johns
(geb. 1930)
Er ist zusammen mit Robert Rauschenberg einer der
Wegbereiter der amerikanischen Pop-Art. Bekannt wurde
Johns durch seine Serien von amerikanischen Flaggen und
Zielscheiben.
Konsum
Die Welt des Konsums lieferte den Pop-Art Künstlern ihre
Bildmotive. Gegenstände wie Colaflaschen, Suppendosen
und Hamburger wurden zu Kunstobjekten deklariert.
Roy Lichtenstein
(1923–1997)
Er ist einer der wichtigsten Vertreter der Pop-Art.
Lichtenstein griff für seine Arbeiten vor allem auf
Zeitungsannoncen und Comic Hefte zurück. Er übertrug
die Vorlagen in einer Rasterstruktur auf große Formate.
Kurze, oft ironisierende Texte in Sprechblasen begleiten
die Darstellungen.
Medien
Sie bilden eine entscheidende Inspirationsquelle für alle
Pop-Art Künstler. Egal ob Zeitungsbericht, Werbeplakat
oder Comic Heft. Die Künstler übernahmen die Motive und
entwickelten sie in ihren Arbeiten weiter.
Maquette
Darunter versteht man ein kleinformatiges
Bildhauermodell.
Nouveaux Réalistes
Die französische Künstlergruppe wurde 1960 gegründet.
Mitglieder waren u.a. Pierre Restany (1930–2003), Yves
Klein (1928–1962) oder Niki de Saint Phalle (1930–2002).
Charakteristisch für die Werke dieser Gruppe ist die
Verwendung sog. „Objets trouvés“ (s. Buchstabe „O“).
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Objet trouvé
Ein Objet trouvé (dt.: gefundener Gegenstand) kann ein
Kunstwerk oder Teil eines Kunstwerks sein, welches aus
gefundenen Alltagsgegenständen oder Abfällen gefertigt
wird.
Jackson Pollock
(1912–1956)
Der US-amerikanische Maler inspirierte Allen Jones, z.B.
sein Werk „Guardian of the Secret“ von 1943.
Quellen
Paul Klees „Pädagogisches Skizzenbuch“, Henri Matisse,
oder auch Wassily Kandinsky waren Inspirationsquellen
für Allen Jones.
Relief
Als Relief werden sich plastisch erhebende Darstellungen
aus einer Fläche bezeichnet. Man kann zwischen Hoch-,
Halb- und Flachrelief unterscheiden.
Shaped Canvas
Allen Jones arbeitet gerne mit speziellen Leinwänden,
deren Form an das Bildmotiv angepasst wird, so z.B. bei
den Bus-Bildern.
Triptychon
Ein Triptychon ist ein dreiteiliges Gemälde oder Relief.
Unterhaltungskultur
Die Pop-Art lässt die Grenzen zwischen der E-Kultur, der
ernsthaften Kultur, und der U-Kultur verschwimmen.
Variation
Eines von Allen Jones„ Hauptthemen ist die Beziehung
zwischen Frau und Mann, die er in den unterschiedlichsten
Ausführungen in seinem Oeuvre behandelt.
Andy Warhol
(1928–1987)
Andy Warhol ist wohl der bekannteste Vertreter der PopArt. Für seine Werke vergrößerte er Details aus der
Werbung und anderen Medien, reproduzierte sie in
Variationen und reihte sie nebeneinander. Seit 1962
entstanden die meisten seiner Werke in der „Factory“,
seiner Wohn- und Arbeitsstätte, durch eine Vielzahl von
Assistenten.
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Xart Walls
Mit dieser Tapetenserie nahm Allen Jones an der
documenta 5 teil.
Zarathustra
„Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen“,
(1883–1885) wird von vielen als das Hauptwerk des
deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche angesehen.
Zarathustra war ein persischer Religionsstifter aus dem 1.
oder 2. Jahrtausend v.Chr.
The Sitter
1986
Öl auf Leinwand
152 x 152 cm
Privatsammlung
© Allen Jones
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12. Katalog zur Ausstellung
Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.)
Allen Jones–Off the Wall. Pop Art 1957–2009
Edition Völklinger Hütte, Ostfildern 2012
236 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 19,80 €
13. Literatur
Literatur zur Pop-Art
Martina Angelotti
Pop Art
Vercelli 2011
Stefanie Mallon
Die wichtigsten Vertreter der britischen Pop-Art
Eduardo Paolozzi, Richard Hamilton, David Hockney, Peter Blake und Peter Phillips
München 2010
Hajo Düchting
Wie erkenne ich? Die Kunst der Pop Art
Stuttgart 2009
Tobia Bezzola/Franziska Lentzsch (Hg.)
Europop
Köln 2008
Karl Ruhrberg u.a. (Hg.)
Kunst des 20. Jahrhunderts, Band I und II
Köln 2005
Mark Francis
Pop
London 2005
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Walter Grasskamp (Hg.)
Was ist Pop? Zehn Versuche
Frankfurt am Main 2004
Uta Grosenick (Hg.)
Pop Art
Köln 2004
Clare Oliver
1960–80. Experiments an new Direction. From Op and Pop Art to Super-Realism,
Minimalism and Conceptual Art
Milwaukee 2001
David McCarthy
Kunst Basics. Pop Art
Ostfildern 2001
Thomas Crow
Die Kunst der Sechziger Jahre
Ostfildern 1999
Tilman Osterwold
Pop Art
Köln 1999
Marco Livingstone (Hg.)
Pop Art
München 1992
Jürgen Jacob
Die Entwicklung der Pop Art in England
Von ihren Anfängen bis 1957
Frankfurt am Main 1986
José Pierre
DuMont‟s kleines Lexikon der Pop Art
Köln 1978
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Literatur zu Allen Jones
Meinrad Maria Grewenig (Hg.)
Allen Jones. Off the Wall. Pop Art 1957–2009
Völklingen 2012
Showtime
Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY
Hamburg 2009
Allen Jones. Magic. Works from 1999–2005
Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY
Little Sungoddess
1989
Bronze
14 x 43 x 19 cm
Sammlung Allen Jones
© Allen Jones
Hamburg 2007
Allen Jones. The City
Katalog zur Ausstellung in der Galeria António Prates
Lissabon 2007
Andrew Lambirth
Allen Jones. Between the Sheets – Paintings, Watercolours, Prints 1999-2007
Katalog zur Ausstellung in der Alan Cristea Gallery
London 2007
Andrew Lambirth
Allen Jones. Works
London 2005
Enrico Mascelloni
Allen Jones. Believe It or Not
Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte Maggiore
Bologna 2002
Allen Jones
Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte Maggiore
Bologna 1999
Allen Jones. Photo Files
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
66302 Völklingen/Saar
Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner
Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111
mail@voelklinger-huette.org
Seite 86
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig
Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY
Hamburg 1999
Allen Jones. Catwalk
Katalog zur Ausstellung in der Fondazione Nicola Trussardi
Mailand 1998
Allen Jones. Obras recientes
Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY
Hamburg und Madrid 1995
Marco Livingstone/Richard Llod
Allen Jones. Prints
Katalog zur Ausstellung in der Barbican Art Gallery
London u.a. 1995
Nicola Hodges (Hg.)
Allen Jones. Art & Design Monographs
London/Berlin 1993
Allen Jones 1976–1992
Katalog zur Ausstellung in der Galerie Frank Pages
Baden-Baden 1992
Allen Jones. Bilder, Aquarell, Skulpturen und Lithographien
Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY
Hamburg 1992
Allen Lambirth
Allen Jones. Sculpture
Katalog zur Ausstellung in der Vivian Art Gallery
Swansea 1992
Allen Jones
Katalog zur Ausstellung in der Wetterling Gallery
Stockholm 1989
Allen Jones. New Sculpture
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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig
Katalog zur Ausstellung in den Waddington Galleries
London 1988
Allen Jones. Skulpturen – Zeichnungen
Katalog zur Ausstellung in der Galerie Bogislav von Wentzel
Köln 1984
Allen Jones. An Exhibition of Recent Works
Katalog zur Ausstellung in den Waddington Galleries
London 1983
Allen Jones. Stages: Lithographs 1981/82
Katalog zur Ausstellung in den Waddingtion and Tooth Galleries
London 1982
Marco Livingstone
Allen Jones. Sheer Magic
London 1979
Hans Albert Peters
Allen Jones. Retrospective of Paintings 1957-1978
Katalog anlässlich der Ausstellung in der Walker Art Gallery/Serpentine Gallery/
Staatlichen Kunsthalle
Liverpool/London/Baden-Baden 1979
Allen Jones. Works on Paper
Katalog zur Ausstellung in den Waddingtion and Tooth Graphics Galleries
London 1976
Allen Jones
Allen Jones Projects
London 1971
Allen Jones. Il Fauno
Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte
Turin 1971
Allen Jones
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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig
Katalog zur Ausstellung im Museum Boijmans Van Beuningen
Rotterdam 1969
Allen Jones. Recent Paintings
Katalog zur Ausstellung in der Galerie Arthur Tooth & Sons
London 1963
Literatur zu weiteren Künstlern
Derek Boshier
Carolin Piontek
Pop Art. R.B. Kitaj, Peter Phillips und Derek Boshier unter den Kriterien der Pop Art –
Ikonographie
München 2011
Paul Cézanne
Roberta Bernabei
Cézanne
München 2012
Götz Adriani
Paul Cézanne. Leben und Werk
München 2006
Robert Delaunay
Gustav Vriesen
Robert Delaunay. Licht und Farbe des Orphismus
Köln 1992
Michel Hoog
Robert Delaunay
München 1983
David Hockney
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David Hockney. A Bigger Picture
Katalog zur Ausstellung in der Royal Academy of Arts
London 2012
Paul Melia/Ulrich Luckhardt
David Hockney. Paintings
München 2000
Wassily Kandinsky
Ulrike Becks-Malorny
Kandinsky
Köln 2008
Hajo Düchting
Wassily Kandinsky 1866-1944. Revolution der Malerei
14. Aufl., Köln 2008
Paul Klee
Boris Friedewald
Paul Klee. Sein Leben – Seine Kunst
München 2011
Fernand Léger
Moma Artist Series
Fernand Léger
New York 2010
Fondation Beyeler (Hg.)
Fernand Léger. Paris – New York
Ostfildern 2008
Roy Lichtenstein
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Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur
Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig
Gianni Mercurio
Roy Lichtenstein. Kunst als Motiv
Köln 2012
Roy Lichtenstein/Janis Hendrickson
Lichtenstein
Köln 2010
Henri Matisse
Volkmar Essers
Matisse
Köln 2006
Jean Selz
Matisse
München 1990
Mirror Miró
2009
© Allen Jones
Jackson Pollock
Leonard Emmerling
Pollock. An der Grenze der Malerei
Köln 2009
Jackson Pollock
Jackson Pollock
Heidelberg 1999
Andy Warhol
Mark Francis (Hg.)
Andy Warhol: Photographs, films, videos, books, interviews
München 2004
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Heiner Bastian (Hg.)
Andy Warhol: Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie Berlin
Berlin 2001
Kunstgattungen
Fauves
Marcel Giry
Der Fauvismus
Ludwigsburg 1981
Bernard Denvir
Fauvismus und Expressionismus
München/Zürich 1976
Philosophen
Carl Gustav Jung
Tilman Evers
Mythos und Emanzipation. Eine kritische Annäherung an C.G. Jung
Hamburg 1987
Carl Gustav Jung
Gesammelte Werke
Zürich/Olten 1958-1981
Friedrich Nietzsche
Günter Figal
Nietzsche. Eine philosophische Einführung
Stuttgart 1999
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Giorgio Coli/Mazzino Montinari
Friedrich Nietzsche. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe
Berlin/New York 1967
14. Links
Links zur Pop-Art
Überblick
http://www.pop-art-kunst.de/
Centre Pompidou, Artikel zur PopArt auf Englisch
http://www.centrepompidou.fr/education/ressources/ENS-Object-EN/ENSobjet-EN.htm
Links zu Allen Jones
Biografie
http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=1640&RID=1
Werke
http://www.popartheaven.com/perl/search.pl?ARTISTL=Jones
Dokumentation
http://kunstschau.netsamurai.de/2012/06/25/allen-jones-off-thewall/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+
KunstPresseSchau+%28Kunst+%7C+Presseschau%29&utm_content=FeedBu
rner+user+view
Links zu Andy Warhol
Das Andy Warhol Museum Pittsburgh
http://www.warhol.org/
Burda Museum Baden Baden, Kurzbiographie
http://www.bad-bad.de/burda-museum/warhol.htm
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Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig
Links zu Roy Lichtenstein
Die Roy Lichtenstein Foundation
http://www.lichtensteinfoundation.org/
Biographie
http://www.roy-lichtenstein.de/
Links zu den 1960er Jahren
Planet Schule
http://www.planet-schule.de/wissenspool/die-wilden-60er-jahre/inhalt.html
Luxe, calme et volupté
1978
Öl auf Leinwand
183 x 274 cm
Privatsammlung
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Impressum
Herausgegeben von
Meinrad Maria Grewenig
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Konzept und Redaktion
Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner
Recherche
Jeanette Wagner
Aufsätze
Otto Letze: Allen Jones. Leben und Werk
Sir Norman Rosenthal: Allen Jones. Einige Gedanken
Marco Livingstone: Der Schwerkraft trotzen
Stand
Oktober 2012
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