Wild und hart
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Wild und hart
Paranuss Wild und hart Wer schon einmal versucht hat, eine Paranuss zu knacken, weiß, wie hart diese Schale sein kann. Umso schmackhafter und auch gesünder ist dagegen der Inhalt, sodass sich diese Mühe auf alle Fälle lohnt. Paranuss (Bertholletia excelsa) Der Paranussbaum gehört zur Pflanzenfamilie mit dem lustigen Namen Deckeltopfbäume (Lecythidaceae). Dieser Name kommt daher zustande, dass die Pflanzen spezielle holzige Kapselfrüchte (keine echten Nüsse!) hervorbringen, die zahlreiche Samen enthalten und durch eine Art Deckel verschlossen sind. Bei der Paranuss werden diese kugeligen bis abgeflachten Kapseln, auch Cocos genannt, bis zu 20 cm groß und können 2 kg wiegen. Im Innern befinden sich 12 bis 24 dreikantige Samen, die von einer harten Schale umgeben sind. Die Paranüsse kommen sowohl mit oder ohne diese Schale bei uns in den Handel. Da die Schale sehr hart ist, kann sie nur mit einem guten Nussknacker geöffnet werden. Kultivierung unmöglich Bisher ist es nicht gelungen, diese Baumart zu kultivieren und kontrolliert die beliebten Nüsse anzubauen. Die bis zu 50 Meter hoch werdenden Bäume erbringen frühestens mit zehn Jahren einen Ertrag. Außerdem werden die Bäume nach einem komplizierten System von bestimmten Bienen bestäubt, was eine Kultivierung zusätz- An der dreikantigen Form sind Paranüsse sofort zu erkennen. lich erschwert. Daher stammen die im Handel angebotenen Paranüsse von wild wachsenden Bäumen, die in Südamerika im Tiefland des Amazonas und des Orinoko gedeihen. Somit ist die Paranuss ein – wenn auch unbeabsichtigtes – Beispiel für die ökologische Nutzung des Regenwaldes. Die Früchte benötigen 15 Monate bis zur Reife. Wegen der enormen Höhe der Bäume können sie nicht geerntet werden. Man muss warten, bis die Kapseln von allein herunterfallen. Energiespender Paranüsse bestehen etwa zu 65 Prozent aus Fett und zu 15 Prozent aus Eiweiß. Sechs Paranüsse sollen daher den Nährwert eines kleinen Steaks besitzen. Außerdem ist die Paranuss der größte natürliche Lieferant für Selen, einem essenziellen Spurenelement, welches das Immunsystem stärkt, vor freien Radikalen schützt und die Schilddrüsenfunktion unterstützt. Keimung nur mit tierischer Hilfe Die Kapselfrüchte der Paranuss können sich nicht von allein öffnen, um die Samen zur Keimung freizusetzen. Diese Aufgabe übernimmt in der Natur das Aguti, ein Verwandter des Meerschweinchens. Aufgrund ihres guten Gehörs wissen Agutis, wenn Früchte herunterfallen. Sie öffnen die Früchte, um an die Samen zu gelangen. Die Samen, die sie nicht gleich verzehren, werden als Vorrat vergraben. Diejenigen, die nicht wieder gefunden werden, haben dann die Chance zu keimen und einen neuen Baum zu bilden. 79