KALT | TALK - Angewandte
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KALT | TALK - Angewandte
KALT | TALK 23.10.2012 Ich stand auf, ging wie jeden Morgen in die Küche und öffnete den Kühlschrank, in der Hoffnung, darin einen Mango-Smoothie oder wenigstens Milch fürs Müesli zu finden. Stattdessen schlug mir mitsamt der Kälte eine große Tupperware-Box entgegen. Ich hatte sie nicht dort hineingestellt. Ich wohnte allein. Mir war kalt, der Boden fühlte sich fast feucht an und die Box stand einfach da. Tür zumachen, das Haus verlassen, arbeiten gehen. Der Struktur folgen, das war mein Plan. Aber da öffnete ich auch schon den Deckel, legte ihn auf den Tisch und begann, den Inhalt auszupacken. Es waren Zettel, bedrucktes und mit Hand beschriebenes Papier, Ausschnitte, Zeitungsartikel. Es war ein Tagebuch, eine Sammlung. Jemand hatte hier Schicht auf Schicht gestapelt und einen Turm geschaffen. Ich nahm die Box in beide Hände, presste mit der einen den deckellosen Inhalt gegen den Boden, stürzte den Papierturm wie einen Pudding auf die Glasplatte und entfernte die Box. Vor mir lag ein Konvolut, das sich als wilde Sprünge durch die Zeit herausstellen sollte. Ich wendete das erste Blatt. [Blatt 1] Er küsst seine Freundin, als sie nach Hause kommt, auf den Mund, lächelt wie liebevoll und fragt auf dem Weg zum Computer, ob er nicht später für beide etwas zu essen machen soll, was sie sehr erfreut und ihm ihrerseits ein Lächeln schenken lässt. Mit Daumen und Zeigefingern beider Hände formt er ein Herz, bis sie den Raum verlässt und ihm erlaubt, sich wieder dem Bildschirm zuzuwenden.i A CF party, including a ___ went to the Ar ___ Police Department iot investigate a statement that was done by an ___. He mentioned that detainees are tortured in prison by IZ ___ 2004-02-10 16:00:00 A CF PARTY, INCLUDING A ___ WENT TO THE AR ___ POLICE DEPARTMENT IOT1 INVESTIGATE A STATEMENT THAT WAS DONE BY AN ___. HE MENTIONED THAT DETAINEES ARE TORTURED IN PRISON BY IZ2 POLICE OFFICERS. USING A HYGIENEC INSPECTION AS AN EXCUSE, ___ DETAINEES WERE SEARCHED AND QUESTIONED WITHOUT IZP ATTENDANCE. THE CONCLUSION TAKEN AFTER THIS IS THAT DRUG OR MEDICINE USERS ARE BEING TORTURED SPECIALLY DURING DARK HOURS. METHODS THEY ARE USING ARE TO BLINDFOLD THE DETAINEE AND HANG THEM UPSIDE DOWN ON THEIR FEET IOT HIT THEM ON THEIR FOOT SOLES. ALSO THE USE OF ELECTRICAL DEVICE IS CONFIRMED. THE SUBJECT ___ WITH SENIOR IZP OFFICERS IOT STOP THIS, ALSO ___ INSPECTIONS ___. Später, nach dem Essen (Wok: Reis, Gemüse, Huhn), schläft er mit seiner Freundin, er drückt sie ganz fest an sich. Als hätte er Angst, sie zu verlieren. Er nimmt ihre Fußsohle in seine Hand, umarmt sie und während sie sanft stöhnt, muss er an "specially during dark hours" denken. Sie wird seinen abwesenden Blick für Ausgelassenheit halten und laut kommen. Er kommt dann auch. Ich ließ das erste Blatt auf dem Frühstückstisch liegen und starrte abwechselnd auf die geschriebenen Zeilen und den riesigen Packen Blätter, dessen Anfang sie darstellten. Wer konnte sich hier für Abu Ghraib interessieren und gleichzeitig seine 1 in order to 2 International Zone (Ich füge diese Erklärungen an, um die Wikileaks-Dokumente einigermaßen verständlich zu machen, obwohl mir nicht klar ist, warum er sich damit beschäftigt) 1 Freundin vögeln. Mir war der Appetit vergangen. [Blatt 2] Er fährt mit dem Fahrrad durch Wien und singt "Wicked Games", laut, sodass es Passanten, die seinen Weg säumen, hören müssen. Er singt von Liebeskummer und Einsamkeit, obwohl er weiß, dass seine Freundin am Abend auf ihn warten wird und sie gemeinsam vor dem Fernseher einschlafen werden. Er trifft sich mit Kollegen an der Uni, wo sie an einem Projekt zum Thema "Wünsche Manifeste Utopien" arbeiten, wobei ihm besonders der handwerkliche Aspekt gefällt. Mit eigenen Händen etwas erschaffen, der Geruch nach Holz, die Genauigkeit. Dieser Typ begann mich zu interessieren. Über das erwähnte Thema googelte ich das Projekt und fand online zwei Rezensionen, die über den "Kampuschkerker" 3 - denn das hat ER gebaut! - berichteten: >>Geht man in der "Essence"-Ausstellung einige Räume weiter, findet sich erneut ein Nachbau. Als "Wunschraum" wird diese begehbare Rauminstallation bezeichnet, die den Besucher zum Eintreten einlädt. Bei der näheren Beschreibung der Arbeit schlägt die freudige Erwartung, die der Titel evoziert, aber schnell in Entsetzung um. Da ist nämlich zu lesen: "280cm mal 180cm mal 240 cm. Konzept: Wolfgang Priklopil." Aus einfachen Spanplatten haben Stephan Göschl, Philipp Daun und Stefan Pointner Natascha Kampuschs Verließ [sic!] nachgebaut. "Wir haben den Titel so gewählt, dass er in die Irre führt. Man soll hineingehen und den Raum für sich entdecken, ohne voreingenommen zu sein. Vielleicht finden manche den Raum, bevor sie wissen, dass es sich um einen Nachbau von Natascha Kampuschs Zimmer handelt, gemütlich. Vielleicht denken manche: So könnte mein Kinderzimmer ausgesehen haben. Wenn man den Hintergrund kennt, bleibt natürlich ein bitterer Nachgeschmack zurück", sagt Stephan Göschl.<< 4 >>Versteckte Wünsche In einem anderen Raum sind Arbeiten des Projekts "Wünsche Manifeste Utopien" zu sehen, einer Kooperation der Klasse Graphik Design und des Instituts für Sprachkunst. Letzteres besteht erst seit drei Jahren. Anfangs, erzählt Professorin Sabine Scholl, musste noch das Profil des Instituts geschärft werden. Nun aber sei es Zeit, vom Papier abzugehen und ins Dreidimensionale vorzudringen. Die Studierenden "wollen auch einmal weg von der Fläche und hinaus in den Raum." Sehr konkret ist, was sich Sprachkunst-Student Stefan Pointner zusammen mit den Grafik-Design-Studenten Stephan Göschl und Philipp Daun einfallen ließ: ein Raum, in den sich die Besucher - aufgrund der räumlichen Enge von nicht einmal zwei auf drei Metern maximal zu zweit - einschließen können. Umrisse deuten darin minimalistisch Bett, Waschbecken, Toilette, TV an. Der Raum, sagt Stephan Göschl, sei der "Prototyp eines geheimen Wunsches." Welche Wünsche das sein könne, wurde bewusst offengelassen. Es können schöne Begehrlichkeiten sein, vielleicht einfach nur jene nach Ruhe. Beklemmende Assoziationen - auch an traurig berühmt gewordene Fälle von "geheimen Wünschen" - stellen sich dennoch bald ein in der Enge des Wunschraums.<<5 Der Autor der im Kühlschrank gefundenen Zettel, die ich las, musste also einer der drei genannten Männer sein. Jemand, der sich privat für Abu Ghraib und Natascha Kampusch interessierte. Ich empfand nur Abscheu gegenüber so einer Person. Ich ließ die Zettel liegen und versuchte, deren Inhalt zu vergessen. 24.10.2012 Mir war nicht klar, warum ich überhaupt an den Tisch zurückkehrte. Die ersten zwei 3 Wien (APA): Von Neuheldenplatz bis Kampuschkerker: "The Essence" im Künstlerhaus, 26. Juni 2012 (APA0485 5 KI 0487 XI). 4 Scheucher, Christine: "The Essence 12" im Künstlerhaus, Ö1 Kulturjournal vom 26.06.2012, online: http://oe1.orf.at/artikel/308286 5 Heinz, Andrea: Demokratische Beleuchtung und viel Heimlichtuerei/Von Wissenschaft bis zu geheimen Wünschen: Zum elften Mal zeigt "The Essence" Arbeiten von Studierenden der Angewandten. Noch bis Mitte Juli sind die vielfältigen Arbeiten im Künstlerhaus zu sehen, in: Der Standard, Printausgabe, vom 27.06.2012, S. 12. 2 Blätter hatten mich, ja, wie sollte ich es am besten beschreiben, verärgert. Warum musste sich dieser Stephan, Stefan oder Philipp mit der Kampusch beschäftigen? Was war daran Kunst? Einen Raum nachzubauen, der für Jahre (wie viele?) das Gefängnis eines armen Mädchens gewesen war. Was sie dort erlebt haben musste. Ich wollte es mir nicht einmal vorstellen. [Blatt 3] Es gibt diese Szene in Rambo, wo er Co Bao sterbend in seinen Armen hält. Man weiß, dass dies die einzige Liebe ist, zu der John J. jemals fähig sein wird: eine unerfüllte Liebe, im Dschungel, im Kriegsgebiet, deren einziger Kuss zugleich den Tod bedeutet. Er versucht, mit seiner Freundin über dieses Thema zu sprechen, doch sie gibt ihm nur ein Bussi und verabschiedet sich, um mit einer Freundin zum Yoga zu gehen. Er setzt seine Arbeit an einem Text über Kriegstraumata fort, entschließt sich dann aber doch, die Rambo II-DVD anzuschauen. Als seine Freundin nach Hause kommt, will er nicht mehr mit ihr schlafen, weil er seine Energien bereits im Gedankenspiel mit Co Bao verschossen hat. Wer wichst zu Rambo?? Wer hatte diese Zettel geschrieben? Ich musste es wissen, ich brauchte einen Namen, um dieser (Witz?)Figur habhaft zu werden. Im Katalog der Universitätsbibliothek der Uni Wien wurde ich schließlich fündig: Flusser'sche Entdimensionalisierungsodyssee, kriegsästhetisch abgearbeitet am Widerstand eines medialen Helden, der nicht ek-sistieren will: John J. Rambo (1982, 1985, 1988, 2008). Von Stefan Pointner Im folgenden Essay möchte ich versuchen, einige Grundüberlegungen V. Flussers zur Kommunikation und zu unserer Wahrnehmung der Welt anhand der Rambo-Tetralogie abzuhandeln. Flusser, der in einem Interview über den Nomadismus 6 davon spricht, dass die Kommunikation heute nicht mehr "faschistisch", d.h. in eine Richtung, von einem Sender hin zu einer Empfängermasse, verlaufend sein wird, sondern multi-direktional und privat, d.h. ohne einen öffentlichen (politischen, den Raum der Politiker) Raum zu brauchen, bringt mich auf die Idee, seine Überlegungen zum Bild ("Bilder sind Vermittlungen zwischen der Welt und dem Menschen. Der Mensch "ek-sistiert", das heißt, die Welt ist ihm unmittelbar nicht zugänglich, so daß Bilder sie ihm vorstellbar machen sollen." 7), zur stufenweise Herausnahme der Menschen aus der "Insistenz" in der Natur (vierdimensionale RaumZeit) hin zu einem vermittelten "Ek-sistieren" in der Welt, vermittelt durch Gegenstände (3 Dimension), Bilder (2 Dimensionen), Sprache (1 Dimension), bis hin zu Techno-Bildern (0 Dimensionen) als Untersuchungsinstrument für vier Filme anzuwenden: Rambo I (First Blood, dt. Rambo, 1982), Rambo II (Rambo: First Blood II, dt. Der Auftrag, 1985), Rambo III (1988) und Rambo IV (Rambo, dt. John Rambo, 2008). Meine Informationsmaterialien / Quellen stammen daher konsequenterweise auch zum Teil aus dem Internet (youtube, wikipedia; Online-Texte Flussers etc.), das betrachtete Kunstobjekt ist ein Film (eigentlich eine Filmfigur, S. Stallone als John J. Rambo 8). Als psychologische Grundlage für die Analyse der Rambo-Figur verwende ich die zwei Bücher von J. Shay, der sich in seiner Arbeit als Psychologe intensiv mit Vietnamveteranen auseinandersetzt und deren Kriegserlebnisse und Bewältigungsprobleme / -strategien mit Homers Ilias und Odyssee vergleicht. 9 Wir können John J. Rambo als Sinn-Bild (als zweidimensionale Leinwand-Figur) für all jene Männer sehen, die es nicht schafften, aus dem vietnamesischen Dschungel (der "Natur"), dem Krieg, in dem Leben, Tod, Gewalt, Fleisch, die "Realität" allzu präsent sind, zurückzukehren in einen vom Code der Umgangsformen, der Bilder, der Sprache beherrschten Alltag. J. Shay liest Homers Odyssee als so eine Geschichte: Der Versuch, heimzukehren und die Schwierigkeiten; die Abenteuer als verschlüsselte Bewältigungsstrategien (die Sirenen singen bekanntlich davon, was in Troja + wirklich geschah; die Veteranen erliegen ihrem Gesang10). Ich werde nun die in den vier Filmen präsentierte Lebens-"Realität" des Heimkehrers John J. Rambo herannehmen, um zu zeigen, wie hier nicht nur Gewalt und Kampf gezeigt werden, sondern eben die Schwierigkeiten des Sich-wiederEingliederns in eine Gesellschaft, die nicht mehr in einer 4-dimensionalen (mythischen / magischen) Raumzeit verhandelt wird, sondern deren Codes sich in ihrer Ent-Dimensionalisierung Rambo entgegenstellen. Und indem Rambo sich diesen Codes, die für uns (Existierende) unsichtbar geworden sind, widersetzt, macht er sie für uns sichtbar. Sobald die Welt durch Bilder gedeutet, vereinfacht wird, "stellen sie sich zwischen die Welt und den Menschen. Sie sollen Landkarten sein und werden zu Wandschirmen: Statt die Welt vorzustellen, verstellen sie sie, bis der Mensch schließlich in Funktion der von ihm geschaffenen Bilder zu leben beginnt. Er hört auf, die Bilder zu entziffern und projiziert sie statt dessen unentziffert in die Welt "dort draußen", womit diese selbst ihm bildartig - zu einem Kontext von Szenen, von Sachverhalten - wird." 11 Ich werde nun schrittweise die vier Dimensionen Flussers (den historischen Prozess von 4 hin zu 0 Dimensionen) besprechen und sichtbar machen, indem ich Rambos Widerstand gegen diesen Vorgang beschreibe. 4 Dimensionen. Der Mensch ist Teil der Natur, der "vier Raumzeit-Dimensionen" 12, er insistiert in ihr; er hat sich noch kein Bild von ihr gemacht, er agiert animalisch. 6 7 8 9 10 11 12 Vgl. Flusser, Nomadismus. Flusser, 1989. Vgl. Rambo Vgl. Shay, 1994 und 2002. Vgl. Shay, 2002. Flusser, 1989. Flusser, 1989. 3 Genau das macht Rambo in Vietnam, wo er als "Maschine"/Tier 13 (field name: Raven / Lone Wolf) zusammen mit nur einem Kameraden aus seiner Einheit den Krieg überlebt. Als er in die USA heimkehrt, ist dieser Kamerade schon an den Folgen von Agent Orange/Krebs gestorben (Rambo I), Rambo ist ein "Drifter", ein Nomade, der nicht aus der/seiner Natur aussteigen kann/will. Für Rambo bleibt (Viet)Nam aktuell, er ist - psychisch immer noch im Krieg, immer noch "dort" und nicht "da". Er bleibt dieser kriegerischen RaumZeit bis zum Ende verhaftet, ist gefangen im "Mythos" 'Nam. Wenn Flusser von der magischen (bzw. mythischen) Wirklichkeit dieser vierdimensionalen RaumZeit spricht, wird klar, welche Rolle Rambo in Rambo IV einnimmt: Als "boatman" soll er eine Gruppe von Missionaren von Thailand nach Burma/Myanmar bringen, von einem "normalen" (entdimensionalisierten) Land in eine Zone des Krieges, der Natur, in eine Un(ter)welt. Rambo wird hier klar zu einer Charon-Figur stilisiert, der sich (spät, 1982-2008, also 26 nach der versuchten Heimkehr) als Pendler ("drifter") zwischen den Welten eingerichtet hat. Bis zum Schluss wehrt er sich, den Mythos "'Nam" zu verlassen, einen begreifbaren Gegenstand (3 Dimensionen) daraus zu machen. 3 Dimensionen. Aus der Zeit wird Rambo (als Figur) einseits durch die Tatsache herausgerissen, dass der Vietnamkrieg (für die anderen) vorbei ist, andererseits wird er als Filmfigur durch die Reproduzierbarkeit des Mediums (ich kann mir den Film immer wieder anschauen) als Objekt in einen zugänglichen, greifbaren Raum gestellt. Er wird dadurch seiner natürlichen Umgebung (dem Krieg, dem Dschungel) entrissen und in eine (codierte) Konsumierbarkeit hineingestellt. Wir als Filmsehende erhalten dadurch einen Einblick in eine Realität, die aber nicht mehr wirklich zugänglich ist (Rambo als 3-D-Figur verstellt unseren Blick auf 'Nam). Rambo/"Rambo" wehrt sich gegen diesen Vorgang: Auf der Ebene des Films als Material wird das letale Ende (Rambo I, alternatives Ende, Rambo stirbt 14) abgeändert, damit die drei Fortsetzungen gedreht werden und wir dadurch weitere Ausschnitte/Trümmer aus der RaumZeit Vietnam erhalten können. Auf der inhaltlichen Ebene sieht sich Rambo (Rambo I) widerwillig gezwungen, einen "Raum" zu erschaffen: Eigentlich will er alleingelassen werden. Als ihn der Sheriff des Ortes Hope (Hoffnung auf Ent-Dimensionalisierung, Wiedereingliederung, Resozialisierung?) attackiert, schlägt Rambo zurück: Er erschafft sich im Wald (Dschungel) seine Natur, sein eigenes, abgesichteres Territorium, in dem seine Gesetze gelten (also einen Kunstraum), in dem er sich verteidigen/überleben kann. Er tut dies aber nur, weil die "anderen" angefangen haben ("they drew first blood, not me", Rambo I). Die Entdimensionalisierung in einen 3-dimensionalen (ästhetisierten Kunst-)Raum kann somit als Überlebensstrategie (nicht im "Kampf" gegen die Natur, sondern gegen die Gesellschaft, die "anderen") gesehen werden. Die "Zeit" zwischen Rambo I und Rambo II (die wir nicht einsehen können, die es als solche nur im filmischen Zwischen-"Mythos" gibt) verbringt John J. Rambo in einem Gefängnis, in einem außerhalb der Gesellschaft stehenden, ebenfalls künstlich geschaffenen Raum. Nach den Kämpfen im 2. Teil zieht sich Rambo zurück, auf die Frage seines Vorsetzten/Freundes Cl. Trautman, wie er jetzt leben wird, antwortet Rambo: "Day by day" (Rambo II), also jeden Tag so, als gebe es keine Geschichte, als lebe er in einer mythischen Zeit fernab unserer Gesellschaft (in einem buddhistischen Kloster in Thailand). 2 Dimensionen. Flusser beschreibt in seinem (von mir so genannten) Ent-Dimensionalisierungsprozess den Weg vom Objekt (3-D) hin zu den Bildern (siehe oben). Diese "sind Vermittlungen zwischen der Welt und dem Menschen. Der Mensch "ek-sistiert", das heißt, die Welt ist ihm unmittelbar nicht zugänglich, so daß Bilder sie ihm vorstellbar machen sollen. Doch sobald sie dies tun, stellen sie sich zwischen die Welt und den Menschen. Sie sollen Landkarten sein und werden zu Wandschirmen: Statt die Welt vorzustellen, verstellen sie sie, bis der Mensch schließlich in Funktion der von ihm geschaffenen Bilder zu leben beginnt. Er hört auf, die Bilder zu entziffern und projiziert sie statt dessen unentziffert in die Welt "dort draußen", womit diese selbst ihm bildartig - zu einem Kontext von Szenen, von Sachverhalten - wird."15 Genau gegen diesen Vorgang wehrt sich Rambo - der zweite Teil der Tetralogie kann wohl als Veranschaulichung dieses Widerstandes gesehen werden. Rambo entkommt dem Gefängnis, indem er sich für einen Auftrag meldet: Er soll POWs in einem Lager in Vietam fotografieren, somit Informationen sammeln, aber ohne kriegerische Intervention (nach Thailand) zurückkehren. Gegen diese Reduktion/Entdimensionalisierung der Kriegsgefangenen rebelliert Rambo: Er macht keine Bilder/er macht sich kein Bild von der Welt, sondern greift ein, er insistiert: Er rettet die Gefangenen (3-D-Menschen, die noch aus dem Vietnamkrieg (4-D-RaumZeit) "übriggeblieben" sind) und bekämpft alle, die sich auf Bilder/Technologien einlassen wollen. Am Ende (von Rambo II) wird die gesamte US-amerikanische Computerzentrale von John J. Rambo zerstört. Bilder dürfen nicht die Wirklichkeit verstellen (es geht um Menschen). 1 Dimension. Flusser schreibt: "Schon einmal, spätestens im Laufe des zweiten Jahrtausends v. Chr., scheint diese Entfremdung des Menschen von seinen Bildern kritische Dimensionen angenommen zu haben. Deshalb versuchten einige Menschen, sich an die ursprüngliche Absicht hinter den Bildern zu erinnern. Sie versuchten, die Bildschirme zu zerreißen, um den Weg in die Welt dahinter freizubekommen. Ihre Methode war, die Bildelemente (Pixels) aus der Oberfläche zu reißen und sie in Zeilen anzuordnen: Sie erfanden die lineare Schrift. Und sie codierten damit die zirkuläre Zeit der Magie in die lineare der Geschichte um. Das war der Beginn des "geschichtlichen Bewußtseins" und von "Geschichte" im engeren Sinn. Fortan war das geschichtliche Bewußtsein gegen das magische gerichtet - ein Kampf, der noch im Engagement der jüdischen Propheten und der griechischen Philosophen (besonders Platon) gegen die Bilder ersichtlich ist. [...] So hat sich der Mensch mit der Erfindung der Schrift noch einen weiteren Schritt zurück von der Welt entfernt. Texte bedeuten nicht die Welt, sie bedeuten die Bilder, die sie zerreißen. Texte entziffern heißt folglich, die von ihnen bedeuteten Bilder zu entdecken. Die Absicht der Texte ist, Bilder zu erklären, die der Begriffe, Vorstellungen begreifbar zu machen. Texte sind demnach ein Metacode der Bilder."16 Wer die Rambo-Filme kennt, weiß, wie sich Rambo gegen die Sprache wehrt: Er benutzt das Kommunikationsmittel, den Metacode nicht, um Bilder zu deuten. Er reagiert meist nur auf seine Mitmenschen (vielleicht besser: auf Menschen, die etwas von ihm wollen, die glauben, er sei Teil der Gemeinschaft, er arbeite auf Basis des gemeinsamen Codes). Ein Beispiel aus Rambo IV: Auf die Frage, ob er schon lange hier (Thailand, Grenze zu Myanmar) lebe ("Lived here for a long time?") antwortet Rambo, indem er nicht sein Leben, seine Erfahrungen (seine Natur, sein Sein) in versprachlichte Bilder packt, sondern indem er den Code der "anderen" reproduziert und sich in der Wiederholung subversiv wehrt: "Long time." Man könnte einwenden, dass Rambo vielleicht nur ein stiller Mensch sei, aber das ist meiner Meinung eine zu einfache Version dieser komplexen Widerstandsgeschichte. Die Abneignung gegen die lineare Realitätswahrnehmung, gegen die Schrift (und damit gegen die Sprache) kumuliert im vorhin erwähnten vierten (und bisher leider letzten) Teil der "Saga": Rambo zerstört (natürlich gezwungenermaßen) die Grundlage für Sprache (und Schrift, in der ja Laute als Buchstaben - in welcher Form auch immer - wiedergegeben werden) - er tötet einen burmesischen Soldaten, indem er ihm den Kehlkopf (die lautliche Produktionsmaschine) aus dem Hals reißt 17. Eindringlicher - und gewaltsamer - wurde meiner Meinung nach der 13 14 15 16 17 Vgl. dazu auch Shay, 1994. Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=cg7wy4X0Y8c Flusser, 1989. Flusser, 1989. Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=Ry6nbpdssGE (number 4) 4 Widerstand gegen die Reduktion/Vergesellschaftlichung der Realität auf den Code der Sprache in einem (selbst an das Medium Sprache/Bild gebundenen Medium wie dem) Film noch nicht (ästhetisch) verarbeitet. 0 Dimensionen. Die Entwicklung in der (ästhetischen) Realitätsbe-/verarbeitung geht aber laut Flusser noch weiter: "Gegenwärtig ist die höchste Begrifflichkeit in konzeptuellen Bildern (zum Beispiel in Computerbildern), die höchste Imagination in wissenschaftlichen Texten zu finden. So wird, hinterrücks, die Hierarchie der Codes umgeworfen. Die Texte, ursprünglich ein Metacode der Bilder, können selbst Bilder zum Metacode haben. [...] In dieser Krise der Texte wurden die technischen Bilder erfunden: um die Texte wieder vorstellbar zu machen, sie magisch aufzuladen - um die Krise der Geschichte zu überwinden."18 Gegen diese Techno-Bilder, gegen die Null-Dimensionalität geht Rambo in zweierlei Hinsicht vor: Er zitiert zwar z.B. das Phänomen der digitalisierten Informationsvermittlung, der Online-News, indem am Anfang von Rambo IV Berichte über die Situation in Myanmar gezeigt werden; der Kino-Film (als solcher) widersetzt sich dieser Internet-Technologie schon dadurch, dass er die Zuseher in einen konkreten Raum, vor eine konkrete Leinwand zwingt (sofern sie nicht selbst auf z.B. www.kino.to Widerstand leisten). Andererseits bekämpft natürlich die Figur John J. Rambo jeder Art von Bildern, seien es 2-dimensionale "Landkarten / Wandschirme" 19 (die bereits erwähnten Fotos in Rambo II; auch in Rambo III können ihn Fotos von den Greueltaten der Russen gegen die afghanische Bevölkerung 20 nicht überzeugen, in den Krieg zu ziehen), seien es TechnoBilder, bits and bytes (Funkanlagen werden zerstört, Rambo II; den Informationen der Missionare auf Humanitätstrip wird misstraut, Rambo IV). Rambo insistiert in der/seiner Natur. Nicht in der entdimensionalisierten Zivilisation, die eine Wirklichkeit verständlich/überlebbar macht, indem sie den Blick auf dieselbe mithilfe von Objekten, Bildern und Zeichen verstellt. Fazit. Die Analyse der Rambo-Tetralogie unter Berücksichtigung der 4 (5) Dimensionen Flussers bringt mich dazu, die Funktion von bestimmten KunstWerken neu zu beurteilen (bzw. ihnen andere Funktionen zuzuschreiben). Neben einer eindeutig (auf den ersten - von den Bildern verstellten - Blick erkennbaren) Unterhaltungsfunktion muss man der Figur John J. Rambo wohl auch folgende (Kunst-)Funktion zuschreiben: Indem er sich gegen gesellschaftliche Phänomene wehrt, macht er für uns "unsichtbare" Erscheinungen der (von uns künstlich geschaffenen) Wirklichkeit sicht- und erfahrbar: Im Kampf Rambos im blutigen Verlauf der vier Filme wird ein menschlicher Entwicklungsprozess dergestalt verhandelt, dass seine (vergessenen) Stufen aufgezeigt und problematisiert werden. Wenn John J. Rambo am Ende von Rambo IV als "Indianer" (mit Pfeil und Bogen) das Schlachtfeld überblickt, ist das nicht nur ein nostalgisches Bild auf einen Krieger, auf einen Helden, der aus der Vietnamära (dem mythischen Zeitalter) übriggeblieben ist, sondern auch eine Erinnerung daran (und vielleicht ein Wunsch), als Mensch wieder Teil der Natur zu sein und nicht außerhalb dieser zu ek-sistieren. Rambo kehrt 2008 nach Hause zurück, auf die Farm seines Vaters R. Rambo (Rambo IV, Ende), er beendet eine Odyssee (vorläufig, wir wissen nicht, ob diese Heimkehr glückt), nicht aber ohne uns vorher in einem 26 Jahre dauernden Kampf die problematische Entdimensionalisierung unserer Wahrnehmungsapparates zu veranschaulichen. Nach der Lektüre Flussers Texte und der genauen, wiederholten Betrachtung der Rambo-Filme muss ich schließen, dass wohl beide ein ästhetisches Programm vertreten: Wir dürfen nicht völlig "nackt" auf die Wirklichkeit zugehen, müssen wissen, wie wir sie begreifen können, wie sie von der uns umgebenden Gesellschaft vorbearbeitet wurde - und Kunst kann unseren Blick schärfen, kann eine Waffe sein, die unseren Blick schärft/erneuert. Oder wie Rambo sagen würde (Rambo IV): "John J. Rambo: You bringing any weapons? Burnett: Of course not. John J. Rambo: Then you ain't changin' nothin'." Literatur: Flusser, Vilém: Das Bild. 1989. In: http://www.servus.at/ILIAS/flusser.htm Flusser, Vilém: Nomadismus. (Teil 1) In: http://www.youtube.com/watch?v=mRjiODdrJIM Rambo, John J.: Biografie. In: http://en.wikipedia.org/wiki/John_J._Rambo Rambo I / Alternatives Ende. In: http://www.youtube.com/watch?v=cg7wy4X0Y8c Rambo IV / Kehlkopf-Szene. In: http://www.youtube.com/watch?v=Ry6nbpdssGE (number 4) Shay, Jonathan: Achilles in Vietnam. New York, Scribner, 1994. Shay, Jonathan: Odysseus in America. New York, Scribner, 2002. Der Verrückte hieß also Stefan Pointner. Er hatte mir in meinem Kühlschrank (hatte ich gestern überhaupt etwas gegessen?) eine Tupperware-Box mit seinen Tagebüchern, seinen Einträgen hinterlassen. Warum, Stefan? Er war offensichtlich ein Rambo-Fanatiker. Warum, Stefan? Er liebte den Krieg, er las Folterberichte, er baute den "Kampuschkerker" nach. Warum, Stefan? Ich wollte den Zettelhaufen in den Mistkübel schmeißen. Ich wollte mich nicht auf diese Person einlassen. Ich war auf dem besten Weg, mit diesem über mich hereingebrochenen Thema Schluss zu machen. 18 Flusser, 1989. 19 Vgl. Flusser, 1989. 20 Vgl. 27.9. 5 26.10.2012 [Blatt 4] Er erinnert sich an das Treffen mit Paula. Sie kennen sich aus Michigan, wo beide als Sprachassistenten an einem College arbeiteten. Damals war sie verlobt, jetzt ist sie verheiratet und schwanger. Ihr Mann ist (an patriotischem Kitsch nicht zu überbieten) im Irakkrieg. In Michigan durfte er nicht mehr in der Früh laufen gehen, weil die Jagdsaison begonnen hatte. Er geht trotzdem raus, wird aber von den Cops angehalten. Er will sich nicht an Regeln halten, die trigger-happy-hunters wollen ihn erschießen. Er hat Lust, sich auf einen Streit mit den Cops einzulassen, geht aber in sein Zimmer zurück. Paulas Mann ist zurück, er ist in Wien. Er macht Hamburger und die Küche noch sauber, bevor sie alle zu essen beginnen. Er trägt dabei grüne Latexhandschuhe und lächelt. (Das ist das Lächeln Charles Graner, das weiß er sofort.) Er verlässt unter einem unglaubwürdigen Vorwand Paulas Wohnung und beginnt unverzüglich an einer Geschichte über Charles, Lynndie & Paula und ihren Marine zu schreiben. Er fährt mit dem Fahrrad durch Wien und singt Enyas "Only time". Ich hatte also weitergelesen. Seine Einträge. Ihnen war kein Datum zugeordnet, ich wusste nicht, ob sie einer Chronolgie folgten. Ich wusste, ich mochte diesen Stefan Pointner nicht. Er nimmt seine Freunde und benutzt sie, um einen Text zu konstruieren. Er fragt den Heimgekehrten nicht einmal, wie es ihm geht. Den auf [Blatt 4] erwähnten Text fand ich mit einiger Mühe 21. Er war nicht schlecht (gebaut), er (die Sprache) war okay, aber diese Lust an der Gewalt (von den Twin Towers, einer Hühnerfarm in Kenntucky bis zu Lynndie England) schien mir unerklärlich. Warum, Stefan? Mir war nicht ganz klar, warum er sich für Enya interessierte. Ich hatte es ganz vergessen: Der "Soundtrack" zu 9/11: http://www.youtube.com/watch? v=SE9TfA5KEc8 Das Video beginnt mit den Worten "Never Forget" und "Never Surrender". Aber es interessierte mich nicht. Es hatte IHN interessiert. Warum, Stefan? [Blatt 5] (handschriftlich, unleserlich) [Blatt 6] Priklopil = Graner = Privat Paula = Osama Lynndie = Co Bao = Natascha 21 Babylein, in: Scholl, Sabine (Hrsg.): Lautschrift 2011. angewandte literatur. Springer-Verlag, Wien/New York. 2011 (= Edition Angewandte - Buchreihe der Universiät für angewandte Kunst Wien. Hrsg. v. G. Bast). 6 Rambo = Rambo Er entdeckt, dass Rambo und Osama Bin Laden zur gleichen Zeit in Afghanistan waren. Er weiß, dass sich die zwei in den Höhlen getroffen haben. Er weiß, dass sie Freunde wurden (Rambo III, Abspann: "To our friends, the Mujahedeen Freedom Fighters"). Er weiß, dass sie dort gegen die Russen kämpften und wegen einer Frau in Streit gerieten. Er weiß es. Er entwickelt eine Story, die eine psychologische Erklärung für die Eskalation zwischen den beiden Männern liefert. Ein emotionales Schachspiel, an dessen Ende nicht nur die geschnitzten Türme vom Feld fliegen werden22.23Er denkt über das Loch nach (als Wunde, als Absenz, als Fanatasie). Er streitet heute nicht mit seiner Freundin, indem er ihr aus dem Weg geht. Warum schrieb er über sich in der dritten Person? Wovor hatte er Angst? Soweit ich das bisher herausfinden konnte, lebte er ein sicheres Leben, fernab von Krieg, Gewalt und Trauma. War es ein Fehlen dieser Elemente, ein Loch, das ihn dazu veranlasste, stundenlang über Vietnam, Afghanistan, Irak, Folter, Trauer, Trauma etc. zu recherchieren? Vermisste er die Wunde in der eigenen Seele so sehr, dass er andere darum beneidete? War das Fehlen einer Wunde seine wunde Stelle? 27.10.2012 [Blatt 7] Er lernt R. kennen. R. ist Vietnamveteran und der neue Mann der Mutter seiner Freundin. Man könnte sagen: Sein Fast-Stiefschwiegervater. Er bewahrt in seinem Schlafzimmer (getrennte Schlafzimmer) Waffen auf: Pistolen, Gewehre, automatische Waffen. Er isst nicht mit ihnen, denn er ist Selbstversorger. Er spricht nicht über den Krieg, aber es ist klar. R. hat ein halbes Jahr nicht mit seiner Freundin gesprochen, weil sie die Regeln (seine Regeln) gebrochen hatte. Wenn die Frauen über ihre Regel sprechen, kotzt er fast und murmelt "women's talk". R. empfiehlt ihm, ein Jagdgewehr mit auf die Reise zu nehmen, man wisse nie. Er lehnt dankend ab und fühlt sich sehr schwach dabei. Seine Freundin redet mit der Mutter und bemerkt gar nichts. Diese Erfahrungen mussten sehr prägend gewesen sein, denn S. Pointner hatte sie zu einem Text/Film/einer Performance verarbeitet, in der nur 2 Personen (R. und die "Fast-Schwiegermutter"?) mittels 9 Buchstaben und Anagrammen gegeneinander antraten.24 Ich musste mir den Text/den Film unbedingt besorgen, soweit ich das aber 22 Pointner, Stefan: Vom Wunsch, wieder Indianer zu sein. Wie Osama Bin Laden John Rambo traf und trotzdem nicht in Amerika landete. Eine afghanische Schachnovelle. Online: www.blogspot.to/spointner_rawwar_01 23 Das Gefühl, nebem dem eigentlichen Kopf noch einen zweiten zu haben, verwachsen, halslos und schwer. 24 Ausstrahlung der Avantgarde-Soap "man:frau(drama)" in 5 Episoden auf Okto TV (7.2., 14.2., 21.2., 28.2., 6.3.); Rezension dazu von Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2012: Avantgardekunst auf Okto: Sprechverbot. Wie man der Inflation des Gesagten bereits im Vorfeld beikommt, zeigt der Sprachkünstler Stefan Pointner in "man: frau (drama)", online unter: http://derstandard.at/1328507049552/Avantgardekunst-auf-OktoSprechverbot (a) "man:frau(drama)", Performance mit Saxophon (Linus Amstad), Drums (Valentin Duit), Text (Stefan Pointner), Visualisierungen (Johannes Hucek), Schubert Theater Wien, 5.7.2012 a: Wie man der Inflation des Gesagten bereits im Vorfeld beikommt, zeigt der Sprachkünstler Stefan Pointner in "man: frau (drama)". Im zwischenmenschlichen Beziehungsgewitter drohen Worte mitunter ihre Wirkung zu verfehlen: Streit im Alltag wird für gewöhnlich von Redeschwall in gesteigerter Lautstärke, höherer Stimmlage und unkontrollierter Gestik begleitet. Er endet meist mit Rückzug, eventuellem Verstummen, in späterer Folge hoffentlich Einlenken und 7 aufgrund der kurzen Ausschnitte auf okto.tv (okothek) beurteilen konnte, wurde hier aus einer sehr männlich fokussierten Sicht erzählt, die zwar sparsamen Umgang mit dem Material Sprache vorgab, aber eigentlich eine inhaltliche, eine emotionale Leere ausstrahlte. Nicht die Personen waren kalt, sondern der Autor. Das war das Gefühl, das ich nicht mehr loswurde. 12.11.2012 [Blatt 8] Er belauscht in der U-Bahn zwei Dialoge, die er für beispielhaft hält. I. Wie geht es Lisa? Ich weiß es nicht. Warum weißt du das nicht? Ich weiß es nicht. II. Da liebst du voll daneben! Ich lieBe daneben? Liebst, mit G. Mit W. Was? Hatte er Beziehungsprobleme? Ich musste davon ausgehen, dass er von sich selbst schrieb, wenn er über andere redete. Er verwendete kein Ich. MFD war wohl auch nur eine Spielwiese der eigenen Beziehungsunfähigkeit. Ich wohnte alleine. 13.11.2012 Ich wohnte allein, weil sie ausgezogen war. Sie hatte mir einen Abschiedsbrief hinterlassen. Auf der zweiten Seite, nach ihrem Namen, der eine Kälte ausstrahlte, die, wie sollte ich sagen, unbeschreiblich grausam war, stand: "P.S.: Versöhnen. Der Worte braucht es dann zweifellos nicht mehr viele. Wie man der Inflation des Gesagten bereits im Vorfeld beikommt, zeigt der Sprachkünstler Stefan Pointner in der avantgardistischen Soap "man: frau (drama)", 22.05 Uhr im Bürger-TV Okto, über Kabel oder auf okto.tv. Der am Institut für Sprachkunst entstandene Kurzfilm verfolgt in elf Szenen die verschlungenen Wege partnerschaftlicher Kommunikation: Missverständnisse, so weit das Ohr hört! Dabei ist es ganz egal, was gesagt wird. Pointner reichen zum Wortgefecht wenige Buchstaben, um "eine alte Geschichte über Mann und Frau" zu erzählen: "Ihre Welt und ihre Träume, über die unmögliche Beziehung und die Sprache, die sie nicht verstehen." Pointner ordnet die Buchstaben richtig an, lässt sie seine Darsteller (Daniel Knopper, Barbara Kramer, Claudia Kreuscher und Erzähler Bastian Schneider) in der richtigen Stimmlage wiedergeben: "man. frau. mauer. mauer. mauer." Wenn die Sprachbarriere zu lange aufrechterhalten wird, droht Erschöpfung: "man. tot. no. amor. man. marod." Wort und Ton machen die Musik. Im dauerlauten Medium Fernsehen stellt dieser Ausflug in die Sprachkunst einen wohltuenden Appell zu mehr Stille unter Verwendung nur allernötigster Worte dar: "ru. man. fro." Und frau sicher auch. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2012) 8 heute zieh ich aus mir aus oder morgen oder vielleicht nehm' ich mir auch nur eine zweitwohnung oder ein wenig zeit oder das leben." Ich war in Panik geraten, ich hatte mir Sorgen gemacht, ich hatte sie angerufen. 32 Mal. Sie hatte nicht geantwortet. Ich war in der verlassenen Wohnung herumgelaufen und hatte hysterisch überlegt, was ich tun sollte. Wollte sie sich umbringen? Sie hatte doch mich verlassen. Die Wiederwahltaste drückend fiel es mir ein: Der Text stammte aus einem grauen Notizbuch, aus meinem grauen Notizbuch. Sie hatte es gelesen. Ich hatte ausziehen wollen. 14.11.2012 [Blatt 9] Er liest Chr. Krachts "1979" und beschließt, eine ihm bekannte Iranerin zu ficken. Auf Facebook endeckt er eine tolle Gruppe, die zum Ende des Buches25 passt: "Nothing tastes as good as skinny feels." Er hat trotzdem HUNGER. IRAN = RAIN Ich kannte auch eine aus dem Iran stammende Frau. Oh mein Gott, sie hatte die schönsten schwarzen Locken*, die man sich vorstellen konnte. "Sphärisch" hatte sie ein Freund genannt. Wie hatte er nicht Recht gehabt. S. Pointner dürfte sich für Nazi-Gewalt-Literatur interessieren (das hatte ich jedenfalls über Krachts neuen Roman gehört/gelesen). Und "beschließt, eine ihm bekannte Iranerin zu ficken" - da musste ich lachen. Das schreibt so nur jemand, der bestimmt keine Chance hat, mit einer Frau zu schlafen. Beziehungsprobleme, Stefan? Und tolles Anagramm IRAN = RAIN,26ich war schon gespannt, ob noch mehr von dem Zeug kommen würde, liebe NINA FETTPERSON27. 15.11.2012 Eigentlich sollte ich arbeiten. Eigentlich sollte ich versuchen, meine Ex-Freundin zu erreichen. Eigentlich sollte ich die leere Wohnung putzen. Aber auf der Glasplatte des 25 Vgl. 22.10. 26 T. Waits: I'm not Able, I'm just Cain / Open up the heavens / Make it rain! (http://www.youtube.com/watch?v=qaoNLdKrXs) 27 Peter Infostann, Ines Totpfanner, Renate Ponnfiz, Antoine Pfernst, Rene Fannispott etc. 9 Küchentisches lag immer noch der Zettelturm. [Blatt 11] mehr ist es nicht. es ist nicht mehr. mehr ist es nicht mehr. Was würde Rambo tun? Jetzt schrieb er auch noch (schlechte) Gedichte. Ich verstand den Typ nicht. Ich wusste aus den ersten Blättern, dass er eine Freundin hatte. Ich wusste aufgrund meiner Recherchen, dass S. Pointner ein Kunststudent war, der offensichtlich keine Geldprobleme hatte. (Ich hatte einen seiner Kampuschkerker-Kollegen auf Facebook gefriendet und erfahren, dass Stefan die Baumaterialien vorfinanziert hatte. Sonst war recht wenig aus ihm herauszubekommen.) "Was würde Rambo tun?" Ich hatte keine Ahnung. Er würde, dachte ich, nicht all die Zettel lesen, sondern, was wusste ich: schießen, töten, handeln? Ich beschloss, die Rambo-Tetralogie zu schauen. 17.11.2012 Meine gefakete Krankschreibung würde nicht mehr lange unentdeckt bleiben. Aber eines war mir klar geworden: Ich musste jeden Teil mindestens fünf Mal sehen, um wirklich zu verstehen, worum es hier ging. "To survive the war, you have to become war." [Blatt 12] lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker keller keller keller lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller lecker lecker lecker keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller lecker lecker lecker lecker lecker keller keller lecker lecker keller lecker keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker keller lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker keller lecker lecker keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker 10 Er war wieder beim Kellerthema angelangt. Das musste ihn wohl intensiv beschäftigt haben. Beim Kochen des Abendessens ging mir der Rhythmus seiner Worte nicht mehr aus dem Kopf, er hatte mein Ohr besetzt, er schlug mein Herz. Was war da drinnen wohl passiert? Wie sie sich wohl gefühlt hatte? Und er. Ich unterbrach den Rambo-Marathon. Ich schrieb: "Meine Freundin Exfreundin ist vor ca. 3 Wochen aus unserer der Wohnung/Beziehung ausgezogen." [Blatt 13] lecker "nichts wäre wirklich schlimm." "alles ist." "ich habe mich an veränderung gewöhnt." "mein schlaf liebt mich/er liebt mich nicht." Ich beschloss, schlafen zu gehen. Stefan, deine Weisheiten sind keine. Wenn das so weiterging, wollte ich den Zettelhaufen einfach wegschmeißen. Der Turm starrte mich erwartungsvoll an, das Bier war leer. 18.11.2012 Ich war ernsthaft krank, das verstand sogar meine Chefin. Wir hatten telefoniert. Sie hatte gefragt, wann ich wieder in die Arbeit kommen würde und ich hatte geantwortet: Mein Schlaf liebt mich/er liebt mich nicht. Das hatte, ich weiß nicht warum, gesessen. Danke dir. [Blatt 14] 3 prison poems / hard site, or: how life works 1. how to convince your brain to stop over-eating and they put handcuffs on my hand and they cuffed me high for 7 or 8 hours and that caused a rupture to my hand and i had a cut that was bleeding and had pus coming from it they would hold the string from the bag and they made me bark like a dog i crawled on my stomach and the police were spitting on me 11 then the police started hitting me on the kidneys and then they hit me on the right ear and i started bleeding and then i lost consciousness they were jumping from the bed onto my back and my legs one of the police was pissing on me and laughing on me they wanted to do me because i saw him and he was opening his pants he put a part of his stick that he always carries inside my ass and the two american girls were hitting me with a ball made of sponge on my dick one of the girls, with blonde hair, she is white, she was playing with my dick and they were taking pictures of me during all these instances. 2. shocker: how site can sell a new 16gb ipad for $123.74 they started to take photographs as if it was a porn movie and they treated us like animals not humans they started to pile us one on top of the other and then they placed three others on our backs, naked they were sitting on our backs like riding animals he put electrical wires on my fingers and toes and on my penis grainer was putting the phosphoric light up his ass today i'm going to fuck you, faggot they told my friend to masturbate and told me to masturbate also they were taking pictures and writing on our asses they took gloves and they beat his dick and testicles with the gloves i saw ___ fucking a kid, his age would be about 15 – 18 years i saw ___, who was wearing the military uniform putting his dick in the little kid's ass 3. why most shampoos are a waste of money i was trying to kill myself but i didn't have any way of doing it he was beating him until he almost gotten crazy they were pouring water on him and he couldn't sleep they beat me with a broom and stepped on my head with their feet while i was still in the urine grainer took the needle from the doctor and started stitching the cut on the injured person we will make you wish to die and it will not happen he took me to the shower room he started beating me with a chair until the chair was broken after that they started choking me 12 the guards started to hit me on my broken leg several times grainer brought the dogs and they bit him in the right and left leg but i believe in torture and i will torture you Er liest sich noch einmal die Werbetexte neben den Zeugenaussagen durch und ist begeistert von "how to convince your brain to stop over-eating", "shocker" und "waste". Er sucht auf pornhub.com nach "choking" und findet ein paar interessante Videos. Das Geräusch, das beim Deep-Throating entsteht (das klingt sehr technisch, das gefällt ihm), ist der Soundtrack der Zehnerjahre des neuen Jahrtausends. Da ist er sich sicher. Als seine Freundin endlich neben ihm einschläft, wartet er noch eine halb Stunde und legt dann seine Hand zuerst auf ihre Schulter, dann an ihr Kinn, lässt sie wie beiläufig an ihren Hals gleiten. Er spürt ihren Kehlkopf, wie sie schluckt, und beginnt, langsam, mit seiner breiten Hand, zuzudrücken. Als sie hochschrickt, schrill schreit und seinen Arm beiseite wirft, stellt er sich schlafend, murmelt traumverloren und spürt eine Erektion. Morgen wird sie ihm von seinen nächtlichen Aktivitäten erzählen. Er wird Erstaunen zeigen. Mein Schlaf liebt mich/er liebt mich nicht. Mein Schlaf liebt mich/er liebt mich nicht. Mein Schlaf liebt mich/er liebt mich nicht. Ich hatte recherchiert: Alle Verse (?) stammten aus den Wikileaks-Dokumenten aus Abu Ghraib. Warum schriebst du diese furchtbaren Sonette, Pointner? Ich hatte mir die Fotos angeschaut. Ich konnte sie mir nicht anschauen. Ich hatte sie auf meiner Festplatte gespeichert. Ich wusste nicht, warum ich das tat. "Es rette mich, bitte, eine Architektin." [Auszug] 19.11.2012 [Blatt 14] Er studiert die Himmelsrichtungen. Im Internet findet er eine Windrose, an deren vier Spitzen vier Mal N steht. Er denkt an Reinhold Messner und schreibt: "der südpol ist der einzig sichere ort. der magnetische, der magnetische." Er geht mit seiner Freundin essen und erinnert sich zuhause nur mehr an die Pizza, oder besser: an ihren Namen: quattro stagioni**. Ich fand ihn mittlerweile belanglos. Den Yeti-Südtiroler/Italiener zitieren? 22.11.2012 13 Sie fragte, was meine Freundin dazu sagte, dass ich mit einer Frau am Südturm des Stephansdoms einen Kaffee zu trinken vorhätte. Ich schrieb zurück: "Meine Exfreundin ist vor ca. 3 Wochen aus der Wohnung/Beziehung ausgezogen." Sie hatte ein Kind. Sie war aus Südtirol. Ich hatte großes Verlangen, Rambo II zu sehen. 23.11.2012 [Blatt 15] [unleserlich] Doch gibt's für John das Glück nur im TV, so schön in seinen Armen starb Co Bao. Ein Kuss auf ihren Mund, ein Abschiedsgruß, dann wieder Mord und Blut und Kampf und Tod. Was weint die Seele in der endlos' Not. Bloß heim will John, wohin? Er geht zu Fuß. [Blatt 16] MAZE [ein Bild von Julia Nickson, ihre Augen schwarz übermalt] AMAZING Fluchtort V: Mars >>Ich : alias.<< 25.11.2012 Teletexteintrag: "Wien: Männer töten Frauen." 26.11.2012 Ich hatte von Co Bao geträumt. Sie war wunderschön. Sie war neben mir gelegen, in meinem Bett, ihr Mund an meinem, ein gemeinsames, uns ergänzendes Ein- und Ausatmen. Und als sie die Augen öffnete und mich anlächelte, flüsterte sie: Am Südpol kommt der Wind immer aus Norden. 14 Er hatte es geschafft. Ich begann zu denken wie er. Ich rief die Südtirolerin an. 27.11.2012 [Blatt 17] Die Iranerin ist leichtes Spiel für ihn gewesen. Sie sehen sich jetzt regelmäßig. Er schreibt an einem Roman, den er "RAW WAR - gewaltige Geschichten" nennen wird. Die Protagonistinnen: Lynndie, Natascha und eine handlose Kongolesin. Orte des Geschehens: ein fensterloser Raum. Handlung: Natascha bittet die Kongolesin, ihr beim Erhängen in der Zelle zu helfen, was diese aber nicht hinkriegt. Lynndie beobachtet (und foltert) die beiden, am Ende kommt es zu einem blutigen 3er. Was war das für ein Scheiß? Ich konnte ihm das nicht abnehmen. Stefan, "leichtes Spiel"? Das hieß doch sicherlich, dass du zuhause vor deinem Bildschirm saßt und dir Pornos ansahst. Oder? Und der Romantitel - ich war gespannt, was da noch kommen würde. Ich überlegte, S. Pointner persönlich zu treffen. Was mochte er für ein Mensch sein? [Blatt 18] Er schrieb: "aber ein aus dem wort, schau, als gast sagt ein mund: "schau", wie er ganz rot, als wär er eine offene zange und du schreibst: "ein aus dem wort" und setzt mit den tasten, vom mund in den magen, "schau, eine zunge", sagt der gaumen, setzt also sagen wir fort und da droht der ausbruch, das aus dem wort in das hier, die reihe der zeichen, wie an der hundeleine angeführt, einfallen, aber, sagst du, "madeleine28, was fällt dir ein?", aber das ist eine frage, sagt, jetzt völlig klar, ein durch das fenster hereinragender rabe, während draußen ein tier auf der blumenwiese grast, prächtige aus dem wort geborene, kreißende pflanzen, die - "schau", rufst du - auf wundersame weise in einer reinen linie den rachen hinunterfließen, wie in ein, wie sagt man, grab vielleicht, wo kein licht den verstand verbirgt, aber vom verbiegen könnte die rede sein, ein sich weltliches krümmen, bis die veilchen aus der erde sprießen und der rabe nimmermehr die frage stellt, ein ständiges aus sich heraus, im rahmen der möglichkeiten ein fleischliches ineinander, ein dünnhäutiges, einäugiges reiben, ein schleifen des buchstabenbreis, wie er zart rot, als ob er zum kusse, und als sei es eine erinnerung, ein mit den zähnen in den körper hineinschreiben, kein vogel, riet dir auch das animalische anders, kein fischtinefsch, nur in die luft pressen, ein in die nähe bringen, und wie madeleine, jetzt schon nicht mehr frau, zum grafen aufschaut und nur mit den augen ihn oder dich zu bitten scheint oder sagt sie nur, "schau29", als ob der mond seine wange an die glatte haut der nacht drückte, eingebrannt als spuren, die zaghaften poren der sagen wir zunge, ein gegen das dunkel nun anzeichnen in alle, es könnte ein schreibschiff sein am weißen meere, aber, sagt der zum fenster, es ist nur ein windloch, zum ausweg hin flüchtende, flügelschlagende, als erinnerung an madeleines wimpern nun für immer, rabe, hinein in eine oder seine selbstvergessene, sprich es aus, 28 Quasi-Anagramm "hundeleine" und "madeleine"? Ich weiß nicht. Und ein bisschen verlorene Zeit suchen, sollen das deine Zutaten sein, Stefan? tinefsch Siehe gleichnamiges Megadrama. 29 Wenn eine Frau "schau" sagt, dann ist das eine Einleitung. Du musst nicht hinschauen, sondern genau zuhören, denn sie will jetzt "reden". Von sprechen keine Rede. Sie wird dir kundtun, was in eurer Beziehung alles nicht passt und damit meinen, du weißt, was sie meint, das heißt, dass du weißt, was du alles ändern wirst müssen. Nicht sie. 15 sich selbst verschlingende, "schau", sagte sie, "ich war nur gast hier30", in der langen reihe der pflanzen, bis zum verschwinden hin, ist es wohl ein einsamer ort. wo nur eine kleine, eine leichtes vom weg abweichen, sich in das falsche du verschauen, verliegen war einmal, es war einmal ein wort, aber der schluck aus der flasche, zum glück ist es kein wasser, ein ausrutscher, sagt man das so, das wäre eine frage, als unachtsamkeit der nacht gegenüber, wie sie sich anstarren, bis in die haarspitzen angefüllt mit liebe und inselhaftigkeit, single im paarlauf der schaulustigen, auf einen stuhl gefesselt, als wär es erst gestern, "schau", schreit es aus den kästen, aber wer die blumen gießt, der muss damit rechnen, da könnte ja jeder kommen, ein rabengeist aus fischgräten, das eindringen des insektoiden in das herz der dinge, "mach doch die augen zu", sagt wer, und ich weiß nicht, ist es madeleine, als erinnerung an gestern oder ein essen, "und schlaf." ein den anderen aus sich herausweiden, eine auseinanderschälung der erdigen schichten, kreidestaub, wo späne fallen, ein ausbluten der sagen wir erzählungen, da wird auch gesagt, sagt man, bis die trockenen stimmbänder wieder brechen, auf tischen wie das letzte brot, und an den rändern des glückes ein pferd auftaucht, es ist kein tier, aber zum reiten31, fährt es einem in den sinn, zum reiten muss doch, aber was muss man schon, sagen die anderen dort, wo der abend droht, die geschichten verstummen und ein leises wimmern oder ist es ein wiehern, was macht das schon, schaltet irgendeiner, so scheint es, die liebe ein und später, von rössern ist keine rede mehr, ein singen hörte man nie, es war nicht da, es sind nur ungereimtheiten, sagt kein dichter, und später oder auch gleich wieder, was macht einen unterschied, fragt welch richter, aus. und das denken, sagt man, aber das heißt doch "ich" in einer sprache, vom regen war die rede, das denken geht so nicht weiter, es ist ein kreislauf, ein seelenlebenschlussverkauf, ein den sirenen32 verfallen, die nicht einmal mehr singen, nur die zähne blecken oder sind es die locken, ja, wenn sie haare hätten, vögel mit vollem federkleid, man denke an schwarze locken, was wäre wenn, sagt man, aber das ist doch ich, das bist doch du, sagt der rabe in einem, wie der die flügel anhebt, es tut mir leid, ich kann mich nicht, man kann sich nicht, "erinnerst du dich nicht?", stellt sie eine frage in den raum, der ausgefüllt von sphärischen locken ganz traumdunkel wirkt, und verliert er sich in einem stimmgewitter, den faden nicht verloren, aber sich, und allein der gedanke daran, es muss doch stille geben, ein wie in kindertagen bewusstlos in einen schlaf, wie sagt man, entschweben, aber, der rabe, das sind bloß wortechos, und liegst du mit offenen augen auf die letzte nacht hoffend, lustlos." Wo gesagt wird, da fallen auch Späne. Das gefiel mir. Ich las weiter. Was sollte ich auch sonst tun? 30 Fanta4: Buenos Dias, Messias? 31 Billige Anspielung auf Kafka: Wunsch, Indianer zu sein. 32 "Komm, gepriesner Odysseus, du großer Ruhm der Achäer, Lege dein Schiff hier an, um unsere Stimme zu hören; Denn hier fuhr noch keiner im schwarzen Schiffe vorüber, Eh er die honigtönende Stimme aus unseren Mündern Hörte; er kehrt dann heim, erfreut und reicher an Wissen; Denn wir wissen Dir alles, wieviel in Troja+, dem weiten, Die Argeier und Troer mit Willen der Götter gelitten, Wissen, was immer geschieht auf der vielernährenden Erde." (Homer, Odyssee, XII. Gesang, 184-191) Eines ist klar: Es ist nicht, wie gemeinhin angenommen, der Gesang, das Lautliche der Sirenen, das sie so verlockend* macht, sondern der Inhalt des Gesangs, der den (männlichen?) Wunsch zu befriedigen verspricht, alles über den Krieg zu erfahren (der daraus folgend für den Kriegsveteran unverständlich und sinnlos geblieben ist). 16 [Blatt 19] Ein Klown in Wolken: mein Klon. Now klein, wo'n liken. Ich hatte es bis jetzt geschafft, jeweils nur ein Blatt pro Tag vom Stapel zu nehmen. Heute waren es drei. Der Stapel schien mir sogar größer als am Anfang. Wie lange würde ich hier sitzen, lesen, recherchieren und kommentieren? Ich könnte S. Pointner wirklich besuchen, oder sagen wir: überraschen. Face to face klären, was seine Unterlagen in meinem Kühlschrank zu suchen hatte und ihn fragen, warum er sich mit all der Gewalt beschäftigte. War es Lust? War es Sehnsucht? Perversion? Einsamkeit. Wollte er sich im Schmerz der anderen spüren? Was war mit seiner Freundin passiert? Wer war die Iranerin, die er erwähnte? "Schau", würde ich sagen, "es interessiert mich halt." Wenn er fragte, wieso ich seine Zettel überhaupt zu lesen begonnen hatte. Und das letzte Anagramm: Ja, gefällt mir. (Im dritten Part sind W und M vertauscht, aber das ist ok, finde ich. War vielleicht sogar Absicht. 33) Ich musste schlafen gehen. Morgen würde ich die Südtirolerin treffen. Ich war gespannt. Noch ein letztes Blatt für heute: [Blatt 20] cuatro estaciones** c a o o c s a s “c a s o ccc a a a s s s” 33 Der evolutionäre Mutationskopierfehler in der genetischen Matrix. 17 cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa cosa as C O a o o s c s a c s o a c Na gute Nacht. 28.11.2012 Wie sollte ich es erklären. Ich wohnte allein. Ich traf also die Südtirolerin und es war so: Wir verstanden uns (sehr) gut. Es funktionierte. Ich wollte etwas von ihr, sie von mir. Was? war die Frage. Es war erwachsen. Mein Gefühl sagte: Ja, das könnte gehen. Aber nicht: Oh mein Gott, es knistert, es funkt, das ist SIE34. Wir verabredeten uns für nächste Woche. Sie könnte ein Freund sein, ein weiblicher Freund. Oder Sex. Keine Beziehung. Sie hatte einen Sohn. Ich wollte versuchen, nicht unfair zu sein. Ich stellte mir vor, er zu sein. Der erste Trailer für den Film über Natascha Kampusch war im Internet zu sehen. Was würde Stefan dazu sagen? Ich sollte ihn mit ihm anschauen. 34 http://www.youtube.com/watch?v=CuQKgp1bMI0 18 [Blatt 21] Sommer/Zopf / zweiter Versuch35 "Ja, mein Jochen, der war ja auch ein Skifahrer, ein guter sogar, früher. Der hat viel trainiert und ist Rennen gefahren und dann hat er aufgehört wegen dem Arbeiten und dann war er Security. Gut hat er ausgeschaut, wirklich immer, und so stolz waren wir auf ihn, nicht wahr, Opa. Und wie er dann nach Graz gezogen ist, also in die Umgebung dort, und mit seiner Freundin hat auch alles gestimmt, Sara hat sie geheißen, so froh waren wir da. Wenn ich weiß, dass der Jochen glücklich ist, bin ich auch glücklich, alter Zopf-Opa, brauchst gar nichts zu sagen, die jungen Leute da verstehen uns schon. Die kommen gerade vom Berg und sind müde und recht haben sie, dass sie jetzt ein Bier trinken, weil Bergsteigen macht durstig, und die Erika, die ist auch eine Bergsteigerin gewesen, nein, die ist es immer noch. Die Erika ist unsere Tochter, dem Jochen seine Schwester, könnt ihr euch an die erinnern, die haben hier gewohnt, Jochen und Erika Zopf, der Jochen ist jetzt 29 und die Erika sechs Jahre älter, aber wie gesagt, die leben beide nicht mehr hier. Die sind nach Graz gezogen, in die Umgebung dort. Da muss ich lachen, wenn ich euch so sehe, mit euren Skigewändern und den Schuhen, die hat der Jochen auch immer angehabt, wenn er nach Hause gekommen ist und schön ist es hier heroben, auch wenn wir zwei Alten nicht mehr auf die Piste gehen, aber hier sitzen und ein Glas Wein trinken ist auch schön, und der Schnee draußen und das Licht, wenn die Sonne langsam verschwindet, das wissen die Stadtmenschen erst, wenn sie zu uns kommen, wie schön es hier ist, versteht ihr. Aber an die Erika werdet ihr euch nicht mehr erinnern, die ist ein bisschen älter als ihr, denke ich auf jeden Fall, die hat wieder geheiratet und zwei Kinder. Glücklich ist sie und bergsteigen gehen sie oft, die zwei, dann haben wir die Enkelkinder hier, schön ist das, wenn wir auf die Kleinen aufpassen dürfen, ich würde sie nie auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen, die zwei Kleinen, dass ihnen nichts passiert. So verliebt war die Erika in ihren Karl, die haben sich am Anfang jeden Tag Emails geschrieben, und ständig hin und her und telefoniert haben sie auch so viel, die konnten nicht genug von einander kriegen. Die haben nicht gewusst, wohin mit ihrer Liebe, also sind sie in die Berge, über alle Berge sagt man, und dann manchmal auch zum Jochen, da hat in ihrer Nähe gewohnt, der hat von den zwei gewusst. Wir haben es erst spät erfahren, dass die Erika und der Karl verliebt ineinander waren, aber die Eltern erfahren immer alles zum Schluss, und das freut mich richtig, dass die noch immer glücklich sind, die zwei, und jetzt wieder Kinder haben. Der Jochen und seine Sara waren auch sehr glücklich, aber verheiratet waren sie nicht, die haben so zusammen gelebt, und Kinder hat es auch noch keine gegeben. Ich sage euch, es ist einfach schön als Mutter, wenn du weißt, dass deine Kinder jetzt glücklich sind, auf ihre Art, aber bestimmt glücklich, nicht wahr, Opa. Der sagt nie etwas, der alte Zopf, aber was soll er auch, es ist, wie es ist. Der Jochen ist auch wie der Opa, also wie sein Vater, der hat nichts gesagt, ein stiller Mensch war er, [Blatt 22] wie die Erika mit dem Karl zusammen gekommen ist, wie sie sich heimlich getroffen haben, weil die Erika, Erika Sommer hat sie da noch geheißen, die war mit dem Peter Sommer verheiratet, der Bauer aus der Südsteiermark, und der hat natürlich nichts gewusst, aber der Jochen schon, aber der hat nichts gesagt, weil sie seine Schwester ist, die Erika. Und die Sara, das ist die Nichte vom Peter, also auch eine Sommer, da haben sich die Geschwister die Familie Sommer geangelt. Der Jochen die Sara und seine Schwester, die Erika, den Onkel von der Sara, den Peter Sommer. Und der hat natürlich nicht gewusst, dass seine Erika was mit dem Karl hat, woher denn auch, es hat niemand etwas gesagt, und auch ihre Kinder haben es nicht gewusst, der kleine Thomas und seine Schwester Lena, neun und elf waren sie damals. Aber das ist nicht so wichtig, vielleicht waren sie auch schon älter, ich erinnere mich da nicht mehr so genau, aber wie sagt man, gewisse Dinge vergisst man nicht, nicht wahr, Opa. Jetzt sagt er noch immer nichts, der schaut immer nur und sagt nichts, wie der Jochen, aber skifahren hat der können, ganz erfolgreich war er, Rennen hat er gewonnen, aber nie viel geredet, wie sein Vater, aber 35 [erster Versuch nicht auffindbar] 19 glücklich ist er mir immer vorgekommen. Aber die Männer schweigen halt gerne, auch wenn wir Frauen da ein bisschen emotionaler sind, wie dann die Erika angerufen hat und mir am Telefon erzählt hat, dass sie weg war mit dem Karl, bis fast um Mitternacht, glaube ich, und Angst gehabt hat vor dem Heimkommen, weil der Peter so merkwürdig zu ihr war und gesagt hat, wirst sehen, was passiert, wenn du heimkommst, da hat sie die Sara angerufen, weil die war eine gute Freundin von ihr, und dann sind beide zum Haus von der Familie Sommer gefahren, mitten in der Nacht. Und die Kinder, die Lena und der Thomas, haben geschlafen in ihren Betten und es war so still, und vor dem Computer im Wohnzimmer, wo die Erika immer Emails an den Karl geschrieben hat, da haben die beiden Frauen dann den Brief gefunden, wo der Peter geschrieben hat, dass er ihr ein glückliches Leben wünscht, und das wünsche ich auch einem jeden, das versteht ihr, und dass er seine Kinder mitnimmt, aber die Lena und der Thomas sind ja noch in ihren Betten gelegen. Und dann sind die Erika und die Sara wieder zu den Kindern, aber die waren schon tot, der Peter hat ihnen in die Kinderbrust gestochen und ihnen den Hals zugedrückt. Dann hat die Erika die Polizei angerufen und dann mich, und geweint habe ich und der alte Zopf da, der Opa, nichts hat er gesagt, nur geschaut hat er, ganz leise. Und wo ist der Peter, habe ich gefragt, aber das haben sich die zwei Freundinnen auch gefragt und sie sind durchs ganze Haus und draußen im Heustadl haben sie ihn dann gefunden, da hat er sich aufgehängt, da ist er in der Luft geschwebt, ganz ruhig und hat nichts mehr gesagt, nur in seinem Brief ist gestanden, dass er ihr ein glückliches Leben wünscht und dass er die Kinder mitnimmt. Und wie wir den Sommer und die Kinder dann eine Woche später begraben haben, da haben alle geweint, nur du nicht, Opa, und der Jochen auch nicht, Männer, die sind nur dagestanden und haben geschaut und geschwiegen. Ich weiß noch, weil gewisse Dinge vergisst man nie, wie ich mir gedacht habe, wie soll die Erika jemals wieder glücklich werden, der Thomas und die Lena da unter der Erde, aber jetzt ist sie glücklich mit dem Karl und zwei Kinder haben sie auch wieder, die hat das vielleicht nicht so tragisch genommen, auch wenn das schon eine Tragödie war mit dem Peter und den Kindern, sogar in der Zeitung ist das gestanden, vielleicht könnt ihr euch erinnern, Peter S. tötet seine Kinder und erhängt sich anschließend. Eifersuchtsdrama, haben sie damals geschrieben, und wir haben alle geweint, wie wir am Grab gestanden sind, nur der Opa nicht und der Jochen, und wir zwei sind dann nach Hause gefahren und ich war traurig und der Opa hat nichts gesagt und ist nur am Tisch gesessen und hat geschaut, den rechten Daumen an der Schläfe und mit dem Mittelfinger hat er auf seine Stirn geklopft, ganz leise, und der Jochen ist mit der Sara zu ihnen nach Hause, wo sie immer so glücklich gewesen sind, und wo die Erika öfter den Karl getroffen hat, der Jochen hat das gewusst, aber gesagt hat er nie etwas. Und vielleicht war das auch besser so, weil wie wir da jetzt alle zusammensitzen und draußen der Schnee und das schöne Abendlicht, sind wir alle halbwegs zufrieden und glücklich, und auch die Erika hat jetzt ihren Karl und wieder zwei Kinder, und ich vergönne den beiden ihr Glück. [Blatt 23] Und dann ist der Jochen in die Küche gegangen, hat die Pistole aus dem Wandsafe genommen und sich in den Kopf geschossen. Eine einfache Rechung / dritter Versuch 4–2–1=1 1+1+2=4 20 du / ich Lynndie + Charles oo Megan |__________| | Carter John + Co Bao † Wer hatte ihm das erzählt? War das eine wahre Geschichte? Und wieso setzte er sich in eine Reihe mit dem Familienmörder/Selbstmörder, mit Charles Graner und Rambo? [Rambo konnte ich gerade noch verstehen] Ich musste recherchieren. Ihr Sohn hieß Jonas. Die Geschichte stimmte (so einigermaßen)36. Ich dachte: Was ihn daran interessierte, war die unerbittliche Konsequenz, mit der diese Männer ihren Weg gingen. Sich von nichts abhalten lassen (Kinder und sich selbst töten). Der kalte Ton der Mutter (?): "und ich vergönne den beiden ihr Glück. [Blatt 23] Und dann ist der Jochen in die Küche gegangen, hat die Pistole aus dem Wandsafe genommen und sich in den Kopf geschossen." Was hatte er für Pläne? Wo war er jetzt? 29.11.2012 Ich wohnte allein. Wer einem anderen Menschen mehr als sieben Sekunden direkt in die Augen starrt, denkt entweder an Sex oder an Mord. Das hatte ich auf einer Lesung gehört. Die 36 http://www.krone.at/Oesterreich/Familientragoedie_in_der_Steiermark-Motiv_Eifersucht-Story-16466 und http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20040402_OTS0195/thema-am-5-april-im-orf-mord-und-selbstmord-dietragoedie-einer-familie 21 letzten zwei Stunden hatte ich damit verbracht, bei Dunkelheit in unseren meinen Spiegel zu schauen37. Ein Freund erzählte mir: Ich habe sie so sehr geliebt, aber als ich überlegte, WIE ich sie umbringen sollte, habe ich Schluss gemacht. Sie hat mich verrückt gemacht. Heute keine Blätter. 30.11.2012 Was kam nach der Familientragödie? Und war der Titel "Sommer/Zopf" eine Anspielung auf S/Z? [Blatt 24] Well, you're my friend, (that's what you told me) And can you see (what's inside of me) Many times we've been out drinking And many times we've shared our thoughts But did you ever, ever notice, the kind of thoughts I got Well you know I have a love, a love for everyone I know And you know I have a drive to live I won't let go But can you see it's opposition, comes arising up sometimes That it's dreadful antiposition, comes blacking in my mind And then I see a darkness And then I see a darkness And then I see a darkness And then I see a darkness And did you know how much I love you Is a hope that somehow you, you Can save me from this darkness Well I hope that someday buddy We have peace in our lives Together or apart Alone or with our wives And we can stop our whoring And pull the smiles inside And light it up forever And never go to sleep My best unbeaten brother This isn't all I see Oh no, I see a darkness Oh no, I see a darkness Oh no, I see a darkness 37 http://www.youtube.com/watch?v=LAriDxTeed8 22 Oh no, I see a darkness And did you know how much I love you Is a hope that somehow you, you Can save me from this darkness Johnny Cash? 1.12.2012 Bonnie Prince Billy. Ich hatte ihn gefunden. "Jochen" war in der kleinen steirischen Gemeinde Veitsch aufgewachsen. 3000 Einwohner, ein Skilift, alte Eisen- und Stahlindustrie. Und dort war auch ein Stefan Pointner in die Volksschule gegangen. Und hatte den 3. Platz eines Skirennens belegt. Er musste "Jochen" gekannt haben. Er musste die Geschichte gehört haben. [Blatt 25] I see a darkness Fluchtort I: Lhasa. >>Am irdisch Dach Schah, Dalai Lama. Lach mal, ich mach. Da: Iris, Lid (schmal), Schal, Sari, Milch (Rahm). Ich las damals, ach, mich. Dalai Lama (Sir) da, isla, Charisma. Sah Chris Sharma.<< [Blatt 26] I see a darkness [Blatt 27] I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness 23 I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness I see a darkness [Blatt 28] [leer] Mich beruhigte nur die Tatsache, dass der Papierstapel noch neben mir lag. Er musste weitergeschrieben haben. Er hatte sich nicht umgebracht. Hatte er überhaupt mit dem Gedanken gespielt? Hast du nur damit "gespielt", Stefan? Frage eines Bundesheerbediensteten bei der Musterung: "Haben Sie jemals an Selbstmord gedacht?" Ich hatte der Wahrheit entsprechend geantwortet: "Ja. Musste ich deshalb zu Ihnen ins Zimmer kommen?" Der Psychologe(?) sagte: "Ja." "Haben die anderen nicht mit Ja geantwortet?" "Warum wollen Sie das wissen?" "Weil, schauen Sie, wenn ich den Satz >Haben Sie jemals an Selbstmord gedacht?< auf einem Fragebogen lese und mir ernsthaft Gedanken über die in ihm vorkommenden Wörter mache, also auch über das Wort >Selbstmord<, dann muss ich logischerweise an >Selbstmord</Selbstmord denken." Ich durfte das Zimmer verlassen. Ein paar Monate später, in der Grundausbildung, hatte ich einen Kameraden gefragt, woher seine Narbe am Hals stammte. Er hatte sich aufgehängt. "Und?", fragte ich. "Ich war Koch", antwortete er, als erkläre das etwas. "Und der andere Koch hat mich runtergeschnitten und wiederbelebt."38 2.12.2012 Ich musste an eine Frau denken. Immer wieder. Was war mit deiner Freundin passiert, S. Pointner, du sprachst nicht mehr von ihr. [Blatt 29-35] [a u s l e s e] „Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass es weltweit etwa eine Million […] pro Jahr gibt und dass zehn bis 20 Mal so viele scheitern."a 38 Vgl. Endnote xlv. a es geht um ein denken, um ein sich erinnern nicht wieder wissen wollen oder lieber nichts. die erinnerung an eine wie sagt man . und das reden darüber. ein ins gestern schürfen, mit den bildern mit der zunge. die erinnerung an das reden über ihn der nicht da war, der da nicht ist. über 24 "Innerhalb der OECD schwankte die […]Rate ([…] pro 100.000 Einwohner/Jahr) in den Jahren 1960 bis 2005 zwischen 11 und 16. Seit einem Spitzenwert von 16,0 im Jahr 1984 nahm die […]Rate stetig ab und stand 2005 bei 11,4. In der Europäischen Union begingen nach einer Meldung der EU-Kommission aus dem Jahr 2005 jährlich 58.000 Menschen […], wobei die meisten dieser Fälle von Personen begangen wurden, die an Depressionen litten. An anderen Todesursachen führt dieselbe Meldung jährlich 50.700 Verkehrstote und 5.350 Opfer von Gewaltverbrechen an. In Österreich lag die […]Rate 2007 bei 15,7 (Männer: 23,8; Frauen: 7,4, das sind bei 8.405.500 Einwohnern 1319 [...] im Jahr oder rund 3,6 geglückte [...] pro Tag oder alle 6:40h nimmt sich die wie sagt man aber leerstelle wäre ein wort. wenn du mich aussprichst, bin ich schon fort. es geht um ein da fehlen mir die aufbruch und : wien verlassen, hinter sich und erstmals wieder mit dem zug richtung. also dahin, ein ruckeln und die hoffnung, dass er nicht stehenbleibt dass es ohne unter-brechung es muss so weiter gehen und immer weiter jetzt reg dich nicht auf. der blick steht vor dem glas und die landschaft ganz ohne bäume, wie er froh ist oder bist du das wer ist denn das ein dahinfahren, wie auf schienen. wie auf wörtern. der zug als richtungsinstrument, den fahrschein als beweis und dann ein anderer ein anderes darf's was sein, nein danke. aber zahlen möchte ich, nein, es sind nur zahlen es steht nur geschrieben aus zahlen mehr ist es nicht. die reizenden zahlenreihen wie sie zeilen bilden, aber auf den feldern die leere und furchen und raben. aber wenn der zug in graz ist und wieder zurück dann ist einer tot. jedes mal. jedes mal. jedes mal. aber du sagst dir, es sind nur und draußen jenseits der zahlen die leisen wiesen, pausen- und blumenlos was wird schon sein es dringt nicht durch, sie ist eine scheibe. schreib vom belauern der blauen ausschnitte, der eisige rahmen. das vorbeirauschen der bildschirme. das schimmern des fernsehfilms, das nerven des filmflimmerns, das verfilmen der nerven. never sagt aber der rabe drinnen, draußen scheint es schneit es. er fährt doch nur, wie auf schienen sagst du dir sechs stunden nichts alle sechs stunden alle sechs stunden _ _ _ und er bleibt, standbild aber es geht um ein aussteigen niemand ist wer ist niemand es ist nur eine zahl ein bahnsteig, da steht er kein geist und sein herz schlägt die uhr mit der regelmäßigkeit wie ein durchschnitt das kann man berechnen, das gibt wieder zahlen, das ist beruhigung. was ist eine zahl. es geht um ein kleben, außen am zug der blättrige lack wie ein blick vorne das lachen des glases ein losgehen, einer am anderen ein sich einhängen, ein brechendes knacken. und dann aber 25 jemand das [...]). Zum Vergleich: Am oberen Ende dieser OECD-Liste befindet sich Weißrussland mit 35,1 (Männer: 63,3; Frauen: 10,3), ganz unten St. Kitts und Nevis mit 0.“b „Der Bezirk Mürzzuschlag weist die höchste [...]Rate der Steiermark und eine der höchsten Österreichs auf - und dies schon seit vielen Jahren. Warum das so ist, lässt sich nicht so einfach feststellen. Im Durchschnitt der letzten Jahre begingen im Bezirk Mürzzuschlag alljährlich 15 Menschen [...]. (Einwohner: 40.000; [...]Rate: 37,5, d.i. ein höherer Wert als in Weißrussland.) Das ist, prozentuell gerechnet, um die Hälfte mehr als im Steiermark-Durchschnitt. Und auch der Nachbarbezirk Bruck liegt viel besser - sogar noch etwas unter dem Steiermark-Wert. Diesen Spitzenwert hat Mürzzuschlag seit langem inne, trotzdem ist völlig unklar, warum das so ist.“c gleich du kannst nicht aus, du hast dich hier ausgesetzt, wie auf schienen, es geht hinauf, in ein oben wo du nicht hinwillst das willst du nicht. wo sie ins gebirge ein loch gegraben als gäbe es eine verbindung, ein das drinnen aus dem gedankengebilde herausschlürfen, mit der harke die haut aufgerissen ein hauen der mundwerkzeuge und das ist kein vorwurf, aber der rabe oder war es eine krähe. es ist nur ein bild das es nicht gibt, ein eines nichts gedenken nach hinten dem vergessen von gestern danken oder lieber nicht. ein im geäst der ja sagen wir bilder von gestern immer nur gast sein, sein müssen ich will es nicht fürchtet euch nicht. das ist es nicht es geht schon es geht durch die finsternis geht es bergab und die zahl sagt : es sind immer schon es geht schon jahre so es ist nur ein durchschnitt aber fünfzehn im jahr denkst du und die erinnerung und das ist schon man wie sagt vielleicht viel. die zeitung jetzt liest du es wieder, ein im kopf haben in den zählungen spüren, spitzenwert und über dem steiermark-schnitt und trotzdem ist völlig unklar, warum das so ist. b station : der freitod ist ein meister aus mürzzuschlag. aber das ist doch nur ein zitat, nein ich weiß es, es ist ein bandname und nur musik und von bedeuten kann keine rede, nein davon spricht man nicht ich weiß es nicht. das war der schulort oder ist er es jetzt. wie er am grab steht oder sagen wir unter den anderen, vorne oder da die zwei benenn sie nicht, kein gras es sind nur blumen die heutige grenze zwischen dir und mir und den blick gesenkt, man schaut nicht in die augen die müssen jetzt trauern das ist so. in den särgen jetzt die kinder, der vater anderswo, man weiß es ja die zeitungen schreiben es ja, das wort familientragödie steht geschrieben. was ist es fragt man sich, du dich. aber die mutter nein nicht mehr mutter wie sie weint jetzt neben dem bruder, aber du weißt, er wird zu den zwanzig prozent gehen, der apfel fällt nicht weit vom was ist der kern, kimme und korn, nein es wird heißen kopf korn kimme, er wird die pistole nehmen. nimmt er sie, hauptsache. typisch, kann man typisch sagen, aber es redet niemand wie die kinder geschwiegen haben als ob sie schliefen aber der mann, der mann. draußen noch der aufgekratzte gerstenacker von gestern, ein krähe vielleicht oder 26 „Die Zahl der […]Versuche kann wegen der schwierigen Datenerhebung nur geschätzt werden. Hochrechnungen haben für Österreich eine Zahl von rund 25.000 bis 30.000 […]Versuchen pro Jahr ergeben. Dabei handelt es sich vorwiegend um Vergiftungen (v.a. mit Alkohol) und Medikamentenüberdosierungen.“d „Die häufigste […]Methode bei Männern und Frauen in Österreich ist das Erhängen. Rund 40% der […] von Frauen werden durch Erhängen begangen, 25% durch Vergiften und 14% durch Sturz aus der Höhe. Bei Männern erhängen sich fast 50% der […], ungefähr 20% erschießen sich und rund zehn Prozent vergiften sich.“e "Das Spiel ist gerade bei Pädagogen, die in der Schule tätig sind, sehr verbreitet. Sie spielen oder ist es der rabe. aber heuboden ist ein wort, das man sagen könnte und der durchschnitt spricht vom erhängen oder jeder zweite aber wenn es dich gibt und ein ich gibt, wer ist das dann wo fängt man an ich zähle nicht. ein in dir drinnen pendelnder schmerz oder das grobkörnige bild davon das es nicht gibt, nicht als spur aber der schweigende kinderchor der nicht singt hört mich denn keiner. lass mich aus, ich schau nicht auf ich stehe nur hier, aber ein spruch fällt mir ein : schläft die gattin außer haus, lösch ihr die familie aus. c station : mitterdorf. um ein sich annähern geht es aber geht das überhaupt worum geht es hier das haut nicht hin. aber mit dem zug, wie in die schule, jeden tag wie regelmäßig, die linie reißt nicht ab den hund an der leine verschlungener hort. man kann es erzählen es ist ein ticken ein ausschlagen nach beiden seiten, wann trifft es dich. wie der lehrer sagt, aber das lesen wir nicht, lassen wir das hat er nicht geschrieben daran denkt erst gar nicht es sind nur wörter aber wie er im raum steht mit, ich seh ihn doch aber nur oben , eine figur in der sagen wir lücke mit gelben hosen und blauem rock aber den lesen wir nicht, das ist nur der werther. reden wir über etwas anderes, reden wir nicht, wir reden nicht. die weißen zeichen an der tafel, was sagen sie. den mund zur kühle erziehen, bis er die glasige oberfläche nicht mehr küssen will er will es nicht. wer weiß denn was und die blicke gesenkt die stirn gefaltet, damit er nicht in die augen damit es dich nicht erwischt wer kommt als nächstes dran. es ist ein hin- und herfahren, ein abtasten der schienen oder zwei zeilen die im weiß scheinen, es sind nein es gibt nur die stationen aber es gibt, nein denk nicht daran nur die stationen die statistik, wie die uhr oder sagt man pünktlichkeit aber bremst er jetzt und wieder ein chronisches zu spät kommen, in den unterricht nein es geht um ein sich hinlegen und die beine und die arme und wie das ausschaut aber du siehst es nicht, ihr seht es nicht. sehen nicht sehen, es geht um ein zweigleisiges fahren, sich ins fleisch schneiden es vor sich her schleifen, schneid es in schneit 27 lassen es spielen, um in der Grundschule die deutsche Rechtschreibung zu festigen und später das fremdsprachige Vokabular zu üben. Auch in anderen Fächern ist es zum Erlernen von Fachbegriffen (Länder, Hauptstädte etc.) nützlich. Pädagogische Kritik gab und gibt es an der Darstellung eines [...]. Deshalb sind manche dazu übergegangen, anstatt des martialisch anmutenden mittelalterlichen Hinrichtungsinstruments einfach ein Tier oder andere harmlose Dinge, wie zum Beispiel eine Blume, zu zeichnen."f es in den scheiben wie glasige augenblicke lauter jahre. weiter, gleisner. aber im kopf, oder wo aber oben das bild das es nicht gibt, es gibt kein bild man liest es nicht man sieht es nicht man sagt es nicht, aber fünfzehn im jahr ein stilles haus was wurde aus und kein bremsen. es geht immer so fort, nächste station und mehr und weiter und rhythmus ist ein wort und wer ist der nächste. und auf den klotüren aber darum geht es hier nicht, daran will ich mich nicht erinnern, das ist keine aber steht es geht nicht weg wie die sprache wunderbar reimt : wer vor einsamkeit nicht weiter weiß, der legt sich leise auf die gleis. in der schule oder gestern draußen die gefurchten gerstenfelder, aber der stuhl als stuhl bedeutet oder sagt man ist aber vom sehen ist die aber es kann davon gar nicht die rede sein stuhl wie er da steht, und das sein ist die leere die unbesetztheit von der angst vorm sitzenbleiben ein leerer stuhl nur ein stück holz mit eingeritzter hautschrift, ein schiefer und vorne vielleicht der lehrer und unten oder drinnen irgendwo die oder deine lust das passt hier nicht das geht jetzt nicht wer fehlt. wer zählt die fehlstunden wer zählt wer schreibt die, entschuldigung. wie du das ohr das hörst du nicht, aber legst es auf das eisen und die schwingungen, das spürt man schon das spürst du doch, aber wie lange wie lange. das gleißen des morgenlichts geißelt dich, auf gleisen geisterhaft steigt ein fußtritt in geiselhaft. bis sie schwinden und nur auf der außen, da bleibt die schürfwunde von den vom nach innen graben es ist ein rückschritt gleisnerisch, ein den mund verziehen ein im leib harken ein. aber das stimmt so nicht, das ist es nicht das haut nicht hin. es sind nur zahlen, was ist das schon, was hast du denn. schläftst du schon, passt doch auf das ist die nördliche wie heißt das längstalfurche, eine wunde sagt man durch die alpen oder ein sich in den weg stellen oder ist es ein aufbäumen. wie er sie um den hals trägt wie würdevoll oder an den händen als zierde, aber das sind nur die sichtbaren, das sieht man doch lach doch nicht reiz mich nicht, das sagt man nicht . aber die unterhöhlten kalkberge oder was sind dolinen und wo kommt das wasser her von oben wo ist das dann, oder das drinnen das in dir drinnen, sagt man quellen 28 oder narben. d station : the heart of darkness. wenn es keine gleise mehr gibt, muss man ja was muss man dann andere methoden finden, also gehe ich es ist nicht weit. und die bäume ich sehe sie : sie sehen mich nicht, wie sie kahl und wie der schnee liegt. das heben des blickes oder ein aufschauen ein zurück schauen, als ob es den ort gäbe wie du in ein geschäft gehst oder auf den friedhof zum begräbnis. die reihen der erinnerungen, wo ist das ich find es nicht, vielleicht haben sie ihn nicht hier aber wo ist er denn wo ist sie denn, ich will sie nicht. darüber spricht man nicht, das weißt du doch das weiß man doch, leg dich leise in den schnee. wo man die spuren zieht, ein drinnen nichts mehr spüren sich leer stellen, wenn es doch kalt ist es geht schon. als blindes tier gegen die erddecke anschreiben von außen aber, in die weiße haut ritzen einkerben bis das blut das es nicht gibt, schrunde. einkehren das es nicht gibt oder an der grenze von gestern kratzen. schürfgeräusche in der stille der krähen, bis am ende das harz aus der baumrinde, ungeschaut sagt er aber. aber es ist ein kessel, eine enge ein auf einander zudrücken, wo der blick nur nach unten geht wo die verschuldete fabrik steht wo man den kalk löscht wo die leere ihren schlund ausstellt wo . aber vom sommer, das glaubt man nicht, es ist nicht der herbst sagen wir wenn das laub fällt, es sind die schönen tage die schönen tage, wo die meisten. mit der lautschrift eine spur auf das als gruß. aber es sind blatt, nur zahlen oder namen, wie sie gehen oder leise sich hinlegen oder die ersten fallen. aber im sommer wie klein warst du ich weiß es nicht, ich hab nicht mehr mein bild, ich kenn es vergessen, das ist es nicht was weiß denn ich. wie wir gegangen sind aber der wald voller bäume und es geht um das unten, wo am boden die pilze sind wo die kinder auf verschlungenen pfaden da riecht es nach leben wegen des hinmetzelns der nester da spielt es sich ab und zu einem herum gehen ein kinder sein ein finden nicht finden. aber wie sie gefragt haben, sagen wir, vorsichtig fürchtet euch nicht und ich weiß es nicht nein habe ich nicht, wer ist denn 29 schuld ich habe ihn nie gesehen, was ist denn bloß. ich habe ihn nie gesehen , aber jetzt weiß ich es : es ist jetzt dort drinnen, eine verschneite spur im leibgebirge, also schau verwegen nicht nach innen, schau nicht nach oben das himmelszelt der sterne der ernste blick nicht. es geht um ein kind sein und wie das leben so spielt meinetwegen und das reden der anderen und das schweigen der anderen, die es nicht gibt. das spüren im laub, für immer und leise. als sprächen sie über das wetter, die krähen hinter dem glasspiegel, aber das wird schon wieder : stirbt die oma vor dem mann, hängt er sich an dem baume an. e heimreise aber es geht um ein nie immer die nächste station um ein fast oder nie ankommen, ein immer wieder umdrehen und heimdrehen wäre ein wort. ich habe ihn wer ist es, habe ihn nie gesehen, so sagst du es schreibst es auf löschpapier aber sprich mich nicht aus, dann bin ich schon fort wo ist er denn. es sind nur die schienen und der fahrplan, das ist so, aber wenn der zug stehenbleibt. wenn die zunge zum verstehen bleibt. dann liegt einer und wie es weiter geht und der nächste halt, wo ist denn nur wien. wie du müde wirst, aber von schlafen kann keine rede darf keine rede davon spricht man nicht, es war der vater mit heuboden und gerstenfeldern, das schlagen der kornkammer und die zeitung sagt eifersuchtsdrama aber was ist denn das, ist das der kern der geschichte was erlauben sie sich. verzeihen sie. aber wenn die kinder, es geht um ein kind sein, sagen wir schlafen, dann stehen sie nicht mehr auf glaub mir das. das glaub ich nicht, das kann nicht sein, das bild in mir drinnen ich will es nicht mehr. lösch es mir aus, es sind blinde löcher im bindegewebe der gedanken. aus denen chronisch die kalkmilch tropft, ich will das nach außen, mit der zunge nach außen schaufeln, ein maulwurf oder lieber die leerstellen mit zahlen füllen und fünfzehn was sind schon fünfzehn stark bleiben auf holz geklopft oder es sind nur schienen aber wer wird den blick heben in den karstbergen in gelber hose und blauem rock, wer wird in die baumkronen schauen wo die raben wohnen, schwarze äste im heute ein von oben herein hängender schmerz als bild das es nicht gibt, in die blätter wer wird sehnsüchtig auf die gezeichneten hände schauen oder 30 in das da drinnen wer ist wer ist der nächste wer bist du denn. ich habe ihn nie gesehen, aber die bäume sind voller laub. ich schaue nicht hin ich habe ihn nie gesehen aber ich weiß es : da ist er. f bis die bis eine zunge aus dem mund, den mund verziehen es ist nur ein spiel wie sagt man für kinder. es geht um ein zitterndes am strick hängen den verschleiernden trick das buchstabene tauschbeben ändern ein augen verschleuderndes hinschauen ungern ins gestern das weiß jedes kind, man spielt es _ _ _ _ man ist dem bild ganz nah wie feines korn. es sind nur zeichen, es ist ein lückenfüllen zweier sagen wir menschen er oder sie oder du oder ich fünfzig prozent aber fünfzehn ist eine hohe zahl ohne unterbrechung wie schienen, _ an _ manchen tagen ein innehalten der chronischen stationen, ein sich leer stellen das stimmt so nicht es wird schon gehen wer ist der nächste, sechs stunden noch bis einer hängt. es geht um ein rückkehrendes abschließen, um ein vollenden des wollenden oder komm sag es verschlingend elegisch auf verschwindend jetzt englisch : to come full circle. und im gesicht alte züge sehen oder die kalte haut abkratzen plus anhang bis die schichten abblättern pure windlöcher was ist ein loch was ist aber das schlichte klacken des fallenden erinnerunglackes, ein einschneien in die am boden liegende wasser lass es, wie ein schürfen durch die pulsporen ins kahle haus was wurde aus hinein spüren ins gestern gehen. aber darunter immer nur immer die neuen schichten, der vorgang auf gleisen zwischen kalten kacheln gestörte spiegel oder sagen wir blinde fenster, das suchen der ernsten augenhöhle der stachel, sehnsüchtig als bild das es nicht gibt, als züngelndes lügen und poren die es nicht gibt, mit zügeln und sporen die es nicht gibt, die züge und spuren die es nicht gibt, in der geschichte die es nicht gibt, durchgehend durchgang, aber gedicht nicht : ich. 31 Scheiße. 3.12.2012 Er war zum ersten Mal persönlich geworden. Zwar nur in der Verneinung "aber gedicht nicht : ich." Er hatte "ich" gesagt. Ich musste die Blätter noch einmal lesen. Er hatte sich hier gewagt, an der Oberfläche zu kratzen, sie Haut aufzumachen. Er war in einem Ort der Selbstmörder aufgewachsen, "der freitod ist ein meister aus mürzzuschlag." - das stimmte leider. Wenn man sich die Zahlen anschaute. Hatte seine Freundin... 32 Warum hast du dich an Anagramme39 und Zitate geklammert, Stefan? Was hattest du als Kind gesehen? Wer hatte sich nicht umgebracht? War das (was?) der Grund, warum du dich mit Tod, Folter, Mord beschäftigtest? Hattest du als Kind etwas gesehen und nicht hinschauen wollen und jetzt sahst du nichts und wolltest hinschauen? Ohne mit der Wimper zu zucken hinschauen? 4.12.2012 Ich dachte daran, dass die Südtirolerin ein langes Shirt oder einen Pullover getragen hatte. Ich konnte jetzt deutlich die Narben der Schnittverletzungen erkennen, die ich damals nicht gesehen hatte. Ich hatte keine Lust, mich mit ihr zu treffen. Ich sagte ab. [Blatt 36] Warum sagt er nicht, was er wirklich denkt? Er googlet "suicide". Er googlet "rape". Er googlet "porno". Er sitzt einsam vor dem Computer und schreibt diese Zeilen. Er kann sich nicht mehr ablenken. Es gibt nichts zu tun. Er bekommt den Werbevorschlag, das Buch "Ich war ein Kindersoldat" von Ishmael Beah zu kaufen. Danke, google. Niemand kennt ihn so gut wie du. Anderen Kunden, die dieses Produkt bestellten, gefielen auch... Wer sind die anderen? [Blatt 37] Uni 1: Studentin gefällt ihm, Asiatin, er hat starke Fantasien. Gewalt spielt natürlich eine Rolle. Er kann sie zu einem Bier einladen. Sie zieht ihre Weste aus und entblößt ihre geritzten Arme: von den Handgelenken aufwärts bis zum Bizeps, fein säuberlich, Strich für Strich. Links und rechts. Wie sich das wohl anfühlt? Er trinkt sein Bier aus. Uni 2: Seminar. Studentin hat ebenfalls geritzte Unterarme. Er überlegt sich: Worüber reden zwei Ritzerinnen? Das war jetzt gerade unheimlich. Ich schrieb über die Verletzungen (hatte ich sie wirklich gesehen oder mir nur eingebildet?) und er berichtete über die zwei geritzten Studentinnen. Ich hatte das Blatt [37] erst gewendet, als der Eintrag oben schon fertig war. Das war wirklich unheimlich. Er holte mich ein. Er drang in mich ein. Er infiltrierte mich. 39 Gamma ran / Manga Mar / Mama Rang 33 5.12.2012 Ich war allein und meine Freundin ausgezogen. Ich dachte an Locken und rief meine Bekannte an. Ich mochte sie, sie mochte mich. Ich wollte keine Beziehung, sie momentan auch nicht. Es würde sehr kompliziert werden. Ein Theaterregisseur berichtete von seiner Zusammenarbeit mit einer Gruppe im Iran, die sich heimlich treffen und proben mussten, weil hier Männer und Frauen, die nicht verheiratet waren, zusammenarbeiteten. Zwei Freunde (Mann und Frau) wurden aus ihrem Auto heraus verhaftet, eingesperrt, jeweils vor den Augen des anderen mehrfach vergewaltigt und wieder freigelassen. Ich fragte mich, wie diese zwei Menschen jemals wieder miteinander schlafen würden. Ich fragte mich das, während ich mit der gelockten Frau schlief. (Ihre Eltern waren aus dem Iran, einer Stadt names Sariii.) fb: it's complicated40. [Blatt 38] Sonja fragt ihn: "Wie geht es Lisa?" Er weiß es nicht. "Warum weißt du das nicht?" Er weiß es nicht. Wie lebt man mit sich selbst? Ich dachte, seine Freundin hatte ihn verlassen. Sie war auf jeden Fall weg. Oder hatte er... Nein. 6.12.2012 IRAN = RAIN [Blatt 38] Onan der Barbar. 40 Schau, ich meine, ich finde es schön, wenn du da bist. Aber vielleicht sollten wir. Ich meine, ich weiß nicht, was das genau ist, zwischen uns. Und irgendwie bin ich nicht sicher, ob ich das so will, also, schau, ich will, dass du da bist, aber. Ich, versteh mich nicht falsch, ich glaube, für mich muss das klarer sein, wenn du da bist und wir. Und nicht, dass ich dir wehtue oder. Und außerdem, also schau, in deiner Situation, vielleicht ist das nicht das Beste, dass wir uns so, wie es jetzt ist, oder dass es zur Gewohnheit wird, dass ich oder dass du immer schon erwartest. Auch, nein, eh nicht, das meine ich gar nicht. Aber es könnte so werden, und dass ich dann etwas anderes fühle oder will oder du, verstehst du? Schau, es ist nicht einfach. 34 [Blatt 39] Er wird sich morgen mit ihr treffen. "Reden." Fluchtort II: Marsala >>Mild, Mac (CD, hard disc, mail), marsch Adria (Lachs, Aal, Hai), isla, Scharm. Car crash (Ram, Rad, Aral, Alarm ADAC). Midas: cash (Lira), iss salami. Madam Ada mal im Scala, said: ach.<< [Blatt 40] Sie ist ohne Stimme gekommen. Verkühlt, heiser, sehr heiser. Sie hat nur geflüstert. Er hat die gesamte letzte Woche die Wohnung nicht geheizt, weil er. Und jetzt eine Mittelohrentzündung. Sie sind neben einander gesessen: Sie hat geflüstert, er hat nichts gehört. Ein trauriges schönes Bild ihrer Beziehung. Das konnte ich dir nicht abnehmen, Stefan. Also, da hattest du lange Zeit nichts mehr über deine Freundin (Trennung?) geschrieben, dann das (erste?) Treffen (eine Aussprache?) und BEIDE (???) hatten einen körperlichen Grund, der die Kommunikation verhinderte? Das war entweder wirklich blöder Zufall oder way too much. Ich würde ihm sagen: S. Pointner, schreiben Sie interessante Geschichten, bringen Sie Emotionen, aber so dick aufzutragen, das geht nicht. Echt nicht. Hatte er mit "Lisa" (?) über Rambo geredet? Hatte sie ihm flüsternd ihr Herz ausgeschüttet und er geantwortet: You are expendable. Ich wollte ihn treffen. 7.12.2012 "Wien: Männer töten Frauen." Ich war froh, keine Familie zu haben. Wenn es eng wurde, gab es auf diese Art und Weise Auswege. Hatte man41 eine Frau und sagen wir zwei Kinder, dann passierte das: ER ersticht SIE. (Das Küchenmesser als einziges Werkzeug, das der Frau zugesprochen wird, richtet sich gegen sie selbst.) Die Kinder schlafen, schreiten ein und/oder sterben. Ein gelocktes Wort für ICH war MAN. Hatte S. Pointner einen persönlichen Text geschrieben, der eigentlich "ich:lisa(drama)"42 (vgl. [Blatt 7]) heißen müsste?iii 41 Das persische Wort für ICH ist MAN, MENSCH heißt ADAM (der Erdling, made of earth/mud/clay). 42 als Anagramme verwende man bitte DAS: Namen: lisa, ada, iris, mila, midas, dali, dalai lama, adam, marc, isaac, chris sharma, harald, mischa, sam, hc Personalpronomen: ich, mir, dich, dir, sich, ihr Funktionen, Bezeichnungen, Titel: maid, schah, madam, admiral, ami, sir, lsi, alias, cia, schar, dr hc, ma Körperteile: iris, lid, arm, darm, haar, hals, arsch, scham 35 Jede Fußnote eine Ablenkung. ich: arsch. mal scham, mal sad. [Blatt 41] Gewalt als Ablenkung. Gewalt als Bilderflut, die sein Gehirn überschwemmt. Gewalt als erinnerungsbetäubende Substanz. Gewalt als Gewalt. Die Lust an der Gewalt als Suche. Die Lust an der Gewalt als Befriedigung. Die Lust am Schauen. Die Lust am Schauen als Nicht-sehen-müssen. Gewaltige Geschichten gegen die innere Stimme. Kriegserklärung (RAW WAR!) dem Flüsterton. Eine Frau muss ihren Mann verstehen und für alles bereit sein: "weil man das so macht, und hajime fuji wollte mit seinen flugschülern im kampf sterben, aber es ging nicht, weil er eine frau hatte, und weil er zwei töchter hatte, also band seine frau ihre töchter chieko und kazuko an rücken und hand, weil sie nicht nach oben sollten, we're just two lost souls swimming in a fish bowl, und stieg ins wasser, weil es dezember '44 war, weil ihr mann jetzt frei war, und sie ging voraus ins wasser, wish you were here, und die ganzen wellen, und die kinder, und hajime fuji konnte mit seinen flugschülern im kampf sterben, und ins wasser gehen, und die ganzen wellen"43 Eigenschaften: mad, schiach, sad, rasch, mild, lahm, lila, schmal, radial, scharm, charisma, ach Orte: lhasa, mali, riad, lima, mars, isar, cham, adria, irisch, irdisch, schilda, marsala, alm, scala, isla, im, am, da, hic Haus, Inventar: saal, dach, alarm, schirm, schal, lsd, sari, armada, schach, schild, schi, ard Auto: rad, car, ram, adac, aral, crash Computer: cd, dias, hard disc, mac, card, mail, cash, lira Zeit: als, mai, mal, damals Verben, Bewegung: iss, said, sah, las, lach, mach, misch, mal, mahl, marsch Tiere, Natur: hai, aal, lama, lachs, dachs, rahm, halm, milch, mais, mahl, salami Religion: islam, scharia, schisma Krankheiten: malaria, aids 43 Vgl. Endnote x. 36 Den Augenblick des Eintauchens stellt er sich heroisch-erotisch vor. Das Wasser durchnässt ihr weißes Kleid, er sieht ihre Schamhaare und Brüste. Das einzige Geräusch ist das Rauschen des Flusses. Er summt "wish you were here." Ich war begeistert. Es war Dezember. 8.12.2012 [Blatt 42] Die Ästhetik der 9/11-Attentate als letzte Konsequenz des Zusammentreffens44 von John J. Rambo und Osama bin Laden. Er wurde geboren am - 06.7.1947 in Dewey, Arizona - 10.3. 1957 in Riad, Saudi-Arabien - 18.5.1982 in Veitsch, Österreich - 30.1.1992 in ?, ?45 Fluchtort IV: Riadx >>Dali mal rasch Adam, iss LSD (†). Sam (Admiral, CIA) sah (†). Harald Arm am Hals (†). Marc lahm, Malaria (†). Mischa mad, da im Islam Scharia (†). Ich (†) dich (Arsch).<< x Söhne und Töchter [bearbeiten] der Stadt • • • • • • • • • Abdullah bin Abd al-Aziz, Saudi-arabischer König (ab 2005) Faisal ibn Abd al-Aziz, König von Saudi-Arabien (1964–1975) Fahd ibn Abd al-Aziz, König von Saudi-Arabien (1982–2005) Abd al-Aziz ibn Saud, Gründer des modernen Königreichs Saudi-Arabien Abd al-Aziz ibn Baz, Großmufti (1994–1999) Sheik Abdulaziz bin Abdullah al-Sheik, Großmufti (ab 1999) Sami al-Dschabir, Fußballspieler Osama bin Laden, Terrorist (1957–2011) Walid Atta, Fußballspieler Setzte er sich hier mit Rambo und bin Laden in eine Reihe? Wollte er sein wie sie? (Wie waren sie?) "Das Einzige, was ich über Kriege wusste, hatte ich in Büchern 44 vgl. [Blatt 6] 45 Wenn es einen Code gab, dann welchen? 37 gelesen oder in Filmen wie Rambo gesehen"46 "Wir alle wollten wie Rambo sein und konnten es nicht abwarten, seine Techniken selbst anzuwenden." 47 Und der Wikipedia-Eintrag zu Riad - erstaunlich: Fußballspieler, Terrorist, Fußballspieler. Ein kommentarloser, männlicher Doppelpass. 9.12.2012 [Blatt 43] Two hearts fading, like a flower. And all this waiting, for the power. For some answer, to this fire. Sinking slowly, the water's higher. Desireiv. With no secrets, no obsession. This time I'm speeding with no direction, Without a reason. What is this fire? Burning slowly, my one and only. Desire. Und stundenlang: Enya, only time. Er musste stundenlang vor seinem Laptop gesessen sein und immer dasselbe Lied 48 gehört haben. Er hatte bestimmt geweint (selbst Rambo weint, am Ende von First Blood zum Beispiel). Er hatte das Lied in sich aufgesogen. Ich konnte es spüren. Ich konnte mitfühlen, klar und deutlich und schmerzlich. Die Trennung von seiner Freundin (Lisa?) ließ ihn nicht los. Da half es herzlich wenig, sich nach Riad oder NY zu flüchten, in grelle Bilder von Gewalt und Zerstörung. Was hier brach, war fein und leise, was hier wehtat, war nicht zu sehen. Youtube-Lieder-Fernpsychoanalyse oder: Sag mir, welches Video du siehst und ich sag dir, wer du bist. 10.12.2012 Andrea Hofer hatte Geburtstag gefeiert. Und davon gesprochen, wie schön ihr 18. Geburtstag nicht war [sie hatte auch über ihren Exfreund, Liebeskummer, Emotionen geredet, in ihren Augen waren Tränen gestanden, ich hätte sie gern umarmt und getröstet, aber nicht gewusst, wie das geht]. Mein 18. Geburtstag (so oder so ähnlich gestern erzählt): "Ich sitze im Schulbus, ein Niederflurbus, vorne, vielleicht zweite Reihe. Wir sind fast 46 Beah, Ishmael: Rückkehr ins Leben. Ich war Kindersoldat, München, 2010, S. 7. 47 Ebd., S. 142. 48 http://www.youtube.com/watch?v=OacvxB-CYxo 38 beim Bahnhof - ich musste 8 Jahre lang mit dem Bus in den Nachbarort und dann mit dem Zug in die Schule fahren - da steht diese alte Frau auf dem Gehsteig. Sie schaut nach links - und ich kann schwören, sie sieht nicht nur den Bus, der auf sie zufährt, sondern auch mich - sie schaut nach rechts und macht einen Schritt. Der Fahrer bremst, aber als der Bus steht, klebt die alte Frau schon an der senkrechten Frontscheibe, sie haftet da für einen unbeweglichen Augenblick, dann fliegt sie wie von einem Bus gerammt nach hinten durch die Luft, ich würde sagen: fast zehn Meter. Ein Mitfahrer steigt aus, leistet erste Hilfe, schreit: Arzt! Holt einen Arzt! Ich renne aus dem Bus, renne fünf endlose Minuten, erreiche das Haus des Dorfarztes, völlig verschwitzt und verstört, wiederhole einfach nur: Kommen Sie, die Frau stirbt. Er bleibt sehr ruhig und antwortet bloß: Ich weiß, aber die Rettung ist gleich da. Ich kann nichts machen. Ich kann nichts machen außer dastehen und den Arzt anstarren, dann laufe ich zurück, die Rettung ist noch nicht da, aber aus den Blicken der um die alte Frau Herumstehenden weiß ich: Sie wird sterben. Ich gehe langsam auf sie zu und schaue ihr in die Augen, die suchend in den eingefallenen Höhlen zittern. Aus dem Hinterkopf kommt viel Blut, aber die alte Frau ist still, sehr still. Unsere Blicke berühren sich, ich schwöre es, und ich nicke und gehe zum Zug, gehe in die Schule und gehe durch diesen Tag. Ich habe nicht gefeiert. Obwohl sie es verstanden hätte, da bin ich mir sicher." Andrea hatte fast geweint. Ich wusste nicht, ob meine Geschichte der Grund dafür war. Wenn sich zwei Menschen nicht kennen, dann erzählen sie sich die intimsten Geschichten, es ist wie ein Tennisspiel, wo jeder Gefühlsball mit einem noch härteren Schlag retourniert wird. Die Spieler sind Gegner und verstehen sich nicht. Aber sie dürfen spielen, und darum geht es ihnen.v Die schönsten Zitate einer betrunkenen Geburtstagsrunde: >Es gibt nur gebrochene Seelen< >Jeder emotionale CV ist eine Freakshow< >Sex im State of sich entlieben< [Blatt 44] desire Titelidee für den Roman: STORY / RIOTS49 Motte50: INGIRUMIMUSNOCTEETCONSUMIMURIGNI51 [Blatt 45] Das Verlangen ist wie Stufengehen. Stufen, Stufen, Stufen. 49 Was ist mit RAW WAR passiert? Jetzt auch noch ungenaue Anagramme? (Why I?) 50 Tippfehler(?): Motto. Vgl. Endnote xliii. 51 dt.: Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie bzw. ein Film von Guy Debord (1978). 39 Laufen. 11.12.2012 Ich hatte einen seiner Unikollegen ausfindig gemacht und ihn nach Texten von Stefan Pointner gefragt. In einem Seminar zum "Drama" hatte S. Pointner ein Stück verfasst, das den Titel "Stufen" trägt.vi Ich musste es zweimal lesen, um die vielen Personen zuordnen zu können. Lena ist ganz klar "Lisa", und er war "Lukas", dachte ich auf jeden Fall. Das Nicht-aufeinandereingehen-Können der beiden, die Grausamkeit, die Kälte, das war schon was. "Lukas: Die sind sicher tot. Lena: Nein. Lukas: Willst du wetten? Lena: Du bist grausam. Lukas: Ich bin realistisch."€ Und der Tribusser, der hatte dem Grafen von Pallavicini Stufen geschlagen, damit dieser den Großglockner über die heute Pallavicini genannte Rinne besteigen konnte. Wieder die durchgehende Gewalt, der Betrug (Fake), die Lust an der Apokalypse. Was faszinierte ihn nur so daran? Und was sollte die Zunge? [Blatt 46] n w e s n e w s52 aus allen himmelsrichtungen, eine literarische rundschau, no comment. Eins: Zug Das Eingeklammertsein von der Nacht im (compartment), hinter einem nur mehr die Erinnerung an die eigene Lage und geographisch bloß das Wissen um noch ein Abteil, aber man sieht es nicht, es sind nur Spiegelungen in die eigene Unendlichkeit, in beide Richtungen richtungslos, pausenlos. € Vlg. "als [...] [sie] schrie du bist ein Ungeheuer hätte ich es ahnen müssen, natürlich wusste sie schon alles, sie wusste es, keine Ahnung seit wann vielleicht von Anfang an sie wollte dass ich es erzähle dass ich ihr gestehe dass ich ihr beichte und mich an ihrer Schulter ausweine, sie wollte dass ich ihr Mitleid beanspruche dass ich ihr meine Todsünden anvertraue, sie wollte mir verzeihen, sie hielt sich für stark genug, mir zu verzeihen, aber ich musste geständig sein, die Bürde war zu schwer geworden, ich vermute, dass sie aus Neugier versucht hat es zu erfahren" (Énard, Mathias: Zone, Berlin, 2010, S. 563) 52 Nicht Ein Wort Stimmt. 40 Wie auf Schienen, weil auf Schienen, hinter der Tür ein Gang von damals, aber er ist nicht mehr, er muss bloß noch da sein, aber man weiß es nicht. Und draußen die glatte Haut der Nacht, wie sie sich halbfeucht an das Fenster drückt und man, um sie zu sehen, das Licht anschaltet und damit die Finsternis einfach aus-, nur mehr Spiegelungen, man sieht nichts mehr/sich. Im Aufstehen ein sich Entgegenblicken in allen vier Fenstern des Raumes, eine Raumklammer auf Zeitreise durch den nur erdachten Tunnel der Nacht, ein sich in sich selbst Befinden, ein sich mit den immer wieder eigenen Augen Befühlen, aussichtslos, man findet nicht. Sehen/nicht sehen.$ Zwei: Baumgartner Höhe Wo hört man auf? Wo ende ich53? Felix Baumgartner ist in die Welt gesprungen. Aus der Welt, in die Welt. Und Milliarden Menschen sitzen vor den Bildschirmen, auf der Welt, und sehen Baumgartners Helmkamerablick, der auf die Welt blickt, also auf sie, die Menschen. Ein Moment. Für einen Moment sieht der Mensch, die Milliarden Menschen (die Menschheit?) sich selbst (von oben), aber was sieht sie? Den technisch nachgebauten Blick Baumgartners, das Spektakel, sie sehen, wie er sieht, was. Und dann springt er in die Welt, auf sie (uns) zu, wir kommen uns näher, der Blick (die Kamera) erreicht uns (die Welt), bis sie beide wieder am Boden sind, das Trudeln überstanden. Aber der Blick ist ein In-den-Bildschirm-Schauen, weder Richtung Welt, noch Richtung Felix. Wir sehen alles, mit eigenen Augen/nichts. Ich habe schon alles gesehen, ich muss gar nicht mehr raus, meine die Bilder sind die Welt. Drei: Schnitzlers „Sterben“ Er muss sterben und sie kommt mit („Wien: Männer töten Frauen“). Am Anfang will sie, dann er, dann sie nicht mehr. Er stirbt, sie nur fast (Zsfg.). Eine Lesung im Bestattungsmuseum Wien („Bei uns liegen Sie immer richtig“), ein paar Gläser Wein & Schwarzbrot, dann noch quasi Leichenschmaus. Wie schreibt man seine eigene historisch-kritische Ausgabeß und was ist ein Faksimile? Reden über Literatur, den Tod, „Sterben“; die Suche nach AutorInnen, die an Essen erinnern54; der Versuch, eine Frau näher kennenzulernen (erfolglos). Ich zweifelte, ob meine Wiedergabe seiner Texte einen Sinn hatte. Ich konnte nicht aufhören, trotzdem. Aber ich erkannte keinen Zusammenhang, keine Geschichte. Nur Tagebucheinträge, "Texte", Kommentare. Den folgenden Text entdeckte ich auch (in ähnlicher Formvii) in den mir von seinem Kollegen überreichten Dokumenten. [Blatt 47] $ "alles ist schwieriger im Mannesalter man lebt in sich selbst zurückgezogen gebeutelt leidend voller Erinnerungen ich mache diese Reise nicht umsonst, ich kauere mich nicht umsonst wie ein Hund in diesen Sitz, ich werde etwas retten ich werde mich retten trotz der Welt die darauf beharrt so langsam voranzukommen wie eine von einem Einarmigen bediente Draisine, ein Zug blindlings nachts in einem Tunnel die Dunkelheit noch undurchdringlicher, ich muss einen Moment eingeschalfen sein" (Énard, Mathias: Zone, Berlin, 2010, S. 151) 53 Warum plötzlich "ich"? ß Der Aufbau seiner Zettel erinnert an eine hist.-krit. Ausgabe. Aber wozu, Stefan, wozu? 54 Arthur Schnitzler, Ernest Hamingway, Paul Pizzera, Richard Otto Frankfurter, Eszter Gulyás, Ernst Honig, Kurt Reis, Auguste Supper, Felix Salten (Siegmund Salzmann), Evelyn Schlag, Wolf Haas … 41 [Laufen55] Ich laufe nicht davon, ich laufe. Ich habe keine Angst, ich laufe. Ich denke nicht darüber nach, ich laufe. Ich denke nicht an dich, ich laufe. Ich denke nicht an uns, ich laufe. Ich fühle es nicht, ich laufe. Ich weine nicht, ich laufe. Ich bin nicht traurig, ich laufe. Ich bin nicht unruhig, ich laufe. Ich bin nicht rastlos, ich laufe. Ich bin mir nicht nicht sicher, ich laufe. Ich bin nicht ziellos, ich laufe. Ich bin nicht einsam, ich laufe. Ich bin nicht hungrig, ich laufe. Ich bin nicht verletzend, ich laufe. Ich bin nicht eigensinnig, ich laufe. Ich bin nicht verletzt, ich laufe. Ich bin es nicht leid, ich laufe. Ich bin nicht zu alt für mich, ich laufe. Ich habe mich selbst nicht satt, ich laufe. Ich hasse mich nicht selbst, ich laufe. Ich liebe dich nicht, ich laufe. Ich vermisse dich nicht, ich laufe. Ich schlafe nicht mit anderen, ich laufe. Ich denke nicht an damals, ich laufe. Ich denke nicht an morgen, ich laufe. Ich vergeude meine Zeit nicht, ich laufe. Ich verschwende nicht mein Leben, ich laufe. Ich verheimliche dir nichts, ich laufe. Ich begehre dich nicht, ich laufe. Ich träume nicht von dir, ich laufe. Ich sehne mich nicht danach, ich laufe. Ich spüre den Schmerz nicht, ich laufe. Ich rieche dich nicht mehr, ich laufe. Ich sehe dich nicht mehr vor mir, ich laufe. Ich ertrinke nicht, ich laufe. Ich verschwinde nicht, ich laufe. Ich irre mich nicht, ich laufe. Ich leide nicht, ich laufe. Ich weiß es nicht, ich laufe. Ich laufe nicht, ich laufe.56 Wie sollte es mir gelingen, eine Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Zuerst dachte ich, mit dem Drama über Lena und Lukas seiner Beziehung auf der Spur zu sein, ihren Problemen ("Kommunikation"? Ganz unterschiedliche Vorstellungen, Lebenskonzepte? Romantik?), dann gleich ein 180°-Schwenk ins Wortspielerische, in seine Vorliebe für Anagramme, die - meiner Meinung nach - stets im Nirgendwo endeten. Als suchte er in den Buchstaben Zusammenhänge, die es in seinem Leben (Nebel) nicht gab. Und dann der Eintrag über das Laufen: Hatte er wirklich begonnen zu laufen? Oder war das ebenfalls (siehe Blatt XXviii) Fiktion? Ich musste ihn treffen. Stefan Pointner, wo/wie finde ich dich? [Blatt 48] Er trifft Paula57 auf Facebook, sie hat Bilder ihres Thanksgiving-Familientreffens gepostet. Auch ihr Mann, der Soldat, ist zu sehen. Er versucht, aus seinen Augen etwas herauszulesen. Er versucht, den thousand-yard stare zu entdecken. Das Grinsen Graners in die Kamera. Er weiß nicht, ob es nicht nur ein glücklicher Familienvater ist. Ein kleines Mädchen58 (Paulas Tochter?) hilft dem Marine beim Anfeuern seines Footballteams, die Bildunterschrift ruft: "Geaux!" Kann er leben, ohne an den Irak zu denken? Hat er jemanden getötet und liebt er seine Kinder? Er überlegt, wie es sich anfühlen muss, ein Mörder zu sein. Was für eine lange Nacht. Zu viele Blätter. Zum 1000-yard stare: "or two-thousandyard stare is a phrase coined to describe the limp, unfocused gaze of a battle-weary soldier, but the symptom it describes may also be found among victims of other types 55 Von mir eingefügter Titel 56 Letzte Woche: 85km, 2200hm, 8:03; diese Woche: 70,5km, 1000hm, 6:10; nächste Woche: mehr mehr mehr. Halbmarathon: 1:22:38; Marathonzeit (Ziel): 2:53:00; Alpinmarathon (Ziel): 70km, 4500hm. Ich laufe. 57 Vgl. [Blatt 4] 58 42 of trauma. A characteristic of post-traumatic stress disorder[1], the despondent stare reflects dissociation from trauma." (wiki) Ich starrte auf den Bildschirm und wollte doch nur schlafen. Aber ich konnte nicht. Mit den Tasten gespielt: Kleine Anagrammfamilien: Jason + Sonja = Noah + Onah = Aron + Nora = Lukas + Klaus (als Kuh)= Jonas59 Hano Roan Saul K. Großes Anagrammfamiliendrama: Fritz Napönne ersticht seine Lebensgefährtin Nora Finstepent und ihren Liebhaber Anton Seftenpir, um anschließend seine 7 Kinder (Franz Topneine, Petra Fonintens, Iosef Pannternt, Ioan Pfrettsenn, Aron Fiz Pennet, Saint Portfenne und Fentas Reiptonn) zu erwürgen. Morgen ist auch kein Tag. 12.12.2012 [Blatt 49] Fluchtort III: Alm >>mai (mild, halm): ich marsch, schi. mir mahl: rahm (milch).<< Ich wartete noch immer auf Andreas Antwort. War es unfair gewesen, diese Frage zu stellen? Was sollte sie überhaupt sagen? S. Pointners Blätter waren mir zu diesem Zeitpunkt egal, das dachte ich auf jeden Fall. Ich wollte wissen, was sie antworten würde: Freundschaft / mal schauen / eine Beziehung (sie hatte einen Sohn und schon einiges mitgemacht, diese Antwort musste eigentlich ausgeschlossen sein) / Sex / Freunde+ ? Was wollte ich (hören / lesen)? Ich war nervös und unrund. Vielleicht sollte ich mir diesen seinen Satz zu Herzen nehmen: "Ich bin nicht unruhig, ich laufe." Aber ich war zu müde, ich wollte nicht nach draußen, ich wollte nicht. Es musste ja bloß eine Nachricht am Bildschirm erscheinen. Eine Antwort. ix x xi Ich hörte den Lärm auf der Straße, den Lärm aus den Lautsprechern meines Computers, den Lärm in mir. Ich wollte weg/nicht weg. Ich wollte Veränderung/keine Veränderung. Eine Glühbirne war seit Wochen kaputt, aber ich konnte sie nicht austauschen. Staub lag auf dem Parkettboden, aber ich konnte ihn nicht wegsaugen. [1] Phänomene, die man/frau schon in Sophokles' "Ajax" und "Philoktetes" wiedererkennen kann. Die US-Armee benutzt diese Dramen in der Arbeit mit traumatisierten Soldaten (vgl. Marines turn to Greek plays to cope with stress. Even 2,500 years ago, Sophocles was using words like 'shell-shocked', online: http://www.msnbc.msn.com/id/26203463/#.UL3Synl22So) 59 Oder János. 43 Tetrapak-Flaschen stapelten sich in Kartonschachteln, aber ich konnte sie nicht wegwerfen. Es läutete an der Tür und ich wusste, dass es die Post sein musste, ein Paket, ein Weihnachtsgeschenk(?), aber ich konnte nicht aufmachen. Stand vor dem Spiegel und wiederholte: "You're so ugly, you could be a modern art masterpiece!" Ich war aus meinem Leben ausgezogen. Fast fünf Jahre und jetzt saß ich allein in dieser Wohnung, an den Wänden helle rechteckige Flecken, wo noch vor kurzem Bilder gehangen waren. Bleibt nur eine Leerstelle, wenn man Gesichter wegwischt? Wie übermalt man diese Leerstelle? Ich war mir sicher, ihren Namen nicht zu nennen. Call her Ismaela. Oder "Lisa". Vielleicht in einer Fußnote verstecken. Ich wollte sie verschweigen, bis sie weg war. Der Fernseher flimmerte, mein Handy läutete, eine Pizza erkaltete am Glastisch neben den Blättern, Andrea wollte sich morgen mit mir treffen, eine bezaubernde Lockenfrau wollte wesentlich mehr, aber ich konnte nicht. Als sie zurückgekommen war, um ihre letzten Sachen abzuholen, hatte sie gesagt, ich müsste nur etwas sagen. Sie in die Arme nehmen. Unsere XXXXXXDie Beziehung retten. Ihr zeigen, was sie mir wert war. Aber ich konnte nicht. Ich träumte von gemeinsamen Ausflügen in die Berge. Von dem Gefühl, dass wir zusammengehörten. Vom Schnee. Man barf dust daram. Von der Nähe zwischen uns. Ich versuchte mir vorzustellen, warum es geendet hatte. Warum sie ausgezogen war/ich zugelassen/gewollt hatte, dass sie auszog. Dass sie ein Loch in meine Wohnung riss. Aber ich konnte nicht. Ich war leicht betrunken. Ich hoffte, von jemandem angerufen und gerettet zu werden. Ich hoffte, gebraucht zu werden. Ich hoffte, jemandem nahe sein zu dürfen. Ich hoffte auf Zerstörung. Ich wollte sie anrufen, aber nahm nur seine Blätter vom Stapel und ordnete und dokumentierte. Ich ließ die Zeit einfach vergehen (Word schlägt mir jedes Mal, wenn ich verg... schreibe, "vergewaltigt" vor). Ich dachte daran, was die Eskimos angeblich im Notfall tun: Gar nichts. (Energie sparen und überlegen.) Wortspiele Voranzukommen (Word Vorschläge): "Ich schamhaare nur, um herausschlürfen, was eigenschaften passiert ist, miteinander mir, miteinander uns, miteinander dienstag Lebenskonzepte. Ich bindegewebe unendlichkeit traumatisierten, aber ich willkommen nicht-aufeinander-eingehenKönnen, dass es jemand merkt, dass mich jemand darstellung anschaltet. Ich willkommen alljährlich sein, einarmigen Fels in der Brandung, einarmigen Feststellen. Freigelassen von Geflüstert, freigelassen von dienstag Schamhaare. Aber ich kann nicht-aufeinander-eingehen-Können." Das waren noch die besten Vorschläge auf die Frage, was ich jetzt tun sollte. Der Blick in den "gesendet"-Ordner meines Handys, um zu überprüfen, ob ich die SMS wirklich geschickt und warum sie noch nicht geantwortet hatte(n). 44 And And And And then I see a darkness. then I see a darkness. theaterregisseur I see a darstellung then I see a darkness. Ich war leicht betrunken und erinnerte mich an eine Frau, die ich einst begehrt hatte. Wir hatte uns geküsst, wilde Emails geschrieben und uns an den unmöglichsten Orten Botschaften hinterlassen. Eine Mandarine/Kiwi. Wir hatten uns zwei Jahre später wieder getroffen und als ich ihr gegenüber gesessen war, hatte ich mich an nichts erinnert. Kein Gefühl mehr. Kein Bild. Kein Wort. Ich hatte alles vergessen. Wie lange dauert es, einen Menschen zu vergessen, was er/sie einmal bedeutet hatte? Ich war betrunken und wurde sentimental, es war Zeit aufzuhören. Was würde sie morgen nur antworten? Und warum war es mir überhaupt wichtig? [Blatt 50] Paula wird nach Wien kommen und er wird sich mit ihr treffen. Im Stiegl-Bräu, wie immer. Sie wird ihre Eltern besuchen und über Amerika reden. Über ihre Kinder, über ihren Marine. Wie es ist, auf einem Stützpunkt zu leben, im Offiziersbezirk mit den anderen Müttern und Kindern, die auf ihre Daddys warten, die im Krieg sind. Sie werden über Michigan reden, über Erinnerungen und Gefühle und ob er noch Kontakt zu dieser oder jener Person hat. Er wird sich kaum mehr an sie erinnern. Er wird Paula ins Gesicht schauen und über eine mögliche Kurzgeschichte nachdenken. Desparate Marinewives. Wie sie beim letzten Treffen vom Sturm erzählte: Sie legte sich mit ihrem Baby in die Badewanne und deckte sich mit zwei Matratzen zu und betete, die Fenster vernagelt, das Haus dem Wind trotzdem schutzlos ausgeliefert. Sie lag über zwei Stunden in der Badewanne. Der Lärm, das Weinen des Babys, ihr Weinen und Gebete. Als es vorbei war, kroch sie aus ihrer Höhle. Das Haus stand noch, die Straße gab es noch. Aber zwei Blocks weiter fehlten vier Häuser und sieben Menschen. Wie sie es nicht wagte, den Fernseher einzuschalten, aus Angst, Todesnachrichten aus dem Krieg zu hören. Niemand stirbt, wenn du es nicht weißt. Sollte ich einfach ins Stiegl-Bräu gehen und warten, bis er dort auftauchte? Ich suchte ihn auf Facebook (ok, ich hatte ihn schon viel früher gefunden): Stefan Pointner (Albion), das war das College in Michigan. Der Cursor stand einige Zeit über dem "friend"-Button, als ob ich Angst hätte, ihn zu berühren. Ich hatte einige seiner Blätter gelesen, intime Aufzeichnungen, und doch war da diese Angst, "wirklich" mit ihm in Kontakt zu kommen. Ich wartete. Ich wollte die Blätter wegwerfen, schlafen gehen, mich morgen nicht mit ihr treffen, alles wieder in Ordnung bringen. Aber ich konnte nicht. Well, you're my friend Ich konnte nicht schlafen und durchstöberte Pointners Uni-Unterlagen. Dabei diesen Text gefunden (vlg. Eintrag vom 27.10.2012, [Blatt 7]): 45 man:frau(drama)60 61 xii 62 63 64 65 66 1. Wie alles begann. ru. man. am an fur man. man nur man. ur man nur man am an fur man. ru. ru man ru man rum man raum rum raum. ru. ur ru, man rum, aur aur aur, ru. man am mar am an fur, man rum ru. ara ruf: a! man nun ru. nur ru, man ru. rau rum, mar mun, ru. ur ru, man nar, ur man. rar rau man. mun. 2. Wie der Mann zum Mann wurde. ru. man fur ram. un ru. ram: rar rar. man: a! mu ruf: mu! mu run, ran. mun rar. am an fua man ram, rar rar. ara ruf: a! mu ruf: mu! mu ran. ur man. nun un man. a! 60 [Der folgende Prosatext ist ein experimentelles Beziehungsdrama, eine Avantgarde-Soap in 11 Szenen. Der Titel "man:frau" ist Basis für die "Programmiersprache" des Textes. Es gilt: - es dürfen nur Wörter vorkommen, die aus den Buchstaben des Titels gebildet werden können, z.B. "ur" oder "ram" - die geschriebenen Buchstaben können unterschiedlich gelesen werden, z.B. "ur" = ur, Uhr; "ram" = (geiler) Ram(mbock), Verb ram(men), engl. (Dodge) räm (Auto), "rum" = Rum, Ruhm, engl. room; etc. - alle Wörter, die verwendet werden, müssen zumindest als Anagramm funktionieren, im besten Fall ein Palindrom bilden, z.B. "ur" > "ru" (Ruhe), "ram" > "mar" (Meer), arm (Arm, Waffe), frau > rauf, ana, nun, etc. - alle Wörter bestehen aus maximal fünf Buchstaben, längere Wörter können nur durch Zusammensetzung (Nebeneinandersetzung) entstehen, z.B. raum fard = Raumfahrt - ab der Mitte des Textes, Szene 6, taucht die US-amerikanische Chemiefirma DOW (und damit auch "a.o." = Agent Orange) auf, dadurch halten die Buchstaben "d", "o" und "w" Einzug in den Code des Textes (m a n f r u d o w ). Aus der Poetik des Textes ergibt sich, dass es keine eindeutige Lesart der Wörter geben kann, d.h. der beschränkten Buchstabenwelt des Textes soll eine unbeschränkte Imaginationswelt der LeserInnen gegenüber stehen. ] 61 Warum hat er die Wörter "mona" (als Name für die Tochter zum Bespiel) und "mano" (span. Hand) nicht eingebaut? Und "noam" Chomsky? Oder den Norweger "moan"? 62 "moan fur mar, nun an. moan nord man, orf man. mona: wow! mona nam moan an mano. amon ruf: na! mona no amo am amon. amon no fro. fard ram, rar rar, an oman. an oman amon draf am noam. nun fro." 63 Es fehlen außerdem: "nora", "aron", "omar" und "ramo" (vgl. 11.12., 24.3. und 4.2., 7.2., 11.2. etc.), interessant wäre auch die Palindrome "amoraroma", "roman? na, mor", "um fard draf mu", "a draum madura. a ru, dam!" gewesen. 64 Wenn einer der unendlichen Affen gleichzeit blind und der Autor ist, passiert so etwas wahrscheinlich. 65 Im klassischen Japanisch wird die grammatische Form zaru (Verneinung einer Tätigkeit) ähnlich ausgesprochen wie Affe (saru). Wohl auch in diesem Zusammenhang entstand der Glaube von den drei Affen Mizaru, Kikazaru und Iwazaru, die am Kōshin-machi den Göttern über die Menschen berichten sollen. Aufgrund eines Abwehrzaubers sehen, hören und sprechen sie aber nichts Böses. Manchmal wird noch ein vierter Affe mit dargestellt, der mit seinen Händen seinen Unterleib bedeckt (shizaru). Er hat die Bedeutung „nichts Böses tun“. Heute sind die drei Affen in Japan als Minai, Kikanai und Iwanai (-nai ist die moderne Verneinungsform) bekannte Glücksbringer. 66 Das Infinite-Monkey-Theorem, auch deutsch Theorem der endlos tippenden Affen, besagt, dass ein Affe, der unendlich lange zufällig auf einer Schreibmaschine herumtippt, fast sicher irgendwann alle Bücher in der Bibliothèque nationale de France schreiben wird. In englischsprachigen Ländern heißt es, dass so irgendwann die Werke William Shakespeares entstehen werden. 46 3. Wie der Mann die Frau traf. man fua ram, rar rar. nun man raum. maur maur maur maur. maur auf, un ru. man: ru. frau raum. man nar. man: a! frau: mar mar mar. man: ru. frau: fur nur an mur, nun an. man: ru. frau: fur mu rau, nun an. man, nam? man: ru. frau: frau ana. nam? man: ru. frau: na? man: ru. frau: na? man: a! frau: man nar. man ram. nam, na? man: ru. man nar. man ram. frau: na? aur? ru mun rum? man auf frau rauf. frau ruf: a! man ram frau, man ru. frau: u! u! man ur rau, ur man, no amur. frau amur. frau: u! a! u! a! man rauf rauf rauf. frau: aaa! man: ru. 4. Wie Mann und Frau eine Familie gründeten. frau: nun mam. man: frau nun mum? frau: mam. man: na! frau: ru. man: mum. maur maur maur maur, frau: ama. frau mam, frau ama. man ru, man arm, man rar. man fur ram, man fur mar, ru. frau raum. frau: a! frau: ru. 5. Wie der Mann den Entschluss fasste, in den Vietnamkrieg zu ziehen, weil seine Frau schwanger war und er Geld verdienen musste und überhaupt von zu Hause wegwollte. man nam. 6. Wie der Mann zurückkehrte. man an. man frau maur maur maur maur. 47 frau: man! man: a. man ru. frau: man? man: ana? frau: na? man ru. man nur ru. man fur ram. ara ruf: a! mu ruf: mu! frau ana ama, mam. man: aua! frau: man? man: aua! frau: na? man: dow67 68 69 70 71. 67 the dow chemical company, midland, michigan. 68 Die Mehrzwecksporthalle am Albion College, MI, heißt "DOW Recreation and Wellness Center". (Siehe nächste Fußnote.) Ich stelle mir vor, wie er im Winter am Laufband seine Kilometer abspult und mit "Paula" redet. (Ihr Name ist bestimmt aus Full Metal Jacket entlehnt.) 69 Im Original heißt er übrigens Private Gomer Pyle, aber die Übersetzung setzt sich hier offenbar durch. 70 Poem #3: Auguries Of Innocence [aus: dünne, rote Mappe im Zettelstapel] Every night and every morn Some of us eat Cheerio corn Every morn and every night Some of us drink Pepsi light Some of us drink Mountain diet Some of us their weight they fight. Every morn in early light Some of us to Dow they trot Every day and every night Some of us eat cow a lot Some of us eat meat a lot Some of us at least do not. Every day and every week Some of us in Baldwin eat Every week and every day Some of us the rules obey Some of us some rules obey Some of us a rule they break. Every Friday, every Sat Some to party go to frat Every Sat and every Sun Some of us to dance they run Some of us to drink they run Some of us at least don't come. Every time and every week Al of us for love we seek Every week and every time Some of us are drinking wine Some are here, but you're not mine I'm just writing rhyme by rhyme. 71 Ich sehe ihn, wie er einsam mitten unter den Amis sitzt, seine Cheerios frühstückt, über DOW und die Frat-Parties nachdenkt, seine Reime schreibt und ganz tief drinnen ganz traurig ist, weil er sie(?) vermisst, weil sie nicht hier bei ihm ist (und er allein). Oder er schreibt das alles nur, um abzulenken. Abzulenken von seinen "Regelverstößen" (rules/obey/break), die ich eher in Bereich Beziehung/Vertrauen/Bescheißen ansiedeln würde. "Poem #3" ist 48 frau: na? man: dow a.o.72 73 74 frau: wod? man: dow a.o., nam. frau: nam ana. man: na, no nam, nam a.o. dow. frau: ru. man: ru. 7. Wie die Frau ein Kind bekam. man ru. am ram war no rad. man dra am rad. man mad. man: a! frau mum. frau amor. frau: man, nam? nom? man: fraw ana, am ram war no rad. frau: wod? man nam ror, man warf ror ad ana. frau: ao! frau: ana mum, du foda. man: wod? frau: du dad. man: na. a dof. am ram war no rad. frau: ram war fad. ford? man: na, no ford, ram. ana a dof. man mad. man now mad or ro. rad ford. man fard am ram nord, an dorf. man fur na dur, rud an an da mur. man: wow! ru. man fro. frau raum. ama, mum. orf. frau fad, no wow, nada. 8. Wie der Mann wieder zurückkehrte und plötzlich Großvater war. man da. frau: man, ana oma! man: wod? man now dod, fraw won. ana no daf oma, no! man: wod? frau: ana mum, anna, du foda. klarerweise eine Anspielung auf folgende Verse aus William Blake's Gedicht selben Titels (1803/published 1863): "Every night and every morn / Some to misery are born, / Every morn and every night / Some are born to sweet delight. // Some are born to sweet delight, / Some are born to endless night." Das sind übrigens auch diejenigen Verse, die der Indianer Nobody dem Anwalt/Revolverpoeten Bill Blake (Johnny Depp) in "Dead Man" (Jim Jarmusch, 1995) vorträgt. Die Frau mit den wunderbaren Locken liebt diesen s/w Film. Ich auch. 72 agent orange is the code name for one of the herbicides and defoliants used by the u.s. military as part of its herbicidal warfare program, operation ranch hand, during the vietnam war from 1961 to 1971. 73 A.O. HipHop by R.A. The Rugged Man, "Uncommon Valor" (A Vietnam Story) "I must have died, then I woke up, suprised I'm alive I'm in a hospital bed, they rescued me, I survived I escaped the war, came back But ain't escape Agent Orange, two of my kids born handicapped Spastic, quadriplegia, micro cephalic Cerebral palsy, cortical blindness, name it they had it My son died he ain't live, but I still try to think positive Cause in life, God take, God give." 74 Auf der Wikipedia-Seite ein Bild eines vietnamesischen Kindes ohne Augen, nur Haut über den Augenhöhlen, aber keine Augen. Ein russisches Sprichwort antwortet: „Wer die Vergangenheit anfasst, verliert ein Auge. Wer aber die Vergangenheit vergisst, verliert beide Augen.“ Was hat dieses Kind vergessen? 49 anna mum, du ur foda. man: a dof. foda? frau: anna fur rom, anna draf am adam. man: o du dod! frau: anna amo am adam, anna mad am a. man: ma! frau: na dur. amor an roma. man: na! no na dur. am adam dod! frau: ana amo! o du ur foda. man ru. frau ru. 9. Wie der Mann nicht zu Hause bleiben konnte. frau: man, wo? man ru. man fur ford. na dur. ford. no fraw. ru or mar, mun, rum, rud an an da mur. frau: ow! ao! u! man: ru. frau: wo? man: ru. frau: wo? man: nam. frau: wod? man: nam, a.o., dow, ao! frau: ru. man fard ford. man fur radar. man nam ror, man warf ror. man ru. man no don. ru. man fard ad dorf. ru, mar, mun, ru. man draum. orf. rum. man raum fard. no maur. man fard mun. draum: man am mun. man am mun. darum no war. no frau. no arm. no nada. man am mun. mar for ru. mun. man fro. orf. nur draum. nur draum. no mun. no. frau raum maur maur maur maur. frau mum. anna mum. frau oma. anna: amor an roma, amo am adam. anna mad am a. rom mor moda, mor amor an roma. anna fard an roma. frau an raum fad. orf. 10. Wie der Mann endlich über Vietnam sprach. man da. man ford. ma da. frau: man! man: da. frau: nam? u do wod on nam? man: ru. frau: nam! man: ru. frau: na, wod? man: ao. aua. nam ma rod war. aua. frau: wo? man: am oa. am arm. raw war, no oa. man no dorm, nod dorm man ford, ur na dur, rud an, na dur a morf no dorm on mon. frau: ru. man: man no mud, ur mad, ur na dur. man no mud, nam na. nur mor, nur mud. udo dod, adan dod, adof dod, dam dod, dod dod dod. no amor, no amo. nur num an. dod nur a num a. frau: ru. man: man on na dur, nur ur na dur, on war rud man. no uno. nada onu, ama. war won, war won! war on mao, war on rod mao. or dod, dod, man dod. 50 man mord, man daf mord, darf mord. mord an dam, an nam. mord mor form da, ro dod, warf nam dod, nam darm a, nur dod, mad dod. man war am dron, no amor on nam, nord nam. man ro, man mord, man rod. man dod, man dod, no arm, no amo, man nun dor dur, aur on aur, man ruf ow, man no oa man ruf ao, mor dor dur, mor dor dur. man dod. man mor rod. frau: a! man: man mor rum, no dorm, ma rod, mon. mor mord, war warf man um, man fur man um. man an dorf, man darf mord an fraw, an dam, an arm mam, an nam. man war no man, man war a morf mud. frau: na! man: man aua, man run, on na dur nur a.o., rum nur rod. frau: wod? na. man: dow warf a.o., dow a adom. man nun marod. man nun mad. frau: na! man: war. frau: na. man mord! man: war. frau: man! man: ana. frau: o du mord! man: war nun um. no rum. frau: ru. man: man ad dorn fraw, man amo frau ana. frau: ru. man: war war raw, war mord. nun mor ru. frau: man. man: ana. frau: man dum, man war. man war nod da. man: wod? fraw war mum, man foda, man arm. frau: man war ford war a dof. man: a! frau: wod! man: a! o! u! mu! ao! frau: ru! 11. Wie alles endete.75 frau fard ford. man fard ford. nun ru. "Nicht die Personen waren kalt, sondern der Autor. Das war das Gefühl, das ich nicht mehr loswurde." Das konnte ich nur wiederholen. Es schien keine Lösungen zu geben zwischen Mann und Frau, nur Schmerz, Schweigen und Trennungen. Was war da alles (bei wem?) schiefgelaufen. Ich hatte es (sehr) laut gelesen. Ich war betrunken. xiii 13.12.2012 Noch keine Reaktion auf meine Freundschaftsanfrage.xiv xv 75 Vgl. 15.9. 51 Noch immmer keine Reaktion.76 77 78 79 Was ließ ihn zögern?80 Ich bin verliebt.xvi Ihre sanften Lippen.xvii Ich würde gerne mit ihr schlafen.81 Erreichte ich ihn überhaupt? Oder schrieb ich ins Leere? Stellte ich falsche Verbindungen her? Wenn ich schon seine Texte hatte, warum ließ er mich dann nicht an sich selbst heran? Wie waren seine Texte in meinen Kühlschrank gekommen? (Ich hatte irgendwann aufgehört, mich das zu fragen. Ich war mich nicht sicher, aber in der Küche lag seit einiger Zeit ein unbestimmbarer Geruch, als würde. Als würden die Zettel. Ich wusste es nicht. Ich wusste es nicht.) Ich will sie heiraten.82 [Blatt 51] "Du kannst ja aufgehen und stehen." "Zwei Ziegen kauen auf einer alten Filmrolle herum. Nach einer Weile sagt die eine Ziege zur 76 Zur Ablenkung Vietnamfilme gegooglet. Erinnerung an das dreistündige Epos "The Deer Hunter". Kann ein AntiKriegsfilm leider geil sein? Und das tragisch-versöhnliche(?) Ende, wo die ganze Runde am Thanksgiving-Tisch zusammensitzt und "God Bless America" singt. Wunderschön (traurig), http://www.youtube.com/watch? v=Nwl4xV6wuRI 77 Noch beeindruckender der 2011 erschienene Film "God Bless America", wo ein arbeitsloser, geschiedener Mann sich gegen Selbstmord und dafür entscheidet, ein paar Leute umzubringen und von einem Teenage-Girl begleitet und tatkräftig unterstützt wird. Der schwarzhumorige Spaß der beiden, http://en.wikipedia.org/wiki/God_Bless_America_(film). Und kein Gedanken notwenig an sie und mich und die Schönheit und Stille der Gewalt, fremde Emotionen, fremdes Mitleid, fremdes Sich-einfühlen-Können, sich selbst fremd sein können. 78 Statt nachzudenken, SchauspielerInnen-Biographien gelesen. 79 Es ist zu leicht, sich einen Porno anzuschauen. Es ist nicht leicht, es nicht zu tun. Ich will es versuchen, vielleicht. 80 Ein paar Stunden auf Facebook verbracht. Einträge gelesen, Videos angeschaut, Fotos geliked. Einer Gruppe beigetreten, zu drei Eventeinladungen "maybe" gesagt, ein wenig gechattet (mit einem Freund, der eigentlich etwas anderes zu tun hat, aber vor fb sitzt). Ihr Profil sehr lange angeschaut, das eine Foto. Überlegt, ob ich sie anrufen soll, oder eine Message schreiben, oder nur das Foto liken. Als sie im Chat aufgetaucht ist, sofort ausgelogged. Meine integrierte Webcam abgetaped. Fühle mich nicht beobachtet, aber man weiß ja nie. Sich analog wehren. Noch immer keine Reaktion. 81 MILF. 82 Gestern war der 12.12.12, da haben angeblich viele Menschen geheiratet, weil es ein besonderes Datum ist. Hochzeiten machen mich immer traurig. Sehr traurig. (Vgl. 1001001) 52 anderen: Also das Buch war irgendwie besser."83 "Auch wenn man die Wälder gerodet hat, hört der Dschungel nicht auf." "Ich sage immer die Wahrheit: nicht die ganze, denn die ganze zu sagen, erreicht man nicht. Sie ganz zu sagen, das ist unmöglich, materiell: da fehlen die Worte."84 85 Noch immmer keine Reaktion. http://www.youtube.com/watch?v=DCScGlX-ajgxviii [Blatt 52] "Wir gehen durch die Straßen, bis die Liebe schlimm wird." (H.H. Jahnn, Nacht aus Blei) "unverliebbar"xix "ich bin des todes leibeigen, und es kann anders werden nicht." Er sammelt Zitate, weil er aufgehört hat, zu sprechen. 14.12.2012 USA: Amokschütze tötet 27 Menschen in einer Volksschule. Im Standardforum streiteten die Poster, ob das typisch amerikanisch (bzw. die Berichterstattung antiamerikanisch) ist oder ob so etwas(?) nicht auch in China häufig vorkommt. Obama weinte. Mich interessierte das herzlich wenig. Wenn da stand: "Die Welt trauert mit den USA", dann musste ich eindeutig widersprechen. 83 Nostalgie im Kinderwitz auf Facebook. 84 Lacan, Jacques: Radiophonie, Télévision, Weinheim/Berlin, 1988, S. 61. 85 Vgl. [Blatt 29-35], a. 53 Er hatte noch immer nicht auf meine Friend-Anfrage geantwortet. [Blatt 53] "The postmodern reply to the modern consists of recognizing that the past, since it cannot really be destroyed, because its destruction leads to silence, must be revisited: but with irony, not innocently. I think of the postmodern attitude as that of a man who loves a very cultivated woman and knows that he cannot say to her ‘I love you madly’, because he knows that she knows (and that she knows he knows) that these words have already been written by Barbara Cartland. Still, there is a solution. He can say ‘As Barbara Cartland would put it, I love you madly’. At this point, having avoided false innocence, having said clearly that it is no longer possible to speak innocently, he will nevertheless have said what he wanted to say to the woman: that he loves her in an age of lost innocence. If the woman goes along with this, she will have received a declaration of love all the same. Neither of the two speakers will feel innocent, both will have accepted the challenge of the past, of the already said, which cannot be eliminated; both will consciously and with pleasure play the game of irony… But both will have succeeded, once again, in speaking of love.”86 xx xxi Während AmerikanerInnen weinten, dachte ich: "I love you madly", ohne zu wissen, wer "you" war. Dann Bilder des Schauplatzes des Amoklaufes angeschaut. Blutbad. Tote Kinder. Die Welt trauerte doch nur, damit sie genau hinschauen durfte. Jedes tote Kind einzeln betrachten. Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind für Kind. Vielleicht sollte ich ihm schreiben, dass ich seine Aufzeichnungen hatte, dass ich alles (naja) gelesen hatte. Dass ich mittlerweile auch ein Rambo-Fan war. [Blatt 54] Er geht jeden Tag laufen. Beim Laufen denkt er an nichts. Er kann nicht sagen: Beim Laufen mache ich mir keine Gedanken. Es ist mehr ein Fehlen von, ja was. Ein anschließendes Nach-HauseKommen, beruhigt, entladen, entspannt. Er sitzt im Wohnzimmer und schaut auf den schwarzspiegelnden Bildschirm, schaltet den Radio nicht ein, kocht nichts, sagt nichts. Er sitzt einfach nur da und tut nichts. Er fühlt sich in diesem Moment, ja, frei. Aber nur kurz. 17.12.2012 Gestern "We love Africa (and Africa loves us)" in der Garage X. Schämte mich danach, ein Mann zu sein. Sie war dabei. In letzter Zeit kaum Gedanken an S. Pointner (er hatte noch immer nicht reagiert), nur seine Zettel überflogen. [Blatt 55] 86 Eco, Umberto: Reflections on The Name of the Rose, übersetzt v. William Weaver, London, Minerva, 1994, S. 67ff. 54 On Analphilosophie Er liest einen Aufsatz über anale und phallische Wirklichkeitszugänge, über das Patriarchat, über die Dominanz des Heterosexuellen und die Verdrängung des Analen ins Private. Er denkt an die Lust, Internetpornos zu sehen, wo Frauen unter Schmerzen in den Arsch gefickt werden (painal). Er denkt an die Begierde, mit seiner Freundin Analsex zu haben. Er denkt daran, wie es sich anfühlt, sich selbst im Anus zu berühren. Er denkt daran, dass er das (seiner Freundin gegenüber/wem auch immer gegenüber) niemals zugeben würde. Er denkt an den Sex mit einer einem sehr unerfahrenen Frau Mädchen, das einfach alles spiegelte, was er tat. Seinen Penis in den Mund genommen, den Anus gestreichelt, mit dem Finger penetriert. Er denkt daran, dass er damals wusste, dass sie nicht wusste, dass man:frau das nicht tut (oder nur im Porno. Aber nicht mit seiner Freundin). Er denkt an die Analfixiertheit der österreichischen Sprache: Arschloch, Das geht mir am Oasch, Geh in Oasch etc. Er denkt an Wallenstein und dass er ihn im A* lecken solle. Er denkt daran, wie sehr er sich dafür hasst, dass er beim Sex Lust hat, ihren Kopf nach unten zu drücken, damit sie ihm einen bläst. Wie sehr er sich dafür verachtet, dass er ihren Anus anpeilt. Zumindest in Gedanken, damit er kommen kann. Er denkt daran, dass er eigentlich weiß, dass seine Begierden nicht "gut" sind, dass er nicht "so ein Mann" sein will. Er denkt daran, dass er darüber mit niemandem reden wird können. Er denkt daran, dass ein Freund, der wahrscheinlich Ähnliches denkt/fühlt, ihn nicht verstehen wird, es nicht zugeben würde. Dass seine Freundin ihn so nicht akzeptieren würde (und dann erst recht nicht auf Analsex Lust hätte). Er denkt daran, dass er zuviel darüber nachdenkt. Er denkt daran, sich einen Internetporno anzuschauen. "Ich sage immer die Wahrheit: nicht die ganze, denn die ganze zu sagen, erreicht man nicht. Sie ganz zu sagen, das ist unmöglich, materiell: da fehlen die Worte." (Lacan) Auch wenn das sehr dumm klingen musste: Ich war mir sicher, dass dieses Blatt am Rand eine merkwürdige Farbnuance hatte. Es schien zu verderben. Braun zu werden. Ich konnte es riechen. Ich roch an mir selbst. 87 18.12.2012 Endlich Freunde. Leider Stress, sorry. Bald. 21.12.2012 [Blatt 56] 87 Auszug aus einem österreichisch-deutschen Gespräch (leicht erregte Diskussionsteilnehmer, eventuell etwas betrunken). D: Ihr Ösis seid, was euer Schmipfwortrepertoire betrifft, meiner Meinung nach durchaus analfixiert. Ö: Geh in Oasch. D: Ich vermute, Sie haben das Wort „analfixiert“ semantisch nicht ganz verarbeiten können. Ö: In O.A.S.C.H. 55 In the night time when you feel me And the backs of your knees conceal me And your eyeballs unreal me Love comes to me Love comes to me88 Er sagt es laut vor sich hin: And your eyeballs unreal me. To unreal. Ihr zuckender Augapfel hinter den Lidern, als ob sie schliefe. Weil sie schläft. Als ob. Man konnte sagen: Es war eine Wende. Wir waren jetzt endlich Facebook-Freunde. Ich war ihm näher gekommen, konnte ihn fühlen. Es war kein Weltuntergang xxii, sondern ein Anfang. Sein Profil verriet leider nicht viel. Aber ich konnte ihm eine Nachricht schreiben. Und seine Posts mitverfolgen.xxiii Ich schrieb: „Hallo Stefan, wie gehts? Hab irgendwie texte von dir in die hände bekommen und starker tobak das zeug und jez wollte ich fragen, ob wir uns vlt mal treffen könnten, würd mich sehr interessieren. Und frohe weihnachten und so und guten rutsch. Schöne grüße.“ Ich war mir irgendwie sicher, dass es nicht leicht werden würde. Warum sollte er sich mit mir treffen? Wie sollte ich ihm erklären, dass ich eine Schachtel voll seiner Texte in meinem Kühlschrank gefunden hatte?89 22.12.2012 „Kennen wir uns?“ Was sollte ich antworten. Ich wandte die Eskimo-Notfall-Taktik an: Nichts tun. Die Eskimos haben angeblich kein Wort für „luck“, sie überlassen nichts dem Zufall und wer „Glück hatte“, hat etwas falsch gemacht. Pünktlichkeit ist eine Frage der Kälte.xxiv 26.12.2012 [Blatt 57] Wer dieses Wort kennt, weiß, wovon er redet (und was er vor sich sieht): 88 Bonnie Prince Billy, Love comes to me 89 Es gibt online zahlreiche Bilder von Büchern in Kühlschränken, d.h., es ist nicht sehr abwegig, dass er seine Idee z.B. hier „geklaut“ hat: Books in The Freezer? Wacky Storage Spaces for the Biblio-Inclined. Posted on September 22, 2010 by Mary Ann Romans. http://www.families.com/blog/books-in-the-freezer-wacky-storage-spaces-for-thebiblio-inclined 56 P.R.O.L.A.P.S.E. „Kennen wir uns?“ „Also, ich kenne deine Texte und habe mir viele Gedanken über sie gemacht. Ich würde dich sehr gerne persönlich treffen und dir wenn möglich ein paar Fragen stellen.“ „Was für Fragen?“ „Über deine Texte.“ „Die stehen für sich. Bist du auch auf der Uni?“ „Nein. Ich würde halt gerne wissen, warum du dich für gewisse Themen interessierst.“ „Verstehe ich nicht.“ „Können wir nicht auf ein Bier gehen?“ Dann kam keine Antwort mehr. Wieder einmal. 28.12.2012 [Blatt 58] Er träumt: Die Wohungstür ist offen, er tritt ein. Andrea steht an den Rahmen der Wohnzimmertür gelehnt und lächelt. Ihre Augen sind weit geöffnet. Er umarmt sie und küsst sie. Als sich ihre Münder berühren, sagt ihre Stimme, ohne dass sich die Lippen bewegen: Ich bin schwanger. Er drückt sie noch fester an sie, küsst sie lange und schaut ihr dann in ihre tiefgrünen, unendlichen Augen. Er ist ganz ruhig. Er denkt: Eigentlich müsste er jetzt auszucken. Sein Leben müsste zusammenbrechen. Er müsste unsicher sein und flüchten wollen. Aber er ist ganz ruhig. Er ist glücklich. Er schaut ihr in die unergründbaren Augen und sagt: Wir werden Eltern. Ja, sagt sie, nicht ganz sicher, wie er zu dieser doch überraschenden Entwicklung steht. Das freut ihn sehr, sagt er und küsst sie, zuerst auf den Mund, dann schiebt er ihre Bluse nach oben und berüht ihren Bauch, der mit einem Sternenhimmel aus Muttermalen übersät ist, ganz vorsichtig mit seinen Lippen. Alles ist gut. Er wacht auf und ist überrascht. Warum macht ihn der Gedanke, dass sie schwanger sein könnte, so glücklich? Sie planen es doch nicht. [Blatt 59] Dejarme pasar la puerta donde Eva come hormigas 57 y Adán fecunda pecestinefsch deslumbrados. Dejarme pasar, hombrecillo de los cuernos, al bosque de los desperezos y los alegrísimos saltos. [...] Quiero llorar porque me da la gana, como lloran los niños del último banco, porque yo no soy un hombre, ni un poeta, ni una hoja, pero sí un pulso herido que ronda las cosas del otro lado.90 xxv [Blatt 60] Eine Ode Den r.H. haben sie dir abgenommen. Hast du geschrieben. Als wärs eine Erleichterung. Abgeschnitten, wie bildlich. Wird schon wieder. Möchte ich sagen. Aber ist doch kein Spinnenbein, der Sack. Halb so schlimm. Könnte ich schreiben. Aber die Hälfte ist weg. H-lf-e... Macht ja nichts. Meint vielleicht irgendwer. Mich schneidet dein Schnitt. Tief wie eine Amputation. Und ohne Beine bist du nur noch arm dran. Aber ohne r.H.? Nur noch l.H. dran. Kein Wortspiel. War ja nur dein Erbmaterial. Könnte ich mich beruhigen. Doch es ist auch meines. Es musste sein. Tumor rumort ungut. Schreibe ich vielleicht. Aber uns! schneidet man nichts weg. Nur den r.H. haben sie dir abgenommen. Könnte ich sagen. Aber das ist viel. Deshalb schreibe ich lieber nichts. tinefsch Siehe gleichnamiges Megadrama 90 Federico García Lorca: Poema doble del lago Eden. In: Ders.: Poeta en Nueva York. Versuch einer Übersetzung: “Lass mich die Schwelle überschreiten / wo Eva Ameisen verschlingt / und Adam geblendete Fische befruchtet. // Lass mich, gehörntes Männchen, / den Wald des Munterwerdens / und der freudigsten Sprünge durchschreiten. // Ich möchte weinen, weil ich es will, / wie die Kinder in der letzten Reihe weinen, / denn ich bin kein Mann, weder Dichter, noch ein Blatt, / sondern ein wunder Pulsschlag, der die jenseitigen Dinge durchstreift.” 58 Ging es noch geschmackloser? Hatte sein Vater Hodenkrebs gehabt? Und hatte diese “Geschichte” etwas mit seiner Freude (im Traum) über die Schwangerschaft seiner Freundin (?) (im Traum) zu tun? Der Egoismus des Mannes: Bevor er stirbt, möchte er noch einen Sohn hinterlassen. Wozu? Ich hätte heulen können.91 92 93 x 30.12.2012 [Blatt 61] Er läuft, bis sein Geist aussteigt. Er läuft, bis er nach Hause kommt und zufrieden sagen kann: Heute habe ich mich wieder einmal so richtig zerstört. Dann sitzt er vor dem Fernseher, ohne ihn 91 Rean mechat i, waü i wü, wia di kinda in da letztn baonk, waü i ka mao bin, und ka dichta und ka blattl, owa a hiniga puis, dea di sochn umkroast, drübn. 92 into the woid im woid wü i sein im wüdn woid mit vü bama is huiz riachn wuit i friara und in woid gspian alloa sein suit i und mi söwa gspian a gfüh kriagn wia friara im woid am berg, im nöüwü. owa koid is am woan ois bua scho und zspät is woan in da frua scho gsungan hätt i gern redn hätt i suin mit di stoana owa di zungan homs ma gstuin und im woid do is hiaz koana. und i woat hoid dahoam, im woaman auf moagn. bis mi ummi ziagt iwanx berg und mi di wuikn dawiagn bis a zuableib da mund. 93 Vgl. Joe Simpson: Touching the Void (dt. Sturz ins Leere, frz. Mise en Abyme). 1988. x Vgl. Endnote xxxviii. 59 einzuschalten. Starrt auf den Schirm, oder durch ihn hindurch, hört sich beim Atmen zu. Und denkt an gar nichts. Spürt seine Beine, spürt seinen Herzschlag. Weiß, dass er durstig ist. Und sitzt einfach da und atmet und schaut und ist leer. Morgen wieder. Er hatte noch immer nicht reagiert. Vielleicht war er in der Steiermark auf Weihnachtsurlaub. Was wusste ich. Sein Auspowern konnte ich nicht nachvollziehen. Sich selbst zerstören? Stefan, dich interessierte wohl auch Gewalt gegen dich selbst. Auch wenn es “nur” in der getarnten Version von Ausdauersport war. Ein Tag noch, dann war das Jahr geschafft. Ich setzte mich an den Computer, um Andrea eine Mail zu schreiben.xxvi ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- ------------------------------------------------------------xxvii 1.1. Das neue Jahr beginnt mit einer Trennung, die schon Monate andauert. Im Rausch verwechselt er Telefonnummern und Gefühle. Er hört folgende Geschichte: "Maria aus dem Burgenland hilft als Praktikantin, einen großen Ball in der Wiener Hofburg zu organisieren. Am Abend des Balls fährt sie ihr Freund, ebenfalls Burgenländer, nach Wien. Sie finden die Hofburg nicht. Maria bittet ihren Vater, der bei der Wiener Polizei einen hohen Posten innehat, um Hilfe. Dieser versucht, die beiden an die Adresse zu lotsen. Erfolglos. Daraufhin schlägt er seiner Tochter vor, einfach mit dem Auto stehenzubleiben und auf eine vom ihm vorbeigeschickte Streife zu warten, die sie dann zum Ball bringen wird. Eine Minute später stoppt ein Polizeiauto an der Ampel. Maria, im Ballkleid, steigt auf die Rückbank und sagt: Zur Hofburg bitte. Der Polizist am Steuer entgegnet: Ich glaube, es ist besser, wenn sie einfach aussteigen und wir so tun, als wäre nicht gewesen. Fünf Minuten später hält das eigentliche Polizeitaxi." 2.1. Er wird sicher nicht auf den Vorschlag eingehen, sich mit dem Stalker zu treffen. Wie ist dieser Typ nur an seine Texte gelangt? Er fühlt sich, ja, das Wort wiegt schwer, aber: vergewaltigt. Das ist Textrape, Soulrape, das ist zu viel. 3.1. regel94haft. unverliebbare mutterhüften, schauen in grünaugen: wunden 94 Legere Idee: die Regel. Anton Bruhin, Spiegelgedichte und weitere Palindrome. 1991-2002. 60 wunderbare. beziehungslosigkeit und seit tausend haaren -weise. lippennarbe auf mund und leise. aus und angeschlagen die herzen, so. dem kind keinen namen geben und nehmen, was kommt. damit es zärtlichspannend bleibt im ungefähren, -fährlichehrlich und küss dich. 4.1. Er sagt, dass er nicht denkt, dass er über sie hinweg ist. Was das überhaupt heißen solle, über jemanden hinweg zu sein. Er überlegt, ob es erstrebenswert ist, eine von Gewalt geprägte Kindheit wie Ishmael Beah zu haben, um später interessante, authentische Literatur zu schreiben bzw. ob es nicht besser sei, eine "neutrale" Kindheit zu haben, um später über von massiver Gewalt zerfurchte Schicksale zu schreiben. Er entscheidet sich aus der Not der Irreversibilität heraus für die zweite Option. Er verbessert sich und streicht das Wort Option. Er wartet gespannt auf die Österreichprämiere von Django Unchained. Er findet nicht, dass es wirklich nötig war, die US-Prämierenfeier wegen dem Massaker in Newtown abzusagen. Er findet es nur konsequent, dass das Weihnachtsgeschäft mit Waffen so boomte wie noch nie. Er erfährt beim Laufen von einem Freund, dass sich ein Schulkollege erschossen hat. Er hatte in der Forstwirtschaft gearbeitet und damit ständigen Zugang zu einer Waffe gehabt. Er geht davon aus, dass sich (in Österreich) wesentlich mehr Menschen erschießen würden, wenn sie nur eine Pistole oder Ähnliches hätten. Er würde eine Entwicklung in diese Richtung befürworten. Er würde das sehr ehrlich finden. 5.1. Er kann es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Er wird ihr das Gedicht95 schicken. 7.1. Er schläft mit ihr, während ihr Sohn, nur durch die unverputzte Wand getrennt, im Nebenzimmer nach ihrer Versicherung tief und fest - schläft. Er küsst ihre Scham, die jungfräulich rasiert und glatt ist. Er muss beim Wort "jungfräulich" lächelt, sagt ihr aber bloß, dass ihre Augen der Wahnsinn sind. Mitten in der Nacht ruft ihr Sohn ganz leise "Mama", sie springt auf und kommt erst eine 95 vielleicht 61 halbe Stunde später zurück zu ihm. Bevor sein Wecker läutet, bevor sie aufsteht, bevor ihr Sohn geweckt wird, um in die Schule zu gehen, zieht er sich an, küsst sie, schleicht aus der Wohnung, fährt nach Hause und geht, noch im Finstern, laufen. Im Tagebuch trägt er ein: "A* / L 19km 1:30" 9.1. Sie erzählt von ihrem Traum, in dem sie panisch wurde, als jemand, der kein Gesicht hatte, aber ein männlicher Freund war, versuchte, ihre beim Spazierengehen die Hand zu geben und sie ihm ihre nicht reichen wollte, bloß weil man das als Paar eben tat, vielleicht gerade deshalb, weil sie kein "man-bloß"-Paar sein will. Er sagt ihr, dass er keine Beziehung mit ihr will, weil er überhaupt nicht in sie verliebt ist. Sie planen spontanen Sex im Kino und einen Urlaub in Marokko. Er kann es nicht glauben. Er schreibt dem Stalker: Wenn du mir noch einmal schreibst, dann erwürge ich dich mit deinen eigenen Händen. Ich schlage und vergewaltige dich in einem indischen Bus und werfe dich anschließend auf die Straße, wo du nach langem Leiden stirbst. Ich schneide deinen Penis ab, damit wir ihn gemeinsam essen können. Ich vergewaltige dich in der U6. Ich sperre dich für 3096 Tage in ein Kellerloch. Ich foltere dich so lange, bis du mich anflehst, dich endlich sterben zu lassen. Was du Hölle nennst, ist mein Zuhause. Er hofft, das reicht. "PS** / L 14km 1:00" 10.1. Some say love is a burning thing that it makes a fiery ring oh but I know love as a fading thing just as fickle as a feather in a stream see, honey, I saw love, you see it came to me it put his face up to my face so I could see yeah then I saw love disfigure me into something I am not recognizing. Some say love is a burning thing that it makes a fiery ring oh but I know love as a caging thing just a killer come to call from some awful dream and all you folks, you come to see just to stand there in the glass looking at me but my heart is wild, and my bones are steam and I could kill you with my bare hands if I was free.96 Er wiederholt die Wörter immer wieder: to unreal, to disfigure, to conceal, to kill. Er stellt fest, dass nur jemand, der zu äußerster Gewalt fähig ist, auch zu äußerster Liebe fähig sein kann. Er stellt 96 http://www.youtube.com/watch?v=FcdOLKx2XG8 62 weiters fest, dass er nicht lieben kann, weil er noch niemanden getötet hat. Er stellt fest, dass seine Feststellungen nicht stimmen. Er träumt von folgenden Schlagzeilen: Mann und Frau verlieben sich in der U6. Ehepaar führt seit 3096 Tagen ein glückliches Leben. Wärter und Insasse werden nach ihrer Zeit im Gefängnis Freunde und versuchen, traumatisierten Menschen zu helfen. Inder macht im Bus Platz für junge Studentin frei. Markus (16) bekommt noch eine Chance von seiner Freundin Lisa (15). Kind pflückt Löwenzahn und bläst die Samen in den Wind. Über den Wolken scheint auf jeden Fall die Sonne. "L 19km 1:30" Er will schlafengehen, aber geht online.xxviii 11.1. Er diskutiert mit einem Freund über die Vor- und Nachteile von Jenna Haze bzw. Sasha Grey. Er schreibt Andrea97 eine Mail, um ihr zu erklären, warum es für ihn merkwürdig ist, wenn er alleine in ihrem Bett liegt, wenn sie dann kommt und er das Gefühl hat, ihr Kind, das er bis jetzt nur ein Mal ganz flüchtig gesehen hat, wird jeden Moment zu ihnen ins Bett springen. Was nicht passiert. Er wird das Kind nicht so bald kennenlernen, sie beschützt es. Er denkt: Es ist, wie wenn dir jemand sagt, er habe drei Beine, aber eines zeigt er dir nicht. Aber er weiß, dass es da ist. Die abwesend Anwesende. Er denkt, dass er zuviel nachdenkt. Er schreibt ihr eine SMSxxix. Er weiß nicht, ob er an seine Worte glauben soll. Er sagt immer die Wahrheit, nur nicht die ganze. Denn das ist unmöglich, da fehlt ihm die Sprache. Er muss sich bei der Eingabe seiner Daten, die helfen, einen Marathon-Trainingsplan zu erstellen, zwischen "leicht", "mittel", "hart" und "sehr hart" entscheiden. Als er sieht, dass "sehr hart" nur 23min bringt, entscheidet er sich für "hart" und kommt sich schwach und hilflos vor. Er beschließt, "hart" zu trainieren, die vorgegebenen Kilometer und Geschwindigkeiten aber durchgehend zu überschreiten. Er läuft. Er liest über einen Läufer, der schön öfters Ermüdungsbrüche bei Wettkämpfen hatte. Im Internet erfährt er, dass nur ein Bruch des äußeren Mittelfußknochens wirklich stört. Alles andere sei erträglich. Er läuft. 12.1. Ich98 bin99 neben100 dir101 aufgewacht102. Did you kill103 the man104 who killed you?105 Ich habe106 an deinen Sohn107 gedacht108. 97 Ob er von der gleichen Andrea spricht? 98 Er 99 nicht 100 auf 101 Andrea, Lisa, N., J., einer Frau 102 Ich schlafe nicht. 103 Did you love the woman who loved you? 104 Who? 105 Jarmusch, Jim: Dead Man. 106 nicht 107 an mich 108 Ich denke nicht. 63 You will109 write poems110 with your gun111. Wir haben uns112 nichts113 vorgemacht. He114 who speaks loud115 and says nothings.116 Wir117 haben nicht gelacht.118 Nobody.119 xxx 14.1. Er findet es unheimlich, dass er sich als Österreicher freuen muss, wenn ein Verbrecher verurteilt wird. Wort des Tages: Ernsthaft. 15.1. Er betrachtet ein fast zehn Jahre altes Foto, auf dem sein Gesicht zu sehen ist. Es ist blau und grün, die Augen sind kaum sichtbar, Blutspuren und Nähte ziehen Spuren durch die geschwollene Landschaft, der angestrengt nach oben gezogene Mundwinkel zeigt den Versuch, zu lächeln. Er erinnert sich, wie er damals dachte: Das war's jetzt. Mit den Frauen. Er hatte im Krankenhaus ein Kind getroffen, dass eine Zahnspange um den Kopf geschnallt hatte, dass es aussah wie ein außerirdisches Robotermonster. Das Kind hatte sich vor ihm gefürchtet. Daraufhin hatte er es nicht gewagt, in den Spiegel zu schauen. Er weiß, dass die Narben kaum mehr zu sehen sind. Nur mehr leise Spuren. 16.1. Online-News: "Warschauer Bar soll "Keller bei F." heißen. Es ist wohl eher ein geschmackloser Witz: Ein Barbesitzer aus Warschau will sein Kellerlokal nach Josef Fritzl benennen. Sein Marketing-Ziel sieht er schon erreicht." Er ist da ganz Teil der Masse, denkt er, wenn er auf Opferbiographien steht. Der Nataschafilm kommt bald ins Kino. Er wird das Inzestkeller-Team zum gemeinsamen Ausflug einladen. Sie wollten damals sogar das Originalhaus besichtigen.120 Er denkt lüstern an den Hass, der Kampusch damals entgegenschlug. Vom Kellerkind zum Star, so eine Frechheit! Wie er bemerkt, wie sich die zwei Fälle (Fritzl/Täter und Kampusch/Opfer) in der Erinnerung vermischen, zu einer einzigen schwammigen, sarkastischen Wir-haben-alle-Leichen-im-Keller-aberdas-ist-halt-Österreich-Mentalität. Er sucht in den Blättern, die der Stalker zurück(?)gebracht hat und findet Auszüge aus seinem 109 won't 110 Ich schreibe nicht. 111 Vom Wunsch, Cowboy zu sein. Wie William Blake Nobody traf und trotzdem nicht in Amerika landete. 112 Wir haben uns nicht. 113 alles. Wir haben uns alles vorgemacht. Wir waren verliebt. Wir hatten eine Beziehung. Wir versanken im Meer und leugneten das Wasser (schlechte Metapher). 114 She 115 … und seit tausend haaren, -weise. narbenlippe am mund und leise. 116 Ich sage nichts. Ich will nichts. 117 Wir waren kein wir. Wir sind kein wir. Wir werden nie ein wir sein (beschwörend). 118 Es hat keinen Spaß gemacht. Es war nicht lustig. Wir haben nicht gelacht. 119 120 Strasshof, NÖ; W.P. ist übrigens am Laxenburger Friedhof als Karl Wendelberger begraben. 64 Dramaentwurf. [Blatt 75-81] 3.121 Lukas: Was machst du hier? Lena: Darf ich nichts trinken? Lukas: Schläfst du nicht? Lena: Hab' ich dir ja gleich gesagt, dass ich nicht schlafen kann. Lukas: Mitten in der Nacht. Lena: Was hast du in dem Sack? Lukas: Ich hab' nicht schlafen können. Lena: Was hast du in dem Sack? Lukas: Ich hab' ständig nachdenken müssen. Lena: Was ist da im Sack? Lukas: Was du gesagt hast. Lena: Lukas! Lukas: Dass ich mich nicht ändern kann. Lena: Lukas, bitte! Lukas: Dass ich nicht bereit bin für das wahre Leben. Lena: Lukas, was ist in dem Sack? Lukas: Immer nur ausprobieren, nur halbe Sachen. Lena: Sag', dass es nicht... Lukas: Man kann so was nicht testen. Lena: Lukas! Lukas: Es war deine Idee. Lena: Lukas! Lukas: Ich hab' nur mitgespielt. Lena: Was ist in dem scheiß Sack? Lukas: Du hast es mitgebracht. Lena: Lukas, nein! Lukas: Zum Ausprobieren. Wie es ist. Lena: Nein! Lukas: Wie es sein wird. Lena: Nein. Lukas: Wie wir damit zurecht kommen. Lena: Bitte, Lukas. Lukas: Ganz ohne Hilfe. Lena: Bitte. Lukas: Ein Experiment. Lena: Lukas. Lukas: Wein' nicht, Lena. Lena: Sag' mir jetzt endlich, was in dem scheiß Sack ist! Lukas: Da, fang! Lena: Lukas! Lukas: Es liegt vor dir, der ganze Scheiß. Lena: Lukas. Lukas: Von Anfang an. Lena: Ich. Lukas: Mach' ihn auf. Lena: Ist es tot? Lukas: Wirst schon seh'n. Lena: Tot? Lukas: Was glaubst denn du? Lena: Bist in den Keller gegangen. Lukas: Während du geschlafen hast. Lena: Und hast es umgebracht. 121 Lena und Lukas reden zuvor übers Kinderkriegen und über ihre finanzielle Situation/Wohung, z.T. auch mit Lenas Mutter Maria und ihrem sehr wohlhabenden Lebensgefährten Gerald. 65 Lukas: Das Experiment beendet. Lena: Es gehört mir. Lukas: Ha! Lena: Es ist meins. Lukas: Blödsinn. Lena: Mein Baby. Lukas: Du hast es entführt, schon vergessen? Lena: Meins. Lukas: Ich hab' nur getan, was du gesagt hast. Lena: Es in den Keller getan. Lukas: Es beendet. Was verändert. Lena: Ich muss es wiederbeleben. Lukas: Blödsinn. Lena: Vielleicht wird es wieder. Lukas: Lena, gib's her. Lena: Nein. Lukas: Lena, gib' den Sack her. Ich muss ihn wegwerfen. Lena: Nein! Lukas: Lass es aus! Lena: Meins! Lukas: Auslassen! Lena: Mein Baby! Lukas: Her damit! Lena: Nein! Lukas: Scheiße. Lena: Oh mein Gott. Lukas: Scheiße. Lena: Lukas: Wir haben es... Lena: Das Baby. Lukas: Zerrissen. Lena: Lukas: Scheiße. Lena: Lukas: Was machen wir jetzt? Lena: Fernsehen? Lukas: Mit dem Blut? Lena: Schlafen geh'n? Lukas: Geh'n wir schlafen? Lena: Und das Baby? Lukas: Scheiße. Lena: Scheiße. Lukas: Räumen wir morgen auf? Lena: Ich ruf' Mama an. Lukas: Wieso? Lena: Wegen dem Baby? Lukas: Geh'n wir schlafen? Lena: Wir müssen es wegmachen. Lukas: Ha ha. Lena: Bist du wahnsinnig? Lukas: Blödsinn. Lena: Das Blut. Lukas: Das klingt wie abtreiben. Lena: Wir brauchen Hilfe. Lukas: Mama's Putztrupp bitte. Lena: Sie kommt bestimmt. Lukas: Weil wir nicht einmal das allein schaffen. Lena: Sie kennt sich halt aus. Lukas: Womit? Lena: Mit allem im Leben. 66 Lukas: Auch damit? Lena: Sicher. [...] Lena: Hallo Mama. Maria: Was ist los? Lukas: Wir schaffen es nicht allein. Lena: Du musst uns helfen. Gerald: Braucht ihr Geld? Lukas: Vielleicht. Maria: Was ist los? Lena: Komm mit in die Küche. Maria: Oh mein Gott. Gerald: Was zum Teufel? Lukas: Was sagt ihr nun? Gerald: Was? Lena: Mama. Lukas: Das haben wir ganz allein geschafft. Gerald: Was? Maria: Was ist das? Lena: Mein Baby. Maria: Dein Baby? Du warst schwanger? Gerald: Baby? Lena: Meins. Maria: Was ist passiert? Lukas: Sie hat's mitgenommen. Maria: Warum liegt es hier am Boden? Lena: Er hat's aus dem Keller geholt. Gerald: Keller? Lena: Und kaputt gemacht. Lukas: Ich wollte nur spielen. Maria: Das Baby ist tot. Lena: Meins. Maria: Überall Blut. Lukas: Jetzt wein' nicht, Lena. Gerald: Oh mein Gott. Lukas: Das wird schon wieder. Lena: Nichts wird wieder! Maria: Mund halten, alle! Gerald: Was? Lena: Mama? Maria: Wer weiß noch davon? Lena: Was? Gerald: Wir müssen die Polizei... Maria: Wer? Lukas: Niemand. Es war im Keller. Isoliert. Maria: Sicher? Lukas: Sicher. Maria: Lena, du hörst jetzt zum Weinen auf. Lena: Mama. Maria: Und holst mir die Putzsachen. Gerald: Was? Maria: Kübel, Fetzen, Putzmittel. Lena: Ok. Maria: Lukas, du holst mir Müllsäcke und Werkzeug. Lukas: Was? Maria: Eine Säge, ein scharfes Messer, eine Hacke. Gerald: Ihr seid doch... Maria: Schnell! Lukas: Ok. 67 Maria: An die Arbeit. Gerald: Was machst du da? Maria: Man muss es kleinhacken. Gerald: Maria? Maria: Es tut nur am Anfang weh, dann geht's. Lukas: Hier. Maria: Danke. Gerald: Nein, da kann ich nicht zuschauen. Maria: Willst du mir helfen? Gerald: Was ist los mit euch? Lukas: Kann ich Geld haben von dir? Gerald: Was? Lena: Hier sind die Putzsachen. Maria: Danke. Gleich hab' ich's. Lukas: Woher kannst du das? Maria: Was? Gerald: Ein Kind verschwinden lassen. Lena: Kann ich Geld haben? Maria: Kann man halt. Lukas: Übung macht die Meisterin. Maria: Was? Lena: Mama? Maria: Mund halten, alle. Gerald: Wie redest du? Maria: Wenn es nicht reinpasst, in die Planung. Lena: Was? Maria: Noch einen Müllsack. Lukas: Hier. Maria: Dann muss man selbst anpacken. Gerald: Was? Maria: Wenn die Kinder im Ausland sind und nichts merken von der Schwangerschaft. Lukas: Und dein Mann? Maria: Nie zu Hause und bald geschieden. Lena: Mama. Maria: Abtreiben wollt' ich's nicht. Gerald: Oh mein Gott. Maria: Und wie's dann da war, hat's wegmüssen. Lena: Mama! Maria: So, jetzt alle mithelfen beim Putzen. Lukas: Maria? Maria: Doppelt verpacken, wegen dem Geruch. Lukas: Ja. Maria: Und dann nicht in euren Mistkübel, verstanden? Lukas: Ja. Gerald: Ich... Maria: Helfen oder den Mund halten. Lena: Mama? Gerald: Ich halt das nicht mehr aus. Lukas: Willst fernsehen? Lena: Schlafen gehen? Gerald: Ich geh' zur Polizei. Maria: Einen Scheiß wirst du tun. Lena: War es ein Mädchen? Gerald: Ich ruf' die Polizei. Maria: Sicher nicht. Ja, Lena, eine Schwester wär's gewesen. Lena: Schön. Maria: Und deins? Lukas: Nur entführt. Probeweise. Lena: Auch ein Mädchen. Maria: Schön. 68 Lukas: Ein Experiment. Lena: Ganz allein haben wir's geschafft. Gerald: Ihr seid wahnsinnig! Lena: Wie eine Familie. Lukas: Lena und ich und das Baby. Maria: Schön. Lena: Ja. Gerald: Ich geh' jetzt, es reicht. Maria: Wohin? Gerald: Zur Polizei. Lukas: Im Keller. Gerald: Was? Lena: In den Keller. Gerald: Ihr sperrt mich nicht ein! Lukas: Wie eine Familie. Maria: Im Fernsehen. Gerald: Polizei! Lena: Gemeinsam. Gerald: Lena! Maria: Gut gemacht. Lukas: Nicht weinen, Gerald. Maria: Gut gemacht. Lena: Geschafft. Maria: Jetzt ist er hin. Lena: Es ging nicht anders. Lukas: Er ist ganz ruhig. Maria: Ich weiß. Lukas: So ohne Geld. Lena: Wer räumt das zusammen? Lukas: Das Blut. Lena: Soll ich... Maria: Lena, lass das. Lukas: Wo wohnt ein Toter? Lena: Wo ist mein Baby? Maria: Ich mach' das schon. Lukas: Danke, Maria. Lena: Danke, Mama. Maria: Ich mach' das schon. 4. Lena: Es ist nichts passiert. Lukas: Nichts. Lena: Nichts. Lukas: Wir müssen nicht reden. Lena: Nein. Lukas: Es ist ganz einfach. Lena: Ja. Lukas: Ab jetzt gibt es nur noch uns beide. Lena: Ja. Lukas: Lena? Lena: Ja? Lukas: Bist du dir sicher? Lena: Ich will ein Kind von dir. Lukas: Haha. Lena: Ich mein's ernst. Lukas: Ich auch. Lena: Die Nabelschnur ist durchtrennt. Lukas: Wir reden nicht darüber. Lena: Es kann losgehen. Lukas: Wir haben das Geld. 69 Lena: Es ging nie um's Geld. Lukas: Wirst du sie vermissen? Lena: Wen? Lukas: Na... Lena: Ich dachte, wir reden nicht darüber. Lukas: Ja. Lena: Es riecht nach Putzmittel. Lukas: Es ist sauber. Lena: Es ist sauber. Lukas: Sollen wir jetzt gleich? Lena: Ich weiß nicht. Lukas: Warum? Lena: Es ist noch so... Lukas: Was? Lena: Frisch. Lukas: Frisch? Lena: Es riecht noch nach ihnen. Lukas: Nach Putzmittel. Lena: Weißt du was? Lukas: Was? Lena: Nichts. Lukas: Sag schon. Lena: Nichts. Lukas: Jetzt komm schon. Lena: Aber lach nicht. Lukas: Ich schwöre. Lena: Es hat... Lukas: Was? Lena: Es hat Spaß gemacht. Lukas: Was? Lena: Mit dir. Lukas: Machst du Schluss? Lena: Was? Lukas: Das klingt, als ob du Schluss machen würdest. Lena: Nein. Lukas: Ich versteh' dich nicht. Lena: Es hat Spaß gemacht, das alles mit dir... Lukas: Du machst doch Schluss! Lena: Nein! Es hat Spaß gemacht, das alles mit dir durchzuziehen. Lukas: Im Ernst? Lena: Ja. Lukas: Mir auch. Lena: Schön. Lukas: Sehr schön. Lena: Gib mir deine Hand. Lukas: Ich liebe dich. Lena: Lass uns weitermachen. Lukas: Lass uns ein Kind machen. Lena: Es wird weh tun. Lukas: Die Geburt? Lena: Ich will nicht schwanger sein, dabei. Lukas: Wobei? Lena: Es hat mir Spaß gemacht. Lukas: Echt? Lena: Ich konnte dir in die Augen schaun. Lukas: Lena. Lena: Ich konnte ganz ich selbst sein. Lukas: Wir waren wir. Lena: Ein Team. Lukas: Genau. 70 Lena: Bist du dir sicher? Lukas: Ich glaube schon. Lena: Wie soll es weitergehen? Lukas: Wir waren gut. Lena: Wir brauchen keine Hilfe. Lukas: Wir machen das allein. Lena: Niemand steht uns im Weg. Lukas: Auch deine Mutter nicht. Lena: Reden wir nicht von ihr. Lukas: Wie soll es weitergehen? Lena: Ich weiß nicht. Lukas: Kinder sind viel Aufwand. Lena: Und wenig Spaß. Lukas: Gerald war einfach. Lena: Wir reden nicht davon. Lukas: Aber... Lena: Er war zu einfach. Lukas: Ja. Lena: Wir brauchen eine Strategie. Lukas: Wir ziehen das durch. Lena: Als Kunstprojekt? Lukas: Als Team. Lena: Lukas, ich... Lukas: Ja? Lena: Ich liebe dich... Lukas: Ich... Lena: Wenn du so voller Tatendrang bist. Lukas: Ich liebe dich... Lena: Das Leben kennt keine Generalprobe. Lukas: Wir tun es. Lena: Jetzt. Lukas: Ja, jetzt. Lena: Geh'n wir noch raus? Lukas: Nur schauen? Lena: Nur schauen. Lukas: Vielleicht... Lena: Ja. Lukas: Ja.122 17.1. Paradies: Liebe. Django: Unchanged. (Radioversprecher) Prometheus: Unchained123 (Shelley, Percy Bysshe) Zero Dark Thirtyxxxi xxxii xxxiii Er sagt zu ihr, dass er ihr immer gesagt hat, von Anfang an, dass er keine Beziehung will. Und ja, er habe gewusst, dass sie auf der Suche nach mehr ist. Nein, mit ihr stimme alles, er sei es, mit dem etwas nicht stimme, zur Zeit auf jeden Fall. Dass Beziehung Erwartungen bedeute. Und ja klar, auch er wünsche sich Vertrauen, dass er sich auf jemanden verlasse könne. Aber wenn das für sein Gegenüber kompliziert sei, diese Erwartungen zu erfüllen, für ihn dazusein, dann ziehe er es vor, ohne diese Erwartungen, frei, zu sein. Auf sich allein gestellt. Sie weint ein wenig. Er küsst ihre Achsel und weiß, dass sie heute nicht mehr miteinander schlafen werden. Vielleicht nie wieder. Schau, sagt sie, und er weiß, dass es kompliziert ist. Er sagt, dass er ihre Logik, dass sie nicht mit 122 Vgl. Endnote vi. 123 Unbound. 71 ihm schlafen wolle, weil es schön sei und sie es dann vermissen werde, nicht verstehe, weil er doch merkt, wie beide es vermissen, miteinandern zu schlafen. Er empfindet ein wenig Abneigung, Enttäuschung vielleicht und ist froh, als sie einschläft und er allein neben ihr liegt und weiß, dass es vorbei ist, dass sie nicht mehr so weitermachen will, dass er gehen kann. Er denkt an Andrea und freut sich auf morgen. Ihre Locken berühren seine Schultern, er küsst ihre Hand und schläft ein. Wieder zuhause, kommt er vor seinem Computer, wo ein Analporno läuft. Er ist wütend. 18.1. Es ist aus und es ist ihm egal. Es ist aus und es ist ihm egal. Er ist aus und sie ist ihm egal. Es ist als und es ist ihm egal. Es ist als und er ist ihr eagle. 21.1. [Blatt 001] Ich war aus meinem Leben ausgezogen. Fast fünf Jahre und jetzt saß ich allein in dieser Wohnung, an den Wänden helle rechteckige Flecken, wo noch vor kurzem Bilder gehangen waren. Wie übermalt man diese Leerstelle? Er denkt an das Familienfoto, das bei seinen Eltern hängt: Seine Großmutter, sein inzwischen verstorbener Großvater, Mutter, Vater, seine Schwester und ihr Mann, seine Ex und er. Er hat große Lust, ihren Kopf mit einem Edding zu übermalen. Aber dann wäre sie noch auffälliger, ein schwarzer Fleck in der Familiengeschicht.124 Er spürt schon eine Schere in seiner Hand, wie er ihren Hals abschneidet, dann die Augen, zuletzt ihren gesamten Körper. 22.1. [Blatt 002] Wir verstanden uns (sehr) gut. Es funktionierte. Ich wollte etwas von ihr, sie von mir. Was? war die Frage. Es war erwachsen. Mein Gefühl sagte: Ja, das könnte gehen. Aber nicht: Oh mein Gott, es knistert, es funkt, das ist SIE 31. Der Youtube-Link führt ihn zu einem Lied von STS: Kalt und kälter. Er denkt daran, wie kitschig er dieses Lied findet und wie er doch mitsingen muss, wenn er alleine im Auto sitzt und durch die Landschaft fährt, nach Hause, oder dorthin, wo früher einmal sein Zuhause war. "Du sagst, es ist vorbei mit uns, deine Liebe ist nicht mehr so groß. Ich sage, das habe ich kommen gesehen, es tut mir leid, ich wünsch dir was." Er findet in den Unterlagen den Namen "Andrea"125 und beschließt, sie aufzuspüren. Er will sie haben. 124 And then I see a darkness. 125 Ob er von der gleichen Andrea spricht? 72 22.1. "s[tot]tern" Schreibt er auf die Box und überlegt, was ein Titel über den Inhalt aussagt.126 Was ein Name über den Inhalt aussagt.127 23.1. [Blatt 003] Ich überlegte mir Fragen, die ich ihm stellen würde. Ich wollte vorbereitet sein. 1. Wie sind deine Unterlagen in meinen Kühlschrank gekommen? 2. Warum schreibst du immer wieder (so gerne?) über Gewalt? 3. Sind das direkte persönliche Erlebnisse (Beziehungen), die du in deinen Texten einbaust? 4. Was fasziniert dich am Anagramm? 5. Wer sind Lukas und Lena? 6. Hast du schon an Selbstmord gedacht?128 7. Was willst du mit deinen Texten? 8. Was soll ich mit deinen Texten? 9. Stehst du wirklich auf Rambo? 10. Wer ist deine Co Bao?xxxiv Er ist froh, dass es nicht dazu gekommen ist, dass er ihm diese Fragen beantworten musste. Es hätte ihn auch niemand dazu zwingen können. Er schreibt ein Anagramm: ma, arg, man! / mag an ram. / mama rang, mama garn. / magna arm. 24.1. [Blatt 004] Ich wartete noch immer auf Andreas Antwort. Manchmal machte es mich richtig wütend, wenn sie nicht gleich reagierte. Es war der Zorn eines hungrigen Kindes, das genau wusste, dass das Essen gleich im nächsten Zimmer sein musste und nur die Tür versperrt war. Warum öffnete sie sich nicht einfach? "Even the United States of America will someday learn that it cannot bomb Hanoi without inflicting violence on itself, and neither can you insult a brother, do violence to a sister, hate somebody without that odio coming back to you somewhere, sometime, en alguna forma." (Luis Valdez, Early Works, 1990) Er kann genau spüren, wie sich dieses Ich gefühlt haben musste. Wenn er sich lange genug mit Gewalt beschäftig, wenn er in den Verhörprotollen aus Abu Ghraib wühlt, wenn er die Gerichtsakten über Roman Polanskis Vergewaltigung liest, wenn er im selbstgebauten Kampuschkeller steht, dann dringt die Gewalt in ihn ein. Er kennt die Lust des hungrigen Kindes, die Tür einzutreten, nicht nur wegen des Hungers. Es ist die Wut, das Im-Weg-Stehen. Ein Faden reißt und im Kopf beginnt ein blutiges Drama. Er sieht Andrea sterben, weil sie nicht antwortet. 126 stern: tot / ernst: tot / nett, rost! / er: ost-TNT / es: TNT-ort / rotes TNT / set # tot. 127 Spanien: fern, tot / Piraten + Not = Senf / Tannen streif Po / Nannte es Profit / Pan: finstere Not / Rannten. Spie oft. 128 Ja. Immer wieder. Immer wieder. Immer wieder. And then I see a darkness. 73 Er überlegt, wie er sie töten wird. Er telefoniert mit seiner Mutter und wiederholt mehrmals, dass es ihm gut geht. Schöne Grüße. Er findet Andrea auf Facebook. 2.2. Er geht auf ein Mädchen zu, das "Paradies" heißt in einer Sprache, die er vergessen hat. Ihr Mund ist mit einem dicken schwarzen Strich derart geschminkt, dass er fast wahnsinnig vor Begehren wird. Er weiß, das sein Verlangen rein zufällig auf sie zeigt, dass er aber alles daran setzen wird, es zu befriedigen. Er weiß, dass es nicht gut ist. Er weiß, dass es sich gut anfühlen wird. Nach ein paar Stunden sagt sie (auch wenn das nach Machoprahlerei und Überheblichkeit klingen mag): Stefan, ich will dich. Es schmerzt, in seiner Brust. In diesem Augenblick muss er nicht an Andrea denken. Er schreibt: Ich möchte nicht fortgehen wollen. [Blatt 005] pensamiento serpentino 4.2. Das arabische Wort für Paradies ist “Dzenita”, die Himmlische. Er liest ihre kurzen Emails immer wieder durch und überlegt, ob es richtig ist, ein Treffen mit ihr zu planen. Was er aber schon getan hat. Er fragt seine Freunde, ob es moralisch in Ordnung ist, das zu tun, was er vorhat. Sie verneinen. Es ist ihm egal. Er wird es tun, weil er es kann. Sie war gerade sechs Jahre alt, rechnet er nach, als in Srebrenica ungefähr 8000 Bosniaken ermordet werden. Er selbst war damals 13, das jüngste Opfer zwölf. Er überlegt, ob er sie fragen soll, warum ihre Familie nach Wien gekommen ist und vor allem wann. Er hat Angst, dass sie sagt, dass sie schon seit 50 Jahren oder länger in Österreich sind. Er hat Angst, dass sie vom Krieg erzählt und ihm seine Begeisterung anmerkt. Er hat Angst, dass sie ihn nur interessiert, weil ihre Geschichte möglicherweise gewaltig interessant ist. Auf einem Srebrenica-Blog findet er eine Liste mit 534 Opfern, deren Identität mittels DNAAnalysen feststeht. Er entdeckt einen Mann namens Ramo, der 64jährig interniert wurde. Ihm wurden die Hände auf den Rücken gefesselt, die Augen verbunden, dann wurde er zusammen mit einer größeren Gruppe erschossen und an Ort und Stelle vergraben. So liest er es. Sein Nachname ist ihr Nachname. Er war ihr Großvater. Vermutet er. Er wird sie danach fragen. Er wird sie danach fragen wollen. 6.2. [Blatt 006] 74 In Lak Ech: Tú eres mi otro yo. 7.2. Sie werden sich treffen. Er wird viel Hintergrundwissen mitbringen. Er hat recherchiert. Er hat ihr Bild nicht im Internet finden können. Was ihn gar nicht so stört. Er ist gespannt, wie sie aussieht, wenn er sie wieder sieht. Er kann sich nie an Gesichter erinnern, in die er verliebt verknallt ist. Er passt auf drei Hunde auf, die er nicht mag. Er läuft durch einen Ort, in dem keine 3000 Menschen mehr wohnen. Er läuft 16 Kilometer und stellt sich auf dem Rückweg vor, dass jeden Meter ein toter Bosniake steht. Er grüßt einen alten Mann freundlich und denkt sich: Das könnte Ramo heute sein. Er überlegt, ob er ihn fragen soll, ob er auch am 14. Dezember Geburtstag hat. Er läuft weiter. Die toten Bosniaken stehen bis an seine Haustür aufgereiht. Stumm, aber mit gelassenen Gesichtern.129 130 Nach dem Duschen schiebt er vorsichtig den Vorhang beiseite und späht auf die Straße. Sie stehen immer noch da. Mann neben Mann. Er ist sich sicher, dass sie nicht mehr verschwinden werden. Er hat Hunger. Er hofft, dass sie wieder geschrieben hat. Paradies: Massaker. 8.2. [Blatt 007] “He reached over and kissed me. And I was telling him, ‘No,’ you know, ‘keep away.’ The director said he would take her home, but then proceeded to perform a sex act on the 13-year-old. After that he “started to have intercourse with me.” Gailey testified. She also said that Polanski, 43 at the time, “put his (censored) in my butt” after asking her “Would you want me to go in through your back?” Ich hatte keine Lust, mich nicht zu hassen. Ich hatte keine Lust, mich anzufassen. Er weiß, dass Roman Polanski seine schwangere Frau verloren hat.131 Die Mansons ermordeten sie. Ob das die Vergewaltigung einer 13-Jährigen erklärt, darüber will er erst gar nicht nachdenken. Er muss acht Kilometer laufen, um die Männer hinter sich zu lassen. Als er sein Ziel nach fast einer Stunde erreicht, stehen da Roman und Samantha132, Hand in Hand. Roman lächelt ihm zu, als gäbe es eine Übereinkunft zwischen den beiden. In das Gesicht des Mädchens wagt er nicht zu blicken. Sie hat noch nicht geschrieben. 9.2. Er läuft 25 Kilometer. Es hat -5 Grad. Er läuft alleine. Er hat kein Wasser bei sich. Er hat kein Essen 129 RAMO heißt ein Video, das "Turkish Rambo" betitelt wird, http://www.youtube.com/watch?v=C9G5cGDKgPY. Im Kommentar wird es als kurdisch bezeichnet. 130 Anagramm: Amor. 131 Please, don't kill me, please don't kill me. I don't want to die. I want to live. I want to have my baby. / Look, bitch, I don't care about you. I don't care if you're going to have a baby. You had better be ready. You're going to die, and I don't feel anything about it. Auf die Haustür schrieb ein Familienmitglied mit Sharon Tates Blut: PIG. 132 Satan nahm Amor. 75 mehr bei sich. Schlagartig wird es kalt. Seine Ellenbogen werden eisig. Seine Brust wird eiskalt. Seine Finger beginnen zu schmerzen. Er spürt seine Lippen und seine Nase nicht mehr richtig. Seine Oberschenkel sind Eisblöcke. Er muss noch 5 km laufen. Er läuft, als wär alles an ihm eingeschlafen, taub. Als er ankommt, kann er nur schauen. Er denkt nicht, er redet nicht, er keucht nicht, er tut nichts. Er schaut nur geradeaus. Sehr lange. Er weiß, dass es kein Zurück mehr gibt. Er weiß, dass ihm diese Qual gefällt. Er weiß, dass es wichtig ist zu wissen, dass er sich selbst zerstören kann. Er wird morgen wieder laufen. 10.2. Er hat sie gefragt, ob Dienstag in Frage kommt. Sie schreibt, dass sie denkt, dass es besser ist, wenn sie sich nicht sehen. Er ist //////////////////////////////// traurig und enttäuscht froh. Er läuft wieder. Als er nach Hause kommt, schaut er sehr lange auf die Eingangstür. Aber da steht nichts. 11.2. Ein 35-jähriger Familienvater hat sich von seiner Frau getrennt, lebt aber noch unter einem Dach mit ihr - vor allem, um Kosten zu sparen.133 Sie will das Eis zwischen ihnen brechen und teilt ihm mit, dass ihr "Rückzieher" nichts mit ihm zu tun ("es hat nichts mit dir zu tun"), sondern dass sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren könne. Er überlegt, was sie mit "Gewissen" meinen könnte. Fasching ist wie Faschismus. Nur lustiger. Nach 17 km Laufen sieht er einen 43-Jährigen, der aussieht wie Ramo. An seiner Hand geht die 13jährige Samantha, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Als Verkleidung trägt sie einen breiten schwarzen Strich quer über ihren Mund. 12.2. Nach dem morgendlichen Laufen verlässt er die Wohnung nicht mehr. Andrea schreibt nicht zurück. Dzenita hat abgesagt (Gewissen?). Er gibt vor, froh darüber zu sein. Aber es verletzt ihn ("es hat nichts mit dir zu tun" - womit denn dann?). Seine Ex-Freundin ist aus ihrer gemeinsamen Wohnung und Beziehungen ausgezogen.134 Er sitzt allein vor dem Fernseher und denkt verzweifelt darüber nach, was er tun könnte. Ihm fällt nichts ein. Er versucht zu schlafen. Er isst etwas. Er liest ein wenig, legt das Buch aber gleich wieder weg. Er ist sich sicher, dass dies der traurigste Faschingdienstag seines Lebens ist. Er weint nicht. Er trinkt nicht. Er tut nichts. Er denkt an seine Ex-Freundin, während er den Begriff "Black Site" recherchiert, but he doesn't feel anything about it. Seine ehemalige WG-Kolllegin, die vor einiger Zeit in ihre Heimat zurückgezogen ist, fragt, was aus seinem "wir" (seiner Beziehung) geworden ist. Er antwortet, dass er das auch nicht wisse. Er sitzt da. Er schaut. Er könnte weinen, wenn er könnte. 13.2. 133 Vgl. Endnote xxxf. 134 Ariadne: Jim in Wal. DJ Malaria in Wien. War Ada im Nil? Jein. Adria-Lawinen Jim. Ja, wie Manila-Rind. Wie DJ Animal Rain. Wir da im anal? Jein. Mini-Walde, ja, Iran. 76 "Einsatzkommandos der Polizei umstellten eine Berghütte, in der sich der 33-Jährige nach einer Schießerei mit einem Toten verbarrikadiert hatte. Die Hütte ging später in Flammen auf. Mehrere US-Medien berichteten anschließend unter Berufung auf Polizeikreise, in den Trümmern sei eine verbrannte Leiche gefunden worden, bei der es sich vermutlich um den Gesuchten handle." (www.derstandard.at)xxxv xxxvi xxxvii xxxviii "Berghütte, in der sich der 33-Jährige nach einer Schießerei mit einem Toten verbarrikadiert hatte." 1. Gab es eine Schießerei 33-Jähriger vs. Toter? 2. Hat er sich mit einem Toten in der Berghütte verbarrikadiert? 3. Wenn 2., dann ist die Leiche in den Trümmern vermutlich nicht der 33-Jährige. 4. Wenn "Schießerei mit einem Toten" heißen soll, dass es eine Schießerei gab, bei der eine Person starb, kann man dann auch schreiben: "Schießerei mit Wind", "Schießerei mit Sahne", "Schießerei mit Kind", "Schießerei mit Sexappeal"? Er hasst Mehrdeutigkeiten. [Blatt 008] Mit Andrea ist alles einfach: Klare Regeln, klare Antibeziehung, alles klar. Ich wusste, dass es nicht ewig halten würde. Also, eher noch kürzer. Er spürt großes Verlangen, diese Andrea endlich kennenzulernen. Er stellt fest, dass in den Zeitungen verhältnismäßig oft über US-amerikanische Männer geschrieben wird, die Leute töten/getötet haben. Er stellt ebenfalls fest, dass ihn diese Meldungen sehr interessieren. Ein Mord ist immer eindeutig. Denkt er. Er denkt an den Zetteltypen und wie er ihm die Axt135 zum zweiten Mal ins Genick136 hieb. "Bumm, gleiche Stelle. Er war tot. Bewegte sich nicht. Seine Zunge hing heraus." Er überlegt, ob das wirklich so passiert ist. Er ist sich sicher, dass Einsamkeit nur aus Mangel an Gewaltbereitschaft entsteht. 15.2. Vom Wunsch, von einem Meteoriten getroffen zu werden. Direkt ins Gesicht, nein, noch besser: ins auf den glühenden Punkt gerichtete, nicht blinzelnde Auge, direkt in die Seele. Nicht nur von den Glasscherben, die aufgrund der Druckwelle bersten, geschnitten werden, eine kleine außerirdische Erinnerungsmarke verpasst bekommen, sondern von oben, von einem Scheusal-Schicksal, ausgelöscht werden. Wie er es hasst, er zu sein. I'm losing. Das wiederholt er ständig. Wenn er sich ansieht, wenn er über sich nachdenkt, wenn er allein im Dunklen sitzt, wenn er auf der Straße geht und die Menschen nicht anschauen kann. Wenn ihm die Apothekerin am Valentinstag eine Rose schenken will und er fast weinend entgegnet, dass er es nicht aushalten würde, dann später einsam in seinem Wohnzimmer zu sitzen und diese Rose zu betrachten, die sie, die Apothekerin, ihm geschenkt hat, wie sie allen Kunden eine Rose schenkt an diesem furchtbaren Tag, also, das wäre zu deprimierend für ihn, heute, er habe doch nur Schnupfen oder eine Nebenhöhlenentzündung und nein, wirklich nicht, eine Rose bedeute doch einfach nur, dass sie, die ihn gar nicht kenne, Mitleid mit ihm habe und das mache alles nur noch viel schlimmer, ob sie das nicht versteht, flüstert er schon beim Hinausgehen und hofft, dass er sie jetzt nicht beleidigt hat und will sich entschuldigen, aber das wäre noch armseliger und dann geht er nach Hause, ohne Rose. 135 Küchenmesser 136 Hinterhauptloch 77 Valentinstag, seine Tätigkeiten: - fernsehen - schleimlösende Kapseln schlucken - sich schneuzen - Nasentropfen in die Nase tropfen - auf dem Papier der Küchenrolle betrachten: hellen Rotz, dunklen Rotz, schleimigen Rotz, ein Gemisch aus Rotz und der schwarzen Flüssigkeit der Nasentropfen, Blut, viel Blut, in allen Schattierungen. Er wünschte, er wäre in Russland und könnte den Meteoriten sehen, wie er den Himmel zerschneidet. Er gibt eine Pizza ins Rohr, setzt sich vor die Glasscheibe und wartet, bis sie wirklich schwarz ist. Dann öffnet der das Rohr, spürt die Hitze im Gesicht und beginnt, die Pizza zu essen. Er hofft, dass er bald daran stirbt. Nichts passiert. 16.2. Er sitzt seiner Arbeitskollegin gegenüber, die Er grüßt seine Arbeitskollegin mit einem doppelt so alt ist wie er. Er starrt auf ihren Rock Kopfnicken und einem Lächeln. und malt sich 1. aus, wie ihre Beine früher ausgesehen haben müssen und 2. wie sie sich jetztIn der Pause macht er eine positive Bemerkung anfühlen müssen, wenn er sie zuerst zärtlich ihrer Kleidung gegenüber. streichelt, dann hart in seine Hände nimmt, während er mit ihr schläft, während er sie fickt Er fragt sie, ob sie den heutigen Tag auch so und sie schreit und fragt sich, ob sie es nicht genieße wie er. irgendwie genießen würde. Lynndie: I did everything he wanted me to do. I didn't want to lose him. Sie wurde am 9.11.1982 geboren, im selben Jahr wie er. Ihr Vater war ein einfacher Bahnarbeiter, die Mutter Hausfrau. Schon als kleines Mädchen wollte sie Sturmjägerin / storm chaser werden, eine mutige Person also, die es sich zur Aufgabe macht, Unwetter auszumachen, zu beobachten, zu verfolgen und gegebenenfalls mit Mitteln der Fotografie und des Films zu dokumentieren. Neben der Schule arbeitete sie in einem Supermarkt an der Kassa, um Geld für ein Studium zu verdienen. Im Jahr 2002 heiratete sie einen ihrer Mitarbeiter, die Ehe wurde aber bald wieder geschieden. Daraufhin hatte sie einige Zeit einen Nachtjob in einer Hühnerverarbeitungsfabrik. Pamela Anderson zeigt in einem Peta-Video137, wie diese Arbeit ausschaut. Während Pam ein rotes Kostüm wie in alten Baywatchzeiten trägt, werden Hühnerhälse aufgeschlitzt, Kükenschnäbel abgezwickt und KFC-Rohmaterialien durch die Gänge gekickt. Schließlich verlobte sie sich mit einem Reservisten der US Armee und bekam infolge ein Kind von ihm. Er findet folgenden Eintrag: [Blatt 009] aber über das wasser bordend kann keine strafe nein keine sprache den wörtern wie 137 http://www.youtube.com/watch?v=7pZW1aECGds 78 leg ich ihr ketten an läuft sie mir verfolgter davon kann keine rede sein verschwimmt sie die stimmen das stimmt nicht lügen die fangen die wärter die macht der wärter tun der sprache gewalt an vom anfang an am anfang waren die wärter am anfang wo fang ich an wasserbretter hinter was für mauern kein haus aus stein ein ins zentrum gestelltes ihn nach unten gehängt das tuch über dem mund das gefändnis spricht er noch immer nicht sticht er noch immer nicht immer voller tiefer die nenn es nicht folgt er verfolgter die jetzt folter aber nur weiße ohne spuren keine spuren nur innen drinnen in ihm drinnen das wasser rinnt am mund und du und er trinkt ertrinkt er nur fast und das gestängnis sidschn abu sidschn abu und greift ihm auf den penis der sturm der strom zum essen die gabel zum foltern die kabel mit system das system is the vampire sitzen aber sitzen aber nicht mehr sie liegen gestapelt wie die akten tatsachen auf dem in der zeitung ich sehe sie die körper in die öffnungen hinein und aus ihnen heraus und ein name aus england lügen die sidschn abu ghuraib wär er nur baron frag den münchhausen und zieh ihn aus dem haus über die mauer über die schmerzgrenze hinüber mit der sprachzange das ganze unmöglich selbst für die feindlichsten kämpfer der baron von sachsenhausen eine unterhose auf wunderschaft jeder pisst in sie hinein folter nein people freedom and liberty aber der bau in den bau der pyramide im exil in einzelhaft auf wanderschaft in ägypten ganz hinauf den menschenturm aus akten in rhythmischen takten mit dem sack auf dem kopf und storm auf dem sack aus nackten sichtslosen grünkörpern mit grinsenden in der pose die tarnhose ganz geil zange du ich fange dich wie der hund an der leine die hellbauen handschuhe die weiß es nicht weiße nur spurenlos mit der strafzange heraus gerissen sucking the children day by day die hellblaue schandhure von charles die ich weiß es nicht wie die gabel die kabel verfolgter nur die weiße die hellbaule taschenuhre des charles graner und der stormsack auf die spitze ein spritzer wasser nur an bord wasserbord die handbellen bauschuhe aus latex auf und ab nylon ich weiß es nicht bald gesteh es nur die weiße aus dem hinter der mauer aus dem drinnen dem feuerofen des barons von stockhausen schlafen am schlagstock nachtweise aus dem feuerofen nicht leise elektrische schläge und aus dem aus dem drinnen ein leise leiser lautsprecher spricht er aus dem gesang der jünglinge ein leises wort gottes die härter die härter der schrei schreit er bis zum grinsen der dranhose das leeren der harndose nur harmlose sag es nicht nenn es nicht folter bis ich sing des monds entdecker ich auf dem foto ganz unten mit gabeln und storm und bisschen sack und an der linie mit mir der engländerin an die leine die oder ich der grinsende graner und ich der schauer das foto schau es dir an und schon gleich steht die geile strafzunge ganz vorne sucking the blood of the sufferers und singt den abu baron von sacksenhausen song schon Er googlet die Folterfotos. Welch ästhetische Inszenierung, denkt er. Er kann keinen Schmerz mitfühlen.138 17.2. Stefan Pointner, geboren 1982 und lebt. Studiert(e) Deutsch, Spanisch und Sprachkunst in Wien und Barcelona139. Sprachassistent in Michigan, US. Schreibt am liebsten Kurzbiografien, aber auch Dramen, Soaps und Werbetexte. Sportjournalist, Läufer und Mensch, ja, Mensch. 138 he doesn't feel anything about it. 139 Solche Städtnamen klingen immer gut in einer Bio. "Forschungsaufenthalte in Paris, Bern, New York, Tokio, Prag, Berlin, Madrid, San José, Bratislava, Los Angeles, Miyasaki, Denpasar und Singapur." 79 Er denkt, dass die US Glück hatten, dass Lynndie140 England heißt und nicht America. Als das Telefon läutet und er sieht, dass es Andrea ist, kommt er, vor dem Copmuter sitzend und seit einiger Zeit mit einem Porno und seinem Penis beschäftigt, schnell in ein Taschentuch, bevor er den Anruf doch noch entgegennimmt und ein wenig mit ihr redet. 18.2. Spruch des Tages: "Kinder, das Essen ist pferdig." 20.2. Alles Gute zum Geburtstag. Boa in Truck. Tabu in Rock. Irak, bunt&Co. Uni-Art-Bock. 21.2. Der Tathergang in seinem Kopf: Es ist Nacht, Donnerstag vor einer Woche. Reeva Steenkamp hat sich im Badezimmer eingeschlossen, nachdem es vorher mit Oscar Streit gab. Dabei sind böse Worte und Fäuste gefolgen. Oscar, der Bladerunner, steht jetzt auf seinen Prothesen vor der Badezimmertür und schreit seine Modelfreundin an, die verdammte Tür aufzumachen, damit er zu ihr kann. (Er hält es nicht aus, wenn irgendwo nicht hingehen kann.) Sie steht an die Holztür gelehnt und weint. Er wiederholt seine Forderung. Sie weint und flüstert, dass sie ihn verlassen wird, dass es vorbei ist. Er schreit zum letzten Mal, dass sie sofort aufmachen soll, sonst. Was sonst, fragt sie ganz leise, ihr blondes Haar klebt an der verweinten Wange, ihr Schminke ist etwas verronnen (ja, auch in der Nacht ist sie geschminkt, sie ist ein Model), (aber) sie sieht sehr schön aus. Pistorius stellt sich in direkter Linie vor die Tür, nur zwei Meter entfernt, und schießt mit seiner Pistole acht Mal auf die Holzwand, bis sie wirklich von ihm gegangen ist. Er findet ihre Bilder, die er im Internet betrachtet, sehr attraktiv geil, weshalb er sich nicht vorstellen kann, warum siexxxix mit dem beidbeinig amputierten Paraolympioniken zusammen war. ////// 142 ////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Suggerieren nicht all diese Fälle in den Medien, dass es geil ist, eine Frau zu töten?141 /////// 22.2. Sein Kopf hat Löcher bekommen. Er kann sich nicht erinnern, wie sie da hingekommen sind. Vorm Spiegel steht ein anderer. Er hört seine Stimme jeden Tag erst, als er auf die Frage: "Billakarte?" mit "Nein" antwortet. Es ist nicht seine Stimme. Er hat die Karte irgendwann verloren. 140 Zweiter Vorname: Rana (lat. der Frosch) 141 Oben nichts außer einem Mop im Kübel und einem Bilderbuch über Vögel. Sieh vieles dort, aber keine Angst: Wer braucht Handlung, wenn er Wörter hat. In "Last Days" heißt er Blake. Wie er im Frauenkleid einfach im Wohnzimmer sitzt. Ein schwarzes Kleid. Wie ihm der Träger von der Schulter rutscht und die blonden Haare. Wie er einen Löffel sucht. Erfolg ist relativ, sagt er. Wie er mit einem Gewehr durch das Haus geht. Nein, er hat keinen Partner. Vgl. Fußnoten 71, 105 und 111. 142 Albwal im Kiel. Kamillewal. Bi-Baal. Will Keim, weil Kalb Mail. Bill: Lakai. Wem kalt? Wem labil? Keim labil. Wal kam Elba. Willi Wille ab. Klima abwelk, im Lila, Alm welk. Alibi: Wim. Lila Kabel, BMW, Alkali. Eli all Leim, Biwak. Welk, Bali, Mali. 80 23.2. "La vida es un único verso interminable Nadie llegó a su fin Nadie sabe que el cielo es un jardín Olvido. El ángelus ha fallecido Con la guadaña ensangrentada un segador cantando se alejaba."143 xl xli Er überlegt, welches Lied der Mann mit der Sense wohl singt. Always look on the bright side of life? Er sagt ihr, auf der Couch in der Küche sitzend, dass dies sein dunkler Ort ist. Wenn er vom Laufen nach Hause kommt, aufgeregt und entspannt, ganz frei im Kopf, und dann etwas isst und dann kurz schläft, und dann ist alles finster, und die Wohnung leer und nur die Erinnerungen als Gespenster und die Spiegel und wie er dann aufstehen will und rausgehen, oder einkaufen, oder wenigstens zusammenräumen, und wie es dann einfach dunkel ist und er nichts tut, einfach nur dasitzt, auf den ausgeschalteten Fernseher blickt, und sein Spiegelbild, und wie er nicht weiß, was er mit sich anfangen soll, mit dieser Person, die in der Couch versinkt und die er gar nicht kennt, aber das sagt er ihr nicht, nur dass dies sein dunkler Ort ist, und sie stehen auf und gehen ins Bett. Sein Lieblingspiel als Kind: Das Spiel des Lebens. 24.2. Vor dem Einschlafen stellt er fest: Er hat heute kein einziges Wort gesagt. Den Mund nur zum Atmen und Essen aufgemacht. Es beruhigt ihn. 25.2. Er erinnert sich an alte spanische Gedichte, die ihn einst bewegten. Now he doesn't feel anything about it. "Stille. Und noch mehr Stille. Unbeweglich der Pulsschlag der Unendlichkeit der Nacht. Verlorenes Paradies! Verloren, weil dich suchend, ich, für immer ohne Licht."144 143 Gerardo Diego, Ángelus. 144 Alberti, Rafael: Paraíso perdido "[…] Silencio. Más silencio. Inmóviles los pulsos del sinfín de la noche. ¡Paraíso perdido! 81 Als er durch die Dämmerung läuft, sieht er die Reihen der Jungen und Männer, die sich zu beiden Seiten aufgestellt haben. Es scheint, als müssten sie schon immer so dagestanden sein. Er grüßt Ramo, der ihm zunickt. Er läuft. Er hat keine Angst. Die meisten Männer stehen bloß da, ein paar verfolgen ihn mit ihrem Blick, ganz leicht. An einer Kreuzung steht einer ohne Kopf, als sei es nichts Besonderes. Er läuft weiter und beginnt, ein Lied zu summen, nur für sich. Als er Lynndie mit ihrem Kind entdeckt, die sich unter die Männer geschummelt haben, ist er sich sicher, dass er Enya: Only time singt. Wenn er sie anschaut, dann stehen die Männer nur da, ein paar schauen ihm auch nach, aber sie singen nicht. Läuft er geraden Blickes, könnte er schwören, dass ein gewaltiger Männerchor in sein Lied einstimmt: Who can say where the road goes? Only time. Ein ebenfalls singender Roman Polanski mit einer blutigen Sense taucht auf und fragt einen der bosnischen Toten, ob dieser ein Vampir sei, während Samantha Gailey im Hintergrund still und einsam vor sich hinblutet. Er läuft an ihnen vorbei. He doesn't feel anything about it. Er atmet ein und atmet aus. In Schönbrunn dreht er sich um, als er glaubt, in einer asiatischen Touristin Co Baos Tochter erkannt zu haben. Aber sie hat ihn für immer verlassen, ist in seinen Armen gestorben. Noch mehr tote Männer säumen seinen Weg. Aber sie berühren sich, legen sich die Hand auf die Schulter, einige reden miteinander. Als gäbe es Trost. Lena und Lukas kommen ihm entgegen, er richtet seinen Blick auf den Boden und läuft an ihnen vorbei, ohne entdeckt zu werden. Ramo ist wieder da und deutet mit seinen alten Fingern nach oben, ans Ende des Weges, wo Dzenita auf ihn wartet, wo sie ihn mit ihrem schwarzgestrichenen Erdbeermund ganz wild anlächelt, wo die Reihe ein Ende haben wird, wo er sein Paradies finden wird. Das Problem mit den Jungfrauen ist doch eigentlich das: Keiner sagt dir, wie alt die sind. Macht wohl einen Unterschied, ob 18 oder 80. Er läuft schneller, hört seinen Puls in den Ohren pochen. Der Garten ist eine Kunstnatur, denkt er sich, weil es so geschrieben steht. Er ist fast da, er findet sie fast, er ist fast glücklich. Aber oben nichts außer einem Mop im Kübel and an illustrated book about birds. Er wünscht sich und den Toten Flügel, aber er hat nur dünne Arme und müde Beine. Ramo hebt wie aufmunternd die Schultern, als sagte er: Du kannst ja nichts dafür. Es ist nicht deine Schuld. Er schaut gemeinsam mit den Männern auf die Stadt hinab, wo das Blut fließt, wo Männer Frauen töten, wo eine leere Wohnung weiteratmet, ohne daran denken zu müssen. Er fährt Reeva durch die blonden Haare, aber ihr Kopf ist vom Cricketschläger ganz verbeult, also läuft er weiter, wie ein Radprofi auf den letzten Metern vor der Bergankunft, beide Seiten gesäumt von Fans, aber es sind nur Tote. Er kann nicht mehr, er will nicht mehr, aber was macht er hier, was soll er hier machen, er kann nicht stehenbleiben, er muss nach Hause, er muss den Rückweg antreten, er muss weiterlaufen, er muss funktionieren, er muss tun, als ob sie alle nicht da wären, als wüsste er nichts von ihnen, einfach weiterlaufen, als begehrte er Dzenita nicht, als hätte sie nicht vielleicht doch einen ermordeten Großvater namens Ramo, als wären die Latexhandschuhe von Paulas Marine einfach nur zum Putzen da, als hätte er keine Bilder im Kopf, als wollte er das alles nicht, als müsste er einfach nur nach Hause kommen und alles ist gut, aber der Chor der Stimmen wird immer lauter und er spürt die Vibrationen auf der Haut, wie sie ihn damals am Bauch berührte und sagte: Ich will dich, wie Hajime Fujis Frau, die einfach ins Wasser ging, wie kalt es nicht ist, er kann es, er will es nicht nein er spürt es nicht es geht jetzt einfach um ein Weiterlaufen ein gegen die Zeit nein gegen sich selbst Anlaufen, wie der Gesang aber unentwegt anschwillt und wie soll er das sagen einfach größer wird es sagt man das so überkommt ihn er kann nicht aus nicht mehr aus sich raus er kann nur weiterlaufen sie ist ins wasser gegangen damit er bis der puls so laut gegen sein ohr schlägt dass der gesang wo sind sie nur wo singen sie nur sie stehen ja bloß da mit toten mündern und stille und noch mehr stille aber er hört sie doch sieht es aber nicht sehen nicht sehen wie sie ihm über den bauch strich und sagte ich will dich und er sich spürte und nennt man es lust und der gedanke an ein massaker an achttausend tote aber wie wild war er ihr schwarzer Perdido por buscarte, yo, sin luz para siempre." 82 erdbeermund er trank ihn nachts aber das kann nicht er muss doch es geht um ein einfach weiterlaufen und oder heimkehren und hoffen was wird denn schon vielleicht ist nichts passiert das denkt er sich bloß das hat nichts mit das hat nicht mit ihm das hat mit seiner wie sagt man welt nichts zu tun wie soll er denn leben mit dem gesang mit den bildern ein einäugiger unter blinden bildet er sich das nur ein aber keucht es in ihm wie sie es einfach sagte mit ihrem mund und was er dachte und wie ihre körper und der laufende körper als reine körperlichkeit er dürstet doch heimlich nach wie sagt er fleisch und blut aber das macht nichts damit das kann man nicht tun aber die bilder die bilder am schirm wie sie sich wehrt und schreit und es muss doch lust sein was lastet man ihm an aber samantha war erst dreizehn und das ist doch nicht er das war doch nicht er das liest er nur das denkt er nur aber warum tut er das er weiß es nicht er läuft einfach heim was wird denn schon vielleicht ist dann alles wieder wie früher und nur die weiße wand ganz ohne bilder oder ein netter abend mit andrea und keine gedanken an reeva und lynndie und paula und natascha und dzenita und lena und jacqueline und erika und die frau aus dem iran und co bao und 26.2. Er kann nicht nicht klicken, als er ihren Namen liest. "Annäherung an ein Langzeitverbrechen, Bert Rebhandl, 25. Februar 2013, 18:07. Sherry Hormanns Film "3096 Tage" bringt Natascha Kampuschs Gefangenschaft auf die Leinwand - Der Streifen setzt auf professionelle Distanz zum Geschehen."145 Interessanter als die Rezension findet er zwei Posts: manfred "in wien ist man dem anderen den tod neidig" Nina Fettperson "Annäherung an ein Verbrechen? Dieser Film IST ein Verbrechen. Gibt's wirklich so viele Voyeure, die sich an dem grausamen Schicksal eines Mädchens aufgeilen?" Er weiß nicht, ob er sich wirklich daran aufgeilt.xlii Er frühstückt nach dem morgendliche Laufen, aber es bleibt ein bitterer Nachgeschmack zurück. Er wird sich den Film anschauen. Runterladen. Er nimmt sich vor, während des Films nicht zu onanieren. 4.3. Er taut wieder alte Scheiben auf. [Blatt 010] Das Ende der Postmoderne: Sie küsste mich, ich erzählte einen Witz, wir machten uns für Samstag etwas aus und sie Schluss. Ich wünschte ihr viel Glück mit ihrem Ex und meinte ganz trocken, dass es fein war mit ihr und sie meinte das auch. Dass unsere Regelnxliii nicht ganz einzuhalten waren. Dass das gut so war. Dass es schade war. Dass es aus war. Ich fügte hinzu, dass ich, vernünftig betrachtet, damit gerechnet hätte und deshalb gefasst blieb. Aber dass ich später, zuhause, sehr traurig sein würde. 145 http://derstandard.at/1361241090000/Annaeherung-an-ein-Langzeitverbrechen 83 Ich schrieb ihr eine lange Email, in der ich ihr gestand, dass ich sie mehr als nur fein fand. Dass ich mich in sie verknallt, nein, XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX verliebt hatte. Dass ich jeden Tag mit ihrX genossen hatte, dass ich ihren Gerucht liebte, dass ich ihre Stimme gern hatte, dass X XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX ich ihrem Atem gelauscht hatte, XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXwenn sie schlief, dass ich nicht ohne sie sein wollte, XXXXXX dass es mir das Herz brach, dass ich sie nur gehen ließ, weil ich hoffte, dass sie X XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX zurückkommen würde, dass sie dann, dass wir dann wirklich XXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX zusammen sein konnte,X sie und ich und ihr Sohn, XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXdass ich dachte, dass ich XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX bereit war für etwas Ernstes, für X etwas wie Familie, für Verantwortung, für, es war schwer, das auszusprechen, Liebe XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXX. und eine gute Nacht. Er weiß nicht, was er mit den zerstörten, halb verfallenen und durchgestrichenen Blättern anfangen soll. Warum hat er seine Wörter unlesbar gemacht? 5.3. Hexenjagd auf Papua Neu-Guinea. Weil ein Kind stirbt und sich die Männer das nicht erklären können (und weil es eine Rechtfertigung für maßlose Gewalt ist), verbrennen sie eine alleinstehende Frau auf einem Müllhaufen. Die Regierung hat 1971 die Hexenjagd offiziell verboten. Wie viel braucht es, dass alle Hüllen fallen? He who makes a beast of himself, gets rid of the pain of being a man. Er denkt daran, wie er mit einem amerikanischen Freund auf dem Heldenplatz steht und ihm ein jubelndes Menschenmeer beschreibt. Dass tausende Frauen und Männer geschrieen hätten, weil ihnen Arbeit, Macht, Veränderung versprochen wurde. Alle Hoffnung lag in ihm und alle hatten sie ihm zugejubelt. Like Obama? Fragt der Freund. Like Hitler. Und in einem Nachsatz fügt er hinzu, dass er, wäre er damals in der Masse gestanden, mitgeschrieen hätte. So laut wie möglich. Andrea schreibt nicht zurück. 8.3. Dzenita öffnet die Tür, nur einen Spalt, sodass sie Augenkontakt haben, bemerkt, dass sie stört und verschwindet mit einer leisen Entschuldigung wieder. Er denkt, dass diese Situation ein Symbol für ihre "Beziehung" ist, wenn er das überhaupt so nennen kann: Ein überraschendes Aufblinken, ein Leuchten in beider Augen, das Bewusstsein der Unmöglichkeit, des Verstoßes gegen gewisse Regeln/Regeln des Gewissens. Die verschlossene Tür, die zurückbleibt und so tut, als wüsste er nicht, dass sie gerade ein wenig offen war, einen Weg aufgemacht, ein Was-wäre-wenn angepriesen hat. Er macht weiter, aber nicht so, als wäre nichts passiert. Verstört. 84 11.3. Seine Ex-Freundin kommt in die Wohnung. Als sie eintritt, sitzt er im Wohnzimmer auf der Couch und isst.xliv Er tut, als bemerke er sie nicht. Er bleibt gelassen. Sie tauschen Höflichkeiten aus, trinken Wein bzw. Bier, reden dann, wobei die Augen auf einen Punkt in der Ferne gerichtet sind. Alte Gefühle kommen hoch und traurige Ringe entstehen um die beiden, als hätte jemand einen Stein ins Erinnerungswasser geworfen. Als die Wellen schließlich aufeinanderntreffen, wissen sie nicht, was sie tun sollen. Sie trinkt den Wein aus, er beginnt wieder zu essen und sagt ihr, dass er jetzt schlafen gehen möchte, er muss morgen früh aufstehen, laufen. xlv xlvi xlvii He doesn't feel anything about it. 12.3. 75 Jahre “Anschluss” | "Bluttat in Favoriten: Zwei Tote In Wien-Favoriten sind Montagvormittag zwei Leichen gefunden worden. Eine Frau soll zuerst ihren 52-jährigen Ex-Mann und danach sich selbst erschossen haben. Erst am Sonntag gab es in Döbling einen Mord und Selbstmord. Obduktionen wurden angeordnet. Die Tat ereignete sich in einer Wohnung auf dem Laubeplatz in Wien-Favoriten. Man habe weder Kampfspuren noch einen Abschiedsbrief vorgefunden, hieß es von der Polizei."146 Er denkt, dass dieser Fall doch außergewöhnlich ist.xlviii Eine Frau, die ihren Ex-Mann und dann sich selbst erschießt. Er zeichnet ein Triptychon, wo links untereinander zu sehen sind: ein Mann und eine Frau / der Mann erschießt die Frau / der Mann erschießt sich. Im mittleren Bild: ein Mann und eine Frau / die Frau erschießt den Mann / die Frau erschießt sich. Rechts: ein Mann erschießt einige Kinder / ein Mann erschießt einen anderen Mann / ein Mann erschießt sich. Darunter schreibt er "Welt / Frauen / Tag". Er beschließt, Andrea - und sollte das nicht klappen, vielleicht Dzenita - zu sich nach Hause einzuladen und sie zu bitten, zuerst ihn und dann sich selbst zu erschießen. Er stellt sich vor, wie sie beide im Blut nebeneinander liegen, ihr Mantel leicht geöffnet, ihr glatte, makellose Haut ist zu sehen, der Mund offen, ihre Hände berühren sich leicht, es ist ganz ruhig und regnet. Er ist erregt. Sein Handy läutet, er hebt in der Hoffnung, dass der Anrufer bis dahin schon aufgelegt hat, sehr spät ab, aber da ist auch schon Ramo am anderen Ende und fragt ihn, warum er sich nie sehen lässt, sie warten doch auf ihn. 13.3. Rückkehr ins Leben. Ich war Kindersoldat. 1. Über den Krieg erzählte man sich allerhand Geschichten, die klangen, als fände er in einem anderen, weit entfrenten Land statt. Erst als Flüchtlinge durch unsere Stadt zogen, begriffen wir allmählich, dass sich das alles in unserem eigenen Land abspielte. Familien, die 146 http://wien.orf.at/news/stories/2575075/ 85 Hunderte von Kilometern zurückgelegt hatten, berichteten, wie ihre Angehörigen umgebracht und ihre Häuser niedergebrannt worden waren. Manche hatten Mitleid und boten ihnen eine Unterkunft an, aber die meisten Flüchtlinge lehnten ab, denn sie sagten, der Krieg würde irgendwann auch unsere Stadt erreichen. Die Kinder dieser Familien sahen uns nicht in die Augen und schreckten hoch, wenn Holz gehackt wurde oder wenn Steine aus den Schleudern, mit denen wir anderen Kinder Vögel jagten, auf die Blechdächer knallten. Die Erwachsenen, die aus den Kriegsgebieten gekommen waren, wirkten bei den Gesprächen mit den Stadtältesten gedankenverloren. Abgesehen von ihrer Erschöpfung und Unterernährung war ganz offensichtlich, dass sie etwas gesehen hatten, das ihnen keine Ruhe mehr ließ, etwas, von dem sie wussten, dass wir es ihnen nicht glauben würden, wenn sie es uns erzählten. Manchmal dachte ich, die Geschichten der Durchreisenden seien übertrieben. Das Einzige, was ich über Kriege wusste, hatte ich in Büchern gelesen oder in Filmen wir Rambo gesehen, und dann war natürlich der Krieg im Nachbarland Liberia, von dem ich durch die Nachrichten auf BBC erfahren hatte. Was den Flüchtlingen aber ihr Lebensglück geraubt hatte, überstieg die Vorstellungskraft eines Zehnjährigen. Als ich das erste Mal mit dem Krieg in Berührung kam, war ich zwölf Jahre alt. Das war im Jänner 1993. Ich war mit Junior, meinem großen Bruder, und unserem Freund Talloi, beide ein Jahr älter als ich, unterwegs nach Mattru Jong, wo wir an einem Talentwettbewerb teilnehmen wollten. Mohamed, mein bester Freund, konnte nicht mitkommen, weil er an jenem Tag mit seinem Vater die strohgedeckte Küche renovieren sollte. Als ich acht Jahre alt war, hatten wir zu viert eine Rap- und Dance-Gruppe gegründet. Rap hatten wir bei einem unserer Ausflüge nach Mobimbi kennen gelernt, einem Viertel, in dem die Ausländer wohnten, die für dieselbe amerikanische Firma arbeiteten wie mein Vater. Wir gingen oft nach Mobimbi, um dort im Pool zu schwimmen und fernzusehen auf dem riesigen Farbfernseher und die Weißen zu beobachten, sie sich Erholungsbereich der Gäste tummelten. Eines Abends wurde im Fernsehen ein Musikvideo gezeigt, in dem eine Gruppe junger Schwarzer rasend schnell sprach. Wir vier waren völlig gebannt und versuchten zu verstehen, was sie sagten. Am Ende des Videos erschien am unteren Bildrand ein Schriftzug. Dort stand: >>Sugarhill Hang, >Rapper's Delight<.<< Junior schrieb es schnell auf einen Zettel. Danach gingen wir jedes zweite Wochenende dorthin und beschäftigten uns näher mit dieser Art von Musik im Fernsehen. Wir wussten damals nicht, wie sie hieß, aber ich war beeindruckt, dass die Schwarzen richtig schnell englisch sprachen, und das obendrein noch im Takt............................................147 14.3. Er schreibt seitenweise Texte, um anschließend die Zeichenfarbe auf Weiß zu ändern. Was bleibt ist 147 Tree of Codes vs. Beah: Rückkehr ins Leben. 86 ein Text, der nur in digitaler Form existiert, unsichtbar. Da sein/nicht da sein.148 O 148 Fast fünf Jahre und jetzt sitzt er allein in dieser Wohnung, an den Wänden helle rechteckige Flecken, wo noch vor kurzem Bilder hingen. Bleibt nur eine Leerstelle, wenn man Gesichter wegwischt? 87 O 88 89 denkt er pausenlos an sie wie sie sich geküsst haben wie er gesagt hat dass wie sie beide gesagt haben dass es besser ist was heißt das es ist besser? wie sie übereingekommen sind eine anti-beziehung zu führen wie sie nicht gewusst haben was das ist wie er das alles jetzt seinem freund erzählt jetzt wo es vorbei ist aber war da überhaupt was dass sie sich nicht verlieben werden aber da war was war da noch einmal ja noch ein mal will er sie sehen nicht sehen es geht um den schmerz wenn sie ihn anruft und den schmerz wenn sie nicht anruft und er auf sie wartet und daran denkt wie fein es war und der hass und die zuneigung und wie er sich ärgert wie ein kleines kind ein junges kind das vor einem kühlschrank steht und hunger hat er meint so richtig hunger dass der magen nein nicht nur der magen er denkt er fühlt es muss der ganze körper es muss alles sein also wie alles knurrt und das kind in ihm kommt aber nicht an essen ran und wie er dann alles zerstören will die kühlschranktür und die küche und sich sicher ist was weiß man schon dass auch das essen zerstört werden muss und der hungrige bauch und der kopf und es muss alles hingemacht werden bis nichts mehr da ist von diesem gefühl das er fühlt dieser hunger und diese wut über das nicht sattwerden können und dürfen und die verschlossene tür aber ist 90 sie überhaupt verschlossen er muss sie ja nur aufmachen aber das kann er nicht aber weiß er nicht warum das ist er schafft es einfach nicht da ist eine hürde wie eine was weiß er denn er spürt das knurren aber 91 O 18.3. 92 Filmabend mit den Kellerfreunden: Der Kampusch-Film. Auch gelacht. 22.3. Die Texte werden weniger. Er schreibt nicht mehr. Er läuft. Viel über den Kampusch-Film nachgedacht und das Schlimmste daran ist vielleicht, dass sie so dünn ist. Und dass er an ein paar Stellen lachen musste. Sich geschämt, ein Mann zu sein. Sich geschämt, männliche Machtfantasien zu haben. 23.3. Er denkt darüber nach, warum er Angst hat, allein fortzugehen. Wie er vor dem Fernseher sitzt und auf den ausgemachten Treffpunkt wartet. Wie er überlegt, wen er nicht anrufen könnte, um dort nicht allein aufzutauchen. Wie er die Sicherheit braucht. Wie er die Zuneigung braucht. Wie er körperlich gespürt werden will. Wie er den Computer einschaltet und die Kopfhörer aufsetzt. 24.3. “Die Zufälle taumeln durch die Welt wie eine Herde trunkener Schweine.” 149 Die Exfreundin des Kellerfreundes in einem Keller getroffen. Seine geheimen Wünsche ihr ins trunkene Ohr geflüstert. Spaziergang durch Wien bei Sonnenaufgang. Wie er den Kitsch liebt. Im Frühling mag ich gern im Grüne weilen Und Einsamkeit mit einer Freundin teilen Und einem Kruge Wein. Mag man mich schelten: Ich lasse keinen andern Himmel gelten.150 31.3. Laufen. Laufen. Laufen. Einen Text geschrieben.xlix Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Einen Text gefunden. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen. Laufen.l [Blatt 011-015] wie ich Als mein Vater so alt war wie ich, hatte er meiner Mutter schon das Ja-Wort gegeben. Ich habe noch nichts gesagt. 149 Burte, Hermann: Wiltfeber der ewige Deutsche. 1912 150 Aus: Robā’īyāt von Omar Khayyām, übers. v. Friedrich Martinus von Bodenstedt (zu Omar vgl. Fußnote 63) 93 Manchmal liege ich im Bett, so zwischen 11 und 17 Uhr etwa, und denke, dass das der Lebensabschnitt sein sollte, in dem ich am produktivsten bin. Dann versuche ich aufzustehen, um beim Hofer eine Pizza zu organisieren, aber irgendwie ist mir das zu blöd. Da ich vermute, dass mein Vater in seinem ganzen Leben mit nur einer Frau geschlafen hat, die, was einleuchtend sein dürfte, meine Mutter ist, zögere ich, ihn zu fragen, mit wie vielen Frauen er eigentlich schon geschlafen hat, weil ich Angst habe, dass er ob seiner Antwort enttäuscht sein und/oder mich fragen könnte, wie das denn bei mir ausschaut. Meistens schweigen wir, wenn wir uns sehen. Ich erzähle einem Freund, dass ich mit einer Bekannten schlafe, die ein Kind hat. Wir nennen sie im Gespräch immer die Mutter, was ihn fast wahnsinnig macht. Wir wissen, dass wir weitaus mehr Erfahrungen mit MILF-Pornos als mit Kindern haben. Wir fahren über einen tiefverschneiten Hang, was meiner Mutter, die nicht sehr sportlich ist, offensichtlich schwerfällt. Meine Freundin sagt zu mir/meinem Vater: Das macht sie aber super. Sie ist eine Kämpferin, antwortet er und blickt dabei glücklich auf Bella, seinen Hund, der fast im Schnee untergeht. Mein Vater sagt, das Gefährlichste ist, wenn die Familie bei Kilometer 35 steht und man dort aufgibt. Ich antworte, dass ich damit kein Problem haben werde. Ich sitze auf der Couch, esse drei Stück Topfenstrudel vom Hofer und sage gar nichts, schaue einfach nur geradeaus, auf den Kühlschrank, das Nudelsieb, einen indianischen Traumfänger, während sie mit mir Schluss macht. Ein Freund, den ich kenne, seitdem wir 14 sind, heiratet. Seine Frau und er hatten nur einmal in ihren 11 Jahren Beziehung eine wirklich Krise. Das war, als sie ihn mit einem anderen betrog. Das war ich. Jetzt gehen wir mindestens zwei Mal in der Woche laufen. Meistens schweigen wir, wenn wir uns sehen. Als das Kind in der Nacht aufwacht und nach ihr schreit, weiß ich nicht, was ich tun soll. Es kennt mich nicht. Ich wecke sie, sie geht und ich bleibe schlaflos im Bett liegen. Ich schreibe an einem Text über das Laufen. Ich laufe nicht davon, ich laufe. Ich habe keine Angst, ich laufe. darüber nach, ich laufe. Ich denke nicht an dich, ich laufe. Ich denke laufe. Ich fühle es nicht, ich laufe. Ich weine nicht, ich laufe. Ich bin laufe. Ich bin nicht unruhig, ich laufe. Ich bin nicht rastlos, ich laufe. nicht sicher, ich laufe. Ich bin nicht ziellos, ich laufe. Ich denke nicht nicht an uns, ich nicht traurig, ich Ich bin mir nicht Als mein Vater so alt war wie ich, hatte er schon zwei Kinder. Wir führen eine postmoderne Anti-Beziehung und sind glücklich über diese 94 Bezeichnung. Ein Freund, der bald Vater wird, erklärt mir, dass „postmoderne Beziehung“ allein reichte und das „Anti-“ alles wieder aufhebt. Wir schauen die Rambo-Tetralogie und ich habe Angst, dass ich verliebt bin. Meine Mutter fragt meine Schwester, wie es mir geht, was mir diese dann in einer Email weiterleitet. Ich antworte: Gut. Er wird nächstes Jahr 60 und geht im Winter mit seinem Hund jeden Tag auf den gleichen Berg. Wenn ich da bin, gehen wir gemeinsam. Meistens reden wir in diesen zwei Stunden kein Wort. Ich bin nicht einsam, ich laufe. Ich bin nicht hungrig, ich laufe. Ich bin nicht verletzend, ich laufe. Ich bin nicht eigensinnig, ich laufe. Ich bin nicht verletzt, ich laufe. Ich bin es nicht leid, ich laufe. Ich bin nicht zu alt für mich, ich laufe. Ich habe mich selbst nicht satt, ich laufe. Ich hasse mich nicht, ich laufe. Ich liebe dich nicht, ich laufe. Ich vermisse dich nicht, ich laufe. Ich denke nicht an damals, ich laufe. Mein Vater sagt, dass er den Wien-Marathon beim ersten Mal in 3 Stunden 55 gelaufen ist. Ich werde ihn in 2:55 laufen. Ich gehe mit ihrem Kind eislaufen. Wir spielen abfangen, dann essen wir etwas. Wir sitzen da und es ist irgendwie angenehm und ich überlege, ob ich das alles nur mache, um zu sehen, wie das wäre, als Vater. Sie ist aus unserer gemeinsamen Wohnung und Beziehung einfach ausgezogen. Jetzt gehe ich fast jeden Tag laufen. Es gibt dieses Foto, auf dem meine Eltern Hand in Hand, jeder mit einer Stange Marlboro im Arm, durch einen italienischen Urlaub spazieren. Ein Freund erzählt mir diesen Witz: Warum ist Natascha Kampusch keine gute Ehefrau? Wenn du sie um ein Bier in den Keller schickst, braucht sie acht Jahre, bis sie wieder raufkommt. Ich lache. Als mein Vater so alt war wie ich, hatte er einen Job, den er bis zu seiner Frühpensionierung ausübte. Ich habe einen Teilzeitjob, einen Nebenjob und studiere wieder. Rambo hat nur eine Frau geliebt. Sie starb in seinen Armen und hieß Co Bao. Als ich den Film wieder einmal sehe, wird mir klar, dass sie eigentlich nur nach Amerika will. Nicht ihn. Das Gute an einer Anti-Beziehung ist, dass beide ganz offen über ihre alten Beziehungen, offene Wunden und andere Personen, mit denen man sich trifft, reden können. Es gibt keine Erwartungen. Sagen wir. Sie will kein Kind. Sie hat schon eins. Heute zieh' ich aus mir aus. Oder morgen. Oder vielleicht nehm' ich mir auch nur eine Zweitwohnung. Oder etwas Zeit. Oder das Leben. Ein Raum ohne Fenster ist nur schlimm, wenn man nach draußen will. Ich denke nicht an morgen, ich laufe. Ich vergeude meine Zeit nicht, ich laufe. Ich 95 verschwende nicht mein Leben, ich laufe. Ich verheimliche dir nichts, ich laufe. Ich begehre dich nicht, ich laufe. Ich träume nicht von dir, ich laufe. Ich sehne mich nicht danach, ich laufe. Ich spüre den Schmerz nicht, ich laufe. Ich rieche dich nicht mehr, ich laufe. Ich sehe dich nicht mehr vor mir, ich laufe. Ich ertrinke nicht, ich laufe. Ich verschwinde nicht, ich laufe. Ich irre mich nicht, ich laufe. Ich leide nicht, ich laufe. Ich weiß es nicht, ich laufe. Als mein Vater so alt war wie ich, hatte er eine Frau, mit der er bis heute zusammen ist. Ich sage ihr, dass unsere Beziehung keine Zukunft hatte, weil sie nicht bereit war, eine Familie zu gründen. Sie sagt, für eine Familiengründung brauchte sie: ein eigenes Haus/eine eigene Wohnung, einen Partner mit einem lukrativen Einkommen, das Gefühl von Sicherheit und Romantik. Ein Freund bestätigt mir, dass es für ein Kind nur zwei Menschen braucht, die miteinander schlafen. Um zu erfahren, was Einsamkeit ist, baue ich mit zwei Kollegen das Gefängnis von Natascha Kampusch nach. Es ist sehr still in diesem kleinen Raum. Sie bekam das Kind mit 21. Wenn ich in den Ferien zuhause bin und nicht laufe, sehe ich meinen Vater, wie er vor dem Fernseher/Computer sitzt und schweigt. Jeden Tag geht er/gehen wir auf den gleichen Berg. Er hat keine Freunde. Jetzt wohnt sie in einer WG, studiert und arbeitet nebenbei. Meine Ex hat sich so gut mit meinen Eltern verstanden, dass sie weinten, als sie es erfuhren. Meine Mutter hat sie immer wieder gefragt, wie es mir geht. Und sie hat geantwortet: Gut. Ich erzähle einer Freundin, dass ich heuer heiraten werde, weil es billiger geworden ist und man nie wisse, ob sich das nicht wieder ändert. Ich habe ihr gesagt, dass ich mir keine Beziehung mit ihr vorstellen kann, weil ich da momentan etwas angeschlagen sei. Ich frage sie, ob sie mich heiraten will. Ich laufe nicht, ich laufe. Er sitzt im Wohnzimmer und schaut sich eine Dokumentation über Südtirol an. Wir verbringen einen Tag zusammen, gehen fort, sie schläft bei mir, ich mache Frühstück. Am Nachmittag komme ich zu ihr und spiele bis zum Abendessen mit dem Kind. Wir putzen zu dritt Zähne. Das Kind geht ins Bett, sie fort, ich nach Hause. Als mein Vater so alt war wie ich, hatte er die Welt noch nicht gesehen. Sie fragt mich, warum ich nicht rauche, und ich erzähle ihr, dass ein Teil meiner Familie an Lungenkrebs gestorben ist. Ich kaufe mir ein neues Handy, damit es eine Veränderung gibt. Ich lade WhatsApp 96 herunter und mache ein Treffen mit meiner Ex aus. Wir waren viereinhalb Jahre zusammen. Die Mutter sagt, dass wir Regeln aufstellen müssen, damit alles klar bleibt. Wir werden uns nicht verlieben. Wir werden nicht eifersüchtig sein. Wir werden nichts tun, weil wir glauben, dass der andere möchte, dass wir es tun. Mit 20 hatte ich folgenden Plan: Bis 10 ist man Kind, bis 20 in der Schule, mit 30 hat man fertigstudiert, eine Frau gefunden und einen Plan. Meistens schweigen wir, wenn wir uns sehen. Als sie fragt, ob ich zum Arzt mitkomme, der auf der anderen Straßenseite seine Ordination hat, sage ich: Nein. Sie hat seit Monaten Bauchweh und wir wissen beide, dass es psychosomatisch ist. Sie sagt, ich gebe ihr keine Sicherheit. 151 Ich laufe solange, bis mein Körper leer ist und ich nichts mehr denke. Mittlerweile muss ich dafür mindestens 30 Kilometer laufen. Auch 5 Kilometer später wird keine Familie auf mich warten. Ich sitze im Wohnzimmer und schaue auf den schwarzen Bildschirm, während ich „Jar of Hearts“ höre. Nach einer Stunde wechsle ich zu „I see a darkness“. 152 Meine Mutter hat wieder eine Stelle gefunden. Der Arzt, bei dem zuvor gearbeitet hat, war in seinem Haus gestürzt und hatte sich am Kopf verletzt. Seine Frau setzte sich neben ihn und wartete. Als meine Mutter gemeinsam mit einer Kollegin drei Tage später die Polizei rief, fand diese den bewusstlosen, schwer verletzten Mann und seine Frau, die neben ihm saß und wartete. Ich schlafe zu Mittag mindestens ein bis zwei Stunden. Ich sage, dass mein Körper das wegen dem Laufen braucht. Wenn ich schlafe, vergeht Zeit. Ein Freund erzählt mir, dass er mit der Frau seines Lebens Schluss machen musste, als er nicht mehr überlegte, ob er sie umbringen sollte, sondern wie. Die Mutter kocht das Essen, der Rest der Familie kommt vom Fernseher in die Küche, isst und setzt sich wieder vor den Bildschirm. Während das Kind bei der Nachbarin schläft, gehen wir fort und spielen Streit. Dann erzähle ich ihr von meinen Eltern, sie von ihren. Ich habe das Gefühl, dass es ernst werden könnte. Ich mag dieses Gefühl. Ich sitze in meinem Kinderzimmer, während meine Mutter arbeitet und mein Vater vor dem Fernseher/Computer sitzt, und schreibe über Gefühle, von denen ich keine Ahnung habe. Ich küsse eine Frau, weil sie da ist. Wir sind gleich alt. Wir wissen nichts voneinandern. Wir haben uns davor schon zwei Mal zufällig getroffen: In meiner Arbeit und in einem Keller. Ich habe ihr zwei Mal zugelächelt. 151 Vgl. Endnote ix. 152 Vgl. [Blatt 26f.] 97 Mein Vater hat noch nie in meiner Gegenwart mit meiner Mutter gestritten. Ich denke, dass ich eine rauchte, wenn sie mir eine anbieten würde. Wir müssen reden, sagt sie. Und ich sage ihr, sobald sie neben mir sitzt, dass wir ja nie richtig zusammen waren und dass es gar nicht nötig ist, dass sie jetzt Schluss macht. Wir machen aus, dass wir mit ihrem Kind klettern gehen. Ich fahre mit meinem Rad nach Hause. Wenn ich bei meinen Eltern zu Besuch bin, muss mich jemand mit dem Auto vom Bahnhof abholen, weil es am Wochenende keine öffentliche Verbindung gibt. Sie fragt mich, wann ich endlich einen richtigen Job annehmen werde. Ich antworte, dass mein Job ein richtiger Job ist. Ich singe ein Lied von Tom Waits: And I hope that I don't fall in love with you. Ich schreibe an einem Roman, der so anfangen könnte: Wer aus reiner Freude am Handwerk den Kampuschkeller nachbaut, maßstabsgetreu, stundenlang Pressspanplatten durch Gänge schleppt und mühsam zuschneidet, penibel beschriftete Einzelteile nach einem komplizierten Plan verschraubt und sorgsam Kanten abschleift, damit sich niemand einen Span einzieht oder die neue Bluse aufreißt, der hat auch etwas anderes im Sinn, wenn er "Ich liebe dich" sagt. Lukas sitzt vor dem Fernseher und isst eine Tiefkühlpizza, als Lena die Wohnungstüre zuerst aufsperrt, dann mit einem lauten und etwas überschwänglichen "Hallo, Schatz" öffnet und das Wohnzimmer, auf dessen Parkettboden sie verstreute Wäschestücke und Bücher entdeckt, betritt. Wie sein Tag gewesen ist, fragt Lena, erhält aber neben einem noch immer auf den Bildschirm gerichteten Kopfnicken nur ein schmatzendes "Mhm".153 Mein Vater hat keine Ahnung, was in meinem Leben passiert. Ich habe keine Ahnung, wie es ihm geht. Wenn wir gemeinsam auf den Berg gehen, könnten wir auch Fremde sein. Fremde würden allerdings ein wenig miteinander reden, vielleicht. Sie erzählt mir, dass sie die „Pille danach“ nehmen musste. Ich erzähle ihr, dass es mit der Mutter aus ist. Ich bin froh, dass sie nicht schwanger ist. Ich habe Angst, allein fortzugehen. Ich überlege, ob ich nicht jemanden anrufen soll. Sie wird keine Zeit haben und ich eine bloß zwei Mal angelächelte Frau küssen. In der Nacht der Apokalypse sage ich zur Mutter, mit ironischem Unterton: Du bist die Frau, bei der ich sein will, wenn die Welt untergeht. Sie lacht. Als mein Vater so alt war wie ich, hatte er bereits sein drittes eigenes Auto. 1.4. Nichts. 153 Vgl. [Blatt 1] 98 14.4. VCM: Er läuft. Er denkt nichts. Er fühlt nichts. Er ist nichts. 20.4. Eintrag eines Facebook-Freundes nach dem Marathon-Attentat in Boston: “All this TV coverage of an ethnic dude hiding under a white tarp on a boat... My wife thought we were watching Life of Pi.” Er überlegt, ob er einen Kommentar hinzufügen soll, in dem er darlegt, warum gerade in diesem Zusammenhang das Wort “caucasian” angebracht wäre. Da er Angst vor einer Rassismus- und America-Debatte hat, lässt er es bleiben. 21.4. [Blatt 016-20] grenzen des guten geschmackes lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker keller keller keller lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker keller keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller lecker lecker lecker keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller lecker lecker lecker lecker lecker keller keller lecker lecker keller lecker keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker keller lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker keller lecker lecker keller lecker lecker lecker lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecke lecker lecker keller lecker keller keller lecker lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecker keller keller keller keller keller lecker lecker leck kerl leer lecker lecker lecker lecker keller lecker keller keller keller keller keller keller lecker lecker ekel keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker lecker lecker 99 lecker keller lecker lecker lecker ecke ecke ecke ecke ecke keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller keller lecker lecker lecker keller keller keller keller keller keller keller keller kellerli lii liii liv lv lvi lvii lviii lix lx lxi lxii lxiii lxiv lxv lxvi ^ 100 O 101 102 6.5. Er freut sich, dass es wieder passiert ist. Wenn er sich nur intensiv genug damit beschäftigt, dann musste es wieder passieren. Er hat es immer gewusst. Und, das Beste überhaupt: dieses Mal gleich drei (3) Frauen. Wahnsinn. 8.5. Einen Gang entlang gehen und ans Essen denken. Durch eine Glasscheibe sie lxvii sehen und weitergehen und am liebsten einfach weitergehen wollen. Aber wissen, dass sie draußen lächelt und wartet und zu ihr gehen und sie küssen und dann mit ihr essen. Aber wissen, was dieses Weitergehen-Wollen bedeutet. Sie Fragen stellen hören, reden müssen. Wo wer emotional steht. Nicht verstehen, was diese Wörter meinen. Nicht nachfragen. Ihr sagen, dass es so nicht ist. Wissen, dass sie Recht hat. Wissen und weitergehen wollen. Weitergehen und zurückgehen. Jeden Tag aufstehen und nicht wissen, was tun. Minuten absitzen und ins Detail verplanen, den Kalender zerteilen, bis sich die Striche berühren, bis der Platz eng wird und dann weitergehen. Sie nicht mehr anrufen, ihr nicht mehr Gute Nacht sagen, sie nicht mehr begehren. Gesagt bekommen, dass sie es versteht, aber meinen, dass es niemand versteht. Nicht verstanden werden wollen. Einsam sein und einsam sein wollen. Die Grausamkeit eines schönen Frühlingstages. Auf Regen hoffen. Weitergehen. Weiterhin Zeile um Zeile absitzen. Sich verliegen. 14.5. Wolfgang wäre heute 51 geworden. 18.5. Was ist ein Geburtstag? 21.5. Das Keret House ist eine Kunstinstallation zwischen zwei Häusern in Warschau. An der schmalsten Stelle 92cm, an der breitesten 152cm breit, zwei Stockwerke hoch. Enthält: Küche, Schlafzimmer, Toilette, Wohnbereich.154 Keine Fenster.155 Ausklappbare Stiege als Eingang. Gesamtwohnfläche: 14m2.156 Architekt: Jakub Szczęsny. Kerets Großvater versteckte sich vor den Nazis 700 157 158%% 154 Kampusch: ebenfalls. 155 Ebd.: ebenfalls. 156 Ebd.: ca. 5m2 157 Ebd.: 3096 Tage 158 Priklopil war wahrscheinlich%% kein Nazi. Außerdem versteckte er N.K. und nicht sie sich. %% Wer weiß das schon. 103 Tage in einem Erdloch159 160, in dem er nicht einmal stehen konnte. Compact/Minimal Living.161 162 22.5. Tretschnee, wo Störwechten. Wochentester schwer töten, echt. Wo Stern, Schönwetter. Er denkt, dass Anagramme SEHNSUCHT SCHUHNEST 27.5. Sein Gefühlszustand der letzten Wochen, treffend beschrieben in einem Artikel auf www.orf.at Wie ein Mensch denkt, der sich tot glaubt Es gibt Menschen, die fest davon überzeugt sind, dass sie tot sind: Cotard-Syndrom nennt das die Psychologie. Erstmals wurde nun ein solcher Patient - er glaubt, hirntot zu sein - per Gehirnscan untersucht. Ergebnis: Vor allem jene Gehirnbereiche, die für die Ich-Identität stehen, funktionieren schlecht. "Ich habe gespürt, dass es nicht mehr existiert. Immer wieder habe ich den Ärzten erzählt, dass ihre Tabletten nicht helfen, weil ich kein Hirn mehr habe. Das hatte ich ja in der Badewanne verbrannt."163 1.6. 159 Saddam Hussein wurde am 13.12.2003 im Dorf Dur in einem eng gemauerten Erdloch von US-Soldaten festgenommen. 160 Der ehemalige US-Soldat Nadim Abou Rabeh sagte im März 2005, dass die Szene mit dem so genannten Erdloch gestellt worden sei, Saddam Hussein in einem Haus gelebt habe und die US-Soldaten bei der Festnahme auf Widerstand gestoßen seien. 161 Treffen sich Großvater Keret, sein Enkel Etgar, Natascha Kampusch und Saddam Hussein. Oder so: Treffen sich ein Pole, ein Israeli, eine Österreicherin und ein Iraker. Oder so: Treffen sich ein Kommunist, ein Jude, eine Christin und ein Diktator. Oder so: Treffen sich vier Personen in einem Gefängnis. Fragt die erste: Warum seid ihr hier? Wie das ein Witz werden soll, weiß ich nicht. 162 Ein Raum ohne Fenster ist nur schlimm, wenn man nach draußen will 163 Das Cotard-Syndrom (nach Jules Cotard, Paris, 1840–1889, „delire des negations“), auch nihilistischer Wahn oder Lebende-Leiche-Syndrom, bezeichnet ein Krankheitsbild, bei dem die betroffene Person irrig davon überzeugt ist, dass sie tot ist, nicht existiert, glaubt zu verwesen oder ihr Blut sowie innere Organe verloren zu haben. Das Krankheitsbild zählt zu den inhaltlichen Denkstörungen und wird dem Wahn zugeordnet. Es findet sich meist bei schizophrenen oder affektiven Psychosen, auch bei temporoparietal lädierter nicht dominanter Hirnhälfte und Migräne vorkommend. Häufig ist das Cotard-Syndrom eine Folge schwerer Hirnerkrankungen. 104 einende ein ende einende ein ende einende ein einde einende ein ende ein einende ein einde ein ende einende eneide en eine ein einende ein ende ein eden eineden einenden eineden ein eineden ein eden ein eiden einenden ein eineiden ende ein endei ein einende ein ende ein ei eine eidende ein eineidende ein endende eine endende edenende ein eiei ein ein eindeinde dein ende deinende dein ende deinenden deine enden deine enden enden dein ei enden deinenden deinen deinenden den deinen dein dein enden einenden dein ei einen deinde die deinen die deinen neinenden nein enden nein enden neinenden dein nein enden endenen enden nein dein die deinenden dienenden die nein deine neinenden enden die dein ein einde dein ei ein ei einende dein ein endende den endenden die ein deine ende deinende ein nie. 3.6. Am Vortrag schon den Eintrag des nächsten Tages schreiben. Er tut so, als könnte er die Zukunft vorausschreiben. Er liest seine eigenen Texte wieder und entdeckt nichts. Er weiß nicht mehr, wer wer ist und wer wann stirbt. Und wieso. Er kennt sich nicht mehr. Er kennt die Frauennamen nicht mehr. Er kennt seine Gefühle nicht mehr. Er kennt seine Worte nicht mehr. Er kennt sein Buch nicht mehr. Er denkt: Ich habe gespürt, dass es nicht mehr existiert. Er erinnert sich, noch nie das Wort “ich” gebraucht zu haben. Er denkt, dass die Parallelen zu auffällig sind. Er denkt, dass er nicht ich ist. Er denkt, dass. Er denkt, dass. Er denkt das. Er überlegt, wie man ein Wort, dass er mit seinen Fingern unzählige Male in die Tastatur geschrieben hat, von einem bloß kopierten unterscheiden wird können. Er überlegt stundenlang, welche Tiere gleich heißen wie ihre Gesänge oder Bewegungen.164 privater marsch privater marsch privater marsch privater marsch privat am arsch privat am arsch privater marsch privat am arsch privater marsch primat am arsch primater arsch primater arsch privater marsch privater marsch privat am arsch privater marsch 13. 6. le cker le cker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le cker le cker le cker le cker le ker le ker le ker le ker le ker le cker le ker le ker le cker le cker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le cker ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le ker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le cker le ker le ker le ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be cker be cker be cker bä cker be cker be cker be cker be ker be ker be ker ber ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker le ker le ker le ker le cker le ker le ker be ker be 164 Krähen, Zirpen bzw. Robben, Fliegen. 105 ker be ker be ker le ke hre ke hre ke re ke re ke re cke re cke re ke ke hre ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ker be ke re ke re ke reh ke re ke re ke re ke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re cke re ke te ke te ke tte ke tte ke te ke te ke te ke te ke te ke te ke te ke te ke te ke te ke te ke te ke te ke te cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de cke de ke de ke de ke te ke de ke de ke de ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be ker be der be der be der be der bä der bä der be der be der be der be der be ker be ker ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge be ker be ker ber ge ber ge be der be der be der be der be der ber ge ber ge ber ge ber ge be der be der be der be ker be ker bä cker bä ker be ker be ker be ker be ker be ker ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge ber ge 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der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der bä der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der bä der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be 106 der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be der be ker be ker be ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke re ke 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ke re keh re keh re cke re ke re ke re keh re keh re ke re keh re keh re cke re ke re ke re keh re keh re ke re keh re keh re cke re ke re ke re keh re keh re ke re keh re keh re cke re ke re ke re keh re keh re ke re keh re keh re cke re ke re ke re keh re keh re ke re keh re keh re cke re ke re ke re keh re keh re ke re keh re keh re cke re ke re ke re keh re keh re ke re ke re ke re ker be ker be ge ber ge ber ge ber ge ker be ker be ker be ker le ker le ker le ker le cker le cker le ker le ker ke ler ker le ker le ker le ker le ker le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le cke le ke le ke lle ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ker le le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ker be ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le be le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le be le be le ke le be le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ke le ker be ker be ker be ker be le be ker be ker be ker be ker kerlxviii 14.6. TÜR SCHUH SAUBER STILL RAUME TAFEL HER 107 KREIDE FRAG STILLE BEIL STUHL REIB ÜBER TISCH RUHE SCHULTEN TOR PULTE LIES SEIL TULPE ROT TUSCHELN HURE STICH RÜBE BIER LUST LIEB STEIL GRAF DREIECK REH FALTE MAUER LIST BRAUSE HUSCH RUTE 21.6. Der längste Tag. Er wünscht sich, in sein Leben Löcher bohren zu können. Von allen Seiten ein paar relativ kleine Löcher, in die Eingangstür seiner Wohnung, ins Bett, in die Mikrowelle, den Kühlschrank. In die Glaswand des Bücherschranks, den Laptop, das Obst. In seinen Fingernagel, seinen Nabel, seinen Kopf. Und dann überall Spezialbeton hineingießen, der alles ausfüllt, der sich verteilt, der allen Raum sich nimmt, bis alles weg ist, “dass den Keller nie wieder jemand betreten werde.“165 Einen unbegehbaren, unsprengbaren, unabreißbaren Block erschaffen. Einen Ort, der da, wo er ist, nicht ist. 29.6. Seinen ersten Ultra-Alpin-Marathon gelaufen. 4:50:07. Massive Probleme im Ziel bei der 165 http://derstandard.at/1371170075434/Amstetten-Keller-im-Haus-von-Josef-F-wird-zubetoniert 108 Erkennung von Personen. Sprachlosigkeit. Blick in die Ferne. Für eine halbe Stunde da/nicht da gewesen. Der Wunsch, in diesem Zustand verweilen zu können. Die Freude nach dem/über den Schmerz. Die Hoffnung, bald wieder laufen zu können. Die Hoffnung, bald wieder so viel zu laufen, dass er am Boden liegend nicht mehr laufen kann. Der Blick ins Leere. Der Blick. 16.7. Lange Abwesenheit. Viel gelaufen. Im Schnee gelaufen. Stundenlang bergauf. Nasse Füße und deshalb schneller. Wenig Wasser und deshalb schneller. Kalter Wind und deshalb schneller. Stunde um Stunde um Stunde. Müde gewesen, hungrig gewesen und deshalb laufen gegangen. Das dumme Glück bei der Rückkehr, beim Liegenbleiben. Beim In-die-Luft-Starren. Mit einer Frau über die Liebe ihres/seines Lebens gesprochen und warum frau/man auch nach Jahren immer noch an ihn/sie denkt. Eine Blume irgendwo. Sie angelächelt und geküsst. Im Hintergrund Icona Pop mit “I don't care (I love it)”, im Kopf sinnlose Zufriedenheit und “I see a darkness”. 166 Vorbereitungen für eine Hochzeit (nicht seine). Vom Wunsch, laufender Indianer zu werden. Buchstaben sind die Fieberblasen der Sprache. Im Schlaf hochgeschreckt und sein Mund redet wie automatisch. 167 Gedanken an D.'s Großvater Ramo (Opa PC Ion) und ihren Hintern (an Pico-Po). Sein Gesicht abgetastet und fast sicher gewesen, dass über den Mund ein breiter schwarzer Strich gehen muss. Ab Silberfee sabbere viel. Er 11 Babies, freies Babel: Liebesfarbe. Las, rief, Ebbe, aber leb fies. 1.8. Vom Wunsch, ein Pseudonym zu sein. Oder Sture Bergwall oder Thomas Quick. 168 Laut einer Sutide an eeinr enhsegciln Utvriesänit ist es egal, in wlhecer Rloheegifne die Buctbeashn in eniem Wrot snid. Das eizing Wtchigie ist, dsas der erste und der lettze Btasbhcue am rtgihcein Pltaz snid. 166 Vlg. [Blatt 24] 167 Es überkam mich dieses Gefühl an einem schwülen Tag, du warst nicht da. Ich fuhr meinen Wagen in eine Mauer, ich schaute bloß, ich ließ ihn brennen. Ich warf deine Sachen in ein Stück Leinen und über die Treppen hinab. Ich fuhr mein Auto in eine Brücke, Was kümmert es mich. Ich liebe es. Du bist auf einem anderen Weg, aber ich begehe die Milchstraße. Du wünscht mich herab auf die Erde, aber ich rase oben im All. Dich wird wohl immer was stören, das müssen wir auf jeden Fall ändern. D.u bist aus den 70er Jahren, aber ich bin eine 90er-Göre. Ich liebe es. 168 http://derstandard.at/1373514250536/Schweden-Erfundener-Serienmoerder-endgueltig-freigesprochen 109 Der Rset kann toatl decaindnurher sein, und man kann es iemmr ncoh onhe Plroembe lesen. Das legit daarn, dass wir nchit jeedn Bhubcsetan aellin lesen, serondn das Wrot als Gnezas. Die Überlegung, überhaupt nur mehr den ersten und den letzten Buchstaben korrekt zu verwenden. Dazwischen alias, alibi. Sarah + Sebastian Die Magie der Worte, die einfachste Zauberformel aller Baumrinden, hier und in der Ferne. Auf der Parkbank, in der U-Bahn, am Papier und im Kopf. Die Formel ist die Formel. Wie er von ihr träumt, wie er. Ich stehe ein bhsicsen auf Siarbna, auf den sechrawzn Scrtih, der irhe Inuagiaeednrn vkrdecet, das Geanrfnetszkthiae irehr Zänhe, ihre Binee, die bnaiehe kiindclh durch das Fled serftien, im sgeeetähtnblsn Tmlraekuid, als Vileudnerkg, wie wrid das nur? Dass wir uns sheen sleoltn, aber nchit gilech ncakt, srhbceit sie, serbhcie ich, dneke ich, aebr das Wwarsmeasr des Stealdssfuts und dsas wir dcoh swmihemcn messün, weil es ok ist, Fsiche zu eessn, coz they dont hvae any feilgnes, und wie es sien wird, wnen wir uns wilkcrih seehn und in die fmire Fteiisrnns hsminhineewcmin und wie er sich wücnhst oder bin das ich, sie zu beeührrn, der Tuarm von irehm ekennüdeztcn Rküecn, aebr das snid nur Bnnreinimee und kien Meer. Das Azdiueeuftrbannrieen oedr ist es ein Stzreün, was wieß dnen ich. 4.8. Er fragt sie, ob sie Fleisch isst. Sie sagt, es ist kompliziert. Wenn sie Tiertransporter sieht, muss sie weinen. Er fragt, ob sie Johnny Depp mag. Sie sagt, natürlich. Sie fragt, ob sie ihm sein Sperma, wenn er in ihren Mund spritzt, in seinen Mund fließen lassen soll. Er sagt, lieber nicht. Er fragt, ob sie etwas trinken gehen will. Sie fragt, ob er es mag, wenn sie ihn würgt. Sie fragt, ob er einen Dreier haben will. Er ist fast zu überrascht über ihre Offenheit, um zu bejahen. 5.8. Er hört, wie jemand sagt: Eigentlich will ich heute gar nicht Party machen. Ich meine, wenn dann vielleicht eine Home-Party. Mit Svetlana. 6.8. 169 Er liest am Beifahrersitz ein Magazin. Seine Freundin fährt mit 70 in eine Linkskurve. Plötzlich ein lauter Knall, Ohrensausen, alles vibriert, sein Kopf explodiert. Zwei Airbags, die Nase der Freundin blutet, aber sie ist ok. Er steigt aus, in der Motorhaube des Autos steckt ein Motorrad. Er wird wütend. Er sucht den Fahrer. Er hasst diesen Idioten, der sie hätte töten können. Er dreht sich im Kreis, seine Ohren brüllen und pochen. Seine Freundin sitzt und blutet. Er entdeckt unter der Leitschiene, zehn Meter entfernt, das Bein des Motorradfahrers. Er will den Schuh packen und den verdammten Idioten aus dem Graben ziehen, um ihm seine Meinung ins Gesicht zu knallen. Da hält er einen Schuh, ein Knie und einen Oberschenkel in der Hand, aber der Idiot fehlt. Er lässt das Bein wieder fallen und rennt 30, 40, 50 Meter weiter über eine Wiese, wo der Rest liegt. Wenn nicht andere Autofahrer stehengeblieben wären und sich um den Mann gekümmert hätten, er hätte ihn zu Tode geprügelt. Die Tachonadel des Motorrads war bei 150 stecken geblieben. Er hat überlebt. 169 Er kennt jemanden, der ihm Folgendes erzählt hat: 110 13.8. Er läuft elf Stunden. 60km. Über 5000hm. Er muss kleine Schritte machen, um die Schmerzen kontrollieren zu können. Er redet mit seinen Krämpfen. Er läuft. Er atmet. Er denkt nichts. Er kann nicht mehr. Er läuft. Er spürt nichts mehr. Er läuft. Er hat Hunger. Er läuft. Er kann seinen Durst nicht mehr mit Wasser löschen. Er läuft. Er starrt nur mehr ins Nirgendwo. Er läuft. Er diskutiert mit seinem Magen. Er läuft. Er sitzt auf dem letzten Gipfel und atmet und atmet. Sehr schnell. Zu schnell. Er sitzt, aber sein Körper läuft. Er will ausruhen, aber er läuft. Er will an etwas denken, aber er läuft. Also steht er wieder auf und läuft. Man muss wissen, wie weit man zu weit gehen kann. 16.8. El amor en los tiempos del WhatsApp (von Gabriel Markus, Graz) Wo ist er denn? Eh da In dir Nein. Haha, so macht das keinen spaß Da lieg ich federnackt in meinem nest und dann sowas... Hmm ich seh mir einen porn an Nein! Also ich lieg ja auch in meinem bett Gut Und dein schwanz ist schon hart? Schon lange Ich mach grad meine brustwarzen feucht Seit du die Fotos geschickt hast Und gleite tiefer Fuck Wie kannst du da gleichzeitig schreiben? Ich mach eh pausen Jetzt gleite ich gleich wieder zu meiner feuchten yoni170 Ich würd gerne in deine brustwarzen beißen. Ganz vorsichtig Und mach die Augen zu – denk an unsere zeit in meinem Nest Ja fuck Hach geil! Und deinen perfekten po packen Ich würd gern deinen schwanz in meinem Mund spüren Da ist es sooo warm Ich würd dich gern lecken Zunächst deine Eichel sanft lecken und dann ihn mit meinem Mund verschlingen Gaaanz Ja Tief Am besten den Kopf bei der Bettkante runterhängen lassen 170 ? 111 Ach das will ich Und deinen hals berühren Yes Und deine pussy Ich stöhne Same here Uuhh Ich geh mit einem finger rein in deine yoni171 Meine Brustwarzen sind steif Yes Ich bin voooll hart Fuck Geil Meine Finger reiben an meiner klit Yes Baby ich bin geil Muss an deine lippen denken Fuck ich an deine arme Die machen mich geil Dein glatter bauch Dein offener mund Jetzt führ ich mir meinen glasdildo gaaaannzz sanft ein... Das will ich sehen Ich kann dich riechen Und das ist soo gut (Bild) (Bild) Ich dich auch. Und ich steh auf deinen schweiß Fuck und wie Ich will dich abschlecken, ehrlich jetzt Ich will deine tighte yoni pulsieren spüren Und sie ganz im mund haben Fuck wie geil Ich komm gleich Bin schon sooo scharf Ich auch Ich will ein Foto (Bild) Wennst gspritzt hast Geil So schaut mein unterarm grad aus :D I love it172 Ich würd gern in deinem mund kommen 171 Die Yoni (Sanskrit, f., योनि, yoni, wörtl.: Urspru नि, yoni, wörtl.: Ursprung) , yoni, wörtl.: Ursprung) ist der tantrische Begriff für die weiblichen Genitalien (Vulva, Vagina und Uterus) und wird auch im westlichen Neotantra verwendet. Darüber hinaus hat das Wort viele Bedeutungen, die allesamt auch sexuelle Implikationen haben: Quelle, Ursprung, Ruheplatz, Behältnis, Aufenthaltsort, Schlupfloch, Nest u.a. 172 (I don't care) 112 Oh ich will das auch Bitte mach das Das nächste mal Fuck ich will das so Du machst mich soo geil Fuck meine Schenkel zittern und wie Stöhn Uuu Fuck. Bin grad voll kommen... Fuck ich auch Uuu (Bild) Haha :) Wie geil Du bist geil. Voll. Nein. Ich bin ein unverblümtes173 174 175 Wesen mit Drang zu animalischem Sex Sag ich ja: geil :-) :D 17.8. Journey to the Center of the Heart (vgl. Fußnote 41) 18.8. Iron Maiden: The Loneliness of the Long Distance Runner176 19.8. Fachsimpelei: A: Schuld an aller Bewegung ist ja nur die Rotation der Welt. B: Meinen Sie den Rhotazismus der Welt? A: Dann müsste aber vom Wert die Rede sein. B: Richtig. A: Aber das ist doch nur Fachsimpelei. 173 auf einen stuhl gefesselt, als wär es erst gestern, "schau", schreit es aus den kästen, aber wer die blumen gießt, der muss damit rechnen, da könnte ja jeder kommen / das eindringen des insektoiden in das herz der dinge, "mach doch die augen zu", sagt wer, und ich weiß nicht, ist es madeleine, als erinnerung an gestern oder ein essen, "und schlaf." 174 Kesselfallenbrume 175 Verbum: lüsten. Vermute Blusen, verbeulst. Menu verübst. Ulmen verübten Slum. Verlebe Unmuts. Verbluten, Muse. 176 https://www.youtube.com/watch?v=51idOMvrLZY Er steht auf, geht wie jeden Morgen in die Küche und öffnet den Kühlschrank, in der Hoffnung, darin einen MangoSmoothie, wie ihn seine Freundin, Ex-Freundin, immer eingekauft hat, oder wenigstens Milch fürs Müesli zu finden. Stattdessen wohnt er bei seiner Großmutter, wie als Kind. Wie ein Kind, denkt er. Er überlegt, wie es wohl wäre, ein Kind zu haben. Er denkt an einen Sohn und was sie alles machen könnten. In seiner Fantasie kommt keine Mutter vor. Als ihn ein alter Bekannter fragt, wie sein Sohn heißt, weiß er keine Antwort. Sie laufen davon. Nachhause. 113 B: So simpel ist das alles aber nicht. A: Es ist sogar Simplicius Simplicissimus. B: Das ist ein Schelmenroman und das Hauptwerk von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. A: Christoffer. B: Die Rotation. A: Der Rhotazismus. B: Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch. A: Von Christoffel von Grimmelshausen. B: Christopher. A: German Schleifheim von Sulsfort. B: Melchior Sternfels von Fuchshaim. A: Nur ein Anagramm. B: Kommt das vom urgermanischen *anaglamm? A: Nein. Es geht um Permutation. B: Rotation? A: Rhotazismus. B: Dann aber Perlmutt. A: Mater perlarum? B: Warum Latein? A: Ich esse. B: Sum. A: Eram. B: Wer war Ihre Mutter? A: Von gewesen. B: Haben Sie sie zur Perlenmutter auserkoren? A: Von erkiesen. B: Kein er, es. A: Ire, senke. B: Kern: Ei (es). A: Keiner. Er. B: Mama rang. A: Von Anagramm. B: Von erkiesen? A: Wählen Sie. B: Von Grimmelshausen. A: Von Sulsfort. B: Von Fuchshaim. A: Von Anfang an. B: Ein Spaziergang? A: Gehen Sie nachher in den Park? B: Ein Beispiel für die Rhotazität. A: Nicht wenn Sie Runden gehen. B: Als Rotation. A: Wegen der Bewegung. B: Auf Wegen. A: Abwege. B: Das deutsche Filmdrama von 1928? A: Wurde auf Arte ausgestrahlt. B: Das alte? 114 A: Der Film galt lange Zeit als verschollen. B: Von verschallen? A: Von Georg Wilhelm Papst. B: Mit Brigitte Helm. A: Mit Gustav Diessl. B: Dieser? A: Dürer. B: Ich verstehe nichts von Hasen. A: Sie verstehen nichts von Haaren. B: Wegen dem Wind. A: Wegen der Erdrotation. B: Permutation. A: Rotation. B: Der Film? A: Schon wieder? B: Die Firma? A: Über einen deutschen Arbeiter? B: Aber es geht nicht um Arbeit. A: Nein, Albrecht. B: Nein, Mario Adorf. A: Nein, Adolf. B: Als Permutation? A: Als Fachsimpelei? B: An der Leine? A: Das Reine. B: Als reine Bewegung der Welt. A: Rhotazität. 25.8. Er ist betrunken und schreibt ihr eine SMS, während er sich denkt: “Ich bin müde.” Das Ergebnis ist die morgendliche Verwirrung eines bekennenden Monotaskers. Die Traurigkeit einer Heimreise in eine unbekannte Stadt. Du kennst die Wahrheit, ich nicht mal dich. Du bist die Liebe, ich lieb' nur mich.177 31.8. In 11:38h 108km 3400hm gelaufen. Der Schmerz in den Beinen, im Magen. Die Krämpfe in den Oberarmen. Die Unmöglichkeit, stehenzubleiben. Das Schauen ins Nichts. Die Stille. Das Gefühl, verfolgt zu werden. Aber es sind nur die Ellenbogen. Das Liegen am Boden, am Ende, im Glück, im Krampf, im Ziel, am Anfang. Das Hiersein. Das Zufriedensein. Das Ich-Nicht-Ichsein. Das Außersichsein. Das Schieflaufen. Das Überqueren der eigenen Grenzen. Das Nichtmehrdasein. Das Dasein. 1.9. 177 Rio Reiser 115 Er sagt zu ihr: Wenn ich ein Islamist wäre, dann würde ich jetzt sagen: Unsere Körper sind zwei Tempel und Allah will, dass wir darin beten.lxix 3.9. Sein Zorn über den abgesagten Angriff auf Syrien. Da wird eine Spannung aufgebaut, eine Erwartungshaltung, eine Lust. Ständig fragt er sich: Wann kracht es? Wann fallen die Bomben? Wann gibt es endlich was zu sehen? Und dann: nichts. Gar nichts. Wie er das Warten hasst. Wie er das Orgeastische herbeisehnt. Wenigstens irgendwo irgendein Höhepunkt, hinein in die unerträgliche Fadesse. 4.9. Ariel Castro178 ist tot. Suizid in der Einzelzelle. Drei Frauen entführt, geschlagen, vergewaltigt, jahrelang eingesperrt, Schwangerschaften gewaltsam beendet. Damit konnte er leben. Nur mit sich offenbar nicht. 9.9. Er schreibt: Er kennt sie schon lange. Er schreibt: Er schreibt: Er kennt sie schon lange. Er schreibt: Er schreibt: Er schreibt: Er kennt sie schon lange. Aber es heißt nichts. Er schreibt eine Liste. Er schreibt: Er schreibt eine Liste. Es sind die Anfangsbuchstaben aller Frauen, mit denen er geschlafen hat.lxx Er schreibt: Er sucht nach einem Muster. Nach einem System. Aber er schreibt: Er findet nichts. Es sind nur Namen. Er schreibt: Aber er schreibt: Er findet nichts. Es sind nur Namen. Es sind nur Buchstaben. Es gibt kein System, schreibt er. Er schreibt nichts. Er schreibt: Er schreibt nichts. Er schreibt nichts. 10.9. Meldungen des Tages179 Der Travestiekünstler Tom Neuwirth alias Conchita Wurst wird Österreich beim nächsten Song Contest in Kopenhagen vertreten. Das ist bereits der zweite Anlauf des Entertainers - diesmal bleibt ihm die Vorausscheidung erspart. Immer mehr kampfbereite Islamisten in Österreich. (…) 50 Personen derzeit in Syrien-Einsatz. (Zurückgekehrt sind bisher) neun Kämpfer. Sie werden unter Beobachtung gehalten, bis die Behörden sicher sind, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Konkrete Delikte könnten ihnen nicht nachgewiesen werden. Eine UNO-Studie nahm nun sechs südostasiatische Staaten unter die Lupe - mit erschütternden Ergebnissen: Demnach hat im Schnitt fast jeder vierte Mann bereits mindestens eine Frau vergewaltigt. Jene 55 Jahre alte Frau aus Wien-Landstraße, deren Ehemann versucht hatte, sie in der Nacht auf heute mit einem Messer zu ermorden, ist im Krankenhaus den Folgen ihrer Verletzungen erlegen. Der Mann hatte sich zuvor das Leben genommen. 178 Vgl. 6.5. 179 www.orf.at 116 Den Kühlschrank durchstöbert und das gefunden180: [Blatt 21] man man man man man nam nam man man barf dust daram barf dust daram darf must madam warf dust daran darf lust daran warf dust waran baran dust daram baranlxxi dust daram barf dust daram Beim Laufen sieht er Jogger, die ihm mit ihrem iPod oder iPhone im Ohr entgegenkommen. Er denkt, wie absurd es ist, beim Laufen Musik zu hören. Zuhause angekommen, sagt er: iRan181. 11.9.182 lxxii 9 11 911 180 Denkstörungen Kühlschrank durchreisenden und das geflüstert 181 Vgl. 4.11. Möglicherweise auch Rainhard. 182 A motion picture I saw the second plane hitting Twin I saw it live, with my own eyes, on TV We were playing war on a peaceful mountain, and we became us and them. You left. I saw you going into war, I saw marines, told 'em “your're weak and distorted Radio check over“ - I had to Saw them straight and strong, ready to go. Let's go. I saw you crying, like in a blockbuster. Was it the first or the last act of the drama? Saw people celebrating Was it shock, entertainment or a trauma? I didn't know you, just Hollywood and Bush and the flag, a class in history a show, football, and MTV and a friend. You did'nt know me. Just Schwarzenegger and Mozart maybe, Sound of Music, Hitler. I saw those motion pictures, and I saw you crying, moving, fighting, so I decided to come – as you did not to see you. Your heart and soul. Only time... 9 11 9 11 9 11 9 11 9 11 9 11 9 1 9 11 9 1 9 1 9 10 9 10 911 http://www.youtube.com/watch?v=KiNRIR8tjFc (Wyclef feat. Mary J. Blige) 117 nine eleven nine eleven nine eleven nein eleven nine eleven nein nie leben nein eleven nine eleven nein eleven nein ihr leben nein erleben nine elven nein eleven mein erleben nein ihr lieben neid ihr leben nein erleben nein eleven nine eleven nine elven nine eleven nine eleven nine nein nein 12.9. In der Albertina die Hellnwein-Ausstellung durchwandert. Er bleibt vor einem Bild stehen und denkt: Geil. Eine junge Frau liegt auf einem Tisch vielleicht, die Uniformjacke leicht geöffnet, ihre glatte, makellose Haut ist zu sehen, keine Haare. Ihr Kopf nach hinten gebeugt, ihr offener Mund. Er muss an Keira Knightly183 denken, er muss an seine Lust denken. Er begehrt diese junge Frau. Er denkt: Warum dieses Werbesujet? Dann sieht er die Träne im Auge der liegenden Frau und dann sieht er, dass sie junge Frau ein junges Mädchen ist. Dann sagt er zu seiner Begleiterin, dass er das Bild fast geil gefunden hätte, wenn er nicht entdeckt hätte, dass es sich um ein weinendes, verletztes Kind handelt. Dann denkt er, dass er das Bild gerade deshalb noch viel geiler findet. Dann schämt er sich ein bisschen. Dann geht dieses Gefühl wieder vorbei. 13.9. Auf youtube stundenlang "the biggest fail compilations" nach ihm durchsucht. 15.9. Er sagt ganz leise, aber in aller Deutlichkeit, als er wieder zuhause vor dem ausgeschalteten Fernseher sitzt, allein: Ich laufe nicht, ich laufe. Ich laufe nicht, ich laufe. Ich laufe nicht, ich laufe. "The Big Bang Theory" gesehen und über die Zahl 731001001 nachgedacht. Er überlegt, ob nicht vielleicht der Binärcode Schuld an allem und die Dichotomie man:frau184 keine solche war. Er beschließt, mit einer Freundin ein Kind zu zeugen und es aufzuziehen, ohne das Kind einem Geschlecht zuzuordnen. Niemand sollte erfahren, ob es ein Mädchen oder ein Bub war. Er 183 Bumsgoscherl 1001001 73 ein zahlentext code: 0. alle wörter werden aus dem titel (9 buchstaben, 2 protagonisten, gattung) gebildet und funktionieren als anagramm 1. ein gedicht aus 73 wörtern, 7 strophen zu je 3 versen (21 verse), 73 = 21. primzahl 2. spiegelgedicht (inhaltlich/formal), 37 wörter (spiegelzahl zu 73), 4 strophen zu je 3 versen (12 verse, 37 = 12. primzahl, 12 = spiegelzahl zu 21) 2b. glückliche zahlen sind gleiche wörter in 1 und 2 (anagramme), 1 3 7 9 13 15 21 25 31 33 37 (43 49 51 63 67 69 73) 3. glückliches primzahlengedicht aus wörtern nummer 3 7 13 31 37 43 67 73 (zusatzbedingung: palindrome: wörter nummer 13/31, 33, 37/73; zusatzinfo: 31, 33, 73 sind binärzahlenpalindrome) 4. binärzahlenpalindromgedicht: 11, 101, 111, 1001, 1111, 10001, 10101, 11011, 11111, 100001, 101101, 110011, 111111, 1001001 (zusatzinfo: 11 [ 3] und 101 [5] sind in beiden systemen [2/10] primzahlen) 184 Vgl. [Blatt 7] bzw. 12.12.2012; das Ende des Dramas ist ein Auseinandergehen der beiden Gegensätze man:frau und passiert sicherlich nicht zufällig im elften Akt (11 ist a. das erste echte Zahlenpalindrom – hier spiegeln sich also zwei „Einsamkeiten“ - und steht b. im Binärcode für die Zahl 3: Ändern wir unsere Grundlage, unser Berechnungssystem, ergibt sich die Möglichkeit von etwas Neuem (1+1=3). Das Datum 12/12/12 ist wohl auch eher symbolisch zu lesen (3 mal 12, wobei die Ziffernsumme aus 12 wiederum 3 ergibt). D.h. Hier stehen sich die Zahlen 11 (1+1=3) und 12 (1+2=3) gegenüber bzw. gehen ineinander über, das Verschiedene, das Andere ist immer auch das Gleiche. 118 würde dem Kind einen neutralen Namen geben müssen. Er denkt an "Schneelxxiii", aber das ist ihm zu persönlich. Es müsste eine undefiniertbare, gestaltlose, geschlechtslose, schöne, starke, raue, lebenschenkende und zerstörerische Naturgewalt sein. Er wusste, das ihr Kind "Sturm" heißen würde. Er ist begeistert von seiner Idee, postet sie auf Facebook und erlebt den Alltagsschock seiner Generation: "coole idee, selbst geklaut oder bloß dumm?"185 186 16.9. Beim Änderungsversuch seines Youtube-Accounts folgende Meldung erhalten: "500 Internal Server Error Sorry, something went wrong. A team of highly trained monkeys187 has been dispatched to deal with this situation. If you see them, show them this information: gkBysb6zKlmao-HR0uN0gfRt9NrfJvICchpnJMDMGCjVi7Cjy1JrET8ykYNSzYSZk2NYoFbTxW6D8qXwTFc6hPuddGt1q 5ygvOUoUpOzSDcFd76Kg1_B--8zoVTHiOFgacPOM_ZEaBz4A9sn1aMJeZUDw1oUE5UR6fZQ2fQFsPtPbyXJMgMOcaTt12MrQIbkpofJ3dKcyT6unEoFo0yfngeAUcXXlK7L_j49JySpS giTqzCYSbU_ze23yrXrBFm7QMalFIQjYDOcQDJQ3AFhJFIs47LffrdP09ea_ttFX50arRcmKsr8V 0LCsUzxBeaYc3Z9nJZku8yHOrJEINVr2kC1Og3JV_IIT3KmdWEaDIVHwyl19nrvwIHeZRp94luySSDsDwXhnpOqMrMnIPkrqEfwDH61B24QsODgZl_uVhbR8Ae nNU64GsyHniQFh4xG8NuaIEssziMctut5f0rQKae2F24DOeQk7cfZpUV7id7yCKUROjXPqvSkbx xT-pgNI0MABQg1HiE35IydhUuDhH056AQM660t1XONOF4MphzfNG_d21icYV4HhTEDmNHabd00KPadhJp6-20LWMRh1aop3AQP-vnXjTjAaY0RY3aR7KKuvgHFciwKTUoVeJoZAlhfKIGi1IuMkm73LhPMVku9biuvVyiv_sSexgnbrf3aUiEqI_hjV089z UKJ260M3T0AGWaEnyZe7xOlGJUiUl678QoyHky07bybVi-mazvr7pjQweZNUZT0FUzRjahqBvtHBYAexVvi1GQ1C-WLUaNLbXJHjFt-bM4h8Hx6ZcEKnsqtM_aXRZ178seIXJn_HchUpuUJw0fXDoLe0AOm-85jE3lAJocg_9wd8FqX2BvtK0j46BxJYqb_YE_uAn6alhzjcpDYzfuWzUMxxfukYCRg2I2qFa-teCrDjdisGw3RaXbuQiHiXCufmEohN0Rl2zay7EndZ5XwnpdRqCUfTEpJrcVTpoPF4lwitpLF5hFQf1 CR44z1A42PqHx4Pu5uuLRmr0uoCAXr0e1Lg8XtpxIZmFTFYtR3hsLZBEaGY7JtSGsLrgcqF3Qlx9nMejbhMzRY5tIpBmrTbzzrA4OWch8jicevWWtO8lIdQnXmcLIjnDPbLDeXK8dtu2LU6E1OfeLiBs_AZQqyKMC7YmxKNojKRwqy 38QcSS1ev_zq4m-6v2ARfm7MQmYtIrA5vqDOGUnH-_4TI1iEeZUnd7RvABI7NhVtm7WHEr8185 Boy or Girl? Mum and Dad aren't saying! Couple raising 'gender-free' child. Ottawa, Canada (CNN) -- The name 'Storm' may be gender-neutral, but it is also listed as a synonym for controversy. And at just 4 months old, blond-haired, blue-eyed Storm and his Canadian family have stirred a parenting debate still brewing across continents. Kathy Witterick, 38, and David Stocker, 39 are parents raising three children in Toronto. They feel children are pressured at far too tender an age by strict social norms of gender. And so, as a remedy, they felt it was better to keep the youngest child's gender a secret -- even from the grandparents. http://edition.cnn.com/2011/WORLD/americas/05/27/canada.gender.storm/index.html 186 'Storm' verweist als Anagramm auf das Monströse, Frankenstein'sche dieses Unterfangens: Mittels 'Strom' (Energie) werden hier die 'morts' (zwei "tote" Geschlechter) in einem vorgeburtlichen Schwebezustand, einem Noch-nicht, zu verharren gezwungen. Aber das Fleischliche, das kindliche Wesen in seinem Sein, wird das Gendergeheimnis ('secret') als Geruchssekret absondern, sich (und seine Eltern) verraten und die Umwelt zu heroischen Entdeckern machen, die dann endlich doch einteilen kann (0 oder 1) und ausruft: Ha, I scent life! (Vgl. 17.1.) 187 Vgl. Fußnote 66. 119 P6aGyb8JHfAm2nJIZY8kbQ-6QrI0NzWMCUgTZXdsb4JIpQmLFOV_KRAVoT8FPHCQe3Z5uPMgZaQkVfq0TkCbSHklMRAN36Aqzu6yKL6BdrJWpVPYcZsnLwmNcEL6OHPwdPhV9wd680b6oj1CYIxwKp3CGUgnKqRtjCjKNRvHvvoETKhaLRcPdFhKiIqdJ1qbW5dV5ARQC72kI6Pf0tjurDtf QEOk17Q3F0SnZZW4JbqAl47E9ekEDl_7uVFky9xXD8DCMhNjk13yXZI47R3YP_u_iSFBZhPUC7nkVk4JuxxPRre5ISMD9GAVd5Zd_UYCqZUBmFaxGX1fLQmBlovfBOkTxG8HELVaYiyBKW6iPhQJL-WpK3Jn4v_EDsqRz_rxY5EHS8nZ7R0vebMBF4KXwUMFVLnTxWXClfgP6wRWaKVQ7De5HxjDOGn4MG7R5Zg4WYIszgN3tcN5WK3KLkimvmsM21YkbF9PGGVjxuzvmxBMKnNchPyNCgrkW4dNKex09HFsR7vGT1q1zkLHGm2sxlz0ItWv35gBEOUloAaKa RSXI3V2eT2ATLVqEpGiHKIsGeXy0kP4mvHevP_KsU3GkFaSO1jpQzhZTNOEu5JwTK8ja6_9R bGZwkaRHbWMbYdW3Dqs7pFZ-fQiqrWTwXKor31G0035v7AI66W0aiVkBREKwEhqplx4LLsN6-DdQjayAD08-NzCCin6O3IeJAbENjO8XkPSHv5R0Em9OgGhoOchDgX_dDRD_KtOs5wxsDMdewUBRwbVDYhGIfdoTq7tYyFAs H46CLaNCO8bMlzkIH04gOY0o_77Q0C6Y5NqEGK2OQu1g0iEAMu7WPzeg4_SUpteCtLtBfzL5oNMfR6mjZjHWUXWMCUTRar9x4qUNpo0NKGKae0skHvVX1Esh5wcYl4YizqgBp4Ct2eBm7YULiIkdBj6ZKhC8ZKaWrBy_4fI4kFS_VOQ29 ezVNbfNbq3cxgA9xS7JpScOgYYV3bVOonFJIc3Xan2enAm_bdXm_JjpFqs15z5u7uCP5lm5Qt8Jw4IWtkpPcTNc7bKCc_b9VbxpuTvC29o1kvv60QLz3TjkU6Nd0hiLJijJ_7oEPeZieAt3GvfVbVeqGJPVPThFSp_TtW1A6rN9tUHXTmqVK2XVpQtjgtdednn1g_LVC Uq3q8XpJwP6RTVuOswy53iXZun8SDDnqgIyXpYl1cPeEyvKvwC9xOa1B8kpD9MtSpPRQtUqsO6fMdEruMDW4vpUSCn5dCOmDk8tGWwrTGqlR_K2bnClICS9dcpFnr4qy 4MX5j_L_DwgeKUQ_SGgzJR4ZKFKiXUGKZLghlIJX7pZ22I1H1QqW197MaM3TWn1t6WON dwbEvmGRrfGKcOWpybtB9YUbDYDknxSbKhVeXoA2PJ5qYz7tPb3CIeL2JL_EByNhtBeb0mA TQSHcQBvExFZ1LsODyycl9gCzXwdZl91gBAR6pTZoYycDsQr6ydudld4McXqMfALDsq2j361 VYK1r6JuqXjJHH-ZjQQVjdnp_Pc-jamawHteoM-7PmDRaH6dcuGj05_yTz7n3fIjD6ovO6s1j3X8zRySSBRPz8iEBPGelpgeRVquD3SYIQa_3vBZudcOBs62owdJmso4HVIoIoqtoAxqR85yCRZ zq31nt5lKDgsHslWGYWZxTPlMRdOrQlNyen8xpFJyCx0pUSZm8y7ffSNfvuJSjJeJa0WOGqFtyMjLoqZU mbG-fvAtMOYOIHSkfgpA-mLZdp6VFCyiCrMn__aSfO8uDwqy_rIOfdUgNEMVHNNqjEDmsKMJ30T3eo2jCheeWqyXUshVtzyAz1A8-mlwhNrcHK7mzHy0TPp0SYt4q_5gAyuOK2ixw==" 18.9. Dramatische Szenen haben sich am Dienstag in Niederösterreich abgespielt: Alois Huberlxxiv (Bild), 55- jähriger Transportunternehmer und offenbar auch Wilderer, lief in der Früh in Annaberg Amok und tötete insgesamt vier Menschen. Zunächst wurden ein Cobra- Beamter, ein Polizist und ein Rettungssanitäter ermordet. Der Schütze nahm in der Folge einen Streifenpolizisten als Geisel, dessen Leiche am Nachmittag gefunden wurde. Der Täter hielt sich stundenlang in seinem Bauernhof in Großpriel bei Melk verschanzt, ehe die verbrannte Leiche des Mannes entdeckt wurde. In einem Telefongespräch mit einem Freund soll er gesagt haben: "I bin's, da Alois, und ich will mich jetzt von dir verabschieden. I bin daham. Das ganze Haus is von Polizisten umzingelt, a Hubschrauber is do, und jetzt wolln s' mich holen. Sie hobn angefangen."188 Hier die Ereignisse im Überblicklxxv 189 190 188 They drew first blood. 189 www.krone.at (hier gab es auch ein Foto des Wilderers/Amokläufers) 190 Ich laufe nicht Amok, ich laufe. 120 27.9. Einem afghanischen Baby ist bei einer Operation ein zweiter Kopf191192entfernt worden. Der zusätzliche Kopf, der an der Kopfhaut des drei Monate alten Mädchens namens Asree G. festgewachsen war, sei bei einem Eingriff in der ostafghanischen Stadt Dschalalabad abgetrennt worden, sagte Chefchirurg Ahmed Obaid Modschadidi. Der Eingriff in der vergangenen Woche sei die komplizierteste OP gewesen, die jemals in Dschalalabad vorgenommen worden sei. Der Arzt musste allerdings einräumen, dass der Zustand des Mädchens Anlass zur Sorge gebe. Der Vater sagte jedoch: "Die Ärzte haben ihr Leben gerettet. Ich danke ihnen." Er habe nicht erwartet, dass seine Tochter die Operation überlebe. Asree Gul193 hat eine Zwillingsschwester, die gesund zur Welt kam.194 1.10. Er wird sich am Abend die neue Serie auf ORF eins anschauen. Zuvor noch über diesen Aphorismus(?) gelacht. [Blatt 22] Entweder alles hing zusammen oder gar nichts. Aber ich war weder wahnsinnig noch sinnlos. Nur, eines war sicher: Dazwischen gab es nichts, nicht einmal die Leere. 2.10. Es könnte auch so gehen: Oben nichts außer einem Mop im Kübel und einem Bilderbuch über Flügel.lxxvi 3.10. gkBysb6zKlmao-HR0uN0gfRt9NrfJvICchpnJMDMGCjVi7Cjy1JrET8ykYNSzYSZk2NYoFbTxW6D8qXwTFc6hPuddGt1q 5ygvOUoUpOzSDcFd76Kg1_B--8zoVTHiOFgacPOM_ZEaBz4A9sn1aMJeZUDw1oUE5UR6fZQ2fQFsPtPbyXJMgMOcaTt12MrQIbkpofJ3dKcyT6unEoFo0yfngeAUcXXlK7L_j49JySpS giTqzCYSbU_ze23yrXrBFm7QMalFIQjYDOcQDJQ3AFhJFIs47LffrdP09ea_ttFX50arRcmKsr8V 0LCsUzxBeaYc3Z9nJZku8yHOrJEINVr2kC1Og3JV_IIT3KmdWEaDIVHwyl19nrvwIHeZRp94luySSDsDwXhnpOqMrMnIPkrqEfwDH61B24QsODgZl_uVhbR8Ae nNU64GsyHniQFh4xG8NuaIEssziMctut5f0rQKae2F24DOeQk7cfZpUV7id7yCKUROjXPqvSkbx xT-pgNI0MABQg1HiE35IydhUuDhH056AQM660t1XONOF4MphzfNG_d21icYV4HhTEDmNHabd00KPadhJp6-20LWMRh1aop3AQP-vnXjTjAaY0RY3aR7KKuvgHFciwKTUoVeJoZAlhfKIGi1IuMkm73LhPMVku9biuvVyiv_sSexgnbrf3aUiEqI_hjV089z 191 „Janus“ - ab 1. Oktober in ORF eins. 192 Vgl. hier das Palindrom aus 1(.) O(ktober) i(1)n O(RF) eins(1), also 10101 = 21, was wiederum auf die 2 Köpfe des einen einen und den 1 Kopf des anderen Zwillings hinweist. 193 Warum dann oben als Asree G. abgekürzt/anonymisiert? 194 Liebe Leserin, lieber Leser, wir haben uns dazu entschlossen, in diesem Artikel keine Kommentare zuzulassen. Neben den vielen gehaltvollen und ernst gemeinten Kommentaren erreichen uns erfahrungsgemäß bei einem solchen Thema so viele menschenverachtende Zuschriften, dass eine sachliche Diskussion unmöglich wird. Wir bitten um Ihr Verständnis. Mit freundlichen Grüßen, Ihre Redaktion von t-online.de 121 UKJ260M3T0AGWaEnyZe7xOlGJUiUl678QoyHky07bybVi-mazvr7pjQweZNUZT0FUzRjahqBvtHBYAexVvi1GQ1C-WLUaNLbXJHjFt-bM4h8Hx6ZcEKnsqtM_aXRZ178seIXJn_HchUpuUJw0fXDoLe0AOm-85jE3lAJocg_9wd8FqX2BvtK0j46BxJYqb_YE_uAn6alhzjcpDYzfuWzUMxxfukYCRg2I2qFa-teCrDjdisGw3RaXbuQiHiXCufmEohN0Rl2zay7EndZ5XwnpdRqCUfTEpJrcVTpoPF4lwitpLF5hFQf1 CR44z1A42PqHx4Pu5uuLRmr0uoCAXr0e1Lg8XtpxIZmFTFYtR3hsLZBEaGY7JtSGsLrgcqF3Qlx9nMejbhMzRY5tIpBmrTbzzrA4OWch8jicevWWtO8lIdQnXmcLIjnDPbLDeXK8dtu2LU6E1OfeLiBs_AZQqyKMC7YmxKNojKRwqy 38QcSS1ev_zq4m-6v2ARfm7MQmYtIrA5vqDOGUnH-_4TI1iEeZUnd7RvABI7NhVtm7WHEr8P6aGyb8JHfAm2nJIZY8kbQ-6QrI0NzWMCUgTZXdsb4JIpQmLFOV_KRAVoT8FPHCQe3Z5uPMgZaQkVfq0TkCbSHklMRAN36Aqzu6yKL6BdrJWpVPYcZsnLwmNcEL6OHPwdPhV9wd680b6oj1CYIxwKp3CGUgnKqRtjCjKNRvHvvoETKhaLRcPdFhKiIqdJ1qbW5dV5ARQC72kI6Pf0tjurDtf QEOk17Q3F0SnZZW4JbqAl47E9ekEDl_7uVFky9xXD8DCMhNjk13yXZI47R3YP_u_iSFBZhPUC7nkVk4JuxxPRre5ISMD9GAVd5Zd_UYCqZUBmFaxGX1fLQmBlovfBOkTxG8HELVaYiyBKW6iPhQJL-WpK3Jn4v_EDsqRz_rxY5EHS8nZ7R0vebMBF4KXwUMFVLnTxWXClfgP6wRWaKVQ7De5HxjDOGn4MG7R5Zg4WYIszgN3tcN5WK3KLkimvmsM21YkbF9PGGVjxuzvmxBMKnNchPyNCgrkW4dNKex09HFsR7vGT1q1zkLHGm2sxlz0ItWv35gBEOUloAaKa RSXI3V2eT2ATLVqEpGiHKIsGeXy0kP4mvHevP_KsU3GkFaSO1jpQzhZTNOEu5JwTK8ja6_9R bGZwkaRHbWMbYdW3Dqs7pFZ-fQiqrWTwXKor31G0035v7AI66W0aiVkBREKwEhqplx4LLsN6-DdQjayAD08-NzCCin6O3IeJAbENjO8XkPSHv5R0Em9OgGhoOchDgX_dDRD_KtOs5wxsDMdewUBRwbVDYhGIfdoTq7tYyFAs H46CLaNCO8bMlzkIH04gOY0o_77Q0C6Y5NqEGK2OQu1g0iEAMu7WPzeg4_SUpteCtLtBfzL5oNMfR6mjZjHWUXWMCUTRar9x4qUNpo0NKGKae0skHvVX1Esh5wcYl4YizqgBp4Ct2eBm7YULiIkdBj6ZKhC8ZKaWrBy_4fI4kFS_VOQ29 ezVNbfNbq3cxgA9xS7JpScOgYYV3bVOonFJIc3Xan2enAm_bdXm_JjpFqs15z5u7uCP5lm5Qt8Jw4IWtkpPcTNc7bKCc_b9VbxpuTvC29o1kvv60QLz3TjkU6Nd0hiLJijJ_7oEPeZieAt3GvfVbVeqGJPVPThFSp_TtW1A6rN9tUHXTmqVK2XVpQtjgtdednn1g_LVC Uq3q8XpJwP6RTVuOswy53iXZun8SDDnqgIyXpYl1cPeEyvKvwC9xOa1B8kpD9MtSpPRQtUqsO6fMdEruMDW4vpUSCn5dCOmDk8tGWwrTGqlR_K2bnClICS9dcpFnr4qy 4MX5j_L_DwgeKUQ_SGgzJR4ZKFKiXUGKZLghlIJX7pZ22I1H1QqW197MaM3TWn1t6WON dwbEvmGRrfGKcOWpybtB9YUbDYDknxSbKhVeXoA2PJ5qYz7tPb3CIeL2JL_EByNhtBeb0mA TQSHcQBvExFZ1LsODyycl9gCzXwdZl91gBAR6pTZoYycDsQr6ydudld4McXqMfALDsq2j361 VYK1r6JuqXjJHH-ZjQQVjdnp_Pc-jamawHteoM-7PmDRaH6dcuGj05_yTz7n3fIjD6ovO6s1j3X8zRySSBRPz8iEBPGelpgeRVquD3SYIQa_3vBZudcOBs62owdJmso4HVIoIoqtoAxqR85yCRZ zq31nt5lKDgsHslWGYWZxTPlMRdOrQlNyen8xpFJyCx0pUSZm8y7ffSNfvuJSjJeJa0WOGqFtyMjLoqZU mbG-fvAtMOYOIHSkfgpA-mLZdp6VFCyiCrMn__aSfO8uDwqy_rIOfdUgNEMVHNNqjEDmsKMJ30T3eo2jCheeWqyXUshVtzyAz1A8-mlwhNrcHK7mzHy0TPp0SYt4q_5gAyuOK2ixw== 4.10. Man toro dust daram. Man baghalet mikonam. Man be to boos midam.lxxvii 6.10. 122 Er hat unstillbaren Hunger. Er wühlt in der Gefriertruhe, findet aber nichts Essbares. Er liest Chr. Krachts "1979" und beschließt, Asket zu werden. 13.10. “ich zieht ein in den wald wild zieht es ein in mich zieht ein wild -es ein zieht es einen wald zerrt es mich wild an will zart der wald mich an -ziehen in sich”195 196 (vgl. Endnote lxviii) 195 Sophie Zehetmeyer 196 “Wenn Chuck Norris ins Wasser springt, wird er nicht nass, sondern das Wasser Chuck Norris.” 1. Pepsi : Seppi Weil er mich aus der schäumenden Dose trinken lässt, sage ich “danke”. 2. Stockholm : Tom’s Klo Ein Raum ohne Fenster ist nur schlimm, wenn man nach draußen will. 3. Haare : Reha Britney Spears mit Glatze schaut aus wie eine fette Natascha Kampusch. 4. Talspuren : Rapunzel Selbst wenn man die Route verlässt, wird das Nawi nicht zornig. 5. Salat : Atlas Ein Turm kann auch ein sehr tiefes Gebäude sein. 6. Ruhe : Hure Meine betrunkene Großmutter strickt zu kleine Schafspelze. 7. Aber : Rabe Ein 10jähriges Kind am Spielplatz zum anderen: “Du Opfer.” 8. Kerle : Lecker Vor dem Selbstmord wird in Österreich normalerweise ein Freund angerufen und gebeichtet. 9. Reh : Er Rambo zum Sheriff: “Don’t push me or I’ll give you a war you won’t believe.” 123 14.10. „Iran will bald erneut Affen ins All schicken“197 21.10. Er öffnet die Tür, sagt: Komm herein.198 Er nimmt ihre Taschen, dann geht alles wieder von vorne los.lxxviii 22.10. Er sagt: „Ich habe immer versucht, mich an Regeln zu halten. Ich habe mich gebessert. Ich habe nie Menschenfleisch gegessen.“lxxix 199 200 10. Kette : Decke “Gern geschehen”, sagt der Wolf. 197 www. orf.at, vlg. Fußnote 65. 198 Aber da steht niemand. And he stares into the void. Vgl. Fußnote 92. 199 Vgl. 14.11. 200 Totes Baby in Kühlschrank – Wien, 22.10. Polizei findet bei einer Routineuntersuchung die Leiche eines toten Babies im Kühlschrank einer Wohnung. Der zerstückelte Körper war in einer Tupperware-Box versteckt worden. Sowohl von der Mutter des Babies als auch von einem Täter fehlt jede Spur. 124 ENDE Es sterben alle. Abd al-Aziz ibn Baz, Abd al-Aziz ibn Saud, Abdullah bin Abd al-Aziz, Achilles, Ada, Adam, Adan, Adof, Adolf, Adolf Hitler, Ahmed Obaid Modschadidi, Ajax, a kid, Albrecht, Al-Kaida-Chef, Allah, alle, Alois Huber, alte Dame, alte Frau, AmerikanerInnen, Amokschütze, Amor, Ana, Andrea, Andrea Heinz, Anna, Antoine Pfernst, Anton Bruhin, Anton Seftenpir, Apothekerin, Araber, Arbeitskollegin, Architektin, Argeier, Ariadne, Ariel Castro, Aron, Aron Fiz Pennet, Arthur Schnitzler, Arzt, Asiatin, Asket, Asree Gul, Auguste Supper, AutorInnen, Ärzte, Babies, Baby, Bahnarbeiter, Barbara Cartland, Barbara Kramer, Baron von Sachsenhausen, Bastian Schneider, Bekannte, Bekannter, Bert Rebhandl, Bill Blake, Bimbo-Girl, Bonnie Prince Billy, Bosniaken, Brigitte Helm, Britney Spears, brother, Bruder, Bundesheerbediensteter, Burnett, Cain, Carter, Charles Graner, Charon, Chefin, Chieko, Chris Sharma, Christian Kracht, Christin, Christine Scheucher, Chuck Norris, Claudia Kreuscher, Co Bao, Colonel Trautman, Conchita Wurst, Cops, dad, Daddys, Dalai Lama, Dalí, Daniel Knopper, David Stocker, detainees, Deutsche, Die Antwoord, die Erwachsenste, Diktator, Diskussionsteilnehmer, Django, DJ Animal Rain, DJ Malaria, Doris Priesching, du, Dürer, Dzenita, Ehefrau, Einwohner, Eltern, Engel, Engländerin, Enya, er, Erika Sommer, Ernest Hamingway, Ernst Holzapfel, Ernst Honig, Eszter Gulyás, Etgar Keret, Evelyn Schlag, Eva, Ex-Freundin, Ex-Mann, Fahd ibn Abd al-Aziz, Fahrer, Faisal ibn Abd al-Aziz, Fanta4, Fast-Schwiegermutter, Federico Garcia Lorca, Felix Baumgartner, Felix Salten, Flugschüler, Fentas Reipton, Frankenstein, Franz Topneine, Frau, Frauen, Frau Swoboda, Freund, Freundin, Fritz Napönne, Fußballspieler, Gabriel Markus, Gattin, G. Bast, Georg Wilhelm Papst, Gerald, Gerardo Diego, German Schleifheim von Sulsfort, god, Gott, Götter, Graf, Graf von Pallavicini, Großmufti, Großmutter, Großvater, Gustav Diessl, Guy Debord, Hajime Fuji, Hamlet, Hano, Hans, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Harald, HC, Hausfrau, Hektor, Hellnwein, Herbert H., Hermann Burte, Hermann Preichel, Herr, Herr Swoboda, H.H. Jahnn, Hitler, Homer, Hure, ich, Icona Pop, Idiot, Indianer, Indianer Nobody, Ines Totpfanner, Ioan Pfrettsenn, Iosef Pannternt, Iraker, Iranerin, Iris, Iron Maiden, Isaac, Ischtar A., Islamist, Ismaela, Ismael Beah, Ištar, Israeli, Iwan, J., Jacqueline, Jacques Lacan, Jakub Szczęsny, Jan, János, Janus, Jason, Jägermeisterinnen, Jenna Haze, Jesus, Jim, Jim Jarmusch, Jochanan, Jochen, Joe Simpson, Johannes Hucek, John, John J. Rambo, Johnny Cash, Johnny Depp, Jonas, Jonathan Shay, Josef Fritzl, Jude, Jules Cotard, Julia Nickson, Jungfrauen, junge Schwarze, Kafka, Kamerade, Karl, Karl Wendelberger, Kathy Witterick, Kazuko, Keira Knightly, Kellerfreunde, Kerets Großvater, Kind, Kinder, Kindersoldat, Klaus, Klon, Klotzi, Klown, Kollegen, Kollegin, Kommunist, Kongolesin, König, Kunden, Kurt Reis, Lehrer, Lehrerin, Lena, Lena Sommer, Leser, Leserin, Linus Amstad, Lisa, Long Distance Runner, Luis Valdez, Lukas, Lynndie Rana England, Madam Ada, Madeleine, Mama, Manfred, Mann, Mansons, Marc, Maria, Maria Preichel, Markus, Mary J. Blige, Mary Ann Romans, Mathias Énard, Maya, Mädchen, Männchen, Männer, Männerchor, Märtyrer, Megan, Meister, Melchior Sternfels von Fuchshain, Menschen, Messias, Midas, Mila, MILF, Mischa, Mona, Mozart, Mörder, mum, Mutter, Münchhausen, my friend, my wife, N., Nachbarin, Nadim Abau Rabeh, Natascha Kampusch, Navy Seals, Nazi, Nazis, Neger, Nina Fettperson, Ninja, Noah, Noam Chomsky, Nora, Nora Finstepent, Norweger Moan, Obama, OBL, Odysseus, Oliver, Oma, Omar, Onah, Onan der Barbar, Opa, Osama Bin Laden, Oscar Pistorius, Otto, Ösis, Österreicher, Österreicherin, Pamela Anderson, Pan, Pascha, Pate, Patient, Paula, Paulas Mann, Paul Pizzera, Pädagogen, Percy Bysshe Shelley, Personen, Peter Infostann, Peter Sommer, Petra Fonintens, Philipp Daun, Philoktetes, Pi, Piraten, Poet, Pole, Police Officers, Polizist, Porno-Power-Poetinnen, Praktikantin, Priklopil, Private Gomer Pyle, Private Paula, Prometheus, Přiklopil, Psychos, R., Radprofi, Rafael Alberti, Rainhard, Rainhard Fendrich, Ramo, Rapunzel, R.A. The Rugged Man, Reeva Steenkamp, Reinhold Messner, Renate Ponnfiz, Rene Fannispott, Retter, Richard Otto 125 Frankfurter, Rio Reiser, Roan, Rohregger, Roman Polanski, Sabine, Sabine Scholl, Saddam Hussein, Saint Portfenne, Sam, Samantha Gailey, Sami al-Dschabir, Samurai, Sara, Sarah, Sasha Grey, Saul K., Schah, SchauspielerInnen, Schulkollege, SchülerInnen, Schwarzenegger, Schwester, Sebastian, Selbstmörder, Sensenmann, Seppi, Sharon Tate, Sheik Abdulaziz bin Abdullah al-Sheik, Sheriff, Sherry Hormann, Siarbna, Siegmund Salzmann, sie, Silberfee, Simplicius Simplicissimus, Sirenen, Slash, Slavoj Žižek, Sohn, soldier, Sophie Zehetmeyer, Sophokles, Sonja, Söhne, Stalker, Stefan Pointner, Stephan, Stephan Göschl, Storm, STS, Studentin, Sture Bergwall, Südtirolerin, Svetlana, Tall, Terrorist, Theaterregisseur, they, Thomas Quick, Thomas Sommer, Tito71, Tod, Tom, Tom Neuwirth, Tom Waits, Töchter, Transformerinnen, Tribusser, Troer, two american girls, Udo, Umberto Eco, Unikollegen, US-Soldat, Valentin Duit, Vater, Verbrecher, Vilém Flusser, Walid Atta, Wallenstein, Werther, WG-Kollegin, wife, Willi, William Blake, William Weaver, Wiltfeber, Wolf, Wolfgang, Wolfgang Priklopil, Wolf Haas, W.P., Wyclef, you, Yume, Zaysen, Zopf-Opa, zwei Ritzerinnen, Zwillingsschwester, 90er-Göre.lxxx 1001001 126 i Vgl. [Blatt 011] ii Die Hauptstadt der Provinz Mazandaran an der Küste des Kaspischen Meeres. Sie liegt nördlich des ElbrusGebirges (a) und hat knapp 300.000 Einwohner (Berechnungsstand 2012). Auf Wikipedia sieht man (ich) im Stadtbild das Wiener Riesenrad. a Von den Arabern im Mitteralter Dschabal al-alsun "Berg der Sprachen" genannt. Weitere Namen: "König der Geister", "Heilige Höhe" und "Ort der Glücklichen". (Wo ein Adler jeden Tag Prometheus' Leber frisst.) iii Nein. iv Slavoj Žižek said: "desire's raison d'être is not to realize its goal, to find full satisfaction, but to reproduce itself as desire." v Nachtrag (ein paar Tage später, Facebook-Nachricht/Frage): "also, frage: was willst du von mir? ich meine, warum treffen wir uns? (ich weiß, weils fein ist, das stimmt von meiner seite aus sicher, aber ich weiß nicht, gehts da insgesamt um mehr oder weniger?) ich bin zur zeit, wie du weißt, emotional ein bisschen bedient und jetzt, keine ahnung: will ich klarheit(?). XXXXXXXXXXX oder einfach: dich" vi Stefan Pointner: Stufen Wiener Wohnhaus. Keller; Paterre: Tür 1 und 2; 1. Stock: Tür 3, 4 und 5, 6; 2. Stock: Tür 7, 8 und 9, 10. I. Tür 6 Herr Hermann Preichel: Ruhe! Kannst mich nicht ein Mal... Frau Maria Preichel: Ich wollt' nur sagen... Herr: Die Königsetappe fahren sie und wenn der Rohregger gewinnt! Dann! Frau: Ich werd' halt was einkaufen. Herr: Gemma die Wad'l! Frau: Hast an Hunger? Tür 7 Alte Dame: Hier hast dein Essen, ja, das schmeckt. Hektor: Hm. Alte Dame: Heute gehen wir sicher nicht am Stephansplatz, weil da sind viel zu viele Menschen. Was die da machen, fragst du dich? Fernsehen tun sie, in der Öffentlichkeit. Großereignis schreibt die Zeitung. Hektor: Hm. Alte Dame: Brav hast aufgegessen. So, schau, jetzt streichel ich dich. Tür 4 Lena: Greif mich nicht an. Lukas: Ich liebe dich. Lena: Du sollst mich nicht angreifen. Lukas: Ich will ein Kind von dir. Lena: Ich brauch' Sicherheit. Lukas: Ich geb' dir alles, was ich hab'. Lena: Finanzielle Absicherung. Lukas: Wir haben genug. Lena: Nur für uns zwei. Lukas: Es ist ganz einfach. Lena: Wir brauchen einfach mehr Geld. Lukas: Ich ertrag' das nicht mehr. Tür 3 Mutter: Und pass schön auf. Jacqueline: Ja, mach ich. Mutter: Hast du alles eingepackt? Jacqueline: Ich bin kein Kind mehr. Mutter: Ich weiß. Jacqueline: Ciao. Mutter: Rufst du mich an, wenn du angekommen bist? Jacqueline: Das ist ur peinlich. Mutter: Deine Klassenkameradinnen werden auch ihre Mamas anrufen. Jacqueline: Sicher nicht. Mutter: Pass auf dich auf. Jacqueline: Kannst du mir den Koffer runtertragen? Mutter: Warum? Jacqueline: Der Arzt hat gesagt, ich soll nicht schwer heben. Mutter: Welcher Arzt? Jacqueline: Wegen dem Baby. Mutter: Baby? Tür 9 Rainhard: Grüß Sie, Herr Tribusser. Tribusser: Grüß Sie. Rainhard: Und was machen Sie heute? Tribusser: Wie jeden Tag. Rainhard: Stiegen steigen? Tribusser: Stufen schlagen. Rainhard: Wie viele? Tribusser: Wie jeden Tag. Rainhard: 1000? Tribusser: Hörn's, Sie wissen's eh: 2500 Stufen. Rainhard: Und warum machen's das? Tribusser: Damit der Herr hinauf kommt. Rainhard: Wie jeden Tag. Tribusser: Und auf wen warten Sie? Rainhard: Ich hab' nur g'schaut, wer da am Gang is. Tribusser: Ich muss jetzt. Rainhard: Viel Erfolg. Tür 2: Zunge: 17,2m, das ist viel. Das ist viel zu viel. Hier ist es kalt, aber diese Verluste, wir können so nicht weitermachen. Wir dürfen nicht mehr zuschauen. Die Zeit wird kommen. Wir brauchen Unterstützung. Den päpstlichen Segen wie in Fiesch. Die Schweizer haben es erfunden. Seit 1678. Tür 8 Blatt1: Du bist so schön. Blatt2: Du auch, so weiß. Blatt1: Wie der Schnee. Blatt2: Ich hoffe, das schreibst du nicht. Blatt1: Warum? Blat2: Weil's schlecht ist. Blatt1: Du brauchst halt immer gute Vergleiche und Drama! Blatt2: Lass mich alleine. Tür 1 Frau Swoboda: Kannst du noch ein Mal nachschauen gehen? Herr Swoboda: Aber bitte, ich hab's doch schon probiert. Frau Swoboda: Ein Mal noch? Herr Swoboda: Tür 2 ist leer, da wohnt niemand. Frau Swoboda: Aber ich höre eine Stimme. Herr Swoboda: Das bildest du dir nur ein. Frau Swoboda: Du traust mir nicht. Herr Swoboda: Ich will nur sagen, jetzt war ich drei Mal drüben, habe geläutet, da rührt sich nichts. Du brauchst keine Angst zu haben. Frau Swoboda: Du verstehst es nicht. Herr Swoboda: Bitte. Frau Swoboda: Gibt es eine andere? Herr Swoboda: Ich glaube, es liegt daran, dass wir keinen Fernseher haben. Frau Swoboda: Was? Herr Swoboda: Mir ist langweilig. Frau Swoboda: Mit mir? Herr Swoboda: Lassen wir das. Tür 3 Jacqueline: Ich lass es eh abtreiben. Mutter: Was? Jacqueline: Wenn ich wieder zurück bin von der Sommersportwoche. Mutter: Jacqueline. Jacqueline: Ciao, Mama. Keller Einsamkeit: Es ist so dunkel hier. Tür 6 Tribusser: Grüß Sie, Frau Preichel. Frau Preichel: Wieder laufen, Herr Tribusser? Tribusser: Stufen schlagen. Frau Preichel: Sie sind mir einer. Tribusser: Gehen's wieder rauf? Frau Preichel: Was? Einkaufen geh' ich. Herr Preichel: Maria! Schau dir das! An! Das glaubst! Du! Nicht! Frau Preichel: Ich geh einkaufen, bis gleich! Tribusser: Gehen wir gemeinsam runter? Frau Preichel: Danke, ich hab' noch was vergessen drinnen. Auf Wiedersehen. Tribusser: Viel Spaß. Frau Preichel: Was? Tür 1 Frau Swoboda: Ich bin gerne hier. Herr Swoboda: Wir könnten den Radio einschalten. Frau Swoboda: Willst du dich ablenken von mir? Tür 7 Dame: Wenn die alle am Stephansplatz sind und dem Rohregger beim Gewinnen zuschaun, dann bleiben wir hier. Nicht wahr, Hektor? Hekor: Hm. Dame: Da kann sogar der Fendrich am Glocknergipfel auf die Radfahrer warten und sein Lied runtersingen. Wir bleiben hier. Das interessiert uns nicht. Hektor: Hm. Dame: Den Fernseher könnten wir einschalten. Nur zum Zeitvertreib. Nicht weil wir neugierige Leute wären. "They both dehumanize human beings." Was das heißt? Hektor, ach so, du verstehst ja kein Englisch. Also, die reden von Abtreibung, in den USA. Ja? Hektor: Hm. Dame: Und da gibt es eine Kampagne, die Abtreibung mit dem Holocaust vergleicht, weil... Aber ich glaube, das wir dir zu kompliziert. Schalten wir um. Hekor: Wuff! Dame: Oh mein Gott! Tür 2 Zunge: We are you! Keller: Angst: Here we are now, entertain us! Tür 9 Rainhard: Da bist du ja endlich, Maria. Maria Preichel: Rainhard. Rainhard: Und dein Mann? Maria: Schaut sich das Rennen an und glaubt, ich bin einkaufen. Rainhard: Hast du auch ferngesehen? Maria: Interessiert mich nicht. Rainhard: Komm rein, wir haben's eilig. Maria: Du bist mein Star. Rainhard: Ich bin ein Star. Maria: Rainhard! Tür 8 Blatt1: Wenn die Bilder wirken, dann sind wir machtlos. Blatt2: Wir sind Sterne am Nachthimmel. Blatt1: Aber jedes Bild ist eine Sonne. Blatt2: Ich brauch' Wörter, Wörter. Blatt1: Ausradiert werden wir, ausgelöscht. Blatt2: Ich fühl' mich so leer. Tür 4: Lukas: Ich liebe dich. Lena: Ich brauche Taten. Lukas: Ich... Lena: Was? Lukas: Schalt den Fernseher ein. Lena: Trash-TV schau'n? Ein Bimbo-Girl mit Titten? Lukas: Ach, Lena. Lena: Ein Topmodel, das gefällt dir. Lukas: Schalt ein. Lena: Von mir aus. Lukas: Was zum...? Lena: "Raste ein unbekanntes Flugzeug in die Spitze des Großglockners und explodierte augenblicklich. Rainhard Fendrich und das Filmteam waren sofort tot. Es wird befürchtet, dass..." Lukas: Fuck. Lena: Ein Terroranschlag? Lukas: Fuck. Geil. Lena: Was? Tür 7 Dame: Der Fendrich ist tot. Nie mehr "I am from Austria." Hektor: Oh mein Gott. Dame: Eine Katastrophe. Hektor: Ich bin da. Dame: Was würd' ich nur ohne dich tun. Tür 3 Mutter: Du kannst doch nicht einfach gehen, jetzt. Jacqueline: Doch, kann ich. Mutter: Von wem ist es denn? Preichel: Maria! Mutter: Herr Preichel? Preichel: Jacqueline. Mutter: Was ist denn los, Herr Preichel? Jacqueline: Hallo. Preichel: Fernseher! Einschalten, sofort! Mutter: Was? Jacqueline: Gemma rein, schaumma. Mutter: Ja, bleib da. Tür 2 Zunge: Und wenn ihr a wollt's a ganz alla, I am from Austria! Tür 1 Herr Sowoboda: Wir müssen das sehen! Wir brauchen einen Fernseher! Frau Sowoboda: Hast du die Stimme wieder gehört? Herr Sowoboda: Gehen wir rauf in den ersten Stock. Frau Sowoboda: Verlässt du mich? Herr Sowoboda: Du kommst mit! Komm, wir gehen. Frau Sowoboda: Auf die andere Seite? Herr Sowoboda: Zu den Nachbarn, wir müssen es doch auch sehen. Frau Sowoboda: Die Stimme? Herr Sowoboda: Das Attentat! Tür 10 Tribusser: 960 Stufen geschlagen. Das wird wieder ein langer Tag. Was tut man nicht alles für den Herrn. Die Wege sind steil und eisig. Keller: Einsamkeit: Hallo, ist das jemand? Angst: Hallo, wo sind Sie? Einsamkeit: Ich bin hier ganz allein. Angst: Komm, geben Sie mir die Hand. Einsamkeit: Ich habe Angst. Angst: Sehen Sie, es funktioniert doch. Tür 7 Dame: Überall Tote, überall Blut. Hektor, das ist der schwärzeste Tag in der Geschichte unseres Landes. Hektor: Hm. Dame: Warum redest du nicht mehr mit mir? Hektor: Hm. Dame: Ein österreichisches 9/11 und du sitzt nur da und schaust? Hektor: Hm. Dame: Wenn du mich im Stich lässt, dann geh ich zum Nachbarn. Der versteckt sich zwar immer, mit seiner Sonnebrille und seinem Modeschal. Kommt mir eh irgendwie bekannt vor. Tür 3 Herr Sowoboda: Dürfen wir hereinkommen? Mutter: Haben Sie es schon gesehen? Frau Sowoboda: Was sagt sie Stimme? Jacqueline: Wer ist das? Herr Sowoboda: Wir haben keinen Fernseher! Mutter: Die sind in den Glockerngipfel geflogen und der Fendrich ist tot. Frau Sowoboda: Ich höre alles. Herr Sowoboda: Dürfen wir reinkommen? Jacqueline: 200 Tote! Sagen sie! Die Maschine war voll besetzt! Herr Sowoboda: Oh mein Gott. Mutter: Jesus Maria. Jacqueline: Herr Sowoboda? Herr Sowoboda: Der heutige Tag wird alles ändern. Frau Sowoboda: Sie spricht in Zungen. Mutter: Alles ist vorbei. Tür 4 Lena: Was heißt hier geil? Lukas: Wie die Twin-Towers. Lena: Was? Lukas: Die Ästhetik. Lena: Wenn dich jemand hören würde. Lukas: Der geile Berg, der Fendrich singt die Hymne, unten am Hochtor die Fans und der Rohregger. Lena: Fuck. Lukas: Und dann fliegt die Niki mitten rein ins Bild. Lena: Und alle sehen's. Lukas: Sind die Sabine und der Jan nicht auch am Stephansplatz? Lena: Ja, die haben das am großen Screen gesehen. Lukas: Geil. Lena: Scheiße. Tür 8 Blatt1: Ich glaub nicht mehr an mich. Blatt2: Wir sollten in die Zeitung gehen. Blatt1: Wir sollten uns verbrennen. Blatt2: Du Märtyrer, du. Baltt1: Niemand beschreibt uns. Blatt2: Wortspiele. Alles Wortspiele. Blatt1: Und keine Chance gegen die Macht der Bilder. Tür 10 Tribusser: Grüße die Dame. Dame: Haben's es schon gesehen? Tribusser: Ich muss Stufen schlagen gehen. Dame: Der Glockner! Tribusser: Ja, 1404 fehlen noch. Dame: Was, vorher war von 200 die Rede. Tribusser: Insgesamt 2500. Dame: Oh mein Gott! Tribusser: Ich muss jetzt gehen. Dame: Sie müssen gehen? Tribusser: Stufen schlagen. Dame: 2500. Tribusser: Jeden Tag. Dame: Jeden Tag? Tür 6 Preichel: Maria? Maria? Tür 2 Zunge: Dem Gletscher sein Opfer bringen. Als Avatare gegen die Avalanche des Fortschritts. Mit mathematischer Genauigkeit und in Demut vor der Sache. Tür 3 Mutter: Was ist denn los, Jacqueline? Jacqueline: Was soll los sein? Da sterben 200 Leute im Fernsehen und du fragst, was da los sein soll? Herr Swoboda: Sie ist nur nervös. Vielleicht ein Schock. Mutter: Du zitterst, Jacqueline. Jacqueline: Mama. Mutter: Versuch sich zu beruhigen. Frau Swoboda: Das Zungenspitzen-R. Herr Swoboda: Und wieso ist das Flugzeug in den Gipfel rein? Wie geht das? Jacqueline: Bum! Frau Swoboda: Einfach rein, rein, rein. Jacqueline: Was? Mutter: Sie sind doch der Fachmann, Herr Swoboda. Geben der Jacqueline ja nicht umsonst Mathe-Nachhilfe. Jacqueline: Einfach reingeflogen und expoldiert. Herr Swoboda: Aber wer macht so was? Mutter: Terroristen! Jacqueline: Jetzt ist alles leer da drinnen. Frau Swoboda: Rausschneiden müsste man die Zunge. Tür 4 Lena: Siehst du die Sabine und den Jan irgendwo? Lukas: Wie soll ich die sehen bei den Tausenden Menschen da am Stephansplatz? Lena: Ich ruf sie an. Lukas: Die Maschine vom Lauda tötet den Fendrich und alle verbrennen. Mythos vom Feinsten. Lena: Ich erreich' sie nicht. Kein Netz. Lukas: Das ist der Hammer. Lena: Überlastet. Lukas: Das ist wirklich gut. Lena: Ich mach mir Sorgen. Lukas: Das ist zu gut. Lena: Wenn dort eine Panik ausbricht... Lukas: Um wahr zu sein. Keller Terror: Ich war's nicht. Angst: Wer bist du? Einsamkeit: Ich hab' Angst. Terror: We are you. Tür 6 Preichel: Ihr Idioten. "Strömen immer mehr Menschen auf den Stephansplatz, um auf der Video-Wall das Geschehen live mitverfolgen zu können." Ihr Idioten! "Ganz Österreich sitzt mittlerweile vor dem Fernseher." Tür 9 Dame: Hallo? Hekor: Wuff! Dame: Hallo? Hektor: Hm. Dame: Hallo? Rainhard: Hallo? Dame: Haben Sie es schon gesehen? Maria: Wer ist da an der Tür? Dame: Wer ist da bei Ihnen? Rainhard: Was habe ich gesehen? Dame: Das Attentat? Maria: Attentat? Dame: Der Fendrich ist tot! Maria: Was? Rainhard: Was? Dame: Am Glockner, ein Flugzeug, alle tot! Maria: Grüß' Sie. Dame: Frau Preichel! Maria: Was ist passiert? Dame: Was tun denn Sie hier beim Herrn...? Rainhard: Erzählen Sie! Dame: Im Fernseher. Maria: Im Wohnzimmer. Rainhard: Oh mein Gott. Keller Terror: So wie das Wasser talwärts fließt, fast wie Tränen von einem Kind. Einsamkeit: Was? Terror: Es fliegt, es fliegt, es fliegt der Rainhard. Angst: Was? Tür 3 Mutter: Reg dich nicht auf, Jacqueline. Jacqueline: Ich bin kein Baby mehr. Herr Swoboda: Sie ist schon eine junge Frau. Mutter: Wegen dem Kind, Jacqueline, denk an das Kind. Herr Swoboda: Kind? Frau Swoboda: Hören Sie die Stimme? Jacqueline: Ich bin schwanger. Mutter: Schalten wir den Fernseher aus. Das ist zu furchtbar. Die Toten. Herr Swoboda: Schwanger? Mutter: Und überall das Blut im Schnee, wie schrecklich. Frau Swoboda: The horror, the horror. Jacqueline: Ich lass es eh abtreiben. Mutter: Wie sollen wir nur weitermachen? Herr Swoboda: Du willst unser...? Jacqueline: Nächste Woche, am Montag. Frau Swoboda: Vater unser im Himmel. Mutter: Was für eine Wunde in der Seele Österreichs. Tür 2 Tribusser: Hallo? Ist da jemand? Zunge: Nein. Tribusser: Ich muss nämlich noch Stufen schlagen und habe keine Zeit für so etwas. Zunge: Gut so. Tribusser: Über 1200 noch heute. Zunge: Wie jeden Tag. Tür 4 Lena: Eine Verschwörung? Wie dass 9/11 von den USA geplant war? Lukas: Wie die Mondlandung. Lena: Was? Lukas: Eine Show. Lena: In Österreich? Lukas: Ein Fake. Lena: Warum? Lukas: Kunst. Lena: Du spinnst. Lukas: Ist doch geil. Lena: Das ist nicht witzig. Tür 9 Maria: Oh mein Gott. Dame: Sehen Sie, und der Hektor und ich haben das live gesehen. Rainhard: Während der Königsetappe. Beim Zieleinlauf vom Rohregger. Maria: Wer bist du? Dame: Meinen Sie mich, Frau Preichel? Maria: Rainhard, wer bist du? Rainhard: Das war nur Show. Dame: Wie bitte? Maria: Du bist gar nicht...? Dame: Wer sind Sie? Ich kenne Sie doch aus dem Fernsehen. Rainhard: Doch, ich bin es schon. Maria: Aber die Bilder! Dame: Wie bitte? Hektor: Hm? Maria: Der Fendrich ist tot, haben sie gesagt! Rainhard: Das war eine Werbeaktion für die neue CD. Maria: Alles eine Täuschung? Dame: Was? Wie bitte? Rainhard: Nein, ich bin der echte. Aber am Berg oben war ein Double für mich. Maria: Ich glaube dir nicht. Rainhard: Du musst mir vertrauen. Dame: Wer sind Sie? Maria: Der Fendrich. Dame: Der Fendrich ist tot. Rainhard: Der im Fernsehen. Dame: Ja, aus dem Fernsehen kenne ich ihn. Maria: Und du bist der echte? Rainhard: Ja. Dame: Verstehst du das, Hektor? Hektor: Nein. Maria: Und dein Double ist tot? Dame: Hektor, komm, wir gehen. Rainhard: Ich fürchte schon. Dame: Auf Wiedersehen, die Herrschaften. Tür 8 Blatt1: Und jetzt? Blatt2: Muss es weitergehen. Tür 7 Tribusser: Guten Tag. Dame: Ich habe keine Zeit. Tribusser: Auch Stufen schlagen? Dame: Schauen, wie's weitergeht. Tür 6 Preichel: Idioten! Versteht ihr denn gar nichts? Tür 2 Zunge: Der Mund ist ein Sammelbecken der Zähne. Bis das Gletschereis über euch hereinbricht, eine Apokalypse der Avatare. Moränen der Endgültigkeit. Tür 3 Frau Swoboda: Könnt ihr sie hören? Jacqueline: Gibt es Überlebende? Mutter: Du musst dir das noch einmal überlegen. Jacqueline: Ich fahr trotzdem mit, was denken sonst die anderen? Herr Swoboda: Was gibt's da zu überlegen? Mutter: Was sollen wir jetzt tun? Tür 9 Maria: Eine Inszenierung? Rainhard: Für die Presse. Werbung. Maria: Aber warum bist du hier und nicht am Glockner? Rainhard: Ich will bei dir sein. Maria: Alles Maskerade. Rainhard: Unbekannt sein, ein ruhiges Leben. Maria: Lügen. Rainhard: Abseits meiner Berühmtheit. Maria: Deshalb hast du vorher gefragt, ob ich ferngesehen habe. Rainhard: Was? Maria: Wolltest mich noch ein Mal flachlegen. Rainhard: Was passiert da? Keller Angst: War's das schon? Einsamkeit: Ich habe Angst. Terror: Never walk alone. II. Tür 6 Preichel: Jesus und Maria! Maria!! Tür 4 Lukas: Hast du auch Hunger? Lena: Ich... Lukas: Ich hol' schnell was aus der Küche. Lena: Oh! Mein! Gott! Lukas: Hast du was gesagt? Keller Angst: Ich platze gleich! Terror: Immer geben sie mir die Schuld. Angst: Ich krieg' keine Luft mehr. Tür 6 Preichel: Scheiß! Mich! An! Tür 2 Zunge: Phase zwei hat begonnen. Tür 9 Maria: Das war's dann. Rainhard: Geh, bleib' doch noch ein bisschen. Maria: Ich bin doch nicht dumm. Rainhard: Schatzi. Maria: Rainhard, tschüss. Tür 9 Rainhard: Is Göd ham's ma gstessn, jetzt steh' i alla do. Tür 3 Mutter: Jemand muss sich doch kümmern. Herr Swoboda: Da hilft gar nichts mehr. Jacqueline: Scheiße, schaut's euch das an! Herr Swoboda: Nein! Mutter: Nein! Frau Swoboda: Phase zwei. Jacqueline: Mitten am Stephansplatz. Herr Swoboda: Der Dom! Mutter: Die Menschen! Jacqueline: Einfach weggemacht. Mutter: Das halt ich nicht aus. Herr Swoboda: Was kommt als nächstes? Frau Swoboda: Einfach weiter, einfach weiter. Tür 7 Dame: Hektor, bist du da? Hektor: Ja. Dame: Sie haben den Stephansdom zerstört. Mit dem zweiten Flugzeug. Hektor: Kein Spaziergang mehr heute? Dame: Nie wieder. Hektor: Hm. Dame: Alles brennt. Alles voller Rauch, alles schwarz. Hektor: Hm. Dame: Du bleibst bei mir, nicht wahr? Du stirbst mir nicht, gell? Hektor: Ich bleibe. Dame: Wenigstens heute noch. Tür 2 Zunge: We are you. Alle müssen sterben. Tür 8 Blatt1: Wir haben es schwarz auf weiß. Blatt2: Wir haben gar nichts. Blatt1: Alle tot. Blatt2: Nur Worte. Blatt1: Nur Leben. Blatt1: Nur Show. Blatt2: Nur Schuld. Blatt1: Nur was? Tür 4 Lena: Sabine! Jan! Lukas: Ich glaub's nicht. Lena: Die sind tot. Lukas: Ich schau mal ins Internet. Lena: Umarm' mich. Lukas:Vielleicht gibt's da schon Infos. Lena: Der Stephansdom ist weg. Lukas: Da steht, dass es zwei Anschläge gegeben hat. Lena: Und die ganzen Menschen. Lukas: Zuerst der Großglockner, dann der Stephansdom. Lena: Siehst du nicht, dass ich weine. Lukas: Bald werden alle fragen: Und, was hast du damals gemacht? Lena: Lass mich nicht allein. Tür 6 Frau Maria Preichel: Hermann? Preichel: Hast du es gesehen, Maria? Maria: Der Fendrich ist tot. Preichel: Die sind gerade in den Dom geflogen. Alle hin! Maria: Der Fendrich ist für mich gestorben. Preichel: Es müssen Tausende sein. Maria: Alles nur eine Lüge. Preichel: Was hast du eingekauft? Maria: Gutgläubig sind wir alle. Preichel: Hörst du die Glocke nicht? Mach doch auf! Maria: Hallo? Tür 2 Zunge: Die hohe Zeit ist lang vorüber, und a die Höll' hast hinter dir. Von Ruhm und Glanz ist wenig über, sag' ma, wer zieht no den Hut vor dir? Tür 3 Herr Swoboda: Aber wir haben nichts zu befürchten. Jacqueline: Außer mir. Mutter: Du bist hier sicher. Wir sind ja da. Frau Swoboda: Eben. Jacqueline: Eben. Mutter: Hast du Angst? Jacqueline: Das wird die totale Anarchie. Herr Swoboda: Das bedeutet Krieg! Mutter: Aber gegen wen? Frau Swoboda: Gegen uns. Denn wir haben getötet. Tür 7 Dame: Schau mich nicht so an, Hektor, bitte. Hektor: Mach ich doch gar nicht. Dame: Es war nicht meine Schuld. Hektor: Das sag ich auch gar nicht. Dame: Ich kann nichts dafür. Hektor: Ich glaube dir. Dame: Das tust du nicht. Hektor: Hm. Dame: Ich hatte keine Wahl. Ich bin alt. Hektor: Hm. Dame: Sag nicht immer "hm", Hektor. Keller Einsamkeit: Mitten in der Menge und ganz allein. Allein, allein. Angst: Singst du? Einsamkeit: Nein. Tür 6 Rainhard: Ich bin's. Maria: Was willst du? Preichel: Wer ist da? Rainhard: Ich! Maria: Der Nachbar von der Tür 9. Rainhard: Ich liebe dich. Preichel: Was will er? Maria: Nur wegen dem Attentat. Rainhard: Ich brauche dich. Maria: Auf Wiedersehen. Preichel: Grüß' Sie. Rainhard: Guten Tag. Ich liebe Ihre Frau. Maria: Bist du...? Preichel: Was? Bist deppert? Rainhard: Ich liebe sie. Tür 8 Blatt1: Ein Wald aus Schnee. Blatt2: Ein leiser Palimpsest. Blatt1: Pallavicini. Blatt2: Erinnerst du dich? Blatt1: Mein Gedächtnis ist leer. Blatt2: Wir denken in Bildern. Blatt1: In Erfahrungen. Blatt2: In Einsamkeit. Tür 3 Herr Swoboda: Willst du, dass unser Kind in so einer Welt aufwächst? Mutter: Euer Kind? Herr Swoboda: Eh schon egal. Jacqueline: Mein Kind. Mutter: Sie sind der Vater? Herr Swoboda: Sie ist schon fast eine Frau. Mutter: Sind sie wahnsinnig? Frau Swoboda: Wie unsere Teresa. Wenn es stimmt. Mutter: Was? Jacqueline? Herr Swoboda: Die Welt geht unter. Mutter: Jaqueline, hat er dich vergewaltigt? Frau Swoboda: Ein Unfall war es, sagt er. Nicht angeschnallt und dann ging alles sehr schnell. Jacqueline: Es ist halt passiert. Mutter: Mein Gott. Herr Swoboda: Wir sind nur Menschen. Frau Swoboda: Es war seine Schuld. Und jetzt ist sie tot. Nur ihre Stimme, die Stimme. Herr Swoboda: Sei doch still. Jacqueline: Ich bin überhaupt nicht tot. Mutter: Alles ist vorbei. Tür 4 Lena: Ich kann nicht mehr. Lukas: Das Handynetz in ganz Österreich ist zusammengebrochen. Lena: Es geht nicht mehr. Lukas: Die Leute versuchen zu flüchten. Lena: Wohin? Lukas: Im Zentrum herrscht Chaos. Lena: Lukas... Lukas: Ich sollte hin, Fotos machen. Lena: Etwas Schlimmes wird passieren. Lukas: Oder ein Video, und auf Youtube stellen. Lena: Das Ende. Keller Einsamkeit: Hallo? Tribusser: Noch 426 Stufen. Einsamkeit: Was? Tribusser: Stufen schlagen, für den Herrn. Terror: Was will der Herr? Tribusser: Stufen. Immer nur Stufen. Terror: Wo ist der Herr? Tribusser: Einen Schritt hinter mir. Angst: Sehen Sie ihn? Tribusser: Ich muss jetzt. Terror: Im Laufschritt! Tür 2 Zunge: Es zählt nicht nur die Botschaft, sondern vor allem die Show. Wie ein Kopfnicken als Dominospiel, ein Einknicken. Die höchsten Türme werden fallen, der Berg und das Haus. Jetzt liegt die Seele frei, seziert und im Licht der Finsternis. Tür 4 Frau Swoboda: Aber es war kein Unfall. Er hätte sie nur anschnallen müssen. Dann würde sie heute hier neben uns sitzen. Jacqueline: Ich sitze doch hier. Herr Swoboda: Sei still. Mutter: Ich verstehe gar nichts mehr. Frau Swoboda: 15 Jahre alt und tot. Jacqueline: Was ist los mit Ihnen? Halten's endlich den Mund! Herr Swoboda: Wie redest du mit meiner Frau! Mutter: Lassen Sie meine Tochter in Frieden! Jacqueline: Genau. Mutter: Sie ist schwanger! Herr Swoboda: Und die Welt geht unter. Jacqueline: Glaube ich halt. Tür 6 Preichel: Wiederholen Sie das! Rainhard: Dass ich die Maria liebe, habe ich gesagt. Maria: Oh mein Gott. Preichel: Wie lange? Rainhard: Was? Preichel: Wie lange das schon so geht? Maria: Hermann, beruhige dich. Rainhard: Na ja, ein paar... Maria: Hermann! Preichel: Warten Sie hier! Maria: Hermann! Preichel: Du auch. Tür 7 Dame: Ich halte deine Augen nicht mehr aus. Hektor: Hm. Dame: Mach sie zu. Hektor: Ich habe dir nichts vorgeworfen. Dame: Du sollst die Augen schließen. Hektor: Es ist nicht deine Schuld. Dame: Du sollst dich nicht mehr rühren. Hektor: Hm. Dame: Ich liebe dich. Hektor: Wuff! Dame: Ich liebe dich. Hektor: Wuff! Dame: Liebe dich. Tür 4 Lena: Ich geh' jetzt sofort zum Stephansplatz. Lukas: Fotos machen? Lena: Schau'n, ob ich die Sabine und den Jan finde. Lukas: Die sind sicher tot. Lena: Nein. Lukas: Willst du wetten? Lena: Du bist grausam. Lukas: Ich bin realistisch. Lena: Ich gehe jetzt. Tür 3 Herr Swoboda: Was heißt, du glaubst es? Mutter: Wir werden alle sterben. Jacqueline: Na ja, sicher bin ich mir nicht. Mutter: Was? Herr Swoboda: Du bist nicht schwanger? Mutter: Du hast gesagt, der Arzt... Jacqueline: Geh, Mama. Herr Swoboda: Also was jetzt? Jacqueline: Ich weiß es nicht. Mutter: Du weißt es nicht? Herr Swoboda: Jacqueline! Frau Swoboda: In deinem Alter wäre sie jetzt. Jacqueline: Ich muss jetzt gehen. Der Bus wartet sicher schon. Mutter: Du bleibst hier. Herr Swoboda: Heute fährt kein Bus mehr. Die Sommersportwoche ist abgesagt. Frau Swoboda: Unsere Tochter einfach abgesagt. Jacqueline: Ich geh' jetzt. Herr Swoboda: Wir sollten auch gehen. Mutter: Ich versteh' gar nichts mehr. Jacqueline: Geh' Mama. Mutter: Kann mir das bitte einer erklären? Tür 6 Maria: Hermann, was soll das? Rainhard: Herr Preichel, Sie werden doch nicht...? Preichel: Sie oder ich. Rainhard: Das ist ein Messer. Preichel: Das ist ein Messer. Maria: Oh mein Gott! Rainhard: Beruhigen Sie sich! Maria: Nein! Preichel: Hure! Rainhard: Polizei! Maria: Rainhard! Keller Einsamkeit: Ich bin so allein. Terror: Die glauben nicht an mich. Einsamkeit: Niemand glaubt an mich. Angst: Habt ihr Angst? Terror: Nein. Tür 2 Zunge: Nein. Tür 5 Tod: Ruhe! Maria: Hilfe! Rainhard: Polizei! Preichel: Wer sind denn Sie? Tod: Ruhe! Lena: Lukas, der da drüben hat ein Gewehr! Jacqueline: Wer? Lukas: Was? Tod: Ruhe! Herr Swoboda: Was ist denn hier los? Maria: Hilfe! Preichel: Ich stech' Sie ab! Lena: Hilfe! Lukas: Oh, mein Gott! Tribusser: Stufen schlagen, Stufen schlagen. Tod: Ruhe! Frau Swoboda: Die Zunge sagt nein, nein sagt sie. Rainhard: Rufen Sie die Polizei. Tribusser: Nur mehr 10. Lukas: Geil! Mutter: Was passiert denn hier? Tod: Ruhe! Tribusser: Die letzten 10. Tod: Peng! Peng! Peng! Peng! Peng! Peng! Peng! Peng! Tür 8 Blatt1: Hast du das gehört? Blatt2: Ich sehe nichts. Blatt1: Alle tot. Tür 2 Zunge: Ruhe. Keller Einsamkeit: Herzlich willkommen, Fremde. Tür 7 Dame: Herr Tribusser? Tribusser: Ich muss... Dame: Sie bluten. Tribusser: Die letzten Stufen... Dame: Das Blut. Tribusser: Was ist mit Ihrem Hund? Dame: Hektor? Tribusser: Ihre Hände sind voller Blut. Dame: Sie bluten. Tribusser: Was haben Sie getan? Dame: Wer war das? Tribusser: Ich muss jetzt wieder... Dame: Wie jeden Tag. Tür 8 Blatt1: Es wird finster. Blatt2: Ich kann es nicht fühlen. Tür 2 Zunge: Bis es Frösche regnet aus dem blutenden Himmel und Risse durch die Mauern fahren. Das Eis ist geschmolzen und die Flut kommt über euch. Als Amphibien in einem luftigen Sprachraum. Und wenn ihr wollt's a ganz alla, I am from Austria. Tür 10 Tribusser: Herr, wir sind oben. Tribusser: Herr, ich habe 2500 Stufen geschlagen. Tribusser: Herr? Tribusser: Herr? [Ende] vii Ich laufe nicht davon, ich laufe. Ich habe keine Angst, ich laufe. Ich denke nicht darüber nach, ich laufe. Ich denke nicht an uns, ich laufe. Ich fühle es nicht, ich laufe. Ich bin nicht traurig, ich laufe. Ich bin nicht unruhig, ich laufe. Ich bin nicht rastlos, ich laufe. Ich bin nicht einsam, ich laufe. Ich bin nicht hungrig, ich laufe. Ich bin nicht verletzend, ich laufe. Ich bin nicht eigensinnig, ich laufe. Ich bin nicht verletzt, ich laufe. Ich bin es nicht leid, ich laufe. Ich bin nicht zu alt für mich, ich laufe. Ich habe mich selbst nicht satt, ich laufe. Ich hasse mich nicht selbst, ich laufe. Ich liebe dich nicht, ich laufe. Ich vermisse dich nicht, ich laufe. Ich schlafe nicht mit anderen, ich laufe. VVV Ich vergeude meine Zeit nicht, ich laufe. Ich verschwende nicht mein Leben, ich laufe. Ich verheimliche dir nichts, ich laufe. Ich begehre dich nicht, ich laufe. Ich träume nicht von dir, ich laufe. Ich sehne mich nicht danach, ich laufe. Ich sehe dich nicht vor mir, ich laufe. Ich spüre den Schmerz nicht, ich laufe. Ich rieche dich nicht mehr, ich laufe. Ich sehe dich nicht mehr, ich laufe. Ich ertrinke nicht, ich laufe. Ich verschwinde nicht, ich laufe. ??? Ich weiß es nicht, ich laufe etc. viii Blinder Verweis. ix Ist das meine Generation? Wir gehen nicht zum Arzt, sondern googlen "Bauchweh", weil wir keine Ahnung haben, wie wir mit Schmerzen umgehen sollen. Um nicht über ihre Antwort nachdenken zu müssen, einfach das Wort gegooglet: http://www.youtube.com/watch?v=cegdR0GiJl4 ("Ay ay ay, I am your butterfly. I need your protection, be my Samurai", Die Antword: Enter The NINJA). Trash your life. Dann (ein paar Stunden später) Andreas Anruf, sie will sich mit mir treffen, REDEN. Ich darf gespannt sein. Wir werden uns in einem Café sehen, ich werde vergessen haben, warum ich die Frage überhaupt gestellt habe, ich werde sie anschauen und mir sagen, dass ich kein Feuer spüre, dass der Funken fehlt, und ihr sagen, dass ich gerne bei ihr bin, sie gern habe, (ihr gestehen) mir denken, dass ich gerne mit ihr schlafen würde. Einfach so. Wieder ein Lied in meinem Kopf: "Einfach war's und schön war's, einfach schön mit dir." (STS) x Seine japanische Freundin sagt: Wir können erst in drei Jahren wieder zusammen sein. Er antwortet: Ja, erst in drei Jahren. Was sie meint: Das ist machbar, das kann eine Japanerin aushalten, das muss eine Frau wie sie durchhalten. Auch wenn es nicht angenehm ist, auch wenn es wehtut. Was er meint: Spätestens nach einem halben Jahr Fernbeziehung, nach nächtlichen Telefonaten, nach scheinbarer, digitaler Nähe, nach zu viel Schmerz und zu wenig Leben, zu wenig Liebe(?), wird er schlussmachen müssen. Weil es ihn umbringt. Sie küsst ihn. Er küsst sie. Sie heißt Yume. Aber man schreibt es anders, es heißt nicht Traum. xi Selbst in einer Internet-Error-Meldung liest er ihren Namen, vgl. 16.9. xii Vgl. 15.9. xiii[spätnächtlicher Eintrag] Mann vs. Frau! Ein Träsh-Drama Heimkehren 1: Anna, a.k.a. AAA, arbeitet im Garten eines Einfamilienhauses, umgeben von einem weißen Zaun, im leichten Föhn hängen verbraucht eine amerikanische Flagge und zwei Mutterbrüste, der Rasen ist mit braunen Altersflecken tätowiert, Schweißtropfen perlen von den Grashärchen. Die Zaunlatten sind doch nicht mehr ganz weiß, jetzt wo wir näherkommen, sondern eher vom Nachbarshund oder -jungen angepisst und eingegelbt. Eine Latte fehlt. A. schneidet an den Bambussträuchern herum, die zum Teil verworren am Boden liegen, die Schere in ihrer Hand ist ein schnappendes Tier SCHNAPP! SCHNAPP!, das sich blutig durch die Stäbe frisst. In ihr zieht es. Gedanken an Latten stehen erregt in der Luft & Bambusduft. Musik wie aus dem Hintergrund ertönt in Annas Ohr, sie kratzt sich mit der scherenlosen Hand im After und summt herzhaft mit: "It's a long road..." Am Ende der Straße, mit einem grünen Seemannsack am gebeugten Körper, erscheint: ER. Annas Augen: ER! Seine Schritte in Bodennähe, ein den einen Schuh vor den anderen Stellen. Schlürfen im Speichelmundwinkel der Erwartungsfrau, ein Augenglühen, eine hoffnungsschimmernde INBRUNST! Mann und Mensch mit Menstruationshintergrund sehen sich gegenüber, bis ER fast ganz nahe ist und stehenbleibt. ACTION! Die Schere und weibliche Kinnlade fallengelassen, das endlos traurige Pendeln der ehemaligen AAAWunderbusen, wie eine Kuckucksuhr mit braunem Zapfen, an den sich keiner erinnert. Ein "Endlich!" in den Raum gestellt, IHM entgegen gerannt und eine Umarmung. Anna mit aller Kraft und Schoßliebe, bis der Schleim in beiden Mündern schmatzt beim Gehen. Otto starr und steif, Widerwille, Widerwille, wieder zu Hause. Der erste Wiedertag, das Sehen der sehnsüchtig erwarteten Hoffnung, wie der Wind weht und eine Bluse sich blumig aufbläht. Liebespulsen in Blutgefäßen, aber auf der männlichen Seite ein im Abseits Stehen, wie er im Meer treibt und das Schiff schwankt und der Masten droht. Aber SIE kennt kein Wanken und das Essen auf den Tisch gespült und IHN bewirtet, wie sich das gehört und das Schmatzen in ihr drinnen, das ausgetrocknete Verlangen. SCHLANGE! schreit der Stoppelbart-Otto durch die Prankenluft, bevor sie zu Boden sich biegt, mit einem anderen sich gepaart, das ist sicher, da ist ER sich SICHER! Das riecht man doch, wie sie sich bewegt, das kennt er nicht und Schmipfwörter und Sprachwasser ins Angesicht, dann ein Alltag & ein Albtraum. Mit Alkohol und Stille, was willst du denn? Fragen Anna & Otto, aber das sagen sie nicht, das fühlt sich nur für uns an, aber die gefühlsamputierten Zweibeiner wackeln nur mit dem Schwanz, der sie an der Nase herumführt mit ihren Trieben. Es kommt aber sicher kein Treiben auf, bis es reicht, IHM reicht es und er ihr den Krieg erklärt. Mit Schweigen & Softrape, im Bett die Fesselhände in Tarntape, bis ER sich SEINE Machete schnappt und SCHNAPP! SCHNAPP! an ihren Ohr nur knapp vorbeiklappt, bis sie aus Tränenaugen wie ein Hund schaut. Aber das ist IHM zu demütig, das ist zu viel. Reißt er ihr Ohr lieber ein, die Tür auf und schlachtet mit gutmütiger Sanftmut eines Reisochsen die Bambusbäume zu Fallobst. Als Früchte pfückt er sich Blutwunden, aber er ist fertig, total fertig, alle umgeschnitten, nur sein Atmen noch, na, dann geht er doch. xiv Das Treffen war, wie soll ich sagen, wie sagt man so etwas, vielleicht: nett. Ich meine, ihre Augen sind so durchdringend und dann reden wir und irgendwie kommt das Gespräch immer auf den Tod, als ob wir zwei bodenlose Kübel wären, die sich gegenseitig Emotionen reinschütten können. Und wir teilen uns wieder einmal ein Mittagessen, wir sind mager, wirklich mager. Ihre Schlüsselbeine und vor allem ihre Augen, ich habe keine Ahnung, wo sie hinschauen, aber mit welcher Kraft. Wie wir das ganze Protokoll durchgehen von wegen Was hast du gestern gemacht? und Wie geht es dir so? und Alltägliches und erst als das Essen endlich weg ist, eine Pause und ich weiß es und sie weiß, dass es jetzt Zeit ist, auf meine Frage zu antworten, aber sie fragt, warum ich gefragt habe und ich weiß keine Antwort, vielleicht weil ich "emotional zur Zeit ein wenig bedient bin" und nichts garantieren kann, aber das weiß sie schon und sie doch auch, wir reden wie zwei Menschen, die sich schon lange kennen und eine Beziehung führen oder das einmal gemacht haben und jetzt überlegen, wie es weitergeht, aber wir tun das, noch bevor, noch bevor irgendetwas passiert ist, aber was soll denn schon passieren, dass ich gerne im Vorhinein Regeln aufstellen würde, damit dann alles nach diesen Regeln abläuft, damit, und sie spricht den Satz fertig, denn sie weiß, was ich meine, denn sie will ja auch keine Beziehung, und dabei haben wir uns noch nicht einmal geküsst, aber schon sehr viel geredet, ich würde sagen, über wichtige Dinge, damit niemand verletzt wird, sagt sie also und als eine Regel stellt sie Ehrlichkeit auf und ich stimme zu, sage ihr aber nicht, dass ich sie gerne küssen würde, hier auf der Stelle, und mich morgen mit einer anderen Frau treffen werde, obwohl ich annehme, dass das für sie ok ist, aber ich sage einfach, ja, Ehrlichkeit ist gut und ein paar andere Regeln, aber die wichtigste, bis jetzt, ist, dass es ok ist, wenn wir uns spätnächtens betrunkene SMS schreiben, weil das schön ist und man:frau sich dann am nächsten Morgen so richtig schön schämt für seine Gefühle, aber der andere weiß endlich, was Sache ist, aber wie ich das "Sache" nennen kann, fragt sie, es geht doch um Emotionen und dass sie es schön findet, dieses Gespräch zwischen mir und ihr und ich denke an ihre Augen und dass ich sie gerne küssen würde und als sie sich verabschiedet, umarmt sie mich und ich will es auch tun und der zweite Wangenkuss schrammt nur sehr knapp am Mund vorbei, dass ich weiß, jetzt küss sie doch einfach, dann ist alles klar, dann sehen wir uns in die Augen und eine neue Regel ist einfach da, ohne dass wir sie aufstellen müssen, es kann so einfach sein, es einfach tun, sie dann zum Abschied anlächeln und mich kindisch freuen, weil es schön ist, aber ich kann es nicht, es bleibt bei einem fast und erst zuhause schreibe ich ihr eine Nachricht, dass ich hoffe, dass sie sich bald ordentlich betrinkt, weil ich auf ihre SMS gespannt bin, statt dass ich sie einfach küsse, was ja nichts bedeutet, was bedeutet das, ich weiß es nicht, ich weiß es nicht ich weiß es nicht. xv Ihr leicht betrunken eine SMS geschrieben: "(Leicht) betrunkene SMS, neue Regel: Wir sollten uns irgendwann küssen. Bloß so." Ihre Antwort: "ok. noch eine: nicht verlieben." xvi Neue Regeln: "Wir sollten uns auch im Sommer einmal küssen." Und: "Während dem Küssen nicht an neue Regeln denken." xvii Madai, welch schönes Wort. Ich habe ihr gesagt, dass ich einen Roman(?) schreibe, in dem sie vorkommt, aber sie kann mir sagen, wie sie als Figur aussehen soll. Sie weint jetzt immer, wenn sie die Wörter "Andreas" und "Hofer" hört. Als Romanfigur. Sie mag Bier und das Bundesheer. Sie setzt ihren Hund bei einem Turmwächter aus. Sie ist groß und stark, verletzlich und ihre Schlüsselbeine sind, sind, sind verlockende Wurzeln, unterirdische Flüsse. Und ihre Augen, ich kann es nicht sagen. Wir werden gute Freunde werden, uns körperlich nahe kommen, uns aber nicht ineinander verlieben, ehrlich zueinander sein, es wird nicht kompliziert werden, wir werden immer sagen, was wir uns denken, wir werden offen für alles sein und uns guttun, wir werden es genießen und nicht auf das hören, was die anderen sagen. Wir werden uns das geben, was wir brauchen. Nicht mehr, nicht weniger. Es wird wirklich gut sein. Als Figuren. xviii Well I hope that I don't fall in love with you / 'Cause falling in love just makes me blue [...] I can see that you are lonesome just like me, / And it being late, you'd like some some company [...] The chair next to you's free, / And I hope that you don't fall in love with me. [...] And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. And I hope that I don't fall in love with you. [Tom Waits] xix Regeln gegen den Kontrollverlust. Regeln gegen die Angst. Regeln gegen die Wunden. Regeln gegen das Chaos, da drinnen. Regeln gegen das Unbestimmte. Dem Engel Ketten anlegen. Das Unabsehbare abdecken. Regeln gegen die Wunder. Nächste Regel: ? xx Versuch über eine postmoderne Beziehung Sie erzählt mir, dass sie „unverliebbar“ sei, weil ihr jemand das Herz gebrochen hat. Dass sie das erste Mal in ihrem Leben Liebeskummer hat. Und ich ihr, dass ich gestern meine Exfreundin getroffen habe und wir fast miteinander geschlafen hätten. Und warum dann (leider) nicht. Vielleicht eh besser so, sie. Ich: nein. Dann treffen wir ihren Ex und sie ist ziemlich fertig, muss sofort was essen und zittert. Ich sage, dass sie mich hätte küssen sollen, vor ihm, damit. Und dann sie, dass er ja direkt aus einer Beziehung heraus eine Affäre mit ihr begonnen hätte und dass es dann halt aus war. Und ich: dass sie auf keinen Fall etwas mit jemandem anfangen sollte, der gerade eine lange Beziehung hinter sich hat (wie z.B. ich) und sie nur als Ersatz benutzt (wie ich), weil er einsam ist (wie ich, und weint, wenn seine Ex ihn nach dem gestrigen Besuch ungeliebt verlässt), dass sie sich davor hüten soll. Und sie findet es fein, dass sie und ich über unsere emotionalen Narben reden, und dass wir dem anderen sagen, dass wir (leider? noch) andere Menschen lieben, oder an ihnen hängen (ich hätte gestern gerne mit ihr geschlafen), dass wir darüber im Klaren sind (uns jedenfalls), und dass wir lachen können und dass sie hofft, dass wir es soweit schaffen, dass ich nicht mehr weine, wenn sie (meine Ex) geht, aber da weint sie kurz (weil ein Hofer in der Nähe ist, und sie nun meine Romanfigur ist) und ich tröste sie (als Figur) und gebe ihr die Hand (als wer) und dann küssen wir uns (als alles mögliche, als: ich würde sagen: postmoderne Beziehung). Wissen, was Sache ist, was da gerade vorgeht, darüber lachen, weinen und reden können – und es trotzdem tun. Eine ironische Beziehung vielleicht. Uns (hoffentlich) guttun. xxi Sie schamhaare/schlachtet schläft bei mir. xxii Ironische Bemerkung an eine Frau, nachdem du mitten in der Nacht zu ihr geeilt bist und ihr gesagt hast, dass du auf keinen Fall in sie verliebt bist: "Du bist die Frau, bei der ich sein will, wenn die Welt untergeht." Nackt nebeneinander im Bett liegen und über Liebeskummer reden, andere Beziehungen, Offenheit. Immer wiederholen, dass hier niemand in niemanden verliebt es, sonst könnte es kompliziert werden. Sich kennenlernen. Sich in die Augen schauen, in die Seele. Neue Regel: Keine Eifersucht. xxiii Ein Bild von ihr im Netz gefunden: im blauen Kleid und Augen, als gäbe es kein Morgen. Wer dieses Bild sieht (es sind fünf Personen zu sehen), der kann nur sie sehen. Wenn ich XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX die Augen schließe, sehe ich nur sie. Aber ich bin nicht verliebt, das ist ausgemacht. Ich denke kaum an sie. XXXXXXXXXXXXXXXXXXX xxiv Ich schicke ihr seinen Text [auslese], [Blatt 29-35] und sie liest ihn im Zug. Sie findet die Sprache schön und hatte schon vor dem Lesen schlechte Träume (Mord & Totschlag). Sie will wissen, wo ich wohne. Ich nenne seinen Heimatort. Ich sage immer die Wahrheit: nicht die ganze, denn die ganze zu sagen, erreicht man nicht. Sie ganz zu sagen, das ist unmöglich, materiell: da fehlen die Worte. Ich bin nicht verliebt. Ich vermisse sie nicht. Ich schreibe ihr eine SMS, dass ich gerne bei ihr wäre. Sie antwortet erst einen Tag später und nennt mir die Entfernung zwischen seinem und ihrem Heimatort. Ich weiß, dass ich nicht hinfahren werde / kann / sollte. Aber möchte. Es ist (nicht) ganz einfach. Es ist (nicht) ganz einfach. Es ist. Ich trinke ein Bier. Allein. Ich wäre gern bei dir. xxv Ich möchte heulen, weil es mich lustet, wie in der letzten Bank die Kinder heulen, denn ich bin weder Mensch, noch Dichter, noch Blatt, bloß ein wunder Puls, der auf der anderen Seite die Dinge umkreist. xxvi Was ich schreibe, ist zu persönlich, um es hier wiederzugeben. Wie führt man keine Beziehung? (Welche Beziehung führen Eltern, die jeden Abend vor dem Fernseher sitzen, hin und wieder „Schau dir das an!“ sagen und dann sang- und klanglos schlafengehen. Jeden Morgen zuerst der eine, dann die andere aufsteht, ganz still und jeder für sich allein die zwei Zeitungen lesen und sich erst beim von ihr gekochten Mittagessen wieder treffen. Mit dem er schnell fertig ist, ein „So“ murmelt und sich wieder hinter seinen Bildschirm zurückzieht. Ein friedliches Nebeneinander, alles ist geklärt, alles funktioniert.) Wie führt man eine dysfunktionale Antibeziehung? Regel: nicht verlieben. xxvii [Blatt 62ff.] xxviii ENDE 11.1. Er hat auf seine Facebook-Nachrichten geantwortet und ihn zu sich nach Hause eingeladen. Sie trinken Bier und reden. Der Stalker ist betrunken. Er lässt ihn auf einem Sessel Platz nehmen, unter dem eine 2x2m große Plastikfolie ausgebreitet ist. Er schaut ihm in die tiefgrünen Augen, nimmt ihm die Bierflasche aus der Hand und bittet ihn, einen Moment lang stillzusitzen. Er steht jetzt hinter ihm, ganz nah und sticht ihm ein Küchenmesser ins Hinterhauptloch. Er umrundet ihn halb: Seine Augen sind noch geöffnet, ebenso der Mund. Er scheint fast zu lächeln. Es ist sehr leise und friedvoll. Als er "Prost" sagt und die Flasche austrinkt, sackt der Texteleser zusammen, bleibt aber - wie eingeschlafen - am Sessel sitzen. Er holt einen Kugelschreiber aus der Lade und beginnt, seine Haut mit den Texten, die er mitgebracht hat, vollzuschreiben. Er benötigt fast vier Stunden, bis alles voll ist. Der Tote liegt inzwischen auf der Plastikfolie, nur aus dem Genick kommt etwas Blut, das weiter nicht stört. Er legt ihn vorsichtig in die große Gefriertruhe, als würde er sein eigenes Kind zur letzten Ruhe betten. 13.1. Er hebt den gefrorenen Körper aus der Truhe und legt ihn wieder auf die Folie, unter der jetzt eine massive Holzplatte liegt. Er trennt mit einer Säge die Beine vom Körper, legt diesen wieder in die Truhe und beginnt, die Gliedmaßen in kleine, dünne Scheiben zu schneiden. Diese werden einseitig beschriftet und anschließend eingefroren. Er arbeitet mehrere Tage an seinem Projekt und verbraucht dabei 17 Kugelschreiber und zahlreiche Sägeblätter. 21.1. Er stapelt die beschrifteten Blätter sorgfältig in eine Box. xxix Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich dich einfach gern habe und dass ich hoffe, dass es einfach und unkompliziert bleibt. Gute Nacht. xxx Ich will nichts. Und nicht einmal das. Ich schlafe nicht. Ich träume nicht. Ich vermisse dich nicht. Ich will nichts. Ich will ehrlich sein, bis es aus ist. Alles aus. Alles aus. Ich will alles. Ich will alles zerstören. Ich will uns zerstören. Ich will mich zerstören. Ich will, dass nichts übrigbleibt. Ich will nichts. xxxi Wie er am Ende froh ist, dass OBL endlich tot ist. Wie er mit Maya mitweint, weil es vorbei ist. Er findet es in diesem Moment richtig, dass gefoltert wurde. Dass es Black Sites gibt (vgl. [Blatt 14]). xxxii Der US-Soldat, der OBL tötete, steht ohne Job, Krankenversicherung und Geld dar. >>Die Konfrontation mit Bin Laden habe dabei nur 15 Sekunden gedauert. "Er sah verwirrt aus. Und deutlich größer, als ich erwartet habe", sagte der Soldat. Weil der Al-Kaida-Chef seine jüngste Frau vor sich hergeschoben habe, habe er befürchtet, dass sie eine Sprengstoffweste tragen könnte. Außerdem habe Bin Laden eine Kalaschnikow in seiner Nähe gehabt. "Er war eine Bedrohung", sagte der Soldat. Zwei Mal habe er Bin Laden in die Stirn geschossen, dann sei der Terrorist auf den Boden gesackt. Anschließend habe er noch einen Schuss auf Bin Ladens Kopf abgegeben: "Bumm, gleiche Stelle. Er war tot. Bewegte sich nicht. Seine Zunge hing heraus." Dem Team 6 der Navy Seals sei klar gewesen, dass eine Gefangennahme Bin Ladens nicht in Frage komme. Zwar habe es keinen ausdrücklichen Tötungsauftrag gegeben, doch der Elitesoldat räumt ein: "Das war einfach implizit."<< (in: http://derstandard.at/1360161462844/Soldat-derBin-Laden-erschoss-vor-finanziellem-Ruin, 11.2.) xxxiii Im Forum meint ein Poster, Bin Laden hätte sicher besser bezahlt bzw. hätten im Paradies nach einem Attentat 72 Jungfrauen auf den Mann gewartet (anstatt seine "Alte", von der er getrennt unter einem Dach lebt). Kommentar dazu: "das problem mit den jungfrauen ist doch eigentlich der! keiner sagt dir wie alt die sind! macht wohl einen unterschied ob 18 oder 80! da kannst als selbstmordattentäter sehr auf die schnauze fallen!" xxxiv Er antwortete nicht. 1. Keine Ahnung. 2. Keine Ahnung. Ich tue es auf jeden Fall nicht "gerne". 3. Nein. 4. Nichts. 5. Wer? 6. Wenn ich das Wort höre/sage/schreibe, dann denke ich es bereits. 7. Nichts. 8. Was willst du mit meinen Texten? 9. Ja. 10. Co Bao ist im 2. Teil gestorben. xxxv Vermutete Überschrift: "USA: Mutmaßlicher Polizistenmörder tot in Hütte vermutet" xxxvi Kommentar von Tito71: "erinnert mich an Rambo" xxxvii Zaysen: Are you insane? One man against trained commandos... Who do you think this man is? God? Colonel Trautman: No. God would have mercy. He won't. xxxviii „Gott ist gnädig“ heißt auf Hebräisch Jochanan (dt. Johannes, engl. John, russ. Iwan, ungar. János), damit antwortet der Colonel eigentlich nur: “Nein, er ist nicht Gott. Er ist John.” xxxix Gedicht für die schöne Tote Aspekte van Meer Pestvene. Kamera + Maske. Vater*, Epen. Saatvene. Krempe, ma, Pate, versenke Akte. Spermavene käme spät. Nerv! Vamp** tränke See, Everest, Kap, Amen. *Vesper, Akne, Atem. **ärmste Kapvene xl Das Leben ist ein einziger unendlicher unaufhörlicher Vers Niemand hat sein Ende ermessen erreicht Niemand weiß, dass der Himmel ein Garten ist einem Garten gleicht Vergessen Verschallen. Der Engel ist verschieden gefallen. Mit der blutgetränkten blutigen Klinge in der Hand ein singender Sensenmann ////////////////// Maß nennen verschwand. xli "If the doors of perception were cleansed, every thing would appear to man as it is, infinite." Blake, vgl. Fußnote 129. xlii Vgl. [Blatt 2] xliii Vgl. 3.1. xliv ANFANG Wer aus reiner Freude am Handwerk den Kampuschkeller nachbaut, maßstabsgetreu, stundenlang Pressspanplatten durch Gänge schleppt und mühsam zuschneidet, penibel beschriftete Einzelteile nach einem komplizierten Plan verschraubt und sorgsam Kanten abschleift, damit sich niemand einen Span einzieht oder die neue Bluse aufreißt, der hat auch etwas anderes im Sinn, wenn er "Ich liebe dich" sagt. Lukas sitzt vor dem Fernseher und isst eine Tiefkühlpizza, als Lena die Wohnungstüre zuerst aufsperrt, dann mit einem lauten und etwas überschwänglichen "Hallo, Schatz" öffnet und das Wohnzimmer, auf dessen Parkettboden sie verstreute Wäschestücke und Bücher entdeckt, betritt. Wie sein Tag gewesen ist, fragt Lena, erhält aber neben einem noch immer auf den Bildschirm gerichteten Kopfnicken nur ein schmatzendes "Mhm". xlv Für das geübte Auge ist im zweiten Absatz der vorangehenden Endnote sofort folgender Subtext lesbar: LASTER RUND STEIN AAL STAU NUN LOS RAUF KETTE ERST TÜCKE BETT WESEN RAGT ER ÄLTER NEIN IM FILM ICH FICKEN REIN SM. Wer das nicht versteht, versteht gar nichts. xlvi Warum ist Natascha Kampusch keine gute Ehefrau? Wenn du sie um ein Bier in den Keller schickst, braucht sie acht Jahre, bis sie wieder raufkommt. xlvii Frühlingsfantasie: Als er den Park betrat und seinen ernsten Blick anerkennend über die dicken, kräftigen Baumstämme und die gerade austreibenden Knospen der Sträucher, die ihn an die Mädchenbrüste der letzten Nacht erinnerten, streifen ließ, übersah er die junge Frau auf der Bank, die unruhig mit einer Haarlocke spielte und in einen roten Apfel biss, dass dessen Saft über ihr Kinn auf den Rock tropfte, keineswegs. Ihm war völlig klar, dass er nur hinzugehen, sie in ein Gespräch verwickeln und zum Lächeln bringen musste, damit sie ihm kurze Zeit später verfallen wäre wie eine Motte dem Licht. Stattdessen lehnte er sich in einiger Entfernung an einen Baum, winkelte sein rechtes Bein so an, dass selbst durch die neue Jeans seine gewaltige Oberschenkelmuskulatur nicht zu übersehen war, und wartete, vom Gezwitscher der Vögel in seiner Zuversicht bestätigt, bis seine Auserwählte auf ihn zukam. Ja, es war Frühling. xlviii Ebenfalls auf www.orf.at gefunden: Gewaltiger Wälzer - Frau erschlägt Mann mit einem Buch. Wien-Margarten. Aus noch ungeklärten Gründen schlug Andrea H. mit einem Hardcover-Buch solange auf ihren Lebensgefährten ein, bis dieser seinen Kopfverletzungen erlag. Bei dem Buch handelt es sich um "KALT | TALK" von Stefan Pointner. Der Autor war nicht bereit, sich über mögliche Zusammenhänge zwischen dem Inhalt seines Romans und dem Gewaltverbrechen zu äußern. xlix Kopf hoch Personen S: Schülerinnen O: Oliver L: Lehrerin S: Warum müssen wir heute hier sein? S: Checkst du gar nichts? S: Können wir nicht eine ganz normale Deutschstunde in der Schule machen? L: Das könnten wir schon. S: So mit Rechtschreibung und Grammatik? S: Voll grauslich klingt das. S: Voll. S: Oida. S: Da ist mir eine Exkursion schon lieber. S: Voll. S: Voll. L: Wir sind aber heute auf gar keiner Exkursion, das ist dislozierter Unterricht. S: Das ist mir wurscht. S: Du bist eine Wurst. S: Selber. S: Salami. S: Voll. L: Bitte. S: Was? L: Könnt ihr euch heute ein bisschen mehr zusammenreißen? S: Ja. S: Warum? S: Worum? S: Was? L: Weil wir heute im Theater sind. S: Voll. S: Ja, eh. S: Aber wollen die, dass wir uns zusammenreißen? S: Sicher nicht. S: Sicher schon. S: Die taugen sich sicher schon auf's Ende, wo's voll abgeht. S: Die haben dafür bezahlt. S: Nicht verraten. S: Sind nur gekommen, weil wir jung und geil sind. S: Wir sind Piraten! S: Du bist sicher nicht geil. S: Piratinnen! S: Du hast ein Holzbein, sonst nichts. S: Voll schiach. S: So Holzhaut. S: Mit einer richtigen Rinde. S: Und du. L: Also bitte, seid jetzt lieb, gleich läutet's, dann beginnen wir. S: Als ob wir beim Läuten normalerweise schon in der Klasse wären. S: Als ob Sie da schon da wären. S: Als ob die überhaupt irgendwann einmal richtig da wäre. S: Immer nur so Alternativzeugs. S: Nichts Richtiges. L: Aber bitte, ich möchte doch nur. S: Eh, Sie bemühen sich eh. L: Aber versteht's ihr mich, wenn ich. S: Pssst. S: Ruhe jetzt! L: Bitte? Wie. S: Psst, es hat geläutet. S: Rrrring. L: Ich hab' aber nichts gehört. S: Geh bitte. S: Voll langsam die. S: Oida. S: Alte. L: Bitte? S: Wir sind ja im Theater. S: Und da gibt's keine Schulglocke. L: Aber es geht jetzt los? S: Voll. S: Voll. L: Aber den Raum haben sie schon so hinbekommen wie unsere Klasse, finde ich. S: Voll. S: Ja, halt ohne die Wand da. S: Und dass uns die Leute da zuschauen. S: Aber nicht nervös werden. L: Werde ich eh nicht. S: Haha. S: Hab' nicht Sie gemeint. S: Voll. L: Ach so. S: Bist du. S: Das wird heute ur langatmig. S: Langatmig? Du redest. S: Wie am Theater. S: Wie im Theater. S: Wir sind im Theater. S: Auf der Bühne sind wir. S: Die ausschauen soll wie unsere Klasse. S: Sogar mit ein bisschen Dreck am Boden. S: Wie in echt. S: Wie im Leben. S: Wie? S: Also spielen wir heute Schülerinnen? S: Wir spielen Schauspielerinnen. S: Oida. S: Schleich dich. S: Voll. L: Kannst du das Sackerl noch schnell wegräumen, bitte? S: Warum ich? S: Dem ist das sowieso wurscht. L: Wieso soll das unserem Gast egal sein? S: Ein Gast? S: Aus dem Publikum? L: Ja. Und nein. S: Glauben'S nicht, dass der. S: Der scheißt doch auf so ein Sackerl am Boden. L: Wie redet's ihr denn? S: Ich schmeiß es schon weg. S: Oida. L: Danke. S: Super. S: Eine saubere Klasse für den Selbstmörder. S: Ein Selbstmörder? S: Voll. S: Der nicht einmal das hingekriegt hat. L: Jetzt hört's aber auf, der junge Mann beweist viel Mut, dass er heute zu uns kommt und über seine Erfahrungen berichtet. Ihr könnt ihn danach alles fragen. S: Meinen Sie jetzt uns oder das Publikum? S: Was? S: Oida. Wir sollen ja so tun, als ob die nicht da wären. S: Aber die sind da. S: Voll das Dilemma. S: Voll das Fremdwort. S: Aber unser Gast kommt wirklich? S: Wie alt ist er denn? S: Glaubst leicht, dass der was kann? S: Man weiß ja nie. S: Der nimmt jetzt sicher jede. S: Dich nicht. S: Wieso? S: Weil'st selbst für einen Toten z'fett bist. L: Bitte! S: Wenn's stimmt. L: Nichts stimmt. Also der junge Mann kommt jetzt gleich und ich ersuche euch inständig, euch angemessen zu benehmen. S: Inständig? S: Reden Sie extra so, weil wir auf der Bühne sind? S: Und zeigt er uns, wie man sich umbringt? L: Nein. S: Mit Tabletten, aufhängen oder wo runterspringen? L: Das ist nicht witzig! Selbstmord ist ein ernstes Thema. Wenn es dich trifft… Es ist nicht witzig. S: Eh nicht. S: Interessiert uns nur. S: Ich würd' ja, also wenn ich das ernsthaft überlegen würde, dann. O: Hallo. L: Guten Tag, es freut uns wirklich außerordentlich, dass Sie heute zu uns gefunden haben. S: Hallo. S: Klingt wie wo abgelesen. S: Servus. S: Wellcome to the jungle. L: Dass Sie es geschafft haben, in unsere Schule zu kommen, um im Rahmen einer Schulstunde, also im Deutschunterricht, uns zu erzählen, um meinen Schülerinnen. S: Er hätt's eh fast nicht geschafft. O: Was? L: Um meinen Schülerinnen über Ihre Erfahrungen zu berichten. O: Ja, danke. Hallo. Ja, ich stelle mich am besten einfach mal vor. Also. S: Man sieht ja gar nichts. O: Also, mein Name ist Oliver und ich bin heute hier, weil ich. S: Ist das dein richtiger Name? O: Also, ja. S: Aha. O: Wieso? S: Klingt irgendwie komisch. S: Passt gar nicht zu dir. S: Aber erzähl' ruhig weiter. S: Lass dich von nichts abhalten. O: Ja, also, ich bin im Rahmen des Präventionsprogrammes I LOVE LIFE hier, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Betroffene, also Menschen wie mich, die Erfahrungen mit dem Thema haben. S: Oida, was ist denn das für ein Name? S: I LOVE MILKA. S: Das sieht man. L: Bitte! Lasst’s doch unseren Gast aussprechen. Seht ihr nicht, wie er sich bemüht, eine Verbindung herzustellen, zwischen euch und ihm? S: Entschuldigung. S: Voll die connection. O: Ich bin hier, um mit euch über meine Erfahrungen zu reden, um euch ein Gefühl zu übermitteln, wie es sich anfühlt, wenn man den letzten Schritt macht. Wenn man. S: Du hast dich umgebracht, oder? S: Also tot schaut der mir nicht aus. S: Er hat es versucht. O: Ich möchte über meine Erfahrungen mit dem Thema Selbstmord reden, die noch bis heute Spuren hinterlassen haben und. S: Mit dem Thema Selbstmordversuch, oder? O: Von den Spuren möchte ich euch erzählen, von der kurzen Handlung und dem Leben danach, wie es sich anfühlt. Der Selbstmord und das, ich meine, das Scheitern. S: Willst du dich immer noch umbringen? S: Lass ihn doch einmal ausreden! L: Ja, bitte! Liebe Klasse, ihr seht doch, wie schwer er sich tut, darüber zu reden. Wenn ihr ein Referat halten müsst, dann bitten wir doch auch die anderen, ganz leise und aufmerksam und brav zu sein, damit vorne niemand nervös sein muss. S: Ich frag' ja nur. S: Aus Interesse. O: Also, ich werde davon berichten, wie das damals war und wie es mir heute geht. S: Wie geht’s dir denn? O: Was? S: Wie es dir jetzt geht? O: Also, danke, gut. S: Und wo ist das Problem? L: Bitte! Der Oliver hat das Wort und ihr sollt zuerst einmal zuhören! O: Also, ich versteh' dich nicht ganz. Was für ein Problem meinst du? Ich bin einfach nur hier, um meine Geschichte zu erzählen. S: Du willst dich also nicht mehr umbringen? S: Alle wollen immer nur ihre Geschichte erzählen. S: Ich glaub', das ist ein Schauspieler. S: Geht mir voll am Arsch. S: Voll. O: Ich wollte zuerst über den Selbstmord sprechen und dann über meine Gründe. S: Oliver? O: Oder vielleicht damit anfangen, wie das heute ist und wie es damals war und wie ich jetzt damit lebe, wenn ich vor dem Spiegel stehe, jeden Tag, und mir ins Gesicht schauen muss. S: Der reagiert gar nicht auf Oliver. S: Das ist sicher ein Schauspieler. S: Von einem Präventionsprogramm. S: Das I LOVE LIFE heißt. S: So ein Scheiß. S: Ja sicher ist das ein Schauspieler. S: Oida. S: Aber er ist es im Spiel, in echt. L: Bitte! O: Ich heiße Oliver, bin 17 und hab' mich vor einem Jahr aufgehängt. L: Nein, das gibt’s doch nicht. S: Doch, sagt er doch. S: Tun’S nicht so überrascht. S: Wie geprobt. S: Wie in der Probe. L: Merkt ihr nicht, dass ihr stört? S: Wer ist hier gestört? S: Aber du bist nicht gestorben. O: Nein. Bin ich nicht. S: Nicht einmal das hast du geschafft. S: Scheiße. S: Wegen deiner Freundin? O: Was? S: Hast du dich wegen deiner Freundin aufgehängt? O: Ich hab' keine Freundin. Ich meine, ich hatte auch damals keine Freundin. Darum ging es nicht. Ich hab‘ einfach jeden Tag aus dem Fenster geschaut und. S: Und? O: Und nichts gesehen. S: Er hat keine Freundin, siehst du. S: Na und? S: Was soll das heißen? S: Fesch ist er schon. S: Als Oliver oder als Schauspieler? O: Ich bin hier, weil ich es als eine Chance sehe. S: Chance ist das chinesische Wort für Krise. S: Weil du überlebt hast, oder? S: Sonst wärst du nämlich tot. S: Und nicht hier. S: Und müsstest keinen Selbstmörder spielen. O: Ich sehe es als eine zweite Chance, dir mir geschenkt wurde. Weil mich mein Arbeitskollege gefunden hat. Ich bin in der Küche gehängt, am Boden der umgekippte Sessel, ganz leicht gedreht hab‘ ich mich. S: Das muss ja arg gewesen sein. S: Voll die schiache Vorstellung. S: Als Bild. S: Wie in einem Film. O: War es auch. S: Ich mein', für deinen Kollegen. S: Voll schiach. S: Voll grausig. O: Mein Kollege ist in die Küche gekommen und hat mich wiederbelebt. S: So Mund zu Mund? S: Voll schwul. S: Du warst wirklich tot? S: Hier im Theater? O: Mein Herz hat aufgehört zu schlagen. Ich war nicht mehr da. S: Wo warst du? S: Echt? S: Das glaub' ich nicht. S: Woher weißt du dann das mit dem leicht Drehen? S: Hast du einen Abschiedsbrief geschrieben? L: Bitte, Kinder, ihr könnt’s nachher eh Fragen stellen. Aber jetzt, merkt’s ihr nicht, wie schwer das dem Oliver fällt? S: Wer ist da ein Kind? O: Danke, es geht schon. Und ja, ich habe was geschrieben. S: Kannst du ihn uns vorlesen? Den Brief? S: Oder hast du es auf Facebook gepostet? O: Nein. S: Schade. S: Come on! O: Es tut mir leid, aber das ist sehr kompliziert. S: Wir schaffen das schon, sind ja keine Babys mehr. S: In meinen würde ich schreiben, dass ich für immer gehe, weil ich nicht mehr da sein will, weil. S: Dass du zu fett und schiach bist, musst du schreiben. S: Schleich dich. S: Dass ihr mir alle wurscht seid. S: Dass sich das scheiß Leben gar nicht auszahlt. O: Ich wollte nicht, dass mich mein Kollege findet. Glaube ich jedenfalls. Es war nicht der Plan, dass er zurückkommt und mich runterschneidet und wiederbelebt. S: Ich würde ja nicht alleine sterben wollen. S: Würdest wen zum gemeinsam Sterben suchen? S: Hast ja schon so niemanden. O: Kann ich bitte einmal ausreden? Ich will doch nur davon erzählen, wie das damals war und warum ich es getan habe. S: Ach so. S: Und das Facebook-Abschiedposting liest du uns nicht vor? O: Es war ein Brief. S: Dann halt den Brief. O: Nein, das war nicht der Plan. S: Ich würde wen mitnehmen. S: Was läuft schon nach Plan? S: Freiwillig kommt aber niemand mit. O: Ich… ich versteh‘ euch einfach nicht. Warum lasst ihr mich nicht ausreden? Ich meine, ich hab‘ gedacht, ich bin heute hier, weil es euch interessiert, was ich zu sagen habe. Eure Lehrerin hat mich extra eingeladen. Stimmt doch, oder? S: Was, mit ihr würd'st sterben gehen? O: Nein, bitte, ich... S: Siehst, du interessiert selbst den nicht. S: Schleich dich. S: Wir alle müssen hier sein. S: Das hat sich niemand ausgesucht. S: Die da schon. S: Wie sie uns anschauen. S: Wahrscheinlich eh wieder nur Schulklassen. S: Die zum Dasein gezwungen sind. S: Da kommt niemand raus. S: Ich könnte schon einfach aufstehen und gehen. S: Du könntest einfach aufgehen und stehen. S: Schleich dich. S: Oida. L: Bitte. So geht das nicht weiter. Wenn jemand zu sterben beschließt, weil er nicht mehr weiter weiß, weil seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hat – Habe ich das richtig verstanden, Oliver? – dann ist das eine ernste und für uns interessante Sache. Deshalb habe ich Sie eingeladen. S: Gar nichts haben Sie verstanden. S: Von der Liebe. L: Von der Liebe? S: LOVE. S: Jetzt wird sie sentimental. L: Ich wollte sagen: Ich habe den Oliver eingeladen und jetzt hören wir uns an, was er zu sagen hat. Und außerdem könnt ihr seine Ausführungen gut gebrauchen für die nächste Schularbeit, ihr wisst schon, die Erörterung. Also vielleicht will jemand mitschreiben. S: Ok, wenn’s sein muss. S: Oida. S: Schreibt da nicht wer eine Rezension oder so? L: Das ist nicht so sicher. S: Sicher nicht. L: Und der ganze Inhalt kommt da bestimmt nicht vor. Und was macht's ihr da hinten? S: Nichts. S: Ritzen. S: Mit einem Löffel. S: Emo-Weicheier. S: Hangman spielen. L: Das ist nicht lustig. S: Was ist schon lustig? S: Ich würde ein paar Leute mitnehmen. S: Was heißt ein paar? O: Ok, ich fange noch einmal von vorne an, damit es klar wird. Die haben mich geschickt, weil ich etwas getan habe, wovon viele nur reden. Weil sie nicht wissen, wie es danach ist. S: Warum schicken die eigentlich einen Burschen in eine Mädchenklasse? S: Gibt’s keine Selbstmörderinnen? S: Sicher gibt’s die. O: Ich bin gerettet worden und jetzt will ich euch vermitteln, oder sagen wir so, ich will davon erzählen, jetzt will ich, dass ihr einen Eindruck bekommt. S: Jetzt stehst du da als angeschissener Loser. L: Bitte! O: Bitte? S: Der gar nichts schafft. S: Der nicht einmal eine fette Narbe hat. S: Der nicht einmal eine Freundin hat. S: Der damals schon keine hatte. L: Also nicht wegen der Freundin? Ich dachte schon, es wäre wegen dem Schmerz gewesen, wenn er dich verlässt. Und du jeden Tag alleine aufwachst. Und die Arbeit wie eine Wand ist, gegen die du läufst. S: Jetzt dreht sie durch. O: Ich zieh' mich jetzt aus. S: Was? S: Striptease? S: Applaus bitte für unseren Oliver! S: Endlich Action. S: Hat heute viel zu lange gedauert. O: Ich zieh' mir den Rollkragenpulli aus, damit ihr alles sehen könnt. Damit ihr ein Bild bekommt und einen Eindruck, ich hab’s eh schon hundert Mal gesagt. S: Der ist ein voll schlechter Schauspieler. S: Das ist voll sexistisch, dass die einen Mann schicken. S: Wenn er einen guten Oberköper hat. S: Dann passt das schon. O: Ich will euch vor eine Tatsache stellen, wie ich damals mich selbst vor eine Tatsache gestellt habe. Auf einen Sessel. In der Küche. S: Der ist sicher keine 17, schaut viel älter aus. S: Wie alle Schauspieler, die Teenager spielen. S: Du schaust auch nicht aus wie 17. S: Voll frühreif. S: Voll überreif. S: Vollschlank. L: Bitte! Was ist denn heute los mit euch? Ihr seid doch sonst so lieb? Wollt’s ihr mich vor unserem Gast hier blamieren? O: Hier am Hals, das ist meine Narbe. Heute kann ich sie stolz tragen. S: Unterm Rollkragenpulli. S: Kein Oberkörper. Kein Sixpack. S: Gar nichts. S: Ist die aufgemalt? S: Wer hat dich denn geschminkt? O: Wie bitte? S: Schaut voll scheiße aus. S: Echt. S: Sorry. S: Glaubt dir keiner. O: Die ist vom Strick, an dem ich mich aufgehängt hab‘. Wenn ich heute vorm Spiegel stehe, dann schaut es fast so aus, als würde sie mich anlachen. S: Auslachen. S: Deine Freundin? S: Die Narbe meint er. S: Voll grauslich. S: Voll schiach. S: Für deinen Kollegen, der dich runtergeschnitten hat. S: Ich würd' mir in der Badewanne die Pulsadern aufschneiden. S: Der Länge nach. S: Weiß jeder Trottel. S: Fix. S: Und mich vorher ordentlich betrinken. S: Und „Jar of hearts“ anhören. S: Voll scheiß Lied. S: Schleich dich. O: Ich geb’s auf, ihr wollt ja gar nicht wissen, wie ich mich fühle. L: Bitte, lasst's den Oliver doch ausreden, schaut’s euch den armen Bub doch an, wie er da steht, ganz alleine, verlassen, und wie mutig er ist, dass er sich überhaupt da vorne hinstellt. Sich euch aussetzt, ganz verletzlich ist er da vorne, so einsam. S: Das glaubt ihm doch niemand. S: Wir alle stehen vorne. S: Quasi. S: Redet die von sich selbst? S: Nur weil er eine aufgemalte Narbe hat? S: Ich würd' ja ein paar mitnehmen. S: Hast du schon gesagt. S: Wie meinst du das? O: Ja, wie meinst du das? S: Ist das so ein Genderscheiß? O: Ein was? Kann hier vielleicht irgendjemand einmal etwas Zusammenhängendes sagen? S: Ich würd' ja, wenn ich die Möglichkeit hätte. S: Dein Kopf und der Strick, die hingen zusammen. S: Wenn ich das so im Kopf durchspielen würde. S: Oder gleich hier in der Klasse. O: Ihr seid sowas von unmöglich. Ich werde gehen, glaube ich. S: Amok laufen? S: Andere umbringen? S: Jungs killen? L: Bitte! Ich muss das hier unterbrechen. Wir können doch nicht einfach so tun, als ob das alles nichts wäre. S: Alles können wir. S: Ein paar hätten's eh verdient. S: Wer? S: Was? S: Dein Freund. S: Warum? S: Weil er dein Freund ist. S: Bitch. O: Ich pack‘ euch überhaupt nicht. S: Ich bring' dich um. S: Bring' dich selbst um. S: Wie denn? L: Bitte, vielleicht können wir einen Sesselkreis machen und uns ein wenig beruhigen und dann in Ruhe, also vielleicht sogar einzeln, sagen, was uns am Herzen liegt. S: Gehört das jetzt noch zum Stück oder. S: Sind wir schon wieder wo anders? S: Wie bringt man sich den am gescheitesten um? S: Oliver? O: Also, Entschuldigung, ich werde jetzt, ich meine, ich würde, ich weiß nicht, ich. S: Oliver, lass es gut sein. O: Was? S: Du bist ein schlechter Schauspieler. O: Ich bin kein Schauspieler. S: Der zieht das echt durch. O: Ich bin heute hier… Nein, ich pack‘ das nicht. Da stell‘ ich mich hier hin und will… und dann gebt ihr mir nicht einmal eine Chance. S: Und du hast es nicht geschafft. S: Also gib uns keine Ratschläge. S: Wir schaffen das auch alleine. S: Wir sind emanzipiert. O: Ich wollte doch nur meine Geschichte erzählen, wie mich das alles mitgenommen hat und so. Wie ich heute alles anders sehe. S: Wir können dich gern mitnehmen. S: Willst du wirklich? S: Jeden nehmen wir auch nicht mit. O: Ihr habt ja keine Ahnung, wie das ist. S: Wie das ist? S: Wenn sich deine Mutter an deinem 5. Geburtstag in der Küche aufhängt. S: Während du im Wohnzimmer mit deinen Freundinnen spielst. S: Wenn deine Schwester ihre Hände nicht mehr gescheit bewegen kann. S: Weil sie die Sehnen voll erwischt hat. S: Wenn der Zug stehenbleibt. S: Und du schon weißt, dass wieder einer auf dem Zugschienen liegt. S: Oder eine. S: Landeier seid's ihr. S: U-Bahn-Gleis halt. S: Schleich dich. S: Geh' sterben. L: Wenn du in der Früh ganz allein im Dunklen stehst. S: Wenn dein Bekannter seine ganze Familie mitnimmt. S: Weil ihn seine Frau beschissen hat. L: Weil er dich beschissen hat. S: Beide Kinder erwürgt. L: Mit einem Kind. Sie war fast noch ein Kind. S: Und sich dann aufgehängt. L: Und dann einfach geht. S: Wenn ein Sessel in der Klasse leerbleibt. L: Wenn du dich auf einen Sessel stellst. S: Und keiner eine Entschuldigung bringt. S: Voll schiach. S: Du stehst ja drauf. S: Wenn du auf einer Brücke stehst. L: Er hat sich nie entschuldigt. S: Über der Autobahn. S: Weil sie dein Kind weggemacht haben. S: Weil du zu jung bist. L: Wie jung sie war. S: Weil er es nicht wollte. S: Weil er dich nicht wollte. L: Weil er dich nicht wollte. S: Weil du schiach bist. S: Weil du schiach bist. S: Wenn du nicht mehr überlegst, ob du es machst. S: Sondern nur wie. S: Mit Stil. S: Mit Würde. S: Mit Tabletten. S: Ich würde einfach eine Pistole nehmen. S: Mit einem Sprung. L: Mit einem Schritt. S: Ins Wasser gehen. O: Ich dachte, es interessiert euch nicht. S: Du hast an gar nichts gedacht. S: Es darf keine Kurzschlusshandlung sein. S: Du musst es schon planen. S: Damit es hinhaut. S: Damit es wirklich aus ist. L: Aber ich habe den Schritt nicht gemacht. S: Du musst den Schritt schon wirklich machen. S: Über deinen Schatten springen. O: Ich bin froh. Heute bin ich froh darüber. Dass ich es überlebt habe. S: Leider. S: Eben. S: Aber Kopf hoch. S: Wird schon werden. S: Glaubst du, das glaubt uns jemand? S: Voll. S: Ich glaub' nicht an Glaubwürdigkeit. S: Eh schon zu spät. S: Wie spät ist es denn? S: Hast Hunger, Dickerchen? S: Es ist nie zu spät. L: Für den Schritt. S: Sind Sie noch unter uns? L: Entschuldigung. Ja, also. Bitte, jetzt reicht's aber. Ich glaube, wir verabschieden uns von unserem Gast, weil ihr heute nicht in der Stimmung seid. Weil euch das Thema zu sehr mitnimmt und ihr euch gar nicht auf den Oliver einlassen könnt. Es steht zu viel auf dem Spiel, ich verstehe das. S: Gehen'S sterben. S: Bring' dich um. L: Was? S: Sie schauen eh immer so traurig aus. S: Depressiv. S: Voll das Burnout. S: Können wir eh verstehen. S: Ungeliebt. S: Alt. S: Die scheiß Arbeit. S: Underfucked. S: Vergessen. S: Die Falten im Gesicht. S: Einsam. S: Schiach. S: Richtig schiach. S: Opfer. S: Magersüchtig. S: Mit 50. S: 70. S: Voll. L: Bitte, wie könnt ihr so was sagen? Das ist sehr verletzend. S: Brauchen'S nicht weinen anfangen. L: Ich möchte, dass ihr damit aufhört. O: Bitte, was ist denn jetzt auf einmal los? S: Sei still. L: Ich-Botschaften senden sie aus. S: Kannst was lernen von uns. S: Wir machen das schon. S: Die Alte geht heute unter. L: Ich verbiete euch, so mit mir zu reden. Ihr überschreitet gerade eine Grenze, von der ich nicht will, dass ihr sie überschreitet. Das geht so nicht. S: Sie können gern gehen. S: Einfach raus. S: In die Freiheit. S: In die Donau. S: Von der Brücke. S: Nicht aus dem Fenster springen. S: Bitte. L: Bitte, nein! Aufhören! Ich kann nicht mehr. S: Ist zu niedrig. S: Da brechen Sie sich nur den Fuß. S: Drama! O: Ich verstehe das alles nicht. S: Und das bringt gar nichts. S: Badewanne hat sie sicher keine zuhause. S: Die wohnt ja unter der Brücke. L: Bitte, nicht. S: Opfer. S: Nicht einmal der Oliver will Sie, oder? O: Ich… Was… was meinst du? S: Du kannst auch gehen. S: Sonst nehmen wir dich mit. S: Weil wir emanzipiert sind. S: Weil Männer scheiße sind. S: Weil dich deiner verlassen hat. S: Weil er mit wem anderen was gehabt hat. S: Weil du ihm zu schiach bist. S: Weil du nicht mit ihm schlafen willst. S: Weil du zu fett bist. L: Bitte, ihr könnt doch nicht alles an mir auslassen, das könnt ihr doch nicht! S: Weil Sie alles zusammen sind. S: Am Ende. S: Ein alter Haufen Scheiße. S: Jetzt weint sie auch noch. S: Opfer. O: Ihr seid ja verrückt, außer Kontrolle seid ihr, ich werde jetzt sofort gehen. S: Damit hat der Herr Schauspieler nicht gerechnet. S: Der Loser. S: Oder? O: Ich bin kein Schauspieler. S: Selbstmörder. S: Erschießen wir ihn? O: Was? S: Wie denn? S: Was? S: Ob ich ihn erschießen soll? L: Um Gottes Willen, nicht schießen! Hilfe! Gewalt ist keine Lösung! S: Jetzt weinen'S nicht. S: Bitte. S: Das nervt voll. S: Ich könnt' ihn erschießen. S: Wenn dann die Alte zuerst. S: Die nervt am meisten. S: Schon die ganze Zeit. S: Wär' eh nicht schad' um die. S: Würd' keiner weinen. L: Nein! S: Pumm! O: Mein Gott, was war denn das? S: Geil. S: Die liegt am Boden! S: Blut! S: Voll. S: Voll viel Blut. S: Überall Blut. S: Tot. S: Ist das eine echte Pistole? S: Natürlich ist die echt. S: Das Blutbad beginnt! S: Es beginnt wieder! S: So scheiße kann auch nur unsere Lehrerin sterben. S: Voll unecht. S: Wie sie umgefallen ist. S: Voll pathetisch. S: So theatralisch. S: Schaut's mir wenigstens beim Sterben zu. S: Ich will eure Aufmerksamkeit. S: Geht mir voll auf die Nerven. S: Zuckt die noch ein bisschen? S: Ich geh' sicher nicht hin und schau' nach. S: Das will die ja nur. O: Seid's ihr alle...? Es muss ihr doch wer helfen! S: Pumm! S: Der nächste. S: Umgefallen. S: Erschossen. S: Angeschossen. S: Hat schon besser ausgeschaut. S: Wie er die Fette mitgerissen hat. S: Selber fett. S: Ich verarzt‘ ihn nur schnell. S: Mit dem schwarzen Tape. S: Das Rapetape! S: Vergiss den Mund nicht! S: Sonst schreit er. S: An die Wand musst‘ ihn lehnen. S: Damit er alles sieht. S: Fast wie im Fernsehen. S: Das Zucken war gut. S: Und die leichte Drehung. S: Guter Schuss. S: Danke. S: Streifschuss. S: Bist du auch eine Schauspielerin? S: Was? S: Sicher. S: Hast du die unbeliebte Klassenkollegin nur gespielt? S: Seit Jahren? S: Die, die keiner mag? S: Was? S: Mit deiner Spielzeugpistole? S: Und jetzt haben sie dich mitspielen lassen? S: Der Schauspieler und unsere Lehrerin? S: Nein. S: Schaut’s, wie der Oliver schreien versucht. S: Aber man hört eh gar nichts. S: Rapetape ist das Beste. S: Sag’ ich immer. S: Was? S: Die Pistole ist echt. S: Als ob eine Frau eine Pistole haben würde. S: Warum nicht? S: Woher denn? S: Von zuhause. S: Die ist aus dem Ghetto. S: Die spielt sich hier als Gangster auf. S: Gangsterin muss das heißen. S: In Favoriten hat eine Frau ihren Ex-Mann und sich selbst erschossen. S: Am Weltfrauentag. S: Gender, ich sag's doch. S: Sollen wir dich auch gendern, Oliver? S: Er ist so lieb, wenn er schreit. S: Voll süß. S: Der ist aber sicher nicht für dich reserviert. S: Wie er sich nach der Alten umdreht. S: Als ob die ihm helfen könnte. S: Nur weil ihre Augen offen sind. S: Aber die blinzelt nicht. S: Die ist tot. S: Und hat noch immer den Überblick. S: Glaubt sie. S: Aber Pistole hat sie keine. S: Die hab‘ ich. S: Woher hast du dein Spielzeug? S: Von deinem Papa gestohlen? S: Der ist doch längst abgehauen. S: Mit einer Jungen. S: Kann ich verstehen. S: Deine Mutter ist ja voll schiach. S: Schleich' dich. S: Wie die Mutter, so die Tochter. S: Voll. S: Ich werd' euch alle mitnehmen. S: Schleich dich. S: Red' keinen Scheiß. S: Frauen laufen nicht Amok. S: Pumm! S: Aaahhh! S: Blutfontäne! S: Jetzt liegt die nächste. S: Das ist Ketchup. S: Das ist Bühnenblut. S: Bühnenblut. Wie das schon klingt. S: Das ist voll die Sauerei. S: Das kann gar nichts. S: Da spiel‘ ich nicht mit. Ich geh' auf's Klo. S: Speiben? S: Ritzen? S: Haare glätten? S: Mich umbringen. S: Wie denn? S: Du bleibst schön hier. S: Aber sie ist schiach. S: Schleich' dich. S: Pumm! S: Aaaahh! S: Hilfe! Oh mein Gott! S: Soll das eine Panik sein? S: Du musst mehr zucken, sonst macht es keinen Spaß. S: Du musst mehr umbringen. S: Die Menge macht den Unterschied. S: Pumm! S: Mehr. S: Pumm! Pumm! S: Mehr! S: Ich mach’ das, wie ich will. S: Eh. S: Wer die Pistole hat, macht die Regeln. S: Wer hat die Regel? S: Ich. S: Ich auch. S: Voll schiach. S: Pumm! Pumm! S: Oben Blut. S: Unten Blut. S: Alles gut. S: Gut machst du das. S: Nicht schlecht, für’s erste Mal. S: Danke. S: Weiter. S: Du musst es auskosten. S: Du musst schneller werden. S: Du musst dir was überlegen. S: Wer hat das erste Mal schon schön gefunden? S: Ich! S: Pumm! S: Ich nicht. S: Pumm! S: Das war gut. S: Das war böse. S: Jetzt wird’s dann langsam fad. S: Wenn alle einfach umfallen. S: Und das Blut spritzt. S: Und der Oliver nicht schreien kann. S: Aber so lieb schaut. S: Der wird noch schauen. S: Ganz blöd schauen wird der. S: Du darfst es nicht verraten. S: Dann ist die Spannung weg. S: Ich muss mir noch die Haare glätten. S: Kannst dich ja am Klo am Heizkörper aufhängen. S: Bist deppert? S: Nein. S: Geht das überhaupt? S: Das machen voll viele so. S: Echt. S: Mit einem Gürtel. S: Arg. S: Solltest gleich einmal probieren. S: Ich geh' dann jetzt. S: Niemand geht hier raus. S: Komm, sei nicht so. S: Pumm, pumm. S: Super, schön langsam wird der Boden voll. S: Gott sei Dank liegt das Sackerl nicht mehr da. S: Sonst wär's voll dreckig. S: Voll schiach. S: Voll der Blutboden. S: Die Alte würd’ jetzt was sagen, Kinder? S: Blut und Boden-Dichtung. S: Haha. S: Geil. S: Wir sind Dichterinnen. S: Dicht bist du. S: Fett bist du. S: Schiach bist du, sonst gar nichts. S: Soll ich die Polizei rufen? S: Irgendwer muss die Polizei rufen. S: Geh' sterben. S: Mir ist fad. S: Hast du noch eine Pistole? S: Ja. S: Gut. S: Willst mitspielen? S: Zu zweit schaffen wir mehr. S: Seid's ihr auf einmal zu zweit? S: Ja. S: Pumm, pumm, pumm. S: Bist du. S: Tut gut, oder? S: Ja. S: Erschießt's ihr mich auch? S: Ja. S: Wieso? S: Weil du schiach bist. S: Weil du dumm bist. S: Weil du du bist. S: Wieso? S: Leider geil. S: Pumm. S: Pumm, pumm, pumm. S: Ich find' euch irgendwie lieb, ihr zwei Lesben. S: Was? S: Kommt das jetzt schon wieder? S: Mit euren Pistolen und so. S: Phallussymbole. S: Schwanzersatz. S: Hat euch noch niemand gefickt? S: Halt's Maul. S: Ins Maul. S: Wenn's stimmt. S: Weil ihr zu schiach seid. S: Mit euren Achselhaaren. S: Ich hab's beim Turnen gesehen. S: Voll schiach. S: Ich wollt' euch ja grad auf Facebook stellen. S: Ein Video. S: Mit den ganzen Toten. S: Mit eurem Pumm, Pumm! S: Aber selbst für Youtube seid's ihr zu schiach. S: Das packt mein Handy nicht. S: Ist auch nur ein Mensch. S: Weil ihr einfach… S: Pumm. S: Pumm. S: Pumm, pumm. S: Jetzt sind alle weg. S: In unserer Klasse. S: Voll schnell gegangen. S: Voll. S: Nur der Oliver schaut noch zu. S: Aber sagen tut er nichts. S: Wir sind am Wort. S: Nur du und ich. S: Red' nicht so schwul. S: Erschießt du mich? S: Später schon. S: Und dich selbst auch? S: Fix. S: Gehen wir noch in eine andere Klasse? S: Oder ins Lehrerzimmer? S: Zum Billa? S: In den Kindergarten? S: Kinder, bist wahnsinnig? S: Eh schon wurscht. S: Aber Kinder? S: Geh' bitte. Scheiß dich nicht an. S: Ich werd' sicher keine Kinder. S: Warum nicht? S: Weil sie... ich weiß nicht, weil sie. S: Weil sie's verdient haben. S: Bist wahnsinnig? S: Weil sie's noch nicht selber hinkriegen. S: Nicht? S: Angeblich nicht. S: Aber ist das nicht voll. S: Voll geil wär das. Gehen wir einfach da runter. S: Und? S: Mütter und Kinder zuerst. S: Nein. S: Du bist aber scheiße drauf. S: Scheiße ist das. S: Aber schau sie dir an, wie sie alle am Boden liegen. S: Und das Blut glänzt. S: Wie ein Bild. S: Wir sind Künstlerinnen. S: Voll die Blutpoetinnen. S: Wie die alle dreinschauen. S: So glücklich. S: Fast wie Kinder. S: Zufrieden. S: Eben. S: Bist bereit? S: Ich muss mir noch schnell die Haare glätten. S: Willst mich verarschen? S: Wenn wir ins Fernsehen kommen. S: Scheiß drauf. S: Dann will ich schon schön ausschauen. S: Wenn'st jetzt Haare glätten gehst. S: Dann? S: Dann erschieß' ich dich. S: Sei nicht so. S: Ich schieß' dir sowieso ins Gesicht. S: Echt? S: Damit alles weg ist. S: Eh besser, glaub' ich. S: Sicher. S: Aber dir selbst dann auch, oder? S: Fix. S: Nicht dass dann von dir ein Foto... S: Nein. S: Wir könnten jetzt noch schnell eins machen. S: Für? S: Die Ewigkeit. S: Die zwei Killergirls vor dem Massaker. S: Was heißt da vor dem Massaker? Am Boden liegt schon ein ganzer Haufen. (Vgl. ENDE) S: Scheiß drauf. S: Wir sind schon mittendrin. S: Wir werden berühmt. S: Wie die Kampusch? S: Die ist fett. S: Jetzt schon. S: Wie der Typ aus Amerika. S: Wer? S: Wurscht. S: Lächeln. S: Cheese. S: Facebook. S: Ich schau' voll scheiße aus. S: Ich auch. S: Scheiße. S: Wir sollten jetzt wirklich. S: Ok. S: Bist du bereit? S: Bin bereit. S: Für den Abschluss. S: Packen wir den Oliver gemeinsam? S: Sicher. Teamwork. S: Schrei doch nicht, Oliver. S: Es hört dich eh keiner durchs Tape durch. S: Setzen wir ihn auf den Sessel da. S: Ich tape ihn gleich richtig fest. S: Ruhig, Oliver. Ist gleich vorbei. S: Haha. S: Die Narbe fühlt sich fast echt an. S: Glaubst, kriegt der einen Steifen, wenn wir ihn aufhängen? S: Wieso einen Steifen? S: Das hab ich mal wo gehört. S: Das wär voll gemein. S: Was? S: Jetzt reiß dich zusammen, Oliver. S: Was wär gemein? S: Wenn wir ihn noch einmal aufhängen. S: Glaubst wirklich, der hat sich schon einmal? S: Vielleicht schon. S: Geh, das ist nur ein Schauspieler. S: Wir sind alle nur Schauspieler. S: Und –innen. S: Und außen. S: Voll schlecht. S: Also erschießen wir ihn? S: Einfach pumm. S: Einfach pumm. S: Es tut gar nicht weh, Oliver. S: Wie der dreinschaut. S: Der will ja richtig leben. S: Der hat voll die Angst. S: Selbstmörder mit Todesangst. S: Voll paradox. S: Voll das Streberwort. S: Ich zähl‘ von 5 runter. S: Denk‘ an was Schönes, Oliver. S: 5. S: An mich zum Beispiel. S: 4. S: Oder an deine Freundin von damals. S: 3. S: Nicht zittern. S: 2. S: Kopf hoch. S: 1. S: Pumm. S: Jetzt ist er weg. S: Der rührt sich nicht mehr. L: Fantastisch. S: Danke. S: Schaun’S, er ist wirklich bewusstlos. S: In echt. S: Und er hat sich angepisst. L: Oje, das war nicht der Plan, aber man kann nicht alles vorhersehen. S: Kein Drama. S: Das Leben ist keine Generalprobe. S: Psychodrama. L: Ein humanistisches Psychodrama. S: Eh. S: Ich bin voll aufgegangen in meiner Rolle. S: Du warst echt authentisch. S: Du aber auch. S: Danke. S: Danke. L: Entschuldigung, können jetzt bitte alle wieder aufstehen und gleich das Blut ein wenig zusammenräumen. S: Das ist voll mühsam immer. S: Kann das nicht die Putzfrau machen? S: Haben wir hier überhaupt eine Putzfrau? S: Oder muss die eine von uns spielen? S: Ich mach das schon. S: Oida. S: Mir ist voll die Hand eingeschlafen vom Liegen. S: Weil’st fett bist. S: Solang dir nicht beim Masturbieren die Hand einschläft. S: Aus Desinteresse. S: Weil'st so fett und langweilig bist. S: Zum Einschlafen. S: Zum Wegsterben. S: Da kriegen sogar Aliens ein Alien-Hand-Syndrom. S: Oida. L: Jetzt sind wir aber wieder lieb und nicht mehr in unseren Rollen. S: Die hat aber noch immer Fettrollen. S: Schleich dich. S: Das nächste Mal will ich die Amokläuferin spielen. S: Nein, ich. L: Jeder kommt einmal dran. Das haben wir von Anfang an so vereinbart. S: Voll. S: Super. S: Voll. S: Scheiße. L: Aber jetzt machen wir einen Sesselkreis und atmen tief durch und reflektieren, was in dieser Stunde geschehen ist. S: Die Feedback-Runde. S: Die hat mich voll erschossen. S: Bla bla. S: Die hat mich voll erschossen. S: Sharing. S: Shooting. S: Die hat mich voll erschossen. S: Du bist ein shooting star. S: Du bist sinnlos. S: Die haben uns alle erschossen. S: Weil wir schiach sind. S: Weil wir fett sind. L: Weil es notwendig ist. S: Weil Sie alt und fett und schiach sind und magersüchtig. S: Oida. L: Bitte. S: Weil du dumm bist und nichts checkst. L: Bitte, jetzt sind wir aber wieder wir selbst und atmen tief durch und konzentrieren uns für eine Minute ganz auf uns und wir spüren, wie sich der Brustkorb hebt und senkt und wieder hebt. Und so bleiben wir jetzt und fühlen uns und wie es uns gut geht, weil wir in der Gruppe sicher sind. S: Sicher. S: In einer Gruppe voller Amokläuferinnen sicher? S: Ich glaub‘, die spürt sich nicht ganz. L: Und atmen ein. S: Spiel dich nicht auf. S: Es ist vorbei. L: Und atmen aus. S: Erst nächste Woche wieder. S: Da muss dann aber mehr Blut her. S: Ich bring‘ ein fettes Messer mit. S: Du bringst dein fettes Fett mit. S: Schleich dich. L: Bitte, ganz ruhig jetzt. Wir atmen ein und aus und spüren uns und so warten wir, bis der Oliver wieder aufwacht. Er ist ja unser Gast heute und er hat uns sicher noch einiges zu sagen. S: Er ist ein Schauspieler. S: Ein schlechter. L: Er zeigt uns. S: Was denn? S: Dass er sich nicht umgebracht hat? S: Angepisst hat er sich. S: Voll schiach. S: Voll mühsam das Warten. S: Voll. L: Und einatmen. S: Wann wacht der endlich auf? S: Da war ja die Kleine aus der 1. Klasse vorige Woche besser beisammen. S: Und die hat viel lieber geschrien. L: Und ausatmen. S: Voll echt. S: Die war insgesamt viel handlicher. S: Und angepisst hat sie sich auch nicht. L: Und einatmen. S: Wir sollten denen sagen, dass sie nichts trinken dürfen davor. S: Aber dann ahnen sie vielleicht was. S: Was denn? L: Und ausatmen. S: Wer soll was ahnen? S: Ich mein, das kann sich niemand vorstellen, glaub ich. S: Voll. S: Voll nicht. S: Voll. L: Wir fühlen nur uns selbst und atmen und sind rein und alle Probleme sind weg. S: Glauben Sie das wirklich? S: Oder spielen Sie das nur? L: Ich bin rein und alle Probleme sind weg. S: Bist du. S: Voll arg. S: Die glaubt das wirklich. S: Voll die Selbsthypnose. S: Kann ich verstehen, dass die niemand mag, wenn die so abdreht. S: Oida. L: Ich bin im Zentrum und ihr seid meine lieben Schülerinnen. Es geht mir gut. Es geht euch gut. Es geht uns gut. S: Jetzt braucht sie nur mehr zu singen anfangen. S: Jede Zelle meines Körpers ist glücklich. S: Jede Körperzelle fühlt sich wohl. S: Mitsingen! Alle! S: Jede Zelle an jeder Stelle. S: Jede Zelle ist voll gut drauf. S: Der Oliver bewegt sich. S: Na endlich. O: Wo… wo bin ich? S: Hier. L: Sie sind unser Gast, Oliver. Sie sind heute zu uns gekommen, um über Ihre Erfahrungen mit dem Thema Selbstmord zu reden. S: Mit dem Thema Selbstmordversuch. O: Aber… aber die haben mich erschossen. Hilfe! S: Hilfe! S: Oh mein Gott! O: Erschossen. Ich, ich blute. S: Das ist nur Bühnenblut. S: Du hast dich nass gemacht. S: Du hast dich angepisst. S: Zu viel getrunken. S: Zu viel Angst. S: Und du hast Selbstmord begangen. O: Was? Ich verstehe nicht… S: Aber du lebst. S: Du lebst noch immer. O: Ich… war ich bewusstlos? Was ist passiert? Ihr zwei habt alle, ich erinnere mich, oh mein Gott! S: Oh mein Gott! O: Ihr habt alle erschossen! Und jetzt… S: Jetzt sitzen wir alle hier. S: Und du bist der Loser. S: Hast dich weder selbst umgebracht noch richtig erschießen lassen. O: Ich… S: YOU LOVE LIFE. S: Ha ha. L: Wie geht es Ihnen, Oliver? O: Bitte? Ich kann mich nicht bewegen. S: Wie es dir geht, Oliver? L: Sehen Sie, wir sitzen hier in einem Sesselkreis und atmen und es geht uns gut. Wir sind sicher. Das Spiel ist vorbei. Wir sind wieder rein. S: Das geht in meinen Kopf nicht rein. S: Dass die das glaubt. S: Dass Sie das glauben. L: Soll ich es. S: Sollen wir das Zellenlied singen? S: Jede Zelle meines Körpers ist glücklich. O: Ich verstehe Sie nicht, die haben ja alle erschossen. S: Jede Körperzelle fühlt sich wohl. S: Alle mitsingen! S: Nein. Niemand hat wen erschossen. S: Jede Zelle an jeder Stelle. S: Nein. S: Jede Zelle ist voll gut drauf. S: Voll nicht. S: Jede Zelle an jeder Stelle. O: Aber das Blut? S: Aber das Blut? S: Jede Zelle ist voll gut drauf. O: Und warum sitze ich auf diesem Sessel? S: Angepisst hast du dich. O: Scheiße. Das ist mir… aber… ich meine, das ganze Blut überall? S: Ketschup. S: Bühnenblut. S: Schauspielerinnen. S: Wir sind Schauspielerinnen. O: Aber… aber was soll das? Ich kapier‘ das nicht. S: Leider. S: Du bist voll der schlechte Schauspieler, Oliver. S: Wenn du überhaupt so heißt. S: Voll. O: Warum macht ihr das? S: Bloß so. O: Was? S: Warum erfrischt mich das Töten nur so? S: Ha ha. S: Voll witzig. L: Bitte, meine Lieben, lasst es mich dem Oliver erklären. S: Aber bleiben Sie rein. S: Und aufs Atmen nicht vergessen. S: Ich muss mir gleich was ins Blut reinleeren. S: Sonst pack ich das nicht. S: Voll. S: Jetzt muss sie es wieder erklären. S: Jedes Mal das selbe Theater. S: Wir sollten es einfach so tun. O: Worum geht es hier? S: Warum? S: Worum? O: Was? Kann mir bitte irgendjemand… Und warum sind meine Hände und Füße gefesselt? L: Wir hatten letztes Jahr so einen Fall in der Klasse und da habe ich mir überlegt, dass es für besondere Ereignisse besonderer Methoden bedarf. S: Haben oder nicht haben. S: Einen Fall heißt, dass wir jetzt eine weniger sind in der Klasse. S: Die hat nie was gesagt. S: Zehn kleine Jägermeisterinnen. S: Rauchten einen Joint. S: Und nie was getan. S: Eine hat es umgehaun. S: Nur sich selbst. S: Da waren‘s nur noch neun. S: Du kannst nicht einmal richtig zählen. S: Aus dem Fenster ist sie gesprungen. S: 6. Stock. S: Sicher? S: Sicher. S: Pumm. S: Tot. S: Jede Zelle. S: An jeder Stelle. S: Die hat’s geschafft. S: Ist voll tot drauf. O: Oh, das tut mir leid. S: Haha. O: Das ist furchtbar. S: Ja. S: Furchtbar. S: Ja. S: Die war gar nicht so fett. S: Und nur ein bisschen schiach. S: So mittelschiach. S: Und mittelfett. S: So Diätjoghurt-fett. S: So Kik-schiach. S: Voll. S: Sei still. S: Voll. O: Aber warum bin ich…? S: Oida. S: Warum? S: Worum? O: Was? S: Was? L: Und meine Schülerinnen waren ganz verstört und sprachlos und haben nicht gewusst, wie sie mit diesem Trauma umgehen sollen. S: Voll. O: Das kann ich verstehen. S: Nichts verstehst du, ehrlich. S: Gar nichts. S: Das war voll schiach. S: Voll. S: Wie wenn sie dir dein Bein amputieren. O: Was? S: Ob wir dir dein Bein amputieren sollen. O: Was? S: Hilfe! O: Hilfe! S: Ha ha. S: Aber das Trauma. L: Das Trauma war da. S: Und ihr Sessel steht noch immer da und starrt uns an. S: Eine Leerstelle. S: Eine Frage an ihrer Stelle. S: Es ist nur ein Sessel. S: Ein Sessel ist ein Sessel ist ein Sessel. S: Sie fehlt und bringt keine Entschuldigung. S: Voll. S: Fehlstunde um Fehlstunde. S: Der Sessel als Beweis. S: Ihr Sessel. S: Wie er dasteht. O: Aber… aber ich seh‘ gar keinen leeren Sessel. S: Pff. S: Vollkoffer. S: Opfer. O: Was? S: Der checkt gar nichts. O: Wo ist ihr Sessel? S: Pff. S: Voll. L: Und seitdem machen wir einmal in der Woche jeux dramatiques. O: Ihr macht was? S: Wir spielen. S: Kunst. S: Performance. S: Ein Schauspiel. S: Eine Aufführung. L: Es ist ein aggressives Psychodrama. S: Wir führen uns auf. S: Voll. S: Voll die Psychos. S: Voll das Ketchup-Massaker. S: Immer bis alle tot sind. S: Oder fast alle. S: Wir werden voll die Maschinen. S: Emotionsmaschinen. S: Gewaltroboter. S: Power-Poetinnen. S: Power-Porno-Poetinnen. O: Ihr seid ja voll abgedreht, alle. Ich… kann mich bitte jemand losbinden? S: Nein. O: Hilfe! S: Hilfe! L: Hilfe! S: Wir sind der Chor. S: Wir sind der Krieg. S: Wir sind das Schauspiel. O: Was? L: Die Schülerinnen haben hier die Möglichkeit, in Rollen zu schlüpfen, die ihnen unter normalen Umständen nicht zugänglich sind. S: Speckrollen. S: Frühlingsrollen. S: Hechtrollen. S: Augenrollen. S: Zwinker. L: Bitte. Das ist jetzt schon ernst. Also, Oliver, sie können ihre Ängste und Fantasien ausleben. Sie transformieren ihre verdrängten Energien in Aktionspotenzial. S: Acting out. S: Transformers. S: Transformerinnen. S: Voll. S: Voll die Transen. S: Transfettsäuren. S: Ha ha. O: Aber… aber warum? S: Warum? S: Worum? O: Was ist meine Rolle? Ich wollte doch… Ich wollte doch nur von meinem Selbstmord berichten. S: Den du nicht hättest begehen müssen. O: Was? S: Den du nicht hättest begehen müssen. S: Voll unnötig. S: Total. S: Wir spielen das alles. S: Wir haben uns schon vergiftet, aufgeschlitzt, aufgehängt natürlich. S: Sind aus dem Fenster gesprungen, vor die U-Bahn, in ein Auto. S: Haben uns auf die Schienen gelegt. S: Haben uns in den Kopf geschossen. S: In den Mund. S: Den Bauch aufgeschlitzt. S: Manga-Samurai-Scheiß. S: Sind in die Donau gegangen. S: Haben uns am Klo am Heizkörper den Gürtel gegeben. S: Ein Plastiksackerl über den Kopf gezogen. S: Alles. O: Ich versteh‘ das nicht. S: Den Kopf in einen Schraubstock gespannt. S: Die Luft angehalten, bis es aus war. S: Verhungert. S: Überfressen. S: Voll. S: Voll. O: Wie könnt ihr nur so tun, als ob das ein… ein Spiel wär? S: Wer tut so? S: Wer tut was? S: Warum? O: Ich versteh euch nicht. S: Worum? S: Da gibt es auch nichts zu verstehen. L: Sie müssen es tun. Und es ist ein Spiel. S: Erkläre es mir und ich werde es vergessen. S: Zeige es mir und ich werde es erinnern. S: Kurz. S: Lass es mich selber tun und ich werde es begreifen. L: Das ist Pädagogik. O: Was soll das sein? So was wie Selbstmord- und Amokpädagogik? Das ist ja krank. S: Voll. S: Herzlichen Dank. S: Guter Namen. S: Und was sich reimt ist gut. S: Gesund ist das. L: Nein, Oliver. Das ist eine radikale Form der Verarbeitungs- und Präventionspädagogik. S: Eh. S: Genau. L: Eine psychohygienische Maßnahme. Eine pseudo-homizidale Suizidtraumabewältigungstherapie. O: Eine was? L: Sie hat sich getötet und hinterlässt ein Loch. S: Und wir füllen das Loch. S: Wir penetrieren es. S: Aktiv-phallisch. S: Pulsierend. L: Wir füllen es im Spiel. S: Die Pistole als Schwanz. S: Mit Blut. S: Mit unserem Blut. S: Eine wöchentliche Menstruation. S: Theatralische Totgeburten. L: Das Blut als Reinigung. S: Ketschup. L: Das Blut als Blut. S: Fake. L: Radikale Inszenierung unseres Widerstands. S: Gegen die Ohnmächtigkeit. S: Gegen deine Ohnmacht. L: Unsere Blut. S: Gegen dein Anpissen. S: Voll. O: Und, ich meine, ich. S: Was du… du? O: Ich kann jetzt einfach wieder gehen und so? Ihr bindet mich jetzt gleich los, oder? L: Es geht um die intersoziale Bindung. S: Nein. L: Um die Verbindung zwischen den Zuschauern und den Spielerinnen. S: Voll. S: Was? S: Nein. S: Kommt gar nicht in Frage. O: Wieso? L: Sehen Sie, es ist nicht ganz so einfach. O: Was? Es ist schon einfach. Ich verlange… ich will sofort hier raus! Hilfe! S: Rettet mich! S: Hilfe! S: Du bist noch an den Sessel getaped. S: Mit Rapetape. O: Warum? S: Worum? S: Was? L: Sehen Sie, diese Therapie funktioniert nur, wenn wir eine starke Gruppe sind. Die Aggression darf sich nicht gegen die Gruppe selbst richten. Wir dürfen es nicht in uns hineinfressen. S: Weil wir sonst fett werden. L: Uns nicht ins eigene Fleische schneiden. O: Lasst mich hier raus! S: Ich hab’s ja gesagt, ich nehm nächste Woche ein Messer mit. S: Voll. O: Hilfe! Rettet mich! S: Oh mein Gott! L: Hilfe! S: Rettet mich! L: Eine starke Gruppe müssen wir sein. S: Die über alles reden kann. S: Die reflektiert. S: Die perfekt zusammenspielt. L: Hilfe! S: Die in ihrer Rolle aufgeht. O: Ich will jetzt sofort weg von hier! S: Ruhe. L: Oliver, bitte seien Sie still. Sonst müssen wir Ihnen wieder den Mund verkleben. O: Nein, ich… Hilfe! Ich will hier raus! Hilfe! S: Der Direktor und die anderen Klassen wissen es eh. S: Du meinst das Publikum. S: Voll. S: Die wissen eh. S: Dass es immer ein wenig laut zugeht in dieser Stunde. S: Und dass jemand Hilfe! Rettet mich! Oh mein Gott! schreien wird. S: In seiner Rolle. S: Im Spiel. L: Er vertraut meiner radikalen Pädagogik. O: Hilfe! S: Hilfe! L: Hilfe! O: Hilfe! S: Alle mitschreien bitte! Hilfe! S: Hilfe! O: Hilfe! S: Voll umsonst. S: Der checkt gar nichts. S: Du kommst nicht mehr raus. S: Du warst schon tot, bevor du die Tür geöffnet hast. O: Hilfe! Rettet mich! S: Oh mein Gott! S: Hilfe! S: Ha ha. S: Ein toter Selbstmörder. S: Mit Todesangst. L: Hilfe! S: Hilfe! S: Alle! S: Hilfe! O: Hilfe! L: Niemand verlässt unsere Gruppe. S: Niemand. S: Niemand. S: Niemand. L: Eine haben wir schon verloren. Aber das passiert uns nie wieder. O: Hilfe! Hilfe! L: Das kann ich nicht zulassen. Ich bin für meine Schülerinnen verantwortlich. Ich bin die Hirtin! S: Beruhig dich. O: Hilfe! S: Hilfe! Hilfe! S: Voll anstrengend das Schreien. L: Sie werden den Raum nie wieder verlassen. O: Nein! Was habt ihr vor? Ich werde nicht… Hilfe! S: Voll lieb. S: Voll. S: Unser Oliver. L: Wir werden den Oliver in guter Erinnerung behalten, nicht wahr? S: Fix. S: Sicher. S: Voll. S: Der hat ganz toll mitgespielt. L: Ganz toll. Er hat seinen Beitrag geleistet, damit wir es verarbeiten können. O: Welchen Beitrag? S: Geh bitte, Oliver. O: Was? S: Hilfe! S: Soll ich beginnen? S: Soll ich aufmachen? O: Was aufmachen? S: Ja! S: Ja! S: Beginnen wir! L: Wir spielen mit doppeltem Boden. S: Hilfe! L: Hilfe! O: Hilfe! Hilfe! S: Hilfe! O: Hilfe… was? S: Mach‘ die Bretter auf. S: Links vorne ist noch Platz, glaube ich. O: Rettet mich! S: Hilfe! L: Rettet mich! S: Haha. S: Oh mein Gott! S: Die Klasse ist unsere Bühne. S: Und die alten Stücke. S: Die Figuren. S: Und die ganzen Toten. S: Die bleiben hier. L: Unter uns. S: Im Boden. S: Als Erinnerung. S: Als Warnung. S: Zum Angreifen. S: Damit wir es fühlen. S: Damit wir es riechen. L: Damit es nicht noch einmal passiert. S: Damit es nicht noch einmal passiert. L: Sie bleiben hier in diesem Raum, als Nährboden für die Gruppe. Als Friedhof. S: Für unseren Seelenfrieden. L: Als Humanfundament meiner Präventions- und Posttraumapädagogik. S: Als Friedhof des Psychodramas. S: Wir sind Psychodamen. S: Voll. S: Voll nicht. O: Ich will nicht. S: Bist du bereit? S: Bist du bereit, Oliver? O: Nein! S: Rettet mich! S: Hilfe! O: Ich will nicht sterben. S: Oh mein Gott! S: Hilfe! S: Was hat er gesagt? L: Los. O: Nein! S: Doch. S: Ich will nicht, hat er gesagt. S: Dass er nicht sterben will. S: Angepisst, angebunden, angeschissen. L: Los, macht ihn fertig. S: The final countdown. S: 10. O: Ich will verdammt noch mal nicht sterben! S: 9. S: Wir wollen vieles nicht. S: 8. O: Ich will nach Hause. S: Warum? S: Acht kleine Jägermeisterinnen fuhren gerne schnell. S: Worum? S: 7. S: Fuhr‘n nach Düsseldorf, eine fuhr nach Köln. O: Bitte lasst mich am Leben. Bitte. Bitte! S: Warum? S: Eine für alle, alle für eine. S: Wenn einer fort ist, wer wird denn gleich weinen? O: Bitte. S: Einmal trifft's jeden, ärger dich nicht. O: Bitte. S: So geht's im Leben, du oder ich. S: 6. S: Nie wieder Sex, Oliver. S: Nur mit der toten aus der ersten Klasse. S: Am Boden. S: Im Boden. S: Postmortale Pädo-Nekrophilie. S: Oida. O: Ihr seid ja keine Menschen. S: 5. S: Wir sind trauernde Menschen. L: Sie trauern aktiv. S: Aber wir weinen nicht. S: Weil eh du weinst. O: Ich. S: Ja, wein‘ ruhig. S: Lass es raus. S: 4. S: Vier kleine Jägermeisterinnen bei dem Bundesheer. S: Sie tranken um die Wette, die Beste gibt's nicht mehr. O: Ich möchte noch leben. Die nächste Rolle spielen. S: Aber du wirst uns verraten. S: Selbstmörder! S: Verräter! L: Er wird zum Direktor gehen! O: Nein! S: 3. O: Nein. Nein. Bitte. S: Gern geschehen. O: Nein. Der Direktor wird mir nicht glauben. S: Warum? O: Weil er glauben wird, dass es sich um einen Teil davon handelt. S: Worum? O: Um einen Teil eures Spiels. L: Das ist kein Spiel mehr. S: Wir machen jetzt Ernst. L: Ich meine es ernst. S: 2. O: Bitte. S: Bitte. S: Hilfe. O: Oh mein Gott. S: Wir stellen uns alle ganz nah an den Oliver. S: Ganz dicht. S: Voll dicht. S: Dichter. S: Dichterinnen. S: Er wird zum Mittelpunkt. L: Zum Zentrum. S: Zum Loch. S: Hier ist das Messer. O: Ich… will… leben. S: Wie pathetisch. S: 1. O: Ich will noch nicht gehen. S: Einmal muss jeder gehen. S: Und wenn dein Herz zerbricht. S: Davon wird die Welt nicht untergeh’n. S: Mensch, ärger dich nicht! O: Bitte. L: Los! S: Los! S: Schnitt! S: Blut. S: Tot. S: Pumm. S: Das Ende. S: Aber es ist nur Bühnenblut. S: Voll. S: Er hat die Augen noch offen. S: Die Narbe ist nur aufgemalt. S: Er lebt. S: Er ist ein Schauspieler. S: Eh. S: Warum sagt er nichts? S: Worum? S: Was? L: Weil er leben will. S: Sag schon was, Oliver. S: Weil er sich angepisst hat. S: Weil er Bitte gesagt hat. S: Voll. S: Geh bitte. L: Bindet ihn los. S: Wie er uns anschaut. S: Sag doch was, Oliver. O: S: Oder sag doch lieber nichts. S: Geh einfach. S: Nach Hause. S: Leben. S: Wir machen hier schon weiter. S: Nächste Woche. S: Er steht auf. S: Er wirkt ganz müde. S: Vom langen Sitzen. S: Vom Sterben. S: Vom Versuchen. S: Er geht zur Tür. L: Das habt ihr gut gemacht. S: Er geht ganz langsam. S: Voll. L: Ich glaube, das hat uns gut getan. S: Er bleibt noch einmal stehen. L: Ich glaube, der hat uns gut getan. S: Und dreht sich um. S: Warum? S: Worum? S: Weil er was sucht. S: Was? S: Weil er wartet. L: Weil er auf euch wartet. S: Dass wir was tun? S: Dass wir was tun? S: Es ihm erlauben? L: Ihm sagt, dass er wirklich gehen darf. S: Mit einem Kopfnicken? S: Mit einer Handbewegung. S: Mit einer Verbeugung? S: Mit Applaus? L: Mit Applaus. O: S: Auf Wiedersehen, Oliver. L: Lasst ihn endlich gehen. S: Jetzt geh schon. S: Raus, in dein scheiß Leben. S: Zurück in deine Klasse. S: Geh schon. L: Und klatscht. S: Voll. S: Klatschen wir. S: Klatschen wir. l Oliver in einem Interview nach der Uraufführung: „Entweder alles hängt zusammen oder gar nichts. Aber das wäre entweder Wahnsinn oder sinnlos. Nur, dazwischen, da gibt es nichts, nicht einmal Leere. Verstehen Sie?“ li 3096 Zeichen lii Ein Raum ohne Fenster ist nur schlimm, wenn man nach draußen will. liii NACHSCHAU PAKTS AM AUSSCHANK CAMP HAT UNACHTSAM CASH KAP AUSMACHT PACK HANS ANSCHAUT SCHAM KAP PASCHA ANKAM SUCHT PASCHA SCHAUM TANK PASCHA NACHTS KAUM PASCHA NACKT UMSAH PASCHA SACKT HUMAN ACTA SCHAH KUMPANS AUSNAHM SACHT PACK ANSAH SCHAUM PACKT HANSA HACKT CAMPUS ANKAM SCHACH PAUST AUSKAM SCHACHT PAN KAPAUN SCHACH SAMT KAPAUN SCHAM STACH KAPAUN SCHAM SACHT SAUNA SCHMACH PAKT PASSAU HACKT MANCH AAS SCHACHT KUMPAN SAAT SCHACH KUMPAN liv Der Begriff Anagramm bezeichnet einen Ort, der aus einem anderen Ort durch Umstellung (Permutation) der einzelnen Seiten oder Objekte gebildet wurde: Klo, Waschbecken, Tisch, Sessel, Kasten, Regal, Hochbett, Tränenbaum. lv Der Tränenbaum ist eine mehrjährige krautige Pflanze. Dieser Geophyt wächst aus einer Knolle, die bis zu 25cm Durchmesser erreichen kann. Dabei bildet die Konjakwurzel im späten Frühjahr ein einzelnes Laubkind, das an einen Baum in Form eines Regenschirms erinnert, und ebenso hoch wie breit ist. Die Angaben zur maximalen Höhe dieses Mädchens schwanken zwischen 1,3 und 2,5m. Es ist doppelt gefiedert und dreiteilig in zahllose blattähnliche Strukturen aufgelöst. Nach der anfänglichen Wachstumsphase bleibt das Mädchen den Sommer über stabil, bis die Nährstoffe im Herbst wieder in die Knolle einziehen. Die Reste des Mädchens trocknen aus und lösen sich dabei von der Knolle. Ihr Alltag ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Adulte Pflanzen bilden im zeitigen Frühjahr einen Blütenstand. Dieser besteht aus einem dunkelvioletten Kolben (Spadix), Länge bis zu 55cm (Quelle?), der von einem Hochblatt (Spatha) umhüllt wird. Auf dem Kolben sitzen unten die weiblichen und oben die männlichen Einzelblüten. Wie bei vielen Arten der Gattung Amorphophallus strömt dieser Blütenstand einen strengen Aasgeruch aus. Dieser lockt die Männer an, welche die Bestäubung sichern. Blütenökologisch handelt es sich um eine Kesselfallenblume. Die Bestäubung erfolgt in zwei Schritten. Die Männer werden in den Grund der Kesselfallenblume gelockt. Dort bestäuben sie die unten am Kolben sitzenden weiblichen Einzelblüten mit den von anderen Individuen mitgebrachten Pollen. Die Männer verharren am Grund der Spatha, bis die weiblichen Blüten nicht mehr bestäubt werden können. Erst dann öffnen sich die oben am Kolben befindenden männlichen Blüten und ergießen ihre Pollen auf das Mädchen, das die Pollen dann zum nächsten Blütenstand trägt. Durch diesen Mechanismus wird die Selbstbestäubung vermieden. lvi Die Mutation von Permutationen ist speziell für Genome ausgelegt, die selbst Permutationen einer Menge sind. Dabei werden Teile des Genoms verschoben oder gespiegelt. lvii ATGC ATCG AGTC AGCT ACTG ACGT TAGC TACG TGAC TCAG GATC GTAC CGTA GCTA CTGA TCGA GTCA TGCA CGAT GCAT CAGT GACT CTAG CATG lviii Ein Klown in Wolken: Mein Klon. lix Warum ist Natascha Kampusch keine gute Ehefrau? Wenn du sie um ein Bier in den Keller schickst, braucht sie acht Jahre, bis sie wieder raufkommt. lx Erstaunlich an Natascha Kampusch und Wolfgang Priklopil ist, dass der überaus häufige Buchstabe „E“ in keinem der beiden Namen vorkommt. Daher verwundert es kaum, dass der „ominöse Busenfreund des Entführers“, der ihm seine „Lebensbeichte“ vor dem „Suizid“ abnahm, den Namen Ernst Holzapfel trägt. („A“ ist Nataschas Buchstabe, er symbolisiert das In-die-Ecke-getrieben-Sein, das Sich-Zuspitzen der Situation, auch ein weiblicher Unterleib, der sich meist – nicht jedoch in Form des „U“s - versperrt, ist denkbar. „O“ steht eindeutig für Wolfgang Priklopil, das vollendete Konstrukt seines Gefängnisses, seines Plans, aber auch die Ausweglosigkeit und die ewige Wiederkehr des Gleichen, der langweilige Alltag mit nur einer Person; die beiden „I“ veranschaulichen seine zwiegespaltene sexuelle Begierde, die sich ja bekannterweise aktiv auf ein junges Mädchen und unterbewusst, passiv auf seine Mutter richtete. Der „Freund“ Holzapfel vereint die beiden Teile „O“ und „A“ - wir denken sicher auch an Alpha und Omega – und liefert mit seinem Vornamen – Ernst - das vokalische Bindeglied, den missing link, die Antwort in diesem rätselhaften Fall. Das Pseudonym am Grabstein des „Selbstmörders“ kann daher auch als Überkompensation des Wunschens nach Klarheit gelesen werden: Der anagrammierte Vornamen ergibt „klar“, vier „E“ drängen sich im Nachnamen, siehe Endnote lxv.) lxi Gegen die Einzeltätertheorie spricht vor allem der Anagrammgehalt von W.P.: „Wir fang Lollipop kg“. Es bedarf nicht viel Fantasie, um diese Botschaft zu interpretieren: „Wir“, das sind W.P. und seine Helfer (in den Medien ist von einem Pädaphilen-„Ring“ die Rede, auch dieses Wort ist natürlich im Namen enthalten), die ihr Opfer „fang[en]“ (die damals 12jährige Zeugin Ischtar A. sagt aus, zwei Männer bei der Entführung gesehen zu haben). „Lollipop“ und „kg“ stehen erstens für die zum Zeitpunkt ihres Verschwindens etwas rundliche, präpubertäre N.K., zweitens für die abgemagerte junge Frau, die bei ihrer Befreiung an den Stiel eines Lollipops erinnerte. lxii Ein kurioses Detail aus den Gerichtsakten: „[...] Der Stiel ist wesenstypisches Merkmal des Lutschers. Ohne einen solchen Stiel würde es sich nicht mehr um einen traditionellen Lutscher, sondern vielmehr um ein gewöhnliches Bonbon handeln. Das Besondere und Faszinierende am Lutscher und seit Generationen seine spezifische Attraktivität für Kinder Auslösende ist genau der Umstand, dass der Bonbonteil mit einem Stiel verknüpft ist. Damit handelt es sich bei dem Stiel nicht um eine bloße Handhabungshilfe. Eine solche ist zum Verzehr eines Bonbons – auf den sich das Produkt ‚Lutscher‘ bei Hinwegdenken des Stiels reduzieren würde – auch nicht erforderlich, da sich das Bonbon ohne weiteres in den Mund stecken lässt. Zusammenfassend lässt sich nach Auffassung des Senats festhalten, dass der Lutscher (Lolly) ohne Stiel kein Lutscher mehr ist.“ (OLG Köln, Urteil vom 3. Mai 2001, Az. 1 U 6/01) lxiii Weiteres Detail zum Namen „Priklopil“: Der Nachname ist in den österreichischen Medien meist falsch geschrieben, was sicherlich Absicht ist. Seinem Reisepass ist (neben Geburtsdatum: 14. Mai 1962, Augenfarbe: blau, Größe: 172cm, Beruf: Nachrichtenelektroniker, besondere Kennzeichen: keine) die richtige Schreibweise zu entnehmen: „PŘIKLOPIL“. Das Hatschek über dem „R“, ein nach „oben offener Winkel (umgekehrtes Dach)“, steht klarerweise für die tschechische Herkunft des Mannes, die man ihm medial streitig macht bzw. einfach verschweigt (die englische Wikipedia ist da mitteilsamer). Der Hauptgrund dafür dürfte im weltweiten Echo des KampuschFalles zu suchen sein, das aus Wolfgang P. einen österreichischen „(Anti-)Helden“ macht, weshalb der Nationalstolz alle (dia-)kritischen Zeichen verdrängt bzw. verbietet. In diesem Zusammenhang sei nochmals auf die nicht ernstgenommene Aussage der Entführungszeugin Ischtar A. (siehe Endnote xi) hingewiesen, auch sie eine Immigrantin, auch ihr Namen nicht in originaler Schreibweise: „Ištar“, eine mesopotamische Planetengöttin, die unter anderem auch als Göttin des sexuellen Begehrens und des Krieges verehrt wurde und damit symbolisch zu lesen ist. Betrachtet man das (an der Oberfläche nicht sichtbare) Hatschek genauer, wird klar, dass seine Funktion als „umgekehrtes Dach“ einen Verweis darstellt auf Schutzlosigkeit, das den Unbilden des Wetters (des Schicksals) ausgeliefert Sein, den oberen Teil einer Sanduhr, aus dem die Zeit jedoch nicht entrinnen kann; auf den Buchstaben „V“ wie Verlies und damit auf den Ort, der vom Dach, vom Licht, am weitestens entfernt ist: den Keller. lxiv Eintrag in einem Online-Forum von „Klotzi“, 5.3.2009: „Wäre sie freigegkommen und hätte sie der Polizei die Wahrheit auf den Tisch gelegt, dann wäre sie ein ,armes Hascherl‘. Sie hat es aber geschafft, nur bruchstückweise der Medienmeute zum Teil erfundene Märchen vorzuwerfen und hat versucht, ein Maximum an Geld herauszuholen, was dann in einer Schadensersatzklage gegen die Republik Österreich gipfeln sollte. Und das muss man ihr vorwerfen. Weiters sieht es so aus, als hätte sie durch ihr Verhalten verhindert, dass die Hintermänner erkannt werden, und somit vermutlich verhindert, dass ein großer Kinderpornoring auffliegt. Aber da hoffe ich doch, dass die Zukunft noch einige Erkenntnisse bringen wird. Und nur weil man als Kind entführt wird, bedeutet das noch lange nicht, dass man mit dem Entführer ein Leben wie ein Ehepaar führt, gemeinsam einkaufen und schifahren geht, ohne dass man die Möglichkeit zum Abhauen nutzt. Wenn sie ein geistig eingeschränkter Mensch gewesen wäre, dann wäre das verständlich, aber bei einer hoch intelligenten jungen Frau, die sie nun mal ist und was auch bewiesen wurde, fehlt jegliches Verständnis für so ein Verhalten.“ lxv Wolfgang Priklopil ist übrigens am Laxenburger Friedhof als Karl Wendelberger begraben. lxvi http://www.youtube.com/watch?v=qwomu8ulzzI&NR=1 lxvii Die Ex-Freundin eines „Kellerfreundes“, der nichts davon weiß. (Vgl. 23.10.2012) Wie er immer froh gewesen war, kein Stephan mit ph zu sein. Als ob es einen Unterschied machte. lxviii was er was er was ser was ser wass er was er was ser was ser was ser was ser was ser was er was er was ser was ser was er wars er wars er was er was er was ser was ser was ern wass ern was gern was gern was ger was ger was gä ren gä ren ge ren ge gen ge ren geh renn geh renn gä ren gä ren geh renn scho geh renn geh ren gä ren gä ren ge renn ge re gen re gen re gen re gen re scho re scho gen re gen re gen re scho re scho re gen re scho re gen re gen ge gen re gen scho re gen scho ge gen scho ge schon geh scho ge scho renn ge scho ren ge scho renn e ge scho renn eh geht scho renn eh ge scho re ne ge schuh re ne ge schuh re gen ge gen schuh renn eh ge scho ren ge schuh ren ge schu re gen schu he re gen schu he re ne ge schuh re ge ne ge gen schuh renn eh re gen reh lich und ehr lich und eh lich und un ehe lich und un end lich und un ehr lich und un und eh und un eh und ehr lich er und un ehe lich er und und und lich ter licht er und lich ter lich ter für mich lich ter für mich nicht er für mich nicht mehr für milch nicht der für mich nicht er für lich ter für lich ter für lich ter lich ter für lich ter lich für lich ter lich ter für dich ter für lich ter lich ter dich ter für mich dich ter lich ter für dich der lich ter dich ter für sich und un ehr lich und un und und und un ich und dich und un ehr lich und sie sich und er sich er lich er sicht lich dich und un er sicht lich sich und sich er lich sich und un ehe lich dich ding und un bin und am halm am alm am halm ha ben die haa re die haa re haa re haa re ha re ha re ha re ha ha re ha re ha re ha re re ha re ha re ha ha re re ha re ha re haa re ha reh haa reh haa reh haa reh halm er reh halm er ha re halm am alm am halm am re halm am haa re am ha reh halm er stick er stick er stich ten er stickt er lich ten sich er sticht er lich dich ehr lich sich mich un und un ehe lich sich er stich er lich er stickt er lich und un er stick er lich mich er stickt er dich nicht lich er stick halm am lich dich sie sich nicht er stick halm am stock holm o stock ost oft alm am stoff halm am stock alm am mal stock am alm ost am halm stoßt am oft stoßt am doch dich und un dich und ohne sich und ohne milch dich mit dich ter und un dich der stoßt sich dich lich er stoßt sie dich sich er lich er milch sie sich er lich er dich der halm am holm stoßt er sich dich der sie sich der der sie sich ter ger sie sich ter ge gen ge sich er lich ter ge gen sich ter lich er ge ge sich ter lich ter ge gen ge sich und un mich ter lich ter der gern der ge gen der sie sich lich ter lich der gern ge gen sich ge licht er da lacht er der ge gen gern und ker le ker le cker le cker le cker le ker le ker le ker le cker le cker (vgl. 13.10.) lxix Und während er mit ihr schläft, die Erinnerung an ein Traumgedicht (aber man schreibt es anders, es heißt nicht Traum): “My Ego shall with you go / my Super-Me shall be with your Super-You / our Ids just want it / I'm just my Mimim-Me / without a minimum of you.“ lxx B L G K L D K M J V B Y V K S N N J J S C lxxi Regen lxxii Den Text bitte um neunzig Grad nach links drehen und die Skyline als Film betrachten. lxxiii barf lxxiv Zum Namen: 1. Die Initialen verweisen klarerweise auf Adolf Hitler (jeweils zwei Buchstaben aus dem Vor- und Nachnamen stimmen ebenfalls überein, er trägt also den literalen Diktatorencode in sich. Dazu passend auch) 2. Als Anagramm lässt ergibt sich: „Ur“ „Bio“ und „Slash“ (es bleibt ein „E“ übrig, vgl. dazu Endnote lx), wobei „Ur-Bio“ für den vererbten genetischen Code, das Animalisch-Böse, das Ramboeske, das ein tödliches Programm startet, sobald es in die Enge getrieben/angegriffen wird, steht. „Slash“ ist an dieser Stelle natürlich kein Verweis auf den Gitarristen von Guns'n'Roses, sondern auf den „Schrägstrich“ in der Person des Täters: Alois/Alois. Seinem Waidmannskamerad Herbert H. gestand A.H. seinen „Slash“: „Es ist verrückt. Vor zwei Wochen hat der Alois zu mir gesagt, dass er schizophren ist. Ich habe versprochen, dass wir eine Lösung finden.“ Da hat der Freund (dessen Initialen ganz deutlich auf den Hitler-Gruß bzw. UR-88 verweisen) offenbar zu viel versprochen. 3. Der innere, seelische Konflikt des Protagonisten ist als weiteres Anagramm im Namen verschlüsselt: „Soul rieb A.H.” Die Kryptologen der Polizei sind momentan um weitere Dechiffrierungen bemüht, um die Hintergründe dieser Tat zu erforschen. lxxv Ein Forumpost: “das mindeste was man über den mann sagen kann ist dass er einen ordentlichen schuss hat.“ Vgl. 24.10., Flusser'sche Entdimensionalisierungsodyssee, kriegsästhetisch abgearbeitet am Widerstand eines medialen Helden, der nicht ek-sistieren will: John J. Rambo (1982, 1985, 1988, 2008). Von Stefan Pointner lxxvi Wenn er von Gefühlen redet, sagt er: Wenn er von Geflügel redet. Und damit meint er seinen Hunger, als Emotion. lxxvii Ich bin der Stier, der Staub, der Rammbock. Ich kaufe Little 'Nam. Ich bin zu böse, wie König Midas. Vgl. man:frau(drama) und god:stier(epos). lxxviii Vgl. 23.10. lxxix Kracht, Christian: 1979, Frankfurt am Main, 2012, S. 183. lxxx Mit der blutigen Klinge in der Hand ein singender Sensenmann verschwand. (Vgl. 23.2.) 1001001 1 der god ist grose, er siet si, eros, sper gros. god:stier(epos) 2 red rose, tis dreist ride goot is, step! er dort regit, drot pote: eros sie, sei ide, eros, rore! pres top. trop sie, tiger sogt poet. prestige, so ego god eros, rore si! des pote tiger-ide retter: gorde stier, tier. god got rose, tis is eror god store sie reit-piest er. port, dort sie. pote tres stiere. er reist rot eier, god eros si, sie rose stier. dog pose, pig sport rose sore. regit stier. retter, stop gost, stop tier! teror siegt, er diep, si se. god, it's togo! si retor. er drot tot. sie drei eier, tier. 4 ist re, is sper. poet sei eror:rore tiger retter reiste eros: sit, tier. 3 (tis is tiger regit reit-stier er tier.) Stefan Pointner TINEFSCH (ein Megadrama) Ort Ein nordkoreanisches Fußballstadion Personen 100.000 freiwillige SchauspielerInnen namens Kim auf dem Feld. Sie tragen zweifärbige Uniformen (vorne z.B. rot, hinten schwarz) und formieren sich jeweils so, dass in der unüberschaubaren, aber perfekt geordneten Masse die jeweiligen Wörter des Dramas sichtbar werden. Spontan klatschendes, kreischendes, weinendes Publikum Text Wird aus den Buchstaben TINEFSCH gebildet, wobei jeder Buchstabe nur einmal vorkommen darf. Für deutschsprachiges Publikum ergeben sich (u.a.) folgende Wörter (siehe unten): Die Fußnote stehen für Improvisation zur Verfügung, können aber auch als Symbol für Kim Jongun‘s Fußfreiheit gelesen werden. Die Strophenform dient als Rhythmus; vielleicht kann das begeisterte Publikum auch als gewaltiger Chor die dargestellten Wörter singen bzw. mitschreien. Zwischen den einzelnen Strophen darf jeweils geatmet werden. Im Anhang sind all diejenigen Wörter zu positionieren, die hier absichtlich vergessen wurden. Dieser Bereich kann aber auch als Südkorea oder die Vergessene Welt an sich interpretiert werden. IM ANFANG: ANIMALISCHER AUTOGRAPH, EINZIGARTIG CHEF ECHT EI EIN EINST EINT EIS ES FEIN FESCH FEST FICHTE FIN FINTE FISCH FISCHT FISCHTE FIST HE HI HIN HIT ICH IST NEST NICHT NICHTE NIE NISCHE SCHEIN SCHEINT SCHIEF SCHIEN SCHIENT SCHNEIT SEI SEIN SEHNT SENF SIC SICH SIE SIEH SIEHT STEH STEIN TECH TISCH IM ANHANG: ________________________ 1 2 3 4 5 6 7 8