Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht Name: M a r t i n a , F e s e n m a y r Studiengang und -fach: Bachelor Global Business Management Austauschjahr: WS 2015/16 Gastuniversität: CEU San Pablo Madrid Stadt: Madrid Land: Spanien Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Ich habe im siebten Semester meines Studiums die Chance einer Auslandmobilität mit Erasmus genutzt und in diesem Rahmen ein halbes Jahr in Spanien verbracht. Meine Wahl fiel hierbei auf die Hauptstadt Madrid, da dort ein sehr reines Spanisch gesprochen wird und dieser Aspekt für mich eine große Rolle spielt. Leider stellte sich mit der Zeit heraus, dass die spanische Sprache im Alltag eines Erasmus Studenten kaum Anwendung findet: in Madrid trifft man auf sehr viele Austauschstudenten und in diesem Kreis wird aus Gründen der Bequemlichkeit meistens lieber auf Englisch zurückgegriffen. Da es sich auch als sehr schwierig gestaltete, mit den einheimischen Spaniern in Kontakt zu kommen, beschränkte sich der Sprachgebrauch dann letztendlich weitestgehend auf die Vorlesungen. Studiert habe ich an der CEU San Pablo, einer privaten und eher kleineren Universität. Sie hat zwar mehrere Fakultäten, meines Wissens sind aber die meisten Austauschstudenten an der Wirtschaftswissenschaftlichen und an der für Medien und Kommunikation eingeschrieben. Die CEU bietet Kurse nur teilweise auf Englisch an und die Teilnehmerzahl in diesen Veranstaltungen ist auf ein kleines Pensum begrenzt. Daher sollte man bei der Anmeldung schnell sein, wenn eine entsprechende Kurswahl angestrebt wird. Bei Antritt meines Semesters betrug mein Sprachniveau ein extrem eingerostetes B2, aber dennoch konnte ich den Inhalten mit ein wenig fachlichem Vorwissen aus meinen vorangegangenen Veranstaltungen in Deutschland problemlos folgen – daher keine falsche Scheu vor spanischsprachigen Kursen! Um mein Sprachlevel zu verbessern, habe ich einen der kostenlosen Spanischkurse der Universität besucht. Rückblickend kann ich ihn aber leider nicht als besonders gewinnbringend betrachten, da er später als die restlichen Veranstaltungen startet und daher zeitlich einfach zu kurz bemessen ist, um signifikanten Nutzen zu bringen. Allgemein ist das Niveau an dieser Universität niedrig verglichen mit dem des deutschen Bildungssystems. Auch das Tempo fällt sehr viel langsamer aus, was der Konzipierung der Veranstaltungen geschuldet ist. Diese ist mit dem System an deutschen Schulen vergleichbar: kleine Klassen, viel Interaktion, Gruppenarbeit, Haus- aufgaben, etc. Diese Herangehensweise bietet aber die Chance, alle Inhalte vollkommen zu verstehen und im Rahmen der kontinuierlichen Partizipations-Bewertung im Unterricht seine Noten aufzubessern. Übrigens fließt auch Anwesenheit in deren Berechnung mit ein und ist daher verpflichtend. Die Zusammensetzung der finalen Note wird von den Dozenten bereits bei Semesterstart bekannt gegeben und die Berechnung erfolgt in der Regel sehr transparent und fair - nur bei der Umrechnung in das deutsche System wurden in meinem Fall die Noten wesentlich nach unten angepasst. Um besonders die ersten Tage in Madrid zu erleichtern, möchte ich eine sehr hilfreiche Organisation ansprechen: Citylife Madrid. Sie ist direkt im Stadtzentrum in der Gran Via ansässig und in jeder erdenklichen Hinsicht behilflich – egal ob bei der Beantragung der Metro-Karte, bei der Eröffnung eines Kontos oder bei der Wohnungssuche. Ich persönlich habe den letzten dieser Punkte proaktiv bewältigt und bereits im Vorfeld von Deutschland aus einige Besichtigungstermine in Spanien vereinbart. An sich ist der Wohnungsmarkt dort aber sehr mobil, sodass eine Suche vor Ort auch problemlos möglich ist. Ich habe mich für die erste Alternative entschieden, da ich allgemein sehr gerne Planungssicherheit habe. Entsprechend habe ich die ersten Tage dann in einem Hostel verbracht, um anschließend in das Viertel Puerta del Angel zu ziehen. Diese Wohngegend liegt zu Fuß circa 30 min vom Stadtzentrum entfernt, in die Universität habe ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln ungefähr eine halbe Stunde gebraucht. Touristen oder Austauschstudenten sind dort kaum anzutreffen und das Straßenbild ist eher etwas herunter gekommen. Dafür hat diese Lokation selbstverständlich einen preislichen Vorteil und dank der optimalen Vernetzung der öffentlichen Verkehrsmittel ist die Lage kein Beinbruch. Jemandem, der lieber zentral leben möchte, empfehle ich La Latina oder Malasana – ein sehr modernes und belebtes Viertel. Ist die Wohnung gefunden, sollte vor dem Einzug gemeinsam mit dem Vermieter eine Liste mit allen bereits bestehenden Mängeln aufgenommen werden und der Mietvertrag aufmerksam gelesen werden. Da die Vermieter unter der ständigen Fluktuation ihrer Mieter leiden, nutzen sie leider die kurze Dauer des Mietverhältnisses aus und suchen ihre eigenen Wege, um Profit zu schlagen. Vor allem Kautionen werden gerne einbehalten oder nur teilweise wieder ausgezahlt. Bezogen auf das allgemeine Kostenniveau der Lebensmittel ist Madrid mit Deutschland vergleichbar. Obst und Gemüse sind allerdings etwas billiger und dazu immer frisch. Meine Einkäufe habe ich zum Großteil in der Supermarktkette „Dia“ erledigt, deren Filialen man an jeder Straßenecke finden kann. Für besondere Einkäufe wie Vollkornprodukte oder ähnliches empfehle ich „Corte Ingles“, da in diesem Kaufhaus das Angebot viel breiter aufgestellt ist. Solche besonderen Produkte sind natürlich preislich dann auch höher angesiedelt. Touristische Attraktionen und das Nachtleben entsprechen auch dem deutschen Großstadt-Niveau. Auch Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten, gibt es selbstverständlich genug. Ich bin zum Beispiel sehr sportlich und habe mich in einem Fitnessstudio angemeldet. Für das „FitUp“ kann von Citylife Madrid die sogenannte „Disfruta Madrid“ Karte ausgestellt werden, die einem die Gebühren bei Vertragsschluss erspart und die Kündigungsfrist eliminiert. Außerdem verspricht sie zahlreiche Rabatte in Geschäften oder auch ermäßigte Eintrittspreise in Nachtclubs. Kurztrips nach Valencia, Barcelona & Co. können ebenfalls bequem und billig mit Citylife Madrid gebucht werden. Daneben haben die Universitäten einige Sportteams, die sich immer über Zuwachs freuen. Der Retiro Park lädt zu schönen Spaziergängen ein und im Stadion Vicente Calderon oder der Arena des FC Barcelona kann man emotionale Fußballspiele live miterleben. Saisonbedingt können auch einige Flohmärkte besucht werden oder alternativ der Tag entspannt in der wunderschönen Innenstadt mit Shoppen verbracht werden. Aus kultureller Sicht muss man in Madrid auch noch der Palacio Real wie die Kathedrale sehen. Die eindrucksvolle Oper liegt gleich neben diesen Bauwerken und mündet direkt im Zentrum. Was mir persönlich auch sehr gut gefallen hat, waren Tagesausflüge in Städte, die in maximal zwei Stunden mit dem Zug oder dem Bus erreichbar waren. So war ich unter anderem in Sevilla und Toledo - diese zwei Besuche waren wirklich sehr beeindruckend. Auch die Tickets sind nicht sonderlich teuer, in etwa mussten 20 Euro gesamt für Hin-und Zurückfahrt gezahlt werden. Um auch ein wenig auf die negativen Aspekte einzugehen, muss ich die hohe Kriminalität bezüglich des Taschendiebstahls ansprechen. In der Innenstadt als auch ganz besonders beim Feiern sollten die Taschen immer geschlossen bleiben und wichtige Gegenstände entweder mit Argusaugen bewacht oder gar nicht erst mitgenommen werden. Kriminelle Banden treiben ihr Unwesen und gehen professionell auf Streifzug: ein Handy auf dem Tisch beim Essen oder lose verstaut in der kleinen Handtasche beim Feiern ist daher nicht sonderlich ratsam. Ein anderer Punkt betrifft die spanische Gelassenheit und die teilweise daraus resultierende Unzuverlässigkeit. Vor allem im universitären Kontext kann diese Eigenschaft sehr irritierend sein. Zum Beispiel war bei einer unserer Klausuren bis 5 Minuten nach offiziellem Beginn der Raum noch nicht bekannt, sodass wir mit dem kompletten Kurs im Gang standen und warteten. Am Ende haben wir unseren Weg dann natürlich gefunden, dennoch war die gesamte Situation etwas ungewohnt. Abgesehen von diesen Kleinigkeiten kann ich allerdings keine weitere Kritik anbringen und ein Auslandssemester in Madrid nur ausdrücklich empfehlen. Ich persönlich habe dort sehr gute Freunde gefunden, viele interessante Menschen kennen gelernt und auch viel über mich selbst herausgefunden. Zusammenfassend war es eine unvergessliche Zeit und eine Erfahrung, die ich ohne zu zögern sofort wiederholen würde!