Groningen 2014/15 (Wirtschaftswissenschaften)

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Groningen 2014/15 (Wirtschaftswissenschaften)
Erfahrungsbericht
Rijksuniversiteit Groningen, Niederlande
Sept. 2014 bis Jan. 2015
Vorbereitungen
Der erste Schritt in Richtung Erasmus-Semester ist die Bewerbung, in der man drei
Präferenzen bezüglich des Ortes seines Auslandsaufenthalts angeben kann. Ich habe
Groningen als erste Präferenz angegeben, da ich zuvor schon häufiger in Amsterdam und
anderen holländischen Städten war und ich mir aufgrund der schönen Architektur und der
netten, aufgeschlossenen Leute immer schon vorstellen konnte mal eine Zeit lang dort zu
leben.
Als mir schließlich ein Platz an der Rijksuniversiteit angeboten wurde, habe ich voller Freude
sofort zugesagt. Einige Wochen später kam dann der Acceptance Letter von der Universität
und damit war der erste Schritt getan.
Nun ging es daran sich um eine Unterkunft zu kümmern. Zur Auswahl standen WG oder
Wohnheim und nach einigem Überlegen, habe ich mich, teilweise auch aufgrund der für
Studentenstädte typischen, angespannten Wohnungssituation für ein International Student
House entschieden. Zur Auswahl gab es einige und auch hier konnte man bei der Bewerbung
wieder drei Präferenzen angeben. Diesmal hatte ich weniger Glück und bekam nur meine
dritte Präferenz, einen Platz im ISH Kornoeljestraat 2. Dieses Haus liegt zwar nur ein paar
Minuten vom Campus entfernt, aber dort leben mehr als 300 Studenten aufgeteilt auf 10
Stockwerke, was mir eigentlich etwas zu groß war.
Die Kursanmeldung erfolgte 1-2 Wochen vor Semesterstart und ging ähnlich wie in
Würzburg völlig problemlos online.
Die Informations-Mails von der Universität Groningen waren sehr hilfreich und boten
Antworten auf fast alle Fragen zu jedem Thema, so dass die Vorbereitung auf die Zeit im
Ausland ohne große Hindernisse schnell und einfach erledigt war.
Anreise und erste Tage
Am 24.08.2014, gut eine Woche vor dem Semesterstart, ging es dann endlich los. Da die
Niederlande ja nicht wirklich weit weg sind, konnten mich meine Eltern mit dem Auto nach
Groningen fahren, was sehr praktisch war, da ich so relativ viele Sachen von zu Hause
mitbringen konnte und sie mir dort nicht extra kaufen musste. Das galt vor allem auch für
ein großes Regal, da die Zimmer im Wohnheim eher spärlich möbliert sind. Nach etwa 6
Stunden Fahrt, kamen wir mittags am Wohnheim an, wo auch schon die Studentmanagerin
des Wohnheims wartete. Mein Zimmer war 12 qm groß und mit einem Schreibtisch, einem
Bett und einem ziemlich kleinen Schrank eingerichtet aber eigentlich gemütlicher als
gedacht. Meine Sachen waren schnell hochgetragen und meine Eltern fuhren nach Hause.
Die ersten zwei Tage nutzte ich um mich in meinem Zimmer einzurichten und mir die nähere
Umgebung des Wohnheims anzuschauen und die ersten elementaren Dinge einzukaufen. Im
Wohnheim war noch nicht so viel los, da die Uni erst eine Woche später losging, aber das
änderte sich nach und nach.
Drei Tage nach meinem Einzug kamen auch die anderen beiden Mädels aus Würzburg an
und gemeinsam machten wir uns auf in die Innenstadt um unsere neue Heimat zu erkunden
und um, was in Holland natürlich das Wichtigste ist, ein Fahrrad zu kaufen.
Der erste offizielle Tag begann mit einer Einführung an der Fakultät und ging nach einem
kurzen Mittagssnack in der Stadt weiter, wo man sich unter anderem für die ESN
Introductionweek anmelden konnte. ESN steht für European Student Network und ist eine
Organisation, die immer wieder Veranstaltungen, wie Partys, Kurztrips und International
Dinners anbietet. Die Introdutionweek begann mit einer Stadtralley und einer Kneipentour
durch Groningen, gefolgt von einem Sportsday, einem Cultureday, einem Kinobesuch und
einer großen Abschlussparty. Ich würde diese Einführungstage auf jeden Fall jedem, der ein
Auslandssemester in Groningen beginnt empfehlen, denn man lernt dort neben der Stadt
auch viele neue Leute aus der ganzen Welt kennen wodurch gleich in den ersten Tagen der
Grundstein für ein schönes und spannendes Auslandssemester gelegt wird.
Studium
Am ersten September ging dann offiziell die Uni los. Die Fakultät Bussines and Economics ist
auf dem Zernike Campus untergebracht, der etwas außerhalb im Norden Groningens liegt.
Der Campus ist relativ neu und ziemlich weitläufig mit moderner Architektur und schönen
Grünflächen mit kleinen Seen.
In Holland ist das Semester in zwei Blöcke A und B unterteilt an deren Ende jeweils in zwei
Wochen ohne Vorlesungen die Klausuren geschrieben werden. Die Veranstaltungen
bestehen wie bei uns auch meistens aus einer Vorlesung und einem Tutorium oder einer
Übung und werden alle auf Englisch gehalten.
Im ersten Block habe ich mich dafür entschieden die Kurse Matrix Analysis und
Optimalization und Finance and Risk Management zu belegen. Relativ schnell musste ich
feststellen, dass die Ansprüche in Groningen etwas höher sind als die in Würzburg. So
mussten wir z.B. in Finance and Risk Management jede Wochen Online Hausaufgaben
abgeben, die auch in die Note mit eingeflossen sind und jede Woche einige Stunden Zeit in
Anspruch genommen haben. Allerdings musste ich im Nachhinein auch feststellen, dass die
Vorbereitung auf die Klausur dadurch etwas einfacher war und vielleicht etwas weniger Zeit
in Anspruch genommen hat. Dennoch war die Klausurenphase sehr anstrengend und danach
ging es sofort mit dem zweiten Block weiter. Diesmal wählte ich die Kurse Sports Economics,
Cross Cultural Management und Public Finance. Sowohl in Sports Economics als auch in
Cross Cultural Management musste man in einer kleinen Gruppe von drei Leuten
Assignments abgeben, die meiner Meinung nach sehr streng und dementsprechend schlecht
bewertet wurden, obwohl ich eigentlich eine sehr motivierte Gruppe hatte. Also war auch im
zweiten Block jede Menge für die Uni zu tun.
Alles in allem war ich aber zufrieden mit der Uni. Wenn die Noten, aufgrund der hohen
Ansprüche auch nicht so gut ausgefallen sind wie erhofft, habe ich doch das Gefühl vieles
gelernt zu haben, was mich in Studium und im späteren Berufsleben weiterbringt.
Alltag
Das Leben in der größten Studentenstadt der Niederlande ist sehr bunt und aufregend. Die
internationale Atmosphäre und das ausgeprägte Nachtleben sorgen dafür, dass es nie
langweilig wird. Die Innenstadt besteht aus unzähligen kleineren und größeren Bars und
Kneipen in denen man jeden Tag in der Woche feiern gehen kann. Dort spielt auch Musik
und es wird getanzt, so dass ich die Clubs und Discos eher selten besucht habe.
In den vielen großen Parks und an den schönen Grachten, konnte man das zu Beginn meines
Aufenthalts noch oftmals schöne Wetter genießen.
Auf dem Zernike Campus gibt es ein riesiges Studentensport-Centrum, genannt ACLO, in
dem so gut wie jeder Sport angeboten wird, den man sich vorstellen kann. Die Mitgliedschaft
kostet pro Semester ungefähr 50€. Darin sind jede Menge öffentliche Kurse wie z.B. Bodyfit,
Zumba oder Aqua-Aerobics enthalten, die jede Woche zu festen Uhrzeiten angeboten
werden. Aufgrund der Vielzahl der Kurse ist für jeden was dabei und eine Mitgliedschaft
lohnt sich mit Sicherheit. Die meisten Team- und Einzelsportarten kosten noch mal eine
extra Gebühr, aber es werden auch in jedem Kurs Schnupperstunden angeboten, so dass
man sich alles einmal anschauen kann und sich danach entscheiden kann, welche Sportart
man machen will.
Mein Studentenwohnheim, das ISH Kornoeljestraat 2 liegt im Norden der Stadt, etwa fünf
Fahrradminuten vom Zernike Campus entfernt, in einem Wohngebiet. Nicht weit entfernt
sind ein Lidl und ein anderer Supermarkt, sowie ein Frisör und ein paar andere kleine Läden.
Das Leben in einem Studentenwohnheim war für mich zunächst etwas
gewöhnungsbedürftig. Immer 15 Leute teilen sich ein Bad (mit je drei Duschen,
Waschbecken und Toiletten) und eine Küche. Das Bad wurde zweimal die Woche geputzt
und die Küche sollte jeden Abend von einem anderen Mitbewohner sauber gemacht
werden, wofür es einen festen Kitchen Duty Plan gab. Aber wie man sich bei 15 Leuten gut
vorstellen kann, hat das nicht immer allzu gut geklappt, so dass die Küche oft dreckig und
unappetitlich aussah. Trotzdem verstanden wir uns alle sehr gut, haben oft zusammen
gekocht und kleinere Partys gefeiert und es war immer spannend sich im
Gemeinschaftsraum mit Studenten aus andern Teilen der Welt auszutauschen. Empfehlen
würde ich allerdings ein etwas kleineres Wohnheim, da bei 300 Leuten schon teilweise eine
gewisse Anonymität herrscht.
Fazit
Meine Zeit in Groningen war auf jeden Fall sehr spannend und ich möchte die vielen
Erlebnisse und Erfahrungen auf keinen Fall missen. Ich würde jedem, der internationale
Atmosphäre und aufgeschlossene Leute zu schätzen weiß, empfehlen ein Auslandssemester
an der Rijksuniversiteit Groningen in Betracht zu ziehen.