SZ-15-06-17
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Schockierendes Experiment Segeberger Zeitung 17.06.2015 Kattendorfer Theatergruppe zeigt „Die Welle“ über den Nationalsozialismus noch zweimal Von Friederike Kramer Kattendorf. Das Experiment gab es wirklich - ein Geschichtslehrer aus Kalifornien probierte es aus: Er wollte seinen Schülern demonstrieren, wie der Nationalsozialismus entstand. Morton Rhue machte daraus 1981 seinen Roman „Die Welle“ (The Wave). Die KidKatts vom Theaterclub Kattendorf präsentieren das sozialkritische Stück in der Theaterbearbeitung von Reinhold Tritt in erschütternd berührender Weise im Theater an der Sievershüttener Straße 18. Der Versuch, den Schülern den Nationalsozialismus zu erklären, läuft in dem Theaterstück „Die Welle“ schnell aus dem Ruder. © Peter Kramer Ben Ross spricht mit seinen Schülern über den Nationalsozialismus und zeigt einen Film über die Verbrechen in Deutschland. Seine Schüler fragen ihn verstört, weshalb so viele Menschen dieser Partei gefolgt seien. Und so kommt Ross auf die Idee, einen Versuch zu machen. Er schreibt eine Botschaft an die Tafel: „Stärke durch Disziplin“ und erklärt den Slogan anhand kleiner Aufgaben wie aufrechtem Sitzen, Stillsein und dem Willen, Befehle anzunehmen. Die Schüler sind begeistert. Sogar der Klassenschwächste Robert entwickelt ein Gemeinschaftsgefühl dank Parolen wie „Einig durch Bewegung, durch Veränderung, durch Energie“. Jedoch entwickelt er sich zu einem penetranten Bewacher des Lehrers, den er wie einen Diktator verehrt. Die Jugendlichen tragen kurze Haare sowie weiße Blusen und Hemden; alle wollen gleich sein. Auch Ben Ross erscheint mit Schlips und Anzug im Unterricht. Armbinden mit einem Wellensymbol dienen als Erkennungszeichen, eine WellenHandbewegung als Begrüßung. Doch nach dem Befehl, weitere Mitglieder zu werben und alle anderen zu denunzieren, läuft der Versuch bald aus dem Ruder: „Die Welle“ erhält ein gefährliches Eigenleben. Die Mitglieder bespitzeln einander, und eine bedrohliche Massenbewegung entsteht, die alle in ihren Bann zieht. Erst die Originalstimme Adolf Hitlers lässt die Schüler erschüttert aufschrecken und erkennen, wie sehr sie der Wirklichkeit entwichen sind. Das Theaterstück in Kattendorf erzeugt Gänsehaut; im vollbesetzten Theater gab es immer wieder Zwischenapplaus. Die Handlung ist spannend, und die Akteure spielen glaubhaft. Besonders überzeugten bei der Premiere der Außenseiter Robert (Marlon Husmann), Laurie Saunders als sich gegen das System wehrende Schülerzeitungsredakteurin Ina Schlüter und Jonas Ahlrichs als Ben Ross. In weiteren Rollen glänzten Christie Ross / Frau von Ben Ross (Tamara Koch), Tochter Kate Ross (Nele Otte), Schuldirektorin Owens (Annalena Keitel) sowie die Schüler David (Finnian Warneke), Brian (Maria Sophie Kolbeck), Brad (Emilie Hübner), Amy (Gina Schütze), Alex (Milan Heins), Andy (Desiree Stach), Andrea (Laila Malin Koslowski) und Janet (Lucie Kriemann). Gezeigt wird „Die Welle“ am Freitag, 19., und Sonnabend, 20. Juni, jeweils ab 20 Uhr im Theater. Karten für 8 Euro gibt es bei Edeka Holdorf in Kattendorf, in der City-Reinigung Beckendorf in Kaltenkirchen und im Internet.